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Zeitschrift
der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
Herausgegeben
von den Geschäftsführern,
in Halle Dr. Müller, in Leipzig Dr. Fleischer,
Dr. Schlottmauu, Dr. Lotli,
unter der verantwortlichen Redaction
des Prof. Dr. Otto Loth.
Supplement zum drei und dreissigsten Rande.
Wissenschaftlicher Jahresbericht von Oct. 1876 bis Dec. 1877.
Leipzig 1S79,
in Commission bei F. A. Brockhaus.
Wissenschaftlicher Jahresbericht
über die
Morgenländischen Studien
von October 1876 bis December 1877.
Unter Mitwirkung mehrerer Fachgelehrten
herausgegeben
von
Ernst Kuhn und Albert Socin.
Heft I.
Leipzig 1879,
in Commission bei F. A. Brockhaus.
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Vorwort.
Das gesammte auf der Generalversammlung der Deutschen
Morgenländischen Gesellschaft in Gera vorgelegte Material des
wissenschaftlichen Jahresberichts für 1876 — 1877, für dessen
semitischen Theil früheren Verabredungen gemäss Professor
Albert Socin die grundlegende Organisation und eine vorläufige
Redaction übernommen hatte, ist vom Unterzeichneten einer
einheitlichen Schlussredaction unterzogen und unter seiner Auf-
sicht zum Druck befördert worden. Der Bericht umfasst in
theilweisem Anschluss an das früher übliche Verfahren ausser
dem ganzen Jahr 1877 noch das letzte Vierteljahr des Jahres
1876, doch dürfte wohl auf keinem Gebiete ein strenges Fest-
halten des Anfangstermins möglich gewesen sein. Meinungs-
verschiedenheiten und Meiniuigsschwankungen über die der
V
geographischen Literatur und den vorhandenen bibliographischen
Hilfsmitteln gegenüber einzunehmende Stellung verbunden mit
einer das erste Mal kamn zu vermeidenden Ungleichheit in
bibliographischen und andern Dingen verliehen den einzelnen
Theilen des Berichts Besonderheiten, welche auch die durch-
greifende Schlussredaction nicht zu beseitigen vermochte. An
Missgriffen wird es bei der noch ungewohnten Thätigkeit nicht
gefehlt haben und bei aller auf Redaction und Correctur ver-
wendeten Zeit machte oft genug Mangel an Müsse während
der letzten Revision manche wünschenswerthe Nachprüfung
unmöglich. Der vorliegende Bericht ist ein erster, hoffentlich
nicht ganz misslungener Versuch, bei dem unliebsame Er-
VI
fahrungen und Enttäuschungen nicht ausgeblieben sind. Hoffent-
lich werden die hier anhangsweise abgedruckten Vorschläge
für eine Neugestaltung des Jahresberichts , welche von den
der Trierer Generalversammlung vorgelegten nur in der redac-
fcioneHen Fassimg einzelner Stellen abweichen, in Zukunft eine
gleichmässigere Ausführung und raschere Vollendung der mühe-
vollen Arbeit ermöglichen. Die einzelnen Mitarbeiter nennt
das Inhaltsverzeiclmiss, andere Förderer des Unternehmens sind
betreffenden Orts mit gebührendem Danke namhaft gemacht.
Mü liehen, im Januar 1880.
Ernst Kuhn.
Berichtigungen und Nachträge
zu Heft I und IL
Heft I, p 16, N». 133 erschien ursprünglich in Madras (Hawken and Sons)
zu dem Preise von 1 Ke.
Heft I, p. 26, vorletzte Zeile des Textes lies: Ueber die Fortschritte der
allgemein indogermanischen Sprachwissenschaft im letzten Jahrzehnt und die u. s. w.
Heft I, p. 37, No. 12. Rec. [Jahrgang 1876] von Wolf Baudissin in
ThLZ. 9. Juni 1877, Sp. 313; in Rev. de Lingu. XI, p. 91; [Jahrgang 1877]
in Ath. 11. Mai 1878, p. 602.
Heft I, p. 50, No. 38. Rec von A. Weber in LC. 187G, Sp. 1390.
Heft I, p. 83, No. 4 lies: Budapest (Akademie) 1875 — 1877. 170. 178.
XVI, 160 pp. 8.
Heft I, p. 88, No. 19 ist wohl nur eine neue Titelauflage des schon 1872
unter gleichem Titel erschienenen Wörterbuchs.
Heft I, p. 91, Z. 9 lies: Criharsha statt Bhavabhuti.
Heft I, p. 96, im Text Zeile 6 v. u. lies: Roghunäth Bhäskar Godboie.
Heft II, p. 18, nach No. 64. In Indien erschien ferner: E. W. Marston.
Grammar and Vocabulary of the Mekranee-Belooehee Dialect. Bombay ( Education
Society's Press) 1877. 64 pp. 8. 2 Rs.
Heft II, p. 19, nach No. 74. Aus Indien sind zwei Ausgaben des Dlvän
von Abd ur Rahmän zu verzeichnen : Diwan .1 Abd ur Rahmän. Edited by
the Rev. T. P. Hughes. [Reprint.] Labore (Govt. Educational Press) 1877.
260 pp. 8. 2 Rs. 4 a. [Lithogr.] — Diwän-i-Abd ur Rahmän [Reprint.] Delhi
(Hindu Press) 1S77. 200 pp. 8. 6 a. [Lithogr.]
Heft II, p. 31, No. 10. Auch rec. von Wagenmann in Jahrbücher für
deutsehe Theologie XXIII. Bd. 1878, p. 136. .
Heft II, p. 54, No. 55 lies: 5 doli.
Heft II, p. 103, nach No. 25 schalte ein: de Sacy'a Beschreibung einiger
arabischer Handschriften zu Genua wird uns in einer Notiz des BISO, mit-
getheilt: Manoscritti orientali della biblioteca della r. universitä di Genova:
BISO. I, p. 410—412.
Heft II, p. 132, No. 125. Vgl. dazu: Kniest Lehr. La Turquie contem-
poraine jugee par unAllemand: Bibliotheque universelle et Revue suisse. März
1878, p 369—4C2. April, p. 81 — 107.
Heft II, p. 134, No. 139. Die doutsehe Uebersetzung rec. von Scartazzini
in Riv. Europea. Vol. VIII, p. 140.
Heft II, p. 135, No. 150. Rec. von L. S. in Hist. Zeitschr. 1878. Heft 1,
p. 366.
Heft II, p. 171, No. 4. Auch rec. von P. le Page Renouf in Ac. 27. April
1878, p. 372.
Heft II, p. 176, No. 17. Auch rec. von Markham in Ac. 19. Jan. 1878, p. 47.
Verzeichniss einiger Abkürzungen.
AAZ [Augsburger] Allgemeine Zeitung.
Ac Academy.
Ath Athenseum.
BISO Bollettino italiano degli studii orientali.
BTLVNI Bijdragen tot de Taal- , Land- en Volkeukunde van
Nederlandseh Indie.
CR Coniptes rendus de l'academie des inscriptions et
belles-lettres.
DR Deutsche Rundschau.
GGA Göttingische gelehrte Anzeigen.
HB Hebräische Bibliographie.
IAnt Indian Antiquary.
JA Journal Asiatique.
JAOS Journal of the American Oriental Society.
JASB Journal of the Asiatic Society of Bengal.
JBBAS Journal of the Bombay Branch of the Royal Asiatic
Society.
JLZ Jenaer Literaturzeitung.
JNChBAS Journal of the North - China Branch of the Royal
Asiatic Society.
JRAS Journal of the Royal Asiatic Society.
LC Literarisches Centralblatt.
MLA Magazin für die Literatur des Auslandes.
PM Petermann's Mittheilungen aus Justus Perthes' Geo-
graphischer Anstalt.
RA Revue archeologique.
RC Revue critique.
RR Russische Revue.
TITLV Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde.
ThLZ Theologische Literaturzoitung.
TR Trübner's Record.
ZDMG Zeitschrift der Deutschon Morgenländischen Gesellschaft
Grundsätze für die Neugestaltimg des Jahresberichts
Ernst Kuhn und August Müller.
I. Allgemeine Grundsätze.
§ 1.
Der Jahresbericht soll im Allgemeinen Sprache und Literatur,
Geschichte und Antiquitäten, Inschriften, Münzen und Kunstdenk-
mäler, Religion und Cultur der in Betracht kommenden Völker
gleich eingehend berücksichtigen. Von geographischer, administra-
tiver, commercieller und Missionsliteratur soll principiell nur das
berücksichtigt, werden, was in philologisch-historischer oder ethno-
graphischer Hinsicht von Bedeutung ist. Versprengte Beste unter-
gegangener Volksstämme und die mit den orientalischen Cultur-
gebieten nur genealogisch zusammenhängenden Völker sollen im
Allgemeinen nur nach der linguistischen Seite hin Berücksichtigung
finden. Zweckmässigkeitsgründe verschiedener Art werden bei
einzelnen Gebieten besondere Beschränkungen räthlich erscheinen
lassen. Die Reihenfolge der einzelnen Abschnitte soll, im Osten
beginnend, im Grossen und Ganzen durch die genealogische Zu-
sammengehörigkeit der behandelten Völker bedingt sein. In einer
Einleitung, die jedoch erst nach Vollendung des gesammten übrigen
Berichts mit besonderer Paginirung zu drucken ist, soll das über
die Einzelgebiete hinausreichende Material, insbesondere die all-
gemein-orientalische Bibliographie, der jeweilige Status der orien-
talischen Gesellschaften und Zeitschriften, die Geschichte der orien-
talischen Philologie einschliesslich der Nekrologe, dazu die den
Orientalisten interessirenden Schriften allgemeineren Inhalts aus
den Gebieten der Geographie, Ethnographie, Geschichte, allgemeinen
Sprachwissenschaft und indogermanischen Grammatik, Literatur-
geschichte, Mythologie und Religionswissenschaft u. ä. m. eigens
zur Sprache kommen. Wenn irgend möglich, soll dem Bericht
ein Namenregister beigegeben werden.
Die druckfertigen Manuscripte der Einzelberichte sollen erst
mit Alilauf des auf das Bericht] ahr folgenden Kalenderjahrs an
die Redaction abgeliefert werden , damit thunlichst alle bibliogra-
phischen Hilfsmittel benutzt werden können. Nach dem genannten
Termin soll jedoch sofort mit dem Drucke begonnen werden. Die
durch diesen Aufschub vergrösserte Zugänglichkeit bibliographischen
und kritischen Materials wie der in Betracht kommenden Schriften
selbst soll für den Bericht dahin verwerthet werden, dass der
referirende Theil eingehender und inhaltreicher gestaltet und zu
einer auch später ihren Werth nicht verlierenden Darstellung des
Fortschritts der Wissenschaft vertieft wird. Dabei soll in der
Verzeichnung wirklich wissenschaftlicher Werke und Zeitschrift-
artikel innerhalb der durch § 1 . resp. die Uebersicht der Einzel-
berichte gesteckten Schranken nach möglichster Vollständigkeit
gestrebt werden . während populäre und dilettantische Leistungen,
welche weder dem Inhalt noch der Form nach auf selbständige
Bedeutung Ansprach machen können, so namentlich Journalartikel
zweiter Hand in populären Zeitschriften, auch nichtssagende Recen-
sionen ohne Weiteres zu übergehen sind. In den Bereich des
Jahresberichts fallen übrigens sämmtliche während des Berichtjahrs
factisch erschienenen Bücher, gleichgültig welche Jahreszahl sie auf
dem Titel tragen. Nur in der Verzeichnung von Recensionen soll
in das folgende Jahr hinübergegriffen werden. Nach Ausgabe
des Jahresberichts erschienene Recensionen der darin behandelten
Bücher werden im nächsten Jahresbericht nur dann nachgetragen,
wenn sie für die Beurtheilung des Buches etwas Neues und Erheb-
liches beibringen.
§ 3.
In den angedeuteten Grenzen bleibt jedem Mitarbeiter volle
Freiheit der Bewegung vorbehalten und trägt er allein die wissen-
schaftliche Verantwortung für seinen Bericht. Die Competenz der
Redaction beschränkt sich darauf, die Einheit und Continuität des
Berichts zu wahren und persönliche Aeusserungen , welche die
Gesellschaft als solche in unpassender Weise engagiren würden,
einfach zu beseitigen. Zu besserer Erreichung des ersteren Zweckes,
und um die Thätigkeit der Redaction thunlichst auf das Einfügen
der nöthigen Verweisungen u. ä. m. zu beschränken, folgt unter
III. eine ausführliche Instruction über die bei der Verzeichnung
der Titel u. s. w. möglichst zu befolgenden Grundsätze.
II. Uebersicht des Berichts.
A. Einleitung. Vgl Allgemeine Grundsätze § 1.
B. Völker des malaiischen Archipels in der von Lassen Ind.
Alterthumsk. I2, p. 562 bis 563 eingehaltenen Begrenzung.
XI
Sprachen von Formosa, den Marianen und Madagascar.
Sprachen der Polynesier und Melanesier.
C. Völker tibeto-chinesischer Rasse.
1. Chinesen.
2. Hinterindier. [Sprachen der Andamanen und Nicobaren.]
3. Tibeter.
D. Unclassificirte Völker Ost- und Nordasiens.
1. Japaner. [Koreaner. Sprache der Aino.]
2. Unclassificirte Sprachen Nordasiens.
E. Ural-altaische Völker
1. Allgemeines über die ural - altaischen Völker. Ural-
altaische Sprachvergleichung.
2. Tungus en.
3. Mongolen.
4. Geschichte und Alterthümer von Turan mit Berück-
sichtigung der in philologisch-historischer und ethno-
graphischer Hinsicht wichtigen Geographica. Sprache
der Jakuten. Türkisch-tatarische Sprache und Literatur.
F. Arische Völker.
1. Inder. [Drävida u. s. w.]
2. Iranier.
3. Armenier.
[4. Kaukasische Völker.]
[5. Alte Sprachen und Alterthümer Kleinasiens und Cyperns.]
G. Semitische Völker.
1. Semiten im Allgemeinen. [Dazu alles, was unter 2 — 8
nicht besonders aufgezählt ist, namentlich aber Geo-
graphie des ganzen nordsemitischen Gebiets nebst Arabia
Petraea und der Sinaihalbinsel, soweit sie von philo-
logisch - historischer Bedeutung und nicht schon im
Jahresbericht des Palästina -Vereins vertreten ist.]
2. Assyrer und Babylonier. [Nebst der ganzen übrigen
Keilinschriftliteratur, excl. des Altpersischen.]
3. Hebräische Sprache. Altes Testament. Geschichte der
Juden bis zum Aufstande des Barkochba. Samaritanisch.
4. Phönicier. [Dazu sämmtliche althebräische und alt-
kanaanitische Inschriften, Münzen und Kunstdenkmäler.]
5. Geschichte der Juden vom Aufstande des Barkochba
bis zu ihrer Vertreibung aus Spanien und Portugal.
Geschichte der jüdischen Literatur von den Targumim
bis eben dahin. Mittelalterliche hebräische Inschriften.
6. Sprache und Literatur der christlichen Aramäer und
der Mandäer. Inschriften, Münzen und Kunstdenkmäler
von Syrien, Arabia Petraea und der Sinaihalbinsel.
7. Geographie von Arabien, soweit sie von philologisch-
historischem Interesse ist. Das vormuhammedanische
Arabien, incl. der Himjaren. Arabische Sprache und
XII
Literatur. Religion und Cultur der rnuhammedanischen
Welt. Geschichte des Chalifats und der aus ihm her-
vorgegangenen Reiche, excl. Turan und Iran, bis zur Er-
oberung von Konstantinopel, resp. Granada. Muharnme-
danische Inschriften, Münzen und Kunstdenkmäler.
8. Abessinische Semiten.
H. Hamitische Völker.
1. Alt-Aegypten mit Berücksichtigung des in aegyptolo-
gischer Beziehung Wichtigen über Neu-Aegypten.
2. Die übrigen hamitischen Sprachen. [Dazu die libyschen
Inschriften.]
IM. Instruction für die Mitarbeiter.
§ 1.
Die gegebene Uebersicht des Jahresberichts begründet die ge-
wählte Reihenfolge theoretisch. In praxi figuriren statt der getheilten
Hauptrubriken ihre Unterabtheilungen direct, und zwar beginnt jede
Abtheilung -- mit möglichst kurzer Ueberschrift und dem Namen
des Verfassers -- eine neue Seite und numerirt ihre Anmerkungen
selbständig. Gelegentliche Zusammenfassung einzelner benachbarter
Abtheilungen unter gemeinsamer Ueberschrift ist gestattet.
§ 2.
Für die allgemeinste äussere Einrichtung bleibt der bisherige
Modus massgebend: ein fortlaufender Text, dem die Titel in nu-
merirten Anmerkungen beigegeben werden. Dabei sollen die Zablen
im Texte der Regel nach den Namen der Verfasser oder Heraus-
geber angeschlossen werden. Vornamen der letzteren sind im Text
nur ausnahmsweise zu erwähnen und dann voll auszuschreiben,
z. B. „Friedrich Müller", „Max Müller". Titel der Verfasser, welche
für ihre Bücher in irgend einer Weise charakteristisch sind, dürfen
nur im Text, nicht aber in den Anmerkungen aufgeführt werden.
§ 3.
Auszeichnungen durch den Druck gibt es nur zwei: die Namen
der Verfasser, Herausgeber, Uebersetzer und Kritiker [nicht jedoch
die der herausgegebenen oder übersetzten Autoren] werden im
Texte wie in den Anmerkungen durch cursiven, die Stichwörter
neuer Rubriken innerhalb der Einzelberichte durch gesperrten
Druck hervorgehoben.
§ 4.
Pur die Titel selbständiger Bücher kommt an Specialien in
nachstehender Ordnung Folgendes in Betracht:
a) Vollständiger Name des Verfassers, der oder die Vornamen
voran. Bei anonymem oder pseudonymem Verfasser steht
der wahre Name, falls er bekannt ist, in eckigen Klammern.
XIII
b) Der eigentliche Titel. Dahinter — abgesehen von der
Bezeichnung der Auflage und des einzelnen Bandes —
Angaben wie „Mit 3 Tafeln und 1 Karte." oder „Mit Unter-
stützung der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft."
oder „Printed by Order of Her Majesty's Government for
India." , falls dieselben auf dem Titelblatt selbst vermerkt
sind. Ueber die Angabe, ob Dissertation oder dergl., siehe
die Rubrik g).
Bei Ausgaben oder Uebersetzungen von Texten, bei
Zeitschriften, Katalogen und mehrbändigen von verschie-
denen Verfassern bearbeiteten Werken mit durchgehendem
Haupttitel steht der Titel voran und der Name des Heraus-
gebers u. s. w. folgt erst im Context.
c) Ort der ursprünglichen Publication [also bei den Arbeiten
der St. Petersburger Akademie nur St. Petersburg, nicht
auch Leipzig] und Jahreszahl derselben, z. B. „Leipzig 1878."
oder „Leipzig s. a. [1878].". Der Verleger oder Drucker
ist in der Regel nur bei den im Orient erschienenen
Büchern anzugeben.
d) Zahl der Seiten, resp. Spalten mit nachgesetztem „pp.",
resp. „col.", wobei die verschiedenen Paginirungen von Vor-
rede, Text, Beigaben u. ä. durch Kommata von einander
zu trennen sind. Ausserhalb der Paginirung stehende
Vorsatzblätter u. ä. bleiben unberücksichtigt.
e) Format, wobei jedoch nur „fol." „4." „8." mit diesen Zeichen
unterschieden werden sollen. Hinter dem Format folgt
die Angabe von Abbildungen, Tafeln u. s. w., falls dieselben
auf dem Titelblatt nicht verzeichnet sind.
f) Originalpreis. Für die Bezeichnung desselben gilt der
Grundsatz, dass die grösste gebräuchliche Münzeinheit der
Zahl vorausgesetzt und hunderttheilige kleinere Münze in
Decimalen mit vorangehendem Punkt ausgedrückt wird.
Dabei wird Singular und Plural nur bei der Rupee unter-
schieden , sonst gilt eine Abkürzung für beide. Also :
M. [oder Fl., fr., 1., Rb., doli.] 0.50. — M. [u. s. w.] 1.—
M. [u. s. w.] 2.50. Ferner: * 5 5s. 6d. — 5s. 6d. -- Re. 1
4a. 2p. — Rs. 2 8a. 4p. — 8a. 4p. Ist der Originalpreis
nicht zu ermitteln, so steht der anderweitige Preis — wie
er z. B. aus Brockhaus' Allgemeiner Bibliographie fest-
zustellen ist — in eckigen Klammern. Ebenso kann bei
Büchern, die im Orient erschienen sind, der Londoner oder
Pariser Preis — eventuell mit Angabe des Buchhändlers —
dem Originalpreis in eckigen Klammern nachgesetzt werden,
z. B. „Rs. 2 [Trübner: 8s.]".
g) Hinter dem Preise stehen in runden Klammern Angaben
wie : „(A. u. d. T. Älfr. Ludwig. Die Mantralitteratur und
das alte Indien als Einleitung zur Uebersetzung des Rig-
XIV
veda.)8 oder „(AKM. VI, No. 2.)" oder (MAStP. VH Ser.,
XXII. No. 7.)". [Ueber die Abkürzungen vgl. § 5.] In runden
Klammern hinter dem Preise stehen ferner die Bezeich-
nungen als „(Diss.)", „(Hab. Sehr.)1", „(Progr. d. Gymn.)',
„(Univ. Progr.)". Neben diesen Abkürzungen steht der Name
der Universität u. s. w. nur dann . wenn diese mit dem
Verlags-, resp. Drackort nicht identisch ist.
h) Bei mehrfacher Bändezahl gilt nachstehendes Schema:
„Bonn 1878. Bd. I: VII, 386 pp. 8. M. 6. Bd. II: X, 496 pp.
8. M. 8." oder „Bonn: Bd. I. 1878. VII, 386 pp. 8. M. 6.
Bd. U. 1879. X, 496 pp. 8. M. 8."
Die vorbezeichneten Rubriken sollen durch Punkte von einander
getrennt werden. Vornamen, falls sie auf dem Titelblatt ausge-
schrieben sind , sollen so abgekürzt werden , dass über ihre Be-
deutung kein Zweifel aufkommen kann; die Brockhaus' Allgemeiner
Bibliographie regelmässig beigegebene Liste abgekürzter Vornamen
oder der Gebrauch in den Hinriehs'schen Bücherverzeichnissen kann
hier als Muster dienen. Für die Rubrik b) ist ein massiger Ge-
brauch der geläufigen Abkürzungen und der arabischen Ziffern für
ausgeschriebene Grund- und Ordnungszahlen [z. B. „Mit 2 Tafeln",
„2. Aufl.", „2. Ed."] entschieden anzurathen. Die Bezeichnung der
Bände geschieht durch römische Ziffern, welche den Abkürzungen
„Bd.u, „Th.", „Vol.". „T." u. s. w. nachzustellen sind [Bd. II =
Zweiter Band, aber 2 Vols. = Two Volumes]. Für „Numero"
steht „No.".
Mit Majuskeln sind — abgesehen von den auf einen Punkt
folgenden Wörtern — zu schreiben:
«) Bei englischen Titeln alle eigentlichen Substantiva und Ad-
jeetiva.
ß) Bei Titeln in den übrigen germanischen Sprachen die Sub-
stantiva.
y) Bei Titeln in anderen europäischen Sprachen nur die Eigen-
namen.
Von fremden Typen sollen nur hebräische, syrische und ara-
bische gebraucht werden. Alle übrigen orientalischen Schriftarten,
desgleichen die russische Schrift sollen durch lateinische Umschrift
ersetzt werden. Der Rubrik b) ist bei slavischen Titeln die etwa
nöthige Uebersetzung in eckigen Klammern beizugeben.
§ 5.
Bei Zeitschriftartikeln gelten für die Namen der Verfasser und
die Titel die Bestimmungen von § 4 a) b). Danach folgt durch ein
Colon vom Titel getrennt das genaue Citat, wobei Anfangs- und
Schlussseite anzugeben isi einfachster Fall: „ZDMG. XXXI.
506—528." oder „MSLP. III, 124—154. 169—186.". Die Be-
zeichnungen „Bd." u. s. w., „p.", „col." fallen als selbstverständlich
weg. Bei der Citirweise sollen Leichtigkeit der Auffindung und
XV
möglichste Kürze allein massgebend sein, also namentlich über die
Bezeichnung von Band — mit römischer Ziffer — , resp. Serie und
Band -— jene bezeichnet dnrch „Sei-." mit vorangehender römischer
Ziffer, z. B. „JA. VII Ser., X, 237 — 200." mir da hinausgegangen
werden, wo es absolut uöthig ist. „N. S." bedeutet „New Series"
u. s. w., ebenso „N. F." „Neue Folge", „N. R." „Neue Reihe" u. s. w.
Bei Doppelzählung „Band XXXI. Neue Folge Band I." steht die
grössere Zahl allein. Die Titel der häufiger citirten Zeitschriften
stehen in abgekürzter Form, möglichst allein bezeichnet durch die
Anfangsbucbstaben ihrer wesentlichsten Substantiva und Adjectiva
mit Punkt am Schluss unter Weglassung der Innenpunkte. Ein
Verzeichniss dieser Abkürzungen wird dem Berichte beigegeben.
Nach der Seitenzahl steht die Angabe von Abbildungen u. s. w.,
falls solche nicht schon in der Ueberschrift des Artikels bemerkt
sind. Dahinter in runden Klammem die Angabe , ob der Artikel
noch in einer anderen Zeitschrift gedruckt : „(Auch MA. VIII,
197 — 200.)" oder separat erschienen ist: „(Auch separat u. gl. T.
Paris 1879. 3G pp. 8. fr. 0.50.)", „(Auch separat als Leipz.
Hab. Sehr.)". An erster Stelle darf der Separatabzug nur dann
stehen, wenn das genauere Zeitschriftcitat absolut unerreichbar
geblieben ist. Für Sammelwerke wie die Memoires der St. Peters-
burger Akademie, die Abhandlungen für die Kunde des Morgen-
landes u. ä. m., in denen die Selbständigkeit der einzelnen Arbeiten
in Titelblatt und Paginirung von vorn herein gewahrt bleibt, gelten
die Bestimmungen von § 4 g).
§ 6-
Auf den vollständigen Titel nach § 4, resp. 5 folgt die An-
gabe von Kritiken und Recensionen in folgender Form : „ — Vgl.
//. Thorbevke JLZ. 1878, 197; TL Nöldeke LC. 1878, 704."
Die Schlussseite wird nur bei ausführlichen Kritiken in nicht
speciell kritischen Zeitschriften verzeichnet. Anonyme oder mit
Chiffern bezeichnete Recensenten, die thatsächlich bekannt sind,
sollen mit ihrem Namen genannt werden, jedoch ohne Anwendung
von Klammern. Die Anordnung der Kritiken erfolgt nach Sprachen :
germanisch (deutsch . englisch u. s. w.) , romanisch (französisch,
italienisch u. s. w.) etc. Auf die Zeitfolge wird keine Rücksicht
genommen. Für Abkürzungen und Citirweise gelten die Grund-
sätze von § 5.
Berichtigungen und Ergänzungen zu Büchern und Zeitschrift-
artikeln stehen vor den Recensionen , eingeleitet durch : „ — Vgl.
dazu:"; nur bei kürzeren Berichtigungen in derselben Zeitschrift
steht: „vgl. ebd. 597" mit vorangehendem Komma. Die nach-
folgenden Recensionen werden in diesem Fall eingeleitet durch :
„ — Vffl. ferner".
Inhaltsverzeicbniss von Heft I und II.
Heft i.
Seite
Allgemeine Arbeiten über alte Geschichte, über Länder- und Völkerkunde,
Cultur- und Religionsgeschichte des Morgenlandes. Von E. Kuhn
und R. Pietschmann 1
Allgemeine Sprachwissenschaft und vergleichende Grammatik der indo-
germanischen Sprachen. Von E. Kuhn 21
Zur vergleichenden Literaturgeschichte. Von E. Kulm 32
Varia zur orientalischen Philologie. Von E. Kuhn 3G
Malaiisch -polynesische und melanesische Sprachen und Literaturen. Von
G. von der Gabelentz und H. Kern 39
China und Japan. Von G. von der Gabelentz 45
Hinterindien. Von E. Kuhn 63
Tibet. Von E. Kuhn ! 09
Finnisch -tatarische Spi-aehwissensehaft. Mongolisch. Tungtisisch. Von
G. von der Gabelentz 71
Centralasien. Von C. Salemann 74
Türkische Sprache und Literatur. Von A. Socin 83
Vorderindien. Von E. Kuhn 8G
Heft II.
Alt-Iran. Von E. Kuhn 1
Neu-lran. Von C. Salemann 8
Armenien. Von C. Salemann 20
Kaukasusländer. Von A. Socin 27
Kleinasien. Von A. Socin 30
Keilinschriften. Von Friedr. Delitzsch 33
Geographie von Syrien und Palästina. Von A. Socin 38
Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese, Geschichte Israels.
Von E. Kautzsch 4G
Rabbinica und Judaica. Von S. Landauer 71
Aramäisch. Von A. Socin 9G
Arabien. Von A. Socin 100
Allgemeines über den muhammedanischen Orient, Geschichte der orien-
talischen Frage, Türkisches Reich. Von A. Socin 121
Schrift, Inschriften, Münzen und Kunstdenkmäler des nordsoinitischen und
arabisch-mohammedanischen Culturgebiets. Von J. Euting. . . . 139
Bimjarisch. Von F. Prätorins 150
Geographisches über Afrika im Allgemeinen, die Nilländer und Central-
Afrika. Von A. Socin 152
Alt-Aegypten. Von A. Erman 160
Abessinien. Von F. Prätorius 171
Das westliche Nordafrika. Von Jt. PietschmCHMl und A. Socin. . . . 175
Allgemeine Arbeiten über alte Geschichte,
über Länder- und Völkerkunde, Cultur- und
Religionsgeschichte des Morgenlandes.
Von
E. Kuhn und R. Pietschmanii.
Aus den in der Ueberschrift genannten Gebieten kommen in
erster Linie für uns diejenigen Erzeugnisse der historischen
Literatur in Betracht, welche ein Gesammtbild der Entwickelung
des alten Morgenlandes gewähren. Den Fortschritten der orien-
talischen Untersuchungen, besonders der Entzifferung der Original-
denkmäler der Westasiaten und Aegypter, verdanken wir für diesen
Geschichtsabschnitt eine solche Fülle neuer Daten, zugleich auch
so viele Hypothesen, dass es em Bedürfhiss ist, die wirklichen
Errungenschaften einheitlich zu bearbeiten und die kritisch unhalt-
baren auszuscheiden. Die neue Auflage von Dunckers „Geschichte" l)
zeigt am besten, wie in den letzten Jahren der Stoff sich gehäuft
hat und wie viel ein historisch geschulter Gelehrter jetzt bereits
sicher zu stellen vermag. Doch bestehen noch in vielen wichtigen
Fragen, z. B. der Chronologie, so starke Meinungsverschiedenheiten,
und es bleiben noch so zahlreiche Differenzen zwischen den ver-
schiedenen Ueberlieferungen ungelöst, dass popularisirende Be-
arbeitungen wie die von Driou 2) , de Castro 3) u. a. nur eine
1) Geschichte des Alterthums. Von Max Duncker. IV. Band. Vierte
Verbesserte Auflage. Leipzig (Duncker u. Humblot) 1877. XII, 593 pp. 8.
11,20 M. [Inhalt: Siebentes Buch. Die Arier Ostirans. Achtes Buch. Die
Herrschaft der Meder und das Reich der Perser.]
2) Les origines du monde, paysages d'Orient, premiers agissements, histoire,
cultes , arts primitifs , monuments des trois races du globe , jaune , blanche et
noire; apparition des cites de Henochia, Danias, Abyla et des grandes villes
d'Afrique et d'Asie , Memphis , Thebes , Syene , Ninive etc. ; contrastes de leurs
spleudeurs d'autrefois et de leurs ruines d'aujourdhui ; par Alfred Driou.
Limoges (Ardant) 1877. 336 pp. 4. [L'Antiquite Pittoresque 1.]
3) I popoli dell' antico Oriente. Sommario di Giovanni de Castro. 2 voll.
Milano (Hoepli) 1878. XI, 312-, VIII, 378 pp. 8. 6 1. 50 e. — rec. von
A. Rosa in Archivio storico italiano. Tomo I dispensa 2 del 1878, p. 345;
in Nuova Antologia di scienze, lettere ed arti. Anno XIII. Seconda serie,
Volume VII fascicolo 1. Jan. 1878, p. 211.
Jahresbericht 1876—1877. Heft I. *
2 Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc.
provisorische Bedeutung- haben können. Hier hat unserer Ansieht
nach der Specialforscher dem Geschichtsschreiber von Fach etwa
in der Art vorzuarbeiten, wie es von Maspero geschah, welcher
in einem jetzt ins Deutsche übertragenen Werke 4) die ihm genau
vertraute altägyptische Geschichte der Schilderung der Ereignisse
der westasiatischen und iranischen Welt bis auf Alexander den
Grossen zu Grunde legte. Einem anonymen Versuch, das Dunkel
der ältesten Chronologie zu erhellen5), und Cox's „Griechen und
Perseru 6) ist nur ein sehr problematischer Werth beizulegen. Die
Geschichte der Perserkriege suchte Wecklein von neuen Gesichts-
punkten aus zu beleuchten 7). Bei der Unklarheit, welche noch in
der Geschichte der hellenistischen Zeit herrscht, ist es sehr dankens-
werth, dass ihr Droysen seine Thätigkeit wieder zuwandte, seine
geistvolle Darstellung dieser Periode einer neuen Bearbeitung*)
sowie die Zusammensetzung des Heeres Alexanders 9) und die
inneren Verhältnisse seines Reichs lü) einer eingehenden Prüfung
4) G. Maspero s Geschichte der morgeiiländischen Völker im Altertum.
Nach der 2. Auflage des Originales und unter Mitwirkung des Verfassers über-
setzt von Dr. Rickard Pietschmann. Mit einem Vorworte von Prof. Georg
Ebers, vollständigem Register und einer lithographirten Karte. Leipzig (Wil-
helm Engelmann) 1877. XI, 644 pp. 8. 11 M. — rec. von E. M. in LC.
1877, No. 31 Sp. 1021; von Baudissin in ThLZ. 1877, No. 15 Sp. 409; von
Georg Ebers in DR. Heft 8, Mai 1878, p. 318; von Gustav Rösch in
Theologische Studien und Kritiken, 1878, p. 737; von Neteler in Liter. Handw.
No. 211; von C. P. Tide in Theologisch Tijdschrift 1877, p. 515— 520. —
Original I. Ausg. rec. von Geher in Historische Zeitschrift N. F. Band I p. 109,
1876; II. Ausg. rec. von Fr. V. Hummelauer in Stimmen aus Maria-Laach
1876, XI. Band p. 560; von A. H. Sayce in Ac. 14. October 1876, p. 387.
5; Dates and Data relating to Religious Anthropology and Biblical Archaeo-
logy (Primaeval Period). London (Trübner and Co.) 1876. 8. 5 s. — rec.
von A. H. Sayce in Ac. 14. October 1877, p. 387.
G) The Greeks and the Persians. By the Rev. G. W. Cox. London
(Longmans) 1876. 212 pp. 18. 2 s. 6 d. — rec. in Saturday Review 9. De-
cember 1876, p. 727.
7) lieber die Tradition der Perserkriege. Von N. Wecklein. Separat-
abdruck aus den Sitzungsberichten der k. Akademie der Wissenschaften. [Jahr-
gang 1876, p. 239—314.] München (Lindauer) 1876. 76 pp. 8. 1,40 M. —
rec. von /''. Rühl in LC. 1877, Sp. 1093; von H. Geizer in JLZ. 12. Mai
1877, p. 299; von H. Weil in RC. 1877, art. 118.
8) Geschichte des Hellenismus Von ,/oh. Gast. Droysen. I. Theil Ge-
schichte Alexanders des Grossen. II. Autlage. I. Salbband Gotha (Friedrich
Andreas Perthes) 1877. X, 400 pp. 8. 7 M. II. Halbband VIII, 420 pp. 8.
7 M — II. Theil Geschichte der Diadochen. II. Auflage. 1. Halbband 1878.
VIII. 324 pp. 6 M. II. Halbband IX, 399 pp. 12 M. — III Theil Geschichte
der Epigonen mit einem Anbang: Heber die hellenischen Städtegründungen.
I Halbband 1877. VIII, 452 pp. 8 M.
9) Joh. Gust Droysen Alexander des Grossen Armee: Hermes Zeit-
schrift für classische Philologie XII Band 1877, p. 226—252.
10) Droysen. Beitrüge zu der Frage über die innere Gestaltung des
Reiches Alexanders des Grossen: Monatsbericht der k. preussisehen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin. Februar 1877. p. 23 — 45.
Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc. 3
unterzog. Kallenberg 1 1) und Aander litt/Jen ' -) gaben Special-
untersucliungen für diese Epoche. Eine sehr fleissige Arbeit, die
auch für die Geschichte der orientalischen Länder Nutzen bringen
wird, erhielten wir von Stille über die römischen Legionen 13).
Cary's besonders in England viel benutzte Sammlung klas-
sischer Quellen 14) erschien in erweiterter Fassung. Sathas begann
mit Chaeremon die Herausgabe von Fragmenten griechischer Histo-
riker 15). Was zur Kritik und Exegese der Nachrichten der Alten
über Iran und Indien beigesteuert wurde, wird an andern Stellen
zu berichten sein. Für die Benutzer der herodotischen Geschichte
kennenswerth sind die Untersuchungen, welche Bauer lb) und
Bachof1"') darüber anstellten. Zwei wichtige Quellenwerke zur
Geschichte des mittelalterlich-fränkischen Orients sind von Sathas19)
11) Hermann Kallenberg. Die quellen für die nachriehten der alten
historiker über die Diadochenkämpfe bis zum tode des Eumenes und der
Olympias: Philologus XXXVI. Band. 1877, p. 305— 327; 488—528; 637—670.
12) Res ab Antiocho III Magno Syriae rege praeclare gestae ad regnum
Syriae reficiendum donec in Graeeiam exereitum traiecit. 223 — 192. Dissertatio
inauguralis quam consensu et auctoritate amplissimi pbilosophorum ordinis in
alma litterarum universitate Georgia Augusta Gottingensi ad summos in philo-
sophia honores capessendos scripsit Eduardus Aander Heyden. Monasterii,
ex typograpbia Frid. Regensberg. 1877. CG pp. 8. — Erschien auch im Ver-
lage von Vandenhoeck u. 11. 1878. 1,20 M.
13) Historia legionum auxiliorumque inde ab excessu divi Augusti usque
ad Vespasiani tempora. Dissertatio quam ad summos in philosophia honores
in aeademia regia Kilensi impetrandos scripsit Cxuilelmus Stille. Commentatio
in certamine literario civium academiae Cbristianae Albertinae ex sententia
amplissimi pbilosophorum ordinis die VI mensis Martii anni 1877 praemio ornata.
Kiliae (C. F. Mohr. P. Peters) 1877. 1G2 pp. 4.
14) Isaac Preston Cory. Ancient fragments of the Phoenician, Cartha-
ginian , Babylonian . Egyptian and other authors. New and enlarged editioii
carefully revised , and enriched with notes critical and explanatory, with intro-
ductions to the several fragments by K. Richmond Hodges. London (Reeves
and Turner) 187G. 250 pp. 8. 7 s. 6 d. — rec. von A. H. Üayce in Ac
14. October 1876. p. 387.
15) C. A*. Sathas, fragments inedits des historiens grecs § 1. Chaere-
monis Aegyptiaca: Bulletin de correspondance hellenique Annee I 'Ad,i\vrloi.
(Jliq^m). Paris (Thorin) 1877. p. 121—127, 194—208.
IG) Die Entstehung des herodotischen Geschichtswerkes. Eine kritiscbe
Untersuchung von Adolf Bauer Dr. pbil. Wien (W. Braumüller) 1878. VII,
173 pp. 8. 4 M. — rec. von H. Zurborg in JLZ. 5. Januar 1878, p. 10;
von F. Rühl in LC. 1878, No. 33 Sp. 1085; von R. Lallier in Revue histo-
rique tome VIII. September October 1878, p. 166.
\"t ) Ernst Bachof. Die Aoovqioi Xoyoi des Herodotos: Neue Jahrbücher
für Philologie und Paodagogik herausgegeben von Fleckeisen und Masius.
115. Bd. p. 577—584.
18) Bibliotheca graeca medii aevi. Nunc primum edidit C. Sathas. Vol. VI.
Assisae.et leges Cypriae et alia. Parisiis 1876. CXVIII, 692 pp. 8. 10 M.
1*
4 Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc.
und de }f<is Lafrfr19) herausgegeben worden. Einiges Andere
der Art kommt bei der Geographie von Paliistina zur Sprache (s.
Heft II, p. 39. No. 4 und 5).
Die handliche Darstellung der alten Geographie der
aussereuropäischen Länder, die uns Kiepert auf Grund langjähriger
Studien im ersten Theile seines „ Lehrbuchs" gab20), ist in jeder
Beziehung geeignet, vereint mit der 6. Ausgabe seines „Atlas
antiquus" 21) die brauchbarste Einleitung in die Länder- und Völker-
kunde des dem Alterthum bekannten Orients zu gewähren. Von
antiken geographischen Texten wurden die Notitia dignitatum von
Seeck2*) und Orosius' Cholegraphie von Zangemeister**) in muster-
gültiger Weise herausgegeben und ein veronesisehes Verzeichniss
der römischen Provinzen, welches für die östlichen nicht unwichtig
ist, in einer Abhandlung von Emil Kuhn -4i erläutert. Für das
Mittelalter sind die betreffenden Lieferungen des Spruner- Menche'-
schen Atlas '25) rühmend hervorzuheben.
19) Guill. de Machaut. La Prise d'Alexandrie ou chronique du roi Pierre I
de Lusignan. Publ. p. la prem. fois pour la Societe de l'Orient Latin par
M. L. de Mas Latrie. Vol. I." Geneve i Fiele) 1877 (Leipzig, Harrassowitz).
XXXVII. 327 pp. 8. 12 M. — rec. von Sg. in LC. 1878, No. 34 Sp. 1116;
von Hirsch in JLZ. 20. Juli 1878, p. 429.
20) Lehrbuch der alten Geographie von H. Kiepert. Erste Hälfte. Ein-
leitung, Asien und Africa. Berlin (D. Reimer) 1877. 224 pp. 8. 2,40 M.
— rec. von Bursian in LC. 1878, No. 38 Sp. 1258; in Nuova Antologia Nov.
1877, p. 728.
21) Atlas antiquus. Zwölf Karten zur alten Geschichte entworfen und
bearbeitet von Heinrich Kiepert. VI. neu bearbeitete Auflage. Berlin (Dietrich
Reimen 187G. Dazu: Namens- Verzeichniss zum Atlas antiquus zwölf Karten
zur alten Geschichte von H. Kiepert. Berlin (Dietrich Reimer) 1877. 24 pp.
fol. 6 M.
22j Notitia dignitatum accedunt Notitia urbis Constantinopolitanae et later-
culi prouineiarum edidit Otto Seeck. Berolini apud Weidmannos 1876. XXX,
339 pp. 8. 16 M. — rec. in LC. 1877, No. 30 Sp. 999.
23) Die Chorographie des Orosius. Von Karl Zangemeister: Commen-
tationes philologae in honorem Theodon Mommseni scripserunt amici. Adiecta
est tabula. Berolini i Weidmann i 187 7. 8. p. 715 — 738. — rec. von Fritz
Scholl in JLZ. No. 50, p. 708.
24) Emil Kuhn. [Jeher das Verzeichniss der römischen Provinzen auf-
gesetzt um 297: Neue Jahrbücher für Philologie und Paedagogik herausgegeben
von Fleckeisen und Masius. iiö. Bd. p. 697 — 719.
25) Dr K. von Spruner's Hand-Atlas fiir die Geschichte des Mittelalters
und der neueren Zeil .". Autlage. Neu bearbeitet von Dr. Theodor Menke
Gotha (Perthes). Die Lief. iä 4 111 » h 3,80 M. — 15. Liefer. No. 80. Orient
No V Patriarchate von Constantinopel, Antiochien, Jerusalem in der 2. Hälfte
des XI Jahrh No 84. Orient No. IX. Oströmisches Reich 1096—1204.
16 Liefer 1876. No. SC. Orient No. XI. Lateinische Herrschaften im
Orient 1210 1311 18. Liefer. 1*77 No. 78. Orient No. HI. Die Länder
des [slftm von der Begra 622 n.Chr. bis zum Sturze der Umaijaden 750 n. Chr.
No 81. Orient No VI Die Lander des Islam unter den Abbasiden bis
zur Einnahme von Baghdäd durch die BÜjiden 750 — 945. — No. 82. Orient
No VII. Die Länder des Islam zur Zeit der BÜjiden iM5 — 1055. — No. 83.
Orient No. VI 1 1 l>i.- Länder des [slftm zur Zeil dn- Selgüken 1055 — 1163.
Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc. 5
Ueber die Fortschritte der geographischen Forschungen
auf modernen morgenländischen Gebieten gaben Koner'16)
und Mezoo21) bibliographische Zusammenstellungen, und Petermanns
Mittheilungen fuhren fort uns darüber in Literaturverzeichnissen und
monatlichen Berichten zu Orientiren 28J. Die von Behm 29) und von
dem Grossen Generalstabe30) herausgegebenen Uebersichten bedürfen
erst keiner besonderen Empfehlung. Von Handbüchern erwähnen
wir nur die neue Auflage des KTöden'&chen AVerkes31) und die
populäre Darstellung der Erd- und Völkerkunde 32) durch v. Hell-
26) Uebersicht der vom November 1S7C bis dahin 1877 auf <lem Gebiete
der Geographie erschienenen Werke. Aufsätze, Karten and Pläne. Von W.
Koner: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. XII. Band. Heft 6.
Berlin (Dietrich Reimer) 1877. 8. p. 480 ff. (Die europäische Türkei p. 526.
Asieu p. 531. Afrika p. 544 1.
27) Literatura russkqj geogralii . statistiki i etnografii za 1873 i 1874 gg.
sostavil V. I. Mezov. Tom VI. Sankt Peterburg 1877. V, 276 pp. 8.
28) Mittheilungen aus Justus Perthes Geographischer Anstalt über wichtige
neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Peter-
mann. XXIII. Band. 1877. Gotha: Justus Perthes. — Darin: Geographische
Literatur. Griechenland, Türkisches Reich in Europa und Asien p. 243. 277.
442. Russisches Reich in Europa und Asien p. 277. 442. Asien p. 280.
443. Afrika p. 284. 317. 444. -- Geographischer Monatsbericht aus Asien:
Heft 1 p. 35; 2 p. 75; 3 p. 112: 4 p. 156; 5 p. 190; 6 p. 22!»; 7 p.
277; 8 p. 306; 9 p. 357; 10 p. 391; 11 p. 434. Aus Afrika: 1 p. 38; 2 p. 78;
3 p. 114; 4 p. 157; 5 p. 191; 0 p. 230; 7 p. 284; 8 p. 310; !) p. 361; 10
p. 395: 11 p. 435.
2!h Geographisches Jahrbuch. VI. Band. 1876. Unter Mitwirkung von
A. Auwers, C. Bruhns, K. v. Fritsch, G. Gerland, A. Grisebach, J. Hann,
J. C. F. Ness77ianv, F. X. v. Neumann- Spallaert, L. K. Sehmarda, F. R.
Seligmann, herausgegeben von E. Behm. Gotha (Justus Perthes) 1876. IV,
703 pp. 8. 10 M. — Darin z. B. : Bericht über den Stand der anthropo-
logisch-ethnologischen Forschung und über die Fortschritte derselben in den
letzten Jahren. Von Prof. Dr. Georg Gerland, p. 337 — 412. — Die be-
deutenderen geographischen Reisen in den Jahren 1874 und 1875. Von E.
Behm, p. 434ff. : Europäische Türkei p. 467 — 469, Asien 469—492, Afrika
p. 505 — 531. — Uebersichten über Production. Verkehrsmittel und Welthandel.
Von Prof. Dr. Fr. X. v. Neumann-Sjiallaert, p. 569 — 700. — rec. von Dr.
C. Benorti in Mittheilungen der geographischen Gesellschaft in Wien 1877.
XX. Band (der neuen Folge Xi p. 286.
30) Registrande der geographisch - statistischen Abtheilung des Grossen
Generalstabes. 7. Jahrgang (= Neues aus der Geographie, Kartographie und
Statistik Europas und seiner Kolonien. 7. Jahrgang. Quellennachweise, Aus-
züge und Besprechungen zur laufenden Orientirung bearbeitet vom Grossen
Generalstabe, geographisch-statistische Abtheilung). Berlin (Mittler und Sohn)
1877. XU, 428 pp. 8. 9 M.
3 1 ) Handbuch der Erdkunde von Gustav Adolf von Klöden , Lieferg.
37—45. (3. Bd. 3. Ann. XII, 1041 — 1418 pp. 4. Bd. XVI, 1411 pp.)
Berlin (Weidmann). 8. ä 1 M.
32) Friedrich von Hellwald. Die Erde und ihre Völker. Ein geo-
graphisches Hausbuch. I. Band. 2. Auflage. Stuttgart (Spemann) 1876 — 7 7.
XVI, 647 pp. 8. II. Bd. VI, 648 pp. 8. 33 M. — rec. von Dr. C. Mehlis in
Blätter f. d. Bayer. Gymnasialwesen. 13. Bd. p. 134 — 135.
Q Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc.
wald, welche gleichzeitig in italienischer Uebertragung 33) erschienen
ist. Die neue Auflage von Peschets durchweg (z. Th. noch von
ihm selbst) mit Ergänzungen versehener „Geschichte der Erd-
kunde" 34| und den zweiten Abdruck seines „Zeitalters der Ent-
deckungen" 35) dürfen wir hier wegen der in den Einleitungen
beider Werke enthaltenen Untersuchungen über orientalische geo-
graphische Vorstellungen und über die Geschichte der Beziehungen
Europa's zum Morgenlande nicht ausser Acht lassen. Eine Anzahl
älterer Abhandlungen PeschePs, deren nicht wenige auf orientalische
Dinge näher eingehen . hat Löwenberg 36) herausgegeben. Geo-
graphisch-historische Fragen allgemeineren Charakters besprach mit
besonderer Beziehung auf asiatische Verhältnisse Kinysmill 37),
neben dem auch de Fazio 38) genannt sein mag. Andree's Geo-
graphie des Welthandels 39) wurde neu herausgegeben. Zur Ge-
schichte des Levantehandels hat Heydi0) einen Beitrag geliefert,
und mit dem Aufhören des Welthandels zwischen dem muslimischen
Orient und Nord-Europa im elften Jahrhundert beschäftigt sich
ein Artikel im Bulletin des St. Petersburger Orientalistencon-
gresses41). Ueber die Verkehrswege mit Asien kann man sich aus
33) La terra e l'uomo. Geografia illustrata secondo l'opera di Federico
di Hellwald, esposta da Gustavo Strufforello. Torino (Ermanno Loescher)
1877. 24 fasc. erschienen = p. 1 — 592. per fasc. 60 eent.
34) Geschichte der Erdkunde bis auf Alexander von Humboldt und Carl
Bitter von Oscar Peschel. 2. vermehrte und verbesserte Auflage herausgegeben
von Dr. Sophus Rüge (= Geschichte der Wissenschaften in Deutschland.
Band IV). I. Abtheilung. München (Oldenbourg) 1877. p. 1—480. 8. 7,20 M.
35) Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen von Oscar Peschel.
II. Auflage. Mit dem Bildnisse des Verfassers. Stuttgart (Cotta) 1877. X.
536 pp. 8. 12 M.
36) Abhandlungen zur Erd- und Völkerkunde von Oscar Peschel. Heraus-
gegeben von J. Löwenberg. Leipzig (Duncker und Humblot) 1877. X, 530 pp.
8. 10 M. — rec. in den Grenzboten, Jahrgang 1877. Drittes Vierteljahr, p. 3»'..
37) The border lands of geology and history. An inaugural address, by
Thos W . Kingsmill. Delivered at .Shanghai on the 20th February, 1877.
Shanghai and London (Trübner). 31 pp. 8. 1 s. 6 d. Separatabdruck aus
JNChBAS. New Series No. XI, 1877, p. 1—31.
38) Giuseppe Andrea de Fazio. La geografia antica e moderna al
cospetto della ragione e della storia. Lecco (Tip. edit. Salentina) 1876. 316 pp.
8. 5 1.
39) Karl Andree. Goographio des Welthandels Mit geschichtlichen Er-
läuterungen I Hand ■_' Auflage. Durchgesehen und ergänzt von Richard
Andree. Stuttgart i Maier) 1877. XX. 716 pp. 8. II» M.
40) Dr. Wilk. Heyd. Beitrage zur Geschichte des Levantehandels im
14. Jahrb.: Zur 1 Saenlar Feier der Eberhard-Karls-Universität zu Tübingen,
dargebracht v. d königl. öffentl. Bibliothek zu Stuttgart. Stuttgart (Aue) 1877.
4 3 M. p 1—16.
41; Bulletin du congres [international des Orientalistes da St. Petersbourg
p. 64.
Kuhn und Pietschmann , allgemeine Arbeiten etc. 7
einer Schrift v. Hochstetters *2) und aus Aufsätzen r. Scherzers*3),
.Bionne's 44) und eines Ungenannten 45) unterrichten. Ein geschicht-
liches Werk von Pat/ne46) behandelte die europäischen. Delarbre41)
und eine statistische Uebersicht 4S) die französischen, de Holländer40)
und KoUewvjn 50) die holländischen Kolonien und Besitzungen.
Ueber verschiedene orientalische Gebiete schweifen HoMrJsfs populäre
Schilderungen51). Das grosse Reisewerk der „Novara-Expedition4"
erreichte seinen Abschluss 5'2). Aus der nicht streng wissenschaft-
421 Asien, seine Zukunftsbahnen und seine Kohlenschätze. Eine geo-
graphische Studie von Ferdinand von Hochstetter. Wien (Holder) 1876. IX.
188 pp. 8. 6 M. [Mit 1 Karte.] — rec. in LC. 1877. No. 17, 21. April. Sp
565; von N. von Heidlitz in RR. IX. Band, 1876. p. 184.
43) Zur Ausdehnung der Lloydfahrten nach dem Osten Asiens. Von Dr.
Carl von Scherzer: Oesterr. Monatsschr. f. d. Orient, 1877, p. 17 — 23.
44) H. Bionne. Les graudes voies commerciales entre l'Europe et l'Asie:
L'Exploration. II. 1877. p. 81.
45) Das europäisch-asiatische Eisenbahnnetz: A. a. Weltth. 1877, p. 350.
46) J. Edward Payne. History of European Colonies. With Maps.
London (Macmillan) 1877. 4lo pp. 18. 4 s. 6 d.
47) Les colonies francaises. Leur Organisation, leur administration ; par
Jules Delarbre. Paris (Berger-Levrault) 1877. 212 pp. 8. Mit einer Karte.
3 fr. 50 c. [Extrait de la Revue maritime et coloniale.]
48) Tableau de population , de eulture, de commerce et de navigation.
tbrmant, pour 1873, la suite des tableaux inseres dans les Notiees statistiques
sur les Colonies francaises. Paris (Imprimerie Nationale) 1877. 268 pp. 8.
49) J. J. de Hollander. De Nederlandsche bezittingen in Azie en Amerika.
Toeliehting van den Atlas van Dr. J. Dornseiffen. Amsterdam (Seyffardt's
boekh.) 1876. IV, 48 pp.; 8 Karten, folio. 3,50 F.
50) A. M. Kollewijn. Beknopte geschiedenis der Nederlandsche bezit-
tingen. 2e druk. Groningen (J. B. Wolters) 1876. 72 pp. 8. 0,75 F.
51) F. Robirk. Wanderungen auf dem Gebiete der Länder- und Völker-
kunde. Ein Handbuch für Jedermann. Nach den neuesten Reisewerken und
anderen Hülfsmitteln gesammelt und bearbeitet für Schule und Haus. Detmold
(Meyer). 12. Belehn. Die Hämus-Halbinsel. 183 pp. mit 2 Holzschn. 13.Bdchn.
Vorder-Asien. 188 pp. mit 3 Holzschn. 14. Bdchn. Iran und Turan. 184 pp.
mit 4 Holzschn. 15. Bdchn. Indien. 203 pp. mit 3 Holzsehn. 16. Bdchn.
China und Japan. 196 pp. mit 3 Holzschn. 17. Bdchn. Die Nil-Länder.
195 pp. mit 3 Holzsehn. 19. Bdchn. Sahara und Sudan. VHI, 180 pp.
20. Bdchn. Nord-At'rika. VIII, 183 pp. 8. 1876—1877. Subscr.-Preis k Bdchn.
1 ML Einzelpr. 1.50 M.
52) -/oh. Spitzka. Uebersichtliche Darstellung der unter dem Titel: ..Reise
der österreichischen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857, 1858,
1859 unter den Befehlen desCommodore B. vonWüllerstorf-Urbair" erschienenen
Publicationen. Nebst Schlussbericht der Novara-Commission der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften an S. M. den Kaiser über die Vollendung der
wi>>enschaftlichen Publicationen der Novara-Expedition und der geschichtlichen
Darstellung dieser Expedition. Wien (Gerold's Sohn) 1877. XII, XII pp. 4.
gratis. — Vgl. Bericht der Novara-Commission der kais. Akademie der Wissen-
schaften über die Vollendung des Novara- Werkes , am 18. December 1876 Sr.
k. und k. apostol. Majestät unterbreitet : Mittheilungen der geographischen Ge-
sellschaft in Wien. XX (N. F. X). 1877. p. 40 — 50. Uebersichtliche Dar-
stellung sämmtlicher Publicationen der Novara-Expedition: ibid. p. 50 — 53.
g Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc.
liehen Reiseliteratur nennen wir nur die Bücher von Lehnert53),
Vogel5i) und Fenzihb). den Nachtrag der Gräfin Xostitz zu Helfer*
Reisen56), Levison's abenteuerliche Jagdzüge"'7) und die Pracht-
ausgabe von Hühner?, interessanter Weltfahrt58). Ein kurzgefasstes
Handbuch für Reisende um die Erde hat HaUbS) herausgegeben.
Auch über die Vermehrung der anthropologischen, ethno-
logischen und urgeschichtlichen Literatur verdanken wir Koner
eine bibliographische Arbeit60), eine andere wurde von mehreren
Fachgelehrten im «Archiv für Anthropologie" veröffentlicht61).
Methodologische Gesichtspunkte gab Bastian 62) mit Bezugnahme
auf Gerlancts Bericht in Behm's Jahrbuche. Unter den Hand-
büchern behauptet noch immer Pewhel's im 4. Abdrucke6*) und
53) Jos. Lehnert. Um die Erde. Keisebilder von der Erdumseglung mit
8. M. Cöryette ..Erzherzog Friedrich" in den Jahren 1874, 1875, 1876. Mit
ca. 160 Original-Illustrationen und mehreren Karten. Wien (Holder) 1877.
Liefrg. 1—3. 8. p. 1—96. ä 0.60 M.
54) Vom indischen Ocean bis zum Goldlande. Reisebeobachtungen und Er-
lebnisse in vier Welttheilen von Dr. Hermann W. Vogel. Berlin (Grieben)
1877. VI. 452 pp. 8. 7,50 M. (= Bibliothek für Wissenschaft und Literatur.
Abtheilung für Werke allgemeinen Inhalts. IV.) — rec. in LC. 1878. No. 22,
Sp. 736.
55) Gita intorno alla terra dal geunajo al settembre dell' anno 1876.
Da Seba.stiano Fenzi. Pirenze (Tip. Le Monnierj 1877. 261 pp. 8. mit
photogr. Portr. u. 5 Tafeln. 5 1. — Vgl. TR. XI, p. 9.
56) Gräfin Pauline Nostitz. Johann Wilhelm Helfern Reisen in Vorder-
asien und Indien. Anhang: Meine Erlebnisse und Erinnerungen nach Helfers
Tode. Leipzig (Brockhaus) 1877. VII. 118 pp. 8. 2,50 M. — rec. in LC.
1877, Sp. 1371.
57) Sport in many Lands: Europe and Asia etc. By //. A. L[cvison],
.,The old Shekarry". With Illustration«. London (Warnej 1877. 362 pp. 8.
6 s. — rec. von Andrew Wilson in Ae. 24. März 1877. p. 243.
58) Promenade autour du monde , 1871; par M. le baron de Hubner.
5e edition , illustree de 316 gravures dessinees sur bois par nos plus celebres
artistes. Paris (Hachette et O.) 1877. 683 pp. 4. 50 fr. — rec. in The
Quarterly Review Vol. 143. Januar-April 1877. p. 238.
59 1 E. II. Hall. The picturesque tourist: a handy guide round the world,
for the use of all travellers between Europe, America, Australia, India, China, and
Japan. London (Elzevir Press) 1877. VIII, 196 pp. 8. 1 s.
60) Uebersicht der Literatur für Ethnologie, Anthropologie und Urgeschichte
im Jahre 1K77. Zusammengestellt von W. Koner: Zeitschrift für Ethnologie,
X. Jahrgang, 1878, p. 259^ 305
61) Verzeichnis!! der anthropologischen Literatur: Archiv für Anthropo-
logie X. Band. 1878. p. 1 — 97 (Urgeschichte und Archäologie von J. H.
Müller. Anatomie von A. Ecker. Ethnologie und Reisen von F. Katzel.
Allgemeine Anthropologie von J. W. Spewjel).
62) Ethnologische Erörterung. Von A. Bastian: Zeitschrift f. Ethno-
logie, IX. Jahrgang, 1877. p. 183—201.
63; Völkerkunde von Oscar Peschel. Vierte unveränderte Auflage. Leipzig
(Dunckcr und Iluinblot) 1877. XII, 570 pp. 8. 11,20 M.
Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc. 9
in englischer Uebertragung 64) erschienenes Werk neben dem von
Wai'tz, dessen erster Theil neu herausgegeben wurde65), unbestritten
den ersten Rang. Das ausführliche, aber mit Vorsicht zu be-
nutzende Compendium Wood's erscheint in einer holländischen
Uebertragung66). Belehrung und Unterhaltung suchen di<j Gesammt-
darstellungen von Oberländer61) und Rawlinson6*) zu verbinden.
Mit Nutzen werden Orientalisten die sorgfältigen statistischen Unter-
suchungen über die Bevölkerung der Erde von Behm und Wagner69)
zu Rathe ziehen können. Zwar hat die naturwissenschaftliche An-
thropologie eine Reihe besonnener und ernster empirischer Arbeiten
aufzuweisen. Die von diesen gewonnenen Thatsachen isoliren sich
aber von denen der linguistisch-historischen Forschung noch in
dem Masse, dass in Fragen allgemeiner Art - - z. B. der von
Kühl1"), Wocher'11) und Trede72) behandelten nach der Art-
64) The Races of Man and fcheir Geographical Distribution. From the
German of Oscar Peschel. London (King) 1876. 542 pp. 8. 9 s. — rec.
in Saturday Review 30. December 1876, p. 822; in Ath. 11. November 1876,
p. 626.
65) Anthropologie der Naturvölker von Dr. Theodor Waitz. Zweite
Auflage mit Zusätzen des Verfassers vermehrt und herausgegeben von Dr. Gr.
Gerland. I. Theil [= Ueber die Einheit des Menschengeschlechtes und den
Naturzustand des Menschen]. Leipzig (Friedrich Fleischer) 1877. XXX11, 485 pp.
8. 8 M. — rec. in Ausland 1877, p. 077; in Theologisches Literaturblatt.
XII. Jahrgang. 30. September 1877 8p. 445.
66) J. G. Wood. De onbeschaafde volken beschreven in hun voorkomen,
zeden cn gewoonten, gebruiken enz. Voor Nederlanders bewerkt door G. II.
Rissik. Met een voorwoord van H. Schlegel. Met ongeveer 800 houtgrav.
naar oorsnronkelijke teekeningen. ah". 38 — 52. Rotterdam (Jac. G. Robbers)
1876—1877. 8. per an. 0,35 F.
67) Richard Oberländer. Der Mensch vormals und heute. Abstammung,
Alter, Urheimat und Verbreitung der menschlichen Rassen. Eine Völkerkunde
für Alt und Jung. Mit über 100 Text-Illustrationen, 5 Tonbildern etc. Leipzig
(Spanier) 1878. VIII, 311 pp. 8. 3 M. — rec, im Ausland 1877. p. 978;
von B[astian] in Zeitschrift für Ethnologie. X. Jahrgang, 1878. p. 149; von
N—e in LC. 1878, No. 40 Sp. 1321.
68) Origin of nations, in two parts. I. On early civilization. II. On
ethnic affmities. By Canon George Raiolinson . With maps. [Religious Tract
Society] London 1877. 8. 4 s. 6 d.
69) Die Bevölkerung der Erde. Jährliche Uebersicht über neue Areal-
berechnungen, Gebietsveränderungen, Zählungen und Schätzungen der Bevölkerung
auf der gesammten Erdoberfläche. Herausgegeben von E. Behm und H.
Wagner. IV. [Ergänzungsheft No. 49 zu PM.] Mit 2 Karten. 1876. VIII,
120 pp. 4. 5 M.
70) Joseph Kühl. Die Anfänge des Menschengeschlechts und sein ein-
heitlicher Ursprung. II. Theil: Die Farbigen. Mainz (Lesimple) 1876. 390 pp.
8. 5 M.
71) F. W. Wocher. Ueber die hauptsächlichsten Einwürfe gegen die
Einheit des Menschengeschlechtes: Der Katholik, 57. Jahrgang. Januar 1877.
p. 99—112; Februar, p. 188—211.
72) Th. Trede. Der einheitliche Ursprung des Menschengeschlechts Ein
Vortrag, gehalten in der Aula der königlichen Domschule zu Schleswig. Kiel
(Lipsius u. Fischer). 40 pp. 8. IM.
|Q Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc.
einheit des Menschengeschlechts — , bei welchen daneben auch
noch philosophische, mitunter auch metaphysische Bedürfnisse sich
geltend machen, die Antwort sehr verschieden ausfällt, je nachdem
der Beantwortende mehr in naturwissenschaftlichen oder in sprach-
lich-geschichtlichen Studien heimisch ist. Dieser Mangel an festen
Principien . der. wie wir vorweg bemerken können, auch auf dem
eulturgeschichtlichen und mythologischen Gebiete sehr fühlbar ist.
verbunden mit der Beschaffenheit des kritisch schwer zu hand-
habenden Stoffes, und das rege Interesse, welches ein weit ver-
zweigtes Publicum daran hat. in diesen Dingen Klarheit zu gewinnen,
machen es erklärlich, dass diese Fächer besonders viel dilettan-
tische. Leistungen und barocke Hypothesen zu Tage fördern.
Von Schriften über orientalische Völker in Europa sind hier
namentlich die auf das Alterthum bezugnehmenden hervorzuheben,
lieber sarmatisehe Fremdlinge in Gallien schrieb Lagneau"13), über
griechische und orientalische Einflüsse in Südfrankreich LentTtSric14).
Eine orientirende Uebersicht über die Volksstämme der europäischen
Türkei in alter und neuer Zeit gab Dicfenbach 75) , daneben er-
hielten wir von Flüjier wenig fördernde 76) und von Benloew sehr
kühne linguistische 77) Auseinandersetzungen über die älteste. Ethno-
graphie der griechisch-türkischen Halbinsel. Die magyarische Ethno-
graphie Hunfcdvy's wurde, ins Deutsche übertragen 78). Burackov
schrieb über die „Griechisch-skythische Welt an den Gestaden des
73) Des Alains, des Theiphales, des Agathyrses et de quelques autres
peuplades Sarmates dans les Gaules. Par M. le docteur Gustave Lagneau,:
Acad. d. Inser. et Belles-Lettres. Comptes rendus. Quatr. Serie. Tome IV,
1877, p. 217—226.
74 1 La Grece et l'Orient en Provence, Arles, le Bas-Rhone. Marseille par
Charles Lentheric. ingenieur etc. Ouvrage renfermant 7 cartes et plans. Paris
(Plön & Co.) 1877. 197 pp. 8. 5 fr.
75) Die Volksstämme der Europäischen Türkei von Dr. Lorenz Dicfen-
bach. Frankfurt a. M. (Winter) 1877. 120 pp. 8. 2.40 M. — rec. von
A. Kirchhoff in JLZ. 22. Juni 1878, p. 376. — Vgl. auch: Die Völker der
Hämusländer: Das Ausland 1. Januar 1877. p. 10 — 13.
7 t". i Dr. Flufißr. Zur praehistorischen P'thnologie der Balkanhalbhisel. Wien
(Holder) 1 «77. V. 66 pp. 8. 1,60 M. Separatabdruck aus den Mittheilungen
der anthropologischen Gesellschaft in Wien. Bd. VI. 1876. No. 9 — 10, p. 209
— 273. — rec. von A. Kirchhoff in JLZ. 22. Juni 1878. p. 376; von A.
Ifni-clarque in Rev. de lingnistique X, p. 153; von ff. d'Arbois de Jubain-
ville in RC. 1877, art. L39.
77 i La Grece avant les Grecs, etudo linguistique et ethnographique. Pe-
lasges, Leleges, Semites et Ioniens, par L. Benloew. Paris (Maisonneuve) 1877.
VII, 261 pp. 8. — rec von //. d'Arbois de Joubainvilh in RC. 1877,
art. 139.
78) Paul Hunfalvy. Ethnographie von Ungarn. Mit Zustimmung des
Verfassers hw Deutsche übertragen von Prof. J. ff. Schleicher. Budapest,
Leipzig (Haessel) 1877. XVI, 446 pp. 8. 9 M. — rec. im Ausland,
8 — 15. Januar 1877, p. 32 — 35. 48 — 52; von Herrn. J. Bidermann in GGA.
1877, p. 1587; in LC. 1878, Xo. 4 Sp. 112.
Kuhn und Pietsch?nann, allgemeine Arbeiten etc. \\
Pontus" 79). Der Curiosität halber nennen wir schliesslich noch
Obermüller's ganz haltlose Coinhinationen über „Sakenund Sachsen" 8(l)
und den „Ursprung der Hebräer"81), die kaum eine ernsthafte
Widerlegung finden werden.
Die cultur geschichtlichen Untersuchungen im allge-
meinen behandelte ein im einzelnen nicht genauer Vortrag von
Huybensz82). Unter den Gesammtdarstellungen behauptet die
JTenne-Am-Rhyn's 83) vor der r. HettwalcPs 84) den Vorrang, ob-
gleich auch sie ihre Angaben über den Orient nicht aus den Ori-
ginalquellen geschöpft hat. Tylor's anregendes Buch über die
Anfänge der Gesittung 85) ist hier wegen einer französischen.
Lubbock's über den Urzustand der Menschheit wegen einer hollän-
dischen Bearbeitung 86) und das ähnliche Werk Gasparz's wegen
einer zweiten Auflage 87) zu erwähnen. Einzelne Fragen der Sitten-
79) PI. Burackov. Greko-skifski mir na beregach Ponta: Zumal Mini-
sterstva Narodnago Prosvescenia [Journal des Ministeriums für Volksaufklärung].
fast CLXXXVIII. St. Peterburg. Deccinber 1876, otdelenie 2. p. 237—261.
80) Saken und Sachsen. Der Hessen-Völker 2. Bd. Historisch -sprach-
liche Forschungen von Wilhelm Obermüller. Wien (Kurich) 1877. I. Heft,
100 pp. II. Heft, 96 pp. III. Heft, 96 pp. 8. 4,50 M.
81) Die Entstehung der Hebräer, .luden wie Israeliten, des Christenthums
und des Islam. Nach ägyptischen, griechischen, assyrisch-babylonischen, hebräi-
schen und arabischen Quellen historisch-ethnologisch dargestellt von Wilhelm
Obermüller. Wien (Alexander Eurich) 1878. VIH, 265 pp. 8. 1 M.
82) Die culturgeschichtlichen Forschungen und ihre Literatur von Max
Huybensz. Sammlung gemeinnütziger populär - wissenschaftlicher Vorträge
10. Heft. Wien (Hartleben) 1877. 56 pp. 8.'-- rec. in Theologisches Li-
teraturblatt, XII. Jahrgang, 16. September 1877. Sp. 429.
83) Allgemeine Kulturgeschichte von der Urzeit bis auf die Gegenwart von
Otto Henne- Am Rhyn. I. Band. Die Urzeit und die morgenländischen Völker
bis zum Verluste ihrer Selbständigkeit. XXIH, 570 pp. — III. Band. Kultur-
geschichte des Mittelalters. Vom Auftreten der nordeuropäischen Völker bis
zum Wiederaufleben der Wissenschaften. XX, 585 pp. Leipzig (O. Wigand)
1877. 8. ä 9 M. — rec. in LC. 1878, No. 46 Sp. 1501.
84) Friedrich von Hellwald. Culturgesehichte in ihrer natürlichen Ent-
wicklung bis zur Gegenwart. Zweite neu bearbeitete und sehr vermehrte Auf-
lage. 20—22. Lfg. (= 2. Bd. VI. u. 641—799 pp.). Augsburg (Lampart & Co.)
1876—1877. 8. a 1 M.
85) La civilisation primitive ; par M. Edward B. Tylor, F. R. S., L. L. D.
Traduit de l'anglais sur la 2e edition par Mme Pauline Brunei. Tome I.
Paris (Reinwald et Co.) 1876. XVI, 584 pp. 8.
86) John Lubbock. De oorsprong der beschaving. De mensch in zijn
vroegsten toestand. Het geestelijk en maatschappelijk leven der wilden. Voor
ons volk uit het Eng. vert. Met eene aanbeveling van B. H. C. K. van der
Wijck. 's Hertogenbosch (W. C. van Heusden) 1876. VIII, 301 pp. 8.
2,90 F.
87) Otto Caspari. Die Urgeschichte der Menschheit mit Rücksicht auf
die natürliche Entwicklung des frühesten Geisteslebens. Mit Abbildungen in
Holzschnitten und lithographirten Tafeln. II. durchgesehene und vermehrte Auf-
lage. I. Band. Leipzig (Brockhaus) 1877. XXXIV, 418 pp. 8. II. Band.
XXII, 522 pp. 8. 17 M. — rec. von r. in LC. 1878, No. 25 Sp. 817.
J2 Kuhn und Pictschmann, allgemeine Arbeiten etc.
geschichte und Mythologie beschäftigen eine russische Schrift Voe-
vodski's 8&). Die allmähliche Steigerung der menschlichen Sinnes-
thätigkeit besprach H. Schmidt*9), während Magnus specieller
die schon von L. Geiger angeregte Theorie von einer historisch
nachweisbaren Entwicklung des Farbensinnes durch sprachlich*'
und besonders physiologische (rriinde in einer grösseren 90) und
einer kleineren 91) Schrift zu erweitern und zu erhärten suchte und
( rladstone92) sich über denselben Gegenstand zu äussern veran-
lasste. Die culturgeschichtliche Bedeutung und Verwendung der
Farben begann Ewald durch ausführliche Sammlungen zu er-
läutern 93). Einige Bemerkungen über das Jade genannte Mineral
und seine Verwendung gab Blonde! 94j. über den orientalischen
Türkis schrieb Polak95), und mit Benutzung orientalischer, be-
sonders ägyptischer Alterthümer Dag ein ausführliches Buch über
die frühesten eisernen und stählernen Werkzeuge96). Ilekn's gründ-
liche Untersuchungen über die Geschichte unserer Culturpflanzen und
v .\ .. v . v v. . v vv i
88) Etologieeskija i mifologiceskija zametki. I. Casi iz celovecjich cerepov
i tomu podobnyje primery utilizacii trupa. L. F. Voevodskago (Iz XXV toma
Zapisok Imperatorskago Novorossijskago Univorsiteta.). Odessa (Urieh i Schulze)
1877. 84 pp. 8. 2 M.
89) Ueber die allmälige Entwicklung des sinnlichen Uutcrscheidungsver-
mögens der Menschheit. Von Dr. H. Schmidt. Berlin (Carl Habel) 1877.
(Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vortrage, herausgegeben von
Rtid. Virchoi» und Fr. von Holtzcndorff. Heft 285.) 29 pp. 8. 0,60 M.
90) Die geschichtliche Entwickelung des Farbensinnes. Von Dr. Hugo
Magnus. Leipzig (Veit u. Co.) 1877. VIII, 56 pp. 8. 1,40 M. — rec. von
J[ames[ S[ully] in Mind a quarterly review of psychology and philosophy.
.Januar 1878 No. IX p. 151. — Vgl. auch: Zur Kritik der geschichtlichen
Entwickelung des Farbensinnes. Von Heinrich Jxohlfs: Das Ausland. 9. Juli
187 7. p. 541—545.
91) Die Entwicklung des Farbensinnes von Dr. Hugo Magnus [Sammlung
physiologischer Abhandlungen herausgegeben von W. Preyer. I. Reihe. Heft 9],
Jena (Hermann Dufft) 1877. 22 pp. 8. 0,60 M. — rec. von Sattler in JLZ.
1877, No. 32. p. 49:.': von J[ames] S[ully] in Mind a quarterly review of
psychology and philosophy. Januar 1878 No. IX p. 151.
92) W. F. Gladstone. The Colour-Sense: The nineteenth Century, October
1877. — rec. von Grant Allen in Mind a quarterly review of psychology and
philosophy. Januar 1878 No. IX p. 129.
93) Arnold Fwald. Die Farbenbewegung, kulturgeschichtliche Unter-
suchungen. I. Abtheilung. Oelh. I. Hälfte. Berlin (Weidmann). VII, 118 pp.
8. 4 M.
9 I i S. Blondel. Jade, a historical, archaeological, and literary study on
the mineral called yu by the Chinese : Annual Report of the Smithsonian In-
stitution L876 Washington 1877. 8. p. 402 — 418. (! Erschien schon fran-
zösisch in Ujfalvy's Revue de Philologie annee I 1874 p. 228 — 251.)
95) Der orientalische Türkis. Von Dr. «/. E. Polak: Oesterr. Monatsschrift
f. d. Orient, 15. Nov. 1877. p. 175—177.
96) The prehistoric use of iron and steel : with observations thereto. By
St. John V. Dag. London (Trübner) 1877. XXIII, 278 pp. 8. 12 s.
Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc. 13
Hausthiere97) kamen in verbesserter Gestalt heraus. Willkomms, Vor-
trag über Südfrüchte ergiebt nur wenig für den Orient98); hingegen
haben RegePs Aufsätze über den Schierling und Wasserschierling ")
auch Material aus den orientalischen Sprachen geschöpft. Wenig Be-
rührungspunkte haben wir mit Kapp's „Philosophie der Technik"100).
Dagegen ist in JaennicJces Grundriss der Keramik lül), auf den wir
in dem Bericht für 1878 zurückkommen werden, der Orient in
dankenswerthester Weise berücksichtigt. Die englische Bearbeitung
von Jacguemart's brauchbarem Buche über eben dieses Kunst-
gewerbe 102) Avurde neu herausgegeben. Sprachliche Beobachtungen
auf diesem Gebiete verwerthet ein im Auszuge veröffentlichter
Vortrag A. Kuhns 103). Ueber asiatische Feuerwaffen schrieb
Maclaijan 104), über Seidenindustrie und Coconhandel Chtgnet 105),
über Tusche und Tinte des Orients, in sprachlicher Hinsicht nicht
97) Kulturpflanzen und Hausthiere in ihrem Uebergang aus Asien nach
Griechenland und Italien sowie in das übrige Europa. Historisch-linguistische
Skizzen von Victor Hehn. Dritte, verbesserte Auflage. Berlin (Gebr. Born-
träger) 1877. XII, 566 pp. 8. 10 M.
98) Ueber Südfrüchte, deren Geschichte, Verbreitung und Cultur, besonders
in Südeuropa von Prof. Dr. Willkomm (in Sammlung gemeinverständlicher
Vorträge. Heft 266 — 267). Berlin (Carl Habel) 1877. 72 pp. 8. 1,20 M.
99) Beitrag zur Geschichte des Schierlings und Wasserschierlings. Von
Albert Hegel: Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Moscou tome
LI, annee 1876, No. 2, p. 153 — 203; tome LH, annee 1877, I partie, p. 2 — 52.
100) Ernst Kapp. Grundlinien einer Philosophie der Technik. Zur Ent-
stehungsgeschichte der Cultur aus neuen Gesichtspunkten. Mit zahlreichen in
den Text gedruckten Illustrationen in Holzschnitt. Braunschweig (Westermann)
1877. XVI, 366 pp. 8. 6 M. — rec. in Theologisches Literaturblatt XII. Jahr-
gang. 1. Juli 1877, Sp. 322.
101) Grundriss der Keramik in Bezug auf das Kunstgewerbe. Eine histo-
rische Darstellung ihres Entwiekelungsganges in Europa, dem Orient und Ostasien
von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Ein zuverlässiger Führer für
Kunstfreunde, Sammler, Fabrikanten, Modelleure und Gewerbeschulen wie auch
als Ergänzung zur Kunstgeschichte von Friedrich Jaennicke. Mit circa 400
Illustrationen und über 2500 Marken und Monogrammen. In 15 Lfrgg. 8.
Stuttgart (Neff). 1. Lief. 2 M.
102) History of the Ceramic Art. Descriptive and analytical study of the
potteries of all times and of all nations. By Albert Jacquemart. Translated
by Mrs. Bury Palliser. 2nd edition. London (Low) 1877. 630 pp. 8. 28 s.
103) Die Namen von Gefässen in den indogermanischen Sprachen. Vortrag
des Hrn. Director Kuhn in der Berliner anthropologischen Gesellschaft, d. 15. De-
zember 1877: Erste Beilage zur Vossischeu Zeitung. No. 300. 1877. 23. De-
zember. — A. Kuhn. Namen von Gefässen, namentlich von Kochgefässen:
Verhandlungen der berliner Gesellschaft für Anthropologie , Ethnologie und Ur-
geschichte. Jahrgang 1877. p. 489 — 490.
104) On Early Asiatic Fire Weapons. — By R. Maclagan: JASB. Vol.
XLV, Part. I, No. I. — 1876. p. 30—71.
105) Geographie de la soie. Etüde geographique et statistique sur la pro-
duction et le commerce de la soie en cocon ; par Leon G'lugnct. Lyon
(Secretariat de la societe de Geographie) 1877. X, 201 pp. 8.
14 Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc.
gerade sehr kritisch. Rudt 1 106) und über Schmucksachen Blondelur').
Von Fergusson's „Stone Monuments1, ist eine französische Ueber-
setzung l08) erschienen. Zerffis Kunstgeschichte 1,)9) erwies sich als
eine fast wörtliche Entlehnung aus Sempera „Stil". Die alt-orien-
talische Kunst und Cultur behandelt der neu herausgegebene erste
Band von Carriere's bekanntem Werke11"). lieber verschiedene
Gebiete der orientalischen Archaeologie enthält eine Schrift Soury's u ')
gute Bemerkungen. Zur Geschichte der Musik schrieb Grignon U2j.
zur Geschichte der Heilmittel Schaer 113). Dii-Mesnits Buch über
die volkswirtschaftlichen Zustände der alten morgenländischen
Welt erschien in dritter Bearbeitung114). Die Waldschutzfrage
in der Türkei und in Indien behandelte Marchet 115). In populärer
Form bringt Kohl manches Neue in seinen vergleichenden Be-
trachtungen über die Naturprodukte als Förderer des Völkerver-
106) Von der Tusche und der Tinte des Orients, oder den Farben des
Friedens. Von Alwin Rudel: Oesterr. Monatsschr. f. d. Orient 1877 , p. 174
— 175. 1878. p. 29—32.
1« '7 i S, Blondel. Reeherches sur les bijoux des peuples primitils. Paris.
(E. Leroux) 1876. [Extrait de la Revue de Philologie.] 2,50 fr.
108) Les monuments megalithiques de tous pays; leur äge et leur destination,
avec une carte et 230 gravures; par James JTergusson. Ouvrage traduit de
l'anglais par l'abbe tiamard. Paris (Haton; 1877. LH, 559 pp. 8. 10 fr. —
rec. von Felix Robcou in R. arch. n. s. annee XIX. vol. XXXV (1878;, p.
L'77; vim li. tr[aidoz] in Revue celtique vol. III, Januar — November 1878.
p. -IG.-».
1U9) A manual of tho historical development of art, — prehistoric, ancient,
classic, early Christian; with special reference to architecture, sculpture. painting
and ornamentation. By 6r. Gr. Zerffi Ph. ü. London (Hardwicke and Bogue)
1876. 330 pp. S. 6 s. — rec. von A. iS. Murray in Ac. 17. Februar 1677,
p 111
110) Mor. Carriere. Die Kunst im Zusammenhang der Culturentwicklung
und die Ideale der Menschheit. I. Bd. (Die Anfänge der Cultur und das
orientalische Alterthum in Religion, Dichtung und Kunst. Ein Beitrag zur Ge-
schichte des menschlichen Geistes.) III. vermehrte und durchgearbeitete Auflage.
Leipzig (Brockhaus) 1877. XX, 656 pp. 8. 10 M.
111) Etudes historiques sur les religions, les arts, la civilisation de l'Asie
anterieure et de la Grece. Par Jules Soury. Paris (C. Reinwald et Cie.)
1876. XII. 492 pp. 8. 7 fr. 50 c. -- rec. von Baudissin in ThLZ. 1877
Nu 29 p. 458; in Revue areheologique, April 1S7 7. p. 287; in JUbot'a Revue
philosophique de la France et de l'etranger, März 1877 No. 3 p. 312. —
Vgl. auch: Die Religion Alt-Israels: Das Ausland, 1. October 1877, p. 781— 785.
11.!) Les origines de la musique. par Louis tfrir/non. Chäkms-sur-Marne
(Lemonniez) 1876. 90 pp. 16.
113; Die ältesten Heilmittel aus dem Orient. Oeflentlicher Vortrag (ge-
halten in Zürich am 2. November 1876; von Eduard Schaer. Schaffhausen
(Brodtmanu) 1 s7 7. 24 pp. s. 1,20 M.
114) Histoire de ['economic politique des anciens peuples de linde, de
l'Egypte, de la Judee et de la Grece. Par Du Mesuil- Marigny. 3* edition
revue augmentee et annotee par l'auteur ;; voll. Paris (Plön et O .) 1877.
\L\ 111. 1024 \>]> s.
115; Die Waldschutzfrage in der Türkei und in Indien. Von Prof. Gltstao
Marchet: Oesterr. Monatsschr. f. d. Or. 15. Sept. 1876, p. 135 — 138.
Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc. 15
kehrs116). Ueber Ehegebräuche erhielten wir eine Sammlung von
Teyy 117). MeLennaris Buch über die primitivsten Formen der
Eheschliessung116), seme Aufsätze über „Exogamie und Endo-
gamie"119), „Levirat und Polyandrie"12"), sowie die auf ähnlicher
vergleichend sammelnder Sittenstatistik beruhenden Arbeiten von
Morgan121) und Post12-) berücksichtigen in erster Linie die
„Naturvölker", werden jedoch auch das Interesse der Orientalisten
mehrfach zu fesseln vermögen. Maines 123) verdienstliches Werk
über die Dorfgemeinden ist neu aufgelegt worden. Leist's 1 24) ge-
legentliche Ausblicke auf das älteste indogermanische Recht würden
durch weniger philosophische Behandlung entschieden gewonnen
haben. Die fleissigen Sittenstudien von Ploss 125) über die Ent-
wicklung des Menschen von seiner Geburt bis zur Mannbarkeit
116) Die natürlichen Lockmittel des Völkerverkehrs. Bemerkungen über
die wichtigsten rohen Naturprodukte, welche die Ausbreitung des Menschen-
geschlechts über den Erdboden gefordert, zu Länder-Entdeckungen, Ansiedlungen,
Colonien-Stiftungen und Städte-Bau Veranlassung gegeben und in der Geographie
eine hervorragende Kolle gespielt haben. Von Dr. J. G. Kohl. Bremen
(Müller) 1878. XIII, 153 pp. 8. 2,40 M.
117) The knot tied. Marriage ceremonies of all nations. Collected and
arranged by William Tegg. London (William Tegg and Co.) 1877. 410 pp.
8. 5 s.
118) Studies in ancient history comprising a reprint of „Primitive mar-
riage". An inquiry into the origin of the form of capture in marriage cere-
monies. By John Ferguson McLennan M. A., L. L. D. London (Bernard
Quaritch) 1876. XXX, 507 pp. 8. 12 s. — rec. in Nuova Antologia. Seconda
Serie. Vol. IV, p. 449; von W. R. S. Ralston in Ac. 2. Juni 1877, p. 479.
9. Juni 1877, p. 505.
119) J. F. McLennan. Exogamy and endogamy: The Eortnightly Review
Vol. XXI. New series, 1877. p. 884—895.
120) J. F. McLennan. The levirate and polyandry: The Eortnightly
Review Vol. XXI. New series, 1877. p. 694 — 707. Dazu: Herbert Spencer.
A short rejoinder. ibid. p. 895 — 902.
121) Ancient Society or Researches in the lines of human progress frorn
savagery, through barbarism to civilization. By Lewis H. Morgan, L. L. D.
London (Macmillan) 1877. XVI, 560 pp. 8. 16 s.
122) Die Anfänge des Staats- und Rechtslebens. Ein Beitrag zu einer
allgemeinen vergleichenden Staats- und Rechtsgeschichte von Dr. Albert Her-
mann Post. Oldenburg (Schulze) 1878. XVI, 306 pp. 8. 4,80 M. — rec.
von Franz Bernhöft in JLZ. 9. Eebruar 1878, p. 74; von F. Dahn in
LC. 1878, No. 11 Sp. 356.
123) H. »S. Maine. Village communities in the East and West. Six
lectures delivered at Oxford. Third edition. London (Murray) 1876. 422 pp.
8. 12 s.
124) Civilistische Studien auf dem Gebiete dogmatischer Analyse. Viertes
Heft. Die realen Grundlagen und die Stoffe des Rechts. Von Dr. Burkard
Wilhelm Leist. Jena (Erommann) 1877. XI, 244 pp. 8. 5 M. — rec. von
— t. in LC. 1878, No. 14 Sp. 473.
125) Das Kind in Brauch und Sitte der Völker. Anthropologische Studien
von Dr. Herntann Heinrich Ploss. In zwei Bänden. Stuttgart (August Auer-
bach) 1876. XII, 324; II, 294 pp. 8. 10,80 M.
Iß Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc.
und kleinere Artikel des „Ausland" 126) und des „Globus" l27)
stehen wie viele der so eben erwähnten Arbeiten in mehrfachen
Beziehungen zu dem religiös-mythischen Gebiete.
In Betreff der allgemeinen und vergleichenden Re-
ligionswissenschaft und Mythologie dürfen wir uns kurz
fassen, da die grössere Zahl der einschlägigen Literaturerzeugnisse
einen wenig wissenschaftlichen Charakter hat. Wir nennen hier zu-
nächst eine Schrift Brintons m) und eine ethnologisches Material
verwerthende apologetische Preisarbeit ffappets 129) über die ersten
Regungen des religiösen Bewusstseins , ferner als geschichtliche
Uebersichten und Zusammenstellungen ein Buch Baissac's 13°)
und eine für Anfänger bestimmte Arbeit Lhomond's 131) sowie ein
amerikanisches Handbuch132), denen wohl auch llawkens „Upa-
sastra"133) anzuschliessen ist, welches wir nicht einsehen konnten.
Klarheit und Kenntnisse zeichnen eine Schrift von Tiele 134) aus,
die auch in englischer Sprache erschien 135). Die vergleichende
12C) Prosit! Das Ausland. 28. Mai 1877, p. 436—438 [unterzeichnet C.].
127) Carl Haberland. Die Milch im Aberglauben: Globus. Band XXXII
(1877). No. G. p. 92—95.
128) The religious sentiment: Its source and aim. A contribution to the
science and philosophy of religion, By D. G. Brinton , A. M., M. D. New-
York. 8. 12 s. 6 d.
129) Die Anlage des Menschen zur Religion, vom gegenwärtigen Stand-
punkte der Völkerkunde aus, betrachtet und untersucht von Julius Happel.
Von der Teyler'schen Gesellschaft gekrönte Preisschrift. (Verhandelingen rakende
den natuurlijken en geopenbaarden Godsdienst, uitgegeven door Teylers God-
geleerd Genotschap. Nieuwe Serie. Zesde Deel.) Haarlem (F. Bohn) 1877.
VI, :>88 pp. 8. G M. ■ — rec. von K. Bruchmann in Ztschr. f. Völkerps. XI,
p. 108—139.
130) Les Origines de la religion, par Jides Baissac. 2 volumes. Paris
(Decaux) 187G. X, C19 pp 8. 12 fr. (Bibliotheque moderne).
131» Histoire abregee de la religion avant la venue de Jesus-Christ par
Lhomond. Limoges (Barbou freres) 187G. IX, 324 pp. 12. — Nouvelle
edition, revue et annotee 1877. Tours (Marne). IX, 334 pp. 12.
132) Illustrated Bandbook to all religions from the earliest ages to the
presenl ti Nearly 300 illustrations. Philadelphia 1877. 600 pp. 12. 10 s.
1 .'!,". ) l'pa-sasträ: comments linguistic and döct'rinal on sacred and mythic
literature. By J. D. Hawken. London (Trübner) 1877. 288 pp. 8. 7 s. 6 d.
134) C. B. Tide. Geschiedenis van den godsdienst tot aan de heer-
schappij der wereldgodsdiensten, Amsterdam (P. N. van Kampen en Zoon) 1877.
VII. 263 pp. s. 2,50 F. — rec. von Chantepie de la Saussaye in ThLZ.
23. December 1X70 Sp. GG0. - Vgl. auch: Zur Geschichte der Religion: Das
Ausland 5. Februar 1877. p. 101 — 104.
.135) Outlines of the history of religion fco the spread of the universal re-
ligions by C. B. Tide. Dr. fcheol., translated from the dutch by J. Estlin
(Jarpertter, M A London (Trübner) 1877. XIX, 249 pp. 8. 7 s. 6. d.
[The english and foreign philösopbical library. Vol. VII] — rec. von M. in
lAnt. VII (1878J, p. 269.
Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc. 17
Religionswissenschaft beschäftigte ferner Clarke136), Lefevre 137),
mit besonderer Beziehung zum Cbristenthum Maurice136) und zum
A. T. Mozley133). Ein dilettantisches, umfangreiches Buch von
v. Thimus1*0) macht einen vergeblichen Versuch, uns über die
Geheimnisse der Symbolik aufzuklären. Die sorgfältige Sammlung
verschiedener Anschauungen über das Leben nach dem Tode von
>S^kss141) ist besonders für Theologen berechnet. Ueber die So-
lartheorie schrieb de Witt Warner1*2). Zur Mythologie der Ge-
stirne enthält eine Schrift Blake's 143) vereinzelte Bemerkungen.
In der alten und neuen Welt wollte Ilyde Clarke 144) phanta-
stischer Weise versprengte Reste des Schlangen- und Sivadienstes
ausfindig machen. Auch die Geschichte der Verkörperung des
bösen Princips fand ihre Bearbeiter. Zart1*5) und Krenkel1*6)
136) Ten great religions: An essay in comparative theology. By James
Freeman Clarke. Boston. 8. 15 s.
137) Essais de critique generale. Religions et mythologies comparees; par
Andre Lefevre. Paris (Leroux) 1877. XXV, 333 pp. 8. 3 fr. 50 c.
138) F. D. Maurice. The religions of the world and their relations to
christianity (Boyle loctures) 5th edition. London (Macmillan) 1877. 270 pp. 8. 5 s.
139) J. B. Mozley. Ruling ideas in early ages and their relation to Old
Testament faith. Lectures delivered to graduates of the University of Oxford.
London (Rivingtons) 1877. 306 pp. 8. 10 s. 6 d.
140) Die harmonikale Symbolik des Alterthums. II. Abtheilung. Der
technisch-harmonikale und theosophisch-kosmographisehe Inhalt der kabbalistischen
Buchstaben-Symbole des althobräischen Büchleins Jezirah. Die pythagorisch-
platonische Lohro vom Werden des All's und von der Bildung der Weltsoele in
ihren Beziehungen zur semitisch-hebräischen wie chamitisch-ägyptischen Wois-
heitslehre und zur heiligen Ueborlieferung der Urzeit von Albert Freiherr von
Thimus. Mit 11 Tafeln. Köln (Du Mont Schauberg) 1876. VII, 420 pp.
4. 30 M. — rec. von E. Krüger in GGA. 1877, P- 629; von Ch. P. in Der
Katholik, 58. Jahrgang, Februar 187S, p. 215.
141) Entwickelungsgesehichte der Vorstellungen vom Zustande nach dem
Tode auf Grund vergleichender Religionsforschung dargestellt von Edmund
Spiess. Jena (H. Costenoble) 1877. XVI, 615 pp. 8. 13 M. — rec. in
LC. 1877, No. 46, Sp. 1526; von Herrn. iSchidtz in ThLZ. 1877, 27. October
Sp. 585; von J. A. Dorner in Jahrbücher für deutsche Theologie. XXII. Bd.
1877, p. 678; in Kirchenblatt für die Gemeinden des evangelisch-lutherischen
Bekenntnisses in Preussen, Jahrgang 1877, p. 292; von C. P. Tiele in Theo-
logisch Tijdschrift 1877, p. 644—647.
142) J. de Witt Warner. The solar theory of myths. Albany 1876.
20 pp. 8. 1 s. 6 d.
143) Astronomical Myths ; based on Flammarion's „History of the Heavens".
By John F. Blake. London (Macmillan) 1877. 9 s. — rec. von Richard
A. Proctor in Ac. 31. März 1877, p. 275.
144) Hyde Clarke. Note on serpent and Siva worship and mythology in
Central America, Africa, and Asia: Journal of the Anthropological Institution.
London. Januar 1877. p. 247 — 258. — Vgl. auch: H. Clarke and C. S.
Wake. Serpent and Siva worship and mythology in Central America, Africa
and Asia, and the origin of serpent worship. Two treatises ed. by A. Wildes.
New York 1877. 48 pp. 8. 50 c.
145) Der Name des Mephistopheles von G. Zart in Fürstenwalde: Jahr-
bücher für Deutsche Theologie. XXII. Band. 1877. p. 118.
146) Zur Erklärung des Namens Mephistopheles. Von Dr. Krenkel in
Dresden: Jahrbücher für Deutsche Theologie. XXII. Band. 1877. p. 494.
Jahresbericht 1S7G— 1877. Heft I. 2
13 Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc.
gaben dazu kurze philologische Notizen, Baissac einen geschichts-
philosophischen 147), Karsch einen populären Beitrag148), und
Disselhqff's bekannter Vortrag erschien in neuer Auflage149).
Was die Religionsgeschichte des vorderen Orients an-
betrifft, so erhielten wir dafür eine Gesammtdarstellung von Scholz15"),
die sich wegen ihres reichhaltigen Materials auch denjenigen empfiehlt,
welche die religionsgeschichtlichen Voraussetzungen des Verfassers
nicht anerkennen können. Eine hier einschlägige Arbeit von Moreau
de Jonnes 151) ist uns nur dem Titel nach bekannt geworden.
Massvoll und ansprechend sind die Forschungen Baudissins 15'2),
denen wir eine baldige Fortsetzung wünschen. Die Ergebnisse der
Assyriologie für die vergleichende Religionswissenschaft erörterte
Tiele in einer Vorlesung 153). Ausgehend von einem spätägypti-
schen Denkmale gewann Clermont-Uanneau sehr interessante Auf-
schlüsse über eine ganze Reihe morgenländischer Vorstellungen 154j.
Weniger gelungen erscheint uns sein Versuch phönicische Glaubens-
147) ./. Baissac. Satan ou le diable: Revue de linguistique IX, p. 55 — 74.
134—143.
148) Dr. Karsch. Naturgeschichte des Teufels. 1. Ursprung, Geburt,
Kindheit und Flegeljahre. Der Teufel im Heiden- und Judenthum. 2. Mannes-
alter. Der Teufel im Ultramontanisinus. 3. Greisenalter. Der Teufel und die
Wissenschaft. Münster (Brunn) 1877. 124 pp. 8. 1 M.
149) A. Disseihoff. Ueber die Geschichte des Toufels. Ein Vortrag.
3. Auflage. Berlin (Beck) 1877. 42 pp. IG. 0,50 M.
150) Götzendienst und Zauberwesen bei den alten Hebräern und den be-
nachbarten Völkern. Von Dr. Paul Scholz. Mit 5 Steintafeln. Regensburg
(Manz) 1877. XII, 482 pp. 8. 9 M — rec. von Baudissin in ThLZ.
19. Januar 1878, Sp. 25; von Schäfer in Literarischer Handweiser No. 218
(1877). p. 570.
151) Les temps mythologiques, essai de restitution historique. Cosmogonies.
Le livre des morts, Sanehoniathon , la Genese , Hesiode , l'Avesta. Par A. C.
Moreau de Jonnes. Paris (Didier et Cie.) 1877. XV, 444 pp. 12. 4 fr.
152) Studien zur semitischen Religionsgeschichte von Wolf Wilhelm
Grafen Baudissin. Heft I. Leipzig (Grunow) 187G. VI, 336 pp. 8. 8 M.
- rec. von Rösch in Theol. Studien 1877, p. 731 — 749; von v Gutschmid
in Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik 187G, Heft 8, p. 513 — 519;
von Kuenen in Theologisch Tijdschrift 1876, p. 631 — 648; von Dillmann in
Jahrbücher f. deutsche Theol. 187G, p. 697 — 701; von Valeton in Studien
1877, p. 200 — 210; von Wellhausen in GGA. 1877, No. G; von Keil in Z. f.
luth. Theol. 1878, H. 1; von S. in LC. 1878, Sp. 271.
153; C. P Tiele. De vrucht der Assyriologie voor de vergelijkende ge-
schiedenis der godsdiensten. Kedevoering tor inwijding van den leerstoel voor
de geschiedenis der godsdiensten in 't algemeen aan de Rijks-Universiteit te
Leiden, uitgesproken den 10. October 1877. Amsterdam (van Kampen) 1877.
44 pp. 8. 0,50 V. -- rec. von Wolf Baudissin in ThLZ. 22. December
1877, Sp. G84; vgl. dazu 2Vs Entgegnung in Theologisch Tijdschrift 1878,
p. 256.
154) Horus et Saint Georges d' apres un bas-relief inedit du Louvre (Notes
d'artheologie orientalo et de mythologie semitique). Par M. Ch. Clermont-
(ranneau: B. arch. n. s. September 1K7G, p. 19G — 204; December p. 372 —
399; Note additionelle, ibid. .Januar 1877, p. 23—31. — Vgl. Heft II, p. 169,
No 111.
Kuhn und Pietschmann, allgemeine Arbeiten etc. 19
und Cultusreste in Hellas nachzuweisen I55). Meyer veröffentlichte
kritische Einzeluntersuchungen über mehrere vorderasiatische Gott-
heiten, im Besonderen über deren geschichtliche Beziehungen zu
den ägyptischen156), Mordtmann jr. einen gelehrten Aufsatz über
die wenig bekannten Culte des Ammudates Elagabalus und der
Gad-Tyche 157). Von Adonis handelte eine Dissertation Greve's 158),
und von assyriologischer Seite (über den Namen Tammuz) ein
Vortrag Lenormant's 159). Die klassischen, besonders epigraphischen,
Nachrichten über den dolichenischen Zeus wurden in einer Disser-
tation von Hettner gründlich bearbeitet 16ü).
Die Einleitung zum zweiten Bande von Mannhardt's 161) Wald-
und Peldkulten, welcher auch für einzelne vorderasiatische Kulte
manches Neue beibringt, enthält eine eingehende Kritik der bis-
herigen Methoden vergleichender Mythologie auf indo-
germanischem Gebiete, die trotz mancher über das Ziel
hinausschiessender Behauptung sich jedenfalls durch Sachlichkeit
vor den unbedingten Verwerfungsurtheilen einseitig klassischer
Philologen wie Forchhammers 162) und von Sybel's 163) vortheilhaft
auszeichnet; dieselbe Unparteilichkeit dürfen wir den kurzen aber
155) Le dieu Satrape et los Pheniciens dans le Peloponese. Note d'archeo-
logio Orientale par M. Ch. Clermont-Ganneau: JA. VII, 10, p. 157 — 236.
15G) Ueber einige semitische Götter. Von Eduard Meyer: ZDMG. XXXI,
p. 716—741. — Vgl. Heft II, p. 150, No. 4; p. 169, No. 110.
157) Mythologische Miscellen. Von Dr. J. H. Mordtmann jr. : ZDMG.
XXXI, p. 91—101.
158) De Adonide. Dissertatio inauguralis mythologica quam ad summos in
philosophia honores ab amplissimo pbilosophorum ordine Lipsiensi rite capessen-
dos scripsit Guilelmus Greve. Lipsiae formis expresseruut Poeschel et Trepte.
1877. 58 pp. 8.
159) Sur le nom de Tammouz, par Fr. Lenormant: Congres international
des Orientalistes. Compte-rendu de la I''p Session ä Paris 1873. Tome II.
Paris (Maisonneuve) 1876. 8. p. 149—165.
160) De Jove Dolicheno. Dissertatio philologica quam ad summos in
pliilosophia honores ... in uuivorsitate Friderico-Guilelmia Rhenana rite capes-
sendos ... a. MDCCCLXXVII . . . publice defendet scriptor Felix Hettner.
Bonnao typis Caroli Georgi. 55 pp. 8. (Verlegt von Strauss in Bonn. 1 M.)
— rec. von P. Decharme in BC. 1877, Art. 102.
161) Wald- und Feldkulte. Von Wilhelm Mannhardt. Zweiter Theil.
Antike Wald- und Feldkulte aus nordeuropäischer üeberlieferung erläutert.
Berlin (Bornträger) 1877. XLVIII, 359 pp. 8. 10 M. — rec. von Barsian
in LC. 1877, Sp. 1692; von W. Scherer in Anzeiger für deutsches Alterthum
III, p. 183; von M. Carriere in Beil. z. Allg. Zeitg. 18. Mai 1877, No. 138,
p. 2102.
162) P. W. Forchhammer. Ein mythologischer Brief. Beilage zum 'Da-
duchos'. Kiel (P.Toeche's Univorsitäts-Buchhandlung) 1876. 14 pp. 8. 0,50 M.
— Vgl. W. H. Röscher in JLZ. 1877, Art. 88 und Lettre de M. P. Decharme:
PC. 1877, No. 1, p. 21—23.
163) Dr. Ludwig von Sybel. Die Mythologie der Ilias. Marburg (Elwert)
1877. VII, 317 pp. 8. 7,20 M. — rec. von W. H Röscher in JLZ. 1877,
Art. 593; von H. d'Arbois de Jubainville in RC. 1877, Art. 170.
20 Kuhn und Pletschmann, allgemeine Arbeiten etc.
wohlüberlegten Bemerkungen Caesars m) nachrühmen. Von den
wenigen auf diesem Gebiete erschienenen grösseren Arbeiten ist
leider des zu Lobenden wenig zu berichten: des verstorbenen von
Hahn le5) sagwissenschaftliche Studien sind ein immerhin scharf-
sinniges, im Princip jedoch wie in der Methode durchaus verfehltes
Buch; Mehlis166) Grundidee des Hermes fehlt es bei grossem
Fleisse durchweg an der kritischen Sorgfalt, für deren Mangel die
angeblich naturwissenschaftliche Methode keinen hinreichenden Er-
satz bietet; ein italienischer Essai Kerbakers 167) popularisirt der
Hauptsache nach die Resultate Früherer und ist in seinen eigenen
Aufstellungen wenig überzeugend. Benfey's16*-110) anregende Aus-
führungen bewegen sich vorwiegend auf sprachlich-etymologischem
Gebiete und suchen mit gutem Erfolge namentlich einige schon
von Anderen vertretene Ansichten lautlich fester zu begründen.
Breal111) erneuerte in den Melanges seine Studien über Hercules
und Cacus , sowie über Oedipus , letztere erhielt dabei einen auf
Comparetti's Kritik bezüglichen Zusatz. Das gänzlich religions-
philosophische Buch von Asmus 172) hat die Kenntniss des Stoffes
nicht aus den Quellen selbst geschöpft.
164) Julius Caesar. De mythologiae comparativae quae vocatur rationibus
observationes noimullae: Indices lectionum quae in Academia Marburgensi per
semestre aestivum MDCCCLXXVH habendae proponuntur. Marburgi (Typis
R. Friderici), p. III— VIII.
165) J. Cr. von Hahn. Sagwissenschaftliche Studien. Jena (Mauke) 1871
— 1876. XU, 798 pp. 8. 12 M. — rec. in LC. 1878, Sp. 120; von W. H.
Koscher in JLZ. 1877, Art. 729; von Max Müller in Jahrbücher für classi-
sche Philologie 1877, p. 145 — 153.
166) Christian Mehlis. Die Grundidee des Hermes vom Standpunkte der
vergleichenden Mythologie. I. und II. Abtheilung. Erlangen (Deichert) 1875
—1877. VII, 137 pp. 8. 2,80 M. — rec. von W. H. Röscher in JLZ.
1877, Art. 395; von Bursian in LC. 1878, Sp. 404.
167) Hermes. Saggio mitologico di Michele Kerbaher. Xapoli (Stabili-
mento tipografico Perrotti) 1877. 138 pp. 8. — Vgl. Feiice Ramorino. La
mitologia comparata e il saggio su „Hermes" di Michele Kerbaher: Bivista di
Filologia. Anno Sesto, p. 348 — 365.
168) Hermes, Minos , Tartaros. Von Theodor Benfey. Aus dem zwei-
undzwanzigsten Bande der Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissen-
schaften zu (i'ittiugen. Göttingen (Dieterich) 1877. 42 pp. 4. 2 M. — rec.
von Bursian a. a. O.
169) Zevt relewv: Theodor Benfey. Vedica, p. 142 — 148.
1 7 < 1 1 Karbara oder Karvara 'geflockt, scheckig": Indogermanische Bezeich-
nung der dem Beherrscher der Todten gehörigen Hunde: ebd. p. 149 — 164.
171) Eercule ei (':iciin. Etüde de mythologie. — Le mythe d'Oedipe:
Michel Breal. Melanges <le mythologie et de linguistique. p. 1 — 185.
172) Dr. P. Asmus. Die indogermanische Religion in den Hauptpunkten
ihrer Entwickelung. Ein Beitrag zur Religionsphilosophie. Hand II: Das Absolute
und die Vergeistigung der einzelnen indogermanischen Religionen. Halle (Pfeffer)
1877. JX, 360 pp. 8. 9 M. — rec. von ü. Pßeiderer in .JLZ L877, Art. 623.
21
Allgemeine Sprachwissenschaft und ver-
gleichende Grammatik der indogermanischen
Sprachen1).
Von
E. Kuhn.
Auf diesem Gebiete nehmen zunächst die systematischen
Werke über allgemeine Sprachwissenschaft unsere Aufmerksamkeit
in Ansprach. F. Müllers'2) Grundriss führ! uns in klarer, wenn
auch nicht überall gleichmässig in die Tiefe dringender Darstellung
die grundlegenden Probleme der Sprachwissenschaft, dann in ge-
drängter grammatischer Charakteristik zunächst die Sprachen der
wollhaarigen Rassen vor Augen. Das trotz mancher minder ge-
lungenen Abschnitte dankenswerthe Buch Hbvelacque's 3) liegt in
zweiter Auflage und in englischer Uebersetzung4) vor. Dwt'ght'sb)
1) Vgl. dazu: Bibliographische Notizen für die Jahre 1875 — 1877: Ztschr.
f. vergl. Spracht'. XXin, p. 602 ff.
2) Grundriss der Sprachwissenschaft von Dr. Friedrich Müller. I. Band.
I. Abtheilung. Einleitung in die Sprachwissenschaft. Wien (Holder) 1876.
V1H, 178 pp. 8. I. Band. II. Abtheilung. Die Sprachen der wollhaarigen
Rassen, ebd. 1877. IX, 263 pp. 8. Zusammen 9,20 M. — rec. von G. von
der Gabclcntz in Ztschr. f. Völkerps. IX. p. 373 — 401; von E. Trumpp in
Beilage z. Allg. Ztg. 1877, No. 118 — 119; von Fr. Spiegel in Ausland 7. Mai
1877. p. 369; von A. S. Wilkins in Ac. 14. April 1877, p. 324.
.'! i La Linguistique par Abel Hovelacque. 2e edition, revue et augmentee.
Paris (Reinwald) 1S76. XIV. 435 pp. 8. 4 fr. [Bibliotheque des Sciences
contemporaines n.] — rec. von G. von der Gabelentz in GGA. 1878, p. 417.
— Ueber die erste Auflage vergleiche: J. Jolly in LC. 1876, Sp. 326. A.
Darmesteter in RC. 1876, Art. 109. J. Vinson in Rev. de Linguist. VHT,
p. 246.
4) The Science of Language. Linguistics, philology, etymology. By. Abel
Hovelacque. Translated by A. H. Keane. London (Chapman and Hall) 1877.
XV, 340 pp. 8. 5 s. [Library of Contemporary Science.] — rec. von A. H.
Sayce in Ac. 25 Aug. 1877, p 196.
5) B. W. Dioight. Modern Philology. Its däscoveries, history, and in-
fluencos. New and eheaper ed. With maps, tabular views, and an index. Two
vols. New York 1877. XI, 914 pp. 8. 1 £. — Ueber die erste Auflage
vergl. A. Kuhn in Zeitschr. f. vergl. Spracht". XII, p. 315.
22 Kuhn, allgem. Sprachwissenschaft und vergleichende Grammatik
Modern Philology ist neu herausgegeben und von Whitneys 6)
Leben und Wachsthum der Sprache nunmehr auch eine italienische
Uebersetzung veröffentlicht worden.
Steinthal's 7) bekanntes Werk über den Ursprung der Sprache,
eines der wenigen über diesen Gegenstand, denen Kenntniss sprach-
licher Thatsachen nachzurühmen ist, erschien in dritter, abermals
vermehrter Auflage, in welcher namentlich auch der kritische Theil
bis auf die Gegenwart fortgeführt ist. Die Arbeiten von Noire s),
Gaspari9), Kleinpaul10) und Maurer11) werden dem Philologen
so wenig Nutzbares bieten, wie die sichtlich der modernen „einheit-
lichen Weltanschauung" entsprechenden Aufsätze von Hellwald' s l2)
und Weinland's 13) über Sprache oder Nicht-Sprache des Urmenschen,
oder Kuhl's 14) und Girard de Mialle's 15) Ausführungen über das
gegenseitige Verhältniss von Sprachwissenschaft und Darwinscher
Entwickelungstheorie. Daran schliesst sich passend die Erwähnung
eines Artikels von Freeman 16) über Rasse und Sprache. Aeusserst
dankenswerth ist die neue Auflage von W. von Humboldt' s17)
6) Dclla linguistica moderna ossia la vita e lo sviluppo del linguaggio di
Guglielmo Dwight Whitney: versione dall' inglese e note del Prof. Francesco
d'Ovidio. Milano (Dumolard) 1876. 390 pp. 8. 6 1. [Biblioteca internazio-
nale, vol. VII.] — rec. von A. de Gubernatis in BISO. I, p. 187 — 194, vgl.
p. 228— 229; von Art. Graf in Riv. di Filol. V, p. 245.
7) Der Ursprung der Sprache im Zusammenhange mit den letzten Fragen
alles Wissens. Eine Darstellung, Kritik und Fortentwicklung der vorzüglichsten
Ansichten. Von H. Steinthal. Dritte, abermals erweiterte Ausgabe. Berlin
(Dümmler) 1877. XVI, 374 pp. 8. 6 M. — Selbstanzeige des Verfassers in
Vierteljahrsschr. f. wissenschaftl. Philos. I, Heft 1. — rec. von L. Tobler ebd.
Heft 3 ; von K Brugman in JLZ. 1877, p. 692, Art. 640.
8) Der Ursprung der Sprache. Von Ludwig Noire. Mainz (von Zabern)
1877. XV, 384 pp. 8. 8 M. — rec. von K. Brugman a. a. O.
9) Das Problem über den Ursprung der Sprache. Eine Erwiderung gegen
Steinthal und Hrn. Noire. Von O. Caspari: Ausland 19. — 26. November 1877,
p. 921—925. 947—952. 971 — 974.
10) R. Kleinpaul. Der Ursprung der Sprache : Das Ausland 4. December
1876, p. 961—966.
I I i Alexandre Maurer. De l'origine du son articule: Rev. de Linguist.
X, p. 261 — 287. — Auch deutsch: Ueber den Ursprung des Sprachlautes von
AI. Maurer: Kosmos, Zcitschr. für einheitl. Weltanschauung u. s. w. II. p.
225—240.
12) Der sprachlose Urmensch von Fr. v. Hellwald: ebd. I, p. 325 — 331.
13) Ueber die Sprache des Urmenschen von Dr. D. F. Weinland: ebd. II,
p. 43—56.
14) Darwin und die Sprachwissenschaft, Von Joseph Kühl. Leipzig und
Mainz (Lesimple) 1877. 72 pp. 8. 1,20 M. — rec. von H. Osthoff in LC.
1878, Sp. 799. — Vgl. auch Ac. 12. Mai 1877, p. 413.
15) Girard de Riatte. La theorie do Devolution et la science du language:
Rev. do Linguist. X, p. 288—320.
16) Edward A. Freeman. Race and Language: Contemporary Review
XXIX, März 1877, p. 711 — 711.
17) Ueber die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren
Einfluss auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts. Von Wilhelm
von Humboldt. Mit erläuternden Anmerkungen und Excursen sowie als Ein-
der indogermanischen Sprachen. 23
Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues, zu welcher der Alt-
meister Pott eine werthvolle Einleitung sowie zahlreiche gelehrte
Excurse über die verschiedensten Fragen der Sprachwissenschaft,
beigesteuert hat.
Sonst nennen wir neben der Erneuerung von Friedrich von
Sr/tlegel's1*) philosophischen Vorlesungen an kleineren Schriften all-
gemeineren Inhalts nur die Oxforder Antrittsrede von Sayce 19) und
einen lesenswerthen Aufsatz Sireet's 2(l). Ohne selbständigen Werth
und z. Th. aus trüben Quellen geschöpft ist ein Programm Wild's zl).
Vermischte sprachwissenschaftliche Aufsätze aus verschiedener Zeit
enthalten der vierte Band von Max Müller's 22) Essays und
Breal's 23) Melanges. Ueber Lef&vre's 24l Etudes de linguistique
haben wir Näheres nicht in Erfahrung bringen können. Die in den
Rahmen unsers Berichts fallenden Abhandlungen in Ascoli's -b)
leitung: Wilhelm von Humboldt und die Sprachwissenschaft. Von A. F. Pott.
Zwei Bände. Berlin (Calvary) 1876. CCCCXXI, 544 pp. 8. 14 M. [Calvary's
philologische und archäologische Bibliothek, Band XXVII ff.] — rec. von K.
Windisch in LC. 1877, Sp. 958; von F. Müller in Mittheilungen der anthro-
pologischen Gesellschaft in Wien VI, p. 204 — 205 ; von H. Paul in Archiv f.
Anthropol. X, p. 170; von A. H. Sayce in Ac. 3. Febr. 1877, p. 97; von A.
de Gubernatis in BISO. I, p. 173. — Vgl. auch: Steinthal. Offenes Send-
schreiben an Herrn Prof. Pott: Ztschr. f. Völkerps. IX. p. 304 — 323.
18) Friedrich von Schlegels philosophische Vorlesungen , insbesondere
über Philosophie der Sprache und des Wortes. Neue [Titel-]Ausgabe. Bonn
iLempertz) 1877. 288 pp. 8. [Mit Portrait in Stahlstich.] 2 M.
19) Rev. A. H. Sayce. A lecture on the study of comparative philology,
delivered November 13 th, 1876. Oxford (Parker) 1876. 32 pp. 8. 6 d. —
Vgl Ac. 30. Dec. 1876. p. 625.
20) Henry Sweet. Words, logic, and grammar: Transactions of the Philo-
logical Society 1875 — 1876.
21) Peter Wild. Sprache und Schrift. Mit Schriftproben und in den
Text gedruckten Abbildungen. Amberg (Habbel) 1877. 52 pp. 8. 1 M.
[Programm von Amberg.]
22) Essays von Max Müller. Vierter Band. Aufsätze hauptsächlich
sprachwissenschaftlichen Inhalts enthaltend. Mit Register zum dritten und vierten
Band. Aus dem Englischen mit Autorisation des Verfassers ins Deutsche über-
tragen von Dr. R. Fritzsche. Leipzig (Engelmann) 1877. VI, 502 pp. 8.
7,50 M. — rec. von G. von der Gabelentz in LC. 1877, Sp. 220. — Danach
der Artikel : Henry Thomas Colebrooke und die vergleichende Sprachwissen-
schaft: Ausland 2. April 1877 , p. 274 — 275. — Ueber das englische Original
vergleiche die Recension von James Darmesteter: RC. 1876, Art. 253.
23) Melanges de mythologie et de linguistique par Michel Brial. Paris
(Hachette) 1877. VII, 416 pp. 8. 7,50 fr. — rec. von H. Osthoff in LC.
1878, Sp. 1017; in Ac. 27. April 1878, p. 374; in Saturday Review 27. April
1878, p. 537; in RC. 1877, Art. 220.
24) Essais de critique generale. Etudes de linguistique et de philologie,
par Andre" Lefevre. Paris (Leroux) 1877. 380 pp. 18. 4 fr.
25) Studj critici di G. I. Ascoli. II. Saggi e appunti. — Saggi italici.
— Saggi indiani. — Saggi greci. — Indici annotati d'entrambi i volumi. Torino
(Loescher) 1877. VIII, 520 pp. 8. 15 1. [Band I erschien 1861] — rec.
von K. Brugman in LC. 1877, Sp. 1687.
24 Kuhn, eiligem. Sprachwissenschaft und vergleichende Grammatik
Studj critici werden wir gehörigen Orts des Genaueren zu erwähnen
haben.
Von der zunehmenden Werthschätzung der Lautphysiologie
legen nicht nur die neuen Auflagen von Brücke's 2G) und Helm-
hotiz's21) bewährten Handbüchern, sondern namentlich auch der
Umstand ein erfreuliches Zeugniss ab, dass in Sievers7 28) Grund-
zügen der Lautphysiologie der Gegenstand als Ganzes zum ersten
Mal von philologischer Seite aus mit entschiedenem Erfolg in
Angriff genommen ist. Einen etwas kurzen Bericht über die
neueren Leistungen gab Street29), während einzelne Fragen von
Hqffory 30) und Whitney51) eingehender erörtert wurden. Auch
Kräuter's 3'2) Schrift zur Lautverschiebung und das allerdings
ziemlich verfehlte Buch von Le Marckant Dause 33) müssen laut-
physiologischer Erörterungen halber hier angeführt werden. Daran
26) Grundzüge clor Physiologie und Systematik der Sprachlaute für Lin-
guisten und Taubstummenlehrer. Von Dr. Ernst Brüche. Zweite Auflage.
Mit zwei Tafeln in Steindruck. Wien (Gerold's S.) 1876. VI, 172 pp. 8.
4M. — rec. von W. Braune in LC. 1877, Sp. 384; von W. Scherer in Anz.
f. deutsch. Alterth. III, p. 71 — 77; von H. Zimmer in Ztschr. f. d. österr.
Gymn. XXVUI, p. 130—135; in Ac. 21. April 1877, p. 350.
27) Die Lehre von den Tonempfindungen, als physiologische Grundlage
für die Theorie der Musik. Von H. Helmholtz. Vierte Auflage. Mit Holz-
stichen. Braunschweig (Vieweg) 1877. XX, 675 pp. 8. 12 M. — rec. von
Pfaundler in JLZ. 1877, Art. 601.
28) Grundzüge der Lautphysiologie zur Einführung in das Studium der
Lautlehre der indogermanischen Sprachen von Eduard Sievers. [Bibliothek
indogermanischer Grammatiken bearbeitet von F. Bücheier u. s. w. Band 1.]
Leipzig (Breitkopf & Härtcl) 1876. X, 150 pp. 8. 3 M. — reo. vonW. Braune
in LC. 1876, Sp. 1207; von J. Winteler in JLZ. 1876, Art. 593; von J. F.
Kräuter in Anz. f. deutsch. Alterth. III, p. 1 — 22; von Henry Sweet in Ac.
28. April 1877, p. 368. Vgl. auch G. Michaelis. Dorsal und apical, oder
oral: Ztschr. f. vergl. Sprachf. XXIII, p. 518—523.
29) Henry Sweet. On phonology: Transactions of the Philological Society
1877—8—9. Part. I, p. 7—9.
30) Julius Hoffory. Phonetische Streitfragen: Ztschr. f. vergl. Sprachf.
XXIII, 525—558.
31) W. D. Whitney. Surd and sonant: Proceedings of the ninth annual
session of the American Philological Association. Hartford 1877, p. 8 — 9.
32) ./. F. Kräuter. Zur Lautverschiebung. Strassburg (Trübner) 1877.
X, 154 pp. 8. A M. -■ rec. von W. Braune in LC. 1877, Sp. 1255; von
E. Sievers in .ILZ. 1K77, Art. 119; von K. Verner in Anz. f. deutsch. Altcr-
llmm IV, p. 333—342.
33) (Ji-imm's Law: a study er hints towards an explanation of the so-called
„lautverschiebung ' , t<> which aro addod some remarks on Hie, primitive indo-
european K and several appendices, l!y T. Le Marchant Dause. London
(Trübner) 1876. XVI, 231 pp. 8. 10 s. 6 d. — rec, von W. Braune in
LC, 1877. Sp. 171, vgl. 838; von E. Sievers in .ILZ. 1877, Art. 298; von
./. Rhj/8 in Ac. 12. Jan. 1878, p. 35.
der indogermanischen Sprachen. 25
reihe sich zum Schlüsse Va'isse's 34) Notiz zur Geschichte der
sprechenden Maschinen.
Auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachvergleichung
ist zunächst einer neuen Auflage des Schleicher 'sehen 35) Compen-
diums zu gedenken, das von einigen gelegentlichen Zusätzen ab-
gesehen natürlich durchaus in seiner früheren Gestalt erscheint.
Eine englische Bearbeitung 3G) desselben Werkes genügt bei Weitem
nicht allen Anforderungen. Dieyneue Auflage von Fick's 37) Wörter-
buch ist mit dem vierten , die Indices enthaltenden Bande abge-
schlossen. Ein neues periodisches Organ neben den älteren ähn-
licher Tendenz in Deutschland und Frankreich erwuchs den
indogermanischen Studien in Bezzenberger's 38) Beiträgen zur Kunde
der indogermanischen Sprachen, die am Schlüsse des Berichtjahres
bis zum zweiten Hefte des zweiten Bandes vorgeschritten waren;
auch der neunte Band der Studien zur griechischen und lateini-
schen Grammatik von Ourtius 39) ist seines reichen sprachwissen-
schaftlichen Inhalts wegen und mit Beziehung auf eine vom
sprachwissenschaftlichen Standpunkt ausgehende Becension liier be-
sonders namhaft zu machen.
Von allgemeineren Fragen steht noch immer die nach der
Art des Verwandtschaftsverhältnisses zwischen den indogermanischen
Sprachen auf der Tagesordnung und zwar ist sie hauptsächlich
mit Rücksicht auf die europäischen Sprachen behandelt worden.
So richtet sich ein Artikel J. Schmidt's*®) gegen die Annahme
34) Leon Va'isse. Notes pour servir ä. l'histoire des machines parlantes:
Memoires de la Soc. de Linguist. III, p. 257 — 268.
35) Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen
Sprachen. Kurzer Ahriss einer Laut- und Formenlehre der indogermanischen
Ursprache, des altindischen, alteranischen . . . von August Schleicher. Vierte
Auflage. Weimar (Böhlau) 1876. XVIII, 829 pp. % 8. 17,50 M..
36) August Schleicher. A compendium of the Indo-European, Sanskrit.
Greek, and Latin languages. Translated from the third German edition hy
Herbert Bendall. Part II. Morphology. London (Trübuer) 1877. VIII, 104
pp. 8. 6 s. — Vgl. Ac, 31. März 1877, p. 278.
37) Vergleichendes Wörterbuch der Indogermanischen Sprachen, sprach-
geschichtlich angeordnet von August Fich. Vierter Band enthaltend Nachwort
und die Indices von Dr. A. Führer. Dritte umgearbeitete Auflage. Göttingen
(Vandenhoeck & Ruprecht) 1876. 503 pp. 8. 10 M.
38) Beiträge zur Kunde der indogermanischen Sprachen herausgegeben von
Dr. Adalbert Bezzenberger. Erster Band. Göttingen (Peppmiiller) 1877. 356
pp. 8. 7,50 M. Zweiter Band. p. 1 — 192. — rec. von H. Osthoff in JLZ.
1876, Art. 650; von G. Meyer in Ztschr. f. d. österr. Gymn. XXVII, 11, p.
835; von C. Hentze in Phil. Anz. VIII, p. 15; von K. Zacher in Ztschr. f.
deutsche Phil. IX, p. 254; Selbstanzeige des Herausgebers in GGA. 1877, p. 833.
39) Studien zur griechischen und lateinischen Grammatik, herausgegeben
von Georg Curtius und Karl Brugman. Band IX. Leipzig (Hirzel) 1876.
V, 471 pp. 8. 9 M. — rec. von J. Schmidt in JLZ. 1877, Art. 691.
40) Johannes Schmidt. Was beweist das e der europäischen Sprachen
für die Annahme einer einheitlichen europäischen Grundsprache? Zeitsehr. f.
vgl. Sprachf. XXIII, p. 333—375.
26 Kuhn, aUgem. Sprachwissenschaft und vergleichende Grammatik
einer besonderen europäischen Grundsprache; gegen einige Argu-
mente desselben hat Bezzenberger*1) Einspruch erhoben. Ein
Hauptinteresse concentrirt sich dabei natürlich auf das Yerhältniss
des Slavisch-Litauischen zum Germanischen; die darüber von der
Jablonowski' sehen Gesellschaft gestellte Preisfrage hat durch Hassen-
ramp eine durchaus unzureichende, durch Leskien*-) eine sach-
kundige und kritisch besonnene Beantwortung ei-halten; Leskien
hat zudem in der Einleitung seine Ansichten über die Stammbaum-
frage ausführlicher auseinandergesetzt. So wenig ein bestimmtes
Schlussergebniss für die nächste Zukunft abzusehen ist, es dürfte
sich doch schon jetzt für jeden Unbefangenen herausstellen, dass
jedenfalls die Stammbaumtheorie in ihrer alten Gestalt und nament-
lich in ihrer stricten Durchführung unhaltbar ist. Mit Rücksicht
auf die geographischen Erwägungen, die bei der Stammbaumfrage
eigentlich unerlässlich sind, kann hier auch noch ein dilettantisch-
phantastischer, aber in manchem Betracht origineller Aufsatz des
verstorbenen Nationalökonomen Faucher*3) erwähnt werden, in
welchem eine ursprünglich europäische Heimat der Indogermanen
nachgewiesen werden soll. Mit methodologischen Erörterungen
über die Spaltung einer Sprache in mehrere lautverschiedene be-
scliäftigt sich ein Aufsatz Benfey's 44), der später in grösserer Aus-
führlichkeit erneuert werden soll.
Ueber die ursprachlichen Hypothesen referirt das fleissige
Buch von Pezzi*h), während BrSal*6) in einer sehr beachtenswerthen
41) Adalbert Beszenberger. Gibt es ein europäisches «4? Beiträge z.
Kunde d. indogerm. Spr. II, p. 141 — 151.
42) Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Von Ä
Leskien. Leipzig (Hirzel) 1876. XXIX, 158 pp. 8. 5 M. — Ueber den
Zusammenhang des lettoslavischen und germanischen Sprachstammes. Von Dr.
R. Hassencamp. ebd. VI . 64 pp. 8. 3 M. [Preisschriften gekrönt und
herausgegeben von der Fürstlich-Jablonowski'sehen Gesellschaft zu Leipzig. XIX
und NX | - rec. von W. Braune in LC. 1877, Sp. 47; von J. Schmidt in
JLZ. 1877, Art. 247; von F. Bechtel in Anzeiger f. deutsch. Alterth. III, p.
215 252, vgl. IV. p. 80; von Heinrich Zimmer in Archiv f. slav. Phil. II,
p. 338—348.
43") Gedanken über die Herkunft der Sprache. Von Julius Faucher. XII.
K'm Völkerbraukessel: Vierteljahr schritt für Volkswirtschaft. Band LH. 1876,
p. 130—195.
11 i Die Spaltung einer Sprache in mehrere lautverschiedene Sprachen. Von
Theodor Bcnfcy. Naehr. v. d. K. Gosellsch d. Wiss. zu Göttingen 1877. p.
533—558.
45) Domenico Pezzi. Glottologia aria recentissima. Cenni storico-critiri
Torino (Loescher) 1876. XVI, L92 pp. s. 5 1. — rec. von//. Hübschmann
in JLZ. 1878, Art 86; \ <>)i .1. de Gubernatis in BISO. I, p. 196.
46) Michel Breal. Examen critique de quelques theories relatives k la
langue mere indo-enropeenne: Journal des Savants, October 1876, p. 632 — 652.
[Separatabdruck mit dem Haupttitel: La langue indo-europeenne. Articlo de M.
Michel Brial 20 pp. 4.1 Wiederholt als: Los raciues indo-europeenncs in:
der indogermanischen Sprachen. 27
Abhandlung die schwachen Seiten derartiger Reconstructionen der
indogermanischen Grundsprache treffend aufgezeigt hat; Ascoli's*1)
ursprachliche Untersuchungen verknüpfen sich ihm mit dem
Problem einer arisch - semitischen Sprachverwandtschaft, das an
Noeldeehen**) einen neuen, wenn gleich nicht mit Erfolg belohn-
ten Anwalt gefunden hat. Die Unhaltbarkeit von R. von Raumer 's
letzten Aeusserungen über diesen Gegenstand hat Whitney 49) vor
der American Philological Association zur Genüge dargethan. Weit
bedenklicher ist freilich noch Taylors 50) Versuch zwischen Etrus-
kisch und Akkadisch verwandtschaftliche Beziehungen nachzuweisen.
Einige weitere Arbeiten ähnlichen Inhalts übergehen wir ohne
Weiteres.
Li der Lautlehre ist Brugman das Verdienst nicht abzu-
sprechen, durch seine Abhandlung über die „nasalis sonans"51) einer-
seits, die Annahme mehrerer grundsprachlicher «-Laute (in dem
unter No. 64 nochmals zu erwähnenden Aufsatze) andererseits
neue Fragen über den indogermanischen Vocalismus kühn angeregt
zu haben, so viel Problematisches diese etwas rasch hingeworfenen
Arbeiten auch enthalten mögen. Sievers 52) hat in einem Artikel
zur Accent- und Lautlehre der germanischen Sprachen auch über
den Unterschied der Verbindungen ya und ia im Vedadialekt wie
in den sonstigen indogermanischen Sprachen werthvolle Unter-
suchungen niedergelegt. Zur Lehre von den Consonanten haben
Michel Brial. Melanges de mythologie et de linguistique , p. 375 — 411. —
rec. von A. de Gubernatis in BISO. I, p. 194; vergl. auch E. Renan in JA.
VII, 10, p. 16.
47) Squarci d'una lettera concernente le ricostrnzioni paleontologiche della
parola: G. I. Ascoli. Studj critici. II, p. 1 — 30. — Auf arisch-semitische
Verwandtschaft bezieht sich auch eine neue Anmerkung zu einem alteren Auf-
satze ebd. p. 51 — 62.
48) Dr. Ernst JSoeldechen. Semitische Glossen zu Fick und Curtius.
Ein Versuch. Magdeburg (Albert Rathke) 1876—77. 94 pp. 4. 2,25 M.
[Progr. des Königlichen Dom-Gymnasiums.] — rec. von Friedrich Delitzsch in
LC. 1877, Sp. 791; von Lt. Stade in JLZ. 1877, Art. 400.
49) Proccedings of the eighth annual session of tho American Philol. Asso-
ciation. Hartford 1876, p. 27 — 28 mit Beziehung auf: R. von Raumer. Send-
schreiben an Herrn Professor Whitney über die Urverwandtschaft der semitischen
und indogermanischen Sprachen. Frankfurt a'M. (Heyder & Zimmer) 1876.
20 pp. 8. 0,50 M.
50) Accad and Resen; or , the Relatious between the Languages of the
Accadians and the Rasenna. By the Rev. Isaac Taylor, M. A.: Transactions
of the second session of the international Congress of Orientalists, p. 163 — 176.
51) Nasalis sonans in der indogermanischen Grundsprache. Von Karl,
Brugman: Studien z. griech. u. lat. Gramm. IX, p. 285 — 338; vergl. p.
469—471.
52) E. Sievers. Zur Accent- und Lautlehre der germanischen Sprachen.
III. Zum vocalischcn Auslautsgesetz: Beitr. z. Gesch. der deutsch. Spr. u. Lit..
hrsg. von Hermann Paul und Wilhelm Braune. V, p. 101—163 (speciell
p. 125—151).
28 Kuhn, öligem. Sprachwissenschaft und vergleichende Grammatik
Hübschmann^), Bezzenberger 54) , Bechfel55) und Benfey66) Bei-
träge geliefert. Die Einleitung zu Masing's 57) Hauptformen des
serbisch- chorwatisclien Accents enthält manches Beachtenswert he
zur Accentlehre, ein einzelner Punkt darin hat Benfey5s) zu
Reclamation eines literarischen Eigenthums Anlass gegeben. Ueber
die Accentuation der Adjectiva auf u handelte Bezzenberger 59).
Wackernagel60) lieferte mit grossem Scharfsinn den Nachweis,
dass das griechische Verbum hinsichtlich seines Accents sich ur-
sprünglich wie das indische an das vorangehende Wort enklitisch
anschloss, woraus mit einiger Wahrscheinlichkeit zu folgern ist,
dass schon die Grundsprache dasselbe Verfahren befolgte.
Neue Ansichten über die Natur der mit Suffixen gebildeten
Nominalstämme hat am Griechischen Fick61) darzulegen gesucht;
es würden danach eine Reihe der gebräuchlichsten Nominalbildungen
erst aus gleichlautenden Verbalstämmen hervorgegangen sein, eine
Anschauung, von deren Richtigkeit wir uns einstweilen nicht recht
überzeugen können. Einen brauchbareren Beitrag zur Suffixlehre ver-
danken wir noch de Saussure 62). Auf dem Gebiete der Flexions-
53) H. Hübschmann. g\ gh1 im Sanskrit und Iranischen: Ztschr. f. vgl.
Sprachf. XXIII, p. 384— 400!
54) Adalbert Bezzenberger. Zu den beiden Gutturalreihen: Beiträge z.
Kunde d. indogerm. Spr. II, p. 151—158: vgl. p. 190—191.
55) Ueber gegenseitige Assimilation und Dissimilation der beiden Zitter-
laute in den ältesten Phasen des Indogermanischen. Eine sprachgeschichtliche
Untersuchung von Fritz Buchtel. Göttingen (Peppmüller) 1S7G. 68 pp. 8.
1,80 M. [Göttinger Inaugural-Dissertation.]
56) D statt N. Von Theodor Bcnfey. Nachr. v. d. K Gesellsch. d. Wiss.
zu Göttingen 1877, p. 573—588.
57) Die Hauptformen des Serbisch-Chorwatischen Accents. Nebst einleiten-
den Bemerkungen zur Accentlehre insbesondere des Griechischen und des San-
skrit. [Leipziger] Inauguraldissertation von Leonlord Masing. St.-Petersburg,
Leipzig (Voss) IST»;. VII. 96 pp. 4. 2,70 M. [Memoires de l'Academie Im-
periale des Sciences de St.-Petersbourg, VIP Serie, Tome XXIII, No. 5.]
58) Wahrung seines Rechtes. Von Th. Benfeg: Nachr. von der K (Je
sellsch. d. Wiss. zu Göttingen 1877, p. GG — 72 — abgedruckt in: Vedica, p.
165—170.
59) Adalbert Bezzenberger. Eine indogermanische Accentregel : Beiträge
Z Kunde der indogerm. Spr. II. p. 123 — 130.
60) ./. Wackernagel. Wer griechische Verbalaccent: Zeitschr. f. vgl.
Sprachf. XXIII. p. 457—470; vgl. p. 524.
61) A. Fiel:. Die suffixlosen Nomina der griechischen Sprache. I Zum
sogenannten «-Suffix im Griechischen: Beitr. z. Kunde der indogerm. Spr. I. p,
1 — 19. — A. Fiel: und A. Führer. Die suffixlosen Nomina '1er griechischen
Sprache. II. Zum sogenannten ^'a-Suffix im Griechischen: ebd. i>. 120— 143.
— /!. /'VW.. Zum x Sui'ik im Griechischen: ebd. p. '-':;1 — 248. — ders. Die
suffixlosen Nomina der griechischen Sprache. III. und IV: ebd, p. 312 — 326.
62) Ferdinand de SauSSUre. Le Suffixe -t-: Memoires do la Soe. de
Linguist. III. p. L97- 209
der indogermanischen Sprachen. 29
lehre nennen wir zuerst die Abhandlungen von Osthof '°3) und Brug-
jwaw64) zur Geschichte der stammabstufenden Declinationen, denen
das Streben gerneinsam ist, nachzuweisen, dass . die auf Aecent-
verhältnissen beruhende Stammabstufung ursprünglich viel weiter
ausgedehnt war, jedoch schon in den älteren Perioden der einzelnen
indogermanischen Sprachen durch das mächtige Wirken der Analogie
bedeutende Einbussen erlitt. Ebenso bemüht sich Paul 65) in einer
umfangreichen Arbeit über die Vocale der Plexions- und Ableitungs-
silben in den ältesten germanischen Dialekten durch eine längere
theoretische Erörterung und zahlreiche einzelne Deutungen auch
gemeinsam indogermanischer Flexions- , namentlich Declinations-
formen demselben Princip der Analogie zu grösserem Ansehen zu
verhelfen. Diese durch die Arbeiten verschiedener Gelehrten seit
hinge vorbereitete Richtung kann bei langsamerer Arbeitsweise und
geringerer Einseitigkeit für die Formenlehre der indogermanischen
Sprachen von hoher Wichtigkeit werden. Ueber einige Casus-
suffixe äusserten sich ferner Fleh1"6) und Bezzenberger 67). Ben-
fey's66) Abhandlung über die urspriingliche Form des Themas der
Zweizahl enthält auch sonst, namentlich über Zahlwörter, manches
Neue und Beachtenswerthe. Mergnet69) hat seine bekannte Ansicht
über den Ursprung gewisser indogermanischer Tempusformen von
neuen Gesichtspunkten aus zu stützen gesucht. Die geläufigen
Anschauungen über die Medialendungen unterwarf Whitney '")
63) H. Osthoff. Zur Frage dos Ursprungs der germanischen N-Declination.
(Nebst einer Theorie über die ursprüngliche Unterscheidung starker und
schwacher Casus im Indogermanischen): Beitr. z. Gesch. d. deutsch. Spr. u. Lit.,
hrsg. von Hermann Paul und Wilhelm Braune. III, p. 1 — 90; vgl. p.
197—198. 556.
64) Zur Geschichte der stammabstufenden Declinationen. Erste Abhand-
lung: Die Nomina auf -AR- und -TAR-. Von Karl Brugman: Studien z.
griech. u. lat. Gramm. IX, p. 361 — 406.
65) H. Paul. Die Vocale der Flexions- und Ableitungssilben in den
ältesten germanischen Dialecten : Beitr. z. Gesch. d. deutsch. Spr. u. Lit., hrsg.
von Hermann Paul und Wilhelm Braune. IV, p. 315 — 475.
66) A. Pick, tolfiv innoif-iv = tayos aevayos: Beitr. z. Kunde dir
indogerm. Spr. I, p. 67 — 68.
67) Adalbert Bezzenberger. Die Genitivendung -neun: Beitr. z. Kunde
der indogerm. Spr. II, p. 130 — 135.
68) Das Indogermanische Thema des Zahlworts 'Zwei' ist DU. Von Th.
Benfey. Aus dem einundzwanzigsten Bande der Abhandlungen der Königlichen
Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Göttingen (Dieterich) lsTii.
46 pp. 4. 2 M.
69) Dr. H. Mcrguet. Ueber den Einfluss der Analogie und Difterenzirung
auf die Gestaltung der Sprachformen. Königsberg (Nürmberger's Sort.) 1876.
16 pp. 4. 0,75 M. [Programm des Königlichen Wilhelms - Gymnasiums.] —
Vgl. Ac. 10. Februar 1877, p. 121.
70) On the current explanation of the middle endings in the Indo-Euro-
pean verb, by Prof. W. D. Whitney. American (Mental Society. Proceedings
1870 and 1877, p. XIII— XV.
30 Kahn, eiligem. Sprachwissenschaft und vergleichende Grammatik
einer scharfsinnigen Kritik. Bergaigne n) will in seiner Arbeit
über den Conjunctiv und Optativ nach eingehender Kritik seiner
Vorgänger einen nominalen Ursprung dieser Modi erweisen. Mit
den von ihm angenommenen, wohl einigermassen hypothetischen
Verbalstämmen auf ai hat Bezzenberger'1'1) einige vedische Formen
kühn combinirt. FcMst's731) Versuch, gewisse lautliche Unregel-
mässigkeiten bei der Augmentbildung zu erklären, muss leider als
verfehlt bezeichnet werden. Grassmanns li) Aufsatz über den
Ursprung der indogermanischen Präpositionen, die letzte Arbeit
des verdienten Gelehrten, wird nur Wenige zu überzeugen ver-
mögen.
Holzweissig's 75) Arbeit über die localistische Casustheorie
hätte als eine zusammenfassende Darstellung für ferner Stehende
verdienstlich sein können, wenn sich der Verfasser von der Ein-
mischung gewagter Hypothesen fern gehalten hätte. Sehr mit
Recht hat Breal 76) darauf hingewiesen, dass wie in den finnischen,
so auch in den indogermanischen Sprachen einst eine grössere
Anzahl von Casus vorhanden gewesen sein könne. Die einen groben
syntaktischen Fehler involvirende, aber durchaus begreifliche Ver-
wendung erstarrter Nominative in Composition u. s. w. suchte
Brugman11) auf das richtige Mass zurückzuführen. Eine vortreff-
liche Arbeit ist endlich Bergaigne 's 78) essai über die historische
Entwickelung der Wortstellung in den älteren indogermanischen
Sprachen.
Schliesslich gedenken wir noch der fremden Elemente im
indogermanischen Wortschatz. Ueber semitische Lehnworte im
71) De conjunetivi et optativi in indoeuropseis Unguis informatiune et vi
antiquissima facultati litterarum Parisiensi thesim proponebat Abel Bergaigne.
Lutetisp. Parisiorum (Vieweg) 1877. 135 pp. 8. 4 fr.
72) Adalbert Bezzenberger. Ved. acarait, dsaparyait, lit. buwai: Bei-
träge z. Kunde d. indogerm. Spr. II, p. 158 — 160.
73) Zur indogermanischen Augmentbildung. Inaugural- Dissertation
von Adolf Faust. Strassburg (Trübner) 1877. 42 pp. 8. 1 M.
74) II. Grassmann. Ursprung der Präpositionen im Indogermanischen:
Ztschr. f. vgl. Sprachf. XXIII, p. 559—579.
75) Dr. Fr. Holzweissig. Wahrheit und Irrthum der localistischon Casus-
theorie. Ein Beitrag zur rationellen Behandlung der griechischen und lateini-
schen Casussyntax auf Grund der sicheren Ergebnisse der vergleichenden Sprach-
forschung. Leipzig (Teubner) 1877. III, 88 pp. 8. 1,80 M. — rec. von
J. Jelly in JLZ. 1877, Art. 735; von Brugman in LC. 1878, Sp. 89 (vgl.
ebd. Sp. 235).
70) Michel Breal. Sur le nombro de cas de la declinaison indo-europe-
enne: Memnires do la Soc. de Linguist. HI, p. 322 — 324.
77) Erstarrte Nominative. Von Karl Brugman: Studien z. griech. u
lat. Gramm. IX, p. 257—271.
78) Abel Bergaigne. Essai sur la construetion grarnmaticale considerde
dans snn döveloppement historique: Bfemoires de la Soc. de Linguist. III, p.
1—51. 124—154. 1G9 — 18Ü.
der indogermanischen Sprachen. 31
älteren Griechisch handelte A. Müller1*) mit nüchterner Besonnen-
heit. Die orientalischen Elemente des Französischen hat Devic 8Ü)
fleissig zusammengestellt. Auch Pott's und Gildemeister' s 81) Aus-
führungen üher Chemie und Alchymie , sowie Himli/s 82) Notiz
über einige neugriechische Ausdrücke müssen in diesem Zusammen-
hange erwähnt werden.
Zur vergleichenden Grammatik der semitischen Sprachen sind
nur ein kleiner Beitrag Gruidi's*9) und zwei Recensionen Philippis?*)
zu verzeichnen.
79) August Müller. Semitische Lehnworte im älteren Griechisch: Beitr.
z. Kunde d. indogerm. Spr. I, p. 273 — 301.
80) Dictionnaire etymologique des mots francais d'origine Orientale (arabe,
persan, turc, hebreu, malais), par L. Marcel Devic. Paris (Hachette) 1876.
XVI, 279 pp. 8. 10 fr. — rec. von Luden Gautier in RC. 1877, Art 238;
vgl. auch E. Renan in JA. VII, 10, p. 57.
81) Chemie oder Chymie? Von A.F.Pott: ZDMG. XXX, p. C— 20. —
Alchymie. Von J. Gildemeister: ebd. p. 534 — 538.
82) Ueber einige neugriechische Ausdrücke. Von K. Himljf: ZDMG.
XXXI, p. 153—155.
83) Ignazio Guidi Filologia e glottologia semitica. I. "O^ll 35n P2T y-|N.
II. Delle radiei na, ta (an, at), in forme verbali delle lingue semitiche. III. Süll'
origine delle masore semitiche: BISO. I, p. 422 — 434.
84) ZDMG. XXX, p. 366—389.
32
Zur vergleichenden Literaturgeschichte.
Von
E. Kuhn.
Die historisch-vergleichende Behandlung der kleineren Literatur-
stoffe, der modernen Mythologie, des Aberglaubens u. s. w., welche
ja so vielfach auf orientalische Gebiete hinüberschweift, ist durch
eine Menge einzelner Beiträge gefördert worden, deren einige im
Folgenden verzeichnet werden sollen.
Mancherlei hierher Gehöriges enthält vor Allem die leider
wieder eingegangene Zeitschrift Melusine J), welche ein gediegenes
Centralorgan dieser Forschungen zu werden versprach. Ueber eine
in Ungarn erscheinende Zeitschrift für vergleichende Literatur-
wissenschaft 2) lagen uns ausser einem bei der Zigeunerliteratur
zu erwähnenden Separatabdruck nur beiläufige Mittheilungen vor.
Die neue Auflage von Garcin de Tassy's3) Allegories gab Li'eb-
recht zu längerer vergleichender Besprechung Anlass. Stoffe, die
schon dem classischen Alterthum bekannt waren, behandelten
Grisebach x) in der dritten Auflage der „treulosen Witwe", mit
einem gewissen äusserlichen Geschick, aber ohne wissenschaftliche
Gründlichkeit, und Bacher5), der in einer kurzen Notiz auf eine
1) Melusine. Revue de mythologie, litterature popuküre, traditions et usages,
dirig^e par H. Gaidoz et K. Rolland. Premiere annee. Paris (Viaut) 1877.
4. 15 fr., ausserhalb Frankreichs 10 fr. Ahonnementspreis. — rec. von Ii. Köhler
in JLZ. 1877, Art, 236.
•_' i Összehasonlitö Irodalomtortenelmi Lapok. Zeitschrift für vergleichende
Litteratur. Brsg. von Dr. Samuel Braasai und Dr. Hugo v. Meltzl. Kolosvar
[Klausenburg] 1*77. — Vgl. TR. XI, p. 49. Ausland ->. Juli 1877, p. 540.
'.',) Garcin de Tasxy. Allegories, recits poetiques et chants populaires,
traduits de l'arabe, du persan, de L'hindoustani et du tun-. Seconde Edition.
Paris (Leroux) ls7t>. 640 pp. 8. 12 fr. — Vgl. Zur orientalischen Litteratur.
Von Felix Liehrecht,: Archiv f. Litteraturgesch. VI, p. 583 — G08.
Ii Eduard Grisebach. Die treulose Witwe, eine chiuesischo Novelle und
ihn- Wanderung durch die Weltliteratur. Dritte Auflage. Stuttgart (Kröner)
L877. L28 pp, 8. 3 M. — rec. von Erwin liohde in JLZ. 1877, Art. 408;
in RC 1877, Art. 101.
5) Der Males gloriosus des Plautus in lool Nacht.. Von Dr. Wilh. Bacher:
ZDMG XXX, p. 141 i 13.
Kuhn, zur vergleichenden Literaturgeschichte. 33
orientalische Parallele zum Miles gloriosus aufmerksam machte.
Eine englische Uebersetzung der Occidentalisches und Orientali-
sches in bunter Mischung enthaltenden Gesta Romanorani 6) darf
wegen einer Sanskrit-Parallelen beibringenden Eecension Tawney's
nicht übergangen werden. Der syrische Text von Kalilag und
Damnag 7) wird bei der aramäischen Literatur des Genaueren
zu erwähnen sein. Ein altrussischer Text des ^TSfpavirrjg xcü
']%vrjÄaTrjg b) ist nebst einer literarhistorischen Einleitung Buhja-
kav's und anderen Beigaben durch eine russische Gesellschaft ver-
öffentlicht worden. Zur Literatur der Vetälapancavirncati und der
malaiischen Bearbeitungen von Pancatantra und Cukasaptati gehört
Tezcis 9) Brief an R. Köhler. Die im Kärandavyüha erzählte
Höllenfahrt des Avalokitecvara Bodhisattva hat Cowett10) mit
einem ähnlichen Berichte des Evangelium Nicodemi von Christi
Höllenfahrt passend zusammengestellt. Veselovsky, der auch dem
Barlaam und Joasaph l *) seine Aufmerksamkeit zuwandte , hat ein
interessantes, orientalische, namentlich iranische Elemente^ enthalten-
des Denkmal byzantinisch-slavischer Literatur12) in Uebersetzung
mitgetheilt und seine einzelnen Bestandtheile kritisch erörtert.
An denselben europäischen Literaturkreis schliesst sich eine von
Blau früher (ZDMG. XXVIII, p. 569—570) im Original mitgetheilte
türkische Parabel, deren gleichfalls von Blau herrührende Ueber-
setzung jetzt R. Köhler 13) bekannt gemacht hat. Eine altfranzö-
sische Parallele zu einer ZDMG. XVI, p. 527 mitgetheilten persi-
schen Sage hat Liebrecht 14) besprochen und auf eine schon von
6) Gesta Romanorum , or entertaining moral stories , translated from the
Latin, witli preliminary observations and copious liotes, by the Rev. Charles
Swan, and revised and corrected by Wynard Hooper. London (George Bell
and Sons) 1877. — rec. von C. H. Tawney in IAnt. VU (1878), p. 31—32.
7) Vgl. Heft II, p. 99, No. 26.
8) Stefauit i Ichnilat. Sanktpeterburg 1877. G7, 117 pp. 8. (No. 16
der Publicationen des Obscestvo ljubitelej drevnej pisimennosti [der Gesell-
schaft der Freunde des alten Schriftthums].)
9) Emilio Teza. Lettera al Dr. R. Köhler: BISO. I, p. 322—331.
10) E. B. Coioell. The Northern Buddhist legend of Avalokites'wara's
descent into the hell Avichi: Journal of Philology VI, p. 222—231.
11) A. N. Veselovskij. Vizantijskija povestiyi Barlaam i Joasaf [Byzan-
tinische Erzählungen und Barlaam und Joasaph]: Zumal Ministerstva Narodnago
Prosv^scenija [Journal des Ministeriums für Volksaufklärung]. Cast CXCII.
St. Peterburg 1877, p. 122—159.
12) A. Wesselofslcy. Die Sage vom babylonischen Reich. Ein Bruchstück
des byzantinischen Epos in russischer Uebersetzung: Archiv f. slav. Phil. II,
p. 129 — 143. 308—333.
13) Ii. Köhler. Eine türkische Version der Condemnatio uvae: Archiv
f. slav. Phil. II, p. 192—194. — Vgl. Remhold Köhler. Zu O. Blau's Grie-
chisch-türkischen Sprach-Proben aus Mariupoler Handschriften (ZDMG. XXVIII,
562 ff.): ZDMG. XXXI, p. 550 (s. a. p. 796).
14) F. Liebrecht. Zu Marie de France: Zeitschr. f. romaii. Phil. I,
p. 90—91.
Jahresbericht 1S76— 1877. Heft I. 3
34 Kuhn, zur vergleichenden Literaturgeschichte.
Jakob Grimm (vgl. A. Kuhn in Zeitschr. f. vgl. Sprachf. XVII,
p. 77) beachtete persische Version des „Traums vom Schatz auf
der Brücke" Goicell 15) von Neuem aufmerksam gemacht.
Zur vergleichenden Behandlung der Märchenstoffe nennen wir
zunächst eine Notiz Veselovskij's16), in der eine russische Parallele
zu einem Märchen des Tuti Nameh, der Tausendundeinenacht, des
Kathäsaritsägara und des Jätakabuches besprochen ist, die von
slavischen Märchen ausgehenden Erörterungen von Karlowicz 17J
und R. Köliler 18) und des letzteren Anzeige der zweiten Auflage
von Haltrich's siebenbürgischen Märchen 19) nebst einer beiläufigen
Notiz zu dem Märchen von der Thiersprache2"). Die centralasiatische
Version eines weit verbreiteten Märchens veröffentlichte in Original
und Ueb er Setzung Shato2*) in seiner später nochmals zu erwähnen-
den Arbeit über die Ghalchah-Dialekte. Ueber die sehr berechtigten
Zweifel eines Herrn Emmanuel Losquin an sogenannten „arischen"
Märchen hat das Ausland 22) Einiges mitgetheilt.
Den Zusammenhang zwischen Eulenspiegel, Aesop, Loqman
und Ravendi fasst Landsberger 23) ins Auge und den nur noch
lose mit dem Orient verknüpften ewigen Juden bespricht Schoebel 24)
in längerer, sachlich wenig befriedigender Auseinandersetzung.
Auf dem Gebiete der geographischen Mythen fährt Zarncke 25)
fort, die Quellen über den Priester Johannes kritisch zu sichten.
Zwei Sagen fferodot's (III, 102 — 105. IV, 7) über den fernen
15) E. B. Cowell. The legend of the Chapman of Swaffham Chureh:
Journal of Philology VI, p. 189—195.
16) A. N. Veselovslcij . Istorikoliteraturnyja zametki [Literaturhistorische
Notizen]: Filologieeskija zapiski [Philologische Memoiren]. Voronez 187G,
Heft 6, p. 1 — 12. — Vgl. Archiv f. slav. Phil. II, p. 406—407.
17) Jean Karlowicz. La belle Melusine et la reine Van da: Archiv f.
slav. Phil. II, p. 594—609.
18) V. Jagic und R. Köhler. Aus dem südslavischen Märchenschatz:
Archiv f. slav. Phil. II, p. 614—041.
19) JLZ. 1877, Art. 560.
20) Zeitschr. f. deutsch. Alterth. XXI, p. 144.
21) JASB. Vol. XLVI, Part I, No. II. — 1877. Vgl. unten p. 81, No. 53.
22) M.L. Märchentheorien: Das Ausland 5. Februar 1877, p. 113—115.
23) Volksiiguren von Dr. Julius Landsberger: Beilage zur AAZ. 30. Sept.
1877, p. 4106—4108.
24) Charles Schoebel. La legende du Juif-Errant: liev. de Linguist. IX,
p. 307 — 344. X, p. 3 — 33. — Auch im Separatabdruck. Paris (Maisonneuve)
1877. 83 pp. 8. — Danach: Der ewige Jude: Das Ausland 20. August 1877,
p. 679—08(1.
25-) Der Priester Johannes, zweite Abhandlung, enthaltend Capitel IV, V
und VI, von Friedrich Zarncke. Des VIII Bandes der Abhandlungen der
philologisch-historischen ('lasse der Königl. Sächsischen Gesollschaft der Wissen-
schaften Nr. 1. Leipzig (Hirzel) 1876. 186 pp. 8. 8 M. - - rec. von
Stein meyer in An/, f, deutsch. Alterth, III, p. 165.
Kuhn, zur vergleichenden Literaturgeschichte. 35
Osten bespricht nach Schiern' s Vorgange Rasmussen 26). Der er-
neute Abdruck einschlägiger Abhandlungen Peschel's in dem p. 6,
No. 36 erwähnten Buche veranlasste einen zusammenfassenden
Aufsatz der Grenzboten 27). Auch Sai/ce's 28) Mittheilungen über
Cyclopen und Pygmäen nach chinesischen und anderen Berichten
mögen hier angeschlossen sein.
Für die orientalischen Beziehungen mittelalterlicher und mo-
derner Mythologie und Aberglaubens verweisen wir neben dem
äthiopischen Physiologus 2<J) auf die von Staunens werther Gelehrsam-
keit zeugenden Beiträge Grünbavm's3*1), zwei kleinere Miscellen
Liebrecht' s31) und eine Notiz Schere)- 's3'2) über die talmudische
Quelle eines mittelalterlichen Mythus.
Eine bereits früher (JRAS. N. S. VII, p. 339 — 352)
veröffentlichte Abhandlung Long's 33) über orientalische Sprich-
wörter wurde in den Verhandlungen des Londoner Orientalisten-
congresses nochmals erneuert. Orientalisches bei Lessing besprach
Boxberyer 34).
Mit der Geschichte der magischen Quadrate beschäftigte sich
Günther 35) ; zur Schachkunde lieferte Himly 36) einen kleinen
Beitrag.
20) A. Razmusen. O dvuchvpredanijach a Gerodota. [A. Rasmussen.
Ueber zwei Sagen bei Herodot]: Zumal Ministerstva Narodnago Prosvescenija
[Journal des Ministeriums für Volksaufklärung]. Gast CLXXXVI. St. Peter-
burg 1876, p. 45 — 64.
27) Geographische Sagen und Mythen. I. II: Grenzboten, Jahrgang 1877.
Drittes Vierteljahr, p. 221—233. 271—279.
28) Lettera da Oxford: BISO. I, p. 317—318.
29) Vgl. Heft II, p. 171, No 4.
30) Vgl. Heft II, p. 79, No 68.
31) Miscellen. Von Felix Liebrecht: ZDMG. XXX, p. 539—542.
32) W. Scherer. Die vier Töchter Gottes: Zeitschr. f. deutsch. Alterth.
XXI, p. 414—416.
33) Oriental proverbs and their uses, in sociology, philology, and education.
By the Rev. J. Long: Transactions of the second session of the international
congress of orientalists , p. 380 — 395.
34) Zu Lessings Dichtungen. Von Robert Boxberger: Archiv f. Litteratur-
gesch. VII, p. 24—32.
35) Historische Studien über die magischen Quadrate: Cap. IV in Sieg-
mund Günther. Vermischte Untersuchungen zur Geschichte der mathematischen
Wissenschaften. Mit in den Text gedruckten Holzschnitten und 4 lithographi-
schen Tafeln. Leipzig (Teubner) 1876. VHI, 352 pp. 8. 9 M. — rec. von
M. Curtze in JLZ. 1877, Art. 330.
36) Aus einem Briefe des Herrn Kais. Dolmetscher K. Himly an den
Herausgeber: ZDMG. XXXI, p 155—156.
36
Varia zur orientalischen Philologie.
Von
£. Kahn.
Indem wir uns eine allgemeine Uebersicht über den Stand
der verschiedenen orientalistischen Zeitschriften für den nächsten
Jahresbericht vorbehalten, verzeichnen wir an dieser Stelle zunächst
die Berichte über die Orientalistencongresse von Paris *), London 2),
St. Petersburg3) und Marseille4). Gtldemeister's 5) nun vollendeten
Katalog der Bonner orientalischen Handschriften, das dankens-
werthe Verzeichniss derer der Hallischen Waisenhausbibliothek 6)
und das neueste Heft des Leidener Kataloges '') mit den Indices
zu den arabischen, persischen, türkischen und hebräischen Hand-
1) Congres international des orientalistes. Compte rendu de la premiere
Session, ä Paris 1873. Tome II, avec planches et figures interealees dans le
texte. Paris (Maisonneuve) 1876. 532 pp. et 5 pl. 8. 25 fr.
2) Transactions of the second session of the international congress of orien-
talists held in London, September 1874. Edited by R. K. Douglas. London
(Trübner) 1877. 464 pp. 8. 21 s.
3) Bulletin du congres international des orientalistes. Session de 1876 ä
St.-Petersbourg. St.-Petersbourg (impr. Trenke et Fasnot) 1876. X. 147 pp.
8. — Vgl. auch Russische Revue 1876, Bd. 9, p. 323—341. 400—420. Nuova
Antologia See. Ser. Vol. III, Nov. 1876, p. 559—583. BISO. I, p. 154—158.
4; Congres des orientalistes de Marseille. 4 — 10 Octobre 1876. 2<= session
des congres provinciaux des orientalistes. Compte rendu des travaux du congres.
Marseille (impr. Olive) 1877. 464 pp. et 4 pl. 8. [Nicht im Handel.]
5) Catalogus librorum manu scriptorum orientalium in bibliotheca academica
Bonnensi servatorum adornavit Joannes Gilderaeister. Bonnae (Litteris C.
Georgi) 1864—1876. VI, 154 pp. 4. — rec. in LC. 1877, Sp. 33; von
Zotenberg in JA. VII, 8, p. .'57 7.
6) Verzeichniss der orientalischen Handschriften der Bibliothek des Hallischen
Waisenhauses von Fr. Aug. Arnold und Aug. Müller. Besonders abgedruckt
aus dem Programm der Lateinischen Hauptschule. Halle (Buchdruckerei des
Waisenhauses) 1876. L6 pp. 4. — rec. in LC. 1877, Sp. 33.
7) Catalogus codicum orientalium bibliothecae academieae Lugduno-Batavae
auetore Dr. M. Th. Houtsma. Volumen sextum. Pars prior. Lugduni Bata-
voriuu (Brill) 1877. 234 pp. 8. 2,90 B. — rec. in LC. 1877. Sp. 926.
Kahn, Varia zur orientalischen Philologie. 37
Schriften. Die einzelnen in de Lagarde's 8) Symmicta vereinigten
Aufsätze werden gehörigen Orts zu besprechen sein, ebenso die
verschiedenen Hefte der International Nuinismata Orientalia 9), deren
weitere Fortführung leider wenig gesichert erscheint, und einzelne
Stellen des für ältere orientalische Numismatik nicht unwichtigen
Werkes von Friedländer und von Sollet 10) über das Berliner
Münzkabinet. Auch die von der Palaeographical Society11) publi-
cirten Facsimiles der verschiedenartigsten orientalischen Hand-
schriften müssen hier ihre Stelle finden.
Von bibliographischen Werken ist vor allem die reichhaltige,
aber im Einzelnen der Nachprüfimg bedürfende Bibliotheca orien-
talis von Friederici 12) zu nennen, deren erster und zweiter
Jahrgang dem gegenwärtigen Berichte theilweise zu Gute ge-
kommen sind. Ueber die lebendige literarische Production in
Indien unterrichten uns die officiellen Büchercataloge 13), welche
8) Symmicta von Paul de Lagarde. Göttingen (Dieterich) 1877. IV,
232 pp. 8. 5 M. — Selbstanzeige dos Verf. in GGA. 1877, p. 449; ausserdem
rec, von Nestle in TliLZ. 1878, No. 14; in Ac. 28. Sept. 1878, p. 321.
9) The International Nuinismata Orientalia. Edited by Edward Thomas.
Vol. I. London (Trübner) 1874 — 1877. £ 3 13 s. 6 d. — rec. von John
Evans in Numismatic Chronicle N. S. XVII, p. 366. — Vgl. über Anfang und
eventuelle Fortsetzung des Unternehmens TR. IX, p. 132. XI, p. 19.
10) Das Königliche Münzkabinet. Geschichte und Uebersicht der Samm-
lung nebst erklärender Beschreibung der auf Schautischen ausgelegten Auswahl
von Dr. Julius Friedländer und Dr. Alfred von Sollet. Zweite vermehrte
Auflage. Mit elf Kupfertafeln. Berlin (Weidmann) 1877. 336 pp. 8. 8 M.
— rec. von C. Bursion in JLZ. 1878, Art. 257 ; von John Evans in Numis-
matic Chronicle N. S. Vol. XVII, p. 367.
11) The Palfeographical Society. Facsimiles of ancient Manuscripts etc.
Oriental Series. Edited by William Wright. Part I. Photographed and priuted
in facsimile by Spencer, Sawyer, Bird and Co. London (Gilbert and Kivington)
1875. Part II. Photographed and printed in facsimile by the Autotype Company,
ebd. 1877. Zusammen 30 Blätter Facsimile mit erklärendem Text. fol. Sub-
scriptionspreis pro Heft 15 s. — Vgl. J. Euting in ZDMG. XXX, p. 197 — 200.
XXXI, p. 791—795.
12) Bibliotheca orientalis oder eine vollständige Liste der im Jahre 1876
in Deutschland , Frankreich , England und den Colonien erschieneneu Bücher,
Broschüren, Zeitschriften etc. über die Sprachen, Religionen, Antiquitäten, Litera-
turen, Geschichte und Geographie des Ostens. Zusammengestellt von Karl
Friederici. Leipzig (Otto Schulze), London (Trübner) [1877]. 86 pp. 8.
2 M. — Dasselbe. Zweiter Jahrgang, ebd. [1878]. IV, 92 pp. 8. 2,50 M.
13) a) Assam Library. Catalogue of Books and Pamphlets for the Quarter
ending 31st December, 1876 — 31st March, 1877 — 30th June, 1877 — 30th
September, 1877 — 31st December 1877. 5 Bl. fol.
b) Appendix to the Calcutta Gazette. Bengal Library Catalogue of Books
for the Quarter ending 31 December 1876 ... — 31 December 1877. 43. 53.
53. 59. 47 pp. fol.
c) Catalogue of Books printed in the Bombay Presideucy during the Quarter
ending 31st December 1876 ... — 31st December 1877. 37. 27. 29. 35.
31 pp fol.
d) Catalogue of Books and Pamphlets published in British Burma during
the fourth Quarter of 1876 ... — the fourth Quarter of 1877. 5 Bl. fol.
38 Kuhn, Varia zur orientalischen Philologie.
auf gütige Verwendung des Herrn Prof. Rost der Gesellschafts -
bibliothek überwiesen worden sind, aber leider diesmal vom Be-
richterstatter wegen Zeitmangels nur sehr eklektisch ausgenützt
werden konnten. Einige dieser Cataloge enthalten dankenswerthe,
zum Theil recht ausführliche Bemerkungen über die verzeichneten
Bücher.
e) Extract from the Catalogue of Books received [in the Central Provinces]
during the Quarter ending 30th September 1877. 1 Bl. fol.
f) A Catalogue of Books printed in the Madras Presidency during the 4th
Quarter of 1876 ... — the 2nd Quarter of 1877. [Fort St. George Gazette
Supplement.] pp. 61—73. 1—32. fol.
g) A Catalogue of Books printed in the Mysore Province during the 4th
Quarter of 1876 ... — the 4th Quarter of 1877. 5'/2 Doppelbl. fol.
h) 1. Statement of Particidars regarding Books, Maps, etc., published in the
North-Western Provinces, during the 4th Quarter. of 1876 .. . —
the 3rd Quarter of 1877. 11. 7. 19. 45 pp. fol.
2. Catalogue of Books published in Oudh, during the Quarter ending
.".Ist December 1876 — 31st March 1877. [Supplement to „N.-W.
P. and Oudh Government Gazette".] 11. 11 pp. fol.
3. Statement of Partieulars regarding Books, Maps, etc., published in
the North-Western Provinces and Oudh , during the 4th Quarter of
1877. 24 pp. fol.
i) Catalogue of Books registered in the Punjab during the Quarter ending
31st December 1876 ... — 31st December 1877. 32. 30. 34. 26. 22 pp. fol.
39
Malaiisch - polynesische und melanesische
Sprachen und Literaturen.
Von
G. von der Gabelentz und H. Kern.
Mit, Freuden richten wir unseren Blick nach der Inselwelt des
indischen und stillen Oceans. Hier, auf dem Sprachgebiete der
malaiischen und papuanischen Basse, herrscht fortgesetzt ein
frisches, vielverheissendes Treiben. Und reizvoll genug ist die
Arbeit. Es sind der Sprachen so viele, die meisten leicht zu er-
lernen, dabei von entzückendem Wohllaute, immer von durchsich-
tigem, zum Theil von hoch entwickeltem Formenbaue. Eine voll-
ständige Aufzählung alles des hier Geleisteten liegt jenseits unseres
Planes. Die von Europäern für den Unterricht der Eingeborenen
geschriebenen Schul- und Volksbücher unterschätzen wir als Hülfs-
mittel zur Spracherlernung keineswegs. Allein, um nicht allzusehr
in's Weite zu gehen, beschränken wir uns in der Hauptsache auf
die Betrachtung der Werke über die einheimischen Sprachen und
Literaturen.
Ein neues javanisches Wörterbuch von Jansz ') ist weniger
reichhaltig als Roordas bekanntes Handwörterbuch, enthält jedoch
auch manche Wörter, welche in letzterem fehlen. Neue Textaus-
gaben sind, ausser einigen Lesestücken im Javanischen Almanach 2)
nicht erschienen, oder doch den Ref. nicht bekannt. Des verdienten,
leider am 6. Februar 18 7G verstorbenen Cohen Stuart Brätä Yudä-
Ausgabe wurde neu aufgelegt3). Als zweiten Theil zu dem 1874
erschienenen Texte der Babad tanah Djawi veröffentlichte Meinsma
1) P. Jansz. Praktisch Javaanseh-Nederlandsch woordenboek met latijnsche
Charakters. Samarang (van Dorp & C.) 1876. XIV, 675 pp. 8. 10 fl.
2) Javaansch Almanak voor 1877, 24ste jaargang. Samarang (van Dorp
& C.) 1876. VIII, 120, 55, 17 pp. 16. 0,55 fl.
3) Brata-Joeda, Serat Brata-juda Djarwa sekar matja-pat, sampun karesika-
ken mawi tinanding-tanding serat panunggilan-ipun katah dening tuwan Cohen
Stuart ing nagari Surakarta. Kaetjap ing pangetjapan-ipim G. C. T. van
Dorp & C. Samarang 1877. 203 pp. 8. 4 fl.
40 von der Gabelentz und Kern, malaiisch-polynesische
einen Band, sprachliche und geschichtliche Anmerkungen enthal-
tend4). Kern hat einen Abschnitt des Ädiparvan des Mahäbhärata5)
in der Kawi - Uebersetzung nebst Uebertragung in's Holländische
und Einleitung herausgegeben, desgleichen eine neujavanische Be-
arbeitung des Jatugrhaparvan (M. Bh. I, Adhy. 141 ff.)6). Ein
anderer Aufsatz desselben 7) bezieht sich zugleich auf Alt- und
Neujavanisch.
Ein neues sundanesisches Wörterbuch, das dritte, wenn man
nächst Rüjg's Dictionary noch Grashuis Woordenlijst (1874) mit-
rechnet, verdanken wir der gemeinsamen Arbeit der Herren Blusse
und Raden Kartawinata 8). Die Sprache ist arm an Literatur,
und insofern hat die neue , von der Niederl. Bibelgenossenschaft
herausgegebene Bibelübersetzung 9) für die Wissenschaft verhält-
nissmässig hohen Werth.
Der wissenschaftlichen Erforschung des Malaiischen ist die
praktische Bedeutung dieser Sprache als gemeinen Verkehrsmittels
in Niederl. Indien weniger zu gute gekommen , als man erwarten
könnte. An einer umfänglichen, freilich wenig originellen Literatur
fehlt es hier nicht. Ein neuerdings gedrucktes Verzeichniss von
Handschriften, grösstentheils Ineditis 10), beweist dies zur Genüge.
Die neuen Auflagen von Roorda's * ') und Badmgs' 1 2) Wörter-
4) J. J. Meinsma. Babad tanah Djawi, in proza, Javaansche geschiedenis
looponde tot het j aar 1647 der jav. jaartelling, met aanteekeningen. Uitgeg.
door het K. Inst, voor Taal- &c. Kunde van N. I. 's Gravenhage (Nijhoff) 1877.
II, 109 pp. 8. 1,90 fl.
5) H. Kern. Over de oudjavaansche vertaling van 't Mahäbhärata. Uitg.
door de K. Akad. van Wetensch. Amsterdam (van der Post) 1877. 29 pp.
4. 0,70 fl.
6) H. Kern. Eene Indische sage in Javaansch gewaad. Verhandelingen
der K. Akademie van Wetenschapen. Afdeeling Letterkunde. IX. Amsterdam
1877. 32 pp. und 14 pp. javanischer Text. 4.
7) Ders. Mengelingen, Kawi en Javaansch: BTLVNI. 4. Volgr. I, p.
137—158.
8) P. Blasse en Raden Kartawinata. Hollandsch-Soendaasch woorden-
boek. Samarang (van Dorp & C.) 1877. IV, 204 pp. 8. 10 fl.
9) Perdjangdjian anjar, hartosna sadajana kitab noe kasebat Indjil Goesti
oerang Jcsoes Kristoes. Amsterdam (Ned. Bijbelgen.) 1877. 617 pp. 8. 1,25 fl.
(in latein. Lettern).
10) L. W. C van den Berg. Vorslag van eene verzamoling Maleische,
Arabische, Javaansche en andere handschriften, door de regeering van Nederl.
[ndie aan het Bataviaasch genootschap van kunsten en wetenschapen ter be-
waring afgestaan. Batavia (Bruining), 's Hage (Nijhofl-) 1877. XII, 62 pp.
1,50 fl.
11) W. A. P. Roorda van Eysinga. Maleisch - Nederduitsch woorden-
boek, ook ten dionsto van hon die goen Arabisch karakter gebruiken. 3C verbot,
en aanmorkelijk verm. uitg. Amsterdam (Bom) 1877. 156 pp. 8. 1,25 fl.
12) A. H. L. Badings. Nieuw Hollandsch-Maleisch, Maloisch-Hollandsch
woordenboek. 2'' veel verm. en verbot, druk. Schoonhoven (van Nooten &
Zoon) 1876. VIII, 380 pp. 8. 2 II.
und melanesische Sprachen und Literaturen. 41
büchern und das Erscheinen einer neuen, von Letzterem verfassten
Sprachlehre ] 3) lassen eben nur auf die Menge derer schliessen,
welche als Beamte oder Geschäftsleute die Sprache gebrauchen
müssen. Anders ist es mit einer neuen Grammatik dieser Spruche
von dem rühmlichst bekannten französischen Gelehrten P. Favre1*).
Nach einer Bemerkung im eben erwähnten Verzeichniss ist bei
Bruining in Batavia 1877 eine Sammlung malaiischer Pantun er-
schienen, über welche uns noch nähere Angaben mangeln, de < 'lercq
theilt einen kurzen malaiischen Text über den Fall des Reiches
von Madja-pahit sammt holländischer Uebersetzung mit15). Gongrjyp
hat die malaiische Bearbeitimg des Fabelbuches Kaiila und Dimna
herausgegeben10), sich aber damit eine ungünstige Beurtheilung
seitens J. Pijnappel's 17) zugezogen.
Erfreuliches ist zur Kunde der malaiischen Dialekte geleistet
worden, de Clereq hat demjenigen von Palembang einen Aufsatz,
dem der Molukken ein kleines Buch18'19) gewidmet, zwei kleine,
aber in jeder Hinsicht interessante Wörtersammlungen. HoogJcamer
einzelne Aufklärungen über die Mundart vom Menangkabau ge-
gegeben 20). — Auf Ambon (Amboina) sowie auf anderen Inseln
der Molukken ist schon seit längerer Zeit in Folge des holländi-
schen Einflusses das Malaiische zu dem Range einer herrschenden
Sprache erhoben worden, die aber einen Theil ihres Wortschatzes
nicht nur dem Holländischen, sondern auch den einheimischen
Sprachen entlehnt hat und den eigentlichen Malaien kaum mehr
verständlich ist. Durch dieses Kauderwelsch werden die eigent-
lichen Landessprachen mehr und mehr verdrängt. Wir müssen
dies beklagen; denn sie bieten in der That eine Reihe höchst
interessanter Eigenthümlichkeiten. Um so mehr Lob verdienen
Bestrebungen wie die van Hoevell's 21), welcher ein Niederländisch-
13) Ders. Spraakkunst der maleische taal. Eeue handleiding voor hen
die zieh in Indie willen vestigen, en die taal wenschen te leeren zonder be-
oefening van het Maleisch letterschrift. Ibid. 1877. VII, 112 pp. 8.
14) P. Favre. Grammaire de la langue malaise. Paris (Maisonneuve)
1877. 242 pp. 8. 15 fr.
15) TITLV. XXIV, p. 280—297.
16) J. R. P. F. Gongrijp. De geschiedenis van Kaiila en Damina, in
het Maleisch met Holl. letters uitgeg. op last van het Ind. Gouvernement,
en voorzien van aanmerk. Leiden (Kolff) 1876.
17) BTLVNI. 4. Volgr. I, p. 232—249.
18) F. S. A. de Clereq. Iets over het Palembangsch Maleisch: TITLV.
XXIII, p. 517—554.
19) Ders. Het Maleisch der Molukken. Lijst der meest voorkomende en
van het gewone Maleisch verschillende woorden &c. Batavia 1876. 96 pp. 4.
20) W. Hongkamer. Eenige toelichtingen tot de Menangkabausch-Maleische
zamenspraken opgesteld door Si Daoed Kadja Medan : BTLVNI. 4. Volgr. I,
p. 213—231.
21) G. W. W. C. van Hoevell. Iets over de vijf voornaamste dialekten
der Ambonsche landtaal (Bahasa tanah): BTLVNI. 4. Volgr. I, p. 1—^136.
42 von der Gabehntz und Kern, malaiisch-polynesische
Ambon'sches Wörterverzeichniss mit Angabe der in den Dialekten
von Asilulu, Hila, Haruku. Saparua und Nusa-laut vorkommenden
Abweichungen sammt grammatischer Einleitung mitgetheilt hat.
Auch für andere Sprachen malaiischen Stammes ist manches
Schätzbare geschehen. Van Eck hat eine Grammatik und ein
kurzes Wörterbuch der Sprache von Bali 22~23). Vreede eine madure-
sische Sprachlehre 24) , die spanischen Geistlichen Lozano 25) und
Naves 26) neue Lehrbücher zweier philippinischer Sprachen ge-
liefert. Von Marre de Marin erschien eine kurze , aber wissen-
schaftlich gehaltene Grammatik der interessanten Howa - Sprache
von Madagaskar 27).
Die Minahasa(Nord-Celebes) ist, wie auch ihr Name („Vereinigte")
anzudeuten scheint, ein wahres Nest von Völkern und Sprachen,
ein Eldorado, sollte man meinen, für den Linguisten. Die da
wohnenden nicht-muhammedanischen Völker malaiischen Stammes
(Alifuru's, Alfuren, Haraforo's) reden, soviel man aus einer Ueber-
setzung des Matthäus-Evangeliums und aus des trefflichen Riedel
Arbeiten entnehmen kann, Sprachen, welche sich den höchst ent-
wickelten, den philippinischen, zur Seite stellen dürften. Eine
Mittheilung über dieselben von Lina Schneider''8) verdient daher
hervorgehoben zu werden.
Ein vergleichendes Wörterbuch der polynesischen Dialekte von
WMtmee ist unseres Wissens noch im Erscheinen begriffen. Sonst
dürfte nur das Neuseeländische durch ein kleines Buch von
Williams 29) eine neue Bearbeitung erfahren haben. Die Polynesier
besitzen, wie bekannt, keine eigene Schrift. Eine Art Literatur
von Sagen und Liedern hat sich aber doch bei ihnen durch münd-
liche Weitergabe entwickelt, und was sie von ihren Wanderungen,
von der Geschlechtsfolge und der Geschichte ihrer Fürstenstänime
erzählen, verdient und findet auch bei uns Glauben. Wir freuen
uns, dass sich seit längerer Zeit die Aufmerksamkeit der Europäer
jenen Ueberlieferungen zugewendet hat und dass wir aus einem
22) R. van Eck. Beknopte handleiding bij de beoefening van de bali-
neesche taal. 2. ed. Utrecht 1876. 126 pp. 8. 6 sh.
23) lt. van Kch. Eerste proeve van een balineesch-hollandsch woorden-
boek. Utrecht 1876. 260 pp. 8. 14 sh.
24) A. C. Vreede. Handleiding tot de beoefening der Madoereescho taal.
2 stukken. Leiden 1874—76.
25) It. Lozano. Cursos de lengua Panayana. Manila 1876. kl. 4.
26) F. J. Naves. Gramätica hispano-ilocana. Manila 1876. kl. 4.
27) Marre de Marin. Grammaire Malgache, fondee sur les principes de
la grammaire javanaise, suivio d'exercices et dun rocueil de eent et un pro-
verbes. Paris (Maisonneuve & Cie.) 1876. 126 pp. 8.
28) Lina Schneider. Die alfurische Sprache in der Minahasa: Ausland
12. Nov. 187 7. p. 908— 012.
29) W. S. Williams. First Lessons in the Maori Language, with a short
vocabulary. I Ion 1876. 96 pp. 8. 5 sh.
und melanesisehe Sprachen und Literaturen. 43
zweijährigen Zeiträume nicht weniger als drei Werke solcher Ge-
schichtsforschung zu verzeichnen haben30"32).
In hohe Spannung muss uns, die Linguisten wie die Ethno-
logen, das räthselhafte Verhältniss versetzen, in welchem die
Sprachen der südöstlichen schwarzen Insulaner zu jenen der
Malaien und Polynesier stehen. Scheinbare Sprachverwandtschaft
bei augenscheinlicher Rasseverschiedenheit — so etwa lautet das
Problem, das nachgerade einem Dilemma ähnlich sieht. Vor Allem
gilt es, die sprachlichen Beziehungen viel näher festzustellen, als
dies bei dem seither vorhandenen Untersuchungsstoffe möglich war.
Jeder neue Zuwachs, den dieser Stoff erfährt, verdient mit Jubel
begrüsst zu werden. Der kühne russische Naturforscher N. von
Mih-hirho-Maclay veröffentlicht Vocabularien, welche er auf seinen
Reisen im Innern von Malakka . auf Johor und auf Neu-Guinea
gesammelt hat33-35). Leider muss ihm, wie so vielen anderen
Reisenden, zugerufen werden, dass blosse Wörter ohne zusammen-
hängende Sätze nimmermehr ein Bild einer Sprache geben können.
Eine zu Paris (anonym?) erschienene Schrift, die neucaledonischen
Sprachen betreffend 36), kennen wir nur dem Titel nach. Von den
Sprachen Neu-Guineas war bisher nur eine , die Mafoor'sche (Nu-
foor'sche), durch Adolf Bernhard Mever's Abhandlung (Wien 1874)
und durch eine Anzahl Textbücher bekannt. Der Missionar van
Hasselt hat nun ein Wörterbuch 37) und eine zweite , etwas aus-
führlichere aber noch immer sehr dürftige Grammatik 3S) derselben
herausgegeben. Seine erste grammatische Bearbeitung der Sprache39)
ist erst unlängst in neuem Abdrucke aber unter altem Datum in
30) W. W. GM. Myths and songs from the South Pacific With a pre-
face by F. Max Müller. London (King) 1876. 352 pp. 8. 5 sh.
31) Old New Zealand, a tale of the good old times and a history of the
war in the. North against the Chief Heke in the year 1845, told by an old
chief of the Ugapuhi tribe. By a Pakeha Maori. With introd. by the Earl of
Pembroke. London (Bentley) 1876. 314 pp. 8. 12 sh.
32) A. Fornander. Origin and migrations of the Polynesian raee, and
the ancient history of the Hawaian people to the times of Kamehameha I. Vol.
I. London (Trübner) 1877. XVI, 247 pp. u. Tafel. 8. 7 sh. 6 d.
33) N. v. Miklucho-^faclay. Sprachrudimente der Orang-utan von Johor:
TITLV XXITI, p. 303—308.
34) Ders. Einiges über die Dialecte der melanesischen Völkerschaften in
der malaiischen Halbinsel: ibid. p. 309 — 312.
35) Ders. Verzeichniss einiger Worte der Dialecte der Papuas der Küste
Papua-Kowiay in Neu-Guinea: ibid. p. 372 — 379.
36) Notes pour servir ä ia formation dun vocabulaire des idiomes parles
par les indigenes de la Nouvelle Caledoine. Paris (Leroux) 1877. 8. 2 fr.
37) J. L. van Haxselt. Hollandsch-Noefoorsch en Noefoorsch-Hollandsch
woordenboek. Utrecht (Keminek & Zoon) 1876. 8, 123 pp. 8. 7 sh. — ree.
von E. Teza in BISO. I, p. 62—67.
38) Ders. Beknopte spraakkunst der Noefoorsche taal. Ibid. 1876. 35
pp. 8. 3 sh. 6 d.
.Wi Ders. Allereerste beginselen der Papoesch-Noefoorsche taal. Ibid. 1868.
33 pp. 8.
44 von der Gabelentz und Kern, malaiisch -polyncsische Sj^rachen.
den Handel gekommen. Der erste Druck trug die Aufschrift:
Niet in den handel.
Die Galela-Sprache von Djilolo (Halmahera) ist noch unclassi-
ficirt und überhaupt weder grammatisch noch lexikalisch behandelt.
Einige in ihr erschienene grössere Texte, ein Gesangbuch und drei
Schulbücher4"-43) lassen vorläufig einen ansehnlichen Formenreich-
thum bei grossem Wohlklange erkennen. Weitere Hülfs- und Lehr-
mittel dürften nicht lange auf sich warten lassen. Uebrigens ist
dankend hervorzuheben, dass die Utrechter Missionsgesellschaft,
dem Vorgange anderer folgend, jetzt auch der wissenschaftlichen
Welt ihre Drucke zur Verfügung zu stellen scheint. Wir sind ja,
sobald wir uns auf entlegenere Gebiete wagen, auf die Arbeiten
der christlichen Sendlinge angewiesen und können nur wünschen,
dass diese ihrerseits aus unseren Forschungen Nutzen ziehen.
Die Kunde der australischen Sprachen wird namentlich von
den Engländern rüstigst gefördert. Manche hierher gehörigen Ar-
beiten, welche sich in Journalen vorfinden sollen, sind dem Refe-
renten nicht zugänglich gewesen. Dass aber fiidlei/'s, Kamilaroi,
Dippil and Tumibul nach neun Jahren eine zweite, etwa um das
Doppelte vermehrte Auflage erleben konnte44), würde allein schon
auf einen erfreulichen Aufschwung auch auf diesem Felde der
linguistischen Forschungen schliessen lassen.
Auf Cust's Uebersicht über die Sprachen des indischen Ar-
chipels kommen wir bei Hinterindien nochmals zurück.
10) H. van Dijken. Eenige psalmen en gezangen in de Galelareesche
taal, uitgeg. door de Utr. Zend. Utrecht (Keminck & Zoom 1875. VIII, 160
pp. 8.
41) Boekoe leffo madoepoeroe deo leffo-, iwisigoesie Wowolanda po Gogalela
C. de Graaf. Ibid. 1877.
42) Skola maboekoe, leffo madoepoeroe timisie deo pomasidotto masamoa;
gomina mamoi wisigoesie Wowolanda po Gogalela C. de Graaf. Ibid. 187 7.
43) Skola maboekoe, leffo madoepoeroe koeroe deo timisi deo pomasidotto
masamoa; gemina ma siuotto iwisigoesie etc. Ibid. 1877.
I 1 1 Wm. Ridley. Kamilaroi and other australian languages. 2<1 ed.
revised und enlarged by the author, with comparative tables of words from
twenty australian languages, and songs, traditions, laws and customs of the
australian race. New South Wales 1875. VI, 172 pp. 4. 10 sh. G d.
45
China und Japan.
Yiin
(x. von der Gabelentz.
Für die Kunde des Mittelreichs und seiner Bewohner liefern
die zahlreichen im Lande selbst ansässigen Europäer in ihren Zeit-
schriften x 4) so viel Material , dass eine erschöpfende Uebersicht,
wäre der Berichterstatter im Stande sie zu geben, sehr weit führen
würde , aber auch Arbeiten von so verschiedenem Umfange und
Werthe, dass mit einer Inhaltsangabe allein nicht viel gedient wäre.
Es ist naturgemäss und am Ende recht heilsam, dass selbst in so
wissenschaftlichen Blättern wie der China Review zwischen den
ernsten Forschern und Kennern auch die Liebhaber eine Stätte für
ihre Versuche finden. Die junge Wissenschaft empfängt dadurch
Anregungen und wirbt neue Jünger. Die eben genannte Zeitschrift
wird seit 1875 von unserm rühmlichst bekannten Landsmanne
E. J. Eitel herausgegeben und unter dessen Leitung je länger je
mehr ein wahres Centralorgan für Sinologie werden. Die Biblio-
theca sinologica von Andrea und Geiger ist durch ein höchst
fleissiges Sammelwerk der Herren von Möllendorß 5) ersetzt worden.
Dies Buch hat in der That eine Vollständigkeit erstrebt und wohl
auch erreicht, welche, angesichts der Schwieligkeiten, mit welchen
die Bearbeiter zu kämpfen hatten, doppelt anerkannt werden muss,
und lieferungsweise Nachträge von Jahr zu Jahr wären dringend
zu wünschen.
1) Journal of the North-China Brauch of the Royal Asiatic Society. New
Series. Shanghai 1865 ff. 8.
2) The China Review, or Notes and Queries on the Far East. Hongkong
(China Mail Office) 1872 ff. 8.
3) Chinese Recorder and Missionary Journal. Shanghai 1874 ff. 8.
4) The Celestial Empire, a Journal of native and Foreign affairs in the Far
East. Vol. VIII. 1877.
[Nur die unter 1 und 2 genannten Zeitschriften liegen dem Ref. vor. Von
den politischen und commerciellen Zeitungen, z. B. Overland China Mail u. s. w.,
darf liier abgesehen werden.]
5) P. G. and O. F. von Möllendorff. Manual of Chinese Bibliograph}-,
heing a List of Works and Essays relating to China. Shanghai (Kelly & Walsh),
London (Trübner), Görlitz (H Tzschaschel) 1876. VIII, 378 pp. 8. 30 s.
4g von der Gabelentz, China und Japan.
Wells Willf'ii/t.s' schönes Syllabic Dictionary of the Chinese
Language bot semer Zeit dem Ref. Anlass , Stand und Aufgabe
der chinesischen Lexicographie des Näheren zu besprechen G). Es
waren da viele gemachte Fortschritte zu verzeichnen, aber auch
viele noch zu machende anzudeuten ; vor Allem wurde auch eine
Geschichte der Wortbedeutungen vermisst. Ein ebenso gediegenes
wie anspruchsloses Werk von Dr. Eitel 7) verspricht gerade in dieser
Hinsicht von hohem Werthe zu werden. Des Basilius de Glemona
allbekanntes Wörterbuch hat. Dank den katholischen Sendungen in
China, eine kaum verdiente dritte Auflage erlebt b). Hamelvris9)
Wörterbuch behandelt lediglich die neuere Umgangssprache. — Es
ist wohl mit Recht ausgesprochen worden, dass die Errichtung
eines neuen Lehrstuhles an der Universität zu Oxford zu den be-
sonders bedeutungsvollen Ereignissen in der Geschichte der Wissen-
schaften gehöre. Die Eroberung ist hier um so grösser, je schwie-
riger sie zu sein pflegte. Am 27. 0 et ober 1876 hielt James Legye
seine Inauguralrede als Professor der chinesischen Sprache und
Literatur 10). Der berühmte Herausgeber und Erklärer der chine-
sischen Classiker ist somit ganz dem gelehrten Berufe gewonnen
und in der Lage, sein gewaltiges"philologisch-kritisches Unternehmen
mit doppelter Kraft zu fördern. Seines Londoner Collegen Douglas
zwei Vorlesungen über Sprache und Schrift steUerthum des Mittel-
reiches haben eine leider recht mangelhafte deutsche Bearbeitung
erfahren 1 1).
-Schon längst ahnte man, welcher Gewinn der geschichtlichen
Erkenntniss des Chinesischen aus einer genaueren Erforschung der
Schrift erwachsen müsse. Callery's noch immer werthvolles Systema
phoneticum scripturae sinicae erheischte weitere Vertiefung und
Ausbeutung. Ein höchst dankenswerther Schritt nach dieser Richtung
6) G. von der Gabelentz. Stand und Aufgaben der chinesischen Lexico-
graphie: ZDMG. XXX, p. 587—602.
7) />' J. Kitel. A Chinese Dictionary in the Cantonese Dialect, Pt. I.
A — K (excl.). Hongkong (Lane, Crawford &C), London (Trübner) 1877. XXXVI,
202 pp. 8. 12 s. G d. — Vgl. China Review V, p. 252— 2G0; Pott in GGA.
1878, p. 737— 7G8.
8) Dictionarium Linguae sinicae latinum, cum brevi interpretatione gallica,
es radicum ordine dispositum. Ho-kien-fou (Missio Catholica S. J.), Paris (Mai-
sonneuve) L877. XII. 784 pp. 8. 70 fr.
9) A. M. Hamelin. Dictionnaire alphabetique chinois-francais de la
langue mandarine parlee , compos«' d'apres les dictionnaires francais-chinois les
plusr£cents, d'apres le dictionnaire portugais-chinois de J. A. Goncalves. Bennes,
Paris (Leroux) 1*77. 1750 pp. 8. autogr. 55 fr.
Ho Junif.s Lrgr/e. Inaugural Lecture on the Constituting of a Chinese
Chair in the l niversity of Oxford. Oxford and London (Parker, Trübner) 1876.
27 pp 8. 6 d.
LI) Willi. Henkel Chinesische Sprache und Litteratur, nach den Vor-
lesungen v<>ti Robert Douglas .... frei bearbeitet. Jena (Dufft) 1877. III.
103 pp. 8 autogr. 5 M Vgl. LC. 1877, Sp. 118.S und über das Original
China Review IV. p. 301- 306
von der Gabelentz, China und Japan. 47
hin ist von Herrn Edlrins in Peking 12) geschehen. Wie anregend
sein Buch wirkt, beweisen bereits zwei den alten Lautbefund des
Chinesischen betreffende Aufsätze von Chalmers 13). Von der chi-
nesischen Grammatik des französischen Missionars Perny ist nun
der zweite, die Schriftsprache behandelnde Theil14) erschienen, ein
Buch ohne wissenschaftliche Ansprüche, aber brauchbar wegen seiner
reichlichen Auslesen aus iSt. Julien's und Premare's Werken.
Graf KleczkowsM ', Professor an der Spezialschule der lebenden
orientalischen Sprachen zu Paris, hat für seine Schüler den statt-
lichen ersten Band eines gross angelegten praktischen Lehrganges
veröffentlicht 15). Studien über chinesische Sprache von Watters 16)
und Bemerkungen zur chinesischen Grammatik mit besonderer Rück-
sicht auf die amtliche Schriftsprache von einem Ungenannten 17)
erschienen in der China Review. Ein Versuch von Rudy, Chine-
sisch nach Ollendorff's Methode zu lehren , erscheint im Ban-zai-
sau18). Ein kleines aber sehr gut empfohlenes Unterrichtsbuch für
die Mundart von Swatou 19), welche dem Fuh-kien- oder Hok-kuMi-
Dialekte zugehört, wird der Verfasserschaft des Herrn 11. A. Giles
zugeschrieben. Den so schwierigen chinesischen Briefstil hat Martin
zum Gegenstande einer Abhandlung 20) gemacht. Dem rastlosen
Fleisse des Herrn Edkins verdanken wir eine philologisch-histori-
sche Studie über Gegenstände des chinesischen Schifffahrtswesens21).
Dr. Eitel endlich entwirft eine Reihe mehr ergötzlicher als erbau-
licher Bilder aus der Geschichte des Dolmetscherwesens bei den
12) J. Edkins. Introduction to the Study of tho Chinese Characters.
London (Trübner) 1876. XXX. 211 und 102 pp. 8. 18 s. -- Vgl. Pott in
GGA. 1877, p. 321—382.
13) J. Chalmers. Chinese Etymology: China Eeview V, p. 296—310.
The Rhymes of the Shi-king: ebd. VI, p. 75—83.
14) Paid Perny. Grammaire de la langue chinoise orale et dcrite. T. II.
Langue ecrite. Paris (Maisonneuve , Leroux) 187G. XVI, 547 pp. 8. 2<> fr.
15) Le comte Kleczkowski. Cours graduel et complet de Chinois parle
et ecrit. Vol. I. Phrases de la langue parlee tirees de l'Arte China du P. Gon-
calves. Paris (Maisonneuve) 187G. LXXII, 102 und 11G pp. 8. 30 fr.
16) T. Watters. Essays ou the Chinese Language: China Review VI, p.
9 ff., 75 ff., 145 ff., 209 ff.
17) Notes on Chinese Grammar: China Review V, p. 282 ff. , 386 ff. VI,
p. 107 ff.
18) Charles Rudy. A New Method of learning to read, write and speak
a Language , by H.-G. Ollendorff, adapted to the Chinese Mandarin Language.
In three Volumes. Vol. I. Geneva (Georg) 1874. III, 248, 4 pp. 8. Vol. II
im Erscheinen begriffen.
19) Handbook of tho Swatow dialect, with a vocabulary. Shanghai IST 7
— Vgl. China Review V, p. 328.
20) W. A. P. Martin. On the style of Chinese epistolary composition :
JNChBAS. New Series XI, p. 113—122.
21) J. Edkins. On Chinese names for boats and boat gear with remarks
on the Chinese use of the mariner' s compass: JNChBAS. New Series XI.
p. 123—142
48 von der Gabelentz, China und Japan.
englischen Behörden von Hongkong 22). Unter den protestantischen
Glaubensboten im Mittelreiche tobt der alte Streit über die beste
chinesische Wiedergabe des Namens Gottes noch immer fort. Mit
einem Berichte über die massenhaft hierdurch zu Tage geförderte
Literatur dürfte indess die gelehrte Welt billig zu verschonen sein.
Im chinesischen Sendlingswesen hat der Wettbewerb der verschie-
denen Confessionen eine vielseitig belebende Wirkung geäussert,
welche freilich in vielen Fällen mehr der Wissenschaft als der
Sache des Christenthums zu Gute kommen dürfte. Wir werden
im Folgenden die Arbeiten der Missionare nur insoweit berück-
sichtigen, als sie der Orientkunde selbst dienen.
Zahlreiche rührige Hände wühlen in den fündigen Gängen
der unermesslichen chinesischen Literatur 23). Längst ist es nicht
mehr möglich, alle einschlägigen Arbeiten europäischer Gelehrten
und Liebhaber zu überschauen, geschweige denn zu beurtheilen,
und schon macht sich eine gewisse Arbeitsth eilung bemerklich.
Andere sind es, die die alten Classiker und Philosophen, Andere,
welche die Historiker und Reisebeschreiber , wieder Andere, die
die Romane, die Lyriker oder die juristischen, medicinischen , die
natur- und sprachkundlichen Werke zu bevorzugen scheinen. Die
Vielgestaltigkeit der chinesischen Sprache wird diese Tendenz der
Wissenschaft noch weiter fördern. In der That, wo Stilistik und
Grammatik so innig mit einander verquickt sind wie hier, da kommt
der Uebergang von einem Literaturzweige zum anderen der Er-
lernung einer neuen Sprache gar nahe. Referent beklagt, dass er
ausser seiner eigenen Bibliothek nur die für dieses Fach sehr un-
zureichende Sammlung unserer Gesellschaft zur Verfügung hat.
Wie die Dinge liegen, mag ihm Vieles, was der Nennung würdig
gewesen wäre, entgangen sein, und manche seiner bibliographischen
Angaben konnten, aus zweiter Hand bezogen, nur unvollständig
ausfallen.
Von Legge' s grosser Classiker -Ausgabe ist seit dem Jahre
1872 kein neuer Band wieder erschienen. Das für weitere Kreise
bestimmte Werk 24) ist durch einen dritten, freie metrische Ueber-
setzungen der Schi - King - Lieder enthaltenden Theil vermehrt
worden 25). Seit Jahr und Tag hat Herr Geh. Rath Victor von
22) E. J. Eitel. Chinese studies and ofticial interpretation in the colony
of Hongkong: China Review VI, p. 1 — 13.
23) Als ein reichhaltiges, leider nicht systematisch geordnetes Nachschlage-
buch sei erwähnt: Roh. Kennaway Douglas. Catalogue of Chinese printed
books, manuscripts and drawings in the library of the British Museum. London
(Quaritch) 1877. 344 pp. 4. 20 s.
24) James Legge. The Chinese classics, translated into English, with pre-
liminary essays and explanatory notes. London (Trübner) 1873 ff. 8.
25) James Legge. The Sbe King, or the book of ancient poetry, trans-
lated in English verse. with essays and notes. London (Trübner) 187C. VI,
431 pp. 8. 12 s. — Vorgl. hierzu: Alfred Lister. Dr. Legge's metrical
Shi-King: China Review V, p. 1 — 9.
von der Gabelentz, China und Japan. 49
Strauss und Tomey, Exe. dasselbe Denkmal ältester Dichtkunst
mit unvergleichlicher Meisterschaft übersetzt ; Proben dieser Arbeit
sind in einer Zeitschrift und neuerdings in dem Album „Charitas" 26)
erschienen, das Werk selbst aber harrt noch der Veröffentlichung.
Unsere Kenntniss von der chinesischen Philosophie hat beträcht-
liche Erweiterungen und Vertiefungen erfahren. Herr M'Clatchie
hatte bereits vor einigen Jahren das in China landläufige natur-
philosophische System in Rücksicht auf seinen Dualismus aus
einem Phallusdienste zu erklären versucht , von dessen ursprüng-
lichem Vorhandensein das uns bekannte Chinesenthum kaum eine
Spur aufweisen dürfte. In einer neuen commentirten Uebersetzung
des räthselhaften Yih-king 27) versuchte er jene seine Ansichten
zu weiterer Geltung zu bringen. Diese hatten von ihrem ersten
Bekanntwerden an sehr lebhafte Entgegnungen hervorgerufen,
deren, soviel uns bekannt, letzte 28) noch in die uns beschäftigende
Zeit fällt. In der That handelt es sich hierbei um Fragen, welche
zu den wichtigsten der gesammten Sinologie gehören , es handelt
sich recht eigentlich um die Weltanschauung des Chinesen, um
jene so eigenartige Vereinigung von Natur- und Moralphilosophie 29),
welche in des Tschu-hi grossem Sammelwerke Sing-li eine muster-
gültige Codification erlebt hat. Aus triftigen Gründen eröffnet in
dieser Sammlung des Tscheu-tsi' „Tafel des Urprinzipes" den Reigen,
und es hat Referent geglaubt dieses durch Kürze , Schärfe und
Tiefe ausgezeichnete kleine Werk der gelehrten Welt Europas zu-
gänglich machen zu sollen 30). Professor Leyye hat in einer Vor-
lesung die Lehre des Confucius der christlichen vergleichend
gegenübergestellt31) und in einem anziehenden Aufsatze das all-
bekannte „Heilige Edict" übersetzt und besprochen 32), Herr Kings-
mill einen der ältesten Theile des Schu-king in Rücksicht auf
seine metrische Verfassung behandelt 33). Vor Allen jedoch ver-
26) Dresden (E. Pierson) 1877. 8.
27) Canon Tlios. M'Clatchie. A Translation of the Confucian Yih-King
with notes and appendix. London (Trübner) 187 7. XVII, 455 pp. 4. £ 2
2 s. — Vgl. China Eeview V, p. 132.
28) John Chalmers. Chinese natural theology : China Review V, p. 271 — 282.
29) Vgl. Georg von der Gabelentz. Anzeige von Eitel, Feng-shui und
Severini, Astrologia giapponese: ZDMG. XXX, p. 603 — 609.
30) Georg von der Gabelentz. Thai-kih-thu ; des Tscheu-tsi Tafel des
Urprinzipes , mit Tsehu-hi's Commentare , nach dem Hoh-pih-sing-li , chinesisch
mit maudsehuischer und deutscher Uebersetzung, Einleitung und Anmerkungen.
Dresden (v. Zahn) 1876. VUI, 88 pp. 8. 6 M. — Vgl. Beil. z. Augsb. Allg.
Z. 1876, No. 237; BISO. I, 1; LC. 1876, Sp. 795; JLZ. 1876, p. 428; Ztschr.
f. luth. Theol. 1878, III, p. 537; Chin. Rec. VII, p. 307; China Review V, p. 64.
31)" Dr. James Legge. Confucianism in relation to Christianity. A paper
read before the missionary Conference in Shanghai, on May lllt> 1877. Shanghai
(Kelly & Walsh), London (Trübner) 1877. 12 pp. 8.
32) Ders. Imperial Confucianism: China Review VI, p. 147 — 158. 223 —
235. 299—310. 363—374.
33) Thos. W. Kingsmill. Some notes on the Yü-kung or tribute of Yü:
China Review IV, p. 13 — 18.
Jahresbericht 1876-1877. Heft I. 4
50 von der Gabelentz, China und Japan.
dienen hohes Lob des Missionars Herrn TLrnst Faber Arbeiten
über drei chinesische Philosophen, den berühmten Meng-ts'i, des
Confucius grossen Nachfolger, den Socialisten Mih-tsi und den
tiefsinnigen Taoisten Lieh-tsi34- 36). Der Verfasser mag bei Abfassung
dieser Schriften zunächst an die Bedürfnisse seiner Amtsbrüder
gedacht haben; darauf deutet der oft etwas homiletische Ton,
welchen er anschlägt. Allein auch so musste sein philosophisch
klarer Kopf und seine gründliche Sprachkenntniss Werke von
wahrhaft wissenschaftlicher Bedeutung schaffen. Mit Freuden er-
fahren wir, dass er uns noch drei andere , bisher unübersetzte
Philosophen ersten Ranges in ähnlicher Weise zugänglich machen
will. In dem von ihm herausgegebenen Sammelwerke Ban-zai-sau
hat Turretti7iisl) eine Tetraglotte des bekannten Dreiwort-Büches
veröffentlicht.
Bekanntlich ist der Buddhismus mit seiner Literatur von
China aus und in chinesischer Gestalt nach Japan verpflanzt worden.
Die Regierung dieses letzteren Landes hat nun der Bibliothek des
indischen Amtes zu London eine gegen zweitausend Bände starke
Sammlung buddhistischer Werke zum Geschenke gemacht, von
welcher Herr Beal, der bekannte Forscher auf diesem Gebiete,
einen beschreibenden Katalog angefertigt hat38). Damit mag man
auch vergleichen, was Puini3d) aus chinesisch-japanischen Quellen
34) Ernst Faber. Eine Staatslehre auf ethischer Grundlage, oder Lehr-
ljegriff des chinesischen Philosophen Mencius. Aus dem Urtexte übersetzt, in
systematische Ordnung gebracht und mit Anmerkungen und Einleitungen ver-
sehen. Elberfeld (Friderichs) 1877. VII, 273 pp. 8. 5 M. — Vgl. LC. 1877,
Sp. 1541.
35) Ders. Die Grundgedanken des alten chinesischen Socialismus oder
die Lehre des Philosophen Micius, zum ersten Male vollständig aus den Quellen
dargelegt, w. o. 102 pp. 8. 2 M.
36) Ders. Der Naturalismus bei den alten Chinesen sowohl nach der Seite
des Pantheismus als des Sensualismus, oder die sämmtlichen Werke des Philo-
sophen Licius, zum ersten Male vollständig übersetzt und erklärt, w. o. XXVII,
228 pp. 8. 5 M. — Vgl. LC. 1878, Sp. 4.
37) Franqois Turrettini. San-ze-king. Les phrases de trois caracteres en
chinois avec les versions japonaise, mandchoue et mongolo suivies de l'expli-
cation de tous leurs mots. Genevo (Georg) 1876. IV, 110 pp. 8.
38) Samuel Beal. The Buddhist Tripitaka as it is known in China and
Japan. A catalogue and compendions report. Dovonport (Clarke & Son) 1876.
IV, 117 pp. fol. 7 s. 6 d. — Dazu erschien nachträglich: Index to Sanskrit
works named in Rov. S. BeaVs 'Buddhist Tripitaka'. 2 pp. fol. — Vgl. auch
TB. X, p. 107 und die Abhandlung: llesults of an examination of Chinese
Buddhist books in the library of the India offico. By the Eov. Samuel Beal,
B. A. : Transactions of the second sossion of the international congress of Orien-
talist», p. 132—162.
39) Carlo Puini. Enoiclopedia Sinico-Giapponose (Fascicolo primo).
Notizio ostratto dal „Wa-Kan San-Sai Tu-ye" intorno al Buddismo. Eirenzo
(Successori Lo Monnier) 1877. 84 pp. 8. 4 1. — Vgl. BISO. I, p. 435 (Anz.
von de Gubernatis).
von der Gabelentz, China und Japan. 51
über den Buddhismus mitgetheilt hat. S. Johnson' s Werk über
die Religionen des Ostens betrifft in seinem nun erschienenen
zweiten Theile das Mittelreich40).
Die Werke der schönen Literatur, die Romane, Novellen und
Dramen der Chinesen haben wieder Stoff zu einigen sehr verdienst-
lichen Arbeiten geliefert. Stanislas Julien war, wie vielleicht
kein Zweiter, der Mann das ebenso berühmte wie schwierige
Schauspiel Si-siang-ki41) zu verdolmetschen. Aus Prof. Schlegel's
sorgfältiger Ausgabe einer kleineren Erzählung42) lernen wir ein
verfeinertes Hetärenthum kennen, welches fast an das Perikleische
Zeitalter gemahnt. Eine Uebersetzung der Novelle Tang-heu-ki
veröffentlicht Herr Oxenham in der China Review 43). Die Ein-
leitung des historischen Romans „Geschichte der Fürstenthümer"
hat Arendt4*) in deutscher Uebersetzung mitgetheilt. Romantisch
ausgeschmückte Geschichte, wie die Erzählungen aus dem Leben
des berühmten Staatsmannes und Feldherm K'ung-ming, eigentlich
Chu-ko Liang45) ist bei den Chinesen ebenso beliebt wie bei uns.
Herr O. G. Stent, dem wir die Uebersetzung der erwähnten
biographischen Skizzen verdanken, hat übrigens auch in die China
Review eine Anzahl recht anmuthiger Nachdichtungen moderner
chinesischer Lyrik geliefert46).
Sehr ergiebig war die Ausbeute in der geographischen Lite-
ratur der Chinesen. Den ethnologischen Theil von Ma-tuan-lin's
herrlicher Encyclopädie hat der Marquis d'Hervey de St. Denys41)
40) Samuel Johnson. Oriental religions and their relation to universal
religion. Vol. II. China. Boston (J. Osgood &.C.) 1877. XXIV, 975 pp.
8. 5 doli.
41) Stanislas Julien. Si-siang-ki ou l'histoire du pavillon d'occident,
comedio en seize actes, traduit du Chinois, avec des notes explicatives et le
texte en regard des vers. Geneve (Georg) 187C. 333 pp. 4. [Erschien in
dem von Turrettini seit 1871 herausgegebenen Atsume Gusa.]
42) Gust. Schlegel. Mai yu lang tou tchen hoa koue'f. Le vendeur
d'huile qui seul possede la reine de beaute, ou splendeur et miseres des courti-
sanes chinoises. Roman chinois, texte avec trad. franc. Leide (Brill) 1877.
XVIII, 140, 19 pp. 8. 6 fl.
43) Ei. L. Oxenham. The Tang hou chi, a modern Chinese novel: China
Review V, p. 367—382. VI, p. 29—46. 181—191. 311—316.
44) C. Arendt. Das schöne Mädchen von Pao, eine Erzählung aus der Ge-
schichte Chinas im 8. Jahrh. v. Chr. A. d. Chines. übers. Jokohama (Buchdr.
des Echo du Japon) 1876. 34 pp. fol.
45) G. C S. Brief Sketches from the lifo of K'ung-ming : China Review
V, p. 311—319. 362—367. VI, p. 83—89. 173—180. 236—242. 374—380.
46) China Review V, p. 40—41. 182—191.
47) Le Marquis d'Hervey de Saint-Denys. Ethnographie des peuples
etrangors ä la Chine, ouvrage compose au XIIIe siecle de notre ere par Ma-
touan-lin, traduit pour la premiere fois du Chinois avec un commentaire per-
petuel. Orientaux [i. e. Premiere partie. Pays situes a 1' Orient de l'empire
Chinois]. Geneve (Georg) 1876. X, 521 pp. 4. [Erschien in Turrettini's
Atsume Gusa.] — Von der Fortsetzung: Deuxieme partie. Pays situes au midi
de l'empire Chinois sind im Jahre 1877 120 pp. veröffentlicht worden.
4*
52 von der Gabelentz, China und Japan.
zu übersetzen begonnen. Mit der viel umstrittenen Frage über
die Lage des Landes Fu-sang hat auch er sich befasst40), und
eine der drei neueren geographischen Arbeiten unseres Landsmannes
Di\ Bretschneider i^"bl) gilt gleichfalls diesem Erisapfel der Sino-
logen. Von dem wichtigen Foh-kueh-ki ist eine dritte Uebersetzung
aus der Feder des Herrn H. A. Güesbi) erschienen, — die vor-
letzte war von 8. Beat. Oroeneveldt 53) und W. Fr. Mayers 54)
haben chinesische Nachrichten über die Länder und Völker der
malaiischen Rasse gesammelt, und von F. Scherzet- ist eine Ueber-
setzung des von einem chinesischen Diplomaten auf einer Reise
nach Korea geführten Tagebuchs erschienen 55).
Uebersetzungen aus der historischen Literatur verdanken wir
Pßzmaier 56_57) und Douglas 58) , welcher letztere aus drei chine-
sischen Werken ein Leben des Dschingis Chan zusammenstellte.
Für die Kenntniss von Land und Leuten des Mittelreichs
geschieht jahraus jahrein so viel, dass eine völlig erschöpfende
Aufzählung des Geleisteten kaum thunlich, eine gewisse Beschrän-
kung für den Zweck des gegenwärtigen Berichtes geradezu geboten
erscheint. Als wahrhaft epochemachend haben wir des Freiherrn
48) Le Marquis rf1 Hervey de Saint-Denys. Memoire sur le pays connu
des anciens Chinois sous le nom de Fou-sang et sur quelques documents inedits
pouvant servir ä l'identiner. Paris (Leroux) 1876. 8. 1,50 fr. — Vgl. auch
das vorangehende Werk I, p. 375 — 401.
49) E. Br et Schneider. Chinese iutercourse with eoimtries of central and
western Asia in the fifteenth Century: China Review V, p. 13 — 40. 109 — 131.
165—182. 227—241.
50) E. Bretschneider. Notes of the mediaeval geography and history of
central and western Asia. Drawn from Chinese and Mongol writings, and
compared with the observations of western authors in the middle ages: JNChBAS.
New Series X, p. 75 — 307.
51) E. Bretschneider. Ueher das Land Fu Sang nach den alten chine-
sischen Berichten: Mitth. d. deutsch. Gesellsch. f. Natur- u. Völkerk. Ostasiens
Nov. 1876, p. 1—11.
52) Herbert A. Giles. (Foh-kueh-ki) Record of the Buddhistic kingdoms.
Transl. from the Chinese. Shanghai (Kelly & Walsh), London (Trübner). 8. —
Vgl. TR. XI, p. 2.
53) W. F. Groeneveldt. Notes ou the Malay Archipelago and Malacca,
compiled from Chinese sources: Verhandelingen v. h. Bataviaasch Genootsch. v.
Künsten en Wetensch. XXXIX, I, p. 1—144. — Auch sep. Batavia (Bruining),
The Hague (Nijhoff) 1876. 8.
54) W . Fr. Mayers. Chinese exploratious of the Iudian Ocean during the
XVtli Century: China Review IV, p. 67 f. 173 f.
55) F. Scherzer. Journal d'uno mission en Coree par Koei-ling, embassa-
dour de S. M. l'empercur de Chine pres la cour de Coree en 1866; trad. du
Cbinois. Paris (Leroux) 1877. 66 pp. 1 Karte. 8. [Separatabdr. aus Revue
de Geogr. 1877.]
56) A. Ffizmaier. Uober einige Wundermänner Chinas : Sitzgsber. d.
phil.-hist. Cl. d. K. Akad. d. Wiss. LXXXV, p. 37 — 113.
57) Ders. Die Machthaber Hoan-wen und Hoan-hiuen: ebd. p. 601 — 676.
58) R. K. Douiflas. The lifo of Jenghiz Khan. Translated from the
Chinese. With an introduction. London (Trübnor) 1877. XXXV, 105 pp. 8. 5 s.
von der Gabelentz, China und Japan. 53
von Richthofen Riesenwerk zu bezeichnen 59) . dessen unlängst in
prachtvoller Ausstattung erschienener erster Theil für den Sinologen
kaum weniger belangreich ist als für den Geographen. Das hohe
Alter, ja die Art und Richtung der chinesischen Cultur wird jetzt
erst recht erklärlich, nachdem wir den Grund und Boden kennen
gelernt haben, auf welchem das Chinesenthum erblühte. Ein kür-
zeres geographisches Buch von Hedde 60), welches Referent nie zu
Gesicht bekommen, ferner eine neue spanische Reisebeschreibung61)
mögen hier Erwähnung finden. Unter den Arbeiten der unermüd-
lichen französischen Missionare dürften die Forschungsreisen des
Abbe David 62~6H) hervorzuheben sein. Eine Sammlung von Auf-
sätzen des Herrn Balfour über chinesische Dinge 64) wird als sehr
lesenswerth gerühmt. China und Cochinchina sind in einem kleinen
Werke von Roy 65) geographisch dargestellt.
Im südlichen und westlichen China leben bekanntlich noch
in halber Unabhängigkeit und Wildheit Reste der vor Jahrtausenden
von den Chinesen theils aufgesogenen theils verdrängten Barbaren-
stämme. Einem derselben, dem zum Thai-stamme gehörigen Volke
der Miao hat Herr Playfair eine auf chinesischen Quellen be-
ruhende Abhandlung gewidmet66).
Dr. Bretsclineider , ein rühmlichst bekannter Forscher auf
solchen Gebieten, hat die Pekinger Ebene und das angrenzende
Gebirgsland dargestellt67), der russische Archimandrit Palladius,
59) Ferd. von Richthofen. China. Erlebnisse eigener Reisen und darauf
gegründete Studien. I. Band, Einleitender Theil. Mit 29 Holzschn. u. 11 Karten.
Berlin (D. Reimer) 1877. XLIV , 758 pp. 4. 32 M. — Vgl. Kirchhof in
JLZ. 1878, Art. 229; Zeitschr. f. Ethnologie, X. Jahrgang 1878, Heft I, p. 77;
Ferd. v. Hochstetter in Oesterr. Monatsschr. f. d. Orient 1877, p. 82; Grise-
bach in GGA. 1877, p. 865. — Friedr. von HeUwald. Baron Richthofen's
Forschungen in Asien: Ausland 1877, p. 981—985. 1001 — 1005. 1021—1025.
— F. Marthe. Begriff, Ziel und Methode der Geographie und v. Richthofen's
China. Bd. I: Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdk. zu Berlin XII, p. 422—478.
60) J. Hedde. Hoa fa ti li tchi, geographie ebinoise et francaise. Paris
(Dupont) 1876. LXXXVII, 365 pp. 8.
61) A. Mentaberry. Impresiones de im viage ä la China. Madrid 1877.
260 pp. 8.
62) A. David. Second voyage d'exploration dans l'ouest de la Chine,
1868 ä 1870. Paris (Martinet) 1876. 82 pp. 8. [Extrait du Bull, de la Soc.
de Geogr. Janv., fevr. et mars 1876.]
63) Ders. Journal de mon troisieme voyage d'exploration dans l'empirc
chinois. 2 voll. Paris (Hachette) 1876. 18. 7 fr.
64) F. H. Balfour. Waifs and strays from the Far East, being a series
of disconnected essays on matters relating to China. Shanghai (Kelly and Walsh),
London (Trübner) 1876. 224 pp. 8. 10 s. 6 d. — Vgl. TR. XI, p. 2; Ac.
12. Mai 1877, p. 412.
65) J. E. Roy. La Chine et la Cochinchine. Geographie physique et
politique, climat, productions etc. Paris (Lefort) 1877. 192 pp. 8. 2,50 fr.
66) G. M. H. Playfair. The Miaotzu of Kweichou and Yunnan from
Chinese descriptious : China Review V, p. 92 — 108.
67) Dr. E. Bretschneider. Die Pekinger Ebene und das benachbarte
Gebirgsland. Mit 1 Karte. Erg.-Heft zu PM. No. 46. Gotha (Perthes) 1876
42 pp. 4. 2,20 M.
54 von der Gabelentz, China und Japan.
dessen gewaltige Gelehrsamkeit bei uns im Westen noch lange
nicht genug anerkannt ist, aus einheimischen Werken Zweifel über
Marco Polo's Eeisen zu heben unternommen68).
Ueber das in so vielfacher Hinsicht interessante Yün-nan be-
sitzen wir eine neue Arbeit von Dupuis 69) , und zwei Engländer
Allen und BuUock haben ihre vorläufigen Berichte über Reisen
in Formosa veröffentlicht 70— 71).
Herr Demiys unternimmt es in einer, übrigens viel Belehrendes
bietenden Schrift , Aberglauben und Gebräuche der Chinesen mit
denen der westlichen Culturvölker zu vergleichen 72). Drei Fran-
zosen, die Herren L. A. Martin, J. Arme und Durand- Jardel
schildern uns die so eigentümliche sociale Stellung der chinesischen
Frauen73-75). Es ist hier der Ort, auf die reiche Romanliteratur
der Chinesen hinzuweisen und nicht zum Wenigsten auf diejenigen
Erzeugnisse, welche nach unseren wie nach chinesischen Begriffen
anstössig erscheinen. Sie allein lüften den Schleier, mit welchem
die Heimlichkeiten des chinesischen Lebens vor uns Fremdlingen
verhüllt sind. Etwas weniger Zimpferlichkeit im Uebersetzen wäre
hier wahrlich zu empfehlen; man schreibt ja nicht für die Leih-
bibliotheken! Andere mit dem Hofleben eng verknüpfte Mysterien
hat uns Stent16) in drastischer Darstellung vor Augen geführt.
Aus Herrn Giles' chinesischen Skizzen 77) wird Jeder viel
Genuss und Belehrung schöpfen. Der vorurtheilslose Verfasser
macht uns in einer Reihe leicht geschriebener, aber auf sorgfältigen
Beobachtungen beruhender Aufsätze namentlich auch mit denjenigen
sittlichen, gesellschaftlichen und wirthschaftlich-politischen Eigen-
schaften der Chinesen bekannt, durch welche diese Ostasiaten sich
im Wettbewerbe mit unserer Rasse bewähren. Wie sehr sie dies
thun, wie gewaltig das Ausbreitungs- und Anpassungsvermögen
68) Palladius. Elucidations of Marco Polo's travels in North-China, drawn
from Chinese sources: JNChBAS. New Series X, p. 1 — 54.
69) J. Dupuis. Voyage au Yun-nan: Bull. Soc. Geogr. 1877, Juli, Aug.
Auch separat. 88 pp. 8.
70) H. J. Allen. Notes of a journey through Formosa from Tamsui to
Taiwanfu: Proc. R. Geogr. Soc. XXI, p. 258—266.
71) T. L. Bullock. A trip into tho inferior of Formosa: ebd. p. 266 — 272.
72) N. B. Bennys. Tho folk-loro of China, and its affinities with tliat
of tho Aryan and Semitic racos. London (Triibner) 1877. XII, 156 pp. 8.
10 s. 6 d.
73) L. A. Martin. La femme en Chino. Paris (Sandoz & Fischbacher)
1876. XI, 204 pp. 12. 2,50 fr.
74) J. Arhie. La Chino familiere et galante. Paris (Charpentier) 1876.
288 pp. 8. 3,50 fr.
75) Durand- Jardel. La vie irregulioro et la condition des femmes en
Chine. Paris (Bailliüro) 1876. 16 pp. 8.
76) G. C. Steid. Chinese ounuchs: JNChBAS. New Series XI, p.
143—184.
77) //. A. Giles. Chinese skotehos. London (Trübuer) 1876. 204 pp. 8.
von der Gabelentz, China und Japan. 55
des merkwürdigen Volkes ist: davon legt eine gediegene Arbeit
unseres Landsmannes Ratzel 78) das bündigste Zeugniss ab.
Einen kurzen aber recht guten Aufsatz über chinesische Staats-
verfassung verdanken wir Herrn Preston19). Dr. W. Vtssering, ein
ebenso begabter wie begeisterter Schüler J. J. Hoflmann's hat mit
einem in jeder Hinsicht gediegenen Werke über die Geschichte
des chinesischen Münz- und Banknotenwesens80) promovirt; die
bedeutenden, oft recht langen Auszüge aus Ma-tuan-lin's berühmter
Encyclopädie, welche er im Urtexte und in der Uebersetzung mit-
theilt, kurze und gute Beobachtungen über die Sprache seines
Schriftstellers verleihen dem Werke einen Werth auch für die-
jenigen, welchen es zunächst nur um die Kenntniss des historischen
Stiles zu thun ist. Für die chinesischen Begriffe von Geld und
Geldangelegenheiten sind übrigens auch eine von Stent91) und zwei
von Arendt 82) in Uebersetzung mitgetheilte kleine Erzählungen
bezeichnend genug. Eine kleine Arbeit von Edhins , beachtens-
werth wie Alles was aus der Feder dieses Gelehrten fiiesst, liefert
einen Beitrag zur chinesischen Astronomie 83). Ueber die chinesi-
sche Musik hat Wagener 84) einen werthvollen Aufsatz geliefert und
über das chinesische Schachspiel von Möllendorff^) interessante
Mittheilungen gemacht.
Demselben Herrn von M'öllendorff^) verdanken wir endlich
eine zoologische Arbeit über die Provinz Tschi-li, die durch ihr
reiches lexikalisches Material auch dem Philologen viel Belehrung
gewährt.
78) F. Ratzel. Die chinesische Auswanderung. Ein Beitrag zur Cultur-
und Handelsgeographie. Breslau (Kern) 1876. Xfi, 272 pp. 8. 5 M.
79) C. F. Preston. Constitutional law of tho Chinese empire: China
Review VI, p. 13 — 29.
80) W. Vissering. On Chinese currency. Coin and paper money. Leiden
(Brill) 1877. VH, 32, 219 pp. 1 Photogr. 8. 12 fl. — Vgl. BISO. I, p. 443
— 445 (Anz. von Puini).
81) O. C. Stent. A dream concerning a cash. Transl. fr. the Chinese:
China Review IV, p. 18 — 21.
82) C. Arendt. Beiträge zur Kenntniss der neusten Chinesischen Literatur.
II. Das Skizzenbuch des Ch'i-hsio-ch'iu. (Fortsetzung.) 4. — Der Hund als
Schuldenzahler. 5. — Der Sohn als Mahner: Mitth. d. deutsch. Gesellsch. f.
Natur- ii. Völkerk. Ostasiens Nov. 1876, p. 25.
83) J Edhins. On the twenty eight constellations : China Review V,
p. 319—322.
84) G. Wagener. Bemerkungen über die Theorie der chinesischen Musik
und ihren Zusammenhang mit der Philosophie. [Mit zwei Tafeln]: Mitth. d.
deutsch. Gesellsch. f. Natur- u. Völkerk. Ostasiens Mai 1877, p. 42 — 61. — Vgl.
China Review VI, p. 57—60.
85) O. von Möllendorff. Das Schachspiel der Chinesen. [Mit Abbildungen
im Text]: ebd. Nov. 1876. p. 11—18.
86) O. F. von Möllendorff. The vertebrata of the province of Chihli
with notes on Chinese zoological nomenclature : JNChBAS . New Series XI,
p. 41—111.
56 von der Gabelentz, China und Japan.
Nur mit getheilten Gefühlen vermögen wir über das rege
Treiben auf dem Felde der jungen Japonologie87) zu berichten.
Der allverehrte Altmeister, der Mann, welcher die wissenschaftliche
Erkenntniss der japanischen Sprache begründet und, nur von wenigen
Genossen unterstützt, zu ihrer jetzigen Höhe gebracht hat, weilt
nicht mehr unter den Lebenden. Am 19. Januar 1878 verschied
in seinem Berufsorte Leiden nach langer, schwerer Krankheit unser
berühmter Landsmann Johann Joseph Hoffmann 8S), geliebt und
gesegnet von Allen, welche das Glück hatten ihm näher zu treten.
Was er in seiner bescheidenen, wohlwollenden, munteren und er-
munternden Art gerade uns Jüngeren, Nachstrebenden war, das ist
leichter empfunden als ausgesprochen. Man mochte so gerne sein
Schüler sein, weil er so wenig den Meister spielte. Und wie klar
und überzeugend war er, wo er Belehrung oder Rath ertheilte!
Gearbeitet hat er, bis ihm die Kräfte den Dienst versagten. Es
war ihm vergönnt, das Erscheinen der zweiten englischen und der
ersten deutschen Auflage seines Hauptwerkes zu erleben89- 9"). und
Seine Majestät der König von Sachsen geruhte darauf, ihm durch
Verleihung einer hohen Auszeichnung zu erkennen zu geben, wie
sehr er auch die stillen Verdienste des Gelehrten zu würdigen
wisse. Auch Astoris Grammatik der altjapanischen Büchersprache
liegt in zweiter, bereicherter Auflage vor91). Eine Vergleichung
derselben mit dem Hoffmann'schen Buche ist zugleich anziehend
und lehrreich. Auch des Engländers Arbeit ist so vorzüglich, dass
man sie nimmermehr entbehren möchte, und doch so weit ver-
schieden von der des deutschen Forschers. Dieser, obschon wohl
vertraut mit den Lehren der einheimischen Grammatiker, suchte
und fand seinen eigenen Weg; der Engländer dagegen verhält sich
den japanischen Autoritäten gegenüber so zu sagen orthodox, und
so wiederholt sich hier ein ähnliches Schauspiel, Avie es die Ge-
schichte der europäischen Sanskrit- Grammatiken bieten mag. Bei
Aston ist übrigens die • Abhängigkeit durchaus keine blinde; die
Wunderlichkeiten so mancher japanischen Etymologen entgehen
nicht seiner- Kritik. Sie verschwinden aber gegenüber jener wahren
grammatischen Weisheit, von welcher besonders das Conjugations-
system Zeugniss ablegt.
87) Vgl. Leon de Rosny. Japanese: Transactions of the Philological So-
ciety 1877 — 8—9. Part I, p. 109—122.
88) Vgl. TR. XI, p. 133.
89) ./. ./. Hoffmann. A Japanese Grammar. 2d ed. Leiden (Brill)
IST 7 MV, 3G8 pp. 8. (With 2 pl.) 12 fl.
90) Ders. Japanische Sprachlehre (nach der holländischen Ausgahe von
1868 ins Deutsche übertragen). Leiden (Brill) 1877. XVI, 372 pp. 8. (Mit
2 Steindrucktafeln.) 19 M.
91) W. G. Aston. A grammar of the Japanese written lauguage. 2d ed.
London (Trübner) 1877. XII, 212, LXX, VIU pp. 8. 28 s.
von der Gabelentz, China und Japan. 57
Hoffmann hat seiner japanischen Sprachlehre einen „ersten",
leider auch letzten Nachtrag folgen lassen. Seine „japanischen
Studien"92) enthalten Mittheilungen über gewisse Ausdrucksweisen
und Gedichtsformen, dann Texte mit Uehersetzungen. Die Ver-
öffentlichung seines riesenhaften japanischen Wörterbuchs ist von
der niederländischen Regierung übernommen worden und somit
hoffentlich gesichert. Ehe dieser 3 — 4000 Seiten haltende The-
saurus ei'seheint , werden freilich Jahre vergehen ; dann aber wird
Japanisch studieren und Hoffmann studieren fast identisch sein.
Der immer rüstige Uebersetzer August Pfizmaier hat zwei
Abhandlungen über japanische Etymologien und japanische Dialekte
geliefert 93~ 94). Eine Durchforschung dieser letzteren ist dringend
wünschenswerth, und so verdienen Arbeiten, wie sie Herr Dallas
über die Mundart von Yonezawa geliefert 95) . allen Dank. Für
solche , welche die gebildete Umgangssprache der Hauptstadt er-
lernen wollen, hat Herr JE. Satow ein sehr gut empfohlenes prak-
tisches Lehrmittel geschaffen 96); und derselbe fleissige Japonolog
hat im Vereine mit einem einheimischen Gelehrten ein englisch-
japanisches Taschenwörterbuch 97) geliefert , auf welches wir von
unserem Standpunkte aus die Sprachforscher im weiteren Sinne
des Wortes aufmerksam machen möchten. Wir denken an die
Frage : wie rasch kann sich eine Sprache verändern und zersetzen,
wie rasch zumal eine Cultursprache , welcher man wegen ihrer
Literatur eine grössere Stätigkeit zutrauen sollte? Nun denn, kaum
das Englische oder Persische wird es in dieser Hinsicht dem Ja-
panischen gleich gethan haben, und hier waren die Literatur und
die Cultur weit weniger erhaltende als zersetzende Faktoren. Die
Gewohnheit chinesisch zu lesen und zu schreiben hat zur Aufnahme
unzähliger Fremdwörter, zuweilen ganzer dem japanischen Sprach-
geiste zuwiderlaufender Redensarten geführt, der Wunsch sich recht
höflich auszudrücken fast die ganze reiche Conjugation auf ein
paar Hülfsverben eingeschränkt. Das sind Erscheinungen, welche
auch der Fernerstehende wahrnehmen muss, wenn er ein paar
Artikel dieses neuen Wörterbuches mit den entsprechenden der
vor zwei bis drei Jahrhunderten von den Jesuiten zusammenge-
stellten vergleicht.
92) J. J. Hoffmann. Japanische Studien, erster Nachtrag zur japanischen
Sprachlehre. Leiden (Brill) 1878. 64 pp. 8.
93) Aug. Pfizmaier. Japanische Etymologien (Sitzgsber. d. K. Ak. d. Wiss.)
Wien (Gerold's Sohn) 1876. 84 pp. 8. 1,20 M.
94) Aug. Pfizmaier. Ueber japanische Dialekte (Sitzgsber. d. K. Ak. d.
Wiss.) Wien (Gerold's Sohn) 1877. 78 pp. 8. 1,20 M.
95) C. H. Dallas. The Yonezawa dialect: Transactions As. Soc. Jap. III, 2.
96) Em. Satow. Kuahva Hen. Twenty-five exercises in the Yedo collo-
quial, for the use of students, with notes. 3 pts. London (Trübner) 1877.
12. 21 s.
97) Em. Satow and Ishibashi Masakata. An English-Japanese dictio-
nary. London (Trübner) 1876. 366 pp. 16. 12 s.
58 von der Gabelentz, China und Japan.
Zwei Florentiner Japonologen verdanken wir einen höchst
schätzbaren Nachtrag zu den japanischen Wörterbüchern, einen
alphabetischen Index zu einigen der wichtigsten und verbreitetsten
encyclopädischen Werke 98). Stan. Julien hatte bekanntlich ver-
möge eines ähnlichen Repertoriums die wichtigsten, bändereichsten
Werke seiner herrlichen chinesischen Bibliothek in ein bequemes
Nachschlagebuch verwandelt, und man weiss, welche Unfehlbarkeit
er diesen vielgepriesenen „ficelles" verdankte.
Die Frage nach etwaigen verwandtschaftlichen Beziehungen
des Japanischen ist unseres Wissens in den letzten Jahren nicht
wieder in Untersuchung gezogen worden. Bollers bekannter Ver-
such einer Vergleichung mit dem Ural-altaischen ist noch immer
die gründlichste Arbeit ihrer Art, und doch wohl nach Aller Urtheil
nicht recht beweisend: vorläufig muss man die Yamato- Sprache
zu jenen unclassificirten zählen, deren das östlichste Asien noch
mehrere aufweist. Zwei von diesen, das Aino und das Korea-
nische, bieten dermalen das handgreiflichste Interesse. Allein was
für ihre Kemitniss neuerdings durch Dohrotworshy's und Puzillo's
Wörterbücher Umfänglicheres geleistet ist, fällt nicht mehr in den
uns beschäftigenden Zeitraum , aus welchem nur kürzei'e Mittheil-
ungen, nämlich die ersten Seiten eines Vokabulars von Metchnikoff99)
und ein Artikel von Ross 10°) für sie zu verzeichnen sind. Der
verdienstvolle Will. Fred. Mayers101) ist leider verstorben, ehe
er seine uns in Aussicht gestellte koreanische Grammatik fertig
stellen konnte.
Ein Aufsatz von Prof. Schott über die Kurzschrift der Ja-
paner 102) ist uns leider nicht zu Gesicht gekommen. Ueber die
alte Götterschrift der Japaner, welche mit der koreanischen Volks-
schrift identisch ist, hat Kempermann103) eine lehrreiche Abhand-
lung veröffentlicht.
Um die Leistungen der europäischen Forscher auf dem Ge-
biete der japanischen Literatur nach Gebühr zu würdigen, muss
man etwas von den Schwierigkeiten ahnen, welche sich diesen
Arbeiten entgegenstellen. Mit dem vielgeschmähten Firagana-Syl-
labare söhnt man sich wohl schnell aus, und auch die chinesische
98) A Severini e C. Pvini. Repertorio sinico-giapponese. Firenze (Acad.1
1877. 4.
99) L. Metchnilcoff. Vocabulaire japonais-aino-coreen: L'extreme Orient.
Genevc (Menz) 1877. -- Vgl. LC. 1878, Sp. 88 und Friedend Bibl. orient.
1877, No. 21.
100) ./. Ross. The Corean language: China Review VI, p. 395 — 403.
L01) Vgl. TR. XI, p. 89.
102) Wilh. Schott. 7a\ «1er Frage über japanische Kurzschrift: Ztschr. f.
Stonogr. 187G, No. 6.
103) P. Kcmpermnnn. Die Kami yo no modji oder Oötterschrift : Mitth.
d. deutsch. Gosollsch. f. Natur- und Völkerk. Ostasiens Nov. 1877, p. 85 — 93.
(Mit 4 Tafeln.)
yon der Gabelcntz, China und Japan. 59
Kurzschrift Tsao-schu verliert in ihrer japanischen Form bei längerer
Uebung einen Theil ihres Schreckens. Selbst die wüste Willkür-
lichkeit in der lautlichen Orthographie müsste leider Gottes für
uns Deutsche eher etwas Anheimelndes haben. Dass gelegentlich
ein und das nämliche Zeichen jetzt ein volles Wort, jetzt blos
eine Sylbe darstellen kann, ist ein Uebelstand, von welchem auch
unsere Aegyptologen und Assyriologen zu erzählen wissen. Weit
schlimmer, oft anwidernd, oft geradezu entmuthigend wirkt jene
viel besprochene, heillose Mischimg zweier so grundverschiedener
Sprachen. Die Mangelhaftigkeit unserer Nachschlagebücher, zumal
auch in Realien, die Unhandlichkeit und geringe Ueb ersieh tlichkeit
gerade der besten japanischen Werke dieser Art und manche andere
Umstände machen noch immer dieses Studium zu einem dornen-
vollen. Auch scheint man merkwürdigerweise lieber zuzusehen,
wie die fernen Inselbewohner im Uebereifer fürs Neue ganze
Bibliotheken in Maculatur verwandeln , als dass man um ein
Spottgeld die heimischen Sammlungen mit japanischen Werken
füllte.
An Abdrücken und Uebersetzungen solcher sind, Dank Pfiz-
mat'er's fleissiger Feder, noch immer die Veröffentlichungen der
Wiener Akademie besonders reich; nur ist bekanntlich in diesen
Arbeiten gar zu wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse der Anfänger
und überhaupt der sprachunkundigen Leser genommen worden. Sie
würden sonst in ihrer Vielseitigkeit eine sehr empfehlenswerthe
Anthologie bilden 104-111^ yon ,jen übrigen neueren Erscheinungen
auf diesem Felde wird Referent zu seinem Bedauern nur einen
Theil erwähnen können. Mehrere der einschlägigen Zeitschriften,
namentlich die Transactions of the Asiatic Society of Japan und
die Memoires de la societe des etudes japonaises, haben ihm leider
nicht vorgelegen, und nächst Friederici's verdienstlicher Bibliotheca
orientalis waren Trübner's Record und das prächtige Bollettino
italiano oft seine einzigen Quellen.
104) Aug Pfizmaier. Der Nebel der Klage, ein japanisches Zeitbild.
Wien (Gerold's S.) 1876. 96 pp. 4. 4M.
105) Ders. Die Geschichte einer Seelenwanderung in Japan. "Wien
(Gerold's S.) 1876. 98 pp. 4. 4 M.
106) Ders. Das Haus eines Statthaitors von Fari-ma. Wien (Gerold's S.)
1876. 84 pp. 8. 1,20 M.
107) Ders. Dio Einkehr in der Strasse von Kanzaki. Wien (Gerold's S.)
1876. 84 pp. 8. 1,50 M.
108) Ders. Die Aufzeichnungen der japanischen Dichterin Sei Seo-Na-Gon.
Wion (Gerold's S.) 1876. 74 pp. 8. 1,40 M.
109) Ders. Die Sintobannung des Geschlechts Naka-Tomi. Wien (Gerold's
S.) 1876. 26 pp. 8. 0,50 M.
110) Ders. Auf den Bergen von Sagami. Wien (Gerold's S.) 1877. 80 pp.
8. 1,20 M.
111) Ders. Eon Donnerthier Japans. Wien (Gerold's S.) 1877. 72 pp.
8. 1 M.
60 von der Gabelente, China und Japan.
Ein Herr Dickins hat Uebersetzungen japanischer Dichtungen112)
geliefert, von welchen uns leider nur der Titel zu Augen gekom-
men ist. Die Verhandlungen der asiatischen Gesellschaft von
Japan enthalten, soweit wir von ihrem Inhalte Kunde haben, u. A.
Aufsätze von Aston über einen altjapanischen Klassiker und von
Goodvnn über einige Legenden113).
Riutei Tanefiko's Roman Uki yo gata roku-mai-biyau-bu war
bekanntlich Dank Pfizmaier das erste und lange Zeit das einzige
in eine europäische Sprache übersetzte japanische Buch dieser
Gattung, und es wird auf alle Zeiten für die Geschichte der
Japonologie eines der bedeutsamsten bleiben. Denn seit Pfizmaier %
Sechs Wandschirmen sind drei neue Uebersetzungen erschienen,
und ist eine vierte , englische vorläufig handschriftlich angefertigt
worden. Die zahlreichen Abweichungen unter diesen beweisen die
Schwierigkeit der Aufgabe. Professor Severini nun, selbst einer
der Uebersetzer, hat diese fünf Wettbewerber einer sehr lehrreichen,
von schöner Selbstlosigkeit zeugenden vergleichenden Kritik unter-
zogen 1U). Arbeiten wie die seine dünken uns im vortheilhaften
Sinne bezeichnend für den Stand dieser jüngsten unter den philo-
logischen Wissenschaften, und ihr Studium ist ein heilsames
Schutzmittel gegen verfrühte Uebersetzungsgelüste. Man sieht
eben auch hier wieder, wie die besten grammatischen und lexika-
lischen Kenntnisse für sich allein noch keine Eintrittskarte in den
Lesesaal eines fremdgearteten Culturvolkes abgeben.
Metchnikoff'116) hat Text und Uebersetzung des japanischen
Commentars zu dem Tausendwortbuche im Extreme Orient zu
veröffentlichen begonnen. Was ebendaselbst von japanischen Ge-
schichtswerken mitgetbeilt wird, ist aus dem Jahrgang 1874 des
Ban-zai-sau unverändert herübergenommen. Leon de Rosni/'s Aus-
züge aus japanischen Geschichtswerken 116) sind nun zu Ende er-
schienen, -- eine stattliche Sammlung, ein neuer Beweis von der
seltenen Rührigkeit und Gewandtheit dieses vielseitigen Gelehrten.
Eine kurze Notiz eines gelehrten Japaners über die Quellen für die alte
112) Fred. W. Dickins. Chinshingura. A Japanese romance. Transl.
irom the original. With notes and appcndix, containing a metrical Version of
the ballad of Takasako and 30 full-page illustr. by Jap. artists. New York
1876. 250 pp. 8. 3 doli.
113) W. G. Aston. An ancient Japanese classic. — C. W. Goudirin.
On some Japaneso legcnds : Transactions As. Soc. Jap. III, 2.
1 1 4 1 Esame critico dello traduzioni doli' Uki-yo kata . roku-mai fiyau-fu :
BISO. I, No. 2. 3—24.
115) L. Mctchnilcoff. Kotcho sen zi mon, texte et traduction du com-
mentaire japonais du livre des millo mots, avec preface: L'extreme Orient.
Geneve (Menz) 1877. — Vgl. oben p. 58, No. 99.
116) L. de Jlosny. Extraits des historiens du Japon , publ. par la Soc.
des Etudes japonaises. 111« P. Paris (Maisonneuve) 1876. 242 pp. 8. 6 fr.
von der Gabelentz, China und Japan. Q\
Geschichte seines Vaterlandes 117) findet sich in den Denkschriften
der ethnographischen Gesellschaft zu Paris. Pfizmaier theilt die
Geschichte eines Feldzugs der Japaner gegen Korea in Text und
Uebersetzung mit118).
Die japanische Geschichtsschreibung ist, soweit wir sie keimen,
der chinesischen ziemlich ähnlich, chronikmässig erzählend und von
einer Trockenheit der Darstellung, welche mehr Vertrauen als
Appetit erwecken dürfte. Um so mehr wird eine Bearbeitung im
europäischen Sinne die Mühe des Historikers lohnen; denn die
Geschichte einer so ritterlichen, an mächtigen Charakteren reichen
Nation, die Geschichte ihres Ringens mit vier fremden Culturen
muss eine hervorragend dramatische Wirkung üben. Es leuchtet
ein, dass die Zeit noch fern ist, wo ein europäischer Schriftsteller
ein Werk, wie wir es hier fordern, unternehmen könnte; der Mann
müsste neben allgemein historischer Befähigung und Bildung noch
eine schwer erreichbare Sprach- und Literaturkenntniss besitzen.
Um so mehr wäre zu wünschen, dass sich einer der vielen hoch-
begabten Japaner, welche bei uns ihre Schulung geniessen, der
dankbaren Aufgabe unterzöge. Herrn Adams Geschichte von Japan,
deren erster Band uns nun auch in deutscher Uebersetzung vor-
liegt119), bezeichnet eben ei-st einen Anfang. Das Buch ist vor-
trefflich geschrieben, geschmackvoll und vom löblichsten Streben
nach Unparteilichkeit beherrscht, aber in der Geschichte des „alten
Japan" ganz unverhältnissmässig kurz gefasst. Ein anderes hier
zu nennendes Werk von Griff is r20) ist uns leider nicht zugegangen.
Für die Entwickelungsgeschichte der altjapanischen Cultur und
ihren Zusammenhang mit China und Korea sind ausser der schon
erwähnten Abhandlung über die Götterschrift ein weiterer Aufsatz
von Kempermann12*) und eine auf einheimischen Quellen beruhende
Arbeit Wagener' 's 122) von besonderer Bedeutung.
Dass unsere wissenschaftlichen, politischen und belletristischen
117) Imamura Warau. Sur les sources de l'histoire ancienne du Japon.
Extrait d'un article du Journal Niti-niti Sin-bun: Mem. Soc. etlm. XIII, p. 55 — 56.
118) Aug. Pfizmaier. Der Feldzug der Japaner gegen Corea im Jahre
1597. 2 Th. Wien (Gerold) 1876. 156 pp. 4. 7,50 M.
119) Francis Ottiwell Adams. Geschichte von Japan von den frühesten
Zeiten bis auf die Gegenwart, übersetzt von Emil Lehmann. I. Bd.: bis zum
Jahre 1864. Mit 1 Karte und 2 Plänen. Gotha (Perthes) 1876. XV, 468 pp.
8. 12 M.
120) Will, Ettiot Griffis. The Mikado's Empire. B. I. History of Japan
from 666 B. C. to 1872 A. D. Personal experiences, observations and studies
in Japan. Illustr. New York (Harper) 1876. 626 pp. 8. 4 doli.
121) P. Kempermann. Korea und dessen Einttuss auf die Bevölkerung
Japans: Verhandlungen der Berl. Ges. f. Anthrop. 1876, p. 78 — 83.
122) G. Wagener. Geschichtliches über Maass- und Gewichtssysteme in
China und Japan, nach Mittheilungen des Herrn Ninagawa Noritane: Mitth.
d. deutsch. Gesellsch. f. Natur- u. Völkerk. Ostasiens Mai 1877, p. 35 — 42, vgl.
01 (mit 4 Tafeln).
62 von der Gabelentz, China und Japan.
Zeitschriften zahllose Mittheilungen zur Landes- und Volkskunde des
östlichen Inselreichs bringen, ist allbekannt und in der Natur unserer
Beziehungen zu Japan begründet. Wir rechnen auf die Zustimmung
unserer Leser, wenn wir auf eine vollständige Aufzählung des hierher
Gehörigen verzichten und nur einzelne wichtigere Erscheinungen
hervorheben. Eine französische Ausgabe von iSi'ebnld's grossem
Keisewerke 123) finden wir angezeigt, wissen aber noch nicht, wie
weit die Veröffentlichung gediehen ist. Edens „Japan'* 124) ist
eine erweiterte Uebersetzung aus den Voyages celebres , — also
gleichfalls keine selbständige Arbeit. Ein grösseres Buch über das
heutige Japan ist ferner von Bousquet l25) veröffentlicht worden,
und im Atsume Gusa erschienen 1877 die ersten Bogen von Metchni-
koff's mit Karten und Tafeln reich ausgestattetem Empire Japonais;
eine noch hervorragendere Rolle scheint die Illustration mGuwiet's1™)
Werke zu spielen. Brunton's grosse und ausführliche Karte des
Inselreichs 127) beruht zumeist auf einheimischen Quellen und diese
unseres Wissens auf älteren europäischen Arbeiten und Anweisungen.
Ihr Preis ist zu hoch, als dass sie jenen trefflich ausgeführten und
erstaunlich billigen einheimischen Kartenwerken mit Erfolg Con-
currenz machen dürfte. Verzeichnisse der letzteren bietet uns
übrigens Kmppmg's1.28) Bericht über eine neue, von ihm selbst
bearbeitete Karte.
Ueber die modernen Culturbestrebungen in Japan erwähnen
wir nur die orientirende Skizze Wernich's129) und den einen
charakteristischen Punkt herausgreifenden Aufsatz Gebauer's 13()).
123) Voyage au Japon, ou description physique, geographique et historique
de l'Einpire Japonais par M. Ph. Er. de Siebold. Edition francaise redigee
par A. de Montry et E. Frainsinet. 12 livraisons de planehes in fol. et 6
livraisons do texte in 8. 150 fr.
124) Charles H. Eden. Japan, historical and descriptive , revised and
enlarged from „Les voyages celebres", with numerous illustrations and a map.
London (Ward) 1876. 326 pp. 8. 3 s. 6 d.
125) G. Bousquet. Le Japon de nos jours et les echelles de l'cxtreme
Orient. 2 vol. Paris (Hachette) 1877. 905 pp. 8. 15 fr.
126) E. Guimet. Promenades Japonaises. Dessins d'apres F. Regamey.
Paris (Charpentier) 1877. 212 pp. 4. 25 fr.
L27) lt. Henry Brunton. Map of Nippon (Japan), compiled from native
maps and the notes of recent travellers. London (Trübner) 1877. 4 Bll. £ 3,
als Rolle L 3. 10 s., gefaltet in Futteral £ 4. Grösse 5:4' engl.
128) E. Knipping. Ueber eine neue Karte von Japan und ihre Quellen:
Mittli. (1. deutsch Gescllseh. f. Natur- u. Volkerk. Ostasiens Nov. 1876, p. 20 — 24.
L29) A. Wernich. Uebei Ausbreitung und Bedeutung der neuen Cultur-
bestrebungen in Japan. Berlin (Habel) 1877. 32 pp. s. 0,80' M. [Doutsche
Zeit- lind Streitfragen lieft 93.]
L30) Getaner. Notizen über den Portsehritt der Japanischen Civilisation
auf dem Gebiet ihr Ehe: Mittli. d. deutsch. Gesellseh. f. Natur- u. Völkork.
Ostasiens Nov. 1877, p. 81—85.
63
Hinterindien.
Von
£. Kuhn.
Wir beginnen unsere Umschau mit den nordwestlichen
Gebieten, durch welche die arische Cultur nach Hinterindien
Eingang gefunden hat und welche heutzutage wegen des gesuchten
Ueberlandweges von Indien nach China ein bevorzugtes Reiseziel
geographischer Entdecker bilden. Hier haben sich Godwin-
Austen l) und Cottam 2) um die Erforschung des oberen Brahma-
putragebietes verdient gemacht, und auch durch Nain Singh's
und Desgodins' bei Tibet nochmals zu erwähnende Reisen ist
Manches aufgeklärt worden. Femer sind hier zu nennen ein sehr
reichhaltiger englischer Parlamentsbericht 3) , die deutsche Ueber-
setzung von Coopers4) interessantem Reisewerk und ein referirender
Artikel F. von Hellwald's 5). Ueber die Khasi, deren Sprache uns
1) Vgl. PM. 1877, p. 434—435.
2) Overland Route to China viä Assam, Tenga Pani River, Khamti, and
Singphoo Country, across the Irrawaddi River into Ynnan. By Henry Cottam:
Proceedings of the R. Geogr. Society, Vol. XXI, p. 590—595. — Vgl. PM. 1877,
p. 435.
3) Papers connected with the Development of Trade hetween British Burmah
and Western China and with the Mission to Ynnnan of 1874—5. Presented
to hoth Houses of Parliament by Command of Her Majesty. London (Her
Majesty's Stationery Office) 1876. 78 pp. fol. 10 d.
4) T. T. Cooper. Reise zur Auffindung eines Ueberlandweges von China
nach Indien. Autorisirte Ausgabe für Deutschland. Aus dem Englischen. Mit
einem Anhange, die beiden englischen Expeditionen von 1868 und 1875 unter
Sladen und Browne, und Margary's Reise betreffend, von Dr. H. L. von Klenze.
Mit einer Karte und 13 Blustrationen. Jena (Costenoble) 1877. XIH, 507 pp.
8. 12 M. — rec. von A. Kirchhoff in JLZ. 1878, Art. 9; in LC. 1878,
Sp. 822.
5) Friedrich von Helhoald. Die Handelswege nach Yünnan: Das Aus-
land 9.-23. April. 1877, p. 286—289. 314—317. 324—328. — Vgl. auch:
Die Ueberlandroute nach China über Assam: ebd. 1876, p. 832 — 835 [nach der
Erörterung eines englischen Forschers in einer indischen Zeitung].
ß4 Kulm, Hiaterindien.
neuerdings Pryse 6) beschrieben bat. erhalten wir in einem deutschen
Missionsblatt 7) und den Verhandlungen einer Liverpooler Gesell-
schaft8) weitere Nachrichten. Eine Manipuri-Erzählung übersetzte
Damant9), der auch in seiner werthv ollen Notiz über das alte
Manipuri -Alphab et 10) eine kleine Sprachprobe mit Uebersetzung
gegeben bat. Mit Chittagong beschäftigt sich eine Abhandlung
K/'rl'icood's ' ').
Reichlicher ist die Literatur über Barina, namentlich die
dem britischen Scepter unterworfenen Gebiete. Die Entwickelung
Arrakans unter der englischen Regierung schilderte Ratzel1-), die
Verwaltung von Britisch Barma während der Jahre 1874 — 75 be-
sprach nach dem offiziellen Report Barbe13). Grordon14), ein
höherer englischer Militärarzt, hat seine anregenden Beobachtungen
auf einer Dienstreise in einem gut geschriebenen Buche zusammen-
gestellt, während ein Artikel der Calcutta Review 15J vorwiegend
den für Europäer sympathischen Charakter der Bevölkerung rühmend
hervorhebt. Statistisches bringt ein Artikel des Globus l6). Eine
armenische Darstellung über Barma wird bei der der armenischen
Literatur ihren Platz finden. Werthlos sind die als dreiste Be-
trügerei entlarvten Reisen von Bradley11). Zur Kenntniss der
weit zerstreuten Karen erhielten wir durch Mac Mahon li) einen
6) An introduetion to the Khasia language, by W. Pryse. — Vgl. TR.
XI, p. 70.
7) Die Khasi: Calwer Missions-Blatt, 1877, No. 7, p. 49—51.
8) A. Morgan. On the Khasi hill tribes of North-Eastern Bengal, etc.
Liter, and Philos. Soc. of Liverpool. Proc. No. 30. 1875 — 76.
9) The story of Khamba and Thoibi : a Manipuri tale. Translated by G.
H. Damant: IAnt. VI (1877). p. 219—226.
10) Note on the old Manipuri Character. — By G. H. Damant. (With
two plates.) JASB. Vol. XLVI. Part I, No. I. — 1877, p. 36—38.
11) T. M. Kirkioood. The wastes and waterways of Chittagong: The
Calcutta Review. October 1877, p. 311—321.
12) Friedrich Ralzel. Arakan unter britischer Regierung: Globus XXX,
p. 284—285.
13) H. L. St. Barbe. British Burmahin 1874—75: The Calcutta Review.
October 1876, p. 240—261.
14) Our trip to Burmah. With notes on that country. By surgeon-general
Charles Alexander Gordon. London (Bailiiere and Co.) 1876. X, 265 pp.
8. 21 s. — rec. in Ath. 2. December 1876, p. 717; von F.J. Goldsmid in
Ac. 31 März 1877, p. 266.
15) Characteristics of British Burmah: The Calcutta Review. April 1877,
p. 289 — 3<'2
16) Zur Statistik von Britisch Birma: Globus XXX. p. 296—297.
17) J. Bradley. A narrative of travel and spurt in Burmah, Siam, and
the Malay Peninsula. London (Tinsley) 1876. 346 pp. 8. 12 s. — rec. in
Ath. i. November 1876, p. 585. — Vgl. auch C. I. F. S. Forbes. Bradley's
'Travels in Burmah': ebd. 24. März 1877, p. 386 — 387.
18) A. R. Mac Mahon. The Karous of the Golden Chorsonese. London
(Harrison) 1876. 426 pp. 8. 16 s.
Kuhn, Hinterindien. 65
neuen Beitrag. Auch Negrfs 19) Hinweis auf die Verdienste des
Missionars Abbona und ein über Barma handelnder Aufsatz der
Missions Catholiques 2") dürften hier noch zu nennen sein. Einen
Abriss der Geschichte Barma's verdanken wir Simeon 21).
Für barmanische Sprache sind eine Grammatik von
Sloan22), die französische Uebersetzung eines englischen gram-
matischen Werkes 23) und eine neue Auflage von Judson's 24)
englisch-barrnanischem Wörterbuch zu erwähnen. Die christlichen
Religionsschriften und Schulbücher, die zu Rangoon u. s. w. in
barmanischer Sprache und den beiden Dialekten der Karen er-
schienen, sind für uns von geringem Werthe, von höherem schon
buddhistische Traktate, z. Th. Uebersetzungen von Päli-Originalen 25),
und sonstige Erzeugnisse einheimischer Literatur, deren vollständige
Aufzählung wir uns jedoch versagen müssen. Das Wichtigste
sind ausser einigem Historischen 26) einige Schriften zur Rechts-
literatur, nämlich eine neue Auflage von Rtckardson's Dhamma-
that27), ein barmanischer Tractat28) über die Grundzüge des
buddhistischen Rechts und die englische Abhandlung eines Ein-
19) C. Negri. Dei meriti del Rev. P. Abbona missionario della Birmania:
L'Ateneo illustrato, 1877, No, 15, p. 117 — 110.
20) Notes sur la Birmanie: Missions Catholiques 8. 15. Juni 1877.
21) J. Simeon. An outline of tbo history of Burma. Bassein (P. C. Wil-
liams) 1876. 86 pp. 1 Re.
22) A praetical method with the Burmese language. By W. H. Sloan.
Rangoon. 232 pp. 8. [London (Trübner) 1877. 12 s. 6 d.j
23) Grammaire birmane , traduite de l'anglais ; suivie d'essais de traduction
birmane -et de notes et tableaux; par A. M. H. Keimes (impr. Judas) 1876.
189 pp. 8.
24) Dr. Judson. English and Burmese dictionary. Third edition. Printed
and publisbed by W. H. Sloan at the Mission Press, Rangoon 1877. 862 pp.
8. 10 Rs.
25) So liegt wohl das u. a. von Childers JRAS. New Series. Vol. IV, p.
312 — 314 veröffentlichte Marigala-, resp. Mahämarigalasutta den folgenden beiden
Schriften zu Grunde: Tsayali Pay. Mingala Thoat. Rangoon (Moung Tso)
1877. 38 pp. 8. 4 a. — Moung Tsoh. The Maha Mingla Thote, or, Maha
Mingla Gwai Ah Mai Ah Hpyai. Third edition. Fricnd of Moulmcin Press 1877.
24 pp. 12. 4 a.
26) Z.B.: Yazidridahyabom ; or, history of Pegu [in Burmese — reprinted
from palm leaf manuscripts], Rangoon (H. Afoke) 1877. 311 pp. 8. 3. Rs.
— Moung Yan. Drama [!] on the history of Thatone [in Burmese]. Moulmcin
(Moung Bah Ghoon) 1877. 200 pp. 8. 2 Rs.
27) The Damathat, or the laws of Menoo, translated from the Burmese. By
D. Iiichardson. Second edition. Rangoon 1876. 8. [Wir entnehmen die
Anführung den Proceedings ASB. ; wahrscheinlich enthält das Buch auch den
barmanischen Text, wie dies bei der ersten Auflage: Moulmain (American Baptist
Mission Press) 1847. Zweimal 376 pp. 8. der Fall war.]
28) Tsayah Kyee. Pah-tan, or the principles ofBudhist law [in Burmese].
Rangoon (II. Afoke) 1876. 132 pp. 8. 1 Re. 8 a.
Jahresbericht 1876-1877. Heft I. 5
ßß Kuhn, Hinterindien.
geborenen 29), der neben seltsam confuser Gelehrsamkeit (zu einem
nicht geringen Theile aus Eicbardson entnommen) ein gewisser
Gehalt wichtiger literarhistorischer Facta nachzurühmen ist. Die
Grundlage dieses barmanisch-buddhistischen Rechts ist ein Päli-Werk,
über welches Rost schon vor Jahren nähere Auskunft gegeben
hat (Ind. Studien I, p. 315—320).
Für S i a m erhielten wir nur eine kurze Schilderung de Ri-
chelieu's 3Ü) und einige Bemerkungen des Dr. H. Stannius31) über
das dortige Unterrichtswesen. Eine Shan - Grammatik verdanken
wir Gushing 32).
Wieder umfangreicher sind die Materialien über Kamboja
und Nachbarschaft, für welche ausser Eeferaten in französischen33)
und deutschen 34) Journalen namentlich Dr. Harmand's 35) eigene
Nachrichten über seine bahnbrechenden Forschungen zu verzeichnen
sind. Aymonier's 36) Studie über die Monumente des südlichen
Kamboja ist uns leider nicht zu Gesicht gekommen. Die an lite-
rarischen Schätzen reiche Sammlung des Dr. Hennecart in der
Bibliotheque Nationale hat Feer31) eingehend beschrieben.
Harmand' s Reisen wie Yide's 38) wesentlich historischer Ar-
tikel über Champa und die zweite Auflage von Lemire's 39) Com-
pendium, welches alles Wissenswerthe über Kamboja und das
französische Cochinchina, einschliesslich der ganzen Reise dorthin,
29) Essay on the sources and origin of Budhist law by Moung Kyaw
Doon. Rangoon (Daily News Press) 1877. 19 pp. 8. 1 Ke. — rec. von
Jolly in LC. 1878, Sp. 1273.
30) A. de Richelieu. Skildringer fra Siara: Det Danske Geogr. Selsk.
Tidskr. 1877, p. 40—43.
31) PM. 1877, p. 358.
32) A grammar of the Shan language. By the Rev. J. M. Cushing. XI,
60 pp. 8. [London (Trübner) 1877. 9 s.]
33) L. Delaporte. Une mission archeologique aux ruines Khmers : Revue
des deux mondes, 15. September 1877, p. 421—455. — H. Bout. Les ex-
plorations scientifiques du Cambodge: Revue de France, 15. September 1877.
34) Dr. Harmand in Cambodja und Unter-Laos: Globus XXXI, p. 286 — 288.
35) Dr. Harmand. Voyage au Cambodge. Mit 1 Karte : Bulletin de la
Soc. de Geogr. [de Paris] VI, 12, p. 337 — 367. — Les lies de Poulo-Condor,
le haut Don-nai et ses habitants: ebd. VI, 13, p. 523 — 534.
36) Aifmonier. Monuments du Cambodge meridional: Memoires de la Soc.
(l'cthnogr. 1877, Heft II.
37) Etudes cambodgiennes. La collection Hennecart de la Bibliotheque
nationale, par M. L. Feer: JA. VII, 9, p. 161 — 234.
38) H. Yule. Champa: Geographical Magazine IV, p. 66 — 67. — Auch
abgedruckt in IAnt. VI (1877), p. 228—230.
39) Cochinchine francaise et royaume de Cambodge avec l'itineraire de Paris
ä Saigon, une carte de la Cochinchine francaise etc. par Charles Lemire. 2 e
edition revue ot considerablement augmentee. Paris (Challamel) 1877. 487
pp. 12. 4 fr.
Kuhn, Hinterindien. 67
knapp aber zuverlässig zusammenstellt, weisen schon zu den nach
China gravitirenden Gebieten Hinter indiens hinüber.
Das französische Cochinchina im Speciellen betreffen ferner die
Aufsätze von Tirant 4Ü) und das in Sal'gon erschienene offizielle
Jahrbuch41), Cochinchina überhaupt das schon bei China erwälmte
Buch von Roy**), ein ethnographischer Aufsatz von Morice*3) und
Maunoir's 44) Artikel in der Encyclopsedia Britannica. Eine aus-
führlichere Darstellung des annamitischen Reiches erhielten wir
durch Lairo 45) , auf die Abgeschlossenheit des Landes wirft ein
Brief von du Treuil de Rhmsi6) ein charakteristisches Streiflicht.
Für Tonkin nennen wir, neben einem Artikel des Globus47), die
Forschungen Dupuis'*9) und de Kergaradec's*9) und Lesserteur's50)
Bericht über den Fortschritt der katholischen Mission.
Zum Sclüusse ist eines zusammenfassenden Berichtes von
Oiist 51) über die hinterindischen und die benachbarten Sprachen
des Archipels Erwähnung zu thun und auf die erneute Aufmerk-
samkeit hinzuweisen, mit der sich die Forschung den Inselgruppen
der Nicobaren und Andamanen zuwendet. Ueber jene hat
uns der dänische Viceadmiral Steen Bille 52), der sie während einer
40) La Cochinchine francaise. Lettre de M. le docteur Gilbert Tirant'
Bull, de la Soc. de Geogr. de Lyon I, p. 432 — 450.
41) Amiuaire de la Cochinchine francaise pour l'annee 1877. Saigon
1877. 8. [Nach Friedend Bihl. or. 1877, No. 359.]
42) Vgl. ohen p. 53, No. 65.
43) Morice. Des moyens de transport usites dans la Basse-Cochinchine
et dans 1'Annam : Memoires de la Soc. d'ethnogr. 1877, Heft II.
44) C. Maunoir. Cochinchina: Encycl. Brit.'VI, p. 92 — 97.
45) Ei. Luro. Le pays d'Annam. Etüde sur l'organisation politique et
sociale des Annamites. Avec une notice sur l'auteur par M. de Bizemont.
Paris (Leroux) 1877. 252 pp. 8. Mit Karte. 8 fr.
46) Note sur 1'Annam. Extraits d'une lettre adressee au secretaire general,
par M. du Treuil de Rhins: Bull, de la Soc. de Geogr. [de Paris] VI, 13, p.
422—424.
47) E. S. Tonkin (Tongking): Globus XXX, p. 175—176.
48) J. Dupuis. Exploration du Tong-King: L'Exploration 1877, No. 15.
— M. Dupuis' Exploration in Tong-kin and Yunnan : Geographical Magazine
IV, p. 253—255. — Vgl. oben p. 54, No. 69.
49) M. de Kergaradec. Kapport sur la reconnaissance du fleuve du Tonkin.
Nancy (Berger-Levrault) 1877. 58 pp. 8. [Extrait de la Revue maritime et
coloniale.]
50) E. C Lesserteur. Des progres de la mission catholique au Tong-king
occidental. Lyon (Bureaux des Missions Catholiques) 1877. 16 pp. 8. [Extrait
des Missions Catholiques.]
51) R. N. G'ust. On the languages of the Indo-Chinese peninsula, and
the Indian archipelago: Transactions of the Philological Society 1877 — 8 — 9.
Part I, p. 72—109.
52) Steen Bille. Fra Nikobarerne: Det Danske Geogr. Selsk. Tidskr.
1877, p. 31—34.
5*
gg Kuhn, Hinterindien.
Weltumsegelung vor etwas über 30 Jahren besuchte , aus seinen
Erinnerungen mitgetheilt, während de Roepstorjf'53) über die Ein-
wohner gehandelt hat. Distant 54) lieferte einige bibliographische
u. ä. Notizen. Mit den Bewohnern der Andamanen dagegen be-
schäftigten sich Virchovo und Jagor 55). Die Studien Man's 5(i)
über die andamanische Sprache werden erweisen, ob Owen's5"1)
Hinweis auf Beziehungen zu den Mön von Pegu zu Recht besteht
oder nicht.
53) Notes on the Inhabitants of the Nicobars. — By F. A. de Roej)s-
torff: Proceedings ASB. Juli 1876, p. 142—149.
54) Distant. Our Present Knowledge of the Nicobarians [Mit einer Ab-
bildung]: Journ. of the Anthropol. Instit. VI, p. 209—214.
55) Virchow. Ueber die Andamanen und ihre Bewohner: Verhandlungen
der Berl. Ges. f. Anthrop. 1876, p. 101 — 109. — Jagor. Die Andamauesen
oder Mincopies: ebd. 187 7, p. 41 — 66. [Mit drei Tafeln und Holzschnitten.]
56) The Lord's prayer, translated into the Bojingijida, or South Andaman
(Eläkäbeäda) lauguage by E. H. Man ; with preface , introduction , and notes,
by R. C. Temple. Calcutta (Thacker, Spink and Co.) 1877. VI, 81 pp. 8.
3 Es 8 a. [London, Trübner: 7 s. 6 d.] [With a vocabulary, copious notes on
the transliteration, the structure and grammar of the Andamanese lauguage.] —
Weitere Publicationen sind in Aussicht gestellt, s. TR. XI, p. 105. Das
Vaterunser ist auch mitgetheilt in der Abhandlung: E. H. Man. The Andaman
Islands: Journ. of the Anthropol. Instit. VII, p. 105—109.
57) Transactions of the second session of the international congress of orien-
talists. The ethnological section. Address by Professor Richard Owen, p.
359—361.
69
Tib e t.
Von
E. Kuhn.
Für Tibet steht während des Berichtjahres die geographische
Forschung entschieden im Vordergrund, von deren Literatur jedoch
hier nur das Wichtigste berücksichtigt werden kann. Während
wir durch Puini1) über die Reise eines älteren italienischen Mis-
sionärs willkommene Nachricht erhalten und von Turners 2) Ge-
sandtschaftsreise eine französische Bearbeitung erschienen ist, hat
MarJchaan's 3) Ausgabe von Bogle's und Maiming's wichtigen Be-
richten zu einer längeren geographischen Controverse 4) über die
Configuration des Himälaya Veranlassung gegeben. Gleichzeitig
hat Desgodins 5) seine Erforschung der östlichen Grenzgebiete
fortgesetzt und Nain Stngh 6) eine neue grosse Reise durch
1) C[arlo] P\uini\. Di una relazione inedita del viaggio al Tibet, del
P. Ippolito Desideri da Pistoja, scritta da lui. stesso: BISO. 1, p. 33 — 42. —
Vgl. Zur Geschichte der Erforschung Tibets: Das Ausland 1876, p. 900.
2) Ambassade de M. 5. Turner aupres du Teschou-Lama, au Thibet et
au Boutan. Paris (Rigaud) 1877. 128 pp. 8.
3) Narratives of tho mission of George Bogle to Tibet, and of the journey
of Thomas Marming to Lhasa. Edited , with notes , an introduction, and lives
of Mr. Bogle and Mr. Manuing by Clements R. Markham. London (Trübner)
187G. CLXI, 354 pp. 8. With maps and Ulustrations. 21 s. — rec. in
IAnt. VI (1877), p. 310.
4) Trans-Himalayan missions and their results : The Calcutta Review Januar
1877, p. 115—159. — C. R. Marlcham. The Himälayan System: Geogr.
Mag. IV, p. 113 — 118. [Danach der Artikel: Die Nomenklatur des Himälaya-
Gebirges: Das Ausland 27. August 1877, p. 697—699]. — T. S. Trans-Hima-
layan Missions: ebd. p. 130 — 131. — Trelawney Saunders. The Himalayan
System: ebd. p. 173 — 181 [mit zwei Karten und einer Tabelle].
5) L'abbe Desgodins. Pays frontieres du Thibet, de la Birmanie et du
Yun-nan: Bull, de la Soc. de Geogr. [de Paris] VI, 12, p. 401 — 412. — Terri-
toiro de Bathang: ebd. p. 614—625. — De Yerkalo ä Tse-kou: ebd. 13, p.
170 — 180 [mit Karte im Text]. — Vgl. The Abbe Desgodins on Tibet: Geogr.
Mag. IV, p. 14—15.
6) Account of the Pundit's Journey in Great Tibet from Leb in Ladäkh
to Lhasa, and of his Return to India viä Assam. By Captain H. Trotter:
Proc. of the R. Geogr. Soc. XXI, p. 325—350.
70 Kuhn, Tibet.
Tibet vollendet. Von Przeioalski's auch für Nordtibet wichtigem
Werke liegt eine englische 7) und eine deutsche s) Uebersetzung
vor. Dem Allen gegenüber ist PagelFs 9) Bericht über eine Mis-
sionsreise in Westtibet von nur untergeordnetem Interesse. Den
Versuch einer geographischen Gesammt-Darstellung machte Ganzen-
m üller10).
Von rein philologischen Arbeiten sind, neben sprachlichen
Bemerkungen Jäschke's n) zu Desgodins' Mission du Thibet, eine
grammatische Arbeit Schiefner' s1*) und desselben13) fortgesetzte
Mittheilungen literarhistorisch interessanter indischer Erzählungen
aus dem Kandjur das Einzige, was wir für diesmal zu verzeichnen
haben.
7) N. Prejevalsli. Mongolist, the Tangut eountry, and the solitudes of
northem Tibet: being a narrative of three years' travel in eastern High Asia.
Translated by E. Delmar Alorgan wirb introduction and notes by Colonel
Henry Yule. 2 vols. With illustr. and maps. London (Low) 1876. L, 287.
XII, 320 pp. 8. 42 s. — rec. von Wappäus in GGA. 28. Febr. 1877, p. 268.
8) iV. v. Prschewalski. Reisen in der Mongolei, im Gebiet der Tanguten
und den "Wüsten Nordtibets in den Jahren 1870 — 1873. Aus dem Kussischen
und mit Anmerkungen versehen von Albin Kohn. Mit 22 Illustr. u. 1 Karte.
Jena (Costenoble) 1877. XL, 538 pp. 8. 12 M. — rec. von Kirchhoff in
JLZ. 1877, Art. 347; in GGA. 28. Febr. 1877, p. 257; in Oesterr. Monatsschr.
f. d. Or. 1877, p. 15; in Beilage zur AAZ. 7. Febr. 1877, p. 558.
9) Missionar Pagell. Missionsreise nach Spitti, Rupschu und Hanle , 23.
Juni — 9. August 1876: Missions-Blatt der Brüdergemeinde, 1876, No. 12,
p. 328—333.
10) Tibet nach den Resultaten geographischer Forschungen früherer und
neuester Zeit. Von Dr. Konrad Ganzenmüller. Mit einer Einleitung von
Dr. Hermann von Schlagintweit-Sakünlünski. Stuttgart (Levy und Müller)
1878. XI, 132 pp. 8. 3 M.
11) Erklärung der in Desgodinti „Mission du Thibet" vorkommenden tibe-
tischen Wörter und Namen. Von H. A. Jäschke: ZDMG. XXX, p. 107 — 114.
12) Ueber Pluralbezeichnungen im Tibetischen von A. Schief ner = Mein,
de TAc. Imp. d. Sc. de St.-Pet., VII Serie. Tome XXV, No. 1. St.-Petersbourg,
Leipzig (Voss) 1877. 17 pp. 4. 0,80 M.
13) Indische Erzählungen. Von A. Schief ner. VII — XLIV: Bull, de
l'Ac. Imp. d. Sc. de St.-Pet. XXIII, Sp. 1—70. 529—565.
7t
Finnisch-tatarische Sprachwissenschaft.
Mongolisch. Tungusisch.
Von
G. von der Gabelentz.
Die vergleichende Linguistik hat sich an den finnisch-tatarischen
Sprachen ihre ersten Sporen verdient; jetzt scheint sie sich an
ihnen ihre ersten Zähne ausbeissen zu wollen. Der Stoff erweist
sich als sehr zähe , und man thäte vielleicht am Besten , vorerst
recht kleine Stücken zu kauen, die engsten Verwandtschaftskreise
auf ihre Urformen hin zu untersuchen und dann Schrittchen vor
Schrittchen, nicht so mit Hupf und Sprung in die Tiefe zu dringen.
Dies dürfte weitkreisigen Untersuchungen entgegenzuhalten sein,
wie denen des Herrn Grünwald l) und jenen des Herrn Eiiropaeits,
welch letzterer durch seine Studien die Urheirnath des Menschen-
geschlechts und etwas wie eine verbesserte Auflage des Xylander'-
schen Sprachgeschlechtes der Titanen entdeckt zu haben meint2-3).
Ludwig Podkorszky's Versuch einer magyarisch-chinesischen Sprach-
vergleichung 4) macht auf den ersten Blick den Eindruck der
Wissenschaftlichkeit, beweist aber nichts und würde selbst dann
nichts beweisen, wenn die auf chinesischer Seite wimmelnden Un-
richtigkeiten ausgemerzt werden sollten. — Von Donners gut
empfohlenem vergleichenden Wörterbuche 5) ist nun der zweite
Theil erschienen, und der erlauchte Förderer der finnischen For-
1) M. Grünwald. Etudes altaiques. La Classification des langues en
general: Ban zai sau und Extreme Orient, vgl. oben p. 58, No. 99.
2) D. E. D. Europaeus. Die finnisch - ungarischen Sprachen und die
Urheiuiath des Menschengeschlechtes. Helsingfors 1876. 4 pp. 8. Mit 3 Ta-
bellen. 2,40 M.
3) Ders. Die Stammverwandtschaft der meisten Sprachen der alten und
australischen Welt bewiesen. Das. 1877. 9 pp. fol. 6 M.
4) L. Podhorszky. Etymologisches Wörterbuch der magyarischen Sprache,
genetisch aus chinesischen Wurzeln und Stämmen erklärt. Paris 1877. 344 pp.
8. 12 M.
5) O. Donner. Vergleichendes Wörterbuch der finnisch-ugrischen Sprachen.
Helsingfors u. Leipzig (Brockhaus). I. Th. 1874. II. Th. 1876. 160 pp. 8.
72 von der Gabelentz, Finnisch-tatarische Sprachwissenschaft.
schungen Prinz Luden Bonaparte hat die Classification der urämi-
schen Sprachen zum Gegenstande einer gelehrten Abhandlung ge-
macht6). Graf Geza Kuun liefert gelegentlich im Bollettino italiano
Kritiken 7), welche wegen der eigenen sprachvergleichenden Zuthaten
des gelehrten Recensenten besondere Beachtung verdienen. Ein
verdienstlicher Vortrag Hunfalvy's 8) ist in den Verhandlungen des
Londoner Orientalistencongresses abgedruckt worden.
Vom eigentlich Finnischen hat v. TJjfalvy eine Lautlehre und
dann im Verein mit R. Hertzberg eine kurze Grammatik geliefert9-1").
Eine Arbeit Grünwald's über das Samoiedische n) ist dem Bericht-
erstatter nur dem Titel nach bekannt.
Auch an dem anderen Aste des grossen Sprach Stammes hat
man fleissig gearbeitet. Sehott's Schrift über das Tschuwaschische
wurde 35 Jahre nach ihrem ersten Erscheinen in's Französische
übertragen 12). Auch eine Untersuchung desselben Gelehrten über
Thiernamen13) mag hier erwähnt sein. BöhtUngh hat sein epoche-
machendes Werk über die Sprache der Jakuten durch eine Ab-
handlung über deren Orthographie ,4) ergänzt.
Den poetischen Gebrauch des Stabreims verfolgte durch dieses
Sprachgebiet Schott 15), und Geza Kuun lü) hat Bemerkungen über
reimende Formeln veröffentlicht.
Die mongolischen und die tungusischen Sprachen bieten eine
Erscheinung, welche zum Nachdenken auffordern muss. Bekanntlich
sind dort das Ostmongolische und Kalmückische, hier das Mandschu
die einzigen Träger einer geschriebenen Literatur. Allen dreien
nun, und wir können das Mongolische bis auf Dschingis Chan's
Zeit zurückverfolgen, fehlen die Pronominalendungen in der Con-
6) Le prince L.-L. Bonaparte. Remarques sur la Classification dos lan-
guos ouraliquos: Revue <lo Phil., Nov. 1876.
7) BISO. I, p. 242—248. 384—390.
8) Professor Hunfalvy. On tlio study of the Turanian languages: Trans-
actions of the second session of the international congress of orientalists , p.
64—97.
9) Ch. E. de TJjfalvy. Principes de phonetique dans la langue finnoiso,
suivis d'un essai de traduetion d'un fragment du Kalevala. Paris 1876. 83 pp.
8. 5 sh.
10) Ch. E. de TJjfalvy et R. Hertzberg. Grammaire finuoise d' apres les
principes d'Euren et de Budcnz, suivi d'un recueil de morceaux choisis. Paris
(Maisonnouve) 1876. 112 pp. 8. — Vgl. TR. X, p. 161.
11) M. Grünwald. Grammaire samo'iede: Revue de philologio, Jauv.,
Mars 1877.
12) W. Schott. La languo des Tschouwasches. Paris (Leroux) 1876.
23 pp. 8. 2,5 0 fr.
13) Ders. Ueber oinigo Tiernamon : Philol. u. histor. Ahh. d. K. Ak. d.
AV. zu Berlin. A. d. J. 1876. 2. Abth. p. 1—19.
14) O. Böhtlingk. Zur Orthographie im Jakutischen: Bull, de l'Ac. Imp.
des Sc. do St.-Pctersb. XXI, Sp. 512—517.
15) Schott. Ucbor den Stabreim hei Finnon und Tataren: Monatsbcr. d.
K. Pr. Ak. d. Wiss. 1877, p. 232—238.
16) BISO. I, p. 384—390 [im Anschluss an ZDMG. XXX, p. 158—170].
Mongolisch. Tungiisisch. 73
jugation, während ihre wilden Schwestern, dort die burjatischen,
hier ein Theil der tungusischen Dialekte , diesen Vorzug besitzen.
Das Räthsel springt in die Augen: haben wir hier neuen Erwerb,
oder haben wir altvererbtes Gut? Diese Frage, ob aufsteigende
Entwicklung oder Verfall, tritt unseres Wissens kaum ein zweites
Mal, kaum in den malaiisch-polynesischen Sprachen so ernst und
grell an uns heran, wie hier, und darurn kann der Linguist den
Forschungen auf diesen Sprachgebieten nicht aufmerksam genug
folgen. Hinsichtlich des Mongolischen ist nur eine sprachver-
gleichende Arbeit BdMnt'% 17) hervorzuheben. Schiefner hat durch
die kritische Bearbeitung von A. CzekanowsJu's Sammlungen 18)
seinen Verdiensten um die Kunde der tungusischen Mundarten ein
neues hinzugefügt. Sacharow berichtet über neue Materialien zur
Kenntniss des seiner Zeit von Maximowicz untersuchten Golde-
(Goldi-)Dialektes19).
Von den Mandschu-Studien kann Referent nicht reden, ohne
mit Wehmuth der von seinem verewigten Vater hinterlassenen
gewaltigen Vorarbeiten zu gedenken. Seinem älteren Bruder war
es Dank der Zuvorkommenheit der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften zu St. Petersburg vergönnt, das erste opus post-
humum, eine Uebersetzung der Geschichte der grossen Liao (Dai-
liyoo-i bithe) 20), zu veröffentlichen. Zahl- und umfangreiche ander-
weite Uebersetzungen und vor Allem grammatische und lexikalische
Collectaneen mit Zehntausenden von Beispielen harren noch, leider
auf unbestimmte Zeit, der Bearbeitung.
17) G. Bälint. Pärhuzam a magyar es mongol nyelv teren. Budapest
1877/ 62 pp. 8. — Vgl. BISO. I, p. 368—371 (Anz. v. Graf Geza Kuun).
18) A. Schiefner. Alexander Czekanowski's tungusisches Wörterverzeich-
niss: Bull, de l'Ac. Imp. des So. de St.-Petersb. XXIV, Sp. 89 — 146.
19) H. 3axapoe%. 0 MaTepiaaaxi. nxn H3y^eHi« rojn>,ncK,aro #3HKa,
ÄOCTaBJieHHHX'L OTu,eMt Ax. npoTOjriaKOBNM'fc: lzwestija d. K. Russ. Geogr.
Ges. XII, 1876. II, p. 48—51.
20) Hans Conon von der Gabelentz. Geschichte der Grossen Liao, aus
dem Mandschu übersetzt. Herausgeg. von ff. A. von der Gabelentz. St. Peters-
burg (K. Akad.) 1877. 226 pp. 8. — Vgl. BISO., Nuova Serie, p. 87—88
(Anzeige von A. Severini).
74
Centralasien.
Von
C. Salemann.
Centralasien, in welchem sich die russische Macht von Jahr
zu Jahr weiter ausbreitet, ist unter dem Schutze derselben ein
beliebtes und ergiebiges Feld für Forschungsreisen geworden, und
erschliesst sich dadurch immer mehr unserer Kenntniss. Die Fülle
des neuen wissenschaftlichen Materials hat eine reiche Literatur
hervorgerufen, welche, zum grossen Theil in Zeitschriften zerstreut,
sich nicht leicht übersehen lässt. Für den Anfang stehen die
geographischen Forschungen selbstverständlich im Vordergrunde,
und in Folge der zahlreichen neuen Entdeckungen bedürfen unsere
Karten beständiger Neubearbeitung, welcher sich Arrowsmith1)
und Kiepert 2) mit dankenswerthem Eifer unterzogen haben. Eine
allgemeine Uebersicht des russischen Turkestans bietet Pelzholdt's 3)
interessantes Werk, gegen dessen Tüchtigkeit die Compilation von
Lanhenau und Oelsnitz 4) werthlos erscheint. Während Du Lau-
1) Map of Central Asia. Constructed from the latest English and Russian
documents. By J. Arrowsmith. With additions and corrections to the present
time. (Extending from Peshawur. in India, to Orenburg, on the limits of Euro-
pean Russia; and from Teheran, in Persia, to Chuguchak. on the frontier of
China , including all the recent English and Russian exploratory and military
surveys, etc. Scale, 100 miles to an inch; size 22 inches by 15. Coloured
sheets , 3 s.; mounted in case, 5 s. — Map of the acquisitions of Russia in
Europe and Central Asia since the accession of Peter I. to 1876. By J. Arrow-
smith. Scale, 160 miles to an inch; size, 26 inches by 22. Sheet, coloured
3 s. mounted in case, 5 s.
2) Karte von Turan oder Turkestan. Zum dritten Male neu bearbeitet von
//. Kiepert. 1:5,000,000. Berlin (D. Reimer) 1876. Imp.-fol. 6 M. — rec.
in LC. 1876, Sp. 1394.
3) Umschau im Russischen Turkestan (im Jahre 1871). Nebst einer all-
gemeinen Schilderung des „Turkestanischen Beckens". Von Alexander Petzholdt.
.Mit '27 in den Text gedruckten Holzschnitten und einer Uebersichts-Karte des
Turkestanischen Beckens. Leipzig < IT. Fries) 1877. XV, 396 pp. 8. 12 M.
— Danach: Die Zukunft Turkestans: Ausland, 29 Oct, S. 875.
4) v. Lanhenau und v. d. Oelsnitz. Das russische Reich in Asien.
Leipzig (Spamer) 1877. IX, 402 pp. 8. — rec. in LC. 1877, Sp. 241.
Salemann, Centralasien. 75
rens5) seine Skizze Turkestans fortsetzt, und Hellwald6) seine
Studie wiederholt , bespricht Glardon 7) dasselbe in vier ausführ-
lichen Artikeln. Schuyler's 8) Aufsehen erregende Reisebeschreibung
hat schon mehrmals neu aufgelegt werden müssen und den kriti-
schen Blättern reichen Stoff zu Besprechungen geboten. Eine
französische Bearbeitung von Vambery's 9) Reise erschien in vierter
Auflage. Während Tietze1{)) Krasnowodsk am Kaspi-See beschreibt,
hat Ujfalvy 1V) im Auftrage des französischen Unterrichtsministe-
riums eine archäologisch-ethnographische Reise in den Osten unter-
nommen, über welche er reichlich Berichte in die Oeffentlichkeit
gelangen lässt. Was die letzten Jahrzehnte Neues für die Kunde
Centralasiens geleistet haben, fasst Kühn'12) in interessanter Dar-
stellung übersichtlich zusammen, und gleichsam als Nachträge dazu
bieten mehrere Zeitschriften 13) mancherlei über die neuesten
5) G. du Laurens. Le Turkestan (suite) : Rev. geogr. internat. No. 19,
p. 117—119.
6) Fr. v. Hellwald. Die Russen in Centralasien. Eine Studie über die
neuere Geographie und Geschichte Centralasiens. Neue Ausg. Augsburg (Lampart)
1877. VII, 223 pp. 8. 4 M.
7) Los Russes dans l'Asie centrale. Le Turkestan par M. Auguste Glardon:
Bibliotheque univers. et Revue Suisse (Lausanne). Anneo LXXXII. 1877.
T. LX, No. 236, aoüt p. 5—36, sept. p. 5—31, oct. p. 242—264, nov. p. 360
—382. — Vgl. Die Russen in Turkestan. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. XLV, 1876,
No. 51. — Les possessions russes dans l'Asie Centrale: Revue britannique Juin 1877.
8) Turkistan. Notes of a journey in Russian Turkistan, Khokand, Bukhara
and Kuldja. By Eugene Schuyler, Phil. Dr. etc. With three maps and nume-
rous illustrations. In two volumes. 4"« edition. I. XII, 411 pp. II. VIII,
463 pp. 8. London 1876. £2. 2 s. — rec. von Andrew Wilson in Ac.
14. Oct. 1876, p. 373; Sat. Rev. 11. Nov. 1876, p! 600; PM. 1877, II, p. 75;
Geogr. Mag. 1. Dec. 1876, p. 333.
9) Voyages d'un faux derviche dans l'Asie centrale, de Teheran ä Khiva,
Bokhara et Samarcand, par le grand desert turcoman, par Arminius Vambery.
Traduits de l'anglais par E. D. Forgues. Edition abregee par J. Belin-dc-
Launay. 4'' edit. Paris (Hachette) 1877. XXVII, 263 pp. 18 Jesus. 1 fr. 25 c.
10) E. Tietze. Ueber einen kurzen Ausflug nach Krasnowodsk im westlichen
Turkestan: Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt No. 1, p. 1 — 7.
11) A Monsieur Leon Rodet. Lettre de M. Ujfalvy. Rev. de philol. et
d'ethnogr. III, p. 55—61. — Ujfalvy am Taschkent: PM. XXIII, 9, p. 359. —
Izwestija d. K. Russ. Geogr. Ges. XIII, II, p. 51 — 52 (Messungen von Basch-
kirenschädeln). — Ujfalvy. Excursion scientifique dans le Kohistan. Lettre :
Bull. Soc. geogr. Par. Aoüt 1877. — J. Gros. Exploration de MM. de
Ujfalvy et Prjewalsky: L'Exploration 1877, No. 35.
12) Cr. Kühn. Ueber Central -Asien und seine Erforschung in den
letzten Jahrzehnten. (Progr. d. Karl-Friedrich-Gymnasiums in Eisenach). 1877.
23 pp. 4.
13) Die neuesten Reisen und Vorgänge in Ost-Turkestan : Globus XXXII,
p. 315 — 318. — Les explorations russes et anglaises dans l'Asie Centrale par
J. B. Paquier: Bull, de la Soc. de Geogr. de Paris. Dec. 1876, p. 561—576,
nebst Karte. — Chanoinc. Expeditions des Russes en Asie: ib. Aoüt 1877,
p. 201 — 209. — J. Gros. Exploration de l'Asie Centrale: L'Exploration aoüt
1877. — Neue russische Forschung« -Expeditionen: Ausl. 12. März, No. 11,
p. 219.
76 Salemann, Centralasien.
Forschungen in jenen Gegenden. Ueber die Geographie Ost-Tur-
kestans lässt sich ein Prinz von Kaschghar vernehmen14).
Die Wichtigkeit Centralasiens für den Ueberlandhandel hat
vielfältige Berücksichtigung gefunden. Theils bespricht Rickthoferi15)
die Wege, welche der Seidenhandel bis in die ersten Jahrhunderte
unserer Zeitrechnung eingeschlagen hat, theils widmen Vam/jerif 16)
und andere dem Handel der Jetztzeit, besonders dem Theehandel 17)
und der Beförderung desselben auf dem Wasserwege 18), sowie auf
neu projectirten Eisenbahnen 19) ihre Aufmerksamkeit.
Nach Erwähnung der sich allgemeiner mit Centralasien be-
fassenden Schriften wenden wir uns zu den die einzelnen Gegenden
betreffenden.
Ueber die alte Geographie des kaspisch-aralischen Gebiets
handelte Paquier 2l)). Für Chiwa ist zunächst Burnaby's 21) Reise
zu nennen, welche ein vollständiges Bild des Landes und seiner
jetzigen Verhältnisse gibt, und von der überdies auch eine fran-
zösische Uebersetzung 22) erschienen ist. Kürzere Schilderungen
14) A Prince of Käshghar 011 the geography of Eastern Turkistan. By
R. B. Shaw: J. R. Geogr. S. XLVI 1876, p. 277—298.
15) v. Richthof en. Ueber die eentralasiatischen Seidenstrassen bis zum
2. Jahrhundert n. Chr.: Vhdlgn. d. Ges. f. Erdk. z. Berl. IV, H. 5—6, p. 96—122.
— Vgl. Handelswege von China nach Buchara: A. a. Weltth. p. 382.
16) H. Vambery. Russlands Handel an der Ostküste des Kaspi-Sees:
Oesterr. Monatsschr. f. d. Or. No. 12.
17) Der Theehandel in Turkistan: RK. 1876. IX, p. 358. — Globus
1877, No. 3, p. 46.
18) Zur Beschiffung des Amu-Darja: RR. IX, 1876, p. 359. — Vgl. Mem.
de l'Acad. Imp. des sciences de St.-Petersbourg VQe serie t. XXV, No. 3:
Wassermenge und Suspensionsschlamm des Amu-Darja in seinem Unterlaufe.
Von Prof. Dr. Carl Schmidt und F. Dohrandt. Mit einer Curventafel.
St.-Petersbourg 1877. 48 pp. 4. 2,50 M.
19) Ch. Cotard. Chemin de fer central-asiatique. Communication faite
ä la societe de Geographie. Paris 1876. 8. — (Vgl. l'Explorateur III, 1876,
p. 25.)
20) Do Caspiana atque Aralica regione Asiae veteres geographos cum
recentioribus conferendos suseepit J. B. Paquier. Paris (Maisonneuvc et Cie.)
1876. 8. — Vgl. Ath. 4. August 1877, p. 153.
21) A Ride to Khiva; travels and adventures in Central Asia. With maps,
and an appendix containing, amongst other Information, a series of march routes
translated from several Bussian works. By Fred. Burnaby. London (Cassell,
Petter & Galpin) 1876. 508 pp. 8. 21 s. — 10»» edition. Ibid. 1877.
496 pp. 8. 10 s. 6 d. — rec. von Coutts Trotter iu Ac. 16. Doc. 1876, p.
578; von Vambiry in AAZ.. Beil. No. 9, 6. Jan., p. 119; Sat. Rev. 25. Nov.
1876, p. 663; Ath. No. 2560, 18. Nov. 1876, p. 649. — Vgl. Ein Streifzug
nach Khiva: Mag. f. d. Lit. d. Ausl. XLVI, No. 14.
22) Uno visito h Khiva, aventures de voyage dans l'Asie centrale; par
Fri'd. Burnaby, capitaine etc. Traduit de l'anglais par Ste,])hell et enrichi
de trois cartes. Paris (Plön & Cie.) 1877. 468 pp. 18 Jesus. 4 fr.
Salemann, Centralasien. 77
gaben Mac GaJmn 23) und Delaire24). Hauptsächlich die Geschichte
des Landes behandelt Weselcncaki's 25) Magisterdissertation , eine
Compilation , welche sich für die ältere Zeit bis c. 500 gänzlich
an Lerch's und Sachau's grundlegende Schriften anlehnt, aber für
die neuere Zeit dadurch nicht ohne Werth ist, dass das in sehr
vielen russischen Zeitungen, Journalen und Brochuren zerstreute
Material hier zusammengetragen ist. Leider fehlen Indices voll-
ständig, und sind Druckfehler und auch andere Versehen im Ueber-
fiuss vorhanden. Immerhin verdient der Fleiss des Autors, von
welchem diese Erstlingsarbeit gutes Zeugniss ablegt, volle An-
erkennung.
Die alte Geographie der Oxusländer, und speciell Sogdianas,
hat an Tomaschek 2ti) einen tüchtigen Bearbeiter gefunden. In
seiner hauptsächlich auf den griechischen, chinesischen und arabi-
schen Berichten fussenden Darstellung eröffnet der Autor viele
neue Gesichtspunkte, und richtet mit Recht sein Augenmerk auf
Spuren altiranischen Wesens in diesen jetzt ganz der türkischen
Rasse unterworfenen Ländern. Die Resultate der Untersuchung
verzeichnen drei sauber ausgeführte Karten. Entstehung und Be-
deutung der Namen Tür und Türan in der alten und neuen iranischen
Literatur versucht Rodet 27) mit überflüssigem Aufwände fremder
Schriftzeichen klar zu machen.
Das rege Interesse des Turkestanschen Generalgouverneurs v.
Kaufmann für geographische Forschungen hat wichtige und erfolg-
reiche Expeditionen in bisher noch sehr wenig bekannte Gebiete er-
möglicht; so vor allem die im Jahre 1875 unternommene Expedition28)
nach dem so gut wie unbekannten Hissär, über welche der Leiter
23) J. A. Mac Gahan. The oasis of Khiva: Proceedings of the Geogr.
Soc. of New York. VI. 1876, p. 116. — Vgl. Ac. 24. Februar 1877.
24) A. Delaire. Notes sur le Khiva. Avec carte: L'Exploration 1877,
No. 5. 6.
25) OiepKTj HCTopiiKO-reorpa(J>HHecKHxi> CBijriHifi o Xhbhhckom'b xaHCTBi
ort ApeBH'BiiniHX'b BpeMem. äo HacToamaro. — H.BeceAoacnaio. — C.ITeTep6ypi%
1877. II. 364 -f- I. Mit genealogischer Tabelle der Kungrat -Dynastie.
„Uebersicht der historisch-geographischen Nachrichten über das Chanat Chiwa,
von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. St. P." 2 Ruh. 50 Kop.
26) Centralasiatische Studien. Von Wilhelm Tomaschek. I. Sogdiana.
(Mit 3 Karten). Wien (K. Gerold's Sohn in Comm.) 1877. 120 pp. 8. (Aus
d. Julihefte 1877 der Sitzgber. d. phil.-hist. Kl. d. k. Ak. d. W. (LXXXVII. Bd.,
p. 67 — 184.) bes. abgedr.) — rec. von Kirchhoff in JLZ. 1878, No. 21, p.
317, Art. 310.
27) Leon Rodet. Touran et les Touraniens suivant la tradition persane:
Revue de philol. et d'ethnogr. III, p. 97 — 118. Auch separat: Paris (Leroux)
1877. 24 pp. 8.
28) HiCKOJlBKO (ftaKTOBT. H3T) HCTOphl fHCCapCKOfi 9KCire,HHu,iH (Einige Facta
aus der Geschichte der Ilissarschen Expedition) : Izwestija d. K. Russ. Geogr.
Ges. XU. 1876. II, p. 360—363 (im Anschluss an No. 29). — Vgl. den Otcet
(Jahresbericht) der Ges. f. 1875, S. 16—18.
78 Salcmann, Centralasien.
derselben, Nikolai Alexandrotvic Majew, Redacteur der Turkestan-
schen Zeitung, selbst berichtet bat *'J). Beigegeben ist diesem Be-
richte eine Karte, welche auf den Arbeiten der die Expedition
begleitenden Herren Astronomen Schwarte nnd Lieutenant Wis-
netoski beruht.
Zum Gebiete des Syr-Darja übergehend erwähnen wir der kurzen
Reise Kerrs 3") und Kulms, inhaltreiche „Skizze des Chanats von
Kokan"31). Letzterer begleitete den Generaladjutanten v. Kaufmann
auf dessen Expedition gegen Kokan im Herbst 1875 und unternahm,
über die vom russischen Militärcorps eingeschlagene Marschroute
hinaus, noch einen selbständigen Ausflug nach mehreren Städten
des Gebietes. Der Aufsatz enthält wichtige Nachrichten über die
geographischen und statistischen Verhältnisse des früheren Chanats.
Ferghäna32) besprechen Kostenko 33) und Ujfalvy3i).
Zur Erforschung des sich südlich von Kokan weithinziehenden
Alai-Gebirges wurde von Kostenko35) eine Expedition unternommen,
über welche er ausführlich berichtet hat. Die Ergebnisse einer
kurz vor des Verfassers Tode unternommenen Reise enthält der
Aufsatz von Korostowteew 36).
29) H. Maeeh. reorpatliimecKhl oHepKt rnccapcKaro icpaa n KyjujöcKaro
öeKCTBa. (N. Majew. Geographische. Uehersicht des Gebietes von Hissar und
der Bekschaft Kulab). Izwestija ibid. p. 349 — 3G0. Mit Karte. — Die Erfor-
schung Hissars durch die russische Expedition von 1875. Nach dem Russischen
von N. Majeto in Taschkent: Globus XXXI, No. 1. 2, p. 9—13. 27—30;
Cosmos von Guido Cora IV, p. 128 — 131; Geographica! Magazine Dec 187G,
p. 326—330. — Vgl. The land of Hissar aud Kolab: The Nature, 21 June 1877.
30) David Kerr. A peep into Kokan; or, froin Djizak to Tashkent, via
Khodjent: The Geogr. Magaz. III, 1. Oct. 187G, p. 276—280.
31) A. Ki/Ho, OiepKi. KoKaHCKaro xaHCTBa: Izwestija d. K. Russ. Geogr.
Ges. XII 1876. II, p. 59—70. Vgl. auch H. Vambcry. The Russian Cam-
pain in Khokand. With 1 map: Geogr. Mag. p. 296—297.
32) Das Gebiet von Ferghäna in Mittelasien: Mag. f. d. Lit. d. Ausl. XL VI,
No. 12., — Russen in Ferghäna und auf der Pamir-Steppe: A. a. Weltth. p. 337.
— R. Michell. Ferghäna: Geogr. Mag. June 1876.
33) Im Thale von Ferghäna. Nach L. Kostenko : RR. XI (Aug. 1876),
p. 167 — 185. (Nach d. „Russischen Invaliden".)
34i Le Ferghanah, par M. Ch. de Ujfalvy. Lettre au secretaire general:
Bull, de la Soc. de Geogr. Oct., p. 425 — 429. — Vgl. auch von demselben:
Excursion seieutitique dans le Ferghanah. Nouvelles du col. Prjevalski. Lettre :
ibid. Aoüt.
35) Die Expedition in das Alai-Gebirge: RR. IX (Dec. 1876), p. 535—565.
(Nach einer Correspondenz L. Kostenko's im „Russ. Invaliden"). — Kostenko's
Reise in das Alai-Gebirge: Ausl. No. 8. 9 , p. 147 — 152. 168—173. — Vgl.
Bull, de la Soc. de Geogr. Mars 1877, p. 275 — 314; Globus 1877, No. 2, p.
30 — 31; Barometrische Ilöhenmessungen im Alai-Gebirge: RR. XI, 187 (nach
Kostenko). — Vgl. li. Michell. The Russian Expedition to the Alai and Pamir
in 1876: l'roc. R. Geo. Soc. XXI, p. 122—140.
.iti) B. Kopocmoaitfiui. H'Lckojii.ko cjiob'l o ropuoü äojihhI; Ajiafi h o
IkiMHp'l; (Einige Worte über das Gebirgsthal Alai und über Pamir): Izwestija
d. K. Russ. Geogr. Ges. XIII, II, p. 249—252.
Salemann, Centralasien. 79
Seine von Indien aus bis Kaschghar und zu den Quellen des
Oxus im grossen Pamir-Plateau „dem Dache der Welt" vollführte
Reise beschreibt Gordon 37), während Paquier 38) eine geographisch-
historische Darstellung dieses Plateaus liefert, welche indessen
nichts besonders Neues bietet.
Was schliesslich die im äussersten Osten des zu besprechenden
Gebietes belegenen Länder Kaschghar und Yarkand betrifft, so liegt
für dieselben als wichtiges Quellenwerk jetzt Forsyttis 39) Be-
schreibung seiner Gesandtschaftsreise nach Yarkand vor, welche
bedeutsame neue Mittheilungen über die genannten Gebiete und
den Pamir enthält. Eine deutsche Bearbeitung im Auszuge liefern
Petermanns Mittheilungen40). Von Shaw's*1) vor einigen Jahren
zurückgelegter Reise in dieselben Gegenden liegt eine neue Aus-
gabe der deutschen Uebersetzung vor. In neuerer Zeit unter-
37) T. E. Gordon. Pamir the Roof of the World, being a narrative of
a journey over the high plateau of Tibet to the Russiau frontier and the Oxus
sources in Pamir. Dlustrated with 06 drawings done on the spot and map. Edin-
burgh (Edmonston & Douglas; 1870. 188 pp. 8. 31 s. 6 d. — Vgl. The
watershed of Central Asia East and West. By Lieut.-Col. T. E. Gordon : J.
R. Geogr. Soc. 1876, XLVI, p. 381 — 396 und IlyTeuietTBie na IlaMnp'L FopAOHa.
— H4cko.II.KO rjaBT. H3b KHHTH. The Roof of the World. — IlepeBOÄb M. H.
BeioOKOOCi. CllO. 1877. 37 pp. 8. (Gordon's Reise zum Pamir. Einige Ka-
pitel aus dem Buche The Roof of the World. Uebersetzt von M. J . Wenjukow.
St.-P. — Beilage zu den Izwestija d. K. Russ. Geogr. Ges. XII, 1876.) —
Kashghar, Pamir and Tibet : Quarterly Rev. No. 282.
38) Le Pamir. Etüde de geographie physique et historique sur l'Asie
centrale, par J. B. Paquier. Paris (Maisonneuve & Co.) 1876. VIII, 218 pp.
8. u. e. Karte. — rec. in LC. 29. Sept. 1877, No. 40, Sp. 1338. -- Vgl.
von demselben Verfasser: Pamir et Kachgarie: Bull, de la Soc. de Geogr. de
Paris. Juin 1877, p. 605—621.
39) Report of a mission to Yarkund in 1873, under command of Sir T. D.
Forsyth, etc. with historical and geographica! Information regarding the posses-
sions of the Ameer of Yarkund. With 45 photographs , 4 lithographic plates,
and a large folding map of Eastern Turkistan. Calcutta (1875) 1877. VI, 573
pp. 4. £ 5. 5 s. — Vgl. Geograph. Magaz. 1. Nov. 1876, p. 304. — On the
buried cities in the shifting sands of the great desert of Gobi. By Sir T. Douglas
Forsyth: Proceedings of the Royal Geogr. Soc. XXI, p. 27 — 46. — Ueber
die vom Wüstensande verschütteten Städte Ost-Turkistans. Nach Sir T. Douglas
Forsyth bearbeitet von Dr. W. Erman: Globus XXXI, p. 217 — 223. — Trans-
Himalayan missions and their results: Calc. Rev. No. CXXVII, Jan. 1877,
p. 115—159.
40) Ost-Turkestan und das Pamir-Plateau nach den Forschungen der Bri-
tischen Gesandtschaft unter Sir T. D. Forsyth 1873 und 1874. Bearbeitet nach
dem officiellen „Report of a Mission to Yarkund in 1873 etc.'-. Mit einer Karte.
Erg.-Heft No. 52 zu PM. Gotha (J. Perthes) 1877. 76 pp. 4. 4 M.
41; R. B. Shaw. Reisen nach der hohen Tartarei, Yarkand und Kashghar
und Rückreise über den Karakorum-Pass. Aus dem Englischen von J. E. A.
Martin. 2. Aufl. Wohlfeile Volksausgabe. (Bibliothek geographischer Reisen
und Entdeckungen. IX. Bd.) Jena (Costenoble) 1876. 8. XXIII. 420 pp. Mit
10 Holzschnitten und 4 grossen Farbendruckbildern. 8 M.
§0 Salemann, Centralasien.
nommene Expeditionen besprechen Weryukoio 42) und TJjfalfoy ,43).
wozu noch die von dem ersteren 44) veröffentlichte „Reiseroute von
der Stadt Aksu über Yarkand nach Ladakh" Erwähnung verdient.
Aus den Jahren 1824 — 28 stammend, ist sie dem Archiv der
Hauptverwaltung West - Sibiriens entnommen , wo noch manches
geographisch werthvolle Material, besonders für Mittelasien, ver-
borgen liegt. Die nach dem Tode Jakub Bei's in Kaschghar aus-
gebrochenen Unruhen, welche dem chinesischen Angriffe gegen die
Selbständigkeit des Landes jetzt bedeutenden Vorschub leisten,
behandelt eine Correspondenz der Allgemeinen Zeitung 45).
Neben der Erweiterung der geographischen Kenntnisse haben
die oben erwähnten Forschungsreisen besonders für die Natur-
wissenschaften reiche Ausbeute geliefert. Es mag genügen, hier
einiges Geologische40), Meterologische47), Botanische48) und Zoo-
logische49) anzuführen, und sonst auf die fachwissenschaftliche
Literatur zu verweisen.
Leider kann sich die Ethnographie Centralasiens eines gleich
reichen Zuwachses an neuem Materiale nicht rühmen, obgleich be-
sonders die , abgesehen von den Tadschiks , meist in den Bergen
sesshaften Ueberbleibsel iranischen Stammes 50) nicht geringes Inter-
esse scheinen beanspruchen zu dürfen. Eine kurze Uebersicht der
ethnographischen Verhältnisse jener Länder gibt ScJdarjmtweit51),
42) Die neueston russischen Forschungsreisen in Asien. Rheintlial's Reise
nach Kashgar: RR. 1876, IX, p. 351—357.
43) Ch. de Ujfalvy. Voyage du capitaine Kouropatkino en Kachgarie.
Nouvelles du Colönel Prjevalski: Bull, de la Soc, de Geogr. de Paris Juin 1877,
p. G54— 6G1.
44) M. HewH)Koe%. IlyTt, H3t ropo^a Ancy, nepesii .flpKenTT. bt> JlaflaKTi:
Izwestija d. K. Russ. Geogr. Ges. 1876, XU, II, p. 222—228.
45) Der Thronwechsel in Kaschgar: AAZ. No. 301, 28. Oct. 1877, p. 4513.
46) A. Kirchhoff. Ein neuer Einblick in den Bau Centralasiens: Deutsche
Revue II, Heft 1. — J. Mouchketof. Les volcans de l'Asie centrale: Bull, de
l'Acad. Imp. des sciences de St.-Petersbourg 1877, XXIII, No. 1, p. 70 — 79.
47) A. Wojeiloff. Zum Klima von Inncrasien: Ztschr. d. Oesterr. Ges. f.
Meteorol. No. 20: — Vgl. PM. XXIV, 1, p. 38.
48) Klimatischer Character der pflanzengeographischen Regionen Hochasiens.
Von Hermann v. Schlagintwcit-Sakünlünski. I — III: Die Natur No. 15. 16. 21.
vom 9. 16. April, 21. Mai 1877, p. 197. 214. 288. — Erschien gleichzeitig in den
Abhdlgn. d. k. bayer. Akad. d. W. XII, 1877. — Topographische Skizze der
Vegetationsgobieto Hochasiens. Von doms. Globus 1877, No. 8. 9, p. 122. 134.
49) Säwerzow über mittelasiatische Ziegen und Schafe : Ansl. 5. März, No.
10, p. 199. — Description of Felis Shawiana, a new Lyncino Cat from Eastern
Turkestan. By W. T. Blanford: JASB. XLV, pt. II. Calc. 1876. p. 49—51.
50) H. Vambiry. Dio Iraner Turkostans: Oesterr. Monatsschr. f. d. Or.
1877, No. 1.
51) Dio Völker Üst-Turkistans. Von Emil Schlagintweit. I — IH: Globus
XXXI. p. 236. 251. 263. — G. M. Towle. Turkistan and its people: Apple-
ton's Jl. Jan. 1877. — //. Vambery. Dio Chinesen Ost -Turkostans: AAZ.
74—80.
Salcmann, Centralasien. 81
während Ujfalvy b-) einige Notizen über die von ihm besuchten
und untersuchten Völkerschaften veröffentlicht hat. Die einzige,
aber überaus interessante, Arbeit über die Sprachen der Eingebo-
renen verdanken wir Shaw 53), welcher drei Dialekte der Ghaltscha
beschreibt, und Vokabulare so wie kurze Texte beifügt. Das
Ghaltschi ist unverkennbar iranischen Stammes, hat sich aber selb-
ständig weiter entwickelt, und dabei doch ungemein viel altes
Sprachgut bewahrt. Vielleicht können wir uns auch von Ujfalvy
neuer Nachrichten über diese Sprache versehen. Für den ebenfalls
iranischen Dialekt der Yaghnau (eines Stammes am südlichen Neben-
fluss des Zarafsän) ist schon vor Jahren einiges Material nach
Petersburg gesandt worden, harrt aber annoch der Bearbeitung
von kundiger Hand. Vokabularien verschiedener theils türkischer
theils iranischer Dialekte Centralasiens finden sich in Forsyth's
oben genannten Report 54).
Zum Schluss mag einiges die politische Lage in Mittelasien
Betreffende hier angefügt werden, wobei wir aber von der Fluth
sowohl kundiger als unkundiger Hand entstammender Zeitungs-
artikel haben absehen müssen. Das immer weitere Umsichgreifen der
russischen Macht und des russischen Einflusses schildert Krahmer65)
in historischem Rückblicke , woneben Gladstone's 5G) unermüdliche
Feder das - - wohl nicht ganz mit Unrecht — vielgetadelte Vor-
gehen der Russen bei der Unterwerfung jener Länder bespricht.
Das Verhalten der centralasiatischen Muhamme daner au dem jüngsten
Ausbruche der orientalischen Frage wird von Oucheval-Clavigny61)
52) IlyTeiuecTBie ijreHa-Kopp. YüfJiaMeu de Mcao-Koeewdn. MaTepiajm
RJIA OTHOJiorin CpeAHeft Ä3in: Izwestija d. K. Russ. Geogr. Ges. 1877, XIII,
II, p. 116—118. — Zur Ethnologie Mittel-Asiens: Die Galtscbi: RR. VI, Nov.
1877, p. 470 — 471. — Die Galtschen, Baschkiren, Mesehtscherjaken und Tep-
teren. Nach K. v. Ujfalvy: Globus XXXII, No. 12, p. 266—68. — Vgl. PM.
XXIV, 2, p. 83.
53) On the Ghalchah Languages (Wakln and Sarikoli)- — By R. B. Shaw:
JASB. Vol. XLV, Part I, No. II. — 1876, p. 139—278. — On the Shighni
(Ghalchah) Dialect. — By R. B. S/uuv : JASB. Vol. XL VI, Part I, No. II. —
1877, p. 97—126.
54) Vocabulary by Dr. Beilew and Captain Biddulph. (Yarkand, Kirghiz,
Wakln, Kalmäc, Sirikol and Kunjoot Dialects.)
55) J. Krahmer. Die Eroberungen der Russen in Mittelasien I — III: Grenz-
boten 1877, No. 1. 2. 3. — Vgl. Studies of Russian contemporary history. I.
The abolition of serfage. II. The absorption of the Central Asia Khanates:
Calc. Rev. No. CXXVIII, April 1877, p. 387—416.
56) Bulgarian horrors and Russia in Turkistan, with other tracts by W. E.
Gladstone. (Collection of British Authors vol. 1631.) Leipzig (B. Tauchnitz).
272 pp. 16. 1,60 M.
57) L'Asie centrale et le reveil de la question d'Orient par M. Cucheval-
Clavigny. Rev. des deux m. 15. Mai, t. XXI, 2, p. 392—435 (nach Baker,
ßordon, Schuyler).
Jahresbericht 1870-1877. Heft I. 6
82 Salemann, Central asien.
und Vamib&ry*9) behandelt. Die allgemeine Rivalität Russlands
und des „ interessereichen u Englands ist auch im fernen Osten
stark genug, und kern Wunder daher, wenn beständig russische
und englische Stimmen über dieselbe laut werden, und eine von
den ersteren 59) selbst einer Uebersetzung werth erschien , obwohl
sie es kaum ist. Auch JRawUnson60) hat seine Ansichten in dieser
Frage wiederum veröffentlicht, und über die englische Grenzpolitik
in Centralasien hat die Saturday Review 6 1) einen Artikel auf-
genommen.
58) Mittelasien und die orientalische Frage. Von H. Vambery. AAZ.
No. 4, 4. Jan. 1877, p. 33 — 35. — Centralasien und der Glaubenskrieg (von
E. S.) ibid. No. 150, 30. Mai 1877, p. 2262.
59) Russia and England in Central Asia. By M. A. Terentyeff. Trans-
lated from the Russian by F. €'. Dawkes , B. C. S., Attache to the Foreign
Department of the Government of India. 2 vol. Calc. 187G. — rec. von
F. W. Crawley in Ac. 9. Dec. 1876, p. 560. Das Original erschien in St.
Petersburg 1875 unter dem Titel: M. A. Tepemmeea. Poccifl H AHTJiifl Bt
Cpe^Heü A3ia. 8. — Vgl. Trübner's Kecord 1876, p. 76.
60) H. Rawlinson. England and Russia in the East. A series of papers
on the political and geographical condition of Central Asia. 2 ed. — ed. 1.
With map. London (John Murray) 1875. XVI, 393 pp. 8. 12 s.
61) Central Asia and our frontier policy: Sat. Rev. 3. März 1877, p 258 ß\
83
Türkische Sprache und Literatur.
Von
A. Socin.
Auf diesem Gebiete ist zunächst eines zusammenfassenden
Berichts von Pavet de Courteille l) Erwähnung zu thun. Eine
populäre Abhandlung über das Osmanische schrieb Grimm'2).
Viel wichtiger ist die osttürkische Grammatik von Shaw3), welche
erst jetzt bekannter wird; sie enthält unter Anderem grosse Para-
digmentab eilen. Ebenfalls einen im Osten gesprochenen Dialekt,
den der kazanischen Tataren, hat Balint 4) behandelt. In England
hat der Ausbruch des russisch-türkischen Krieges das Erscheinen
einer Anzahl türkischer Uebungsbücher veranlasst, verfasst von
Redhouse5), Abu Said6), Arnold1) und Hopkins*). Mit leb-
1) P. de Courteille. Report on Turkish languages: Transactions of the
Piniol. Soc. 1877—8—9. Pt. I.
2) Ueber die Stellung, Bedeutung und einige Eigentümlichkeiten der
osmanischen Sprache von Arno Grimm. Ratibor (Tiele) 1877. 39 pp. 4.
1,50 M.
3) Shaw. A sketch of the Turki language as spoken in Eastern Turke-
stän (Käshgar and Yarkand) together with a collection of extracts. Part I.
Lahore 1875. XVII, 101, 5, XXXIX, VII, H pp. 8. — Vgl. Saturday
Review 9. Dec. 1876, p. 730; Pavet de Courteille in JA. 1877, VII, 10, p. 523
— 532. — Ferner: A Grammar of the Language of Eastern Turkistän. By K.B.
Shaw: JASB. Vol. XLVI, Part I, No. III. 1877, p. 242—368.-
4) Kazäni-tatär nyelvtanulmänyok. I, II es III filzet. Irta Szentkatolnai
Bälint Gabor. Budapest 1876—1877. — rec. von Conte Geza Kuun in
BISO. 10. Jan. 1877, p. 242—248 und ebd. N. S. No. 3, p. 52—56.
5) J. W. Redhouse. The Turkish campaigner's vademecum of Otto-
man colloquial language. See. ed. London 1877. 380 pp. 8. 6 sh. — rec.
von Weil in JLZ. 24. November 1877, p. 721.
6) Abusaid's Turkish Solf-Taught; or, The Dragoman for Travellers in
the East: Being a New Practical and Easy Method of Leaming the Turkish
Language. London (Thimm) 1877. 140 pp. 12. 5 sh.
7) Edwin Arnold. A simple transliteral grammar of the Turkish language.
Compiled from various sources. With dialogues and vocabulary. London
(Trübner) 1877. 80 pp. 8. 2 sh. 6 d.
8) F. L. Hopkins. Elementary grammar of the Turkish language with a
few easy exercises. London (Trübuer) 1877. III, 48 pp. 8. 3 sh. 6 d. —
rec. von Weil in JLZ. 1877, p. 459; in Ac. 1. Sept. 1877, p. 215.
6*
g4 Socin, türkische Sprache und Literatur.
haftem Vergnügen erfüllt uns die schliessliclie Vollendung von
Zenker 's 9) türkischem Wörterbuch, einer Arbeit, deren Druck im
Jahre 1860 begann, und welche die Frucht eines viele Jahre
andauernden Fleisses ist. Die Besprechung dieses Buches durch
Pavet de GourteiUe10) muss wegen ihrer ausführlichen Berichti-
gungen ausdrücklich hervorgehoben werden. Das türkische Original-
lexikon von Ahmed Wefik Efendi n), unseres Wissens schon früher
einmal gedruckt, ist neu erschienen und von Beim gewürdigt
worden. Ni'metullah's persisch-türkisches Glossar ist nach Blaus12)
Untersuchungen theilweise auch für Dialektforschung von Belang.
Von einem neuen türkisch-arabisch-persischen Glossar, verfasst
von Färis Efendi13), las ich eine Notiz in der arabischen Zeitung
el-Gawaib. Nachricht über ein türkisches (und italienisch-nubisches)
Glossar hat Nerucci1*) gegeben.
Was türkische Literatur betrifft, so hat Beim15) kurz vor
seinem Tode noch eine Fortsetzung seiner bibliographischen Be-
richte aus Constantinopel (Jahr 1290 — 1293) eingesandt. Indessen
sind die von ihm erwähnten Drucke bibliographisch nicht hinläng-
lich genau beschrieben, und der Druck der meisten derselben fällt
wohl vor unser Berichtsjahr. Wir erlauben uns daher, hier bloss
auf jene bibliographische Arbeit zu verweisen, sprechen aber den
Wunsch aus, dass einer der jüngeren europäischen Diplomaten und
Dragomane in Stambul die Aufgabe , welche Beim bis jetzt auf
sich genommen hatte, für die Zukunft übernehmen möge. Die ein-
schlägigen Notizen von Hartmann lfi) konnten leider nicht fort-
gesetzt werden. Im übrigen Europa hat die türkische Literatur
9) Türkisch-arabisch-persisches Handwörterbuch. Von Dr. Julius Zenker.
Bd. 1. Leipzig (Engelmann) 1866: pp. X, 1—398; Bd. 2 ebds. 1876: pp. VI,
399—980. 4. — rec. in LC. 16. Juni 1877, Sp. 825. — Vgl. Heft II, p. 13,
No. 34.
10) P. d. Courteille. JA. 1877, VII, 9, p. 261.
11) Lehdjei-Osmani [Türkisches Wörterbuch]. Stambul 1293 = 1876.
1 vol. pp. 1—608, 2 vol. pp. 609—1293. — rec. von Belin in RC. 21. Oct.
1876, p. 258.
12) Ueber Ni'met-ulliih's persisch -türkisches Wörterbuch. Von O. Blau:
ZDMG. XXXI, p. 484—494. — Vgl. Heft II, p. 13, No. 33.
13) J,UJJi l5;>^ l5'^-ü' LTj^ v-äJLj u^jLb (3/^ ^ß ^jAi
380 pp. — Vgl. Öawäib No. 822, 9 Ramadan 1293, p. 7.
14) Qherardo Nerucci. Frä Areangelo Carradori missionario da Pistoia:
BISO. 25. Dec. 1876, p. 232—234.
15) A. Belin. Bibliographie ottomane on notice des livres turcs imprimes
a Constantionoplo durant la periode L290— 1293 de l'Hegire: JA. 1877, VII,
9, p. 122—146.
16) Aus Briefen von Dr. Hartmann an Prof. Fleischer: ZDMG. XXX,
p. 1öS- 17ii, vgl. p. XXIV XXVI
Socin, türkische Sprache und Literatur. 85
nur wenig Beachtung gefunden. Decourdemanche's ll) Uebersetzung
von Nasreddin's Schwänken. Mittheilungen aus einem türkischen
Roman18), die zweite Auflage von Dora d' Istrias19) Poesie des
Ottomans sind, neben einer Notiz Smmioto's 20) über ein alttürki-
sches Manuscript und einer von Merx21) veranstalteten Ausgabe
von 355 türkischen Sprichwörtern in armenischer Schrift mit deut-
scher Uebersetzung, das einzige, was wir hier zu verzeichnen haben.
17) Les plaisanteries de Nasr-eddin Hodja, traduites du Türe par J.-A.
Decourdemanche. Paris (Leroux) 1876. 108 pp. 18. 2,50 fr. [Bibl. or.
elzevir.]
18) Balkan Tchelebi. La femme du rediff (traduit du ture): Revue britan-
uique 1876, tome 6, p. 452 — 455.
19) Madame Dora d Istria. La poesie des Ottomans. 2 ed. Paris (Mai-
sonneuve) 1877. X, 213 pp. 8. 3,50 fr. — Vgl. Revue politiquo et litteraire
October 1876. — La Rivista europea. Anno VIII. Vol. I, p. 80—113.
400—455.
20) Smirncnv. Ueber ein alttürkisches Manuscript. Mythologie asiatischer
Völker: Bulletin du Congres intern, des Orientalistes de St. Petersbourg, p. 51.
21) Türkische Sprichwörter ins Deutsche übersetzt von A. Merx. Venedig
(Armenische Druckerei auf der St. Lazarus Insel) 1877. 82 pp. 16.
86
V orderindie n.
Von
£. Kulm.
Die indische Philologie hat im Berichtjahre erheblichen Fort-
schritt nach mehr als einer Seite hin aufzuweisen, der Rückblicken
auf die Vergangenheit und Ausblicken auf die Zukunft, wie sie
uns durch die neue Ausgabe von Schleyers l) Sprache und Weisheit
der Indier, durch einen etwas summarischen Bericht Schoebel's2)
und Max Müllers 3) schöne Rede auf dem Londoner Orientalisten-
congress nahe gelegt werden, ein erhöhtes Interesse verleiht. Als
besonders erfreulich sei dabei hervorgehoben, dass die einheimischen
indischen Gelehrten, die uns im rein schulgemässen Betriebe des
Sanskiit natürlich überlegen sind und überlegen sein müssen (man
vergleiche die von Kielhom 4) mitgetheilten Anforderungen für die
Sanskrit-Examina im Puna College), nach und nach die ihnen von
Tradition und Gewohnheit gesetzten Schranken durchbrechen und
sich einer mehr kritischen Bearbeitung ihrer Vergangenheit zuzu-
wenden beginnen.
An Hilfsmitteln zur Erlernung des Sanskrit verzeichnen wir
die neuen Ausgaben der Grammatiken von Williams 5) und Kellner 6),
1) Friedrich von SchlegeVs vermischte kritische Schriften. Dabei : Ueber
die Sprache und Weisheit der Indier. Noue Ausgabe. Bonn (Lempertz) 1876.
384 pp. 8. 2 M. — Vgl. Ac. 19. Mai 1877, p. 442.
2) Rapport sur les progres des etudes indiennes depuis 1867, par Schoibel:
Compto rendu de la lere sess. du congres d. Orient. 1873, t. II, p. 355 — 377.
3) The Aryan section. Address by Professor Max Müller, President:
Transactions of tho second Session of the international congress of orientalists,
p. 177—204.
4) Lettera da Poona: BISO. I, p. 315—317.
5) Monier Williams. A practica! grammar of the Sanskrit language.
Fourtli odition enlarged and improved. London (Macmillan) 1877. 420 pp.
8. 15 s.
6) Camillo Kellner. Kurze Elementargrammatik der Sanskrit- Sprache.
Mit vergleichender Berücksichtigung des Griechischen und Lateinischen. Zum
Selbststudium und zum Gebrauche bei akademischen Vorträgen. Zweite Auf-
lage. Leipzig (Brockhaus) 1877. XX, 249 pp. 8. 4,50 M.
Kuhn, Vorderindien. 87
neben ihnen Jarrett's 7) und Bühler 's 8) Elementarbücher. Ziemlich
lebhaft ist die Thätigkeit im Bereiche der wissenschaftlichen
Grammatik. Hier gab zunächst Havet 9) sorgfältig überlegte Be-
merkungen zur Transcriptionsfrage , und Kern10) eine beiläufige
Notiz über den r-Vocal, die in Rücksicht einiger in der indogerma-
nischen Lautlehre sich anbahnenden Umwälzungen doppelte Auf-
merksamkeit beanspruchen darf. Die Arbeiten Whitneys11) und
seiner Landsleute und Schüler Lanman12), Haskeil 13), Avery li),
von denen bis jetzt nur Avery' 's erste Abhandlung vollständig, die
übrigen auszugsweise vorliegen, führen uns auf verschiedene Ge-
biete der Grammatik, begegnen aber einander in dem charakteristi-
schen Gesichtspunkte der Statistik, der speciell für Grammatik
und höhere Kritik des Veda sich förderlich erweisen dürfte.
Einige schwierige Verbalendungen behandelten mit bekanntem Scharf-
sinn Darmesteter und Beryaigne 15). Die vedische Nominalbildung
wurde von Lindner16), die Accentuation der Nominalcomposita
7) Nalopäkhyänam, or the tale of Nala ; containing tho Sanskrit text in
roman characters, followed by a vocabulary in which each word is placed linder
its root, with references to derived words in cognate languages and a sketch
of Sanskrit grammar. By Th. Jarrett. Cambridge Warehouse 1877. 8. 10 s.
[Nach Friedend Bibl. or. 1877, No. 611.]
8) Third book of Sanskrit, by Dr. Gr. Bühler, with a glossary by Vishnu
P. Shästri Pandit. Second edition. Bombay (Ganpat Krishnäji's Press) 1877.
234 pp. 12. 9 a.
9) Louis Havet. Sur la transcription du sanscrit. I. Sur les diphthon-
gues. II. Sur la Separation des mots: Memoires de la Soc. de Linguist. III,
p. 75—78.
10) Taalkundige Bijdragen van Dr. P. J. Cosijn, Prof. H. Kern, Dr.
J. Verdam, en Dr. Eelco Venvijs. Eerste Deel. le Stuk\ Haarlem 1876,
p. 33 ff.
11) On the comparative frequency of occurrence of the alphabetic elements
in Sanskrit, by Prof. W. D. Whitney: American Oriental Society. Procee-
dings, 1876 and 1877, p. XX— XXH
12) A Statistical account of the forms of declension in the Rig-Veda, by
Prof. C. R. Lanman: American Oriental Society. Proceedings, 1876 and
1877, p. XXVI— XXVII.
13) On the accent of vocatives in the Eig-Veda, by Mr. TV. Haskeil:
American Oriental Society. Proceedings, 1876 — 1877, p. XXII — XXIII.
14) Contributions to the history of verb-inflection in Sanskrit, by John
Avery. Boston 1876. 124 pp. 8. [Trübner: 6 s. — Separatabdruck aus JAOS,
Vol. X, p. 217 — 324.] — On the formation of present-stems of the Sanskrit
verb, by Prof. John Avery: American Oriental Society. Proceedings, 1876 and
1877, p. XI— XIU.
15) James Darmesteter. Des desinences verbales en us et des desinen-
ces verbales qui contiennent im r en sanscrit: Memoires de la Soc. de Linguist.
III, p. 95 — 103. — Abel Bergaigne. Note sur l'article precedent. Des troi-
siemes personnes du pluriel en ram: ebd. p. 104 — 105.
16) Altindische Nominalbildung. Nach den Samhitäs dargestellt von
Bruno Lindner, Dr. phil. Jena (Costenoble) 1878. III, 168 pp. 8. 5,40 M.
— rec. von Alfred Hülebrandt in JLZ. 1878, Art. 71.
gg Kuhn, Vorderindien.
von Garbe17) ausführlich dargestellt. Delbrück'*,18) Altindische
Tempuslehre ist für Syntax wie für eingehendere Veda-Exegese
eine gleich hervorragende Erscheinung. Einiges hier Einschlagende
ist schon oben bei der indogermanischen Grammatik zur Sprache
gekommen, Anderes wird passender bei der vedischen Literatur
seinen Platz finden.
Ein neues Wörterbuch, das nebenbei auch sprachvergleichen-
den Interessen entgegenkommt, lieferte Williams19), kleinere Bei-
träge zur Lexikographie und Etymologie Bühler 20), Aufrecht21),
Bergaigne 22), Bezzenberger 23), Brugutan2i) und Fick25). Durch-
aus verunglückt ist ein Versuch, das Sanskrit mit einem Worte
prasanga in der Bedeutung Wörterbuch (= np. farhang) zu be-
reichern 2G). Wesentlich historisches Interesse hat Weber's 21)
Bericht über lexikalische Arbeiten in dem Nachlasse des Demetrios
Galanos. Endlich ist hier der erste Band eines gut empfohlenen,
von einem einheimischen Gelehrten verfassten Wörterbuches in
Englisch und Sanskrit 2S) nicht unerwähnt zu lassen.
17) Richard Garbe. Das Accentuationssystem des altindischen Nominal-
eompositums : Ztschr. f. vgl. Spracht'. XXIII, p. 470 — 518, vgl. p. 524. Dazu
Th. Aufrecht. Zur Accentlehre : ebd. p. 599 — 601.
18) Syntaktische Forschungen von B. Delbrück und E. Windisch. Zweiter
Band: Altindische Tempuslehre von B. Delbrück. Halle (Buchhandlung dos
Waisenhauses) 1876. 136 pp. 8. 3 M. — rec. von H. Hübschmann in LC.
1876, Sp. 1695.
19) A Sauskrit-English dictionary. Etymologically and philologically arranged,
with special reference to Greek, Latin, Gothic, German, Anglo-Saxon, and othor
cognate Indo-European languages. By Monier Williams. London (Trübner)
1877. XXV, 1186 pp. 4. # 4 14 s. 6 d.
20) IAut. VI (1877), p. 10. [Nachweis, dass das im Petersburger Sanskrit-
wörterbuch für einen Eigennamen erklärte Wort divrra einen „writer and
accountaut" bedeute und vielleicht mit altpersisch dipi verwandt sei.]
21) Th. Aufrecht. Lomacätana: ZDMG. XXXI, p. 768.
22) Abel Bergaigne. tarhi, etarhi, yarhi: Memoircs de la Soc. de
Linguist. III, p. 164—165.
23) Adalbert Bezzenberger. rajju: Beiträge z. Kunde der indogerm.
Spr. I, p. 68 (vgl. A. Fich ebd. p. 172). — Skr. gap: ebd. p. 165—166.
24) Karl Brugman. Aind. rnmati, ri'mati, gr. egauai u. s. w. : Ztschr,
f. vergl. Sprachf. XXIII, p. 587—594.
25) A. Fiel-. Skr. urvarä = oXvqh: Bcitr. z. Kunde der indogerm.
Spr. I, p. 63.
26) P. de Lagarde. Symmicta, p. 45.
27) Weber. Ucbor ein synonymisches Sanskrit-Glossar aus dem Nachlasse
des Demetrios Galanos. [Mit einer Tafel]: Monatsberichte der K. Pr. Acad. d.
Wi-s. L876, p. 8(»l—823. — rec. von A. De Gubcrnatis in BISO. I, p. 342.
28) A practical English-Sanskrit dictionary. By Anundoram Borooah.
Li threo volumes. Vol. I. Calcutta (Saraswati Press) 1877. XX, 580, 8 pp.
8. 12 Ks. [Trübner: £ 1 11 s. 6 d.] — Vgl. die Urthoilo der Calcuttaer
Presse in TR. XI, p. 83.
Kuhn, Vorderindien. 89
Die Bibliographie der Sanskritliteratur erhielt durch den von
Haas29) bearbeiteten Katalog der so ungemein reichhaltigen und
vollständigen Sammlung des British Museum eine durchaus neue
Grundlage. Ebenso wurde unsere Kenntniss des handschriftlichen
Materials bedeutend vermehrt. Was europäische Bibliotheken an-
betrifft, so veröffentlichte Wright 30) in seinem bei der Geschichte
Indiens nochmals zu erwähnenden Buche über Nepal ein Verzeich-
niss der von ihm der Universitätsbibliothek zu Cambridge über-
wiesenen, grösstentheils buddhistischen Handschriften. Eine schon
früher bekannt gewordene Notiz über einige Erwerbungen der
Edinburgher Universitätsbibliothek ist im Indian Antiquary31) wieder-
holt worden. Haug's32) Sammlung, reich an vedischen, rituellen
und juristischen Handschriften, ist der Münchener Hof- und Staats-
bibliothek einverleibt worden. Die in mancher Hinsicht nicht un-
interessanten , mit Schlegel's und Lassen 's Studien in engster
Beziehung stehenden indischen Handschriften zu Bonn hat Gilde-
meister 33) mit der ihm eigenen Sorgfalt verzeichnet. Ueber die
meistens von Missionären herrührenden Handschriften in Italien
erhielten wir durch de Gubernatis Zi) und Perreau 35) erwünschte
Kunde , neben der JBurnelFs 3(i) Nachweise über de Nobili und
Beseht nicht übergangen werden dürfen. Von einigen athenischen
Handschriften handelte nach ihm vorliegenden Photographien
Weber in seiner unter No. 27 erwähnten Abhandlung. Zum
gegenwärtigen Stande der Handschriftenverzeichnung in Indien
29) Catalogue of Sanskrit and Pali Books in the British Museum. By Dr.
Ernst Haan. Printed by Permission of the Trustees of the British Museum.
London (Trübner) 1876. VIII, 188 pp. 4. 21 s. — Vgl. TR. X, p. 77.
30) Daniel Wright. History of Nepal, p. 316—324.
31) Donation of Oriental MSS. to the Edinburgh University: IAnt. VI
(1877), p. 107. — Vgl. TR. X, p. 52.
32) Verzeichniss der orientalischen Handschriften aus dem Nachlasse des
Professor Dr. Martin Haag in München. München (Th. Ackermann) 1876.
2 Bl., 47 pp. und 3 Bl. Nachtrag. 8. — Vgl. Martin Haags Nachlass
orientalischer Handschriften: Allg. Zeitg. 1876, No 337, Beilage; IAnt. VI
(187 7), p. 278 und s. auch unten bei der juristischen Literatur.
33) Catalogi chirographorum in bibliotheca academica Bonnensi servatorum
fasciculus XIII sive catalogi librorum manu scriptorum orientalium a Joanne
Gildemeistero adornati fasciculus VII. Bounae. pp. 121 — 152. 4. [Bonner
Universitätsprogramm zum 3. August 1876. — Auch in der oben p. 36 No. 5
verzeichneten Gesammtausgabe des Bonner Handschrifteukatalogs.] — rec. von
A. De Gubernatis in BISO. I, p. 473; vgl. auch Ac. 21. October 1876, p.
406, wieder abgedruckt TR. X, p. 143—144.
34) A. De Gubernatis. Di im codice miscellaneo indiano: BISO. I, p. 13
— 16. — Le carte di Paoliuo da San Bartolommeo: ebd. p. 42 — 50. — Ma-
noscritti indiani del Musoo Borgiano nel Collegio di Propaganda: ebd. p. 82 — 85.
— Manoscritti indiani in Firenze: ebd. p. 148 — 152.
35) Pietro Perreau. Dalle carte del padre V. Manfredi: ebd. p. 77 — 79,
vgl. 144—147.
36) Lettera di Tanjore: BISO. I, p. 16—17. 458—459.
90 Kuhn, Vorderindien.
ist eine officielle Publication 37) zu erwähnen. Die hervorragendste
Leistung von dort ist Bühler's 38) Bericht über seine Tour in
Kacmir, ßajputana und Centralindien. mit literarhistorischen u. a.
Excursen , ausführlichem Verzeichniss der angekauften z. Th.
äusserst wichtigen Handschriften und inhaltreichen Auszügen,
nächst ihm Rdjendraläla Mitral) Notices, die jetzt bis No. XII,
resp. No. 1362 — 1501 vorgeschritten sind; des letzteren Katalog
einheimischer Grammatiken werden wir erst weiter unten zu ver-
zeichnen haben. Von Nesfield's doppelter Reihe für Oudh fallen
Fase. VIII und IX40), sowie das Heft für das dritte Quartal von
1875 41) in den Zeitraum unseres Berichtes. Reichhaltiger ist ein
Katalog aus den Nordwest-Provinzen42). Einige neue Anschaffungen
der Asiatic Society of Bengal sind in deren Proceedings 43) ver-
zeichnet.
Die für ein grösseres Publikum berechnete, fesselnd geschriebene
Darstellung der Literaturgeschichte, welche wir Williams 44) ver-
danken, erschien in dritter Auflage. Ein Buch ähnlicher Tendenz
von Soupeih) genügt nicht einmal den allerbescheidensten An-
37) No. 7/25o- Extract from the Proceodings of the Government of India
in the Home Department (Public), — under date Fort William, the 9"'- February
1878. [Unterzeichnet: James (JKinealy, Offg. Secretary to the Govt. of
India. Am Schluss: Home Dept. Press — No. 17 — 5-2-78 — 435.] 11 pp. fol.
38) Detailed report of a tour in search of Sanskrit mss. made in Kasmir,
Rajputana, and Central India. By G. Bühler. = JBBAS. No. XXXIV A. Vol.
XII. Extra number. Bombay (Society's library) 1877. III, 90, CLXXI pp.
8. 2 Rs. [Trübner 5 s.]
39) Notices of Sanskrit MSS. By Rdjendraläla Mitra, LL. D. Publi-
shod under Orders of the Government of Bengal. Volume IV — Part I. No.
XII. For the year 1876. Calcutta (Baptist Mission Press) 1877. 96, 7 pp. 4.
40) Catalogue of Sanskrit MSS. existing in Oudh. Prepared by John C.
Nesfield, assisted by Pandita Deviprasdda. Edited by Rdjendraläla Mitra.
Fasciculus VIII and IX. Printed at the Ganesa Press, Calcutta 1877. 37 und
29 pp. 8.
41) A catalogue of Sanskrit MSS. existing in Oudh, for the quarter ending
30'li September 1875. 55 pp. 8. [Unterzeichnet John C. Nesfield. Am
Schluss: Government Central Press. — No. 16 H. D. (2700) — 15-11-76. —
200.] — Ueber ein früheres Heft vgl. TR, XI, p. 26.
42) A catalogue of Sanskrit manuscripts in private libraries of the North-
western provinees. Compiled by Order of Government, N.-W. P. Part II [soll
heissen: I]. Printed at the N.-W. B and Oudh Government Press, Allahabad
1877. 165 pp. 8.
43) List of Sanskrit and other manuscripts and lithographed works pur-
chased for the society: Proceedings ASB. 1876, p. 212—214.
44) Indian wisdom or examples of the religious, philosophical , and ethical
doctrines of the Hindus: with a brief history of tho chief departments of Sans-
krit literature, and some aecount of the past and present condition of India,
mural and intellectual. By Monier Williams. Third edition. London (Allen)
1876. XLV1II, 511 pp. 8. 15 s.
45) A. Philibert Soupe". Etudes sur la litterature sanscrite. Paris (Mai-
sonneuve) 1877. 369 pp. 8. 7 fr. 50 c [Les littöratures de l'orient. Tome
II.] — rec. von Windisch in LC. 1878, Sp. 1668-, in Saturday Reviow 5.
Januar 1878.
Kuhn, Vorderindien. 91
Sprüchen. Einige allgemeine Gesichtspunkte gab BergaigneiG).
Zur literarischen Chronologie haben Jacolu*1), Sinclair und Bur-
gessiS), Shankar P. Pandit19) Beiträge geliefert. Rani Das
Sen's 50) anzuerkennende Essays gewähren für das in Indien selbst
vorhandene Interesse an literargeschichtlichen Untersuchungen ein
werthvolles Zeugniss, nicht minder ein von der Bombay Gazette
mitgetheilter Vortrag des Sir Madava Mao61) (Ministers des Gai-
kowar) und eine im Pandit abgedruckte Disputation52), ob der
Dichtkunst des Kälidäsa oder der des Bhavabhüti der Vorrang
gebühre. Manches was hier noch genannt werden könnte , wird
besser bei den einzelnen Fächern erwähnt werden.
Eine wohlüberlegte und sorgfältig bearbeitete Auswahl aus
allen wichtigen Literaturgattungen hat Böhtlingk 53) in seiner
Chrestomathie zusammengestellt, welche in einem Handwörterbuch
ihre nothwendige Ergänzung erhalten soll. Von den in Indien
selbst erscheinenden Sammelwerken behauptet neben der Biblio-
theca Indica der Pandit 54) auch in seiner neuen Folge namentlich
für Kunstpoesie, Grammatik und Philosophie den alten Werth.
Grosse Arbeitskraft nimmt nach wie vor die vedische Literatur
in Anspruch, für welche aus dem Berichtjahre manche werthvolle
Leistung zu verzeichnen ist. Aufrecht's 55) Hymnen des Rigveda
46) Revue politique et litteraire, 26. Mai 1877, citirt von E. Renan in
JA. VII, 10, p. 19.
47) Beiträge zur indischen Chronologie. Von H. Jacobi: ZDMG. XXX,
p. 302—307.
48) W. F. Sinclair. Hemäd Pant and the Gauli Räjas : IAnt. VI (1877),
p. 277 — 278. — J. Burgess. Hemädpant: ebd. p. 366.
49) Shankar P. Pandit. Väkpatiräja: IAnt. VI (1877), p. 143—144.
50) Aitihäsika Rahasya. Cri Rämaddsa Sena pranita. Kalikäta, Shtänhop-
yantre mudrita. Prathama hliäga, Sana 1281; Dvitiyabhäga, Sana 1283. Cal-
cutta (Stanhope Press) 1874—1876. VI, 21, 208. VI, 238 pp. 12. 2 Rs. —
rec. von A. Weber in JLZ. 1877, Art. 463.
51) Vgl. TR. XI, p. 94 und: Sir Madava Rao on Hindu poetry: Journal
of the national Indian association etc. 1877, p. 287 — 292.
52) Erste Sitzung des Samskrita Samaja: The Pandit. New Series. Vol.
I, p. 47—51.
53) Sanskrit -Chrestomathie herausgegeben von Otto Bbhtlingk. Zweite,
gänzlich umgearbeitete Auflage. St. Petersburg (Leipzig, Voss) 1877. III, 372
pp. 8. 4,80 M.
54) The Pandit. A monthly publication of the Benares College, devoted
to Sanskrit literature. New Series. Vol. I, No. 1 — 12. 770 pp. Vol. II, No.
1—7. 448 pp. 8. Benares (E. J. Lazarus and Co.) 1876—77. 12 Rs. jähr-
lich. [Trübner 24 s.] — rec. von A. Weber in ZDMG. XXXII, p. 208—212.
55) Die Hymnen des Rigveda. Herausgegeben von Theodor Aufrecht.
Erster Theil. Mandala I — VI. Zweite Auflage. 463 pp. Zweiter Theil. Man-
dala VII— X. Nebst Beigaben. Zweite Auflage. XLVIII, 688 pp. Bonn
(Marcus) 1877. 8. 20 M. — rec. von ß. Delbrück in JLZ. 1877, Art. 679.
92 Kuhn, Vorderindien.
und Max Mullers 5G) kleinere Ausgabe derselben in Saiphitä- und
Pada-Text sind in neuen Auflagen erschienen. Des letzteren
grössere Ausgabe wurde von Whitney 57) einer historisch-kritischen
Studie unterworfen. Die Calcuttaer Ausgabe der Säma-Samhitä 58)
ist bis zum dritten Hefte des fünften Bandes (eine andere Ausgabe59)
kennen wir nur aus Eriederici's Bibliotheca orientalis), die der
Taittiriya-Samhitä 6") bis zum dreissigsten Hefte vorgeschritten.
Eine Ausgabe der Väjasaneyi-Samhitä 6l) mit Mahidhara's Commentar
ist etwa zu zwei Dritteln vollendet. Was die Interpretation des
Yeda betrifft, so ist Haug's6'2) Vortrag über diesen Gegenstand
jetzt in den Verhandlungen des Londoner Congresses allgemein
zugänglich geworden. Dass er ein richtiges Bild von dem wirk-
lichen Stande der Streitfrage gewähre , kann Niemand behaupten.
Vielmehr zeigt die thatsächliche Probe, die Saug von seiner
Methode in der Uebersetzung eines bekannten schwierigen Liedes 63)
gegeben hat, dass die Differenz zwischen ihm und einigen seiner
angeblichen Gegner zu einem guten Theil nur in der subjectiven
Einbildung beruhte, und dass er den verständigen und massvollen
Ansichten , die Kielhorn 64) über diesen Gegenstand geäussert hat,
gar nicht so sehr fern stand. Dass wir gelernt haben, uns der
einheimischen Tradition gegenüber auf den Standpunkt freier
Kritik zu stellen, wird ein unantastbares Verdienst des Peters-
burger Wörterbuchs bleiben, aber eben so gewiss bleibt auch
56) The Hymns of tbe Rig-Veda in the Samhita and Pada Texts, reprinted
from the Editio princeps by F. Alax Müller, M. A. Second Edition. With
the two Texts on parallel Pages. 2 Vols. London (Trübner) 1877. VIII, 860.
828 pp. 8. 32 s. — rec. von B. Delbrück a. a. O.
57) W. D. Whitney. Müller's Eigveda and Commeutary. 22 pp. 8.
[Reprinted from the New Englander for Oct, 1876.]
58) Säma Veda Sanhita. With the Commeutary of Säyana Achärya.
Edited by Satyavrata S&maärami. Vol. III. 7 Fase. 18 , 688 pp. Vol. IV.
6 Fase. 18, 562 pp. Vol. V. Fase. 1—4. 384 pp. Calcutta 1876—1877. 8.
pro fasc. 10 a. [Trübner 2 s.] Bibliotheca Indica. New Series.
59) Brahmabrata Sdmddhydyi. Sämaveda Sanhita Kauthumi Säkhä, Vol. I,
pts. 1 to 3. — Vgl. Friedend Bibl. or. 1877, 2so. 576.
60) The Sanhita of the blaek Yajur Veda, with the Commeutary of Mädhava
Achärya. Edited by Mahemchandra Nyäyaratna. Fasc. 29 — 30. Calcutta
1876—1877. a 96 pp. 8. pro fasc. 10 a. [Trübner 2 s.] Bibliotheca Indica.
Old Series
61) The white Yajur Veda in the Madhyandina Becension. With the
Commeutary of Mahidhara. Parts 1 to 24. (Will be completed in about 36
parts.) Calcutta. S(|iiare 8. [London (Trübner) 1877. 2 s. 6 d. pro part.]
62) On the Interpretation of the Veda. By Professor Hang: Transactions
of 1 1 1 ' ■ Second Session of the International Congress of Orientalists, p. 213 — 226.
— Vgl. übrigens B. Delbrück in JLZ. 1875, Art. 137.
63) Vedisclie Räthselfragen und Eäthsclsprüche. Uebersetzung und Erklä-
rung <hs Dirghatamäs-Liedes Rigv. 1. 1G4. Von Martin Hauff. München
1876. 61 pp. 8. 1,60 M. Separatabdruck aus den Sitzungsberichten Bd. II.
Heft 3 der philos.-philol. Classc der k. Akademie der Wissenschaften. 1875. —
rec. von A. Weber in JLZ. 1876, Art. 550.
64) Lettera da Poona: BISO. I, p. 208—209.
Kuhn, Vorderindien. 93
jene einheimische Tradition ein Element, welches wir hei unserer
Interpretation zu berücksichtigen haben und welches unter Um-
ständen dieselbe Aufmerksamkeit verdient wie die Ansicht eines
europäischen Gelehrten.
Von diesem Standpunkte aus glauben wir den beiden während
des Berichtjahres zum Abschluss gelangten Ueb er Setzungen der
Rigveda-Samhitä gleichmässig gerecht werden zu können. Grass-
mann's 65) Uebersetzung bewegt sich, wie schon nach seinem,
übrigens auch von Hang günstig beurtheilten Wörterbuch zu er-
warten war, im Grossen und Ganzen in dem Gedankenkreise des
Petersburger Wörterbuchs, ohne jedoch auf eigenes Urtheil Ver-
zicht zu leisten. Wenn die metrische Form nicht selten über
Schwierigkeiten, die man mehr an's Licht gestellt wünschte, leicht
hinweglesen lässt, so giebt sie doch auch in vielen anderen Fällen
einen treffenden Ausdruck um so eher an die Hand. Zu bedauern
ist, dass Grassmann seine Ansicht von der Unzuverlässigkeit der
einheimischen Ueberlieferung in viel zu weitem Umfange auf den
Text selbst ausgedehnt hat. Abgesehen von manchen Annahmen,
welche der sogenannten höheren Kritik anheimfallen, und über
welche wir ein abschliessendes Urtheil uns nicht erlauben, begeg-
nen wir einer reichlichen Menge von Conjecturen, deren Berechti-
gung nicht immer ersichtlich ist. Die Zulassung eines grossen
Theils der von Grassmann und anderen beliebten Conjecturen in
den Text würde der subjectiven Willkür Thür und Thor öffnen,
wie jeden Unbefangenen ein vergleichender Einblick in die ver-
schiedenen angeblich auf einem Standpunkt stehenden Uebersetzungen
mancher bekannter Veda-Lieder lehren kann. Ludwig's 66) Ueber-
setzung, der wir mit Benfeg Vedica p. 30 das Lob einer gewissen-
haften Arbeit nicht versagen dürfen, greift vielfach mit gutem
Recht auf die einheimische Exegese zurück und enthält im Einzel-
nen eine Fülle glücklicher Gedanken. Freilich zeigt sich gelegent-
lich der Einfluss von Ludivig's bekannten linguistischen Sonderbar-
keiten, und seine deutsche Prosa ist leider oft so geschraubt und
verzwickt, dass sie ohne den Sanskrit-Text gar nicht zu verstehen
ist. So wenig daher seine Uebersetzung geeignet ist, Fernerstehen-
den einen ungefähren Eindruck des Originals zu geben, der Fach-
65) Rig-Veda. Uebersetzt und mit kritischen und erläuternden Anmerkungen
versehen von Hermann Grassmann. In zM'ei Theilen. Leipzig (Broekhaus)
1876—1877. VIII, 589. 524 pp. 8. 24 M. — rec. von Max Müller in LC.
1876, Sp. 1697; von A. Weber in JLZ. 1876, Art. 550; von A. De Gubcr-
natis in BISO. I, p. 262.
66) Der Rigveda oder die heiligen Hymnen der Brähmana. Zum ersten
Male vollständig ins Deutsche übersetzt mit Commentar und Einleitung von
Alfred Ludwig. Erster und zweiter Band. Prag (Tempsky) 1876. VIII, 476.
XII, 688 pp. 8. 28 M. — rec. von Max Müller und A. Weber a. a. O.;
von 13. Delbrück in JLZ. 1876, Art. 285; von H. Zimmer im Anzeiger für
deutsch. Alterth. II, p. 289; von A. De Gvbernatis in BISO. 1, p. 8. 262.
94 Kuhn, Vorderindien.
gelehrte wird sie neben der Grassmann' s dankbar und fleissig
benutzen und das Gute nehmen, wo er es findet. Mit den beiden
Uebersetzungen hat eine bedeutsame Epoche der europäischen
Veda-Exegese ihren Abschluss erreicht.
"Wie in Indien selbst unbefangene Ansichten über die Veda-
Exegese sich Bahn zu brechen beginnen, lehrt der Vedärthayatna 67),
ein von Shankar P. Pandit mit Einsicht und Mässigung geleitetes
Unternehmen, das wohl geeignet scbeint zwischen indischer und
europäischer Gelehrsamkeit eine erwünschte Vermittelung zu bilden.
Aeknliche Unternehmungen in Hindi und Bengali, jedoch ohne
englische Uebersetzung. erscheinen in Benares und Calcutta : wir
begnügen uns für dieselben auf die officiellen Kataloge zu ver-
weisen.
Mit bekannter eindringlicher Gelehrsamkeit hat Benfey 68) ver-
schiedene Fragen der Textüberlieferung, Grammatik und Inter-
pretation des Veda erörtert, wobei als charakteristisch die Ver-
werthung der älteren Volkssprachen hervorgehoben werden muss,
deren Eigenthümlichkeiten auch Pischel in seiner vorher erwähnten
Anzeige des Vedärthayatna mit Erfolg herangezogen hat. Conjecturen
zum Rigveda suchten Lanman*9) und Pechtel10) kurz zu be-
gründen, und der letztere 71) behandelte beiläufig einen besonderen ,
Fall der Nasalirung von auslautendem d. Mit der Composition
der Samhitäs beschäftigte sich de Vaseoncellos-Abreu12). Schliess-
lich verweisen wir noch auf den weiter unten folgenden Abschnitt
67) The Vedärthayatna or an Attempt to interpret the Vedas. A Maräthi
and English Translation of the Eigveda, with the original Samhitä and Pada
texts in Sanskrit. Vol. I (parts 1 to 14). Bomhay (Indu-Prakäsh Press) 1876.
7, 904 pp. Vol. II fbis Ende 1877 6 Hefte = parts 15 to 20). Bombay
(Xirnayasägar Press) 1877. 448 pp. 8. 6 Es. jährlich oder 10 annas pro
part [Trübner: 3 s. 6 d. pro part]. — rec. von A. Weber in JLZ. 1876, Art.
550; von K. Pischel in GGA. 1877, p. 1057; in IAnt. VII (1878), p. 139; von
A. Barth in RC. 1877, Art, 180; von A. De Gubernatis in BISO. I, p. 262;
von Girard de Rialle in Rev. de Lingu. X, p. 159. — Vgl. auch Ath. 4. No-
vember 1876. p. 592, und Max Müller. The Veda and its Influence in India:
Ac. 11—18. November 1876, p. 478. 501.
68) Vcdica und Verwandtes. Von Theodor Benfey. Strassburg (Trübner)
1877. V, 177 pp. 8. 6 M. [Abdrücke aus den Göttinger „Nachrichten"
1876 — 1877 und aus Bezzcnbcrgcrs Beitr. z. Kunde d. indogerm. Spr.] — Die
Quantitiitsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada-Texten der Veden.
Dritte Abhandlung. Von Theodor Benfey. Göttingen (Dieterich) 1876. 40 pp.
4. [Abhandlungen d. K. Gesellsch. d. Wiss. zu Göttingeu. Einundzwanzigster
Band]. — svdvas (zu lesen suävas) und svätavas. Von Theodor Benfey:
Nachr. von d. K. Gesellsch. d. Wiss. zu Göttingen 1877, p. 341 — 367.
69) A Conjectural Emendation ofRig-Veda I. 30. 11, by Prof. C. R. Lanman:
American Oriental Society. Proceedings, 1876 and 1877, p. XIX — XX.
70) Zu VII. 68. 7 in der oben p. 28, No. 55 angeführten Schrift p. 20—21.
[Vgl. auch ebd. p. 51. 63. 64]
71) Anz. f. deutsch. Alterth. III, p. 218 — 219.
72) Questions vediques, par G. de Vasconcellos-Abreu. 23 pp. Extrait
de la Revue de Philosophie positive, mars-avril 1877. — rec. von Abel Ber-
gaigne in RC. 1877, Art. 186.
Kuhn, Vorderindien. 95
über Mythologie und einen zusammenfassenden Artikel Weber' 's73),
der ausser einigen schon genannten auch mehrere hier einschlagende,
vor unseren Bericht fallende Publicationen mehr oder weniger
eingehend kritisirt.
Von Werken der Brähmanaperiode ist Rajeiid nihil <t .l//V/-«'s74)
Ausgabe des Aitareya Aranyaka mit dem fünften Heft zum Ab-
schluss gelangt. Das Arsheya Brähmana des Sämaveda ist von
Burnell15) mit einer Einleitimg herausgegeben worden, welche
über die Literatur des Sämaveda und über die musikalische Ee-
citation seiner Samhitä neue und wichtige Aufschlüsse giebt.
Stellen aus dem Sämavidhäna Brähmana, die im Aberglauben
der verwandten indogermanischen Völker ihre Parallelen finden,
hat Barth 76) in französischer Uebersetzung mitgetheilt. Was für
die Upanishads und die vedischen Sütras geleistet worden ist, be-
sprechen wir besser im Zusammenhange mit der Philosophie und
Jurisprudenz.
. Im Gebiete der alten epischen Literatur sind von einer
neuen commentirten Ausgabe des Mahäbhärata 7?) während des
Berichtjahrs achtzehn Hefte erschienen. Stellen aus dem Ma-
häbhärata übersetzte Muir 78). Dora ß! Istria 79) beendete die
Reihe ihrer Essays über die epische Poesie Indiens. Die neue
Auflage der von Schack'schen 80) „Stimmen vom Ganges" , freie
73) JLZ. 1876,, Art. 550.
74) Aitareya Aranyaka, with the Coinmentary of Säyana Achärya. Edited
by Rdjendraläla Mitra. Calcutta 1876. 5, 22, 479 pp. 8. 5 Fase. alOa.
[Trübner 2 s.] Bibliotheca Iudica. New Series. — rec. von A. De Gubernatis
in BISO. I, p. 266.
75) The Arsheyabrähmaiia (being the fourth Brähmana i of the Säma Veda.
The Sanskrit Text edited together with Extracts from the Commontary of Säyana
etc., an Introduction, and Index of Words by A. C. Burneil, Ph. D. Manga-
lore (Basel Mission Press) 1876. LH, 109 pp. 8. 3 Rs. [London (Trübner) :
10 s. 6 d. Basel (Missionsbuchhandlung): 10 M.] — rec. von A. Barth in
RC. 1877, Art. 137; von A. De Gubernatis in BISO. I, p. 343.
76) Un ancien manuel de sorcellerie hindoue, par M. A. Barth: Melusine.
Dirigee par MM. H. Gaidoz et E. Rolland. 1877, p. 105 — 109.
77) Mahäbhäratam with the Commentaries of Nilkantha and Arjunmisra.
Revised by Kalibar Bedäntabägish. Part III — XX. Printed and published
at the Roy Press, Calcutta 1876 — 1877. Das Heft gewöhnlich 120 pp. 8. zum
Preise von 8 a. [Geht jetzt bis zum Vanaparvan incl.]
78) Maxims and Sentiments from the Mahäbhärata. By J. Muir: IAnt.
V (1876), p. 152—154. 311—313. 340—342. — Krishna's opinion of unfair
fighting. By J. Muir: ebd. p. 311. — Vgl. dazu auch M. Benfey. Urväter-
weisheit: Das Ausland 6. August 1877, p. 638 — 640. [Auszüge aus: Religious
and moral sentiments metrieally rendered from Sanskrit writers. By J. Muir.
London (Williams and Norgate) 1875.]
79) Dora d 'Istria. L'epopee dell' ludia. II. 11 Mahäbhärata. V:
Antologia Nuova Dec. 1876, p. 736 — 764.
80) Stimmen vom Ganges. Eine Sammlung Indischer Sagen von Adolf
Friedrich Grafen von Schack. Zweite Auflage. Mit einem Anhange: Nalo-
daya. Ein indisches Gedicht in deutscher Nachbildung. Stuttgart (Cotta) 1877.
280 pp. 8.
96 Kuhn, Vorderindien.
Uebertragungen aus dem Mahäbhärata, Rämäyana, den Puränen
und der epischen Kunstpoesie enthaltend, mag uns zu den späteren
Formen des Epos hinüberleiten. Zu Hall's 81) neuer Ausgabe des
Wilson'schen Vishnupuräna ist der längst erwünschte Index er-
schienen. Eine auch bei von Schach übertragene Legende des
Vishnupuräna hat die Dichterin Tont Dutt 82) in englischer Ueber-
setzung mitgetheilt. Die Calcuttaer Ausgabe des Agnipuräna 83)
ist bis zum zweiten Hefte des dritten Bandes vorgeschritten. Das
Matsyapuräna hat Jwänanda Vidydsdgara 84), einen umfangreichen
Abschnitt des Skandapuräna da Oimha 85) herausgegeben. Ein
sorgfältiges Namenlexicon zu den Puränen verfasste in Maräthx-
Sprache Godbole 86).
Was die epische Chronikenliteratur anbetrifft, so ist Bühler 's87)
Auseinandersetzung über die Räjatarangini aus seinem oben No. 38
erwähnten Report im Ludian Antiquary abgedruckt worden ; des-
gleichen ist seine Ausgabe des Vikramänkadevacarita 88) wegen
einer Anzeige und einer anderweitigen Mittheilung 89) desselben
81) The Vishnu Puraria: a System of Hindu Mythology and Tradition.
Translated from the Original Sanskrit, and illustrated by Notes derived chiefly
from other Puränas. By ff. ff. Wilson. Edited by Fitzedward Hall. Vol.
V., Part II. Index. London (Trübner) 1877. VIII, 268 pp. 8. 12 s. [ff. H.
Wilsons Works. Vol. X., Part IL] — ree. von A. Weber in JLZ. 1877, Art.
380; von A. Barth in RC. 1877, Art. 175.
82) Toru Dutt. The Royal Ascetic and the Hind. From the Vishnu
Purana. B. II. C. XIII: The Calcutta Review Januar 1877, p. 209—212.
[Deutsch bei v. Schack. Stimmen vom Ganges, p. 56 — 66.]
83) Agni Puräna, a Collection of Hindu Mythology and Traditions. Edited
by Rdjendraläla Mitra. Vol. II. Chap. 115 to 268. 5 Fase. 3, 481 pp.
Vol. III. Fase. 1—2. 192 pp. Calcutta 1876—1877. 8. pro fasc. 10 a.
[Trübner: 2 s.] Bibliotheca Indica. New Series.
84) Matsya Puränam. By Maharshi Vedavyäsa. P^dited by JibAnanda.
Vidydsaqara. Calcutta 1876. 1207 pp. 8. [Trübner: 24 s.]
85) Skandapuränäntargatam Sahyädrikhandam. The Sahyädri Khanda of
the Skanda Puräna: a Mythological , Historieal, and Geographical Account of
Western India. First Edition of the Sanskrit Text with Various Readings. By
J. Gerson da Cunha. Bombay (Thacker, Vining and Co.) 1877. 3, 576 pp.
8. 4 Rs. [Trübner: 21 s.]
86) Raghundth Bhdskar Godbole. An Ancient Historieal Dictionary of
Bhärat Varsha or Greatest India. Bombay (Nirnaya Sägar Press) 1876. 730 pp.
8. 6 Rs.
87) The Räjatarangini. From Dr. Bühler's Report of a Tour in Search of
Sanskrit Mss. etc.: IAnt VI (1877), p. 264—274. [Vgl. p. 52—60. LXVI
— LXXXII des erwähnten Reports.]
88) The Vikramänkadovaeharita, a Life of King Vikramäditya-Tribhuvana-
malla of Kalyäna, composed by Ins Vidyäpati Bilhana. Edited with an Intro-
cruetion by Georg Bühler. (Bombay Sanskrit Series. No. XIV.) Bombay
(Government Central Book Depot) 1875. 46, 168, 2 pp. 8. 1 Ro. 5 a.
[Trühner: 7 s. 6 d.| — ree. in IAnt. V (1876), p. 324—327.
89) Analysis of tho first seventoen Sargas of Bilhana's Vikramänkakävya.
From Dr. Bühler 's Introduction to tho Vikramänkadovaeharita : IAnt. V (1876),
p 317—323. /
Kahn, Vorderindien. 97
Indian Antiquary hier namhaft zu machen. Eine Bearbeitung des
Criharsha Carita hat Jtvdwxnda I 'idyäsägcura 9") herausgegeben.
Vom Cankaravijaya hat Käshinäth Trimbak Telaiuj 91) nachge-
wiesen, dass er wahrscheinlich dem 14. Jahrhundert angehöre und
also unmöglich von einem Schüler Cankara's ahgefasst sein könne.
Die Tempellegende von Harihara in Maisur hat Foulhes heraus-
gegeben92) und durch eine englische Uebersetzung 93) allgemeiner
zugänglich gemacht.
Neue Ausgaben des Naishadha Carita94) und des Bhattikävya95)
halien wir Jivänanda Vidyäsägaira zu verdanken. Die fünf ersten
Gesänge des letzteren hat ausserdem Banerji96) mit Noten heimis-
gegeben. Ueber Verfasser und Abfassungszeit des Raghuvamea
hat sich Shcutikar P. Pandit 97) in den Verhandlungen des Lon-
doner Orientalistencongresses ausgesprochen. Die Publication des
Anandavrindävana 98), eines Campükävya aus dem Sagenkreise des
Krislina ist im Pandit fortgesetzt worden. Auch brachte derselbe
einen an Krishna gerichteten Hymnus des MadhiisüdantzsarasvaH99).
Im Gebiete der Fabel- und Märchendichtung hat Täranätha
Tarhaväcaspati 10()) den Hitopadeca mit Noten herausgegeben,
90) Sriharsha Charita; or, Life of Räja Harsha Bardhana. In Prose by
Bana Bhatta. Edited with Modifications by Jibänanda Vidyt'isägara. Cal-
cutta 187G. 225 pp. 8. [Trübner: 7 s. 6 d.]
91) The Sankaravijaya of Änandagiri. By Käshinäth Trimhak Telang,
M. A.: IAnt. V (1876), p. 287—293.
92) Harihara Mahätmya. Edited by the Eev. IViomas Foulhes. Bangalore
(Vichära Darpana Press) 1877. 28 pp. 8. 3 a.
93) The Legend* of the Shrine of Harihara in the Province of Mysore.
Translated from the Sanskrit by tho ßev. 'Thomas Foulkes. Madras (Higgin-
botham and Co.) 1876. 99 pp. 12. 2 Rs. 8 a.
94) Naishadha Charita; or, Adventures of Nala Eaja. By Sri Harsha.
With the Commentary of Mallinätha. Edited by Pandit Jibänanda Vidyäsä-
gara. Calcutta 1875—1876. 2 Vols. 652, 456 pp. 8. [Trübner: 36 's.]
95) Bhatti Kavya. A Poem on the Actions of Räma. With the Commen-
tary of Jayamangala and Bharata Mallika. Edited by Jibänanda Vidyäaägara.
Calcutta 1876. 2 Vols. 516, 444 pp. 8. [Trübner: 16 s.]
96) The Bhatti Kavya; a Poem on the Actions of Räma. Ed. by the Rev.
K. M. Banerji. Calcutta (Thacker, Spink and Co.) 1876. 122 pp. 8. 2 Rs.
97) Who wrote the Raghuvamsa , and whon? By Shankar Pandurang
Pandit : Transactions of the Second Session of the International Congress of
Orientalists, p. 227 — 254.
98) Anandavrindävana, ein Campükävya (mit dem Sukhavartini genannten
Commentar), Stabaka 11, 1 — Stabaka 17, 48: Tho Pandit. New Series. Vol. I,
p. 21—42. 84—104. 149—168. 215—234. 279—298. 343—362. 404—422.
472—488. 532—550. 599—618. 662—682. 726—749. Vol. II, p. 20—54.
84—102. 148—165. 212—230. 275—293. 340—359. 407—448.
99) Anandamandäkini des C,ri Madhusüdanasarasvati : The Pandit. New
Seriös. Vol. I, p. 498—514.
100) Hitopadesha. By Vishim Sharma. Edited with Notes by Professor
Täränälha Tarkavächaspati. Calcutta 1876. 158 pp. 8. [Trübner: 4 s.]
Jahresbericht 1876—1877. Heft I. 7
98 Kuhn, Vorderindien.
Wile m) die mit dem Inhalte des buddhistischen Dramas Nägä-
nanda identische Erzählung der Vetälapaiieavimcati nach dreifacher
Recension mitgetheilt. Eine ganz neue Gattung dieser Literatur,
wie sie sich bei den Jaina ausgebildet hat, haben wir durch eine
werthvolle Publication Weber 's m) kennen gelernt. Ein anderes
Werk der Art, den Antarakathäsamgraha. wird Pulle herausgeben,
der im BISO. 103) eine vorläufige Notiz über die von ihm benutzte
Handschrift gegeben hat.
Bei der gnomischen Poesie ist Tawney's 104) wohlgelungene
Uebertragung von Bhartrihari's Vairägyacataka und ein neuer Nach-
trag zu Böhtlingk's 105) Sprächen zu verzeichnen. Sprüche des
Canakya sind in Calcutta106) und, wie es scheint, in Mirzapur107)
gedruckt, worden. In Hinsicht auf Somadeva's Erzählungen von
Dummköpfen u. ä. möchte vielleicht auch der Publication eines
Mürkhacataka 108) einiger Werth beizulegen sein.
Zur dramatischen Dichtung nennen wir zuerst PischePs 109)
treffliche Ausgabe der bengalischen Recension der Cakuntalä, mit
welcher nunmehr das Material zur Entscheidung einer wichtigen
literarhistorischen Streitfrage jedem Fachgenossen zugänglich ge-
101) Die fünfzehnte Erzählung der Vetälapantschavineati. Sanskrittext mit
Uebersetzung und Anmerkungen von Dr. Heinrich Uhlc. Dresden (L. Wolf)
1877. XXVI pp. 4. 1,50 M. [Programm des Gymnasiums zum heiligen
Kreuz in Dresden.] — rec. von A. Weber in JLZ. 187 7, Art. 316. — Vgl.
auch Ac. 21. April 1877, p. 349.
102) Paneadandachattraprabandha. Ein Märchen von König Vikramäditya.
Von A. Weber. Aus den Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin 1877. Berlin (Dümmler in Comin.) 1877. 103 pp. 4. 5 M.
103) r. Li. Pulli. Descrizione di un nuovo manoscritto indiano della
Biblioteca di Berlino: BISO. I, p. 79—81.
104) Metrical Translation of the Vairägya Satakam, or hundred Stanzas on
Ascetism, by Bhartrihari. By Prof. C. H. Tawney, M. A.: lAnt. V (187G).
p 1—3. 65—67. 285—286. 305—309.
1(15 1 Zweiter Nachtrag zu meinen Indischen Sprüchen. Von Otto ßöht-
Mngk: Bull, de l'Ac. Imp. d. Sc. de St.-Pct. XXIII, p. 401 — 432 = Mel. as.
VIII, p. 203—249.
106) Chanakya Shloka; or, Verses by Chanakya. Second Edition. Calcutta
(Gyanratnäkara Press; 1877. 12 pp. 12. 1 a.
107) Käslii Nil Prakash, Sanskrit and Hindi. The Light of Prudent Beha-
viour, by Käshi Natli. Mirzapur ( Kevd. J. Hewlett, printer) 1877. 61 pp. 8.
1 Hc \A small tre.itisc- in Sanskrit verse by Chanak, eontaining moral precepts
or aphorisms of practica] wisdom. One Kashi Nath has added a translation in
Hindi verse.]
108; Mürkhashatak; or the hundred Characteristics •>(' Fools, with a Trans-
lation iiito Maräthi. ßatnagiri (Janärdan Hari Athle; 1877. 15 pp. 16. 1 a.
109) Kälidäsa's Qakuntalä. The Bengali Recension. With Critical Notes
edidet by Richard tischet. Kiel (Schwers) 1877. XI, 210 pp 8. 12 M
- rec. von C. Cajjpeller in JLZ. 1877, Art 117; von A. Duntcll in IAnt.
VI ilb77/, p 232; von A. liarth in lvC 1877. Art. 43.
Kuhn, Vorderindien. 99
worden ist. Williams' n0) durch ihren reichhaltigen exegetischen
Commentar auch jetzt noch wertlivolle Ausgahe der Devanägari-
Recension ist in zweiter Auflage erschienen. Rückertf s U1) im
Wesentlichen auf derselben Recension fussende Uebersetzung, jetzt
auch separat vorliegend , ist ein Werk , an welches der Dichter
die letzte Hand nicht hat anlegen können. Pisehel's Text wurde
von Fritze11'2) in unser gewöhnliches dramatisches Versniass über-
tragen. Von Bhavabhüti's Mälatimädhava hat Bhändärhar113)
eine äusserst sorgfältige kritische Ausgabe geliefert, eine andere
Ausgabe verdanken wir Jzvänanda Vtdyäsägara11*). Camteller's115)
Textesherstellung der Ratnävali ist BöhtltngJc's Chrestomathie ein-
verleibt und von Fritze 116) gleichfalls metrisch übersetzt worden.
Regnaud11"1) gab eine Uebersetzung der Mricchakatikä, Foucaux11*)
und Edgren119) solche der Mälavikä.
110) Sakuntalä", a Sanskrit Drama, in seven Acts by Kälidäsa. The Deva-
NägarT Recension of the Text , edited with literal English Translations of all
the metrical Passages, Scheines of the Metres and Notes critical and explanatory
hy Monier Williams. Second Edition Oxford (Clarendon Press) [London,
Macinillan and Co.j 1876. XII, 339 pp. 8. 21 s. — reo. von C C'appeller
a. a. O.
111) Sakuntalä, Schauspiel von Kalidasa. Aus dem Sanskrit übersetzt
von Friedrich Kückert. Leipzig (Hirzel) 1876. III, 147 pp. 8. 2,25 M.
— rec. von C. Cappeller a. a. 0.
112) Sakuntalä. Metrisch übersetzt von Ludwig Fritze. Schloss-Chemnitz
(Schmeitzner) 1877. VIII, 200 pp. 8. 2,70 M. [A. u. d. T. Indisches The-
ater. Sammlung indischer Dramen in metrischer Uebersetzung von L. F. Erster
Band] — rec. von G. Cappeller a. a. O.
113) Mälati-Mädhava by Bhavabhüti with the Commentary of Jagaddhara
edited with Notes, critical and explanatory, by Rämkrishna Gopäl Bhän-
därkur, M. A. [Bombay Sanskrit Series No. XV.] Bombay (Government Central
Book Depot) 1876. XV, 384, 72, 3 pp. 8. 3 Rs. 10 a. [Trübner.- 14 s.]
114) Malati and Mädhava. A Sanskrit Drama by Bhavabhüti. Edited
with a Commentary by Jibänanda Vidyäsägara. Calcutta 1876. 186 pp.
8. [Trübner: 5 s.]
115) Ratnävali [ed. Carl Cappeller\: O. Bbhtlingk. Sanskrit-Chrestomathie
p. 290—329 (dazu Präkrit-Index : p. 330—340. Anmerkungen: p. 368—372).
116) Ratnävali oder die Perlenschnur. Ein indisches Schauspiel. Aus dem
Original zum ersten Male ins Deutsche übersetzt von Ludwig Fritze. Chemnitz
(Schmeitzner) 1878. XVI, 107 pp. 8. 2,40 M. [A. u. d. T. Indisches
Theater etc. Zweiter Band]
117) Le chariot de terre cuite, drame sanscrit attribue au roi Cüdraka,
traduit et annote des scolies inedites de Lallä Dikshita par Paul Regnaud.
4 vol. Paris (Leroux) 1876—1877. XXXV, 105. 131. 90. 98 pp. 18. 10 fr.
[Bibliotheque Orientale elzevirienne. VI — IX.]
118) Malavika et Agnimitra, drame sanscrit de Kalidasa, traduit pour la
premiere fois en francais par P/t. -Ed. Foucaux. Paris (Leroux) 1878. XI,
118 pp. 18. 2,50 fr. [Bibliotheque Orientale elzevirienne. XIV.] — rec. in
lAnt VII UB78), p. 60; von A. De Uubernatis in BISO. 1, p. 471.
119) Kälidäsa. Mälavikä. Ett indisk skädespel. Frau sanskrit öfvers. af
Hj. Edgren. Göteborg (Gumpertj 1877. IV, 105 pp. 8. 4 M.
7*
100 Kuhn, Vorderindien.
Von der wissenschaftlichen Literatur behandeln wir zuerst
die Crrammatik, zu deren Bibliographie RäjendraMla Mitra l20) in
seinem Kataloge der grammatischen Handschriften der ASB. einen
ungemein reichhaltigen Beitrag geliefert hat; nicht minder dankens-
werth ist der beigefügte Anhang, welcher alle bis jetzt überhaupt
irgendwie bekannt gewordenen grammatischen Werke mit genauen
bibliographischen Nachweisungen in alphabetischer Reihenfolge ver-
zeichnet, Burnett's121) bahnbrechendes, wenn schon in seinen
Folgerungen mitunter etwas zu kühnes Buch über die Aindra-
Schule haben wir hier namentlich wegen einer in das Beiicht-
jahr fallenden Anzeige Senartfs zu erwähnen. Eine neue litho-
graphirte Ausgabe des Mahäbhäshya122) ist zu Benares erschienen,
ebendaselbst ist auch der Qabdakaustubha 123) lithographirt worden.
Zwischen Kielh<yrnl2i~125) und Bhänddrh<r126~121) auf der einen,
Weber l28) auf der andern Seite hat sich über das Mahäbhäshya
eine bedeutsame literarische Controverse entsponnen, welche vor-
aussichtlich erst mit dem Abschluss der von Kielhorn begonnenen
kritischen Ausgabe ihre Entscheidung finden wird. Von der Käcikä
ist der erste Band129) im Separatabdruck aus dem Pandit er-
120) A Descriptivo Catalogue of Sanskrit MSS. in the Library of the Asiatie
Society of Bongal. Part First. — Grammar. Edited by Räjendraldla Mitra,
LL. D. Calcutta (Baptist Mission Press) 1877. IX, 171, LVII pp. 8.
121) On the Aindra School of Sanskrit Grammarians , their Place in the
Sanskrit and Subordinate Literatures by A. C. Bnrnell, Ph. D. Mangalore
(Basel Mission Book and Tract Depositor}') 1875. [Basel, Missions-Buchhandlung.]
VIII, 120 pp. 8. 12 M. — rec. von A. Weber in JLZ. 1876, Art. 173; von
Windisch in LC. 1878, Sp. 645; von E. Smart in JA. VII, 8, p. 281.
122) Mahäbhäshya. A Grammar, with Commentary and Notes. Edited by
Bdla Shästri and Rdjd Rdm Shdstri. Benares (Vidyodaya Press) 1876
356, 470, 411, 374, 418 pp. 8. 24 Rs. [Lithographirt.]
123) Shabdakaustubha. The Gern of Grammars. Edited by Kdshi Ndth.
Benares (Käshi Näth) 1876. 316 pp. 8. 3 Rs. [Lithographirt.]
124) On the Mahäbhäshya. By Dr. /'. Kielhorn: IAnt. V (1876), p.
241—251.
125) Katyäyana and Patanjali : their Relation to cach other, and to Pänini.
By F. Kielhorn. Bombay (Education Society's Press) 1876. 2 Bl. 64 pp. 8.
1 Re. 8 a. [Triibner: 3 s. 6 d.] — rec. von R. Pischel in GGA. 1878, p.
789; von A. De Gubernatis in BISO. I. p. 260.
126) Achärya, the Friend of the Student, and the Relations between the
three Ächäryas. By Prof. R. G. Bhändärhar: IAnt. V (1876), p. 345—350.
127) Dr. Goldstücker's theory about Pänini's technical terms. By Prof.
Rämhrishna G. Bhdndärkar: IAnt. VI (1Ä77),, p. 107 — 113. [Abgedruckt
aus Nativo Opinion 21. 28. August 1864.]
128) Prof. Weber on the Mahäbhäshya. To the Editor of the Indian An-
tiquar}-: IAnt. VI (1877), p. 301—307.
129) Käsikä, a Commentary on Pänini's Grammatical Aphorisms by Pandit
Jayäditya, edited by Pandit liüla Sästrl. First Part, Henares (Medical Hall
Press) 1876. 489 pp. 8. 5 Rs. [Triibner: 16 s.]
Kuhn, Vorderindien. \Q\
schienen, die Fortsetzung in der neuen Reihe des Pandit130) bis
in den siebenten Adhyäya vorgeschritten. Ein werthvolles Werk
über den Ganapäfha hat Bhatta Ycwnegvaral3>) veröffentlicht.
Endlich nennen wir hier noch Kielkorns und Webers ' 32) Aus-
einandersetzungen über die (,-ikshäs.
Eine neue Ausgabe des Amarakoca mit dem Commentar des
Mahecvara133) ist unter Kielhorns Aufsicht vollendet worden. Von
Werken der modernen einheimischen Lexikographie sind der Neu-
druck des Cabdakalpadruma ,34) und das Väcaspatya 135) an erster
Stelle zu erwähnen, ersterer bis Part VII, No. 15, letzteres mit
Part 11 bis zum Worte griha vorgerückt. Tdränäiha Tarhavä-
caspati's kleineres Werk Cabdastomamahänidhi 136) wurde gleich-
falls neu aufgelegt. Ein in Madras erschienenes Wörterbuch in
Telugu-Schrift ,37) kennen wir nur aus Trübner's Record.
Für reges Interesse an der Metrik spricht der Umstand, dass
Tdränatha Tarkavdcäspati's Ausgabe der Chandomanjari und des
Vrittaratnäkara 138) die dritte Auflage erlebte.
130) Käcikä Adhyäya 5 Päda 3 Sfttra 60 — Adhyäya 7 Päda 4 Sütra 81 :
The Pandit. New Series. Vol. 1. p. 1—20. 65—84. 129—149. 197—215.
261—279. 323—343. 387—404. 451—472. 515—532. 579—599. 643—662.
707—726. Vol. II, p. 1 — 20. 65—84. 129—148. 193—212. 257—274.321—339.
385—407.
131) GanaratnävaM, Ganas tu Pänini with a Commentary, by Yajnesvara
Bhatta. s. 1. et a. IV. 134 pp. Obl. 8. Lithogr. [Trübner: 14 s.] — rec.
von (t. Thibaut in The Pandit. New Series. Vol. II, p. 192.
132) Remarks on the Sikshäs. By Dr F. Kielhorn: IAnt. V (1876), p.
141—144. 193—200; vgl. A. Weber ebd. p 253—255. — rec. von A. de
Gabernatis in BISO. I, p. 138.
133) Amarakosa. with the Commentary of Mahe^vara. Edited by Chintdman
Shdstri 'Chatte. Bombay (Education Society's Press) 1877. 459 pp. 8.
1 Re. 12 a.
134) Sir Rdjd Jlddhdkdnta Deb. Balladur. Shabda Kalpadruma ; or. the
Tree bearing all the Words that may be wished for. Seeond Edition. Part VI
No. 4—14. Part VII. No. 1—15. Calcutta (New Bengal Press) 1876—1877.
Die Nummer gewöhnlich 80 pp. 4. zum Preise von 1 Re. [Trübner : 3 s. 6 d.]
[In Bengali-Schrift, vgl. TK. X, p. 166. Dort steht „the edition beiiig a limited
one" , nach dem Bengal Library Catalogue of Books ist jedoch die Zahl der
Auflage 1500.]
135) Vächaspatya. A Comprehensive Sanskrit Dictionary in twenty Parts.
Parts X and XI. Compiled by Professor Tdränatha Tarkavdchaspati. Cal-
cutta (Saraswati Press) 1876—1877. 236 und 244 pp. 4. ä 5 Rs. [Trübner:
ä 18 s.]
136) Tdrdndth Tarkabdchaspati. Shabda-stoma-mahanidhi; or, a Dictio-
nary of all Words. Seeond Edition. Printed at the Beadon Press, Calcutta.
and nuhlished at Pataldängä (publisher: Jibananda Bidy<äsagara) 1876. 1347
pp. 8. 10 Rs.
137) Sarva-Sabda-Sambodhini •, or, the Complete Sanskrit Dictionary. In
Telugu Characters. Madras. 1078 pp. 4. [Trübner 1877 : £ 2 15 s.]
138) Chhandomanjari ; or, Blossoms of Poetical Metres, by Gangädäs Pan-
rtita and Vrittaratnakaram ; or, the Jewel Mine of Verse , by Kedära Bhatta.
Edited with Notes by Pandita 'Tdrdndth Tarkabdchaspati. Third Edition.
Calcutta (Saraswati Press) 1877. 84 pp. 8. 10 a.
102 Kuhn, Vorderindien.
Auf dem philosophischen Gebiete haben Gmoell und GoughlS9)
ihre äusserst sorgfältige Ausgabe und Uebersetzung des Sarva-
darcanasangraha im Pandit bis zum elften Capitel fortgesetzt. Die
Shaddarcana Cintanikä 14°), von der bis jetzt zehn Hefte vorliegen,
soll uns in ihrem weiteren Verlaufe die Sütras der sechs Haupt-
schulen in Text, Uebersetzung und Erklärung vorführen ; der Heraus-
geber, Mddhatordw Moreshwar Kirnte, erweist sich im Allgemeinen
als dazu wohlbefähigt, wenngleich die Klarheit seiner englischen
Auseinandersetzungen öfters zu wünschen übrig lässt. Zur Vedänta-
philosophie gehören die Fortsetzungen der Bhamati U1) und des
Mimämsä Darcana 142); ein kurzes Summarium derselben in poeti-
scher Form hat Cowell1*3) Sanskrit und Englisch zugänglich ge-
macht; mehrere weniger bekannte Tractate zum Vedänta enthält
eine in Calcutta erscheinende Sammlung 144) ; eine neue Ueber-
setzung des Vedäntasära hat JBöhtlingh 145) mit dem Originaltext
in seine Chrestomathie aufgenommen. Rämamigra Qästrin1*6)
edirte eine Darstellung der Eämänujalehre. Den Anfang von
Buch IV des Sänkkyapravacanabhäshya hat unter gleichzeitiger
Mittheilung des Originaltextes Kecava (Jästrin1*1), eine Argumen-
139) E. B. Cowell and A. E. Gough. Sarva-Darsana-Sangraha. Chapter
VII— XI: The Pandit. New Series. Vol. I, p. 52—63. 126—128. 175—183.
184—196. 304—316. 372—381. 433—445. Vol. II, p. 174—192. 381 — 384.
140) The Shaddarshana-chintanikä or Studies in Indian Philosophy. A
Monthly Publieation stating and explaining the Aphorisms of the six Schools of
Indian Philosophy with their Translation into Marathi and English. Vol. I,
No. 1 — 10. Poona, printed at the ,Dnyän Prakäsh' Press 1877. 328 pp. 8.
pro No. 8 a. [Die Subscription beträgt jährlich 5 Kupies praennmerando . ein-
zusenden an den Manager of the Shadd. Chint. Office, Poona, Sadashiva Petha
House Municipal No. 641.] — rec. von A. Weber in JLZ. 1877, Art. 463;
vgl. auch TR. XI, p. 82. Ac. 30. Juni 1877, p. 586 und: W. A. L. Indian
Philosophy: Journal of the National Indian Association etc. 1877, p. 159 — 163.
181 — 185.
141) Bhamati, a Gloss on Sankara Achärya's Commentary on the Brahma
Sütras. By Vachaspati Misra. Edited by Pandit ßdla Scuttri. Fase. 1 — 4.
Benares 1876 — 1877. 384 pp. 8. pro fasc. 10 a. [Trübner: 2 s.] Biblio-
theca Indica. New Series.
142) The Mimänsä Darsana. With the Commentary of Savara Svämin,
edited by Mahesa chandra Nydyaratna. Fase. 10 — 13. Calcutta 1870 — 77.
384 pp. 8. pro fasc. 10 a. [Trübner: 2 s] Bibliotheca Indica. New Seriös.
143) E. B. Cowell. The Hastämalaka: Journal of Philology. Vol. VI.
No 12, p. 161—169.
Uli Bedanta Shastram. Edited by Jaganmohan Tark&lank&ra. Calcutta
(Puränprakash Press): 3 Hefte 1876 ä 8 pp. 12. ä 1 a. 1 Heft 1877. 20
pp. 12. 2 a.
145) Sadänanda's Vedäntasära: O. Böhtlingk. Sanskrit - Chrestomathie p.
253 — 289 (dazu Anmerkungen p. 367—368).
I 16) Fatindramatadipikä oder Yatipatimatadipikä des Crinivasadäsa, heraus-
gegeben vmi Rämamicra Cäatrin: The Pandit, New Series. Vol. I, p. 113 —
126. 239—252. 367—372. 429—433. 494—498.
147) Kesava, Sdstri. Stories Illustrative of the Sänkhya Doctrine. Sän-
khyapravachanabhashya book IV: The Pandit. Now Series. Vol. I. p 445 — 450.
Kuh», Vorderindien. J03
tation der Sänkhyatattvakaumudi gegen die Annahme einer welt-
schöpferischen Intelligenz Gough übersetzt 148). Eine neue Aus-
gabe des Nyayadarcana mit Commentar und Uebersetzung begann
Kegava (\isfrin1*l>); ebenso ist der Tarkasarigraha l50) in Text
und Uebersetzung neu herausgegeben worden. Im Anschluss an
diese Quellenwerke gedenken wir einiger im Pandit mitgetheillen
Disputationen 151) über philosophische Gegenstände . deren erste
über die Ewigkeit göttlichen Wissens, Wollens und Wirkens Ja-
cobili2) deutsch bearbeitet hat. Regnaitd's 153) an fördernden
Gesichtspunkten nicht armes Buch über die Philosophie der Upa-
nishads würde durch vollständigere Kenntniss der über dieselben
namentlich in Deutschland erschienenen Literatur nicht wenig an
Werth gewoimen haben. Ueber denselben Gegenstand hat femer
Gough 154) einen anregenden Aufsatz verfasst, ebenso beschäftigt
sich eine Abhandlung von Pearl/ Ghand Mittralhb) im Grunde nur
mit der metaphysischen Grundlage der indischen Psychologie, dem
alten Probleme der Upanishads vom Verhältniss der Einzelseele
zur Allseele. Auf dem Grenzgebiete zwischen Mythologie und
Philosophie bewegt sich ein Aufsatz von Leonard 156) über die
speculativ-philosophische Rolle der Gottheit Viräj und ein mit
Nachsicht zu beurtheilender Versuch von Ramorino 157) , welcher
die Philosophie resp. Kosmogonie der Vedahymnen mit homerischen
und hesiodischen Vorstellungen zu vergleichen unternimmt. Ganz
148) A. E. Gough. Nirisvara-Väda : The Pandit. New Series. Vol. I,
p. 64.
149) Kesava Sdstri. The Nyäyadarsana. With the Commentary by Vä-
tsyäyana. The Pandit. New Series. Vol. II, p. 60 — 64. 109 — 128. 311—320.
363—380.
150) The Tarkasangraha of Annam Bhatta, with his own gloss styled the
Dipika, and an English Translation. Edited by Küshinath Pdndurang Parab.
Bombay (Nirnaya Sägar Press» 1877. 56 pp. 8. 6 a.
151) The Pandit. New Series. Vol. I. p. 252—260. Vol. II, p. 238—250.
302—311.
152) Die Gottesidee in der indischen Philosophio von Hermann Jacobi:
Philosophische Monatshefte 1877, IX, p. 417 — 438.
153) Materiaux ponr servir ä l'histoire de la philosophie de linde par
P. Regnaud. Premiere partie. [Collection philologique. Nouvelle serie. Dix-
Tieuvieme fascicule = Bibliotheque de l'ecole des hautes etudes. Vingt-huitieme
fascicule.] Paris (Yieweg) 1876. 181 pp. 8.' 9 fr. — ree. von E. Windwch
in LC. 1878. Sp. 320; von A. Weber in JLZ. 1878, Art. 107; von A. Barth
in RC. 1877, Art. 152; von A. de Gvbernatis in BISO. I, p. 442.
154» A. E Gough. Ancient Indian Metaphysics: The Calcutta Review
October 1876, p. 292—330.
155) Penry Ol and Mittra. The Psychology of the Aryas: The Calcutta
Review Januar 1877, p. 101 — 114. [Auch separat.]
156) The Mytliic History of the God Viräj. — By G. S. Leonard: JASB.
Vol. XLVI, Part I, No. II. — 1877, p. 126—148. — Vgl. Proceedings ASB.
März 1877, p. 81.
157) Eelice Ramorino. Un capitolo di storia della filosolia greca ed in-
diana: Rivista di filologia. Anno sesto , p. 1 — 74. — Auch separat. Torino
(Loescher) 1877. — rec. von A. De Gubernatis in BISO. I, p. 470.
1Q4 Kuhn, Vorderindien.
ergebnisslos ist die Discussion über vedische Kosmogonie 158:'), die
in den Verhandlungen des Pariser Orientalistencongresses mitge-
theilt wird, nicht sehr bedeutend ein ebenda erschienener Aufsatz
Schcebel's 158b). Regnaud's l59) Artikel über die Vedäntaphilosophie
sind uns leider nicht näher bekannt geworden. Anhangsweise er-
wähnen wir noch der Uebersetzung von Locke's 16") ,Essay concer-
ning Human Understanding", welche aus früheren. Jahrgängen her
auch in der neuen Reihe des Pandit fortgesetzt wird.
An Arbeiten über Recht und Sitte sind zunächst die Fort-
setzung des Gobhiliya Grihya Sütra in der Bibliotheca Indica161),
Stenzlers Ausgabe des Päraskara 162) und eine Abhandlung eben-
desselben über die Lehre von der Sühne 163) namhaft zu machen.
Ueber die Smrititexte der Haag' sehen Handschriftensammlung gab
Jolly 164) genauere Auskunft. Eine Ausgabe des Gautamadharma-
cästra verdanken wir Stenzler 165). eine grössere Anzahl von Dharrna-
yästra, darunter allerdings manches schon anderweitig publicirte,
dem unermüdlichen Jivdnanda Vidyäsdgara 166). Ein Digest des
158a) La Cosmogonie vedique: Compte rendu de la lere sess. du congres
d. Orient. 1873. T. II, p. 405—407.
158b) C. Scho'bel. La doctrine de l'existence , d'apres les systemes yoga,
vedänta et sänkhya: ebd. p. 396 — 404.
159) P. Regnand. Etudes de philosophie Indienne : l'ecole Vedänta : Rev.
Philosoph. Juin. Aoüt, Dec. 1876. — Vgl. Friedend Bibl. or. 1876. No. 535
und 1877. No. 508.
160) Mänaviyajfiänavishayakavästra des Yidvadvara Loka, Adhyäya 3 Pari-
ceheda 3 . 13 — Adhyäya 3 Pariceheda 11, 20: The Pandit. New Series.
Vol. I. p. 42—47 104—113. 169—175. 234—239. 298—304 362— 367.
422—429. 489—494. 550—556. 618—626. 682—691. 749—761. Vol II,
p. 54—60. 102—109. 166—174. 230—237. 359—363.
161) Gobhiliya Grihya Sütra, with a Commentary by the Editor. Edited
by Chandrakdnta Tarkdlankdra. Fase. 1 — 7. Calcutta 1871 — 1877. 672
pp. 8. pro fasc, 10 a. [Trübner: 2 s.] Bibliotheca Indica. New Series.
L62) Grihyasuträiii. Indische Hausregeln. Sanskrit und Deutsch heraus-
gegeben von Adolf Friedrich Stenzler. II. Päraskara. Erstes Heft. Text.
Abhandlungen der Deutsehen Morgenländischen Gesellschaft. VI. Band. No. 2.
Leipzig (Brockhaus in Comm.) 1876. 62 pp. 8. 3.60 M.
163) On the Hindu Doctrine of Expiation. By Professor Stenz/er: Trans-
actions of the Second Session of the International Congress of Orientalists p.
205—212.
I ii 1 1 Geher die Smrititexte der Haug'schen Handsebriftensammlung. Von
Julius Jolly. ZDMG. XXXI, p. 127 — 134.
165) Sanskrit Text Society. Grigautamadharmacästram. The Institutes of
Gautama. Edited with an Index of Words by Adolf Friedrich Stenzler.
London (Trübner) 187(1. IN', 78 pp. 8. 3 s. 6 d. — rec. von .1 Weber in
LG. 1876, Sp. L464.
L66) Dharmashastrasamgraha or Atri, Vishnu, Ilarita, Yajnavalkya. Usbanaä,
Angiras, Yama, Apastamb«, Samvartta, Katyayana, Vrihaspati. Parasara, Vyasa,
Shankha, Likhita, Daksha, Gautama, Shatatapa, and Vssishtha. Edited by Pandit
Jibananda Vidyauayara. Calcutta (Sarasvati Press) 1876. IV, 651 und 638
pp. 8. 15 Ks. ITrübner: l 2 10 s.] — rec, von A. Weber in JLZ. 1877,
Art 2 16; von Jolly in LG. 1877, Sp. 1031. Vgl. auch Ac. 16. Juni 1877,
p. 538.
Kuhn, Vorderindien. 105
Hindurechts, wie es in der Präsidentschaft Madras gehandhabt
wird, gab Ounningham 167) , eine interessante Kritik eben dieser
Handhabung mit Rücksicht auf die eigentümlichen ethnographi-
schen Verhältnisse und Gewohnheiten jener Präsidentschaft, unter
gleichzeitiger Mittheilung von mancherlei neuem juristischen Mate-
rial, Nelson16*). Zwei wichtige Rechtsmaterien, das Schuldrecht169)
and die Stellung der Frauen 17°), hat Jollij systematisch dargestellt.
im Anschluss an die zweite dieser Abhandlungen mag hier eines
kleinen Artikels171) gedacht sein, der in erfreulicher Weise zeigt,
wie in der wichtigen Streitfrage über die Wiederverheiratung der
Wittwen auch im südlichen Indien humanere Anschauungen all-
mählich thatsächlichen Einfiuss gewinnen; besonders beachtenswerte
sind darin die wohlüberlegten Thesen, welche ein gelehrter Brah-
mane von Travancore über diesen Gegenstand aufgestellt hat.
Eine wohl tabellarische Darstellung des Erbrechts17-) ist uns leider
nicht näher bekannt geworden. - - Zur rituellen Literatur im wei-
teren Sinne gehört Hemädri's Oaturvarga-Cintamani m), dessen
zweiter Band im Berichtjahr bis zum zwölften Heft vorgeschritten
167) H. S. Ounningham. ADigest of Hindu Law a> administered in the
Courts of the Madras Presidency arranged and annotated. Madras (Higginbotham
and Co.) 1877. 240 pp. 8. 6 Ks. [London. Allen: 10s.] [Tbis work
presents the doctrines of Hindu law in a series of sinnt, distinct, and care-
fullv-worded propositions to help forward the codification of the law in future.
The preface to the digest urges the importance of reforming the old usages and
practices whieh are remote froni the modern Hindus life. — Madras Catalogue.]
168) A View of Hindu Law as administered by the High Court of Judi-
catnre at Madras By J. H. Nelson, M. A. District Judge of Cuddapah, etc.
Madras 1877. IV, 154, VII pp. 8. — rec. von Jolly in LC. 1877, Sp. 1540;
von A. De Gubernatis in BISO. I, p. 474.
169) Ueber das indische Schuldrecht von J. Jolly. Sitzungsberichte der
philos.-philol. und histor. Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften 1*7 7.
p. 287 — 323.
170) Ueber die rechtliche Stellung der Frauen bei den alten Indern nach
den Dharmacästra. Von Dr Julias Jolly. Müncben (Franz in Comm.) 1876.
59 pp. 8. 1 M. Separatabdruck aus den Sitzungsberichten der philos.-philol.
und histor. Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften 1876. p. 42(i — 476.
— rec. von A. d. R. in BISO. I. p. 227 — Vgl. auch die unter No. 164
aufgeführte Abhandlung. — Ein Auszug ist der Aufsatz : On the Legal Position
of Women in Ancient India. By Dr. Julias Jolly: Journal of the National
Indian Association etc. 1876, p. 359 — 368.
171) Hindu Ke-marriage : Journal of the National Indian Association etc
1876, p. 341 — 345.
172) A. Rumsey. A Chart of Hindoo Family Inheritance , with an ex-
planatory treatise. London (W. H. Allen) 1877. 8. 6 s. 6 d. — Vgl. Friede-
nd Bibl. or. 1877, No. 510.
173) Chaturvarga-Chintamani. By Hemadri. Edited by Pandita Bhara-
tachandra Siromani. Vol. II. Vrata-khanda. Fase. 1 — 12. Calcutta 1875
— 1877. 1152 pp. 8. pro fasc. 10 a. [Trübner: 2 s] Bibliotheca lndica.
New Series.
JOß Kuhn, Vorderindien.
ist, zur ethisch-politischen Literatur endlich der Commentar zum
Kämandakiya Nitisära174), von dem jetzt nach jahrelanger Unter-
brechung ein neues Heft erschienen ist.
Von indischen Ausgaben medicinischer Werke nennen wir
neben Jivdnanda Vtdi/dsdgara's 175) Ausgabe von Madhava Kara's
Nidäna nur die von Anna Moreshwar Kunte116) begonnene Ge-
sammtausgabe der alten Mediciner. Ueber die vor den Anfangs-
termin unseres Berichts fallenden Ausgaben des Bhävaprakäca
und des Madanavinoda hat Roth 177) ein kurzes Referat gegeben.
Ein in bengalischer Sprache verfasstes Wörterbuch der Materia
medica178') wird nur für einen beschränkten Kreis nutzbar sein;
um so dankenswerther ist es, dass Udoy Chand Duttmh) ein syste-
matisches Werk über den gleichen Gegenstand und mit ihm ein
längeres Verzeichniss indischer Medicinalpflanzen in englischer
Sprache herausgegeben hat. Für einige in Calcutta theils voll-
ständig, theils im Auszuge veröffentlichte Preis-Essays medicinischen
Inhalts179) können wir leider nur auf die Calcutta Review ver-
weisen. Einigermassen veraltet sind die Ansichten, welche Wtsem)
über das Alter der indischen Medicin vorgetragen hat: seinen
anderweitigen grossen Verdiensten um den Gegenstand soll übrigens
mit diesem Urtheil in keiner Weise zu nahe getreten sein. Auf
174) The Nitisära, or the Elements of Polity , by Kämandaki. With a
Commentary. Edited by Jaganmohan Tarkälankära. Fase. 4. Calcutta
1876. 10 a. [Trühner: 2 s.] Bibliotheca Indica. New Series.
175) Nidäna. A Treatise on Hindu Medicine. By Mädhava Kara. With
Commentai'y of Vijaya Rakshita. Edited by Jibänanda Vidyäsitgara. Calcutta
1876. 442 pp. 8. [Trübner: 15 s.]
176) Purätana Vaidyaka Grantha Sangraha. A Collection of Sanskrit Me-
dical Works. Charaka edited and Susruta trauslated by Anna Morexhwar
Kunte. Parts 1 to 9. Bombay (Dnyän Mitra Press, später Ganpat Krishnäji's
Press) 1876—1877. 216, 68 pp. 8. Subscriptionspreis für 12 Hefte 5 Es.
[Trübner für Heft 1—9: £ 1.] — rec. von A. Weber in JLZ. 1878, Art. 381.
177) R. Roth. Indische Medicin: ZDMG. XXXI, p. 157—160.
178 ) Ayurbediya Drabyabhidhän ; or, a Dictionary of Drugs aecording to
the Ayurbed System. Edited by Kabiraj Binodläl Sen Chipta. Calcutta
(Ayurbed Press) 1877. 246 pp. 8. 2 Rs.
178b) The Materia Medica of the Hindus, eompiled from Sanskrit Medical
Works , by Udo)/ Ckttnd Dutt. With a glossai-y of Indian plants, by George
King, and the author. Calcutta (Thacker, Spink and Co.) 1877. XVI, 354 pp.
8. 10 Rs. [Trübner: 15 s.] — rec. in Ath. 28. Juli 1877, p. 117; in Calcutta
Review Juli 1877, p. V.
179) Prizo Essays on the Ayurvedik System of preserving Health. Pub-
lished by the Honorary Soeretary to the Barahazar Family Literary Club, Cal-
eutta. Printed by B. P.M. [Baradaprasäd Majumdär] at B. P. M.'s Press 1283,
B. S, — rec. in Calcutta Review, October 1877, p. XVI.
ISO) Kemarks on the Priority of the Ancient Systems of Medicine. By
Thomas A. Wise, M. D. : Transactions of the Second Session of the Inter-
national Congrcss of Oriontalists, p. 255 — 259.
Kuhn, Vorderindien. 107
einem völlig entgegengesetzten Standpunkt steht ITaasm), welcher
in zwei sehr gelehrten, manches neue Material beibringenden Ab-
handlungen bestrebt ist, das ganze medicinische Wissen der Inder
auf die durch die Muhammedaner vermittelte Kenntniss der grie-
chischen Medicin zurückzuführen.
Auf dem Gebiete der mathematischen Literatur ist von Texten
nur der Culvasütra des Baudhayana zu gedenken , deren dritten
Adhyaye Thibautm) im Pandit bis zu Ende herausgegeben und
übersetzt hat. Seine Studie über die Culvasütra überhaupt, jetzt
auch im Separatabdruck ls3) vorliegend, hat ( 1antorlSi) zu einem
interessanten Aufsatz Veranlassung gegeben, in welchem er einen
Zusammenhang dieser Werke mit ägyptisch-griechischer Geometrie
wahrscheinlich zu machen sucht.
Im Fache der einheimischen Musik ist neuerlich in Indien
Sourindro Mohun Tagore als eifriger Sammler und Schriftsteller
aufgetreten. Ueber elf seiner Werke hat Wrber1*') zusammen-
fassend Bericht erstattet, seit diesem hat er namentlich noch ein
Büchlein über die Musikinstrumente der Inder106) und eine Reihe
von Documenten und Anerkennungsschreiben über seine Person
und Thätigkeit187) im Druck erscheinen lassen.
Für das buddhistische Sanskrit ist zu erwähnen, dass nach •
181) Ueber die Ursprünge der Indischen Medizin, mit besonderem Bezug
auf Susruta. Von Dr. E. Haas: ZDMG. XXX, p. 617 — 670. -- Hippokrates
und die indische Medizin des Mittelalters. Von Dr. E. Haas: ebd. XXXI, p.
647—666.
182) The Sulvasütra of Baudhayana, with the Commentary by Dvdra-
kdndthayajvan. Third Adhyäya, Sütfa 136 — to the End: The Pandit. New
Series. Vol. I, p. 316—322. 556—578. 626—642. 692—706. 761 — 770. Mit
zwei Figuren.
183) The Sulvasütras. By G. Thibaut. Reprinted from the Journal of
the. Asiatic Society of Bengal. Calcutta 1875. 47 pp. 8. With 4 plates.
[Trübner: 5 s.] — rec. von A. Weber in LC. 1876, Sp. 1431.
184) Gräko-indische Studien. Von Moritz Cantor : Hist.-lit. Abthlg. d.
Zeitschr. f. Math. u. Phys. XXII. 1. p. 1—23. Mit einer Tafel.
185) A. Weber. Eilf Werke über indische Musik: JLZ. 1877, Art. 464.
— In italienischer Uebersetzung „Musica Indiana" : BISO. I, p. 465 — 469. [Man
vgl. auch TR. X, p. 162. F. A. Gevaert in den Bulletins de l'Acad. royale
de Belgique. T. XLIII. 1877, p. 224—227.]
186) Short Notiees of Hindu Musical Instruments. By Sourindro Mbhun
Tagore. Calcutta (Printed by Ashutosh Ghose and Co. at the Albert Press)
1877. XXVI, 43 pp. 16.
187) Public Opinion and Official Communications about the Bengal Music
School and its President. Calcutta (Printed by J. C. Böse and Co., Stanhope
Press, and published by Panchanun Mookorjee) 1876. 53 pp. 8. — Dazu
erschienen 1877 — 1878 mehrere Supplemente, zusammen 186 pp. 8. und eine
List of Musical and other Works and Compilations, by Dr. Sourindro Mohun
Tagore. IV pp. 8.
108 Kulm, Forderindien.
einer Pause von fast zwanzig Jahren von Rajendraläla Märas^b)
Ausgabe des Lalitavistara ein sechstes Heft erschienen ist; es
enthält eine Einleitung und den Schluss des Sanskrit-Textes.
Was das Studium der ältesten Tochtersprache des Sanskrit, des
Pali, anbetrifft, so gedenken wir mit dankbarer Anerkennung der
grossen Verdienste, welche sich der leider der Wissenschaft zu
früh entrissene Ghildersm) auf diesem Gebiete erworben hat,
durch eigene Thätigkeit nicht minder, wie durch die fruchtbare
Anregung, welche von ihm ausging. Sein Wörterbuch190), aller-
dings schon vor dem Anfangstermin unseres Berichtes vollendet,
ist nicht nur eine gediegene Grundlage des rein sprachlichen Stu-
diums, sondern namentlich auch für buddhistische Dogmatik u. a. m.
von weitgehendster Bedeutung. Ein werthvolles grammatisches
Werk verdanken wir dem gelehrten Priester &ul>hutim); seine
Namamälä ist eine eingehende Darstellung der gesammten Decli-
nation und des Casusgebrauchs auf Grund der einheimischen
grammatischen Werke, die uns in einer umfangreichen literarischen
Einleitung übersichtlich vor Augen geführt werden — leider alles,
wenn man von einem englischen Vorwort und den Päli-Stellen
absieht, von Anfang bis zu Ende in singhalesischer Sprache. Gegen-
über dem reichen literarischen Material, das jene Einleitung bietet,
kommt der für ein weiteres wissenschaftliches Publikum berechnete,
übrigens gut geschriebene Essay über Kaccäyana von BartkMerwy
Saint-Htlavrem) einigermassen post festum. Kleinere Beiträge
zur Grammatik gaben Jaeobim) und Pischelm), Ascoli's beim
Prakrit nochmals zu erwähnende lautgeschichtliche Abhandlungen
sind auch für das Päli mehrfach von Belang. Verzeichnisse der
Päli-Handschriften der Ceylon Government Oriental Library l95) und
188) The Laiita Vistara, or Memoirs of the Early Life of Säkya Sinha. Edited
by Rdjmdraldla. M/tra. Fase. VI. Calcutta (Baptist Mission Press) 1877.
64 pp. und p. 473 — 575. 8. 10 a. [Trübner: 2 s.] Bibliotheea Indiea.
Old Series
189) Vgl. den Nekrolog in TR. X, p. 106.
190) A Dictionary of the Pali Language. By Robert Caesar Chüders.
London (Trübner) 187f>. XXIII, 624 pp. 4. 63 s. — rec. von A. Weber in
ZDMG. XXX, p. 171 — 183; von /•.'. Kuhn in JLZ. 1876, Art. 362; in Ath.
21. Aug. 1875, p. 241; von '/'. W. llhys Davids in Ac. 4 März 1876, p.
222: tod L. teer in RC. 1876, Art. 23; von ft. Scnart in JA. VII, 7, p. 404,
L91) Nämamalä; or a Work on Päli Grammar, prepared (at the Suggestion
of Professor l\ C. Childers) by Wnshuhurc Snhhuti, and dodicated, by Per-
mission, t<> II. 1» II the Prince of Wales. Colombo (Government Printing Of-
fice) 1876. 24. C, 148, 70 i>i>. 8. [Trübner: 16 s.]
192) Barihilemy Saint Hilaire. Kaccäyana: Journal des Savants 1877,
p, 83—96. I 15—157.
L93) Hermann Jacobi. [Jeher Vocaleinschub und Vocalisirung des y im
l'ali und Prakrit: Zeitschr. f. vgl. Spracht". XXIII, p. 594—599.
194) R. Pischel. Zur Päli-Orammatik. 1. Conjunctiv im Pali. 2. Gene-
tivus absolutus im I'äli : ebd. XXIII, p. 424 — 427.
195) Vgl. Ath. 16. December 1876, p. 800.
Kuhn, Vorderindien. 109
des India Office196) sind dem Vernehmen nach in Vorbereitung
begriffen. Von Fausb'öU's1'*1) Jätaka-Ausgabe liegt der erste statt-
liche Band vollendet vor, die Weiterfühning des hochwichtigen
Werkes ist durch die von der Berliner Akademie wie von der
englischen Regierung bewilligte Beihilfe als definitiv gesichert zu
betrachten. Ein einzelnes Jätaka, die bekannte Erzählung vom
untreuen Weibe und dem Krüppel, hat Feer1*8) in Uebersetzung
mitgetheilt. Desselben Bhikkhuni-Samyuttam1119) ist uns leider
nicht zu Gesicht gekommen. Aus Grimblot's*00) Nachlass hat
seine Wittwe, unter Hinzufügung bekannter Uebersetzungen Go-
gerly's und Burnouf's, sieben interessante und umfangreiche Sütra
vei-öffentlicht; es wäre unbillig, an diese von Grimblol gewiss nicht
druckfertig hinterlassenen Stücke den Massstab strengerer Kritik
anlegen zu wollen; angehängt ist ein Verzeichniss der Anfänge der
Sütra des Digha-Nikäya. Mit dieser Publication berührt sich mehrfach,
was von Gogerli/'Mi) der Ceylon Friend neu zum Abdruck gebrach!
hat. In demselben Journal ist auch ein kurzer Passus des Milinda-
panha durch Pohaf.-"-) übersetzt worden. Aus der historischen
Literatur haben wir den langersehnten zweiten Theil des Mahä-
vamsa203) zu verzeichnen, zu dessen Herausgabe sich ein hoch-
gestellter Geistlicher und ein durch seine treffliche Ausgabe des
Bälävatära rühmlichst bewährter Gelehrter in gemeinsamer Thätiff-
196) Vgl. Ac. 26. Mai 1877, p. 464.
197) The Jätaka together with its Commentary being Tales of the Anterior
Births of Gotama Buddha. For the first time edited in the original Päli by
V. Fausböll and translated by T. W. Rhys Davids. Text. Vol. I. London
(Trübner) 1877. VIII, 511 pp. 8. il 8s. [Das erste Heft rec. von A.
Weber in LC. 1875, Sp. 1365; von E. Kuhn in JLZ. 1876, Art. 232; von
1. W. Rhys Davids in Ac. 16. October 1875, p. 408; von L. Feer in JA.
VII, 8, p. 508—520.]
198) Le 1931' Jätaka: Cüla-Paduma-Jätaka „sur la charite et eontre les
femmes"; traduction par M. Leon Feer: Compte rendu de la lere sess. du
congres d. Orient. 1873, t. II, p. 377—396.
199) L. Feer. Le Bhikkhuni-Samyuttam, groupe de Sutras sur les Bhixunis
(Religieuses) : Mem. de la Soc. d'Ethnogr. Sect. orient. 1877, 1. — Vgl. Friede-
nd Bibl. or. 1877, No. 41 und 529.
200) Sept Suttas Pälis tires du Digha-Nikäya, par M. P. Grimblot. Tra-
duetions diverses anglaises et francaises. Paris (Imprimerie nationale) 1876.
XII, 351 pp. 8. 12 fr. — rec. von A. Weber in JLZ. 1877, Art. 204.
201) Essays on Buddhism. By the late Rev. D. J. Gocjerly. Chula
Kamma Wibhanga Suttan or Subha Suttan: The Ceylon Friend, Marcli 187 6.
p. 58—64. — Singalu Wada: ebd. April 1876, p. 91—94. May 1876, p.
113—117. — On Transmigration: ebd. August 1876, p. 169—175.
202) K. J. Pohat. Kusal and Akusal: The Ceylon Friend. August 1876,
p. 184—185.
203) The Mahawansa. From the thirty-seventh Chapter. Bevised and edited,
ander Orders of the Ceylon Government, by H. Sumanr/ahi, High Priest of
Adam's Peak, and Don Andris de Silva Batuwantudatra, Paadit. Colombo
1877. 2 Vol. 8. I. : XXXII, 436 pp. (Pali-Text). II.': LUI, 378 pp (singha-
lesische Uebersetzung und Glossar zu derselben;. [Trübner: £ '2 2 s.]
HO Kuhn, Vorderindien*
keit vereinigten. — Ausgaben des Vinayapitaka und des Dipa-
vamsa sind von Oldenberg-04) in Angriff genommen worden.
Auf dem Gebiete des Präkrit ist Pischel's*os) kritische Bear-
beitung der Präkrit- Grammatik des Hemacandra. von der während
des Berichtjahres der erste Theil, Text und Wortverzeichniss ent-
haltend, erschienen ist, eine hervorragende und grundlegende
Leistung. E. Mülh /-'s 206) fleissige Beiträge zur Grammatik des
Jaina-Präkrit könnten stellenweise mit grösserer Akribie gearbeitet
sein. Eine Reihe charakteristischer Lautvorgänge des Präkrit hat
unter steter Berücksichtigung des Sanskrit selbst und der älteren
Volkssprachen As-coli207) genauer zu ergründen gesucht. Der Ge-
brauch des Dativs ist von Pischel'2^) abschliessend behandelt
worden. Eine kurze Berichtigung zu Früherem gab S. Gold-
schmidt*09).
Bei den modernen Sprachen Indiens, seien sie arisch oder
drävidisch, verzichten wir von vom herein auf eine Aufzählung der
zahlreichen in Indien selbst publicirten Texte und beschränken uns
im Wesentlichen auf das . was uns aus eigener Anschauung oder
aus Trübners Record und sonstigen Zeitschriften bekannt geworden
ist. Das Verhältniss der modernen arischen Dialekte unter ein-
ander behandelte ein Vortrag Hoemle's210), den die Verhandlungen
der Wiesbadener Philologenversammlung in kurzem Auszuge mit-
theilen. Die Verwendung heimischer Sprachelemente zur Wieder-
gabe der Termini europäischer Wissenschaft hat Räjendraläla
Mitra-a) befürwortet. — Die gesammte Hindi- und Hindüstäni-
204) Vgl. Ath. 22. September 1877, p. 373.
205) Hemaeandra's Grammatik der Präkritsprachen i Siddhahemaeandram
Adhyäya Villi mit kritischen und erläuternden Anmerkungen herausgegeben
von Richard Pischel. I. Theil Text und Wortverzeichniss. Halle (Buch-
handlung des Waisenhauses) 187 7. XIV, 230 pp. 8. 8 M. — rec. von Her-
mann Jacöbi in JLZ. 1876, Art. C81; von Theodor Benfey in GGA. 1876,
p. 1565.
206) Beiträge zur Grammatik des Jainapräkrit von Dr. E. Muller. Berlin
(Dümmlerj 1876. VII. 79 pp. 8. 2 M.
207) Saggi Indiani. I. La riduzione pracritica di m in V, ed i suoi efl'etti.
II. L'invertimento indiano del nesso in cui h precede a consonante, e i suoi
efl'etti: G. I. Ascoli. Studj critici. II. p. 265 — 381. — rec. von A. De
Gubernatis in BISO. I, p. 70. — Vgl. oben p. 23, No. 25.
208) IL Pischel. Zur Lehre vom Dativ: Beitr. z. Kunde d. indogerm.
Spr 1. p. 111 — 120. — Vgl. Schreiben des Herrn Prof. Albrecht Weber an
die Bedaction: ebd. 343—344
209) Berichtigung zu Bd. XXIX, 4(,H ff. Von Siegfr. Goldschmidt:
ZDMG XXX. p. 779
210) Verhandlungen der Versammlung deutscher Philologen in Wiesbaden,
p. 169.
211) Rdjendraldla Mitra. A Scheme tbr the Rendering of European
Scientific Terms into the Vernaculars of India. Calcutta (Thacker, Spink and
Oo.) 1877. 29 pp. 8. 8 a.
Kuhn, Vorderindien. \\\
Literatur des Jahres 1876 hat Garem de Tassy2i2) in gewohnter
Weise Revue passiren lassen. Während die meisten Wörterbücher
des Hindüstäni rein praktischen Zwecken-13--14) entgegenkommen,
sind diesmal zwei Unternehmungen namhaft zu machen, die höheren
wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen bestrebt sind, das erste
Heft eines Wörterbuchs von Dehncle2ib) und das umfassendere,
mit Belegen aus der Literatur u. s. w. versehene Werk Fallon's n6),
von dem während des uns beschäftigenden Zeitraums zelm Hefte
erschienen sind. Daran reiht sich ein brauchbares Glossar tech-
nischer Ausdrücke von ( arnegyiVl). Aus der Hindüstäni-Ueber-
setzung des Gulistän hat Garem, de, Tassy**8) eine Probe mit-
getheilt, die zweite Auflage seiner Allegories u. s. w.219) ist bereits
früher erwähnt worden. Gerühmt wird die Hindüstäni-Uebersetzung
einer Bearbeitung des Neuen Testaments—"). - - Das von nicht-
indischen Elementen freiere Hindi, das Bäte221) vor einiger Zeit
212) La langue et La litterature hindoustanies en 187C. Revue annuelle
par M. darein de Tassy. Paris (Maisonneuve) IST 7. 178 pp. 8. -- ree.
von Felix Liebrecht in GGA. 1877, p. 19:5; von L. leer in RC. 187 7, Art.
27; von E. Rehatsek in lAnt. VI (1877 1, p. 160—161; von -4. d. R. in
BISO. I, p. 270. — Vgl. auch den Artikel: Hindustani Literature im Ath
7. April 1877, p. 446—447.
213) D. Forbes. A smaller Hindustani and English Dictionary. Printed
entirely in the Roman character. London (Allen) 1876 480 pp. 16. 12 s.
214) English and Urdu School Dictionary. Eighth Edition, revised and
enlarged by H. Blochmann, M A Calcutta (Calcutta School Book Society's
Depositor}-) 1877. 217 pp. 12.
215) Dictionnaire hindoustani - francais et l'rancais-hindoustani , suivi d'un
vocabulaire mythologique , historique et geographique de linde publie sous la
direction de M. (iaicin de Tassy par r. Deloncle. Paris (Vieweg) IST»;. 4
— Vgl. ZDMG. XXXI, p. XVI und E. Renan in JA. VII, 10, p. 24.
216) A New Hindustani-English Dictionary, with Illustration» from Hindu-
stani Literature and Folk-Lore. By S. W. Fallan, Pli D To be completed
in about 25 parts of 48 pages each part, forming together one volume. Benares
(Medical Hall Press) 187G— 1877. 8. Jeder Theil 2 Rs. [Trübner: 4 s. C d]
Bis jetzt erschienen Part I — X.
217; Kachahri Technieali ties; or, a Glossary of Terms, Rural, Ofticial, and
General, in Daily Use in the Courts of Law, and in Illustration of the Tenures,
Customs, Arts, and Manufactures ot' Hindustan. By Patrick C'arneyy, Commis-
sioner of Rai Bareli, üudh. Allahabad 1877. — rec. in Calcutta Review April
1877, p. XX.
218) Le Gulistän de Saadi et sa traduetion hindoustanie, par darein de
Tassy: Compte rendu de la lere sess. du eongres d. Orient. 1873, t. II. p
350 — 353 (mit einem Holzschnitt, Saadi nach einem MS. darstellend).
219) Vgl. oben p. 32, No. 3.
220) Bfusb.arrah Piqra'i Bible: Nayä 'Ahdnäma. (The New Testament Por-
tion of the Annotated Paragraph Bible in Roman Urdu.) London (Religious
Tract Society) 1876. 534 pp. 8. — rec. in lAnt VI (1877), p. 83.
221) A Dictionary of the Hindee Language. Compiled by J. D. Bäte.
Benares i Lazarus» and London (Trübner) 1875. IV, 805 pp. 8. 15 Rs.
[Trübner: JL 2 12 s. 0 d]
2J2 Kuhn, Vorderindien.
lexikographisch bearbeitet hat, erhielt durch Kellogg222) eine, auch
die Dialekte ausgiebig behandelnde Grammatik, welche trotz mancher
Missgrüfe hinsichtlich älterer Sprachformen wegen ihrer rein wissen-
schaftlichen Tendenz beifallige Anerkennung wohl verdient. Eine
kleine Notiz zur Lexikographie gab GrcnioseltZ). Ebenderselbe hat
in seinem Aufsatz über Hari Das224) eine interessante Probe reli-
giöser Poesie mitgetheilt, und das Rämayana des Tulsi Das 22r')
zu übertragen begonnen. Eine Hindi-Uebersetzung des Mahabhä-
rata226) verzeichnet Triibner's Record. Seine Mittheilungen von
Volksliedern hat Smith-21) fortgesetzt. — Die Sikh-Literatur ist
durch Trumpp's 22S) Uebersetzung des Adi Granth der wissen-
schaftlichen Erkenntniss gewonnen worden ; der Text selbst und
die gelegentlich mitgetheilten Sprachproben, sowie die umfangreiche
Einleitung bieten aber das Wesen der Sikh-ßeligion wie über das
Leben ihres Stifters und seiner Nachfolger, ferner über Sprache,
Metrik und literarische Stellung der älteren Sikh-Poesie eine Fülle
authentischer Aufschlüsse. Einige früher in Indien erschienene
Publicationen --■') , welche von Trübner im December 1876 zum
222) A Grammar of the Hindi Language: in whieh arc treated the Standard
Hindi, Braj , and the Eastern Hindi of the Rämayan of Tulsi Das, also the
Colloquial Dialects of Marwar, Kumaon, Avadh, Baghelkhand, Bhojpur, etc.;
with Copious Philological Notes. By the Rev. /S. H. Kellogg, M. A. Calcutta
(Thaeker, Spink and Co.) and London (Trübner) 1876. XVIII, 380, 2G, 9 pp.
8. (Mit einer Schrifttafel.) [Trübner: £ 1 1 s.j — rec. von A. Weber in
JLZ. 1877, Art. 491.
223) F. S. Grov.se. The Phrase 'pancha-mahasabda': IAnt. V (187C),
p. 354—355.
224) Sri Swämi Hari Das of Brindäban. — By F. S. Groirse: JASB.
Vol. XLV, Part I, No. III. — 1876, p. 312—324. (Mit einer Tafel.)
225) The Rämayana of Tulsi Das. Translated by F. S. Growse. Book
I. — Childhood. Allahabad (N. W. P. Govt. Press) 1877. XV, 201 pp. 8. —
rec. in IAnt. VI (1877), p. 309. — Vgl. auch Ac. 21. April 1877, p. 350 und
die erste Probe in dem Artikel: The Prologue to the Rämayana of Tulsi Das.
A Specimen translation. — By F. S. Groirse: JASB. Vol. XLV, Part I, No.
I. — 1876, p. 1—29.
226) Mahäbhärata. Translated into Hindi for Madam, Mohun Ehalt by
KrishjmcJiandradharmädhikärin of Benares. (Containing all but the Hari-
ransa.) 3 Vols. 574, 810, 11Ö6 pp. 8. [Trübner: j£ 3 3 s.]
227) Populär Songs of the Hamirpur District in Bundelkhand , N. W. P.
No. II. — By Vinaul A. Smith: JASB. Vol. XLV, Part I, No. III. — 1876,
p. 279—290.
228) The Adi Granth, or tho Holy Scriptures of the Siklis, translated from
the Original Gurmukhl, with Lhtroduetory Essays, by Dr. Kniest Tmimpp.
Printed by Order of the Secretary of State for India in Council. London (Allen
and Co., Trühner) 1877. XII, CXXXVIII, 7 15 pp. 4. £ 2 12 s. 6 d. —rec.
von M. in IAnt. VII (1S78), p. 57—60.
229) Sakhee Book; or, the Description of Gooroo Goliind Singh's Religion
and Doctrines Translated from Gooroo Mukhi into English by Sirdar Altar
Singh, Chief of Bhadour Benares (Medieal Hall Press) 187:'.. Will, 205 pp.
8. [Trübner: LS s.] - The Travels of Guru Tegh Bahadar and Guru Gobind
Singh Translated from the Original Gurmukhi, by Sirdar Altar Singh, Chief
Kuhn, Vorderindien. 113
Verkauf angeboten wurden , sind in der Anmerkung verzeichnet.
— Gegen übermässige Sanskritisirung des Bengali ist Syamaeliaran
( / anyuli230) mit Recht aufgetreten, vom Rangpur-Dialekt derselben
Sprache hat Grierson231) einen Abriss der Grammatik und einige
Lieder veröffentlicht; mit der Etymologie eines Gujarätiwortes
beschäftigte sich Watson232) \ da Silva203) gab eine nicht sehr
bedeutende bibliographische Notiz über das Konkani, D.Wriyht231)
ein dankenswerthes Vocabular des arischen Parbatiyädialektes von
Nepal, eine kurze Skizze grammatischer Eigenthümlichkeiten des
Kashmiri Bülilerz3b) am Schlüsse seines Reiseberichts. Lettners236)
Languages and Races of Dardistan sind in zweiter Auflage er-
schienen; leider ist dieses mehrfach höchst unzuverlässige Werk
noch immer die einzige nennenswerthe Quelle für diese in mehr
als einem Betracht äusserst wichtigen Dialekte.
Das Zigeunerische hat Mildosich mit gutem Erfolge weiter
bearbeitet. Er bxingt im sechsten Heft seiner „Mundarten und
Wanderungen" 237) Beiträge zur Kenntniss der Zigeunermundarten
in Galizien, Sirmien und Serbien mit einem Anhange über den
Ursprung des Namens „Zigeuner" (mittelgr. 'Araiyxavot), den er
of Bhadour. Labore (Indian Public Opinion Press) 1876. IX, 137 pp. 8.
(With a curious map.) [Trübner: 7 s. G d.] — The Rayhit Narna of Pralad
Uni ; or, the Excellent Conversation of the Duswan Padsha, and Nand Lal's
Rayhit Nama; or, rules for the Guidance of the Sikhs in Roligious Matters.
Labore (Albert Press) 1876. 17 pp. 8. [Trübner: 2 s. 6 d.] — Vgl. TR. X,
p. 165 und Adi Granth, transl. by E. Trumpjl, p. XCIV. LXXXVIII. CXIII.
230) Sya/macharan Ganguli. Bengali, spoken and written: Calcutta
Review, October 1876, p. 395—417.
231) Notes on the Rangpur Dialect. — By G. A. Grierson: JASB Vol.
XLVI, Part I, No. III. — 1877, p. 186—226.
232) John W. Watson. The Derivation of the Word „Mehwäsi": IAnt.
VI (1877), p. 79—80.
233) Les etudes orientales chez les Portugais. — Essai bibliographique,
par le Chevalier Da Silva. Darin: Ouvrages sur la langue Concani publies
par des Portugais: Compte fendu de la lere sess. du congres d. Orient. 1873,
t. II, p. 470 — 471. — Dieselben vier Werke (drei Grammatiken und ein
Wörterbuch) verzeichnet genauer bereits TR. VIII, p. 15. 159 ff.
234) Daniel Wric/ht. History of Nepal, p. 300—305.
235) G. Bühler. Report of a Tour in Kasmir etc. [vgl. oben p. 90, No.
38], p. 83—90.
236) The Languages and Races of Dardistan. By Dr. G. W. Leitner
(late on Special Duty in Kashmir). Second Edition. With Maps by G. G.
Ravenstein, and numerous Illustrations. Lahore (Government Central Book
Depot) 1877. 232 pp. 4. 27 Rs. — rec. in Calcutta Review, October 1877,
p. XVIII— XXIII
237 ) Ueber die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Europa's.
VI — VIII. Von Dr. Franz MiMosich. Wien (Gerold's Sohn in Commission)
1876—1877. 68. 89. 110 pp. 4. 12 M. (Separatabdrücke aus den Denk-
schriften der phil.-hist. Classe der Kais. Akademie der Wissenschaften. XXVI
XXVII. Bd.)
Jahresbericht 1876—1877. Heft I. 8
124 Kuhn, Vorderindien.
nach älterem Vorgange mit dem der Secte der 'A&iyyavoi in
Zusammenhang bringen will; dazu kommt noch eine Untersuchung
der armenischen und der angeblich arabischen Bestandtheile des
europäischen Zigeunerisch. Mit dem siebenten Heft beginnt eine
detaillirte lexicalische Vergleichung der Zigeunermundarten, die
im achten zu Ende geführt wird; den Schluss bildet ein noch-
maliges Literaturverzeichniss. Das dritte Heft der Beiträge238)
beschäftigt sich mit dem zigeunerischen Element in den Gauner-
sprachen Europa's. Ihnatko's23") Arbeit über die ungarische Zi-
geunersprache wird von Mihlosich als „beachtenswerth" bezeichnet.
In der Zeitschrift für vergleichende Litteratur (s. oben p. 32, No.
2) hat 1877 von Meltzl Volkslieder der transilvanisch-ungarischen
Zigeuner zu publiciren begonnen; wir kennen dieselben jedoch nur
aus einem erst 1878 erschienenen Separatabzuge, werden also im
nächsten Jahresbericht nochmals auf dieselben zurückkommen. Zur
Mundart der Zigeuner im Norden von Spanien liefert das Werk
von de Rochas'240) einige Beiträge. Mittheilungen über Zigeuner
in Arabien gab Miles'm), doch scheinen die wenigen von ihm mit-
getheilten Wörter eher einem künstlichen Jargon anzugehören.
Eine gegen die absolute Religionslosigkeit der Zigeuner gerichtete
Notiz des Ausland 242) bietet auch in sprachlicher Beziehung nichts
Neues.
Den Uebergang zu den nichtarischen Sprachen bilde das
Wenige, was zur singhalesischen Sprache und Literatur anzuführen
ist. Eine im Ceylon Friend wieder abgedruckte Notiz Hardy's 43)
dürfte heut zu Tage kaum der Erneuerung werth gewesen sein.
Dasselbe Journal begann ein ziemlich modernes Gedicht244) in Text
und Uebersetzung mitzutheilen. Ueber eine Sammlung historischer
238) Beiträge zur Kenntniss der Zigeunermundarten. III. Von Franz
Mihlosich. Wien (Gercld's Sohn in Coramission) 1S7U. 30 pp. 8. 0,50 M.
(Separatabdruek aus den Sitzungsberichten der phil.-hist. ('lasse der Kais. Aka-
demie der Wissenschaften. LXXX1V. Bd.)
239) Georg IhndtJco. Cigäny Nyelvtan. Losoncz 1877.
240) V. de Rochas. Les Parias de France et d'Espagne (Cagots et Bo-
hemiens). Paris (Hachette) 1877. 309 pp. 8. 7,50 fr. — rec. von T. de L.
in KC. 1877, Art. 217; von Edward B. Tißor in Ac. 5. Mai 1877, p. 392.
— Vgl. auch: Die Cagots in Frankreich und Spanien: Globus. Rand XXXII
(1877). No. 10, p. 157.
241) < >n thi' Route between Sohär and ol-Bcreymi in 'Oman, with a note
oil the Zatt, or (Sipsios in Arabia. — By S. B. Miles. (With a map.) JASB
Vol. XI. VI. Part I, No. I. -- 1877, p. 41— CO. Vgl. Proceedings ASB. Mai
1877, p. 125.
242) Religionslosigkeit der Zigeuner: Das Ausland 187(j, p 838 — 839.
243) The Langtiago and Literature of the Sinhalese. By the late Kev.
R, Spence Hardy. The Ceylon Friend. October 1870, p 217—223.
244j E. R. Gr. Tho Gangärölianaya : The Ceylon Friend. Januar; 187G,
p. 18—20.
Kuhn, Vorderindien. 115
Notizen245) wissen wir leider nichts Näheres. Gegen den mehrfach
behaupteten, von Uebereifrigen als absolut sicher verkündeten rein-
arischen Charakter des Singhalesischen hat Haas'246) einen bei-
läufigen, kurzen Protest eingelegt.
Zur Bibliographie der nichtarischen Sprachen Indien's nennen
wir den erneuten Abdruck eines Berichtes von Custul), auch Sir
Walter ElMofs"m) Eröffnungsrede in der turanischen Section des
Londoner Orientalistencongresses und eine Notiz in Trübner's Re-
cord249) enthalten einiges hierher gehörige. — Aus dem Gebiete der
eigentlich drävidisehen Philologie, für deren zunehmende Bedeutung
die neue Auflage von Caldwell's250) vergleichender Grammatik aus-
reichendes Zeugniss ablegt, kamen nur drei selbständig erschienene
Publicationen in den Bereich des europäischen Büchermarktes,
Ihlefdd's^1) durch Burneil veranlasste Ausgabe eines grammatisch-
metrisch-rhetorischen Compendiums von Beseht, ein praktischen
Zwecken dienendes Wörterbuch der Baseler Mission252) und eine
uns nicht näher bekannte französische Uebertragung des Guru
Paramärtha253). Ueber den Betrieb der drävidisehen Studien im
französischen Indien und über eine tamulische Akademie erhielten
wir in den Verhandlungen des Pariser Orientalistencongresses durch
Textor de Rawsi254) und Sandou Udhayarr°b) kurze Notizen.
245) ltihäsa, or a Collection of Useful Information concerning the Natives
of Ceylon as recorded in Ancient Ilistories. Compiled by Weligama Sri Su-
mangala Terunnanse. Published by Arnold Dias. Colombo 1876. IX,
111 pp. 8.
246) ZDMG. XXX. p. 668, Anm. 1.
247) On the Non-Aryan Languages of India. — By K. N. Cust: Procee-
dings ASB. Januar 1877, p. 6 — 20. — Auch abgedruckt in Revue de phil. et
d'ethnogr. III (1877), Heft 1. — Ursprünglich in den Transactions of the
Phil. Soo. 1875—76, p. 337—355; vgl. BISO. 1877, p. 55.
248) Transactions of the Second Session of the International Congress of
Orientalists, p. 58—62.
249) TR. XI, p. 70.
250) A Comparative Grammar of the Dravidian or South-Indian Family
of Languages. By the Rev. Robert Caldwcll. Second Edition, revised and
enlarged. London (Trübner) 1875. XLII, 154, 608 pp. 8. 28 s. — rec. von
G. Gerland in JLZ. 1875, Art. 685; von J. Vimon in Rev. de Lingui. IX, 90.
_'.")1 i Clavis humaniorum litterarum sublimioris Tamulici idiomatis. Auetore
R. P. Constantio Josepho Beschio. Edited by the Rev. Ä'. Ihlefeld, and printed
for A. Burnell Esq. Tranquebar (Evangelical Mission Press) 1876. VIII, 171
pp. 8. [Trübner: 10 s. 6 d.] — rec. von J. Vinson in Rev. de Lingui. X,
p. 160; von Fr. Lor. Pulle in BISO. I, p. 136.
252) An English and Canarese School-Dictionary. Mangalore (Basel Mission
Press) 1876. XI, 564 pp. 8. [Basel (Missionsbuchhandlung): 8,20 M.]
253) Aventures du Gourou Paramarta, conte drolatique Indien, traduit par
l'abbe Dubois. Paris (Barraud) 1877. 12 fr. — Vgl. Friederici Bibl. or.
1877, No. 557.
254) Compte rendu de la lere sess. du congres d. Orient. 1873, t. II, p.
327 — 331.
255) Sandou Udhayar de Patchacadhay. L'academie tamoule d'Out-
chini: ebd. 331—333.
116 Kuhn, Vorderindien.
Viiison25<>) verdanken wir mehrere grammatische und literarhisto-
rische Aufsätze. Aus einem tamulischen Cilpacästra hat Kearnsral)
Auszüge in Uebersetzung mitgetheilt. Wenig fördernd sind Schoe*
&eZ's25s) und Pole's259) Ausführungen über anderweitige Verwandt-
schaft der Drävidasprachen; Kittel' s26i)) Aeusserungen über süd-
indische Sprachvergleichung sind uns leider nicht näher bekannt
geworden. — Zu den drävidischen Sprachen im weiteren Sinne
gehören nach Caldwell noch das Khond, für welches Smith201) ein
Handbuch geliefert, das Rajmahali, von welchem Aufrecht162) ein
älteres Vocabular herausgegeben hat. endlich das Brahui, in welches
eine Anzahl historischer Stücke übersetzt worden sind203). —
Eine bereits 1873 verfasste Santhal-Grammatik von Skrefsrud26i)
scheint erst jetzt bekannter zu werden. — Was die Himälaya-
Sprachen betrifft, so verdanken wir Mainwaring265) eine sorgfältige
Grammatik der interessanten Lepcha-Sprache in der merkwürdigen
Originalschrift mit Transcription, Wrii)htMG) ein Vocabular des Ne-
wäri und einige Newäri-Lieder mit Interlinear-Uebersetzung; Dialekte
der Bergstämme von Nepal und Arrakan sind von Forbes261) ver-
256) Julien Vinson. De l'etude des langues dravidiennes et de leur litte-
rature: Rev. de Lingui. IX, p. 282 — 299. — La eonjugaison dans les langues dravi-
diennes: el>d. IX, p. 375 — 403. X, p. 98 — 12C. — Sur l'histoire de la phouetique
dravidienne : Compte reudu de la lere sess. du congrfes d. Orient. 1873, t II,
p. 336 — 342. — La poesie morale dravidienne: ebd. 342 — 348.
257) Silpa Sästra. By Rev. J. F. Kearns: IAnt. V (,1870), p. 230—237.
293—297.
258) C. Schcebcl. Affinites des langues dravidiennes et des langues ouralo-
altaiques: Compte rendu de la lere sess. du congrfes d. Orient. 1873, t. II, p.
348—350.
259) Notes on the South-Indian or Drävidian Family of Languages. By
the Rev. G. U. Pope: IAnt. V (1876), p. 157 — 158. 297—299. 360—361.
260) F. Kittel. Notes on South-Indian Comparative Philology: Indian
Evangelical Review April 1877, p. 5.
261) A Practical Hand-Book of the Khond Language. By Major Smith,
Acting Agent, Ganjam. Cuttaek (Orissa Mission Press) 1877. 134 pp. 8.
262; Eine Liste von Räjmahali-Wörtern. Mitgetheilt von Theodor Auf-
recht: ZDMG. XXXI. p. 742—749.
263) Meanee , etc.. — a Compilation of Extracts from Napier's Conquest
of Scinde , Grant Duff's Mahratha History, etc.. etc. — Translated into the
Biroohi Language for Submission to Government by Captain M. Nicolson,
Staff Officer, Hyderabad. Kurrachee (Mercantile Press) 1877. 125 pp. 4.
12 a. [Ueber ein kurzes Vocabular des Brahui vgl. Heft II, p. 18, No. 64.]
264) A Grammar of the Santhal Language. By the Rev L. <>. S/.refsrud.
Benares. XVII, 370 pp. 12. [Trübner: £ 1 1 s.]
265) A Grammar of the Röng (Lepcha) Language. as it exists in the Dor-
jeling and Sikim Hills. By Colonel G. B. Mainwaring , Bengal Staff Corps.
Calcutta (Baptist Mission Press) 1876. XXVII, 146 pp. 4. [Trübner: 15 s]
266) Daniel Wright. History of Nepal, p. 300—3»»5 NewärT-Vocabnlar.
p. 306 — 311 Newäri Songs, written down and translated 1j) MunshI Shew
Shunlcer Singh.
267) Affinities of the Dialects of the Chepang and Kusundah Tribes of
Nipal with those of the Hill Tribes of Arraian. By C. J. F. Farbe«: JRAS.
IX, p. 421—424.
Kuhn, Vorderindien. U7
gleichend behandelt worden. Ueber die östlich vom Brahmaputra
gesprochenen Dialekte vergleiche man das oben p. 64 , No. 6. 9.
10. bemerkte.
Die archäologische Erforschung Indiens erfreut sich nach wie
vor gebührender Aufmerksamkeit. Mittheilungen allgemeineren In-
halts auf diesem Gebiete erhalten wir in dem weiter unten zu
erwähnenden Buche Markham's über die „Surveys" . zu beachten
sind daneben die Bemerkungen (rrant Duf's26S) in seiner Er-
öffnungsrede der archäologischen Section des Londoner Orientalisten-
congresses. An der äussersten Grenze historisch - philologischer
Forschung stehen die auch in Indien nicht seltenen prähistorischen
Denkmäler ungewisser Herkunft, die diesmal in Aufsätzen von
Rivett-Carnac'm), King210) und Marehesetfi2'1) Berücksichtigung
fanden. Fergusson's2''2) Geschichte der indischen und orientalischen
Architektur ist in neuer Auflage erschienen. Burgess21'6) hat einen
reichhaltigen Report über die Alterthümer von Käthiäwäd und
Kacch herausgegeben, eine Leistung ersten Ranges, der wegen der
mitge'theilten Inschriften auch ein l-echt eigentlich philologischer
Werth zukommt. Eine Art Ergänzung dazu bilden die Ueber-
setzungen von Inschriften aus denselben und einigen südlicheren
Distrikten, welche Fleet und Jfari Vaman Limai/a21i) veröffentlicht
haben. Die Felsentempel von Elura beschrieb Burgess21'0) , die
268) The Archatological Section. Address by M. E. Graut Duff: Trans-
actions of the Second Session of the International Congress of Orientalists , p.
297 — 305. [Einige archäologische Bemerkungen Leüner's stehen ebd. p. 433]
269) Rough Notes on some Ancient Sculpturings on Rocks in Kamäon,
similar to those found on Monoliths and Rocks in Europe. — By H. Rivett-
Carnac. (With six Plates.) JASB. Vol. XLVl, Part I, No. I. — 1877, p.
1—15.
270) Notice of a Pre-historic Burial Place with Cruciform Monoliths, near
Mungapet in the Nizäm's Dominions. — By William Ktng. (With two Plates.)
JASB. Vol. XLVI, Part I, No. III. — 1877, p. 179—185.
271) On a Pre-historic Monument of the Western Coast of India. By Dr.
C. Marchesetti: JBBAS. No. XXXIII. Vol. XII. p. 215—218. (Mit einem
Holzschnitt.)
272) History of Indian and Eastern Architecture , by James Fergusson,
forming the Third Volume (but complete in itself) of the New Edition of the
History of Architecture. London (John Murray) 187G. — rec, von W. S. in
IAnt, VI (1877), p. 103—107.
273) Archaeological Survey of Western India. Report on the Antiquities
of Käthiäwäd and Kachh , being the Results of the Second Season's Operations
of the Archseological Survey of Western India, 1874 — 1875. By James Burgess.
London i India Museum) 1876. X, 242 pp. 4. With 74 Large Plates (Maps,
Ihscriptions, Photogr. Views, etc.). £ 3 3 s. — Vgl. A. Weber in LC. 1876,
Sp. 1519.
274) Translations of Inseriptions from Belgaum and Kaladgi Districts, by
J. F. Fleet, and of Inseriptions from Kathiawad and Kachh, by Hari Vaman
Limaya. Bombay 1876. 45 pp. 4.
275) The Rock Temples of Elura or Verul, a Handbook for Visitors. By
James Burgess. Bombay (Education Society's Press) 1877. IV, 77 pp. 8.
1 R. 8 a. [Triibner: 6 s. With 12 Photogr. 12 s]
\\Q Kuhn, Vorderindien.
zahlreichen Denkmäler von Delhi Carr Stephen'2'16). Archäologische
Mittheilungen enthält auch Chandrasekhara Bdmvrji's später noch
einmal zu nennender Aufsatz über das Kaimür- Gebirge. Ueber
CaldwelFs271) südindische Ausgrabungen brachte das Athenaeum
eine kurze Notiz. - - Einen Mittelpunkt archäologisch-epigraphischer
Forschung bildete von seinem ersten Erscheinen an der Tndian Anti-
quaiy; auch die Jahrgänge 1876 und 1877 sind wieder ungemein
reich an einschlägigem Material, von welchem wir jedoch nur einiger
weniger Abhandlungen ausdrücklich gedenken werden; über die
anderen gewährt das sorgfältige Inhaltverzeichniss einen genügenden
Ueberblick. — Die Inschriften des Acoka und die Münzen der
indobaktrischen und indoskythischen Könige sind bekanntlich in
manchem Betracht von allen epigraphischen Denkmälern Indiens
die wichtigsten und wir werden jede neue Aufklärung auf diesem
Gebiete mit Freuden zu begrüssen haben. Dies würde namentlich
von den drei neuen durch Cunningham entdeckten Inschriften von
Sahasram, Rüpnäth und Bairät gelten, welche BüMer2>b) heraus-
gegeben und mit chronologischen Erörterungen begleitet hat. falls
ihre Beziehung zu Acoka gegen die Einwände von Rki/s Davids
und Pischel absolut sicher gestellt werden kann. Grosse Gelehr-
samkeit neben bedenklicher Neigung zu mehr oder weniger hypo-
thetischen Annahmen hat auf diesem Gebiete wiederum Thomas319)
bewiesen. Cunningham's Corpus Inscriptionum Indicarum trägt
zwar die Jahreszahl 1877 auf dem Titel, scheint jedoch erst 1878
wirklich ausgegeben zu sein; jedenfalls werden wir aus guten
Gründen erst im nächsten Bericht näher auf dieses Buch eingehen.
Auf die Gondophares -Inschrift von Takht-i-Bahi ist Dowson2m)) noch-
mals zurückgekommen. Gelegentliche Notizen zur indobaktrischen
und indoskythischen Münzkunde finden sich in den Proceedings der
Asiatischen Gesellschaft von Bengalen281) und in der Zeitschrift
276) The Archaeology and Monumental Bemains ofDehli. By Garr Stephen.
Ludhiäna (Revd. E. M. Wherry) 1876. 284 pp. 8. 10 Rs. Illustrated
Edition 32 Rs. — rcc. in IAnt. VI (1877). p. 145—148.
27 7) South Indian Excavations: Ath. 16. Dec. 1876, p. 808.
278) Threc New Edicts of Asoka. By G. Bühler. Bombay (Education
Society* s Press) 1877. 40 pp. 8. (Mit zwei Facsimiles.) [Trübner: 2 s. 6 d.]
[Separatabdruck aus IAnt. VI, ls77, p. 140—160.] — Vgl. dazu T. W. Rhys
Davids. The New Asoka Inscriptions : Ac. 14. Juli 1877, p. .'57, und desselben
Supplementary Note on tho Sahasram and Rüpnäth Ediet in seinem unter
No. 296 genannten Buche p. 57 — 60; R. Pischel: The Asoka Inscriptions:
Ac. 11. Aug. 1877, p. 1 I.V
279) Jainism, or the Early Faith of Asoka; witb Dlustrations ofthe Ancient
Beligions of the East from the Pantheon of the [ndo-Scythians. To which is
added a Notice on Bactrian Coins and Indian Dates. By Kdward Thomas.
London (Trübner) 1S77 VIII. 24, 82 pp. 8. With two autotype plates and
woodcuts. 7 s. 6 d. [Separatabdruck aus JRAS, IX, p. 155 — 234, resp. p. 1 — 21.]
280) Further Note on a Bactrian Pali Inscription and the Samval Era.
By Prof. ./. Dvirsüii: JKAS. IX, p. 144—146. (Mit einem Holzschnitt.)
281) Proceedings ASB. December 1876, p. 220—221.
Kuhn, Vorderindien. 119
für Numismatik m). Der älteren Zeit gehören endlich noch an die
merkwürdigen Präkritinschriften von Näsik, welche nach West's
Lithographien und eigener Anschauung Bhdnddrkaritä) einer sorg-
fältigen Revision unterworfen hat. Spätere Inschriften sind von
RajendraMla Mffra26i), Rangalala Banerjeäi?lb) und Pratäjmcandra
Ghoska^6) in den Proceedings und dem Journal der Asiatischen
Gesellschaft von Bengalen, von Fleet'®'7) in dem Journal der Bom-
bayer Asiatischen Gesellschaft mitgetheilt worden; auf die in
No. XXXIV des letzteren behandelten Inschriften werden wir in
dem nächsten Bericht zurückkommen. Bühler's268) Inschriften der
Caulukya von Anhilväd erschienen im Separatabzuge aus dem
Indian Antiquaiy. Ueber die Inschriften des Civa-Tempels von
Tanjore hat Bnrnell2*9) eine interessante Notiz gegeben. Das Journal
der Bombayer Asiatischen Gesellschaft brachte endlich eine Notiz
des verstorbenen Bhau Daji*90) über die Münzen eines wahr-
scheinlich dem Dekhan und dem vierten Jahrhundert n. Chr. an-
gehörigen Königs und ein Verzeichniss der von der Gesellschaft
neu erworbenen Münzen291). — Ueber die Inschriften Ceylon's hat
der der Wissenschaft leider entrissene Paul Goldschmidt292) einen
282) Zeitschrift für Numismatik IV, p. 19. 278. — Vgl. J. Friedländer und
A. von Sollet. Das Königliche Münzkabinet. Zweite Auflage. Berlin 1877.
p. 143 — 148.
283) The Näsik Cave Inscriptions. By Professor Rämkrisfcna Gopäl
Bhändärkar , M A : Transactions of the Second Session of the International
Congress of Orientalists, p. 306 — 354.
284) Dr. Rdjendraldla MUra on a Copper-Plate Inscription from Pan-
dukesvar: Proceedings ASB März 1877, p. 71 — 75. (Mit einer Tafel.)
285) Note on a Copper-Plate Grant found in the Record Office of the
Cuttack Collectorate — • By Bäbu Rangdl&la Banerjeu. (With a plate.)
JASB. Vol. XLVI, Part I, No. II. — 1877, p. 149 — 157. — Vgl. Proceedings
ASB. Mai 1877, p. 124—125.
286) Notes on , and Translation of, three Copper-Plate Inscriptions from
Sambalpur. — By Pratdpachomdra Ghosha, B. A.: JASB. Vol. XLVI, Parti,
No. II. — 1877, p. 173—178.
287) Sanskrit and Old Canarese Inscriptions, relating to the Yädava Kings
of Devagiri, edited from the Originals, with Translations , by J. F. Fleet:
JBBAS. No. XXXIII. Vol. XII. 1876. p. 1—50.
288) Eleven Land-Grants of the Chaulukyas of Anhilväd. A Contribution
to the History of Gujarät. By G. Bühler. Bombay (Education Society's Press)
1877. 126 pp. 8. With faesimile. [Trübner: 3 s. 6 d.] [Separatabdruck aus
IAnt. VI (1877i, p. 180—214.]
289) A. Burneil. Temple of Siva at Tanjore: Ac. 22. Sept. 1877, p.
296—297.
290) Report on some Hindu Coins. By the Late Bhau Daji: JBBAS.
No. XXXIII Vol. XII. 1876. p. 213—214. (Mit einem Holzschnitt und
einer Photographie.)
291) Presents to the Museum during 1876 (January to April): Proceedings
BBAS. [January to April 18761 P XIX.
292) Siegfried Goldschmidt. Paul Goldschmidt: Beil. z. AAZ. 17. Juni
1877, Nr. 168, p. 2547. — Vgl. ferner Ac. 30. Juni 1877, p. 579 und TR.
XI, p. 50—51.
|20 Kuhn, Vorderindien.
zweiten Bericht203) veröffentlicht, welcher ein verhältnissmässig
reiches Material enthält, das — bei aller Unsicherheit der Erklärung
im Einzelnen — sprachlich wie historisch von hervorragender Wichtig-
keit ist. Rhys Davids'20*) Arbeit über die Münzen von Ceylon
ist ein weit über sein eigentliches Thema hinans bedeutungsvolles
Werk, da der Verfasser nebenbei, ausser einigen nahe liegenden
Skizzen zur Geschichte Ceylons, neue und nicht unergiebige, auf
eingehender Kenntniss der Pali-Literatur fassende Untersuchungen
zur Geschichte des Münzwesens wie zur Metrologie und Chronologie
Indiens beigegeben hat. — Weiter abseits liegt ein Aufsatz Kern'%l0b)
über eine Sanskrit-Inschrift aus dem indischen Archipel, derselbe
enthält wichtige Bemerkungen über den Zusammenhang der alt-
javanischen Schrift mit hinterindischen Alphabeten. Für die von
Friederich edirten, dann von 'Kern behandelten Sanskrit-Inschriften
von Batu Beragong und Pagger Buyong auf Sumatra sind (filde-
mcisters'm) Bemerkungen zu beachten. — Von rein paläographi-
schen Arbeiten nennen wir an erster Stelle eine Abhandlung von
Deecke'291), in welcher die Herkunft des indischen Alphabets von
einer südsemitischen Grundform im Einzelnen näher dargelegt wird;
wir müssen gestehen, dass wir von der durchgängigen Richtigkeit
dieser sehr zuversichtlich vorgetragenen Ansichten einstweilen nicht
allzusehr überzeugt sind. Seltsam ist die in einem Artikel
der Academy leider sehr kurz entwickelte Ansicht Paul Gold-
schrmdt's298), nach welcher das südindische Festland sein Alphabet
erst von Ceylon erhalten haben soll. Manches neue über den
Ursprung der indischen Zahlzeichen enthält ein Aufsatz Bhagvänläl
Indraji'sm), zu welchem Bühler und Kern'600) kurze Nachträge
293) Report on Inscriptions found in the North-Central Province and in
the Hambantota District. By P. Goldschiibidt , Ph. D. (In Continuation of
Sessional Paper No. 24 of 1875 — 6.) Ordered by His Excellency the Governor
to be printed. Colombo: Printed by William Henry Herbert, Government
Printer, Ceylon. 1876. 14 pp. fol. — Abgedruckt in IAnt. VI (1877), p.
318—329.
294) On the Aneient Coins and Measures of Ceylon, with a Discussion of
the Ceylon Dato of the Buddhas Death. By T. W. Rhya Davids. The Inter-
national Numismata Orientalia. Part VI. London (Trübner) 1877. IV, 60 pp.
4. Mit einem Holzschnitt und einer Tafel. 10 s.
295) Over het opschrift van Djamboe. Bijdrage van H. Kern: Verslagen
in Mededeelingen d, Koninkl. Akad. v. Wetensch. Afd. Letterk. II R. 6 D.
1877, p. 257—263.
'„".Mii ZI>M(i. XXX. p. 747 — 751.
297) Ueber das indische Alphabet in seinein Zusammenhange mit den
übrigen südsemitischen Alphabeten. Von W. Dcecke. (Mit 4 autographirten
Tafeln): ZDMG. XXXI, p. 598—612. — Vgl. Heft 11, p. 151, No. 12.
298) /'. Goldechmidt. A Suggestion regarding the Origin of the Soutlnrn
Asoka Alphabet: Ac. 17. Peter. 1877, p. 139.
299—300) <>n the Aneient Nägari Numerals. By Pandit Bhagvdnlctl
Tndraji: IAnt. VI ilsTT), p. 42— 47. (Mit zwei Seiten Illustrationen.) Dazu:
Postscripl by 6r. Bühler: ebd. p. 47 — 48 und IL Kern. On Aneient Nagari
Numerals: ebd. p. 143.
Kuhn, Vorderindien. 121
geliefert haben ; Prmsep's Herleitung der Ziffern aus den Anfangs-
buchstaben der Zahlwörter darf danach als definitiv beseitigt gelten.
Zur Geschichte der indischen Schrift sind endlich noch die von
der Palaeographical Society301) herausgegebenen Facsimiles zu er-
wähnen. Ueber die reiche Mannigfaltigkeit der heutzutage gebräuch-
lichen Schriftarten gewährt ein vom indischen Generalpostmeister
Hutchinson302) veröffentlichtes Tafelwerk einen lehrreichen Ueber-
blick. -- Als Anhang zum Schriftwesen mag noch eine Notiz über
Papierfabrikation im Himälaya303) genannt sein.
Die Aufzählung der historischen Werke beginnen wir mit
Bergaignes304) trefflicher Uebersicht über die Arbeiten des Jahres
1875, welche — das Wort Geschichte im umfassendsten Sinne
nehmend — auch Literaturgeschichte , Religions- und Culturge-
schichte u. s. w. in dankenswerthester Weise mit heranzieht. Mar
Crinale hat die Indica des Ärrian305) und nach Schwanbeck 's Vor-
lage die Fragmente des Megasthenes 30(;) in das Englische übert ragen,
Paquier307) die Nachrichten der Alten über Ceylon zusammen-
gestellt. Elliot und Doicson's308) grossartige Sammlung einheimi-
scher Historiker, ein unschätzbares Quellenwerk für die Geschichte
des muhammedanischen Indiens, namentlich des Moghuireiches,
erreichte mit einem achten Bande seinen Abschluss. II '//<■< /<r'sm)
301) Vgl. oben p. 37, No. 11.
302) Specimens of Various Vernacular Charaeters passing through the Post
Oftice in India. Compiler! in the Year IST 7 by Mr. C. W. Hutchinson, Post
Master General etc. Photozincographed at the Surveyor-General's Oftice. Cal-
eutta. December 1877. 73 PI. fol.
303) Paper-Making in the Himälayas. By the Late Charles Hörne: IAnt.
VI (1877), p. 94—98.
304) Abel Bergaigne. Revue des fcravaux relatifs ä l'histoire de linde
publies en 1875: Revue historique III, p. 143 — 155. -- Vgl. E. Renan in
JA. VII, 10, p. 19.
305) Translation of the Indica of Arrian. By J. W. M" Crinale: IAnt.
V (1876), p. 85—108. — Notes to Arrian's Indica. By J. W. McCrindle:
ebd. 329—340.
306) The Fragments of the Indika of Megasthenes. Collected by Dr. E. A.
Schwcmbeehi Bonn, 1846. Translated by J. W. McCrindle: IAnt. VI (1877),
p. 113—120. 121—135. 236—250. 333—349.
307) J. B. Paquier. Quid de Taprobane insula veteres geographi scrip-
serint. Parisiis (Maisonneuve) 1877. XV, 62 pp. 8.
308) The History of India as told )>y its Own Historians. The Muham-
madan Period. The Posthumous Papers of the Late Sir H. M. Elliot, edited
and continued by John Doirson. Vol. VII. London (Trübner) 1877. VI,
VIII, 573 pp. 8. 21 s. — rec. von A. Weher in JLZ. 1877, Art. 490; in
IAnt. VI (1877), p. 234—236. — Vol. VIII. London (Trübner) 1877. XXXI,
444, LXXIX pp. 8. 24 s. — rec. von A. Weber in JLZ. 1878, Art. 294.
309) J. Talboys Wheeler. The History of India, from the Earliest Ages.
Vol. IV. Part I: Mussulman Rule. London (Trübner) 1876. XXXII, 320 pp.
8. 14 s. — rec. in IAnt. VI (1877), p. 329—331.
122 Kuhn, Vorderindien.
trotz mancher Schwächen anerkennenswerther Versuch einer Ge-
sammtgeschichte ist inzwischen auch bis zur muhammedanischen
Zeit vorgerückt. Eine populäre Darstellung gab Grant3w). Den
Fall des Moghuireiches, dessen grossartigster Vertreter Akbar uns
aus van I/imburg-.Brouwer'sSLl) Roman in sympathischer Gestalt
entgegentritt, schildert Keene's 312) fleissige Arbeit. Zur Special-
geschichte ist die von Wrigkl 313) herausgegebene Uebersetzung
einer nepalesischen Chronik die umfangreichste Leistung; dieselbe
enthält ein werthvolles, wenn auch kritischer Sichtung bedürftiges
Material; dazu kommen treffliche Beigaben des Herausgebers über
das Land und seine Bewohner, unter denen die Mittheilungen
über Sprache und Literatur die besondere Aufmerksamkeit des
Philologen in Anspruch nehmen. Kleinere Beiträge zur Geschichte
von Bengalen, Centralindien und Gujarät gaben Bevevid(je'ili), Gour
Dos Bysack315), Williams^16) und Watson311). Da Ounhas316)
310) CasselTs Illustrated History of India, By James Graut. Vol. I. II.
London (Cassell) 1876 — 1877. 8. — vgl. über Vol. I: Ae. 17. Februar 1877,
p. 135.
311) Akbar. Ein indischer Roman. Deutsche autorisirte Ausgabe aus dem
Niederländischen des Dr. V. Lindiurg-Brouver von Lina Schneider ( Wilhelm
Berg). Leipzig (Killinger) 1877. XI, 346 pp. 8. 4M. — rec. von C. C'ap-
peller in JLZ. 1879, Art. 418.
312) G. H. Keenc. The Fall of the Moghul Empire: an Historical Essay,
being a New Edition of the Death of Aurungzeb. With many Corrections and
Additions, a Map and Index. London (Allen) 1876. 322 pp. 8. 10 s. 6 d.
— rec. in Saturday Review 17. März 1877, p. 335; in Ac. 3. März 1877, p.
181; in Calcutta Review April 1877, p. XIX.
313) History of Nepal, translated from the Parbatiyä. by MunshY Shew
Shnnker Singh and Pandit Shri Gunäneind,: with an Introduetory Sketch of
the Country and People of Nepal by the Editor, Daniel Wright. Cambridge
(University Press) 1877. XV, 324 pp. 8. (Mit 16 Tafeln.) 21 s. — rec. von
A. Weber in JLZ. 1877, Art. 385; von A. von Gutschmid in LC. 1877, Sp.
1669; von L. Feer in RC. 1877, Art. 131; von A. de Gubernatis in BISO.
I, p. 382; in IAnt. VII (1878), p. 88—92.
314) Were the Sundarbans inhabited in Ancient Times? — By H. Beve-
ridge: JASB. Vol. XLV, Part I, No. I. — 1876, p. 71—76. — Einige Gegen-
bemerkungen hinsichtlich dieser Frage finden sich in dem Artikel: H. James
Eainey. Jessore. -- Part III: The Calcutta Review Oct. 1877, p. 248—278.
315) Note cm Khänjä Khan Garh in the District of Bardwän , Jahänabad
Sub-Division , Bengal - By Gour Das Bysack: JASB. Vol. XLVI , Part I,
No. U. — 1877, p. 164—167.
316) G. B. C. Williams, llurdwar: The Calcutta Review Januar 1877,
p. 65—91.
31 7 1 Historical Sketch of the Principal Chävadä Settlements in Gujarät,
By Major ./. 11'. Watson: IAnt, V (1876), p. 350—352. — Historical Sketch
<>t the Hill Fortress of Päwägadh, in Gujarät, etc. By Major ./. W. Watson:
ebd. VI (1877), p. 1—9.
3 18) Notes «in the Bistory and Antiquities of Chaul and Hassein. By J.
Gerson Da Ounha. ülnstrated with 17 Photographs, 9 Lithographie Plates
and a Map. Bombay (Fducation Society's Press) 1876. XVI, 262 pp. 8.
12 Rs. [Trübnor: ^1 5 s.] — Das Buch ist zusammengestellt aus den Notes
Kuhn, Vorderindien. 123
historisch -antiquarische Skizze eines Gebietes in Konkana ist nament-
lich für die portugiesische Zeit von Interesse. Aus der legenden-
haft aufgeputzten Darstellung des Mahävamsa von Dushtagämani's
Tod hat Dewar319) die historischen Grundzüge herzustellen gesucht.
Zur neueren Geschichte seit dem Aufkommen der Engländer nennen
wir einen Aufsatz Bevei'idge's320), der die Anfänge von Warren
Hastings' indischer Laufbahn zum Gegenstand hat, Malleson's321)
Artikel über die letzten Anstrengiingen französischer Officiere im
Bunde mit eingeborenen Fürsten der englischen Herrschaft ent-
gegen zu arbeiten, mit welchen man die zweite Auflage eines Buches
von Sachofi22) vergleichen kann, endlich Owens'*23) nützliche Samm-
lung officieller Actenstücke des Lord Wellesley . in welcher man
das ganze einschlägige Material, dessen Kenntniss von den Candi-
taten des Civil Service verlangt wird . übersichtlich beisammen
findet.
Aus John Wilson s32i) Nachlass erhielten wir ein in der vor-
liegenden Gestalt wohl nicht ganz druckfertiges Fragment über
die Aboriginer der Präsidentschaft Bombay , an welches wir die
Erwähnung der ethnologisch interessanten Figurentypen reihen,
welche Kielhorn32*) dem Istituto dei studii superiori in Florenz
geschenkt hat. Mit einem wichtigen Bestandtheil der Bevölkerung
Centralindiens haben sich Carnegy326) und Smith321), mit Ceylons
on the History and Antiquities of the Island of Bassein. Bombay 1874. 8.
und den Notes on the History and Antiquities of Chaul : JBBAS. Nu. XXXIII.
V.il XII. p. 51—162 (mit acht Tafeln).
319) A Sketch from Sinhalese History on the Death of Dutugamunu. By
J. L. Dewar: The Ceylon Friend. May 1876, p. 97 — 102.
320) H. Beveridge. Warren Hastings in Lower Bengal : The Calcutta
Review October 1877, p. 205—229.
.'.2 1i G. B. Malleson. Fronch Mariners on the Indian Seas : The Cal-
cutta Review Januar 1877, p. 24 — 64. — Foreign Adventurers in India : ebd.
Juli 1877, p. 1—50.
322) 0. Sachot. La France et fempire des Indes. Les fondateurs de la
domination francaise dans la peninsule indienne. Officiers de fortune europeens
chez les princes Hindous contemporains. 2" ed. illustree. Paris (Sarlit) 1877.
XI, 298 pp. 18. 2 fr.
323) A Selection from the Despatches, Treaties, and other Papers of the
Marquess Wellesley, during bis Government of India. Edited by Sidney ./.
Owen. With an Appendix, a Map of India. and 8 Plans of Battles and Sieges.
Oxford (MacMillan and Co.) 1877. CXI, 813 pp. 8. 24 s. — rec. in LC.
1878, Sp. 283.
324) Aboriginal Tribes of the Bombay Presidency. (A Fragment.) By the
Late Rev. John Wilson. Bombay (Government Central Press) 1876. — rec.
von W. F. Sinclair in IAnt. VI (1877), p. 233—234.
325) Lettera da Poona: BISO. 1, p. 177 — 178. — vgl. ebd. p. 209.
326) The Bhars of Audh and Banäras. — By Patrick Ca/rnegy. JASB.
Vol. XT,V, Part I, No. HI. — 1876, p. 297—308.
327) Notes on the Bhars and other Early Inhabitants of Bundelkhand. —
By Vincent A. Smith, B. A. (With one Plate): JASB. Vol. XLVI, Part I,
No. III. — 1877, p. 227—236.
124 Kuhn, Vorderindien.
Eurasiern (Eingebornen europäischer Herkunft) und seiner indischen
Arbeiterbe völk erung Diybi/32*) eingehend beschäftigt. Kaum etwas
Neues bringt ein Artikel des Globus329) über die Va?ddä. Als
eines Curiosums ist endlich noch der Schrift eines Parsen330) zu
gedenken, welcher in Gujaräti-Sprache seinen Landsleuten haupt-
sächlich Burnes Notizen über die Kafirs des Nordwestens ^zugäng-
lich gemacht zu haben scheint.
Auf culturgeschichtlichem Gebiete sind zwei Bücher Ja-
colliot's33i) eben so unbrauchbar wie frühere Leistungen desselben
Verfassers. Interessant ist die kurze Parallele vedischer und alt-
germanischer Zustände, welche Zimmer332) bei Gelegenheit einer
Anzeige vorführt. Aus dem Mahäbhärata gab Rdjendraläla Mitra33v)
ein grösseres Culturbild in einer Darstellung von Yudhishthira's
Königsweihe nebst Mittheilungen aus den bezüglichen Ritualvor-
schriften der Brämahnatexte. kleinere werthvolle Notizen Muir3u).
Die culturgeschichtlichen Facta des Rämäyana hat Praphulla Chandra
Banerji33) in bengalischer Sprache darzustellen begonnen. Ueber
die Frage, ob Kälidäsa's Helden als Monogamisten zu denken seien,
hat sich im Journal der Asiatischen Gesellschaft von Bengalen
eine Controverse336-338) entsponnen, deren schliessliches Resultat
natürlich jedem unbefangen Urtheilenden von vorn herein feststand.
328) Wm. Digby. Eurasians as leaveu in India and Ceylon: The Calcutta
Review Januar 1S77, p. 180 — 208. — Indian Emigration to Ceylon: ebd. Juli
1877, p. 51—74.
329) Die Veddahs auf Ceylon: Globus XXXI, p. 292—295. Mit 5 Illu-
strationen.
330) The Shiapoosh Kaffers: their History, Manners, Customs and Religion,
witb a Pieture of Dinbur, a Shiapoosh Kaffer. By Janishedji Pdlanji Ka-
padid. Bombay (Wartamän Press) 1876. 35 pp. 8. 8 a.
331) L. JacolMot. Les rois , les nobles, les guerriers et les castes dans
l'Inde. Paris (Lacroix) 1877. 368 pp. 8. 6 fr. — La femme dans l'Inde.
La femme aux temps vediques . aux temps brahmaniques et dans l'Inde de la
decadence. Paris (Lacroix) 1877. 352 pp. 8. 6 fr.
332) Anz. f. deutseh. Alterth. II, p. 296— 30(1.
333) An Imperial Assemblage at Delhi three thousand Years ago. — By
Rdjendraläla Mitra: JASB. Vol. XLV, Part I, No. III. — 1876, p. 368—398.
.;.; I i Notes on the Lax Observance of Casto Rules, and other Features of
Social and Religious Life, in Aneient India. By John Mnir: LAnt. VI (1877),
|i 251 — 264. — On the Question whether Polyandry ever existed in Northern
Hindustän. By John Mnir: IAnt. VI (1877), p. 315—317.
335) Välmiki and bis Times; or, a View of the State of Society, Religion,
Polity, Commerce etc. of Valmiki's Times, gleaned from the Epic of Rämäyan.
By Praphadla Chandra Btmerji. Calcutta (Girisha Vidyäratna Press) 1876.
252 pp. 8. 1 Re. 4 a.— rec. in The Calcutta Review Oct. 1877, p. IX— XV
336) Morals of Kalidasa. - By Pranndth Pandü: JASB. Vol. XLV,
Pari I. No. III. I*7<;, p. 352—367.
337 i Air Kälidäsa's Heroes Monogamists? — By G. A. Grierson: JASB.
Vol. XLVI, Part I, No. I. — 1877, p. 39—40.
338) „Kurther Proofs of tho Polygamy of Kälidäsa's Heroes". — By G.
S. Leonard: JASB. Vol. XLVI, Part I, No. II. — 1877, p. 160—163.
Kuhn, Vorderindien. 125
Das Kastenwesen ist vorwiegend nach der ethnographischen Seite
hin von Lyatt339), Cain3i0) und Kearns3il) behandelt worden.
Was Drew'ii2) auf dem Londoner Orientalistencongress über Kasten-
verhältnisse in Dardistan mitgetheilt hat, ist inzwischen auch in
seinem grossen Werke über Jammü und Kasbmir verwerthet worden.
Eine Art der Wahrsagung beschreibt Westud), die grausame Be-
strafung eines Zauberers Stokes'Aii). Auf eine officielle Publication
über das Thag-Unwesen345) hat uns Dr. E. Schlag intweit freundlichst
aufmerksam gemacht, dieselbe erhält ein besonderes Interesse durch
die beigegebene Biographie eines solchen Raubmörders. Williams™)
besprach einen neuen Fall der sogenannten „Samädhi".
Ziemlich hoch beläuft sich die Zahl derjenigen Productionen,
welche sich der Erforschung der indischen Religion zuwenden.
Ein uns nicht näher bekannter Ueberblick der gesammten religiösen
Entwickelung-517) scheint, dem Titel nach zu urtheilen. populären
Zwecken gewidmet zu sein.
Zur Vedareligion seien zunächst genannt ]Iittel>randt'sSi*)
sorgfältige Arbeit über Varuna und Mitra, in welcher auch die
verwandten Vorstellungen der Avesta-Religion, wie billig, mit heran-
gezogen sind, und eine Pariser Doctorthese von Bergaigne3i9),
dem Vernehmen nach nur der Vorläufer eines grösseren Ganzen,
auf welches wir in dem Berichte für 1878 zurückkommen werden.
339) A. C. L/yall. On the Formation of some Clans and Gastes in India:
Fortnightly Review 1877, p. 97 — 118.
340) The Bhadrächallam and Rekapalli Tälukäs, Godävari District , South
India. By the Kev. John Cava: IAnt. V (1876). p. 301—303. 357—359.
341) James F. Kearns. The Right-Hand and the Left-Hand Castes:
IAnt. V (1876), p. 353—354.
342) Notes on the Gastes and on Gertain Gustonis of the Dards. By
Frederic Drew: Transactions of the Second Session of the International Con-
gress of Orientalists, p. 400— 404. — vgl. dazu Dr. Leitner 's Bemerkungen ebd.
p. 435—436.
343) F. W. West. The Bendur Ceremonies in Sängli: IAnt. V (1876),
p. 355.
344) H. J. Stokes. A Sorcerer's Punishment: IAnt. V (1876), p. 355 — 356.
345) F. II. C. Bradford. Report of the Working of the Thuggee and
Dacoity Department for the Year 1875. Calcutta 1876. 27, XXI pp. 8.
346) Monier Williams. A Recent Case of Samädh in India: Ath. 4. Aug.
1877, p. 144.
347) J. Vaughan. The Trident, the Crescent, and the Cross: a View of
the Religious History of India during the Hindu, Buddhist, Mohammedan, and
Christian Periods. London 1876. 364 pp. 8. 9 s. 6 d.
348) Varuna und Mitra. Ein Beitrag zur Exegese des Veda. Von Dr.
Alfred Hillebrandt. Breslau (Aderholz) 1877. VIII, 159 pp. 8. 4M. —
rec. von F. W. West in Ac. 29. Juni 1878, p. 583. (Die ersten 31 Seiten
erschienen auch als Breslauer Habilitationsschrift mit dem Titel: Varuna als
Himmelsgott und Herr über Tag und Nacht.)
349) A. ßergaigne. Les dieux souverains de la religion vedique. Paris
(Vieweg) 1877. XIV, 284 pp. 8. — Vgl. Frnest Renan in JA. VII, 10,
p. 18—19.
120 Kuhn, Vorderindien.
Durchaus unbefriedigend ist Mt'ller's350) Werk über die A^vin, in
welchem eine an sich sehr schätzenswerthe Belesenheit zur Be-
gründung der haltlosesten Combinationen herhalten muss ; um so
mehr muss neben ihm das fleissige , wenn auch in Methode und
Resultaten nicht überall gleichmässig befriedigende Buch von Myrian-
theus361) hervorgehoben werden; natürlich sind die Ac,vin, wie
auch Miller und Myriantheus ausführlich darlegen, mit den grie-
chischen Dioskuren identisch , aber dem Problem ihrer ursprüng-
lichen Bedeutung ist eine nach allen Seiten hin sichere Lösung
noch nicht zu Theil geworden. Kleinere Beiträge zur vedischen
Mythologie von nicht gerade hervorragendem Werth lieferten Oirard
de Itialle^2), d'Anselme35'6), IIeequet-Boiicrandm). Pramadddäsa
Mitfr<i'Ä:'-') kritisirt einige Einzelheiten in Muir's Darstellung des
Rudra. Wäckemagelme) hat einen beachtenswerthen Versuch ge-
macht, anknüpfend an die übrigens schon von Leo Meyer aufgestellte
Gleichung braliman = ßamen Anfänge des Brahmanen-Namens und
Standes in die indogermanische Zeit zurück zu verlegen. Das
Menschenopfer der vedischen Zeit erörtert Ilajendralähi Mifra361)
in einem längeren Aufsatze. Eine kurze Notiz des Indian Antiquavy358)
gibt nichts als einige aus Banenea's Aryan Witness entnommene
Stellen, in welchen das Opfer mit einem Boot verglichen ist.
Monier Williams3^) hat für die Christian Knowledge Society
eine gedrängte Uebersicht der Hindu-Religion abgefasst, welche
350) Vsev. Miller. Ocerki arijskoj mifologii v svjazi s drevnejsej kulituroj.
Tom I. Ae,viny-Dioskury. [Skizzen der arischen Mythologie im Zusammenhange
mit älterer Cultur. Band I. Aevin-Dioskuren.] Moskva 1876. VIII, VIII,
356 pp. 8. — rec. von Heinrich Zimmer in Archiv f. slav. Phil. 11, p.
609—679.
351) Die Acvins oder arischen Dioskuren von Dr. L. Myrianthem.
München (Ackermann) 1876. XXXII, 185 pp. 8. 3,60 M. -- rec. von
A. Weher in JLZ. 1876, Art. 55(1-, von C. P. Tiele in Theol. Tijdschr. XI,
p. 232; von Abel Bergaigne in RC. 1877, Art. 169.
352) Girard de Rialle. Les deesses des eaux dans lo Kig-Veda: Rev.
de Lingui. IX, p. 46 — 54.
35.'!) II. (V Annehme. Diti et Aditi des Hindous: Annales de Philosophie
Chr&ienne, April 1877. — Vgl. Friedend Bihl. or. 1877, No. 47!».
354) 0. Hecquet-Boucrand. La trinite vedique: Dyauspitar, Agni, Vayu.
Paris (impr. Hennuyer) 1877. 14 pp. 8. — Vgl. ebd. No. 4!I4.
.!:".:.) Pramadäddsa Mittra. To the Editor of the ,Pandit': The Pandit.
New Series. Vol. 1, p, 382—386.
356i Heber den Ursprung des Brahmanismus. Vortrag, gehalten zu Basel
.■im 17. November 1876 von Dr. Jacob Wachemagel. Basel (Schweighauser)
1^7 7. 35 pp. 8. 0,80 M. (Oeffentliche Vorträge gehalten in der Schweiz.
IV Band. Hefl VIII.) — Vgl. dazu Scherer in An/., f. deutsch. Alterth. IV,
l>. ino.
357) ()n Euman Sacrifices in Ancient India. — By Rdjendfaläla Mitra:
JASB. Vol. XLV, Pari 1, No. 1. — 1876, p. 76—118.
358) Hindu Sacrifice: [Ant. VI (1877), p. 307— 308.
:;5'.)i Non-Christian ßeligious Systems. Hinduism. By Monier Williams.
London (Society for promoting Christian Knowledge) o. J. [1877J. 240 pp. 8.
Alit einer Karte. 2 s. 6 d.
Kuhn, Vorderindien. 127
hauptsächlich das spätere hrahmanische Sj^stem mit Einschluss seiner
Philosophie ins Auge fasst und als ein nützliches und zuverlässiges
Compendium empfohlen werden kann. Weber's 3eo) bekannte Arbeit
über die Krishnajanmäshtami hatte der Indian Antiquaiy schon früher
zu übersetzen begonnen, die Uebersetzung ist nunmehr zu Ende
geführt worden. Einigermassen im Gegensatz zu Weber mahnen
übrigens Tielem) und Neve362) wohl nicht ganz mit Unrecht zur
Vorsicht in den keineswegs leichten Fragen, welche sich an Krishna's
Sagenkreis knüpfen. Wegen einer in das Berichtjahr fallenden
Anzeige nennen wir endlich noch Kitters363) Abhandlung über den
Linga-Kultus, welche der Ansicht von einem drävidischen Ursprünge
desselben auf das Entschiedenste entgegentritt.
Ueber die Fortschritte der buddhistischen Studien hat Fou-
caux3Gi) zusammenfassend Bericht erstattet. Ein treffliches Com-
pendium verfasste für die Christian Knowledge Society vorwiegend
auf Grund der südlichen Quellen Rhys Davids365). Einige Termini
behandelte vom sprachlichen Standpunkte aus Senart3m) mit der
Tendenz nachzuweisen , dass weder der nördlichen noch der süd-
lichen Recension des buddhistischen Canons eine absolute Priorität
zuerkannt werden könne. Ueber das Nirväna sehrieben Rhys
Davids367) und Foucaux 368) ; des ersteren klare und systematisch
vorgehende Darstellung hebt mit Recht die psychologisch-ethische
Seite des viel erörterten Begriffes als die eigentlich wesentliche
3G0) Oii the Krishnajanmäshtami , or Krishna's Birth-Festival. By Prof.
A. Weber. (Translated from the German by E. Rehatsek and Miss Dveedie) :
lAnt. VI (1877), p. 161—176. 177—180. 281—301. 349—354.
361) C. P. Tiele. Christus en Krshna : Theol. Tijdschr. XI, p. 63—82.
— Vgl. Ac. 20. Jan. 1877, p. 51.
362) Des elements etrangers du mythe et dn culte Indiens de Krichna par
Felix Neve. Paris 1876. 36 pp. 8. [Extrait des Annales de Philosophie
ehretienne, tome XI, 1876.] — rec. von A. de Gubernatis in BISO. I, p. 168.
363) Ueber den Ursprung des Liugakultus in Indien von F. Kittel. Man-
galore (Basel Mission Book and Traet Depository) 1876. 48 pp. 8. [Basel
Missionsbuchhandlung: 2 M.] — rec. von A. Weber in LC. 1876, Sp. 1384;
von A. Barth in RC. 1877, Art. 66.
364) Rapport sur les etudes bouddhiques, par Ph. Ed. Foucaux : Compte
rendu de la lere sess. du congres d. Orient. 1873, t. II, p. 409 — 423.
365) Non-Christian Religious Systems. Buddhism: being a Sketch of the
Life and Teachings of Gautama, the Buddha. By T. W. Rhys Davids. London
(Society for promoting Christian Knowledge) o. J. [1877]. IV. 252 pp. 8. Mit
einer Karte. 2 s. 6 d. — rec. in Journal of the National Indian Association etc.
1877. p. 338.
366) Note sur quelques termes buddhiques, par M. E. Senart: JA. VII,
8 (1876), p. 477—486.
367) T. W. Rhys Davids. On Nirväna, and on the Buddhist Doctrines
of the „Groups", the Sanskäras, Karraa, and the „Paths": Contemporary Review
Januar 1877, p. 249 — 270. — Wiederholt im vierten Capitel der unter No. 365
genannten Buches.
368) Note sur le Nirväna, par M. Ph. Ed. Foucaux: Revue de philologie
et d'ethnographie III (1877), Heft 1.
128 Kuhn, Vorderindien.
hervor. Nicht näher bekannt ist uns , was Foucaux 3C9) in einer
französischen Zeitschrift und Christlieb™) in einem deutsehen
Missionsblatt Buddhistisches mitgetheilt haben. Textor de Ravisirn)
gab eine kurze Bemerkung über die bekannten Kennzeichen der
Buddha- Statuen, die nach ihm wenigstens theilweise der Wirklich-
keit nachgebildet wären; daran reihen wir. als erst jetzt auf den
europäischen Büchermarkt gelangt, den durch eine Einleitung, In-
dices und Abbildungen vermehrten Separatabzug einer schon 1875
erschienenen Abhandlung da Ounka's 3'2) über das bekannte National-
heiligthum Ceylons. Auf die Ursachen, welche die Verbreitung
des Buddhismus ausserhalb Indien's befördert haben, ist Feer'i13)
des Näheren eingegangen. Analogien von Buddhismus und Christen-
thum erörterte historisch-kritisch Wordsworth :m) , mehr dogmati-
sirend Grim?H315); andere ähnliche Auseinandersetzungen können
füglich unerwähnt bleiben. — Anhangsweise mag auch noch War-
ren's316) Arbeit über die religiösen und philosophischen Begriffe
der Jaina wegen einer manches richtig stellenden Anzeige tfacobi's
hier angeschlossen sein.
Die wichtigste Publication zur Kenntniss der späteren Religions-
formen ist Trumpp'a Uebersetzung des Adi Granth, deren wir
schon bei der Literatur der modernen Sprachen gedacht haben;
an dieses Werk reiht sich seine mehr populär gehaltene Rede über
3G9) Revue Orientale et Amerieaine. N. S. T. I , Janv.-Mars 1877. —
Vgl. E. Renan in JA. VII, 10, p. 24.
370) Th. Christlieb. Eine alte Moralpredigt Baddha's und eine moderne
buddhistische Glaubenspredigt. Nach englischen Quellen mitgetheilt : Allg. Mis-
sionszeitschr. Oct.-Nov. 1870.
371) Representations plastiques du Bouddha: Compte rendu de la lere sess.
du congres d. Orient. 1873, t. II, p. 423.
372) Memoir on the History of the Tooth-Relic of Ceylon; with a Prelimi-
nary Essay on the Life and System of Gautama Buddha. By ./. Gr&TSOn da
('inilia. Ulustrated by Drawings and Photographs. Bombay (Thackor, Vining
and Co.) 1875. XIII, 71 pp. 8. [Trübner: 7 s. G d] — Ursprünglich in
JBBAS. No. XXXI, Vol. XI. 1875.
373) Sur les causes qui onl fuvorise la propagation du Bouddhisme hors
de l'Inde. Rar L. Feer: Transactions of the Second Session of the International
Congress of Orientalists, p. 405 — 41G.
374) The Church of Thibot, and the Historical Analogie* of Buddhism and
Christianity. A Lecture delivered before the Students of the Literary and
Scientific Society in the Framji Cowasji Institution, Bombay. By W. tyords-
WOrth, \i A. Bombay (Thacker, Vining and Co.) 1877. 51 pp. 12. 1 Re.
[Trübner: 2 s. G d] — rec. in The Calcutta Review Juli 1S77, p. VI.
375) Die Lehre über Buddha und das Dogma von Jesus Christus. Vortrag
im Mär/ 1S7G /u Hamburg gehalten von Ed. Grimm. Berlin (Kabel) 1877.
.;•„' pp. K. 0,80 AI (Deutsche Zeit- und Streitfragen. 90. Heft.) — rec. von
(). Pfleider&r in JLZ. 1S77, Art. 639.
376) Sybrcmdus Johannes Warten. Over de godsdienstige en wijsgeerige
begrippen der Jaina's. Academisch proefschrift. /wolle (W. E. J. Tjeenk
\\ •illink) 1875. III, 112 pp. 1 2,50 P. — rec. von H. Jacohi in JLZ. 1877,
Art 351.
Kuhn, Vorderindien^ 129
Nänak377). Ueber zwei kleinere Sekten hat der Indian Antiquary 37b)
nach dem Friend of India einiges mitgetheilt. Die bekanntlich
auf Rammohun Roy zurückgehende Bewegung des Brakrnasamäj,
deren Fortschritte ein seit 1876 regelmässig erscheinendes Jahr-
buch379) verzeichnet, fängt an sich als Schranke des Missions-
wesens380) geltend zu machen und wird in englischen und indischen
Blättern vielfach besprochen; einen sympathisch gehaltenen Aufsatz
widmete ihr z. B. die Calcutta Review381). — Sinclair 38-) zeigte,
wie indische Sitten muhammedanische Festgebräuche beeinflussen.
Die Geschichte des Christenthums in Indien ist von Gennann383)
durch ein fleissiges und ausführliches Buch über die Kirche der
Thomas-Christen bereichert worden, das trotz mancher Schwächen in
der historischen Kritik wohlthätig absticht gegen die Fabeleien des
Pater Burtliey, als deren Herold Textor de Ravisim) aufgetreten
ist. Zur späteren Missionsgeschichte ist — neben einer deutschen
Bearbeitung der Briefe des heiligen Franciscus Xaverius 385) — ein
nicht durchweg mit gleichmässiger Sorgfalt gearbeitetes Buch von
Badley6^) zu erwähnen, seinen Hauptinhalt bildet ein Verzeichniss
der von 1706 — 1876 in Indien thätig gewesenen Missionäre mit bio-
graphischen u. ä. Notizen. Dass mit dem gegenwärtigen Verfahren
der Missionäre ein englischer General streng in's Gericht gegangen
377; E. Trampp. Nanak, der Stifter der Sikh- Religion. Festrede.
München (Franz) 1876. 43 pp. 4. 1,60 M. — rec. von C. P. Tiele in
Theol. Tijdsehr. XI, p. 235.
378) Chamärs and Pankäs: IAnt. VI (1877), p. 231—232.
379) The Brahmo Year-Book for 1876. Brief Records of Work and Life
in the Theistic Churches of India. Edited by S. D. Collet. London (Williams
and Norgate). 52 pp. 8. 1 s. — Vgl. Ac. 17. Febr. 1877, p. 137. — The
same for 1877. 56 pp. 8. 1 s.
380) Die Reformbewegung des Brahmosomadsch in Indien als Schranke
des Missionswesens. Vortrag, gehalten im Februar 1877 zu Basel von Diak.
Chr. Hönes. Berlin (Habel) 1877. 32 pp. 8. 0,80 M. (Deutsche Zeit- und
Streit-Fragen. 88. Heft.)
381) The Religion of the Brahmo-Somaj : The Calcutta Review April 1877,
p. 332—350.
382) W. F. Sinclair. Notes ob the Muharram Festival: IAnt. VI (1877),
p. 79. 230—231.
383) Dr. W. Gcrniaiiii. Die Kirche der Thomaschristen. Ein Beitrag
zur Geschichte der orientalischen Kirchen. Mit 1 Karte und 5 Holzschnitten.
Gütersloh (Bertelsmann) 1877. X, 792 pp. 8. 15 M. — rec. von J. Gilde-
meister in LC. 1877, Sp. 489; von W. Gass in JLZ. 1877, Art. 434.
384) L'inscription du temple d'Odeypore, par M. le baron Textur de
Ravisi: Compte rendu de la lere sess. du congres d. Orient. 1873, t. H, p.
333 — 336. — Vgl. Transactions of the Second Session of the International
Congress of Orientalists, p. 431.
385) Ed. de Vos. Leben und Briefe des heiligen Franciscus Xaverius,
Apostels von Indien und Japan. 2 Bände. Regensburg (Manz) 1877. XX,
482 und XV, 400 pp. 8. 9 M.
386) Indian Missionary Directory and Memorial Volume. By the Rev.
B. H. Badleu. Lucknow (American Methodist Mission Press) 1876. 292 pp.
8. [Trübner: 10 s. 6 d.] — rec. in The Calcutta Review Januar 1877, p. VIII:
vgl. ebd. April 1877, p. XXI.
Jahresbericht 1876— 1S77. Heft I. 9
130 Kulm, Vorderindien.
ist, erfahren wir aus einem Artikel der Calcutta Review387), welcher,
so sehr er bestrebt ist die Missionäre in Schutz zu nehmen,
manches Berechtigte in den ihnen zu Theil gewordenen Angriffen
zugeben muss. Von der sonstigen überwuchernden Missionsliteratur
dürfte nach früheren Angaben in Trübner's Record die Indian
Evangelical Review380) vom philologischen Standpunkt aus den
meisten Werth besitzen ; leider ist sie uns nie zu Gesicht gekommen.
Von den zahlreichen Arbeiten auf dem Gebiete der geogra-
phischen, administrativen u. ä. Literatur kann hier nur eine be-
schränkte Auswahl Platz finden. Unter den neueren Reisebeschrei--
bungen behauptet das Prachtwerk von Rousselet, von dem eine
zweite Auflage389) und eine italienische Uebersetzung 3S5°) erschienen
sind, einen ganz hervorragenden Rang. Die Reise des Prinzen von
Wales ist von dem gewandten Thnes-Correspondenten Russell3*1)
beschrieben worden, das Buch erlebte in kürzester Zeit eine zweite
Auflage; neben ihm mögen auch die durch Simpson292) veröffent-
lichten Photographien von Schaustellungen und Jagdscenen genaimt
sein. Beobachtungen während eines Aufenthalts in Sind im Früh-
jahr 1876 hat unter theilweiser Benutzung eines seiner früheren
Bücher Burion 393) zu einem vielfach anregenden Werke zusammen-
gestellt. Dreiv39i) hat die Hauptresultate seiner 1875 veröffent-
lichten grossartigen Arbeit über die dem Mahäräja von Kashmir
unterworfenen Gebiete einem grösseren Publikum zugänglich ae-
387) General Tremenheere on Missions: The Caleutta Review April 1877,
p. 276—288.
388) The Indian Evangelical Review. A Quarterly Journal of Missionary
Thought and Effort. Edited by C. W. Park. Vol. IV, No. 14 — Vol. V,
No. 17, October 1876 — July 1877. Bombay (Edueation Soeiety's Press). 140.
138. 151. 127 pp. 8. pro No. 1 Re. 8 a.
389) L. Rousselet. LTnde des rajahs. Voyage dans l'Inde centrale et
dans les presidences de Bombay et du Bengale. 2" ed. avec 317 grav. et
6 cartes. Paris (Hachette) 1877. 811 pp. 4. 50 fr.
390) L. Rousselet. L'India, viaggio nell' India centrale e nel Bengala.
Opera cont. 303 ine. e 80 tav. Milano 1876. 634 pp. 4. 40 1.
391) The Prince of Wales' Tour: a Diary in India; with some Account
of the Visits of His Royal Highness to the Courts of Greece, Egypt, Spain, and
Portugal. By William Howard Russell. With Illustrations by Sidney P.
Hall. In two Volumes. London (Low) 1877. XXXIX, 617 pp. 8. £2
12 s. 6 d. — Vgl. Ac. 14. April 1877, p. 317.-
392) William Simpson. Shikäre and Tomäsha: a Souvenir of the Visit of
H. R. H. the Prince of Wales to India; consisting of twelve Photographs from
Original Drawings, the Property of the Prince of Wales. With Sketches reprinted
from the Illustrated London News. London (W. M. Thompson) 1876. 4. 21 s.
393) Sind revisited. With Notices of the Anglo-Indian Ariny, Railroads,
Past , Present , and Future , etc. By Richard F. Burton. 2 Vols. London
(Bentley) 1877. 680 pp. 8. 24 s. — rec. von Andrew Wilson in Ac. 5. Mai
1877, p. 382.
394) F. Drew. The Northern Barrier of India. A Populär Account of
the Jummoo and Kashmir Territories. With Map and Illustrations. London
(Stanford) 1877. IX, 336 pp. 8. 12 s. — rec. von W. F. Sinclair in IAnt.
VI (1877), p. 148.
Kuhn, Vorderindien. 131
macht, gleichzeitig sind dieselben vom Baron Emouf39b) französisch
bearbeitet worden; daran reiht sich ein Buch von Lambert396),
das sich durch anziehende Schildeningen auszeichnen soll, und die
interessante Beschreibung, die Marsh397) von seinem Ausflüge nach
dem wohl selten von Europäern besuchten Gilgit gegeben hat.
ChandraJekhara Bdnwyi's39*) Artikel über das Kaimür-Gebirge ent-
hält auch archäologisch-epigraphische Notizen. Ueber seine zu philo-
logischen Zwecken unternommene Reise in Indien hat Minayeff399)
Einiges mitgetheilt. — Ueber den Fortschritt der geodätischen,
topographischen, archäologischen, meteorologischen, geographischen
und statistischen Aufnahmen während der Jahre 1874 — 1875 hat
Markhamm) eine vortreffliche Uebersicht gegeben. Im Auftrage
der Regierung veröffentlichte Hunter401) eine bändereiche Statistik
Bengalen's. Dem früher zu Bihär gehörigen District von Ghäzipur
hat Oldhamm) ein Memoire gewidmet, welches auch historisch
nicht ohne Interesse ist. Daran reihe sich die zweite Auflage
eines brauchbaren Nachschlagewerkes über Sind403) und Dicksorism)
sachkundiger Artikel über Ceylon. — Die geplante Reorganisation
des India Museum405) und das in Oxford zu errichtende Indian
395) Le Baron Krnouf. Cachemire et Petit-Tibet, d'apres la relation de
M. F. Drew. Ouvrage enrichi d'une carte speciale et de onze gravures. Paris
(Plön) 1877. VI, 339 pp. 18. 4 fr.
396) A Trip to Cashmere and Ladäk. By C'oicley Lambert. With Illu-
strations from Photographs by Hugh Gurney Barclay. London (King) 1877.
206 pp. 8. 7 s. 6 d. — Vgl. Ac. 19. Mai 1877, p. 434.
397) Description of a Trip to the Gilgit Valley, a Dependancy of the
Mahäräja of Kashmir. — By H. C. Marsh. (With three Plates and a Map.) :
JASB. Vol. XLV, Part I, No. II. — 1876, p. 119—138.
398) The Kaimür Hange. — By Chandrasekhara Bänurji: JASB. Vol.
XLVL Part I, No. I. — 1877, p. 16—36.
399) /. Minajev. V Bichare (Iz putesestvija po Indii). [In Bihar. Aus
einer Reise in Indien] : Zumal Ministerstva Narodnago Prosvescenija [Journal des
Ministeriums für Volksaufklärung]. Cast CLXXXVIH. Nov. 1876. Abth. 2. p.
1 — 29. — Iz putesestvija po Indii. Braehmasty. Matchura. [Die Brahma-
verehrer. Mathura]: ebd. Dec. 1876. Abth. 2, p. 194—236.
400) Clements R. Marhham. Abstract of the Reports of the Surveys,
and of Other Geographical Operations in India for 1874 — 75. London (Allen
and Co.) 1877. — Vgl. PM. 1877, p. 306; Ac. 14. April 1877, p. 319, und
21. April 1877, p. 343 über den Report of the Surveyor-General of India on
the Topographical Surveys of India for the Season 1875 — 76.
401) A Statistical Account of Bengal. By W. W. Hunter. [Published by
Command of the Government of India.] 20 Vols. London (Trübner) 1875 —
1877. 8. £ 5. — Ueber den Inhalt der einzelnen Bände vergl. TR. XI, p. 84.
402) Historical and Statistical Memoir of the Ghazeepoor District. By
Wilton Oldham. Parts I and II. Allahabad 1870—1876. 162 and 264 pp.
fol. Maps, Illustrations, Facsimiles, etc. [Trübner: 14 s.]
403) A. W. Hughes. Gazetteer of the Province of Sind. Second Edition.
London (Bell and Sons) 1877. 8. 42 s.
404) J. F. Dichson. Ceylon: Encyclopsedia Britannica. Ninth Edition.
Vol. V, p. 359—370.
405) The Imperial Museum for India and the Colonies , by J. Forhes
Watson, M. A., M. D. , LL. D. , Director of the India Museum, and Reporter
9*
132 Kuhn, Vorderindien.
Institute106) haben zu lebhaftem Meinungsaustausch Veranlassung ge-
geben, beide Institute würden natürlich auch wissenschaftlich von
weitgreifender Bedeutung sein. — Von politischen Büchern mag nur
das reichhaltige und auf Grund eigenster Erfahrung erwachsene Werk
von Routledgem) genannt sein. — Der politisch nicht unwichtige Titel
„Kaiserin von Indien"40S) hat eine lebhafte Controverse im Athenaeum
hervorgerufen409) und Colebrookem) zu einer gelehrten Abhandlung
über orientalische Herrschertitel überhaupt Veranlassung gegeben;
von indischen Kundgebungen bei dieser Gelegenheit erwähnen wir
nur die Festsitzung des Sainskrita Samäja von Benares411), haupt-
sächlich wegen der dabei verfassten Proben modernster Sanskrit-
poesie. — Unleugbar sind die Fortschritte Indien's in europäischer
Bildung und Gesittung, welche das Journal der National Indian
Association412) aufmerksamen Blicks verfolgt. Das gedeihliche
Emporblühen einheimischen Zeitungswesens410) und die erfolgreiche
Betheiligung talentvoller indischer Frauen414) an europäischer Dicht-
kunst sind neben vielem Andern verheissungsvolle Symptome des
mehr und mehr sich vollendenden Umschwungs.
011 the Products oflndia. London (Allen and Co.) 1876. — Vgl. The Proposed
Imperial Museum for India and the Colonies: Journal of the National Indian
Association etc. 187C, p. 323—332, vgl. 355—358.
406) Monier Williams. Address in Favour of an Indian Institute, which
it is proposed should be founded at Oxford : Proceedings of the Bombay Branch
of the Eoyal Asiatic Society. January to April 1876, pp. II — XIII. (Aus der
Times of India abgedruckt.) — Vgl. Proposed Indian Institute: Journal of the
National Indian Association etc. 1877, p. 295 — 297 und The Anjuman-i-Panjab
on an Indian Institute at Oxford: TR. X, p. 143.
407) English Rule and Native Opinion in India. From Notes taken
1870 — 74. By James Routledge. London (Trübner) 1877. 350 pp. 8.
10 s. 6 d. — Vgl. das Inhaltsverzeiehniss in TR. XI, p. 85.
408) De G'uhernatis. 11 titolo d'Imperatrice dell' India: BISO. I, p. 305 — 307.
409J George Birdtvood. Kaisar-i-Hind: Ath. 11. November 1876, p.
624 — 625. — Mir Aulad Ali and R. C. Caldv:ell. Kaisar-i-Hind: ebd.
25. November 1876, p. 688 — 689. — George Birdwood and E. H. Palmer.
Kaisar-i-Hind: ebd. 2. December 1876, p. 723—724. — Mir Aulad AU.
Kaisar-i-Hind: ebd. 9. December 1876, p. 761 — 762. — George Birdwood.
Kaisar-i-Hind: ebd. 16. December 1876, p. 801 — 802. — Mir Aulad Ali and
R. C. Caldwell. Kaisar-i-Hind: ebd. 30. December 1876, p. 886—887. —
George Birdwood. Kaisar-i-Hind: ebd. 6. January 1877, p. 16.
410) On Imperial and other Titles. By Sir T. E. Colebrooke: JRAS. IX,
p. 314—420.
411) The Pandit. New Series. Vol. II, p. 251—256. 293—302.
412) Journal of the National Indian Association, in Aid of Social Progress in
India. No. 70 to 72, — October to December, 1876. p. 291 — 384. No. 73 to 84, —
January to December, 1877. 350 pp. 8. London (H. S.King). Pro Nummer 4d.
413) Wm. Digby. Tho Native Newspapers of India and Ceylon: The
Calcutta Review October 1877, p. 356—394
414) English Poetry by an Indian Poetess: TR. XI, p. 1—2. 73. — Vgl.
The Calcutta Review October 1877, p. 421.
Druck von G. Kreyßiug m Leipzig.
Wissenschaftlicher Jahresbericht
über die
Morgenländischeii Studien
von October 1876 bis December 1877.
Unter Mitwirkung mehrerer Fachgelehrten
heraus gegeben
von
Ernst Kuhn und Albert Socin.
Heft II.
Leipzig 1879,
in Commission bei F. A. Brockhaus.
Alt- Iran.
Von
£. Kahn.
Iran hat vor seinem arischen Nachbarlande im Osten den
grossen Vorzug einer altbezeugten Geschichte und vielfacher Be-
rührung mit Europa voraus. Seine Geschicke treten daher in den
früher berührten historischen Darstellungen des alten Morgenlandes
mit Deutlichkeit hervor, ja sie vertragen ohne allzu grossen Schaden
eine populäre Bearbeitung, wie Vau.c x) sie ihnen hat zu Theil
werden lassen. Aber trotz vierfacher Durchforschung der Quellen-
schriften und des iranischen Gebietes selbst stossen wir doch für
zahlreiche Fragen der alten Geographie und Geschichte auf noch
ungelöste Schwierigkeiten, und wenn Ayuso 2) in seinem Iran die
moderne Gestaltung des Landes mit steter Bezugnahme auf die
Vergangenheit gewissermassen als Grundlage für eine iranische
Alterthumskunde darzustellen unternahm — ein Versuch , dem wir
compilatorischen Fleiss und ein gewisses Urtheil nicht absprechen
wollen — so wäre grössere Bescheidenheit für ihn gewiss am
Platze gewesen. Vorläufig werden wir hier durch Monographien
mehr gefördert. So hat Ohhausen 3) wichtige Controversen der
altiranischen Geographie und Ethnographie mit musterhafter Klar-
heit erörtert und zum Theil endgiltig entschieden; ihm reihen sich
1) Ancient history from the mouuments. Persia from the earliest period
to the Arab conquest by W. S. W. Vaux. London (Christian Knowledge
Society) s. a. [1876.] 192 pp. 8. Mit Holzschnitten. 2 s.
2) Estudios sobre el Oriente. Iran, 6 del Indo al Tigris. Descripcion
geogräfica de los paises Iranios, Afghanistan, Beluchistan, Persia y Armenia. Por
D. F. Garcia Ayuso. Con una mapa. Madrid (Paris, Maisonneuve) s. a.
[1876.] XVI, 417 pp. 4.
3) Parthava und Pahlav, Mäda und Mäh. [Mazdorän und Mäzanderän.]
Ein Votum von J. Olshautsen. Separatabdruck aus den Monatsberichten der
Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin [1876, p. 727 — 783]. Berlin
1876. 61 pp. 8. — rec. von Th. Nöldehe in ZDMG. XXXI, 556.
Jahresbericht 187C— 1877. Heft II. 1
2 Kuhn, Alt- Iran.
IlUhschinoita und Blau. 4j. sowie Mordtmann sen. 5) mit kleineren
Beiträgen an. Nicht arischen Charakter der medischen Nation und
Sprache, welch letztere er in der zweiten Keilschrift niedergelegt
erachtet, suchte Oppert ^ nachzuweisen. Zur Achaemeniden-
geschichte gehören die Artikel von Sayce1) in der Eneyclopaedia
Britannica und ein kurzer Aufsatz über Persepolis8). Die hervor-
ragendsten Forschungen über die Sasanidenzeit hat G. Rawlin-
son 9) zu einem Gesammtbilde vereinigt.
Was die griechischen Quellen der iranischen Geschichte und
Alterthumskunde anbetrifft, so hat Spiegel10) die Zuverlässigkeit
des Ktesias eingehend erörtert. Keiper 1J) die Perser des Aeschylos
allseitig und nicht ohne Umsicht ausgebeutet und Hof mann 12)
namentlich den „Persischen Krieg" des Prokopios einer dankens-
werthen Kritik unterzogen.
Verhältnissmässig reich ist die Literatur über das ausgedehnte
Quellenmaterial, welches die epigraphischen, namentlich die numis-
matischen Denkmäler von Iran selbst an die Hand geben. Für
die ältere Zeit ist, ausser einer kurzen Notiz über H. Rawlinson's 13)
4) Iranisch-armenische Namen auf karta, leert, gird. Von //. Hübsch-
mann: ZDMG. XXX, p. 138 — 141. — lieber -karta, -kerta in Ortsnamen.
Von Dr. O. Blau: ZDMG. XXXI, p. 495—505.
5 1 ^4. D. Alordtmann. ,,Zur vergleichenden Geographie Persiens". Dritter
Beitrag. Medien: Sitzungsberichte d. k. bayer. Akad. d. Wiss. 1876, p. 359
—389.
G) On the Median dynasty; its nationality and its chronology. By Professo:
Julius Oppert: Transactious of the second Session of the international congre:
of orientalists , p. 35 — 45. — Vgl. den deutschen Auszug: Ueber die Sprache
der alten Meder. Von Jul. Oppert: ZDMG. XXX, p. 1 — 5.
7) A. H. Sayce. Cyrus: Encyelopaadia Britannica, ninth edition. Vol. VI.
p. 752—753. ders. Darius I— DI: ebd. p. 825—827.
8) Persepolis: The Saturday Review, 10. November 1877, p. 578 — 579.
9) The seventh great oriental monarchy or the geography , history , and
antiquities of the Sassanian ör New Persian empire collected and illustrated from
ancient and modern sources by G. Rawlinson. London (Longmans) 1876.
XXI, 691 pp. 8. 28 s. Mit Illustrationen. Holzschnitten im Text und einer
Karte. — rec. von A. D. Mordtmann in AAZ. 1876 Beil. No. 231. 232
10) Friedrich Spiegel. Ktesias als Geschichtschreiber: Das Ausland
13. August — 8. October 1877, p. 641—644. 673—677. 701—707. 727—729.
792—797. 806—811.
11) Die Perser des Aeschylos als Quelle für altpersische Altertumskunde
riebst Erklärung der darin vorkommenden altpersischen Eigennamen. Von
Philipp Keiper. Erlangen (Deichert) 1877. 114 pp. 8. 2 M. [Erlanger
Dissertation. Auch in : Acta serninarii philologici Erlangetisis. Kdiderunt
hoanus M u eller et Eduardus Woelfflim. Vol. 1. Erlangen (Deichert) 1878]
1 '_' i Zur Kritik der byzantinischen Quellen für die. Römerkriege Kobad's I.
von Karl I lofiuaiui. Programm der k. bayer. Studienanstalt Schweinfurt für
das Schuljahr 1876 77. Schvreinfuri 1S77. 41 pp. 8.
13) ZDMG XXX. p 743- 7 I I
ss
Kulm, Alt-Iran. 3
erste Keilschriftentziflerung , Headfs 14) Darstellung des Achae-
menidischen Münzwesens rühmend hervorzuheben, in der freilich
nur die „royal coinage" und die „provincial coins with royal types",
also meist inschriftlose Münzen berücksichtigt sind. Zu Prokesch-
Osten's I5) ausführlichem Verzeiclmiss seiner Arsacidenmünzen hat
de Markoff 1%) schätzbare Nachträge an bisher unbeschriebenen
Münzen geliefert, denen er ausser sonstigen Noten Deutungen der
Münzmonogramme und einiges Palaeographische über das Griechische
und das Pahlavi-Alphabet des parthischen Zeitalters angeschlossen
hat. Alle sicheren historischen und numismatischen Ergebnisse der
hier einschlägigen Forschungen mit Einschluss des Prokesch-
Osten'schen Buches hat Percy Gardner 17) zu einer kritisch ab-
gerundeten, sauberen Darstellung zusammengefasst. Die Münzen
der persischen Vasallenfürsten jener Zeit mit ihren alterthümlichen
Pahlavi-Legenden hat nach M. A. Levy (ZDMG. XXI, p. 421—465)
zum ersten Mal wieder Mordtmann sen. ls) auf Grund eines viel
reicheren Materials eingehender untersucht; die historischen und
sprachlichen Consequenzen dieser Arbeit dürften jedoch mit Vor-
sicht aufzunehmen sein. Ueber die ältere Reihe dieser Münzen hat
Blau19) eine kühne Hypothese aufgestellt. Auf ähnliche Münzen neben
parthischen und sasanidischen beziehen sich auch zwei Notizen in den
Proceedings of the Asiatic Society of Bengal 2"). Für die Sasaniden-
münzen, deren bedeutendste Typen uns Dom's 2 ') erneute Publication
14) The International numismata orientalia. Part III. The coinage of
Lydia and Persia , from the earliest times to the fall of the dynasty of the
Achsemenidse. By Barclay V. Head. London (Trübner) 1877. VIII, 55 pp.
4. Mit Holzschnitten und drei Tafeln. 10 s. 6 d-
15) Les monnaies des rois parthes par M. le comte Prohescli- Osten. Extrait
des Memoires de la Societe francaise de numismatique et d'archeologie publies
sous la direction de A. Lemaitre, membre titulaire. Paris (Societe francaise de
numismatique) 1874 — 1875. 84 pp. 4. Mit sechs Tafeln. — rec. von A. von.
Sallet in Zeitschr. f. Numism. IV, p. 289.
16) Les monnaies des rois parthes. Supplement a l'ouvrage de M. le comte
Prokesch-Osten par Alexis de Markoff. Premier et second fascicule. Paris
(C. van Peteghem) 1877. 15 und 63 pp. 4. Mit zwei und acht Tafeln.
17) The International numismata orientalia. Part V. The Parthian coinage.
(With eight plates.) By Percy Gardner. London (Trübner) 1877. IV.
65 pp. 4. 18 s.
18) Dr. A. D. Mordtmann. Persepolitanische Münzen: Zeitschr. f. Numism.
IV, p. 152—186. Mit drei Tafeln.
19) üie Elymaeischen Pyraethen und ihre Münzen. Von Dr. Otto Blav.
27 pp. 8. Mit einer Tafel. Separatabdruck aus dem IX. Bande der „Numis-
matischen Zeitschrift" 1877, herausgegeben von der „Numismatischen Gesell-
schaft" in Wien.
20) Proceedings of the ASB. December 1876, p. 220. Januar 1877, p. 2.
21 ) Collection de monnaies Sassanides de feu le L.-G. J. de Bartholoma,ei,
representäe d'apres les pieces los plus remarquables. Publiee par B. Dorn.
(Avec le portrait de M. de Bartholomaei ei XX XII planches gravees.) 2e edition.
St -lVtersb<mi<4 (Leipzig, Voss) 1875. 15 pp. 4. 10, 30 M. — rec. von A.
von Gutschmül in Hist. Zeitschr. N. F. I, p. 242.
4 Kuhn, Alt- Iran.
über die von-Bartholomaeische Sammlung in bequemer Uebersicht
vorführt, bat Dom 22) selbst neue Beiträge gebefert, während
Nöldeke 23) einige bisherige Lesungen vom sprachlichen Standpunkte
aus einer sorgfältigen und erfolgreichen Revision unterworfen hat.
Ueber neuere Erwerbungen des Berliner Münzkabinets an parthischen
und sasanidischen Münzen (darunter die werthvolle eben erwähnte
Sammlung Prokesch-Osten's) erfuhren wir Näheres durch Fried-
länder und von Sollet 24). Mittheilungen über Pahlavi-Inschriften
auf Silberschalen gaben Gildeineister 25) und Salemann 26) , einen
Nachtrag zu früheren Studien über geschnittene Steine Mordt-
mann sen. 27)
Der Literatur des Avesta ist eine rege Theilnahme zugewandt
gewesen, de Harlez 28) hat seine Uebersetzung mit dem dritten
Bande zu Ende gebracht ; er steht dem Princip nach auf S/riegel's
Standpunkt, von dem er jedoch im Einzelnen mit selbständigem
Urtheil und nicht ohne Glück abweicht. Tief in den Text selbst
eingreifend sind G 'eidner 's 29) Beiträge zur Metrik, in welchen nach
Roth's 30) Vorgang metrische Kriterien mit entschiedenem Erfolg
22) Einige Bemerkungen zur Sasaniden-Münzkunde. Von B. Dorn: Bul-
letin de l'Ac. de St.-Pet. XXIII, p. 284 — 286. — Sechsundachtzig Silbermünzen
mit Pehlewy-Inschriften. Von ß. Dorn: ebd. p. 513 — 521. [= Mel. as. VIII,
p. 197—200; resp. p. 269—280.]
23) Zur Erklärung der Säsanidenmünzen. Von Th. Nöldeke: ZDMG. XXXI,
p. 147—151.
24) Zeitschr. f. Numism. IV, p. 3 — 4. 19. 278. Vgl. auch «7. Friedländer
und A. von Sallet. Das Königliche Münzkabinet. Zweite Auflage. Berlin
1877, p. 45. 141—143. 209—210.
25) ZDMG. XXX, p. 742—743; vgl. ebd. XXXI, p. 156.
26) Aus einem Briefe des Herrn Docenten C Salemann an die Redaction:
ZDMG. XXXI, p. 541—542.
27) Studien über geschnittene Steine mit Pehlevi-Legenden. Zweiter Nach-
trag. Von Dr. A. D. Mordtmann. Hierzu eine lithographische Tafel : ZDMG.
XXXI, p. 582—597; vgl. p. 767—768.
28) Avesta livre sacre des sectateurs de Zoroastre traduit du texte par
C. de Harlez. Tome I. Introduction. — Vendidad. Tome II. Vispered. —
Yacna. Naska XXI. — Yeshts I— X. Tome III. Yeshts XI ä XXI. — Vis-
tacp Yesht. Afrins. — Nyäyishs. — Gahs. — Sirozah. Fragments. Indices
[werden nachgeliefert]. Liege (L. Grandmont-Donders) 1875 — 1877. IV, 292.
250. II, 140 pp. 4. 15 fr. — rec. von F. Sjnegel in ZDMG. XXX, p. 543—
568; von A. Hovelacque in Rev. de lingu. VIII, p. 343; von J. Darmesteter
in BC. 1876, Art. 180; von B. M. in JA. VII, 11 (1878), p. 273; von J. Jollij
in Ac. 26 Mai 1877, p. 463. — Vgl. auch Revue de l'instruction publique eil
Belgiqne, tomo XX, Ire livraison und Barthelemy Saint- Hilaire in Journ. d.
Sav. 1878, p. 17 — 31. 74—87. 139—153. 193 — 207. 338—351. 403 — 417.
29) Ueber dio Metrik des jüngeren Avesta nebst Uebersetzung ausgewählter
Abschnitte von Karl Geldner. Tübingen (Laupp) 1877. XVIII, 174 pp. 8.
5 M. — rec. in LC. 1877, Sp. 1683; von H. Hühschmann in JLZ. 1878,
Art. 88; von C. de Harlez in JA. VII, 10 (1877), p. 284; von I. Pizzi in
BISO. Nuova Serie, p. 13.
SO) Ueber Eacna .11 von Dr. Rudolf Roth. (Zur Begrüssung der Ver-
sammlung der Orientalisten in Tübingen vom 25. bis 28. September 1876.)
Tübingen (Laupp) 1876. 31 pp. 4. 1,60 M.
Kuhn, Alt-Iran. 5
für die Erkenntniss der ursprünglichen Textgestalt geltend ge-
macht und weiter für die Geschichte der Ueberlieferung nicht nur,
sondern auch für die Grammatik der Avestasprache neue und
fördernde Gesichtspunkte gewonnen werden. Kühnheiten und Ueber -
eilungen bleiben freilich keinem zuerst Bahn brechenden Buche
erspart und eine unbefangene Würdigung der rein lautlichen Ver-
hältnisse, der wir von Hübschmann's Feder entgegensehen dürfen,
ist ein nothwendiges Correctiv für manche unleugbare Aus-
schreitungen in Geldners Arbeit. Eine Reihe von „Etudes Avesti-
ques" vorwiegend literarhistorisch-kritischen und exegetischen Inhalts
mit dem Nebenzweck, die in seiner Uebersetzung befolgte Methode
zu rechtfertigen , veröffentlichte de Harlez 3 1). Auch der erneute
Abdruck dreier Abhandlungen BreaPs 32) mag wegen des Inhalts
der letzten hier seine Stelle finden. Ueber die Abfassungszeit des
Avesta hat Duncker 33) beachtenswerthe Andeutungen gegeben.
Worterklärung und Etymologie wurden durch Darmesteier 34),
Geldner 35) , Bezzenberger 36) nicht unerheblich bereichert. Ueber
die Zischlaute des Altbaktrischen handelte F. Müller 37), im Wesent-
lichen übereinstimmend mit der von Haug's Schule vertretenen
Ansicht. Analogiebildungen im Verbum besprach Ostkoff"dS), über
einige von ihm als Conditionale aufgefasste Formen gab Bezzen-
berger 39) eine kurze Bemerkung.
31) Etudes Avestiques. [I.] Note sur le sens des mots Avesta-Zend , par
M. C. de Harlez: JA. VII, 8 (1876), p. 487—500. U. III. Des contro-
verses relatives au Zend-Avesta, par M. C. de Harlez: ebd. 9 (1877), p. 97
— 121. 289—323. — Auch separat Paris (Leroux) 1877. 72 pp. 8. 3 fr. —
rec. von F. Spiegel in JLZ. 1878 , Art. 190. — Vgl- auch E. Renan in JA.
VII, 12 (1878), p. 21—22.
32) De la geographie de 1' Avesta. — La legende du brahmane converti par
Zoroastre. — Sur la composition des livres Zends: Melanges de mythologie et
de linguistique par Michel Breal, p. 187 — 215.
33) Duncker. Ueber die Zeit der Abfassung des Avesta: Monatsber. d.
k. Pr. Akad. d. Wissensch. 1876, p. 517—527. — Vgl. Ac. 7. April 1877,
p. 302.
34) James Darmesteter. Notes sur 1' Avesta: Memoires de la societe de
linguistique III, p. 52 — 74. — Iranica: ebd. p. 302 — 321.
35) K. Geldner. Beiträge zur altbaktrischen Lexicographie : Ztschr. f.
vergl. Sprachf. XXIV, p. 128—158.
36) A. Bezzenberger. Zend. urväta. — Zend. urvaeza: Beitr. z. Kunde
der indog. Spr. I, p. 253—255.
37) Zendstudieu. IV. Von Dr. Friedrich Müller. Wien (Gerold's Sohn
in Commission) 1877. 16 pp. 8. 40 Pf. [Separatabdr. aus den Sitzungs-
berichten der kais. Akademie, phil.-hist. Classe, Jahrgang 1877. Bd. LXXXVI,
p. 279 ff.]
38) H. Osthoff. Ueber das eingedrungene s in der nominalen Suffixform
-stra- und vor dental anlautenden Personalendungen des deutschen, griechischen
und altbaktrischen Verbums: Ztschr. f. vergl. Sprachf. XXIII, p. 313 — 333.
39) Adalbert Bezzenberger. Conditionalformen im Avesta: Beitr. z. Kunde
der indog. Spr. II, p. 160—161.
Q Kuhn, Alt-Iran.
Auch das Studium der Pahlavi-Literatur ist nicht vernach-
lässigt worden. TT". Geiger 4") hat in seiner Ausgabe und Ueber-
setzung der Pahlavi -Version von Vendidad I die Aufmerksamkeit
von neuem auf die Grundlage zurückgelenkt, von welcher zu einem
nicht geringen Theile die Erforschung des literarischen Pahlavi
auszugehen hat. Die Ausgabe des für die späteren parsischen
Eeligionsanschauungen wichtigen Dinkard 41) ist bis zum Schlüsse
des zweiten Bandes vorgeschritten. Eine Gujaräti-Uebersetzung
des Bundehesh 42) ist neu aufgelegt worden. Freilich dürfen wir
an diese Leistungen parsischer Gelehrten ebenso wenig den Mass-
stab der strengeren europäischen Kritik anlegen wie an das Wörter-
buch43), dessen Herausgabe der Oberpriester von Bombay be-
gonnen hat und dessen Hauptwerth auf der ergiebigen Ausnutzung
handschriftlichen Materials beruht. Von Pahlavi-Sprache und -Schrift
überhaupt handelte klar und abschliessend Olshausen 44) in seiner
vorher erwähnten Abhandlung, während de Lagarde in den Symmicta
neben einigem Andern, das gelegentlich auf die mitteliranischen
Sprachformen Bezug nimmt, namentlich seine Anzeige des Pand-
nämah i Adarbäd 45) erneuerte. Endlich darf hier das von West i<s)
angefertigte Verzeichniss der Haue/ sehen Zand-, Pahlavi- und
Päzand-Handschriften angeschlossen werden.
40) Die Pehleviversion des Ersten Capitels des Vendidad herausgegeben
nebst dem Versuch einer ersten Uebersetzung und Erklärung von Dr. WiUwJm
Geiger, Erlangen (Deichert) 1877. VI, 68 pp. 8. 3 M. — rec. iu LC. 1877,
Sp. 1683; von H. Hübschmann in JLZ. 1878, Art. 87; von C. de Harlez in
JA. VII, 9 (1877), p. 508; von A. Hovclacque in Rev. de lingu. X, p. 158;
von James Darmcsteter in RC. 1877. Art. 156.
41) The Dinkard. The original Pehlwi text; the same transliterated in Zend
characters; translations of the text in the Gujrati and English languages; a com-
mentary and a glossary of select terms. By Beshotun Dustoor Behramjee
Snnjana. Volume II. Published under the patronage of the Sir Jamsetji
Jijibhai translation fund. Bombay (Duftur Ashkara Press) 1876. pp. 63 — 125
Gujaräti-Uebersetzung, pp. 65 — 128 englische Uebersetzung, 26 pp. Glossar,
pp. 61 — 110 Pahlavitext, pp. 65 — 122 Transscription desselben in Zend-
eharacteren [die z. Th. unpaginirtes Inhalts- und Druckfehlerverzeichnisse sind
der L'ehersiclitliehkcit halber ausgelassen]. 8. 5 Rs. (Trübner 21 s.) — Vol.]
erschien 1874, vgl. E. W. West in Ac. 10. Juni 1876.
12 1 Bundehesha Ketab , iyäne duniäni awalthi te äkhersudhi pedäesni Sa-
haruätani hakikata; or the aecount of the creation of the world and its end.
Second edition. Published by Peshutan Bin Rushtam at the Pärsi Printing
Press, Bombay 1877. 166 pp. 8. 3 Rs.
43) Pahlavi, Gujaräti and English dictionary. By Jamaspji Dastur
Minockeherji Jamasp Asana. Volume I. . Bombay (Education Society's Press)
L877. (I.XXIY, liis pp, 8. [Mit der Photographie des Verfassers.] 5 Rs.
(Trübner 1 1 s I rec. -v < >n F. Justi in ZDMG. XWI, p. 772—701; von James
Darmesteter in R6 is?7. Art. 176; von E. W. West in Ac. 8. September
1877, p. 2511; von A. De Gubcrnatis in BISO. p. 474. — Vgl. auch TR. XI,
p. 7u.
44; ./. Olshausen. Parthava und Pahlav, p. 29 — 45.
15 1 /'. de Lagarde. Symmicta, p. 24—50, vgl. 112—116. 232.
46) Zand. Pahlavi, Päzand, Pärsi and Persian manuscripts: Verzeichniss
der Handschriften des Professor Dr. Hang, p. 1 — 8.
Kuhn, All-Iran. 7
Darrnesteter, der bereits in seiner Schrift über Haurvatät und
Ameretät 47) wichtige Beiträge zur iranischen Religionsgeschichte
geliefert, hat seine sorgfältigen Studien in einem ausführlichen
Werke über Ormazd und Ahriman 48) weiter fortgesetzt und die
.Geschichte dieses Götterpaares von ihren Anfängen in der gemein-
sam arischen Zeit an durch die sämmtlichen Phasen der zoroastrischen
Religion hindurch mit Umsicht und Belesenheit dargelegt; freilich
wird die Glätte der Darstellung dem tiefer Blickenden das Gewagte
mancher nebelhaft mythologischen Hypothese nur um so fühlbarer
machen. Einiges Religionsgeschichtliche und Antiquarische erörterte
Hovelacque*9). Ergebnisslos ist die Discussion über altpersischen
Monotheismus 50) in den Verhandlungen des Pariser Congresses.
Kaum etwas Neues enthält eine Abhandlung von de Harlez S1),
in welcher wirkliche und angebliche Uebereinstimmungen des
Parsismus mit Judenthum und Christenthum in apologetischer
Tendenz besprochen sind. Kohv^s Ansichten über Antiparsisches
im alten Testament werden bei der hebräischen Literatur erwähnt
werden. Eine kurze chinesische Notiz über Zoroaster als Begründer
des Feuerkultus glaubt de Rosny 52) aufgefunden zu haben. Par-
sische Gebräuche hat nach eigener Anschauung Monier Williams53)
lebendig geschildert, während ein Ungenannter auf wahrscheinliche
vorhistorische Analoga der parsischen Todtenstätten 54) hinwies.
Zwei hierher gehörige encyclopädische Artikel 55) sind uns nur
durch Friederici's Bibliotheca Orientalis bekannt geworden.
17 1 Vgl. die Recension ^ <m Julius Jolly in Ac. 20. Januar 1877. p 55
48) Ormazd et Ahriman, leurs origines et leur histoire, par Ja nies
Darrnesteter. Paris (Vieweg) 1877. 360 pp. 8. 12 fr. [Bibliotheque de
l'ecole des hautes etudes. 29« fascicule = Collection philologique. 20e fasci-
cule.] — rec. von F. Spiegel in JLZ. 1878, Art. 284; von R. Fische! in
GGA. 1877, p. 1552; von Michel Breal in RC. 1877, Art. 204. — Vgl. auch
Ch. Clermont-Ganneau. Atar, fils d'Ahura, et Rhopalos , fils d'Herakles: RC.
1877. p. 405—407.
49) A. Hovelacque. Les deux principes dans l'Avesta: Rev. de lingn. IX,
p. 175 — 18TI. — Note complementaire ä propos du dualisme eranien: ebd. p. 300
— 301. — Les medecins et la medecine dans l'Avesta: ebd. X, p. 127 — 147.
50) Sur l'idee nionotheiste chez les anciens Perses: Congres international
des orientalistes. Compte rendu etc. 1873. Tome II, p. 318 — 322.
51) C. de Harlez. Les origines du ehristianisme et l'Avesta: Revue ca-
tholique. Nouvelle serie. Tome XVIII, p. 125—140. 367—387.
52) Leon de liosny. Le culte de Zoroastre chez les Chiuois: Congres
international des orientalistes. Compte rendu etc. 1873. Tome II, p. 323 — 326.
53) Pärsi funeral and initiatory rites, and the Pärsi religion. By Monier
Williams: lAnt. VI (1877), p. 311—315.
54) Nurhags and Dukhmas: lAnt. VI (1877), p. 144 — 145.
55) R. S. Smith. Ormuzd and Ahriman. — J. H. Wormann. Parsees:
McClintock and Strong's Cyel. VII. IPriederici Bibl. or. 1877, No. 728 u. 733.]
Neu- Iran.
Von
C. Salemann.
Für persische Philologie im weitesten Urnfange ist zunächst
ein in der Ausführung leider weniger tüchtiges als in der Idee
ansprechendes Unternehmen zu verzeichnen 1). Denn trotz des Ver-
fassers Stellung an der grossen Pariser Bibliothek sind dessen
bibliographische Angaben höchst fehlerhaft — ganz abgesehen von
der für Monographien nothwendigen Vollständigkeit — . so dass das
Buch in seiner jetzigen Gestalt nur mit der nöthigen Vorsicht
benutzt werden darf.
Wesentliche Fortschritte hat die Kenntniss des Landes selbst
gemacht. Reisen und Forschungen mit topographischem, antiqua-
rischem und gar touristischem Zwecke sind mit regem Eifer und
in reichlichem Masse unternommen und andererseits ältere, für die
Geographie Persiens wichtige Quellenschriften zugänglich gemacht
worden. Zu mehreren Veröffentlichungen haben Grenzregulirungen
Anlass gegeben, für welche in den letzten Jahrzehnten unter Bethei-
ligung der beiden europäisch-asiatischen Grossmächte internationale
Commissionen sowohl im Westen als Osten des persischen Reiches
thätig gewesen sind. Ueber die Arbeiten der in Folge des Erze-
rumer Friedenstraktats zwischen der Türkei und Persien vom Jahre
zusammengetretenen Commission zur Regulirung der persisch-
türkischen Grenze liegen jetzt die orientalischen sowohl wie die
russischen Berichte in vorzüglicher Bearbeitung vor 2). Der Heraus-
1) -vw.li i^>Jj c>«*"-£5 on Bibliographie de la Perse , description de
tous les ouvrages persans on relatifs ä la Perse publies jusqu'en 1872. Par
Alo'tse Schwab, de la bibliotheque nationale. Paris, Leroux 1876. pp. 152. 8.
5 fr. Erschien zuerst in der Revue bibliographiquc de philologie et d'histoire,
anneu II 1875 N. 13—18. 21—24 pp. 20—33, 49—74, 107—121, 187—233,
und sollte dort fortgesetzt werden.
2) CiflxeT-naMe-H-xy/ry,!n>. Onncanie nyieuiecTBia no TypeuKo-nepciucKOH
rpaHHirfc. CocTaBH.iL XypuiH,i/i>-y<I>eiirT,H, ÖHBuiift ccKpeiapi. Typeiuvaro ko-
Salemann, Neu- Iran. 9
geber, jetzt Director des orientalischen Instituts des Ministeriums
des Auswärtigen zu St. Petersburg, begleitete den verstorbenen
russischen Commissär E. I. Tschirikow als Dragoman auf jener
Reise und ist also zu dieser Arbeit vorzüglich befähigt. Davon
zeugen auch die zahlreichen Zusätze aus seinen eigenen Aufzeich-
nungen und die praktischen Indices. Eine andere Commission,
an welcher jedoch von Europäern nur Vertreter Englands theil-
nahmen, bereiste in den Jahren 1870 — 72 die persisch-afghanische
Grenze unter Leitung des Generals Goldsmid, und letzterer hat
die Ergebnisse ihrer Arbeiten in zwei starken Bänden veröffentlicht 3).
Von den dieser Commission durch die orientalische Politik und
Unschlüssigkeit bereiteten Schwierigkeiten und Nörgeleien ent-
wirft der Criticus des Athenaeum eine erheiternde Skizze. Die
wichtigsten Data dieses Berichtes sind in Petermann' s Mittheilungen
MHecapa no pa3rpaHHieinio Meacjiy Typiiieio H Ilepciero. Ct. npHJioHieHieMT.
oTieia nepciiÄCKaro KOMHccapa o tomt. xe nyTemecTBiii. Ct. Typeunaro h
nepcHÄCKaro nepeßejn. M. A. ranasoBT.. Ct. KapTOK). C.-IIeTep6yprT> 1877.
pp. IX. VIII. 575. gr. 8. (Siyähet-näme-i-hudüd. Beschreibung einer Reise
längs der persisch-türkischen Grenze von Chursid-Efendi, früherem Secretär des
türkischen Cornmissärs hei der Commission zur Grenzregulirung zwischen der
Türkei und Persien. Nebst dem Berichte des persischen Cornmissärs. Aus dem
Türkischen und Persischen übersetzt von M. A. Gamazotv.)
Früher war erschienen : MaTepiaüH juiH reorpadnn AsiaTCKOH Typuni
h ITepciH. — HyTeBofi jrcypHa.iT. E. H. ^npiircoBa pyccKaro KOMiiccapa-
nocpeÄHHKa no Typeu,KO-nepcH,ncKOMy paarpanHieinro 1849 — 1852. — IIsjaHT.
KaBKa3CKHMT. ot^tuiomt. IlMnepaTopcrcaro PyccKaro reorpathimecKaro 06-
mecTBa itoät. pe^aKiüem M. A. FaMa30Ba ßuBinaro cenpeTapa pyccKoii
nocpeÄHHiiecKOH komhccIh. (Ct. KapToio n nopTpeTOMi. E. II. lapHKOBa.) —
C. IleTepöyprT, 1875. gr. 8. 5 Bl. pp. CI. 805. = 3aiiiicKH KaBKa3CKaro
OTÄiiia IImii. PyccK. I'eorp. 06m. T. IX. (Materialien zur Geographie der
asiatischen Türkei und Persiens. — Reisejournal E. I. Tschirilcotos des rus-
sischen Cornmissärs und Vermittlers bei der türkisch-persischen Grenzregulirung
1849 — 1852. — Herausgegeben von der Kaukasischen Abtheilung der Kais.
Russ. Geogr. Ges. unter d. Redaction von M. A. Gamazow , früher Secretär
der russischen Vermittelungs- Commission. [M. e. Karte u. d. Portrait E. I.
Tschirikow's]. — Bildet den IX. Band der Denkschriften der Kaukas. Abth.
d. K. Russ. Geogr. Ges.) Vgl. den Bericht der Abtheilung über dieses mit
einer goldenen Medaille gekrönte Werk im Jahresbericht (Ottschot) der K. R.
G. G. für 1875 S. 61 — 64.
3) Eastern Persia: an account of the journeys of the Persian boundary
commission 1870 — 71 — 72. Vol. I: The geography with narratives by majors
St. John, Lovett and Evan Smith, and an introduction, by major-general Sir
Frederic John Goldsmid, C. B. pp. VIII. 473. Vol. II. The zoology and
geology, by W. T. Blandford, F. R. S. With numerous coloured illustrations.
Published by the authority of the government of India. pp. VIII. 516. London,
Macmillan & Co. 1876. 8. 42 s. Rec. v. Andrew Wilson in Academy 13. Jan.
p. 24; vgl. Athenaeum N. 2554. 7. Octob. 1876 p. 457 (ziemlich absprechend
und nur über den I. Bd.) und die sich daran knüpfende Polemik ib. N. 2557.
28. Oct. p. 562, N. 2558. 4. Nov. p. 596, N. 2559. 11. Nov. p. 624; Geogra-
phical Magazine 1. Oct. 1876 p. 273; Saturday Review 7. Oct. 1876 N. 1093
p. 451.
10 Sälemann, Neu- Iran.
kurz zusammengestellt 4) . und zugleich hat der an jener Reise
theilnehniende Ingenieur St. John auf Grundlage derselben und
der übrigen neuen Forschungen eine ausführliche — jetzt wohl
die beste — Karte Persiens 5) herausgegeben. Von übrigen
Reisen ist als zeitlich ältester der Bericht eines Gesandten des
deutschen Kaisers an den persischen Schah aus dem Anfange
des XVI. Jahrhunderts zu erwähnen, welchen Schefer in fran-
zösischer Uebersetzung 6) veröffentlicht hat. An neueren Werken
liegt Thielmann's sehr lesbare Reise in den Kaukasus und
die angrenzenden persischen und türkischen Provinzen jetzt auch
in französischer Bearbeitung vor 7). Seine mit mancherlei Be-
schwerlichkeiten verknüpfte Tour durch Russland und Persien
beschreibt in vielleicht zu blühendem Stile Arnold*), und ob dessen
weitläufige Auslassungen über das Verhältniss zwischen Russ-
land und der Türkei, sowie die ganze antiislamische Tendenz
dem Buche gerade zur Zierde gereichen . mag dahingestellt
bleiben. Schilderungen von der persisch-turkmenischen Grenze ver-
danken wir Baker3) und Napier10). Letzterer, über welchen
4) Persien nach den Arbeiten der Englischen Grenz-Commission 1870 — 72.
I. Abriss der physischen Geographie von Persien. Von Major Oliver B.
St. John, Mitgliede der Commission. (Nebst Karte, s. Tafel 4.) PM. XXTTT, 2
p. 66—72.
5) Persia compiled prineipally fiom original authorities, by Orders ofH. M.
Secretary of State for India. [In 6 sheets, scale 16 miles to 1 inch. London,
Trübner 1S76. 10 s. 6 d.] Vgl. PM. XXIII. 2 p. 75; Aus allen Welttheilen
1877 p. 337.
6^ Iter Persieum ou description du voyage en Perse entrepris en 1602
par Etienne Kakasch de Zalonkemeny envoye comme ambassadeur par l'empereur
Rudolphe II ä la cour du grand-duc de Moscovie et ä celle de C'häh Abbas,
roi de Perse. Relation redigee en allemand et presentee ä l'empereur par Georges
Tectander von der Jabel. Traduction publice et annotee par Ch. Schefer.
Paris. E. Leroox 1877. pp. XXII. 120. 18". 5 fr. Mit Portrait und Karte
I X de la Bibliotheque Orientale elzevirienne).
7) Le Caucase, la Perse et la Turquie d'Asie. D'apres la relation de M.
le baron de Thielmann. Par le baron EWnouf. (Enriehi d'une carte et de
20 gravures). Paris, E. Plön et Cie. 1876. pp. :)i\S. 18". 4 fr. — Ueber
eine englische Uebersetzung der Thielmann'schen Reise vgl. Edinburgh Review
Jan. 1877". Vol. CXLV. p. 44—67.
8) Through Persia by Caravan. By Arthur Arnold. 2 vols. London,
Tinsley Brothers 1876 pp 670 8 28 s. Rec. von Coutts Trotter in Ar
1 « • . März p, 201; und in Sat. Rev. 27. Jan. p. 110. (Zum Theil ist es «du ein-
facher Abdruck früherer Aufsätze in der Contemporary Review)
9) Clouds in the East: travels and adventures on the Perso-Tujkoman
frontier. By Valentine Baker. With [3] maps and [1<i| illustrations. London
L876 pp. 380 8 18 s. Second edition, revised. ib. Chatto and Windus
L876. pp. XI 376. 8.
l<ii Extracts from a diary of a tour in Khorassan, and aotes ofthe eastern
Alburz tract. By Captain the Hon Gf. C. Napier. J, of the R. Geogr,
Soc. XLVT. L876 p. 62—171, mit „Notes on the Vomut tribe by Kazi Syud
Ahmad".
Salemann, Ncu-Iran. 11
auch Goldsmidu) und Lomonossow12) berichten, hat vom Früh-
jahre 1874 an manche bisher unbekannte Strecken besucht, und
die Resultate seiner Forschungen sind auch schon kartographisch
verzeichnet worden 13). Gleichermassen aus Choräsän bietet Schind-
ler 14) manches N^eue. Derselbe berichtet auch über einige im
Herbst 1876 bei Dämghän ausgegrabene Alterthümer 15). Ueber
Seistan handelt E. Schlagtntweit16). Zwar gut geschrieben, aber
nicht besonders viel Neues enthaltend sind Marsh's 17) Aufzeich-
nungen über seine Wanderungen durch Persien und Afghanistan.
Das südliche Persien endlich bereiste Dr. Stolze 1S), welcher
eigentlich zum Theilnehmer an einer leider nicht zu Stande ge-
kommenen archaeologisch-geographischen Expedition in jene Gegen-
den designirt war. Teheran mit Umgebung behandeln Polak 19)
und v. Gall-Mosenberg 2Ü) in topographischer Hinsicht. Mit dem
11) Captain tho Hon. G. Napier's journey cm the Turcoman frontier of
Persia. By Sir Frederic Goldsmid. Proceed. of the R. Geogr. Soc. 7. Apr.
1876 p. 166—182.
12) A. JIomohocobt,. üyTeraecTBie KairaTaiia Hemipa kt. TypKineHO-
nepcHÄCKOH rpawiiri (Reise des Capt. Napier zur turkmenisch-persischen Grenze).
Izwestija (Nachrichten) der K. Russ. Geogr. Ges. 1877. XIII. Abth. II. p. 25
— 33, mit einer Karte des nordöstlichen Persiens.
13) A map of the northern frontier of Khorassan with part of Iran and
Mazandarän , to illustrate reports by Captain the Hon. G. Napier, on special
duty in Persia. Prepared by order of II. M.'s Secretary of State for India. 1876
(PM. VI p. 230). — Vgl. G. F. V. Call. Die Persische Provinz Masenderan.
Oest. Mon. f. d. O. N. 11 p. 167 — 171.
14) Beschreibung einiger wenig bekannten Routen in Chorassän. Von
A. H. Schindler, General in Persischen Diensten. (Hierzu eine Karte Taf. V.)
Ztschr. d. Ges. f. Erdk. z. Berl. XII p. 215—229.
15) Notes on some antiquities found in a mound near Damghan. By
A. H. Schindler. JRAS. IX, 2. Juli 1877 p. 425—427, mit Tafel. — Vgl.
Fritsch. Baudenkmäler in Persien. Zs. f. Ethnol. IX N. 5.
16) Seistan, Persiens Grenzprovinz gegen Afghanistan. Von Emil Schlag-
intweit. Globus XXXII p. 170—173. 186—189. 200—202.
17) A ride through Islam : being a journey through Persia and Afghanistan
to India, via Meshhed , Herat and Kandahar. By Hippesley Cunliffe Marsh,
Capt. etc. London, Tinsley Brothers 1877. pp. VIII. 214. 8. 14 s. nebst einer
Karte. Rec. von Andrew Wilson in Ac. 17 Nov. p. 463; und in Sat. Rev.
20 Oct. p. 48.
18) Dr. Franz Stolze's Reise im südlichen Persien 1875. Von H. Kiepert.
(Hierzu eine Karte Taf. IV.) Ztschr. d. Ges. f. Erdk. z. Berl. XII p. 210—215.
- Dr. F. Stolze's Reisen im südlichen Persien. I. II. Globus XXXI p. 311
—315. 328—331.
19) Topographische Bemerkungen zur Karte der Umgebung und zu dem
Plane von Teheran. Von Dr. ./. E. Polak. Mit einer Karte. (Siehe Taf. III.)
Mtthlgn: d. geogr. Ges. in Wien. N. F. X. 4 p. 218—225.
20) Das Lärthal bei Teheran und der Demavend. Von G. Freiherr
von Call-Rosenberf) , k. u. k. Vice-Consul in Constantinopel. Ebenda IX, 3
p. 113 — 142. Vgl. G. C. Napier. An ascent of Demavend in 1875: Alpine
Journal N. 57 Aug. 1877 p. 256—262.
12 Sälemann, Neu-Iran.
persischen Golf beschäftigen sich E. Schlagintweit 21) und v.
0 esterreicher 22).
Leben und Treiben im modernen Persien haben den Stoff
zu verschiedenen Brochüren und Artikeln geliefert 23), welche zeigen,
wie Vieles noch an einigermassen geordneten Zuständen fehlt, trotz
der europäischen Reise des Schahanschahs , welche anfangs so
grosse Erwartungen wach rief. Europäische Vorkämpfer der Cultur
in Persien bespricht Polak 24), und der Gesundheitsstation (sie) in
Teheran 25) widmet der „Globus" eine kurze Notiz. Novellistische
Schilderungen aus dem iranischen Leben giebt de Gobineau 26).
Die politische Stellung Persiens endlich zu den Tagesfragen be-
sprechen Vamberi/21) und Partridge 28).
Für persische Sprache und Literatur ist die Ausbeute des
verflossenen Jahres verhältnissmässig unbedeutend. Abgesehen von
zwei Eleinentargrammatiken , deren eine in Constantinopel 29) , die
andere in St. Petersburg 3") (zugleich für drei tatarische Dialekte)
erschienen ist, bleiben nur Ghodzko's Bemerkungen gegen Trumpp31)
21) Die Uferstaaten des Persischen Golfs. Von Emil Schlagintweit.
I. II. Globus XXX p. 362—365. 379—381.
22) v. Oesterreicher. Der persische Golf. Oest. Monatsschr. f. d. O. 1877
N. 12.
23) La Perse moderne. Nassr-eddin-Sehah, par MM. Gabriel de Broca et
Clement Fontenilles. Paris 1877. pp. 31. 8. — Bilder ans Persien. Illustr.
Ztg. LXVII N. 1744.
24) Dr. J. E. Polak. Die österreichischen Lehrer in Persien. Vortrag,
geh. am 13. Dec. 1876. (Vorlesungen des orientalischen Museums). Wien 1876.
pp. 32. gr. 8. Holder in Comm. 60 Pf. — Vgl. A. G. de Manet. La Perse
et les missions lazaristes. Kev. du Monde cathol. Mai 10, 1877.
25) Sanitätsreform in Iran. Globus XXXI p. 299—300.
26) Comte de Gobineau. Nouvelles Asiatiques. Paris, Dentu. 1876. pp.
436. 8. — Vgl. TR. 1877, p. 9.
21) Persien und die orientalische Frage. Von H. Vämbery. AAZ. Beil.
N. 108. 18. Apr. p. 1625 — 26. — Vgl. auch: Russland und England in Vorder-
asien. AAZ. N. 57. 26. Febr. p. 849—850.
28) The policy of England in relation to India and the East: or, Alexandria,
Ispahan, and Herat. By J. A. Partridge. Bespr. in Ac. 3. März p. 181.
29) „ &— :>-. »XwO, Precis sommaire des elements de la grammaire persane",
explique en turc , par Mirza Habib. pp. 82 lithogr. cf. JA. VII, 9 (1877).
p. 138 nr. 85.
30) TpaMMaTiiKH TypeiVKafl, nepcH,iCKaa , KHprn:scKafl h y3oeKCKaa. —
Kmira nepBan. — CocTaBH.it MnxaH.it TepemteBt. Cno. 1875 (Türk. pers.
kirgiz. u. uzbekische Grammatiken. Buch I. — Verfasst von Michail Terentjew.)
2 Bl. 209 pp. 8. Dazu: XpecToinaTia TypeuKan, nepcnjcKaa, KnprnscKaa
h y:s6eKci;afl. Ct> npn.ioatenieMt noiepKOBi h TaßjiHUH .TBTO'incjeHifl. —
Iumia BTopaa. — CocTaBH.it Mnxan.it TepeHTbeBt. ibid. 1876. (Türk. pers.
kirgiz. u. uzbekische Chrestomathien. Mit Schrifttafeln u. Zeitrechnungstabelle,
etc.) 1 Bl. ins pp. u. 8 lithogr. Taf. 8.
3 1 ) A. Chodzko. Reponse ä Varticle intitule : Ueber den Accent und die
Aussprache des Persischen. Article lu a une seance de l'Academie de Munich,
par E. Trumpp. (Voy. Sitzungsberichte der philosoph. philolog. histor. Classe,
1875. Bd. I, Heft 11). JA. VII, 8 (1876). p. 525—531.
Salemann, Neu-Iran. 13
und Fleischers Glossen zu Bückert-Pertsch 32) zu verzeichnen.
Und allerdings, da die so durchsichtige Grammatik des Persischen
schon in Vullers für die ältere, Chodzko und Ibrahim-Fleischer
für die neue Sprache ihre competenten Bearbeiter gefunden hat,
ist jetzt wohl die Zeit für Detailforschungen, besonders in Betreff
der Lautlehre, gekommen.
Was die Verzeichnung und Bearbeitung des Sprachstoffes
betrifft, so bereichert Blau unsere Kenntnisse durch einen Auf-
satz über das besonders auch fürs Türkische wichtige Wörter-
buch des Nrmetullah b. Ahmad b. Mubärek al-Bümi (X. Jahrb.
d. H.) 33). Von europäischen Arbeiten ist Zenkers Dictionnaire
turc-arabe-persan mit dem 23. und 24. Hefte 34) zu glücklichem
Abschlüsse gediehen. Für praktische Zwecke brauchbar — und
speciell für Beisende berechnet — ist Palmer 's Handwörterbuch 35).
Zum Schluss sei noch einer neuerlich bekannt gewordenen Quelle
für älteres Persisch erwähnt, deren Wichtigkeit erst kürzlich de
Lagarde hervorgehoben hat 36).
Wenden wir uns nun zur Literatur, zunächst zur Dichtkunst,
in welcher die Perser all ihren Glaubensgenossen vorangehen, so
führt Barbier de Meynard! s 3?) geistvolle Uebersicht in die Ge-
schichte und den Character derselben ein. Garem de Tassy's
Allegories u. s. w. kamen bereits im ersten Hefte zur Erwähnung.
Geschmackvolle Uebersetzungen, wie sie auch noch mehrere unten
zu erwähnende Werke liefern, haben jedenfalls den Nutzen, auch
in weiteren Kreisen die Kenntniss orientalischer Poesie zu verbreiten.
Zu den bedeutendsten Erscheinungen des verflossenen Zeit-
raums muss ohne Zweifel Vullers neue Ausgabe des Schah-
32) Zu Rückerts Grammatik, Poetik und Rhetorik der Perser. Von Prof.
H. L. Fleischer. ZDMG. XXXI. p. 563—581. (Forts, f.) — Vgl. die Besprechung
desselben Werkes von D. Kaufmann. MLA. XLV N. 45.
33) Ueber Ni'met-ullah's persisch-türkisches Wörterbuch von Dr. O. Blau.
ZDMG. XXXI p. 484-494.
34) Vgl. LC. 1877 N. 25.
35) A concise dictionary of the Persian language. By E. H. Palmer,
M. A. London, Trübner & Co. 1876. 726 Sp. 8. 10 s. 6 d. Rec. von Weil
in JLZ. N. 15 p. 239; in Sat. Rev. 30. Dec. 1876 p. 817. Vgl. auch Ac. 27.
Januar 1877 p. 73.
36) The fifty-third chapter of Isaiah aecording to the Jewish interpreters.
vol. I. Texts, edited from printed books and mss. by Ad. Neubauer, pp. XXIV
402. 170. vol. II. Translations by S. F. Driver and Ad. Neubauer. With
an introduetion to the translations by Rev. F. B. Pusey , Regius Professor of
Hebrew, Oxford, pp. LXXVI. 574. 8. 1877. Oxford and London, James Parker
and Co., Leipzig, T. O. Weigel. Vgl. P. de Lagarde GGA. St. 24 p. 737 — 748.
37) La poesie en Perse, lecon douverture faite au College de France, le
4 decembre 1876 par C. Barbier de Meynard, professeur au College de
France. Paris, Leroux 1877. (T. XII de la Bibliotheque Orientale elzevirienne.i
pp. 74. 18. 2 fr. 50 c. — Vgl. Eine Geschichte der persischen Dichtung.
MLA. XLVI N. 28. — Sat. Rev. XLV. N. 1158, 5. Jan. 1878, p. 29. — B.
de Meynard. Leejon d'ouverture du cours de litterature persane. Le Monde
Jan. 17, 1877.
14 Salemann, Neu- Iran.
name 3Ö) gezählt werden, mit welcher sich die um unsere Studien
so wohlverdiente BriU'sche Officin neuen Anspruch auf den Dank
aller Freunde des Orients erworhen hat. Freilich über das Mass
dessen , was als authentisch in den Text aufzunehmen ist , können
für jetzt noch die widersprechendsten Ansichten geäussert werden,
da der unkritische Geist und die Interpolationssucht orientalischer
Abschreiber wohl selten an einem Schriftwerke sich so arg ver-
sündigt hat, wie an Firdausi's unsterblichem Epos. Und leider
fehlt uns immer noch Mohl's reiche Variantensammlung. Um so
mehr müssen wir dem neuen Herausgeber Dank wissen, dass er
das ihm zugängliche Material vollständig bietet, und in handlicher
Form. Der jetzt beendet vorliegende Band umfasst den Text bis
zur Hälfte des zweiten Bandes der Pariser Ausgabe , mit allen
Zusätzen der Turner - Macanschen und kritischem Apparate , in
welchen auch die Glossen des Malik ul-su'arä i Träqein Mehrem
(v. J. 1868) aufgenommen sind. Die vollständige Ausgabe wird
aus vier Bänden bestehen, und wie es heisst soll das ganze Werk
durch ein Lexicon Schahnamianum , woran der verdiente Heraus-
geber schon seit langen Jahren arbeitet, würdig abgeschlossen und
erst recht nutzbar gemacht werden.
Der Ausgabe des Grundtextes schliessen sich verschiedene
Uebersetzungen an, unter welchen derjenigen MpMs als der voll-
ständigsten die erste Stelle gebührt. Der vom unvergesslichen
Gelehrten selbst schon in Aussicht genommene Wiederabdruck
derselben ist jetzt von seiner Witwe mit bewunderungswürdigem
Eifer fast schon zu Ende geführt 3y) und damit die reifste Frucht
der Studien , in welche Mohl seine Lebensaufgabe gesetzt hatte,
allgemein zugänglich geworden. Ebenso in neuer Auflage ist
Schack's 40) herrliche Umdichtung der schönsten Sagen des Königs-
buches erschienen , ein Beweis , welchen Anklang diese von echt
dichterischem Geiste beseelte Wiedergabe so fremdartigen Stoffes
beim lesenden Publicum gefunden hat. Dem italienischen Leser
38) Firdusii über regum qui inscribitur Schahname. Editionem Parisiensem
diligenter recognitam et emendatam lectionibus variis et additamentis editionis
Calcuttensis auxit notis maximam partem critieis illustravit Joannen Augustvn
Vullers etc. Tomus I. Lugduni Bataver, lirill. 1877. pp. XXXVI. 520.
gr. 8. Vgl. über Fase. I. (1876) Barbier de Meynard Rev. er. 187C. 11. p.
II.; 116 und /. Pizzi Boll. it. N. 2—3 p. 25, über Fase. II. III. letzteren
ebenda N. 23 p. 445.
39) Le livre des rois, par Abou'l-kasim Firdousi. Traduit et commente par
Jules Mohl. Publik par Mme. Mohl. Paris, Reinwald. 12. I. pp. CIL 451,
II pp. \ ;.(;.', 111. pp. VIII 502. 1876 - . IV pp. IV. 588, V. pp. VIII. 558,
VI. pp. VII 568. 1877 — (vollständig in 7 Bänden ä 7 fr. 50 c).
4ii i Heldensagen des Firdusi. In drei Bänden. — In deutscher Nach-
bildung ncbsi einer Einleitung von Adolf Friedrich von Schock. Dritte Auf-
lage Stuttgart, .1. G. Cotta 1877. 8. I. pp. XI. 371. II. 2 Bl. pp. 412.
III. 2 Bl. pp. 418. 15 M. Vgl Fr. liodc.iistt'dt: Ein paar Bemerkungen
über A F v Schack's Firdusi. AAZ. Beil. N. 130. 10. Mai p. 1989—91.
Salemann, Neu- Iran. 15
versucht Pizzi 4 x) dasselbe zu bieten , dessen Einleitung über die
epische Poesie der Perser neben derjenigen Schack's ihren selbst-
ständigen Werth behauptet, Leben und Schriften Firdausi's be-
handelt Robinson 4i*).
Einen bisher nur dem Namen nach bekannten Zeitgenossen
des grossen Epikers führt uns Kazimirshi 42) in Auszügen vor.
denen er eine kurze Biographie, Uebersetzung und Noten beige-
geben hat. Das Schriftchen scheint der Vorläufer einer voll-
ständigen Ausgabe sein zu sollen, welche ein tüchtiger Ersatz für
die — aus derselben Handschrift stammende — ■ unzugängliche und
wie es heisst schlechte Teheraner Lithographie zu werden verspricht.
Unter den Lyrikern behauptet Hafiz 43) seinen wohlverdienten Platz
in der Weltliteratur, und fast jährlich treten neue Uebersetzer
auf, die seine lieblichen Poesien nachzubilden sich beeifern. Im
neuen Gewände moderner Versmasse erwirbt er sich durch Boden-
s/n/fs 44), des schon als Mirza Schaffy berühmten und beliebten
Dichters, vortreffliche Uebersetzung neue Freunde. Aus Rückt rfs 45),
des unerreichten Kenners und Uebersetzers persischer Dichtkunst,
Nachlasse veröffentlichte de Lagarde 4e) Nachahmungen Hafizischer
Ghazelen und Vierzeilen, welche alle Vorzüge Rückert'scher Ueber-
setzungsweise an sich tragen. Auch Palmer*1) lieferte gelungene
41) Raeconti epici <lel Libro dei Re de Firdusi, recati per la prima volta
dal persiano in versi italiani, eon un discorso d'introduzione sull' epopea persiana
da ltalo Pizzi. Torino 1877. 8. pp. XXIV. 89G. 10 sh.
41a) Sketch of the lifo and writings of Ferdusi, a Persian poet who flour-
ished in the 10th Century, by <S. Robinson. London, Williams & Norgate 1876.
16. pp. II, 5—126. 1 s. 6 d.
42) Specimen du divan (reeueil de poesies) de Menoutchehri poete persan
du V<- siecle de l'hegire (XIe do J. C). Texte, traduetion et notes par A. de
Biberstein Kazimirshi. Versailles, imprimerie F. Dax 1876. pp. 55. H. 8.
Rec. v. Fr. Dieterici in ZÜMG. XXX p. 7 72—3.
43) The Diwän-i-Hafiz. Calc. Review N. CXXVIII. April 1877. p. 257
— 275.
44) Der Sänger von Schiras. Hansische Lieder, verdeutscht von Frdr.
Bodenstedt. Berlin, A. Hofmann 1877. pp. XLHI. 211. gr. 8. 6 M. (Allg.
Verein f. deutsche Lit. 3. Serie. Bd. 5). Vgl. K. Engel. Der Sänger von
Schiras. AAZ. Beil. No. 272. 29. Sept. p. 4090—2.
45) Friedrich Rückert als Uebersetzer. Von Prof. Dr. Spiegel. Fr.
Rückert: Grammatik, Poetik und Rhetorik der Perser, neu herausgesehen von
W. Pertsch, Gotha 1874. in: Nachgelassene Gedichte Friedrich Rückert' s und
neue Beiträge zu dessen Leben und Schriften. Nebst wissenschaftlichen Bei-
gaben von Prof. Dr. Heinrich Rückert und Prof. Dr. Spiegel. Von Dr. C
Beyer in Eisenach. Mit dein Bildnisse Fr. Rückert's. Wien, 1877. X\ illi
Braumüller, pp. XI. 446. 8. Seite 400—405.
46 1 Symmicta von Paid de Lagarde, p. 178 — 198.
47) The song of the reed; and other pieces. By E. H. Palmer. London,
Trühner. 187 7 VIII. 200 pp. 8. 5 s. Rec. v. Weil in JLZ. No. 15 p. 238;
Saturday Rev. 16. Juni p. 737. Vgl. Palmer* Kritik von Hafiz of Shiräz; se-
lections from bis poems, translated from the Persian. By Herman Bicknell.
London 1875. in Ac. ;>o Sept. p. 331. — Vgl. Select translations from the
original Persian of Hafiz. Calc. 1877. Indian Mirror Press, pp 42.
\Q Salernann, Neii'Iran.
Uebersetzungen aus Hafiz und anderen persischen und arabischen
Dichtern. Ein neues Ghazel des Hafiz hat JBlochmann ** *) ver-
öffentlicht. Ueber andere persische Dichter ist meines Wissens
nichts erschienen, ausser dass Whalley Auszüge aus dem Divan der
fürstlichen Dichterin Machfi48) und einiges aus 'Umar Chayyäm'18^)
in Text und Uebersetzung/ mitgetheilt hat.
Eng an die Dichtung schliessen sich die Werke in Kunst-
prosa. Da ist zunächst einer Constantinopolitaner Ausgabe von
Sa'di's Gulistän und dreier türkischen Uebersetzungen desselben zu
erwähnen49), welche für uns allerdings weniger von Belang sind.
Eine Ausgabe von Sa'di's Qasiden bereitet Bacher vor. Das andere
berühmte Erzählungsbuch , Anwär-i-Suhaili, liegt in neuer Ueber-
setzung von Wollastou b0) vor. Chodzko, der uns zuerst mit
dem persischen Theater 51) bekannt gemacht hat, wird seine Ver-
öffentlichungen demnächst in der Bibliotheque Orientale elzevirienne
erneuern.
Wenden wir uns zum Schlüsse zu den ernsteren Erzeugnissen
der persischen Literatur, so ist gegen frühere Jahre wenig zu ver-
zeichnen. Neue Ausgaben bisher unedirter historischer Schriften
sind ausser den gleich zu erwähnenden Quellenschriften für Ge-
schichte Centralasiens keine unternommen worden, dagegen wurden
ältere Unternehmungen fortgesetzt. Und zwar sind von liaverty's
Uebersetzung der Tabakät-i-Näsiri 52) weitere zwei Fascikel heraus-
47 a) An unpublished Ghazal by Hafiz. — By H. Blochmann. JASB.
Vol. XLVI, Part I, No. HI. — 1877. p. 237.
48) Translations from the Diwan of Zib-un-nisa Begam , poetically styled
'Makhfi', daughter of the Emperor Aurangzib. — By F. Whalley. JASB. Vol.
XLV, Part I, No. III. — 187G. p. 308—311.
48 a) Metrical Translations from the Quatrains of 'Umar Khayyäm. — By
P. Walley. JASB. Vol. XLVI, Part I, No. II. — 1877. p. 158 — 1G0.
49) ..Üü*Jo oUü „Le livre du Gulistän", imprime sur im beau mscr.
de Mirza Aga, surnomme Sähibi-Calem, „le calligraphe". Imprimerie imperiale.
20 piastres. JA. VII, 9 (1877). p. 135 no. 65. — ibid. nr. 66: ..L'XmJS
c^h *»«J>-.J X^Vj .j „Version turque du Gulistän" de Sadi; impr. de cheikh
lahia. 13 piastres. — ibid. p. 136 nr. 67: Idem, par feu le cheikh ul-isläm
Es'ad efendi; impr. de Suleimän efendi. 16 piastres. — ibid. nr. 68: Idem,
commentaire de Soudi; impr. d'Ali pacha. 55 piastres.
50) The Anwär-i-Suhaili, or Lights of Canopus, commonly known as Kali-
iah and Damnah, being the fahles of Bidpäi, translated from the Persian by
Arthur N. Wollaston. London, Allen 1877. pp. XVIII. 504. gr. 8. Vgl.
Saturday Review 28. Juli. p. 119. — Soll nach einer Notiz in Acad. und
Trübner's Uec. ausser der Octavausgabe noch in Quart mit Illustrationen er-
scheinen.
51) Vgl. Persische Schauspiele. D. Neue Blatt, red. v. Fr. Hirsch 1876
No. 30.
52) The Tabak ät-i-Nä>irT of Minhäj-i-Saräj , Abu 'Umr-i-'Usmän, son of
Mul.iammad-i-Minliaj, al-JurjänT. Translated from the Persian, by Major H. G.
Jtaverty. Pasc. VII. VIII (pp. 601—760). London, Gilbert & Rivington 1876.
Salemann, Neu- Iran. 17
gekommen. Gleichfalls in der Bibliotheca Indica erschienen drei
neue Lieferungen von Blockmann's Ausgabe des Äln-i-Akbari 53)
und vier des Akbarnäme 54), womit zugleich der IL Band des
letzteren begonnen ist. Für die neuere Geschichte und Geographie
Centralasiens sind durch des gelehrten Schefer Bemühungen zwei
wichtige Quellen bekannt geworden, welche nach weiteren Mit-
theilungen aus den reichen Handschriftenschätzen des Herausgebers
begierig zu machen geeignet sind55). Wenn auch nicht gerade
durch glänzenden Stil hervorragend, sind diese besonders in syn-
taktischer Hinsicht vom Tatarischen ziemlich stark beeinflussten
Schriftwerke , was ihren Inhalt anbetrifft , von grosser Bedeutung,
da sie von Augenzeugen und Zeitgenossen herrühren und zu der
im Orient so seltenen Memoirenliteratur gehören. Für die Vor-
trefflichkeit der Textausgabe und der Uebersetzung bürgt der
Name des berühmten Orientalisten.
Von den übrigen Wissenschaften, welche für uns allerdings
nur ein untergeordnetes Interesse haben, hat allein die Medicin
Beachtung gefunden. In seiner Untersuchung über Sucruta be-
spricht Dr. Haas auch ein persisches Lehrbuch der Medicin 56)
und weist dessen indische Quellen nach.
Die Arbeiten und Veröffentlichungen der letzten Zeit über
die nicht zum persischen Reiche gehörigen iranischen Länder sind
fast ausnahmslos geographischer Natur; rein sprachliche Forschungen
wurden nur in sehr geringem Masse angestellt.
4. (Bibl. Indica N. S. No. 332. 333). — Vgl. dazu: A Reply to several pas-
sages in Mr. Blochmann's „Contributions to the History and Geography of
Bongal", No. III. — By the Translator of the Tabakät-i-Nasiri, Major H. G.
Raverty: JASB. Vol. XLV, Part I, No. III. — 1876. p. 325—352.
53) The Ain i Akbari , by Abul Fazl i Mubarak i 'Allämi, edited by
H. Blochmann, M. A. Fase. 18. 19. 20 = Part II 3—5. (Bibl. Ind. N. S.
349. 350. 370.) 1876. 77. 4.
54) Akbar Namah. By Abul Fazl i Mubarak i Allami. Edited by Mau-
lawi "Abd Ur-Rahim. Vol. I. fase. 5. 6. II. 1. (Bibl. Ind. N. S. No. 352.
353. 362. 363.) 1876. 77. 4.
55) Publications de l'eeole des langues orientales Vivantes. I. Histoire de
l'Asie Centrale (Afghanistan , Boukhara , Khiva, Khoqand ) depuis les dernieres
annees du regne de Nadir Chah (1153) jusqu'en 1233 de l'Hegire (1740 — 1818)
par Mir Abdoul Kerim Boukhary publie, traduit et annote par Charles Schefer.
Texte persan. Paris, Ernest Leroux 1876. pp. III. 4. (Gedruckt in Bulaq.)
15fr. — II. Traduction francaise. ib. eod. pp. VII. 306. 8. Nebst Karte. 12 fr.
— III. Relation de l'ambassade au Kharezm (Khiva) de Riza Qouly Khan publie,
traduit et annote par Charles Schefer. Texte persan. Paris, E. Leroux 1876.
pp. lol. 8. 13 fr. Rec. in LC N. 8 Sp. 236.
56) ZDMG. XXX. 1876 S. 630 ff. Das Buch ist betitelt UAJl q'Ax'0
-£>Lw ,i_XÄX*v oder kurzweg .c.lX^IXww v^-b , und der Verfasser nennt sich
Jahresbericht 187C— 1877. Heft II. 2
18 SaUmann, Neu- Iran.
Was zunächst die Kurden, die westlichsten Ausläufer des
iranischen Stammes, betrifft, so orientiren über die Stammeintheilung
und die neueste Geschichte derselben zwei Artikel57).
Mehr ist für das Gebiet der Süd- und Ost-Iranier geschehen,
und verdankt unsere Kenntniss desselben werthvolle Bereicherungen
den Engländern, deren Einfluss von Indien aus sich in jenen
Gegenden immer weiter ausbreitet.
Nach den besten Quellen bearbeitet, bietet Hughes Balucistan58)
ein reichhaltiges Repertorium alles Wissenswürdigen, sowohl über
das persische als über das selbständige Balucistan, das Gebiet des
Emirs von Khelat. Notizen über das persische Balucistan hat
Schindler b*) aus dem Persischen übersetzt, und alterthümliche
Gebäudereste in Mekrän Mockler 60) beschrieben. Die englische
Politik in jenen Gegenden besprechen die Saturday Review ü •) und
ein Anonymus62). Die Sprache der Balucen, welche trotz starker
lautlicher Zersetzung, viel Alterthümliehes erhalten hat , fand in
Mockler ü3) einen neuen Grammatiker. Kurze Vocabulare für zwei
Dialekte derselben Sprache und für das Brahuiki, eine vom Ira-
nischen lexicalisch sehr beeinflusste , vielleicht ursprünglich dravi-
dische Mundart, finden sich in Hughes' oben angeführtem Buche 64).
57) Nicolas de Nasakine. Die Kurden und ihre politische Bedeutung
für die Türkei. Ausl. N. 28. 9. Juli p. 557 — 559. — Die Kurden und ihre
Haltung im gegenwärtigen Kriege. AAZ. Beil. N. 361 vom 27. Dec. p. 5417 — 20.
58) The country of Balochistan, its geography, topography, ethnology, and
history; with a map, [7] Photographie illustrations, and appendices containing a
short voeahulary of the prineipal dialects in use among the Balochis, and a
list of authentieal road routes. By A. W. Hvghes, Bom. uncov. civil Service.
London: George Bell & Sons. 187 7. pp. 294. 8. 12 s. Vgl. PM. XXIII. X. G
p. 229; Ac. 14. April p. 318; Saturday Rev. 10. Febr. — Dazu ferner: F. G.
Alexander. La eapitale de Beloutehistan: La Natura, mars 10, 1877. —
H . Capitaine. Karrachee et ses environs: L'Exploration, novb. 11. 1S77.
59) A. H. Schindler. Notes on Persian Belüchistän. From the Persian
of Mirza Mehdy Khan. Published Teheran July 1875. JRAS. IX, I. Oct. 187G
p. 147 — 154.
60) On Kuins in Makrän. By Major Mockler. ibid. p. 121 — 134. Mit
einer Tafel.
61) Lord Lytton at Jacobabad: Saturdav Rev. N. 1103 vol. 42. 16. Dec.
1876 p. 753—4.
62) Balutschistan den Engländern unterworfen: A. a. Weltth. p. 337.
63) A grammar of the Baloochee language as it is spoken in Makrän
(ancient Gedrosia) , in the persi-arabic and roman characters. By Major E.
Mockler. Henry S. King & Co.. London 1877. pp. XIII. 126. 8. min. 5 s.
Früher sind erschienen: A deseription of the Mekranee-Beloocheo dialect, by
E. Peirce. JBBAS. vol. XI, nr. XXXI. 1S75 p. 1 — 98, und Biluchi Hand-Book.
By C E. Gladstone, B. C. S. Assisted by Hetu Ram , Mean Jiwan, Munshis.
Lahore 1874. 4. pp. 79. (Grammatik, Vocabular, kurze Sätze und Gespräche,
Briefe, in arab. Schrift und mit engl. Uebersetzung.)
Q4 ) Appendix B. A short vocabulary of the Baloch (Hill Baloch and
Makräni Baloch) and Brahuiki (or Kurgalli) dialects. pp. 238 — 246.
Salemann, Neu- Iran. 19
Nördlich von Balucistan beginnt das afghanische Gebiet, welchem
Schlaginfooeit 65) einige Seiten gewidmet hat und zu dessen Geo-
graphie Markhai» c6) Beiträge liefert. Bei der strategischen Wichtig-
keit dieser Landstrecken, als Schutzwehren der englischen Herr-
schaft in Indien, ist es natürlich, dass denselben von den Engländern
besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, welche zuletzt auch
der Geographie zu Nutze kommt. So behandelt Raverty 67), der
tüchtige Kenner des Afghanischen, die balueisch-afghanische Süd-
grenze , und Utorburn's 68) Buch über das im Norden gelegene
Bannu und die englisch-afghanische Grenze hat Gerland 69) zu seiner
Darstellung jener Gegenden als Ausgangspunkt und Leiter gedient.
Hier finden sich auch einige Sprichwörter und Märchen der Ein-
geborenen in Uebersetzung. Aehnlichen Inhalts sind die Aufsätze
Schlagintioeit's10), deren letztere71) schon die Tagesgeschichte und
Politik berühren. Auf diese beziehen sich auch noch einige Artikel
im Ausland 72) und in der Allgemeinen Zeitung 73).
Das einzige Werk, welches die Sprache und Literatur der
Afghanen behandelt, ist Plmvden's1*) Uebersetzung einer afghanischen
Chrestomathie.
65) Die Besitzungen des Emirs von Afghanistan: Globus XXXII N. 3 p. 43
—47. N. 4 p. 55 — 60.
66) Afghan Geography. By C. R. Markham. Proc. R. G. Soc. 1876
p. 241—252.
67) Major H. G. Raverty. Quetta and thc Afghans: Geogr. Mag. Nov.
p. 288—290.
68) Bannu, or our Afghan Frontier. By S. S. Thorbum. London,
Trübner & Co. 1876. 8. pp. XII. 480. 18 s.
69) Bannu und die Afghanen. Von Prof. Georg Gerland in Strassburg.
I. Globus XXXI p. 315—318. II. p. 331—333. III. p. 343 — 347. IV. p. 361
— 364. V. p. 374-377.
70) Indiens Grenznachbaren gegen Afghanistau. Von Emil Schlagintweit.
ibid. XXX pp. 105—107. 123—125.
71) Die Lage an der englisch-afghanischen Grenze von E. S. AAZ. Beil.
N. 284. 10. Oct. 1876 p. 4331. Vgl. Die Lage in Afghanistan von E. S.
ibid. 1877 N. 275 p. 4121.
72> Die neueste Geschichte Afghanistans. Ausl. N. 24. 11. Juni p. 462 ff.
73) Die Nordwestgrenze Indiens. AAZ. N. 142. 24. Mai p. 2149 — 51.
(Kabul, Ghazni). — Afghanistan und die orientalische Frage. Von H. Vambery.
ib. N. 132. 12. Mai p. 2006.
74) Translation of the Kalid-i- Afghani , the text book for the Pakkhto ex-
amination, with notes, historical, geographica!, grammatical, and explanatory.
By Trevor Chichele Plowden. Lahore 1875. 8. £ 2/2 s.
20
Armenien.
Von
C. Salemann.
Durch die jüngsten Kriegsereignisse ist Ai'menien dem all-
gemeinen Interesse näher gerückt worden, wobei die geographischen
und ethnographischen Verhältnisse des Landes besondere Berück-
sichtigung gefunden haben. Die Folge davon ist eine starke
Bereicherung der Kartenliteratur gewesen ') , worunter die Kie-
^yerfsche 2) Karte den ersten Platz einnimmt. Eine Uebersicht des
Wissenswürdigsten über Armenien verdanken wir der Feder des
der Wissenschaft jetzt leider entrissenen Neubegründers der arme-
nischen Studien in Deutschland, IL Petermann's 3), während Iladde ^)
aus seinem grösseren Reisewerke über die von ihm und Sievers
in Hoch-Armenien unternommenen Forschungen Einzelnes schon
jetzt veröffentlicht. Von der Reise des französischen Naturforschers
1) Karte des Kriegschauplatzes in Klein-Asien, Armenien und Kaukasion.
1 : 1,200,000. Chromolithogr. gr. fol. Braunschweig, Westermann. 40 Pf. —
F. Hnndthe. Karte des Russisch-Türkischen Kriegsschauplatzes in Asien. Lith.
qu.-gr.-fol. Glogau, Flemming 1877. IM. — Carte de la frontiere russo-turquc
dans l'Asie Mineure. 1 : 840,000. Chromolith. imp.-fol. Wien, Artaria & Co. 2 M.
2) H. Kiepert. Special-Karte des türkischen Armeniens, nach allen vor-
handenen Quellen, besonders den Aufnahmekarten des russischen Gebietes vom
Kaukasischen Generalstabe, einschliesslich der 1829 und 1854 — 55 auf türkischem
Gebiete ausgeführten militärischen Recognoscirungen, sowie nach sämmtlichen
veröffentlichten Reiseberichten und Wegeskizzen zusammengestellt. 1 : 500,000.
Autogr., chromolith. und color. 2 Blatt, gr. fol. Berlin, D. Reimer 1877. (In
Umschlag.) 3 M. — PM. 1877. XXIII, 8 p. 306.
3) H. Peter mann, Armenien in: Rcal-Encyclopädio für protestantische
Theologio und Kirche. Unter Mitwirkung vieler protestantischen Theologen und
Gelehrten in 2. durchgängig verbesserter und vermehrter Auflage hgg. v. Proff.
I>I>. J. ./. Herzog und G. L. Plitt. Bd. I. S. 663 ff. Leipzig, Hinrichs 1877.
4) Das Thal des oberen Euphrat. Von Dr. Radde. Izvestija d. kaukas.
Abth. d. K. Kuss. Geogr. Ges. IV. 4. 1876 (russisch). — Die Ebene des
oberen Prat. Von Dr. &. Radde. PM. XXIII. 1877. 7. p. 260— 267. — Der
Bin-göl-dagb , der Tausend See'n-Berg, das Quellgebirge des Aras. Von Dr. (}.
Radde. (Nebst Originalkarte, s. Tafel 20.) ebenda 11 p. 411 — 422.
Salemann, Armenien. 21
Theoplrile Deyrolle 5) gibt der Globus 6) ziemlich ausführliche und
illustrirte Auszüge. Ihre Erlebnisse im Araratlande beschreiben die
amerikanischen Missionare M. und A. West 7) und der Engländer
J. Brijee 8), welcher auch im Mai-Heft des „Alpine Journal" seine
im September 1876 ausgeführte Besteigung des Ararat erzählt, bei
welcher Gelegenheit der Redacteur D. W. Freshfield Notizen über
frühere Besteigungen des Sagenreichen Berges zusammenstellt. Der-
gleichen sind auch von ChodzJco9) und Stuart10) beschrieben worden.
Auf die neuesten Ereignisse und Verhältnisse beziehen sich einige
Aufsätze in Zeitschriften n), und insbesondere hat die gedrückte Lage
der türkischen Armenier Anlass zu Broschüren 12) gegeben, welche,
theils an die betreffenden Instanzen gerichtet, theils mehr für das
allgemeine Publikum berechnet, immerhin als Zeichen der Zeit
Beachtung verdienen. Zur älteren Geschichte nennen wir eine
numismatische Abhandlung Blaus13) und de Longperiers1*) Notiz
über den altarmenischen Ortsnamen Bäßvoda = Baybert.
5) T. Deyrolle. Viaggio nel Armeuia e nel Lazistan. Milano (Trevers)
1877. 250 pp. 8. 21 Karten. — TL Deyrolle. Voyage dans le Lazistan
et 1'Armenie: Tour du monde 1876. I semestre p. 369 — 416.
6) In Türkisch-Armenien : Globus 1876. XXIX. No. 22 p. 340—344;
No. 23 p. 353—358; XXX. No. 21 p. 321—327; No. 22 p. 337—343; No. 23
p. 353 — 358; No. 24 p. 369 — 375. — Vgl. auch: Erzerum, die Hauptstadt vou
Türkisch-Armenien: Aus allen Welttheilen. Juni 1877. p. 276 — 278 (mit
Abbildung). — Am Wan-See in Türkisch-Armenien: ebd. Juli 1877. No. 10.
p. 315. — D. Klein. L'Armenie et les Armeniens: L'Exploration, Dec. 2.
7) M. and A. West. The Komance of Missions; or, Inside Views of Life
and Labours in the Land of Ararat. New York 1876. 710 pp. 8.
8) James Bryce. Transcaucasia and Ararat: being notes of a vacation
tour in the autumn of 1876. X, 410 pp. 8. London Macmillan 1877. 9 s.
— rec. von Freshtield in Ac. 2 Oct. 1877 p. 375; in Saturday Review 17 Nov.
1877 p. 616. Vgl. Westm. Rev. CV. Jan. 1878 p. 258 (vol. CIX No. CCXV
= N. S. vol. LIII. No. I).
9) /. S. Cliodzlco. Besteigung des Ararat: Izvestija d. kaukas. Abth. d.
K. Russ. Geogr. Ges. IV. 3. 1876. p. 157 — 169 (russisch).
10) Tho Ascent of Mount Ararat in 1856. By Major Robert Stuart:
Proceedings of the Roy. Geogr. Society. 19. Jan. 1877. p. 77 — 92.
11) Freiherr Schweiger- Lerchenfeld. Das neue Vilajet Wan: Oesterr.
Monatschr. f. d. Orient. 1877. No. 3. p. 42 — 45. — Die Russen in Armenion.
AAZ. No. 20. 20. Jan. 1877. p. 277 — 279. — Recognoscirungon in Armenien.
AAZ. Beil. NN. 175—181.
12) Bittschrift der Einwohner von Wan an den armenischen Patriarchen
von Constantinopel : Globus 1876. XXX. No. 23 p. 367 — 368. — Les Arme-
niens de Turquie. Rapport du patriarcho armenien de Constantinople ä la Sublime
Porte. Traduit de l'armenien par K. S. Achguerd. Paris, Leroux 1877.
71 pp. 8. 1 fr. 50 c. — Memoire sur la Situation actuelle des Armeniens
ot sur leur avenir. Respectueusoment transmis aux chancelleries des Grandes
Puissances par Seth A. Apcar. Constantinopel.
13) O. Blau. Die Herren von Sopheno und deren Münzen: Numismat.
Ztschr. IX, 1.
14) Adrien de Longi>6ricr. Note sur une balle de fronde antique :
Journ. d. Sav. Sept. 1877 p. 577 580.
22 Salemann, Armenien.
Ueber armenische Sprache und Literatur im allgemeinen handelte
Hübschmann 15) , und zwar ist besonders die sprachliche Stellung
des Armenischen letzthin Gegenstand vielseitiger Untersuchungen
geworden. Während Hübschmann 16) , im Anschluss an Lagarde's
Theorie von verschiedenen Schichten iranischer, speciell persischer
Elemente im Armenischen, den Grundstock desselben für ein selbst-
ständiges Glied der indoeuropäischen Sprachenfamilie zu halten ge-
neigt ist, verficht Müller11) seine frühere Ansicht von dem iranischen
Charakter der Sprache. Schweiger-Lerchenfeld's l8) hier einschlagen-
der Aufsatz kann nur zum Theil als zuverlässig gelten. Gramma-
tisches und Etymologisches besprechen Hübschmann10), Fiele'20),
F. Müller-1) und Dervischjan 22) , letzterer in freilich die Kritik
nicht sehr befriedigender Weise. Seine und seiner Vorgänger Er-
klärungen armenischer Vocabeln stellt de Lagarde 23) in einer al-
phabetischen Liste zusammen und giebt zum Schluss ein Verzeichniss
baktrischer Wörter, welche er zu verschiedenen Zeiten besprochen
hat. Eine Fülle von Stoff und dazwischen gestreute inhaltreiche
Notizen stellen dieses Werk, welches ursprünglich den letzten Ab-
schnitt der oben erwähnten „Symmicta" bilden sollte, seinen Vor-
gängern — ■ auch in der überaus scharfen Beurtheilung fremder
Versehen — würdig zur Seite. Von lexicographischen Arbeiten ist
blos diejenige von Jeritzpliocliian 2i) zu erwähnen.
15) Hübschmann. Report on Armenian: Transactions of tho Philological
Society 1877 — 79. part. I, p. G4 — 71.
16) Ueber die Stellung des armenischen im kreise der indogermanischen
sprachen. Ztschr. f. vgl. Spracht". XXXIII, 1. 1875. pp. 5 — 49.
17) Ueber die Stellung des Armenischen im Kreise der indogermanischen
Sprachen. Von Dr. Friedr. Müller. SWA. h.-phil. Cl. LXXXIV. 8. Nov.
1876. p. 211—232. — Separat-Abdruck. Wien 1877. 8. Gerold's Sohn in
Comm. 50 Pf.
18) Freiherr Schweiger-Lerchenfeld. Zur Yölkerstellung der Armenier,
Oesterr. Monatschr. f. d. Orient. 1877. No. 12. p. 189 — 193.
19) H. Hübschmann. Armeniaca: Ztschr. f. vgl. Spracht. XXIII, 4. 1876.
p. 400—407.
20) A. Fick. Arm. neghem, glukh, thuz, tsarr: Btr. z. Kunde d. indog.
Sprr. I, 172—173.
21) F. Müller. Schwan und Taube: ebenda I, 163.
22) Armeniaca I. Das altarmenische JP. Ein Beitrag zur indo-europäischen
Lautlehre. Anhang: Altarmenisch-baktrische Etymologien, von P. Seraphin
Dr. Dervischjan, Mitglied der Wiener Mechitharisten- Congregation. Wien.
Verlag der Mechitharisten-Congregation. 1877. XI, 117 pp. 8. 6 M. rec.
v. H. Hübschmann ZDMG. XXX, 774 ff.
23) Armenische Studien von Paul de Lagarde. — Aus dem zweiund-
zwanzigsten bände der abhandlungen der königlichen gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen. Göttingen, Dieterich'sche vorlags-buchhandlung. 1877.
216 pp. 4. 8 M. Selbstanzcige nebst Nachträgen: GGA. 1878. St. 3 p.
65—68.
24) G. Ericfokhean Bararan Rousa-Hay lezoui = G. Iricpuchov Russko-
armjansky slovarj. 2. izd. Tiflis 1876. 922 pp. 8. 4 Kübel (bei Friedend
24 M.)
Salemann, Armenien. 23
Was die reiche Literatm- der Armenier betrifft, so stehen uns
für diesmal über den Venediger Verlag nur sehr dürftige Notizen
zu Gebote, und müssen wir uns begnügen, einige meist in ßuss-
land erschienene Werke anzuführen. Von der liturgischen Li-
teratur erschienen eine Ausgabe der armenischen Kirchengesänge
mit europäischen Noten 2ft), und eine Sammlung von Hymnen an
die h. Jungfrau 2C). Andere Hymnen bespricht Neve 27).
Zur Kritik der älteren armenischen Historiker sind zwei Auf-
sätze von A. v. Gutschmid anzuführen, der eine über Moses von
Khorene 28), der andere über Agathangelos 2b), deren Quellen und
Glaubwürdigkeit er einer genauen Untersuchung unterzieht. Die
dem ersteren zugeschriebene Geographie hat an Patkanov 30) einen
neuen Uebersetzer, Bearbeiter und Herausgeber gefunden, und seine
Forschungen haben zu dem Resultate geführt, nicht Moses von
Khoren sei der eigentliche Verfasser, sondern höchst wahrscheinlich
ein Schriftsteller des VII. Jahrhunderts, Anania Schirakatsi, dessen
übrigen Nachlass 31) Patkanov bei dieser Gelegenheit besonders
edirt. Eine Zusammenstellung aller Nachrichten der armenischen
Historiker über die Marzpanenzeit hat Kostaniants 32) unternommen.
25) Les chants liturgiques de l'eglise Armenienne traduits en notes musicales
europeennes par Pietro Bianchini et publies par la Congregation des Peres
Mekhitharistes. Venise, impr. arm. de St. Lazare. pp. XIII. 228. 4. 20 fr.
26) Laudes et llymni ad SS. Mariae Virginis honorem ex Armenorum bre-
viario excerpta (sie?) Mechitaristicae corigregationis opera latinitate donata.
Venetiis, in S. Lazari insula. 123 pp. 4. 9 M.
27) F. Neve. Hymnes armeniennes aux apotres Saint Pierre et Saint Paul:
Itevue cath. de Louvain, Juin 1877.
28) V. Gutschmid. Uebor die Glaubwürdigkeit der Armenischen Geschichte
des Moses von Khoren. Per. ü. d. Vhdlgn. d. k. sächs. Ges. d. W. ph.-h. Cl.
1876. p. 1—43. — Sep.-Abdr. Leipzig 1876. 43 pp. 8.
29) Agathangelos. Von Alfred v. Gutschmid. ZDMG. XXXI. 1877.
p. 1—60. Sep.-Abdr. Leipzig 1877. 60 pp. 8. — rec. v. H. H.[übschmann]
LC. 1878. No. 31 Sp. 1003.
30) Armjanskaja geografija VII veka po J. Ch. (pripisyvavsajasja Moiseju
Chorenskomu) — Tekst i perevod s prisovokupleniem kart i objasniteljnieh
primecauij izdal K. P. Patkanov. Sanktpetorburg 1877. XXVIII. 84. 26 pp.
8. Vgl. das Resume: Bulletin du Congres international des orientalistes. —
Session de 1876 ä St. Petersbourg. ibid. 1876. 8. p. 90—92.
31) Ananiayi Sirakounvoy mnacord* banic 'i Hayrapetoutfean T. T. Georgay
wehaqpar Ka^ouyikosi amenayn Hayoc i loys a£ X. P. — S. Poterbourg 1877.
(II) 75 pp. 8.
32) (1) Hiusoua£ banic nahni patmagrac Hayoc — Patmou ' hin zamanakac
marzpanou^ean i llays. Masn aragin. Wehmilirsapouh — Wahan Mamikonean
— Sarahiuseal i K. Kostaneanc Gir^ aragin. Wienna 1877. pp. 203 (2).
— (2) Hiusoua£z Hayoc hin patmagrneri hos^eric — Hayoc marzpanneri za-
manakouac patmouöiune Aragin masn Wehmihrsapouh — Wahan Mamikonean
— Grabaric #argmaney K. Kostaneanc Gir^ erkrord. ib. eod. pp. 221 (2) —
(3) Hiusoua^ — Hayoc marzpanneri patmou ean aragin masni hamar yaragaban,
24 Salemann, Armenien.
Der bisher erschienene erste Theil enthält in drei Bändchen die
Auszüge, ihre neuarmenische Uebersetzung und Beilagen. Von
besonderer Wichtigkeit für die Geschichte des Mittelalters ist die
Ausgabe der Assises dAntioche 33). Eine Geschichte der Katholi-
kose von Etschmiadzin hat Msericmts Mser 34) geschrieben. Wegen
einer von einem Augenzeugen verfassten Beschreibung von Birma
(Birmanistan) seien noch die Etschmiadzin er Kalender 35) für 1876
und 1877 erwähnt.
Ein Lehrbuch über die Notenschrift der Armenier hat Jerzin-
kiants 36) verfasst.
Aus der schönen Literatur, meist in rieuarmenischer Sprache,
seien zwei Liederbücher37) und epische und dramatische Schriften
von Patkanian 3S) und Sundukicm 3y) angeführt.
Zum Schluss mögen hier einige Notizen über die periodische
Literatur der Armenier folgen, welche wir dem Herrn Cand.
K. Kostanitmts verdanken. Einen hervorragenden Platz nimmt
die Monatsschrift Ararat 40) ein, welche unter der Leitung der Kloster-
^an6i9ou^iun^, zamanakagrouiHun ev patmakan hatouatner — K. Kostaneanc
Gir* errord ib. eod. pp. XXII. (1) 240 (1). kl. 8.
33) Assisses d'Antioche reproduites cn francais et publiees an sixieino een-
tenaire de la mort de Sempad le Connetable, lour ancien traducteui armenien.
Dediees ä l'Academie des inseriptions et belles-lettres de France par la Societe
Mekbitbariste de Saint-Lazare. Venise 1876. pp. XXIII. 93. 4. 12 fr. —
rec. von E. Miller in Journ. d. Sav. Juli 1877 p. 407 — 409.
34) Msereanc Mser, Magistros: PatmoiitMun Ka^ouvikosac Egmia^ni i
Simeonc minc c Towhannes VIII. am^ tearn 1763 — 1831. Moskoua. tpagrou5iun
Zarmayray Msereanc 1876. 306 pp. 2 Rubel.
A
35) Oracoyc 1876 ami. und 1877 ami. ä 20 Kop.
36) Erzinleeanc, Eznilc gahanay: Dasagir^ Haykakan Caj-nagroüe. Tyliis
1877. 50 Kop.
37) 6hcnik, ergaran 1876. Erevan. 15 Kop. (Vöglein, ein Liederbuch).
— Sohak Hayastäni. Bagou 1877. 2 Bde. 1 Rubel. (Die Nachtigall von
Armenien. Baku).
38) Gr. Patkanean Ergagir. Rostow. 1876. (Epische Dichtungen). — oiusd.
Sandouht. oybergou^iun. K. Polis 1876 (Tragoedie. Konstantinopel.)
39) G. Soundoahean. Pepo. KatakergouiMun. Tophis 1876. (Lustspiel.)
40) Ararat amsagir kronakan , patmakan , banasirakan , baroyakan ev az-
gayin: erscheint in Wayarsapat, gedruckt in Egmia^in, zu 5 Bogen oder 40 pp.
4. monatlich. Jährlicher Preis 4 Rubel oder 20 Francs. Aus dem Inhalt der
letzten Jahre seien angeführt: Geschichte der Verfolger, der Abtrünnigen, der
Sektirer u. dgl. der armen. Kirche. Vom Erzbischof Abel. 1876 II ff. — Ueber
die geographische Lage der alten Städte Armavir in Araga£otn und Arsakavan
in Arsarouni^, von demselben. 1876 II. 111. und V. ff. — Einiges über Feth
'Ali Sah, von Gal. Sirmazanean. 1876 IV. ff. — Verzeichniss der vom Katho-
likos Simeon (im XVII. Jahrh.) urdinirten Geistlichen. Vom Bischof Mkrtic
nach einer gleichzeitigen Urkunde. 1876. V. — Die Russen und Perser bei
Schuscha. Von Hacatur Arjvcmeci verf. i. J. 1828: 1876 V. — Beschreibung
des Leichenbegängnisses des Katholikos Nerses V. im März 1857. Von Daniel
Salemann, Armenien. 25
geistlichkeit von Etschmiadzin erscheint; sie bietet Dank ihrem
umfassenden Programme Kirchenhistorisches, Geschichtliches (meist
nach Urkunden der Klosterbibliothek) , Literarisch-Pädagogisches,
Didaktisches, und auf Leben und Cultur der Armenier Bezüg-
liches, nicht nur derjenigen, welche in Russland wohnen, son-
dern auch der türkischen, ägyptischen, persischen, indischen u. s. w.
Gleichfalls wohlverdientes Ansehen hat sich in kurzer Zeit die
von Dr. Abgar Yowhannesean in Tiflis redigirte Vierteljahrsschrift
„Phordz"41) erworben. Ausser selbständigen belletristischen Ar-
beiten finden sich in ihr auch Uebersetzungen (z. B. aus Lessing's
und Schillers Dramen), Bearbeitungen historischer Urkunden, und
Recensionen in Russland und in der Türkei neuerschienener Werke
in armenischer Sprache. Den Schluss jeder Nummer bildet eine
politische Rück- und Rundschau. Meist aus den reichen Schätzen
der von seinem Vater verfassten und hinterlassenen Handschriften
schöpft der Herausgeber des „Pharos" 42), während von mehr localem
Interesse sind „Die Biene von Armenien" 43), ein seit 1857 in
Tiflis erscheinendes Wochenblatt und zugleich die älteste armenische
Zeitschrift in Russland, und der von Dr. t! . Artzruni in Tiflis
1872 gegründete und redigirte „Arbeiter" 44). Letzteres Blatt er-
schien anfangs einmal, dann zweimal wöchentlich, und seit 1877
täglich. „Die armenische Welt" 45) , eine pädagogische und theo-
logische Monatsschrift, von dem Archimandriten Cand. Choren
Stephane* begründet und redigirt, erschien seit 1864 zuerst in Tiflis,
dann in Schuscha und kommt seit 1876 in Baku heraus; sie ent-
Sahnazarean. 1876. V. — Bischof Nieol und der Uebertritt der polnischen
Armenier zur römisch-katholischen Kirche. 1877. I. ff. — Beschreibung einer
Reise unter den persischen Armeniern i. J. 1842. Von Gal. Sirmazancav .
1877. I. ff.
41) <Porq, azgayin ev grakannkan eramseay maten. Tqrhis. Jgg. I. 1876.
II. 1877. Quartaliter 30-35 Bogen oder 400-475 Seiten. Preis jährlich
10 Rubel. Die beiden ersten Jahrgänge enthalten unter anderem: Biographie
des Erzbischofs Karapet (welcher bei der Emigration der türkischen Armenier
aus Erzerum und Umgegend ins russische Gebiet 1828 u. folg. Jahre thätig
gowesen und 1856 in Achaltsikh gestorben ist): 1876 I.v1877. III. — Auf-
zeichnungen zur Geschichte des armenischen Theaters, von Cmtskean: 1876 1. II.
1877 HI. IV. — Ueber den Handel der Europäer in Kilikien. von S. Palasa-
vcan: 1876 I. — Ueber die Vorrechte der Armenier in der Türkei und die
armenische Constitution von A. En~icecmc: 1876 I. II. 1877/78 III. IV. —
Beiträge zur Geschichte des Katholikos Nerses V.: Die Jugendzeit. Von dem-
selben. 1877 IV. 1878 I. Enthält viele unbekannte Nachrichten.
42) tf>aros, hmbagir banasirakan giteleac, hratarakeal i Zarmayray Mse-
reanc. V 1876. 50 Kop.
43) Meyou Hayastani. ^ayaj;akan, azgayin, banasirakan lragir. Tophis
1876. 77. Jährlich 7 Rubel.
44) Msak. Tyhis 1876. 1877. Jährlich 7 Rubel.
45) Haykakan asharh mankawarzakan ev krönakan öragir. Bagou. Hay-
kean mardasirakan £iikorou#ean tparan. 3 Rbl. jährlich.
26 Salemann, Armenien.
hält meist vom Herausgeber verfasste pädagogische Artikel und
Predigten, und dient zugleich als Organ der Bakuschen Humanitäts-
gesellschaft, deren Angelegenheiten , sowie die der Gemeinde, eine
besondere Abtheilung der Zeitschrift füllen. Speciell für Eltern
und Lehrer berechnete Aufsätze über Erziehungssachen und da-
neben auch Lesestücke für die Jugend enthielt die i. J. 187 7
eingegangene Monatsschrift „Die Schule" 4li), welche seit 1873 von
dem Archimandriten Cand. jur. Wahan Bastmnean geleitet wurde
Der Vollständigkeit halber nennen wir endlich noch Gappel-
letti's kurze historische Notiz über die Insel San Lazzaro47).
46) Dproc, maiikawarzakan amsagir. Wayarsapat. I wans S. Gayanei (im
Kloster d. h. Gayane).
47) G. Cappelletti. Storia doli' isola di S. Lazzaro e della congregazione
dei monaci Armeni unita alla storia delle magistrature Venete. Venezia (St;il>.
tipo-litogr. di M. Fontana) 1877. 29 pp. 8. [Dazu die St. d. m. V. 151 pp
8. — Zusammen 3 1.]
27
Kaukasu s 1 an d e r.
Von
A. Socin.
Für das gesammte Kaukasusgebiet hat Mmnsarqf1) in russischer
und französischer Sprache eine grossartig angelegte Bibliographie
zusammengestellt. Zahlreiche Forschungen über jene Gebiete sind
in den Nachrichten der kaukasischen Abtheilung der kaiserlich
russischen geographischen Gesellschaft 2) und denen der Gesellschaft
der Freunde kaukasischer Archäologie :i) niedergelegt. Letztere hat
auch ein illustrirtes Verzeichniss von Alterthümern ihres Museums 4)
veröffentlicht. Ethnographische , linguistische , archäologische und
geographische Mittheilungen enthält ferner das auf Befehl S. K. H.
des Obercommandirenden der Kaukasusarmee herausgegebene kau-
kasische Archiv 5). Ueber vorhistorische Archäologie des Kaukasus
hat Bahradze °) geschrieben. Die geologischen Verhältnisse Kau-
1) Bibliographia caucasica et transcaucasica. Essai d'uno bibliographie
systematique relative au Caucase , la Transcaucasie et aux populations de ces
contrees, par M. Miansarof. Tome I. Sect. I et II. St.-Petersbourg 1874— 7G.
Leipzig (Brockhaus Comm.). XLII, 804 pp. 8. 10 Eu. — Kec. in LC. 1877.
No. 2. Sp. 56.
2) Izvestija der kaukasischen Abtheilung der kais. russischen geographischen
Gesellschaft. (Russisch). 1877. (Inhaltsangabc gelegentlich in PM.).
3) Izvestija obscestva ljubitelej kavkazskoj archeologii. Vyp. I. Titlis
1877. 39, II pp. 8. (Nachrichten d. Gesellschaft d. Freunde kaukas. Archäo-
logie. Lfrg. 1.)
4) Objets d'Antiquite du Musec de la Societe des Amateurs d'Areheologie
au Caucase. Texte russe et francais. Accompagne de 12 planches. Dessinees
d'apres nature et sur pierre par B. Wyrotibojf. Titlis (Bäronstamm) 1877.
Liv. I. 33 pp. 4 M.
5) Kavkazskij SbomiJe. (Kaukas. Archiv). Hgg. auf Befehl S. K. H. d.
Obercommandirenden d. Kaukasusarmee. T. II. Tiflis 1877. 458 pp. 8.
2 Ru.
6) D. Z. Bahradze. O doistoriceskoj archeologii voobsce i kavkazskoj v
osobennosti. Iz gazety Kavkaz 1877. Tiflis 1877. 81 pp. 12. (Ü. d. vor-
histor. Archäologie im allgem. u. d. kaukasische insbesondere. A. d. Ztg.
„Kavkaz").
28 Socin, Kaukasusländer.
V
kasiens haben Abieh1) und CernjavsJd8) untersucht. Ein rus-
sischer Militär 9) berichtet über sein Zusammenleben mit Schamil,
Gralewski u>) schildert die Erinnerungen seiner langen Gefangen-
schaft im Kaukasus. Karten der Kaukasusländer verdanken wir
Kiepert11) und dem geographischen Institut in Weimar12). Reise-
beschreibungen, welche uns nicht blos. wie Jmnorski13), den Kaukasus,
sondern auch angrenzende Gebiete schildern, erhielten wir durch
Tdfer1*), Qunynghame 15) , Fitz-Roy Cole16). Andere derartige
Werke sind bereits unter Neu-Iran und Armenien zur Sprache ge-
kommen. Kürzere Nachrichten über Reisen geben einige Journal-
artikel17). Kohn's 18) ethnographischer Aufsatz bringt nichts Neues.
Specielleres erfahren wir noch über Naryschkiris 19) archäologische
7) H. Abich. Mittheilungen aus dem Kaukasus: Verh. der Wiener Geol.
Reichs- Anstalt 1877. 2.
8) Vlaxliin. Ivan. Cernjavski. Iz izsledovanij v jugosapadnom Zakavkazii :
Izv. I. R. Geogr. Obs. XIII. 1877. No. 5, p. 330—349.
9) Samilj i semja ego v Kaluge. Zapiski vojcnnago pri nich pristava s
1862 po 1865 (Schamil u. s. Familie in Kaluga. Aufzeichnungen des ihnen
attachierten Militärs von 1862—65): Russkaja starina 1877. Oct.
10) M. Gralewski. Kaukaz. Wspomnienia z dwunastoletnioj niewoli.
Zoszyt 1. Lwöw 1877. 8. (Der Kaukasus. Erinnerungen an eine zwölfjährige
Gefangenschaft). Preis pro Heft 1 — 5 7 M.
11) H. Kiepert. Karte der Kaukasusländer und der angrenzenden tür-
kischen Provinzen etc. 4 Bl. Mst. 1 : 1,500,000. Berlin (D. Reimer). 6 M.
Karte v. Georgion, Armenien u. Kurdistan. 2 Bl. 1:1,500,000. Berlin (D.
Reimer).
12) Specialkarte vom europäischen Russland, der Statthalterschaft Kaukasus
n. den angrenzenden Thoilen der europäischen -u. asiatischen Türkei etc., auf
Grund der im kriegstopograph. Depot hearb. u. v. der kaiserl. russ. geograph.
Gesellschaft in St. Petersburg hrsg. Karte. 1 : 3,000,000. Höhenschichten v.
Prof. Dr. O. Delitzsch, Seewege von Dir. W. v. Freeden. Red.: Arnd. 4 Blatt.
Kupferst. m. Farbendr. u. Colorit. Imp.-Fol. Weimar (Geograph. Institut).
12 M.
13) H. Jaworski. Wspomnienia Kaukazu. Poznan 1877. 8. Erinne-
rungen aus dem Kaukasus. 3 Theile. 6 M.
14) The Crimea and Transcaucasia ; being tho Narrativc of a Journcy in the
Kouban, in Gouria, Georgia, Armeina, Ossety, Imeritia, Swanncty, and Mingrelia,
and in tho Tauric Range. With 2 Maps and Illustr. By Commander J. Buchan
Telfer, R.N., P.R.G.S. London (King) 1876. 2 vol. 610 pp. 8. 36 s. —
Rec. in Edinburgh Reviow Jan. 1877 vol. CXLV. p. 44.
1 5) Travels in tho eastorn Caucasus, on the Caspian and Black Seas, Daghestau
and Frontier of Persia and Turkey by S. A. Cunynghamc. — Genannt in
Saturday Review 10. Febr. 1877.
16) Transcaucasia by H. R. Fitz-Roy Cole. 1877.
17) Briefe aus d. Kaukasus: 111. Ztg. 1877. LXIX Nr. 1776. 1800. —
Reisen im Kaukasusgebiet: Ausland 1877. No. 24. 27. — Travels in tho Cau-
casus: Edinburgh Review Jan. 1877.
18) Kaukasien und soinc Bewohner. Von Albin Kühn: Gronzboten.
36. Jahrg. II. Sem. II. Bd. p. 385—394.
19) Otcot P. Naryskinych soversennych putosestvii na Kavkaze (Sva-
netiju) s archoologiceskoju celiju , v 1867. Mit 10 Tafeln. Izv. p. 325 — 368.
Socin, Kaukasusländer. 29
Reise in Svanetien; über die Abchasen brachte die Allgemeine
Zeitung20) einen zeitgem äs sen Artikel; das Mingrelische und einige
Alterthümer in Mingrelien hat Cagareli21) kurz behandelt; eine
georgische Inschrift hat Brosset 22) zu chronologischen Erörterungen
Anlass gegeben ; einen russisch geschriebenen Aufsatz Bakradze's
über das türkische Grusien hat von Seidlitz 23) durch eine deutsche
Uebersetzung zugänglicber gemacht. Auf die Wichtigkeit von Baku,
besonders in Bezug auf seine Petroleumquellen, haben Fabritius 24)
und Gintl 25) hingewiesen. Ueber kaukasische Eisenbahnen schrieb
von Call2G). Des Fürsten Baratajef werthvolle Sammlung geor-
gischer Münzen erwarb das Berliner Münzkabinet 27).
Zwei Abhandlungen über das benachbarte Südrussland mögen
hier angeschlossen sein. Ueber den Ursprung einiger Ortsnamen
handelte Harkavy 28) , die archäologischen Forschungen auf der
Halbinsel Taman hat Hertz %i9) übersichtlich zusammengestellt.
20) fto. Die Abchasen und ihr Land: AAZ. 1877. No. 171.
21) A. Cagareli (Docent d. grusin. Spr. a. d. St. Petersb. Univ.). Iz
poezdki v Zakavkazskij kraj letom 1877 goda: Journal des Min. f. Volksaufkl.
CXCIV, 2. Dec. 1877, p. 208 — 231. (Aus einer Reise nach Transkaukasien im
Sommer 1877).
22) Sur uno inscription georgienne de l'eglise patriarcalo de Mtzkhetha.
Par M. Brosset : Bulletin do l'Academio des Sciences de St.-Petersbourg XXIII,
p. 499—510.
23) Das türkische Grusien. Nach einem in russ. Sprache verfassten Aufsatz
des Hrn. D. Bakradse übersetzt von N. von Seidlitz: RR. 1877. Bd. X.
p. 325 — 371.
24) Baku als Centralpunkt des Uoberlandwoges nach Indion von W. Fabri-
tius: RR. 1876. Bd. IX. p. 421—444. — Die heutige Stadt Baku und die
Naphtha-Industrio in ihrer Umgegend von W . Fabritius: RR. 1877. Bd. X.
p. 33—50.
25) Heinr. E. Gintl. Die Potroleumgebiete Bakus u. Persions: Oesterr.
Monatsschr. f. d. Or. 1876, p. 103.
26) G. von Call. Eisenbahnen im Kaukasus: Oesterr. Monatsschr. f. d.
Or. 1877, No. 3.
27) J. Friedländer und A. von Sallet. Das Königliche Münzkabinet.
Zweito Auflage. Berlin 1877, p. 46.
28) Ueber den Ursprung einiger geographischer Ortsnamen auf der Halb-
insel Taurion. Vortrag von Dr. A. Harkavy: RR. 1876. Bd. IX. p. 313 — 323.
29) K. Gere. Istoriceskij obzor archeologiccskich izsledovanij i otkrytij na
Tamanskom poluostrove s konca XVIII veka po 1859. Moskau 1876. 118 pp.
4. Mit einor Karte. 12 M. (K. Hertz. Geschichtliche Uebersicht der archäo-
logischen Forschungen und Entdeckungen auf der Halbinsel Taman vom Endo
des 18. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859.)
30
Kl e in a sie n.
Von
A. Sociu.
Die modernen Zustände Kleinasiens werden uns erst weiter
unten beim türkischen Reich des näheren beschäftigen; an dieser
Stelle haben wir es nur mit seinen Alterthümern zu thun, in deren
Erforschung classische und orientalische Philologie zusammen-
treffen. Für die älteste Zeit nehmen Schlt'emann's Ausgrabungen,
wegen deren wir auf Starh's l) zusammenfassende Recension einfach
verweisen, nach wie vor das Hauptinteresse in Anspruch. Die
einen bedeutsamen Wendepunkt im Geldwesen bezeichnende Münz-
geschichte Lydiens [,,to the administrative genius of Croesus must
be ascribed the earliest idea of a double currency based upon the
relative values of gold and silver"] hat an Head'1) einen sorg-
fältigen Bearbeiter gefunden. Was Muret's 3) Abhandlung Neues
enthalten mag, ist uns leider unbekannt geblieben. Ueber carische
Münzen schrieb Six*). Das englische Prachtwerk von Woodh)
führt uns Ephesus , das französische von llayet und Thomas c)
die neuen archäologischen Entdeckungen am Launischen Meer-
busen vor Aussen. Voi'wiegend für Archäologie und alte Geo-
1) Stark in JLZ. 3. November 1877, p. 665, Art. 633.
2) Vgl. oben p. 3, No. 14.
3) -K. Muret. Monnaies de Lydie : Melanges de Numismatiquo, Jan. — April
1877. [Friederici Bibl. or. 1877, no. 846].
4) Monnaies des Satrapes de Caric. Par J. P, Six : Numismatic Chronielo,
N. S. Vol. XVII, p. 81—81). [Dazu eine Tafel.]
5) J. T. Wood. Discoveries at Epbosus; including the Site and Romains
of the great Temple of Diana. With numerous Illustrations from original Dra-
wings and Photographs. London 1876. 350 pp. 8. 63 sh.
6) Milet et le golfe Latmique: Tralles, Magnesie du Meandre, Prione, Milet,
Didymes, Iluracleo du Latmos. Fouilles et explorations archeologiques faites aux
frais de MM. les barons G. et E. de Rothschild et publikes sous les auspiees du
Ministere de l'instruction publique et des beaux-arts par Olivier Rayet et Albert,
Thomas. Paris (J. Baudry) 1877. t. I. 1 livr. p. 1—116. 4. atlas in-folio
pl. 1 — 2, 6—9, 13, 17, 22, 29. 25 fr. Rec. von Maspero in RC. 2. Febr.
1878, p. 73. Revue des dcux mondes 1. Juni 1878, p. 718.
Socin, Kleinasien. 31
graphie von Interesse sind Hirschfeld's 7) leider noch immer vor-
läufige Mittheilungen aus dem südlichen Kleinasien. Das Schlacht-
feld am Granicus hat uns Kiepert 8) veranschaulicht. Auch
( 'kristophe's 9) Abhandlung über Ammianus Marcellinus streift
wenigstens die östlichen Grenzgebiete Kleinasiens. Die mit dem
gegenwärtigen Stande der keltischen Forschungen unvereinbare An-
sicht von der germanischen Herkunft der kleinasiatischen Galater
hat aufs neue Wieseler 10) zu beweisen versucht. Die Völkerver-
bältnisse des östlichen Pontos behandelte Hansen u). Ueber Cypern
liegt jetzt das grosse Prachtwerk des Americaners di Cesnola12)
vor, und wir brauchen nicht ausdrücklich auf die hohe Wichtig-
keit seiner Forschungen aufmerksam zu machen; denn es stellt
sich mehr und mehr heraus, welche eigenthümliche Stellung diese
Insel als Vermittlerin des Ostens und des Westens eingenommen
hat. Die Erklärung der eigentlich cypriotischen Inschriften fällt
der classischen Philologie zu; für den Orientalisten bietet nur
Deecke's13) Versuch, die cypriotische Schrift auf die neuassyrischen
Keilzeichen zurückzuführen, ein näheres Interesse.
7 ) Zur Routenkarte im südlichen Kleinasien. Von Di-. Gustav Hirschfcld.
(Hierzu eine Karte, Taf. VI.): Zeitsehr. d. . Gesellsch. f. Erdkunde. XII, p.
321—335.
8) Das Schlachtfeld am Granicus. Von Heinrich Kiepert. (Mit einem
Kartchen): Globus Band XXXII No. 17, 1S77, p. 263— 264.
9) Geographie d Ammien Marcellin. Asie occidentale ancienne par M.
l'abbe Christophe: Bulletin de la societe de geograpkie de Lyon. Tome
prcmicr. No. 7. Mai 1877. p. 577— G06.
10) K. Wieseler. Die deutsche Nationalität der kleinasiatischen Galater
Ein Beitrag zur Geschichte der Germanen, Kelten und Galater und ihrer Namen!
Gütersloh (Bertelsmann) 1877. VII, 85 pp. 8. 1,60 M. Rec. von Hertzberg
in Studien und Kritiken 3. 1878, p. 525 — 541; von R. Buddensieg in JLZ.
1877, Art. 494.
11) R. Hansen. De gentibus in Ponto orientali inde a Thermodonto
fluvio ad Phasim usojue habitantibus. Kiel 1877. 56 pp. 4.
12) Cyprus: its ancient cities, tombs and temples. A narrative of researches
and excavations during ten years' residence in that island. By General di
üesnola. London (J. Murray) 1877. 462 pp. 8. With Maps and Illustra-
tions. 60 M. Rec. von C. P. Newton in Academy 19. Jan. 1878. p. 58,
26. Jan. 1878. p. 81; Ath. 5. Jan. 1878. p. 24; Saturday Review 12. Januar
1878. p. 52.
13) Der Ursprung der kyprischen Sylhenschrift, eine paläographisehe Unter-
suchung von Dr. W. Deeclce. Mit vier Schrifttafeln. Strassburg (Trübner)
1877. 39 pp. 8. 1,80 M. — rec, von </. in LG. 1878, Sp. 190.
32
Keilinschriften.
Von
Friedr. Delitzsch.
Den Reigen der assyriologischen Publicationen eröffnet, auf
Umfang der Tendenz und des Erfolges gesehen, Alfred von Gut-
schmid's Streitschrift ]) wider die Assyriologie in Deutschland,
richtiger: wider Schrader. Sie kündigte sich selbst an als „eine Kriegs-
erklärung nicht gegen die Assyriologie" — denn deren gesunde
Grundlagen werden anerkannt — , sondern als „eine Kriegserklärung
gegen die in ihr bisher herrschende und namentlich in England
und Deutschland einseitig verfolgte unfruchtbare Richtung, welche
mehr oder weniger in ein historisches Dilettiren ausläuft", und
gruppirt zu diesem Behuf die vom Verf. schon früher gegen eine
Reihe historischer Aufstellungen der Assyriologen verlautb arten
Zweifel zu einem neuen effectvollen Ganzen. Ihrem ersten und
hauptsächlichsten Zweck nach ist sie eine von schneidender Rüge
durchzogene Mahnung an die Assyriologen, exakter als bisher zu
arbeiten und ernstlicher Sicheres und Unsicheres zu scheiden. In-
soweit war sie auch vollauf berechtigt und dankenswerth. Die
Assyriologen , meinen wir , sollen sich nie verletzt fühlen , wenn
man sie wiederholt nachdrücklich daran erinnert, dass die Zeit
1) Neue Beiträge zur Geschichte des alten Orients. Die Assyriologie in
Deutschland. Von Alfred von Gutachmid. Leipzig (Teuhner) 1876. XXVI,
158 pp. 8. 4 M. — rec. von Th. Nöldeke in LC. 12. August 187G, Sp.
-1073 ft-.; von B. Stade in JLZ. 1876, p. 748 ff.; von Wellhausen in ThLZ.
14. October 1876, Sp. 534 ff.; von J. Oppert in GGA. 1. November 1876, p.
1377 — 1400; von Rohling in Litcrar. Rundschau (Aachen), 1876, Nr. 15; von
Baudissin in Jahrbücher für deutsche Theologie, 1877, Bd. XXII, p. 313 ff.;
von Goergens in Theol. Literaturblatt 1877, Nr. 7; von Grätz in Monatsschrift
für Geschichte und Wissenschaft des Judonthums, hrsg. von Frankel, fortges.
von Grätz, Januar 1877, p. 38 ff.; von Rühl in Neue Jahrbücher für Philo-
logie und Pädagogik, 1877, 2. Heft, p. 117 ff.; von C. A. Volquardsen in
Historische Zeitschrift, hrsg. von v. Sybel, neue Folge, 1. Bd., 2. Heft, p. 318
ff.; von P. de Lagarde in Philol. Anzeiger, Bd. VII, p. 532 ff; in Grenzboten,
1877, Nr. 4; in Magazin f. d. Lit. des Ausl., 1877, Nr. 22; von A. H. Sayce
in Ac. 19. August 1876.
Delitzsch, Keilinschriften. 33
vorüber ist , in welcher ihre Arbeiten schwer oder gar nicht con-
trollirt werden konnten und wurden; sie wissen ja selbst am
besten, dass ihre Wissenschaft zwar auf unerschütterlich fester
Grundlage ruht, dass aber ihr Ausbau kaum erst begonnen hat,
dass in linguistischer, geographischer, geschichtlicher Beziehung
noch unendlich viel zu thun ist und dass die wenigen Arbeiter
auf keilinschriftlichem Gebiete nicht ausreichen, um mit vereinigten
Kräften und sich ergänzendem Ineinandergreifen schneller vorwärts
zu kommen. Im Uebrigen mag über die Berechtigung des Gut-
schmid'schen Angriffs, was seine Zielscheibe und seine Mittel be-
trifft, gestritten werden. Ist es doch gerade Schrader, welcher
zuerst die Assyriologie von den Schranken einer unnahbaren
Geheimwissenschaft befreit und durch seine Schriften zum ersten
Mal wirkliche Controlle auch den Nichtassyriologen ermöglicht hat.
Wie viele aber oder besser wie wenige der Schrader'schen Auf-
stellungen v. Gutschmid mit Recht anzweifelt und bestreitet, wird
Schrader's Replik zeigen, der wir mit um so höheren Erwartungen
entgegensehen , je langsamer sie gereift ist. - - Im Anschluss an
diese Schrift geschehe hier gleich der anderen assyriologischen
Arbeiten historischen Inhalts Erwähnung. Valdemar Schmidt'?,
Alte Geschichte Assyriens und Aegyptens 2), ein vom assyriologischen
Standpunkte als ausgezeichnet anzuerkennendes Werk, dessen erster
Band 1872 erschien, ist in einem zweiten Bande zur Fortsetzung
und zugleich zum Abschluss gelangt; dieser zweiter Band enthält
die Geschichte Syriens, Aegyptens und des Volkes Israel. — Zur
vergleichenden assyrisch-hebräischen Chronologie gab Julius Oppert
in zwei Abhandlungen werthvolle Beiträge : die erste 3) will dar-
thun, dass abwärts von Salomo's Zeitalter die Zeitangaben der
Bibel auf wissenschaftlich begründeter Zeitrechnung benahen, welche
aus gleichzeitig mit den Begebenheiten verfassten Annalen herrühren;
die zweite 4) dagegen, dass aufwärts vom Exodus eine solche Ein-
reihung in die Zeitfolge nicht möglich sei, desshalb nicht, weil
dieselben Reihen von Zeitabschnitten bei den Chaldäem, auf andere
Begebenheiten bezüglich, nachweislich gerade mit den nämlichen
Zahlen dargestellt sind. — Die alte Geographie Vorderasiens hat
durch zwei kleine Aufsätze Sayces sehr beachtenswerthe Be-
reicherung erfahren: während der eine5) die Lage des Heimaths-
2) Valdemar Schmidt. Assyriens og Aegyptens gamle Historie eller
Historisk-geographiske Undersögelser om det Gamle Testamentes Lande og Folk.
Anden Del. Kjöbenhavn (Wöldike) 1877. XII, 521 — 1302 pp. 8.
3) Jules Oppert. Salomon et ses successeurs; Solution d'un probleme
chronologique. Paris (Maisonneuve) 1877. 102 pp. 8. (Extrait des Annales
de philosophie chretienne, tome XI et XII, 1876).
4) Julius Oppert. Die Daten der Genesis: Nachrichten von d. Kgl. Ge-
sellsch. d. Wissensch. u. d. G. A. Universität zu Göttingen, 1877 Nr. 10, p.
201—223.
5) A. H. Sayce. The site of Pethor : Ac. 16. September 1876, p. 291.
Jahresbericht 1876—1877. Heft II. '3
34 Delitzsch, Keilinschriften.
ortes Bileam's, assyr. Pitru. hebr. *rinE. auf Grund keilinschrift-
licher Angaben sicher bestimmt, weist der andere 6) dem biblischen
UJ^Ki^S, assyr. Kargamis, welches noch immer mit dem am Ein-
fluss" des Chabur in den Euphrat gelegenen Circesium irriger
Weise identificirt wird, seinen richtigen geographischen Platz an.
Das bedeutsame Werk "The Chaldean Account of Genesis"
des berühmten, am 19. August 1876 durch einen jähen Tod der
Wissenschaft allzufrüh entrissenen englischen Assyriologen George
Smith erschien in einer von Hermann und Friedrich Delitzsch
besorgten deutschen Ausgabe 7) , bereichert durch sieben ziemlich
umfangreiche Excurse von Friedrich Delitzsch, welche manche
neue Aufschlüsse über die babylonisch-assyrische Sprache und
Mythologie enthalten. Der erste Excurs skizzirt die Geschichte
der Entzifferung und Ausgrabung der assyrischen Keilinschriften
und berührt sich mit einem gleichzeitig geschriebenen und aus-
führlicheren Aufsatz Wellhmisen'ss) über den Gang der Entzifferung;
der dritte discutirt die Streitfrage . ob die nichtsemitische Be-
völkerung Babyloniens „sumerisch" oder „akkadisch" zu benennen
sei, und entscheidet sich zu Gunsten Opperfs, obschon aus anderen
Gründen als denen, welche dieser beigebracht hat 9), für den Namen
„sumerisch" als den allein richtigen, während Lenormant in einem
Appendix zu der unter dem Titel Chaldean Magic and Sorcery
erschienenen englischen Bearbeitung seiner Magie beide Bezeichnungs-
weisen für gleichberechtigt erklärt. — Zum Verständniss des ba-
bylonisch-assyrischen Pantheons gab Lenormant einen geistvollen
Beitrag10), welcher freilich eben durch die Menge der auf engen
Raum zusammengedrängten und doch theilweise noch fraglichen
Lesungen, Uebersetzungen. Combinationen zeigt, wie ausserordent-
6) Ders. The geography of Northern Syria according to the Assyrian in-
sci'iptions: Ac. 4. November 1876, p. 454.
7) George Smith's Chaldäische Genesis. Keilinschriftliche Berichte über
Schöpfung, Sündenfall, Sintfluth , Thurmbau und Nimrod , nebst vielen anderen
Fragmenten ältesten babylonisch-assyrischen Schriftthums. Mit 27 Abbildungen.
Autorisirte Uebersetzung von Hermann Delitzsch. Nebst Erläuterungen und
fortgesetzten Forschungen von Dr. Friedrich Delitzsch. Leipzig (Hinrichs)
1876. IX, 321 pp. 8. — rec. von A. Dillmann in GGA. 1. November 1876,
p. 1401 ff.; von Baudissin in ThLZ. 11. November 1876, Sp. 577 ff.; von
ßickell in Zeitschrift für katholische Theologie, 1876, p. 123 — 131; von Zöclder
in Beweis des Glaubens, 12. Bd., October 1876, p. 525 — 538; von R. Budden-
sieg in Jahrbücher für deutsche Theologie, XXII, 1, 1877; von A. H. Snyce
in Ac. 5. Mai 1877, p. 393 f.
8) Wellhausen. Ueber den bisherigen Gang und den gegenwärtigen Stund
fler Keilschriftentzifferung: Rheinisches Museum, N. F., XXXI. Bd. 1876, p.
153—175.
9) Sumerien ou accadien? par Jules Oppert. Paris (Leroux) 1876
8 pp. 8.
10) Les dieux de Babylone et de l'Assyrie, par Francois Lenormant
Paris (Maisonneuve) 1877. 27 pp. 8. (Extrait de |a Revue de France).
Delitzsch, Keilinschriften. 35
lieh schwere Aufgaben auch auf religionsgeschichtlichem Gebiet der
Assyriologie noch vorbehalten sind.
An assyrischen Keilschrifttexten wurden nur wenige zum ersten
Mal oder in revidirter Gestalt herausgegeben. Die Assyrischen
Lesestücke Friedrieh Delitzsch 's, welche dem Mangel einer kleinen,
nicht zu kostspieligen Sammlung methodisch ausgewählter assyrischer
Keilschrifttexte abzuhelfen bezwecken, erschienen in neuer Auflage 1X)
und enthalten neben einer wesentlich umgearbeiteten Schrifttafel
vor allem die Syllabare, jene für das Studium der sumerisch-
assyrischen Keilinschriften grundleglich wichtigen Texte, sowie die
Eponymenverzeichnisse in durchweg revidirter und neu classificirter
Gestalt. Von den Syllabaren veranstaltete auch Lenormcmt eine
neue Ausgabe12), ohne sich jedoch durch vorhergängige genaue
Collation der Originale von den vielen Fehlem, welche der früheren
Publication im Londoner Inschriftenwerk anhaften, zu überzeugen
und vor ihnen zu wahren. Das Fragment vom Kampf zwischen
Bei und dem Ungeheuer Tiamat , die sechste Tafel der Izdubar-
legenden sowie zwei zur babylonischen Weltschöpfungserzählung
zugehörige Textfragmente übersetzte und commentirte Fox Talbot13),
während eine andere kleine Inschrift, welche eine babylonische
Thurmbau-Sage enthalten soll, von Boscawen leider ebenso un-
genügend veröffentlicht als übersetzt wurde 14). Von den zwei im
vierten Bande des Inschriftenwerkes publicirten Keilschrifttafeln
mathematischen Inhalts, welche aus Senkereh südöstlich von Ba-
bylon stammen , machte Lepsius die eine , deren Vorderseite ein
höchst wichtiges Verzeichniss der babylonischen Längenmasse dar-
bietet, zum Gegenstand einer durch Klarheit und Unbefangenheit
gleich ausgezeichneten Abhandlung 15). Die populären englischen
11) Assyrische Lesestücke nach den Originalen theils revidirt theils zum
ersten Male herausgegeben und durch eine Schrifttafel eingeleitet von Dr.
Friedrich Delitzsch. Zweite neu bearbeitete und um das Doppelte vermehrte
Auflage. Leipzig (Hinrichs) 1878. VIII, 107 pp. 4. 24 M. — rec. von Eb.
Schrader in JLZ. 1878, p. 629 f.; von J. Offert in GGA. 14. und 18. August
1878 (Stück 33 und 34), p. 1025 ff.; von A. H. Sayce in Ac. 11. März 1878.
12) Les Syllabaires euneiformes. Edition critique classee pour la premiere
fois methodiquement et precedee d'une introduetion sur la nature de ces docu-
ments par Francois Lenormant. Paris (Maisonneuve) 1877. VII, 236 pp.
8. — rec. von Friedrich Delitzsch in LC. 18. August 1877.
13) H. F. Talbot. The light between Bei and the Dragon, and the fla-
ming sword whieh turned every way (Gen. III, 24); Ishtar and Izdubar, being
the sixth tablet of the Izdubar series; Chaldean aecount of the creation: Trans-
actions of the Society of Biblical Archaeology. Vol. V (1877). p. 1—21; H7
—121; 426—440.
14) W. St. Chad Boscawen. The legend ot the tower of Babel: Trans-
actions. Vol. V. p. 303—312.
15) Die babylonisch-assyrischen Längenmasse nach der Tafel von Senkereh.
Von R. Lefsius. (Aus den Abhh. d. Kgl. Akad. d. Wissenseh. zu Berlin 1877 i.
Mit 2 Tafeln. Berlin (Dümmleri 1877. p. 105 144. 4. 4 M. Yg\. auch
3*
36 Delitzsch, Keilinschriften.
Uebersetzungen ' e) susianischer . babylonischer und assyrischer In-
schriften, sowohl der schweren, erst in Jahren wahrhaft verständ-
lichen, als der weniger schweren, nahmen nach wie vor ihren
leichten, über alle Hindernisse keck hinwegvoltigirenden Fort-
gang. — Die assyrische Schrift-, Form- und Satzlehre behandelte
Sayce in seinen in London gehaltenen . an anregenden Einzelbe-
merkungen reichen Vorlesungen l7); speciell der assyrischen Verbal-
lehre galt ein weiterer Aufsatz18) desselben Gelehrten, während
die assyrische Lautlehre und zwar einer ihrer verwickeltsten Ab-
schnitte , nämlich die Lehre von den Zischlauten . von Schrader
zum Gegenstand neuer Untersuchungen gemacht wurde * 9). - - Die
assyrischen Säugethiemamen besprach Houghtcm in zwei längeren
Abhandlungen 20).
Der sumerischen Lautlehre widmete Sayce einen kleinen Auf-
satz 21) , welcher durch eine Reihe scharfsinniger und neuer Be-
obachtungen die zukünftige Beantwortung der Frage nach Zahl
und Aussprache der sumerischen Vocale und Consonanten anbahnt.
Die Erklärung von fünfzehn Zeilen des grossen dreispaltigen
Syllabars gab Lenormant 'Anlass zu einer Fülle gelehrterErläuterungen
sowohl des sumerischen als des assyrischen Wortschatzes und
Sprachbaues ; auch ein sorgfältig gearbeitetes assyrisches und su-
merisches Glossar ist dieser Schrift beigefügt, 22). - Wider die
Existenz einer sumerischen Sprache überhaupt Hess Halevy seine
beiden früheren Arbeiten: Observations critiques sur les pretendus
Turaniens de la Babylonie und Nouvelles considerations sur le
Ders. Die babylonisch-assyrische Längenmass-Tafel von Senkereh: Aegyptisehe
Zeitschrift. April— Juni 1877. p. 49 — 58. — rec. von F. Haltsch in LC. 8.
December 1877, Sp. 1659 ff.
16) Recortls of the past: being English translations of the Assyrian and
Egyptian monuments. Published ander the sanction of the Society of Biblical
Archaeology. Vol. VII. IX. London (Bagster) 1876. 1877. 179 pp. 160
pp. 8.
17) Lectures lipon the Assyrian language , and Syllabary; delivered to the
students of the archaic classes. By Rev. A. H. Sayce, M. A. London (Bagster)
187 7. VI1J, 157 pp. 8.
18) The tenses of the Assyrian verb. By the Rev. A. H. Sayce, M. A. :
JKAS. January 1877. p. 1 — 37.
19) Fberhard Schrader. Die Aussprache der Zischlaute im Assyrischen:
Monatsbericht d. Kgl. Akad. der Wissensch. zu Berlin. März 1877. p. 79 — 95.
20) On the Mammalia of the Assyrian sculptures. By Rev. William
Hougldou, M. A. Part. I. Domestic Mammalia. Part. 11. Wild animals: Trans-
actions of the Society of Biblical Archaeology. Vol. V (1877). p. 33 — 64.
319—383. Mit 1 1 Tafeln.
21) Accadian phonology. By A. H. Sayce. 20 pp. 8. (Separatabdrnck aus
den Proceedings of the Philological Society 1877).
22j Etüde sur quelques parties des syllabaires cuneiformes. Essai de philologie
iccadienne et assyrienne par h'rancois Lenormant. Paris (Maisonneuve) 1876.
XXIV, 329 pp 18 fr. — rec. von Friedrich Delitzsch in LC. 10. März 1877.
Delitzsch, Keilinschriften. 37
syllabaire cuneiforme noch einmal abdrucken 23) und von neuem
ins Feld ziehen, ohne dadui'ch die Assyriologen irgendwie zum
Rückzuge aus ihrer festen Position zu veranlassen.
Die elamitischen oder susianischen Keilinschriften wurden
von Oppert in scharfsinniger, gründlicher Weise mit Hülfe des
Medischen zu entziffern begonnen 24).
Dagegen bleiben die armenischen Keilinschriften von Van und
Umgegend nach wie vor ein ungelöstes Räthsel 25) ; A. D. Mordt-
mann 26) fährt fort, die Texte von Van mit Hülfe des Armenischen
zu erklären, trotz des Widerspruchs aller competenten Fachmänner,
und ein Werk de Modert' s27), eines in Trapezunt aufhältlichen
Arztes, erklärte gar die Sprache der armenischen Keilinschriften
für Assyrisch und zwar verdorbenes Assyrisch — ein jeder Kritik
spottendes Machwerk , welches in der Liste der assyriologischen
Productionen überhaupt nicht mit aufgezählt werden sollte.
23) J. Halevy. Recherches critiques sur l'origine de Ia civilisation baby-
lonienne. Paris (Imp. nationale) 1876. 286 pp. 8. (Extrait du Journal
asiatique, 1874 et 1876). — rec von W. Deecke in LC. 9. Juni 1877.
24) Les inscriptions en langue susienne. Essai d'interpretation, par Jules
Ojrpert. Congres international des Orientalistes. Compte rendu de la premiere
session, it Paris. 1873. T. II. Paris 1876. p. 179—216.
25) Vgl. Patkanoff. Sur l'eeriture cuneiforme armeniaque et les inscriptions
de Van: ibid. T. II. Paris 1876. p. 425-432.
26) Ueber die Keiliusehriften von Armenien. Von Dr. A. D. Mordtvuinu:
ZDMG. XXXI, p. 406—438. — Vgl. A. H. Snyce, On the cuneit'orm Inscriptions
of Van: Ztschr. f. vgl. Spracht". XXIII, p. 407—409.
27) Etüde philologiquo sur les inscriptions euneiformes de l'Arraenie par
Louis de Robert. Paris (Leroux) 1876. 196 pp. 4. — rec. von Friedrich
Delitzsch iu LC. 25. Aug. 1877; vgl. auch Ac. 15. September 1877. p. 275.
38
Geographie von Syrien und Palästina.
Von
A. Socin.
In Betreff der Geographie Syriens und Palästinas glaubt sich
Referent an dieser Stelle um so mehr blos auf eine kurze Ueber-
sicht beschränken zu dürfen, als er in der neuen Zeitschrift
des Deutschen Palästina-Vereins Leipzig 1878 Band I. einen aus-
führlichen Bericht über dieses Gebiet veröffentlicht hat. Was die
Bibliographie betrifft, so ist neulich ein wichtiger Nachtrag zu
Tobler's Buch in nissischer Sprache erschienen *). Der Verfasser
dieser Arbeit, Staatsrath Cht'trcnco in St. Petersburg, hat auch den
Sinai in den Kreis seiner Aufgabe gezogen und giebt kurz die
Routiers russischer Reisenden an.
Was die Zustände von Palästina in früheren Jahrhunderten
betrifft, so sind ausser bei Fehr-) hauptsächlich die Zeiten des
Mittelalters Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung ge-
worden. Das breite Buch von EMeehard2), welches die Kreuz -
züge von 1097 und 1101, sowie die Schicksale der ersten
Kreuzfahrerstaaten in Syrien behandelt, ist neu herausgegeben
1 1 B. II. Xhtpobo. Ila.iecTHHa h CaHaii. Hacrt I. Bniivckt> 1-h. binuiorpa-
i|inHecKÜi jKa.jaTe.ib pyccKHxi khhti. ii CTaiefi o cBüTHX'b MicTaxi BocTona.
upeHuyniecTBeHHo Ila.iecTiiHcKiixb h cHHaiicKiixb. W. jN. Chitrowo. Palästina
und Sinai. 1. Theil, 1. Heft. VI, 151 pp. 8. St. Petersburg 1876. Biblio-
graphiscber Wegweiser für die russischen Bücher und Artikel über die heiligen
Orte des Orients, besonders in Palästina und am Sinai. Dem 3. Orientalisten-
Congress gewidmet von W. N. Ch.
2) Fehr. Palaestina pa Kristi Tid. I: de yttre förhallandena oeh rätts-
väsendet. Stockholm 1876. 197 pp. 8.
3) Ekkehardi Uraugiensis abbatis Hierosolymita seu libellus de oppres-
sione, liberatione ac restauratione sanctae Hierosolymitanae ecclesiae. Nach dem
Texte der Monumenta Germaniae historica mit Erläuterungen u. einem Anhang
hrsg. von H. Hagenmayer. Tübingen 1876. t. Hälfte. 304 pp. 8. — Rec. von
F. Hirsch in JLZ. 1877. No. 25; von Kiiqler in Sybel's historischer Zeitschrift
München 1877. Heft 3, p. 483; LCR. 3. Nov. 1877, Sp. 1493.
Socin, Geographie von Syrien und Palästina. 39
worden. Rey 4) und Sckhmb&rger 5) haben uns die Besitzungen
der Franken im Orient vorgeführt. Ueber die Geldverhältnisse
und Finanzoperationen der Kreuzfahrer hat Lavoix 6) Unter-
suchungen angestellt. Prutz 7) hat die Besitzungen des deutschen
Ordens im heiligen Lande besprochen. Die Chroniken, welche
derselbe eifrige Forscher zu veröffentlichen begonnen hat, sind
ebenfalls hier zu erwähnen, da sie nicht blos über die Schick-
sale des Fürstenthums Antiochien in den Jahren 1115 — 1119,
sondern namentlich auch über die für Palästina so unheilvolle
Katastrophe von 1187 neues Licht verbreiten8). — Von natur-
geschichtlichen Notizen aus Palästina hätten wir nur den Katalog
der Vögel Palästinas 9) zu nennen, welchen, häufig mit Beifügung der
arabischen Namen, die englische Expeditionsgesellschaft veröffent-
licht hat.
Ueber Sitten und Gebräuche des heutigen Palästina verglichen
mit denen im Alterthum handelt das Buch von Van-Lennep I0),
ohne jedoch viel Neues zu bringen. Interessant ist Condet-'s n)
Artikel über die heutigen heiligen Orte (makäm), worin er die-
selben classiticirt. Ebenso ist Conder'% Artikel über jüdische und
christliche Ueberlieferungen 12) nicht unwichtig; jedoch ist der
Verfasser dieser Aufsätze augenscheinlich mehr auf seinem Felde,
wenn er seine Beobachtungen über die verschiedenen Arten von
Mauerbau 13) mittheilt, als wenn er historisch-philologische Fragen
zu lösen versucht. In neuester Zeit haben verschiedene Reisende
auf die eigenthümlichen Zeichen aufmerksam gemacht, mit welchen
4") E. G. Rey. Recherches geographiques et historiques sur la domination
des Latins en Orient, aeeompagnees de textes inedits ou peu connus du 12 au
14 siecle. Nogent-le-Rotrou 1877 (?). 72 pp. 8.
5) G. Schlumberger. Les Principautes franques du Levant, d'apres les
plus reeentes decouvertes de la nuraismatique. Paris 1877. 128 pp. 8.
6) H. Lavoix. Monnaies ä legendes arabes , frappees en Syrie par les
Croises. Paris 1877. 62 pp. 8. — Rec. von Fagnan in Journal as. Oct. —
Dec. 1877, p. 531.
7) Hans Prutz. Die Besitzungen des Deutschen Ordens im Heiligen
Lande. Ein Beitrag zur Culturgesch. der Franken in Syrien. Mit 1 Ueber-
sichtskarte. Leipzig (Brockhaus) 1877. VII, 82 pp. 8. — Rec. von F. Hirsch
in JLZ. 1877, No. 26, p. 406; Ausland 8. April 1878, p. 277.
8) Quellenbeiträge zur Geschichte der Kreuzzüge, hersg. von Hans Prutz.
Heft 1. Danzig (Kafemann) 1876. XXXI, 108 pp. 8 M. — Rec. von F.
Hirsch in JLZ. <N. 215) 14. April 1877, p. 235.
9) List of the Birds collected for the Palestine Exploration Fund by the
Survey Party in Palestine: Statements 1876, p. 200 — 204.
10) Bible Lands: their Modern Customs and Manners Illustrative of Scripture.
By H. J. Van-Lennep. London 1876. — Rec. v. Palmer in Academy 2. Dec.
1876, p. 536.
11) The Moslem Makams : Statements 1877, p. 89 — 103, vgl. Die Makams
in Palästina: Globus Bd. XXXII, p. 251—254.
12) Christian and jewish traditions: Statem. 1877, p. 30 — 37.
13) Notes on Masonry: Statem. 1876, p. 197.
40 Socin, Geographie von Syrien und Palästina.
die Wanderstämme Syriens nicht blos ihre Kamele und anderen
Thiere zu bezeichnen pflegen, sondern welche sie auch als In-
schriften öfters auf Steinen anbringen. Einige neue sachkundige
Bemerkungen zu diesem Gebrauche der Beduinen hat Wetzstein ,4)
veröffentlicht. Hieran anschliessend möchte ich die Aufmerksam-
keit der Reisenden auf die reiche Fülle von sogenannten prä-
historischen Resten, welche in jüngster Zeit in Syrien gefunden
worden sind, lenken 15).
Wir gehen zu dem Gebiete der specielleren Landesbeschreibung
über und erwähnen zuerst Einiges aus dem Gebiete der historischen
Geographie. Ein Band von Schriften älterer Pilger, welchen Tobler
kurz vor seinem Tode zu veröffentlichen unternommen hatte, liegt
nun vor16). Ein sehr dankenswerthes Werk hat Smwaire durch
seine Bearbeitung von Mugir-ed-dln 17) geliefert, da der arabische
Text dieses Buches (gedruckt in Büläk i. J. 1283 d. Fl.) nur
wenigen Forschern zugänglich, die frühere Bearbeitung desselben
aber (vgl. Tobler Bibl. S. 61) unbrauchbar ist.
Grössere, mehr abschliessende Werke über Palästina werden
wir erst nach dem Erscheinen der in Vorbereitung begriffenen
englischen Karte zu erwarten haben. Inzwischen hat de Saulcy ,8)
versucht, nach dem Standpunkt der heutigen Kenntnisse eine Zu-
sammenstellung der alten Ortsnamen mit den modernen zu liefern ;
auch das beliebte und allgemein verbreitete Buch der beiden
Strauss ] 9) ist in zweiter verbesserter Auflage erschienen. Ver-
schiedene Abhandlungen des verstorbenen Drake, unter welchen
besonders statistische Angaben und die Beiträge zur Geographie
14) Wetzstein. Ueber die Eigenthumszciehen nomadischer Völker: Glo-
bus 1877, B. XXXII, No. 16, p. 255—256.
15) Ch. A. Drughty. Prähistorische Steinwerkzeuge aus dem Edomiter-
gebirge: Mittheilungen der Wiener Anthropologischen Gesellschaft 1876, VI,
p. 57.
16) Itinera et descriptiones terrae sanctae lingua latina saec. IV— XI oxarata
sumptibus societatis illustrandis orientis latini inonumentis edidit T. Tobler. I.
Genevae (Typis J. G. Fick) 1877. 240 pp. 8. — Rec. in Verhandlungen d.
Ges. f. Erdkunde zu Berlin. B. 1878. B. 5, N. 3, p. 102.
17) Histoire de Jerusalem et d'Hebron depuis Abraham jusqu'k la fin du
XV'' siecle de J. C. Fragments de la chronique de Moudjir-ed-Dyn , traduits
sur le texte arabe par H. Sauvaire. Paris 1876. 354 pp. 8. — Rec. v. St.
Laue Poole in Academy 7. Oct. 1876, p. 363.
18) Dictionnaire fcopographique abrege de la Terre Sainte par .F. de Saulcy.
Paris 1877. 324 pp. 8. — Rec. von Ganneau in Revue critique 1877, No. 15.
p. 233; von Furrer in Schürer's ThLZ. 30. März 1878, Sp. 159.
1 9) Dr. Friedrich Adolph Strauss und Lic. Otto Strauss. Die Ländor
und Stätten der heiligen Schrift. 2. verbesserte Aufl. Mit einem Titelbilde in
Stahlstich gezeichnet von A. Strähuber, 81 in den Text gedruckten (Holzschnitt-)
Illustrationen, 48 Holzschnittbildern, 2 lithogr. Tafeln, 2 Chromolith. u. 3 Karten,
Leipzig 1876—7 7. VIII, 432 pp. 4.
Socin, Geographie von Syrien und Palästina. 41
des Tih hervorzuheben sind . sind in einem Bande 2") gesammelt
von Besamt herausgegeben worden.
Es mag mir als Mann des Fachs nicht verargt werden, wenn
ich den Reigen der Reisewerke mit der Reisehandbuchliteratur er-
öffne. Neben Baedeker21) hat sich in neuester Zeit eine zweite
mit Karten und Plänen vermehrte Auflage des sehr genauen und
zuverlässigen Buches von Lievin 22) gestellt, allerdings von streng
katholischer Seite.
Tristram's'13) gutes Buch liegt in dritter Auflage vor, und
die anmuthig geschriebenen Skizzen de Voyüe's 24), eines Neffen des
berühmten Archäologen, sind vielfach gerühmt worden.
Von der allgemeineren Geographie wenden wir uns nun zu
der specielleren Länderbeschreibung und beginnen mit dem Süden.
Obwohl der Sinai geographisch nicht zu Palästina gehört, so folgen
wir doch gern des Interesses wegen dem Beispiel Chitrowo's
und erwähnen, dass Baedeker 's Unterägypten 25) ein Ausflug nach
dem Sinai beigefügt ist. Ferner haben wir unsere Freude
darüber auszusprechen, dass Pahner's Buch über die Sinai-
wüste 26) durch eine Uebersetzung deutschen Lesern zugänglicher
20) The Literary Remains of Charles F. Tyrwhitt Drake. Edited, with
a Memoir, by Walter Besant. London 1877. 320 pp. 8 (mit Photogr,). -
Ree. in Athenaeum 2591, 23. Juni 1877, p. 795; Saturday Review 7. Juli
1877, p. 21.
21) Palestine and Syria. Handbook tbr Travellers. Ed. by K. Baedeker.
With eighteen Maps, forty three plans etc. Lpzg. 1876. XVI, CIO pp. 8. —
Rec. von F. A. Eaton in Academy 7. Oct. 187 6, p. 352; von Thorhecke in
JLZ. 1877, No. 15, p. 236.
22) Guide indicateur des Sanctuaires et lieux historiques de la Terre Sainte
par le frere Lievin de Hamme, franciscain residant ä Jerusalem. Seconde
edition, revue, augmentee et aceompagnec de eartes et de plans. Louvain 1876.
XII, 381 -f- 200 -|- 254 pp. 8. — Rec. von Cl. Ganneau in Revue critique
No. 8. 25. Febr. 1877, p. 122 (1. Auflage Jerusalem 1869).
23) H. B. Tristram. The land of Israel: a Journal of Travel in Palestine,
undertaken with special reference to its Physical Charakter. Third edition
revised. With Two Maps, Four Full-page Coloured Plates , Eight Full-page
Illustrations, and numerous other Engravings. London 1876. 8.
24) Syrie, Palestine, Mont Athos, voyage aux pays du passe, par le Vte
Eugene- Melchior de Vogüe. Paris 1876. 333 pp. 8. — Rec. in Revue cri-
tique 26. Febr. 1877, No. 8, p. 123; von Palmer in Academy 25. Aug. 1877,
p. 182; von Kautzsch in Schürer's ThLZ. 1877, No. 8, Sp. 195; Revue bri-
tannique Oct. 1876 (Tome V nouv. serie), p. 411 — 422; Oesterr. Monatsschrift
für den Orient, 15. Nov. 1876, p. 176.
25) Aegypten. Handbuch für Reisende von Karl Baedeker. Erster Theil:
Unterägypten bis zum Faväm und die Sinaihalbinsel. Mit 16 Karton, 29 Plänen,
7 Ansichten und 76 Textvignetten. Leipzig (K. B.) 1877. XVI, 562 pp. 8.
26) E. H. Palmer. Der Schauplatz der vierzigjährigen Wüstenwanderung
Israels. Fussreisen in der Sinai-Halbinsel und einigen angrenzenden Gebieten,
in Verbindung mit der Ordnanee Survey of Sinai und dem Palestine Exploration
Fund unternommen. Mit Genehmigung des Verfassers aus dem Engl, übersetzt.
42 Socin, Geographie von Syrien und Palästina.
geworden ist. In wissenschaftlicher Hinsicht ist freilich noch viel
wichtiger, dass das prachtvolle Werk des verstorbenen Duc de
Lui/nes21) durch einen dritten, die geologischen Untersuchungen
Lartet's enthaltenden Theil abgeschlossen worden ist; die Aus-
stattung dieses Buches . ganz besonders was die Kupfer und geo-
logischen Tafeln betrifft, ist vorzüglich.
Zur Geschichte von Jerusalem wissen wir neben einem wohl
aus einer europäischen Sprache ins Arabische übersetzten historischen
Abriss 28) nur eine anonym erschienene Schrift über die Eroberung
durch die Römer namhaft zu machen 29). Mit Beiträgen zur mo-
dernen Geschichte der heiligen Stadt ist die feinbeobachtende Frau
Finn 30) wieder aufgetreten. Die Lösung der schwebenden topo-
graphischen Fragen wird von nur wenigen Gelehrten ernstlich an-
gestrebt.
Neumann31) liefert Beiträge zur Geschichte der Juden in
Jerusalem; auch findet sich in seinem Buch manches, was für
Ethnographie von Interesse ist. Warrens Underground Jerusalem32)
enthält für Leser, welche die Ausgrabungen des Exploration Fund
verfolgt haben, wenig Neues, beachtenswert!! sind jedoch in diesem
Buche Cap. XX bis XXII (S. 446 ff.) über „Resources in Palestine",
und „Trades in Jerusalem". Sehr nützlich erweisen sich die von
Zimmermann herausgegebenen Terrainkarten Sehtck's 33). Die Re-
Mit 5 Karten. Gotha 1876. XVI, 460 pp. 8. — Rec. von Kautzsch in Schürer's
ThLZ. 1877, No. 3, p. 49 — 51; von Valeton in Studien III, 3; Theol. Lite-
raturblatt 20. Mai 1877, Sp. 241.
27) Voyage d'exploration ä la mer niorte, ä Petra et sur la rive gauche du
Jourdain par M. le duc de Lvynes. Oeuvre posthume publieo par ses petits-
fils sous la direction de M. le eomte de Vogüi. Tome 3. Geologie par L.
Lartet. Paris (ohne Jahreszahl). VI, 326 pp. 4. mit Atlas.
28) wÄJ.^iJl i wJÜii! £uAj Beirut (matba at el-ma ärif.)
29) Fall of Jerusalem, and the Roman eonquest of Judaea. London (Nel-
son) 1877 (Vj. 144 pp. 18.
30) Mrs. Finn. A third year in Jerusalem: a tale illustrating customs
and ineidents of Modern Jerusalem. London (Nisbet) 1877. 340 pp. 12.
3 sh. 6 d.
31) B. Neumann. Die heilige Stadt u. deren Bewohner in ihren natur-
histor., culturgeschichtlichen, socialen und medicinischen Verhältnissen geschildert.
Hamburg 1877 (Berlin, Ad. Coba). XVI, 512 pp. 8. 14 M. — Rec. in Monats-
schr. f. Gesch. u. Wissensch. d. Judenthums, Dec. 1877, p. 571.
32) Charles Warren. Underground Jerusalem. An aecount of some of
the prineipal difticulties encountered in its exploration and the results obtained.
With a narrative of an c.xpedition through the Jordan Valley and a visit to the
Samafitans. With Illustrations. London 1876. XX, 559 pp. 8. — Rec. von
Wilson in Academy 24. Febr. 1877, p. 153; Saturday Review 30. Juni 1877,
,, HOS
33 i Carl Zimmermann. Karten ü. Pläne zur Topographie des alten Jeru-
salem. Basel 1876. 4 Karten fol. 40 pp. 8. — Rec. von Eutinq in JLZ.
MV Sept. 1876, p. 613; von Toller in Beil. zur AAZ. 14. Oct. 1876, No. 288,
p. 4396; von Langen, Theol. L. Bl. No. 19, Sp. 437; in Prot. Kirchenzeitung
Socin, Geographie von Syrien und Palästina. 43
construction des Tempels in Jerusalem wird von Laurent de Saint-
Agnan'6*) nach den neuesten Ausgrabungen an die Hand ge-
nommen ; ein besonderes Buch über den Salomonischen Tempel
hat der Schwede Wennenberg 35) verfasst. Die jüdischen Ueber-
lieferangen in Betreff des Herodischen Tempels hat Hildeshein irr
zusammengestellt 36). Ueber die schwierige Frage in Betreff der
Lage der Höfe und Thore des zweiten Tempels hat Grätz 37) seine
Meinung geäussert. Ueber die Kuppeln an der Moschee el-Aksä38)
hat de Saxdcy zwei Artikel veröffentlicht. Ganneau hat am
Minaret der Nordwestecke des Haräm ein Monument aus der
Kreuzfahrerzeit entdeckt 39). Derselbe unermüdliche Forscher hat
auch untersucht, ob auf der Stelle der Grabeskirche alte jüdische
Gräber vorhanden seien, und gelangt zu einem bejahenden Re-
sultat 40). Die Gräber Davids und der andern Könige von Juda
möchte Birch*1) am Ophel suchen. Die Asnerie, eine grosse
Herberge des mittelalterlichen Jerusalem . hat nach den neuesten
Untersuchungen bei der sogenannten Jeremiasgrotte gelegen4'2).
1876, No. 41; in Aeademy 27. Jan. 1877, p. 75; von Socin in GGA. 1876,
No. 46; Der Kirchenfreund 1876, No. 15, p. 242; Teologisk Tidskrift, Upsala
1877, p. 213; Revue de theol. et de philos. Juli 1877.
34) Laurent de Saint Aignan. Le Temple de Jerusalem, sa reconstruction
par Zorobabel et par Herode, d'apres les deeouvertes recentes de la palestino-
logie: Extrait du t. 10 <6e serie) des Annales de philosophie chretienno. Paris
1876.
35) J. W. Wennenberg. Sälomos tempel oeh Israeliternas gudstjenst
framstälda historiskt oeh meditatift säsom symboler för den kristna kyrkan och
kristendomen. Med planritningar fpä omslaget). Med slutord af P. Wikncr.
Göteborg, 1876. XVII, 174 pp. 8. 2 Tafeln.
36) ./. Hildesheimer . Die Beschreibung des Herodianischen Tempels im
Tractate Middoth und bei Flavius Josephus. Berlin (Rabbinerseminar für das
orthodoxe Judenthum) 1877. 32 pp. 4. — Rec. von Berliner im Magazin f.
d. Wiss. d. Judenth. 1878, p. 54 — 56. Vgl. auch Literaturbl. d. jüdischen Presse
1877, No. 11. 12.
37) H. Grätz. Die Höfe und Thore des zweiten Tempels, eine archäo-
logische Untersuchung: Monatsschrift für Gesch. u. Wissensch. d. Judenthums,
1876, October p. 385—397; Nov. p. 433—444.
38) Lettre ä M. de Witte sur les coupoles de la porte double, aujourd'hui
cachee sous la mosquee d'El-Aksa. au Haram-ech-cherif de Jerusalem par M.
de Saidcy: Gazette archeologique publiee par J. de Witte et Fr. Lenormant.
Paris 1877. Livr. 2. Livr. 3: La seconde des coupoles sous El-Eksa (pl. 17).
39) Ch. Clermont - Ganneau : Monuments inedits des Croises. La presen-
tation du Christ au temple ^d'apres un chapileau provenant de Jerusalem) :
Revue archeologique, Mai 1877, p. 302 — 326.
40) The holy Sepulchre: Statements 1877, p. 76 — 85 (mit Plänen). Auch
franz. u. d. Titel : L'authentieite du Saint-Sepulcre et le tombeau de Joseph
d'Arimathie, par Ch. Cl. G. Paris 1877. 8. fig. Man vergleiche die Ergän-
zung dazu von Wilson: Statements 1877, p. 128 — 134.
41) W. F. Birch. The sepulchres of David and the kiugs of Judah :
Statements 1877, p. 195 — 204.
42) C'onder. The Asnerie: Statements 1877, p. 143 — 144.
44 Socin, Geographie von Syrien und Palästina.
Was die Umgebung von Jerusalem betrifft, so wird von dem
Fund eines merkwürdigen mittelalterlichen, mit Fresken versebenen
Steinblocks bei Bethanien43) berichtet; mittelst desselben kann die
Lage des alten Bethanien endgültig festgestellt werden. Dass
selbst in der näheren Umgebung Jerusalems noch vieles Interessante
zu hnden ist, beweist das Routier Ganneau's von Jerusalem NNW.
nach Blr el-Ma'in 44). Derselbe Forscher will in Der Ebän SWW.
von Jerusalem den Eben und Eben ha-ezer (1 Sam. 7, 12) ge-
funden haben45). Zu der Schrift Lebrecht's über Bether (=
vetera (!) Sipphoris) beachte man besonders die Recension Schürer'aie).
Einen sehr interressanten Artikel hat Ganneau veröffentlicht, in
welchem er nachweist, dass man die Ortslage des antiken Jeshanah
(II. Chron. 13, 19) in 'Ain Sinija, etwa 5 km. nördlich von Beitin,
wiedererkennen dürfe47). In dem nördlichen Theile von Palästina
sind neulich die Vermessungen durch die Engländer vorgenommen
worden : wir haben daher über diese Gegenden eine Anzahl von
Berichten erhalten, die manches Neue und Interessante bieten48).
Andererseits enthält ein Statement der amerikanischen Schwester-
gesellschaft Berichte von Merrill über die letzten Expeditionen nach
dem Jordanthal. Hauran und der Belkä49). Aus dem Haurän ist
noch nachträglich Wetzsteins Abhandlung über das Hiobskloster in
43) Ch. Clermont- Ganneau. La pierre de Bethphage fresques et iu-
scriptions des croises recemment decouvertes aupres de Jerusalem: RA. Dec.
1877, p. 366 — 388. Auch separat u. d. T.: Monuments inedits des croises III.
La pierre etc. Paris 1877. 8. (8 gravures.) Vgl. auch Ath. 20. Oct. 1877,
p. 500. RA. Oct. 1877, p. 279.
44) Clermont- Ganneau. De Jerusalem a Bir el-Mä in : Bulletin de la
soc. de geogr. de Paris, Mai 1877, p. 492 — 515; auch separat u. d. Titel: De
J. ä B. el-M. , fragment d'un Journal d'une excursion faite eu juin 1874. 24
pp. 8.
45) Ch. Clermont- Ganneau. Deir Ebän, the great Eben and Eben
Ha-Ezer: Ac. 28. Oct. 1876, p. 433; Statements 1877, p. 154 — 156.
46) Dr. F. Lehrecht. Bether, die fragliche Stadt im Hadrianisch-jüdischen
Kriege. Ein 1700jähriges Missverständniss. Beitrag zur Geschichte u. Geo-
graphie des alten Palästina mit historischen Beilagen in hebräischer Sprache
(Mag. f. d. Wissensch. d. Judenth. III. 1): Berlin 1877. VIII, 55 pp. 8. —
Rec. von Schürer in Schürer's ThLZ. 1877, No. 2, Sp. 35; von Valeton in
Studien II, 4; von A. Br. in LCB. 1877, No. 34; Jüd. Literaturblatt 1877,
No. 8.
47) Clermont- Ganneau. Notes sur la Palestine: April-Mai-Juni 1877, p.
490 — 501; auch separat u. d. Titel: La Campagne d'Abiyah contre Jerobeam et
L'implacement de Yochänah, par M. Cleriuont-Gauueau. Extrait du J. Asiat.
Paris, Leroux 1877. 2 fr. Vgl. auch Ath. 22. Sept. 1877, p. 375; Statements
1877, p. 206—207.
48) Lieutenant Kitcheners Report I: Statements 1877, p. 70 — 72 (von
Haifa). II. Tiberias, III. Meiron: obds. p. 116—123. IV. Tajjihe, V. Nä-
küra, VI. 'Aleih: ebds. p. 165 — 178. Vgl. auch Journal of tho Survey , ebds.
p. 162—164.
49) Palestine Exploration Society. Fouith Statemont. East of tho Jordan.
The Jordan Valley. The Cities of the Piain. January 1877. New York: Pu-
blished by tho Committee. 120 pp, 8.
Socin, Geographie von Syrien und Palästina. 45
der neuen Auflage von Delitzsch'?, Hiobcommentar zu erwähnen 5o),
ein Aufsatz, der auch französisch bearbeitet worden ist51).
In Mittelsyrien sind nur wenig neue Untersuchungen gemacht
worden. Die lebendigen Skizzen aus dem Libanon von Fraas5-)
sind gern gelesen worden. Ein Meisterwerk ist der neueste Stadt-
plan von Beirut 53). Eine Illusion, die wir aus dem Schulunterricht
wohl alle noch mit uns herumtragen, wird uns durch die Auf-
findung von Bernstein im Libanon zerstört; denn die Phönizier
waren ja doch sicherlich klug genug, das, was sie massenhaft vor
den Thoren ihrer Städte auflesen konnten, nicht erst aus dem
kimmerischen Norden herbeizuholen 54). Das Alter der Monumente
von Baalbek hat de Saulei/65) nach numismatischen Quellen be-
stimmt, indem er den grossen Tempel dem Antoninus Pius, den
Jupitertempel dem Septimius Severus zuweist. Die wenig Neues
bietende Beschreibung einer Palniyratour von Mad. Taschkoff'56)
ist mit sehr hübschen Illustrationen (nach Photographien) aus-
gestattet. Das Buch von TAicien Double 57) über die Fürsten von
Palmyra hingegen wird den Historiker schwerlich befriedigen. Die
schöne Ausstattung des Bavker'schen Buches 58) über Nordsyrien
steht in keinem richtigen Verhältniss zu der geringen Reichhaltig-
keit des Inhalts desselben.
50) Das Hiobskloster im Hauran und das Land Uz mit einer Karte der
Umgebungen des Hiobsklosters , von J. G. Wetzstein : Biblischer Commentar
über die poetischen Bücher des alten Testaments von Fr. Delitzsch, 11. Band
Das Buch Hiob, zweite, durchaus umgearbeitete Auflage. Leipzig 1876. 8.
p. oö 1—604.
51) Le pays d'Uz et le couvent de Job. Notes redigees d'apres an tra-
vail de M. J. G. Wetzstein , publie dans le commentaire de Delitzsch , par
Alexandre Lombard: Le Globe, organe de la societe de Geogr. de Geneve.
Tome XVI, Livr. 2, 1877, Memoires p. 61—75.
52) Oskar Fraas. Drei Monate am Libanon. 2. Aufl. Stuttgart 1876.
IV, 108 pp. 8. 2 M. — Rec. von Kirchhoff in JLZ. 13. Jan. 1877, p. 23;
von Kautzsch in Schürer's ThLZ. 1877, No. 13, Sp. 349.
53) Plan de Beyrouth dedi£ a S. M. I. le Sultan Abdul Hamid II. par
Julius Löytved, Vice-Consul de Danemark. 1876. Proportion 1 : 12000.
Leve et dessine par A. Stuchly Ing. Lithographie par E. Hölzel a Vienne.
54) M. Much. Bernstein im Libanon : Mittheilungen der Wiener anthropo-
logischen Gesellschaft 1877, VI, p. 151 — 153. Vgl. O. Fraas. Drei Monate
am Libanon, p. 94.
55) F. de Saulcy. Note sur läge des grands monuments d'Heliopolis
(Baalbek): Revue archeologique, April 1877, p. 268 — 274.
56) Voyage a Palmyre par Mme Lydie Taschkoff 1872: Le tour du monde,
1877, pr. semestre, p. 161 — 176. Vgl. Aus allen Welttheilen, Nov. 1877, p. 37,
Dec. p. 83.
57) Les Cesars de Palmyre par Luden Double. Paris 1877. 212 pp. in
18 Jesus.
58) Syria and Egypt under the last five Sultans of Turkey, being experien-
ces during fifty years of Consul-General Barker chiefly from his letters and
Journals ed. by his son Edivard B. B. Barker. 2 vols. London (S. Tinsley)
1876. I: XI, 366 pp. II: VIII, 338 pp. 8. — Rec. von Greville J. Chester
in Ac. 28. Oct. 1876, p. 425; Saturday Review 28. Oct. 1876, p. 546.
46
Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche
Exegese, Geschichte Israels.
Von
E. Kautzsch.
Eine Umschau auf den oben genannten Gebieten kann sich
der Vorbemerkung nicht entziehen, dass in denselben trotz der
verhältnissmässig grossen Zahl von Nummern . die zu verzeichnen
sind, auch im letzten Jahre eine gewisse Erschlaffung Platz ge-
griffen hat, wenigstens was grössere, zusammenfassende Leistungen
betrifft. Soweit solche überhaupt voi'liegen, sind es fast nur neue
Auflagen oder Reproduktionen hervorragender älterer Werke; was
sonst von Bedeutung ist, gehört der Detailforschung, zum Theil
der minutiösesten Detailforschung an. Wir können diese Er-
scheinung nicht beklagen. Speciell auf dem Gebiete der alttest.
Exegese liegt die Thatsache vor, dass innerhalb der letzten Jahr-
zehnte eine Reihe hervorragender Commentare von den verschie-
densten theologischen Richtungen geschaffen wurden. Diese als
Ganzes erheblich zu überbieten, kann erst gelingen, wenn die
Detailforschung in vielen Stücken neue Gesichtspunkte eröffnet
hat, und zu diesem Ende ist noch Vieles zu thun. Nicht minder
gilt dies von der hebr. Sprachkunde. Hier drehen sich die wirk-
lich weiterführenden Arbeiten entweder um das grammatische
Detail oder um Auseinandersetzungen mit dem System Olshausen's.
Das schwierigste und am längsten vernachlässigte Gebiet, das der
hebr. Syntax, wird kaum noch durch Detailuntersuchungen gestreift,
geschweige dass hier schon an eiue zusammenfassende Neugestaltung
zu denken wäre. Stärkeren Eifer gewahren wir — entsprechend
dem Zuge der Zeit — auf dem Gebiete der israelitischen Ge-
schichte, speciell der Religionsgeschichte. Freilich vermögen wir
dieser Regsamkeit z. Th. nur mit Kopfschütteln zuzusehen. Auf
der einen Seite eine wilde, verwegene Jagd, die allen wirklichen
Erkenntnissen unseres Jahrhunderts in fieberhafter Hast vorauseilt,
auf der andern eine wohlgemeinte und doch resultatlose Quälerei
falschverstandener Apologetik, die wiederum ein paar Jahrhunderte
hinter unserer Zeit zurückbleibt.
Kautzsch, hebr. Sprach htnde, (littest. Exegese, Geschichte Israels. 47
Wenden wir uns zunächst zur Hebr. Bibliographie. Von
Steinschneiders Mazkir ') erschienen 1876 und 77 die üblichen
zwölf Hefte; mit 1878 ist diese Bibliographie in ihren 21. Jahrgang
eingetreten, dient indess seit dem 9. Jahrgang mehr als Anzeige-
blatt für Buchhändler, seltener als Organ für wissenschaftliche
Bibliographie. Eine Uebersicht über die alttestamentlichen Studien
im Jahre 1876 lieferte Smith2) in einem englischen Fachblatt,
Von Bibliothekskatalogen enthält der erste Theil von Vol. VI des
Leidener Katalogs , welcher bereits im ersten Hefte erwähnt wurde,
wenigstens den Index der hebräischen Titel. Der schon 187:')
erschienene Katalog Steinschneider' 's zu den Münchener hebr. Hand-
schriften sei hier nochmals erwähnt wegen einer trefflichen Re-
cension von H. Strack 3). Die übrigen Leistungen zur Handschriften-
kunde werden unter den Rabbinica zur Sprache kommen.
Auf dem Gebiete der alttest. Textkritik ist ein Aufsatz von
H. Strack 4) zur Textkritik des Jesaja, oder strenggenommen zur
kritischen Masora des Jesajatextes, hervorzuheben; wirkliche Text-
kritik übt an demselben Propheten ein Aufsatz von Studer 5).
Eine Vergleichung unseres masoretischen Textes mit dem Hosea
und Joel des Codex Babylonicus unternahm Ginsburg 6) ; Leu 7)
hat einen bedenklichen Anfang gemacht, sein metrisches System
zu Emendationen des Psalmentextes zu verwerthen. Nur zum
Theil gehört hierher das treffliche Büchlein von Berliner8) über
die Masora zum Targum Onkelos; doch bietet dasselbe auch für
die hebr. Masora manche nützliche Ausbeute.
1) ^PSTWÜ . Hebräische Bibliographie. Blätter für neuere und ältere
Literatur des Judenth. Hsg. von J. Benzian. Berlin 1876 und 77. ä Jahrg.
(12 Hefte) 8 M.
2) W. R. Smith. The study of the Old Test, in 1876: British and foreign
evangel. Review. Oct. 1877, p. 779 — 805.
3) M. Steinschneider. Die hebr. Handschriften der königl. Hof- und
Staatsbibliothek in München. München 1875. 9 M. — rec. von Strack, Ztschr.
für luther. Theologie und Kirche. 1877. I.
4) H. Strack. Zur Textkritik des Jesajas : Ztschr. für luth. Theol. und
Kirche. 1877. I.
5) Studer. Zur Textkritik des Jesaja: Jahrbb. für protest. Theol. 1877. 4.
6) The Babylonian Codex of Hosea and Joel, dated 916 AD. (now :it
St. Petersburg) compared with the received Massoretic Texts, also the book of
Jonah. By the Rev. Christian D. Grinsburg. Plate (Facsimile) 129 — 176:
Transactions of the Soc. of Bibl. Arch. Lond. 1876—7 7. Vol. V. Part I. II.
7) J. Ley. Emendationen zu den Psalmen mit Hülfe der Metrik: Theol.
Stud. und Krit. 1877. 3. S. 501—10.
8) Dr. A. Berliner. Die Massorah zum Targum Onkelos, enth. Massorah
magna und Mass. parva. Nach Handschriften und unter Benutzung von seltenen
Ausgaben zum ersten Male edirt und commentirt. Leipz. (Hinrichs) 1877
VIII, XXIV und 143 pp. 8. 4M. — rec. von W. B. im Jüd. Lit. Blatt
No. 7; von Th. N. im LC. No. 10; von Kautzsch in Th. LZ. No. 6; von
Barth in ZDMG 30, p. 188 ff. und JLZ. No. 48; Ath. 7 Apr.
48 Kautxsch, hebr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels.
Die hebr. L exicogr aphie ist, abgesehen von einer neu-
griechischen Dissertation von Pantazides 9) über die verschiedenen
Arten des Etymologisirens , durch neue Auflagen der beiden am
meisten verbreiteten Wörterbücher bereichert worden. Was zuerst
die dritte Auflage des Fürst' sehen Handwörterbuchs Ul) anbelangt,
so kann man nur bedauern, dass ein so tüchtiger und wohl-
geschulter Bearbeiter, wie V. Ryssel, sich der Sisyphusarbeit
unterziehen musste , einen stereotypirten Text so zu behandeln,
dass er nach wie vor das Gepräge des Fürst'schen Geistes trüge,
während sein eigener Geist wesentlich auf die Fortführung der
Einleitung und auf berichtigende Zusätze am Schluss beschränkt
blieb. Gerade die letzteren zeigen, was der Herausgeber hätte
leisten können, wenn ihm nicht die Hände gebunden gewesen
wären. Von der Neubearbeitung des Gesenius sehen Handwörter-
buchs (8. Auflage) von Muhlau und Volck ll) ist im Berichtjahr
nur der erste Halbband (n — 12) erschienen. Indem wir Weiteres
auf den nächsten Bericht verschieben (der 2. Halbband nebst
Indices und Vorwort erschien Apr. 1878), können wir doch schon
jetzt unsere Freude darüber aussprechen, dass jenes wichtige Buch
in so tüchtige Hände gelegt worden ist. Wenn die Bereicherung
mit dialektvergleichenden und etymologischen Notizen auch hie
und da den Rahmen eines Handwörterbuchs überschreitet, so kann
sich der Leser doch wenigstens dessen getrösten , dass er das
verhältnissmässig Sicherste erfährt, was man zur Zeit über die
einschlagenden Fragen erfahren kann, indem sich die Etymologien
fast durchaus innerhalb der Lautgesetze und der denkbaren Apper-
ceptionen bewegen , was bekanntlieh nicht allen Versuchen auf
diesem schlüpfrigen Gebiete nachgerühmt werden kann. Im An-
schluss hieran mag noch eines Sedezäuszuges 12) aus Treyelles
englischer Uebersetzung des G esenius sehen Wörterbuchs gedacht
werden. Eine dritte grössere lexikalische Arbeit, die Concordanz
9) f. IIa vr a £,t'(fr] S. üeQi id>v StmpoQüiv Et'Siov tov ervfioXoyetv er
raus oriftiTtxals yXcooaaie xal i'Siq iv t/; ißQa'ixrj. Leipz. 1877. 36 pp. 8.
10) Julius Fürst. Hebr. und chaldäisches Handwörterbuch über das A. T.
Mit einer Einleitung, eine kurze Gesch. der hebr. Lexicographie enthaltend,
einem deutschen Index, sowie einem grammat. und analyt. Anhange. 3. verbess.
und verm. Auflage, bearb. von Dr. Victor Ryssel. Leipz. (Tauchnitz) 187G.
2 Bde. I: XLVI11 und SOG pp. II: 667 pp. 8. — rec. von Stade in JLZ.
1876, No. 52; von Kautzsch im LG No. 15; von Baudissin in Th. LZ., No. 14;
von Diestel in Jahrbb. für d. Theol. XXII, 2.
11) Willi. Gesenius. Hebr. und chald. Handwörterbuch über das A. T.
8. Afl. Neu bearbeitet von F. Mühlau und G. Volck. Erste Hälfte (N — fKUE)
Leipz. 1877. 512 pp. gr. 8. 8 M. — rec. von Stade in JLZ. No. 40; von
Delitzsch in Ztschr. für die ges. luther. Theol. und Kirche 1878, 2.
12) W. GeseniiiK. Hebrow and Chaldee Lexicon to the old Test, scrip-
tures Abridged from the English translation by S. P. Tregelles. London
(Bagster) 16. — 15 s.
KautZBch, hebr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels. 49
der hebr. Eigennamen von G. Brecher1*), befriedigt leider in
keiner Weise das Bedürfniss , das längst nach einer solchen Con-
cordanz vorliegt. Die schlimme Ahnung, die schon der Titel er-
weckt, wird auch hinter demselben nur zu sehr gerechtfertigt.
Eine sehr verdienstliche Leistung, die sich gleichzeitig auf das
sprachliche wie das religionsgeschichtliche Gebiet erstreckt, ist
dagegen die Preisschrift von Nestle 14) über die israelitischen
Eigennamen nach ihrer religionsgeschichtlichen Bedeutung (unter
Zugrundelegung der drei Perioden, die sich durch das Vorherrschen
der Gottesnamen El, Jahwe und Elohim charakterisiren). Von
Detailarbeiten ist noch zu erwähnen Grätz's 15) Hinweis auf ein
übersehenes althebräisches Verb um, VutlleiMu'er-'s l6) Aufsatz über
den Gottesnamen Jahveh-Cebaoth, ein solcher von Gautier11) über
den Namen Jahwe, sowie Delitzsch's lb) gegründeter Protest gegen
die „neue Mode der Herleitung des Gottesnamens Jahwe". Noch
gehören hierher die Notizen Treitel's ,9) über die Partikel in,
Deutsch's aU) über die Partikel na, Entler 's 21) über den Ursprung
des hebr. Artikels, Kroner's2'2) über die Etymologie von -i3>-.
Von grammatischen Arbeiten ist zuerst die englische
13) Concordantiae nominum propriorum, quae in libris sacris continentur, a
Gr. Brecher inchoata (sie!) et ad librum Jeremia producta, finita demum a filio
Ad. Brecher. Addenda et corrigenda e libro inedito Sefer Ha-Azamim W.
Heidenheim selegit E. K(irchheim). Frankf. (Kauffmann) 187G. 80 pp. 4.
3,50 M. — rec. von Mühlau in Th. LZ. 1877, No. 17.
14) E. JS/estle. Die israelit. Eigennamen nach ihrer religionsgesch. Be-
deutung. Ein Versuch. Preisschrift. Haarlem (de Erven F. Bohn) , Leipzig
(Harassowitz) 187G. VII, 215 pp. 8. 3,60 M. — rec. von Baudissin in Th.
LZ. 1877, No. 10; von Reuseh im Theol. LB1. , No. 24; von Br. in LC.
No. 45; von Diestel in Jahrbb. f. d. Theol., XXII, 2, p. 308 ff.; von Gautier
in Rev. de theol. et de philos. Oct. 1877; von Cheyne in Ac. 28. Apr. 1877,
p. 363; von C. P. T. in der Theol. Tijdschrift, 1. März 1877.
15) H. (Jrätz. Ein übersehenes Verbum im althebr. Sprachgut (nritf)) :
Monatsschr. für Gesch. und Wissensch. des Judenth. Aug. 1877, p. 374—78.
16) H. Vvillewmier. Le nom de Dien Jahveh-Cebaoth: Revue de theol.
et de phil. Apr. 1877, p. 287—306.
17) L. Gaotier Quelques opinions recentes sur MltT* : Revue de theol.
et de phil., Oct. 1877, p. 571—78.
18) Franz Delitzsch. Die neue Mode der Herleitung des Gottesnamens
i"i1!"P : Ztschr. für die ges. luth. Theol. und K. 1877 4
19) L. Treitel. Etwas über die Partikel IN : Jüd. Lit. Bl. 1877. No. 29,
p. 115 f.
20) J. Deutsch. Zur Etymologie der Partikel TN: Jüd. Lit. Bl. 1877.
No. 8, p. 30.
21) S. M. Entler. The origin of the Hebrew article Ti : Proc. of the
8th. Ann. Sess. of the Amer. Phil. Ass. Hartford 1876.
22) Kroner. Die Ableitung des Wortes "")2>2 '■ Magaz. für Wissensch. des
Judenth. 1877, 3. p. 154-57.
Jahresbericht 1876 -1877. Heft II. 4
50 Kavtz&ch , hebr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels.
Uebersetzung von Land's hebr. Grammatik durch Reg. Lerne Poole2*)
hervorzuheben. Auf den Widerspruch, der sich begreiflicherweise
gegen das neue System erhob, hat Land 24) selbst in der Academy
geantwortet. Als unparteiische Zuschauer dürfen wir uns wohl
das Urtheil erlauben , dass es für den durchschnittlichen Stand
der hebr. Studien in England allerdiags etwas gewagt erscheint,
das System Olshausen's in der zwar selbständigen und geistvollen,
aber doch zum Theil utrirten Darstellung Land's in den niederen
Unterricht einzuführen. Eine Auffassung der Vocalisation, die den
quantitativen Unterschied der masoretischen Vocale bestreitet,
muss in den Händen minder geschulter Lehrer nothwendig zu
schweren Irrthümern führen. — Aehnlich wie Lane Poole unter-
nahm es Curtiss 25) , das System Olshausen's besonders seinen
Landsleuten in Amerika durch eine Uebersetzung von BickelVs
Grundriss nach der eigenen Eevision des letzteren zugänglich zu
machen. Dieses tüchtige Büchlein enthält als schätzbare Zugaben
einen Abriss der Accentlehre von Delitzsch und eine vorzüglich
reichhaltige Schrifttafel von Euting. — Für Schulzwecke bearbeitete
die Formenlehre Qrossmann 26). In England erschien noch ausser
der Merchant Taylors Grammar von Sali 27) eine Elementar-
grammatik nebst Uebungsbuch von Mosern 28. 29) ; wenn die
23) J. P. N. Land. The principles of Hebrew Grammar. Translated
from the Dutch by Reqinald Lane Poole. Part I. Sounds. Part II. Words.
London (Trübner) 1876. XX, 220 pp. 8. — 7 s. 6 d. — rec. von A. Müller
in Th. LZ. 1877, No. 19; von Philippi in Ztschr. f. Völkerpsych. und Sprach-
wissensch., X, p. 255 fl*.; von Stade in JLZ. 1877, No. 1; von Derenbourg in
RC. 1876, No. 50; in Saturd. Rev., 11. Nov. 1876, p. 601.
24) J. P. N. Land. On hebrew grammar. Letter: Ac. 7. Oct. 1876,
p. 361. (Erwiderung auf Robertson Smith's Recension in Ae. 23. Sept. 1876).
25) G. Bichell. Outlines of Hebrew Grammar. Revised by the author,
and annotated by the translator <S. I. Curtiss Jr — With a lithographic table
of Semitic characters by J. Euting. Leipzig (Broekh.) 1878. XIII, 140 pp. 8.
3 M. — rec. von Stade in JLZ. 1877, No. 21; von Diestel in Jahrbb. für
deutsche Theol. XXII, 2; von Kautzseh in Th. LZ. 1877, No. 17; in LC.
1878, 2; von Philippi in Ztschr. f. Völkerpsych. und Sprachwissensch., Bd. X,
p. 255 ff.
26) W. Grossmann. Regeln zu leichterer Erlernung der hebr. Formen-
lehre. Leipz. (Teubner). 31 pp. 8. 0,45 M.
27) C. J. Ball. The Merchant Taylor's Hebrew Grammar. London
(Bagster) 1877. X, 163 pp. 8. 7 s. 6 d.
28) P. H. Mason. A new elementary grammar of (what is usually called)
the Hebrew language of the old Test. 2nd. edit. of Pt. I on the Reading. To-
gether with a sinnt and easy grammar in the form of Reading lessons, and
notes Cor Self-instructors and for Colleges and Schools. Cambr. and London
(Hall) 1877. IUI pp. 8. 5 s. 6 d. — rec. in Ac. 14. Juli 1877, p. 47.
'_'!!) P. 11. Mason. Hebrew Exercise Book. Hebrew-English and Engl.-
Hebr. Exercises, with practica] grammar of the word forms and an appendix:
also füll and extensive tables. New edit. of the first and second parts. Lond.
and Cambr. (Hall) 1*70. 510 pp. 8. 18 s.
Kautzsch , hebr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels. 51
schnurrigen Opera des letztgenannten Gelehrten Absatz finden, hat
es mit einem englischen Olshausen noch gute Wege. Im Vorbei-
gehen erwähnen wir noch die elementare Formenlehre des Schwe-
den Malmström 30) , von Detailforschungen Hochstädters 31) Auf-
sätze über das Psiq und Dagesch, Giesebrecht' s 32) eingehende und
tüchtige Untersuchung über die Präpos. Lamed und die gleichfalls
tüchtige Arbeit von Sperling 33) über die Nota relationis. Mehr
in die Geschichte der hebr. Sprachkunde gehört Nestle's, 34) photo-
lithographische Reproduction der Grammatik des Conrad Pellikan
von 1501; eine Ergänzung dazu bietet Miggenbach's 35) Edition des
Tagebuchs von Pellikan, welches über den Gang seiner hebr.
Studien mancherlei Aufschlüsse giebt. Nicht minder enthält
Tollm's 36) Aufsatz über Michael Servet's Sprachkenntnisse mehrere
interessante Notizen über das Studium des Hebräischen am Anfang
des 16. Jahrhunderts.
Auf dem Gebiet der Einleitung swissenschaft hat
Kaulen37) in seiner „Einleitung in die hl. Schrift" besonders die
Untersuchungen über die alten Bibelübersetzungen gefördert, während
er sich als Katholik in den kritischen Fragen streng conservativ
verhält. Das letztere gilt natürlich auch von Ubaldi's 38) Intro-
30) A. Malmström. Hebreisk formlära für läroverken. Lund 1877.
32 pp. 4.
31) Hochstädter. Ueber den massoreth. Scheidestrich (P'sik) und Scheide-
punkt (Dagesch): Jüd. L. Bl. No. 22, p. 86 ff. und 23, p. 90 ff.
32) F. Giesebrecht. Die hebräische Präposition Lamed. Halle (Lippert)
1876. 112 pp. 8. 4M. — rec. von Kautzsch in Th. LZ. 1877, No. 14.
33) Arth. Gotth. Sperling. Die nota relationis im Hebräischen. Ein
Beitrag zur hebr. Lexicographie und Grammatik. Leipzig (Krüger) 1876.
46 pp. 8. IM. — rec. von V. R. in LC. 1876, No. 49.
34) Conradi Pellicani de modo legendi et intelligendi Hebraeum.
Deutschlands erstes Lehr- , Lese- und Wörterbuch der hebr. Sprache , verfasst
in Tübingen 1501, gedruckt in Strassb. 1504, zur 4. Jubelfeier der Univers.
Tübingen 1877 durch Lichtdruck neu herausgegeben von E. Nestle. Tübingen
(J. J. Heckenhauer). Photographiedruck von M. Rommel in Stuttg. 1877. XI
und 39 photolith. pp. 8. 5 M. — rec. von Geiger in GGA. 1878, No. 9;
in Ac. 18. Aug. 1877, p. 166; von Kautzsch in Th. LZ. 1878, No. 19.
35) Das Chronikon des Konrad Pellikan. Zur vierten Saekularfeier der
Univers. Tübingen herausgeg. durch Bernh. Riggenbach. Basel (C. Detloff)
1877. XLII und 198 pp. 8. 7,20 M. — rec' von Plitt in Th. LZ. 1878,
No. 2; von Geiger in GGA. 1878, No. 9.
36) H. Tollin. Michael Servets Sprachkenntnisse: Ztschr. f. d. ges. luther.
Theol. und Kirche, 1877, H. 4, p. 626 ff.
37) F. Kaulen. Einleitung in die heil. Schrift Alten und neuen Test.
(Theolog. Bibl. 9. Bd.) Freib. i/Br. 1876. VI, 152 pp. 8. 2 M. — rec. von
Baudissin in Th. LZ. 1877, No. 1; von Himpel in der Theol. Quartalschr.
LVIII, 4; und in „Der Katholik", Dec. 1876.
38) Ubaldi. Introductio in sacram scripturam ad usum scholarum pont.
seoiinarii romani et collegii Urbani. Vol. I : Introd. critica, pars I. Roma«
1877. VIII, 788 pp. 8.
4*
52 Kautzsch . hehr. fSprachkvnde, alttest. Exegese, Geschichte Israels.
duetio zum Schulgebrauch in den päpstlichen Seminarien. Wissen-
schaftliche Freiheit zeigt sich in Davidsons 39) Werk über den
Bibelkanon. Rühmliche Erwähnung verdienen auch die nun voll-
ständig gewordenen Records von Giles 4(l). Ausserdem ist mit
einem Aufsatz von Smith*1) über die alttestam. Poesie und einem
solchen von Buddensieg*'2) über das gleiche Thema nach seiner
materiellen Seite, sowie einem Vortrag von Valeton*3) über die
Stellung der .alttest. Wissenschaft in der christl. Theologie die
allgemeine Einleitungsliteratur erschöpft. (Specielles s. unter
No. 56 sq.)
Eine grössere Reichhaltigkeit tritt uns. wie natürlich, auf dem
Felde der biblischen Exegese selbst entgegen. Von Bibel-
werken erwähnen wir den Fortgang des tüchtigen französischen
Bibelwerkes von Reuss 44), des englischen von Wordmcorthib) (mit
Anmerkungen und Einleitungen, übrigens nach der autorisirten
engl. Uebersetzungj . ferner die Ausgabe der englischen Bibel mit
einer überaus reichhaltigen S}"nopsis abweichender Auffassungen
und Uebersetzungen . herausgegeben von Chei/ne . Driv&r , Clarlce
und Goodwin 46j. Von deutschen Exegeten und Uebersetzern
sind allein für das Alte Testament 52 berücksichtigt. Hat auch
diese weitherzige Auffassung des Begriffs ,beste Auctoritäten" zur
Aufnahme von mancherlei unnöthigem Ballast geführt, so ist doch
das o-anze Unternehmen ein solches, dass wir bei dem gänzlichen
39) Davidson. The Canon of the Bible: its foruiation. history, and tiue-
tuations. London (Henry S. King & Co.) 187C. X. 19b pp. 8. — ree. in
Ath. 24. Febr. 1877; Westminster Review, Apr. 1877: Contemporary Review,
Apr. 1878.
40) Giles. Hebrew and Christian Records: an histor. Enquiry eoncerning
the Age and Authorship of the Old and New Testaments. Now rirst published
complete. 2 Voll. London 1877. — ree. in Ac. 1. Dec. 1877.
41) W. R. Smith. The poetry of the Old Test.: British Quarterly Re
view, Jan. 1877.
42; R. Buddensieg . Zur Charakteristik der hebr. Poesie naeh ihrer ma-
terialen Seite: Augsb. AZ. 1877. Beil No. 108, p. 1633; 109, p. 1CÖ5.
4,'ii «/. J. P. Valeton Jr. De israelietische Letterkunde als onderdeel
der Christelijke Theologie. Redevoering. Groningen (Noordhoff) 1877. 44 pp.
0,60 Fl. — ree. von Kamphausen in Th. LZ is7.s. No. 8.
44) Ed. Re.tiss. La bilde. Traduction aouvelle avec introdnetions et
commentaires. 1 ffistoire des [sraelites depuis la conquete dt- la Palestine
jusqu'ä l'exil Paris l s 7 7 580 pp 8. re.c. von Reuscb im Theol. Lit.-Bl.
1S77. Nu, 24: von A Kuenen, Theol. Tijdschr., Nov ls77-. von Gagnebin in
den „Studien" IV. I, p 7 1 ff.
45) Wordstfurtli . The holy Bible in the authorised version. With notes
and introduetions. II. 1: Joshua Ruth London 1*77. 8. 9 s.
1»'. i flu' BLolj Bible edited with various renderings and readings from
the best authorities by the Rev T K Cheyne, S'. R, Ürtver, R. L. Clarlce
and Alfr. Goodioin. London (Eyre and Spottiswoode) 1876. 1376 pp. 8. —
ree von Diestel in Th. LZ. 1*7*. N,, ,s: in Ath. J. Sept. 1877, p. 266 ff.;
von Kuenen in der Theo! Tijdschr. Nov. 1*77
Kavtzsch, hebr. Sprachhunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels. 53
Mangel eines ähnlichen Hülfsmittels die Engländer nur um das
ihnen gewordene beneiden können. Vielleicht dient diese Anregung
dazu, ein entsprechendes deutsches Bibelwerk, unter sorgfältiger
Beschränkung auf die wahrhaft besten Auctoritäten, hervorzurufen.
— Von Oort's holländischer Jugendbibel, einer freien ßeproduction
des geschichtlichen Inhalts, ist der dritte Band in englischer Ueber-
setzung47) erschienen. Das 1871 begonnene Bibelwerk von Cook*8)
(sogen. Speakers Bible oder Sp.'s Commentary. weil von dem 1873
verstorbenen J. Evelyn Denison, Sprecher des Unterhauses, angeregt)
ist hinsichtlich des Alten Test, 1876 mit dem 6. Bde. abgeschlossen
worden. Ueber den Plan zu einer neuen französischen Ueber-
setzung berichtet Äthan. Cöquerel*9), und dem darf hinzugefügt
werden, dass im Berichtjahre eine revidirte deutsche Bibelüber-
setzung auch von den evangelischen Kirchenbehörden der Schweiz
in Angriff genommen worden ist. während gleichzeitig die Arbeit
der deutschen Commission zur Revision der Lutherbibel in Halle
ihren regelmässigen Fortgang genommen hat. Ueber das von
Wlastoio 6U) begonnene russische Bibelwerk wird von Kennern des
Russischen geurtheilt . dass es auch für späteren Fleiss noch
etwas zu thun übrig lasse. Schliesslich möge hier noch Cozza's 51)
Ausgabe wichtiger Fragmente von griechischen und lateinischen
Bibelhandschriften Erwähnung linden ; unter denselben ist besonders
die endliche Veröffentlichung des Daniieltextes der LXX aus dem
Codex Chisianus von Wichtigkeit, Von Hülfswerken für die Bibel-
forschung in encyklopädischer Form gedenken wir zuerst der neuen
Auflage der protest. „Realencyklopädie" 52) von Herzog und Plttt,
die auch für das Gebiet der alttestam. Kritik , Geschichte und
47) The Bible for Young People. Vol. III. From David to Josiah. Pre-
pared by Dr. H. Oort. Authorised translatlon. London 1877. — - rec. in Ac.
8. Sept. 1877, p. 242.
48) The holy Bible, aceording to the authorized Version (A. D. 1611)
with an explanatory and critical commentary etc. Ed. by F C. Cook. London,
1871—76. 8. 6 Bde. — reo. von Nestle in Th. LZ. 1877, No. 1.
40) Athanase Coquerel. Une nouvelle traduction de la Bible (oeuvre
d'un comite protestantt: Compte rendu du Congr es internat. des Orient al. Paris
1873. Tome II. 1876. p. 232 — 36.
50) (r. Wlastow. Die heilige Urkunde u. s. w. Bd. I Genesis. Mit
einer Karte. XVII und 494 pp. Bd. II Exod. und Levit. (Mit einer Karte
und Lithographien) X und 447 221 pp. 8. St. Petersb. 1876 und 77 (In
russischer Spr.). — rec. von Harnack in Th. LZ. 1877, No. 18.
51) Saerorum bibliorum vetustissima fragmenta Graeca et Latina e codd.
Cryptoferratensibus eruta atque edita a Juxcjiho Cozza. Praeeedit Daniel ex
unico eodice Cbisiano. Pars 111. Rom. 1877. CXLI1 pp. 4. — rec. von 0.
Öebhardt in Th. LZ. 1877, No. 21.
52) Real-Encyklopädie für protest. Theol. und Kirche. Unter Mitwirkung
vieler protest Theologen und (Jelehrten in zweiter durchgängig verbess. und
vermehrter Aufl. berausgeg. von Dr. ./. J. Herzog und Dr. Q. Li. PliU.
Erster Band: A bis Augustinus. Leipzig (Hinrichs) 1S77. VI und 798 p)>. 8.
54 Kautzsch, hebr. Sprachhunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels.
Archäologie reichhaltiges Material nach dem gegenwärtigen Stand
der Forschung darbietet. Hamburgers 53) Realencyklopädie für
Bibel und Talmud, welche besonders für nichtjüdische Exegeten
mancherlei nützliches und sonst schwer zugängliches Material ent-
hält, ist im Berichtsjahr bis zum Artikel „Jose" vorgeschritten,
das treffliche Handwörterbuch des Bibl. Alterthums von Rielim 54)
bis „Jeremia" , die amerikanische Cyklopädie 55) von Mc. Clintock
und Strang bis zu den Buchstaben Pes. Verschiedene Beiträge
zur Literaturgeschichte u. s. w. des Alten Test, enthält der bei
den Judaica nochmals zu erwähnende dritte Band der „Gesammelten
Schriften" von Zunz.
Mit dem Bericht über die exegetischen Leistungen im engem
Sinne verknüpfen wir im Nachfolgenden die Aufzählung solcher
Arbeiten, die sich auf die Kritik einzelner Bücher oder Abschnitte
beziehen, und beginnen demgemäss mit der Literatur zur Kritik
des Pentateuch. Auf deutschem Boden sind hier vor allem Wett-
hauseris56) Aufsätze über die Composition des Hexateuchs zu
nennen, welche zwar durch ihre kühnen Aufstellungen zum Theil
berechtigten Widerspruch herausgefordert, übrigens aber manche seit
längerer Zeit ruhende Frage aufs neue in Fluss gebracht und so
einen Umschwung in der Kritik des Pentateuch angebahnt haben;
näheres versparen wir auf den Bericht über den 1878 erschienenen
ersten Band der Geschichte Israels von Wellhausen. Eine eingehende
Untersuchung hat Klos) 'ermann 5?) der Streitfrage gewidmet, ob
Ezechiel die Gesetzessammlung Levit. 18 — 26 verfasst haben könne.
Mit dem Standpunkt Wellhausen' s berühren sich vielfach die scharf-
sinnigen Beiträge Kuenen's 58) zur Kritik des Hexateuch. Von
53) Dr. J. Hamburger. Beal-Encyclopädie für Bibel und Talmud. Wörter-
buch zum Handgebrauch etc. 2. Abth., 3. Heft (H. 1-3: 496 pp. 8.). Neu-
strelitz (Barnewitz). Wien (Br. Winter). — rec. von Schüler in d. Th. LZ.
1877, No. G; Jüd. Lit. Bl. 1877, p. 31; von Castelli in BJSO. 1877, p. 71.
54) Handwörterbuch des Biblischen Alterthums für gebildete Bibelleser.
Herausgegeben unter Mitwirkung von G. Baur, Beyschlag, Fr. Delitzsch etc.
von Dr. Ed. C. Aug. Riehm. Mit vielen Illustrationen, Plänen und Karten.
Bielefeld und Leipzig (Velhageu und Clasing) 1 875 ff. (Bis Ende 1877 sieben
Lieferungen, 672 pp. 8. 11,20 M.)
55) Mc. Clintock & Strong. Cyclopaedia of Biblical , Theological and
Ecclesiastical Literature. Vol. 7. New- York. 1877. 1063 pp. 8. 5 £
56) Wellhausen. Die Composition des Hexateuchs: Jahrbb. für deutsche
Theologie XXI. (1876.) H. 3, p. 392—450; H. 4, p. 531—602. XXH. (1877.)
II. 3, p. 407—79. Der 3. Abschnitt u. d. T. „Die grossen Gesetzeskörper des
Pentateuchs hinsichtlich ihrer inneren Structur und ihrer Verbindung mit der
Erzählung". (I) Ex. 25 — Lev. 16. (II) Lev. 17-26. (III) Num. 1—10. 15
— 19. 26 — 36. (IV) Deut. 1—31.
57) A. Kloster ma nn. Beiträge zur Entstehungsgeschichte des Pentateuchs:
Ztschr. für die ges. luther. Theol. und Kirche 1877, III p. 401—45.
58) A. Kuenen. Bijdragen tot de critick van Pentateuch en .lozua. 1. De
aanwijzing der vrijsteden in .!<>z XX. II. De statu Manasse: Theol. Tijd-
Kautzsch, hebr. Sprachhunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels. 55
einem einzelnen Punkte geht ein Beitrag zur Pentateuchkritik von
Ourtiss™) aus. In apologetischem Interesse wird das Alter des
Pentateuch von Macgregor60) behandelt. Der Geschichte der
Exegese gehört ein Aufsatz von Bacher61) an, welcher sich mit
der Einleitung zum Pentateuchcommentar Ibn Esra's beschäftigt. —
Nicht weniger als 23 Schriften und Aufsätze haben die Genesis
oder einzelne Abschnitte derselben zum Gegenstande, und zwar
ausser einer neuen Auflage von Lange's 62) theologisch-homiletischem
Commentar, Robertson?, 63) und Inglis 6i) Noten zum ganzen Buch,
sowie einem Aufsatz chronologischen Inhalts von Oppert6b), fast
alle die vier ersten Kapitel des Buches. Das Verhältniss der
mosaischen Kosmogonie und Urgeschichte zu den Naturwissen-
schaften wird erörtert von Güttier66), Daivson61), einem engl.
Anonymus68), TJiomson 69) , Pf aß'10) in einer neuen Auflage des
schrift I. Sept. 1877, p. 465 — 96; III. De uitzending der verspieders: ibid.
Nov. 1877, p. 545—66, und März 1878, p. 139 — 62. [Darnach gehören Num.
32, 6 ff . und Jos. 22, 9 ff. unter die spätesten Partien des Hexateuchs.]
59) S. J. Curtiss jr. The Levitical Priests A contribution to' the
Criticism of Pentateuch. With a preface by Franz Delitzsch. Edinburgh und
Leipzig 1877. 5 s. (6 M). — rec. in Biblioth. sacra, Apr. 1878.
60) J. Macgregor. Age of the Pentateuch , with special reference to
revelation and iuspiration : Brit. and Foreign Evang. Review. April 1877, p.
254 — 74.
61) W. Bacher. Abrah. ron Esra's Einleitung zu seinem Pentateuch-
Commentar, als Beitrag zur Geschichte der Bibelexegese beleuchtet: Sitz. Ber.
der Wiener Acad. d. Wissensch., Phil. -bist Cl. LXXXI, 3. — rec. von Deutsch
im Jüd. L. Bl. 1. Nov. 1876.
62) J. P. Lange. Die Genesis oder das Erste Buch Mose. Theologisch-
homilet, bearbeitet. 2. durchges. Aufl. (Lange's Theolog.-homilet. Bibelwerk,
A. T., 1. Tb.). Bielefeld und Leipz. (Velhagen und Ciasing) 1877. VIII,
LXXXII, 476 pp. 8. 6 M. — rec. von Kautzsch in Th. LZ. 1878, No. 19.
63) F. W. Robertson. Notes on Genesis. London 1877. 224 pp. 8. 5 s.
64) J. Inglis. Notes on the book of Genesis. London (?). 3 s. 6 d.
65) S. oben p. 33, No. 4.
66) C. Güttier. Naturforschung und Bibel in ihrer Stellung zur Schöpfung.
Eine empirische Kritik der mosaischen Urgeschichte. Freiburg i. Br. 1877.
VIU, 343 pp. 8. 4 M. — rec. von Scheidemacher im Lit. Hdweiser 219;
in „der Katholik", Jan. 1878; von Zöckler im Beweis des GL, Apr: 1878.
67) J. W. Dawson. Die Natur und die Bibel. Eine Reihe von Vor-
lesungen. Aus dem Engl. Bevorwortet von O. Zöckler. (Mit 10 Holzschnitt-
tafeln). Gütersloh 1877. XU, 176 pp. 8. 2,50 M.
68) Genesis. The book of Genesis and Science: Lond. Quarterl. Review,
Apr. 1877.
69) E. A. Thomson. Genesis and its First Four Chapters: British and
Foreign Evang. Review, Jan. 1877.
70) F. Pfaff. Schöpfgsgesch. mit bes. Berücksichtigung des bibl. Schöpfungs-
berichts. 2. Afl. Frankf. a./M. (Heyder und Zimmer) 1877. VIII. 753 pp.
8. (Mit eingedr. Holzschnitten und 1 Kärtchen.) 12 M. — rec. von Lepsius in
Th. LZ. 1877, No. 21; von Schanz in der Theol. Quartalschr. 1877, No. 4.
56 Kautzsch, hebr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels.
1855 erschienenen Werkes, von Reusch11) in einem Auszug aus
der 4. Afl. seines grösseren Werkes, von Hummelhauer12), Luken13),
Miglior 74) in einem dritten Band seiner Vorlesungen , in einem
Aufsatz von Matfhes 75) über die Schöpfungstage , sowie endlich
in den Arbeiten von Beanland1*), Hopkins11) und Grant1*).
Unter allen diesen zeichnen sich Pf äff und Reusch ebenso durch
das Masshalten im apologetischen Eifer, wie durch ihre Vertraut-
heit mit den wirklichen Resultaten der Naturforschung aus, während
Hummelhauer, Luken und Hopkins diejenige Gattung von Apo-
logetik vertreten, die sich auf keine Concessionen einlässt, weil sie
in der Bibel auch ein Lehrbuch der Geologie vi. s. w. erblickt.
Eine Specialfrage der Patriarchengeschichte behandelt eine schwe-
dische Abhandlung Rydhery's,19), die nach französischer Vorlage
nun auch ins Englische übersetzt wurde; in Genesis Cap. 8 u. 9
hat Schöbel9<)) auf Grund seines früheren Werkes mit einer exe-
getischen Kunst, die für Alles Rath weiss, alle Schwierigkeiten
beseitigt. Von sonstigen Specialarbeiten ist nur noch ein Aufsatz
Gafdmer's81) über Gen. 11, 26, ein mehr geographischer von
71) F. H. Reusch. Die biblische Schöpfungsgeschichte und ihr Verhält-
nis* zu den Ergebnissen der Naturforschung (Auszug aus , .Bibel und Natur",
4. Afl). Bonn 1877. VU, 197 pp. 8. 2,50 M. - rec. im Deutschen Merkur,
1877, No. 45; von B. Pünjer in JLZ. 1878, No. 6.
72) F. v. Hvmmelhauer Der biblische Schöpfungsbericht. Ein exeget.
Versuch. Freib. 1877, 151 pp. 8. 1,90 M. — rec. von Schäfer im Lit,
Handw, 1877, No. 211.
73) Dr. H Luken. Die Stiftungsurkunde des Menschengeschlechts oder
die mosaische Sehöpfgsgeseh. , erläutert und bestätigt durch die Sagen der
Völker und die Naturwissensch. Freiburg i. Br. 187G. VIII, 156 pp. 8.
1,5.0 M. — rec. von Baudjssin in Th. LZ. 1877, No. 12.
74) F. Miglior. Biblia, Fede e Scienza, ossia Lezioni bibliche sulla cos-
mogonia mosaica. Vol. III. Parma 1877, 230 pp. 8. 3 fr.
75) J. C. Mattheit. De Scheppingsdagen : Theol. Tijdschr., 1. Juli 1877.
70) lieanlmirt. The world before Adam; or Geological Footprints of Je-
hovah. London (Bemrose). 326 pp. 12. 3 s. 6 d.
77) S. Hophins. An Exposition of the Original Text of Genesis I. and II.
§ 5 ,,Without form and void'' : Bibliotheca sacra, Vol. 34. Andover, Jan.
1877, p. 51—69; Juli, p. 422-47.
78) P. W . Grant. The Bible Record of Creation True for every Age.
— rec. in Ac, 1. Dec. 1877.
79) V. Rydberg Double number key to the genealogical table of the
First Patriarchs in Genesis and the Chronology of the LXX. From Comber-
tigues french translation of the origin. Swedish Brocbure by S. M. Draeh :
Txansactions of the Society of Bibl. Archaeology 1877. Vol. V. P. 1, p.
65 — 87.
80) Schoebel. Demonstration de l'authent. mosaique de la Genese: Annales
de philos. chr^tienne. Paris. I. Chap. 8 et 9. Nov. 1876, p. 347—64. II. Dec,
p. 405 sq. III. Jan. 187 7, p. 7-23. (Nach dess. „le Mo'ise historiqne", Paris
1875.)
81) F. Gardiner. Note on Gonesis XI, 26: Biblioth. Sacra. Oct. 1877,
p. 755 61
Kavtzsch, hehr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels. 57
Ganneau6-) über Gornorrha u. s. w. , endlich Obbard's*3) Er-
klärung des Segen Jakob's zu erwähnen.
Etwas stiefmütterlicher als die Genesis sind, wie gewöhnlich,
die übrigen Bücher des Pentateuchs behandelt. Exodus ist nur
durch einen Aufsatz von Stier 84) über Cap. 11, 7 vertreten; Le-
viticus durch Hoß'mann's 85) Untersuchungen . über Cap. 1 — 7,
welche in Anlehnung an die spätere jüdische Tradition die Einheit
und Integrität jenes Gesetzescyklus zu erweisen suchen, sowie
durch einen Aufsatz Fenton's 86), nach welchem das Jubiläums-
gesetz (Lev. 25) den Dorfgemeinden der ältesten Zeit angepasst
ist. Einen kurzen Commentar über Abschnitte der Bücher Numeri
und Deuteronomium schrieb Trower S7) ; der aaronische Segen wurde
nach bamidbar rabba von Wünsche 88) behandelt, die Bileams-
sprüche von dem angesehenen englischen Exegeten Kaiisch 89).
Den Charakter des Deuteronomium als eines Volksbuches sucht
Sime 9U) zu erweisen ; dem Moseslied gilt eine kritisch sehr con-
servative, übrigens aber gelehrte und beachtenswerthe Abhandlung
von Flockner91). Zur Erklärung der Bücher Samuelis haben
Hobson9*), Schröriny 93) und Bloch 9i) Beiträge geliefert; auch
82) Ch. Clermout-Ganneau. Gomorrhe, Segor et les filles de Lot. Lettre :
R. arch., März 1877, p. 193—98.
83) A. N. Obhard. Prophecy of Jacob. Notes, critical and exegetical
on Genes. XLIX. Lond. 1877. 4 s.
84) Stier. Noch eine Erklärung zu Exod. 11, 7: Jüd. Lit.-Bl. 1877, No.
13 und 14, p. 52- 53.
85) Hoffmann. Einheit und Integrität der Opfergesetze Lev. Cap. 1—7:
Magaz. für die Wissensch. des Judenth. 1877. I. p 1-16; II. p. 61 — 75;
HI. p. 125 - 41.
86) J. Fenton. The primitive Hebrew Land Tenure: Theolog. Review,
Oct. 1877.
87) W. J. Trower. Short comments on Eighty Passages in the 27 last
chapters of the book of Numbers and in the book of Deuteronomy. London
1877. 410 pp. 12.
88) A. Wünsche. Der aaronische Segen nach Auffassung und Auslegung
des Midrasch bamidbar r. Par. XI: Jahrbb. f. protest. Theol. 1877. 4. p.
675 — 705.
89) M. M. Kaiisch. Bible Studies. Part I. The Prophecies of Balaam
or The Hebrew and the Heathen. Lond. 1877. 10 s. 6 d. — rec. von Cheyne
in Ac, 22. Dec. 1877; von Oort in der Theol. Tijdschr., 1. Jan. 1878.
90) J. Sime. Deuteronomy, the People's Book. Its Origin and Nature.
A Defence. London 1877. VIII. 295 pp. 8. 6 s. — rec. von Kuenen in
der Theol. Tijdschr., Nov. 1877.
91) C. Flöckner. Zur Authentie und Integrität des Mosesliedes. Beuthen
(Görlich) 1876. (Progr. des Realgymnas.) 48 pp. 4. 4 M. — rec. von Kamp-
hausen in Th. LZ. 1877, No. 14.
92) E Hobson. Aids to the Study of the Books of Samuel. Book 2.
1877. 12. 1 s. 6 d.
93) Fr. Schröring. Ueber einige Stellen aus den Büchern Samuelis.
2. Heft. 20 pp. 4. (Gymn. Programm).
94) Bloch. Nochmalige Beleuchtung von 1. Buch Samuel, Cap. 16— 18:
Jüd. Lit.-Bl. 1877, No. 9, p. 33 — 34.
58 Kautzsch, hebr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels.
die Abhandlung von Brngsch 95) über den Tempelbau nach der
koptischen Version ist mehr von exegetischem, resp. text-kritischem,
als archäologischem Interesse ; die Wunderberichte über Elias und
Elisa behandelt Giemen 96) in einer schwangvoll geschriebenen und
exegetisch tüchtigen Arbeit zu apologetischen Zwecken. Ueber die
drei grossen Propheten erschien als Opus posthumum der gelehrte,
übrigens streng katholische Commentar von Le Hir 97), über Jesaja
der lange erwartete und reichhaltige, in kritischen Fragen (auch
bez. Cap. 40 — 66) durchaus conservative Commentar von Nägels-
bach 98). Sharpe ") hat neben einer revidirten Uebersetzung des
Propheten auch ein chronologisches Arrangement desselben und
damit den Beweis geliefert, dass noch nicht alle Möglichkeiten
erschöpft sind, die 66 Capitel in eine Reihe zu bringen. Alle
Beachtung verdient dagegen der scharfsinnige Aufsatz von Kleinertum)
über Jes. 20—22, vgl. mit 2. Kön. 18 ff. Den Ursprung des
Deuterojesaja behandelt ein schwedischer Aufsatz von Ekman1{)1);
die Behauptung Kohii^s1"2), dass der Deuterojesaja von anti-
parsischen Tendenzen erfüllt sei, rief die Gegenschriften von Mat-
thes103) und de Harlezim) hervor. Das berühmte Capitel vom
95) H. Brugsch-Bey. Der Bau des Tempels Salomo's nach der kop-
tischen Bibelversion. Leipzig (Hinrichs) 1876. III, 35 pp. 8. 4 M. — rec.
von Reusch im Theolog. Lit.-Bl. 1877, No. 9-, von Baudissin in Th. LZ. 1877,
No. 12.
96) A. Clemen. Die Wunderberichte über Elia und Elisa in den Büchern
der Könige. Eine hermeneutisch-apologetische Studie. Grimma (Gensei) 1877.
42 pp. 4. (Programm der Fürstenschule). 1 M. — rec. von Kautzsch in Th.
LZ. 1877, No. 21.
97) Le Hir. Les trois grands prophetes Isa'ie, Jeremie, Ezeehiel. Ana-
lyses et commentaires, avec traductions de l'hebreu en francais des parties prin-
cipales. Publie par M. Grandvaux. Paris 1877. IV, XXVI. 409 pp. 8. —
rec. von Baudissin in Th. LZ. 1877, No. 11.
98) Carl Wilh. Ed. Nägelsbach. Der Prophet Jesaja. Thoolog.-homi-
letisch bearbeitet (Lange's Bibelw. , A. T. Theil XIV). Bielefeld und Leipzig
(Velhagen und Ciasing) 1877. XXXV, 792 pp. 8. 10 M. — rec. von Reusch
im Theol. Lit.-Bl. 1877, No. 26; von Engelhardt im Beweis des Glaubens März
1878; in der Allgem. ev.-luth. KZ. 1878, No. 1; von Valeton in den „Studien"
1878, IV, 3; von Kautzsch in Th. LZ. 1878, No. 25; von Flöckner in LH.
Rdsch. 1878 No,. 16.
99) S. Sharpe. Book of Isaiah , arranged ehronologically in a revised
translation and accompanied with histor. notes. London (J. R. Smith) 1877.
166 pp. 12. 2 s. 6 d. — rec. in Ac. 8. Sept. 1877, p. 242.
100) Kleinert. Bemerkungen zu Jes. 20-22 und 2. Kön. 18 — 20: Theolog.
Stud. und Kritiken 187 7, I.
101) J. A. Ekman. Likheter mellan Esaias Kapp. 40 — 66 och Jeremias,
betraktade med hänsyn tili fragan om de förras Ursprung. Upsala (Universitets
arsskrift) 1877. 127 pp. 2,50 kr.
102) Alex. Kohut. Antiparsische Aussprüche im Deuterojesaja: ZDMG,
1876, p. 709 — 22.
103) J. 0. Ma.tthes. Bestrijdt Deutoro-jesaia hot parzismo?: Theol. Tijd-
schr., Nov. 1877, p. 567 — 92.
104) de Harlez. Les pretondus tendances antimazdeennos des dein, cha-
pitres d'Isaie: Revue des quostions historiques, Apr. 1877, p. 582 ff.
Kautzsch, hehr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels. 59
Knecht Jahwe's veranlasste allein zwei grössere Werke. Auf Ver-
anlassung Pusey s 105) stellte Neubauer 55 jüdische Erklärungen
aus Drucken und Handschriften nebst 27 kleineren Fragmenten
von Auslegungen bis herab auf S. D. Luzzatto zusammen; ein
zweiter Band enthält Driver's und Neubauer $ englische Ueber-
setzung zu jenen Texten mit einer Einleitung Pusei/s. Wie weit
der von letzterem angestrebte Erfolg erzielt worden ist, mag auf
sich beruhen ; jedenfalls bietet dieses echt englische Unternehmen
einen namhaften Beitrag zur Geschichte der jüdischen Exegese.
Das andere Werk, von Urwicfc 106) , behandelt gleichfalls nur die
Verse über den Knecht Jahwe's unter Voraussetzung ihres Jesa-
janischen Ursprungs. Eine tiefere Würdigung des Ezechiel be-
zweckt ein tüchtiger Aufsatz von Klostermann 107). Zu den kleinen
Propheten erschien der sechste (und letzte) Band von Pusey's lo8)
1860 begonnenem Commentarwerk in bekannter dogmatisirender
Exegese; über Joel ein Commentar des hoffnungsvollen und zu
früh geschiedenen Katholiken Karle109); zu bedauern ist dabei,
dass die Herausgabe dieser an sich tüchtigen Arbeit ganz un-
kundigen Händen anvertraut worden ist. Auf Joel bezieht sich
ausserdem ein Aufsatz Valeton's 11(l) und eine Dissertation Montet's111),
auf Zacharia eine Arbeit Bosanquet's112).
105) The tifty-third chapter of Isaiah according to the Jewish Interpreters.
Bd. I Texts, edited from printed books and mss. by Ad. Neubauer. XXIV.
402. 170 pp. Bd. II Translations by S. R. Driver and Ad. Neubauer. With
an introduction to the translations by E. B. Pusey. LXXVI. 574 pp. 8.
Oxf. u. London (J. Parker & Co.). Leipz. (T. O. Weigel) 1876 — 77. 30 M.
— rec. von C. Taylor in Ac, 19. Mai 1877, p. 440 ff. ; Ath., 28. Juli, p. 106;
von de Lagarde in den GGA. 1877, St. 24; von O-m in der Allgem. Ztg. des
Judenth. 1877, No. 16; von Br. in LC. 1877, No. 36; von Stade in JLZ. 1877,
No. 38; von Strack in ThLZ. 1877, No. 21; von Rohling in der Lit. Rund-
schau 1877, No. 18.
106) William Urwick. The Servant of Jehovah: A commentary, gram-
matical and critical lipon Isaiah LII, 13 — LIII, 13 with dissertations lipon the
authorship of Isaiah LXVI. Edinburgh 1877. 200 pp. 8. 6 s. — rec. in Ac.
28. Apr. 1877, p. 362 ff; in Lond. Quarterl. Review, Apr. 1877.
107) A. Klostermann Ezechiel. Ein Beitrag zu besserer Würdigung
seiner Person und seiner Schrift: Stud. u. Krit. 1877, III, p. 391-439.
108) Rev. E. B. Pusey. The minor prophets with a commentary ex-
planatory and critical , and introductions to the several books. Part VI.
Zechariah — Maleachi. Oxford and London 1877. — rec. in Ac, 30. Juni 1877;
in Ath., 15. Sept. 1877, p. 328ff
109) J. A. Karle. Joel ben Pethuel propheta. Lipsiae (Hinrichs) 1877.
V, 77 pp. 8. 3,60 M. — rec. von Reuseh im Theol. Lit. Bl. 1877, No. 26;
von Kamphausen in ThLZ. 1878, No. 6; von Nowack in JLZ. 1878, No. 23.
110) J. J P. Valeton. Nog eens Joel: Studien 1877. III, 1, p. 92 ff.
111) E. Mordet. Etüde litteraire et critique sur le livre du prophete Joel.
(Dissert.) Geueve (H. Georg) 1877. 51 pp. 8.
112) S. R. Bosanquet. Prophecies of Zechariah. (?) 1877. 8.
60 Kautzsch, hebr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels.
Die Psalmen erfuhren eine kurze Commentirung von Heilig-
stedt113) in compilatorischer Manier; von einem grösseren eng-
lischen Commentar JennincjS 114) ist bis jetzt der erste Theil er-
schienen , in vielfacher Anlehnung an deutsche Muster , aber zum
Theil ohne rechtes Urtheil über die verschiedenen Standpunkte der
benutzten Exegeten. Die prophetischen Psalmen legte GJiesqiiiere11^)
aus; auf einzelne Psalmen beziehen sich Aufsätze von Grätz 116),
Wanner111), Oppenheim116) und Hnyser 119) ; die Hapaxlegomena
der Psalmen behandelte Robbert 12°). — Die Proverbien sind
nur durch einen Versuch von Koref 121) über Cap. 30 und 31
vertreten. — ■ Eine Oase auf dem Gebiet der Exegese zu den
Hagiographa bildet die neue (2.) Auflage von Delitzsch'^ 122) Hiob-
commentar; abgesehen von seinen sonstigen Vorzügen ist das Buch
durch die Neubearbeitung in noch höherem Grade als früher zu
einer unerschöpflichen Fundgrube von exegetischem Detail aller
Art geworden. Eine Popularisirung der Hiobexegese für erbau-
113) Aug. Heiligste^ t. Die Psalmen. Hebräischer Text mit einer kurzen
Auslegung. Heft 1 und 2. Halle (Herrmann) 1876. 140 pp. 8. 2 M. —
rec. von Baudissin in ThLZ. 1876, No. 17 (zu Heft 1, Ps. 1—25).
114) H. C. Jennings assisted in parts by the Rev. W. H. Lowe. The
Psalms. With Introduetions and Critical Notes. Books I and II. Psalms
1—72. Lond. (Macmillan). 350 pp. 8. 10 s. 6 d. — ree. in Ac. , 28. Apr.
1877, p. 362.
115) J. Ghesqiiiere. David . . . seu psalmi prophetici . . . philolögice ac
paraphrastice expositi authentico textu. Arras (Sueur-Cbarruey) XVI, 452 pp.
18. 3 fr.
116) H. Graetz. Auslegung des 16. Psalmes und dessen geschichtl. Be-
ziehung: Monatsschr. f. Gesch. u. Wissenseh. des Judenth., Sept. 1877, p. 385
— 401.
117) F. Wanner. Etüde critique sur les Psaumes 44. 74. 79 et 83.
(Dissertat.) Lausanne 1876.
118) J. Oppenheim, lieber die Bedeutung des 73. Psalms: Monatsschr. f.
Gesch. u. Wissensch. des Judenth., Nov. 1877. p. 498 — 516.
119) Hvyser. Explication du psaume 89 (88), chant royal. (Extr. de la
Revue des scienees ecclesiast. Febr. 1877. p. 123—42). Arras 1877.
120) ./. Robbert. Td anaig J.fyofievn Psalmorum oxplicata. Disput,
academica. Upsalae (Berling) 1877. 44 p. 8. — rec. von Nestle in Th. LZ.
1879, No. 2.
121) H. Koref. Versu« h einer neuen Uebersetzung der letzten Capitel
30 und .".1 der Proverbien des Königs Salomo. Budapest (Tettey) 1876. III,
46 pp. 10. 1,20 M.
122) Franz Delitzsch Biblischer Commentar über die poetischen Bücher
des A. T. 2. Band: Das Buch Hiob. Mit Beiträgen von Fleischer und Wetz-
stein nelist einer Karte der Umgegend des Jobsklosters. 2. durchaus umge-
arbeitete Auflage. Leipzig (Dörfffing und Kranke) 1876. (Des Bibl. Commontars
über «las alte Test herausg. von C. F. Keil und Fr. Delitzsch 4. Theil,
2. Band). VIII. 615 pp, 8. UM. — rec. von Wellh.uisen in ThLZ. 1877,
No. 4; von Kolhe i/n Beweis d. Gl., Fobr. 1877; in LG 1877, No. 14.
Kavtzsch, hehr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels. Q\
liehe Zwecke ist die übrigens tüchtige Bearbeitung von Roqge 123),
welche eine wörtliche Uebersetzung mit kurzen Erläuterungen,
meist im Anschluss an Delitzsch und Zöckler, verbindet. Eine
recht lesbare Uebersetzung in gereimten, meist vierfüssigen Jamben
nebst Einleitung und kurzen Erläuterungen bietet Kemmler m),
während Hansen! 's 125) Uebersetzung in ungereimten fünffüssigen
Jamben aller weiteren Zuthaten entbehrt. — Von den kritischen
Arbeiten über das Buch Hiob vei'dienen nachdrückliche Hervor-
hebung die Beiträge Buddes120); die sorgfältigen Detailstudien
desselben, namentlich auf dem Gebiet der lexicalisehen Statistik,
werden ihren Werth behalten, wenn ihnen auch die Rettung der
Elihureden nicht gelingen sollte. Gegen Budde's Angriffe sucht
Studerv2T) in einer „Antikritik" seine Zerstückelung des Buches
Hiob (in den Jahrbb. f. protest. Theol. 1875, Heft 4, S. 688 ff.)
aufrecht zu erhalten. Auf einzelne Punkte der Hiobexegese, sowie
auf die Entstehungszeit des Buches beziehen sich die Beiträge von
Barth12**); auf Cap. 3 ein Aufsatz von Cox129); die Entstehung
der LXX zu Hiob verlegt Grätz 130) in das erste vorchristliche
Jahrhundert. Die Auslegung der Megillen wurde bereichert durch
einen nachgelassenen Commentar von Veith 131) zu Koheleth und
dem Hohenlied; das Hohelied allein erfuhr eine eingehende Com-
mentirung durch Kämpf **2); reichhaltig in Bezug auf die Ge-
123) W. Rugge. Das Buch Hiob der Gemeinde dargeboten. Erlangen
(Deichert) 1877. VI, 120 pp. 8. 1,60 M. — rec. von Meier in ThLZ. 1877,
No. 21.
124) G. Kemmler. Hiob oder Kampl' und Sieg im Leiden. In dichter.
Form wiedergeg. Calw (Vereinsbuchh.) 1877. 184 pp. 8.
125) Hansen. Das Buch Hiob in poetischer Form. Cottbus 187 7. 97 pp.
16. 0,60 M.
126) Carl Bitdde. Beiträge zur Kritik des Buches Hiob. I. Die neuere
Kritik und die Idee des B. Hiob. II. Der spracht. Charakter der Elihu-Reden.
Bonn (Marcus) 1876. 160 pp. 8. 3 M. — rec. von Reusch im th. L. Bl.
1876, No. 26; von Kautzsch in ThLZ. 1877, No. 2; von Stickel in JLZ. 1877,
No. 10; von Smend in Stud. u. Krit. 1878, I.
127) G. Studer. Das Buch Hiob. Antikritik: Jahrbb. für protest. Theol.,
1877. H. 3, p. 540- 60.
128) J. Barth. Beiträge zur Erklärung des Buches Job. Leipzig (Hin-
richs) 1876. 27 pp. 4. 2 M. — rec. von Reusch im theol. Lit. Bl. 1876,
No. 26; von Kautzsch in ThLZ. 1877, No. 2; von Stade in JLZ. 1877, No. 10;
von Hoffmaim im Magaz. f. d. Wissenseh. d. Judenth., 1877, 3.
129) S. Cox. The Book of Job 3. The first colloquy: The expositor,
Apr. 1877.
130) H. Graetz. Das Zeitalter der griech. Uebersetzung des B. Hiob:
Monatsschr. f. Gesch. a. Wissensch. d. Judenth., Febr. 1877, p. 83- 91.
131) J. K. Veith. Koheleth und Hoheslied, übersetzt und erklärt. Aus
dessen hinterlass. Handschriften herausgeg. Wien 1877. 211 pp. 8. 3 M.
132) /S. J. Kämpf. Das Hohelied aus dem hebr. Originaltext ins Deutsche
übertragen etc. Prag (Mercy) 1877. XL VI, 214 pp. 8. 10 M. — rec. in d.
Jahrbb. f. Jüd. Gesch. u. Lit. 1877, III; von Baudissin in ThLZ. 1877, No. 26.
62 Kautzsch, hebr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels.
schichte der Auslegung, gipfelt dieselbe in dem Versuch, den Text
auf dreimal drei dramatische Scenen zurückzuführen. Von De-
litzsch'& Commentar zum Hohen Lied wurde eine englische Ueber-
setzung133) veranstaltet, leider nicht frei von starken Missver-
ständnissen des Uebersetzers. Die Uebersetzung und Erklärung
Josetf'y's i34) bietet dem Kundigen einen interessanten Beitrag zur
Geschichte der Auslegung. Den Klageliedern ist ein Aufsatz von
Flöckner 135) , dem Koheleth ausser dem Commentar von Veith
(s. o. 131) ein solcher von Leale136) gewidmet. Esra, Nehemia
und Esther umfasst ein Commentar des Katholiken Neteler 137) ;
den hellenistischen Ursprung des Buches Esther sucht Bloch in ver-
schiedenen Aufsätzen 138) und einer daraus hervorgegangenen Bro-
schüre 139) zu erweisen; dem Targum scheni zu demselben Buch
gilt eine Broschüre von Munk 14°) und verschiedene Aufsätze von
Reis u 1). Eine neue Uebersetzung und Erklärung des Daniel
lieferte Rohling1*2); eine treffliche Behandlung des Danielcom-
mentars von Hippolytus Bardenhewer 143). Auf Esra und Nehemia
erstreckt sich eine Abhandlung Rose7izweig's 144), welche in wenig
133) Franz Delitzsch. Commentary on the Song of Songs and Ecclesiastes.
Translated from the German. Edinb. 187 7. — rec. in Ac, 1. Dec. 1877.
134) B. W. Joseffy. Das Hohelied . . . aus der Urschrift von neuem
übersetzt und nach den ältesten Ueberlieferungen erklärt. Basel (Spittler) 1877.
96 pp. 8.
135) C. Flöckner. Ueber den Verfasser der Klagelieder: Theol. Quartalschr.
1877, 2, p. 187-280.
136) T. H. Leale. Homiletic Commentary on the Book of Ecclesiastes.
With crit. and explanatory notes. London 1877. 184 pp. 8.
137) B. Neteler. Die Bücher Esdras, Nehemias und Esther, aus dem Ur-
texte übers, und erklärt. Münster 1877. VIII. 255 pp. 8. 4 M.
138) J. S. Bloch. Der hellenistische Ursprung und Charakter des Buches
Esther: Jüd. Lit. Bl. 1877, No. 27—34.
139) Bloch. Hellenistische Bestandteile im bibl. Schriftthum. Eine
kritische Untersuchung über Abfassung etc. des Buches Esther. Barby 1877.
VII, 59 pp. 8. — rec. von Nowack in JLZ. 1878, No. 27.
140) L. Munk. Targum Scheni zum Buche Esther, nebst Variae lectiones
nach handschr. Quellen erläutei-t und mit einer literarhistor. Einleitung versehen.
Berlin (Benzian) 1876. V, 37 u. 45 pp. 8. 2 M. — rec. von Br. in LC.
1877, No. 50.
141) J. Reis. Das Targum scheni zu dem B. Esther (Verhältniss des
edirten Textes desselben zu dem eines hdschr. Codex): Monatsschr. für Gesch.
u. W. des Judenth., April — Nov. 1876.
142) A. Rohling. Das Buch des Propheten Daniel. Uebers. und erklärt.
Mainz (Kirchheim) 1877. VII, 372 pp. 8. 5 M. — rec. von Schäfer in Lit.
Handw. 1877, No. 199 u. 200.
143) Priest. D. Otto Bardenhewer. Des heil. Hippolytus von Korn Com-
mentar zum Buche Daniel. Ein literargesch. Versuch. Freiburg (Herder) 1877.
IV, 107 pp. 8. 2 M. — rec. von Zahn in ThLZ. 1877, No. 18.
144) Adolf Rosenzweig. Zur Einleitung in die Bücher Esra u. Nehemia.
Berlin (Götz) 1876. 54 pp. 8. IM— rec. von Kamphausen in ThLZ. 1877,
No. 14.
Kautzsch, kehr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels. 63
überzeugender Methode Esra 1 — 6 nebst Fragmenten auf den
Chronisten, das übrige aber auf Nehemia und einen weiteren Be-
arbeiter zurückführt, während eine Ueberarbeitung Nehemia's durch
den Chronisten in Abrede gestellt wird. Die Kalubaiten oder
Kalebiten der Chronik behandelt ein Aufsatz von Grätz 145). Von
der Literatur zu den alttestamentlichen Apokryphen erwähnen wir
Brüll1*6) über das Susanna-Buch, Bissell 147) über III. Esra, Gut-
beriet 148) über Tobias, Menan 149) über die Apokalypse des Baruch,
endlich Kimiy's l5°) Uebersetzung des „Restes der Worte Baruch's"
aus dem Aethiopischen.
Auf dem Felde der israelitischen Geschichte ist an
erster Stelle das bereits im ersten Heft besprochene treffliche Werk
Maspero's nochmals zu erwähnen, welchem durch die Uebersetzung
Pietschmann's eine weitere Verbreitung auf deutschem Boden ge-
sichert ist. Zum ersten Male begegnet uns hier statt einer apho-
ristischen Darstellung eine Verflechtung Israels in den Verlauf der
grossen Politik Vorderasiens und Aegyptens. Dagegen giebt der
erste Band von Seinecke's 151) israelitischer Geschichte mehr ein
Zerrbild als Geschichte; auf 229 Seiten wird der Hexateuch ver-
höhnt, um die Geschichte der getheilten Reiche auf 46 Seiten zu
erledigen. Ueber die Königszeit zurück hatte Israel nach diesem
Historiker keine Erinnerungen; Stücke, wie Exodus 15, gelten
ihm als nachexilisch. Im entgegengesetzten Geiste ist die Fort-
setzung des Lehrbuchs von Köhler 152) gehalten. Von dem nun-
mehr completen grossen Werke von Grätz 153) ist eine Lieferungs-
145) Grätz. Die Kalubaiten od. Kalebiten in der Chronik: Monatsschr.
für Gesch. u. Wissensch. des Judenth., Nov. 1876.
146) iV. Brüll. Das apokryphische Susanna-Buch (aus Brüll's Jahrhb. für
jüd. Gesch. u. Liter. 1877, III). Frankf. 69 pp. 8. 3 M. — rec. von Keusch
im Theol. Lit. Bl. 1877, No. 20.
147) Rev. E. C. Bissei. The First Book of Esdras (Esra III) : Bihlio-
theca sacra, Apr. 1877, No. 34, p. 209—28.
148) C. Gutberiet. Das Buch Tobias übersetzt und erklärt. Münster
187 7. Vin, 355 pp. 8. — rec. von Bickell in der Ztschr. f. kathol. Theol. II, 2.
149) E. Renan. L'Apocalypse de Baruch: Journal des savants, Apr. 1877,
p. 222—31.
150) König. Der Rest der Worte Baruchs aus dem Aethiopischen über-
setzt: Theol. Stud. u. Krit. 1877, H. 2.
151) L. Seinecke. Geschichte des Volkes Israel. Bd. I. Bis zur Zer-
störung Jerus. durch die Chaldäer. Göttingen (Vandenhoeck und Ruprecht)
1876. VIU, 399 pp. 8. 8 M. — rec. von Wellhausen in ThLZ. 1877, No. 5;
von W. v. B. in LC. 1877, No. 24; von Stade in JLZ. 1877, No. 41; von
Yaleton in d. „Studien" 1877, III, 4.
152) A. Koehler. Lehrbuch der biblischen Geschichte des A. T. 2. Hälfte,
1. Lief. Erlangen 1877. 128 pp. 8. 4,50 M.
153) H. Graetz. Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf
die Gegenwart. Aus den Quellen neu bearbeitet. (Bis Ende 1877: 35 Lfgn.
ä 80 Pf.) Leipzig (Leiner). 692 pp. 8.
64 Kautzsch, hebr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels.
ausgäbe begonnen worden; von einer Gesamrntgeschichte Israels
und seiner Literatur, die Bach 154) in fünf Lieferungen ediren will,
sind 187 7 drei Lieferungen erschienen. Auf die Berührung Israels
mit der Profangeschichte beziehen sich die Arbeiten von Mule 155),
Rehatselc ibti) und Heibert15''), letztere im Anschluss an Schrader's
„Keilinschriften und A. Test.u, sowie an Delitzsch's und Dillmann's
Genesiscommentare nebst Biehm's bibl. Handwörterbuch, in apologe-
tischem Interesse. Die Beziehungen zu Assur und Aegypten fassen
Schmidt (s. oben p. 33, No. 2), Sillem 158), Rivieres 15y), Revel 160) und
Vigöuroux 161) ins Auge; ethnographische Fragen behandeln die Auf-
sätze von Placzek 162) und Campbett1*'6), chronologische ein solcher
von Chevalier164). An Specialuntersuchungen liegen vor: die Ab-
handlungen von Vigouroux über Abraham l65) und die Richterzeit 166),
154) S. Back. Die Geschichte des jüdischen Volkes und seiner Literatur
vom babylon. Exil bis auf die Gegenwart übersichtlich dargestellt. 1 — 3. Lie-
ferung. Lissa (Seheibel) 1877. 272 pp. 8. 3 M. — rec. in Jüd. Literaturbl.
1877, p. 172.
155) W. H. Mule. Oriental Records. Confirmatory of the Old Testam.
Scriptures. Lond. 1877. IV, 247 pp. 6 M.
156) E. Mehat.iek. Contact of the Jews with Assyrians, Babylonians and
Persians, froni the division of the Hebrew Monarchy into two kingdoms (B. C.
975) tili the entrance of Alex, the Great into Jerus. (B. C. 333); and a view
of Jewish civilisation : Journal of the Bombay Br. of R. Asiatic Soc. XXXIV.
157) H. Heibert. Vom Paradies bis zum Schilfmeer. Parallelen zwischen
bibl. und ausserbibl. Berichten. Gera (Griesbaeh) 1876. VII, 127 pp. 8.
2,25 M. — rec. von Baudissin in ThLZ. 1877, No. 2.
158) C. H. W. Sillem. Das alte Test, im Lichte der assyrischen For-
schungen und ihrer Ergebnisse. I. Die Genesis. (Progr.) Hamburg und Leipzig
(0. Schulze) 1877. 39 p. 4. — rec. von Baudissin in der ThLZ. 1878,
No. 20; von Köhler in der Ztsehr. für die ges. luther. Theol. und Kirche 1878,
H 3, p. 451; von d. im LCB. 1879, No. 8.
159) Mivieres. Questions egypto-bibliques. Paris 1876. 148 pp. 8.
160) A. Mevel. Le Scoperte assire e l'Antico Testamento n&III: Rivista
christiana, Jan. u. Febr. 1877.
161) La Bible et les decouvertes modernes en Egypte et en Assyrie par
F. Vigouroux avec des illustrations d'apres les monuments par Douillard.
Precede d'une lettre de l'Eveque de Rodez. Paris (Berche et Tralin) 1877.
t. I. 8, 396 pp. t. II. 472 pp. 8. 8 fr.
162) Placzek. Ebher und Misr. Vergleichende paläologisehe Studien:
JÜd. Lit. Bl. 1877, No. 28 (p. 111); No. 29 (p. 114. 115).
163) J. Campbell. The Philistines: British and foreign evangel. Review,
Juli 1877, p. 477—511.
164) Chevalier. Chronologie biblique. IV: Annales de philos. chretienne,
Nov. 1876. p. 325-46.
165) F. Vigouroux. Le patriarche Abraham et los decouvertes modernes:
Revue dos questions historiques, Oct. 1876.
166) E. Vigouroux. Les juges d'Israel. Etudes et recherches nouvelles:
Revue des questions historiques, Juli 1877, p. 5 — 82.
Kautzsch, hehr. Sprachkunde, olttest. Exegese, Geschichte Israels. 65
von Baldeweg 167) über das zuletzt genannte Thema, von Krey 168)
und Oppert169) über die Chronologie der Königszeit. Die Zeit der
getheilten Reiche behandelt Green 17ü), eine Specialfrage aus der-
selben Ganneau 171). Der wahren Bedeutung Esra's gilt ein Auf-
satz von Delitzsch112); den Ursprung der Sage über die grosse
Synagoge erblickt Kuenen 173) in Nehemia 8 — 10; den historischen
Hintergrund des Buches Esther behandelt Bosanquei ,174). In das
Zeitalter der Apokryphen gehört eine Abhandlung Wieseler % 175)
über die Aera der Seleuciden in den Büchern der Makkabäer,
sowie eine solche von Werner116) über Johann Hyrkan, deren
Breite in keinem Verhältniss steht zu den neuen Resultaten, die
sie bietet. Dem Grenzgebiete zwischen der Geschichte Israels und
der christlichen Kirche gehören an die neue Auflage von Haus-
rath's l77) neutestamentlicher Zeitgeschichte, deren Vorzüge keiner
weiteren Hervorhebung bedürfen , ferner eine englische Ueber-
setzung l78) von Delitzsch' 's Handwerkerleben zur Zeit Jesu, sowie
167) H. Baldeweg. Das Zeitalter der Richter nach seinen polit., socialen
und relig. Verhältnissen. Zittau 1877. 49 pp. 4. Programm. — rec. von
Kautzsch in ThLZ. 1877, No. 20.
168) E. Krey. Zur Zeitrechnung des Buchs der Könige: Hilgenfeld's
Ztschr. für wissensch. Theol. 1877. III. p. 404-68. Mit Nachwort von
Wellhavsen.
169) S. oben p. 33, No. 3.
170) jS. G. Green. Kingdom of Israel and Judith after the disruption.
Part I. London (?) 1876. 8.
171) Clermont- Ganneau. The campaign of Abijah against Jeroboam and
the Site of Jeshanah : Ath. 22. Sept. 1877. — Vgl. oben p. 44, No. 47.
172) Franz Delitzsch. Der Esra der Ueberlieferung und der Esra der
neuesten Pentateuchkritik i Talmudische Studien No. XVI): Ztschr. für die ges.
luther. Theol. und Kirche, 1877, III, p. 445 — 50.
173) A. Kuenen. Over de mannen der Groote Synagoge. Amsterd. (Van
der Post) 1876. 43 pp. 8. (Separatabdr. aus d. „Verslagen en Mededeelingen
der koninkl. Akad. van Wetensch.", Afd. Letterk., 2'le Reeks, Deel VI). — rec.
von Hollenberg in ThLZ. 1877, No. 5; von Nöldeke in LC. 1877, No. 13.
174) ./. W. Bosanquet. Chronological remarks on the history of Esther
and Ahasverus, or Atossa and Tanu-Axares (Mit 2 Tafeln): Transactions of
the Soc. of bibl. Archaeol., Lond. 1876. Vol. V, P. I, p. 225-92.
175) K. Wieseler. Zur Seleucidenäre in den Makkabäerbüchern: Stud. u.
Krit. 1877, III, p. 510 u. 11.
176) Cossm. Werner. Johann Hyrkan. Ein Beitrag zur Geschichte Judäas
im 2. vorchr. Jahrb. Wernigerode (Angerstein) 1877. 61 u. 28 pp. 8. 2 M.
— rec. von Schiirer in ThLZ. 1878, No. 9.
177) Hausrath. Neutestamentliche Zeitgeschichte 2. Aufl. 4 Thle. Heidel-
berg 1873—77. 8. 39 M.
178) Franz Delitzsch. Jewish Artisan life in the time of our Lord; to
whieh is appended a critical comparison between Jesus and Hillel. Translated
from the German by Ph. Monkhouse. London (Bagsteri. 192 pp. 8. 4 s.
Jahresbericht 1876— 1877. Heft II. 5
QQ Kautzsch, hehr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels.
die Specialarbeiten von Grätz 179~ I81). Baerwald 182) und einem
Anonymus IS'3) über Fragen der israelitischen Geschichte im ersten
christlichen Jahrhundert. Durch die Aufsätze Salzer 's 184) über
den Aufstand des Bar-Kochba sind einige Streitfragen aufgehellt
worden, obwohl es denselben andererseits nicht an einzelnen Irr-
thümern gebricht.
An die eigentlich historischen Untersuchungen knüpfen wir
noch den Bericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Alter -
thümer und der B>eligionsgeschichte, resp. biblisch -
theologischen Forschung. Ancessi 185) hat eine Serie von
Untersuchungen eröffnet, in denen er die Alterthümer und die
Religion Israels mit dem Eifer eines Dilettanten durchaus auf
ägyptische Originale zurückzuführen gedenkt. (Joldziher's 186) flMy-
thos bei den Hebräern" ist ins Englische übersetzt worden. Auf
das deutsche Original 187) bezieht sich eine mythologische Ab-
handlung StemthaCs 188). Neben wissenschaftlich gehaltenen Arbeiten,
wie dem Aufsatz von Matthes 189) über die Mythen im Alten Testa-
ment, stehen wissenschaftliche Verirrungen, wie das Buch Wool-
Zfy/'s 19°), der das Alte Test, auf ein Handbuch der Meteorologie
179) H. Graetz. Präcisirung der Zeit für die die Judäer betreff'. Vor-
gänge unter dem Kaiser Caligula: Monatssehr. für Gesch. u. "VVissensch. des
Judenth., März 1877, p. 97 — 107; Apr., p. 145-156.
180) H. Graetz. Zeit der Anwesenheit der adiabenischen Königin in
Jerusalem und der Apostel Paulus: Monatsschrift f. Gesch. u. W. d. Judenth.,
Juni 1877, p. 241-52; Juli, p. 289 — 306.
181) H. Graetz. Zur Geschichte und Chronologie Agrippas IL, der Pro-
curatoren und der Hohenpriester seiner Zeit: Monatssehr. für Gesch. u. Wissenseh.
des Judenth. 1877, Aug., p. 337-59; Okt., p. 443 — 61.
182) A. Baerwald. Josephus in Galilaea, sein Verhältniss zu den
Parteien, insbes. zu Justus v. Tiberias und Agrippa II. Breslau (Köbner) 1877.
63 pp. 8. 1,20 M. — rec. in LC. 1878, No. 12; von Schürer in ThLZ. 1878,
No. 9.
183) Fall of Jerusalem, and tho Roman compiest of Judaea. London (Nelson).
144 pp. 18. 1 s. 6 d. Vgl. oben p. 42, No. 29.
184) Salzer. Der Aufstand des Bar-Cochba (Forts, u. Schluss): Magaz. f.
d. Wissensch. des Judenth. 1877. I. p. 17-38 (Aufs. I 1876: 121 — 139.
II 173 — 190).
185) Victor Ancessi. L'Fgypte et Moi'se. 1<' Partie: Les vetements du
Grand-Prctre et des Levitcs. Le sacrifice des colombes etc. Avec planches.
Paris 187 7 (?). 8.
186) J. (roltlziher. Mythology among the Hobrews. Transl. by Russell
Martiueau. London (Longmansj 1876. 480 pp. 8. 16 s. — rec. von Deren-
bourg in PC, 30. Sept. 1876, p. 210 ff.; von Cheyne in Ac, 10. u. 17. März
1877; in Ath., 10. März 1877.
187) Vergl. Ac. 19. Mai IS77, p. 435.
188) Steinthal. Ucber Mythen-Schichtung. Ztschr. f. Völkerpsych. IX,
272—303.
189) J. C. Matthes. Mythen in het oude testament I: Theol. Tijdschrift,
1. März 1877, p. 188—214.
190) M. Woolley. The Science of the Bible; ör an Analysis of the
Hebrew Mythology, whurein it is shown that the Holy Scriptures treat of Na-
Kautssch, heb?\ Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels. (J7
redueirt und dafür von der Academy das Keifezeugniss für Bed-
lam erhalten hat. Von Knappert's 191) „Religion Israels" er-
schien eine englische Uebersetzung ; Sanday ia2) erörtert das
Wesen des Monotheismus in Israel. Das bereits bei der all-
gemeinen Religionsgeschichte erwähnte Werk von Scholz über
den Götzendienst und das Zauberwesen in Israel und den be-
nachbarten Völkern ist ]trotz seiner grossen Mängel in der wissen-
schaftlichen Methode doch als überaus reichhaltige Stoffsamm-
lung von Bedeutung. Zschokke's 19i) „Theologie der Propheten"
ist ein erfreuliches Zeichen, dass es der katholischen Kirche noch
nicht an solchen gebricht, welche die wissenschaftliche Arbeit der
Protestanten zu schätzen und in ihrer Weise zu verwerthen wissen.
Demselben Thema gelten die sehr verschiedenen Arbeiten von
Pierson m), Keel195) und Kuenen196)-, von letzterem kommt hier
die englische Uebersetzung des 1875 erschienenen Werkes in Be-
tracht. Biehn's 197) „Messianische Weissagung" hat, obwohl früher
erschienen, auch im Berichtsjahre noch in verschiedenen eingehenden
Besprechungen die verdiente Beachtung gefunden. Nicht minder
verdient das Werk des Engländers Drummond19*) über die Ent-
wickelung der Messianischen Idee nachdrückliche Hervorhebung,
sowohl hinsichtlich des Umfangs und der Gründlichkeit der
Quellenforschung, als hinsichtlich der wissenschaftlichen Methode
überhaupt. Etwas sammarisch ist die Pädagogik des israelitischen
tur:il Phenomena only. Chicago (Knight & Leonard) 1877. 613 pp. 8. 4 $
— rec. in Äc, 19. Mai 1877.
191) J. Knappert. The religion of Israel, translated by R. A. Armstrong.
London (Williams & Norgate) 1877. 8. 2 s. G d.
192) Sanday. On the Nature and Development of Monotheism in Israel:
Theolog. Review, Oct. 1877.
193) H. Zscholcke. Theologie der Propheten des A. T. Freih. i/B.
(Herder) 1877. XUI, 624 pp. 8. 9 M. — ree. von Smend in ThLZ. 1878,
No. 4.
194) A. Pierson. Ken studio over de Gesehriften van Israels Profeten.
Amsterd. 1877. — rec. in Ac. 20. März 1878.
195) L. Keel. Die Wirksamkeit der jüdischen Propheten. Einsiedeln 1876.
196) A. Kuenen. The Prophets and Prophecy in Israel. Translated by
A. Milroy. London (Longmans). 8. 21 s. — rec. von Green in Princeton
Rev. Juli 1878.
197) Ed. Riehm. Die messianische Weissagung, ihre Entstehung, ihr
zeitgesehichtl. Charakter und Verhältnis^ zur neutest. Erfüllung (Gotha 1875). —
rec. in LC. 1876, No. 52; von Keil in d. Ztschr. für die ges. luth. Kirche, 1877,
H. 2 ; von Diestel in den Jahrb. für deutsche Theol. XXII, H. 1 ; von Vuilleu-
mier in der Revue de theol. et philos., Oct. 1876.
198) James Drummond. The Jewish Messiah. A Critical History of the
Messianic Idea among the Jews from the rise of the Maccabees to the closing
of the Talmud. London (Longmans) 1877. XX, 395 pp. 8. 15 s. — rec.
in Ath. , 26. Jan. 1878; von Schürer in ThLZ., 1878, No. 6; von Cheyne in
d. Theolog. Review, Apr. 1878; von Hilgenfeld in dess. Ztschr. 1878, H. 3;
von Oort in d. Theolog. Tijdschrift, Mai 1878; von Cheyne in der Ac. 13. Juli
1878, p. 26 fg.
r, *
(j# KautzscJi, hebr. Sprach kurule, alttest. Exegese, Geschichte Israels.
Volkes von Marcus199) behandelt worden: das Eherecht des Alten
Testaments hat Silberschlag 2(l") mit dem der klassischen ATölker
verglichen. Mc. llvaine*01) behandelt das Thema der moralischen
Anstösse am A. Test., Waiilt-"2) die Begriffe „ Fleisch und Geist"
in einer sehr tüchtigen Inauguraldissertation. Die Vorstellungen
der Hebräer von den Zuständen nach dem Tode , resp. die Un-
sterblichkeitshoffnung im A. Test., wurden in sieben verschiedenen
Schriften behandelt: von Stade at'3) in einem klaren Ueberblick
über den thatsächlichen Befund, von Schanz 2"4), von Spt'css im
zweiten Theile (Cap. 11) seines bei der allgemeinen Religions-
geschichte schon genannten reichhaltigen Gesammtwerkes , von
einem katholischen Anonymus205), ferner in den Protokollen20*)
des Pariser Orientalistencongresses von 1873, welchen zugleich
eine Specialschrift Roller's 2o?) über die fragliche Lehre im Penta-
teuch beigegeben ist, endlich von Ancessi'inH) in Anknüpfung an
das Buch Hiob und natürlich wiederum (s. o. No. 185) in Zurück-
führung auf ägyptische Grundlagen. Von Riehiris 209) , Begriff der
Sühne im A. Test." erschien ein Separatabdruck, der zur Aeusserung
199) Dr. <S. Älarcvs. Die Pädagogik des israel. Volkes von der Patriarchen-
zeit bis auf den Talmud. 2 Thle. Wien (Br. Winter). 8. 2,40 M. Th. 1.
Die Bibel ein Buch der Erziehung (54 pp.) — 2. Zur Sehul-Pädagogik des
Talmud. 2. Auil. (56 pp.)
20ü) C. Silberschlag. Das Eherecht der alten Kömer betrachtet im Ver-
hältnisse zu dem der Griechen und der Israeliten zur Zeit des alten Test. —
Kulturgesch. Betrachtungen: Vierteljahrsschr. f. Volkswirtschaft, Politik und
Kulturgesch. 1877. XIV. 2, p. 1—26.
201) ./. H. Mc. Ilvaine. The Moral Difficulties of the Old Test.: Bibl.
Sacra, Oct. 1877, p. 672—707.
202) Dr. //. H. Wendt. Nötiones carnis et spiritus quomodo in Vet.
Test, adhibeantur, exponuntur. Dissert. inaugur. Gotting. 1877. 46 pp. 8. —
vom Verf. angezeigt in den GGA. , 1877, No. 47; rec. voii Guthe in ThLZ.
1877, No. 18.
203) B Stade. Ueber die alttest. Vorstellungen vom Zustande nach dem
Tode. Eine akadcm. Kode. Leipzig (Vogel) 1877. 36 pp. 8. 0,80 M. —
rec. von Kamphausen in der ThLZ. 1878, No. 3.
204) Schanz. Die alttestam. Glaubenslehre über die Scheol. (Progr.)
Regensb. 1877. 60 pp. 8.
205) Die Unsterblichkeitslehre des Alten Test.: Der Katholik, Nov. 1877,
p. 44!» ff.; Dec, p. 561 ff.
206) I^es anciens Juifs croyaient-ils ä l'immortalite de Tarne : Compte rendu
du congres Internat, des Oriental. (1873), Tome II. 1876.
207) E. Jioller. Notions sur l'immortalite de l'äme tirees du Pentateuque:
ibid. p. 301—306.
208) V. Ancessi. Job et l'Egypte. Le Redempteur et la Vie future dans
les civilizations primitives. Paris iLeroux) 1877. XXXIX, 321 pp. 8. 7 fr.
50 c. — rec. in Ae. 8. Sept. 1877, p. 241.
209) E. Riehm. Der Hegriff der Sühne im A. Test. Gotha (Perthes)
1877. 88 pp. 8. 1,6(» M. (Abdruck aus den Studien u. Kritiken v. 1876). —
rec. von Baudissin in ThLZ. 1878, No. 1.
Kaulzsch, hehr. Sprachkunde, altlest. Exegese, Geschichte Israels. 69
abweichender Meinungen Veranlassung bot; ein Aufsatz Valeton's 21M)
betrifft den „Tag Jahwe's" ; Ormston's 2n) Schrift über den Satan
erschien in 2. Aufl.; Guthe21*) erörterte in einer sehr tüchtigen
Dissertation den Begriff des Bundes bei Jeremia, Schmidt213) das
Verhältniss des israelitischen Opferbegriffs zu dem des Polytheis-
mus, Cave2li) die Schriftlehre vom Opfer, letzterer mehr vom
Standpunkt des Dogmatikers als des Exegeten und unter der
Voratissetzung der mosaischen Abfassung des ganzen Pentateuchs.
Auf der Grenze zwischen dem Gebiet der biblischen Theologie
und der religiösen Alterthümer steht ein Aufsatz von Hoffmann 215),
welcher den mosaischen Ursprung des Versölmungsfestes vertritt,
und ein solcher von Caspari216) über die geschichtlichen S.abbats-
jahre. Den Uebergang zu dem Felde der neutestamentlichen
Forschung bildet Soulier's211) Aufsatz über die religiösen Ideen
in Palästina zur Zeit Christi. An den mütterlichen Boden, aus
welchem das Neue Test, erwuchs, erinnern uns endlich noch: die
Uebertragung des Neuen Testaments ins Hebräische durch De-
litzsch 218), ein Unternehmen, welches alle früheren Versuche der
gleichen Alt weitaus in Schatten stellt und nicht nur für den
neutestamentlichen, sondern auch für den alttestamentlichen Exe-
geten vieles Lehrreiche enthält; ferner Delitzsch' s219) Horae
210) J. J. P. Valeton jr. De dag van Jahve: Studien 1877, H. 4,
p. 342-64.
211) J. Ormston. Satan of Scripture. 2. ed. ? 1877. 8.
212) H. Guthe. De foederis notione Jeremiana commentatio theologica.
Lips. (Hinriehs) 1877. IV, 67 pp. 8. 2,50 M. — rec. von Baudissin in
ThLZ. 1877, No. 13; von Diestel in JLZ. 1877, No. 29; von Keusch im Th.
L. Bl. 1877, No. 24; von H. Kuenen in d. Theol. Tijdschr., 1. Jan. 1878.
213) O. Schmidt Das Opfer in der Jahve-Religion und im Polytheismus.
Halle 1877. 47 pp. 8. 1 M.
214) Alfr. Cave. The scriptural Doctrine of Saeritice. Edinb. (Clark)
1877. 524 pp. 8. 12 s. — ree. in Ae. 8. Sept. 1877; von Kamphausen in
ThLZ. 1878, No. 9.
215) D. Hoffmann. Das Alter des Versöhnungsfestes: Magaz. f. d. Wissensch.
des Judenth. 1876, p. 1—20 u. 61 — 77.
216) Caspari. Die geschichtlichen Sabbathjahre: Theol. Stud. u. Krit.
1877, I.
217) H. Saldier. Les idees religieuses en Palestine ä l'epoque de Jesus-
Christ: Eev. de theol. et philos., Juli 1877, p. 321 - 56.
218) mbinian:: mia* *pu)bb "jr "p^bn D^pny: truinnfi rr^asi ^so
pcb "pöB«» 'tyYdt n:m E^bsn ysjnB -inoyta^z ü^nn nmiöinai
1877. (Auf Kosten der Brit. u. ausl. Bibeiges, gedr. bei Ackermann und Glaser
in Leipzig). 471 pp. 16. 0,50 M. — rec. von Strack in ThLZ. 1877, No. 16;
in d. Allg. ev.-luth. K.-Z. 1877, No. 21; von Zöckler im Bew. des Gl., Nov.
1877; von Pick in d. Bibl. sacra, Oct. 77.
219 1 Franz Delitzsch. Horae Hebraicae et Talmudioae. Ergänzungen zu
Lightfoot u. Schöttgen: Zeitschr. für die gesammte lutherische Theol. u. Kirche,
1876, Heft 3, p. 401—9 (zu Matthäus und Marcus); 1877, H. 2, p. 187—214
(zu 1. Cor.); H. 3 (zu 2. Cor.); H. 4 (zu Gal.)
70 Kautzsch, hehr. Sprachkunde, alttest. Exegese, Geschichte Israels.
Hebraicae et Talmudicae in mancherlei Notizen zur neutest. Exegese,
sowie Siegfrieds 22°) rabbinische Analekten in ähnlichem Sinne.
Als eine Miscelle besonderer Art sei schliesslich noch der Nach-
weis des „Splitters und Balkens" in der muhammedanischen Lite-
ratur durch Goldziher221) erwähnt.
Die samaritanischen Studien wurden im Berichtjahr nur durch
einige gehaltvolle Abhandlungen Kohris222), durch einen Aufsatz
Briill's223), sowie durch eine Studie Pick's2U) zur Textkritik
des Pentateuchs gefördert.
220) Siegfried. Rabbinische Analekteu : Jahrbb. für protest. Theologie
1876, H. 3.
221) Ignaz Goldziher. Matth. VII, 5 in der muhammedanischen Literatur:
ZDMG 31. Bd., p. 765-67.
222) D. Samuel Kohn. Zur Sprache, Literatur und Dogmatik der Samari-
taner. Drei Abhandlungen nebst 2 bisher unedirtun Samaritanischen Texten :
Abhandlungen f. d. Kunde d. Morgehl. Bd. V, N. 4. Leipzig 1876. VI, 238 pp.
8. 12 M. — rec. in LC. 1877, No. 17; von Nöldeke in ZDMG-. 30. Bd., p. 343 ff.
223) A. Brüll. Zur Geschichte und Literatur der Samaritaner: Programm
der israelit. Realschule. Frankf. a. M. 1876. 25 pp. 8.
224) Horae samaritanae , or a collection of Various Readings of the
Samaritan Pentateuch compared with the Hebrew and other ancient Versions
by Rev. B. Pick, Rochester N. Y. Leviticus. Bibl. sacra XXXIV (Jan. 1877),
p. 70 — 88.
71
Rabbinica und Judaica.
Von
S. Landauer.
Auf dein Gebiete der Judaica zeigt sich gegenwärtig noch
immer das kluge Bestreben, das vorhandene zahlreiche Material zu
verbessern und zu verarbeiten. Bedeutende Editionen bisher unbe-
kannter Werke lassen sich wenig verzeichnen.
Beginnen wir mit dem ersten Hülfsmittel einer jeden Wissen-
schaft, mit der Bibliographie. Neubauer's l) kurzer Bericht über
die zweite Firkowitschische Handschriftensammlung, in deren glück-
lichen Besitz die Petersburger Bibliothek gekommen, giebt uns einen
Einblick in jene bedeutenden Schätze der hebräisch-arabischen
Literatur. Neben höchst werthvollen karaitischen Schriften finden
wir auch viele Unica rabbanitischer Autoren. Ein paar weitere
Nachrichten über Samuel ihn Chofni's 2) Werke und einen unvoll-
ständigen Diwan des Samuel ibn Nagrela3) liefert A. Harlcavy.
Ein Machsor ritus Catalonien sowie einen für die Geschichte
der französischen Rabbinen wichtigen Codex, die sich in der Bod-
lejana befinden, unterwirft Neilbauer *) einem gründlichen Examen.
Ihm verdanken wir auch die Bekanntschaft mit einigen Mss.
kleinerer 5) Bibliotheken. Wie viel in der Bestimmung der Erfurter
1) Report on hebrew-arabic manuscripts at St. Petersburg. By Ad. Neu-
bauer. Extracted from the Oxford University Gazette. Vol. VII, No. 237.
7 pp. 8. — Vgl. Ath. 18. Nov. 1876. Jüdisches Lit. Bl. 1877. No. 15.
2) Samuel ibn-Chofni's Schriften: Jüd. Lit. Bl. 1877, p. 107, 111 und
116. i. ^jlJI oLxi'. 2. msrit ^i c:jJä fl&s-i. 3. iUä^Jl ^Ui".
4. oUäjLH £.
3) Magazin f. d. Wiss. d. Jud. 1877, p. 57.
4) Ein Sammelwerk in der Bodlejana (Opp. Add. Quo. 127), beschr. von
Ad. Neubauer: Letterbode ed. Roest II. Jahrg., p. 177 — 182 (cfr. p. 172), und
III. Jahrg., p. 1—8, 56—58. Ueber das Machsor — ibid. p. 182 und III.
Jahrg., p. 58.
5) Handschriften in kleinen Bibliotheken. Leeuwarden, Schweden, Schweiz.
Bologna: Letterbode II, p. 83 — 94. Zu Leeuw. cfr. H. B. XVII. p. 56 u. f.
u. d. T. Zur medicinischen Literatur. (Ueber codd. No. 2 u. 6 in Leeuwarden :
Doeg u. ^\Ü"PH nS0).
72 Landauer, Rabbinica und Juduica.
Hss. von christlicher und jüdischer Seite gesündigt wurde, hat de
Lagarde6) nachgewiesen. Der Katalog der jüd. Senrinarbibliotkek
in Breslau 7) ist in zweiter Auflage erschienen. Die Privatsamrnlung
des verstorbenen Geiger hat Steinschneider 8) verzeichnet. Zwölf
Codices des Nationalmuseums in Pest hat S. Kolin 9) der Ver-
gessenheit entzogen. Auch von den italienischen Schätzen er-
fahren wir nach langer Zeit wieder etwas. Der thätige Pietro
Perre<mln) in Parma hat sich mit der Verbesserung des Katalogs
von de Rossi eingehend beschäftigt. Die Hss. des benachbarten
Modena11). ferner eine italienische Uebersetzung der Mischna12),
deren eine Hälfte in Rom, die andere in Neapel ist, hat A. Berliner
zum Gegenstand einer kurzen Besprechung genommen. Ueber
äussere A7erhältnisse italienischer Codices, die ihm auf einer wissen-
schaftlichen Reise in die Hand gekommen , handelt er in einem
kleinen Schriftchen 13). Seltene Drucke kommen dem Werthe von
Mss. sehr nahe. Einzelne solche Raritäten , deren sich München
erfreut, hat J. Perlcs1*) in einer interessanten Abhandlung be-
schrieben. Jene dort genannten Druckereien müssen in der Ehr-
würdigkeit des Alters hinter der von Soncino zurückstehen. Die
Biographie der Sonciner Typographen , deren Thätigkeit in die
Jahre 1483 — 1547 fällt, verdanken wir Frcderico Sacchilb). Eine
6) de Lagarde. Symmicta. Göttäng. 1877, p. 129 — 164. — Vgl. Zucker-
mandel in „Monatsschr. für Gesch. u. Wissensch. des Judenth.", Juli 1877,
p. 333—336.
7) Catalog der Bibliothek des Breslauer jüdisch-theologischen Seminars von
190 seltenen Handschriften. Von B. Zuckermann. 2. A. Breslau (H. Skutsch)
1876. 65 pp. 8.
8) Geigers HSS. jetzt Eigenthum der „Hochschule". H. B. XVU, p. 11, 12.
9) Die hebräischen Handschriften des ungarischen Nationalmuseums zu
Budapest von Rabb. Dr. S. Kohn: Magazin ed. Berl. 1877, p. 76 — 104. Sonder-
abdruck mit Register. Berlin 1877. 32 pp. — Bespr. H. B. XVII, p. 81 von
Steinschneider.
10) Correzioni ed aggiunte al Catalogo Derossiano: BISO. I, p, 147 — 48,
202—6, 229—32, 285—88, 311—15, 351—53, 412-16, 451—55; cfr. H. B.
XVII p. 14.
11) Hebräische Handschriften in Modena. Von A. Berliner- Magaz. ed.
Berl. 1877, p. 54—56.
12) Habent sua fata libelli: BISO. 1877, I, p. 391—92.
13) Ein Gang durch die Bibliotheken Italiens. Vortrag von A. Berliner.
Berlin 1877. 34 pp. 8. 1,50 M. 1—25 Abdruck aus der „Jüd. Presse". —
rec, von Steinschneider in H. B. XVH, p. 76; von H. Strack in ThLZ. 1878,
No. 11, p. 253—54.
14) Bibliographische Mittheilungen aus München. I. Seltene hebräische
Druckwerke (Thannhausen. Krakau, Prag, Ichenhausen, Augsburg). II. Hebräische
Handschriften. Nach dem Druck des Catalogs von Steinschneider erworben.
Monatsschrift f. Geschichte 1876, p. 350—375.
15) I tipogran Ebrei di Soncino. Studii bibliogranei di Frederico Sacchi.
I. Biografia dei tipografi Soncini. Cromona 1877. 68 pp. 4. — rec. in Ath.
6. Juli 1878, No. 2645, p. 15 a.
Landauer, Rabbinica und Judaica. 73
gedrängte Uebersicht dessen, was die letzten zehn Jahre (bis 1876)
in der jüdischen Literatur gebracht, bat Neubcmer 16) zusammen-
gestellt.
Freunden des alten Testaments wird die jüngst in 12" edirte
Warschauer Bibel l '') mit dem Commentare von Salomo Isaki und
Anderen und den Targumim willkommen sein. Allzu coi'rect dürfte
der Text allerdings nicht sein. Eine neue, noch unvollendete, Aus-
gabe des Pentateuch lb) mit Comm. und Onkelos empfiehlt sich
durch die am Fusse des Textes beigefügte Mechilta resp. Sifra.
Unter den jüdischen Exegeten steht uns Abraham ihn Ezra mit
seinem grammatischen Sinn und seiner scharfen, schonungslosen
Kritik wohl am nächsten. Ueber seine schriftstellerische Thätig-
keit im Allgemeinen, seine theologischen und philosophischen An-
sichten, seine Bibelcommentare und deren Supercomm. publicirte M.
Friedländer ] 9) einen höchst bemerkenswerthen Essay. Eine zweite
Frucht seiner eingehenden Beschäftigung mit diesem Autor ist die
Veröffentlichung des Jesajas - Commentars 2") mit Noten. Fügen
wir noch hinzu , dass auch der Perusch zu Daniel 2 ') in //. J.
Mathews einen Editor gefunden, imd dass corrupte Stellen in der
Erkläiiing zu Joel 22) von anderer Seite emendirt wurden, so lässt
das auf ein günstiges Vorurtheil für die Leistungen des Tole-
daners schliessen. Rein bibliographischen Werth hat es, wenn uns
16) Talmudical and Kabbinical Literature. Annual Report of the Philo-
logical Society 1876. Uebersetzt im Letterbodo II, p. 16-32, 62 — 70; cfr.
H B. XVI, p. 80.
17) Biblia hebr. Pars I. Pentateuchus , J. II. et 5 Megilloth c. Targ.
Onkelos, Comm. Sal. Isaki < Rasch i), Jakob b. Ascher b. Jechiel (Ba'al ha-Türim),
et Sabbatai Bass „Labia sapientum" = Supercomm. in Raschi. Pars II.
Prophetae et Hagiogr., III. — VIII. c. Targ. Jonatan et comm. Salomo Isaki et
Jechiel (Hillel) Altschüler b. David „Arx Davidis et Arx Zijjonis". Warschau
(Druck der Söhne v. R. Samuel b. Chajjim Orgelbrand) 1875. 77. 8 Bde. 20 M.
18) Pentateuch. I Genesis. Text, Onkelos, comm. des Salomo Isaki cum
supercomm. autore Sabbatai Bass (0*72511 TDII}), comm. des Jacob b. Ascher
(Q^TlÜtt bm) & comm. des Meir Löbusch Malbim (mSSOfn mir:-;).
Warschau (Isak Goldmann) 1876. II. Exodus. Ausser den genannten Er-
klärungen noch Mechilta. Warschau 1877. III. Pars 1. 2. Leviticus. Mit
Sifra. Warschau 1875.
19) Ihn Ezra literature. Essays on the Writings of Abrah. ihn Ezra. By
M. Friedländer. London (Trübner & Co.) [1877.] (= Publicat. of the So-
ciety of Hebrew Lit. second ser. II). X -\- 252 -j- 78 pp. 8. — Angez. in
Westminster Review, New Ser. 1878, No. 106, p. 505.
20) The Commentary of Ihn Ezra on Isajah edit. from Mss. with riotes
and glossary. By M. Friedländer. Vol. III. London (Trübner & Co.) 1877.
[Publications of the Soc. of Hebr. Lit. Second Series I]. — Angez. in We>t-
minster Rev. (cfr. No. 19).
21) In: „Miscellany of Hebrew Literature" ed. by the Rev. A. Löwy.
London (Trübner & Co.) [1877.] [= Public, of the Soc, of Heb. Lit. 2. Ser. III]
No. 6.
22) Corrupte plaatsen in ibn-Ezra's commentaar op het boek Joel; door
L. Wagenaar: Letterbode III. Jahrg., p. 46 — 49.
74 Landauer, Rabbinica und Judaica.
Speciinina von Supercommentaren 23) geboten werden. Fortlaufende,
den Umfang eines ganzen Buches einnehmende Erklärungen von
Erklärungen zu lesen, zeugt von einem Ueberfluss an Müsse.
Etwas günstiger werden wir das Opus der sogenannten Tosa-
rlsten24) beurtheilen, deren (oder dessen) kritische Beleuchtung des
Commentars von Salomo Isaki zum zweiten Male, in etwas anderer
Gesellschaft als hei der Livorneser Ausgabe von 1783 (n^pT n3H),
in Warschau erschienen ist. Immanuel Romi (gest. c. 1330) hat sich
als Dichter einen ansehnlichen Leserkreis erworben. Wir erfahren
nun, dass er sich auch in der Exegese versucht und, wie aus der
als Muster gedruckten Einleitung ersichtlich, das hohe Lied25)
nach der philosophirenden Art von Moses ibn Tibbon 26) miss-
handelt ha,t. Aus neuerer Zeit haben wir Erläuterungen Mehr
Löimsch Malbim's 27) zu Canticum und nicht beachtenswerthe
Expectorationen P. Haft'?, 28) zu Jesajas zu nennen. In die gleiche
Rubrik wie der letztgenannte gehört auch Isak Pilitz 2Ö) mit
seinen qabbalistischen Bemerkungen über Biblisches, und Abraham
BickZ{)), der vorerst bloss eine Probe giebt, wie er den Penta-
teuch mit eigenen und fremden Erklärungen edii'en will.
23) Super-Commentare zu Abraham ibn Esra. II. Elasar b. Matatia: Magaz.
f. d. Wiss. 1877, p. 145—149. Text der Einleitung s. t. '"1 ttJVVBb rtHipiT!
flTim in iTSb« ibid. p. Sl. Weitere Excerpte im Letterbode 76/77,
p. 86—88: cfr. H. B. XVII. 62. Andere Supercomm. findet man ibid. p. 81
u. folg.
24^ *nn ^uiüin tiiöan by mcöinin "»bsa i^mm. Commentar
der Tosafisten zum Pentateuch, mit besonderer Berücksichtigung v. Salomo Isaki.
Unterhalb des Textes stehen noch die Comm. y. N n",'"l = Jehuda b. Elieser
77
compos. A. _ und von Nlllüin = Obadia di Bertinoro mrt. c. 1500 — 10;
1317
hsg. von Salman Schreiber, Ahron Walder und Phöbus Bernstein. Warschau
(Natan Schriftgiesser) 1876. I 52, II 50, III 25, IV 29, V 26 pp. 8.
25) N72-nn 1123 N m>",212 Cp-riülH -plüb fflyipft . Magaz. f. d. Wiss. d.
Jud. 1876, p. 43—4 und p. 219; cfr. H. B. XIV, p. 100.
26) ü3>b -nab Ksrr *mn p« h«n btu n^ttrt ^Plö by wvü
a^2"i-i: i&ph n-inn -""P b? SlSItoSn . Lyck 1874. 26 Bl. — cfr. Jahr-
buch, f. Jüd. Gesch. III, p. 171 — 175.
27) Canticum cum Comm. Salomo Isaki et Comm. ">ZJC!Fl "1T,\25 aut. Mcir
Löbusch Malbim. Accedit Comm. 1T»S£ nTlSSMI m rrtlSEM aut. Jechiel
Altschüler b. David. 8. Warschau (typ. Chajjim Kelter) 1876.
28) rrnb üBNrt on:c i-inm r^y^ nion: bs mne op:c ied
"'ibil. Wien (Selbstverlag) 5637/1877. 47 pp. 8. — rec. von M. Edelmann
im ha-Schachar VIII. Jahrg., p. 271.
29) 'pb-'D bsorn in pnif rmz pns:^ :"ii b. Lemberg (Pilitz)
1876. 17 Bl 4.
30) p^n npy 'n nmnN nN72 -\~Sya bnN "nD■, 'O. Pressburg (Abr.
Bick) 1876. 54 -f- 2 -f- 2 Bl 8- 1_ 8 unnumerirt, beginnt mit 9.
Landauer, Rabbinica, und Judaica. 75
Die eminente Wichtigkeit der talmudischen Literatur wird
immer mehr erkannt. In geradem Verhältniss zur Zunahme der
Hülfsmittel, welche die Bewältigung des ungeheuren Stoffes er-
leichtern, steht das wachsende Interesse an demselben. Was zu-
vörderst die Mischna betrifft, so hat Weiss31) das Leben und
Lehren der berühmtesten Tanaiten innerhalb des Rahmens der zeit-
genössischen Geschichte, ferner die Entstehung und den Werth der
der Mischna verwandten Compositionen mit einem grossen Auf-
wand von Gelehrsamkeit und Scharfsinn in anziehender, leicht-
fasslicher hebräischer Diction geschildert. Der denkende Leser
wird freilich den zuversichtlichen Ton bei mancher bedenklichen
Lösung streitiger Fragen befremdend finden, wie er andererseits
es beklagen wird, dass die einschlägige Literatur zuweilen gar
nicht berücksichtigt wird. Ueber R. Eliezer b. Hyrkanos 32, 33)
liegen zwei Monographien vor. Eine der anziehendsten Gestalten
jener Zeit, seinen Schüler R. Aqiba, hat die gpschwätzige Sage34)
in ihren Kreis gezogen. Sein Leben erzählt uns G. Lern35). Von
einem einzelnen Mischnalehrer . dem Abba Saul. der jünger als R.
Aqiba angesetzt wird, will Lewyse) die Spuren einer Mischna-
sammlung entdeckt haben, von der Jehuda ha-Nasi an einigen Orten
Varianten mitgetheilt habe. Unter den verschiedenen Tractaten
haben die Pir^qe Abhoth mit ihrem ethischen Gehalte die alte An-
ziehungskraft Ibewährt. Mit bewunderungswürdiger Belesenheit im
einschlägigen Gebiet hat Taylor 37) unter Zugrundelegung einer
31) Zur Geschichte der jüdischen Tradition. II. Von der Zerstörung des
2. Tempels his zum Abschluss der Mischna. Von J. H. Weiss. Wien (Brüder
Winter) 1876. Auch unter dem hebräischen Titel: "PlSTm "m 1V1 VIII,
263 pp. 8. — rec, von H. L. Strack in der ThLZ 1877, p. 351—354; von
Franklin Grätz's Monatsschr. 1877, p. 92—96 und 133 — 137.
32) C. Augustus R. Toetterman. R. Eliezer hen Hyrcanos sive de vi
qua doctrina Christiana primis seculis illustrissimos quosdam Judaeorum attraxit.
Lipsiae (Toukert) 1877. 39 pp. 8. 1,25 M. — rec. von Schürer in der ThLZ.
1877, No. 26, p. 687.
33) Die halachische Lehrweise des R. Eliezer b. Hyrkanos von H. Wasser-
trüling: Jüd. Lit. Bl. No. 20 — 23, p. 78. 86. 90.
34*1 Mischnalehrer von heidnischer Abkunft. Von N. Brüll: Jahrbücher
f. jüd. Gesch. 1877, II, p. 154 — 56.
35) Parabeln . Legenden — gesammelt — von G. Levi. p. 334 — 362.
Cfr. No. 65.
36) Ueber einige Fragmente der Mischna des Abba Saul. Von Dr. Lewy.
Berlin 1876. 4. — Bespr. im Magazin f. d. Wiss. 1877, p. 114—120 von
H[offmann].
37) Sayings of the Jewish lathers, comprising Pirqe Aboth and Pereq R.
Meir in hebrew and english — by Charles Taylor. Cambridge, University
Press 1877. X -f- 145 -f- 56 pp. 8. 10 s. Mit dem hehr. Titel: "^Üft 'o
öViyn ma«. — Vgl. Ac. 1877, p. 483; Ath. 1877, p. 214; Saturday Reviev
1877. p. 112; LC. 1877, No. 50, p. 1647; ThLZ. p. 415-17; von Langen in
Theol. Literaturbl. p. 22; H. B. XVII, No. 99, p. 52; Jüd. Literaturbl. p. 126.
76 Landauer, Rabbinica und Judaica.
Cambridger Handschrift, die er für die Jerusalemer (?) Mischna
ausgiebt. dieses Buch der Sentenzen allseitig erläutert. Eine grössere
Unabhängigkeit von den jüdischen Commentatoren wäre wohl zu
wünschen. Massecheth Middoth hat Ederslteim 38) übersetzt und
HUdesheimer 39) mit den Angaben von Josephus verglichen.
Was zur Niederschreibung des Talmud Veranlassung gegeben,
wer sich dieser Aufgabe unterzogen . und in welcher Weise der
Abschluss stattgefunden, erfahren wir aus einer höchst beaehtungs-
werthen Abhandlung N. Brüü's40). Die Belastung des Gedächt-
nisses und die Furcht vor Verfolgungen, wie sie das letzte Viertel
des V. Jahrb. aufweist, bestimmten hauptsächlich R. Abina (gest.
13. Kislew 499), R. Achai b. Huna (gest. 4. Adar 505) und andere
Saburäer, das von R. Asche während seiner langen Lehrthätigkeit
(375 — 427) zweimal mündlich besprochene umfangreiche Material
zu eodihciren. Nach Erfindung der Buchdruckerkunst erfreute sich
dieses Schriftwerk einer staunenswerthen Verbreitung. Der be-
kannte Gelehrte Raphael Rabbinoricz hat bereits im Jahre 1S67
mit bibliographischer Kenntniss die Editionen verzeichnet. Im ver-
gangenen Jahre hat er diese Arbeit auf Grund umfassender und
genauerer Studien revidirt, aber leider wiederum in hebräischer
Sprache geschrieben41). Ein Verzeichniss der ohne den Text ge-
druckten Commentare zum Talmud, deren Verfasser zwischen der
Zeit des R. Nissim (c. 1340—1380) und R. Bezalel Aschkenasi
(XVI. Jahrh.) gelebt, hat Jellinek i2), nach der Aufeinanderfolge der
einzelnen Tractate geordnet, zusammengestellt, und Halberstarnm
in seiner riesigen Belesenheit noch ergänzt. Die vielgelesenen
Folianten haben seit 1484 eine grosse Zahl von Ausgaben erlebt,
ohne dass sich ein Editor bemüssigt fühlte, handschriftliches
Material zu vergleichen. Erst im jüngsten Jahrzehnt hat ein in
München lebender Gelehrter, der bereits genannte Raphael Rabbi-
noricz i3), diese Arbeit in Angriff genommen. Er gibt in Quadrat-
38) Sketches of Jewish Social Life in the Days of Christ. Appendix.
1. Translation of the Mishnic treatise „Massecheth Middoth". 2. Extracts from
the Babylon. Talmud „Mass. Berachoth". London (Rel. Tr. Soc.) 1876. 5 s.
rec. im Ath. 1877, p. 178.
30) S. oben p. 43, No. 36.
40) Die Entstehungsgeschichte des babylonischen Talmuds als Schriftwerkes
von N. Brüll: Jahrbücher f. Jüd. Gesch. II, p. 1—123; cfr. Magazin f. d.
■\Yiss. 1S77, p. 159.
i 1 i Kritische Uebersicht der Gesammt- und Einzelausgaben des Babylon.
Talmuds seit 1484 von Raphael Rabbinoricz. München (Rosenthal) 1877
132 pp. 8. Separatabdruck aus Bd. VIII der Variae lectiones, cfr. No. 43.
42) yzna D^aiiöenn ■»biia -neo maus bb-o aisan oiü^p
- Tlttbntt PN ttJIEb — ^T!DON bsb^ Wah 15» — D^O! . Von Ahron
Jellinek. Wien (Brüder Winter) 1877. 16 pp, 8. — Angez. in Jüd. Literat.
1877, p. 17ö und Jahrbücher III. p. 107. Acced. Appendix.
43) Variae lectiones in Misehnam et in Talmud babylonicum quum ex aliis
Ijliris antiquissimis et scriptis tum c codice Monacensi praestantissimo collectae.
Landauer, Rabbinica und Judaica. 77
schrift [alle Varianten des unschätzbaren Münchener Manuscripts
des ganzen Talmud und fügt in den Noten , in sogen. Raschi-
Charakteren, alle Varianten hinzu aus den ihm zugänglichen anderen
Hss. der wichtigsten alten Commentatoren und ersten Talmud-
editionen. Wir besitzen jetzt die Variae lectiones zu Seräim und
Moed in VIII Bänden. Die Uebersetzung und Commentirung vom
Tractat Baba Qamma hat ein leider nicht philologisch Geschulter44)
unternommen. Mit der Version von Baba Mezia ist Sammtev *5)
beschäftigt. Luzzatto's sehr brauchbare Grammatik des talmudischen
Idioms ist von Goldammer 46) nun auch ins Englische übertragen
worden. Das lexicalische Gebiet hat durch das noch in Fort-
setzung begriffene Wörterbuch von Jakob Levy 4 7) eine nicht zu
unterschätzende Bereicherung erfahren. Möglichste Vollständigkeit
des Materials, Abfassung in deutscher Sprache sind nicht die
geringsten Verdienste des Werkes. Die vortrefflichen Bemerkungen
Fleischers haben bereits manchen Fehler verbessert. Befremdend
ist es, das der gelehrte Verfasser das verwandte Mandäische ganz
unbeachtet lässt. Einzelne , freilich selten zutreffende Notizen
geben Schorri$), Oppenheim*?, °°) , Levysohnbl) , Hochstädter 52),
annotationibus instructae auctore Raphaelo Rabbinovicz. Pars VIII Tract.
Megillah et Schekalim. Adjeeta est Synopsis critica omnium editionum Talmudis
babylon. ab anno 1484 vulgatarum. Monaehii (Selbstverlag Wiesenstrasse No. 1)
1877. (Hebr. Titel: D^DIO "'pnpn) (XVI) -f- ICO -f- 84 (-f 4) -f- 132 pp.
8. — rec von Castelli in BISO. 1877. p. 367; in Ath. No. 2G11, 10. Nov.
1877, p. 600; von J. Barth in JLZ. 1878, No. 28, p. 413; im LC. 1878. Sp.
476—7 ; von H. L. Strack in ThLZ. 1878, No. 11, p. 252.
44 1 Legislation civile du Thalmud nouveau commentaire et traduetion cri-
tique du traite Baba Kama (!) par Israel-Michel Rabbinowiez. Tome II. Paris
(Ernest Thorin) 1877. LXXXIV, r> 1 * > pp. 8. 20 fr. Tome I soll „les lois
civiles des traites du Seder Nasehim" enthalten und wird später erscheinen.
45) Talmud babylonicum. (Der babylonische Talmud.) Tractat Baba Mezia.
Text mit deutscher Uebersetzung und Erklärung von Kabb. Dr. Sammter.
Liefer. I — IV. Berlin (Julius Benzian) 1876/77. Preis d. ganzen Tr. 30 M.
46) Grammar of the Biblical Chaldaic Language and the Talmud Babli
Idioms. By S. D. Luzzatto. Translated and largely reviewed by J. S. Gold-
ammer. New-Yörk (Wiley & Sons) 1877. — rec. in Ath. 11. Aug. 1877,
p. 179.
47") Neuhebräisches und Chaldäisches Wörterbuch über die Talmudim und
Midraschim von Jacob Levy. Nebst Beiträgen von H. L. Fleischer. I. IL,
p. 1 — 336. Leipzig (F. A. Brockhaus) 1876/77. — rec. in Bibliotheca sacra
1877, p. 193; LC. 1877, Sp. 599, 1113.
48) m-nny mb?3 *isiro prob b"n ino:iz3 irrsT mbTa- chaiutz
X. Jahrg. 1877, p. 46—60.
49) Die neuhebräischen Sprachelemente in der Mischna von D. Oppen-
heim: Magazin ed. Berl. 1877, p. 149 — 52.
50) Fremdsprachliches im Talmud. Von D. Oppenheim: Jüd. Literaturbl.
1877, p. 2.
51) Literarische Notizen. Von Dr. L. Lewysohn: Jüd. Literaturbl. 1877,
p. 159, 163 (vgl. p. 171), 170, 175, 190, 206.
52) Erklärung einer Talmudstelle. Von Dr. Hochstädter, Bezirksrabb. :
Jüd. Literaturbl. 1877, p. 147, 156 und 160.
78 Landauer, Rabhinifa und Jiulaica.
Brüll 5S) und Bacher6*). Ein Muster scholastischer Verkehrtheit
sind die Bemerkungen des D. M. Hoff mann 55) zu Biblischem wie
Talmudischem. Im vibn 56) wird mit der Erklärung der Beinamen
i'oi'tgefahren. Bei einem Riesenwerke wie der Talmud sind lndices
jeder Art erwünscht. Von einer nach Materien alphabetisch ge-
ordneten Sammlung der Haggadoth beider Talmude b') ist der erste
Theil erschienen. Zu dem bekannten Werke des Jacob ibn Chabib
(apy yy) hat Fränkel öö) ein Inhaltsvei'zeichniss angefertigt. Der
im Jahre 1871 verstorbene Rabbiner von Marseille, Michael David
Cahen5-'), hat im Jahre 627/1867 ein Register der in beiden Tal-
muden und Midraschim vorkommenden, meist jüdischen Eigennamen
angelegt. Er theilt sie in Namen der Tanaiten (der Mischna, der
Baraita), der Amoräer, der Gelehrten der Midraschim. Beigefügt
ist eine Anzahl von Frauennamen, von Orten, in welchen sich Ge-
lehrte aufhielten, und die Namen der sogenannten Tosafisten. Wem
das tüchtige Werk des Minsker Rabbiners bekannt ist, der wird
kein Verlangen nach diesem neuen Opus hegen, das stets bloss
einzelne Belegstellen liefert und auf Vollständigkeit keinen Anspruch
machen kann. Es scheint fast, als ob der Verfasser seinen Vorgänger
gar nicht gekannt hätte. Eine von der Kritik höchst beifällig auf-
genommene Arbeit ist die Encyklopädie von Hamburger^), der wir
einen rüstigen Fortgang wünschen. Für denjenigen, der nicht die
Sprache des Talmud, sondern seinen Inhalt untersucht, ist es von
53) mpTP (Qidd. 16 b) vou iV. Brüll: Jahrbücher f. Jüd. Gesch. 1877,
II, p. 139—143. Ein Fabelbuch im Talmud. Ibid. p. 152—54.
54) Zwei Corruptelen. Ein Beitrag zur talmudisch-midraschischen Lexico-
graphie von Wilh. Bacher. Ueber "'Ksbip u. 111 "11173 : Monatsschr. f.
Gesch. 1876, p. 237—240.
55) "lipnn ni731in VHÖ by Viapb 1ÖN a^SlÖ. Von David
Moses Hoffmann. Wien 1876. 156 pp. 8.
56) 5't imim -»iBoa D">i83Nn rrrau). 2. Abhandlung, yibrui
X. Jahrg. 1877, p. 1—31.
57) ■'»brail-n "033 1173bn73 111138 litlS. Azar Agpdat(M) hsg. von
Gabriel b. Chajjim Miller, Rabbinats-Assessor in 173 [Mattersdorf (Ungarn).]
I. Pressburg (Druck v. Otto Köttritsch» 1877. 8. 240 pp. 8.
58) ii73bn73 b7n ->i73N73 b=> bp:n Nistob nns73 .usnb -j i -< ar
rt?3iD ixn Nb t:jn anatp a^i apyi yy icon tnson TObttTPi ■•baa
NiTU ND5N ni03 D^U ifi by D^lnDtt. Von P. Fränlce.l. Krakau
1877. 4M. Zu beziehen von Wilhelm Erras in Frankf. a M.
59) Repertorium talmudicum sive memorabilia omnia de personis et rebus
quae in utroque Talmude et Midraschim occurrimt — item series integra coni-
mentatorum Talmudicorum medii aevi, sc. Rasclu ejusque magistrorum, discipulo-
rumque, qui vulgo Tosaphistae nuneupantur. Quae omnia — in ordinem alpha-
beticum digessit — M. D. Cahen. Nunc vero emendavit — L. Wogue.
Prostat apud 0. Cahen — Lugduni (,13 Quai de Tilsitt) 1877. Mit hebr. Titel:
mann nrDir 0 — v -f 3 + 328 pp. 8.
60) S. oben p. 54, No. 53. — Vgl. ZDMG. 33. Bd., p. VIII.
Landauer, Rabhinica und Judaiea. 79
grösster Wichtigkeit, die in den verschiedensten Tractaten zer-
streuten Discussionen über das gleiche Thema beisammen zu haben,
ferner Regem und Principien kennen zu lernen , nach welchen die
Redactoren der Mischna und des Talmud verfahren sind. Ueber
dies und Aehnliches ertheilt uns Auskunft die neuerdings gedruckte
Methodologie von MalacM Cohen61) und die Werke von Greis-
mann62) und Chajjim Jakob63). Mehr populären als wissen-
schaftlichen Charakter haben die Schriften von Dessauer6*), Levies),
Maryolis96) und Polano91), indem sie nach Willkür Stücke aus
der haggadischen Literatur auswählen und übersetzen, ohne philo-
logische Bemerkungen daran zu knüpfen. Eine Fülle von Gelehr-
samkeit hat M. Grünbav/m cs) in seiner Studie über die ver-
gleichende Mythologie niedergelegt. Beginnend mit einer in pikantem
Stil gezogenen Parallele zwischen Haggäda und Halächa — Gegen-
sätze, die auch Farrar 6aJ in einer englischen Zeitschrift bespricht
— geht er über zu einer Reihe von Sagenkreisen, zu welchen er
Analogien in den verschiedensten Literaturen zu finden weiss. Wir
bedauern blos. dass aus Mangel an Indices der Schatz an lexi-
61) "ONb^ T von Malaehi Cohen b. Jacob (gest. vor 1792). Methodologia
Talmudis I — III, hsg. von Aloses Ahron Kegil cum einen dation. Jesajas Pik.
Zebi Hirsch aus Berlin et notis Isak Dob Bamberger in Würzburg. ed. 3.
Przemyil (Druck von A. Zupnik und Knoller. Verlag von Kegil) 187 7. 8 Bl,
-{- 230 -f- 2 Bl. 8.
62) N rO~iy?3 "P3n: "fttlN "ED gesammelt von DNT Jakob Greisman
b. Samuel. Przemyil 1876. 34 -f- 4 Bl. 4. Talmudisehe Regeln mit Quellen-
angabe. Das Werk soll in 22 1113*1 "72 erscheinen.
63) "("PiErS ~)yiD von Chajjim Jacob b. Zcbi aus NT^DN . Aulzählung
der halachischen Kegeln , Kachweis der Stellen , in welchen sie in den beiden
Talmuden und den älteren Commentaren behandelt werden. Acced. compendium
n!T*i2N rnnU . Angabe der bezüglichen Stellen in den neueren Comm. Zu
letzterem cfr. Steinschneider Bodl.-Cat. p. 711. Wilna (gedr. bei Abr. Hirsch
Katzenellenbogen) 1877. 78 pp. 8.
64) Spruchlexikon des Talmud und Midrasch. Urtext und Uebersetzuug.
Von J. Dessauer. Budapest 1877. 259 pp. 8. — Ang. in Jüd. Literaturbl.
1877, p. 39.
65) Parabeln, Legenden und Gedanken aus Thalmud und Midrasch, ge-
sammelt und geordnet von Giuseppe Levi, aus dem Urtexte in's Deutsche
übertr. von Ludwig Seligmann. 2. A. Leipzig (Leiner) 1877. XII, 366 pp.
8. p. 334—362 Biographie v. R. Aqiba.
66) Isaac Margolis. ^mS1 "H1BD, unter dem deutschen Titel: „Er-
zählungen Jeschurun's". Charakterbilder und Sagen aus dem Talmud Bawli,
«lerusalmi Midrasch , Jalkot und Sohar. Gesammelt, bearbeitet und übertragen
in's Hebräische. Berlin (im Selbstverlage) 1877. 334 pp. 8. 6 M.
67) Selections from the Talmud. Beiiig Specimens of the Contents of that
Ancient Book, its Commentaries — Translated trom the origiuial by H. Polano.
London (Warne & Co.) 1877. 382 pp. 8. 3 s. 6 d. — rec. in Saturday
Review 27. Oct. 1877, No. 1148, p. 521.
68) M. Grünbaum. Beiträge zur vergleichenden Mythologie aus der
Hagada: ZDMG. 31. Bd., p. 183—359.
69) The Halacha and the Hagada. By Farrar: The Expositor Oct. 1877.
80 Landaver, Rabbinica und Judaica.
kaiischen Notizen nicht leicht zu liehen ist. Etwas vager und be-
strittener sind die Vergleiche Giidemann's 7o). Zur Erkenntniss
des ethischen Gehalts des Talmuds trägt die Schrift .von La-
zarus 71) bei. Die Angriffe von Rohling1*), Wilmanns13) u. s. w. V4),
die ihre Waffen meist in der Rüstkammer von Eisenmenger ge-
holt, mögen hier nur erwähnt sein. Da wir die Namen der An-
kläger genannt, so haben auch die Vertheidiger einen Platz zu be-
anspruchen , zumal aus der einen oder andern dieser Schriften
immerhin noch etwas zu lernen ist. Es sind die Arbeiten von
Bloch1'*), Duschak™), Joel11), Kolkmann 78) , Schreiber 1% Solo-
weyczyh&&) und Them8i).
70) Religionsgesehichtliche Studien von AI. Güdemann. Leipzig (Leiner)
1876. 144 pp. 8. I ..Mythenmischung in der Hagada", p. 1 — 64 , entspricht
der Abhandlung in der Monatsschrift f. Gesch. 1876, p. 177 — 195, 225—231,
255—267. — rec. in LC. 1876, Sp. 1681; Zeitschr. f. wiss. Theol. 1877, 2;
Jahrbücher ed. Brüll 1877, III, p. 176—180-, Motiatsschr. 1877, p. 137 — 44,
H. B. XVI, p. 124; Jüd. Literaturbl. 1877, p. 34; ha-Schachar VIII. Jahrg.
p. 227 — 232. Die Abhandl. III über den Bamabasbrief beurtheilt Ad. Harnack
in der ThLZ. 1877, p. 59.
7 1 1 Zur Charakteristik der tahnudischen Ethik von L. Lazarus. Jahresber.
des jüd. -theol. Seminars „Fränckerseher Stiftung". Breslau (F. W. Jungfer's
Druckerei) 1877. 48 pp. 8. — rec. von Schürer in ThLZ. 1877, p. 518;
Jüd. Literaturbl. 1877, p. 30; Magaz. f. d. Lit. d. Ausl. 1877, p. 429.
72) Der Talmudjude. Zur Beherzigung f. Juden und Christen aller Stände
dargestellt von Rohling. 5. A. Münster (Rusell) 1876. 112 pp. 8. 0,80 M.
73 i Die „goldene" Internationale und die Nothwendigkeit e. socialen Re-
formpartei von C. Wilmanns. Berlin (NIendorf) 1876. 107 pp. 8. 1,50 M.
74 1 Die Sittenlehre des Talmud und der zerstöreiide Einfluss des Juden-
thums im deutschen Reich. 3. A. Berlin 1876. Abdruck aus der Deutschen
Landeszeitung. — Angez. in Westminster Review, Tom. 52, 1877, p. 264.
75) Prof. Rohling's Falschmünzerei auf talmudischem Gebiete von Philipp
Bloch. Posen (Merzbach) 1876. IV, 31 pp. 8. 0,60 M. — rec. im Jüd.
Literaturbl. 1876, p. 88.
76) Die Moral der Evangelien und des Talmud. Eine vergleichende Studie
im Geiste unserer Zeit, von AI. Duschak. Brunn (Bernhard Epstein) 1877.
X, 58 pp. 8. 1,60 M.
77) Gutachten über den Talmud, abgegeben in Veranlassung eines Processes,
in erweiterter Form herausgegeben von Dr. M. Joel. Breslau (Schletter) 1877.
33 pp. 8. — Angez. im Jüd. Literaturbl. 1877, p. 148 u. 154; in Jahrbücher
ed. Brüll III, p. 186/7. Angegriffen im „Israelit" ed. Lehmann 1877, No. 36— 39.
78) Die gesellschaftliche Stellung der Juden. Von Jos. Kolkmann. 2. A.
Löbau (Skrzeczek) 1876. V, 34 pp. 8. 0,60 M. — Angez. in Protestant.
Kirchenzeitung 1876, p. 355.
79) Die Principien des Judenthums verglichen mit denen des Christen-
thums zur Abwehr der neueren judenfeindlichen Angriffe. Von Em. Schreiber.
Leipzig 1877. X, 252 pp. 8. — rec. in LC. 1878, Sp. 41.
80) Elias Soloweyczyk. Die Bibel, der Talmud und das Evangelium, aus
dem Französischen ins Deutsche übertr. von Moritz Grünwald. Leipzig
(Brockbaus in Comm.) 1 s 7 7 . XX, 351 pp. 8. 8 M. — rec. in LC. 1877,
No. 4<>, Sp. 1333; in Jahrbuch. III, p. 184; von Strack in Zeitschr. f. d. ge-
summte luth. Theol. 187H, p. 459—66.
81) Der Talmud oder das Princip des planetarischen Einflusses nach der
Anschauung des Talmuds. Von Hai. Thein, Rabb. in Luze. 2. A. Wien
(Selbstverlag) 1876.
Landauer, Rabbinica und Judaica. 81
Die Stellung der Tosefta 82) zur Mischna ist seit Scherira
Gaon häufig discutirt und verschieden 83) beurtheilt worden. Zucker-
mandel 84) war es vorbehalten, die — gelinde gesagt — eigen-
tümliche Theorie aufzustellen, die Tosefta sei die ursprüng-
liche palästinische Mischna. Er hat 2 Hss. dieses Werkes, die von
Erfurt85), welche vor 1260 geschrieben ist, und die von Wien86)
genau geprüft. Sie bilden die Grundlage der von ihm veranstalteten
neuen Edition 87) , die einen guten Text verspricht. Etwas ober-
flächlich und leicht hingeworfen sind die Bemerkungen J. S.
Bhch's 88).
Von den kleineren Tractaten ist der wichtige Massecheth
Soferim 89) neuerdings nach einer alten Hs. herausgegeben worden.
Aus demselben Codex erhalten wir noch eine dem Redactor der
Mischna zugeschriebene Abhandlung, die sogenannten Baboth, welche
in kürzerer Form unter dem Titel „Ma'ase Tora" schon einmal ver-
öffentlicht wurde (cfr. Steinschn. Bodl.-Cat. p. 620 und Jellinek,
Bet ha-Midrasch II p. 92) und die Baraita di-Jeschua. Auf
einzelne verschollene Baraitas , wie die zu Massecheth Nidda
und die 24 Hindernisse der Busse, macht Brüll90) aufmerksam.
Mit Anschluss an die Dissertation von Joseph Schmilg examinirt
82) Zum Namen cfr. jüd. Lit. 1876, p. 53.
83) Cfr. Die Theorien über Wesen und Ursprung der Tosephtha, kritisch
dargestellt von J. H. Dünner. Amsterdam (Seyffard) 1874. 8.
84) Die Erfurter HS. der Tossefta besehrieben und geprüft von M. S.
Zuckermandel. Berlin iL. Gerschel) 1876. IX, 117 pp. 8. Zum grossen
Theil Abdruck aus d. Magazin, Jahrg. II. — rec. in LC. 1876 Sp. 1322; Magaz.
f. d. Liter, d. Ausl. 1876, No. 43; H. 13. XVI p. 31; Grätz's Monatsschr. 1876,
p. 285 — 88 u. 331—33; Jüd. Literaturbl. 1876, p. 20 u. 24 v. M. Rawicz u.
1877, p. 75/6 u. 79.
85) Eino geistreiche Erklärung einer Toseftastelle v. K. David Pardo durch
die Erfurter HS. bestätigt. Jüd. Lit. 1877, p. 143. Estori Parchi's Tosefta-
Citate, ibid. 1876, p. 62.
86) Wiener Tosefta-Codex: Jüd. Literaturbl. 1876, p. 71. Ordnung der
Tractate, Theilung der Abschnitte und einzelner Absätze in der Wiener Tosefta-
HS. Ibid. p. 14, 18, 22, 26.
87) Tosefta nach den Erfurter und Wiener Handschriften mit Parallelstellen
und Varianten hsg. von I\l. S. Zuckermandel. Lief. I —III. Pasewalk (Selbst-
verlag) 1877.
88) Einiges über die Stellung der Tossefta. Von J. S. Bloch: Jüd.
Literaturbl. 1877, No. 44, p. 174, 175, 186, 190, 194, 202.
89) Beiträge zur talmudischen Literatur. Von Samuel Schönblum. Unter
dem hebr. Titel '"OIT NpT'S 2) 0">1BO rODE 1) D^nnD3 D^EO SlttWlö
d^t 'om '2 's TDöim r^wn Nm-nn 3) mnnti in izjvipn
*l"3N"!!^b Lemberg (A. J. Menkes) 1877. X, 78 Bl. 4. Accedunt nonnullae
expositiones editoris.
90) Verschollene Baraitas und Midraschim Von N. Brüll: Jahrbücher i.
jüd. Gesch. II, p. 124—133.
Jahresbericht 1876-1877. Heft IL 6
82 Landauer, Iiabbinica und Judaica.
Braun91) die historisch wichtige Megillath Ta'anith; der Text
stamme von Chananja b. Chisqijja b. Garon, das Seholion aus dem
7. Jahrhundert. Die Baraita des Samuel, deren Abfassungszeit
unbestimmt ist und später als das VII. saec. angenommen wird,
bespricht Steinschneider 92). Aus der Midraschliteratur haben
wir eine neue , handliche Ausgabe des Midrasch Rabba 93) zu
nennen. Eine Art von Inhaltsverzeichniss der einzelnen Paraschen
— nicht alphabetisch geordnet und darum von geringer Be-
deutung — erhalten wir von tialomo Wilf'9i). Eine Unter-
suchung des Midrasch Schir ha-Schirim 95j förderte nichts Neues
zu Tage. Die Sammlung kleinerer Midraschim, die Jellinek 96)
mit so vieler Sachkenntniss unternommen, ist um einen neuen
Band bereichert worden. Abgesehen von der oft edirten und in
ihrer eigenartigen Nachahmung des Danielischen Stils interessanten
Antiochusrolle, die bereits Saadja gekannt, erhalten wir Bruchstücke
einer neuen Pesiqta (p. 3ti — 70) u. a. In einem Anhange spricht
der Editor auch eine Vermuthung aus über die Entstehung und
die Quellen des sog. Alphabet-Midrasch (!) 97). Nach seiner An-
sicht sei er für das Wochenfest componirt, wo, nach einem alten
Brauche, die Kinder ins Bethaus geführt und dort zum ersten Mal
unterrichtet wurden. Thomas < }henery 98) hat einzelne Legenden
aus dem Midrasch übersetzt.
In der nachtalmudischen Literatur ist das erste Schriftwerk
91) Entstehung und Werth der Megillat Taanit. Von M. Braun: Monats-
schr. f. Geschichte 1870, p. 375—84, 410—18, 445— 60.
92) Zur Baraita des Samuel. (Excurs zum Artikel Mosconi in Berliners
Magazin). Von Moritz Steinschneider: H. B. XVII, p. 8 — 10.
93) T\y^ ,Ü*n72 Cum Comm. WlinS mSrftt autore Isachar b. Naftali et
Ü^ÖN TD^DN aut, Hi. Dav. Ruhmstein (ffr. Fürst Bihl. III. p. 1). Warschau
(Druck v. den Söhnen des Samuel b. Chajjim Orgelbrand) 1877. I — V. 8.
'.14 1 SalomoWüf b. Jesajas Josef aus Drobitsch äJTT.n JOS73 Index der
Decisionen, Ahhandl., Geschichten und Gleichnisse im Midrasch Rabba und M.
Megilloth, nach den Paraschen geordnet. Lemberg (Verlag v. Jacob Ehrenpreis)
1877. 8 Bl. 54 pp. 8.
95) Ohservationes criticae in Midrasch Schir ha-Schirim secundum Cod.
Monac. 50 Orient. Diss. quam ed. auctor Saloruo Chodowski. Halis Saxonum
[1877]. 57 pp. 8.
96) Bet ha-Midrasch. Sammlung kleiner Midraschim und vermischter Ab-
handlungen aus der altern jüdischen Literatur. VI. Theil. Nach HSS. und
Druckwerken gesammelt und nebst Einleitungen hsg. von Dr. Ad. Jellinek.
Wien (Brüder Winter) 1*77. XXXXV, 156 pp. 8. — rec. v. J. Barth in
JLZ. 1878, No. 25; von Strack in ThLZ. 1878, No. 11, p. 251'.
117) Der Alphabet-Midrasch. Von Ad. Jellinek. Im Bet ha-Midr. VI, p.
\\\X- XLV.
'.tsi Miscellany of llebrew Literature ed. hy A. Löwy. Vol. II. Second
series London 1877. No. 3. Die liegenden sind dem V. Bd. von Jellinek's
Bet ha-Midrasch entnommen.
Landaver, Rabldnica und Jadaica. 83
die Scheeltoth von R. Aclia. Nach Brüll ") wäre, gegen die An-
sicht von Franjeel, Samuel b. Mari, der Leiter der Schule von
Pumbaditha in den Jahren 738—747, als Lehrer jenes R. Acha
anzusehen. Bekanntlich wanderte der letztere , aus Verdruss über
die Nichtberücksichtigung bei der Besetzung des im Jahre 747
erledigten Gaonats , nach Palästina aus. Nicht lange nach ihm
lebte dort, nach Zimzs Vermuthung, die JelUnek etwas schwach
unterstützt, der liturgische Dichter Elazar ha-Kalir 10°). Ueber
die Juden südlich und südwestlich vom heiligen Land, Aegypten
ausgenommen, war man zu allen Zeiten schlecht unterrichtet. Aus
lltilroy's 101) Mittheilungen über seine abessinische Reise und aus
seiner Ausgabe der Prieres können wir uns überzeugen, dass die
Falaschas jüdischen Stammes sind. Die etwas räthselhaften Nach-
richten der älteren Reisenden über sie versucht Metz1"-) zu deuten.
In die Blüthezeit der hebräischen Literatur werden wir durch
die Edition mehrerer allerdings zum Theil schon veröffentlichter
Gedichte von Samuel ha-Nägid Ill3J versetzt. Die Poesien gewinnen
dadurch noch an Interesse, dass sie von dem Sohne des Dichters
gesammelt wurden, und zwar in dem jugendlichen Alter von
8 Jahren. Wir erfahren dabei zugleich, dass eben dieser Sohn
Josef am 27/VIII 1035 geboren wurde. Dass die Gelehrten jener
Zeit sich der arabischen Sprache in ihren Schriften bedienten, ist
uns nichts Neues. Bezeichnend finden wir es, dass schon Alfasi 104)
zur Erklärung einer schwierigen Talmudstelle , mitten in seinem
hebräisch geschriebenen Werke, zur arabischen Sprache seine Zu-
flucht nimmt. Den unter dem Namen von Salomo Isaki lft5) ge-
druckten Commentar zu Bereschith Rabba hat Scharr näher
betrachtet und die Ansicht der Kritiker bekräftigt, dass wir es
hier mit keinem Opus von Raschi zu thun haben. Von dem
99) Der Lehrer des R. Acha von Schabacha [?]. Von N. Brüll: Jahr-
bücher f. Jüd. Gesch. II, p. 146—152.
100) Elasar ben Kalir. Von Ad. JelUnek. Im Bet ha - Midr. VI. p.
XXXYIII— XXXX.
101) Miscellany of Hebrew Literat, ed. by A. Löwy. Vol. II. Second
series. London [1877.] No. 5. Aus dem Französ. übersetzt von James
Picciotto.
102) Metz. Ueber Eldad ha-Dani, Benjamin von Tudela und die Falaschas :
Jüd. Literaturbl. 1877, p. 157, 160. 169.
103) Gedichte aus dem Divane des Samuel ha-Nagid. Aus einem Frag-
mente in Oxford (Catalog No. 2457) hsg. v. Ad. Neubauer. Mit Noten von
Senior Sachs: Letterbode III. Jahrg., p. 9 — 20.
104) Eine halachische Discussion des Isak Alfasi. Nach einer Oxforder
Handschrift zum ersten Mal edirt und übersetzt von /S. Landauer : Isr. Letter-
bode 1876, p. 49 — 62. — rec. in H. B. XVII, p. 3.
105) ■Mö'lb D'OrVPTan D"m: 'o)2T n"n S&. Chalutz X. Jahrg. 1877,
P 111 — 121.
84 Landauer, Rabbinica und Judaica.
Dichter der Zioniden entwarf Kaufmann 106) ein Bild. Zur Ge-
schichte eines jüngeren Zeitgenossen , des Elchanan b. Isak , hat
Steinselineider ll17) das Material zusammengestellt. Von einem
anderen Tosafisten, Jeliuda Sir Leon (116G — -1224), erhalten wir
durch Gross1"*) eine Monographie, der wir entnehmen, dass von
dessen Talmudcommentar sich blos der zu Berächöth, gedr. zu
Warschau 1863 (vollständiger in dem Mscr. von Raph. Rabbmovicz),
erhalten, und dass man das ü^TOn;-; "iec ihm abzusprechen hat.
Die bedeutendste Persönlichkeit des Mittelalters dürfte wohl Mai-
monides sein. Sein Schreiben an die Rabbiner von Marseille
(Briefsammlung No. 3), worin er sich über die Lächerlichkeit der
Astrologie ausspricht, ist nun ins Französische ,l19) übersetzt wor-
den. Einige aus dem gedruckten arabischen Texte der Mischna-
Einleitung resultirende Verbesserungen der hebräischen Version
verdanken wir Wolffl ll{>). Ueber eine Lesart im Mischne-Tora
(ärP73:bn7J NbN oder Nbi) hat sich eine etwas müssige Debatte111)
entsponnen. Eine andere Stelle in jenem Codex, wo er das leise
Beten des '12 5 US 3 im Sch°ma' nach Pesäkhim 5(3 a und nicht
nach Midrasch Debhärim motivirt . führte zu einer Auseinander-
setzung112' ll3) über die Methode des Verfassers vom frpTn V.
Man weiss, welch lebhafte Kämpfe die schriftstellerische Thätigkeit
des Maimonides hervorgerufen hat. Das letzte Jahr brachte nun
das bisher blos handschriftlich vorhandene Schreiben des Scheschet
106) Jehuda Ilalewi. Versuch einer Charakteristik. Von David Kauf-
mann. Breslau (Schletter'sche Buchh.) 1877. 48 pp. 8. — ree. in Ath. 1877,
No. 2581, p. 484; v. Leop. Treitel in Magaz. f. d. Lit. d. Ausl. 1877, p. 581;
in H. B. XVII, p. 62; von Rosin in Mag. ed. Berl. 1877, p. 121.
107) Material zu der Geschichte des Tosafisten Elchanan b. Isak gest. 1184:
H. B. XVII, p. 04.
108) Jehuda Sir Leon aus Paris. Analekten von H. Gross: Magazin ed.
Berl. 1877, p. 173—210.
109) Lettre de Maimonide au College Rabbinique de Marseille (27. Sept.
1194) traduite pour la premiere fois en trancais avec avant-propos historique
par Jonas Weyl, Grand Rabbin de Marseille. Avignon (imprim. Gros freresi
1877. 23 -j- 2 pp. 8. Extrait de la Familie de Jacob ed. Benjamin Mosse
XIX' Annee Oct. 1877, p. 8.
110) Bemerkungen zu der hebräischen Uebersetzung der Maimunischen
Mischna-Einleitung. Von Dr. Wo/ff: Magazin ed. Berl. 1877, p. 39-51.
111) Maimonides über die Tugendhaften und Weisen unter den Völkern.
Vmi Rosin: Magazin f. die Wiss. 1876, p. 206—15. Cfr. die Bemerkung von
jS. J. Halber stamm, ibid. 1877, p. 57-58 und Replik von R., p. 111 — 13.
112) Een archeologisch raadsel opgelost. Von B.: Isr. Letterbode, II.
Jahrg., p. 46—47.
113i Kende Maimon Debarim Rabba en ging liij 00k als codifieator ratio-
neel te werk? Von E.: Letterbode, II. Jahrg., p. 136 — 149.
Landauer, Rabbinica und Judaica. 35
Benveniste 114) aus Barcelona an die Lüneler Gemeinde (gegen
Meir Abulafia) und die Einleitung zum Bannbriefe des Exilarchen
David115) — eine Ergänzung zur Veröffentlichung Hatberstamm's
im Jeschurun VII. 69. Das Buch Bahir galt immer als eines
der ältesten qabbalistischen Werke. In einer Stelle des n72nb?:
mSJ3 von Meir b. Simon116) aus Narhonne (um 1240) heisst es
nun ziemlich deutlich . dass die zweifelhafte Ehre der Autorschaft
dem Commentator von Canticum und Ecclesiastes, R. Azriel, zufalle.
Wie man sich den Apostaten gegenüber zu verhalten habe . be-
spricht Salomo aus Montpellier l x 7) in einem Responsum an Nach-
manides. Abraham b. Azriel, der Lehrer von Isak Or Zarua, hat
c. 1234 die Pijjutim der Sabbate und Festtage sowie die Selikhöth
commentirt. Aus einem solchen Codex , der sich in der reich-
haltigen Bibliothek von A. Merzbacher befindet, hat Perles1™)
höchst interessante Mittheilungen gemacht. Ein Kenner der alt-
böhmischen Sprache wird ihm für die Zusammenstellung der Glossen
Dank wissen. Romanische Philologen haben schon wiederholt Wort-
erklärungen französischer Rabbiner des Mittelalters verarbeitet. Es
dürfte sich lohnen, auch für das Deutsche einmal den Versuch zu
wagen und von sachkundigijr Seite Specimina wie die von Brüll119)
gegebenen oder besser solche aus älterer Zeit nach ihrem sprach-
lichen Werthe zu prüfen. Talmudisten wird die zweite Ausgabe
der Piseqe Khalla von Salomo b. Ädere tb. 12"j erwünscht sein.
Etwas unsicher erscheint die Annahme Neubaiier's 121), dass der
hebräische Uebersetzer des „Image du rnonde" (cbi~n bx) Haginus
114) H. Graetz. Ein handschriftliches Schreiben des Scheschet Benveniste
über Maimuni's Wirksamkeit: Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Jud. 1876, p.
509-512.
115) Ergänzungen zur Epistolärliteratur über Maimonides. Von A[dolx>h\
N[euba,uer}: Letterbode, II. Jahrg., p. 172—.'!.
116) Das Buch Bahir. Von A. N.: Letterbode. III. Jahrg., p. 20—22.
117) Kesponsum des Salomo b. Abraham aus Montpellier an K. Moses b.
Nachman: Letterbode, III. Jahrg., p. 1 — 3.
118) Das Buch Arugath habbosem des Abraham b. Asriel von J. Perles:
Monatsschr. von Grätz 1877, p. 360—373. Auch separat erschienen. — rec.
H. B. XVII, p. 84.
119) I. Ein ganz unbekanntes jüdisch-deutsch-hebr. Glossar aus dem Jahr
1556. II. Das Buch des ewigen Lebens, gedruckt zu Freiburg im Breisgau
1583. III. Einzelne Sprüche aus dem Zuchtspiegel: Jahrbücher f. jüd. Gesch.
III, p. 87 — 120 u. d. Titel: Beiträge zur Kenntniss der jüdisch -deutschen
Literatur von Adolf Brüll.
120) «'aaj'-irrb nbn ^poc ed. b^T-np *(n: -,7:n: N. Coronel.
Jerusalem ib'in [4 -J-] 25 Bl. 4. Anhang 20 pp.
121) Les traductions hebra'iques de l'image du monde par Ad. Neubauer:
Romania V. Jahrg., p. 129 — 39. Abgedruckt im Letterbode, II. Jahrg., p. 205
— 208 und III. Jahrg., p. 41 — 46. Zum 3. Male erschienen in Miscellany of
hehr. Literat, ed. A. Löioy. London (/Trübner & Co.) 1877. No. 4.
gg Landauer, Rabbinica und Judaica.
(Chajjim) Deulecret (Gedalja), der Oberrabbiner von England im
Jahre 1281, sei. Eine ausgezeichnete literarhistorische Arbeit ist
die Untersuchung Kohn's 122) über das Buch des Mardochai, das
in unseren Ausgaben des Alfasi gewöhnlich als Appendix bei-
gedruckt ist. Bei Vergleichung des edirten Textes mit dem
zweier (eigentlich dreier) Handschriften ergab sich, dass die Mss.
die österreichische Becension, die Edd. aber die rheinische wieder-
geben, dass der Verfasser der Haggädöth und der kleinen Halächoth
Samuel Schlettstadt ist. und dass unserem rheinischen Mordechai
die Hilechöth Semäkh6t (Abelüth) von Meir von Rothenburg ein-
verleibt sind. Die Vorrede zu Jakob b. Machir's mmb hat Stein-
schneider 123) hebr. und latein. veröffentlicht. Aus der Feder
dieses rastlos thätigen Schriftstellers stammen auch Notizen über
den Diwan des Salomo da Piera124) (starb nach 1417) und über
Frat Maimon125) (lebte noch im XV. saec.) nebst seinen 3 Schülern.
Lücken in den beiden Ausgaben von Elia del Medigo's religions-
philosophischem Werke „B°khinath ha-dath" hat ein italienischer
Babbiner l26) ausgefüllt. Durch die Analyse eines Aldinischen
Druckes aus dem Jahre 1497 und zweier HSS. aus der National-
bibliothek in Paris bereicherte Dukas121) unsere Kenntnisse von
dem Leben und Wirken desselben Autors. Ueber Salomo Syreleio?
(gest. c. 1555), der durch die Edition seines Commentars zum
Talmud Jeruschalmi Tractat Berächoth bekannter geworden, hat
F. Behr128) Einzelnes mitgetheilt. Einer 61 Jahre nach dem
122) Mardochai b. Hilk'l , sein Leben, seine Schriften und die von ihm
eitirten Autoritäten. Ein Beitrag zur jüdischen Literatur und Geschichte von
S. Kohn: Monatsschrift 1877, p. 26—37, 73-82, 108—129, 157 — 171, 271 —
88, 306—26, 378—84, 421—32, 477—80, 517—28, 557—565. Auch im Se-
parat-Abdruck erschienen. — cfr. Magazin 1877. p. 77.
123) Prophatii judaei Montepessulani Massiliensis (a. 1300) prooemium in
almanach adhuc ineditum e versionibus duabus antiquis (altera quoque interpolata)
una cum textu hebraico e manuscriptis primum edidit, suamque versionem latinam
verbalem adjeeit M. Steinschneider: Bulletino di bibliogralia e di storia delle
scienze matematiche e risiche IX. Ottobre 1876. Separat erschienen Romae 1876.
22 pp. 4.
124) Poeten und Polemiker in Nordspanien von Steinschneider. Salomo
da Piera: H. B. XVI, p. 86—88.
125) Frat (PratVj Maimon und seine 3 Schüler Jakob b. Chajjim, Salomo
b. Jehuda, Natanel Caspi.: H. B. XVI, p. 126—32.
126) mn (!) mSTQ 'O ■'OlCnn mt373ti)n von Marco Mortara, Rabb.
in Mantua: Magazin ed. Berl. 1877, p. 82—84.
127) Recherehes sur l'histoire litteraire du XV. sieclo par Jules Dukas.
Elie del Modigo (p. 25 — 77). Paris, Leon Techener 1876. Abdruck aus Bul-
letin du bibliophile annee 1875. — rec. in Jahrbüchern ed. Brüll III, p.
193—97.
128) R. Salomon Syreleio Kine biographische Skizze von F. Behr: Blätter
für jüd. Wissensch. — Beilage zu Nu. 11 des „Israelit" 1877.
Landauer, Rabbinica und Judaica. 87
Tode Elia Loanz's geschriebenen Notiz entnimmt Lewysohn129)
die Angabe des Wochentages, an dem jener gestorben (Donnerstag
den 25. Juli 1636), und Geburts- und Todestage seiner Familie.
In der 2. Auflage der Responsen des R. Jakob b. Israel ha-Levi
(Venedig 1632 — 34) fand Perlesyi,)) eine Anfrage (nach 1623 ge-
schrieben) , die er in geistreicher Combination mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit auf Uriel Acosta bezieht. Daraus ginge hervor,
dass die Mutter Acosta's treu zu ihrem Sohne hielt. Kai/serling's
Biographie von Manasse b. Israel hat F. de Sola Mendes m) ins
Englische übertragen. Einen Brief David Netto's (1701 — 28 Rabb.
in London) an Christian Theophil Ungar hat A. Sulzbach 132) ab-
geschrieben. Eine Reihe von Jabez's Streitschriften gegen Jonathan
Eybenschütz 133) haben eine neue Auflage erlebt. Grätz 134) will
in der (nicht beglaubigten) Copie einer Urkunde einen neuen Be-
weis für seine Auffassung des Charakters Jonathans finden. Zwei
hebräische Briefe Mendelsohn's verdanken wir Neubauer ' 35). Imz-
zatto jun. 136) hat einen Catalog der edirten und nicht edirten
Schriften seines Vaters zusammengestellt. Die Rede, welche Rap-
jjojjort131) gehalten, als er im Jahre 1838 das Rabbinat in Tarnopol
129) Zur Biographie des Elia Loanz. Von L. Lewysohn: Magaz. ed. Berl.
1877, p. 52—53.
130) Eine neuerschlossene Quelle über Uriel Acosta von J. Perlcs. Kro-
toschin (B. L. Monascb & Cie.) 1877. Separatabdruck aus d. Monatsschrift
1877, p. 193—213. — rec. in Jiid. Liter. 1877, No. 24; cfr. No. 25. Be-
merkung und Ergänzung zu der Abhandlung „Eine neuerschlossene — ". Von
Gildemann: Monatsschr. 1877, p. 327—29.
131) Miscellany of Hebrew Literature. Ed. by A. Löwy. Vol. II.
Second series. London (Trübner & Cie.) [1877.] No. 1.
132) IQ^S TH '"173 ärott: Magazin ed. Berl. 1877, p. 85—86 und
234—235.
133) Jacob (Israel) ben Zebi Emden vulgo Jabez (}"ä5>i) n?2N nEUJ
rP*H!"tT T1tt)bl . Anklage gegen Jonathan Eybenschütz, ed. secunda. Acc. ejusd.
nipaNnri, b^osrt pinia, dnt n^ et S-dit-j na et Epistoiae. trarbn
ä^lbi. IU -f- 25. I + 96. 8. Lemberg (Verlag von Michael Wolf ) 1877.
134) Ezechiel Landaus Gesuch an Maria Theresia gegen Jonathan Eiben-
schütz. Ein Aktenstück. Von Grätz: Monatsschr. f. Gesch. 1877, p. 17 — 25 —
cfr. Isr. Letterbode 1876, p. 127—36 und 160.
l; 55) Zwei Briefe Mendelsohn's. Von A. Neubauer: Letterbodo 1876,
p. 173—75.
136) Catalogue des ouvrages editos et inedites de feu S. D. Luzzatto.
Padoue 1877. 8 pp. 8. Auch mit hebr. Titel. — cfr. H. B. XVII, p. 7 und
Magazin ed. Berl. p. 236.
137) "PU3 "HS" TUN~I S. J. Rajypo'povis Antrittsrede in Tarnopol 5598.
Nach dem Original des Isak Mises hsg. v. S. Grünbaum. Thorn 1877. 4 Bl.
20 Bl. 8. — Angez. in J'üd. Literat. 1877, p. 11,
gg Landauer, Rabbinica und Judaica.
angetreten, ist dem Druck übergeben worden. Sie ist mehr als
eine landläufige Predigt. An den Fälscher Firkowitsch 138) knüpft
sich eine umfangreiche Literatur139—143). Nach den Darlegungen
von Streich: und Harkavy wird die Aechtheit der Grabschriften
wie der Unterschriften der Codd.' nicht mehr ernstlich verfochten
werden können. Ein Unternehmen, das den ungeteilten Beifall
aller Gelehrten errungen, ist die Sammlung der Schriften der beiden
hochbedeutenden Vertreter der jüdischen Wissenschaft, Geiger 144)
und Zunzli5). Es würde den Eahmen eines Jahresberichts über-
schreiten, wollten wir den reichen Inhalt der einzelnen Bände be-
sprechen. Für die Freunde des klassischen Neuhebräischen wird
es interessant sein, dass Smolensky's1416) ha-T6'e in 2. Auflage er-
schienen. Bezüglich weiterer schönwissenschaftlicher Schriften ver-
weisen wir auf die in den Noten i47_i52-j angegebenen Titel. Die
138) A. Bruun. Einiges über das Wirken des Karäers A. Firkowitsch
als Historiographen d. Karaim: Odessaer Zeitung 1876, No. 109. 110.
139) A. Firkowitsch und seine Entdeckungen. Ein Grabstein den hebr.
Grabschriften der Krim von H. L. Strack. Leipzig (Hinrichs) 1876. 44 pp.
8. — rec. von Himpel in Theol. Quartalschr. 1876, p. 519 — 30; in LC. 1876,
Sp. 1303; ZDMG. 30. Bd. p. 610—611; Jahrbücher ed. Brüll III, p. 131—132;
von Frankl in Monatsschr. 1876, p. 427—30; 471—80 und 512—3.
140) Altjüdische Denkmäler aus der Krim, mitgetheilt von Abr. Firkowitsch
(1839 — 72) und geprüft v. Abr. Harkavy. St. Petersburg 1876. 288 pp. 4.
(= Memoires de l'Acad. des sciences de St.-Pet. VII. ser. tom. XXIV No. 1). —
rec. von Strack in LC. 1877 p. 449 — 51; von Neubauer in d. Russ. Revue X,
p. 572 — 74. Erklärung von Harkavy und Entgegnung von Strack in LC.
1877, Sp. 708—710.
141) Ernst Kunik. Tochtamysch und Firkowitsch. Anlässlich des Streites
über zwei gefälschte hebräische Grabschriften und zwei ersonnene Aeren. 64 pp.
8. St. Petersburg 1876. Russische Denkschriften der k. Akademie Bd. 27,
No. 3. — cfr. H. B. XVI, p. 80.
142) Karäische Studien von P. F. Frankl. Breslau 1876. 46 pp. 8.
Separat-Abdr. aus d. Monatsschrift 1876, p. 55-73, 109 — 125. Nachtrag zum
1. Artikel p. 321-331.
143) bp2N1Q .S HS PN73 ipilb E]Un ITIN ha-Schaehar VIII. Jahrg.,
1877, p. 29—31, 78—80, 119-127, 177 — 184. Forts, d. VII. Jahrg.
144) Abr. Geiger. Nachgelassene Schriften, hsg. von L. Geiger. III. IV. Bd.
Berlin 1877. I, 326 pp.; VIII. 344 pp. 8. — rec. von Steinschneider in 11. B.
XVII, p. 79; LC. 1870, Sp. 1322; von C.Siegfried in JLZ. 1876, p. 121; von
A. Kuenen in Theol. Tijdschr. 1876, p. 656.
145) Cesammeltc Schriften v. Leop. Zum. Herausgeg. v. Curatorium dor
„Zunzstiftung". Berlin (Louis Gerschel) 1876. II. III. 304 pp.; IV, 301 pp. —
rec. von E. Kaut/.sch in ThLZ. 1877, p. 9 und 161; LC. 1876, Sp. 536; Ma-
gazin 1876, p. 58; von D. Kaufmann in Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1877, p. 627 — 29.
146) D^nn i^'inn n3>irM von P. Smolensky. I— IV. 2. ed. Wien
i Selbstverlag Maria-Theresienstrasso 19). 4 fl.
147) pD3s»n bb 1-1:2 rp-r 'h D-'Tips rooa in D^fiSM niiött'.
Im ha-Schachar. VIII. Jahrg., p, 317 — 24.
148) »13^ Sp'3M PwN73 -ftS PlSIB i-PlB bb"D D^lültf) mi38.
Wien (Druck von Georg Brög) 637,1877: ha-Schaehar, Jahrg. VIII, p. 134.
Landauer, Rabbinica und Judaica. 39
gleiche Freiheit müssen wir uns gestatten rücksichtlich gewisser
neuerer Werke von vorwiegend rabbinischem Charakter153-164).
140) rtni ftWöin b^bn D^ie» b^b : tr'viB "»aiö rub-bn -ins?!
■JNWlb&O *P873 'l pnif nN?3. Warschau 636/1876 : ha-Schachar, Vül.
Jahrg., p. 135. 30 Kop.
150) D-Hpiari nb/QM rpl"1 *, 2 ^a^a ptn (= Benjamin Man-
delstamm) S-Höbtob pbn: «"omn lmbia yiNa -pyow by nm '■uön
laMöb ptn Ö'O'lSEtt D-'pbn. Wien (P. Smolensky) 637/1877. — rec.
von Smolensky im ha-Schachar, VIII. Jahrg.. p. 384. 2 fl.
i5i) dkm — min» nstöa, a-na^ai d^iü bb-D i«jv yb»
NpNipn 5|«ÜUnböU byn^E. — rec. v. M. Edelmann in ha-Schachar,
VIII. Jahrg., 'p. 272.
152) Dmvm D^EEn ^^,1 narböl btiJÖ. Musterblätter hebräischer
Dichtung zum Behufe der Gründung einer periodischen Schrift für Pflege der
hebräischen Sprache von Joseph S. Pick. 1. Heft. 0,70 M. — rec. im „Israelit"
ed. Lehmann 1877, No. 38. 39, 2. Beüage.
153) abttjn "j'öjnb n^üi-tn "»s-sb pbn r^a i*ton von Meir b. Isak
Auerbach, Rabb. in Jerusalem. (I zu Ordo 1 und 2 erschien Nb*in) fib^2JT"l,,
1876. 244 Bl. fol.
154) yvdhsi ieo vi TM "xV miöö: ■'S'H ba> "ient: -,--! ^ip^n
■'lbn "JTia pnr PN72 ?T -nTabrr: ">'£frn mrbna Rabb. in Ferrara. Padova
1877. T 7"in. 54 pp. 4. Die Todesstrafe nach talmudischem Recht.
155) Israel Mose Chasan (gest. 1854 in Beirut, bis 1853 Rabb. in Rom)
"Wl bö *p3 1EÖ ed. EZe'a Chasan. Livorno 1876. 117 Bl. fol. [Nach
Berl. Mag. 1877. p. 171 sind es 26 Responsen. „Der letzte Bescheid enthält
einen eingehenden Bericht über die in der Vaticana vorhandene HS. des
Emuna Rama"].
156) (dsk) — oiip "nin a^na rob»» ^sb nnna "iro ^ieo
(5636) "pbnya INTaSCH "pE 'a mn "^3 STl . üeber Pflichten und Rechte
der Priester. 74 pp. 4.
157) Jdgid Moses aus Boberka (lebte noch 1873) Nim SpTüfl P",2Jn72
"ITI!-! *11*1S£ Machazith ha-Schekel „Dimidium Sicli" Comm. in Josef Karo
Mensa III. Hilechoth Ketuboth cap. 66 — 95, ad illustrandos C'ommentarios Mose
b. Isak Jehuda Lima ppin'3 rp«n (gest. vor 1670) et Samuel b. Uri Schraga
-Nl73ia fP3. Der Name ist gewählt nach dem gleichnamigen Comm. von
Stimuel Kolin, Rabb. in Boskowitz, zu Mensa I. Lemberg /Druck des U. W.
Salat. Verlag des J. G. Drucker) 1876. II. 74 Bl. 4.
158) (qOT mn: 'a ycbt "iwmj). rfsfe -»pTOa ieo 1 ^.aivn
hm« iai tt)p mabn r- z-rrcN-n ma-ia "iiN^ai öYVB aoi-ii mabn
D"»3WB . Jerusalem 15T 102 Bl. 4.
159) mnia yora — a^-iso mmy?3i mnat» ieid t»3TM?i o-rjnp
Ü5n inon D^:i D^töSN m^nri ml« — . Von Ahron JelUnek. Wien
iRrüder Winter) 1877. 26 pp. 8. — rec. i. d. Jahrbüchern III. p. 200: H. B.
XVII, p. 53.
i6<u na?: nsymn n^iihe a^trai baiia maiiöm mbaiB ieo
aiab -fat* -^hvmvh: ^ibn bists qoiv i— m. (3. a. aus d. j.
1875,76.) Schoel Umeschiw. Druck und Verlag des U. W. Salat et J. M. Nik.
Lemberg 1876.7 7. 69 -f- 78 Bl. fol.
90 Landauer, Rabbiuica und Judaica.
Die Metrik der neuhebräischen Dichtungen 165- 166) hat L.
Wagenaar 167) behandelt. Insoweit man ohne Kenntniss der
arabischen Verhältnisse die Aufgabe zu lösen vermag, ist es hier
wohl geschehen.
Die Leistungen der jüdischen Mathematiker im Mittelalter
sind von Günther 168—lln) gewürdigt worden. Eine billige Kritik
wird gewisse Flüchtigkeiten, die bei einem fremden Literaturgebiete
nur zu leicht unterlaufen, nicht zu stark betonen.
Aus dem Kreise der philosophischen Disciplin notiren wir
eine neue . durch das Medium des Deutschen gegangene Ueber-
tragung der Aristotelischen Ethik ins Hebräische m). Von Mai-
monides' „More" in der Uebersetzung des Al-Charisi 172) ist der
161) S. M. Rabbinowicz. Les Principes thalmudiques de Schechitah et
de Terepha. Maniere de tuer les auimaux. Paris (l'auteur 63, nie de Seine).
20 pp. 8.
162) Elia, Benamozegh. Teologia dogmatica e apologetica. I. Dio. Li-
vorno (tip. Vigo)? 280 pp. 8. 5 lire.
163) Eene opheldering. Von P.: Letterbode, II. Jahrg., p. 106 — 7. Zu
D-^lBtt V3E in ''byjtt resp. DmSN "p?3 Cap. 260.
164) Rechtfertigung des Jakob b. Ascher mensa II c. 240 gegen einen An-
griff von Weiss in seinem Commentar zur Mechilta Exod. 18, 7. Von N. H.
van Biema: Magazin ed. Berl. 1877, p. 161-162.
165) Een vraag aan Heeren Hebraici. Von C: Letterbode, II. Jahrg.
p. 47 — 48. Angebliche metrische Fehler im Jigdal- und Adön 'Oläm-Gebet.
166") Eenige opmerkingen omtrent het metrum bij de middeleeuwsche
hebreeuwsche Dichters. Von V.: Letterbode, II. Jahrg., p. 100 — 106.
167) Iiets over het metrum in de hebreeuwsche Poezie; door L. Wage-
naar: Letterbode, II. Jahrg., p. 183 — 205; IIT. Jahrg., p. 22-40.
168) Zur Geschichte der jüdischen Astronomie im Mittelalter: Siegmund
Günther. Vermischte Untersuchungen zur Geschichte der mathein. Wissensch.
Leipzig (B. G. Teubner) 1876. Kapit. VI, p. 291—307.
169) Siegmund Günther. Studien zur Geschichte der mathematischen
und physikalischen Geographie. Heft 1. 2. Die Lehre von der Erdrundung
und Erdbewegung im Mittelalter bei den Occidentalen , Arabern und Hebräern.
Halle (Nebert) 1877. 127 pp. 8. 3,90 M. — rec. von Cantor in JLZ. 13. Juni
1877, p. 389; LC. 3. Nov. 1877, Sp. 1498; von Steinschneider in H. B. XVII,
p. 90—94. Vgl. Hist. pol. Blätter f. d. kath. Deutschi. 1877, p. 432—451.
170) Amtliche)- Bericht der 50. Versammlung deutscher Naturforscher in
München. München (Druck v. F. Straub) 1877, p. 88 — 89.
17 l » Moses Schulbaum. öbülüö^Kb fiYltttt 'lBÖ *)» {"1181*1 TVpftStl
n'^Sn msb -\r\ai2 rrnyn üi* tmsbiu: nwi nat». Neue üebertragung
der Aristotelischen Ethik aus dem Deutschen von Dr. "tyMpy'1"! (Rieckher).
Lemberg (Sonnengasso No. 3) 1876/77. 148 -)- 4 pp. 8. 2 M.
\1>i Moses b. Maimon. Rabbi Moses Maimonidis liber More Nebuchim
sive Doctor Porplexorum — a Rabbi Jehuda Al-Charisi in Linguam Hebraeam
translatus. Nunc vero adnotatioaibus illustr;itus A S. Munk. Edid. L. Schlos-
berg. Londini (Samuel Bagster et Filii) 1876. 70 pp. 4. 2. Theil; 1. Th.
vom Jahre 1851. Die Anmerkungen zu l sind von Simon Scheyer.
Landauer, Rabbiuica und Judaica. 91
2. Tbeil erschienen. Ueber zwei Schriften von Jörn Tob aus Se-
villa173), das von Halberstamm edirte „Zikkaron" und den Com-
mentar zur Haggäda, finden wir ein paar unwichtige Bemerkungen.
Ein gediegenes, auf genauer Kenntniss der Quellen basirendes
Werk ist die Geschichte der Attributenlehre in der jüdischen
Religionsphilosophie von Dar!,! Kaufmann 174). Der Verfasser
hatte schon in seiner Darstellung der Theologie des Bachja ibn
Pakuda seine Kenntniss der jüdischen Religionsphilosophie bekundet.
Wir rühmen an dem Buche die vollständige Beherrschung des
Stoffes und das eifrige Bestreben, die hebräischen Texte nach
Kräften zu emendiren.
Culturhistorisches Interesse haben zwei Erzählungen in neu-
griechischer Sprache175- 176). Die Schritt CoypePsul) über Sitten
und Gebräuche der Juden zeigt häufig ungenügende Bekanntschaft
mit ihrem umfassenden Thema. Ueber die jüdische Frauenwelt,
hauptsächlich in biblischer und talmudischer Zeit, schrieb ein Ano-
nymus 178) eine kleine Monographie.
Die Geschichte der Juden ist . mit Ausnahme der ältesten
Zeit, eigentlich mehr oder weniger Literaturgeschichte. Die Doku-
mente, aus welchen sie sich aufbaut, sind zum grossen Theil blos
Notizen , die in allen Schriftwerken zerstreut sind. Ueber den
blutigen Krieg des Bar Cochba hat Salzer119, 18°) eine eingehende
Abhandlung geschrieben. Aus dem Alterthum ins Mittelalter führt
uns die Würdigung des Chazarischen Königsbriefes. Man hat lange
an der Aechtheit des zuerst von Isak Akrisch 157 7 in Konstanti-
nopel veröffentlichten Briefes gezweifelt. Wirkouoitsch fand die erste
HS., und nun liegt uns seit 1875 eine Reihe von Schriften über
dieses Thema vor. Harkavy gab im Jahre 1875 eine Ueber-
17:-!) Die religions-philosopbischen Schriften des R. Jom-Toh von Sevilla:
Jahrbücher f. jüd. Gesch. II, p. 143—46.
1741 D. Kaufmann. Geschichte der Attriluitenlehre in der jüdischen
Religionsphilosophie des Mittelalters von Saadja bis Maimüni Gotha (F. A.
Perthes) 1877. XIV, 528 pp. 8. — rec. von David Rosin in Mag. ed. Berl.
1878. p. 43—54; von Dr. Frankl in ZDMG. 32. Bd., p. 213—221; in ThLZ.
1878, No. 4, p. 84.
175) Histoire de la juive Marcada,. Publications de l'ecole des langues
orientales Vivantes. Tome V. p. 120 — 189. Paris 187 7.
176) L'enfant erueifie par les juit's. Publications de l'ecole des langues
orientales Vivantes. Tome V, p. 297 — 309.
177) Le judaisme. Esquisse des Moeurs juives, Croyances, Rites reliijieux.
Mobilier — par Edouard Coypel. Mulhouse 1876. VI, 306 pp. 8. 5 fr.
178) La donna Ebrea: Rivista Internationale Firenze 1876,77. No. 16.
p. 486—88; No. 17, p. 526—29; No. 18, p. 562—65.
179) Der Aufstand des Bar-Cochba. Von Salzer: Magazin 1876, p. 121
—39; 173—90. 1877. p. 17 — 38. — Vgl. oben p. 66, No. 184.
180) Der schwierige Bericht im Seder Olam r. 1. 30. Von Salzer: Ma-
gazin ed. Berl. 1877. p. 141 — 144.
92 Landaver, Rabbinica und Judaica.
Setzung181) der Epistel und später einzelne Mittheilungen182) über die
Berichte der Schriftsteller bezüglich des Chazarenreichs. Cassel163)
erklärte und übersetzte den Brief zum zweiten Mal. Ueber die
ursprüngliche Nationalität der Chazaren schrieben Blind18*) und
Howorth 185); Ein Bericht über eine Judenverfolgung 186) zur
Zeit König Robert's von Frankreich im Jahre 1007 ist aus einem
Mscr. in Parma edirt worden. Ein Rest der Sabbatianer ist im
Jahre 1687 zum Islam übergetreten. Von ihnen, die nur Schein-
Muhamrnedaner sein sollen, existiren in Salonichi 187) noch zahl-
reiche Nachkommen (c. 4000 Seelen). Hundert Jahre später zeigt
sich eine ähnliche Bewegung wie die zu Salonichi auch in Polen
und dann in Offenbach. Ueber diese veröffentlichte Back 1S8) einige
Aktenstücke.
Die Geschichte der Städte hat durch Wolfs Geschichte von
Wien l89) eine Bereicherung erfahren. Die rheinischen Judenver-
folgungen zur Zeit des ersten Kreuzzuges werden in einem von
Mannheimer 19") hebr. und in Uebersetzung herausgegebenen Darm-
städter Manuscript geschildert. Aus einer Reihe von Urkunden
181) Ein Briefwechsel zwischen Cordova und Astrachan zur Zeit Swjato-
slaw*s (um 960) als Beitrag zur alten Geschichte Süd-Russlands : R.R. VI, 1875,
p. 69—97.
182) A. J. Harlcavy. Mittheilungen über die Chasaren: R. R. 1877,
Heft 4. p. 310—325. Heft 8, p. 143—167. — Zur Frage über die Hauptstadt
der Chasaren. Von Europäerin und Harkary. R.R. 1877, Heft 10, p. 378 —
381. — Harkavy. Anlässlich des Berichtes des Abraham aus Kertsch über die
Gesandtschaft des heil. Wladimir zu den Chasaren. St. Petersburg 1876. 22 pp.
8. (russisch).
183) Der Chazarische Königsbrief aus dem 10. Jahrhundert. Ein Beitrag
zur Geschichte des südlichen Russland. Von Neuem übersetzt und erklärt
von Dr. P. Cassel. Berlin (Weber in Comm.) 1877. 2 Bll. 60 pp. 8. 1,50 M.
— rec. von H. Str. in LC. 27. Oct. 1877, Sp. 1466: von D. K. in Jüd. Li-
teraturbl. 1877, p. 185 unter dem Titel: ,.Zuin 300jährigen Jubiläum der Ver-
öffentlichung des Chazarenbriefes".
184) Karl Blind. Eine vergessene türkische Nation in Europa: ..Gentle-
mans Magazine". Jüd. Literaturbl. 1877, p. 193.
185) Howorth. Ueber die Khazars als Türken: Bulletin du congres
intern, de St. Petersbourg, p. 50.
186) NTi: rtlö3>73: Magazin 1876, p. 046—048.
187) Ueberbleibsel der Sabbatianer in Salonichi: Monatsschr. 1877, p.
130—32.
188) Aufgefundene Aktenstücke zur Geschichte der Frankisten in Offen-
bach. Von Samuel Back: Monatsschr. 1877, p. 189—92. 232—40, 410—420.
189) Geschichte der Juden in Wien (1156 — 1876). Von G. Wolf. Wien
^Alfred Holder) 1876. V. 282 pp. 8. — rec. von K. F. Dittrich in JLZ. 1877,
No. 10; von Lewin in Jüd. Liter. 1877, p. 15; von D. K. im Magaz. f. d. Lit.
d Ansl 1877, p. 36; von Brüll in d. Jahrbuch. HI. p. 133.
190) Die Judenverfolgungen in Speyer, Worms und Mainz im J. 1096
während des 1. Kreuzzuges. Von Moses Mannheimer. Darmstadt (Lit.-artist.
Anst.) 1876. 32 pp. 8. Hebr. Text im Magazin 1877, p. 77 — 95. — rec. von
Hagenmeyer in JLZ. 1877, No. 38; H. B. XVII, p. 83.
Landauer, Rabbinica und Judaica. 93
erfahren wir, wie die Juden von Frankfurt 191) seit 1349 von einem
Herrn zum anderen verkauft und verpfändet wurden. Ueber einen
Brand in Metz 192) referirt Brüll. Die Verfolgung in Prag im
Jahre 1389 ist in einer christlichen Quelle193) geschildert. Circa
400 Jahre später veranlasste eine Schlägerei zwischen christlichen
und jüdischen Medicinern in dieser Stadt 194) ein energisches Ein-
greifen der k. Regierung. Einzelne Notizen über Juden in Trani 195)
hat Steinschneider gesammelt. Ein Brief aus Jerusalem 196), an-
geblich aus dem Jahre 1187, bittet in Anbetracht der traurigen
Verhältnisse um Unterstützung, die dem Abgesandten R. Jona ha-
Zäqen b. R. Jehuda ha-Sefardi überreicht werden möge.
Zur Geschichte der einzelnen Länder müssen wir in erster
Stelle das bedeutende Werk von Renan-Neubauer1^'') nennen:
„Die französischen Rabbiner seit Beginn des XIV. saec.\ Wir er-
halten in zwei Abtheilungen die Geschichte von Nord- und Süd-
Frankreich, meist aus HSS. zusammengetragen , die sich in den
verschiedensten Bibliotheken Europas befinden. Die Einführung
der Inquisition im benachbarten Spanien (im Jahre 1481) und deren
entsetzliche Thätigkeit bis zur Vertreibung der Juden (1492)
schilderte Mocatta19?) in einem Vortrage. Roest 199) hat seine
191) Zur Geschichte der Juden in Frankfurt a. M. von G. Wolf: Jahr-
bücher für Jüdische Gesch. hsg. von iV. Brüll. III. Jahrg. 1877, p. 70 — 86. —
Bespr. von J. Deutsch im Jüd. Literaturbl. 187 7, p. 176.
192) Eine tragische Katastrophe in der Synagoge zu Metz im Jahre 1715.
Von iV. Brüll: Jahrbücher II, p. 161 — 165.
193) Passio Judaeorum Pragensium secundum Johannem rusticum quadratum.
Bericht über einen Vortrag von Prof. V. V. Tomek, gehalten in der böhmisch.
Gesellsch. der Wissenschaften : Sitzungsberichte der k. bühin. Gesellschaft der
Wissensch. in Prag, Jahrg. 1877, p. 11 — 20.
194) Eine Schlägerei zwischen christlichen und jüdischen Studirenden an
der Prager Universität im Jahre 1777. Von G. Wolf: Jüd. Literaturbl. 1877,
p. 187.
195) Notizen über Juden in Trani: H. B. XVII, p. 67 — 68.
196) Q">,bl»T"P73 nrO70 : Magazin ed. Berliner, p. 77—81-, p. 233—34.
197) Les Rabbins franc,ais du cotnmenceinent du XlVieme siecle. Par
Em. Renan. Paris (Jos. Baer et Co.) 1877. 12 M. Histoire litteraire de la
France. Tom. XXVII, p. 431—776 -f- XXII. 4. Partie 1. Juiveries du
Nord p. 433 — 509. Partie 2. Communautes j. du Midi 509—734. Addit.
p. 740—53. Table des Auteurs — 776. — rec, in Ae. 1. Dec. 1877, p. 513;
Journal des Debats 30. Octob.; Jüd. Literaturbl. 1877, p. 147 von S. J.
H[albersta]mm.
198) The Jews of Spain and Portugal and the Inquisition. By Frederic
David Mocatta. London (Longmans, Green & Co.) 1877. 2 s. 6 d. — Bespr.
im Magazin 1877, p. 164—68 und Ac. 29. Sept. 1877, p. 314.
199) Roest. Losse Bijdragen tot de Geschiedenis der Joden in Nederland.
II. Uittreksel uit eene Kronijk van de Jaren 1795 — 1812. Fortsetzung von
Jahrg. I No. 9—12: Israelietische Letterbode. Jahrg. II, p 32—45, 95—100,
155—159. Jahrg. III, p. 63—76.
94 Landaver, Jlabbinica und Judaica.
Beiträge zur Geschichte der Juden in Holland fortgesetzt. In das
Treiben der russischen Chasidini gewährt uns die Arbeit Rodkins-
sohn's 20°) einen Einblick. Vorerst erschien die Biographie von
Israel Beseht (geb. 1698) und Schnejor Salman Schnejorsohn
aus Lodi (1777—1813). Die Lage der Juden in der Türkei und
den Donaufürstenthümern 201) hat Lob 2ü2) in einem Expose dar-
gelegt.
Zu den Werken, die die Geschichte der Juden aller Länder
behandeln , gehört das von Isak de Latas 203). Eigentlich blos
Vorrede zu seinem Buche pnil"1 nibbln, umfasst es doch den Zeit-
raum von der Schöpfung bis 1372. Salomo Buber machte die
Entdeckung, dass der grössere Theil des Opus wörtlich mit Meiri's
zweiundsiebenzig Jahre früher verfasster Einleitung zu Tractat
Aboth übereinstimmt, so dass es unter die von BrülV2i)i) aufge-
zählten Plagiate einzureihen wäre. Eine Fülle von Gelehrsamkeit
hat Schieiden 205> 20C) in seiner Abhandlung über die wissenschaft-
liche Bedeutung der Juden im Mittelalter niedergelegt. Zur raschen
Orientirung dürften die Lehrbücher von Back*"1) und Levin*"*)
von Nutzen sein. Die Genesis der Reform im Judenthum und
deren Verlauf skizzirte Adler 209) in zwei Artikeln. Das neueste
200) Michael Levi Rodkinssohn. 31l3 DU5 "^»3 mibin Biographie
sämmtlicher Rabbiner der Gouvernem. Vollhynien, Podolien — vom Jahre 1695
— 187 G nebst Geschichte der Frankisten. Tom. I bN^IT!)1 TIN Biographie von
Israel Beseht. Tom. IV [m'1, WS, iTJÖSn =] S'ä'nft ^T)& mibw
[ParsI] iTüfintt IWy . Königsberg (gedr. bei Hirsch Petzall) 1876. Tom. I:
XXXVI, 144 pp. 8. Tom. IV: VIII, 112 pp. 8.
201) Correspondence respecting the condition and treatment of the Jews
in Servia and Romania. London 1877. 359 pp. 8. Abdruck aus d. Blue-
book. H. B.
202) Inidore Loeb. La Situation des Israelites en Turquie, en Serbie et
en Roumanie. Paris 1877. V, 471 pp. 8. — H. B. XVII, p. 82. Enthält
auch die „Correspondence respecting" — Steinschneider.
203) TÜ^ÜN5 '"^W 'J-PSS i13>UJ. Magazin ed. Berliner 1877, p. 54—77
und p. 219—233.
204) Plagiate: Jahrbücher, II. Jahrg., p. 165—173.
205) Die Bedeutung des Judenthums für Erhaltung und Wiederbelebung
der Wissenschaften im Mittelalter. Von J. Schieiden: Westermann's illustrirte
deutsche Monatshefte 1876, p. 52—60, 156 — 69. Der Separat- Ab druck er-
lebte 3 A.
206) Les juifs et la science en moyen age par J. Schieiden, traduit —
par l'Alliance israelite universelle. Paris (Joseph Baer & Cie.) 1877. 83 pp. 8.
207) S. oben p. 64, No. 154.
208) Lehrbuch der jüdischen Geschichte und Litteratur. Von Moritz
Levin, Rabb. in Nürnberg. Nürnberg (Korn) 1877. X, 253 pp. 8.
209) Roformed Judaism. By Felix Adler: North Amer. Review 1877,
No. 257. ]» 133—146. No. 258, p. 327 — 350.
Landaver, Rabhiniea und Judaica. 95
Produkt von Stein210, 2n) , das die jüdische Religion auf rein
biblischer Basis auftauen will, war ihm natürlich noch unbekannt.
Wir schliessen mit einer, kleinen Sammlung von Angriffen auf das
heutige Judenthum 2|2— 217).
210) Die Schrift des Lebens. Inbegriti' des gesammten Judenthums in
Lehre, Gottesverehrung und Sittengesetz (Dogma, Cultus und Ethik i. Schrift-
gemäss, volksthümlich und zur Kenntnissnahme für Israeliten und Nichtisraeliten
dargest. in 3 Theilen von Rabb. Dr. Leopold Stein. II. Theil. 18 — 21. Lief.
Strassburg i. E. (J. Schneiden 1876/77, p. 385—472 -f- XXVI. 8.
211) Torath-Chajim. Das jüdische Religionsgesetz Anleitung, wie der
Israelite der Gegenwart nach den Erfordernissen der Religion und der Zeit
sein Leben religionsgesetzlich zu ordnen habe. In 2 Abtheilungen. 1. Abth.
Religionsgeschichtlich. 2. Abth. Religionsgesetzlich. Dargest. von Rabb. Dr.
Leopold Stein. Strassburg i. E. iJ. Schneider) 1877. 29 pp. 8. 0,10 M
[= Schrift des Lebens p. 455 — 71, blos anderer Titel].
212i Blicke in das heutige Judenthum: Neue Evang. Kirchenzeit. 1876,
p. .".3—36, 57— 59, 73—75.
213) Blicke in das moderne Judenthum: Xeue Evang. Kirchenzeit. 1877,
p. 440, 453, 474. Cfr. LC. 1877, Sp. 1711, wo T/t. Nöldeke die (iegenschrift
von Meyer beurtheilt.
214) Die Stellung der Judenmission in der Reihe der enristl. Reichs-
arbeiten. Von J. Bonnet: Allg. Evang. -Luther. Kirchen-Zeitung 1877 , p.
1246—49.
215) Die Stellung der Juden in Deutschland: Allgem. Evang.-Luther.
Kirchen-Zeitung 1870, p. 354 — 57.
216) Xhe Jews in Europe : Saturday Review 10. Febr. 1877, p. 161 — 162.
217) The Jews in America: Saturday Review 14. Juli 1877, p. 42—43.
96
Aramäisch.
Von
A. Socin.
Ueber den Fortschritt der aramäischen Studien liegt ein zu-
sammenfassender Bericht von Abbe Martin vor1), einem Ge-
lehrten, der übrigens in den letzten Jahren sich selbst als den
eifrigsten Forscher und Herausgeber auf diesem Gebiete bewiesen
hat 2). Von literarhistorischer Bedeutung ist unter Anderem seine
Abhandlung über die kirchliche Poesie bei den Syrern 3). Cardahi's
Chrestomathie aus den in gebundener Rede geschriebenen Werken
syrischer Autoren vom h. Ephraim bis auf die Gegenwart ist von
Nöldeke besprochen worden 4). Ueber syrische Grammatiken hat
Corcoran Bericht erstattet 5). Das Wichtigste , was in neuester
Zeit für die Kenntniss der aramäischen Dialekte geleistet wurde,
ist Nöldeke $ mandäische Grammatik 6) , besonders weil der syn-
taktische Theil derselben viele Erscheinungen anderer semitischer
Dialekte mit berücksichtigt. Zur Grammatik gehört ferner ein
1 ) Kapport sur lcs progres des etudes arameennes par M. l'abbe Martin :
Congres international des Orientalistes. Compte rendu. Paris 1873. Tome 2.
Paris 1876, p. 252—260.
2) Syrisch-Theologische Publicationen von Abbe Marlin (1. Tradition
Karkaphienne , Massore. 2. Syriens Orientaux et Oceidentaux. 3. Histoire de
la Ponctuation ou de la Massore chez les Syriens etc.) zusammengestellt und
angezeigt von E. Nestle in ThLZ. 1877, No. 2, Sp. 25 — 29.
3) Pierre Dowaü et la poesie sacree chez les Maronites, par M. l'abbe
1J. Martin (arab.-syr.): Congres international des Orientalistes. Compte rendu.
Paris 1873. Tome 2. Paris 187G, p. 263—299.
4) Cardahi. Liber Thesauri de arte poetica Syrorum etc. Uomae 1875.
— rec. von Th. Nöldeko ZDMG. 1877, IM. 31, p. 160—166.
b) J. A. Corcoran. Syriac Grammars: American Cath. Quart. Review
Oct. 1877.
6) Mandäische Grammatik von Theodor Nöldeke. Mit einer lithographirten
Tafel der ftfandäischen Schriftzeichen. Halle (Buchh. d. Waisenhauses) 1875.
XXXIV, 486 pp. 8. — Neuerdings rec. von A. Neubauer in Ac. 2. Dec. 1876,
p. 545.
Socin, Aramäisch. 97
Artikel Nestle's 7) über syrische Punctation nach dem Cod. Add.
17125 des Br. M. und eine Publication Martm's über Accent-
bezeichnung bei den östlichen Syrern nach Bar Zu'bi 8). Referent
hat über neuere syrische Dialekte im Anschluss an eine darüber
gestellte Frage kurze Mittheilungen gemacht 9). Die chaldäische
Grammatik Ltizäatto's ist ins Englische übertragen worden lü).
Was Lexikographie betrifft, so ist der reichhaltige Thesaurus von
Smith, dem jetzt auch Beiträge aus llödigers Nachlasse zur Ver-
fügung gestellt worden sind, bis zum Buchstaben t vorgeschritten M).
An der Veröffentlichung der syrischen Handschriftenschätze
wird rüstig weiter gearbeitet, und noch immer werden neue ent-
deckt l2). Ceriani's Ausgabe der Pesitto nach dem Codex ambro-
sianus ist ein Prachtwerk ersten Ranges 13). Durch die Herausgabe
und Uebersetzung der ältesten Gestalt der edessenischen Abgar-
legende hat Phillips besonders den Kirchenhistorikern einen Dienst
geleistet 14). Neue Untersuchungen über die Clemensbriefe sind
sowohl von protestantischer 15) als von katholischer Seite angestellt
7) Zur Geschichte der syrischen Punctation. Von Dr. Rberhard Nestle:
ZDMG. 1870, Bd. 30, p. 525—533.
8) Traite sur l'accentuation che/, les Syriens Orientaux par M. l'abbe Martin.
Paris (Leroux) 1877. 30 und 21 pp. syr. 8. 5 fr. Mit anderem Titel : Traite
de Bar Zu'bT sur l'accentuation des Syriens Orientaux: Actes de la Societe
philologique, Tome VII, No. 1.
9) Observations sur les dialectes syriaques modernes, par le Dr. Albert
Socin: Congres int. des Orient. Compte rendu. Paris 1873. Tome 2. Paris
1876, p. 200—262.
10) S. oben p. 77, No. 4(5.
11) Thesaurus syriacus. Collegenmt St. M. Quatremere , G. H. Bern-
stein, S. W. Lorsbach, A. ./. Arnoldi, C. M. Agrell, F. Field, A. Rüdiger.
Auxit digessit exposuit edidit R. P. Smith. Oxonii (e Typogr. Clarendoniano)
1877. Fase. 4. pp. 1166—1531. 4.
12) J. H. Hall. Discovery of a Syriac Manuscript of the New Testament.
Letter: Ac. 12. Aug. 1877, p. 170. — Vgl. Americ. Orient. Soc. Proceedings,
Oct. 1877, p. XVII— XIX.
13) Veteris Testamenti Translatio Syra Pescitto, ex codice Ambrosiano sec.
fere VI, photolithographice edita, curante et adnotante A. M. Ceriani. T. I,
pars I: Genesis — Job I— XXIV. Mediolani 1876. 142 pp. fol. T. I, Pars II :
Job XXIV ad fin., Josue, Judices, I et II Samuelis, Psalmi, I et II Kegum, Prov.
1 — XXIV. Ebds. 1877. — Ex officinis photolithographica Angeli della Croce
et typographica fratrum Besozzi. (Londini Williams and Norgate, Augustae
Taurinorum Löscher). — rec. von Th. N. in LC. 1876, No. 39, Sp. 1289; ebd.
6. Juli 1878, Sp. 871; von F. Baethgen in JLZ. 9. Febr. 1878, p. 74; von
Nestle in ThLZ. 1878, Sp. 228.
14) The doctrine of Addai, the apostle, now first edited in a complete
form in the original syriac, with an english translation and notes by George
Phillips. London (Trübner) 1876. XVI, 52, 54 pp. 8. 7 sh. 6 d. — rec,
von Zahn in GGA. 6. Febr. 1877, p. 161; von Hilgenfeld in Zeitschrift für
wiss. Theol. 1877, 4; von Nestle in ThLZ. 9. Dec. 1876, Sp. 643 (vgl. ebds.
1877, Sp. 77); von A. Carriere in KC. 6. Jan. 1877, p. 5; von Le Page Renouf
in Ac. 6. Jan. 1877, p. 13.
15) .,4. Hilgenfeld. Die Briefe des römischen Clemens und ihre syrische
Uebersetzung: Zeitschrift f. wissensch. Theol. 1877. 4. p. 549—562.
Jahresbericht 1S7H — 1877. Heft 11. 7
98 Socin, Aramäisch.
worden 16). Perry hat den Text und nochmals eine Uebersetzung
der zweiten ephesinischen Synode drucken lassen 17). Eine Ab-
handlung über Efrem hat Ferry geschrieben 18). Bukett beschäftigt
sich eifrig mit syrischen Kirchenvätern : er hat einen zweiten Band
der Werke von Isaak von Antiochien herausgegeben 19) und Anderes
durch gute Uebersetzungen einem grösseren Leserkreise in ver-
dienstlicher Weise zugänglich gemacht 20). Martin'* Ausgabe der
Chronik von Josua Stylites ist in die Abhandlungen unserer Ge-
sellschaft aufgenommen worden21). Mit den Werken des Jacob
von Sarug beschäftigten sich Zvngerle 22j , Schröter 23) und Abbe
Martin 24). Interessant sind die Sentenzen von Theodosius , mit
welchen uns Zotenberg bekannt gemacht hat 25). Zu Bickett's
IG) Funk. Die syrische Uebersetzung der Clemensbriefe: Theol. Quartal-
schrift. Tübingen 1877, 3. p. 477—498.
17) ^gpQQQSJ^ kjLOJLj? ^LVij ^POJOJJQGD vel Secundam Synodum
Ephesinam , nee non Excerpta, quae praesertim ad eam pertinent, e codieibus
Syriaeis manuscriptis in Museo Britannico asservatis primus edidit Samuel G.
F. Perry. Oxonii. Excudebant Pickard Hall et J. H. Stacy. 1876. XVI.
33C pp. 8. The Second Synod of Ephesus. Acts. English Version with notes,
by Rev. S. G. F. Ferry. Printed at Dartford. 1877. 387 pp. 8. — rec.
von Nestle in ThLZ. 8. Dec. 187 7, Sp. 664.
18) Saint Ephrom, poete. These presentee a la faculte de lettres de Mont-
pellier-, par M. l'abbe C. Ferry. Nimes (imp. Jouve, lib. Thibaud, Paris Du-
rant et Podono Lauriel) 1877. XIII, 281 pp. 8.
19) S. Isaaci Antioeheni, doctoris Syrorum, opera omnia ex omnibus quot-
quot exstant codieibus manuscriptis cum varia lectione Syriace Arabiceque primus
edidit, latine vertit, prolegomenis et glossario auxit Dr. Gustavus Bickell.
Pars II. Giessen (Kicker) 1877. 353 pp. 8. — rec. von Reusch in Th. Lite-
raturblatt IC. Sept. 1877, p. 421; von Th. X. in LC. 3. Febr. 1877, Sp. 1(19.
20) Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter Aphraates , Rabulas
und Isaak von Xinive zum ersten Male aus dem Syrischen übersetzt von Prof.
Dr. Gust. Bickell. 1 — 5. Lief. Kempten 1874 — 6. 426 pp. 16. Auch unter
dem Titel : Bibliothek der Kirchenväter. Auswahl der vorzüglichsten patristischen
Werke in deutscher Uebersetzung, hrsg. unter der Oberleitung von Prof. Dr.
Vol. Thalhofer 102—4; 204 u. 5 Bdchen. ä Lief. 0,40 M. — rec. von Th.
Nöldeko in LC. 17. März 1877, Sp. 371.
21) Ghronique de Josue lo Stylite, ecrito vors l'an 515; texte et traduetion
par M. l'abbe Paulin Martin. Leipzig (Brockhaus in Comm.) 1876. 2 B1I.
LXXXVI, 82 pp. 8. 9 M. Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes
hsg. von dor D. M. G. VI, No. 1. — rec. von A. v. G. in LC. 21. Oct. 1876,
Sp. 1417; von Th. Xöldeke in ZDMG. 1876 Bd. 30, p. 351.
22) Zingerle. Mittheilungen über und aus acht syrischen Reden des hl.
Jakob v. Sarug, Bischof von Batnä in Mesopotamien, über das Leiden Christi
oder seine Kreuzigung: Theol. Quartalschrift. Tübingen 1876, 3.
23) Trostschreibcn Jacob's von Sarug an die himjaritischen Christen. Ver-
öffentlicht von Lic. Dr. R. Schröter: ZDMG. 1877 Bd. 31, p. 360—405.
24) Abbe Martin. Un eveque-poeto au V et au VI siecles eu Jacques de
Saroug, sa vie, son temps, ses oeuvres, ses croyances: Revue des sciences eccle-
siastiquos Oct. Nov. 1876.
25) Les sentencos symboliques de Theodoso patriarche d'Antioche. Texte
syriaque public et traduit par M. ti. Zotenberg : JA. November — December
1876, p. 425—476.
Socin, Aramäisch. 99
Ausgabe und Uebersetzung von Kalilag und Damnag 2G) sind, da
der Text der Handschrift leider sehr verdorben war, zahlreiche
Verbesserungen und Nachträge nöthig 27) ; hoffen wir, dass es
gelingen möge, eine zweite Handschrift zu gewinnen. Von Bar-
hebraeus sind Gedichte28) gedruckt worden; ausserdem liegt nun
aber auch der dritte und letzte Band seiner wichtigen Kirchen-
geschichte in syrischem Text und lateinischer Uebersetzung vor 29).
26) Kalilag und Damnag. Alte syrische Uebersetzung des indischen Fürsten-
spiegels. Text und deutsche Uebersetzung von (riistav Bickell. Mit einer
Einleitung von Theodor Benfey. Leipzig (Brockhaus) 187G. CXLVII, 127,
132 pp. 8. 24 M. — rcc. von Th. Nöldeke in ZDMG. 1876 Bd. 30, p. 752
— 772; von Prym in JLZ. IG. Febr. 1S78, p. 98.
27) Vgl. Bemerkungen zu Nöldeke's Anzeige von Bickell, Kalilag und
Damnag. Von Immanuel Low: ZDMG. 1877 Bd. 31, p. 535 — 540. — Noch
eine Bemerkung zu Kaiila und Dimna bei den Persern von Th. Nöldeke: ebd.,
p. 540.
28) Gregorii Bar Hebraei Carolina a A. Scebabi correeta, ac ab eodem
Lexicon adjunetum. Romae (typ. Polyglotte). 270 pp. 16. 12 lire.
29) Gregorii Barhebraei Chronicon ecclesiasticum quod o codice Musei
Britannici descriptum conjuneta opera ediderunt, Latinitete donarunt anno-
tationibusque . . . illustrarunt Ja. Bapt. Abbeloos et Thom. Jos. Lamy.
Tom. III. Parisiis (apud Maisonneuve et Comp.) (Lovanii, exeud. Car. Peeters)
1877. VI, 652 pp. 4. 20 fr. -- rec. von Th. Nöldeke in JLZ. 29. Dec.
1877, p. 785; von Nestle in ThLZ. 1878, Spi 486.
7*
100
Arabien.
Von
A. Socio.
Von Arabien werden leider immer noch mehr nur die äusseren
Theile erforscht, während das Centrum des Landes unbekannt
bleibt; immerhin sind diesmal auch einige wichtige Routiers
wenigstens in die dem Meere nahe gelegenen Gebietsteile zu ver-
zeichnen. Was zunächst das Ganze Arabiens betrifft, so darf ich
hier wohl auch Sprengers ') Versuch über die alte Geographie
noch kurz erwähnen und dann dankend hervorheben, dass Zehnte -)
stets alle Ereignisse , die Arabien betreffen , genau verfolgt. In
der neuen Ausgabe von Herzogs 3) theologischer Realeneyklopaedie
ist bereits auch der längere Artikel über Arabien erschienen. Ueber
den Handel der Araber hat, meistens Sprenger folgend. Görgens 4)
Mittheilungen gemacht. Schon früher ist auf E. Scldagintweit's 5)
Schilderungen aus dem persischen Golf hingewiesen woi'den ; es
finden sich darin auch Nachrichten über Koweit, Bahrein, Maskat.
Aus letzterem Lande berichtet Miles c'), der in Betreff einiger ein-
zelnen Punkte Sprenger 's 7) Untersuchungen rectificirt , und
1) A. Sprenger. Die alte Geogr. Arabiens als Grundlage der Entwicklungs-
geschichte des Semitismus. Bern (Körber) 1875. IV, 343 pp. 8. — rec. in
LC. 18. Nov. 1876, Sp. 1547; von Socin in ZDMG. 187C, Bd. 30, p. 195; von
Goergens in RC. 10. Nov. 1877, p. 273.
2) A. Zehme. Aus und über Arabien: Globus 1877, Bd. 31, No. 7,
p. IOC; Bd. 32, No. 10, p. 154; ib. No. 24, p. 379.
3) F. W. Schultz. Arabien: Herzog's Keal-Encyclopaedie Heft 7. 8.
4) Görgens. Der Handel der Araber: Ausland 1877, C. Aug., p. 621 — 5;
13. Aug., p." 648— 52; 20. Aug., p. 665—9.
5) S. oben p. 12, No. 21.
6) S. B. Miles. On the route between Sohär and el-Boreymi in 'Oman,
with a note on the Zatt, or Gipsies in Arabia. (With a map): JASB. Vol.
XLVI, Part I. No. I. 1877, p. 41 — 60. — Vgl. Proceedings ASB. Mai 1877,
p. 125.
1) Aus einem Briefe des Herrn Col. S. B. Miles an Prof. Sprenger:
ZDMG. 1877, Bd. 31, p. 542.
Socin, Arabien. 101
Peters 8), der die heissen Quellen in Oman besucht hat. Abenteuer
unter arabischen Seeräubern hat Mt/li'us 9) romanhaft bearbeitet.
Bewun dellingswürdig ist die Kühnheit, mit welcher Halevy 10) seine
Reise in Südarabien durchgeführt hat. Zu dem südarabischen
Gebiet ist auch die immer noch höchst unvollkommen unter-
suchte Insel Socotra zu rechnen ; über diese 1 1) sowie die Insel
Perim 12) haben wir kurze Notizen erhalten. Auch über Aden 13),
besonders über den dortigen Kaffehandel14) liegen Mittheilungen
vor; ausserdem aber nur weniges Neue aus den arabischen See-
häfen am rothen Meere 15); doch wei'den sogar der AAZ. gelegent-
lich Corresponden/.t'ii aus jenen Gegenden zugesandt 16). Es ist
bei der Spärlichkeit dieser Nachrichten um so mehr zu bedauern,
dass wir von A. Koch, Avelcher sich im Jahre 1875 längere Zeit
in Tä'if aufgehalten hat , keine Schilderungen über die dortigen
Zustände erhalten haben. Mit wichtigen Untersuchungen ist jetzt
Burton x "') beschäftigt. Derselbe ist bereits einmal in das alte
Midjanitergebiet eingedrungen und hat neulich auf Kosten der
ägyptischen Regierung eine zweite Reise in jene Gegenden unter-
nommen, auf welcher er hoffentlich auch Higr durchstöbert hat.
Es scheint, dass der Vicekönig von Aegypten, abgesehen von
seinem Trieb, als Mehrer des Reichs zu gelten, hauptsächlich durch
die Nachricht von Goldfunden bewogen, seine Augen auf jenes
Gebiet geworfen hat; auch eine officielle Recognoscirungstour von
el-We°rh nach el-Medina und zurück nach Jambo ist unternommen
8) C. T. Peters. Report on a visit of the hot Springs of Bosher and
Ghulla in the Kingdom of Oman. Vgl. auch: Die heissen Quellen in Oman:
Aus allen Welttheilen 1877. p. 158.
9) Otfried Mylius. Drei Jahre unter arabischen Seeräubern. Abenteuer
aus dem indischen Inselmeer. Mülheim a d. Ruhr (Bagel) 1877. 128 pp.
8. 1 M.
10) Voyage au Ncdjran par Joseph Halevy. II. De Sana au Xedjran
(suite von 1873): Bulletin de la societe de gt'ogr. Paris. Mai 1877, p. 466 — 479.
11) V. Hoskiaer. Et Besög paa Oen Sokotra: D. Danske Geogr. Selsk.
Tidskr. 1877. H. 3 und 4, p. 66—69.
12) The Island of Perim: Geographieal Magazine Nov. 1877, Heft 11,
p. 290—293.
13) Aden, das orientalische Gibraltar (nach L. v. Jedina, um Afrika):
Aus allen Welttheilen, No. 4, Januar 1877, p. 112.
14) Der Kaffehandel Adens: Oesterr. Monatsschrift für den Orient. 15. Dec.
1877, p. 187—189.
15) Vom rothen Meer. Dsehedda, Sues. Von Joseph Menges: Aus allen
Welttheilen, No. 8, Mai 1877, p. 230.
16) Aus Hodeida: Ausserord. Beil. d. AAZ 3. Dec. 1876. p. 5153.
17) Goldfund in Arabien (durch Burton): Ausland 18. Juni 1877, p 499.
— Vgl. Burtou in Arabia: Cosmos 1877, IV, p. 347.
102 Socin, Arabien.
worden l8). Durch den Suezcanal gehen vielleicht die Emporien
des rothen Meeres einer neuen lilüthe entgegen; eine lehrreiche
hier einschlägige Arbeit PeseheVü ist in der Sammlung von Peschel's
Abhandlungen neu abgedruckt worden 19).
Höchst erfreulich ist die Regsamkeit, welche sich auf dem
Gebiete arabischer Literatur- und Sprachkunde*) entfaltet und sich
beinahe auf alle Zweige der Wissenschaft erstreckt, besonders seit-
dem die Sammlungen arabischer Handschriften zugänglicher, ihr
reicher Inhalt durch Katalogisirung bekannt wird. Mit besonderem
Vergnügen verzeichnen wir Loth's 20) sorgfältigen Katalog der
arabischen Handschriften des India Office in London; wenn auch
die Sammlung manches weniger Werthvolle enthält, so zeigt sie
doch unter anderem, welche Art arabischer Literatur auf indischem
Boden gepflegt wird. Nicht weniger gewissenhaft ist Rosen's21)
Katalog der arabischen Schätze des orientalischen Instituts in
Petersburg und Pertsrh's 22) Katalog der Gothaischen Sammlung.
iN._J.X^v.*j! 8lX— Jy— »■ ,•»/> 1 j ö j f 5.4.ÄJ 1f . Cairo (Matba'at 'umiim
arkän harb bidlwän elgihädTje) 1294. Ca pp. 8. Mit Plan der Moschee in
Medina, Ansicht von Medina, Routenkarte.
19) Oscar Peschel. Die Handelsgeschichte des rothen Meeres in Bezug
auf das Problem einer Durchstechung der Landenge von Suez. Aus Deutsche
Vierteljahrsschrift 18/35, Heft III, No. 71 neu abgedruckt in Abhandlungen zur
Erd- und Völkerkunde von Oscar Peschel, herausgegeben von J. Löwenberg.
Leipzig 1877, p. 79—162.
*) Ich bin Herrn Dr. Spitta in Cairo zu wesentlichem Danke dafür ver-
pflichtet, dass er mir über neue Erscheinungen in Cairo Mittheilungen gemacht
hat. Ich bezeichne Bücher, die ich bloss aus seiner Liste kenne, mit seinem
Namen.
20) A catalogue of the Arabic Manuscripts in the Library of the India
Office by Dr. Otto Loth. Printed by Order of the Secretary of State for India
in Council. London (Trübner) 1877. VI, 324 pp. 4. \. £■ 1 sh. — rec. von
Thorbecke in JLZ. 6. Oct. 1877, p. 648; in LC. 27. Oct. 1877, Sp. 1475; in
Saturday Review 1. Dec. 1877, p. 079; von Lane Poole in Ac. 12. Oct. 1878,
p. 363.
21) Les manuscrits arabes de l'Institut des langues orientales decrits par
le Baron Victor Rosen. Avec trois planches. Saint-Petersbourg (Eggers & Co.)
1877. IX, 268 pp. 8. Auch u. d. Titel: Collections scientifiques de l'Institut
des langues orientales du Ministere des affaires etrangeres. Publie par ordre et
aus frais du departement asiatique. I. S.-P. (Impr. de l'Acad. Imp. des sc.)
1877. — rec. von Nöldeke in LC. 25. Mai 1878, Sp. 704.
22) Die arabischen Sandschriften der herzoglichen Bibliothek zu Gotha.
Auf Befehl Sr. Hoheit des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha ver-
zeichnet von Dr. Wilhelm Pertsch. Erster Band. 1. Heft. Gotha (Perthes)
1877. 240 pp. 8. 8 M. — rec. nebst obigem von Thorbecke in JLZ. 30. März
1878, p. 197 (Nr. 210;; LC. 16. Febr. 1878, Sp. 226.
Socio, Arabien. 103
Auf andere Arbeiten dieser Kategorie ist schon im ersten Heft
hingewiesen worden. An die Besehreibung einiger Herrn v. Kremer
angehörigen werthvollen Manuscripte hat Sprenger 23) Bemerkungen
besonders über die Schreibung und das Wesen des Hamza an-
geknüpft. Kleinere Notizen über arabische Manuscripte in Modena
sind durch Bindo Maliimsi'2i), über solche in dem Collegio
Urbano durch GuidiiS) geliefert worden. Steinschneider hat den
Cod. Escurial. 628 besprochen26), eine Notiz über hebräisch-
arabische Handschriften in Petersburg27) ist -im Athenaeum ver-
öffentlicht worden. Ganz besonders anerkennenswerth ist es, dass
die Bibliotheksbehörde in Strassburg einen schönen reichhaltigen
Katalog der arabischen Drucke, welche die dortige Bibliothek be-
sitzt, publicirt hat. und wir sind dafür namentlich auch dem Ver-
fasser desselben. Eutin;/ 28), zu Danke verpflichtet.
Als bibliographisch-literaturgeschichtliche Arbeit kann hier die
Abhandlung Wüstenfeld 's 29) über Uebersetzungen aus dem Ara-
bischen in das Lateinische genannt werden. Andere in dieses Fach
einschlagende Publicationen werden weiter unten ihre Stelle finden.
Auf dem Gebiete der muhammed. Theologie ist zunächst zu
erwähnen, dass eine Anzahl von Koranübersetzungen im vergangenen
Jahre neu aufgelegt worden sind; um Ostern 187 7 wurde, wie
der Berichterstatter selbst gesehen hat, Sale's 3o) Koran durch ganz
London massenhaft feilgeboten ; in französischer Sprache liegt Kazi-
mtrskCs31) Uebersetzung, in deutscher Sprache JJUmann 32) wieder
23) A. SjJrenger. lieber zwei arabische Handschriften: ZDMG. Bd. 31,
1877, p. 750—757.
24) Bindo Malmusi. Manoscritti arabi dclla Biblioteca di Modena: BISO.
25. Äug. 1870, p. 114—116.
25) I. Guidi. Ragguaglio sui Codici arabi del Collegio Urbano de Propaganda
fiele: BISO. 25. Nov.— 10. Dec. 1876, p. 198—202. 10. Jan. 1877, p. 252—259.
26) M. Steinschneider. Un coiliee arabico dell' Eseuriale: BISO. 25. Jan.
—10. Febr. 1877, p. 281—286.
27) Hebrew-arabic Manuscripts at St. Petersburg: Ath. 18. Nov. 1876,
p. 658. — Vgl. oben p. 71, No. 1.
28) Katalog der kaiserlicben Universitäts- und Landesbibliothek in Strass-
burg. Arabische Literatur. Strassburg (Trübner) 1877. 110 pp. 4. 7,50 M.
— rec. von Socin in JLZ. 16. Nov. 1878, p. 657.
29) F. Wüstenfeld. Die Uebersetzungen arabischer Werke in das La-
teinische seit dem XI. Jahrhundert, [Aus: Abh. d. Gott, Ges. d. Wiss.] Göttingen
(Dieterich) 1877. 133 pp. 4. 5 M. — rec. in LG 15. Juni 1878, Sp. 799.
30) The Koran: commonly called the Alkoran of Mohammed translated
into English from the Original Arabic. With explanatory notes taken from the
most approved commentators. To which is prefixed a preliminary discourse. By
George Säle. London (The "Chandos Classics") o. J. (1877). XV, 470 pp. 8.
1 sh. 6 d.
31) El-Kor'an Traduction nouvelle faite sur le texte arabe par M. Kazi-
mir.ski. Nouvelle ed. , revue et corrigee , augmentee de notes, de commentaires
et d'un index. Paris (Charpentier) 1876. XXXIV, 537 pp. 18. 3 fr. 50 c.
32) Der Koran. Aus dorn Arabischen wortgetreu neu übersetzt und mit
erläuternden Anmerkungen versehen von L. Ulimann. 7. Auflage. Bielefeld
(Velhagen & Klasing) 1877. VIII, 550 pp. 8. 2 M.
104 Socin, Arabien.
vor. In Cairo ist ein Korancommentar von Gemäli 33) in türkischer
Sprache gedruckt worden. Von dem Druck eines Commentars
zum Tegwid 34) . der Koranlesekunst . weiss ich hloss aus secun-
därer Quelle. Kastdäni's weitläufige , aber wichtige Erklärung
der Traditionssammlung Buhäri's 35) ist in schönem Gewände neu
aufgelegt worden, und nach beliebter neuerer Sitte ist am Rande
des Werkes der ganze Commentar Nawawi's zu den Traditionen
Muslim' s beigefügt. Diese Ueberlieferungen des Propheten, wie
auch das Werk von 'Azlzl 36) scheinen im heutigen Orient ge-
waltigen Absatz zu finden. Nicht unwichtig für die Beurtheilung
der Geschichte Muhamined's und der Tradition sind Werke wie
der Commentar über die bei Bedr gefallenen Muslimen37) und die
Fortsetzung der von Sprenger angeregten Ausgabe von Ibn Hagar 3S).
Aus einer Druckerei zu Aleppo. von der bis jetzt sehr wenig ver-
lautet hat . ist ein Lobgedicht auf Muhammed 39) hervorgegangen.
Eine drastische Schilderung des Molid en-nebi40) aus Aegypten
33) S .'S JLkS- ^^«.äj . Cairo 1204. (Spina.)
34) Nach Gawäib 17 Gumäda 1, 1294. Xo. 863 p. 2 ist in Büläk gedruckt
j^oUJl ^i$ j^*Jl oILäJI j Z&JplÄti iSj. _ .LiJi —.xcJ! . Vgl.
H. Haifa III. Bd., p. 44. Der Verfasser starb i. J. 801 d. Fl. Am Rande ist
abgedruckt !C>-wJl oltJÜI g, *ÄäJ5 ^V^ .
XaJlc t_5>j"»-^ (•'-Of p-r^J /*-'~w^,8 (•^j' t^-^3 ry*A *— ^— *^» • Büläk
1294. Bd. I: 653; II: 580; III: 554: IV: 553; V: 524: VI: 571; VII: 582;
VUI: 580; IX: 554; X: 590 pp. 4. (Sputa.)
36) rA**=Jl vU* ,^£ (jriJjuH _Ji, Büläk 1294. Bd. I: 441 pp.;
Bd. H: 438 pp.: Bd. III: 443 pp. (Spitta.)
37) ^Lc ^jl^uJl f^.^ rj^ e£^* • *-4^ £}) *^° ;iN^^ rf»
\}*+zA Ä^wJl rji wäjdiL'l iAxC ir^yiJl U ■»,♦,•>■ ?ÄJI .\Xi J^l pL**»I
-filäJl. Büläk 1294. 94 pp. (Spitta.)
38) A bibliographical dictionary o£ persons tfho knev Mohammad, by Ibn
Hajar. Ed. in arabic, by Maulawi Abd-ul-Hai. Fase. XIV — XVI (Vol. II,
2 — 4). XVII (Vol. III. 1). Calcutta 1876—1877. pp. IPI — f.A I — 11.
Bibl. indica Old Serics 234. 235. 238. 240.
39) .<-—>» — J^->J! *-wli ü^J^\ . . . 'wO^'bl A^säJl ÜaxjJü „r^
gedruckt in el-Matba'a el-'azTzTje in Ilaleb. 2 MegTdl's. Genannt in Gawäib
17 Sa'bän 1293, No. 819 p. 8.
40) V. F. in Alexandria. Der Muled el Nebbi, das Goburtsfest des Pro-
pheten: Beil. zur AAZ. Mittwoch 11. April 1877, p. 1522.
Socin, Arabien. 105
hat der Correspondent der AAZ. geliefert: über den mi'räg hat
Schefer41) geschrieben. Die Wissenschaft wahrhaft fördernd sind
Arbeiten, wie die treffliche Monographie Spitta's über el-As'ari4'2).
In das Gebiet der Theologie gehört ferner der Tractat GazälT's.
welchen Barhur Je Meynard*3) übersetzt hat. Ich hätte hier
noch eine Reihe in das Gebiet der muslimischen Theologie ein-
schlagender Bücher über Koranexegese vtnd Pilgerstationen anzu-
führen, kenne aber von einzelnen Büchern, deren Inhalt mir durch
Dr. Spitta als theologisch bezeichnet wurde, leider bloss die
Titel4448). Einige weitere Schriften zur muhammedanischen Theo-
logie werden erst in dem Abschnitt über Religion und Cultur des
gesammten muhammedanischen Orients ihre Stelle finden.
Während bekanntlich die muslimische Jurisprudenz immer in
engem Zusammenhange mit der Theologie stand, bildet sich in
neuerer Zeit auch eine mehr nach abendländischem System schul-
gerechte Rechtsbehandlung durch den Connex mit dem Abend-
lande heraus. Wir haben Arbeiten dieser Richtung, wie die Piat's,
unter die allgemeinere Rubrik gestellt: hier bleibt noch aus dem
Gebiete des speciellen muslimischen „Fikh" eine kleine Arbeit
Sauvaire's über das vielgebrauchte Werk Multaka el-abhur49) und
eine vierte Auflage von Sidi Halil's50) malekitischem Rechtsbuch
41 1 h. Schefer. L'ascension de Mahomet: Magasin pittoresque. Nov. 1877.
42) Wilhelm Spitta. Zur (beschichte Ahu'l- Hasan al-Asari's. Leipzig
(Hinrichs) 1876. VIII, 147 pp. 8. 3 M. — rec. von A. von Kremer in ZI »Mi;
1877, Bd. 31, p. 166— 169 (vgl. 550); von Thorbecke in JLZ. 20. October
1877, p. 648; von Landauer in Of4A. 7. Aug. 1878, p. 1007; vgl. auch Saturday
Review 31. März 1877, p. 395.
43) Traduction nouvelle du traite de Ghazzali intitule le preservatif de
l'erreur et notices sur les extases (des Soutis) par M. C. Barbier de Mcynard:
JA. Januar 1877. p. 5—93.
44) »lÄo _N~*Jt lX*=>! ^.a^.JÜ KiJLJl *JÜ! s£?. Büläk 1294.
2 vol. 192 und 202 pp. (Spitta.)
45) (^.Xs y5o alSl JojJ iüJLbLJ! ^»<-\Jt J. »&&$ KxUJl.
Cairo (Wädi en-nll) 1294. Vgl. Rödat el-ahbär Muharrem 1295. (Spitta.)
46) ^ 0]$ y$LdJU«ll _J*. Büläk 1294. (Spitta)
47) «Jlc^UJ JwCÜÜI 0L*u}'t. Büläk 1294. 26 pp. (Spitta). Vgl.
H. Haifa I. Bd.. p. 459, No. 1356.
48) ^c^jjJill n^*^ nlv*' Bm]> 1294 102 PP- (Spitta.)
49) Sauvaire. Multaka 1-abhur: Comptes rendus du congres oriental ä
Marseille.
50) Sidi Khalil. Precis de jurisprudence musulmane d'apres le rite ma-
lekite. Publie par les soins de la societe asiatique. 4e ed. Paris (Leroux).
240 pp. 6 fr.
106 Soein, Arabien.
zu erwähnen. In Cairo ist ein Werk über hanefitisches Recht ge-
druckt worden, das (n. Spitta) bereits i. J. 1291 erschienen ist51).
Wie das Recht, so steht die scholastische Philosophie mit
der Theologie in engstem Zusammenhange. Für die arabische
Philosophie sind die Arbeiten Dielerici's 52) geradezu bahnbrechend
und werden namentlich von Seiten der Fach-Philosophen freudig
begrüsst, da dieselben bei ihrer Behandlung der mittelalterlichen
Philosophie bisher nur wenig Material von Seiten der Arabisten
erhalten haben53). Ueber die Theologie des Aristoteles hat Diete-
rici auf der Tübinger Versammlung in einer allgemeinen Sitzung
einen Vortrag gehalten54); in Italien veröffentlicht Lasinio eine
Schrift von Averroes zu Aristoteles 55). Derselbe verfolgt mit In-
teresse die deutschen Arbeiten auf dem Gebiete der arabischen
Philosophie50).
Aus dem Felde der christlich-arabischen Theologie sind nur
wenige Arbeiten zu verzeichnen. Es sei jedoch gestattet, auf de
Lagarde's 57) Herausgabe des Psalters nach der römischen, pariser,
qushajjensischen und aleppinischen Version, des Hiob nach einer
aus dem koptischen übersetzten arabischen Version und den pa-
riser Polyglotten, der Proverbien nach den pariser Polyglotten
zurückzugreifen. Zum Jubelfeste der Tübinger Hochschule brachte
Gtldemeister 58) eine Ausgabe des vierten Esrabuches nach dem
,.^\Jt cJlc. Cairo lel-matba'a el-wahabljo) 1294. (Spitta.) Vgl. H. Haifa
IV. Bd.. p. :S17. No. 8579.
52) Fr. Dieterici. Die Philosophie der Araber im X. Jahrh. n. Chr.
1. Theil. Einleitung und Makrokosmos. Leipzig (Hinrichs) 1876. VI. 227 pp.
8. 8 M. — ree. von M. H. in LC. 17. März 1877. Sp. 373; von Steiner in JLZ.
4. Nov. 1876. p. 697; von Landauer in GGA. 2. Jan. 1878, p. 18: von Sprenger
in ZDMG. Bd. 30, 1876, p. 330; von Wallace in Ac. 9. Dec. 1876, p. 568.
53) Frdr. Ueberweg. Grundriss der Geschichte der Philosophie. 2 Thl.
Die mittlere oder die patrist. und scholast. Zeit. 5. Aufl., bearb. und hrsg. von
Prof. Dr Max Heinze. Berlin (Mittler & Sohn) 1877. VIII, 275 pp. 8.
4.2H M.
54) Fr. Dieterici. Die Theologie des Aristoteles: ZDMG. Bd. 31, 1877,
p. 117—126.
55) II i'ommentu medio di Averroe alla retorica di Aristotele pubblicato
per la prima volta nel testo arabo dal Prof. Fausto Lasinio. Fase. 2. Firenze
(successori Le Monnier) 1877. Pagine 33 — 64 del teste arabo. 4.
56) F. L. Zu: Die Psychologie des lbn Slnä von Landauer: BISO.
25. März 1877, p. 344—346.
57) Psalterium Job Proverbia arabice. Paulus de Lagarde edidit. Got-
tinj^ae 1876. XI, t*Tv pp. 4. 20 M. — rec. von G. Bofimann in .ILZ 7 I »ct.
1876. p. 62."): von Nöldeke in LC 11. Jan. 1879, Sp. 33.
58 Universität] Eberhardinae Carolinae Tubingensi Saecularium quartorum
diem festum D. IX. A. MDCCCLXXVI1 gratulatur Universitas Fridericia Gui-
lelmia Rhenana. Adjcctus est K>drae über quartus arabice. E Codice vaticano
nunc primum editus. Bonnae (Formis acad. Caroli Georgi) 1877. 44 pp. 4. 3 M.
Socin, Arabien. 107
Cod. Vatieanus 462, eine Vorarbeit zu einer zu erhoffenden guten
lateinischen Ausgabe dieses Buchs. Eine Rede des Anba Severus 59)
tiber den Apostel Marcus hat Baryts veröffentlicht. — Catafago 60)
hat eine Notiz über nuseirische Handschriften geliefert.
Wenn wir uns an die Ordnung unserer Facultäten halten
und zu der arabischen Medicin übergehen, so tritt uns neben
Steinschneiders61) dankenswerthen literarhistorischen Bemerkungen
hauptsächlich Luvten Leclerc's 62) umfangreiches Werk über die
Geschichte dieser Wissenschaft entgegen. Derselbe Verfasser be-
arbeitet Ibn el Baitär63), bei Sontheimer's zahlreichen Missverständ-
nissen eine verdienstliche Aufgabe. Im Orient werden medicinische
Werke meist für praktische Zwecke gedruckt, und die schöne neue
Ausgabe des Kanün von Avicenna 64) ist vielleicht nicht zeitgemäss, da
viele Araber dadurch in Versuchung kommen dürften, sich damit zu
begnügen und um ihnen weniger verständliche neuere medicinische
Werke sich nicht zu kümmern. Von Dr. Spitta bin ich auf einige
in Büläk neu gedruckte medicinische Werke aufmerksam gemacht
worden6567), unter welchen das beliebte Tedkere von Abu
Däud68); von einem Werk über Hautkrankheiten habe ich eine
59) J J. L. Barges. Homelie sur Saint Marc, apotre et evangeliste; par
Anba Severe, eveque de Nesterameh. Texte arabe, publie avec une traduction
et des notes; le tout accompagne de deux appendices, lim contenant la vie de
saint Marc et lautre l'histoire de sa predication et de son martyre dans la
villo d'Alexandrie , par Anba Severe Ibn el Mokaffee, eveque d'Osehmounain.
Paris (Leroux) 1877. LXI1, 382 pp. 8. 12 fr.
60) Joseph Catafago. Manuscrits de la religion des Nousseirieh : JA.
Nov. Dec. 1876. p. 523.
61) M. St einschneide)' . Arabische Aerzte und deren Schriften. I. Selame
ibn Rahmun. II. Efraim: ZDMG Bd. 31, 1877. p. 758—761.
62) Histoire de la medecine arabe par le D. Lucien Ledere. Expose
complet des traduetions du Grec. Les sciences en Orient leur ti-ausinission ä
l'occident par les traduetions latines. Paris (Leroux) 1876. tome 1. 587 pp ;
tome 2. 526 pp. 8. 20 fr.
63) L. Leclerc. Ihn el Baithar. Traite des Simples. T. 1. Paris (Klinck-
sieck) 1877. XVI. 476 pp. 4. 15 fr. (Notices et extraits des Manuscrits de
la Bibliotheque nationale publ. par l'lnstitut de France XXIII.)
64) UUy* cyß v^Lil £ t.,yLftJL Bülak 1294. I: 13 und 470;
II: 24 und 628; III: 32 und 442 ppf i Spitta.)
65) wJiJl j Ltojt *J iCP^ÜI «UÜwoL^Jj vy* Vi \\ j C^\d i-SyXJi .
Cairo (Mustafa Efendi Wahabi) 1294. (Spitta.)
66) *a£ä- üSj *JL*J KcLaJI Jwsiy. Büläk 1294. (Spitta)
67) (**& u$a JUJ ^L«J^ iUUJl [jta\jö\ j JLfÜ^ft J4-3-.
Büläk 1294. 154 pp.
199 pp. An<rek. in el-Gawäib No. 822 vom 9 Ramadan 1293. p. 7.
108 Socin, Arabien.
Notiz in den Gawaib gelesen. Wie die Medicin, so haben über-
haupt, im Gegensatz zu dem Wuchern dieser Literatur in Europa,
die modernen Naturwissenschaften noch keinen Eingang im Orient
gefunden, trotz aller Versuche, dies zu bewirken. Der Orientale
beschäftigt sich lieber mit Alchymie — beiläufig gesagt ein Wort,
das Gildemeister69) von %v/iteia herleitet — als dass er seinen
Landbau nach den Regeln der heutigen Agriculturchemie ein-
richtete 7"). Sogar das metrische System zu lernen wird heute
dem armen Fellahen zugemuthet 71). Aus dem Französischen über-
setzl ist eine Schrift betitelt: Berechnung der (verschiedenen in
Aegypten umlaufenden) Münzen nach dem grossen Piaster (der
jetzigen .Münzeinheit) mit Angabe ihres Gewichtes, in reinem und
gemischtem Zustande, nach Kirat u. s. w.u 72) Die verschiedenen
Prägungen des ägyptischen Piasters enthalten nämlich nicht gleich-
massig reines Silber. Eine wissenschaftliche Abhandlung über
alte Gewichte und Maasse hat Sauvaire13) hervorgezogen. Ge-
riani1*) hat eine nautische Karte besprochen. Bloss aus einer
Notiz in der Genne entnehme ich. dass ein kleines Werk, vielleicht
in poetischem Gewände, über arabische Pferde erschienen ist75).
Nachrichten über arabische Pferde erhalten wir ausserdem durch
einen Aufsatz von TTpton16).
69 i Alchymie. Von J. Gildemeister: ZDMGk 1876. Bd. 30. p. 534—8.
70) ^-»Lj ^JjS üit,Jf Jlc U*a£JI OtAxIiJ £ NcU^l \JLtJi^i
^cuX^I J»jt^Jf gi\ r^ääJ! x^s-.j x>^Ui! J, \^\=?* . Cairo (Wädi en-nll)
1204. 10 Piastor. (Spitta.)
71) -Tx s-ijui X_jJUj| -Y_JvL*iU ^jw-oUuJ! ^3 *>+Jo~*}\ ikJL^JUl
^J iui^>j. JuCO .U . Cairo (Wädi cn-nll i 1294. (Spitta. i
72i N^iwO» xIjJL^9 Lg-h»» ic*}^ (JM^W Ol5jXw-J! K_ä_j_x_j
Cairo (Druckerei Ibrahim Päsä's) 1294. 24 pp. (Spitta.)
7,'ii H. SaMVaire. On a treatise ou weights and measures . by Eliya.
Archbishop of Nisibin: JRAS. N. 8. IX. p. 291—313.
74) Ant. C'eriani. Un papiro greco del 162 AC. e un portolano arabo
del secolo XIII: R. Instituto Lombarde Rendiconti. Serie II. Vol. IX. fasc.
15. Milan.. 1876 p. 582 — 585.
Angezeigt in Genne 12. Sept. 1876 i23 Sa-bän 1293V
7»', i () S. Production chevaline. Acclimatation. Les chevaux arabes, etudies
dans leur pays natal. .Fräsers Magazine. — Le capitain Roger Upton . Ara-
l.ian Horses. etc.): Revue britannique. X»uv. serie. Tome 6. Nov. 1876. p. 5 — 58.
— Vgl. auch : Carl Braeuer. Sammlung von Gestüts-Brandzeichen der Staats-
und Privatgestüte Europa's und des Orients. Dresden (Schönfeld) 1877. — rec.
in LC. 20. Oct. 1877, Sp. 1449.
Sociri. Arabien. 109
Einen kurzen Abriss von der Entwickerang der arabischen
Astronomie hat Wolf17) in seiner Geschichte der Astronomie ge-
geben. Der hier einschlagenden Studien GHirrUhers ist bereits bei
den Jndaica gedacht wurden (s. oben p. 90, No. 168—170).
Die hohe Bedeutung der arabischen Geographen ist so sehr
gewürdigt worden, dass uns jetzt -ehr vieles, was vorhanden i-t.
gedruckt vorliegt Dazu haben hauptsächlich Wüstenfeld durch
die Vollendung seines Bekri 7t>) und dt t >'"</> durch die Beraus-
Lrabe des so ausserordentlich wichtigen Mukaddasi ;:'i jüngst das
.Meiste beigetragen, In Italien soll Edrisi Bü) übersetzt werden.
Auf die arabischen Geographen hat Meyners cPEstrey*1) die fran-
zösische geographische Gesellschaft aufmerksam gemacht. Ein neues
graphisches Wörterbuch, wohl ganz au* europäischen Quellen
geschöpft, wird in Beirut compilirt82), und von einem in Bulak
gedruckten Werke ist zu vermuthen, das* es geographische An-
77/ Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere X> il XVI. Bd.
Herausgegeben durch die historische Commission bei der königlichen Academie
der Wissenschaften zu München. Geschichte der Astronomie von Rudolf Wolf
München (Oldenbourg) 1877 XVI, 815 pp 8. Subscr.-Pr. 9,60 M.; Einzelpr.
12 M — rec. \>>n S. in LC 1878, Sp ."'17.
7> Das geographische Wörterbuch des Abu 'Obeid 'Abdallah ben 'Abd
el-'Aziz el-Bekri nach den Handschriften zu Leiden, Cambridge, London und
Mailand herausgegeben von Ferdinand Wüsten/eld Erster Band. Göttingen
(Dieterich) 1876. 8, 448 pp. Zweiter Hand ebd. 1877. 4. 56, 417 pp. 8.
Zusammen 36 M. Auch unter d. Titel ^Ju^^i *J>\jüJ*\ ~< +2&JLA v^JO
So , &.C o, o ;-o &« ö - } £ ..
-l! ,.TJ JJtil A*£ >~>! >JL'! A>*C c\^sä£ -j| wOj"^ JjlSÜ»- .\^ääJ^
Jbü sJü! .\^>, i: «ii i c-X>Ji ^oodX . — rec. von Th. N. in LC.
tj> J -j. -v^ *^-> •
22. Dec 1877, Sp. 1727
7'.' i Bibliotheca geographorum arabicorum edidit M.J. de Goeje Pars tertia
Descriptio imperii moslemici auctore Al-Mokaddasi Pars Prior. Lugd Bat (Brill)
1876. Pars See. ib. 1877. Zusammen VH, 498 pp. 8 11 tl Auch u. d.
Titel: Descriptio i. mosl. auctore Schamso'd-din Abu Abdollah Mohammed ihn
Ahmed ibn abi Bekr al-Banni al-Bassch&ri al Mokaddasi edidit M. J. de
froeje. — rec. von Tli. X. in LC. 7 Juli 1877 Sp. 923. — Vgl. .-1. Sprenger
Alte Probleme der Erdkunde und deren Lösung durch den arabischen Geo-
graphen Mokaddasy: Ausland 23. Ocl 1876, p. 845
Sth Traduzione italiana del Compendio di Edrisi: 1US< I 25. April 1877.
p 392.
81) Les geographes arabes par le comte Meyners d'Estrey: Bulletin de
la societe de geographie. October 1S76. p. 368 — 387.
LoL^> ^*JlJ jlbjt^ ^^ *X cy* ^! ' ^ J&SÜ J& ^^
iOIäÄ JyJ^wy« f^^JL.» {ZjJ^-- 1: lc|i". 1I:bis ^« geht bis j^-
Beirut 1291. Der dritte Theil ist genannt in Gawäib 24 Kein el-awwal 1293
No. 7 99. p. 3.
HO Socin, Arabien.
gaben über Aegypten enthalte 83). Auch das Buch von Kibrit*4)
ist wohl geographischen Inhalts.
Von der Geographie gehen wir zur Geschichte über. In
SSdillot's8*) kurzer, in trefflichem Französisch geschriebener (Je-
schichte der Araber (zweite Auflage) sind die Ausführungen über
Geschichte der Wissenschaften, besonders der Mathematik, als
wichtig hervorzuheben. Selbst die alte Geschichte der Sarazenen
von OcJcley ist mit Gibbon's*®) entsprechendem Abschnitt in einem
Bande vereinigt wieder aufgelegt worden. Freeman 87) hat kurz
die Eroberungen der Araber behandelt. In mancher Beziehung
lehrreich und spannend ist Kremer's bb) zweiter Band der arabischen
Culturgeschichte unter den Chalifen; sein kühner Versuch zeigt,,
welch ungeheueres Gebiet der Detailforschung noch übrig bleibt.
Es ist von Interesse, dieses Buch, welches auch die Schattenseiten
der arabischen Cultur nicht verschweigt, mit Schachts 89) poetisch
warmer Darstellung des arabischen Lebens in Spanien zu ver-
gleichen. Mit vorislamischen Sitten hat sich Rehatsek 9n) be-
BHläk 1294. (Spitta).
L> " v— '• (_, •• " -' >
t^j_Ju ,j-»i-Jl t^y+Hy+h Cairo (Mustafa Ef. Wahabi) 1294. 142 pp.
(Spitta).
85) Histoire generale des Ar ab es, leur empire, leur eivilisation, leurs ecoles
philosophiques , scientifiques et littcraires par L.-A. Sedillot. Deux. ed. Paris
(Maisonneuve) 1877. Tome I: VII, 454; II: 452 pp. 8. 15 fr. — rec. von
Weil in JLZ. 14. April 1877, p. 236 (No. 217); von Th. N. in LC. 25. Aug.
1877, Sp. 1172.
86) The Chandos Classics. The Saracens their history and the rise and
fall of their empire by Edward Gibbon and Simon (Jckley. London (Warne
& Co.) o. J. 450 pp. 8. (Edward Gibbon, The rise and fall of the Saracen
empire p. 3 — 146; Simon ückley , The history of the Saracens p. 147 — 439;
Index.)
87) E. A. Freeman. History and conquests of the Saracens. 6 Lectures.
Third edition with now prcface. London (Maemillan) 1877. 8. 3 sh. 6 d.
88) Culturgeschichte des Orients unter den Chalifen. Von Alfred von
Kremer. Zweiter Band. Wien (Braumüller) 1877. 516 pp. 8. 12 M. — rec.
von Weil in JLZ. 26. Mai 1877, p. 329 (No. 305); von Görgens in Reusch's
Theol. Literaturblatt 14. Jan. 1877, Sp. 42; von St. Lane Poole in Ac. 2. Febr.
1878, p. 92; 16. März, p. 228. — Vgl. Hauptmomente der muslimischen Cultur-
geschichte. Dem Herrn V. Kremer nacherzählt von A. Sprenger: Ausland,
27. Aug. bis 29. Oct. 1877. -- W. Spitta. Der Orient unter den Chalifen:
DE. Juni 1877, p. 457—469.
89) Poesie und Kunst der Araber in Spanien und Sicilien. Von Adolf
Friedrich Grafen von Schach. Zweite vermehrte Auflage. 2 Bände. Stutt-
gart (Cotta) 1877. I: XIV, 324 pp.; II: 381 pp. 8. 9 M.
90) Sonic beliefs and usages among the Pre-Islamitic Arabs, with notes on
their Polytheism, Judaism, Christianity, and the mythie period of their history.
By E. Rehatsek: JBBAS. 1876, p. 162—212.
Socin, Arabien. \\{
schäftigt, Badger9*) hat über das Chalifat geschrieben. Osborn's
Geschichte des Islam ist keine befriedigende Leistung"-). Von
wissenschaftlichen Specialuntersuchungen ist Huart's 93) Darstellung
des Ausgangs der Dynastie der Ilekanier, welche vom Jahre 737
— 835 d. Fl. i«n arabischen 'Irak mächtig waren, und Guyard's*4)
Abhandlung über Sinän, den Grossmeister der Assassinen, namhaft
zu machen. Zotenberg 9r') hat zur Geschichte der Einfälle der
Sarazenen in Südfrankreich einen Beitrag geliefert. - - Unter den in
arabischer Sprache erschienenen Geschichtswerken nimmt unstreitig
der erste Theil von Sackau'& Birüni915) den ersten Bang ein; die
Herausgabe dieses wichtigen Buches erfordert ausserordentliche
und vielseitige Kenntnisse. Eine sehr hübsche Untersuchung bat
Rothstein 97J über einen arabischen Chronographen angestellt. Die
pariser Ausgabe von Mas'üdi's 9S) goldenen Wiesen ist nun zu ihrem
Abschluss gelangt; Angaben dieses Schriftstellers über die Slaven
hat Harhavy ") hervorgezogen. Die Academie des inscriptions
hat die Herausgabe von Ibn el Atir's Geschichte der Atabeks von
Mosul veranlasst l0U). Das literarhistorische Werk von Ibn el-An-
91) G. P. Badger. Tho preeedents and usages regulating the Muslim
Khalifate : Nineteenth Century, August,
92) Ji. D. Osbom. 1) Islam ander the Arabs. 2) Islam ander the Khalifs
ofBaghdad. London (Seeley) 1877. 410 pp. 8. 12 sh. — ■ rec. von St. Laue
Poole in Ac. 25. Mai 1878, p. 457.
93) A. Haart. Memoire snr Ia fin de la dynastie des Ilekaniens: JA.
Sept.-Oet. 187G, p. 316—362.
94) Un grand maitre des Assassins au temps de Saladin, par M. Stanislas
Guyard: JA. April-Juni 1877, p. 324 — 489. Auch separat unter obigem
Titel. Paris (Impr. nationale) 187 7. 168 pp. 8. — rec. von Sprenger iu JLZ.
15. Juni 1878, p. 360.
95) H. Zotenberg. Invasions des Visigoths et des Arabes en France. Suivi
dune etude sur les invasions des Sarazins dans le Languedoc, d'apres les manu-
scrits musulmans. Toulouse 1877. 47 pp. S.
96) Chronologie orientalischer Völker von Albirüni. Im Auftrage der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft herausgegeben von Dr. (J. tektuard
Sachau. 1. Hälfte. Leipzig (Brockhaus) 1876. VII, f». pp. 4. 13 M. —
rec. von Sprenger in ZDMG. 1877, p. 551; in LC. 9. Juni 1877, Sp. 785;
von Lerch in RR. 1877, 5, 12; von Guyard in JA. Januar 1877, p. 95.
97) JoJi. Wilhelm Ruthstein. De chronographo Arabe anonymo, qui codice
bei'olinensi Sprengeriano tricesimo continetur, commentatio. Bonnae (Habicht)
1877. 55 pp. 8. 1,50 31.— rec. von Tb.. N. in LC. 23. Juni 1877, Sp. 858.
98) Macoudi. Les prairies d'or. Texte arabe et •traduction francaise publies
par B. de Meynard. Vol. IX. Index. Paris (Leroux) 1877. VII, 376 pp. 8.
7,50 fr. Vgl. Guyard in RC. 28. März 1878, p. 188.
!»'.ii Harkavy nach Macoudi über die Slaven: Bulletin du congres inter-
national des Orientalistes ä St. Petersbourg. p. 48.
100) Recueil des historiens des croisades publie par les soins de l'Academie
des Inscriptions et helles lettros. Historiens orientaux. Tome II. 2. partie
Paris (Impr. nationale) 1876. fol. Histoire des Atabecs de Mosul par Ihn el-
Athir I. 394 pp. 30 fr. Auch unter dem Titel uiJL« KxXjLj^S! 'äJjcNJS -^Jji-J
j-o j) ,-y^ J^jOfc^-ii (Texte et trad. par W. Mac Guckin de tSlane).
U2 Socin, Arabien.
bäri101) über arabische Gelehrt engeschichte ist ein sehr werthvolles
Buch. In Cairo scheint die Zeitung Rödat el-ahbär die löbliche Sitte zu
befolgen, als Feuilleton historische Werke abzudrucken. Nach Mit-
teilung von Dr. Spitta ist ein solches Feuilleton, welches die Geschichte
Ägyptens unter Muhammed 'Ali10'2) schilderte, auch Separat erschie-
nen, und derselben Quelle verdanken wir die Nachricht, dass jetzt
Ahlwardt's Fahri in jener Zeitung nachgedruckt werde. Nur aus
gelegentlichen Notizen erfahren wir, dass im Orient neuerdings
eine Geschichte der Griechen ,03), eine Geschichte Syriens 1,l4j und
eine Geschichte Jerusalems 105) die Presse verlassen hat.
Mit dem regen Streben nach Durchforschung der arabischen
Literatur hält die Bearbeitung von Hilfsmitteln, welche solche
Arbeiten erst möglich machen, Schritt. Lane's 10ti) Wörterbuch
ist nun bis zum Buchstaben ^_* vorgeschritten ; der neue Heraus-
geber dieses grossartigen Werkes hat dem Unternehmer desselben,
seinem verstorbenen Oheim, in der Vorrede zu diesem sechsten
Bande einen warmen Nachruf gewidmet107). Während sich alle
unsere arabischen Wörterbücher an die Originallexica, welche uns
mit grosser Strenge nur den classischen Sprachschatz überliefern,
101) ä._^_j! öUüLj ,j^MJi boifl oLpaI^ ^ LJ^i )&iä uUi''
Lc-. c .. .. ej^- • <_, -j ■>> lj— • ->
övv K-a-av gyL*.$\ ^5 .Lo"^! iA*^ ,-»J ^-*S>J| A_*..C CjIS'.aJ! . Cairo
(Druckerei Ibrahim Päsä's) 1294. lithogr. 491 pp. 8. (Spitta.) Vgl. H. Haifa
VI. Bd., p. 322, No. 13GG7.
102) L£ij Ulai Lab cJLc cX.*^ ^ySy^\ HA^ -*a<o ¥*&]** u/ütf'
i^lXäs! i3j.äxv.J! j.jI ,^ÜäJI /*■£"., iU~>.J *A>5 tXJL^* ^ . Cairo. Wädi
en-nll 1294. 8 Piaster. (Spitta).
103) vJi— **_** i^lXÄÜ i_5.X*jJ> ->^j.> v-Ä-JiJ' ^Ijj-Ji £y,lj'
In Beirut neu gedruckt nach Gfawäib No. 842. 24 Muharrem 1294. Vgl. ZDM6.,
Bd. 31, p. XXX.
KU) X.j,».av ^o.Lj ^ *JyJ^JI 0*Äju5 Beirut, Matba'at el-ma'arif.
105) OU.ÄvJI [ y-c\Äj| ^n-j,Lj Beirut. Matba'at el-ma'ärif.
106) E. W. Lane. Arabic English Lexieon, derived from tbe best and
most copious Eastera sources, coinprising a very large colleetion of words and
significations omitted in the Kämoos, with Supplements to its abridged and de-
fective explanations , ample grammatical and critical comments and numerous
examples in prose and verse. Vol. I. Part 6 edited, with a memoir, by Stanley
Lane Pooie. London (Williams & Norgate) 1877. pp. XXXIX. 2221—2475.
4. 25 sb. — rec. von II. Derenbourg in RC. 2G. Januar 1878, p. 57.
IhTi Auch separat u. d. T.: The Lifo of Edward William Lane. By Stanley
Lane Poale. London (Williams and Norgate) 1877. 140 pp. 8. 7 sli. G d.
- rec. von G P. Badger in Ac . 2 1. Nov. 1877, p. 483; Saturday Review
9. März 1878, p 313. — Vgl. Trübner's Record X. p. 141: ZDMG. 187G. Bd.
30, p. G12 = Times 15. Augusl
Socia, Arabien. U3
anschliessen. hat Dozy 108) nun begonnen, seine reichhaltigen Nach-
träge aus dem Spanisch-Arabischen und der Volkssprache zu ver-
öffentlichen. So empfindlich auch die Lücke war, welche dieses
Buch auszufüllen bestimmt ist, so ist doch noch ein weiter Spielraum
für fernere Nachträge sowohl als für schärfere Begriffsbestimmungen
übrig. Mit Recht hat jedoch de Goejeu>9) das neue Wörterbuch
in Schutz genommen. Wer die genannten Wörterbücher zu Rathe
zieht, muss ganz besonders dankbar sein, dass das Arabische darin
in einer modernen Sprache wiedergegeben ist: denselben Vorzug
vor Freytag theilt das Wörterbuch des Classisch-Arabischen von
Cherbonneau no) und das nur in sehr eingeschränktem Sinne „neu-
arabisch-deutsches" Wörterbuch zu betitelnde Buch Waltn>iuit<l'*xl1).
Von einzelnen Arbeiten zur Geschichte der arabischen Lexico-
graphie ist ausser den Schriften von Ta'lab112) und el-Asma'i u3),
deren Ausgaben mit besonderer Genauigkeit durch Thorbecke
recensirt wurden, nur ein sehr schöner vocalisirter Cairenser Druck
von Ta'älebi's 1U) Fikh el-luga zu erwähnen. Was Grammatik
betrifft, so greifen wir gern auf Müllers, Ausgabe von Casparillb)
108) Supplement aux dictionuaires arabes par R. Dozy. Leide (E. J.
Brill) 1877. 1. üvr. : IV, 1—240; 2. livr.: '241 — 424 (_,1>J>) pp. 8. Zu-
sammen 15,90 fl. — Vgl. M. Amari. II Ducange arabico: Nuova Antologia
di Scienze. November 1877, p. 608 — 613.
109) St. Lerne Poole. Arabic dictionaries : Ac. 6. Oct. 1877, p. 345 — 346;
M. J. de Goeje: ebds. 27. Oct., p. 411.
110) Dictionnaire arabe-francais (langue eerite) par Aug. Cherbonneau.
Paris (Impr. nationale) 1876. Tome I: 1—599; Tome II: 600—1436 pp. 8.
111) Adolf Wahrmund , Docent der k. k. Universität Wien. Hand-
wörterbuch der neu-arabischen und deutschen Sprache. Bd. 1. Neu-arabisch-
deutscher Theil. Zweite Abtheilung. Zweite Hälfte. Giessen (Ricker) 1877.
XVI, 401—1240 pp. 8. 20 M. — rec. in LC. 16. Febr. 1878, Sp. 224; von
Prym in JLZ. 27. April 1878 (No. 259), p. 258.
112) Ta'labs Kitäb al-FasTh (^*j*a.2.}\\ nach den Handschriften von Leiden.
Berlin und Bom herausgegeben, mit kritischen und erläuternden Noten versehen
von J. Barth. Leipzig (Hinrh-bs) 1876. 63, vö pg. 8. 6 M. — rec. von
Prym in JLZ. 10. März 1877 (No. 143), p. 151; von Thorbecke in ZDMG.
1877, Bd. 31. p. 169—173; von St. L. Poole in Ac, 7. Oct. 1876, p. 364.
113) Kitäb al-Fark von Al-Asma'i, herausgegeben von Dr. David H.
Müller. Wien (Gerold) 1876. 56 pp. 8. 0,80 M. (Sitzungsberichte der k.
Ak. d. W. zu Wien. LXXXIII. Bd., S. 235.) — rec. von H. Thorbecke in
ZDMG. 1877, Bd. 31. p. 173—177; von Gr. in LC. 1878, Sp. 150.
114) , _j| , cotJU! Jj*i\ s_ÖjJlj ioo.xJi ,-w» XJtJJl \_Ä_5 V->Uü"
-JlxiJi kX*^ ü^JUJt t\x£ jy*2^* Cairo °- D '1j ^v' PP- 8-
115) C. P. Caspari's arabische Grammatik. Vierte Auflage, bearbeitet
von August Müller. Halle (Waisenhaus) 1876. XI, 444 pp. 8. 15 M. —
rec. von Prym in JLZ. 23. Sept. 1876 (No. 527), p. 608.
Jahresbericht 1S7G-1S77 Heft II. 8
114 Socin, Arabien.
zurück; von dem Dasein einer schon 1874 erschienenen Grammatik
Palmers u6) habe ich erst durch Guyard 's Kritik Kunde erhalten.
Ein in mancher Hinsicht interessantes Büchlein über arabische
Laut- und Partikellehre ist mir aus Cairo zugekommen117). Jahns
Unternehmen, die Herausgabe des Commentars zum Mufassal (dessen
Text neu gedruckt wird)118) von Ibn Ja'is. wird nun mehr und mehr
auch neben der in nahe Aussicht gestellten Ausgabe des Sibaweihi119)
als überaus nützlich anerkannt l20) und hätte kaum mehr der In-
schutznahme Fleischers bedurft. Einige Bemerkungen hat Fleischer
ferner an Trumpps Herausgabe der Agrümije121) geknüpft: in
Cairo erscheint wohl jährlich eine neue Auflage dieses beliebten
Lehrbuchs1"22). 7m»^>/> 123) hat seine arabischen Studien weiter-
geführt und von Fleischer 124) haben wir eine fünfte Fortsetzung
116) A Grammar of the Ärabic Language by E. H. Palmer M. A. Fellow
of St. Jolm's College and Lord Almoner's Reader and Professor of Ai\abie in
the University of Cambridge. London (Allen) 1874. XIX, 414 pp. 8. 18 sh.
— rec. von St. Guyard in JA. Xov.-Dec. 187G, p. 536.
117) pUfrN pLo^U 4J-*Ji f$S iL»-*-* £ yo'il j$>y>- ujü'
j\i +L*i\ qJ Jks. qJ qJiAJ5 s^c |»Lo^| ^lXJJj _^LsJb .jg&.»il
Jb.'bl 0^3? qJ ^jlXJI . Cairo (Wädi en-nll) 1294. 214 pp. 8. (Spitta.)
118) Fleischer. Eine neue Auflage von Broch's Mufassal: ZDMG. Bd. 31,
1877, p. 795.
119) Derenbourg: Bulletin du congres intern, de St.-Petersbourg, p. 49.
120) Ibn Ja'is Commentar zu Zamachsari's Mufassal. Nach den Hand-
schriften zu Leipzig. Oxford, Constantinopel und Cairo auf Kosten der Deutschen
Morgenländischen Gesellschaft herausgegeben von Dr. G. Jahn, Oberlehrer am
Koellnischen Gymnasium in Berlin. Heft 1, p. I — II.. Leipzig (Brockhaus) 1876.
Heft 2, ebds. 1877, p. Hl— |*T. ; Heft 3. ebds. 1877, p. |*ti— fA. 4. ä 12 M.
— rec. in LG 1877, No. 25, Sp. 826; von Fleischer in ZDMG. 1876, Bd. 30,
p. 390. 1877. Bd. 31, p. 180.
121) Bemerkungen zur arabischen Grammatik. Von Prof. Fleischer: ZDMG.
1876, Bd. 30, p. 487—513.
122) OiJü' tJ*Jd> ,Js*> iLy0j->-^i ^Xx J^c ^L&xJi _-& uUi'
A*^5 v^äjJLj rytr*^ i3 Vj^^ ci"C *Ä$-*N i^JuJu&S} L-jJLv'b'l v^ÄxiiJL»
ij;<Axs! _^*ol . Cairo (Wädi en-nll) 1294. 6x/2 Piaster. (Spitta).
123) Trumpp. [I.] Die passive Construction im Arabischen. II. lieber die Con-
stxuction von .1 und ..I und deren Unterschied. Sitzung der philos.-philol.
(lasse der bayer. Akad. vom 5. Mai 1877. Heft 2, p. 87 — 162, auch bes.
paginirt ersch. — rec. von Nöldeke in ZDMG. 1877, Bd. 31, p. 769.
124) Fleischer. Beiträge zur arabischen Sprachkunde ; fünfte Fortsetzung :
Berichte über die Verhdl d. K, S. Ges. d. \V. zu Leipzig. Phil.-hist. Classe
L876. Leipzig 1877, p. 44—109.
Socin, Arabien. 1 15
seiner Beiträge erhalten, die seinen Schülern wiederum vor Augen
führen, wie auch sie stets aus dem Vollen schöpfen sollten. In
einem Briefe an Fleischer weist Goldziher 125) auf die Sprach -
pfailosophie der arabischen Grammatiker hin. Die Uebungs- und
Elementarbücher von Machtet 126— 127) werden als nützlich be-
zeichnet; auch enthalten sie einiges Material zur Kenntniss der
algerischen Vulgärsprache. Cottoris arabisches Elementarbuch hin-
gegen scheint unbrauchbar zu sein 128). Als ein wesentliches Hilfs-
mittel beim Unterricht würden wir die trefflich systematisch an-
gelegte umfangreiche arabische Chrestomathie von Girgas und
Rosen l29) begrüssen, wenn nicht das Glossar, welches ihr demnächst
beigegeben werden soll, in rassischer Sprache erschiene ; immerhin
wird sie das Studium des Arabischen in Russland heben helfen,
und einige neue Texte macht sie auch uns zugänglich.
Für die Kenntniss der arabischen Volkssprachen ist nur sehr
wenig geschehen. Eine dritte Auflage von Neuphal's130) arabisch-
französischem Conversationsbuch ist wegen der darin enthaltenen
Sprichwörter von Werth. Mit dem maltesischen Dialekt , dessen
Formen von allen mir bekannten am meisten von denen der clas-
sischen Sprache abweichen, hat sich Sandreczki131) beschäftigt und
einige Volkslieder erklärt.
Zum ersten Mal hat nun Guyard133) die schwierige Aufgabe
125) Aus einem Briefe des Herrn Dr. Goldziher an Prof. Fleischer :
ZDMG. 1877, Bd. 31, p. 545— 54<J.
126) L. Machuel. Une prerniere annee d'arabe a l'usage des classes
elementaires de l'Algerie. Alger 1876. VIII, 126 pp. 12. — reo. von B. M.
in JA. Oetober 1876, p. 375.
127) Manuel de l'arabisant ou recueil de pieees arabes, par L. Machuel,
professeur d'arabe au Lycee d'Alger. pe partie. Alger (Jourdan) 1877. 6 fr.
— ree. von B. M. in JA. Februar-März 1877, p. 259.
128) General A. Cotton. Arabic Primer, consisting of 180 Short Sentences
containing 30 Primary Words, prepared according to the Vocal System of
studying Languages. London (Trübner) 1876. 36 pp. 8. 2 sh. — rec. von
St. L. Poole in Ac. 31. März 1877, p. 276; von Weil in JLZ. 21. Juli 1877
(No. 429), p. 459.
129) ApaocKafl xpecTOMariH. Codam-ra 3KCTpaopÄ. npoibeccopi. B.
0. rnpraci. h ;I,oiieim. ßapont B. P. PoaeHt. Bhuvck-b BTopoft. CaHKT-
neTepoyprt. Tnnorpa^ia IbuiepaTopcKoft AKaAesihi HayKb. 1876. Auch
u. d. arab. Titel &-a_*Ji xs.xa ^^-^ &Af-^ X£j-»J>US. 20, öa. pp. 8.
130) Guide de conversation eu Arabe et en Francais. Par Georges No-
fal. Troisiüme edition revue , con-igöe et considerablement augmentee. Bey-
routh 1876. XXXI, 652 pp. 8.
131) Die Maltesische Mundart, Von Dr. C. Sandreczki. ZDMG. 1876,
Bd. 30, p. 723—737.
132) S. Guyard. Theorie nouvelle de la metrique arabe precedee de
considerations generales sur le rhythme naturel du language: JA. I. Mai — Juni
1876, p. 413—579; II. ebds. Aug.— Sept. 1876, p. 101—252; HI. ebds. Oct.
1876, p. 285—315. — Auch separat u. o. T. Paris (Leroux) 1877. 350
pp. 8. Ferner: Nachtrag in RC. 16. Juni 1877, p. 388—390; JA. August-
September 1877, p. 97 — 115. — Vgl. auch Barbier de Meynard in RC. 1877,
No. 6, p. 89; Palmer in Ac. 18. Mai 1878, p. 443.
\\Q Socin, Arabien.
unternommen, die arabische Metrik einer eingehenden wissenschaft-
lichen Prüfung zu unterwerfen.
Die Metrik führt uns zur Besprechung dessen, was in jüngst-
vergangener Zeit für die Kenntniss der arabischen Poesie geschehen
ist. Referent selbst hat in Verbindung mit Prym und Thorbecke
über die Herausgabe der Diwane von Näbiga, 'Urwa, Hätim, 'Al-
kama und Farazdak, welche Amin cz-Zptüni 133) mit mehr oder
weniger Berechtigung, doch jedenfalls mit geringem Aufwand an
kritischem Scharfsinn besorgt, hat, weitläufig Bericht erstattet, Eine
eingehende Kritik von FrenkePs Edition des an-Nahhäs zur Mu'al-
laka des Imru'ulkais durch Thorbecke 134) ist hier ebenfalls hervor-
zuheben. Von alter Poesie sind sonst bloss noch Sloane's 135)
und Li/all's 136) Arbeiten über Lebid, des letzteren Uebersetzungen
aus der Hamäsa i37) und eine neue Uebersetzung von 'Antar's
Mu'allaka zu erwähnen138). Ob der Dichter Beim eddin Zoheir in der
That eine Ausgabe in äusserlich so glänzendem Gewände verdient
hat", wie sie ihm durch Palmer139) zu Theil geworden, scheint
einiarermassen fraglich. Von bedeutenderem inneren Werthe sind
133) gi\ rHjjJ^ *>£>--& %J> -iLoiÄJi ÄjbUil r)[?t^ CT"-5^ t*-"-*^
J^s^aJ! K+äJlc rjjj^ r^*"^ fr*" £■? l5^' (*"3'L:>" oi?--^ «s**&*Jl
i3&yj$ . i^jj. Cairo (el-matba'a el-wahabije) 1293. 200 pp. 8. — Vgl. Die
Diwane der Dichter Näbiga, 'Urwa, Hätim, 'Alkama und Farazdak. Von A.
Socin. Mit Beiträgen von E. Prym und H. Thorbecke: ZDMG. 1877, Bd. 31,
p. 6C7— 715.
134; An-Nahhäs' Commentar zur Mu'allaqa des Imru'ul-Qais herausgegeben
von Dr. E. Frenkel, Halle (Lippert) 1876. XIV, 63 pp. 8. 4 M. — ree.
von U. Thorbecke in ZDMG. 1877, Bd. 31, p. 177—180.
135) The poet Lebid, his life, times, and fragmentary writings (disscrtation)
by William J. M. Sloane. Leipsic (Breitkopf and Härtel) 1877. 38 pp. 8.
136) The Mo'allaqah of Lebid, with tho life of the poet as given in tbe
Kitäb-el-Aghäni. — By C. J. Lyall: JASB. Vol. XLVI, Part I, No. I. — 1877,
p. 61—96.
137) Threo Translation» from the Hamaseh. — By C. J. Lyall: JASB.
Vol. XLVI, Part I, No. II. — 1877, p. 168—173.
138) In E. H, Palmer. The song of the Keed and other pieees. London
(Trübner) 1877. VIII, 200 pp. 8. 5 sh. — ree. von Weil in JLZ. 14. April
1877 (No. 218), p. 288.
139) The poetical works of Behä-ed-din Zoheir of Kgypt. With a metrical
english translation , notes , and introductiön by E H. Palmer. M. A. Edited
for the syndies of the University Press. Vol. 1. Arabic text. Cambridge 1876.
T.f pi). 4. — Vol. II. Knglish Translation. Cambridge 1877. XXXI, 339
pp. 4. Zusammen 25 sh. 0 d. — rec. von (Juyard in JA. April — Juni 1877,
p. 5:5:5; von St. Lanc Poole in Ac. 7. Oct, 1876, p. 363; 1. Deeember 1877,
p. 515; Saturday Review 16. Juni 1877, p. 7:57.
Socin, Arabien. 117
die Gedichte des Abul-'ala el-Ma'arri, von denen Kremer 140) einiges
Interessante veröffentlicht hat. Ein mauriseh-apokrvphisches Ge-
dicht hat LargeauliV) übersetzt; im Orient selbst ist eine arabische
Recension von Megnün Leila142) und eine Gedichtsammlung von
Meräs1*9) erschienen. Von Riickcrt's Makamen - Kunstwerk 144)
liegt eine fünfte Auflage vor.
Von den sehr zahlreichen Unterhaltungsbüchern, Erzählungen,
Räuberromanen und dei'gleichen , welche die arabische , türkische
und persische Presse jedes Jahr auf den Markt bringt, erreicht
uns nur Weniges. Diese Literatur ist von culturgeschichtlichem
Interesse, besonders da es bisweilen fast scheinen möchte, dass
moderne Uebersetzungen von Werken Eugene Site's 145) mehr An-
klang fänden als der alte orientalische Ritterroman, wie Du'ljezen 14G)
oder Auszüge aus Tausend und einer Nacht 147). Von letzterer ist
die treffliche Lerne' sehe 148) Uebersetzung nicht bloss wegen ihrer
Illustrationen mit Recht berühmt, sondern für uns besonders auch
wegen ihrer vorzüglichen Anmerkungen wichtig, und haben wir uns
140) Philosophische Gedichte des 'Abü-1'ala Ma'arri. Von A. von Kremer:
ZDMG. 1877, Bd. 31, p. 471—483.
141) La vengeance d'Ali. Poeme arabe. Traduit par Victor Larrjeau.
Public par les soins de Gustave Revillod. Geneve (Fick) 1875. X, 253 pp.
8. — rec. von St. L. Poole in Ac. 7. Oct. 1876, p. 364.
142) j^&JI rjJUf qj! j^aS vJwljJl ^^JS vJLÄl*J| C)^-p
^tjJl rX.J ^j| f\Ji\ £*£> SL^dbJl J^ 0ykSUi. Büläk 1294
76 pp. 8. (Spitta.)
143) ,JL>\Ji (j£»t_X (Jw.xavJ.5 j^5»-«Jl ,xUi ,-^_jJp L^*.i. öLdi .
Beirut (Matba'at el-ma'ärif). i^fl pp.
144) Die Verwandlungen des Abu Seid von Serug, oder die Makamen des
Hariri. Von Friedrich Rückert. Fünfte Auflage. Stuttgart (Cotta) 1877.
— Vgl. B. zur AAZ. 10. October 1877, p. 4249.
145) y^H £j*xJ>5t ^buJI v^Ä-xJLi' 0Uix^Ji sy<3jö (j*^ oU*"
^ß*^> rr^-5* ^^r*"^"^ K^->.J -a£*SJ| ^_£jL*ü-jül . Beirut (Matba'at el-
ma'ärif) 1874. 203 pp. 8. Vgl. Eugene Sue, le morne aux Diables. Paris
1842 und 48. 2 vol. 8.
146) jjrO ,.-J ^A>^ CT^"^ A^ ^"^ L^!^5 O"*"-^ LTj'^ *J&"
r,;j. Büläk 1294. Bd. I: 68; II: 75; III: 79; IV: 75; V: 69; VI: 72; VII :
88^; VIII: 71; IX: 64; X: 75; XI: 79; XII: 74; XIII: 67; XIV: 56; XV: 66;
XVI: 68; XVII: 66 pp. 4.
147) Conte d'Ahoukir et d'Abousir. Texte arabe et traduetion par J.
Kichert. Alger 1876. fl pp. 8.
148) E. W. Lane. The thousand and one nights, commonly called in
England Arabian nights' entertainments. Illustrated from designs by W. Harvey.
New edition from a copy annotated by the translator. Edited by E. St. Poole.
3 vols. London (Bickers) 1877. 31 sh. 6 d.
113 Socin, Arabien.
über den verbesserten Neudruck derselben zu freuen. Ein durch
Gatafago 149) herausgegebenes Erzählungsbuch scheint nicht auf
acht orientalischem Boden gewachsen zu sein , sondern klingt an
europäische Stilmuster an. Eine französische Uebersetzung einer
arabischen Erzählung150), sowie eine Notiz Siegfried' 's nach einer
Geschichte in Kosegarten's 151) arabischer Chrestomathie ist alles,
was ich hier noch zu erwähnen habe.
Der letzte Theil meines Berichtes umfasst das, was die Araber
Adab nennen, zugleich das, was wir Varia betiteln könnten. Dazu
können wir namentlich die im Orient immer mehr und mehr
Wichtigkeit gewinnende Zeitungsliteratur rechnen. Für dieses Mal
greifen wir aus derselben nur einige wichtigere periodische Blätter,
welche auch wissenschaftlich verwerthbare Notizen bringen, heraus :
die in Constantinopel in arabischer Sprache erscheinenden Gawaib
(17. Jahrg.), redigirt von Ahmed Färis , die Zeitungen Butrus
Bistäni's el-Genne (8. Jahrg.) und el-Ginän und die in Cairo viel-
gelesene Rödat el-ahbär. Selbst in London ist ein solches Blatt
von Dr. J. L. Säbmijie gegründet worden 152). Dasselbe soll ge-
legentlich auch persische, türkische oder Hindustani-Artikel bringen.
Ueber die von Hassomilbz) herausgegebene Zeitung Mar'ät-ul-
ahwäl berichtet die Academy. Noch ist zu bemerken , dass die
Redaction der erwähnten Gawä'ib lft4) einzelne Artikel bandweise
zusammenzustellen pflegt.. Die arabischen Zeitungen mögen noch
so vieles aus abendländischen Quellen geschöpftes und somit ihren
Lesern theilweise unverständliches Material enthalten , dennoch ist
der Umstand ihres Ueberhandnehmens ein Zeichen für einen ge-
wissen Drang nach Bildimg. Auch die Encyklopädien , die jetzt
sogar im Orient in Schwung kommen, enthalten manches, was der
Orientale kaum zu erfahren nöthig hat; sie erfüllen aber, sowohl
die von Butrus Bistänilbb) herausgegebene als das historisch -
149) The autobiography of tho Constantinopolitan story-teller ed. by J.
Catafago. London (Quariteh) 1877. VI, PvS*' pp. 12.
150) L'epoux le plus puissant du monde, anecdote arabe: Melusine 15 August
1877. Extrait do la Revue Orientale 5e annee N. 55.
151) C. Siegfried. Eine arabische Kreuzigungsgeschichto : Jahrbücher für
protestantische Theologie 1877, III.
152) Namens iÜL<vJ! . Vgl. Triibner's Itccord XI, p. 20. ZDMG. 1877,
Bd. 31, p. XXXVII.
153) A journalistic euriosity: Ac. 4. November 1876, p. 452.
154) wo^ oL^UL^s J, ^oLiJi yS. Stambul. Vgl. Bücher-
Verzeichniss von Karl Trübner. XI. Arabische, pers. und türk. Drucke. Strass-
burg 1874. p. 23. No. 200. Nun Band 5 nach CJawaib No. 888, 27 Sa'bän
1294 (5. Sept. 1877), p. 2.
So
155) 0,l*4-H 3jj|^ V-Att'. Encyclopedie arabe. JjJ fix- (jNyAü y^^
^JÜO*»J| (j*J<2i ^LuJf v^ÄjJLj ^JU-Wj q.5. 1. Bd. Beirut 1876. q-,
Socin, Arabien. U9
statistische Wörterbuch von Selim Gibrail el-Hüri und Selim
Mthä'il Sahhäde1^6), unstreitig eine gewisse culturhistorische Mission.
Wohl sind sie vorläufig nur für gewisse Classen der Bevölkerung
berechnet, während ein anderer Theil derselben sich gern noch
der älteren Adab-Literatur zuwendet. Für letztere ist durch den
Druck des trefflichen 'Ikd el-ferld von Ibn 'Abd rabbihi 157), der
goldenen Halsbänder von Zamahsari 158) und anderer Werke gesorgt.
Die goldenen Halsbänder sind durch Barbier de Meynard 159)
auch bei uns neu bearbeitet worden. SprouU hat sich mit Ibn
Kutaiba's 16n) Adab el-katib beschäftigt, einem Buche, welches schon
längst verdient hätte herausgegeben zu werden. -1"//. Müller 161)
bat, ausgehend von einer Publication ComilPs, das Verhältniss
arabischer Sentenzen hauptsächlich zu griechischen untersucht und
Goldziher ,62) hat weiterhin eine Bemerkung über das Vorkommen
des Spruches Matth. VII. 5 bei den Arabern daran geknüpft. Von
fc^U#tjj| ^Jt \J$i\, A.. pp. 8. 2. Bd. 1877. 0\?~~J <J\ '***\ J& CT».
a.. pp. 8. Zweispaltig. Mit vielen Illustrationen; die Ueberschriften auch
französisch.
156) Vgl. oben p. 109, No. 82.
157) lX*>I arx\J! >— 1L4J& Ou&yÜ JutoLäJ! (.Lc^LJ Jo^JI jüi*JI
^jüUl (jr*Jju'ift »^1. l\_^_c ^jÜ ijjj Jfcjt (II- Hälfe IV. Bd., p. 232,
N. 8600) QJ f^y OUS^.1 ^£1 oLJ^i j+i* v^Si] jPj «ü&rfLfJj
JÜIU iÜjjAäJ! ^yaJli (jjJfcti (J^ (H. Haifa III. Bd., p. 544, N. 6876).
Buläk, Ende Safar 1293 (1876). Bd. 1: IT, Ha; Bd. 2: v. I"va : Bd. 3: I.
Hl pp. 4.
158) ^»^VäJI iL*^L*J v^^5 -kfiL*"M j v>ÄXJi öj^bi oLä5"
«j^uJI iixbUiJ KjjitiJi *MiJi _,jft «-* ^wÄss^Jl *JLSI .L> <*->j*^!s
rt~>*j\ ^u\-vs5 uÄ-wfcj ,>\£v£J5 , Beirut (Matba'at gem'Tjet el-ftmün) 1293-
vi* pp. 8.
159) ^jJ^JfiiU v-^-Li-ü. JöcUJ! J, ^JÖJI o^ii OÜtf'.
Les colliers d'or. Allocutions morales de Zamakhshari. Texte arabe suivi dune
traduction francaise et un commentaire philologique par C. Barbier de Mey-
nard. Paris (Impr. nationale) 1876. XVII, 223 pp. 8. — rec. von M. J. de
Goeje in ZDMG. 1876, Bd. 30, p. 569; von St. Lane Poole in Ac. 7. Oct.
1876, p. 363.
160) Will. O. SprouU. An extract from Ibn Kutaiba's 'Adab al-Kätib,
or the writer's guide, with translation and notes. Leipzig (Stauffer) 1877. 42,
11 pp. 8. 1 M. — rec. in LC. 15. Juni 1878, Sp. 800.
161) Ueber einige arabische Sentenzensammlungen. Von August Müller:
ZDMG. 1877, Bd. 31, p. 506—528.
162) /. Goldziher. Matth. VII. 5 in der muhammedanischen Literatur:
ZDMG. Bd. 31, 1877, p. 765—767. — Vgl. oben p. 70, No. 221.
120 Socin, Arabien.
Näbulsi163) ist ein Werk über Traumdeutung gedruckt worden.
Aus Mittheilungen des Missionärs 'DäKle164) geht hervor, dass die
Benennungen gewisser Monatstage auf Madagascar mit den arabi-
schen Namen der Mondstationen identisch sind, und Steinschneider165)
hat ferner nachgewiesen, dass die in der Punktirkunst auf Mada-
gascar vorkommenden Namen ebenfalls arabischen Ursprungs sind.
— Zum Schlüsse ist hier zu nennen ein Buch nach Art von
Kaiila u Dimna166) und andere mir bloss dem Titel nach be-
kannte neue Drucke 167 ies^ j]m ^erk von Ibrahim Efendi
el-Ahdab 1G9), dem „Redacteur" der Gawa'ib, ist ethischen Inhalts.
Eine Schrift von Husein Päsä 17°), dem „ Aufseher über öffentlichen
Nutzen und Kenntnisse" in Tunis (näzir en-näfi'a walma'arif) ist
vielleicht eine Streitschrift. --In den Inseraten der Gawa'ib war
öfters eine arabische Uebersetzung der neuen Verfassungsurkunde
ausgeboten 171).
163) ^.äAj! i_\._x_c ^x/Xol v_ äxJLj j»LxxjI ,xxxj ,J, *Lj^i! .^..h..x~a
,^x.CixJU f^Ls^i -Xxv.&J ^ j»bl*J! w^J^JCx/1 UJLü \wi5yftLgJ5 cxvjljlxil
ryJ-V« rj? ^-*> . Büläk 1204. 1. Bd. 201; 2. Bd. 204 pp. (Spitta.)
164) Aus einem Briefe des Herrn Prof. Broch an Prof. Fleischer: ZDMG.
1877, Bd. 31, p. 543—545.
165) M. Steinschneider. Die „Skidy" oder geomantiseheu Figuren. (Mit
einer Tabelle): ZDMG. Bd. 31, 1877, p. 762—765.
166) ^-J^ iwO» X.JLJL5' L^LJ cJlc '&Aj.h'i.A a-cLaJI^ _jLa.Si V^Lx}'
c_x*Lx_x_J5 <.x.ül1iJi X.j.La^.J! ,-*jLj oj-»^! c\.*^> q.j t-X*^5 _1xj .
Cairo (Wadi en-ml) 1294. (Spitta.) Vgl. H. Haifa IV. Bd., p. 87, No. 7702.
167) .xt ^yo pLxÜJ! (jr»ö oLwV.Ü' y^Äxiy £ cU^I^ Ju&Si\ i^ii
P
*j l\x£x*I «-Ja i_oJj*«. 1293. (Spitta.)
168) J^ -f^ »LxJi Jlc B^üJi £ öLx/o ^Ji ^xixJt ?y^J <J&£
.xiUaii axiJi ^ irr näx-\o ^ irr ^ ^o L&b. (spitta.)
169) OJ>^f rxv .tc <w >,^l \_Ä.ix^. In 8 Capiteln, enthält 1355 Verse:
*JÜI$ UjbKU jUL/^ij Jacj^Jl j. Vgl. Gawäib No. 799, 21 Kehr I,
1293, p 3.
170) Olx£. ,.J öy+^ 'i^^i £, J^cXJjS *.xv>.^>-. Genannt Gawäib No.
799, 21 KebT' I, 1293, p. 3.
171) K*xiiJl ^ä_j./ixJI ...^.jLx^JI J3.-Ü5 -xvLw'b'l ...jJLäJI X.^^-.j
KxJlxJI . Gedruckt in der ^_>J^.->- XjixLiai . Angez. z. B. Gawäib No. 885
6 Sa'ban 1294 (12. Aug. 1877), p. 1.
121
Allgemeines über den muhamme danischen
Orient, Geschichte der orientalischen Frage,
Türkisches Reich.
Von
A. Socio.
Wir beginnen diesen Abschnitt mit den Schriften über den
Islam und seinen Stifter. Eine Abkürzung von Mutr's ') bekanntem
Werk über das Leben Muhammed's ist vor kurzem erschienen ;
die Vorträge von Bosworth Smith 2) über den Propheten und die
von ihm gestiftete Religion gehen wenigstens von richtigen Grund-
gedanken aus. Ein Leben Muhammeds hat ferner Green 3) ge-
schrieben. Ausserdem liegt eine ganze Reihe von Arbeiten vor,
welche sich in mehr oder weniger populärer Weise über diesen
Gegenstand aussprechen, Arbeiten, die mehr von religionsgeschicht-
lich-theologischer Seite ausgehen und nicht auf Durchdringung der
arabischen Quellen basiren; ich nenne Liittkei), Reymond^), Beng-
1) William Muir. The Life of Mahomet. From original sources. New
edition, abridged from the first edition in four volumes. London (Smith and
Eider) 1877. X, 613 pp. 8. With many plates, maps etc. 14 s.
2) R. Bosworth Smith. Mohammed and Mohammedanism. Lectures
delivered at the Royal Institution of Great Britain. 2 ed. rev. and enlarged.
London (Smith and Eider) 1876. XXXVI, 368 pp. 8. 8 s. 6 d. — rec. von
Th. N. in LC. 7. Oct. 1876, Sp. 1353; von Diestel in JLZ. 2. Sept. 1876,
p. 569; in ThLZ. 1877, Sp. 507; von A. Reville in Revue des deux mondes
Juli 1877; vgl. Glardon in Bibliotheque universelle, März 1877, T. 58 p. 26;
275; 401 (auch zu Reymond).
3) «S\ Green. The life of Mahomet, founder of the Religion of Islam and
of the empire of the Saracens. With notices of the history of Islamism and
of Arabia. New York 1877. 420 pp. 8. 1,25 doli.
4) M. Lüttke. Mohammed und der Islam. Miss.-Ztschr. Juli — Sept. 1877.
Jan. 1878.
5) J. Reymond. L'Islam et son prophete. These. Lausanne (G. Bridel)
1876. 8.
122 Socin, Allgemeines über den muhammedanischen Orient,
less6), Stobart'1), Ponds) und eine Anzahl anonymer Artikel0-11).
Die Entstehung des Islam wurde von Hennann12) beleuchtet. Sehr
inhaltreich auch für die Beurtheilung Muhammeds selbst ist die
aus der Beherrschung des Gebiets muslimischer Theologie ge-
flossene Schrift von Krehl13) über die Lehre vom Glauben im
Islam. — Ueber die Geschichte des Islam haben sich Osborn 14) und
Dunnis) ausgesprochen; doch treten bei der heutigen Weltlage
mehr die Schriften in den Vordergrund, welche sich mit den gegen-
wärtigen Zuständen des Islam und mit der Frage seines Einflusses
auf den Charakter der ihm huldigenden Völker beziehen. Das beste
Werk über diesen Gegenstand ist neben Artikeln Bronmes16) und
Blyderii1"1) die gedrängte, aber lehrreiche Auseinandersetzung von
Perron18): damit vergleiche man auch Ubtcmi's19) Bemerkungen
und höchstens noch etwa einen Aufsatz von Saint- Olive2"). Viel
prägnanter und einschneidender aber ist die Rectoratsrede Dill-
mann's 21) über den Verfall des Islam, eine Arbeit, die als höchst
0) J. D. Bengless. Islam and Mohammedanism : International Review
Nov. Dec. 1877.
7) J. W. FT. Stobart. Islam and its Founder (Non-Christian Religious
Systems). London (Society for promoting Christian Knowledge). 250 pp. 8.
2 s. 6 d. — roc. in Indian Antiquary April 1878, p. 118; von Tiele in Theo-
logisch Tijdschrift 1. März 1878, p. 249. Vgl. Ac. 23. März 1878, p. 254.
8) Enoch Pond. Mohammed and Ins religion: Baptist Quarterly. Juli 1877.
9) Mahomet: Harpers Magazine. Aug. 1877.
10) Islam: British Quarterly Review. April 1877.
11) Mohammedanism: Quarterly Review. London. October 1877.
12) Ernst Hermann. Wie eine positive Religion entsteht. Dargethan an
der Urgeschichte des Islam. Bonn (Strauss) 1877. 72 pp. 8. 1,50 M. — rec.
von Weil in JLZ. 1878, p. 34; von Gautier in Revue de theol. et de philos.
April 1878.
13) Ludolf Krehl Beiträge zur Charakteristik der Lehre vom Glauben
im Islam (Leipziger Decanatsprogramm). Leipzig (Typis Edelmann) 1877. p.
1—47. 4. Vgl. AAZ. 20. Dec. 1877, p. 5409.
14) R. D. Osborn. Muhammedan Law: its Growth and Character: Con-
temporary Review. Mai — Juni 1877.
15) A. J. Dünn. The rise and dccay of tho ruie of Islam. London
(Tinsley) 1877. 364 pp. 8. 12 s.
16) Alfred FT. Browne. Islam as it is. By a European Haji: Calcutta
Review. Juli 1877. p. 167 — 187.
17) E. W. Blyden. Mohammedanism and the Negro race: Method. Quart.
Rev. Januar 1877.
18) L'islamisme, son institution, son etat present et son avenir, par le docteur
Perron, public et annote par A. Clerc. Paris (Leroux) 1877. V, 127 pp. 18.
2,50 fr. (Tome XVI de la Bibl. or. elzev.)
19) A. Ubicini. Les Turcs et lo Koran: Rovue de geographie , Febr.
1877, p. 89 — 103.
20) Paul Saint-OUve. Les Mahometans 1877. (Extrait de la Revue du
Lyonnais 4'' serie, t. 4. 21 livr. Sept. 1877.) Lyon (imp. Storck). 14 pp. 8.
21) Der Verfall des Islam. Redo zur Gedächtnissfeier der Friedrich- Wil-
helms-Universität zu Berlin am 3. August 1876 von Dr. Av/just Dillmann.
Berlin (Büchdruckerei der K. Akad. d. Wiss. G. Vogt) 1870. 17 pp. 4. Auch
abgedruckt in Protestantische Kirchenzeitung 1876, T. 59, p. 325 — 350.
Geschichte der orientalischen Frage, Türkisches Reich. 123
bedeutend bezeichnet werden darf. Wenn schon Dillmann öfters
neben dem Islam auf das Christenthum Bezug nimmt, so beschäf-
tigen sich auch Sdlisbury22), Stephens*3) und Doch'1*) mit der
Frage des Verhältnisses des Islam zu den andern Religionen,
speciell dem Christenthum; mehr nach der historischen Seite hin
in romanhafter Form behandelt Cahun dieses Thema 25). Wichtige
wissenschaftliche Beiträge liefert zu dieser Frage die Veröffent-
lichung des Werkes von Su'üdi abü Fadl al-Mäliki (H. Haifa II. Bd.,
p. 249) durch van den Harn26) und Steinschneiders 2?) reich-
haltiges und umfassendes Verzeichniss der apologetischen Literatur
von Muslimen, Christen und Juden. Während von der einen Seite
wieder ernstlich erwogen wird, wie sich die christliche Mission
dem Islam gegenüber zu verhalten habe 28), ist andrerseits in Eng-
land eine Gesellschaft zur Beförderung muslimischer Pilger gegründet
worden 29). Ganz besonders treten heut zu Tage die Fragen in
den Vordergrund, wie sich das Verhältniss von Muslimen zu
Andersgläubigen nach allen Seiten hin gestaltet. In Bezug auf
diesen Gegenstand sei hier des Inhalts wegen auf die Arbeit von
Aristide Ma?-re30), sowie auf einige Aufsätze der AAZ. hingewiesen31).
22) E. Salishury. On sumc of tlic relations botween Islam and Christi-
anity. New Haven.
23) W. R. W. Stephens. Christianity and Islam: the Bible and the
Koran. Four loctures. New-York (Scribner) 1877. 168 pp. 8. 1,25 doli.
24) M. Doris. Mohammed, Buddha, and Christ. Four lectures on Natural
and Rcvcalcd Religion. London (Hodder and Stoughton) 1877. 230 pp. 8.
5 s. — vgl. ThLZ. 1877, No. 12, Sp. 342.
25) Leon Cahun. La Banniere bleue. Avonturcs d'un musulman, dun
ehretien et d'un paien a l'epoque des eroisades. Avec 73 gravures. Paris 1876.
435 pp. 8. 10 M. — Auch englisch u. d. T.: Leon Cahun. The Blue Banner;
or, the Adventures of a Mussulman, a Christian, and a Pagan, in the Time of
the Crusades and Mongol Conquests. Translated by W. Collett Sauriers. With
76 Wood Engravings by J. Lix. London (Sampson) 1877. XVI, 351 pp. 8.
7 s. 6 d.
26) Disputatio pro religione Mohammedanorum adversus Christianos. Toxtum
arabicum e codice Lcidensi cum varr. leett. ed. F. J. van den Harn. Fase. 1.
Lugduni Bat. (Brill) 1877. VIII, IH pp. 8. 4,25 M.
27) M. Steinschneider. Polemische und apologetische Literatur in ara-
bischer Sprache, zwischen Muslimen, Christen und Juden, nebst Anhängen ver-
wandton Inhalts. Mit Benutzung handschriftlicher Quellen. (Abhdl. f. d. Kunde
d. Morgenlandes VI, 3.) Leipzig (Brockhaus) 1877. XII, 457 pp. 8. 22 M.
28) Die Mission unter den Muhammedanern : Evangelisches Missions-Magazin.
Neue Folge. Hrsg. von Joh. Hesse. 20. Jahrg. 1876, p. 236—250; 290—302;
314—326; 480.
29) A joint-stock pilgrimage Company (limited): Saturday Review 22. Sept.
1877. p. 361.
30) Aristide Marre. Extrait d'un ouvrage malay sur la condition des sujets
infideles en pays musulmans: JA. 1876 Nov. Dec, p. 532.
31) E. S. Die Mohammedaner in Indien: AAZ. 1877. No. 241, p. 3618;
No. 216, p. 3699.
124 Socin, Allgemeines über den mohammedanischen Orient,
Sittenschilderungen allgemeineren Inhalts hat besonders Vam-
bery32) geliefert, ausserdem auch Feydcau33). Vambery3i) hat
ferner die Lage des Soldatenstandes im Orient bespi'ochen. Die
Stellung der Frauen im Orient ist mehrfach erörtert woi'den. Be-
sonders hat darüber Andrejevichzs) geschrieben, und das bekannte
Buch „Dreissig Jahre im Harem" von Madame Kiprisli Pascha ist
von demselben Verfasser rectificirt worden 36). Zu diesem Gegen-
stand sind auch einige Artikel der Revue britannique zu ver-
gleichen 37). — Hierher gehört schliesslich noch das Buch von
Gautier 38) und wohl auch eine uns nicht näher bekannte Schrift
Hauser'% 39).
Dass nun einmal der heutige Orient hauptsächlich durch die
Schuld der Türken tief gesunken ist, mögen die Ursachen im Islam,
im Verhältniss zu den Christen odei*. was wohl näher liegt, in der
Unfähigkeit und Verderbtheit gewisser Rassen gesucht werden,
wird Niemand leugnen können. Man lese über dieses Capitel die
Arbeit von Tholozani{)) und das Werk von Behatsck 41) , das die
früheren Cultureinflüsse des Orients auf das Abendland und den
jetzigen Einfluss Europas auf den Orient behandelt. Diese Themata
sind heute von bedeutendem Interesse. Es wird jedoch Niemand
verlangen, dass wir alle einschlagenden Artikel, welche die ethno-
graphischen, historischen und politischen Fragen in Betreff der
32) Hermann Vamhery. Sittenbilder aus dem Morgenlande. Berlin (Hof-
mann) 1876. III, 317 pp. 8. Publication des A. Vereins für deutsche Lite-
ratur. 3. Serie. — rec. von Weil in JLZ. 3. Febr. 1877, p. 75; in LG
16. Juni 1877, Sp. 815. Vgl. auch A. Va.mtery. Keleti eletkepek. Budapest
(Athenaeum) 1876. III, 417 pp. 8. 2,50 fl.
33) Souna: Moeurs Arabes par Ernest Feydeau. Paris 1876. — rec. in
Saturday Review 11. Nov. 1876, p. 603.
34) Westermann's illustr. deutsche Monatshefte. Juli 1877, No. 250, p.
395—401.
35) Les Femmes en Turquie par Osman-Bey, major Vladimir Andre-
jevich. Paris (Calmann Levy) 1877. 3 fr. 50 c. (Bibliotheque contemporainel
36) Les Anglais en Orient, 1830 — -1876, vraie version du livre Trente ans
au Harem; par Osman Bey le major Vlad. Andrej evich , fils de M,nt\ Kib-
rizli-Mehemet-Paeha. Paris 1877. 424 pp. 18.
37) Moeurs orientalos. Le Harem et les femmes turques (Souvenirs d'une
institutrice anglaise): Revue britannique. Bruxelles 1876. tomc 6. p. 136 — 154.
unterz. A. V. (F. E. A. Cornhill Magazine). — La femme du Pacha. Moeurs
orientales modernes: Uevuc britannique. Bruxelles 1877. Jan. p. 165.
38) L'Orient par Theophile Gautier. Paris (Charpentier) 1877. 2 vol.
768 pp. 18. 7 fr. Vgl. Nuova Antologia Nov. 1877, p. 717.
39) J. L Hauser. The Orient and its poople. New York (Hauser) 1877.
12. 1,75 doli.
40) J. W. Tholozan. Des causes de la dc'cadenee des nations asiatiques
musulmans: Comptes rendus de l'academie dos scionces moralos et politiques.
Februar 1877.
41) E. RehatseJ/. Prize essay on tho reciprocal innucnce of European
and ^lohamedan civili/.atinn during tho period of the Khalifs and at tho present
time. Bombay (Kducation Society's Press) 1877. 160 pp. 16. 1 R. 8 a.
Geschichte der orientalischen Frage, Türkisches Reich. 125
Türkenherrschaft, alle die so oft aus nationalem Selbstgefühl ent-
sprungenen Lösungsversuche der orientalischen Frage in Vollständig-
keit hier anführen.
Eine Geschichte der orientalischen Frage hat von Hagen*2)
geliefert, und auch Karabacek*3) hat über das Alter dieses gefähr-
lichen Dilemmas Andeutungen gegeben. Hierher gehören ferner die
Briefe von Fr. von Gentz, welche Prokesch44) ans Licht gezogen hat.
Einen Wegweiser zum Verständniss dieser schwierigen Verhältnisse,
besonders was die Reformen betrifft, hat Campbell4"51) geliefert und
Bugbee hat, wohl in der Sammlung, welche bestimmt ist, den Laien
über die Ursachen des russisch-türkischen Krieges auf dem Laufenden
zu erhalten46), ebenfalls die Geschichte der orientalischen Frage aus-
einandergesetzt47). Ich verzeichne hier bloss noch kurz die Bücher von
Hozier4*), Mac Coli (für Christenschutz)49), Shaw60), Ferreiroa51), den
interessanten Aufsatz von Springer52) und die von theologischem
42) Geschichte der orientalischen Frage von ihrer Entstehung, dem Frieden
von Kutschuk Kainardschi 1774 bis zur Kriegserklärung Russlands an die Pforte
24. April 187 7 vom politisch-militärischen Standpunkt bearbeitet von Fr. von
Hagen. Frankf. a. M. (Sauerländer) 1877. II, 172 pp. 8.
43) Karabacek. Etwas über das Alter der orientalischen Frage: Oesterr.
Monatsschr. f. d. Or. 15. Oct. 1876, p. 149—152; 15. Nov. 1876, p. 170—172.
44) Zur Geschichte der orientalischen Frage. Briefe aus dem Nachlasse
Friedrichs von Gentz 1823 — 1829. Hersg. von Anton Grafen Prokesch-Osten.
Wien (Braumüller) 1877. X, 197 pp. 8. 5 M. — rec. in LC. 5. Jan. 1878,
Sp. 9. Vgl. Depeches inedites du Chevalier de Gentz aux Hospodars de Valachie,
pour servir k l'histoire de la politique europeenne (1813 ä 1828). Publiees
par le comte Prokesch-Osten tils. Paris 1876—77. 3 vol. XV, 452. 488.
476 pp. 8.
45) A Handy Book of the Eastern Question. By Sir George Campbell.
London 1876. Vgl. Edinburgh Beview Januar 1877, vol. CXLV, p. 263—298;
Academy 3. Febr. 1877, p. 88.
46) The Eastern Question. 2 Maps. 18. Boston. 2 s. 6 d. — A Brief
history of Kussia. 2 Maps. 18. Boston. 2 s. 6 d. — A Brief history of
Turkey. 2 Maps. 18. Boston. 2 s. 6 d. — Servia and Koumania. Map and
Portraits. 18. Boston. 2 s. 6 d. — Modern Greece. Maps. 18. Boston.
2 s. 6 d. — Montenegro and Bulgaria. Maps. 18. Boston. 2 s. 6 d. —
Asia Minor. Maps. 18. Boston. 2 s. 6 d.
47) J. M. Bugbee. Kussia and Turkey. The eastern question historically
considered. Boston 1877. With maps. 82 pp. 10.
48) The Russo-Turkish war , including an aecount of the rise and docline
of the ottoman power and the eastern question. Edited by Cap. H. M. Hozier.
London (Mackenzie) 1877. Vol. 1.
49) The eastern question , its facts and fallacies. By the Rev. Malcolm
Mac Coli. London 1877. With Map. 496 pp. 8. — rec. in Academy
5. Mai 1877, p. 387.
50) F. A. Shaw. The Eastern Question. Boston 1877. 123 pp. 8.
51) U. Ferreiroa. La cuestion do Oriente. Madrid 1877. 160 pp. 8.
52) Unsere Orientpolitik. Von Anton Springer: Im neuen Reich 1877.
No. 37, p. 401—405.
126 Soein, Allgemeines über den muhammedanischen Orient,
Standpunkt ausgehende Meinungsäusserung Dächsel's 53), weise aber
darauf hin, dass natürlich in England die Wogen des Meinungs-
streites über diese Fragen am höchsten gingen, wie ja beinahe
jede Nummer der Reviews 54j Artikel darüber brachte. Vielfach
wird das Verhältniss Englands zur Türkei besprochen, so z. B. in
russenfeindlichem Sinne von Montagu 55) und russenfreundlich von
einem Anonymus 56) ; prophetisch-burlesk ist die Schrift von Mat't-
landbl). Das Verhältniss von Russland zur Türkei, wie es historisch
sich entwickelt hat. schildert der Russe BoiikharowbH) von seinem
Nationalstandpunkt aus, sodann Marfans 59); Wassüteffi60) plaidirt
gegen das Ueberhandnehmen der Russophobie. Sodann untersuchen
den Gegensatz zwischen Türkenthum und Slaventhum Leontiejf^1),
ein Anonymus 62), Grübler 63) und Hellwald 64). Mehr auf das all-
53) K A. Dächsei. Welche Aufschlüsse giebt uns das prophetische Wort
der heiligen Schrift über Wesen und Bedeutung des Muhamedanismus und über
die Zeit seines Endes. Eine Vorlesung über den Austrag der orientalischen
Frage. Leipzig (J. Naumann) 1877. 29 pp. 8. 0,7.j M.
54) Z B. Fortnightly Review Oct. 1876. p. 409—423. Edward A. Fre-
mann. Present Aspects of the Eastern Question. — ib. p. 517—536. Richard
Congreve. England and Turkey. — Nov. 1876, p. 709 — 730. Frederic Harri-
son. Cross and Crescent. — ib. p. G51 — G70. Ralph A. Earle. The Eastern
Situation. — ib. Dec. 1876, p. 793 — 808. James Bryce. Russia and Turkey etc.
55) Foreign Policy: England and the Eastern Question. By the Lord
Robert Montagu. London 187 7. 338 pp. 8. — rec. in Saturday Review
2. Juni 1877, p. 674.
56) L'empire ottoman 1839 — 1877. L'Angleterre et la Russie dans la
question d'Orient; par un ancien diplomate. Paris (Dentu) 1877. XVI, 270
pp. 8.
57) E. Maitland. England and Islam; or, the Counsel ofC'aiaphas. London
1877. 632 pp. 8. — rec. in Ac. 12. Mai 1877, p. 412.
58) La Russie et la Turquie, depuis le commencement de leurs relations
politiques jusqu'a nos jours. Par Dimitri de Boukharow. Amsterdam 187 7.
287 pp. 8. — rec. von W. R. S. Ralston in Ac. 4. Nov. 1876, p. 441.
59) F. Martens. Etüde historique sur la politique russe dans la question
d'Orient. Gand. Berlin (Puttkammer & Mühlbrecht) 187 7. 31 pp. 8. 1 M.
60) Eng. Wassilieff. Die Russophobie in der orientalischen Frage. Berlin
(Behr) 1877. 251 pp. 8. 2,40 M.
61) K. II. JICOHTBCBT.. Bu3aUTH3MT> II CJaRUHCTBO. ]I3J. JIMII. nCllI. HCT.
II 4pCBii. pocc. [K. N. Leontioff. Byzantismus und Slaventhum. Hrsg. von
d. Kais. Ges. f. russ. Gesch. u. Alt.] Moskau 1876. 132 pp. 8.
62) Slavcs and Turks: the Border-Lands of Islam in Europa. London 1876.
— Vgl. Ac. 25. Nov. 1876, p. 511.
63) Muhammedanismus , Panslavismus und Byzantinismus. Von Dr. Carl
Grübler. I. Der Koran. II. Dio Reform. III. Die Degeneration der türkischen
Rasse. IV. Die Bajah. V. Der Panslavismus. VI. Der Byzantinismus. Leipzig
(Wigand) 187 7. L32 pp. 8. 2 M.
64) Friedrich von Hellwald. Der Islam , Türken und Slaven. Acht
Kapitel aus der Culturgescbichte in ihrer natürlichen Entwicklung Augsburg
1877. 56 pp. 8.
Geschichte der orientalischen Frage, Türkisches Reich. 127
gemeinere Thema der Verhältnisse der Ra'äja gehen Sinclair6'0) und
Bianconi66) ein. Das Buch von Danton1*'1) über die Stellung der
Christen ist gerühmt worden. Bei Ubicini6*) vermischt sich diese
Frage mit der Discussion über die neue Verfassung und über die
Art und Weise, wie Reformen im türkischen Reiche denkbar sind.
Vambery c'y) glaubt zunächst trotz aller der Schilderungen, welche er
früher von den traurigen Zuständen jenes Reiches gegeben hat. an
die Möglichkeit der Reform. Ein Amerikaner7") exeinplificirt eine
Warnung an seine Landsleute mit der Auseinandersetzung türki-
scher Zustände. Man vergleiche übrigens zu diesem Capitel noch
einige Versuche der Tagesliteratur, wie von Le Roy Beaulieu11),
Hlennerhasset1'1), Benoit- liran.s-in'ck1'6). Oft" spitzt sich die Unter-
suchung über die Reformfähigkeit zur Frage über die persönliche
Tüchtigkeit Midhat-Pascha's zu, über die ebenfalls Benoit-Bruns-
wick1*) geschrieben und die besonders auch <i(i//<iuja~'°) in Abrede
gestellt hat, Zur Vorgeschichte des Krieges seien hier noch das
65; A del'euec ut* Russin and the Christians of Turkey; includiug a sketch
of the eastern question from 1686 to August 1877. with its best Solution .,the
rcconstruction of the Greek Empire" , and strictures on their opponents ; with
an original cartoon of the turkish atrocities and a map of Turkey. By Sir
Tollemache Sinclair. London (Chapman and Hall) 187 7. I: XI, 2ä2 5 II:
VI, 257 pp. 18. — rec. in Ath. 27. October 1877, p. 528.
66) F. Bianconi. La Question d'Orient devoilee , ou la verite sur la
Turquie. Musulmans, Bajas slaves et grecs, toherkess et tziganes. Paris 1876.
209 pp. 8.
67) The Christians of Turkey: their Condition under Mussulinan Kule. By
the Rev. W. Denton, „Author of Servia and the Servians" etc. London 1*7 ti
240 pp. 8. — rec. von Arthur J. Evans in Ac. 25. Nov. 1876, p. 511.
68) A. Ubicini. Musulmans et Chretiens. La nouvelle Constitution Otto-
mane: Revue de geographie Juli 187 7, p. 1 — 14.
69) Ueber die Reformfähigkeit der Türkei. Von H. Vambery. (Separat-
Abdruck aus dem .,Pester Lloyd". 1 Budapest (Kilian) 187 7. 60 pp. 8. 2,15 M.
70) H. C. Baird. The Eastern and the Western Questions. Turkey and
the United States: How they travel one common Road to Ruin. Addressed by
way of Warning to President Hayes. Philadelphia 1877. 16 pp. 8.
71) Anatole Le Roy Beaulieu. Les reformes de la Turquie: Revue des
deux mondes 1. Dec. 1876, p. 516.
72) The reform of the Ottoman Empire. By Sir R. Blennerhasset : Fort-
nighÜy Review Febr. 1877, p. 220—236.
73) La reforme et les garanties, memoire presente ii la Conference de Con-
stantinople, par Benoit- Brunswick. 2 ed. annotee et augmenttie d'un chapitre
relatif k la Constitution Ottomane. Paris 1877. 8.
74) La verite sur Midhat-Pacha par Benoit- Brunswick. Paris 187 7.
75) A. Gallenga. Two Years of the Eastern Question. London 1877.
2 vols. 796 pp. 8. — rec. in Saturday Review 1. Sept. 1877, p. 270; Quar-
terly Review Oct. 1877, p. 555; Edinburgh Review Oct. 1877, p. 553. — Man
vergleiche über Midhat-Pascha auch : L'Adresse des Positivistes ä Midhat-Pacha.
Paris (1876?).
128 Socin, Allgemeines über den muhammcdanwchen Orient,
Memorial Midhat-Pascha's 76) an Fürst Bismarck , eine Broschüre
über die Conferenz in Constantinopel 77) und eine über die Ver-
antwortlichkeit für den Krieg78) angeführt.
An wie vielen politischen Verwickelungen der europäischen
Staaten sind die Türken doch Schuld! Schon in den früheren
diplomatischen Beziehungen der europäischen Mächte zu dem Sultan
spiegeln sich ähnliche Verhältnisse wie die heutigen Missstände ab,
und man zieht mit Becht die Geschichte der früheren Interventionen
mehr an's Tageslicht. So sind die Beziehungen Frankreichs zum
Orient seit der ältesten Zeit von Eocca19) geschildert, die Ver-
hältnisse der französischen Gesandtschaft und des französischen
Handels im Osten von Sämt-Priest so) untersucht worden. Dass
schon Karl der Schöne für die Christen im Orient intervenirte,
lernen wir aus einer Publication von LotH1), und Drapeyron*'1)
berichtet über die diplomatischen Pläne Ludwigs XIV. in Bezug
auf das Türkenreich. Wenn wir weiter zurückgehen, so finden
wir Beiträge zur Geschichte des 4. Kreuzzugs von Streit2,3). Belin**)
hat fragmentarisch die Beziehungen Venedigs zur Pforte vorgeführt.
und speciell über die Beziehungen Venedigs zu Creta liegt ein
76) Memorial de Midhat Pacha au Prince Bismarck. Redaction francaise
des griefs de la Turquie contre la Kussie, publice par le Baron C. Dirckinck-
Holm/eld. Hamburg (Hoffmann & Campe Sort. in Comm.) 1877. 18 pp.
8. 0,80 M.
77) Cr. Rolin- Jacquemyns. Nouvelle etude sur la question d'Orient.
L'armistice, la Conference de Constantinople et les suites [Oct. 1876 — Janv.
1877]. Gand. Berlin (Puttkammer & Mühlbrecht) 1877. 37 pp. 8. 1 M.
78) Les Responsabilites. Uebers. nach der 2. Aufl. der in Constantinopel
erschienenen gleichnamigen Broschüre. Wien (Bloch & Hasbach). VI, 82 pp.
8. 1,60 M.
79) N. Rocca. La France en Orient, depuis les rois Francs jusqu'ä nos
jours. Apercu historique. Paris 1876. 532 pp. 8.
80) Memoires sur l'ambassade de France en Turquie et sur lo commerce
des Francais dans le Levant, par M. le comte de Saint-Priest. Suivis du texte
des traductions originales des capitulations et des fcraites conclus avec k Sublime
Porte ottomane. Paris 1877. XXXIV, 546 pp. 8. (Public, de l'Ecole des
langues or. Vivantes 6).
81) Essai d'intervention de Charles le Bei en faveur des chretiens d'Orient
tente avec le concours du pape Jean XXII; par H Lot. 13 pp. 8. Extrait
de la Bibliotheque de l'Ecole des Chartes, t. 36.
82) Le grand dessein secret de Louis XIV contre l'empire ottoman en
1688 texte publie par M. Ludovic Drapeyron: Revue de geographie Juni
1877, p. 425—461.
83) Ludw. Streit. Beiträge zur Geschichte des 4. Kreuzzuges. I. Venedig
und die Wendung des 4. Kreuzzuges gegen Konstantinopel. Anklam (Krüger)
1S77. 50 pp. 4. 2 M.
84) Relations diplomatiques de la Republique de Venise avec la Turquie
(fragment) par M. lielin , Consul general pri-s l'ambassade de France a Con-
stantinople: JA. Nov. Dec. 1876, p. 381 — 424.
Geschichte der orientalischen Frage, Türkisches Reich. 129
historischer Bericht von Thomas 85) vor. Testet 86) veröffentlicht
Documente in Betreff der Verträge, welche die Pforte mit den
fremden Mächten abgeschlossen hat ; die speciellen Contracte dieser
Art, welche die Pforte mit Russland eingegangen ist, durchgeht in
einem Vortrag Holland*1). Ich möchte hier noch beifügen, dass
in Andree's 8S) Geographie des Welthandels sich auch ein die
Türkei betreffender Abschnitt findet.
Aus dem Gesagten ist ersichtlich, wie intensiv sich in unserer
Zeit die öffentliche Meinung mit dem Austrag der politischen
Fragen, welche die Türkei betreffen, beschäftigt. Auch auf dem
Gebiete der Staatengeschichte und Geographie sind eine Menge
.Schriftsteller aufgetreten, welche mehr das grössere Publikum zu
belehren als die wissenschaftliche Untersuchung weiter zu führen
bezwecken. Zu dieser Kategorie gehören das unbedeutende Buch
von Blochwitz89) über Geschichte der Türkei, ferner Clark's Abriss
der arabischen und türkischen Geschichte9"), das Werk von Oreasij-n),
eine Compilation nach Hammer-Purgstall, die türkenfeindliche Arbeit
von Free man9-) und Menzies'93) Darstellung für die Jugend. Auch
in rumänischer Sprache liegt eine Geschichte der Türkei vor 94).
Ueber eine ältere türkische Dynastie in Kleinasien hat Mordt-
85) G. M. Thomas. Commission des Dogen Andreas Dandolo für die
Insel Creta vom Jahre 1350. Eingeleitet u. hrsg. München (Franz in Comm.)
1877. 60 pp. 4. 2,20 M.
8G) J. de Testa. Recueil des traites de la Porte ottomane avec les puis-
sances etrangeres, depuis le premier traite conelu en 1536 entre Suleyman 1 et
Francois I jusqu'ä nos jours. Continue par ses tils. T. 4: France. 629 pp. 8.
Paris 1877.
87) The Treaty Kelations of Kussia and Turkey from 1774 to 1853. By
J. Erskine Holland.
88) Karl Andree. Geographie des Welthandels. Dritter Band. Europa.
Zweite Hälfte, bearbeitet von Dr. Max Haushofer. Stuttgart (J. Maier) 1877.
8. Türkei p. 508 — 544. (Auch u. d. T. Bibl. der ges. Handelswissenschaften.)
89) Johannes Blochwitz. Die Türken, kurzer Abriss ihrer Geschichte.
Berlin (Habel) 1877. 124 pp. 8. 2 M. — rec. von Weil in JLZ. 4. Aug.
1877, p. 482 (No. 458). — J. Blochwitz. The Eastem Question. A Brief
History of Turkey. Transl. from the German by Mrs. M. Wesselhoeft. With
maps. Boston. 176 pp. 18. 2 s. 6 d.
90) E. L. Clark. The Arabs and the Turks: their origin and history,
their religion, their imperial greatness in the past, and their condition at the
present time. Boston 1876. 326 pp. 12,
91) E. S. Creasy. History of the Ottoman Turks. New Ed. London
(Bentley) 1877. 577 pp. 8. 6 sh. — Vgl. Saturday Eeview 14. April 1877,
p. 462.
92) E. A. Freeman. The ottoman power in Europe, its nature, its growth
and its decline. London 1877. — rec. Saturday Eeview 2. Juni 1877, p. 674;
von Tozer in Ac. 30. Juni 1877, p. 573.
93) Sutherland Menzies. History of the Ottoman Empiro in Europe,
for Junior Classes, with Coloured Map and Illustrations. London (Collins) 1877.
341 pp. 12.
94) D. Cantemiru. Istoria imperiului ottomanu. Crescerea si scaderea
lui. Partea I. Bucuresci 1876. 410 pp. 8. 8 M.
Jahresbericht 1S76— 1877. Heft II. 9
130 Socin, Allgemeines über den niuhammedanischen Orient,
mann sen. 95) dankenswerthe Mittheilungen gegeben. Was die
allerneueste Geschichte betrifft, so können wir hier nicht alle
Nekrologe des verstorbenen Sultan 'Abd ul-'aziz anführen und ver-
weisen daher bloss auf die diesen Gegenstand betreffenden nicht un-
interessanten Artikel in „Unsere Zeit"'16). In England ist von Baillie6'1)
und Redhouse 98) ein Streit geführt worden , ob der Sultan über-
haupt berechtigt sei, sich als Nachfolger im Chalifate zu bezeichnen.
Vielfach sind die Blicke auf die früheren Kriege der Türkei ge-
lenkt und so beispielsweise die Heeresgeschichte der Türkei ") und
das türkische Kriegsrecht 10°) besprochen worden. Die hervor-
ragendsten Werke über Kriege der Türkei sind die des französischen
Admirals Jurten de la Graviere besonders in Betreff Griechen-
lands m) und v. Moltke's l02) treffliche Beschreibung des Feldzugs
von 1828 — 29; auch die Arbeit Hitsseü's 103) lässt sich hier noch
beifügen, ausserdem eine weitläufige Beschreibung des Krimkrieges
in russischer Sprache 104) und eine von militärischem Standpunkte
ausgehende Arbeit Bousset's 105) über dasselbe Thema. Zur Vor-
geschichte des neuesten Krieges gehört besonders Schuyler's 10,i)
95) Die Dynastie der Danisclimende. Von Dr. A. D. Mordtmann sen.
Hierzu eine lithogr. Tafel: ZDMG. 1876, Bd. 30, p. 467—486. — Dazu: Die
Dynastie der Danisclimende. Von Prof. Karabacek: ebd. 1877, Bd. 31, p.
152—153.
96) Sultan Abd-ul-Assis-Khan : Unsere Zeit 1. Jan. 1877, p. 1; 15. Jan.,
p. 113; 15. April, p. 588.
97) N. B. E. Baillie. Is the Sultan of tho Turks the. Caliph of the
Mussulmans and Successor of the Prophet. London (Eider & Smith) 1877. 1 sh.
98) J. W. Redhouse. A vindication of the Ottoman Sultans title to „Ca-
liph"', showing its antiquity, validity, and universal acceptance. London (Trübner)
1877. 20 pp. 8. 3 d. — Vgl. Ac 20. Oct. 1877, p. 390.
99) A. V. H. Aus der Heeresgeschiehtc des Osmanischen Reiches: Grenz-
boten 1877. No. 44, p. 185—194.
100) Türkisches Kriegsrocht: I. n. Reich 1877. No. 43, p. 651.
101) La Station du Levant. Par M. le vice-amiral Jurien de la Graviere.
Paris (Plön & Co.) 1876. I: 356, II: 343 pp. 18. Mit 1 Karte. — Vgl. Sa-
turday Review 4. Nov. 1876, p. 581; Sorel in RC. 30. März 1878, p. 208.
102) v. Molthe. Der russisch-türkische Feldzug in der europäischen Türkei
1828 u. 1829, dargestellt im J. 1845. 2. Aufl. Mit Karten u. Plänen. Berlin
(G. Reimer) 1877. IV, 422 pp. 8. 10,50 M.
103) Major Frank S. Russell. Russian Wars with Turkey. 2 ed. London
1877. 310 pp. 8. — rec. von F. -J. Goldsmid in Ac. 3. März 1877, p. 177;
Quarterly Review Juli 1877, p. 211.
104) M. II. BoraiiHOBiiiTj. Bocrounafl Bofina 1853 — 1856 roflOBi,. 4
Thcilo. St. Petersburg 1876. 8. III, 278, 40 pp. Mit 7 Karten. 271, 77
pp. Mit 12 Karten. IV, 48, 44 pp. Mit 3 Karten. VI, 439, 71, III pp. Mit
3 Karten. 45 M.
105) Histoiro de la guorro de Crimee par Camille Rousset de TAcadcmio
francaiso. Paris (Hachotto) 187 7. 1. vol. XIII, 460; 2. vol. 474 pp. 8. Avec
un atlas. — rec. von Albort Sorel in RC. 1. Juni 1878, p. 357.
106) J. A. Macgahan. Die türkischen Gräuel in Bulgarien. Briefe
Mit cinom Vorwort, sowie dem Bericht des amerikanischen General -Consuls
üchuyler. Stettin (Braudncr) 1876. IV, 80 pp. 8. 1 M.
Geschichte der orientalischen Frage, Türkisches Reich. 131
Bericht über die bulgarischen Gräuel ; über den türkisch-serbischen
Krieg schrieb ein deutscher Anonymus 107). Nicht bloss die Prä-
liminarien des russisch -türkischen Krieges108), sondern die Be-
schreibung des Feldzugs selbst ist bereits von tüchtigen Kräften,
wie von dem bekannten Militärschriftsteller Rüstow 1()9— uo), sowie
von Maller111), Zimmermann1*2), Lecomte113) und anderen114) in
Angriff genommen worden.
Bisher hat sich die Türkei mehr als modernen Militärstaat,
denn als modernen Rechtsstaat erwiesen; in letzterer Beziehung
wird es ihr überaus schwer, sich mit Europa und den Ein-
richtungen civilisirter Staaten auseinanderzusetzen. Es begegnet
uns a,uf diesem Felde das Werk von Piatllh), welcher das tür-
kische Handelsrecht französisch und arabisch (ersteres über dem
Text gedruckt) commentirt, und die grosse Zusammenstellung tür-
kischer Gesetze von dem trefflichen Äristarchy Beij116); auf die
Skizze Bonghi's111) über Gerechtigkeit und Freiheit in der Türkei
mag kurz verwiesen sein. Das lesenswertheste Buch über die
inneren Zustände der heutigen Türkei sind wohl die farbenreichen,
einzelne Persönlichkeiten grell beleuchtenden Bilder, die uns „ein
107) Die türkisch-serbische Schlächterei, oder Krieg, Pest und Bankrott.
Politisch-militärische Wahrnehmungen über den serbisch-türkischen Krieg und
seine Folgen, von einem ehemaligen Militär und Politiker. Leipzig (Walther)
1876. 85 pp. 8. 1 M.
108) Les preliminaires de la guerre turco-russe, par M. Analole Leroy-
Beaulieu: Revue des deux mondes 1. Mai 187 7, p. 198 — 213.
109) W. Rüstow. Der Krieg in der Türkei. Zustände und Ereignisse
auf der Balkanhalbinsel in den Jahren 1875 und 1876. Mit 2 Karten. Zürich
(Schulthess) 1877. 416 pp. 8.
110) W. Rüstow. Der orientalische Krieg in seiner neuesten Phase 1877.
Zürich (Orell, Füssli & Co.) 1877 — 1878. In Lieferungen ä 2 M.
111) W. Müller. Der russisch - türkische Krieg 1877 — 1878. Stuttgart
1878. VIII, 320 pp. 8. 5 M.
112) M. B. Zimmermann. Illustrirte Geschichte des orientalischen Krieges
von 1876 — 77. Für das Volk bearbeitet. Wien (Hartleben) 1877 — 1878. 4.
In ca. 25 Liefer. ä 40 Pf.
113) Guerre d'Orient 1876 — 77. Esquisses des evenements militaires et
politiques par F. Lecomte. Tome 1. 3 cartes. Lausanne (Benda) 1877. 2,
350 pp. 8.
114) La Guerre d'Orient. Revue des Operations militaires sous la direction
d'officiers de l'armee d'apres les sources les plus sures. Bruxelles 1877. 12.
No. 1 et 2: 32 pp. — 3, 20. Mai 16 pp. — 4, 2. Juni 24 pp. — 5, 14. Juni
20 pp. — 6, 24. Juni 16 pp. — 7, 5. Juli 20 pp.
115) Code de commerce ottoman explique par Th. Fiat, traduit en arabe
par Chelc Skandar Effendi Dahdah. Beyrouth 1876. V, 955 pp. 8. —
rec. von Huart in RC. 24. März 1878, p. 185.
116) Äristarchy Bey. Legislation ottomane, traduit par Nicolaides. 5e
et 6e partie. Constantinople (Lorentz & Keil), ä 9 M.
117) R. Bonghi. La Giustizia e la Libertä in Oriente: Nuova Antologia
di scienze, lettere ed arti. Anno XH, 2. serie Vol. 6, Sept. 1877, p. 122 — 147.
9*
132 Socin, Allgemeines über den muliammedanischen Orient,
Osmane" us) vor Augen geführt hat, Auch Murad Efendi 11£))
schildert uns das Kleinstädtelieben seiner Adoptivheimat zuweilen
recht ergötzlich; etwas schwächer scheint die Broehüre von Cha-
rüdes 12"). Einzelne Bemerkungen über sociale Zustände finden
sich im Ausland 121). Was die allgemeine Schilderung von Land
und Leuten betrifft, so sind zwei Werke ersten Ranges zeitgemäss
neu aufgelegt worden, die ebenso schlichten wie plastischen Briefe
v. Moltkes12'2) über die Begebenheiten der Jahre 1835 — 1839
und die so sehr anregenden Fragmente Fallmerayer's123), durch deren
Herausgabe sich Thomas ein Verdienst erworben hat, Ueber tür-
kische Verhältnisse geben auch Aufsätze von Sprenger 124) und die
Fragmente von Braun- Wiesbaden 125) mancherlei Lehrreiches.
Wenden wir uns nun zur ethnographischen und geographischen
Beschreibung des türkischen Reiches. Auf diesem Gebiete sind
zwei wichtige Arbeiten zu verzeichnen, einmal die hübschen sta-
tistischen Zusammenstellungen des Ritters zur Helle1'20) und das
118) Stambul und das moderne Tiirkenthum. Politische, sociale und bio-
graphische Bilder von einem Osmanen. Leipzig (Duncker & Humblot) 1877.
VII, 259 pp. 8. 5,40 M. — N. F. 1878. 324 pp. 8. 6,60 M. — rec. von
Weil in JLZ. 1878, No. 7, p. 100.
119) Türkische Skizzen von Murad Efendi. 2 Bände. Leipzig (Dürr)
1877. I: IV, 247, II: 231 pp. 8. 7,50 M. Vgl. B. zur AAZ. 8. Dec. 1878,
p. 5239.
120) Türkische Skizzen in Briefen an eine Freundin 1876 von Charihles.
Deutsche Zeit- und Streitfragen. Jahrg. VI. Heft 83—84. Berlin 1877. 70
pp. 8. — rec. von Weil in JLZ. 1877, No. 31, p. 483.
121) Sociale Zustände in der Türkei: Ausland 17. Sept. 1877, p. 744 — 749.
122) Hehnuth v. Molthe. Briefe über Zustände und Begebenheiten in
der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. 2. Aufl. Mit 1 Karte. Berlin
(Mittler & S.) 187G. VII, 431 pp. 8. — rec. in LC. 24. Febr. 1877, Sp. 273;
von Kirchhoff in JLZ. 26. Mai 1877, p. 327 (No. 303). — Auch franz. u. d. Titel:
Lettres du marechal de Molthe sur l'Orient. Traduites par Alfred Marchand.
2« edition. Paris 1877. VII, 335 pp. 8.
123) Fragmente aus dem Orient von Dr. Jacob Philipp Fallmerayer.
Zweite mit einem Anhang vermehrte Auflage. Durchgesehen und eingeleitet von
Dr. Georg Martin Thomas. Stuttgart 1877. XXXIX. 597 pp. 8. Vgl.
Ausland 27. Nov. 1876, No. 48. p. 941, und 4. Dec, No. 49, p. 966; B. zur
AAZ. No. 316 und 317, 11. und 12. Nov. 1876; Historische Zeitschrift von
Sybel. Heft 1. 1878, p. 378.
124) A. Sprenger. Reise -Erinnerungen zur Beleuchtung der türkischen
Zustände: Ausland 8. Jan. 1877, p. 29; 15. Jan. p. 54.
125) Eine türkische Reise von Karl Braun- Wiesbaden. Fragmente aus
der Türkei. Stuttgart (Auerbach) 1876. Bd. 2. XV, 459 pp. 8; 1877. Bd. 3.
XII. :;ü7 pp. 8. Zusammen 10 M.
126) Dio Völker des osmanischon Reiches. Beiträge für Förderung orien-
talischer Studien aus den Papieren des früheren Militär-Attaches der k. u. k.
österreichisch-ungarischen Botschaft in Constantinopel A. lütter zur Helle von
Hämo. 1876. Wien (Gerolds S.) 1877. IV, 133 pp. 8. 7 M.
Geschichte der orientalischen Frage, Türkisches Reich. \'d'd
treffliche Buch von Ubicini121), welches dieser Verfasser in Ver-
bindung mit Pavel de Courteille herausgegeben hat. Beide Werke
geben das beste, was jetzt über statistische Erhebungen128) des
Osmanenstaates zugänglich ist. Mit dem letzten Buche sind auch
Ubicini's Briefe über die Lage der Türkei (in engl. Sprache) zu-
sammenzuhalten 129). Ferner ist in England eine statistische Zu-
sammenstellung über die Türkei erschienen130), und auch von
französischer131) wie von russischer132) Seite liegen solche vor.
Im Auslande fand sich eine Miscelle über die Tscherkessenansiede-
lungen in der Türkei 133). Noch mag hier eine Notiz über türkische
Bergwerke und Forsten angeführt werden134). - Kiepert 135) hat
eine neue Ausgabe seiner Karte des türkischen Reiches veranstaltet.
Beginnen wir nun mit den Specialschilderungen der europäischen
Türkei. Eine Statistik der europäischen Türkei (nebst Griechenland)
hat Bianconi136) zusammengestellt. Diefenbach's ethnographische
Arbeit kam bereits im allgemeinen Theile zur Erwähnung. Skizzen
über die europäische Türkei hat Vulle 137) geliefert , Bonghi 138)
127) Etat preseiit de l'empire ottoman. Statistique, gouvernement, admini-
stration, finances, armee, eommunautds non-musulmanes , etc. etc. d'apres le
Sälnäme (Annuaire imperial) pour l'annee 1293 de l'hegire (1875 — 76) ot les
documents officiels les plus recents par MM. A, Ubicini et Pavet de Cour-
teille. Paris (J. Dumaine) 1876. VIII, 267 pp. 8. — rec. von Belin in
JA. Nov. Dec. 1876, p. 521.
128) Vgl. auch über das allgemeine türkische Staatshandbach den Artikel:
Säl-Näme Ath. 20. März 1877, p. 322.
129) A. Ubicini. Letters on Turkey, the Religious , Political, Social and
Commorcial Condition of the Ottoman Empire. 2 vols. Gen. in Saturday Review
10. Febr. 1877.
130) E. G. Ravenstein. The populations of Russia and Türkey: Journal
of the Statistical society Sept. 1877, p. 433 — 467. — Vgl. zu Ravenstein und Helle
von Samo: Verh. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin. Berlin 1878. Heft 1 und 2.
p. 59—64.
131) Patd Boutet. La population de la Turquie: L'exploration 1877 , p.
39—46.
132) H. P. Obcühwh. CoBpeMeiiiiaa Typina, HcTopHKo-9iHorpa«H^ecKiH
ouepK'i>. St. Petersburg 1877. XLI, 158 pp. 8. 6 M. [N. R. Ovsianyj.
Die gegenwärtige Türkei. Historisch-ethnographischer Abriss ]
133) Statistisches über die Tscherkessenansiedelungen in der Türkei: Aus-
land 27. August 1877, p. 700.
134) Türkische Bergwerke und Forsten: Globus 1877. Bd XXXII. No.
1. p. 15.
135) H. Kiepert. Generalkarte des Türkischen Reichs in Europa und
Asien. 4 Bl. 1:3000000. Neue Ausg. Berlin (1). Reimer) 1877. Preis in
Umschlag 6 M. Auf Leinwand in Mappe 10 M.
136) F. Bianconi. Ethnographie ot statistique de la Turquie d'Europe
et de la Grece. Paris (Lassailly) 1877. Mit 1 Karte. 51 pp. 8. 2,50 fr.
137) Pietro Volle. La Turchia Europea: Nuova Antologia di Scienze etc.
Firenze 1876 (Sept. p. 131—146) Oct. p. 364—398.
138) Ruggero Bonghi. Le razze e lo stato in Turchia: ebd. 1877, p.
760—790.
134 Socin, Allgemeines über den muhammedanischen Orient,
die Kassenfrage eingehend erörtert. Das Buch von Baker 139)
über die Türken in Europa, speciell über bulgarische Zustände,
ist als aus eigener unparteiischer Anschauung entsprungen gerühmt
worden. Kiepert hat eine ethnographische Uebersichtskarte 14°)
und verschiedene andere Karten der europäischen Türkei heraus-
gegeben 141). Ich glaube mich der Mühe entheben zu dürfen, die
reichhaltige Kriegskartenliteratur hier aufzuzählen , dies den spe-
ciellen Geographen überlassend; nur auf Synvet's statistische Ueber-
sichtskarte des griechischen Elements in der Türkei sei hier noch
hingewiesen 142), sowie auf eine Notiz über die Eisenbahnlinien der
europäischen Türkei 143).
Von umfassenderen Reisewerken sei hier de Lamartine's 144)
Buch genannt, welches zwar auch Kleinasien berührt und vieles
Historische (über Timur u. a.) enthält. In diese Categorie gehört
wohl auch ein Buch von Hamlm145). Aus der Masse der Literatur
über die Slavenländer, welche der Türkei unterworfen sind, mögen
hier nur einige der wichtigsten Erscheinungen namhaft gemacht
werden, so in Bezug auf Bosnien und die Herzegowina Blau'slie)
Bieisen. Eine kurze historische Skizze der letztgenannten Gebiete
ist von du Nord141) versucht worden. Eine Reise von Constan-
139) James Baker. Turkey in Europe. With fcwo maps. London 1877.
574 pp. 8. — rec. in Quarterly Review Juli 1877, p. 211; von F. J. Goldsmid
inAc. 12. Mai 1877, p. 405; Ath. 12. Mai 1877, p. 599; Geographica! Magazine
1. Sept. 1877, p. 235. — Auch deutsch u. d. Titel: Die Türken in Europa von
James Baker. Autorisirte deutsche Ausgabe. Mit historisch-ethnographischen
Anmerkungen von Karl Emil Franzos und einer Einleitung von Hermann
Vambery. Stuttgart (Levy & Müller) 1877. XXXVII, 394 pp. 8. 9 M.
140) Ethnographische Uehersichtskarte des europäischen Orients (untere
Donauländer, Türkei und Griechenland). Zusammengestellt von Heinrich Kiepert.
Mit erläuterndem Text [12 pp. 8.]. 2. Aufl. Berlin (D. Keimer) 187G.
141) Heinrich Kiepert. Karte der Dobrudja. 1 : 540000. Chromolith.
Fol. Berlin (D. Reimer) 1877. 1 M. Karte von der Walachei und Bulgarien.
1 : 1000000. Lith. u. color. Imp.-Fol. Ebd. 1,60 M.
142) A. Synvet. Carte ethnographique et denombroment de la population
Grecquo de l'Empire Ottoman 1877. Vgl. Ausland 17. Sept. 1877, p. 760.
143) Länge der Eisenbahnen in dor europäischen Türkei: A. a. Wcltth.
1876, p. 30.
144) A de Lamartine. Nouveau voyage en Orient. Paris 1877. 429 pp. 8*
145) C. Hamlin. Among tho Turks. London (S. Low & Co.) 1877.
380 pp. 8.
146) Dr. Otto Blau. Reisen in Bosnien und der Herzegowina. Topo-
graphische und pflanzengeographische Aufzeichnungen. Mit einer Karte und
Zusätzen von H. Kiepert. Berlin (D. Reimer) 1877. VIII, 231 pp. 8. — rec.
in LC. 27. Oct. 1877, Sp. 1471.
147) du Nord. Ahriss der Geschichte von Bosnien und der Herzegovina
von den Urzeiten bis nach dor Eroberung durch die Türken. Wion (Seidel &
Sohn in Comm.) 1877. 54 pp. 8. 1 M.
Geschichte der orientalischen Frage, Türkisches Reich. 135
tinopel nach Jassy hat TJbiemi u8) publicirt. Eine Geschichte der
Bulgaren schrieb Jireceh 14^); derselbe hat historisch-geographische
Forschungen über die Balkanpässe angestellt 15°). Letztere führt
uns auch Kanitz151) vor; einzelne Höhenbestimmungen besonders
im Westen hat Toula152) gemacht. Interessante Schilderungen
aus Bulgarien haben Barkley 153) und besonders auch Kanitz 154)
geliefert; man vergleiche damit ferner die Skizzen von Tlilberg lf>5)
und Grübler156). GrtlliSron's161) poetisch beschriebene Reise be-
rührt die europäische Türkei nur in Epirus. Grigorovia x58) seheint
besonders im Gebiete des Wilajet Selanik gereist zu sein. Dingler169)
148) Journal d'un voyage de Constantinople :i Jassy dans l'hivor de 1785
par le comto de Hauterivo publie par M. A. Ubicini, avec notes geographiques
et historiquos: Revue de geographie Oc tober 1877.
1491) Constantin Jos. Jireceh. Geschichte der Bulgaren. Prag (Tempsky)
1876. XI, 586 pp. 8. 8 M. — reo. von J. Caro in JLZ. 4. Aug. 1877, p. 483.
150) C. J. Jireceh. Die Heerstrasse von Belgrad nach Constantinopel und
die Balkan-Pässe. Eine historisch-geographische Studie. Prag (Tempsky) 1877.
VI, 172 pp. 8. 3 M.
151) Kanitz. Balkan-Uebergänge: PM. 1877, 23. Bd. IX, p. 326—339.
Mit Karte.
152) Toula,. Höhenbestimmungen im westlichen Balkan und in den an-
grenzenden Gebieten: Mitth. d. K. K. Geogr. Ges. Wien 1877. No. 5, p.
264—267.
153) Bulgaria beforo the War; being Seven Year's Experience of European
Turkey and its Inhabitants. By H. C. Barkley. London (Murray) 1877.
368 pp. 8. — rec. in Saturday Review 1. Dec. 1877, p. 687.
154) F. Kanitz. Donaubulgarien und der Balkan. Historisch-geographiseh-
ethnographische Reisestudien aus den Jahren 1860 bis 1876. 2 Bände mit 33
Illustr. i. T. und zehn Tafeln. Leipzig (Fries) 1877. XV, 382 pp. 8. 18 M.
— rec. von Chavanne in Mittheilungen der K. K. Geogr. Ges. in Wien 31. März
1877, p. 185. Vgl. Ausland 1877, Jan. Febr.
155) Arn. Uilherg. Nach Eski-Djumaia. Reise -Skizzen aus Bulgarien.
Im Anhang: Bericht über die Messe von Eski Djumaia im Mai 1876 von Sr.
Exe, Graf Ed. Zichy. Wien (Holder) 1876. 63 pp. 8. 1,40 M. — rec. in
LC. 7. Juli 1877, Sp. 1280.
156) Rustschuk. Ein türkisches Städtebild. Von Dr. Carl Grübler:
A a. Welttheilen, No. 3. Dec. 1876, p. 70.
157) Alfred Gillieron. Grece et Turquie. Notes de voyago. . . . Avec
illustrations. Paris (Neuchatel Geneve, Sandoz et Fischbacher) 1877. XV, 307
pp. 8. 4 fr. — Vgl. auch in Bibliotheque universelle et revue suisse. 1877.
T. 58, p. 85—108; 217—241; T. 59, p. 325—350; 589—610. — roc. von
Kirchhoff in JLZ. 11. Mai 1878 (No. 281) p. 284; von Bursian in LG 1878,
Sp. 1078.
158) Bhktopt. rpnropoBir*rj>. Oiepirb nyTemecTBifl no EßponecKOM Typn,ia
(CLKapTOK) OKpecTHOCTefi oxpHÄCKaro h npecnaHCKaro 03epi.). Ii3,a, 2. [Victor
Grigorovic. Abriss einer Reise in der europäischen Türkei. Mit einer Karte
der Umgebungen des ochridischen und prespanschen Sees. Abth. 2.] Moskau
1877. 181 pp. 8.
159) H. Dingler. Das Rhodope-Gebirge in der europäischen Türkei und
seine Vegetation: Zeitschrift des Deutsch, und Oesterr. Alpen- Vereins 1877,
Heft 2, p. 195—224.
136 Socin, Allgemeines über den muhanimedanischen Orient,
führt uns ins Kbodopegebirge. Der Bistrict von Philippopel wurde
von Moore16"), Adrianopel von Teplov l61) besucht und geschildert.
Eine Beschreibung von Constantinopel und dem Bosporus mit zahl-
reichen Plänen liegt von Tchihatchef162) vor; auch Guffliny163),
Ourtis164) und de Amieisieb) schildern uns diese Stadt, und Kohl166)
macht besonders auf ihre Wichtigkeit als Centralpunkt aufmerksam.
Noch mögen hier drei Miscellen, welche Constantinopel betreffen,
angeführt werden 2 6 7— 1 69).
Trotzdem, dass bereits ein die asiatische Türkei umfassendes
Touristenhandbuch vorliegt170), ist für die Erforschung jener Ge-
genden noch sehr viel zu thun übrig. Kift.sc//cras m) Uebersicht
über die Statistik jener Provinzen beruht noch auf unsicheren
Quellen; sehr anschaulich hat uns hingegen Kiepert11*) die admini-
strative Eintheilung des Landes vorgeführt. Es würde uns jedoch zu
weit führen, wenn wir hier alle andern Karten, welche in Folge des
russisch-türkischen Krieges erschienen sind, aufzeichnen wollten173).
Ueber die Zustände in Kleinasien giebt das hübsche Buch
160) R. J. Moore. Under the Balkans. Notes of a Visit to the District
of Philippopolis in 1876. With Map. London 1876. 282 pp. 8.
161) B. TeiLiOB'B. AjtpiaHonojib bt. 1874 r. (Hbi BOcnoMHHeiriH iiyTeine-
CTBeHHHKa). [V. Teplov. Adrianopel im J. 1874. Aus den Erinnerungen
eines Reisendon]. St. Petersburg 1877. 44 pp. 8.
162) Le Bosphore et Constantinople avee perspectives des pays limitrophes
par P. de Tchihatchef. Troisieme edition avec 2 cartes , neuf planches et
neuf figures. Paris 1877. XII, 569 pp. 8.
163) E. Guilliny. Constantinople, les Dardanelles, la mer de Marmara
et le Bosphore: Revue de geographie, August 1877, p. 99 — 119.
164) C. G. Curtis. Constantinople: Encyclopaedia Brit. vol. 6.
165) Edm. de Amicis. Constantinopoli. Parte I. Milano 1877. 268 pp.
8. 3,50 M.
166) J. G. Kohl. Ueber die Weltstellung Konstantinopels oder über die
Land- und Seewege, die zum Bosporus führen: Ausland 1.877, 26. Nov. p. 943;
3. Dec p. 974; 10. Dcc. p. 994; 17. Dec. p. 1014; 24. Dec, p. 1033.
167) C. Sax. Bevölkerung der Städte in Thracien und speciell Constan-
tinopels: Mitth. der K. K. Geogr. Ges. in Wien Bd. XX, 1877, No. 2, p. 125—129.
168) Zum Klima von Constantinopel: Zeitschrift der österr. Ges. für Meteo-
rologie, Bd. XII, 1877, No. 4, p. 66.
169) Guido Freiherr von Call. Die Erdbcercultur bei Constantinopel:
Oestcrr. Monatsschr. für den Orient 15. Oct. 1877, p. 159.
171») Handbook for Turkey in Asia, Constantinople, the Bosphorus , Dar-
danelles, Brousa , Piain of Troy, Croto, Cyprus, Smyrna, Ephesus, the Sevcn
Churches, Coasts of the Black Sea, Armenia, Mesopotamia. 8. With maps. —
Nach Saturday Rev. 10. Febr. 1877.
171) H. Katschera. Die administrative Eintheilung und Bevölkerung dor
asiatischen Türkei: Oester. Monatsschrift f. d. Orient 15. Oct. 1877, p. 153—156.
172) //. Kiepert. Politische Uebersichtskarto der asiatischen Türkei.
1:400001)0. Litli. und col. fol. Berlin (D. Reimer) 1876.
173) Vgl. PM. 1877, VII, p. 277.
Geschichte, der orientalischen Frage, Türkisches Reich. 137
von Choi»»!1"1*) , der seine Reisen übrigens auch nach Syrien hin
ausgedehnt hat, vieles Lehrreiche. Etwas weitschweifig, aber doch
gerade auch wegen der jetzigen Lage nicht zu übersehen ist Bur-
nabt/'s 175) Ritt von Scutari bis zum Wan-See. Die französische
Bearbeitung wie die englische Uebersetzung der von Thielmann '-
sehen176) Reise kam bereits oben zur Sprache, desgleichen die
Notizen Jlirschfeld's l77) zu seiner Routenkarte im südlichen Klein-
asien. Roshosehmj 178) verdanken wir einige kurze Skizzen. Lamec
Saad119) lieferte einen schön ausgeführten Stadtplan von Smyrna.
Ueber die dortigen Derwische berichtet uns Zschimmer 18°) und
aus einem kurzen Artikel von Schweiger-Dürnstein m) erfahren
wir, welche Gerichtseinrichtungen in jenen asiatischen Provinzen
der Türkei bestehen. Ueber anatolischen Wein gab Foliot de
Grenneville 182) , über den noch immer lebhaft betriebenen Handel
Trapezunt's Schweiger-LerchenfeM183) eine kurze Notiz.
Die moderne Geographie der östlichen Grenzgebiete der asia-
tischen Türkei ist grösstentheils schon oben erörtert worden 184).
Unter den dortigen Christen stehen sich noch immer die Secten
der Nestorianer 185) und der Chaldäer (unirten Nestorianer) schroff
gegenüber; in Betreff letzterer hat Pius IX. eine Encyclica er-
lassen l86). Hier möchte ich schliesslich noch auf eine neue Aus-
174) L. Choisy. Asie mineure et les Tores en 1875. Souvenirs de voyage.
Paris (Didot) 1876. 335 pp. 12. 3,50 fr. — Vgl. Im Stammlando der Os-
manen: Ausland 16. Juli 1877, p. 565 — 569.
175) On horsebaek through Asia minor. By Captain Fred. Burnaby.
London (Sampson Low & Co.) 1877. 3 ed. 2 vols. 780 pp. 8. 38 sh —
rec. in Säturday Review 10. Nov. 1877, p. 582 ; in Ath. 13. Oct. 1877, p. 462.
176) S. oben p. 10, No. 7.
177) S. oben p. 31, No. 7.
178) H. Roskoschny. Aus Klein- Asien. Skizzen aus der Gegenwart und
Vergangenheit. Leipzig (Verlag des Hausfreundes). 80 pp. 8. 1 M.
179) Lamec Saad. Plan de Smyrne. 1 : 5000. Cbromolith. Leipzig
(Hinrichs) 1877. 8 M.
180) Dr. W. Zschimmer. Ein Besuch bei den Derwischen in Smyrna:
Aus allen Welttheilen 1877, p. 297.
181) Ueber die judieiäre Organisation des Vilajets von Aidin. Von V. von
Schweiger- Dürnstein: Oesterr. Monatsschrift für den Orient 15. Oct. 1877, p.
149—153.
182) Anatolischer Wein. Von Victor Graf Foliot de Crenneville : Oesterr.
Monatsschrift für den Orient 15. Oct. 1877, p. 157—159; 15. Dec. 1877, p.
183—184.
183) Der Handel Trapezunts. Von Freiherrn von Schweiger-Lerchenfeld:
Oesterr. Monatsschrift für den Orient 15. Febr. 1877, p. 28 — 30.
184) S. oben p. 18, No. 57 und p. 20 f. No. 1—12.
185) J. von Zioiedenek. Historisch-geographische Notizen über den Nesto-
rianer Distrikt Hakkari: Mitth. d. K. K. Geogr. Ges. in Wien. Bd. XIX, 1877,
No. 2, p. 82—87.
186) Pius IX, Encyclica vom 1. Sept. 1876. (In Sachen der Chaldaeer.
An die Bischöfe u. s. w. d. chald. Patriarch.) : Archiv f. kath. Kirchenrecht
1877. 2. p. 297—331.
138 Socin, Allgemeines Hier den muhammedanischen Orient etc.
gäbe von Morier's 187) Ayesha hinweisen; den besten Theil dieses
in mancher Beziehung vortrefflichen Romanes bildet unstreitig die
Schilderung des Treibens des jezidischen Räubers.
Die Cultur der Euphrat- und Tigrisländer wird sich erst wieder
heben können, wenn eine sichere Verbindung derselben mit dem
Abendlande hergestellt ist. Leider scheint aber das Project des
Eisenbahnbaus, für welches der Ingenieur Gernih 18s) seine schönen
Studien gemacht hatte, eben nur Project bleiben zu wollen189).
So lange die Verkehrsverhältnisse Bagdad's190^192) bleiben, wie
sie es heut sind, wird diese Stadt nicht das Emporium werden
können, zu welchem sie sich, wie selbst noch ihr jetziger Handel
beweist193), emporschwingen könnte; unter der traurigen Zer-
rüttung der Gegenwart leidet keine Provinz der asiatischen Türkei
mehr, als das einst so blühende Zweistromgebiet.
Ueber die wirtschaftliche Lage Cyperns , das neuerlich auch
durch v. Löker19i) berührt wurde, hat v. Zwiedinek1'35) einiges
mitgetheilt.
Für das Wilajet Syrien ist das Erscheinen eines eigenen Staats-
kalenders 196) zu verzeichnen.
187) Ayesha the maid of Kars by tho anthor of Zohrab , Hajji Baba , etc.
London (Goubaud and Son). 318 pp. 8. 2 sh.
188) Ingenieur Josef Öernik's Technische Studien. Expedition durch die
Gebiete des Euphrat und Tigris etc. Bearb. und herausgeg. von A. v. Schweiger-
Lerchenfeld. Erste Hälfte, mit 3 Karten. Erg. H. 44 zu PM. 1875. 48 pp.
4. — Zweite Hälfte, mit 4 Karten. Erg. H. 45 zu PM. Gotha (J. Perthes)
1876. 47 pp. 4.
180) Ck. Grad. Projet de chemiu de fer de la Mediterran.ee au Golfe
persiqne: l'Explorateur 1876. III, p. 334.
190) J. Gros. La Turquie d'Asie. Bagdad: l'Explorateur 1876, No. 70.
191) Bagdad, eine gesunkene Weltstadt im Grient: Aus allen Welttheilen,
Oct. 1876, No. 1, p. 18." (Mit Abbildungen.)
192) Verkehrsverhältnisse Bagdad's und Bassora's: Gesten-. Monatsschrift
für den Griont 15. Febr. 1877, p. 31.
193) J. von Zwiedinek. Der Handel Bagdad's: Gesterr. Monatsschrift fin-
den Orient 1876 No. 4, p. 56—59.
194) F. von Löher. Cyprische Eeisefrüchte: Daheim 1877, No. 43.
195) J. von Zwiedinek. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Insel
Cypern: Oesterrr. Monatsschrift für den Orient 15. Dec. 1877, p. 182—186.
196) Sälnämo i wilajet Siirija, seno 1294. Beirut. 139 pp. 8.
139
Schrift, Inschriften, Münzen und Kunstdenk-
mäler des nord semitischen und arabisch-
muhamme danischen Culturgebiets.
Von
J. Eutin?.
Ueber die semitische Schrift überhaupt wie über die älteren
Formen derselben im besonderen ist während des Bericht) ahres
nur weniges bedeutendere erschienen. Eine ziemlich vollständige
Uebersichtstafel der semitischen Schrift in 5G Columnen hat JEuting1)
als Beilage zur englischen Ausgabe von Bickelfrs hebräischer Gram-
matik veröffentlicht. Daneben mag auch ein encyclopädischer Ar-
tikel Lenormant's 2) genannt sein. Ein Anonymus 3) verfasste einen
Artikel über das phönicische Alphabet. Wichtiger war DeecJce's 4)
Versuch , das altsemitische Alphabet aus der neuassyrischen Keil-
schrift herzuleiten; uns will das Resultat freilich bedenklich er-
scheinen. An diese Abhandlung knüpfte sich ferner eine längere
Controverse 5~~8) in der Academy, an der sich Sayce, Deeeke und
1) Table of semitic characters. By Dr. Julius Euting: Anhang zu: 6.
Bickell, Outlines of Hebrew Grammar etc. (s. oben p. 50, No. 25). — Vgl. Ac.
14. Juli 1877, p. 47: CR, de l'Acad. des I. et BL. 1877, p. 239; BISO. 1878,
No. 2, p. 34; Nuova Antol. 1878. 2 8. Vol. VIII, p. 598.
2) Francoia Lenormant. Alphabetum : Dictionnaire des antiquites grec-
ques et romaines par Ch. Dareniberg et Edm. Saglio. Paris (Hachette) 1877.
4. fasc. 2, p. 188—218.
3) The phenician Alphabet: Calcutta Review April 1877, No. 128, p.
303—331.
4) W. Deeeke. Der Ursprung des altsemitischen Alphabets aus der neu-
assyr. Keilschrift (mit 2 Tafeln): ZDMG. Bd. 31, p. 102—116. — rec. in Ath.
19. Mai 1877, p. 643; Ac 19. Mai 1877, p. 435. •
5) A. H. Sayce. Dr. Deeeke on the origin of the semitic aiphabet: Ac.
23. Juni 1877, No. 268, p. 557 f.
6) W. Deeeke. Origin of the semitic alphabet: Ac. 28. Juli 1877, No.
273, p. 92 f.
7) A. H. Sayce. The origin of the semitic aiphabet: Ac. 4. Aug. 1877,
No. 274, p. 117.
8) Isaac Taylor. The origin of the semitic aiphabet: Ac. 4. Aug. 1877,
No. 274, p. 116.
140 Efuiing, Schrift, Inschriften, Münzen und Kunstdenkmäler
Taylor betheiligten. Die altirischen Ogham - Charactere wollte
Button 9) auf semitische Originale zurückführen. Als ein noch
grösseres Curiosum mag hier auch die Schrift von Barzäai 10)
erwähnt sein.
Die Ar am ä er lassen uns ihre Denkmäler an verschiedenen
Gegenden des mittelländischen Küstengebietes zusammensuchen. Bei
weitem die interessanteste, ägyptisch-aramäisch verfasste, Inschrift,
datirt aus dem Jahre 4 des Chschjarsch (Xerxes) des Königs der
Könige (= 482 v. Chr.), hat Lepsius n) bekannt gemacht. Von
der äg.-ar. Stele im Vatican hat Lenormänt einen Gypsabguss der
Pariser Academie übergeben. Auch den Papyrussen ist neue Auf-
merksamkeit geschenkt worden, durch Wright, Nöldeke und Eutmg,
welche im 2. Heft der Oriental Series der Palaeogr. Soc. die im
British Museum befindlichen Fragmente der ehemals dem Grafen
Blacas gehörigen Papyrusse abgebildet und erklärt haben. Ueber
ein aramäisches Siegel hat Prideaux 12) gesprochen. Neue Unter-
suchungen über palinyrenische Reste hat A. D. Mordtmann 13)
angestellt, andere Beiträge früher schon Chwolson 14) geliefert.
Die Literatur über Inschriften in phönicischer Sprache wird
im Nachfolgenden geographisch nach den Fundorten geordnet auf-
geführt. Voraus gehen die allgemeinen Abhandlungen von Perger15)
und Derenbourg 16) , welchen noch einige andere Schriften17-18)
über die Phönicier beigefügt werden. Am reichsten waren die
Funde auf dem Boden des alten Carthago und Umgegend, worüber
0) Ath. 7. April 1877, p. 447; 28. Juli, p. 113; 8. Sept., p. 306.
10) G. Barzilai. Le lottere dell' alfabeto fenicio maestre di sapienza
con agghmtovi im saggio d'ideografia seinitica. Trieste (Tip. Morterra & Co.)
187G. 8. — rec. von Th. Nöldeke in LC. 1876, No. 30, Sp. 987.
11) K. Bich. Lepsius. Eine ägyptisch-aramäische Stele (Mus. Berol. No.
7707) m. 1 Tafel: Zeitschr. f. äg. Spr. u. Alt. 1877, p. 127 ff.
12) W- F. Prideaux. On an aramaean seal: Transactions of the Soc. of
bibl. arch. 1877. V, 2, p. 456—458. (M. Holzschn.)
13) A. D. Mordtmann. Neue Beitrüge zur Kunde Palmyra's: Sitzungsber.
der ph.-ph. u. bist. Ol. der k. b. Ak. der W. zu München 1875, Bd. II (Suppl.-)
Heft III, p. 1 — 88. Mit 7 Tafeln. (Vgl. de Vogüe, Syrie centr. , Inscr. sem.
II, p. 152—159.)
14) D. Chwolson. Ein Relief aus Palmyra mit 2 palmyren. Inschriften.
(J|. Jan. 1875.) 1. Taf.: Mebrages Asiat, VII, p. 433—446. St. Petersb. 1876.
15) Phil. Berger. Notes sur los pierres sacrees appelees en phemeien
Necib Malac-Baal: JA. Aug. Sept. 1876, p. 253—270.
16) J. Derenbourg. Notes epigraphiques (Extraites du JA. 1867 — 69).
Paris 1877. 8.
17) IAon Cahun. Les aventures du capitaine Magon on Une exploration
phenicienne mille ans avanl l'ere chr^tienne. Paris (Hachette) 1875. 4. Avec
72 gravures et une carte. - In englischer Uebersetzung London (Sampson Low)
L876, in deutscher Leipzig (Spamer) 1877. (Soll 1876 von I>. Mariano Urrabiete
auch ins Spanische übersetzt worden sein.)
18) Die alten Handelsstrassen nach der Bernsteinküste: AAZ. 1877, Beil. 349.
des nordsemitischen und arahisch-muhammedan. Culturgebicts. \4\
Berger19— 2S), Blau24), de Sainte Marie *5-26) geschrieben haben;
die Unermüdlichkeit des Letzeren ist für den Fernerstehenden
geradezu verwirrend. Ferner gehören hierher Fabiani'21), Gui<'not'2&),
< 'osta 2:') in Constantine. Aus Nord-Afrika gelangen unaufhörlich
Sendungen von neu-punischen Inschriften nach Paris, durch
lu/>oud'M)). Gherbonneau31), Herrn de VtUefosse32). Mit der
Entzifferung der neu-punischen Inschriften beschäftigten sich de
Vo(jüe 33), Derenbourg 34) und Blau 35).
19) Philippe Berger. Los inscriptions carthaginoisos: Journal des Debats
27. Juin 187G.
20) Philippe Berger. Lettre ä Mr. Lenormant sur los representations
figurees dos steles puniques de laBibl. nationale (1 — 3.): Gazette archeologique, par
J. de Witte et Fr. Lenormant. 1876, p. 114—126 und 1877, p. 22—29, 8G— 95.
21) Philippe Berger. Les ex-voto du templo de Tanit ä Carthage. Lettre
ä M. Fr. Lenormant sur los representations figurees dos steles puniques de la
Bibliotheque Nationale. l';uis (Maisonneuve &. Cie.) 1877. 31 pp. 4. 3 fr.
(Extr. de la Gaz. arch. 187G. 77.)
22) Philipjje Berger. Rapport sur los inscriptions puniques recemment
decouvertes ä Carthage, adresse ä M. l'Administrateur general de La Bibliotheque
nationale. (Extrait dos Archives des missions scientifiques 1877.) Vgl. CR.
1877, p. 224.
23) Philippe Berger. Tanit Pene-Baal: JA. VII, 9, p. 147— 1G0.
24) Otto Blau. 2(KMi Karthagische Inschriften (nach Journal des Debats
27. Juin 187G und nach brieflichen Mittheilungen von de Sainte-Marie): ZDMG.
187G, Bd. 29, p. G44— G45.
25) E. de Sainte-Marie. Etüde sur les Raines de Carthage (= Explorateur
20. 27. Janv. 3. Fövr.i. Paris 187G. 3G pp. 1 Carte.
26) E. de Sainte-Marie donne lecture d'un memoire sur la topographie
de la premiere guerre punique: in der Reunion des Soeietes savantes des departe-
ments, Section d'archeologique (Seance du 19 Avril 1876): Revue des Soeietes
savantes des departements. VI Serie, T. III, p. 313. P. 1876.
27) Enrico Fabiani. üeber eine carthagische Inschrift (No. 370) im
Besitze des H. Prof. W. Heibig in Rom (mit verklein. Abbibig. >: Bull, dell'
Inst, di corr. arch. Mai 1876, p. 81—83.
28) Guienot überschickt der Acad. des I. u. B. L. 18 Steine mit carthag.
Inschr.: Ac. 15. Sept. 1877. p. 279.
29) Lazaro Costa. Inscriptions puniques, trouv. aux environs de Constan-
tine, Sotif: CR. de TAcad. 187C , p. 127 f. : une scrie; p. 197 : 42 Stück; p.
201 : 20 St.; p. 204 : 13 St.; p. 205 : 5 St.; p. 247 : 8 St.; p. 249 : 4 St.;
1877. p. 7 : 6 St.
30) Von V. Reboud: CR. (19. janv.) 1877, p. 105. auch seance du 26
janv. 1877 (vgl. RC. 1877, No. 5, p. 88); seance du 23 nov. CR. 1877, p. 318;
seance du 30 dec. 1877 (RC. 1877, No. 49).
31) Von A. Cherbonneau : Seance de l'Acad. 18 mai 1877, CR. 1877, p.
132; seance 3 aoüt 1877, CR. 1877, p. 253; seance 19 oct. 1877. Vgl. RC.
1877, No. 32, p. 79.
32) CR. 1877, p. 309.
33) Felix von Luschan. Votivstein aus Algier (erklärt von de Vogüe)
mit 3 Holzschn. (Diese neupun. Inschrift [No. 131] ist v. Grafen Hans AVilczek
1868 gefunden u. d. Museum der anthrop. Ges. geschenkt worden I: Mitth. der
anthrop. Ges. in Wien VI, 187G. p. 149 — 151.
34) J. Derenbourg. Inscription bilingue d'Ain Youssef: RA. 1876, Bd. 31,
p. 175 — 179 (1 Holzschnitt) und separat.
35) Otto Blau. Pbönikische Analekten. 5. Neopunica 130. Elegie der
Theona: ZDMG. 1876, Bd. 30, p. 738—741.
142 Euting, Schrift, Inschriften, Münzen und Kunstdenhnäler
Die Spuren der Phönicier im südlichen Frankreich hat
Desjardt'ns 3ti) verfolgt.
Auch aus Italien sind verschiedene Nova zu verzeichnen.
Die ägyptisch-phönicische Schale aus Silber, welche zu Palestrina
gefunden wurde, hat schon zahlreiche Bearbeitungen37"44) gefunden.
Auf Sardinien schenkte der in diesem Jahre zu Cagliari verstorbene
Canonicus Giov. Spano den Fuss des 1861 zu Pauli Gerrei ge-
fundenen Bronze-Altars mit der dreisprachigen Inschrift an die
K. Akademie zu Turin, welche davon eine vorzügliche Photographie
in der Grösse des Originals anfertigen Hess (August 1877).
In Spanien hat Colonel lJearseib) Spuren der Phönicier
bei Gibraltar nachzuweisen versucht.
Wichtige Inschriften aus Cypern, vielleicht dem 7. Jahrh.
angehörend, hat Renan4*) mitgetheilt. andere (schon durch ßödiger
und Schröder bekannte) in weniger glücklicher Abbildung der
General di Cesnola41) , worüber auch HaUia) Nachricht gegeben
36) E. Desjardins. Observv. relatives aux traces que les Pheniciens ont
laissees de leur passage daus le midi des Gaules: CR. 1877 (IG Mars), p. 11.
— Les Pheniciens en Gaule: Ebend. p. 79 — 91.
37 ) Giancarlo Conestabile. (Ueber die Funde zu Palestrina): Notizie degli
Scavi di Antichitä comunicate alla R. Accad. dei Lincei Aug. 1876, p. 113 ff. ;
dass. wiederholt in Atti della R. Acc. dei Lincei anno CCLXXIII. Ser. II, Vol.
III, Parte 3, p. 288—295. Roma 1876. 4.
38) Las Excavacionos de Palestrina. (De nuestro corresponsal) : La Aca-
demia. Revista de la cultura hispano-portuguesa, latino-americana. Editor: Josö
Gil Dorregaray. I, No. 4, p. 57 f. Madrid 28. Jan. 1877.
39) Enrico Fabiani (in CR. 1876, p. 429 falsch Faleiani). Ueber die zu
Palestrina gef. silberne Schale mit ägyptischen Darstellungen: Notizie degli scavi
cli antiehitä. Roma, Mai 1876, p. 70 — 72 (1 Tav.) und in Atti della R. Acc. dei
Lincei anno CCLXXIII. Ser. II, Vol. III. Parte UI. Cl. di Sc. n. stör, o filol.
Roma 1876. 4. p. 236—238.
40) Fiorclli. Photographie d'une coupe trouveo k Palestrine (mars 1878):
CR. 1876, p. 251 (253. 264—270).
41) Wolf gang Heibig. Cenni sqpra l'arte fenicia, lettera al Sig. Senatore
G. Spano. Roma, tipi dei Salviucci 1876. (Estratto degli Annali dell' Instituto
1876.) 63 pp. 8. Mit 4 Tafeln. Vgl. Ac. 30. Juni 1877, No. 269, p. 590 f.
42) Franc. Lenormant. Renseignements sur la coupe trouv. k Palestrine:
CR. 1876, p. 251. 253. — Sur une patere d'argent, trouveo k Palestrina: Ebond.
p. 264—270.
43) Franc. Lenormant presente de la part de Mr. Fiorelli la photogr.
d'une coupe trouvee a Palestrina (inscr. phenic.) : RC. 9. Dec. 1876, No. 50.
44) E. Renan. Patere d'argent phenicienne decouv. ä Palestrina: Gazetto
archeol. 1877, p. 15—18, 1 PI. (No. 5). CR. 1877, p. 117 (vgl. RC. 1876, No.
51, p. 400).
45) G. G. Pearse. Los Fenicios en Gibraltar: La Academia I, p. 269.
Madrid 1877. — Vgl. A. H. Sayce. The Phoenicians in Spain : Ac. 21. April
1877, p. 347.
46) E. Renan. Notico sur huit fragments de pateres de bronze, portant
ilcs inscriptions phenieienncs tres-anciennes : Journal des savants August 1877,
p. 487—494 (1 PL).
47) S. oben p. 31, No. 12.
48) Isaac H. Hall. On somo phoenician inscriptions in tho now Cesnola
Collectiini : Proceedings of tho amor. or. Soc. 29. Mai 1878, p. VIII, No. 5.
des nordsemitischen und arabisch -muhammedan. Culturgebiets. 143
hat. Die bilinguis von Maliern (vgl. Eutmg)id) hat Modet60) re-
producirt; einen Nachtrag zu den kitischen hat de Vogüe51) gegeben.
Das Mutterland Phönicien selbst hat uns keine neuen Bei-
träge geliefert; doch hat die Inschrift des Eschmunazar 52_57) zu
verschiedenen Bemerkungen Veranlassung gegeben. Die Inschrift
von Byblos hat Euting 5B) autographirt.
Ueber die am nächsten stehenden althebräischen Inschriften
haben sich Jlcdevi/59) , Renan eu-ui) un(j Sharpe62) verbreitet.
Als Herausgeber und Erklärer mittelalterlicher hebräischer In-
schriften sind Lab 63) , Mittescamps 64J , Noguier 65j und Soave 66)
zu nennen.
49) Julius Euting. Sechs phönik. Inschriften aus Maliern. Strassburg
(Trübner) 1875. 4. — rec. von Ph. Berger in RC. 1876, No. 9.
50) Leon Rodet. Sur le dechiffrement des inscriptions pretendues anari-
ennes de l'ile de Chypre. Paris (Leroux) 1876. 32 pp. 8. 3 fr. (Enth.
auf S. 12- — 19 eine Besprechung der bilinguis Idalion 1, von welcher auch 2
phototyp. Abbildungen gegeben werden.) — rec. v. Ch. Clermont-Ofanneau in
EC. 1876, No. 43 und in der Rev. archeol. 1876, 32, 280.
51) Melch. de Vogüe. 1 Tafel, Fragment einer phönik. Inschrift aus
Citium enthaltend, erschien nachträglich (1876) zu seinem Aufsatz im JA. Fevr.
Mars 1875, p. 327 (nicht zu „p. 227").
52) Baumfeld. Bemerkungen zu Sid. I lin. 15. 16: Congres intern, des
Or. I Paris, CK., T. U, p. 238.
53) Philippe Berger. Bemerkungen zu Sid. I: ebd. p. 241 — 245 und
248—250.
54) Jos. Halevy. Bemerkungen zu Sid. I: ebd. p. 245 — 248.
55) Jules Oppert. Note sur l'inscr. d'Esmunazar: JA. VII, 7, p. 381 — 400.
56) J. M. Rabbinowicz. Bemerkungen zu Sid. I, 2. 3. 12. 13: Congres
intern, des Or. I Paris, CR., T. II, p. 238—240.
57) Charles Schöbel. Bemerkungen zu Sid. I: ebd. p. 240. 241.
58) Julius Euting. Phönik. Inschrift von Gebäl n. einem Papier-Abklatsch
in natürl. Grösse) autographirt. Strassburg 1876 (nicht im Buchhandel). Vgl.
CR. de l'Acad. 1876 (3 Avr.), p. 15. 119.
59) Jos. Halevy. Observations sur un vase judeo-babylonien du Musee
Brit.: CR. 1877, p. 258. 288—293.
60) E. Renan. Inscription hebraique trouvec (17. Nov. 1875) au village
d'Alma, dans la hte Galileo par M. Victor Guerin : JA. VII, 8, p. 273 — 275,
avec 1 PI.
61) E. Renan pres. ä l'Acad. des I. et BL. de la part du comite pour
l'explor. de la Palestine de Londres la reproduetion en galvanoplastic d'un cachet
trouve a Jerusalem remarquable par l'antiquite des caracteres qui y sont graves.
Kapporte par M. Clermont-Gauneau : RC. 1877, No. 1, p. 23.
62) Samuel Sharpe. Hebrew inscriptions (aus einem Grab bei Jerusalem j:
Ath. 11. Aug. 1877, No. 2598, p. 182.
63) Isidore Lob. Une inscription hebraique de 1144 a Beziers (Extr. ile
l'Univers israelite 1877). Vgl. RC. 1878, No. 29, p. 47.
64) Gust. Millescamps. Les fonts baptismaux de Lassy (Seine et Oise):
Lo Musee archeol., par Am. de Caix de Saint- Aymour. Paris 1876. p. 297 — 302.
65) Louis Noguier. Inscription juive de Beziers (Extr. du Bulletin de la
Soc. archeol. de Beziers 1877). Vgl. RC. 1878, No. 29, p. 47.
66) Moise Soave. Una lapide antichissima, con iscrizione ebraica, trovata
ni Spagna, provincia di Leon: BISO. 25. Juni 1877, No. 24, p. 462.
144 Euting, Schrift, Inschriften, Münzen und Kunstdenkmäler
Die Literatur über den Mes a-Stein 67~72) hat verschiedene
Bereicherung erfahren und harrt noch eines gewissen Abschlusses
durch die in Aussicht stehende zusammenfassende Abhandlung von
Clermont-Ganneau.
Nachdem die Frage über die Aechtheit der sogenannten Moa-
bitica73) längere Zeit geschlummert hatte, entspann sich eine Con-
troverse über die neueste Beglaubigungsreise Almhvist's 74~75).
Gegen Ende des Jahres begann im Athenaeum eine lebhafte Dis-
cussion über die Thonwaaren; der Streit setzte sich auch noch im
Jahre 1878 fort76-80). Hieran sind eine Anzahl anderer Aufsätze zu
reihen, welche pseudo-phönicische Inschriften betreffen. Clermont-
Ganneau81) beweist, dass eine Gemme des Wiener Antiken-Cabinets
(Levy II, p. 11, 12) eine falsche Copie ist nach Gori Museum
florent. II, p. 17, pl. 23, p. 5(3. Gildemeister 82) berichtet über
die angeblichen phönicischen Inschriften, die von Baron Judica bei
67) Richard F. Barton. The Moabite stcme: Atb. G. Jan. 1877, No.
2567, p. 17.
GS) (Jh. Clermont-Ganneau. Epreuve photographique de la restitution de
La stele de Meza: CK. de l'Acad. 1876, p. 202.
69) A. JJeschamps. Sur la stele de Mesa , peut-on au lieu de Cliamos,
mettre Jehovah? Paris (Palme) 1876. 7.0 c. — rec. von L. G. in Polybiblion
II. Serie III, p. 163. Paris 1876.
70) David Ginsburg verlangt in Ath. 9. Dec. 1876, No. 2563 mit Un-
geduld die Veröffentlichung einer Photographie des Papier-Abklatsches vom Mesa-
Stein. Vgl. HC. 1877, No. 1, Umschlag.
71) Ant. Heron de Villefosse. Notice des monuments provenant de
Palestine et conserves au Musee du Louvre (Salle judaique). Paris (typ. Ch.
de Mourgues freres) 1877. 50 c. (Enth. Abbildung und Literatur des Mesa-
Denkmals.)
72) Dr. von Niemeyer und Konst. Schlottmann. Ein neuaufgefundenes
kleines Fragment des Mesasteines: ZDMG. Bd. 30, p. 325 — 328. Mit einem
Holzschnitt.
73) Ant. Heron de Villefosse. Recension von C. Kautzsch und A. Socin.
Die Aechtheit der moabit. Altorthümer: Polybiblion II. Serie III, p. 247. 248.
Paris 1876.
74) Konstantin Schlottmann. Die neueste Forschungsreise in Moab.:
Angsb. Allg. Z. 6. Febr. 1877 Beil. No. 37; 9. Febr. Beil. No. 40.
75) Albert Socin. Zur neuesten Beglaubigungsexpedition nach Moab.:
Augsb. Allg. Zeitung 22. Febr. 1877 Beil. No. 53.
76) v. Münchhatisen. Tho moabite Pottery: Ath. 1. Doc. 1877, p. 699.
77) M. W. Shapira. On moabite pottery (Anhang zu M.'s Brief) ebd.
p. 700.
78) Ad. Neubauer. Tho moabite pottery: Ath. 8. Dec 1877, p. 733.
79) M. W. Shapira. Tho Moabito pottery: Ath. 15. Dec. 1877, p. 773.
80) C. Clermont-Ganneau. Tho moabite pottory: Ath. 22. Doc. 1877,
p. 815.
81) C. Clermont-Ganneau. Sur un monument phenieien apocryphe du
cabinet I. et R. de Vicnno: JA. VII, 8, p. 363—375. (CR. 1877, p. 107).
Auch separat (Leroux) fr. 1. 25. — rec. von Ph. Borger in RC. 2. Mai 1877,
p. 297. Vgl. auch Cl.-Ganneau. Somitic Archaeology. An ehler brother of
tlie moabite pottery: Ac. 11. Nov. 1876, p. 477 — 478.
82) ZDMG. Bd. 30, p. 744—747.
des nordsemitischen und arabisch-muhammedan. CvUurgebiets. 145
Palazzolo westl. von Syraeus gefunden worden sein sollen. Selbst
in Russland wollte man phönicische Inschriften entdeckt haben83-84).
Es sei gestattet, an dieser Stelle auch der sinaitischen
Inschriften, welche Palmer 85) sämmtlich copirt hat, zu gedenken
und dabei auch die Erklärungsversuche Skarpe's 86) zu erwähnen.
Um die räthselhaften Hamath -Inschriften haben sich
besonders Davis81~S9) und Sayee90~91) bemüht; auch Heath92) will
einige Worte entziffert haben.
Was arabische Inschriften betrifft, so hat Karabacek93)
seine frühere Lesung der kufischen Steininschrift von Bosra im
Hauran berichtigt, woran Clertnont-Ganneau9*) einige weitere Be-
richtigungen geknüpft hat. Zu Amari's sicilischen Inschriften hat
Mehren 95) Anmerkungen geliefert. Ueber arabische Inschriften,
die in italienischen Museen sich finden, berichten Amari96), La-
83) Heinr. Wanhel. Ein erratischer Granitblock mit phönizischer In-
schrift bei Smolensk in Bussland gefunden; Mittheilungeu der anthropol. Ges. in
Wien, 1876, VI, p. 129—136, 1 Taf. und: Gaea. XIII. 1877, p. 31—37.
84) J. G Wetzstein. Ueber eine im Jahre 1876 in der Zeitschr. der Wiener
anthropolog. Gesellschaft, wie auch als S. A. erschienene Abhandlung des Dr
H. Wanhel, betitelt: Ein erratischer Granitblock mit phönik. Inschrift, gefunden
im russ. Gouvernement Smolensk: Zeitschr. f. Ethnol. von Bastian, 1877, IX.
p. 12—16.
85) E. H. Palmer. Sinaitic inscriptions: Ath. 7. Oct. 1876, No. 2554.
86) Samuel Sharpe. Hebrew inscriptions from the Valleys between Egypt
and Mount Sinai in their original characters with transl. and aiphabet. I. II.
London (J. R. Smith) 1875. 76. — rec. in Ath. 30. Sept. 1876, No. 2553 und
11. Nov. 1876, No. 2559. Vgl. auch Jos Bononi: Ath. 2. Dec. 1876,
p. 723.
87) Hyde- Clarlce. Cuneiform, Cypriote , and Hamath, or Khita: Ath.
30. Juni 1877, No. 2592, p. 831.
88) E. J. Davis. On a new Hamathite inscription at Ibreez: Transactions
of the Society of bibl. arch. London 1876, IV, 2, p. 336—346, 1 PI.
89) E J. Davis. On some new Hamathite inscriptions at Ibreez , near
Karamania (Paper read 7. Dec. 1875): Ebds. London 1877, V, 2. Condensed
Report p. 564.
90) A H. Sayce. On the Hamathite inscriptions: Ebds. London 1876,
V, 1, p. 22—32, 1P1.
91) A. H. Sayce. On the Interpretation of the Hamathite inscriptions
(Paper read 2. Mai 1876): Ebds. London 1877, V, 2. Condensed Report
p. 575 f.
92) Dunbar Isidore Heath. Inscriptions of Hamath: Ath. 28. Oct. 1876,
No. 2557.
93) Joseph Karabacek. Die Steininschrift von Bosra (1 Tafel): ZDMG.
1877, Bd. 31, p. 135—146.
94) Ch. Clermont-Ganneau. Sur une inscr. arabe de Bosra relative aux
croisades: JA. VII, 10, p. 518 — 526; auch separat u. dems. Titel, 11 pp. 8.
95) Le epigrati arabiche di Sicilia trascritte, tradotte ed illustrate da
Michele Amnri. Part. D . Iscrizione edili. Palermo (Ped. Lauriel) 1875. folio mit
10 phot. Taf. 42 M. Dazu: Bemärkninger von A. F. Mehren in: Oversigt
over det Vid. Selsk. Forh. 1876, p. 24—40, Kjob. 1876. 8.
96) Michele Amari. Descrizione di lavori orientali con iscrizioni arabiche,
esposti nel Muse« artistico ed iudustriale di Koma (Marzo 1876): BISO. I, 1877,
p. 122—133. 162—166.
Jahresbericht 1876-1877. Heft II. 10
146 Euting, Schrift, Inschriften, Münzen und Kunstdenkmäler
sinio91) und de Petra98). In Spanien betreibt de los Rios99"102)
mit besonders lobenswertbem Eifer das Studium arabischer In-
schriften, ferner auch Saavedralu3). Ueber arabische Inschriften
aus Indien gab Blochmann 104) einige Bemerkungen.
Auf dem Gebiete der semitischen Münzkunde beziehen sich
nur wenige Arbeiten auf die ältere Zeit, für die nur die Aufsätze
von /S&105~106) und Berlanga 107) über phönicische und die von
Madden1«8), Lewis™9), Merzbacher110-112) u. a. 113) über alt-
hebräische Münzen namhaft zu machen sind.
Grösser ist die Regsamkeit in der arabischen Numismatik.
Hier kommen zunächst diejenigen Publicationen in Betracht, welche
uns den Bestand, resp. die neuesten Erwerbungen der Cabinete
97) Fausto Lasinio. Globo Celeste arabico in Pirenze: BISO. I, 1877,
p. 307—309.
98) Giidio de Petra. Nota dei monumenti scritti orientali, esistenti nel
Museo nazionale di Napoli : BISO. 1877 N. S. N. 1, p. 16—18.
99) D. Rodr. Amador de los Bios. Acetre aräbigo. (1 Tafel): Museo
espanol de antigiiedades VII, p. 467 — 481. Madrid 1876. folio.
100) Ders. Fragmente) de la läpida sepulcral aräbiga descubierto en Mer-
tola (Portugal) [VI. See. H.]: Eevista de Archivos , Bibliotecas y Museos.
Madrid 1876. VI (Ano VI), p. 332—335. 349—352.
101) Ders. Läpidas aräbigas existentes en el museo arqueolögico national
y en la R. Acad. de la bistoria (2 Tafeln) : Museo espanol de antigiiedades VII,
121 — 156. Madrid 1876. folio.
102) Ders. Epigrafia aräbigo-espafiola. Fragmente) de läpida encontrado en
Jerez de la Frontera: La Academia. Madrid, 4. und 11. März 1877, p. 136 — 139.
151 — 154.
103) Eduardo Saavedra. Inscripcion aräbiga en Mertola: La Academia
I, p. 324. Madrid 1877.
104) Mr. Blochmanns readings and translations of Arabic and Persian
Inscriptions reeeived from Messrs. J. G. Delmerick and J. K. Reid: Proceedings
of the Asiatic Society of Bengal. April 1877, p. 92 — 101. — Mr. Blochmann's
readings and translations of sorae Arabic and Persian Inscriptions from Hänsi,
reeeived from Mr. J. G. Delmerick: ebd. Mai 1877, p. 117 — 124.
105) J. P. Six. Over oude mimten van Phenicie: Versl. en Meded. d.
K. Ak. Amsterdam 1877. Letterk. II R. VI, p. 287—292.
106) J. P. Six. Observations sur les monnaies pheniciennes. Extrait
du „Numismatic Chronicle" NS. Vol. XVII, p. 177—241. Londres 1877. 65
pp. 8.
107) Manuel Rodriguez Berlanga. Monnaies puniques et tartessienues
de l'Espagne: Commentationes pbilologae in bonorem Th. Mommseni. Berlin
1877, p. 274—281.
108) Fred. W. Madden. Jewish Numismatics. Supplement: Nura.
Chronicle 1876, p. 45 ff., 81 ff., 177 ff.
109) S. S. Lewis. Sbekel of the year five: obd. p. 322 (1 Holzschnitt).
110) Eugen Merzbaiher. Jüdische Sekel: Zeitschr. f. Num. v. A. v. Sallet
III, p. 141—144.
111) E. Merzbacher. Untersuchungen über althebräische Münzen 1. 2.
(2 Tafeln, No. 4, 5): ebd. III, p. 183—215, IV, p. 350—365.
112) E. Merzbacher Bemerkungen zur hasmonäischen Münzfrage: Jüd.
Literaturblatt 1877, No. 13. 14.
113) Descriptioii de quelques monnaies judai'ques : Melanges de Numismati-
ques 1877, Jan. — Apr.
des nordsemitischen und arabisch-muhammedan. Ctdturgebiets. 147
von London114), St. Petersburg ll5_116), Odessa117) und Kopen-
hagen118) übersichtlich vorführen; über arabische Münzen in Stock-
hohn enthält der „Führer" von Montelius 119) einzelne Angaben;
daran reiht sich eine Notiz Stichel 's 12()), aus welcher neben der
Beschreibung eines von ihm selbst erfundenen, äusserst praktischen
Apparats zur sicheren Aufbewahrung und bequemen Betrachtung
von Münzen die Mittheilungen über einige Stücke des Helsingforser
und Jenaer Cabinets hervorzuheben sind. Verschiedene Beiträge
zur Kenntniss arabischer Münzen verdanken wir femer Blau121),
St. L. Poole122 123) und von Bergmann1-*), der dankenswerthen
Herausgabe der hier einschlägigen Arbeiten Frähn's 125) hat Dorn
sich unterzogen. Von den Heften der International Numismata
Orientalia sind die sorgfältigen Arbeiten von St. L. Poole l26) und
Rogers121) über die Ortokiden- und Tuluniden -Münzen rühmlichst
114) Catalogue of Oriental Coins in the British Museum. Vol. II. Mit
dem besonderen Titel: The Coins of the Mohammedan Dynasties in the British
Museum. Classes III — X. By Stanley Lane Poole. Ed. by Reginald Stuart
Poole. London 1876. 8. 12 s.
115) Inventaire des monnaies des Khalifes orientaux et de plusieurs autres
dynasties. Publie sous la direction de Dorn. St. Petersbourg (Eggers & Co.)
1877. XVI, 64 pp. 8. 3,25 M. = Collections scientinques de l'institut des
langues orientales du Miuistere des Affaires etrangeres T. II.
116) B. Dorn. Eine zweite Bereicherung des asiat. Museums von Seiten
Herrn Bakulin's (7 Silbermünzen): Mel. asiatiques VII. St. Petersbourg 1876,
p. 430—432.
117) O. Blau. Die orientalischen Münzen des Museums der Kaiserl. hist-
archäolog. Ges. zu Odessa. 1 Taf. Odessa (im Selbstverlag der Ges.) 1876. 4.
118) Stanley Lane Poole. The oriental Cabinet at Copenhagen : Num.
Ghronicle 1876, p. 267 ff.
119) Ose. Montelius. Führer durch das Museum vaterländ. Alterthiiiner
in Stockholm, im Auftr. der k. Akad. der schönen Wiss., Gesch. und Alterthums-
kunde. Uebers. von J. Mestorf. Hamburg (Meissner) 1877. IV, 138 pp.,
mit Holzschn. 3 M.
120) D. Sticket. Numismatisches beim Orientalisten-Congress zu St. Peters-
burg: ZDMG. 1877, Bd. 31, p. 529—535.
121) O. Blau. Nachlese orientalischer Münzen I. II: (Wiener) Num.
Zeitschr. (VI, VII) 1876, p. 1—21, (VIII) 1876, p. 45— 76.
122) Stanley Lane Poole. Inedited arabic coins: JKAS. 1876, VIH, 2,
p. 291—296; 1877, IX, 1, p. 135—143.
123) Stanley Lane Poole. Essays in oriental numismatics. Series 2.
London (Trübner) 1877. 64 pp. 8. 1 PI. 5 s.
124) E. v. Bergmann. Zur muhammedanischen Münzkunde [Buiden, Banu
Ummareh, Aijubiden, Tscherk. Mainluken, Osmanen]: (Wiener) Numismat. Zeit-
schrift 1876 (VIII), p. 28—44.
125) Chr. AI. Fraehnii opusculorum postumorum pars seeunda adnotationes
in varia opera numismatica continens. Edidit B. Dorn. Petropoli (Eggers et
Socii), Lipsiae (Voss) 1877. XLII, 468 pp. 8. 6,50 M.
126) Stanley Lane Poole. Coins of the Urtuki Turkumäns. London
(Trübner) 1876. XII, 44 pp. 6 resp. 4 PI. 4. = The intern. Numism. or.
P. H. 9 s.
127) Edward Thomas Rogers. The coins of the Tüluni Dynasty. London
(Trübner) 1877. X, 21 pp. 1 PI. 4. = The intern Numism. or. P. IV. 5 s.
10*
148 Eiding, Schrift, Inschriften, Münzen und Kunstdenkmäler
hervorzuheben. Ueber die arabischen Münzen der Kreuzfahrer
handelten Lambros li?) und Lcbookb129^ über Münzen der Danisch-
mende Mordtmanv sen. 13°) und Karabacek131). Einzelne inter-
essante Münzen aus dem fernen muslimischen Osten sind von
Dorn132) und Mehren 133), aus Indien von Delmerick 134) vorgelegt
worden.
Zur phönicischen Kunst sind einige kleinere Abhandlungen
zu verzeichnen. Ueber sidonische Stelen hat Oanneau 135) ge-
handelt, über die religiösen Symbole auf punischen Stelen Lenor-
iiKtnt136). Verschiedene phönicische Siegel ohne Inschriften sind
von Mamsell131) veröffentlicht worden: einen neugefundenen Marmor-
cippus aus Südspanien hat Delgado 138) abgebildet.
Eines der wichtigsten Quellenwerke zur Kenntniss der ara-
bischen Kunst in Spanien ist das Museo espanol de antigüedades139).
von dem seit 1872 sieben Hefte erschienen sind: einzelne Abhand-
lungen daraus sind schon unter den arabischen Inschriften zur Sprache
128) P. Lambros. Monnaies inedites d'Antiochie et de Tripoli. Le Mans
1876. 14 pp. 8. (Extr. des Melanges de numism. par de Saulcy, Barthelemy
et Hucher).
129) H. Lavoix. Monnaies ä legendes arabes frappees en Syrie par les
Croises. Paris (Baer & Co.) 1877. 62 pp. 8. — rec. in RC. 1877* II, p. 209.
130) A. D. Mordtmann sen. [Münze des Danishmend Dzu'l Nun. 1 Taf.]:
ZDMG. 1876, Bd. 30, p. 485—486. (Anhang zu seinem Aufsatz : Die Dynastie
der Danischmende p. 467 — 486».
131) Karabacek. Die Dynastie der Danischmende: ZDMG. 1877, Bd. 31,
p. 152—153. — Zu No. 130 und 131 vergl. oben p. 130, No. 95.
132) B. Dorn. Ueber eine merkwürdige Timuriden-Münze: Mel. as. VII,
p. 769 — 771. St. Petersbourg 1876.
133) A. F. Mehren. Beskrivelse af en mongolsk Medaille praeget af
Abu Said Behadur Khan af Ilkhanernes Dynasti i Persien [1316 — 1336 e. Ch.] :
Oversigt over det k. d. Vidensk. Selsk. Forhandlinger 1877. No. 1, p. 1 — 9,
mit 1 Taf. u. Resume p. 13 — 15. — Description d'une medaille mongole dAbou-
Sa'id Behadur Khan de la dynastie Ilkhanienne : Bulletin de 1 Ac. de
St. Petersbourg 1877, XXIV, 2, p. 317—32-0 (2 Holzschnitte).
134) List of Rare Muhammadan Coins. — No. II. Coins of the Kings of
Dihli. Mahvah. Bengal, Kulbarga. and Kashmir. By J G. Delmerick. (With
two plates.): JASB. Vol. XLV, Part I, No. III. 1876, p. 291 — 296.
135) C. Clermont - Ganneau. Steles peintes de Sidon: Gazette archeol.
1877, p. 102—115, avec 2 PI. No. 15, 16. (CR. 1877, p. 128).
136) Franc. JLenormant. Quelques observatioBS sur les symboles religieux
des sttlcs puniques: Gazette archeol. Sept. 1876, p. 126 — 130 et suite p 146:
Jan. 1877, p. 29—37.
137> C. W. Mamsell: Gazette archeol. Sept KS76 . p. 131. 132; Dec.
p. 147—149; 1877, 2, p. 74— 7ti
L38J Antonio Delgado. Cippe de marbre d£souv. dans lo voisinage du
eimetiere de Marchena, \illaL:;e d'Andalousie (Sevilla); Gazette archeol. 1S77,
p. 122. 123, mit 2 Eolzschn (Auch in dessen Nueyp metodo <le clasiticacion
de las medallas autonomas de Espana, t 1. pl. a la p. 118.)
139) Museo espanol de antieiiedades bajo la direccion del Doctor Don
Juan de Dios de la Hada y Delgado — con la colaboracion de los primeros
escritores y artistaa de Espana. Editor Excmo. Seiior Don Jose" Gil Dorre-
garay I — VII. Madrid (Imprenta de T Fortanet) 1872 — 76. gr. folio.
des nordsemitischen und arahisch-muhammedan. Cvlturgebiets . 149
gekommen. Von einem zweiten grossen Werke über Monumente
der Architectur in Spanien ,4U) sind bis jetzt 48 Guadernos er-
schienen; jeder Guaderno enthält durchschnittlich vier Tafeln (Kupfer,
Stahlstiche, Lithographien und Farbendrucke) mit spanischem und
französischem Text. Zu den staunenswerthesten Erzeugnissen fran-
zösischer Kunst gehört das mit vollendeter Technik ausgeführte
Prachtwerk von Prisse d' Avenues1*1), besonders ist der dritte Band
desselben hervorzuheben. Von kleineren Arbeiten zur orientalischen
Kunstgeschichte sind hier endlich noch zu nennen eine Studie von
Lavoixli2) über die arabischen Maler, eine Notiz Siennicki's 143)
über muslimische Friedhöfe und tatarische Moscheen; ferner hat
Lessing ,44) orientalische Teppichmuster zu publiciren begonnen
und Karabacek1*5) die Anwendung der arabischen Schrift im Kunst-
gewerbe des Orients beleuchtet.
140) Monumentos arquiteetönicos de Espana. publicados de R. Orden y
por disposicion del Ministerio de Fomento. Madrid (Imprenta y calcogratia
nacional). Der Abonnementspreis beträgt in Madrid per Lieferung 100 Realen.
141) Prisse d' Avenues. L'art arabe, d'apres les monuments du Kairo
depuis le VHe siecle jusqu' a la fin du XVIIIe. Texte, 1 Vol. 4; Planches
I— III, 3 Vols. folio. 'Paris (Morel et Cie.) 1877. 680 fr.
142) H. Lrwoix. Les Arts Musulmans. Les peintres arabes. Paris
(Baer & Co.) 1876. fExtr. de la Gazette des B. A. 1876.) — rec. von St. L.
Poole in Ac. 7. Oct. 1876, p. 364.
143) Stanislas Siennicki. Quelques mots p. s. k l'hist. des cimetieres
musulmanes et des mosquees tartares. Edition ornee de 5 planches. Varsovie
1876. 4.
144) Jvlius Lessing. Altorientalische Teppichmuster nach Bildern und
Originalen des XV. — XVI. Jahrh. gezeichnet. Lief. 1. Berlin (Wasmuth) 1877.
145) ./. Karabacek. Die Bedeutung der arabischen Schrift für Kunst und
Gewerbe des Orients: Kunst und Gewerbe (Nürnberg) 1877, XI, p. 29 ff.
150
Himj arisch.
Von
F. Prätorius.
Auf dem Gebiet der himj arischen Epigraphik und Alterthuins-
kunde sind mehrere Arbeiten zu erwähnen, die zum Theil in unserer
Zeitschrift erschienen sind. D. H. Müller erklärte mehrere theil-
weis bisher unveröffentlichte Inschriften, von denen er einige als
gefälscht erkannte, ausserdem behandelte er einzelne in den Inschriften
stehend wiederkehrende Formeln und einzelne grammatische Er-
scheinungen 1). In einer anderen Arbeit erörterte derselbe Ver-
fasser die Nachrichten, welche sich bei den Arabern über die
Himjaren erhalten haben2). Der jüngere Mordtmann cultivirte
vornehmlich die reale Seite des himjarischen Gebiets 3) ; auch ein
Aufsatz allgemeineren Inhalts von Meyer*) beschäftigt sich wenn
auch nur zum kleinsten Theil mit himjarischen Gottheiten. Das-
selbe himjarische Bild mit Inschrift, welches D. H. Midier in
unserer Zeitschrift Bd. 30, S. 115 f. veröffentlicht und besprochen
hat, hatte schon früher, nämlich am 8. Sept. 1873, HaUvy auf
dem Orientalistencongress zu Paris erörtert; im Druck ist dieser
Aufsatz indess erst Ende 1876 erschienen5). Eine Abhandlung über
dasselbe Monument von Castaing in den Memoires de la Societe
d'ethnographie ist uns nicht näher bekannt geworden 6). Prideaux
versuchte die bisherigen Ergebnisse der Inschriftenerklärung in
einer grammatischen Skizze zusammenzustellen und gab dazu Inter-
pretationsproben 7). Die Geographie und Ethnographie Südarabiens
betreffend , so fuhr Halevif 8) fort über seine Reise nach Negrän
zu berichten. Eine wie es scheint mehr historische und ethno-
1) Himjarische Studien. Von David Heinrich Müller. (Hierzu 3 lithogr.
Tafeln i: ZDMG. Bd. 30, p. 671 ff.
2 1 Südarabische Studien. Von Dr. David Heinrich Müller. (Aus dem
Aprilheft des Jahrganges 1877 der Sitzungsberichte der phil.-hist. Classe der
kaiserl. Akad. der Wissenschaften.) Wien (Gerold) 1877. 82 pp. 8. 1,20 M.
3) Miscellen zur himjarischen Alterthumskunde. Von Dr. J. H. Mordt-
mann jr.: ZDMG. Bd. 31, p. 61 ff.
4) S. Heft I. p. 19, No. L56.
5) La stele himyarite de Saba . par J. Halevij : Congres international des
Orientalistes Compte-rendu de la premiere session. Paris 1873. Tome deuxieme.
Paris 1876. p. 307 f.
6) S. Friedend Bibliotheca Orientalis 1877. No. 41. 1150.
7) A sketch of Sabaean grammar; with examples of translation. By Gaptain
W. F. Prideaux ■. Transactioos of the Society of Biblical Archaeology V, p.
177—224 und 384—425.
8) S. oben p. 101, No. 10.
Prätorius, Himjarisch. 151
graphische Arbeit desselben Verfassers bedauern wir nicht selbst
gesehen zu haben 9). Historisches Interesse beansprucht auch ein
von Schröter veröffentlichtes syrisches Schriftstück 10).
Während sich die oben erwähnten Arbeiten nur mit den him-
jarischen Schriftmonumenten im engeren Sinne beschäftigen, ich
meine soweit dieselben dem Boden Südarabiens angehören, so hat
D. H. Müller es in einer anderen Arbeit auch unternommen, die-
jenigen aus Syrien herrührenden Inschriften zu entziffern, welche
man den nach Syrien ausgewanderten südarabischen Stämmen zu-
geschrieben hat11). Es ist fraglich, ob Müller mit seinem Versuch
(der von Blaus früher angestelltem Versuch durchaus abweicht)
das Richtige getroffen hat. Denn während freilich Deeche in einer
paläographischen Arbeit 12) Müllers Entzifferung als im Ganzen
glücklich bezeichnet, so haben, nachdem jetzt durch die endlich
erfolgte Veröffentlichung des lang erwarteten zweiten Theils von
des Grafen de Vogüe „Syrie centrale"13) reicheres Inschriftenmaterial
vorliegt als das von Müller benutzte, auf Grund desselben Deren-
bourg*4) und namentlich Halevy lb) neue Forschungen angestellt,
welche zu unerwarteten Resultaten geführt haben. Nach Halevy
steht die Sprache der fraglichen Inschriften in der Mitte zwischen
dem Arabischen und dem Nordsemitischen, während die Schrift
allerdings zu der himj arischen in einem nicht zu verkennenden,
aber noch aufzuklärenden Verwandtschaftsverhältniss steht; in keinem
Falle, meint Halevy, seien die Urheber der Inschriften südarabischen
Ursprungs. Man vergleiche dazu noch eine kurze Notiz von Hall16)
über ein im Haurän gefundenes himjarisches Siegel.
9) J. Halevy. Les anciennes populatious de l'Arabie: Extension de cer-
taines colonies sabeennes vers le Nord: Mein, de la Soc. d'ethnographie. Sect.
Orient. 1877, II.
10) S. oben p. 98, No. 23.
11) Die Harra-Insehriften und ihre Bedeutung für die Entwicklungsgeschichte
der südsemitischen Schrift. Ein Eutzifferungsversuch von David Heinrich Müller.
(Hierzu 3 lithogr. Tafeln): ZDMG. Bd. 30, p. 514 ff.
12) Ueber das indische Alphabet in seinem Zusammenhange mit den übrigen
südsemitischen Alphabeten. Von W. Deeche. (Mit 4 autographirten Tafeln) :
ZDMG. Bd. 31, p. 598—612.
13) Syrie centrale. Inscriptions semitiques publiees par le Cte. de Vogüe.
Deuxieme Partie. Inscriptions Sabeennes. Paris (Baudry) 1877. p. 135 — 164.
PI. 17—38.
14) Quelques observations sur les inscriptions de Safa. Par M. Derenboury.
Academie des Inscriptions et Belles-Lettres. Comptes rendus. 1877. p. 269 —
273. — Vgl. RC. 1877. No. 37. p. 159; Ath. 16. März 1878, p. 352.
15) Note sur le dechiffrement des Inscriptions du Safa. Par M. J. Halevy.
Ebenda p. 277 — 282. Ferner Essai sur les inscriptions du Safa, par M. J. Ha-
levy. JA. 1877, VII serie, tome X, p. 293—450 mit 5 Tafeln. — Vgl. RC. 1877,
No. 37, p. 159; Ac. 27. Oct. 1877, p. 412; Ath. 16. März 1878, p. 352.
16) On a Himyaritic Seal found in the Hauran. By Isaac H. Hall:
Transactions of the Society of Biblical Archaeology V, p. 445 ff. (Holzschn.) —
Vgl. Ac. 17. Febr. 1877, p. 143 ff.
152
Geographisches über Afrika im Allgemeinen,
die Nil 1 an der und Centralafrika.
Von
Ä. Socin.
Den Bericht über das ungeheure Forschungsgebiet des modernen
Afrika möchte ich für meine Person bloss so weit ausdehnen, als
der Islam eingedrungen ist; doch bleibe ich bei dem raschen
Umsichgreifen dieser Religion wohl noch weit hinter der bezeichneten
Aufgabe zurück. Von allgemeineren Schriften über Afrika kann
ich nur Weniges anführen ; denn Fischers l) physicalisch-geogra-
pbische Untersuchungen betreffen grösstenteils Sicilien. Ueber
die Lagunen am Strande des Mittelmeeres hat Ansted 2) berichtet.
Das zusammenfassende Werk von Samt-Martin3) über die alte
Geographie Nordafrikas schliesst wohl Aegypten aus. Ein Auf-
satz Peschel's4) behandelt mittelalterliche Missions- und Handels-
geschichte.
Unter Afrika in speciellem Sinn ist bisweilen das Centralland
zu verstehen5), während andererseits französische Schilderungen
afrikanischen Lebens meist ans Algier stammen 6). Populär ge-
1) Theobald Bischer. Beiträge zur physischen Geographie der Mittelmeer-
länder, besonders Siciliens. Leipzig (Tues) 1877. V, 154 pp. 8. 6.60 M. —
rec. von Kirchhoff in JLZ. 3. März 1877 (No. 126), p. 134.
2) D. T. Ansted. On the lagoons and marshes of certain parts of tho
shores of the Mcditerranean. Vgl. Mediterranean Deltas: Edinburgh Review,
Januar 1877, p. 99 — 134; Revue britannique April 1877, p. 293 — 330.
3) Le Nord de l'Afrique dans l'antiquite grecque et romaine. Etüde histo-
rique et geographique par M. Vivien de Saint- Martin. Ouvrage eouronne
par l'Academie des inscriptions. I Vol. 8. 9 planches. Paris (?).
1 i Oscar Peschel. Die mittelalterlichen Missionen in Afrika. Aus Aus-
land 1860, No. 48, neu abgedruckt in Abhandl. zur Erd- und Völkerkunde von
O. P., hrsg. von ./. Löwenberg, Leipzig 187 7, p 163 — 168.
5) Africa. Edited and extended by Kcith Johnston. Witb ethnological
appendix by A. H. Keane. With maps and illustr. London (Stanford) 1877.
628 pp. 8. 21 sh.
6) La tille du peche, scenes de la vie d'Afrique, par Achille Leger. Paris
(Societe des amis des lettres) 1877. 245 pp. 16. 2 fr.
Socin, Geographisches über Afrika im Allgemeinen etc. 153
halten sind Jedina' s1) Schilderungen einer Afrikaumschiffung; ob
eine solche, wie neuerdings behauptet wurde, sogar schon in der
Odyssee besungen ist, scheint mehr als unwahrscheinlich 8). Eine
berechtigte Aufregung ruft in Europa der immer noch schonungslos
betriebene den Erdtheil entvölkernde Sclavenhandel hervor, be-
sonders in England. Aber weder im oberen Nilgebiet, noch in
Unterägypten selbst sind, trotz aller Versuche und Conventionen,
die humanen Bestrebungen für die Schwarzen im Stande durch-
zudringen 9).
Aegypten selbst ist trotz all des europäischen Firnisses, mit
welchem es der Vicekönig zu übertünchen strebt, eben ein durch-
aus orientalischer Staat, dessen Beherrscher es vor Allem um
äussere Macht zu thun ist. Treffliche Schilderungen der dortigen
Zustände haben de Leon10) und besonders McCoan li) geliefert.
Von französischer Seite sind damit die Briefe von Gellion- Dangier li),
von deutscher besonders die drastischen Berichte des F.A.-Correspon-
denten der Augsb. Allgem. Zeitung ,3) zu vergleichen. Zu den Haupt-
schwierigkeiten, unter welchen Ismä'll Päsä leidet, gehört vor
Allem die finanzielle Lage14): nicht wenig mag ihm auch der
traurige Ausgang des Krieges mit Abessinien geschadet haben15).
7) Leopold von Jedina. Um Afrika. Skizzen von der Reise Sr. Maj
Corvette „Helgoland" in den Jahren 1873 bis 187 5. Mit 70 Illustrat.. 1 Karte
und mehreren Beilagen. Wien (Hartleben) 1877. 384 pp. 8. 7,20 M. —
ree. in LC. 29. Sept. 1877, Sp. 1337; von Chavanne in Mittheil. d. k. k. geo-
graphischen Gesellschaft in Wien, 31. März 1877, p. 168. — Auch französisch:
L. de Jedina. Voyage de la fregate autrichienne Helgoland autour de l'Afrique.
Traduction de Vallee. Paris (Dreyfous) 1877. 8. Avec gravures. 8 fr.
8) Ant. Krichenbauer. Die Irrfahrt des Odysseus als eine Umschiffung
Afrikas erklärt. Berlin (Calvary & Co.) 1877. 136 pp. 8. 4 M
9) Der verlorene Welttheil "der die Sclaverei und der Menschenhandel in
der Gegenwart von Joseph Cooper. Mit Automation des Vf. a. d. Englischen
übersetzt und erweitert von Hermann SoyuuJC. Mit 1 Karte. Berlin 1877.
— rec. in Die Natur 1877, No. 32, p. 446. Vgl. Globus 1877, No. 1. p. 15;
No. 5, p. 80; Ausland 30. Oct. 1876, p. 879; 1877, No. 7, p. 111; Grenzboten
2. Aug. 1877, p. 215: Saturday Review 8. Sept. 1877. p. 286.
10) Edwin de Leon. The Khedive's Egypt ; or the old house of bondage
under new masters. With illustratious. London (Low) 1877. 440 pp. 8.
18 sh. — rec. von A. Wilson in Ac. 22. Sept. 1877. p. 284.
11) J. C. McCoan. Egypt as it is. With a map taken from the most
recent survey. New-York, London (Cassell) 1877. XVI, 417 pp. 8. 21 sh.
— rec. von A. B. Edwards in Ac. 1. Dec. 1877, p. 505. Ueber de Leon und
McCoan vgl auch Saturday Review 25. Aug. 1877, p. 239.
12) Lettres sur l'Egypte contemporaine (1865 — 1875) par Eugene Gellion-
Dangler. Paris (Sandoz et Fischbacher) 1876. 303 pp. 8. 3,50 fr.
13) Vgl. AAZ. 1877 No. 19. 28, 31, 44, 53, 61, 68, 74. 91, 92, 96,
113 ff.. 253.
14 1 Die Finanzlage Aegyptens: Oesterr. Monatsschrift für den Orient, 15.
Oct. 1876, p. 145 — 149.
15) A Staff Officer on the Egyptian campaign in Abyssinia: Blackwood's
Magazine Juni 1877. — Aegyptisch-abyssinischer Krieg: Aus allen Welttheilen
1877, p. 350.
154 Socin, Geographisches über Afrika im Allgemeinen,
Es wäre jedoch ungerecht, wenn man nicht anerkennen wollte,
dass auch für die Verbesserungen im Lande selbst, wie z. B. für
den Unterricht 1 B) Manches geschehen ist, und dass Aegypten,
trotzdem sein Culturgebiet so klein ist und mit grosser Mühe
künstlich bewässert werden muss 17), durch seine internationale
Lage, den stetig steigenden Verkehr im Suezcanal 18), die Aus-
dehnung seiner Handelsstrassen19) noch eine grosse. Zukunft haben
kann. Und wenn man Muhammed 'Ali, dem gewaltthätigen Be-
gründer der neuen Aera. auch manches Ueble nachsagen kann, so
wird man sich in manchen Pimkten mit Prokesch- Ostens20) Urtheil
über diesen Herrscher einverstanden erklären müssen. Die Ge-
schichte früherer Statthalter von Aegypten hat Wüstenfeld21)
quellenmässig dargestellt.
Geographische Berichte aus Aegypten liegen in grosser Menge
vor. doch aus Unterägypten weniger, als aus dem minder bekannten
oberen Theil des Landes. Der neuen Auflage von Bernard und
Tissot's 22) Vocabular ist ein Abriss der Geschichte Unterägyptens
beigefügt. Der erste Band von Bädeker's 23) trefflichem Handbuch
16) Educatiou in Egypt. : Saturday Review 3. Febr. 1877, p. 131. Public
Instruction in Egypt: Fräsers Magazine, Februar 1877.
17 1 Die künstliche Bewässerung Aegyptens: Globus, Bd. XXXII, 1877,
No. 17, p. 264—266.
18) Frequenz des Suez-Kanals: Aus allen Welttheilen 1877, p. 287.
19) E. Marno. Ueber die Handelsstrassen Aegyptens : Oesterr. Monats-
schrift f. d. Orient 1877, No. 6, p. 95—98, No. 7. p. 110—112.
20) Graf von Prokesch- Osten. Mehmed Ali. Vicekönig von Aegypten.
Aus meinem Tagebuche 1826 — 1841. Wien (Braumüller) 1877. 173 pp. 8.
4 M. — rec. in LC. 1877, No. 27; Oesterr. Monatsschrift f. d. Orient 15. Oct.
1876, p. 157.
21) Die Statthalter von Aegypten zur Zeit der Chalifen. Von F. Wüsten-
feld: Abhdl. d. k. G. d. Wiss. zu Göttingen, I: Von Omar I. bis Marwän IL,
1875. p. 1—52 (vorgetr. 6. Febr. 1875). II: Von Abul 'Abbäs el-Saffah
bis el-Musta'in, p. 1 — 62 (vorgetr. 1. Mai 1875). III: Von el-Mu'tazz bis
el-Muktafi 1876, p. 1—63 (vorgetr. 6. Nov. 1875). IV: Von el-Muktafi bis el-
Muti' 187 0, p. 1—63 (vorgetr. 18. Jan. 1876). — rec. von St. Dane Poole in
Ac. 27. October 1877, p. 403.
22) //. Bernard et E. Tissot. Vocabulaire fraueais - egyptieu. 3 edit,
augmeutee d'un apercu historique de la Basse Egypte. Paris (Maisonneuve)
1877. VI. 248 pp. et carte. 3,50 fr.
23) Aegypten. Handbuch für Reisende von K. Bädeker. 1. Theil:
Unter-Aegypten bis zum Fayüm und die Sinai -Halbinsel. Mit 16 Karten, 29
Plänen. 7 Ansichten und 76 Textvignetten. Leipzig (Bädeker) 1877. XVI,
562 pp. 8. 16 M. -- rec. in LC. 16. Dee. 1876, Sp. 1705; von Eisenlohr
in JLZ 7. April 1877, p. 219; in Grenzboten 1877, No. 1. p. 35; von Socin
in Im N. Reich 1877. No. 1, p. 37; von Marno in Oesterr. Monatsschrift f. d.
Orient 1877, p. 14; von Klunringer in Globus 1 st 7. Bd. XXXII, No. 3, p. 47;
von Nachtigal in Deutsche Kundschau Aug. 1877, p. 323; in Ausland 26. März
1877, p. 258; in Ath. 7. Juli 1877, p. 20; von Amelie B. Edwards in Ac.
21. Sept. 1878, p. 281.
die Nilländer und Centralafrika. 155
von Aegypten dient dem Reisenden als treuer Führer besonders
durch das prächtige Cairo und zu den Pyramiden und geleitet
ihn bis zum Fajjüm hinauf. Auch das schön ausgestattete Buch
von Rhone2*) kann als Führer für Unterägypten benutzt werden.
Von Cairo erhalten wir sonst nur ein Stimmungsbild 25) und eine Notiz
über seine Moscheen 26). Reisebeschreibungen nach Aegypten, be-
sonders den Nil hinauf, haben Warner21), Edwards 2i>), McClellan™)
und ein Anonymus 30) geschrieben ; sogar novellistisch ist die Nil-
reise bearbeitet worden 31). Als künstlerisch wichtig ist ausser
dem Buche von Blanc 32) besonders das mit prächtigen Photo-
graphien ausgestattete Werk Abneys 3S) über Theben zu nennen.
— Was wissenschaftliche Untersuchungen betrifft, so ist bei Ge-
legenheit der RohJjfs sehen Expedition besonders auch der physische
Charakter der libyschen Wüste näher bekannt geworden 34).
24) A. Rhone. L'Egypte ä petites journees. Etudes et souvenirs. Le
Kaire et ses environs. Avec figures, cartes, plans. Paris (Leroux) 1877. 434 pp.
8. 15 fr. — rec. in RA. 1877, N. S. XXXIII, p. 70; von A. B. Edwards
in Ac. 3. Aug. 1878, p. 108.
25) The victorious city: Saturday Review 21. April 1877, p. 473.
26) Adolf Rambeau: Kairos Moscheen und die Universität el-Aschar (!):
Aus allen Welttheilen Oct. 1876, p. 22; Nov., p. 54.
27) C. D. Warner. My Winter ou the Nile among the Mummies and
Moslems. London 1877. 478 pp. 8.
28) A. B. Edwards. A thousand miles up the Nile. With upwards of
seventy illustrations eugraved on wood by G. Pearson after rinished drawings
executed on the spot by the author. London (Low) 1876. 746 pp. 8. — rec.
in Ath. 17. Febr. 1877, p. 219.
29) G. B. McClellan. A winter on the Nile : Scribuer's Monthly Febr-
März 1877.
30) Up the Nile by steam. With maps. London (Cook) 1877. 36 pp.
8. 6 d.
31) A Nile Novel. By George Fleming. London 1877. 350 pp. 8. —
rec. in Saturday Review 5. Mai 1877, p. 560. — In der Nilbarke. Roman
von Hans Wachenhusen. Stuttgart (Hallberger) 1877. 223 pp. 8. 4 M.
32) Voyage de la haute Egypte. Observations sur les arts egyptiens et
arabes par Charles Blanc. Paris (Renouard) 1876. II, 368 pp. 8. 12 fr.
33) W. de Abney. Thebes and its five greater temples. London (Low)
1876. VIII, 88 pp. 40 Photogr., 5 Pläne.
34) Gerh. Rohlfs. Expedition zur Erforschung der libyschen Wüste unter
den Auspieien Sr. Hoheit des Chedive von Aegypten im Winter 1873 — 74 aus-
geführt. 2 Bd. Physische Geographie und Meteorologie der libyschen Wüste,
nach Beobachtungen, ausgeführt im Winter 1873 — 76 auf der Rohlfs'schen
Expedition, bearbeitet von Prof. Dr. W. Jordan. Mit 4 geogr Karten und
3 meteorol. Taf. Kassel (Fischer) 1876. XIX, 216 pp. 4. 24 M. — rec. in
LC. 28. April 1877, Sp. 593; in Gaea 1876. Heft 11.
156 Socin, Geographisches über Afrika im Allgemeinen,
Asckerson 35) hat im Frühjahr 1876 die kleine Oase besucht. Die
arabische Wüste haben Güssfeldt36) von Beni Suef aus, Schwein-
fitrth von Helwän bis Oene37) durchzogen und Letzterer auch über
die dort liegenden alten Klöster berichtet 38). Ganz besonders
lehrreich, ja als ein wichtiger Nachtrag zu Lands Sitten und Ge-
bräuchen der heutigen Aegypter anzusehen sind Klimzitu/ers 3i')
treue und anspruchslose Bilder aus Oberägypten, die bereits in
zweiter unveränderter Auflage erschienen sind. Klunzinger hat
nun auch begonnen, seine reichhaltigen naturwissenschaftlichen
Sammlungen zu bearbeiten 40). Das Gebiet des Sudan, in welches
wir nun über die Nilkatarakten 41) geführt werden, zieht durch
seine reichhaltige Fauna42) Thierhändler und Jagdliebhaber an.
35) Reise nach der kleinen Oase in der Libyschen Wüste im Frühjahr
1876. Von Paul Ascherson: Mittheilungen der Geographischen Gesellschaft
in Hamburg 1876 — 77. Im Auftrage des Vorstandes herausgegeben von
L. Friederichxen. Hamburg (L. Friederichsen & Co.) 1878. 8. p. 57 — 71.
Auch in Verh. d. Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin, Bd. IV, No. 1, 1877, p.
36 — 41. — Die Bewohner der kleinen Oase in der libyschen Wüste. Vortrag
von P. Ascherson: Zeitschrift für Ethnologie, Bd. 8, 1876, p. 343—358. Vgl.
Aeg. Zeitschr. 1876, p. 120.
36) Reise durch die arabische Wüste. Von Dr. Paul Güssfeldt: PM.
1877, Bd. 23, VII, p. 252—258; IX, p. 339—346 (mit Originalkarte und
Plan). Vgl. Globus 1876, Bd. XXX, No. 1, p. 8—10; 1877, Bd. XXXII, No. 10,
p. 151; Bulletin de la Societe de Geographie August 1876, p. 205.
37) Dr. G. Schweinfurth!1 a Reise durch die arabische Wüste von Heluan
bis Oeneh 24. März bis *18. Mai 1877: PM. 1877, Bd. 23, X, p. 387—389.
Vgl. auch Ath. 23. Juni 1877, p. 801.
38) G. Schweinfurth. Die ältesten Klöster der Christenheit. St. Anto-
nius und St. Paulus in der arabischen Wüste Aegyptens : Bodenstedt , Kunst
und Leben 1877, I, p. 275.
39) Bilder aus Oberägypten , der Wüste und dem Rothen Meere. Von
C. B. Klunzinger. Mit einem Vorwort von Dr. Georg Schweinfurth. Mit
22 Originalzeichnungen. Stuttgart (Levy & Müller) 1877. XII, 400 pp. 8.
12 M. — rec. in Ausland 9. April 1877, p. 290; in LC. No. 17, Sp. 564;
von Rohlfs in B. zur AAZ. 1877, No. 48, p. 723; in Globus 1877, Bd. XXXI,
No. 13, p. 203; in Deutsche Rundschau August 1877, p. 323; in Mittheilungen der
k. k. geographischen Gesellschaft in Wien 30. April 1877, p. 233 — Auch in
englischer Uebersetzung: C. B. Klunzinger. Upper Egypt, its people and its
produets : a descriptive aecount of the manners, customs, supesstitions and oecu-
pations of the peoplo of the Nile Valley, the desert and the Red Sea coast, with
sketches of the natural history and geology. With a prefatory uotice by
G. Schweinfurth. Edinburgh (Blackie) 1877. XVI, 408 pp. 8. 14 sh. —
rec. von A. Wilson in Ac. 2. März 1878, p. 183; in Geographica! Magazine
Dec. 1877, p. 323.
40) C. B. Klunzinger. Die Korallenthiere des Rothen Meeres. 1. Th.: Die
Alcyonarieii und Malacodermen. Mit Unterstützung der k. preuss. Akad. d.
Wiss Berlin (Gutmann) 1877. VII, 98 pp. 4. Mit 8 lithogr. Tafeln. 20 M.
41) ./. Dümichen. Das Katarakten-Gebiet an der Grenze von Acgypten
und Nubien: Die Natur N. F. 3 Jahrg. 1877, No. 24.
42) Thiertransport in Nordost-Afrika. Von Prof. R. Hartmann. Mit Ab-
bildungen: Die Natur 1. Jan. IH77, No. 1, p. 6. -- E. Marno Thiorhandol
im ägyptischen Sudan: Oesterr. Monatsschrift für den Orient 15. Januar 1877,
p. 21—28.
die Nilländer und Centroiafrika. 157
Eine interessante Beschreibung hat Junker43) von dem Gebiete des
Hör Baraka und den angränzenden Distrikten geliefert. Notizen
über den Dialekt der Bisarm 44) und kurze Schilderungen von der
Meeresküste45) sind Alles, was wir ausserdem noch über jene
Gegenden erfahren.
Aus Kordofän46) haben wir neulich einen officiellen General-
report, der auch Routenkarten enthält, erhalten. In Därfür47) ist
Pfund 48) gereist und hat unter Anderem auch meteorologische
Beobachtungen angestellt49). Ethnographisches berichtet Slabm5t))
über Bagara. Colston51) über dortige Beduinenstämme.
In den Gegenden des blauen und weissen Nil hat Marno 52)
vor einigen Jahren Reisen ausgeführt: seine Beschreibungen sind
sehr lesenswerth. Den weissen Nil hat Long-Bey53) beschrieben
und ebenso sind Prui/ssenaeres 54) Fahrten wichtig. Watsmi und
43) Geographischer Bericht über das Chor Baraka und das angrenzende
Beni-Amer- und Hadendoa-Gebiet. Von Dr. Junker. Mitgetheilt von Dr. G.
Schweinfurth: PM. 1876, Band 22, X, p. 383.
44) L. Lucas. On natives of Suakin and Bishareen vocabulary: Journal
of the Anthropological Institute 1876, VI, p. 191.
45) Am Rothen Meere. Die ägyptischen Dampfer. Suakin. Von Josef
Menges: Aus allen Welttheilen April 1877, p. 195. Massawa: ebds. März 1877,
p. 182. Vgl. auch: Die heissen Quellen von Eilet: Globus 1877, No. 8, p. 125.
46) General Report on the Province of Kordofän , submitted to General
C. P. Stone, chief of the General Staff, Egyptian Army, by Major Prout. Cairo
1877. 222 pp. 8. Mit 5 Karten, Profiltafel u. s. w.
47) Dar-Fur: Aus allen Welttheilen 1877, p. 334. 383.
48) J. Pfund. Reisebriefe aus Kordofän und Darfur: Mittheil, der Geogr.
Ges. in Hamburg 1876 — 77, p. 121—305.
49) J. Pfund. Essai meteorologique. Le Caire 1877.
50) Bagara und Kubaner von Rudolf Slabin : Ausland 2. October 1876,
p. 782.
51) Colston. Notes sur les tribus de Bedouins du Soudan et du Kordofän:
Bulletin de la Societe de Geogr Caire 1876. No. 3.
52) Ernst Marno. Reisen im Gebiet des blauen und weissen Nil, im
egyptischen Sudan und den angrenzenden Negerländern in den Jahren 1869
bis 1873 etc. Wien 1874. — rec. von G. Gerland in JLZ. 1876, No. 50, p.
771. — Ei. Marno. Reisen in der egyptischen Arquatorial-Provinz und in
Kordofän in den Jahren 1874—1876. Mit Tafeln. Wien (Holder) 1877. VIII,
286 und Anhang 160 pp. 8. 15 M. Vgl. Globus 1878, No. 18, p. 281—284.
Vrhdl. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin V. Bd., Nö. 1 und 2, p. 59. — Vgl! E. Marno.
Dritter Reisebericht aus Afrika. Mit 1 Karte: Mittheilungen der Wiener Geo-
graphischen Gesellschaft 1877, XIX, No. 3. -- Ein Aufenthalt in der Tura el
Chadra: Zool. Garten 1877, No. 1.
53) Long-Bey. Bahr-el-Abiad : Bulletin de la societe de geographie. Caire
1876. 2. •
54) Pruyssenaere's Reisen im Nilgebiete. Bearbeitet und herausgegeben
von K. Zöppritz: Ergänzungsheft zu PM. 1877, No. 50. 38 pp. 4. No. 51.
38 pp. 4. Mit Karten und Titelbild. — rec. von Kirchhoff in JLZ. (No. 652).
158 Socin, Geographisches über Afrika im Allgemeinen,
Chippendall haben ihn von Hartüni bis Rigaf55) aufgenommen:
Notizen aus jener Gegend hat auch d'Avril56) geliefert. Auf dem Sobat,
dem grossen Zufluss des Bahr el-abjad, ist Jtmkerhl) gefahren,
und auch Gessi™) ist dort gereist. Der Beherrscher Aegyptens
sucht sein Reich mehr und mehr am oberen Nil auszudehnen und
sogar die Seen des centralen Afrikas zu erreichen 59).
Centralafrika nimmt wegen der grossartigen neueren Ent-
deckungen, die durch Stanley*"), Cameron61) u. A. 62) dort ge-
macht wurden, das Interesse der Ethnographen und Geographen
in hohem Maasse in Ansprach. Besonders interessant ist die
Rolle , welche das arabische Element bis tief in das Herz Afrikas
hinein spielt63); andererseits sind die grossen Veränderungen, die
55) Watsoris und Chippendall 's Aufnahme des weissen Nil von Chartum
bis Rigaf und Junkers. Aufnahme des Sohat. Kritische Bemerkungen von K.
Zöppritz. Mit Karte: PM. 23. Band 1877, V, p. 165.
56) Description du Nil de Hagaf ä Doufli d'apres une note communiquee
par M. le baron iVAvril: Bulletin de la Societe de geographie Februar 1877,
p. 205 — 209.
57) Wilhelm Junker. Bericht über eine Fahrt auf dem Sobat: Zeitschrift
der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin Bd. 12, 1877, Heft 1, p. 1 — 7 (mit
Karte).
58) Gessis Reisen am Sobat: Aus allen Welttheilen 1877, p. 383.
59) Publications of the Egyptian Genoral Staff. Provinces of the Equator.
Summary of letters and reports of H. Exe. the Governor-General. Pt. 1. Year
1874. Cairo (Printing office of the General Staff) 1877. — C. E. Gordon.
The Khedive's Expedition to the Lake districts. With a map. Proceedings of
the royal geographical Society London 1877. XXI. — F. A. Edwards. Colonel
Gordon's expedition to the Upper Nile regions: Gentleman's Magazine August
1877. — E. Bujac. Les Egyptiens dans l'Afrique equatoriale: Revue geogr.
intern. 25. April 1877.
60) Die jüngsten Forschungen im See'ngebiet des äquatorialen Ost-Afrika,
von Young, Gessi, Stanley. 1874 — 76. Nebst Karte: PM. 1876, p. 373.
61) Verney Lovett Cameron. Across Africa. With mimenms illustrations.
2 vols. London (Daldy & J.). XVI, 755 pp. 8. 32 sh. Vgl. PM. 1877,
Bd. 23, III, p. 114; Revue de geographie März 1877, p. 227; Bulletin de la
Societe de geographie Februar 1877, p. 113; Tour du monde 1877, 1 semestre
p. 1 — 80; Ac. 3. März 1877, p. 176; Saturday Review 3. Februar 1877, p.
144 u. a. m. — Auch erschienen bei Tauchnitz : Across Africa. 2 vols. Leipzig
1877. 311 and 300 pp. 16. 3,20 M. — Cameron. A travers l'Afrique,
voyage de Zanzibar ä Benguela. Traduit de l'anglais par H. Loreau. Paris
(Hachette) 1877. 568 pp. 8. 10 fr. — Quer durch Afrika. Autorisirte deutsche
Ausgabe. In 2 Theilen. Mit 156 Abbildungen und Karte. Leipzig (Brockhaus)
1877. 1: XVI, 325; II: XVI, 324 pp. 8 20 M. Vgl. Globus 1877, Bd.
XXXI, No. 20tf. XXX1I1, No. Iff.
62i Central-AMka und die neueren Expeditionen zu seiner Erforschung,
Vortrag gehalten von Dr. Josef Chavanw . Sammlung gemeinnütziger populär-
wissenschaftlicher Vorträge. 6. Heft. Wien, Pest, Leipzig (Hartleben) 1876.
64 pp. 8. 0,9t) M
63) Ausser bei Cameron vgl. auch G. Nachtigal. Araber in Central-
Afiika und Nomadenleben: Deutsche Rundschau August 1876, p. 182 — 201. —
Handel im Sudau Von G. Nachtigal: Mittheilungen der Geographischen Ge-
sellschaft in Hamburg 1876—77, p. 305—326.
die Nilländer und Centralafrika. 159
in jenen Gegenden stattfinden, und die ganze Zukunft des Landes
und der Einwohner, welche an manchen Orten unter unerträglichen
Zuständen seufzen, Gegenstand allgemeinsten menschlichen Inter-
esses. Es ist daher eines Theils die internationale Association zur
Erforschung Afrikas als eine überaus Grosses verheissende Errungen-
schaft zu begrüssen 64), andererseits aber zu wünschen, dass sich
Nachfolger auf der von Gameron und Stanley betretenen Bahn
finden mögen , trotz der ungeheuren Schwierigkeiten , die bei
solchen Unternehmungen zu überwinden sind.
64) Vgl. PM. Bd. 22, X, p. 388; B. zur AAZ. 1877, No. 35, p. 519;
Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde 1876, Bd. III, p. 168; Deutsche
Rundschau 1877, III, 5; Mittheilungen der geographischen Gesellschaft in Wien
1876, No. 10; Le Globe 1877, tome XVI, Bulletin p. 38; Revue des deux
mondes April 1877, p. 584; Revue de geographie Januar 1877, p. 56; Bollettino
della Societä geogr. italiana October 1876, Vol. XIII, p. 533; Cosmos 1877,
vol. IV, p. 121. — K. ßanning. L'Afrique et la Conference geographique de
Bruxelles. Bruxelles (Muquardt) 1877. 150 pp. 8. Avec cartes. 3,50 fr. Auch
ins Englische übersetzt: Ei. Hanning. Africa and the Bruxelles geographical
Conference. Translated by R. H. Major. London (Low) 1877. 188 pp. 8.
7 sh. 6 d. — rec. in GGA. 31. Januar 1877, p. 140; in Saturday Review
14. April 1877, p. 454 u, a.
160
Alt-Aegypten.
Von
A. K rin uii.
Auch im diesmaligen Berichtjahre ist wie in dem ganzen
letzten Jahrzehnt der Aegyptologie eine reiche Fülle neuen Mate-
rials zugeführt worden. Aus dem Nachlass des Grafen Rouge l)
hat sein Sohn begonnen eine Sammlung wichtiger Inschriften heraus-
zugeben; die vorliegenden ersten Hefte enthalten ausschliesslich
Texte des alten Reiches. Mariette hat seine grossartige Publikation
der monuments divers2) beendet, und daneben noch die für die
Geschichte der 18. Dynastie einzig wichtigen Inschriften des Tempels
von Deir el Bahari 3) zusammenfassend veröffentlicht. Weniger
allgemein-historisches Interesse haben die Inschriften, die uns Dü-
michen4') aus dem Heiligthum von Denderah mittheilt, dafür geben
sie uns aber eine detaillirte Geschichte der Erbauung dieses Tempels
der spätesten Zeit. Von Publikationen hieratischer Handschriften
ist vor allen die des mathematischen Papyrus durch Eisenlohr 5)
zu nennen, der ein musterhafter Commentar beigefügt ist. Der
1) Inscriptions hieroglyphiques, copiees en Egypte peiulant la mission
scientifique de M. le vicomte Emmanuel de Rouge, publiees par M. le vicomte
Jacques de Rouge. Paris (Vieweg) 1877. fasc. I, p. VII, pl. 76. fasc. II, pl.
77 — 157. 4. 60 fr. — rec. von Maspero in RC. 9. Juni 1877.
2) Monuments divers reeueillis en Egypte et en Nubie par A. Mariette-
Bey. Paris (Vieweg) 1873—77. 100 pl. fol. 100 fr.
3) Deir-el-Babari. Documenta topograpbiques, historiques et ethnographiques
reeueillis dans ce temple pendant les fouilles executees par Auguste Mariette-
Bey. Leipzig (Hinriehs) 1877. IC Tat', gr. fol. Text IV. 40 pp. 4. 80 M.
4 i Baugeschichte des Denderatempels und Beschreibung der einzelnen Theile
des Bauwerks nach den an seinen Mauern befindlichen Inschriften von Dr.
Johannes Dümichen. Strassburg (Trübner) 1877. IX. 4 1 pp. 57 Tat', fol.
60 M. — rec. von Eibers in LC. Sp. 1384; von Brugsch in GGA. p. 402; von
Chabas in l'Egyptologie II. p. 143.
öi Ein mathematisches Bandbuch der alten Aegypter (Papyrus Rhind des
British Museum) übersetz! und erklärt von Dr. August Eisenlohr. Leipzig
(Hinriehs) 1 «7 7 Erster Bd. Commentar 11, 296 pp. 4. Zweiter Bd '.'4 Tat'
fol 63 M — rec von Ebers in LC 1S7S. Sp 1350.
Er man, AU-Aegypten. 1(51
dritte Band der Papyrussanimlung von Bulaq G), den wir ebenfalls
Mariette verdanken, enthält hauptsächlich Texte religiös-mystischen
Inhalts ; ein schönes alles Manuscript eines Todtenbuches publi-
cirten Guieysse und LefeTmre "'). Nach Pariser Handschriften gab
I l&rraek8) aufs Neue eine kleine mystische Schrift heraus; ein
ähnliches Buch publicirte Bergmann 9); vollends in das Gebiet der
Zauberei und Magie führen uns die von Golenisckeff10) heraus-
gegebenen Stelen. Die Sammlung interessanter Texte, die Birch u)
publicirt hat, bildet eine vorzügliche Chrestomathie für die Zwecke
des Anfängers. Dass diese Fülle neuer Denkmäler, die fast un-
erschöpflich scheint, nun auch weiteren Kreisen zugänglich werde,
dafür sorgt in nicht genug anzuerkennender Weise die Society of
Biblical Archaeology, der wir wiederum einen Band Uebersetzungen
wichtiger ägyptischer Texte 12) verdanken Auch sonst sind mannig-
fache Uebertragungen und Behandlungen einzelner Texte zu ver-
zeichnen. Chabas, der soviel dafür gethan hat. in Frankreich streng
methodische Forschung zu bewahren ,:i), fährt fort, eine schwierige
Sammlung von Sittensprüchen 14) zu erklären. Von einer Hand-
schritt ähnliehen Inhalts giebt Golenisckeff1^) eine kurze Anzeige;
da sie anscheinend aus sehr alter Zeit stammt, ist ihre baldige
Publikation im Interesse unserer sprachlichen Studien nicht genug
6) Les papyrus epyptiens du musee de Boulaq, publies en facsiinile par
A. Manelle.-Bey. T. 111. Paris (Vieweg) 1877. 24 Taf. gr. fol.
7) Le papyrus funeraire de Sautimes, public d'apres un oxemplaire hiero-
glyphique du livre des morts appartenant ä la bibliotb.eque nationale. Keproduit,
traduit et cnmmente par MM. P. Guieysse et E. Liefebure. Paris (Leroux)
1877. 23 Taf. fol. 50 fr. — rec. von Leblois ZDMG. XXXII, p. 595; vun
Pierret im JA. VII, 10, p. 22ö. — Ueber ein ähnliches Manuscript vgl. Baillet
in Melanges d'archeol. egypt. et assyr. III, p. 100 — 101.
Si Lo livro des respirations d'apres les manuserits du museo du Louvre.
Texte, traduetion et analyse par P. J. de Horrack. Paris (Klincksieek) IST 7
26 pp. 7 Taf. 4. 15 fr.
9) jK. v. Berymann. Das Buch vom Durclnvsmdeln der Ewigkeit nach
dem Papyrus 29 der k. k. Sammlung in Wien. Mit 1 Taf. Wien (Gerold) 187 7.
4i! pp. 8. 2 M. (Aus Sitzungsb. d. pbil.-hist. Gl. d. k. k. Ak. d. Wiss. LXXXVI).
10) Die Metternichstele in der Originalgrösse zum ersten Mal herausgogeben
von W. Golcnischeff. Mit 9 Taf. Leipzig (Engelmann) 1877. II, 20 pp.
gr. fol. 70 M.
11) Arcbaic classics. Egyptian texts, selected and odited by S. ßirch for
the uso of students. London (Bagster) 1877. IV, 111 pp. 8.
12) Records of tho past being english translations of tho Assyrian and
Egyptian monuments. Published under the sanetion of the society of biblical
archaeology. Vol. VIII. London (Bagster) 1876. U, 168 pp. 8. 3 sh. 6 d.
13) Vgl. wiederum seinen Aufsatz: Quelques remarques a l'adresse de la
science imaginaire: Egyptologie II, p. 112 — 130.
14) Les maximes du scribe Ani: Egyptologie II, 1876 und 1877 (Fort-
setzung aus I).
29 Aout
15 1 Le papyrus No. I de St. Petersbourg. Notico lue le , 1876
au congres des oriontalistes ä St. Petersbourg par W. Golenischeff: Aeg. Ztschr.
1876, p. 107—111.
Jahresbericht 1876-1S77. Heft II. 11
1(32 Erman, AU-Aegypten.
zu wünschen. Maspero hat zunächst eine schon mehrfach behandelte
Erzählung aus dem alten Reiche aufs Neue zu bearbeiten begonnen16),
sodann aus dem Papyrus Harris 500 das Mährchen vom verzauberten
Prinzen publicirt 1 7) und ein ldeines Aktenstück geschäftlichen In-
halts 18) veröffentlicht. Aus Rouge?, Nachlass hat sein Sohn einen
Commentar der Pianehistele 19) sowie Studien über den Tempel
von Karnak20) herausgegeben. Einen pantheistischen Hymnus haben
Ih'rch21) und Brugsck22) übertragen. Einzelne kleinere Denk-
mäler behandelten Fierret23) , Ghabas2i), Maspero251), NaviMe26),
Ledram21), Szedlo2S), Harrisse29), Lenorniants% Ganze31). Inter-
essanter für weitere Kreise ist die kürzlich vom Berliner Museum
16) Lo papyrus do Berlin No. 1. Transcrit, traduit et common te par M.
Cr. Maspero: Mel. d'arch. egypt. et assyr. III, p. G9 — 84.
17) Lo conto du prince predestine, transcrit, traduit et commonte par
G. Maspero: JA. VII, 10, p. 237—260.
18) Lo papyrus Mallet par G. Maspero: Recueil do travaux rolatifs k la
philolögie ot a l'archeologie egyptiennes ot assyricnnos. Vol. I, p. 47 — 59 und
5 Taf. — Der „Recueil", von dem das erste Hoft 1870 erschienen war, ist
neuerdings wieder an die Stelle der eingehenden „Melanges" gotreton.
19) Chrestomathie egyptienne par M. le vicomte de lionge. 4. fasc. La
stelo du roi Äthiopien Piankhi-Meriamen. Paris (Leroux) 187C. II, 102 pp.
8. 20.frv
20) Etudo des monumonts du massif de Karnak. Resume du cours du
College de France, professe par M. le vicomte F. de liouge: Mel. d'arch. egypt.
et assyr. III, p. 85—99.
21) Inscription of Darius at tlio temple of El-Khargeh. Py iS. Birch:
Transact. of the soc. of bibl. archaeol. V, 1, p. 293—302 nebst 2 Taf.
22) König Darius Lobgesang im Tempel der grossen Oaso von El-Khargeh.
Von Heinrich BrugsCh: Nachrichten d. Gott. Ctesellsch. 1877, p. 113 — 132.
23) P. Pierret. Stelo de Suti et Har, architoctos de Thebes: Recueil do
travaux I, p. 70 — 72, nobst 1 Taf. — Paul Pierret. Statuo d'Ei-Meri: Melanges
d'arch. eg. et ass. III, p. 60 — 63.
24) Notice sur uno stelo egyptienne du musee de Turin. Par Franrois
Chabas: Transact. of the soc. of bibl. archaeol. V, 2, p. 459 — 465 nebst 1 Taf.
25) Tho stelo C 14 of the Louvro. Py Cr. Maspero: Transact. of the soc.
of bibl. archaeol. V, 2, p. 555—562.
26) F. Naville. Le musöo egyption du ehäteau Boröly. Marseille 1877. 8.
11 pp. Extrait du Comto rendu des travaux du congres des orientalistes de
Marseille 1876.
27) Ledrain. Lo papyrus do Luynes 20 pp. ot 1 pl. — Derselbe. La stöle
du collier d'or. Un grand scigneur antöriour a Moiso decorö du Collier. La
vio futuro dans l'ancionno E^ypto. Aus dorn Contemporain Mai 1877 resp.
November 1876.
28) II grande sareofago dol musoo civico di Bologna con 32 loggonde gero-
glifiche interpretato o spiegato da Giovanni Szedlo Bologna 1876. 28 pp
■1. 3 Taf.
29) Henry Ilarrisse. Emprointcs d'un fragmont do stelo egyptionno: Mel.
d'arch. ög. et ass. III, p. 63 — 64.
30) Fr. Lenormavt. Frammento di statua di uno dei Pastori di Egitto.
Con tavola in fototipia. Estratto de! Bojletino della Comiss. archeol. commun.
di Roma. V, II Mai — Juni. Koma 1877. 8. 15 pp.
31) A. Conze. Sphinx des Amenhotep II in Spalato: Archaeol. Epigraph.
Mitth.il. aus Oesterr. I. Wien 1877.
Erman, Alt- Aegypten. 163
erworbene ägyptisch-aramäische Inschrift, die Lepsius32) heraus-
gegeben hat.
Die sprachlichen Studien stehen bei den meisten Aegyptologen
sehr mit Recht im Vordergrund, ohne dass bei den grossen Schwierig-
keiten die sie bieten bis jetzt ein auch nur vorläufiger Abschluss
der Grammatik möglich wäre. Deshalb müssen auch Untersuchungen
wie die von Rochemonteix 33) als immer noch verfrüht bezeichnet
werden. Ausser zwei für weitere Kreise berechneten Elementar-
werken von llossiu) und Szedlo 35) haben wir mannigfache Einzel-
arbeiten grammatischen Inhalts zu verzeichnen. Maspero hat den
Dialekt der spät-äthiopischen Inschriften behandelt 36) und in einer
kurzen Notiz37) darauf aufmerksam gemacht, dass mehr als zwei
Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung ein berberischer Name vor-
kommt. Ebers 38) hat in geistreicher Weise die Keime in den
ägyptischen Texten untersucht. Einen interessanten Punkt sucht
eine Berliner Dissertation 39) kritisch zu behandeln. Andere kleinere
Aufsätze 4U ~46) über streitige Punkte verdanken wir Golent'sclajf',
Le Page Renouf, Naville u. A. Die reichste Fundgrube aber für
den künftigen Grammatiker werden die Sammlungen einzelner ver-
32) Lepsius. Eine» ägyptisch - aramäische Stelo. Aeg. Ztschr. 1877, p.
127—132 nebst 1 Taf. — Vgl. oben p. 140, No. 11.
33) Sur les rapports grammaticaux qui oxistont entre l'Egyptien et lo Berbero
par le marquis Maxence de Chalvet de Rochemonteix: Congres international
des orientalistos 1873, II, p. 66—106.
34) Fr. Rossi. Grammatica copto-goroglificha con appendice doi principali
segni sillabici o del loro significato. Torino 1877.
35) Saggio filologico per l'apprendimento della lingua e della scrittura Egi-
ziana e la interprotaziono dolle iscrizione che si leggono sui monumenti del
museo civico di Bologna per Giovanni Kminek- Szedlo. Bologna 1877. 84
pp. 4. 4 Taf.
36) Notes sur differcnts points de grammaire et d'histoire. Par M. G.
Maspero. VI. article: Melanges d'arch. eg. et ass. in, p. 121 — 124.
37) G. Maspero. On tho name of an egyptian dog: Transact. of the
soc. of bibl. archaeol. V, 1, p. 127 — 128.
38) G. Ebers. Der Klang des Altägyptischen und der Roim : Aog. Ztschr.
1877, p. 43—48.
39) De forma pluralis in lingua Aegyptiaca. Dissertatio inauguralis philo-
logica quam publice defendet auctor Johannes Petrus Adolfus Erman Bero-
linensis. Berolini. 32 pp. 8.
40) Naville. La negation m: Aeg. Ztschr. 1876, p. 131—146.
41) Le Page Renouf. Tho negative particle m: 1. 1. 1877, p. 91 — 97.
42) H. Brugsch. Notiz: ib. p. 58.
43) W. Golenischeff. Ueber das Wort är, ari oder rrr: Aeg. Ztschr.
1877, p. 59—63.
44) Le Page Renouf. Roply to M. Golenischeff. äri, ar never a con-
junction but always proposition liko ämi, am: ib. p. 106 — 111.
45) Ed. Naville. Une formo rare du pronom demonstratif: Aog. Ztschr.
1877, p. 31.
46) G. Maspero. Sur los auxiliaires pe, te, ne du copto: ib. p. 111 — 113.
11*
Iß4 Erman, Alt-Aegypten.
mischter Notizen sein , die in unserer Wissenschaft sehr zu ihrem
Nutzen allgemeiner Gehrauch sind47-52). Von lexikalischen Arbeiten
ist ffierrefs 53) Wörterbuch zu erwäbnen, das jetzt vollendet ist,
sowie einige kleinere Notizen 54~ rj5).
Wichtiger aber als Alles, was wir bisber zu erwähnen hatten,
ist eine Arbeit, die auf die jüngste Epoche der ägyptischen Sprache
Bezug hat, Mewllout's Herausgabe des Setna-Romans 56). Wem der
Fortschritt unserer Disciplin am Herzen liegt, der wird es mit
Freuden begrüssen, dass der grosse Gelehrte, der das Studium
des Koptischen und seiner Literatur zu einer Wissenschaft im
vollsten Sinne erhob , nun auch sich dem so lange fast brach
liegenden Demotisch zugewandt hat, Die Rückwirkung auf die
altägyptischen Studien wird nicht ausbleiben. Möchte doch auch
die demotische Grammatik, die er vorbereitet, bald erscheinen!
llevühmt's koptischen Studien57) verdanken wir wieder eine Fülle
der reichsten Schätze, die gleich wichtig für die Syntax des Kop-
tischen sind wie für die Geschichte des Christenthums 58) und des
Mönchswesens59), für die Kenntniss des griechisch - ägyptischen
47) C. W. Goodwin. Miscellanea: Aeg. Ztschr. 187G, p. 101 — 100.
48) Le Page Renouf. Miscellanea VI: Aeg. Ztschr. 1877, p. 97 — 106.
49) L. Stern. Hieroglypbjsch-Koptisches: ib. p. 72 — 88. 113 — 124.
50) & Birch. Varia: ib. p. 31—34.
51) Eug. Grebaut. Varia: Mel. d'arch. eg. et ass. III, p. 60 — 03. — Rec.
de trav. I, p. 87—88.
52) Adolf Erman. Varia: Aeg. Ztschr. 1877, p. 34—37.
53) Vocabulaire bieröglyphique eomprenant los raots de la langue, les noms
geographiques, divins, royaux et historiques, classes alphabetiquement ; accompagne
d'un vocabulaire francais hieroglyphique, par P. Pierret. Paris (Vieweg)
1875—1877. 800 pp. 8. 00 fr.
54) H. Brvgsch. Dio Gruppe man: Aeg. Ztschr. 1876, p. 121 — 131. —
Ders. Die Gruppo sät: ib. p. 140 — 148. — Dors. An den Herausgeber: Aeg.
Ztschr. 1877, p. 140—147.
55) Eugene Grebaut. Complement a lobservation sur saä-ms: Mel. d'arch.
eg. et ass. III, p. 56 — 60.
56) Le roman de Setna. Etüde philologique et critique avec traduction
mot ä mot du texte demotique, introduction historique et commentaire gramma-
tical par Eugene Revillout. Paris (Leroux) 1877. 8. 15 fr. Bis jetzt er-
schienen p. 1 — 224. — rec. von Cbabas in der Egyptologie II, p. 109 — 185;
von Pierrot im JA. VII, 10, p. 289 — 292. Vgl. auch: Uno pago du roman de
Satin transcrite cn hieroglyphes par G. Maspero: Aeg. Ztschr. 1877, p. 132 — 146
nebst 1 Taf.
57) Vgl. E. Revillout. Rapport sur nno mission en Italie: Arcliives des
inissions scientifiques et litteraircs, 3 serie, T. IV, 3 livr. Paris 1877.
58) Apocryphes coptes du nouveau testament. Textes. 1 f'asc. Par Eugene
Revillout. Paris (Vieweg) 1870. XII, 128 pp. 4. 25 fr.
59) Melangos d'epigraphio ot de linguistique egyptienna par M. E. Revillout:
M.'l. d'arch. eg et ass. 111, p. 1—55. 2 photolithogr. Taf. und 0 Taf. autogr.
Fortsetzung aus Pd. 11.
Er man, Alt-Aegi/pten. 165
Rechtes60) und der Steuerverhältnisse des Byzantinischen Reiches61).
In einem sonderbaren Gegensatz zu diesen Meisterwerken nüchterner
philologischer Behandlung steht das jetzt vollendete Werk Abel's6*),
bei dem die philosophischen Grundgedanken nicht für den Mangel
sprachwissenschaftlicher Methode entschädigen können. Sonst ist
noch die Publikation neuer Bruchstücke aus der koptischen Bibel-
übersetzung durch BrvQSch 63) und Stern C4) zu erwähnen , sowie
die Beendigung der lexikalischen Arbeit des Kopten Kabis 65).
Auch für die Geschichte Aegyptens haben wir eine reiche
Literatur zu verzeichnen. Mit der Chronologie sieht es freilich
trotz aller Mühen noch traurig aus , denn Lautk's phantastische
Spekulationen 66) werden schwerlich das Räthsel gelöst haben. So
sucht man denn noch immer nach irgend einem sicher bestimm-
baren Punkt in der langen Reihe der Jahrhunderte : dahin gehören
die Arbeiten von Lieblein*1), Robiou6*) , Chabas e[)) , Naville1^,
60) Eugene Revillout. Lettre ä M. Chabas sur les contrats de mariage
Egyptiens: JA. VII, 10, p. 261 — 284 und 1 Taf. — Actes et contrats des niusees
egyptiens do Buulaq et du Louvro. 1 fasc. Par E. Revillout. Paris (Vieweg)
1876. IV, 111 pp. 4. 10 Taf. 25 fr.
61) Huit Papyrus Coptes du Musee Egyptien du Louvro, provenant du
Monastere de Saint-Jeremie de Memphis, et relatifs aux impöts do l'empire
Byzantin, par Eugene Revillout: Congres international dos Orieutalistos IST;!,
T. U, p. 471— 524.
62) Dr. Carl Abel. Koptische Untersuchungen. Berlin (Bummler) 1877.
IV, 842 pp. 8. 30 M. — rec. von Pietselnnann in JLZ. 1877, p. 783—784;
von Maspero in RC. 1877, p. 65 — 67.
63) Heinrich Brugsch-Bey. Der Bau des Tempels Salomo's nach der
koptischen Bibelversion. Leipzig (Hinrichs) 1877. III, 35 pp. 8. 4 M. —
Vgl. oben p. 58, No. 05.
64) Memphitisch-koptische Fragmente von Ludwig Stern: Aog. Ztschr.
p. 119—120.
65) Auctarium loxici coptici Amodei Poyron auctore Marco Kabis Aegyptio :
Aeg. Ztschr. 1874, p. 121. 156; 1875, p. 55. 82. 105. 134. 187; 1876, p. 11.
42. 58. 80. 114.
66) Aegyptische Chronologie basirt auf dio vollständige Reihe der Epochen
seit Bytes-Menes bis Hadrian-Antonin, durch drei volle Sothisperioden = 4380
Jahre. Von Prof. Dr. Jos. Lauth. Strassburg (Trübner) 1877. VI, 240 pp.
8. und 4 Taf. 10 M.
67) Sur un nouvol argument chronologique tire dos recits dates des guerres
pharaoniques en Syrie et daus los pays voisins par J. Lieblein: Rec. de trav. I,
p. 62—69.
68) Comptes rendus de i'Academie des Inscriptions 1876, p. 257 — 261.
69) J. Chabas. Determination d'une date certaine dans lo regne d'un
roi do l'ancien empire en Egypto. Extr. dos mein, present. ä l'acad. des inscr.
Paris 1877. 4.
70) E. Naville. La cartoucbe du papyrus Ebers. Aog. Ztschr. 1876,
p. 111—114.
\QQ, Emnan, Alt-Aegypten.
Biel71), sowie mittelbar auch die kalendarischen Untersuchungen
Bruqsctis 72). Von umfassenden Darstellungen der ägyptischen
Geschichte ist, ausser einer Arbeit von Birch1'6) und einer neuen
Auflage des Buches von 8harpeu), diejenige Brugsch's zu nennen,
die freilich nicht als ein wissenschaftliches Werk im strengen Sinne
genommen werden darf75). Auch auf Maspero's Geschichte der
morgenländischen Völker und einige andere allgemeine Arbeiten
ist hier nochmals hinzuweisen. Populären Zwecken dienen ferner
der Abriss Bhone'sie) und zwei Arbeiten Ltebleiris11). Auch die
Rede Sehicqjaretti's 78) sei hier genannt. Die Monographie ist auch
auf diesem Gebiete wissenschaftlich bedeutender. Birch™) be-
handelt die vorgeschichtlichen Anfänge des ägyptischen Volkes;
Maspero eine für die Einigung des altägyptischen Reiches inter-
essante Inschrift80). Die musterhafte Monographie Wiedemanris*1)
stellt Alles zusammen, was über die bedeutendste Dynastie der
Aegypter wirklich bekannt ist. ohne diese Thatsachen mit Hypo-
71) Der Doppelkalender des Papyrus Ebers verglichen mit dem Fest- und
Sternkalender von Dendera. Von Carl Kiel. Leipzig (Brockhaus) 187G. 36 pp.
4. und 1 Taf. 3 M. — rec. von Brugsch in GGA. 1877, p. 385—393.
72) Drei Festkalender des Tempels von Apollinopolis Magna in Ober-
Aegypten, zum ersten Male veröffentlicht und sammt den Kalendern von Den-
dera und Esnc vollständig übersetzt von Heinrich Brugsch- Bey. Loipzig
(Hinrichs) 1877. X, 29 pp. 4. und 10 Taf. 20 M. Selbstauzeige GGA. 1877,
p. 393 — 395. — rec. von Maspero in RC. 1877, p. 281.
73) S. Birch. The monumental history of Egypt. Rede lecturo delivered
in tho senate house of Cambridge. London (Bagster) 1876. 48 pp. 8. 1 sh. 6 d.
74) S. Sharpe. History of Egypt. 6th edition, 2 vol. London. 12.
75) Geschichte Aegyptons unter den Pharaonen. Nach den Denkmälern
bearbeitet von Dr. Heinrich Brugsch. Erste deutsche Ausgabe. Mit 2 Karton
und 4 genealogischen Tafeln. Leipzig (Hinrichs) 1877. XII, 818 pp. 8. 18 M.
Selbstanzeige in GGA. 1877, p. 395—402. — rec. von Eisenlohr in JLZ. p. 720;
vou Georg Ebers in LC. Sp. 1237.
76) Rcsume chronologiquo de l'histoire do l'Egypto depuis les premieres
dynasties pbaraoniques jusqu' a nos jours par Arthur Rhone. Paris (Leroux)
1877. 8. Avec une carte. 5 fr.
77) J. Lifiblein. Egyptcn i doss minnosmärken och i dess förhällando tili
Palästina ok Grekland. Aus: Var tids forskning populära skildringar utgivna
af Prof. Ahel Kay och Prof. Gust. Retzius. No. 19. Stockholm 1877, 120 pp.
8. - — J. Liehlein. Det gamla Egypten i dess Skrift. Ibid. No. 18. 86 pp.
78) L. Schiaparelli. Dogli ultimi progressi sulla storia doli' Oriente antico.
Discorso academico inaugurale e annuario, recitato il 20 novombre 1876. Torino
136 pp. 8.
79) Sur l'origine dos Egyptiens par le Dr. Samuel Birch: Congres intor-
nat des oriont. 1873, II, p. 61—66.
80) Un gouvoruour do Thcbos au debut de la douzieme dyhastie (Stele C. 1
du Louvro) par G. Maspero: Congres intornat. dos oriont. 1873, II, p. 18 — -61.
81) Geschichto der achtzehnten egyptischen Dynastie bis zum Todo Tutmes III.
Von Alfred Wiedemann: ZDMG. XXXI, p. 613—646.
Erman, Alt-Aegypten. 167
thesen zu umgeben. In dieselbe Zeit führen uns auch die Arbeiten
von Ebers**) über den Feldherrn Amen em heb, von Brugsch über
den Errichter der Memnonskolosse 83) und über die Wiederher-
stellung der grossen Sphinx 84). Haigh 85) behandelt kühn die
Beziehungen zwischen Aegypten und Assyrien. Für die spätere
Zeit ist auch hier wieder vor Allem Revillout zu nennen. In einer
demotischen Handschrift zu Paris hat er Fragmente eines Historikers
entdeckt, der die Geschichte der Perserzeit vom nationalen Stand-
punkt aus schreibt 86) ; für die Kenntniss der Ptolemäerzeit ver-
werthet er die Inschriften von Rosette und Canopus87). Noch
weiter herab führt uns endlich die Arbeit Brugsch' 's88) über die
Stele eines spät-äthiopischen Königs.
Zur Kulturgeschichte des Nillandes bilden die Untersuchungen
Ghabas' über Mass und Gewicht einen höchst werthvollen Beitrag89).
Lepsius , von dessen bahnbrechender Arbeit über die Metalle 90)
eine französische Uebersetzung erschienen ist, hat ein Resultat
seiner metrologischen Forschungen31) veröffentlicht. Für ägyptische
Kunst ist ausser einer Arbeit Soldi's 92) das nunmehr vollendete
82) Das Grab und die Biographie des Feldhauptmanns Amen em heb. Von
Georg Ebers: ZDMG. XXX, p. 391—416; XXXI, p. 439—470. Hierzu 3
lithog'r. Taf.
83) Noch einmal Amenhotop , der Sohn dos Hapu. Von //. Brugsch :
Aeg. Ztschr. 1876, p. 96 — 101. — Ueber das wahrscheinliche Vorkommen dieses
hohon Beamten boi Manotho handelt Adolf Erman Amenophis Sohn des
Paapis: Aeg. Zcitschr. 1877, p. 147 — 148.
84) Der Traum Königs Thutmes IV. bei der Sphinx. Von H. Brugsch:
Aeg. Ztschr. 1876, p. 89—95.
85) Daniel Hy Haigh. Origin of the XXII dynasty: Aeg. Ztschr. 1877.
p. 38—40 und 64—71.
86) E. Revillout. Une chronique egypüenne contomporaino de Manethou :
Revue archeol. NS. XXXIII, p. 73—80 und 1 Taf.
87) E. Revillout. Etüde bistorique et philologique sur les decrets de
Rosotto et de Canope: Revue archeol. NS. XXXIII, p. 326—347.
88) H. Brvgsch. Stele von Dongola: Aog. Ztschr. p. 23 — 27.
89) C'habas. Recherehes sur les poids, mesures et monnaies des anciens
Egyptiens : Memoires publies par quelques savants etrangers. Comptes rendus
1876, p. 212—217.
90) Les metaux dans les inscriptions egyptiennes , par C. R. Lepsius,
traduit de l'allemand par W. Berend, avec des additions de l'auteur. Paris
(Vioweg) 1877. 72 pp. 4. und 2 Taf. 12 fr.
91) R. Lepsius. Das Stadium und die Gradmessimg des Eratosthenes
auf Grundlago der Aegyptischon Masse: Aeg. Ztschr. 1877, p. 3 — 8.
92) La sciüpture egyptienne par Emile Soldi. Edition illustree de uom-
brouses gravures. Paris (Leroux) 1876. 126 pp. 8. 7,50 fr. — rec. von
G. Ebers im LC. 1877, p. 88, und von M. B. Aube in Revue archeol. NS.
XXXH, p. 67—72.
Ißg Er man, Alt- Aegypten .
grossartige Prachtwerk von Prisse d'Avenncs93) zu nennen; Urtheile
über die Kunstthätigkeit der Aegypter werden fortan auf diese
herrlichen Abbildungen sich gründen müssen. Die Reste des ägyp-
tischen Kulturlebens aber, an die sich früher das Hauptinteresse
knüpfte, Pyramiden. Obelisken. Mumien u. s. w., treten heute auch
in der Literatur immer mehr in den Hintergrund. Ueber die
Pyramiden ist eine populäre Schrift von Bonwick 94) erschienen,
die als eine Zusammenstellung der unglaublichen Ansichten, die noch
jetzt in gewissen Kreisen herrschen, lesenswerth ist. Ueber Obe-
lisken sind aus Anlass des Transports der Nadel der Cleopatra
allerlei Schriftchen erschienen ,J5_9y). Eine schöne Mumie beschreibt
Birch l0°). Ueber den beschnittenen Phallus des Amen em heb
handelte Welcher 10]). Braun 102) hat die vielbesprochenen Pflanzen-
reste der ägyptischen Gräber untersucht. Nur ihres Fundorts
wegen haben die kleinen Denkmäler Interesse, die Pognon l03) be-
spricht.
93) Histoire de l'art ögyptien d'apres les monuments depuis les temps los
plus recules jusqu ä la domination romaine par Prisse d' Avenues. Üuvrage
public sous les auspices du gouvernement. Atlas. Paris 1878. gr. fol. I. Archi-
tecture. 3 pp. G2 Taf. II. Dessin. Seulpture. Pemture. Art industriel. 3 pp.
101 Taf.
94) James Bunwick. Pyramid facts and fancies. London (Paul) 1S77.
VIII, 224 pp. 8. 5 sh.
95) W. R. Cooper. A sliort history of the egyptian obelisks, with trans-
lations of many of the bioroglyphic inscriptions chiefly by Fr. Chabus. London
(Bagster) 1877. 150 pp. 8. 2 sh. G d.
96) Erasmus Wilson. Our Egyptian obelisk: Cleopatra's needle. Fourth
edition. London (Brain) 1877. 8.
97) D. Mosconas. Deux mots sur les obelisques d'Egypte et traduetion
de robt'lisquo dit de Cleopatre (]ui doit etre transporte on Angleterre et de la
stele de Ptahmosis le Memphite. Ale.xaudrio 1877. 16 pp. 4. 3 Taf.
98) <S. Birch. On obelisks: Proccedings of the Archaeological Association
Nov. 1877.
99) Th. L. Donoldson. On obelisks, their purpose, proportions, matcrial
and position: Transact. of the lt. Institute of British Architects 1877.
100) On a mummy opened at StafFord House, on the 1 5 th July 1875.
By &. Birch: Transactions of the soc. of bibl. archaeol. V, 1, p. 122 — 12G,
mit 1 Taf.
101) Untersuchung des Phallus einer altägyptischen Mumie, nebst Be-
merkungen zur Frago nach Alter und Ursprung der Beschnoidung bei den
Juden. Von Hermann Welcher: Archiv für Anthropologie, X, 1877, p. 123 —
127 (mit Holzschnitten). — Vgl. p. 167, No. 82.
102) Die Pflanzenreste des ägyptischen Museums in Berlin. Vortrag, ge-
halten in der Sitzung der Berl. Anthropol. Gesellsch. am 15. April 1871 von
A. Braun. Aus dem Nachlasse dos Verfassers horausgegebon von P. Ascherson
und P. Magnus: Ztschr. für Ethn. IX, 1877, p. 289—310. — Vgl. P. Ascherson
über Pflanzen aus altägyptischen Gräbern: Sitzungsbor. d. Gosollscb. naturf.
Freunde, 15. Mai 1877.
103) P. Pognon. Note sur quelques iigurines egyptionnos trouvees en
Auvergne: Möl. d'arcb. c'g. et ass. III, p. 65.
Erman, Alt- Aegypten. 169
Bei der ungeheuren Fülle religiöser Texte, die uns erhalten
und veröffentlicht sind, ist die geringe Zahl der Arbeiten auf diesem
Felde einigermassen befremdend. Eine Uebersicht der ägyptischen
Religion giebt Schiaparelli lü4), wichtig für ihre richtige Auffassung
sind die Arbeiten von Chabas 1"5) , G 'rebaut lm;) und Meyer1"1).
Einzelne Göttergestalten besprachen Naville 108) und Lepsius 109),
der letztere mit Bezug auf ihre Darstellung in der Kunst. Ueber
semitische Gottheiten in Aegypten schrieb Meyer lln). Interessant
auch für die weitesten Kreise sind die Bemerkungen Clermont-
Gfanneau's * n) über die Verwandtschaft von Horus und St. Georg.
Der Vollständigkeit wegen sei auch die Arbeit von Aneessi11'1)
erwähnt.
Die Geographie des alten Aegyptens hat eine grosse Be-
reicherung durch die Herausgabe der längst versprochenen Arbeit
Brugsch's lls) erfahren. Einen ihrer schwierigsten Punkte hat Bo-
biouni) zu behandeln begonnen; vorwiegend geographisches Inter-
esse haben auch zwei kürzlich am Suezkanal gefundene Denkmäler115).
104) Del sentimonto religioso degli aiitichi Egiziani secondo i lnonumenti:
Dissartazione di Ernesto Srhiaparelli. Torino (Boeca) 1877. 112 pp. 8. —
rec. von Piotschmann in JLZ 1878, p, 197.
105) Notice sur le Pire - em - hrou par E. Chabas: Congrös intern, des
orient. 1873, T. II, p. 37—48.
106) E. Grebaut. Des deux yeux du disque solaire: Rec. <le travau.x I,
p. 72—87.
107) Ed. Meyer. Die Stele desHoremheb: Aeg. Ztschr. 1877, p. 148— 157.
108) Ed. Naville. Le dien Thoth et los points cardinaux: Aeg. Ztschr.
1877, p. 28—31.
109) R. Lepsius. Ueber die widderköpfigen Götter Amnion und Chnumis
in Beziehung auf dio Ammonsoase und die gehörnten Köpfe auf griechischen
Münzen: Aeg. Ztschr. 1877, p. 8—28.
110) Semitische Gottheiten in Aegypten: ZDMG. XXXI. p. 724—729.
— Vgl. Heft I, p. 19, No. 150.
111) Ch. Clermont-Ganne.au. Horus et Saint Georges d'apres un bas-relief
inedit du Louvre. Notes d'archeologie Orientale et de mythologie semitique :
Revue archeol. N. S. XXX11, p. 190—204, 372—399; XXXIII, p. 23—31. —
Vgl. Heft I, p. 18, No. 154.
112) Siebe oben p. 68, No. 208.
113) Heinrich Brvgsch Bey. Dictionnaire geographique de l'ancienne
Egypte, contonant plus de 2000 noms geographiques qui se rencontront sur les
monuments egyptiens. Leipzig (Ilinrichs). 4. Liefor. 1 — 7.
114) Felix Robion. Geographie comparee du dclta. Etüde sur l'identi-
fication des noms egyptiens dos provinces et des districts avec les noms greco-
romains, coptes et arabos: Mel. d'arch. eg. et ass. III, p. 101 — 121.
115) Sur deux monuments nouveaux du regne de Ramses II. par G. Mas-
pero: Rev. archeol. N. S. XXXIII, p, 319—325.
170 Erman, Alt- Aegypten.
Die Oasen der libyschen Wüste sind ägyptologisclierseits von
Brugschlie) und Dümiehen111) behandelt worden.
Zum Schluss sei noch eines Buches erwähnt, das zwar nicht
zur eigentlich wissenschaftlichen Literatur gehört, aber doch Resul-
tate wissenschaftlicher Forschung so eigenartig zum Gesammt-
bilde vereinigt, dass es einen Platz im Jahresberichte mit Recht
beanspruchen kann. Ich meine Ebers' Uarda118). Wenige Bücher
geben ein so anschauliches und getreues Bild von dem farben-
prächtigen altägyptischen Leben wie dieser Roman, der jüngst auch,
freilich in sehr fragwürdiger Weise, für die Bühne bearbeitet worden
ist, ein Beweis, in wie weite Kreise das Interesse am alten Aegypten
schon scedrunsfen ist.
HC) Reiso nach der grossen Oase El Khargeh in der Libyschen Wüste,
Beschreibung ihrer Denkmäler und wissenschaftliche Untersuchungen über das
Vorkommen in den altägyptischon Inschriften auf Stein und Papyrus. Von
Heinrich Brugsch. Leipzig (Hinrichs) 1878. VI, 93 pp. 4. 27 Taf. 48 M.
— rec. von Ebers in LC. 1878, Sp. G72; von R. S. Poole in Ac. XIV, p.
372; von Aschersoii in Ztschr. für Erdk. 1878, p. 105.
117) Die Oasen der libyschen Wüste, ihre alten Namen und ihro Lage,
ihre vorzüglichsten Erzeugnisse und die in ihren Tempeln verehrten Gottheiten,
nach den Berichten der altägyptischen Denkmäler von Dr. Johannes Dümichen.
Strassburg (Trübner) 1877. VI, 34 pp. 19 Taf. 15 M. — rec. von Ebers
1. 1. Sp. 671.
118) Georg EJiers. Uarda. Roman aus dem alten Aegypten. Fünfte
Auflage. 3 Bde. Stuttgart (Hallberger) 1877. 8. 12 M.
171
Abessini en.
Von
F. Prütorius.
Wir wenden uns zu den semitischen Sprachen Ahessiniens.
Was zunächst die spärlichen Inschriften betrifft, so sind die beiden
Rüppell'schen Inschriften von d'Abbadie1) auf Grund eigener Ab-
zeichnungen einer erneuten Durchsicht unterzogen worden. Vor-
wiegend graphisches Interesse hat die Facsimilirung der ersten
Seite der Acts of Fäslladas and 'Abbä Nöb 2) aus einer dem
Britischen Museum gehörigen äthiopischen Handschrift aus dem
Ende des 15. Jahrhunderts. Vollständige äthiopische Texte mit
Uebersetzung und Erläuterungen wurden herausgegeben von Cormll3),
Hammel*) und DzUmann 5) , welcher Letztere ausserdem noch in
einer akademischen Antrittsrede den Gang seiner äthiopischen Studien
schilderte und die nächsten Aufgaben der äthiopischen und semitischen
Philologie andeutete6). Zotenberg1) begann eine längere Abhand-
1) A. cVAbbadie. Sur l'inscription No. 1 de Rüppell : Academio dos In-
scriptions ot Bellos-Lottros. Comptes roudus 1877. IV. serie, tomo 5, p. 14 ff.
Sur l'inscription No. 2 de Rüppell: obd. p. 186 ff.
2) The Palaeographical Society. Oriental Sorios. Part II. Taf. 24.
3) Das Glaubensbokonntniss des Jacob Baradaous in äthiop. Uebersetzung.
Untersucht von Dr. Carl Heinrich Cornill: ZDMG. Bd. 30, p. 417 ff.
4) Die äthiop. Uebersetzung des Physiologus nach je einor Londoner,
Pariser und Wiener Handschrift herausgegeben, verdeutscht und mit einor histo-
rischen Einleitung versehen von Fritz Hammel. Leipzig (Hinrichs) 1877.
XLV, 168 pp. 8. 16 M. — rec. von Dillmann in JLZ. 11. August 1877;
von Trumpp im GGA. 12. Sept. 1877; in LC. 3. Nov. 1877; von Moralcs in
BISO. 1877, No. 23.
5) Asconsio Isaiao aethiopice ot latino cum prolegomenis , adnotationibus
criticis ot exogeticis, additis versionum latinarum reliquiis edita ab Augusto
Dillmann. Lipsiae (Brockhaus) 1877. XVIII, 85 pp. 8. 3,50 M. — rec.
von Trumpp im GGA. 5. Dec. 1877; von Herrn. Rönsch in Ztschr. f. wissen-
schaftl. Theologie, herausgeg. von Dr. Ad. Hilgonfeld 1878, p. 288 ff. ; von
Harnack in ThLZ. 16. Febr. 1878, Sp. 77—80. — Vgl. auch Hilgenfeld's
Ztschr. 1878, p. 330—353.
6) Monatsberichte der kgl. prouss. Akad. der Wissenschaften zu Berlin
1877, p. 439—444.
7) Memoire sur la chronique Byzantine de Jean, eveque de Nikiou, par
M. H. Zotenberg: JA, VU. ser., t. X, p. 451—517.
172 Prätorius, Abessinien.
lung über die äthiopische Uebersetzung einer byzantinischen Chronik.
HalSw/8), welcher, selbst Israelit, leichter das Vertrauen der Fala-
schas, der abessinischen Juden, erwerben konnte als die früheren
christlichen Reisenden und Missionäre, hatte auf seiner Reise viele
gewiss sehr werthvolle und -interessante Notizen über diese eigen-
thüinliche und ihrer Herkunft nach immer noch räthselhafte jüdische
Bevölkerung des westlichen Abessiniens gesammelt, welche Notizen
indess leider fast alle zu Grunde gegangen sind. Gerettet ist
eine Gebet Sammlung, welche der Schriftgelehrte Zerubabel Ben
Ja'qob aus der Stadt Qabta in der abessinischen Provinz Walqait
für Halevy niederschrieb. Die Sprache dieser Gebete ist indess
nicht die hamitische Volkssprache der Falaschas, sondern das
Aethiopische , welches ebenso für die Juden wie für die Christen
Abessiniens Kirchensprache ist. Der verdienstvolle Reisende und
Gelehrte hat diese Gebetsammluug , von einer hebräischen Ueber-
setzung begleitet, veröffentlicht. Der christlich-äthiopischen Literatur
gehört wieder an die Doctordissertation Schoddes 9), welche das
Verhältuiss der äthiopischen Uebersetzung des Pastor Herinae zu
den griechischen Handschriften prüft. Die äthiopischen Hand-
schriften des Britischen Museums wurden von Wrufiit "') verzeichnet.
Von äthiopischen Handschriften, die in allgemeineren Handschriften-
catalogen verzeichnet, worden sind, ist mir nur eine bekannt ge-
worden u). In grammatischer Hinsicht ist das Aethiopische nur
einmal behandelt worden12).
Zur Kenntniss und Erforschung derjenigen Sprachen, welche
man als äthiopische Gruppe der hamitischen Sprachen bezeichnet,
hat das verflossene Jahr leider nur in sehr geringem Grade bei-
getragen. Einiges Material über die Sprache der Somalis theilt
Haggenmacher 13) in seinem Reisebericht mit. Freundlicher Mit-
8) Priores des Falashas ou Juifs d'Abyssinie. Texte Ethiopien, publie. pour
la premiero fois et traduit en Hebreu par J. Halevy. Paris (Baer) 1877.
58, 28 pp. 8. 8 fr. — Vgl. Academie dos Inseriptions et Bellos-Lettres.
Comptcs rendus 1877, p. 297 f. — rec. von Truinpp in GGA. 30. .Tan. 1878,
p. 129—144. — Ueber die Falaschas vgl. auch oben p. 83, No. 101. 103.
9) Henna Nabi. The Ethiopic Version o£ Pastor Horniae examined. A
dissortation . . . by George H. Schodde. Leipzig (Stattffer) 1876. 45 pp. 8.
1 M. — Vgl. ThLZ. 1S77, No. 3. Hilgenfeld's Zeitschrift XX, p. 417.
lti) Catalogue of tho Ethiopic Manuscripts in the British Museum acquired
since the ycar 1847. By W. Wriqht. Printed by order of the trustees.
London f Longmans) 1877. XIII, .'KU! pp. 4. 1.'! phototyp. piatos. 28 sb.
1 1 ) Vorzeichniss der orientalischen Handschriften der Bibliothek des
Hallischen Waisenhauses, p. 16, No. 17: Briefwechsel zwischon H. Ludolf und
dem Aetbiopen (Jregor.
12) Neue Studien über Sehrift, Aussprache und allgemeine Fonnenlehro
des Äthiopischen. , aus den Quellen geschöpft, comp'arativ und physiologisch
erläutert von Dr. Eduard König. Leipzig (Hiurichs) 1877. VIII, 164 pp.
8 Mit 2 Tabellen. 12 M.
13) lhiqf)e/iimacher\ Reise im Somalilande: Erganzungshefto zu PM. No. 17.
p. 26 f. Vgl.' JLZ. 1876, No. 44.
PrätoriuH, Abessinien. 173
theilung der Verlagshandlung C. F. Spittler in Basel danke ich
die Notiz, dass das Neue Testament in der Gallasprache nunmehr
fertig gedruckt ist, und dass der Druck des Exodus in derselben
Sprache demnächst beginnen wird. Leider sind diese Drucke ziem-
lich unzugänglich , da die ganzen , auf Bestellung der British and
Foreign Bible Society hergestellten Auflagen nach England und
von dort wahrscheinlich weiter nach Ostafrika zu Missionszwecken
gewandert sind. In den deutschen Depots der genannten Gesell-
schaft sind diese Drucke ganz unbekannt14).
Ethnologische und culturhistorische Arbeiten verdanken wir
Mittzncr l5), welcher über die abessinische Geistlichkeit schrieb,
ferner Reinisch Ui), der uns das hamitische Volk der Sabos schil-
dert, während ein anderer Aufsatz desselben Verfassers sich über
ein etwas weiteres Gebiet erstreckt ' 7). J I restePmayer 18) handelt über
die hamitischen Völker im Allgemeinen. Eine Arbeit von Gay 1!')
über die ostafrikanischen Frauen ist uns nicht zu Gesicht gekommen.
Auch Kfomzinüet's 2") ungemein frisch geschriebenes Buch können
wir hier nochmals erwähnen; wenn dasselbe sich auch hauptsäch-
lich mit Oberägypten beschäftigt, so ist doch ein beträchtlicher
Abschnitt der Scbilderung der Ababde gewidmet, der Beduinen,
welche die Wüste zwischen Nil und Rothem Meer bewohnen, von
Oberägypten an bis zu den Grenzen Abessiniens. Leider enthält
14) Mir liegon nur vor : Tho Gospol according to St. Matthow and Mark trans-
lated into tho G-alla Language. Printcd at tho expenso and by the request
of the British and Foreign Bilde Society in London. At tho niission-press o(
St. Chrischona, near Baslo, Switzerland. 1875. Auch mit lateinischem Titel, auf
dem Dr. Krapf und fünf Afrikaner als Uebersetzer genannt sind. Ferner:
Tho Acts of tho Apostles, tho Epistle of Paul the Apostlo to tho Romans, the
Ist and 2 ml Epistles of Faul the Apostle to the (Jorinthians. Translated into tho
Galla Languago by tho Rev. Dr. L. Krapf at Kornthal, near Stuttgart, Germauy.
Printcd etc. 1874. Beide Bücher auch mit gallanischem Titel. Das Galla ist in
beiden Büchern mit äthiopisch-amharischen Buchstaben gedruckt. — An dem-
selben Druckort sind 1876 bez. 1877 gedruckt und liegen mir vor: The Gospel
acc. to St. Luke translated into the Suaheli-Language und Dictionary of the
Kiniassa-Language, doch dohnen wir unsere Berichte auf diese nichtsemitischen
und nichthamitischen Sprachen nicht weiter aus.
15) Der abyssinische Clerus. Von Dr. Leopold v. M atzner : Sonntagsbeil,
der Vossischen Zeitung vom 21. u. 28. Jan. 1877.
IG) L. Reinweh. Studien über Ost-Afrika. I. Das Saho-Volk: Oesterr.
Monatsschr. für den Orient 15. Mai 1877.
17) Culturbildor aus Ost- Afrika. Die Völkcrzustände Abyssiniens und seiner
nordöstlichen Grenzgebiete , der Dankali , Schoho , Habab , Bogos , Barea und
Kunama. Von Prof. Leo Reinisch: I, II, III. Beilage zur Wiener Abeudpost
vom 28., 29., 30. März 1877.
18) Die ehamitisehen Völker. Von Pfarrer Westermaycr: Natur und
Offenbarung, Bd. XXIII, Münster 1877 (Heft 1 — 11).
19) J . (jfay. Los Abyssinionncs ot les femmes du Soudan oriental d' apres
les relations de Bruce, Browne, Cailliaud, Gobat, D'Euny, Lejean, Baker etc
suivi d'une postface ethnologique. Turin (Gay) 187C. 128 pp. 10. 5 fr.
20) Siehe oben p. 156, No. 39.
174 Prätorius, Ahessinien.
das Buch so gut wie nichts über die „Geheimsprache" dieser
Beduinen, und wir wissen somit immer noch nicht sicher, ob sie
Nubisch oder Begawi oder was sonst reden. Wertbvolle Nach-
richten über Harar, leider aber auch ohne Sprachproben, bringt
der Aegypter Mohammed Moktar21). Hildebrandt;2'2) berichtete,
vorläufig nur kurz in einem Vortrage, über seine Reisen in Ost-
Afrika, namentlich im Somalilande. Endlich ist hier Jfewjlms 23)
nachgelassenes Reisewerk zu erwähnen, welches sich freilich zum
grössten Theil mit abessinischer Zoologie beschäftigt. Ausserdem ist
uns noch eine grosse Menge Bücher und Aufsätze theils zu Gesicht
gekommen, theils nur dem Namen nach bekamit geworden, welche
für den Geographen und Reisenden Interesse haben mögen, für
den Linguisten oder Ethnologen dagegen ein solches kaum bean-
spruchen werden und daher hier übergangen sind.
21) Bulletin trimostriel do la Societc khediviale de Geographie du Caire.
No. 4 (Dce. 1870— Avr. 1877) p. 351 — 397.
22) ./. M. Hildebrandt: Uober seine Reisen in Ost-Afrika: Verhandlungen
der Gesellsoli, für Erdkundo zu Borlin, Band IV, p. 284 — 295. Danach in viele
geographische und bellettristiseho Zeitschriften übergegangen.
23) Rciso in Nordost-Afrika. Schilderungen aus dem Gebiete der Beni
Amor und Habab nebst zoologischen Skizzen und einem Führor für Jagdroiseude
von M. Th. von Heuglin. Zwei Bände. I. Band XV, 285 pp. Mit einer
Karte und sieben Illustrationen. II. Band VI, 304 pp. Mit drei colorirten
Tafeln und drei Illustrationen. Braunschweig (Wostormaim) 1877. 8. IG, 40 M.
[Einige sprachliche Bemerkungen und Vormuthungen, die ich dem Verfasser
seinerzeit auf sein Ersuchen sandte , waron meinerseits durchaus nicht für don
Druck berechnet.]
175
Das westliche Nordafrika.
Von
K. Pietschmann und A. Socin.
Die Erforschung des westlichen Nordafrika, besonders die
Ethnographie, Linguistik, Sittenkunde und Geschichte der Berber-
länder beginnt, wie kürzlich Renan bemerkte, bereits eine besondere
Wissenschaft zu werden. Eine Vorfrage der Urgeschichte dieser
Gegenden, der muthmassliche Zusammenhang der Erbauer jener
dolmenartigen Bauten, über deren Ueberreste in Tripolitanien
neuerdings von Bary r) berichtete , mit den Urhebern ähnlicher
Denkmäler auf dem europäischen Festlande wurde von Tubiiio'1)
und IJettucci3) zum Gegenstande ihrer Studien gemacht. Reicher
an historischen Anhaltspunkten und darum an wissenschaftlich ver-
werthbaren Ergebnissen sind die Untersuchungen von Tissot4), be-
treffend die herodotischen Angaben über Libyen. In die Römer-
zeit führen uns die Arbeiten von Kessler 5) und Wümanns 6).
1) Dio Sonam oder megalithischen Denkmäler in Tripolis. Von Dr. Erwin
von Bary: Mitth. des Vereins für Erdkunde zu Leipzig 1875. Leipzig (Dunekor &
Ilumblot) 1876. p. 44—48. Gleichzeitig in Z. f. Ethnologie 187G, Bd. VIII,
p. 378 — 385 u. d. T.: Ueber Senam und Tumuli im Küstengebirgo von Tripo-
litanien von Dr. Erwin von Bary.
2) Los Aborigenos Iberieos o los Berebores on la peninsula, por Fran-
cisco M. Tubino. Madrid (Eolheto) 1876. 126 pp. 8. Vgl. Revue de
Lingulstiqne X, 1877, p. 148. — rec. von H. Gaidoz in RC. 12. Mai 1877,
p. 310; von W. Webster in Ac. 15. September 1877, p. 272.
3) G. Bellvcci. L'äge de la piorro en Tunisio: Materiaux pour l'histoire
de l'homme. Juni 1877.
4) Ch. Tissot. La Libye d'Herodoto: Bulletin de correspondance holli5-
nique, annee I, Afrrjvrjot. Paris 1877, Juni — Juli, p. 265 — 273 (mit 2 Karten).
5) Secundum quos auetoros Livius res a Scipiono maiore in Africa gestas
narravorit. Dissertatio quam ad summos in philosophia honores ab amplissimo
philosophorum ordino in aeademia regia Christiana Albortina Kiliensi impe-
trandos seripsit Karolus Kessler. Kiliao (C. F. Mohr. P. Potors) 1877. 41
pp. 4.
6) Die römische Lagerstadt Afrikas. Von Gustav Wilmanns: Commen-
tationes philologae in honorem Thoodori Mommseni scripserunt amici. Adiecta
est tabula. Berolini (Weidmann) 1877. p. 190—212. 4.
176 Pietschmann und Socio, das westliche Nordafrika.
Libysch-berberische Inschriften behandelten Reboud7) und Cher-
bonneau s). Majors 9) für die Kenntniss der nordafrikanischen
Völkerverhältnisse zur Zeit der ersten Entdeckungsreisen wichtige
Biographie Heinrich's des Seefahrers wurde in das Portugiesische
übersetzt; in einem andern portugiesischen Werke10) sind auch einige
diese Zeit betreffende Urkunden mitgetheiit.
Zu den allgemeineren Werken über die Geographie von Tunis,
Tripolis und Nachbarschaft gehören die Reisebeschreibungen von
Kostenko11), Turton*2) und die illustrirten , die alte Reise von
Bruce wieder hervorziehenden archäologischen Untersuchungen
Playfair 's13). Algerien und Tunisien schildert Marazzi1*); Mas-
gueraj/1'') und ein Correspondent der Kölnischen Zeitung"') berichten
über ihre Eindrücke aus der Berberei. Rae11) ist von Tripoli
nach Kairawän gereist. Zur Geschichte von Tunis gehört Muom's 18)
7) V. liehoud. Recueil d'inseriptions libyco-berböres N. S. avec 12 pl.
(== Recueil dos notices et mem. do la Soe. arch. de Constantäne 17'' vol. 1875).
Vgl. JA. 187G, II, p. 58.
8) A. Cherbouncau. Notice de 1 lnscription libyque trouvue a la maison
Carree, prös d'Alger: JA. 1877, I, p. 502—503.
9) Richard H. Major. Vida do infante Dom Ilonrique de Portugal, appelli-
dado o Navegador o seus resultados, oemprehendendo o doscobrimento, no espaco
de uno seculo, da metade do mundo. Vertida do inglez par /. Ant. Fcrrcira
Brandäo. Lisboa 187G. XXIV, 586 pp. 8. 35 M.
10) Conferencias celebradas na aeademia real das sciencias de Lisboa äcerca
dos dcscobrimentos e eolonisaeoes dos Portuguozcs na Africa. Lisboa (typo-
graphia da aeademia) I— III conferencia 1877. 8G, 43, 41 pp. 8. G M.
(Darin: A escola de Sagres e as tradiertes do infante D. Henriquo pelo Marquez
de iSouza Holstein. Dcscobrimentos dos Portuguezos na Africa por Manuel
Finhei.ro Ghanas. Ultramar. Theorias na motropole. Praticas na Africa por
Jose Maria da Ponte Horta.)
11) L. F. Kostenko. Putesestvie v severnuju Afrika. S 22 risunkami.
Sanktpeterburg 187G. 2,50 R. [Reise nach Nordafrika. Mite 22 Abbildungen.]
12) To tho desert and back; or, travels in Spam, the Barbary States,
Italy etc. in 1875 — 1876. By Zouch H. Tvrton. London (Samuel Tinsley)
187/6. 292 pp. 8. 12 sb.
13) Travels in tbe footstops of Pruce. in Algeria and Tunis. Illustrated
by facsimiles of his original drawings. I?y Lieirt. Col. Playfair. London
(Kegan Paul & Co.) 1877. 4. 63 sb. — Vgl. Globus 1876, 'ßd. XXX, No.
IC; Atb. 2i). Dec. 1877, p. 859; Markham in Ac. 15. Doc. 1877, p. 554; Saturday
RevieV? 19. Januar 1878, p. 78.
14) Algeria o Tunisia. Pensieri di C. Fortunato Marazzi. Fano (Lana)
1877. — Vgl. Rivista europea, 6. Bd., p. 825.
15) K. Masquer ay. Impressions de voyago. En pays borbc.ro: Revue poli-
tique et litterairo, 9. Juni 1877.
IG) F.ine Reise in die Berberei. Von oinom Speeial-Boricbtorstattor : Köl-
nisilic Zeitung April— Mai 1877.
17) K. liae. Tbe c.ountry of tbo Moors. A journey from Tripoli in Bar-
bary to tbo city of Kairwan. Witb map and illustr. London (Murray) 1877.
»50 pp. 8. 12 sb. — roc in Atb. 29. Doc 1877, p. 859.
18) Tunisi. Spedizione di Carlo V. imperatore (30 maggio — 17 agosto
1535) per Damiano Mnoni. Milnno (Bernardoni) 187G. 98 pp. 8. — rec.
von <!. U"sa in Arebivio storioo it.iliano tomo XXV. Firenze (Viousseux)
1877. p. 105,
Pietschmann und Socin, das westliche Nordafrika. 177
Arbeit über den Zug Karl's V., während wir über das moderne
Leben daselbst durch die Bücher von Colloti19), Ckalon2"), Des-
fosses21), Garsm22), Bayot^) und einen Artikel von v. Barth
(nach Des Godins) 24j unterrichtet werden. Eine Karte von Porto
Farina 25) ist in Paris erschienen. Iiohlfs 2e) hat auf die Vortheile
aufmerksam gemacht; welche Tripolitanien als Ausgangspunkt für
Erforschungsreisen nach dem Innern bietet. Ein Vortrag Nachti-
gal's'-'1) erörtert die Beziehungen der von ihm auf seiner grossen
Entdeckungsreise 2S) erforschten im Osten der Sahara ansässigen
nicht berberischen Stämme. Unsere Kunde von denjenigen Berber-
stämmen, welche westlich von der Karawanenstrasse zwischen Tripolis
und dem Sudan leben, wurde durch Largeau's 29) erste Reise, und
19) G. Collotti. Tuiiisi e il suo popolo. Studi, impressioni e ricordi.
Catania (E. Coco e C. cd. Welbatus di Messina) 1876. XXVI, 220 pp. 8. 4 L.
20) H. Chalon. Chretiens et musulmans; etude sur la question de l'Orient,
la Timisie et les pays soumis au islamisme. Paris (Dentu) 1876. 289 pp. 8.
3 fr. — rec. in KC. 19. Januar 1878, p. 41; JA. (IX, 2) Februar— März
1877, p. 287.
21) E. Desfosse"s. Affaires d'Orient. La Tunisie. Histoire, finances, poli-
tique. Traduit en arabe sous la directum de l'auteur. Paris (Ghio) 1877.
77 pp. 8.
22) Garsin. Adamo Smith e la Tunisia 1875 — 76, questi economici etc.
Marseille (Cayer) 1877. 60 pp. 8. 1 fr. 50 c.
23) J. S. Bayot. Mor mediterranee. Coto de Tunis, iles maltaises, Sicile,
Sardaigne et canaux de Sardaigne et de Sicile. Paris (Challamel) 1877. XI,
241 pp. 8. 3 fr.
24) E. von Barth. Tunis, seine ethnographischen, klimatischen und pro-
duetiven Verhältnisse: Ausland 30. Oct. 1876, p. 871 — 874.
25) Cote de Tunisie. Porto Farina et ses environs. Paris 1876.
26) G. Rohlfs. Die Bedeutung Tripolitaniens an sich und als Ausgangs-
punkt für Entdeckungsreisende. Mit einer Karte von Dr. A. Petermann.
Weimar (Böhlau) 1877. 8. — Vgl. Ausland 29. Jan. 1877, p. 93 und X.
27) Nachtigal. Bewohner der östlichen Hälfte der grossen Wüste : Verhdl.
d. Berl. Ges. f. Anthropologie. Berlin 1876. p. 134—135.
28) Voyage au Wadai par le docteur G. Nachtigal: Bulletin trimestriel
de la societe khediviale de geographie au Caire, No. 4, Dec. 1876 — April
1877, p. 305. — Dr. G. Nachtigal. Das Becken des Tsade und seine Be-
wohner, mit Völkerkarte von Bornu,. Kanem und den Inseln im Tsad-See: Z. d.
Ges. f. Erdk. Bd. 12, Heft 1, p. 30—88. Vgl. Die Natur 1877, No. 3. Le
Globe Tome II (sec. serie) 1876, p. 167 — 178; Bulletin de la Societe de geo-
graphie Paris, Februar 1876, p. 156—183; März p. 278 — 303.
29) Le Sahara, premier voyage d'exploration de V. Largeau. Ouvrage
publie sous les auspices de M. Gustave Revillot. Avec gravures ot carte.
Paris 1877. 493 pp. 8. — Voyage dans le Sahara et a Khadames par V.
Largeau. Paris (Martinet) 1877. 22 pp. 8. (Extrait du bulletin de la soc.
de geogr. Jan. 1877, p. 35 — 57.) — Vgl. V. Largeau. Le Sahara, premier
voyage d'exploration. Avec de nombreuses gravures hors texte, plans et uno
carte coloriee. Neufchätel (Sandoz) 1876. 320 pp. 12. 5 M. Vgl. Barth:
Ausland 1877, No. 21, p. 401 — 404. — Ueber Largeau's Reisen vgl. ferner:
Jahresbericht 1876—1877. Heft IL 12
178 Pietschmann und Socin, das westliche Nordafrika.
seine zweite nach Gadames ausgedehnte Tour, weiter nach Süden
durch die interessanten Reisen des leider so früh verstorbenen
E. von Bary30) wesentlich bereichert. Die Bewohner der Sahara hat
Desor31) geschildert; eben dahin führt uns auch Fromentin3'1).
Das Project, die in Tunis und Algier schon bestehenden Eisen-
bahnen 33) durch die Sahara hindurch weiter zu führen, ist beson-
ders von Rohlfs 3i) in den Vordergrund gestellt und von franzö-
sischer Seite lebhaft discutirt 35— 3b) worden, während die Unter-
nehmung, mit Zuhülfenahme der sogenannten Sotts 3'J) in die
Depression der Sahara40-41) das Meer zu leiten, so viel auch über
A. a. Welttheilen 1877, p. 309. L'Exploratiou 1877, No. 21, 22, 29, 32, 41, 47.
Lg Globe 1876. Bulletin p. 44—89, Kapport p. 139— 16G; 1877 Bulletin de
la s. de g. p. 35—56, p. 205—220 (auch separat); Ae. 24. März 1877, p.
247; Cosmos 1875—1876, vol. III, p. 382; vol. IV, 1877, p. 41.
. 30) E. v. Bary. Reisebriefe aus Nordafrika: Zeitschrift d. Berl. Ges. f.
Erdkunde 1877, XII. 3. 4. p. 161— 198. Vgl. Globus 1877, XXXII. Band,
No. 1—3, p. 5—10, 23—27, 39—43, und Verhdl. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin.
4. 1877, p. 270—272. Vgl. auch Aus allen Welttheilen 1877, p. 309.
31) Ei. Desor. . Der Mensch der Wüste : Oeffentl. Vorträge gehalten in der
Schweiz u. s. w. Bd. IV, Heft 1. Basel (Schweighauser) 1876. 38 pp. 8. 1 M.
32) E. Fromentin. Un etc. dans le Sahara. 4 edit. Paris (Plön) 1877.
286 pp. 12. 3,50 fr.
33) La Tunisie et les chemins de fer algeriens. Avec une carte des
chemins de fer algeriens et tunisiens en exploitation, en construction et k l'etade.
Paris (Rouvrier et Loegeat) 1877. 31 pp. 8. 2 fr. — Ueber den Bau von
Bahnen vgl. auch: Noriltunesischc Bahnen: Oesterr. Monatsschrift für den Orient
15. April 1878, p. 59.
34) G. Rohlfs. Eine Eisenbahn nach Central-Afrika : PM. 1877, 23. Bd.,
II, p. 45—53 (nebst Karte). Vgl. A. a. Welttheilen 1877, p. 384.
35) H. Tarry. Le chemin de fer de l'Algerie au Soudan : L'Exploratiou
26. Mai 1877.
36) Ch. Normand. Le projet de chemin de fer allemand de la Mediter-
ranee ä i'Afrique centrale do M. Rohlfs: L'Exploratiou .1877, No. 20.
37) A. Delaire. Les chemins de fer du Soudau ä travers le Sahara.
Paris (Douniol) 1877. 28 pp. 8. (Extrait du Correspondant 10. Juli.)
38) La mission de M. l'ingenieur Duponchel on Algerie et le projet alle-
mand du chemin de fer central-africain par M. G. R.: L'Exploratiou Juli 1877.
39) Rapport sur les Operations de la mission des chotts. Par E. Roudaire.
Paris (Martinet) 1876. 15 pp. 8. — Rapport sur la mission des chotts. Etutlos
relatives au projet de la mer interieure par le capitaine Roudaire. Paris (Im-
primorie nationale) 1877. 115 pp. 8. — rec. in Revue des deux mondes
15. April 1877, p. 954. — Capt. Roudaire. Carte du Bassin des Chotts
1 : 800,000: Bulletin do la Soc. de geogr. Paris. Juni 1877. Vgl. Cosmos
1877, IV, p. 304.
40) Die algerisch-tunesische Depression: A. a. Weltth. 1877, p. 309. —
Besonders vgl. auch:
41) Note sur l'isthme de Ghabes et l'extremitc Orientale do la depression
saharionne par Edmond Fuchs (mit Karte): Bulletin de la sociiite do göö*
graphie September 1877, p. 248 — 276. — Auch als Extrait erschienen. Paris
(IMagrave; 1877. 31 pp. 8.
Pietschmann und Socin, das westliche Nordafrika. 179
die Ausführbarkeit dieses Planes gestritten wird42-50), als blosses
Phantasma angesehen werden muss.
Was die Geschichte Algiers betrifft, so ist der türkische Text
eines Handelsvertrags zwischen dem Dei von Algier und einer
französischen Handelsgenossenschaft mit Bemerkungen von De Mas
Lutrie, sowie mit einer gleichzeitigen und einer neuen Uebersetzung
veröffentlicht worden 51). Studien über neuere historische Begeben-
heiten liegen von Cauro52), Morelet63) und Robin5*) vor. Moliner-
Viollebh) hat die historische Geographie Algiers bearbeitet, iWeZ56)
eine gute Geographie des jetzigen Algiers geliefert, Duveyrierhl)
endlich über die Fortschritte, welche die Geographie Algiers ge-
macht hat, zusammenfassend Bericht erstattet. Verschiedene Auf-
42) Girard de Rialle. La mer interieure du Sahara: Revue scientifique
28. Oct. 187G.
43) J. Gros. La mer interieure du Sahara et le capitaine Rouda.ire:
L 'Exploration 27. Dec. 187G; 3. Jan. 1877.
44) Le Chatellier. La mer Saharienne, existence aux temps historiques
d'une mer interieure en Algerie: Revue scientifique G. Jan. 1877.
45) Fave. D'une mer interieure en Algerie: Comptes rendus de l'acad.
des sciences 21. Mai 1877.
46) Une mer interieure en Algerie: Journal des sciences militaires Oct. 1877.
47) A. Tomel. La mer interieure d'Algerie et le souil de Gabes: Revue
scientifique 10. Nov. 1877.
48) La mer interieure de 1' Algerie et le seuil de Gabes : L'Exploration
2. Dec. 1877.
49) D. Mackenzie. Flooding of the Sahara: an account of the proposed
plan for opening Central Africa to Commerce and Civilisation from the North-
Wßst Coast. With a description of Soudan and notes of ancient manuscripts.
London (Daldy & J.) 1877. 560 pp. 8. 9 sh.
50) Vgl. ferner: The proposed Saharean Sea: Saturday Review 14. Juli 1877,
p. 46. Ausland 20. Nov. 1876, No. 47.
51) Traite conclu k Alger le 1« Janvier 1694 entre le Dey d'Alger et la
Compagnie du Bastion de France communique par M. A. Devoulx: Collection
de documents inedits sur l'histoire de France publies par les soins du ministre
de l'instruction publique. IV. serie. II, 2 Melanges historiques. Choix do
documents tome II. Paris (Imprimerie nationale) 1877. p. 679 — 731. 4.
52) Andrea Cauro. Ricordi dell' Algeria prima della conquista franceso.
Soliman e Ibraim, o Delitto e pena. Lella Oreida, o L'amuleto e l'indovino.
Zagbib o Un giudizio turco. Livorno (Recchini) 1877. 280 pp. 8. 4 L.
53) Morelet. Les Maures de Constantine en 1840: Memoires de l'academie
des sciences, arts et belies lettres de Dijon. 3. serie, 3. tome 1876.
54) N. Robin. Notice historique sur la grande Kabylie de 1830 ä 1838:
Revue africaine XX, 1876, p. 42. 81. 193.
55) Moliaer-Violle. Precis de geographie historique de l'Algerie. Boulogne
(Boyer) 1877. 55 pp. 8. (Mit 14 Karten.)
56) O. Niel. Geographie de l'Algerie. 2 ed. T. 1. Geographie physique,
agricole etc. Bone (Legendre) 1876. 333 pp. 8. 5 fr.
57) Les progres de la geographie en Algerie par Henri Duveyrier : Bulletin
trimcstriel de la Societe khediviale de Geographie du Caire. 1. annee. Paris
187G. No. 2.
12*
180 Pietschmann und Socin, das westliche Nordafrika.
sätze über die jetzige Lage Algiers von Chanzy 58) , Verne 5y),
Robert*®) und Anderen61), sowie die Studien von Piesse6*) und
Pichard 63) über die Zukunft des Islams in Algier wollen wir liier
nur kurz berühren, ebenso Dtwal's Bericht über die französischen
Colonien 6i), an welchen anschliessend auch Arbeiten von Soleälet 65),
Berthet66), einem Anonymus67) und eine Notiz von ElberKng 68) zu
nennen sind. Schliesslich mag liier auch eine Schrift Mao Carthi/s 69)
und ein Artikel im Explorateur 7Ü) angeführt werden. Jeanvrot11)
führt uns besonders die politischen Einrichtungen, wie sie von
den Franzosen in Algier eingeführt sind, vor; Legrand72) bespricht
die muslimische Jurisdiction, und Bachan13) hat eine zweite Auf-
lage seines praktischen Leitfadens für Richter, die sich in musli-
mischen Angelegenheiten nur schwer zurecht finden, herausgegeben.
58) Chanzy. Expose do la Situation de l'Algerie, novembre 1877. Alger
1877. 8. — Vgl. Situation generale de l'Algerie: Revue generale d'admiuistra-
tion Ire anneo p. 595 — 599.
59) H. Verne. L'Algerie en 1876. Paris (Douniol) 1877. 43 pp. 8.
Extrait du Correspondant.
60) C. Robert. La Situation prescnto de l'Algerie: L'Exploration 17. Jan.
1877.
61) Die Lage Algeriens: AAZ. 4. Oct. 1877, p. 4154. — Das Emporblühen
Algeriens: A. a. Welttheilen 1877, p. 222.
62) L. Piesse. L'avenir musulman eu Algerie. Versailles (impr. Cerf)
1877. 23 pp. 8. (Extrait de la Revue de l'art chretien).
63) L'avenir musulman en Algerie, par P. Pichard. 21 pp. 8. Ver-
sailles (impr. Cerf et fils). Extrait de la philosophie positive, Juli — Aug. 1877.
64) J. Dural. L'Algerie et les colonies francaises. Avec une notice
biographique sur l'auteur par M. Levasseur et une preface par M. Lahoulaye.
Saint Denis-Paris (Guillaumiu & Co.) 1876. XXX, 354 pp. 8. 3,50 fr.
65) Exploration du Sahara. Avenir de la France en Afrique, par Paid
Soleillet. Avignon-Paris (Challamel aine) 1876. VII, 110 pp. 8. 3 fr.
66) Le colon d' Algerie; par Elie Berthet. Paris, Voixnel (bureaux du
siecle) 1877. 132 pp. 4. 2 fr. 50 c.
67) Progress of colonization in Algeria: Fraser's magazine October 1877.
Darnach bearbeitet: L'Algerie et ses progres: Revue britannique November 187 7,
p. 183—218.
68) E. Elberling. Den franske Kolonisation af Algerien: D. danske geo-
graf. solsk. tidskr. 1877, H. 7 und 8, p. 110—112.
69) O. MacCarthy. L'Algerie analysee 1877. 8.
70) L'Algerie. Notions generales: L'Explorateur 1876, No. 50, p. 38—40
(mit Karte).
71) V. Jeanrrot. La lügislation de l'Algerie comprenant l'etat actuel do
l'organisation politique, administrative, communale, departementale et judiciaire.
Paris (Cotillon) 1877. 8. 2 fr.
72) Ch. Legrand. De l'organisation judieiaire musulmane en Algi'rie.
Paria (impr. Seringe fr.) 1877. 77 pp. 8.
7.'!) Code pratique des juges de paix de la Kabylic en matiero musulmane,
suivi d'un formulaire; par J. J. Bachan. 2 ed. revue et augmenteo en colla-
boration avoc L. M. h. Armanet, juge de paix do Bougee Algerie. Bordeaux
1877. 174 pp. 8.
Pietschmann und Socin, das westliche Nordafrika. 131
Die neueste Statistik von Algier 74) beruht auf officiellen Quellen ;
man vergleiche damit auch die Karte von Viullemin 75). Ferner
liegen Aufsätze über den Handel Algiers 7Ü) vor ; von Picsse ein
Aufsatz über die historischen Monumente Algiers 77) , Notizen über
Metallschätze 78) , die Alfa 79) und die Eisenbahnen So) , schliesslich
auch speciell naturgeschichtliche Untersuchungen81).
Bevor wir zu den specielleren Forschungen über die Geographie
Algiers übergehen, nennen wir hier die mehr oder weniger allgemein
gehaltenen Schilderungen, welche die Gräfin Drohojowska?2), Andrif3),
FabianiSi), Thierry-Miey*'0), Guimet&6), Gaskell 87), Wattenwylss)
und KuropatMn89) geliefert haben. Mit Constantine beginnend,
74) Statistique generale de l'Algerie. Gouvernement general civil de l'Al-
gerie. Annees 1873 ä 1875. Paris (impr. nationale) 1877. VII, 389 pp. 4.
— Vgl. auch Cosmos 4. Bd. 1877, X, p. 381—383.
75) A. Vnilletnin. Nouvelle carte forestiere de l'Algerie, indiquant la
division territoriale, civile et militaire, les colonies agricoles, les usines, ibrges,
etablissements industriels et les mines exploitees, les routes strategiques et postes
militaires etc. Paris (Logerot) 1877.
76) Wolff. Le commerce de l'Algerie du cote du Sahara: L'Exploration
1877, No. 16.
77) Les monuments historiques do l'Algerie par M. Louis Piesse. Paris
(Ducher) 1877. 23 pp. 8. Aus Revue de l'art chretien II. serie, IV. tome.
Vgl. RA. April 1877, p. 282.
78) Ausbeutung der Metallschätze Algeriens: A. a. Welttheilen 1877, p. 351.
79) O. Delitsch. Die Alfa und die Eisenbahnen in Algerien: Aus allen
Welttheilen Nov. 1877, p. 43 (mit Abbildung).
80) Les chemins de fer de l'Algerie: L'Exploration 1877, No. 18.
81) Echinides fossiles de l'Algerie. Description des ospeces dejä recueillies
dans ce pays et considerations sur leur position strategraphique ; par MM. Cotteau,
Peron et Gautlrier , 1er et 2" fascicule. Etages sequanien, tethonique et neo-
comien. Avec 8 pl. Paris (imp. Martinet, lib. G. Masson). 126 pp. 8. Extrait
de la Bibliotheque de l'Ecole des hautes etudes.
82) L'Algerie fran9aise. Par M™- la comtesse Drohojowska, nee Symon
de Latreiche. 8e edition. Paris (Dupont) 1876. 304 pp. 8. (Bibliotheque
des campagnes.) 3,50 fr.
83) P. Andry. L'Algerie , promenade historique et topographique. Paris
(Lefort) 1877. 166 pp. 8.
84) H. Fabiani. Souvenirs d'Algerie et d'Orient. Paris (Dentu) 1877.
169 pp. 12. 2 fr.
85) Ch. Thierry-Mieg. Six semaines en Afrique, Souvenirs de voyago.
3 ed. Paris (Levy) 1877. XVI, 360 pp. 18. 3 fr. 50 e.
86) E. Guimet. Aquarelles africaines. Etudes et correspondances. Lettres
sur l'Algerie etc. Paris (Hetzel) 1877. 219 pp. 8. 2 fr. 50 c.
87) George Gaskell. Algerien wie es ist. Aus dem Englischen ins
Deutsche übertragen von Max von Weissenthurn. Wien (Faesy und Frick)
1877. XXVII, 352 pp. 8. 8 M. Vgl. Das Ausland 29. April 1878, p.
336—339.
88) M. v. Wattenwyl. Zwei Jahre in Algerien. Bern (Wyss) 1877.
XIU, 477 pp. 8. 5 M.
89) Kuropatkin. Alzirija. Sanktpeterburg 1877. 309 pp. 8. Mit einer
Karte.
182 Pietschmann und Socin, das westliche Nordafrika.
treten uns zunächst die Erinnerungen von Watbhd9fy) an die
Expeditionen und die Einnahme von Constantine entgegen, sodann
Schilderungen von Papier91) und FSräucPs92) illustrirte Besehrei-
bung eines Besuchs im Palast von Constantine. Auch eine Arbeit
von M(mgel9S) möchte hier zu nennen sein. Den Süden der
Provinz Constantine hat Masqueray94) bereist. Schilderungen aus
Kabylien haben wir von Bruce90) und von Treille9^) erhalten. In
Algier und seiner Umgebung werden wir von Dallas^') geleitet;
auch einige neue Karten, besonders der Meeresküste, liegen vor98).
Historisch wichtig sind Cherbonneau's Arbeiten über das Reich
von Tlemcen 9u). Ins Innere und in den Süden von Algier sind
Pari'sotlin)) und Soleillet 101) vorgedrungen; auf geographische
Untersuchungen , die sich weiter in die Hochländer der mittleren
Sahara hinein erstreckt haben, wollen wir hier nur vorübergehend
hinweisen 10'2).
Marokko ist noch immer wenig bekannt, und hauptsächlich
sind es officielle Personen und Gesandtschaften, die in die Lage
kommen, uns Berichte über jene Gegenden zu verschaffen. Ueber
90) E. Watbled. Souvenirs de l'armee d'Afrique. Cirta. Constantine. 1. et
2. expedition et prise de Constantine etc. Paris (Challamel) 1877. 263 pp.
8. 2,50 fr.
91) A. Papier. Deux jours a Constantine: Revue Savoisienne Juli —
October 1877.
92) Visite au palais de Constantine par M. Charles Feravd: Le tour du
mondo pr. semestre 1877, p. 225 — 256.
93) Mougel. Rapport sur le Madrazen et le Klowi Er-Roumia: Bulletin
de l'Academie d'Hipponne. Bone 1876, No 12.
ü4i E. JMasqile.ray. Rapport ä M. le general Chanzy, gouverneur de
l'Algerie, sur la mission dans le sud de la province de Constantine: Revue afri-
caine Jan., Febr. 1877. Vgl. E. Masqueray. Voyage dans PAouras: Bulletin
do la Societe de geographie Nov. 1877, p. 449 — 472 (mit Plan). Ebds. Juli
1876, p. 39—58.
95) E. A. Bruce: Among tbe Kabyles: Lippineott's Magazine. Sept. —
Oct. 1877.
96) A. Treille. L'Expedition de Kabylie Orientale et du Hodna. Notes
et Souvenirs d'un medecin militaire. Constantine (Beaumont) 1876. X, 194 pp.
8. (Mit Karte.) 3,50 fr.
97» E. Dallas. Alger, Bou-Farik, Blidah et leurs environs, guido geogra-
phique, historique et pittoresque. Alger 1876. 16.
98) Plan du port dAlgor et de ses environs. Paris (Depot de la marine")
L876. -- Plan des mouillages d'Oran et de Mers el-Kebir. Paris (ebendort)
1877. — Algerie d'Arzew au cap Pegalo. Paris (ebendort) 1877.
99) A. Chcrhonneau. Le royaume de Tlemcen et les t'mirs Bcni-Zeivan:
Rcvuo des questions liistoriques. October 1S7 7
100) A. V. Parisat. La region entde Oüargla et El (iolea: Bulletin de la
Soc. de geogr. Dec. LS76. p. 577 — 603.
101) L'Afrique occidentale. Algerie, Mzab, Tildikelt; par Pavl Soleillet.
Paris (Challamel) 1877\ 284 pp. " 8. 10 fr. iMit 1 Karte. i Vgl. Globus
Bd. XXXII 1877, p. 318—319.
102) L'exploxation du Touat et du Aliaggar: Revue geographiqne inter-
nationalo 1877, No. 16, p. 42—45.
Pietschmann und Socin, das westliche Nordafrika. Ig3
marokkanische Gesandtschaften liegt ein Artikel von Rohlfs 1(r3)
vor; statistische Notizen sind nach Arbeiten Tissot' s1"*), des fran-
zösischen Mi nisterresidenten, mitgetheilt worden. Auch Frzfsch's105)
Reisebilder aus Marokko verdanken ihre Entstehung der Absendung
einer deutschen Gesandtschaft in jenes Land. Die deutsche Regierung
hat sich ferner durch Herausgabe von Seekarten marokkanischer
Häfen ein Verdienst erworben106). Auch Lavayssiere 107) hat die
Seestationen in Marokko geschildert. Reisen nach Marokko haben
Durol0ii), Adamoli1"9) und Leart -d110) veröffentlicht, ein sehr schönes
historisch-geographisches Werk111) und ausserdem ein einzelnes
Itinerar112) der oben erwähnte Tissot. Ueber die Entdeckung
antiker Sculpturen berichtete Duveyrier 113). Rohlfs' lli) Unter-
suchungen der Gegenden jenseits und südlich vom Atlas bieten
103) Gesandtschaften von und nach Marokko von G. Rohlfs: Ausland
6. Aug. 1877, p. 628—32.
104) Bestandttheile der Bevölkerung von Marokko: Globus 1877, No. 6,
p. 94.
105) K. von Fritsch. Reisebilder aus Marocco : Mittheilungen des Ver-
eins f. Erdkunde zu Halle (B. d. Waisenhauses) 1877, p. 11 ff. — ree. von Th.
Fischer in JLZ. 4. Mai 1878, p. 267.
106) Häfen und Ansichten der Maroccanischen Küste, 2 Bde., 1876.
(Deutsche Admiralitätskarten, herausgegeben von dem hydrographischen Bureau
der kaiserlichen Admiralität).
107) P. Lavayssiere. Stations dans l'empire du Maroc. Limoges (E.
Ardant) 1876. 120 pp. 12.
108) C. F. Duro. El Hach-Mohamed-el-Bagdady (D. J. M. de Murga)
y sus andanzas en Marruecos: Bol. soc. geogr. de Madrid 1877, Bd. III, No. 2,
p. 117 — 149; No. 3, p. 193—255.
109) Adamoli. Viaggio al Marocco relazione presentata alla conferenza
del 3 dicembre 1876: Bolletino della societä geogr. italiana. Bd. XIII, Nov. —
Dec. 1876. Roma 1876, p. 630—646.
110) Marocco and the Moors: Being an account of travels, with a general
description of the country and its people. By Arthur Leared. With Illustra-
tions. London (Low) 1876. 380 pp. 8. — rec. von William Wickham in
Ac. 30. Sept. 1876, p. 329.
111) Recherches sur la geographie comparee de la Mauretanie tingitane
par M. Tissot, ministre plenipotentiaire de France au Maroc. Extraits des
memoires presentes par divers savants ä l'academie des inscriptions et belles-
lettres. Paris (Imprimerie nationale) 1877. 186 pp. 4. 6 Taf. (= Memoires etc.
Ire serie t. LX 1878, p. 139—322).
112) Itineraire de Tanger h Rbat par C. Tissot: Bulletin de la societe
de geogr. Sept. 1876, p. 225 — 294. (Mit Karte von einem Theil von Fez).
Auch als Extrait: Paris (Delagrave) 1876. 72 pp. 8.
113) Henri Duveyrier. Sculptures antiques de la province marocaine de
Sous, decouvertes par le Eabbin Mardochee. Paris (Martinet) 1876. 18 pp.
8. Extr. du bull, de la soc. de geogr. August 1876, p. 129—146 [vgl. ebd.
Dec. 1875, p. 561—573; Mai 1876, p. 674].
114) G. Rohlfs. Sigilmäsa undTäfilet: Zeitschrift der Ges. f. Erdk. zu Berlin,
Berlin 1877, H. 5, p. 335—346. — G. Rohlfs. Tekna und Nun: PM. 1877,
23. Bd., XI, p. 422—426.
134 Pietschmann und Socin, das westliche Nordafrila.
vieles Neue. An die Grenze des westlichen Sudans führt uns eine
Schrift Faidherbds115), in welcher dieser seine Sammlungen über
den westlichsten, von den Azenagen gesprochenen Dialekt der
Temasigt-Sprachen, die er als Gouverneur von St. Louis am Senegal
machte, veröffentlicht hat. Geographisch und ethnologisch würden
sich hier auch die kanarischen Inseln anschliessen, über deren Ge-
schichte ein reichhaltiges Werk von Ghü y Naranjo116) zu ver-
zeichnen ist. Der Bericht über eine 1370 nach diesem Archipel
gelangte Fahrt, welchen Lafol f I17) in einem Werke Hemmerlin's
auffand, enthält leider nur sehr getrübte Nachrichten über die
ältesten Zustände auf den Inseln.
115) Le Zenaga des tribus senegalaises. Contribution k l'etude de la
langue herbere par le general Faidherbe. Paris (E. Leroux) 1877. 95 pp.
8. 5 fr. — rec. von G. R. in Revue de linguistique X, p. 172; von R. Pietsch-
mann in JLZ. 20. April 1877, No. 16, p. 240."
HCl Estudios historicos , climatolögicos y patologicos de las islas Canarias,
por D. Gregorio Chil y Naravju. Primera Parte. Historia. Tomo primero.
Las Palmas de Gran-Canaria (Isidro Mirandra). Madrid (Gaspar y Roigi. Paris
(Kniest Leroux^ 187G. entrega 1 — 17; 1877, entrega 18 — 31 (= p. I — XRr,
1 — 210). 4. ä entrega 1 fr.
117) Zur Entdeckung und Christianisirung der westafrikanischen Inseln.
Von A. Lütolf: Theologische Qaartalscbrift LIX 1877, p. 319—332.
(;. Kreyaing in Leipzig.
Zeitschrift
der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
Herausgegeben
von den Geschäftsführern,
in Halle J)r. Müller, in Leipzig Dr. Krehl,
Dr. Schlottmann, Dr. Windisch,
unter der verantwortlichen Redaction
des Prof. Dr. E. Windisch.
Supplement zum drei und dreissigsten Bande.
Wissenschaftlicher Jahresbericht für 1878.
Leipzig 1888,
in Commission bei F. A. Brockhaus.
Wissenschaftlicher Jahresbericht
über die
Morgenländischen Studien
im Jahre 18 78.
Unter Mitwirkmio- mehrerer Fachgelehrten
herausgegeben
von
Ernst Kuhn.
Leipzig 1883,
in* Comiuission bei F. A. Brockhaus
Inhalt.
Semiten im Allgemeinen. Yen A. Socvn 1
Keilinschriften. Von Friedrich Delitzsch 4
Hebräische Sprachkunde, alttestam entliche Exegese und biblische Theologie,
Geschichte Israels. Von E. Kautzsch 9
Rahhinica und Judaica Von A. Berliner 33
Aramaeisch. Von A. Socin 44
Arabien. Von A. Socin, 46
Religion und Geschichte des muhammedanischen Orients. Von A. Socin 56
Schrift, Inschriften, Münzen und Kunstdenkmaler der semitischen Völker.
Von J. Euting 02
Abessinien. Von F. Praetorius 68
Aegypten. Von A. Erman 71
Die libyschen Länder und Völker. Von R. Pietschmann 82
Malaiisch- polynesische und melanesische Sprachen und Literaturen. Von
H. Kern 93
China, Japan und die isolirten Völker Nordostasien's. Von Georg von der
Gabelentz 97
Tibet und Hinterindien. Von E. Kuhn 108
Central- Asien. Von C Salemann 115
Türkische und tatarische Literatur. Von J. Th. Zenker 121
Ural - altaische Sprachwissenschaft. Finnisch - ugrische Sprachforschung.
Mongolisch. Tungusisch. Von O. Donner 124
Kleinasien und Cypern. Von R. Pietschmann ... 127
Iran, Armenien und Kaukasusläuder. Von C. Salemann 134
Vorderindien. Von E. Kuhn 156
Semiten im Allgemeinen.
Von
A. Socin.
Meine diesjährigen Berichte wurden im Lunte des Juli 1 879 abgeschlossen;
später fand ich keine Müsse mehr, «lies und jenes nachzutragen oder auch
nur meine Citate nach den iin Herbst 1879 festgestellten Nonnen um-
zuschreiben. Ich bin mir bewusst, dass mir manches entgangen sein wird;
auch habe ich diesmal keine Zeit gefunden, in Strassburg die neuen Bücher
und Zeitschriften zu durchstöbern. Bücher und Artikel, die ich bloss aus
Friederici's Bibl. or. kenne, habe ich mit „Fr." bezeichnet Die Abkürzung
,,Sp." bezieht sich auf die werthvollen und ausserordentlich dankenswert!} en
bibliographischen Mittheilungen, mit denen mich Dr. Spitta in Cairo auch
dieses Jahr wieder erfreut hat.
Tübingen, 15. Decomber 1879. A. So ein.
Eine kurze Uebersicht über die wichtigsten Erscheinungen
auf dem Gebiete der semitischen Sprachen aus dem Jahre 1877
hat das Athenaeum gebracht. *) Aufsätze allgemeineren Inhaltes von
Bourdai's2) und Nelson*) kenne ich nicht näher; dagegen ist darauf
aufmerksam zu machen, dass in dem hübschen Sammelband, welchen
Renan*) herausgegeben hat, sich auch seine geistvollen und kühnen
Aufsätze über die Rolle des Semitenthums wieder finden. An der
Hand einer Menge sprachlicher Einzelheiten sucht Hammel5) nach-
zuweisen, dass die ursprünglichen Wohnsitze der Semiten, so weit
wir sie vorläufig verfolgen können, in dem mittleren, zwischen
1) Semitic literature in 1877: Ath. 5. Jan. 1878, p. 19.
2) P. Bourdais. La Bible et les etudes orientalcs: Revue d'Anjou April
1878. (Fr.)
3) C. K. Nelson. On Semitic Studies especially as illustrated in Hebrew
and their relation to Modern Philology: Amcric. Phil. Assoc. 1878. (Fr.)
4) Kniest Renan. Melanges d'histoire et de voyages. Paris- (Levy) 1878.
XIV, 530 pp. 8. fr. 7.50. P. 1 — 26: De la part des peuples semitiques dans
l'histoiro de la civilisation (1862). — Rec. von Baadissin in ThLZ. 23. Nov.
1878, Sp. 577; in LC. 22. Juni 1878, Sp. 819.
5) Fr. Hommel. Die ursprünglichen Wohnsitze der Semiten (Vortrag
geh. am Oriental. Cougross in Florenz): Beil. zur AAZ. 20. Sept. 1878 (No. 263)
p. 3877 — 79; 21. Sept. 1878 (No. 264) p. 3895—96.
Jahresbericht 1878. 1
2 Socin, Semiten im Allgemeinen.
Assyrien und dem eigentlichen Babylonien liegenden Strich Meso-
potamiens zu suchen seien. Der Vorläufer eines grösseren mit
dem eben genannten Aufsatze zusammenhängenden Werkes, welches
auch für vergleichende semitische Sprachwissenschaft von Wichtigkeit
werden soll, ist HommeTs6) Untersuchung über die Namen der
Säugethiere bei den Südsemiten.
Auf dem berührten Gebiete der allgemeinen semitischen Sprach-
wissenschaft heben sich, was wissenschaftlichen Gehalt betrifft, die
Arbeiten deutscher Forscher, wie die mit allem Aufwand von
Gelehrsamkeit geführte Untersuchung Pkzltppi's 7) über das Zahl-
wort Zwei und D. II. Miiller's 8) Erörterungen über den ursprüng-
lichen Werth von Nunation und Mimation vortheilhaft von andern
hier zu erwähnenden Arbeiten ab. Zu letzteren gehören Martin 's'-1)
Arbeit über die semitischen Tempora, ebenso Hauptfs10) Be-
merkungen, ganz zu geschweigen von van DrwaPs n) Versuch, das
Semitische mit dem Aegyptischen zusammenzuarbeiten.
Zur Religionsgeschichte übergehend möchten wir besonders
auf den zweiten Theil von Baudtssins 12) einschneidenden Unter-
suchungen (über heilige Gewässer, Bäume und Höhen) aufmerksam
machen; dieselben werden, als für das alte Testament besonders
wichtig, auch im Fache der hebräischen Literatur gewürdigt werden.
Eine zum mythologischen Gebiete gehörige Arbeit von Krause13)
ist mir nicht näher bekannt geworden. Gawneau 14) hat auf die
Verbindung zwischen dem Vorhang des zweiten jüdischen Tempels
mit dem Vorhang des Tempels in Olympia aufmerksam gemacht.
6) Fritz Hammel. Die Namen der »Säugethiere bei den Südsemiten als
Prolegomena einer Geschichte der Thiere bei den Semitischen Völkern. Ein-
leitung. 1. Theil. Die Säugetliiernamen bei den Arabern: Historische, literar-
geschichtliche und geographische Vorbemerkungen. Leipzig 1878. 42 pp. 8.
(Diss.)
7) F. W. M. Philipp!. Das Zahlwort Zwei im Semitischen: ZDMG.
XXXII, p. -21 — 08. — Vgl. unten p. 13, Nu. 27.
8) David Heinrich Müller. Die Nunation und die Mimation: ZDMG.
XXXII, p. 542— 551.
0) William Martin. Inqniries concerning the structure of Semitic lan-
guages. Part. 2. London (Williams and Norgate) 1878. XII. 70 pp. 8. 2s. 6d.
Vgl. Ac. 1. Juni IS7S. p. 485.
10) P. Haupt. Studies on the comparative grammar of the Semitic lan-
guages, with special reference to Assyrian. The oldest Semitic verb-form:
JKAS. N. S. X, p. 244—252.
\1) L'abbe van Driral. Grammaire comparee des lahgues semitiques et
de l'egyptien Seconde ed. Paris (Maisonneuve) 1878. 8. fr. 6. (Fr.)
12) Wolf Wilhelm Graf Baudissin. Studien zur semitischen Religions-
geschichte, lieft II. Leipzig (W. Grunöw) 187*. VIII. 285 pp. 8. — Vgl.
unten p. 28. No. 137.
13) Krause. Der Name des Gottes Baal in historischer und spracht
geschichtlicher Beziehung. — Rec. von C. Härtung in Philol. Anzeiger VIII, II.
14) Clermont- Ganneau. The veil of the temple of Jerusalem at Olympia:
Ath. 9. Mar/ L878
Soeiii, Semite» he A/li/eineiiien. 3
Mordtrnann Jr. ,5) will den semitischen Apoll im Sonnenbaal, dem
~i2Tt bi'3, dem cyprisehen C]*,2J"i u. a. nachweisen; eine Berichtigung
zu einem früheren Aufsätze Mordtmann's gab Redslob16). De
Charencei/s I7) Arbeit über planetarische Symbolik bewegt sich
auf dem allgemeinen Boden vergleichender mythengeschichtlicher
Untersuchung, und es möchten die Schlussfolgerungen, welche er
z. B. für das hebräische Alterthum zieht, doch nur Wenigen an-
nehmbar erscheinen.
Eine archäologische Bemerkung Hoffmanris1*) bezieht sich
auf den Fund goldener Gesichtsmasken im Euphratgebiet.
15) J. H. Mordtrnann jr. Mythologische Miscellen. III. Der semitische
Apollo: ZDMG. XXXII, p. 552—569.
16) G. Redslob. Ammudates-Magäbalus : ZDMG. XXXII. p 7:;.!— 734.
17) H. de Chareneey. Essai sur la symbolicpie planetaire chez les Semites:
Revue de linguistique XI, p. 119—180. 359—423.
IS) (,'. Hoffmann. Ueber eine am Euphrät gefundene Mumie mil goldener
Gesichtsmaske: Archaeol, Ztg. XXXVI. p. 25—27
Keilinschriften.
Von
Friedrich Delitzsch.
Für die Assyriologie war das Jahr 1878 wiederum ein ganz
besonders erfolgreiches, insofern die Ausgrabungen in Assyrien,
welche seit George Smtth's jähem Tode von Hormuzd Rassam im
Auftrage des Britischen Museums fortgeführt werden, an Literatur-
und Kunstdenkmälern abermals eine ausserordentlich reiche Aus-
beute lieferten. Gleich Layarä und George Smith concentrirte
auch Rassam seine Hauptthätigkeit auf den Palast Assurbanipal's
in Kujundschik, dem nördlichen Palasthügel Nineve's, und es gelang
ihm hierbei nicht allein weitere 1400 Thontafelfragmente von
Assurbanipal's Bibliothek dem Schutt zu entreissen, sondern er
fand zugleich in einer der Palastmauern ein neues zehnseitiges,
mit den Annalen jenes Königs beschriebenes Thonprisma. welches,
nahezu eine Elle hoch und gegen 1200 Zeilen enthaltend, so gut
wie unversehrt ist und dadurch ermöglicht, die zahlreichen Lücken,
welche bisher die Annalen Assurbanipal's auf Grund der früher
gefundenen Prismen darboten , fast ausnahmslos zu ergänzen. Die
Herausgeber des grossen Londoner Inschriftenwerkes beabsichtigen
diesen wichtigen Text im V. Bande mit zu veröffentlichen. Aber
auch abgesehen von diesem unschätzbaren Kleinod hat das Britische
Museum und damit die Assyriologie in jenen 1400 Thontafel-
fragmenten einen reichen und werthvollen Zuwachs an Forschungs-
material erhalten. Es befinden sich darunter viele höchst lehr-
reiche Vocabularien , eine ausgezeichnete Liste altbabylonischer
Städte , ein sumerisch-assyrisches Eigennamenverzeichniss , mehrere
alte Götterlegenden, eine sehr gut erhaltene Tafel der Schöplüngs-
serie , die zehnte Tafel der Izdubarlegenden u. a. m. Aber nicht
allein für diese von so reichem Erfolg gekrönten Nachforschungen
auf den Triimnierhügeln Nineve's ist die Assyriologie Rassam zu
Danke verpflichtet, sondern vor allem auch dafür, dass er in dem
neun englische Meilen nordöstlich von Nimrud gelegenen Hügel
Balawat eine neue Fundstätte erschlossen und dieser kleineren
assyrischen Stadt, als deren alter Name [mgur-Bel d. h. J5el hal
Delitzsch, Keilinschriften. 5
sich gnädig erzeigt" sich herausstellt, Denkmäler entrissen hat,
wie sie selbst die grossen Ruinenstätten noch nicht aufweisen: ich
meine die drei in dem Tempel gefundenen Alabastertafeln mit den
übereinstimmenden Inschriften Assurnasirpal's, vor allem aber jene
unvergleichlichen Bronzeplatten mit herrlichen Basrelief- Darstel-
lungen, welche seitdem als der metallene Ueberzug zweier grosser
Thürflügelpaare zum Vorhof des Palastes Salmanassar' s IL erkannt
worden sind.
Was die assyriologischen Publicationen betrifft, so dürfte, wie
der vorjährige Bericht Alfred von Gutschmid's Streitschrift wider
„die Assyriologie in Deutschland" an die Spitze stellte, so der dies-
jährige am geeignetsten mit Schratlers Entgegnung ') auf jenen
Angriff eröffnet werden. Diese Replik erfolgte in der Form eines
selbständigen, ausserordentlich inhaltsreichen, vielleicht nur etwas
zu breit ausgeführten Werkes mit werthvollen neuen Untersuchungen
zur monumentaler} Geographie , Geschichte und Chronologie der
Assyrer. Dass Gutschmid's Angriff als solcher nicht unberechtigt
war, dass die Arbeiten auf assyriologischem Gebiet (so wenig wie
auf andern Forschungsgebieten) nicht überall und nicht immer allen
Anforderungen an Gediegenheit, Gewissenhaftigkeit, Zuverlässigkeit
entsprachen und noch entsprechen, dass darum Tadel, von welcher
Seite er auch erfolgen mag, dankenswerth bleibt, mag noch immer
bereitwillig anerkannt werden. Mit um so rückhaltsloserer Entschieden-
heit und Genugthuung darf aber andrerseits betont werden, dass
Schröder, welchem abermals die Rolle des Vorkämpfers der Ass}rrio-
logie zugefallen war, so gut wie in allen von Ghitschmid angefochtenen
Punkten siegreich geblieben ist, seine früheren Aufstellungen vor
allem betreffs der Ununterbrochenheit des assyrischen Eponymen-
kanons, betreffs Ahab's von Israel, Azarja's von Juda, endlich der
Identität Phul's und des jüngeren Tiglathpileser aufrecht erhalten
sowie durch neue Beweise befestigen konnte und dadurch anerkannter
Maassen der Assyriologie viele Anhänger hinzugewonnen hat. — In
England geschahen die ersten Schritte zur chronologischen Nutz-
barmachung der von George Smith auf seiner dritten und letzten
Expedition erworbenen, seitdem unausgesetzt vermehrten Sammlung
datirter babvlonischer Tafeln kaufmännischen Inhalts , der sog-.
1) Eberhard Sehrader. Keiliuschriften und Geschichtsforschung. Ein
Beitrag zur monumentalen Geographie, Geschichte und Chronologie der Assyrer.
Mit 1 Karte. Giessen 1878 VIII, 555 pp. 8. M. 14. — Vgl. Th. Nöldeke
ZDMG. XXIII, 320—332; G. Bosch Theol. Studd. u. Kritt. 1871), 737— 7G2;
J. Oppert GGA. 1879, St. 25. 26; O. Zöclder Beweis des Glaubens 1878,
5C1— 567 ; Nowack Mittheilungen der histor. Literatur, Berlin 188H (VII),
105 — 113; G. Rösch Jahresberichte der Geschichtswissenschaft I. Jahrg., 25 — 29;
Wellhausen LC. 1878, No. 52; B. Stade JLZ. 1879, No. 25; W. Baudissin
ThLC. 1879, No. 16; Rohlina Literarische Kundschau 1879, No. 4; AAZ.
1878, No. 291—292; A. H. Saijcc A.c. 1878, No. 51; The Presbyterian Review
(New- York) 1880, I, 2 (Apr.), p. 407—410; Maspero RC. 1879. No. 10.
6 Delitzsch, Keilinschriften.
Egibi-Tafeln. Insonderheit war es Boscawen2), der die Resultate
seiner neunmonatlichen sorgfältigen Prüfung jener die Zahl vier-
tausend weit überschreitenden Dokumente in einer übersichtlich
gegliederten und sehr lehrreichen Abhandlung niederlegte und
damit der Chronologie der Zeit Nebukadnezar's und seiner babylo-
nischen wie persischen Nachfolger neues und gesichertes Material
zuführte. Zu wünschen wäre gewesen, dass in der Uebersicht der
einzelnen Data auch die jedesmaligen Titel der betreffenden Könige
mit aufgeführt worden wären. Im Anschluss an diese Abhandlung
besprach auch Oppert^) die Chronologie der jüngeren babylonischen
Könige.
Nach längerer Pause in Veröffentlichung eines umfangreicheren
Werkes sind Oppert und MSnant4) mit einem stattlichen Buch über
die babylonisch -assyrischen Schriftdenkmäler juristischen Inhalts,
längere oder kürzere Kaufverträge. Contracte älteren oder jüngeren
Datums u. s. w., hervorgetreten. Die Erklärung der zum Theil
sehr schwierigen Texte auf Blatt 66 und 70 des L, Blatt 41 — 49 des
III. , sowie Blatt 41 des IV. Bandes des Londoner Inschriftenwerkes ist
durch diese Schrift erheblich gefördert, wenn gleich in linguistischer
Hinsicht mancherlei zu wünschen übrig bleibt. Der erste Theil,
welcher die zweisprachigen Texte auf den vorderen Blättern des
IL Bandes behandelt, muss von der sumerischen Forschung als ein
Rückschritt bezeichnet werden. — Die im IV. Bande (Blatt 53. 54)
leider nur wenig zuverlässig veröffentlichten assyrischen Bericht-
erstattungen machte Pinehesh) zum Gegenstand einer Besprechung,
während Tedbot6) in der letzten Abhandlung, die er je schreiben
sollte, den IV R. 53 No. 2 mitgetheilten Text behandelte. Die
Bemerkungen Boscawen's 7) über einige sumerische Inschriften sind
ohne höheren Werth.
Francois Lenormant begann eine neue Serie assyriologischer
Forschungen unter dem Titel Etudes cuneiformes und documentirte
in drei rasch auf einander folgenden Bändchen von Neuem seine
erstaunliche Productionskraft. Das erste Heft 8) bespricht vorwiegend
2) W. St. Chad Boscawen. Babylonian dated Tablets, and the Canon
of Ptolemy: Transactions of thc Society of Biblical Archaeology VI, 1 — 133.
3) Jules Oppert. Revised Chronology of the Latest Babylonian Kings:
Transactions VI, 260 274.
■1 1 ./. Oppert ei ./. Menant. Documents juridiques de l'Assyrie et de La
Chaldee. Paris L877. VIII, 366 pp. fr. 20.
5 1 Theo. Cr. PincTies. Notes upon the' Assyiian Report Tablets, with
Translations : Transactions VI, 200 — 243.
6) //. /•' Talbot. The defehee of a magistrate falsely accused: Transactions
VI, 2Sit— 304;
7) W. St- C'/intl Boscawen. <»n some Barly Babylonian or Akkadian
in.scriptions : I'ait 1: Transactions VI, 27ö — 283.
Si Frartgois Lenormant. Etudes cuneiformes: JA. VII Ser., IX, 235 — 254.
X, 110 — 156. (Auch separat als Etudes cuneiformes. Pascieule I. Paris 1878.
64 pp. 8. fr. 2.50 i
Delitzsch, Keilinschriften. 7
sumerisch-assyrisehe Farbennameh, das zweite9) sumerisch-assyrische
Krankheitsnamen, das dritte 1(l) giebt einen Commentar zu der Be-
schwörungsformel IV R. 3, 1 — 51a. Guyard debütirte als
Assyriologe mit einer Bemerkung über das assyrische Wort zabal11)
und liess unmittelbar darnach einige lexikographische Notizen
folgen12). - Eine Monographie Friedrich Delitzsch1 's13) behandelte
die drei Zahlenbegriffe Soss, Ner und Sar in umfassender Weise
und erklärte sich in der vielumstrittenen Frage über den Umfang
der Sargonsstadt für die Lepsius'sche Ansicht gegen Oppert.
Die noch wenig untersuchten kleinen babylonischen Cylinder,
an welchen die Museen von London, Paris, dem Haag, St. Peters-
burg u. v. a. so reich sind, wurden von MSnant1*) eingehender
zu erforschen begonnen : die kleine Abhandlung bildet nur den
Vorläufer eines grösseren, diesem geschichtlich wie paläogräphisch
so wichtigen und .belehrenden Zweige der Keilschriftforschung
gewidmeten Werkes.
Mehr populären Zwecken dienten A. IL Sayce's15) durch
feine scharfsinnige Bemerkungen ausgezeichnete Vorlesungen über
die babylonische Literatur, Fritz HaminePs16) auf der Versammlung
in Wiesbaden gehaltener und seitdem in Druck erschienener Vor-
trag über die sumerische Forschung, desselben17) Aufsatz über
den gegenwärtigen Stand der Keilschriftforschung, sowie zwei
kurze Notizen Lei tonn auf's 18) über die Busspsalmen der Chaldäer
und über den Ocean in der chaldäischen Sage. Auch die von
9) Ders. Sur la lecture et de la signification de fideo^-ramme sa , et ä
cette occasion sur quelques noms de maladies en accadien et en assyrien:
Transactions VI, 144 — 197. (Auch separat als Etudes cuneiformes. Fascicule II
London 1878. 50 pp. 8. fr. 5.50.)
10) Ders. Incantation magique cbaldeenne bilingue, ä texte primitif accadien,
avec version assyrionne, traduite et coinmentee: JA. VII Ser., XI. 179 — 231.
(Auch separat als Etudes cuneiformes. Fascicule III. Pai-is 1878. 111 pp. 8.
fr. 2.50.)
11) Stanislas Guyard. Remarques sur le mot assyrien zabal et sur
l'expression biblique bot zeboul: JA. VII Ser., XII, 220 — 225.
12) Ders. Notes de lexicographie assyrienne : 1. c. 435 — 453.
13) Friedrich Delitzsch. Soss, Nor, Sar: Aeg, Ztschr. 1878, 5G— 70.
14) Joachim Menant. Notice sur quelques cylindres orientaux. Paris
1878. 16 pp. 8. fr. 2.50. (Extrait des Comptes rendus de l'Academie des
inscriptions et belles-lettres).
15) A. H. Sayce. Babylonian Literature: Leetures delivered at the Royal
Institution. London 1878. 8G pp. 8. 4 s.
16) Fritz HÖmmel. Die neueren Resultate der sumerischen Forschung
(Vortrag auf der Generalversammlung zu Wiesbaden am 28. Sept. 1877): ZDMG.
XXXII, 177 — 186.
17) Ders. Der gegenwärtige Stand der Keilschrift-Forschung: AAZ. 1878.
No. 171, 2505 — 2507
18) Francois Lenormant. The penitential psalms of the Chaldeans : Ac.
July 20, 1878,' 05— 06. — The Ocean of the Chaldean traditions: Ac. July 6,
1878, 13—14.
$ Delitzsch, Keiliitxclii'iftcii.
Tiele19) bei Einnahme des Lehrstuhls der allgemeinen Religions-
geschichte an der Universität Leyden gehaltene Rede über die
Assyriologie und ihre Ergebnisse für die vergleichende Religions-
geschichte bietet nur bekannte Dinge in allgemein fasslicher,
anziehender Form.
Hal&vy's neuere Polemik gegen Oppert dürfte besser in die
Privatacten dieser beiden Gelehrten als hierher gehören.
19) C. P. 21'eZe. De Vrucht der Assyriologie voor de vergelijkende
Geschiedenes der Godsdiensten. Redevocring uitgeproken den 10. October 1877.
Amsterdam 1877. 44 pp. 8. f. 0.50. (Auch in deutscher Uebersetzung von
K. Frisderid U. d. T.: Die Assyriologie und ihre Ergebnisse für die vei'gleichende
Religionsgeschichte. Leipzig 1878. 24 pp. 8. M. 1.) — Vgl. Jahresbericht
1877, Heft 1, p. 18, No. 153.
Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche
Exegese und biblische Theologie, Geschichte
Israelis.
Von
E. Kautzscli.
Die Bemerkungen, mit denen Referent seinen vorjährigen
Bericht einleitete , könnten mit demselben Rechte an der Spitze
auch des nachfolgenden Berichts wiederholt werden. Derselbe
Mangel an grösseren, zusammenfassenden Leistungen tritt uns auch
diesmal wieder entgegen : charakteristisch für denselben ist u. a.
der Umstand , dass zu keinem alttestamentlichen Buche ein neuer
Commentar von etwelcher Bedeutung erschienen ist. Was aus
der Fluth der Brochuren, Programme, Reden und Aufsätze hervor-
ragt, sind meist Fortsetzungen oder neue Auflagen von bereits
anerkannten Werken. Wenn der letzte Bericht noch darin einen
Trost fand, dass es gegenwärtig eben der Detailforschung bedürfe,
um für bahnbrechende Leistungen in grösserem Stil das Material
zu beschaffen, so kann Referent nicht leugnen, dass ihn die Bilance
der diesmaligen Abrechnung etwas pessimistischer gestimmt hat.
Detailarbeit genug — aber auch nicht wenig unberufener und
darum nutzloser Eifer. Es mag wahr sein , dass es gerade unser
Gebiet von jeher hat erfahren müssen, was es um den „Schrecken
des Dilettantismus in seinem Wahne" sei ; aber etwas mehr Rück-
sicht auf die schon geleistete Arbeit und etwas mehr Misstrauen
gegen die eigenen, oft nicht einmal neuen, Einfälle sollte auch den
Dilettanten als eine berechtigte Forderung einleuchten. Doch wir
wissen zu gut, dass gerade diese Kategorie von Mitarbeitern am
schwersten mit solchen Rathschlägen zu erreichen ist und gehen
daher lieber sogleich in mediam rem über.
Auf dem Gebiete der Bibliographie und Handschriften-
kunde begegnet uns auch diesmal zuerst der unermüdliche Stein-
schneider mit seiner Beschreibung der Hamburger *) und dem Ver-
1) Mor. Steinschneider. Catalog der hebr. Hdschriften in der Stadtbibl.
zu Hainburg und der sieb anschliessenden in anderen Sprachen. (Auch u. d.
10 Kautzsch, Hebräische Sprachlcwnde, alttestamentliche Exegese
zeichniss der Berliner 2) hebräischen Handschriften. Erstere umfasst
355 Codices, die fest sämmtlich aus dem Besitz des Verfassers der
„Bibliotheca Hebraea", F. G. Wolf, stammen: von Belang sind
darunter ausser einer Reihe alter Gebetbücher besonders verschiedene
rabbinische Commentare, eine Handschrift des Lexicons von Menachem
ben Saruq, eine alte Handschrift des Sepher nizzachon u. a. Das
Berliner Verzeiclmiss zählt 124 Nummern sehr verschiedenen Inhalts
auf, darunter mehrere von hervorragender Wichtigkeit, die bisher noch
nicht benutzt worden sind. Die Brauchbarkeit beider Arbeiten ist
in sehr dankenswerther Weise durch einen sechsfachen Index erhöht.
Einer Brochure von Darmesteter 3) über Pannesische und Turiner
Handschriften gedenken wir im Vorbeigeben.
Von textkritischen Arbeiten ist an erster Stelle die
Ausgabe der kleinen Propheten von Beter4) unter Beihülfe von
Franz Delitzsch hervorzuheben, welche sich würdig den bekannten
verdienstlichen Ausgaben der Genesis . des Jesaja, Hiob und der
Psalmen anschliesst. Diese rühmende Anerkennung soll nicht
geschmälert werden durch die Bemerkung, dass für die fach-
männische Benutzung der Ausgabe der kleinen Propheten eine
sorgfältige Vergleicbung der Recension von Strack (s. u.) uri-
erlässlich ist. Die im Ganzen sehr tüchtige Ausgabe des talmu-
dischen Tractats Soferim von Joel Müller 5) verdient als „Einleitung
in das Studium der althebräischen Graphik und der Masora" an
dieser Stelle Erwähnung. Gräetz G) bespricht in instruetiver Weise
34 Stellen mit der masoretischen Note „pisqä" b'ämsa pasüq",
T.: Cat. der Hdschr. in der Stadtbild, zu H. 1. Bd.) Hamburg (O. Meissner)
1878. XX, 220 pp. 8. M. 6. — rec. von ff. Strack in ThLZ. 1879, No. 1 ;
in Jahrbücher f. jüd. Geseb. u. Lit. 1878, p. 173.
2) Mar. Steinschneider. Die Handschriften -Verzeichnisse der königl.
Bibliothek zu Berlin. 2. Bd.: Verz. der hehr. Handschriften, Mit drei Tafeln.
Berlin 1878. VIII, 149 pp. 4. M. 15. — reo. von ff. Strack in ThLZ.
1879, No. 1.
3) A. Darmesteter. Glosses et glossaires hebreux-francais , notes sur les
manuscrits de Panne et de Turin. Paris (Vieweg) 1878. ,r)2 pp. 8. fr. 3.
Vgl. unten p. 3,8, No. 53.
4i Lihor duodeeim prophetarum. Texturo masoreticum aecuratissime cx-
pressit, c> fontihus Masorae varie illustravit, notis criticis confirmavit *5. Beer.
Praefatus est edendi opefis adjutor Franc. Delitzsch. Leipzig (B. Tauchnitz)
1878. X, 102 pp. 8. M. 1.20. — rec. von B. Stade in LC. 1878, No. 52;
von //. Strack in ThLZ. 1879, No. 8.
5) Joel Müller. Masechet Soferim. Der talmud. Tractat der Schreiber,
eine Einl. in das Studium der althehr. Graphik, der Masora und der altjüd.
Liturgie. Nach Hdschriften herausgeg. u. commentirt, Leipzig (Hinrichs) 1878.
III, :i8(; pp. 8. M.G. — rec. von //. Strack in ThLZ. 1878, No. 2fi; von
Berliner in LC. 1878, No. 34; in Jüd. LB. 1879, No. 14; von A. Kueven in
Theol. Tydschr., Nov. 1879.
6) 11. Graetz. Ueber die Bedeutung der masoretischen Bezeichnung:
„Unterbrechung in der Mitte des Verses": Mönatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d.
.ludonth., Nov. 1K78, p. 481—502
und biblische Theologie, Geschichte Israel's, \\
während die Masora nur 28 solcher Stellen aufzählt. De Lagarde"1)
giebt im ersten Heft seiner Semitica eine Reihe von Bemerkungen
zur Composition und Textkritik von Jes. I— XVII ; Erwähnung
verdient dabei die Hypothese, dass im Protojesaja eine vom Deu-
terojesaja veranstaltete Chrestomathie aus älteren Propheten zu
erblicken sei. Den Nachweis tendentiöser Varianten in den LXX
und bei Josephus liefert ein Aufsatz von Fürst**)', mehrfach
interessantes Material bietet das Programm von Franz Delitzsch*)
üher die Varianten der Complutensischen Polyglotte. Einen einzelnen
Punkt der Textkritik betrifft ein Aufsatz von Graetz10), welcher
für 4 Stellen paläographische Verwechslung von D mit y und für
5 Stellen das Umgekehrte mehr oder weniger plausibel macht.
Die L exi cograp hi e ist vor allem durch die Vollendung
der achten Auflage von Gesenms' Handwörterbuch11) in sehr
erfreulicher Weise bereichert worden. Ausser den im letztjährigen
Bericht (No. 11) erwähnten Vorzügen, unter denen die Reich-
haltigkeit der dialeetvergleichenden und etymologischen Notizen,
beider meist im Anschluss an Fleischer und Delitzsch , oben an
steht, nennen wir hier noch die Revision der assyrisch-babylonischen
Nomina durch Friedrich Delitzsch und das überaus reichhaltige
deutsch-hebräische Register. Die sehr nöthige Umarbeitung der
Einleitung über die Quellen der hebräischen Wortforschung musste
von den Herausgebern aus triftigen Gründen für die nächste Auf-
lage verspart werden. Von anderen Arbeiten auf diesem Gebiet
ist das compendiöse Lexicon des Abbe Kersaho1*), ein grösseres
von de (lompos-heyza™) und SjjoI's1*) Wörterbuch der historischen
7i Paul de Lagarde. Kritische anmerkungen zum Buche Isaias. Erstes
Stück: Semitica, Heft I, p. 1—32. Gott. 1878. — rec. von Nestle in ThLZ.
1878, No. 11; von Nöldeke, in ZDMG. 1878. p. 401 fg.; von BickeU in
Ztschr. f. kath. Theol. III, p. 384—97; von Valeton in Studien IV. 3, p. 351.
Si Fürst. Tendenziöse Aenderungen der Lesart bei den LXX u. hei
Josephus: Jüd. LB. 1878, No. 28.
9) Frans Delitzsch. Complutensische Varianten zu dem ATlichen Texte
(Univ.-Programm). Leipzig (Edelmann) 1878. 39 pp. 4. — rec. von -m-m
in Jüd. LB. 1879, No. 17^
10) TT. Graetz. Der Wechsel von 2 und D im Hebräischen : Monatsschr.
f. Geschichte u. Wissensch. des Judenth., Dec. 1878, p. 529 — 32.
11) Wilhelm Gesenius' Hebr. und Chald. Handwörterbuch über das A.
Test. 8. Aufl., neu bearbeitet von F. Muhlau und IC Volck. Leipzig
(P. C. W. Vogel) 1878. XL, 979 pp. 8. M. 15. — rec. von Kautzsch in
ThLZ. 1878, No. 18; von Schönfelder in Lit. Kundschau 1878, No. 13; von
Hilgenf. in der Ztschr. f. wiss. Theol. XXII, 1; von ./. Hollenberg in der
Ztschr. f. d. Gymnas. -Wesen 1878, p. 178 fg. [der erste Halbband auch von
B. Stade, in JLZ. 1877, No. 40]; in LC. 1879. No. 42; von //. Strack in
Neue Jahrbb. für Philol. und Paedagog. Bd. 119 u. 20, p. 424 fg.
12) Kersaho. Dictionnaire hebraique. Vannes (Galles) 1878. 70 pp. 8.
13) E. de, Compos-Leyza. Clef de i'interpretation hebraique. Analyse
des meines de cette langue. Paris (Leroux) 1878. GOO pp. 8. fr. 10.
14) E. S210I. Dictionnaire de la Bible ou Explication de tous les noms
propres historiques et geographiques de 1'Ancien et du Nouveau Testament.
Paris (Gaume et Co.) 1878. 228 pp. 18.
12 Kautzsch, Hebräische Sprachhu/nde, alttestamentliche Exegese
und geographischen Eigennamen in der Bibel zu erwähnen. Das
Unternehmen eines französisch-hebräischen Wörterbuchs von //<»/-
ha nätrsh-i1^) liefert den Beweis, dass das Hebräische für gewisse
Kreise noch die Bedeutung einer lebenden Sprache hat, Ein
einzelnes Wort behandelt der Aufsatz von Guyaard16) über bet
zebül.
Wenden wir uns zu dem Gebiete der Grammatik, so hat,
wie das Lexicon von Gesenius, auch die Grammatik17) desselben
im Berichtjahre eine durchgreifende Umarbeitung erfahren. Und
zwar ist der Herausgeber bemüht gewesen , theils durch präcisere
stilistische Fassung der Regeln, theils durch eingehende Berück-
sichtigung der neuesten textkritischen Arbeiten, sowie endlich durch
die theilweise Umgestaltung der Syntax den heutigen Anforderungen
gerecht zu werden. Die Beibehaltung des alten Rahmens hinderte
nicht an einer gänzlichen Neugestaltung der Lehre von den so-
genannten Declinationen. z. Th. im Anschluss an Olshau&en, dessen
System auch sonst in der Formenlehre stärker als bisher berück-
sichtigt wurde. Anderweitige Aenderungen sind nach dem Rathe
kundiger Recensenten für eine etwaige 23. Auflage in Aussicht
genommen. Gleichfalls an Olshausen schliesst sich die Schul-
grammatik von August Müller18) an, die sich ebenso durch ihr
wissenschaftliches Gepräge , wie durch die wohldurchdachte Rück-
sicht auf den nächstliegenden pädagogischen Zweck auszeichnet.
Das nützliche Uebungsbuch von Mezger19) hat in der dritten
umgearbeiteten Auflage sehr an Brauchbarkeit gewonnen: die in
Folge des Anschlusses an die vorletzte Ausgabe der Grammatik
von Gesenius etwa noch beibehaltenen irrigen Annahmen wird der
15) Leon Holla eudersl-i. Dictionnaire universel francais-hebreu. Ouvrage
revu avec le plus grand soin et complete par L. Wogue. l|v partie. (A — Cza-
rowitch). Paris i . Maisoimeuve) 1878. 464 pp. 8. fr. 20.
16) S. Guyard. Remarques sur le mot assyrien Zabal et sur l'expression
biblique Bet Zeboul: JA. Aug.-Sept. 1878. p. 220—25.
17) W. Gesenius. Hebr. Grammatik. Nach E. Rüdiger völlig umgearbeitet
und herausgeg. von E. Kautzsch. 22. Auh. Mit einer Schrifttafel von J. Euting.
Leipzig 1878. 380 pp. 8. M. 4. — reo. von Steiner in JLZ. 1878, No. 40 j
von Socin in GGA. 1878, St. 39; von V. Ryssel in Ztsehr. für d. luth. Theol.
u. Kirche, 1878. IV; von VuHleu/nier in Rev. de Theol. et de Philos. (Lau-
sanne), Jan. 1879; von Mezger in Ztsehr. f. d. Gymnas.-Wesen, 1878, p. 18.4 fg.;
von Hollenberg in d. Neuen Jahrbb. f. Piniol, u. Paedag. 1879, H. 3, p. 156 fg.;
von Hilgenfeld in Ztsehr. f. wissensch. Theol. 1879, H. 4; von Muhlau in
ThLZ. L879, No. 16; in LC. 1879, No. 42.
18) Aug. Müller. Hebräische Schulgrammatik. Halle (Niemeyer) 1878.
[mit 1 Schriftt.] XII, 302 pp. 8. — rec. in Ac, 2. Nov. 1878; von Schön-
fehler in l.it Rundsch. 1878, No. 17; von V. Ryssel in LC. 1879, No. 13;
von Kamphausen in ThLZ. 187:». No. 9; in LC. 1879, No. 42.
19) K. L. F. Mezger. Hebr. Uebungsbuch für Anfänger. Ein Hilfsbuch
zu den hebr. Sprachlehren von W. Gesenius und E. Nägelsbach. Dritte
umgearb. Auflage, mit einer Schreibvorschrift. Leipzig (Hahn) 1878. V, 170 pp.
8. — rec. von ./. Hollenberg in Ztsehr. f. d. Gymnas.-Wesen, 1878, p. 18<> fg.;
von /•:. N. in LC. 1879, No. 43.
und biblische Theologie, Geschichte Isrcu Vs. 13
kundige Lehrer leicht verbessern. Minder begreiflich ist das
Bedürfniss nach neuen Auflagen von Elementarbüchern , wie dem
von Vosen2"). Die Sprachlehren von Japhet21) und Hecht*'1)
werden schwerlich den Anspruch erheben, ausserhalb des Bereichs
der jüdischen Schulen für den Unterricht verwendet zu werden.
Auf englischem Boden repräsent iren einen tüchtigen wissenschaft-
lichen Standpunkt die Lehrbücher von Davidson23) und Ball'1*);
von letzterem, welches schon der Bericht für 1877 unter No. 27
aufführt, geben wir diesmal den vollständigen Titel. Auch das
Elementarbuch von Wolff2b) mag der Vollständigkeit wegen mit
genannt sein. Eine masoretische Subtilität, die Dagessirung der
Tenues. behandelt Delitzsch'1*). Eine sehr gründliche Studie von
ritilf/ijii'11) gilt dem Zahlwort Zwei im Semitischen; unter den
Resultaten derselben verdient u. a. auch die Ablehnung jeder
Verwandtschaft zwischen den betreffenden semitischen und indo-
germanischen Bildungen erwähnt zu werden. Ein gleichfalls tüchtiger
Aufsatz von H&mmel2*) sucht die Verschiedenheit von 1CN und
dem Präfixum ip zu erweisen. Für die Möglichkeit, t^in* als
Hiph'il zu lassen, beruft sich Nestle'1*) auf das Vorkommen eau-
sativer Formen von dem fraglichen Verbalstanim im Syrischen.
Die Theorie der Bibelauslegung ist durch den Grund-
riss der biblischen Hermeneutik von Lange3®) vertreten, freilich
20) C. H. Yoscti. Kurze Anleitung zum Erlernen der hebr. Sprache f. Gym-
nasien U. für d;is Privatstudium. Neu bearb. und herausg von Dr. F. Kaulen.
13. Aufl. Freiburg (Herder) 1878. 124 pp. 8. M. 1.20.
21) J. M. Japhet. Hebr. Sprachlehre mit ]>rakt. Aufgaben zum Gebr.
beim Unterricht in der hebr. Sprache. 2 Abtbeill. Frankfurt a. M. (Kauffmann)
1878. IX, 104 u. VI, 115 pp. 8. M. 2.60.
22) F. Hechts Uebersetzungslehrer. Ein method. Hülfsmittel zum Uebersetzen
des Pentat. etc. Nebst einem hebr. Lehr- u. Uebungsbuche f. Schulen. 3. Aufl.
Neu bearb., verb. u. verm. von A. Cahn. Kreuznach (Voigtländer) 1877.
189 pp. 8. M. 1.50.
23) A. B. Davidson. An introduetory Hebrew Grammar with progressive
exercises in reading and writing. Third edition. Ediub. (Clark) 1878. VIH,
198 pp. 8.
24) C. J. Ball. The Merchant Taylors Hebrew Grammar, fche formal
principles of biblical hebrew as understood by modern semitists stated in a
manner suitod to beginners. London (Bagster) 1878. X, 163 pp. 8. 7 s. 6 d.
25) J. F. Wolff. A inanual of Hebrew grammar, with points. New
edition. Lond. (Cornish) 1878. 8. 1 s. 6 d.
26) Franz Delitzsch. Beiträge zur hebr. Gramm.: Ztschr. f. die luth.
Theol. u. Kirche 1878, IV, p. 585—90.
27) F. W. M. Philippi. Das Zahlwort Zwei im Semitischen: ZDMG.
Bd. 32, p. 21—98.
28) F. llommcl. "HÜN nrspr. Substantiv zu trennen von -^-tÜ (-^-10),
urspr. Pronominalstamm: ZDMG. Bd. 32, p. 708 — 15.
20 1 E. NcMle. Zur Frage, ob iTirp Hiphil sein könne V Jahrbb. f.
deutsche Theol. XXIII, p. 126—28.
30) Joh. Peter Lange. Grundriss der bibl. Hermeneutik. Heidelb.
(C. Winter) 1878. XXIV, 90 pp. 8. M. 2.40. — rec. von Wold. Schmidt in
ThLZ. 1878, No. 20; von Dehler in „Halte was du hast', März 1879.
14 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, aUtestarnentliehe Exegese
ohne durch denselben wesentlich gefördert zu werden. Einige
geistreiche Bemerkungen vermögen weder die Abwesenheit einer
geniessbaren Methode, noch den Mangel eines näheren Eingehens
auf den eigentlichen Kern der Aufgabe zu ersetzen.
Auf dem Gebiete der Einleitungs Wissenschaften ist
an erster Stelle die neue Herausgabe, vi in Bleek's3*) bekanntem
Werke durch Wellhausen zu nennen. Die berechtigten Bedenken
über die etwas gewaltthätige Art. mit welcher der neue Heraus-
geber die Bleeksche Vorlage behandelt, indem er sehr umfängliche
Fariien derselben fast gänzlich unterdrückt . werden durch die
Gediegenheit seiner eigenen Zuthaten grösstenteils wieder zum
Schweigen gebracht; insbesondere ist der Abschnitt über den
Text des A. T. als eine namhafte Leistung zu bezeichnen. Dabei
steht allerdings die schneidige Art, mit welcher Weifhausen seine
Urtheile vorzutragen liebt, in einem ziemlich starken Contrast nicht
bloss zu der würdevoll breiten Ausdi ucksweise eines Bleek, sondern
überhaupt zu dem Tone , den man in akademischen Lehrbüchern
zu finden gewohnt ist. - - Ein sehr empfehlenswerthes Hülfsmittel
bietet die ebenso fieissige. wie gründliche Umarbeitung von Hert-
"■i'i fs Einleitungstabellen durch Klri'nert'6-); höchstens könnte hier-
bei mit einem Recensenten gefragt werden . ob der Werth dieser
tüchtigen Arbeit durch ein Aufgeben der Tabellenform nicht noch
zu steigern wäre. In das Gebiet der sogenannten allgemeinen Ein-
leitung gehören ausserdem nur noch die Vorlesungen von Rainy33)
über Bibel und Kritik. Die Bearbeitungen specieller kritischer
Fragen sind bei der Uebersicht über die exegetischen Leistungen
zu den einzelnen biblischen Büchern berücksichtigt.
Die Literatur der Bibelwerke ist im Berichtjahr nur
durch einen sechsten Theil des trefflichen französischen Werkes
von Reii^s3i) (vergl. den Bericht über 1877, No. 44), sowie durch
."> 1 i F. Blech-. Einleitimg in die heil. Schrift. I. Tbl. Einleitung in das
A. Test. Hrsg. von J. Blech u. A. Karrvpha usen. 4. Aufl.. nach der von
.1. Kamphausen besorgten dritten bearb. v. J. Wellhausen. Berlin (Reimer)
1878. VIII, «62 pp. 8. M. 10.50. — reo. von Kuenen in Theol. Tijdschr.,
Mai 1S7S; von Kamplumsen in Protest. KZ. 1S78. No. '_'.'!: von Sii/ciul in
ThLZ. 1878. No. 16: von Nöldeke in ZDMG. 1878. H. 3: von l'cnics in RC.
1878, No. 52; von M. Dessaner in Jü.l LH. 1870. No. 23; von E. N. in
LC. 1879, Xo. :;•;.
32) Paul Kleiner!. Abriss der Einleitung zum alten Test, in Tabellen-
form. An Stelle der dritten Ausg. von Hertwtgs Einleitungstabellen neu
bearbeitet. Berlin (G. W. F. Müller) 1878. VIII. 106 pp. 8. (dazu 9 S.
Tafeln). AI. 7. — rec. von Valeton in Stadien IV. ."»: von Zöchler in Beweis
des 61;, Sept. 1878; von Dicstcl inJahrbb. f. d. Theol. XXIII. :; -. von Nowack
in JLZ. 1879, No. 6; von BaudisSM. in ThLZ. 187!». No. 8.
33) R. Hm inj. Bible and criticism: four lectures. London (Hodder a.
Stoughton) isTs. 2111 pp. s. ;, s.
34 1 /.V/. Ueiiss. Philosophie religieuse et morale des Hebrons. — Job,
les Provcrbes, l'Ecclesiaste, l'Ecclesiastique, la Sapiencc, Contes moraux, Baruch,
Manasse. Paris (Sandoz et Fischbachen 1878. 656 pp. 8. [Auch u. d. T. ;
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 15
das erste Heft eines neuen, gleichfalls französischen, Unternehmens35)
bereichert worden. Als Vorzüge des letzteren sind Vertrautheit
mit dem gegenwärtigen Stand der protestantischen Exegese und
präcise, wohl abgerundete Darstellung zu nennen; in Bezug auf
die kritischen Fragen steht es im Wesentlichen auf conservativem
.Standpunkt. Auf dem Gebiet der Bibelversionen ist eine neue
Ausgabe der LXX 36) zu den kanonischen Büchern in der Reihen-
folge der hebräischen Bibel zu erwähnen . welcher Seite für Seite
eine gute englische Uebersetzung beigegeben ist. Der correcte
griechische Text erhebt nicht den Anspruch , die Kritik des Sep-
tuagintatextes selbst zu fördern. Erwähnung verdient sodann noch
die Fortsetzung der Italastudien von lü'msch31) und eine Abhandlung
über die älteste französische Bibelübersetzung von Troc/nm38).
Die Bibelwerke führen uns auf die Encyclopädien und
Sammelwerke, welche entweder ausschliesslich der Bibelerklärung
dienen oder doch dieselbe mit in ihren Bereich ziehen. Die zweite
Auflage von Herzog's Realencyclopädie39) ist im Berichtjahre bis
zum Schluss des D gediehen. Von den hierher gehörigen Artikeln,
die begreiflicher Weise nach Umfang und Gediegenheit in mannig-
faltiger Abstufung geboten werden, heben wir hervor: „Bibeltext
des A. T." von Dillmann. „Bibelübersetzungen" und „Deutsche Bibel-
übersetzungen" von 0. F. Fritesche und „David" von C. v. OreUi.
Von Riehm's4") Handwörterbuch erschienen die Lieft'. 8 — 10, die
sich in Bezug auf die Reichhaltigkeit der Ausstattung und auf
inhaltreiche Kürze den früheren Heften ebenbürtig an die Seite
stellen. Einen sehr erfreulichen Fortschritt von dogmatischer
La Bible. Traduction nouvelle avec introductions et commentaires. Aneien
Tost. — Sixieme partie.] — rec. von A. Kuenen in Theol. Tijdschr., Nov. 1879.
35) La Bible annotce par une soeiete de theologiens et de pasteurs. I
Ancien Testam. : Les Prophetes. Paris (Sandoz et Fischbacher) , Neuchatel
(J. Sandoz), Geneve (Desrogis). Fase. 1. 1878. V, 88 pp. 8. Mit Holzschn.
u. einer Karte. Subscr.-Pr. M. 0.80, Ladenpr. M. 1.20. — rec. von Diente! in
ThLZ. 1879, No. 10.
36) The Septuagint Version of the Old Testament with an Euglish Trans-
lation. London (Bagster) 1878. 4. 12 s. — rec. in Ac, 12. Apr. 1879.
37) //. Rönsch. Studien zur Itala i Forts. I: Ztschr. f. wiss. Theol. XXI.
p. 536—38.
38) C. Trochon. La plus ancienne traduction francaise de la bible: Revue
du monde eathol., 10. Juni 1878.
39) J. J. Herzog und G. L. Plitt. Real-Encyclopaedie für protest.
Theol. und Kirche. 2. durchgängig verb. u. vorm, AuH. Bd. II und III (je
802 pp. 8.). Aurelian— Dwight. Lpz. (Hinrichs) 1878. M. 20. — rec. von
Guericke in Ztschr. f. die gcs. luth. Theol. u. Kirche 1878, p. 439 fg.; von
Brettner ibid. p. 442 fg.; von Strack im Gentralorgan für die Interessen des
Kealschuhv. VII, 1; Bd. III und IV von Schürer in ThLZ. 1879, No. 12.
4<M Handwörterbuch des Biblischen Altertums für gebildete Bibelleser.
Herausgeg. von Dr. Ed. C. A. Riehm. Mit vielen Illustrationen, Plänen und
Karten. 8 — 10. Lief. (p. 673 — 960, Jcreinia — Matthäus). Bielef. u. Leipz.
(Velhagen u. Klasing) 1878. ä Lief. M. 1.60. — rec. von A. Ebrard (Lief. 6—10)
iu Bovv. des Gl.. Jan. 1879.
1(3 Kautzsch, Hebräische Sprachkwnde, alttestamentliche Exegese
Gebundenheit zu massvoller kritischer Unbefangenheit repräsentirt
die 5. Auflage des bekannten Calwer Handbuchs41). Auf franzö-
sischem Boden ist die Encyclopädie Lichtenberger 's 42) , die sich
bei einem etwas freieren Standpunkt nach Plan und Anlage der
deutschen protestantischen Realencyclopädie Herzogs an die Seite
stellt, bis zum Absehluss des 3. Bandes gelangt. Dagegen ist die
englische Bible Cyclopaedia von Fausset*3) ein Seitenstück zu
Mtehm's Handwörterbuch. Von Sammelwerken erwähnen wir hier
noch den 4. und 5. Band der Nachgelassenen Schriften A. Geiger s4*);
Band -4 enthält fast ausschliesslich Vorlesungen aus den Jahren
1872 — 74 über Einleitung in die biblischen Bücher. Band 5 die
Materialien zu einer Biographie Geigers. Von Godet's französischen
Bibelstudien45) erschien der erste Theil einer zweiten deutschen
Bearbeitung: derselbe umfasst die Aufsätze über die Engel, die 4
grossen Propheten, das Buch Hiob, das Hohelied und die sechs
Schöpfungstage in ebenso geist- und schwungvoller, wie kritisch
conservativer Darstellung.
Wenden wir uns nun zu der kritischen und exegetischen
Bearbeitung einzelner Bücher, so zeigt sich auf dem
<Tpl)iete der Pentateuchkritik das Interesse noch immer durch die
brennende Frage, nach dem Alter des sogenannten Priestercodex
(vulgo ersten Elohisten, Q bei Wellhmisen) absorbirt. Der bekannte
englische Kritiker Colenso*6) unterzieht die 1876 — 77 erschienenen
Aufsätze von Wellhausen (s. Bericht f. 1877, No. 56) einer Prüfung,
in der er sich als Vertreter der Ergänzungshypothese dem deutschen
Kritiker nicht gewachsen zeigt-. Doch stimmt er mit ihm überein
in der Ansetzung des eigentlichen Priestercodex nach dem Deu-
teronomium , welches letztere Jeremia zugewiesen wird ; dagegen
schreibt Colenso die historischen Stücke in Q der Person oder
41) Handbuch der Bibolcrklärung. Hcrausg. vom Calwer Verlagsverein.
5. umgearbeitete Auflage. Calw und Stuttg. 1878. I. Bd. Das Alte Test. Mit
zwei Karten (VIII, 998 pp. 8.). II. Bd. Das Neue Test. Mit zwei Karten
(VIII, 628 pp. 8.). M. G. — rec. von Nestle in ThLZ. 1879, No. 3.
42) F. Lichtenberger. Eneyclopedie des sciences religieuses. T. III.
Centuries — Docg. Paris (Sandoz et Fisehbachcr) 1878. 795 pp. 8. M. 12.50.
— rec. (Tom. I— III) von Bertheaa in ThLZ. 1879, No. 6.
43) A. R. Fausset. The Englishman's critical and expository Bible cy-
clopaedia. Illustrated by 600 woodcuts. London (Holder and Stoughton) 1878.
756 pp. 8. 18 s.
44) Abr. Geiger. Nachgelassene Schriften. Herausgcg. von Ludtr. Geiger.
Bd. 4 u. 5. Beriin (Gerschell 1877—78. VIII, 344; XII, 387 pp. 8. —
rec vim Nöldeke in LC. 1S7S. No. 33.
45) /•' (ladet. Biholstudion. Deutsch bearb. von 1MV. ./. Kiigi. I. Tb..
Vom Verf. autorisirte und durchgcs. (2.) deutsche Ausg. Hannov. 1878. IV,
276 pp, 8. M. 2.40. - rec. v..,, Wold. Schmidt in ThLZ. L879, No. 22.
Kit ./. W. Colenso. Wellhausen on the Compositum of the Hexateueh
critically examined. London (Longmaus, öreen & Co.) 1878. IV, 132 pp. 8.
. — rec. von Gut/ie in ThLZ L879, No. 14
und biblische Theologie, Geschichte Israel'*. 17
doch dem Zeitalter Samuel's zu. Kucnen's41) scharfsinnige Bei-
träge zur Hexateuehkritik (vergl. Bericht f. 1877, No. 58) wurden
durch zwei weitere Aufsätze vermehrt. CurtissiS) versucht in
einer kürzeren, aber stark verbesserten Umarbeitung seiner 1877
(s. Bericht No. 59) erschienenen englischen Schrift die Priorität
des Priestercodex durch den Nachweis zu retten, dass sich die
Aussagen über das Priesterthum zu allen Zeiten wesentlich gleich
geblieben seien. Dass dieser Nachweis hätte gelingen können, wird
auch von zahlreichen Gegnern der sogenannten Grafschexi Hypo-
these a priori verneint werden: immerhin bleibt der fleissigen
Untersuchung von Ourtiss das Verdienst, zu einer Revision des
Urtheils über verschiedene noch dunkle Punkte genöthigt zu haben.
Eine specielle Frage behandelt ein interessanter Aufsatz von De-
litzsch49) (ursprünglich Vorrede zu Ourtiss „The levitical Priests"
1877, s. o.); über die Beweiskraft der darin niedergelegten Argu-
mente werden allerdings die Leser je nach ihrer Stellung zur
kritischen Frage getheilter Meinung sein. Den Sprachgebrauch des
Elohisten hat llyssel^) nach der formalen und syntaktischen Seite
einer überaus sorgfältigen und gründlichen Analyse unterzogen.
Augenscheinlich ist er im Verlauf der Untersuchung zu viel weiter-
gehenden Concessionen an die Verfechter der GW^sehen Hypothese
gedrängt worden, als sie ihm bei Beginn derselben nöthig schienen.
Wenn Ryssel zwar die historischen Abschnitte von Q vor dem
Jehovisten , den Hauptstock des legislativen Theils dagegen bald
nach 700, andere Stücke noch weit tiefer ansetzt, so ergiebt sich
daraus jedenfalls so viel, dass die sprachliche Analyse wenig geeignet
ist, die Priorität des Elohisten vor den Angriffen von der biblisch-
theologischen Seite her zu erretten. Ebenso wenig dürfte diess
der Abhandlung Ifojfinann's&1) gelungen sein, in welcher ein naives
Festhalten an der stricten Einheit der mosaischen Thora mit der
Deutung derselben nach jüdischer Tradition Hand in Hand geht.
47) A. Kueneu. Bijdragen tot de critiek van Pentateuefa en Jozua. IV.
(Deut. 11, 29 11'.; 27; Jos, 8, 30, 35): Theol. Tijdschrift , Mai 1878. V. De
godsdienstige vergadering bij Ebal en Gerizim: ebendas. Mai, p. 297 — 323.
48) S. I. Ourtiss, jr. De Aaronitici saeerdotii atque thorae elohisticae
origine dissertatio historico-critica. Lips. (Hinrichs) 1878. III, 40 pp. 8. M. 1.
— rec. von Robertson Smith in Ac, 4. Jan. 1879; von O. Zöckler in Bew.
d. Gl., Jan. 1879; von Baudissin in TliLZ. 1879, No. lö ; von J. A. Englund
in Teologisk Tidskr. 1879. ■>.
49) Franz Delitzsch. Die Alterthümliehkeit der elohistisclien Farben-
bezeiehnungen: Ztschr. f. die luth. Theol. u. Kirche 1878, p. 590 — 97.
50) C. 1. Ryssel. De Elohistae Pentateuchici sermone commentatio
historico-critica. Leipzig (Fernau) 1878. IV, 92 pp. 8. M. 2. — ree. von
//. Strack in LC. 1879, No. ö; von Kautzsch in ThLZ. 1879, No. 7; von
Zöckler in Bew. d. GL, März 1879; von Steck in Prot. KZ. 1879, No. 20;
von ..-1. Kuenen in Theol. Tijdschr., Nov. 1879.
51) D. Haffma/nn. Abhandlungen über die pentateuefaisehen Gesetze.
I. Heft. Berlin 1878. M. 3. — rec. von Baudissin in ThLZ. 1878, No. 9; in
Jüd. LB. No. 28, 29; von Yernes in RC. 1878. No. 3G.
Jahresbericht 1878. 2
18 Kautzsch, Hebräische Sprachkumde, alttestamentlicM Exegese
Des historischen Interesses halber gedenken wir schliesslich noch
zweier Brochuren von Professor Robertson Smith52), die sich auf
seinen Process vor dem Presbyterium der Schottischen Freikirche
beziehen. Veranlasst wurde derselbe durch seinen Artikel „Bilde"
in der Encyclopä-dia Britannica; den Hauptpunkt der Anklage
bildet die Leugnung der mosaischen Abfassung des Deuteronomium.
Da sich jedoch Smith auf den Wortlaut des kirchlichen Bekennt-
nisses beruft, welches nur die Anerkennung der göttlichen Inspiration
fordere . die er nie bezweifelt habe, so ist das Inquisitionstribunal
weder im Mai 1878, noch im Juni 1879 zu einem endgiltigen
Resultat gelangt. Die von Smith in der zweiten Brochure aus-
gesprochenen Ansichten würden in Deutschland als ebenso viele
Beweise der massvollsten Zurückhaltung gelten.
Die Exegese des Pentateuch ist abgesehen von einer dritten
Auflage des hinlänglich bekannten Commentars von Keil53) zu
Genesis und Exodus fast nur durch die Erörterung specieller
Fragen bereichert worden. Denn bei (Jarl'tnd's 54) Noten zur
Genesis kann nach dem Urtheil der Academy nur von einer Be-
reicherung der exegetischen Absurditäten die Rede sein. Eine
naturhistorische Apologie* des mosaischen Schöpfungsberichts unter-
nimmt Eirich 55) auf Grund der sogenannten Sintfluthshypothese ;
übrigens von einem Standpunkt aus, dem selbst das kopemikanische
System als zweifelhaft gilt. Le Savoureux60) versucht für das
erste Wort der Bibel die rein adverbielle Bedeutung „d'abord" zu
erweisen; ein anderer Aufsatz desselben57) beschäftigt sich mit
dem Schöpfungsbegriff im A. T. überhaupt, Berthecm56) erklärt
die Zahlen, in welchen die Lebensdauer der Patriarchen angegeben
52) W. Robertson Smith. 1) Answer to the Form of Libel now betöre
the Free Church Presbytery of Aberdeen. Edinburgh 1878. 64 pp. 8 (in
kurzer Zeit noch dreimal neu aufgelegt). 2) Additional Answer to the Form
of Libel with some Account of the Evidence that Parts of the Pentateuchal
Law are later than the time of Moses. Edinb. (Douglas) 1878. 88 pp. 8. 1 s.
- rec. von E. N[estle] in LC. 1879, No. 35.
53) Karl Eriedr. Keil. Biblischer Commentar über die Bücher Mose's.
I Bd.: Genesis und Exodus. 3. verb. Autl. [Keil und Delitzsch, Bibl. Comin.
üb. das A. T. Th. I]. Leipzig 1 1 törffling u. Franke) 1878. XXVIII, 623 pp.
8. M. 10.
54) (t. V. Qarland. Genesis with notes. London ( Rivingtons) 1878.
553 pp S. 21s. — rec. in Ac. 2. Nov. 1878.
55) P. Eirich. Das llexaemeron und die Geologie. Eine Vertheidigung
d. ums. Schöpfungsberichts gegen die falschen geolog. Theorien. St. Louis
(Dresden, Naumann) 1S78. 244 pp. 8. M. 4. — rec. in Allgem. ev.-luth. KZ.
IST'.). 11t Beil., Nu 11.
56) E. le Savour&ux. Le premier mot de la Bible. Etüde exegetique:
Revue theolog., JuJi 1878, p. 88-^-95.
57) E. le Savoureux. L'Idee de la creation dans l'Anieien Test.: Rev.
theolog., Okt. 1878, p. 157 — 6!».
58) Ernst licrtlieuu. Die Zahlen der Genesis in Gap. V und Cap XI:
Jahrbb. f. deutsehe Theol. XXIII, 4, p. 657—82.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 19
wird, aus einer Addirung anderer Zahlenreihen innerhalb desselben
Capitels, jedoch auf Grund des samaritanischen. nicht des hebräischen
Textes; überdiess ist die Rechnung zu künstlich, um plausibel
heissen zu können. Auf anderem Wege sucht Orawford59) den
Schlüssel zu jenen Zahlen ; doch zeigt schon der Titel seines
Buches , dass er dabei von selbsterfundenen Voraussetzungen aus-
geht. Der Aufsatz von Eyli60) über Gen. 6, 1 ff. is^t ein völlig
werthloses Raisonnement. Gladstone61) bespricht die Beziehungen
zwischen der homerischen Iris und Gen. 9, 11 ff., de Neuville62)
die Völkertafel. ObbarcPs63) Commentar zum Segen Jacobs (vergl.
Bei-icht f. 1877. No. 83), von dem wir unten den genaueren Titel
geben, berücksichtigt besonders die jüdischen Commentatoren ; als
Repräsentanten der deutschen Exegese . gegen die er einen sehr
selbstgewissen Ton anschlägt, gelten ihm Rosenmiiller, Maurer und
(resenius. Ueber die Abfassungszeit des Deuteronomium handeln
Murphy6*) und Buhl65). Das Buch Josua commentirte Maclear66)
für die sogenannte Cambridge Bible : einzelne Stellen der Bücher
Samuelis behandeln Matthes61) und TJo//'68) in holländischen Auf-
sätzen.
Von Gesammtwerken über die Propheten ist nur die englische
Üebersetzung des dritten Bandes von Ewald's 69) hebräischen Pro-
pheten zu erwähnen. Unter den Jesajacommentaren erlebten neue
Auflagen HeiUgstedtlu) , sofern dessen Compilation den Namen
59) T. P. Crawford. The Patriarchat dynasties from Adam to Abraham
shown to cover 10,50(1 years and the highest human life only 187. Eichmond
1878. 163 pp. IG.
60) C. Egli. Ueber Genes. 6, 1—4: Ztschr. für wissensch. Theol. XXI,
2, p. 251—57.'
61) W. E. GladMoue. The Iris of Homer and her relation to Genesis
IX, 11 — 17: Contemporary Review, Apr. 1878, p. 140 — 52.
62) L. Rioult de Neuville. L'Ethnologie et le 10° chapitre de la Genese:
Extrait de la Revue des quest. histor. Apr. 1878. Paris (Palme) 64 pp. 8.
63) A. N. Obbard. The prophecy of Jacob. Notes critical and exegetical
on Genesis XLIX. Cambridge (Deighton, Bell and Co.) 1877. 4 s.
64) J. G. Murphy. The book of Deuteronomy: British and foreign
Evangel. Review, Jan. 1878, p. 105—126.
65) Fr. Buhl. Wann ist das fünfte Buch Mose abgefasst worden? : Theol.
Tidskr., Kopenh. 1878, H. 3. 4.
66) G. F. Maclear. Book of Joshua. With notes, maps and intro-
duetion. Cambr. 1878. 230 pp. 12.
67) J. C. Mattlies. 1. Sam. 1, 16: Theol. Tijdschr., 1. Jan. 1878, p. 55 ff.
68) E. F. H. Wolf. -)l372?3 2. Sam. 23, 4: Studien IV, 4, p. 430—36
69) G. H. A. von Ewald. Commentary on the prophets of the old
Test. Translated by ./. Fred. Smith. Vol. 3. London (Williams and Norgate»
1S78. 8. 10 s. — rec. in Ac, 7. Juni 1879.
70) Aug. Heilig 8t edt. Praeparation zum Propheten Jesaja mit den nöthigen
die Üebersetzung u. das Verständn. des Textes erleichternden Anmerkungen
2. verb. Aldi. Halle (Anton) 1878. 156 pp. 8. M. 1.80.
20 Kautzsch, ^Hebräische Sprachkwnde, alttestamentliche Exegese
eines Commentars verdient, und Birks11)', der Commentar von
Nägelsbach 72) (s. Bericht, 1877, No. 98) wurde ins Englische über-
setzt. Die Authenticität des Deuterojesaja sucht L'öhr1'6) durch
den Beweis zu retten, dass nur Jesaja, und zwar vom Standpunkt
des 8. Jahrhunderts aus, so habe schreiben können. Er poleiaisirt
daher gegen Delitzsch, weil derselbe schon durch die Versetzung
des Propheten auf den Standpunkt des Exils der rationalistischen
Kritik eine Concession gemacht habe. Berechtigter als diese Pole-
mik dürfte jedoch der Wunsch sein, dass sich ein „realkritischer
Beitrag" genauer um den realen exegetischen und historischen
Thatbestand kümmern sollte. Das gleiche Thema, wie Lahr,
behandeln Aufsätze der katholischen Theologen Hvmpelu) und
Knabenbauer15); über Cap. 53 erschien eine hermeneutische Studie
von Mazellb) und ein Aufsatz von Schölten71), nach welchem
dieses Capitel eine Theodicee ist in Bezug auf die Leiden Israel's,
des treuen Knechtes Jehova's, während des Exils. Cap. 55 endlich
wurde von Brown1*) commentirt. Jeremia ist durch den ersten
Theil eines Commentars von Linton19) und durch eine sehr tüchtige
Untersuchung von Budde8()) über Cap. 50 und 51 vertreten. Der-
selbe hält die Echtheit von 51, 59 — 64 (ausser 60'') fest, erweist
jedoch das übrige, besonders durch gründliche Erörterung der
Abhängigkeit vom Deuterojesaja, als eine ziemlich späte Inter-
polation , meist nach älteren Mustern. Von Ezechiel haben im
71) T. R. Birks. Commeritary öf the Book of Isaiah! 2»1' ed. New-
York and London (Macmillah) 1878. XV, 430 pp. 8. 12s. Od.
72) J. P. Lange. Commentary on the Scriptures ; translated f'rom the
German and edited with additiöris by Philip Schaff. Vol. 9: Old Test., Isaiah,
l.y ('. W. E. Nägelsbach . . . with additions by S. T. Lowrie and Dunlop
Moore. New- York (C. Scribner's Sons) 1878. 10, 741 pp. 8. doli. 5.
73) Löhr. Zur Frage über die Echtheit von Jes. 40 — CG. Ein real-
kritischer Beitrag. Berlin (Wiegandt und Grieben; 1878. 40 pp. 8. M. 1.
rec von Guthe in ThLZ. 1878, No. 24; von R. Martineau in Theolog.
Review-, <><•!. 1878; von Diestel in JLZ. 1879, No. 7; von E. Engelhardt
in Bew. d. (iL, Mai 1879.
74) Felix Hwnrpel. Ueber Jesaja C. 40 — 66: Tiih. theolog. Quartalschrift,
187S, II. 2, p. 294—334; II. 3, p. 403— 524.
75) ./. Knabenbauer. Plan und Gedankengang des Isaias: Ztsehr. f. kath.
Theol. II, '1, ]>. G50— 72 (Forts in III, 1, p. 18-52).
70» -I. Mazel. Esaie 53. Etüde herrneneutique: Rev. theol. V, Okt. 1878,
p 135 — 50.
77) •/. //. Schölten. De lijdende Knechl Gods, Jes. Uli. Eene bijdrage
toi de geschiodenis van de Fsraelietische godadiengl : Theol. Tijdschr., Juli 1878,
p. 377—409,
78) W. Brown. The Joyful Sound: being notes «>n the 55th chäpter of
Isaiah. London (Oliphant) 1878. 8. 2s. Od.
79) //. Union. The book of Jorem'iah, with explanatory notes. l't. I.
1S7S. 12. 2 s
sei ('. Budde. Ueber die Capitel 50 und 51 des Kuches Jeremia I:
Jahrbb. f, d, Theol, XXIII. 3. p 428—70: II: ihid. H. 4, p. 529— 02.
and biblische Theologie, Geschichte IsraeCs. 21
Berichtjahr nur 7 Verse eine Besprechung durch Lansing*1)
gefunden. Hosea I und III behandelte der Holländer Vaieton S2).
den Obadja und Hahaqquq Rcmdolf83), das Jonahuch der tüchtige
englische Exeget KalischSi), das 6. Cap. des Micha Rosenzweig 85).
Die Arbeiten auf dem Gebiete der biblischen Poesie eröffnet
eine Abhandlung von Drach 86) über eine Frage der äusseren Form.
Caslelli81) giebt in seinen „Studien über die bibl. Poesie" aus-
gewählte Proben derselben mit kritischen und exegetischen An-
merkungen. Eine neue sorgfältige Uebersetzung der Psalmen mit
Anmerkungen und Einleitung verfasste der Holländer Dyserinck**),
ein Anhänger der Leidener kritischen Schule. Um eine verständliche
Uebersetzung zu ermöglichen, hat DyserincJc den hebräischen Text
an vielen Stellen geändert, an einigen wohl auch verbessert; der
Ertrug dieser kritischen Arbeit wurde von ihm in besonderen
Schoben 89) niedergelegt.. Bei dieser Gelegenheit gedenken wir
zugleich der Bemühungen Baethgen's 90) um die Psalmen nach der
Peschitta. Im Einzelnen bespricht Graetz91) die Tempelpsalmen,
d. h. die Auswahl der sieben Psalmen, die vom Levitenchor an je
einem Wochentag gesungen wurden. Im 50. Psalm erblick! Graetz92)
nicht eine Theophanie , sondern eine Erzählung der Schöpfungs-
geschichte und zugleich eine Rüge für das Volk, die wahrscheinlich
aus der Zeit nach Josia's Cultusreinigung stamme. Die davidische
81) G. Lansing. Pillows and kerchiefs, Ezek. III, 17 — 23: British and
Foreign Evang. Rev., Juli 1878, p. 610 — 16.
82) ./. ./. /'. Vaieton, jr. Hosea I en 111: Studien IV, 2. p. 143 — (i4.
83) W. Randolf. Analytical notes ön Obadiab and Habakkuk. London
(Rivingtons) 1878. 8. 5 s. 6 d.
84) M. M. Kaiisch. Bible Studies. Part II. The book of Jonah.
London (Longmans) 1S78. — rec. von II. Oort in Theol. Tijdschr. Okt. 1878;
von R. Martineau in Theolog. Review Okt. 1878, p. 595 fg.
85) A. Rosenzweig. Ueber Micha Cap. C. (Schluss): Jüd. LB. 1878,
No. 41.
86) S. M. Drach. Is Bible poetry acrostie: Trarisactioris of the Society
of Bibl. Archeol. Vol. VI, pt. I.
87) T). üastelli. Delhi poesia biblica: stiidii. Firenze (Le Monnier)
1878. VII, 572 p. 8. fr. 4. — reo. in Ae. 26. Okt. 1878: von M. Fernes
in RC. 1878, No. 51.
88) J. Dy8ermck. De Psalmen uit het Hebreeuwsch op nie.uw veftaald,
en mot aanteekeningen en eene inleiding voorzien. Haarlem (Erven Loosjes)
1878. LXX1I, 240 pp. 8. f. 4. — rec. von Kueacn in Theol. Tijdsehr., Mai
1878; von Vaieton in Studien IV, 3; von Hilf/ruf eltl in Ztschr. f. wks.
Theol. XXII, 1.
89) J. Dys&rinck. Kritische Schoben bij de Vertaling van het Boek der
Psalmen: Theol. Tijdschr., Mai 1878. p, 279— 296. — rec. von Hilgenf. in
Ztschr. f. wiss. Theol. 1879, 1, p. 129 fg.
90) F. Baeihgen. Untersuchungen über die Psalmen nach der Peschita.
I. Abth. Kiel (Schwere) 1878. 29 pp. 4. M. 1.60.
91) //.. Graetz. Die Tempelpsalmen: Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch.
d. Judenth.j Mai 1878, p. 217 — 22.
92) H. Graetz. Der fünfzigste Psalm : Monatsschr. f. Gesch. und Wiss.
d. Judenth., Juli 1878, p. 289—303.
22 Kautzsch, Hebräische Sprachhunde, älttestamentliche Exegese
Abfassung des 68. Psalms sucht Cornill^6) zu beweisen, natürlich
ohne die starken Gegengründe entkräften zu können; die voraus-
geschickte Besprechung der schwierigsten Stellen dieses schwierigen
Psalms zeugt ebenso von mannigfaltigen guten Kenntnissen, wie
von der Notwendigkeit, sie noch Aveiter auszureifen und zu ver-
tiefen. In Psalm 109 beseitigt Graetzdi) den Anstoss an V. 6 — 19
dadurch, dass er die Verwünschungen den Feinden des Dichters
in den Mund legt, indem V. 20 für nbs'D vielmehr nbsn zu lesen
sei; die ganze Aufstellung scheitert indess unrettbar an V. 16 f.
vergl. mit V. 22. Eine Studie von Treitel9h) conjicirt Prov. 7, 22
a. E. 'äl mösar 'ajjal (wie mit Schlingen zur Fesselung des Hirsches).
Das Räthsel des Hohen Liedes sucht Kohler 96) zu lösen , indem
er mit Hülfe zahlreicher textkritischer Conjecturen ein halbdrama-
tisches populäres Gedicht mit Zwischenredner und Chor heraus-
construirt, welches als Festspiel bei einer Hochzeit gedient habe
und dessen Haupttheile aus der Zeit nach Hiskia stammten.
T/to»iso7isi>1) Studien über das Buch Ruth sind eigentlich
eine Darstellung der sogenannten häuslichen Alterthümer an der
Hand des genannten Büchleins. In Cassel's 98) Bearbeitung des
Buches Esther, deren erster Theil die Uebersetzung und den
Commentar nebst einer Uebersetzung des sogenannten zweiten
Targums enthält, ist wenigstens die letztere Beigabe dankenswerth ;
im übrigen strotzt das Buch von allen den hinlänglich bekannten,
nicht gerade berechtigten Eigenthümlichkeiten der Casselschen
Muse -- gespreizte Geistreichigkeit , ein aus allen Winkeln her-
geholter , aber nur selten zur Sache dienender Notizenkram , tolle
Sprünge einer durch keine Zucht und Methode gebändigten Phantasie,
dazu eine Philologie, die „Oheim" mit DNnN , „Bach" mit ~D2
zusammenstellt und nebenbei mit den elementarsten Gesetzen der
deutschen Sprache in beständigem Kampfe liegt: alles dieses macht
93) Cur. Hern/r. C'ornill. Do Psalmi LXVII1 indole atque origine. Dissert.
inauguralis. Marburg (Friedrich I 1878. 40 pp. 8. — ree. von B. Stade in
ThLZ. IST 8, No. 26-, von E. N. in LC. 1879, No. 4.
94) H. Graetz. Der Gedankcninhalt des Psalmes 109: Monatsselir. für
Gesob. und Wissensch. d. Judenth., Jan. 1878, p. 1 — 13.
95) Ij. Treltel. Exegetische Studien: Monatsschr. f. Gesch. u. W. des
Judenth., Okt. 1878, p. 478—80.
'.Uli A. Kahler. Das hohe Lied übers, und kritisch neubearbeitet. Now-
York (Westermann und Comp.) 1878. 27 pp. 8. M. 1. — rcc. in Ath.,
in. Aug. 1878; in Ac. 26. Okt. 1878; von R. Martineau in Theolog. Review,
Okt. 1S78; in Jüd. LB. 1878, No. 50; von H. Strack in LC. 1878, No. ,r> 1 ;
von Diestel in .JLZ. 1879, No. 1; von Wellhausen in ThLZ. 1879, No. 2.
'.»7» .1. Thomson. Home Lite in Anciont Palestine. Studios on the book
of Ruth. London (Nelsons) 1878. 218 pp. 8.
ÜS> /'mi/iis Cassel. Das Buch Esther. Ein Beitrag zur Gesch. des
Morgenlandes. Aus d. Hebr. übersetzt, bistor. und theol. erläutert. I. Abth
Im Anhang: Die Uebersetzung des 2. Targum. [Auch u. d. T.: Morgen- und
Abendland, 2. Tbl.] Berlin (Kothberger) 1878. XXIV, 308 pp. 8. M. G —
rec. von ßr. in LC. 1878, No. 52; von Kaiiqihauseu in ThLZ. 1879, No. 10.
imd biblische Theologie, Geschichte TsraeVs. 23
uns wenig begierig nach dem verheisseuen zweiten Tlieil, welcher
die Einleitung, die Geschichte und Literatur des Buches, sowie
eine Erörterung der Echtheit und des geschichtlichen Werthes
enthalten soll. Ausserdem gilt dem Buche Esther noch ein Auf-
satz von Mannheimer iJd). Nehemia erfuhr eine kurze Commentirung
durch Lintm l,m).
Zur Apokryphen -Forschung hat Kosiers101) einen Beil rag
geliefert durch eine Studie über das zweite Maccabäerbuch ; einen
wichtigeren Neubauer 102) durch die treffliche Herausgabe eines
aramäischen Textes des Tobitbuches aus einer Bodlejanischen Hand-
schrift (XV Saec. in griechisch-rabbinischer Schrift) ; beigegeben
ist die hebräische Version (der sogenannte Hebraeus Münsteri, der
indess bereits 1516 zu Constantinopel gedruckt worden war), sowie
die auf Tobit bezüglichen Abschnitte des Tanchuma u. a. Der
Annahme Neubauer 's . dem in der Hauptsache auch Bickell103)
folgt, dass der Bodlejanische Aramäer dem Original des Tobit am
nächsten stehe, ist seither von verschiedenen Seiten widersprochen
worden. Nach Schürer lag dem Neubauer'schen Texte wahr-
scheinlich ein älterer aramäischer oder doch semitischer Text, viel-
leicht sogar das hebräische Original zu Grunde, während Nöldeke
(Monatsber. der Berliner Acad. vom 20. Jan. 1879) in ihm eine
Bearbeitung, ja grösstenteils geradezu eine Uebersetzung der
griechischen Recension B erblickt, welche nach Fritzsche auf einer
Ueberarbeitung der griechischen Recension A beruhe (anders Schürer
in ThLZ. 1878, No. 14). Ueber das Verhältniss des Vulgatatextes
zu dem aramäischen Text Neubauer's lauten die Urtheile gleich-
falls sehr verschieden. Nöldeke erblickt (nach Fritzsche) in der
Version des Hieronvmus nur eine mit ziemlich leichter Hand vor-
genommene Ueberarbeitung des Vetus Latinus, hält aber Bekannt-
schaft mit dem aramäischen Text für möglich; Schürer dagegen
behauptet Benutzung des letzteren durch Hieronymus, sei es des
Neubauer sehen Textes selbst oder eines nahe verwandten. In den
99) M. Mannheimer. Auch eine Ansicht über das Buch Esther: Jüd.
LB. 27, p. 106 fg.
100) //. Linton. The book of Nehemiah, with notes. London (Philip I
1878. 12. 1 s. 6 d.
101) W. ff- Kosters. De polemiek van het tweede boek der Makkabeen:
Theol. Tijdschr., Okt. 1878, p. 491—558.
102) Ad. Neubauer. The Book of Tobit. A Chaldee text from a unique
MS. in the Bodleian library, with other rabbinical texts , English translations,
and the Itala. Oxford and London (Macmillan) 1878. XC11, 43 pp. 12. 6 s.
— rec. in Ath., 8. Juni 1878; von Schürer in ThLZ. 1878, No. II; in Jüd.
LB. 1878, No. 33 u. 34; in Ac, 2. Nov. 1878; von Biekcll in Ztschr. f.
kath. Theol. 1878 II, 4; von //. Strack in LC. 1878, No. 50; von A. Kaencn
in Theol. Tijdschr., Nov. 1879.
103) G. Bickell. Der chaldäische Text des Buches Tobias: Ztschr. für
kathol. Theol. II, 1, p. 216—222.
24 Kautzsch, Hebräische Sprachhunde, alttestämenüiche Exegese
Bereich der Apolnryphen-Forschung gehört endlich noch eine Studie
von BadtU)i) über das 4. Buch der Sibyllinen.
Von den ausserbiblischen Quellen der israelitischen Ge-
schichte hat sowohl die Archaeologie 105), als das Bellum Juda-
icumlü6) des Josejthus eine englische Uebersetzung durch Whiston
erfahren. Unter den Darstellungen behauptet der erste Band der
Geschichte Israels von Wellkmisell1®'') den Rang einer epoche-
machenden Leistung. Derselbe enthält allerdings zunächst nur eine
Synthese der Anschauungen von den alttestamentlichen Quellen,
die Wellhausen in den Fusstapfen von Vathe, (traf und Kiumen
besonders durch seine Analyse der Composition des Hexateuchs
(s. Bericht über 1877, No. 56) gewonnen hatte. Was jedoch die
mühsame Analyse der Quellen den widerstrebenden Voraussetzungen
gegenüber nicht zu erreichen vermochte, das hat WetthdUsen in
diesem packenden Buche für alle die geleistet, welche ihr Urtheil
nicht von dem Missfallen über verschiedene hyperkritische Auf-
stellungen oder über den sarkastischen Ton der Polemik abhängig
machen. In wahrhaft plastischer Gestalt werden dem Leser die
drei grossen Quellengruppen des Jehovisten mit dem älteren
(vulgo jüngeren) Elohisten. des Deuteronomikers und des späteren
Elohisten (Q oder Priestercodex) vor die Augen gestellt und nach
ihrer verschiedenen Stellung zu gewissen Hauptfragen (Cultus-
einheit, Priesterthum u. s. w.) charakterisirt. Ein zweiter Theil
liefert sodann von der Chronik aus rückwärtsgehend den Beweis,
wie sich die Grundanschauungen der jeweilen massgebenden Gruppe
in der allmählichen Umgestaltung der historischen Tradition ab-
spiegeln — ein Process, der sich in den verschiedenen Quellen-
schichten der früheren Geschichtsbücher noch mit ziemlicher Sicher-
heit verfolgen lässt. Mag auch die Verschiedenheit des historischen
und legislativen Theils von Q, resp. die Benutzung älterer Quellen
für den ersteren, noch dahingestellt bleiben, das punctum saliens
des ganzen Streites ist die Frage, wie bei dem Vorhandensein von
Q die jehovistische und selbst die deuteronomische Gesetzgebung
überhaupt möglich war. abgesehen von der oben berührten That-
sache, dass die Ueberlieferun#en aus vordeuteronomischer Zeit im
104) B. Badt. Ursprung, Inhalt und Text des 4. Buches der sibyllinischen
Orakel. Eine Studie. Breslau 1878. 24 \>\>. 4. — rec. von Aug. Hilgeiifeld,
in Ztsclir. f. wiss. Theol. XXII, 1.
L05) Josephus Antiquities oftheJews, translated by IT. Whiston. London
(Ward and Lock) I87S. 8. 2 s.
106) Josepbus Wars of the Jows, translated by W. Whiston. London
(Ward mikI Lock) 187s. 8. ■_' s.
107) ./'//. Wellhausen. Geschichte Israels. In zwei Banden. Erster
Band. Berlin (Reimer) ists. VIII, 442 pp. 8. M. 6. — rec. von Kautzsch
in ThLZ. 1879, No. L' ; vod .1. Kuenen in Theol. Tijdschr., Jan. 1870; von
Bloch in Jüd. LI! L879j I ".'!; in I'n.t. KZ. 1879' No. 6; in N. ev. KZ.
1879, No. f.; von Robertson Smith in Ac, 17. Mai 1879; von B. S. in LC.
1879, No 26,
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 25
Ganzen ebenso mit dem Jehoyisten zusammenstimmen, wie die des
Josianiscben Zeitalters mit dem Deuteronomiker und die nach-
exilischen mit Q. Dass der so gewonnene Einblick in das that-
säehliche Verhältniss der Hauptquellen zu pinander nicht nur ein
besseres Verstäudniss der äusseren Geschichte Israels, sondern vor
allem eine tiefere Würdigung der religionsgeschichtlichen Ent-
wicklung, obenan der im Prophetismus vorliegenden, zur Folge
haben muss, ist von WeUkausen selbst gebührend hervorgehoben
worden, wobei wir übrigens seine offenbare Unterschätzung der
religionsgeschichtlichen Bedeutung des Priestercodex nicht zu th eilen
vermögen. Nach einem Referat über diese eingreifende Leistung
dürfen wir uns über einige andere Darstellungen um so kürzer
fassen. Das mehr populär gehaltene Handbuch von Langhaus 108)
ist im Berichtjahr bis zur 4. Lieferung gediehen: Obermüller109)
macht sich anheischig, die Genesis des Judenthums sammt der des
Christenthums und Islams aus allen möglichen Quellen darzuthun.
Der hierher gehörige dritte Theil des Werkes von Bavet110), der
seine Orakel ohne Kenntniss des Hebräischen zum besten giebt,
fusst auf der Voraussetzung, dass kein hebräischer Prophet vor
Cyras, die meisten erst in hellenistischer Zeit bis herab ins erste
Jahrh. nach Christus geschrieben haben. Eine summarische Ge-
schichte der Juden von Mihnan111) erschien in neuer Auflage,
sowie von Green's 112) Geschichte der getheilten Reiche eine Fort-
setzung. Die nicht minder summarische Geschichte der Juden und
ihrer Literatur von Baerk113) (s. Bericht über 1877. No. 154)
wurde mit der 5. Lieferung abgeschlossen. Die Beziehungen Israels
zu den fremden Völkern behandeln Berger11*), Z'öckhr115) und
108i Ed. Langhans. Handbuch der bibl. Geschichte und Literatur.
Nach den Ergebnissen der heutigen Wissenschaft. 3. — 4. Lief. (p. 329 — 584).
Bern (Dalp) 1878. 8. M. 3.60.
100) Wilh. ObermvMer. Die Entstehung der Hebräer. Juden wie Israeliten,
d. Christenthums u. d. Islam. Nach egypt., griech., assyr.-babyl., hebr. u. arab.
Quellen historisch ethnologisch dargestellt Wien 1878. VIII. 265 pp. 8. M. 4
110) Kniest Havel. Lc Christianisme et ses origines. Tom. III. Le
Juda'isme. Paris (Levy) 1878. XXI. 519 pp. 8. fr. 7.50. — reo. von
Ch. Bruston in Revue theolog., Apr. 1870. p. 303 fg.
111) H. H. Milium,. EBstory of the Jews. New ed. Lond. iRoutledge)
1878. 8. 3 s. 6 d.
112) S. G. Green. Kingdoms of Israel and Judah after the disruption.
Pt. II (Tö the restoration of Jerusalem). London 1878. 154 pp. 8. is. den
Jahresber. über 1877, No. 170.)
ll.ii S. Baeck. Die Geschichte des jüd. Volkes und seiner Literatur vom
babylon. Exile bis auf die Gegenwart. Uebersichtlieh dargestellt. 4. u. 5. Lief,
(p. 273—448). Lissa (Scheibel) 1878. ä M. 1.
114) Ph. Berger. Israel et les peuples voisins: Seanee de rentree des
cours de la faculte de theol. protest. de Paris, le 7. Nov. 1878. — Paris
(Sandoz et Fischbacher) 1878. 28 pp. 8. — ree. in Revue de theol. et de
philos. (Lausanne), Jan. 1879.
115) O. Zöckler. Assyriens und Aegypteus Denkmale in ihrem Ver-
hältnisse zur heil. Schrift: Beweis des Gl., Nov. 1878
26 Kautzsch, Hebräische. Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
Viyoi(ivi(.iilii), letzterer in einer zweiten Auflage des im vor-
jährigen Berieht unter No. 161 erwähnten Werkes. Die Ueber-
einstiminung der Bibel , resp. der Vulgata , mit der aegyptischen
und assyrischen Chronologie sucht Ra-ska111) in einem schwer
gelehrten Buche zu erweisen, welches doch trotz alles apologetischen
Eifers durch die willkürliche Behandlung des hebräischen Textes
und die Sucht nach kühnen Hypothesen den Leser abstösst.
A. Söholzli8) erörtert die Beziehungen zwischen der Aegyptologie
und dem Pentateuch , während der geschickt zusammengestellte
Vortrag von Nowach11?) über das Verhältniss der biblischen zu
den assyrischen Quellen in der Hauptsache auf dem bekannten
Buche von Schröder beruht. Unter den Specialarbeiten zur israe-
litischen Geschichte verdient das schwungvoll geschriebene und
exegetisch tüchtige , übrigens streng conservativ gehaltene Buch
von Tomkms12®) über die Zeiten Abrahams eine Hervorhebung.
Die Geschichte Josephs behandelt ein Programm von Wächter1?1)
nach Bibel, Targum und Qoran, ein Autsatz Natville's ,22) die
Israeliten in Egypten. Den Vorwurf der Entlehnung des Mosais-
mus aus dem Aegypterthum entkräftet Mannhewier123) durch eine
nicht ungeschickte Darlegung der tiefgehenden Differenzen zwischen
beiden. Den Wüstenzug der Israeliten bespricht Ledrain12*); de
116) F. VigourOUX. La Bible et les decoüvertes modernes en Palestine,
en Egypte et en Assyrie etc. 2' ed., revue et augmentee. Paris (Berche et
Tralin) 1878. 3 vols. VIII, 1313 pp. 12.
117) Joli. Raska (Prof. in Budweis). Die Chronologie der Bibel im Ein-
klang mit der Zeitrechnung der Egypter und Assyrier. Wien (Braumüller)
1878. XIV, 354 pp. 8. KI. 6. — rec. von Zöckler in Bew. d. GL, Nov. 1878,
p. ö67 fg.; in LC. 1879, No. 29; in HC. 1879, No. 28.
118) .1. Schulz. Die Aegyptologie und die Bücher Mosis. Würzburg
1878. 139 pp. 8. Mit 2 Uthograph. Tafeln. M. 2.40. — rec. von Rohling
in Lit. Rundschau 1878, No. 10.
II li) Nowack. Die assyrisch-babylonischen Keil-Inschriften und das A.
Testament. Berlin (Mayer u. Müllerl 1878. 28 pp. 8. M. 0.75. — ree. von
Baudissin in ThLZ. 1878, No. 16; von Schröder in JLZ. 1878, No. 44.
120) //. Gr. Tonüdns. Studies on the Times of Abraham. London
(Bagster) 1878. — rec. von T. K. Chcijnc in Ac, 11. Jan. 1879; in Ath.
15. März IS79.
121) .1. Wächter. Josephs Geschichte nach dem Genesistext und dein
Targum des Onkelos und der Jüsuf-Süre des Koran. Rudolstadt (Progr. des
Gyuinas.) 1878. 41 pp. I.
122) Ed. Navllle. Les Israelites en Egypte: liev. ehret. Tom. XXV,
No. 2.
123) 3£. Mannheimer. Der Mosaismus im Gegensatz zum Aegypterthum.
Forts.: .lud. Lit.-Bl, 1S78, No. 41. — Das Ganze auch separat erschienen u, d. T.:
Der Mos. und das Aegypterthum in rolij;. und politisch-socialer Beziehung.
Magdeb (Selbstverl. des Verf.) 1878. :S4 pp. 8. — rec. von K. Hagenmeyer
in JLZ. 1879, No. 22.
124) K. Ledrain. Israel dans le desert: Le Contcmporain, Jan. 1878.
ii ml, biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 27
Mas LatrieVi0) die ersten Herren des Ostjordardands, Hofmeister 126)
den Kriegszug des Moses und Josua. Bei Gelegenheit eines Auf-
satzes von VigourautB121) über Salomo gedenken wir zugleich eines
solchen von Goergens12*) , welcher für die Ansetzung von Ophir
in Arabien plaidirt. Auf die nachexilische Geschichte bezieht sich
ein Aufsatz von Tauber m) über die antijüdischen Edicte der
Hellenen, sowie eine instractive Untersuchung von Schnrcr13")
über den Versammlungsort des Synedriums. Darnach kam diese
Behörde in der Regel nördlich von der Xystusbrücke auf dem
Tempelberge zusammen und nur ausnahmsweise (wenn die Tempel-
fchore geschlossen waren) im Hause des Hohenpriesters. ( 'Tiaplm l3t)
giebt eine Notiz über die Bevölkerung von Jerusalem während der
Belagerung durch Titus.
Von den AI t e rthüin e rn der Bibel sind die religiösen durch
den Leitfaden von Sehaefer132) vertreten, eine nützliche Zusammen-
stellung des Stoffs, doch ohne Unterscheidung der verschiedenen
Stufen der geschichtlichen Entwickelung. In das Gebiet der Rechts-
alterthümer gehört eine Studie von GasteUt133) und ein Aufsatz
von Fenton13*), in das der biblischen Naturgeschichte eine Arbeit
von Smith135) über die Pflanzen der BibeL Die Berührungspunkte
zwischen der Bibel und den altheidnischen Religionen erörtert der
125) L. de Mas Latrie. La terre an dela du Jourdain et ses premiers
seigneiirs: Biblioth. de l'ecole des chartes 1878. 5 et 0, p. 416 — 20.
126) K. Hoffmeister. Moses u. Josua. Eine kriegshistorische Studie
Nach den Aufzeichnungen der heil. Schrift als Beitrag zur Gesch. des jiid.
Kriegszuges verf. Hiezu 1 Tafel. Wien (v. Waldheim) 1878. 5;; pp. 8. M. 1.
r.'7> F. Vigouroux. Le roi Salomon: Revue des questions historiques,
1. Juli 1878, p. 5— 79.
128) Goergens. Das alttestam. Ophir: Stud. u. Krit. 1878, 3, p. 458 ff
129) J. Tauber. Zu den Edicten der Hellenen gegen die Juden: Jüd.
LB. 1878, No. 26, p. 103 fg.
130) E. Schürer. Der Versammlungsort des grossen Synedriums. Ein
Beitrag zur Topographie des herodianischen Tempels: Theol. Stud. u. Krit. 187 8.
IV, p. 608— 26.
131) Tli. Chaplin. Note on the popnlation of Jerusalem during the
siege by Titus: Ath., 23. Febr. 1878.
132) Beruh. Schaefer. Die religiösen Alterthümer der Bibel. Leitfaden
für akad. Vorlesungen u. zum Selbstunterricht. Mit 1 lith. Tafel. Münster
(Theissing) 1878. X. 208 pp. 8. M. 3. — rec. von Neteler in Lit. Hand-
weiser 222; von Rohling in Lit. Rundschau, 1878, No. 7: in ..Katholik". Mai
1878; von Schanz in Tüb. theol. Quartalschr. 1878, H. 3; von Bickell in
Ztschr. f. kath. Theol. 11. 4: von J. Knabenbauer in Stimmen aus Maria-Laaeh
1878. H. 5. p. 545; von Baudissin in ThLZ. 1878, No. 17.
133) D. Castelli. II diritto di testare, nella legislazione ebraica: studio.
Florenz (lc Molinien 1878. 60 pp. 8. (nicht im Buchhandel).
134) J. Fentoii. The Goel: Theolog. Review, Okt. 1878. p. 495—513.
135) John Smith. Bible Plauts, their history with a review of the opi-
nions of various writers regarding their identification. London fHardwicke and
Bogue) 1878.
28 Kautzsch, Hebräische Spmchkunde, alttestamentliche Exegese
Würzburger Katholik Fischer X3S) laut Vorwort in der Absicht,
eine kritisch geläuterte und dem jetzigen Standpunkt der Wissen-
schaft entsprechende Reproduction von Laken?, „Traditionen des
Menschengeschlechts" zu liefern. Diesen Zweck verfolgt Fischer
an der Hand der besten Hülfsmittel, obschon er dabei die nöthige
Strenge in der kritischen Sichtung der Quellen bisweilen vermissen
lässt; zudem treten über der Hervorhebung der (oft zufälligen)
Berührungspunkte die nicht minder wichtigen Differenzen allzusehr
in den Hintergrund. Baudissinxsl) behandelt in einem zweiten
Heft der Studien zur semitischen Religionsgeschichte erstlich den
Begriff der Heiligkeit im A. T. • - eine Althandlung von fast
erschöpfender Gründlichkeit - - sodann die „heiligen Gewässer,
Bäume und Höhen bei den Semiten, insbesondere bei den Hebräern";
letztere Untersuchung steht mit der über die Heiligkeit insofern
in Zusammenhang, als auch sie darauf ausgeht, die schlechthin
himmlische Natur der semitischen Gottheiten zu beweisen.
Die Darstellungen der altt e s t am en tli ch e n Theologie
erfuhren eine erfreuliche Bereicherung durch die Neubearbeitung
des rühmlichst bekannten Werkes von Schultz l38). In derselben
ist die frühere Trennung des Mosaismus und Prophetismus und
damit die Zerlegung des Werkes in zwei Bände aufgegeben und
statt des Anschlusses an das dogmatische Schema mehr eine Ent-
wickelung vom Mittelpunkt des Heilsbewusstseins aus angestrebt.
Von weit grösserer Tragweite war jedoch für die neue Bearbeitung
der Umstand, dass sich der Verfasser nunmehr gleichfalls zur
Anerkennung der sogenannten Graf sehen Hypothese bewogen gesehen
hat und demgemäss den Priestercodex als den Abschluss der eigent-
lichen Literatur über die Urzeit betrachtet. Allerdings werden
die Consequenzen dieser veränderten Anschauung über das Verhält-
niss der Quellen in einer dritten Auflage noch stärker hervortreten
müssen, als es uns in der zweiten der Fall zu sein scheint. Vor
allem wäre auch ein Aufgeben der irreführenden Bezeichnung des
13Gt Engelbert hör. Fischer, lleiilonthuin oder Offenbarung: Religions-
geschiehtliche Studien über die Berührungspunkte der ältesten heiligen Schriften
der Inder, Perser, Babylonier, Assyirer und Aegypter mit der Bibel, auf Grund
der neuesten Forschungen. Mainz (Kirchheim) 187«. XX, 343 pp. 8. — rec.
von Zöchler in Beweis des GL, Nov. 1878, p. .r>73 fg.
137) Wulf Wilk. Graf Baudissin. Studien zur seinit. Religionsgeseh.
2. Heft. Leipzig (Grunow) 1878. VIII, 285 pp. 8. M. 8. — rec. von
/•.'. Schröder in JLZ. 1879, No. 2 (beide Hefte); von A. Kuenen in Theol.
Tijdschr., Jan. 1879.; von Wellhausen in GGA. 1879, No. 4; von Th. N. in
LC. 1879, No. 12; von Kautzsch in ThLZ. L879, No. 11; in Ac, 7. Juni
1879; von Clermont- Ganneau in RC. 1879, No. 36; von J. J. P. Valeton
in Studien, V, 2, p. 244 sq.; von /•.'. Riehm in Stud. u. Krit. 1880, I, p. 1(19—89.
138) I lernt. Schultz. Alttestam. Theologie. Die Offenbarungsreligion auf
ihrer vorchristl. Entwirkelungsstufe. 2. völlig umgearb. Aufl. Frankf. a. M.
fHeyder und Zimmer) 187s. XII, 838 pp. 8. M. 15. — rec. von A. Kuenen
in Theol. Tijdschr., Jan. 1«79; von L. Schulze in Bew. d. GL, Aug. 1879;
in LC. 1879, No. 30; von W. Baudissm in ThLZ. 1879, No. 20,
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 29
Priesterbuches \\\\i A zu wünschen. Ueber den gegenwärtigen
Standpunkt der alttestam entlichen Theologie handelt ein instructiver
Aufsatz von Köstlin1™), über die Ethik des A. T. Edyar14i}).
Unter den Arbeiten über einzelne Funkle der biblischen Theologie
verdient an erster Stelle , obwohl nur theilweise hierher gehörig,
das gediegene Werk von Zöckler141) über die Beziehungen zwischen
Theologie und Naturwissenschaft Erwähnung, sofern es sich in
demselben besonders um die Geschichte der Anschauungen über
den mosaischen Schüpfungsberieht handelt. In engerer Fassung
behandeln dasselbe Thema Glaubrecht142), Zart1*3) und die dritte
Auflage des Werkes von Thomassen144). Die seitdem auch ins
Deutsche übersetzte holländische Brochure von Hecker 145) über
die Israeliten und den Monotheismus erörtert die Bedeutung des
letzteren für Israel und die Menschheit, nicht ohne Beimischung
von mancherlei abseits liegenden Gedanken und ohne rechtes Ver-
ständniss für das Wesen der alttestamentlichen Religion. Meig-
na,7i146) behandelt die in den Büchern Samuelis enthaltenen mes-
sianischen Weissagungen. Die bereits im vorigen Bericht (Mo. 202)
erwähnte Inaugural-Dissertation von l\ eitdf/141) über die Begriffe
Fleisch und Geist im biblischen Sprachgebrauch erschien in deutscher
Umarbeitung ; die Becension dieser Monographie von Höhten (s. u.)
139) F. Köstliti. Ueber den gegenwärtigen Stand der Alttestam. Theologie:
Prot. KZ. 1878, Sp. 127 — 137.
140) R. M. Hdga/r. Old Testament morality : British and Foreign Evaugel.
Review, Jan. 1878, p. 1—32.
141) O. Zöckler. Geschichte der Beziehungen zwischen Theologie u.
Naturwissenschaft, mit bes. Rücksicht auf Schöpfungsgesch. I. Abth. Von den
Anfängen der christl. Kirche bis auf Newton u. Leibnitz. 1. u. 2. Hälfte.
Gütersloh 1878. XII, 779 pp. 8. M. C. — rec. in Allgem. Miss.-Ztschr., März
1878-, in LC. 1878, No. 2G; von Schanz in Theol. Quartalschrift LX, 2; von
O. Bindewald in Ztschr. f. luth. Theol. u. Kirche 1878, IV.
142) C. Glaubrecht. Bibel und Naturwissenschaft in vollständ. Harmonie
nachgewiesen auf Grund einer neuen empirischen Naturphilosophie. I. Bd.:
Darstellung der neuen empir. Naturphil, mit einer neuen Theorie der Entstehung
der sedimentären Formationen. Leipzig (Schultze) 1S78. XII, 555 pp. 8.
M. 10. — rec. von F. in Allg. evang.-luth. KZ. 1878, No. 42.
143) G. Zart. Bibel und Naturwissenschaft in ihrem gegenseit. Verhältniss
dargestellt. Berlin 1878. VII, 118 pp. 8. AI. 2.
144) J. 11. Thomassen. Bibel u. Natur. Allgem. verständliche Studien
über die Lehren der Bibel vom Standpunkte der heut. Naturwissenschaft u.
Geschichte. 3. AuH. Lpz. 1878. X, 267 pp. 8. AI. 4.
145) W. Hecker. De Israelieten eh het monotheisme. Groningen (Noord-
hotf) 1878. IV, 68 pp. 8. f. 0.90. — rec. von Valeton in Studien IV, 3.
146) Meignan. Propheties messianiques ; les propheties contenues dans
les deux premiers livres des rois avoc une introduction sur les types ou figures
de la Bible. Paris (Victor Palme) 1878. 224 pp. 8. fr. 6. — rec. von
M. Vernes in RC. 1878, No. 48.
147) H. H. Wendt. Die Begrub; Fleisch u. Geist im bibl. Sprachgebrauch.
Gotha (Perthes) 1878. IX, 219 pp. 8. AI. 3.60. — rec. von Weiss in ThLZ.
1878, No. 9; von Hülsten in LC. No. 19; von Diestel in Jahrbb. f. d. Theol.
XXIII, 3.
30 Kautzsch, Hebräische Sprüchhunde, alttestamentliche Exegese
verdient als ein selbständiger Beitrag zu der in Rede stehenden
Frage noch besondere Hervorhebung. Eine Seite desselben Themas
behandelt die Brochure von Kleitnetihagen1*8). Die Bedeutung
des Ausdrucks käphar (oder vielmehr kippär) im mosaischen Cultus
untersucht Listor*i9). Die Frage nach den Spuren einer Un-
sterblichkeitshoffnung im A. T. hat auch diesmal ihre alte An-
ziehungskraft behauptet: unter den Beantwortern derselben: Bru-
ston15i}), Volck151) und Bureau15*), verdient besonders der erst-
genannte eine rühmende Hervorhebung. Im Anschluss daran gedenken
wir zugleich des Aufsatzes von Warrar 153) über die rabbinische
Eschatologie.
Das Verhältniss der alttestamentlichen Chokhma und des Logos
in der jüdisch -alexandrinischen Religionsphilosophie erörtert der
Katholik KlasetiXbi) von einem Standpunkt aus, welchem das
Zugeständniss einer Verwandtschaft beider als eine Art Ketzerei
erscheint. Dagegen bildet die formell und inhaltlich gleich anziehende,
wenn auch nicht erschöpfende Darstellung der religiösen Ideen in
Palästina zur Zeit Christi von Stapfet- lbb) eine würdige Ueber-
leitung zu den Arbeiten auf dem Grenzgebiet zwischen der
alt- und neutes tarnen fliehen Forschung. Diesem Grenz-
gebiet gehören an : die zweite Auflage der hebräischen Ueber-
setzung des N. T. von Delitzsch (s. Bericht über 1877, No. 218).
148) //. Kleimemhagen. Die Natur des Geistes nach der mosaischen
Lehre. Leipzig (Baumgärtner) 1878. 55 pp. 8. M. 1.
149) A. Listuv. Was bedeutet im mosaischen Cultus das Versöhnen
(ISO): Theol. Tidskr. 1878, H. 6.
15(i) (Jh. Bruston. L'idee de l'immortalite de l'äme chez les Pheniciens
et chez les Hebreux. Discours prononce . . . dans la facultti de Montauban.
Seance publ. de rentree le 16. Nov. 1878. Montauban (Macabiau-Vidallet) 1878.
33 pp. 8. [abgedr. in Rev. theol. Jan. 1879, p. 199— 231]. — rec. von
H. Vuüleumier in Rev. de theol. et de philos ., März 1879; von Baudissin
in ThLZ. 1879, No. 18.
151) W. Volck. Der Tod und die Fortdauer nach dem Tode nach der
Lehre d. A. T: Mittheilungen und Nachrichten f. d. evang. Kirche in Russland,
Dec. 1878. p. 533—48.
152) L. Bureau. Sur la croyance a l'immortalite de l'äme chez les Heb-
reux (extrait d'une lettre adressee k M. de Quatrefages). Paris (Hennuyer).
12 pp. 8.; vergl. Bulletin de la Societe d'Anthropol. , Par. 1877, p. 4G2 — 74.
153) Farrar. Rabbinic Eschatology: The Expositor. Apr. 1878.
154) Franz Klasen. Die alttest. Weisheit und der Logos der jüd.-alexandr.
Philosophie auf histor. Grundlage in Vergleich gesetzt. Beitrag zur Christologie.
Freiburg i. Br. (Herder) 1878. VI, 87 pp. 8. M. 1.80. — rec. von Schäfer
in Lit. Hdweiser 1878, No. 18; in Katholik, neue Folge Bd. 21, Febr.; von
Hayd in Lit. ßdschau 1879, No. 5; von Schüret- in ThLZ. 1878. No. 12.
155) Edm. Stapfer. Les Idees religieuses en Palestine ä l'epoque de
Jdsus-Christ. '.'• editiön. Paris (Sandoz et Pischbacher) 1878. XX. 230 pp.
12, fr. 8.50. — rec. von Schürer in ThLZ. 1878, No. 17; in Kevin' de
theol. et philos., Juli lsTS: von Gr. Meyer in Rev. chr^tiehno, Jan. 1879,
p. 57 fg.
und biblische Theologie, Geschichte IsrcteVs* 31
welcher der Verfasser nunmehr statt des Codex Sinaiticus aus
triftigen Gründen den Textus receptus zu Grunde gelegt hat, unter
Beifügung der Varianten aus den ältesten Zeugen : ferner ein Auf-
satz von ElmslielbG) über die Sprache Christi, und das lange vor-
bereitete Werk von Boehl1&1) über die alttestamentlichen Citate
im N. T., welches auch denen mannigfache Belehrung bietet, die
weder den dogmatischen Standpunkt des Verfassers, noch seine
gewagte Hypothese von einer (wesentlich aus den LXX geflossenen)
aramäischen Volksbibel zur Zeit Jesu zu theilen vermögen. Die
Horae Hebraicae et Talmudicae von Delitzsch 15s) (vergl. Bericht
über 1877, No. 219) wurden durch zwei weitere Beiträge vermehrt.
Einen ähnlichen Zweck verfolgen II lii tsche's l59) Neue Beiträge zur
Erläuterung der Evangelien aus Talmud und Midrasch. Dieselben
enthalten allerlei nützliche und dankenswerthe Nachträge zu den
bekannten älteren Werken dieser Art ; allerdings würde eine bessere
Sichtung des Stoffs und eine grössere Sorgfalt bei der Herausgabe
den Werth dieser Arbeit noch beträchtlich erhöht haben. Aus
BiesenthaFs160) mit den Mitteln rabbinischer Gelehrsamkeit unter-
nommenem Commentar über den Hebräerbrief gehört hierher vor
allem die Rückübersetzung dieses Briefs in die Sprache der Mischna;
denn in dieser ist nach dem Verfasser der Brief ursprünglich von
Paulus geschrieben worden, was nur dogmatische Befangenheit und
die Sucht nach grammatischen Spitzfindigkeiten, abgelöst von histo-
rischer Kritik, bisher habe leugnen können. Ohne durch dieses
Anathema von jener Befangenheit und Sucht geheilt zu sein,
acceptiren wir doch mit Dank die archäologische und sonstige
Belehrung, die der Verfasser auch dem nicht durch ihn bekehrten
Leser spendet. Zum Schluss gedenken wir noch einiger interessanter
150) W. G. Elmslie. A note on the discussion regarding the language
of our Lord: British and For. Evang. Rev., Juli 1878, p. 616 — 18.
157) Eduard Boehl. Die alttestam. Citate im Neuen Test. Wien (Brau-
müller) 1878. XXYlII, 352 pp. 8. M. 6. — rec. von H. Str. in LC. 1878,
No. 30; von Schürer in TliLZ. 1878, No. 18; von L. T. in Rev. de theol.
et de philos., März 187lJ.
10%) Franz Delitzsch. Horae Hebraicae et Talmudicae XI Philipperbrief :
Ztsclir. für die ges. lutli. Theol. und Kirche 1878. 2, p. 209 ft'.; XII Colosser-
brief ibid. 3, p. 401—10.
159) Aug. Wünsche. Neue Beiträge zur Erläuterung der Evangelien aus
Talmud u. Midrasch. Göttingen (Vandenhoeck u. Ruprecht) 1878. XI, 566 pp.
8. M. 11. — rec. von Schürer in ThLZ. 1878, No. 8; in Jüd. LB. 1878,
No. 15; von H. Str. in LC. 1878, No. 22; von W. Nowack in JLZ. 1879,
No. 3; von J. Löte in Ztschr. f. Völkerpsyeh. X, p. 469.
160) J. H. R. 1 3 iese n t lud. Das Trostschreiben des Apostels Paulus an
die Hebräer kritisch wiederhergestellt und sprachlich, archäologisch und biblisch-
theologisch erläutert. Leipzig (Fernau) 1878. XH , 362 pp. 8. M. 10.50. -
rec. von G. Str. in LC. 1878, No. 45; von W. Sanday und J. T. Fotvler
in Ac, 1. Febr. 1879; von A. Wabnitz in Rev. theol., Apr. 1879, p. 396 — 400;
von P. Ühapuis in Rev. de theol. et de philos., Mai 1879, p. 299 — 304.
32 Kautzsch, ftebräiscke Sprachhimde, alttestamembliche Exegese etc.
Notizen von R'ösch1^1) über die verdeckte Benennung der drei
Säulenapostel im Talmud.
Aus dem Bereich der samaritanisrhen Studien ist nur die
Fortsetzung der Horae Samaritanae von Pick}*2) (vergl. Bericht
über 1877, No. 224) und ein Aufsatz von Ajipel1^) zu erwähnen.
IG 1 ) Gr. Rösch. Die drei Säulenapostel in der G-eheimsprache des Talmud:
Theol. Stud. u. Krit. 187«, U. 3.
102) B. Pick. Horae Samaritanae. Deuteronomy: Biblioth. Sacra. Apr.
1878. p. 309— 25.
163) Appel. Ueber Samaritaner: Jüd. LB. VII, p. 14—18.
33
Rabbi nica und Judaica.
Von
A. Berliner.
Die literarischen Erscheinungen auf den in der Ueberschrift
bezeichneten Gebieten werden wir in zwei Abtheilungen bringen
können, in eine, welche den Talmud und seine Zeit, und in eine
andere, welche das jüdische Mittelalter mit seiner Geschichte und
Literatur berücksichtigt. Hieran mögen dann noch einige Schrillen
angereiht werden, welche zwar weder zur einen, noch zur anderen
Abtheilung gehören, die aber die beachtenswerte Erscheinung
bieten, dass in ihnen die hebräische Sprache als Medium angewendet
ist, durch welches die allgemeinen Wissenschaften den jüdischen
Kreisen der östlichen Länder zugeführt werden. Mehr von diesem
Büchermärkte . dessen alljährliche Productionen nach Tausenden
zählen, hier zur weiteren Kenntniss zu bringen, ist durchaus nicht
empfehlenswerth , da solche Schriften mit der wissenschaftlichen
Tendenz dieser Berichte nicht harmoniren. zudem selbst für eine
beschränkte Auswahl aus dieser eigenartigen Literatur leitende
Principien sich kaum auffinden Hessen.
Die erste Abtheilung unseres Berichts beginnen wir mit dem
Hinweis auf die endlich vollendete Herstellung einer schönen,
handlichen Ausgabe des ganzen babylonischen Talmud in einem
gefälligen Format. Vor mehr denn 16 Jahren hat die Stereotypirung
dieser Edition in Stettin begonnen und ist jetzt nach mehrfachen
Unterbrechungen in Warschau1) zu Ende geführt worden. Einen
einzelnen Traktat, und zwar Schekalim, hat S. Taussiy'1) nach
Handschriften edirt und commentirt. — Die Variae lectiones von
Uahbinovicz, über welche bereits im Vorjahre (s. Bericht 1877,
p. 76) referirt worden und aus denen Nöldeke an verschiedenen
Stellen seiner Schriften und Airfsätze auch sprachliches Material
1) Talmud babylouicum nebst Coinmentareu, in 25 Quartbänden. Warschau
(Sussmaim u. Wulf Jabez). M. 30.
2) Meleches Sehlome, enthält Traktat Sehekalini, entnommen aus den ältesten
Handschriften zu München, edirt und commentirt von >S. Taussig. Krötoschiri
1877 (München, Th. Ackermann). 92 pp. 4. M. 8.
Jahresbericht 1878. 3
34 Berliner, Rabbinica und. Judaica.
zu gewinnen verstanden hat, sind um einen Band 3) vermehrt worden.
— Joel Müller*) hat den für die Geschichte des hebräischen
Schrifttextes sowohl als für die der Liturgie sehr wichtigen Traktat
Soferim nach Handschriften edirt und mit einer ausführlichen Ein-
leitung versehen. Derselbe Verfasser5) hat in einem hebräischen
Schriftchen die Differenzen in Cultus und Ritus, welche zwischen
den Orientalen und Occidentalen bestanden, nach den talmudischen
und späteren Quellen näher beleuchtet.
Von Uebersetzungen einzelner Traktate des Talmud sind zu
erwäbnen: Baba Mezia von Sammler G), in deutscher Sprache ; Baba
Kama und Baba Mezia, in geeigneter Auswahl, von Rabbinoioicz 7),
in französischer Sprache, und einige Traktate der ersten Ordnung
des palästinensischen Talmud, von Schwab 8), ebenfalls in französischer
Sprache. - - Demselben Talmud haben ihre Aufmerksamkeit zu-
gewendet Buber9) und Schiller- Szinessy l{)). Einzelnes aus dem
Talmud führen in Uebersetzungen vor: Barclay11), Fischer12)
3) Dikduke Sofei'im. Variae lectiones in Misclmam et in Talmud baby-
lonicum quum ex aliis libris antiquissimis et scriptis et impi-essis tum e codiee
Monacensi praestantissimo collectae, annotationibus instructae auetore Raphaelo
Rahhiitnvi,--. Pars IX. Traet. Synhedrin. Mainz (J. Bril) 1878. VI, 3G8 pp. 8.
4) Joel Midier. Mase.cliet Soferim. Der talmudische Traetat der Schreiber,
e. Einleitung in das Studium der althebräischen Graphik, der Masora u. der
alljüdischen Liturgie. Nach Handschriften herausgegeben und commentirt. Leipzig
(Hinrichs) 1878. XL1V (hebr. Text), 304 pp. 8. M. 6. — Vgl. oben p. 10, No. 5.
5) Babylonisch -palästinische Differenzen in Cultus und Ritus, edirt und
commentirt von ./. Müller. Wien (Schlossberg) 1878. 48 pp. 8. M. 1. — rec.
von Hr. in LC. 1878, No. 34; von N. Brüll in Jahrbücher für jüdische
Geschichte u. Literatur IV, p. 169—173.
6) Talmud babylonicum, Traktat Baba Mezia, mit deutscher Uebersetzung
und Erklärung. Berlin, 1878. Selbstverlag des Verfassers Dr. A. Sammter
in Berlin und in Commission bei J. Kauffmann in Frankfurt a. M. VI, 174 pp.
fol. M. 30, auf Velinpapier M. 45. — rec. von Br. in LC. 1879, Sp. 1441.
7) Legislation civile du Talmud. Nouveau commentaire et traduction critique
du traitt: Baba Kama, par /st. Mich. Rabbi noin'cz. Tome II. Paris 1878.
LXXXIV, 511 pp. 8. fr. 20. Tome III. Baba Mezia. das. 1878. LXX,
«78 pp. 8. fr. 20. — rec. in Israelit (Mainz) 1878, No. 12; in Hebr. Biblio-
graphie 1878, p. 30.
8) Le Talmud de Jerusalem, traduit pour la premiere fois, par Mo'ise Schwab.
Tome II. Traites Pea, Demai, Kilaim, Schebiith. Paris 1878. LH, 436 pp.
8 fr. 10.
9) Die angebliche Existenz eines jerusalemischen Talmuds zur Ordnung
Kodascbim, von S. Buber: Magazin für die Wissenschaft des Judenthums
1878, p. 100—1(15.
10) Oceasional notices of bclirew manuscripts. I. Description of the Leyden
Ms. of fche Palcstiuian Talmud. II. The Palcstinian recension of the Talmud.
III The winde Mishnah according to the recension of the Palestinian Talmud,
par S. M. Schüler-Szine88y. Cambridge (Deighton, Bell and Co.) 1878. 16,
4, 16 pp. und Pacsimile. 8. M. 1.50.
1 1) Jos. Barclay. Tbc Talmud. With illustrations and plan of the
Temple London (Murray) 1878. XII, 393 pp. 8. 14 s.
12) B. fflscher. Biblisch-talmudisch-rabbinische Blumenloso mit Ueber-
Berliner, Rabbiniea und Judaica. 35
und Schuld13), der unter Benutzung älterer ähnlicher Schriften
eine recht schöne Anthologie hergestellt hat, die, wiewohl noch
immer hie und da lückenhaft, sich einen bleibenden Werth be-
wahren wird.
Von den bereits im Vorjahre erwähnten Nachschlagebüchern
.Hamburger' sli) und Lew/s 15) sind Fortsetzungen erschienen; hier-
her gehört auch der Hinweis auf eine Sammlung von chaldäischen
Wörtern, welche de Lagarde16) erklärt hat und durch welche
öfters ein richtigeres Verständniss für einzelne Stellen im Talmud
und Aruch erzielt wird — ein Gewinn, den uns der Verfasser nur
zu häufig durch den Ton einer Sprache vergällt, wie man ihn zu
hören nicht gewöhnt ist.
Einen Beitrag zur Methodologie des Talmud hat JeHMnek1T)
in einer bibliographischen Zusammenstellung der einschlägigen
Schriften geliefert.
Zur Geschichte der talmudischen Zeit wie für einzelne Materialien
im Talmud haben wir folgende Schriften resp. Abhandlungen zu
notiren: Derenbourg'18) und Ballet19) behandelten die Barkochba-
Zeit; Sclieinm'1") widmete der Hochschule zu Jamnia eine Mono-
setzung und Erklärung , systematisch und chronologisch geordnet als allgemeine
Culturgesehiehte für gebildete Leser und höhere Lehranstalten. Leipzig (M. Schäfer)
1878. VIII, 300 pp. 8. M. 7.50.
13) Mo'ise Schuld. Sentences et proverbes du Talmud et du Midrasch.
Paris (Joseph Baer & Co.) 1878. XII, 546 pp. 8. fr. 15. — rec. in Hebr.
Bibliographie 1878. p. 128.
14) Real-Encyclopädie für Bibel und Talmud, von J. Hamburger. Abth. II.
Heft III u. IV. Neu-Strelitz 1878. pp. 337—056. 8.
15) Neuhebräisches und chaldäisches Wörterbuch über die Talmudim und
Midraschim von ./. Lcvy. Leipzig (Brockhaus) 1878. Lfg. 6 — 9 (2. Bd.,
p. 1 — 448). ä M. 6. — rec. von Brüll in Jahrbücher für jüdische Geschichte
u. Literatur 1878, p. 106—119.
16) Erklärung chaldäischcr Wörter: Semitica, erstes Heft, p. 33—68. — ■
Vgl. oben p. 11, No. 7 und unten p. 45, No. 13.
17) D^bbDn OIUSlp. Bibliographie zur Methodologie des Talmuds und
der Reihenfolge der talmudischen Autoritäten, von A. Jellinch. Wien (R. Picker's
Buchhandlung) 1878. 32 pp. 8. — rec. in Hebr. Bibliographie 1878, p. 51;
in Magazin für die Wissenschaft des Judenthums 1878, p. 201.
18) Quelques notes sur la guerre de Bar Közebä et ses suites par J. Deren-
bourcj. (Extrait des melanges publies par 1'ecole des hautes etudes.) Paris
(Imprimerie Nationale) 1878. pp. 157 — 173. 8. — Bemerkungen hierzu in
Hebr. Bibliographie 1878, p. 85; in Magazin für die Wissenschaft d. Judenthums
1878, p. 187 — 189.
19) Die Silbermünzen des Barcochba. Versuch des Nachweises, dass die
jüdischen Aufstandsmünzen von Denargrösse alle unter Barcochba geprägt sind,
von Alfr. v. Sollet: Zeitschrift für Numismatik V, p. 110, 349.
20) Die Hochschule zu Jamnia und ihre bedeutendsten Lehrer. Ein Bei-
trag zur Geschichte der jüdischen Tradition von Albert Scheinin. Halberstadt
(H. Meyer) 1878. 95 pp. 8. — rec. in Israelit (Mainz) 1878, No. 32.
3*
ßß Berliner, Rabhinica und Judaica.
graphie; Schüret21) und Hojfmami22— 23) behandelten das Syne-
diium.
Es stellten ferner nach den talmudisehen Quellen dar: Brecher24)
den Aderlass, Delitzsch 25) die Farben. Jacobson 26) die Psychologie,
Fischer21) das Gesetz bei Beschädigungen. Hoftmann2*—29) die
Synagogen im Altertimm und das Gesetz bei falschen Zeugen,
Meyer9l)) Arbeit und Handwerk. ZuckermannP1) das Mathematische.
Friedländer92) hat patristische und talmudische Einzelheiten in
Vergleichung gezogen. Wünsche") neue Beiträge zur Erläuterung
der Evangelien aus Talmud und Midrasch gesammelt, Mirschfeld^)
jüdische Elemente im Koran nachgewiesen und Steinschneider35)
eine sehr interessante Darstellung über die bildlichen Bezeichnungen
gegeben, welche .Waage und Gewicht" im Talmud und Midrasch,
wie in den Schriften des Mittelalters gefunden haben.
21) Der Versammlungsort des grossen Synedriums, von E. Schürer: Studien
und Kritiken 1878, IV, p. 608—626.
22) Der oberste Gerichtshof in der Stadt des Heiligthums, von D. Hoff-
iiniiiii. (Beigegeben dem Programm des Rabbiner-Seminars zu Berlin pro 1878.)
47 pp. 8. — ree. in Israelit (Mainz) 1878, No. 50; in Hebr. Bibliographie
1878, p. 101.
23) Die Präsidentin im Synedrium . von D. Hofmann: Magazin für die
Wissenschaft des Judenthums 1878, p. 94—99.
24) Der Aderlass im Talmud, von Brecher: Prager Medicin. Wochen-
schrift 1876, No. 12 u. 13. — rec. in Hebr. Bibliographie 1878, p. 93.
25) Der Talmud und die Farben, von Fr. Delitzsch: Nord u. Süd. Mai-
Heft 1878.
26) Versuch einer Psychologie des Talmud, von Moses Jacobson. Ham-
burg (Martin Philipsen) 1878. 107 pp. 8. — rec. in Israelit (Mainz) 1878,
No. 33; von H. Str. in LG 1878, Sp. 1624; von L. St. in Jüdische Presse
1878, p. 31.
27) Eine schwierige Talmudstelle, von Alex. Fischer: Magazin für d.
Wissenschaft des Judenthums 1878. p. 79 — 88.
28) Ueber die Synagogen im Alterthum. von H. D. Hoffmann: Literatur-
blatt der jüdischen Presse 1878, No. 6, 7, 8.
29) Die jüdisch-traditionelle Auffassung des Gesetzes über falsche Zeugen,
vnji Hoffmann: Magazin für die Wissenschaft des Judenthums 1878, p. 1 — 14.
30) Arbeit und Handwerk im Talmud , von S. Meyer. Berlin (Julius
Benzian) 1878. 46 pp. 8. M. 1. — rec. von H. Str. in LG 1878.
31) Das Mathematische im Talmud. Beleuchtung und Erläuterung der
Talmadstellen mathematischen Inhalts, von B. Zuckermann. Breslau (Hepner)
1878. 63 pp. 8. u. 8 Tafeln. M. 4. (Beilage zum Jahresberichte des jüdisch-
theologischen Seminars.) — rec. in LG 1878, Sp. 1080; von Brüll in Jahr-
bücher für jüdische Geschichte u. Literatur 1879, p. 156 — 160.
32 1 Patristische und talmudische Studien, von M. Friedländer. Wien
(Holder) 1878. VHI, 148 pp. 8. M. 3.60.
.",:;i \. in Ueitriige /.ur Erläuterung der Evangelien aus Talmud u. Midrasch,
von A. Wiiiisi-hf. (iöttingen iVandenhoeck & Ruprecht) 1878. XI, 566 pp.
8. — Vgl. oben p. 31, No. 159.
34) Jüdische Kiemente im Koran, von Hartteig Hirsch (cid. Berlin (Selbst-
Verlag) 1878. 7 1 pp. 8. — rec. in Israelit (Mainz) 1878, No. 34; in Hehr
Bibliographie 187S. p, 1 25.
35) Typen von Steinschneider: Jeschurun von Kobak 1878, p. 65 — 97.
Berliner, Rabbinica und Judaica. 37
Die Haggada einer späteren talmudischen Epoche behandelte
Bacher™); die Bibliographie der gesammelten Mid rasch werke wie
ihre Hermeneutik verzeichnete Jellinek31). Die Uebereinstiinmung
gewisser Haggadastelle nmit der Lehre Darwin's unternahm Placzek3*)
näher nachzuweisen. Haggadische Parallelen mit einzelnen Stellen
in den dramatischen Darstellungen des Mittelalters zog James
v. Rothschild*9). Wir schliessen diese Abtheilung mit dem Hin-
weis auf eine neue , splendid ausgestattete , mit alten und neuen
Commentaren bereicherte Ausgabe des Midrasch über den Penta-
teuch und die 5 Megillot40)-
Die zweite Abtheilung unseres Berichts eröffnen wir mit der
Periode der Geonim. zu deren Litteratur Kaufmann*1), Ziemlich**),
Halber stamia) , Harkavy.**) und Bei/mann451) Beiträge geliefert
haben. Ueber die alten Halachot, welche noch bandschriftlich
schlummern, berichtete Neubauer**). Saadiah's religionsphilo-
sophisches Buch „Glauben und Wissen" (somit enthält bereits der
deutsche Titel einen Irrthum) übersetzte Bloch41). Vom arabischen
Original dieses Buches handelte eine Notiz Kaufmanns*8) und
36) Die Agada der babylonischen Amoräer, ein Beitrag zur Geschichte der
Agada und zur Einleitung in den babylonischen Talmud, von Wdh. Bacher.
Budapest 1878 (Strassburg, Trübner). XVI, 151 pp. 8. M. 4. (Erschien auch
ungarisch u. d. T. „A babyloniai amorah-agadaja" im Jahresbericht der Landes-
rabbinerschule in Budapest für das Schuljahr 1877 — 78.) — rec. von B. Ziemlich
in Magazin für die Wissenschaft des Judenthums IS78, p. 190; in Hebr. Biblio-
graphie 187S, p. 78.
37) T,.^'3n 0"Ht2;np. Zur Bibliographie der Haggada und des Midrasch,
von A. JeUineh. Wien (Filiale der Brüder Winter) 187S. 35 pp. M. 1.20.
— rec. in Hebr. Bibliographie 1878, p. 2; in Jahrbücher für jüd. Geschichte u
Literatur 1878, p. 187.
38) Die Agada u. der Darwinismus, von PUtCZek: Jüd. Literaturbl. 1878,
No. 1 ff.
39) Le mistere du viel testament, publie, avec introduetion, notes et glos-
saire, par le Baron James de Rothschild. Paris (Didot & Co.) 1878. XCII,
578 pp.
40) Midrasch Rabba zum Pentateuch und den 5 Megillot, mit 15 Commen-
taren. 3. Theil in fol. Wilna (Wittwe und Gebrüder Rom) 1878. M. 10.
41) Das Trostschreiben Samuel Hanagid's an Chananel, von Kaufmann :
Magazin für die Wissenschaft d. Judentliums 1878, p. 68 — 75 u. hebr. Abtheilung,
p. 64—68.
42) Ein Kesponsum Hais, von Ziemlich: Magazin für die Wissenschaft des
Judentliums 1S78, p. 75—78.
43) Zur Geonim-Literatur, von Halberstami Magazin für die Wissenschaft
des Judentliums 1878, p. 185—187.
44) Magazin für die Wissenschaft des Judenthums 1878, p. 187.
45) Alte Schriftdenkmäler, von Keifmann-. " Magazin für die Wissenschaft
des Judenthums 1878, p. 89—92 u. 203. " .
46) Ueber die ITDbri in der Oxforder Handschrift Hunt. 501 (Uri 279),
von Ad. Neubauer: Israelitische Letterbode IV, p. 55 — 66 u. 134.
47) Glauben und Wissen, Saadiah's religionsph. Buch, aus dem Hebr. über-
setzt, von P. Bloch: Jüdisches Literaturbl. 1878, No. 2, 3 ff.
48) Jüdisches Literaturbl. 1878, No.
gg Berliner, Rabbiniea und, Judaica.
Bemerkungen zum Wortlaute desselben erfolgten von Wblff*9)-
Samuel ben Cbofni stellte Harlcavy 50) auf Grund handschriftlicher
Quellen dar und tbeilte zugleich Auszüge aus seinen arabisch
abgefassten Commentaren zur Schrift mit. Derselbe51) gab auch
Beiträge zur Geschichte der Chazaren, und veröffentlichte52) ein
handschriftlich erhaltenes Schreiben aus alter Zeit, worin die
damaligen Zustände Jerusalem's geschildert werden.
Einzelnen Literaturwerken haben sich zugewendet: Darmer
steter 53), der einen neuen Beitrag zur altfranzösischen Sprache aus
jüdischen Quellen lieferte; Bamberger bi), der die Varianten zum
Aruch des Römers Natan b. Jechiel nach einer Handschrift mit-
theilte und Kohutbb) , der den Aruch selbst nach Handschriften
und Inkunabeln unter Hinzufügung neuer Artikel zu ediren begann.
Den Epilog zum Aruch besprach Güdeviann5e) und den Wortlaut
desselben edirte von Neuem und commentirte Reifmannh~'). Ueber
einen anderen römischen Schriftsteller, Benjamin b. Jehuda, gab
Steinschneider^) literarhistorische Nachweisungen. Einen derselben
Familie angehörigen Benjamin b. Abraham lernen wir aus Marginalien
49) Bemerkungen zu dem Wortlaute der Emunot we-Deot, von M. Wulff:
ZDMG. XXXII, p. 694—707.
50) Samuel b. Chofhi und seine Schriften, auf Grund handschriftlicher
Quellen in der Kaiserliehen Bibliothek zu Petersburg, dargestellt von A. llar-
havy: Magazin für die Wissenschaft des Judenthums 1878, p. 14 — 26. 57 — 60.
183—185. — Hebräisch in ETI": E)DN», No. 1—14.
51) D^m: k]DN72, No. 1. 8 u. 10. (Collectaneen aus Handschriften.)
52) Cm: CJCN72 (Beilage zum Hammelitz), No. 13. (Schreiben des Karäers
Sabal ben Mazliach, aus cod. Firkowitsch.)
53) Glosses et glossaires hebreux-francais. nutes sur les manuscrits de Panne
et de Turin, par A. Darmesteter. Paris (Yieweg) 1878. 52 pp. 8. fr. 3.
(Extrait des Archives des missions scientiiiques et littei-aires.) — rec. von
Steifischneider in Hebr. Bibliographie 1878, p. 84.
54j Hegjon Schelomoh. Varianten zu Natan b. Jeehiels Aruch aus Halber-
stams Handschrift, von Sal. Bamberger. Mainz 1878. IX, 60 pp. 8. M. 1.50.
55) Plenus Aruch , targum-talmudico-midrasch verbale et reale Loxicon,
auctore Nathane filio Jechielis Rabbino saec. XI celeberrimo, Praeside scholarum
talmudicarum Komae; cum appendice ad disccndum utili per Benjaminum Musa-
fiam, medicum, philosophum, philologum et physicum ad contextum Aruchinum
adjuncta. Ex disciplinis contextas Aruchini Venetiis (anno 1531) editi et typis
mandatorum optimi, ita ex hujus cum editione principi (ante 1480). nee non cum
septem Aruchinis veteribus manuscriptis bono cum animo facta comparatione
corrigit, explet, critice illustrat et edit Alexander Kulmt. Viennae (Selbst-
verlag) 1878. I. Band. EXXII, 343 pp. 8. (Buchstabe N enthaltend.)
56) Der Epilog zum Aruch, von Giidemann: Monatsschrift für Geschichte
und Wissenschaft des Judenthums 1 .s 7 8 , p. 282 — 285.
.'.7i "Q" rn"inN: Hebräischer Theil des Magazins für die Wissenschaft
des Judenthums 1878, p. 69 — 84.
58) Benjamin b. Jehuda aus ltom, von Steinschneider : Hebr. Bibliographie
187S, p. 106—110.
Berliner, Rabbinica und Judaica. 39
in Schrift-Commentaren kennen, welche Mathews 5y) näher vorführte.
Hier können wir auch noch den als Satiriker bekannten Römer
Immanuel b. Salomo anreihen, welchen wir in seinen scholastisch-
philosophischen Schrift-Commentaren kaum wiedererkennen, selbst
nicht in seinen Erklärungen zum heiteren Hohenliede, worüber uns
PerreauGu) Näheres berichtet. Ueber einige Literatur- Werke aus
der Schule der Tosafisten schrieben Zomber61) und Gross62). Das
Leben und die Schriften Abraham ihn Jarchi's aus Lunel beschrieb
Reifmann6'6); über die jüdische Schule in Lunel berichtete
Rouet6*-65). Proben aus dem arabischen Original des Buches der
Gebote von Maimonides gab Jellinek66); derselbe ordnete auch
bibliographisch die Literatur über dieses Buch67). Ergänzungen
und Verbesserungen zu Abba Mari's rn«:p nn:73 theilte Neu-
bauer68) mit; den Anfang aus einem wenig bekannten Buche
Jedaja Peninis „der Weiberfreund" 69), einem Gegenstück zu Jehuda
ihn Sabbatai's „Weiberfeind", ferner den Anfang zu Scheintob
Palquera's ethischer Epistel 7") und Joseph Sarko's Vorrede zur
59) rpü'1 12NT "pWÜ. Notes from various authors on Psalms, Job, the
Megilloth (except Ruth) and Ezra, edited from Mss. with some remarks on the
authorship of the glosses signed 3 NT by H. J. Mathews, M. A. Exeter College,
Oxford. Amsterdam 1878. (Abdruck aus Letterbode IV, p. 1 — 45.) — rec. in
Hebr. Bibliographie 1878, p. 98—100.
60) Intorno al comento ebreo-rabbinico del R. Immanuel ben Salomo sopra
la Cantica. Relazione di Pietro Perreau (Cod. ms. Deros. 577). Roma 1878.
39 pp. 8. (Estratto dal Giornale II Buonarroti Serie II Vol. Xu, 1877 — 78.)
61) Ueber einige in neuerer Zeit edirte mittelalterliche Werke, von B. Zom-
ber: Magazin f. d. Wissenschaft des Judenthums 1878, p. 26 — 34 u. 106.
62) Nachträge zu den Analekten über Jehuda Sir Leon aus Paris, von
H. Gross: Magazin für die Wissenschaft des Judenthums 1878, p. 179 — 183.
63) Abraham ibn Jarchi, von Jakob Reif mann: Magazin f. d. Wissenschaft
des Judenthums 1878, p. 60—67.
64) Etüde sur l'ecole juive de Lunel au moyeu-age, par A. Rouet. Mont-
pellier et Paris 1878. VII, 65 pp. und eine lithogr. Tafel. 8. (Extrait de la
notice sur la ville de Lunel.)
65) Etüde supplementaire sur l'ecole juive de Lunel au moyen-äge, par
A. Rouet. Montpellier et Paris 1878. 38 pp. 8. — rec. in Hebr. Biblio-
graphie 1878, p. 102.
66) Proben aus dem arabischen Original vom Buche der Gebote des Mai-
monides unter Anfügung der betreffenden Stellen aus der hebräischen Ueber-
setzuug Mose Tibbon's u. Abr. Chisdai's: ^ "ID D^lüSIp. Wien (Brüder Winter)
1878. p. 26—32.
67) 03 731"]. i Dlt231p. Bibliographie der Schriften über Maimonides' Gesetz-
buch. Wien (R. Picker's Buchhandlung) 1878. 32 pp. M. 1.20. — rec. in Hobr.
Bibliographie 1878, p. 51.
68) Ergänzungen u. Verbesserungen zu Abba Mari's mfiWp nnlW aus
Handschriften, von Ad. Neubauer: Isr. Lotterbode IV, p. 122 — 132. 160 — 178.
69) Jedaja ha-Penini's „Weiberfreund", von Steinschneider: Isr. Letterbode
IV, p. 120—121.
70) Schemtob Palquera's ethische Epistel, von Steinschneider: Isr. Letter-
bode IV, p. 97—81.
40 Berliner, Rabbinica und Judaica.
Grammatik cb"E m ' ') verdanken wir Steinschneider. Einige
kleine Piecen aus Handschriften oder seltenen Ausgaben edirte
Jellinek1'(i~lb). Eine metrische Uebersetzung des „Prüfsteins", welche
im literarischen Nachlasse W. Meisel's sich fand, gab Kayserling™)
heraus. Das Leben und die Schriften des Mardochai b. Hillel
behandelte Kahn1,1) in ausführlicher Weise. Abarbanel und seine
Schriften stellte Plessner16) dar.
Die jüdischen Handschriften des Mittelalters fanden ihre Be-
schreibung: die der Stadibibliothek zu Hamburg79) und der König-
lichen Bibliothek zu Berlin8") durch Steinschneider, die einiger
Bibliotheken Roms durch Angelo di Ca/»iaSl) und die der Ge-
meinde-Bibliothek zu Mantua durch Mortara83). Eine Hand-
schrift der Wallersteinschen Bibliothek, ein Sammelwerk enthaltend,
71) Josef Sarko's Vorrede zur Grammatik D^b^E 5"1, von Steinschneider:
Hebr. Bibliographie 1878, p. 115—116.
72) Die Vorrede des Mose Leon zu seinem Buche Or Sarua, aus einer
Handschrift: rPin CHüDip. Wien (Brüder Winter) 1878. p. 36—39.
73) Das Vorwort zum kleinen Buche der Gebote, aus der ed. pr.: ^"^n Ö*1U-lp,
p. 35 — 36. — Auch bei Kohn, Mordechai b. Hillel (s. Note 77).
74) Gikatilia's Vorrede zu seinem Buche über die Gebote, nach einer
Pariser Handschrift und einer Handschrift ehemals Carmoly: IP"]n D")ü2Tp,
p. 33 34.
75) Die Vorrede zum Buche Jereim, aus der editio Venedig: !P*in 0"lil231p,
p. 34.
76) Der Prüfstein. Sittenspiegel des Kalonymos bell Kalonymos. Metrisch
übersetzt von W. A. Meisel, herausgegeben von M. Kayserling. Budapest
(Eigenthum des Meisel-Vereins) 1878. XI, 292 pp. — ree. in Hebr. Bibliographie
1878, p. 13.
77) Mardochai ben Hillel. Sein Leben und seine Schriften, sowie die von
ihm angeführten Autoritäten. Nebst 6 bisher unedirteu hebräischen Beilagen
unter Benutzung handschriftlicher Quellen herausgegeben von Samuel Kohn.
Breslau (Wilhelm Köbner) 1878. XXXII (hebr.), 159 pp. 8. (Separatabdruck
aus der Monatsschrift von Grätz 1877/78.) — rcc. in Hebr. Bibliographie 1878,
p. 63.
78) Abarbanel und seine Schriften, von Elias Plessner: Literaturblatt der
jüdischen Presse 1878, No. 1 — 4.
79) Catalog der hebräischen Handschriften in der Stadtbibliothek zu Ham-
burg und der sich anschliessenden in anderen Sprachen von Moritz Stein-
schneider. Hamburg (Meissner) 1878. XX, 220 pp. 8. M. 6. — Vgl. oben
p. !», No. 1.
80) Die Handschriften-Verzeichnisse der königlichen Bibliothek zu Berlin.
/weiter Band. Verzeichniss der hebräischen Handschriften von Moritz Stein-
sehheMer. Mit drei Tafeln. Berlin 1878. VIII, 149 pp. 4. — Vgl. oben
p. 10, No. 2.
81) In: Cataloghi dei codicj oricutali di aleuno biblioteehe d'Italia, stampati
a spese del Ministero della pubblica istruzione. Firenze (Successori le Monnier)
1878. 108 pp. 8.
82) Catalogo dei manoscritti ebraici della biblioteca della Cömmunitä israe-
litica di Mantova, compilato dal Marco MÖrtarä. Livomo (I. Costa) 1878.
72 pp. 8.
Berliner, Rabbirrica und Judaica. 41
beschrieb Perless's) und über eine Talmud-Handschrift in Göttingen
berichtete de Lagarde84).
Eine Sammlung von verschiedenen jüdischen Ritualgegenständen,
wie auch einigen Handschriften auf der Ausstellung zu Paris fand
ihre nähere Beschreibung85).
Ein alphabetisches Verzeichniss jüdischer Autoren des Mittel-
alters (in hebräischer Sprache), welches Luzzatto hinterlassen, edirte
Berliner*6).
Für die Geschichte des Mittelalters regte Steinschneider 87)
einen herrlichen Plan an, nämlich die Anlegung eines Codex diplo-
maticus judaicus. Die ersten Anfänge der Geschichte der deutschen
Juden behandelten Brüllt) und Rosenstock89). Ueber die Ver-
folgungen der Juden während des ersten Kreuzzuges in Speyer,
Worms und Mainz theilte- Mannheimer90) einen neuen handschrift-
lichen Bericht mit. Zur Geschichte der Juden in einzelnen Ländern
und Städten schrieben Gross91), Dainard92), Wiedemann93), Stern-
SS) Eine hebräische Handschrift dei Fürstlich Oettingen-Wallersteinschen
Bibliothek, von J. Perles :; Monatsschrift für Geschichte u. Wissenschaft des
Judenthums 1878, p. 317—324.
84) Semitica, erstes Heft, p. 69—71. — Vgl. üben p. 11, No. 7.
85) Collection de M. Strauss. Description des objets d'art religieux hebräi-
ques exposes dans los galeries du Trocadero, ä l'exposition universelle de 1878.
Tabernacle en bois sculpte, objets d'orfevrerie, bijoux, manuscrits, etoffes brodees,
pur M. Strauss. Poissy 1878. -12 pp. and 12 Abbildungen. 4.
86) Nachalat Schdal, alphabetisches Verzeichniss jüdischer Autoren des
Mittelalters (in hebr. Sprache), aus dem litterarischen Nachlasse Luzzatto\: Ozar
tob, hebr. Beilage zum Magazin für die Wissenschaft des Judenthums JS7S,
p. 1—54.
87) Ein Codex diplomaticus judaicus, von Steinschneider: Hebr. Biblio-
graphie 1878, p. 129 — 131.
88) Stammen die Juden in den südlichen Rheinlanden von den Vangionen
ab, von N. Brüll: Jahrbücher für jüdische Geschichte u. Literatur IV, p. 34 — 40.
89) Die Völkerwanderung und ihre Folgen für die Juden Europa'*, von
Moritz Rosenstock. Hannover 1878. 33 pp. 4. (Beigegoben dem Jahres-
bericht der Samsonschule zu Wolfenbüttel für das Schuljahr 1877 — 78.)
90) Geserot. Die Judenverfolgungen in Spoycr, Worms u. Mainz im Jahre
1096. Nach einer Handschrift hgg. v. M. Mannheimer. (Abdruck aus dem
hebr. Theilo des Magazins für die Geschichte und die Wissenschaft des Juden-
thums.) Berlin (J. Benzian) 1878. 12 pp. 8.
91) Zur Geschichte der Juden in Arles, von H. Gross: Monatsschrift für
Geschichte und Wissenschaft des Judenthums 1878.
92) Massa Krim (hebr.). Kulturbilder aus der Krim, enthaltend Geschichte
der Juden, der Chasaron, der Karäer etc., aus eigener Anschauung, nach seltenen
Handschriften, den ältesten Grabinschriften, von den ältesten Zeiten bis auf die
Gegenwart. Theil I. Warschau 1878.
93) Beiträge zur Geschichte der Juden in Wien, von Theodor Wiede-
mann: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judenthums 1878,
p. 257—262. 325—332.
42 Berliner, Rabbinica und Judaica
berg94), Pesaro9*), Soave96), Gierse97), Barbeck9«), Friedländer99)
und Metz100). Mocaffas Schrift über die Juden Spaniens und
Portugal's hat eine hebräische 101) und eine deutsche1"2) Uebersetzung
gefunden. Von Schulmanns (hebräischer) Geschichte der jüdischen
Weisen ist das 4. Bändchen l03) und das erste Bändchen in 2. Auf-
lage104) erschienen. Die Romantik des Martyriums der Juden im
Mittelalter stellte Schleiden105) dar; dessen frühere Schrift (s. den
Bericht für 1877. p. 94) über die Bedeutung der Juden für die
Wissenschaft u. s. w. wurde ins Italiänische 106) übersetzt.
Wir schliessen den Bericht mit einigen Verweisungen auf
Schxiften. welche der neuhebräischen Sprache wegen, in der sie
abgefasst sind, weiteres Interesse finden dürften. Ein Muster von
Sprachgewandtheit, die nahezu an das biblische Hebräisch erinnert,
94) Geschichte der Juden in Polen unter den Piasten und den Jagellonen,
nach polnischen und russischen Quellen, von Her in. Sternberg. Leipzig 1878.
VIII, 191 pp. 8.
95) Memorie storiche sulla Communitä israelitica Ferrarese di Abramo
Pessaro. Ferrara 1878. 129 pp. 8. — rec. in Hehr. Bibliographie 1878,
p. 132.
96) Dei Sonciuo celebri tipografi italiani nei secoli XV XVI con elenco
delle opere da essi date alla luce per Moise Soeire di Venezia, pubblicato neu"
occasione del IV congresso degli Orientalist! in Firenze, nel Settembre 1878.
Venezia 1878. 50 pp. 8.
97) Die Geschichte der Juden in Westfeien während des Mittelalters in
ihren Grundzügen nach zum Theil ungedruckten Quellen dargestellt. Fin Bei-
trag zur deutschen Rechtsgeschichte, von Albert Gierse. Naumburg a S
87 pp. 8.
98) Geschichte der Juden in Nürnberg u. Fürth. Auf Grund des vorhandenen
gedruckten Materials, der in den königlichen Archiven zu Nürnberg u. Bamberg
befindlichen Akten und Urkunden, der Archivalien im Cultusgemeindebesitz
u. s. w. von H. Barbeck. Nürnberg 1878. 114 pp. 8. — rec. von Stein-
schneider in Hebr. Bibliographie 1878, p. 81.
'.19 1 Schilderungen aus dem inneren Leben der Juden in Mähren in vor-
märzlichen Zeiten. Ein Beitrag zur Cultur- und Sittengeschichte , von M. H.
Friedländer. Brunn (Selbstverlag) 1878. 140 pp. 8. — rec. in Hebr. Bib-
liographie 1878, p. 123.
100) Zur Geschichte der Falaschas (abessinischo Juden) von Metz : Monats-
schrift für Geschichte und Wissenschaft des Judenthums 1878, p. 385 — 399.
433—452.
in ii Lrrro- üzw mm baaia-iDi -n-ron m-nrrn. Hebräische
Uebertragung von J. Frumkin. Jerusalem 1878. 8.
102) Die Juden in Spanien u. Portugal und die Inquisition, von F. />.
Mocatta. Ins Deutsche übertragen von S. Kayserling. Hannover (Schmorl
& von Seefeld) 1878. 91 pp. 8.
in:;» bNT :r -?23n nnbiri von K. Sehulmann. Wilna (Wittwe u.
Gebrüder Rom) 1878. 4. Bändchen (1350—1498). 19G pp.
1(>1 » beniC "TSDn mnbin von K. Schulmann. 1. Bändchen (1000—
1200), 2. Auflage. "Wilna (Wittwe u. Gebrüder Komi 1878. X. 251 pp. 8.
L05) l>i'' Romantik des Martyriums der Juden im Mittelalter, von JA ./.
Schieiden Leipzig lsjs. im pp. 8.
inii) M. </. Schieiden. Gl' israeliti in rapporto alla scienza nel modio
evo. Tradotto dalT Inglese da Giuseppine Laues. Milano 1878. 92 pp. 8.
Berliner, Rabbinica und Judaica. 43
ist die Darstellung des deutsch-französischen Krieges von Roller1"1).
Die Zahl der bereits übersetzten Dramen 108) Schillers ist durch
Radner 's Wilhelm Teil vermehrt worden. Lessing's „Juden" hat
Cohen109) ins Hebräische übertragen. Den Juden der slavischen
Länder müssen die allgemeinen Wissenschaften durch Lehrbücher
in hebräischer Sprache zugänglich gemacht werden. Hieran be-
theiligten sich Schulmann110) für Geschichte, Sokolow111) für
Geographie, Rabinovritz11*) für Physik, Algebra und Logarithmen,
Abramowitzllz) für Naturgeschichte.
107) Ha Milchama we-ha-Mazor. La guerre franco-allomande ot les deux
sieges de Paris (1870 — 71) decrits en languc hebraique par K. Roller. Amster-
dam 1878 (zu haben beim Verfasser, 130 Boulevard Voltaire in Paris). 10 unpag.
Bl., 178, 2 pp. 8.
108) Wilhelm Teil, Schauspiel in 5 Acten, aus dem Deutchen ins Hebräische
übertragen von David Radner. Wilna (Wittwe und Gebrüder Rom) 1878. 8.
109) Die Juden, Schauspiel von Lessing, ins Hebräische übertragen von
Jacob Cohen. Warschau 1878. 12.
110) Llbiy "<72-> "'im, 6 Theile hehr, von K. Schulmann. Wilna (Wittwe
u. Gebrüder Rom) 1878.
111) "pIN ^pIStTa von N. Sokolow. Warschau 1878. 100 pp. 8. M. 0.80.
112) Drei Bücher über Chemie, Wärme, Dampf und Magnetismus (hebr.)
von Z. Rabinowitz in Diraaburg. Warschau 1878. 8. — Von demselben
erschien früher: Ruhe und Bewegung, die Gesetze der Mechanik. Wilna. 8.
113) yaUH rmbin, 3 Theilo hebr. von S. J. Abramoivitz. Sitomir
1878. 8.
44
Aramaeisch.
Von
A. Socin.
Aus dem Gebiete des Aramaeischen sind diesmal nur wenige
Publicationen namhaft zu machen. In Mosul ist das Psalmenbuch
von David}) neu herausgegeben worden; zu Ceriani2) sind aus
dem Jahre 1878 noch verschiedene Recensionen nachzutragen, ebenso
eine solche zu Abbeloos' 3) Barhebraeus-Ausgabe. Aus einer hübschen
Dissertation von Sasse*) erfahren wir manches Lehrreiche über
Aphraates, den Inhalt seiner Homilien und ihr Verhältniss zu ihrer
armenischen Uebersetzung. Auch Schön f eider 5) hat Auszüge aus
diesem Schriftsteller geliefert. Nestle^) bestimmt das Alter der
Doctrina Addai. Mit den Poesien des heiligen Efrem haben sich
Ferry v) und Bördam 8) beschäftigt.
1) Psalterium syriacum ad ridein plurhun optimorum codieum habita ratione
putissimum hebraici textiis nunc aceuratissime exactum. Cui accedunt X cantica
sacra ./. David. Mossoul (impr. par les Freres Precheurs-Dominicains) 1877.
8. Paris (Challamel). fr. 8.
2 i Ceriani. Translatio Pescitto Veteris Testarnenti Tomus I pars II. —
rec. von Nestle in ThLZ. 11. Mai 1878, Sp. 228; von Bäthgen in JLZ.
9. Febr. 1878, p. 73.
3) Gregorii Barhebraei Chronicon Ecclesiasticum e codice Musei Britanniei
ediderunt Abbeloos et Lamy. Tomus I — III, Lovanii 1872 — 77. — rec. von
Nestle in ThLZ. 28. Sept. 1878, Sp. 486.
4) C. •/. Franz Sasse. Proleyomcna in Aphraatis Sapientis Persae ser-
mones homileticos. Diss. inaug. Leipzig 1878. 40 pp. 8. — rec. von Th. N.
in LC 29. März 1S70, Sp. 401; von Nestle in ThLZ. 21. Juni 1870, Sp. 297;
von Bardenkewer in Z. f. kathol. Theol. 1879, III, 2; von Prym in JLZ.
1879, 20.
5) Schönfelder. Aus und über Aphraates: Theol. Quartalschrift 1878,
VI, 2, p. 195—256.
• i i E. Nestle. Zur Altersbestimmung der Doctrina Addaei: Zeitschrift f.
Kirchengeschichte III, I. p. 194.
7) C. Ferry. Saint-Ephrem poete. These presentee ä la faculte des
lettres de Montpellier. Paris (Durand et Pedone-Lauriel) 1878. XIII, 281 pp. 8.
si '/' Skat Bördam. Zehn Gedichte Afram's des Syrers (Ephraem Syrus)
rythmisch übersetzt, mit Einleitung: Theol. Tidskr. Kjöb. 1878. Heft 4 und 5.
Socin, Aromatisch. 45
In dem Sammelband syrischer Texte, dessen Herausgabe nach
Mösmger's 9) Tode Btckell besorgt hat, findet sich neben historisch
Wichtigem auch manches Unbedeutende. Unter anderem sind darin
ein Commentar zum Hohen Lied, sowie verschiedene Stücke von
Efrem und von Jakob von Serag veröffentlicht. Ein interessanter
Aufsatz von Nestle 10) behandelt die Stellung des Jakob von Edessa
zur Erklärung der Gottesnamen, besonders zu dem missbräuchlichen
..o>,o> Aus dem Ausar röze des Barhebraeus haben zwei Schüler
de Lagarde's, Schwarte11) und Klamroth12), wieder einige Theile
veröffentlicht.
In der zweiten Hälfte von de Lagarde's 1 3) Semitica finden
wir Erklärungen chaldaeischer Wörter, besonders persischer Lehn-
wörter in alten jüdischen Schriften, eine sehr dankenswerthe Arbeit.
Einige Notizen Halevys 14) wollen wir mehr der Vollständigkeit
wegen anführen, ebenso einige unbedeutende Nachrichten über den
heute in Ma'lüla gesprochenen aramaeischen Dialect 15).
9) G. Mösiitger. Monumenta syriaca ex romanis codicibus colleeta. Vol. II.
Oeniponti (Libr. Ac. Wagneriana) 1878. XV, 2G, 174 pp. 8. M. 8. — roe.
von G. Bichell in Zeitschrift f. kathol. Theol. 1878. II, 2; von Th. N. in
LC. 20. Juli 1878, Sp. 953; von Nestle in ThLZ. 7. Dec. 1878, Sp. 607.
10) Eberhard Nestle. Jacob von Edessa über den Schein hammephorasch
und andere Gottesnamen. Ein Beitrag zur Geschichte des Tetragraminaton :
ZDMG. XXXII, p. 465—508. -- Vgl. E. Nestle und G. Hof mann ebd.
735—737.
11) Gregoi'ii Bar Ebhraya in evangelium Johannis commentarius. E the-
sauro mysteriorum desumptum edidit li. Schicartz. Göttingen (Dieterich) 1878.
28 pp. 8. M. 1. — rec. von Th. N. in LC. 3. Aug. 1878, Sp. 1015-, von
Nestle in ThLZ. 17. Aug. 1878, Sp. 412; in Jahrb. f. d. Theologie XXIII, 3;
von Hoffmann in ZDMG. XXXII, p. 738 ff.
12) Gregorii Abulfaragii Bar Ebhraya in actus apostolorum et epistulas
i-atholicas adnptationes syriace e recognitione Martini Klamroth. Dissertatio
inauguralis. Göttingen (Dieterich) 1878. 30 pp. 8. M. 1. — rec. von Th. N.
in LC. 3. Aug. 1878, Sp. 1013; von Nestle in ThLZ. 20. Juli 1878, Sp. 303;
in Jahrb. f. d. Theologie XXIII. 3; von Hof mann in ZDMG. XXXII, p. 738 ff.
13) Paul de Lagarde. Semitica. Erstes Heft. Aus dem 23. Bande der
Abhandlungen d. k. Ges. d. Wiss. zu Gott. 1878. Erklärung chaldaeischer
Wörter. Erstes Stück, pp. 33— G8. — Vgl. oben p. 11, No. 7 und p. 35, No. IC.
14) Aus einem Briefe des Herrn Halevy an die Redaction': ZDMG. XXXII,
p. 395—397.
15) Notes prises pendant im voyage en Syrie par M. C'l. Haart: JA.
Oct.-Dec. 1878, p. 478—498.
46
Ar ab i e n.
Voll
A. Socin.
Ueber die Begebenheiten in Arabien fährt Zehme l) fort , von
Zeit zu Zeit Bericht zu erstatten. Dass von Palgravds2) Reise
immer noch neue Auflagen erscheinen, ist wohl gerade Folge des
romanhaften Characters dieses Buches. Wichtige Untersuchungen
auf arabischem Boden hat Burton 3) auf Kosten des Vicekönigs von
Egypten begonnen. Im alten Midian, östlich vom Busen von 'Akaba
fand er überall Spuren von früherem, in grossem Umfange betriebenen
Bergbau, Stadtruinen. Aquaeducte u. a., sowie auch eine eigen-
thümliche Inschrift. Von Mineralien wurden Gold, Silber, Zink,
Galena argentifera, Antimon und Schwefel entdeckt. Es ist jedoch
immerhin fraglich, ob der Versuch, diese Schätze zu heben, sich
lohnen würde. Die zweite Expedition Burton's, welche noch
interessantere Resultate in Bezug auf die geographischen und
ethnographischen Verhältnisse Nordwestarabiens ergeben hat, fällt
nicht mehr in unser Berichtsjahr. Vom entgegengesetzten Ende
Arabiens, von Maskat, giebt Miles4) neue Nachrichten. Von Basra
und 'Oman handeln Schioeiger-Lerchenfeld's 5) populäre Skizzen.
Ueber Manzoni's Reisen in Südarabien gab die geographische
Zeitschrift Cosmos 6) einige Notizen.
1) A. Zehme. Aus und über Arabien: Globus 1878. XXXIV, 3—5.
2) W. Gifford Palgrave. A Personal Narrative of a Year's Journey
through Central und Eastern Arabia. London (Haker) 1878. 8. with Maps. Cs.
3) Richard F. Burton. Tbe gold-mines of Midian and tbe ruined Midia-
nite cities. A fortnight's tour in north-western Arabia. 2 od. London (C. Kegan
Paul & Co.) 1878. XVI, 398 pp. 8. — rec. in UM. f. d. O. 15. März 1879,
p. 48; in Pal. Exploration Fund, Quarterly Statements 1878, p. 141 (aus der
Times); in Atb. 11. Mai 1878, p. 601; in Edinburgh Review, Juli 1878, p. 220;
von Wilson in Ac. 10. Aug. 1878, p. 129.
1 1 o. />'. Miles. Note on Pliny's geography of tbe east coast of Arabia:
JRAS. London 1878. X, Ii.
5) Schweiger-Lerchenfeld. Culturbilder vom persischen Golf: <>M. f. d.
Cr. 187s. N0. 5, Mai, p. üö— -71; No. 6, Juni. p. 90—93; p. lGö — 171.
6) Esplorazioni di II. Manzoni nell' lernen: Cosmos Bd. V, 1. p. 39; 3,
p 1 lii I 17.
Socin, Arabien. 47
An die Spitze des Berichts über arabische Studien allgemeineren
Inhaltes haben wir einen Aufsatz von Pomel1), eine Studie von
Teichmüller*) und eine Rede van den, Ham's9) über das Ver-
hältniss des arabischen Sprachstudiums zum alten Testament zu
stellen, gehen aber dann sofort zu dem kleinen aber inhaltsreichen
Aufsatz von Sprenger10) über, in welchem dieser gerade auch in
pädagogischen Fragen bewanderte Gelehrte uns ein Bild des auf
arabischem Boden erwachsenen, besonders auf scholastische Spitz-
findigkeiten gerichteten Studienganges des Muslime entwirft, und
zwar im Anschluss an Loth's Catalog der arabischen Handschriften
des India Office. Was andere Cataloge arabischer Manuscripte
betrifft, so liegt nun von Pertsch's n) sorgfältigem, besonders durch
seine zahlreichen Verweisungen wichtigen Catalog der arabischen
Manuscripte zu Gotha ein erster Band vor; in demselben werden
die Handschriften vermischten Inhaltes, sowie die Werke, welche
sich auf Encyclopädie und Hodegetik , Bibliographie, Grammatik,
Metrik, Lexicographie , sowie Koran- und Traditionswissenschaft
beziehen, aufgeführt, im Ganzen 639 Nummern. Steinschneider12)
hat handschriftliche Uebersetzungen von Schriften des Aristoteles,
Galen, Hippokrates, Wüstenfeld19) einige coptisch-afabisehe Hand-
schriften besprochen. In seinem Bericht über eine Wissenschaft liehe
Reise nach Constantinopel beschreibt D. H. Müller1*) Hand-
schriften von Hamdäni und 'Aggäg. Ueber einen cursiv-eufischen
Papyrus aus dem Anfang des zweiten Jahrb. d. Fl. hat Rogers16)
gehandelt.
7) Pomel. Le peuple arabe: Revue geogr. intern. 1877. No. 19. (Fr.)
8) G. Teichmüller. Charakteristik der Arabei', eine völkerpsychologische
Skizze: Baltische Monatsschrift 1878. XXVI, 1. 2. (Fr.)
9) /. van den Harn. Het belang van de studie der Arabische taal , voor
de behandeling van het oude testament. Rede gebunden Inj de aanvaarding
van het hoogleeraarsambt aan de rijksuniversiteit te Groningen den 27sten October
1877. Utrecht (de Industrie, van Druten) 1877. 27 bl. 8. 35 c.
10) A Sprenger. Die Schulfächer und die Scholastik der Muslime : ZDMG
XXXII, p. 1 — 20.
11) Wilhelm Pertsch. Die arabischen Handschriften der Herzoglichen
Bibliothek zu Gotha. Gotha (Perthes) 1878. XIV, 492 pp. 8. Auch u. d.
T . : Die orientalischen Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Gotha.
Auf Befehl Sr. Hoheit des Herzogs Ernst II von Sachsen-Coburg-Gotha ver-
zeichnet von W. P. Dritter Theil. Die ar. II. Erster Band.
12) M. Steinschneider. Manoscritti arabici in caratteri ebraicis BISO.
N. S., p. 05—69-, p. 82—87; p. 128—134; p. 333—338.
13) Ferd. Wüstenfeld,. Coptisch - Arabische Handschriften der Königl.
Universitäts-Bibliothek: GN. 29. Mai 1878, p. 285—326.
14) David Heinrich Müller. Bericht über die Ei-gebnisse einer zu
wissenschaftlichen Zwecken mit Unterstützung der kais. Akademie der Wissen-
schaften unternommenen Reise nach Constantinopel. Wien (Gerold's Sohn in
Comm.) 1878. 48 pp. 8. [Aus dem Aprilhefte des Jahrganges 1878 der
Sitzungsberichte der phil.-hist. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften
(XC. Bd., S. 297) besonders abgedruckt.]
15) E. T. Rogers. Arabic and other Papyri: Ac. 7. Sept. 1878, p. 244.
48 Socin, Arabien.
Auf dem Gebiete muslimischer Theologie und Philosophie
haben wir den Versuch Dii(jat'sie) zu begrüssen, welcher uns in
historischer Keihenfolge die Kämpfe der muslimischen Gelehrten-
welt, sowie die Methode ihres theologischen und philosophischen
Forschens vorführen will. Interessant ist ferner Goldziher's u)
Aufsatz über das Verhältniss, in welches sich die muslimischen
Theologen zu der Bibel, besonders dem alten Testament gestellt
haben. Zu Baidäwi's Commentar sind endlich die längst erwarteten
Indices. von Fell18) bearbeitet, herausgekommen. Einen wichtigen
und interessanten Beitrag zur muslimischen Glaubenslehre haben
wir in der trefflichen Ausgabe der Durrat el-fächira Gazäli's erhalten,
welche Gautier19) trefflich herausgegeben und übersetzt hat. Von
Ta'älibi's2") Prophetenlegenden ist eine neue Auflage gedruckt
worden. Eine Lieblingslectüre der heutigen Muslimen scheinen
die Traditionssammlungen zu bilden; vergeht doch fast kein Jahr
ohne dass Buchäri neu aufgelegt würde. Diesmal haben wir sogar
eine vocalisirte Ausgabe desselben zu verzeichnen. 21) Auch ist die
Traditionssammlung des besonders durch seinen Kur'äncommentar
berühmten Bagawi22) in Egypten gedruckt worden, sowie ein
Commentar zu der Vorrede, welche Kasteläni29) zu seiner umfang-
reichen Erklärung Buchari's geschrieben hat. In das Gebiet der
Glaubenslehre gehört ein Commentar von ed-Dawäni 24) (f im Jahre
16) G'ustave Duijat. Histoire des philosophes et des theologiens inusul-
mans (de G32 ä 1258 de Jesus-Christ). Scenes de la vie religieuse en Orient.
Paris 1878. XLIII, 387 pp. 8. — rec. von Weil in JLZ. 16. Nov. 1878.
17) Ign. GoldziJter. Ueber muhammedanisehe Polemik gegen Ahl al-
kitäb: ZDMG. XXXII, p. 341—387. — Vgl. A. Müller und Steinschneider
ebd. p. 388 — 395 und 737.
18) Indices ad Beidhawii comuientarium in Coranum confecit Winand
Fell. Leipzig (Vogel) 1878. VI. 71 pp. 4. M. 10. — rec. in LC. 25. Jan.
1879, Sp. 14.
1 9 i Ad-Dourra al-Fakhira. La Perle precieuse de Ghazäli. Traite d'escha-
tologie musulmane publie d'apres les manuscrits de Leipzig, de Berlin, de
Paris et d'Oxford et une lithographie Orientale avec une traduction francaise
par L. Gautier. Geneve Bäle Lyon (Georg) 1878. XVI, 90. \\. pp. 8. M.'6.40
rec. von 77/. V. in LC. 12. Jan. 1878, Sp. 56; von Thorbecke in ZDMG
XXXII, p. 222-, von Nestle in ThLZ. (i Juli 1878, Sp. 335; von de Goeje
in Theologisch Tijdschrift, Jan. 1878. p. 103.
20) -aJUuÜU .tw-<w>J^ Kxai Cairo 1295. Druckerei von Seh Saraf. Sp.
21) jCjLsuJÜ _:y^UiJl Büläk 1295. 8 Bände. Sp.
22) (jJuSl isoLvJf f^'u^A Büläk 1295. Sp. (Vgl. H. H. Bd. V,
p. 564, No. 12128.)
23) , 9 ,wU^t J_-^*.-CÖJÜ ,L^ILu*.äJ( i^JJw „^ Cairo 1295. Druckerei
^-y Z," w o>
Wädi en-nil. Sp.
24) »JLc Al.Js.it Q-jjJt ^U> \xa> iXaÖäJU JuLftatii _-Ä Cairo 1295.
Sp- (Vgl 1.1 II Bd. IV, p. 217, No, SITU )
Socin, Arabien. 49
907 d. Fl.) zu Igl's Buch. Auch zwei andere Werke ethisch-
religiösen Inhalts können hier noch angeführt werden 25~ 2C>).
Von Lasmio's 27) Averroes ist eine Fortsetzung erschienen,
die uns jedoch nicht zu Gesicht gekommen ist. Dieter ici's'2*')
Büchelchen über Darwinismus streift die arabische Philosophie nur
in geringem Grade.
Von französischer Seite liegt eine Abhandlung über das mus-
limische Recht, wie es in den französischen Besitzungen in Indien
Geltung hat, vor29). "Das bekannte Compendium von Sidi Halll 30)
ist auch dieses Jahr neu herausgegeben, sowie übersetzt worden.
Was christlich-arabische Literatur betrifft, so ist in Mosul in
der trefflichen Druckerei der Dominicaner eine neue arabische
Bibelübersetzung von Lion'iV) erschienen: eine andere von Josef
van Ha/m 32) übersetzte arabische Bibel mit vocalisirtem Texte
wird von den Jesuiten in Beirut herausgegeben.
Langsam und allmälig wird nun zu Tage gefördert . was die
Araber auf dem Felde der Naturwissenschaften geleistet haben.
Steinschneider gab dankenswerthe Notizen über ein auch sprachlich
interessantes pharmaceutisches Werk33) und eine Reihe kleinerer
medicinischer Schriften; zu beachten ist auch seine eingehende
Kritik von Ledere' s Geschichte der arabischen Medicin34-35), welches
Buch vorläufig „unentbehrlich ist, ohne die benutzten, viel weniger
25) Oi^ü Jol3 Cairo 1295. Sp. (.Vgl. H. H. Bd. 111, p. 235, Nu. 5124.)
2G) JyJj.il *xj. *JÜ| ULa.^.5* j. .jj.x2.dl -*Jl Cairo 1295. Sp.
27) Averroe. II commento medio alla retorica di Aristotele pubblicata per
la prima volta nel tcsto arabo da Fausto Lasinio. Fase. .) Firenze (Le Monnier)
1878. p. 65—90 del tcsto arabo.
28) Fr. Dieterici. Der Darwinismus im zehnten und neunzehnten Jahr-
hundert. Leipzig (Hinrichs) 1878. XII, 228 pp. 8. M. :$. — ree. in Philo-
sophische Monatshefte 14. Band. VIII. und IX. Heft, 1878, p. 548; in LC.
13. Dec. 1879, Sp. 1G25.
29) L. Cremazy. Le droit musulman dans l'Inde francaise : Nouv. Revue
histor. du droit, Juli-Aug. 1878. (Fr.)
30) Code musulman de Kbalil (rite malekite, Statut reel). Texte arabe et
nouvolle traduction par ZV. Sßignette. Alger (Jourdan) 1878. LXVII. 757 pp.
8. (Paris Challamel fr. 25.) (Fr.)
31) Biblia sacra (les 3 premiers volumes) versio arabica. Publies par les
soins de Fr. E, L. M. Lion. Mossoul (imprimes par les freres precheurs
dominicains) 1875 — 78. 8. (Paris Challamel fr. 45.) (Fr.)
32) Vgl. Die von den Vätern der Gesellschaft Jesu zu Beirut heraus-
gegebene arabische Bibel: Das heilige Land. Köln 1878. II. 3, p. 95 — 97.
33) AI. Steinschneider. Arabische Aerzte und deren Schriften. III. Ibn
ul-Öezzar's Adminiculum: ZDMG. XXXII, p. 728—733.
34) M. Steinschneider. Bernard Alberti (Pseudo-Geritilis de Fulgineo);
Galen, de morte subitanea; Galen, de morbo icterico; Rufus, de morbo icterico etc.;
Magnus (oder Magnes) über Urin: Archiv f. Geschichte der Medicin und medi-
ciriische Geographie. 1 Band. Leipzig 1878. p. 123 — 138.
35) Ebd. p. 437 — 451.
Jahresbericht 1878. 4
50 Soa'v, Antliicu.
die unbenutzten Quellen entbehrlich zu machen". Wiedemann 36)
dehnt die Untersuchungen über die Geschichte seiner Fachwissenschaft
bis zu den Arabern aus. Rodet3,1) hat eine Abhandlung über das
Verhältniss der Algebra des Muhammed ihn Müsa el-Hare/.nii (von
Hosen im Jahre 1831 herausgegeben) zu ihren indischen Vorjageö
veröffentlicht. Mit der arabischen Arithmetik hat sich ferner Hoch-
heini 38) beschäftigt. In seinen fortgesetzten Studien beschreibt
Günther3*) die Wasserkugel und excentrische Erdkugel. Einen
arabischen Himmelsglobus führt uns Meucci™) vor. Zur Kunde
der arabischen Metrologie hat wiederum tiauvaire**) einen Beitrag
geliefert. Redhouse*'1) hat erklärt, was unter der „falschen Morgen-
röthe" zu verstehen ist.
Hauptsächlich für Geographie nichtig ist das anonyme Werk
aus der Mitte des 10. Jahrb., welches Deute43) nach einer Hand-
schrift Schefer's übersetzt hat und welches uns zeigt . was für
Berichte und Fabeln in Betreff des äussersten Ostens bei den
Arabern in Umlauf waren. Aus idrisi's44) Werk werden in Italien
die dieses Land betreffenden Theile von Amari und SchkupareUd
herausgegeben. Ein aus dem Jahre 1853 stammender Aufsatz
Renan' 's45) über Ibn Batuta ist neu abgedruckt worden. Für die
36) Eilhard Wiedemann. Zur Chemie der Araber: ZDJIG. XXXII,
p. 575—581.
37) Leon Rodel. L'algebre d'al-Khärizmi et les methodes indienne et
greegue: JA. Jan. 1878, p. 1 — 98.
38) Kari t'il Hisäb des Abu Bekr Muhammed ben Alhusein Alkarkhi nach
der auf der herzoglich -Gothaischen Schlossbibliothek befindlichen Handschrift
von -Adolf HocJtheim. 1 Halle a. S. iNYl„.m ist* 24 pp: 4 M. 1.20.
ree. von Cantor in JLZ. 2,2. Juni 1878, p. 375.
39) *S. Günther. Studien zur Geschichte der mathematischen und phy-
sicaliscrlen Geographie. 3. Heft. Halle iXeberti 1878. 8. M. 2.4U. — rec.
in LC. 15. Juni 1878, Sp. 795.
4(i) II globö Celeste arabico del secolo XI esisteute nel cabinetto degli
strumenti antiehi di ästronomia di fisicä e di matematiCa del K. Institute di
studi superiöri illustrato da F. Meucci. Firenze (Succ. le Mbnnier) 1878.
is pp 2 Taf.
41 i H. Sauvaire. Ärabi'c metrology II. El-djabarty : JRAS. NS. X, H. (Fr.)
42) •/. W. Redhouse. On the Natural Phehomenon known in tlie Käst
by the names Subhi-käzib etc.: JRAS. NS. X, IL1. (Fr.)
43) Les merveilltes de finde. Oüvraige arabe inedit du X siede. Traduit pour
la premiere fois, d'apres un manuscrit de la collection de M. Schefer, copie
sur un manuscrit de la mosquee de Sainte-Sophie , a Constantihople , avec
Lntroductton, notes, etc.J par L. Marcel Devic. Paris (Lemerre) 1878. XXXI.
220 pp. 16. fr. •.' 50.
44) tl!)\ J^£ ci$ öl»"^ oLä3>( j, ö'lÄ-Ci-Jt KS>;j UU3 ry*
UlLul JUOU* cyL\ J? [/& S&J\ \ff pp. 4.
45) /•,'. Renan. Ihn Batoutah: Melanges d'histpire et de voyages, p. 291
—304.
Soet'n, Anihien. 51
Geographie Syriens ist die lithographische Herausgabe der Be-
schreibung einer militärischen Expedition Kait Bei's46) wichtig.
Endlich ist noch auf die ausführlichen Nachrichten über das
namentlich für die Kenntniss des alten Himjarenlandes wichtige
Werk des HamdanI hinzuweisen, welche D. H. Müller^1) in
seinem bereits früher erwähnten Reisebericht niedergelegt hat.
Von al-Berüni's 48) »übrig gebliebenen Denkmälern verschwun-
dener Generationen" liegt jetzt der ganze arabische Text, sowie
Einleitung und Indices vor, und wir dürfen nun bald auch das
Erscheinen der englischen Uebersetzung erwarten, welche wir eben-
falls dem rastlosen Eifer Sachau's zu verdanken haben werden.
Ebenso gespannt sind wir jetzt aber auch auf das Erscheinen
Tabari's; einen Prospect der Ausgabe dieses grossen Werkes hat
Nöldekei9) geliefert; Loth50) hat über einen A. von Kremer
gehörigen neu entdeckten Auszug aus Tabari's „Appendix zum
Supplement" berichtet, de Goeje01) richtet die Aufmerksamkeit
auf eine wichtige Geschichtsquelle, welche von Ahmed abi Ja'küb
ihn Ga'far ibn Wahb ibn Wädih al-'Abbäsi herrührt. In der Mono-
graphie Wüstenfeld!?,'02) über die wichtige kureischitische Familie
el-Zubeir findet besonders Mus'ab ibn Zubeir die ihm gebührende
Berücksichtigung. Aus J. Müllers0'3) Nachlass ist nachträglich
leider nur noch ein Heft erschienen, welches die Fortsetzung von
Excerpten aus Ibn el-'Abbär's Hüllet es-sijarä über spanisch-arabische
4G) R. V. Lanzone. Viaggio in Palestina e Soria dl Kaid Ba XVIII
Sultano della II Dinästia Mamelucca fatto nel 1477. Testo arabo. Torino
(Stamperia reale della ditta G. B. Paravia e c.) 1878. 11, f/\ pp. 8. lithogr.
Mit 3 lithogr. Tafeln. Der arabische Titel des Buches lautet: 0~&Ä*w..*iS i3*£^
47) Das Buch der arabischen Halbinsel von Abu Hasan al-Hamdäni:
L). H. Midier. Bericht über die Ergebnisse einer . . . Reise nach Constanti-
nppel, p. 5 — 39. — Vgl. oben p. 47, No. 14.
48) Chronologie orientalischer Völker von AlberunT herausgegeben von
C. Eduard Sach.au. (Gedruckt aufiKosten der DM6.) Leipzig (Brockhaus) 1878.
LXXIII, 30, HP pp. 4. -- rec. von Nöldeke in GGA. 2. April 1879,
p. 417—432; in Indian Mail 10. Nov. 1879, p. 1079.
49 1 Th. Nöldeke. Die projectirte Ausgabe des Tabari: Beil. zur AAZ.
7. April 1878, p. 1439.
ö()i 0 Loth. l'eber eine Tabari-llanilschrift: ZDMG. XXXII. p* 581— 583.
51) M. J . de (roeje. lieber die Geschichte der Abbäsiden von al-Jakübi.
(Tire du Vol. II des Travaux de la 3'' Session du Congres international des
Orientalistes.) Leiden (E. J. Brill) 1878. IG pp. 8.
52) Die Familie el-Zubeir. Der Tod des Muc'ab ben el-Zuboir aus den
Minvaffakijat des Abu Abdallah el- Dimaschki. Arabisch und Deutsch von
F. Wüstenfeld. Aus dem 23. Bande der Abhandlungen der k. Ges. d. Wiss.
zu Göttingen. Göttingen (Dieterich) 1878. 112 pp. 4. 1 Tafel.
53) Man-. Jos. Müller. Beiträge zur Geschichte der westlichen Araber.
2. Heft. München (Franz) 1878. p. 193—360. 8. M. 4.50. (Cod. Escurial.
Casiri MDCXL1V vol. II, p. 30.)
52 Sodn, Arabien.
Dichter enthält. Ein Aufsatz von Renanbi) über Mas'üdi ist neu
abgedruckt worden. RehatsekhS) hat eine Notiz über zwei Jemen
betreffende arabische Handschriften veröffentlicht : Ousa56) eine
kleine Geschichte von Fez mit Uebersetzung herausgegeben. Ein
Artikel von Jirecek51) stellt Nachrichten der Araber über das
slavische Mittelalter zusammen. Von arabischen Drucken aus dem
Orient ist eine in Mosul herausgekommene Kirchengeschichte 58), wohl
ein Schulbuch, anzuführen. Ausserdem aus Cairo ein Geschichts-
werk59), das mir von Dr. Spitta als inhaltlich interessant bezeichnet
wird : ferner ein Nachdruck der Wüstenfeld' sehen Ausgabe des
Ihn Hisäm6"), sowie schliesslich eine neue Auflage der Barme-
kidenlegenden ,!1).
Das so nützliche Wörterbuch l.hzys 62) . welches wir schon
das vorige mal zu verzeichnen hatten, ist im Laufe unseres Bericht-
jahres bis zum Buchstaben ^o und damit zum Schlüsse des ersten
Bandes vorgerückt. Einzelne lexicographische Bemerkungen lieferte
Devic63). (iiiitfi64) hat einzelne Abhandlungen der arabischen
Grammatiker, besonders die of..>o'SW o JO besprochen. Kostens ,;;>)
54) K. Renan. Les Prairies d'or de Macoudi (1873): Mel. d'histoire et
de voyages, p. 253 — 276.
55) K, Rehatseh. Brief notice of two Arabic Manuscripts on the History
of lernen; with notes i'rom Portuguese sources by ./. G&rson da Ounha: JBBAS.
1*7 7. Xu. XXXV. Vol. XIII.
56 i Storia di Fez pubblicata nel testo arabico originale tradotta ed annotata dal
Prof. Salvatore Ousa assistito da Carla Crispo Mohcada. Palermo (Virzi)
1878. 8. Af pp. 8.
57) Zprävy Arabuv o stfedoveku slövanskem. Podävä Josef Jirecek:
( lasöpis musea krälovstvi ceskeho. 1878, roenik LII. svazek ctvrty. p. 50*9
-526.
58) J. David. Petit abrege de l'histoire de l'Eglise. Texte arabe. Mossoul
(impr. par les freres-Dominicains) 1877. 12. (Paris, Challamel fr Li i Fr.)
59) \]J! Js^sl ,.Yj .Y^.^J ,\.jjl ^uJJ .% \"3\ .Li! Bfiläk 1295. 8p.
r— er?
61; (_wL»x. Aj *jü iüwat-JÜ 5.5» L*jO (jwLLK »^Lci Cairo 1295
Druckerei \hii Seli Saraf. Sp.
62) R. D<r:i/. Supplement aux dictionnaires arabes. 1 — 4 livr. Leide
<E J. Brut) 1878. 4. Livr. 3, pp. 425—624. fl. 7.50 ; livr. 4. pp. 625— 858.
ti s 85.
63) L. Marcel Deine. Quelques mots & aj outer aux lexiques arabes: JA
Aug.-Sept. L878, p. 232—236.
64) /. Ghddi. Filologia semitica: BISO. 1878, p. 104—108.
65 1 Fünf Streitfragen der Basrenser und Küfenser über die Abwandlung
des Nomen :ms Um el-Anbäri's .T«o ,_ »jL*» Jü'»*./« ,3. ^Juoj^I LJÜti'
• w*-o».XJU ,-->-j.xi>.Ji ,-vaj »->\>JI . Nach der Leydener Handschrift heraus-
gegeben und bearbeitet \<<n Jaromir KoSut. Wien iK Gterold's Sohn) 1878
Socin, A rahien. 53
Dissertation liefert ein Verzeichniss der Streitfragen zwischen den
Kufensischen und Basrensischen Grammatikern nach Ibn el-Anbari
und führt fünf dieser Streitfragen ausführlich vor. Trwrnpp6*)
hat eine Uebersetzung des Mufassal mit Anmerkungen zu liefern
begonnen. Von Ibn Ja'Is's Commentar zum Mufassal hat Jahn61)
ein viertes Heft herausgegeben. Eine hübsche Untersuchung über
die Bildung mehrläufiger Verbalstämme hat Frän7celGS) vorgelegt.
Ein Lehrbuch für den arabischen Unterricht in schwedischer Sprache
hat Laxjus69) veröffentlicht. In Mosul ist ein grammaticalisches
Uebungsbuch gedruckt worden 7o). Die aus der Druckerei der
Jesuiten in Beirut hervorgegangene' Chrestomathie zeichnet sich
bekanntlich durch besonders schöne Typen aus71). In derselben
Druckerei ist ein kleines, aber brauchbares französisch-arabisches
Wörterbuch 72) wieder aufgelegt worden. In Algier hat ein Ein-
geborener Namens Bei Käsern ben iSedira13) ein Hilfsbuch zur
Erlernung des Arabischen drucken lassen und dcBussifs14) Gespräch-
sammlung, welche für die Kenntniss des algierischen Dialectes nicht
unwichtig ist, umgearbeitet. Auch in Beirut ist eine französisch-
arabische Gesprächsammlung herausgekommen75). Von drei gram-
94 pp. 8. (Aus dem Novemberhefte des Jahrgangs 1877 der Sitzungsber. d. phil.-
liisi Cl. d. k. Akad. d. W. LXXXVI1I. Bd. p. 27 1 ff. I — ree. von D. IL Müller
in JLZ. 20. Juli 1878, p. 435; von '/'//. N. in LC. 21. Sept. 1878, Sp. 1271;
von Thorbecke in ZDMG. XXXII, p. 597.
66) Trwmjyp. Beiträge zur Erklärung des Mufassal: Sitzungsber. der
philos.-philolog. und historischen Classe der k b. Akademie der Wissenschaften
zu München. 1878, III. Heft, p. 197—316.
67) Um Ja'is Commentar zu Zamachsari's Mufassal. Nach den Hand-
schriften zu Leipzig. Oxford. Constantinopel und Cairo auf Kosten der DMG.
herausgegeben von G. Jahn. Viertes Heft. Leipzig (Brockhaus) 1878.
pp. fAl 1f. 4.
68) Siegmund Fraenkel. Beiträge zur Erklärung der mehrlautigen Bildungen
im Arabischen Leiden (Brüll 1878. IV, 49 pp. 8.
69) Wilhelm Lagus. Lärokurs i Arabiska Sprakot tili Uuiversitets-Ung-
domens. IV. Arabisk Ordbok. Helsingfors (Frenekell & Soii) 1878. 239 pp. 8.
70) J. David. Exercises grammaticaux . disposes suivant la grammaire
arabe. Texte arabe. Mossoul (impr. par les freres precheurs-dominicains) 1877.
8. (Baris, Challamel fr. 5.) (Fr.)
71) Chrestomathie arabe ou recueil de morceaux choisis des anciens
auteurs arabes. Texte accentue. Beyrouth (Peres Jesuites) 1875 — 77. 2 vols.
S. (Paris, Maisonneuve fr. 22.) (Fr.)
72) Le P. Henry. Vocabulaire francais-arabe. Nouvclle edition revue et
corrigee donnant la traduetion de plus de 20000 mots francais. Beyrouth
(IV Jesuites) 1878. VIII, 708 pp. 12. (Paris, Maisonneuve fr. 10.) -- rec.
von Huart in JA. April-Juni 187 8, p. 548.
7.'!i Bei Kasein ben Sedira. Cours pratique de langue arabe. 2 ed.
revue ei augmentee. Alger 1878. 8. fr. 5. (Fr.)
74) Dialogues francais-arabes , reeuoil des phrases les plus usuelles de la
langue parlee en Algerie, de Th. Roland de Bussy, refondus par Bei Kassem
Ben Sedira. 2 ed. Alger (Jourdan), Paris (Challamel) 1878. VII, 370 pp. 32.
75) Dialogues francais arabes ä l'usage des commercants. Beyrouth 1877.
18. fr. 1.25. (Fr.)
Fj/J. Social, Antillen.
maticalischen Schriften76-78), welche neulich in Gäiro gedruckt
worden sind , verdient wohl nur ein Commentar zum Mugm 7&)
besondere Hervorhebung.
Einen Aufsatz allgemeineren Inhalts von Devi'c19) über arabische
Poesie habe ich nicht zu Gesicht bekommen. Seine Ueliersetzungen
aus dem Gebiete der älteren Poesie hat /w/^//*"-81) fortgesetzt.
Von Interesse ist die mir von Dr. Spitta brieflieh gemeldete Notiz,
dass in Cairo ein Nachdruck der Freytag'schen Ausgabe der
Hamasa vorbereitet werde. Havtsma 82) hat eine Kaside des
christlichen Dichters el-Alital. welche auch historisch nicht unwichtig
ist. mit lateinischer Uebersetzung und Anmerkungen henuisgegeben.
Durch Dr. Spitta erfahren wir von einer neuen Auflage Ihn el-
Farid's83).
Schliesslich mögen hier noch einige Varia aus dem Gebiete
der arabischen Literatur ihre Stelle finden. SandreczktSi) hat
maltesische Sprichwörter aus Vassalli's Sammlung in deutscher
Uebersetzung mitgetheilt. Die arabischen Sprüche, welche der
Referent85) aus seinen eigenen Sammlungen veröffentlicht hat.
sind hauptsächlich dazu bestimmt, den Unterschied des in Mardin
und Mosul gesprochenen Dialectes von andern arabischen Mund-
arten zu kennzeichnen. Von der grossen arabischen Enc}rclopaedie,
welche Butrus Bistani^') herausgiebt, ist uns im Laufe des
76) iüj^UJi äJULwbSi Cairo 1295. Sp.
77) ^Ajt:»^ftJLS äObuwJl ^L« Cairo 1 '2 0 5 . Druckerei von Mustafa
Effendi. Sp.
78) r**$\ Kä^l>-» i*yi*Ji <.a! .AJuJl Ac (js^Jl -xiÄj! Cairo
1295. Druckerei von Mustafa Effendi. Sj.
79) L. M. Dcvic. La poesie arabe: La Republique francaise, 7. Dec.
1877. (Fr.)
80) C. J. Lyoll. The Mo'allaqab of Zuheyr . rendered into Englisb with
an introduction: JASB. 1878. Vol. XLV1I. Part. I, p. 1—26.
81) C. J. Lijall. Translations from the Hamäseh and theAghänl: JASB
1877. Vol. XLVI, Part I, p. 437 — 461.
82) Akhtal. Encomium Omayadarum e eod Petropolit. et Lugdun. descriptum
edidit, versione et annotationibus instruzit j\f. Th. Houtsma. Lugd. Bata-
vorum iBrilli 1878. 27 pp. 4.
83) ^»^-xi (jto.Läi! ,-yi -*.£■ ,-)U^ Cairo 1295. Sp.
84) ('. Sandreczhi. Maltesische Sprichwörter und Sprüche: Globus 1878.
Bd. XXXIII. No. 11. p. 171 — 175.
85i Arabische Sprichwörter und Redensarten gesammelt und erklärt von
Albert Socin. [Einladung zur Feier de> Geburtstags S. M. des K. Karl von
Württemberg am 7. März 1878J) Tübingen (Druck von II. Laupp) 1878. X.
12, If pi' l — rec. von Derenibourg in HC. 22. Juni 1878, p. 397; von
Gcmneau in JA. Oct.-Dec. 1878, p. 467 — 477.
2 o
86) ^_J.Lsl*J| ä_jiO "-, iJiS Encyclopedie arabe Jjü *Lc yw^li j.^»
Socm, Ära />iei(. 55
Berichtjahres bloss ein zweiter Band (bis ,-»U>;') zugekommen ;
gerade dieser enthält jedoch, da er auch die „».jI" umfasst, manches
Nützliche. Der in Alexandrien gedruckte aegyptische Kalender87)
enthält auch einiges Sprachliche. Höchst unterhaltend ist die
theilweise in sehr vulgärer Sprache zu Paris erscheinende illustrirte
arabische Zeitung, welche theils den Vicekönig Isma'il Pascha,
theils aber auch die „Fremdherrschaft" in Egypten ausspottet.88).
Ueber Anmiete u. ä. handelt Royers^). Ein grosses nach dem
Arabischen gearbeitetes alphabetisch angelegtes Traumbuch90) ist
für ein modernes abergläubisches , nicht für ein wissenschaftliches
Publicum berechnet. In Cairo ist ein von Sädik Effendi91) über-
setztes türkisches Kochbuch erschienen. Ein anderes neues Buch
handelt von Knaben- und Mädchennamen und mag nicht uninteressant
sein92). Zu den literarischen Neuigkeiten Cairo's gehört ferner
ein Buch über die Schönheit der Bräute 93) und ein Neudruck des
Werkes von Safuri 94). Auch der Ritterroman ez-Zir95) ist in
diesem Jahre nicht zum ersten male sedruckt worden.
äLwfll yi\ .jA ..Li L\Jl>Ue J>iZ»*.d\ (j*~LiJ *A*<JI OJ-yli' w^lii/*» ryt
.^j,^-.! ^Jl . Beirut (Matba'at cl ma'aiit'i 1877. a.. pp Zweispaltig. 8.
87) Egyptian Calendar för tho year 1295 A. H (1878 A D.) corresponding
with thu years 1594 — 1505 ot' the Koptäc era. Alexandiia (Moures) 1878. 98
pp. S. — rec. in Saturday Review 16. Mai 1878, p. 636; von A. B. Edwards
in Ac. 31. Aug. 1878, p. 207.
88) Li.-. s.liai *jI aJLs». (herausgegeben von Prot'. James Sanua, 15
nie d'Enghien). Paris (Imprrmerie Ragnenau). 30 Nummern.
89) E. T Mogers. Arabic Amulets and Mottoes: JRAS. N. 8. Vol. XI,
I. (Fr.)
9.0) Interprete oriental des songes, rocueil complet de toutes los traditions
orientales sur los songes depuis Adam jusqu' ä nos jonrs. Precede d'un abrege
historique de la Scieuce des songes de notes de tous genres et de termos arabes
ii l'usage des Orientaux, compile eu forme alphabetique par Hohl el Ma&ri.
Paris (Dentu) 1878. XXVIII, 422 pp. 8.
91) ^x.?>L.LJl LfOU Cairo 1295. Sp.
92) eXJ J»^Ä4.i .^xJLJJj OuLJ! ^Uwl j, £y£**i! ,AÜ Cairo (Wädl
en-nill 1295. Sp.
93) \>L«MW ^«AÄii u*l*N wä>JLj jj^jLxJI -3U-> £ y^J^ÄÜ jjJ)
oli .J ,ciAj».M ..viij^» Cairo (Mustafa Effendi) 1295. Sp.
94) ^.yuij'l ..-.♦S^-Ü' l\a*J («.iw^V^ii N-?-J Cairo (Mustafa Effendi)
1295. Sp. (H. U. VI, p. 333, No. 13724).
95) -iJi &a9 Cairo 1295. Sp.
56
Religion und Geschichte des m u h a m m e d a -
n i s c h e n 0 r i e n t s .
Von
A. Sociii.
Von Arbeiten über den Islam ist zunächst ein Vortrag von
Goergens ') anzuführen, in welchem er zum Theil nach den Samä'il
Tirmidi's eine kurze Lebensbeschreibung Muhammed's entwirft.
Viel umfangreicher, aber mir unbekannt, ist die Arbeit Jlittalas 2)
über Muhammed's Leben und Lehre, ferner die Bacheletfs'6); auch
der zweite Theil der Untersuchung Gastfreund's*) ist mir nichl
zu Gesicht gekqmmen. Li einem Aufsatz von Bateb) werden die
Weiber, welche Muhammed nach und nach heiratete, aufgezählt.
In Verbindung mit einer kurzen Skizze des Lebens Muhammed's
bespricht Weil6) den Inhalt und die Dogmen des Kur'än; eine
Schrift ähnlichen Inhalts nur weiter gehend und populärer ist
wohl die holländische Compilation von Keyzer und de Graaffi 7).
1) E. P. Goergens. Mohammed ein Characterbild. Auf Grund der Dar-
stellung von Termidi's [sie]. Berlin (C. Habel) 1878. 43 pp. 8. M. 1.
(Sammlung gemein verst. wiss. Vorträge hrsg. von Virchow u. Holtzendorff,
Heft 290.) — rec. in LC. 8. Juni 1878, Sp. 7G5; von Tirle in Theologisch
Tijdschrift 1. März 187S, p. 249.
2) Pt. Hatala. Mohammad elete es tana. Budapest 187s. VIII. 208 pp.
S. M. 3.50.
3) Tit. Bachelet. Mahomet et les Arabes. Nouvelle edit. Konen
(Megard) 1878. 239 pp. 8. (Fr.)
li ,/. Gastfreund. Mohammed nach Talmud und Midrasch. Kritisch-
historisch bearbeitet. •_'. Ahth. Wien (Winter) 1877. 32 pp. 8. M. 1.20. (Fr.)
5) J. 1). Hute. The wives of Muhammad: Ind. Anthpiary April 187 8,
p. 93—HU.
6) Gustav Weil. Historisch-kritische Einleitung in den Koran. Zweite
verbesserte Auflage. Bielefeld und Leipzig (Velhagen iv Kissing) 1878. V11I.
L35 pp. 8. M 1.50.
7) De Koran voorafgegaan door het leven van Mahomed , ecne inleiding
omtrenl de godsdienstgebruiken der Mahomedanen. Met ophelderende aau-
merkingen en historische aanteekeningen van M. Kasimirski, I). 11. Ullmann,
G. Weil en R. Säle Uitgegeven onder toezicht van S. Keyzer. •_''• druk
waaraan toegevoegd een historisch overzicht van de verhouding der Türken tot
Socm, Religion und Geschichte des muhapimedanischen Orients. 57
Auch Muir's 8) Schrift enthält einen Auszug aus dem Leben
Muhammed's, ausserdem eine dritte Auflage eines 1855 in Agra,
1860 in Allahabad gedruckten Essays, der mehr für Muslimen
berechnet ist, welche das Christenthum studiren sollen. Das grosse
Buch von Ld Beävme9) über den Kur' an ist gerühmt worden;
unter anderem wird darin auch die historische Anordnung der
Suren erneuter Untersuchung unterzogen. Sehr dankenswerth sind
IJirschfeld's lfl) Untersuchungen über das Verhältniss gewisser Kur an-
stellen und -ideen zu Bibel und Talmud. Zur Glaubenslehre des
Islam sind ein Artikel von Krehl11) und Masqueray's12) wie Du-
veyrier's 13) Bemerkungen über die Ibaditen (Chäregiten) Nordafrika's
anzuführen. Eine Anzahl einzelner Aufsätze und Arbeiten über
.Mohammed und den Islam wollen wir bloss kurz nach den Namen
ihrer Verfasser Browne u), Lake15), Dames16), Hughes11) u. a. 1H)
namhaft machen; Arnold'?, t9)Bueh ist die Uebersetzung eines durch-
lief overig Europa, naar aanleiding van Freemanns „the Ottoman power in
Europe, its nature, its growth and its decline" door F. A. <l< Graaff, opgehelderd
door 3 in klenren gedrukte kaartjes. Iste afl. Haarlem (van Brederode). t » 1
1 — 80 met 1 kaartje 8. (Compleet in 12 afl.) 1*78. 50c.
8) Willidiu Muir. The Corän. Its compositum and teaching; and the
testimony it bears to the holy scriptures. London (Society for promoting Christian
knowledge) 1878. 23!) pp. 8. 2 s. 6 d. — rec. von 11V/7 in JLZ. 18. Jan
1879, p. 38. Vgl. auch Ac. 15. März 1879, p. 235.
9) Julis La Beaume. Le Koran analyse, d'apres la traduetion de M. Kasi-
mirski et les ohservations de plusieurs autres savants orientalistes. Paris (Maison-
neuve) 1878. XXIII, 795 pp. 8. fr. 20. — Vgl. Saturday Review 5. Oct.
187 8. p. 443.
1(0 Jüdische Elemente im Koran. Ein Beitrag zur Koränforschung von
Hartwig Hirschfeld. Berlin (Selbstverlag) 1878. 71 pp. 8. M. 2. — rec.
in LC. 29. März 187 9, Sp. 402. — Vgl. oben p. 36, No. 34.
11) L. Krehl. Beiträge zur Charakteristik der Lehre vom Islam: Wiss.
Beilage d. Leipz. Zeitung No. 11. 12. 1878. (Fr.)
12) Les chroniques de Mezäb. Lettre de M. E. Masqueray ä M. Duvey-
rier: B. de la soc. de geographie, Juli 1878, p. 75 — 78.
13) //. Duveyrier. Kote sur le schisme ibadhite, a propos d'une lettre de
M. Masqueray. B. de la soc. de geographie, Juli 187s, p. 71 — 75.
14i Alfred II. Browne. Islam as it is . its national aspect. Art. 4, II:
Calcutta Review. April 1878, p. 264 — 272.
15) J. J. Lake. Islam, its origin, genius and mission. London (Tinsley)
1878. 122 pp. 8. (Er.)
16) J. L. Davies. Mohammed and bis religion: Good Words. April-
Mai 187 8. (Fr.)
17 1 V. /'. Hughes. Notes on Mubammedanism. Outlines of the religious
bistory of Islam. 2nd edit. enlarged. London (W. II. Allen) 187 8. 282 pp.
8. (Fr.)
18) Islam: Dublin Review, April 1878. p. 398 — 427.
19) Jn/ni Muhleisen Arnold. Der Islam nach Geschichte, Charakter und
Beziehung zum Christenthum. Aus dem Englischen. Gütersloh i Bertelsmann i
1878. VIII, 304 pp. 8. — rec. von Diestel in JLZ. 18. Jan. 1879 (No II.
p. 36; von Luth in ThLZ. 12. Oct. 1878, 8p. 507; von Brachmann in
Beweis des Glaubens Mai 1878; von Zschokhe in Liter. Rundschau 1878, 9;
in RC. 3. Aug. 1878, p. 65.
58 Socin, Religion und Geschichte des nmhammedamschen Orients.
aus veralteten bereits 1859 erschienenen englischen Buches Ish-
maeel und von sehr engherzigem Standpunkte aus geschrieben ; in
ZdUtke'si<y) neuem Bande sind wenigstens die Schilderungen heutiger
Zustände nicht uninteressant; z. B. sein drittes Capitel : „Der Islam
im Leben seiner Völker". Zur Geschichte des Islam ist besonders
Dozy's 2l) in französischer Ausgabe erschienenes Werk (Het Islamism,
Baarlem 1863) bemerkenswert!! : ein Aufsatz von Prvtz22) beleuchtet
das friedliche Verhältniss . das zwischen Christen und Muslimen
bis tief ins Mittelalter bestand. Dem Islam in Ostasien, besonders
in China hat Dabry de Thiersant23) ein grösseres Werk gewidmet.
Ueber den Islam in Indien und den Stand der Mission lese man
die Aufsätze von Wnnn24) und Jiae26). Cutts26) ist den unter
türkischer Botmässigkeit lebenden Christen bis nach Nordpersien
nachgegangen. Schliesslich möge hier auf einen allgemeineren Auf-
satz über die Religionen in Türkisch- Asien27) und auf eine Miscelle
über einen muslimischen Heiligen28) aufmerksam gemacht werden.
Eine grössere Arbeit über Namen und Titel der Muslimen,
besonders mit Berücksichtigung der Muhammedaner in Indien hat
Garcin de Tassy29) in zweiter Auflage erscheinen lassen.
Auf dem Gebiete der mubammedanischen Geschichte nennen
20) Moritz Lütthe. Der Islam und seine Völker. Eine religions-, cultur-
und zeitgeschichtliche Skizze. Gütersloh (Bertelsmann) 1878. VIII, 187 pp.
8. — rec. in LC. 19. Oct. 1878, Sp. 1371; von Diestel in JLZ. 18. Jan. 1879
(No. 44), p. 37. — Vgl. auch M. lAitlkc. Mohammed und der Islam: Allgem.
Miss.-Ztschr. Fehr. 1878.
21) R. T)ozy. Essai sur l'histoire de l'islamisme. Trad. du hollaudais
par V. Chauvin. Leyde (Brill), Paris (Maisonneuve) 1878. VII, 536 pp.
8. tl 3.75. — rec. von" 77t. N. in LC. 29. März 1878, Sp. 406.
22) H. Prutz. (Jhristenthum und Islam während des Mittelalters und die
culturgeschichtliehen Ergehnisse der Kreuzzüge : Historisches Taschenbuch. 1878,
p. 281—344.
23) /'. Dabry de Thiersant. Le Mahometanisme en Chine et dans le
Turkestan oriental. Avec dessins originaux par F. Regmuy et 1 carte du
Turkestan oriental. 2 vol. Paris (Leroux) 1878. IV, 335, 514 pp. 8. fr. 15.
- Vgl. Compte rendu par M. Drouyit, de Lhuys ä l'academie des sciences
morales et politiques. Orleans limpr. Colas) 1878. 8 pp. 8.
24) P. Wurm. Heidenthum, Islam und Christenthum in Indien: Allgem.
Miss.-Ztschr. Oct. 1878. (Fr.)
25) J. Rae. On Missions to Islam: Evang. Review, Oct. 1878. (Fr.)
26) /.'. /.. Cutts. Christians under the crescont in Asia (Christian know-
ledge society). — Vgl. Ac. 12. Jan. 1878, p. 29.
27) The religions of Asiatic Turkey: Fraser's Mag. Juli 1878.
28) Ein mohammedanischer Heiliger. (Nach einem Aufsatze von Miss Hughes
im Calcutts Christian Intelligencer) : Evang. Missions -Magazin 1878. XXII
No. 1. (Fr.)
29) Gardn de Tassy. Memoire sur les noms propres et les titres musul-
mans. Deuxieme edition suivie dune notice sur les vötements avec inscriptions
arahes, persanes et hindoustanios. Paris fMaisoimeuve) 1878. 128 pp. 8.
-; Taf.
Socirif Religion und Geschichte des muhammedanisuhen Orients'. 50
wir zuerst eine kurze Notiz von Rogers 30) über die Eroberung
Cypern's durch die Araber. Yonge's31) Geschichte der Christen
und Mauren in Spanien, ein Werk für Damen und von einer Dame,
beruht auf veraltetem Material. Daran reihen wir noch die Er-
wähnung einiger Notizen über arabische Bauten auf Sicilien32).
Anderes hierher gehörige ist bereits oben unter der historischen
Literatur in arabischer Sprache besprochen worden.
Aus der Geschichte des osmanischen Reiches muss besonders
auf den erneuten Abdruck der Schilderung aufmerksam gern acht
werden, welche Ranke98) von der Kulturstufe der türkischen Macht
im 16. und 17. Jahrh.. speciell ihren Miliz-, Grenz-, Regierungs-
und Culturverhältnissen entworfen hat. Auch der Abriss von
Ebelin<jZi) sei hier erwähnt. In Paris ist eine Lebensbeschreibung
Sultan Murad's V. erschienen35). Ahmed Mtdkat'sBG) historischer
Versuch „Gnv#d der Unfälle" kann nach Mordtmanns sachkundigem
Urlheil nicht als eine ausreichende Leistung betrachtet werden.
Auch andere türkische Geschichtswerke. Avelche über die Geschichte
von Algier, Trapezunt u. a. Aufklärung geben wollen, enthalten
nach desselben Gelehrten Berichte37) wenig erhebliches. Aus dem
Gebiete der türkischen Gesetzgebung geben wir diesmal nach
30) E. T. Rogers. The Arabs in Cyprus: Academy 31. Aug. 1S78,
p. 22(1.
31) Charlotte M. Yonge. The story of the Christians and Moors in
Spain. London (Macmiilan and Co.) L878. 310 pp. 12. M. 5.40. — rec. von
Mary Ward in Ac. 16. Nov. 1878. p. 463.
32) Saraconic churches in Palermo: Saturday Review 13. April 1878, p. 461.
— Norman kings in saracenic palaces: ebd. 27. April 1878. p. 526.
33) Leopold von TtanTce. Die Osmanen und die spanische Monarchie im
16. und 17. Jahrhundert. Vierte erweiterte Auflage des Werkes: Fürsten und
Völker von Südeuropa. Ranke's sämmtliche Werke 35. und 36. Band. Leipzig
(Duneker und Humblot) 1878. XVIII, 570 pp. 8. M. 12. (S. namentlich
p. 3— 8:i.>
34) Friedrich W. Ebeling. Geschichte des Osinanischen Reiches in
Europa von der frühesten bis auf unsere Zeit. 2. verb. und verin. Auflage.
Hamburg 1878. 1 Th. XIV. 190 pp. 8.
35) Mourad V. prince, sultan, prisonnier d'etat (1840 — 1878 1. d'apres des
temoins de sa vie. Ouvrage orne dun magnifique portrait sur acier et d'un
autographe de Mourad V. Paris (Dentin 1878. 346 pp. 8. fr. 5.
36) Uess-i Inkylab. „Der Grund der Unfälle." Erster Theil; vom Krim-
krieg bis zur Thronbesteigung des Sultans Abdul Hamid II. Von Ahmed
Midhat Effendi. Konstantinopel 1295 (1878). 440 pp. 8. — Vgl. A. D.
Mbrdtmann: Beil. zur AAZ. 1878, No. 59. 255.
37) . I. D. Mordtmann. Neueste historische Literatur in der Türkei:
Beil. zur AAZ. 5. Jan. 1878, p. 65—67. (Tarabozan Tarichi von SchaMr
Sehevhel Effendi, 2 Theile. Const. 1294 (1877). 305 pp. 4. — Mir'at ül
Dschezair von Ali Riza Pascha, aus dem Arab. übersetzt von 'Ali Scher/,/'
Efendi. Const. 1293 (1876). 142 pp. 8. — Bagdadda kölemen Hükin metiniin
Feschkilili Inkirazine da'ir Kissalessi von Ssabit Efendi. Const. 1292 (1875).
95 pp. 12.;
(10 Socin, Religion und Geschichte des muhammedanischen Orients.
Friedend den genaueren Titel einer Publication38), welche mit
der im vorigen Berichte Heft II, p. 131. No. 116 kurz erwähnten
in nächster Beziehung zu stehen scheint. Was die Frage über
die heutige Lage der Türkei betrifft, so verweisen wir auf Schriften,
wie die von Hellwald und Beck™). Panetera*% Troi/ano // Bis-
cos41), Midhat Pascha*2), Aufsätze der Fortnightly Review43) und
den Streit zwischen Hellwald**) und Vain/>en/i5). Von all-
gemeinerem Interesse ist ferner die Schilderang, welche Vambery*6)
von dem Character der ebenso schlauen, als indolenten orientalischen
Kaufleute entwirft. Wahrmund's*7) Aufsatz über Journalistik
bezieht sich hauptsächlich auf das arabische Blatt el-Gawäib.
Sittenschilderungen und Berichte über moderne Zustände enthält
besonders ein als vorzüglich gepriesenes . anonym erschienenes
englisches Werk48), sodann wohl auch das Buch von Grenville-
Murray*9); das bereits im vorigen Berichte erwähnte Werk von de
38) Doustour-i-Hamidie. Appendice a la legislation ottomane. Publies par
D. NicolaHdes. 5>enic partie. Cont. les lois et regl. prom. ä partir de l'annee
1874 a 78. Constantinople (Bureaux du Journal Thraki) 1878. VIII, 366 pp. (Fr.)
39) Die heutige Türkei. Bilder und Schilderungen aus allen Theilen des
Osmanischen Reiches in Europa. Herausgg. von Fr. v. Hellwald und L. C.
Beck. Mit 120 Text-Abbildungen, fünf Tonbildern und einer Karte. A. u. d.
Titel: Otto Spamer's Illustrirte Bibliothek der Länder- und Völkerkunde etc.
Leipzig (Otto Spanien 1878. VIII, 124 pp. 8. M. 6.50.
40) /)'. Pandera. I Musulmahi. Civiltä e decadenza. Stati attuali
musulmani e loro importanza commerciale. Firenze 1877. XXIII, 220 pp. 16.
M. 3.50.
41) M. Troyano y Riscos. La Turquia, su passado y su presente. Com-
pendio de la historia dcl Imperio otomano y resena de su estado politico y social.
Madrid 1878. 512 pp. 8. M. 6.
42) Midhat- Pascha. La Turquie, son passe, son avenir. Paris (Dentu) 1878.
29 pp. 8.
43) Z. B. Fortnightly Review April 1878, p. 543—559; Mai p. 647—661;
■luni p. 925—936.
44) F. v. Hellwald. Die orientalische Frage als Culturfrage: Ausland
7. Jan. 1878, p. 9—11; 14. Jan., p. 24—29; 21. Jan., p. 45—48; 28. .bin,
p 66 — 71; 4. Febr., p. 85—91; 11. Febr., p. 105—109; IS. Febr.. p. 125—130:
45) //. Vambery. Die Erhaltung der Türkei und die Völkercultur : Aus-
land S. April 1878, p. 262—269.
Uli //. Vavnhery. Der Bandeisstand im muslimischen Asien: Wester-
mann's illustrirte deutsche Monats-Hefte, Juni 1878, p. 297 — 307.
17 i Ad. Wahrmwnd. Reform-Journalistik auf muslimischem Gebiet: Aus-
land 20. Mai 1S7K. p. 397— 399; 3. Juni, p. 431— 434; 17. Juni, p. 471— 474;
3 I . Juni, p. 515 — 519.
18) The people of Turkey. Twenty years residence among Bulgarians,
Greeks, Albanians, Turks and Armenians. By a Consul's daughter and wife.
Edited by Stanley Linie Poole London (Murray) 1878. 2 vol. — rec. von
Tozer in Ac. 7. Sept. 1 878. p. 229.
49) Les Turcs chez les Turcs; par E. C Grenville-Murray , ancien
attaebi d'ambassade en Orient, Traduit de l'anglais par J. Butler. Paris
(Dreyfous) L878. XII, 311 pp. 18.
Sociit, Religion und Geschichte des muhammedamischen Orients. (31
Amicis. von dem wir diesmal zwei Uebersetzungen 50) zu verzeichnen
haben, bietet Geschichten, Anecdoten und Politik. Mehr politisch
als geographisch wichtig ist die Reisebeschreibung Geary's61), in
der besonders die Berichte über das Gebiet des unteren Tigris
lesenswertb sind. Ueber die Völker in Türkisch- Asien hat von
Sehweiger-Lerchenfeld5-2) geschrieben. Zur Kenntniss der ethno-
graphischen Verhältnisse in der europäischen Türkei lieferte Rosen53)
einen namhaften Beitrag. Kieperts'5*) ethnographische Karte des
europäischen Orients ist wiederum in neuer Auflage erschienen :
man beachte auch seine Kritik von Synvefs65) Buch. Schliesslich
sei hier noeb erwähnt, dass sowohl von Murray's56) als Tsam-
bertfs61) Reisehandbuch neue Auflagen nothwendig geworden sind.
50) Kdmond <ic Amicis. Gonstautinople. Traduit par .Mine. Golomb.
Paris (Hachette et Co.) 1878. — Edmondo de Amicis. Constantinople. Trans-
lated by C. Tilton. L878. 8. LO s. 6 d.
51) Grattan Geary. Through Asiatic Turkey. Narrative of a journey
from Bombay to the Bosporus. London (Sampson Low and Co.) 1878. 2 vol.
339, 356 pp. 8. With a map and illustrations. 28 s. — reo. von
A. Arnold in Ac. 28. Dec. 187s. p, 593. Vgl. auch Geary in Geographica]
Magazine Aug. 1878, p. 212—211.
52) Frh. v. Schweiger -Lerchenfeld. Das Völker-Mosaik in Türkisch
Asien: Rundschau für Geographie. III. V. Heft. 1S7S. (Fr.) — Vgl. zu dem-
selben Gegenstand The Races of Asiatic Turkey: Fraser's Magazine, Aug. 1878.
ö."5i Georg Rosen. Die Balkan-Haiduken. Ein Beitrag zur iimeren Ge-
schichte des Slaventhums. Leipzig (Brockbaus) 1878. X. 336 pp. 8. M. 5.50.
— rec. in LC. 8. Juni 1878. Sp. 70G; in Oesterr. Monatsschr. f. d. Orient
1:"). Jan. 1878. p. 15.
54) Kiepert. Ethnographische Karte des Europäischen Orients 3. berichtigte
Ausgabe. 1878.
55) A. Synvet. Les Grecs de l'empire ottoman, etude statistique et ethno-
graphique. 2""' edit. Constantinople 1878. Vgl. dazu Kiepert in Z. d.
Gesellseh. f. Erdkunde 13. Bd. 3. Heft. 1878, p. 258.
56) Murray,s Handbook for Travellers in Turkey in Asia, including Con-
stantinople, the Bosphorus. Piain of Troy etc. With general hints to travellers
in Turkey, vocabularies etc. W'i tli maj>s and plans. 4th. ed. revised. London
(Murray) 1878. 482 pp. 12. (Fr.)
r>7 i l'.ntile Isa/mbert. Grece et Turquie d'Europe. London (Trübner) 1878.
2 ed. 11 maps, 22 plans. 25 s.
62
S c h r i ft . I n s c hr i f t e n . M fi n z e n n n d K unst-
d e n k in ä 1er der s e m i t i s c h e n V ö 1 k e r.
Von
J. Entiug.
Das in dem vorliegenden Abschnitt zusammenzufassende Studien-
gebiet hat sich während des Berichtjahres keiner besonderen Gunst
des Schicksals zu erfreuen gehabt : die Arbeiten . denen fast nur
kleinere Funde hie und da neue Anregung gaben, sind wenig zahl-
reich und grössere Gesichtspuncte selten zur Entwickelung gekommen.
Am spärlichsten findet sich die Schrift mid ihre Geschichte
bedacht; zwar sind die prächtigen Blätter der Palaeographischen
Gesellschaft1) Dank Wrightfs unermüdlicher Aufopferung auch
diesmal geeignet für manches Andre zu entschädigen : aber ausser
ihnen ist nur noch eine Tafel zu einer sonst nicht hierhergehörigen
Abhandlung Fabretti's2) zu nennen, welche die Entstehung der phö-
nicischen Schrift aus dem ägyptischen Alphabet veranschaulichen soll.
Unter den Inschriften erscheinen die aramäischen
verhältnissmässig bevorzugt. Einen Ueberbliek über den Inhalt
von de Vogüe's (und Waddingtons) Inschriftenwerken gab Bo/'ssier3):
über einige christlich-palästinensische Inschriften handelte Nöldeke*),
während zu den ägyptisch-aramäischen von Lauth5) neue, wie es
scheint nicht ganz zweifellose Erklärungen geliefert wurden; eine
Vermuthung über den Ursprung der aramäisch-ägyptischen Denk-
mäler begann Clermont-Ganneau6) zu begründen. Eine eifrige
1) The Palaeographical Society. Pacsimilos of ancient Manuscripts etc.
Oriental Series. P. III. Ed. by William Wright. London 1878. fol. [PI.
34—38 Arabic, 39 Syriac, 40. 41 Hebrew.] — Vgl. Atb. 1878. II, p. 81.
2) Ariodante Fabretti. Osservazioni paleograficbe e grammatieali intoruo
alle antiebe iscrizioni italiche: Mem. della R. Accad. di Torino. II. Sit. P. 29. sc.
mor. e polit. p. 1 — 108. 1878.
3) Gaston Boissier. Les villes inconnues de la Syrie: Revue dos deux
mondes 1878. T. XXV, i». 64—90.
4) Th. Nöldeke. Christlich-palästinensische Inschriften: ZTDMG. XXXII.
p. 199 f. (1 Taf.)
5) F. ./. Lauth. Aegyptisch-aramaeische Inschriften: Ph.-ph.-h. Sitzungsber.
ä. k b. Ak München 1878. II. p. 97 — 149. (1 Taf.)
6) l'li. ( '/(/■/iniiil < itiiiiitii/i. Origine perse des monuments arameens
Eutmg, Schrift, Inschriften ete. der semitischen Völker. (33
Discussion ist über die Inschrift von Carpentras geführt worden7-10):
bedauerlich ist dabei, dass die Ergebnisse derselben — zum Theil
wohl auch in Folge der fortschreitenden Zerstörung des Steines —
so weit auseinandergehen, dass in vielen Fällen es schwer wird.
dem einen oder dem andern der Erklärer rückhaltlos beizustimmen:
noch bedauerlicher, dass die Würdigung der schneidigen Kritik
de Lagarde'slu) dem Unbefangenen durch die sarkastische Bitterkeit
des Tones erschwert wird. Nicht blos als Inedita sind zwei
lateinisch-aramäische Bilinguen. die jetzt von Fabmni veröffentlichte
Habibi -Inschrift u) und das am 19. October 1878 in South-Shields
gefundene12) und sofort eifrig besprochene13-17) Regina-Denkmal
von Interesse.
Verhältnissniässig weniger ist über phöni eise lies und
punische s zu berichten. Versuche allgemeinerer Orientierung über
die Phönicier und Punier verdanken wir de Gharnbrierxv) und
iStuith13). Nach Erwähnung einer Mittheüung Much's*0) über
d'Egypte (Notes d'archeologie Orientale). Premier Artiele: Rev. archeol. XXXVI,
p. 93—107. (1 Tat'.) — Vgl. auch CK. de l'Ac. des Inscr. 1878, p. 80; EC.
1878. I, p. 395 f.
7) K. Schlottmann. Zur semitischen Epigraphik. V. Metrum und Reim
auf einer ägyptisch-aramäischen Inschrift [mitgeth. auf der Gen.- Vers, zu Wies-
baden 28. Sept. 1877]: ZDMG. XXXII, p. 187—197; vgl. p. 767 f.
8i [J. Halecy.} Aus einem Briete des Herrn J. H. an Prof. Fleischer:
z:>.m<; xxxii. p. 206 f.
9) Lauth. Äeg.-aram. Inschr. [s. No. 5], p. 115 — 131.
10) P. de Lagarde. Zur Erklärung der aramäischen Inschrift von Car-
pentras: Gott. Nachr. 1878. p. 357 — 372. — Vgl. Ath. 1878. II, p. 51.
11) F. Fabiani. Biliugue iscrizione di Habibi: Bull, della Comm. archeol.
di Roma VI. 1878, p. 153—161. d Tat'.» — Auch separat u. d. T. Nuova
iscrizione biliugue latino-palmirena del Campidoglio pubbl. de! Can. Prof. E. F.
Roma 1878. 8. — Vgl. No. 15.
12) Ac. XIV, p. 438.
13) The REGINA Monument: Ath. 1878. U. p. 694 f.
14 1 Walter de Gray Bireh. The palmyrene monument discovered at
Smith Shields: Joiim. of the British Archaeological Association 1878, p. 489 — 495.
15) K. Fabiani. Appendice all1 articolo sulla bilingue iscrizione di Habibi:
Bull, della Comm. archeol. di Roma VI. 1878, p. 272—274. — Vgl. No. 11.
16) W. Wrighi. The South Shields inscription: Ac. XIV. p. 454.
17) — — . Note on a bilingual inscription, Latin and Aramaic, recently
found at South Shields: Transact. Soc. Bibl. Aren. 1878. VI. p. 436—440. —
Vgl. Ath. 1878. II, p. 729. — Auch separat 5 pp. 8. (2 Tat. i
18) A. de Chambrier. Die Rolle der phönizischen Rasse in der alten
Welt. Basel 1878. 31 pp. 8. M. 0.80. (Oeffentliche Vorträge gehalten in der
Schweiz. Bd. V, H. 4.)
19 1 R. Rosworih Smith. Carthage and the Carthaginians (with illustra-
tions). London 1878. XXVII. 440 pp. 8. Mit 11 Plänen und Karten. 10 s.
— Vgl. unten den Bericht über die libyschen Länder.
■.'ni Mktch. Ceber eine Bernsteinperle mit phönikischer Inschrift in der
Sammlung nordisch-germanischer Alterthümer »Lesung nach I>r. A. Müller in
Olmüta): Mitth. der anthropol. Gesellsch. in Wien. VII. p. 239—241.
(34 Euting, Schrift, Inschriften etc. der semitischen Völker.
eine angeblich phöniciscke Inschrift wenden wir uns zur Betrachtung
der einzelnen Fundgebiete . unter welchen die grösste Zahl neuer,
bisher allerdings nicht näher characterisierter Entdeckungen wiederum
die Umgebung Karthago's geliefert hat21): frühere Funde Costa's
auf diesem Gebiete sind von Reboud22) untersucht worden. Das
besondere Interesse der Franzosen an den phönicischen Colonien
im Süden ihres Landes bewähren diesmal Borges23) und Lenth4ric2A).
Aus der Zahl der Denkmäler, welche der Boden Italiens uns
wieder gewährt hat. ist der Becher von Palestrina für Ganneau der
Ausgangspunkt weitgreifender und wichtiger Untersuchungen über
vergleichende Mythologie der griechisch-orientalischen Culturkreise
geworden 25) : daneben erwähnen wir die Publication einer neuen
Inschrift durch Elena-6) und Lagumina's zum Theil auch die
bezügliche Inschrift berührende Ausführung über die Yenus Ery-
cina21). In Griechenland haben Homotte's Ausgrabungen auf
Delos Resultate geliefert, über welche er selbst-8) und Renan29)
berichten. Nach Phönicien selbst führen uns HaUvy,&zvi) Be-
merkungen über die Inschrift von Byblos.
Hebräische Inschriften auf kleineren Monumenten haben
Clermont- Ganneau31) und Derenbourg32) veröffentlicht; letzterem
21) de Soi n te- Marie sandte ,, deux cent trois estainpages d'inscriptions
puniques recueillies pendant sa mission en Timisie" an die Ac. dos inscr.: CR.
1878, p. 72.
22) U. Reboud. Quelques mots sur les steles neo-puniques decouvertes
par Lazare Costa: Recueil des not. et mein, de la Soc. archeol. de Constantine.
T XVIII. p. 4H4 — 4G2. (10 Taf.) — Auch separat erschienen.
23) ./. J. L. Bargi'S. Recherches archeologiques sur les colonies pheni-
ciennes etablies sur les cötes de la Celtoligurie. Paris 1878. 1G0 pp. 8.
(S Taf.) fr. 7.50. lExtrait du Compte-rendu du Congres a Marseille en 1876)
— Vgl. Ath. 1878. I. p. 411.
-_' 1 1 Charles Lentheric. La Grece et l'Orjent en Provence, Arles. Le
Bas-Rhone, Marseille. Paris 1878. 4!»4 pp. 8. 7 Karten. — Vgl. Jahres-
bericht 1877. Heft I. p. 10, No. 74.
25) Ch. Clermont- Ganneau. La eoupe phenicienne de Palestrina. et
l'une des sources de l'art et de la mythologie helleniques: JA. VII ser. t. XI.
p ->:>,■> — 970 444 — .044. — Vgl. CR. 1878. p. 143. 147. — Einen genau
orientiren den Auszug hat Ganneau selbst gegeben in seinem Artikel „Mytho-
logie iconographique": RC. 1878. II. p. 215—223. 232—240.
2G) P. F. Elena. Sopra una iscrizione fenicia scoperta in Cagliari.
Lettera al C&v. Gaetano Cara. Livorno 1878. 27 pp. 4. (1 Taf.)
27) Bartolomeo hagwmina. 11 nome fenicio di Venere Ericina: Archivio
storico siciliano, N. S. Anno II, p. 387 — 39!t. (l Taf.) — Auch separat.
Palermo 1878. 1t; pp. 8.
28) /'//. Homolle. Fouilles h Delos: Bulletin de eorrespondance hellenique
II Ä.thenes 1878, i>. 9 f.
29) E. Herum communique une inscription bilingue grecque et phenicienne
trouvee ä Delos par M. Homolle: CR. de l'Ac. des inscr. 1878. p. 12 f. —
Vgl RC 1878. 1. p. 199.
30) Jos. llalirij : CK. de l'Ac. des inscr. 1S7S, p. 70. 7 1. 73.
:;ii Ch. Clermont- Ganneau, Ossuaire juif de Josef t'ils de Jean: Rev.
arch. XXXY1, p. 305- ::il (mit Bolzschnitten).
."'„'i ./. Derenbourg. Cachet h&brai'que trouve en Mesopotamie: CK de
l'Ac. des inscr 1878, \> L68- 17 1: cf 148. — Vgl. RC. 1878. II. p. 224.
Euting, Schrift, Inschriften etc. der semitischen Völker. 65
verdanken wir auch einige Verbesserungen 33) zu den die Inschrift
von Beziers betreffenden Arbeiten Löb's und Noguier's 34). Von
einer Synagogeninschrift handelte Neubauer**') nach handschriftlichen
Quellen.
Ist die Litteratur des Mesa-Steines lediglich durch eine
neue Uebersetzung Ginsburg's'46) bereichert worden, so hat sich
der Streit um die sogenannten Moahitica zu einer um so
erheblicheren und unliebsameren Ausdehnung entwickelt37-47),
wobei der für diese Dinge doch wohl passendste Ton diplomatischer
Zurückhaltung vielleicht grade auf der Seite nicht getroffen worden
ist, wo man ihn am ehesten erwarten durfte. Im Anscbluss
hieran mögen auch die Auseinandersetzungen zwischen Ghwolson
und Harkaw/**) Erwähnung finden.
Die Saf a-Ins chriften sind nochmals von HcdSvy^9) be-
sprochen worden und zur Erklärung der himj arischen Denk-
mäler haben Mordtmann jr. 5,,~51) und JK IL MiiUer52~59) kleinere
Beiträge geliefert.
33) J. Derenbourg in CR. de l'Ac. des inser. 1878, p. 172 — 174.
34) Vgl. Jahresb. 1877. Heft II. p. 14:;. No. 63. 65.
35) A. Neubauer. Eine Synagogen-Inschrift aus den Hdschr. 105 und
232 der Vaticana: Isr. Letterbode IV. Jahrg.. p. 133—1:54.
36) Chr. D. Ginsburg. The Moabite Stone translated : Eecords of the
Hast Vol. XI, p. 163— 168.
37) Ch. Clermont-Ganneau. The Moabite Pottery: Ath. 1878. I, p.
251 f. 382.
38) Claude R. Conder. The Moabite Pottery: Ath. 1878. I. p. 349.
39) W. Duisberg. Zu den moabitischen Alterthiimern: Schwab. Merkur
23. Febr. 1878. Chronik. 1. Blatt No. 47. p. 405.
40) W. Duisberg. The Moabite Pottery: Ath. 1878. I, p. 541 f.
II i Noel TempU Moore. Moabite Pottery: Ath. 1878. I, p. 541.
42i v. Münchhausen. The Moabite Pottery: [Ath. 1878. I, p. 122 f., in
dem Briefe Shapirah No. 44] Ath. 1878. I, p. 315.
43) Ad. Neubauer. The Moabite Pottery: Ath. 1878. I, p. 252.
44. M. Hr. Shapira. The Moabite Pottery: Ath. 1878. I. p. 122 f.
2.02 f. 542.
45) [AI. Sprenger.] Der Streit über die moabitischen Funde: Ausland
1878, No. 1!». 20.
46) William Hayes Ward. The Moabite Pottery: Ath. 1878. I, p. 123 f.
47 1 C. IT. Wilson. Moabite Pottery: Ath. 1878. I, p. 20 f.
48) D. Chwolson. Mittheilung. 4 pp. — Albert Harkavy. Erklärung.
1 p.: Beilagen zu ZDMG. XXXII. — Vgl. The Genuineness of the Crimean
Tomb-Inscriptions : Ac. XIV, p. 343.
49 1 Jos. Holirij. Le deehiffrement des inscriptions du Safa: ZDMG
XXXII, p. 167 — 176 mit zwei Tafeln. — Vgl. auch Ath., March 16, 1878.
50) J. H. Mordtmann jr. Ein neuer himjarischer Fund: ZDMG. XXXII,
p. 200— 203.
51) J. II. Mordtmann jr. Einige Bemerkungen zu Herrn Müllers „Him-
jarischen Studien": ZDM<i XXXII, p. 2(13—206.
52) D. II. Midier. Notes and observations upon the Sabaean Inscriptions
at Bombay: Transact Soc. Bibl. Arch. VI, p. 198—202.
53 1 D. H. Müller. Die Nnnation und die Mimation: ZDMG. XXXII,
p. 542 — 551. — Vgl. auch oben p. 2, No. 8.
Jahresbericht 1878. 5
QQ Etiti in/, Schrift, Inschriften etc. der semitischen Völker.
Auf dem Gebiete der arabischen Inschriften ist vor
allem die Fortsetzung von Amarz's 54) tüchtiger Arbeit hervor-
zuheben. Eine Grabschrift von Tlemsen ist von Gonzalez55), eine
Inschrift des vorigen Jahrhunderts vom Eingang des muslimischen
Friedhofs zu Marseille von Gherbonneaub6) behandelt worden.
Arabisches aus Indien bringt das Prachtwerk von Ttavenshaw51)
und demselben Gebiete gehören die Inschriften auf Prachtgewändern,
welche darein de Tassybii) eingehend erörtert hat. Auf dem
unter No. 32 erwähnten Siegel findet sich auch eine kufische
Inschrift.
Aus der hebräischen Numismatik finde ich eine Fortsetzung
von Merzbacher' s69) Studien zu erwähnen, während ein beträchtlicher
Fund punischer Münzen von Lagu/mma einstweilen nur angekündigt
wird6"). Heaä*1) beschäftigt sich mit den altarabischen Nach-
ahmungen athenischer Stücke; zur muhammedanisehen Münzkunde
sind Beiträge von Blochmann62) , GMron63) und v. Ernst 64)
geliefert worden. Hieran schliesst sich eine Arbeit von Rogers^5)
über die jetzt als Gewichte u. dgl. in Anspruch genommenen
Glaspasten.
54j Documenti per servire alla storia di Sicilia pubblicati a cura della
societa siciliana per la storia patria. Terza serie. Le epigrafi arabiehe di Sicilia
trascritte. tradotte e illustrate da Michele Ariiari. Parte II Iscrizione Sepul-
crali. Palermo 187s.
55) Francisco Fernandez Gonzales in: Boletin de la Keal Academia de
la Histöria I, 2. Mayo 1878. Madrid. — Vgl. E. Hübner in JLZ. 1878, p. 549.
56) Cherbonneau. Notice et copie d'une inscription arabe trouyee ä
Marseille: Kevue des societes sav. VI. ser. T. VII, p. 06. G7 (ef. p. 1. 53).
57) J. H. Ravenshaw. Gaur: its ruins and inscriptions. Edited by bis
widow. London 1878. 100 pp. fol. (mit Facsimiles in Pbot. u. Holzschn.)
— rec. von Stanley Lerne Poole in Ac. XIII, p. 112 f.
58) J. H. Garem de Tassy. Notice sur des vetements avec inscriptions
arabes, persanes et hindoustanies (2 Tat".): in dessen Memoire sur les noms
propres et les titres musulmans. 2e ed., p. 105 — 128. — Vgl. oben p. 58, No. 29.
59) E. Merzbacher. Untersuchungen über althebraeische Münzen IV:
Zeitschr. f. Num. V, p. 292—319.
60) B. Lagumvna erwäbnl „ima serie di monete puniche raecolte nelf isola
di Pantellaria nel 1875", welche sieh im Museum zu Palermo befinden und
deren Katalog veröffentlicht werden soll: Arch. stör, sicil. N. S. Anno III,
p. 12 f.
61) jB. V. Head. On Himyarite and other Arabian Imitations ot Coins
of Athens: Num. Chron. N. S. XVIII, p. 273—284 (1 Tat".). — Vgl. Ath. 1878.
II. p 691
62) Blochmann. Gold eoin Struck by Jaläl-uddin Fi'ruz Shäh dl) of
Dihli [A.H. 692 (1293 A.D.) unique]: Proceed. As. Soc. Beng. 1878, p. 64 f.
il Holzschnitt).
63) Monete arabiehe del eabinette numismatico di Milano raecolte e illustrate
da Isaia GMron. Milano (Hoepli) 1878. XI, 74 pp. 4. Mit 3 Tafeln.
64) C. v. Ernst. Zur Münzreform in Persien: Oesterr. Monatsschr. f. d.
Or. 187 s. No. 7.
65) /'-'. /'. Rogers. Unpublished ^lass weights and measures: JRAS. N. S.
X. p 98—112. (2 Tal*.) — Eine Notiz darüber schon bei GreviUe J. Cluster.
Notes from Egypt. Cairo, 31. Jan. 1878: Ac. XIII. p. 153 f.
Euting, Schrift, Inschriften etc. der .semitischen Völker. Q'J
Eine Anschauung von Denkmälern auch der morgen-
ländischen Kunst hieten Langl-ITölzeFs vortreffliche Photo-
graphien 6Ü) zunächst den Schulkreisen dar ; von einem die gi'osse
Moschee Cordova's betreffenden Artikel eines Anonymus kann ich
nur den Titel67) anführen. Fügen wir noch v. Falke's68) und
Rtchter's*9) dankenswerthe Abhandlungen hinzu, so sind wir am
Schlüsse unseres diesmal nicht allzu ergebnissivichen Rundganges
angelangt.
66) ./. Langl. Bilder zur Geschichte für Gymnasien , Realschulen und
verwandte Lehranstalten. III Cyclus. Arabische, altchristliche und italisch-
romanische Denkmale. 1. Lief. Moschee von Cordova. Moschee des Sultan
Hassan in Cairo. Alhambra (Löwenhof). Wien (Hölzel) 1S77 fol
67) Le Mihrab de la mosquee arabe de Cordoue, construit au Xe siecle.
Paris (impr. Chain et Co.) 1878. 12 pp 32.
08 1 «/. v. Falle Metall- und Schmuckarbeiten des Orients: Ztschr. f.
bild. Kunst XIII, p. 'J7 — 106. 172—177.
69) J. P. Richter- Abendländische Malerei und Plastik in den Ländern
des Orients: Ztschr. f. bild. Kunst XIII. p. 205 — 210.
68
Abessinien.
Von
F. Praetorius.
Wright's grossem Katalog der abessinischen Handschriften des
British Museum sind in diesem Jahr rasch die von Zotenberg1)
und Dillmann 2) bearbeiteten Handschriftenverzeichnisse der Pariser
und Berliner Bibliothek gefolgt. Den einzigen im Berichtjahr ver-
öffentlichten äthiopischen Text verdanken wir Trwmpp3), welcher ein
äthiopisches Taufbuch nach einer Handschrift der Münchener Staats-
bibliothek herausgegeben und übersetzt hat. Die bereits vor längerer
Zeit publicirten Regeln des Pachomius übersetzte Koenig*), dessen
bereits im vorigen Jahr erschienene Uebersetzung des äthiopischen
Baruchbuchs wir hier nachtragen müssen 5). Zotenberg (i) hat seine im
Jahre 1877 begonnene Abhandlung über die äthiopische Uebersetzung
einer byzantinischen Chronik fortgesetzt. Fragen der äthiopischen
Grammatik werden auch berührt in ffaupfs 7) Aufsatz The oldest
Semitic Verb-Form. Eine Grammatik des Amharischen, der modernen
Verkehrssprache Abessinien's , begann Praetorius*) , während wir
1) Manuscrits orientaux. Catalogue des manuscrits Äthiopiens (Gheez et
Amharique) de la bibliotheque nationale [par H. Zotenb&rg]. Paris 1877.
283 pp. 4. fr. 15. — Vgl. CR. de l'Ae. des Inscr. IV. Ser., VI, 56 und
Rubens Duval RC. 1878 II, 177.
2) Die Handschriften- Verzeichnisse der königlichen Bibliothek zu Berlin.
Bd. III. Verzeichniss der Abessinischen Handschriften von A, Dillmann.
Mit drei Tafeln. Berlin 1878. 85 pp. 4.
,'i i Das Taufbuch der Aethiopischcn Kirche. Aethiopisch und Deutsch von
Ernst 'Jrumpp: Abb. d. philos.-philol. Classe d. k. bayer. Akad. d. Wiss. XIV,
3, 147 — 183. (Auch separat u. gl. T. München 1878. 37 pp. 4. M .2 I
4) Die Regeln des Pachomius. Aus dem Aethiopischen übersetzt und mit
Anmerkungen versehen von Ed. Koenig: Theol. Stud. u. Krit. 1878, 323 — 337.
öi Der Rest der Worte Baruchs. Aus dem Aethiopischen übersetzt und
mit Anmerkungen versehen von Ed. Koenig: Theol. Stud u. Krit. 1877,
318—338.
im //. Zotenberg. Memoire sur la chronique byzantine de Jean, eveque
de Nikiou: JA. VII. Ser., XII, 245—347.
7 I Vgl. oben p 2, NO. 10.
Hi Franz Praetorius. Die amharische Sprache. Heft I. Laut- und
Formeidehre. Halle 1878. 270 pp. 4. M. 15. — Vgl. E. Irumpp <tGA.
1878, 1249.
Practorms, Abcssinien. 69
zugleich dem Missionar Mayer9) die erste Bekanntschaft mit dem
sehr eigentümlichen südlichen Dialekt von Gurägue verdanken.
Von Reiseberichten verdient zunächst der von Nachcnius1")
Erwähnung, hauptsächlich wegen der die letzten sieben Seiten
füllenden Wörtersammlungen in Amharisch, Tigrina und Dankali.
Noch grösseres Interesse, sowohl geographisches wie ethnologisches,
bietet der Bericht der italienischen Expedition nach Schoa11); der
Linguistik kommt in ihm zu statten die sieben Seiten füllende
„Raccolta di vocabuli dei Somali-Isa e lista degli aggettivi numerali
degli Adal". Ualevy's1-) Reisebericht ist mir leider nicht zu
Gesicht gekommen.
Unter den hamitischen Sprachen Ostafrika's , welche wir mit
den erwähnten beiden Glossaren schon berührt haben , ist die
Sahosprache von Iieinischl*~14) eingehend behandelt worden, der
dieselbe freilich immer noch in den semitischen Sprachkreis ein-
reihen will. Nicht zur hamitischen Gallasprache . sondern wahr-
scheinlich zum Bantustamme stellen sich die Dialekte Kisuaheli,
Kipokomo , Kigala, Kisanie , Kiboni, von welchen Fischer151) ein
nicht sehr umfangreiches Glossar veröffentlicht hat.
Für die leider noch so wenig bekannte Sprache der modernen
Nubier ist die kurze Probe zu nennen, welche Nerucci16) aus
einem umfassenderen handschriftlichen Wörterbuche des siebenzehnten
Jahrhunderts veröffentlicht hat. Ueber die ältere Sprache jener
Gegenden hat Brugsch11) vor der geographischen Gesellschaft zu
Kairo gesprochen.
9) Johannes Mayer. Kurze Wörter -Sammlung in Englisch, Deutsch
Amharisch, Gallanisch, Guraguesch. Herausgegeben von L. Krapf. Basel
1878. 28 pp. 8.
10) B. Nachenius. Herinneringen uit Abyssiuie en Nubie. Met eene
Kaart der Reisroute en Plaatsnamen. Amsterdam 1878. 202 pp. 8.
1 1 ) Spedizione italiana nell' Africa equatoriale : Memorie della societä geo-
grafica italiana I, 135 — 236. — Kürzere Berichte finde ich in vielen anderen
italienischen und sonstigen Zeitschriften.
12) J. HaJevy. Travels in Abyssinia. Translated from the Author's French
Manuscript by J. Picciotto. London. 80 pp. 8. — Vgl. Jahresbericht 1877.
II, p. 83, No. 101.
13) Leo Reinisch. Die Sahosprache: ZDMG. XXXU, 415—464.
14) Leo Reinisch. Die Sprache der Irob-Saho in Abessinien : Sitzungsber.
der phil.-hist. Classe der kais. Akad. d. Wiss. XC. Bd. (Auch separat u. gl. T.
Wien 1878. 56 pp. 8. M. 0.90.)
15) G. A. Fischer. Die Sprachen im südlichen Gäla-Lande: Zeitschr.
f. Ethnol. X, 141 — 144.
16) [Gherardo Nerucci.] Saggio del Dizionario italo - nubiano , del P.
Arcangiolo Carradori da Pistoia: BISO. N. S. 135; vgl. ebd. Anno I,
232—233.
17) Ou the Language of the Barabra or ancient Aethiopians in its relation
to the language of the Egyptian Hieroglyphs and to Coptic, Arabic and Greek,
by Brugsch Bey (Soc. khediviale de Geographie). — S. JRAS. X, p. LXII
und Ac. 1878 I, 322.
70 Prcetorius, Abessinien.
Dankenswerthe historische Beiträge lieferten Dillmann lh) und
Metz10), ethnologische Skizzen und Notizen zur Kunde Abessinien's
wie des mittleren Ostafrika überhaupt Eckardt20), Fischer2*),
Hildebrandt22), von Oeste rr eicher 2A) und Reinisek2*). Endlich
gab die Anwesenheit der sogenannten Nubier in Berlin Virchow25)
Veranlassung, vor der Berliner anthropologischen Gesellschaft über
die ethnologischen Verhältnisse dieser nördlichen Grenzvölker Abes-
sinien's sehr ausführlich zu berichten.
Ein zusammenfassender Artikel Masjjero's26) ist mir leider
nicht zu Gesicht gekommen.
18) A. Dillmcmn. Ueber die Anfänge des Axumitischen Reiches: Abh.
d. K. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1878, 177—238. (Auch separat. Berlin 1879.
64 pp. 4. M. 3.)
10) Metz. Zur Geschichte der F alasch as (abessinische Juden) : Monatsschr.
f. Gesell, u. Wiss. d. Judenthums 1878, 385—399. 433—452.
20) Eckardt. Sitten und Gebräuche der Hamran (Nord-Ost- Afrika) : Verh.
d. Vereins f. Naturw. Untcrh. zu Hamburg, Bd. III. (S. Friederici Bibl. or.
1878, No. 1824.)
21) G. A. Fischer. Ueber die jetzigen Verhältnisse im südlichen Galla-
Lande und Wito: Mitth. d. geogr. Gesellsch. zu Hamburg 187G — 77. (S. Friederici
Bibl. or. 1878, No. 1826.)
22) J. M. Hildebrandt. Ethnographische Notizen über Wakämba und
ihre Nachbaren: Zeitschr. f. Ethnol. X, 347 — 406.
23) Frhr. v. Oester reicher. Das Somaliland: Oesterr. Monatsschr. f. d.
Orient 1878, 1—2.
24) Leo Reini.sch. Culturbilder aus Ost-Afrika. I — III: Beil. z. Wiener
Abendpost 5 — 7. März 1878.
25) Verhandlungen der Berl. Gesellsch. f. Anthr. 1878, 333 — 355 mit
einer Tafel, vgl. 387— 407. ;
26) G. Maspero. Ethiopie: Lichtenberger, Encyclopedie des sciences
religieuses, 29e livr. (S. Friederici Bibl. or. 1878, No. 1806 und' vgl oben
p. 16, No. 42.)
71
Aegypten.
Von
A. Erman.
An umfassenden Publikationen und Bearbeitungen
aegyptischer Texte ist das Jahr 1878 verhältnissmassig arm.
Wichtig ist die Herausgabe eines Theiles der Louvreinsehriften
durch Pierret1). Aus den Aufzeichnungen des älteren de Rouge
(über den jetzt eine biographische Notiz 2) vorliegt) gab sein Sohn
einen dritten Band in Aegypten gesammelter Inschriften3) heraus.
Von hieratischen Handschriften wurden zwei theilweise schon von
Chabas bekanntgemachte Papyrus von Lincke4) luxuriös in extenso
publicirt; leider ist das Facsimile nicht überall so lesbar gerathen,
um die ältere Publikation überflüssig zu machen. Chabas5) konnte
noch die Bearbeitung der „Maximes d'Aui" zu Ende führen, ehe
ihn schwere Krankheit für immer am Arbeiten hinderte. Maspero
fuhr fort aegyptische Mährchen zu übersetzen und zu commen-
tiren6 8). Eine Sammlung von Ueb ertragungen der verschiedensten
1) Paul Pierret. Recueil d'inscriptions inedites du musee egyptien du
Louvre, traduites et commentees. Paris 1878. IX, 162 pp. 4. fr. 25. (Etudes
egyptologiques. 8>eme livr.)
2) H. Wallon. Notice historique sur la vie et les travaux de M. le
vicomte Emmanuel de Rouge: CR. 1877, 381 — 432.
3) J. de Rouge. Inscriptions hieroglyphiqu.es copiees en Egypte pendant
la mission scientifique de M. le vie. E. de Rouge. T. HI. Paris 1878. pl.
15.'! — 231. 4. fr. 30. (Etudes egyptologiques, llieme Uvr.) — Vgl. Maspero
RC. 1878. I, 317
4) Correspondenzen aus der Zeit der Ramessiden. Zwei hieratische Papyri
des Museo Civico zu Bologna, herausgegeben von Arthur Lincke. Leipzig
1878. 5 pp. 15 Taflf. fol. M. 30.
5) L'egyptologie. T. II et dernier. Paris 1878. 4. fr. 50. — Vgl. RC.
1878. I. 286.
6) (i. Maspero. Le conti- des deux t'reres: RA. N. 8. XXXV, 164 — 179.
(Auch separat erschienen.) — Vgl. Ac. XIV, 237. Hierzu vergleiche man noch:
K. Cosquin In probleme historique ä propos du conte egyptien des deux
freres. Le Maus 1878. lExtrait) lö pp.
7) G. Maspero. Le conte du prince predestine . transcrit, traduit et
commente. Suite et tin: JA. 1878. I, 336 — 359.
8) G. Maspero. Comment Thoutii prit la ville de Joppe, conte egyptien
conserve au papyrus Harris No. 500 du British Museum: JA. 1878. II, 93 — 116.
72 Erman, Aegypten.
aegyptischen Texte 9) gab auch für dieses Jahr die Society of
biblical archaeology heraus - - ein höchst dankenswerthes Unter-
nehmen. Freilich werden Nichtfachmänner derartige Arbeiten immer
noch mit Vorsicht benutzen müssen, denn, abgesehen davon,
dass das Verständniss vieler Texte oft noch grosse Schwierig-
keiten bietet, vergreifen sich manche Aegyptologen völlig im Ton
ihrer Uebertragungen. Sehr bemerkenswerthe Mahnungen in dieser
Hinsicht enthält eine Recension der Brugsch'schen Oasenreise von
Pietschmann10), die wir aus diesem Grunde hier nachtragen. Sonst
sind noch der Aufsatz Lauth's11) über den geometrischen Papyrus,
die Publikation zweier Stelen durch Rossi12) und Naville13), die
eines Statuenfragments späterer Zeit durch Miss Austin1*) und
die einer Mumieninschrift durch Ebers15) zu erwähnen.
Wenig ist für die Grammatik geschehen. Nur eine grössere
Arbeit von Erman1?) ist zu nennen, die an der Behandlung eines
Theiles der Formenlehre zeigen will, welchen Weg die aegyptische
Sprachforschung einzuschlagen hat, soll sie endlich einmal auf
sicheren Boden gelangen. Zwei kleine Notizen über Demonstrativa
gaben Brugsrh11) und Masperots), besonders die erstere ist
wichtig. Sonst sei noch Masjyero's 10) Recension der Rossi'schen
Grammatik erwähnt.
Eine reiche , leider aber durchaus unfruchtbare, Litteratur
knüpft sich an Abel's „Koptische Untersuchungen" 20) und desselben
Schriftchen über Etymologie21); die meist noch milde zu nennenden
9) Kecords of the Past. Vol. X. Egyptian Texts. London 1878.
10) JLZ. 1870, L90.
11) Lauth. Der geometrische Papyrus: AAZ. 1878, Beil. '263.
12) Rossi. Illustrazione di mia stela funeraria dell' XI. dinastia del
Museo di Torino: Atti della R. Aecad. delle scienze di Torino XIII, 905 — 925.
(Auch separat 22 pp. 2 Taff. )
13) E. Naville. Sur im monument de la troizieme dyn. conserve au
musee de Marseille : Compte rendu des travaux du congres d'Orient. ii Marseille.
3 fasc. 1878.
14) Gertrude Austin On a fragmentary inseription of Psametik l in the
Museum of Palermo: Trans, of the Soc. of Hihi, archaeol. VI, 287 — 288.
1 Taf.
15) Georg Ebers. Ein strophisch angeordneter Text auf einer Miimien-
1,111(1. ■: Arg. Ztschr. 1878, 50—55.
Ii'ii Adolf Erman. l>ie Pluralbildung des Aegyptischen. Ein gram-
matischer Versuch Leipzig 1878. 47 pp. 4. M. 6. -- Vgl Ebers LC.
1879, 808.
17) //. Brugsch Offenes Sendschreiben an Herrn Ed. Naville: Aeg.
Ztschr. IS7 8, .".2—37.
IS) G. Maspero. Sur l'auxilaire nu: Aeg. Ztschr. 1878, 84— 8fi.
19) RC. 1S7S. II. 357.
20) Siehe Jahresber. 1877, p. 165. — Vgl. Le Page Renouf Ac XIV,
92; Erman ZDMG. XXXII, 7C,:i
21) Carl Abel. Zur ägyptischen Etymologie. Berlin 1878. 17 pp. 4.
Bf. '1.60. — Vgl. Erman ZDMG. XXXII, 763; Ath. 1878. 1, 825; Maspero
HC. 1878. II, 341.
Erman, Aegypten. 73
Beurtheilungen dieser Arbeiten 'veranlassten heftige Erwiderungen
Abel's 22— 23) sowie eine vertheidigende Recension 24) , die freilich
nicht von fachmännischer Seite ausging.
Lexicalische Arbeiten fehlen in diesem Jahre ganz ; auch für
die Vergleichung des Aegyptischen mit den verwandten Sprachen
liegt nichts vor als eine wohl missverstandene Notiz25), wonach
Briujsch der Geogr. Gesellsch. in Kairo Mittheilungen über die
Verwandtschaft des Altaethiopischen mit dem Altaegyptischen,
Koptischen , Arabischen und Griechischen (!) gemacht haben soll.
Wie immer bilden auch dieses Jahr die historischen Arbeiten
den umfangreichsten Theil der aegyptologischen Litteratur; leider
entspricht der wissenschaftliche Gehalt nicht ganz diesem Umfang,
da gerade hier die populäre und dilettantische Litteratur am
üppigsten wuchert. Den Anfang einer umfassenden, für weitere
Kreise berechneten Geschichte verdanken wir Dümtchenis) ; auch
Lauth21) hat ein ähnliches Unternehmen begonnen, ob freilich die
eigenthümlichen Anschauungen dieses Gelehrten geeignet sind,
kritiklosen Lesern mitgetheilt zu werden, bleibe dahin gestellt.
Briujsch 28) hat zu seiner Geschichte Zusätze geliefert ; die Mängel
dieses nur bei vorsichtiger Benutzung brauchbaren Buches zeigt
Ebers29) in einem sehr beachtenswerthen Aufsatze.
Die schwierigen chronologischen und kalendarischen Fragen
behandelten Pessl30), Ri'el3*) und Robiou32), Uebereinstimmung
herrscht hier am wenigsten; die jüngeren Aegyptologen gestehen
jetzt meist die Hoffnungslosigkeit der bisherigen Untersuchungen
ein und erwarten resignirt das Bekanntwerden etwaiger neuer
Quellen.
22) Carl Abel. Zur ägyptischen Kritik. Berlin 1878. 16 pp. 8.
M. 1.20.
23) C Abel. Egyptian Etymology: Ath. 1878. II, 78.
24) Von K. Bruchmann in Ztschr. für Völkerpsychologie XI, 328.
25) Ac. 1878. I, 322. — Vgl. oben p. 69, No. 17.
26) Joh. Dümickeri. Geschiente des alten Aegyptons. Mit Illustr. und
Karten. Berlin 1878. Lief. I. 8(1 pp. 8. . M. 3. (Aus: Allgem. Gesch. in
Einzeldarstellungen, herausgeg. von W. Oncken.)
27) F. J. Lauth. Aus Aegyptens Vorzeit. Heft 1: Die praehistorische
Zeit. Berlin 1878. 100 pp. 8. M. 2.
28) Heinrich Brugsch Bey. Zusätze und Verbesserungen zur Geschichte
Aegyptens unter den Pharaonen. Leipzig 1878. p. 819 — 836. — Vgl. noch
Kamphausen ThLZ. 1877-, Quarterl. Rev. 1879, 430 und H. Scheube.
Aus Altägypten: Ausland 1878, 423—426. 451 — 453. 468—471.
29) Georg Ebers. Die Geschichte des alten Aegyptens und ihre neueste
Behandlung durch Maspero und Brugsch-Bey: DR. 1878. XV, 318 — 325.
30) H. v. Pessl. Das chronologische System Manetho's. Leipzig 1878.
XI, 268 pp. 8. M. 6. — Vgl. Gutschmid LC. 188(1, 773.
31) C. Riel. Der Thierkreis und das feste Jahr von Dendera. Leipzig
1878. 100 pp. 1 Taf. 4. M. 10.
32) F. Robiou. Recherches sur le calendrier macedonien en Egypte et
sur la Chronologie des Lagides. Paris 1878. 64 pp. 4. (Aus: Mem. pres. par
div. sav. ä l'acad. des inscr.)
74 Er man, Aegypten.
Einen Herrscher der ältesten Zeit behandelte JSJaville33).
Wiedemcmn3*) vollendete seine treffliche Arbeit über die 18te
Dynastie, die vielleicht das beste ist, was seit Jahren für aegyptische
Geschichte geleistet wurde. Die grosse Zeit des neuen Reiches
behandelte in seiner Art Lauth35~36). Für die so dunkle Epoche
der 2 lsten Dynastie liegt eine Arbeit Naville' s31) vor, für die der
22sten fand Bru<jsch3S) einen werthvollen Anhaltspunkt. Höchst
wichtig ist ein Fund Wiedemanns3ü~i{>), der den bisher allgemein
bezweifelten Einfall Nebucadnezar's in Aegypten bestätigt. Auf
Artaxerxes bezieht Krall41) eine Inschrift, die man sich gewöhnt
hatte auf Alexander zu beziehen. Ebenfalls als Denkmäler persischer
Herrschaft stellen sich nach Ganneau's42) Forschungen die ara-
maeischen Texte Aegyptens, welche auch Lauth43) behandelt hat,
heraus. Der letztgenannte Gelehrte hat auch über Alexander in
Aegypten44) geschrieben. Die schon von Revillout in demotischen
Texten aufgefundenen selbständigen Herrscher Oberaegypten's in
ptolemaeischer Zeit hat Brugsch45) scharfsinnig nun auch in
hieroglyphischen Inschriften nachgewiesen.
Die Grenzgebiete zwischen Bibel und Aegypten bringen eine
wenig nützliche Litteratur hervor. Naville' s46) Aufsatz über den
Aufenthalt der Juden in Aegypten bringt nichts Neues. Desto
33) Ed. Naville. Le roi Teta Merenptah: Aeg. Ztschr. 187"8. 69 — 72.
1 Taf.
34) Alfred Wiedema/nn. Geschichte der achtzehnten egyptisehen Dynastie
bis zum Tode Tutmes III. II: ZDMG. XXXII, 113—153. (Vgl. Jahresher.
1877, p. 160.)
35 1 Lauth. Trojas Epoche: Abh. der philos.-philol. Cl. der K. bayer. Ak.
der Wiss. XIV, Abth. II, 1 — 64. — Vgl. A. von Gutschmid LC. 1880, 707.
36; Lauth. Busiris und Osymandyas : Abh. der philos.-philol. Cl. der K.
bayer. Ak. der Wiss. XIV, Abth. III, 73 — 146. (Auch separat. München 1878.
74 pp. 4. M. 2.20.)
37) Ed. Naville. Tröis reines de la XXI. dynastie: Aeg. Ztschr. 1878,
p. 29 — 32. Mit 1 Taf.
38) H. Brugsch. Ein wichtiges Denkmal aus den Zeiten König Sesonq I.:
Aeg. Ztschr. 1878, 37 — 43.
39) Alfred Wiedemann. Der Zug Ncbucadnezars gegen Aegypten, be-
stätigt durch eine gleichzeitige hieroglyphische Inschrift: Aeg. Ztschr. 1878, 2 — 6.
40) Alfred Wiedemcmn. Nebucadnezar und Aegypten: Aeg. Ztschr. 1878,
87— 89.
11) ■/. Krall. Die Stele von Neapel: Aeg. Ztschr. 1878, 6 — 9.
42) CleriHOiit Ganneau. Origine perse des monuments arameens d'Egypte.
— I: HA. N. S. XXXVI, 93—107 mit 1 Taf. — Vgl. oben p. 62, No. 6.
13) Lauth. Aegyptiseli-arainaoische Inschriften : Sitz.-Ber. der philos.-philol.
ii bist Cl. der K. bayer. Ak. der Wiss. 187 8. II, 97 — 149. — Vgl ölten
p 62, No. 5.
11 1 Lauth, Alexander in Aegypten: Abh. der philos.-philol. Cl. der K.
bayer. Ak. der AViss XIV, Abth. I, 95 — 164.
15) //. Brugsch. Historische Notiz: Aeg. Ztschr. 1878, p. 43 — 46.
46) Edouard Naville. Los Israelites en Egypte: Revue Chretienne XXV
1878, 65—82.
Erman, Aegypten. 75
Unerhörteres hat Lauthil) zu Tage gefördert, der — wenn anders
sein umfangreiches Buch ernst zu nehmen ist — Moses mit seiner
ganzen Familie auf einer Stele gefunden zu haben glaubt! Andere
Versuche auf diesem Felde lieferten Raskai%). Strong*9), Scholz50)
und Schaff'01).
Einer den Engländern eigentümlichen Form der Curiosa-
litteratur, den Pyramidenforschungen von Piazzi Smyth und Genossen,
gehören die Schriften von French52) und Wilson53) an.
Für die Geographie des alten Aegyptens brachte
das Jahr fast nichts — abgesehen natürlich von einzelnen Lieferungen
des grossartigen geographischen Wörterbuches von Brugsch54),
das erst 1879 vollendet wurde. Maspero55) behandelte die Fahrten
der Aegypter auf dem rothen Meer; Brugsch5s) hat der Societe
Khediviale de Geographie eine Arbeit über die Ausbeutung der
Goldminen des Hammamatthales (die von Purdy Pascha und Mitchell
neu untersucht sind) vorgelegt. Auch sei hier noch eines Artikels
Rieses51) über die Nilquellen erwähnt, sowie einer Arbeit von
Kubisztal5*) die mir nicht zu Gesicht gekommen ist.
Die kulturgeschichtliche Litteratur hat einen wichtigen
Zuwachs erhalten durch die neue Ausgabe des klassischen Werkes
47) Moses-'Hosarsyphos-Sali'hus Levites, A'haron frater, Ziphorah-Debariah
eonjux, Miriam-Bellet soror, Elisheba-Elizebat fratria. Ex monumento inferioris
Aegypti per ipsum Mosen abhiuc annos MMMCT) dedicato nunc primum in
lucem protraxit Fr. Jos. Lauih. Cum tabulis II et uno photogrammate. Monaclii
1878. VI. 248 pp. 4. M. 25.
48) Joh. Rasha. Chronologie der Bibel im Einklänge mit der Zeitrechnung
der Egypter und Assyrier. Wien 1878. XIV, 354 pp. 8. M. 6. -- Vgl.
Ath. 1878, 209 und oben p. 26, No: 117.
49) J. Strang. Egyptian chronology: Method. Quart. April. July.
50) A. Scholz. Die Aegyptologie und die Bücher Mosis. Würzburg 1878.
139 pp. 2 Taff. 8. M. 2.40. — Vgl. oben p. 26, No. 118.
51) P. Schaff. Egyptology and the Bible: Intern. Review, May. June.
52) J. French. The great pyramid in eonnection with chronology: Kansas
City Review, Nov.
53) Wm. H. Wilson. The scientific and religious discoveries in the
great pyramids recently made by Prof. P. Smyth and other noted scholars.
Cincinnati 1878. S. doli. 0.25.
54) Vgl. Jahresber. 1877, p. 169.
55) G. Maspero. De quelques navigations des Egyptiens sur les cotes
de la mer Erythree: Revue historique 1879 IX. 4 — 33. (Auch separat: Paris
1878. 32 pp. 8.)
56) Vgl. Ac. XIII. p. 322.
57) A. Riese. Die Ansichten der Alten über die Nilquellen: Neue Jahrb.
für Philol. u. Paedag. 1878, 695—701.
58) Stanisl. Kubisztal. lieber die wichtigsten Kulturstätten des alten
Aegyptens bis zur Eroberung durch die Perser, nebst einer Uebersicht der
gegenwärtigen Kultur und Civilisation in diesem Lande. Lemberg 1878. 40 pp.
8. (Progr. des Stauropigianischen Instituts.)
76 Erman, Aegypten.
von Wilkinson5?). Browne6") behandelte die Steinwerkzeuge
Aegypten's; Reilei) zeigte uns das Leben der ältesten Zeit in den
prächtig realistischen Bildern der Pyramidengräber. Aehnliche
Darstellungen späterer Zeit behandelte Maspero*2~ 63) mit Bezug
auf ihre Benutzung durch die Kunst der klassischen Völker.
Maass und Gewicht wurden besprochen in dem Buche Bor-
tolotti's6*) und von Maspero^) in einer Recension der Chabas'schen
Recherches sur les poids.
Wohl durch die aegyptische Abtheilung der Pariser Welt-
ausstellung66) angeregt, erschienen in Paris drei Aufsätze über
aegyptische Kunst von Clement 67) , Duranty68) und Rhone6'-').
Eine hübsche Sammlung kleiner Statuetten u. s. w. besprach Miss
Edwards10), eine andere Buckland71), eine interessante Gemme
Pierret1'1). Ueber gewisse Mumien der spätesten Zeit erschien
eine Arbeit in der Gazette archeologique 7ä); die englische Obelisken-
litteratur des vergangenen Jahres rief einen Ableger in einer
59) J. Gardner Wiücinson. The mauners and customs of the ancient
Egyptians. A new edition , revised and correeted by Samuel Birch. London
1878. 8. V I: XXX, 510 pp. 12 Taff. V. II: XII, 515 pp. 1 Tai'. 1 Karte.
V III: XI, 528 pp. 4 Taff. £.i. 4 s. — Vgl. Ac. 1879. I, p. 251.
60) A. J. J. Browne: On some flint implements from Egypt: Journal of
the anthropol. Instit, Vol. VII, 397—412.
61) W. Beil Wanderungen durch die Gräber des alten Reichs in Saceara:
Westermanns illustr. deutsche Monatshefte 1878, Jan. Sept.
62) (t. Maspero. Les peintures des tombeaux egyptiens et la mosaiquo
de Palestrine: Melanges publ. par la sect. histor. de l'ecole des hautes etudes
pour le 10 cme anniv. de sa fondation. Paris 1878. 8. p. 45 — 50 (a. u. d.
T.: Biblioth. de l'ecole des hautes etudes .... fasc. 35).
63) (t. Maspero. Les peintures des tombeaux egyptiens et la mosa'ique
de Palestrine: Gaz. archeol. 1879, 77 — 84.
64) P Bortolotti. Del primitive cubito egizio e de' suoi geometriei rap-
porti colle altre unita di misura e di peso egiziane e straniere. Fasc. I. Modena
1878. 77 pp. 8.
65) RC. 1878. I, 185.
66) Auguste Mariette Bey. La galerie de l'Egypte ancienne ä l'exposition
retrospective du Trocadero. Description sommaire. Paris 1878. 126 pp.
8. fr. 1.
67) t. Clement. L'art egyptien, l'art grec , l'art romain. Conferences.
Paris 1878. 43 pp. 8.
68) Duranty. Promenades au Louvre. Remarques ä propos de l'art
egyptien: Gazette des beaux arte. 1S7S. Mars.
69) A. Rhone". Exposition universelle. L'Egypte antique: Gazette des
beaux arts. 1878. Oct.
70) Ann lin fl. Edwards. M. Allemant's Egyptian collection. — Vgl Ac.
XIII, 308.
71) F. Blickland Mummy heads and Egyptian antiquities from Thebes:
Kansas City Review, Jan
1-1 1 /'. Pierret. I'n. pierre gravee au nom du roi d'Egypte Thoutmes III.:
Gaz. archeol. 1878, II 12.
73) LeS moinics Greco-egyptiennos avec portraits peints sur panneaux: Gaz.
archeol. 1877.
Erman, Aegypten. 77
populären französischen Zeitschrift74) hervor. Die Pflanzen des
alten Aeg-yptens behandelt ein anonymer Aufsatz 75).
Ueber aegyptische Religion ist zunächst eine Reihe von
Schriften zu nennen, die aus dem Wust mehr oder minder absurder
Göttergestalten einen philosophischen Grundgedanken zu abstrahiren
suchen. Dahin gehören die Arbeiten von Rossi16). Hoare11),
Reinisch1*) und Robiou1^). Aegyptische und jüdische Religion
verglich Mannheimer"6") und erklärte sich entschieden gegen die
Annahme enger Beziehungen zwischen beiden. In das weite Gebiet
des Unsinns fällt das Buch von BonwicJc81). Auf solidem Boden
dagegen befinden wir uns wieder mit den Arbeiten von Rietsch-
onann62) und Brugsch93). Ueber den Sonnencultus hat Broivnu)
geschrieben. Den Namen des Osiris behandelt eine Notiz von
Clermont Ganneau*b), Baillet*6) seine Identification mit Bacchus.
Fränkel91) ein Denkmal spätesten Isiskultus. Ueber den Phoenix
liegt die gründliche Arbeit Wiedemann's 88) vor, Pietrement89)
74) Histoire et origine de l'aiguille de Cleopatre: Monde de la scieo.ce.
1878. Mai 14. No. 4.
75) Die Pflanzen des alten Aegyptens: Ausland 1878. No. 47.
7G) F¥. Rossi. Delle credenze degli Egizii sulla vita ftttura ricavate
specialmente dal Libro dei Morti con illustrazione di «na stela funeraria del
Museo cgizio di Torino: Atti della R. Accad. delle scienzedi Torino XII, p. 457 ft'.
77) J. N. Hoare. The religion of the ancient Egyptians: Nineteenth
Century. Dec.
78 1 L. Heimisch. Ursprung und Entwickelungsgeschiehte des aegyptischen
Priestertums und Ausbildung der Lehre von der Einheit Gottes. Vortrag gehalten
zu Gunsten des Lesevereins der Deutschen Studenten Wiens am 2G. März 1878
im Oesterr. Ingenieur- und Architectenvereinssaale. Wien 187S. 30 pp. 8.
M. 0.60. — Vgl. Maspero RC. 1878. II, 341.
79) F. Robiou. Des doctrines religieuses de l'ancienne Egypte d'apres les
travaux recents: Revue de quest. hist. 1878. Oct.
80) M. Mannheimer. Der Mosaismus und das Aegypterthum in religiöser
und politisch-socialer Beziehung. Magdeburg 1878. 34 pp. 8. (Separat-
abdruck aus Dr. Rahmers Jüd. Literaturblatt.) — Vgl. oben p. 2G, No. 123.
81) James Bonwick. Egyptian Belief and Modern Thought. London
1878. 8. 10 s. G d. — Vgl. Ath. 1878. II, 229; Ac. XIV, 163.
82) R. Pietschmann. Der aegyptische Fetischdienst und Götterglaube :
Ztschr. f. Ethnol. 1878, 153—182.
83) Heinrich Brugsch Hey. Die Mysterien der alten Aegypter: Deutsche
Revue 1878, April— Juni, p. 28—43.
84) R. Brown jr. The archaic Solar-Cult of Egypt: Theol. Review 187 8
Oct., 1879 Jan.
85) Clermont Ganneau. Le dieu Satrape. Note additionnelle sur le nom
d'Abdousiros et la prononciation du nom d'Osiris par les Pheniciens: JA. 1878.
II, 237—241
80) A. Baillet. Osiris-Bacchus : Aeg. Ztschr. 1878, p. 106—108. 1 Taf.
87) Max Fränkel. Die Isisinschrift von los.: Archaeol. Zeitung 1878,
131 — 132.
88) Alfred Wiedemann. Die Phönix-Sage im alten Aegypten: Aeg.
Ztschr. 1878, 89—106.
89) C'.-A. Pietrement. lmportance physiologique d'un signe du boeuf
Apis expliquee par un principe zootechnique connu des anciens, mais ignore des
traducteurs de Pline et d' Aristo te: Rev. de Lingu. XI, 344 — 357.
78 Erman, Aegypten.
besprach eins der Apismerkmale. Mit der schwierigen Frage des
Unsterblichkeitsglaubens beschäftigten sich Wiedemann 90) und
Guieysse91); mit gewissen kleinen Stelen, die als Talismane
dienten, Ledru92).
Wir kommen nunmehr zu der mittleren Epoche Aeg}rpten's,
zu den d e m o t i s c h - g r i e c h i s c h e n und k o p t i s c h - c brist-
liehen Jahrhunderten — einer Epoche, die immer mehr und mehr
an Interesse gewinnt. Der gründlichste Kenner dieses schwierigen
Feldes, Revillout ', hat, während das Erscheinen seiner grossen
Chrestomathie durch widrige Umstände noch immer verzögert
wurde, die Frucht seiner letzten Studienreisen in einem kleineren
ähnlichen Werk93) veröffentlicht. Demselben verdanken wir die
Auffindung eines Heirathskontraktes94). Brugsch**') gab eine neue
Uebersetzung des Setnaromans , an welchem auch Maspero 9(i) die
Entstehung der demotischen Schrift zu erläutern fortfuhr. Die
schon 1868' von Lauth publicirte Entdeckung demotischer Thier-
fabeln war damals unbeachtet geblieben, jetzt, wo auch Brugsch i>1~ 98)
dieselben auffand, machte der Münchener Gelehrte sein Prioritäts-
recht geltend 99_1(,ü). Soweit sich aus dem bis jetzt bekannten
Theile schliessen lässt, sind diese Fabeln den Aesopischen auf das
allei'näcbste verwandt; der aegyptische Text ist nur etwas aus-
geführter als der griechische. Nicht minder wichtig ist eine andere
Entdeckung, die kurzer demotischer Paradigmen durch Brugsch101);
es ist dies die erste Spur grammatischen Studiums der Äegypter.
90) A. Wiedemann. Une stele du musee Egyptien de Florence et l'im-
mortalite de l'äme chez les auciens Egyptiens : Congres provincial des orien-
talisics lYancais. Extrait du compte-rendu de la session de St. Etienne 1875,
145—168. 8.
91) P. Guieysse. Les idees morales et la vie future dans l'aiiciemie
Egypte: Revue politique et litteraire 1878, 1079— 108G.
92) E. Ledru. Les monuments egyptiens connus sous le nom de Cippes
d'Horus et les intailles talismaniques des Pheniciens: Gaz. archeol. 1878, 35 — 38.
- Daran schliesst sich eine Notiz von C. W. Mansell 1. 1. 38 — 40.
93) Eugene Revillout. Nouvelle Chrestomathie demotique. Mission de
1878, contrats de Berlin, Vienne, Leyde etc. Paris 1878. ICO pp. 4.
94) /'-".'/• Revillout. Un eontrat de mariage (No. 2433 du Louvre): Trans.
of fche soc. of bibl. arehaeol.: VI, 284 — 286. — Vgl. auch Kecords of the past
X. 75—78.
115) Heinrich Brugsch-JBey. Setna. Ein altaegyptischer Roman : Deutsche
Revue is7.s Oct./Dec. 1—21.
96) Gr. Maspero. Une page du Roman de Satni transcrite en hi4roglyphes :
Aeg. Ztschr. 1S78, 72—84. 1 Tal'.
97) //. Brugsch. Aesopisehe Fabeln in einem aegyptischen Papyrus : Aeg.
Ztschr 1S7S. 17 5n. i Tat.
98) //. Brugsch. La fable du lion et de la souris fl'aprfes un manuscrit
demotique: RA. N S. XXXVI. 54—57.
99) RA. N. S XXXVI, Uli.
100) //. Brugsch. Erklärung: Aeg. Ztschr. 1878, 87.
luli //. Brugsch. Demotische Paradigmen: Act; Ztschr. 1878, p. 1.
Erman, Aegypten. 79
Noch sei hier ein Fund griechischer Papyrus aus Valeriana Zeit
erwähnt, über den Bauer102) berichtet.
Die Kopten sind jetzt auch in weitere Kreise durch einen
Roman von Ebers10'6) und einen trefflichen Aufsatz Stern's10i)
eingeführt worden. Interessante kleine Schriftstücke des täglichen
Lebens verdanken wir Stern105 1"c). Im Kajjuin ist ein koptisches
Archiv gefunden worden, das, ebenso wie der eben erwähnte Papyrus-
tünd, zum grössten Theil unter den Schätzen des Berliner Museums
seinen Platz fand. Einige der arabischen Acten behandelte Rogers 107),
die Pehlevifragmente fanden in Sachau10*) und in West109) Be-
arbeiter. Ueber späte liturgische Handschriften berichtete Wüsten-
fehl110); die moderne koptische Kirche tritt uns in einem Aufsatze
von Güssfeldt xlx) und in einem Missionsberichte Trautvetter' 's112)
entgegen.
Es bleibt uns noch jene umfangreiche Litteratur zu besprechen,
die, meist für ein grösseres Publikum berechnet, Aegypten und
seine Denkmäler schildert, wie sie sich heut dem Reisenden
darstellen. In erster Linie steht hier die Sammlung herrlicher
Ansichten aegyptischer Ruinen, die Mariette113) (dessen Jtineraire"
in englischer Uebertragung U4) erschien) herausgab. Ein kleineres
Buch von Adams116) ward neu aufgelegt. Ebers116 n't begann
102) A. Bauer. Neue Funde griechischer Papyrusrollen in Aegypten:
Aeg. Ztschr. 1878. p. 108—110.
103) Georg Ebers. Homo sum. Stuttgart 1878. XII, 376 pp. 8. M. 6.
— Vgl. Kreyssig DR. 1878. XIV. 319; Ath. 1878. I. 85.
104) L. Stern. Die Litteratur der Kopten: Ausland 1878. 844 — S77
105) Ludwig Stern. Sahidische Inschriften: Aeg. Ztschr. 1878, 9 — 28. 1 Taf.
lnO) L/udwig Stern. Koptische Briefe: Aeg. Ztschr. 1878, 55 — 56.
107) E. T. Rogers. Arahic and other Papyri: Ae. XIV, 244. - Vgl
oben p. 47, No. 15.
108) Ed. Sach.au. Fragmente von Pehlevi-Papyren aus Aegypten: Aeg.
Ztschr. 1878. 114— 1 IG mit 2 Tüll'.
109) E. W. West. Papyri tVom the Fajjuin: Ac XIV, 544.
110) Ferd. Wüstenfeld. Coptisch-Arahische Handschriften der Königl.
Universitäts-Bibliothek: Nachrichten von der K. Ges. der Wiss. zu Göttingen
1878, p. 285—326. — Vgl. oben p. 47, No. 13.
111) P. Güssfeldt. Die Arahische Wüste und ihre Klöster: DR. 1878.
XVII. 95
112) D. Trautvetter. Die holländische evangelische Missionsstation zu
Caliuh bei Kairo: Neueste Nachrichten aus dem Morgenlande XXII, 130 — 135.
113) Auguste Mariette Hey. Voyage dans la haute Egypte. Explication
de 83 vms photographiees d'apres les monuments antiques compris entre le
Caire et la premiere cataracte. T. I. Caire 1878. 98 pp. fol.
1 1 4 i The monuments of Upper Egypt , a translation of the „Itineraire de
la Haute Egypte" of Auguste Mariette Bey. By Al/phonse Mariette. Alexan-
dria 1877. 7 s. 6 d. — Vgl. Amalia Li. Edwards Ac. XIII, p, 385.
115» W. H. D. Adams. The Land of the Nile or Egypt past and present.
New ed. London 1878. 3 s. 6 d.
ll(i) Georg Ebers. Aegypten in Bild und Wort. Lieft". 1 — 10. Stutt-
gart 187 8. fol. ä M. 2.
117) Georg Ebers. L'Egitto deseritto e illustrato con circa 700 incisioni
di primari artisti. Milano 1878. fol. läse. 1. 1. 1.50.
30 Emu in, Aegyptem.
ein Prachtwerk, das im Reichthum künstlerischer Ausstattung seines
Gleichen sucht. Baedeker s treffliches Handbuch erschien in eng-
lischer Ausgabe118) und Isambertfs Itineraire liegt in neuer Auf-
lage 119) vor. Eine kartographische Uebersicht der Denkmäler
Aegyptens verdanken wir IiJ/onr12'-). Die aegyptiscken Monumente
des Sinai sind in einem Schriftchen von Palmer121) besprochen:
Ebers Sinaireise122) erschien in holländischer Uebersetzung. Eine
Reihe von Notizen, meist archaeologischen Inhalts, findet sich in
englischen Zeitschriften123-125): über die Universität Aegyptens
berichtet ein Aufsatz von Kleinpaul126). Für Kenntniss des
heutigen Yolksaberglaubens u. ä. scheint MiekeWs Kalender127)
von grossem Interesse.
Klunzinger, dessen treffliche „Bilder" 12b) in zweiter Auflage
erschienen sind, giebt höchst interessante Notizen über Fauna129)
und Flora130) der östlichen aegyptischen Wüste, welche auch von
Selnrtiuft)rti?jl~Vi2) erforscht wurde. Die berüchtigten Hamsin-
stürme behandelt eine anonyme Notiz 133). Die Prostitutions-
verhältnisse Aegyptens sind von 2\icole13i) geschildert worden.
Der Touristenlitteratur gehören die Schriften von Kayserlih),
118) K. Baedeker. Egypt. Handbook for travellers. Vol. 1. Leipzig
1878. XIV. 526 pp. 8. M. 15. — Vgl. Ac. XIV, p. 281.
119) E. Isambert. Itineraire de l'ürient. 2. partie. Malte. Egypte, Nubie,
Abyssinie, Sinai. 2. ed. Paris 1878. LIV, 77 pp. 8. fr. 30.
120) A. Rhone. Carte archeologique de l'Egypte. Paris 1878. fr. 1.
121) H. S. Pul nur. Sinai t'rom tlie Fourth Egyptian Dynasty to the
Present Day. iAus den: Populär historical works of the Soc. for promoting
Christian knowledge.) — Vgl. Ath. 1878, p. 4üö.
122) G. Ebers. Reis van (iosen naar den berg Sinai. Enschede 1878.
8. f. 3.60.
123) Uoland L. N. Michell. Notes from Cairo: Ac. XIII, p. 415.
124) Roland L. N. Michell. Letter from Egypt: Ac, XIV, p. 192.
125) Grevüle J. Chester. Notes from Egypt: Ac. XIII, p. 154. — Vgl.
oben p. 6G. No. 65.
126) J{. Kleinpaul. El-Azhar, die Blühende: Ausland 1878. No. 1
127) Vgl. oben p. 55, No. 87.
128) Vgl. Jahresher. 1877, Heft II. p. 156.
11". 1 1 ('. B. Klunzinger. Zur Wirbelthierfauna in und am Ruthen Meer:
Ztschr der Ges. für Erdkunde XIII, p. 61 — 90.
130) C. Li. Klunzinger. Die Vegetation der egyptisch-arabischen Wüste
bei Koseir: Ztschr. d. Ges. für Erdk. XIII. p. 432—462.
131) Dr Schweinfiirth in the Arahian Desert of Egypt: Ath. 1878. II, p. 19.
146 --'14. 246. --'Ts
132) ( ''. Sr/urriiifnrl/i. Li' terra incognita dell' Egitto propriamente detto.
lllustr. con 0 incisioni e una carta geogratica. Milano 1878. 48 pp. 8. (aus:
L'Esploratore Ann II. pp. 97. 144. "169.)
133) Der Chamsihn: Ausland 1*7*, No. 32.
134) (•'. Sirole. La prostitution en Egypte. Paris 1878. 12 pp. 8.
(Extr. des annales d'hygiene publique i
135) F. Kayser. Eine Nilfahrl Köln 1878. VIII, 96 pp 8. M. 1.80.
Erman, Aegypten. 81
L. L. Ä.13ß), Whately131), Ebeling1**) an. Die letztere wird
von Brugseh1™) in einem Artikel gelobt, der zugleich eine Art
Ehrenrettung des abgesetzten Chediwe bezweckt. Gewiss verdient
Ismail Pascha nicht alle die Schmähungen, die ihm nach seinem
Sturze zu Theil geworden sind — jedenfalls aber sind die Ver-
hältnisse, in denen er sein Land zurückgelassen hat, traurig genug.
Man vergleiche den Aufsatz von Campbell140), das Buch von
Delchevalerie1*1), die verschiedenen Schriften über die Finanz-
iVage142"144), über den Handel145-148), über den Suez-Canal149-150).
Den Inhalt der Vorlesungen von Matthey161), die mir nicht
zu Gesicht gekommen sind, vermochte ich nicht zu ermitteln.
136) L. L. A. Three months in Egypt. New York 1878. 197 pp. 8.
doli. 1.25.
137) M. L. Whately. Diary of nine days on a Nileboat: Sunday at
Home. 1878, July.
138) Adolf Ebeling. Bilder aus Kairo. Stuttgart 1878. Bd. I: X, 228
pp. Bd. II: 240 pp. 8. M. 7.
139) Bruguch. Moderne Zustände in Kairo: Deutsehe Revue 1879, Oct./Dec,
p. 40G— 412.
140) G. Campbell. An inside view of Egypt: Fortnigthly Reviow Jan. 1878.
141) Delchevalerie. L'Egypte agricole, industrielle, commerciale et artistique.
Paris 1878. 110 pp. 8. fr. 3.50.
142) J. C. Histoire nuanciere de l'Egypte depuis Said-Pascha 1857 — 187C.
Paris 1878. VIII, 2G4 pp. 8. fr. 4.
143) La verite sur les finances egyptiennes. Paris 1878. 51 pp. 8. fr. 0.50.
144) Glossen zur egyptischen Finanzfrage : Oosterr. Monatssehr. für den
Orient 1878, 34—37.
145) Cl. Lamarre et Ch. Fliniaux. Egypte, Tunisie, Maroc. Paris
1878. 8. fr. 2. (Aus: Les pays etrangers et l'exposition de 1878.)
14G) J. G. Colvafru. Les Francais en Egypte. Les etablissements agri-
coles de Com-el-Akdar et de l'Atfeh. Paris 1878. 38 pp. 8.
147) Preussisches Handelsarchiv 1878. I, p. 435. II, p. 75.
148) Projecte betreffend die Hebung der Cultur Aegyptens: Globus XXXII,
p. 192.
149) Preussisches Handelsarohiv 1878. II, p. 145—147.
150) Oesterr. Monatssehr. für den Orient 1878,^158.
151) A. Matthey. Explorations modernes en Egypte. 8 seances donnees
ä Geneve et Lausanne. Lausanne 1878. 258 pp. 8. fr. 2.50.
Jahresbericht 187».
Die libyschen Länder und Völker.
Von
K. Pietschmann.
Von Arbeiten über die vori sl amische Z eit dieser Länder
ist zunächst eine Untersuchung von Thomas über eine jener in
dem ganzen Gebiete verbreiteten, im alten Numidien besonders
häufigen, megalithischen Fundstätten zu erwähnen 1). In die ge-
schichtliche Zeit führt uns ein Buch von Smith2), mit welchem
dieser dem Mangel an einer auf die Ergebnisse der Forschungen
der letzten Jahrzehnte gegründeten Darstellung der Geschichte der
Karthager abzuhelfen trachtete; doch fehlt diesem Versuche sowohl
die unparteiische Würdigung des Geschehenen wie die kritische
Sichtung der Ueberlieferung. Eine fleissige pariser Dissertation
beschäftigt sich mit Scipio Africanus 3) , und Hennebert gab den
zweiten Theil seiner gelehrten Lebensbeschreibung des Hannibal
heraus 4). Boissiere's Werk über die Eroberungen und die Ver-
waltungsmassregeln der Römer in Nordafrika 5) kann kaum ein
anderes Verdienst zugesprochen werden, als dass es zu weiteren
Untersuchungen anregt und gelegentlich brauchbare Bemerkungen
1) Thomas. La necropole megalithique de Sigus (province de Constantine).
Materiaux pour servir a l'histoire de l'homme 1878. 27. [Koner].
2) R. Bosworth Smith. Carthage and the Carthaginians. Mit 11 Plänen
und Karten. London 1878. XXVII, 440 pp. 8. 10s. — Vgl. Herrn. Schiller
JLZ. 1879, 263; W. Wolfe Capes Ac. XIII, 546; Ath. 1878, I, 693; Sat. Rev.
1878, I, 827; Gst. Masson Revue des questions historiques XXIV, 302 und
Polybiblion. Part, litter. 1878. II. Ser., VIII, 433; Alb. Reville Les guerres
puniques: Revue des deux mondes III. Per. XXI, 412 — 445.
3) E. Person. De P. Cornelio Scipione Aemiliano Africano et Numantino.
Saint-Cloud 1878. 164 pp. 8. (Diss. Paris.) — Vgl. Paul Guiraud RC.
N. S. Vn, 404.
4) Hennebert. Histoire d'Annibal. T. II. Mit 4 Tafeln und vielen Holz-
schnitten. Paris 1878. 596 pp. 8.
5) Gust. ßoissihre. Esquisse d'une histoire de la conquete et de l'ad-
ministration romaines dans lo nord do l'Afrique et particulierement dans la pro-
vince de Numidie. Paris 1878. 438 pp. 8. fr. 7.50. — Vgl. G. Fagniez
Revue historique VII, 132; P. Giraud ebd. XI, 183.
Pietschmann , die libyschen Länder und Volker. 83
enthält, denn der Verfasser beherrscht das von ihm mit Fleiss
gesammelte Material sehr unvollkommen und versuchte es dafür
vergeblich durch beständige sehr gesuchte Vergleiche mit Begeben-
heiten und Zuständen der neuesten Zeit zu beleben, zu denen ihn
einige wenige äusserliche Analogien zwischen der Gegenwart und
Vergangenheit verleiteten. Neues Material für d^e Geschichte des
numidischen Reichs wird durch eine von Homolle auf Delos aus-
gegrabene Inschrift eines Standbildes Massinissa's, in welcher dieser
Masanasa und sein Vater Gaia heisst 6) , durch Rühl's 7) eingehende
Untersuchung über das Todesjahr Juba's IL und durch de Saulcy's8)
Veröffentlichung einer römischen Lagermünze geboten. Masqueray
entdeckte ein altes Forum zu Chenschela im Gebiete des Auräs-
Gebirges 9) und im heutigen Marokko wurden nordöstlich von
Meknes die Ruinen der alten Römer-Kolonie Volubilis von der
preussischen Gesandtschaft und von LearedU}) aufgefunden. Im
Anschlüsse an diese dem klassisch-philologischen Gebiete mehr als
dem unsern angehörigen Untersuchungen sind auch noch eine kurze
Notiz über eine geographische Glosse des Stephan von Byzanz * x)
und die Veröffentlichung von Inschriften durch Heron de Välefosse12)
und durch Tissot13) zu verzeichnen.
Aus der christlichen Zeit würden zunächst eine neue Ausgabe
des von den Gebrüder Böhringer geschriebenen trefflichen Lebens-
bildes des Kirchenvaters Augustin 14) und antiquarische Aufsätze
6) Th. Homolle. Inscriptions de Delos. Remarques sur deux marbres
d'Oxtbrd : Ecole franeaise d'Athenes. Bulletin de correspondance hellenique II,
321 — 344. — Vgl. Th. Mfommsen]. Inschrift des Massinissa: Hermes
XIII, 560.
7) Franz Rühl. Das Todesjahr Jubas II. : Neue Jahrbücher für Philologie
und Pädagogik CXVII, 542—544.
8) F. de Saulcy. Moneta castrensis employee en Afrique pendant la guerre
contre Tacfarinas. (Anno urbis conditae 778, anno Christi 20): RA. N. S.,
XXXVI, 176—179.
9) E. Masqueray. Ruines anciennes de Khenchela (Mascala) ä Besseriani :
Revue africaine XXII, No. 132 [Koner].
10) Arthur Leared. The Site of the Roman City of Volubilis : Ac. XIII,
580 — 581. — Vgl. PM. XXIV, 318. — Vgl. auch H. Duveyrier. La mission
diplomatique allemande et la position de Volubilis: L'annee geographique II
Ser., D, 3Q8— 309.
11) E. T. Sur Etienne de Byzance au mot Avatyha: Revue de philo-
logie II, 175.
12) Ant. Heron de Villefosse. Inscription de Thala et de Haidrah
(Tunisie): RA. N. S., XXXVI, 32—41.
13) Ch. Tissot. Incription grecque et latine de Tunisie. Inscription de
Naxos: Ecole franeaise d'Athenes. Bulletin de correspondance hellenique II,
587—588.
14) Friedr. und Paid Böhringer. Aurelius Augustinus, Bischof von
Hippo. n. Hälfte. Stuttgart 1878. VII, 428 pp. 8. M. 9. (A. u. d. T.
Friedr. und Paul Böhringer. Die Kirche Christi und ihre Zeugen. 2. völlig
umgearbeitete Aufl. Bd. II.) — Vgl. Th. Weber ThLZ. 1879, 5; E. Egli
JLZ. 1879, 217.
6*
g4 Pietschmaim , die libyschen Länder und Völker.
von Clierbonneau 15) und von de Mossi 16~17) zu erwähnen sein.
Eine Reihe werthvoller Urkunden über die spanischen Eroberungen
sammelte de la Primaudaieli). Eine Schrift über das christlicbe
Tunesien ist mir nur dem Titel nach bekannt 19). Wegen der
vielfachen Beziebungen der Geschichte Malta's zu derjenigen des
gegenüberliegenden afrikanischen Gestades erwähne ich ein Buch
von Winterberg über diese Insel20), dessen historischer Theil
freilich durchweg, und mehrfach ohne Verständniss, aus dem 1841
erschienenen Buche von Miege entlehnt ist.
Gesammtuntersuchungen über die libysche Rasse, sowie Arbeiten
über ihre Sprachen und über die libyschen Inschriften liegen mir
in den mir zugänglichen Publikationen nicht vor.
Wenden wir uns zu den Arbeiten über die neuere Erd- und
Völkerkunde der nordafrikanischen Länder, so ist zu-
erst zu erwähnen , dass die französische Marine 4 neue Blätter
ihrer Küstenaufnahme herausgab 21). Aus einer zu Malta befind-
lichen bis jetzt nur spärlich benutzten arabischen Hs. veröffentlichte
Krause 22) Mittheilungen , welche eine Ausgabe des Originaltextes
recht wünschenswerth erscheinen lassen. Nachtigal gab ausführ-
liche Nachricht von demjenigen Theil seiner grossen innerafrikani-
schen Reise, welcher die Strecke zwischen Tripolis und Fezzän
berührte23). Aehnlich umfassend wie die Pläne, welche diese
denkwürdige Reise in ihrem Verlaufe verwirklichte, waren diejenigen,
zu deren Ausführung Rohlfs sich nach Tripolis begab, um zu-
15) Cherbonneau. Notice sur une inscription de l'an 508 de notre ere,
trouvee ä Hadjar-er-Roum, province d'Oran: CR. IV Ser., VI, 29 — 32.
IC) 6r. JJ. de Rossi. Nuove scoperte africane: Bullettino di archeologia
cristiana III. Ser., III, 7— 3G.
17) G. li. de, Rossi. Ai'n Sultan, presso Mediana Zabuniorum neu' Afirica.
Arco d'un ciborio: Bullettino di archeologia cristiana III Ser., III, 115 — 117.
18) Documents inedits sur l'histoire de l'occupation espagnole en Afrique
(1506 — 1574), recueillis et rais en ordre par F. Elie de la Primaudaic.
Alger 1878. 324 pp. 8. (Separat aus Revue africaine 1875—1877.)
1 9 i /'>'. de Hainte- Marie. La Tunisie chretienne. Avec gravures , plans
et carte. Lyon 1878. 152 pp. 8. fr. 4.
20) A. Winterberg. Malta. Geschichte und Gegenwart. Nach den besten
Quellen und persönlicher Anschauung bearbeitet. Mit 18 Illustrationen und 2
Plänen. Wien 1879. VIII, 296 pp. 8. M. 4. — Vgl. Die maltesische Insel-
gruppe: Das Ausland 1878, 932—937. — Vgl. ferner Koner VGEB. VI, 114.
üli Depot de la marine: Cöte septentrionale d'Afrique. Golfe de la Grande
Syrte Nu 3602. — Partie comprise entre le eap Carthage et la coto sud de la
baie de Tunis No. 3603. — Partie comprise entre Zarzis et Tripoli No. 3604.
— Golfe de (Jahrs, partie comprise entre la pointe Elousa ei El Biban Nu.
3584. Paris 1878.
22) Gottlob Adolph Krause. Zur Geschichte von Fesän und Tripoli in
Afrika. Auszug aus einer bisher unveröffentlichten arabischen Bandschrift,
welche sieb in der öffentlichen Bibliothek in Valetta auf der Insel Malta be-
findet: ZGEB. XIII. 35C— 373. — Vgl. jetzt ZDMG. XXXIV, XLIX.
23) G. Nachtigal. Von Tripolis nach Fezzän. Mit l Karte, 1:2.000.000:
iwi \\i\, 45 h;
Pietschmamn, die libyschen Länder und, Völker. 85
nächst die von Europäern noch nicht besuchte Oase Kufra und
von da aus Wadai zu erreichen zu versuchen 24). Leider hat ein
ungünstigeres Geschick als sonst ihn begleitet. Sein früheres
Wagniss, bei dem es ihm Afrika von Tripolis bis zum Golf von
Benin zu durchkreuzen gelang, wurde spanisch von Garcia Ayuso
geschildert 25). Ausschliesslicher das hier in Betracht kommende
Gebiet besprechen zwei Aufsätze aus der Feder des verstorbenen'26)
von Bary, der eine charakterisirt die politischen Verhältnisse der
mittleren Sahara27), der andere die Vegetation des von ihm zuerst
seit Barth wieder besuchten Hochlandes von Air oder Asben, eine
Monographie die auch in linguistischer Hinsicht durch Anführung
der einheimischen Pflanzennamen dankenswerth ist 2S). Auf die
Wichtigkeit der Erforschung des Ahaggar-Plateaus wies Duveyrier
hin 29). Sehr beifällige Aufnahme fanden Chavanne's populäre
Schilderungen der Sahara-Länder und ihrer Bewohner 30).
Der wichtigen Keise Rae's nach Kairuän 31) ist im vorjährigen
Jahresberichte bereits gedacht worden. Sonst sind aus dem
tunesischen Gebiete nur noch kleinere Reiseberichte32-34) und die
24) A. Petermann. Gerhard Rohlfs' neues Afrikanisches Forsehungs-
Unternehinen. Mit 1 Karte 1 : 12 500 000: PM. XXIV, 20—22. — Vgl.
F. v. Hellwald. Rohlfs' Project zur Erforschung der östlichen Sahara : Das
Ausland 1878, 81—85; vgl. ebd. 960. — Nachrichten von Gerhard Rohlfs'
neuester Expedition nach Inner- Afrika: MGGW. 1878, 498. — Globus XXXIV,
48. 269 — 70. 362. — Spedizione nel Sahara e nel Sudan: Cosmos di Cora V,
140. 222. 259.
25) F. Garcia Ayuso. Viaje de Rohlfs de Tripoli ä Lagos. Madrid
1878. 61 pp. 8. R. 5.
26) Herrn. Mendelssohn. Tod Erwin von Bary 's: Mitteilungen des Ver-
eins für Erdkunde zu Leipzig 1877, Jahresbericht, 21 — 22.
27) Erwin von Bary. Bericht über die politischen Zustände bei den
Tuareg: VGEB. IV, 241—251. — Vgl. Die politischen Verhältnisse in der
mittleren Sahara: Das Ausland 1878, 498—500.
28) Erwin von Bary. Ueber den Vegetatiouscharakter von Air. Schreiben
au P. Ascherson: ZGEB. XIII, 350—356.
29) H. Duveyrier. Note sur l'importance de l'exploratiou du Ahaggar:
Congres international des sciences geographiques I, 618 — 620.
30) Jos. Cliavanne. Die Sahara oder von Oase zu Oase. Bilder aus
dem Natur- und Volksleben in der grossen afrikanischen Wüste. Mit 7 Illu-
strationen in Farbendruck, 64 Holzschnitten und 1 Karte der Sahara. Wien
1879. XVI, 639 pp. 8. M. 10.80. — Vgl. Kirchhoff JLZ. 1878, 628; Globus
XXXIII, 272; XXXIV, 270; Das Ausland 1878, 436; E. Behm PM. XXIV,
239 ; Cora Cosmos V, 64.
3 1) Mr. Rae's Journey from Tripoli in Barbary to the Holy City of Kairwan,
the Country of de Moors. With maps and illustrations. London 1878. s. 12.
— Vgl. G. R. Das Ausland 1878, 537.
32) Ph. Chevarrier. Voyage de Gabes au Zaghouan par El Hamma, les
plaines de Segui. Thala, Oued Rhaue, Zlass, Kairouan. Mit 1 Karte : Archives
des missions scientifiques III Ser., V, 233 — 246. [Duveyrier.]
33) Delsol. Sbitla (Tunisie) : Bulletin de la soeicte de geographie com-
merciale de Bordeaux 1878, 473. [Koner. PM]
34) Sombrun. Notes sur la Tunisie; Bizerte. Souse et le Kef: Bulletin
de la societe de geographie commerciale de Bordeaux 1878, 161 — 165. 212 — 216.
gg Pietschmann , die libyschen Länder und Völker.
zweite Auflage des dasselbe gemeinsam mit Algierien behandeln-
den Reisehandbuches aus der Sammlung von Murray 35) zu ver-
merken.
Bedeutend stärker ist die Literatur über Algierien vertreten.
Mit Feraud's kurzem historischen Abrisse 36) bin ich nicht näher
bekannt geworden. Cauro's im vorjährigen Berichte genanntes
Buch erschien in französischer Sprache 37). Den Bericht eines
französischen Protestanten über seine Gefangenschaft in Algier gab
H. de France heraus38). Ein Kapitel aus der neuesten Geschichte
erörterte Booms 39). Die geographische Literatur hat neben einer
Anzahl von Karten40-46) und einem topographischen Wörterbuche47)
eine besonders werthvolle Bereicherung durch den II. Band des
Werkes von JViel*8) aufzuweisen. Touristischen Zwecken scheint
ein Buch von Portier*9) bestimmt zu sein. Für diese werden der
35) JR. L. Playfair. Murray' s Haudbook for Travellers in Algeria and
Tunis: Algiers, Oran, Constantine, Carthage etc. 2. Ed. revised and augmented.
With maps and plans. London 1878. 310 pp. 8. s. 10.
36) L. Charles Feraud. Algerie, archeologie et histoire. Alger 1878.
32 pp. 8. (Exposition universelle de Paris en 1878.)
37) Andre Cauro. Souvenir de l'Algerie avant la conquete francaise.
Livourne 1878. 245 pp. 8. — Vgl. Jahresbericht 1876—77 II, 179 No. 52.
38) Relation de la captivite de M. Brassard ä Alger (1687 — 1688): Societe
de l'histoire du protestantisme francais. Bulletin historique et litteraire XXVII,
349—355.
39) P. G. Booms. Een Maarschalk van het tweede Keizerrijk en eene
fransche Kolonie. Studien over Algerie: BTLVNI. IV F., II, 113. (Auch separat
u. gl. T. 's Hage 1878. 212 pp. 8. F. 2.50.)
40) Carte administrative et judiciairo du departement d'Alger. Carte ad-
ministrative et judiciaire du departement de Constantine. Carte administrative
et judiciaire du departement d'Oran. Paris 1878.
41) L'Algerie politique et routiere. Paris 1878. 1 Bl.: Revue geogr. inter-
nationale. [Duveyrier.]
42) Revue geographique internationale: Environs d' Algers. — Chotts algc-
riens. Paris 1878. 1 Bl.
43) Depot de la guerre. Environs de Nemours (Algerie) 1 : 20 000. Paris
1878. 1. Bl. fol. fr. 1.50.
44) Mediterranean : Oran Harbour and Marsa-el-Kabir Bay. Hydrographical
Office No. 812. London 1878. s. 1 d. 6.
45) Environs d'Oran au 40,000 e. Paris 1878. fr. 2.
46) Carte de la province d'Oran. Paris 1878.
47) Achille Fillias. Dictionnaire des communcs, villes et villages de
l'Algerie, indiquant pour chaque localite, d'apres le dernier recensement officiel,
la condition administrative, donnant les renseignements judiciaires, ecclesiastiques,
etc., et precede d'une introduetion sur l'Algerie. Alger 1878. XXIV, 146 pp.
8. fr. 2.
48) O. Niel. Geographie de l'Algerie. 2. Ed. T. II. Geographie politique
et itineraire de l'Algerie, avec carte drossce par Levasseur. Bone 1878. XV,
542 pp. 8. fr. 6. — Vgl. Aug. Cherbomneau. Revue des questions histori-
ques XXVI, 330.
49) (J. Portier. Guide-catalogue pour la province d'Algor. Alger 1878.
100 pp. 8.
Pietschmann, die libyschen Länder und Völker. §7
III. Band des durch die ganze Provinz führenden Buches von
Schneide)' 5U) und die Beschreibung der Stadt Algier von Seguinbl)
von sachkundiger Seite bestens empfohlen. Während die Unter-
nehmungen der im vorjährigen Berichte bereits mehrfach erwähnten
Reisenden Largeau 52-53) und Holeület 54-55) vorwiegend den
handelspolitischen Zweck der Anknüpfung dauernder Verkehrs-
Verbindungen zwischen der französischen Kolonie und dem west-
lichen Sudan 56) verfolgen, sind von denen Masqueray'?, 57~ 58), soweit
diese bisher bekannt wurden59), sehr beachtenswerthe rein wissen-
schaftliche Ergebnisse zu erwarten. Für unsere Zwecke dürfte es
genügen, aus den übrigen Itineraren und Schilderungen der Ge-
birgsgegenden, des Teils und der Sahara Algieriens eine kurze
Auswahl in den Anmerkungen 60— 63) zusammenzustellen und diesen
50) Otto Schneider. Der elimatische Curort Algier. Schilderungen nach
dreijährigen Beobachtungen in Stadt und Provinz, zugleich ein Rathgeber für
Reise und Aufenthalt. Bd. III. Dresden 1878. XI, 216 pp. 8. M. 4. (A. u.
d. T. Otto Schneider und Herrn. Hans. Von Algier nach Oran und Tlemcen.
Algierische Reise- und Lebensbilder.) — Vgl. E. Behm PM. XXD7, 441-, LC.
1879, 543.
51) L. G. Seguin. Walks in Algiers and its Surroundings. London 1878.
502 pp. 8. s. 12. — Vgl. Ac. XHI, 256.
52) V. Largeau. Nel letto dell' Igharghar 1875. Mit 1 Karte: Cosmos
di Cora IV, 424—425.
53) Mohammed Ben Driss. Largeau ä Touggourt: Revue geographique
internationale 1878 No. 27. [Friedend.]
54) Paul Soleillet. Voyage ä In-Calah : Congres international des scieuces
geographiques I. 615 — 618.
55) Paul Soleillet. De l'oasis d'El-Golea ä l'oasis d'In-^alah: Bulletin
de la societe de geographie d'Anvers II, 10 — 24.
56) H. Duveyrier. La voie naturelle indiquee pour le commerce de
l'Algerie avec la Nigritie: Congres international des sciences geographiques I,
516—523.
57) Em. Masqueray. Le Djebel Chechar: Revue africaine XXII, 26—48.
129—144. 202—213. 259—281. [Duveyrier.]
58) E. Masqueray. Les chroniques du Mezäb. Lettre adressee :i M.
Duveyrier: BSGP. 1878, 75—78. — Vgl. H. Duveyrier. Note sur le
schisme Ibädhite ä propos d'une lettre de M. E. Masqueray: ebd. 74 — 75.
59) Vgl. besonders H. Duveyrier. Le Chechär et ses habitants , d'apres
les explorations de M. Emile Masqueray, en 1877 : L'annee geographique LI Ser.
II, 281—294.
60) R. L. Play fair. Exploration of the Aures Mountains : Report of the
45'h Meeting of the British Association for the Advancement of Science, 195.
[Friederici.]
61) Perrier. Determination des longitudes, latitudes et azimuts terrestres
en Algerie. I fasc. Mit 8 Tafeln. Paris 1878. XV, 232 pp. 4.
62) D'Oran ä l'oasis de l'Oued-Guir. Mit 1 Karte: Spectateur militaire
Nov. 1878. [PM.]
63) L. Ch. Feraud,. Ferdjiour et Zouar'a. Notes historiques sur la pro-
vince de Constantine : Revue africaine XXII, 4—25. 81—104. 161—182.
241—258. [Duveyrier.]
g$ Pißbschmtmn , die libyschen Länder und Völker.
ein Verzeichniss der in eines Wissens meist mehr populär als wissen-
schaftlich gehaltenen Veröffentlichungen geographischen Charakters
anzuschliessen 64—71) Ueber die Eingebornen libyscher Abkunft
im Innern erschienen Aufsätze von Larg&au72), Sayls) und
Trumelet 74) , sowie eine Schrift von Dugas 75). Mit Uebergehung
der grossen Zahl von Arbeiten, welche den Interessen der franzö-
sischen Verwaltung dienen sollen, oder, besonders aus Anlass der
pariser Weltausstellung, über die Fortschritte der Kolonisation
allgemein orientieren sollen , würden schliesslich noch einige in
kulturgeschichtlicher Beziehung als wertbvolle Hülfsmittel beachtens-
werthe officielle Werke76-78) anzuführen sein. Die gelehrten Ge-
64) H. Beijermann. Drio Maanden in Algorie. 's Hugo 1878. Bd. I.
220 pp. Bd. II. 186 pp. 8. F. 4.25.
65) A. Aubanel et J. Maistre. Notes sur l'Algerie. Nimes 1878.
44 pp. 8.
66) Champanhet de Sarjos. L'Algerie ancienno actuelle et future. Mit
1 Karte: Bulletin de la societe de geographie de Lyon II, 326 — 373. (Auch
separat u. gl. T. Lyon 1878. 47 pp. 8.)
67) M>c la comtesse Drohojowska, nee Symon de Latreiche. L'Algerie
franeaise. 9. Ed. Paris 1878. 304 pp. 8. fr. 3.50. (Bibliotheque des cam-
pagnes.) — Vgl. Jahresbericht 1876 — 1877 II, 181 No. 82.
68) Henri Dumont. Alger, ville d'hiver. Notes de voyage. Paris 1878.
242 pp. 8. fr. 3.
69) Horace Fabiani. Souvenirs d'Algerie et d'Orieut. Paris 1878. 169 pp.
8. fr. 2.
70) Eugene Fromentiu. Sahara et Sahel. I. Un ete dans lo Sahara.
II. Une annee dans le Sahel. Edition illustree de 12 eaux fortes , d'une helio-
gravure et de 45 gravures on relief d'apres les tableaux , les dessins et les
croquis d' 'Eugene Fromentiu. Paris 1878. XIV, 404 pp. 8. fr. 40.
71) A. Papier. Deux jours it Constantine. Lettres ä un ami. Böne
1878. 72 pp. 8. (Separat aus Revue savoisienne.) — Vgl. Jahresbericht
1876 — 1877 II, 182 No. 91.
72) V. Largeau. Les Touareg: Congics international des scionces geo-
graphiques I, 622 — 624.
73) L. Say. Les Beni-M'zab: Revue geographique internationale 1878
No 30. [Friederici. Koner.]
74) Trumelet. Les Touareg et lo commerce du Sahara: Revue geographi-
que internationale 1878, 237 — 239.
75) Josejm Dugas. La Kabylie et le peuple Kabyle. Mit 9 Abbildungen
und 1 Karte. Lyon 1878. VII, 266 pp. 8. fr. 3.
76) Etat actuel de l'Algerie, public d'apres les documents officiels par ordre
de M. le general Chanzy sous la direction de M. Le Myre de Vilers. Alger
1878. 204 pp. 8. fr. 0.60.
77) Topographie agricole. Etat de l'agriculture algerienno. Pasc. 1 — IV.
Arrondissements de Hone, de Philippeville , de Bougie et do Guelma. Publik
par Le comite agricole d'Alger. Alger 1878. 195 pp. 8. fr. 7.
78) Catalogue special de l'Algcrio ä l'oxposition universelle de Paris en
1878, coütenaüt des renseignements statistiques et des notices sur les prineipaux
produits agricoles et indnstriels de la colonie, public par los commissairos dcle-
Pietsckmann, die libyschen Länder und, Völker. 89
Seilschaften in Böne 79) und Constantine 8U) haben auch in diesem
Jahre ihre Veröffentlichungen fortgesetzt. Leider konnten dieselben
für diesen Bericht nicht verwandt werden. In Oran wurde am
14. Juli 1878 die erste Sitzung einer geographischen Gesellschaft
gehalten.
Auf dem marokkanischen Gebiete ist zunächst der eifrigen
Thätigkeit der spanischen Gelehrten, besonders von der madrider
geographischen Gesellschaft, zu gedenken. Fernandez Douro's
werthvolle bibliographische Mittheilungen aus der älteren Literatur
wurden fortgesetzt81), ein Gesandtschaftsbericht aus dem An-
fange des Jahrhunderts herausgegeben 82) und die Lage von
Santa Cruz de Mar Pequena wiederholt und eingehend unter-
sucht 83~86). Einen sehr rühmenswerthen Beitrag zur Kenntniss
des Landes und seiner Bewohner gewannen wir durch die Heraus-
gabe des Berichts über Hooker und Ball's 1870 nach Mogador,
Marokko , dem Hohen Atlas , den Landschaften Mtuga und Haha
unternommenen Reise, bei der es in erster Linie auf geologische
und botanische Studien ankam, ethnologische Untersuchungen jedoch
nicht ausser Acht gelassen wurden 87). Frisch aus dem unmittel-
gues du gouvernement general de l'Algerie. Paris 1878. XXVII, 190 pp. 8.
fr. 4. — [2 Ed.] Mit 1 Karte. 1878. XXVII, 225 pp. 8. — Vgl. F. X.
von Naumann- Spallart Statistische Monatsschrift IV, 58!); Berard-Varagnac.
L'Algerie ä l'exposition de 1878: ses progres, d'apres les derniers documents
officiels : Leconomiste francais 1878 II, 583 — 585.
79) Bulletin de l'academie d'Hippone, societe de recherches seientifiques et
d'acclimatation No. 13. 1877—1878. Mit 1 Tafel. Bone 1878. XVI, 157 pp. 8.
80) Recueil des notices et memoires de la societe archeologique du departe-
ment de Constantine. 1876—77. II Ser. T. VIII. Vol. XVIII de la collection.
Mit 16 Tafeln. Constantine 1878. XXII, 656 pp. 8.
81) Cesdreo Fernandez Domo. Apuntes para la bibliografta Marroqui:
Boletin de la sociedad geogräfica de Madrid V, 33 — 58.
82) Viaje ä la capital del imperio de Marruecos de uini comisiön espanola,
el ano 1800: Boletin de la sociedad geogräfica de Madrid V, 273—283.
83) F. Coello. Nota sobre los resultados geogräficos de la exploracion
de la costa noroeste de Africa: Boletin de la sociedad geogräfica de Madrid IV,
242—248.
84) Cesdreo Fernandez Douro. Exploracion de una parte de la costa
noroeste de Africa, en busca de Santa Cruz de Mar Pequena, conferencia pro-
nunciada en la sesiön ordinaria del dia 26 de marzo. Mit 1 Karte : Boletin
de la sociedad geogräfica de Madrid IV, 157 — 247. V, 18—58.
85) Pelayo Alcald Galiano. Memoria sobre la situaciou de Santa Cruz
de Mar Pequena. Mit einer Karte. Madrid 1878. 48 pp. 8.
86) Pelayo Alcald Galiano. Memoria sobre Santa Cruz de Mar Pequena
y las pesquerias en la costa noroeste de Africa. Mit 3 Karten. Madrid 1878.
79 pp. 8.
87) Jos. D. Hooker and John Ball. Journal of a Tour in Marocco
and the Great Atlas with an Appendix, including a Sketch of the Geology of
90 Pietschmann, die libyschen Länder und Völker.
baren Eindruck heraus sind die Reisebriefe von Pietsch geschrieben,
dem es vergönnt war 1877 die deutsche Gesandtschaft zu be-
gleiten88). Fritsch setzte seine Reiseberichte fort89), lissot's in
der vorjährigen Uebersicht verzeichnete Itinerare wurden von den
Begleitern des französischen Bevollmächtigten Vernouillet Des
Portes und Frangois auf einer Tour über Laraisch , Meknes und
Kasr-el-Kebir sehr genau befunden und vervollständigt 9Ü). Ausser
den Mittheilungen dieser Reisenden sind noch die von Deciußs 91)
und von Adamoli92) , sodann eine britische Admiralitäts-Karte 93)
und der officielle Katalog der marokkanischen Abtheilung der
pariser Weltausstellung von dem General-Commissarius derselben 94)
anzuführen.
Aus dem libysch-nigritischen Grenzlande am Senegal ist
wenig mehr zu berichten, als dass Soleillet, nicht entmuthigt durch
die Hindernisse, welche seinem Versuche, Timbuktu von Algerien
her zu erreichen, sich entgegensetzten, nunmehr von St. Louis
aus, nachdem er noch kurz vorher ein Werk über sein neues
Forschungsgebiet veröffentlicht hat 95), die „Königin des Westens"
zu besuchen gedenkt 96). Bibliographisch bekannt wurden mir
Marocco by G. Maw. Witt) Illustrations and Map. London 1878. XVI,
499 pp. 8. 21s. — Vgl. Globus XXXVI, 263—267. 279—283. 295—298.
311 — 314; Helen Zimmern Magazin für die Literatur des Auslandes 1879,
340; Artli. Leared Ac. XV, 156.
88) Ludic. Pietsch. Marokko. Briefe von der deutschen Gesandtschafts-
reise nach Fez im Frühjahr 1877. Leipzig 1878. III, 370 pp. 8. M. 7. —
Vgl. H. LC. 1878, 767; Das Ausland 1878, 536; f. DR. XV, 496
89) H. von Fritsch. Reisebilder aus Marocco: Mittheilungen des Vereins
für Erdkunde zu Halle 1878, 24—63. — Vgl. Jahresbericht 1876—1877 II,
183 No. 105.
90) Des Portes et Francois. Itineraire de Fez et de Meknes : BSGP.
1878, 213—229. (Auch separat u. gl. T. Paris 1878. 16 pp. 8.) — Vgl.
E. Behm PM.- XXIV, 276; H. Duveyrier. La mission diplomatique de M.
Vernouillet; travaux geographiques de MM. des Portes et Francois: L'annee
geographique II Ser. II, 304 — 308.
91) C. F. D&cugis. Relation d'un voyage dans l'interieur de Maroc en
mars et avril 1877: BSGP. 1878. 41—75. 121—150. 241. [Koner. Duveyrier.]
92) G. Adamoli. Lettere dal Marocco: L'esploratore I, 3. 40. 113. 168.
289. 328. 373. 404. [Koner.] — Vgl. H. Duveyrier. Excursion de M. Ada-
moli dans la province de Doukkäla: L'annee geographique II Ser. II, 309 — 310.
93) Anchorages on the Coast of Marocco. Zafarin Islands, Mazari Bay and
Melilla. Hydrographical Office No. 1692. London 1878. s. 1.
94) /'. Goltdammer. Note geographique et commerciale sur l'empire du
Maroc. Catalogue de 1'oxposition marocaine. Paris 1878. 12 pp. 8.
95) Paul Soleillet. L'Afrique occidentale. Mit 1 Karte. Bruxellos 1878.
280 pp. 8. fr. 4.
96) G. Gramer. Le voyage de M. Soleillet en Afrique: Bulletin do la
societe commerciale de Bordeaux 1878, 504. — Expedition from Senegal to
Timbuktu and Algiers: Geographica! Magazine 1878, 162. — Globus XXXIV, 320.
Pietschmann , dir libyschen Länder und Völker. 91
sonst noch einige Schriften Eteil's91). Robert' s98~"), Feravd's100)
und das Jahrbuch der französischen Kolonie 101).
Bei der Geschichte der Entdeckung und der Kartographie
der dem nordwestlichen Afrika benachbarten Inseln hat bekannt-
lich die auch bei den arabischen Geographen gelegentlich ver-
wertete Sage von den wundersamen See-Fahrten des heil. Bran-
dan eine solche Rolle gespielt, dass ich die Ausgabe einer neuen
Version derselben von Michel 102) hier nicht übergehen will.
Wenig mehr historischen Gehalt als dieser „mittelalterlichen Mönchs-
odyssee" darf man seit Majors Untersuchungen darüber den ten-
denziösen Nachrichten von der angeblichen Priorität der Entdeckung
der nordwestafrikanischen Küsten durch normannische Seefahrer
beimessen, für deren Glaubwürdigkeit Gravier- noch immer ein-
tritt 103). Eine touristische Schilderung der atlantischen Inseln
wird als brauchbar empfohlen104). Längst erwünscht war Alcafo-
rado's Bericht über Madeiras Entdeckung, den Fernandez Douro
herausgab 105). Wichtiger für unsere Zwecke ist die Fortsetzung
des umfassenden Werkes von Chil1{}6), welches diesmal neben der
97) A. d'Eteü. Du Senegal au Niger: L'exploration 1878, 340—343.
98) Robert. Du Senegal au Niger. Etüde. Paris 1878. 46 pp. 8.
fr. 1.50. (Bibliotheque coloniale et maritime.)
99) Robert. Du Senegal au Nigre. Reponse aux observations de MM.
Foncin et Ardin d'Eteil Paris 1878. 10 pp. 8. (Bibliotheque coloniale et
maritime.)
100) J. L. Berenger-Feraud. Etudes sur les Soninkes (Senegal): Revue
d'anthropologie 1878, 584—607.
101) Annuaire du Senegal et dependances pour l'aunee 1878. St. Louis
1878. 242 pp. 8.
102) Les voyages merveilleux de Saint Brandan ä la recherche du paradis
terrestre, legende en vers du XII'* siecle publiee d'apres le manuscrit du musee
britannique avec introduetion par Fr ancisque- Michel. Paris 1878. XXV,
94 pp. 8. fr. 7.50. — Vgl. G. Gröber Zeitschrift für romanische Philo-
logie UI, 133.
103) Gab. Gravier. Recherches sur les navigations europeennes faites
au moyen äge aux cötes occidentales d'Afrique en dehors des navigations portu-
gaises du XVIe siecle: Congres international des sciences geographiques I, 459
—498. (Auch separat u. gl. T. Paris 1878. 43 pp. 8. fr. 2.50.) — Vgl.
Kirchhof JLZ. 1878, 355.
104) S. G. W. Benjamin. The Atlantic Islands as Resorts for Health
and Pleasure. London 1878. 8. s. 16. — Vgl Ac. XIV, 292.
105) C'esdreo Fernandez Douro. Cömo se deseubriö la isla de Madera :
Boletin de la sociedad geogräfica de Madrid V, 65 — 80.
106) Gregorio Civil y Naranjo. Estudios histöricos climatologicos y pato-
lögicos de las islas Canarias. I Parte, historia. T. I. Entrega 32 — 59. Mit
9 Karten und 3 Tabellen. Las Palmas de Gran Canaria 1878. p. 211 — 434.
4. Jede Entrega fr. 1. — Vgl. Jahresbericht 1876—1877 II, 184 No. 116.
92 Piebschmaim , die libyschen Länder und Völker.
Entdeckungsgeschichte der Kanaren die Nachrichten über die
Ethnologie und Linguistik Lanzarote's auf Grund zum Theil
noch nicht benutzten Materials behandelt , und ein Aufsatz des
um die Kenntniss dieses Archipels hochverdienten Berthelot über
Alterthümer von Fuerteventura 107). Als Quelle für autochthone
Ortsnamen kann schliesslich noch eine Karte Tenerife's verzeichnet
werden 108).
107) Sabin Berthelot. Nouvelles decouvertes d'antiquites ä Fortaventure,
(Caiiaries): Revue d'anthropologie II. Scr. I, 252 — 266.
108) Carte de l'ile de Teneriffe, la premiei-e iudiquaut les chemins royaux;
carte des iles Cauarieuiies. Paris 1878.
Malaiisch - polynesische und melanesische
Sprachen und Literaturen.
Voll
H. Kern.
Im vorigen Jahresbericht haben wir bereits darauf hingewiesen,
dass die malaiisch - polynesischen Sprachen wegen ihrer grossen
Mannigfaltigkeit das Interesse der Sprachforscher in hohem Maasse
beanspruchen können. Trotz des Nachtheils, dass diese Sprachen
mit einer einzigen Ausnahme keine ältere Literatur aufzuweisen
haben und deshalb für historische Sprachforschung keinen Anhalt
gewähren, daif doch wohl behauptet werden, dass sie eben durch
ihre Mannigfaltigkeit und die Verschiedenheit ihrer Entwickelungs-
stufen gewissermassen den Nachtheil ersetzen.
Es ist aber auch ein andrer Umstand, welcher die Erforschung
der westlichen Abtheilung dieser Sprachen anziehend macht. Bekannt-
lich haben die Insulaner des indischen Archipels , wie auch die
Vorfahren der jetzigen Bewohner Madagaskars, den Einfluss der
indischen Cultur erfahren, einer Cultur, welche ihr unvertilgliches
Siegel auf die Bewohner des Archipels gedrückt und einheimische
Literaturen hervorgerufen hat, die dem Inhalte wie der Form
nach ein indisches Gepräge, wenn auch nicht rein, zur Schau tragen.
Die Art and Weise, wie die Völker malaiischen Stammes die in-
dischen Bestandtheile assimilirt haben, in jeder Richtung zu ver-
folgen, ist eine Aufgabe, die dem Culturhistoriker nicht weniger
als dem Sprachforscher lohnend erscheinen muss.
Unsere Kenntniss der javanischen Volksliteratur hat sich ver-
mehrt durch zwei nicht unverdienstliche Textausgaben. Palmer
van den Broek bearbeitete das Buch von dem Kantjil l) , ein
javanisches Thierepos , worin der Zwerghirsch (kantjil) eine
ähnliche Rolle spielt wie unser Reineke Fuchs. Von Humme er-
1) W. Pcdmer ran den Broek. Serat Kantjil, Javaansche vertellingen
bevattende de lotgevallen van een kantjil, een reebok en andere dieren. Uitgeg.
door het K. Iust. voor Taal- etc. Kunde van N I 's Gravenhage (Nijhoff) 1878.
VIII, 213 pp. 8. Fl. 1.90.
94 Kern, Malaiisch -polynes. u. melanes. Sprachen u. Literaturen,
schien Text und holländische Uebersetzung des javanischen Schau-
spiels Abiasa, das die Geschichte des Abiasa (Vyäsa) und seines
Stiefsohnes Dewabrata (Bhishma) zum Gegenstande hat 2). Einen
Aufsatz rein grammatischer Art über die Verdoppelung des Wort-
stammes im Altjavanischen lieferte Kern 3).
Von dem grossen malaiischen Wörterbuch von de Wall's,
das wegen des Todes des Verfassers einige Jahre unedirt dalag,
ist jetzt der erste Theil, durch van der Tuuk besorgt, im Druck
erschienen *). Grashuis lieferte eine verbesserte Ausgabe des
holländisch-malaiischen Wörterbuches von Roorda van Eysinga 5).
Die zwei Theile der Blumenlese aus malaiischen Schriften von
Niemann wurden mit Zusätzen vermehrt neu abgedruckt 6). Ein
paar bekanntere Werke wurden fürs erste Mal in das Französische
übersetzt, nämlich die Krone der Könige von Bokhari und die
Sadjarat Malayu; ersteres von Marre1), letzteres von JDevica).
Um das Studium des Maduresischen hat sich Vreede wiederum
verdient gemacht, derselbe, dem wir fast alle unsere Hülfsmittel
zur Erlernung dieser im Grunde vom Javanischen weit abweichen-
den, aber stark durch dieses beeinflussten Sprache verdanken. Er
gab einige der seltenen literarischen Erzeugnisse des madure-
sischen Volkes heraus , eine poetische „Erzählung von der Iguan-
Eidechse", nebst maduresisch-javanisch-holländischem Glossar und
Anmerkungen 9).
Die Sprache der Bewohner Atchin's oder Atjeh's ist lange ein
völlig geschlossenes Buch gewesen und noch jetzt besitzen wir
darüber nur höchst dürftige Nachrichten. Als in Folge eines lang-
2) H. C. Humme. Abiasa, een Javaansch tooneelstuk (Wajang) met eene
Hollandsche vertaling en toelichtende nota. Uitgeg. door het K. Inst, voor
Taal- etc. Kunde van N. I. 's Gravenhage (Nijhoff) 1878. IV, 148 pp. 8. Fl. 1. 25.
3) H. Kern. Stainverdubbeling in 't Kawi: BTLVNI. 4. Volgr. I,
p. 519—524.
4) H. von de Wall. Maloisch-Nederlandsch woordenboek op last van
het Gouvernement van Nederlandsch Indie, uitgegeven door H. N. van der luuk.
D. I. Batavia (Landsdrukkerij) 1877. 8. Fl. 2.50.
5) Roorda van Eysinga. Algemeen Hollandsch-Maleisch Woordenboek
herzien en verbeterd door G. J. Grashuis. Leiden (Kolff) 1878. XVI,
1005 pp. Fl. 15.
6) G. K. Niemann. Bloemlezing uit Maleisehe geschritten. Uitgeg. door
het K. Inst, voor Taal- etc. Kunde van N. I. 's Gravenhage (Nijhoff) 1878.
le stuk, 3de dr. 51, 263 pp. Fl. 3.50. 2^ stuk, 2<le dr. 32, 140 pp. Fl. 1.50.
7) A. Marre. Bokhari de Djohore. Makota Radjarädja ou Couronne des
Rois, traduit pour la premiere fois du Malais en francais et accompagne de notes.
Paris (Maisonneuve) 1878. 375 pp. 12. fr. 5.
8) L. M. Devic. Legendes et traditions historiques de l'Archipel indien
(Sedjaral Malayou), traduit pour la premiere fois du Malais en francais et accom-
pagne de notes. Paris (Leroux) 1878. VII, 151 pp. 8. fr. 3.
9) A. C. Vreede. Tjarita Brakaj. Madoereesche Dongeng met madoe-
reesch-javaanscli-nederlandsche woordenlijst en aanteekeningen. Leiden (Brill)
1878. VIII, 150 pp. 8. Fl. 2.25.
Kern, Malaiisch-polynes. u. melanes. Sprachen u. Literaturen. 95
wierigen Krieges die Holländer einen Theil des Landes in Besitz
nahmen, haben sie an verschiedenen Orten eine verhältnissmässig
bedeutende Menge von Handschriften, besonders religiösen Inhalts,
gefunden. Diese waren aber entweder in Malaiisch oder in Ara-
bisch abgefasst. Trotzdem ist es nicht zweifelhaft, dass die Be-
wohner Atchin's eine eigene Landessprache besitzen, wenn nicht
sogar mehrere Sprachen in den locker zusammenhängenden Bundes-
staaten anzunehmen sind. Merkwürdig ist es jedenfalls, dass eine
kleine malaiisch-atjehische Wörtersammlung 10) zwei Reihen atjehi-
scher Wörter giebt , welche vielfach sehr von einander abweichen.
Im Grossen und Ganzen ist ersichtlich, dass die Sprache dem Malaii-
schen jedenfalls näher steht als z. B. dem Battakischen.
Ueber die Sprache der Insel Enden, sonst Flores und Man-
garai genannt, finden sich recht interessante Mittheilungen in einem
Aufsatz von Hoos11). Der Verfasser, der längere Zeit auf der
Insel zugebracht hat, giebt nicht blos ein ausführliches und reich-
haltiges Wörterverzeichniss, sondern auch eine Sprachprobe und
eine Schrifttafel. Das Alphabet ist das auch auf der Insel Bima
gebräuchliche der Mangkasaren und Bugis auf Celebes , unter-
scheidet sich aber durch etwas alterthümlichere Form der Buch-
staben, besonders durch die Beibehaltung der alten Ligaturen.
Ueber die formenreichen und in jeder Beziehung merkwürdigen
Sprachen der Minahasa (Nord- Celebes) ist leider nichts erschienen.
Nur werden in dem oben genannten Aufsatz Kerns über die Ver-
doppelung des Wortstammes im Altjavanischen die Gesetze, welche
die Verdoppelung in der Sprache der Tou'm-bulu (Bulu-Leute) be-
herrschen, mit den im Kawi geltenden verglichen. Wir heben
dies hervor, um bei dieser Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass
eine nicht umfangreiche, aber sehr gute Grammatik der Bulu-
sprache zusammengestellt wurde von Niemann in seinen Beiträgen
zur Kenntniss der Alfurschen Sprache in der Minahasa, deren
erster Theil bereits 1866 erschienen, aber nie fortgesetzt ist.
Bibliographisches über die Sprachen der Philippinen findet
man in einem Buche von Ledere 12).
Eben so wenig wie im vorigen Jahresbericht vermögen wir
mitzutheilen , wie weit das vergleichende Wörterbuch der poly-
nesischen Dialekte von Wliitmee fortgeschritten ist. Wohl aber hat
derselbe einen Aufsatz über unsere jetzige Kenntniss der Sprachen
Polynesien's13) veröffentlicht und eine zweite Ausgabe von Pratt's
10) Maleisch-Atjehsch woordenlijstje : TITLV. XXIV, p. 337 — 347.
11) S. Roos. Iets over Endeh: TITLV. XXIV, p. 530—582.
12) Ch. Ledere. Bibliotheca americana. Histoire , Geographie, Voyages,
Archeologie et Linguistique des deux Ameriques et des iles Philippines. Paris
1878. XX, 737 pp. 8. fr. 15.
13) S. J. Whitmee. Our present knowledge of the languages of Poly-
nesia: Trans. Philolog. Soc. 1877—1879, Part 2.
96 Kern, Malaiisch -polynes. u. mein w es. Sprachen v. Literaturen.
Grammatik und Wörterbuch der Samoa-Sprache 14) besorgt, Tn der
Sprache der Bewohner der Wallis-Inseln erschienen einige religiöse
Texte I5). Sehr verdienstlich ist das von Grezel veröffentlichte
Wörterbuch 16) der mit dem Dialekte von Faka-afo nahe ver-
wandten Sprache der Insel Futuna (westlich von den Samoa-Inseln).
Auch Hess derselbe eine Grammatik des Futunischen 17) erscheinen.
Unsere Kunde der Sprachen der kraushaarigen Stämme , die
bald alleinstehend, bald unter schlichthaarige Bevölkerungen ge-
mischt über das ganze Gebiet der malaiisch-polynesischen Völker
vorkommen, ist noch lückenhaft. Soviel steht aber fest, dass der
Unterschied zwischen dem melanesischen Viti (Fidji) und dem ost-
polynesischen und malaiischen unbedeutend ist im Vergleich mit
demjenigen, der zwischen dem Viti und der Mafoor'schen Sprache
Neu-Guinea's obwaltet. Es dürfte vorläufig rathsam scheinen, dass
die Sprachforscher ihren eignen Weg wandern ohne sich um die
Rassenverschiedenheit der betreffenden Stämme zu kümmern und dass
die Ethnologen ihrerseits die sprachlichen Verwandtschaften ausser
Acht lassen. Nachher, wenn die Specialuntersuchung geschlossen
ist, kann und soll man die Resultate vergleichen. Eine Vermischung
von Ethnologie und Linguistik kann die schon jetzt schwierigen
Probleme nur noch verwickelter machen. Hauptsächlich die ethno-
logische Seite der Frage über die ursprüngliche Ausdehnung der
papuanischen und Negrito-Rasse ist von Allen 18) behandelt worden.
Für das Studium der Mafoor'schen (Nufoor'schen) Sprache liefert die
Uebersetzung des Lukas - Evangeliums von dem Missionar van
Has'seltli>) einen sehr willkommenen neuen Beitrag.
Ueber die australischen Sprachen und Ueberlieferungen ist
eine Abhandlung erschienen 20), die dem Referenten aber nicht zu
Gesicht gekommen ist.
14) G. Pratt. A grammar and dictionary of the Samoan language, ed.
by S. J. WMtmee. 2<1 ed. London (Trübner) 1878. 384 pp. 8. 18s.
15) Ko te Tohi-Lotu katoliko Faka Uvea. Freiburg i B. (Herder) 1878.
XXV. 504 pp. 8. M. 2.80. [Einem Catalog von Maisonneuve in Paris entnehmen
wir die folgende Notiz: „Ce volume eontient: le calendrier, l'alphabet uveen, les
prieres eatholiques, les epitres et evangiles, le chemin de la croix, des eantiques.
les mysteres du rosaire, le grand et le petit catechisme: le tout traduit en
langue wallisienne (uveenne), par Mgr. Bataillon:-]
16) Lei'. Grezel. Dictioniiaire futunien-francais avec notes gi-ammatieales.
Paris (Maisonneuve) 1878. 303 pp. 8. fr. 10.
17) Ders. Grammaire fatunienne: Kevue de linguistiquo X, 321 — 350.
XI, 33— G9.
18) F. -I. Allen. On the original ränge of the Papuan and Negrito
races: .1 Anthrop. Inst. G. B. & I. vol. VII, August.
19) Bar bie Isreen faas kwaar ro Loekas kiamer kwaar ro woos Woranda
be woos Noefoor. Hei heilig Evangelie besebreven door Lukas vertaald uit
de Hollandscbe in de Noefoorsche taal. Utrecht (Kemink en Zoon) 1878 IV.
65 pp. 8.
20) Australian languages and traditions communicated by the Colonial
Office: .1 Antbrop [nsl <; B. & I vol. VII, No. 111.
97
China, Japan und die isolirten Völker Nord-
ostasien's.
Von
(Jeorg- von der (xabeleutz.
Die Sinologie tritt je länger je mehr in ein Stadium, wo es
dem Einzelnen, will er nicht ausschliesslich Sinolog oder aus-
schliesslich Bibliograph sein, unmöglich wird, die ganze Masse der
literarischen Leistungen mit gleich achtsamem Auge zu verfolgen.
Es kann nicht ausbleiben, dass ich meine Sonderliebhabereien —
ich meine die sachlichen — • auch an dieser Stelle merklich bevorzuge,
- ich müsste denn um der lieben Gleichheit willen mich überall
der gleichen Trockenheit und Kühle befleissigen. Insofern und in
Rücksicht mancher nicht zu vermeidender Unterlassung bin ich der
Nachsicht meiner Leser gewiss. Unheimlicher ist mir dies, dass
ich von mir selbst mehr reden muss, als mir lieb ist. Zudem
sind die mir zunächst zugänglichen Bibliotheken mit ostasiatischen
gelehrten Zeitschriften nur- mangelhaft versehen, und so wird das
ärgerliche relata refero auch diesmal wieder öfter gelten, als meinen
Lesern und mir selbst lieb sein kann*).
Seit dem 1. April 1878 hat die Königlich Sächsische Regierung
einen Lehrstuhl für die ostasiatischen Sprachen an der Landes-
universität zu Leipzig gegründet und mir übertragen. Es ist dies
der zweite seiner Art, der an deutschen Hochschulen besteht, und
man darf hoffen , dass mit der Zeit auch anderwärts in unserem
Vaterlande Sprache und Literatur des Mittelreiches gleiche An-
*) [Um den einheitlichen Charakter des vorliegenden Berichts nicht zu schädigen,
haben wir von Einschaltungen in denselben gänzlich abgesehen. Wir verweisen
zur Vervollständigung des hier gebotenen bibliographischen Materials namentlich
auf The China Review: or, Notes and CJueries on the Far East. Published every two
Months. Hongkong (China Mail Office). Vol. VI, 4 — VII, 3. January — December
1878; ferner auf Friederici's Bibl. orient. 1878, p. 15 — 26. 1879, No. 109.
112. 136. 138. 147. 148. 158. 171. 173. 177. —Ausserdem sind von cCHervey
de Saint-Denys' Uebersetzuug des Matuanlin (s. JB. 1877, I, p. 51) während
des Berichtjahrs , soviel wir wissen , einige weitere Bogen erschienen. Anm.
d. Red]
Jahresbericht 187«. J
98 '""" d*'r Gabel&ntz, China, Japan
erkennung finden. Li dieser Hinsicht sind uns selbst Holland
und Italien noch voraus, — von England und Frankreich zu
geschweigen.
Der internationale Congress der Orientalisten , welcher im
September zu Florenz tagte, führte auch eine Anzahl namhafter
Sinologen zusammen. In unsrer Section sprach der Präsident, der
allverehrte Professor Legge aus Oxford, über den Stand unserer
Wissenschaft und über Probleme der chinesischen Schriftkunde,
Leon de Rosny über ethnographische Fragen aus dem indo-
chinesischen und malaiischen Gebiete, Herr Alex. Wylie aus
Shanghai über die Eroberung Corea's durch die Chinesen, unser
Schriftführer, Herr Henri Cordier, dessen epochemachendes biblio-
graphisches Werk1) in der jüngst erschienenen ersten Lieferung
auslag, über die Arbeiten der asiatischen Gesellschaft von Shanghai,
der zweite Vicepräsident, Advocat Alfonso Andreozzi aus Florenz,
ein eminent kenntnissreicher Liebhaber, über naturhistorische Syno-
nymik , ich , durch das Wohlwollen der Versammlung zum ersten
Vicepräsidenten ernannt, über die Nachweisbarkeit einer leiblichen
Verwandtschaft zwischen den indochinesischen Sprachen. Professor
Ant. Seoerini war leider durch Krankheit am Erscheinen verhindert,
aber gut vertreten durch zwei vorzügliche Schüler, die Herren
Giov. Hoffmp/nn und Lud. Nocentini, deren Letzterer u. A. den
Anfang seiner inzwischen (1880) erschienenen Uebersetzung des
s. g. heiligen Ediktes vorlegte und eine interessante Mittheilung
über den ersten Sinologen, den P. Matteo Ricci, machte.
Noch manch anderes schätzbares Novum lag auf unserem Tische.
Eines derselben will ich hier erwähnen, weil es der chinesischen
Sprachkunde angehört : John Chalmers' verkürzte Bearbeitung des
bekannten Khang-hi'schen Wörterbuchs2). Das Buch wirkte auf
die, welche es noch nicht kannten, sichtlich überraschend, und ich
glaube, ich habe vor demselben einige Köpfe schütteln und einige
Achseln zucken sehen. Von den sonstigen Verdiensten des Ver-
fassers, seinen Kenntnissen, seinem Fleisse wussten wohl Alle : aber
was wollte er mit dieser Arbeit? Wer den „grossen Khang-hi*
kennt, weiss von seiner Reichhaltigkeit, aber auch von vielen recht
bedenklichen Mängeln des Werkes zu erzählen. Der Kaiser, dessen
Namen das Buch trägt, einer der bedeutendsten und besten, die
das Mittelreich gehabt, schein! die Redaktion etwas übereilt zu
haben; die ljearbeitung ist nicht gleichmässig , der Phrasenschatz
von Vollständigkeit weit entfernt. Auf diesen aber pflegt man
i i Henri Cordier. Bibliotheca sinica. Dietionnuiro bibliograi>hiqiui des
ouvxages relatifs a l'empire chinois. I, l fasc. Paris (Leroux) 1878. XIX, 223 pp.
8 Preis <l<-s ganzen Werks fr. 50 — Vgl. Ath. 1879, I, 757. TB. XII, 5.
ü» ./. Chalmers. A concise Khang-hsi Chinese dictäonary. Canton. :>
ll.it.- MI. XVI, 5(iii IM. •} chines. Holzdruck. (Chines. Titel: Khang-hi fcsi-
tion tsui-yao). [London, Trübner: 21s.] — Vgl. Ac. XIV. 455, ChR. IV,
307—311. VI, 72 sc! VI, 38G sq. ROA. III, 9, 83 sq.
und die isolirten I "olker Nordostasien'' s. 99
vor Allem zu sehen. Etwa drei Viertkeile von den Schriftzeichen,
welche es erklärt, kommen in der Praxis kaum je vor. Und nun
erscheint ein Buch, eingestandenermaassen eine Abkürzung des
vorigen, fast genau so reich an Schriftzeichen, und der Phraseologie
tasl ganz entbehrend, dabei nach einer ganz neuen Anordnung ein-
gerichtet. Es war interessant zu beobachten, wie sich die Kritik
zu dem merkwürdigen Unternehmen stellte. Die Einen verurth eilten
es ziemlieh unverhohlen: das Neue ist nicht gut, und das Gute
ist nicht neu, — das war so etwa das Ergebniss. Von anderer
Seite begeisterte Vertheidigung : eine grosse wissenschaftliche
Leistung, nur zu hoch für Euch und Euresgleichen; in fünfzig
Jahren wird die Welt wissen, was sie an dem Buche hat! Ich
meinestheils freue mich, die Anschaffung desselben nicht bis zum
Jahre 1928 hinausgeschoben zu haben. Ich besitze es freilich erst
seit Kurzem, aber seitdem ist es mein steter Begleiter und mir
in seiner Weise unersetzlich. Ich halte es für eine sehr bedeutende
Leistung, und darum sei es mir gestattet, der Sache noch etwas
näher zu treten.
Die Chinesen haben drei Arten, die Wörter in ihren Wörter-
büchern zu ordnen: nach der Bedeutung, nach den Lauten, und
nach der graphischen Beschaffenheit des Zeichens. Nur die letzt-
gedachte ist für uns Leser chinesischer Bücher unter allen Um-
ständen geeignet: wir sehen ein unbekanntes Schriftzeichen und
wollen wissen, wie es laute und was es bedeute. Da muss uns
also die Gestalt des Zeichens selbst den Weg ins Wörterbuch
weisen. Von den chinesischen Charakteren sind nun nicht viel
mehr als zweihundert einfache Bilder oder Symbole, alle Uebrigen
sind aus und mit diesen zusammengesetzt. Und hiervon wieder
bestellt die überwiegende Mehrzahl aus zwei Theilen, deren einer
den Sinn, deren anderer mehr oder minder genau den Laut andeutet.
Die bekannten 214 „Schlüssel", Badicale oder Classenhäupter sind
in der Regel ideographische Elemente; die phonetischen Schrift -
bestandtheile, deren man je nach der Zählmethode etwa 800 — 1500
annimmt, sind ihrerseits der grossen Mehrzahl nach zusammen-
gesetzte Zeichen, also entweder selbst Badicale oder einem Badicale
zugehörig. Ihre Bedeutung leuchtet ein: sie gehören zu den
ältesten und unverdächtigsten Zeugen über den ehemaligen Laut-
befund des Chinesischen. Der gelehrte Priester J. M. Callery hat
in seinem berühmten Systema phoneticum scripturae shücae (Macao
1841, 2 voll. 8.) ein kurzes, nach den phonetischen Elementen
geordnetes Wörterbuch gegeben; jene Elemente aber hat er ein-
fach nach der Zahl der Striche geordnet, aus welchen sie bestehen.
Dies erschwerte die Benutzung des Buches, welches übrigens bis-
her innerhalb seines Bestimmungskreises unentbehrlich war. Auch
Chalmers legt die laut angebenden Schriftbestandtheile zu Grande,
allein er ordnet sie wiederum nach den 214 Kadicalen. Manches
hätte vielleicht im Einzelnen noch besser gemacht werden können ;
7*
100 von der Gabelentz, China, Japan
aber auch so schon ist das Aufsuchen der Zeichen in seinem
Buche bequemer als in irgend einem andern. Mittels eines ver-
hältnissmässig einfachen, jedenfalls sinnreichen Apparates theilt er
bei jedem Zeichen mit einem Male seine Aussprache nach den
alten Wörterbüchern (2. — 6. Jahrh. u. Z.), die des reinen Mandarinen-
dialektes, die der Pekinger Mundart und die des Canton-Dialektes
mit. Die Sinnerklärungen sind chinesisch. Allein der Verfasser
dürfte Recht haben, wenn er den Lernenden empfiehlt, so bald und
so oft wie möglich den europäischen Worterklärungen den Rücken
zu kehren. Sein Buch, so handlich es ist, will eben nichts weniger
als eine Eselsbrücke sein ; es will belehrend, weiterbildend, anregend
wirken , und das , meine ich, thut es im vollsten Maasse. Darum
sollte man ihm auch wegen seiner Dürftigkeit in phraseologischer
Hinsicht keine zu starken Vorwürfe machen. Wer mit gutem
logischen Verstände die chinesische Grammatik gründlich getrieben
hat, der findet sich in den meisten chinesischen Wortverbindungen,
wenn er die Elemente kennt, ebenso leicht, wo nicht leichter, zurecht,
wie etwa, in den Compositis der Sanskritsprache. Wo freilich die
Regeln der Grammatik nicht ausreichen, da wird man sich nach
anderen Hülfsmitteln umsehen müssen.
Auch nach dieser Richtung hin ist Manches und doch noch
immer nicht genug geschehen. Der leider zu früh verstorbene,
treffliche William Frederik Mayers, dessen Chinese reader's manual
ein allbeliebtes Hülfsbuch geworden ist, hat ein vorzügliches Hand-
buch des chinesischen Verwaltungswesens herausgegeben, ein ge-
drängtes, doch reichhaltiges Verzeichniss der Aemter und Titel,
das eine willkommene Ergänzung zu den Wörterbüchern bildet3).
Einen hierher gehörigen Beitrag verdanken wir auch dem Fleisse
des Herrn Play fair*), einen anderen einem Herrn Bourneh). Ein
kürzeres Nachschlagebuch von Herrn H. A. Giles0) ist mir leider
nicht zu Händen gekommen; es wird gut empfohlen, soll aber
vorzugsweise Pitchin English enthalten und mehr für Reisende und
Geschäftsleute als für eigentliche Sinologen bestimmt zu sein. -
/Stents handliches Wörterbuch der Pekinger Mundart hat eine
zweite Auflage erlebt7), und wieder sind zwei Bücher zum prak-
.ii Will. Fred, Mayers. The Chinese government. A manual of Chinese
titlos, categorically arranged and oxplained, with au appondix. Shanghai and
London (Trübner) 1878. VI, 15!) pp. 8.
4) G. M. II. Playfair. Chinese official titlos: ChR. VI, 242—25:5.
5) Fred. S. A. Bemme. Tabular view of tho officials composing the
Chinese provincial governments: ChR. VI, 351 — 362.
i',) Herbert A. Chiles. A glossary of roference on subjects connected with
the Par Käst. London (Trübner) 1878. VI, 182 pp. 8. 7 s. 6 d. — Vgl.
ChR. VI, 332. Ac. XIV, 357.
1) G. C. Stent. A chinose aml english dictionary in Pokinese dialect.
2d ed. Shanghai (Am. Presb. Miss. Press) 1877. 710 pp. 8. doli. G.
und die isolirten Völker Nordostasieii's. 101
tischen Unterrichte im s. g. Mandarinendialekte erschienen8"9).
Hirih hat seine anonym begonnenen, zum Theil recht schätzbaren
Bemerkungen zur chinesischen Grammatik10) fortgesetzt. Es sind
dies Beobachtungen über die heutige amtliche Geschäftssprache,
welche ihrerseits eine dem Zeitbedürfnisse angepasste Umbildung
des classischen Stiles ist.
Wir besitzen nun ungefähr zwanzig chinesische Grammatiken,
welche nach Umfang und Anlage unglaublich verschieden und doch
zum grossen Theile von unbestreitbarem Verdienste sind. Es ist
ja natürlich, eine uns so gänzlich fremdgeartete, dabei so reiche,
so vielseitig und fein durchgebildete Sprache musste lange Zeit
hindurch die Forscher verdutzen. Man ist hin- und hergetappt.
hat es bald auf diesem, bald auf jenem Wege versucht, und noch
heute fehlt es nicht an Solchen, welche behaupten, das Chinesische
habe überhaupt keine Grammatik. In ihrer Weise mögen sie recht
haben. Sind die unregelmässigen Verba oder etwa die Taddhita-
Suffixa das Aeusserste, was eine rechtschaffene Grammatik in ihr
Bereich ziehen darf: so muss man für die systematische Lehre von
dem Baue einer isolirenden Sprache einen anderen Namen suchen.
Dass nun aber auch eine solche ihr System, ihre Gesetze haben
müsse, werden auch Jene nicht in Abrede stellen, und so läuft am
Ende das Ganze auf einen Wortstreit hinaus. Eine andere Frage
ist die, wie eine solche Sprache organisch aufzufassen, wie sie ihrem
eigenen Systeme gemäss darzustellen sei. Einen Versuch zur Lösung
dieser Frage habe ich in unsrer Zeitschrift veröffentlicht11), und
an einer anderen Stelle habe ich an einem Beispiele die Tragweite
eines einzelnen syntaktisch-stilistischen Grundsatzes erläutert12).
Es wird noch geraumer Zeit bedürfen, ehe die chinesische
Grammatik auch nur annähernd so gründlich durchforscht ist, wie
die so vieler minder bedeutender Literatursprachen. Der Stoff ist
zu gewaltig, und man kann es Keinem verübeln, wenn er, einmal
fähig sich die Schätze einer wunderbaren Literatur nach Gefallen
anzueignen, lieber immer weiter liest und allenfalls übersetzt, als
trockene Collectaneen zu einer trockenen Monographie sammelt.
Vor Allem muss endlich nach Möglichkeit mit den Synonymen
aufgeräumt werden, mit den lexikalischen, wie mit den syntaktischen.
8) Goncalvez. Dialogues francais - chinois. trad. du Portugals par A. M.
Hamelin. Rennes et Paris (Leroux,l 1878. 8. autogr. fr. 6.
9) John Ross. Mandarin primer, being easy lessons for beginners. Trans-
literated according to the european mode of using roman letters. Shanghai 1877.
VIII, 212 pp. 8. [London, Trübner: 6 s.]
10) Notes ou Chinese grammar. With special reference to the doeumontary
style: ChR. VI, 107— 114. VII, 120—124.
I I ) Georg von der Gabelentz. Beitrag zur Geschichte der chinesischen
Grammatiken und zur Lehre von der grammatischen Behandlung der chines.
Sprache: ZDMG. XXXII, 601—664. — Vgl. ChR. VII. 199.
12) Georg von der Gabelentz. Ein Probestück von chinesischem Paralle-
lismus: ZVöS. X, 230—234.
]02 '""" dw Gabeleidz, China, Japan
Synonymen sind ein Luxusartikel , und die Sprache iässt sich auf
die Dauer keinen Luxus gefallen: entweder räumt sie ihn hinweg
oder sie macht ihn nutzbar, d. h. in unserem Falle, sie dissimilirt
die Bedeutungen. Noch immer wimmelt die chinesische Philologie
von Fällen, wo es heisst: statt a könnte auch b stehen, dieses
Hülfswort ist inhaltlos , ist nur zum Ausfüllen da u. s. w. Das
mag hingehen, solange es der Eigenart eines einzelnen Schriftstellers
gilt: wo es aber der Sprache als solcher zur Last gelegt wird,
da heisst es den Thatbestand verdrehen, da heisst es, jene eines
Ueberfiusses beschuldigen statt eine Lücke des eigenen Wissens
einzugestehen. Sollen unsere Jahresberichte vom Stande der Wissen-
schaft Zeugniss ablegen, so müssen sie auch ein Soll-Conto ent-
halten. — und dies ist einer der stärksten Posten, welchen ich
hier einzutragen finde.
Tiefer und doch anscheinend den Zeitgenossen näher liegt
eine zweite Aufgabe der chinesischen Sprachforschung, die laut-
geschichtliche. Auf die Verdienste des Chcdmers' sehen Wörter-
buches in dieser Hinsicht wurde bereits hingedeutet. Der gelehrte
Verfasser hat nun über die Keime des alten Liederbuches Schi-
king Untersuchungen angestellt, welche ihrer Natur nach freilich
fast nur zu relativen Ergebnissen führen konnten 13). Die Aufgabe
ist eben eine ungemein verwickelte . und Reime können für sich
allein nur etwa so viel ergeben, dass x = y = z , dass diese un-
bekannte Grösse gleich jener anderen sei. Schon auf dem Londoner
Congress wurde die lautgeschichtliche Frage von Edlcins und
de Rosny in fördernder Weise besprochen14 15), während eine
einschlägige Notiz von Kingsmill16) höchstens als Curiosum Er-
wähnung verdient. Für die Dialektenkunde, welche auch in dieser
Hinsicht so wichtig ist , scheint wenig Neues geschehen zu sein :
ich finde nur eine einschlägige Arbeit17).
Der Biblioteca Vittorio Emanuele zu Rom ist eine werthvolle
Sammlung chinesischer und japanischer Werke zugegangen, von
welcher Prof. Valenziani ein Verzeichniss veröffentlicht hat18).
Prof. Douglas in London macht uns mit einer chinesischen Ency-
L3) •/. Chabners. The rhymes of theShi-king: ChR, VI. 75 sq. 166 sq.
— Vgl. JB. 1877, I. p. 47, No. 13.
I 1 1 ./. Edkins. The state of the Chinese language at the time of the
invention of writing: Transact. Congr. < >r London 1874, 98 — 119.
I .'i i Leon de Rosny. Kur La reconstitution de La langue chinoise archa'ique:
Transact. Congr Or. London L874, L20— 131.
16) /. lt. Kingsmill. Comparison <>{ the ancient and modern sounds in
Chincsi : .1 RAS N S X. 301 - 30 I.
17 1 Tonic and vocal modification in thu Foochow dialect: ChR. VII,
L82 IST.
iSi (arlii Valenziani. Catalogo 'li Libri giapponesi o cinesi [acquistati ili
recente dalla biblioteca Vittorio Emanuele di Roma. Parte seconda - Libri
cinesij : BISO. I. 459 460, N S 59 60 99—100. 119—120. 139—140.
und die isolirten Völker Nordostasieu's. 103
clopädie bekannt ' 9) , und von Mayers erschien ein schätzbarer
Beitrag zur Bibliographie 2").
Ein neues Buch über die Geschichte des Confucius 21) ist
mir nur dem Titel nach bekannt geworden. Das Tschung-yung
hat eine sehr gewaltsame und phantastische Bearbeitung glücklich
überstanden22). Von einem Ungenannten wurde ein Theil der
Schi-king-Lieder zum Theil recht hübsch ins Englische übersetzt23);
Victor von Strauss' classische Uebersetzung des ganzen Werkes
musste aber noch immer der Veröffentlichung harren. Die davon
publicirten Proben (vergl. vorigen Bericht) gaben mir indessen zu
einer kleinen philologischen Arbeit Anlass 24). Herr Mac Intyrc
hat das Li-ki zum Gegenstande einer Reihe lesenswerther Studien
gemacht25). Die philosophisch - kritischen Erörterungen Wang-
Tschung's , welche uns Herr Hutchinson mittheilt 26) , liefern eine
Probe von einem Kampfe der Geister, wie ihn die landläufige
Meinung schwerlich im Mittelreiche suchen dürfte.
Ein unermessliches Arbeitsfeld bietet die chinesische Geschichts-
schreibung , vielleicht die ausführlichste und zuverlässigste , deren
sich ein Volk rühmen kann. Die Reichsannalen allein umfassen
gegen achthundert Bände , eine Geschichte und Beschreibung der
Provinz Kuang-tung deren 160, das grosse historisch-topographische
Werk der jetzigen Dynastie vierhundert, — ■ und so könnte ich
noch eine Weile nach Buddhistenweise mit fabelhaft klingenden
Zahlen fortfahren. Ueber den Stand dieser Geschichtsschreibung
in einem literarisch bedeutenden Zeitalter, 10. bis 13. Jahrh., giebt
eine Arbeit Pfizmaier s21) Auskunft, dem wir auch zwei neue
Arbeiten über Episoden aus der Geschichte selbst verdanken28-29).
19) Robert K. Douglas. A Chinese encyclopaedia: Ac. Febr. 9, 1878.
20) Will. Fred. Mayers. Bibliography of the Chinese imperial collections
of literature: ChR. VI, 213—223. 285—299.
21) Jean Senamaud. Histoire de Confucius. Bordeaux (Feret et fils)
1878. 212 pp. 8. fr. 5.
22) R. v. Plänclcner. Confucius, Tchöng-yong, der unwandelbare Seelen-
grund. Aus dem Chinesischen übersetzt und erklärt. Leipzig (Brockhaus).
IX, 255 pp. 8. M. 6. — Vgl. LC. 1878, 1605.
23) V. W. X. The ballads of the Shi-king: ChR. VII, 51—52. 115—117.
176—177.
24) Georg von der Gahelentz. Proben aus Victor von Strauss' Schi-
king-Uebersetzung mit Text und Analyse: ZDMG. XXXII, 153—166. Mit
1 Tafel.
25) J. Maclntyre. Jottings from the Book of Rites: ChR. VII, 11— 24.
125—128. 143— MI».
26) A. B. Hutchinson. The critical disquisitions of Wang Ch'ung: ChR.
VII, 39—46. 85—91. 167—175.
27) Aug Pfizmaier. Der Stand der chinesischen Geschichtsschreibung
in dem Zeitalter der Sung. Wien (Gerold) 1878. 98 pp. 4. M. 4.80. (Aus
Denkschr. d. A. d. W.)
28) Aug. Pfizmaier. Zur Geschichte der Gründung des I Luises Thang.
Wien (Gerold) 1878. 82 pp. 8. M. 1.40. (Aus Sitzungsber. d. A. d. W.)
29) Aug. Pfizmaier. Zur Geschichte der Aufstände gegen das Haus Sui.
Wien (Gerold) 1878. 80 pp. 8. M. 1.20. (Desgl.)
J04 von der Gabelentz, China, Japan
Die Herren Kmgs7nillS()) und Imbault Huart31~32) haben chinesische
Quellen zu Forschungen über einzelne Partien der asiatischen Ge-
schichte verwerthet. Eine Geschichtsschreibung in unserm modernen
Sinne muss man freilich im Mittelreiche nicht suchen, wenigstens
keine, welche dort als solche anerkannt würde. Historisch-politische
Weisheit enthalten wohl manche der eingestreuten amtlichen Schriften,
— Lehren, die aus der Erfahrung vergangener Geschlechter geschöpft
sind; aber von dem Historiker erwartet der Chinese nur That-
sachen, — was darüber hinausgeht, überlässt er dem historischen
Romane . welchen er der niederen Literatur zuzählt. In dieses
Gebiet gehört die romantische Lebensgeschichte K'ung-ming's, deren
Uebersetzung Herr Stent33) fortgesetzt hat.
Viel ist auch diesmal wieder zur Kunde des Volkes , seiner
Sitten, seiner Rechts- und Staats einrichtungen, seiner Gewerbe und
Künste geschrieben worden. Ich begnüge mich, Einiges hiervon
in der Anmerkung aufzuzählen34-43), will aber nicht für die
Richtigkeit meiner Auswahl einstehen; wo des Guten soviel ist,
hält es schwer, zu entscheiden, was das Beste sei.
Herrn JBeal's neuer Verdienste um die Kenntniss der chinesischen
30) 1. W. Kingsmill. Short notes on the identification of the Yue-t1
and Kiang tribes of ancient Chinese history : JNChBRAS. N. S. X, 71 — 73.
31) C. Imbault-Huart. Histoire de la conquete de la Birmanie par les
Chinois, sous le r*egne de Tc'ienn Long (Khien-long), trad. du Chinois : JA. VII,
XI, 135—178.
32) C. Imbault-Huart. Histoire de la conquete de Nepal par les Chinois,
sous le regne de Tc'ienn Long (1792), trad. du Chinois : JA. VII, XII, 348— 377.
33) G. C. Stent. Brief sketches from the life of K'ung-ming: ChR. VII,
33—38. 79—84.
34) Ch. H. Eden. China, historical and descriptive. With an appendix
on Corea . . . illustrations and maps. London (Ward) 1877. 330 pp. 8. 5 s.
35) Herbert A. Giles. Chinesische Skizzen. Ins Deutsche übertr. von
W. Schlösser. Berlin < Wohlgemuth) 1878. VI, 266 pp. 8. M. 4.
36) Ernst Faber. Bilder aus China. I. II. Barmen (Missionsh.) 1877.
48 u. 48 pp. 8. M. 0.60.
37) John Henry Gray. China: a history of the laws, manners, andcustoms
of the people. Edited by William, Gow Gregor. With 140 illustrations.
2 Vols. London (Macmillan) 1878. 772 pp. 8. 32s. — Vgl. Ac. XIII, 453.
Ath. 1878, I, 373.
38) Jos. Edhins. Religion in China . containing a brief account of the
three religions of the. Chinese, with observations on the prospects of Christian
conversion amongst that people. 2'1 ed. London (Trübner) 1878. 276 pp. 8.
7s. 6 d. — Vgl. ChR. VI. 337.
39) P. Dahry de Thiersant Le Mahometisme en Chine et dans lc Tur-
kestan oriental. Ouvrage orne de dessins orig. par Regamey, et dune carte du
Turkestan oriental. 2 voll. Paris (Loroux) 1878. VIII, 335. 514 pp. 8. fr. 15.
10) C. Lamarre et F. de Fontpertuis. La Chine et le Japon et l'ex-
position de 1878. Paris i Delagrave) 1878. VIII, 312 pp. 8. avec carte et plan. fr. 2.
41 1 Report on the system of public Instruction in China. Circular of
Information of the Bureau of Education. Washington 1 S7 7
42; ('. Daumas. Notice sur la medecine et les medecins en Chine. 2e ed.
Vichy (Bougarel) 1877. 53 pp. 8.
43) F. Scherzer. La puissance patornolle en Chine (23° de la Bihlioth.
Orient, elzev.). Paris (Loroux) 1878. VII, 80 pp. 8. fr. 2.50.
und die isolirten Völker Nordostasien's. 105
Buddhistenliteratur44- 45) gedenke ich nur deshalb an letzter Stelle,
weil sie vom Indianisten besser gewürdigt werden dürften, als vom
Sinologen.
In Japan spielt sich jetzt eben ein wissenschaftlicher Streit
ab. welcher die Aufmerksamkeit auch unsrer gelehrten Welt in
hohem Grade verdienen möchte. Das merkwürdige Inselvolk gehört
zu den wenigen, welche — zunächst vielleicht auf indische An-
regung hin , jedenfalls aber in ganz eigenthümlicher Weise eine
grammatische Wissenschaft ausgebildet haben. An seltsamen Aus-
wüchsen hat es nicht gefehlt; die lautarme, rasch verwitternde
Sprache selbst lädt den Kühnen zu allerhand etymologischen
Spielereien ein. Allein in den wichtigsten Punkten, in der Con-
jugations- und Partikellehre und in der Syntax ist doch, wie heute
schon erkennbar, sehr Tüchtiges geleistet worden. Eine Sammlung
einschlägiger Werke, welche ich zum grössten Theile der Güte
meines Freundes, des Herrn Professor 0. Korscheit m Tokio ver-
danke, umfasst bereits gegen fünfzig (japanische) Bände, und ich
weiss , dass sie noch lange nicht vollständig ist. Neuerdings nun
hat sich der europäische Einfluss auch auf diesem Gebiete Geltung
zu verschaffen gesucht: zwei einheimische Gelehrte haben Gram-
matiken nach europäischem Zuschnitte angefertigt, ein dritter, der
berühmte Hori , und vermuthlich noch so mancher Andere treten
dieser Neuerung entgegen. Die Regierung scheint auf Seiten der
Neuerer zu stehen ; dafür spricht ein kleines auf ihre Veranlassung
gedrucktes Lehrbuch. Die Gegner aber sind nicht gewillt, ihre.
Sache aufzugeben ; der Streit geht vor sich , suaviter in modo,
soviel ich sehe, aber fortiter in re. Die Wissenschaft kann dabei
nur gewinnen . und man möchte einen Kielhorn als Zeugen des
Kampfes hinzuwünschen.
Von europäischen Arbeiten zur Kunde der japanischen Sprache
ist diesmal wenig zu berichten. Der Druck des gewaltigen JJoJf-
mann'schen Wörterbuches schreitet sehr langsam vorwärts. Der
immer thätige Pfizmaier hat seine Dialektforschungen fortgesetzt46),
und dies kann ihm nicht genug gedankt werden. Ich weiss, welche
Schwierigkeiten es meinem freundlichen Agenten gemacht hat, mir
auch nur einige Hefte dialektischer Wörter- und Textsammlungen
zu verschaffen : die Japaner scheinen diesen Zweig der Sprach-
forschung noch am wenigsten zu würdigen und zu pflegen.
Die japanische Poesie im engeren Sinne besteht aus Liedern.
44) Sa/m. Beul. Texts from the buddhist canon, commonly known as
Dhammapada. witb accompanying narratives. Transl. from the Chinese. London
(Trübner) 1878. VIII, 176 pp. 8. 7 s. 6 d. — Vgl. ChE. VII, 68.
45) S. Bcal. On a Chinese version of the Si'mkhva Kärikä, etc., found
among the buddhist books eomprising the Tripitaka, and two other works: JRAS.
N. S. X, 355—360.
46) Auf). Pfizmaier. Nachträge zu japanischer Dialektforschung. Wien
1878. 82 pp. 8. M. 1.20. fSitzgsber. Akad. Wiss.)
106 von der Gabelentz, China, Japan
uta, fast immer lyrischen Inhaltes. Ihre Formen sind scharf
bestimmt: reimlose Zeilen von fünf und sieben Sylben in fest-
stehender Reihenfolge und Zahl. Das Wortspiel, bei uns eine der
untergeordnetsten Arten des Witzes , gilt dort für eine ernstliche
Schönheit; die Sprache bietet sich ihm von selbst dar: ich weiss
nicht wieviele Procente ihres Wortschatzes lautliche Doubletten
— Homophone — ■ sind , — aber ich begreife , dass , Dank ihnen,
der Doppelsinn das ästhetische Gefühl nicht mehr so schelmisch
neckt. Eine Besonderheit der japanischen Dichtkunst beruht
wesentlich auf ihm, ich meine die so genannten Polsterwörter,
makura kotoba, über deren Gebrauch Chamberlain geschrieben
hat47). Professor de Rosny hat eine Uebersetzung aus einer
beliebten Gedichtsammlung geliefert48).
Eine zusammenfassende aber, soweit ich es beurtheilen kann,
nicht in allen Punkten gerechte Schilderung der japanischen Literatur
erschien in der Revue des deux mondes49). Die Schwierigkeiten
einer solchen Arbeit liegen auf der Hand. Der Bücherschatz der
Japaner ist zu gross und uns noch zu wenig bekannt , und eine
einheimische Literaturgeschichte , wie sie die Chinesen in kaum
erreichbarer Vollkommenheit entwickelt haben , scheint in dem
Reiche des Sonnenaufganges noch zu fehlen. Einen einzelnen, leicht
übersehbaren Zweig der Literatur hat Herr Chamberlain behandelt50).
Eine Uebersicht des japanischen Strafrechtes giebt Herr Loncj-
ford61), Nachrichten über ihre Wappenkunde Herr M'Clatchie52). Es
betrifft dies einen der vielen Punkte, in welchen das japanische Mittel-
alter so merkwürdig bis ins Einzelne mit dem unsrigen übereinstimmt.
In jenes Mittelalter führt uns nun auch eine neue Ueber-
setzungsarbeit Pf'izmaier's 53). Von den neueren Büchern zur
Landes- und Volkskunde Japans, deren Titel mir bekannt geworden,
führe ich einige in der Anmerkung auf54"56).
47) B. H. Chamberlain. On the use of pillow words and plays upon
words in Japanese poetry: Transact. As. Soc. Jap. V, I.
48) Leon de Rosny. Les distiques populaires de Nippon. Extrait du
Gü-retu Hiyaku-nin is-syu , trad. pour la premiere fois du japonais. (Mem. Soc.
et. jap. I, I.) Paris (Maisonneuve) 1878. 16 pp. 8.
49) George Bousquet. Le Japon litterairo : Rev. d. d. m. 15. Oct. 1878,
747—780.
50) B. II. Chamberlain. Edueational literature for Japanese women :
JRAS. N. S. X, 325—343.
51) J. II. Long for d. A summary of tho japaneso pönal codus : Transact.
As. Soc. Jap. V, II.
52) T. />'. MacClatchie. Japanoso hcraldry: Transact. As. Soc. Jap. V, I.
53) Aug. Pfizmaier. Dor Palast Josi-teru's. Wien 1878. 82 pp 8.
M. 1.20. (Sitztfsbor. Akad. Wiss.)
54) K. W. Clark. Life and adventuro in Japan. Illustratöfl from original
photographs. New York i Am. TractSöc.) 1878. 250 pp. 8. [London, Nisbet: 5 s.]
55) Rutherford Alcoch. Art and art industries in Japan. With aumerous
illustrations. London (Virtue) 1878. 210 pp. 8. lös.
56) M. Dubard. Le Japon pittoresquo. Avec grav. Paris (Plön) 1878.
III, 388 pp. 8. fr. 4.
und die isolirten Völker Nordostasien's. 107
Ueber die sprachlich und anthropologisch so interessanten
Ainos besitzen wir zwei neue Aufsätze von de Rosny und
Maget 57"58).
Eine sehr willkommene Gabe ist ein kleines Lehrbuch des
Koreanischen von Boss59), meines Wissens das erste, welches einen
nennenswerthen Vorrath von Proben der lebendigen Sprache enthält.
57) Leon de Rosny. Sur le.s Arno. (Comptes rendus congr. intern, geogr.)
Paris (Martinet) 1878. 7 pp. 8.
58) G. Maget. Los Ainos ou Yebis du Japon: La Nature, Aout 10,
1878.
59) Jöhn ftoss. A Corean primer, boing iessons in Corean on all ordinary
subjects, transliterated on the prineiples of the Mandarin primer by the same
autbor. Shanghai (Am. Presb. Miss. Press) 1877. 89 pp. 8. [London,
Trübner: 10 s.]
108
Tibet und Hinterindien.
Von
E. Kuhn.
Die Erforschung der in der Ueberschrift genannten Gebiete
hat während des Berichtjahres einen sehr erfreulichen Aufschwung
genommen. Eine neu begründete französische Zeitschrift ') widmet
unbeschadet ihres umfassenderen Programms namentlich der hinter-
indischen Halbinsel ihre besondere Aufmerksamkeit. Ueber die
Sprachen des Gesammtgebietes hat Oust sowohl in einem kürzeren
Aufsatze 2) als in den bei Vorderindien des näheren zu besprechen-
den „Modern Languages of the East Indies" dankenswerthes Material
gesammelt und in zwei mit Brandreth gemeinsam bearbeiteten Karten
zur Darstellung gebracht. In des letzteren 3) Abhandlung über die
nicht - arischen Sprachen haben die Himälaya - Dialekte besondere
Berücksichtigung gefunden, deren Verwandtschaftverhältnisse zu den
nächststehenden hinterindischen Idiomen Forbes*) speci eller zu be-
stimmen sucht; die nüchterne Besonnenheit, welche diese Arbeit
auszeichnet, vermissen wir gar sehr in einem Aufsatz Hyde Clarke's 5)
aus dem Jahre 1877, der mit seinen überraschenden, zum Theil
selbst dem Akkadischen sowie afrikanischen Sprachen entnommenen
Aufschlüssen wohl nur wenige überzeugen wird.
1) Annales de l'Extreme Orient. Kevuo illustree asiatiqne et oecanieiine
mensuelle, sous ladirection de M. In comte Meyners dEstrey. Paris. 1"' Aimöe. —
1878. No. L— 6. pp. 1—200. 8. Prix <iu numero en France fr. 1.50. Mit
Illustrationen und Karten.
2) Roh. Oust. Language-Maps of the Käst Indies. 1 British India and
its Border States. II. Purther [ndia, and the Lndian Archipelago: Geogr. Mag.
V, 1—4. 25 — 28. Mit zwei Karten. — Vgl. schon Jahresbericht 1877, 1. 67, No.51.
3) E, L. Brandreth. On the Non-Aryan Languages of [ndia: .IK'AS.
\ S x . 1 32 Mit einer Kart,
4) C. ./. /•'. S. Farbe*. On Tibeto-Burman Languages: .1KAS. N. S.
X , 210 227.
5) Hyde ClarJce. Himalayan Origin and Connection of the Magyar and
Ugrian: JAI. VII, 44—65.
Kuhn, Tibet und Hinterindien. 109
Auf dem Gebiete des Tibetischen giebt Schiefner G) die Fort-
setzung seiner indischen Erzählungen aus dem Kanjur und Beer1)
eine Uebersetzung des Sütra der zweiundvierzig Sätze, von Schlag-
intweit- SaJcünlünsM8) beschrieb einen der Stempel, mit denen die
tibetischen Oberpriester die durch ihre Hände gehenden Documente
zu signiren pflegen. In seinen Skizzen über Land und Leute,
Kirche und Geistlichkeit in Ladak giebt Pashe y) auch einige Mit-
theilungen über die dortige Herrnhutermission; neben ihm mögen noch
die Artikel des Globus über Sir Forsyth's 10) Gesandtschaftsreise ge-
nannt sein, weil die beiden ersten derselben über den Buddhismus in
Ladak gleichfalls einige Notizen beibringen. Kentzler's11) Aufsatz
ist eine unselbständige und nicht einmal ganz verlässige Com-
pilation. — Anhangsweise mag noch erwähnt sein, dass Feer11)
seine Recension von Wright's Geschichte Nepäl's im Separatabdruck
erscheinen Hess und lrnbault- Huart12) einen chinesischen Bericht
über den zu Ende des vorigen Jahrhunderts von China gegen Nepal
geführten Krieg übersetzt hat.
Für die Dialekte von Assam ist ausser einigen christlichen
Schriften in Garo 14) und Bodo oder Kachäri 15) ein werthvolles
Vocabular des Mikir von Neighbor1(i) zu erwähnen, welches nebst
Mainwaring's Lepcha - Grammatik von Feer in einer beachtens-
werthen Recension besprochen wurde. In Schlagint weit' & ethno-
6) A. Schiefner. Indische Erzählungen XLV — XL VII: Bull, de l'Ac. Imp.
d. Sc. de St.-Petersb. XXIV, 449—508 = Mel. As. VIII, 449— 5.J4.
I) Le Dhammapada avec introduction et notes par Fernand Hu, suivi
du Sutra en 42 articles, traduit du tibetain avec introduction et notes par Leon
Feer. Paris 1878. LXV, 100. LIX, 82 pp. 8. fr. 5. (Bibliotheque Orien-
tale elzevirienne XXI.)
8) Herrn, v. Schlagintweit-Sakünlünski. Ethnographische und archäolo-
gische Daten über tibetische Priestersterapel : Globus XXXIV, 44 — 45.
9) Edward, Pasice. Buddhism in the British Provinces of Little Tibet:
JAI. VIII, 195—210.
10) Von Sir Forsyth's Gcsandtsehaftsreise nach Kaschgar: Globus XXXIV,
49—56. 65—71. 81—86. 97—102. 113—118. 129—135. 145—152 mit Holz-
schnitten. — Vgl. Jahresbericht 1877, I, 79, No. 39.
II) W. Kentzler. Thibet und seine Bewohner: Im neuen Reich 1878,
II, 632—645.
12) JA. VII Ser., XII, 178—208. Auch separat unter dem Titel Leon
Feer. Notice sur l'histoire du Nepal de Daniel Wriyld. Paris 1878. 32 pp.
8. fr. 1.25. — Vgl. Ann. de l'Extr. Or. II, 266—270 und Jahresbericht 1877,
I, 122, No. 313.
13) Histoire de la eonquete du Nepal par les Chinois, sous le regne de
Tc'ienn Long (1792), traduite du chinois par M. Camille Imbaidt -Huart :
JA. VII Ser., XII, 348—377.
14) M. C. Mason. Navinmani. Calcutta (Baptist Mission Press) 1878.
16 pp. 8. — Ders. Thekächu Minna. Desgl.
15) First Catechism, in Kacliari. [Folgt Titel in bengalischer Schrift.] By
Apinta. Sibsagor Mission Press 1878. 13 pp. 8.
16) R. E. Neighbor. A Vocabulary in English and Mikir. With Sen-
teuces illustratiug the Use of Words. Calcutta (Baptist Mission Press) 1878.
84 pp. 8. — Vgl. L. Feer JA. VII Ser., XIII, 549—556.
HO Kuhn, Tibet und Hinterindien.
graphischer Schilderung17) der Völker an der britisch -barmanischen
Grenze ist auch auf volksthümliche Ueberlieferungen derselben
Rücksicht genommen.
Von nicht geringem Interesse ist das Buch von Forbes 18) über
Britisch Barma, der Verfasser bringt u. a. eine eingehende ethno-
logische Schilderung der eingeborenen Bevölkerung mit Einschluss
der wilden Stämme des Innern, eine objective Beschreibung des
barmanischen Buddhismus und seiner Mönche , sowie eine wohl
orientirte, leider nur zu kurze Skizze über Sprache und Literatur.
Barbe19) kritisirt ziemlich scharf mehrere in letzter Zeit über
Barma erschienene Bücher, darunter die im vorigen Jahresbericht
erwähnten von Gordon und Mac Mahon. Das zweibändige Werk
Fytche's20), des früheren britischen Agenten am Hofe zu Man dalay,
ist uns leider nicht zu Gesicht gekommen. Auch zur Geschichte
Barma's hat 1 inbaidt-Ifuart'11) aus chinesischer Quelle einen dankens-
werthen Beitrag geliefert und Rdjendraläla Mitra12) handelte kurz
von fünf in der Nachbarschaft der Stadt Sittang gefundenen Münzen,
die er buddhistischen Königen von Arakan zuschreibt. - Die
Reihe der Arbeiten über Sprache und Literatur mag die Elementar-
grammatik von Lonsd,ale 23) eröffnen. Barbe 24) lieferte wohldurch-
dachte Bemerkungen über Transscription des Barmanischen, welche
die Schwierigkeit, der Schrift wie der Aussprache gleichzeitig ge-
recht zu werden, gebührend hervorheben; auf eine andere Arbeit
über denselben Gegenstand werden wir sogleich zu sprechen
kommen. Von Bigandet's 25) Leben Gaudama's ist eine französische
Uebersetzung erschienen. Te?nple2ii) übersetzte die barmanische
17) Emil Schlagintweit. Die Garo- , Khassia- und Naga-Völker au der
indisch-birmanischen Grenze: Globus XXXIV, 262—265. 279—282. 295—297.
18) C. J. F. S. Forbes. British Burma aud its People: being Sketches
of Native Manners, Customs, and Religion. London 1878. XI, 364 pp. 8.
10 s. 6 d. — Vgl. W. F. S. IAnt. IX, 87; Ac. XV, 280.
19) H. L. St. Barbe. Some Books about Bunnah: Calc. Rev. LXVI,
367—389. — Vgl. Jahresbericht 1877, 1, 64, No. 14 u. 18.
20) Albert Fytehe. Burma, Past and Present, with Personal Reminiscences
of tlic (Joinitry. With Portraits, many coloured Plates and Map. London 1878.
■J. Vols. 700 pp. 8. 32 s.
21) Histoire de la conquete de la Birmanie par les Chinois, sous le regne
de Tc'icnn Long (Khien Long), traduite du chinois par M. Camille Imbault-
Ihuirt: JA. VII Ser., XI, 135—178. (Auch separat fr. 2.)
22) Rdjendraläla Mitra. Silver Coins from Burmah: PASB. 1878,
102—103.
23) A. W. Lousdale. The First Stop in Burmese , being an Easy ln-
troduction to the Language. For the Uso of Schools and for Private Instruction.
Rangoon (C. Bennett) 1878. 66 pp. 8. Re. 1. [London, Trübner: 3 s.J
24) II. L. St. Barbe. Burmese Transliteration: JRAS. N. S. X, 228—233.
25) P. Bigandet. Vio ou legende de Gaudama le Boudha des Birmans
et noticc sur les Phongyies ou moines birmans. Traduit en francais par Victor
Gauram. Paris 1878. VIII, 540 pp. 8. fr. 10. —Vgl. LC. 1880, 723; Ac.
XVI. 84; IAnt. IX, 234.
26) /»'. ('. T&mple. The Lokaniti translated from the Burmese Paraphrase:
JAS15 Vol. XLVII, 1 . 239 257.
Kuhn, Tibet und Hinterindien. 111
Paraphrase eines Päli -Textes ethischen Inhalts, der Ueb erlief erung
nach ursprünglich in Sanskrit abgefasst, welcher dem bekannten
Cänakya (Sännekgyaw) zugeschrieben wird. Barbe21) giebt in-
teressante Notizen über das barmanische Theater und skizzirt drei
beliebte dramatische Stoffe nach Anleitung des einheimischen Ge-
schichtswerkes Mahäräzawen. Räjendraldla Mitral) endlich publi-
cirt in seinem grossen Werke über Buddha Gayä Text und Ueber-
setzung zweier daselbst gefundenen barmanischen Inschriften. -
Forbes 2U) verwirft eine ursprüngliche Verwandtschaft der Mön mi1
den kolarischen Stämmen Vorderindien's, gesteht aber die Möglichkeit
eines Verkehrs in präkistoi'ischer Zeit zu, der einige sprachliche
Uebereinstimmungen erklären könnte. Temple's30) Auseinander-
setzungen über die Transscription des barmanischen Alphabets und
das Lautsystem des Talaing, die freilich schon dem Jahr 187(3
angehören, bedauern wir um so mehr nicht gesehen zu haben, als
die Angaben Haswell's in seiner Grammatik an Klarheit manches
zu wünschen übrig lassen.
Was Siam anbetrifft, so kömmt - ■ neben einer neuen Auf-
lage des geographischen Handbuches von GrShan31) -- für unsere
Zwecke namentlich der durch genaue Umschreibung der siamesischen
Wörter und Namen ausgezeichnete Bericht in Betracht, welchen de
Croizierzt) über Bastians Reise von Bangkok nach Kamboja zu-
sammengestellt hat. Brichaut 33J giebt die Beschreibung einer
neueren siamesischen Münze, die übrigens in Europa geprägt ist,
und Notizen über die jetzt seltener gewordenen Porcellanmünzen,
die früher seitens der chinesischen Colonie zu Bangkok in Cir-
culation gesetzt wurden, ///////•/ :14) handelt über die chinesische,
siamesische und malaiische Aufschrift einer Münze der Stadt Singora.
27) H. L. St. Barbe. Three Burmese Heroines: Cornhill Magazine
XXXVIII, 723—732.
28) P. 206—228 des Werkes: Räjendraldla Mitra. Buddha Gayä, the
Hermitage of Säkya Muni. Published linder Orders of the Government of Bengal.
Caleutta (Bengal Secretariat Press) 1878. XV, 257 pp. 4. mit LI Tafeln und
5 Holzschnitten im Text. [London, Trübner: CUs.] — Vgl. Hob. C'ust Ae. XVII
208; Ath. 1879, II, 427.
29) C. J. F. S. Forbes. On the Connexion of the Möns of Pegu with
the Koles of Central India: JEAS. N. S. X, 234—243.
30) R. C. Temple. Notes on the Transliteration of the Burmese Alphabet
into Roman Characters, also Note of the Vocal and Consonantal Sounds of the
Peguan or Talaing Language. Rangoon 1876.
31) Ämedee Grehan. Le royaume de Siam. Publicatiou ornee de por-
traits, autographes et d'une carte geographique, d'apres des documents nouveaux.
4' i'dition. Paris 1878. 108 pp. 8. — Vgl. Ann. de l'Extr. Or. H, 149.
32) Marquis de Croizier. Le Siam et le voyage du Dr. Bastian: Actes
de l'Institution ethuographique. Compte-rendu de l'Athenee oriental. T. VIII,
311 — 318. — Indo- Chine. Etudes d'apres les voyages du Dr. Bastian: Ann.
de l'Extr. Or. I, 152—158. 169—178.
33) A. Brichaut. Numismatique siamoise: Revue beige de nuruismatique
1878, 417—420 mit Holzschnitten.
34) K. Hiiidy. Eine Münze von der malaiischen Halbinsel. Mit einer
Tafel: ZDMO. XXXII, 399—400.
112 Kuhn, Tibet and Hinterindien.
Von der geographischen Literatur über das östliche Hinter-
indien erwähnen wir ausser einer zusammenfassenden Uebersicht
von Wisdius'iS) nur die vorläufigen Nachrichten über Harmand's*6)
letzte Reisen, die der Geographie, Ethnologie und Alterthumskunde
in gleicher Weise zu Statten kommen, ferner die Erzählung eines
chinesischen Reisenden aus den dreissiger Jahren dieses Jahr-
hunderts3'), die Leyer nach der russischen Uebersetzung des
Hieromonachos Eulampios vom Jahre 1S72 in das Französische
übertragen hat , und Brossard de Gorbigny's 3S) anschauliche
Schilderungen von der Reise der französischen Gesandtschaft nach
Bue im Jahre 1875, die uns allerdings nur durch die Bearbeitung
im Globus bekannt geworden sind. M&rice39) giebt nach Mit-
theilungen eines Missionärs eine eingehende anthropologisch-ethno-
graphische Beschreibung der Bahnar und im Verlaufe derselben
kurze, aber dankenswerthe Notizen über ihre jedenfalls mit dem
K Inner verwandte Sprache, von der schon Bastian im vierten Bande
seines Reisewerkes ein kleines Vocabular veröffentlicht hatte.
Gleichfalls anthropologisch - ethnographischen Inhalts ist , was
Hamyi0) nach Harmand über die Penong Piäk an der Grenze
von Laos und Kamboja mittheilt; wir entnehmen daraus auch,
dass von den Stämmen jener Gegend die Charai's und die Rodes
nach Harmand's Erkundigungen Sprachen reden sollen, die sich
wie die der Cham entschieden dem malaiischen Stamme anreihen;
35) J. A. B. WiseMus. De Franschen iu Indo - China. Geograrisch, ad-
ministratief en ecouomisch overzicht van Fransch Cochiu China, Annam en
Kanibodja. Zalt - Bommel 1878. VIII, 291 pp. 8. mit Tafel u. Karte. Ü. 3. —
Vgl. Ann. de l'Extr. Or. I, 200.
36) A. de Quatrefages. Kapport sur le voyage d'exploration fait par le
Dr. Harmand, du mois de Decembre 1875 au mois de Fevrier 187G. dans les
provinces de Mulu-Prey, Toule-Repau et Compong- Soa'i, sur la rive droite du
.Me-kong: Archives des Missions scientinques et litteraires III Ser. V, 9 — 17. —
Harmand. Kapport sur une mission en Indo-Chine, de Bassac ä Hue (16 Avril
— 14 Aoüt 1877J: ebd. 247 — 281. — • Vgl. auch den dem Berichterstatter nicht
zugänglichen Artikel: Harmand. Voyage dans le Cambodge: liev. geogr
intern., No. 32, 1878.
37) P. 63 — 161 des Werkes: Kecueil d'itineraires et de voyages dans
lAsie centrale et l'extreme Orient. Journal dune mission en Coree. Memoires
d'uu voyageur chinois dans l'empire d 'Annam. Itineraires de TAsie centrale.
Itineraires de la vallee du moyen Zerefchan. Itineraires de Pichaver a Kaboul,
de Kaboul ä Qandahar et de Qandahar ä Herat. Paris 1878. 380 pp. 8.
mit Karte, fr. 15. (Publications «le l'Ecole des langues orientales Vivantes \\\ . i
38) Eine Gesandtschaft in Hüe. (Nach dem Französischen des Schiffslieutenant.
Brossard de Corbigny, Attaches der Gesandtschaft): Globus XXX1I1. 337 — 343.
353—360. 369—375 mit Holzschnitten.
39) A. Murin.. Notes sur les Hahnars: Eev. d'anthrop. VII Annee. II s.'-r .
I (1878), 626 665.
40) /•-'.- I. Haut ii. Sur Les Penongs Piäks: Bulletins de la Soc. d'Anthr
de Paris II Ser., XII (1877), 524—537 mit Holzschnitten im Text. (Auch
separul L6 pp 8.) — Vgl. auch Ann. de l'Extr. Or. 1, 37 und den dem Be-
richterstatter nicht zugänglichen Artikel desselben Verfassers: La province de
Somboc SomboT ei l'immigration des Piäks: I^a Natura 1S77, Sept. 8.
Kuhn, TiLet und Hinterindien. 113
sollte sich das bewahrheiten , so würde natürlich die Frage nach
der Urheimath der Malaien in ein ganz neues Stadiuni treten, de
Croizier, der schon oben genannte verdienstvolle Begründer der
Societe Indo-chinoise41), orientirt über den Gang, welchen die Er-
forschung Kamboja's genommen hat42), und classificirt dessen
Ruinen43), denen auch Martinetii) eine orientirende Uebersicht
gewidmet hat. Einige Inschriften übersetzt Aymonier*5), dem wir
schon mehrere tüchtige Arbeiten auf diesem Gebiete verdanken
und der uns dieses Jahr mit einer umfangreichen Textpublication46)
sowie mit einem reichhaltigen Wörterbuche47) beschenkt hat.
Letzteres giebt auch eine dankenswertke Einleitung über das
Alphabet und einige grammatische Gegenstände und ist die Er-
lernung des Alphabets durch massige Anwendung einer verständigen
Transscription nicht wenig erleichtert. Leider huldigt Aymonier
einem freilich durch keinen geringeren als Garnier zuerst veran-
lassten Irrthume, indem er das Khmer von seinen Nachbarsprachen
trennt und seine Verwandtschaft mit dem Malaiischen behauptet;
der Fall ist hier ein ganz anderer als bei der Sprache der Cham,
deren malaiische Beziehungen sich beim ersten Blick aufdrängen,
lexicalisch stellt sich die Sprache entschieden dem Talaing und
Annamitischen zur Seite und in grammatischer Beziehung sehen
wir auch im Gebrauche von Infixen nicht den gerinsrsten zwingen-
41) Legrand. La nouvelle Societe Indo-chinoise fondee par M. le Marquis
de Croizier et son ouvrago intitule L'Art Khmer. Paris 1878. IG pp. 8.
fr. 1. 25. Mit 4 Holzschnitten. (Extrait de la Revue Orientale et americaine.
No. de Juillet-Septerabre — Tome I — 1877.) — Mit einigen Zusätzen neu ab-
gedruckt unter dem Titel: L'art Khmer et la Societe academique Indo-Chinoise:
Ann. de l'Extr. Or. I, 24 — 32. — Die in Friederici's Bibl. or. 1878, No. Gll und
627 angeführten Abhandlungen von Legrand und Soldi sind dem Bericht-
erstatter nicht zugänglich gewesen.
42) Marquis de Croizier. Les explorateurs du Cambodge: Ann. de l'Extr.
Or. I, 57 — 62 mit 5 Portraits (davon drei im Text). [Auch separat 8 pp. 4.
mit den drei Portraits im Text.]
43) Marquis de Croizier. Les monuments de landen Cambodge : Ann. de
l'Extr. Or. I, 96 — 100. (Neu abgedruckt u. d. T.: Les monuments de l'ancien
Cambodge classes par provinces. Paris 1878. 12 pp. 8.)
44) Ludovic Martinet. Les ruines khmers dans le Cambodge : Rcv.
d'anthrop. VII Annee. II Ser., I (.1878), 666—684.
45) Inscriptions Cambodgiennes , traduites par M. Aymonier : Actes de
l'Institution ethnographique. Compte-rendu des seances de l'Athenee oriental.
T. VIII, 299—303.
46) Textes Khmers publies avec une traduction sommaire par E. Aymonier,
l,re Serie. Chors de Contes populaires. Thmenh Chey. Le Juge Lievre. Satra
Keng Kantray. Mea Joeung (fragment). Editication d'Angkor Vat. Saigon
1878. 4, 84, 299 pp. (autogr.) 4. 3 Piastres [Paris (Leroux): fr. 25]. — Vgl.
Ann. de l'Extr. Or. I, 396.
47) E. Aymonier. Dictionnaire Khmer - Francis. Saigon 1878. Auto-
graphie par Son Die'p. XVIII, 436 pp. 4. [Paris (Leroux): fr. 40.] — Vgl.
L. Feer Ann. de l'Extr. Or. III, 37 — 41. — Die zwei von Renan JA. VII Ser.,
XII, 63 erwähnten Abhandlungen Aymoniefs in der Eevuo Orientale et ame-
ricaine sind dem Berichterstatter leider nicht zugänglich gewesen.
Jahresbericht 187$. 8
114 Kuhn, Tibet und Hinter Indien.
den Grund zur Annahme von malaiischer Verwandtschaft. Ein sehr
nützliches Vocabular in Transscription verdanken wir Moura*s).
— Für das Annamitische ist in erster Linie eine vermehrte Aus-
gabe des Taberd' sehen Dictionariums 49) namhaft zu machen; von
den in Trübner's Record 50) erwähnten Annamiticis mag nur ein
annamitisch - lateinisches Wörterbuch51) und ein sehr reichhaltiges
grammatisch-phraseologisches Werk52) besonders hervorgehoben wer-
den; Anfangern empfiehlt sich ein Wörterbüchlein von des Michels53).
Für die Andamanen und Nicobaren nennen wir ethnographische
Notizen von de Röepstarff und Distant^), Lane Foxs und Jtfem's55)
Bemerkungen über allerlei Geräthe u. s. w. , endlich zwei Aufsätze
vorwiegend ethnographischen und historischen Inhalts von Birch 56).
48) M. Moura. Vocabulaire francais-canibodgien et cambodgien-francais
contenant une regle ä suivre pour la prononciätion, les locutions en usage pour
parier au roi, aux bonzes, aux mandarius, la numeration, la division du temps,
les poids, les mesures, les monnaies et quelques exercices de traduction. Paris
1878. 235 pp. 8. fr. 10.
49) Dictionarium anamitico - latinum ex opere ill. et rev. Taberd constans
necnon ab ill. et iev. J. S. Theurel episc. Acanthensi et vicario apost. Tunquini
Occideutalis recognitum et notabiliter adauctum ad quod accedit Appendix de
vocibus sinicis et locutionibus minus usitatis. Ninh Phü ex typis Missionis Tun-
quini Occideutalis 1877. XXX, 566, 71 pp. ,4. [Paris, Leroux: fr. 50.]
50) TR. N. S. II, 133. 168.
51) Lexicon anamitico - latinum tu vi annam-latinh tom lai bet moi tieng
da co trong säch thema. 8vo. In tai ninh phü duong, 1878. [London (Trübner):
10 s. 6 d.]
52) J. M. J. Notions pour servir ä l'etude de la langue annamite. Tan Dinh
(Imprimerie de la Mission) 1878. 382 pp. 8. fr. 2.50. [London (Trübner) : 8 s.]
53) Abel des Michels. Chu nöm an nam. Petit Dictionnaire pratique ä
l'usage des eleves du cours d' Annamite. Paris 1877. 60 pp. (autogr.) 8. fr. 7.50.
54) Fr. Ad. de Röepstorf. The Inland Tribe of Great Nicobar: Geogr.
Mag. V, 39—44. — W. L. Distant. The People inhabiting the Interior of
Great Nicobar Island: JAI. VIII, 336.
55) Observations on Mr. Man's Collection of Andamanese and Nicobarese
Objects by Major-General A. Lane Fox: JAI. VII, 434 — 451. — Extract of
Letter from E. 11. Man, Esq., to his Father, Col. Man: ebd. 451 — 457. —
List of Andamanese and Nicobarese Implements, Ornaments, etc., presented to
Major-General Lane Fox by E. H. Man, Esq., and thus described by Mr.
Man, 18 September, 1877: ebd. 457 — 469. — Mit 5 Tafeln und Holzschnitten
im Text.
56) Wm. B. Birch. The Andaman Islands: Calc. Rev. LXVI, 152 — 177.
— Ders. The Nicobar Islands: ebd. LXVII , 586—615.
Nachtrag zu S. 110.
In Indien erschien der erste Theil eines bengalisch abgefassten
Handbuchs des Manipuri (Kunja Kisor De. Manipuri bhasa Praves
Pratham Bhag a Manual of Manipuri Language. Sylhet [Srihatta
Prakas Jantra] 1878. 32 pp. 8. 4a.).
115
Central- Asien.
Von
C. Salemami.
Da die Literatur über Central - Asien vorhei*rscbend geo-
graphischen Charakters ist, so kann der Berichterstatter leicht in
den Fehler verfallen, Manches anzuführen, was für den Philologen
nur gei'inges oder gar kein Interesse bietet. Andererseits befindet
sich bei derartigen Arbeiten wohl niemand in der günstigen Lage,
die ganze weit und breit verstreute Literatur selbst kennen lernen
zu können, um darnach die richtige Auswahl zu treffen. Und von
diesem Standpunkte aus mögen auch die folgenden Notizen be-
uilheilt werden.
Schon in den sechziger Jahren hatte der bekannte Bibliograph
Mezov in officiellem Auftrage die ganze auf Turkestan und Central-
Asien überhaupt bezügliche Literatur im Original zusammen zu
bringen begonnen, und im Berichtsjahre bestand das einzige Exemplar
dieser Sammlung, welches sich in Taschkent befindet und den
Namen „Turkestanski Sbornik* trägt, aus 200 grossen Bänden. Zu
den ersten 150 Bänden hat Mezov1) selbst einen Index geliefert,
welcher als bibliographisches Hülfsbuch auch für diejenigen seinen
Werth behält, denen die Collection selbst unzugänglich ist.
Allgemeinere Werke über das ganze unter Central-Asien ver-
standene Gebiet oder grössere Theile desselben verdanken wir
Girard de RicdleVz) und Minajev-). Letzteres Werk, ein Com-
pendium der Resultate aller bis zum Jahre 1878 unternommenen
Forschungen im Gebiete des oberen Amu, ist allerdings erst 1879
1) CacTeMaTHiecKi« h a3oyHHbiii yna3aTeaH conaueHiH h cTaTefi, Ha
pyCCKOMt H HHOCTpaHHHX'B fl3HKaXT>, BOmeAniHX'i. Bl COCTaBl 1 — 150 TOMOB-b
TypnecTaHCKaro CöopaHKa, cocTaBjiaeMaio no nopyneHiio T. TypnecTaHCKaro
BoeHHaro reHepaii.-ryö'epHaTopa K. II. 4>oht> KayijwaHa B. IL MeoKoouwt.
Cn6. 1878. 8. pp. VIII. 184.
1 a) Memoire» sur l'Asie centrale. Par Girard de Rlalle. Paris, Leroux,
1878. 8. fr. 3.50.
2) Gv-kpjbmn o cTpaHaxi. no BepxoBbflMb Aiiy-^aptH. (no 1878 rojrt).
CocTaBHJi'B IL MiiHaen. C% npH.ioseHieMt KapTti. H3,a,aHie Kinn. PyccKaro
reorpa(j)H^eCKaro 06m,eCTBa. (Nachrichten über die Länder am obern Lauf
des Amu-Darja. Bis 1878. Von J. Minajev. Mit e. Karte. Hrsg. v. d. K.
Kuss. Geogr. Ges.) St. Petersburg 1879. pp. VIII. 270. 8. R. 1.50.
\ \ Q Salemann , Central -Asien.
erschienen, durfte aber seiner Wichtigkeit wegen durchaus nicht
übergangen werden. Es bietet nach einer kurzen geographischen
Skizze des genannten Gebietes eine Uebersicht aller dahin unter-
nommenen Reisen, von den Nachrichten der Alten über Baktrien be-
ginnend bis auf die neueste Zeit. Hierauf folgen ethnographische
und linguistische Bemerkungen und reichhaltige Nachträge ; das
Ganze wird durch eine möglichst vollständige Bibliographie ab-
geschlossen. Seinen Aufsatz über Turkestan hat du Laurent3)
weiter fortgesetzt, und Ilettwald's4) schon im vorigen Jahre er-
wähntes Buch ist in neuer Titel- Ausgabe erschienen. Hier seien
noch ein paar kleinere Artikel von Barrandeh) , Ujfalvy®) und
einem Ungenannten7) erwähnt.
Gehen wir zu den Reisen über, so ist zunächst eine Samm-
lung alter Itinerarien8) zu erwähnen, welche manche wichtige Nach-
richten über Central- Asien enthält. Petzholdt's®) umfangreiche Be-
sprechung des im vorigen Bericht genannten Schuyler* 'sehen Reise-
werkes gibt manche Erläuterung und Berichtigung , und auch
liossel10) zollt dem tüchtigen Reisenden die gebührende ; An-
erkennung von russischer Seite. Ferner wird noch die Reise-
beschreibung von Villeroyu) genannt. Von des Akademikers
Middendwf'1-) Expedition gelangten schon einige Nachrichten in
die Oeffentlichkeit , während von ZJj'falvy's13) Reisewerk der erste
3) Q. du Laurent. Le Turkestan (suite). Revue geogr. internal No. 34
pp. 232—234.
4) Frdr. v. Hellwald. Die Russen in Centralasieu. Eine Studie über
die neuere Geographie und Geschichte Centralasieus. Neue (Titel-) Ausg.
Augsburg, Lampert & Co. 1878. pp. VII. 233. 8. M. 4.
5) J. Barrande. L'Asie centrale russe. Revue de France V fevr.,
15e mars.
6) Ch. E. de TJjfalvy. Le Turkestan. Rev. de geogr. Oct. 1878. —
Eiusd. Discours d'ouverture du cours historique et politique de l'Asie centrale
ä l'Ecole des langues. Paris, Leroux, 1878. 8. fr. 1.50.
7) Russian Turkistan. By R. H. F. Calc. Rev. Jan.
8) Recueil d'itineraires et de voyages daus l'Asie centrale et i'extreme Orient.
Journal d'une mission en Coree; memoires d'un voyageur chinois dans l'einpire
d'Annam; itim'raires de l'Asie centrale; itineraire de la vallee du moyen Zeref-
ehan; itineraires de Pichaver ä Kaboul, de Kaboul ;i Qandahar et de Quandahar
:i Ilerat. Paris, Leroux, 1878. pp. 380. M. e. Karte, fr. 15. [Publications do
1'Ecole des langues orientales Vivantes VII.] — Vgl. PM. XXV, 113.
9) Zur Literatur über Russisch-Turkestan. Von Aleopd. Petzholdt. RR.
1878: XII, pp. 433—459. XIII, pp. 40—63. 152 — 185. 251 — 269. Ver-
besserungen p. 384.
10) 10p. A. PoecG.ib. CpeÄHeasiaTCKaa KyjibTypa h iiama nojHTHKa na
BOCTOKi. Wcstnik Jovropy. LXXI. (Juni) pp. 578 — 610. LXXII. (Juli)
pp. 111 — 158. (Jur. Rössel. Die mittelasiatische Cultur u. unsere Politik
im Orient, i
11) B. de Viller oy. A trip thröugh Central Asia. Calcutta, Thacker,
1878. pp. 47. 8. 2 s.
12) Ac. 301 p. 120-, 340 p. 451. — Ath. 2621 p. 91. — PM. XXIV, 114.
13) Expedition scientifique fran$aise en Russio, en Siberio et dans lo Tur-
kestan (T. I.). Le Kohistan, le Ferghanali & Kouldja avec im appendice sur
Salemann, Central - Asien. 117
Band erschienen ist. Ausser dem im Titel schon angegebenen
Inhalte finden sich hier noch statistische Tabellen über den
Kuldschadistrikt für 1876 (nach offiziellen Daten des Herrn
N. Pantussov) und viele Tabellen über anthropologische Messungen.
Ob aber diese archäologisch-ethnographische Expedition, über welche
last all zu viele Vor- und Nachberichte die Zeitschriften14) in An-
spruch nehmen, entsprechende Resultate ergeben wird, lassen wir
fürs Erste dahingestellt sein. Linguistische Forschungen, welche
uns nicht minder Noth thun, als Körpermessungen u. dgl. sind
von Herrn Ujfalvy wohl kaum in grösserem Umfange zu erwarten.
Uebersichten der wissenschaftlichen Expeditionen in diese Länder
finden sich für 1877 15) und 1878 lfi). Letzteres Büchelchen ist
auf Veranlassung des Turkestanischen General - Gouverneurs als
Manuscript gedruckt und so summarisch abgefasst, dass jeder der
14 besprochenen Expeditionen kaum über eine Druckseite ge-
widmet ist. Das Kaspische Meer behandelt v. Kleiden17), während
dem Amu Darja eine ganze Reihe von Veröffentlichungen18) ge-
widmet ist, zumeist im Anschluss an die von der K. Russischen
la Kachghario par Ch. E. de Ujfalvy de Mezö-Kovesd, Paris, Loroux, 1878.
pp. V. 186. 8. Mit 3 Lithogr., 3 Karten u. vielen Tabellen, fr. 15.
14) Voyage au Zarafchane, au Ferghanah et ä Kouldja par Ch. de Ujfalvy.
Bull, de la Soc. de geogr. 7e ser. XV, 481 — 510. M. 2 151. Karten. — Sur un
voyage d'exploration dans lo Kohistan. Bull. soc. d'anthrop. 3e ser. I, 113 — 116 IT.
— Eiusd. Kapport sur une mission scientifique en Kussie. Arehives dos mis-
sions scientif. 3e ser. IV. — K. E. von Ujfalvy. Keiseskizzeu aus Central-
asien. Unsere Zeit. XIV. H. 9. 12. — M. Ujfalvy's Travels in Central Asia.
Geogr. Mag. Nov. — Ch. de Ujfalvy. La chasse en Asie Centrale. L'Ex-
ploration No. 89 pp. 543 — 551. id. Le caccie nell' Asia centrale. L'Esploratore
No. 3 pp. 84—88. — Ac. 296 p. 10. — PM. XXIV, 37.
15) Die wissenschaftlichen Expeditionen der Kaiserlichen Geographischen
Gesellschaft im Jahre 1877. RR. XIII, pp. 78—86.
16) y^ieHHa aKcneÄHiriii, aamiMaBmiaca H3CJi'BÄOBaHieM'L TypKecTaucKaro
Kpaa bi 1878 rojiy. — TaraKeHrt 1879. Tanorpadüa Boenno-IIapojiHaro
JlHJiHma. pp. 22. 8. (Die wissenschaftlichen Expeditionen zur Erforschung
des Turkestanischen Gebietes im Jahre 1878. Taschkent, Druckerei der Militär-
Volksschule.)
17) v. Klöden. Das Kaspische Meer. Die Natur N. F. IV No. 3. 4.
18) Astronomische Ortsbestimmungen und magnetische Messungen am Unter-
laufe des Amu-Darja von F. Dohrandt. Repert. f. Meteorol. VI No. 2. St. P.
1878. pp. 36. 4. — Vgl. PM. XXIV, 70. 237.
19) TpyflH AMy-^aptHHCKofi BKcneßHuin. Bhii. II. MaTepiajH, coöpan-
HHe MeTeopojiorHiecKHMt otä'e.ioms 3KcneÄ0ii,iE Ha Aiuy ,3,apt.K) 1874 — 1875.
Beobachtungsmaterial, gesammelt von der Meteorologischen Abtheilung der wissen-
schaftlichen Expedition an den Amu-Darja 1874 — 1875. St. Petersburg 1877.
pp. XV. 243. 4. [bearb. von F. Dohrandt]. — III. rHÄporpainH'iecKbi
paöo™ Ha pini A&iy h bt. ea Äe-ü-ri bi 1874 r. — Ottcti> KanHTaHt-jieii-
TenaHTa 3yöoea. ib. 1878. pp. 31 u. 3 Tafeln. — IV. rH^porpar^niecKi«
H3CJiiÄ0BaHifl Ha Aiuy-^aphi. l. H3CJTE,noBaHie rHjipoMeTpHTCCKia öjnisb
HyKyca h y ÜHTH^Ka. 2. ILiHcrae ocajiKH bi bojte Aiiy-^apLH. Tpyjtt
i-pa Kap.m lU.midma h <Z>. E. flopemdma. ib. 1878. pp. l-f-41. (III. von
Zubov, IV. von K. Schmidt und F. Dohrandt: Hydrographie.) V. 1. Adpo-
HoimiecKia oiipeitjenia .neBjiTH iiyHKTOBi. na Amy-^api/E. 2. AöcojiBOTHHa
JJg Salemann, Central- Asien.
Geographischen Gesellschaft ausgerüstete Expedition11'). Den ganzen
Lauf des Flusses verfolgt L. Kostenko'-0) , während Karasin21)
dessen Delta behandelt hat.
Unsere Uehersicht der specielleren Literatur mit dem Osten
beginnend erwähnen wir zunächst Hellwald' 's2*) kurzen aber lehr-
reichen Artikel, um ihm einige Nachläufer der im vorigen Be-
richte besprochenen Forsyth'schen Expedition nach Kaschgar und
Jarqand an die Seite zu stellen23). Eine historische, geographische
und militärische Skizze von Kaschgar entwirft Kurofxitlciri2*), wäh-
rend Boulger2b) dem vielgenannten Ja'qüb-Bek eine Biographie ge-
widmet hat, welche auch eine vollständige Geschichte des Landes
von den ältesten Zelten an enthält. Ueber die jüngsten Ereignisse
in Kaschgar veröffentlichte Delmar Morgan'2*) einen an Sir Forsyth
gelichteten Brief eines Eingeborenen „Nubbi Bux" (.JL^U <->J?).
Von Oschantris-1) Expedition durch Hisär in das bisher nur nach
Erkundigungen bekannte Karategin sind im „Globus" einige Briefe
abgedruckt, und eine kurze Beschreibung desselben Landes gibt
Arandarenko2*) auf Grand von Nachrichten, welche er bei nach
warHHTHHa onpeÄtJieHifl. TpyÄt <P. E. ßopaudma. ib. 1878. pp. 29.
(1. Astronomische Bestimmung von 9 Punkten am Amu-Darja. 2. Absolute
magnetische Bestimmungen. Von I. Dohrandt.) Arbeiten der Amu - Darja-
Expedition. Hgg. v. d. K. R. Geogr. Ges.
20) Jl. EocmeHKO. Pina Amv - ^apta. Cboät. hob4huihxi. CBi.n'EniH o
ßaceiiHi 3T0H piKH. (Der Fluss Amu-Darja. Znsammenstellung der neuesten
Data über das Bassin dieses Flusses. Wojennyj Sbornik Jahrgg. XXI , H. 6.
Juni. Bd. CXXI. Abth. I. S. 252—283.
21) R. Karasin. Das Amu-Delta, deutsch bearb. von H. v. Lankenau.
Aus allen Welttheilen. VII. 1876. S. 326. 361.
22) Ein Blick auf Ostturkestan. Von Frdr. v. Hellwald. Oesterr. Mo-
natschr. f. d. Or. IV, 85—90.
23) Von Sir Forsyth's Gesandtschaftsreise nach Kaschgar. Globus XXXIV,
No. 3 — 10. — H. Trottet. On the geographical results of the mission to
Kashgar, unter Sir T. Douglas Forsyth, in 1873 — 4. Proc. RGS. XXII,
287—291. — Zu PM. Erg.-Heft No. 52 (Ost-Turkestan) vgl. Kirchhoff JLZ.
1878 No. 21 Art. 309 S. 317. — Ferner: Chapman et Gordon. Souvenirs
d'une ambassade anglaise a Kachgar (Asie Centrale). Le Tour du Monde. 1878.
B sem. No. 891 — 894 p. 65 ff. — Meteorologia e clima di Jarkand e Kaschgar
da un rapporto di H. F. Blandford. Cosmos vol. IV, 9 pp. 329 — 333.
24) A. KyponamKum. OiepKH KamrapiH. BoeHHHH C6opHHKi> 1877. Nov.
Dec. 1878 Jan. April = Jahrg. XX, Bd. CXVIII. Abth. 1. S Jalirg.
XXI, Bd. CXIX. Abth. I. S. 106—129. 289—304. Bd. CXX. Abth. I. S. 95
—122.278—298. (Mit variierendem Titel.) Auch separat. St. P. 1878. pp. 141. 8.
25) The life of Yakoob Beg, Athalik Ghazi and Badaulet Ameer of Kashgar.
By Demetrius Charles Boiäger. With map and appendix. London , Allen
& Co., 1878. pp. 36 (?). 8. 16 s. — Vgl. C. Trotter Acad. (14. Dec. 78)
XIV, 556. — Vgl. desselben The late Yakoob Beg of Kashgar. Westm. Rev.
N. S. LIV, 74—105 (July 1878). Vgl. Ac. No. 328 p. 164.
26) Recent events in Kashgaria. Ac. No. 341 (16. Nov. 1878) XIV, 475.
27) Globus XXXIV No. 21. 22. XXXV. No. 2. Vgl. PM. XXV, 30. 71.
28) F. A. Apanöapcnm. KapaTerHHT,. (IIo pa3cnpocHHMi> CBtÄiniKMi).
BoCHHHH CöopHHKt. CXXI, I. 116 — 136 (Mai 1878). — Karategin. Ein Bei-
trag zur Kunde von Central-Asien von G. Arandarenho. RR. XIII, 223 — 236.
Danach: Ausl. No. 48 S. 952—956.
Salemann, Central- Asien. liy
Samarkand gekommenen Bergbewohnern eingezogen hat. Ueber
Hisar und Kulab brachte das mir unzugängliche Geographical
Magazine20) einen Artikel.
Sehr reichhaltig ist wiederum die Litei*atur über das Pamir-
plateau30) und das sich zu beiden Seiten des Qyzylsee hinziehende
Alaigebirge, von welcher hier einiges angeführt werden mag. Ueber
Mfy'ew's31) neue Reise nach Buchara liegen einige Notizen vor, und
während Onody3-) seinen Besuch Chiwa's besprochen hat, sind
auch einige Briefe des Grafen Perowski33) an A. J. Bulgakow
über den Feldzug nach Chiwa im Jahre 1829 abgedruckt worden.
Zur Ethnographie Centralasien's seien einige auf Ujfalvy's
Forschungen beruhende Artikel34) erwähnt. Die Verbreitung und
Lage des Islam in China und Turkestan behandelt Dabry de
Thiersant3'3) und im Anschluss an dessen Werk Drouyn de
Lhuys36).
Zum Schlüsse fügen wir hier noch einiges die politische
29) Hissar and Kulap. Geogr. Mag. III, 1876.
30) II Pamir. L'Esploratore. Maggio 1878. — Ssewerzew's Reise nach
Pamir. RR. XIII, 379—381. Vgl. RR. XII, 394. Ausl. No. 28 p. 559. PM.
XXIV, 160. 315. 474. — R. Michell. The Russian Expeditions to the Alai and
Pamir. Geogr. Mag. June 1878 p. 154. — Säwerzows Forschungsreise nach
dem Alaigebirge. Ausl. No. 38 S. 754. — Die geologische Reise von J. W. Muscli-
hetow nach dem Alai und nach Pamir im Jahre 1877. RR. XIII, 185 — 191.
Vgl. PM. XXIV, 114. 436. Ath. No. 2621 p. 91. Ac. XIV, 451. — Altezze
nell' Alai e Pamir del cap. Kostenko. Cosmos IV, 9. — H. A. EopocmOGiififö.
HicKOJii.KO cjobi o ropHoft .ho.ihh'e Ajiaii n o üaMHpt. Iswestija d. K. R.
Geogr. Ges. XIII, Abth. II. S. 249—252. (Einige Worte über das Gebirgs-
thal Alai und den Pamir). Vgl. GGA. St. 30 S. 940. PM. XXIV, 160.
31) Des Hrn. A. Majew zweie Fahrt nach Buchara. RR. XIII, 378. Vgl.
PM. XXIV, 436. Ac. XIV, 451.
32) B. v. Onody. Khiva 1875. Skizzen einer Reise nach Mittelasien.
Dtsch. geogr. Blätter II. 1878 H. 1. S. 1—28. Vgl. PM. XXIV, 160.
33) ÜHCbMa rpaijia B. A. üepoecnaio kt> A. R. ByjiraKOBy. Russki Archiv
XVI, 2. S. 34—46 (Mai 1878). Besonders die Briefe No. 4 (p. 36) u. 6—11
(pp. 38—44).
34) Ch. E. de Ujfalvy. Wepses, Baschkirs, Mechtcheriaks. Bull. Soc. de
geogr. XIII, 1877 p. 320. — Die Galtschen, Baschkiren, Meschtscherjaken und
Tepteren nach K. v. Ujfalvy. Globus 1877. XXXII, No. 17 p. 266—268. —
Eiusd. Les habitants du Kohistan. Rev. de philol. et d'ethnogr. III, 278 — 282.
(Nebst einigen Notizen über den Yaghnaubi- Dialekt; vgl. über diesen auch
p. 26 des unter No. 13 genannten Werkes.) — P. lopinard. Sur un eräne
galtschar (sie) de Pendjakend (region de Tashkend, Turkestan oriental). Bull.
Soc. d'anthrop. 3e ser. I, 247 — 251. — Eiusd. Sur les eränes galtschas.
ibid. 381—389 ff.
35) P. Dabry de Thiersant. Le Mahometisme en Chine et dans le
Turkestan oriental. Ouvrage orne de dessins originaux par Regamey et dune
carte du Turkestan oriental. Paris, Leroux, 1878. 2 vols. pp. VIII. 860. 8.
Vgl. Ac. XVI, 227.
36) Le Mahometisme en Chine et dans le Turkestan oriental; par M. Dabry
de Thiersant. Compto rendu, par M. Drouyn de Lhuys , a l'Academie des
sciences morales et politiques. Orleans, impr. Colas, 1878. pp. 8. 8.
120 Salemann, Central- Asien.
Lage37), sowie den Handel38) und die allmählich sich entwickelnde
Industrie39) Centralasien's Betreuende hinzu.
37) England and Russia in Central-Asia. By D. C. Boulger. London,
Allen & Co. Vgl. Ac. XV, 432. — II. Vämb&ry. Die englisch-russische Ki-
valität in Centralasien und die orientalische Frage. Unsere Zeit. N. F.
XIV, No. 11.
38) W. J. Br et Schneider. Chinese intercourse with the countries of
Central and Western Asia during the fifteonth Century. Hongkong 1877. 8. —
Cr. Gerland. Centralasien und China. Nord u. Süd IV, 12. — Zu Kuss-
lands handelspolitischen Fortschritten in Mittelasien. Von Nile. v. Nasaclcin.
Oest. Monatsschr. f. d. Or. No. 3 S. 33 — 34. — Die Sande Kara-Kum, in
ihren Beziehungen zur Central- Asiatischen Eisenhahn. [Verf. vom Grossfürsten
Nikolai Konstantinovitsch.} PM. XXIV, 293—299. Andere Redaction: Die
Sandwüste Kara-Kum in Bezug auf die centralasiatische Eisenhahn. Ausl.
No. 28 S. 541 — 547. (Zu notieren sind hieraus einige kirgisische Pflanzen-
namen). — Choix de la direction la plus courte pour le chemin de fer de
TAsie centrale. (Trad. du russe par M. J. Barrande.) Bull. Soc. geogr. XVI,
97 — 117. Mit eingedruckter Karte.
39) J. Mouchhetoff. Les richesses mineralos du Turkestan russe. Paris,
impr. Arnous de Kiviere, 1878. pp. 34. 4. — Industrie-Ausstellung iu Central-
asien. Ausl. No. 33 p. 660.
121
Türkische und tatarische Literatur.
Von
J. Th. Zenker.
Unser diesjähriger Bericht über die Leistungen auf dem Ge-
biete des Türkischen und Tatarischen kann leider nur kurz sein,
denn gerade auf diesem Felde ist von europäischen Orientalisten
während des Berichtjahres auffallend wenig gearbeitet worden und
von den im Orient selbst gedruckten Werken ist keine oder nur
ungenügende Kunde zu uns gedrungen , oder sie sind der Art,
dass ihre Erwähnung in einem Berichte über wissenschaftliche
Leistungen unpassend erscheint.
Unter den Arbeiten europäischer Gelehrten verdient zuerst
Erwähnung das etymologische Wörterbuch , mit dem Vämberij ')
die allgemeine vergleichende Sprachwissenschaft auf ein bisher noch
unbeachtetes Gebiet führt. Die Sprachvergleichung über den ge-
sammten türkischen Sprachstamm auszudehnen, ist allerdings noch
nicht an der Zeit und dürfte bei unserer noch fragmentarischen
Kenntniss der östlichen und nördlichen Dialekte und der noch
völligen Unkenntniss der ältesten Form der Sprache sehr gewagt
erscheinen; eine Zusammenstellung und Vergleichung jedoch der
Wurzeln und Stämme, in erster Linie des cagataisch-osmanischen
Wortschatzes, wie sie Vdmben/ giebt, ist zunächst als ein Versuch
anzusehen, den ursprünglichen Wurzeln und deren Bedeutungen
in den mehr oder weniger bekannten neueren und älteren Dialekten
nachzuspüren, und verdient die Beachtung der Sprachforscher als
Grundlage zu weiteren Forschungen und zu einem systematischen
Wurzelverzeichniss der türkisch-tatarischen Sprachen, welches Vdm-
bery für spätere Zeit in Aussicht stellt.
Das Studium des Tatarischen, speciell des kazanischen Dialekts,
1) Herrn. V&rribery. Etymologisches Wörterbuch der turko- tatarischen
Sprachen. Ein Versuch zur Darstellung des Familienverhältnisses des turko-
tatarischen Wortschatzes. Leipzig (Brockhaus) 1878. XXIV, 228 pp. 8. M. 8.
— Vgl. LC. 1879, 678; Ath. 1879, II, 107; Pavct de Courteille JA. VII Ser.,
XII, 208—216.
J22 Zenker, türkische und tatarische Literatur.
ist durch ein tatarisch-russisches Wörterbuch von Abdul Kajüm2)
gefördert worden. Leider nur wird das Werkchen europäischen
Orientalisten voraussichtlich zum grössten Theil unzugänglich bleiben.
Von tatarischen Textausgaben ist aus den Pressen derkazanischen
Universitätsdruckerei eine neue Ausgabe der „Kysasi rabghuzi"3)
betitelten mohammedanischen Prophetenlegenden des Kadhi Bur-
haneddin hervorgegangen. Ausserdem erschienen in Kazan mehrere
Schriften in christlich-tatarischer und tschuwaschischer Sprache4-8),
2) ^jLfSj^ü .oLü! C^~k£. m^ÄÜ iA*£ c^-^ <1*JÄ K^^Gj »I \^> \li\li
fjib (*) bpwkx* 0ijLi -^iJLi |jj.-w 0^Lj 0U5" »wNJljlä *—>^
x-o..*. 1878. iV. pp. 8. TaTapoKO-pyocKift ciOBapt — cocTaBjeHt KaäiOMOMi
Hochpobhmii. H3ji,aHie KHiironpo^OBna $HTxyji.iH AjioinoBa. [(*) russ.
MKM,aHHHKt, Bürger.]
iriö 0»js. jJ5j ^äx^ö a,Aii ^u ^i üpJi 0i*j ^ ^ii
n*.oIj siAJo« *iL> «>*-b ü5>-o JOJCw .Jj-Ujl £jjj-2 V^lÄy jJ. Öu\.L
qjAÜ \J^+J^ \^xj J»l Laoj^ ^jLjj-j ^y«j$l q|j-* ^j^-^--1«*-*-»"} _j5
555 pp. 8. — Vgl. ZDMG. XXXIV, XXI. XXIX.
4) GsyjKeÖHHK'L Ha u.epKOBHO-ejiaBflHCKOMi, n TaTapcKOMt a3HK4. Ü3Äa-
irie npaBOc.iaBHaro MnccioHepcKaro oßmecTBa. Ka3aHb. Tniiorpadüa A. Ko-
KOBHHOfi 1878. [Agenda; Kirchenslavisch und Tatarisch. Herausgegeben von
der orthodoxen Missionsgesellsehaft. Kazan (Druckerei von A. Kokowin).] 227 pp.
8. Rb. 0.50.
5) JKirrie cb. AßpaaMbt, MyienHKa öyjirapcitaro. ILsjioaeHO na Kpeuieno-
TaTapcKOMt a3HKi, cb nepn^pasHpoBaHHHMT. pyccKHMt nepeBOAOMi, aiyma-
Te.ieMi, lacTHaro MHcdoHepcKaro npiioTa ^MHTpieMi TiiMoeeeBNM'h MeßBliÄe-
BHM'b. Ü3Ä. np. M. OÖUL. Ka3. Tun. J'hhb. 1878. [Das Leben des Heil, bulga-
rischen Märtyrers Abraham. In christlich-tatarischer Sprache, mit paraphrasirender
russischer Uebersetzung dargelegt von einem Zögling des kazanischen Missions-
asyls, Dmitri Timofejew Medwjedew. Kazan (Universitätsdruckerei).] 12 pp. 8.
6) II. CodnücKift. 3aroBopn h 3aK.iHHaHin KpemeHHXt TaTapt Ka3aHCKaro
Kpaa. (.ieKu;ifl Bb Ka3aHCKOMi> MHCcioHepcKOMi npiiOTi.) 18 pp. 8. {J.Sofijskij.
Zauber- und Heilsprüche der getauften Tataren des kazanischen Kreises. Vor-
lesung im kaz. Missionsasyl.) S.-A. aus den H3B'BCTifl no KasaHCKOH anapxiH
1878. No. 2 (Nachrichten über die kazanisehe Eparchie). Kazan (Universitäts-
druckerei).
7) „IJaBTpa itpinjy" — „Il)>mnt>i mutepeM" — H3i TBopemii cBOTHTejia
THxoiia eiincKona BopoiiesKCKaro h E.ieii,Karo. — H3ß. np. m. oöm,. („Morgen
komme ich" aus den Werken dos heiligen Tichon, Bischofs von Woroncsch und
Elec). Kazan (Druckerei von A. Kokowin) 1878. 9 pp. 8.
8) Hmib HCiiOBlAaiiia h Kant npniama™ öojibnaro na 'lyBamcKOMt asu-
Zenker, türkische und tatarische Literatur. 123
welche als Materialien zur Sprachkenntniss hier verzeichnet sein
mögen.
In Deutschland erschien in Bezug auf das Westtürkische von
Mordtmann9) eine übersichtliche Würdigung neuerer türkischer
Literatur auf historischem Gebiete und von Murad Efendi eine
neue Bearbeitung der Schwanke Nassreddin's10), zwei Auflagen in
einem Jahre.
Wichtiger und nicht uninteressant ist die in Frankreich von
Decourdemanche11) veröffentlichte Sammlung türkischer Sprüch-
wörter, wenngleich bei dem Mangel des türkischen Textes und
ausführlicher Anmerkungen weder die Ansprüche der Orientalisten,
noch die eines grösseren Publicums vollständig befriedigt werden.
Ki. 1I3Ä. np. M. 06m. Ka3. thii. r.iaAHineBOH 1878. (Beichtordnung und
wie einem Kranken das Abendmahl zu reichen in tschuwaschischer Sprache.
Kazan (Druckerei von Gladyschew). 48 pp. 8. Rb. 0.10.
9) Vgl. oben p. 59, No. 36. 37.
10) Nassreddin Chodja. Ein osmanischer Eulenspiegel, von Murad Efendi.
1. u. 2. Auflage. Oldenburg 1878. 114 pp. 8. M. 2.
11) Mille et un proverbes turcs, recueillis , traduits et mis en ordre par
J. A. Decourdemanche. Paris 1878. VII, 122 pp. 8. fr. 2.50. (Biblio-
theque Orientale elzevirienne XX.) — Vgl. Barbier de Meynard JA. VII
Ser., XI, 275.
124
Ural-altaische Sprachwissenschaft. Fin-
nisch-ugrische Sprachforschung. Mongo-
lisch. Tungusisch.
Von
0. Donner.
Für das Jahr 1878 ist die Thätigkeit auf dem Gebiete der
finnisch-ugrischen Sprachforschung nicht sehr bedeutend ge-
wesen. Von Lönnrot's ') grossem finnisch-schwedischen Wörterbuch
kam das zwölfte Heft heraus, hauptsächlich den Buchstaben £ umfassend.
Ählgyist*) lieferte ein vollständiges Wörterverzeichniss zu Kalevala,
mit Angabe der Stellen, wo jedes Wort vorkommt. Bizonfj/ 3) gab
ein magyarisch-englisches Wörterbuch heraus.
Seit 1874 veröffentlicht die sprachwissenschaftliche Commission
der magyarischen Akademie eine Sammlung alter magyarischer
Sprachdenkmäler, welche für die Geschichte dieser Sprache von
grosser Bedeutung ist. Den Inhalt des in diesem Jahre erscheinenden
sechsten Bandes bilden Predigten, zum Theil auch Legenden, welche
zwischen den Jahren 1522 — 1541 geschrieben wurden. Bisher
nicht veröffentlicht, wurden sie für den Druck vorbereitet von
Georg Volf*) . der mit dankenswerther Sorgfalt und Mühe vier
der früher erschienenen Bände redigirt hat. Ein Sprachtext ganz
anderer Art ist die von Genetz5) angefertigte Uebersetzung des
Evangeliums Matthaei ins russisch-lappische, die erste Publikation
in diesem alterthümlichon Dialekt, die es überhaupt giebt.
1) Suomalainen ja Ruotsalainen Sanakirja. 12. Heft. Helsingissä 1878. 8.
Bd. II, p. 641—800. M. 4.
2) Aug. Ahlgvist. Täydollinen Kalevalan sanasto. (Bidrag tili kännedom
af Kinlands Natur och Kolk. 27. Heft.) Helsingfors 1878. 145 pp. 8. M. 1.80.
3) F. Bizonfy. English-Hungarian Dictionary. Angol-magyar szötär. Buda-
pest 1878. 469 pp. 8. fi. 4.
4) Nyelvemlektär. Regi magyar codexek es nyomtatvänyok. VI köt.
Tihanyi codex. Kazinczy codex. Horvät codex. Közzeteszi Volf G-yörgy.
Budapest 1877 ("erschien 1878). XVIII, 359 pp. fl. 2.
5) MaxbTBeecT Ilacb-EBaiireJH Caiuac. Helsingissä 1878. 87 pp. 8.
O. Donner, Ural-altaische Sprachwissenschaft etc. \2Ö
In einer eingehenden Studie über die rumänische Sprache und
Sprachforschung behandelt Hunfalvy 6) besonders auch die in diese
Sprache aufgenommenen magyarischen Wörter, welche auf nominalem
wie verbalen Gebiete zahlreich genug sind, während umgekehrt
das Magyarische keine derartigen Entlehnungen aus dem Rumänischen
aufzuweisen hat. Hunfalvy1) hat später die Resultate seiner
früheren Untersuchungen in dieser Richtung nochmals dargestellt
in den von ihm redigierten, von der Akademie herausgegebenen,
„Literarischen Berichten aus Ungarn", welche dem Auslande eine
treffliche Uebersicht der literarischen Thätigkeit in Ungarn auf
sämmtlichen Gebieten der Wissenschaft darbieten. In dem dies-
jährigen Bande des seit 1872 von Szarvas*) herausgegebenen
Magyar Nyelvor werden zahlreiche Nominalsuffixe des Ungarischen
besprochen; Simonyi, dessen Schrift über das finnisch-ugrische
Verbum 9) Graf G. Kuun in einer beachtenswerthen Recension
besprochen^hat, handelt darin über die Metathesis 10) und Könnye11)
über den Örseger Dialekt. Einen der zahlreichen finnischen Dialekte,
welche im Vergleich mit der Schriftsprache viel mehr Eigenthümlich-
keiten darbieten, als die Dialekte in Ungarn, beschreibt Grotenfelt 12).
Es ist dies der Savo-Dialekt im nördlichen Häme (Mitte des Landes),
welcher mehrere Alterthümlichkeiten bewahrt hat.
Keines der im inneren Russland lebenden Völker hat eine
Literatur aufzuweisen, hin und wieder erscheinen aber kleinere
Schriften geistlichen Inhalts, welche dadurch für die Sprachforschung
von Interesse sind, dass sie der sprachlichen Untersuchung neues
Material darbieten. Von solcher Erbauungsliteratur ist für dieses
Jahr die Ermahnung des h. Tichon13) in Wotjakischer Sprache
zu verzeichnen. Aus Castren's handschriftlichem Nachlass bearbeitete
AnmiqffXi) sieben syrjänische Hochzeitslieder, die Castren während
6) Hunfalvy Pdl. A rumun uyolv. Nyelvtud. Közlemenyek. B. XIV,
265—308 und 376—464. Budapest 1878. 8. (Separat u. g. T. 132 pp.)
7) Literarische Berichte aus Ungarn über die Thätigkeit der Ungarischen
Academie der Wissenschaften und ihrer Commissionen , des ungar. National-
Museums u. s. w. , herausgegeben von Paul Hunfalvy. II. Band. Budapest
1878. 656 pp. 8. fl. 4.
8) Magyar Nyelvo i (Ungarischer Sprachwart) szerkeszti s kiadja Szarvas
Gabor. Yli kötet. Budapest 1878. 576 pp. 8. H.a.
9) Simonyi Zs. Az ugor niödalakok. Nyelvtud. Közlemenyek. B. XIII,
I. — Vgl. Giza Kuun BISO. N. S. 112—116.
10) Simonyi Zs. A hangätvetesrol. Adalek a magyar nyelvhangtanähoz.
[Ueber die Metathesis. Ein Beitrag zur Lautlehre der ungar. Sprache.] Buda-
pest 1878. 23 pp. 8. „ (Abdruck aus Magy. Nyelvor VII, 339 — 357.)
11) Könnye N. Az Örsegi täjszöläs. Magy. Nyelvor VII, 320 — 323, 371
—373, 417—420, 466—470.
12) Ossian Grotenfelt. Pohjois Hämecn kielimurteesta. Ilelsingissä 1878.
63 pp. 8. „M. 0.80. (Abdruck aus Suomi, 2 Folge 12 Th., s. 305—367.)
13) YreT cbatoh Thxoh ÄÖmeTeM atec khjimoq. HacTaBJienie xpncTiaHCKoe
Cb. TnxoHa. Ü3ä. IIpaBOCJi. Mhcc. 06di. Ka3ani>. Tnn. Kokobhhoh. 1878.
35 pp. 8. Rb. 0.15.
14) Syrjäniläisiä Häälauluja, koonnut M. A. Castren, alkutokstistä suo-
mentanut ja saksalaisella käännoksellä varustanut T. G. Anminoff. Syrjänische
126 O. Donner, Ural-altaische Sprachwissenschaft etc.
seines Aufenthaltes unter den Einwohnern der Gegend von Petschora
im Jahre 1843 aufgezeichet hatte. Beim Vergleich mit den finnischen
Hochzeitsliedern des Kalevala tritt, wie auch der Herausgeber her-
vorgehoben hat, sogleich die gemeinschaftliche Grundanschauung
und derselbe charakteristische Ton an den Tag. Auch Parallelismus
oder Gedankenreim, wie auch Assonanz ist in ihnen ziemlich all-
gemein verbreitet; doch ist kein regelmässiges Metrum ausgebildet.
Da gerade die Hochzeitslieder zu den ältesten Elementen der
finnischen Volksdichtung zu zählen sind, dürfte die Form, welche
uns in den syrjänischen Gesängen begegnet, so ziemlich die älteste
Stufe der Volkspoesie bei den Völkern des speciell finnischen
Zweiges repräsentiren, zumal da Anklänge auch unter den Mordwnen
und Lappen vorkommen und, soviel bisher bekannt ist, die russischen
Volkslieder davon abweichen.
Ueber die Mongolen und ihre Sprache erscheinen fast
jährlich kleinere Schriften in Russland, leider sind sie aber äusserst
schwer zu erhalten. Die Missionsgesellschaft in Kazan veröffentlichte
die h. Geschichte des alten und neuen Bundes im Dialekte der
nördlichen Baikal - Buräten 15). Die Schrift ist fast die einzige,
welche Aufklärung über diesen Dialekt bietet und enthält viel
nützliches Material für linguistische Forschungen. Die kleine mon-
golische Grammatik von Puini16) ist nur ein Auszug aus J. I. Schmidt's
mongolischer Grammatik, dessen Typen dem jetzigen Standpunkt der
Typographie in keiner Weise entsprechen.
Zum tungusischen Gebiete gehören eine nicht in den Buch-
handel gekommene Schrift von Teza11), die der Berichterstatter
leider nicht zu Gesicht bekommen hat, und die von Czekanowski
aufgezeichneten Wörter und Sätze der Kondögir - Mundart , welche
Schiefner16) herausgegeben und mit werthvollen Bemerkungen über
die Lautgesetze und die Wortbildung der tungusischen Dialekte
begleitet hat.
Hochzeitsgesänge, gesammelt von M. A. C. mit finnischer und deutscher Ueber-
setzung herausgegeben von T. G. A. Helsinki 1878. 29 pp. 4. M. 1. (Ab-
druck aus Acta Soc. scient. Fenn. T. XI, 203 — 231. Helsingfors 1880.)
15) Svjasconna istorija votchago i novago zavota na narecii Severo-Baikal'-
skich Burjat, s prilozeniem kartin. Izdanie pravoslavnago missionerskago
obscestva. Kazan' (Tipografia Gladysevoj) 1878. 147, VIII pp. 8. mit 40 Holz-
schnitten. Kb. 0.60.
16) Carlo Paini. Elementi dolla grammatica Mongolica. Firenzo 1878.
X, 42 pp. 8.
17) Mangiurica, nute raccolte da K. Teza. — Sommario : I. La Gram-
matica mangese del Gerbillon. — II. Una grammatica mongola. — III. II
Criilier o il Magalotti. — IV. Correzioni fatte da C. v. d. Gabelentz al suo
lessico mangese. — V. Luoghi tolti alle Trauslations del Meadows. — VI. II
sesto libro del Li-ki, in mangese. — VII. II primo libro di Mencio in mangese
o in giapponeso. — Luoghi scelti dal Vangelo, nello duo lingue. — Pisa (Nistri
e C) 1878. 88 pp. ibl. — Vgl. A. Severini BISO. N. S. 338.
18) Alexander Czekanowski's tungusischos Wörtorvorzeichniss , heraus-
gegegen von A. Schiefner: Bull, de l'Ac. Imp, d. Sc. de St.-Petersb. XXIV
89— 14C.
127
Kleinasien und Cypern.
Von
It. Pietschmaiiii.
Es fehlt zur Zeit noch an einer zusammenfassenden Schilderung
der alten Geschichte und der ehemaligen ethnographischen Ver-
hältnisse Kleinasien's. In der ihrem Titel nach die Vergangenheit
und Gegenwart dieses Ländergebietes umfassenden Schrift von
Roslcoschny J) würde man etwas derartiges vergeblich suchen. Sie
enthält nur zwei aus Touristeneindrücken hervorgegangene populäre
Schilderungen. Auf Schliemann's in diesem Berichtjahre mit grossem
Erfolge wiederaufgenommene 2) archäologische Untersuchungen in
der Troade können wir hier nicht eingehen, da deren Ergebnisse
zumeist der prähistorischen Forschung und der klassischen Alter-
thumswissenschaft zu Gute kommen. Von den durch seine Thätig-
keit angeregten Arbeiten nennen wir die von Lindenschmit3),
Schröder*), MeMisr°), Hildebrand6), Undset1), Walhouse8) und
1) Herrn. Roskoschny. Aus Kleia-Asien. Skizzen aus der Gegenwart und
Vergangenheit. Leipzig [1878]. 79 pp. 8. M. 1. — Vgl. Kirchhoff JLZ.
1878, 628.
2) Schliemann. Ausgrabungen in Troja: Verhandlungen der Berliner Ge-
sellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1878, 425 — 426.
3) Heinr. Lindenschmit. Schliemann's Ausgrabungen in Troja und Mykenae.
Vortrag gehalten im Vereine zur Erforschung rheinischer Geschichte und Alter-
thümer. Mainz 1878. 38 pp. 8. M. 1.
4) Herrn. Schrader. lieber Schliemann's Trojanische Ausgrabungen: Mit-
theilungen der geographischen Gesellschaft in Hamburg 1876 — 1877, 71 — 86.
5) C. M[ehlis], Ueber die neuesten Funde Schliemanns auf Hissarlik:
Das Ausland 1878, 1019 [nach Scheels: Nürnberger Correspondent 4. Nov. 1878.]
6) H Hildebrand. Fynden i Troas. Mit 42 Figuren. Stockholm. 120 pp.
8. — Vgl. J. Mestorf Archiv für Anthropologie XII, 522 und Verzeichniss
der anthropologischen Literatur ebd. 17.
7) Ingvald Undset. Schliemann's Udgravninger i Troas og Mykenae.
Kristiania 1878. 127 pp. 8. — Vgl. J. Mestorf Archiv für Anthropologie
XI, 484.
8) M. J. Walhouse. Archaeological Notes. No. XX. Trojan and Indian
Prehistoric Pottery, and the Svastika Symbol: IAnt. VII, 176 — 179. — Additions
to Archaeological Note No. XX : ebd. 289.
J28 Pietschmann, Kleinasicn und Cypern.
Westropp9). Die bekannte Hypothese, nach der verschiedene in
der Ilias erwähnte Völkerschaften der Troade in ägyptischen In-
schriften genannt sein sollen, wurde von Eyssenhardt10) mit Er-
folg bekämpft. Ueber die phrygischen Inschriften veröffentlichte
Thomas11) einige paläographische und chronologische Bemerkungen,
die wohl einstweilen mit Vorsicht aufzunehmen sind. Eine wichtige
chronologische Untersuchung über den Untergang des lydischen
Reiches verdanken wir ßüdmger12). Savelsberg's Versuch, die
lykischen Inschriften zu übersetzen13), muss leider als völlig fehl-
geschlagen betrachtet werden. Wir tragen hier eine Recension der
im vorjährigen Berichte erwähnten Schrift von Wieseler über die
Galater nach14) und verzeichnen eine neue Auseinandersetzung des-
selben über die angeblich germanische Herkunft dieses Volkes15).
Beiträge zur Geschichte Kleinasien's in der griechisch - römischen
Zeit enthalten die numismatischen Arbeiten von v. Hallet und
Friedländerl%) , Six11) und Bompois™) , sowie die epigraphisch-
antiquarischen Mittheilungen von Collignon19—'20), Homolle21), Ne-
9) Hoddcr M. Westropp. The Hissarlik Kelics. The 'Svastika: IAnt.
VII. 119. [From the Athenaeum 12. Jan. 1878.]
10) Eyssenhardt. Ueber die Resultate der neuesten Forschungen Glad-
stone's über Homer: Mittheilungen der geographischen Gesellschaft in Hamburg
1876—77, 404.
11) Edu: Thomas, The Eock-cut Phrygian Inscriptions at Doganlu: JRAS.
N. Ser. X, 3G 1—372. — Vgl. ebd. Annual Report LXXVII und E. Thomas
The Phrygian Inscriptions at Doganlu: IAnt. VII, 228—231.
12) Max ßüdinger. Krösus' Sturz, eine chronologische Untersuchung:
Sitzungsber. d. phil.-hist. Classe der kaiserl. Akad. d. Wiss. XCII, 197 — 215. —
Dazu: Anhang. Zu den Quellen der Kyropädie: ebd. 216 — 222.
13) J. Savelsberg. Beiträge zur Entzifferung der lykischen Sprachdenk-
mäler. II. Th. Erklärung von 55 lykischen Inschriften. Gedruckt mit Unter-
stützung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Bonn 1878.
VIII, 232 pp. 8. Mit drei Tafeln. M. 8. — Vgl. H. Hübschmann JLZ.
1879, 61.
14) Fuchs Zeitschrift für die gesammte lutherische Theologie und Kirche
XXXIX, 550.
15) Dr. Karl Wieseler. Das Volk der Galater in den Institutionen des
Gajus. Eine Miscello: Zeitschrift für Kirchengeschichte II, 112 — 116.
16) A. von Sollet. Ceramus in Carien unter dem Namen Ptolemais:
Zeitschrift für Numismatik VI, 51 — 58. — Vgl. dazu: Friedländer. Ptolemais
in Pamphylien nicht Ceramus unter dem Namen Ptolemais: ebd. 239 — 241.
17) J. P. Six. Zur Münzkunde Pisidicns und angrenzender Ländor:
Zeitschrift für Numismatik VI, 75—100.
18) Jl. Fi rd. Bompois. Monnaies d'argeut frappees a Hgradea de Bi-
thynie. Lo tyran Kb-archos. Paris 1878. 39 pp. 8. fr. 5.
19) Max ('iil/iijmm. Inscriptions de Cibyra: Ecolo francaise d'Athenes.
Bulletin do correspondaneo helk'nhuio II, 592 — 614.
20) Max Collignon. Inscriptions d'Ormellee, en Phrygie: Ebd. II, 53 — 64.
170—174. 243—265.
21; Th. Homolle. Inscriptions publikes ä Smyrne. II. Senatus consulte
d'Adramytte: Ebd. II. 128—132.
Pietschmann, Kleinasten und Cypern. 129
rutf>os-'2~2Z) und Papadopulos Kerameus2i~26). Durch Fergusson's
unter den Publikationen des vorigen Jahres genanntes Werk wurde
Cliiptez zu einer Besprechung desselben und einer sehr sach-
kundigen archäologischen Abhandlung-7) veranlasst. Variot schrieb
über die in der Briefsammlung des jüngeren Plinius enthaltenen
Nachrichten über die bithynischen Christen28). Wood's Werk über
Ephesus rief eine lebhafte Diskussion über die dortigen christlichen
Alterthümer hervor29- ai). Zur Geschichte der christlichen Kirche in
Kleinasien erhielten wir Beiträge von L/ipsius?'2 i. GörresP3), II<int<i<l:?A)
22) Neroutsos. La forteresse d'Antiochc en Isaurie et le praeses Bassidius
Lauricius: Ebd. II, 16—19. — Vgl. dazu: Th. Homolle: Ebd. 19—22
23) Neroutsos. Travaux d'Au xentius sur le Sarus ä Adana en Cilicie.
Ebd. 359—363.
24) A. Papadopulos Kerameus. Inschriften aus Thira in Lydien: Mit-
theilungen des deutsehen archäologischen Institutes in Athen II, 55 — 59.
25) A. Papadojmlos Kerameus. Liste des agoranomes de Smyrne:
Eeole fnunjaise d' Äthanes. Bulletin de correspondance hcllenique II, 28 — 31.
26) IlanaSoTiovloi Kegausvs. 'Envzvftßtov aväy).v(fOv, 7106t itfiijv
tov JlfivQvaiov iargov L4ot£uovo$ : Ebd. 489 — 492.
27) Ch. Chipiez. K. arch. N. Ser. XXXV, 131. — Vgl. Ch. Chipiez
Memoire sur le temple hypaethre (Lu ;t l'Academie des inscriptions et belles-
lettres, dans la seance du 28 decembre 1877): K. arch. XXX\', 180 — 184.
184—187. 209—219.
28) Joseph Variot. Les lettres de Pline le Jeune. Correspondance avec
Trajan relativement au.\ Chretiens de Pont et de Bithynie: Kevue des cpiestions
historiques XXIV, 80—153.
29) J. T. Wood. On the Antiquities of Ephesus having Relation to
Christianity: TSBA. VI, 327—338.
30) William Simpson. The Supposed Tomb of St. Luke at Ephesus:
TSBA. VI, 323—326.
31) Jean Paul Richter. The Monuments of Christian Art at Ephesus:
Ac. XIV, 97—98. — Vgl. dazu: W. Simpson. The supposod Tomb of St.
Luke at Ephesus ebd. 117; J. T. Wood. The Tomb of St. Luke at Ephesus
ebd. 143; TT. Simpson. The supposed Tomb of St. Luke at Ephesus. Mit
einem Holzschnitt, ebd. 170.
32) R. A. Lipsius. Das Todesjahr Polykarps: Jahrbücher für protestan-
tische Theologie IV, 751 — 768.
33) Dr. Frz. Görres. Kritische Erörterungen über den apokalyptischen
Märtyrer Antipas von Pergamum : Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie
XXI, 257 — 279. — Vgl. dazu: Dr. Joh. Karl v. Otto. Ueber das Zeitalter
des Erzbischofs Arethas: ebd. 539 — 540.
34) Ad. Harnach. Die Zeit des Ignatius und die Chronologie der anti-
ochenischen Bischöfe bis Tyrannus nach Julius Africanus und den spätem
Historikern. Nebst einer Untersuchung über die Verbreitung der Passio S.
Polycarpi im Abendlande. Leipzig 1878. 92 pp. 8. M. 3. — Vgl. LC. 1878
1527; A. Hilgenfeld Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie XXI, 409;
W. Sadnay Ac XV, 5:>4.
Jahresbericht 187S, 9
130 Pietsclimann , Kleinasien und Cypern.
und Duchesne36). Eine Karte für die Zeit der Kreuzzüge ent-
warf Lognon36).
Von kartographischen Arbeiten über das gegenwärtige Klein-
asien sind besonders die Kulturkarte von v. Schweiger - Lerchen -
feld37) und die von Petermann veröffentlichten Darstellungen der
russisch-türkischen Grenzgebiete 3s~ 39) zu erwähnen, und unter den
erschienenen Reiseberichten die interessanten Schilderungen von
Favre und Mandrot40) , sowie eine neue Auflage von Burnaby's
„Ritt durch Kleinasien"41) hervorzuheben. Die Verwaltungsverhält-
nisse im Bahr i sefid wurden von zur Helle von Samo dar-
gestellt42) ; Smyrna wurde von Saad in einem kurzen topographischen
Aufsatze besprochen.43).
Unter der reichen Literatur über Cypern, die zum grossen
Theil dem durch die englisch-türkische Convention vom 4. Juni
1878 angeregten allgemeinen Interesse für diese Insel ihre Ent-
stehung verdankt, zeichnet sich ein Werk von Loher aus, dessen
künstlerisch abgerundete Schilderungen durch die feine Beobach-
tungsgabe des Verfassers und seine Kenntniss der mittelalterliehen
Geschichte bleibenden Werth erhalten44). Neben einer mangel-
35) L. Duchesne. Inscription chretienne de Bithynie: Ecole francaise
d'Athenes II, 289—299.
36) Auguste Lognon. Carte de l'Asio Mineure, pour servir ä l'intelligence
de Guillaume de Tyr. Paris 1878.
37) Armand v. Scliiceiger-Lerchenfeld. Kulturkarte von Kleinasien nach
den authentischen Quellen entworfen im Maasse 1:2000000: MGGW. 1878
Taf. IV. — Vgl. A. v. Schweig er -Lerchenfeld. Erläuterungen zu der Cultur-
karte von Klein-Asien : ebd. 257 — 269. — Vgl. ferner: Nature XVII, 434.
38) Das von Russland beanspruchte Gebiet in Vorder-Asien : PM. XXIV,
285—292.
39) Die durch den Vertrag von Berlin 13. Juni — 13. Juli 1878 an Russ-
land gekommeneu Türkischen Gebiete von Ardahan, Kars und Batum. Nebst
Spezialkarte: PM. XXIV, 321.
40) C. Favre et B. Mandrot. Voyage en Cilicio 1874: BSGP. XV,
5—38. HC— 155. (Auch separat u. gl. T. Paris 1878. 75 pp. 8.) — Vgl.
C. Favre und li. Mandrot^ Reise in Kilikien 1878. I— III: Globus XXXIV,
71—75. 231—236. 283—287.
41) F. Bwrndby. On Horseback through Asia Minor. 2 Vols. 7 th ;ln,l
Cheaper Ed. London 1878. 422 pp. 8. 10 s. 6 s. — Vgl. -I. Im neuen
Reich 1878 I, 1022.
42) .1. Ritter zur Helle ran Samo. Das Vilajet der Inseln des weissen
Meeres (Babi i sefid dscheza'fri), das privilegirte Beylik Samos (Syssam) und
das Mutessariflik Cypern (Kybris). Statistische und militärische Notizen 1876.
Mit 2 Kartenbeilagen: MGGW. XXI, 97—127. 145—176. 193—219. — Vgl.
Ac. XIV. 35.
I.'ii Ln mee Sund. Smyrna: Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu
Leipzig i.s7 7. Jahresbericht, 12 — 15.
il Frz. r. höher. Cypern. Reiseberichte über Natur und Landschaft,
Volk I Geschichte Stuttgarl ls?s. iv, 376 pp. 8. AI. 6. — Vgl. Die
Insel Cypern: Das Ausland 1878, 646—649 ßf68 673. — Vgl. ferner: Im
Pietschmann, Kleinasien und Cypern. 131
haften englischen Ueb ertragung dieses Buches45) ist auch ein po-
pulärer Vortrag Löher's über die Geschichte Cyperns4'5) zu nennen.
Raveiistein's übersichtliche Darstellung bietet das für Reisende
wünschenswerthe47). Ein langjähriger Aufenthalt setzte Lang in
den Stand, Land, Volk und Alterthümer genau zu studiren48) und
um die Erforschung dieser Insel sich hohe Verdienste zu erwerben.
Besonders archäologisch und geographisch wichtig sind ferner
Schr'öder's Reiseberichte49). Das im vorigen Jahresberichte schon
genannte grundlegende Werk Cesnolas ist nunmehr auch in New
York erschienen00). An die von diesem amerikanischen Forscher
entdeckten Alterthümer knüpft ein Aufsatz von Gorresio an51).
Eine kurze Darlegung der Geschichte Cypern's vor Amasis gab
nach den Arbeiten englischer Assyriologen und Aegyptologen
Furrell^2). Rogers1 Notiz über die bei arabischen Schriftstellern
erwähnten Eroberungszüge nach Cypern53) ist leider wenig aus-
führlich gehalten. Eine Episode aus der Geschichte des Mittel-
alters wurde von höher wenn auch nicht erschöpfend , so
doch eingehend geschildert54). Durchweg Neues bietet eine Ab-
neuen Reich 1878 II, 200; Blätter für litterarische Unterhaltung 1879, 625;
The Edinburgh Review CXLVIII, 558; The Quarterly Review CXLVI , 414;
C. W. Wilson Ac. XIV, 103.
45) Franz von Loher. Cyprus: Historical and Descriptive. Adapted from
the Gorman , with much Additional Matter by Mrs. A. Batson Joijner, and
2 Maps. London 1878. 324 pp. 8. 10 s. 6 d. — Vgl. The Edinburgh Re-
view CXLVIII, 558.
46) Frz. v. Löher. Cypern in der Geschichte. Berlin 1878. 48 pp. 8.
M. 1. (=z Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge No. 307. \
47) E. G. Ilavenstein. Cyprus, its Resources and Capabilities, with Hints
for Tourists, with Maps and Plans. London 1878. 56 pp. 8. 1 s. 6 d. —
Vgl. MGGW. 1879, 498; Ac. XIV, 338.
48) R. Hamilton Lang. Cyprus : Its Ilistory, its present Resources, and
future Prospects. With 2 Illustrations and 4 Maps. London 1878. 370 pp. 8.
14 s. — Vgl. E. H. Bunbury Ac. XIV, 395; Nature XVIII, 693.
49) P. Schröder. Meine zweite Reise auf Cypern im Frühjahr 1873.
(Aus Briefen an Heinr. Kiepert in Berlin.): Globus XXXIV, 135—139. 152—156.
168—172. 183—186 mit Holzschnitten. — Vgl. auch Cypern : Globus XXXIV,
105 — 108. 124—128.
50) L. Palma di Cesnola. Cyprus, its Ancient Cities, Tombs and
Temples. A Narrative of Researches and Excavations during ten Years Residence
in that Island. Mit 2 Karten und vielen Abbildungen. New York 1878.
51) Gasp. Gorresio. Nota sulla croce gammata dei monumenti recen-
temente scoperti nell' isola di Cipro. Torino 1878. 4 pp. 4.
52) James W. Furrell. Cyprus, betöre the Time of Amasis: Calc. Rev.
LXVII, 692—711.
53) E. T. Rogers. The Arabs in Cyprus: Ac. XIV, 220—221.
54) Frz. v. Löher. Kaiser Friedrich II. Kampf um Cypern : Abhandlungen
der Historischen Ciasso der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften
9*
232 Pietschmann , Kleinasien und Cypern.
handlung von Tlioinashb) , die auf den gründlichsten Studien
beruht.
Von der mehr oder minder ephemeren oder uns nicht ge-
nügend bekannt gewordenen Literatur führen wir hier als biblio-
graphische Ergänzung eine Auswahl von Titeln an56"-60).
Unter den Karten von Cypern ist neben der in Ravenstem's
Buche enthaltenen besonders die von Kiepert"10-11) rühmend zu
erwähnen. Eine frühere Karte desselben verdienten Geographen
XIV, II, 109—180. (Auch sep. u. gl. T. München 1878. 72 pp. 4. M. 2.10.)
— Vgl. F. Hirsch Historische Zeitschrift N. F. VIII, 151; Th. Lr. LC.
1878, 1694.
55) G. M. Thomas. Ein Bericht über die ältesten Besitzungen der Ve-
nezianer auf Cypern: Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der
k. b. Akademie der Wissenschaften zu München 1878, 143 — 157. — Vgl. Ar-
chivio storico italiano IV Ser. II, 4G0.
56) Cyprus: Past and Present. London 1878. 0 d.
57 Cyprus and Asiatic Turkey. A Handy General Description of out New
Eastern Protectorate, from 'The English Encyclopaedia'. With a Map. London
1878. 248 pp. 8. 3 s. 6 d.
58) T. Thain Davidson. Cyprus, England's New Possession: its Place
in Bible History. London 1878. 58 pp. 1 s.
59) F. H. Fischer. Cyprus, our New Colony, and What wo know about
it. With Maps. London 1878. 128 pp. 8. 1 s.
60) ArcMbald Forhes. The Fiasco of Cyprus: The Nineteenth Century
1878, October. — Vgl. Eine englische Stimme über über den Werth Cyporns:
Das Ausland 1878, 849—854.
61) Rieh. Glover. Cyprus: the Christian History of our New Colonial
Gem. London 1878. 22 pp. 8. 6 d.
62) J. J. Lake. Ceded Cyprus: its History, Conditiou, Prospects , and
Products. London 1878. 8. 1 s.
63) Phene. On the Acquisitum of Cyprus and Observations on somo Is-
lands in the Levant with Keference to Recent Discoveries: Nature XVIII. 183
64) 11. Stuart Poole. Cyprus Its Present and Future: The Contein-
porary Review XXXIII, 137 — 155.
65) Our New Protectorate: Nature XVIII, 302—306.
66) Ph. Jiohinson. Cyprus: its Physical, Economical , Historical, Com-
mercial, and Social Aspects, compilod from Encyclopaedias, Official, Trade, and
other Reports, and Foreign Publications. With Map. London 1878. 32 pp.
8. 1 s.
67) L. C. L'ile de Chypre: Lo Tomps 25. Juli 1878. — Vgl. L'annee
raphique II Ser., II, 269 — 278.
G8) //. Capitame. Chypre: L'exploration 1878, 241—250.
69) De Cheon. L'ile de Chypre et la republique francaise au congres
do Berlin. Paris 1*78. .il pp. 8. fr. 1.
70) Hemr. Kiepert. Karte der Insel Cypern. 1:400,000. Berlin 1878.
1 Hl. fol. M 2
71 i Henry Kiepert. New Original Map of the Island of Cyprus. 1:400,000.
Berlin 1878. M 2 Vgl. Ac. XIV, 190.
Pietschmann, Kleinasien und Cypern. 133
ist von Stanford12) lediglich überarbeitet. Ein gelegentlich auch
historische Fragen behandelnder Aufsatz von Wundt13) schliesst
sich im wesentlichen an die geologischen Untersuchungen Unger's
und Kotschy's (1865) sowie an die von Gaudry an (Memoires de
la Soc. geol. de France VII, 1859).
72) Stanfords Map of Cyprus, showing the Administrative Divisions and
the identified Ancient Sites. 1 : 410,000. London 1S78. 1 Bl. In Mappe. 5 s.
— Vgl. Ac. XIV, 190.
73) Wundt. Geologisches aus Cypern: Das Ausland 1878, 816 — 819. —
Vgl. auch Ac. XIV, 248.
134
Iran, Armenien und Kaukasusländer.
Von
0. Salemann.
Für die iranischen Studien ist das Berichtsjahr in mancher
Hinsicht ein günstiges zu nennen : einerseits haben schon bewährte
Kräfte ihre Arbeiten eifrig weiter gefördert, andererseits berechtigt
es zu den besten Hoffnungen, dass der Kreis der Mitforscher sich
in erfreulicher Weise erweitert hat.
Mit Freuden ist allgemein der Abschluss von Spiegeln x) Alter-
thumskunde begrüsst worden, welche die Ergebnisse langjähriger
und grundlegender Forschungen darlegt, und für so manche der
noch streitigen Fragen Anregung zu fernerer Untersuchung geben
wird. Der jetzt erschienene dritte und letzte Band des Werkes
enthält den Schluss der vorislamischen Geschichte Irans, von der
Diadochenzeit bis zum Falle des Säsänidenreiches ; daran schliessen
sich eingehende Untersuchungen über die Staatsverfassung, die
Gliederung der Stände, die religiösen Verhältnisse, und ferner über
Sprachen, Literatur und Kunst des alten Iran. Durch Reichhaltig-
keit des Gebotenen und anziehende Darstellung ausgezeichnet,
bildet dieses Werk einen Abschnitt in der Geschichte der iranischen
Philologie. Eine Geschichte des alten Persien's in kürzerer
Fassung hat Justi'1) begonnen; nach dem Plane der Sammlung
sollen die zu derselben gehörigen Monographien von nach wissen-
schaftlichen Grundsätzen angelegten und den besten Quellen ent-
nommenen Illustrationen und Karten begleitet werden. Neben
diesen Gesammtdarstellungen hat es auch an Einzelforschungen
1) Fr. Spiegel. Eränische Altcrtliumskundo. Bd. III. Geschichte, Staats-
u. Familienleben. Wissenschaft u. Kunst. — Mit vollständigem Register über
alle 3 Bde. Leipzig 1878. IV, 8G3 pp. 8. M. 13. — Vgl. B. Lindner LC.
1880, 358; Ath. No. 2G27 p. 288; C. de Harlez JA. VII Scr. XIII, 159— KM;
iL Pizzi BISO. X. S. 5, 88—90; ./. Dariiiesteter RC. 1880, I, 145.
2) Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen. Unter Mitwirkung von
A. Brüchner u. s. w. licrausg. von Willi. Onclcen. Abtli. I. Berlin 1878. 8.
M 3. Darin 2. Hälfte: F. Justi. Geschichte des alten Persiens. so pp,
Vgl. F. Hirsch Mitthlgn. a. d. Inst. Lit. VII, 99; F. Spiegel Jahresberichte
d. Geseliielit.iwisseiiscli. I, 9.
Salcinann, Iran, Armenien und Kaukasusländer. 135
zur Geschichte Persien's nicht gefehlt. Erwähnen wir zuerst der
Bereicherung des Quellenmaterials durch die von den Herren Bos-
cawen3) und Pinches im British Museum entdeckten Backstein-
tafeln, welche aus der Regierungszeit des Cyrus4), Cambyses 5) und
Darius Hystaspis6) datirt sind. Für die Geschichte des ersten
ist auf die oben p. 128 No. 12 bereits erwähnte Abhandlung von
Büdinger zu verweisen; einen Artikel über den letzteren ver-
danken wir Kautzsch1). Die Alexandersage, wie sie sich bei den
Parsen gestaltet hat, behandelt Darmesteter^). Er weist nach,
dass die parsische Auffassung Alexanders als eines Feindes ein-
heimischer Religion und Wissenschaft, welche sich auch bei den
älteren muhammedanischen Historikern findet , die wahrhaft
nationale ist, und stimmt ihr bedingungsweise zu. Der Lage
der Christen im persischen Reiche bis zum Falle der Säsä-
niden hat Rehatsek9) eine cpuellenmässige Darstellung gewidmet,
während Nöldeke10) eine neue syrische Quelle zur Geschichte
Jazdegird's IL und seiner Christenverfolgung kurz bespricht.
Auch können wir nicht umhin einer für persische Alterthums-
kunde überaus wichtigen Quelle zu erwähnen, nämlich der Chro-
nologie Berüni's11), deren Herausgabe Saekau jetzt rühmlichst be-
endet hat. Wenn auch an rein geschichtlichen Daten arm zu
nennen , bereichert doch dieses Werk des grossen chwärezmischen
Gelehrten unsere Kenntnisse um so manches Neue, besonders Dank
der ausführlichen Darstellung des parsischen und ostiranischen
Kalenders, und durch reichhaltige Notizen betreffs Ostiran's. Leider
gestattet der Zustand der Manuscripte nicht, die aus den Dialekten
von Chwärezm und Sogdiana angeführten Wörter mit voller Sicher-
heit herzustellen, doch lässt sich von der in Aussicht gestellten
3) W. St. C'had Boscawen. Babylonian dated tablets, and tho Canon of
Ptolemy. Transact. Soc. Bibl. Arch. VI, 1 — 78. Discussion on the same,
ebd. 79 — 133. — Vgl. Theo. G. Pinches. Remarks on Babylonian contract
tablots and the Canon of Ptolemy. Ebd. 484 — 493.
4) Vgl. Ath. No. 2657 p. 404.
5) Vgl. Ath. No. 2647 p. 81. 2693 p. 728. — Eh. Schröder Berl. MB.
1879, 120 — 121 und Leps. Zts. 1879, 39—45.
6) Vgl. Ath. No. 2649 p. 145, No. 2651 p. 212; Ac. No. 326 (3. Aug.
1878) p. 124.
7) E. Kautzsch. Darius, in Herzog's Realeneyelopädie III.
8) James Darmesteter. La legende dAlexandre chez les Parses: Me-
langes publies pur l'Ecole des bautes etudes. Paris 1878, 83 — 99. — Vgl.
Spiegel JB. d. Geschichtswissensch. I, 11.
9) E. Rehatseh. Christianity in the Persian dominions, from its beginning
tili the fall of the Sassanian dynasty. JBBAS. XIII No. 35 art. II. p. 18—108.
10) LC. 1878, 954.
11) S. p. 51, No. 48 und vgl. namentlich Th. Nöldeke GGA. 1879, 417
— •132 (wichtig für Iranisten); LC. 1879, 326.
136 Sälemann, Iran, Armenien and Kaukasusländer.
englischen Uebersetzung Sachau's manche Berichtigung und Er-
läuterung erwarten.
Zur älteren Geographie Irans ist nur Weniges anzuführen.
Ein Aufsatz TMrlwatt's12) über die Lage von Susa wurde wieder
abgedruckt , die schon im vorigen Jahre mehrfach behandelte
Endung kart in Städtenamen bespricht von Neuem Mordfv/ann13)
und über die Endung -stän in Namen nicht iranischer oder arischer
Länder sucht Gaikvädi14) Belehrung.
Die hohe Bedeutung der Inschriften und Münzen für die
altiranische Geschichts- und Sprachforschung hat auch in diesem
Jahre verschiedene Untersuch ungen hervorgerufen. Die frühe Ent-
stehung der altpersischen Keilschrift behauptet Deecke'10), indem
er fast alle Zeichen derselben auf die altbabylonische Keilschrift
zurückführen will; während Oppert16) auf dem Florentiner Con-
gresse die Ansicht vertrat , das persische Keilalphabet habe sich
aus ideographischer Schreibung bei den Persern selbständig ent-
wickelt, indem der Anlaut des durch das Ideogramm bezeichneten
Wortes späterhin als Buchstaben- oder Silbenwerth des Zeichens
gegolten habe. Einen kurzen Artikel über die altpersischen In-
schriften wiederholt Hovelacque17). Die schon von Rawlinson
und Gutschmid behandelte Gotarzesinschrift bei Kirmänschäh
unterwirft Olshemsen1*) erneuerter Besprechung, und weist die
Inschrift sowohl, wie eine Münze mit demselben Namen einem
Arsakiden zu. Hieran schliesst sich eine Reihe höchst be-
achtenswerther Bemerkungen über mehrere Säsanideninschriften,
welche chronologisch näher bestimmt werden. Leider aber
müssen alle Untersuchungen dieser Art Stückwerk bleiben, so-
lange nicht genauere und vollständigere Copien aller noch er-
haltenen Säsanideninschriften vorliegen ; und hier liegt Gefahr
im Verzuge. Um so erfreulicher ist die Entdeckung von Denk-
12) C. Thirlwall. On the position of Susa. Repriuted from Ihc Pliilo-
logieal Museum. (Romains Literary and Tlieological III, 98 — 107.)
13) A. D. Mordtmann. Ueber die Endung kart, kert, gird in Städte-
namen. ZDMG. XXXII, 724—728.
14) Gaikvädi. Names of countries ending in 'stän.' IAnt. VII, 27 — 28,
vgl. ebd. 235.
15) W. Deeclee. Ueber den Ursprung der altpersischen Keilschrift. (Mit
\ autogr. Taff.) ZDMG. XXXII, 271—289. — Vgl. Atli. Nu. 2649 (.'5. Aug.
1878) p. 146.
16) «/. Oppert, Origine de l'alphahet euneiforme perse. CK. des seances
de l'Athenee oriental VIII, 2« part. — Vgl. TR. XII (No. 135—7) p. 2; BISO.
N. S. No. S -15 p. 183.
17) A. Ilovelacque. Los inscrintimis cunelformes de La Porse. (Extr. de
La „Rdpublique I'nuir." du L9. Octobre 1877.) (Ilovelacque et Vinson Etudcs
de linguistique p. 314 — 328.)
18) ( tlslianseii. Ueber ilus Zeitalter einiger Inschriften auf arsaeidischen
und säsänidischen Monumenten, Berl. MR. 1878, 172 — 188. - - Vgl. Spiegel
J1J. d. Geschichtswissensch. I, 12 u. 13.
Salemann, Iran., Armaden und Kaukasusländer. \'dl
malern , welche die grosse Kluft zwischen den sasänidischen In-
schriften und Münzen einerseits , und den ältesten pehlevischen
Handschriften andererseits einigermassen zu überbrücken geeignet
sind. Wir meinen die aus Fayyüm stammenden Pehlevi - Papyrus
des Berliner Museums, zu deren Entzifferung Sachaui&) die ersten
»Schritte gethan hat, während West20) schon einzelne Fragmente
zu übersetzen versuchte. Bei weiterer Vermehrung des Materiales,
wozu die beste Hoffnung vorhanden ist — sind doch vor Kurzem
noch zwei ziemlich wohlerhaltene Papyrus nebst mehreren Frag-
menten nach St. Petersburg in Privathände gelangt — , wird die
Lesung dieser alterthümlichen Schriftstücke und die Erklärung
ihres Inhaltes weitere Fortschritte machen. Eine numismatische
Abhandlung von Promis21) ist uns nur dem Titel nach bekannt ge-
worden. Zur sasänidischen Münzkunde finden wir einiges Material in
einer Abhandlung Blau's22), dessen im vorigen Bericht erwähnte
Hypothese über die älteren persepolitischen Münzen nun von
Mordtmann23) endgiltig beseitigt ist. Eine kleine Anzahl Säsä-
nidenmünzen im Museum zu Neapel besprach Ascoli2i) bei Ge-
legenheit des schon öfters erwähnten Congresses. — Ausserhalb
des rein iranischen Gebietes fällt eine Abhandlung von Malonica&\
in welcher die bisher bekannt gewordenen Darstellungen von
Mithra's Felsengeburt übersichtlich zusammengestellt sind und
gleichzeitig eine Erklärung dieser Vorstellung aus dem Doppel-
sinne des Wortes asman versucht wird. Ueber die Darstellung
von Iraniern auf den Frescogemälden von Ajantä handelte Rdjen-
draldla Mitra2G).
19) Ed. Sachau. Fragmente von Pahlavi - Papyri aus Aegypten. Mit
Taf. VII u. VIII. Leps. Zts. 1878, 114— 1 IG. -- Vgl. E. T. Rogers Arabic
and other papyri. Ac. XIV, 244. — Derselbe. Discovery of fragments of pa-
pyri in tho Fayüm. ib. XV, 391. — Derselbe. More papyri from tlie Fayüm.
ib. XVI, 177.
20) E. W. West. Papyri from the Fayüm. Ac. XIV, 544.
21) Vincenzo Promis. Su due monete di Kamniskire re dei Parti. Cenno.
Torino 1878. 8 pp. 8.
22) Otto Blau. Mesenisches: Num. Ztschr. IX, 263 — 283. (Darin: III.
Istandara de Meschon. Ein Beitrag zur Münztopographie der Sassaniden.)
23) A. D. Mordtmann. Ueber die persepolitanischen Münzen: ebd. X.
181—217.
24) TR. XII, 2. BISO. N. S. No. 8—15 p. 182.
25) E. Maionica. Mithras Felsengeburt. Arch.-epigr. Mitth. aus Oester-
reich II, 33 — 44 mit einer Tafel und einem Holzschnitt. — Vgl. C'ouze. 0eog
hx Ttirqas. ebd. 119 — 120.
26) Räjendraläla Mitra. On Representations of Foreigners in the Ajantä
Frescoes (with 4 Plates). JASB. Vol. XLVII, I, 62—72. — Vgl. PASB. 1878,
94 und Jahresber. 1879, p. 65 No. 25.
138 Salemann, Iran, Armenien und Kauhasusläiidcr.
Von Arbeiten 'über die altiranische Religion nennen wir an
erster Stelle West's neue Ausgabe der llaug'schen Essays27), welche
durch zahlreiche Zusätze aus Haug's späteren Werken und seinen
nachgelassenen Papieren sowie durch werthvolle Ergänzungen
des Herausgebers in dankenswertester Weise bereichert ist.
Historisch-referirend ist der erste Theil einer Gesamrntdarstellung
von Hovelacque28). Barthil&my Saint- Hilaire29) gibt neben einer
kurzen Uebersicht des Entwicklungsganges der Zendphilologie
eine Analyse der Zendavesta, in der er den monotheistischen Zug
der Religion besonders hervorhebt. Postons30) populäre Skizze
kennen wir nicht aus eigener Anschauung. In zwei längeren Ar-
tikeln wendet sich de Harlez31) gegen das mythologische Ver-
fahren Darmesteter's und betont in seinen Auseinandersetzungen
über Asha, die Ameshaspenta, Ahuramazdä u. s. w. zum Theil wobl
etwas zu einseitig den theologisch - moralischen Charakter dieses
ganzen Vorstellungskreises.
Zur Exegese des Avesta haben wir für dieses Mal keine
grösseren Werke zu nennen, de Harlez3-) hat das Register zu seiner
Uebersetzung nachgeliefert. Geringeren Umfanges sind Spiegets33)
geographisch - etymologischer Artikel über Varena, welcher gegen
dessen Zusammenstellung mit Varuna und ovgavug gerichtet ist,
und NoldeJee's34) Beitrag zur iranischen Heldensage. Der Verfasser
belegt die Uebereinstimmung des avestischen Mythus mit den
Nachrichten der jüngeren Quellen durch neu gefundene interessante
Beispiele.
27) Martin Haucj. Essays 011 the Sacred Language, Writings and Re-
ligion of the Parsis. Second Edition. Edited by K. W. West. London (Trübner)
1878. XVI, 427 pp. 8. 16 s. (Trübner's Oriental Series I.) — Vgl.
H. Hübschmann JLZ. 1878, 682; J. Jolly Ac, XV, 102; Calc. Kov. Vol.
LXVII. No. CXXX1V, p. XXXIII; J. D armesteter RC. 1879, II, 181.
28) Abel Hovelacque. L' Avesta, Zoroastre et le Mazdeisme. Ire partie.
Introduction : decouverte et Interpretation de 1' Avesta. Paris 1878. V, 145 pp.
8. fr. 3.50. — Vgl. Spiegel JLZ. 1878, 522. - - Vgl. ferner den Abdruck
eines älteren Artikels: LAvesta (Extr. de la Republique francaise du 4 mai 1877)
in llorelacque et Vinson. Etudes de linguistiquo p. 300 — 313.
29) Barthilemy Saint- Hilaire. Le Zend- Avesta de Zoroastre. Journ
de Sav. 1878, 17—31. 74—87. 139—153. 193—207. — De la religion de
Zoroastre: ebd. 338—351. 403—417.
30) alias. J). Poston. The Sun Worshippers of Asia. San Francisco (A.
Roman and Co.) 1878. 106 pp. 8. — Vgl. TR. XI, 131; IAnt. VII, 292.
:; I t ('. de Harlez. Des origines du Zoroastrisine (ler et 2 '•■<®v article).
.IA VII Ser., XI, 10] 134. XII, 117 — 176. (Auch separat u. gl. T. Paris
1879 93 \>[' 8. IV. 3.50.) — Vgl. E. Renan ebd. XII, 21—22.
:;'_'i Index de In traduetion de. L'Avesta, de M. de Harlez, par.M. Charles
Michel. Liege is7s. 28 pp. 8.
33) /w. Spiegel. Varena ZDMG. XXXII, 716—723.
34) 'l'li. Nöldeke. Kajänier in Awustä. ZDMO. XXXII, 570—572.
Salemonn, Iran, Armenien und Kaukasusländer. 139
Mit um so regerem Eifer dagegen werden die sprach-
lichen Studien betrieben. Hubschmann^) untersucht in zwei
zu einem Artikel zusammengefassten Aufsätzen den Lautwerth
des Zendalphabetes auf palaeographischer und etymologischer
Grundlage, wobei der Excurs über das Verhältniss von consonan-
tischem y und v zu vocalischem besonderes Interesse für sich be-
ansprucht. Im zweiten Theile wird die durchgehende Ueberein-
stimmung der einzelnen iranischen Sprachen in den lautlichen
Eigentümlichkeiten nachgewiesen, durch welche sich diese Sprach-
gruppe von der indischen unterscheidet. Eine neue Auflage hat
ffovelacque's™) Zendgrammatik erlebt, doch bleibt sie ihrer aus-
gesprochen sprachvergleichenden Tendenz wegen für den Avesta-
philologen von untergeordneter Bedeutung; auch hat der Verfasser
versäumt die gerade für die vergleichende Behandlung so überaus
wichtigen Resultate der neuerdings vielseitig betriebenen metrischen
Forschungen sich zu Nutze zu machen. Ganz den entgegen-
gesetzten Zweck hatte de Harlez31) im Auge. Er wollte nach dem
Vorbilde Justi's ein Handbuch zunächst für Anfänger liefern , das
in sich Grammatik, Chrestomathie und Glossar vereinige. Leider
ist die Ausführung der Aufgabe nichts weniger als gelungen zu
nennen, trotz verschiedener lobender Anzeigen und der bei aller
Nervosität wenig stichhaltigen Erwiderung des Verfassers38) auf
Bartholomae's strenge Kritik. — Besondere Beachtung wurde dem
Verbum geschenkt. Nach dem Vorbilde Delbrücks bearbeitet
Bartholomae™) das altiranische Verbum (avestisch und altpersisch),
und giebt zuerst das vollständige Material systematisch geordnet.
Der erste Theil des Buches erschien auch als Dissertation40). Mit
gleich anerkennenswerther Gründlichkeit behandelt Wilhelmil) die
35) H. Hübsehmann. Iranische Studien. Th. I: Ueber den Lautwerth
des Zendalphabets. Mit 3 Taff. von Dr. Euting. — Th. II: Was heisst 'iranisch'?
ZVglS. XXIV, 323—371. 372—415.
36) Abel Hovelaeque. Grammaire de la langue zende. Deuxieme ed.
Paris 1878. VIII, 308 pp. 8. fr. 10. — Vgl. H. Hübschmann LC. 1870,
1568; F. Sjx'egel JLZ. 1879, 108; Saturday Review No. 1201 (2. Nov. 1878)
p. 572; It. Pizzi BISO. N. S. 18/19 p. 3C0.
37) C. de Harlez. Manuel de la langue de l'Avesta. Grammaire, antho-
logie, lexique. Louvain 1879. IX, 114, 245 pp. 8. fr. 10. — Vgl. Chr.
Bartholomae JLZ. 1879, 401; Adalb. Bezzenberger GGA. 1879, 700—703
(vgl. 1880, 665); It. Plzzi BISO. N. S. 18 19 p. 359; E. J. Dillon JA.
VII Ser., XV, 84.
38) C. de Harlez. La critique et la science de M. Bartholomae. Louvain
1879. 15 pp. 8. Bei einigen Exemplaren ist die letzte Seite ausgeschnitten.
39) Christian Bartholomae. Das altiranische Verbum in Formenlehre
und Syntax dargestellt München 1878. III, 245 pp. 8. M. 5. — Vgl. LC.
1879, 485; W. Geiger JLZ. 1879, 236.
40) Chr. Bartholomae. Das Verbum im Avesta dargestellt. (Leipziger
Diss.) München 1878. 37 pp. 8.
41) Jahresbericht über das Grossherzogl. Gymnasium zu Jena von Ostern
1877 bis Ostern 1878. — Vorangeschickt ist eine Abhandlung: E. Wilhelm,
140 Salemann, Iran, Armenien und Kauhasusländer.
denominutiven Verba der Avestasprache. Etymologisch-lexikalische
Beiträge verdanken wir Benfey*31), GeldneriZ) und Bezzenhergeru).
Der letztere will sechs avestische Monatsnamen nachweisen, die als
solche bisher nicht erkannt waren und erklärt zugleich auch einige
altpersische Monatsnamen. Die Wurzel karet hat P£zzii5) auf dem
Florentiner Congresse besprochen. Von hervorragender Wichtig-
keit ist de Lagarde'si6) gelehrte Besprechung iranischer Lehn-
wörter im Chaldäischen. Endlich mag hier noch nachträglich
Darmesteter's11) Kritik von Geldner's Metrik des jüngeren Avesta
erwähnt sein.
Wenden wir uns zum Mittelpersischen, so ist zu den
vielen Etymologien des Namens Uzväresch eine neue Hypothese
West's48) hinzugekommen (vom unbelegten Verbum ^)^jW)) •
Beiträge zur Erklärung und Berichtigung der Pehleviglossare,
welche noch so vieles Dunkele enthalten , hat Olshausen^) der
Berliner Akademie vorgelegt, und sehen wir der Veröffentlichung
derselben mit Spannung entgegen. Zur Literatur ist zunächst
Geiger's50) Ausgabe und Bearbeitung eines bisher unedierten Pär-
sitractates über den Tod, dessen pehlevische Recension noch in
Indien handschriftlich vorhanden ist, zu erwähnen. Wichtig ist
dieses Schriftchen wegen mannigfacher Citate aus verlorenen
Theilen des Avesta, welche fast alle metrisch abgefasst sind und
das Zendlexikon um mehrere Wörter bereichern. Ein Theil der
de verbis denomiuativis Linguae bactricae. Jena 1878. Progr. Nr. 555. 24 pp.
4. M. 1. — Erschien auch besonders : Eng. Wilhelm. De verbis denomiuativis
linguae bactricae. E programmate gymnasii Jenensis separatim editum. Eisenach
1878. 24 pp. 4. M. 1.50. — Vgl. F. Spiegel JLZ. 1878, 408; J. D arme-
steter KC. 1879 I, 439.
42) Th. Benfey. Altpersisch mazdäh = zendisch mazdäonh = sanskritisch
medhä's. Eine grammatiscli-etymologische Abhandlung. A. d. XXIII. Bde. der
Abhdlgn. d. Kgl. Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen. Göttingen 1878. 44 pp.
4. M. 2.40. — Vgl. 77. Hübschmann LC. 1880, 620.
43) Karl Geldner. Beiträge zur altbaktrischen Loxicographie : ZVglS.
XXIV, 128—158.
44) A. Bezzenberger. Einige avestische Wörter und Formen. Gott.
Nachr. 251— 277.
45) Ac. 1878 II, 300. TR. XII, 2.
46) Paul de Lagarde. Erklärung chaldäischer Wörter: Erstes Stück:
Semitica I, 33—68. — Vgl. oben p. 45, No. 13.
47) KC. 1879 II, 361.
48) E. II. West. Possible etymology of 'Huzvärish'. Ac. 1878 II, l *. * I
19) Bert Monatsber. 1877, 765. — Vgl. jetzt ZV-IS. XXVI, 521— 569
50) Aogemadaeca ein Pärsentractai in Päzend, Altbaktrisch und Sanskrit
herausg., übersetzt, erklärl und mit Glossar versehen von Dr. Willi. G-eiger.
Erlangen ists VI, L60 pp 8. M. 5. — Vgl. //. Hübschmann JLZ. L879,
453; /'• Lmdner \A'. L880, 587; ./. Darmesteter RC. L879 11, 161; (■'. de
Hark - JA vil 8er XU, 216.
Salemann, Iran, Armenien wind Kaukasusländer. 141
Schrift erschien auch als Erlanger Habilitationsschrift51). Die be-
deutendste Erscheinung des Berichtsjahres ist gewiss Nöldekes5-)
Uebersetzung des Ardeschirromanes, durch welche wir zum ersten
Male mit einem Erzeugnisse der Pehleviliteratur nicht religiösen
Inhalts bekannt gemacht werden. Besonders werthvoll sind die
reichen Anmerkungen mit der ausgesprochenen Tendenz , das
Bücherpehlevi als ein ganz künstliches Product zu erweisen, welches
nimmermehr eine lebendige , wirklich gesprochene Sprache habe
sein können. Sollte es gestattet sein noch einen Wunsch aus-
zusprechen, so ist es der, dass der Urtext — selbst in der
corrumpierten Gestalt wie er dem muthvollen Uebersetzer vor-
gelegen hat, — veröffentlicht werden möchte. Erst dann würde die
Arbeit Nöldeke's wahrhaft fruchtbringend sein für die mittel-
persische Sprachforschung.
Zur Literatur über Land und Volk im gegenwärtigen Persien
sind neben den Auszügen, welche in Petermann's Mittheilungen
aus den in unserem vorigen Berichte erwähnten Arbeiten der
englisch-persisch-afghanischen Grenzcommission erschienen und mit
dem zweiten Artikel03) abgeschlossen sind, nur einzelne Journal-
artikel54) zu nennen, welche als solche keine besondere Beachtung zu
beanspruchen vermögen. Ueber Persien's Betheiligung an der Pariser
Weltausstellung vergleiche man Lamarreho). Welche Gegenden
Persiens Cluzel™) und Masonbl) durchreist haben, ist mir un-
51) W. Geiger. lieber eine Parsenschrift. Erlangen 1878. 37 pp. 8
52) Geschichte des Artachsir i Päpakän, aus dem Pehlewi übersetzt, mit
Erläuterungen und einer Einleitung versehen von Th. NÖldeke. Beitr. z. Kunde
d. indog. Spr. IV, 22—69. Auch separat erschienen. 40 pp. 8. M. 1.60. — ■ Vgl.
C. E. LC. 1879, 1621; A. von Gutschmid ZDMG. XXXIV. 585; J. Darme-
steter EC. 1880, I, 305.
53) Persien nach den Arbeiten der Englischen Grenz-Commission, 1870/72.
II. Verzeichniss von Breiten, Längen und Höhen in Persien und Belutschistan.
Zusammengestellt und corrigirt von O. St. John. P.M. XXIV, 25 — 27 (be-
arbeitet nach „Table of latitudes, longitudes , and altitudos in Persia and Balu-
chistan. Compiled and correctod by Capt. O. St. Jolin. R. E., Dehra Dun,
Printed at the office of the Superintendent G. T. Survey, 1875. 10 pp. 8.)
54) Sketches of Persia. Geogr. Mag. Aug. 1878. — Gust. v. Rieder.
Die Post in Persien. ÖM. f. d. Or. 1878 No. 2 p. 17 — 22. — Ernst. Zur
Münzreform in Persien. ibid. No. 7 p. 104 — 106.
55) Lamarre, F. de Fontpertuis, Sahalcini et Pharaon. Perso, Siam
et Cambodge. Les pays etrangers et l'Exposition de 1878. Paris, Delagrave,
1878. fr. 2.
56) Mgr. Cluzel. Voyage en Perse. Missions cathol., Lyon 1876. VIII'
annee. p. 238, 250, 262, 274, 285, 298, 308, 333, 345.
57) G. N. P. Mason. Travels in Persia. Colburn's United Service Mag.
Dec. 1878.
142 Salemann, Iran, Armenien und Kaukasusländer.
bekannt; dagegen haben Andreas^) und Stolze™) über ihre
Reisen und archäologischen Forschungen im südlichen Persien
mehrfach Bericht erstattet. ScMndle7-'s5da) im vorigen Berichte er-
wähnte „Routen in Choräsän" sind in's Russische übersetzt worden.
Auch die Geschichte mit ihren Hilfswissenschaften ist für dieses
Mal sehr schwach vertreten. So schrieb Reliatsehm) über die
Lage des Christenthums im Mongolenreiche, und Ermanm) über
die Münzen der Seldschuken in Kirmän.
Reicher bedacht sind persische Sprache und Literatur. Als
recht nützlich erscheint Cltwke's62) praktisches Handbuch der mo-
dernen Umgangssprache, besonders was die Phraseologie angeht;
doch wäre etwas grössere Genauigkeit in der Transscription nicht
unerwünscht. Die Entstehung des Nominalstammes behandelt
Müller63) , während Fleischer^) seine dankenswerthen Glossen zu
Rückert - Pertsch mit einem zweiten Artikel zu Ende geführt hat.
Hieran mögen sich einige Notizen über eine bekannte Sammlung
persischer Handschriften schliessen.60)
Wenden wir uns zur Literatur der persischen Dichtkunst, so
nimmt Firdausi nach wie vor hier immer noch den ersten Platz ein.
58) Dr. Andreas. Geographische und archäologische Forschungen in
Persien. Bericht von Dr. Polak nach der „Times of India." Mitth. d. geogr.
Ges. Wien 187G. XIX. II. 4.
59) Verhandlgn. d. Gesellsch. f. Erdk. Berl. VIII, 222. — Ac. No. 340.
(9. Nov.) p. 451.
V
59 a) Opisanije malo-izvestnych dorog v Chorasane (s kartoju) A. G. Svnd-
lera generala Persidskoj sluzby. Perevel P. P. Kuljbery. Beil. zum 3. H.
d. V. Bd. d. Izvestija d. Kauk. Ahth. d. K. R. Geogr. Ges. Tiflis 1878. 19 pp.
8. — Vgl. Jahresber. 1878. II, 11 Nr. 14.
60) Christianity among the Mongols tili their expulsion from China in 13GS:
comprising the Eastem Grand Khans or Emperors, with tho Western or Persian
Khans. By E. Rehatselc. JBBAS. XIII No. 35 art. 5 p. 152—302.
61) Adolf Krinan. Die Münzen der Seldschuken in Kerman. Zeitschrift
f. Numismatik IV (1878) p. 133—135. Vgl. Ac. 22. März 1879 p. 266.
62) The Persian Manual, a pocket companion intended to facilitate the
csscntial attainments of conversing with fiuency and composing with aecuracy,
in tho most graceful of all the languages spoken in the East. — P. I. —
A concise grammar of the language, etc. P. II. — A vocahulary of useful
words, English and Persian, etc. By Capt. II. Wilherforce Ciarice. London:
Allen & Co. 1878. pp. XV, 439. kl. 8. 7 s. 6 d. — Vgl. Calc. Kev. Vol.
EX VII, No. CXXXIV, p. XXXIV.
63) Bemerkungen über den Ursprung dos Nommalstammes im Neupersischon.
Von Dr. I'nlr. Müller. Wien ((ierold's Sohn in Comm.) 1878. 8 pp. 8.
M o,20. [Aus dem Oct.-Nov.-Hefto des Jahrgangs 1877 der Sitzungsberichte
der phil.-hist. Classe der kaiserl. Akademie d. Wiss. (LXXX. Bd. S. 223— 228)
besonders abgedruckt.]
64) Zu Rückerts Grammatik, Poetik und Khotorik der Perser. Von Prof.
//. L. Fleischer. II. Einzelne Berichtigungen. ZDMG. XXXII, p. 225—270.
65) Tlio Kllint Collection of oriental manuscripts (im Britischen Museum).
Ath. 8. .Juni ls?S p. 7.1 1.
Salemann, Tran, Armenien, und Kauleasusländer. 143
Obwohl durch Mohl's vielbetrauertes Dahinscheiden die Beendigung
der Prachtausgabe des Schähnäme66) einige Verzögerung erlitt, ist
sie doch jetzt Dank den eifrigen Bemühungen seines Nachfolgers
Barbier de Meynard mit dem siebenten Bande"7) zu glücklichem
Abschlüsse gediehen. Der stattliche Band, von welchem schon
fast zwei Drittel von Mohl selbst redigirt sind, enthält die Ge-
schichte der Säsäniden von Chusrau I'arwez bis auf Jazdegird,
und ein reichhaltiges Namen- und Sachregister, durch welches
diese grossartige Fundgrube iranischer Mythe und Geschichte erst
recht zugänglich gemacht wird. Gleichzeitig mit der grossen Aus-
gabe erschien auch der Schlussband der Uebersetzungtih); leider
ist aber in diese Separat - Ausgabe der Index nicht mit auf-
genommen. In nicht minder erfreulicher Weise schreitet die
Vullers' 'sehe69) Textausgabe von Firdausi's „Königlichem Buche",
wie Einige den Titel haben übersetzen wollen, vorwärts. Einen
Zeitgenossen des grossen Epikers, Näsir i Chusrau (geb. :'>(.'4,
wahrscheinlich in Choräsän, gest. 481), von welchem im nächsten
Berichte noch mehr die Rede sein wird, besprach Schefer70) in
der Academie des inscriptions. Eine immer sicherere Stellung in
der Weltliteratur erwirbt sich der geistreiche Spötter 'Umar
Chaiyäm71), während S'adi die seinige fest behauptet, und sein
Büstän72) durch immer neue Uebersetzungs versuche bald ebenso
bekaimt sein wird, wie der Gulistän. Herders13) Uebersetzung
66) Le Schahnameh in E. Renan Melanges d'liistoire et de voyages. Par.
1878 p. 135 — 145. — Saggio di im' Antologia persiana, del prof. Italo Pizzi.
Parma, Ferrari, 1877. 16 pp. 8. (enthält ein Fragment des Schahnameh). BISO.
N. S. No. 4 p. 73.
67) Le livre des rois par Abou'lkasim Firdousi publie, traduit et (.'(111111111110
par M. Jules Mohl. T. VII. Paris. Impr. nat. 1878. XV, 765 pp. fol.
frs. 90 oder 100.
68) Le livre des rois par Abou'lkasim Firdousi traduit et commente par
Jules Mohl. . . . publie par Mme. Mohl. T. VII. Paris. Impr. nat. 1878. XV,
451 pp. 12. frs. 7.50.
69) Firdusii liber regum qui inscribitur Schahnameh etc. [ed.] Joa. Aug.
Vullers. Tomi II fasc. 1. (p. 521—680). fl. 3. fasc. 2 (p. 681—872). fl. 3.60.
Lugdimi Batavorum, J. Brill. 1878. 8.
70) Vgl. RC. 1878 No. 47 p. 337: Seanco du 30 oct: M. Schefer lit an
memoiro intitule : Notice sur les voyages de Nassiri Khosrau en Syric, en Pa-
lostine, en Egypte et en Arabie, 1045 — 1056 de notre ere.
71) F. Bodenstedt. Omar Cheijam (Bodenstedt, Kunst und Leben.
II. Jahrg. 1878). — T. B. Aldrich. O. Kbayyam, a Persian Poet, in Atlantic
Monthly, Apr. 1878 ■ — Rübayat of Omar Khayyam, the Astronomer - Poet of
Persia. Rendered into English verse. New York, 1877, Osgood. 79 pp.
16. doli. 1.
72) Flowers from the Büstän. A few Flowers trom the Gardon of Sheikh
Saadi Shirazi: Being translations into English Verse of portions of the Büstän.
Calcutta (Thaeker, Spink and Co.) 1877. — Vgl. Calc. Rev. Vol. LXVII. No.
CXXXIV, p. XXXIV; Sat. Rev. XLV p. 478; Ac. 13. Apr. 1879 p. 320.
73) Zu Horders Gedichten. Von lleinr. Dünlzer. Arch. f. Lit.-gesch.
VII, p. 519—523.
144 Salemann, Iran, Armenien und Kaukasusländer.
der Einleitung des letzteren Werkes veröffentlichte Dilntzer. Sie
erschien zuerst in Wieland's Merkur 1782, später aber ganz um-
gearbeitet und in Hexametern in den „Blumen aus morgen-
ländischen Dichtern". Zwölf Ghazelen des Häfiz nebst dem Com-
mentare Südi's hat Lowe14) übersetzt. Auf welchen Quellen
endlich die unten75) aufgeführten Uebersetzungen beruhen, haben
wir nicht erfahren können.
Schon im Vorjahre war eine Auswahl persischer Schauspiele
von Chodzko's16) Kennerhand angemeldet; das jetzt erschienene
Bändchen enthält ausser der Uebersetzung von fünf religiösen
Dramen eine interessante Einleitung, welche vom Charakter und
der Einrichtung des persischen — recht primitiven — Theaters 77)
ein anschauliches Bild entwirft.
Aus der historischen Literatur können wir die Fortsetzungen
des Aini Akbari78) und des Akbarnärnek 79) erwähnen, und aus der
theologischen eine Sammlung von Gebeten80) der chinesischen Mu-
hammedaner in arabischer und persischer Sprache, von welchen
auch eine französische Uebersetzung81) erschienen ist. Zum Schluss
sei noch eine persische Uebersetzung des Robinson Crusoe82)
genannt.
74) Twelve Ödes of Hafiz done literally into English. Together with the
eorresponding portion of the Turkish commentary of Sudi, for the first time
translated by W. H. Lowe. Cambridge, Spalding, 1878. — Vgl. F. J. Gold-
smid Ac. 27. Juli 1878 p. 80.
75) Fortune and Misfortune, two tales translated from the Persian by Edw.
Reliatseh, published by Janardan Romchcmdraji. Bombay 187G. 8.
76) Theatre persan choix de teazies ou drames traduits pour la premiere
fois du persan par A. Chodz/co. Paris, Leroux, 1878. XXXVI, 219 pp. 18.
frs. 5. (Bibliotheque Orientale elzevirienne. XIX.) — Vgl. Ac. 24. Aug.
1878 p. 189.
77) E. Renan. Theatre persan. Journ. des debats, 9. 10. juillct 1878.
— Vgl. denselben JA. VII Ser., XU, 23—25.
78) The Ain i Akbari, by Abul Fazl i Mubarak i 'Allami edited by
//. Blochmann. Fase. 21. 22 = Part II 6. 7 (Bibl. Ind. N. S. No. 378. 387.)
Calcutta 1877. 4.
79) Akbar Xameh. By Abu Fazl i Mubarak i Allami. Editod by Mau-
Imri <Abd Ur-Rahwn. Vol. I. fasc. 7. 8. II. 2. 3. (Bibl. Ind. N. S. No. 374.
375. 379/80. 411/12.) Calc. 1877. 1878. 4.
80) Da'ouat el-Moslomin. Priores des musulmans chinois, ouvrage cn arabe
et eil persan, par Ma Ico-tsuy, imam de Canton. Imprune ä Canton, sur plan-
ches de bois, avec le titre chinois de Houci'-kiao li-paY kouei'-y. (Paris,
Leroux. fr. 9.)
81) Priores des musulmans chinois. Traduites sur l'original, cn arabe et
• ii i» rsan. Paris, Leroux, 1878. 8. fr. 3.50.
;s-_'i ßabinsan Krüso. Translated from the Urdü into Persian by Slier Ali
of Kabul and edited in the roman character Ux '/'. W. II. Tolbort. London,
Allen. 1S7K XXXVI, 354 j-i» 12. 7 s
Salemann, Iran, Armenien und Kaulcasusländer. 145
Zur Kenntniss der neuiranischen Dialekte weiss ich für dieses
Mal nur Justi's83) Aufsatz über die Thiernamen im Kurdischen,
und Schindlers**) dankenswerthe Aufzeichnungen über den Sem-
minischen Dialekt zu erwähnen. Je mehrere dieser sogenannten Dia-
lekte bekannt werden, desto deutlicher tritt die Eigenthümlichkeit
hervor, dass sie alle sich unter einander bedeutend näher stehen,
als der neupersischen Schriftsprache ; darum wäre eine gründliche
Erforschung wenigstens einiger derselben eine der dankbarsten
Aufgaben, welche aber nur nach längeren Studien an Ort und
Stelle gelöst werden könnte.
Bemerkten wir schon im vorigen Berichte , dass sich das In-
teresse für die nicht zum persischen Reiche gehörigen iranischen
Länder, wie fürs erste ja auch nicht anders zu erwarten, vor-
herrschend in geographischer Hinsicht äussert, während ethno-
graphische und philologische Forschungen auf diesem Gebiete nur
sporadisch auftreten, so gehört die Literatur des diesmaligen Be-
richtsjahres ausschliesslich der erstgenannten Richtung, — eine Folge
des indisch - afghanischen Krieges. Aus der Fülle der durch das
Tagesinteresse hervorgerufenen Veröffentlichungen über die Grenz-
länder des anglo-indischen Reiches , welche zum Theil wohl auch
unberufenen Händen ihre Entstehung zu verdanken scheinen, eine
richtige Auswahl zu treffen, ist mir ebenso wenig möglich, wie
etwa alles anzuführen, was von bleibender Bedeutung sein möchte,
und somit bitte ich für die folgenden Literaturangaben um gütige
Nachsicht.
Ueber Balucistan liegen zwei zusammenfassende Abhandlungen
vor, von Goldsmid^0) (welcher als Herausgeber einer officiellen
Karte8') des Landes für durchaus competent gelten muss), und
von v. 0 esterreicher *~'). Ueber alte Geographie von Mekran han-
delte Mockler^) vor der Royal Asiatic Society, während der
neuesten Geschichte Kelats ein Unbekannter einige Seiten ge-
widmet hat.89)
83) Les noms d'animaux en kurdo par F. Justi. Paris Impr. nat. [Mai-
sonneuve & Cie] 1878. 32 pp. 8. frs. 4. [Separat-Abdr. aus der Rev. de
linguistique XI p. 1—32.] — Vgl. LC. 1879 p. 552.
84) Bericht über den Ssemnamschen Dialect. Von A. H. Schindler.
ZUMG. XXXII, p. 535—541.
85) F. Goldsmid. Le Belouchistan et ses frontieres maritimes. Congres
Internat, des sc. geogr. Paris 1878. I, p. G26 — 641.
86) Major General Sir Fred. J. Goldsmid. Map of Western Bälü-
chistän compiled by order of H. M. Secretary of State for India, to show the
western frontier of the territories of II. H. the Khan ot Kalät. London 1878.
87) Kherat-Beludschistan von Frlir. v. Oester reicher. (M. einer Karte.)
Deutsche Kundschau f. Geogr. u. Statistik. I. II. 4.
88) Vgl. Ac, 312, Apr. 27, p. 375 u. JRAS. XI, p. 129 ff.
89) Die neueste Geschichte Kelats. Ausl. No. 27 p. 529 — 534.
J:ihresb. rieht 1878. 10
146 Sälemann, Iran, Armenien und Kaukasusländer.
Ueberaus zahlreich ist die auf Afghanistan bezügliche
Literatur, zunächst die Karten, von denen einige hier genannt
werden mögen,90) und dann längere Aufsätze, welche den plötzlich
erwachten Wissendurst zu befriedigen suchen. Hauptsächlich die
physikalische Geographie des Landes behandelt eine Abhandlung
im Geographical Magazine91), und als flüchtig wird Robinsons*2)
Schrift getadelt. Die deutsche Literatur dagegen weist tüchtige
Arbeiten auf, von Trwmpp9*), v. Sfein9i), Chavanne9'0), Delitzsch96)
und Ludwig*"'). Mehr auf politische und militärische Fragen lassen
90) Map of the Indian and Afghan frontiers 17'/2 to 22'/2. London, Stan-
ford, 1878. 1 s. — F. Handtke. Karte von Afghanistan, Turkestan , Be-
lutschistan nebst Carton des indisch - afghanischen Grenzgebietes. Lithogr. u.
color. Glogau, Flemming, 1878. fol. M. 1. — Karte von Afghanistan und
den angrenzenden Ländern. 1 : 1,250,000 (fl. 0,30) oder 1 : 5.000,000 (fl. 0,15).
Wien, Hartleben, 1878. — Kriegskarte von Afghanistan. Amsterdam, Seyffardt,
1878. M. 0,50. — Carte de l'Afghanistan. Paris, impr. Chaix , 1878. —
Theätre de la guerre en Afghanistan. Paris, Dufrenoy, 1878. — Map of the
theatre of war in Afghanistan 1878—79. 1 : 1,000,000. St. Petersburg, Russ.
Milit. Topogr. Dept. 1879 (wohl russisch?) — Stanfords Shilling Map of Afgha-
nistan and adjoining countries. 1 : 4.235,000. London, Stanford, 1878. 1 sh.
— Itineraires de llndus a Caboul. Paris, Dep. de la guerre, 1879. — R. Hauser-
mann. Theätre du conflit anglo-afghan. 1878. Paris, Becquet. — H. Kiepert.
Karte von Iran. Oestliche Hälfte: Afghanistan, Belutschistan und die Oezbeghi-
sehen Khanate am Oxus. 1:3.000,000. Chromolith. Berlin, Reimer, 1878.
fol. M. 2. — Eiusd. Specialkarto der Landschaft zwischen Kabul und dem
Indus. 1 : 600,000. Chromolith. ibid. 1878. fol. M. 1,20. — J. Wyld. Military
Staff Map of Central Asia and Afghanistan. 1 : 2.027,500. London 1878. —
Vgl. ferner Ac. nr. 336 (12 Oct.) p. 359, nr. 337 (19 Oct.) p. 381. 383, nr. 339
(2 Nov.) p. 429, nr. 341 (16 Nov.) p. 473.
91) Afghanistan by C. E. D. B. Geogr. Mag. 1878 Nr. 10 p. 256—61.
Vgl. Ac. nr. 336 (12 Oct.) p. 359.
92) Cabul, the Ameer, his Country and his People. By Phil. Robinson.
London, Sampson Low & Co., 1878. — Vgl. A. Wilson in Ac. nr. 338
(26 Oct.) p. 396.
93) E. Trumjyp. Afghanistan und die Afghanen. AAZ. 1878, 4317
—4318. 4357—4359. 4437—4438. 4462—4463. 4509—4510. 4526—4527.
4541—4542.
94) Afghanistan in seiner gegenwärtigen Gestalt. Zur Orientirung in der
Afghanischen Frage. Von F. von Stein. (Mit Karte, s. Tafel 25.) PM. XXIV.
1878 p. 466—474. XXV, 1879 p. 23—28. 60—64.
95) Afghanistan. Von Dr. Josef Chavanne. Deutsche Rundschau f.
Geogr. u. Stat. I No. 2 — 4. (M. 1 Karte u. 2 Illustr.) — Afghanistan , Land
ii ii (1 Leute mit Rücksicht auf den englisch-afghanischen Krieg. M. 111. u. Karte.
Wien, Hartlehen, 1878. 80 pp. kl. 8. fl. 0,55. — Wohl Sep.-A. dos vorigen.
96) O. Delitzsch. Afghanistan. Geschichte und geographische Skizze.
Aus allen Welttheilen X No. 2. p. 33 — 36.
97) E. Ludir/'y. Afghanistan und sein Emir Schir Ali. N-u-Ulm, Stahl,
1878. 8. M. 0,50.
Salemann, Iran, Armenien und Kaukasusländer. J47
sich die Abhandlungen ein von Williams09), Clarlce") , Coxe100),
Andreiv101) (letztere absolut werthlos), und Artikel eines po-
litischen102) und eines Fachblattes103). Die für die Communication
in den riesigen Gebirgsmassen , welche Indien von Afghanistan
trennen , so überaus wichtigen Pässe , die auch als Schauplatz
blutiger Kämpfe dienen mussten, sind mehrfach besprochen und
beschrieben wurden, so von MarJcham10*) und Saundersm). Das
Hezaregebiet im Norden des Landes behandelte ein Zeitungs-
artikel 106) , und eine Tour im Norden Afghanistans beschrieb
Kay101). Ganz dem Interesse des Tages gewidmet ist eine Reihe
von Artikeln der Saturday Review108) und anderer Zeitschriften1011),
wobei auch die Möglichkeit einer Einmischung Russlands110) nicht
ausser Acht gelassen wird.
Die Geschichte Afghanistans soll Malleson's111) Buch dar-
98) M. Williams. Afghanistan and the Punjab. Contemp. Rev. 1879. Jan.
99) E. Clarhe. Notes on Afghanistan. Macmillan's Mag. Dec.
100) The Punjaub and the North-West Frontier of India. By an Old Pun-
jaubee [General H. Coxe.] London, C. Kegan Paul & Co., 1878. 8. 3 sh. 6 d.
— Vgl. Ac. nr. 327 (10 Aug.) p. 135; Ath. nr. 2645 (6 Juli) p 17; nr. 2653
(31 Aug.) p. 265; Sat. Rev. XLVI nr. 1192 (31 Aug.) p. 284.
101) India and her neighbours. By W. P. Andreiv. With 3 maps. London,
Allen & Co., 1878. 420 pp. 8. 15 sh. — Vgl. Ath. nr. 2652 (24. Aug.) p. 236;
Sat. Rev. XLVI nr. 1196 (28. Sept.) p. 404.
102) Grenzverhältnisse von Afghanistan. AAZ. No. 349.
103) Wachs. Militärisches über Afghanistan und Central-Asien. Milit.
Wochenbl. No. 91.
104) The Mountain Passes on the Afghan Frontier of British India. By
C. R. Marhham. Proc. RGS. N. S. I, p. 38—62 mit Karte.
105) 'Drelawney Saunders. Map of the Kaibar, Karkatcha and Kurram
Passes. Geo. Mag. Nov. 1878. Text dazu p. 277—279. -- Vgl. Ac. nr. 341
(16 Nov.) p. 473. — Eiusd. Map of the Bolam Mula and other Passes.
Geo. Mag. Dec.
106) Hazaristan. Aliens Indian Mail 1876, 1239. 40—42.
107) Lieut.-Gen. Kay. From Peshawer to Kabul. From Kabul to Ba-
mian. From Ghojan to Ghuznee. Aliens Indian Mail 1878 No. 1354—58.
108) Afghanistan. Sat. Rev. XLVI No. 1193 p. 292; 1196 p. 385; 1198
p. 445; 1200 p. 509. — English policy in Afghanistan ib. No. 1195 p. 355;
1203 p. 607. — The Afghanistan difticulty. ib. No. 1197 p. 415. — Conditions
of an advance on Cabul. ib. No. 1197 p. 424. — The military Situation on
the Indian frontier. ib. No. 1198 p. 454.
109) England, Afghanistan und Beludschistan. AAZ. Beil. 160 — 166. —
India and Afghanistan. Blackwood's Magazine. DCCLVII. Nov. 1878. --
The Indian expeditionary force. By Lieut.-Gen. J. L. Vaughan. Contemp.
Rev. July 1878. — Der Krieg gegen die Afridis. Globus XXXIII No. 8—9.
110) Russlands Wege nach Afghanistan und Indien. AAZ. No. 327.
111) A History of Afghanistan, from the earliest Period to the Outbreak
of the War in 1878. By Colonel G. B. Malleson. London, Allen & Co.
840 pp. 8. 18 sh. - - Vgl. F. J. Goldsmid Ac. No. 349 (11. Jan.
1879) p. 21.
10*
148 Salemann, Iran, Armenien und Kaukasusländer.
legen; es ist jedoch zu eilig und flüchtig gearbeitet, um auf wirk-
lichen Werth Anspruch machen zu können. Von Maverty112) steht
ein englisch-afghanisches Wörterbuch zu erwarten.
Das durch die politischen Ereignisse der Jahre 1877/78 er-
weckte Interesse für Armenien und die angrenzenden Länder hat
auch der hier zu besprechenden Literatur eine gewisse Reich-
haltigkeit verliehen, und besonders sind es die durch die Verträge
von St. Stephano und Berlin an Eussland abgetretenen Gebiete,
deren nähere Kenntniss durch Karten113) und Aufsätze114) ver-
mittelt werden soll.
Ueber Armenien können wir mehrere zusammenfassende
Darstellungen anführen, von Schweu]er-Lerehenfeldiif>) (sehr ober-
flächlich), Klein116) und Bryce117), während andere Schriften von
112) Vgl. Ath. No. 2657 (28 Sept.) p. 405.
113) F. Handtke. Generalkarte der Balkan-Halbinsel nebst Uebersichts-
karte der Gebietsveränderungen in Klein -Asien. Glogau, Flemming, 1878.
Lithogr. fol. M. 1,20. — Ergänzungsblatt zu Pauliny's Karte der Russisch-
Türkischen Grenzgebiete in Kleinasien. 1 : 750,000. Photolithogr. Wien,
Lechner, 1878. 70 kr. — Spezialkarte von Armenien zur Uebersicht des nach
dem Frieden von S. Stefano, 3. März 1878 zu Russland gekommenen Gebietes.
Nach der officiellen Russischen, dem Friedensvortrage beigegebenen Karte von
Stebnizky von A. Petermann. 1:1,200,000. Gotha, J. Perthes, 1878. M. 0,50
(= P. M. XXIV. 1878. Taf. 16). — A. Petermann. Süd-Russland und Kau-
kasien , mit den neuen Grenzen in Asien (Stieler's Hand -Atlas No. 55).
1 : 3,700,000. Ebd. 1878. M. 0,80. — Die politischen Verhältnisse und neuen
Staaten-Grenzen von Südost-Europa und Vorder-Asien nach dem Berliner Ver-
trage 13. Juni— 13. Juli 1878. Von A. Peter mann. 1:7,500,000. Ebd. 1878.
M. 0,50 (= P. M. XXIV. Taf. 20.) — A. Rivet. Carte de la frontiere russo-
turque dans l'Asio Mineure. 1 : 840,000. Wien, Artaria, 1877. fl. 1.
114) Das von Russland beanspruchte Gebiet in Vorder-Asien. Nebst einer
Karte, s. Tafel 16. P. M. XXIV, 285—292. - - Die durch den Vertrag von
Berlin 13. Juni — 13. Juli 1878 an Russland gekommenen Türkischen Gebiete
von Ardahan, Kars und Batum. Nebst Spocialkarte, s. Tafel 16. Ebd. 321. —
Die politische Umgestaltung des Türkischen Reiches in Europa und Vorder-
Asien nach dem Berliner Vortrage vom 13. Juli 1878. Begleitworte zu Tafel
Nr. 20. Ebd. 365 — 368. — H. Kiepert. Die neue russisch-türkische Grenze
in Asien. Globus XXXIV No. 7.
115) Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohnor. Von Aimiiid.
Frhr. v. Schweiger- Lerchenfeld. Im Anhang: Anabolische Fragmente. Mit
einem Vorwort von Frdr. V. Hellwald. Jena, Costenoble, 1878. pp. XXVIII,
227. 8. M. 4,50. -- Vgl LC. 1568; Sat. Rev. XLVI, 1186 p. 94; Mtthlgn.
d. geogr. Ges. zu Wien XXI, p. 498 11'. von Dr. Cliaritiiiir.
116) D. Klein. L'Armdnie et Les Armeniens. L'Exploration 1877 No. 50
p. 267—272.
M7i .James linjce. <)n Armcnia and Mount Ararat. Proo. Geogr. Soc.
Lond XXII No :; p L69 i«:;
Salemann, Iran, Armenien und Kaukasusländer. ] 49
Williams11*), Norman1™) und Wyrouboffi120) mehr den Charakter
von Kriegscorrespondenzen haben. Dazu kommen einige kleinere
Monographien geographischen Inhalts121), und die Reiseskizzen von
Pauli12-) und einem Ungenannten123). Zur alten Geographie Ar-
menien's lieferte Kiepert l24) einen Beitrag , während die von
Layard in der Umgegend des Van -Sees aufgefundenen und jetzt
im British Museum aufbewahrten Alterthümer aus Bronze im
„Athenaeum" l25) kurz beschrieben wurden. Mit des Landes cultur-
historischer Stellung beschäftigt sich ein Zeitimgsartikel126), und
das Büchlein von Achwerdow121) erzählt die erbitterten Kämpfe
mit Jazdegird IL in etwas wohl zu apologetischen Tone. Das
Leben der heutigen Armenier schildern Smith1-*), von Löher129)
und Fuchs130), während eine Correspondenz131) der „Academy" über
die Verbreitung der Schul- und höheren Bildung unter ihnen, so-
wie über ihre periodische Presse orientirt.
Für armenische Sprache und Literatur muss ich mich auch
für dieses Mal auf das wenige mir zugängliche Material be-
schränken. F. Müller132) lieferte wiederum einige Beiträge zur
Grammatik und Lexicographie. Zu de Lagardes Armenischen
118) The Armonian Campaign. Diary of the Campaign of 1877 in Armenia
and Koordistan. By Charles Williams, etc. With two special maps. London,
Kegan Paul & Co., 1878. 8. 10 s. 6 d. — Vgl. Ac. No. 301 p. 117; Ath.
No. 2621 p. 82; Sat. Rev. XLV, 1159 p. 55 ff.
119) C. B. Norman. Armenia and the Campaign of 1877. London &
New York, Cassell, Petter & Galpin, 1878. 8. 21 doli. Mit Karten. — Vgl.
Ac. No. 306 p. 230; Ath. No. 2619 p. 22; No. 2624 p. 183.
120) Lettres d'Asie, theätre de la guerre; par G Wyrouhoff. Versailles,
impr. Cerf et fils. pp. 16. 8. (Extrait de la Philosophie positive, janv. —
fevr. 1878.)
121) Zur Geographie von Armenien. AAZ. Beil. No. 7 — 13. — Erzerum
und Erzingdjan. Ausl. No. 13 S. 253 — 255. — Am Wan-See in Türkisch-
Armenien. Aus allen Weltth. VIII, 1877.
122) G. Pauli. Aon Wan bis an den Tigris bei Hesu Refa. Wester-
mann's Monatsh. April — Juni.
123) Von Tiflis nach Alexandropol. Europa No. 16.
124) Kiepert. Die Lage Tigranokertas. Hermes IX, 2, 129.
125) Antiquities from lake Van. Ath. No. 2625 p. 226 — 7.
126) Armeniens eulturhistorische Stellung. Europa No. 22.
127) Armenija v pjatom veke. Socinenije Ivana Achvcrdova. St. Peterb.
1878. pp. 102. 8. R. 0,90. (Joh. Achwerdow. Armenien im V. Jahrh.)
128) G.Smith. The Armenians: their past and future. Good Words, March.
129) F. V. Löher. Die Armenier. Wiener Abendpost No. 49 S. 255 — 258.
130) P. Fuchs. Eine armenische Familie. Ueber Land u. Meer XL, 30.
131) Armenian literature and education. Ac. No. 332 p. 267 — 8.
132) Armeniaca. V. Von Dr. Friedrich Müller. "Wiener bist. - philol.
Sitzungsber. LXXXVIII, H. 1 — 2. Oct. Nov. 1877. p. 9—16. — Auch se-
parat: Wien, 1878. In Commissiou bei K. Gerold's Sohn. pp. 10. M. 0,30.
150 Salernann, Tran, Armenien und Kaukasusländer.
Studien mag Hübschmann's133) Recension nachgetragen werden.
Brosset besprach zwei armenische Redactionen der Legende von
Barlaam und Iosaphat134). Ueher die armenischen und syrischen
Uebersetzungen der Geschichte des Eusebius hielt Merxx3h) auf
dem Florentiner Congresse einen Vortrag, während Sasselm) bei
seinen Studien über Aphraates' Homilien auch die (unter dem
Namen von Jacob von Nisibis edierte) armenische Uebersetzung
derselben berücksichtigt hat. Von den Mekhitaristen zu San La-
zaro sind die armenischen Geoponica137) und lateinische Ueber-
setzungen von armenischen Versionen geistlicher Reden des Ari-
stides13S) und Johannes Chrysostomus 139) herausgegeben worden.
Apostellegenden übersetzten Catergianli0) und Moesinger. ul). Eine
Geschichte der modernen armenischen Literatur verfasste Ga-
reginU2). Von Journalen ist mir blos der „Polyhistor" zugäng-
lich, aus dessen Inhalte unten einiges angeführt werden mag.143)
133) LC. 1879, 844. — Vgl. de La gar de Symmicta II, 108 ff.
134) Sur deux redactions armeniennes, en vers et eu prose, de la legende
des saints Baralam = Varlaam et Ioasaph — Iosaphat. Par M. Brosset. Bull,
de l'Ac. Imp. de St. P. XXIV, 561—567 = Mel. asiat. VIII, 535—543.
135) Ac. No. 333 p. 300. — BISO. N. S. No. 8—15 p. 172 = Boll.
del IV Congr. etc. II p. 7.
136) C. I. Franc. Sasse. Prolegomena in Apliraatis sapientis Persae
sermones homileticos. Diss. inaug. Lipsiae 1878. pp. 40. 8.
137) Girq wastakoc. rewnoviy.n. Thargmanouthiun na^neac yarabaci
lezoue. Wenetik 1877. 19, 263 pp. 8. — Vgl. Bibl. or. 1879, No. 750.
138) S. Aristidis Philosophi Atheniensis sermones duos quorum originalis
testus desideratur ex antiqua Armenica versione nunc primum in latinam linguam
translatos .... ed. Patres Mechitaristae Congr. S. Lazari Venetiis 1878. 5 Bl„
23 pp. 4 Bl. 8. — Vgl. Ac. XV, 545.
139) Joh. Chrysostomi oratio Panegyrica de vita et laboribus sancti Gregorii
llluminatoris Patriarchae Armeniae, cujus originalis textus desideratur ex antiqua
Armeniaca versione Mechitaristicae congregationis opera in Latinam linguam
translata. Venetiis 1878. 2 BL, VIII, 76 pp. 8.
140) Ecclesiae Epbesinao de obitu Joannis apostoli narratio ex versione
armeniaca saeculi V. nunc primum latine cum notis prodita. Curavit P. Jo-
sephus Catergian. Viennae, Mechith. 1877. pp. 58. 8.
141) Vita et martyrium S. Bartholomaei apostoli , ex sinceris fontibus ar-
meniacis in linguam latinam conversa , a G. Mocsingcr. Salisburgi , in libr.
soc. catbol. 1877.
142) [P. Garegin.] Patmouthiun hayeren dproutheanc i pets ousman
azgayin warzaranac. II. Nor matenagrouthiun. Wenetik 1878. XIII. 510 pp.
12. Der I. Band (Hin matenagrouthiun) erschien ebd. 1865. 8. 16. 649 pp.
143) Bazmawep handisaran. Nor sar wecerord (VI) tari. Hator 36. We-
netik 1878. 8. pp. 384. Jährlich 10 frs. Enthält unter Anderem: Die Volks-
oder moderne Sprache, p. 213 — 228. — Ein Urtheil über den Khorener und
dessen Beurtheiler [d. h. v. Gutschmid] von H. Ners. Zntonean. — Agathangelos
von demselben, p. 229 — 232. — Agathangelos nach Alfred Gutschmid dem
Deutschen, p. 297 — 304 (wird fortges.). — Die Apologie des h. Aristides des
Athenischen Philosophen, p. 320 — 324. — Allgemeine Uebersicht über die
neue armenischo Bibliographie [mit Erfindung der Buchdruckerkunst], p. 305 — 320
Salemann, Iran, Armenien und Kaukasusländer. J5J
Bei den theils von Gesellschaften, theils im officiellen Auf-
trage herausgegebenen verschiedenen Sammelwerken, in welchen
das wissenschaftliche Material über den Kaukasus zusammen-
strömt, hat sich gerade für das Berichtsjahr ein gewisser Still-
stand bemerkbar gemacht. Da aber in dem schon gedruckten Be-
richte für 1879 die zu erwähnenden Schriften haben ganz
unberücksichtigt bleiben müssen, so glaube ich dem Leser einen
Gefallen zu erweisen, wenn ich für dieses Mal die mir gestellten
zeitlichen Schranken etwas überschreite. Die kaukasische Ab-
theilung der K. Russischen Geographischen Gesellschaft hat meh-
rere Lieferungen ihrer Bulletins144) und Memoiren145) erscheinen
lassen, aus deren reichen Inhalte unten einiges angeführt werden
mag. Von der „Gesellschaft der Liebhaber der kaukasischen Ar-
chaeologie" scheint nichts veröffentlicht worden zu sein, doch
können wir einen kurzen Bericht über ihre Thätigkeit in den Jahren
1877—78 nennen 14ti). Das im vorigen Berichte erwähnte „Kau-
kasische Archiv"147) ist mit zwei neuen Bänden fortgesetzt worden;
— Der dreissigjährige Krieg in Armenien und das Ende des Königs Arsak.
Von H. Arsen Souqrean. Art. IV. p. 1 — 14. — Geschichte der Stadt Byzanz.
Von demselben, p. 58 — 63. — Allgemeine Uebersicht der Bevölkerung des
westlichen Asiens oder der Asiatischen Türkei. Von A. W. Agheqsandrean.
p. 241—254. — Afghanistan, p. 345—351. — Batum. p. 351—355. — Ueber-
setzung des Berliner Vertrages, p. 370 — 380. — Shakespeare's Macbeth (Fort-
setzung der metrischen Uebersetzung). pp. 69 — 84. 174 — 195. 273 — 296.
325—344.
144) Izvestija Kavkazskago Otdela Imperatorskago Geograficeskago Ob-
scestva. Tom V. Tiflis 1877—78. 8. Heft 3. 4. pp. 153—320 und Bei-
lagen (den Inhalt von Heft 4 s. bei P. M. XXV, 364). — T. VI. 1879—81.
Heft 1. p. 1 — 136. Enthält unter Anderem: L. P. Zagurshi. Betreffs einer
Hypothese über die Verwandtschaft der alten Etrusker mit den Osseten,
p. 22 — 26. — K. Paikanov. Ueber die Stellung des Armenischen im Kreise
der indoeuropäischen Sprachen, p. 27 — 50. [Erschien auch separat: Tiflis,
1879. 8. pp. 24.] — N. G. Petrusevic. Kurze Nachrichten über die turk-
menische Bevölkerung zwischen dem alten Bette des Amu - Darja und der
Nordgrenze Persiens. p. 51 — 57. — Nachrichten über Cikislär, Hasan -Quly
und die Ga'farbai- Turkmenen [nach dem „Russ. Invaliden"] p. 57 — 64. —
V v . v . V
Beilage: Ekspedicija inzenera Josifa Cernika dlja izsledovanija v techniceskom
otnosenii bassejna Jefrata i Tigra, a takze opisanije putei, projdennych no se-
vernoi Sirii. Tiflis 1879. 8. pp. 202 u. II. [Von W. F. Juschkov gemachte
Uebersetzung des 44. 45. Erg. -Heftes zu PM.]
145) Zapiski Kavk. Otdela Imp. R. Geogr. Obscestva. X Heft 3. Tiflis
1878. 8. pp. III. 219. Mit 7 Tafeln. {Abich. ^Ueber krystallischen Hagel etc.
Uebersetzt von R. K. Schönger.) Beil.: Izsledovanije proryvov reki Amu-
Darji, obrazovavsichsja vo vremja jeja razliva letom v 1878 godu , inzenera
C'h. W. Geljmana [wohl Hellmann] (S kartami i certezami). Tiflis 1879.
8. pp. 77 u. II. Mit 2 Karten u 7 Tafeln. (Untersuchung der Durchbrüche
des Amu-Darja, welche sich bei seinem Austreten im Sommer 1878 ge-
bildet haben.)
146) Izwestija d. kauk. Abth. d. K. R. Geogr. Ges. V, 282 ff.
147) Kavkazskij Sbornik, izdavajemyj po ukazaniju Jego Imperatorskago
Vysocestva Glavnokomandujuscago Kavkazskoju Armijeju. Tom III. Tiflis
1879. 8. pp. 591. — IV." 1879. pp. 436. ä 2 Rbl.
]52 Salemann, Iran, Armenien und Kauhasitsländer.
doch kann ich nicht unerwähnt lassen, dass in Betreff der dort
sich findenden Inhaltsangabe — , ethnographische , linguistische,
archaeologische und geographische Mittheilungen' — wegen der
Aehnlichkeit der Titel sich eine Verwechselung dieses Archivs mit
dem „Archiv von Nachrichten über die kaukasischen Bergvölker"
oder dem „Archiv von Nachrichten über den Kaukasus" ein-
geschlichen hat. Das erste „Archiv" hat rein militärischen Cha-
rakter und bringt vorherrschend längere Memoiren aus der Feder
von Officieren der kaukasischen Armee. Dagegen ist das an zweiter
Stelle genannte Sammelwerk 1JS) für Philologen und Ethnologen
von der grössten Wichtigkeit, während das zuletzt erwähnte149)
schon vom dritten Bande an* sich ganz auf die Sammlung von
statistischem Materiale beschränkt hat. In den beiden ersten Bän-
den findet sich manches Interessante über Gewohnheitsrecht, Sitten
und Volksliteratur verschiedener Stämme. Auch das „Archiv von
Nachrichten über das Terekgebiet"149;') enthält manche bemerkens-
148) Sbornik svedenij o kavkazskich gorcach izdavajemyj s soizvolenija
Jego Imp. Vys. Glavnok. Kavk. Arm. pri Kavkazskoni Gorskom Upravlenii.
Tiflis. 8. I. 1868 pp. VIII. 88. 79. 72. 36. 64. 72. 2. Mit 4 Taff. — II. 1869
pp. 24. 17. 48. 44. 16. 76. 24. 70. 85. Mit 2 Taff. — III. 1870. pp. 25. 18.
44. 11. 32. 40. 32. 46. 40. 30. 28. 28. Mit 2 Taff. — IV. 1870. pp. II. 78.
62. 32. 28. 23. 33. 24. 30. 90. Mit 1 Karte. — V. 1871. pp. 30. 68. 2. 100.
71. 32. 16. 58. Mit 4 Taff. — VI. 1872. pp. 48. 4. 62. 20. 128. 59. Mit
2 Karten. Beil. pp. 65. Mit 5 Tabellen u. 1 Karte. — VII. 1873. pp. 2.
76. 55. 12. 20. 128. 42. 80. Mit 1 Karte. Beil. pp. 22. — VIU. 1875.
pp. 104. 40. 72. 14. 25. 12. 43. 40. 24. Beil. pp. 54. — IX. 1876. pp. 20.
212. 64. 119. 48. — X. 1881. pp. LXXXIII. 581. Mit 1 Portr. ä 2 Rbl.
(Da die Angabe des Inhalts dieser Bände zu vielen Raum einnehmen würde,
sehe ich mich genöthigt sie hier wegzulassen.)
N V . v
149) Sbornik svedenij o Kavkaze. Izdannyj pod redakcijeju glavnago re-
daktora Kavkazskago Statisticeskago Komiteta N. Zeidlica (v. SeidlitsJ. Tiflis.
gr. 8. Tom I. 1871. pp. 342. Mit 6 Taff. — II. 1872. pp. 353. III. Mit
2 Karten. — III. 1875. pp. III. 629. Mit 4 Taff. — IV. 1878. pp. 370.
XIII. u. 8 unpag. Bll. — I. II. ä 2 Rbl., HI. IV. a 4 Rbl.
V V
149a» Sbornik svedenij o Terskoj oblasti. Vypusk I. Izdnije Terskago O-
blastnago Statisticeskago Komiteta, pod redakcijeju i. d. sekrotarja Komiteta, JV.
Bktgovescemhago. Vladikavkaz 1878. pp. 381. V. 8. Rbl. 2. — Inhalt:
p. 1 — 8. Von der Redaction. — p. 9 — 218 Abth. I. Statistische Nachrichten.
— p. 219— 324 Abth. II. Materialien zur Ethnographie, Geschichto und Geo-
v v
graphio des Terekgebietes. Darunter p. 241 — 276. Notizen über die Cecua
v v
und die Ceccnzen. (5 Artikel verschiedener Autoren.) — p. 276 — 290. Notizen
V v
über die Ingusen. (4 Artikel von Cach Arijev.) — p. 290 — 297. P. I. Gu-
lovinsl.ij. Dir. Kumyken, ihre Spiele, Lieder und Sitten. — p. 297 — 304. No-
tizen über die Osseten. (2 Artikel.) — p. 304 — 308. Z. Aus den kabardi-
nischen (adigeschen) CJeberlieferungen. — p. 309 — 314. /. Ja. Cerni/j. Die
Bergjuden im Terekgebiet. Kurze historische Notizen. — p 314 — 315. P. A.
Goluinnshi. Die kumykischen Nogaier. — p. 315 — 317. P. Die Berg-
dialekte &c. — p. 324 — 381. Statistisches Material u. Beilagen.
Salemann, Iran, Armenien und Kaulasusländer. J53
werthe Aufsätze, meistens Wiederabdrucke aus der officiellen Zeitung
„Terskija Vedomosti."
Nicht wenig zur Kenntniss des Landes tragen auch die Reise-
beschreibungen bei, welche wir Heyking150), v. Seydlitz151),
Radde152) und Becker15'6) verdanken. Mehr populäre Darstellungen
bieten Fritzlelbi) , Schmidt - Meilin155) und zwei ungenannte Ver-
fasser150-157). Transkaukasien ist von Colexm) und Karsten159)
geschildert worden, und CernfavsM160) hat eine Skizze Abchasien's
geliefert, während Rauchhaupt161), v. Nasackine162) und Schweiger-
Lerchenfeld163) das von Russland neu erworbene Gebiet von La-
zistan besprochen haben. Zur Ethnographie desselben Landstriches
150) Edm. Heyhing. Reisebilder aus dem europäischen Russland und dem
Kaukasus. Lpz., Steinacker, 1878. 8. pp. VIII. 124. M. 2,40.
151) N. v. Seidlitz. Wege und Stege im Kaukasus. 1. Von Gori nach
dem Bergwerke Ssadön im Alagir-Thale. RR. XII, 26 — 44. 2. Vom Bergwerke
Ssadön durch Digorieu und die Kabardä nach Pjatigorsk. Ebd. 113 — 120. —
Vgl. PM. XXIV, 161.
152) Vorläufiger Bericht über die im Sommer 1876 ausgeführten Reisen,
von Dr. Gustav Radde. Nachrichten über die Chefsuren. PM. XXIV, 248
—263. — Vgl. Verhdlgn. d. Ges. für Erdkunde zu Berlin V, 196—198. —
Gust. Radde. Die Chews'uren und ihr Land [ein monographischer Versuch],
untersucht im Sommer 1876. Kassel, Fischer, 1878. gr. 8. pp. VIII, 357.
Mit 13 lithogr. u. chromolithogr. Taf. , Abbildgn. , vielen eingedr. Holzschn. u.
1 chromolithogr. Karte in gr.-fol. M. 12. — Vgl. LC. 1879, 515; J. Rein
JLZ. 1879, Art. 244. Erschien auch russisch als Zapiski d. Kauk. Abth. d.
K. R. Geogr. Ges. XI, 2 : Chewsurija i Chewsury (Opyt monografii) — Opisanije
putesestvija, soversennago letom 1876 goda D-rom G. Radde. S 13 tablicami
i mnogimi risunkami v tekste. Perevod s nemeckago. Izdan pod redakcijei
E. G. Weidenbauma. Tifiis 1881. pp. 344.
153) Reise nach Krasnowodsk und Daghestan von Alex. Becher. Bull,
de la Soc. Imp. des naturalistes de Moscou. Annee 1878 t. LIII. lri> partie
p. 109—126.
154) Is. Iritzle. Wie man im Kaukasus fährt und reist. Ueb. Land u.
Meer XXXIX No. 18.
155) Schmidt-Mellin. Erinnerung an Tifiis. Sonntags-Blatt 1877. No. 53.
156) Briefe aus dem Kaukasus. Illustr. Ztg. LXIX. LXX. No. 1800 ff.
157) Auf der Strasse nach Baku. Ueb. Land u. Meer XXXIX. No. 20.
158) G. R. Fitz-Roy Cole. Transcaucasia. Fräsers Mag. Dec. 1877.
159) K. Karsten. Natur- und Kulturbilder aus Transkaukasien. Aus
allen Welttheilen X, 1878 No. 2. 3.
160) V. Cernjavskij. Kratkij ocerk Abchazii. lzwestija d. K. R. Geogr.
Ges. XIII, 415—430. — Vgl. GGA. No. 30 p. 935—938.
161) A. Rauchhaiqyt. Batum und Lazistau. Grenzboten No. 28.
162) N. v. Nasacl'ine. Die Erwerbung Batums und die commercielle Be-
deutung dieses Seehafens für Russland. Welthandel No. 10 S. 446 — 450.
163) Schweiger - Lerchenfeld. Lazistän und die Lazen. ÖMfdO. 1877
No. 8 S. 121—123,
154 Salemann, Iran, Armenien und Kaulcasusländer.
ist eine kurze Notiz164) zu erwähnen. Seine mit reichem Erfolge
gekrönte archaeologische Forschungsreise in Gurien und Adscharien
hat Bakradze1Gb) ausführlich beschrieben.
Zur Geschichte des Kaukasus unter rassischer Herrschaft
müssen wir zunächst des neuesten YII. Bandes der von der Kau-
kasischen Archaeographischen Commission unter Redaction von
A. Berge herausgegebenen Akten166) Erwähnung thun. Dieser
auch typographisch geschmackvoll ausgestattete Band umfasst die
Jahre 1827 — 31 , während welcher die oberste Leitung der Ver-
waltung und das Oberkommando dem Grafen Paskeviß und dem
General Pankratjev anvertraut waren, und enthält auch manches
wichtige Material für Geographie und Ethnographie. Zur Geschichte
der Colonisation des westlichen Kaukasus liefert Wenjukov16"1)
einige Beiträge, während Przeslavski l6S) seine Aufzeichnungen über
Schamil weiter fortgeführt hat. Eine Uebersicht der ethnographischen
Verhältnisse des Kaukasus gab Smirnowim), die von den Berg-
völkern heilig gehaltenen Haine und Bäume besprach auf Grand
der Quellen Weidenbaum l7°) , und auch die Volksfeste171) und
sonstigen Vergnügungen 172) der Eingeborenen sind nicht un-
beschrieben geblieben.
Unter den vielen Völkerschaften des vielsprachigen Kaukasus
besitzen eigentlich nur die Grusinier eine selbständige Literatur,
und es geht aus den Tifüser Pressen auch manches hervor, was
mir aber nicht zugänglich ist. So muss ich denn mich beschränken
164) Etnograficeskij sostav naselenija byvsago Erzerumskago vilajeta, i
Lazistanskago saudzaka. Izwestija d. Kauk. Abth. d. K. K. Geogr. Ges. V,
238 — 39. (Die ethnographische Zusammensetzung der Bevölkerung des früheren
Vilajets Erzerum und des Sandschakes Lazistan.)
165) Archeologiceskoje putesestvije po Gurii i Adcare Dm. Bahradze.
(S atlasom). St. Peterb., Akad. 1878. 8. pp. XIX. 370. Atlas in 4. 5 Taff. Rbl. 2.
166) Akty sobranuyje Kavkazskoju Archeografieeskoju Kommissijeju. Archiv
glavnago Upravlenija Namestnika Kavkazskago. Tom VII. Izdan pod redakcijeju
predsedatelja Kommissii Ad. Berze. Tiflis 1878. gr. fol. pp. XI. 994. Mit
2 Titelbildern u. 3 Portr. — Vgl. Izwestija d. Kauk. Abth. d. K. R. Geogr.
Ges. V, 285 ff.
167) „Zur Geschichte der Colonisation des westlichen Kaukasus in den
Jahren 1861 — 63. Mitgetheilt von M. Yenjukov." (russ.) Russkaja Starina.
Juni 1878.
168) P. Przeslavshij. „Scliamil u. seine Familie in Kaluga in den Jabron
1862—65." (russ.) Ebd. Jan. Febr. 1878.
169) Michel Smirnow. Apercu sur l'ethnographio du Caucase. Kev.
d'anthrop. VII annee, 2e serio, I (1878), 237 — 251.
170) E. Weidenbaum. Svjascennyja rosci i derevja u Kavkazskich na-
rodov. Izwestija d. Kauk. Abtb. d. K. R. Geogr. Ges. V, 3 p. 154 — 179.
171) Die grusinischen Volksfeste. (Aus d. Ztg. „Kawkas", No. 229 u. 230,
1878.) RR. XII, 460—468.
172) Wanjura. Hammelkämpfe im Kaukasus. Daheim XIV Nr. 45.
Salemann, Iran, Armenien und Kaukasusländer. |55
Brosset'$ns) Uebersicht der romantischen Literatur der Grusinier
zu nennen, sowie Cagareli' %Vii) Uebersetzung einer dem Fürsten
Orbeliani, der auch als geistlicher Schriftsteller und Politiker be-
rühmt ist, zugeschriebenen paraenetischen Fabelsammlung, von
welcher der Uebersetzer auch eine Textausgabe zu liefern ver-
spricht. Für die übrigen Sprachen und Dialekte weiss ich nichts
weiter anzuführen, als einige Notizen über desselben Cagareli
ethnographisch - linguistische Reise in Mingrelien l75) , und Za-
gurski's l7,i) „Bemerkungen über die Erforschung der daghestanischen
Sprachen".
173) De la litterature romanesquo georgienne. Par M. B rosset. Bull, de
l'Acad. des Sc. de St. Petersb. XXIV, 282— 300 = Mel. asiat. VIII, 417—442.
174) Kniga raudrosti i lzi. (Gruzinskija basni i skazki XVII — XVIII stol.)
Savvy-Sulchana Orbeliani. — Perevod i objasnenija AI. Cagareli. Stptbg.
1878. 8. pp. XIX, 217. (Das Buch der Weisheit und Lüge Grusinische
Fabeln und Erzählungen des XVII — XVIII. Jahrh.) Uebersetzt und erläutert
von A. C.
175) Izwestija d. Kauk. Abth. d. K. K. Geogr. Ges. V, 3. pp. 102—197
— Vgl. Jahresber. 1877. II, 29 Nr. 21.
176) L. Z—sl'ij. Zapiska ob izsledovanii dagestanskich jazykov. Ebd.
pp. 188—191.
156
Vorderindien.
Von
£. Kuhn.
Unseren Bericht über Indien beschränken wir dieses Mal auf
das sprachliche und literarische Gebiet, indem wir für Geschichte,
Religion und Denkmälerkunde auf Klaff s l) Referat in den neu
begründeten Jahresberichten der Geschichtswissenschaft verweisen.
Wir verzeichnen zunächst zwei Beitrage zur älteren Geschichte des
indischen Sprachstudiums, Mascarenlias 2) biographisch-literarische
Notiz über den englischen Jesuiten Thomas Stephens (f 1619)
und seine schriftstellerische Thätigkeit über und in der Konkani-
Sprache und de Gubernatis' 3) Ausgabe der Arbeiten des Marco
della Tomba, unter denen die Uebersetzung zweier Gesänge des
Rämayana hervorgehoben zu werden verdient. Mehr und mehr ver-
breitet sich das Sanskritstudium auch in den Ländern, in welchen
es bisher keine Vertreter gefunden hatte. Lissabon besitzt seit
1877 neben F. A. Coelho als Professor der Sprachwissenschaft
einen Professor des Sanskrit in G. de Vasconcellos Äbreu4), einem
Schüler von Haug und Bergaigne ; derselbe 5) sucht in zwei kleinen
Arbeiten seine Landsleute über die spi-achliche und historische Be-
deutung des Sanskritstudiums zu orientiren. Zu Bukarest hat
Georgiern**) im November 1877 einen Cursus des Sanskrit eröffnet.
1) J. Klatt. Indien: Jahresberichte der Geschichtswissenschaft 1878,
1—8. 598— 6dl.
2) F. M. Mascarenhas. Pather Thomas Estevaö, S. J.: IAnt. VII,
117 — 118.
3) A. de Gubernatis. GH scritti del Padre Marco della Tomba, missio-
nario uello In die orientali. Raccolti sopra gli autograri del Museo Borgiano.
Pironze 1878. XLVIII, 306 pp. 8. — Vgl. TR. XI, 131= IAnt. VII, 292.
4) II Sanscrito nel Portogallo : BISO. N. S. 19—20. 117.
5) G. de Vasconcellos Abreu Investigacdes sobre o caracter da civili-
saeäo arya-hindu. Lisboa 1878. VI, 56 pp. 4. M. 2,50. (Kelatorio acerca
do primeiro anno de estudios orientaes . . .). — Importancia capital do Säos-
krito como base da glottologia ärica no ensino superior das lettras e da historia.
Lisboa 1878. VI, 39 pp. 4. M. 2. (2° Kolatorio.)
6) S. TK. XI, 95.
Kuhn, Vorderindien. 157
Die wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete der Sanskrit-
grammatik — von Elementarbüchern und dergleichen glauben wir
absehen zu dürfen — stehen mit denen auf dem Gebiete der ver-
gleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen im engsten
Zusammenhang, es ist daher auf diese zur Ergänzung des hier ge-
gebenen hinzuweisen. Auf der Grenze von vergleichender Gram-
matik, Sanskritgrammatik und Vedaexegese bewegen sich die inhalt-
reichen Abhandlungen Bcnfey's1), in denen diesmal das etymologische
Element bevorzugt erscheint. Eine Untersuchung JBenloew's b) über
den Ursprung der Declination im Sanskrit enthält viel Problema-
tisches und verläuft ohne rechtes Resultat. Hillebrandt91) will
den Unterschied der starken und schwachen Casus statt auf die
Verschiedenheit des Accents auf die des Gewichtes der Casus-
endungen zurückführen. Havet10) erklärt die Genitive auf -ur
von -r-Stämmen aus dem im Zend erhaltenen -ars und JBrugman11)
erörtert in weiterem Zusammenhange die Casusformen der auf -as
ausgehenden Nomina. Waclcernagel 1 2) findet zu den durch -u von
Denominativen abgeleiteten Nomina agentis auf -ayu eine inter-
essante Parallele in den griechischen Wörtern auf -sv-g und Bezzen-
betyer13) erkennt in dem schon aus dem Veda belegten Suffix
-eru mit Eecht eine Prakrtisirung von -aryu. Eine willkommene
Ergänzung zu der im vorigen Berichte I p. 88, No. 17 erwähnten
Arbeit Garbe's bildet tichroeders1'1) vergleichende Betrachtung
der Accentgesetze homerischer und vedischer Composita; dieselbe
enthält auch über die Classification der Composita mehreres Be-
7) Theod. Benfey. Altpersisch mazdäh = zendisch mazdäohh = sans-
kritisch medhä's. Eine grammatisch-etymologische Abhandlung. Göttingeu 1878.
44 pp. 4. M. 2,40. (Abh. d. K. Ges. d. Wiss. z. Gott. XXIII. Bd.) — Vgl.
H. Hübschmann LC. 1880, 620. — Einige Derivate des Indogermanischen
Verbums ANBH = NABH. Ein Beitrag zur Bedeutungsentwicklung. Göttingen
1878. 67 pp. 4. M. 3,60. (Abh. u. s. w. XXIII. Bd.) — Vgl LC. 1879,
932. — Die eigentliche Accentuation des Indicativ Präsentis von es „sein"
und ifä „sprechen", so wie einiger griechischen Präpositionen: Gott. Nachr. 1878,
165 — 189. — Mahä'm, Nominativ Singularis von mahänt, drittes Beispiel Eig-
veda IV, 23, 1: ebd. 190—195.
8) L. Benloeic. Recherehes sur l'origine de la declination en sanscrit:
RL. XI, 70—89. 305—327.
9) Alfr. Hillebrandt. Zur Lehre von den starken und schwachen Casus:
BKIS. II, 305—335.
10) L. Havet. Les genitifs indiens des themes en r voyelle: MSLP.
III, 414—415.
11) Karl Brugman. Zur Geschichte der Nominalsuffixe -as- , -jas- und
-vas-: ZVglS. XXIV, 1—99.
12) Jac. Waclcernagel. Griech. imtev = skr. äcvayo: ZVglS. XXIV,
295—303.
13) Adalb. Bezzenberger. Ved. maderü , mitreru, saneru: BKIS. II,
269—270.
14) Leop. Schroetter. Die Accentgesetze der homerischen Nominalcomposita,
dargestellt und mit denen des Veda verglichen: ZVglS. XXIV, 101 — 128.
158 Kuhn, Vorderindien.
achtenswerthe. Brugman15) erörtert die Entstehung der achten
Conjugationsclasse mit dem zumeist auf seine Ergebnisse über
die Nasalis sonans begründeten Resultate, dass — von dem beson-
ders zu erklärenden karoti abgesehen — die auf n ausgehenden,
derselben zugewiesenen Wurzeln ganz regelmässige Verba der
fünften Classe sind und schliesst daran den Nachweis , dass das
lautliche Verhalten von Verben wie bandh badhnä'ti und stambh
stabhnöti gleichfalls auf die Eigentümlichkeit der Nasalis sonans
zurückzuführen ist. J. Schmidt™) zeigt an dem gut gewählten
Beispiel des Optativs und der auf -ä auslautenden Praesensstämme,
wie sehr die Analogiewirkung auch im Sanskrit die ursprünglichen
Flexionen des Verbums umgestaltet hat. Brugman 1T) sucht ferner
den Zusammenhang der besonderen arischen Passivbildung auf -ya mit
den Futurparticipien auf -ya wahrscheinlich zu machen. Die früher
erwähnte Abhandlung Wilhelms18) über die Denominativa der Avesta-
Sprache nimmt auch auf die indischen Denominativa mehrfach Be-
zug. Aus dem Bereiche der Syntax behandelt Holzman19) den
Locativ des Zieles im Rigveda unter Vergleichuug der homerischen
Sprache und Delbrück 20) erörtert nach Hervorhebung ein-
zelner charakteristischer Züge der Brähmana - Sprache ausführ-
lich die Wortstellung des Sanskrit auf Grund des Catapatha-
Brähmana; seine Ergebnisse berühren sich vielfach mit den Resul-
taten, zu denen Bergaigne in seiner Jahresber. 1877 I, p. 30
No. 78 erwähnten Abhandlung auf dem vergleichenden Wege ge-
langt ist. — Aus dem zweiten Capitel von Vägbhata's Commentar
zu seinem Kävyänucäsana hat Aufrecht2') eine Stelle ausgehoben,
welche die technische Bezeichnung verschiedener Töne und Ge-
räusche angibt.
Die indische Palaeographie ist durch eine neue , nicht un-
erheblich vermehrte Auflage von BurneU's2'2) grundlegenden Ele-
15) Karl Brugman. Die achte Conjugationsclasse des Altindischen und
ihre Entsprechung im Griechischen: ZVglS. XXIV, 255 — 286. — Ueher einige
altindische Verha der V. und IX. Conjugationsclasse: ebd. XXIV, 286 — 293.
16) Joh. Schmidt. Die ursprüngliche Flexion des Optativs und der auf
ä auslautenden Präsensstämme: ZVglS. XXIV, 303—322.
17) Karl Brugman. Die arische Passivbildung mit Suffix -ya- und die
Futurparticipia auf -ya- : MU. I, 187 — 206.
18) S. oben p. 139 No. 41.
19) M. Holzman. Der sogenannte Locativ des Zieles im Rigveda und in
den homerischen Gedichten: ZVöS. X, 182 — 230.
20) B. Delbrück. Die altindische Wortfolge aus dem Catapathabrähuiana
dargestellt. Halle 1878. VIII, 80 pp. 8. M. 2,80. (Auch unter dem Titel:
B. Delbrück und E. Windisch. Syntaktische Forschungen. III.) — Vgl.
//. W. LC. 1879, 1493; A. Bergaigne RC. 1880, I, 65.
21) Th. Aufrecht. Miscelle: ZDMG. XXXII, 734—735.
22) A. C. Burnell. Elements of South -Indian Palaeography from tho
Fourth to tho Seventeenth Century A. 1). being an Introduction to the Study
"l S'iuth-Indian Inscriptiuns and Mss. Second enlarged and improved Edition.
Kuhn, Vorderindien. \ 59
ments of South-Indian Palaeography in dankenswerther Weise be-
reichert worden. Die Oriental Series der Palaeographical Society 23)
bringt drei Facsimiles älterer Sanskrithandschriften und Bhaga-
vänläl Indraji'2*) neue Beiträge zur Geschichte der indischen
Zahlzeichen.
Die officiellen Actenstücke über die Verzeichnung der in In-
dien vorhandenen Sanskrithandschriften und was damit zusammen-
hängt hat Gough 25) im Auftrage der Regierung herausgegeben
und die Fortsetzungen früherer Verzeichnisse 26 29) gewähren ein
erfreuliches Zeugniss für die erfolgreiche Weitelführung dieses
Unternehmens. Die in Indien gedruckten Bücher verzeichnen wie
früher die vierteljährlichen Cataloge und die nach Ablauf des Jahres
auf Grund derselben zusammengestellten Reports30); für den kleinen
Bruchtheil, der davon auf den europäischen Büchermarkt gelangt,
London 1878. XII, 149 pp. 4. Mit 36 Tafeln. £ 2 12 s. 6 d. — Vgl. Calc.
Kev. Vol. LXIX. No. CXXXVII, IV; F. Max Müller Ac. XVI, 89; Oust
Ath. 1879, I, 216.
23) The Palaeographical Society. Facsimiles of Ancient Manuscripts etc.
Oriental Series. Edited hy William Wright, Part III. No. 31. Ashtasa-
hasrika- prajnr.paramita. Sanskrit A. D. 1015. 32. Kalyanavarman, Saravali.
Sanskrit A. D. 1286. 33. Kalachakra-tantra. Sanskrit A. D. 1446.
24) Pandit Bhagavdnldl Indraji. On Ancient Nägari Numeration; from
an Inscription atNäneghät: JBBAS. XII, 404 — 406. Mit einer Tafel. — Daran
schliesst sich eine Table of Numerais prepared from Walahhi Copper Plate
Grants by Pandit Bhagavdnläl Indraji and presented by Rao Sdheh V. N.
Mandlik: ebd.
25) Papers relating to the Collection and Preservation of the Records of
Ancient Sanskrit Literature in India. Edited by Order of the Government of
India by Archibald Edicard Gough. Calcutta (Government Printing Office)
1878. VIII, 234 pp. 8. — Enthält auch das Jahresbericht 1877, I, p. 90,
No. 37 erwähnte Document; Auszüge aus demselben auch PASB. 1878, 80 — 84.
26) Notices of Sanskrit MSS. by Rdjendraldla Mitra. Published under
Orders of the Government of Bengal. Vol. IV — Part II. No. XIII. For the
Year 1877. Calcutta (Baptist Mission Piess) 1878. pp. 97 — 319 nebst Titel
und Index von 15 pp. zu Vol. IV. 8.
27) Catalogue of Sanskrit MSS. existing in Oudh. Prepared by John C.
Nesfield, assisted by Pandita Devzprasdda. Edited by Rdjendraldla Mitra.
Fase. X. XI. Calcutta (Ganesa Press) 1878. 27. 39 pp. 8.
28) List of Sanskrit Manuscripts discovered in Oudh during the Year 1876.
Prepared by John C. Nesfield, assisted by Pandit Deviprasdda. Edited by
Rdjendraldla Mitra. Calcutta (Calcutta Central Press Company) 1878. 37 pp.
8. — List of Manuscripts discovered in Oudh during the Year 1877. Prepared
by Pandit Deviprasdda. Allahabad (N. W.-P. and Oudh Government Press)
1878. 65 pp. 8.
29) A Catalogue of Sanskrit Manuscripts in Private Libraries of the North-
Western Provinces. Compiled by Order of Government, N.-W. P. Part II.
III. Allahabad (N.-W. P. and Oudh Government Press) 1878. 151. 123 pp. 8.
30) Selections from the Records of the Government of India, Home De-
partment. No. CXLVII. Reports on Publications issued and registered in the
several Provinces of British India during the Year 1877. Published by Autho-
rity. Calcutta: Office of the Superintendent of Government Printing. 1878.
III, 139 pp. 8. — Dass. No. CLIX. Reports on Publications .... during
the Year 1878. ebd. 1879. III, 171 pp. 8.
1 (30 Kuhn, Vorderindien.
verweisen wir auf die Zusammenstellungen in Trübners Record.31)
Ueber die literarische Bewegung in Südindien ist ausserdem eine
Notiz von Burnell32) zu nennen. Die zweite Auflage von Webers33)
Literaturgeschichte wurde in das Englische übertragen und gleich-
zeitig die vom Verfasser zu dieser Uebersetzung beigesteuerten
Zusätze den Benutzern der deutschen Ausgabe in einem beson-
deren Nachtrage zugänglich gemacht. Von den indischen Studien
fällt in das Berichtsjahr der fünfzehnte Band34), von der neuen
Reihe des Pandit35) der Schluss des zweiten und die ersten Hefte
des dritten Bandes; über den Stand der Bibliotheca Indica bis in
das Jahr 1877 referirt ein Artikel Webers 3fi).
Die Arbeiten auf vedischem Gebiete mögen Max Müllers 31)
Hibbert Lectures eröffnen, ihrem Kern nach Betrachtungen über
die vedische Literatur in ihrer religionso-eschichtlichen Bedeutung
31) Bücher aus den Jahren 187 7 und 1878 unter den Rubriken: Indian
Literature: TR. XII, 60 und Sanskrit Books printed in India: TR. XII, 92 und
ebd. N. S. II, 73. 16G— 1G7.
32) A. Burnell. The Intellectual Tendencies of South India as shown
by Current Publications : Ac. XIV, 603—604.
33) Albr. Weher. The History of Indian Literature. Translated from
the German by John Mann und Theodor Zachariae with the Sanction of
the Author. London 1878. XXIII, 3G0 pp. 8. 18 s. (Trübner's Oriental Series.
III.) — Nachtrag zur zweiten Auflage von: Akademische Vorlesungen über in-
dische Literaturgeschichte von Albrecht Weber. Berlin 1878. 18 pp. 8.
M. 0,60. — Vgl. H. Jacobi JLZ. 1879, 191; Calc. Rev. Vol. LXVIII, I.
34) Indische Studien. Beiträge für die Kunde des indischen Alterthums.
Im Vereine mit mehreren Gelehrten herausgegeben von Albr. Weber. Mit
Unterstützung der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Bd. XV. Leipzig
1878. 484 pp. 8. M. 15. — Vgl. LC. 1879, 1353.
35) Kacividyäsudhanidhih. The Pandit. A Monthly Publication of the
Benares College, devoted to Sanskrit Literature. New Series. Vol. II, No. 8 — 12.
pp. 449 — 7G8. Vol. III, No. 1 — 7. pp. 1—448. Benares (E. J. Lazarus and
Co.) 1878. 8. Rs. 12 jährlich. [London, Trübner: 24 s.] — In das Berichts-
jahr fällt auch A. Weber's bereits im vorigen Bericht genannte Recension von
Vol. I und II, 1. 2: ZDMG. XXXII, 208—212.
3G) ZDMG. XXXII, 411—414.
37) F. Max Müller. Lectures on the Origin and Growth of Religion
as illustrated by the Religions of India. Delivored in the Chapter House, West-
minster Abbey, in April, May, and June 1878. London 1878. XVI, 394 pp.
8. 10 s. 6 d. (The Hibbert Lectures. 1878). — Vgl. A. M. Fairbairn IAnt.
IX, 29—31; A. H. Sayce Ac. XIV, 555; Ath. 1878, II, 753; ferner: A. Lang.
Max Müller and Fotishism: Mind IV, 453—469; C. P. 'fiele. De „Hibbert
Lectures": Theologisch Tijdschrift XIII, 301 — 309. — Folgende Vorlesungeii
sind daraus einzeln gedruckt worden: Ueber die Wahrnehmung des Unond-
lichen: DRundsch. XV, 2G8 — 292. Ueber Henotheismus , Polytheismus, Mono-
theismus und Atheismus: ebd. XVI, 374 — 404. Ueber Fetischismus: Nord
und Süd, Dec. 1878, 292—314. — On the Origin and Growth of Religion as
illustrated by tbe Religions of India. I. < >n the Perception of the Infinite:
Contemporary Review 1878, 2(»9 — 233. On Henotheism, Polytheism, Mono-
tlicisui and Atheism: ebd. 7 <>7 — 7 .*;.'>. — II problema della religione. La per-
ce/.iiiiit) deH' i 1 1 1 i 1 1 i t r • : Nuova antologia IX, 21 — 50.
Kuhn, Vorderindien. \Q\
und zugleich durch Uebersetzung und Erörterung zahlreicher Text-
stellen ein werthvoller Beitrag zur Veda- Exegese. In gleichem
Sinne ist des im Jahresbericht 1877 I, p. 125 No. 349 vorläufig
angekündigten Werkes von Bergaigne 38) zu gedenken, von dem
nunmehr die erste Abtheilung erschienen ist. Bergaigne beab-
sichtigt einen „index des idees du Rig- Veda" zu geben , welcher
in erster Linie als ein neues Hilfsmittel für das Verständniss des
Textes der Hymnen selbst dienen soll; die bis jetzt vorliegende
Darstellung der „elements de la mythologie V(;dique dans les
phenomenes naturels et dans le culte" beruht wesentlich auf dem
Grundsatze, das Opfer sei nichts anderes als eine Nachahmung
bestimmter Himmelserscheinungen; Bergaigne betritt damit dieselbe
Bahn mythologischer Methode , welche mit gleicher Energie von
Senart auf buddhistischem, von Darmesteter auf iranischem Gebiete
geltend gemacht worden ist. Der dritte Band von Ludwig'?, 39)
Rigveda ist ein durch Belesenheit und Combinationsgabe ausge-
zeichneter Versuch , alle auf den Rgveda bezüglichen literarischen,
historischen und religionsgeschichtlichen Fragen zusammenhängend
zu behandeln , welchen trotz manches problematischen Resultates
spätere Forscher nicht werden bei Seite lassen dürfen. An weitere
Kreise wendet sich ein Gymnasialprogramm von KaegiiU); dasselbe
handelt nach einer literarischen Einleitung über Land und Leute
des Rgveda, ihr Handeln und Denken und wendet sich danach
zu den religiösen Liedern, von denen unter Mittheilung ausgewählter
Proben zunächst die an die Götter der Erde und des mittleren
Luftgebietes besprochen werden; in den Anmerkungen sind gelegent-
lich die Vorstellungen der verwandten Völker berücksichtigt. Der
Vedärthayatna 4 J) schreitet langsam , aber stetig vorwärts. Auf-
rechtil) übersetzt eine über Vorzeichen des Todes handelnde Stelle
des Aitareyäranyaka und gibt gleichzeitig einige Verbesserungen
zur zweiten Auflage seiner Rgveda-Samhitä. Das Rgvidhäna hat
38) Abel Bergaigne. La religion vedique d'apres les hymnes du Rig-Veda.
T. Ier. Paris 1878. XXVI, 329 pp. 8. fr. 12. (Bibliotheque de l'Ecole des
hantes etudes. XXXVIe fascicule.) — Vgl. R. Pischel GGA. 1879, 161 — 172;
J. Muir IAnt. VIII, 322 — 326; Ath. 1879, I, 18; E. Renan in JA. VII Ser.,
XIV, 26—29; XVI, 15 — 16.
39) Der Rigveda oder die heiligen Hymnen der Brähmana. Zum ersten
Male vollständig ins Deutsche übersetzt mit Commentar und Einleitung von
Alfr. Ludwig. Bd. III. Prag 1878. XXXVI, 554 pp. 8. M. 15. (A. u. d. T.
Alfr. Ludwig. Die Mantralitteratur und das alte Indien als Einleitung zur
Ueborsetzung des Rigveda.) — Vgl. H. Zimmer ADA. V, 307 — 318; R. Pischel
GGA. 1879, 563—576; J. Muir IAnt. VIII, 326—328.
40) Ad. Kaegi. Der Rigveda, die älteste Literatur der Inder. Erster
Theil. Zürich 1878. 33 pp. 4. (Progr. d. Kantonssch.)
41) S. Jahresbericht 1877 I, p. 94, No. 67.
42) Th. Aufrecht. Ueber eine Stelle des Aitareyäranyaka: ZÜMG. XXXII,
573 — 575. — Nachträgliche Bemerkungen zu der zweiten Auflage des Rigveda:
ZDMG. XXXII, 575
I ihresbericht 1878. 11
] (32 Kuhn, Vorderindien,.
mit einer sehr gründlichen Einleitung 7?. Meyer*3) herausgegehen.
Von der Ausgabe der Sämaveda-Samhitä in der Bibliotheca Indica
liegt der fünfte Band44) abgeschlossen vor, während Burnell mit
bekannter Urnsicht das Samhitopanishad-Brähmana45), den Jaiminiya-
Text des Arsheya-Brähmana 46) und eine Legende aus dem von
ihm kürzlich entdeckten Talavakära-Brahmana47) herausgegeben
hat. Landner*81) hat den auf die Diksha bezüglichen Abschnitt
des Catapatha-Brähmana übersetzt und kurz erläutert. Garbe*9)
verdanken wir Text und Uebersetzung des Vaitäna-Sütra ; in den
Anmerkungen zur Uebersetzung sind die Parallelstellen anderer
Qrauta-Sutra u. s. w. z, Th. nach handschriftlichen Quellen heran-
gezogen.
Seine Uebersetzungen aus dem Mahäbhärata hat Muir 50) fort-
gesetzt, Kerbaher 51) das Nalopäkhyäna in Ottave rime übertragen
und Holtzmann 5'2) Agni imd Indra nach den Vorstellungen des
43) Rgvidhänam edidit cum praefatione Rud. Meyer. Berlin 1878.
XXXVIII,' 50 pp. 8. M. 3.
44) Säma Veda Sanhitä. W'ith the Commentary of Säyana Achärya. Edited
by Satyavrata Sdmasrami. Vol. V. Calcutta (Ganesa Press) 1878. 4, 38,
G74 pp. 8. (Bibliotheca Indica. New Series.)
45) The Samhitopanishadbrähmana (being the Seventh Brähmana) of the
Sama Veda. The Sanskrit Text with a Commentary, an Index of Words etc.
edited by A. C. Burnell. Mangalore (Basel Mission Press) 1877. XXI, 49,
XIII pp. 8. [Basel (Missionsbuchhandlung): M. 5. — London (Trübner): 7 s. 6 d.]
46) The JaiminTya Text of the Arsheyabrahmana of the Säma Veda edited
in Sanskrit by A. C Burnell. Mangalore (Basel Mission Press) 1878. XXI,
31 pp. 8. [Basel (Missionsbuchhandlung i: M. G.40. — London (Trübner) :
7 s. C d.] — Vgl. TR. XI, 115.
47) A. C. Burnell. A Legend from the Talavakära or JaiminTya Bräh-
mana of the Sämaveda. Mangalore 1878. 10 pp. 8. — Vgl. TR. XII, 42;
Ac, XV, 353.
48) Bruno Lindner. Die Diksha oder Weihe für das Somaopfer. Leipzig
1878. 48 pp. 8. M. 1.60. (Hab. Sehr.)
49) Sanskrit Text Society. Vaitäna Sötra, the Ritual of the Atharvaveda
Edited with Critical Notes and Indices by Rieh. Garbe. London 1878. VIII.
119 pp. 8. 5 s.- — Vaitäna Stitra, das Ritual des Atharvaveda. Aus dem
San>krit übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Rieh. Garbe. Strass-
burg 1878. V, 116 pp. 8. M. 4. — Vgl. E. Windisch, LC. 1879, 1285;
AI fr. Hillebrandt JLZ. 1879, 236; dazu R. Garbe. Einige Bemerkungen
zur Ausgabe und Uebersetzung des Vaitäna Sütra: Wiss. Monats-Blätter von
Ose. Schade VII, 162—163.
50) ./. Muir. Metrical Versions from the Mahäbhärata: IAnt. VII. 137
— 139. 203— 207. 292. 308. — Die Bibl. or. 1878, No. 896. 897, vgl. TR.
XI, 93. XII, 6 erwähnten Privatdrucke sind dem Berichterstatter leider nicht
zu (I (.-sieht gekommen.
51i M. Kerbalcer, Storia di Nalo, episodio del Mahäbhärata, tradotto in
ottava rima. Homa-Torino-Firenze (E. Loescher) 1878. — Vgl. Gr. I. Ascoli
Nuova Antologia 2^a Sit. Vol. X. Anno XIII, 153 — 156.
52) Ad. HbUsniOmn. Agni nach den Vorstellungen des Mahäbhärata.
Stcassburg 1H7S. 36 i>\>. 8. M l - Vgl. /■-' Wmdisch LC. 1879, 486
— Indra nach den Vorstellungen des Mahäbhärata: ZDMG. XXXII. 290— 34(>.
Kuhn, Vorderindien. 163
Mahabbärata ausführlich geschildert. Vom dritten Bande des Agni-
Puräna sind in der Bibliotheca Indica zwei weitere Hefte 53) er-
schienen ; sonst sind aus Indien zu nennen Stücke des Skanda- 54)
und Matsyapurana 55) und ein Telugu-Druck 56) , welcher den An-
fang des Rämäyana zu enthalten scheint. Vecanaräma 57) hat
seine Ausgabe der Anandavrndävana-Campü im Pandit zu Ende
geführt.
Für die Fabelliteratur ist von hervorragender Bedeutung
Webers58) reichhaltige Arbeit über die Simhäsana-Dvätrimcikä,
deren Hauptbestandteil eine eingehende Analyse der Jaina-Recen-
sion dieses Werkes bildet, welcher eine Einleitung über die sonst
bekannten Recensionen vorausgeschickt ist. Eine kleine, aber un-
gemein fleissige Arbeit über die sechzehnte Erzählung der Vetäla-
paücavimcati verdanken wir Zachariae 59); dieselbe bringt den Text
nach der Recension des (^ivadäsa mit Uebersetzung und beachtens-
werthen Anmerkungen (auch über anderweitige Versionen derselben
Erzählung); angehängt sind ausserdem umfangreiche Auszüge aus
dem Päli-Texte des Ummadanti-Jätaka und dem Sanskrit-Texte
des Ummädayanti-Jataka in der Jätakamälä des Äryacüra. Den
Anfang des Jainawerkes Antarakathasangraha hat Pulle 60) heraus-
gegeben. Eine geschmackvolle , für ein grösseres Publicum be-
stimmte Bearbeitung einiger indischen Erzählungen lieferte Mari/
Summer01). Auch auf die von Schiej her 6-) aus tibetischer Quelle
mitgetheilten Erzählungen ist hier nochmals hinzuweisen. — Die
spätere religiöse Poesie ist durch die Auszüge aus einem Hymnus
53) Agni Puräna, a Collection of Hindu Mythology and Traditions. Edited
by Rdjendraldla Mitra. Vol. III. Fase. 3—4. Calcutta (Ganesa Press)
1878. pp. 193 — 384. 8. pro Fase. 10 a. [London (Trübner) : 2 s.] (Biblotheca
Indien. New Series.)
54) Häläsyamähätmya of the Skandapuräna. In Grantha. Madras 1878.
344, III pp. [London (Trübner): 7 s. 6 d.]
55) Prayägamähätmya of the Matsyapurana. Benares 1877. 23 Bl. lith.
[London (Trübner): 2 s. 6 d.]
5C) Rämäyana, edited by Sarasvati Tiruvenkatächärya. (In Telugu ebaracter).
Madras 1878. IV, 472 pp. [London (Trübner): 18 s.]
57) Anandavrindävana-champü , Stabaka 17, 49 bis zu Ende: The Pandit
N. S. II, 468—497. 530—552. 597—014. CGI— G91. 725 — 768. III, 22—64.
Kto— 128. 153—192.
58) Albr. Weber. Ueber die Sinhasanadvätrincikä : IS. XV, 185 — 453.
59) Th. Zachariae. Die sechzehnte Erzählung der Vetälapaficavincati :
BKIS. IV. 360—383.
60) Amtarakathäsamgraha [sie!] jainiyah. Novelliere Gainico edito e vol-
garizzato da Franc. Lor. Pulle. 12 Settembre 1878. Firenze 1878. 12 pp. 8.
Gl) Mary Summer. Contes et legendes de l'Inde ancienne avec une
introduetion par Ph. Ed. Foucaux. Paris 1878. X, 153 pp. 8. fr. 2.50.
(Hibliotheque Orientale elzevirienne XVII.) — Vgl. Sat. Rev. XLV, 445.
62) Vgl. oben p. 109 No. 6.
11*
|(34 Kuhn, Vorderindien.
an die Rädhä vertreten, welche Growse63) in einer später noch-
mals zu erwähnenden Abhandlung in Text und Uebersetzung mit-
getheilt hat ; daran schliesse sich die Erwähnung eines angeblich
dem Sagenkreise des Krshna angehörigen Druckes 64) , der uns
nicht näher bekannt geworden ist. — Aus der Spruchliteratur ver-
mögen wir nur Tawney'% 65) Uebersetzung der zweiten und dritten
Centurie des Bhartrhari namhaft zu machen.
Mehr ist für die dramatische Poesie geschehen. B'nldUmjl^% G6)
Uebersetzung des Mrcchakatika ist nicht zum wenigsten durch
die sorgfältigen Anmerkungen, in welchen ausser Regnaud's Ueber-
setzung auch eine neuere Calcuttaer Ausgabe mit Erklärungen
schwierigerer Stellen durchgängig berücksichtigt ist, von hohem
Werth für das Verständniss des schwierigen Stückes. Von der
Urvaci 67) ist einiges in das Cechische übertragen worden. Zur
Kenntniss der modernen Traditionen über Kälidäsa hat ein Inder68)
einen neuen Beitrag geliefert und Gri'erson 69) weitere Mittheilungen
in Aussicht gestellt. Anundoram Borooah verdanken wir eine
Ausgabe des Mahäviracarita 7") mit Sanskrit-Commentar und Sans-
krit-englischem Glossar, sowie einen literarhistorischen Essay über
Bhavabhüti n). In Calcutta ist eine Ausgabe des Mahänätaka "'-)
gedruckt worden. Die zweite Auflage einer in bengalischer Sprache
63) JAS13. Vol. XLVII, I, 103—105. 131—133. — Vgl. unten No. 168.
64) Garag Sanghita. (Stories about Krishna, describing bis frolics and his
adventures.) Sanskrit text. In oblong. Lahore 1877. (Lithogr.) [Catalog
No. 379 von K. F. Koehler's Antiquarium p. 15: M. 18.]
65) Two Centuries of Bbartribari. Translated by C. IL Tawney. Calcutta
(Thaeker, Spink and Co.) 1877. 108 pp. 8. Rs. 2.
66) Mrk'kbakatika , d. i. das irdene Wägelcben , ein dem König Cudraka
zugeschriebenes Schauspiel. Uebersetzt von Otto Böhtlingk. St. Petersburg
1877. IV, 214 pp. 8. M. 2. 80.
67) Ukäzka z prekladu „Urvaii" dramatu Kälidasova. Podävä C'enef:
Vyhni8. [Probe aus einer Uebersetzung der Urvasi.] Pribrarn 1878. 31 pp.
8. (Progr. d. Realgymn.)
68) Rävaji Väsudeva Tuttu. Traditionary Account of Kalidasa: IAnt.
VII, 115—117.
69) G. A. Griersou. Some t'urther Notes on Kälidäsa: PASB. 1878,
176—177.
70) Mahaviracharita of Bhavabhüti. Edited by Anundoram Borooah.
With a Sanskrit Commentary and a Sanskrit-English Glossary. Calcutta (Sa-
rasvati Press) 1877. XII, 312 pp. 8. [London (Trübner): 14 s.] — Vgl.
TR. XI. 104.
71) Anundoram Borooah. Bhavabhüti and his Place in Sanskrit Litera-
ture. Calcutta (Sarasvati Press) 1878. 70 pp. 8. Rs. 2. [London (Trübner):
5 s.] _ Vgl. -I. Barth RC. 1880, II, 441.
72) Mahanataka a dramatic history of king Rama, in 9 acts and in verse,
attributed to Ilanumat. Compiled by Madhusudan Mishra. Calcutta 187 8.
130 i • 4 * 8 [London (Trübner): 4 s. 6 d.]
Kuhn, Vorderindien. \Q§
abgefassten Schrift von Sourindro Mohvn Tagore 73) gibt eine
I Erstellung der indischen Dramaturgie nach den Originalquellen
und schliesst daran eine kurze Uebersicht der hervorragendsten
Sanskrit-Dramen. Endlich mag hier noch Mary Summer's 74) Ver-
gleichung der Heldinnen Kälidäsa's mit denen Shakespeares ge-
nannt werden.
Unter den Arbeiten zur grammatischen Literatur behauptet
der Anfang von Kielhorn s 75) kritischer Ausgabe des Mahabhäshya
den gebührenden Vorrang; derselbe Gelehrte 76) machte auch eine
kurze Bemerkung über eine chronologisch wichtige Stelle dieses
Werkes. Bdla (Jästris Ausgabe der Käcika ist im dritten Bande
des Pandit glücklich zu Ende geführt77) und gleichzeitig auch
der zweite Band des Separatdruckes78) veröffentlicht worden. Das
fünfte und sechste Heft von Eggelincfs 79) Kätantra bringen uns
den Schluss des Textes, die Noten und den Anfang des Index der
Sütra. Ein späteres grammatisches Werk ist von Jivänanda Vidyd-
sdgara80) herausgegeben worden. Ein älterer Aufsatz Rena7i'ssi)
über die indische Grammatik wurde neu abgedruckt. — Zur
Lexicographie sind ausser dem unvermeidlichen Amarakoca 82) zu
73) Sourindro Mokun Tagore. Bhärati'ya Nätya Rahasya, or a Treatise
011 Hindu Drama. Second odition. Calcutta (New Bengal Press) 1878. 8, 24,
268 pp. 8. — Vgl. A. Weber DLZ. 1881, 144.
74) Mary Summer. Les heroines du Kalidasa et les hero'iiies de Shake-
speare. Paris 1878. V, 141 pp. 8. fr. 2. 50. (Bibliotheque Orientale elze-
viriunne XXIV.)
75) The Vyäkarana-Mahäbhäshya of Patanjali. Edited by F. Kielhorn.
Vol. 1, Parts 1 and 2. Bombay (Government Central Book Depot) 1878. 400 pp.
8. Rs. 4. [London (Trübner): 17 s.] -- Vgl. A. Weber JLZ. 1878, 157.
1879, 99; M. Müller Ac. XVI, 9. — Vgl. noch über Kielhorris Kätyäyana
aud Patanjali: E. Windisch LC. 1879, 458.
76) F. Kielhorn. Arunad yavano madhyamikäm: IAut. VII, 266 — 267.
77) Käsikä, Adhyäya 7 Päda 3 Sütra 82 — Adhyäya 8 Päda 4 Sütra 68:
The Pandit N. S. II, 449—468. 513—530. 577—597. 641—661. 705—724.
III, 1—22.
78) Käsikä, a Commentary ou ^Pänini's Grammatical Aphorisms by Pandit
Jayäditya, edited by Pandit Bäla Sästri. Second Part. Benares (Medical Hall
Press) 1878. 575 pp. 8. Rs. 5. [London (Trübner) : 16 s.] — Vgl. M. Müller
Ac. XVIII, 223. 242.
V'.ii The Kätantra, with the Commentary of Durgasimha. Edited, with
Notes and Indexes, by Julius Eggeling. Pasc. V and VI. Calcutta 1878.
pp. 385 — 576. 8. (Bibliotheca Iudica. New Series.)
80) Shabdashaktiprakashika, by Pandit Jagadisha Tarkaiankara. Edited
by Pandit Jibananda Vidyasagara. Calcutta 1878. 210 pp. 8. [London
(Trübner): 5 s.]
81) E. Renan. La primitive grammaire de finde: E. Renan. Melanges
d'histoire et de voyages, 441 — 451.
82) Amarakosa with Mahesvara's Commentary. Benares 1877. 186 pp.
[London (Trübner): 12 s. 6 d.]
\QQ Kuhn, Vorderindien.
nennen eine neue Ausgabe von Hemacandra's Abhidhänachitamani 83),
die Schlusslieferung der zweiten Ausgabe des Qabdakalpadruma Hi)
und das zwölfte Heft des Väcaspatya 85) , welches bis in das ca
hineinreicht.
Besonders reichhaltig ist die Philosophie vertreten. Gowjh 86)
hat seinem Artikel über altindische Metaphysik den Anfang einer
längeren Abhandlung über die Philosophie der Upanishads folgen
lassen und Regnaud 87) den Schlussband seines demselben Gegen-
stande gewidmeten Buches veröffentlicht. Gowell88) gab im Pandit
die Fortsetzung des Sarvadarcanasangraha. ■ — JBeal89) bespricht
kurz (ausser zwei chinesischen Biographien Buddha's und der weiter
unten zu erwähnenden chinesischen Uebersetzung des Dhammapada)
eine chinesische Uebersetzung der Sänkhya-Kärikä. - — Vecanarä-
ma90) veröffentlichte im Pandit die Yoga-Candrikä. — Ein Artikel
von Windiscli 91) beschäftigt sich hauptsächlich mit der Nyäya-
philosophie, während Kegava Gästrt 92) seine Ausgabe des Nyäya-
Dareana fortgesetzt hat; nicht näher bekannt ist uns eine Schrift
von Pratap Narain Singli 93). Zur Vedänta-Philosophie gehören
ausser einer Studie Megnaud's <J4) , die uns nur durch ein Citat
Renan's bekannt geworden ist , und einem von Praiuadd, Ddsa
83) Abhidhänacintämanih | (sankshiptatikasahitah) äcäryya crihemacandra-
süriviracitah | vedäntavägicopanämaka-crikälivara carmmanä brahmapura-västa-
vyena crirämadäsa senena ca samskrtah | kalikätänagare criyukta vävu bhuva-
nacandravasäka - samsthäpitasamväda jnänaratnäkarakhya yantre taddväraiva
1934 samvatsare mudritarn prakäcitanca. 2, 231 pp. 8.
84) Cabdakalpadrumah Räjarädhäkäntadevavähädurena viracitah. Soeond
Edition. Part LXXV. Calcutta (New Bongal Press) 1878. 81 pp. 4. Ks. 2.
85) Väebaspatya, a Comprebensive Sanskrit Dictionary, compiled by Tdrd-
ndtha Tärkavachaspati. Part XII. Calcutta (Sarasvati Press) 1878. 240 pp.
4. Ks. 5. [London (Trübner): 18 s.]
86) A. E. Gough. The Philosophy of the Upanishads. Parts I and II:
Galc. Rev. LXVI, 1 — 37. 312—355.
87) P. Regnaud. Materianx pour servir ä l'histoire de la philosophie de
l'Inde. Deuxieme partie. Paris 1878. 212 pp. 8. fr. 1.0. (Bibliotheque de
l'Ecole des hautes etudes. Trente-quatrieme fascicule.)
88) Sarva-Darsana-Sangraha. Chapter XII — XIV. [Edited and translated
by E. B. Cuwell}: The Pandit N. S. II, 497—512. 562—576. 614—640. 691
—704.
89) Sinn. Beal. On a Chinese Version of the Sänkhya Kärikä, etc., found
among the Buddhist Books coinprising tho Tripitaka, and two other vrorks:
JKAS. N. S. X, 355—360.
90) Yoga-chandrika: The Pandit N. S. III, 216—256.
91) E. Windisch. Ueber die brabmaniscbe Philosophie: Im Neuen Reich
1878, I, 801- 817.
92) Tho Nyayadarsanav With the Commentary by Vätsyayana. [Edited
and translated by Ke.surn Sdstrz]: The Pandit N. S. II, 552 — 561.
93) Pratap Narain Singh. [syara Tatva. A Treatise on Nyaya Philo-
sophy. 1877. — Vgl. Bibl. or". 1878, Np. 781.
94; /•-. Renan in JA. VII Ser., XII, 18. XIV, 29.
Kuhn, Vorderindien. \Q1
Mitära 95) verfassten Dialoge, in welchem von einem europäischen
Gelehrten und einem Pandit die Frage erörtert wird, ob der Gott
der Vedantin ein bewusstes oder unbewusstes Wesen sei, aus der
Bibliotheca Indica die Fortsetzung der Bhämati 96) und CotoeWs21)
Uebersetzung der Candilya-Sütra, aus dem Pandit Vecanarämas 98)
Ausgabe des Carrramimämsänyäyasangraha , ferner eine Calcuttaer
Ausgabe des Vedäntatattvasara und Mohamudgara "). — Für die
Mimämsä-Philosophie sind zu nennen aus der Bibliotheca Indica
die Fortsetzung des Mimämsädarcana 10°), aus dem Pandit der An-
fang einer Ausgabe des Tantravärtika 101), ausserdem die von
Goldstücke)- begonnene, von Cowell10*) zu Ende geführte Ausgabe
des Jaiminiyanyäyamälävistara. — Endlich mag hier neben einem
nichts neues bietenden Aufsatze Hoffwiann's ,03) eines europäischen
Leitfadens der Metaphysik104) gedacht sein, in dem gelegentlich
auf indische Philosopheme mit Sachkenntniss Bezug genommen ist.
Im Gebiete von Recht, Sitte u. s. w. begegnen wir zunächst
drei auf die ältere Sutra • Literatur bezüglichen Publicationen :
95) Pramadd Ddsa Mittra. A Dialogue on tlie Vedantic Conception
of Brahma: JKAS. N. S. X, 33— 48. — Vgl. The Pandit N. S. III, 444—448.
502—512.
96) Bhämati, a Gloss on Sankara Aehärya's Commentary on the Brahma
Sütras. By Vachaspati Misra. Edited by Pandit Bdla Sdstri. Benares (Be-
nares Printing Press). 8. Fase. V. 1877. pp. 385 — 480. Fase. VI. 1878.
pp. 481 — 576. pro Fase. 10 a. [London (Trübner): 2 s.] (Bibliotheca Indica.
New Series.)
97) The Aphorisms of Sändilya. With the Commentary of Swapueswara :
or, the Hindu Doctrine of Faitli. Translated by E. B. Cotcell. Calcutta
(Baptist Mission Press) 1878. VIII, 114 pp. 8. (Bibliotheca Indica. New Series.)
98) Sarira-mi'mänsä-nyäya-sangraha : The Pandit N. S. III, 275 — 311. 348
—384. 410—429.
99) The Vedäntatattvasara of Kämänujächärya and the Mohamudgara of
Sankarächärya with an English Translation of the latter edited by Pandit Bän-
kay Behary Bajpaie. Calcutta 1878. 8. — Vgl. Bibl. or. 1879, No. 439.
100) The Mimäfisä Darsana. With the Commentary of Savara Svämin, edited
by Mahemchandra Nydyaratna. Fase. XIV. Calcutta (Baptist Mission Press)
1877. pp. 385—480. 8. 10a. [London (Trübner): 2 s.] (Bibliotheca Indica.
New Series.)
101) Tantra-värtika: The Pandit N. S. III, 65—100. 129—153. 193—215.
257—274. 321—347. 385—410.
102) The Jaimini'ya-Nyäya-Mälä- Vistara of Mädhavächärya. Edited for the
Sanskrit Text Society by the Late Theod. Goldstücker and completed by
E. B. Cowell. With Various Readings ; an Alphabetical Iudex of Words ; and
an Iudex to the Passages quoted in the Commentaries to the Taittiriya Samhitä
and Brähmana. London 1878. 582 pp. 4. £ 3 13 s. 6 d.
103) Franz Hoffmann. Die Philosophie der Inder: Franz Hoffmaniis
Philosophische Schriften Bd. V (Erlangen 1878), 447 — 468.
104) Paul Deussen. Die Elemente der Metaphysik. Als Leitfaden zum
Gebrauche bei Vorlesungen sowie zum Selbststudium zusammengestellt. Aachen
1877. XII, 188 pp. 8. M. 4. — Vgl. Fortlage JLZ. 1878, 318; E. Pßeiderer
ebd. 1879, 514.
Ißg Kuhn, Vorderindien.
Stenzler 105) bat seiner Ausgabe des Päraskara die Uebersetzung
folgen lassen, Oldenburg 106) das Cänkhäyana-Grhya-Sütra in Text
und Uebersetzung herausgegeben und in Benares ist die Väsishtha-
Smrti 107) nebst einem brauchbaren Commentare veröffentlicbt
worden. Die Ausgabe des Caturvarga-Cintämani 108) ist um einige
weitere Hefte vermehrt worden und in Benares erschien eine Aus-
gabe von Haläyudha's Brähmanasarvasva 109) und der Anfang einer
modernen Compilation Namens Ahalyakamadhenu no), ausserdem ein
Paar Texte über häusliche Gebräuche und Sühnceremonien111 ~U3).
Mayne1'14) verdanken wir ein Handbuch des geltenden Rechts, in
welchem jedoch auch die historische Entwickelung desselben be-
rücksichtigt ist. Von West's und Bühler's uö) Digest ist eine
zweite Auflage erschienen. Eine Schrift von Mumset/116), deren
wir schon im vorigen Berichte kurz gedachten , gibt eine Dar-
stellung des Erbrechts nach der bengalischen Schule, mit einem
105) Grhyasüträni. Indische Hausregeln. Sanskrit und Deutsch heraus-
gegeben von Ad. Friedr. Stenzler. II. Päraskara. Zweites Heft. Uebersetzung.
Leipzig 1878. XII, 111 pp. 8. M. 4. 40. (AKM. VI, No. 4.) — Vgl. E. Win-
disch LC 1879, 179.
106) Das (^änkhäyanagrihyam. Von Herrn. Oldenberg: IS. XV, 1 — 166.
107) Vasishthasmriti with Krishna Pandita's Commentary called Vidvan-
modini. Benares (Pandit Dhundhiräj Sästri) 1878. 135 ff. obl. 8. lith. Rs. 2.
[London (Trübner): 12 s.] — Vgl. The Institutes of Vishnu translated by Julius
Jolly p. XVI.
108) Chaturvarga Chintämani. By Hemädri. Edited by Pandita Bhara-
tachandra Siromani. Vol. II. Vrata-khanda. Part I. 4, 20, 4, 1222 pp. 8.
(13 Fase.) Part II. Fase. 1 — 5. 480 pp. 8. Calcutta (Ganesa Press) 1878.
pro Fase. 10 a. [London (Trübner): 2 s.J (Bibliotheca Indica. New Series.)
109) Brähmanasarvasva, on the duties of Brahmans, by Haklyudha. Benares
1878. 136 ff. obL 8. lith. 12 s.
110) Ahalyakamadhenu, Hindu religious law, compiled by Kkusdltrdm
Ray 1 and dedicated to Ahalya, the widow of the Maratha chief Khundee Rao
Holkar. Published in monthly parts of 32 ff. each. lith. Parts I to VIII. Be-
nares (Pandit Dhundhiräj Sastri) 1877 — 1878. Pro part 8a. [London (Trübner): 5 s.]
111) Krityasärasainuchchaya, on pious works , by Amritanätha Sarman.
Benares 1877. 50 Bl. obl. 8. lith. [London (Trübner): 4 s.] ^
112) Vivähakarmapaddhati, ou Marriage Ceremonies. Benares 1878. 24 Bl.
lith. [London (Trübner): 3 s.]
113) Suddhiviveka, by Rudradhara. Benares 1878. 74, I Bl. lith. [London
(Trübner): 6 s.]
114) John D. Mayne. A Treatise on Hindu Law and Usage. Madras
and London 1878. XXXIX, 607 pp. 8. — Vgl. J. Jolly ZVR. II, 460—462.
115) Raymond West, and ./. G. Bühler. A Digest of the Hindu Law
of Inheritance and Partition, from the Replies of the Sästris in the several
Courts of Hu' Mombay Presidency. With Introduction , Notes and Appendix.
Second Edition. Bombay i Education Society 's Press) 1878. 674 pp. 8. [London
(Trübner): 31 s. 6 d.]
116) Mnidiir Uwnsey. \ Chart of Hindu Family Inheritance, with an
Explanatory Treatise Second Edition, much eidargod. London 1877. VIII,
74 pp. 8. Mit drei Tabellen. 6 s. 6 d.
Kuhn, Vorderindien. 1(39
Schlusscapitel über die Abweichungen der anderen Schulen. End-
lich nennen wir noch Jolli/s117) Abhandlung über die Systematik
des indischen Rechts, einen Aufsatz von Fink ll8) über das Gerichts-
verfahren und den Anfang einer juristischen Studie über Manu
von GuUlet-Desgrois 119). Eine Compilation ethischen Inhalts auf
Grund der Smrtis und des Mahäbhärata begann Gangädhara-
mstrin 120).
Für die Medicin sind ausser Drucken des Caraka121) und
Qärngadhara122) zwei Werke über die Materia medica123) von
Wichtigkeit. — Rodet 124) bespricht in einer längeren Abhandlung
das Verhältniss der arabischen, indischen und griechischen Algebra.
Eine Frage aus der sphärischen Trigonometrie wurde im Pandit 125)
erörtert und Thibaut126) lieferte werthvolle Beiträge zur Erklärung
des Jyotisha; Kern1'21) beendete seine Ausgabe und Uebersetzung
der astrologischen Yogayäträ; ein astrologischer Text 128) ist auch
in Benares gedruckt worden. Was eine Abhandlung von Brevior129)
etwa zur Kenntniss der astrologischen Literatur enthalten mag,
ist uns leider unbekannt geblieben.
117) Jolly. Ueber die Systematik des indischen Rechts: Zeitsehr. f. vergl.
Rechtswiss. I, 234 — 260. (Auch separat 27 pp. 8.)
118) H. R. Fink. Ancient Hindu Tribunals: Calc. Rev. LXVII, 561
573.
110) Guillet-Desgrois. Etüde sur le droit hindou: Revue maritime et
colouiale, dec. 1877, LV, 522—561; janv. 1878, LVI, 114—126; mars 1878,
LVI, 620—650; aout 1878, LVIII, 308—431.
120) Säsvata-dharma-dipika: The Pandit N. S. III, 430—444.
121) Charakasanhita; or, fche Most Ancient and Authoritative Hindu System
of Medicine , taught by Punarvashu , and composed by his disciple Ägnibesha,
modified and arranged by Charaka. Edited by Pandit Jibananda Vidyasagara.
Calcutta 1877. X, 862 pp. 8. [London (Trübner): £ 2.]
122) Särngadhara Samhitä (in Telugu character); with Telugu Commentary.
II, XVIII, 406 pp. Madras 1878. [London (Trübner): 18 s.]
123) Rasendrachiutämani and Rasaratnäkara, two Works on Materia Medica.
Calcutta 1878. XXIV, 782 pp. [London (Trübner): £ 1 1 s.]
124) Leon Rodet. L'Algebre dAl-Khärizmi et les methodes indienne
et grecque: JA. VII Ser. , XI, 5—08. (Auch separat u. gl. T. Paris 1878.
fr. 5.) — Vgl. E. Renan ebd. XII, 51—52.
125) Katipaya-prasua-vichära : The Pandit N. S. III, 311 — 320.
126) G. Thibaut. Contributions to the Explanation of the Jyotisha -Ve-
dänga: JASB. Vol. XL VI, Part I, 411—437. (Auch separat u. gl. T. 27 pp.
8. [London (Trübner): 1 s. 6 d.])
127) Die Yogayäträ des Varähamihira (Fortsetzung und Schluss). Von
H. Kern: IS. XV, 167-184.
128) Jaiminisütra , on horoscopy, with Nilakantha Jyotirvid's commentary,
called Subodhini. Benares 1877. 37 Bl. obl. 8. lith. [London (Trübner):
3 s. 6 d.j
120) Th. Brevior. Experiences of Astrology in India: Psychol. Rev.
April, 1878.
170 Kuhn, Vorderindien.
Unsere Kenntniss der Literatur des nördlichen Buddhismus
hat einige daukenswerthe Bereicherungen erfahren. Rajendraldia
Mitra13l]) lieferte einen Auszug aus dem Acoka - Avadäna und
Feer 131) hat mehrere Erzählungen aus nördlichen Avadäna- Werken
und dem südlichen Jätakabuche einer vergleichenden Untersuchung
unterworfen, während Murr 132) die Legende des Lalitavistara von
der Verehrung Buddha's durch Asita in englische Verse übertragen
hat. Von besonderer Wichtigkeit ist Beal's 133) Uebersetzung eines
chinesischen Werkes, welches auf einen mit dem südlichen Dhamma-
pada im wesentlichen identischen nordbuddhistischen Text zurück-
geht. Die hauptsächlichsten früheren Publicationen Beal's 134)
bespricht ein Artikel der Westminster Review.
Kleinere Notizen zur Päli- Grammatik gaben E. Kuhn 135) und
Zimmer 136) ; ersterer bespricht das Wort khujja in seinem Ver-
hältniss zu skr. kubja, nyubja und ubj . die Endung se für die
zweite Person Singularis im Imperfect, Aorist, Conditional des
Mediums , die Wurzel pum „blasen" und den Ablativ bei Verben
des Für-etwas-haltens, Erkennens u. s. w. ; letzterer zieht aus den
metrischen Unregelmässigkeiten in der Einleitung des Jätaka-Buches
sehr kühne Schlüsse beziehentlich der Art, wie in der vorliegenden
Recension der Päli-Schriften Eigenthümlichkeiten des zu Grunde
liegenden Dialekts (wie Instrumentale des Pluralis auf e = skr.
ais und mangelnde Flexion von Pronominibus und Adjectivis neben
dem dazu gehörigen Substantiv) beseitigt worden seien. Von Texten
sind die wichtigsten Qhildevs 137) Ausgabe des Mahaparinibbäna-
sutta, nach des Herausgebers Tode aus dem Journal of the Royal
Asiatic Society besonders abgedruckt, und Fryer's 138) sorgfältige
Bearbeitung des Vuttodaya, der schon früher von Mlnayev und
130) Rtyendraläla Mitra. On the Early Life of Asoka: PASB. 1878, 8—21.
131) Leon Feer. Etudes Bouddhiques. Maitrakanyaka-Mittavindaka , Ia
piete filiale: JA. VII Ser., XI, 360 — 443. (Auch separat als Etudes bouddhiques.
Hie Serie. 84 pp. 8. fr. 3. 50.)
132) J. Muir. Asita and Buddha, or the Indian Siineou: IAnt. VII.
232—234.
133) Texts from the Buddhist Canon, commonly known as Dhammapada,
with accompanying Narratives. Translated from the Chinese by Sam. Heal.
London 1878. VIII, 17G pp. 8. 7 s. 6 d. (Trübner's Oriental Series. II.) —
Vgl. Ä. Schiefner JLZ. 1878, 551; Ath. 1878, II, 113; IAnt. VIII, 207;
Calc. Rev. Vol. LXVII. No. CXXXIV, p. XVIII; ChR. VII, 68.
L34) Populär Buddbism according to the Chinese Canon: Westminster
Review N. S. LIII, 328—354.
135) E. Kuhn. Miscellen: ZVglS. XXIV, 99 — 100.
136) Heinr. Zimmer. Zur Päli-Grammatik: ZVglS. XXIV, 220—226.
137) The Mahäparinibbänasutta of the Sutta-Pitaka. The Pali Text. Edited
by the Late Prof. 7»'. C. Childers. London 1878. 71 pp. 8. 5 s.
138) G. E. Fryer. Pali Studios. No. II. — The Päli Text of the Vutto-
daya, or 'Exposition of Metre', by Sangharakkbita Thera, with Translation and
Notes: JASB. Vol. XLVI, Part I, 369—410. (Auch separat als: Vuttodaya
Kulm, Vorderindien. 171
( 'hilders behandelten Pali-Metrik. In Hinterind en veröffentlichte
Gray für den Schulgebrauch mit Uebersetzung, Noten etc. das
Mahämangala-Suita 13y) und das Ajjhatta- Jaya-Mangala 14°) , eine
Art Gebet, resp. Lobpreisung Buddhas, welche den Eingang der
Paritta-Texte zu bilden pflegt; ebendaselbst sind auch ein Paritta
und das von Childers so gerühmte Compendium Abhidhammattha-
sangaha141) gedruckt worden. Das Dhammapada hat Huli2) in
das Französische übertragen. Barthelemy Saint-Hüaire 143) begann
eine Besprechung der aus Grimblol's Nachlass edirten Sütra und
Hartshorne 144) behandelte die populäre Literatur des Buddhismus
mit Rücksicht auf die singhalesische Uebersetzung des Jätaka-
Buches.
Von grosser Wichtigkeit für die ältere Periode der indischen
Volkssprachen sind endlich noch die Inschriften des Acoka, von
denen Ou/nningham 145) eine Gesammtausgabe geliefert hat, die
allerdings den Anforderungen, welche man an ein solches Werk
zu stellen berechtigt wäre, nur unvollkommen entspricht. Wegen
derartiger dialektischer Inschriften ist hier auch noch eine Publi-
cation Fleets 146) namhaft zu machen.
Beim Präkrit gedenken wir zunächst der Literatur der Jaina.
Von den heiligen Texten derselben ist in Calcutta das Acäränga-
(Exposition of Metre), by Sangharakkhita Thera. A Pali Text, edited, with
Translation and Notes, by G. E. Fryer. Calcutta (Baptist Mission Press) 1877.
44 pp. 8. [London (Trübner) : 2 s. 6 d.] — Vgl. Ac. XVI, 71.
139) The Päli Text of the Mahä-mai'igala-Sutta with Vocabulary, Gramina-
tical Notes, Translation, and Examination Questions edited by James Gray.
Maulmain (Friend of Maulmain Press) 1878. IV, 40 pp. 8.
140) The Päli Text of the Ajjhatta-Jaya-Mangalarh with Vocabulary, Grara-
matical Notes, Translations, and Examination Questions. Edited by James Gray.
Maulmain (Advertiser Press) 1878. 35 pp. 8. 8 a. [London (Trübner): 2 s. 6 d.J
141) Paritta und Abhidhammatthasangaha. Moulmein („Friend of Moul-
mein" Press) 1877. 20. 61 pp. 8.
142) Le Dhammapada avec introduetion et notes par Fernand Hü, suivi
du Sutra en 42 articles, traduit du tibetain avec introduetion et notes par
Leon Feer. Paris 1878. LXV, 100. LIX, 82 pp. 8. fr. 5. (Bibliothequo
Orientale elzevirionne XXI.)
143) Barthelemy Saint-Hüaire. Sept Suttas Pälis. Premier et deuxieme
Article: Journ. des Sav. 1878, 645—659. 721—734.
144) Bertram Falke Hartshorne. A Chapter of Buddhist Folk-Lore:
Fortnightly Review XXIV. N. S., 214—230. — Vgl. TR. XI, 131.
145) Corpus Inscriptionum Indicarum. Vol. I. Inscriptions of Asoka. Pre-
pared by Alex. Cunningham. Calcutta (Government Printing Office) 1877.
III, XI, 141, V pp. fol. Mit 31 Tafeln. — Vgl. Ac. XV, 501; Cust Ath. 1879,
I, 216; E. Senart JA. VII Ser., XIII, 522—545; L. Feer RC. 1879, II, 393.
146) Archaeological Survey of Western India. Pali , Sanskrit and Old
Canarese Inscriptions from the Bombay Presidency and Parts of the Madras
Presidency and Maisur. Arranged and Explained by J. F. Fleet. Prepared
under the Direction of J. Burgess. Printed by Order of H. M.'s Secretary of
State for India in Council. London 1878. 30 pp. und 286 Taf. 4. — Vgl.
JRAS. N. S. XI, Ann. Rep. CVII.
172 Kuhn, Vorderindien.
Sutra147) mit verschiedenen Commentaren im Dmck erschienen,
während eine von Bombay aus angekündigte Gesammtuusgabe 148)
über die Probenummer nicht hinausgekommen zu sein scheint.
Die Cobhana-Stutayas des Cobhana-Muni, eine Anrufung der sämmt-
lichen Tirthakara und zugleich Musterkunststück eines der zweiten
Hälfte des zehnten Jahrhunderts angehörigeu Verskünstlers hat
Jacobi1*9) in Text und Uebersetzung herausgegeben. Eine kurze
Notiz Bähler's 150) über die Digambara-Jaina enthält auch einige
Bemerkungen über deren Literatur. — Ueber eine neu entdeckte
Prakrit- Grammatik hat Uoernle151) kurz Bericht erstattet, während
Bilhler 152) das Prakrit- Wörterbuch von Dhanapäla, dem Bruder
des eben genannten Cobhana-Muni, mit einem dankenswertheil
Glossar herausgab. — Von europäischen Arbeiten zur Präkrit-
Grammatik nennen wir vor allem die deutsche Uebersetzung der
im vorigen Berichte erwähnten Aufsätze Ascoli's 153) , deren einer
die präkritische Umwandlung von m in v, der andere die Umstelluno-
der Lautgruppe h -j- Consonant im Indischen überhaupt zum
Gegenstande hat; letzterer ist auch für die Lautlehre des Sanskrit,
speciell für die Geschichte der Umwandlungen, welche die alten
Aspiraten in Consonantenverbindungen zu erleiden hatten , von
ganz besonderer Wichtigkeit. Goldschmidt I54) behandelt in seinen
Präkrtica die Wörter ana- = skr. a- privativum, vahutta, khandaa
= skr. skandhaka und einige mit diesem Worte vorgekommene
Irrthümer, kilim = skr. klam und sumir = skr. smar, vimbhi =
skr. vismi und parinta; eine anderen Orts veröffentlichte Be-
ll?) Qriyukta räya dhanapatasimha bähädura kä ägamasaingraha lma bhä-
ga | äcärämgasütra lprathama amga | ganadharasudharmasvämikrta mülasütra
tadupari crihamsasürikrta dipikä tikä cricilangäcäryakrta äcärängatika evaip
cripäyacandaji krtabhäshä | crimän paramasamvegi crivumtaräyaji taccai'anare-
nudäsänudäsa cribhagavän vijayasädhunä sarpcodhitaip | criharimohana mukhopä-
dhyayena prakä^itam | kalikätänagaryärn nütanasamskrtayantre 1935 sainvatsaro
frigopälacandradevena mudritam . 2 Vol. 437, 283 pp. 4. — Vgl. The Äyä-
ramga Sutta, ed. by H. Jacobi, Londou 1882, p. XV.
148) TR. XI, 105.
140) Die Qobhana stutayas des Cobhana muni. Von Herrn. Jacobi: ZDM6.
XXXII, 509—534.
150) G. Bühler. The Digambara Jainas: IAnt. VII, 28—29.
151) A. F. Rad. Hoerulc. A New Prakrit Grammar by Chanda: PASB
1878, 178—180. (Auch separat 3 pp. 8.)
152) The Paiyalachchhi Nämamälä, a Prakrit Kosha, by Dhanapäla. Edited
with critical notes, an introduction and a glossary by Georg Bühler: BKIS
IV, 70—166 [davon 163 — 166 doppelt]. (Auch separat u. gl. T. Göttingen
1879. 106 pp. 8. M. 4.). — Einige Berichtigungen stehen GGA. 1879, 226;
vgl. ferner LC. 1881, 415.
153) G. /, Ascoli. Kritische Studien zur Sprachwissenschaft. Autorisirte
Uebersetzung von Reinh. Merzdorf zu Ende geführt von Beruh. Mangold.
Weimar 1878. VIII, XXXVII. 418 pp. 8. M. 10. — Vgl. A. Bezzenberger
GGA. 1879, 555—563.
154) Siegfr. Goldschmidt. Präkrtica: ZDMG. XXXII, 99—112.
Kuhn, Vorderindien. 173
merkung 155) bezieht sich auf das Verhältniss jenes ana- zu ähn-
lichen Formen der verwandten Sprachen.
Für die modernen Sprachen haben wir in erster Linie der
zusammenfassenden Uebersicht Oust's 156) zu gedenken, einer Arbeit,
auf welche viel Fleiss verwendet worden ist und welche trotz
mancher kleinen Schwächen und Ungenauigkeiten des Dankes der
Fachgenossen sicher sein darf; die beigegebenen Karten, von Oust
und Brandreth gemeinsam bearbeitet, sind dieselben, welche schon
bei Hinterindien erwähnt sind. Ueber die Verbreitung und die
specielleren Verwandtschaftsverhältnisse der modernen arischen
Sprachen orientirt Hoernlelbl).
Aus Garcin de Tassy's1»8) Nachlass erhielten wir seine Ueber-
sicht über die Hindi- und Hindüstäni-Literatur des Jahres 1877.
Von Fallon's 159) Hindüstani- Wörterbuch sind sechs weitere Hefte
erschienen und in Delhi ist das erste Heft eines anderen Wörter-
buchs 16°) veröffentlicht woi'den, welches uns leider nur durch
Friederici's Bibliotheca orientalis bekannt geworden ist. Einen
brauchbaren Beitrag zur Kenntniss der Dialekte hat Reid161) ge-
liefert, während Ottley 16'2) die Pluralbildung der Dakhni behandelt
hat. Ob Crawford's 163) Notiz über Personennamen hierher oder
155) Siegfr. Goldschmidt, ana-: ZVglS. XXIV, 426.
156) Roh. N. Cust. A Sketch of the Modern Lauguages of the East
Ladies. Accompanied by Two Language-Maps. London 1878. XII, 198 pp. 8.
12 s. (Trübner's Oriental Series. IV.) — Vgl. oben p. 108, No. 2—3 und The
Languages of the East Ladies: Calc. Rev. LXVII, 506 — 535; — ferner LC. 1879,
415; Ath. 1879, I, 16; Ac. XV, 306; IAnt. IX, 317; Calc. Rev. Vol. LXVILT,
XXXIV; L. Feer JA. VII Ser., XV. 75 und Ann. de l'Extr. Or. III, 109 — 115
(vgl. ebd. 154); A. Barth RC. 1880, II, 281; J. Vinson. Les langues moder-
nes de l'Inde: La Republique francaise, Avril 4, 1879.
157) A. F. Rud. Hoernle. The Local Distribution and Mutual Affinities
of the Gaudian Languages: Calc. Rev. LXVII, 752 — 7 82 mit Karte. (Auch
separat 32 pp. 8.)
158) Garcin de Tassy. La langue et la litterature hindoustanies en 1877.
Revue annuelle. Paris 1878. 1()4 pp. 8. fr. 4.
159) /S. W. Fallon. A New Ilindustani-English Dictionary, with Qlustra-
tions from Hindüstani Literature and Folk-Lore. Parts XI — XVI. Benares
(E. J. Lazarus) 1878. Jeder Theil 48 pp. 8. Rs. 2.
160) Armougan-i-Delhi. — A Dictionary of written and spoken Hindüstani
by Mounchi Saiyad Ahmad. Part I. Delhi 1878. fol.
161) J. R. Reid. Appendices Nos. II. and III. Notes on the dialects
current in Azamgarh. [Hindi and English. Vocabulary.] E. J. Lazarus & Co.,
Printers, and J. R. Reid, publisher, Benares. April, 1877, 100 pp. fol. [Ap-
pendix No. 11. treats of the grammar of the dialects spoken in Azamgarh, and
Appendix No. III. gives a large number of words used in those dialects together
with their meanings in English.]
162) Ottleu. Memorandum on a Point of Dakhni Grammar. London 1878.
16 pp. 8. 6 d. — Vgl. TR. XI, 130.
163) G. E. Gor dort Crawford. Personal Names in the Southern Part
of Ahmadäbäd Collectorate and Neighbouring Country: IAnt. VII. 165 — 168.
|74 Kuhn, Vorderindien.
zum Gujaräti zu stellen ist, mag unentschieden bleiben. Aus dem
Gebiete der Cbronikenliteratur ist vor allem zu nennen die Fort-
setzung von Hoernles16*) Ausgabe des Prithiraja Räsau, daneben
eine neue Ausgabe von Forbes l6h) Ras Mala und kleinere Beiträge
in Aufsätzen von Watson 166) , Walhouse 167) und Growse 168) ;
RajeitdrahU« Mifra 169) besprach vier Manuscripte historisch-bio-
graphischen Inhalts und in einem Aufsatze Irvtne's110) zur Ge-
schichte Bengalen's finden sich auch Notizen über einige in Urdu
und Hindi abgefasste Chroniken, während die im Kaisarnämah i
Hind171) mitgetheilten Texte wohl sämmtlich in persischer Sprache
abgefasst sein dürften. Groivse11'2) hat seine Uebersetzung des
Rämäyana von Tulsi Das fortgesetzt und Garcin de Tassy*13)
übersetzte eine in Versen geschriebene Bearbeitung des B. o B.
nach einem in Lakhnau lithographirten Texte. Eine Uebersetzung
des Raghuvamca174) ist uns leider nicht näher bekannt geworden.
Märchen und Legenden aus Kamaon hat Minajev-115) in russischer
Uebersetzung mitoetheilt.
164) The Prithiraja Räsau of Chand Bardai edited in the Original Old
Hindi by A. F. Rudolf Hoernle. Part II. Fase. II. Calcutta (Baptist Mission
Press) 1878. pp. 97 — 192. 8. 10a. [London (Trübner): 2 s.] (Bibliotheca
Indica. New Series.)
165) Ras Mala; or Hindoo Annais of the Province of Goozerat in Western
India, by the late Alexander Kinloch Forbes. New Edition. With an Intro-
duetion by J, W. Watson and a Meinoir of the Author by A. K. Nairne.
London 1878. XXIV, 715 pp. 8. Mit einer Karte. 12 s.
166) J. W. Watson. Fragments relating to Änandapura in Sauräshtra:
IAnt. VII, 7—15.
167) M. J. Walhouse. Archaeological Notes. No. XVI. — Chivalry in
Lower India: IAnt. VII, 21—26.
168) F. S. Growse. Mathurä Notes (With eleven Plates): JASB. Vol.
XLVII, I, 97—133.
169) Räjendraläla Mitra. Hindi MSS. from Jaipur : PASB 1878,
194—195.
17i>) William Irvine. The Bangash Nawäbs of Farrukhäbäd — A Chro-
nicle (1713—1857). Part I: JASB. Vol. XLVII, I, 259—383. — Vgl. PASB.
1878, 142—144.
171) The Kaisarnämah i Hind; or, Lay of the Empress. A Poem in Nine
Cantos, with Appendices containing the Histories of the Princes of India. Dedi-
eated, by Gracious Permission, to H. M. the Queen, Empress of India. By
E. B. Eastwiek. Vol. I. — Vgl. TR. XI, 130; Arthur Arnold Ac. XV, 155.
17'Ji The Rämäyana of Tulsi Das. Translated by F. S. Growse. Book
II. — Ayodhyä, Allahabad (N. W. P. Govt. Press) 1878. 175 pp. 8. Rs. 2
8 a. — Vgl. Ath. 1878, II, 113.
173; Bag o Bahar. Le jardin et le printemps. Poi:ini' hindoustani traduit
en francais par Garcin de Tassy. Paris 1878. V, 238 pp. 8. fr. 12. (Publi-
cations de l'Ecole des langues orientales Vivantes VIII. i
174) Luchmaiut Smgh. Hindi Translation of Kälidäsa's ßaghuvansa.
Etawa 1878. 8. — Vgl. Bibl. or. 1880, No. 485.
175j /. /'. Minajev. tndejskija skazki i legend; sobrannyja \ liamaone
v 187.0 g. Sanktpeterburg 1877. XX, 252 pj). 8.
Kuhn, Vorderindien. 175
Die Kermtniss eines Gedichtes im Rangpuri-Dialekt verdanken
wir Griwson116), der sich auch in einigen Zeilen über die Genitiv-
bildung dieses Dialekts177) ausgesprochen hat. Shirt118) behandelte
die drävidischen Elemente des Sindhi. Shaw 179) verdanken wir
Grammatik und Vocabular des Dialekts der an der Grenze von
Tibet wohnenden Brök-pä, unsere Kenntniss der nordwestlichen
Gebirgsdialekte hat dadurch eine dankenswerthe Bereicherung er-
fahren; bei dieser Gelegenheit mag darauf hingewiesen sein, dass
die einer geographischen Notiz Wialker's 18°) beigegebene Karte
einen grossen Theil Dardistan's mit umfasst, während eine Notiz
Liffners 181) kaum etwas Neues enthalten dürfte.
Zahlreich genug ist wieder die Literatur über die Zigeuner.
Von Simson,s1$2) umfassenden Buche über die Zigeuner, das 1865
zuerst erschien, ist eine neue Auflage erschienen. Hudson'*, 183)
Auszüge aus Borrow, denen einige Bemerkungen über die Sprache
der ungarischen Zigeuner beigegeben sind , bieten nichts Neues.
Ein Artikel der Edinburgh Review l84) handelt orientirend über
Ursprung und Wanderungen der Zigeuner, während in Batail-
lard's 185— 186) Abhandlungen aus mitunter recht dankenswerthem
Material ganz unzulässige Schlüsse gezogen werden. Lieder und
Märchen der rumänischen Zigeuner hat in Text und Uebersetzung
176) G. A. Grierson, The Song of Mäuik Chandra: JASB. Vol. XL VII,
I, 135 — 238 mit zwei Tafeln und Holzschnitten.
177) PASB. 1878, 64.
178) George Shirt. Traces of a Drävidian Element in Sindhi: IAnt.
VII, 293-295.
179» R. B. Shaw. Stray Arians in Tibet (With one plate): JASB. Vol.
XLVII, I, 26—62. — Vgl. PASB. 1878, 88.
180) Reeent Trans-Frontier Exploi-ations , communicated by Colonel J. T.
Walker (.with a Map): JASB. Vol. XLVII, I, 78—80. — Vgl. PASB. 1878,
107—108.
181) G. W. Leitner. A Note on Classical Allusions to the Dards and to
Greek Influence on India: Calc. Key. LXVI1. 637—639.
182) Walter Sinison. History of the Gipsies, with Specimens of the Gipsy
Language. Edited, with Introduction , Notes etc., by James Simson. Second
Edition. New York 1878. 575 pp. 8.
183) Guglielmo Hudson. Gli Zingari in Ispagna. iDai viaggi del
Borrow.) Milano 1878. 254 pp. 8. L. 1. 50.
184) Origin and Wanderings of the Gypsies: Edinb. Rev. Vol. CXLVIIT.
No. CCCIII. 117—146. Art. IV.
185) Paul Bataillard. Etat de la question de l'aneiennete des Tsiganes
en Europe pour servir d'introduetion ;i la question de l'importation du bronze
dans le nord et l'occident de l'Europe par les Tsiganes. Paris 1877. 8. fr. 3.
( K.xtrait du Compte rendu du Congres danthropologie et d'archeologie pre-
historique, VIII1' session. Budapest, 1876.)
186) Paul Bataillard. Les Zlotars, dits aussi Dzvonkars, Tsiganes fon-
«leurs en bronze et en laiton dans la Galicie Orientale et la Bukovine : Mem.
de la soc. d'anthrop. de Paris II Str.. I. 499 — 568. 1 Tat'. (Auch sep Paris.
Leroux 1878. 8. fr. 3.)
276 Kuhn, Vorderindien.
Gonstaniinescu 187) herausgegeben, achtzehn kurze, z. Th. nur vier-
zeilige Lieder aus dem benachbarten Siebenbürgen von Meltzl 188)
mitgetheilt. Das vierte Heft von Miklosteh's 189) Beiträgen bringt
ausser Berichtigungen und Ergänzungen zu früheren Publicationen
des Verfassers Proben von Zigeunermundarten aus Ungarn, der
Bukowina, Rumänien, Russland, Sibirien und Armenien, endlich
eine gründliche Abhandlung „über die indische Heimath der Zigeuner
und die Zeit der Auswanderung dieses Volkes aus Indien" , in
welcher der nahe Zusammenhang ihrer Sprache mit den Dialekten
des indischen Kaukasus dargelegt ist. Wegen einiger anderer Ab-
handlungen aus dem Jahre 1877 verweisen wir auf die Biblio-
graphie in No. XII von Miklosich's Werk Ueber die Mundarten
und Wanderungen der Zigeuner Europa's.
Eine kurze singhalesische Grammatik für Eingeborene hat der
Oberpriester Sumangala190) verfasst und Ferguson191) ein singha-
lesisches Gesprächbüchlein veröffentlicht. P. Goldschmidfs Nach-
folger E. Müller192) gab einen weiteren Bericht über Inschriften
des Hambantota-Districts. Von Texten sind zu verzeichnen eine
neue Ausgabe des grammatischen Werkes Sidatsangaräva 193), die
singhalesischen Uebersetzungen des Milindapanha 194) und Hitopa-
187) Barbu Constantinescu. Probe de limba si literatura Tiganilor diu
Romänia. Bucuresci 1878. 112 pp. 8.
188) Jile Romane. Volkslieder der transilvanisch - ungarischen Zigeuner.
Originaltexte mit gegenüber stehenden Verdeutschungen. Proben einer grösseren
Sammlung Inedita. Von Hugo von Meltzl. Sonder-Abdruck aus den Brassai-
Meltzl'schen : „Összehasonl. Irodalomtortenelmi Lapok" (Zeitschr. f. vgl. Litt.,).
Bd. I (1877) u. II (1878). Klausenburg 1878. 41 pp. 8. — Vgl. Ac XV,
164; Ath. 1879, I, 37G.
189) Franz Mildosich. Beiträge zur Keimtniss der Zigeunermundarten.
IV: Sitzungsber. d. phil.-hist. Classe d. kais. Akad. d. Wiss. XC, 245 — 290.
(Auch separat u. gl. T. Wien 1878. 54 pp. 8. M. 0.60.)
190) H. Sumangala. Tbe Warnariti and Sinhalese Grammar. Commended
by W. P. Ranesinghe. Published by G. H. Perera. Printed at tbe Lakriviki-
rana Press [Colombo]. 1878. II, 60 pp. 8.
191) (A. M. Ferguson jr.) Sinhalese made easy: or Phrase Book of
Colloquial Sinbalese in Roman and Sinbalese Characters. Revised and enlarged
Edition. Colombo (Wesleyan Mission Press) 1877. (A. M. and J. Ferguson,
1878). 131 pp. — Vgl. Bibl. or. 1879, No. 432; TR. XII, 6.
192) E. Müller. Report on the Inscriptions in the Hambantota District.
Ordered by Ilis Excellency the Governor to be printed. Colombo (William
Henry Herbert, Government Printer) 1878. 7 pp. fol. — Vgl. Ac, XV, 353.
193) Sidatsangaräwl purätana sannaya. Don Dandris da Silva Batu-
wantudäwe panditumäwisin sakaskaranaladi. Colombo, 1877. p. 1 — 88 Text,
88 — 11" Elu-singhalesisches Glossar.
194) Milindapprashnaya; or, Mirror of the Sacred Doetrines. Translated
tVum l'ali into Sinbalese at tbe Request of the Great King Kirtissri Rajasinha
by tbe Ven'blo Sumangala of Hinatikumbura tbo Lineal Pupil of Sangharaja
Saranankara with Explanatory Notes and Glossaries. Printed at tbe Sarvagna
Sasanabhiwurdhidayaka Press of Kotahena. 1878. VIII, 628, 12, IV, 4 pp.
kl -l Rs li» [London (Trübner): 24 s.|
Kuhn, Vorderindien. 177
de<;a l95) und die von C. Alwis 1!)6) in Text und Uebersetzung
veröffentlichten Auszüge aus historischen Werken. Sehr dankens-
werth ist Gray"& 197) Abhandlung über die Maldiven, in welcher
namentlich die Nachrichten Ibn Batüta's und aus späterer Zeit des
Franzosen Pyrard zusammengestellt sind; besonders hervorzuheben
ist die Vergleichung von Pyrard's Voeabular mit dem in den
vierziger Jahren dieses Jahrhunderts von Christopher zusammen-
gestellten, wobei den einzelnen Wörtern ihre singhalesischen (resp.
arabischen, malaiischen u. a.) Aequivalente zur Seite gestellt sind.
Einige ältere, meistens in der Revue de linguistique veröffent-
lichte Aufsätze Vinson's 198) aus dem Gebiete der drävidischen
Sprachen , besonders des Tamulischen , sind von ihm in einem in
Gemeinschaft mit Hovelacque herausgegebenen Sammelwerke neu
abgedruckt worden. Eine Grammatik des Tamulischen, welche
sich sehr nahe an die einheimischen Muster anschliessen soll, ver-
fasste Lazarus199), während Ferguson200) ein rein praktisches
Handbuch herausgab. In Pondichery 2ni) ist ein religiöses Gedicht
eines christlichen Tamulen gedruckt worden. Pope 20'2) begann
Anmerkungen zum Kurral des Tiruvalluvar und Burnell 2°3) hat
195) Hitöpadesa: as edited by the Eminent Politician Vishnu Sarma. Trans-
lated into Sinhalese by VVelligama Sri Sumangala Terunnanse , at the Request
of S. de Soysa Dissonayaka. Colombo 1878. VIII, 236 pp. — Vgl. Bibl. or.
1879, No. 380.
196) C Alwis. History of tbe Island of Lanka from the Earliest Period
tu the Present Time. Chapter I. Visits of Buddhas to the Island, extracted
from Püjävaliya and Sarvajnagunälank&raya, with a Literal Translation into
Euglish. Colombo (F. Coore'y) 1876. XXVIII, 21 pp. 8. Re. 1 25 a. [London
(Trübner): 4 s.] — Vgl. Ac. XVI, 71.
197) A. Gray. The Maldive Islands: with u Vocabulavy taken from
Francois Pyrard de Laval, 1602—1607: JRAS. N. S. X, 173—209.
198) Julien Vinson. Les langues dravidiennes. — Les langues et les
etudes dravidiennes. — Le mot dien en basque et dans les langues dravidien-
nes. — La religion des J'äinas. — Les castes de l'Inde (L'Agaval de Kapila).
— Le Tasse dans la poesie tamoule: A. Hovelacque et Julien Vinson. Etudes
de Linguistique et d'Ethuographie 54 — 142.
199) John Lazarus. A Tamil Grammai' designed for Use in Colleges and
Sehools. Madras 1878. VII, 230 pp. 8. [London (Trübner): 5 s. 6 d.] —
Vgl. KL. XIV, 68 und Jahresber. 1880, p. 41, No. 291.
200) A. M. Ferguson, jun. „Inge vä!" or the Sinua Durai's Pocket Tamil
Guide. Colombo (A. M. and J. Ferguson) 1878. 67 pp. 8. — Vgl. TR. XII, 43;
RL. XIII, 60.
201) Perinba Malei, ou Guirlande Celeste Offerte a la Samte Vierge, poeme
lyrique en langue tamoule, compose par Z. Savarayalounaiker. Pondichery
(Imprimerie du Gouvernement) 1878. 19 pp. 8. — Vgl. Bibl. or. 1878, No. 915.
202) 6r. U. Pope. Notes un the Kurral of the Tamil Poet Tiruvalluvar.
Nu. 1: IAnt. VII, 220—224.
203) A. C Burnell. Specimens of 8. liidian Uialects (consisting of ver-
sions of the Parable of the Sower, St. Matthew, XIII. 1 — 34). With grammati-
cal and ethnographical Introductions. 10. In the Tanjore Tamil, Brahman
Dialect. Tranquebar 1877. 12 pp. 8.
Jahresbericht 1878. 12
178 Kuhn, Vorderindien.
einen Beitrag zur Dialektkunde geliefert. Ein durch Bemerkungen
von Walter Elliot und Surneil vermehrter Aufsatz des verstorbenen
Ellts 204) handelt über das Malayalma. Graeter 205) verdanken wir
interessante Lieder des Kurg -Volkes in Text und Uebersetzung.
Auf das Räjmahäli beziehen sich die Bemerkungen von Swinton 806)
und ein in Kurrachee von einem Eingebornen 2u7) veröffentlichtes
Handbuch des Brahui enthält ein dankenswerthes grammatisch-
phraseologisches Material, dessen Werth leider dadurch beeinträchtigt
wird, dass der angewandten Urdu-Schrift nur im eigentlich gram-
matischen Theile eine Umschrift in lateinischen Buchstaben bei-
ffeweben ist.
204) The late F. W. Klinik Es»;iys 011 South-Indian Languages. Disser-
tation on the Malayalma Language : IAnt. VII. 274 — 287.
205» -1. Graeter. Die Lieder des Kurgvolkes: ZDMG. XXXII, 665— 693.
•_'ni;,i R. B. Swinton. Knjmahali Words: IAnt. VII, 130—132.
2Ü7j Alla Bux. Hand-Book of the Birouhi Language, comprising Gram-
mar , Sentences , Translations from Forbes' Manual , etc. etc. Kurrachee (Com-
missioner's Press) 1877. III, XII, 134, 7 pp. 8.
G. Kreysing m Leipzig.
Zeitschrift
der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
Herausgegeben
von den Geschäftsführern,
in Halle Dr. Müller, in Leipzig Dr. Krekl,
Dr. Schlottmanu, Dr. Windisch,
unter der verantwortlichen Redaction
des Prof. Dr. E. Windisch.
Supplement zum drei und dreissigsten Bande.
Wissenschaftlicher Jahresbericht für 1879.
Leipzig 1881,
in Commission bei F. A. Brockhaus.
Wissenschaftlicher Jahresbericht
über die
Morgenländisclien Studien
im Jahre 1879.
Unter Mitwirkung mehrerer Fachgelehrten
herausgegeben
von
Ernst Kulm und August Müller.
Leipzig 1881,
in Commission bei F. A. Brockhaus.
Malaiisch - polynesische un d m elanesis c h e
Sprache 11 und Literaturen.
Von
H. Kern.
Auf diesem Gebiete hat sich während des Zeitraumes, über
den sich unser Bericht erstreckt, eine verhältnissmässig grosse
Produktivität entfaltet, in gewisser Beziehung sogar eine zu grosse,
insofern die praktischen Hilfsmittel zur Erlernung der besser be-
kannten unter den Sprachen des indischen Archipels durch etliche
neue Bücher, welche ihrem Inhalte nach weder praktisch noch
neu sind, sich vermehrt haben. Unseni früher ausgesprochenen
Grundsätzen gemäss werden wir derartige Werke nur ausnahms-
weise erwähnen. Uebrigens wollen wir nicht läugnen, dass neben
vielem unnützen uns auch manches, was einen bleibenden Werth
beanspruchen darf, geboten ward.
Zu den holländischen Zeitschriften r) , welche diesem Gebiete
gewidmet sind, ist seit 1878 ein neues englisches Unternehmen 2)
hinzugetreten, welches dem in den Straits Settlements bisher dar-
niederliegenden Betrieb der einschlägigen Studien 3) hoffentlich einen
kräftigeren Aufschwung verleihen wird.
Unter die brauchbaren, wenn auch durchaus mittelmässigen
Hilfsbücher zählt die kurzgefasste javanische Grammatik von Jansz,
1) Tijdschrift voor Indische taal-, land- en volkenknnde, uitgegeven door
liet Bataviaaseh genootschap van kunston en wetenschappen. Onder redaktie
van ./. E. Albrecht en K. L. van Schonwenburg. Ueel XXV. Batavia (Brui-
ning) 1879. II, 57 G pp. 8. — Bijdragen tot de taal-, land- en volkenknnde
van Nederlandsch Indie uitgegeven door het Koninklijk instituut voor de taal-,
land- en volkenkunde van Nederlandsch Indie. Vierde volgreeks. Derde deel.
's Gravenhage (Nijhöff) 1879. CXXVIII, 340 pp. 8.
2) Journal of the Straits Brauch pf the Royal Asiatic Society. Puhlished
half-yearly. Singapore (Straits Times Press, später Mission Press). 8. No. 1. July,
1878. pp. XI, 1-122 mit Tafeln. No. 2. Decemher, 1878. pp. VIII, 4, 122-
241. No. 3. July, 1879. pp. III, 1-14:"). Die Nummer doli. 2. — Vgl. G. K.
Niemann BTLVNI. IV Volgr. III, 232.
3) Vgl. namentlich die a. a. 0. No. 1, p. 45-51. No. 2, p. 199-204.
2 38-239 gegehenen Auseinandersetzungen.
Jahresbericht 187-9". 1
2 Kern, Malaüsch-polynes. u. melanes, Sprachen u. Literaturen.
von der eine dritte Auflage erschienen ist4). Eine höchst ver-
dienstliche Arbeit ist die von te Mechelen besorgte Ausgabe einer
Sammlung Wayangstücke oder Lakons in kurzer Fassung 5). Die
23 Stücke dieser Sammlung gehören sämmtlick zu der Wayang
purwa . dem Drama mit Figuren aus der altindischen Heldensage.
Bei der Beliebtheit, deren die Wayangvorstellungen sich bei allen
Klassen der javanischen Bevölkerung erfreuen, ist der Werth dieser
Erzeugnisse, wenn sie auch nicht zu der klassischen Literatur ge-
rechnet werden, für die Erforschung der Sagenentwicklung wie
der einheimischen Anschauungen und Gebräuche sehr hoch anzu-
schlagen. Bekanntlich besitzen die Javaner neben den Wayang-
stücken in skizzenartiger Redaktion auch ausführlichere Texte
derselben, wovon einzelne schon veröffentlicht wurden, u. A. der
Pandu (Pandu), der jetzt von van der Vliet ins Holländische über-
setzt vorliegt6). Beiträge zur Lexikographie lieferten Tjondro
Negoro1), Vreede9) und Meinsma9); einiges lexikalische Material
findet man auch in einem Miscellanartikel der Tijdschrift 10). te
Mechelen 's u) Skizzen aus dem javanischen Leben sind wegen der
eingestreuten Proben der gegenwärtigen Umgangssprache erwähnens-
werth. Die Fragen van der Tuuk's ] 2) zur Erklärung altjavanischer
(Kawi) Wörter enthalten zugleich Beiträge zur altjavanischen Lexi-
kographie. Ein Aufsatz Meinsma's über die Zeitrechnung der
heidnischen Bewohner des Tenggergebirges , die soviel altertüm-
liches treu bewahrt haben, bietet manches interessante13). Ueber
4) P. Jansz. Kleine Javaansche spraakkunst. 3e clruk. Samarang (v.
Dorp) 1879. XXIV, 326 pp. 8. Fl. 6.
5) C. te Mechelen. Punika serat pakem gantjar-ipun lampahan ringgit
wayang purwa, katah-ipun 23 lampahan ingkang kangge ing tan ah pulo Djawi
sadaya, kagelaraken ing akatah dening para-pakempalan Genootschap ing Ba-
tawi kaetjap dening tuwan W. Bruining ing nagari Batawi, tahun 1879. Drie-
en-twintig schetsen van Wayangstnkken (Lakons) trebrnikelijk by de vertooning
der Wayang-poerwa op Java (Verh. Bat. Gen. K. en W. XL.) Batavia (Bruining)
1879. 437 pp. Fl. 10.20. — Ueber die Wayangs vgl. auch Ch. te Mechelen.
Een en ander over de Wayang: TITLV. XXV, 72-107. — H. N. ran der
TuvJc. Wayang: ebd. 199-200. — ■ F. Een Javaansch Wayangverhaal : ebd.
ÖG9-573.
6) J. van der Vliet. Pandoe (Wayang-verhaal) : BTLVXI. IV. Volgr.
III, 273-329.
7) Tjondro Negoro. Over de beteekenis van sommige Javaansche uit-
drukkingen: BTLVXI. IV. Volgr. II, 507-510.
8) A. C. Vreede. Nog iets over „koemijoes", .,ngoendoeh mantoe" en
„kajoet": BTLVN1. IV. Volgr. III. 150-154.
9) J. J. Meinsma. Eenige toevoegsels bij het Javaansch-Nederduitseh
Ilandwoordcnboek van T. Eoorda: BTLVNI. IV." Volgr. III, 241-267.
10) Vrageu en mededeeüngen : TITLV. XXV, 196-214. 565-575.
t I ) Ch. te Mechelen. Kenige dagen het desaleven meegeleefd: TITLV.
XXV. 165-195. 256-318.
12) //. N. van der Tu nie. Vragen ter opheldering van Oud-Javaansehe
woorden: TITLV. XXV, 132-139; 329-336; 432-440.
13) J. J. Meinsma. Over de tijdrekening liij de Tenggerezon : BTLVNI.
IV. Volgr. III, 131-149.
Kern, Malaiisch-polynes. u. melanes. Sprachen u. Literaturen. 3
Inschriften von Java (und Sumatra) liegen nur einige kürzere
Notizen vor14).
Um das Sundanesische hat Oosting sich verdient gemacht
durch ein sorgfältig bearbeitetes neues sundanesisch-holländisches
Wörterbuch, wovon zwei Lieferungen erschienen15). Grashuis be-
sorgte eine zweite Ausgabe seines „Sundanesischen Dolmetschers'* lt!).
Eine Sammlung Sundanesischer Briefe, welche Coolsma11) nebst
holländischer Uebersetzung veröffentlicht hat, kann als Hilfsmittel
zur Erlernung der Sprache betrachtet und soll als solches hier
erwähnt werden. Ueber sundanesische und andere Pflanzennamen
handelte Scheffer x%).
Zu den noch ungedruckten und deshalb nur unvollkommen
bekannten Erzeugnissen der malaiischen Literatur gehören die
Wayang-Erzählungen, denen offenbar javanische Vorbilder zu Grunde
liegen, aber in weit älterer Fassung als die entsprechenden jetzigen
Lakons zeigen. Einzelne der zum Mahäbhärata-Cyclus gehörigen
dramatischen Erzählungen hat van <!<■>■ Tuuk19) analysirt, mit den
javanischen verglichen und dadurch einen in jeder Beziehung wich-
tigen Beitrag zur Erforschung der indischen Sagenentwicklung ge-
liefert, Maxwell veröffentlichte eine Sammlung malaiischer Sprich-
wörter20) und gab über zwei die Geschichte von Perak behandelnde
Manuskripte 21) ausführlichere Nachricht, Ein kleineres historisches
Stück wurde von Murre2'1) übersetzt, Auch der erneute Abdruck
von Maßles'23) Uebersetzung des Seerechts von Malaka mag hier
erwähnt sein. Meursznge's Lesebuch 24) wurde, mit Zusätzen von
14) Facsimile van een tweetal beschreven koporen platen afkomstig uit
Bandjar Negara: TITLV. XXV, 120 mit einer Tafel.— Een Palembangsche
piagem: ebd. 127-131. — K. F. Holle. Beschreven metalen plaatjes van de
desa Pasindoer, afd. Ledok (Bagelen): ebd. 464-465 mit einer Tafel. — Vgl.
auch Inscriptions cambodgiennes et javanaises: Ann. de .l'Extr. Or. II, 168-169
mit zwei Tafeln (vgl. 315).
15) H. J. Oosting. Soendasch-Nederduitsch woordenboek op Last van het
Gouvernement van Nederlaudseh Iudie zamengesteld. Batavia (Ogilvie & C.)
1879. 2 st. pp. XII, 1-288. XVI, 289-584. 8.
16) G. J. Grashuis. De Soendanesche tolk. Hollandsch-Soendanesche
woordonlijst. 2 dr. Leiden (Sijthoff) 1879. VIII, 175 pp. 8. Fl. 2.90.
17) S. Coolsma. Soendaneesche brieven : BTLVNI. IV. Volgr. III, 70-130.
18) R.H. O. C. Scheffer. Inlandsehe plantennamen : TITLV. XXV, 319-328.
19) H. N. van der rlhuk. Eenige Maleische Wajang verhalen toegelicht:
TITLV. XXV, 489-537.
20) W. E. Maxwell. Malay Proverbs : JStrBAS. No. 1, 85-99 ; No. 2, 136-162.
21) Ders. Notes on two Perak Manuscripts: JStrBAS. No. 2, 183-193.
22) Une revolution de palais ä Malaka en 1334 de l'ere chretienne. Epi-
sode de l'histoire des rois malais de Malaka (Extrait du Per-atör-an segala radja-
rädja, et traduit par Aristidc Marrc): Ann. de l'Extr. Or. II, 6-9.
23) The Maritime Code of the Malays: JStrBAS. No. 3, 62-84; vgl.
143-144. [Aus Jahrgang 1840 des in Malaka erschienenen Weekly Register.
Der Abdruck zeigt mehrfache Abweichungen von dem durch Raffles selbst in
As. Res. XII, 129-158 veröffentlichten.]
24) A. Meursinge. Maleisch leesboek voor eerstbeginnenden en meer-
govorderden. 1 st. Leiden (Kolff) 1879. VI, 90 pp. 8. Fl. 2.20.
4 Kern, Malaiiseh-polynes. u. melanes. Sprachen u. IMeraPwreh.
Grashuis, neu aufgelegt, während van Eck25) eine kurzgefasste
Sprachlehre nebst Gesprächen und Glossar erscheinen liess. Das
Material zur Kunde der malaiischen Dialekte, besonders des Me-
nangkabauschen, hat sich bedeutend vermehrt und zwar dermassen,
dass eine stätige Zunahme des Eifers in Bezug auf die Erforschung
der Dialekte nicht zu verkennen ist. Habbema gab Proben des
westsumatranischen Malaiischen 26) und behandelte menangkabausche
Sprichwörter27); van den Town theilte Erzählungen mit über
Aberglauben der Malaien im Lande Menangkabau 2S), Sprichwörter
der Bewohner der Padang'schen Gebirgslande 29) und eine Be-
schreibung der bei den Malaien des Hochlandes gebräuchlichen
Feste 30), nebst holländischer Uebersetzung.
In seiner Beschreibung eines Ausfluges in das Innere von
Malaka giebt Hervey 3 1) u. a. auch neue Nachrichten über den
eigenthümlichen Jargon, dessen sich die Eingebornen beim Kampfer-
sammeln bedienen und in dem Reste ihrer ursprünglich nicht
malaiischen Sprache bewahrt sind.
Das Verhältniss der an der Nordspitze Sumatras, in Atjin,
gesprochenen Landessprache zu dem Malaiischen, besonders dem
Menangkabauschen Dialekte , ist noch nicht aufgehellt. Die Er-
wartung, dass in Folge der Niederlassung der Holländer in Atjin
unsere dürftige Kunde der Landessprache sich allmälig erweitern
würde, ist aber theil weise schon in Erfüllung gegangen. Dias hat
eine Liste atjinesischer Wörter32) mitgetheilt, die, wenn sie auch
nicht reichhaltig ist, uns doch in die wichtigsten phonetischen
Eigenthümlichkeiten der Sprache einen Einblick verstattet.
Um unsere Kenntniss der auf den westlich von Sumatra
liegenden Inseln gesprochenen Sprachen ist es nicht viel besser
bestellt. Deshalb ist das von Oudemans zusammengestellte Ver-
zeichniss von Wörtern der Inselbewohner auf Enggano , Mentawei
und Nias 33) immerhin dankenswerth , wäre es auch nur weil es
zeigt, dass die Sprache Enggano's viel weiter von den auf Mentawei
und Nias gesprochenen abweicht, als die letztern unter sich.
25) R. van Eck. Beknopte spraakkunst van het Maleisch benevens op-
stcllcu ter verklaring, samenspxaken en woordenboekje. Breda 1879. 212 pp. 8.
26) ./. Habbema. Proeven van West-sumätraansch Maleisch: TITLV. XXV,
337-3G1.
27) Ders. Menangkabausche spreekwoordeu: TITLV. XXV, 417-431. 538-552.
28) J. L. van den 'loorn. Verscheidene verhalen omtrent het bijgeloof
van de Maleiers in het land Minangkabau: TITLV. XXV, 441-459.
29) Ders. Iets over de spreekwoordelijke uitdrukkingen bij de bewoners
van de Padangsehe bovenlanden: TITLV. XXV, 553-564.
20) Ders. Over de feesten, die in gebruik zijn bij de Maleiers van de Bo-
venlanden: TITLV. XXV, 466-483.
31) D. F. A. Hervey. A Trip to Gunong Blumut: JStrBAS, No. 3, 85-
115. — Uober die Kampfer-Sprache vgl. ebd. No. 1, 39-40.
32) •/• Dias. Lijst van Atjehsche woorden: TITLV. XXV, 140-162.
33) J. A. C. Oudemans, Woordenlyst van de talen van Enggano, Men-
tawei en Nias: TITLV. XXV, 484-488.
Kern, Mala ivtch-poh/ neu. u. melanes. Sprachen u. Literaturen. 5
In Betreff Borneo's können wir nichts mittheilen als einen
Aufsatz Perham's über einen Festgesang der Dayak 34).
Auch über das Mangkasarisehe und Buginesische ist, unseres
Wissens, nichts erschienen mit Ausnahme einzelner Miscellen Nie-
mann's35}. Vom Balinesischen ist nur zu erwähnen, dass van
Eck's Wörterbuch, welches 1876 die Presse verliess, durch van
der Tnak 36) scharf angegriffen worden ist.
Unter den Sprachen der Molukken nimmt das Ternatanische,
wegen seiner grossen Verbreitung einen hohen Rang ein, womit
unsere jetzige Kunde desselben freilich wenig im Einklang steht.
Jeder Beitrag zum Studium einer solchen Sprache soll mit Freude
begrüsst werden, nicht am wenigsten, wenn uns ein durchlaufender
Text geboten wird wie die Geschichte von Ternate, in der Landes-
sprache verfasst, welche mit einer Malaiischen Paraphrase des Ein-
geborenen Naidah wie mit holländischer Uebersetzung versehen
durch van der < rab 31) herausgegeben wurde.
Wenden wir uns zu den Philippinen, so müssen wir unser
Bedauern aussprechen, dass es uns nicht gelungen ist eine, sei es
auch nur annähernd vollständige Uebersicht der verdienstlichen
Leistungen der spanischen Gelehrten, namentlich Geistlichen, zu
bekommen. Aus Trübner's Record entnehmen wir die Notiz, dass
Gonzatja von Mentrida's 38) Grammatik der Bisaya - Sprache auf
Panay eine Ausgabe besorgt hat.
Aus chinesischer Quelle hat Playfair39) ein Vocabular des
Formosanischen und einige formosanische Lieder in Uebersetzung
mitgetheilt ; ersterem sind Vergleichungen mit einem von Bidlocfc
früher veröffentlichten Vocabular beigegeben.
In Malagasi40) ist während des letzten Decenniums vorzüglich
von Europäern eine schriftstellerische Thätigkeit entwickelt worden.
In Trübner's Record (N. S. I. 2-3. 59-60. 139-140; vgl. XII, 109)
wird eine stattliche Anzahl Bücher, zum Theil freilich bescheidenen
Umfanges, sogar über Anatomie, Algebra und Astronomie, auf-
geführt. Die specielle Erwähnung zweier Werke, nämlich Sewell's
34) J. Perham. The Songofthe Dyak Head-Feast: JStrBAS. No. 2, 123-135.
35) G. K. Niemanu. Mengelingen. Djaja Langkara. Infixen in het Ma-
k.issaarseh. Dewi Sri. Doode vogels: BTLVNI. IV. Volgr. 111,236-240.
36) II. N. van dir Tuuk. Naar aanleiding van R. van Eck's „Ben eerste
proeve van een Balineesch woordenboek" : TITLV. XXV. 242-255.
37) P. van der Grab. Geschiedenis van Ternate, in ternataanschen en
maleischen tekst , beschreven door den Ternataan Naidah met vertaling en
aanteekeningen: BTLVNI. IV. Volgr. II, 381-493.
38) Fr. Alonso de Mentrida. Arte de la lengua Bisaya Hiliguayna de
la isla de Panay. Impreso por D. Anastacio Gonzaga. Manila (D. M. Memije)
1878. IV, 248 pp. 4. — Vgl. TR. N. S. I, 53.
39) G. M. H. Pla/jfair. Notes on the Language of the Formosan Sa-
vages: Chß. VII, 342-345.
40) Vgl. W. E-. ÜOUSins. The Malagasy Language: Transactions of the
Philol. Soc. 1877-8-9, 283-315.
f> Kern. Malaiisch-poh/nes. u. melanes. sprachen u. Literatw&n.
Englisch-Malagasisches Wörterbuch41) und zwei Lieferungen eines
Malagasisch-Englischen Wörterbuchs42), dürfte hier am Orte sein.
Die Verwandtschaftsnamen dieser Sprache wurden von &ibree*'A)
erörtert.
Unter den poljnesischen Dialekten des Stillen Oceans hat die
Samoa-Sprache eine neue Bearbeitimg von Violette**) erfahren.
Nachträglich erwähnen wir, dass derselbe Verfasser schon früher
Schusters biblische Gescbichteu in's Samoanische übersetzt4"') hat;
eine Tonga - Uebersetzung derselben verdankt man Chevron**).
Theilweise der Linguistik . hauptsächlich aber der Anthropologie
und Ethnologie gewidmet ist Lessoris 4 7) umfassend angelegtes Werk
über die Polynesien neben welchem etwa noch die ethnologischen
Aufsätze des sprachkundigen Whitmee*%) hervorzuheben sind.
Auf dem Gebiete der melanesischen Sprachforschung ist unseres
Wissens nichts zu nennen als die (im Separatabdruck allerdings
schon 1873 erschienene) Fortsetzung der gründlichen sprachver-
gleichenden Abhandlung von von der Oaielentz*9).
Einige wenige Wörter aus der Sprache der Karon auf Neu-
Guinea, darunter die Zahlwörter, sind durch einen Brief von Bruyn
in Ternate an die geographische Gesellschaft zu Amsterdam 50)
bekannt geworden.
Die Erforschung der australischen Dialekte schreitet aus be-
greiflichen Gründen nur langsam vorwärts. Indessen zeigt Bennets
41) J. S. Seicell. Diksionary Englisy sy Malagasy, ho any izay mianatra
teny Englisy. Antananarivo 1875. 388 pp. 12. 7s. 6d.
42) Malagasy and English Dictionary, Letter A and B. 24, 26 pp. 8. 5s.
43) James Sibree, jr. Relationships and the Names used for them among
thc Pcoples of Madagascar, chiefly the Hovas; togethex with Observations upon
Marriage Customs and Morals of the Malagasy: JAI. IX. 35-50.
44) L. Violette. Grammaire samoane : KL. XII. 379-454.
45) J. Schuster. 0 Tala filifilia mai Tusi paia mai le feagaiga tuai ma
le feagaiga fou. Fribourg en Bade (Herden 1S75. 355 pp. 8. fr. 8. (L. I io-
lette. Biblische Geschichten aus dem alten und neuen Testamente in Saraoa-
Sprache.)
46) Ders. Koe Gaobi Talanoa meihe tohi tapu kihe mama motna, moe
fuakava foou ihe lea fakatoga. Fribourg en Bade (Herder) 1876. 200, 171 pp.
8. fr. 8. (Dass. Werk übers, ins Tonga von P. Chevron.)
47) A.. Lesson. Les Polynesiens, leur origine, leurs migrations, leur lan-
gage. Ouvrage redige d'apres le manuscrit de l'auteur par L. Martiiiet. T. I
Paris (Lemuxi 1880. VII. 523 pp. 8. Mit Karte. fr. 15. (Ist auf vier
Bände berechnet.)
48) S. J. Whitmee. The Ethnology of Polynesia: JAI. VIU, 261-275 mit
einer Karte. — A Revised Nomcuclature of the Inter-Oceanic Races of Men :
ebd. 300-369.
49) H. C. von der Gnbclentz. Die melanesischen Sprachen nach ihrem
grammatischen Bau und ihrer Verwandtschaft unter sich und mit den malaiisch-
polynesischen Sprachen untersucht. 2. Abh. Leipzig 1873. VI, 186 pp. 4.
(Abb. d. phil.-hist. Cl. d. sächs. Ges. d. A\'is> VII. No. I.)
50) Vgl. Les Karmi>. les Kebars et les Ambcrbaks (communique a la
Societe Academique Indo-Chinoise, par M. Mcyners d/Kstrey): Ann. de l'Extr
Or. I, 338-343.
Kern, Mialaiisch-polynes. u. melam.es. Sprachen u. Literaturen. 7
Vocabular des Woolner Gebietes51) in dem Sammelwerke über
die Stämme der Eingebornen in Süd-Australia und das Capitel
über die Sprache in Smyth's ■'-) umfangreicher Publikation über
die Eingebornen von Victoria, dass der Eifer der Forscher noch
nicht erloschen ist. Eine linguistische Betrachtung über die austra-
lischen Sprachen im Anschluss an die Sprache in der Gegend der
Encounter Bay verdanken wir Steinthal 53).
Zum Schlüsse mag noch auf verschiedene bibliographische
Notizen 54j aufmerksam gemacht sein.
51) J. W. O. Bennet. Vocabulary ofWoolner District: The Native Tribes
of South Australia. With an introductory chapter by J. I>. Wood. Adelaide
(Wigg). — Vgl. Friederici Hihi. Or. 1879. No. 193
52) R. Brough Smyth. The Aborigines of Victoria: with Notes relating
to the Habits of the Natives of other Parts of Australia and Tasmania. Com-.
piled from various sources for the Government of Victoria. Two Vols. LXX11.
488. VI, 45G pp. With Maps, Plates. and Woodcuts. £ 3 3s. — Vgl. TK.
XII. 36.
53) Steinthal. Heber die Sprache der Australier: Verh. d. Berl. Ges f.
Anthr. 1879, 20-28.
54) Australian Languages. — Australian Aboriginal Language. — New
Zealand. Aboriginal Language: TR. XII, l(i'.»-110.
China und Japan1).
Von
W. Grube.
Das Jahr 1879 darf, obwohl die in demselben erschienenen ein-
schlägigen Schriften keineswegs besonders zahlreich sind, doch als
ein für die Sinologie ungewöhnlich fruchtbares bezeichnet werden :
denn es hat. abgesehen von einer Anzahl anderer mehr oder minder
werthvoller Arbeiten, zwei Werke geliefert, die, ein jedes in seiner
Weise, auf diesem Gebiete einzig dastehen. Das eine derselben
ist Zottoli's Cursus litteraturae Sinicae2), ein Riesenwerk, welches
schon durch seinen ungewöhnlichen Umfang die Aufmerksamkeit
auf sich lenkt. Der Verfasser ist Jesuit, eine in diesem Falle
wahrlich nicht zu verachtende Empfehlung — : sind es doch die
Jesuiten gewesen, die durch ihre bahnbrechenden Werke Europa
zu allererst mit der Geschichte, den Sitten, der Literatur und der
Sprache China's bekannt gemacht haben. Die Jesuiten befolgen
seit jeher das sehr richtige Piincip, sieh dadurch für ihren Missions-
beruf vorzubereiten, dass sie vor allen Dingen den Erfordei'nissen
einer gelehrten und zugleich vornehmen chinesischen Bildung ge-
recht zu werden suchen. Dies zu ermöglichen ist nun auch in
1) Von den dieses Gebiet betreffenden Zeitschriften ist dem Bericht-
erstatter neben den ..Mittheilungen der deutschen Gesellschaft für Natur- und
Völkerkunde Ostasiens. Herausgegeben von dem Vorstaude. Yokohama (Buch-
druckerei des Echo du Japon). 17. Heft. Mai 1879" u. s. w. nur noch zu-
gänglich gewesen: The China Review: or, Notes and Queries on the Far East.
Puhlished every two Months. Hongkong (China Mail Office); die grösseren
Artikel derselben sind von Vol. VII, No. 4. January and February. 1879 bis
Vol. VIII, No. 3. November and üeeember, 1879 berücksichtigt worden: auf
die zahlreichen kleineren Mittheilungen und bibliographischen Notizen mag hier
summarisch verwiesen sein. — Auf das in JA. und TR. enthaltene Material ist
Referent zu spät aufmerksam geworden, um es noch für diesen Bericht ver-
werthen zu können; dasselbe wird jedoch im nächsten Jahre nachträglich Be-
rücksichtigung rinden.
2) 1'. Angelo Zottoli. Cursus litteraturae Sinicae neo-missionariis aecom-
modatus. Chang-hai (Typographia Missionis Catholicae). 8. Vol. I: pro infima
(lasse Lingua familiaris. IN, 791 pp. Vol. II: pro inferiore classe Studium
Classicorum. VII, 655 pp. [Paris (Leroux) : pro Vol. fr. 50.] — Vgl. ChR. VII, 4U5.
Grrube, China und Japan. 9
erster Linie der Zweck von Zottoli's Cursus litteraturae Sinicae.
Das ganze Werk ist auf 6 Bände, resp. auf einen fünfjährigen
Cursus berechnet, Zur Zeit liegen zwei Bände vor, von denen
der erste eine Reihe im Stile der Umgangssprache gehaltener
Lesestücke enthält, denen sich eine grosse Anzahl höchst lehr-
reicher „selectae dictiones" anschliesst, Der zweite Band bietet
zunächst in den „Notae praeviae" eine Fülle kurzer Bemerkungen
über Geschichte und Literatur, Sitten und Bräuche. Musik u. dgl. m.
Alsdann folgen das San-tsi-king, Ts'ien-ts'i-wen, Sing-tung-si, Ta-hio,
Cung-yung, Lün-yü und Meng-ts'i. ' Den chinesischen Texten sind
wörtliche Uebersetzungen und ein Commentar beigegeben. Das
Werk verspricht einen vorzüglichen Ersatz für die Arbeiten Gon-
galves' und Premare's zu liefern.
Ein Werk ganz anderer Art, auch von eminenter Bedeutung.
auch unerreicht dastehend, ist die endlich erschienene Uebersetzung
des Si-king von Viel, von Sfruiiss*). Nur ein Mann wie V. r. Sfnmss,
welcher in so seltener Weise den Dichter und den Gelehrten in
sich vereinigt, vermochte es aber auch, ein Meisterwerk zu schaffen,
welches, wie das hier besprochene, der Sinologie und der vater-
ländischen Literatur in gleichem Maasse zur Zierde gereicht. Das
Si-king, eines der fünf King oder kanonischen Bücher, enthält die
älteste Sammlung chinesischer Lieder. Einzelne der darin ent-
haltenen Lieder reichen bis in das XVII. Jahrh. v. Chr. zurück,
wahrend die jüngsten dem VII. Jahrh. v. Chr. angehören. Es
braucht nicht erst bewiesen zu werden, dass eine Liedersammlung,
welche sich über einen Zeitraum von mehr als 1000 Jahren er-
streckt, ganz abgesehen von ihrem ästhetischen Gehalt, von dem
grössten culturhistorischen Interesse sein muss. Und dies ist in
der That bei dem Si-king in hohem Grade der Fall. Eine Fülle
charactei'istischer Züge und fein entworfener Schilderungen führen
uns gleichsam mit einem Schlage in das gesammte Leben und
Treiben des alten Chinesenthums ein, von dem pomphaften Hof-
leben mit seinen Intriguen bis herab zum Alltagsleben kleinbürger-
licher Verhältnisse mit seinen kleinen und grossen Unannehmlich-
keiten, mit seinen Liebesleiden und Liebesfreuden. Aber nicht
nur für den Literatur- und Culturhistoriker, auch für den Sprach-
forscher bietet das Si-king reiches, Erfolg verheissendes Feld —
man denke nur an die Versuche Edkins und Chalmers, mit Zu-
hülfenahme der Reime des Si-king die alte Lautform chinesischer
Wörter zu eruiren. Bereits Rückert, und nach ihm mit weniger
Erfolg Gramer, hat den Versuch gemacht, das Si-king zu ver-
deutschen. Ihre Uebersetzungen haben als solche keinen Werth,
3) Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chineson. Aus dem Chi-
nesischen übersetzt und erklärt von Victor von StrauSS. Heidelberg (Winter)
1880. 528 pp. 8. M. 17 — Vgl. GGA. 1880, 225-234; Beil. z. Augsb. Postz.
No. 23. 22. März 1879; ZUMCI. XXXIV, 587.
\Q Grube, China und Japan.
da beiden Männern die Kenntniss des Chinesischen abging und
sie daher genöthigt waren, auf die höchst unbefriedigende Ueber-
setzung des -P. Lacharme zu recurrh-en. V. r. Strattss liingegen
hat . vermöge seiner gründlichen Sach- und Sprachkenntniss auf
der einen und seiner unvergleichlichen Fonngewandtheit auf der
anderen Seite, eine Uebersetzung zu liefern gewusst. welche die
Vorzüge einer fast wörtlichen Wiedergabe mit denen einer freien
dichterischen Schöpfung verbindet. Wer mit dem Baue der chi-
nesischen Sprache vertraut ist und weiss, wie sehr derselbe von
dem der deutschen abweicht, wird die Schwierigkeit des Unter-
nehmens beurtheilen können und den Werth einer solchen Leistung
zu würdigen wissen. Ueberaus interessant und lehrreich ist auch
die Einleitung, welche V. v. tifrauss seiner Uebersetzung voraus-
schickt, und welche in gedrängter, aber klarer Darstellung Religion
and Cultus, Sitten und Lebensweise. Reichsordnung und Regiment.
Geschichtliches und endlich die altchinesiche Poesie und das Schi-
king behandelt.
Im Anschluss an Zottoli's Cursus wären noch einige wenige
Arbeiten sprachlichen Inhalts zu erwähnen, und zwar in erster
Linie ein höchst anregender Aufsatz von J. Legge über den chi-
nesischen Stil4). Ref. muss freilich gestehen, dass er sich mit
den meisten der darin verfochtenen Ansichten nicht einverstanden
erklären kann. Dahin gehören namentlich folgende beiden Thesen,
welche das eigentliche punctum saliens der ganzen Abhandlung
bilden: erstens, es gäbe für das Chinesische keine Grammatik, und
zweitens, es sei verfehlt, von einem allgemeinen Stellungsgesetz
zu reden. Den ersten dieser Sätze könnte man durch die einfache
Frage, wie denn bei einer Sprache ohne Grammatik überhaupt eine
Verständigung möglich sei. widerlegen, wenn nicht der Verfasser
ein anderes Verständigungsmittel ausfindig gemacht hätte — die
sog. „rules of composition". Untersucht man nun aber diese „rules
of composition" ein wenig näher, so führen dieselben, sofern sie
nicht rein stilistischer oder rhetorischer Natur sind, sämmtlich auf
die Stellungsgesetze zurück, und die beiden obigen Sätze erweisen
sich somit als haltlos. Mit den Stellungsgesetzen steht und fällt
die chinesische Grammatik. Unbeschadet dieser, wie Ref. glaubt,
verfehlten Ansichten, bietet der Aufsatz doch mannigfache An-
regung und Belehrung.
Hirth 5) hat seine schätzbaren . hauptsächlich den amtlichen
Stil berücksichtigenden Mittheilungen fortgesetzt. Ueber gewisse
charakteristische Eicrenthümlichkeiten des Chinesischen, namentlich
4 1 J. Legge, Principles of Composition in Chinese, as deduced ßrom tli<
written Characters; JEAS N . S. XI. 238-277.
5) /•'. Hirth. Notes on Chinese Q-rammar. A\'i t h Special Reference to
the Documentary Style : ChR. VIII. 157-163.
Grube, China und Japan. \\
seiner lautlichen Beschaffenheit, handelte Maule6). Lesenswerth
ist auch ein Aufsatz von (liles1) über die chinesische Bücher-
sprache , welcher namentlich die bildliche Redeweise in's Auge
fasst. Der Lexikographie gehört die lehrreiche Untersuchung an,
welche V. r. Strangs*) über einige altchinesische Farbenbezeich-
nungen angestellt hat.
Eine Uebersetzung des Johannes-Evangeliums in den Dialekt
von Hang-^eu9), die Fortsetzung von EitePs10) Wörterbuch des
Canton-Dialektes und Parkers11) Beiträge aus dem dialektischen
Wortschatz müssen wie jeder Beitrag zur chinesischen Dialekt-
kunde mit Freuden begrüsst werden, denn die mundartlichen Ver-
schiedenheiten werden einst einen der »Schlüssel sowohl zur Ge-
schichte, als auch zu den Verwandtschaftsverhältnissen des Chine-
sischen liefern.
Endlich mag hier noch ein Aufsatz von Chalmers1*) zur
Schriftlehre und ein Artikel von I)ennysVi) über das sprachwissen-
schaftlich nicht uninteressante Pidgin-English Erwähnung rinden.
Bei dem regen Eifer, mit dem so viele Seiten des chinesischen
Lebens seit langer Zeit durchforscht werden , musste es einiger-
massen befremden, dass man bis vor Kurzem ein Gebiet des chi-
nesischen Geisteslebens fast ganz unberücksichtigt gelassen hat,
und zwar gerade dasjenige Gebiet, welches so recht eigentlich den
höchsten und reinsten Ausdruck der geistigen Entwickelung der
Nation bildet - - die Philosophie. Man kannte wohl die sog.
klassischen Bücher, die fünf King und die vier Su, von sonstigen
philosophischen Bestrebungen der Chinesen wusste man jedoch
eigentlich nichts. Aber ist denn die chinesische Spekulation wirk-
lich so gedankenarm und so wenig entwickelungsfähig, dass sie
mit Confucius anfing und mit Confucius endete? Keineswegs!
Weit entfernt davon, hat vielmehr die chinesische Philosophie, wie
besonders die Forschungen der letzten Jahre bis zur Evidenz dar-
gethan haben, die verschiedenartigsten Umgestaltungen erfahren,
eine ganze Reihe von Entwickelungsphasen durchgemacht, und wie
6) G. E. Moule. Tone and« other Characteristics of Chinese : Journ. of
Philol. VIII, 249-259.
7) H. A. Giles. The Book Language of China: Nineteenth Century
VI, 904-914.
8) Victor von Strauss und Torney. Bezeichnung der Farben Blau und
Oriin im chinesischen Alterthum: ZDMG. XXXIII, 502-508.
9) Gospel of St. John. Translated into Hangchow for tho Uso of C. M. S.'s
Mission at Hangchow. London (Christian Knowledge Society). 88 pp. 8. ls. 6d.
10) E. J. Eitel. A Chinese Dictionary in the Cantonoso Dialekt. Part II.
Hongkong (Lane, Crawford and Co.). 202 pp. 8. Doli. 2.50.
11) E. H. Parker. New Fooehow Colloquial Words: ChR, VII, 415-418.
— New Cantonoso Words: ebd. VIII, 18-22.
12) John Chalmers. Chinese Running Hand: ChR. VH, 301-305 (with
4 pp. of Spccimens).
13) N. B. Dcnnys. „Pidgin" English: JStrBAS. No. 2, 168-174.
12 Grube, China und Japan.
bei uns, gerade so kann auch bei den Chinesen von einer realisti-
schen und idealistischen, von einer pessimistischen und optimisti-
schen Richtimg u. dgl. m. gesprochen werden. Ein kurzer Entwurf
von Eitel1*) giebt ein recht anschauliches Bild von dem Ent-
wickelungsgange der chinesischen Philosophie. Höchst lesenswerth
sind femer vier einschlägige Aufsätze in V. v. Strauss' Essays zur
allgemeinen Religionswissenschaft15-18), und unter diesen nament-
lich der Aufsatz über Lao-tsi und sein System. Der geistvolle
Uebersetzer und Interpret des Lao-tsi zieht in diesem Essay gleich-
sam ein Facit aus den Speculationen des grossen Mystikers. Aber
nicht nur die ältere , auch die neuere Philosophie der Chinesen,
zumal wie sie uns in ihrer zweiten Blütheperiode zur Zeit der
Sung-Dynastie entgegentritt, ist wohl geeignet, unser Interesse in
Anspruch zu nehmen. Der geniale Reformator der älteren Philo-
sophie Ceu-ts'i und der berühmte Polyhistor Cu-hi sind die Führer
dieser neuen geistigen Strömung, welche die besten Geister des
Mittelreiches mit sich fortriss. Die hervorragendsten Schriften
dieser Schule sind in dem berühmten, in China allgemein ver-
breiteten Sammelwerk Sing-li tsing-i niedergelegt, welchem auch
der kleine, vom Ref. herausgegebene Text19), das Verhältnis* von
Vernunft und Materie behandelnd, entnommen ist. Einen Beitrag
zur Kenntniss der philosophischen Literatur Chinas hat auch Pf'iz-
mau r2n) geliefert und Hutclunson21) hat seine Uebersetzung der
kritischen Erörterungen Wang C'ung's fortgesetzt.
Der Chinese, vorwiegend praktisch angelegt, inclinirt wenig
zu theologischer und theosophischer Spekulation: es fehlt ihm der
religiöse Sinn dazu. Das geht so weit, dass man von einer chi-
nesischen Religion in des Wortes wahrer Bedeutung überhaupt
nicht reden kann. Wenn man, wie dies ja oft zu geschehen pflegt,
von drei in China herrschenden Religionen spricht, so beruht das
auf einer irrigen Auffassuno-. Weder der Confucianismus noch der
14) K. J. Eitel. Outlines of a History of Chinese Philosophy: Travaux
de la 'S'' session du Congr. des Orient, ä St. Petersbourg II, 1-14. — Vgl. von
demselben Verfasser Chinese Philosophy before Confucius: ChK. VII, 388-392.
15) Victor von Strauss und Torney. Ueber Laö-tse und sein System:
Essays zur Allgemeinen Religionswissenschaft 75-108.
16 1 Ders. Laö-tse Täo-te-king. Der Weg zur Tugend. Aus dem Chi-
nesischen übersetzt und erklärt von Keinhold von Plänckner: ebd. 109-125.
17) Ders. Zur chinesischen Literatur: ebd. 126-133.
18) Ders. Thai-khi-thu. des Tscheu-tsi Tafel des Urprinzipes mit Tschü-hl's
Commentare von G. v. d. Gabelentz: ebd. 134-138.
19) Zur Naturphilosophie der Chinesen. Li Khi. Vernunft und Materie
Uebersotzt und erläutert von Wilhelm. Grube: Bull, de l'Ae. Imp. d. Sc. de
St.-Pct. XXV, 554-570.
20) A. Pfizrnaier. Die philosophischen Werke Chinas in dem Zeitalter
der Thang. Wien (Gerold) 1878. 82 pp. 8. M. 1.40. (Aus: Sitzungsber. d.
k. Akad. d Wiss.)
21) A. B. Hutchinson. The Critical Disquisitions of Wang Ch'ung : ChK.
VII, 237-242. 305-3U8. 373-377. Vlll, 39-17
Grube, China und Japan. 13
Taoismus darf eine Religion genannt werden, vielmehr ist der
erstere nichts Anderes als ein Inbegriff allgemein ethischer und
rechts- und staatsphilosophischer Lehren, während der letztere eben
nur ein fratzenhaftes Zerrbild der tiefsinnigen Lehre des Lao-tsi
darstellt. Und der Buddhismus? Er ist und bleibt eine impor-
tirte Pflanze , die niemals in China so recht hat Wurzel fassen
können; sein Einfluss auf die Grundan schauungen der Nation, wenn
von einem solchen überhaupt die Rede sein kann , ist ein ver-
schwindender. Immerhin haben jedoch auch die Chinesen, wie
jedes andere Kulturvolk , ihre eigentümlichen religiösen Vor-
stellungen, nur dass dieselben nicht in einem Kanon zusammen-
gefasst sind, sondern sich hie und da zerstreut vorfinden. Es ist
daher gewiss eine lohnende Aufgabe, solche Aeusserungen religiösen
Empfindens zu sammeln und zu sichten. Ein Versuch nach dieser
Richtung ist neuerdings von Chalmers 22) gemacht worden. Eben-
falls der Religioswissenschaft gewidmet sind die „Sacred Books of
China"23), von Legye übersetzt, von welchen der erste Band vor-
liegt. Auf die Geschichte der Nestorianer in China beziehen sich
kleinere Notizen von Phillips und Wylie 24). Die französische
Uebersetzung von Premare's Nachweis von Spuren christlicher
Dogmen in den Schriften der Chinesen 25) ist Ref. unbekannt ge-
blieben.
Dasjenige Gebiet, welches den eigentlichen Glanzpunkt der
chinesischen Literatur ausmacht, sind die Werke historischen und
geographischen Inhalts. Es ist zur Genüge bekannt, wie zahlreiche
und wichtige Aufschlüsse beispielsweise die Reiseberichte des Hüen-
ts'ang, des Fa-hien26) und auch des C'ang-c'ün für die älteren
geographischen, ethnographischen und geschichtlichen Verhältnisse
Asiens dargeboten haben. Es ist auch auf diesem Gebiete bereits
viel und darunter manches Hervorragende zu Wege gebracht worden,
aber es unterliegt keinem Zweifel, dass die Summe dessen, was noch
zu leisten ist, die des schon Geleisteten weit übersteigt. Da gilt
22) J. Chalmers. Chinese Natural Theology: Travaux de la 3e session
du Congr. des Orient, a St. Petersbourg II, 15-40 nebst XV pp. chinesischer
Texte. (Der englische Text ist identisch mit Jahresber. 1877, I, 49, No. 28.)
23) The Sacred Books of China. The Texts of Confucianism translated by
./. Legge. Pt. I: The Shu King, the Religious Portions of the Shi King, the
Bsiäo King. Oxford (Clarendon Press). XXX, 492 pp. 8. 12s. 6d. (Sacred
Books of the East. Vol. III.) — Vgl. Douglas Ac. XVI, 114; ChR. VIII, 58.
24) Geo. Philips. Supposed Mention in Chinese History of the Nestorian
Mission* to China in the 7th and S"' Centimes: ChR, VII, 412-415. Nestorians
at Canton: ebd. VIII, 31-34. — A. Wylie. Nestorians in China: ebd. 190-191.
25) P. de Primäre. Vestiges des priueipaux dogmes chretiens, tires des
anciens livres chinois, avec reproduetion des textes chinois. Traduits du latin,
accompagnes de differents complements et remarques par MM. A. Bonnetty et
P. Perny. Paris (Buroaux des Annales de philosophie chretienne) 1878. XV,
515 pp. 8. fr. 20. — Vgl. J. Brucker Et. relig. Mars.
26) T. Watters. Pa-hsien and his Englisb Translators: ChR VIII, 107-
116. 131-140.
14 Grube, China und Japan.
es vor Allem jene riesenhaften Enzyklopädien , an denen Chinas
Literatur so reich ist, gehörig auszuheuten. Welch' eine Fülle von
neuem Material ist- noch aus diesen Pundgruhen für die Wissen-
schaft zu gewinnen! Schon längst hat sich die berühmte Ency-
klopädie des Ma Tuan-lin einer besonderen Beachtung von Seiten
der europäischen Gelehrten zu erfreuen gehabt. Das Wen-hien
t'ung-k'ao — so lautet der chinesische Titel dieses Werkes - - ist
der Zeit nach die dritte unter den chinesischen Encyklopädien : es
datirt aus der Zeit der Mongolenherrschaft und umfasste in seiner
ursprünglichen Gestalt 348 Bücher, doch hat sich sein Umfang in
der Folgezeit durch mehrfache Ergänzungen noch um ein Beträcht-
liches vergrössert. Es wäre insbesondere zu wünschen, dass das
in demselben enthaltene historische Material allmählich ein wenig
mehr zugänglich gemacht würde, und zwar nach dieser Richtung
vor Allem die die Sung-Dynastie betreffenden Nachrichten, welche
das Wen-hien t'ung-k'ao in einer von den Reichsannalen ganz un-
abhängigen Darstellung bietet. Einen recht lehrreichen Beitrag zur
Geschichte dieser Dynastie liefert zwar Oxenkam27), allein leider
giebt der Verfasser seine Quellen nicht an. ein Mangel, der um so
fühlbarer ist, als die officielle Geschichte der Sung-Dynastie, von
einem Mongolen Namens T'o-t'o verfasst, überaus fehlerhaft ist.
Einer älteren Zeit gehören die Annalen der Han-Dynastie an, aus
denen Wylie 2S) einige besonders interessante Abschnitte übersetzt
hat. Von der grössten Bedeutung für die politische Geschichte
Chinas in der Gegenwart ist der Pekinger Regierungsanzeiger, von
welchem der Jahrgang 1878 in englischer Uebersetzung erschienen
ist 29). Von speciellerem Interesse ist eine Mittheilung von d'IIervey
de Saint-Denys 30). Sonstige historische Arbeiten verdanken wir
Desprez31), Pfizmaier32), Ilosie33) und Allen u). Mit Fragen der
27) E. L. Oxeriham. A Chip from Chinese History, or the last two Em-
perors of the Great Sung Dynasty, 1101—1126: ChR. VII, 392-399. VIII,
167-17G.
28) History of the South-Western Barbarians and Chaou-Seen. Translated
from the „Tseen Han Shoo", Book 95, by A. Wylie. With Introduction, by
7/. H. Howorth: JAI. IX, 53-87. — Dazu Appendix. Memoir of Yen Ts'oo.
Translated from the „Tseen Han Shoo", Book LXIV, fol. 1-7 : ebd. 87-96.
29) Translations of the Peking Gazette for 1878. Reprinted from North
China Herald and Supreme Court and Consular Gazette. Shanghai. XXX, 245 pp.
8. [London: 10s. 6d.]
30) d'Hervey de Saint-Denys. Sur une notice de M. August Strindberg
concernant les relations de la Suede avec la Chine et les pays tartares, depuis
Le milieu du XVIIe sieclc jusqua nos jours: CRAI. IV. Ser., VII, 137-140.
31) A. Desprez. La Chine au XHI Siecle: Rep. franc. Mai 9.
32) A. Pfizmaier. Nachrichten von Gelehrten China's. Wien (Gerold)
1878. 82 pp. 8. M. 1.40. — Seltsamkeiten aus den Zeiten der Thang. ebd.
1879. desgl. (Aus Sitzungsber. d. k. Akiul. d. Wiss.)
33) Alex. Hoste. V\ ls in China. A. D., 630— 1630: ChR, VII, 371-372.
34) Herbert J. Allen. The Lewchew Islands: ChR. VIII, 140-143; vgl.
VII, 283.
Grube, China und Japan, 15
Ethnographie und historischen Geographie beschäftigte sich de
Rosny35) und in seiner Weise KingsmiU36). Von Bretschneider's31)
trefflichen Untersuchungen über Peking ist eine französische Ueber-
setzung erschienen. Von Arbeiten zur rein geographischen Literatur
kommen für unsere Zwecke etwa nur eine Notiz über Heddes 38)
Hoa-fa-ti-li-ci und ein Aufsatz Htmly'^ 3i)) in Betracht.
Dass China, welches sich eines Jahrtausende langen Bestehens
rühmen kann, ohne dass, wie es scheint, während dieses ganzen
Zeitraumes irgend welche fundamentalen Umwälzungen auf dem
Gebiete seiner Rechtsgrundsätze und Rechtsverhältnisse stattge-
funden hätten, auch für den Juristen gar manches Neue und Be-
achtenswerthe bieten muss, liegt auf der Hand. Dies beweist hin-
länglich eine ebenso eingehende wie gehaltreiche Studie Parker'?,
über das chinesische Fainilienrecht40), zu welcher der Verfasser
durch v. Möllendorff's vorzügliches Buch über diesen Gegenstand
die Anregung erhalten zu haben scheint. Nicht minder interessant
sind ferner die von Janueson gebotenen Uebersetzungen aus dem
Lü-li41), dem Gesetzescodex des Chinesen, und der Aufsatz eines
Anonymus über Gesetzgebung und Gesetz im alten China42).
Seine Studien über das Li-ki hat Mac Intyrei3) weitergeführt.
Am Schlüsse dieser Uebersicht der wissenschaftlichen Literatur
sei endlich noch auf einen Artikel über Alchemie 44) in China und
auf TUy/iVs45) höchst interessanten Beitrag zur chinesischen Astro-
nomie hingewiesen.
35) L. de Rosny. Les peuples orientaux connus des anciens Chinois.
Etüde de philologie ethnographique. Avoc une planche et une carte. Paris
(Leroux). 8. fr. 5. (Aus : Moni. d. 1. Soc. d'etlmogr. N. S. vol. I.)
36) W. T. KingsmiU. Ethnological Sketches from the Dawn of History:
ChR. VII, 382-388. — Ancient Geographica] Names in Central Asia: ebd. VIII,
163-1GG.
37) E. Bretsclineider. Recherches areheologiques et historiques sur Pekin
et ses environs. Ouvrage couronne par l'aeademie des inscriptions et belles-
lettres. Traduction fra119ai.se par V. C. de Plancy. Paris. 135 pp. 8. fr. 10.
(T. XII der Puhlications de l'ecole des langues orientales Vivantes.)
38) J. Hedde. Hao-Fa-Ti-Li-Tchi, dictionnaire geographique chinois-fran-
r.iis. Lyon (impr. Pitrot). 36 pp. 8. (Extr. du Bull. d. 1. Soc. do Geogr.
Lyon 1877.) — Vgl. Jahresbericht 1877, I, 53 No. 60.
39) Ä\ Himly. Ueber zwei chinesische Kartenwerke: Z. d. G. f. Erdk. z.
Berlin XIV, 181-196.
40) E. H. Parker. Comparative Chinese Family Law: ChR. VIII, 67-107.
Auch separat Doli. 1.50.
41) G. Jamieson. Translations from the Lü-li, or General Code ofLaws:
Will. VIII, 1-18.
42) Legislation and Law in Ancient China: ChR. VII, 285-290.
43) J. Mac Intyre. Jottings from the Book of Rites: ChR. VII, 212-219.
290-301. 355-364.
44) W. A. P. Alchemy in China: ChR. VII, 242-255.
45) A. Wylie. The Mongol Astronomical Instruments in Peking: Travaux
de la 3e session du Congr. des Orient, k St. Petersbourg II, 431-456 mit 2 Tafeln
und 4 Bl. chinesischer Texte.
\Q Grube, China und .Japan.
Ausser der klassischen und der wissenschaftlichen Literatur
giebt es in China, wie bei uns. eine sehr ausgedehnte Belletristik.
Ohne als ein berechtigter Zweig der Literatur anerkannt zu sein,
spielt sie doch eine bedeutende Rolle. Der Chinese liest gern
und liest viel, und es ist unter solchen Umständen leicht erklärlich.
wenn neben der besseren Romanliteratur auch die niedrigsten Sorten
einer gemeinen Strassenlectüre in grosser Anzahl vertreten sind.
Der chinesische Roman ist für uns von doppeltem Interesse, in-
dem er erstlich das getreuste Spiegelbild der socialen, intellectuellen
und sittlichen Zustände des Mittelreiches repräsentirt und zweitens
dem Sprachforscher die besten Muster der modernen chinesischen
Umgangssprache darbietet. Zahlreiche, früheren Jahren angehörige
Uebersetzungen haben bereits den Westen auch mit diesem Zweige
des chinesischen Schriftwesens vertraut gemacht, welcher diesmal
durch einen von Piry*6) übersetzten Roman, die Fortsetzung der
romanhaften Lebensgeschichte K'ung-ming's 47J und eine Mittheilung
v.m Wells WtUtamsi&) vertreten ist.
Die poetische Literatur, soweit sie nicht schon oben zur Er-
wähnung kam. ist vertreten durch die Fortsetzung der metrischen
Paraphrase des Si-king von einem Ungenannten 49), der gleichzeitig
Kmgsmüts50) Phantasien über das Si-king die angemessene Wider-
legung zu Theil werden liess.
Erwähnenswerth sind ferner ein Artikel über chinesische Poesie
von Medhurst 51) und eine gründliche literarhistorische Studie aus
Pfizrnaier's 52) Feder.
Die Unterrichtsliteratur tritt uns entgegen in den fortgesetzten
Uebersetzungen chinesischer Schulbücher 5S) und einem Vortrage
von Wells Williams 54j , zu denen AlbrecJ/t's 55) Artikel über das
46) Ehr-tou-Mei, ou les primiers merveilleux, roman chinois, traduit et
accompagne de notes philologiques par A. Theopht Piry. Paris (Dentu). 2 vol.
XXI. 078 pp. 8. fr. 7.
47) G. C. S. Brief Sketches from the Life of K'ung-ming: ChR. VII,
219-228. 377-381. VIII. 47-51. 117-122.
48) S. Wells Williams. On the Lieh-Kwoh Chi, a Chinese historieal novel:
PAOS. Oct. 1878-Oct. 1879, XIV-XVI
49 i V. W. X. The Ballads of the Shi-king : ChK. VII, 229-232. 3G7-.;70.
VIII, 27-31. 143-146. — Vgl. von demselben Verf. The Sadness of Separation
.,r Li S:io: ebd. VII. 309-314.
50) V. W. X. Mr. Kingsmill and the Shi-king: ChR. VII, 330-33G.
51 1 W. Medhurst. Chinese Poetry: Macmillan's Magazine, Febr.
52) A. Pfizmaier. Ueber einige chinesische Schriftwerke des 7. und 8. Jahr-
hunderts a.Chr. Wien (Gerold). 82 pp. 8.M.1.4Ü.(AusSitzungsber. d.k. Akad.d.Wiss l
53) Translations of Chinese School-books: ChR. VII, 232-237. 3C4-3C7.
VIII, 23-27. 1 16-149.
54 1 S. Wells Williams. On Female Edueation and the Legal Position
of Women in China, with a Translation of a Chinese l'rimer for Girls: PAOS
Oet. 1878-Oct. 1S79. 11-111. — Vgl von demselben Verfasser Female Edueation
and Authors in China: The New Engländer. March, 1S79.
55 1 ./. /-.'. Albrecht. Bei schoolonderwijs onder de Chineezen op Java,:
TITLV. XXV. 225-241.
Grube, China und Japan. 17
Schulwesen der Chinesen auf Java eine praktische Ergänzung bildet.
Die Frage über die Stellung der Frauen wurde ferner noch von
Ly-Chao-Pee™) und Nocentmi51) behandelt. Von Stents, 58) Auf-
satz über die Eunuchen ist eine deutsche Uebersetzung erschienen,
die jedoch viel zu wünschen übrig lässt. Die chinesischen Aemter
behandelten Pfizmaier59) und Bourne60), das Münz- und Geld-
wesen Kirkivood 61) und Ly-Chao-Pee62). Einen äusserst inter-
essanten authentischen Beitrag zur Kenntniss der geheimen Ge-
sellschaften in den chinesischen Kolonien hat Pickefing 63) geliefert.
Wells Williams 64) verdanken wir eine Schilderung von Land und
Leuten überhaupt.
Endlich hat Edkins G5) einen Brief kritischen Inhalts ver-
öffentlicht und Gordier 6G) eine zweite Lieferung seiner hochver-
dienstlichen Bibliographie herausgegeben.
Wir gehen nunmehr zu Japan über, welches in letzter Zeit,
und mit Recht, die Aufmerksamkeit Europas in hohem Grade in
Anspruch nimmt. Die ungewöhnliche Energie, man möchte fast
sagen Ueberstürzung, mit welcher die civilisatorischen Maassregeln
daselbst durchgeführt werden, die auffallende Leichtigkeit, mit
welcher dieselben Aufnahme finden, geben zu denken. Beides
spricht für die hohe Begabung und Entwickelungsfähigkeit der
Nation. Noch sind unsere Kenntnisse auf dem Gebiete der japa-
nischen Philologie äusserst mangelhaft, wohl in Folge der ausser-
ordentlichen Schwierigkeiten, mit denen man hier zu kämpfen hat.
Immerhin lässt sich constatiren, dass die wissenschaftliche Forschung,
weit entfernt, sich durch jene Schwierigkeiten abschrecken zu
lassen, mit jedem Jahre neue Gebiete erobert und sowohl in ex-
50) Ly-Cliao-Pee. De la condition de la femine en Chine comme tille,
epouse et mere. Conference faite a Chartres le 0. juin 1878. Chartres (impr.
Garnier). 12 pp. 8.
57) L. Nocentini. La donna cinese. Estr. della Rassegna nationale, Fase.
II anno 1879. Firenze. 8.
58) Chinesische Eunuchen oder der Ursprung, Charakter, Habitus, Obliegen-
heiten und Zurichtung der Hämmlinge Chinas nach (J. Carter Stent. Leipzig
(Otto Schulze). 47 pp. 8. M. 0.50.
59) A. Pfizmaier. Darlegung der chinesischen Aemter. Wien (Gerold).
98 pp. 4. M. 4.80. (Aus Denksehr. d. k. Akad. d. Wiss i
60) F. S. A. Bourne. Historical Table of the High Officials comp'osing
the Central and Provincial Governments of China: ChR. YH, 314-329.
61) James Kirkwood. Appendix to Wylie's „Goins of the Ta-Ch'ing
Dynasty" „Hien Pung" Period: ChR. VII, 255-269.
62) Ly- Chao-Pee. L'interet de l'argent en Chine: Journ. des econo-
mistes IV. 8er., V, 79-86.
63) W. A. Pichering. Chinese Secret Societies: JStrBAS. No. 1, 63-84.
No. 3, 1-18.
64) yS. W. Williams. On China, the Country andPeople: Journ. Americ.
Geogr. Soc. VIII, 269-284.
65) J. Edkins. Letter from Peking: Ac. XVI, 102-105.
66) Henri Cordier. Bibliotheca Sinica. Dictionnaire bibliographique re-
latif a l'empire chinois. T. 1, fasc. 2. Paris (Leroux). pp. 225-448. 8.
Jahresbericht 1879. 2
lg Grube, China und Japan.
tensiver als auch in intensiver Beziehung die erfreulichsten Fort-
schritte macht. Das historische Interesse tritt hier erklärlicher
Weise in den Vordergrund, und es darf daher nicht Wunder
nehmen, wenn Arbeiten geschichtlichen Inhalts unter den uns vor-
liegenden Schriften das Hauptcontingent ausmachen. Ein Aufsatz
von L. de Rosny61) befasst sich mit den Ereignissen in dem Zeit-
räume von 585 v. Chr. bis 313 n. Chr. Die Gegenwart ist durch
ein gut empfohlenes Buch von Mounsey 68) vertreten. Dem durch
seine Grammatik rühmlichst bekannten Aston, einem der gründ-
lichsten Kenner Japan's, verdanken wir ebenfalls eine interessante
historische Monographie 69). Mehr allgemein schildernd verhält
sich das bekamite Buch von Grvffis 7o) , von welchem die dritte
Auflage vorliegt.
Neben der eigentlichen Geschichtsschreibung im engeren Sinne
und unabhängig von derselben hat sich in Japan eine besondere,
ganz eigenartige Literaturgattung herausgebildet : das sind die
sogenannten Monogatari, eine Art biographischer Geschichte, in
welcher das romantische Element eine hervorragende Kolle spielt.
Der Hang zum Romantischen ist — im Gegensatz zu dem nüchtern
reflectirenden Chinesen — dem Japaner eigenthümlich ; derselbe
giebt der ganzen Geschichte des Landes ein charakteristisches
Gepräge, und nicht selten wird man dadurch in überraschender
Weise an unser Mittelalter erinnert. Eines jener Monogatari liegt
in der Uebersetzung von Lange 71) vor.
Die japanische Literatur wird in einem kleinen Aufsatze von
L. de Rosny12) behandelt. Auch auf diesem Gebiete verdanken
wir der rastlosen Thätigkeit Pf'izmmer's zwei werthvolle Ab-
handlungen 73—74^ j)[e philosophische Literatur Japan's ist eben-
falls durch einen Beitrag vertreten 75), " doch ist dies ein Gebiet,
67) L. de Rosny. Les suceesseurs des Zin-mu jusqu'ä l'epoque de la
guerre de Coree: Rev. Or. et Am. Paris III, 89-112.
68) A. H. Mounsey. The Satsuma Rebellion : an Episode of Modem
Japanese History. London (Murray). 8. 10s. 6d. — Vgl. Ae. XV, 53G.
69) W. G. Aston. Hideyoshi's Invasion of Korea: Trans. As. Soc.
Japan. VI, 2.
70j W. E. Griffe. The Mikado's Empire. IlPd ed. 106 Illustr. with
2 maps New York (Harper). 641, 51, 16 pp. — Vgl. TR. XU, 46.
71) K. Lange. Das Taketori Monogatari: Mitth. d. Ges. f. Natur- u. Völkerk.
Ostasiens. 17. Heft, 303-318. (Auch separat erschienen.)
72) Li'on de Rosny. La litterature des Japonais. Conference faite a
l'eeole speciale des langues orientales: RL. XIII, 141-165.
73) A. Pfizmaier. Fortsetzungen der Zeichnung der zwei Pa. Wien
(Gerold). 82 pp. 8. M. 1.40. (Aus: Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss.)
74) Ders. Der Schauplatz von Fudzi-No-Mori. Wien (Gerold). 62 pp. 8.
M. 0.90. (Aus: Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss.)
75) Extraits du Kiu-o Dau-wa traduits du Japonais par le comte Charles
de Montblanc: Mem do la Soc. des etudcs japonaises, chinoises, tartares et
indo-chinoises II. 135-153
Grube, China und Japan. ]9
auf welchem die Japaner nichts Selbständiges geleistet haben. Von
L. de Rosnys Uebersetzungen buddhistischer Schriften ist das
erste Heft 76) erschienen. Mit den Religionen Japan's beschäftigte
sich Maget11).
Lagus veröffentlicht einige Notizen über Laxman's Expedition
nach Japan 78) und macht den Vorschlag, die Strasse von Jezo nach
dem berühmten finnischen Reisenden zu benennen.
Eine Fülle der interessantesten Fragen bietet die Sprache
Japan's; doch hat hier der Sprachforscher keine leichte Arbeit.
Das Japanische befindet sich gegenwärtig in einem Zustande voll-
ständigen lautlichen Verfalls, dem es in einem verhältnissmässig
kurzen Zeiträume erlegen ist. Es ist daher die Wiederherstellung
der älteren Lautformen ein unumgängliches Erfordemiss , wenn
anders das Japanische sprachwissenschaftlich verwerthet werden
soll. Einen interessanten Beitrag zur Sprachgeschichte liefert
Chamberlain 79). Zur historischen Erforschung der Sprache muss
aber die ihrer Dialekte als nothwendige Ergänzung hinzukommen,
und mit Vergnügen constatiren wir, dass auch diese Richtung der
japanischen Philologie durch eine schätzenswerthe Arbeit Pfiz-
mayer's*0) vertreten ist. Noch immer sind wir gänzlich im Un-
klaren hinsichtlich der Stellung, welche das Japanische innerhalb
der Sprachenwelt einnimmt, eben weil sich mit der Sprache in
ihrer gegenwärtigen Gestalt absolut nicht wissenschaftlich operiren
lässt. Zwar hat Boller schon vor 24 Jahren einen „Nachweis dass
das Japanische zum ural-altaischen Stamme gehört" veröffentlicht,
jedoch ist durch diesen vermeintlichen „Nachweis" im besten Falle
Manches wahrscheinlich gemacht , aber nichts erwiesen worden.
Neuerdings hat sich Aston*1) dieser Frage angenommen. Er be-
müht sich, den Zusammenhang des Japanischen und Koreanischen
nachzuweisen. Allerdings lässt sich nicht läugnen, dass seine
Untersuchung, welcher überdies viel Scharfsinn und maassvolle
Besonnenheit nachzurühmen ist, sehr anregend ist, und das dürfte
76) L. de Rosny. Le Lotus, recueil de documents originaux relatit's h
l'Orient bouddhique , traduits du chinois, du mongol, du mandchou, du coreen,
du japonais, de l'annamite, du siamois, du cambodgien, du birman, du sanskrit,
etc. I. Zitu-go kyau , Dö-zi kyau , l'enseignemeiit des verites et l'enseignement
de la jeunesse, traduits du japonais. Fase. 1. Paris. VIII, 48 pp. avec vign.
et 15 fac-simile lithographiques du texte« original. 8. fr. 15.
77) Maget. Les religions du Japon. Le Sinto'isme ou religion nationale:
Ann. de l'Extr. Or. I, 105-111. 137-144 mit zwei Tafeln. — Le Bouddhisme.
Les libres-penseurs : ebd. 247-252. 272-276.
78) W. Lagus. Quelques remarques et une proposition au sujet de la
premiere expedition russe au Japon: Trav. du Congr. des Orient. St.-Pet. II, 41-58.
79) B. H. Chamberlain. On the Mediaeval Colloquial Dialect of the
Comedies: Trans. As. Soc. Japan. VI, 3.
80) A. Pfizmaier. Nachträge zu japanischer Dialectforschung. 2. Abth.
Wien (Gerold) 1878. 82 pp. 8. M. 1.40.
81) W. 6r. Aston. A Comparative Study of the Japanese and Korean
Languages: JRAS. N. S. XI, 317-364.
2*
20 Grube, China und Japan.
wohl das Günstigste sein, was sich bei dem heutigen Stande
unserer Kenntnisse über Versuche dieser Art sagen lässt. Es mag
an dieser Stelle zugleich erwähnt sein, dass die China Review
zwei das Koreanische betreffende Aufsätze enthält82-83), und dass
CkistSi) die noch spärliche Literatur über diese Sprache kurz zu-
sammengestellt hat. Dem Yokohama-Pidgin ist in einer englischen
Zeitschrift 85) ein kleiner Artikel gewidmet.
Die japanische Keramik findet sich in einem grossen Pracht-
werk von Audsley und Bowes 86) behandelt ; daran schliesseu wir
die Erwähnung einer Abhandlung von Satow 87). Das japanische
Schachspiel hat Hindi/ 88) eingehend erörtert. Kraus' Arbeit über
japanische Musik 89) liegt in zweiter Auflage vor.
82) Korean Pronunciation of Chinese: ChR. VIII, 34-38.
83) J. Maclntyre. Notes on the Corean Language: ChR. VIII, 149-156.
84) R. N. Cust. On Korean: Transactions of the Philol. Soc. 1877-8-9,
613-617.
85) A New Dialect; or, Yokohama Pidgin: New Quart. Mag. July.
86) G. A. Audsley and J. L. Bowes. Keraniic Art of Japan. Contai-
ning 63 Plates. London. 2 vols. £ 9 9s.
87) K. Satow. The Korean Potters in Satsuma: Trans. As. Soc. Japan. VI, 2.
88) A". Hwily. Das japanische Schachspiel: ZDMG. XXXIII, 672-679 mit
einer Tafel.
89) A. Kraus. Ethnographie musicale. La Musique au Japon. Avec
85 rigures representant les Instruments japonais du Musee Kraus ä Plorence.
2e ed. 88 pp. 8. Florence 1879. M 10
n
Hinterindien.
Von
E. Kahn.
Für Hinterindien erwähnen wir an erster Stelle des lüstigen
Fortgangs der Annales de l'Extreme Orient, deren erster Theil *)
während des Berichtjahres vollendet wurde. Die Societe Aca-
demique Indo - Chinoise , deren Verhandlungen die Annales vom
Schlusshefte des ersten Theils an mittheilen, hat einen Band ihrer
Memoires 2) herausgegehen, welcher der Geographie Tongkin's und
den zu Anfang des letzten Jahrzehnts daselbst vorgefallenen Er-
eignissen gewidmet ist und an philologischem Interesse dem noch
in der Presse befindlichen ersten Bande 3) bei weitem nachsteht.
Einen neuen Naga-Dialekt haben wir durch ein von Clark 4)
veröffentlichtes Vocabular kennen gelernt. Peal5) sammelte die
mit ti und di in der Bedeutung „Wasser, Fluss" zusammengesetzten
Flussnamen in und um Assam, nicht ohne seine Vermuthungen in
unberechtigter Weise auch auf andere asiatische Gegenden aus-
zudehnen.
Zwei von Fryere) im Distrikt von Sandwe in Arakan auf-
1) Annales de l'Extreme Orient. Bulletin de la Societe Academique ludo-
Chinoise. Revue Asiatique et Oceauienne sous la direction du Docteur C'e
Meyners d'Estrey avec la collaboratiou de MM. le Mls de Croizier etc. Tome
premier. Juillet 1878-Juin 1879. Paris. VIII, 434 pp. 8. Mit Tafeln und
Karten, fr. 15.
2) J. Dupuis. L'ouverturo du Fleuve-Rouge au commerce et les evene-
ments du Tong-Kin 1872-1873. Journal de voyage et d'expedition. Ouvrage
orne d'uue carte du Tong-Kin d'apres des documents inedits et precede d'une
preface par M. le M's de Croizier. Paris 1879. XIII, 324 pp. 4. fr. 15.
(Memoires de la Societe Academique Indo-Chinoise. Tome II.) — Vgl. Ann.
de l'Extr. Or. II, 103-107.
3) Vgl. Ann. de l'Extr. Or. I, 286.
4) Clark. A Specimen of the Zoongeo (or Zurngee) Dialect of a Tribe
of Nagas, bordering on the Valley of Assam, between the Dikho and Desoi
Rivers, embracing over Forty Villages: JRAS. N. S. XI, 278-286.
5) S. E. Peal. A peculiarity of the river names in Asam and some of
fche adjoining countries: JASB. XLVIII, I, 258-270.
6) Letter from Lieut.-Col. G. E. Fryer, forwarding copies of two Buddhist
Inscriptions. (With plate VII): PASB. 1879, 201-202.
22 Kahn, Hinterindien.
gefundene Inschriften sind, obgleich sie an lesbarem Material nur
den sehr entstellten Text des Ye dharmä hetuprabhaväh darbieten,
wegen ihres von nordindischen Typen abgeleiteten Schriftcharakters
von besonderem Interesse ; nach Räjendralala Mitra würde die
eine wahrscheinlich in's fünfte , die andere frühestens ins achte
Jahrhundert zu setzen sein. Ueber Päli- (und Sanskrit-) Wörter
im Barmanischen gab Barbe 7) eine dankenswerthe Zusammen-
stellung. Von Bigandet's 8) Uebersetzung der barmanischen Buddha-
Legende erschien eine neue unveränderte Auflage. Ueber die
barmanische Version des als Schulbuch vielgebrauchten Mangala-
sutta 9) und ihr Verhältniss zum Päli-Text belehrt uns der Indian
Antiquary. Einiges die im vorjährigen Bericht erwähnte Lokaniti
betreffende wird bei der Päli-Literatur zur Erwähnung kommen.
Judsoris barmanische Grammatik ist, mit mehreren Zuthaten ver-
mehrt, von Vossion10) in das Französische übersetzt worden. Sonst
mögen von Publikationen aus Britisch Barma der Neudruck eines
beliebten Märchenbuches11) und Drapes'1'2) Index zum Damathat
hier eine Stelle finden. — Bronm's 13) Notiz über eine karenische
Inschrift hat uns leider nicht vorgelegen.
Ein Artikel der Hlustrirten Zeitung bringt Mittheilungen eines
Bangkok ansässigen Deutschen über das siamesische Schachspiel 14),
interessant durch den Versuch, gewisse Eigenthümlichkeiten des-
selben, welche auch beim japanischen Schach wiederkehren, auf
den Einfluss buddhistischer Anschauungen zurückzuführen. Von
7) H. L. St. Barbe. Pali Derivations in Burmese: JASB. XLVIII,
I, 253-257.
8) P. Bigandet. The Life or Legend of Gaudama, the Buddha of the
Burmese. With Annotations, the Ways to Neibban, and Notice on the Phongyies,
or Burmese Monks. Third Edition. 2 Vols. London 1879. 288. 336 pp. 8.
21 s. (Triibner's Oriental Series. X. XI.) — Vgl. JAnt. IX, 234.
9) The Mengla Thut: IAnt. VIII, 82. — R. C. Temple. Note on the
Mengala Thok: ebd. 329-330. — Vgl. die in JB. 1877, I, 65 No. 25 ver-
zeichneten Ausgaben.
10) A. Judson. Grammaire birmane, traduite de l'anglais et augmentee
de quelques exemples et de la prononciation figuree des mots birmans par
Louis Vossion. Rangoon (Imprimerie de la Mission americaine) 1878. 76 pp.
8. (Nicht im Handel.) — Vgl. L. Feer Ann. de l'Extr. Or. II, 121.
11) The Decisions of the Princess Thoodamasari (in Burmese). Fifth
Edition. Rangoon (C. Bennett) 1879. 48 pp. 8. 4 a. — T.Rogers. Buddha-
ghosha's Parables. London 1870, p CLXXII erwähnt den Druck in Latter's
Selections from the Vernacular Boodhist Literature of Burmah und eine Ueber-
setzung. Der genauere Titel der letzteren ist: The Decisions of Princess
Thoodhamma Tsari, translated by T. P. Sparks. Maulmain 1851. 8. [Berliner
K. Bibl. unter der Sign. Zw. 20088.]
12) G. F. T. Drapes. Index to the Damathat. Akyab (Lapothoo) 1879.
31 pp. 8. — Ueber die in JB. 1877, I, 65 No. 27 verzeichnete Ausgabe des
Damathat vgl. jetzt J. Jolly ZVR. II, 462.
13) N. Brown. A Karen Inscription: Transactions of the Asiatic Society
of Japan. Vol. VII. Part II. March 1879, p. 127.
14) Das siamesische Schachspiel: Ulustr. Zeitung LXXIII Bd., 299-300
jnit einer Abbildung. — Ueber das japanische Schach vgl. oben p. 20.
Kulm, Hinterindien. 23
geringerer Wichtigkeit sind einige Notizen über siamesisches Titel- ,5)
und Ordenswesen16). — Cuslunxj11) verdanken wir eine Ueber-
setzung der Apostelgeschichte in die Sprache der Shan.
Auf dem Gebiete von Kamboja hat zunächst de Croizier l8) sein
Resume von Bastians Reise von Siam nach Kamboja zu Ende ge-
führt. Weitaus die wichtigsten Mittheilungen aber verdanken wir
dem unermüdlichen Harmand19), welcher über die Bevölkerung wie
über die alten Denkmäler des nördlichen Kamboja ganz neue Auf-
schlüsse gegeben hat, unter denen wir neben seinen sehr beachtens-
werthen Bemerkungen über Ursprung und Charakter der alten
Cultur des Landes ein leider nur kurzes Vocabular von vier Kouy-
Dialekten und die interessanten Inschriften-Fragmente hervorheben
wollen. Letztere sind nach Kerns 2n) durchschlagendem Nachweise
zum Theil in reinem Sanskrit abgefasst — ein Faktum, welches
den auch sonst deutlichen Zusammenhang Kamboja's mit der
indischen Besiedelung Java's von einer neuen Seite her bestätigt.
Ein reichhaltiges Referat über die Kamboja und Cochinchina be-
treffende Literatur verdanken wir Quartes van Ufford21). Du-
treuil de Rhins 22) gab eine anschauliche Beschreibung Annam's
und seiner Bewohner, während Tritony Vinli Ky2Z) eine Reihe
anziehender Sittenschilderungen begonnen hat, die für jetzt den
jungen Annamiten bis an den Schluss des ersten Lebensjahres ge-
leiten. Derselbe einheimische Gelehrte hat endlich ein zweites
Bändchen seines Cursus der annamitischen Geschichte 24) heraus-
gegeben.
15) Siamese Titles: JStrBAS. No. 1, 117-118.
16) Arthur Williamson Taylor. Les distinetions honorifiques ä Siam:
Ann. de l'Extr. Or. II, 90-92.
17) Acts of the Apostles in Shan by Cashing. Kangoon (C. Bennett) 1879.
100 pp. 8. 4 a.
18) Marquis de Croizier. Indo-Chine. Etudes d'apres les voyages du Dr.
Bastian: Ann. de l'Extr. < >r. I, 277-282. 306-310. 380-390.
19) J. Harmand. Notes de voyage en Indo- Chine. Les Kouys. —
Pouthcy-Kakeh. Cousideratious sur les monuments dits Khmers : Ann. de l'Extr.
Or. I. .529-337. 361-379 mit einer Karte und fünf Tafeln. — Weiteres über
die Denkmäler und Inschriften Kamboja's ebd. I, 345-346. II, 139-141. 168-169
mit zwei Tafeln (vgl. 315) und über Harmand's geographische Forschungen
ebd. I, 347-349. II, 136^139.
20) H. Kern. Opschriftcn op oude Bouwwerken in Kambodja: BTLVNI.
IV. Volgr, III. 268-272.
21) Chevalier J.-K.-W. Quartes d'U/ford. La Cocbinehine. Litterature
concernant ce pays: Ann. de l'Extr. Or. I, 311-319.
22) J. L. Dutreuil de Rldns. Le royaume d'Annam et les Annamites.
Journal de voyage. Ouvrage aecompagne de cartes et de gravures d'apres les
croquis de l'auteur. Paris 1879. 317 pp. 8. fr. 4. — Vgl. Ann. de l'Extr.
Or. II, 141-144
23) Truong VinJl K/j. Institutions et moeurs annamites: La Philosophie
positive. II. Scr., XXIII, 401-413.
24» P. J. B. Truony-Vinli-Ky. Cours d'histoire annamite ä l'usage des
ecoles de la Basse-Cochinchine. 2«' vol. Saigon 1879. 278 pp. 8. — Vgl.
RC. 1880, I, 279.
24
Tibet.
Von
W. Grube.
Die tibetischen Studien, ohnehin nicht viele Vertreter zählend,
haben durch den Tod A. Schiefners x) einen herben und, zur Zeit
wenigstens , unersetzlichen Verlust erlitten. Abgesehen von den
überaus zahlreichen und werthvollen Arbeiten Sckiefner's auf dem
Gebiete der uralaltaischen und der kaukasischen Sprachen , war
doch die Sprache und Literatur Tibet's dasjenige Gebiet, welches
er mit Vorliebe pflegte und auf welches er sich, zumal in den
letzten Jahren, immer mehr und mehr concentrirte. Seiner rast-
losen wissenschaftlicben Thätigkeit verdanken wir eine ganze Reihe
höchst schätzenswerther Beiträge zu der Geschichte, der Literatur
und den Lehren des nördlichen Buddhismus; aber auch die Kennt-
niss der tibetischen Sprache selbst hat durch seine bahnbrechenden
„tibetischen Studien" eine wesentliche Förderung erhalten. Schiefner
war der Wenigen Einer, die da im Stande sind, ein so ausge-
dehntes Gebiet zu umspannen , ohne bei der Vielseitigkeit ihres
Forschens die wissenschaftliche Gründlichkeit und Tiefe ausser
Acht zu lassen, und ist ihm auf diese Weise ein dauernder Platz
in der Geschichte der Wissenschaft gesichert, so nicht minder ein
liebevolles und dankbares Andenken in den Herzen derer, denen
es vergönnt gewesen ist, ihm persönlich nahezustehen. In unser
Berichtjahr gehören von Schiefners letzten Arbeiten die für die
buddhistische Literaturgeschichte wichtige Ausgabe und Ueber-
setzung von Vasubandhu's Gäthäsangraha 2) und die ausführlichen
Mittheilungen aus einer bisher unbekannten Londoner Handschrift 3) ;
1) F. Wiedemcmn. Zum Gedächtnis« an F. A. Schiefner. Kede gehalten
am 11. December 1870 in der Sitzung der Kaiserl. Ak. d. Wiss.: Bull, de l'Ac.
Imp. d. Sc. de St.-Petersb. XXVI, 30-44 (auch separat 20 pp. 8.) — Albr.
Weber. Franz Anton von Schiefner: TR. XII, 143. — R. Rost. Prof Schiefiier:
IAnt. IX, 111-113. — E. Teza. Antonio Schiefner: Nuova Antologia XLIX,
148-149.
2) A. Schiefner. Ueber Vasubandhu's Gäthäsamgraha: Bull. etc. XXV,
69-94 = Mel. As. VIII, 559-593.
3) Ders. Ueber eine tibetische Handschrift des India Office in London:
ebd. XXV, 321-333 = Mel. As. VIII, 623-640.
Grube, Tibet. 25
den Abschluss einer dritten im Druck befindlichen Arbeit hat der
unermüdliche Forscher nicht mehr erleben sollen.
Lewiris Grammatik der tibetischen Umgangssprache 4) ist Ref.
leider nicht zu Gesichte gekommen; natürlich muss jeder Beitrag
zu diesem noch so wenig durchforschten Gebiete mit Freuden be-
grüsst werden. Die Oriental Series der Palseographical Society
bietet diesmal auch tibetische Schriftproben 5).
Von geographischen Arbeiten dürfte die neue, stark vermehrte
Auflage der von Markham 6) herausgegebenen Reiseberichte Bogle's
und Manning's auch für den Philologen von Interesse sein. Des-
godins' 7) ethnographische Bemerkungen werden mit ihrer vor-
sichtigen Skepsis auch für denjenigen beachtenswerth sein, der
ihnen nicht überall beizustimmen vermag.
4 t 'Jh. 11. Lewm. A Manual of Tibetan. being a Guide to the Colloquial
Speech of Tibet, in a Series of Progressive Exereises, prepared with the assi-
stance of Yapa Ugyen Gyatsho. XI, 17G pp. 4. Calcutta 1879. (London:
Trübner: £ 1 ls.)
5) The Pala'ographieal Society. Facsimiles of Ancient Mss Oriental Series
Edited by W. WrigU. P. IV. No. 45. 46.
6) Xarratives o( the Mission of George Bogle to the Tesbu Lama, and of
the Journey of Thomas Manning to Lhassa. With Notes, an Introducti<>ii, and
Lives of Mr. Bogle and Mr. Manning. Also an Appendix, containing Letteis
of Fathers Grueber, Desideri, and lloraee de la Pelina, describing their Travels
in Tibet. By Clements R. Markham. Published by Direction of H. M.'s Se-
cretary of State for India. Second Edition. CLXI, 314 pp. 8. With Maps
and Illnstratiimv 21s.
7) A. Desgodins. Le Thibet. Notes ethuographiiiues: Ann. de l'Extr
Or. II, 129-135 mit einer Karte, vgl. 10-12.
26
Mandschu, Mongolisch, Samoj edisch.
Von
W. Grube.
Wenn gerade das Mandschu sich seit längerer Zeit einer
besonderen Bevorzugung von Seiten der europäischen Gelehrten
zu erfreuen hat, so dürfte der Grund dafür weniger in seiner
sprachlichen Beschaffenheit, als vielmehr in dem Umstände zu
suchen sein, dass dasselbe dem Sinologen ein wichtiges Hülfsmittel
zum Verständniss chinesischer Texte an die Hand giebt. Wir be-
sitzen bereits eine beträchtliche Anzahl von Grammatiken dieser
Sprache, unter denen wohl noch immer die von H. C. v. d. Gabelentz
verfasste, obwohl eine Erstlingsarbeit, die erste Stelle einnimmt.
Auch in diesem Jahre haben wir das Erscheinen einer neuen
Mandschugrammatik von Zacharow x) zu begrüssen, welche an Um-
fang alle ihre Vorgängerinnen weit übertrifft, was sich rücksichtlich
des Inhaltes leider nicht behaupten lässt. Es ist hier nicht der
Ort, um auf die Einzelheiten des Buches einzugehen, und es sei
daher nur bemerkt, dass dasselbe ja allerdings in einigen wenigen
Punkten die bisherigen Grammatiken in dankenswerther Weise
ergänzt, aber im Ganzen und Grossen bezeichnet es doch nur einen
sehr geringen Fortschritt in unserer Kenntniss der Mandschusprache.
Einen Auszug aus dem Romane Kin-ping-mei hat Cr. V. d.
Gabelentz2) aus dem Mandschu übersetzt. Der genannte Roman
gehört, ungeachtet seiner zahlreichen Lascivitäten, zu den besten
Produkten der chinesischen Belletristik, und als eine getreue Schil-
derung des gesellschaftlichen und sittlichen Lebens in China ist
derselbe von hohem Interesse.
Quellenangaben zu den 1875 von Röchet übersetzten Sentences,
maximes et proverbes mantchoux et mongols hat Teza3) im Appendix
seines bei der indischen Literatur zu erwähnenden Laghucanakyam
zusammengestellt.
N ET. 3axapoei. FpaMMaiHKa Maiih'HKypcKaro ;i3HKa. OaHKTneTepöyprs
1879. V1I1, 322, 2 pp. 8. Üb. 2.
2) Georg von der Gabelentz. Kin-ping-mei". Los aventures galantes
i| Hu epicier Roman räaliste, traduit pour la promifere fois du Mandchou: Rev,
or. ei am. III, 169-197.
:!i Laghucanakyam, ed. leza, 30-32,
Grube, Mandschu, Mongolisch, Samojedisch. 27
Zur älteren Geschichte der tungusischen Stämme hat Schott4)
einen Beitrag geliefert, in welchem die Zusammenstellung der aus
der Sprache der Kitan (mongol. Kitat, chines. Khi-tan) überlieferten
Wörter und der Nachweis ihrer Verwandtschaft mit dem Tungu-
sischen besondere Beachtung verdient.
Die wenigen Leistungen, welche wir auf dem Gebiete der
mongolischen Sprache und Literatur zu verzeichnen haben,
gehören Russland an. Wir erwähnen an erster Stelle Orlow's bur-
jatische Grammatik5). Es lässt sich nicht behaupten, dass der
Verf., welcher sich bereits durch eine Mandschugrammatik nicht
gerade rühmlich bekannt gemacht hat, durch die gegenwärtige
Arbeit seinen Ruhm vergrössert hätte. Die Grammatik bietet
wenig Neues, und auch dieses Wenige ist nicht immer richtig.
Die Darstellung ist eine überaus mangelhafte. Mit Zugrundelegung
hauptsächlich mongolischer Quellen behandelt Pozdnejew die buddhi-
stische Hierarchie6).
Zum Schlüsse seien noch einige von der russischen „recht-
gläubigen Missionsgesellschaft'' herausgegebene Schriften in bur-
jatischer und ostjäk-samojedischer Sprache7-11) erwähnt, die dem
Linguisten manches Interessante bieten. Bibliographisches Material
aus russischen Zeitschriften zur Ethnographie und Linguistik der
sibirischen Völkerschaften, namentlich der Altai-Kalmücken, liefern
endlich die leider nur km-zen Notizen des Dr. Duhmberg12) in
Barnaul.
4) Schott. Kitai und Karakitai ein Beitrag zur Geschichte Ost- und
Innerasiens. 20 pp. 4. Philol. und histor. Ahh. d. K. Akad. d. Wiss. zu Berlin.
Aus dem Jahre 1870. Abh. I. (Auch separat u. gl. T. Berlin 1879. M. 1.)
5) A. 0$ao6%. TpaMMaTHKa MOHro.io-6'ypflTCKaro pa3roBopHaro fl3Hi;a.
Il3ÄaHie iipaBocu. mhccIoh. oömecTBa. Ka3aHb (THnorpacJria rjiaAHiueBOH)
1878. X, 265 pp. 8. Rh. 1.50. [A. Orlow. Grammatik der mongolisch-
burjatischen Sprache. Herausgegeben v. d. rechtgläubigen Missionsgesellschat't].
— Vgl. Pozdnejew in: JKypH. MHHHCTepcTBa Hapo^Haro npocB-femeHia [Journal
des Ministeriums d. Volksaufkl.] CCVI otä. II. ßeK. 1879. CTp. 170-208.
6) A. Ilo3dmbeoo. YprimeKie Xvtvxth. HcTopH^ecKift oieptn. hxi
iipomjiaro ii cOBpeneHHaro OHTa. [A. Pozdnejew. Die Chutukten von Urga. Hi-
storisclio Uebersicht ihres früheren und gegenwärtigen Bestandes.] C. IIeTep6ypi"b
1876. 84 pp. 8. (Aus den Trav. de la 3e sess. du Congr. intern, des Orient.)
7) JKnTie CBATHrejui ÜHKOJiaa, enncKona MopjinKificKaro. Ha Hapi'iin
C'BBepo-BaiiKa.iBCKHx'b EypaTt. KasaHb 1879. 31 pp. Rb. 0.10.
8) A36yKa Cioccoroii rpaira. CocTaBJieHa H. II. TpuiopoecKUXb Am
HiiopoÄueB't HapuMCKaro Kpaa. Ka3aHb 1879. 48 pp. Ostjak-samojedisch.
Enthält 4 Originalmärchen. Rh. 0.25.
9) OßiacHeme npasÄHHKOBt cb. iiepKBH. Ha ocTan.KO-caMO'BÄCKOMt
33HK/B. H. II. TpiMOpoeenaiO. KasaHB 1879. Ostjak-sam. u. russisch. 34 Bl.
10) MOJIHTBH H O CepÄeiHOH MOJIHTB-B Kl liory. Ha OCTflllK.O-CaMO'BÄCKOM'b
JI3HK"B. H. II. FpmopoeCKaiO. Ka3am> 1879. 8. Ostjak.-sam. u. russisch: je
103 gegenüberstehende Seiten.
11) CßauieHHaa IIcTopia. Ha ocT,aii,KO-caMo:E,ncKOM'B jtchk'e. Ka3anb 1879.
8. Je 57 gegenüberstehende Seiten.
12) Verh. d. Berl. Ges. f. Anthrop. 1879, 300.
28
Türkische und tatarische Literatur. Ge-
schichte und Ethnographie von Gentralasien.
Von
J. Th. Zenker.
Das türkische Sprachgebiet im Allgemeinen behandelt Vdm-
bcry's1) neuestes Werk, in welchem er die Resultate seiner ety-
mologischen Forschungen in Bezug auf die früheste Cultur der
türkischen Stämme zusammengestellt hat. Das ausserordentlich
reichhaltige Buch ist, wenn auch nicht frei von sprachlichen Irr-
ihümern im Einzelnen, doch für den Turkologen in hohem Grade
lehrreich und auch für grössere Leserkreise in anthropologisch-
ethnographischer Beziehung von nicht geringem Interesse.
Unsere Kenntniss der osttürkischen Dialekte ist durch Vdm-
bdry's 2) Mittheilungen über die Sprache der Turkomanen und den
Divan Machdumkuli's in dankenswerthester Weise erweitert worden.
Für das Tatarische ist auch in diesem Jahre in Kazan einiges
geschehen durch Herausgabe eines Werkes von Osrnan el Hübüi3)
betitelt , Perle der Rathgeber", welches erbauliche Betrachtungen
enthält, im Anschlüsse an Koranstellen, arabisch mit theilweise
tatarischer Erklärung, nebst einer tatarischen Gebetssanunlung;
ferner durch ein in der Universitätsdruckerei gedrucktes tatarisches
Werk, betitelt Agaib ul-mahlükat 4) d. i. Wunder der Schöpfung,
eine Beschreibung alles dessen, was auf Erden, im Himmel und
1) Herrn. Väiiätery. Die primitive Cultur des turko-tatarischen Volkes
auf Grund sprachlicher Forschungen erörtert. Leipzig 1879. IX, 27(3 pp. 8.
Vgl Pavet de, CourteilU JA. VII Ser., XIV, 543-554; W. Schott ZDMG.
XXXIII, 536-545; Fleischer LC 1880, 1190.
2) II. I Vnii firr//. Die Sprache der Turkomanon und der Diwan Mach-
dumkuli's: ZDMG. XXXIII, 387-444.
3) ^a:£?'LÜI ö.O von ^5j^»> (-\.4-=>! ,-^.J rr**-5* rr? n^-*"^ Kazan
1879. lo. PIa pp. 8.
4) OuSj-LsÜi ^oL>Ui Kazan 1879. Ifö pp. 8.
Zenker, Türkische und tatarische Literatur u. s. w. 29
in der Unterwelt Wunderbares existirt, ähnlichen Inhalts wie das
gleichnamige Werk Kazwini's.
Ausser diesen beiden tatarischen Texten erschien in Kazan
ein Lehrbuch der tschuwaschischen Sprache von Dobroljubow 5) ;
in christlich-tatarischem Dialekt wurde eine Osterliturgie 6) neu
aufgelegt und ein Bändchen Gedichte des Diakon Jemeljanow 7)
veröffentlicht.
Von Arbeiten europäischer Gelehrten über das Westtürkische
ist für unsere Zwecke zunächst eine kleine Abhandlung von Red-
house 8) über türkische Poesie (mit einigen Proben in türkischem
Text mit englischer Uebersetzung) namhaft zu machen: die Arlicii
scheint jedoch mehr bestimmt, Nichtkennern des Türkischen eine
Vorstellung von türkischer Dichtkunst zu geben, als den Gegen-
stand gründlich zu erschöpfen. Aus Frankreich ist nur eine zweite
Ausgabe der Uebersetzung des Zenän-name von Decourdemanche '•')
zu verzeichnen. Aus Oesterreich erhalten wir den Versuch einer
Dame, Gamilla Ruzicka-Ost&'ic1®), auf dem Gebiete der türkischen
Lexikographie, der deutlich zeigt, dass auch bei dem besten Willen
ohne die nöthige philologische Vorbildung das angestrebte Ziel
nicht zu erreichen ist.
In Constantinopel und dem türkischen Reiche ist natürlich
in neuester Zeit ungleich mehr türkisches gedruckt worden als im
ganzen übrigen Europa; ob aber ein wirklicher Fortschritt der
türkischen Literatur zum Besseren stattfindet, scheint uns fraglich 1 ').
5) AAeKcimüpi He. floöpoMOÖOffi. 03HaKOMJieHie bi. (jiOHeTiiKofi h
ijjopitaMH Hj'BauiCKaro a.ibiKa. [Alex. Iv. Dobroljubow. Einführung in die
Phonetik und Formenlehre der tschuwaschischen Sprache vermittelst Analyse und
Uebersetzung tschuwaschischer Originaltexte. Redigirt von N. I. ZolotnicM.]
Kazan 1879. 8. Rb. 0.30.
6) Hocji'EAOBaHie nacxn. — Ojio köh HiwaHHapn. IIsä. iip. m. oom,. Ivan.
THN. rjiaÄHmeBOM 1879. 80 pp. Rb 0.50. — Die frühere weniger vollst.
Ausg. führt den Titel: Ojio köh HSiaHHapH — Ojio köh flHJlflHe iHcyct XpHCTOCT,
yrjrflHeHHflHe Tepejieu TopraH köh. KanaHb 1874. 22 pp. 8.
1) R. E. EMeAbXHoei. Cthxh Ha Kpeu;eHO-TaTapcKOMi> flauKt. Ka:mHb
1879. 37 pp. 8.
8) J. W. Redhouse. On tho History, System and Varieties of Ttirkish
Poetry. lllustrated by Selections in the Original, and in English Paraphrase,
with a Notice of the Islamic Doctrine of the Immortality of Woman's Soul in
the Future State. London 1879. C4 pp. 8. (Reprinted from the Transactions
of the Royal Society of Literature.) 1 s. Cd. — Vgl. auch TR. XII, 41-42.
9) Le livre des femmes (Zenan-Nameh) de Fazil-Bey. Traduit du Türe
par J. A. Decourdemanche. 2<? ed. Paris 1879. VII, 200 pp. 8. fr. 2.50.
(Bibl. orient. elzev. XXV.)
10) Camilla Kuzicka-Üstoic. Türkisch-deutsches Wörterbuch mit Trans-
scription des Türkischen. Wien 1879. XII, 556 pp. 8. M. 14. — Vgl. LC. 1881, 607.
11) Herr ./. //. Mordtmann, Dragoman der Kaiserl. Deutschen Botschaft
in Pera, hat mit grösster Bereitwilligkeit seine bibliographischen Sammlungen
dem Berichterstatter für das Jahr 1879 zu freier Verfügung gestellt, wofür ihm
dieser hier seinen verbindlichsten Dank ausspricht; da jedoch Herr Mordtmann
30 Zenker , Türkische und, tatarische Literatur u. s. w.
Unter den diesjährigen Erzeugnissen der türkischen Pressen
hnden sich, eben so wie in den Vorjahren, verschiedene neue Ab-
drücke älterer arabischer Werke über Grammatik, Logik, Lexiko-
graphie12), Theologie, Rechtslehre, Rhetorik, die in dem Berichte
über die arabische Literatur zu nennen sind. Das Meiste, was in
neuester Zeit aus türkischen Federn hervorgegangen, ist ausser
einigen selbständigen Werken, meist politischen und geschichtlichen
Inhalts, Nachahmung und Uebersetzung. Besonders reich vertreten
ist die französische Roman-Literatur13), doch sind auch manche
lehrreiche und nützliche Werke anderer Art übersetzt worden14).
Die Produkte der neuesten türkischen (richtiger osmanischen) Poesie
und Novellistik kommen zum Glück grossen Theils gar nicht in
den eigentlichen Buchhandel oder verschwinden wenigstens sehr
bald wieder aus dem Verkehr. Es sind meist dramatische Versuche,
die nur selten zur Aufführung gelangen und oft sehr geschmack-
lose Erzählungen.
Nach europäischem Muster hat man angefangen eine belehrende
und unterhaltende Tagesliteratur ins Leben zu rufen. Unter den
neu begründeten Zeitschriften gilt als die gehaltreichste Magmüa-i-
selbst eine Bibliographie der in Constantinopel erschienenen Drucksachen unter
der Feder hat und in nächster Zeit zu veröffentlichen gedenkt, und da ausser-
dem auch Herr Cl. Huart erst kürzlich im JA. VII Sei-., XVI ein Verzeichniss
der in den Jahren 1877-79 in Constantinopel erschienenen Werke gegeben hat,
als Fortsetzung der Mittheilungen des verstorbenen Belin , so scheint es un-
passend Herrn Mordtmann hier vorzugreifen und das von Huart bereits ge-
gebene zu wiederholen. Der Berichterstatter beschränkt sich daher auf eine
kurze Uebersicht, welche nur zeigen soll, welche Richtung die türkische Lite-
ratur in neuester Zeit genommen hat.
12) Das bedeutendste unter den neu aufgelegten Werken dieser Art ist das
rK*S i c.X;>L das bekannte, bereits 1242 (1827) gedruckte arabisch-türkische
Wörterbuch des Mustafa heil Schemseddin von Karahisar, 2 Bände mit durch-
gehender Pagination 1198 Seiten gr. 8., im Druck vollendet in der Mitte des
Monats Rebi' ul-ähar 1297.
13) Im Jahre 1879 erschienen die Uebersetzungen einiger Romane von
P. Soulic, X. Montepin, J. Verne u. andern. Der Preis ist gewöhnlich ziem-
lich hoch,
14) Z. B. Vainbery's Reisen in Centralasien : t>>»-/iX_j », .l> xJC_;>L.*« . — j
-*h sA-kzA^j» Uxwj ^L*~wS -a*J -Ä^-Ly* 1297. 1 Bd. 8. 192 pp. aus der
Druckerei des Mihran (der Uebersetzer nennt sich _ c und ist vermuthlich
Äbdulhakk Hamid, der Verfasser mehrerer dramatischer Stücke). — Aus dem
Englischen wurde übersetzt Robertsons Geschichte der Entdeckung Amerika's
A^S £oii' MÜ./4 (Druckerei der (Wäib) 1297. 1 Bd. 21 C pp. Der
Uebersetzer nennt sich ^tA.o! u**-*^ ,1-ÄxJt >_\.>-c
Zenker, Türkische und tatarische, Literatur u. s. y. %\
ulüm 15); sie enthält Kritiken, populäre Aufsätze über Astronomie,
Politik, Industrie, Socialpolitik, Pädagogik u. s. w. Unter den
Mitarbeitern erscheint gelegentlich Ahmed WefiJc Pascha mit einem
Briefe aus ^y^uS (Kepsid) über sein bekanntes türkisches Wörter-
buch. Aus obiger Angabe des Inhalts erkennt man leicht, dass
das meiste aus europäischen Quellen geschöpft ist.
Eine andere Zeitschrift mit ähnlichem Titel 16) soll jeden
ersten des Monats erscheinen ; an der Spitze derselben steht Abu
Zid n), als Mitarbeiter werden genannt Kemäl Pascha, der Marine-
minister Ahmed Efendi, ein Armenier Progos Efendi, Beamter
des Pressbüreaus und ein Deutscher, Herr Weiss. Der Inhalt ist
belletristisch, meist Uebersetzungen. Hauptverdienst ist die Sprache.
Zur Verbreitung europäischer Bildung tragen auch andere
lieferungsweise erscheinende Werke bei, wie z. B. eine Taschen-
bibliothek18), eine Reihe von Abhandlungen aus der Feder Sdmi's
enthaltend , welche eigentlich nur höhere Uebungen im populären
Stil sind; wichtig sind nur die Hefte 6 — 9, die unter dem be-
sonderen Titel oLoOl *J».*j eine auch für Europäer beachtenswerthe
Anthologie aus den classischen Prosawerken der türkischen Lite-
ratur, eine Art Literaturgeschichte vom 8. Jahrhundert der Hgr.
bis auf die neueste Zeit /bilden. In Lieferungen erscheint auch
seit 1296 ein Werk von Oewdd Bey19), welches geschichtliche und
mathematische Fragen behandelt.
Dies wenige mag hier genügen um die Richtung anzuzeigen,
der sich in neuester Zeit die osmanische Literatur in Constan-
tinopel, zuneigt. Ob mit weiterem Eindringen der europäischen
Civilisation diese Richtung sich weiter verbreiten wird, muss die
Zeit lehren; bis jetzt lässt sich darüber nicht urtheilen, weil in
den Provinzen sehr wenig geschrieben und das Wenige nur sehr
selten durch den Druck veröffentlicht wird, daher nicht bis zu
15) (»jJlfi f*£y+^A 1. Jahrgang 1296. Preis des Heftes, zu 5 Bogen,
5 Piaster, erscheint den 1. und 15. jeden Monats in der Druckerei des Mekteh
Senäja (Gewerbeschule). Die Zeitschrift scheint ins Stocken gerathen zu sein.
16) LyüaJf »j5 Wi».4-^X (Druckerei des Mihran). 8.
17) Abu Zid Tewfik, Beij, ein neuerer türkischer Literat, nicht zu ver-
wechseln mit Abu Ziä Pascha oder richtiger Abdul-Hamid Ziä Pascha,
der im vorigen Jahr als Statthalter des Wilajet Adana starb.
18) -**2Ül.5^U.X} *_^c>- herausgegeben von der Druckerei des Mihran,
seit 1296. kl. 4. in Heften von 8 Bogen zu 4 Piaster.
19) \J J>Lj (Memoiren); beigegeben ist eine Karte des osmanischen Reichs
unter Osman.
32 Zenker, TUrkzscJie und tatarische Literatur u. .<?. w.
uns dringt. Für die türkische Literatur im Ganzen würde die
Europäisirung kein Voiiheil sein, denn die vielen dadurch ein-
dringenden Fremdwörter sind für die Weiterbildung der Sprache
auf nationaler Grundlage im höchsten Grade verderblich. Lieber
diese Verhältnisse handelt ein kurzer Artikel von Vdmbery -°),
während Barbier de Mei/nard21) über einen durch polizeiliches Ein-
schreiten geschlichteten sprachlichen Streit eine amüsante Notiz gab.
Um die ältere Geschichte der türkisch-tatarischen Stämme
haben sich Baverfi/'2) und Soworth23), namentlich aber Kunik2*)
durch eine sehr gelehrte Abhandlung verdient gemacht. Mejow 25)
hat die erste Abtheilung einer sehr dankenswerthen Bibliographie
der Literatur über Centralasien und Ujfalvy 26) den zweiten Band
seines Reisewerks herausgegeben, in welchem für die Ethnographie,
Archäologie und historische Geographie der behandelten Land-
schaften ein reiches Material zusammengestellt ist.
20) H. Vdmhery. Sprachreform in der Türkei: MLA. XCV, 218-220.
21) Barbier de Meynard. Une quereile de mots: JA. VII. Ser. , XIV,
271-272.
22) H. G. Raverty. On the Turks, Tattars, and Mughals: Trav. de la
3e sess. du Congr. intern, des Orient. II, 71-124.
23) Henry H. Howorih. The Khazars. Were they Ugrians or Turks?
ehd. 125-149.
24) A. KynuKi. 0 po.ncTB'fe Xarano-Eojirap'L ci> HyBainaMii no cjiaB^uo-
6oJirapCKOMy HMemiKy. [Ueher die Verwandtschaft der Chagano-Bulgaren mit
den Tschuwaschen nach dem slavisch-hulgarischen Wörterbuch]: Il3B'BCTifl Aji-
liespii h .npyrHxt aBTopoBB o PycH h CiaBflHax'i. I, 118-161.
25) B. IL MeoKOß^. TypKecTaHCKiH cöopuiiKi CTaTeii h coiiHHeHiii,
OTHocain,Hxc« äo CpeÄHeii Aain Booöiiie n äo TypKecraHCKaro itpan bt.
ocoßeHHOCTH. CocTaßjeHO no iiopyieinio reH.-ryft. It. II. 4>0H'i.-Kayii»MUHn.
yKaaaTejit cHCTeMaTH'ieciuii k.% l — 150 TOMaiw'B. | V. I. Mejow. Recueil du
Turkestan, eompi-enant des livres et des articles sur l'Asie Centrale en general
et la province du Turkestan en particulier. Compose sous les auspices du Gen.
Gouv. du Turkestan K. P. von Kaufmann. Tomes 1 — 150. L'indicateur
systematique et alphabetique.] St.-Petorsbourg 1878. VIII, 184 pp. 8. Kb. 2.
— Vgl. TR. XII, 90.
20) Ch. E. de Ujfalvy de Mezb-Kövesd. Le Syr-Daria, le Zerafchäne,
le pays des Sept-Rivieres et la Siberie-Üccidentale avevc quatre appendices.
Paris 1879. XVI, 208 pp. 8. mit Karten und Tafeln. fr. 15. (Expedition
scientifique Franchise en Russie, en Siberie et dans le Turkestan. II.)
33
F i n n i s c h - Ugr i s c h e Sprachforschung.
Von
0. Dünner.
Wenn auch hin und wieder einzelne Versuche gemacht werden
das über den weiten Norden Asiens imd Europas sich erstreckende
Sprachgebiet schon jetzt zusammenfassend zu bewältigen, so geht
doch die Hauptströmung der sprachlichen Forschung darauf hinaus,
in die Eigentümlichkeiten der Einzelsprachen immer tiefer ein-
zudringen. Besonders auf dem Gebiete der finnisch - ugrischen
Sprachforschung ist eine rege Thätigkeit wahrzunehmen, die in
den drei Ländern Ungarn, Estland. Finnland durch immer neue
Mitarbeiter vertreten wird. Mit dem fieissigen Einsammeln des fak-
tischen Sprachmaterials geht die wissenschaftliche Verwerthung des-
selben Hand in Hand.
In der Lexikographie begegnet uns zuerst wiederum der um
die finnische Sprache und Literatur hochvei'diente Elias L'önnrot,
der schon vor 45 Jahren die erste Auflage des Nationalepos Kale-
vala herausgab. Im Verlaufe des Berichtjahres kam das 13. Heft
seines finnisch - schwedischen Wörterbuchs heraus l) , ein Werk,
welches eine ausserordentliche Fülle des Wortschatzes enthält.
Aus dem Vogulischen gab Bensengre2) ein kleines Wörterverzeichniss.
Die wissenschaftliche Kenntniss des Magyarischen hat nach Riedl
bedeutende Fortschritte gemacht und findet ihren Ausdruck in der
magyarisch geschriebenen Grammatik von tSimonyi3), von der eine
Uebersetzung in eine der grösseren Kultursprachen gewiss von
Nutzen, wäre. Von Euren's finnischer Grammatik4) erschien eine
unveränderte vierte Auflage und für den Unterricht berechnete
Grammatiken der finnischen Sprache sind von Länkelä 5) und
1) Suomalainen ja Ruotsalaiuen Sanakirja. 13. Heft. Helsingissä 1879
B. II, 801-960. 8. M. 4.
2) Bensengre. Fragment d'un lexique vogoul: RL. XIII, 109-113.
3) Simonyi Zsigmond. Rendszeres Magyar nyelvtan fölsöbb osztälyoknak
tis magänhasznälatra. Budapest 1879. VIII, 232 pp. 8. fl. 2.
4) G. E. Euren. Suomalainen kielioppi suomalaisille. 4. Aufl. Turussa
1879. 134 pp. 8. M. 1.
5) J. Länkelä. Suomen kielen kielioppi. 4. Aufl. Jyväskylüssü 1879.
140 pp. 8. M. 1.20.
Jahresbericht 1879. 3
34 Donner, Pinnisch-TJgrisehe Sprachforschung.
Sattmen 6) veröffentlicht worden. Für das Estnische hat WesJce 7)
eine ausführliche Lautlehre mit Anwendung einer seinen Ansichten
über die Aussprache angepassten Orthographie herausgegeben. Die
finnische Literaturgesellschaft in Helsingfors sendet hin und wieder
Stipendiaten nach verschiedenen Gegenden des Landes zu Dialekt-
forschungen, die dann in die Zeitschrift Suomi aufgenommen werden.
Eine verdienstliche Arbeit dieser Art, deren schon mehrere ver-
öffentlicht wurden, gab Lönnbohm 8) über eine ostfinnische Mund-
art heraus. Einige Eigenthümlichkeiten des magyarischen Dialekts
von Mezo-Tür beschrieb Meszdros-]), wie Weshe lü) ähnliches aus
der estnischen Mundart von Kodavere. Die 1878 von Genetz in
russischen Typen veröffentlichte Uebersetzung des Evangeliums
Matthaei in den russisch-lappischen Dialekt ist jetzt auch in la-
teinischer Transscription 1 ') erschienen, vermehrt durch Original-
texte und von einer ungarischen Uebersetzung begleitet.
Im neuen Jahrgang des Magyar Nyelvor1-) setzt der Heraus-
geber seine eingehende Musterung des grossen Wörterbuchs der
Akademie fort, andere Verfasser lassen sich auf Wort- und Suffix-
erklärungen oder lautliche Untersuchungen ein u. s. w. In den
NyelvtudoinanyiKözlemHnyek(SprachwissenschaftlichenMittheilungen)
veröffentlicht tbzigethy I3) eine Abhandlung über lautliche Eigenthüm-
lichkeiten des im Jahre 1527 geschriebenen sehr umfangreichen
Erdy-Codex, Kissxi) eine über die Sprache Pazmäny's und Szin-
nyeilb) eine über die Sprachvergleichungen Revai's. In der Zeit-
schrift für Sprachforschung und Aesthetik handelt Imre16) über die
G) A. Hj. Sallmen. Valmistelova oppikirja Suomen kielossä. Viipurissa
1879. 5G pp. 8. M. 0.80.
7) M. Weshe. Eesti koelo hoalte opetus ja kirjutuso wiis. Tartus 1879.
VIII, 110 pp. s.
8) O. A. F. Lönnbohm. Jääsken Kirvun ja osittain Rautjärven ja Ruo-
kolahden pitäjien kielimurteesta: Suomi. 2. Folge 13. B., 1-163. Helsingissä
1879. 8 — In ungarischer Bearbeitung von J. Szimiyei: Nyolvt. Közlemenyek
XVI, 97-119. Budapest 1880.
9) Meszdros Istvdn. A Mezo-türi nyelvjäräs: Magyar Nyolvor VIII, 357-
3G2. 443-44G. 497-498.
10) M. Weshe. Täliendusod Kodavere keolemurdest: Eesti kirjamoeste
seltsi aastar (7. Jahrgang). Tartus 1879. 8. p. G2-G5.
11) Genetz Arvid. Orosz-lapp nyelvmutatvanyok. Mute evangeliomfl ('s
öredeti toxtusok: Nyelvtudom. Küzlemiinyek XV, 74-152. — Ueborsotzung der
Originaltexte (Az oredeti läpp textusok förditasa): ib. XV, 287-303.
12) Magyar Nyolvö'r — szerkeszti s kiadja Szqrvas Gdhor. B. VIII,
Budapest 1879. 8. h\ 5.
L3) Szigethy Istvdn. Az Erdy-codex^emely hangtani sajatsägai: Nyclvtud.
Közlemenyek XV, 55-73.
14) AV.v.y Tgndcz. Päzmäny nyolve: ib. 17 7-248.
15) Szmriyei Jözsef. Revai magyar-ugor nyelvhasonlitasa : ib. 218-287.
(Auch separat u. g. T.)
16) hurt' S. A aevek ak «'s ük szemelyragairöl: Ertekez^sek a nyelv is
s/.i'-pnuloni. körebol. VII, 7. Heft. Budapest 1 st:». 8. (Separat u. g. T. :!l pp.)
Donner, Finnisch-ugrische Sprachforschung. 35
possessiven Personalsuffixe uk, ük an Hauptwörtern. Eine Schrift
über die magyarische Rechtschreibung kenne ich nur dem Titel
nach17). — Zwei kleine bisher nicht bekannte Texte aus dem
16. Jahrhundert sind nach einer Handschrift der Münchener Staats-
bibliothek von Kemz1&) veröffentlicht worden.
Die vergleichende Betrachtung der finnisch-ugrischen Sprachen,
welche schon vor einem Jahrhunderte mit Gyarmathi ihre ersten
Anläufe versucht hatte, lag lange wegen Mangels an hinreichendem
Material aus den betreffenden Sprachen darnieder. In den letzten
Jahrzehnten ist dieser Mangel einigermassen ausgeglichen worden,
wodurch eine ordnende Zusammenstellung ermöglicht wurde. In
seiner jetzt zum zweiten Male vorgenommenen lexikalischen Durch-
musterung desjenigen Wortvorraths . welchen das Magyarische mit
den verwandten Sprachen theilt, isl Budenz19) bis zum vierten
Hefte vorgeschritten. Er behandelt darin mit gewöhnlichem Scharf-
sinn die mit m, r und l anlautenden Wörter und ist somit zum
Schluss der konsonantisch anlautenden gekommen. Die Vokalreihe
dürfte bald folgen und somit diese für die vergleichende Forschung
wichtige Arbeit in Kurzem vollendet sein. Seine von den übrigen
Forschern abweichende Ansicht über die Verwandtschaftsverhältnisse
der finnisch-ugrischen Völker, denen er insgesammt den sonst nur
für einige gebrauchten Namen „ugrisch" beilegen will, hat Budenz'10)
in einer besonderen Schrift dargelegt, worin er das Lappische mit
den permischen und ostjak-vogul-magy arischen Sprachen in eine
s. g. nordugrische Gruppe vereinigt, während die übrigen Sprachen
an der Ostsee sammt dem Mordwino-Tscheremissischen eine süd-
ugrische Gruppe bilden sollen. Gegen diese Ansicht und für die
frühere nahe Verbindung des Finnischen mit dem Lappischen tritt
Donner'11) in einem besonderen Aufsatze ein, behandelt aber dann
ausführlicher auf Grundlage ihrer grammatischen Formen die gegen-
seitige Stellung der finnisch-ugrischen Sprachen zu einander2-).
Diese Schrift ist zugleich die erste ausführlichere Zusammenstellung
17) A magyar helyesiras olvei es szabälyai. Budapest 1879.
18) Zwei alte Ungarische Texte aus einer Handschrift der K. Bayer. Hof-
und Staatsbibliothek herausgegeben von Fricdr. Keinz. München 1879. 18 pp.
8. M. 0.50.
19) Budenz Jözsef. Magyar-Ugor összehasonlitö szötär. IV füzet. Buda-
pest 1879. p. 595-712. 8. Ü. 1.
20) Jos. Budenz. Ueber die Verzweigung der Ugrischen Sprachen : Bei-
träge z. Kunde der Indogermanischen Sprachen IV, 192-258. (Auch separat
u. g. T. Göttingen 1879. 68 pp. 8.) — Vgl. Nyelvt. Közlem. XV, 157-168:
A. Markovics in Egyetemes Philologiai Közlöny. III. Budapest 1879.
21) O. Donner. Finnish and Lappish and their mutaal relationship: Trans-
aetions of the Philol. Soc. 1877-8-9, 602-612.
22) O. Donner. Die gegenseitige Verwandtschaft der Finnisch-ugrischen
Sprachen: Acta Soc. Scieut. Fennicae. Tom. XI„ 409-566. Helsingfors 1879. 4.
(Auch separat u. g. T. 158 pp.) — Vgl. E. Beauvois in RC. 1880. No. 38;
./. Budenz in Nyelvtudom. Közlemenyek XVI, 120-144.
3*
36 Donner, Finnisch-Ugrische Sprachforschung.
auf dem Gebiete der vergleichenden Grammatik der betreffenden
Sprachen.
In noch weiterem Umfange nimmt Anderson2*) die schon seit
Grimm und Diefenbach gelegentlich berührte Frage von einer
möglichen Urverwandtschaft der finnischen und indogennanischen
Sprachen zur ausführlichen Erörterung auf, indem er sowohl ge-
meinschaftliche Wurzeln als auch Bildungen aus diesen mit ge-
meinschaftlichen Suffixen nachzuweisen sucht. Wenn auch eine
Entscheidung dieser weitgreifenden Frage bei dem jetzigen Stand-
punkt der wissenschaftlichen Forschung und der noch geringen
Kenntniss mehrerer der bezüglichen Sprachen, wie auch anderwärts
hervorgehoben worden ist, nicht erwartet werden kann, so bietet
doch einerseits das Indogermanische andererseits das Finnisch-
Ugrische so viel Aehnliches in Form und Stoff, dass eine nähere
Prüfung dieser auffallenden Erscheinung wünschenswerth sein muss.
Jedenfalls ist eine Zusammenstellung der Thatsachen von Nutzen,
wodurch die Abscheidung des später entlehnten, dann die Fest-
stellung der Beschaffenheit des übrigen scheinbar oder wirklich
identischen Materials ermöglicht wird.
Ein nahestehendes Gebiet berührt Leo Meyer 24) in einem
Vortrag bei der Jahresversammlung der Gelehrten Estnischen Ge-
sellschaft, indem er den Einfluss der germanischen Sprachen auf
die finnischen durch verschiedene Perioden andeutet. Jung25)
sucht die sprachliche Grenze zwischen Esten und Letten zu be-
stimmen und Amelung26) berichtet über das Kartenspiel der Esten.
Die mordwinische Götterlehre und Feierlichkeiten behandelt Barna21),
die bei alten magyarischen Rechtsgewohnheiten übliche Becher-
erhebung Hunfalvy 2b).
23) N. Anderson. Studien zur Vergleichung der indogermanischen und
ugrofinnischen Sprachen. I: Verhandlgn. d. gel. Estnischen Ges. IX, 49-370.
Dorpat 1879. 8. (Auch separat u. g. T. 322 pp.) — Vgl J. Budenz in
Nyelvtud. Közlem. XV, 309-324.
24) Leo Meyer. Ueber Lehnworte im Finnischen: Sitzungsber. d. gel.
Estn. Ges. zu Dorpat 1879. Dorpat 1880. 8. p. 3-27. (Auch separat u. d. T. :
Ueber vorhistorische Beeinflussung tinnischer Sprachen durch germanische. Dor-
pat 1879. 27 pp.)
25) J. Jung. Ueber die estnisch-lettische Sprachgrenze: ib. p. 66-73.
26) F. Amelung. Das Kartenspiel des estnischen Landvolkes in Livland:
ib. p. 33-48.
27) Barna F. A Mordvaiak Pogäny istenei es iinnepi szertartasai : Er-
tekezesek VIII, H. 2. Budapest 1879. 8. 84 pp.
28) Hunfalvy P. Ukkonpohar. A regi magyar jogi szokäsnak egy töre-
deku: ib VIII, H G. Budapest 1879. 8. 32 pp
37
Vorderindien.
Von
E. Kulm.
Unser Bericht über Indien darf sich auch dieses Mal rein auf
das sprachliche und literargeschichtliche Gebiet beschränken, da
für die sonstigen Zweige der indischen Alterthumswissenschaft
wiederum auf Klalt's ') nunmehr weit ausführlicheres und geradezu
musterhaftes Referat verwiesen werden kann.
Im Gebiete der Sanskrit -Grammatik - bei welcher wir wie
früher von Elementar-Grammatiken und ähnlichen Hilfsbückern
keine Notiz nehmen, dagegen zu mehrfacher Ergänzung auf die in
der Einleitung behandelte Sprachvergleichung zu verweisen haben
- tritt uns in Whitneys !) gleichzeitig englisch und deutsch er-
schienenem Werke eine epochemachende Leistung entgegen. Mit
umfassendster Kenntniss der Sprache ausgerüstet, hat Whitney es
vortrefflich verstanden, die Darstellung der gesammten Grammatik
von der immer noch sehr bemerkbaren Nachahmung der alten
Nationalgrammatiker wie der früheren europäischen Bearbeiter
glücklich zu befreien und auf Grund sorgfältigsten, namentlich
auch statistischen Studiums der hervorragenderen Werke in den
verschiedenen Literaturzweigen ein allseitiges und wenigstens in
gewissem Umfange vollständiges Bild der Sprache in ihrem histo-
rischen Verlaufe zu entwerfen. Aus dem überreichlichen Material,
das indische wie europäische Wissenschaft zusammengetragen, hat
1) J. Klatt. Indien: Jahresberichte der Geschichtswissenschaft 1879. I, 1-26.
2) William, Dwight Whitney. A Sanskrit Grammar, including both the
Classical Langnage , and the Older Dialects , of Veda and Brahmana. Leipzig
1879. XXIV, .085 pp. 8. M. 10. — Indische Grammatik, umfassend die klassi-
sche Sprache und die älteren Dialecte. Aus dem Englischen übersetzt von
Heinr. Zimmer. Leipzig 1879. XXVUI, 520 pp. 8. M. 10. (Auch u. d. T.
Bibliothek indogermanischer Grammatiken. Bd. II.) — Vgl. LC. 1880, 44;
A. Hülebrandt BKIS. V, 338-345; B. Delbrück GGA. 1881, 394-403; TR.
N. S. I, 128; R. AtMnsön Ac. XVII. 476.
g£ Kuhn, Vorderindien.
er mit sicherem Blicke das Facit gezogen und dadurch auch der
allerdings sehr nöthigen, aher im gegenwärtigen Zeitpunkt unend-
lich schwierigen Bearbeitung der Sanskrit-Grammatik vom corn-
parativen Standpunkte aus eine zuverlässige Grundlage bereitet.
Dass eine genauere Durchsicht der Nationalgrammatiker manche
Ergänzung im Einzelnen an die Hand geben würde . soll übrigens
mit diesem Urtheil keineswegs geleugnet sein. Als besonders,
lesenswerth für jeden, der Whitneys Buche näher zu treten
wünscht, müssen noch die kurzen aber lichtvollen Bemerkungen
bezeichnet werden, mit denen er selbst3) die wichtigsten Neue-
rungen in seiner Grammatik näher begründet hat. Mit Whitneys
Werke in methodischem Zusammenhange und in demselben mehr-
fach verwerthet sind Arbeiten seiner Schüler , wie wir deren
schon im Bericht für 1877 zu erwähnen hatten; der Art sind
auch die Abhandlungen von LannHin, Edgren , Bloomfield und
Avery*), über welche die diesmaligen Proceedings der American
Oriental Society vorläufige Nachricht bringen. Auf dem Grenzge-
biete zwischen Grammatik und Vedaexegese bewährte sich wiederum
Benfei/s 5) unermüdliche Thätigkeit. Von vier grösseren Abhand-
lungen desselben ist die eine einigen Wörtern mit dem Bindevokal i
im Rigveda gewidmet, während drei andere die gründliche Unter-
suchung der Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada-
Texten fortsetzen. Unter den drei kleineren behandelt die erste
den Ursprung des Suffixes ina aus ya = ia-f-na; die zweite erweist
für shashti in einer Stelle des Rigveda die Bedeutung Sechsheit,
wobei eine ehemalige lautliche Verschiedenheit dieses shashti von
dem sechzig bedeutenden Worte äusserst wahrscheinlich gemacht
wird -. die dritte endlich bespricht zwei Fälle, in welchen Formen
des Acc. PI. auf an vor Vocalen in femininer Bedeutung gebraucht
3) W. D. Whitney. On certain points in Sanskrit Grammai-: PAOS. Oct.
*1878-Oct. 1870, XVII-XIX.
4) C. R. Lanman. On Tentative Linguistic Forms: PAOS. Oct. 1878-
Oct. 1879, II. — A. H. Kdgren. On tlie Relation in the Rig-Veda between
tho Palatal and Labial Vowels (i, i, u, ü i and their corresponding Semivowels
(y, vi: ebd. III-V. — Maurice Bloomfield. On the Vedic Compounds having
an apparent Genitive as prior member: ebd. V. — John Avery. On the Elision
of initial a after final e and o in the Vedas: ebd. VII- VIII.
5 1 Theod. JBenfey. Ueber einige Wörter mit dem Biudcvocal i im Rig-
veda. Göttingen 187'J. 42 pp. 4. M. 2.40. — Die Quantitätsverschiedenheiten
in den Samhitä- und Pada-Texten der Vedcn. Vierte Abhandlung. Alphabeti-
sches Verzeichniss der ein- und mehrsilbigen Wörter, welche auslautende a. i. u
an irgend einer Stelle des Stollens in der Samhitä lang im Pada kurz zeigen.
Brate bis dritte und letzte Abtheihmg. Göttingen 1879. 42. 41. 41 pp. 1.
(Abb. d. K. Ges. d. W'bs. z. Gott. XXIV. und XXV. Bd.) — Das sanskritischo
Sufißx ina. insbesondere im Rigveda: Gott. Nachr. 1879, in9-127. — Rigveda
VII. 1S, 14: ebd. 355-378. Rigveda III :i l . 21 und VIII. 41, 10 ;.Is Er-
gänzung zu dem Aufsatz >\;iv:k und svätavas in Jahrgang 1877. No. 1") S.
341 ff.: ebd. 38:» 1=05
Kuhn, Vorderindien. 39
sind, als neue Beispiele der nasalen Tilgung eines nach Ausfall
von s entstandenen Hiatus. Scharfsinnige und anregende Beobach-
tungen über die verschiedensten Punkte vedischen Sprachgebrauchs
und vedischer Metrik sind gewohnter Weise in die Untersuchung
verflochten. Unregelmässige Formen des Aorists der Wurzel kri im
Bhägavata-Puräna bespricht Barth 6) und sucht unter Heranziehung
einiger weiteren Unregelmässigkeiten und der bekannten Angaben
über die Verschiedenheiten der Ritis mit grossem Scharfsinn nach-
zuweisen, dass das Sanskrit innerhalb kleinerer Kreise lange Zeit
als lebende Sprache mit lokalen Verschiedenheiten fortbestanden
habe. Nach Hävet's 7) fast haarspaltender Deduction soll die An-
ordnung des indischen Alphabetes, speciell die Stellung der Vocale
vor den Consonanten durch das Schwanken der alten Phonetiker
über die eigentliche Natur der Aspiraten - - ob einfach oder zu-
sammengesetzt — bedingt sein. Almkvist*) stellt unter Heran-
ziehung semitischer, finnischer u. a. Analogien die Ansicht auf,
dass aham in seinem m ein Personalsuffix enthalte und somit
eigentlich „meine Hierheit" bedeute, was uns angesichts der übrigen
pronominalen Nominative auf am nicht allzu wahrscheinlich vor-
kommt. Berhtel") hält strenges Gericht über Lindners, altindische
Nominalbildung. Die vedische Verbindung von Locativen mit ä
bespricht Osthoff i,}) in einem weiteren sprachlichen Zusammenhange.
Wenzel's l ') Uebersicht des Instrumentalgebrauchs im Rigveda
musste bei dem in dieser Beschränkung äusserst undankbaren Stoffe
so gut wie ergebnisslos bleiben.
Böhtlingk 12) veröffentlichte den ersten Band eines sehr be-
quemen Sanskrit- Wörterbuches in kürzerer Fassung; dasselbe
bringt unter Weglassung der Citate in der Hauptsache den Wort-
schatz des grösseren Werkes, dazu mit den nöthigen Stellen-An-
gaben eine Fülle von Ergänzungen und Verbesserungen, zu denen
auch andere Gelehrte in dankenswertester Weise beigesteuert
6) A. Barth. Formes irregulieres dans le Bhagavata - purana : MSLP.
IV, 8-13.
7) L. Havet. Notes de phonetique. II. L'ordre de f aiphabet devanägarT :
MSLP. IV, 27-29.
8) Herrn. Almkvist. Om det sanskritiska ahäm: Upsala Univcrsitots Ars-
skrift 1879. Filosofi ... IV. (Auch separat Upsala 1879. 18 pp. 8.)
9) GGA. 1879, 269-280. — Vgl. über dieses Buch auch noch LC.
1879, 774.
10) Herrn. Osthoff'. Das determinierende ä bei Casusformen im Altirani-
schen: MU. II, 76-100; vgl. 22-26.
11) Heinr. Wenzel. Ueber den Instrumentalis im Rigveda. Tübingen
1879. VII, 110 pp. 8. M. 4. — Vgl. G. LC. 1880, 494; H. Zimmer ÖLZ.
1880, 94.
12) Otto Böhtlingk. Sanskrit-Wörterbuch in kürzerer Fassung. Erster
Theil. Die Vocale. St. Petersburg 1879. VI, 299 pp. 4. M. 11.70. — Vgl.
Ac. XVil, 123.
40 Kuhn, Vorderindien.
Imben. In seiner Anzeige von Scherer's Werk „Zur Geschichte
der deutschen Sprache" erörtert Zimmer13) den Ursprung der
Wurzel khyä aus dem in caksh reduplicirt vorliegenden kas auf
Grund ihrer in den Präticäkhya erörterten Eigenthümlichkeiten
und mit Hinweis auf Ableitungen der gleichen Wurzel kas im
Irischen. Bezzenberger 14) stellt duxvä „Hirsengras" passend mit
litauisch dirya „Acker, Saatfeld" zusammen. In einem Artikel von
Postgate 1 5) zeigt Cowell , dass hastin im Anfange von Compositis
zur Bezeichnung des Grossen verwendet zu sein scheint. Auf die
erotischen Termini upakridä, uparikrida und uparisambhoga weist
BiMcnell16) hin. Zerstreute Bemerkungen zur Sanskrit - Lexico-
graphie enthält auch ein seinem eigentlichen Thema nach weit
abliegender Aufsatz Kern's11). Zum Schlüsse dieses Abschnitts
gedenken wir des uns leider nicht vorliegenden zweiten Bandes
von Anundoram Borooah's 18) English-Sanskrit Dictionary mit
seinem gewiss recht lehrreichen grammatischen Supplement.
Bei der Schriftkunde ist zuerst der lehrreichen Studie >Se-
nart's I9) über den ersten Band von Oumungham's Corpus In-
scriptionum Indicarum zu gedenken, in welcher die Zusammen-
hänge der beiden in Acoka's Inschriften gebrauchten Alphabete
unter sich und mit dem semitischen und griechischen Alphabet
in besonnener und vorsichtiger Weise erörtert sind. Für das
Alphabet der indoskythischen Münzen haben wir auf Hoernle's
beim Uebergang zu den Volkssprachen zu erwähnende Abhandlung
über die Goldmünzen von Ahin Posh zu verweisen. Unter den
einschlägigen Schrifttafeln der Palseographical Society20) verdient
die Reproduction der alten nepalesischen Handschrift des Ganda-
vyüha besondere Hervorhebung.
Fortgesetzt wurden die Handschriftenverzeichnisse für Ben-
13) BKIS. III, 329-331.
14) A. Bezzenberger. Skr. dürvä: BEIS. V, 104
15) J. P. Postgate. On the Word ßovydtos and the Prefix ßov- : Jon in.
of Philol. VIII, 116-121.
16) IAnt. VIH, 88.
17) H. Kern. Uit de Frieseho Wetten: Taalkundigo Bijdragen II, 171-209.
18) Anundoram Borooah. A Practical English-Sanskrit Dictionary. Vol. II.
Falsification to Oyster. With a Supplementary Trcatise on Higher Sanskrit
Grammar; or, Gender and Syntax. Oalcutta (Kshetra Mohun Mukherji) 187 9.
pp, VI, 296 (Grammar). 581-1060 (Dictionary). 8. Ks. 15. [London (Trübner):
l 1 Lls. 6d.j -- Vgl. Ac. XVII, 123 und über Vol. I C. Caff eller JLZ.
1879, 454.
19) JA. VII Ser., XIII, 522-545. — Vgl. Ac. XVI, 308.
20) rrh<> Palseographical Society. Pacsimiles of Arcient Manuscripts etc.
Oriontal Seriös. Edited by William Wriijiil. Part. IV. No. 43. Arya-.Gan-
davyuha. Sanskrit A. D. 1166. No. 44. Maharnava. Sanskrit (XVI'1' Cent.).
Kuhn, Vorderindien. 41
galen 21), Audh22) und die Nordwest-Provinzen23) und Burnell2i)
begann die Publication seines musterhaften Cataloges der reich-
haltigen und ungemein werthvollen Bibliothek zu Tanjore. Klatt2'0)
gab ein vorläufiges Verzeichniss der zu Berlin vorhandenen Jaina-
Manuscripte, d. h. nicht nur heiliger Texte der Jainas, sondern auch
anderer Werke, unter denen wir die sprachlichen Arbeiten Hema-
candra's besonders hervorheben wollen; eng daran schliesst sich
das Verzeichniss der in Jacobt's 26) Besitze befindlichen Hand-
schriften. Die wenigen von Bühler21) beschriebenen Wiener Manu-
scripte sind für das Käthaka und die Grihya-Literatur von In-
teresse. Verzeichnisse von neueren Sanskrit -Drucken aus Indien
findet man in Trübner's Record28).
Regnaud's 29) Ausführungen über den gegenwärtigen Stand
wie über die Zukunft des Sanskrit-Studiums sind uns leider nicht
zu Gesicht gekommen. Räm Das Sen30) handelt im dritten
Theil seiner bengalisch geschriebenen Essays in buntem Wechsel
von den Jaina, von Vopadeva und dem Bhagavata, von der Ein-
theilung der Veden, von Kumarapäla, von Vidyäpati und Vilhana,
21) Notices of Sanskrit MSS. by Räjendralnhi Mitra. Published imder
Orders of the Government of Bengal. Vol. V — Part I. No. XIV. For the
Year 1878. Calcutta (Baptist Mission Press) 1879. 152, 8 pp. 8.
22) List of Sanskrit Manuseripts discoverod in Oudh during the Year 1870.
Prepared by Pandit Dein Prasüda. Allahabad (N.-W. P. and Oudh Govern-
ment Press) 1879. 63 pp. 8.
23) A Catalogue of Sanskrit Manuseripts in the Nnrth-Western Provinces.
Compiled by Order of Government, N.-W. P. Part IV. Allahabad (N.-W. P.
and Oudh Government Press) 1879. 53 pp. 8.
24) A Classified Index to the Sanskrit Mss. in the Palace at Tanjore.
Prepared for the Madras Government by A. C ßurnell. Part I. Vedic and
Technical Literature. Part II. Philosoph)- and Law. London 1879. pp. 1-152.
4. 20s. — Vgl. A. Weber DLZ. 1880, 432.
25) Joh. Klatt. Die Jaina-Handschriften der K. Bibliothek zu Berlin:
ZDMG. XXXIII, 478-483. [Anhang zu dessen Artikel: Dhanapäla's Rishabha-
paneäcikä.]
26) Liste der indischen Handschriften im Besitze des Prof. H. Jacobi in
Münster i. W. ebd. 693-697.
27) G. Bühler. Eine Notiz über einige Sanskrit MSS. aus Kacmir in
der K. K. Hof-Bibliothek zu Wien: Monatsber. d. K. Pr. Akad. d. Wiss. 1879,
200-202.
28) Indian Literature: TR. XH, 60. — Sanskrit Books printed in India:
TR. XH, 92.
29) Paul Regnmid. La langue et la litterature sanscrites, etat present
de leur etude en Europe. Discours prononce ä l'ouverture du cours de Sanscrit
ä la faculte des lettres de Lyon. Paris 1879. 36 pp. 8. fr. 1. — Ders.
L'avenir des etudes sanscrites: La Republique francaise. Juin 20, 1879.
30) Räm lh'is Seil. Aitihäsika Rahasya, or Essays on the History, Philo-
sophy, Arts, and Sciences of Ancient India [in Bengali]. Part III. Calcutta
(I. C. Böse and Co.) 1879. IX, 234 pp. 8. Re. 1. [London, Trübner: 5s]
- Vgl. Calc. Rev. Vol. LXVIU, XL1X. Vol. LXIX , No. CXXXVIII, XXIV
A. Weber DLZ. 1880, 113.
42 Kuhn, Vorderindien.
von allerhand Sitten und Gebräuchen, von den buddhistischen
Jätaka, von den sieben svara, von Panini und von Musik. Gold~
stüökers 31) zerstreute Aufsätze und Recensionen, namentlich seine
Beiträge zu mehreren englischen Encyclopädien und seine das
indische Recht betreffenden Aufsätze sind in zwei Bänden gesammelt
erschienen, welchen eine biographische Notiz aus Rost's Feder
beigegeben ist. Die zweite Auflage des ersten Bandes von Max
Müllers bekannten Essays ist wegen der die vedische und buddhi-
stische Literatur behandelnden Aufsätze auch an dieser Stelle zu
erwähnen. Seine seit 1869 erschienenen Recensionen hat Weber32)
in einem stattlichen Bande zusammengestellt, welcher von den
Fortschritten der indischen Philologie im letzten Jahrzehnt ein
anschauliches Bild gewährt. Dankenswerth als erster Versuch
seiner Art — wenn wir von de Gtbbernatis' Enciclopedia indiana
absehen — ist ein von Dowson33) compilirtes Nachschlagewerk,
welches freilich in einer neuen Auflage noch mehrfach verbessert
und vervollständigt werden müsste, um ähnlichen der classischen
Philologie gewidmeten Werken als gleichberechtigt zur Seite zu
treten. Mwir 3i) gibt eine Zusammenfassung seiner früher privatim
gedruckten wie der in Band II und V der Sanskrit Texts ver-
öffentlichten metrischen Uebersetzungen nebst Prosaversionen der
sämmtlichen mitgetheilten Stücke und andern Beigaben, unter denen
die in der Einleitung gegebene Darstellung der über das Ver-
hältniss der Bhagavadgita zu den Lehren des Christenthums ge-
äusserten Ansichten ein besonderes Interesse in Anspruch nimmt.
Von Zeitschriften gewähren reiches literarisches Material der Indian
Antiquary 35), der nunmehr mit dem dritten Bande leider ein-
31) Literary Remains of the Late Professor Theodore Goldstücker. In
two Volumes. London 1879. XVI, 330 and 244 pp. 8. £ 1 ls. — Ueber
den Inhalt vgl. Friedend 1879, No. 376. — Vgl. ferner A. Burneil IAnt.
IX, 204.
32) Albr. Weber. Indische Streifen. Band III mit Register für alle drei
Bände. Leipzig 1879. XVI, 645 pp. 8. M. 20. (A. u. d. T. Kritisch-biblio-
graphische Streifen auf dem Gebiete der indischen Philologie seit dem Jahre 1869.)
— Vgl. E. Windisch LC. 1880, 588; Ac. XVII, 51.
33) John Dowson. A Classical Dietionary of Hindu Myfhology and Re-
ligion, Geography, History, and Literature. London 1879. XIX, 411 pp. *
L6s (Triibner's Oriental" Series. VI.) — Vgl. IAnt. IX. 31; Calc. Rev. Vol.
LXIX. No. (XXXVIII, III; A. Burnell Ac. XVI, 52.
., I i ./. Muir. Metrical Translation* from Sanskrit Writers. With an
Introduction , Prose Versions, and Parallel Passages from Classical Authors.
London 1879. XLIV, 376 pp. 8. 14s. (Triibner's Oriental Series. VIII.j —
Vgl. LC. 1880, 1786; IAnt. IX, 235; Ac. XVII, 124.
35) The Indian Antiquary, a Journal of Oriental Research in Archaeology.
History. Literature. Languages, Philosophy , Religion. Folklore, etc. etc., etc.
Edited by Jas. Burgess. Vol. VIII. — 1K79. Bombay (Education Society 's
Press) 1879. VI, 358 pp. 4. Mit 23 Tafeln. Subscriptionspreis Rs 20.
Kuhn, Vorderindien,. 43
gegangene Pandit36) und eine in Pirna begonnene Sammlung37),
der Publication ungedruckter historischer und poetischer Texte
in Sanskrit und Maräthi gewidmet, deren erster Band in diesem
Jahre vollendet wurde.
Für die vedische Literatur erwähnen wir zunächst einige
Werke und Abhandlungen allgemeineren Inhalts. In einer inter-
essanten literarischen Notiz bespricht Burneil 38) namentlich die
Erwähnung der Veden in dem bekannten Liber de tribus impos-
toribus. Eine Abhandlung von Gorresio 39) ist uns nicht näher
bekannt geworden. Dem Vernehmen nach nicht ungeschickt ist
eine Uebersicht des wichtigsten aus der vedischen Literatur- und
Culturgeschichte von Rdmaehandra Ghosh*0); dieselbe ist im
Wesentlichen eine erweiterte Neubearbeitung des von ihm 1870
als „Main Results of the Modern Vaidik Researches" veröffentlichten
Buches. Wegen Uebersetzung und Besprechung vieler vedischer
Stellen sind die zweite Auflage von Max Müllers**) Vorlesungen
über Ursprung und Entwickelung der vedischen Religion sowie
eine französische 42) und eine holländische Uebersetzung 43) desselben
Werkes namhaft zu machen. Weitaus aber das bedeutendste,
dessen wir in diesem Zusammenhange zu gedenken haben, ist
Zimmers**) Altindisches Leben, eine erschöpfende Schilderung
der altindischen Cultur wie sie sich nach den Samhitäs darstellt,
36) Käeividyäsudhänidhil.i. The Pandit. A Monthly Publicatiun of the
Benares College, devoted to Sanskrit Literature. New Series. Vol. III. Be-
naros (E. J. Lazarus) 1879. 7fi8 pp. 8. Rs. 12 jährlich. [London. Triibncr: 24s.]
.">7i Käwyetihäs Sangraha; or a Collection ofHistories, Poems, etc., in the
Form of a Serial. Edited by Kdshindth N&räyan Sdne and Jandrdan
Bdldji Modale. Vol. I, No. 1-12. Poona (Kiran Press, später Dnyän Prakäsh
Press und Shiwäji Press) 1878-187!». Gegen 600 pp. 8. Pro No. 8a. -
Vgl. K. T. Telang IAnt. IX. 50.
38) A. C Burnell On some Early Keferences to the Vedas by European
Writers: IAnt. VIII, 98-100.
39) Gaspare Gorresio. I Vedi. Torino (Stamperia reale) s. a. [1879].
16 pp. 8. (Estr.)
40) Rdmaehandra Ghosh. A Peep into the Vaidik Age. Calcutta (Ghosh
and Brothers) 1879. 189 pp. 8. Rs. 6.
41) Siehe TR. XII, 98.
42) F. 3[. Midier. Origine et developpement de la religion d tu dies ;'i
la Iumiere des religions de l'Inde, lecons faites ä Westminster-Abbey. Traduit
de l'anglais par J. Darmestcter. Paris 1879. XV, 347 pp. 8. fr. 7.
43) F. Max-Müller . De oorsprong en ontwikkeling van den godsdienst,
nagegaan in de godsdiensten van Indie. Uit het Engelsch vertaald door A. H.
Raabe. Utrecht 1879. XXIII, 380 pp. 8. rl. 3.60. (Godgeleerde BibJio-
tlieek. N. Serie. 3e jaarg. 2e arl.)
44) Heinr. Zimmer. Altindisches Leben. Die Cultur der vedischen
Arier nach den Sarhhitä dargestellt. Eine vom vierten internationalen Orien-
talistencongress in Florenz gekrönte Preisschrift. Berlin 1879. XVI, 460 pp.
8. M. 10. — Vgl. Ad. KaegiJuhrh. f. elass. Piniol. CXXI, 433-469; R. Garbe
Wiss. Monats-Blätter von Ose. Schade VII, 98; J. Jolly AAZ. 1879, 2897.
2914; «/. Muir IAnt. IX, 53; Ac. XVII, 368; J. Guieu Annales de philos.
ehret. Aoüt 1880.
44 Kuhn, Vorderindien.
durch umfassende Gelehrsamkeit wie durch Selbständigkeit des
Urtheils gleich ausgezeichnet. Das Buch gibt natürlich eine Fülle
von einzelnen Beiträgen zur Veda-Exegese und darf auch in dieser
Beziehung als ein erfreulicher Portschritt begrüsst werden, da der
Verfasser, indischen wie europäischen Erklärern mit gleicher Un-
befangenheit gegenübertretend, vor allem nach Klarheit und Prä-
cision in der Auffassung strebt und dadurch viele Stellen zum
ersten Mal in das richtige Licht gestellt hat. In der Fortsetzung
von Kaegi's 45) Programmabhandlung über den Rigveda finden
wir eine Reihe ausgewählter Uebersetzungsproben, welche sich an
die Schilderungen der himmlischen Lichtgötter und der Adityas,
des Soma und Brihaspati, endlich an eine kurze Uebersicht der
nicht speciell an Gottheiten gerichteten Lieder anschliessen ; in
den sehr nützlichen Anmerkungen tritt diesmal die Rücksichtnahme
auf die Vorstellungen der verwandten Völker noch entschiedener
hervor. Der Vedärthayatna 46) nähert sich allmählich dem Ab-
schlüsse des dritten Bandes und damit dem Ende des ersten
Mandala. Eine sorgfältige Monographie über die Ushas mit Ueber-
setzung sämmtlicher an sie gerichteten Hymnen verdanken wir
dem Dänen Brandes*1). Mit einzelnen schwierigen Stücken be-
schäftigen sich EhniAS) und Hillebrandt 49) , die in Schleichers
Chrestomathie abgedruckten Hymnen hat Kruäeüshefi60) ins Russi-
sche übertragen. Aufreckt51) verdanken wir eine kritische Aus-
gabe des Aitareya - Brähmana ; ein Anhang enthält umfangreiche
Auszüge aus dem Commentare des Säyana und sonstige werthvolle
Beigaben, unter denen wir die grammatischen Bemerkungen und
die Verbesserungen zu Aufrecht's Ausgabe des Rigveda besonders
hervorheben wollen. Burneil5'1) gab eine kurze Notiz über das von
ihm entdeckte Talavakära-Brähmana. Ueber die älteren Cäkhäs des
Yajurveda verdanken wir Sekroeder53) neue und bahnbrechende
45) Ad. Kaegi. Der Rigveda, die älteste Literatur der Inder. Zweiter
Theil. Zürich 1879. pp. 35-78. 4. (Progr. d. Kantonssch.)
46) The Vedärthayatna or an Attempt to interpret the Vedas etc. Vol.
II, Part 13-16. Vol. III, Part 1-15. Bombay (Nirnayasägar Press) 1879. Das
Heft gewöhnlich 64 pp. 8. Rs. 6 jährlich oder 10a. pro Heft.
47) Edvard Brandes. Ushas og Ushashymnerne i Rigveda. En myto-
logisk Monografi. Köbenhavn 1879. 123 pp. 8. Kr. 3. (Diss.)
48) J. Ehni. Rigv. X, 85. Die Vermählung des Soma und der Suryä:
ZDMG XXXIII, 166-176.
49) Alfr. IliUrhnntdt. Zu Rigveda 5, 2, 1-6: ZDMG. XXXIII, 248-251.
50) Nile. Krusevrfrij . Vosem' gimnov Rig-vedy. Kazan 1879. 12 pp. 8.
51) Das Aitareya Brähmana. Mit Auszügen aus dem Commentare von
Säyanäcäryu und anderen Beilagen herausgegeben von Theod. Aufrecht. Bonn
1879^ VIII, 447 pp. 8. M. 11. — Vgl. LC. 1880, 391.
52) AI Ihn ndl. A New Brähmana of the Säma Veda : Ac. XV, 126.
58) deop. Schroeder* Ueber die Mäiträyani Samhita, ihr Alter, ihr Ver-
hältniss zu den verwandten (jäkhä's, ihre sprachliche und historische Bedeutung.
(Mit einer lithofjr. Tafel): ZDMG. XXXIII, 177-207. — Das Käthakam und
die Mäiträyani Samhitä: Mouatsber. d. K. Akad. d. Wiss. z. Berlin 1879, 675-704.
Kuhn, Vorderindien. 45
Aufschlüsse. Es ergibt sich vor Allem, dass die Maiträyani Samhitä
und nach ihr das Käthaka an die Spitze der ganzen Yajus-Lite-
ratur zu stellen sind, sowie dass das Gesetzbuch des Manu aus
der Maiträyani Cäkhä hervorgegangen ist. Eine eingehende sprach-
liche Durchmusterung der beiden Texte bringt im Einzelnen viel
Interessantes , z. B. den faktischen Nachweis der bisher nur aus
den Dhätupätha bekannten Wurzel stigh, und zeigt namentlich,
in wie ausgedehnter Weise dieselben in der älteren grammatischen
Literatur berücksichtigt sind. Auf die literargeschichtliche Be-
deutung der Käthaka-Schule werden wir übrigens bei der Rechts-
literatur nochmals zurückzukommen haben. Von der Calcuttaer
Ausgabe der Taittiriya-Samhitä 54) ist ein neues Heft erschienen
und eine vor Jahren begonnene Ausgabe der Väjasaneyisamhitä
mit Mahidhara's Commentar55) gelangte in diesem Jahre endlich
zum Abschluss. Hundert Lieder des Atharva-Veda, deren Aus-
wahl dem Leser einen möglichst umfassenden Einblick in den
mannigfaltigen Inhalt desselben gewähren soll, hat Grill™) über-
setzt und mit Anmerkungen begleitet ; besonderen Werth erhält
die Arbeit dadurch, dass der Uebersetzer Mittheilungen RotJis
über die Paippaläda-Recension benützen durfte. Das Gespräch
zwischen Varuna und Atharvan ist von Garbe 57) übersetzt worden.
Massig dem gegenüber ist die von den europäischen Gelehrten
dem alten Epos und den verwandten Literaturzweigen zugewendete
Aufmerksamkeit. Holtzviann5s~5^) hat seine auf erschöpfendster
Kenntniss des Gedichts beruhenden Beiträge zur Mythologie und
Sagengeschichte des Mahäbhärata fortgesetzt. Einzelne Stellen
sind wieder von Muir6u) metrisch übersetzt, auf rein iambisch
54) The Sanhitä of the Black Yajur Veda, with the Commentary of Mä-
dhava A'chärya. Edited by Mahesachandra Nydyaratna. Fase. XXXI. Cal-
cutta (Baptist Mission Press) 1879. pp. 577-672. 8. 10a. [London, Trübner: 2s.]
55) (^rimanmahidharakritavedadipanämabhäshyasahitä udättädisvaracihna-
samanvitä crieuklayajurvedah väjasaneyisamhitä mädhyandinicäkhä etc. [White
Yajurveda with the Commentary, called Vedadipa, of Mahidhara. Edited and
annotated by Satyavrata Säniacramin.] No. 34-30. Calcutta (Satya Press)
1879. 8. — Part 1-36. 1142 pp. 8. London, Trübner: £ 4 10s. [Nach
Haas, dem Bengal Library Catalogue und TK. XII, 61 vermuthungsweise zu-
sammengestellt.]
56) Hundert Lieder des Atharva-Veda, übersetzt und mit Bemerkungen
versehen von Professor Dr. Grill. Tübingen 1879. 72 pp. 4. (Progr. des
Seminars Maulbronn.)
57) Rieh. Garbe. Atharvaveda 5. 11: Wiss. Monats-Blätter von Ose.
Sehade VU, 12-141
58) Adolf Holtzma/nn. Die Apsaras nach dem Mahäbhärata: ZDMG.
XXXIH, 631-644.
59) Ad. Holtzmann. Arjuna. Ein Beitrag zur Reconstruction des Mahä-
bhärata. Strassburg 1879. 69 pp. 8. M. 1.60. — Vgl. E. Windisch LC.
1879, 1708; Ac. XVI, 198.
60) John Muir. Metrical Versions from the Mahäbhärata. (Continued
from p. 308, vol. VII): IAnt. VIII, 86-87. 152. 204-205. 321. 338-339.
4(3 Kuhn, Vorderindien.
gebildete Cloken im Cäntiparvan ist von Tezar'1) aufmerksam ge-
macht worden; auch bat derselbe6') das neunte Capitel des Itihä-
sasamuccaya nach einer Pariser Handschrift zum Abdruck gebracht.
Für die Bhagavadgitä ist der der Philosophie gewidmete Abschnitt
zu vergleichen; dagegen mag hier noch auf eine von Trübner zum
Verkauf angebotene Handschrift der persischen Uebersetzung des
Mahabharata03) hingewiesen sein. Vom Jaimini Bharata 64) ist in
Indien eine neue Ausgabe erschienen. Jivänanda Vidyäsägara
hat weitere Stücke des Bälakända 65), wie es scheint mit ßämä-
nuja's Commentar, und das Campürämayana66) herausgegeben.
In der Bibliotheca Indica ist die Ausgabe des Agni Puräna")
zum Abschluss gelangt, eine des Väyu Puränafis) begonnen worden.
Aus Indien erhielten wir ferner Ausgaben des Märkandeya 6ü) und
Garuda Puräna 70) und nach dem Pretakalpa des letzteren gab
Teza 1 1) eine Beschreibung der Höllenstrafen. Dem Gebiete des
eigentlichen Kunstepos gehört eine Ausgabe von Buch 1-8 des
Kumarasambhava mit Mallinätha's Comment;ir 72) , die neue Auf-
lage von Griff Yth's 73) versrfieirter Uebersetzung der sieben ersten
Bücher des genannten Gedichts , endlich eine Ausgabe der fünf
61) Laghucänakyam ed. Teza 47-48.
62) Laghucänakyam ed. Teza 33-40.
63) TR. XII,' 63.
64) Jaimini ashwamedha; or the Hurse Sacrifice as described by Jaimini.
Bombay (Bäpu Sadäshiwshet Sbete Hegishte's Press) 1879. 162 leaves. 4.
Rs. 2 8a. lith. Reprint.
65) Rämäyanam; or the Rämayaua. Cantos 46 to 57. 58 to 70. Edited
by Jivdnanda Vidyäsägara. Calcutta (Saraswati Press) 1879. 48. 54 pp.
8. Rs. 2.
66) Champuramayana, a Poem in Prose and Verse, by Bboja Raja. Edited
by Pandit Jibanamda Vidyasagara. Calcutta (Saraswati Press) 1878. 126 pp.
8. Re. 1. [London, Trübner: 5s.]
67) Agni Purana, a (Jollection of Hindu Mythology and Traditions. Edited
by Räjendraläla Mitra. Vol. III, Chaps. 269 to 382. Calcutta (Ganesa Press)
1879. 3, XXXIX, 385 pp. 8. 5 Fase, ä 10a. [London, Trübner: 2s.]
68) The Väyu Puräna: a System oi' Hindu Mythology and Tradition. Edited
by Räjendraläla Mitra. Fase. I-III. Calcutta (Ganosa Press) 1879. pp. 1-288.
8. Pro Fase. 10a. [London, Trübner: 2s.]
69) Märkandeya Puräna. Hindu Mythology and Tradition as contained in
the Puräna of that Name. Edited by Pandit Jihänanda Bidyäsägara. Cal-
cutta (Saraswati Press) 1879. 608 pp. 8. Rs. 5.
70) Garuda Purän; or a Purin told to Garuda. Bombay (Jagadishwar
Press) 1879. 96 leaves. oblong. Re. 1 8a. Lith. Reprint.
71) Laghucänakyam ed. 'Teza 41-47.
72) The Kumarasambhava of Kalidasa with the Commentary (1-8 Sargas)
of Mallinatha. Edited with various readings by Kasläiuitha Panduranga
Paraba. Bombay (Nirnaya Sagar Press) 1879. 232 pp. 8. Reprint. Re. 1 8a.
[London, Trübner: 8s.]
73) The Birth of the War Cod. A Poem by Kalidasa. Translated frorii
the Sanskrit into English Verse by Ralph T. II. Griffith: Second Edition.
London 1x79. XII. 116 \>\>. 8. 5s. (Trübner's Oriental Series. V.) — Vgl.
Calc. Ruv. VoL LXIX. Nu. CXXXV11, Yül.
Kuhn, Vorderindien. 47
ersten Gesänge des Bhattikävya 74) mit den Commentaren des
Jayamangala und Bbaratamallika. Bei der Chronikenliteratur be-
gegnen wir zuerst einer von Jogesh Chunder Dutt 75) begonnenen,
bis jetzt sieben Bücher umfassenden Uebersetzung der Räjatarangini,
welche leider ohne weiteres den früher bekannten Text zu Grunde
legt und durch diese Ignprirung von JBükler's Entdeckungen auch
dann an Werth verlieren müsste, wenn sie den an eine gute
Uebersetzung zu stellenden Anforderungen mehr, als thatsächlich
der Fall ist, entsprechen würde. Ein die Geschichte Hammira's
und seiner Vorfahren behandelndes Gedicht des Jaina's Nayacandra
Süri hat Nükantha Janärdan Kirtane 7(;) eingehend analysirt und
herausgegeben. Ein merkwürdiges Document, die der Verherr-
lichung der Magabrähmana gewidmete Magavyakti hat Weber11)
herausgegeben und mit einer ausführlichen Einleitung begleitet,
in welcher der Zusammenhang des Sonnendienstes der Maga-
brähmana mit dem Mithrasdienste genauer erörtert und die Ver-
breitung iranischer lieligionselenienie nach Indien vielfach in ein
neues Licht gestellt wird. Für die Märchenliteratur haben wir eine
Notiz Jacoöi'H1*) zum Viracaritra sowie die von Tanmey und
Gvierson J9) angemerkten Parallelen zu »Somadeva zu erwähnen,
auch die von Falle 80j veröffentlichte Chrestomathie mag wegen
ihrer Mittheilungen aus dem Antarakathäsangraha hier ange-
schlossen sein.
Auf dem Gebiete der Spruchpoesie gibt TezuHl) Text und
Uebersetzung des Laghucänakya nach einer durch Guidi ange-
fei'tigten Copie der im Vatican aufbewahrten Handschrift des
74) Bhatti-kävyam; or, Poem relating to Eäma. Edited by Jaganmohan
larhälanhdra Calcutta (Kävya-prakäsha and Girishvidyäratna Presses) 1879.
360 pp. 8. Re. 1 8a.
75) Kings of Käshmira: being a Translation of the Sanskrita Work Räja-
taranggini of Kahlana Pandita. By Jogesh Chunder Dutt. Calcutta (I. C.
Böse and Co.) 1879. V, 303, XXIII pp. 8. Rs. 2. [London, Trübner: 4s]
— Vgl. IAnt. IX, 264; A. Weber DLZ. 1880, 113.
76) Nükantha Janärdan Kirtane. Tho Hammira Mahäkävya of Naya-
chandra Süri: IAnt. VIII, 55-73; vgl. 234. — The Hammira Mahäkävya of
Nayachandra Süri. Edited by Nilkanth Janärdan Kirtane. Bombay (Edu-
cation Society's Press) 1879. XL VIII, 136 pp. 8. Re. 1 8a. [London (Trüb-
ner): 7s. 6d.] — Vgl. Ac. XVI, 252.
77) Weber. Ueber die Magavyakti des Krishnadäsa Micra: Monatsb. d.
K. Preuss. Ak. d. W. 1879, 446-488. 810-814.
78) H. Jacobi, Ob Talaprahäri: IAnt. VIII, 201.
79; C. H. Tawnetj. A Folklore Parallel: IAnt. VIII, 37-38. 230-231. —
Geo. A. Grierson. A Further Folklore Parallel: ebd. 288-289.
80) Crestomazia Sanscrita e Vediea compilata per lo studio di Padova da
F. L. Pullt;. Padova 1878-79. XI, 160 pp. 4. — Vgl. TR. XII, 42.
81) Laghucä/iakyam. Sentenzo di Visnugutto figlio di Cianaco il furbo
pubblicato sul codiee Galaniano [da E. Teza}. Pisa 1878. 50 pp. 4. [Dazu
nach Mittheilungen ./. Klatt'a: Varianti al Laghucänakyam. 3 pp.] (Estratto
dal tomo XVI0. degli Annali dello Universitä Toscane.)
48 Kuhn, Vorderindien.
Demetrios Galanos, mit Einleitung, Anmerkungen und sonstigen
einzeln erwähnten Beigaben — Zeugnissen einer merkwürdig aus-
gebreiteten Gelehrsamkeit. Uhle8-) bringt beachtenswerthe Vari-
anten aus Ifatt's Handschriften der Vetälapancavimcati zu zwei
von B'öhtlingk nach dem Sübhäshitärnava mitgetheilten Sprüchen.
An die Spruchpoesie mag auch noch Fritze's *3) metrische Ueber-
tragung des Meghadüta angeschlossen werden. Für die Kritik
des Gedichtes wird eine in Kandy entdeckte Palmblatthandschrift
mit singhalesischer Paraphrase aus dem Jahre 1639 der Cäka-
Aera 8i) möglicherweise neues Material darbieten.
Fritze 85) lieferte auch eine recht lesbare Uebersetzung der
Mricchakatikä, während Regnaud8*) über den im zweiten Act
derselben erwähnten Spielerkreis aus einem Reisewerke des sech-
zehnten Jahrhunderts treffende Aufklärung gab. Ziemlich reich
ist Kälidäsa vertreten. Es erschien BoUensens8"1) längst ersehnte
Ausgabe des Mälavikägnimitra mit z. Th. sehr ausführlichen kri-
tischen und erklärenden Anmerkungen und von tihankar P. Pan-
dit88) eine sehr sorgfältige, gleichfalls mit kritischen Apparat und
Anmerkungen ausgestattete Ausgabe des Vikramorvaciya, Ueber-
setzungen dieser Stücke haben Gopal Raghunatha Nandargikar89)
und Foucaux 90) veröffentlicht. Hammer ich' 's91) verdienstliche
Uebersetzung der Cakuntalä erlebte eine neue Auflage und sogar
82) H. Uhle. Zu Boehtlingk's Indischen Sprüchen (2): ZDMG. XXXIII, 512.
83) Meghadüta das ist Der Wolkenbote. Ein Gedicht von Kalidasa. Aus
dem Sanskrit metrisch übersetzt von Laidiv. Fritze. Chemnitz 1879. 56 pp.
8. M. 1.50.
84) Vgl. Ac. XV, 395.
85) Mricchakatikä oder das irdene Wägelchen. Ein indisches Schauspiel.
Metrisch übersetzt von Ludw. Fritze. Chemnitz 1879. XVI, 315 pp. 8.
M. 4.50. (A. u. d. T. Indisches Theater. Sammlung indischer Dramen in
metrischer Uebersetzung von Ludic. Fritze. Bd. III.)
86) Paul Regnaud. Sur un passage de la Mricchakatikä: RC. 1879, I,
491-492. — Vgl. auch die Anzeige von Regnaud's Uebersetzung IAnt. VIII,
266-267.
87) Mälavikägnimitram das ist Malavika und Agnimitra. Ein Drama Kali-
dasa's in fünf Akten. Mit kritischen und erklärenden Anmerkungen heraus-
gegeben von Friedr. Bollensen. Gedruckt auf Kosten der Deutschen Morgen-
l;indischen Gesellschaft. Leipzig 1879. XVI, 261 pp. 8. M. 12.
88) The Vikramorvasiyam a Drama in Five Acts by Kälidäsa edited with
English Notes. By Shankar P. Pandit. Bombay (Government Central Book
Depot) 1879. pp. 12, 162, 102A-129A, 136, 10, 2. 8. (Bombay Sanskrit
Sories. No. XVI.) Rs. 2. [London, Trübner: 10s. 6d.]
89) Mälavikägnimitra, a Sanskrit Drama, by Kalidasa, literally translated
into Prose by Gopal Raghunatha Nandargikar. Poona (Shiwaji Press) 1879.
51 pp. 8. Ke. 1. [London, Trübner: 6s.]
90) Vikramorvaci. Ourvaci donnee pour prix de l'heroisme. Drame en
cinq actes de Kalidasa. Traduit du Sanskrit par Ph. E. Foucaux. Paris
1879. 136 pp. 8. fr. 2.50. (Bibliotheque Orientale olzevirienne. XXVI.)
91) Sakuntala, Skuespil i syv Optrin af Kalidasas, oversat og forklaret af
Martin Ihuirnirrifh. Tredie gjennemsete Udgave. Med Tra:snit, skaarne hos
Flincli efter Tegninger af J. Sonne. Kjobenhavn 1879. 204 pp. 8. Kr. 4.50.
Kuhn, Vorderindien. 49
der alten Förster "sehen 92) ist eine solche zu Theil geworden.
Griers'on 93) schildert Kalidasa, wie er sich heut zu Tage in der
indischen Ueberlieferung darstellt. In Calcutta erschien eine Aus-
gabe des Mallikamäruta 94) mit dem Comnientave des Ranganätha
Acärya. Das Nägänanda hat Beryaigne 95) in das Französische
übertragen.
Eine werthvolle Bereicherung erhält unsere Kenntniss der
älteren grammatischen Literatur durch BumelPs 96) Ausgabe des
Riktantravyakarana , eines an die Kauthuma-Cäkhä des Sämaveda
sich anschliessenden Präticäkhya- Werkes, welches nach des Heraus-
gebers Nachweis mit Unrecht dem Cäkatäyana zugeschrieben wird ;
die vorliegende erste Abtheilung bringt zunächst eine sehr gründ-
liehe Einleitung über die näheren Beziehungen zu den nächst ver-
wandten Säman - Werken wie zu der phonetisch - grammatischen
Literatur überhaupt, wobei die Vertheilung der technischen Lite-
ratur des Sämaveda unter seine verschiedenen Cäkhäs sowie das
Verhältniss der Präticäkhya zu der älteren und jüngeren Schule
der Sanskrit-Grammatiker, zu den Aindra und zu Pänini . vielfach
in ein neues Licht treten; dann folgen Text und Commentar mit
Indices der Sütra und der citirten Säman - Stellen. Eine sehr
tüchtige Arbeit für die spätere Zeit ist Zachariae's91 ) Abhandlung
über Citate in Kramadicvara's Samkshiptasära, eine allseitige, von
ausgebreitetster Gelehrsamkeit unterstützte Studie über den ge-
nannten Grammatiker, dessen Standpunkt in der literarischen Ent-
wickelung damit endgiltig bestimmt sein dürfte. Tara auf I/o
Tarkaväcaspati's 98) Wörterbuch ist mit dem vierzehnten Hefte
92) Kalidasa. Sakontala oder der entscheidende Ring. Aus den Ur-
sprachen Sanskrit und Prakrit in's Englische und aus diesem in's Deutsche
übersetzt von G. Forster. Mit Vorrede von J. G. von Herder. Leipzig
1879. 136 pp. 8. M. 0.50.
93) Geo. A. Grierson. Some further Notes on Kalidasa : JASB. XLV1II.
I, 32-48. — Von demselben angekündigt Addenda to further notes on Kalidasa:
PASB. 1879, 107-108.
94) Mallikamäruta, a Drama in ten Acts, by Dandi. With the Commen-
tary of Ranganath Acharya. Edited and published by Pandit Jibananda
Vidyasagara. Calcutta (Saraswati Press) 1878. 340 pp. 8. Rs. 2. [London,
Trübner: 7s. Gd.]
95) Nägänanda, la Joie des Serpents: Drame Bouddhhpie attribue au roi
Cri-Harcha-Deva. Traduit pour la premiere fois du Sanskrit et du Präkrit en
francais, par Abel Bergaigne. Paris 1879. XVI, 144 pp. 8. fr. 2.50.
(Bibliothcque Orientale elzevirienne. XXVII. I — Vgl. IAnt. IX, 263.
96) Riktantravyakarana. A Präticäkhya of the Sämaveda. Edited with
an Introduction, Translation of the Sütras, and Indexes by A. C. Burnell.
Part I. Mangalore (Basel Mission Press; 1879. LVIII, 84 pp. 8.
97) Th. Zachariae. Citate in Kramadicvara's Samkshiptasära: Indische
Grammatiker, Lexicographen und Kunstdichter: BKIS. V, 22-63; vgl. 352.
98) Vachaspatya, Comprehensive Sanskrit Dictionary in Twenty Parts. —
Part XIII-XIV. Compiled by Taranatha Tarkavochaspati. Calcutta (Printed
at the Saraswati Press. Published by Pandit Jibananda Vidyasagara) 1879.
pp. 2879-3354. 4. pro Part Rs. ß. [London. Trühner: 18s.]
Jahresbericht 1879. 4
5() Kuhn, Vorderindien.
bis zum Worte toyasüeaka fortgeschritten. In Indien sind ferner
Mugdhabodha "_) und Dacarupa 10°) neu gedruckt worden.
Die Anfänge der indischen Philosophie sind durch die von
Max Müller 101) begonnene Uebersetzung der hervorragenderen
Upanishads und die Fortsetzung der Gough'schen 102) Abhandlung
gut vertreten. Die der Gesammtheit der orthodoxen Systeme
gewidmete Shaddarcana Cintanikä 103) schreitet rüstig vorwärts
und eine Anzahl von Ballantyne's 104) Abbandlungen aus dem
Gebiete der Philosophie wurden in Calcutta noch einmal abgedruckt.
Zur Vaiceshika- Philosophie gehört eine neue Ausgabe des Kusu-
manjali105), zur Vedänta - Philosophie die Fortsetzung der Phä-
mati10ß), eine im Pandit durch Vecanaräma begonnene Ausgabe
des Brahmasütratatparyavivarana von Närayanadäsa 107), die Apa-
99) Mugdhabodha Byäkarana. Deep Knowledge of Grammar. Edited by
Baradä Prasäd Majumddr. Second Edition. Calcutta (Bar ad ä Prasäd Rfa-
jumdär) 1879. 116 pp. 8. 8a.
100) Dasharupa (Hindu Canons of Dramaturgy), by Dhananjaya , with the
Commentary of Dhanika. Edited by Pandit Jibananda Vidyasagara. Cal-
cutta (Saraswati Press) 1878. 230 pp. 8. Re. 1 14a. [London, Trübner: 6s.]
101) The upanishads, translated by F. Max Müller. Part I. The KJihn-
dogy a-upanishad , the Talavakära-upanishad, the Aitareya-äraMyaka, the Kaushi-
taki-brähmawa-upanishad, and the Vä^asaneyi-samhitä-upanishad. Oxford 1879.
CI, .;20 pp. 8. 10s. 6d. (The Sacred Books of the East. Vol. I.) — Vgl. ./.
Muir IAnt. VIII, 294-298; A. Burneil Ac. XVI, 95 und Max Müller. Sacred
Books of the East: The North American Review. June, 1879, 031-646.
102) A. E. Gough. The Philosophy of the Upanishads. Part III: Calc.
Rev. Vol. LXIX. 242-259.
103) The Saddarshana Chintanikä; or Studies in Indian Philosophy. Vol.
II, No. 12. Vol. III, No. 1-8. Poona (Dnyän Prakäsh Press) 1879. 8. Die
No. 40 pp. 8a.
104) J. K. Ballantyne. Hindu Philosophy. Calcutta (Kar Press) 1879.
86 pp. 8. Rs. 6. [„Contains the following: — The Nyaya System of philo-
sophy , and the correspondence of its divisious with those of modern science.
The Tarka Sangraha of Anna Bhatta. A ■compendium of the Nyaya philosophy;
tho argumentative portion of the same, with Sanskrita quotations; the ontology
of the Vedanta. An attempt herein has been made to give an approximate
sketch of the gradual growth of theories into complete philosophical Systems as
propounded by the Hindus". Bengal Library Catalogue 1879, I, 39. Danach
dürfte die Seitenzahl kaum richtig sein.]
105) Kusumanjali Shodhani Tikä. Commentary correcting the logical Work
Kusumanjali. By Qangddhar Rdya. Sayadäbäd (Rämnäth Siddhänta) 1879.
1i>6 pp. 8. 14a. [,,One object of this commentary is to defend the theistical
doctrine of the great logical work called Kusumanjali against the atheistical
philosophy of the school of Charbak by arguments drawn from the logical and
philosophical Systems of Gotama, Kapila, Patanjala, Kanäd, and others. The
other object is to supply the defects of previous commontators. The text is
given with the commentary".]
106) Bhämati, a Gloss on Sankara Achärya's Commentary on the Brahma
Sütras, by V&chaspati Misra. Edited by Pandit Bdla Sdstri. Fase. VII. Be-
nares (Benares Printing Press) IST1.», pp 577-072. 8. (Bibliotheca Indica. N. S.)
107) Brahma-sütra-tatparya-vivarana, Adhyaya 1 und 2: The Pandit N. S.
III, 469-495. 537-562. 605-618. 657-672. 712-736.
Kuhn, Vorderindien . 51
rokshänubhüti des Cankara 108) und zwei commentirte Ausgaben
der Bhagavadgitä 10!1~ ni); die Fortsetzung von Ilegnaud's 112)
Studien über die Vedänta-Philosophie ist uns nicht näher bekannt
geworden. Das zur Mimämsä gehörige Tantravärttika 1 1 3) liegt
nunmehr abgeschlossen vor.
Bei der Literatur der Grihya- und Dharmasütra sind neben
der Portsetzung des Gobhiliya Grihyasütra 114) und dem ersten
Bande der von Bühler 115) für die „Sacred Books of the East"
übersetzten Rechtsbücher zwei tüchtige Abhandlungen von Speyer ' lü)
und Jollyxu) namhaft zu machen. Ersterer gibt werthvolle kri-
tische und exegetische Bemerkungen zu den bisher edirten Grihya-
sütra, letzterer erweist durch eine eingehende Vergleichung den
nahen Zusammenhang der Vishnusmriti mit dem Käthakagrihyasütra
und gibt damit einen neuen Beleg für die so bedeutsame lite-
rarische Stellung der Käthaka schule. Eine Ausgabe des Mänava
Dharmacästra mit Kullüka's Commentar 118) erschien in Bombay.
108) Aparokshänubhuti ; or the knowledge of the soul or the all-pervading
spirit. Bombay (Jagadishwar Press) 1879. 42 leaves. 8. lith. 8a. [Wie es
scheint, mit Commentar des Vidyäranya.]
109) Shrimat Bhagawata Gritä; or a discourse on Philosophy. Edited by
Gangd Wishnu. Bombay (Jagadishwar Press) 1879. 650 pp. 4. lith. Rs. 5.
[„The present edition gives the commentaries of three well-known commentators
on the text; Rämänuja, Shankarächärya and Sridhar Swämi".]
110) Srimat Bhagabatgita. A religious and philosophical discourse from
the Mahäbhärata. PMited by Pandit Jibänaiuhi Bidyds&gara. Calcutta (Sa-
raswati Press) 1879. 878 pp. 8. Rs. 5. [„With the commentary of Sankara-
charya and notes by Anandagiri and Sridharaswami".]
111) Srimat Bhagabatgita. A religious and philosophical discourse from
the Mahäbhärata. Edited by Rameswara Tarkdlankdra. Calcutta (Käbya Pra-
käs Press) 1879. 196 pp. 8. Rs. 2 8a. [„Contains only the text and notes
of Sridharaswami".]
112) P. Regnaud. Etudes de philosophie indienne. L'ecole vedanta:
Rev. philos. Avril 1879.
113) Tantra-värtika: The Pandit N. S. III, 449-469. 513-537. 577-605.
641-656. 705-712.
114) Gobhiliya Grihya Sütra. with a Commentary by the Editor. Edited
by Chandrakdnta larkdl&nkdra. Fase. VIII-X. Calcutta (Baptist Mission
Press) 1879. pp. 673-960. 8. Pro Fase. 10a [London, Trübner: 2s.] (Biblio-
theca lndica. N. S.)
115) The Sacred Laws of the Aryas as taught in the Schools of Apastamba,
Gautama, VasisMAa, and Baudhäyana translated by Georg Bühler. Pt. I.
Apastamba and Gautama. Oxford 1879. LVII, 312 pp. 8. 10s. 6d. (The
Sacred Books of the East. Vol. II.)
116) J. S. Speyer. Bemerkungen zu den Grhyasütra: BTLVNI. IV.
Volgr., III, 155-201.
117) Jul. Jolly. Das Dharmasütra des Vishnu und das Käthakagrihyasü-
tra: Sitzungsber. d. philos. - philol. u. hist. Cl. d. k. b. Akad. d. Wiss. 1879,
II, 22-82.
118) Manusmriti Satika, or the Institutes of Manu with a Commentary by
Kuhik Bhatta, with an elaborate Index. Bombay (Ishwar Tattwa Prakash Press)
1879. 448 pp. obl. 4. Rs. 5. [London, Trübner: 4" 1 10s.]
4*
52 Kulm, Vorderindien.
Führer119) veröffentlicht in seiner Darstellung der Lehre von den
Schriften in Brihaspati's Dharmacästra einen Abschnitt aus einer
grösseren Abhandlung über die Erwähnungen der Schrift in den
indischen Gesetzbüchern; die Arbeit gibt den Text der vierund-
achtzig aus dem betreffenden Capitel des Brihaspati von späteren
Rechtsquellen citirten Cloken mit den nöthigen Quellenangaben,
Variantenverzeichniss , Uebersetzung und Anmerkungen : nach der
Einleitung würde Brihaspati wahrscheinlich zwischen das sechste
und zehnte Jahrhundert zu setzen sein, er lehrt demgemäss einen
sehr ausgedehnten Gebrauch schriftlicher Urkunden. Von späteren
Compilationen sind eine Ausgabe des Viramitrodaya 12°) und die
Fortsetzung der Ahalyäkämadhenu 121) zu nennen. Gooroodas
Banerjee Vi'2) behandelt ausführlich die Gesetze über Ehe und Stri-
dhana. Die Fortsetzung des Caturvarga Cintämani 123) schliesst
mit dem zweiunddreissigsten Adhyäya des Vratakhanda. Mehr
ethischen Inhalts ist eine von G angädharacästrin ] 24) begonnene
Compilation, welche nach den Smritis und vorzüglich nach dem
Mahäbhärata eine allgemeine Pflichtenlehre zu geben beabsichtigt.
Die bereits im vorjährigen Berichte genannte Cukraniti 125), ein
wohl ziemlich modernes Werk über die Staatskunst, ist in Indien
gedruckt worden.
Auf dem Gebiete der Medicin ist neben einer neuen in ein-
zelnen Heften erscheinenden Ausgabe des Caraka l2ti) mit Commen-
119) Alois Anton Führer. Darstellung der Lehre von den Schriften in
Brihaspati's Dharmacästra. Ein Beitrag zum Schriftwesen im alten Indien
Leipzig 1879. 30 pp. 8. (Wiirzb. Diss.)
120) The Law of Inheritance as in the Viramitrodaya. Edited by Goldj)
Chandra Sarkdr Shdstri. Calcutta (Thacker, Spink and Co.) 1879. 28G pp.
8. Rs. 10. [„The original Sanskrit text, with an English translation and a
preface briefly explaining the nature of the Hindu Dharma Shästras".]
121) Ahalyäkämadhenu, Hindu religious law, compiled by Khusäliram Ray,
and dedicated to Ahalya, the widow of the Maratha chief Khundec Rao Holkar.
Published in monthly parts of 32 ff. each. lith. Parts IX-XV. Benares (Pandit
Dhundhiraj Sastri) 1879. Pro Part 8a.
122) Gooroodas Banerjee. Tagore Law Lectures, 1878. The Hindu
Law of Marriage and Stridhan. Calcutta (Thacker, Spink and Co.) 1879.
487 pp. 8. Rs. 10.
123) Chaturvarga Chintämani. By Hemädri. Edited by Pandita Yoge.srora
Bhattdchdrya and Pandita Kdmdhhyandtha Tarkaratna. Vol. II. Vrata-
Khanda. Part II. Calcutta (Ganesa Press) 1879. 9, 3, 1088 pp. 8. (Biblio-
theca Indica. N. S.)
124) Näsvata- dharma -dipikä: Tho Pandit N. S. III, 495-502. 5G2-57G.
G18-640. 672-704. 73G-7G8. •
125; Qri ^'ukraniti präkritasainacloki saha. Allibng (Satyasadan Press)
1879. 307 pp. 8. Rs. 3. [Socond Edition, Sanskrit and Maräthi.J — Vgl
A. Weher DLZ. 1881, 63.
12G) Charak ganhita; or, Digest of Charak. Edited by Kavirdj Gangd-
dhara Kaviratna. Vol. I. No. 1-10. Sayddabäd (Pramäd Bhanjana Press)
1879. 4 I >:is Heft zu 40 pp. 8a.
Kulm., Vorderindien. 53
tar des Herausgebers die Portsetzung des von Amvika Charan
Rakshit1*1) in bengalischer Sprache veröffentlichten Handbuchs der
Materia medica zu erwähnen , in welchem die europäischen Ter-
mini den indischen zur Seite gestellt sind; dasselbe scheint in
Indien beifällige Aufnahme gefunden zu haben.
Für die Mathematik ist ausser einem Neudrucke des Bija-
ganita 12b) liodet's 129) mit ausführlichen Anmerkungen versehene
Uebersetzung eines Capitels aus Aryabhata in erster Linie namhaft
zu machen. Brahmagupta's Stellung zu einem wichtigen geomet-
rischen Problem wird in einer Abhandlung Weisscnborns 13<l) näher
erörtert. Unter den astrologischen Texten, die in Indien gedruckt
sind, finden wir diesmal zwei, welche sich eines grösseren Ansehens
erfreuen, das Compendium des Paräcara131) und die Täjika-Ab-
theilung von Nilakantha's 13-) Werke.
Sourmdro Mohun Tcupre 133) hat auf dem musikalischen Ge-
biete an (Jdradä Prasdda Ghosha einen Mitbewerber gefunden,
welcher seinen kritischen Bedenken 134) durch die im Verein mit
Kälivara Vedäntavägi(ja136~13,s) unternommene Herausgabe von
zwei einschlägigen Sanskrit -Werken einen festeren Rückhalt zu
geben bestrebt ist.
Eine Sammlung der Sanskrit-Autoritäten für Edelsteinkunde
127 1 Amvika Charan Rahskit. Bharata Bhaishajya Tattwa, or a Hand-
book of Materia - Medica and Therapeutics on Indian Drugs. Vol. II. Part II.
Caleutta (Chikitsa Tattwa Press) 1879. 277 pp. 8. Es. 2. — Vgl. Calc. Rev.
Vol. LXIX, No. CXXXVII, XXV.
128) Bijaganita, a treatise on Algebra, by Bhaskaracharya. Edited by
Pandit Jihananda Vidyasagara. Caleutta (Saraswati Press) 1878. 166 pp.
8. Re. 1. [London. Trübner: 5s. J
129) Leon Rodet. Äryyabhatiye gardtapädah. Lecons de ealcul d' Arya-
bhata: JA. VII Ser., XIII, 393-434.' (Auch separat fr. 3.50.1
130) H. Weissenhorn. Zur Geschickte der Mathematik I. Das Trapez
bei Euklid, Heron und Brahmegupta: Abh. z. Gesch. d. Math. Heft II (Zeitschr.
f. Math. u. Phys. Jahrg. XXIV, Supplement), 167-184. — Vgl. M. Cantor
JLZ. 1879, 271.
131) Paräshari Satfk. Labore (Husaiui Press) 1879. 44 pp. 8. la. 6p.
Reprint, litb.
132) Satikä tajikaiiilkanthi ; or, the Work of Nilkantha on the Tajak Brauch
of Astrology, together with a Commentary. Bombay (Dnyan Darpan Press)
1879. 139 leaves. obl. 4. lith. Reprint. Re. 1 8a. [London, Trübner: 10s. 6d.]
133) Vgl. A. Weber DLZ. 1881, 143-144; List of Musical Works and
Compilatious by Sourindro Mohun Tayore: TR. XII, 21 und ebd. 78.
134) Sdradd Prasdda Ghosha. The Music of Hindustan: Calc. Rev.
Vol. LXIX, 18-42.
135) Sangita Ratnäkara; or, The Ocean of Songs, by Särangadeva. Bevised
by Kälivara Vedäntavägisha and Sdraddprasdd Ghosha. Caleutta (Nütana
(new) Aryan Press) 1879. 176 pp. 8. Rs. 5.
136) Sangita-pärijäta; or, Songs of the Coral Tree of Paradise. by Ahobalä.
Editod by Kälivara Vedäntavägisha and Säradäprasäd Ghosha. Caleutta
(New Sanskrita Press) 1879. 81 pp. 8. Ks. 2 8a.
54 Kuhn, Vorderindien.
begann derselbe Sourindro Mohun Tagare131) und Hultzsch's 13®)
Prolegornena zu Vasantaräja's Qäkuna gewähren eine willkommene
Einleitung in diesen bisher wenig erforschten Literaturzweig.
Unsere Kenntniss des buddhistischen Sanskrit wird durch
Senart's Ausgabe des Mahävastu, deren Druck nunmehr in Angriff
genommen ist139), einen erheblichen Zuwachs erhalten. Feer 14")
belehrt uns in der neuen Probe seiner buddhistischen Studien aus-
führlich über den Inhalt des Avadäna Cataka und dessen specielles
Verhältniss zu anderweitigen Erzählungswerken des nördlichen Ca-
nons; eine in extenso übersetzte Erzählung gewährt gleichzeitig
genügenden Einblick in die Darstellungsweise des Werkes. Go-
tvell's1*1) in dem Bericht für 1877 erwähnte Uebersetzung aus
dem Kärandavyüha ist im Indian Antiquary neu abgedruckt worden,
desgleichen ein von Beul142) schon 1874 aus dem Chinesischen
übersetztes Jätaka. In Schiefher's 143) schon früher erwähnter Ar-
beit über die tibetische Spruchsammlung, welche dem Vasubandhu
zngeschrieben wird, finden wir auch ein Paar Beiträge zum Lexikon
des buddhistischen Sanskrit sowie zwei Sanskrit-Sprüche aus dem
Divya Avadäna mitgetheilt.
Lautliche und grammatische Notizen zum Dialekt der indo-
skythischen Münzen, unter Anderem auch über das viel behandelte
raonano rao lesen wir in Hoernle's und Cunningham's 144) Auf-
sätzen über die neuerlich bei Jaläläbäd gefundenen Goldmünzen.
Höchst erfreuliches ist wiederum für das Päli geleistet worden.
Die Regierung von Ceilon hat eine Anzahl Documente über die
beabsichtigte Verzeichnung der auf der Insel vorhandenen Hand-
schriften drucken lassen145). Von Oldenberg's 146) Ausgabe des Vi-
137) Sourindro Mohun Tagore. Manimälä or a Treatise on Gems.
Part I. Calcutta (I. C. Böse and Co.) 1879. 506 pp. 8. — Vgl. A. Weber
DLZ. 1881. 144.
138) Eug. Hultzsch. Prolegornena zu des Vasantaräja Qäkuna nebst Text-
proben. Leipzig 1879. 88 pp. 8. (Diss.) — Vgl. LC. 1880, 146; R. Kost
lAnt. VIII, 298; Ac. XVI, 308.
139) Vgl. JA. VII Ser., XIV, 25. 61.
140) Leon Feer. Etudes bouddhiques. Le livre des cent legendes (Ava-
däna-Cataka): JA. VII Ser., XIV, 141-189. 273-307.
141) Edward B. Cowell. The Northern Buddhist Legend of Avalo-
kiteswara's Descent into the Hell Avichi: IAnt. VIII, 249-253.
142) S. Beal. The Story of the Faithful Deer [From The Oriental, Nov.
6, 1875]: IAnt. VIII, 253-254.
143) A. Schiefner. Ueber Vasubandhu's Gathäsaingraha : Bull, de l'Ac.
Imp. d. Sc de St.-Petersb. XXV. 69-94 = Mel. As. VIII, 559-593.
144) Hoernle. Description of the gold coins found by Mr. \V. Simpson
in the Ahin Posh Tope at Jaläläbäd: PASB. 1879, 122-138. — A. Cunning-
kam. Notes on the gold coins found in the Ahin Posh Tope: ebd. 205-212.
Mit zusammen sechs Tafeln. (Auch separat.) — Vgl. oben p. 40.
145) Papers on the Subject of the Literary and Scientific Work carriod on
by the Government of Ceylon. — Vgl. JS.AS. N. S. XI, Annual Report, p. LI.
146) The Vinaya Pitakam: ono of the Principal Buddhist Holy Scriptures
in the Päli Languago. Editod by Herrn. Oldenberg. Vol. I. The Mahävagga.
Kahn, Vorderindien. 55
nayapitaka, welche auf fünf Bände berechnet ist, erschien ein erster
Band, den Mahävagga enthaltend, mit umfangreicher literarhisto-
rischer Einleitung, welche über die Geschichte des südlichen Canons
viel beachtenswerthes enthält, FausböU 147) vollendete mit uner-
müdlichem Fleisse den zweiten Band des Jätaka - Werkes und
Pischel14*) gab Text und Uebersetzung eines für die buddhistische
Auffassung der Kastenverhältnisse wichtigen Sütras. Aus Hinter-
indien erhielten wir Ausgaben resp. Uebersetzungen des Mahäsati-
patthänasutta149), der Parittä 150) und von Grat/151) Text und
Uebersetzung eines sehr populären Gebets mit einigen für Anfänger
berechneten Beigaben; letzterer Text ist auch mit dem Mangala-
sutta, der Lokaniti und einigen anderen zusammen gedruckt
worden152). llhys Davids153) verdanken wir eine Analyse von
Buddha's erster Predigt, welcher er die Uebersetzung eines Jätaka
angehängt hat. BarthMemy Saint- Hilairel5i) beendete seine Be-
sprechung der aus Grimblotfs Nachlass veröffentlichten Sütra. In
der historischen Literatur steht Oldenbery's l55) sorgsame Ausgabe
und Uebersetzung des Dipavamsa in erster Linie; zu ihm gesellt
sich Irenckner156) mit Text und Uebersetzung des Eingangs zum
Published with the Assistance of fche Royal Academy of Berlin and of the Se-
cretary of State for India in Council. London 187!». LVI, 306 pp. 8. £ 1 ls.
[Subscriptionspreis für sämmtlicho fünf Bände £ 3 15s.] — Vgl. H. Jacobi
ZDMG. XXXIV, 183-188; Ath. 1879, II, 203'.
147) The Jätaka together with its Commontary being Tales of the Anterior
Births of Gotarna Buddha. For the first time edited in the Original Päli by
V. Faushöll and translated by T. W. Rhys Davids. Text. Vol. II London
1879. VI, 452 pp. 8. 28s.
148) The Assaläyanasuttam. Edited and translated by Rieh. Pischel.
Chemnitz 1880. 42 pp. 8. M. 2.25. — Vgl. E. Smart RC. 1880, I, 285;
Ac. XVII, 144,
149) Maha-tha-te-pa-hta-na-thote. Edited by Tsayadaw Phay. Second
Edition. Rangoon (Mg. Poh O) 1879. 161 pp. 4. Rs. 2. [Pali Burmese.]
150) Maha-paraik-ta w-gyee-pali-anek. Edited by Moung Pho Kyaw.
Second Edition. Rangoon (Mg. Poh O) 1879. 111 pp. 4. Re. 1 8a. [Bur-
mose and Pali.] — Vgl. Parait-kyee. Second edition. Rangoon (IL Afoke)
1879. 113 pp. 8. Re. 1. [Burmese,]
151) The Ratana -Panjaraiii edited, with Vocabulary and Notes, by James
Gray. Maulmain („Friend of Maulmain" Press) 1879. 32 pp. 8. 4a. [Lon-
don, Trübner: 3s.]
152) Vgl. die unter No. 157 erwähnte Abhandlung.
153) T. W. Rhys Davids. Buddha's First Sermon: Fortnightly Review
Dec. 1, 1879, 899-912.
154) Barthelemy Saint- Hilaire. Sept Suttas Pälis. Troisieme et dernier
article: Journ. des Sav. 1879, 5-18.
155) The Dipavamsa: an Aneient Buddhist Historical Record. Edited and
translated by Herrn. Oldcnberg. London 1879. 227 pp. 8. £ 1 ls. —
Vgl. Herrn.. Jaeobi GGA. 1880, 851.
156) V. Trenckner. Pali Miscellany. Parti. London 1879. 84 pp. 8. 4s
5g Kuhn, Vorderindien:
Milindapanha (einem Vorläufer seiner vollständigen Ausgabe dieses
Textes), denen sehr verdienstliche Noten, vorzüglich grammatischen
und lexikalischen Inhalts beigegeben sind. Teza 157) bespricht die
literarhistorisch wichtigeren Sprüche der Lokaniti nach dem eben
erwähnten Drucke des Päli-Textes. Fryer 158) weist nach, dass
der bekannte Vers, in welchem das Magadhi als die Ursprache
bezeichnet ist, in der ßüpasiddhi vorkommt. Aus der von Ghil-
ders159) beabsichtigten Grammatik hat Host das Capitel über den
Sandhi nach zwiefachem Entwürfe veröffentlicht. Pisehel 160) con-
statirt die Zugehörigkeit von acchati zu Wurzel äs. Den weit-
gehenden Schlüssen, zu welchen Zimmer die Unregelmässigkeiten
der Päli-Verse veranlasst hatten, tritt Jacobi161) mit Entschieden-
heit entgegen , indem er unter Heranziehung sanskritischer und
prakritischer Analoga den rein metrischen Charakter jener Unregel-
mässigkeiten einleuchtend nachweist.
Für die Präkrit-Literatur der Jainas steht desselben Jacobi162)
Ausgabe des Kalpasütra obenan, nicht nur, weil in ihr ein um-
fangreicher Text in kritischer Behandlung vorliegt, sondern auch
durch ihre Einleitung, in welcher die Uebereinstimmung zwischen
Buddhismus und Jainathum aus der Gleichzeitigkeit der beiden
Religionsstifter erklärt wird, eine ganz unerwartete Lösung des bis-
herigen Käthsels, an welcher jedoch die beigebrachten Beweisstellen,
namentlich die aus der Literatur der südlichen Buddhisten kaum
noch einen Zweifel gestatten. Mit dem Nirayävaliyäsutta hat uns
Warren 163) bekannt gemacht. In Dhanpat Sincjh Bdhädur's16*"165)
Sammlung von Jaina-Texten sind ausser einer in dem unten genannten
Cataloge nicht namhaft gemachten Schrift das Uttarädhyayana und die
157) E. Teza. Sul Lokaniti. Studj sulla gnomologia buddiana: Memorie
del reale Istituto lombardo di scienze e lettere. 1879, 125-134. (Auch separat
10 pp. 4.) — Vgl. seine Ausgabe des Laghucänakya 48-50.
158) Letter from Lieut.-Colonel G. E. Fryer, on the Pali lauguage being
the original lauguage: PASB. 1879, 155-156.
159) R. C. Childers. On Sandhi in Pali: JKAS. N. S. XI, 99-121.
(Auch separat 23 pp. 8.)
160) R. Pisehel. Pali acchati: BKIS. III, 155-156.
161) Herrn. Jacobi. Ueber den Cloka im Pali und Prakrit. Bemer-
kungen zu Dr. Zimmer 's Abhandlung: „Zur Päligrammatik" : ZVglS. XXIV,
610-614.
162) The Kalpasütra of Bhadrabähu edited with an Introduetion , Notes
and a Prakrit - Samskiit Glossary by Herrn. Jacobi. Leipzig 1879. VIII,
176 pp. 8. M. 10. (AKM. VII, No. 1.) — Vgl. H. Oldenbenj ZDMG.
XXXIV, 748-757; E. Windisch LC. 1880, 1042; T. W. Rhys Davids Ac.
XVI, 196.
163) Nirayävaliyäsuttam, een Upänga der Jaina's. Met Inleiding, Aanteeke-
ningon en Glossaar. Van S. Warren. Uitgegeven door de Koninklijko Aka-
demie van Wetenschappen te Amsterdam. Amsterdam 1879. 4, 34, 24 pp. 4.
(Aus: Verhandelingen der K. Akad. van Wetensch. Afd. Lotterkunde. D. XII.)
— Vgl. //. Jacobi ZDMG. XXXIV. 178-183: J. Klatt Jahresb. d. Geschichts-
wiss. 1879. I, 16; Ac, XVII, 51; H. Kern Indische Gids II, 1, 939.
164-105) Vgl. Bengal Library Catalogue of Books 1879, III, 60. IV, 36.
Kulm. Vorderindien. 57
Fortsetzung des Nandisutra erschienen. Einen in mehrfacher Hin-
sicht unter Anderem auch für die Geschichte des Schachspiels inter-
essanten Hymnus auf den Adinätha Rishabha von Dhanapäla, dem
Verfasser der Päiyalacchi, hat Klatt1Ge) herausgegeben. — In Gold-
schmidfs 167) Ausgabe des Setubandha begrüssen wir das Resultat
einer langen und mühsamen Arbeit, durch welches das Prakrit-
studium eine sehr erhebliche Förderung erhalten hat. Hoernle l6S)
berichtete über eine neue Handschrift des Vararuci. Piscliel 169)
hat seiner Ausgabe des Hemacandra Uebersetzung und Erläute-
rungen folgen lassen, welche durch die stete Rücksichtnahme auf
die modernen Sprachformen, mit denen Piscliel sich in hohem Grade
vertraut zeigt, einen ganz besonderen Werth erhalten. Eine Art
Ergänzung zu dieser Arbeit bilden seine etymologischen Darlegungen
über die Decicabdäs bei Trivikrama 17°), deren weiterem Verlaufe
wir mit grossem Interesse entgegensehen. Goldschmidt's m) scharf-
sinnigen und im Einzelnen oft recht verdienstlichen Präkritica dürfte
eine gewisse Vorliebe für lautliche Künsteleien nicht ganz abzu-
sprechen sein.
Bei den modernen Sprachen müssen wir uns mit wenigen
Ausnahmen auf das beschränken, was uns selbst zu Gesicht ge-
kommen ist. Oiist11'2) stellt übersichtlich zusammen, was in den
letzten dreissig Jahren für die Kenntniss der indischen Volks-
sprachen geschehen ist. Vinsoris113) Artikel ist nur eine Anzeige
des im Vorjahr besprochenen CW^'schen Buches. — Beames'11*)
166) Joli. Klatt. Dhanapäla's Rishabhapaficävikä : ZDMG. XXXIII, 445-477.
167) Rävanavaha oder Setubandha Präkit und Deutsch herausgehoben von
Siegfr. Goldschmidt. Mit einem Wortindex von Paul Goldschmidt und
dem Herausgeber. 1. Lieferung: Text, Index. Strassburg 1880. XXIV, 194 pp.
4. M. 25. — Vgl. E. Windisch LC. 1880, 559; R. Pischel GGA. 1880,
321; A. Weber DLZ. 1880, 124; TR. X. S. I, 128.
168) PASB. 1879, 79-80.
169) Hemacandra's Grammatik der Präkritspraehen (Siddhahemacandram
Adhyäya VIII) herausgegeben übersetzt u. erläutert von Rieh. Pischel. Th. II.
Uebersetzung und Erläuterungen. Halle a. S. 1880. VII, 248 pp. 8. M. 8.
- Vgl. C. Cappeller LC. 1880, 1544. — Zu Th. I kann jetzt noch R. Garbe
Wiss. Monats-Blätter von Ose. Schade VII, 102 verglichen werden.
170) R. Pischel. Die decicabdäs bei Trivikrama: BKIS. IH, 235-265.
171) Siegfr. Goldschmidt. Präkrtica. Strassburg 1879. IV, 33 pp. 8.
M. 1. — Vgl. E. Windisch LC. 1880, 559. — S. Goldschmidt, päikka:
Monatsber. d. K. Akad. d. Wiss. z. Berlin 1879, 922. [Nachtrag zu der unter
No. 77 genannten Abhandlung A. Webers, in der auch einige Sanskrit- und
Präkritwörter iranischer Herkunft besprochen werden.]
172) Robert N. C'ust. Notice of the Scholars who have Contributed to
the Extension of our Knowledge of the Languages of British India during the
last Thirty Years: JRAS. N. S. XI, 61-71.
173) J. Vinson. Les langues modernes de Ünde : Republique francaise,
Avril 4, 1879.
174) John Beames. A Comparativo Grammar of the Modern Aryan Lan-
guages of India: to wit, Hindi, Panjabi, Sindhi, Gujarati, Marathi, Oriya, and
Bangali. Vol. III. The Verb. London 1879. VIII, 316 pp. 8. 16 s. —Vgl.
Calc. Rev Vol. LXIX. No. CXXXVIII, I.
58 Kuhn, Vorderindien.
vergleichende Grammatik der modernen arischen Sprachen Indien 's
ist mit dem dritten Bande nunmehr zum Abschluss gelangt; freilich
mangelt es dem Werke nicht an unhaltbaren Annahmen und posi-
tiven Irrthümern, als erstem seiner Art darf ihm jedoch manches
nachgesehen werden. Brandreili 175) hat das dankbare Thema einer
Vergleichung dieser Sprachen mit den romanischen in ausführlicherer
Weise in Angriff genommen und zunächst die lautlichen Parallelen
nicht ohne Geschick zusammengestellt. ,
Fallon'si76) reichhaltiges Hindustani- Wörterbuch liegt jetzt
vollendet vor. Einiges lexikalische Material bietet Griersons111)
Notiz über Eigennamen. Von Hoemle11*) wird uns eine Arbeit über
Hindi-Wurzeln in nahe Aussicht gestellt. Einige der ältesten Er-
zeugnisse religiöser Lyrik im Adi Granth, welche dem Jayadeva und
Namadeva zugeschrieben werden, hat Trwnppi19) eingehend erörtert.
Andere religiöse Dichter, z. Th. auch Stellen aus ihren Werken treten
uns in den Notizen von Gi'Oiose16n), Ilaris'ehandra1*1), P. W. P. 182)
und Badley 183) entgegen. Eine lithographirte Ausgabe von Tula-
sidasa's Ramayana m) finden wir in Trübner's Record verzeichnet.
Die historische Balladenliteratur ist durch Uebersetzungen von
Bandyopädhyäya lö5) und Watson 186) vertreten. Auch die von
Miss Stokcsl)il) gesammelten Märchen, welche den Forscher auf
diesem Specialgebiete manche interessante Variante verbreiteter
Märchen kennen lehren, sind ursprünglich in Hindustani erzählt
175) F. L. Brandreth. The Gaurian compared with the Romance Lan-
guages. Part I: JRAS. N. S. XI, 287-316.
176) S. W. Feilion. A New Hindustani-English Diotionary, with Illustra-
tions from Hindustani Literature and Folk-Lore. Banäras (E. J. Lazarus) 187 9.
XXIV, 1217, IX pp. 8. Es. 52.
177) Geo. A. Grierson. Proper Names: IAnt. VIII, 321-322.
178) A. F. Rudolf Hoernle. A Collection of Hindi Roots, with remarks
on their dorivation and Classification: PASB. 1879, 281-282.
179) Trumyyp. Die ältesten Hindul-Gedichte : Sitzungsber. d. philos.-philol.
u. hist. Cl. d. k. b. Akad. d. Wiss. 1879, I, 1-48.
180) F. S. Growse. The Sect of the Pran-näthis: JASB. XLVHI, 1, 171-180.
181) Harischandra. On a new Hindi hook — Drista-küta of Sür Das:
PASB. 1879, 5-8.
182) P. W. P. The Saint of Mewat: Calc. Rev. Vol. LXVIII, 104-112.
183) B. H. Badley. Jagjivandäs the Hindu Reformer [From the Ind.
Evangelical Review, Vol. VI. 1879, pp. 309 ff.]: IAnt. VIII, 289-292.
184) Tulsidas Ramayana, in Hindi. Lithographed at the Bapu Sadashiv
Press. 620 pp. 4. £ 1 11s. 6d.
185) Hamir liäsä, or a History of Hamir, prince of Ranthambor. Trans-
lated from the Hindi. — By Brajan&tha Bandy opddhydya: JASB. XLVHI,
I, 186-252.
186) ./. II'. Watson. The Fall of Patau Somanäth. Bailad of the fall of
Pätan: IAnt. VIII. 153-161; vgl. 207.
187) Indian Fairy Tales collected and translated by Maive Stokes. One
bundred copies privately printed. Calcutta 1879. VIII, 303 pp. 8. — Vgl.
C. IL Taumey IAnt. IX, 57; F. Liebrecht GGA. 1879, 1435-1438; Ac. June
12, 1880, 433.
Kuhn, Vorderindien. 59
worden. In Rivett-Carnacs 188) Abhandlung über das Schlangen-
symbol ist ein in Hindi abgefasstes Sarpamantra mitgetheilt.
Was die übrigen arischen Dialekte anbetrifft, so ist für das
Bengaliscbe ein durch Billigkeit ausgezeichnetes Wörterbuch189)
erschienen. Grierson 19u) verspricht uns Grammatik und Chresto-
mathie des Dialektes von Mithila, der eine ziemlich selbständige
Stellung zwischen Hindi und Bengalisch einzunehmen scheint. In
seiner Notiz über Maräthi-Schulen und -Schulmeister gibt Raghu-
ndthji191) auch einige auf diesen Gegenstand bezügliche Volks-
verse und Sprichwörtei". Gonsalves 192) verdanken wir eine gram-
matische Skizze des Dialekts von Goa, einer südlichen Abzweigung
des Maräthi. In Kurracbee erschien ein ziemlich umfangreiches
Sindhi- Wörterbuch 193).
Einen neuen Dialekt an der Grenze von Kafiristan werden wir
hoffentlich durch Tanner19*) bald näher kennen lernen. Miklo-
sieh 19S) gibt im neunten Hefte seiner Mundarten und Wanderungen
der Zigeuner eine übersichtliche Darstellung des Lautsystems der
Zigeunersprache, dabei deren vielfache Verschiedenheiten von den
anderen indischen Dialekten mit Recht betonend. Groome's196)
Artikel über die Zigeuner in der Encyclopsedia Britannica verdient
wegen seiner Literaturangaben hervorgehoben zu werden. Ein im
Auszug mitgetheilter Vortrag von Sundberg191) über die norwegi-
schen Zigeuner bietet unter Anderem mindestens beachtenswerthe
Vermuthungen über den Gottesnamen Dundra (— Devendra) und
die im Norden gebräuchliche Bezeichnung Tater (= bind, thather
„a brazier"). In der Academy findet sich eine ganz kurze Notiz
188) J. H. Rivett-Carnac. The Snake Symbol in India, especially in
connection with the worship of Siva: JASB. XL VIII, I, 17-31. •
189) DurrjA Charan Gupta. Gupta Press Abhidhän; or, The Gupta
Press Dietionary. Cheap Series. Calcutta (Gupta Press) 1879. 1207 pp. 8. 8a.
[„Containing 30,000 Bengali words with English equivalents".]
190) G. A. Grierson. A Maithili Grammar or the Accidence of the
Language of Mithila (North Bihar); with a brief Chrestomathy compiled from
various sources: PASB. 1879, 177-178.
191) K. Raghunäthji. Maräthi Schools and School-Masters : IAnt. VIII,
246-249.
192) Joannes Gonsalves. Esquisse grammaticale de la langue de Goa:
RL. XU, 341-366.
193) G. Shirt, Udharam Thavurdas and S. F. Mlrza. A Sindhi-
English Dietionary. Kurrachee (Commissioner's Printing Press) 1879. XIV,
919 pp. 8. Rs. 10.
194) Extraet from a demi-offieial letter. dated 21st February, 1879, from
Major H. C. B. Tanner to Major-Genl Wolker, Surveyor General of India:
PASB. 1879, 75-77.
195) Franz Miklosich. Ueber die Mundarten und die Wanderungen der
Zigeuner Europa's. IX. Wien 1879. 52 pp. 4. M. 2.40. (Separatabdruck aus
dem XXX. Bande d. Denkschr. d. phil.-hist. Cl. d. kais. Akad. d. Wiss.)
196) FfrancisJ H. GfroomeJ. Gipsies: Encyclop. Brit. X, 611-618.
197) Sundberg. On the Norwegian Taters, their language and its relation
to Hindi: PASB. 1879. 108-109.
Q{) Kuhn, Vorderindien.
über eine durch von Meltzl aufgezeichnete Zigeunerballade l98), die
uns leider nicht zu Gesicht gekommen ist, im Athenaeum der
Auszug eines Vortrags über den Ursprung der Zigeuner, welchen
Leland vor der Philological Society gehalten hat 199). Das bekannte
Wort für den Nicht-Zigeuner ist von Crofton und Burton200)
besprochen worden.
Ed. Müller 201) hat einen weiteren Bericht über die alten
Inschriften Ceilon's veröffentlicht. Die singhalesische Sprache selbst
ist nach der Untersuchung des Referenten202) ihrem Wortschatze
nach ein entschiedener Präkrit-Dialekt, welcher durch den Einfluss
einer von ihm verdrängten Sprache lautlich wie grammatisch viel-
fach modificirt worden ist. Ein einzelnes singhalesisches Wort,
welches in die anglo-indische Umgangssprache aufgenommen worden
ist, wurde von Yule und Burnell, sowie von Ferguson203) be-
sprochen. Erfreulich wäre es, wenn die Nachricht von einem Neu-
drucke des Sidat Sangaräwa aus d! Alwis Hinterlassenschaft 204)x
sich wirklich bestätigte. Endlich mag ein ethnographischer Aufsatz
Ilartshorne's 2Ü5) deswegen hier aufgeführt sein, weil in ihm die
Sprache der wilden Vseddä im Inneren der Insel ausdrücklich als
ein alterthümliches Singhalesisch bezeichnet wird.
Ueber das Studium des Tamulischen gab Vinson 206) einige
Bemerkungen. Pope'101) hat seine sehr zweifelhaften arisch-dra-
vidischen Wörtervergleichungen fortgesetzt, während sein erster
Artikel über dieses Thema von Kittel209) zur Genüge beleuchtet
198) Vgl. Ac. XV, 188.
199) Vgl. Ath. 1879, I, 382.
200) IL T. Crofton. The Moaning of „Gorjer": Ac. XVI, 125. — Ri-
chard F. Burton. Tho Meaning of „Gorjer": ebd. 177.
201) E. Müller. Report on Ancient Inscriptions in tho North-Wostern
Provinco Ordered by His Exeellency tho Governor to be printed. Colombo
(William Henry Herbert, Government Printer) 1879. 7 pp. fol. — Der vor-
jährige und dieser Bericht wieder abgedruckt lAnt. VIII, 221-227. IX, 8-14.
202) Kuhn. Ueber den ältesten arischen Bestandtheil des singhalesischen
Wortschatzes. [Vorläufiger Abriss einer später in erweiterter Form zu veröffent-
lichenden Abhandlung]: Sitzungsbcr. d. phil.-phil. und bist. Cl. d. k. b. Akad.
d. Wiss. zu München 1879, II, 399-434.
203) //. Yule and A. C. Burnell. Cobily-mash : lAnt. VIII, 201. -
Donald Ferguson. Cobily-mash: ebd. 321.
204) Vgl. TR. XII, 78.
205) Bertram F. Hartsliorne. Tho Wcddas [Reprinted from tho Fori
nightly Review vol. XIX. (March 1876) pp. 406-4171: lAnt. VIII. 311-320.
206) ./. Vinson. L'llindoustan et la langue tamoule : Rovuo sciontifiquo,
.luillet 5, 1879.
207) Gr. U. Pope. Notes on tho Drävidian or South Indian Family of
Languages. (Continüed from Vol. V. p. 361): IAnt. VIII, 80-81.
208) /•'. Kittel. Sonre Remarks on Dr. Pope's „Notes on tho South-Indian
or Drävidian Family of Languages". (Ind. Ant. vol. V. pp. 157, 158): IAnt.
VJ11, 17-51.
Kuhn, Vorderindien. gl
wurde. Immerhin brauchbar sind Pope's 2<l9) Anmerkungen zum
Kurral, in welchen diesmal die Anfangsverse des Gedichts über-
setzt und ausführlich erläutert sind. Eine Geschichte des tamu-
lischen Königreichs im Norden von Ceilon ist von Brito 210) über-
setzt worden. Cain211) verdanken wir ein kurzes Vokabular des
Koi, welches mit Caldwell's Ku identisch zu sein scheint.
Um das Santäli hat sich Cole21---13) durch eine Sammlung
von Wörtern und Sätzen, wie durch eine Uebersetzung der Apostel-
geschichte verdient gemacht.
Endlich nennen wir Yule 9, und Bumelts 21i) gelehrte Unter-
suchungen über Wörter der anglo-indischen Umgangssprache, Vor-
läufer eines umfassenderen Glossars, dessen Veröffentlichung schon
1878 von Murray in London in Aussicht gestellt wurde, das aber
unseres Wissens noch immer nicht erschienen ist, und die Notizen
über Namen indischer Produkte, die wir in der Einleitung zu
MacCrmdle's Uebersetzung des Periplus 215) mitgetheilt finden.
209) G. U. Pope. Notes on thc Kurraj of thc Tamil Pont Tiruvalluvar.
(Continued from Vol. VII. p. 224): IAnt. VIII, '.305-309.
210) Tho Yalpana-Vaipava-Malai or tho Histoiy of the Kingdom of Jaffna,
translated from the Tamil, with an Appendix and a Glossary, by C. Brito.
Colombo 1879. VIII, 58, CXII, 7 pp. -- Vgl. J. Klatt Jahresberichte der
Geschichtswissenschaft 1879. I, 25.
211) John Cain. Vocabulary- of Koi Words: IAnt. VIII, 34-3C. [Bildet
einen Theil von dessen grösserer Abhandlung: The Bhadrachellam and Kekapalli
Taluqas.]
212) F. T. Cole. List of Words and Phrases with their Santäli Equiva-
lents: IAnt. VIII, 194-19 G.
213) Prerit Koa Kamiko. The Acts of tho Apostles. Translated by F. T.
Cole. Calcutta (Auxiliary Bible Society) 1879. 100 pp. 8. [Santäli, written
in Roman character.]
214) H. Yule and A. C. Burnell. Specimen of a Discursive Glossary of
Anglo-Indian Terms : IAnt. VIII, 52-54. 83-8G. 173-17G. 201-204. 231-233; vgl.
206. 321 und oben No. 203.
215) Articles of Commerce mentioned in the Periplus: IAnt. VIII, 110-118,
vgl. 207.
62
Alt-Iran.
Von
£. Kuhn.
Das diesmalige Berichtsjahr ist an Arbeiten zur alt- und mittel -
iranisehen Geschichte*) besonders fruchtbar gewesen. Justix) hat
seine Geschichte des alten Persiens bis zum Untergange des sasa-
nidischen Reiches zu Ende geführt, welche als eine im Grossen und
Ganzen zuverlässige Zusammenfassung der bisher gewonnenen Resul-
tate dankbare Anerkennung verdient und gewiss einer richtigeren
Würdigung der altpersischen Cultur auch in weiteren Kreisen den
Weg ebnen wird; dass der Fachmann vielfach strengere Kritik und
klarere Disposition gewünscht hätte , ist damit selbstverständlich
nicht ausgeschlossen. Seine schon früher bekannt gegebenen An-
sichten über Sprache und Volk der Meder hat Oppert -) durch eine
eingehende Behandlung der zweiten Gattung der Achämeniden-In-
schriften genauer zu begründen gesucht; das Werk bringt ausser einer
historischen Einleitung eine. Grammatik dieser medischen Sprache,
dann die Umschreibung und Erklärung der Inschriften selbst, wobei
sich mehrfach auch zu Emendationen des persischen Textes Anlass
geboten hat, endlich ein Glossar. Ganz überflüssig ist, was Fligt'er :1)
über die Herkunft der Meder zu bemerken für nöthig gehalten hat.
Von der neuen Deutung einer Keilinschrift durch Chodzkiewicz 4)
hegen wir nach seiner früher einmal veröffentlichten Interpretation des
*) Vgl. F. Spiegel. Medien und Persien: Jahresberichte der Geschichts-
wissenschaft 1879. I, 2G-30.
1) Ferd. Justi. Geschichte des alten Persiens. Mit Illustrationen und
Karten. Berlin 1879. VIII, 250 pp. 8. M. 6. (Allgemeine Geschichte in
Einzeldarstellungen. Herausgegeben von Willi. Oncken. Erste Hauptabtheilung.
Vierter Theil.) — Vgl. E. Meyer LC. 1880, 518; E. DLZ. 1881, 443; ./.
Darmesteter HC. 1880, I, 148 (vgl. 241. 415-417. 500).
2) Jules Oppert. Le peuple et la langue des Medes. Paris 1879. XI,
290 pp. 8. fr. 10. - Vgl. F. Spiegel DLZ. 1881, 748; J. Darmesteter
RC. 1880, I, 485 und schon früher 6ty>pcr£'s Aufsatz Uebor die Sprache der
alten Meder: ZDMG. XXX, 1-5; s. auch unten p. 90, No. 44.
'.',) Fligi&r. üeher die Herkunft der alten Moder: Mitth. d. anthrop. Ges.
zu Wien VIII. 62-64.
4) Li. Chodzkiewicz. Uno inscription cun&forme de Persepolis, nouvelle
Interpretation: Actes de la Societe philol. IX, I.
Kuhn, Alt- Iran. 63
persischen Textes in Aristophanes' Achamem nicht allzu günstige Er-
wartungen. Die babylonische Thontafel aus dem elften Jahre des
Cambyses wird in dem Berichte über die Keilinschriften zur Sprache
kommen. Die achämenidische Numismatik ist durch zwei Aufsätze von
Blau5—6) vertreten, von denen uns jedoch nur der erste näher bekannt
geworden ist. Blau versucht in demselben eine Lösung des bisher
unter dem Namen Baaltars oder Baal von Tarsus umlaufenden nu-
mismatischen Problems , durch welche für unsere Kenntnisse von
der Verwaltung des persischen Reichs eine neue Phase angebahnt
werden soll ; leider erreicht er dieselbe, wie wir bei aller Achtung
vor der ausgebreiteten Gelehrsamkeit des Verstorbenen aussprechen
müssen, durch eine Reihe von Wort- und Namendeutungen, welche
jedem Kenner des Altiranischen als Unmöglichkeiten erscheinen
müssen. Clermont-Ganneau7) setzt seine Untersuchung über den
persischen Ursprung der aramäischen Denkmäler in Aegypten fort
und Srhlotfmann 8) bespricht kurz eine am Kasbek gefundene
Silberschale mit „persisch-aramäischer" Inschrift.
Was die griechischen Quellen für das alte Persien anbetrifft, so
gab Keiper 9) einige Ergänzungen zu seiner Arbeit über die Perser
des Aeschylus. welch letzterer übrigens das Verdienst kaum ab-
zusprechen sein dürfte, Sjn'egel's Gleichung "Aroüaa = Hutaosa
vor dem Erscheinen von de Lagarde's Semitica an die Oeffentlich-
keit gebracht zu haben, obgleich erst dieser eine lautliche Begrün-
dung für dieselbe gefunden hat. Mit den Nachrichten des Aman,
Ptolemäus und Marcian über Gedrosien beschäftigt sich Mockler 10),
mit verschiedenen Notizen über iranische Stämme namentlich der
Nordpontusländer Bonnell x ') — ohne gerade viel Neues über die-
selben beizubringen. Wegen der Frage über den Periplus Maris
5) Otto Blau. Die aehaemenidischen Feldzeugmeister und ihre Münzen:
Numism. Zeitschr. XI, 1-52. (Auch separat u. d. T. Persis rediviva I. Die
a. F. u. s. w. Wien 1879. 58 pp. 8.)
C) O. Blau. Persis rediviva. II. Die Sarpedoniden. Odessa 1879. 8.
Privatdruek. — Vgl. K. F. Köhlers Catalog No. 338, p. 20, no. 4GG.
7) Ch. Clermont- Ganneau. Origino perse des monuments arameens
d'Egypte (notes d'areheologie Orientale). Deuxieme article. III. — Indices
d'une influence perse dans los autres papyrus arameens d'Egypte. IV. — Syn-
chronisme des papyrus et des monuments Iapidaires arameens deeouverts en
Egypte: Rev. arch. XXXVII, 21-39.
8) K. Schlottmann. Zur semitischen Epigraphik. VII. Persisch-ara-
mäische Inschrift auf der Silberschale von Moskau: ZDMG. XXXIII, 292-293
mit einer Tafel.
9) Ph. Keiper. Zu Aischylos Persern: N. Jahrb. f. Phil u Paed
CXIX, 93-96.
10) E. Modder. On the Identification of Places on the Makrän Coast
mentioned by Arrian, Ptolemy, and Marcian: JRAS. N. S. XI, 129-154. Mit
einer Karte.
1 1 ) Ernst Bonnell. Einige Nachrichten der alten griechischen und römi-
schen Schriftsteller über die Skythen, Sarmaten, Kimmerier, Perser und andere
Völker: Trav. de la 3e sess. du Congr. intern, dos Orient. II, 371-387.
g4 Kuhn, Alt- Iran.
Erythraei, welche auch die iranische Alterthumskunde in einigen
Punkten näher berührt, genüge es auf Klaff & 12) Zusammen-
stellungen zu verweisen. Wie weit sich in den Zeiten nach Ale-
xander griechischer Einfluss in die ostiranischen Länder verbreitete,
zeigt Gardner 13) an Münzfunden aus Buchara und Kaschgar.
Dem sasanidischen Zeitalter nähern uns A. D. Mordtmann's 14)
weitere Beiträge zur Kenntniss der persepolitanischen Münzen.
Nöldelce 15) unterzieht die Ortsnamen auf kert u. s. w. einer noch-
maligen kritischen Erörterung und vertheidigt gegen Blau den
echt iranischen Ursprung derselben , welchen er auch für einige
andere transoxanische Ortsnamen einleuchtend nachweist; ferner
bespricht er16) nach griechischen und orientalischen Quellen zwei
kleinere Völkerschaften, welche vielleicht als Vorfahren kurdischer
Stämme zu betrachten sind, die im sechsten Jahrhundert oft ge-
nannten Kadischäer und Ortäer. Als epochemachende Leistung
begrüssen wir seine Uebersetzung des die Sasanidenzeit umfassenden
Abschnitts von Tabari's Geschichtswerk 1 7) ; er hat damit nicht nur
die Hauptautorität der nachfolgenden arabischen und persischen
Historiker für diese Periode allgemein zugänglich gemacht, sondern
dieselbe auch mit sicherem Blick und umfassender Kenntniss alles
nur irgend wie in Betracht kommenden Materials aus der Literatur
der Syrer, Armenier, Griechen u. s. w., durch kritische Quellen-
untersuchungen wie durch freiere historische Charakteristiken nach
allen Seiten hin in das richtige Licht gestellt und jetzt erst eine
richtige Erkenntnis jenes ganzen Zeitraums ermöglicht. Ein anderes
Quellenwerk für die mitteliranische Periode. Beruni's Chronologie
der orientalischen Völker, ist uns durch Sachaus Uebersetzung
näher gerückt worden, welche in einem späteren Abschnitte dieses
Jahresberichts eingehender zu würdigen sein wird.
Auf dem Gebiete der Pehlevi- Münzkunde ist vor allem wieder
A. D. Mordhaannls) zu nennen. Derselbe bespricht in einer aus-
führlichen Abhandlung zunächst die ältesten muhammedanischen
12) Jahresberichte der Geschichtswissenschaft 1879. I, 21.
13) Percy Gardner. New Coins from Bactria: Numismatic Chroniclo
N. S. XIX, 1-12 w. pl. — ders. Coins from Kashgar: ebd. 274-281.
14) A. D. Mordtmann. Weitere Beiträge zur Kenntniss der persepo-
litanischen Münzen: Zeitschr. f. Numism. VII, 40-53.
15) Th. NÖldeke. Ueber iranische Ortsnamen auf kert und andere
Endungen: ZDMG. XXXIII, 143-156.
16) Th. Nöldelce. Zwei Völker Vorderasiens. 1. Die Kadischäer. 2.
Di,. Ortäer: ZDMG. XXXIII, 157-165.
17j Th. Nöldelce. Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sasa-
niden. Aus der arabischen Chronik des Tabari übersetzt und mit ausführlichen
Erläuterungen und Ergänzungen versehen. Leiden 1870. XXVIII, 503 pp. 8.
11 7. — Vgl. Th. Nöldeke GGA. 1879, 134.0-1348; A. von Gutschmid ZDMG.
XXX IV, 7 21-74 8; C. d. hyall Ac. XVII, 191.
18) .1 /). Mord/man,,. Zur Pehlevi-Münzkunde : ZDMG. XXXIH, 82-142.
Kuhn, Alt-Iran. (35
Pehlevi- Münzen, stellt dann seine jetzigen Deutungen der die
Prägestätten bezeichnenden Abbreviaturen übersichtlich zusammen
und tritt schliesslich gegen die von Nöldeke 1877 geäusserten
kritischen Bedenken in eine längere Polemik ein, welche Nöldeke
selbst19) zu nochmaliger klarer Präcisirung seines Standpunktes
und zu einigen scharfsinnigen Bemerkungen betreffs der Prägestätten
veranlasst hat. Aeusserst lehrreich ist Salemann's 20) gründlich
verbesserte Deutung einer schon von Mordtmann und Thomas
behandelten späteren Münze. Gelegentliches Material zur Erklärung
der Pehlevi-Münzen findet sich auch in den Auseinandersetzungen
zwischen Stichel und von Tiesenhausen 21). Nachahmungen sasa-
nidischer Typen seitens der Fürsten von Buchara mit Inschriften
in eigenthümlichen „soghdischen" Charakteren behandeln Lerch 2'2)
und auf dessen Entdeckung fussend Thomas 23). Schliesslich er-
wähnen wir noch eines Aufsatzes von Aspelin 2i), in welchem die
Funde sasanidischer Silberschalen u. s. w. in- Südrussland kurz
zusammengestellt sind und Fergusson's25) interessanter Darlegung
über ein indisches Frescogemälde , welches Chosru den zweiten
mit Weibern und Sklaven darzustellen scheint.
Für die Religionsgeschichte nennen wir, ausser dem Abdruck
älterer Aufsätze in der neuen Auflage von Max Müllers Essays,
zunächst de Harlez -h) weitere Artikel über den Ursprung des
Zoroastrismus, in welchen die zu einem nicht geringen Theile ja
durchaus berechtigte Polemik gegen die Anschauungen von Darme-
steter mit der früheren Einseitigkeit fortgesetzt wird. Unbefangener
scheint hier eine allerdings bisher nur im Auszüge veröffentlichte
19) Th. Nöldeke. Zur Pehlewi-Sprache und Münzkunde: ZDMG. XXXIII,
687-693.
20) C. Salemann. Ueber eine pebleviseh - arabische Münze: ZDMG.
XXXIII, 511.
21) Sticket und von Tiesenhausen. Die Werthbezeichnungen auf mu-
hammedanischen Münzen: ZDMG. XXXIII, 341-386.
22) Pierre Lerch. Sur les monnaies des Boukhär-Khoudahs ou princes
de Boukhara avant la conquete du Maverennahr par les Arabes : Trav. de la
3e sess. du Congr. intern, des Orient. II, 417-429 mit Holzschnitten. (Auch
separat u. gl. T. Leiden 1878. 13 pp. 8.)
23) Edivard Ihomas. On some Bilingual Coins of Bokhärä, struck in
the Und Century of the Hijrah — contiuuative of Sassanian Types and Devices:
IAnt. VIII, 269-273.
24) J. R. Aspelin. De la civilisation prehistorique des peuples peraiiens
et de leur commerce avec l'orient. Notice archeologique : Trav. de la 3P sess.
du Congr. intern, des Orient. II, 389-415.
25) Jas. Fergussun. Ou the Identification of the Portrait of Chosroes II.
among the Paintings in the Caves at Ajauta: JRAS. N. S. XI, 155-170. Mit
einer Tafel.
26) C. de Harlez. Des origines du Zoroastrisme. (3f' et 4 article) :
JAs. VII Ser., XIII, 241-290. XIV, 89-140. — Vgl. E. Renan ebd. XIV,
34-35. XVI, 26-27.
Jahresbericht 1879. 5
ßß Kuhn, Alt-Iran.
Kritik des Amerikaners Liiquiens21). Aus Indien bringt Eatnägar28)
weiteres über parsiscbe Bestattungsgebräuche, Gerson da Cunha 29)
Bemerkungen über vediscb-avestiscbe Zusammenhänge im Opfer-
ritual u. s. w., beide wegen ihrer thatsächlichen Kenntniss der Dinge
beachtenswerth ; femer erhielten wir die Fortsetzung der im Vor-
jahr erwähnten, in Gujaräti abgefassten Geschichte der Parsi-
Gemeinden in Indien30) und von Navalkar31) einen wohl nicht
ganz unbefangenen Abriss der Parsi-Religion. Spiegel3'1) erörtert
Namen und Localität eines der heiligen Feuer. Von den alt-
iranischen Helden bei Firdusi hat Pizzi33) gehandelt. Ueber das
rein-iranische Gebiet hinaus führt uns Gori's 34) Bericht über die
Ausgrabung eines römischen Mithrastempels. bei welcher ein Altar
mit der bekannten kurzen Weiheinschrift gefanden wurde.
Wiederum erschien in Indien eine neue Ausgabe der avesti-
schen Texte in Gujaräti -Schrift 35). In Spiegel'*, 3tiJ Recension des
Schlusses von de Harlez' Avesta-Uebersetzung finden wir u. A.
Notizen über Namen und Umfang des Avesta. Erklärungen einzelner
Stellen aus den Yashts und dem neunten Capitel des Yasna, sowie
bei Gelegenheit der Gäthäs abermalige methodologische Erörte-
rungen. Geigers31) äusserst dankenswerthes Handbuch der Avesta-
Sprache enthält einen recht brauchbaren Abriss der Grammatik,
geschickt ausgewählte Texte, bei denen auch die Metrik zu ihrem
27) J. Luqutens. A Criticism of J. Darmesteter's Ormazd et Ahriman :
PAOS. Oct. 1878-Oct. 1879, XII-XI1I.
28) N. J. Ratnagar. Pärsi Sagris, Nasasälärs, etc.: lAnt. VIII, 29-30.
29) J. Gerson dci Cunha. Contributions to the Study of Avestaic and
Vedic Analogies: JBBAS. Vol. XIV, ö- 15.
30) Bomanji Bairdmji Patel. Parsee Prakäsh, beiiig a Record of
Important Events in the Growth of the Parsee Community in Western India,
chronologieally arranged from the Date of their Immigration iuto India to tho
Present Day. Part II. III. Bombay (Daftar A'shkära Press) 1879. 92. 92 pp.
4. Es. 2.
31) Ganpatrao R. Navalkar. An Inquiry into the Parsi Keligion.
Bombay (Education Society's Press) 1879. 40 pp. 8. Ke. 1. [Loiul<in,
Trübner: 3s.] (Reprinted from the Indian EvangelicaJ Review.) — Vgl. TR.
XII, 78; Catalogue of Books printed in the Bombay Presidency 1879, II, 12-13.
32) F. Spiegel. Ädar Gushasp: ZI>M(i. XXXIII. 496-501.
33) Italo Pizzi. Gli eroi del Libro dei Re di Firdusi: Memorie della
Reale Aeeademia dello Scienze di Torino II Ser., XXXII. (Auch separat Torino
1879. 75 pp. 4.)
34) Arch. stör, della citta e prov. di Roma III, 5G-62.
35) Tamäm Khordeh Awastä bä Mäyeni; or all the Religious Texts of the
Zoroastrian Keligion (Zend in Gujaräti Characters) with a Translation in Guja-
räti. By Ddddbhdi Kdwasji. Bombay (Akhbäre Sowdagar Press) 1879.
Reprint. 1296 pp. [nach TR. 2 vols in one. VIII, 413, .'iöl pp. with a plate.]
8. Rs. 5 8a. [London, Trübner: jC 1 10s.]
36) ZDMG. XXXIII, 303-320.
37) Willi. Geiger. Handbuch der Awestasprache Grammatik, Chresto-
mathie und Glossar. Erlangen 1879 XII, .'559 pp. 8. M. 12. — Vgl. C. . .
E. LC. 1880. 180; Ac. XVI, 102.
Kuhn, All-lrau. (iV
Rechte gekommen ist, und ein sorgfältiges Glossar, dessen Nütz-
lichkeit noch durch die Beigabe der traditionellen Erklärungen
gewonnen hat. Einzelne Capitel des Vendidad übersetzte Geldnei'**).
Bartliolomae lieferte nach vorhergehender Darstellung des dem
Gäthä-Dialekt eigenen Vokalismus 39) in etwas unbequemer Um-
schreibung eine neue Ausgabe der Gäthäs und der im gleichen
Dialekt abgefassten Gebete40); dieselben sind der Silbenzählung
gemäss reconstruirt und von Metrik, Grammatik und Wortverzeich-
niss begleitet. Garbe*1) deutet das änai Äeyo/uevov käskayeiti
Vd. 18, 4 als Causativum der Wurzel kart. Ueber gewisse alt-
iranische Declinationsformen handelte Osthoff'42). Dillons43) Ab-
handlung über das baktrische Alphabet ist uns nicht näher bekannt
geworden.
Von Minochelierji Jamasp Asana's44) Pehlevi- Wörterbuch ist
ein zweiter Band erschienen, vielleicht der letzte, da die Fort-
setzung des kostspieligen und offenbar viel zu weitläufig angelegten
Werkes wenig gesichert zu sein scheint. Nachricht über eine aus-
führlichere Recension des Bundehesh verdanken wir West45). In
seiner an anderer Stelle nochmals zu nennenden Uebersetzung eines
syrischen und arabischen Textes aus Kaiila und Dinma giebt Nöl-
deke4e) gelegentlich auch Bemerkungen über Namen und Worte
des verlorenen Pehlevi- Originals, de Lagarde 47) bespricht das
mittel- und neupersische Wort für Silber in seinem Zusammen-
hange mit dem Aegyptischen u. s. w. In Bezug auf den Urspnmg
der in Aegypten entdeckten Pehlevi - Papyrus macht Rogers4*)
38) Karl Geldner. Uebersetzungen aus dem Avesta. I. Vendidad 3.
22. 17. II. Vendidad 2. 15. 5: ZVS. XXIV, 542-555. XXV, 179-212. -
Vgl. C. de Harlez JA. VII Sei-., XIII, 564.
39) Christian Bartliolomae. Der Gä ' ädialekt. Leipzig 1879. 24 pp. 4.
(Hall. Hab. Sehr.)
40) Die Ga 'ä's und heiligen Gebete des altiranischen Volkes. (Metrum,
Text, Grammatik und Wortverzeichniss.) Von Christian Bartliolomae. Halle
1879. 172 pp. 8. M. 5. — Vgl. B. Lindner LC. 1880, 273.
41) 11. Garbe. käshajeiti: Wiss. Monats -Blätter von Ose. Schade
VII, 121-122.
42) Herrn. Osthoff. Das determinierende ä bei Casusformen im Altiran-
ischen: MU. II, 76-110; vgl. 22-26.
43) E. J. Dillon. L'alphabet de la langue bactrienne: Actes de la Societe
philol. IX, 111, 89-136. (Auch separat Paris 1879. 48 pp. 8. fr. 4.)
44) Jamaspji Dastur Minoclieherji Jamasp Asana. Pahlavi, Gujaräti
and English Dictionary. Vol. II. Bombay (Jehangir Bejanji Karani) 1879.
pp. XXXIII, 169-440. 8. Rs. 5. [London, Trübner: 14s.] — Vgl. LC. 1880,
753; J. Darmesteter RC. 1880, I, 431.
45) E. W. West. The „Bundahish": Ac. XV, 391-392; abgedruckt IAnt.
VIII, 262.
46) Th. Nöldehe. Die Erzählung vom Mäusekönig und seinen Ministern.
Ein Abschnitt der Pehlewi-Bearbeitung des altindischen Fürstenspiegels. Göttingen
1879. 68 pp. 4. M. 3.50. (Abb.. d. K. Ges. d. Wiss. z. Gott. XXV. Bd.)
47) Paul de Lagarde. äarj^ios: Gott. Nachr. 1879, 237-239.
48) E. T. Rogers. Discovery of Fragments of Papyri in the Fayüm :
Ac. XV, 391.
5*
(38 Kuhn, Alt-Iran.
darauf aufmerksam , dass arabische Historiker von zeitweiliger
persischer Herrschaft über Aegypten während des sechsten Jahr-
hunderts zu berichten wissen. Mehrere Gebiete der altiranischen
Philologie berührt endlich Sälen i ami lil) mit seiner ausführlichen
Beschreibung einer Parsenhandschrift persischen Ursprungs zu
St. Petersburg. Die Abhandlung enthält namentlich paläogra-
phische und lautliche Untersuchungen über die Pehlevi - Alpha-
bete und die Avesta-Schrift und ausser sonstigen bisher gar nicht
oder nur durch indische Drucke bekannten Texten in Pehlevi
und Päzend sowie ausführlichen Variantenverzeichnissen zu mehreren
Avesta-Texten den vollständigen Abdruck zweier Pehlevi-Pazend-
Glossare, deren erstes sich als eine andere Eecension des von
Hoshangji Jamaspji Asa und Haug im Jahre 1870 veröffentlichten
herausstellte , welche durch ihre theilweise besseren Lesarten wie
durch viele in der Ausgabe fehlenden Worte und Formen für die
Kritik von besonderer Wichtigkeit ist. Als sehr erfreulich darf am
Schlüsse dieses Abschnitts die in den Ansichten über die Pehlevi-
Sprache sich allmählich einstellende Uebereinstimmung hervorge-
hoben werden, welche hoffentlich ein gedeihlicheres Aufblühen ihres
Studiums ermöglichen wird.
49) Carl Salemunn. Ueber eine Parsenhandschrift der Kaiserlichen
Oeffentlichen Bibliothek zu St. Petersburg: Trav. de la 3e sess. du Congr. intern,
des Orient. II, 491-592 mit 3 Tafeln. (Auch separat u. gl. T. Leiden 1878.
102 pp. 8.)
69
Neu-Iran.
Von
J. Th. Zenker.
Unsere Kenntniss der neupersischen Literatur ist durch den
ersten Band von Rieu's l) auf drei Bände berechneten Catalog der
Handschriften des Britischen Museums erheblich bereichert worden;
derselbe beschreibt nicht weniger als 947 Manuscripte, grössten-
teils theologischen und historisch-geographischen Inhalts. Vier
persische Manuscripte wurden in Trübner's Record *) kurz be-
schrieben. Vullers 3) Ausgabe von Firdüsi's Shäh-Näma ist bis
zum ersten Heft des dritten Bandes vorgeschritten. Aus dem, was
lliinly*) nach Mittheilungen eines Persers über das vielgenannte
Brettspiel Nerd berichtet, hat sich auch für einige Stellen des
Shäh-Näma eine einleuchtende Erklärung ergeben. Daneben mag
noch Palme)'?, 5) in Kürze orientirender Artikel über Firdüsi erwähnt
sehr. Literarisch-biographische Notizen über Näsir Khosrü gab
fagnan 6), welcher der Meinung zuneigt, dass zwei Persönlichkeiten
dieses Namens zu unterscheiden seien. Von Etlie1) erhielten wir
bald darauf die erste Probe seiner eingehenden Beschäftigung mit
diesem Dichter, welche nach kurzer biographischer Einleitung uns
1) Catalogue of the Persian Manuscripte in fche British Museum by Charles
Rieu. Vol. I. London 1879. 432 pp. 4. 25s. — Vgl. Ath. 1879, II, 49;
Barbier de Meynard JA. VII Ser., XV, 87.
2) Description of four Persian Manuscripte for Säle by Messrs. Trübner and
Co.: TR. XII, 63.
3) Firdusii liber regum qui inscribitur Schahname. Editionem Parisiensem
diligenter recognitam et emendatam lectionibus variis et additamentis oditionis
Calcuttensis auxit notis maximam partem criticis illustravit Joa. Aug. Vullers.
T. II, fasc. 3 et 4. T. III, fasc. 1. Lugduni Batavorum 1879. pp. XIII, 873-
1062. 1063-1222. 8. fl. 10.80.
4) K. Himly. Einige Worte über das persische Brettspiel Nerd : ZDMG.
XXXIII, 679-681.
5) E. H. P[ almer]. Pirdousi: Encyclopasdia Britannica IX, 225-227.
6) E. Fagnan. Note sur Näcir Ibn Khosroü: JA. VII Ser., XIII, 164-168.
7) Näsir Chusrau's Rüsanäinäma (\/)li -jÜLÄj.) oder Buch der Erleuch-
tung, in Text und Uebersetzung , nebst Noten und krititisch-biographischem
Appendix. Von Herrn. Etlie. I.: ZDMG. XXXIII, 645-665.
70 Zenker, Neu-Iran.
die bisher nur in der einen Handschrift zu Gotha vorliegende
Einleitung des Rüshanai-Näma in Text und Uebersetzung vorführt.
Ein Essay über 'Omar Khajjäm 8) , welcher wahrscheinlich auf die
vierte Auflage der Uebersetzung von Fitzgerald9) Bezug nimmt,
ist dem Berichterstatter leider nicht näher bekannt geworden. Als
erste grössere Frucht seiner im dreissigsten Bande der ZDMG. vor-
läufig mitgetheilten Sa'di-Studien gab uns Barher lu) Text und Ueber-
setzung von Sä'di's Sähib-Näma unter Zugrundelegung des in der
Gothaer Handschrift enthaltenen Textes mit Verzeichniss der von
der Breslauer Handschrift und zwei in Calcutta und Cawnpore ge-
druckten Sä'di-Ausgaben dargebotenen Varianten. Eine englische
Uebersetzung des Büstan ist von WHberforce Clarhe11) veröffentlicht
worden und eine handschriftliche polnische Uebersetzung des Guli-
stän von Oturinowshi wurde durch Janichi ' 2) herausgegeben. Ein
Werk Gämi's über Gottes Existenz und Attribute haben wir durch
eine fleissige Dissertation von Ecker13) zum ersten Male genauer
kennen gelernt, während in Constantinopel eine neue Ausgabe des
Behäristän 14) gedruckt wurde. Schlechta-Wssehrd's J5) Ueber-
setzung der Bruchstücke des Ihn Jemin erschien in neuer Auflage.
Endlich mögen von Constantinopeler Drucken lyrischen und ethi-
schen Inhalts noch der erste Theil eines mystischen Gedichts, Ruhe
der Seelen betitelt, von einem bisher noch unbekannten Dichter
Ahmed Surajja Efendi aus Baghdäd 16) und eine Ausgabe von
8) The true Omar Khayyarn: Fraser's Magazine, May 1879.
9) Kubäiyät of Omar Khayyäm (Fourth Edition); and the Salämän and
Absäl of Jami rendered into English Verse. London. — Vgl. F. J. Gold-
smid Ac. XVI, 204.
10) Muslicheddin Sa'di's Aphorismen und Sinngedichte. Zum ersten Male
herausgegeben und übersetzt. Mit Beiträgen zur, Biographie Sa'di's. Von Willi.
Bacher. Mit Subvention des Autors durch die Kais. Akademie der Wissen-
schaften in Wien. Strassburg 1879. LXXIV , 200 pp. 8. M. 6. — Vgl.
Fleischer ZDMG. XXXIV, 389-402; LC. 1879, 1459; Ac. XVI, 198; E. Fagnan
RC. 1879, II, 235.
11) The Büstän by Shaikh Muslihu-d-din Sa'di ShTräzT. Translated for
the first time into Prose, with explanatory Notes and Index by H. Wilberforcc
Clarke. London 1879. 424 pp. 8. 30s.
12) Giulistan to jest ogröd rözany, ksi<;ga perska na j'.zyk polski przetozona
od Imci Pana Samueln OttßinowsJciego. Z dawnego rekopismu wydal Dr.
J. Janicki. XVIII, 285 pp. 8. Warszawa 1879. Rh. 1.50.
13) Jacubus Ecker. Gämii de Dei existentia et attributis libellus Ja.^~
üXlc*. „Stratum solve" sive ä_S>läJ! S.vAÜ „Unio pretiosus". Pars prior.
Prolegomona mia cum capitibus selectis in latinum sermonem translatis. Bonnae
1879. XLIV pp. 8. (Diss.)
14) (.5Lü*w.Lg.J. Constantinopel 1295.
15) Ibn Jemin's Bruchstücke, aus dem Persischen übertragen von Ottokar
ScMechta Wssehrd. 2. Aufl. Wien 1879. VII, 180 pp. 8. M. 2.
16) ,,1.^1 c^»>L. Constantinopel b. a. (1879).
Zenker, Neu-Iran. 71
Husain Vaiz Käshefi's Ahläk-i-muhsini 17) erwähnt sein. Aus einer
von letzterem zusammengestellten Anekdotensammlung hat Re-
hatsek 18) einiges in Uebersetzung mitgetheilt. Loiseleur-Deslong-
cha/mps'19) ihrer Zeit verdienstliche Erneuerung von Petis de
Lacroix's Tausend und einem Tag ist nochmals abgedruckt worden.
Mit einem interessanten Stücke volkstümlicher Poesie, dem reli-
giösen Drama vom Tode Hasan' s und Husain's, hat uns Pelly20)
bekannt gemacht; dazu mag man vergleichen, was Chesfer21) über
die Feier der Lailet 'Ashüra bei den in Aegypten sich aufhaltenden
Persern berichtet hat. Von Baverty's22) Uebersetzung der Taba-
kät-i-Näsiri sowie vom Akbarnäma 23) sind weitere Fortsetzungen
erschienen und fehlt letzterem zur Vollendung des zweiten Bandes
nur noch der Index. Schefer 2i) veröffentlichte die Uebersetzung
des von ihm 1876 im Original herausgegebenen Berichts über eine
Gesandtschaftsreise nach Khwärezm.
Das Studium des kurdischen Wortschatzes nach dem that-
sächlichen Bestände wie nach der etymologischen Seite hin hat
durch Justi's 25) sorgfältige Bearbeitung eines von Jaba zusammen-
gestellten Wörterbuchs eine erweiterte Grundlage erhalten. Dorn 26)
17) cXm*j^# ö^L>i. Constantinopel s.a. (zwischen 1877 — 1879).
18) E. Rehatselc. Oriental Humour illustrated by Anecdotes: Calc. Rev.
Vol. LXVIII, 251-266.
19) Les mille et im jours, contes persans, traduits en francais par Petis
de Lacroix. Suivis de plusieurs autres recueils de contes, traduits des langues
orientalos. Nouvelle edition , accompagnee de notes et de notices historiqnes
par A. Loiseleur-Desloiu)champs, publiee sous la direction de M. L. Aime-
Martin. Paris 1879. 711 pp. 8. fr. 7.50. (Pantheon litteraire.)
20) The Miracle Play of Hasan and Husain. Collected from Oral Tradition
by Sir Lewis Pelly. Revised, with Explanatory Notes, by Arth. N. Wollaston.
2 Vols. London 1879. XXXII, 303. VIII, 352 pp. 8. 32s. — Vgl. IAnt.
VIII, 263-266; F J. Goldsmid Ac. XVI, 26; Ath. 1879 II, 140; Gust.
Masson Polyblion XI, 48.
21) Greville J. Chester. Letter from Egypt. Cairo: Jan. 4, 1879: Ac.
XV, 76.
22) The Tabakät-i-NäsirT: of Minhäj-i-Saräj , Abu 'Umr-i-'Usmän , Son of
Muhammad-i-Minhäj, al-JurjänT. Translated from the Persian, by H. G. Ravcrty.
Fase. IX and X. 'London 1879. pp. 761-968. 8. (Bibl. Ind. N. S.)
23) The Akbarnämah by Abul-Fazl i Mubarak i 'Allämf. Vol. II. Edited
for the Asiatic Society ofBengal. By Maulawi 'Abd-ur-Rahtm. Calcutta 1879.
4, 393 pp. 4. (Bibl. Ind. N. S.)
24) Relation de l'ambassade au Kharezm de Riza Qouly Khan, traduito et
annotee par Charles Schefer. Paris 1879. XXIV, 334 pp. 8. Mit Karte,
fr. 15. (Publications de l'Ecole des langues orientalos Vivantes. T. IV.) — Vgl.
Th. Nöldeke LC. 1880, 206; Coutts Irotter Ac. XVI, 440; Ath. 1879, II, 394.
25) A. Jaba. Dictionnaire kurde-francais. Publie par ordre do l'Academie
imperiale des sciences par Ferd. Justi. St.-Petersbourg 1879. XVIII, 463 pp.
8. M. 6.20.
26) B. Dorn. Ueber die Semnanische Mundart: Bull, de l'Ac. Imp. d. Sc.
de St.-Petersb. XXV, 265-276.
72 Zenker, Neil-Iran.
bespricht nach Schindlers im volljährigen Bericht erwähnten Mit-
theilungen und den wenigen anderen Quellen den semnanischen Dia-
lekt und erweist seine nahe Verwandtschaft mit Mazanderanisch,
Gilanisch, Tat und Talysch. Ujf'alvi/'s 27) interessante Nachrichten
über die weite Verbreitung der Iranier in Centralasien lassen den
Sprachforscher das fast gänzliche Fehlen linguistischen Materials
um so mehr bedauern.
Vom nördlichen Dialekt des Balüci wird uns ein Vocabular
mit Abriss der Grammatik 28) in baldige Aussicht gestellt. Für
Afghanistan erwähnen wir ausser Yules'2i)) gründlichem Artikel
über Ghazni von den durch den letzten Krieg veranlassten Schriften
nur einen orientirenden Aufsatz von Saehau 30) und die auch die
Vergangenheit berücksichtigenden Bücher der auf diesem Gebiete
wohlbewanderten Engländer Betteio'il) und Malleson3'1).
27) C'h. E. de Ujfalmj de Mezö-Kövesd. Le Syr-Daria etc. (s. o. p. 32):
Appendice II. Quelques observations sur les Eraniens de 1'Asie-Ceiitrale : p. 143-
157. — Appendice III. Essai d'une carte ethnographique de l'Asie-Centrale:
p. 159-168, dazu Carte ethnographique de la region du Pamir. — Quelques
mots usites des langues tadjiques et usbegues: p. 187-197.
28) M. Longworth Dames. A Balüchi Vocabulary with an Outline of
Balüchi Grammar: PASB. 1879, 177.
29) H. YfideJ. Ghazni: Encyclopsedia Britannica X. 559-562 mit Plan.
30) Ed. Sachau. Ueber die Afghanen: Deutsche Rundschau XIX, 72-86.
31) H. W. Bellew. Afghanistan and the Afghans being a Brief Review
of the History of the Country and Account of its People, with a Special Kefe-
rence to the Present Crisis and War with the Amir Shore Ali Khan. London
1879. 230 pp. 8. 6 s. — Vgl. Ath. 1879, I, 273.
32) G. B. Malleson. History of Afghanistan, from the Earliest Period
to the Outbreak of the War of 1878. London 1879. 840 pp. 8. 18s. —
Vgl. F. J. Goldsmid Ac. XV, 21.
Armenien und Kaukasus -Länder.
Von
E. Kuhn.
Für das Armenische und die Kaukasus-Sprachen ist das Be-
richtsjahr nur wenig ergiebig gewesen.
Ein handliches armenisch-englisches Wörterbuch hat auf Grund-
lage des älteren Aueher' sehen von 1825 Bedrossian^) zusammen-
gestellt, de Lagarde2) constatirt, dass schon vor ihm Schott
armenisch oski mit finnisch vaski verglichen hat. Brosset 3) be-
schreibt eine armenische Handschrift, welche hauptsächlich kalen-
darisch-astrologische und apokalyptische Stücke enthält, und schliesst
daran eine Besprechimg des araienischen Kalenders, der sich unter
No. 607 = 1540 in der Bibliothek der DMG. befindet, veranlass!
durch die darin enthaltene Version der Baiiaam- und Ioasaph-
Legende, welche sich mit der von Brosset im Vorjahre besprochenen
poetischen Version identisch erweist. Eine kirchengeschichtliche
Studie über Agathangelos verdanken wir Tkoumaian4), eine Ueber-
setzung des Faustus von Byzanz Lauer 5). Endlich hat PatJcanian 6)"
1) Matthias Bedrossian. New Dictionary Armenian-English. Veuico
1875-1879. XXX, 786 pp. 4. fr. 20. (Auch mit armenischem Titel.)
2) Gott. Nachr 1879, 238-239.
3) M. Brosset Notice sur un manuscrit armenien nouvellement acquis
pour la Bibliotheque Imperiale Publique: Bull, de l'Ac. Imp. d. Sc. de St.-Petersb.
XXV, 277-282.
4) Garabed Thoumaian. Agathangelos et la doctrine de l'Eglise arme-
iiienne au V« siecle. These presentee k la Faculte de theologie de l'Eglise
libre du canton de Vaud. Lausanne 1879. 189 pp. 8.
5) Des Faustus von Byzanz Geschichte Armeniens. Aus dem Armenischen
übersetzt und mit einer Abhandlung über die Geographie Armeniens eingeleitet
von M. Lauer. Köln 1879. XI, 218 pp. 8. M. 4.
6) *ljuiLnLfnL(3-hLCli (Jkpt^nufi kuihuhnuinu^ ji -^Lbnui—
Ij^lt li u'||i(I Pli 'linnuiO-liLin uiutimTni-ß-lzuhi iTfuh(3-umiiii
74 Kuhn, Armenien und Kaukasusländer.
den Historiker Sebeos , der in der Constantinopeler Ausgabe von
1851 bisher nur Wenigen zugänglich war, neu herausgegeben,
wobei der Text leider nur nach der modernen St. Petersburger
Handschrift und den Citaten aus Sebeos bei späteren Schriftstellern
verbessert werden konnte; hinzugefügt ist nach einer Tifliser Hand-
schrift der Anfang einer dem Mkhitar von Ani (Ende des 12. Jahr-
hunderts) zugeschriebenen Geschichte . welche bisher als gänzlich
verloren galt.
Schiefner1) gab eine allgemeine Uebersicht der kaukasischen
Sprachen mit kurzer Charakteristik ihrer hervorragendsten Eigen-
thümlichkeiten. Von der historischen Bedeutung der georgischen
Urkunden und den Bemühungen der Herren Tziujarcli und Ba-
Jcradze um dieselben handelt Brosset 8). In dem Artikel, welchen
die Encyclopaedia Britannica 9) Georgien gewidmet hat, ist nament-
lich das historische und sprachlich-ethnographische Moment berück-
sichtigt worden. In der Russischen Revue finden wir die Ueber-
setzung einer georgischen Erzählung10) und aus von Seidlitz u)
Feder dankenswerthe historische und ethnographische Bemerkungen
über das östliche Transkaukasien.
uiO- ..£. *lj. — \J. M|kuiknpnLnrj- ^ imijLimuflifi l|mjubnui_
Imhi 'Xk iTuinuiU^hi n-fnnm-ß-hriihiii. 1879 p 203 pp. 8
Daran angebunden JJ iuh(crtiinmj uflirrnLni iuuiuu/L(crhi_tli (J'i-
fiq p'li ^ijilJijp jiL^ li i^iiiLfc-jriLiiiO-p ^i iniu mO~
•h* *')• 1879 L/, t*)t'mt"npnLna.. 71 pp. 8. Am Schluss ein
gemeinsames Register für beide Theile, die also ein Ganzes bilden sollen. —
Vgl. JA. VII Ser., XIU, 548.
7) Schiefner. The Languages of the Causasus: Transactions of the Philol.
Soc. 1877-8-9, 593-602.
8) Sur an projet d'etudo dos chartes gdorgiennes. Rapport de M. Brosset:
Bull, de l'Ac. Imp." d. Sc. de St.-Petersb. XXV, 54-63.
9) J. B. Te[lfer] and A. H. KfeemJ. Georgia: Enc. Brit. X, 431-434.
10) Kaukasische Skizzen. I. Aus der alten dunklen Zeit Grusiens. Die
Festung Shuran. (Erzählung des verstorbenen grusinischen Dichters Tschonkadse I
[Aus: „Kawkas" 1878, No. 244]: Russ. Rev. XIV, 272-280.
I 1 i N. von SeidUtz. Historisch-ethnographische Skizze des Gouvernements
Baku auf physikalisch -geographischer Grundlage gezeichnet: Russ. Rev. KV,
193-236. 445-467. 492-513.
75
Kleinasien.
Von
Ed. Meyer.
Das Jahr 1879 ist für die Alterthumskunde Kleinasien's von
epochemachender Bedeutung. Bisher war die Herkunft der in
Stil und Gegenstand aufs engste verwandten Monumente von Boghaz-
kiöi und Üyük in Kappadokien, von Giaurkalessi in Phrygien. der
Sesostrisbilder in Lydien. der lykaonischen Sculpturen völlig
räthselhaft. Nur für die Sculpturen an der Felswand von Ibriz
in Lykaonien Hess sich seit der Publication von Davis l) syrischer
Ursprung vermutln-n. da sie Inschriften in unzweifelhaft hamathe-
nischem Charakter aufweisen. Seitdem indessen die Ueberreste
von Karkemish bei Djeräbis entdeckt sind, hat sich ergeben, dass
die letzteren mit den oben aufgezählten Denkmälern Kleinasiens
im Stil wie im Detail völlig übereinstimmen, und mit vollem
Rechte hat daher Sayce in einer Reihe von Aufsätzen 2) ausge-
sprochen, dass die Monumente Kleinasiens den Bewohnern Nord-
syrien's. d. h. wahrscheinlich den Chetitern, angehören, und dass
diese etwa im 14. und 13. Jahrh. ihre Herrschaft über ganz Klein-
asien ausgedehnt hatten. Sayce glaubt auch auf dem Sesostrisbild
von Nymphi , bei den Sculpturen von Boghaz - kiöi , und sonst
hamathenische . d. i. chetitische , Schrift nachweisen zu können,
und hält wohl mit Recht die cyprische Silbenschrift und die
Schriftzeichen auf troischen Vasen und Terracotten für eine Um-
gestaltung der hamathenischen. Er hat diese Ansicht in einer Bei-
lage zu ISchMemann's erst 1880 erschienenem Werke Ilios 3) weiter
ausgeführt. Bei der grossen Wichtigkeit der kleinasiatischen Denk-
mäler für die Frage nach dem Ursprung der griechischen Kunst
1) E. J. Davis. On a New Hamatbite Inscription at Ibreez: Transact.
Soc. Bibl. Arch. IV 1876, 336-346 mit Tafel.
2) A. H. Sayce. The Origin of Early Art in Asia Minor: Ac. XVI, 124.
- Letter from Srnyrna: ebd. 288-290. — The Hittites in Asia Minor: ebd. 321.
3) A. H. Sayce. Die Inschriften von Hissarlik, in Schliemanris Ilios,
766-781. — Zu der Inschrift S. 781 vgl. Kirchhoff, Monatsber. Berl. Ak.
1879, 493-497.
76 Meyer, Kleinasien.
bedarf die Bedeutung dieser Entdeckungen keiner weiteren Aus-
führung. Eine willkommene Ergänzung der Sayce'schen Annahmen
bietet die scharfsinnige Vermuthung von HeadA), dass die Mine
von 561 Gramm (sog. leichte babylonische Silbermine), welche
Kroesos seiner Silberprägung zu Grunde legte , mit der in assy-
rischen Dokumenten erwähnten „Mine von Karkemish" identisch sei.
Unter den Reiseberichten ist in erster Linie zu nennen der
Schluss von G. Hirschfeld's Vorläufigem Reisebericht, welcher das
nördliche Pisidien und die Route durch Karien umfasst und für die
moderne und antike Geographie gleich ergiebig ist. Auch einzelne
neue Inschriften werden bekannt gemacht. Davis hat in Tage-
buchform seine Reise in Cilicien, durch den Taurus und in einem
Theil der lykaonisch - isaurischen Hochebene beschrieben 6). Das
mir nur aus kritischen Notizen bekannte Werk enthält auch In-
schriften und Angaben über Denkmäler. Sayce gab einen kurzen
Bericht über seine Reise nach Troas, Sardes und Smyrna7). Die
Aufsätze von ScJdiemann , Virchow u. a. über die wieder aufge-
nommenen Ausgrabungen Schliemann's in Troja haben sämmtlich
in Schliemann's grossem Ende 1880 erschienenem Werke über Ilios
Aufnahme gefunden.
Von sonstigen Aufsätzen erwähne ich nur was für die Kennt-
niss der einheimischen Nationen oder die älteste Geschichte von
Wichtigkeit ist, während alles auf rein griechische Verhältnisse
Bezügliche ausgeschlossen bleibt.
Archaischen Goldschmuck aus einem Grabe bei Aidin , wahr-
scheinlich lydischen Ursprungs, publicirt Dumonts), eine Bronze-
platte aus Kleinasien, auf der der Sonnengott, Kybele, und —
wahrscheinlich — eine Reihe anderer Götter dargestellt sind,
Carapanos 9). Von Inschriften kommen in Betracht: pisidische
und pamphylische , von Oolliynon1") publicirt, welche für die
Kenntniss der einheimischen Culte und Personennamen nicht ohne
Bedeutung sind, einige bithynische, mitgetheilt von J. H. Mordt-
mann x !), eine Weihinschrift aus Smyrna und ein Dekret aus Tralles,
4) Barclay V. Head. The Weight of Carchemish: Ac. XVI, 376.
5) G. Hirschfeld. Vorläufiger Berieht über eine Reise im südwestlichen
Kleinasien III. Mit 1 Karte: Monatsher. Berl. Ak. 1870, 299-333.
6) E. ./. Davis. Life in Asiatic Turkey; a Journal of Travel in Cilicia
(Fedias und Tracboea [!]), Isauria, and parts of Lycaonia and Cappadocia.
London. — Vgl. //. F. lozer Ac. XV, 273; Ath. 1879, I, 310.
1) s. o. No. 2.
8) Alb. Dumont. Note sur des bijoux d'or trouves en Lydio: Bulletin
de corr. hell. III, 1879, 129-130. PI. IV. V.
9) Const. Carapanos. Bx-voto ä Helios: Gaz. arch. V, 1879, 92-94.
10) Max. Collignon. Inscriptions de l'isiilie et de Pamphylie: Bull, de
corr. hell. III. 1879, 333-347. — Vgl. die früheren Aufsätze ebd. 1. 338. II,
53. 170. 243. 593
11; Mitth. d. arch. Inst, in Athen IV, 1879, 18-20.
Meyer, Kleinasien. 77
mitgetheilt von Ar. Fontrier12) und zwei Inschriften aus Phrygien,
mitgetheilt von Duchesne13). Ueber die Ruinen von Komana
bringt der Globus I4) eine kurze Notiz. In seiner Habilitations-
schrift behandelt Ref. auch die Ethnographie und ältere Geschichte
der politischen Landschaften ' 5).
Für Cypern kommt in erster Linie die Uebersetzung des di
Cesnola 'sehen Werkes durch Stern ie) in Betracht, die durch eine
Reihe sehr werthvoller Bemerkungen des Uebersetzers sowie durch
die Aufsätze von King und Murray über die Ringe und Gemmen
des Schatzes von Kurion und über die cyprischen Thongefässc
vermehrt ist. Hauptsächlich über Lang's und di Cesnola's Aus-
grabungen handelt ein Artikel von Perrot^1). Pottier gibt einen
Catalog cyprischer Gegenstände religiöser und profaner Natur aus
Funden in Lamaka, Amathus, Kurion18). Ohnefalsch- Richter19)
schildert die Ausgrabungen auf der Akropolis von Larnaka (Kition)
und sucht zugleich die - - unzweifelhaft richtige — Ansicht, dass
die aus zahllosen cyprischen Funden bekannte weibliche Figur die
syrische [rect. phönikische] Astarte darstelle, weiter zu begründen.
Sehr erwünscht ist endlich die Publikation des seit 1873 in Con-
stantinopel befindlichen „assyrischen" Herakles aus Amathus durch
Sorlin-Dwigny 20).
Die weiteren Funde und Entzifferungen cyprischer Inschriften
gehören ebenso wenig hierher wie die zahlreichen mehr oder
weniger populären Werke über die gegenwärtigen Zustände der
Insel, welche durch die englische Occupation veranlasst sind.
12) Bull, de corr. hell. III, 1879, 328. 466-468.
13) L. Duchesne. Sur deux villes de la Phrygie Pacatienne : Bull, de corr.
hell. IU, 1879, 478-482.
14) Komana in Kappadokien : Globus XXXYI. :365.
15) Ed. Meyer. Geschichte des Königreichs Pontes. Leipzig 1879. VIII
109 pp. 8. M. 2. — Vgl. A. v. Gutschmid LC. 1880, 868.
16) L. Palma di Cesnola. Cypern, seine alten Städte, Gräber und
Tempel. Bericht über zehnjährige Forschungen und Ausgrabungen auf der
Insel. Autorisierte deutsche Bearbeitung von L. Stern. Mit einleitendem
Vorwort von G. Ebers. Mit mehr als 560 in den Text und auf 96 Tai',
gedruckten Holzschnitt-Illustrationen, 12 lithographierten Schrifttaf. und 2 Karten
Jena 1879. XXII, 442 pp. 8. M. 36, geb. M. 38.40. — Vgl. R. Pietsch-
mann DLZ. 1881, 857; C. Barsian LC. 1880, 498.
17 ) George Perrot. L'ile de Cypre, son role dans l'histoire. II. Fouilles
et decouvertes. — Le general de Cesnola et le musee metropolitain de New-
York: Rev. d. deux mondes, 1 Fevr. 1879, 564-605.
18) E. Pottier. Description de quelques monuments figures de l'ile de
Chypre: Bull, de corr. hell. III, 1879, 83-96.
19) Max Ohnefalsch -1\ 'ii:hU. r . Neue Funde auf Cypern. Die Akropolis
von Kition und ein Sanctuarium der syrischen Astarte: Ausland 1879, 970-974.
20) AI. Sorlin-Dorigny. Statue colossale decouverte ä Amathonte: Gaz,
areb. V, 1879, 230-236. PI. XXXI.
78
Semiten im Allgemeinen.
Von
August Müller.
Wir eröffnen die Zusammenstellung der den Semitismus
im Ganzen betreffenden Arbeiten des Berichtjahres mit dem
Ueberblick der Literatur des Jahres 1878, welchen Neubauer1)
wiederum gegeben hat, um uns dann der allgemeinen Schrift ge-
schiente und Epigraph ik zuzuwenden. Ueber beide orientiren
kurz und zweckmässig zwei Artikel Berger' 's2-3) in der Encyclo-
pedie Lichtenberger4), die zusammen auch als Einzelheft5) ausge-
geben worden sind, während der Schriftgeschichte insbesondere die
schönen Tafeln der Palaeographical Society zu dienen fortfahren,
für welche Wright6) auch diesmal Proben aus interessanten Manu-
scripten verschiedener Dialekte zusammengestellt hat. Die orien-
talischen Inschriften des Kopenhagener Museums verzeichnet V.
Schmidt1); eine Zusammenstellung orientalischer Documente in
italienischen Archiven wird unten 8) erwähnt werden. Gegenstand
mehrfacher Betrachtung ist auch die immer noch bestrittene Ent-
stehung der fast bei allen semitischen Schriftarten auftretenden
Vocalpunkte gewesen, und wenn Schwab9) sich im Wesentlichen
begnügt, eine nützliche, obwohl nicht eben tiefgehende Uebersicht
der verschiedenen Systeme (besonders unter Benutzung der Ar-
1) A. Neubauer. The Semitic Literature of 1878: Ath. 1879, I, 50.
2) Ph. Berger. Ecriture: Encycl. des sc. relig. IV, 227-245.
3) Ders. Inscriptions semitiques: ebd. VI, 752-774.
4) s. Ber. f. 1878, No. 42.
5) l'h. Berger. L'icriture et los inscriptions semitiques. Paris 1880. 8.
6) The Palaeographical Society. Facsimiles of Ancient Manuscripts. Oriental
Series. Part IV. Edited hy William Wright. London 1879. fol. [Plates
43-56.]
7) Valdema/r Schmidt. Österlandske Inskrifter fra den K. Antiksamling.
Kjöbenhavii L879. 63 pp. 8.
8) s. S. Ml No. 24.
9 i Möwe Schwab. Dos points-voyelles dans los langues semitiques: Actes
de La Soc. phü. VII, 105-2P2 (Auch separat a. gl. T. Paris 187!) 4$ \>\>. 8.
fr. 3.) — Vgl. unten p L24 No. 51.
Müller, Semiten im Allgemeinen. 79
beiten Martins und NöldeJce's) zu geben, so hat J. Derenbourg
gelegentlich einer Recension in der Revue critique 1") scharfsinnig,
obwohl vielleicht doch nicht vollkommen überzeugend, die einzelnen
Vocalzeichen, zunächst die hebräischen, auf verkleinerte Andeutungen
der entsprechenden schwachen Consonanten zurückgeführt, wie es
scheint dem vollkommen analog, was kurz nachher Halevy 1 l) auf
der Trierer Philologenversammlung vortrug. Ich glaube doch,
dass eine definitive Entscheidung der Sache nur nach weiterer
Aufhellung der Geschichte und nach genauer Vergleichung aller
semitischen Punctationssysteme getroffen werden kann.
Gehen wir von der Schrift auf Sprache und Geschichte
der semitischen Urvölker über, so haben wir hier zunächst
deren Verhältniss zu den übrigen Racen ins Auge zu fassen,
vorzüglich das zu den Indogermanen, welches Hammel1'2) in einem
mir leider unzugänglich gebliebenen Aufsatze bespricht. Bedauerlich
ist es, die ungeschwächte Anziehungskraft beobachten zu müssen,
welche die bei dem gegenwärtigen Stande unseres Wissens doch
wohl unlösbare Frage nach der Urverwandtschaft der semitischen
und indogermanischen Sprachen ausübt. So erreichte schon in
früheren Jahren Nöldechen1'6) trotz gleichen Pleisses und grösserer
Vorsicht nichts , was Räumers bekannte Leistungen — von der
Schrift Grotemeyer's l4) nicht zu reden — an Wissenschaftlichkeit
überträfe; und wenn Mc Curat/ in der Fortsetzung einer schon
früher begonnenen grossen Abhandlung 15) seine ausgebreitete Ge-
lehrsamkeit durch Strenge und Nüchternheit der Methode für
dasselbe Problem fruchtbar zu machen sucht, so dürfte doch auch
diese Bemühung daran scheitern, dass die statistischen und laut-
physiologischen Grundlagen eben noch zu unsicher sind, um die
bei weiterem Vordringen in die Urzeit stets grösser werdende
Wahrscheinlichkeit von Fehlern tragen zu können. Weniger kühn,
aber auch ohne erhebliche Resultate , ist ein kurzer Aufsatz von
Sayce 16); als Curiosa führe ich noch die Schriften von Yeatman I7)
10) Vgl. unten p. 92 No. 5; p. 124 No. 50.
11) Vgl. Verhandlungen der XXXIV. Versammlung Deutscher Philologen
in Trier p. 128.
12) Fritz Hommel. Arier und Semiten: Correspondenzbl. der Dtsch. Ge-
sellsch. f. Authropol. 1879, 52-55. 54-GG. — Vgl. Ausl. 1879 No. 18.
13) s. Bericht für 1877, p. 27 No. 48.
14) J. H. Gfrotemeyer. Ueber die Verwandtschaft der indogermanischen
und semitischen Sprachen. Kempen 1877. IV, 25 pp. 4. (C4ymu.-Progr.)
15) F. F. McCurdy. Relation of the Aryan and Semitic Languages.
No. III. Comparative Phonology: Bihlioth. Sacra XXXVI, G74-706.
16) A.-H. Sayce. La position de l'article defini: Mem. Soc. ling. IV, 1-7.
17) John Ptjm Yeatman. The shemetic Origin of the Nations of Western
Europe and more especially of the English, French, and Irish Brauches of tho
Gaelic Raco. London 1879. XX, 292 pp. 8. — 5s.
80 Müller, Semiten im Allgemeinen.
und Backhaus 18) an, deren Titel ihre beste Kritik ist, sowie die
zweite Auflage (!) der „vergleichenden Grammatik" van Drival's 19).
Festeren Boden betreten wir, wenn wir wirklich historischen Be-
ziehungen zwischen Semiten und Indogermanen nachgehen : so
zeigen deutlich Spuren des alten Verkehrs zwischen den Völker-
stämmen mit gewohnter Feinheit zwei Studien Olshausen's 20~21) auf,
von denen besonders die erste ganz sichere Besultate bieten dürfte,
wenn auch Ganneau"1'1-) in Betreff des Namens Adrumetum in-
zwischen eine abweichende Meinung geäussert hat. Interessant
ist auch das von Er man *23) bemerkte Auftreten semitischer Boten
in ägyptischen Diensten. — In weit spätere Epochen führt uns
die anziehende Parallele , welche Ldttre 24) zwischen dem kar-
thagisch-römischen und dem arabisch-romanischen Kampf um die
Weltherrschaft gezogen hat.
Innerhalb des Semitismus selbst ist die Frage über
die Ursitze der semitischen ßace von Hommel'2b) und Guidi, wie
nach der mir bisher allein bekannt gewordenen Notiz 26) über einen
Vortrag des letzteren scheint, übereinstimmend wesentlich in v.
Kremer's Sinne beantwortet worden, obwohl diesem über Meso-
potamien , bezw. den Südrand des Kaspischen Meeres hinaus bis
auf das Plateau des Pamir zu folgen beide sich doch nicht das
Herz fassen konnten. Daneben will mir der Artikel eines Ano-
nymus über „die Söhne des Kusch" 2?) erst recht problematisch
vorkommen.
In der semitischen Sprach wissen schaff hat es Weniges,
aber darunter Neues und Interessantes gegeben. Ein Aufsatz llad-
18) S. Backhaus. Die Germanen ein semitischer Volksstamm. Geschicht-
licher und sprachlicher Nachweis. Berlin 1879. 57 pp. 8. M. 1.50.
19) K. van Drival. Graminaire comparee des langues semitiques et de
l'i'gyptien. Seconde edition. Paris 1879. 206 pp. 8. fr. 7.50. — Vgl. Bericht
für 1878, p. 2 No. 11. "
20) J. Olshausen. Ueher die Umgestaltung einiger semitischer Volksnamen
bei den Griechen: Monatsb. d. Berl. Ak. 1879, 555-586; vgl. ebd. 855 — vgl.
ferner M. Griiii.irald in Graetz' Monatsschr. XXVIII, 572 f. (Auch sep. u. gl. T.
Berlin 1879. 8.)
21) J. Olshausen. 2TTPAZ — Storax: Hermes 1879, 145-148.
22) s. JA. XIV, 538 f. = RC. 1880, I, 338 f.
23) A Erma/fl. Tagebuch eines Grenzbeamten: ZAegSp. XVII, 31.
24) E. Ldttre. Comment, dans deux situations historiques, les Semites
entrerenl en competition avec les Aryens pour l'hegemonie du monde, et comment
ils y faillirent. (Tire de la Kevuc de la philosophie positive.) Leipzig (Schulze)
1879. 52 pp. 8. M. 1. — Vgl. Baudissin ThLZ. 1880, 85; Kw. LC. 1880,
452; Sat. Rev. 1880, 31; Ath. beige 1880, No. 19.
25) Namen der Säugethiere p. 406 ff.; vgl. unten No. 32.
26) /. Guidi. Sopra la primitiva sede dei popoli semitici: Atti Accad.
Line. CCLXXVI, 121.
27) I figlioli di Cus: Arch. di lett. bibl. ed or. 1879, 91-95; 115-124.
Müller, iSemüen im Allgemeinen. 31
IthsJci's ib) freilich „über Renan's System der semitischen Sprachen
und die neuesten Entdeckungen in der Keilschrift" scheint von
wirklich wissenschaftlichen Gesichtspunkten nicht auszugehen; lieber
erwähnen wir jedenfalls die in de Lagarde's 29) Semitica I nach
Gewohnheit verstreuten (und gewürzten) Beiträge zur Lautlehre
und Lexikographie. Besonderes Interesse hat mir ausserdem der
Versuch zweier Assyriologen abgewonnen, das moderne Dogma
von den unfehlbaren Lautgesetzen auch in die semitische Sprach-
wissenschaft einzuführen. Ich unterschätze die pädagogische Be-
deutung jenes Dogma' s für solche, welche einer Schärfung ihres
lautphysiologischen Gewissens bedürfen, in keiner Weise, und gebe
zu, dass uns — aber jedenfalls mit Ausnahme grade Einiger der
hervorragendsten Gelehrten — eine solche mindestens nicht schaden
kann; es ist aber gegen das dabei beobachtete Verfahren auf das
bestimmteste Einsprach zu erheben. Derselbe trifft weniger den
jugendlich anmassenden Ton, welcher uns die Würdigung insbe-
sondere von Haupts Arbeiten bis jetzt erschwert, als die Art
und Weise, in welcher uns ein selbst deduktiv doch nur in gewissem
Sinne erweisliches Dogma aufgedrängt werden soll, ohne dass ein
irgendwie ernstlicher Versuch gemacht wird, die Geltung desselben
durch eine Anzahl neuer und eclatanter Fälle rationeller Erklä-
rung von sogenanntem sporadischen Lautwechsel wahrscheinlich zu
machen: denn die genauere Formulirung der von den Zischlauten
der Dialekte eingehaltenen Entwickelung , welche das hervor-
stechendste (obwohl auch bereits wieder bestrittene) Resultat der
in Hommel's 3Ü) und Haupts31) Arbeiten mit enthaltenen lin-
guistischen Studien bildet, fusst nach des ersteren ausdrücklichem
Zugeständniss durchaus auf den Arbeiten älterer, jener Unfehl-
barkeit keineswegs huldigender Gelehrten; bemerkt man gleich-
zeitig], dass jeder von beiden Verfechtern der neuen Lehre dem
anderen noch zu wenig consequent ist, und begegnet man nebenbei
einer Anschauung Haupts, wie der vom Assyrischen als Sanskrit
der semitischen Sprachen — einer Anschauung, welche den sonst
von ihm angerufenen Indogermanisten mindestens ein zweifelhaftes
Kopfschütteln entlocken möchte — , so wird man bei aller Nach-
sicht gegen den begreiflichen Eifer für ein neues Princip doch vor
allem Vorsicht, Bescheidenheit und Studium der Vulgärdialekte
für die Zukunft empfehlen müssen.
28) Ignac Radltu.sk/. Sistema semiticeskich jazykov Renana i novei'sija
otkrytija v klinopisi: Journ. des Russ. Unterrichtsministeriums Bd. 199, Abth. '2,
220-257.
29) P. de Lagarde. Semitica I: Aldi. Gott. G. d. W. XXIII; s. darin
besonders p. 22-27.
30) Zwei Jagdinschriften Asurbanibals nebst einem Excurs über die Zisch-
laute im Assyrischen wie im Semitischen überhaupt: s. unten p. 86 No. 10.
31) SFG passim (z ß. p. 11): s. unten p. 8.'! No. 1.
Jahresbericht 1S79 G
32 Müller, Semiten im Allgemeinen.
Es schien nicht überflüssig, die neue Richtung hier etwas
ausführlicher zu besprechen, als sonst im Jahresbericht Gewohnheit
ist: um so mehr aber eilen wir jetzt zum Schluss, indem wir
Hommets32) nunmehr vollendetes Buch über die Säugethiernamen
als eine trotz mancher Unfertigkeiten und Versehen, mit welchen
die manchmal auch bei ihm hervortretende Sicherheit des Tones
etwas contrastirt, doch durch Fleiss und Scharfsinn gleich ver-
dienstliche Arbeit empfehlen, und darauf aufmerksam machen, dass
Kessler33) die Resultate seiner religionsgeschichtlichen For-
schungen über die Zusammenhänge des Manichäismus mit dem
Mandaismus und durch diesen mit dem altsemitischen Heidenthum
einerseits, wie mit christlichen Sekten und dem Islam andrerseits
vorläufig formulirt hat, allerdings so kurz, dass man zu seiner
interessanten These noch nicht recht Stellung nehmen kann.
32) Fritz Hommel. Die Namen der Säugethiere bei den südsemitischen
Völkern als Beiträge zur arabischen und äthiopischen Lexicographie, zur semi-
tischen Kulturforschung und Sprachvergleichung und zur Geschichte der Mittel-
meerfäuna. Mit steter Berücksichtigung auch der assyrischen und hebräischen
Tliiernamen und geographischen und literaturgeschichtlichen Excursen. Leipzig
1879. XX, 472 pp. 8. M 40. — Vgl. Th. Nöldeke GGA. 1879, 1254; F.
Praetorius LC. 1880, 429; A. v. Kremer. Altsemitische Thiernamen: Ausl.
1880, 201; Z. f. Ethn. 1879, 43G.
33) Kessler in Justi, Geschichte des alten Persiens (s. oben p. G2 No. 1)
p. 184-180.
Keilinschriften.
Von
Friedrich Delitzsch.
An die Spitze des assyriologischen Jahresberichtes für 1879
verdienen ohne Zweifel Haupt'a l) Sumerische Familiengesetze ge-
stellt zu werden. Wohl lässt der Titel des Werkes auf eine Mo-
nographie mit ziemlich engen Grenzen schliessen, ja der Inhalt
dieses ersten Heftes, welches sich nur mit Einem dieser sogen.
Familiengesetze beschäftigt, scheint noch enger begrenzt zu sein;
indess bildet der akkadiscke und assyrische Wortlaut jenes Einen
Gesetzes nur den Rahmen für eine erstaunliche Fülle neuer Ge-
sichtspunkte und kleinerer Funde auf dem Gebiete der sumerisch-
akkadischen und nicht minder der assyrischen Grammatik. Die
Forderungen, welche das Buch an eine wahrhaft wissenschaftliche
Behandlungsweise der Keilschrifttexte stellt und welche in streng-
ster philologischer Akribie und unbestechbarer Gewissenhaftigkeit
gipfeln, mögen sehr einfach und selbstverständlich scheinen; aber
man braucht wahrlich nur einen Blick auf die vielen von assyrio-
logisc'her Seite noch immer erscheinenden Textübersetzungen zu
werfen, welche jedweden begründenden Kommentares entbehren,
dafür aber oft mit geradezu schwindelnder Kühnheit und zügelloser
Ungenauigkeit angefertigt sind, um zu erkennen, dass es hohe
Zeit war, jene Forderungen mit schneidender Schärfe von neuem
zur Geltung zu bringen. Wem freilich richtige d. h. soweit gegen-
wärtig erreichbar peinlichst genaue Transkription auch der sume-
rischen und akkadischen Texte „ziemlich unwesentlich" ist, der
wird, wenn nicht auf assyrischem, so erst recht nicht auf sumerisch-
akkadischem Gebiet das Bedürfniss fühlen fortzuschreiten, jede
Form bis ins kleinste hinein zu analysiren, auf ihre Grundform
1) Paul Haupt. Die sumerischen Familiengesetze in Keilschrift, Tran-
scription und Uebersetzung , nebst ausführlichem Commentar und zahlreichen
Excursen. Eine assyriologische Studie. Leipzig 1879. XII, 75 pp. 4. M. 12.
— Vgl. Fritz Hammel J~L7>. 1879, Art. 467; Schröder LC. 1880, 658; J.
Oppert GGA. 1879, p. 1601-1628; Lenormant Ac. 1879, 8. Nov.; J. Halt nil
EC. 1880, 225-232 (sehr gehaltvolle Anzeige). Vgl. hier S. 81 No. 31.
6*
84 Delitzsch, Keilinschriften.
zuiückzuführen , die Vokale — was oft sehr schwierig und ohne
umfassende Belesenheit überhaupt unmöglich ist — auf ihre Länge
oder Kürze hin zu prüfen u. s. w., und, wo dies nicht möglich,
einstweilen lieber ganz auf Uebersetzung zu verzichten: der wird
vielmehr nach der hergebrachten Weise, pochend auf die ver-
wickelte Schrift, sich mit annähernden Umschriften, halbgerathenen
Uebersetzungen und verschwommenen Fomiauffassungen begnügen.
Dass aber diese Behandlungsweise der assyrischen Literaturdenk-
mäler nahe daran war, die Assyriologie in den Augen der Sprach-
forscher im allgemeinen und der Semitisten im besonderen zu dis-
kreditiren, kann niemand leugnen. Dass der Verf. selbst mit seinen
Forderungen es emst nimmt, lehrt jede Seite des Buches und
eine Fülle neuer Blicke und Erkenntnisse hat ihn dafür belohnt:
für das Assyrische mag die endgiltige Beseitigung der scheinbaren
Aphelformen, die Pluralbildung auf ü (neben e und ä, äni), der
Ursprung des d in nadänu „geben" , die glückliche Hervorhebung
associativer Neubildungen, für das Sumerisch-Akkadische die Lesung
der Postposition ku als su, der Kopula sa, die Fassung der Wurzel
pa „beschwören" als urspr. päd, endlich der Wechsel von ü und e
hier besonders hervorgehoben werden. Die wenig umfangreiche
Schrift, völlig unbeeinfiusst durch ' Lenormant's fast mit jedem
neuen Buch ■ modificirte Erklärungsweise akkadischer Formen und
Texte, stellt zum ersten Mal die sumerisch - akkadische Sprach-
wissenschaft auf solide Grundlagen. Das Gesagte wird durch einen
Vergleich des Haupt 'sehen Werkes und der gleichzeitig erschienenen
Etudes accadiennes Lenormant's 2) bestätigt. Lenormant nimmt
mit dieser Schrift nach vierjähriger Unterbrechung seine „akkadischen
Studien" wieder auf und bezeichnet selbst in unmissverständlicher
Weise diese seine „neuen akkadischen Studien" als eine Umkehr
von seiner früher für das Sumerisch-Akkadische befolgten Methode ;
trotzdem können auch diese „neuen Studien", deren erste Lieferung
eine akkadische Chrestomathie (ohne Keilschrifttext, alles lediglich
transkribirt) enthält, wissenschaftlich nicht befriedigen und ist er-
hebliche Förderung der sumerisch-akkadischen Sprachwissenschaft
leider nicht zu constatiren. Von seiner Uebersetzung und Erklärung
eines akkadisch-assyrischen Hymnus an den Sonnengott gab Le-
normant*) gleichzeitig Fortsetzung und Schluss.
Auf assyrisch-semitischem Gebiet ist in erster Linie Poynons 4)
2) Frangois Lenormant. Lottres assyriologiques. Seconde serio: Etudes
accadiennes. Tome troisieme. Ire livraison. Paris 1879. III, 200 pp. 4.
fr. 15. — "Vgl. dazu IId<= livraison, pp. 201-240.
.'ii Ders. Hymne au Soleil ä texte primitif accadion, avec Version assyrionno,
traduit et commente. Suite et fin: JA. VII Ser., XIII, 1879, 5-98. — Vgl. Post-
seriptum au qpmmentaire do l'hymne chaldeen au solcil: JA. XIV, 1879, 2C4-2G7.
4 » Henri Pognon. L'inscription do Pavian. Texte, traduetion ot commen-
tairo pbilologique avec trois appendices ot im glossaire. Premiere partie. Paris
1S79. iPild. de l'c'c des liaiit.es dt Sciences pliilol. ot bist. XXXIX. l'asc.i
Deuxieme partie Paria 1880. (XLU. i'asc). 100 und 120 pp. 8. a fr. u.
Delitzsch, Keilinschriften. $5
Bearbeitung der Sanherib - Inschrift an den Felsen von Bawian
rühmend hervorzuheben: eine gewissenhafte, durch selbständiges,
klares und feines Urtheil in grammatischen wie lexikalen Fragen
ausgezeichnete und vielfach anregende Arbeit. Das nachgelassene
Werk Smt'th's5), welches die zur Zeit bekannten Texte Sanheribs
in genau der nämlichen Weise behandelt wie die bekannte History
of Asurbanipal die Texte Asurbanipal's, wurde von Sayce zu Ende
geführt und dem Publikum übergeben : der Werth dieses Buches
ist weniger in den Uebersetzungen zu suchen als in den Texten,
von welchen insonderheit die revidirte Ausgabe der Stierinschriften
Sanheribs (III R 12 und 13) werthvolle Dienste leistet. Die
Tafelfragmente, welche die babylonische Weltschöpfungserzählung
und den Kampf Merodachs wider Tiamat behandeln, hat Oppert6)
bei Gelegenheit des internationalen Orientalisten - Kongresses in
Florenz zum Gegenstand eingehenderer Prüfung gemacht: die Ueber-
setzungen lesen sich gut und enthalten manchen vorzüglichen Blick,
aber die philologische Rechtfertigung fehlt leider auch hier wie
in den später gelegentlich der israelitischen Geschichte Ledrain's
zu erwähnenden Fragments de Cosmogonie chaldeenne 7). Dass
sich Delattre h) durch die einander auf Schritt und Tritt wider-
sprechenden Uebersetzungen Menant's einerseits und der Records
of the Past andrerseits hindurchgearbeitet hat und schliesslich
dennoch zu dem Resultate kommt, dass aus den Annalen der
assyrischen Könige bereits einiges für die alte Geschichte und
Geographie Brauchbare und Verlässige gewonnen worden sei,
zeugt eben so sehr von seltener Geduld, als von bescheidenem
und doch scharfem Urtheil. Die Records of the Past9), welche
der Assyriologie weder in England noch Frankreich (von Deutsch-
5) George Smith. History of Sennacherib, translated from the Cuneiform
Inscriptions. Edited by A. H. Sayce. London 1878. IV, 182 pp. 4.
6) Jules Oppert. Traductions de quelques textes assyriens: Atti del IV.
congr. internaz. degli orientalisti ten. in Firenze nel settembre 1878. Vol. I.
Firenze 1880. Con nove tavole. 229-238.
7) s. unten S. 110 No. 124.
8) A. Delattre. Les inscriptions historiques de Ninive et de Babylone.
Aspect general de ces documents, examen raisonne des versions francaises et
anglaises. Gand 1879. 90 pp. 8. fr. 2. — Vgl. Oppert GGA. 1880, 1473-
1478; RC. No. 37; Rev. d. quest. hist. XXVI, 658; Ac. XV, 368.
9) Records of the Past. Vol. XI. Assyrian Texts. 8. 3s. 6d. (Krnest
A. Budge: Nebbi Yunus Inscription of Sennacherib, p. 45-58; Assyrian Incan-
tations to Fire and Water, 133-138. W. Booth Finlay. Inscription of Assur-
izir-pal, 11-14. J. Halevy. Assyrian Fragments, 157-162. W. Houghton: Re-
cord of a Hunting Expedition, 7-10. Fh'ancois Lenormant: Chaldean Hymns
to the Sun, 119-128. Julius Oppert: Bull Inscription of Khorsabad, 15-26;
The Inscriptions of the Harem of Khorsabad, 27-30; Texts on the Foundation
Stone of Khorsabad, 31-40; Babylonian Legends found at Khorsabad, 41-44;
The Latest Assyrian Inscription, 105 f. Theo. G. Pinches: Oracle of Istar
of Arbela, 59-72; Assyrian Report Tablets, 73-78; The Egibi Tablets, 85-98.
A. H. Sayce: Inscription of Rimmon-Nirari I, 1-6; Texts relatiug to the Fall
gß Delitzsch, Keilinschriften.
land ganz zu schweigen) einen tüchtigen Mitarbeiter gewonnen
haben dürften , sind in ihrem elften Bändchen mit einer solchen
Fülle zumeist schon anderwärts veröffentlichter populärer Text-
übertragungen bereichert worden, dass die Hoffnung auf einen
dauernden Abschluss dieser theuren kleinen Sammlung alter Ueber-
setzungen mit erneuter Zuversichtlichkeit wachgerufen wird. Zwei
bereits mehrfach veröffentlichte und besprochene sog. Jagdinschriften
Asurbanipals hat Hommellf)) zum Anlass gewählt, um an ihre
Uebersetzung und Erklärung einen Anhang über den Lautwandel
der semitischen Zischlaute zu fügen. Dass die Assyriologen mit
ihrer Bestimmung der betreffenden Keilschriftzeichen als sa si su,
as is us mit iä einerseits und als sa si su etc. mit D andrerseits
trotz Stade und Philippi Recht haben, darf als ausgemacht gelten,
doch liesse sich dieser Thatbestand in klarerer, schärferer Beweis-
führung erhärten. Ueberhaupt bietet, fürchte ich, die kleine Mono-
graphie insonderheit dem Gegner eine Reihe allzu leicht verwund-
barer Stellen. Die Namen des Erzes und Kupfers im Akkadischen
und Assyrischen behandelt ein ziemlich umfangreicher Aufsatz Lc-
normant's ll); der eingeschobene Abschnitt über die Bedeutung
des geographischen Namens Makan fordert Widerspruch heraus.
Guyard12) setzte seine schätzbaren Beiträge zum assyrischen Lexi-
kon fort. Das assyrische Wort qatu „Hand" behandelte Deren-
bourej1'6) in dankenswerther Weise. Ueber den hieroglyphischen
Ursprung der assyrischen Keilschriftzeichen veröffentlichte Howjh-
ton1*) eine geistreiche, sehr beachtenswerthe Abhandlung. De
Chossat's I5) grosses und jedenfalls sehr gründliches Repertorium
der assyrischen Keilschriftzeichen und Zeichenvarianten ist mir bis-
lang leider noch entgangen.
of the Assyrian Empire, 70-84; Ancient Babyloniau Legend of the Creation,
107-114; Two Accadian Hymns, 129-132; Assyrian Tribute Lists, 130-144; An
Assyrian Fragment of Geography, 145-150; Accadian Proverbs and Songs 157-
162. H. Fox Talbot: The Defence of a Magistrate falsely aceused, 99-104.)
10) Fritz Hömmel. Zwei Jagdinschriften Asurbanipafs nebst einem Excurs
über die Zischlaute im Assyrischen wie im Semitischen überhaupt. Mit einer
photolithographischen Abbildung. Leipzig 1879. VIII, 63 pp. 8. M. 5.60. —
Vgl. Paul Haupt ZDMG. XXXIV, 757-763; Fr. Philippi Z. f. Völkerps.
XIII, 143; Guyard RC. IX, 48; Kev. crit. intemat. No. 1. S. auch obon S. 81,
No. 30.
11) Francois Lenormaut. Les noms de l'airaiu et du cuivre dans lus
deux langues des inscriptions euneiformes de Ia Chaldee et de l'Assyrie: Trans,
of the Soc. Bibl. Arch. VI, 334-417.
12) Stamslas Guyard. Notes de lexicographie assyrienne. Deuxicme
articlo: JA. XIII, 1879, 435-455.
13) J. Derenbourg. Lc mot qatu est-il semitique? JA. XIII, 560-564.
— Vgl. dazu 517-521.
14) William Houghton. On the Ilieroglyphic or Picture Origin of the
Characters of the Assyrian Syllabary: Trans. Soc. Bibl. Arch. VI, 454-483.
15) E. de Chossat. Repertoire Assyrien. (Traduction et lecture). Lyon-
Paris 1879. VIII, 184 und 204 pp. ä 2 col. 4. fr. 25. — Vgl. Em. B.
Polybiblion XI, 237.
Delitzsch, Keilinschriften. 87
Wenden wir uns zur Geschichte, Chronologie und Geographie,
so ist vor allem eine russisch geschriebene Abhandlung Patkanov's lü)
zu erwähnen, welche sich in erfreulicher Weise auch ihrerseits
gegen den Irrthum richtet, als habe Tiglathpileser IL Persien und
Afghanistan bis an den Indus erobert, während sich der von ihm
berichtete Feldzug durchaus auf die Grenzen Mediens beschränkte:
die beigegebene Karte Vorderasiens bekundet, was die Eintragung
nicht weniger keilschriftlicher geographischer Namen unverkennbar
lehrt, gründliche Kenntniss der assyrischen Literatur und nüchternes
Urtheil. Ueber einen im Besitz des Berliner Kgl. Museums be-
findlichen kleinen Cylinder des babylonischen Königs Gamil-Sin
und etliche andere Siegel und Gemmen handelt Schrader 17); andere
dieser kleinen babylonisch-assyrischen Alterthümer, welche bedauer-
licher Weise recht verstreut sind, wurden von Menant16-2") und
Lenormant2*) bekannt gemacht, von jenem insonderheit die Cylinder
des Medaillen-Kabinets im Haag, von diesem drei kleine Denk-
mäler in römischen Sammlungen. Ein Tafelfragment historischen
Inhalts aus der Regierungszeit Nebukadnezars (das erste, das bis
jetzt gefunden) wurde von Wtedemann 2 -) und Schrader26) kurz
besprochen, während das auf Nr. 377 der im Besitz des Britischen
Museums befindlichen Kontrakttafeln monumental beglaubigte, in
scheinbarem Widerspruch zum ptolemäischen Kanon stehende XL
Jahr des Kambyses von Pinches 24) und Schröder 2b) in vorläufige
16) K. P. Pathanov. O mnimom pochode Taklat-Palasara k beregam
Inda: Trudy tret. mezdunarodn. sjezda Orieutalistov T. I. (Mit 1 Karte. Auch
sop., St. Peterb. 1879. 4U pp. 8.)
17) Eberhard Schrader. Uebor einen altbabylonischen Königscylinder
des Königl. Museums und einige andere Cylinder und Gemmen: Monatsber. der
Kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1879, 288-298.
18) Joachim Mcnant. Catalogue des cylindres orientaux du Cabinet
royal des Medailles de la Haye. 8 planches photogr. La Haye 1878. 84 pp.
4. Fl. 5.
19) Ders. Les cylindres orientaux du Cabinet royal des Medailles ä la
Haye. Paris 1879. 74 pp. 8. fr. 4. (Extr. des Arch. des Miss, scientif.
3e Serie. T. V.)
20) Ders. Notice sur quelques empreintes de cylindres du dernier empire
de la Chaldee. 5 planches. Paris 1879. 24 pp. 8. fr. 3.50.
21) Francesco Lenormant. Tre Monumenti Caldei ed Assiri di Collezioni
Romane dichiarati: Bull. Comm. arch. Korn. 1879, 19-35. (1 Tat". Auch sep.
Koma 1879. 8.) [Trübner: 2s.] — Vgl. auch Ders. Sur la signitication des
sujets de quelques cylindres babyl. et assyr.: Gaz. archeol. 1879, 249.
22) Alfred Wiedemann. Nebucadnezar und Aegypten : Z. f. äg. Spr.
1878. S. 87-89.
23) Eberhard Schrader. Weitere Bemerkungen zu der neugefundenen
babylonischen Nebucadnezar-Inschrift: Z. f. äg. Spr. 1879, S. 45-47.
24) Theo. Q. Pinches. Remarks on Babyloniau Contract Tablets and
the Canon of Ptolemy: Trans. Soc. Bibl. Arch. VI, 484-493.
25) Eberhard Schrader. Das elfte Jahr des Kambyses: Z. f. äg. Spr.
1879. S. 39-45. — Ders. Ueber die Datirung einer babylonischen Thoutafel
aus dem elften Jahre des Cambyses: Monatsber. d. K. Pr. Akad. d. Wiss. 1879,
120-121. Mit einer Photographie.
38 Delitzsch, Keilimchriften.
Untersuchung genommen wurde. Dass die biblische Chronologie
und ihr Verhältniss zu den Ergebnissen der Aegyptologie und
Assyriologie durch die Arbeit tichäfer's 26) erheblich aufgehellt
worden sei, wage ich nicht zu behaupten. Was für die Namen
der den Babyloniern und Assyrern bekannten Meere der Keilschrift-
literatur zu entnehmen, hat Schröder 27) mit ziemlicher Vollständig-
keit zusammengestellt; eine kurze Notiz über das Land Lakü 28)
am mittleren Euphrat stromabwärts von Gargamis wird den Aegypto-
logen wahrscheinlich willkommen sein. Die im übrigen dankens-
werthen Untersuchungen Brüll's 'i9) über den Umfang der Mauern
von Babylon und die Lage des Belostempels enden mit einem
leicht erklärlichen Non liquet. Den Namen von Gargamis (Kar-
kemisch) besprach Boscauien 30).
Für die Religion der Babylonier und Assyrer ist ein Aufsatz
Slrassmayer's 31), welcher mit umfassender Kenntniss der Schätze
des Britischen Museums gesundes, vorurtheilsfreies Urtheil paart,
wohl zu beachten. Guyard 32) wird mit dem assyrischen Gott
Ni-ni-ip wenig Glück haben. Die religionsgeschichtlichen Aufsätze
Boscawen's 33) und Budge's 34) fördern die Wissenschaft wenig.
Dagegen liest sich eine Abhandlung Modona's 35) über die Keil-
schriftfragmente mit der sog. Sündenfallerzählung mit Interesse
(obwohl Gewge Smith's genialer Blick betreffend die ausnehmende
26) A. Schäfer. Die biblische Chronologie vom Auszuge aus Aegypten
bis zum Beginne des babylonischen Exils mit Berücksichtigung der Resultate
der Aegyptologie und Assyriologie. Von der theol. Facultät in Würzburg ge-
krönte Preisschrift. Münster 1879. VIII, 141 pp. 8. M. 3. — Vgl. Wolf
Baudissin ThLZ. 1880, 1180; LC. 1880, No. 11; Bew. d. Gl., Mai 1880;
Raska Lit. Rundsch. 1880, No. 12; B. Schäfer Lit. Handw. 1880, No. 24;
Oppert GGA. 1880, 1478-1500; F. H. Th. LB. 1881, No. 10. — Vgl. unten
S. 110, No. 119.
27) Eberhard Schröder. Die Namen der Meere in den assyrischen In-
schriften. Berlin 1878. (Aus den Abh. d. Kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1877.
S. 169-195).
28) Ders. Die Leka Rainses des Zweiten und das Land Laki (Laki) der
assyrischen Inschriften: Z. f. äg. Spr. 1879. S. 47f.
29) Joh. Brüll. Herodots babylonische Nachrichten. Uebersicht des In-
haltes mit Beiträgen zur sachlichen Erläuterung. I. Zur Geographie und Topo-
graphie von Babylon. [Beilage des Programms des Kgl. Gymnasiums zu Aachen.]
Leipzig 1878. 32 pp. 4. M. 1.50. — Vgl. LC. 1879, 633.
30) Boscaicen. The Name of Carchemish: Ath. 1879, Nov. 29.
31) J. N. Strassmayer. The Assyrian and Babylonian Guds: The Month
1879, June.
32) Stauislav Guyard. Le dien assyrien Ninip: RC. 1879, l1"' Mars.
33) William St. C'had Boscaicen. Notes on Assyrian Religion und
Mythology: Trans. Soc. Bibl. Arch. VI, 535-542.
34) Emest A. Budrje. Assyrian Incantations to Fire and Water: ibid.
VI, 420-435.
35) Leonello Modona. La leggonda cristiana della ribelliono e caduta
degli angell in rapporto a duo tavolette assire del museo britannico a proposito
di aleuni articoli apparsi sopra vari giornali cattolici. Esamc storico-critico
Bologna 1878. XIV, 57 pp. 8.
Delitzsch, Keilinschriften. $9
religionsgeschichtliehe Wichtigkeit jener unscheinbaren Tafelfrag-
mente für alle Zeiten rühmenswerth genug bleibt), ferner gab
Lenormant 36) zum Adonismythus und Kultus, wie nicht anders
zu erwarten, geistvolle und lehrreiche assyriologische Beiträge. Cler-
mont-Ganneau31) lieferte eine eingehende Beschreibung einer von
dem ersten Dragoman des französischen Consulats in Beirut, Mr.
Beretie, erworbenen Bronzeplatte, welche assyrischen Ursprungs
zu sein scheint und augenscheinlich die Hölle nach assyrischem
Glauben darstellt; die Fortsetzung dieses hochinteressanten Auf-
satzes, welche die Erklärung jenes Denkmals bringen soll, ist mit
Spannung zu erwarten.
Ueber Massam's einzigartigen, unschätzbaren Fund, die Bronze-
thore von Balawat, berichtete Pinches 3ö~ 39) in zwei Aufsätzen.
Der babylonischen Astronomie widmeten sich Bosanquet und
Saycei0).
An populär gehaltenen längeren oder kürzeren Mittheilungen
über die neuen assyrischen Entdeckungen sowie über die Bedeutung
der Keilschriftforschung für das alte Testament war auch im Jahr
1879 kein Mangel. Die Schriften Buddensieg's*1) und Vigouroux'*2)
verdienen hervorgehoben zu werden, andere finden sich in Friede-
rici's Bibliotheca Orientalis aufgezählt. Einige gut geschriebene
italienische Aufsätze gemeinverständlichen Inhalts trage ich bei
dieser Gelegenheit für 1878 nach43).
Die Frucht „mehr als zwanzigjähriger Untersuchungen" über
die Sprache der zweiten Gattung der Achämenideninschriften, über
36) Francesco Lenormant. II mito di Adone-Tammuz noi documenti
euneiformi: Atti del IV. eongresso internazionale degli oriontalisti. Vol. I.
Firenze 1880. 143-173.
37) Ch. C'lermont- Ganneau. Etudos d'archeologie Orientale. L'Enfer
assyrien: RA. XXXVIII, 337-349.
38) Theo. G. Pinches. The Bronze Gates of Balawat in Assyria Journ.
Brit. Arch. Assoc. XXXV, 233-237.
39) Ders. The Bronze Gates from Balawat and their chasod Pietures:
Ath. 1879, 12. April. 5. July.
40) R. H. M. Bosanquet and A. H. Sayce. Preliminary Paper ou the
Babylonian Astronomy : Monthly Notices of the Royal Astronomieal Society
XXXIX, 453-460.
41) R. Bnddensieg. Die assyrischen Ausgrabungen und das alte Testa-
ment. Heilbronn 1880. (Zeitfragen des christl. Volkslebens. V. Bd., 3. Heft).
— Vgl. Schröder ThLZ. 1880, 53.
42) F. Vigourotix. La Bible et l'Assyriologie: Les invasions assyriennes dans
lo royaume d'Israel, d'apres les decouvertes recentes, und : L'invasion de Senna-
cherib et les derniers jours du royaume de Juda d'apres les decouvertes recentes:
Rev. des quest. hist. 1879, 1™ Avril; 1er Oct. — Vgl. unten S. 111 No. 132.
43) La scrittura cuneiforme dei monumenti assiri e caldoi. — La torre
delle lingue a Babilonia. — La cosmogonia de' Caldei comparata alla Mosaica.
— Le moderne esplorazioni della Caldea : sämmtlich in La civiltä cattolica.
Anno vicesimo nono. Vol. VIII della serje decima 1878, pag. 157-175. 410-432,
537-555. 653-672
[)() Delitzsch, KeiU u Schriften.
das sog. Medische hat Oppert**) in einem durch grosse Ueber-
sichtlichkeit ausgezeichneten Werke über Volk und Sprache der
Meder niedergelegt. Einen wie grossen Fortschritt dieses Buch
gegenüber den Forschungen von Norris bezeichnet, vermag ich
nicht anzugeben. Meine eigenen Untersuchungen über dieses Idiom
sind noch nicht zu einem Abschlüsse gelangt; bevor dies aber
geschehen, erscheint es mir rathsamer, die Oppert'schen Paradigmen
der medischen Deklination mit ihrem Nominativ, Genitiv, Akkusativ,
Dativ, Ablativ, Abessiv, Lokativ, Inessiv, Distributiv, Komitativ und
Relativ, sowie der medischen Konjugation mit ihren primitiven,
desiderativen, reeiproken und factitiven Stämmen bei Seite zu
lassen. Diese Nichtberücksichtigung des Oppert'schen Buches ist
geradezu ein Akt wissenschaftlicher Selbsterhaltung, da die Vorrede
jeden, der sich jemals auch seinerseits mit dieser zweiten Gattung
der dreisprachigen Keilinschrifteu befassen sollte und arbeitete er
auch, nur an Grotefend anknüpfend, noch so selbständig, von vorn-
herein zu einem „Schüler" Oppert's stempelt, ihn der Undankbarkeit
gegen seinen „Lehrer" anklagt und seine etwaigen ganz unabhängig
von Norris wie von Oppert gewonnenen Funde ohne Weiteres als
.Plagiat" brandmarkt.
44) Jules Öppert. Lo peuple et la langue des Medes. Paris 1870. XI,
296 pp. 8. fr. 10.
91
Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche
Exegese und biblische Theologie, Geschichte
Israels.
Von
E. Kautzsch.
Als Einleitung zu dem nachfolgenden Bericht möge die Be-
merkung genügen, dass auch diesmal die Arbeiten über Geographie
und Topographie von Palästina nicht in den Kreis der Besprechung
gezogen worden sind, weil für dieses Gebiet ein eingehendes Ee-
ferat von Prof. A. Soein bereits in der Zeitschrift des deutschen
Palästinavereins III, 57 ff. veröffentlicht worden ist. Die übrigen
Disciplinen findet der Leser in der Reihenfolge: Bibliographie,
Textkritik, Lexicographie , Grammatik und Metrik, Hermeneutik,
Einleitungs Wissenschaft, Encvclopaedien, Exegese und Kritik der
einzelnen Bücher des A. T., Chronologie, Geschichte Israels, Ar-
chaeologie, Biblische Theologie, endlich Arbeiten aus dem an-
grenzenden neutestamentlichen Gebiet.
Die hebräische Bibliographie ist diesmal nur durch die
Fortsetzung von Steinschneider 's l) Mazkir vertreten. Die maso-
retische Textkritik erfuhr eine sehr dankenswerthe Bereicherung
durch die sorgfältige Herausgabe der grammatisch-masoretischen
Lehrstücke des Aliron ben Ascher u. a., welche von Baer2) und
1) "PDTttri. Hebräische Bibliographie. Blätter für neuere und ältere Lite-
ratur des Judenthums, nebst einer literarischen Beilage redigirt von M. Stein-
schneider, herausgegeben von Julius Benzian. Zugleich eine Ergänzung zu
allen Organen des Buchhandels. Band XIX. Berlin 1879. VIII, 138 pp. 8. M. 8.
2) Die Dikduke ha-te amim des Ahron ben Moscheh ben Ascher und andere
alte grammatisch-massorethische Lehrstücke zur Feststellung eines richtigen Textes
der hebr. Bibel mit Benutzung zahlreicher alter Handschriften zum ersten Male
vollständig herausgegeben von S. Baer und H. L. Strack. Leipzig 1879.
XLI1, 95 pp. 8. M. 3.50. (Auch mit hebr. T.: D^ün ^"Hpi 1E0).
— Vgl. B. Stade ThLZ. 1879, No. 26; E. Kautzsch ZDMG. XXXIV, 384 ff.;
J. Deutsch Jüd. LB. 1879, No. 46; C. Siegfried Prot. KZ. 1880, No. 20;
LC. 1880, No. 5; Literar. Beil. z. Allg. Ev.-Luth. KZ. 1879, No. 41; Israelit
1879, 2. Beil. zu No. 40. 41; Athen. 6. Sept. 1879; Ac. 29. Nov. 1879; A.
Kuenen Theol. Tijdschr. Nov. 1879; H, Vuilleumier Rev. de theol. et de philos.
Nov. 1880.
92 Kautzsch, Hebräische Sprachsünde, alttestamentUche Exegese
Strack auf Grund von 20 Bibel- und Masoracodices (darunter der
berühmte Cod. Petrop. B 19 l und 11 Codices aus der Sammlung
von Tschufutkale) veranstaltet wurde. Wenn auch die Herkunft
des hebr. Textes von dem grossen Masoreten Ben Ascher bei
vielen Abschnitten zweifelhaft ist, so thut dies doch der Wichtig-
keit der darin niedergelegten grammatischen Anschauungen und
Punktationsvorschriften keinen Eintrag. Leider hairt die schwierige
Keimprosa einzelner Abschnitte trotz der beigefügten Anmerkungen
und Fingerzeige noch der Deutung. — Gegen Phüippi (ZDMG.
XXXII, 85 fg.) beharrt Strack3) bei der Angabe, dass im Cod.
Babyl. Petropol. ü?PN|J überall erst recentissima manu in D^nä um-
geändert sei. Eine andere Notiz von Strack*) bezieht sieb auf
den Aufsatz von Graetz (s. Bericht über 1878, No. 6) über das
Spatium in Mitte des Verses ; eine Tabelle der von Graetz, Barr,
Buxtorf, Ginsburg und Fürst hierher gezogenen Stellen soll die
Untersucher von Handschriften auf diese Frage aufmerksam machen.
Derenbotirg's5) Theorie über die Entstehung der Punktation sei
hier noch einmal kurz erwähnt.
Von Textausgaben nennen wir Sharpe's 6) Ausgabe eines
Theils der Genesis ohne Vocale ; die Sätze sind mit Interpunktion
versehen, die Nomina propria und D^nbN im Druck hervorgehoben,
Praefixe und Suffixe vom Stamm abgesondert — das Ganze also
in usum tironum. Wichtiger ist die von Nestle 7) auf Kosten des
englischen Pfarrers Perry besorgte Ausgabe eines Psalterium tetra-
glottum. Der griechische Text stammt aus dem Vaticanus (nach
Bd. III der Ausgabe von Vercellone und Cozza, Rom 1871); der
syrische aus Ceriani's Ausgabe des Cod. Ambrosianus ; der chal-
däische aus de Lagarde's „Hagiographa chaldaice", der lateinische
aus dem Cod. Amiatinus , soweit sich derselbe aus den Angaben
der' Hey se- Tischendo rf 'sehen Vulgata (Lpz. 1878), welche be-
kanntlich nur die Varianten des Amiatinus zum Texte der Editio
Clementina bietet, reproduciren Hess. Eine anonyme unvocalisirte
Ausgabe der Psalmen 8) ist mir nicht zu Gesicht gekommen.
In das Gebiet der Lexieographie gehört zum Theil ein
3) Henna ii ii Strack in einem Briefe an die Redaction der ZDMG., ab-
gedruckt daselbst Bd. XXXIII, 301 fg.
I i //. L. Strack. Notiz: Monatsschr. für Gesch. u. Wissensch. des Judenth.
1879, p. 26-29.
5) Vgl. p. 79, No. 10 und unten p. 124, No. 50.
6) Samuel Sharpe. The Book of Genesis Ch. 1-18. 20-25, 10. London
1879. 8. — Vgl. Ac. 26. Apr. 1879.
7) Psalterium tctraglottum graece, syriace, chaldaice. latine, quadringento-
simo post primain hebraici psalterii editionem anno (1477 — 1877) adjuvante
Domino reverendo S. G. F. Perry, M. A., Cantab. Vicario Tottingtoniensi ex
optimis codieibus et editionibus in usus academicos imprimendum curavit Dr.
Eberardus Nest/r, Tnbingensis. Tubingae 1879. XVI pp. 161 Doppelseiteu.
I. M. 15. — Vgl. //. Strack ThLZ. 1879, No. 21. — Vgl. unten S. 123, No. 45.
8) The Psalms in llobrew without points. London 1879. 8. — 3s. 6d.
■und biblische Theologie, Geschichte Israels. 93
insiructiver religionsgeschichtlicher Aufsatz von Smith (vergl. u.
No. 152), sofern er auch die zu Nomina propria verwendeten
Thiemamen behandelt. Eine Erörterung des Ausdruckes „Schein
hammephorasch" von Fürst '•') (gegen Nestle's Deutung in ZDMG.
XXXII, 465 ff.) mag im Hinblick auf den Streit über das biblische
„mephoräsch" (Neh. 8, 8) erwähnt werden. Graetz10) versucht
den Nachweis, dass die Praepos. -?£ überall „hinter" bedeute : eine
unnöthige Beschränkung der auch ' von Graetz acceptirten allge-
meinen Bedeutung „Abstand, Entfernung". Eine Eigentümlichkeit
der hebr. Sprache glaubt Weissmann l *) in dem gelegentlichen Ver-
schlingen des radicalen Beth entdeckt zu haben; die von ihm bei-
gebrachten 12 Beispiele sind jedoch entweder an sich hinfällig
oder höchstens auf eine Cori'uption des Textes zurückzuführen.
Ehe wir zu den Leistungen auf dem Gebiete der hebräischen
Grammatik übergehen, gedenken wir zuvor eines frisch ge-
schriebenen Aufsatzes von Young12); die Bedeutung der hebräi-
scben Stadien für den Geistlichen wird mit den üblichen Gründen
dargethau, dabei auch manches Interessante über die Geschichte
dieser Studien in Nordamerika mitgetheilt. Eine sehr gehaltvolle
Broschüre von Berliner 13) erörtert die Spuren einer grammatischen
Theorie, resp. die ersten Ansätze zu einer solchen, im Talmud und
Midrasch ; neben den Aussagen über Namen der Sprache und Schrift,
das Alter der Sprache, Ausdrücke für Buchstabe und Alpbabet,
sowie die Gruppirung des letzteren, werden besonders Name, Form
und Aussprache der einzelnen Consonanten ausführlich behandelt,
sodann noch die Finalbuchstaben, Vocale, Dagesch und Chatef,
Accente, Dikduk, Wurzel und Stamm der Wörter, endlich einzelne
grammatische Erscheinungen, wie Genus, Numerus, Casus, Tem-
pora u. s. w.
Unter den neuen Darstellungen der hebräischen Grammatik ver-
dient vor allen das Lehrbuch von Stade u) den Namen einer epoche-
9) Fürst. Sehern hammephorasch oder Askara, der ausdrücklich, doutlich
ausgesprochene Gottesname Jhvh: ZDMG. XXXIII, 297-301.
10) //. Graetz. Die hebräische Präposition 1"3: Monatsschr. für Gesch.
u. Wissensch. des Judenthums Febr. 1879, p. 49-G1.
11) A. S. Weissmann. Eine Eigentümlichkeit der hebr. Sprache: Jüd.
LB. 1879, No. 14, p. 54 fg.
12) Edward J. Young. The value of the study of Hebrew for a minister:
Unitarian Review Mai 1879. (Auch separat: Boston 1879. 28 pp. 8.) — Vgl.
E. Kautzsch ThLZ. 1879, No. 16.
13) A. Berliner. Beiträge zur hebräischen Grammatik im Talmud und
Midrasch. Berlin 1879. 59 pp. 8. M. 2. (Beilage zum Programm des Rab-
binerseminars zu Berlin pro 1878—1879.) — Vgl. H. Strack ThLZ. 1879,
No. 25; Steinschneider HB. 1880, p. 4; Th. Nöldeke LCB. 1880, No. 8; J.
Goldziher ZDMG. XXXIV, 375-384. — S. auch unten S. 124, No. 49.
14) Beruh. Stade. Lehrbuch der hebr. Grammatik. Theil I. Schriftlehre.
Lautlehre. Formenlehre. Leipzig 1879. XVIII, 42G pp. 8. Mit 2 Schrifttafeln.
- Vgl. ThLB. 1880, No. 12; LC. 1880, No. 37; E. Kautzsch ThLZ. 1880,
No 24; A. Kamen Theol. Tijdschrift Nov. 1880.
94 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
machenden Leistung. Ausgerüstet mit einer gründlichen Kenntniss
des semitischen Sprachgebietes überhaupt, geht der Verfasser auf
eine Synthese zwischen den Systemen von Ewald und Olshausen aus.
An den letzteren als „den Grammatiker der Hebräischen Sprache"
schliesst sich Stade sowohl in der Methode der Forschung, wie in
zahlreichen Einzelurtheilen an , jedoch mit häufigen Restrictionen
gegenüber der starren Consequenz, mit welcher Olshausen die Sprach-
gestalt des Ursemitischen wesentlich aus dem Altarabischen zu recon-
struiren suchte ; in dieser Frage tritt Stade vielmehr mit Ewald
für die theilweise Ursprünglichkeit des Hebräischen ein. Die streng
wissenschaftliche Haltung des Buches offenbart sich nicht nur in
der Akribie , mit welcher die nur einmal oder nur in Ableitungen
vorkommenden Formen besonders kenntlich gemacht werden, sowie
in den fast erschöpfenden Literaturangaben, sondern auch in der
Anordnung des Stoffs. Derselbe wird unter völligem Verzicht
auf Paradigmen und Uebersichten und in Folge dessen auch auf
Uebersichtlichkeit nur nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten vor-
geführt; die unvermeidlichen Nachtheile dieses Verfahrens werden
indess durch ein sehr specielles Register so gut wie aufgehoben.
— Steigen wir aus diesen hohen Regionen wieder herab in den
Bereich der Schulbänke, so haben wir ausser einer dritten Auflage
des Abrisses von Scholz15), die Referent im Anschluss an seine
Neubearbeitung des Gesenms besorgte, auf deutschem Boden noch
der Paradigmentafeln zu gedenken, welche Müller lü) nachträglich
seiner Schulgrammatik (s. Bericht über 1878, No. 18) beifügte.
In England gab Ball11) ein Uebungsbuch zu der von ihm besorgten
Grammatik (s. Bericht über 1877, No. 28) heraus, welches neben
Uebungsstücken zum Uebersetzen eine Chrestomathie aus dem A.
Test., sowie Texte zum Uebersetzen, resp. Nachbilden moderner
Vorlagen enthält. Ueber das Lehr- und Uebungsbuch von Bow-
'man 18) vermag ich nichts näheres zu sagen. Das Manuale des Wal-
denserprofessor's Bevel 19) ist ein achtungswerther Versuch, einem
15) IL Scholz's Abriss der Hebräischen Laut- u. Formenlehre nach Ge-
senms-Jiöd/'ger's Grammatik. 3. Aufl. Im Anschluss an die 22. Aufl. der
Grammatik umgearbeitet von E. Kautzsch. Leipzig 1879. IV, 32 pp. 8.
M. 0.75. — Vgl. E. Nestle LCB. 1880, No. 12.
16) Aug. Müller. Paradigmentafeln zur hebräischen Schulgrammatik. Halle
1879. 19 pp. 8. M. 0.30.
17) C. J. Ball. A Hebrew Primer adapted to the Merchant Taylor'*
Hebrew Grammar. London 1879. 202 pp. 8. and Glossaries. — Vgl. Ac.
22. März 1879.
18) T. Bowma/n. A new, casy and complete Hebrew courso, containing
a Hebrew grammar. With copious Hebrew and English exoreises, strictly gra-
duated, also a Hobrew-English and English-Hebrew Lexicon. In 2 parts. Parti:
Regulär verbs. Edinburgh 1879. 208 pp. 8. — 7s. Cd
19) Alb. Jlevel. Manuale per lo studio dolla lingua hobraica, compilato
e autografato. Pirenze 1879. 280 pp. 8 L. 7.50. — Vgl. /'Ä Nestle ThLZ.
1880, No. 17.
und biblische Theologie, Geschichte Israel*. 95
soliden Studium des Hebräischen auch in Italien Eingang zu ver-
schaffen. Die Beiträge zur hebr. Grammatik von Ley 20) gehen
von der Annahme aus, dass die Nominalformen sowie das Wesen
der Tempora vor allem aus den Betonungsgesetzen zu erklären
seien , welche Ley in seinen „Grundzügen des Rythmus" (Halle
1878) aufgestellt hat. Ob jedoch diese Enthüllungen auch einem
solchen einleuchten werden, dem zur wissenschaftlichen Erklärung
der hebräischen Sprachformen wenigstens einige Kenntniss der
übrigen semitischen Dialekte nöthig zu sein scheint, ist dem Refe-
renten sehr zweifelhaft. — Die von A. Müller 2 x) nach dem Vorgange
Böttchers versuchte Herleitung der Verba -\'y und y'v aus bi-
literalen Stämmen durch einfache Verstärkung des vocalischen
Elements (in den i'y) oder des consonantischen (in den y'y) ver-
dient um so mehr Erwähnung, als auch Stade zu demselben Re-
sultate gelangt ist; letzterer fordert sogar die Unterscheidung der
l'y von den eigentlichen i'y und betrachtet die triliteralen y'y-
formen gleichfalls erst als künstliche Erweiterung, nicht umgekehrt
die biliteralen als Contraction eines triliteralen Stammes. — Eine
englische Uebersetzung von Ewald's 22) Syntax erinnert uns an
zwei kleinere Arbeiten auf syntaktischem Gebiet von Rieder 23)
und Mitchell2*). Im Anschluss an die Grammatik haben wir
endlich noch der Bemühungen um die biblische Metrik zu ge-
denken. Bickell's 25) Gesetze der biblischen Metrik, die er nach-
mals mit einem Supplement26) versehen und gegen die Einwürfe
Schlottmanns (s. u.) vertheidigt hat, entstammen der Hypothese,
dass die alttestamentliche Metrik analog der syrischen einfach auf
20) Jul. Ley. Beiträge zur hebr. grammatik. I. Die ablautungen der
nomina und verba. II. Ueber den gebrauch und die bildung der tempora:
Neue Jahrbb. f. Philol. und Pädagog. 1879, H. 9, p. 411-423.
21) Aug. Müller. Verba l"y und $"$: ZDMG. XXXIII, 698-700.
22) H. Ewald. Syntax of the Hebrew language of the Old Test., trans-
lated from the 8"> German edition by J. Kennedy. Edinburgh 1879. 320 pp.
8. — 8s. 6d. — Vgl. Brit. Quart. Rev. 1879, Apr. 1, 536.
23) Rieder. Quo loco ponantur negationes NT et 5N, eoniunctio DS,
particula N2, cum conjuncta leguntur cum intinitivo, quem absolutum grammatici
vocant, verbo finito ejusdem radicis addito?: Ztschr. f. Gymnas.-Wesen Juni 1879,
p. 395-398.
24) H. G. 1. Mitchell. An examination of some of the final constructions
of Biblical Hebrew; a part of a dissertation. Leipzig 1879. VII, 40 pp. 8.
25) G. Bickell. Metrices biblicae regulae exemplis illustratae. Innsbruck
1879. 72 pp. 8. M. 1.60. — Vgl. Heller Ztschr. f. kath. Theol. III, 1; Roh-
ling LR. 1879, No. 2; Hilgenfeld Ztschr. f. wissensch. Theol. 1879, p. 527 ff.;
Smend ThLZ. 1880, No. 23; B. Schäfer Lit. Hdw. 1881, No. 3; Günzburg
RC. 1880, No. 21; Athen. 22. Febr. 1879.
26) G. Bichell. Supplementum metrices biblicae (p. 73-92). Innsbruck
1879. — Vgl. hierzu den Brief BichelVs au die Redaction der ZDMG. XXXHI,
701 fg., eine Vertheidiguug gegen die Einwendungen Schlottmann 's in ZDMG.
XXXHI, 278 sq. — Vgl. ferner Smend ThLZ. 1880, No. 23.
96 Kautzseh, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
der Gleichzahl der Sylben beruhe. So soll z. B. Deut. 32. Hab. 3,
Ps. 18 etc. aus Siebensylbnern, Ihren. 3 und 4 aus Zwülfsylbnern
bestehen; anderwärts fänden sich Fünf-, Sechs- oder Achtsylbner,
sowie gemischte Metra. Dass hierbei der natürliche Tonfall gar
nicht in Betracht kommen soll (so ist z. B. Ps. 14, 2 hischqif
zu betonen!), lassen wir im Hinblick auf die syrische und selbst
die classisehe Metrik auf sich beruhen. Wenn wir aber sehen,
mit welchen Reservationen und Textveränderungen Bickell operiren
muss. um den widerspenstigen Text auf die angenommene Sylben-
zahl zu reduciren, so ist wohl die Befürchtung gerechtfertigt, dass
der gelehrte Verfasser seinen Scharfsinn an eine verlorene Sache
verschwendet hat, Der Versuch JVeteler's'21), in einer Anzahl von
Psalmen ein ziemlich complicirtes System von Hebungen und
Senkungen nachzuweisen, braucht uns schon darum nicht lange
aufzuhalten, weil der Verfasser selbst zuletzt an der Durchführ-
barkeit seiner Hypothesen irre geworden ist.
Die Hermeneutik ist durch eine inhaltreiche Abhandlung
von Merx*b) vertreten, welche aus einem am 3. Juli 1878 zu
Heidelberg gehaltenen Vortrag hervorging. Der Verfasser dringt
statt der üblichen „grammatisch-historischen" Exegese vielmehr auf
„sprachlich - sachliche" (ein Quidprocpao , dessen eigentlicher Sinn
uns nicht recht klar geworden ist), bestreitet die Möglichkeit einer
theologischen Auslegung und zeigt sodann , warum die einzelnen
Confessionen nicht zu einer allgemeingültigen Hermeneutik gelangen
konnten. Der zweite Haupttheil giebt einen sehr beachtenswerthen
Abriss der Geschichte der Auslegung vom apostolischen Zeitalter
bis auf Nicolaus von Lyra. Dem Gebiete der Kritik gehört die
Habilitationsschrift von König 29) an. Der Verfasser offenbart auch
hier, wie in der bekannten Dissertation über „Gedanke, Laut und
Accent als die drei Factoren der hebr. Sprachbildung" seine Be-
gabung für penible Detailforschung. Der an Gen. 1 — 11 voll-
zogene Nachweis, dass die Analyse der Sprachgestalt sichere kritische
Resultate (im gegebenen Falle die zeitliche Priorität der Quelle
I vor Q) zu begründen vermöge, dürfte schwer zu erschüttern
sein. Als eines Curiosums gedenken wir noch eines Aufsatzes
27) H . Neteler. Orundzüge der hebr. Metrik der Psalmen. Münster 1879.
24 pp. 8. M. 0.50. — Vgl. Smend ThLZ. 1880, No. 23 ; B. Schäfer Lit.
Handweiser 1881, No. .'!.
28) Adalbert Merx. Eine Kedo vom Auslegen insbesondere des Alton
Testaments. Halle a. S. 1879. 75 pp. 8. M. 1.60. — Vgl. Nestle ThLZ. 1879,
No. 17; Stech Prot. KZ. 1879, No. 29; 7/. ./. JlüUzmanii, Ztschr. f. wissonsch.
Theol. 1881, II. 2; Ae. 7. Juni 1879; A. Kuenen Theol. Tijdsehr. Nov. 1879;
./. /'. Valeton Studien VI, 1, p. 50-75; HC. 1879, No. 24; H. Vullhumirr
Kev. de theol. et de philos. Sept. 1879.
29) Fiilr. Ed. König. Do criticao sacrae argumento o linguao legibus
repetito. Ratione ducta maxime Geneseos eapp. 1-11 «'jus historiam, naturam,
vim examinavit. Lipsiae 1879. 62 pp. 8. M 2. — Vgl. //. StraeJc ThLZ,
1879, No. 19.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 97
von de Chai-encey30), der den Schlüssel zu den Stammeslisten im
Buche Numeri, wie zur Erklärung der Daniel'schen Weltreiche
und des Traumes Nebukadnezar's in einer geheimnissvollen Farben-
symbolik erblickt, Referent hat davon in der That den Eindruck
gehabt, dass es einen Tiefsinn giebt, ob dessen es dem Leser grün
und blau vor den Augen werden kann.
Von grösseren Darstellungen der Einleitungswissen -
schaft ist ausser der Fortsetzung von Ubaldi's31) introductio
(vgl. Bericht über 1877, No. 38), neben welcher gleich der an-
spruchslose Abriss eines anderen Katholiken, Neteler 32), genannt
sein mag, besonders die Literaturgeschichte des A. T. von Revel33)
zu erwähnen, welche die literargeschichtlichen Resultate der deutschen
und französichen Bibelforschung {Keil, Delitzsch , Lange, Bleeh,
Beuss, Lenormant) dem weiteren Kreise der Gebildeten in Italien
zugänglich zu machen sucht. Einzelne Fragen der biblischen Ein-
leitung behandeln Biehell3i). Nestle3'0), welcher in Lands Anecdota
Syriaca III, 11 für D^ETNi vielmehr D^ü'^TSN (Ebionites, als Bei-
name des Symmachus) lesen will ; Ziegler 36), dessen tüchtige Arbeit
nur wegen der Annahme zahlreicher selbständiger Versionen vor
Hieronymus beanstandet worden ist; endlich Niepce31) und De-
lisle38). Beider Arbeiten beziehen sich auf einen merkwürdigen
30) H. de Charencey . Fragments sur la symbolique hebraique : Eev. de
linguistiquo, T. XII (Apr. 1879), fasc. 2, p. 164-193.
31) U. Ubaldi. Introductio in sacram scripturam ad usum scholarum pontif.
seminarii romani et collegii Urbani. Vol. II : Introductio critica, pars II. llomae
1879. 644 pp. 8. L. 7.50. — Vgl. Dublin Keview Juli 1879.
32) B. Neteler. Abriss der alttestam. Literaturgeschiente. Münster 1879.
II, 80 pp. 8. M. 2.
33) Alberto Revel Storia letteraria dell' Antico Testamente. Libri quattro.
Poggibonsi 1879. VIII, 621 pp. 8. L. 7.50. — Vgl. E. Nestle ThLZ. 1880,
No. 21; Nuova Antol. XXV, 733.
34) Bickell. Die Lucianische Septuagintabearbeitung nachgewiesen: Ztschr.
f. kath. Theol. III, 2, p. 407-409.
35) E. Nestle. Ein griechischer Bibelübersetzer ö^Ü^NS neben Aquila,
Symmachus und Theodotion'?: Theol. Stud. u. Krit. 1879, 4. p. 733 fg.
36) L. Ziegler. Die lateinischen Bibelübersetzungen vor Hieronymus und
die Itala des Augustinus. Ein Beitrag zur Geschichte der heil. Schrift. München
1879. VIII, 135 pp. 4. M. 15. — Vgl. O. v. Gebhardt ThLZ. 1879, No. 4;
F. Kaulen LR. 1879, No. 1; HR. LCB. 1879, No. 5; FG. Hist.-polit. Bl.
1879, H. 6, p. 473-480; Allg. ev.-luth. KZ. 1879, No. 13; Seifenberger Ztschr.
f kath. Theol. III, 527-538; Athen. 18. Jan. 1879; J. Wordsworth Ac. 26. Apr.
1879; Dublin Keview Oct. 1879.
37) Leopold Niepce. Les manuscrits de Lyon et memoire sur Tun de
ces manuscrits, le Pentateuque du VI1' siecle. Accompagne de deux fac-simile
par L. Delisle. Lyon 1879. XV, 190 pp. 8. — Vgl. O. F. Fritzsche
Ztschr. f. wissensch. Theol. 1880, 3, p. 379 ff.
38) Leopold Delisle. Notice sur un manuscrit de Lyon renfermant une
ancienne version latine inedite de trois livres du Pentateuque : Biblioth. de
l'ecole des chartes, tome XXXIX, 5 et 6, p. 421-431. Paris 1879. Avec deux
planches. Vgl. E. R. LC. 1879, No. 24.
Jahresbericht 1879. 7
98 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
Uncialcodex aus dem 6. Jahrb. , welcher eine lateinische Version
des Pentateuch aus der altgallicanischen Periode (vor Hieronynius)
enthält. Davon befinden sich in Lyon noch 64 Blätter und zwar
in einem Bedacodex, der zwischen 841 und 852 dem Dom zu
Lyon geschenkt worden war. Daraus wurde 1847 fast der ganze
Leviticus und Numeri von dem Italiener Libri gestohlen und an
Lord ÄsTtburnharn verkauft, 1868 in London edirt und neuestens
nach Entdeckung der Fundstätte an den rechtmässigen Besitzer
zurückgegeben. Delisle erhärtet die hohe Wichtigkeit des Codex
für Kritik und Sprachgeschichte durch die Mittheilung zahlreicher
Fragmente aus Gen. Exod. Deuter.; das Ganze soll seiner Zeil
von Ulysse Robert edirt werden. Auf die Geschichte der
Bibelauslegung und Bibelkritik beziehen sich zwei Ar-
beiten von Berge r 39 40), deren erste neben interessanten Notizen
über die Bibelpreise und das Bibelstudium im Mittelalter in der
Hauptsache die Geschichte der Lehre von der Bibel im 16. Jahrb.
darstellt, während die zweite einen speciellen Ausschnitt aus der
Geschichte der Schriftforschung mit anerkennenswerther Gründlich-
keit behandelt. Den Lebensgang und die Bedeutung des grossen
Hebraisten Job. Bu.rtorf des Aelteren schildert Kaufzsehir) nach
zum Theil bisher unbekanntem Material aus den Basler Archiven.
Eine in vieler Hinsicht instructive Darstellung des Streits der
Buxtorfe mit Cappellus bietet die sorgfältig und gründlich ge-
arbeitete Broschüre von Schnedennann**).
Unter den ency cl o pädis ch e n Hülfsmitteln für das
39) Samuel Berger. La Bible au seizifcmo siecle. Etüde sur les origines
de la critique biblique. Paris 1S79. VIII, 179 pp. 8. M. 3.84. — Vgl.
C. R. Gregory ThLZ 1879, No. 21; Allg. ev.-luth. KZ. 1879, lit. Beil. zu
No. 26; LC. 1880 No. 5; Cheyne Ac. 21. Febr. 1880; Church Quarterly Rev.,
Juli 1880; A. Kuenen Theol. Tijdschr. Nov. 1879; L. Massebieau Kev. chre-
tienne 1879, No. 7, p. 440-452; P. CJuqmis Rev. de theol. et de philos.
März 1880.
40) Samuel Berger. De glossariis et eompendiis exegetieis quibusilam
medii aevi sive de libris Ansileubi Papiae Hugotionis Guill. Britonis de Catho-
licon Mammotrecto aliis dissertatio eritica. Paris 1879. 56 pp. 8. M. 1.92.
— Vgl. C. R. Gregory ThLZ. 1879, No. 21; LC. 1880, No. 2; A. Kuenen
Theol. Tijdschr. Nov. 1879; P. CJuqmis Rev. de theol. et de philos. März 1880.
41) E. Kautzach. Johannes Buxtorf der Aeltere. Basel 1879. 45 pp.
8. M. 1. (Rectoratsrede.) — Vgl. E. Engelhardt Bew. d. Gl. Apr. 1880;
E. Nestle LC. 1880, No. 19; H. Strack ThLZ. 1880, No. 16; H. Yullleu-
mier Rev. de theol. et de philos. Febr. 1880.
42) Georg Sei nieder mann. Die Controverse des Ludovicus Cappellus
mit den Buxtorfen über das Alter der hehr. Punktation. Ein Beitrag zu der
Geschichte des Studiums der hebr. Sprache. Leipzig 1879. 68 pp. 8. M. L60.
- Vgl. IL Strack ThLZ. 1879, No. 6: C. Siegfried Ztschr. f. wissensch.
Theol. XXIII, H. 2; LCB. 1879, No. 22;' J. Dererthourg RC. 1879. No. 25
(vgl. über dieso Rec. S. 79 No. 10; S. 92 No. 5; S. 124 N>. ">(M; //. Vailleu-
mier Revue de theol. et de philos Mar/. 1879.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 99
Bibelstudium ist die zweite Auflage der Herzog-Plitt'schen*3)
Realencyclopädie im Berichtjahr um zwei Bände gewachsen; aus
Band IV heben wir hervor die Artikel Edom von Bau&issin,
Einleitung ins A. T. von Köhler, Elia, Elisa, Ezechiel von Orelli,
Esra und Nehemia von Nägelsbach , Feste von Delitzsch; aus
Band V die Artikel: Geld bei den Hebräern von Rüetschi, Haba-
kuk von Volk, Hadad-Rimmon, Haine von Baudissm, Haggai von
Delitzsch. Das Handwörterbuch von Riehm*4) schritt mit der
12. Lieferung bis zum Art. „Paulus" von Bey schlag vor; von
grösseren Artikeln nennen wir aus der 11. und 12. Lieferung:
Medien, Ninive von Schröder, Moses von Diestel, Musik von Riehm,
Opfer von Delitzsch, Palästina von Mühlau. Von der Encyclo-
paedia Britannica45), welche auch bibbsche Artikel enthält und
neuerdings bei Gelegenheit des Robertson Smith'schen Handels viel
genannt worden ist, erschien 1879 Vol. IX und X. Das biblische
Handwörterbuch der beiden Conder46) lässt in Bezug auf philo-
logische Kenntnisse, historische Kritik und Bekanntschaft mit den
wirklichen Resultaten der ausländischen Forschung zu vieles zu
wünschen übrig, um sich mit den verwandten deutschen Werken,
wie z. B. Riehm's Handwörterbuch, auch nur annähernd vergleichen
zu können. Die im Bericht über 1877 unter No. 55 erwähnte
New-Yorker Cyclopaedia47) wird nach dem Tode Mc. Clintock's
von den Methodisten Strong und Stury, Lehrern am Drew-Prediger-
Seminar, fortgeführt; die zahlreichen Mitarbeiter gehören jedoch
den verschiedensten evangelischen Denominationen an. Das uns
vorliegende Register des 8. Bandes zählt weit über 2000 Artikel
auf. Einzelne Proben von solchen, die wir einem Mitarbeiter,
Rev. Pick in Rochester, verdanken, erwecken trotz ihrer sehr
knappen Fassung ein günstiges Vorurtheil für das ganze Unter-
nehmen; insbesondere sind die modernen Bibelversionen in weitestem
Umfang berücksichtigt. Von der französischen Encyclopedie Lichten-
43) Real-Encyclopaedie für protest. Theologie und Kirche. 2. Aufl. Herausg.
von J. J. Herzog und G. L. Plitt. Bd. IV (Eadmer bis Geissler). Bd. V
(Geist bis Herder). Leipzig 1879. SOG u. 800 pp. 8. h M. 10. — Vgl. zu
Bd. 1-VI H. J. Holtzmann ffistor. Ztschr. 1881, No. 2; Athen. 2 C. Juni 1880.
44) Handwörterbuch des Biblischen Alterthunas für gebildete Bibelleser.
Herausg. von Eduard C Aug. Riehm. 11. u. 12. Lieferung (p. 961-1152)
ä M. LG0. Bielefeld u. Leipzig 1879. 8. — Vgl. zu Lief. 1-12: C.Siegfried
Prot. KZ. 1880, No. 5.
45.) Encyclopaedia Britannica. A dictionary of arts, sciences and gcneral
literature. Ninth editiou. Vol. IX (Falaba-Pyzabad). Vol. X (G-Götz). Edin-
burgh 1879. Je 856 pp. 4.
46) F. R. and C R. Conder. Hand-Book to the Bible, being a guido
to the holy scriptures, derived from ancient monuments and modern explanation.
London 1879. 456 pp. 8. — 7s. 6d. — Vgl. Saturd. Rev. 9. Nov. 1879; Athen.
24. Jan. 1880.
47) Cyclopaedia of Biblical, Theological and Ecclesiastical Literature. Vol.
VI11 (Petachia-Rezon). New York 1879. 1086 pp. 8. doli. 5.
7*
100 Kautzsch, Hebräische Sprachhunde, alttestameiitliche Exegese
bergers (vgl. Bericht über 1878, No. 42) erschien im Berichtjahr
der 4. und 5. Band.
Unter den exegetischen und kritis chen Leistungen
zu einzelnen Büchern des A. Test, eröffnet würdig den Reigen der
dritte Theil des französischen Bibelwerkes von Reuss 48). Aus
der eingehenden und fesselnden Einleitung zur Kritik des Hexa-
teuchs (p. 1-271 des ersten Bandes) erfahren wir, dass Reuss
bereits 1833 in den für seine Zuhörer bestimmten Thesen die
Priorität des Ezechiel vor dem Priestercodex behauptete. Somit
ist Reuss als der eigentliche Urheber der gewöhnlich nach seinem
Schüler Graf benannten Hypothese zu betrachten. Die der Ueber-
setzung des Hexateuch beigegebenen Anmerkungen enthalten, ob-
schon zunächst für Laien bestimmt, so viele neue Fingerzeige und
Anregungen, dass auch der Exeget von Fach noch manches aus
ihnen lernen kann. Dagegen hat das Werk von Pop2)eri9), das
zwar nicht dem Titel, wohl aber dem Inhalte nach hierher gehört.
die von manchen gehegten Erwartungen gründlich getäuscht. Sind
uns auch die Umdeutungen der Patriarch engeschichte in reine
Mythologie nicht neues mehr, so überbietet doch Popper seine
Vorgänger auf diesem Gebiet noch um ein Beträchtliches in schauder-
haften Etymologien und in dem aller Methode baaren Zusammen-
brauen der tollsten Einfälle; seiner Zersetzung der israelitischen
Geschichte fällt auch die geschichtliche Persönlichkeit Mose's, Jo-
sua's, der Richter und zum Theil sogar Davids zum Opfer. Von
ausländischen Arbeiten wurde die vielgenannte Hexateuchkritik des
Bischofs Colenso60) mit dem 7. Bande abgeschlossen. Die im
Bericht von 1878 unter No. 46 gemachten Bemerkungen sind dahin
zu ergänzen, dass Colenso seinen ersten Elohisten unter Samuel,
den zweiten unter David, den Jehovisten unter David und Salomo,
den Priestercodex in oder nach dem Exil ansetzt. Die Bedeutung
des ganzen Werkes dürfte mehr auf den kritischen Einzelbeobach-
tungen, als auf dem Gesammtresultat beruhen, welches in der
Hauptsache auf eine ziemlich mechanische Wiederaufnahme der
Ergänzungshypothese hinauskommt. Gegen Wellhausen's Aufstel-
lungen über den Priestercodex sind die Abhandlungen von Hoff-
48) Edouard Reuss. L'histoire sainte et la loi (Pentateuque et Josue).
2 Tomes. Paris 1879. T. I: 452 pp. T. II: 416 pp. 8. (A. u. d. T. : La
Bible. Traduction nouvelle avec introductions et commentaires. Ancien Testa-
ment. Troisieme Partie). — Vgl. Giesebrecht ThLZ. 1880, No. 8; A. Cour-
voisier Prot. KZ. 1880, No. 51.
49) Julius Popper. Der Ursprung des Monotheismus. Eine historische
Kritik des Hohr. Alterthums, insbes. der Offenbarungsgeschichte. Kritik der
Patriarchongcschiehtc. Berlin 1879. XI, 456 pp. 8. M. 10. — Vgl. B. Stade
LCB. 1879, No. 44; Wellhausen ThLZ. 1879, No. 26.
50) J. MV. Colenso. The Pentateuch and Book of Joshua critically exa-
mined. Part VII. London 1879. 8. — 24s. — Vgl. Athen. 1. Febr. 1879;
Contemporary Review Sept. 1879; Brit. Quart, liov. Apr. 1, 1879, 530; A.
Kuenen Theol. Tijdschr., Nov. 1879.
\
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 101
mann51), Block52) und Gerhard53) gerichtet. Dem Greifswalder
Kritiker an eindringendem Scharfsinn und Verständniss für die
eigentlichen Probleme zu wenig gewachsen, gehen die erste und
dritte dieser Arbeiten (die zweite ist wesentlich Referat) von dem
Glauben aus, dass durch ein mehr oder weniger plausibles Ab-
handeln in einzelnen Punkten die Position Wellhausens überhaupt
erschüttert werden könne. Die Apologie der Tradition wird jedoch
erst dann Aussicht auf einen theilweisen Erfolg haben, wenn sie
sich bequemt, das zweifellos Stichhaltige von den Resultaten der
neuesten Pentateuchkritik , d. h. vor allem die Priorität des Jeho-
visten und in der Hauptsache auch Ezechiels vor dem Priester-
codex, zu acceptiren. So lange man aber z. B. in der Levitenfrage
Ezech. 44 absolut rathlos gegenübersteht, hat man kein Recht zur
sittlichen Entrüstung über den Kritiker, der mit der Ansetzung
dieses Capitels vor Numeri 3 u. s. w. das Räthsel in überzeugender
Weise zu lösen vermag. — In Bezug auf das Josianische Gesetz-
buch macht Lewinski5i) gegen Rabhinowicz geltend, dass es sich
dabei nicht um eine einzelne Urkunde, etwa einen von Jeremia
verfassten und Josia in die Hände gespielten Drohbrief, sondern
um ein Werk Mose's gehandelt habe. Dass nach der Auffindung
nicht Jeremia, sondern Hulda von dem Könige befragt wurde, er-
klärt Lewinshi durch die Verlegung des Vorfalls in das 18. Lebens-
licht Regierungs-)Jahr des Josia.
Auf einzelne Bücher und Stellen des Pentateuch
beziehen sich Arbeiten von Oibson55), Campbell 5*>) und einem
Anonymus57), welcher die Paradiesflüsse Pison und Gichon mit
den 1878 von Friedrich Delitzsch in assyrischen Topographien
aufgefundenen Kanälen Pisan und Guchon identificirt. Ein anderer
Anonymus 58) behandelt Gen. 22; in Gen. 23, 14 conjicirt Deutsch59)
nach den LXX Nb für ib und verbindet ersteres mit dem nach-
51) D. Hoffmann. Die neueste Hypothese über den pentateuchischen
Priestercodex: Magazin f. d. Wissensch. d. Judenth. 1879. H. I, 1-19; II, 90-114.
IV, 209-237.
52) J. S. Bloch. Prof. J. Wellhausen über das Alter des bibl. Priester-
gesetzbuches: Jüd. LB. 1879, No. 1, p. 2; No. 2, p. 6-7; No. 3, p. 10-11;
No. 15 und 16, p. 59-61; No. 41 und 42, p. 163-165; No. 52, p. 206-208.
53) P. Gerhard. Ist die Stiftshütte eine tendenziöse Fiction der nachexil.
Zeit od. eine mosaische Institution V : Bew. d. Gl., Okt. 1879, p. 515-538.
54) D. Leivinsky. Das unter Josija aufgefundene "DD: Jüd. LB. 1879,
No. 37.
55) J. M. Gibson. The ages before Moses: a series of lectures on the
book of Genesis. New York 1879. "258 pp. 12. doli. 1.25.
56) M. Campbell. The Story of Creation. New York 1879. doli. 1.50.
57) Die Lage des Gartens Eden: Jüd. LB. 1879, No. 38.
58) W. Abrahams Opfer: Ergänzungsbl. zur Allg. Ev.-Luth. KZ. 1879,
No. 17, Sp. 302-306.
59) Immanuel Deutsch. Einige exegetische Analecten zur Genesis-Ueber-
setzung der LXX: Jüd. LB. 1879, No. 26, p. 103.
102 Kautzsch, Hebräische, SpracJikunde, alüestamentliche Exegese
folgenden *:"N; auch V. 13 sei mit den LXX ^b für ib zu lesen.
Demselben Capitel gelten die durch Deutsch veranlassten Bemer-
kungen von Fürst00). Eine Notiz von Nestle61) bespricht die
Frage eines Zusammenhangs zwischen Deut. 34, 7 und Gen. 6, 3,
sowie die von der Bibel abweichende Tradition über eine 125jährige
Lebensdauer Mose's bei Trebellius Pollio (Vita Claudii Cap. 1) und
Gregorius Barhebraeus. — Die von Schaff" inaugurirte englische
Uebersetzung von Lange's 62) Bibelwerk schritt im Berichtjabre bis
zum dritten Bande vor. Eine ganz neue Kritik übt Steinthal 6S)
an dem Deuteronomium. Dasselbe sei eine Diaskeuase aus zahl-
reichen einzelnen Bestandtheilen, wie sie unter Lianasse und den
letzten jüdischen Königen in Umlauf gewesen seien. Aus dieser
„deuteronornischen Literatur" habe irgend ein Redactor gegen Ende
des Exils das gegenwärtige Buch eomponirt, indem er die ursprüng-
liche Anlage der Einzelschriften beibehielt. So unterscheidet Stein-
thal in Cap. 12 nicht weniger als sieben, in 28, 15 — 68 sechs
Bestandteile. Einen Hexateuch habe es nie gegeben, vielmehr sei
die Redaction des jetzigen Deuteronom erst zum Behuf seiner An-
fügung an den Tetrateuch erfolgt. Von den kritischen Resultaten
Sh nifhal's in Betreff der erzählenden Stücke des Deuteronom wird
im nächstjährigen Berichte zu reden sein. — ■ Gleichfalls dem Deute-
ronom gelten die noch unvollendeten Untersuchungen von Valeton6*)
und eine Miscelle von Hochstädte?-65), nach welcher Deut. 23, 21
nicht von Wucher, sondern nur von einem bestimmten Zins die
Rede sein soll.
Vor dem Uebergang zu den geschichtlichen Büchern
gedenken wir noch eines Werkes von Heilprin66), welches eine
Uebersetzung und Kritik aller der dichterischen Stücke bietet, in
denen zugleich geschichtliche Aussagen enthalten sind. Die Kritik
des Verf. schliesst sich im Allgemeinen an Kuenen an; die Texte
sind nach der Zeit geordnet, die sie behandeln (Lied des Lemekh,
60) Fürst. Bemerkungen zu Genes, c. 23 : Jüd. LB. 1879, No. 29, p. 114-115.
61) E. Nestle. Die menschliche Lebensdauer und das Alter des Moses:
ZDMG. XXXIII, 509 fg.
62) J. P. Lange. Commentary on the lloly Scriptures, edit. by P. Schaff.
The Old Test. Vol. 3. Numb. and Deut. Translated by Rev. A. Gosmmni
and S- T. Lotvrw. New York 1879. VI, 192, 172 pp. 8. doli. 5.
63) H. Steinthal. Das fünfte Buch Mose. Ein Beitrag zur epischen
Frage: Ztschr. für Völkerpsychologie und Sprachwiss. XI, 1-28.
64) J. J. P. Valeton. Deuteronomium I: Studien V, 2, p. 169-206; II:
ibid. V, 3 en 4, p. 291-313.
65) Hochstädter. War nach dum mosaischen Gesetze der Wucher gegen
Nicht-Israeliten je erlaubt?: Jüd. LB. 1879, No. 30, p. 118.
66) Michael Heäprm. The historical Poetry of the Ancient Hebrews,
translated and critically examined. Vol. I. New York 1879. 243 pp. 8.
doli. 2. — Vgl. Bauäia&vn ThLZ. 1879, No. 25; E. N. LCB. 1880, No. 2;
Ac. 6. Sept. 1879; C. 11. 'log Amor. Journ. of Philol. I, 469; The Nation
22. Juli 1880.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 103
Ps. 105 u. s. w.). — Von Ai'beiten über das Rieht er buch sind
die Dissertationen von Doorninch 67) und Gessner66), sowie ein
Aufsatz von Gautier69) zu erwähnen; einzelne Abschnitte und
Stellen des 2. Buch Samuelis behandeln Köhler 7u) (neben Ps. 8)
und Fürst11); letzterer conjicirt 2. Sam. 17, 3 wenig plausibel nbr;
für b^ij und wiederholt zu Num. 23, 10 die längst bekannte Con-
jeetur 1ED "'731.
Auf dem Gebiete der Prophetenerklärung erwähnen wir
zuerst den beachtenswerthen Versuch von Köstlüi12), das Ver-
ständniss der beiden grössten Propheten dem Laien durch eine
Vorfühining ihrer Hauptreden in chronologischer Anordnung zu er-
leichtem. Dabei sind der fliessenden und im Ganzen wohlgelungenen
Uebersetzung jeweilen die nöthigen geschichtlichen Erläuterungen
vorangeschickt. Misslich ist nur, dass bei diesem Verfahren auch
solchen Stücken eine feste chronologische Stellung angewiesen
werden muss, deren Ansetzung noch durchaus streitig ist. Von
Delitzsch' 73) Jesajacommentar erschien eine dritte „durchaus über-
arbeitete" Ausgabe mit den hinlänglich bekannten Vorzügen der
beiden ersten Auflagen. Die seit 1869 erschienene Literatur über
Jesaja ist eingehend berücksichtigt ; an Stelle der fünf werthvollen
Excurse, die Wetzstein der 2. Auflage beifügte und die er nach-
mals in erweiterter Gestalt zu ediren beabsichtigt, sind jetzt zwei
neue Excurse desselben Verfassers (über FttJI Jes. 11, 8, sowie
über ybp und !T"I2£5i) getreten. Von dem Jesajacommentar Nagels-
baök's1*) erschien eine englische Uebersetzung (vgl. oben No. 62);
für die Geschichte der Exegese ist von Interesse die treffliche
67) Adam V. Doorninch. Bijdrage tot de tekstkritiek van Richteren
I-XVI. Leiden 1879. XII, 134 pp. 8. (Inaug.-Dissert.)
68) Theod. Gessner. Das Lied der Deborah, erläutert und übersetzt.
Quakenbrück 1879. 21 pp 4. (Progr. der Realschule.)
69) L. Gautier. Abimelek, Gaal et Zeboul. Juges IX, 22-49 : Revue de
theol. et de phil. Nov. 1879, p. 603-612.
70) K. Kohler. Two ancient Hebrew songs (2 Sain. 1, 19-27 und Ps. 8):
Hebraica, Supplement zum Jewish Messenger April 1879.
71) Jul. Fürst. Ueber 2 Sam. 17, 3 und Num. 23, 10: Brüll's Jahrbb.
für jüd. Gesch. u. Liter. 1879, H. 4.
72) Friedr. Köstlin. Jesaia und Jeremia. Ihr Leben und Wirken aus
ihren Schriften dargestellt. Mit einer (lith.) Karte von Südpalästina. Berlin
1879. VIII. 184 pp. 8. M. 3. — Vgl. Hönes Prot. KZ. 1879, No. 10;
Diestel ThLZ. 1879, No. 10; W. Nowack JLZ. 1879, No. 23.
73) Franz Delitzsch. Biblischer Commentar über den Propheten Jesaia.
3. durchaus umgearb. Ausgabe. Mit neuen Beiträgen von H. L. Fleischer
und J. G. Wetzstein. Leipzig 1879. XXII, 720 pp. 8. M. 14. (A. u. d. T.:
Bibl. Commentar über das A. T. von C. F. Keil und Fr. Delitzsch. Th. III V
— Vgl. H. Strack LC. 1879, No. 41; B. Stade ThLZ. 1879, No. 26.
74) C. W. E. Nägelsbach. The Prophet Isaiah. Translated by S. J.
Lowrie and D. Moore. New York 1879. — Vgl. Church Quarterl. Rev. Apr.
1879; New Englander, Mai 1879.
104 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
Nutt'sche Ausgabe der Jesajaauslegung des Eleazar von Beaugenci75).
Von sonstigen Bemühungen um Jesaja sind zu erwähnen ein Auf-
satz des Katholiken Knabenbauer10) (vgl. Bericht über 1878, No. 75),
eine Auslegung des ersten Buches von Volf71) und ein zweiter
Aufsatz von iStuder 78) (vgl. Bericht über 1877, No. 5) zur Text-
kritik. Danach soll Cap. 7 von einem Schüler Jesaja's herrühren,
der nach treuer Erinnerung, aber nicht ohne Ausschmückungen
schrieb, um die Sehergabe des Propheten desto heller leuchten zu
lassen : dazu borgte er die Einkleidung aus Cap. 8 und substituirte
der Prophetin die "Alma. Ein zweiter Aufsatz von Löhrld) (vgl.
Bericht über 1878, No. 73) behauptet engste Zusammengehörigkeit
von Cap. 38. 39 mit 40—66; in Cap. 13. 14. 21 müsse, da das
Buch im Allgemeinen streng chronologisch geordnet sei. unter
Babel das assyrische Weltreich verstanden werden; schon 34, 1
erkenne sich Jesaja als eine typische Incarnation des Messias. Das
„Gesetz der Gliederung" nach der Grundzahl 4 erinnert lebhaft an
die Zahlenspielereien Ilengstenberg's. Auf Jes. 53 bezieht sich
eine Studie von Mosel80), auf den '•" "2" überhaupt eine Disser-
tation von Payot 81). Zu Hos. 3, 1. 4, 4. 18 Hegen Bemerkungen
von Hermann**) vor; zu Joel ein umfängliches Werk von Merx*3).
75) Commentaries on the Later Prophets by R. Eleazar of Beaugenci. I. Isaiah.
Ed. from a unique Bodleian MS. with a Notice on Mediaeval French and Spanish
Exegesis by John W. Nutt. London 1879. XXX, 145 pp. 8. (Mit 1 Tat",
in 4.) — Vgl. H. Strack LG 1879, No. 39; A". Jiid. LB. 1879, 87; Stein-
schneider HB. 1880, 1; Ath. 31. Mai 1879.
76) J. Knabenbauer. Plan und Gedankengang des Isaias: Ztschr. f. kath.
Theol. 1879, 3, p. 449-472.
77) R. Volf. Profeten Esaias' Bog, udlagt til Opbyggelse for Menigheden-
1. Del. Kap. 1-12. Schov. 1879. 140 pp. 8. 1 Kr. 50 Öre.
78) G.Studer. Zur Textkritik des Jesaia. 2. Art.: Das Wechselverhältniss
zwischen Cap. 7 und 8: Jahrbb. f. protest. Theol. 1879, 1, p. 63-94.
79) Löhr. Zur Frage über die Echtheit von Jes. 40-66. Heft II. Berlin
1879. 74 pp. Heft HI. 1880. 51 pp. 8. (II: M. 1.25. HI: M. 1.) — Vgl.
zu H. I-III: ThLB. 1880, No. 2 und 17; zu H. II: Ennelhardt Beweis des GL,
Mai 1880; zu H. II und 111: //. G uthe ThLZ. 1880, No. 15.
80) A. Mazel. Esai'e LIII. Etüde hermeneutique II: Kev. theolog. Apr.
1879, p. 342-362.
81) D. Payot. Le serviteur de l'Eternel. Lausanne 1877. (Diss.) —
Vgl. G. Revue de theol. et de philos. März 1879, p. 161-170.
82) T. Hermann. Exegetisch-kritische Bemerkungen zu einigen Stellen
aus Hosea: Stud. u. Krit. 1879, 3, p. 515-517.
83) Adalbert Merx. Die Prophetie des Joel und ihre Ausleger von den
älteston Zeiten bis zu den Reformatoren. Eine exegetisch-kritische und herme-
neutisch-dogmengeschichÜiche Studie. Beigegeben ist der äthiopische Text des
Joel, bearh. von Dr. A. DiUmann. Halle a. S. 1879. VIII, 458 pp. 8. M. 10.
— Vgl Baudissvn ThLZ. 188(», No 3; E. Nestle LCB 1880, No. 10; F.
Köstlin Prot. KZ. 1880, No. 36 u. 37; M. Mannheimer Jüd. LB. 1880, No. 42;
S. Driver Ac. 7. Febr. 1880; F. B. Preshyterian Kev. Jan. 1880; A. Kucnen
Theol. Tijdschr. März 1880; J. F. Valeton Studien VI, 2. 3, p. 243-270; RC.
1880, No. 7.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 105
Dasselbe enthält in seltsamer, die Benutzung nicht wenig erschwe-
render Anordnung zuerst Untersuchungen über das Zeitalter Joel's
und die Grundlagen für die sachliche Erklärung, dann die sach-
liche Erklärung selbst, ferner Text und Uebersetzung mit zahl-
reichen textkritischen Anmerkungen, weitere kritische und exege-
tische Bemerkungen, endlich (p. 110-447!) eine Geschichte der
Auslegung, in deren Labyrinthen man des alten Joel nicht selten
ganz vergisst. Wir lassen hier unerörtert, ob es nicht besser
gewesen wäre, die reichhaltigen Mittheilungen dieses zweiten Haupt-
theiles in eine Geschichte der alttestamentlichen Hermeneutik über-
haupt zu verarbeiten, und halten uns an die Aufstellungen des
ersten Theiles. Danach ist die Prophetie des Joel eigentlich eine
Apocalypse; der Prophet versetzt sich in das Ende der Zeiten und
redet zu der Generation , welche das Endgericht erleben wird ;
demgemäss seien auch die Heuschrecken zwar als wirkliche, aber
nicht als historische, sondern als „apocalyptische" zu betrachten.
Der Raum verbietet uns hier ein näheres Eingehen; nur so viel
glaubt Referent prophezeien zu dürfen, dass die Aufstellungen des
Verf. über das Zeitalter mehr Beachtung finden werden, als die
Umsetzung des historischen Hintergrunds in einen apocalyptischen.
Ueber die seltsam betitelte Schrift von Baum8i) weiss Referent
nichts Näheres. Der Zachaija-Commentar von Bredenkamp 85) er-
blickt die vornehmste Aufgabe der Prophetenauslegung in dem
Nachweis der Erfüllung des Prophetenworts; die Authenticität von
9 — 14 wird der Tradition zu Liebe festgehalten. Der Exegese ist
ein redliches Bemühen um den Context, minder jedoch die nöthige
Akribie in philologischer Hinsicht nachzurühmen. Der Commentar
von Wright86) über denselben Propheten verräth eingehende Ge-
lehrsamkeit und massvolles Urtheil : in kritischer Beziehung steht
der Verf. gleichfalls auf dem Boden des strengsten Conservativismus.
Den Propheten folgen die Hagiographa. Bezüglich der
Psalmen versucht Sinclair81), die originalen Rhythmen, z. Th. in
Stanzen und ähnlichen Formen, in der autorisirten englischen Ueber-
84) J. Baum. Jona, die bibl. Fischsage und der israel. Versöhnungstag.
Ein Bild höherer sittl. Weltordnung. Löbau 1879. 47 pp. 8. M. 0.75.
85) C. J. Bredenhamp. Der Prophet Sacharja erklärt. Erlangen 1870.
IV, 212 pp. 8. M. 3. — Vgl. O. Zöckler Bew. d. Gl., Juli 1879; Kloster-
mann ThLZ. 1879, No. 24; Allg. Ev.-luth. KZ. 1879, lit. Beil. zu No. 26;
B. Stade LCB. 1880, No. 6; Kautzsch Deutsche LZ. 1881, No. 4.
86) Charles Henry Hamilton Wright. Zechariah and his Prophecies,
considered in Relation to Modern Criticism , with a Critical and CJrammatical
Commentary and New Translation. (Bampton lectures for 1878.) London 1879.
680 pp. 8 — 14s. — Vgl. W. E. Addis Dubl. Rev. 1880 July ; Athen. 12. Apr.
1879; Church Quart. Review Juli 1879; Brit. Quart. Rev. 1879 July; Contemp.
Rev. 1880 Nov.; A. Kuenen Theol. Tijdschr. Nov. 1879.
87) W. Macdonald Sinclair. vThe Psalms. The Authorized Version in
the Original Rhythm. London 1879. — Vgl. Ac. 4. Oct. 1879, p. 244.
106 Kautzsch, lieh rätselte Sprach Lun de, alttcstttmetdUche Exegese
Setzung nachzubilden. Der erste Band der Noten von Bnrness98)
umfasst Psalm 1 — 68 und enthält Bemerkungen zu den schwieri-
geren Stellen ; der Recensent in der Acad. vermisst die Bekannt-
schaft des Verfassers mit mehreren der besten Exegeten. Die
Psalmenerklärungen von Revel*9) geben eine italienische Ueber-
setzung mit kurzen Erläuterungen in verständiger Auswahl. Die
Aufsätze von Stier 90) über die Tempelpsalmen sind durch eine
Arbeit von Graetz (s. Bericht über 1878, No. 91) veranlasst. Nach
Stier nahm die Auswahl der sieben Wochentagspsalmen nicht auf
den Toratext, sondern auf den jeweiligen Prophetenabschnitt Rück-
sicht. Ueber die Halleluja- und Hallel-Psalmen schrieben Graetz91)
und Ghotiner92). Nach ersterem ist Halleluja immer Aufforderung
des Liturgen an die Gemeinde, die betreffenden Psalmen sind
also liturgische; aus liturgischen Rücksichten erkläre sich auch
die Trennung z. B. von Ps. 117 und 118, von 135 und 136. Das
Festhallei sei im Hinblick auf die syrische Drangsal und die Tempel-
erneuerung aus älteren Psalmen und Psalmenfragmenten componirt
worden ; ein drittes Capitel behandelt die Psalmen des grossen
Hallel, ein viertes die übrigen Halleluja-Psalmen. Den 23. Psalm
erklärte Bagot93), den 100. der Abt Wolter9*)] den Gedankengang
des 122. suchte Gitidi95) auf Grund von Ewald's und ITupfelcPs
Zeitbestimmung klarer zu legen; mit den Psalmenüberschriften be-
schäftigte sich ein Anonymus 96).
Unter einem nicht glücklich gewählten Titel veröffentlichte
der unermüdliche Lutherforscher Eberle 91) den dritten Band eines
aus den Werken Luthers gezogenen Commentars zu den poetischen
Büchern — - ein guter Gedanke in sorgfältiger und trefflicher Aus-
88) W. R. Burgess. Notes, chiefly critical and philological, on the Hebrew
Psalms. Vol. I. London 1879. 436 pp. 8. — 9s. — Vgl. Ac. 13. Dec. 1879.
89) Alb. Revel. Esposizione de' Salmi X1X-XLI : Rivista Cristiana (Torino),
Jan., Febr., Apr. bis Dec. 1879.
90) Joseph Stier. Die Tempelpsalmen: Jüd. LB. 1879, No. 19-23.
91) H. Graetz. Die Halleluja- und Hallel-Psalmen: Monatsschr. f. Gesch.
u. Wissensch. d. Judenth. Mai 1879, p. 193-215; Juni. p. 241-259.
92) A. Chotiner. Kritische Beleuchtung der Hallel-Psalmen. Hallo 1879.
26 pp. 8. (Inaug.-Diss.)
93) D. Bagot. The Twenty-Third Psalm: a Brief Exposition , and four
Paraphrases in English Verse. London 1879. 24 pp. 8. — ls.
94) Maurus Wolter. Der Psalm 100 erklärt. Freiburg i. B. 1879. 20 pp.
8. M. 0.50.
95) Igii<i"io (htidi. II Salmo C'XXII. (Estratto dall' Antologia Israelitica
di Corfü, fascicolo 9. Settembre 1879.) 3 unpaginirte Seiten in 4. — Vgl. ZDMG.
XXXIV, p. XXI. No. 3993.
96) The Titles of the Psalms: Church Quart. Kcv. Jan. 1879, p. 370-392.
97) Luthers Psalmen-Auslegung. Ein Commentar zu den poot. od. Lehr-
büchern d. A Test. Aus seinen Werken gesammelt und bearb. von C'h. G.
Eb&rle. 3. Bd. Die Salomon. Schriften: H. L., Pred., Spr., Hiob. Stuttgart 1879.
224 pp. 8. M. 1.80.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 107
führang. Der Mischlecommentar des Katholiken Rohling9*) über-
rascht uns im Anschluss an den „Beweis" BtckelPs (s. o. No. 25)
mit der neuen Entdeckung, dass die (durchgängig von Salomo her-
rührenden) Sprüche in lauter Siebenfüssern abgefasst seien. Die
grimmige Abneigung des Verfassers gegen alles Nichtkatholische,
u. a. auch gegen Luther, hat doch nicht gehindert, dass der Mischle-
commentar des Lutheraners Delitzsch offenbar mit grossem Nutzen
von ihm gelesen worden ist, so dass man unwillkürlich an das
Urtheil Brander's über die Weine der Franzen erinnert wird. Die
zweite Auflage eines Hiobcommentars von Thomas 90) ist mir nicht
zu Gesicht gekommen. Die Dissertation von Giesebrecht100) ver-
ficht in eindringender, wenn auch etwas schwerfälliger Darstellung
die Ursprünglichkeit von Hiob Cap. 28 gegen Wellhausen, erblickt
den Wendepunkt des Gedichts (von 27, 7 an) in dem schmerzvollen
Verzicht auf einen Antheil an der göttlichen Weisheit als intellec-
tuellem Gut und lässt die eigentliche Lösimg des Problems für
Hiob erst durch die Jahwe-Erscheinung herbeigeführt werden. Den
Elihureden gilt die Preisschrift von Boelieke101). Das Buch von
Raabe 102) über Ruth und das Hohelied giebt zuerst auf 99 Seiten
ein Glossar zu beiden, das aus lauter Sanskrit Wörtern zusammen-
gesetzt scheint, dann eine Transcription des Textes in eine Art
Sanskrit, endlich eine Uebersetzung, die wesentlich auf die land-
läufige hinauskommt. Man könnte bei dem Ganzen an eine Mysti-
fikation denken, wenn nicht der Verf. unterdess auch die Klagelieder
und den Prediger nach neuester Kenntniss der Sprache „behandelt"
hätte. Auch damit ist es dem Verf. sicherlich Ernst, dass Salomo
das Hohelied zu seiner eigenen Beschämung gedichtet habe, nach-
dem er durch göttliche Erleuchtung die Idee einer reinen Jungfrau
erfasst hatte. Wie aber der Verf. zu seinen philologischen Orakeln
gelangt ist, wird wohl für Jedermann ein Räthsel bleiben. — Der
98) August Rohling. Das Salomonische Spruchbuch. Uebersetzt und er-
klärt. Mit Erlaubniss der Obern. Mainz 1879. XLIII, 415 pp. 8. M. 7. —
Vgl. G. Bickell Ztschr. f. kath. Theol. IV, 1 ; Zschokke Lit. Rdsch. 1880,
No. 5; ThLB. 1880, No. 10; W. Baudissin ThLZ. 1880, No. 12; E. Nestle
LC. 1881, No. 4.
99) D. Thomas. Problematica mundi. The book of Job practically and
exegetically considered, critically revised, with introduction by S. Davidson.
2 ed. London 1879 (?). 510 pp. 8. — 10s. 6d.
100) Friedr. Giesebrecht. Der Wendepunkt des Buches Hiob. Capitel
27 und 28. Berlin 1879. 48 pp. 8. M. 1. (Inaug.-Diss.) — Vgl. E. Kaatzsch
ThLZ. 1879, No. 20.
101) Mart Boelieke. Die Elihu-Beden nach ihrem Zusammenhange mit
dem übrigen Theil des Buches Hiob und nach ihrem sprachlichen Charakter.
Halle 1879. 51 pp. 8. (Gekrönte Preisschrift.)
102) Andreas Raabe. Das Buch Ruth und das Hoho Lied im Urtext
nach neuester Kenntniss der Sprache behandelt, übersetzt, mit Anmerkungen und
einem Glossar vorsehen. Leipzig 1879. 157 pp. 8. M. 4.50. — Vgl. Kamp-
liausen ThLZ. 1879, No. 26.
108 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentlicke Exegese
in vieler Hinsicht nützliche Commentar von Kämpf 10Z) zum Hohen-
lied (vgl. Bericht über 1877, No. 132) erschien in zweiter ver-
besserter Auflage. Die elegant ausgestattete lateinische Ueber-
setzung des Hohenliedes von Kossowicz 104) beabsichtigt nur das
sprachliche Verständniss und den Einblick in die dramatische Glie-
derung zu fördern; die das Sachliche und den Context betreffenden
Bemerkungen sind meist in die ziemlich wörtliche Uebersetzung
eingestreut. Mag auch die Vertheilung des Textes an die einzelnen
Personen, wie bei jedem solchen Versuche, auf sich beruhen, so
kann doch die Arbeit als ein rasch orientirendes Compendium em-
pfohlen werden. In seinen Aufsätzen über die jüdischen Erklärer
des Hohenliedes im Mittelalter hat sich Salfeld105) besonders durch
ein Register über die betr. Exegeten des 9. — 16. Jahrh. verdient
gemacht. Das Buch Esther wird von Bloch106), den wir hier
zum Bericht von 1878 nachzutragen haben, für eine antihasmo-
näische Tendenzschrift erklärt, die darauf berechnet gewesen sei,
die Juden von Judas Makkabi (Haman!) abzuziehen und zum Ge-
horsam gegen die seleucidische Obrigkeit zurückzuführen. Gegen
diese kühne Hypothese macht Hause 107) den Gesetzeseifer des
Verfassers der Megilla geltend; allerdings sei dieselbe unter Antio-
chus Epiphanes aus der ursprünglichen Urkunde in die jetzige
Gestalt umgearbeitet worden, um einen Anstoss bei der hellenisti-
schen Partei zu vermeiden. Das Buch von Desprez 10S) über
Daniel und die Offenbarung Johannis giebt den üblichen Erklärungs-
stoff mit unbefangener Kritik. Von einer auf Daniel bezüglichen
Schrift von Seiss 109) weiss ich nur den Titel mitzutheilen. Die
Frage nach der ursprünglichen Zusammengehörigkeit von Ezra und
Nehemia mit der Chronik erörtert Nestle110).
103) S. J. Kämpf. Das Hohelied aus dem hebräischen Originaltext ins
Deutsche übertragen, wie auch sprachlich und sachlich erläutert und mit einer
umfassenden Einleitung versehen. 2. vermehrte und verbess. Aufl. Prag 1879
L1V, 230 pp. 8.
104) Cajetanus Kossowicz. Canticum canticorum. Ex hebraeo convertit et
explicavit. Petropoli 1870. VIII, 58 pp. 8.
105) S. Solfeld. Das Hohelied bei den jüd. Erklärerr des Mittelalters:
Mag. f. d. Wiss. d. Judenth. 1878, p. 110-139. 141-178; 1879, p. 1-48. 129-169.
189-209 (A. sep. u. d. T. : Das H. L. Salomo's b. d. jüd. Erkl. des MA. Nebst
e Anh.: Erklärungsproben aus Hss.) Berlin 1879. Vlli, 180 pp. 8. M. 4. (Velinp.
M 6.) — Vgl. Nestle LC. 1881, No. 17; HB. 1S79, p. 101; hier p. 125, No. 55.
L06) ./ S. Bloch. Hellenistische Bestandteile im bibl. Schriftthum. Eine
kritische Untersuchung über Abfassung, Charakter und Tendenzen, sowio die
rrsadicn ilrr Kaiumisirung des Buches Esther, Leipzig 1878.
lii7) B Harne. Noch einmal das Buch Esther: Jüd. LB. 1879, No. tl,p.42fg.
ins, Philip S. Desprez. Daniel and John: or, the Apocalypse of tlio Old
and thal of the New Testament. Eondon 1879. — Vgl. Ac. 7. Juni 1879;
Contemp. Rev. März 1880, p. 523.
L09) ./ .1. Sem. Voices from Babylon or the Rocords of Daniel the
Prophel Philadelphia ist:» doli. L.50.
HO) E. Nestle. Zur Präge aacb der urspr. Einheit der Bücher Chronik,
Esra, Xoh. : Sind. u. Kritik. 1879, 3, p. 517-521.
vmd biblische Theologie, Geschichte Israels. 109
Zu der Apokryphenforschung hat vor allem Kneueker111)
durch seine überaus gründliche Bearbeitung des Baruchbuches einen
rühmenswerthen Beitrag geleistet. Im Anschluss an Hitzig lässt
Kneucher das Buch nach 70 p. Chr. von drei Verfassern und zwar
durchaus hebräisch gesehrieben sein. Zur Begründung dieser Hypo-
these sucht er auch in dem zweiten Theil (3, 9 ff.), welcher von
anderer Hand übersetzt sei, zahlreiche Uebersetzungsfehler zu con-
statiren. Wie in diesem Punkte hat ihn wobl auch bei der Auf-
spürung von Anspielungen an den vorausgesetzten zeitgeschicht-
lichen Hintergrund sein Scharfsinn zu weit geführt. Eine Besprechung
des Kneucher 'sehen Buches von Hilgenfeld112) verdient als selb-
ständige Erörterung der Baruchfrage besondere Erwähnung. Ueber
Nöldeke's 113J Beurtheilung der Tobittexte war schon im Bericht
von 1878 unter No. 102 die Rede. Als Tendenz des Tobitbuches
betrachtet Graetz114) die Empfehlung der Almosen, der legitimen
Ehen und der Bestattung von Märtyrerleichen. Nach demselben
Gelehrten wurde Tobit zwischen 139 und 141 v. Chr. in Südjudäa
und zwar ursprünglich im neuhebräischen Dialekt verfasst. Die Ge-
schichtlichkeit des zweiten Makkabäerbuches behandelte Kasten115);
Sinket'11*) gab einen werthvollen Appendix zu seiner Ausgabe der
Patriarchentestamente von 1869.
Auf dem Gebiete der israelitischen Geschichte hat
Bloch111) die Frage nach den Quellen des Josepbus durch seine
summarische Erörterung nur wenig gefördert; das fleissige Lexicon
Boettger's118) zu den geographischen Eigennamen bei Josepbus
111) J. J. Kneucher. Das Buch Baruch. Geschichte und Kritik. Ueber-
setzung und Erklärung auf Grund des wiederhergestellten hebr. Urtextes. Mit
einem Anhang über den pseudepigraphischen Baruch. Leipzig 1879. XII, 361 pp.
8. M. 12. — Vgl Schürer ThLZ. 1879, No. 14; Allgem. Ev.-luth. KZ. 1879,
liter. Beil. zu No. 14; H. Stretch LG. 1879, No. 38.
112) A. Hilgenfeld. Das Buch Baruch und seine neueste Bearbeitung:
Ztschr. für wissensch. Theol. XXII, 4, p. 437-454.
113) Th. Nöldehe. Die Texte des Buches Tobit: Monatsber. der kön.
Akad. d. W. zu Berlin 20. Jan. 1879, p. 45-69.
114) H. Graetz. Das Buch Tobias od. Tobit, seine Ursprache, seine Ab-
fassungszeit und Tendenz (Forts.): Monatsschr. f. Geschichte u. Wissensch. d.
Judenth. 1879, p. 145-163. 385-408. 433-455. 509-520.
115) E. Kasten. Der histor. Werth des zweiten Buches der Makkabäer
im Vergleich zum ersten Buche. Stolp 1879. 24 pp. 4. (Gymn.-Progr.)
116) R. Sinker. Testamenta XII Patriarcharum. Appendix containing a
collatiou of the Roman and Patmos MSS. and Bibliographieal Notes. Cambridge
1879. VIQ, 79 pp. 8. — 5s. — Vgl. Harnach ThLZ. 1879, No. 22; Athen.
23. Aug. 1879.
117) Heinr. Bloch. Die Quellen des Flavius Josephus in seiner Archäo-
logie. Leipzig 1879. X, 169 pp. 8. M. 4. — Vgl. E. Schür er ThLZ. 1879,
No. 24; J. v. D. LC. 1879, No. 41; D. Kaufmann Jüd. LB. 1880, No. 14. 15;
Hausrath Histor. Ztschr. 1880, H. 6; Ac. 3. Jan. 1880.
118) Gustav Boettg er. Topographisch-historisches Lexicon zu den Schriften
des Flavius Josephus. Compilatorisch zusammengestellt u. herausgeg Leipzig
1879. XIV, 286 pp. 8. M. 8. — Vgl. Schürer ThLZ. 1879, No. 23; H. Strack
LCB. 1879, No. 41 ; Schanz Theol. Quartalschr. 62, 1.
110 Kautzsch, Hebräische Sprachkamle, aUtestamentliehe Exegese
würde nach der richtigen Bemerkung Schüre/s grösseren Nutzen
gestiftet haben, wenn es der Verf. in Gestalt einer vollständigen
Concordanz der betr. Nomina propria gegeben hätte.
Die Räthsel der biblischen Chronologie versucht Schäfer119)
auf dem nicht ungewöhnlichen Wege zahlreicher Textemendationen
zu lösen. Da die ursprüngliche Richtigkeit der chronologischen
Angaben in der Bibel durch deren Inspiration verbürgt sei, so
können Widersprüche und Unrichtigkeiten erst nachträglich in den
Text eingedrungen sein. Den Zusammenhang der alttestamentlichen
Chronologie mit der Profangeschichte behandelt Neteler 120), und,
in Beschränkung auf eine specielle Frage, Lelievre121).
Die jüdische Geschichte und Literatur fand in Dariil < 'kssi I >-'-)
einen nicht ungeschickten Darsteller, dem wir es zu gute halten,
dass ihm der apologetische Eifer zu Gunsten der Juden keine Zeit
übrig Hess, etwas von dem geistigen Einfluss des Christenthums
im Mittelalter zu bemerken. Von dem Handbuch von Hecht1'23)
hat der neue Herausgeber fast nur den Titel beibehalten; übrigens
gehören aus demselben nur die ersten 25 Seiten hierher, Avelche
die Geschichte bis 70 n. Chr. behandeln und u. a. auch die von
Ezra und Nehemia begründete grosse Synagoge aufmarschiren lassen.
In den späteren Partien scheint der Stoff nicht übel ausgewählt.
Der erste Theil des Werkes von Ledrain12*) läuft bei ziemlich
hochgehenden Ansprüchen auf eine biblische Geschichte mit ge-
lehrten Zuthaten hinaus ; die letzteren sind ohne Sichtung und
Kritik überallher vom Nil und Euphrat, aus Phönicien und Deutsch-
land zusammengerafft: von Quellenscheidung im A. Test, scheint
der Verf. noch nichts gehört zu haben, desto mehr aber von den
mythologischen Phantasien über die Ethnographie der Genesis;
viele Räthsel lösen sich ihm durch den Verweis auf altüberlieferte
119) Vgl. oben p. 88. No. 26.
120) Li. Neteler. Zusammenhang der alttestamentlichen Zeitrechnung mit
der Profangeschichte. Münster 1879. 82 pp. 8. M. 2.
121) J. li. Lelievre. Do l'origine commune de la Chronologie cosmogonicjuo
des Chaldeens et des dates de la Genese k propos dun article de M. Oppert:
Etev. des questions hi.storiques Jan. 1879, p. 197-201.
122) David Cassel. Lehrbuch der jüdischen Geschichte und Literatur.
Leipzig IST'.*. XI. 564 pp. 8. M. 10. — Vgl. Jüd. LB. 1878, No. 50. 51;
//. Strack LC. 1879, No. 1; O. Zöekler Bew. d. Gl. Jan. 1879; Neue Ev. KZ.
L879, No. G; Asher Bl. f. lit. Unterh. 1879, No. 9; Steinschneider HB. 1880. i ;
Wünsche Archiv f. Litteraturgesch. IX, 2; H. Oort Theol. Tijdschr. Mai 1879.
— S. auch unten S. L27, No. 72.
123) Eman. Hecht. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit
des Bibel •Abschlusses bis zur Gegenwart Für Schäler Jüd. Lehranstalten,
Böherer Bürgerschulen u. Gymnasien, für Familien u. Schulbibliotheken. Dritte
gänzlich umgearb. Auflage von J\[. Kayserling. Leipzig 1879. VI, 170 pp. 8.
Bl 3, Vgl Tmm. Deutsch Jüd. LB. 1880, 163, — S. auch unten S. 127, No. 7.i.
124) I.. Ledrain. Bistoire d'Israel. Promiere partie, so terminant ä la
elnite des Omrides <ss7 ans avanl J.-Chr.). Avec un appendice par J. Oppert.
Paris 187'.«. XII, 436 pp. 12. fr. 2.50. — Vgl. M. Vernes RC. 1880, No. 25.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. W\
Aggada. Der Appendix von Oppert (p. 411 — 434) enthält eine
Uebersetzung von „fragments de cosmogonie ehaldeenne". Die
israelitische Geschichte eines nordamerikanischen Anonymus l25)
scheint nach den Proben, die mir zu Gesichte gekommen sind,
einen ganz unberufenen Dilettanten zum Verfasser zu haben. In
HerzfelcFs 126) Handelsgeschichte der Juden des Alterthums ist der
hierher gehörige Abschnitt über die biblische Zeit weniger gelungen,
als der über die nachbiblische Zeit, weil dem Verf. die Bekannt-
schaft mit der nichtjüdischen Bibelforschung, sowie mit den Resul-
taten der Assyriologie allzusehr gebrach. Ein Thema aus der
Patriarchengeschichte behandelt ein italienischer Anonymus127). Die
Enthüllungen von Lauth l28) über ein Mosesmonument empfehlen
sich schon durch den Titel hinlänglich einem jeden, der noch einigen
Sinn für Humor hat; wem der Titel noch nicht genügt, der lese
auch die Vorrede, in welcher Lauth über angebliche Kritiklosig-
keit und Unwissenschaftlichkeit seiner Gegner zu Gericht sitzt.
Eine andere auf Moses bezügliche Schrift von Curtiss 129) ist mir
nur dem Titel nach bekannt. Bezüglich des Wüstenzugs der Israe-
liten plaidirt ein anonymer englischer Dilettant ' 30) für die Identi-
ficirung des Sinai mit dem Berge Hör bei Petra; die Sinaihalbinsel
sei von den Israeliten überhaupt nicht betreten worden. Das Reise-
werk von Bartlett 131) ist hier wegen seiner Rücksichtnahme auf
Fragen der israelitischen Geschichte gleichfalls zu erwähnen. Die
Bereicherung der israelitischen Geschichte aus den assyrischen
Denkmälern hat sich auch in diesem Jahre Vigouroux 132) angelegen
125) History of the Israelites and Judaeans, Philosophical and Critical.
New- York 1879. 2 Vols. XU, 386. VI, 416 pp. 12. doli. 3.50.
126) L. Herzfeld. Handelsgeschichte der Juden des Altertimms. Aus
den Quellen erforscht und zusammengestellt. Braunschweig 1879. VIII, 341 pp.
8. M. 6. — Vgl. Kamphausen ThLZ. 1879, No. 11; ThLB. 1880, No. 19;
M. Grünwald Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch. des Judenth. 1879, p. 239;
Ac. 3. Mai 1879; Athen. 9. Aug. 1879; //. Oort Theol. Tijdschr. Mai 1879;
Schäfer Lit. Rdsch. 1881, No. 7.
127) La dominazione elamitica ai tempi di Abramo: Civiltii Cattolica 1879,
p. 693-694.
L28) Franc. Jos. Lauth. Moses-'Hosarsyphos-Sali 'Hus, Levites-A'haron
frater, Ziphora-Debariah conjux, Miriam-Bellet soror, Elisheba-Elizebat fratria.
Ex monumento inferioris Aegypti per ipsum Mosen abhinc annos MMMCD dedi-
cato nunc primum in lucem protraxit . . Cum tabulis II (autogr.) et uno photo-
grammate. Monachi 1879. VI, 248 pp.; autogr. 4. M. 25.
129) S. J. Curtiss. Ingersoll and Moses: a reply. Chicago 1879. 118 pp.
12. doli. 1.25.
130) The Hebrew Migration from Egypt. London 1879. XI, 436 pp. 8.
Mit 1 lithogr. Karte. — Vgl. W. Baudissin ThLZ. 1881, No. 7; H. Oort
Theol. Tijdschr. Mai 1880.
131) Ä. C. Bartlett. From Egypt to Palestine, through Sinai, the Wilder-
aess and the South Country. Observations of a Journey made with Special
Iieference to the History of the Israelites; with Maps and lllustr. New- York
1879. 555 pp. 8. doli. 3.50. — Vgl. des Verf.'s Aufsatz The Exodus of Israel:
North Amer. liev. vol. CXXXI, 26-43; Merrill Biblioth. sacra Juli 1879.
132) Vgl. oben S. 89, No. 42.
112 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestaraentliche Exegese
sein lassen (vgl. Bericht über 1877, No. 161; 1878, No. 116). Aus
der späteren Zeit behandelt Graetz 133) die Geschichte der, besonders
von den babylonischen Juden gegen die Palästinenser geschleuderten
Vorwürfe in Betreff der Mischehen, sowie die wiederholten Ver-
suche zu ihrer Abstellung; Gonder13*) den Aufstand des Judas
Makkabaeus, zugleich mit Rücksicht auf die Topographie jener
Zeit. In die Neutestament liehe Zeitgeschichte treten
wir ein mit der dritten Auflage des hinlänglich bekannten Werkes
von Ifausrath 135), einem ähnlichen Werke von Clodd130) und den
neuen Auflagen zweier rühmlich bekannter Broschüren von De-
litzsch Vil~ 138). Von einem in neuer Auflage erschienenen Werke
von Allen139) weiss ich nicht zu sagen, ob es mehr geschichtlichen
oder archäologischen Inhalts sei.
In den Bereich der Archäologie gehören Aufsätze von
Morgenstern liü), Levy 141) und eine gediegene Abhandlung des nun-
mehr verewigten Diestel1*2). Eine verwandte Arbeit von Bloch1*3),
die ursprünglich als Jahresbericht der Rabbinerschule zu Budapest
für 1878 — 79 erschien, enthält eine fleissige Stoffsammlung in guter
Anordnung; nach Bloch tragen die bezüglichen Gesetze wesentlich
den Charakter von Präventivmassregeln, durch welche der Unkennt-
niss des Gesetzes vorgebeugt werden sollte. Andere archäologische
Fragen behandeln die Arbeiten von Lichtschein1**), dem Esseker
133) H. Graetz. Illegitime Mischehen in Judäa vor u. nach dem zweiten
Untergang des jüdischen Staates u. ihre Folgen : Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss.
des Judenth. Nov. 1879, p. 481-508.
134) Claude R. Conder. Judas Maccabaeus and the Jewish War of
Independence. London 1879. — Vgl. Athen. 23. Aug. 1879, p. 237.
135) A. Hausrath. Neutestamentliche Zeitgeschichte. 3. Aufl. 1. Theil:
Die Zeit Jesu. München 1879. XVI, 515 pp. 8. M. 10.
136) E. Clodd. Jesus of Nazareth, embracing a Sketch of Jewish Uistory
to the Time of his Birth. London 1879. 386 pp. 12. — 6s. — Vgl. Picton
Acad. 17. Jan. 1880.
137) Franz Delitzsch. Jüdisches Handwerkerleben zur Zeit Jesu. Nach
den ältesten Quellen geschildert. 3. revidirte Aufl. Erlangen 1879. 83 pp.
8. M. 1. — Vgl. Leivin Jüd. LB. 1879, No. 27.
138) Franz Delitzsch. Jesus und Hillel. Mit Rücksicht auf Renan und
Geiger verglichen. 3. revidirte Aufl. Erlangen 1879. 40 pp. 8. M. 0.60.
— Vgl. LetL-in Jüd. LB. 1879, No. 32 u. 33.
139) J. H. Allen. Hebrew Men and Times. From the Patriarchs to tho
Messiah. New and revised edition. Boston 1879. 8. doli. 1.50.
140) J. Morgenstern. Das Justizwesen bei den alten Hebräern : Vossische
Ztg., Sonutagsbeil. No. 44-49. — Dagegen Nathanson Jüd. LB. 1880, S. 59.
— Vgl. unten S. 128 No. 83.
1 1 1 i J. Levy. La jurisprudence du Pentateuque et du Talmud. Con-
stantino 187 9. 51 pp. 8. — Vgl. unten S. 128 No. 82.
142) Ludw. Diestel. Die religiösen Delicte im israel. Strafrecht: Jahrbb.
f. prot. Theol. 1879, 2, p. 246-313.
14.li M. Bloch. Das mosaisch-talmudische Polizeirecht. Budapest 1879.
43 pp. 8. M. 1.50. — Vgl. H. Oort Theol. Tijdschr. Nov. 1880, unds. unten
S. 128 No. 84.
141; Vgl. unten S. 128 No. 77.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. H3
Oberrabbiner Spitzer1**), von Simonus), in dessen Broschüre der
Hauptaccent auf die nachbiblische Zeit fällt, von Wolf1*1) und
Stainer 148).
Unter den Arbeiten auf dem Gebiete der biblischen Theo-
logie erwähnen wir primo loco die Fortsetzung des ausgezeichneten
Werkes von Zöchler l49) (vgl. Bericht über 1878, No. 141). Auch
diese zweite Abtheilung bietet fast noch mehr, als der vielver-
heissende Titel in Aussicht stellt; sie war an dieser Stelle zu
erwähnen, weil sie zugleich eine vollständige Geschichte der über
Gen. 1 vorgetragenen Ansichten enthält. Aus den unter dem Titel
„La Bible" gesammelten Aufsätzen des verstorbenen de Gasparin1*0),
welche einzeln 1850 — 71 erschienen, kommen hier besonders die
Auseinandersetzungen mit Edmund Scherer über die Kritik und
den Glauben (Vol. 1) in Betracht. Ein Aufsatz von Arndt1*1)
enthält in der Hauptsache ein Referat über die 2. Auflage von
Schultz' alttestamentlicher Theologie. Der Abhandlung von Smith1*2)
über die Spuren des Thierdienstes im A. T. haben wir bereits oben
bei der Lexicographie gedacht. Einzelne Partien der biblischen
Theologie behandeln Sundelin153), Hecker x**) (vgl. Bericht über
145) Sa/m. Spitzer. Das Heer und Wehrgesetz der alten Israeliten,
Griechen und Römer verglichen mit den diesfälligeu Bestimmungen für Oestor-
reich-Ungarn. Zweite ganz umgearbeitete Ausgabe. Vinkovce 1879. 110 pp.
8. (Huldigungsschr. zur silbernen Hochzeit des Österreich. Kaiserpaares.)
146) Vgl. unten S. 128, No. 78.
147) E. F. H. Wolf. Gewijde vrouwen (JTlFpb TJJN 3^:): Studien
V, 3 en 4, p. 325-340.
148) J. Stainer. Music of the Bible-, with an Account of tho Development
of Modern Musical Instruments from Ancient Types. London 1879. 192 pp.
8. — 2s. 6d.
149) O. Zöchler. Geschichte der Beziehungen zwischen Theologie und
Naturwissenschaft, mit besond. Rücksicht auf Schöpfungsgeschichte. 2. Abth.
Von Newton und Leibniz bis zur Gegenwart. Gütersloh 1879. XII, 835 pp.
8. M. 15. — Vgl. Neue Ev. KZ. 1879, No. 4; Scheidemacher Lit. Hdw.
1879, No. 4; Diestel ThLZ. 1879, No. 9 sowie Prot. KZ. 1879, No. 23-25 und
AAZ. 1879, Beil. 142-144; Brachmann Bew. d. Gl. Apr. 1879; Schanz Lit.
Rdsch. 1879, No. 6 und Theol. Quartalschr. 61, 2; Allg. Ev. luth. KZ. 1879,
Beil. zu No. 8; A. B. LCB. 1879, No. 31; W. Schmidt Stud. u. Krit. 1880,
3, p. 564ff.; C. H. van Rhijn Studien V, p. 383-400; G. v. S. Theol. Tidskr.
1879, H. 4; H. Vuilleumier Rev. de theol. et de philos. Juli 1879.
150) Le comte Agenor de Gasparin. La Bible. 2 Vols. Paris 1879.
349 u. 277 pp. 8. a fr. 1.25.
151) T. Arndt. Zur alttestamentlichen Theologie: Protest. KZ. 1879,
No. 50 u. 51.
152) W. Robertson Smith. Animal Worship and Animal Tribes among
tho Arabs and in the Old Testament: Journal of Philology, Vol. IX, p. 75-100.
153) R. Sundelin. Mosaismens teologi och antropologi, företrädosvis ur
etisk synpunkt: Theologisk Tidskrift 1879, 6, p. 381-417.
154) W. Hecker. Die Israeliten und der Monotheismus. Aus dem Holland,
übersetzt. Leipzig 1879. 66 pp. 8. M. 1.50. — Vgl. Baudissin ThLZ.
1879, No. 14; Athen. 19. Apr. 1879.
Jahresbericht 1879. 8
114 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
1878, No. 145), Jacobs1™), Mühlau™*), Volcki5T), 7v?W158),
dessen Programm die geschichtlichen Belege zu dem Locus de
prophetia in der katholischen Dogmatik enthält, Adeney159), der
eine Vereinigung der dogmatischen und geschichtlichen Auffassung
der Propheten dadurch anstrebt, dass er in den Schilderungen des
idealen Gottesstaats eine hochpoetische Färbung zugesteht; femer
Gloag 16°), dessen sieben zu Glasgow gehaltene Vorträge den streng
traditionellen, durch keinerlei Kritik behelligten Standpunkt ver-
treten; Bfchoii 161), dessen Werk mir nicht zu Gesicht gekommen,
Gautier16-) in einem frisch und elegant geschriebenen Aufsatz,
und Sabatier 163) , dessen Monographie über den hebr. Begriff des
Geistes, obschon sie dieses Thema nicht völlig erschöpft, doch eine
besondere Hervorhebung verdient. Gleichfalls specielle Fragen be-
handeln noch G oodspeed 164) , Orawford 165) , Kosters166), nach
welchem die Cherubim ursprünglich als Wesen zur Vertheidigung
und Beschirmung göttlicher Orte und Personen gedacht, später
aber unter dem Eintluss von Jes. 6 den Seraphim gleichgestellt
wurden, und endlich Gres167). Die Stellung des A. T. , resp.
der altjüdischen Theologie, zum Unsterbiichkeitsglauben erörtert
155) J. Jacobs. The God of Israel, a history: Nineteenth Century Sept. 1879.
156) Ferdin. Mühlau. Die Theokratie in Israel. Dorpat 1879. 25 pp.
4. (Festrede zur Jahresfeier der Stiftung der Univers. Dorpat am 12. Dec. 1878.)
157) W. Volck. Der Messias im alten Test.: Mittheilungen u. Nachr. f. d.
ev. Kirche in Russl. Sept. 1879, p. 381-392.
158) Leo Keel. Die Wirksamkeit der jüd. Propheten. II. (Th. I er-
schien 1876). Maria Einsiedeln 1879. 32 pp. 4. fr. 2. (Progr. des Bene-
dictiuer-Stifts.)
159) Walter F. Adeney. The Hebrew Utopia; a Study of Messianic
Prophecy. London 1879. 380 pp. 8. — 6s. — Vgl. A. Kuenen in Theol.
Tijdsehr. 1880, p. 232fg.
160) Paston James Gloag. The Messianic Prophecies: being the Baird
Lectures for 1879. Edinburgh. 370 pp. 8. — 7s. 6d. — Vgl. Ac. 7. Juni 1879;
C. A. Briggs Presbyter. Review Jan. 1880.
161) L. Richou. Le Messie dans les livres historiques de la Bible et
Jesus-Christ dans les Evangiles. Introduction a l'histoire de l'eglise. 2 Vols.
Paris 1879. XI, 1108 pp. 12.
162) L. Gautier. De la lecture des prophetes: Chretien evangel. 1879.
p. 497-512.
163) A. Sabatier. Memoire sur la notion hebraique de 1'esprit. L'Ange
d'Astarte , etude sur la seconde inscription d'Oum-el-Awamid par F. -Berger.
Paris 1879. 55 pp. 4. fr. 4. — Vgl. W. Batidtisin ThLZ 1880, No. 16;
T. K. Cheyne Ac. 21. Febr. 1880; H. Gort Theol. Tijdsehr. Nov. 1879;
C. C'lermout Ganneau RC. 1880, No. 2 und die Replik von A. Sabotier
RC. 1880, No. 9. — Vgl. unten S. 133, No. 15.
164) C. Goodspeed. The Angel of Jehovah: Biblioth. Sacra Oct. 1879,
p. 593-615.
L65) ./. Orawford. The Cherubim: Bibl. sacra April 1879, p. 225-247.
106) W. 11. Kosters. Do Cherubim: Theol. Tijdschrift Juli und Sept.
1879, p. 445-476.
167) •/ Gres. Demönologia judaica: Revista contemporanea März 1879.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. U5
Grübler 168) in einer formell und exegetisch sehr tüchtigen, kritisch
unbefangenen Abhandlung, Teichrnann169) in einem populär-wissen-
schaftlichen Vortrag. Die Eschatologie der Apokryphen untersucht
Bisseil 17n). Schliesslich gedenke ich noch der Arbeiten von
BaissacUi) und Reelus11*), von denen mir nur die Titel be-
kannt sind.
Dem Grenzgebiet zwischen der alttestamentlichen und der
nachkanonisch-jüdischen, resp. neutestamentlichen Wissenschaft ge-
hören an: die tüchtige Arbeit von Ritter113), welche bei Philo das
Handinhandgehen der allegorischen Auslegung mit dem Dringen
auf buchstäbliche Gesetzeserfüllung nachweist; die Dissertation von
Harnoch11*) über den Philonischen Logos und das Buch von
GuillemardUb), eine erweiterte und in vieler Hinsicht nützliche
Umarbeitung des „Greek Testament, Hebraistic Edition", welches
Cambridge 1875 von demselben Verfasser erschien. Die von
Herbst*16) besorgte Neuherausgabe der Matthäusversion des Schem-
tob ben Schaphrut wird unten besprochen werden. Den Spuren
des A. Test, im Johannisevangelium ist Thoma m) fleissig nach-
gegangen.
Von samaritanischen Studien ist dem Referenten im Be-
richtsjahre nichts zu Gesicht gekommen.
168) Paul Gröbler. Die Ansichten über Unsterblichkeit und Auferstehung
in der jüdischen Literatur der beiden letzten Jahrhunderte vor Chr.: Theol.
Stud. u. Krit. 1879, H. 4, p. 651-700.
169) Teichrnann. Die christl. Auferstehungsidee in ihrer biblischen Ent-
wickelung: Wissenschaftl. Vorträge über relig. Fragen. 3. Sammlung. Frankf.
a. M. 1879. IV, 96 pp. 8. M. 1.20.
170) E. C. Bissell. Eschatology of the Old Testament. Apocrypha:
Biblioth. sacra, Apr. 1879, p. 320-341.
171) J. Baissac. L'äge de Dien (annus Dei). Etüde sur les grandes
periodes cosmiques et l'origine de la fete de Päques, pour faire suite aux Ori-
gines de la religion, du memo auteur. Paris 1879. XII, 164 pp. 8.
172) E. Reclas. La cireoncision , sa signitication : Revue internationale
des sciences 1879, No. 3.
173) Vgl. unten S. 129, No. 95.
174) Agathon Hanioch. De Philonis Judaei Aoyw inquisitio, quam in
usum theologorum scripsit . . . liegiomouti 1879. 38 pp. 8. M. 1.
175) William Henry Guillemard. Hebraisms in the Greek New Testa-
ment. Exhibited and illustrated by Notes and Extracts from the Sacred Text.
With Speeimens of 1) the Influence of the Septuagint on its Character and
Construction ; 2) the Deviations in it from Pure Greek Style. Cambridge 187 9.
VI, XIU, 63, 120 pp. 8. — Vgl. Schürer in ThLZ. 1880, No. 22; F. Brown
in Presbyter. Review Jan. 1881.
176) Vgl. S. 126, No. 66.
177) Albr. Thoma. Das Alte Testament im Johannes-Evangelium : Ztschr.
für wissensch. Theol. 1879, p. 18-76. 171-223. 273-312.
8*
116
R a b b inic a u n d J u d a i c a.
Von
H. L. Strack.
Vorbemerkung.
In den „Grunds ätzen für die Neugestaltung des Jahresberichts"
(Ber. f. 1877, S. XI) ist unter II, G. 5 für die Rubrik „Rabbinica
und Judaica" folgender Inhalt in Aussicht genommen: „Geschichte
der Juden vom Aufstande des Barkochba bis zu ihrer Vertreibung
aus Spanien und Portugal. Geschichte der jüdischen Literatur von
den Targumim bis eben dahin. Mittelalterliche hebräische In-
schriften". Da man nun bestreiten kann und auch bestritten hat,
dass dies alles in einen „Wissenschaftlichen Jahresbericht über die
Morgenländischen Studien" gehöre, da aber andererseits eine in
wenigen Worten ausgedrückte und doch wissenschaftliche Abgren-
zung des Materials kaum möglich ist — vielleicht wird sie es durch
das, was die Erfahrung der folgenden Berichte lehrt — , hat Ref.
mit der Redaktion ein wenigstens dem praktischen Bedürfnisse im
Wesentlichen entsprechendes Abkommen dahin getroffen, dass in
diesem und in den späteren Berichten nicht eine zeitliche Schranke,
sondern die Rücksicht auf die überwiegende Mehrzahl der Leser
des Wissensch. Jahresber. das Massgebende sein soll, mit anderen
Worten, dass aus der umfänglichen Literatur, welche man als Rabbi-
nica und Judaica zu bezeichnen pflegt, das ausgewählt werde, wovon
Keimtniss zu nehmen dem Orientalisten oder (und) dem Theologen
(spec. dem „Alttestamentier") wünschenswerth sein könne.
Ausgeschlossen sind daher von jetzt an z. B. a) die Arbeiten
über die Geschichte der abendländischen Juden während des Mittel-
alters, soweit diese Geschichte nicht für das Verständniss der zu
berücksichtigenden Literatur erforderlich ist, b) die halachischen
Schriften des späteren Mittelalters, namentlich die Novellen und
sonstigen Bemerkungen zu talmudischen Traktaten, c) alle neueren
in hebräischer Sprache abgefassten Bücher, die nicht ihres Inhalts
wegen in diesen Bericht gehören.
Wer über diese und ähnliche hier nicht berücksichtigte Er-
scheinungen aus der jüdischen Literatur sich belehren will, den
Strack, Rabbirtiea und Judaica. ]J7
verweisen wir auf die von Steinschneider x), Rahmer 2), Brüll 3),
Graetz*), Berliner und Hoff mann5) herausgegebenen Zeitschriften,
sowie auf die übrige in der „Hebräischen Bibliographie" zusammen-
gestellte „Periodische Literatur" 6) und, hinsichtlich der Geschichte,
auf Steinschneider' 's Artikel in den „Jahresberichten der Geschichts-
wissenschaft" 7).
Den schon in der „Vorbemerkung" erwähnten bibliographischen
Hilfsmitteln glauben wir am besten das anreihen zu können, was
für die Handschriftenkunde geschehen ist. Lattes8) be-
schrieb die hebräischen Manuscripte von S. Marco in Venedig. Stein-
schneider 9) gab einige Notizen über die von De Lagarde in den
Symmicta (1877) wohl etwas überschwenglich gepriesenen, jeden-
falls aber werthvollen, im J. 1880, zum Theil auf Veranlassung des
Ref. , in den Besitz der kgl. Bibliothek zu Berlin übergegangenen
Erfurter Handschriften; ausserdem behandelte er die derselben
Bibliothek gehörigen hebräischen Papyrusfragmente aus dem Faj-
jum 10). Vorzügbche Facsimiles hebräischer Handschriften findet
man in der grossen noch immer nicht nach Verdienst gekannten
Publication der Palaeographical Society11). Wir geben hier eine
Zusammenstellung aller bisher erschienenen hierher gehörigen Tafeln,
da die ersten drei Lieferungen in den früheren Berichten nicht
erwähnt sind, die eigentlich vorzeitige Berücksichtigung der fünften
die Benutzung des Werkes bequemer machen wird. Der erste
Theil enthält: Blatt 13, Machbereth (hebräisches Wörterbuch) des
Menachem ben Saruk, British Museum, Additional 27,214, v. J.
1091; Blatt 14, andre Handschrift desselben Werkes, Brit. Mus.,
1) s. oben S. 91, No. 1.
2) Das Jüdische Literaturblatt. Wissenschaftliche Beilage zur „Israelitischen
Wochenschrift". Herausgegeben von M. Rahmer. Achter Jahrgang. 1879.
Magdeburg. Verlag von ßob. Friese in Leipzig. 208 pp. gr. 4. M. 6.
3) N . Brüll. Jahrbücher für Jüdische Geschichte, u. Literatur. IV. Jahr-
gang. Frankfurt a.M. 1879. VI, 194 pp. 8. M. 6. (Enthält S. 59-194 Recen-
sionen, meist von Büchern, die 1876-1878 erschienen sind.)
4) H. Graetz. Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Juden-
tums XXVIII (N. F., Bd. XI). Krotoschin 1879. II, 576 pp. 8. M. 9.
5) Magazin für die Wissenschaft des Judenthums. Herausgegeben von
A. Berliner u. D. Hoffmann. VI. Jahrg. Berlin 1879. IV, 268 pp. 8. M. 12.
6) HB. 1879, p. 25-28. 121. 122; 1880, p. 49-54.
7) Jahresberichte der Geschichtswissenschaft im Auftrage der Historischen
Gesellschaft zu Berlin herausgegeben von jF! Abraham, J. Hermann, Edm.
Meyer. I. Jahrgang (1878). Berlin 1880. p. 38-49.
8) M. Lattes. Notizie e documenti di letteratura e storia giudaica. Padova
1879. 48 pp. 4. (Estratto dall' Antologia israelitica) [Artikel XII, p. 36 ff.
nach HB. 1880, p. 58].
9) HB. 1879, p. 28-30.
10) M. Steinschneider. Hebräische Papyrus-Fragmente aus dem Fajjüm :
Z. f. ägypt. Spr. 1879, p. 93-96 mit einer Tafel, die 5 Facsimiles enthält. Ohne
die Tafel: Magazin f. d. Wiss. d. Judenth. VI (1879), 250-254. — Vgl. J.
Derenbourg Magazin VII, 133.
11) s. oben S. 78, No. 6.
\\$ Strack, Jliihhinica und Judaica.
Arandel Orientai 51, v. J. 1189; Blatt 15, Raschi, Comm. zu Baba
Mesi'a [Talm. Bl. 86a], Brit. Mus., Orientai 73, v.J. 1190. Der
zweite Theil: Blatt 29, Epitaph of Mashtä, the daughter of David,
who died at Aden, in South Arabia, on the 12* of Ab. A. contr.
[10]29 = A. D. 718 (vgl. Levy, ZDMG. XXI, 156—160 und
Lenormant, Essai sur la propagation de l'Alphabet Phenicien I, 2,
p. 275); Blatt 30, Moscheh ben Schem-tob aus Leon (Verf. des
Zohar), Sepher ha-mischkal (auch Sepher schekel ha-kodesch oder
Sepher nephesch ha-chakhamah), Cambridge, Univ. Library, Dd.
11. 22, v.J. 1363—64, Algier. Der dritte Theil: Blatt 40, Pro-
phetae priores et posteriores [2 Bg. 19, 22 — 35], Brit. Mus., Har-
leian Ms. 5720, Orient. Handschr., „seems to be of the XIIth Cen-
tury"; Blatt 41, Hagiographa mit Targum und drei Comment.
[Dan. 1, 1 — 4], Cambridge, Univ. Libr., Ee. 5. 9, v. 4. Jan. 1347.
Vierter Theil: Blatt 54, Pentateuch, unvollst., mit Targ. Onkelos,
mit babylon. Vocalzeichen u. den üblichen Accenten [Num. 22, 41 —
23, 15], Brit. Mus., Orientai 1467, „written in Babylonia or Persia,
abouth the Xüth Century ... At any rate it cannot be brought
down into the XIV* cent., because the Targum on the sacerdotal
benediction (Num. VI, 24 — 26), which was introduced in the latter
part of that Century, is wanting here"; Blatt 55, Jehuda ben
Schelomo al-Charizi, Tachkemoni, Brit. Mus., Additional 27,113,
orient. Handschr. v. J. 1282; Blatt 56, jerus. Talmud (Schebu'oth,
Kap. 5), Leiden, Univ.-Bibl., Cod. ms. Hebr. Scaliger 3, v. J. 1288—89
in Rom. Der fünfte Theil: Blatt 68, Isaak ben Joseph aus Corbeil,
p"730, und zwar der Züricher Semak, Cambridge, Univ. Libr., Ad-
ditional ms. 560, v. 19. Aug. 1401. — Die Angaben des Alters
der für Blatt 40 und 54 benutzten Codices scheinen uns zweifelhaft.
Dass das Epitaph der „Mashtä", durch welches wir zu den
Inschriften geführt werden, aus dem Jahre 718 n. Chr. sei,
glauben wir schon wegen der Abbreviaturen (b?2h vgl. Jes. 11, 10,
und rnn s. Jes. 63, 14; Zunz, Zur Gesch. u. Lit. S. 345. 355)
nicht. Wahrscheinlich ist in der Jahreszahl (mnttiüb üb) nicht nur
das Jahrtausend, sondern auch die Bezeichnung des Jahrhunderts
ausgelassen. Letzteres wird freilich von den Herausgebern mit den
Worten abgelehnt: „but that a hundred or hundreds should also
be left out is very unlikely"; wir verweisen aber dagegen auf
O. G. TycJisen's Beurtheilung der Jahrzahlen in den Hebräisch-
1 Jüdischen Handschriften, Rostock 1786, S. 33.
Gegen die von Chwolson noch immer behauptete Glaubwürdig-
keit der von Abr. Firkovritecli bearbeiteten Krim'schen Grabschriften
hat sich v. Dorn1'1) erklärt, und Strack 13~li) hat den früher von
12) In einen] Briefe an H. Strack, der abgedruckt ist in ThLtz. 1878,
No. 25, S]. 619. 620', und in Mag. f. d. Wiss. d. Judenth. Vi, 125-127.
13) s. oben S. 92, No. 3.
14) in seiner Einleitung zu den Pikduke ha-t^amim (s. oben S. 91, No. 2),
p. 30. 32. 33. 34. 36. 39.
Strack, Rabbinica und Judaica. \\Q
ihm gegebenen Beweisen für die Fälscherthätigkeit Firleowitsch's
neue hinzugefügt. — Ueber die von Fidel Fifa gesammelten
hebräischen Inschriften in Spanien machte Loeblh) einige Angaben.
Neubauers Mittheilungen über eine Synagogeninschrift in Toledo
berichtigte Berliner16). Von einer weiteren Studie Ganneaus11)
über jüdische Aschenkrüge und Gegenbemerkungen J. Derenbourg's18)
dazu erhalten wir einstweilen nur Auszüge. Sieben hebräische
Grabsteine in Ueberlingen veröffentlichte Löwenstein19).
Ueber den Talmud im Allgemeinen schrieben Wünsche20),
in dessen Skizze aber nur die Lichtseiten hervorgehoben sind, so
dass sie auf einen Kecensenten fast den Eindruck machte, als habe
der Verfasser unter der Censur eines jüdischen Traktatvereins ge-
schrieben, Kirassewskij21) und ein Ungenannter 22). Raph. Rabbi-
notvicz 23) seit dem Jahre 1868 erscheinende Variantensammlung
hat wieder einen Schritt vorwärts gethan ; aber noch immer ist kein
Ende abzusehen. Auch nach ihrer Vollendung wird das Fehlen
einer handlichen und korrekten, auf Grund der Münchener Hand-
schrift hergestellten Textausgabe des Talmuds schmerzlich em-
pfunden werden. Lowe 24) hat ein aus vier alten Pergamentblättern
bestehendes, der Universitäts-Bibliothek zu Cambridge gehöriges
Fragment des Traktates Pefsachim mit ausführlichen kritischen
Noten herausgegeben. Zwei sehr nützliche Anhänge (S. 49 — 100),
die freilich richtiger besonders veröffentlicht worden wären , ent-
15) Magazin f. d. Wiss. d. Judonth. VI, 114-116.
16) Neubauer: Israel. Letterb. IV, 133. 144; Berliner: das. V, 31. 32.
17) C'h. Clcrmont-Ganneau. Notice sur Salamsion fille de Simeon le
pretre: CR. VII, 99. 101-103 s. = RC. VII, 292. 324.
18) J. Derenbourg: CR. VII, 100 f.
19) L. Liöwenstein. Geschichte der Juden am Bodensee und Umgebung.
Constanz 1879. 1, p. 107 ff.
20) Aug. Wünsche. Der Talmud. Eine Skizze. Zürich 1879. 40 pp. 8.
M.0.60. — Vgl. H. Oort Theol. Tijdschr, Mai; W. Nowack JL. No. 27; St.
Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judeuth. XXVIII, 91-94.
21) W. B. Kirassewskij. Kritische Analyse des Talmuds, seiner Ent-
stehung, seines Charakters und Einflusses auf den Glauben und die Sitten des
jüdischen Volkes. Moskau 1879. IV, 270 pp. 8. [Russisch; Titel aus ThLtz.
1880, Sp. 374.]
22) The Talmud: Church Quart. Rev. 1879, April, p. 157-192.
23) Raph. Rabbinoivicz. Variae lectiones in Mischnam et in Talmud
Babylonicum quum ex aliis libris antiquissimis et scriptis et impressis tum e
codice Monacensi praestantissimo collectae , annotationibus instructae. Pars X :
Tract. Abodah Sarah, Makkoth, Schebuoth, Horajoth et Idioth. München 1879.
8, 150, 50, 111, 48, 10 pp. 8. (A. u. d. T. CP-IDIÖ ^pinpn 1DD.)
24) W. H. Loive. The fragment of Talmud Babli P^sachim of the ninth
or tenth Century, in the University Library, Cambridge, editod, with notes and
an autotypo faesimile. Cambridge 1879. XVI, 100, 8 pp. gr. 4. — rec. von
H. Strack ThLtz. No 19; Raphael Kirchheim Jüd. Litbl. p. 103. 104; M.
Grünwald Monatsschr. i. Gesch. u. Wiss. d. Judenth. p. 527. 528; Steinschneider
HB. p. 70-72; Ath. 9. Aug.; H. Oort Theol. Tijdschr. 1880, p. 653. 654.
\2{J Strack, Rdbbirdca and Judaica.
halten 1) ein alphabetisches Verzeichniss der 524 Kapitel der
Mischna mit Erläuterungen, 2) bibliographische und biographische
Notizen, besonders über Werke und Autoren, die in den vorher-
gehenden Theilen des Buches citiert werden. — D. Hojfmann 25)
machte wahrscheinlich, dass das zehnte Kapitel des Traktates Baba
mesi'a ursprünglich zu Baba bathra gehört habe. — Den merk-
würdigen Aussprach des R. Chanina (1. Hälfte des 3. Jahrh.), dass
der Sohn Davids nicht eher kommen werde, als bis man den für
einen Kranken gesuchten Fisch nicht mehr finden werde (Sanhe-
drin 98a), erklärt Bhimenstcin 26) für antichristlich: 51 sei das
bekannte ly&vq, vgl. Tertullian (De baptismo libero) : Sed nos pisci-
culi secundum i%&vv nostrum Jesum Christuiu in acpia nascimur.
Den Inhalt der beiden Talmude durch Uebersetzung , bezw.
Bearbeitung auch solchen , die der zum Verständniss der Grund-
texte nöthigen sprachlichen Vorkenntnisse ermangeln . zugänglich
zu machen, bemühten sich Sammter, Schwab und Isr. Mich. Rabbi-
noiviez. Der Erstgenannte27) vollendete seine im Verhältniss zur
Seitenzahl des Buches leider sehr theure Ausgabe des Traktates
Baba mesi'a; da Uebersetzung und Erläuterungen stets auf der-
selben Seite stehen wie das Textstück, auf welches sie sich be-
ziehen , kann die Arbeit, obwohl sie in philologischer Hinsicht
manches zu wünschen übrig lässt, auch denen, welche den baby-
lonischen Talmud in der Originalsprache lesen lernen wollen, als
bequemes Hilfsmittel empfohlen werden. Schivab 2S) gab den dritten
Band seiner Uebersetzung des jerusalemischen Talmuds heraus.
Der französische Arzt Rabbinouu'cz 29), Autodidakt, veröffentlichte
25) Magazin f. d. Wissensch. d. Judenth. VI, 116. 117.
26) J. Blumentstein. Talmud und Tertullian : Jüd. Litbl. 1879, p. 99.
27) A. Sammter. Talmud Babylonicum. Tractat Baba Mezia, mit deutscher
Uebersetzung und Erklärung. Berlin 1876[-79]. Selbstverlag des Verfassers.
VI, 174 pp. fol. M. 30. — Vgl. A. Berliner LC. No. 45; H. Oort Theol.
Tijdschr. 1880, p. 652.
28) Moise Schwab. Le Talmud de Jerusalem, traduit pour la premiere
fois. Tome III: Traites Troumoth, Maasseroth, Maasser Scheni, Halla, Orla,
Biecurim. Paris 1879. IV, 396 pp. 8. fr. 10. — Ueber Band II s. Bericht
f. 1878, S. 34, No. 8.
29) Israel-Michel Juibbinaidcz. Legislation civile du Thalmud. Paris.
8. Band I. 1880: Les fcmmes, los paiens selon le Thalmud. Nouveau commen-
taire et traduction critique des traites Berakhoth, jusqu'ä Khethouboth, Ghitin,
Kidouscliin, de tous les passages des 26 traites des 3 premieres divisions (Se-
darim) qui concernont la legislatiou, les femmes, les paiens, etc. XCI, 466 pp. ;
Band II. 1S77: Nouveau comm. et trad. crit. du traite Baba Kama, LXXX1V,
511 pp.; Band 111. 1878: Nouv. comm. et trad. crit. du traite Baba Metzia.
LH, 486 pp. [Die abweichenden Zahlen im Ber. f. 1878 sind falsch]; Band IV.
1879: Nouv. comm. et tr. er. du traite Baba Batlira, LI, 420 pp.; Band V.
ls79: La medecine du Thalmud, les paiens. Nouv. comm.ettrad.crit.de tous
les passages dos 30 traites des .'! duruieres divisions (Sedarim) qui concernont
Strack, Rabbinica und Judaica. 121
zwei Bände der Legislation civile du Thalmud , eines Werkes,
welches in Band 2, 3, 4 den grössten Theil der drei Babotli, in
Band 1, 5 Auszüge aus den anderen Traktaten nebst Einleitungen
und Erläuterungen enthält. In der Anmerkung geben wir, obwohl
damit die Grenzen des Jahres 1879 nach zwei Seiten überschreitend,
eine Uebersicht des ganzen Werkes, sowie den Titel der dasselbe
erst vollständig machenden Legislation criminelle. — Beiläufig sei
hier auch der von Sedier 30) veranstalteten , für die Wissenschaft
werthlosen Sammlung von Sinnsprüchen aus dem Talmud und der
rabbinischen Literatur gedacht.
Zucker mandels31) Ausgabe der Thofsefta (vgl. Ber. für
1877, Heft 2, S. 81) ist, was den Text betrifft, durch die 1880
erschienene sechste Lieferung vollendet worden; wir freuen uns,
hinzufügen zu können, dass durch eine Subvention des Preuss. Hrn.
Cultusministers der Druck zweier Nachtragslieferungen, welche Ein-
leitung, Register, Lexidion u. s. w. enthalten sollen, gesichert ist.
Schwarz 32) untersuchte das Verhältniss der Thofsefta des Traktates
Sabbath zur Mischna.
Auf das umfangreiche Gebiet der midraschischen Lite-
ratur beziehen sich direkt, soweit unsere Kenntniss reicht, nur
zwei Abhandlungen. Friedmann s;i) suchte zu zeigen , dass die
Pirke Rabbi Eli'ezer zwischen 809 und 811 n. Chr. und zwar in
Palästina verfasst seien. Theodor 34) behandelte in einem umfang-
la legislation, la medecine , les pa'iens, etc., LXX, 431 pp. ä Band fr. 20. —
Vgl. Kroner Jüd. Litbl. 1870, p. 127 f. 132. 151 f. (Bd. II, III) [Gegenbemer-
kungen des Verf. p. 198f. 202] und 1880, p. 15f. 18 f. (Bd. IV); p. 63 f. 83
(Bd. V). — Legislation du Talmud [so]. Organisation de la magistrature rab-
binique, autorite legale de la Mischnah, ou traduetion critique des traites tal-
mudiques Synhedrin et Makhoth et des deux passages du traite Edjoth. Paris
1876. XL, 232 pp. 8. fr. 20. (Alles im Selbstverlage des Verf.) — Vgl.
Bericht für 1878, S. 34, No. 7.
30) F. Sailer. Sinnsprüche aus dem Talmud und der rabbinischen Lite
ratur. Berlin 1879. VIII, 90 pp. 8. M. 2. — Vgl. L. Jüd. Litbl. p. 148.
[Nach HB. p. 102 ist Sailer Pseudonym für Frederick Israel.]
31) M. S. Zuckermandel. Tosefta nach den Erfurter und Wiener Hand-
schriften mit Parallelstellen und Varianten herausgegeben. Pasewalk 1880. XII,
8, 16, 692 pp. gr. 8. (1 Facsimile.) M. 18. (A. m. hebr. Titel: 'l3 NnSOin)
— Vgl. Kroner Jüd. Litbl. 1879, p. 62 f. (Lief. 4); 1880, p. 186f. 190f. (Lief 6)
32) Adolf Schicarz. Die Tosifta des Tractates Sabbath iii ihrem Ver
hältnisso zur Mischna kritisch untersucht. Karlsruhe 1879. VIII, 142 pp. 8
M. 5. (A. u. d. T.: Die Tosifta der Ordnung Moed in ihrem Verh. z. M. krit
unters. I. Th. Der Tr. Sabbath.)
33) S. Friedmann. Zeit und Ort der Abfassung der Pirke Rabbi Elieser
Jüd. Litbl. 1879, p. 30 f. 34 f.
34) J. Theodor. Zur Composition der agadischen Homilien: Monatsschr
. Gesch. u. Wiss. d. Judenth. XXVIII (1879), p. 97-112. 164-175. 271-278
337-350. 408-418. 455-462. Schluss in Bd. XXXIV (1880), p. 19-23.
] 22 Strack, Rabbinica und Judaica.
reichen und gründlichen Aufsatze (mit einer zu allgemein gehaltenen
Ueberschi'ift) besonders a) die Pefikta de Rab Kahana (Textgestalt,
allgemeine Oekonornie des Werkes, Beschaffenheit der die einzelnen
Vorträge einleitenden Proömien), b) den Midrasch Schir-ha-schirim
Rabba und dessen Quellen (bes. Talmud Jeruschalmi, Pefikta, Ge-
nesis Rabba, Levit, Rabba und, wie der Schlussartikel zeigt, wohl
auch einige uns nicht mehr erhaltene Sammlungen).
Die kurzen Bemerkungen Pt'ck's35) über die nachbiblische
hebräische Poesie erwähnen wir hier nur, damit sie nicht
übersehen zu sein scheinen: sie sind ein Anhang zu einem längeren
Artikel über biblische Poesie und sollen nur in Kürze eine Vor-
stellung von der Weiterentwicklung bis zum J. 70 n. Chr. geben.
Das Verständniss der talmudischen und der in i -
dr aschischen Texte wird gegenwärtig besonders erleichtert
durch die sehr dankenswerthen lexikalischen Arbeiten von Kolmt,
J. Levy und Laues. Der erstgenannte Gelehrte 36) hat vier Hefte
seiner inhaltreichen, aber doch wohl zu weitläufig angelegten
hebräischen Bearbeitung des Wörterbuches Arukh erscheinen lassen.
Lew/'s 37) Neuhebräisches und Chaldäisches Wörterbuch , welches
in manchen seiner Artikel eine talmudische Realencyclopädie er-
setzen kann, ist vom Anfang des Buchstaben b bis zum Worte
"pa gefördert. Die von Lattes 38) zu den ersten zehn Buchstaben
gegebenen Berichtigungen und Ergänzungen zu vergleichen mögen
die Benutzer der Lcri/'schen Arbeit ja nicht verabsäumen!
35) B. Pich. Post-Biblical Hebrew Poetry: Cyclopaedia of Bibl , Theol.,
and Ecclesiast. Lit. (vgl. oben S. 99, No. 47) VIII, 326-328.
36) Aruch completum sive Lexicon vocabula et res, quae in libris Targu-
micis, Talmudicis et Midraschicis contineutur, explicans auctore Nathane filio
Jechielis, saeculi XI Doctore celeberrimo, Praeside scholarum Talmudiearum
Romae; cum appendice ad discendum utili per Benjaminum Mussafiam, medicum,
phüosophum, philologuin et physicum ad contextum Aruchinum adjuncta. Prae-
laudatum opus ex disciplinis contextus Aruchini Venetiis (anno 1531) editi et
typis mandatorum optimi ita ex hujus cum editione princip. [so] (ante 1480),
nee non cum Septem Aruchiuis veteribus manuscriptis bono cum animo facta
comparatione corrigit, explet, critice illustrat et edit Alexander Köhut. (Mit
Unterstützung der Kais. Akademie der Wiss. in Wien). Bd. II, Fase. 1-4,
3-N::i;.. Wien 1879. 320 pp. 8. (A. m. hebr. T.: 'l3 UbV>Tl yr& *1EÖ.)
- Vgl. Hochstädter Jüd. Litbl. p. 176 (Heft 1), 196 (H. 2), 1880 p. 47 (H. 3),
184 (H. 4). — Vgl. Bericht f. 1878, S. 38, No. 55.
37) Jacob Levy. Neuhebräischos und Chaldäisches Wörterbuch über die
Talmudim und Midrasehim. Nebst Beiträgen von H. L. Fleischer. Leipzig
1879. Lief. 10 u. 11 (= Bd. 2, p. 449-542, u. Bd. 3, p. 1-112), ä M. 6. —
Vgl. Bericht f. 1878, S. 35, No. 15.
38) M. Lattes. Saggio di ginnte e correzioni al Lessico Talmudico Stam-
peria reale di Torino 1879. 142 pp. 8. (Separatausgabe aus den Atti della
R. Acc. delle Scienze di Torino XIII XIV.) — Vgl. Th. Nöldelr l.C. 1879,
No. 37 ; Steinschneider HB. p. 75-77.
Strack, Kabbinica .und Judaica. 123
Ueber einzelne Ausdrücke haben Erörterungen angestellt Ad.
Brüll™), Fischer*0), Fürst*1), Hirschfeld*2) und Andere43).
Rülf's 44) Dissertation über die Kehllaute in den aramäisch-
talmudischen Dialekten ist eine fleissige Arbeit.
In Bezug auf die Targume ist im Jahre 1879 Wesentliches
nicht geleistet worden. Nestle*5) hat das späte Targum zu den
Psalmen nach der Recension de Lagarde's (Wiederholung der Aus-
gabe des Felix Pratensis mit einer Anzahl von Verbesserungen
und Veränderungen) abgedruckt. Gronemann 46) erörterte in einer
tüchtigen Abhandlung das Verhältniss der Pseudo-Jonathan'schen
Pentateuchübersetzung zur Halacha. Mc. Turpie*1) hat auf neun
Octavbogen eine übersichtliche Grammatik des biblischen wie des
targumischen Aramäisch zusammengestellt und auf weiteren drei
Bogen eine kleine targumische Chrestomathie sammt Glossar folgen
lassen. Ueber den „Esel von Midian"48), d. i. über die im Pseudo-
Jonathan Exod. 2, 16. 18, 1 vorkommende Uebertragung des "jrro
■p*H3 durch yii2i DiriN , welches öiritt im 'Arukh durch 1V2U
(ovog) erklärt wird, haben Wolf söhn, Deutsch und B, R. nichts
Förderliches bemerkt; Hochstädter verwies wenigstens auf den ein-
gehenden Artikel in Kohut's neuer Ausgabe des 'Arukh.
39) Ad. Brüll. Zwei Bezeichnungen für Pussbekleidung in der j. Getnara:
Jahrbücher f. Jüd. Gesch. u. Lit. IV, 47. 48 [ND^imUJ sei die von Plinius
erwähnte spartea; NüDTl!"! wird mit ömod'oHeTOf comhinirt].
40) Alex. Fischer. Was bedeutet NWl»?: Jüd. Litbl. 1879, p. 46. 47
[ 125 sei nicht „scharfsinnig", sondern wahrscheinlich = D",-UJ "\2, der welcher
noch alle Zähne hat, junger Mann].
41) s. oben S. 93, No. 9.
42) Hirschfeld. Geserah Schawah: Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d.
Judenth. XXVIII, 368-374.
43) '•DT' nN "'DT' TTD"*: Jüd. Litbl. 1879, p. 127a. 156b. 168a. 175b.
186. 200b. [Levy's Auseinandersetzung in Nh. Wb. II, 350b. 351a (vorher
schon in Kobak's Jeschurun IV, hebr. Theil) ist unberücksichtigt geblieben.]
44) G. Rülf. Zur Lautlehre der aramäisch-talmudischen Dialecte. I. Die
Kehllaute. Leipzig 1879. IV, 55 pp. 8. M. 1.60. — Vgl. Th. Nöldele
GGA. 1879, St. 33; H. Strack ThLtz. No. 19; Imm. Deutsch Jüd. Litbl.
p. 160; Steinschneider HB. 1880, p. 60; Theol. Litbl. No. 8.
45) s. oben S. 92, No. 7. (Separatausgabe der „chaldäischen" Textes u. d.
T. : Psalterium Chaldaicum, ex Lagardiana recensione in usus academicos impri-
mendum curavit E Nestle. Tübingen 1879. XII, XXVI, 55 pp. 4. M. 3.50.)
46) S. Gronemann. Die Jonathan'sche Pentateuch-Uebersetzung in ihrem
Verhältnisse zur Halacha. Ein Beitrag zur Geschichte der ältesten Schriftexegese.
Leipzig 1879. VII, 164 pp. 8. M. 3. — Vgl. H. Strack LC. 1879, No. 52
u. ThLtz. 1880, No. 25; Imm. Deutsch Jüd. Litbl. 1879, p. 111. 112; H.
Dort Theol. Tijdschr. 1879, Nov.
47) D. Mc. C Turpie. A manual of the Chaldee Language: containing
a grammar of the Biblical Chaldee and of the Targums , and a Chrestomathy,
consisting of selections from the Targums, with a Vocabulary, adapted to the
Chrestomathy. London 1879. XXIH, 147, 52 pp. 8. — 7s. (A. als 2. Band
von: A series of manuals of oriental languages by D. Mc. C. TA
48) Der Esel von Midjan: Jüd. Litbl. 1879, p. 26. 27. 32. 36.
"1 24 Strack, Rabbiniea und Judaica.
Die noch übrige Literatur theilen wir, da hinsichtlich der
Rechtsgutachten der Geonim diesmals nichts zu bemerken ist, am
besten in Exegese, Religions-Philosophie und Poesie.
Exegetische Thätigkeit gab es bei den Juden, lange
ehe man Commentare schrieb : Halacha und Midrasch kann man
als eine nach gewissen hermeneutischen Grundsätzen geübte Exe-
gese betrachten; auch in den Targumen spiegelt sich das Text-
verständniss alter Zeiten ab; ja auch grammatische Betrachtung
der heil. Schrift A. T. findet sich schon bei den Talmudisten, wie
von Neuem Berliners iQ) Arbeit gezeigt hat.
Ueber die wohl in das 6. und 7. Jahrhundert zu setzende
Erfindung der hebräischen Punktation haben Joseph ßerenbourg
und Schwab gehandelt. Ersterer 5,)) will sie aus der Nothwendig-
keit erklären, in welcher die Elementarlehrer sich befanden, ihren
Schülern das Behalten der Aussprache der verschiedenen Wörter
durch Zeichen zu erleichtern, und meint, que ni les signes ni les
noms des voyelles n'etaient connus par les docteurs avant le
VHP siecle. Diesen Termin für zu spät zu halten veranlasst uns
schon die Genealogie des Ahron ben Moscheh ben Ascher. Zu
einer eingehenden Erörterung der so schwierigen wie interessanten
Frage ist hier nicht der Ort; doch mög eine eigene kurze Bemer-
kung wenigstens über die babylonische Punktation verstattet sein.
Das Zeichen für Kames ist der seines linken Buchstaben beraubte
Buchstabe Aleph (s), Schurek wird durch das zu einer kurzen
senkrechten Linie gewordene Vav ()) bezeichnet, Chirek durch
das zu einem Punkte verdünnte Jod; die Zeichen der drei anderen
Vokale sind Modificirungen dieser drei ältesten Zeichen: Cholem (:)
ist Verdünnung des i, Pathach wohl Verkürzung des zugleich der
Bequemlichkeit des Schreibens wegen etwas anders gestellten Kames,
Sere endlich möchte (wenn man nicht eine doch bedenkliche direkte
Entlehnung aus dem tiberiensischen System annehmen will) am
leichtesten als Verdoppelung (Vereinfachung war ja nicht möglich)
des Chirek -Punktes zu erklären sein. Für diese Auffassung spricht
der Umstand, dass die babylonischen Accente die Gestalt des Buch-
staben haben, mit welchem ihr Name beginnt (worauf zuerst Ref.
in Ztschr. f. d. ges. luth. Theologie, 1877, S. 33, Anm. 1 hin-
gewiesen hat). Schivab's 51) Arbeit ist bereits früher angeführt.
Die in der ersten rabbinischen Bibel (Felix Pratensis) und
von L. Dukes (1846) unvollständig und mangelhaft herausgegebenen
49) Vgl. oben S. 93, No. 13.
50) Joseph Derenbourg in einer Keconsion des G. Schnedermann'schon
Baches „Die Controverso des Ludovicus Cappellus mit den Buxtorfen" (s. oben
S. 98, No. 42): RC. 1879, 21. Juni. (Auch separat ohno Haupttitel, 8 pp. 8.)
Deutsche UelHT.set7.iing von //. Plaut u. d. T. „Zur Geschichte <ler hebräischen
l'iinktation": Magaz. f. d. Wiss. d. Judonth. 1879, p. 255-267. — Vgl. Stein-
schneider IIB L879, p. 120 und s. oben S. 79, No. 10; S. 92, No. <>.
51) s. oben S. 78, No. 9.
Strack, Rabbinica and Judaica. 125
Dikduke ha-te'amim des Ahron ben Moscheh ben Ascher und
andere alte grammatisch-massorethische Lehrstücke, die wenigstens
theilweise demselben berühmten Massorethen angehören, sind wie
bereits erwähnt, von Baer und Streich 52) neu edirt worden. Die
Einleitung enthält u. A. manchen Beitrag zur Geschichte der Massora,
neue Beiträge zur Charakteristik Firkowitsch's (vgl. oben No. 12.
13. 14) u. s. w.
Der von Ntitt53) zum ersten Male herausgegebene Jesaia-
Commentar des El'azar von Beaugenci erweckt fast nur ein lite-
raturgeschichtliches Interesse. Steinschneider 54) machte aus Hand-
schriften, die M. W. Shapira 1879 aus Jemen nach Europa gebracht
hatte, Mittheilungen über einen bisher unbekannten, wahrscheinlich
dem 15. Jahrh. angehörenden Exegeten Abraham ben Salomo. Die
Codices sind in den Besitz der Bodleiana übergegangen. Ueber
die jüdischen Erklärer des Hohenliedes verdanken wir Salfeld5*)
eine sehr gründliche Monographie.
An die sprachwissenschaftlichen und exegetischen Leistungen
des Mittelalters reihen wir eine Schrift des bekannten Anatomen
//t/rtl 56) über das Arabische und Hebräische in der Anatomie,
welche auch von Orientalisten beachtet zu werden verdient.
Erheblich grösser ist die Production auf dem Gebiete der
Religionsphilosophie gewesen. Philipp Bloch 5 7) übersetzte
einen Theil von Sa'adja's Emunoth wf,de'oth nach zwei hebräischen
Versionen ins Deutsche , leider ohne die nöthige Benutzung des
(erst nach Ablauf des Berichtjahres durch Landauers, Ausgabe
leicht zugänglich gewordenen) arabischen Originals. Guttmann58)
schrieb einen Aufsatz über die Bibelkritik des namentlich wegen
einiger Anführungen in Ibn 'Ezras Pentateuchcommentar viel ge-
nannten Chiwi Albalchi; es ist ihm aber unsres Erachtens das
Wichtigste nicht gelungen, nämlich der Beweis, dass die von Sa'adja
am Ende des dritten Buches der Emunoth w' de'oth ohne Nennung
eines Namens mitgetheilten Einwürfe gegen die Göttlichkeit der
52) s. oben S. 91, No. 2.
53) s. oben S. 104, No. 75.
54) M. Steinschneider. Abraham ben Salomo: HB. 1879, p. 131-136;
1880, p. 7-12. 39-42. 61-65.
55) s. oben S. 108, No. 105.
56) J. Hyrtl. Das Arabische und Hebräische in der Anatomie. Wien
1879. XLII, 311 pp. 8. M. 12. — Vgl. M. Steinschneider HB. 1880, p. 99-102;
LC. 1879, c. 801; D. Kaufmann MLA. 1880, p. 501. — Vgl. auch unten
S. 146, No. 59.
57) Philipp Bloch. Vom Glauben und Wissen. Saadiah's Emunoth we-
Deoth. (Einleitung und Kosmologie.) Aus dem Hebräischen des Jehudah ibn
Tibbon, mit Benutzung einer älteren hebräischen Paraphrase übersetzt und er-
läutert. München 1879. IV, 101, V pp. 8. M. 1.60. — Vgl. H. Strack LC.
1881, No. 21.
58) Guttmcmn. Die Bibelkritik des Chiwi Albalchi nach Saadia's Emunoth
we-Deoth: Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judenth. XXVIII, 260-270. 289-300.
12G Streich, Rabbinica und Judaica.
Bibel wirklich von Cliiwi herrühren. Derselbe Autor59) veröffent-
lichte seine Untersuchungen über die Religionsphilosophie des
i. J. 1180 gestorbenen Spaniers Abraham ben David auch in Buch-
form. ScMosberg 60) edirte den dritten Theil des Moreh Nebukhim
nach der Uebersetzung des Jehuda Al-Charizi. Ueber die Tibbon
sehe Uebertragung einer anderen Schrift des Maimonides, nämlich
des Commentars zu den Sprüchen der Väter, ist die Abhandlung
von Baneth61) zu vergleichen. Eine zusammenhangende Darstellung
der maimunistischen Streitigkeiten im dreizehnten Jahrhundert gab
Neil. Brüll62). Zu der diese Streitigkeiten betreffenden Aktensamm-
lung Minchath Kenaoth des Abba Mari aus Lünel (Pressburg 1838
v. Bisliches gedruckt) haben Neubauer 63) und Halberstam 64) Er-
gänzungen , Verbesserungen und Varianten mitgetheilt. Perles 65)
edirte aus einem Münchener Codex eine Streitschrift des Arztes
und Philosophen Kalonymos ben Kalonymos (Anf. des 14. Jahrb.)
gegen Joseph Caspi. Herbst 66) druckte die von Schemtob Isaak
ben Schaprut gefertigte hebräische Uebersetzung des Evangeliums
Matthäi, welche einen Theil des 1385 vollendeten gegen die Christen
59) J. Guttmann. Die Religionsphilosophie des Abraham ihn Daud aus
Toledo. Ein Beitrag zur Geschichte der jüdischen Religionsphilosophie und der
Philosophie der Araber. Göttingen 1879. VIII, 240 pp. 8. M. 4. (Vorher
in: Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. dos Judth. 1877. 1878). — Vgl. W. Möller
Th. Ltz. No. 20; ß Jüd. Litbl. p. 95. 96. 99. 100: A. Berliner LC. 1880,
No. 15. Vgl. Entgegnung des Verf. u. Replik des Recens. No. 18, Sp. 605. 606.
— S. auch unten S. 151, No. 105.
60) Rabbi Mosis Maimonidis über More Nebuchim sive doctor perplexorum
primum ab aufbore in lingua arabica conscriptus, deinde a Rabbi Jehuda Al-
charisi in linguam Hebraeara translatus, nunc vero adnotationibus illustratus a
S. Munk. E vetere codice bibliothecae nationalis Parisiis, primum editit [so]
Leon Schlosberg. London 1879. 104 pp. 8. (A. mit hebr. Titel T\ 1112 "ISO
"D D"0"QT) [dass dies nur der dritte Theil, ist auf dem Titel nicht angegeben].
— Ueber die beiden ersten Theile (1851. 1876) s. Ber. f. 1877, Heft 2, No. 172.
61) Ed. Baneth. Maimonides' Commentar zu Pirke Aboth und die Tibbon'-
sche Uebersetzung: Magazin f. d. Wiss. des Judenth. VI, 170-178. 237-249.
62) N. Brüll. Die Polemik für und gegen Maimuni im dreizehnten Jahr-
hundert: Jahrbücher für Jüd. Gesch. u. Lit. IV, 1-33.
C.'i) Ad. Neubauer. Ergänzungen und Verbesserungen zu Aba Mari's
mX:p nn:?3 aus Handschriften: Israel. Letterbode V, 53-58. 71-81. — Vgl.
Bericht für 1878, p. 39, No. 68.
64) S. J. Halberstam. Varianten aus meiner HS. mNIp nn:73 zu den
Ergänzungen im vorigen Jahrgang p. 122. 160, in: Isr. Letterb. V, 81-83.
65) Kalonymos ben Kalonymos' Sendschreiben an Joseph Kaspi, aus der
Münchener Eids, zum ersten Male hei-ausgegeben von Joseph Perles. München
] ssT ;t. XVI, 28 pp. 8. — Vgl. Jüd. Litbl p. 171. 172; M. Steinschneider
III! 1879, p. 115-118.
66) Des Schemtob ben Scbaphrut hebräische Uebersetzung des Evangeliums
Afatthäi nach den Drucken des S. Münster und .1 du Tillet-Mercierj neu heraus-
gegeben vnn Adolf Herbst, Göttingen 1879. 29, 64 pp. 8. M. 2 10.
\Li //. Stracl ThLtz No L9; Eberh. Nßstle LC. 1880, No. II.
Strack, Rabbinica und Judaica. 127
gerichteten Eben Bochan bildet, nach den Ausgaben von 1537 und
1555 wieder ab, ohne auch nur den Versuch zu machen, die vor-
handenen Handschriften einzusehen. Schliesslich erwähnen wir noch,
dass Phil. Bloch ei) ein interessantes Kapitel aus dem Meor Jhvh
des um 1400 wirkenden spanischen Religionsphilosophen Chasdai
Kreskas in berichtigtem Grundtext mit Verdeutschung und Er-
läuterungen herausgegeben hat.
Die Poesie ist durch drei Nummern vertreten: die von Älhr.
/ farkavy 6li) publicirten Dichtungen von Samuel ha-Nagid (1027 —
1055 Rathgeber der Könige von Granada); die besonders durch
Graetz üblich gewordene Form seines Beinamens „Ibn Nagrela"
ist falsch, s. HB. III, S. 89. XIII, S. 123), einen Artikel Wagenaars 69)
über Jehuda ha-Levi's Zionide und gleichfaDs von Wagenaar™)
herrührende Verbesserungen zu dem Texte des im Anhange zu
■ppu "p "^n gedruckten Gedichtchens JT"n3>b ö"i*N ^b von Abraham
ibn 'Ezra.
Die letzte Abtheilung unseres Berichtes bilde ein Ueberblick
über das für Geschichte und Archäologie Geleistete.
Unter den drei die gesammte jüdische Geschichte darstellenden
Werken von BaecJc11), Dav. Cassel1-) und Hecht''3) ist das an
zweiter Stelle genannte das verhältnissmässig am meisten wissen-
schaftliche; doch hat es viele Mängel, namentlich in den Literatur-
angaben.
Ueber die jüdischen Frauen haben geschrieben Stern (nur
die talmudische Zeit berücksichtigend, ohne Citate)71), Kayserling
67) Philipp Bloch. Die Willensfreiheit von Chasdai Kreskas. (Fünfter
Abschnitt des zweiten Traktates aus dessen „Gotteslicht"). Nach handschrift-
lichem Material revidirt, übersetzt und erläutert. München 1879. IV, IV, 42,
12 pp. 8. M. 1.20. — Vgl. N. Kronberg Jüd. Litbl. 1879, p. 166. 167;
Steinschneider HB. 1879, p. 127; H. Strack LC. 1881, No. 21.
68) A. Harhavy. Studien und Mittheilungen aus der Kais. Oeffentl.
Bibliothek zu St. Petersburg. Erster Theil: Poetisches von Samuel ha-Nagid,
genannt Ismail ibn Nagdilah, Vezir von Grenada (1027 — 1055). Mit Einleitung
und erläuternden Anmerkungen. St. Petersburg 1879. IV, 192, XII pp. 8.
M. 7. (A. mit hebr. u. russ. Titel). — Vgl. unten S. 157, No. 152.
69) L. Wagenaar. Juda ha-Levi's Tsionide: Israel. Letterbode V, 18-29.
[Anmerkungen , Uebersetzung, Inhalt, Gedankengang, Eintheilung. — Der Verf.
kennt zwar Luzzatto und Geiger, aber nicht die Monographie Alexanders von
Oettingen. Dorpat 1853.]
70) L. Wagenaar. Een Gedicht je van ibn -Ezra geemendeerd : Israel.
Letterbode V, 30. 31.
71) S. Baeck. Die Geschichte des jüdischen Volkes und seiner Literatur
vom babylonischen Exile bis auf die Gegenwart übersichtlich dargestellt. Lissa
V879. XX, 535 pp. 8. M. 6. -- Vgl. Z., Jüd. Litbl. 1878, No. 50. 51.
72) Vgl. oben S. 110, No. 122.
73) Vgl. oben S. 110, No. 123.
74) ./. Stern. Die Frau im Talmud. Eine Skizze. Zürich 1879. 47 pp.
8. M. 1. — Vgl. H. Strack LC. No. 52.
|28 Streich, Rabbinica und Judaica.
(von den Frauen der Talmudlehrer bis herab auf Lina morgen-
stern75) und, besonders Bibliographie sammelnd, Steinschneider™).
Die mosaisch - talmudische Auflassung der Ehe und das Eherecht
besprach. Lichtschein17). '. In der Schrift Shnoris™) über Erziehung
und Unterrichtung der Kinder bei den alfcen Juden ist das aus
dem Talmud Beigebrachte, wenngleich nicht vollständig, doch be-
achtenswertber als die dürftigen der Bibel entnommenen Notizen.
Die Handelsgeschichte der Juden von der Einwanderung in Pa-
lästina an bis tief in die talmudische Zeit hinein hat an dem
greisen Herzfeld 79) , dem Verfasser der „Geschichte des Volkes
Israel" etc. (1847-1857), einen kundigen, freilich nicht erschöpfenden
Bearbeiter gefunden. Franz Delitzschs 80) Jüdisches Handwerker-
leben zur Zeit Jesu („und in der talmudischen Zeit überhaupt"
hätte auf dem Titel hinzugefügt werden können) ist in dritter
Auflage erschienen. Mit juristischen Materien haben sich beschäftigt
M. Bloch (streng orthodox und daher sehr verschieden beurtheilt) 81),
Jacques Lew)*2), Morgenstern^), nochmals M. Bloch**) und Herz-
feld 85). Dem Gebiete der Sagenkunde gehören zwei kleine Artikel
von Grünwald*6'81) an, neben denen ein dem Ref. nicht zu-
gänglicher Aufsatz von Jahne Gres 88) erwähnt werden mag.
Nach dieser sachlich geordneten Umschau haben wir die
75) M. Kayserling. Die jüdischen Frauen in der Geschichte, Literatur
u. Kunst. Leipzig 1879. VIII, 374 pp. 8. M. 7. — Vgl. H. Strack LC.
No. 1; Steinschneider HB. 1879, p. 11-15.
70) M. Steinschneider. Die jüdischen Frauen und die jüdische Literatur:
HB. 1879, p. Uff. 33ff. 81 ff.
77) Ludiv. Lichtschein. Die Ehe nach mosaisch-talmudischer Auffassung
und das mosaisch-talmudische Ehorecht. Leipzig 1879. X, 172 pp. 8. M. 3.
78) Joseph Simon. L'education et l'instruction des enfants chez les
anciens Juifs d'apres la Bible et lo Talmud. 3me edition. Leipzig 1879. G3 pp.
8. M. 1.50. — rec. von H. Strack ThLtz. 1879, No. 25.
79) Vgl. oben S. 111, No. 12G.
80) Vgl. oben S. 112, No. 137.
81) Moses Bloch. Die Institutionen des Juden thums nach der in don
Talmudischen Quellen angegebenen geschichtlichen Reihenfolge geordnet und
entwickelt. 1. Band, 1. Theil. Wien 1879. XXI, 273 pp. 8. M. C. (A. u.
d. T. mSpnfi min ^yx 1EO). — Rec. v. Irnm. Deutsch Jüd. Litbl.
p. 108; S. Schiffer Magazin f. d. Wiss. d. Judth. VII, p. 62-70.
82) Vgl. oben S. 112, No. 141.
83) Vgl. oben S. 112, No. 140.
84) Vgl. oben S. 112, No. 143.
85) L. Herzfeld. Einiges über dio civilrechtlichon Documento des jüdi-
schen Alterthums: Jüd. Litbl. 1879, p. 101-103. — Dazu vgl. Zucker nutudfl
p. Hl; AI. Rawicz p. 114.
HG) M. Grünwald. Zur Amlothsago: Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss d.
Judenth. XXVIII (1879), 38-43.
87; M. (/rniurald. Zum Feuer-Mythus (Fragmente zur Aufhellung der
Agada, L): das. p. 463-467.
HS» Jai/me Gres. Demonologia judaica: Rovista contemporanea 1879 (Jan.,
Febr., März).
Strack, Rabbinica und Judaica. 129
einzelnen Zeiten zu betrachten. Duschak 8ö) und äe-Bene-
dettid0) haben erörtert, was die Haggada über Juda, Joseph. Hiskia
und Moses zu berichten weiss. — Der Berliner Talmudist J. Lewy91)
hat einige Spuren (bes. griechische Sprache , Götzencult , Aber-
glauben) des Einflusses besprochen , welchen das classische Alter-
thum auf das talniudische Schriftthum ausgeübt hat. Morgen-
stern 92) will die koranische Bezeichnung Alexanders des Grossen
■p;ipbN ~\~\ durch die Annahme erklären, dass Muhammed das
talmudische "\-\pi2 TTSÖpbN oder "|Tip72 N irrig ppa 'n (lies makrin,
Psalm 69, 32) gelesen habe. iSchiirer 93) schildert nach den be-
sonders durch Garrucci's Bemühungen bekannt gewordenen Grab-
inschriften die Gemeindeverfassung der Juden in Rom während der
Kaiserzeit. Ueber Stellen aus der talmudischen Literatur, in welchen
auf die römischen Kaiser Pescennius Niger, Valerius Diocletianus,
Constantius und Gallus angespielt wird oder werde, verzeichnen
wir einen Artikel von Graetz 94).
Ritters95) „Philo und die Halacha" bildet eine willkommene
Ergänzung zu der bekannten Schrift Siegfried'?,. Ueber die Quellen
des Josephus in seiner Archäologie hat Heinr. Bloch 96), soweit die
89) M. Duschak. Joseph in der Agada: Jüd. Litbl. 1879, p. 19. —
Hiskia in der Agada: das. p. 50. 51. — Johuda in der Agada: das. p. 98. 99.
90) Salvatore de-Benedetti. Vita e morte di Mose. Leggende ebraiche,
tradotte, illustrate e comparate. Pisa 1879. XI, 334 pp. 8. — Vgl. Steinschneider
HB. 1880, p. 3.
91) J. Lewy. Ueber die Spuren des griechischen und römischen Alter-
thums im talmudischen Schriftthum: Verhandlungen der 33. Versammlung deut-
scher Philologen und Schulmänner in Gera. Leipzig 1879. 4. p. 77-88. —
Vgl. S. Friedmann Jüd. Litbl. p. 115. HG.
92) J. Morgenstern. pp?3 "iTOpbN: Jüd. Litbl. 1879, p. 122. 123.
Dagegen mit Recht Hochstädter das. 1879, p. 138. 139. — Beiläufig sei be-
merkt, dass Albiruni dem pilpbN "H ein ganzes Capitel gewidmet hat: s.
Sachau's englische Uebersetzung (vgl. unten No. 112) p. 43-51.
93) Emil Schürer. Die Gemeindeverfassung der Juden in Rom in der
Kaiserzeit nach den Inschriften dargestellt. Nebst 45 jüdischen Inschriften.
Leipzig 1879. 41 pp. 4. M. 4. ( Gratulationsschrift zum Docentenjubil. des
Herrn Prof. Ed. Reuss.) — Selbstanzeige in ThLtz. No. 23; vgl. ferner Heinr.
Bloch Jüd. Litbl. 1880, p. 7. 8; H Strack Theol. Litbl. 1880, No. 18; LG
1880, No. 37; Steinschneider HB. 1879, p. 79. 80; H. Oort Theol. Tijdschr.
1879, Nov. [Die Sprache dieser Inschriften ist vorwiegend die griechische,
theilweise die lateinische ; zuweilen , aber nicht in den von Seh. mitgetheilten
Nummern, stehen am Schlüsse einzelne hebräische Worte wie D")btfJ u. dgl.]
94) H. Qraetz. Zur römischen Kaisergoschichte aus talmudischen Quellen:
Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. des Judenth. XXVIH, 1-16. 47. 48.
95) Beruh. Ritter. Philo und die Halacha. Eine vergleichende Studie
unter steter Berücksichtigung des Josephus. Leipzig 1879. X, 139 pp. 8.
M. 6.80. — rec. von C. Siegfried JL. 1879, No. 35 [sehr eingehend]; H. Strack
ThLtz. 1879, No. 20 u. LC. No. 48; C. Jüd. Litbl. 1879, p. 187. 188; O.
Theol. Litbl. 1880, No. 6. 7; D. Hoffmann Magazin f. d. Wiss. d. Judenth.
1881, p. 53-57; Ac. 1879, 6. Sept.; H. Oort Theol. Tijdschr. Nov. 1879.
96) Heinr. Bloch. Die Quellen des Flavius Josephus in seiner Archäologie.
Leipzig 1879. X, 169 pp. 8. M. 4. — Vgl. E. Schürer ThLtz. p. 567-572.
Jahresbericht 187U. 9
|30 Strack, Rabbinica und Judaica.
biblische Geschichte in Betracht kommt", nicht übel geschrieben;
hinsichtlich der späteren Zeit ist Schürer's in der Anmerkung- an-
geführte Recension zu vergleichen. Eine Notiz über Josephus
selbst findet Ar. Brüll*'') mit Hilfe einer Konjektur in zwei kleinen
talmudischen Traktaten (Derekh Eres Rab. c. 5 ; Kalla c. 6).
Graetz 98) veröffentlichte seinen Vortrag über illegitime Misch-
ehen in Judäa vor und nach dem zweiten Untergange des judäischen
Staates. Bei der Erwähnung der Angabe des christlichen Chro-
nisten Africanus (S. 481) , „Herodes habe, um seine Abstammung
von den ... Idumäern vergessen zu machen, die in den Archiven sorg-
fältig aufbewahrten Genealogien der judäischen Adelsgeschlechter
vernichten lassen", hätte auf die talmudische Nachricht (P<?fsachhn
62b) von der Verb ergung (Vernichtung) eines Clenealogien-Buclus
hingewiesen werden sollen. Mit dieser Nachricht hat Jacob Brüll**)
die am Schlüsse des Sseder Tanna'im wa-Amoraim stehende Notiz
Mw;'?2 rpO ",n:T'*"! in Verbindung gebracht: der palästinische Amora
Jonathan sei der letzte gewesen, der von diesem Ssepher Juchafsin
Kenntniss gehabt habe. — Zu Ädlw's J0Ü) Aufsatz „Pharisäisrnus und
Sadducäismus und ihre differirende Auslegung des nilüri r\lrrc"u
(s. Levit. 23, 11) bemerkt der Herausgeber am Anfange, er betrachte
die „bibelkritische Beweisführung dafür als eine petitio principii"
und am Ende : „Die Hauptstützen des Herrn Verf. beruhen auf
unrichtigen Voraussetzungen und falschen Lesarten". — Das Schrift-
chen von Morgenstern U)1) über die im Alterthum gegen die Juden
gerichteten Anklagen und die von den Juden wider die Samaritaner
ausgesprochenen Beschuldigungen ist anregend, enthält aber zu viel
unbewiesene Einfälle. — Graetz 102) besprach das Königreich Me-
sene (Babylonien) und seine jüdische Bevölkerung.
Friedländer's lu:i) Geschichtsbilder aus der Zeit der Tannaiten
und Amoräer würden wir wegen der nicht ungeschickten Auswahl
97) N. Brüll. Eine talmudische Nachricht über Josephus: Jahrbücher f.
Jüd. Gesch. u. Lit. IV, 40-42.
98) H. Graetz. Illegitime Mischehen in Judäa vor und nach dem zweiten
Untergang des judäischen Staates und ihre Folgen: Monatsschr. f. Gesch. u.
Wiss. d. Judent'h. XXVIII. 481-508.
99) Jacob Brüll. Eine räthselhafte Notiz im Seder Tanaim we-Amoraim :
Jahrbücher f. Jüd. Gesch. u. Lit. IV. 43-45.
L00) S. Adler. Pharisäismus und Sadducäismus und ihre differirende Aus
legung des PSTÖfl ""717272 : Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judcnth. XXVII,
522-528. 5G8-574. XXVIU, 29-35.
101) ./. Morgenstern. Die Verleumdungen gegen die Juden und die der
Juden gegen dir Samaritaner. Berlin [1879], 15 pp. 8. — Vgl. Kusznitzlci
Jüd. Litbl. i». 52.
102) //. Graetz. Das Königreich Mesene und seine jüdische Bevölkerung
(Jahresbericht des jüd.-theol. Seminars zu Breslau 1879.) 44 pp. 8. — Vgl.
Kroner .lud. Litbl. p. 27. 31. 35. :;:»; Steinschneider HB. 1879, p. G. 7.
103) M. II. Friedländer, Geschichtsbilder aus tlrv Zeil der Tauaiten
und Amoräer. Ein Beitrag zur Geschichte des Talmuds. Brunn 1879. VIII,
1 is pp 8 M 3. rre, von II. Strack ThLtz. 1880, No. 18.
Strack, Rabbinica und Judaica. 131
der behandelten Persönlichkeiten (diese Wahl war freilich nicht
schwer) gern als ein brauchbares Buch bezeichnen, wenn der Ver-
fasser auch nur im mindesten sorgfältig gearbeitet hätte und —
deutsch schreiben könnte. Fessler's 1 04) Monographie über den
bedeutenden Amoräer Mar Samuel (1. Hälfte des 3. Jahrh.) bringt
nach Hoffmann 's guter Arbeit (1873) nicht viel Neues. Morgen-
sterns 105) Bemerkungen über "H'iAfi DiZTSSN sind von zweifel-
haftem Werthe.
Das Schriftchen von Marcus™*) trägt, nach dem Referate zu
urtheilen, aus welchem allein wir es kennen, nichts zur Vermehrung
unserer Kenntnisse über die Chazaren bei.
Von den Juden in Abessinien handelten der Mindener Rechts-
anwalt Metz101). Stein108) und ein Artikel in den Missions catho-
liques109).
Der berüchtigte Fälscher Mose Botarel (Commentar zum Buche
Jesira!) galt bei Lebzeiten Etlichen als Messias 110). Ueber Paulus
von Burgos und Geronimo de Santa Fe (früher Josua Lorki) gab
JV. Brüll111) einige Mittheilungen aus hebräischen Quellen
Wir schliessen unseren Bericht mit der Erwähnung von
Sachaus 112) trefflicher englischer Uebersetzung der Chronologie
des Albiruni; denn dies Werk enthält Vieles, was für jüdische
Geschichte. Chronologie und Kalenderkunde von Wichtigkeit ist.
Besonders heben wir hervor das S. 18. 19 über die jüdische
Schöpfungsära Gesagte, sowie Kapitel VII: „On the cycles and
year-points, on the möleds of the years and months, on their
various qualities, and on the leap-months both in Jewish and other
years" (S. 141 — 185) und Kapitel XIV : „On the festivals and fast-
days in the months of the Jews" (S. 268—281).
104) Sigmund Fessler. Mar Samuel, der bedeutendste Amora. Beitrag
zur Kunde des Talmud. Breslau 1879. 68 pp. 8. M. 1.20. — Vgl. H. Strack
LC. 1880, No. 30; Imm. Deutsch Jüd. Litbl. 1880, p. 8; Steinschneider HB.
1880, p. 5.
105) J. Morgenstern. ^TüTl ClE^nN : Jüd Litbl. 1879, p. 38. 39. —
Vgl. p. 48.
106) Saniel Marcus. Chazarii, Conferinta tinuta la Barascheum. Bueu-
resci 1879. 20 pp. — Vgl. M. Gaster Jüd. Litbl. p. 135. 136.
107) Metz. Ueber die zu meinem Aufsatze ,,zur Gescbichte der Falaschas"
benutzten Quellen: Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch. des Judth. 1879, p. 70-78.
130-139. 184-192. 279-285. 359-368. [Der citirte Aufsatz steht in Jahrg. 1878.]
108) Ludwig Stein. Die Juden in Abessynien (Falaschas). Ihr Ursprung,
ihre geschichtliche Entwickelung und ihre gegenwärtigen Zustände: Israel. Letter-
bode V, p. 139-184. Fortsetzung und Schluss VI, p. 1-31.
109) Une race de Juifs negres en Abyssinie (Missions catholiques, 6 juin
1879). [Angabe nach HB. 1880, p. 86.]
110) H. Graetz. Ein Pseudo-Messias im 14. Jahrhundert: Monatsschr. f.
Gesch. u. Wiss. d. Judenth. XXVIII, p. 78-83.
111) N. Brüll. Paulus Burgensis und Geronimo do Santa Fe: Jahrbücher
f. Jüd. Gesch. u. Lit. IV, p. 50-55.
112) Vgl. unten S. 155, No. 133.
9*
132
Phönizien
(incl. der hebräischen und altkanaanitischen Inschriften etc.)
Von
J. Euting.
An die Spitze unseres diesmaligen Berichtes stellen wir eine
bibliographische Arbeit de Sainte-Maries1), ungern, weil sie
ihren Zweck durch eine Reihe von Irrthümern und Druckfehlern
selbst vereitelt.
Beginnen wir demnächst den Rundgang durch das weite Ge-
biet der phönizischen Ansiedlungen wieder im Westen, so bedauern
wir, einen Beitrag von Nicolas 2) zur Inschriftenkunde Karthago's
nur dem Titel nach zu kennen. Ueb er Arbeiten von Ganneau 3~4)
und lkilevy 5) werden wir einstweilen nur andeutungsweise unter-
richtet, während von einem (übrigens zur Inschrift Carth. 356 ge-
hörigen) Fragment, welches Delattre copirt hatte, wohl zuviel
Aufhebens gemacht ist 6). Ueber die Inschriften von Constantine
handelt Cohen 7) ; eine neue Interpretation zu Hadrumet. 9 schlägt
1) E. de Sainte- Marie. Kecherches bibliographiqu.es sur Karthage: Eec.
de Not. et de Mem. de la Soc. arch. de Constantine XIX, 97-186.
2) Nicolax. Archeologie phenicienne. C'ommentaire analytique de deux
inscriptions cartliaginoises avec planche: Bulletin de l'Academie d'Hyppone
No. 14. (Fr.)
3) Ch. Clermont- Ganneau. Sur une inscription phenicienne de la Biblio-
theque nationale, communication faite ä la Soc. as. Seance du 11. juillet 1879:
JA VII Ser. XIV, 263.
4) Ch. Clermont- Ganneau. Note sur les steles do Marseille et sur
L'origine du nom do Monaco: KC. N. S. VIII, 422.
5) Jos. llult'rij. Observations sur plusieurs mots sdmitiques incertains ou
mal expliques jusqu' ici : JA. VII Ser., XIII, 387.
6) Vgl. CB. 1879, 191 f.
7) Ahr. Cohen, Inscriptions puniques et udopuniques do Constantine (El-
Hofra): Bec. >U- Not. ei Mem. do la Soc. arch. do Const. XIX, 252-283. |Er-
klärung der Tafeln 1-X in IM. XVIII. 1877.J
Eullug, Plwnizien. 133
Ganneau 8) vor, ohne Rücksicht allerdings auf Olshausen's 9) plau-
sible Deutung des Stadtnamens. Den Spuren der Phönizier in
Italien zwischen Telamon und Luna ist beiläufig Ernst Gurtius10)
nachgegangen.
Von einer Abhandlung Hall's über die aus C y p e r n nach
Amerika gewanderten Inschriften di Gesnola's erhalten wir wiederum
nur einen Auszug11); die in der deutschen Ausgabe von des
glücklichen Sammlers Reise werke 12) enthaltenen Abbildungen der-
selben sind leider unbrauchbar.
Die Inschriften des phönizischen Mutterlandes be-
treffen Halevg's13) Abhandlung zur Byblos-Inschrift, Ganneau's1*)
Bemerkungen über die von einer griechischen Inschrift dargestellte
Aussprache 'Abdrtsir (statt 'Abdosir), und Bergers15) neue Auf-
fassung der Umm-el-Aw. II, deren Berechtigung freilich, trotz des
vom Verf. aufgewandten Scharfsinnes, zweifelhaft bleibt. Berger16)
handelte ausserdem, wie Renan11) und Colonna Geccaldi18) über
phönizische, über ein karthagisches Kunstdenkmal, und Ganneau 19)
hat zwei phönizische Siegel veröffentlicht.
Zur phönizischen Münzkunde ist nur ein Artikel Codera's 20)
anzuführen.
8) Vgl. die Notiz im JA. VII Ser., XIV, 538.
9) s. oben S. 80, No. 20.
10) E. Owrtius. De A. Persii patria: Satura philologa. Hermanno Sauppio
obtulit amicorum conlegarum docas. Berol. 1879 p. 2 f.
11) Isaac H. Hall. On some Phoeuician Inscriptions in tho new Cesnola
Collection: Proc. Am. Or. Soc, May 29tli, 1878 p. VIII [= JAOS. X, CLXVIII]
No. 5; vgl. TR. 1879, 111.
12) Vgl. oben S. 77, No. 16.
13) Jos. Halevy. Note supplementaire sur l'inscription de Byblos: JA.
VII Ser. XIII, 173-214. — Vgl. Bor. f. 1878 p. 64, No. 30.
14) C. Clermont- Ganneau. Le dieu satrape. Note additionnelle sur le
nom d'Abdousiros et la prononciation du nom d'Osiris par les Pheniciens: JA.
VII Ser. XII, 237-241.
15) Philippe Berger. L'ange d' Astarte. Etüde sur la seconde inscription
d'Oum-el-Awamid. — Vgl. oben p. 114, No. 163 und Ch. Clermont- Ganneau
JA. VII Ser., XIV, 538.
16) Philippe Berger. La trinite cartbaginoise (Bandeau d'argent trouve
ä Batna): Gaz. archeol. 1879, 133-140 (PI. 21); 222-229.
17) E. Renan. Statuette phenicienne trouvee ä Amrit: KA. XXXVII,
321-323. — Vgl. E. de Chanot Gaz. arch. 1879, 187-189.
18) Georges Colonna Ceccaldi. Le monument de Sarba (Djouni de
Phönicie) et la site de Palaebyblos: RA. XXXV, 1-22 (mit 1 Holzschn. u.
PI. I. II).
19) Ch. Clermont- Ganneau. Deux cacbots pheniciens envoyes par M.
Peretie de Beyrout: JA. VII Ser. XI11, 99.
20) F. Codera y Zaidin. Sobre la obra intitulada: Numismatique de
1'ancienne Afrique: Bol. Ac. hist. 1879 Die.
134 Eutmg, Phbnizien.
Aus den an die phönizischeAlterthumskunde gren-
zenden Gebieten haben wir die zweite Ausgabe von de Ville-
fosscs21) Uebersicht über die bezüglichen Denkmäler im Louvre,
Ginsburg's22) Uebersetzung der Mesa' - Inschrift und Sharjje's2*)
Abhandlung über das Alter der letzteren zu erwähnen; ein alt-
hebräisches Kunstdenkmal, dem er ein sehr hohes Alter zuschreibt,
hat de Saulcy2^) besprochen.
21) A. Her oh de Villefosse. Notice des monuuieuts provonant de la
Palestine et conserves au Musee du Louvre (Salle judai'que). Paris 1879. [1 Taf.]
22) Ch. D. Ginsburg. Tho Moabite Stone translated: Records of the
Past XI, 163-168.
23) Sani. Sharpe. An inquiry into the Age of tho Moabite Stone. Loudon
1879. 21 pp.
24) F. de Saulcy. Fragments d'art judai'que : Gaz. arch. 1879, 261-263.
(1 Taf.)
135
Syrisch
(incl. des Mandäischen, der sinaitischen Inschriften u. s. w.)
Von
Friedrich Baethgen.
Die Arbeiten auf dem Gebiet der syrischen Literatur sind in
dem Berichtjahre nicht eben umfangreich gewesen. Zur Hand-
schriftenkunde sei darauf hingewiesen, dass in den Heften der
Palseographical Society1) sich Abdrücke aus drei Estrangelohss.
(P. I, No. 11; III, 39; II, 27 aus den Jahren 411, 464 und 509:
Br. Mus. Add. 12150, 14425, 14542, alle drei auf Pergament) und
einem Palimpsest (IV, 52, unten Estrangelo des VI. Jh., darüber
Cursive v. J. 850, Br. Mus. Add. 14651) vorfinden. — Einige ge-
legentliche Bemerkungen zur syrischen Grammatik und Metrik gab
ScMotfmann*). Ueber eine lebende neusyrische Mundart hat Duvalf)
auf Grand von Noten geschrieben, die Fluart4) auf einer Reise
durch Syrien gesammelt hatte. Der erste Band des grossen The-
saurus von Smith 5) ist nunmehr vollendet; er umfasst die Buch-
staben von Alaf bis Kaf. Der Lexicographie zu Gute kommt auch
der erste Theil von de Lagardes 6) Praetermissorum libri duo,
welcher den zuerst von Thomas a Novaria im Jahre 1636 heraus-
gegebenen arabisch-syrischen Thesaurus des Elias von Nisibis ent-
1) s. oben S. 78, No. G.
2) s. unten No. 27.
3) Rubens Duval. Notice sur le dialecte de Ma'loulä: JA. VII Ser.
XIII, 456-475. — Vgl. M. Dukas l'Univers israelite 1. Mai 1879.
4) Clement Huart. Notes prises pendant im voyage en Syrier JA. VII Ser.
XII, 478-489.
5) Thesaurus Syriacus. Collegerunt St. M. Quatremere, G. H. Bern-
stein, S. W. Lorsbach, A. J. Arnoldi, C. M. Agrell, F. Field, A. Roediger.
Auxit digessit exposuit edidit jR. P. Smith. Oxonii 1879. 1864 col. fol.
£ 5 5s. — Vgl. Lamy Athenee oriental 1. April 1881.
6) P. de Lagarde. Praetermissorum libri duo. Gottingae 1879. IV,
252 pp. 8. M. 20. — Vgl <7. Hofmann LC. 1879, 1707; E. Nestle ThLZ.
1879, 537; Ath. 1880, 112; Ac. 1880, U, 369.
136 Baetligen, Syrisch.
hält. Auch ein Aufsatz von Heinrich1) über griechische Fremd-
wörter in der syrischen Sprache gehört hierher, und endlich der
Anfang eines grösseren Werkes von Low 8) über aramäische Pflanzen-
namen. Der zweite Theil der Praetermissa enthält neben einigen
kleineren Stücken die Scholien des Bar Ebräjä zu den Psalmen
aus dem „Schatz der Geheimnisse". Spamjuth 9) hat aus demselben
werthvollen Werke die Scholien zum Matthäus veröffentlicht. In
einem Zeitschriftartikel suchte FränJcel 10) den definitiven Nachweis
zu führen, dass die Pesitä zu der Chronik ein altes jüdisches
Targum sei. Nöldeke n) prüfte die syrische Uebersetzung des
Buches Tobit in einem Aufsatz, welcher die verschiedenen Texte
dieses Buches untersucht. Ueber die von Ceriani herausgegebene
syrische Baruchapocalypse stellte Kneucher l2) in seinem Baruch
Untersuchungen an. Für den Bibeltext ist hier die Fortsetzung
der photolithographischen Nachbildung des Codex Ambrosianus
durch Ceriani1^) zu nennen; die Psalmen sind nach diesem alten
Zeugen im Psalterium tetraglottum von Nestle1*) wieder abgedruckt.
Aus dem Gebiet der Legende hat Gildemeister ' 5) die syrischen
Acten der Pelagia veröffentlicht, einen Zeugen, den Usener 16) für
seine Untersuchung der auf diese Heilige bezüglichen Sagen zu
verwenden wünschte. Zur Altersbestimmung der doctrina Addaei
lieferte Nestle 17) einen Beitrag. Zwei syrische Glaubensbekenntnisse
7) Heinrich Kdroly. A Görög idegenszavak a szyr nyelvben: Nyelvtu-
doiminyi közlemenyek XIV, 465-511.
8) J. LOW. Aramäische Pflanzennamen. Leipzig 1879. 48 pp. 8. (Diss.)
9) Gregorii Abulfarag bar Ebräya in evangelium Matthaei scholia e recog-
nitione J. Spanuth. Gottingae 1879. 71 pp. 4. M. 5. — Vgl. E. Nestle
ThLZ. 1880, 204.
10) >S. FränJcel. Die syrische Uebersetzung zu den Büchern der Chronik:
Jahrbb. f. protest. Theologie V, 508-53G. 720-759.
11) Th. NÖldeke. Die Texte des Buches Tobit: Monatsberichte der Acad.
zu Berlin 1879, 45-69.
12) J. J. Kneucher. Das Buch Baruch, Geschichte und Kritik, Ueber-
setzung und Erklärung auf Grund des 'wiederhergestellten hebräischen Urtextes.
Mit einem Anhang über den pseudepigraphischen Baruch. Leipzig 1879. 8.
M. 12. — p. 190-198.
13) Testamenti Veteris translatio Syra Pescitto ex codice Ambrosiano sec.
lere VI photolithographice edita, curante et adnotante A. M. Ceriani. T. I,
Pars III. Prov. XXIV ad tiu. Sap. Eccl. Cant. Isa. Jer. Threni. — Tom II.
Epist. Jer. Epist. I et II Baruch. Ezech. XII proph. min. Dan. I-IX. Medio-
lani 1879. p. 137-210. fol. — Vgl. Th. Nöldclce LC. 1880, 1105; E. Nestle
ThLZ. 1881, 1.
14) Vgl. oben S. 92, No. 7.
15) Acta s Pelagiae syriace edidit J. Gildemeister. Bonnae 1879. 15,
Vi pp. 1. M. 3. (Univ.-Progr.) — Vgl. LC. 1879, 1481; E. Nestle ThLZ.
1879, 327.
16) //. Usener. Legendes der Pelagia. Festschrift für die XXXIV. Ver-
sammlung deutscher Philologen und Schulmänner. Bonn 1879. XXIV, 62 pp.
8. IM. 2. — Vgl. I.e. L880, 528; RC. 1880, 471.
17) E. Nestle. Zur Altersbestimmung der doctrina Addaei: Zeitschrifl f.
Kirchengeschichte III, 194. 195.
Baethgea, Syrisch. 137
sind in Gaspari's 1S) Werk über das Taufsymbol abgedruckt und
untersucht, und in Ua?nmond's19) Buch über die alte antiocheni-
sche Liturgie hat Bickell eine ostsyrische Anaphora mitgetheilt.
Referent 2Ü) veröffentlichte einen melkitischen Hymnus an die Jung-
frau Maria. Eine syrische Poetik, oder richtiger eine Anweisung
Verse zu machen hat Martin 21) herausgegeben. Die leider so
seltene rein profane Literatur ist in der vom Referenten-2) ver-
anstalteten Ausgabe des syrischen Sindban und in der von Nöl-
deke 23) gelief erten Uebersetzung eines Stückes aus Bickell'?, Kalilag
(mit mancherlei Bemerkungen zum Text) vertreten.
Das Mandäische fand, abgesehen von der Facsimilirung eines
Blattes aus dem Sidra Rabba im IV. Heft der Pala?ographical So-
ciety 24) (No. 53), im Berichtjahre keinen Bearbeiter.
Unter den aramäischen Inschriften ist die von South-Shields,
über deren Entdeckung und mehrfache Behandlung wir im vorigen
Jahre zu berichten hatten, noch Gegenstand einer kurzen Mit-
theilung Jewitt's 25) geworden. Ganneau 26) hat seine ebenfalls
im letzten Berichte erwähnte Abhandlung über den persischen
Ursprung der ägyptisch-aramäischen Denkmäler beendet, Schlott-
mann 27) die Discussion über die von ihm der Inschrift von Car-
pentras vindicirte poetische Form gegen de Lcujarde weitergeführt .
18) C. P. Caspari. Alte und neue Quollen zur Geschichte des Taut-
symbols und der Glaubensregel. Christiania 1879. XVI, 318 pp. 8. M. 6.
19) C. E. Hammond. The Ancicnt Liturgy of Antioch and other Litur-
gical Fragments, heing an Appendix to „Liturgies Eastern and Western". Oxford
1879. VI, 56 pp. 8. — ls. Gd.
20) Ein melkitischer Hymnus an die Jungfrau Maria. Veröffentlicht von
Friedrich Baethgen. (Mit 1 Tafel.): ZDMG. XXXIII, 066-671.
2-1) P. Martin. De la Metrique chez les Syriens. (Abhandlungen für
die Kunde des Morgenlandes herausg. von der Deutschen Morgenländischen Ge-
sellschaft. Bd. VII, No. 2.) Leipzig 1879. 71 pp. 8. M. 4. — Vgl. Tli.
Nöldeke ZDMG. XXXIV, 569-578.
22) Sindban oder die sieben weisen Meister. Syrisch und deutsch. Von
Friedrich Baethgen. Leipzig 1879. 38, 26 pp. 8. M. 2.80. — Vgl. Th.
Nöldeke ZDMG. XXXIII, 513-536-, E. Nestle ebd. 707. — Vgl. ferner LC.
1879, 1669.
23) s. unten S. 161, No. 193.
24) s. oben S. 78, No. 6.
25) Llewellyn Jeu-itt. Note of an inscribed Roman Sepulcral Slab recently
discovered at South Shields: The Reliquary XIX, 129-131. (1 Tafel.) — Vgl.
Bericht f. 1878, S. 63, No. 13-17.
26) C. C'lermont- Ganneau. Origine perse des monuments arameens
d'Egypte. (Notes d'archeologie Orientale.) Deuxieme article. III. Indices dune
influence perse dans les autres papyrus arameens d'Egypte: RA. XXXVII, 21-39.
(1 Taf. — Das Ganze auch separat erschienen Paris 1879.)
27) K. Schlottmann. Zur semitischen Epigraphik. VI. Weitere Erörte-
rungen über die Frage dos Metrums und des Reimes in der Inschrift von Car-
pentras. Nebst Untersuchungen über die verschiedenen Grundprincipien der
Metrik im Arabischen, Hebräischen und Aramäischen: ZDMG. XXXIII, 252-291.
138 Beteiligen, Syrisch.
Derselbe 28) veröffentlichte eine im Kaukasus gefundene , ebenfalls
persisch-aramäische Silberschale.
Aus den zunächst liegenden Gebieten sind etwa noch die von
Doughty mitgebrachten sinaitischen Inschriften zu erwähnen, über
welche vorläufig allerdings nur Sharpe 29) einige gänzlich haltlose
Phantasien veröffentlicht hat, die glücklicher Weise von Neubauer30)
sofort unschädlich gemacht worden sind.
Zur aramäischen Münzkunde ist aus dem vorigen Jahre
eine kleine Arbeit de Smilcy's 31) nachzuholen.
28) Id. VII. Persisch-aramäische Inschrift auf der Silberschale von Moskau:
ZDMG. XXXIII, 292-293.
29) Samuel Sharpe. Hebrew and Chaldee Inscriptions: Ath. 1879, I,
346. 408.
301 Ad. Xeid/iui.er. Hebrew and Chaldee Inscriptions: Ath. 1879, I, 377.
31) F. de Saulcy. Note sur deux monnaies inedites de la suite des rois
nabateens de Petra: Mel. de Numism. 1878, 193-197.
139
Arabien und der Islam.
Von
Ad. Erman, F. Fraetorius und August Müller-),
mit Beiträgen» von W. Spitta-Bey [Sp.], J. H. Mordtmann [M.] und A. Socin [Soc.].
Es ist eine erfreuliche Erscheinung, dass der mächtige Auf-
schwung, welchen in neuerer Zeit die Erforschung zeitweilig ver-
nachlässigter oder überhaupt unberührt gebliebener Gebiete der
semitischen Philologie, insbesondere der Keilinschriften und des
Aramäischen, gewonnen hat. dem Interesse an der seit lange den
Mittelpunkt der rein orientalistischen Studien bildenden arabischen
Sprache und Literatur keineswegs Abbruch thut. Auch in diesem
Jahre haben wir nicht nur lebendiges Fortschreiten, sondern auch
stets bewusster werdendes Insaugefassen solcher Ziele anzuerkennen,
deren Erreichung unseren Studien den Lohn wirklicher Frucht-
barkeit verspricht und die uns der Gefahr, unsere Kräfte an ein-
seitig erfasste oder innerlich werthlose Aufgaben zu setzen, immer
mehr entziehen.
Wichtige Gaben hat die Alterthumskunde Arabiens schon aus
der Schwesterhand der Geographie empfangen. Dank den
Reisen des tüchtigen Burton l) wie des muthigen und aufopfernden
Doughty 2) lichtet sich mehr und mehr das Dunkel, welches bisher
über dem jetzt so unwirthlichen und gefahrenreichen Nordwesten
der arabischen Halbinsel lag, während Manzoniz), vom Glücke
wenig begünstigt, doch unsere Kenntniss Jemens ebenfalls in einigen
*) Ermaii hat die muhammedanischen Münzen, Praetorius das südarabische
Alterthum bearbeitet.
1) Richard F. Burton. The Land of Midian (revisited). With map,
and illustrations on wood and by chromography. London 1879. Vol. I: XXVIII,
338 pp.; Vol. II: VIII, 319 pp. 8. £ 1 12s. — Vgl. PM. XXV, 156; Globus
XXXV, 282. 295; A. Sprenger JLZ. 1879, 281; G. Schiceinfurth Oest.
Mschr. f. d. Or. 1879, 48; C. W. Wilson Ac. XV, 315; Ath. 1879 I, 337;
Contemp. Rev. XXXVI, 353: Brit. Quart. Eev. Apr. 1, 1879, 468; Westm. Rev.
LV, 555; vgl. ferner ZPV. III, 85-87.
21 C. M. Doughty. Notesofa Visit to Inner Arabia: JBBAS. XIV. 161-163.
3) vgl. PM. XXV, 30, 157, 188 und Boll. Soc. Geogr. It. 1878 dicembre.
140 Ermon, Praetorius n. Müller, Arabien und der Islam.
Punkten fördert, über welche er selbst4) und Gora5) Bericht er-
statten. Die beste Uebersicht über die vorläufigen Resultate dieser
Wanderungen hat wiederum Zehme 6) gegeben, dessen reger Theil-
nahine an Allem, was ..aus und über Arabien" bekannt wird,
wir auch in diesem Jahre unsern Dank darzubringen haben. Auch
die neue Auflage von Burton's 7) rühmlich bekannter „Pilgerfahrt"
erwähnen wir mit Vergnügen.
Von dem Lande zur Geschichte seines Volkes und
ihren Denkmälern übergehend, beginnen wir mit dem Alterthum
Südarabiens. Während hier bisher unveröffentlichte himjarische
Inschriften aus dem Museum zu Constantinopel von Mordtmann*)
bekannt gemacht und erklärt wurden, besprach Pridemix9) auf
Grund neuer Prüfung der Originale mehrere zum Theil schon
länger bekannte und öfters erklärte Inschriften, welche in Bombay
aufbewahrt werden. Wie geläufig die himjarischen Buchstaben
den modernen südarabischen Juden geworden sind, sieht man aus
der loco sigilli einem Briefe der Juden in San4ä an Sir Moses
Montefiore1") beigefügten Unterschrift.
Eine Abhandlung historisch-geographischen Inhalts verdanken
wir Müller ll), auf dessen Privatmittheilungen sich auch Bommel 12)
stützt in dem Abschnitt „Die Säugethiemamen der sog. himjarischen
Inschriften" seines bereits erwähnten Buchs. Das Gebiet der süd-
arabischen Inschriften und Geschichte wird auch berührt in einem
Aufsatze Dillmanns13). Halevyli) beendete eine ethnographische
4) R. Manzoni. Sanah — Medinet u Sanah: L'Esploratore II, 251-255
5) G. Cora. Viaggi di R. Manzoni nell' Arabia meridionale: Cosmos V,
121-13G. [1 Karte.]
6) A. Zehme. Aus und über Arabien: Globus XXXV, 43-46. 282-285.
295-298. 374-377.
7) Richard F. Burton. Narrative of a Pilgrimage to Meccah and Me-
dinah. 3d rev. Ed. London 1879. 8. — 6s.
8) J. H. Mordtmann. Die himj. Inschriften im Tschinili Kiöschk: ZDMG.
XXXIII, 484-495. (2 Taf.)
9) W. F. Prideaux. Notes on the himyaritic inscriptions contained in
the Bombay branch of the R. As. Society: TSBA. VI, 305-315.
10) Moses Montefiore. GbtöTTn nü» ISO (Warschau 1879) p. 72,
und englisch in Meyer Atierbach und Sam. Serfant. An open Letter addressed
to Sir Moses Montefiore, London 1877, p. 136.
11) David Heinrich Müller. Die Burgen und Schlösser Südarabiens
nach dem Iklil des Ilamdäni: Maiheft des Jahrg. 1879 der Sitzungsberichte
der phil.-hist. Classe der Kais. Akad. d. Wissenschaften, p. 335-423. Wien
1879. (Auch separat u. gl. T. Erstes Heft. Wien 1879. 91 pp. 8. M. 1.40).
— Vgl. Ausland 1880, 17-19; ferner A. Sprenger. Ein arabischer Geograph:
Ausland 1879. No. 13.
12) s. S. 82, No. 32, p. 342-354.
13) Dillmann. Zu der Frage über die Abfassungszeit des Periplus maris
erythraei: Monatsber. d. Kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin. ' 19. Mai 1879, 413-429.
14) J. Halevy. Los anciennes populations de l'Arabie. Extension de eer-
taines colonies sab ee an es vers lo Nord (3.me et dernior article): Rev. or ot am.
No. 9. Jaav.-Mars 1879 ß. 49-60.
Erman, Praetorius u. Müller, Arabien vml der Islam. 141
Arbeit. Ein Aufsatz Head's15) über binijariscbe Nachahmungen
athenischer Münzen gehört schon dem vorigen Jahr an; von Schlum-
berger's gleichartigem Funde gab de Longperier IS) eine vorläufige
Notiz.
Den auf die sabäisch-hinrjarische Zeit folgenden Entwickelungs-
gang des arabischen Volkes, des Chalifates und des Islams im All-
gemeinen als ein Ganzes behandelnd, wenden wir uns nun zunächst
zur Bibliographie des arabischen Schriftthumes. In Betreff
der ältesten dahin gehörenden Denkmäler, der Papyri, ist, nach
einer vorläufigen Notiz Sachaus11), über neue Funde kurz von
Bogers Ib) berichtet worden. Die Verzeichnung der in die modernen
Bibliotheken übergegangenen Handschriften hat Pertsch19) für Gotha
in bekannter trefflicher Weise gefördert, Maupas19) für Algier
(1446 Nummern) besorgt, während auf die reichen Schätze der
Kairiner Bibliothek von Spztta-Bey*1), auf eine einzelne christlich-
arabische Handschrift in Göttingen von de Lagarde 22) hingewiesen
wurde und Steinschneider 23) seine schon im vorigen Bericht er-
wähnte verdienstliche Zusammenstellung bis zum Schluss des ersten
Theiles gebracht hat. Ein Verzeichniss der orientalischen (meist
wohl arabischen) Documente der Staatsarchive in Florenz und Pisa 24)
ist dem florentiner Congress gewidmet worden. Der Handschriften-
kunde dienen auch die herrlichen Tafeln der Palaeographical So-
ciety25), in welche Wright eine Reihe interessanter Proben ara-
15) Barclay V. Head. On himyarite and other arabian imitations of
coins of Athens : The Numismatic Chronicle and Journal of the Numismatic Society
N. S. Vol. 18, p. 273-284. Mit einer Tafel.
16) s. CK. VII, 198.
17) Ed. Sachau. Fragmente von Pahlavi-Papyri aus Aegypten: Z. f. äg.
Spr. 1878, 115 f.
18) E. T. Rogers. Discovery of fragments of Papyri in the Fayüm: Ac.
XV, 391. — Derselbe: More Papyri from the Fayyüm: Ac. XVI, 177 f.
19) Wilhelm Pertsch. Die arabischen Handschriften der Herzoglichen
Bibliothek zu Gotha. Auf Befehl Sr. Hoheit des Herzogs Ernst H. von Sachsen-
Coburg-Gotha verzeichnet. Zweiter Band. 1. Heft. Gotha 1879. 240 pp.
8. M. 4. — Vgl. Th. Nöldeke LC. 1879, 1705.
20) Maupas. Catalogue des manuscrits arabes de la bibliotheque d'Alger:
Ulysse Robert, Inventaire sommaire des manuscrits des bibliotheques de France,
dont les catalogues n'ont pas ete imprimes. ler fasc. Paris 1879, 28-62.
21) Wilhelm Sputa. The Vice-royal Library in Cairo : Ac. XV, 5 3 f.
22) Paul de Lagarde. Orientalia (in Abh. Gott. GdW. XXIV; auch
sep. u. gl. T.; vgl. unten S. 179, No. 102) p. 16: vgl. Harnach ThLZ. 1879, 350.
23) M. Steinschneider. Manoscritti arabici in caratteri ebraici. Art. I.
Autori greci: BISO. N. S. No. 18/19, p. 361-369. — Vgl. Bericht für 187 8
S. 47, No. 12.
24) K. soprintendenza degli archivi toscani. Elenco dei documenti orientali
e delle carte nautiche e geograriche che si conservano negli archivi di stato di
Firenze e di Pisa. Pubblicato in occasione del quarto cougresso degli orien-
talisti tenuto in Firenze nel settembre del MDCCCLXXVHI. Firenze 1878.
31 pp. 8.
25) s. oben S. 78, No. 6 u. vgl. Ber. für 1878 S. 62, No. 1.
142 Erman, Praetorium u. Müller, Arabien und der Islam.
bischer Mss. aufgenommen hat, welche zurückgreifend einmal über-
sichtlich zusammenzustellen lohnen dürfte. Aeltestes Neschi auf
Papyrus v. J. 133 zeigt Part I, No. 5 (Br. Mus. Or. 15, Pass) —
Kufi auf Pergament vom Ende des 2. Jahrh. IT. 19 (Berl. Or.
379 fol.. Roediger's Blätter) — in der Mitte zwischen Neschi und
Kufi stehen I. 6 vom J. 250 (Leiden 298 Warn., Garib-elhadit des
Abu 'Obeid el Qäsim b. Salläm); III, 34 vom J. 254-270 (Br.
Mns. Add. 12.137. Dekret des Ahmed b. Tulun. Pergament):
II, 20 v. J. 272 (Vatic. Arab. 71. Heiligenleben, ckristl.) — Neschi
ist I, 7 vom J. 380 (Leipz. [Ref.] D. C. 33, Diwan des Abu'laswad);
IL 21 v. J. 383 (Vatic. Arab. 18. Lucas); IV. 47 v. J. 398 (Br.
Mus. Add. 19.357. Mutanabbi); in, 35 v. J. 475 (Cambr. Univ.
Qq 115, AbuTalä Sifcfc mit Autograph des Tebrizi); III, 36 v. J.
489 (Schefer No. 117, Kitab elharäg); IV, 48 v.J. 564 (Br. Mus.
Or. 1617, Magäzi); III, 38 v. L655 (Br. Mus. 25,735, Autograph
Ibn Challikan's) — magrebinisches Neschi v. J. 562 enthält III,
37 (Cambr. Univ. Qq 42. Mubarrad's Kämil).
Von Aufzählungen gedruckter Bücher erwähne ich ausser
einigen Beiruter Bücherkatalogen 26~ 2ö) ein in Trübner's Record 29)
gegebenes Verzeichniss tunesischer Drucke schon hier, weil es lauter
Werke älteren Datums enthält.
Der Betrachtung der einzelnen Literaturgebiete schicken wir
einige Schriften encyclopädischer Natur voraus. Vorzüglich
auch in dieser Form beginnt der Orient abendländisches Wissen
sich, natürlich nicht immer in der geschicktesten Form, zu assi-
miliren : so ist Butrus Bistänis 3,)) Conversationslexikon zu einem
dritten Bande fortgeschritten, während freilich die encyclopädi-
sche Uebersicht über die Anfänge der Geschichte, über Muham-
Iav1 XJ~« O*.jo. 8. [S. ZDMG. XXXI11, XX. No. 391G.1
27) Catalogue de l'imprimerie catholique des PP. Missionnaires de la Com-
pagnie de Jesus en Syrie. Beyrouth 1879. 8.
28) Catalogue and Price List of Publications of tbe American Mission Press
of Beirut. Beirut 1879. 8.
2'.U Arabic Books printed at Tunis: TR, N. S. No. 1, 15.
2 O
30) wiAjuJi äjilo UJlXi Encyclopedie arabe JjJ .»Ic ^j*»»l.s j-Pj
\Xz- ^£. ^iJC^J! (j*Jaj *.iljnJl v-Ä^Lj <^S^» qS. Band DI, von
> öS o ) o (
t^J^S»-.! bis o^w*-*^! reichend. 800 zweispaltige SS. 4. Beirut, ioo.-i/«
v_i ,L*-*J . 1878. [Trübner: i \ lls. 6d.] — Vgl. Fleischer in Verbandl
der XXXIV Vers deutscher Phüol \>. L28 und in ZDMG. XXXIV. 579.
Erman, Praetorvus u. Müller, Arabien und der Islam. 143
med, über allerhand die Theologie und Kosmographie betreffende
Fragen, welche der unglaublich fleissig schriftstellernde (vielleicht
mehr Schriftstellern lassende) Nabob von Bhopal Mohammed Sadiq
Jdasan Khan Balladur31) hat veröffentlichen lassen, sranz in alten
Gleisen sich zu bewegen scheint. In Kairo hat man die schon
öfter gedruckte Sammlung der auf el-Azhar gebräuchlichen Com-
pendien neu aufgelegt32); von abendländischen Arbeiten allgemeiner
Natur haben wir nur Rehatsek's33) sich an das Interesse des grösseren
Publicums wendende Abhandlung über arabische Sprache und Schrift -
thum anzuführen, die zugleich mit Rogers 34) etwas aphoristischen
Bemerkungen über allerhand Unterschiede der vulgärarabischen Dia-
lekte (denen noch Notizen über die Kindersprache und über das
in Aegypten übliche Rechnungssystem beigefügt sind) und mit
Cherbonneau's 35) mir nicht zugänglichen Bemerkungen über ara-
bische Conversation den Uebergang zu den grammatischen
Studien vermittelt. Den Mittelpunkt derselben bildet nach wie
vor Zamahsari's Mufassal, dessen tadellose Bearbeitung durch Broch
in einer neuen, vermöge Hinzufügung eines bei knappster Fassung
ausserordentlich reichen kritischen und exegetischen Materiales zu
einer wahren Fundgrube philologischen Wissens vertieften Aus-
gabe 36) erschienen ist, während über eine durch die Wechselfälle
des letzten orientalischen Kriegs nach Sigmaringen verschlagene,
nicht uninteressante Handschrift desselben Werkes Socin31) be-
richtet hat und Jahns Ausgabe des Ibn Ja'is von Fleischer 38)
3i) ^L*o$ k>L> Ks.x/8 J! (jm-*.j U./a .j^LfuJ! &LäS. 225 pp.
— Dahinter qL*^ ^iiÄJi ^JLc ^\ \j\ja\ & 0]+S ' t\ £-£_*_->,
p. 226-318, dem noch 8 Seiten Lobeserhebungen auf den Verfasser folgen.
Zusammen 32G pp. 8. Constantinopel, Gawaib-Druckerei, 1296 H. P. 20. —
Vgl. Huart Bibliographie ottomane (JA. VII Ser. XVI, 411 ff.) No. 31, wo die
Seitenzahl falsch. [M.]
32) .. *Ä+Jt cy+^A. Druck von Hasan et-Tatari. 6 P. [Sp.]
33) E. Rehatselc. Arabic. (A portion of the Third Series of the Wilson
Philological Lectures delivered in the Lecture-room of the University Library
of Bombay in January and February 1879): Calc. Rev. LXIX, 294-331.
34) E. T. Rogers. Dialects of Colloquial Arabic: JRAS. N. S. XI, 365-379.
— Vgl. unten S. 160, No. 183.
35) Cherbonneau: Revue do geogr., de Lud. Dra/peyron, 2e ann. janv.
1879 p. 25 suiv. [nach Renan JA. VII Ser. XIV, 55].
36) Al-Mufassal, opus de re grammatica Arabicum, auctore Abu 'Ikäsim
Mahmftd bin 'Omar Zamahsario. Ad fidem codicum manu scriptorum edidit
./. P. Broch. Editio altera, denuo recoghita, adnotationibus criticis aliisque
aucta. Partem sumptuum suppeditavit Societas scientiarum Christianensis. Chri-
sti., „iae MDCCCLXXIX. X, 62, IYT pp. 8. — Vgl. E. Nestle LG. 1880, 975.
37) A Socin. Ueber eine Handschrift des Mufassal: ZDMG. XXXIII,
682-686.
38) In seiner Recension der Ausgabe ZDMG. XXXIII, 712-722.
144 Erman, Praetorius u. Müller, Arabien und der Islam.
mit einer Reibe von Textverbesserungen bedacht worden ist. Gern
würden wir uns aucb des Ueberblicks erfreuen, welchen der zu
einem solchen besonders berufene Goldziher39) schon 1878 über
die Entwicklung der sprachwissenschaftlichen Studien bei den Ara-
bern gegeben hat, wäre die Abhandlung nicht in einer jener inter-
essanten Nationalsprachen abgefasst, welche dutzendweis neben allen
sonstigen Arbeiten zu erlernen jetzt von uns, hoffentlich überall
vergeblich , verlangt zu werden scheint. Der Orient bringt uns
Neudrucke von einigen der bekannten späteren Compendien, bezw.
ihren Commentaren40-43), ferner eine Studie über Wurzelbildung
unter der bereits oben erwähnten Firma des Nabob's von Bhopal44)
und gelegentliche grammatische Notizen zu einem Erbauungsbuche45).
Auszüge aus Ibn el-Hägib sind auch dem mir leider unzugänglich
gebliebenen „Bidrag" ÄtA/'s46) beigegeben, der noch in das ver-
gangene Jahr zurückreicht. Aber andere „Beiträge" sind diesmal
mit besonderer Freude begrüsst worden: Fleischers*1) sechste
39) Goldziher Ign&CZ. A nyelvtudomany törtenete az Araboknäl: Nyelvtud.
Közl. XIV, 309-375.
o c
40) &J.&ÜI AfcAiäJl s^^LfJ* jLjk-Ah^sOl Jle i <r.,!.JLxUl „ £ .
Kairo , Druck von Saraf. P. 4. [Einzeln schon früher gedruckt ; die ^jy^^Ji
sind von dem jetzigen Wekil des Unterrichtsministeriums 'Abdallah Pascha
Fikri. Sp.]
41) twj»_>"b'S Jlc (j^LiüCSi _ .- ii ?Jl_c ^(A-xL^Ul k-kJjXj>- .
Kairo, Druck von Castelli. P. 4. [Schon früher gedruckt. Sp.]
42) jJl~> >^^JLJ auJ»pft ^jl* -JJJatl) a>
_, .XiJl XwÄ^lgjj). Kairo, Druck von Mustafa Wahbi. P. 6. [Schon früher
gedruckt. Sp.]
43) Ein Band in 8., enthaltend a) die Kxvwl> des 'Abdul-hamid el-Hamdi
ibn el-hägg 'Omar el-Na'imi el-Harpüti [Mufti von Charput in Armenien] zu
Mustafa ibn Ibrähim's .,!«..5>j! KÄ^ö genanntem Commentar zu Birgawi's
äAjA^>Jl A,^t»JtJi. 328 pp.; — b) den J./>Laj! <w>.jw genannten Cora-
mentar des Zeinizäde zu derselben Schrift. 104 pp. (mit getrennter Paginirung).
Constantinopel, Druck von 'Izzet Efendi, 129G. P. 15. [M.]
44) oLäJC^j! /*~^-e CT* Ö^-ä^uI -JLxjl . Constantinopel, Druck der
Gawä/ib, 1296. 47 pp. 8. P. 4. [Haart No. 1C3, fehlerhaft, wie häutig;
vgl. ZDMG. XXXV, XXXI No. 4131. M.]
45) s. unten S. 148, No. 80.
4C) Pramts Buhl. Sproglige og historiske Bidrag tu den Arabiske Grammatik
med udvalgte Tekststykke af [bn-al-Hägib's as-Säfija. Leipzig 1878. 158 pp.
8. (Diss.)
47) Fleischer. Sechste Fortsetzung der Heiträge zur arabischen Sprach-
kunde: Ber. üb. d. Verb, d. Sachs, <i. d. Wiss. XXX, 65-146.
Erman, Praetorius u. Müller, Arabien und der Islam. 145
Fortsetzung hat ihn den Schluss des ersten Bandes von de Sacy's
Grammaire erreichen lassen, und dadurch unsere Hoffnung auf die
Vollendung des durch die Arbeit seines ganzen Lebens voll aus-
gereiften Werkes , das seine Pietät dem grossen Meister widmet,
zu einer nach menschUchem Ermessen sicheren Erwartung gesteigert.
Auch Trumpp^) setzte seine grammatischen Studien in bekannter
Weise fort, und Walirmund *■*) hat sein Handbuch des Neuara-
bischen mit manchen Verbesserungen zum zweiten Male heraus-
gegeben; man braucht weder der Mischung von Neu- und Alt-
arabischem noch der Methode des „kleinen Plötz" in ihrer Anwen-
dung auf orientalische Sprachen hold zu sein, um anzuerkennen,
dass für gewisse Zwecke ausschliesslich praktischer Art das Buch
ganz dienlich sein kann. Von Einzeldialekten des modernen Arabisch
ist das Maltesische von Sandreczki 50), das Algierische von Houdas51)
in Fortsetzung früherer Arbeiten behandelt worden ; zu den Vul-
garismen in mittelalterlich-biblischen Texten sei auf eine Recension
Nöldeke's52) aufmerksam gemacht.
In der lexikographischen Literatur der Araber nimmt
bekanntlich Gawäliqi's Mu'arrab einen hervorragenden Platz ein:
um so mehr waren einige zum Theil empfindliche Lücken in
Sachau's Ausgabe zu bedauern , welche nun Sputa 53) mit Hilfe
-von Kairiner Mss., unter Hinzufügung anderweitiger Textverbesse-
rungen, glücklich ausgefüllt hat. Eine neue Ausgabe ist von dem
arabisch - türkischen Wörterbuche des Ahteri 54) herausgekommen,
48) Trumpp. Ueber den arabischen Satzbau nach der Anschauung der
arabischen Grammatiker: Sitzb. d. k. b. Ak. 1879, II, 309-398. (Auch separat
u. gl. T. München 1879. 90 pp. 8. M. 3.60.)
49) Adolf Wahrmund. Praktisches Handbuch der neu-arabischen Sprache.
Giessen 1880 Bd. I (1879): XXIV, 501, XXI pp. 8. (A. u. d. T. Praktische
Grammatik der neuarabischen Sprache. Formenlehre mit Beispielen; Lektionen
zur praktischen Einübung der Formen und Satzbildung mit Uebersetzungsstücken ;
Lesestücke.) Bd. II (1879): VII, 146, 32 pp. 8. (A. u. d. T. Arabische Ge-
spräche und Sammlung der zum Sprechen nöthigsten Wörter.) Bd. III (1879):
VIII, 59 pp. 8. (A. u. d. T. Schlüssel zum praktischen Handbuch der neu-
arabischen Sprache von A. W. Enthält die arabische Transskriptiou der Ueber-
setzungsbeispiele und die deutsche Uebersetzung der arabischen Lesestücke nebst
Erläuterungen.) Zusammen M. 22. — Vgl. A. Soein LC. 1880, 816; gegen
die in dieser Recension gemachten Ausstellungen hat W in einer privatim
versandten Replik (datirt Wien, Ende Juni 1880. 7 pp. 8.) sich vertheidigt.
50) C. Sandreczki. Die maltesische Mundart. II: ZDMG. XXXHI, 225-247.
51) Houdas. Cours elementaire de langue arabe. V. Lettres mauuscrites
avec notes et corriges. Alger 1879. 8.
52) Th. N. [über Lacjarde, Psalterium cet.]: LC. 1879, 33-35.
53) Wilhelm Sputa. Die Lücken in Gawäliki's Mu'arrab: ZDMG. XXXIII,
208-224.
54) Mustafa ihn Sems ed-din el- Ahteri, -fuS ic JC3-1 . 2 Bände mit
durchgehender Pagination. Constantinopel 1296. 1198 pp. 8. — Preis ge-
bunden ca. 30 P. [M.]
Jahresbericht 1879. 10
146 Erman, Praetorius u. Müller, Arabien und der Islam.
und endlich haben zwei moderne Autoren, Selim 'Änhihri65) und.
der Nahob Muhummeä Sadiq56), jener eine Synonymik in pu-
ristischem Sinne begonnen, dieser eine lexikalisch-rhetorische Schrift
erscheinen lassen. Im Westen begegnen wir dem Anfange des
zweiten Bandes von Dozy's 5?) reichhaltigem Supplement, neben
welchem noch einer Auseinandersetzung lau.rfers 58) über die Be-
deutungen verschiedener afrikanisch-arabischer Völkernamen gedacht
werden mag. Eine fast rührende Erscheinung sind des greisen
Ilyrtl59) Studien über die in unsere anatomische Terminologie
eingedrungenen arabischen und hebräischen Ausdrücke : wenngleich
trotz der ihm von Fr. Müller dargebotenen linguistischen Hilfe
Einiges dem Arabisten auffallen wird, so ist doch auch für diesen,
wenn er sich auf dem entlegenen Gebiete der orientalischen Medicin
bewegen will, der Nutzen des Buches nicht gering anzuschlagen.
Ein nützliches Buch ist die von einem Jesuiten verfasste und 1878
in Beirut neu aufgelegte französisch-arabische Wörtersammlung 60).
Der Koran ist abermals in Indien lithographirt 61), Lane's6'1)
Auszug aus demselben in zweiter Ausgabe erschienen. Von Commen-
taren ist wiederum der Mabalri-Sujuti's , unter Beifügung von ko-
ranischen Abhandlungen des Sujüti und des Ibn Hazrn am Bande,
in Kairo gedruckt worden63); auf eine der juristischen Seiten des-
Beirut 1878. 176 zweispaltige SS. 4. — Vgl. A. F. Mehren ZÜMG. XXXIII, 708.
56) üiJÜi uyo! ^j. XjtJL.j! . Constantinopel , Gawäib -Druckerei, 1296.
188 pp. 8. P. 12. [M.]
57) R. Dozy. Supplement aus dietionnaires arabes. 5" Li\Taisou. Leydo
1879. 4.
58) H. Tauxier. Note sur les variations de sens des inots Berber, Eoum,
Af'arek, Beranes, Botr, Mazigli et Frank: Kev. Afr. 1879, 471-478.
59) s. oben S. 125, No. 56.
60) Vocabulaire francais-arabe. Nouvelle edition revue et corrigee. Donnant
la traduetion de plus de 20,000 mots francais. Par un Missionnaire de la
Compagnie de Jesus. Beyrouth, Imprimerie Catholiqüe, 1878. Vlli, 768 -/.wei-
spaltigu Suiten. 8.
61) ..J-äSS . Lucknow 1296. 502 pp. 8. [Trübner: 9s.]
62) Edward William Laue. Selections froin dhe Kur-an. A now Edition,
Revised and Enlarged, with an Introductdon by Stanley Lane Poole. London 1879.
I MI. L72pp.— 9s.— Vgl. F.J.Goldsmid Ac. XV, L73f.; 8at.Eev. X.\.\XIX,64:J.
63) oL^wi j, ^JjäJI ujLJ ^i\ ^ii?Ji \Jub-te rj*^^' J****-1'
»•J> ^J <A^ *JJI Os^c. 2 Bde. Druck von Mustafa Wal.bi. P. 20 [Sp.]
Erman, Praetorius u. Müller, Arabien und der Islam. 147
selben geht eine Studie von Miclielin und Legrand 64) näher ein,
während Morgenstern 65) den Beinamen .^iJÜi »J> zu erklären sich,
wie es scheint vergeblich, bemüht.
Die theologische Literatur weist zunächst einige dog-
matische Werke U6_7°) auf, welche, übrigens fast sämmtlich schon
früher gedruckt, in Kairo erschienen sind; das kleine, aber wichtige
Büchlein des 'Abd-errazzäq über die Prädestination hat Guyard11)
mit gewobnter Sauberkeit herausgegeben und übersetzt, während
eine irrige Ansicht über die muhammedanische Lehre von den
Seelen der Frauen durch Redhouse12) berichtigt wurde.
Ausschliesslich Kairiner Drucke habe ich auf dem Gebiete
der Traditions Wissenschaft zu verzeichnen: so eine neue,
correcte Ausgabe von Bubäri's grossem Werke nach el-Kasteläni73),
. 64) Edmond Michelin et Adolphe Legrand. Etüde sur la condition
des personnes d'apres le Koran. Laguy 1879. 47 pp. 8.
05) Vgl. oben S. 129, No. 92.
66) iAj-4>J) OuvO.j z<s* vi _JLc ( r»vA*il ,-r.vA.S» ^xXv.J) K->*-J+k-Z>-
_, wJI Ä^v-*uiJ» [von 'Abd es-saläm el-Laqqäni] l\x5>».Xj) *Xc- \a3jIj5^J .
Druck von Saraf. P. 11. [Sp.]
67) ^+X*JJ ,.,jkS>hjJl *! , w Jx. .'ik^jJl «.-&. Druck von
Buläq. P. 18. [Sp.]
8.j.^lX*J! Xa-ÜLsUI -JLc J^i3» »J H-^-1' ^-^^b • Druck von Saraf.
P. 13. [Sp.]
69) ^UÜ iAxSs-^äJI »j%-> JLc L5}J"-?*W"M *^iil5>. Druck vom
Wädi n-Nil. P. 6. [Sp.; TR. N. S. I, 140.]
70) JUOkÄJi jhX»^säJU -*alfiJt iA-4-^U>» ,.--J l>»L> i\-x-^ül ,. .-£
/ ••-? •• ^J J, LT • ^ o " o>
[Teftäzäni] i_Xju*vJS q-» oljuÄ^Ö «Oviwcl^Jj, ii£j r^2^" ib4^ ^^t^^'
».aC.» . Druck von Mustafa Wahbi. P. 4.
71) Ätot. Guyard. .JÜÜU, ^Liaüil ^ *JL«J| . Traite du decret et
de l'arret divins par le docteur soufi 'Abd Ar-Kazzaq. Teste arabe publie pour
la premiere fois: Rev. d. Ling. XII, 239-266. (Auch separat u. gl. T. Paris
1879. 28 pp. 8.)
72) s. oben S. 29, No. 8; vgl. TR. 1879, 81.
73) ^J fr>^\ji\ qJ Juan.**! qJ lX*.-*^ *JJl (Aa£ ^-j! A-^bfl
-äji^Ji ^L^uil ^j^jJ qJ 8^A*J5. Büläll 129G- BdI: 21°- Bd. II:
240. Bd. III: 210. Bd. IV: 251. Bd. V: 226. Bd. VI: 240. Bd. VII: 224.
Bd. VIII: 207 pp. [Soc]
10*
148 Erman, Praetorius u. Müller, Arabien und der Islam.
eine Glosse zu Ibn Abi Gamra's74) Auszug aus demselben und die
umfangreiche , nacb Materien geordnete Traditionssammlung von
Ibn Taimije75) mit einer Beilage.
Diesen reihen wir eine Anzahl von Propheten-76-77) und
Heiligenlegenden78-79), sowie Erbauungsbüchern80-82) und Samm-
• y>U.j! \.£w*L£Jj . Druck von Mustafa Wahbi. P. 12. [Sp.]
^tX-oJÜ ^.L^Vxif ^y^uo Ju^pj" JLc — -& j-%- Büläq. 7 Bde.
4. Preis ungebunden P. 190. [Sp.]
76) ->JL*Üj L-^o^I (j^ixi'i. Druck von Sarai' P. 15. [Schon früher
gedruckt. Sp.]
77) -_£. <.J| ,*_x_> !i iA_x-*J — *-äJ1 t\J»_X . Druck von Hasan
et-Tatari. P. 2. [Sp.]
o
78) ^»Jotil q-«^^* i^yiJS ^wSjJIj .L.Xc'^l 0VJ^ ;_»i ,2. JijS^i\ ^.l^a.
Druck von Mustafa Wahbi. P. 9. [Legenden der Heiligen aus Muhammed's
Familie ; schon früher gedruckt. Sp.]
79) lX*£ tA*.=>oo yi\ v^ä-Jlj ^~^<\JuuJS y.Jw^ J, qaO-LiJ! U°3j
_<U-JI -xs'l-JI tXx^l ,.^J aJJl. Druck von Castelli. P. 12. [Schon früher
gedruckt. Sp.]
80) . LyoJi JLc £ji cX^^v^j ^j/iJü ^JL*>*yJI ^JLc ^~S1\ äJLwJ!
e " " • ■ ^ J • ■ yj * -J
, c-_Pk._^_J) J«-oi*«w| . Druckerei des Wädi en-Nil. P. 5. [Das auf dem
Rande stehende grammatischen Inhalts. Sp.]
o
tf.x-Xw..g,.JI /C'.L-^" ^_jy-0i.Jl— I . Druck von Castelli. P. 7. [Schon früher
gedruckt. Sp.]
82) a^i-*!.^ .j^JLl! QjJs.it V^^ lXj^jÜU, ö^LJI J: lAj^äit
o
[ c»l->^iJJ -Ä^O^JI xJUl l^.v.1 _ Jm . Druck von Castelli. P. 5. [Schon
früher gedruckt. Sp.]
Erman, Praetorium u. Müller, Arabien und der Islam. 149
lungen frommer Ermahnungen 83-8*) ailj welche ebenfalls in Kairo
— eine in Kasan85) — herausgekommen sind. Von einem schon
früher erschienenen Hefte, welches die Gebete der chinesischen Mu-
hammedaner enthalten soll, ist mir nur der Titel86) bekannt geworden.
Die drei vornehmsten juristischen Schulen sind durch
neue Ausgaben mehr oder weniger bekannter Compendien vertreten.
Den Hanefiten dient der Auszug, den 'Obeidallah ihn Mas'üd (Sadr
essari'a II) 87) aus der Wiqaje seines Grossvaters (Mahmud ibn
Sadr essari'a I) gemacht hat, sowie Zeineddin Mohammed's Buch
über die religiösen Pflichten, das in zwei Ausgaben, mit88) und
ohne89) Commentar, erschienen ist; die Malikiten erhalten aus
Kairo ein Lehrbuch9") und zwei Commentare 91~ 92), sämmtlich
xi ,.wkj .L*J! ..Uü*«J . Druck von Mustafa Wabbi. P. 13. [Tanbih schon
früher, Bustän hier zum ersten Male gedruckt. Sp.]
84) g bsijläX* iyJlj^ -Ä-LoJl l\.+.^\X ip-yidJ iXjlji j, w^^fwo
^«-y£JU \ «.LiJi . Druck von Castelli. P. 2. [Schon früher gedruckt. Sp.]
85) ^^Uil 8.0. Kasan 1879. 15, 318 pp. 8. [Vgl. ZDMG. XXXIV,
XXII No. 4007.]
86) Priores des Musulmans chinois, traduites sur l'original en arabe et en
persan. Da'aouät el Moslemin imprime ä Canton en 1876. Paris 1878. 47 pp.
8. 3 planchos. fr. 3.50. — Vgl. Ediub. Rev. 1880, 359.
87) X_xbl_*_Jl Jw^LäJLi iütiXfcJi JjLwwo ^ äj^S ->aÄ^U v_JJü
aju..£0) „Lj* ...j 0».ä«*w^o ,.vj \JÜI iA^-c iütj.^iJi aA.o . Muchtasar'-ul-
■V (^ \J)Z -y LT' "• "> J
vikajet' soc. Sadrus-sariat' Obe'idully. Kurs' musulmanskago zakonovedi'iiija
uceniju Chanefi'iskom'. Izd. 2-e, ispravlennoje. Kazan 1879. 198 pp. 8. [S.
ZDMG. XXXIV, XXII Xo. 4008.]
88) ^..JL^Jl K-ä_jS\_j. Kasan 1878. 48 pp. 8. [S. ZDMG. XXXIV,
XXX No. 4015.]
89) i^JuJl Kä^o* „ -Ü. y5j.JLx>ai! KjAP \J"jS. Kasan s. a. [Censur-
vermerk von 1877.] 276 pp. 8. [S. ZDMG. XXXIV, XXX No. 4016.]
90) ,-JpjiXSi iX+=>\ ^xXÜJ «5ÜU (.LeKl w^PÄJ ^Juv.J! vyf.
Lithographie der Matba:a el'inänije. P. 5. [Sp.]
91) ^_j„ä-äJl_J ^-♦»^.-♦.JS ^LXXJ! ^Lc *_^/..>wJl yü-äJi ÄÄJ
^ixJl *-wLä ^J lX*-^« tJj\ iX«x -j| q.jlXj1 (jw-«.^v.J [von Abu Sugä']
• -X*Jl *wi^oLg.J» . Druck von Saraf. P. 3. [Sp.]
92) \j»U^S JöläJi Jjs> J, a^JjJi ^>>^l ^ic- ^«jJLcüf x^iils»
&*vwcLgJj S .'i £ji1> . Druck von Saraf P. 10. [Sp.]
— — >-.
150 Erman, Praetorium u. Müller, Arabien und der Islam.
schon früher gedruckt, und Sirazi's sckafi'itischer Tanbih liegt in
einer stattlichen Ausgabe Juynboll's 93) vor. Die Ansichten aller
vier Imame über das Eherecht stellt kurz eine Schrift Ahmed
DijarM's 94) zusammen, und auch auf juiistischem Gebiete begegnen
wir dem eifrig um die Wiederbelebung muhammedanischer Bildung
in Indien bemühten Nabob von Bhopal mit seinem Sohne Abu't-
Tcujjib, deren Namen drei Schriften verschiedenen Inhalts 95~97)
tragen. Wissenschaftlicher Darstellung muslimischer Rechtsver-
hältnisse und -Theorien haben sich de Azcärate98) und van den
Berg 9y) unterzogen, von denen der erstere in seinem Werke über
die Geschichte des Eigenthumsrechtes in Europa auch die arabische
Periode berücksichtigt, während der letztere sein brauchbares Buch
über die Rechtsgrundsätze der Hanefiten und Schafi'iten in einer
zweiten, mehrfach verbesserten Auflage vorlegt.
Die Philosophie des muhammedanischen Orients betreffen
zunächst wiederum die Arbeiten Dieterici's, des unermüdlichen An-
waltes der „lauteren Brüder". Diesmal bietet er uns neben dem
zweiten Theil seiner Darstellung ihrer allgemeinen Philosophie 10n)
93) Jus Shaiiiticum At-Tanbih auctore Abu Isbäk As-Shiräzi, quem e codiee
Leidensi et codiee Oxoniensi ed. A. W. T. Juynboll. Lugd. Bat. 1879.
LXXXVIII, 350 pp. 8. F. 5.25.
94) N*J,^S 2W.J^! ^_^P!l\^o <Jlc OväxÜ -I^Lxäj ^•J ^Aiädt &.jLe.
-+jjjt.l\ -J-jAJI l\*>I ,£sJwÄJ| iwäjJLj. Druck von Mustafa Wahbi.
P. 4. [Schon früher gedruckt. Sp.]
95) Mohammed Sadiq. ^±.*S%\ ,Jle ..yo ^•.xUJl J».Aa;>. Constan-
tinopel, Druck der (iawaib, 1296. 214 pp. 8. P. 12. [Huart, Bibl. ottom.
No. 16; vgl. ZDMG. XXXV, XXXI No. 4132. M.]
96) Abu 'ttajjib. Jv-AJLäJÜt öS^j Jt dlä.Y\ £ JLiJ! XJLjJail
,Jyft _*£> L» cLa-J'!»,. Constantinopel, Gawä'ib, 1296. 59 pp. 8. P. 4.
[Huart No. 27. M.]
97) Abu 'ttajjib. iAxIääÜ» i3La£>3i idj>! (3 iXJ&fli . Constantinopel,
Gawä'ib, 1296. 47 pp. 8. P. 4. [Huart No. 5. M.]
98) G. de Azcdrate. Ensayo sobre la histöria del derecho de propiedad
y su estado actual en Europa. Tomo I. Tiempos prehistöricos primitivos, Oriente,
Grccia, Roma, los Celtas, los Esclavos, los Germaiios. Epoca bärbara, la Iglesia,
el Imperio bizantino, los Arabes. Madrid 1879. XIX, 348 pp. 4. M. 11.20.
99) L. W. ('. van den Herr/. De beginselen van het Mohammedaansche
recht, volgens de imäm's Aboe Hanifat en Sjäfe'i. Tweede, herz. druk. Batavia
1878. F. 5.50 (= M. 9.24). — Vgl. Ä. W. T. JuijnboU Ind. Gids 1879, II,
793-821; 1880, I, 170-206.
100) Fr. Dieterici. Die Philosophie der Araber im X. Jahrhundert n. Chr.
Zweiter Theil. Mikrokosmos. Leipzig 1879. VIII, 204 pp. 8. M. 7.60. —
Vgl. .1. Sprenger .n,Z. 1879, 303; David Kaufmann MLA. XCVll, 27;
/'. Goergens RC VIII, 377. Vgl. ferner den Auszug aus einem Vortrage von
A. liucbscli Proe. Am. Or. Soc. Oct. 1880 p. VIII.
Erman, Praetorium u. Müller, Arabien und der Islam. 151
auch ein Stück ihres Originaltextes101), den vielbesprochenen
„Streit zwischen Thier und Mensch", nebst einem Glossar, das
authentischen Nachrichten zufolge in einer neuen Ausgabe vervoll-
kommnet werden soll. In das Gebiet der strengeren aristotelischen
Schule gehört Qostä ibn Lüqä, dessen Schrift über den Unterschied
zwischen Seele und Geist in einem besseren lateinischen Texte, als
ihn der bisher einzige Abdruck in den Werken des Constantinus
Africanus (Basil. 1536 p. 308) darbot, durch Barach 102) veröffent-
licht wurde. Einem der interessantesten Punkte der mittelalter-
lichen Culturgeschichte gilt Mehreris 103) sorgfältige und eingehende
Studie über die früher gelegentlich von Aman berührten philo-
sophischen Briefe , welche der für einen Süfi in der Philosophie
nicht übel bewanderte Ibn Sab'in an Friedrich II. richtete, einen
im Stillen wohl noch grösseren Ketzer in der christlichen Gemeinde,
als Jener es für die muhammedanische Orthodoxie wurde ; die
dänische Bearbeitung104) von Mehren' s Abhandlung ist mir leider
nicht zu Gesicht gekommen. Mit einem bisher zu wenig beachteten
Vorläufer des Maimonicles beschäftigt sich Guttmann 105), auf Grund
eines philologisch vielleicht zu wenig gesichteten Textmateriales,
doch nicht ohne Nutzen für die Geschichte der Entwickelung des
orientalischen Aristotelismus ; eine kurze Berichtigung zu einem
früheren Aufsatze giebt Wolffi0ii). — Anhangsweise seien noch die
Titel zweier logischer Supercommentare 107— 108) erwähnt, die in
Kairo gedruckt wurden.
101) Thier und Mensch vor dem König der Genien. Ein arabisches Märchen
aus den Schriften der lautern Brüder in Basra , im Urtext herausg. und mit
einem Glossar versehen. Leipzig 1879. VIII, 110, 146 pp. 8. M. 8. —
Vgl. Th. Nöldeke LG 1879, 1259; A. Sprenger JLZ. 1879, 334; David
Kaufmann MLA. XCVII, 27.
102) Excerpta e libro Alfredi Anglici de motu cordis, item Costa-Ben-Lucae
de differentia animae et Spiritus liber translatus a Johanne Hispalensi. Als Bei-
träge z. Gesch. d. Anthropologie u. Psychologie des Mittelalters nach handschr.
Ueberlieferung herausg. u. m. einer einleitenden Abhaudl. u. Anm. versehen von
Carl Sigm. Barach. Innsbruck 1878. XI, 139 pp. 8. M. 3.60. (Bibliothoca
philosophorum med. aetatis II). — Vgl. LC. 1879, 35; Möller ThLZ. 1879, 300.
103) A. F. Mehren. Correspondance du philosophe soufi Ibn Sab'in Abd oul-
Haqq avec l'empereur Frederic II de Hohenstaufen, publiee d'apres le manuscrit
de la bibliotheque bodleienne, contenant l'analyse generale de cette correspondanec
et la traduction du quatrieme traite sur l'immortalite de l'äme: JA. XIV, 341-454.
(Auch sep. Paris 1880. 8. fr. I I
104) A. F. Mehren. Ibn Sab'ins Sendebrev til K. Frederik II eller de
Sicilianske Spörgsmaal om filosofiens Udvikling i det 13. Aarhundrede. Kjöbenh.
1879. 55 pp. 8. (S.-A.).
105) s. oben S. 126, No. 59.
106) M. Wolf. Berichtigung: ZDMG. XXXIII, 334.
107) _. zii.it *-&woLgjj 08.L2.uJf £> ^s-j.£L*uj (J^c ,j?»ä±5- xxuilff«-.
Druck von Saraf. P. 4. [Schon früher gedruckt. Sp.; TR. N. S. I, 140.]
108) ,£«ä.p»^U *.L*Ji ^Jka ^c ^.^.i-Lxi! *x^!.j| ^x^v.i5 kjj£\s>-
-JU.i'bi rJ-ÄJ N^v-*L^Jj . Druck von Büläq. P. 8. [Sp.]
152 Erman, Praetorkis u. Müller, Arabien und der Islam.
Zu den mathematisch - naturwissenschaftlichen
Studien der Araber bringen Allgemeineres, wie es scheint, ein Auf-
satz Wiedemanris 109) und eine kurze Betrachtung Reyis uo). Be-
stimmter gehen auf die mathematischen Leistungen der Araber
Rodet111) und Favaro112) ein, in dessen Werke sich ausführliche
und werthvolle Darstellungen einiger bisher nicht genügend ge-
würdigter Methoden der Araber finden. Von Einzelwerken habe
ich zunächst Zotenbery's 113) Publication der arabischen Uebersetzung
eines kurzen archimedischen Textes zu erwähnen (welcher nach
Mittheilungen Zotenbery's schon früher von Thurot benutzt war) ;
neben ihr tritt der zweite Theil von Hochheims 114) sachkundiger
und für die Geschichte der arabischen Mathematik wichtiger
Bearbeitung des arithmetischen Käfi rühmlich hervor, während
Marre 115— 116) einen kurzen Auszug aus Ibn al-bannä mehr für
das grössere Publicum bestimmt und demgemäss an zwei Stellen
veröffentlicht zu haben scheint, Wbepclce's irrige Auffassung einer
Stelle in der Lebensgeschichte Abu'lwafas ist von Wiedemann1^)
berichtigt worden.
Auf dem Gebiete der Medicin ist nur der rastlos Stein auf
Stein für den Aufbau der Geschichte der Wissenschaften im Mittel-
109) Eilardo Wiedemann. Materiali per la storia delle scienze naturali
presso gli Arabi. Traduzione dal tedesco del Dr. Alfonso Sparagna: Bull, di
bibl. e di stör. d. sc. mat. e fis. XII, 873-876.
110) Marc Reyis. Considerations generales sur l'action scientifique des
Arabes au moyen äge: La Philos. positive, mars-avril 1879. (Auch separat u.
gl. T., Versailles 1879. 7 pp. 8.)
111) Leon Rodet. Sur les notions numeriques et algebriques anterieure-
ment au XVI. siecle, k propos d'un mauuscrit de l'arithmetique d'Aben Esra:
Actes Soc. philol. VIII, 1-25.
112) Antonio Favaro. Kotizie storieo-critiche sulla costruzione delle
equazioni. Moderia 1878. IV, 206 pp. [2 Taff.] — Vgl. S. Günther Z. f.
MuPh. Hist. Abth. 1880, 29.
113) Traduction arabe du traite des corps flottants d'Arcbimede, par //.
Zotenberg: JA. VII Ser. XIII, 509-515.
114) AI Käfi fil Hisäb (Genügendes über Arithmetik) des Abu Bekr Mu-
liammed Ben Alhusein Alkarkhi nach der auf der Herzoglich -Gothaischen
Schlossbibliothek befindlichen Handschrift von Adolf HochJieim. II. Hallo
a. S. s. a. [1879]. 29 pp. 4. M. 1.50. — Vgl. LC. 1879, 1322; M. Cautor
•ILZ. 1879, 399.
115) Aristide Marre. Kotice sur trois rögles de multiplication abregee
extraites du Talkhys Amali al-Hissab V»Jw*>^0l [sie] J~»x.5 ^jd-<w^JUif d'Ibn
al Banna: Rev. Ür. Am. IX (1879) 67-72.
116) A. Marre. Trois regles de multiplication abregee extraites du Tal-
khys amali al hissab : Ann. Math, XXXVU1, 260. [Ist mir nicht zugänglich
gewesen].
117) E/ilhard Wiedemann. Zur Geschichte Abu '1 Wefä's: Z. f. Math,
u. Ph. Hist. Abth. 1879, 121-122.
Erman, Praetor ins u. Muller , Arabien und der Islam. 153
alter herbeischaffende Steinschneider U8— ii9) zu nennen: wir ver-
danken ihm wieder zwei Abhandlungen, deren erste zugleich eine
Fundgrube für das medicinische Wörterbuch ist. Ob Germam's120)
historische Studie auch dem Orientalisten Neues bietet, vermag ich
nicht festzustellen.
In der Geographie zieht unsere Aufmerksamkeit vor allen
Dingen der vierte Band von de Goeje's12*) Bibliotheca auf sich,
dessen Inhalt der Erschliessung und Ergänzung seiner Vorgänger
gewidmet ist. Wir können den vorläufigen Abschluss dieses aus-
gezeichneten Sammelwerkes mit um so ungetrübterer Freude be-
grüssen, als die Herausgabe einer zweiten Serie arabischer Geo-
graphen bereits fest beschlossene Sache , und also mit der Be-
friedigung über die Vollendung des Unternehmens die bestimmte
Aussicht auf den Empfang neuer Schätze aus derselben immer
feuchten Hand verbunden ist. Es fehlt aber auch nicht an fördern-
den Einzelstudien: Sfn'tta122) gibt von dem werthvollen Fund einer
alten Handschrift von Huwarazmi's Auszug aus der Geographie des
Ptolemäus willkommene Kunde; Miiller's 123) Auszüge aus Hamdani
sind bereits erwähnt; Wüstenfeld 's 124) unermüdlicher Thätigkeit
verdanken wir einen stattlichen Band interessanten Materiales zur
Geographie und Geschichte Aegyptens nach dem Gothaer Auszug
aus Qalcpasandi's Werke, und Einzelnotizen, vorzüglich aus arabischen
Quellen, über die Lage von Josua's Grab liefert Goldsiher's 125— 126)
ausgebreitete Leetüre in zwei gleichzeitig veröffentlichten Aufsätzen.
Ueber Rom bei den arabischen Geographen liegt noch aus dem Jahre
1878 eine geschmackvolle und gründliche Abhandlung Guidi's127)
118) Mor. Steinschneider. Constantin's liber de gradibus und lbn al-
Gezzar's Adminiculum: D. Arch. f. GdMed. II, 1-22.
119) M. Steinschneider. Gafiki's Verzeiehniss einfacher Heilmittel [I]:
Virch. Arch. LXXVH, 507-548.
120) A. Germain. La medecine arabe et la medecine grecque ä Mont-
pellier. Etüde historique. Moutpellier 1879. 4.
121) Bibliotheca Geographorum Arabicorum. P. IV continens Indiees,
Glossarium, et Addenda et Emendanda ad Part. I-III. Auetore M. J. de Goeje.
Lugd. Bat. 1879. VIII, 444 pp. 8. F. 8. — Vgl. Barbier de Meynard JA.
XIV, 271.
122) Wilhelm Spitta. Huwarazmi's Auszug aus der Geographie des Ptole-
maios: ZDMG. XXXIII, 294-297.
123) s. oben S. 140, No. 11.
124) F. Wüstenfeld. Die Geographie und Verwaltung von Aegypten,
nach dem Arabischen des Abul-'Abbäs Ahmed ben 'Ali el-Calcaschandi'. In
2 Abtheilungen. Göttingen 1879. 225 pp. 4. M. 9. (Abhh. d. Ges. d. Wiss.
XXV). — Vgl. A. W. LC. 1880, 260 f.
125) Ign. Goldziher. Muhammedanische Traditionen über den Grabes-
ort des Jos'ua: ZPV. II, 13-17.
126) /. Goldziher. Mohammedan Traditions respecting Joshua's Place of
Sepulcre: Pal. Expl. F. Q. St. 1879, 193-195.
127) Ignazio Guidi. La descrizione di Roma nei geografi Arabi: Arch. della
Soc. Romana di Storia Patria I, 173-218; vgl. Iß, Loeb Rev. et. juiv. I, 310 f,
154 Erman, Praetorius ih. Müller, Arabien und der Islam.
vor; einige weitere die Nachrichten der Araber von fremden Völkern
besprechende Arbeiten erwähnen wir unten bei der Geschichte.
In die Gegenwart herab führt uns Huart's l28) Mittheilung eines
Originalverzeichnisses arabischer Stämme Mesopotamiens, welches
er von Georg Hamdi erhalten hat, und die in Kairo gedruckte,
wie es scheint theologisch angehauchte Kosmographie des ebenfalls
noch lebenden Scheich's Muhammed ihn Ahmed aus Alexandria129).
Die im Eingange dieses Berichtes ausgesprochene Anerkennixng
bezieht sich insbesondere auf die geschichtlichen Leistungen
des Jahres. Das Jahr 1879 wird in der Geschichte unserer Wissen-
schaft denkwürdig bleiben vor allem dadurch, dass in ihm der
erste Band des Tabaritextes erschienen ist. Wenn man sich ver-
gegenwärtigt , wie das Riesenwerk des grössten muhammedani-
schen Gelehrten noch vor wenigen Jahren für mehr als halb ver-
loren galt, und wie andrerseits eine wirkliche Geschichtsschreibung
des Chalifates von der Quellenkritik abhängt, die nur Tabari uns
ermöglichen kann, so wird man sich dem scharfblickenden Unter-
nehmungsgeist und der nie zu entmuthigenclen Energie de Goeje's
dankbar neigen und neidlos sich ein Wort aneignßn, welches, ur-
sprünglich nicht ganz gerechtem Erwägen entsprungen, doch in
bestimmtem Sinne Wahrheit enthält : dass de Goeje die Herausgabe
grade der werthvollsten Werke arabischer Literatur gepachtet zu
haben scheine. Ihm und der wackeren Schaar seiner Mitarbeiter
wird das Verdienst bleiben das monumentalste Werk geschaffen
zu haben, dessen sich, so lange Lane's Wörterbuch unvollendet ist,
unsere Wissenschaft wird rühmen können. Die im Berichtjahre
erschienenen zwei Halbbände , deren Herausgabe in den kundigen
Händen Bartlis 13°) und Houtsmas 131) lag, haben das Unternehmen
in der glücklichsten Weise eingeleitet, und als ein besonders s?ün-
128) Clement Huart, Notice sur les tribus arabes dans la Mesopotamie,
traduite de l'arabe: JA. VII Ser. XIII, 215-240. (Auch sep. u. gl. T. Paris
1879. 28 pp. 8.)
129) äjjU-*J| »Ij-^b UjIaäj U.x5 \joLaJi auiL^ül .L-w^'i <w sl£>S
£n_a_,&_J| \ ä^i'uj *-ou\jt.Jf ,$>\y^\.l\} oli'lxvüL olilj-csaJIj, g^oji]^
^.-Jf.LX-Ä-X-A^t l\.*S»I ,-wJ l\..*.->U>. 3 Bde. Druck von Mustafa Wahbi.
Preis ungebunden P. 35. [Sp.]
130) Annales auctoro Abu Djafar Mohammed Ibn Djarir At-Tabari quos
ediderunt J. Barth, Th. Nöldeke, 0. Loth, E. Prym, H. Thorhecke, S.
Främkel, J. Guidi, D. H. Müller, M. Th. Houtsma, S. Guyard, V.
Rosen et M. J. de Goeje. I. Leiden. — E. J. Brill. 1879. 320 pp. 8.
(A. u. d. T. : Annalos auctore Abu Djafar Mohammed lbn Djarir At-Tabari,
Tomi primi pars prior quam edidit J. Barth.) — Vgl. Th. Nöldeke LC. 1879.
680; LC. 1881, 27.
131) Annales cot. III. Leiden 1879. 320 pp. 8. (A. u. d T. : Annales
cet. Soctionis tertiae pars prima quam edidit M. Th. Houtsma.').
Erman, Praetor ms u. Muller, Arabien und der Islam. 155
stiges Omen wird man es betrachten müssen, dass gleichzeitig die
wissenschaftliche Verarbeitung des von dem trefflichen Chronisten
gebotenen Materiales durch Nöldeke's 132) dem Texte sogar voran-
eilende Uebersetzung mit ihren werthvollen Vorbemerkungen, Noten
und Excursen auf das Nachdrücklichste in Angriff genommen wurde.
Anschliessend heben wir gleich auch die ausgezeichnete Uebersetzung
hervor, durch welche >Sachau13H) den Text seines Biruni den
Historikern zugänglich, den Orientalisten leichter verständlich ge-
macht hat, und an der wir nur bedauern, dass sie die letzte Publi-
cation des Translation Fund bilden zu sollen scheint. Damit aber
der Dritte im Bunde der grossen arabischen Geschichtsschi-eiber
nicht fehle, hat der moderne Culturhistoriker des Orientes134)
seinem muhammedanischen Vorgänger eine anziehende Studie ge-
widmet, welcher wir gern Auszüge aus Gähiz und AbuTala an-
gefügt sehen.
Nachdem wir die hervorragendsten Publicationen allgemeineren
Inhalts vorweggenommen, folgen wir der Entwicklung der arabisch-
muhammedanischen Geschichte im Einzelnen. Der Prophet selbst
muss sich diesmal mit zwei in Kairo gedruckten Erzählungen seines
ersten 135) und seines letzten ,36) Sieges, sowie mit Crastfreund's m)
mir nicht näher bekannt gewordener Studie über seine Arzneikunde
genügen lassen. Ein in Japan veröffentlichtes chinesisches Buch
über ihn characterisirte Edkiiis 138) ; über das bei der mekkanischen
Wallfahrt übliche Steinwerfen handelte Lieb recht*39).
132) Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sasaniden. Aus der
arabischen Chronik des Tabari übersetzt und mit ausführlichen Erläuterungen
und Ergänzungen versehen von Th. Nöldelre. Leyden , E. ,T. Brill, 1879.
XXVIII, 503 pp. 8. M. 12. — Vgl. Th. Nöldeke GGA. 1879, 1345; A.
Socin AAZ. 1879, 5259; Alfred von Gutschmid Bemerkungen zu Tabari's
Sasanidengeschichte, übersetzt von Th. Nöldeke: ZDMG. XXXIV, 721-748; C.
J. Lyall Ac. XVII, 191; Ath. 1880, I, 276; Sat. Rov. XLIX, 261.
133) The Chronology of Aneient Nations. An English Version of the Arabie
Text of the Athär-ul-bäkiya of Albirüni , or „Vestiges of the Bast", collected
and reduced to writing by the Author in A. H. 390-1, A. D. 1000. Transl. and
ed., with Notes and Index, by C. Edward Sachau. London 1879. XVI,
464 pp. 4. £ 2 2s. — Vgl. S. Landauer GGA. 1880, 777-784; S. Lane
Poole Ac. XVIII, 197; Ath. 1880, I, 84; M. Amari Boll. Soc. Geogr. It. V,
778 f.; hier S. 131 No. 112.
134) A. von Kremer. Ibn Chaldun und seine Culturgeschichte der isla-
mischen Reiche: Sitzb. d. Wiener Ak. XCIII, 581-640. (Auch sep. u. gl. T.
Wien 1879. 62 pp. 8. M. 0.90).
135) (j^jLa.wJ! aJlJl Aac ix-o£JU .iAj »3j*J ,lX*2j| ^«ä. Druck
von Hasan 'Inäni. P. 3. [Sp.]
136) ^XJI q.aw.^01 Si id^U^if iUCc ^JCs J, \UX*Ü » .i-XJt .
Druck von Hasan Abu Zed. P. 2. [Schon früher gedruckt. Sp.]
137) J. Gastfreund. Mohammmed's Arzneikunde: Jüd.Litbl. 1879, No. 43-48.
138) Joseph Edkins. Letter from Peking: Ac. XVI, 103.
139) F. Liebrecht. Zur Volkskunde (Heilbrorm 1879), p. 267.
156 Erman, Fraetorius u. Muller, Arabien und (Iah- Islam.
Die Berichte über den Siegeslauf des Islam sind, besonders
in den Anfängen, reich an Unklarheiten und Lücken; freudig be-
grüssen wir daher einige Notizen zur Geschichte der Eroberung
Aegyptens, die Zotenberg1*0) aus unsäglichem Wüste heraus zu-
gänglich gemacht hat, und neben denen eine legendarische „Ge-
schichte Behnesäs" 141) kaum genannt werden darf. In die Zeit
der Abbasiden führen uns, abgesehen von einer vermuthlich eben-
falls stark anekdotischen, in Kairo gedruckten Geschichte der Bar-
mekiden142), de Goeje's1*3) Analyse von Ja'qübi's Geschichtswerk
und Mehreris 144) sorgfältige Monographie über As'ari, welche
Splfta's 1876 erschienene grundlegende Untersuchung ergänzt und
— ignorirt. Ueber die Posteinrichtungen des Chalifats handelt
ein Aufsatz TMeme's 145), eines Fachmannes, der sich in der ihm
zugänglichen Literatur wohl orientirt hat. Anhangsweise sei die
Sammlung der Wahlsprüche der Omajjaden- und Abbasiden-Chalifen
durch Rogers 146) erwähnt.
Für die Geschichte der Kreuzzüge mehr, als bisher ge-
schehen, auch die arabischen Quellen zu erschliessen. ist ein aus-
gezeichneter Gedanke Röhricht'?, und Goergens' gewesen. Leider
hat die orientalische Fachkritik feststellen müssen, dass die Aus-
führung des vortrefflichen Planes durch Goergeixs 147) bisher hinter
den Ansprüchen zurückbleibt, die man an die Genauigkeit des
140) s. unten S. 168, No. 3.
141) 'uwwLj^JS ?■>■-'*> . Kairo, Druck von Castelli. 4 P. [Schon früher
gedruckt. Sp.]
OwjJ. Druck von Saraf. P. G. [Schon früher . gedruckt. Sp.]
143) M. J. de Goeje. Ueber die Geschichte der AbbAsiden von al-
Jakübi : Travaux de la 3e Session du Congr. des Orient, ä St. Petersbourg
II, 151-166.
144) A. F. Mehren. Expose de la reforme de l'Islamisme commencee au
Uleme siecle de l'Hegire par Abou 1-Hasan Ali el-Ash'ari et continuee par son
ecole. Avec des extraits du texte arabe d'Ibn Asäkir : Travaux de la 3e session
du Congres des Orient, a St. Petersbourg II, 167-332. (Auch sep. u. gl. T.
Leyden 1879. 166 pp. 8. Leroux fr. 7.50.). — Vgl. Stanley Lane Poole
Ac. XVI, 294.
145) Thieme. Posten der Chalifen: Arch. f. Post u. Telegr. 1879, Oct.
146) s. unten S. 164, No. 224.
147) Arabische Quellenbeiträge zur Geschichte der Kreuzzüge, übersetzt
und herausgegeben von K. P. Goergens unter Mitwirkung von R. Kohrtckt.
I. Bd.: Zur Geschichte Saläh ad-din's. Berlin 1879. XXIII. 295 pp. 8. M 8.
— Vgl. LC. 1879, 1692; Dieterici JLZ. 1879, 359; J. Güderheister ZPV.
II, 248-256; Hirsch Mitth. a. d. hist. Lit. Vlll, 116; J. d. Sav. 1879, 723:
CR. 1879, 186; Lucien Gautier RC. Vlll, 405: Rev. de th. et de philos.
1879 juill. : M. J. de Goeje JA. XVI. 552-561: J. Martinov Polybibl. XII,
467. — Vgl. ferner Sepp, Das Kreuz der Kreuzigung: AAZ. 1880, 1265.
Erman, Praetorius v. Müller, Arabien und der Islam. 157
Uebersetzers der allerdings schwierigen Texte stellen muss, welche
den des Arabischen unkundigen Historikern zugänglich gemacht
werden sollen. Es muss dies um so unumwundener ausgesprochen
werden, als durch Fehler in den Uebersetzungen nicht allein der
Nutzen des Unternehmens illusorisch gemacht, sondern durch Ver-
leitung der Historiker zu irrigen Annahmen direkt geschadet wird.
Mit uneingeschränkter Anerkennung muss dagegen auch der Orien-
talist Beyd'sliS) Geschichte des Levantehandels begrüssen, welche
das weit zerstreute Material, soweit es ohne nähere Kenntniss der
orientalischen Sprachen irgend geschehen konnte, zu einem Gesammt-
bilde verarbeitet, das durch Erweiterung und Klärung unserer An-
schauungen über den Handel des Ostens auch unsere Studien positiv
fördert.
Diesen umfangreichen Werken, welchen man noch Wüsten-
feld's u9) bereits erwähnte Arbeit anreihen kann , gegenüber ist
die historische Einzelforschung etwas zurückgeblieben. Spitta 150)
hat einen Ueberblick über die Geschichte von Kairo gegeben, Kara-
bacek 151) auf die Bestätigung hingewiesen, welche die arabischen
Berichte über Rudolfs von Habsburg Gesandtschaft nach Aegypten
durch eine bisher unbekannte abendländische Quelle erfahren. Zur
spanisch-arabischen Geschichte sollen sich Notizen in den arabi-
schen Ueberschriften der Gedichte Samuel Ha-Nagid's finden, welche
Harkavy152) herausgiebt; einzelne Punkte oder Theile desselben
und des angrenzenden spanisch-französischen Gebietes behandeln
Codera y Zatdin15B), nicht allein Meister der Numismatik sondern
aucb achter Historiker, Juste y Garces15i) und de Hey155).
Aus Nordafrika bringt uns Masqueray lb&) die Uebersetzung
148) Wilhelm Heyd. Geschichte des Levautehandels im Mittelalter.
Stuttgart 1879. 8. Bd. I: XXII, 604 pp. M. 13.50. Bd. II: VI, 781 pp.
M. 16.50. — Recensiouen von orientalistischer Seite sind mir nicht vorgekommen.
149) s. oben S. 153, No. 124.
150) Wilhelm Sputa. Die Geschichte der Stadt Kairo: I.Alt-Kairo. AAZ.
1879, 1841-1843. 1858-1860.
151) J. Karabaceh. Eine Gesandtschaft Rudolfs von Habsburg nach
Aegypten: Oe. M. f. d. Or. 1879, 4-7.
152) s. oben S. 127, No. 68.
153) Francisco Codera y Zaidin, Discursos leidos ante la Real Aca-
demia de la Histöria, eu la recepcion publica el dia 20 de Abril de 1879.
Contestacion de Vicente Lafuente. Ambos con apendices de documentos e
ilustraciones. Madrid 1879. 95 pp. 4. — Vgl. J. Batifaud RC. X, 45.
154) Joaquin Juste y Garces. Histöria de Al-Kartan. Apuntes para
la histöria de los origenes del reino de Aragon: R. d. Esp. LXIX, 197-205;
LXX, 23-29; 351-360; 486-495.
155) Cr. de Hey. Les Invasions des Sarrasins en Provence pendant le
VIII«, le IX'' et le X1? siecle. Marseille 1879. 237 pp. 8.
156) Livres des Beni Mzab. Chronique ,dAbou Zakaria publiee pour la
premiere fois, traduite et commentee par Emile Masquer ay. Alger 1878.
LXXIX, 413 pp. 8. fr. 10. — Vgl. Barbier de Meynard JA. XV, 92;
Aug. Cherbonneau Polybibl. XI, 58; Journ. des Deb. 1879, 15 dec.
258 Erman, Praetorius u. Müller, Arabien und der Islam.
einer arabischen Chronik, von welcher er unter grossen Schwierig-
keiten mit kluger Energie sich eine Abschrift verschafft hatte. So
sehr wir ihm dafür Dank wissen, so wenig ist daran zu denken,
dies höchst merkwürdige Material für die Religionsgeschichte, ins-
besondere das Sektenwesen des Islam auszunutzen, bevor uns der
arabische Text selbst vorliegt; vorläufig können wir nicht be-
urtheilen, in wie weit der Uebersetzer dem wie es scheint übel
erhaltenen und lückenhaften Original treu bleibt, und dürfen daher
den mancherlei Abweichungen von Mas'üdi, Ibn Chaldün u. a. nur
mit grösster Vorsicht gegenübertreten.
Die Geschichte Siciliens betrifft eine Monographie Vetri's l57),
von der ich indess nur den Titel kenne.
Es erübrigt, ein paar Schriften zu nennen, welche sich auf
die Religions- und Cultur geschiente des Islam im All-
gemeinen beziehen. Neben einem diesem Gegenstande, wie «es
scheint, vorzugsweise gewidmeten Werke des Nabob Muhammed
Sadtq l5s) , erwähne ich Pumi's l5y) auf Morgan und Dabry de
Tlu'ersant sich stützenden Aufsatz und, schon um des Namens
seines Verfassers willen, einen mir bisher nicht zu Gesicht ge-
kommenen Artikel Döllinger's 160) : die übrige zahlreiche Literatur,
welche sich mit diesem Thema zu populären, politischen oder
Missionszwecken beschäftigt, wolle, wer sie zu kennen wünscht, in
Klatfs 161) gewissenhafter Zusammenstellung aufsuchen. (Dozy's 162)
mit der Jahreszahl 1879 erschienenes Werk ist schon im vorigen
Berichte aufgeführt worden.) Als wenigstens mittelbar hierhergehörig
sei noch genannt Colebrooke's 163) von Hammer und Garein de
Tassy doch nicht so ausschliesslich als er selbst bescheiden an-
giebt abhängige, übersichtliche Studie über die mohammedanischen
Eigennamen, neben welcher Ferrcvri's*6*) Artikel recht unbedeutend
aussieht.
Anhangsweise stelle ich zusammen, was aus arabischen Schrift-
stellern für die Geschichte der nichtmuslimischen Völker
157) Paolo Vetri. Gli Arabi in Castrogiovanni. Pagina storica. Caltani-
setta 1879. 200 pp. 8. L. 3.50. [Brockhaus M. 4.20!].
158) 0^i""^ ***=>, s. oben S. 143, No. 31.
159) C. Puini. L'islamismo in Cina: Rass. Settim. 1879, 13 avr.
L60) DöUmg&r. Uebor den Islam: Dtsch. Merk. X, No. 16. — Vgl. „Der
Mohammedanismus oder der Islam" ebd. No. 26.
161) S. S. 248 in: J. Klatt. Islam: Histor. Jahresberichte II, 237-249.
162) s. Bericht für 1878 p. 58, No. 21, wo in der Note zweimal 1879
statt 1878 zu lesen.
163) T. E. Colrhroolce. <>n tho Proper Names of tho Mohammadans:
JKAS. N. S. XI, 171-237.
164) B. Ferrari. La nobilta musulmana: Riv. Europ. XII, 678-684.
Erinan, Praetorium u. Müller, Arabien und der Islam. J59
von Hosen und Ktmik165), von Rehatsek166), ZarncJce161) und
Harkawj 16S~i69) geschöpft worden ist; in Bezug auf eine in
der Academy170) erwähnte spanische Uebersetzung der von dem
christlichen Bischof Gotmar von Gerona für den Emir von Cordova
arabisch geschriebenen Geschichte der fränkischen Könige ist mir
bisher nichts Näheres bekannt geworden.
Ueber die Aechtheit der alten Poesie hat Sir William
Muirui)^men auf Ahlwardt und i\ röldehe gestützten, klaren und an-
ziehenden Aufsatz geschrieben. An Texten und Uebersetzungen sind
der Nachdruck von Freytag 's Hamäsa172) und der Diwan des Behäeddin
Zoheir173) zu verzeichnen, welche Kairo liefert, ferner Prideaux lli)
mir unzugängliche Nachbildung der himjarischen Qaside. Nach
Arnolds Ausgabe übersetzt und erläutert wurde Zoheir's Mo'allaqa
durch Lyallxi;>), ebenso der Hudeilitendiwan durch Abichtlie) — als
165) Izvestija Al-Bekri i drugich avtorov o Rusi i Slavjauaeh. Cast' 1.
(Stat'i i razyskanija A. Kunika i Barona V. Rozena.) Prilozenie k XXXII mu
tomu Zapisok I. Akad. Nauk No. 2. Sankpeterburg 1878. VI, 192 pp. 8.
166) E. Rehatseh. Early Moslem Accounts of the Hindu Religion: JBBAS.
XIV, 29-70.
167) Fr. Zarnche. Der Priester Johannes I, p. 26ff. (= Abhh. d.
Sachs. Ges. d. Wiss. 1879, 852 ff.)
168) A. Harkavy. Sur un passage des prairies d'or de Macoudi concernant
l'histoire ancienne des Slaves: Trav. de la Ulme Session du Congres Intern, des
Or. II, 333-341. — Vgl. Bericht f. 1877, II p. 111, No. 99.
169) A. J. Harkavy. Die Halbinsel Krym in der arabischen Literatur
bis zum Einfall der Mongolen: vorgetragen auf dem IV. russ. archaeol. Congress,
Kasan 1877 [mir nur aus der Anführung Arch. f. Anthropol. 1879, 387' oben
bekannt].
170) s. Ac. XV, 164.
171) William Muir. Ancient Arabic Poetry; its Genuineness and Authen-
ticity: JRAS. N. S. XI, 72-92.
172) 0t^jJi iüo^U «JSJoJI j-g-^3 UO^I 0l\x« fjW-K f^' f j&
&A\ iöwU^Jt ,Lx*i! 0^ ^JLc w^ii^jb. Bulaq 1296. Bd. I: 4,
234. Bd. II: 4,202. Bd. III: 197. Bd. IV: 9, 188 pp. 4. [Die Verse vocalisirt. Soc]
173) H:-^\ L g {J! -j^_jJ> . Druck von Saraf. P. 6. [Schon früher
gedruckt. Sp]
174) The Lay of the Himyarites. Translated and edited by W. F. Pri-
deaux. Sehore 1879 [nur in 25 Exx. gedruckt.]. — Vgl. The Arabian Golden
Treasury: Sat. Rev. LI, 250; Ath. 1880, II, 13 f.
175) The Mo'allaqah of Zuheyr rendered into English, with an Introduction
and Notes. By C. J. Lyall: JASB. 1878, I, 1-26.
176) 'As'äru-1-Hudalijjina. Die Lieder der Dichter vom Stamme Hudail
aus dem arabischen übersetzt von Rudolf Abicht. S. 1. et a. [Namslau 1879.]
[VI und] 98 pp. 4.
1(30 Erman, Praetorius u. Müller, Arabien und der Islam.
schmackhafte, leider bisher auf buchhändlerischem Wege kaum zu-
gängliche Fracht spärlicher Müsse eines für die arabische Philologie
selbstlos interessirten und mit tüchtigen Sprachkenntnissen ausgerü-
steten Geistlichen besonderer Empfehlung würdig. In die Gegenwart
führen uns ein paar verschiedenartige Commentare zur Burda177-178)
(für die auch Nahifi Efendi's türkischer Tahmis l79) zu erwähnen)
und eine neue Auflage der beliebten religiösen Gedichte Bura'i's r 80),
sowie Huart's 181) nach einem Beiruter Druck besorgte Ausgabe
und Uebersetzung noseirischer Religionsgedichte und Cloldzihers 182)
Mittheilungen aus der Jugend- und Strassenpoesie Kairo's, zu welcher
übrigens die oben angeführten Notizen Rogers' 183) zu vergleichen
sind. Fast eben so wenig als wirkliche Poesie zu betrachten ist
die von Arnaud l84) herausgegebene und mit Commentar übersetzte
historische Qaside , und den Uebergang zum Adab bildet die von
Liöper 185) geschickt erneuerte Brieftaube des Michael Sabbagh. —
Zu zwei in Bacher's Sa'di veröffentlichten Versen hat Fleischer186)
eine Berichtigung gegeben.
Die äussere Form der Poesie betrifft, ausser einigen gelegent-
c " •• "■*' ~' -> • U> ^ "
o
(j5>lX.aJ| ,-yA*> . Bd. I: lithogr. von Hasan et-Tatari. Bd. II: Typendruck
von Saraf. P. 35 (ungebunden). [Der Verf. lebt noch. Sp.]
178) ^L> ^-yiJl _ _io jwii^sLgj^ sJ>-J! Ac ^.j^>lJI *w^il^>
s^.>J| Jlc. Druck von Büläq. P. 8. [Einzeln schon früher. Sp.]
179) sJ-J rn\j>*ü.'£ u^jj^jj^j' . Constantinopel, Gawä'ib, 1297. 60 pp.
8. P. 3. [M.] S. Huart Bibl. ottom. No. 54.
180) -i^Ji f*xS>Ji Jox q^J->. Druck von Castelli. P. 6. [Sechste
Auflage. Sp. ; TR. N. S. I, 140.]
181) La poesie religieuse des Nosa'iris, par Clement Huart: JA. VII Ser.
XIV, 190-261. (Auch sep. Paris 1880. 8. fr. 3.50.)
182) Ignaz Goldziher. Jugend- und Strassenpoesie in Kairo: ZDMG.
XXXIU, 608-630.
183) s. oben S. 143, No. 34.
184) Arnaud. Voyages extraordinaires et nouvelles agreables par Mo-
hammed Abou Ras ben Ahmed ben Abd el-Kader en-Nasi. Histoire de l'Afrique
septentrionale: Rev. Afr. 1879, 211-224. 273-294. 393-400. 449-459. [Die vor-
hergehenden Hefte der Rev. Afr. mit dem Anfang der Qaside konnte ich, weil
bei Mommsen verbrannt und noch nicht ersetzt, auf der Berliner Bibliothek
nicht einsehen].
185) M. Sabbagh. Die Brieftaube, schneller als der Blitz, flüchtiger als
die Wolke. Aus dem Arabischen. Nebst einem Anhange: Beiträge zur Ge-
schichte der Tauben-Post von C. Löper. Strassburg 1879. 55 pp. 8. M. 1.50.
VgL W. A. Neumann Gest. Mschr. f. d. Gr. 1879, 125; N-e LC. 1879, 582.
186) Fleischer. Berichtigung: ZDMG. XXXIII, 512.
Erman, Praetorium u. Müller, Arabien und der Islam. \Q\
liehen Bemerkungen Schlottnionris181), eine Mittheilung Guyard's1*®),
der durch eine moderne Vortragsweise seine metrische Theorie
bestätigt findet, und Gtes'199) tüchtige, leider auf zu spärliches
Material gegründete Dissertation über einige neuere Versarten. Im
Anschluss daran, möchte ich auf das schon 1878 erschienene Buch
ffiemanris 19°) aufmerksam machen, welches einen beachtenswerthen
Beitrag zur arabischen Musiktheorie durch Erklärung einiger von
Kiesewetter nicht verstandener Stellen bietet: es wäre zu wünschen,
dass ein Arabist den bezüglichen Text in der Wiener Handschrift
von Neuem ansähe.
Zu arabischen Sprichwörtern hat Rehatsek19i) englische
und persische Parallelen, Ganneau19'1) nach einer Mittheilung
Palmer's die Erklärung von No. 228 in Socins Sammlung gegeben.
Die Roman-, Märchen- und Fabelliteratur wird
durch Nöldeke's 193) Reconstruction des arabischen Textes der ver-
muthlich auf persischem Boden entstandenen, jetzt einigen der
Versionen von Kaliiah und Dimnah eingefügten Erzählung vom
Mäusekönig und seinen Ministern, ferner durch Kairiner Neudrucke
der Vulgata des Gesammtwerkes 194) sowie der 1001 Nacht195)
bereichert, aus welcher letzteren ausserdem die Geschichte des
Nüreddin und der Marjam 196) besonders erscheint, während Re-
hatsek 197) nach analogen Motiven in lateinischen Schriftstellern
187) Vgl. oben S. 137, No. 27.
188) Stanislas Guyard. Note sur ime particularitd de la metrique arabe
moderne: JA. VII Ser. XII, 465-4G7.
j-Ovi *o y J Jö-
189) Hermann Gies. '&jlj±m*j\ ... ».Ääil . Ein Beitrag zur Kenntniss
sieben neuerer arabischer Versarten. Leipzig 1879. 71 pp. 8. (Diss.)
190) Hugo R/'emann. Studien zur Geschichte der Notenschrift. Leipzig
1878, p. 77-85.
191) E. Rehatsek. Some parallel Proverbs in English, Arabic, aiid Persian:
JBBAS. XIV, 86-116.
192) C. Clermont-Ganneau. JA. VII Ser. XIV, 270 f.
193) Th. Nöldelce. Die Erzählung vom Mäusekönig und seinen Ministern.
Ein Abschnitt der Pehlewi-Bearbeitung des altindischen Fürstenspiegels: Abh.
G. G. d. W. XXV, 4. (Auch sep. u. gl. T. Göttingen 1879. 68 pp. 4. M. 3.50.)
194) jwOj iwLJLj ". Druck des Wädi en-Nil. P. 5. [Sp.]
195) aLJj üLJ ^ftJl. Druck von Mustafa Wahbi. 4 Bde. P. 77 un-
gebunden. [Nach dem Druck von 1279. Sp.]
196) «Jö-> W \J i_5-> b»5 ^5-»a^J! rrJ^5 j_5-3 ^c- r^r-^i ^^
i_joLpjd! £jA Lg-^5 L«j &^üj| (j>Xo c>-ÄJ 2U,liJt /H -^ • Druck von
Castelli. P. 4. [Schon früher gedruckt. Sp.]
197) E. Rehatsek. A few analogies in the „Thousand and one Nights"
und in Latin Authors: JBBAS. XIV, 74-85.
Jahresbericht 187lJ. 11
162 Erman, Praetorium u. Müller, Arabien und der Islam.
sucht, Le J3lant198) den classischen Ursprung einer allerdings nur
bei Galland überlieferten Geschichte wahrscheinlich macht und
Poole1") einen vermeintlichen, zu seinem Heile anonym200) ge-
bliebenen Verbesserer von Lanes Uebersetzung exekutirt. Kairo
sendet ferner eine ganze Anzahl von Geschichten und Märchen,
theils zum Abu Zed gehörig201-204), theils anderer Herkunft205-209);
äsopische Fabeln theilt Cherbonneau2™) mit. Derselbe211) be-
wegt sich auf dem Gebiete des Ad ab mit einer Studie über
198) Edm. Le Blant. Sur l'origine antique d'un recit insere dans l'hi-
stoire du Cogia Hassan: CR. 1879, 235-240 = EC. VIII, 271.
199) Regiuald Stuart Poole. Specimens of a new Translation of tbe
„Thousand and one Nigtats": Ac. XV, 369 f.
200) New Quarterly Magazine, January- April 1879.
201) &ä-JL=> (-jL5J^ ^~>$ V;*M ^->j 3, ^-Ä-^JiJl Ji?L^J*b'i .
Druck von Muhammed Abu Zed. P. 5. [Schon früher gedruckt Sp.]
202) ^«Ä^_s> ^yi ^_yj»_gJLS (jr~==- U.*5 [sie] *.x.«..*v~*.i| .jbjJl rjW"*
*wJlXj| . Druck von Hasan 'Inäni. P. 4. [Sp.]
203) y^Jb ^yj v_J.aU ^L<Vj. ^ ..lAJuil yXJU.il j«Lä^ j-*a^> r)]f^
^ju.xj.Aa.^.J| _j| . Druck von Hasan 'Inäni. P. 5. [Sp.]
204) a-J^LgJl Vj*^ £-* ^SJj J-^ j-^8^ L5r?" ^5 **fri-M »^yi •
Druck von Hasan 'Inäni. P. 6. [Sp.]
205) j^iil j^Lj Ö5j*Jl q^Ü r-^. Druck von CasteUi. P. G.
Schon früher gedruckt. Sp.]
206) .LXjSU ^AÄsi J>|.X O^iLV JÜUÄ^j Li>ww ^.J ^C -j| Xdi.
Druck von Sarai'. P. 5. [Sp.]
207) i«_^jj£j ^.f.^ß xo.» . Druck von Castelli. P. 2. [Schon früher. Sp.]
208) 2U.il A.C ^J tA+Ss»^ y^.-^uJf vjixjjl J.£ -AÄ4JI N-A2-*.
[Druck von Hasan 'Inäni. P. 8. [Schon früher gedruckt. Sp.]
209) ÄiM j Ä^'jCii^ qL^ÜI j>> l5j^' q.^^ (jry?* La x*oä
q/s :Jj ^i^ (J. Loj öl^Ü öl» >->^b ry* 200'Lftil LwjJl .Lu ^^..AvJi
Lvw.AU A>..T ^vi^L^ vJjLftj^l^ i_^.jL>V*il . Druck von Castelli. P. 4. [Sp.]
210) Aug. Cherbonneau. Unrecueil de fables arabes: I'olybiblionXXV, igtiV.
211) Aug. Cherbonneau. Hariri, poete arabe et son genre de poesie:
Polybibl IST!», clc'-c. [Ft.]
Ermaii, Praetorivs u. Müller, Arabien und der Islam. \63
Hariri . neben welcher an Texten nur eine Leistung des Nabobs
Mohammed Hadiq'11'2) vorliegt. Ebenhierher kann man auch eine
Abhandlung ReJtatseJcs'213) rechnen, die freilich meist wohl aus
persischen Quellen schöpft.
Einen Supercommentar 214) zu Teftazäni's Erklärung seines
Talhis hat man in Kairo abermals gedruckt, und der vielseitige
Nabob von Bhopal215) hat sich auch in der Rhetorik versucht.
Ausserdem sind mehrere Briefsteller, der des Abu Bekr el-Chwä-
rizmi 216) in Constantinopel und drei neuere'217-219) in Kairo er-
schienen.
Das zweifelhafte Gebiet der geheimen und sonstigen After-
wissenschaften ist durch eine Schrift über Traumdeutung 22°), zwei
über Astrologie und tafä'ul 221~ 2'22) , eine über Magie und Zau-
212) ... Jiijt .liiÄJ' iL^._i_x3 ■+/> ,.,I_X_.aw.JI ä».-.w.-i . Constantinopel,
Cawä'ib, 1296. 112 pp. 8. P. 7. [Huart Bibl. ottom. No. 98. M.]
213) E. Rehatsek. Oriental Humor illustrated by Anecdotes: Calc. Rov.
LXVm, 251-266.
214) q-jJsJI Jt_*_/* pl/tfi -aoää« (jr^ yj^^ ^i*ii Ou±jS&
Ij^.^l.LJi ..JJLa cJLc -itiÄäjdt. Druck von Büläq. 75 P. ungebunden.
[Schon früher gedruckt. Sp.]
215) ,..Lx>Jt oLUwt^UJ ö,j.-*Ji ..jl—j-Jl Q.-A2.-E. Constantinopel,
Gawaib, 129G. 102 pp. 8. P. 5. {Unart Bibl. ottom. No. ICC. M.]
216) A\Sj.^\j\ jCj _jS J^JL-w.. Constantinopel, Cawä'ib, 1297.
214 pp. 8. P. 12. [Vgl. Flügel, Wiener Hss. I, p. 258. M.]
217) ;LL*J| ry**^- &*&& L^Äitt . Druck von Mustafa Wahbi. P. 3.
[Schon früher gedruckt. Sp.]
218) ..j.ftJLxiJi ^äa^J xö'lX^JI .jL^-^-J. Druck von Castelli. P.2. [Sp.]
219) c^r** Lüoi . Druck von Castelli. P. 3. [Schon früher gedruckt. Sp.]
y
220) .^.j-x-vw ^So u^^aj fcJ^-H f&**~* & ^^-J . Kairo. Druck
von Castelli. P. 2. [Schon früher gedruckt. Sp.]
y
221) ujJjUiU, s^^JLLtiU, OjJlL*JJ ^•Aöil Mjw £ wJLLJl na*j
pCUJi ..Äjuä kj"^ ^^^JuiÜ», . Kairo. Druck von Hasan 'Inani. P. l'/2.
[Schon früher gedruckt. Sp.]
222) ^/«i a-jJC^JLJ ». Ljyw.il ^J) \^f «._x_w.Jl . Kairo. Druck von
Hasan Inftni. P. l'/2. [Schon früher gedruckt. Sp.]
11*
164 Erman, Praetor ins u. Midier, Arabien und, der Islam,
berei 223) vertreten. Rogers 224) bespricht einen Talisman, der die
100 Namen in Zifferschrift trägt; über Rehatsek's Panca s. unten225).
Einige in Geheimschrift abgefasste arabische Recepte zur Bereitung
von griechischem Feuer hat Wüstenfeld226) glücklich entziffert,
und über die merkwürdige „Baum Schrift" ist von Burton 227) ge-
handelt, der freilich den Ursprung derselben bei den Chaldäern
sucht und zwischen ihr und den irischen Ogham-Characteren eine
mir etwas abenteuerliche Verbindung herstellen will.
Die christlich-arabische Literatur ist von Wiisfeufeld22S)
durch die Uebersetzung des arabischen Synaxariums der Kopten
bereichert worden.
Wir gehen zu den arabisch-muhammedanischen Inschriften,
Münzen und Kunstobjecten über. Hier ganz besonders be-
thätigt sich der rühmenswerthe Eifer . den die Spanier auch der
muhammedanischen Periode ihrer Geschichte in frischem Auf-
schwünge widmen, und dem wir zusammenfassende Behandlungen
der Inschriften aller drei Hauptstädte des arabischen Spaniens ver-
danken: Cordova's 229) und Sevillas 23ü) durch Rodrigo Amador de los
Rios, Granada's durch Cardenas 231). Den nicht geringeren wissen-
schaftlichen Patriotismus Amart's 232) bezeugt diesmal der Anfang
seiner Ausgabe der sicilischen Grabinschriften.
Wenn wir die muhammedanische Numismatik als ein
zusammenhängendes Ganzes behandeln, so geschieht dies, weil sie
wirklich als eine selbständige Disciplin gelten kann. Phönicische
oder himjarische Münzen haben doch immer nur ein untergeordnetes
Interesse — die arabisch-persischen Münzen des Mittelalters hin-
223) l_i,Lww.4.JlÄj( —Iä* ,..JJ ,l».i j\ ijny+Xü . Kairo. Druck von Castelli.
P. G. [Schon früher gedruckt. Sp.]
224) E. T. Rogers. Arabic Amulets and Mottoes: JRAS. XI. 122-128.
225) s. unten S. 167, No. 263.
226) F. Wüstenfeld. Eine arabische Geheimschrift entziffert: Gott. Nachr.
1879, 349-355. — Vgl. Wiistenfeld, Heerwesen p. 70 ff.
227) Richard F. Burton. The Ogham Runes and el-mushajjar: a Study:
Tr. R. Soc. Lit. XII, 1-46.
228) Vgl. unten S. 179, No. 107.
229) Rodric/o Amador de los Rios y Villalta. Inscripciones ärabes de
Cordoba precedidas de im estudio histörico-critico de la Mezquita-Aljama. Madrid
IST'.t. XXVI11. 432 pp. 8. [Leroux: fr. 15. — Ed. II VJ Vgl. CR. VIII, 192
230) Rodrigo Amador de los Rios y Villalta. Inscripciones ärabes de
Sevilla. Madrid 1879. [Leroux: fr. 10; mir allein aus einer Bücheranzeige des-
selben bekannt und vielleicht nur Neuankündigung der Ausgabe von 1875].
231) Antonio Almaijro Cardenas. Estudio sobre las inscripciones ärabes
de Granada. Sieguido de unos apuntes arqueologicos sobre su Madra/.a 6 uni-
versidad ärabe. Madrid 1879. 4. [Leroux: fr. in.]
232» Michele Amari. Le epigrafi arabiche di Sicilia. traseritte, tradotte
ed illustrate IV II. [scrizioni sepolcrali. Fase. I. Palermo 187!». 60 pp. 4.
'Mit Tav. 1 1. 6-9.) (A. u. d. T. : Docum. per servire alla storia di Sic pubbl.
a cura della Soc. Sic. per la storia patria. [11* Serie, ßpigrafia. V6\ 1 Pasc. 1.)
Erman, Praetor ius u. Müller, Arabien, und der Islam. 1(35
gegen sind Denkmäler von hoher Wichtigkeit. Denn was dem
Historiker der Neuzeit die Urkunden und dem des Alterthums
die Inschriften sind, das sind sie (oder sollten es doch sein) für
jeden, der sich mit muhammedanischer Geschichte befasst: die
einzige Quelle, die nie getrübt ist, die einzige Quelle, deren Jahres-
zahlen und Namen nie irrig sind. Leider ist die einschlägige
Literatur in zahllosen (oft ganz obscuren) Schriften versteckt —
um vollen Nutzen aus diesen Schätzen zu ziehen, müsste man sie
in einem Corpus nummorum vereinigen.
Es liegen im laufenden Berichtjahre zwei umfangreiche Publi-
cationen arabischer Münzen vor, der vierte Band des Londoner
Cataloges 233) und das Verzeichniss der an merkwürdigen Stücken
reichen Sammlung des französischen Consuls St'oiiffi23*) zu Mossul.
Lane Poole 23b) publicirte einige interessante Münzen der Calvert'-
schen Sammlung; die merkwürdigste derselben, der Karmatendinar,
ist übrigens nur ein Abguss, dessen Original sich wohl in Paris
befindet. Brosset23*) besprach die Münzen der Eremitage, La-
ijh.s''31) kurz die Finländischen Funde arabischer Münzen; auch
was GMron23S) giebt bedeutet wenig. Erman239) behandelte die
arabischen Münzen des Fundes von Witzmitz. Zwei Funde älterer
Dirhems sind in Persien 240) zu Tage getreten.
Sehr werthvoll sind einige Monographien. Zunächst Mordt-
mann's 241) Zusammenstellung und Sichtung der von den arabi-
schen Statthaltern geprägten Pehlevimünzen mit dem höchst inter-
essanten Nachtrag von Salemann 242). Diesen Statthaltermünzen
233) Catalogue of Oriental Coins in the British Museum. Vol. IV. — Tho
Coinage of Egypt: under the Fätimee Klialeefehs, the Ayyoobees and the Mem-
look Sultans. By Stanley Lane Poole. Edited by Reginald Stuart Poole.
London 1870. XXX, 280 pp. 8 Taf. 8. — Vgl. Erman Ztschr. f. Num. 1880,
p. 239; Mehren JA. XVI, 5G1.
234) Privatdruck, einzelne unnumerirte Blätter in 8., ohne Titel, zu Mossul
gedruckt 1879-1880.
235) Stanley Lane Poole. Unpublished arabic coins from the collection
of the Rev. T. Calvert : Num. Chron. 1879, p. 74 ff.
236) Bro.sset. Collection numisinatique Orientale de l'ermitage imperial
1852-1879: Bull, de l'Ac. St. Petersb. 1879, XXV, 391-409.
237) V. Lagus. Numi cufici aliaque orieutis monumenta vetera in Fin-
landia reperta: Trav. de la III. Sess. du Congr. des Or. ä St. Pet. 1876. Vol.
II, p. 367-370.
238) Isaia Ghiron. Di aleune conii osrnaui del Museo di Modona e di
una moneta cufica con imagine. Firenze 1879. — Vgl. BISO. 1879, N. S., p. 323.
239) Ztschr. f. Num. 1879, p. 249 f.
240) Num. Chroii. 1879, p. 153.
241) A. D. Mordtmann. Zur Pehlevi-Münzkunde. I. Die ältesten mu-
hammedanischen Münzen: ZDMG. XXXIII, 82-142.
242) C. Salemann. Ueber eine pehlevisch - arabische Münze: ZDMG.
XXXIII, 511.
166 Erman, Praetorius n. Müller, Arabien und der Islam.
gleichzeitig sind eigenthümliche Reihen, in denen Lerch 243) durch
eine glückliche Entzifferung Münzen von Buchara erkannt hat;
Thomas 244) hat sie später ebenfalls besprochen. Eine längst ge-
fühlte Lücke füllen CWem's Arbeiten 245~250) über die arabischen
Münzen Spaniens, wozu man in Cainpaner's 251) Werk die Münzen
von Majorka vergleichen mag. Dinare der kermanischen Seld-
schukendynastie wies -EVrnan202) nach, Mehren25*) behandelte aufs
Neue eine Münze des Ilchan Bu Sa'id. Hallet 254) erkannte scharf-
sinnig, dass gewisse griechische Kupfermünzen, die man bisher
dem Eroberer Konstantinopels zugetheilt hatte , vielmehr einem
Fürsten der Danischmendedynastie angehören. Die Münzen der
Sultane von Kashmir endlich wurden von Rodgers 255) behandelt,
die bekannten Zodiakalmünzen von Gibbs'lt>6).
Wichtig ist der Nachweis von Heyä '257), dass die abendländi-
243) Pierre Lerch. Sur les monnaies des Boukhar-Khoudahs ou Princes
de Boukhara avant la conquete du Maverannahr par les Arabes: Trav. de la
III. Sess. du Congr. intern. T. II. p. 417-429.
244) Kdir. Thomas. On some bilingual coins of Bokhara, strack in the
Und Century of the hijnih — continuative of Sassanian types and devices:
IAnt. 1879. p. 269-273.
245 1 Fr<iiuis<-<> Codero // Zaidin. Tratado de numismätica aräbigo-
espanola. Madrid 1879. 319 pp. 8. (24 Taf.) R. G4. — Vgl. Erman Ztschr.
f. Num. 1880, p. 150; Stanley Laue Poole Ac. XVI, 457 f. (wo auch die
folgenden Nummern besprochen sind): J. Batifaud RC. 1880. p. 42; Rene
Basset Rev. de l'Ec. d'Alger 1. 127: E. Saavedra Bol. Ac. Hist. 1879. Dec
246) Ders. Errores de varios Numismätieos estranjeros al tratar de las
Monedas Aräbigo-Espanolas e impugnacion. Madrid 1879. 34 pp. 4. Ptas 2.50.
247) Ders. (,,'ecas aräbigo-espaiiolas. ib. eod. 54 pp. 8. Ptas 1.50.
248) Ders. Titulos y Noinbres propios en las monedas aräbigo-espanolas.
ibd. eod. 86 pp. 4. Ptas. 3.50. — Vgl. R. Chalon Rev. belg. num. 1879, 102,
249) Ders. Estudio critico sobre la Historia y Monedas de los Hammudies
de Malaga y Algeciras. Publicado en el T. VIII. del Museo espanol de Anti-
güedades. ib. 49 pp. (2 Taff.)
250) Ders. Estudio historico- critico sobre las monedas de los Abbadies
de Sevilla. Publicado en el tomo VI. del Museo Espanol de Antigüedades.
l'.'.Ii Alvaro Campaner y Puei'tes. Xumismatica Balear. Descripcion
historica de las monedas de las islas Baleares. acunadas durante las dominaciones
pünica, romana, ärabe, .iragona y espanola. Palma de Mallorca 1879. XLI,
360 pp. 4. (11 Taff). R. 64. "
252) A. Erman. Die Münzen der Seldschuken von Kerman: Ztschr. für
Num. 1S79. 133-135.
253) A. F. Mehren. Descriptiun dune medaille mongole dAbou-Said
Behädur-Khän du la dynastie Qkhanienne: Bull, de l'Ac. Imp. de St. Peter>b.
\.\I\, 317-320.
254) A. rini Sallet. Diu griechischen Münzen der türkischen Dynastie
der Danischinende: Ztschr. f. Num. 1879, 45-54.
255) C. J. Rüdgers. The copper coins of the Sultans of Kashmir: JRASB.
1879, 282-284.
256) ./. Gfibbs. Notes on the zodiaeal Rupees and Mohärs of Jehangir
Shah: .IJ5HAS XIV, 155-160, (3 Taffi)
257) W. lltijd. Ueber diu angeblichen Münzprägungen der Venetianer
in Accon, Tyrus und Tripolis: "Wien. Num. Ztschr. 1879, 237-242.
Ermcm, Praetorius u. Müller, Arabien und der Islam. ] 57
sehen Kaufleute des Mittelalters sich ihr Geld in den orientalischen
Münzstätten umprägen Hessen , wenn ihre Handelsreisen sie nach
mohammedanischen Ländern führten. Die lebhafte Controverse
zwischen Sticket und Tiesenhcmsen258), an der auch Karabacek2^9)
theilgenommen hat, dreht sich um einen Gegenstand, der vielleicht
kaum eines solchen Streites werth ist. Sehr interessantes Material
auch für die Numismatik förderte Sauvaire 260) zu Tage.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass in Berlin ein Zettel des
Propstes Colerus261) gefunden ist, in dem dieser Gelehrte des
16. Jahrhunderts einen Abhasidendirhem schon richtig als arabische
Münze bestimmt — gewiss der erste Versuch in der arabischen
Numismatik.
Muhammedanische Antiquitäten und Kuns t obj e.c te
stellen ein leider meist nebenher behandeltes Gebiet dar, welches
doch einem Specialisten die lohnendste Ausbeute verhiesse. Bis
sich ein solcher findet, begnügen wir uns mit gelegentlichen Bei-
trägen, wie dem bereits erwähnten von Rogers**2) und dem Rehat-
sek'sm) über ein bei den muhammedanischen Fakirn Indiens beliebtes
symbolisches Geräth , und freuen uns über die energische Fort-
führung des grossartigen Prachtwerkes der spanischen Regierung264).
Ob die Abhandlung Delgado's265) auch muhammedanische Denk-
mäler betrifft, kann ich nicht entscheiden; was Leivis266) über
die Alterthümer von Tarragona bietet, ist, soweit es die arabische
Periode angeht, unbedeutend.
258) Stichel und von 7%esenhausen. Die Werthbezeiclmungen auf mu-
haminedanischen Münzen: ZDMG. XXXIII, 341-386.
259) Wien. Num. Zts'chr. 1879, 391-411.
260) H. Sauvaire. Materiaux pour servir ä l'histoire de la Numismatique
et de la metrologie musulmane , traduits 011 recueillis et mis en ordre. Paris
1879. 8. (= J. A. XIV, 455 ff; XV, 228 ff.; XVI, 421ff)
261) Ztschr. für Num. 1879, 141.
262) s. oben S. 164, No. 224.
263) E. Rehätsek. A Punja of Yellow Brass. In the Museum of the
Born. Br. E. As. Soc: JBBAS. XIV, 1-4. 1 Taf.
264) Monumontos arquiteetönicos de Espana. Publicadas de R. Orden y
por disposicion del Ministero del Fomento. Madrid o. J. Fol. [leb habe im
Herbst 1880 Guaderno 70-81 gesehen.]
265) -4. Delf/ado. Antigüedades de Murviedro: Bol. Ac. hist. 1879. Die.
266) Btmnell Lewis. The Antiquities of Tarragona: Archaeologieal Journal
XXXVII, 1-29.
168
Abessinien.
Voll
Franz Praetorius.
Abgesehen von einer durch die Paheographical Society facsi-
milirten Seite des Gadla Abau Kedüsan1), ist nur ein kleiner
äthiopischer Text veröffentlicht worden, nämlich das Buch Joel 2).
Auch über äthiopische Texte wurde nur von zwei Seiten berichtet,
von Zofenberg3), der eine bereits früher begonnene Abhandlung
beendete, und von Rodwell*), welcher ganz kurz über das äthio-
pische Baruchbuch sprach. An einer nicht allgemein zugänglichen
Stelle beschrieb Letzterer 5) auch eine Synaxarienhandschrift, einst
Eigenthum des Königs Theodor. Dementsprechend sind auch die
zur äthiopischen Grammatik und Lexicographie gehörenden Arbeiten
sehr wenig zahlreich gewesen ; ich kann hier nur auf Trwmpp's 6)
Kritik des im Bericht von 1877 (Heft IL p. 172; No. 12) auf-
geführten Buches von Koeniy verweisen, und auf den zweiten Ab-
schnitt von Hammel 's 7) Säugethiemamen. — Praetorius 8) vollendete
seine amharische Grammatik. Eine kurze Notiz über die Sprachen
1) Taf. 51. S. oben S. 78, No. 6.
2) Der äthiopische Text des Joel, herausgegeben von August Dilhna/nn:
Merx, Die Prophetie des Joel p. 449-458.
3) H. Zotenberg. Memoire sur la ehronique Byzantine de Joan , eveque
de Nikiou. (Suite et fin): JA. VII Ser. XIII. 291-386. (Mit dem Früheren
zusammen auch sep. u. d. T. : La ehronique de Jean eveque de Nikiou Notice
et extraits par H. Zotenberg. Paris 1879. 264 pp. 8.) — Vgl. Th. Nöldeke
GGA. 1881, 587-594.
4) J. M. Rodwell. The Abyssinian or Acthiopic Book of Baruch: Proc.
Soc. Bibl. Aich. Session 1878-79. Eighth meeting, 10'h June, 1879.
5) Latest purehases in all departments of english and foreign Literature ' '
by Bernard Qltaritch. London, November 1879. p. 2131.
6) GGA. 1879, 1473-1489.
7) s. oben S. 82, No. 32. Der II. Abschnitt p. 359-400 hat den Special-
tit'el „Die Säugethiemamen der Aethiopeu oder die Fauna von Abesinien nach
den Denkmälern der Ge'ez-Literatur". — Vgl. F. Praetorius LC. 1880, 429.
8) Franz PruvUrriati. Die amharische Sprache Zweites Heft (Schluss).
Halle 1879. p. 277-523. 4.
Praetorius, Abessini&n. \QQ
Abessiniens im Esploratore Jan. 1879, No. 7 ist uns nicht zu Ge-
sicht gekommen 9).
Eine neue axumitische Münze wurde vom berliner Münzkabinet
erworben 10). Ueber die Geschichte der Abessinier zur Zeit ihrer
Herrschaft in Südarabien s. Nb'ldeke's Geschichte der Perser und
Araber zur Zeit der Sasaniden S. 185 ff.11)
Ueber die äthiopisch- ha initischen Sprachen ist meines
Wissens im Berichtjahre gar nichts veröffentlicht worden, abgesehen
etwa von drei Seiten in dem schon angeführten Buche Hommel's.
Ueber das Nubische liegt jetzt vor eine umfangreiche Arbeit
von Reinisch 12). Indem wir jetzt schon auf das ein Jahr später
erschienene Werk von Lepsuts13) über den gleichen Gegenstand
vorausgreifen, werden wir von jetzt an des Nubischen nicht mehr
in unseren Jahresberichten gedenken, da die Stellung desselben
ausserhalb der Sprachkreise, mit denen wir uns hier beschäftigen,
nunmehr ganz sicher ist.
Die Ethnographie des mittleren Ostafrikas betreffen zwei Auf-
sätze Hartmann's1*-15), einer von Kirchhoff16), sowie Vorträge
von Virchow zusammen mit Naclitujal11).
9) s. JRAS. Vol. XI, p. XCII.
10) Ztschr. für Numismatik redigirt von Dr. A. V. Sollet. VII. Bd. p. 229.
— Vgl. Dillmann Ueber die Anfänge des axum. Reichs p. 230, Anm. 4.
11) Vgl. v. Gutschmid ZDMG. XXXIV, 737-743.
12) Leo Reinisch. Die Nuba-Sprache. 1. Theil. Grammatik und Texte.
308 pp. — 2. Theil. Nubisch-Deutsches und Deutsch-Kubisches Wörterbuch.
Wien 1879. 240 pp. 8. — Vgl. G. v. d. Gahelentz LC. 1880, 114.
13) R. Lepsius. Nubische Grammatik mit einer Einleitung über die Völker
und Sprachen Afrikas. Berlin 1880. CXXVI, 506 pp. 8. — Vgl. F. Prae-
torius LC. 1880, 1080; Ad. Erman GGA. 1880, 1043; denselben Globus
XXXVIII, 157 f.; R. Pietschmanv Deutsche Literaturz. 1880, 157; Steinthal
Z. f. Völkerpsych. XII, 335-360; Verhandl. d. Ges. f. Erdkunde zu Berlin VII,
404. 448; G. Fritsch Ztschr. für Ethnol. XII, 293-300; Virchow Verhandl.
der Berl. Ges. für Anthropologie 1880, 179-182; Max Müller Mag. Liter, d.
In- u. Auslandes 1881, 247-251; Ebers ZDMG. XXXV, 207-218, Ac. Sept. 18,
1880, p. 207.
14) Hartmann. Ueber ostafrikanischo Völkerschaften und Völkerbewogungen :
Verhandl. d. Ges. f. Erdkunde zu Berlin VI, 42-52.
15) Robert Hartmann. Die Bejah. (Hierzu 3 Tafeln): Ztschr. f. Ethnol.
11. Jahrg. 117-135. 195-207.
16) AI fr. Kirchhoff . Ueber Farbensinn und Farbenbezeichnung der Nubier :
Ztschr. f. Ethnol. 397-402.
17) Nubier: Verhandl. d. Berl. Ges. f. Anthropol. 1879, 449-455.
170
Alt- A egypten.
Von
Ad. Erman.
Auch in diesem Jahre ist die ägyptologische Literatur wieder
zu einem Umfange angeschwollen, dem ihr wissenschaftlicher Ge-
halt nicht ganz entspricht. Die zahlreichen kleinen Aufsätze, die
in den drei Fachzeitschriften 1_3) und in anderen Journalen er-
schienen sind, bringen uns ja unleugbar manches Neue und Inter-
essante, indess sind es doch meist nur einzelne Bemerkungen, die
uns geboten werden, an grossen systematisch augelegten Unter-
suchungen von bleibendem Werth ist wenig zu verzeichnen. Es
giebt Aegyptologen , die alljährlich gegen ein Dutzend grösserer
und kleinerer Arbeiten liefern — ist es ein Wunder wenn bei
einer solchen Massenfabrikation auch etwas leichte Waare mit
unterläuft? Mit Stolz weist man darauf hin, dass unsere Wissen-
schaft alljährlich neue begeisterte Anhänger gewinne — mir scheint
das ein zweifelhaftes Glück, so lange die mangelhafte Schulung
(besonders in sprachlicher Hinsicht!) bei vielen ein wirklich frucht-
bringendes Arbeiten unmöglich macht. Und dann ruht auf der
Aegyptologie noch heute der Fluch , welchem keine der neueren
Disciplinen ganz entgangen ist: sie ist eine interessante Wissen-
schaft, deren Entwicklung das grössere Publikum mit lebhafterem
Antheil verfolgt, als sie es vielleicht verdient. Ein solcher Zu-
schauerkreis , den nur sensationelle Entdeckungen zu befriedigen
vermögen, ist für jede Wissenschaft ein Danaeigeschenk ; am ver-
hängnissvollsten ist er für eine, die noch so im Werden begriffen
1 ) Zeitschrift für ägyptische Sprache und Alterthumskundo herausgegeben
von C. Ji. LepsiuH zu Berlin unter Mitwirkung von //. Brugsck. Siebzehnter
Jahrgang. 1879. Leipzig. 160 pp. 8 Tat". 15 M. — Dio älteste und am
besten goleitote.
2) Recueil de travaux relatifs ä la Philologie et ä l'archcologie egyptieunes
et assyrionnes. Paris. -- Das erste Heft von Tom. I. war 1870 erschienen,
das zweite 1878, das dritte 1879 (jedes 10 M.). Die „Melanies d'archeologie"
und die „Kgyptologie1' sind eingegangen.
3) Transactions of the Society of Biblical Archaeology. Vol. VI. London.
8. — 25s.
Erraan, Alt-Aegypten. 171
ist wie die unsere. Ohne Zweifel würde manche kühne Hypo-
these sich nicht hervorwagen, wäre nicht die Empfänglichkeit der
weiteren Kreise für derartige geistreiche Einfälle bekannt.
Wem daran liegt unsere Wissenschaft endlich in ein ruhigeres
Fahrwasser zu führen, der sollte der Bahn strenger kritischer
Forschung folgen, wie sie ein Lepsius in seinen grossen Arbeiten
vorgezeichnet hat. Was auf ihr zu Tage gefördert wird, ist freilich
selten sensationeller Natur; aber die Wissenschaft würde wenig
verlieren, wenn sie durch eine strengere Richtung das oberflächliche
Interesse der weiteren Kreise einbüssen sollte. Möchten wir in
künftigen Berichten eine Literatur von weniger Nummern zu ver-
zeichnen haben, die aber gründlicher durchdacht und ernster ge-
arbeitet ist als gewöhnlich: weniger „Entdeckungen", weniger Be-
geisterung und mehr Arbeit.
Wir stellen auch dieses Mal die Publikationen neuer
Inschriften voran. Bergmann*) gab eine Sammlung von Texten
heraus, die meist ptolemäischer Zeit angehören ; die Erläuterungen,
mit denen er sie begleitet, enthalten vieles Neue und Lehrreiche.
Von RougS's Inschriftenwerk 5) erschien der vierte Band, der wieder
höchst interessante Texte enthält. Desselben Publikation der Edfu-
inschriften werden wir erst im nächsten Hefte besprechen. Eine
Reihe kleiner hieratischer Handschriften verschiedener Zeit und
verschiedensten Inhalts veröffentlichte Wiedemann 6). Liebleins,1)
Publikation eines Turiner Papyrus habe ich nicht zu Gesicht be-
kommen. Der Däne Schmidt*) gab einige hieroglyphische Texte
aus Kopenhagen heraus ; Pield einige Inschriften aus Stockholm 9).
Mit der Veröffentlichung der sehr werthvollen Alterthümer der
Pariser Bibliothek begann Ledrain 10). Der Catalog der Berliner
Sammlung11) wurde neu aufgelegt; das merkwürdigste unter dem
4) E. von Bergmann. Bieroglyphische Inschriften, gesammelt während
einer 1877 78 unternommenen Reise in Aegypten. Wien 1879. IV, 58 pp. 4.
84 Taff. M. 24. — Vgl. Ebers LC. 1879, 147.
5) J. de Rouge. Inscriptions hieroglyphiques copiees en Egypte pendant
la mission seientifique de M. le vic. E. de Rouge. T. IV. Paris 1879. pl.
232-304. 4. fr. 30. (Etudes egyptologiques, XII. üvr).
6) Alfred Wiedemann. Hieratische Texte aus den Museen zu Berlin
und Paris in Facsimile mit Uebersetzung und sachlichem Commentar heraus-
gegeben. Leipzig 1879. 23 pp. 4. 14 Taff. M. 16.
7) J. Lieblein. En Papyrus i Turin for forste Gang udgivet og oversat.
Christiauia 1879. 12 pp. 2 Taff. M. 3.50.
8) Textes hieroglyphiques inscrits sur pierre tires du musee de Copenhague.
Traduits par Valdemar Schmidt. Copenhague 1879. 20 pp. 4. M. 3.50. —
Vgl. Ed. Meyer LC. 1880 p. 1504.
9) Rec. de travaux I. p. 133 ff.
10) E. Ledrain. Les monuments egyptiens de la Bibliotheque nationale,
livr. 1. Paris 1879. VIII pp. 4. 30 Taff. M. 12. (Bildet fasc. 39 der Bibl.
de l'ecole des hautes Et.).
11) R. Lepsius. Verzeichniss der ägyptischen Alterthümer und Gypsab-
güsse. Berlin 1879. 87 pp. 8. 31. 0.50."
172 Erman, Alt-Aegypten.
Zuwachs derselben ist eine Schreiberpalette, die ihrem Besitzer
von dem Hyksoskönig Apepa geschenkt war. Baület12) berichtete
über eine Privatsammlung. Die grossen Ausgrabungen Marietfe's
mussten bei der traurigen Finanzlage des Landes sistirt werden ;
während dessen plante ihr Leiter neue 13).
Grammatische Arbeiten fehlen in diesem Jahre fast
ganz. Ein junger norwegischer Aegyptologe PieJdli~15) hat zwei
unbedeutende Aufsätze veröffentlicht ; was sie Thatsächliches ent-
halten, hätte besser gelegentlich in einer Anmerkung Platz ge-
funden. Kleine grammatische und lexikalische Notizen gaben
Pierret16), Maspero11), Pt'eJd18) und Revillout19). Während wir
noch unsere mehr als mangelhafte Kenntniss der aegyptischen
Grammatik eingestehen müssen, konnte Drival20) seine vergleichende
Grammatik des Aegyptischen und der semitischen Sprachen schon
in zweiter Auflage erscheinen lassen und kann Abel21) bereits ein
grösseres Publikum in die wunderbarsten Tiefen seiner ägyptischen
Sprachforschungen einführen.
Für die noch immer unentzifferten ae thi op is c h e n In-
schriften hat Brugsch22) den Schlüssel in einer dreisprachigen
Inschrift gefunden - - nähere Nachrichten fehlen leider noch.
Ueber das alte Aegypten und seine Geschichte23-28) ist
12) A. Baillet. Notice sur la colleetion egyptienne de M. l'abbe Des-
noyers. 66 pp. 5 Taff. 8. (Aus Mem. de la soe. d'agric d'Orleans 1878.)
13) A. Mariette-Pacha. Extrait d'un memoire intitule: Questions relatives
aux nouvelles fouilles ä faire en Egypte, In dans la seance publ. ann. de l'Ac.
des Inser. Paris 1879. 55 pp. 4. — Vgl. auch Revue polit. et litt. Dec.
14) K. PieJd. Sur la flexion adjective ou ti en partie a propos dune
formule de l'epoque sa'ite: Aeg. Ztschr. 1879 p. 143-148.
15) K. Piehl. Sur un emploi particulier der: Aeg. Ztschr. 1879 p. 32-34.
16) P. Pierret. Notes diverses: Aeg. Ztschr, 1879 p. 136-138.
*7) Vgl. unten No. 46.
18) liec. de travaux p. 137.
19) K. Revillout. La valeur lieh du signo är: Aeg. Ztschr. 1879 p. 132.
20) s. oben S. 80, No. 19.
21) C. Abel. Sprache und ägyptische Sprache: Nord u. Süd 1879. IX,
p. 358-369.
22) Aeg. Ztschr. 1879, p. 17 Anm.
23) K. Lefebure. L'Egypte ancienne. Discours prononcc ä l'ouverture
des Conferences d'archeologie egyptienne k la faculte des lettres de Lyon le
26 avril 1879. Paris 1879. 32 pp. 8. fr. 1.
24) Reg. Poole. Egypt: Encyclopaedia Britannica 9th. ed. VII. p. 700-788.
25) S. Birch. The monumental History of Egypt. A lecture dolivered in
tlio Senate Ilouse of the University of Cambridge. London 1879. 48. pp. 8. — 5s.
26) S. Birch. History of Egypt from the Earliest Times to B. C. 300.
London 1S79. — 2s.
27) G. Maspero. Nouveau fragment d'un commentairc sur le second
livre d'IIerodote. Paris 1879. 51 pp. (Aus dem ann. de l'assoc. pour L'en-
cour. des et. groeq. 1878).
28) //. Brufj.sc/t. The history of Egypt ander the Pharaohs. Derived
cntiroly from the monuments. \\'\\)\ a memoir on fche Exodus of the Israelites,
Transl. by //. />. Seymour, compl. and edit. by /'. Smith. London 1878.
Erman, Alt-Aegypten. 173
wieder eine Reihe von populären Schriften erschienen. Die mane-
thonische Chronologie hat Krall 29) untersucht und eigenthümliche
Ansichten über dieselbe aufgestellt. Gegen die Gewaltsamkeit,
mit der er die älteste ägyptische Geschichte behandelt, muss
entschieden Protest eingelegt werden ; für Nichtfachleute bemerke
ich, dass die Bedeutungen, die er den alten Königsnamen zuschreibt,
zum grossen Theil unrichtig sind. Einen geistvollen Gedanken,
den Krall im Anhang seines Buches entwickelt, hat gleichzeitig
auch Wiedemann30) gehabt. Lieblein31) setzte seine chronolo-
gischen Studien fort. Dass Paulus Cassel 32) sich mit der Phoe-
nixaera beschäftigt hat, sei noch der Vollständigkeit halber erwähnt.
Als ich in einem früheren Berichte die Pyramidenstudien ä la
Piazzi Smyih als eine England eigenthümliche Form des höheren
Unsinns bezeichnete, ahnte ich nicht, dass gleichzeitig auch ein
deutscher Aegyptologe in den Pyramiden „astronomische Horoskope"
sehen könnte. Es steht das aber wirklich gedruckt zu lesen; und
dass der betreffende Aufsatz 33) ernst gemeint ist, verbürgt der Ort
wo er steht. Einzelne historische Ereignisse wurden von Krall3*),
Bobiou35) und Lushincjton36) behandelt. Auch Haigh31) und
Lauth 38—39) haben über ägyptische Geschichte geschrieben. Für
2 voll. 8. £ 1. 10s. — Vgl. Ac. 79 I p. 557. Quart. Rev. 1879, p. 430-467.
Zu Jahresbericht 1878 p. 73 trage ich noch Masperos Rec. von Dümicheris
Geschichte: RC. 1879 II, p. 217 und desselben treffliche und eingehende Kritik
von Brugsch's Geschichte: RC. 1880 I, p. 105-117 nach.
29) Jacob Krall. Die Compositum und die Schicksale des Manethonisehen
Geschichtswerkes. Wien 1879. 10G pp. 8. (Aus den Sitzber. der Wien. Ak.)
— Vgl. Maspero RC. 1880, p. 465-, Wiedemann LC. 1880, p. 419.
30) Alfred Wiedemann. Eine altägyptische Aera: Aeg. Ztschr. 1879,
p. 138-143.
31) J. Lieblein. Sur im nouvel argument chronologique tire des recits
dates des guerres pharaoniques en Syrie et dans les pays voisins: Rec. de trav.
I, p. 95-103.
32) Paulus Cassel. Der Phoenix und seine Aera. Berlin 1879. 76 pp. 8.
:;:; > Lauth. Die ägyptische Tetraeteris: Sitzungsber. der Müneh. Ak. 1878
II, p. 305-363.
34) J. Krall. Die Vorläufer der Hyksos: Aeg. Ztschr. 1879, p. 34-36. 64-67.
35) F. Robiou. Le Souphis II de Manethon: Rec. de trav. Vol. I p. 138.
36) E. L. Lushington. The victories of Seti I. recorded in the great
temple at Karnak: Trans. Soc. Bibl. Arch. VI, 509-534.
37) Daniel Hy Haigh. Ramses, Messen, Horus, Horemheb: Aeg. Ztschr.
1879, p. 154-160.
38) Lauth. Königin Nitokris — Rhodopis und Aschenbrödels Urbild:
Deutsche Revue 1879 II, p. 41-56.
39) F. J. Lauth. Siphthas und Amenmeses. München 1879. 67 pp.
4. (Abb. d. Bair. Ak.) Dabei sei noch auf Gutschmid's Recensionen älterer
Lauth' scher Werkt- hingewiesen: LC. 1880. p. 707 und p. 739, die an Deut-
lichkeit nichts zu wünschen übrig lassen, aber durchaus zutreffend sind.
174 l'.riiiitit, Alt-Aegyptfii.
die Zeit der persischen Invasion sei hier noch auf Ganneau's
zweiten Aufsatz hingewiesen 40).
Die geographischen Studien haben einen Abschluss
gefunden durch die Vollendung des Dictionnaire geographique von
Brugsch^1). Es ist dies ein Werk in grossem Style, eine der
wenigen Arbeiten von bleibendem Werthe, die das Jahr uns ge-
bracht hat. Einige Blätter des Dictionnaire erschienen auch se-
parat42); einen Nachtrag bildet der in mehrfacher Hinsicht inter-
essante Aufsatz über einige Deltastädte 43). Lehrreich ist es mit
der alten Provinzialeintheilung des Landes die Angaben des Wüsten-
felt /'sehen Calcaschandi 44) zu vergleichen; Aegyptologen seien dabei
noch besonders auf seine Nachrichten über „koptische" Könige
hingewiesen. Interessant für die Geographie des Fajjum ist ein
Aufsatz von Naville45).
Für die Kenntniss der barbarischen Nachbarn Aegyptens liegen
werthvolle Bemerkungen von Maspero4*) vor; die Identification
von Xaraka und "pn „Cilicien" muss als eine sehr glückliche
Idee bezeichnet werden. Andere Beiträge lieferten Schröder41)
und Saulcy 48). Nichts neues bringt Lieblein's^) Aufsatz über
die Cheta. Warum dieses Volk durchaus semitisch werden soll
trotz seiner Namen auf s, vermag ich nicht einzusehen. Wie sollen
i9 ä-ru-ga-en-na-sa oder »^ä-ru-ga-r^ä-t a-sa (abstrahirt man von der
barbarischen neuägyptischen Transscription, so erhält man trgnns
40) Vgl. oben S. 137, No. 26.
41i Heinrich Brugsch-JBey. Dictionnaire geographique de l'ancienne
Egypte contenant par ordre alphabetique la nomenclature comparee des noms
propres geographiques qui se rencontrent sur les monuments et dans les pa-
pyrus . . . . Leipzig 1*7'.' Xll. 1052 pp. fol. Dazu: Supplement. Leipzig 1880
XVI pp. und p. 1053-1420. fol. M. 450. — Vgl. Ebers LC. 1879, p. 808;
Masjpero RC. 1879 II. p. 321.
42) H. Hrui/srh-Hei/. La geographie dos nomes ou division administrative
de la haute et de la hasse Egypte aux epoques des Pharaons , des Ptolemees
et des empereurs Romains. Speeimen du dictionnaire geographique de l'ancienne
Egypte Leipzig 1879. 30 pp. fol. M. G.
43) Heinrich ßrugsch. Eine geographische Studie: Aeg. Ztschr. 1879,
p. 1-29.
44) Vgl. oben S. 153, No. 124.
45) Ed. Naville. Un fonetionnaire de la 13« dynastie d'apres un monu-
ment appartenant au musee de Marseille: Rec. de trav. I, 107-112. 1 Taf.
46) (i. Maspero. Notes sur quelques points de grammaire et d'histoire:
Aeg. Zts.-hr 1879, p. 49-63.
17 1 Eh. Schröder. Die Loka Ramses des zweiten und das Land Laki
der assyrischen Inschriften: Aeg. Ztschr. 1879, p. 47-48. — Vgl. oben S. 88,
No 28.
48) F. <!>' Sdiilci/. Villes <lu Leuten superieur (Syrie des anciens Egyp-
dens): Bull. Soc. Geogr. (i. Ser. XVII. 209-241. 327:^7"
49) lÄeblein. Etüde snr les Xt'tas: Trav. de la 31'""' ses-ii^n du congr.
intern. St. Petersb, 1876, tl, p. 343-364.
Erman, A It- Aegyp ten. \ 7 5
und trgtts) semitisch sein? In dem tr<j steckt doch wohl das-
selbe Element wie in Tarcondimotns und wie in dem Königsnamen
von Sayce's hamathenischer Bilingue. Viel eher als semitische
Namen Hessen sich griechische herauslesen , aber ohne Zweifel ist
auch das Täuschung. — Wie lebhaft übrigens auch der friedliche
Verkehr zwischen Aegypten und Palästina war, mag man aus
einem Brouillon ersehen, das sich auf der Rückseite eines Londoner
Papyrus befindet50).
Ueberraschend dürfte es manchem sein, dass die Aegypter
schon die Umdrehung der Erde gekannt haben sollen — die philo-
logische Begründung, die Lieblein'01) dieser Behauptung giebt, ist
freilich schwach genug. Ueberzeugender ist eine andere kleine
Arbeit desselben Gelehrten 52).
Mit der ägyptischen Mythologie hat es noch gute Wege:
wir sind noch weit davon entfernt, uns in dem Gewirr von in
einander zerfliessenden Göttern und Dämonen zurecht zu finden.
Ehe man Essays über die Religion der Aegypter 53) schreibt und
philosophische Gedanken in diesen Wust abstruser Gestalten hinein
interpretirt (auch OrSbaut54) ist nicht frei davon), sollte man doch
erst das ungeheure Material, das über die lokalen Culte vorliegt,
gründlich durchforschen — in der Art, wie es neuerdings von
Bruysch und Bergmann begonnen ist. Die Todtenbuchformel, in
der man ein Seitenstück zu rrnN TÄN rPÜN zu sehen pflegt, be-
deutet, wie Ptetschmann 5S) darthut, nur: „ich, ja ich bin ..." und
kommt also für den ägyptischen Gottesbegriff nicht in Betracht.
Wer noch immer an die Erhabenheit der ägyptischen Religion
glaubt, dem empfehlen wir, sich die Bilder des Buches „Was in
der Unterwelt ist" anzusehen, von welchem Lanzone5e) eine gute
Handschrift herausgegeben hat. Ueber ein ähnliches Opus , das
mit den Begräbnissceremonien zusammenhängt, gab Schiaparelli01)
einen vorläufigen Bericht; andere auf das Todtenreich bezügliche
50) Ad. Erman. Tagebuch eines Grenzbeamten: Aeg. Ztschr. 1879,
p. 29-32.
51) J. Lieblein. Les anciens Egyptiens connaissaient-ils le mouvement de
la terre: Congr. prov. des or. franc. de 1875. T. II, p. 127-140.
52) J. Lieblem. Notice sur les monuments egyptiens trouves en Sardaigne
(Christiania vidensk. Selsk. Forhandl. 1879, No. 8). 58 pp. 8. 1 Taf.
53) P. Pierret. Essai sur la mythologie egyptienne. Paris 1879. 83 pp.
8. fr. 10.
54) Eug. Grebaut. Des deux yeux du disque solaire. Suite: ßec. de trav.
I, p. 112-131.
55) R. Pietschmann. Nuk pu nuk: Aeg. Ztschr. 1879, p. 67-70.
56) R. V. Lanzone. Le domicile des esprits. Papyrus du inusee de
Turin publie en facsimile. Paris 1879. tbl. 11 Taft'. M. 30.
bl) Ernesto SchiapareUi. II libro dei funerali. Relazione fatt-a alla I.
Sezione del IV. congresso degli Orientalisti. Tprino 1879. 16 pp. 8. fr. 2.
176 Erman, Alt-Aegypten.
Arbeiten verdanken wir Golenischeff 58), Rossi™), Ledrain G0) und
Wiedemann61), während RoyG'1) eine einzelne Grabstele publicirte.
Ueber das Wesen der Seele nach ägyptischer Anschauung, ihr
Verhältniss zum Leib und zum Schemen (dem Ka) liegen drei
interessante Arbeiten von Maspero 63), Wiedemannöi) und Le Page
Renouf65) vor. Textor de Ravisi, der Herausgeber der ,Mem.
du congr. prov. des oriental. franc.u hat von einem dieser Aufsätze
Gelegenheit genommen, uns auf 250 Seiten seine eigenen Ansichten
über dieses Thema mitzutheilen 66). Noch sei hier auf die inter-
essanten Aufsätze von Hyde CHarke67), Mordtmann68) und Cha-
bas69) hingewiesen. Toennies 70) Schriftchen über Ammon ist mir
nicbt zu Gesicht gekommen ; eine andere Notiz über diesen Gott ist
ein wildes Dilettantenprodukt71) und Seyff'arth's Aufsatz72) erwähne
ich nur als einen Nachklang aus „einer längst vergangenen Zeit".
Zur Aufklärung der Privatalterthümer tragen insbeson-
dere die späteren hieratischen und demotischen Urkunden bei.
Erman 73) hat die hieratischen Dokumente gerichtlichen Inhalts
58) W. Golenischeff. Sur un ancien chapitre du livre des morts: Congr.
prov. de 1875, p. 109-118.
59) Franc. Rossi. Illustrazioue di un papiro funerario del museo egizio
di Torino. Torino 1879. 24 pp. 8. 1 Taf. M. 2.50.
60) E. Ledrain Le papyrus de Luynes: Eec. de trav. I, p. 89-95.
61) A. Wiedemanu. Une stfele du musee egyptien de Florence : Congr.
prov. de 1875 II, p. 145-156.
62) Eugene L. Rog. Egyptian funeral tablet in the Sloane Museum :
Trans. Soc. Bibl. Arch. VI, 418-419. 1 Taf.
63) G. Maspero. Histoire des ämes dans l'Egypte ancienne d'apres les
monuments du musee du Louvre. Conferences de la Sorbonne: Revue scientif.
1879, p. 816-820. — Vgl. auch Bulletin hebdom. de l'assoc. scientif. de France
No. 594, p. 373-384.
64) A. Wiedemann. L'immortalite de läme chez les anciens Egyptiens:
Congr. prov. de 1875. p. 159-167.
65) P. Le Page Renouf. On tbe true sense of an important egyptian
word: Trans. Soc. Bibl. Arch. 1879, p. 494-508.
66) Textor de Ravisi. L'äme et le corps d'apres la theogonie dgyptienne :
Congr. prov. ... de 1875, p. 171-420.
67) Hyde Clarhe. On the relations between Pasht, the Moon and the
Cat in Egypt: Trans. Soc. Bibl. Arch. VI, p. 316-322.
68) M. A. Mordtmann jr. Monuments relatifs au culte d'Isis ä Cyzique :
H.v arch. N. S. XXXVII, p. 256-262. 1 Taf.
69) F. J. Cliabas. Les libations chez les anciens Egyptiens: Congr.
pinN de L875, p. 69-88. 3 Taff.
7 0) F. J. Toennies. De Jove Amnione quaestionum specimen. Tubingae.
I I pp. 8.
71) Amen, Lord of Pount: Sat. Rev. 1879, I, p. 797-798.
72) G. Seyffarih. Egyptian theology according to a Paris mummy-coftiii.
N.u-Vmk 28pp. 8. 2Taff. — c. 50. (Aus Trans. Acad. of Sciences, St. Louis IV.)
73i .1. Erman. Beiträge zur Kenntniss des ägyptischen Gerichtsverfahrens:
Aeg. Ztschr. l«7'.t. p. 71-83. 148-151. l Tal'
Erman, Alt-Aegypten. 177
einer neuen Bearbeitung unterzogen. Revillout besprach einen
Process aus späterer Zeit74) und begann eine interessante Arbeit
über die Beamten, denen die Todtenbesorgung oblag75). Demselben
verdanken wir einen Aufsatz über die in demotischen Texten ge-
nannten Münzen76) und einen andern über Ackermaasse 77). Von
Bortolotti's18) Metrologie erschien ein zweites Heft. Den Berg-
werksbetrieb im östlichen Gebirge besprach Maspero19)', für das
unzählige Mal erwähnte Metall asm, sm, von dem man uat]fxo^
„Silber" herleitet, wies Lagarde8") treffend auf pers. *.>..** hin.
Sehr interessant ist das lange Recept zur Bereitung heiliger Oele,
das Dwnickm81) übertragen hat. Einen kleinen Text, der uns
eine Reihe von Theilen des Streitwagens, der rQD*"iE, nennt, ver-
öffentlichte Erman82); die Bemerkungen, die Textor de Mawst83)
hinzufügte, erschöpfen den Gegenstand nicht. Modefs8*) Notiz
über den mathematischen Papyrus habe ich nicht zu Gesicht be-
kommen.
Lefort8h) sucht die Bevölkerungsdichtigkeit des alten Aegyp-
tens zu ermitteln ; leider operirt er mit sehr ungenügendem Material.
Zu dem grossen Prisse'schen Tafelwerke über die ägyptische
Kunst lieferte Marehandon*6) einen leider nicht mit der genügenden
Sachkenntniss abgefassten Text; ist es doch dem Verfasser be-
gegnet, ein bekanntes cyprisches Relief trotz des enormen Styl-
unterschiedes als ägyptisch abzubilden und zu besprechen ! Auch
74) Eug. Revillout. Un procüs plaide devant les laocrites sous la (sie)
regne de Ptolemee Soter: Trans. Soe. of Bibl. Arch. VI, p. 449-453.
75) Eug. Revillout. Une famille de paraschistes nu taricheutes thebains:
Aeg. Ztschr.' 1879, p. 83-92. 2 Taff.
76) E. Revillout. Monnaies egyptiennes: Aeg. Ztschr. 1879, p. 129-130.
77) E. Revillout. Mesures agraires egyptiennes : Aeg. Ztschr. 1879, p. 133-136.
78) Fase. II. Modena 1879. 378 pp. 4. (Vgl. Jahresbericht 1878, p. 76,
No. 64.) Beide Theile zusammen M. 25.
79) Cr. Maspero. Les monuments egyptiens de la vallee de Hamamät:
Rev. or. et amer. 1879, p. 328-341.
80) P. de Lagarde. "Aarifioe: GN. 1879, p. 237-239.
81) J. Dümiclien. Ein Salbölrecept ans dem Laboratorium des Edfutempels:
Aeg. Ztschr. 1879, p. 97-128.
82) A. Erman. Hymne sur le char du roi: Congr. prov. . . de 1875,
p. 430-435. 1 Taf.
83) Textor de Ravisi. Etudes sur les chars de guerre egyptiens : Congr.
prov. . . de 1875, p. 441-472. 2 Taff.
84) L. Rodet. Sur un manuel du calculateur decouvert dans un papyrus
egyptien. 11 pp. 8. (Aus?)
85) J. Lefort. Histoire de la population: Les Egyptiens: Journ. des
Econom. 1879, IV, p. 35-41.
86) Prisse d Avenues. Histoire de l'art egyptien. . . Texte par P. Mar-
rliandon de la Fage. Paris 1879. 444 pp. 4. fr. 35. (Atlas u. Text fr. 850.
Vgl. Jahresbericht 1877, p. 168.)
Jahresbericht 1879. 12
178 Erman, Alt-Aegypten.
tioldi*1), Duranty **) und Perrot69) haben über ägyptische Kunst
geschrieben. Die merkwürdigen naturalistischen Darstellungen des
Gottes Besä besprach Heuzey90).
Ein werthvoller Beitrag zur schönen Literatur der Aegypter
ist die Publication und Uebersetzung der im Pap. Hanris 500
enthaltenen Volksmärchen durch Maspero 91) und nicht weniger
Interesse beanspruchen die neuesten* Ueb ertragungen der Setna-
geschichte92-93). Wer den Bombast der Hymnen und den Wider-
sinn der religiösen Schriften kennt, wird überrascht sein, die
Aegypter im Besitze so naiver Märchen zu finden. Li Betreff der
Lmith'schen Entdeckung demotischer Fabeln sei noch auf seine
„Erklärung" 94) hingewiesen. Lincke, der im vergangenen Jahre
die Bologneser Briefsammlung neu publicirte, hat dieselbe jetzt
auch neu bearbeitet95); seine Sprachkenntnisse reichen jedoch zu
dieser Arbeit nicht aus und sie muss — wo immer sie von Ghabas
Uebertragung abweicht — als verfehlt bezeichnet werden. Zu
einigen auf besonderen Wunsch geschriebenen Worten 96) über ägyp-
tische Poesie hat Textor de Ravisi91) lange Zusätze geliefert; dass
die ägyptische Metrik, die er gefunden zu haben glaubt, ein Phan-
tasiestück ist, braucht wohl kaum bemerkt zu werden.
87) E. Saldi. L'art egyptien d'apres les dernieres decouvertes. Etudes
des Collections exposees au Trocadero. Paris 1879. 55 pp. 8. fr. 3.50. —
Vgl. auch Dens, in L'art (Juiu 15). — Vgl. Ebers LC. 1880, p. 470.
88) Duranty. Promenades au Louvre: Remarques a propos de l'art egyp-
tien: Gaz. des beaux-arts 1879, I, p. 209-225, II, p. 135-145. Vgl. auch Jahres-
bericht 1878, p. 76.
89) Georges Perrot. De l'art egyptien et de l'art assyrien. Qu'il est
necessaire de les etudier pour se preparer ä l'etude de l'art grec et de ses
origines: Ann. de l'assoc. pour l'encourag. des etudes grecques. Paris 1879.
p. 15-36.
90) L. Hettzey. Representation du Dieu Bes chez les Egyptiens: CR. de
l'ac. des inscr. 1879, Avril. Juin.
91) Gr. Maspero. Etudes egyptiennes I. Romans et poesies du papyrus
Harris No. 500, conserve au British Museum, avec facsimile, texte et traduction
et commentaire. Paris 1879. 80 pp. 8. 8 Taff. fr. 15. (Vgl. Jahresbericht
1878, p. 71.)
92) E. Revillout. Le roman de Setna: Rev. arch. N. S. XXXVII, p.
334-347. XXXVIII, p. 11-19. (Auch separat mit einem neuen Abdruck des
Textes, fr. 15.)
93) In den Mem. de la Socictc pour l'encouragement des etudes grecques.
94) Aeg. Ztschr. 1879, p. 92.
95) Arthur Einehe. Beiträge zur Kenntniss der altägyptischen Brief-
litteratur. I. Leipzig 1879. 44 pp. 8. M. 1.60. (Vgl. Jahresbericht 1878,
p. 71.) — Vgl. LC. 1880, p. 17.
96) A. Erman. La poesie egyptienne: Congr. prov. ; . . de 1875, II,
p. 425-429.
97) Textor de Jiavisi. Rechorches et conjeetures sur la poesie pharao-
niquo: Congr. prov. ... de 1875, II, p. 473-554.
/ Erman, Alt-Aegypten. 179
Schliesslich seien noch die Notizen von Miss Edwards 98)
und Szedlo") über kleinere Denkmäler, und von Jackson100) und
Loret101) über Botanisches erwähnt.
Die koptische Literatur erhielt einen wichtigen Zuwachs durch
Lagarde's 102) Sammlung von Bibelfragmenten; die Polemik gegen die
koptischen Arbeiten der Hieroglyphiker ist leider gerechtfertigt.
Aus den im Louvre befindlichen Originalpapieren des heil. Pesyn-
thios, Bischofs von Koptos, gab Revillout 103) einen interessanten
Brief heraus; auch ein koptisches Testament104) hat er veröffent-
licht. Le Blant105) bespricht christliche Lampen mit dem Bild eines
Frosches und der Aufschrift „ich bin die Auferstehung"; sehr plausibel
ist seine Zutheilung derselben an die „Batrachiten", die in der L.
5 C. de Haereticis 1 , 5. erwähnt werden. Kreuze und Heiligen-
bilder bespricht eine Notiz der Academy 106). Wüstenfeld' % Ueber-
setzung des Synaxariums l07) ist ein höchst dankenswerthes Unter-
nehmen. Merkwürdig ist die Grammatik 10s) des Bischofs Psöi
(„Ibsciai"), aus der die koptischen Kinder ihre alte Sprache wieder
98) Amelia ß. Edwards. On some recent discoveries at Aboo-Simbel:
Trans. Soc. Bibl. Arch. VI, p. 57 G.
99) Giov. Kminek-Szedlo. Prolusione al corso libero di Egittologia nella
Universitä di Bologna e lezione sopra gli scarabei di Amenofi III. e di Ramesse
III. nel museo civico di Bologna. 1879. 32 pp. 8. 1 Tat'.
100) John R. Jackson. Notes on vegetable remains from the Egyptian
tombs: Proc. Soc Bibl. Arch. 1879, p. 34-36.
101) Victor Loret. Le hbni du papyrus Ebers et l'ebenus de Pline: Rec.
de trav. I, p. 132.
102) Paul de Lagarde. Orientalin. Erstes Heft. Göttingen 1879. 104 pp.
4. (Aus Bd. XXIV der Abb. der G. d. W. zu G.) M. 6. — Vgl. oben S. 141,
No. 22.
103) E. Revillout. Une affaire de moeurs au 7ieme siecle: Aeg. Ztschr.
1879, p. 36-39.
104) E. Revillout. Le testament du moine Paham: Trans, of the Soc. of
Bibl. Arch. VI, p. 441-448.
105) Edm. Le Blant. Notes sur quelques lampes egyptiennes en forme
de grenouille. (Aus Mem. de la Soc. nat. des antiq. de France 1878, p. 99-104.)
106) Greville J. Chester. The early Christian antiquities of Upper Egypt:
Acad. 1879, I, p. 268-269.
107) ^ß .L«Xä.aw.J! . Synaxarium das ist Heiligen-Kalender der coptischen
Christen. Aus dem Arabischen übersetzt von F. Wüstenfeld. Heft 1-2. Gotha.
X, 324 pp. 8. M. 6. — Vgl. LC. 1879, p. 963 und 1880, p. 353; Ad. Har-
nack ThLZ. 1879, 447. 548; Stanonik Arch. f. kath. Kirchenr. V, 295; Nilles
Z. f. kath. Th. IV, 113. [Der Recensent des LC. scheint anzunehmen, dass das
Buch mit dem zweiten Hefte beendet sei — es fehlt jedoch noch die Hälfte.]
108) — ÄjJaujÜb ÄJjJtrfJi NJ.Ai4.ii ÄjiLJi 3*-o"il XxSfcXAVw* ÄJUCj.^-1
ii v» •> > >
(sie, mehrfach) wäJI t\'i *jj*a+Ji äjÜJI *.i.*^ ^Ji tAxi+Ji J^avJI oLw^I
iöoUX*vi -JLc L$+1äj £ rjJ-^jA rji^ ^Lp-'ft Lgil^Äj mW »jtä^J.
Titel auch koptisch; Rom 1878.) 195 pp. 8.
12*
1$Q Erman, Alt-Aegypten.
erlernen sollen. „Dies ist eure wahre Sprache, die sprecht auf
dem Felde und zu Haus" heisst es in dem Gedichte p. Ili und
auch die beigefügten Dialoge besprechen vorwiegend Verhältnisse
des täglichen Lebens — aber schwerlich wird es dem patriotischen
Eifer des Verf. gelingen, die längst erstorbene Sprache zu ei'wecken!
Von der populären Literatur sei in Zukunft nur noch
das Wichtigste genannt. Ebers prächtiges Aegypten 1{>^~11,)) ist
vollendet. Schöne Bilder finden sich auch in Stuart's Reisebuch111).
Kleinpaul112) schildert eine Nilfahrt.
109) Georg Ebers. Aegypten in Bild und Wort. Stuttgart 1879. 2 Vol.
VI, 387 pp. und XII, 432 pp. fol. M. 100.
110) Georg Ebers. L'Egypte, Alexandrie et le Caire. Traduction par
Gaston Maspero. Paris 1879. fol. — Vgl. Perrot Rev. arch. 1880, I, p. 121.
111) Villiers Stuart of Dromana. Nile gleanings coucerniug the ethno-
logy, history and art of ancient Egypt as revealed by Egyptian paintings and
bas reliefs with descriptions of Nubia and its great rock temples to the second
cataract. London 1879. XX, 431 pp. 8. 58 Taff. £ 1. 11s. Od.
112) M. Kleinpaul Die Dahabiye. Keiseskizzen aus Aegypten. Stuttgart
1879. 8. M. 4.
181
Die ly bischen Völker.
Von
Ad. Ermiin.
Im folgenden Berichte ist absichtlich die enorm anschwellende
geographische Literatur über Nordafrika ignorirt. Vollständigkeit
ist nur für die sprachlichen Arbeiten erstrebt -- erreicht ist sie
auch da schwerlich, denn gerade die algerischen Zeitschriften und
Bücher sind in Deutschland schwer zu erlangen.
Nur ein für sprachliche Studien brauchbarer Text ist
im Berichtjahre publicirt, das interessante Gedicht, welches Basset l)
veröffentlichte. Denn die alten Inschriften, wie deren Reboud2)
wieder herausgegeben hat, entbehren noch immer einer überzeugen-
den Erklärung.
Eine Vergleichung verschiedener Dialecte verdanken wir Mas-
queray3)) wichtig ist auch Pietschmann's*) treffliche Arbeit über
die Reste der Guanchensprache. Tauxier's5) Untersuchung über
den arabischen Sprachgebrauch hinsichtlich der Völkernamen Nord-
afrikas ist bereits oben erwähnt.
Von der mehr ethnologischen und geographischen
Literatur ist das Werthvollste die interessante Monographie von
Coine6). Für die Kenntniss der Tuarek ist natürlich manches in
1) Rene Basset. *xf^ N-of .tx c**2^ O^^" . Poeme de ^abi en
dialecte Chelha. Texte herbere en caracteres arabes d'apres un Ms. de la Bibl.
Nat.: JA. VII Ser. XIII.
2) V. Reboud, Recueil d'inscriptions lybico(sic)-berberes. Inscriptions des
onvirons de Milah et de Souk-Ahras: Rec. des not. et des mem. de la Soc.
arch. de Constantine XIX, p. 187-214, PI. V-XIV.
3) Masqueray. Comparaison d'un vocabulaire du dialecte des Zenaga
avec les vocabulaires correspondants des dialectes Chawia et des Beni Mzab :
Arch. des miss. scientif. 1879, 473.
4) R. Pietschmann. Ueber die kanarischen Zahlworte: Ethnol. Ztschr.
1879, p. 377-391.
5) s. oben S. 146, No. 58.
6) A. Cohie, he Mzab; Rev. afr. 1879, p. 172-210.
1 32 Erman, die lybischen Völker.
Nachtigats 7) Reisewerk zu finden, auch auf die Bücher von Lar-
gemih). Desfosses9) und Beienger-Feraad10) sei hingewiesen.
Die Urbewohner der kanarischen Inseln behandeln ausser
Pietschmann's oben erwähnter schöner Schrift noch drei Aufsätze
von Ver7icau11~13). sowie das stark dilettantenhafte AVerk von
JUrthelot1*)
7) Gustav Naclitigal. Sahara und Sudan. Ergebnisse sechsjähritrcr Keisen
in Afrika. Bd. I. Berlin 1879. XXII, 748 pp. 19 Taff. 8. M. 20.
8) V. Largeau. Le pays de Rirha, Ouargla, Voyage a Rhadames. Paris
1879. 8.
9) K. Desfosses. Etudes sur la Tunisie: les Kroumirs: Rev. de Geogr. 1879.
10) L. J. B. B er enger- Fei'atld. Les peuplades de la Senegambie. Hi-
stoires . ethnographie , moeurs et coutnmes, legendes etc. Paris 1879. XVI,
420 pp. 8. — Vgl. H. de G RC. 1879, II, p. 243.
11) 1\. Verneau. Les habitants primitifs des iles Canaries : La Xature 1879.
12) Ders. De la pluralite des races anciennes de l'arcbipel Canarien. Paris.
12 pp. 8. (Aus Bull, de la Soc. d'Anthrop. de Paris 1878.)
13) Ders. Habitations et sepultures des anciens habitants des iles Canaries,
architecture chez ces populations primitives: Rev. d'anthrop. 1879, p. 250.
141) Sabin Berthelot. Antiquites Canarienues ou annotations sur l'origiue
des peuples qui oecuperent les iles Fortunees depuis les premiers temps jusqu'ä
fepoque de leur eonquete. Paris 1879. 4. 20 Taff. fr. 25.
Druck ron G. Kreysing in Leipzic.
Inhalt.
Malaiisch-polynesische und melanesische Sprachen und Literaturen. Von
H. Kern 1
China und Japan. Von W. Grube 8
Hinterindien. Von E. Kuhn 21
Tibet. Von W. Grube 24
Mandschu, Mongolisch, Samojediseh Von W. Grube 2C
Türkische und tatarische Literatur. Geschichte und Ethnographie von
Centralasien. Von ./. Th. Zenker 28
Finnisch-Ugrische Sprachforschung. Von O. Donner 33
Vorderindien. Von E. Kuhn 37
Alt-Iran. Von E. Kuhn G2
Neu-Iran. Von J. Th. Zenker C9
Armenien und Kaukasus-Länder. Von E. Kuhn 73
Kleinasien. Von Ed. Meyer 75
Semiten im Allgemeinen. Von August Müller 78
Keilinschriften. Von Friedrich Delitzsch 83
Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese und biblische Theologie,
Geschichte Israels. Von E. Kautzsch 91
Rabbinica und Judaica. Von H. L. Strack 1 IG
Phönizien (incl. der hebräischen und altkanaanitischen Inschriften etc.)
Von J. Euting 132
Syrisch (incl. des Mandäischen, der sinaitischen Inschriften u. s. w.) Von
Friedrich Baethgen 135
Arabien und der Islam. Von Ad. Erman, F. Praetorium u. August Müller. 139
Abessinien. Von Franz Praetorium 168
Alt-Aegypten. Von Ad. Erman 170
Die lybischeu Völker. Von Ad. Erman 181
Die Einleitungen für die Jahre 1878, 1879, 1880 werden zu einem
Ganzen vereinigt dein. Berichte für 1880 beigegeben werden.
Zeitschrift
der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
Herausgegeben
von den Geschäftsführern,
in Halle Dr. Müller, in Leipzig Dr. Krehl,
Dr. Schlottmann, Dr. Windisch,
unter der verantwortlichen Redaction
des Prof. Dr. E. Windisch.
Supplement zum vier und dreissigsten Bande.
Wissenschaftlicher Jahresbericht für 1 1
Leipzig 1883,
in Commission bei F. A. Brockhau-.
Wissenschaftlicher Jahresbericht
über die
Morgenländischen Studien
im Jahre 1880.
Unter Mitwirkung mehrerer Fachgelehrten
herausgegeben
von
Ernst Kuhn und August Müller.
Leipzig 1883,
in Commission bei F. A. Brockhaus.
Malaiischer Archipel und Polynesien.1)
Von
H. Kern.
Ein Ueberblick der wissenschaftlichen Leistungen auf diesem
Gebiete während des Jahres 1880 ist wohl dazu angethan, uns zu
überzeugen , dass neben der emsig fortgesetzten Detailforschung
auch die Verwerthung der schon gewonnenen Resultate zu sprach-
vergleichenden und kulturhistorischen Studien in steter Zunahme
begriffen ist. Es bleiben auf dem zerstückelten Gebiete der Völker,
die uns hier beschäftigen, noch manche Lücken übrig, deren all-
mählige Ausfüllung die Arbeit von mehreren Generationen erfor-
dern wird, doch schon jetzt ist es möglich die Hauptresultate der
Forschung übersichtlich zusammenzustellen.
Einen dankenswerthen Versuch , den grammatischen Bau der
besser bekannten unter den Sprachen der malaiischen Rasse in
einer vergleichenden Uebersicht uns vorzuführen, hat Friedrich
Müller geliefert2). Bei der noch immer herrschenden Verwirrung
1) Zur Bibliographie des Malaiischen Archipels vergleiche mau ausser den
Zugangsverzeichnissen in den Notuleu van de algemeene en bestuurs-vergaderingen
van het Bataviaasch Genootschap van kunsten en wetenschappen (abgekürzt :
Notulen etc.) XVII, den Bijdragen tot de taal-, land- en volkenkunde van Neder-
landsch - Indie IV Volgr. , IV und den Literaturverzeichnissen im Indische Gids
(abgekürzt: IG.) II, 1 und 2 noch folgende besondere Zusammenstellungen: Lijst
der uitgaven van het Koninklijk Instituut voor de Taal-, Land- en Volkenkunde
von Nederlandsch- Indie. (Opgemaakt inDecember 1880): BTLVNI. IV Volgr. IV,
CLXIII— CLXVIII. — J. K. W. Quarles van Ufforcl. Academische ver-
handelingen over koloniale onderwerpen : BTLVNI. IV Volgr. IV, 483 — 511.
Vgl. dazu ebd. pp. 609— G10. — Elisa Netseher: IG. II, 2, 180—184. [Ne-
krolog, enthält auf pp. 183 — 184 ein Verzeichniss von Netscher's wissenschaft-
lichen Arbeiten.] — Taal- en andere Studien betreifende den Oost- Indischen
Archipel: IG. II, 2, 948 — 950. — J. A. van der Chijs. Proeve eener Ned.
Indische Bibliographie (1659 — 1870). Vermoerderde en verbeterde herdruk voor
de jaren 1659 — 1720, Supplement en verbeteringen voor de jaren 1721 — 1870.
III," 95 pp. 8. In: Verh. Bat. Gen. K. en W. XXXIX, 2. — Books relating
to the East Indian Archipelago. and Indian Literature, published in the Nether-
lands and Dutch East-India: TR. N. S. I, 82—83. — N. B.-Dennys. A Con-
tribution to Malayan Bibliograph)- : JStrBAS. No. 5. 69 — 123. No. 6, 225 — 272.
2) F. Müller. Grundriss der Sprachwissenschaft II. Die Sprachen der
schlichthaarigen Kassen. II. Abth. Bog. 1—10. Wien (Hülder) 1880. 160 pp
8. M. 3.60.
Jahresbericht 1880. 1
2 Kern, Malaiischer Archipel und Polynesien.
in der Terminologie wird es nicht überflüssig sein, zu bemerken, dass
genannter Verfasser den ganzen Sprachstamm in drei Zweige abtheilt,
von ihm polynesisch. melanesisch und malaiisch genannt, und dass er
über die geographische Verbreitung der Familie sich folgender-
maassen äussert: „Die Sprachen der Inselbevölkerung von Mada-
gaskar im Westen bis zur Osterinsel im Osten, von der Halbinsel
Malaka, Formosa und der hawaiischen Inselgruppe im Norden bis
Neu-Seeland im Süden bilden mit Ausschluss der Sprache des
australischen Festlandes und der Sprachen der ächten Papua's eine
Einheit, die man nach den beiden Endpunkten ihrer Verbreitung
unter dem Ausdrucke des malayo-polynesischen Sprachstammes zu-
sammenfasst." Kein Sachkundiger wird behaupten, dass die Grenzen
des betreffenden Gebietes zu weit gezogen sind ; die Frage kann
nur sein, ob sie nicht zu enge sind. Wenigstens hat Kram- in
seinem Aufsatze über die Beziehungen zwischen den indo - chine-
sischen und interoceanischen Rassen und Sprachen 3) den Nachweis
zu liefern versucht, dass die mehrsilbigen Sprachen einzelner Stämme
in Hinterindien , namentlich der Khmer's , unmittelbar mit der
malaiisch - polynesischeu zusammenhängen. Nach seiner Ansicht
würde die ganze Familie, welche er die indo-pacifische zu nennen
vorschlägt, in zwei Hauptabtheilungen, eine continentale und eine
oceanische. zerfallen: zu der ersten gehöre das Khmer, Samre.
Kuy u. s. w. . während die zweite dasselbe umfasst wie Müllers
malaiische Rasse. Wenn die von Keane verfochtene Meinung bei
näherer Prüfung sich als richtig erweisen sollte, so werden die
Untersuchungen über die Urheimath und die Wanderungen der
Malayo-polynesier in ein neues Stadium treten. Eine ausführliche
Erörterung der mit letzterem Gegenstande zusammenhängenden
Fragen findet man in dem Werke Fornander's 4). Die von Lesson 5)
in seinem das vorige Mal erwähnten, noch unvollendeten Werke
vertretene Ansicht, dass Neuseeland der Ausgangspunkt der ge-
sammten Malayo-Polynesier gewesen sei , dürfte einstweilen wenig
Anklang gefunden haben. In einer an Keanes Aufsatz sich an-
schliessenden Untersuchung behandelt Yule6) die Ueberemstim-
mungen in Sitten und Gebräuchen zwischen den indo-chinesischen
Stämmen und denen des indischen Archipels. Interessante Beiträge
zur Sittenkunde lieferte ferner van Eck. "') in seinen Skizzen aus
3) A. H. Keane. On thc Relations of the Lndo-Chinese and Inter-Oceanic
Races and Languages: JAI. IX, 254 — 289. (Auch separat 36 pp. 8. 2 s.)
4) A. Forna/nder. Origin and Migrations of thePolynesian Race. An Account
of the Polynesian Race and the Aneient History of the Hawaian People to the
time of Kamehameha 1. Vol. II London (Trübner) 1880. VII, 399 pp. 8.
10 sb. G d.
:>) Vgl. Ae. XVII. 399; F. Ratsei LC. 1880, 1495.
6) Col. Ynlc. Notes on Analogies of Manners between the Indo -Chinese
Races and the Races of the Indian Archipelago: JAI. IX, 290—304.
7i R. ein, Eck. Schetsen uil het Volksleven in Nederl. Oost-Indie.
V. Eeden en godsoordeelen, VI. De rechtspleging. VII Speien en vermaken;
Kern, MalaüscJier Archipel und Polynesien. o
dem Volksleben in Niederländisch-Indien. — Für die Geschichte der
Europäer im Archipel erwähnen wir nur die Fortsetzuno- von Tiele's vi
eingehender Arbeit.
Wie in den nächst vorhergehenden Jahresberichten beginnen
wir bei der Besprechung der Einzelgebiete mit Java. Dem Eifer
/A///e's9) verdanken wir die Ausgabe einiger altjavaniseher Texte auf
Kupferplatten. Der in jeder Beziehung merkwürdige Inhalt der
ersten Inschrift aus dem Caka-Jahre 782 ward vom Ref.10) in einer
besonderen Abhandlung besprochen . welche zugleich eine Ueber-
setzung des altjavanischen Textes enthält. Die von Holle zum
ersten Male veröffentlichte Urkunde ist bis jetzt das älteste Zeug-
niss für das friedliche Bestehen des Buddhismus neben dem Hindu-
ismus im alten Java. Dieses Resultat ist wichtig, doch lässt es
uns noch in völliger Unsicherheit über die Zeit , wann das be-
kannte grossartige Denkmal buddhistischer Kunst zu Boro-Budur
errichtet worden ; dies ist noch immer eine offene Frage, die auf's
Neue angeregt, aber nicht entschieden ist von Hose11) in einem
Aufsatze über diese Ruinen, der Hauptsache nach einer recht guten
Anzeige des von der niederländischen Regierang veröffentlichten
Prachtwerkes über Boro-Budur. — Ueber die Bezeichnungen Kawi
und Altjavanisch äusserten sich der Ref. und van ihr Tuufc12).
Bedeutende Werke der neujavanischen Literatur sind, unseres
Wissens, nicht erschienen. Die Ausgabe des Kantjil von Palmer
IG II, 1. 293—306; 320 — 336; 511-528; 1004 — 1023; II, 2. 1206—1220
— Zu p. 326 ist M. C. Piepers. Zeeslangen: TITLV. XXVI. 571—572 zu
vergleichen.
8) P. A. Tide. De Europeers in den Maleischen Archipel. Derde
gedeelte. 1541 — 1555. Vierde gedeelte. 1556 — 1578.: BTLVNI. IV. Volgr.
IV. 261—340. 395—482.
9) K. F. Holle. Kawi-Oorkonden, Facsimile met transscriptie van een
inscriptie op koperen platen van 782 en 1295 van Caka (Ao. Di. 856 en 1369 1.
9 pp. 8. mit 6 Tafeln. — Kawi-Oorkonden No. 2. Transscriptie van koperen
platen. 5 pp. 8. Beides in: Verh. Bat. Gen. K. en W. XXXIX, 2. —
Vgl. Ann. de l'Extr. Or. II. 312.
10) //. Kern. Over eene oudjavaansche Oorkonde van Caka 782: Versl.
en Meded. d. Kon. Ak. v. W. Afd. Lett. IIKeeks X, 77—115. — Vgl. Ann
de l'Extr. Or. III , 186.
11) G. F. Hose. The Ruins of Boro Budur in Java: JStrBAS. No. 6
203—233 mit Tafeln. — Vgl. auch: Boro-Boudour, in the Island of Java: Cape
Monthly Magazine N. S. III, 125 — 126. — Anderweitiges über Alterthiimer und
Inschriften Java's und des indischen Archipels überhaupt s. in den Notulen etc.
XVII, 22—23. 26—28 95. 98—99. 119. 125. 142. 144. 151. 155. 158 — 159.
163. 178—179. 183.
12) H Kern. Een misverstand : TITLV. XXVI, 297—298. — H. N.
ran der Tiiuk. Misverstand? ebd. 538 — 540. — Kurze Notizen über Alt-
javanisches (und Altsundanesisches) finden sich in den Notulen etc. XVII, 12.
122. 133 — 134. 159—161. 179—180. Aus diesem Literaturkreise sind ferner
hervorzuheben van der Tuuk's Nachrichten über die in Bali vorhandenen
Recensionen des Brahmändapuräna und Uttarakända: ebd. 3. 44 — 45.
106 — 1H7.
4 Kern, Malaiischer Archipel und Polynesien.
van den Brock gab dem Ref. »Stoff zu kritischen Bemerkungen * 3),
während Vreede die Anmerkungen Meinsma's zum Babad Tanah
Djawi und einzelne Stellen aus Jfunwie's Uebersetzung des Wayang-
spiels Abiäsä einer Kritik unterwarf14). Die Notulen bringen eine
Notiz über neue Wayang - Erzählungen 15). Knebel16) übersetzte
einige Sagen über das Meer von Grati. Beiträge zur javanischen
Lexikographie lieferte Ismangoon Danoe Winoto1''), daran sehliesst
sich passend ein Nachtrag Memsma's 18) zu seiner im vorjährigen
Bericht unter No. 9 genannten Abhandlung. Einige Ausdrücke für
den Begriff „stehlen" 19) stellte nach einer Mittheilung Lions in
einem indischen Blatt der Indische Gids zusammen und Tjondro
Negoro 20) behandelte die aus europäischen Sprachen in's Javanische
aufgenommenen Fremdwörter; über die Aussprache des Javanischen
schrieb Kiliaan21). Aus dem grossen Werke Veth's22) über Java,
das in musterhafter Darstellung die Geographie , Ethnographie,
Geschichte und Cultur der Insel nach den besten und neuesten
Quellen uns vorführt, ist das Capitel über Sprache und Literatur
in französischer Uebersetzung mitgetheilt worden von Meyners
d'Estrei/2'6). Die Geschichte von Kartasura behandelt eine Mit-
theilung von Meinsma 24) -, Historisches giebt auch van der Chvjs*5)
13) H. Kern. Losse aanteekeningen op liet book van den Kantjil: BTLVNI.
IV. Volgr. IV, 341 — 348.
14) A., C. Vreede. De anteekeningen van Meinsma op de Babad Tanah
Djawi: BTLVNI. IV. Volgr. IV, 579—590. — De vertaling der Abiasä door den
heer H. C. Humme : ebd. 591 — 593.
15) Verslag over eenige Javaansche wajangverhalen: Notulen etc. XVII,
IV — XVII. — Vgl. über die Wayang ebd. 81 — 82 und No. VII der Skizzen
van Ecle's, (s. oben No. 7).
IG) J. Knebel. Een en ander over het meer van Grati uit liet Javaansch
overgezet: TITLV. XXVI, 541—555. — Vgl. Notulen etc. XVII, 143.
17) Raden Mas Ismangoon DanoeWinoto. Kenige, in het handwoorden-
boek van Roorda, nog niet opgenomen Javaansche woorden: BTLVNI. IV. Volgr.
IV, 594—608.
18) J. J. Meinsma. Eene nalezing: BTLVNI. IV. Volgr. IV, 349.
19) Vprschillende Javaansche woorden voor „stelen1- : IG. II, 1, 310 — 317.
20) Tjondro Negoro. Lijst van vreemde woorden , welke na een zeker
tijdsverloop in het Javaansch te Koedoes en omstreken gebruiksrecht hebben
verkregen: BTLVNI. IV. Volgr. IV, 373—394. — Vgl. IG. II, 2, 985.
21) H. N. Kiliaan. lets over de üitspraak der woorden in het Javaansch :
Hi II, 2, 163— 1G8.
22) P. J. Veth. Java, Geographisch, Ethnologisch, Historisch. Haarlom
(Hohn). Eerste deel. 1875. VIII, 676 pp. 8. mit Karte: Java in zijn natuur-
lijke gesteldheid, Tweede deel. 1878. XVI, 704 i>p. 8. mit: Historische
Ka.ii't van Java. Derdo deel. 1877 und fif. [noch anvollendet, bis Ende 1880
528 pp.] I: (Physische) Geographie und Ethnographie (darin Sprache und
Literatur p. 407 — 445). II: Geschichte. III: Chorographie.
23) J'.-.l. \'<>t/i. Java, langue et litteratiue: Ann. de l'Extr. Or, II,
197 — 205. 289 — 299. Dazu ein Portrait des Verfassers und eine Tafel des
Kau i - Alphabets.
24) ./. ./. Meinsma. Geschiedenis van Kartasoera volgens de Babad in
prozabewerking van den beer C. E Winter Sr : BTLVNI. i\ Volgr. IV, 565 — 578.
Kern, Malaiischer Archipel und Polynesien. 5
in seinem Artikel über Alt-Bantam. Ueber Aberglauben und Ge-
bräuche der Bewohner Javas haben Uilkens26) und IL K.21)
einiges mitgetheilt.
Das vortreffliche sundanesisch - holländische Wörterbuch von
Oosting ist mit der dritten Lieferung28) zum Abschluss gelangt.
Demselben Verfasser verdanken wir eine Skizze des Inhaltes der
Sundanesischen Erzählung Tjarios Supena29).
Vom Maduresischen ist nur zu erwähnen, dass Raden Pandji
Adi-karo30) eine Uebersetzung des Kaiila und Damna in diese
Sprache hat erscheinen lassen, über deren Werth Ref. nicht urtheilen
kann, da das Buch ihm nur aus einer bibliographischen Notiz bekannt
ist. — Sehr lesenswerth sind van Eck's 31) Skizzen aus Bali.
Die Hilfsmittel zum Studium des Malaiischen sind vor allem
durch Favre' s3'2) ausführliches französisch-malaiisches Wörterbuch
vermehrt worden. Klinkert hat de Hollanders, 33) und van Eck's 34)
malaiische Grammatiken einer eingehenden Kritik unterzogen. Gras-
hius'35) neue Ausgabe von Meursinge's Lesebuch ist von erheb-
lichen Mängeln nicht freizusprechen. Einige Handschriften muhamme-
25) J. A. van der Chijs. Oud-Bantam : TITLV. XXVI, 1—62.
26) Uilkens. De padipret. — De oogstfeesten in Madioen: TITLV.
XXVI, 105—108.
27) H. K. Bijgeloof onder de Inländers in den oosthoek van Java: TITLV.
XXVI, 202—204. 299—312.
28) H. J. Oosting. Soendasch-Nederduitsch Woordenboek op last van het
Gouvernement van Neederlandsch Iiidie zamengesteld. Batavia (Ogilvie & Co.)
1880. 3 st. p. 585—912 8.
29) H. J. Oosting. Schets van den inhoud van de Tjarios Soepana: IG.
II, 1, 125—148. (Auch separat. — Vgl. Ann. de l'Extr. Or. III, 158.)
30) Raden Pandji Adi -karo. Gesehiedenis van Kalilah en Damina uit
het Maleisch in het Madureesch. Batavia (Landsdrukkerij) 1879. 8. — Vgl.
IG. II, 2, 658.
31) R. van Eck. Schetsen van het eiland Bali. VII. Wandeling door
de afzonderlijko rijkjes van het eiland : Tijdschr. voor Nederl. Indie N. S.
IX, I, 1 — 39. 102—132. 195-221. VIII. Zeden en gewoonten : ebd. 401—429.
II, 1 — 18. 81—96. — Der*. Een en ander over Bali: IG. II, 2, 544-562.
32) P. Favre. Dictionnaire francais - malais. Vienne -Paris (Maisonneuve)
1880. 2 tomes. XVIII, 931. 915 pp. 8. fr. 50. — Ueber einen am Institut poly-
glotte zu Paris von Arist. Marre eröffneten Cursus des Malaiischen vgl. Ann.
de l'Extr. Or. III, 186.
33) H. C. Klinkert. (Keeension von) De Maleische Grammatica, voor-
komende in de Handleiding bij de beoefening der Maleische taal- en letterkunde
door Dr. J. J. de Hollander: IG. II, 1, 293—306. — Vgl. D. Gerth ran
]\ijk. Eenige opmerkingen naar aanleiding van 's beeren Klinkert's beoor-
deeling der Mal. spraakkunst von Dr. J. J. de Hollander: TITLV. XXVI,
182-194.
34) Ders. (Recension von) Beknopte Spraakkunst van het Maleisch door
R. van Eck: IG. II, 1, 498—507. — Vgl. R. van Eck ebd. 932—935; de Hol-
lander ebd. II, 2, 138; H. C. Klinkert ebd. 292—293.
35) A. Mcursinge'a Maleisch leesboek voor eerstbeginnenden en meer ge-
vorderden. Verm'eerderd door G. J. Grashuts. Tweede stukje. Verzameling
van Maleische bricven. Leiden (Kolff) 1880. — Vgl. de Hollander IG. II,
1, 309—312; A. F. von de Wall ebd. 650—653.
(3 Kon, Malaiischer Archipel und Polynesien.
danisch-theologischen Inhalts bespricht L. W. C. van den Berg36).
Den Inhalt der Gedichte Sultan Mansur Shah Gempita und Kahar
1 Mashhur skizzirt Klinkcrt u) und theilt einige Proben daraus mit.
van der Tuukss) liefert nachträgliche Bemerkungen zu früher von
ihm mitgetheilten malaiischen Wayangerzählungen. Im JStrBAS.
erhalten wir die Fortsetzung von MaxweM's 3<J) Sprichwörtern, den
Schluss des Neudrucks von Rajf'les ' 40.) Seerecht der Malaien, von
Birch41) einen Bericht über die einheimische Presse in den Straits
Settenients und von Low4'1) die Uebersetzung einer Chronik der
Fürsten von Bruni ; auch hat die Gesellschaft einen Neudruck der
Hikäyat Abdullah veranstaltet43). Für die Erforschung der Dialekte
ist als besonders werthvoll hervorzuheben die von Gerth van Wyk44)
besorgte Ausgabe und Uebersetzung des Romans „Geschichte der
Prinzessin Balkis1", welche van Eck4h) zu einer Studie über den
menangkabauschen Dialekt, namentlich nach seiner lautlichen Seite
hin, veranlasst hat. Habbema hat seine Sammlung menangkabauscher
Sprichwörter40) vervollständigt und einen Beitrag zur Kenntniss
der menangkabauschen Pronomina47) geliefert. Kleinigkeiten aus
dem Malaiisch von Ambon (Amboma) bespricht van HoeveU4*).
Die Culturverhältnisse der malaiischen Stämme im inneren und
westlichen Sumatra behandelte eingehend van der Toom4^) in
seinen Aufsätzen über das Familienleben der Malaien im Padanf'schen
36) Notulen etc. XVII. 52—53.
;i7 1 11. C. Klinker!. Twee Maleische handschriften. Körte inhoiid van
den Sja'ir Suithan Mansoef Sjah Gempita. Körte inhoud van den Sja'ir Kahar
1 Masjhoer. Proeven van Maleische poezie: BTLNVI. IV. Volgr. IV, 512 — 524.
, 38) 11. N. va/n der Tuuk. Nalezingen op eenige Maleische Wayang-
verhalen toegelicht: TITLV. XXVI, 199 — 201.
39 1 W. F.. Maxwell. Malay proverbs: JStrBAS No. 3. 19—51.
40) Sir Stanford Ttaffles. The Maritime Code of the Malays. Part II:
JStrBAS. No. 4, 1- 20.
41 1 E. W. Birch. The Vernacular Press in the Straits: JStrBAS.
No. 4. 51 — 55.
12) Hugh Low. Selesilah (Book of the Deseent) of the Rajas of Bruni:
JStrBAS. No. 5, 1 — 35.
13) Vgl. JStrBAS. No. 4. i». XV und p. 53.
44) 1). Gerth van Wyk. De Geschiedenes van Prinses Balkis, een Ma-
leische vertelling. III . 95, 2 pp. 8. [Die ersten 30 pp. doppelt in arabischer
iin«l lateinischer Schrift einander gegenüber.] CVerh.. Bat. Gen. K. en W
XU, 1.) — Vgl. //. C. Klinkert IG. II, 2, 492—497.
45) R, VOM Eck. Ken eu ander over het Menangkabausch-Maleisch : IG.
II, 2, 95t; - 97 2.
46) ./. Habbema. Menangkabausche Spreekwoordeu : TITLV. XXVI .
168—181. 234 -255.
47 i ./. Habbema. Menangkabausche persoonlijke voornaamworden: TITLV.
XXVJ . 564 - 570.
18) G. W. W. C. van Hoevell. Modedeelingen. Over de beteekenis
van hei woord Papoea of Papoewa Paradijsvogels , boerong mati: BTLVNI.
IV. Volgr. IV. 525 — 526 Vgl. I<; II. 2, 984—985.
49) •/. //. van d<r Tamii. Aanteekeningen uit het familieleven bij den
Maleier in de Padangsche Bovenlanden: TITLV. XXVI, 205—233. 514—528.
Kern, Malaiischer Archipel und Polynesien. 7
Hochlande ; derselbe 50) theilte auch einiges über malaiischen Aber-
glauben mit. van Hoevell51) bespricht die Eidesleistung bei den
Malaien der Westküste, Gramberg52) einige auf die Fischerei
bezügliche Gebräuche von der Ostküste. Neumann™) beschreibt
Sitte und Gewohnheiten in der eben dort belegenen Landschaft
Labuan Batu und giebt eine Uebersicht über die gesammte Ge-
schichte derselben. Die Resultate der von der geographischen Gesell-
schaft zu Amsterdam veranstalteten Expedition nach Mittel-Sumatra54)
können hier nur theilweise besprochen werden, zumal da sie uns
noch nicht vollständig vorliegen. Aus dem photographischen Album
ersieht man, dass in Djambi indische Alterthümer, aber keine neue
Inschriften, entdeckt worden sind. Die Lage der alten Hauptstadt
Samudra behandelt eine Notiz des JStrBAS. 5:') mit Beziehung auf
GroeneveliU 's im Jahresbericht f. 1877 I, p. 52 no. 53 erwähnte
Notes on the Malay Archipelago.
Mit Atjin, seinen Bewohnern und seiner Geschichte beschäftigen
sich Tolson™) und Meyners d Estrey 51). Ein ziemlich ausführ-
liches Vocabular des Atjinesischen verdanken wir Arriens 5&) Fleisse;
freilich ist der Sammler kein Fachmann und für das Verständniss
des grammatischen Baues der Sprache ist in dem Buche wenig
Erspriessliches zu rinden, wie Meinsma in seiner Anzeige zur Genüge
hervorgehoben hat ; immerhin ist aber das Schriftchen als brauchbar
zu bezeichnen. Ein Battakmanuscript beschreibt Favre59), J. A. van
der Chi/s60) spricht über Bambus-Manuscripte und andere Reste
der vormuhammedanischen Cultur bei den Korintji, der Missionär
50) J. L. van der Toorn. Iets over het „batoeah en tilakö zijn" bij de
Maleiers: TITLV. XXVI, 556—563.
51) G. W. W. ('■ van Hoevell. Över den eed der Maleiers ter Su-
matras Westkust: TITLV. XXVI, 5211 — 537.
52) J. S. G. Gramberg. De visscherij en bozwering van troeboek: .IG.
II, 2, 331—346.
53) J. B. Neumann. Schets der afdeeling Laboean Batoe, residentie Su-
matras oostkust: TITLV. XXVI, 434—513.
54) Midden-Sumatra. Reizen en onderzoekingen der Sumatra-expeditie, uit-
gerust door lict Aardrijskundig Genootschap 1877 — 1879, besehreven door de
leden der expeditie, onder toezicht van Prof. P. J. Veth. Leiden (Brill) 1880.
4. Dazu: D. D. Veth, Photograpbiseh Album. 145 Photogr. auf 75 Bll
Leiden (Brill) 1879. — Vgl. G. K. Niemann IG. II, 2, 300—302.
55) On tlie Name „Sumatra": JStrBAS. No. 4, 58— Cl.
56) G. P. Tolson Acbeb, commonly called Acbecn: JStrBAS. No. 5, 37 — 50.
57) Le Comte Meyners d'Estrey. L'ancien empire d'Atchin: Ann. de
l'Extr. Or. II, 257—266.
58) P. Arriens. Maleisch-Hollandsch-Atjehsche woordonlijst. Amsterdam
(de Bussy) 1880. VI, 94 pp. 8. — Vgl. J. J. Meinsma IG. II, 2, 487—491.
— S. aueb über den Charakter der Sprache die Aeussorungen von L. W. C.
van den Berg, W. P. Groeneveldt Notulen etc. XVII, 54. 57 — 58 und
Tolson in dem eben erwähnten Aufsatz p. 49.
59) L'abbe Favre. Notiee sur im curieux manuserit rapporte de l'Inde:
Congres provineial des Oriontalistes. Compte rendu de la troisieme Session.
Lyon 1878. Tome I, 222—231 und 1 Taf.
60) Notulen etc. 75—77.
g Kern, Malaiischer Archipel und Polynesien.
J. L. Nomntensen hat das Neue Testament in das Tobasche über-
setzt und von seinen Collegen Ä. Schreiber und C F. Leipoldt
wird demnächst eine Uebersetzung ebendesselben in den Angko-
laschen oder Nord-Mandailingschen Dialekt herausgegeben werden01).
Sitten der Lampong, namentlich was das Verhältniss der beiden
Geschlechter anbetrifft, schildert Horst**).
Von Sumatra wenden wir uns zu seiner continentalen und
insularen Nachbarschaft. Ein 19 Dialekte umfassendes vergleichendes
Vocabular63) hat die Straits Brauch of the Royal Asiatic Society
veröffentlicht, dasselbe enthält Wörter aus den Sprachen wilder
Stämme der malaiischen Halbinsel und Borneo's , ferner aus den
Sprachen von Nias, Palawran u. s. w. Die Aufsätze von Leech0i).
M<i.in-c/l6:') und rircffcnham*'') enthalten allerlei ethnographisches
Material über die wilden Stämme der Halbinsel, über die Sprachen
derselben aber leider nur ganz geringfügige oder gar keine Aus-
kunft. Ein Artikel des Globus663) bezieht sich auf das, was
Mtklueho - Maclay 1878 im JStrBAS. mitgetheilt hat. In wie
fern der Dialekt der Orang-Laut auf Billiton , wovon Riedel61) in
zwei Volksmärchen Proben mittheilt, zum Malaiischen im engeren
Sinne zu rechnen sei, ist bis auf weiteres nicht leicht zu ent-
scheiden. Die Insel Nias hat den Stoff geliefert zu den höchst inter-
essanten, dem Missionar Thomas zu dankenden Mittheilungen Cha-
telins über die Mythologie und Religion der Insulaner68). Gerade
wie die Niasser auch in andrer Beziehung sich der fremden, nament-
lich Indischen Einmischung und Cultur ferner gehalten haben und
deshalb den ostpohynesischen Stämmen ähnlicher sind als die höher
civilisirten Völker des Archipels, so zeigen auch ihre mythologischen
und religiösen Anschauungen eine unverkennbare Verwandtschaft mit
den ursprünglichen der Polynesier. Daran schliessen wir den Aufsatz
von Mess60) über die Mentawei-Inseln und ihre Bewohner.
61) Notuleu etc. 107— 108.
62) D. W. Horst, üit de Lampongs: IG. II, 1, 971 — 08:1
63) Comparative vocabulary of the dialects of some of the wild tribes
inhabiting the Malayan Peninsula. Borneo etc.: JStrBAS. No. 5, 125 — 156 mit
einem Holzschnitt. No. 6, 293—294
64) II. W. C. Leech. About Kinta. — Abont Slim and Bernam: JStrBAS.
No. 4, 21 — 45.
65) W. E. Maxwell, The Aboriginal Tribes of Perak : JStrBAS. No. 4, 46—50.
66) Frank A. Swettenham. From Perak to Slim, and down the Slim and
Bernam Rivers: JStrBAS. No. 5, 51 — 68.
66a) N. v. Miklucho-Maclay. Die Melanesier der Malaiischen Halbinsel:
Globus XXXVII, 7 — 10 mit Holzschnitten.
67) •/. Gr. T. Riedel. De Baning djoekoet singak en Baning seran njeroepak
amang. Twee volksverhalen in het dialekt der Orang Lawut of Orang Sekah van
Belitoeng: TITLV. XXVI. 264—273.
68) /,. N. II .1. Chatelin. Godsdienst en bijgeloof der N iassers : TITLV
XXVI, 109 — 167, vgl. 573 — 579. — Interessantes über den auf die Jagd be-
züglichen Aberglauben in der Abhandlung von ./. W. Ihomas. De jacht op
het eiland Nias: ebd. 274—282.
69) //. .1. Mess. De Mentawei-eilahden: TITLV. XXVI, 63—101.
Kern, Malaiischer Archipel und Polynesien. 9
Einige Stämme der Dayak behandelte van Bcrckel1") und ein
Stück aus der Mythologie der Dayak ist von Perham11) mitgetheilt
worden. Demselben Perham verdankt man eine Uebersetzung der
Psalmen in das Dayak, welche schon 1879 von der Society for
Promoting Christian Knowledge 72) herausgegeben worden ist.
Die Grenzen zwischen Mythologie oder Kosmogonie und den
Anfängen der beglaubigten Geschichte sind sogar bei sonst- sehr
entwickelten Völkern, z. B. den Indern, oft schwer zu ziehen. Es
kann deshalb nicht befremden, dass die Chroniken der Malaien,
Javaner u. s. w. so manches Fabelhafte enthalten, doch soll nicht
verkannt werden, dass neben legendenartigen Geschichten doch auch
ganz nüchterne Chroniken vorkommen. Ein derart trockenes, aber
vollkommen historisch gehaltenes und zuverlässiges chronologisches
Werk der Mangkasaren ist das von Zdgtvoet veröffentlichte Tage-
buch der Fürsten von Gowa und Tello, worin die Ereignisse vom
Jahre 1545 bis 1751 unserer Aera in schlichtem Stil verzeichnet
sind73). Eine auch sprachlich nicht uninteressante mangkasarische
Erzählung haben wir durch Antje Nanggong 74) kennen gelernt. —
Musschenbroehi:>) leitet den Namen Alfuren von portugiesisch forro
„frei" ab.
Ueber die Philippinen7") erschien schon früher von Canamaque71)
ein Werk, welches uns leider blos aus einer bibliographischen Notiz
bekannt geworden ist, sodass wir über den Inhalt nichts näheres
melden können, als was der Titel besagt. Von ganz besonderem
Interesse ist die Abhandlung Schadenberg's über die Negritos der
Philippinen 78J. In dem letzten Abschnitt dieser Abhandlung theilt
der Verfasser ein von ihm gesammeltes Vocabular mit, woraus
erhellt, dass „die Negritos eine eigene Sprache besitzen." Wenn
nun weiter als Resultat aufgestellt wird, dass diese Sprache „nicht
frei von den Einflüssen der Dialekte geblieben ist, welche die ma-
70) J. M. van Berclel. Iets over de Dajaks van Mountain en Njawan:
TITLV. XXVI, 423—433.
71) J. Perham. A Sea-Dyak Tradition of the Deluge and Consequeut
Events: JStrBAS. No. 6, 280—291.
72) Vgl. Ath. 1879, I, 536.
73) A. Ligtvoet. Transcriptie van het Dagboek der Vorsten van Gowa
en Tollo met vertaling en aanteekeningen: BTLVNI. IV. Vol^r. IV, 1—259.
74) I Koekang. Makassaarseh verhaal, bewerkt door Antje Nanggong.
Makassar (van den Dungeu Bille) 1879. — Vgl. G. K. Niemann Tijdschr.
voor Nederl. Indie N. S. IX, II, 473.
75) Wat zijn Alfoeren? IG. II, 1, 117 — 118. [Aus: Tijdschr. van het
Aardrijksk. Genootsch.]
76) Bibliography of the Eanguages of the Philippine Islands: TR. N. S.
I, 53. — Vgl. Jahresbericht 1879, p. 5.
77) F. Canamaque. Recuordos de Filipinas. Cosas, casos y usos de
armollas islas: vistos, didos y contados, con una carta; prologo del Excmo
Sr. Patricio de la Escutmra. Madrid (Simon y Osler & Juan Kodriguez) 1877
2 Vol. 1: XX, 310 pp. 2: XX, 276 pp. 8. — Vgl. IG. II, 2, 948.
78) A. Schadenberg. Ueber die Negritos der Philippinen: Ztschr. f. Ethnol.
XII, 133—174.
IQ Kern , Malaiischer Archipel und Polynesien.
lauschen Eingeborenen sprechen", so ist diese Darstellung des Sach-
verhalts als vollkommen unrichtig zu bezeichnen. Die Sprache
der Negritos weicht bedeutend von den übrigen philippinischen ab,
gehört aber zu derselben Familie , nur ist sie sogar ein wenig
malaiischer als die der übrigen Philippiner, welche Schadenberg
„malaiische Eingeborene" nennt. Mit andern Worten, die Negritos
stehen sprachlich den Malaien , Javanen und Dayak näher als die
Tagala, Bisaya und übrigen Philippiner thun. Die beträchtliche
Menge von Sanskritwörtern, welche in's Tagala aufgenommen worden,
lieferte dem Ref. den Stoff zu einem diese Lehnwörter betreffeneden
Aufsatz79). — Zwei Wörter der gegenwärtig in Ceram und Ambon
gesprochenen Dialekte, die der dort ursprünglich heimischen Sprache
entstammen, behandelte von Hoevell80). von Rosenberg s81) ethno-
graphische Skizze der Kei-Insulaner ist in das Französische über-
tragen worden.
Die Literatur über Madagaskar ist bereichert worden mit
einem neuen Werke Sibree's82), desselben, dem wir schon mehrere
Beiträge zur Kenntniss von Land und Leuten der grossen afrikani-
schen Insel verdanken. Obwohl das Buch keine Ansprüche auf
Wissenschaftlichkeit erhebt, gehört es wegen seines vielseitigen
Inhalts zu dem Besten, was über die Beschaffenheit des Landes
und über die Sitten, Gebräuche und Ueberlieferungen der Bewohner
in den letzten Jahren veröffentlicht worden ist. Ein anderes vorzüg-
liches Werk über die Geographie, Bevölkerung, Geschichte der
Insel und die Culturzustände des Volkes ist Dahle s63) Madagaskar
und dessen Bewohner , ein Werk , das wir nicht umhin können
anzuführen , wiewohl es schon vor einigen Jahren erschienen ist.
In dem Anhange über Malagasische Literatur finden wir ächte
Volksliteratur , nicht die kunstmässigen Producte von Europäern,
welche Dahle mit Recht unberücksichtigt lässt. Schliesslich ge-
denken wir noch der schon im vorjährigen Bericht beiläufig ge-
70) H. Kern. Sanskritsche woorden in het Tagala: BTLVNI. IV. Volgr
IV, 535—564.
80) G. W. W. C van Hoevell. Over de afleiding en beteekenis der woorden
„pela" en „kakian: T1TLV. XXVI, 102—103.
81) H. von, Rosenberg, Les iles Kei, notes ethnographiques : Ann. de l'Extr.
<>r. II, 231 — 235 mit einer Tafel.
82) J. Sibree. The Great African Island. Chapters on Madagasear. A
populär account of rccent researches in the physical geograpby, geology, and
exploration of llie country, and its natural history and botany; and in the origin
nid divisions, customs and language, superstitions, folk-lore, and religions beliefs
and practices of the different tribes. Together with illustrations of seripture
and early church history frorn Dative habits and missionary experionce. With
physical and ethnographical maps and four illustrations. London (Trübner & Co.)
1880, XII, 372 pp. 8. 12 sh. — Vgl. Cr. Gerland DLZ. 1880, 380;
/•;. <;. Ravemtein A<-. XVIII, 111.
83) L Dahle. Madagaskar og dets Beboere. Christiania (I)ybwad) 1876.
IS7 7 ID. VIII, 216 pp. 2 D. VIII, 397 pp.
Kern, Malaiischer Archipel und Polynesien. \\
nannten bibliographischen Zusammenstellungen in Trübner's Reeord84)
und erwähnen, dass wir von MarreS5) ein Vocabular in Französisch,
Mälagasy und Malaiisch zu erwarten haben.
Auf polynesischem Gebiete ist diesmal Erfreuliches geleistet
worden. Violette veröffentlichte ein samoa - französisch - englisches
und französisch -samoa -englisches Wörterbuch80), wobei die im
vorigen Jahresbericht erwähnte Grammatik desselben Verfassers
wieder abgedruckt ist. Neues Material für die Kunde des Dialektes
von Futuna findet sich in der von den französischen Missionären be-
arbeiteten Chrestomathie87) und in der von denselben veröffentlichten
Sammlung 88). Unter den melanesischen Sprachen hat die der Marshall-
insulaner eine gute Bearbeitung gefunden in Hernsheim's Beitrag zur
Sprache der Marshall-Inseln 89). Die geschichtlichen Ueberlieferungen
und Sagen einzelner polynesiseher Stämme bilden den Gegenstand
der folgenden Schriften, die dein Ref. nur dem Titel nach bekannt
sind : Stach's Skizze der Ueberlieferungen der Maori auf der Süd-
insel90), Btrgham's Südseesagen 9 ') , Gill's historische Skizzen aus
dem Leben der Wilden in Polynesien, mit Volksliedern92). Von
Fornander's Werk war schon oben die Rede. Im übrigen erwähnen
wir von ethnologischer Literatur nur noch eine Abhandlung von
Wake*"*)) weil in derselben gelegentlich auch die Classification
der polynesischen Stämme berührt wird.
Hiermit ist unsere Rundschau auf dem Gebiete der malaiisch-
polynesisch-melanesischen Sprachen beendet, was weiter angeführt
84» Literary Progress in Madagascar. — Hooks printed in Mälagasy and
Euglish in the Island of Madagascar. — Books printed in Mälagasy and French:
TR. N. S. I, 2—3. 59— 60. 139— 140. — Vgl. Jahresbericht' 1879 p. .V
85) Vocabulaire Francais-Malgaehe-Malais , par M. Aristide Marre: Ann.
de l'Extr. Or. II, 282—283.
86) L. Violette. Dictionnaire samoa- francais - anglais et francais - samoa-
anglais precede d'une grammaire de la langue samoa. Paris (Maisonneuve)
1S79. XCII, 468 pp. 8. fr. 20. — Vgl. H. C. JA. VII Ser., XV, 355. -
Zu Whittnee's Ausgabe von Pratt's Grammatik und Wörterbuch der Samoa-
Sprache mag nachträglich noch die Anzeige von A. lf Sayce Ac. XV, 285
verzeichnet sein.
87) Chrestomathie futunienne. Textes dans le dialecte de Futuna (Oceanie
centrale) publies et traduits par les missionaires maristes. Paris ^Leroux) 1879.
s. fr. 2. 50. — Vgl. Friedend BO. V, No. 207.
88) Philologie oceanienne. Textes originaux, grammaires, vocabulaires,
recueillis par les RR. PP. Maristes. I. Textes en langue Futuna (ilesHorn) 8.
fr. 2. — Vgl. BO. V, No. 222.
89) Franz Hernskeim. Beitrag zur Sprache der Marshall-Inseln. Leipzig
(Thiel) 1880. 101 pp. 8. mit Tafeln. M. 2. — Vgl. A. F. Pott ZDMG.
XXXV. 506—514.
90) J. W. Stack. Sketch of the Traditional History of the South Island
Maoris. YVith a Map: Transactions of the New Zealand Institute X, 187 7.
— Vgl. BO. V, No. 227.
91) F. Birghain. Südsee-Sagen: Globus XXXVIII, 72—74.
92") W. W. GUI. Historical Sketches of Savage Life in Polynesia; with
illustrative Clan Songs. Wellington (Didbury) 1880. — Vgl. BO. V, No. 214.
93) C. Staniland Wake. Notes oh the Polynesian Race : JAI. X, 109 — 122.
— Dazu Discussion: obd. 122 — 123.
]2 Kern, Malaiischer Archipel und Polynesien.
wird in Bezug auf die Papua soll als Anhang batrachtet werden.
In wie fern einzelne Stämme der Papua mit Recht in sprachlicher
Hinsicht gänzlich von den Malayo-polynesiern getrennt werden, ist
eine Frage , deren Erörterung nicht hierher gehört. Nur soviel
darf behauptet werden, dass der Gegenstand bis jetzt mit un-
genügenden Hilfsmitteln behandelt worden, und schon deshalb die
bisher erzielten Resultate keinen Werth haben , abgesehen davon,
dass sie offenbar auf ethnographischen Voraussetzungen beruhen,
mit denen die Linguistik nichts zu thun hat. Glücklicherweise nimmt
allmälig das zu einer gründlicheren Untersuchung erforderliche
Material zu. Als brauchbares Hilfsmittel zur Erlernung des Mafor-
(Nufoor)- Dialektes von Neu-Guinea kann gelten die von Geissler an-
gefertigte, von van Hasselt revidirte Uebersetzung von Zahn's bibli-
schen Erzählungen94). In einer Schrift von Stone über Neu- Guiüea
kommt, wie Ref. aus einer Anzeige von Mosenberg erfahren hat, ein
kleines Vocabular der Motu-Sprache vory5). Ein dankenswerthes Vo-
cabular mehrerer Sprachen von Neu-Guinea enthält das 1879 von dem
königl. Institut für Niederländisch-Indien herausgegebene Reisewerk96).
Lawes'91) Notizen über die Motu und andere Stämme bringen in
sprachlicher Beziehung nichts Neues , da die von ihm erwähnte
nähere Zusammengehörigkeit der von den Koitapu und Koiari ge-
sprochenen Dialekte schon früher constatirt worden ist. Zwei
Artikel Galton 's98), in denen auch einiges Sprachliche vorkommt,
sind nur eine Reproduction von Mittheilungen Mihiucho-Maelay'%
aus dem Jahre 1876.
94) J. G. Geissler — J. L. van Hasselt. Faijasi riyo refo Manseren
Allah bieda, kiawcr kwaar ro woos Wbrando be woos Noefoor. Bijbelsche Ge-
schiedenissen van F. L. Zahn, vertaald in de Papoesch - Noetborsehe taal.
Utrecht (Kemink & Z.) 1880. 280 pp. 8. 11. 3.
95) Octavius C. Stone. A few months in New Guinea. London 1880. —
Vgl. C. H. B. von Rosenberg IG. II, 2, 145.
96) Reizen naar Nederlandsch Nieuw - Guinea ondernomen op last der re-
geering van Nederlandsch-Indie in de Jaron 1871, 1872, 1875—1876 door de
Heeren P. van der Grab en J. E. Teysmann, J. G. Coorengel en
A. J. Langeveldt van Hemert en P. Swaan met geschied- en aardrijks-
kundige toelichtingen door P. J. B. C. Robide van der Aa. Uitgegeven door
het kon. instituut voor. de taal-, land- en volkenkunde van Nederlandsch-Indie.
Met kaarten. 's Gravenhage (Nijhoff) 1879. XLII , 480 pp. 8. fl. 5. [Darin
p. 436 — 449: Vergelijkonde woordenlijst der talen van Tidor, Misool, Toeboeroe-
asa, Kapauer, Karas, Ohin en van de Humboldtbaai — mit Einleitung und Be-
merkungen von R. v. d. A] — Vgl. Ann. de l'Extr. Or. II, 205. -
97) W. G. Lawes. Ethnological Notes on the Motu, Koitapu and Koiari
Tribes of New Guinea: JAI. VIII, 369—377.
98) ./. C. Galton. Further Notes lipon the Papuans of Maclay Coast,
New CJuinua: Nature XXI, 304—206. 226—229.
13
Vorderindien.
Von
J. Klatt.
Die als Hilfsmittel zur Erlernung des Sanskrit bewährten Hand-
bücher von Max Malier1), Kielhorn2) und Stenzler2) sind in neuen
Auflagen erschienen, neben denen das schon 1879 erschienene erste
Heft einer Elementargrammatik des Portugiesen de Vasconcelloß-
Abreu*) nachträglich erwähnt sein mag. Anundoram Sorooah's5)
Sanskrit-Grammatik aus dem zweiten Bande seines English-Sanskrit
Dictionary ist auch besonders zu beziehen. Dieselbe ist nur ein
Auszug aus einer grossen, auf 12 Bände berechneten, mit reich-
lichen Beispielen aus der Literatur versehenen Sanskrit-Grammatik,
welche derselbe später zu veröffentlichen gedenkt6). Die Um-
schreibung des Sanskrit behandelt von neuem Whitney '). Hieran
schliessen wir sogleich einige andere grammatische Untersuchungen
von demselben8- 9) und Lanman l0, n), unter welchen wir die grössere
1) F. Max Müller. A Sanskrit Grammar for Begiuners, in Devanagari
and Roman Letters throughout. 2. Ed., Revised and Aceentuated. London,
Longmans 1880. 312 pp. 8. 7 s. 6 d. (Abdruck nach der 2. ed., London ISTti |
2) F. Kielhorn. A Grammar of the Sanskrit Language. 2. Ed., Revised.
Bombay, Education Society's Press 1880. XVI, 26G pp. 8. Rs. 2 2 a. [Trübner:
8 s.]. (The Bombay Departmental Sanskrit Grammar).
3) Adolf Friedr. Stenzler. Elementarbuch der Sanskrit-Sprache. Gram-
matik, Text, Wörterbuch. 4. verb. Aufl. Breslau, Koehler 1880. 127 pp. 8. M. 4.
4) Cr. de Vasconeellos-Abreii. Principios elementares da grammatica da
lingua säoskrita. Parte I. Phonologia. Lisboa, Imprensa nacional 1879. 48 pp.
8. — Vgl. A. Bergaigue RC. 1879, II, 449; Ac. XVI, 29.
5) Anundoram Rorooah. Higher Sanskrit Grammar or, Gender and
Syntax, with Copious lllustrations t'rom Standard Sanskrit Authors, and Referencos
to Latin and Greek Grammars. Calcutta, Khetramohana Mukherjea 1880. VI,
296 pp. 8. Rs. 6 [Trübner 16 s.]. — Vgl. Jahresber. 1879, p. 40 No. 18.
6) TR. N. S. II, 158. — Vgl. A New Sanskrit Grammar: Ac. XXII, 70.
7) Whitney. On the Transliteration of Sanskrit: PAOS. Oct. 1880,
XVII— XX. — Vgl. dazu: R. PLsehel BKIS. VI, 274—5.
8) Whitney. On the Rules of External Combination in Sanskrit: ebd.
May 1 880, XII - XIV.
9) W. D Whitney and W. Hashell. Statistics of External Vowel - Com-
bination in the Rig- and Atharva-Vedas : ebd. Oct. 1880, III — V.
10) C. R. Lanman. On Catalectic Vedic Verses of Seven Syllables: ebd.
May 1880, VIII— IX.
11» Charles R. Lanman. A. Statistical Account of Noun-Inflection in the
Veda: JAOS. X, 325—601. 1 Tab. (Auch sep. u. gl. T. New Haven 1880.
14 Klaff, Vorderindien.
Abhandlung Lanman's besonders hervorheben, enthaltend eine Sta-
tistik der Declinationsformen des Rig- und Atharvaveda, welche
aus dem Vorkommen der Formen mannichfaltige Schlüsse auf das
Alter der einzelnen Hymnen zu ziehen gestattet. Statistisch wie
die Arbeiten der Amerikaner ist eine Untersuchung von Brunn-
hofer12), welche die vedischen Infinitivformen unter den Rubriken
der einzelnen Sängerfamilien zusammenstellt und daraus Schlüsse
auf dialektische Verschiedenheiten zieht. Eine schöne, erschöpfende
Darstellung der Syntax des vedischen Accusativs verdanken wir
GaedicJce13), so dass nun beinahe sämmtliche Casus des Veda ihre
Monographien erhalten haben. Eine neue Sammlung von Benfey's li)
Aufsätzen, und zwar diesmal der in den Göttinger Nachrichten
1877 — 80 zerstreuten, enthält zehn grössere Abhandlungen und
einige Kleinigkeiten über Sprachwissenschaft, Sanskrit- Grammatik,
Veda-Erklärung u. s. w. Auch eine Fortsetzung von Benfey's15)
„(1>uantitätsverschiedenheiten'i fällt in das Berichtsjahr. Ossowsk/'1'")
bespricht die Aussprache von c, c und ch, Mayr™3) handelt „über
den phonetischen Werth der Mediae aspiratae im Altindischen" :
Kuhn11) giebt eine Notiz zur Geschichte der Tenues aspiratae;
Wackernagel lb) handelt im Verlaufe einer sprachvergleichenden
Abhandlung über den Genitiv der Nomina auf tri und andere
gleich diesem auf ur ausgehende Genitivformen ; Vanden
Gheyn19) erörtert die bekannte Thatsache, dass die 8. Classe
der Sanskrit -Verben von der 5. nicht verschieden sei, leider ohne
27G pp. 8. doli. 2 [Lpz., Harassowitz: M. 12]). — Vgl. A. Weber DLZ. II, 478;
Windisch LC. 1881, 1651; H. Cullitz BKIS. VII, 176—84; TR. N. S. II, G4.
123; A. Barth RC. N. S. XII, 25. — [Dasselbe Heft des JAOS. enthält auch
John Avery's Artikel: Contributions to the History of Verb-Inflection in Sanskrit,
dessen schon im Jahresber. f. 1877, I, p. 87 No. 14 gedacht wurde.]
12) Herrn. Brunnhofer. Ueber dialektspuren im vedischen gebrauche der
infinitivformen : ZVglS. XXV, 329—77.
13) Carl GaedicJce. Der Accusativ im Veda. Breslau, Koebner 1880.
II, 290 pp. 8. M. 7.20. — Vgl. H. Zimmer DLZ. I, 94; M. Holzman
Zeitschr. f. Völkerpsych. XIU, 168—78; Osthof LC. 1882, 87.
14) 77/. Jiciifey. Vediea und Linguistica. Strassb., Trübner; Lond.,
Trübner 1880. 248 pp. 8. M. 10.50. — Vgl. LC. 1881, 671; J. Eg geling
lAnt. X, 156.
15) Th. Benfey. Die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und
Pada-Texten der Veden. Fünfte Abhandlung. Composita, welche, am Ende eines
vorderen Gliedes a, i. u in der Samhitä lang, im Pada kurz zeigen. Ahth. 1. 2.
Göttingen 1880. 35. 34 pp. 4. (Abh. d. K. Ges. d. Wiss. zu Gott. XXVI).
16) •//'/ ■/. Ossowshi. Ueber den lautwerth einiger palatale im sanskril
Königsberg, Beyer 1880. 32 pp. 8. M. 1. (Diss.).
L6 a) Muijr Auril. Az ugy nevezett lagy aspiratäk phoneticus ertekerol
az 6-indben. Budapest, Akad. 1879 (Umschl. 1880). 98 pp. 60 kr. (lSrteke-
zesek a ayelv- es szeptudomänyok körebol. Kötet VIII. Szäm VII.)
17) E Kuhn Miscellen. (No. \): ZVglS. XXV, 327.
isi ZVglS. KXV, 287 291.
19 ./ Vanden Gheyn. Note sur la 8e classe des verbes sanscrits: Bull
de l'acad, royale de Belg. II Scr., L, 49 — 64 (vgl. 45 — 47). (Audi sep, Bruxelles,
Hayez L880 18 pp. 8.)
Klatt, Vorderindien. 15
von Brugman's viel gründlicherer Untersuchung" aus dem Jabre
1878 Kenntniss zu haben; Aufrecht20) endlich weist für die
von den Grammatikern gelehrten pejorativen Verbalformen auf
aki ein faktisches Beispiel aus dem Kaushitaki Brahmana nach.
Zum Beweise, dass das Sanskrit in Indien gegenwärtig keine todte
Sprache sei, übersetzt Williams*1) einen in Sanskrit geschriebenen,
an den dem Orientalisten - Congress zu Berlin vorgeführten Hindu
gerichteten Brief. Beüins 22) Aufsatz über das Alter des Sanskrit
ist für die Wissenschaft unfruchtbar.
Böhtlmgk's 23) Sanskrit -Wörterbuch in kürzerer Fassung ist
um eine Lieferung vorgerückt. Jacobi'li) trennt das neuere sukha
von dem vedischen sukha „gute Naben habend" und stellt die An-
sicht auf, dass kha in dem modernen sukha und duhkha durch
präkritischen Lautwandel aus shtha entstanden sei. Ueber die Be-
deutung von cramana handelt Beal'ih). Kern26) stellt die in die
Hauptsprache der Philippinen, das Tagala, aufgenommenen Sanskrit-
wörter zusammen und führt bei dieser Gelegenheit das vor dem
zehnten Jahrhundert nicht nachweisbare tulasi wegen des malaiisch-
javanischen sulasi sulasih auf älteres surasi für surasä zurück, wo-
durch eine Bemerkung Jacobi's über den Namen Sulasadatta (IAnt.
VII, 254) glänzend bestätigt wird.
Das diesjährige Heft der Palaeographical Society27) enthält
an indischen Handschriften Facsimiles zweier Palmblätter, und zwar
aus einer nordbuddhistischen und einer Jaina-Handschrift. Halevy
soll mit einer Untersuchung über den Ursprung der indischen
Schrift beschäftigt sein 28). Eine Art Stenographie des Sanskrit
(resp. des Hindi), in welcher selbst für die Ziffern einfachere Zeichen
erfunden sind, enthält ein dem Orientalisten - Congress zu Berlin
vorgelegenes Heft29).
20) Th. Auf recht. Ueber eine seltene Verbalforui : ZDMG. XXXIV, 17;") — G.
21) Monier Williams. Sanskrit as a Living Language: Ath. 1880
II, 532—3.
22) Gasjiard B ellin. Antiquite de la langue sanscrite: Congres provincial
des orientalistes. Compte reiidu de la III« sess. Lyon 1879. I 1880, 139 — 52.
23) Otto Bohtlingh. Sanskrit -Wörterbuch in kürzerer Passung. Th. 2
Lief. 1. St. Petersburg 1880. 160 pp. 4. M. 4. 20.
24) Herrn. Jacobi. Ueber sukha und duhkha: ZVglS. XXV, 438—40.
25) Samuel Beal. Remarks on the Word Sramana: IAnt. IX, 122.
26) H. Kern. Sanskritsche Woorden in het Tagala: BTLVNI. IV Volgr.,
IV, 535—64.
27) The Palaeographical Society. — Facsimiles of Ancient Manuscripts.
Oriental Series. Edited by William Wright. PartV. No. 57. Ashtasahasrikä-
prajnäpäramitä. Sanskrit. [XIII th Cent.]. No. 58. Achäränga. Sanskrit. A.D. 1291.
London 1880. fol.
28) Ath. 1881 I, 625.
29) Cabdoeeärana. Hindi Primer, in „New Hindi" Character, illustrating
the Principle of Sanskrit Phonetic Writing by Bäbu Narina Chandra Rdi.
(Tit. handschriftl.) Agra s. a. 12 pp. 8. lith.
16 Klaff, Vorderindien.
Ueber die während des Jahres 1879/80 in der Provinz Bombay
neuaufgefundenen Sanskrithandschriften und deren Katalogisirung
handeln amtliche Berichte von Bühler'60) und Bhandarkar 31).
Dem Bericht Bühler's, dem letzten vor seinem Abgang aus Indien32),
entnehmen wir, dass in den alten Bhandärs von Anhilwäd-Päthan
und von Cambay wichtige brahmanische Handschriften gefunden
sind, und dass ein Katalog der Samghavina Pada Library in Päthan,
welche sehr alte Jaina - Handschriften enthält, in Vorbereitung ist
(Juni 1880). Die Sanskrit - Handschriften des Mahäräjä von Bi-
kaner werden beschrieben in einem von Hariccandra Qästri be-
gonnenen und nach dessen Tode von Räjendraldla MitraZd) zu
Ende geführten Katalog, welcher ca. 1200 Werke, darunter besonders
viele Smriticästra, aber auch z. B. eine grössere Anzahl Jaina -Werke
enthält. Ausserdem nennen wir die Fortsetzungen der Handschriften-
Kataloge für Bengalen 34), Oudh 35) und Nordwest-Provinzen 36), ein
nach dem Schema dieser Kataloge von Oppert*1) im Auftrage der
Regierung von Madras begonnenes Verzeichniss der literarischen
Schätze Südindien's, dessen vorliegender Band 8376 Handschriften
enthält, und den Schluss von Burnell's 3S) Katalog. Räjendraldla
Mitra s9) handelt über einige in bengalischer Schrift geschriebene
30) No. 11 Ot 188U — 81. From Dr. G. Bühler, Edueational Inspector,
N D. to K. M. (jliatüeld, Director of Public Instruction, Bombay. 5 pp. fol.
Datirt Ahmedabad, 8*h June 1880. — Vgl. IAnt. X, 43—6.
31) To K. M. Chatrield, Esq., Director of Public Instruction, Poona. Bom-
bay, 7"1 July 1880. 37 pp. fol. Unterzeichnet li. G. Bhandarkar.
32) Dr. Bühler's Betirement: TR. N. 8. I, 08. — Ath. 1880 II, 008
(über oinen Artikel der Times of India).
33) A Catalogue of Sanskrit Manuscripts in tbe Library of His Highness
the Mahäräjä of Bikäner. By Räjendraldla Mitra. Published ander Orders
of the Government of India. Calcutta, Baptist Mission Press 1881». XII, 74;") pp.
8. — Vgl. Ath. 1881 I, 142.
34) Notices of Sanskrit MSS. by Räjendraldla Mitra. Published under
Orders of the Oovernmcnt of B.engal. Vol. V — Part II. No. XV. For the Year
1S7H. Calcutta. Baptist Mission Press 1880. 8. (Vol. V eompl. XXXI, 317
pp. 5 Taf.)
35) A Catalogue of Sanskrit Manuscripts in Oudh, prepared by Pandit
Di ri Pra8dda. Fase. XII Allahabad, N.-W. P. and Oudh Government Press
1880. :'.:> pp. 8.
3G) A Catalogue of Sanskrit Manuscripts in the North-Western Pravinces
Corapiled by Order of Government, N.-W. P. Part V. Allahabad, N.-W. P
and Oudh Government Press 1880. 207 pp. 8. (p. 141 IT. Appendix. —
A Classified List of MSS. Purchased for the Library of Sanskrit College, Be
nares, from Jan., 1S7(>, to April, 1880.)
37) Lists of Sanskrit Manuscripts in Private Libraries of Southern India
Compiled, arranged and indexed by Gustav -Oppert. Vol. I. Madras, Govern-
ment Press L880. VII. 620 pp. 8. £ 1 1 s. — Vgl. RC. N. S. X, 341.
38) A Classified Indes to the Sanskrit Mss. in the Palace at Tanjore. Pre-
pared for the Madras Governmenl by A. ('. Burnell. Part III. Drama, Epics,
Puränas and Tantras, Indices (by 11. Host). London. Trübner lsso. XII.
161— 239 p|i. 4 10s. — Vgl. The Sanskrit Mss. in the Palace at Tanjore
Ath issn [, 823; IAnt x . 23; -I Barth Rev. de l'hisl des rel. III, 95.
39) Räjendraldla Mitra. Old Palm-Leaf Mss.: PASB. 1880, 4—5.
Rlatt, Vorderindien. 17
Palmblatthandschriften , von welchen die älteste das Datum Aera
des Lakshmanasena 102 = 1208 n. Chi-, trägt, und über eine
alte Palmblatthandschrift des Setubandha40). Notizen über die
in Britisch Barma vorhandenen Sanskritwerke enthält der unter
No. 198 genannte Bericht Forchhammer's. — Ueber die in Britisch
Indien gedruckten Bücher geben die vierteljährlich erscheinenden
officiellen Kataloge (s. E.Kuhn, Jahresber. 1876— 77. I p. 37 No. 13)
in jeder Beziehung befriedigende Auskunft. Da dieselben aber nicht
im Handel und schwer zugänglich sind, so verweisen wir auf die
Verzeichnisse der von Trübner importirten indischen Drucke in
Trübner's Record (bes. N. S. IT, 73), ferner auf Indian Antiquary,
Febr. 1881, Umschlag u. s. w.
Eine Sanskrit-Literaturgeschichte, verbunden mit einer Skizze
der Literaturen der andern arischen Völker ist von einer ameri-
kanischen Dame41) herausgegeben worden. Weber*2) veröffentlicht
in einzelnen Nummern der Deutschen Litteraturzeitung kurze, aber
inhaltreiche literarische Notizen aus Indien. Auf ein Paar indische
Stimmen über seine Literaturgeschichte und eine Hindi-Uebersetzung
derselben macht Weber 4:!) selbst aufmerksam. Einen Nekrolog auf
Westergaard verdeutscht Bczzenberyer**) nach dem Dänischen.
.An Stelle des eingegangenen Pandit erscheint in Benares unter
üriffith's und Thi'baufsi5) Leitung ein der Herausgabe ungedruckter
Sanskrit - Texte gewidmetes Sammelwerk. Die für den nämlichen
Zweck bestimmte Punaer Sammlung46) ist bis zum Schluss des
dritten Bandes gelangt. Der erste Band einer in Calcutta erschei-
nenden Zeitschrift47) enthält Theile des Pätanjaladarcana, Sämaveda,
Däyabhäga, Panini u. s. w.
40) Rdjmdraldla Mitra. On a Palin-Leaf MS. of the Setubandha, C72
Years old: ebd. 119—22.
41) Laura E. Poor. Sanskrit and Its Kindred Literatures. Studies in
Comparative Mythology. Boston, Roberts Bros. ; Lond., Kegan Paul 1880. VIII,
468 pp. 8. doli. 2 [Brockhaus: M. 6]. — Vgl. Ac. XX, 145.
42) A. Weber. Litterarisehe Notizen aus Indien: DLZ. I, 81—2. 113.
395—6. 432.
43) Verb. d. Orientalisten-Congresses 1881. I, p. 89.
44) Niels Ludvig Westergaard. Von V. Tliomsen. In den Uebersichten
über die Verhandlungen der K. Dänischen Ges. d. Wiss. 1878. Uebers. von
A. Bezzenberger : BKIS. V, 248—64.
45) Benares Sanskrit Series. A Collection of Sanskrit Works edited by
the Pandits of the Benares Sanskrit College , under the Superintendence of
Ji. T. H. Griffith and G. Thibaut. Fase. I. (Special tit. des ersten Heftes
s. unter Astrologie). — Vgl. F. Max Müller. A new Sanskrit Journal: Ath.
1880 I, 504; TR. N. S. 1 , 100.
46) Käwyetihäs Sangraha; or a Collection of Histories, Poems, etc
Vol. II. No. 1—12. Vol. III. No. 1—12. Poona, Shiwäji Press 1879—80.
Die No. gewöhnlich 48 pp. 8. Pro No. 8a.
47) Arsha-vidyä-sudhanidhi. Reservoir of the Nectar of the Learning of
the Risbis or Sages. A Monthly Journal. Edited by Vrajandth Vidydratna
and Brahmavrata Sdmddhydyi. Vol. I. No. 1 — 12. Calcutta, Dharuia Press
187 9. Die No. c. 60 pp. 8. 8a. od. Re. 1.
Jahresbericht 1880. 2
13 Klatt, Vorderindien.
Auf dem Gebiete der vedischen Literatur nennen wir zunächst
eine englische Uebersetzung der ersten Abhandlung aus Rottis**)
Buche „Zur Literatur und Geschichte des Weda". Max Müllers*9)
Hibbert Lectures sind auch in deutscher Uebersetzung erschienen.
Der Vedärthayatna 50) gelangte im Decernberheft von 1880 bis
zum 27. Hymnus des 3. mandala. Wegen des von Dayänand
Sarasvati herausgegebenen Rigvedabhäshya und Yajurvedabhäshya,
welche den Samhitä- und Pada-Text des Rig- und Yajurveda nebst
Hindi - Uebersetzung enthalten, ferner wegen einer Ausgabe des
Rigveda mit bengalischer Uebersetzung und einer Ausgabe des für
gewisse Prüfungen bestimmten Theils des Rigveda verweisen wir
auf die indischen Kataloge (die Titel findet man auch in den
Jahresber. d. Geschichtswiss. 1880. I p. 7 f.). KerbaheroV) über-
setzt sechs auf den Manencult bezügliche Hymnen an Yama, Agni,
Mrityu, Vicvedeväs, Pitaras und Püshan. Kluge'0'1) handelt in seinen
Kleineren Bemerkungen über Rv. I, 6, 3, über die Wurzel trip
(rauben) und über das ana.% AeyofASvov äprä (stark) Rv. I, 132, 2,
Aufrecht 53) erklärt ni tundate Rv. I, 58, 1 als eine Corruption
für nu tandate, Benfey 54- r>) handelt über das Wort äsuta „in un-
richtiger Weise gepresst" Rv. VII, 26, 1 und erklärt vam, Rv. X,
28, 7 aus vram für varam, Holsman56) zieht eine Parallele zwischen
den Psalmen und Rigveda - Hymnen in Bezug auf die Ausdrücke
aus der Enge in die Weite bringen (aus der Noth befreien) und
abhi gir und abhi svar. Ueber Gleichnisse und Metaphern im
Rigveda, unter anderm auch über den metaphorischen Gebrauch
des Wortes go handelt Bergaigne01). Perry58) kündigt eine für
das Journal der American Oriental Society bestimmte Untersuchung
48 1 Jlud. Roth. On the Literature and History of the Veda. Transl. by
John Muir. Calcutta, Ghosh 1880. 42 pp. 8. Rs. 2.
49) F. Max Müller. Vorlesungen über den Ursprung und die Ent-
wickelung der Religion mit besonderer Rücksicht auf die Religionen des alten
Indiens. Strassburg, Trübner 1880. XVI, 431) pp. 8. M. 7.
50) The Vedärthayatna or an Attempt to Interpret the Vedas . . . Vol. III.
No. 16. 17. Compl.: Vol. III. (Hymns 122—191.) Bombay, Nirnaya - Sägar
Press. Peb. 1880. 1029, 23 pp. 8. — Vol. IV. No. 1—10. ib. March-Dec.
1880. p. 1—640. 8. Pro No. 10a. [Trübner: 3s. Cd.].
öl» M. Kerhüker. 11 culto dei morti nelle piü antiche tradizioni ärie:
Giornale Xanoletano N. S. IV, 173 — 204.
52) F. Kluge. Kleinere bemerkungen: ZVglSpr. XXV, 309—14, vgl.
Vi'. Roth ebd. 6013.
53) 7'. Aufrecht. Deber ni tundate: ebd. 4;}5 — G.
54) C'itt Nachir. isso, 19—20.
55) Theod. Benfey. Vam, im Rigveda X. 28, 7: ebd. 193—7.
56) I M-l Hohman. Zu den Psalmen und den Rgveda-Hymnen : Zeitschr.
f. Völkerpsych. u. Bprkchir. XII. 251 — 2.
:>! > Abel Bergaigne. Quelques observations sur los figures <1<' rhetor^que
dans le Rig-Veda: MSLP. IV, 96—137. (Auch sei.. Paris, Vieweg 1880. 42
pp. 8. IV. 2). — Vgl. C. P. Tide Thcol. Tijdschrift XIV, 520—2; C. de
Harlez Rot eril Intern. 1881, 12 — C.
58; A'. I). Perry. On [ndrain the Rig-Veda: l'AOS. Oct. 1880, XIII— XV.
Klatt, Vorderindien. 19
über Indra im Rigveda an. Zwei Essays von K. M. Banerji™)
handeln angeblieh über die Bedeutung von Asura im Rigveda und
über den Ursprung des Agni-Cultus. Die Taittiriya - Samhitä fi0)
nebst Sayana's Commentar wurde in Madras mit Telinga-Buchstaben
gedruckt. Garbe C1) publieirt in seiner Abhandlung über die
Pravargya - Ceremonie den Pravargya - Pracna in Text und Ueber-
setzung als specimen der von ihm beabsichtigten Ausgabe der
Apastamba - Crautasutras. Hillelrandl62) handelt über das Darca-
ptirnamäsa- d. h. Neu- und Vollmondsopfer auf Grund von Kätyäyana's
und andern Crautasütra. Von Wichtigkeit für die Exegese des
Atharvaveda ist die Auffindung von Sayana's Commentar zu dem-
selben, über welche zwei Briefe Shankar P. Pandit's und Max
Müllers63) an die Academy den ersten Bericht geben. Ueber den
im nächsten Jahrgang zu erwähnenden Index verborum Whitney's
zum Atharvaveda handelt eine vorläufige Notiz64).
Die alte epische Poesie hat auch in diesem Jahre nur in
HbÜzmann65) einen wissenschaftlichen Bearbeiter gefunden, und
zwar sind es diesmal die Sagen vom heiligen Agastya, welche er
einer Kritik unterzieht und in welchen er noch ein Korn wirklicher
Geschichte zu finden glaubt, Auch Murr66 7) hat, wieder aus-
gewählte Stellen des Mahäbharata übersetzt. In Bezug auf das
Rämäyana nennen wir zwei Fortsetzungen Calcuttaer Ausgaben 68 9),
eine Ausgabe von Madras in Telinga-Schrift70), den Anfang einer
.59) K. M. Banerji. Two Essays as Supplement to the Arian Witness.
Calcutta, Thacker 1880. VII, 79 pp. 8. Re. 1. , [Trübner: 3s.]
60) Taittiriya Sanhitä. Part I— VI. Madras, Adi Kala Nidhi Press 1879.
240 pp. 8. 4 a. pro Part. (Sansk. in Telugu char.).
61) Richard Garbe. Die Pravargja- Ceremonie nach den Apastamba-
Qrauta-Sütra mit einer Einleitung über die Bedeutung derselben: ZDMG. XXXIV,
319—70. — Vgl. A. Barth Rev. de l'hist. des rel. III, 77.
62) Alfred Hillebrandt. Das altindisehe Neu- und Vollmondsopfer in
seiner einfachsten Form. Mit Benutzung handschriftlicher Quellen dargestellt.
Jena, Fischer 1879 (Umschlag: 1880). XVII, 199 pp. 8. M. 7. — Vgl.
R. Garbe GGA. 1880, 784—9; H. Oldenberg BLZ. I, 159; Ac. XVII,
327; A. Burneil IAnt. IX, 292.
63) Shankar Pandarang Pandit. Discovery of Sayana's Commentary on
the Atharva Veda : Ac. XVII, 423—4. (Auch IAnt. IX, 199—202). - F. Max
Müller, u. gl. T. Ac. XVII, 439. (Auch IAnt. IX, 202—3).
64) PAOS. May 1880, II. VI.
65) Adolf Holtzmann. Der heilige Agastya nach den Erzählungen des
Mahäbharata: ZDMG. XXXIV, 589—96.
66) John Muir. Metrical Versions from the Mahäbharata: IAnt. IX, 29.
52. 87. 141—2.
67) [John Muir.] Further Metrical Translations with Prose Versions from
the Mahäbharata. s. 1. e. a, (Edinburgh 1880). 18 pp. 8. nebst 1 Blatt Nachträge.
68) Välmiki-Eämäyanam. Cantos 58 to 70 of the Bäla Kanda. Edited by
KAU Mohun Bhatt/tchärya. Calcutta 1880. 56 pp. 8. 8 a.
69) Rämäyana, Part VIII (Ayodhyä Kanda). Edited by Mahimä Chandra
Bhaüächärya. Calcutta 1880. 128 pp. 8. Re. 1.
70) Rämäyana, edited by Sarasvati Tiruvenkatdchdrya. (Telugu Cbar.)
Madras 1878. IV, 472 pp. [Trübner: 18 s.].
2Q Klaff, Vorderindien.
für Unterrichtszwecke bestimmten Ausgabe von Peterson11) und
einen Essay von Ctist"'-), der freilich zu den weniger gelungenen
der Sammlung gebort. Von Puräna's sind erschienen das Bhägavata-
Puräna73), das Adhyätma- Rämäyana74- 5) (Theil des Brahmända-
Puräna), das Devibhägavata-Puräna 76), Saptacati77) aus dem Mär-
kandeya-, Brahmottarakhanda78) aus dem Skanda - Puräna. Die
Ausgabe des Väyu - Purana 7y) in der Bibliotheca Indica ist bis
Fase. 6 und damit zum Scbluss des ersten Bandes gelangt. Ueber
die auf der Insel Bali vorhandenen Recensionen des Brahmända-
Puräna und Uttarakända bat H. N. van der Timk*1*) kurze Nachricht
gegeben. Von den sogenannten Mahäkävya nennen wir Ausgaben des
Raghuvanca81- -), Kiratarjuniya83), Naishadhiya 84), von andern äbn-
licben Werken eine des Campubhärata85). An die im vorigen Jahre
(p. 47 No. 7-r>) besprochene neue Uebersetzung der Räjataranginl
71) The Rämäyana with Notes, for the Use of Schools. Edited by P. Peterson.
Book I. Bombay, Nirnaya Sägar Press 1879. 229 pp. 8. 14 a.
72) Robert Needham Cust. The Rämäyana : a Sanskrit Epie: Linguistic
and Oriental Essays. No. III. p. 5G— IOC. 1 Karte.
73) Shrimat Bfaägawat, or the Bhägawat Purän by the Reputed Author
Wyäs with a Commentary in Sanskrit, by Shridhar; in two vols. Bombay.
Ganpat Krishnäji's Press 1880. 842 leaves. obl. 4. Printed with moveable
types. Rs. 12. [Trübner: £ 2. 10s.],
74) Adhyätma Rämäyan. Benares, Bäränasi Prasäd, printer, 1878. 125
pp. 8. lith. Rs. 4. 4 a.
75) Atha Adhyätma Rämäyanam. Bombay, Nirnaya Sägar Press 1880.
422 pp. 8. Printed with moveable types. Re. 1. 4a. [Trübner: 7 s. 6d.]. Reprint.
76j Atha Shri Dewi Bhägawata. A Purän in Glorification of the Goddess
Dewi, with a Commentary. Bombay, Jagadishwar Press 1880. 1522 pp. obl. 4.
Lith. Reprint. Rs. 9. 8a. [Trübner: £ 2. 2s.].
77) Atha Saptasatf, from the Märkandeya Puräna. Poona, Writta Prasärak
Press 1880. 170 pp. 8. Lith. Reprint. 12a.
78) Atha Brahmottar Khand, or a Purän of that Name. Bombay, Bäpu
Sadäshiw's Press 1880. 72 leaves. 4. Lith. Reprint. Re. 1. 4a. [Trübner: 7s. 6d.].
79) The Väyu Puräna: a System of Hindu Mythology and Tradition. Edited
by Räjendral&la Mitra. Vol. I. Calcutta, Kälika Press 1880. VII, 540 pp.
8. (Bibliotheca Indica. N. S.)
80) Notulen v. d. Alg. en Best.-Vergad. v. h. Bataviaasch Genootsch.
v. Künsten en Wetensch. XVII, 10G— 7 (vgl. 3. 44).
81) The Raghuvamsa of Kälidäsa, with the Commentary of Mallinätha,
edited with Various Readings by Kdshindth Pdndurang Pundi. Bombay,
Nirnaya Sägar Press 1880. 402 pp. 8. Ks 2.
82) Raghubansa of Kälidäs. Edited with the Commentary of Mallinätha
by Jibdnanda Bidydsägar. Calcutta 1880. 700 pp. 8. Ke. 1. 8a.
83) Kiratarjuniya. A Poem by Bhärabi. 2 Ed. Calcutta, printed by
Bhuban Chandra Basäk 1879. 152 pp. 8. 8a. (the last half of the poem).
8 1 1 Naishadha-charita Näräyani Ti'kä Sahita. Pürvardha, Benares, Kasi
Nath Press 1880. 542 pp. 8. Lith. Es. 6. 6a.
85) Atha Bharat Champu. By Anant Bhatta. With Comm. by Näräyan
Bäji Khändekar. A Work in l'rose and Verse, im the War between Pändava
and the Kaurava Princes. 2 Ed. Bombay, Jagadishwar Press 1880. 250 leaves
obl. 4. Lith. Es, 4 ITrübner: 18s.l.
Klatt, Vorderindien. 21
schliesst sich ein Artikel von R. C. Duttie). Weber*1) berichtet
im Anschluss an seine Ausgabe der Magavyakti über zwei weitere
der Verherrlichung der Maga-Brahmanen gewidmete Texte, nämlich
die Khalavaktracapetika des RVjavallabha und den Sämvavijaya.
Auf dem Gebiet der Fabeln und Märchen erwähnen wir eine Schul-
ausgabe des ersten Buchs des Paucatantra von Kielhorn88), eine
ebenfalls für Unterrichtszwecke bestimmte Ausgabe89) und Ueber-
setzung 90) des Hitopadeca. Zwei Fabeln aus dem letzteren werden
von Boltz91) metrisch übersetzt. Eine schöne Uebersetzung des
Kathäsaritsägara mit werthvollen Verweisungen auf die Märchen-
literatur anderer Völker ist von Taicney92) in der Bibliotheca
Indica begonnen und rasch zum Scbluss des ersten Bandes (Ende
von Buch 9) geführt worden. Zweien Märchenstoffen stellt er in
besonderen Mittheilungen 93) die Seitenstücke aus andern Literatur-
kreisen gegenüber. Die erste Hälfte der Kadambari istvonPeterson94)
herausgegeben worden. Schliesslich nennen wir ein Paar Zeitungs-
artikel95- 6).
Auf dem Gebiet der gnomischen und lyrischen Poesie ver-
zeichnen wir an erster Stelle Fritze* ''') Uebertragung ausgewählter
86) R. C. Dutt. History of Kashmira : A Contribution towards Ancient
Indian History: Calcutta Review LXXI, 1 — 25. — Vgl. auch M. Benfey MLA.
XCVIII, 592.
87) A. Weher. Uober zwei Parteischriften zu Gunsten der Maga, resp.
Cäkadvipiya Brähmana: Monatsber. d. K. Preuss. Akad. d. Wiss. 1880,
27—78.
88) Panehatantra I ., edited with Notes by F. Kielhorn. 3 Ed. revised.
Bombay, Education Society's Press 1879. 1G1 pp. 8. 14a.
89) Hitopadesa, Salutary Advice. Edited with the Commentary of Pur-
nananda by Jagan Mohana TarkälanMr. Calcutta, B. P. Majumdär 1880.
332 pp. 8. Ee. 1.
90) Hitopadesa. A New Literal Translation t'rom the Sanskrit Text of
Prof. F. Johnson, for the use of Students. By Frederick Fincott. London
1880. 8. 6 s.
91) Aug. Boltz. Aus der Fabelsammlung „Hitopadeca": MLA. XCVII, 67 — 8.
92) The Kathä Sarit Sägara or Ocean of the Streams of Story translated
from the Original Sanskrit by C. H. Tawney. Vol. I. Calcutta, Baptist Mission
Press 1880. X, 578 pp. 8. (Bibliotheca Indica N. S. No. 436. 438. 439.
442. 444. 450).
93) Charles H. Tawney. Folklore Parallels: JAnt. IX, 51 — 2. 290.
94) Bäna's Eädambari. Edited by Peter Pcterson. Part I. Bombay,
Government Central Book Depot 1879. 237 pp. 8. Re. 1. 10 a. [Trübner:
7 s. 6 d.].
95) M. Benfey. Indische Märchen: Lit. Beil. der Karlsruher Zeitung 1880,
No. 7—11.
96) Indische Mährchen: Wiener Abendpost 1880, Beil. No. 205.
97) Indische Sprüche. Aus dem Sanskrit metrisch übersetzt von Ludw.
Fritze. Leipzig 1880. 84 pp. 8. 60 Pf. (Universal -Bibliothek. Leipzig,
Keclam. No. 1408.)
22 Klatt, Vorderindien.
Sprüche, ausserdem einige indische Ausgaben von Cänakya's98- 102),
Bhartrihari's103), Amaru's 104) Sprüchen und des Gitagovinda105).
Zur dramatischen Poesie nennen wir vor allem einen be-
merkenswerthen Aufsatz von Bollensen 106), welcher in der mit so
grosser Erbitterung discutirten Streitfrage über die Echtheit der
Devanagari- oder bengalischen Recension der Qakuntalä einen Ausweg
dahin vorschlägt, dass beide von dem Dichter selbst herrühren,
indem die bengalische das Lesedrama, die Devanagari - Recension
das bühnengerechte Spieldrama sei. Den ersten Akt dieses
Dramas hat de Vasconcellos-Abreu101) in einer Luxusausgabe,
Jivänanda 108) das ganze Drama edirt , Puljataw%i) dasselbe
ins Russische übersetzt. Die Kopenhagener Universität stellt
für das Jahr 1881 — 2 eine Preisfrage über die dem Kälidäsa zu-
zutheilenden Werke 109). Von Bhavabhüti's Uttararämacarita ver-
öffentlicht Neve110) eine schon vor geraumer Zeit vorbereitete
98) Wriddha CMnäkhya; or a Collection of Sanskrit Verses, attributed to
Old CMnäkhya, with a Maräthi Translation. Poona, Writta Prasärak Press 1879.
84 pp. 4. 8a. Lith. Reprint.
99) Wriddha Chäuäkhya . . . with a Maräthi Transl. Poona, Jagaddhi-
techchhu Press 1880. 72 pp. 4. 6a. Lith.
100) Wriddha Chänakhya . . . with a Maräthi Transl. Poona, Wedänt
Prakäsh Press 1880. 66 pp. 4. 8a. Lith.
101) Chänäkya Niti Darpan Bhäshä Tikä Sahit. The Mirror of Policy of
Chänäkya with Hindi Comm. 2 Ed. Benares, Gopi Näth Päthak, Printer 1879.
77 pp. 8. 6a. Lith.
102) Chänäkya Muni Krita Nitisära. (Sanskrit and Hindi.) Allahabad 1880.
32 pp. 8. 2 a. 6 p. Lith.
103) Bhartrihari, Niti, Sringär aur Vairägya Satak Bhäshä Tikä Sahit.
With a Hindi Transl. by Durga Datt. 2 Ed. Benares, Gopinäth Päthak,
Printer 1878. 106 pp. 8. 10a. Lith.
104) Amarukam. (Sanscrit in Grandha char.) 2 ed. Madras, Adi Saras-
vati Nilayam Press 1879. 77 pp. 8. 5a.
105) Jayadeva, Gita Govindam. (Sanscrit in Telugu). Madras, Sri Saras-
vati Nilayam Press 1878. 34 pp. 8. la.
106) Friedr. Bollensen. Die Recensionen der Sakuntala: Gott. Nachr.
1880, 365—7.
107) G. de Yaxcoiieellos-Abreu. O reconhecimento de Chakuntalä. Im-
pressäo em caracteres devauägricos e traduccäo litteral do acto I do celebre
drama de Kälidäsa, segunda a reconsäo bengali. Edicäo do luxo, specimen da
linprensa Nacional, Lisboa. Nicht im Handel.
108) Sakuntala by Kälidäs. Edited with Notes by Jibänanda Bidyäsär/ar.
Calcutta 1880. 262 pp. 8. Re. 1 [Triibner: 5 s.].
108a) IIpnjioHceme kt, PyccnoMy BicrnHKy. — Ca,KynTa.ia. IIiuiitCKa«
J,paMa IiajiHjiacH. Ilepeuo^'t et CancKpiiTCKaro AjieKciH IJyTjrra. MocKua,
Yiihb. thii. 1879. 148 pp. 8.
109) RC. N. S. Xll, 520.
11") Lo denouement «le 1'bistoire dv. Rama, Outtara -Rama-Charita, drame
do Bhavabhouti traduit du sanscrit avec uno introduetion sur la vie et les
oeuvres de ce poete par IViix Neve. Brux., Muquardt; Par., Loroux; Louvain,
typogr. de Ch. Peeters 1H80. VIII, 371 pp. 8. fr. 7.50. — Vgl. Ac. XVIII,
K»; /;. Senart JA. VII Scr., XVTI, 562—4.
Klatt, Vorderindien. 23
Uebersetzung mit einer reichhaltigen, doch etwas weitschweifigen
Einleitung. Sourindro Mohun Tagore111) übersetzt das von dem
angeblichen Stammvater seiner Familie verfasste Drama. Der
Dhanamjayavijaya liegt nun auch in einer südindischen Ausgabe
vor112).
Die grammatische Literatur ist durch mehrere vortreffliche
Arbeiten bereichert worden. Von Kzelkorn's113) kritischer Ausgabe
des Mahabhäshya ist der erste, adhy. 1 und 2 enthaltende Band
nunmehr beendet. Eggeling' a 1U) Ausgabe des Ganaratnamahodadhi
hat ebenfalls zu erscheinen begonnen. Zachariae115) macht inter-
essante Mittheilungen aus einer von einem Jaina verfassten Sanskrit-
Grammatik , welche zu den ältesten Bearbeitungen des Pänini ge-
hört. In einer Anzeige von Bälacästrin's Ausgabe der Kacikä ver-
sucht Maos Müller110) nach Angaben des chinesischen Pilgers
I-tsing das Todesjahr des Verfassers der Kacikä auf c. 660 n. Chr.
zu fixiren. Goonetilleke111) berichtet, dass er in Ceylon drei Hand-
schriften eines bälävabodhana zu der Grammatik des Candra, welches
er herausgeben wird, aufgefunden hat. Von indischen Drucken
erwähnen wir zuvörderst das erste Heft einer Ausgabe des Nir-
ukta118) in der Bibliotheca Indica und eine Bombayer Publi-
cation119), welche die Siddhäntakaumudi mit einem Maräthi-Com-
111) Veni-Sanhära Nätaka, or the Binding of the Braid, a Sanskrit Drama,
by Bhatta-Näräyana. Doue into English by Sourindro Mohun 'lagore. Cal-
cutta, I. C. Böse 1880. 72 pp. 8. 1 Tat".
112) Dhananjaya Vijaya Vyäyoga, a Sanskrit Drama by Känchana Kavi,
edited by M. G. Sriniram Joytsa. Mysoro, Vanivilasa Press 1880. 26 pp.
8. la. 6p.
113) Tbe Department of Public Instruction, Bombay. — The Vyäkarana-
mahäbhäshya of Patanjali. Edited by F. Kielhorn. Vol I. Bombay, Govern-
ment Central Book Depot 1880. 10, 548 pp. 8. Rs. 6. — Vgl. A. Weber
JLZ. V, 157; VI, 99.
114) Vardhamäna's Ganaratnamahodadhi. With the Author's Commontary
Edited, with Critical Notes and Indices, for the Sanskrit Text Society. By
Jtdius Eggeling. Part I (Adhyäya I— III, 197). London, Trübner 1879.
XII, 240 pp. 8. 6 s. (Auetores Sanscritici. Vol. IV). — Vgl. Th. Zachariae
GGA. 1880, 917.
115) Th. Zachariae. Das Jainendravyäkaranam: eine Sanskritgrammatik
der Jainas: BKIS. V, 296—311.
116) Max Müller. The Käsikä: Ac. XVIII, 223—4. 242—3. (Auch
IAnt. IX, 305—8).
117) W. Goonetillel-e. The Grammar of K'andra: Ac. XVII, 69 — 70.
88. (Auch IAnt. IX, 80—4). b
118) The Nirukta. With Commentaries. Edited y Pandit Satyavrata
Sdmasrami. Vol. I. Fase. I. 1880. IV, 92 pp. 8. (Bibliotheca Indica.
N. S. No. 449).
119) Kaumudi-Mahotsäha, by Räniachandra Bhikäji Gunjikar and
Käsinäth Pändurang Parab. A Grammatical Work comprising the Siddhänta-
Kaumudi, Pänini's Sütrapätha, Ganapätha, Dhätupätha, Lingänusasana, Sikshä.
the Unädisutras, Phitsütras, the Värttikapätha, etc. (Sanskrit and Maräthi).
Parts i— VI. Bombay, Nirnaya Sägar Press 1877 — 79. 8. [Trübner: £ 1. lös.].
To be completed iu about 10 parts. — Vgl. Eggeling IAnt. IX, 318.
24 Klatt, Vorderindien.
mentar und andere grammatische Werke enthält, sämmtlich zwar
schon gedruckt, dennoch nach Eggeling's Urtheil in einer namentlich
für einheimische Gelehrte nützlichen Zusammenstellung. Ausserdem
sind in Benares u. s. w. mehrere grammatische Werke 12"~125) von
neuem erschienen. In Bezug auf die Lexikographie vermögen wir
nur Tdrdndtha's126) Väcaspatya, welches bis zum Worte dikshä
vorgerückt ist, namhaft zu machen. Vom Amarakosa sind wieder,
wie alljährlich, mehrere indische Ausgaben erschienen, wegen deren
wir auf die indischen Kataloge verweisen.
Aus Bharata's Nätyacästra hat Regnaud121 128) das 17. und
später die zweite Hälfte des 15. nebst dem 16. Capitel, welche
letzteren beiden eine besondere Abhandlung über die dramatische
Prosodie bilden, sorgfältig, aber auf ungenügendes Material gestützt,
herausgegeben. Cappeller129) hat im Anschluss an seine Ausgabe
von Vämana's Kävjälamkäravritti das letzte Capitel dieses Werkes
übersetzt. Abweichend von seiner früheren vertritt er jetzt die
Meinung, dass dieser Vämana von dem Commentator des Pänini
verschieden sei, während Zachariae in seiner Recension von Cap-
peller's Schrift an der Identität der beiden festhält. In Benares
ist eine neue Ausgabe des Kuvalayananda13") erschienen. Ausserdem
gehören theils hierher, theils zur Musik zwei Publicationen des
120) Bhattoji Dikshita, Vaiyäkarana Siddhänta Kaumudi Pürvärdha. Be-
nares, Gopi Näth Päthak, Printer. 1870. 282 pp. 8. Re. 1. 8a. Lith.
121) Bhairavi Sabdendu-Sekharasya Tfkä. Benarcs, Hari Shankar, Printer,
1879. 516 pp. 8. Rs. 3. Lith.
122) Varadaräj, Laghu Kaumudi. 2 ed. Benares, Chhanmi Läl, Printer,
1879. 248 pp. 8. 12a. Printed.
123) Varadaräj. Laghu Kaumudi. (Sanskrit and Hindi). Part IL 2 ed.
Benares, Chhannu Läl, Printer, 1879 122 pp. 8. Re. 1. Printed.
124) Kshudra Ghantikä. A Little Bell. By Rajendra Yogi. Benares,
Dhundhiräj Shästri, Printer, 1879. 129 pp. 8. Re. 1. Lith. [„The Kshudra
Ghantikä is a preface to the Mani Ratna Prahlia (also contained in this book),
which is aCommentary on a part of the Grammar of Patanjali."]
125) Sabdamanjari (Tel. char.) Madras 1880. 13G pp. [Trübner: 2 s. 6d.].
126) Vachaspatya a Oomprehensive Sanskrit Dictionary in Twenty Parts. —
Part XV. Compiled by Taranatha Tarkavachaspati. Caleutta, Karasvati
Press 1880. pp. 3355—3602. 4. Rs. 6 [Trübner: 18s.].
127) Le dix-scptieme chapitro du Bhäratiya-Nätya-Cästra intit.ule Väg-
abhinaya par Paul Regnaud: Annales du Musee Guimet I, 85 — 99. (Auch sep.
Paris, Leroux 1880. 19 pp. 4. fr. 3). — Vgl. Windisch LG 188<>, 1545;
Ac. XVIII, 67; Ath. 1880 II, 111; A. Barth HC. N. S. XI, 301—9, vgl. ebd.
349 (zugleich Rec. d. folg.).
128) La nirtiique de Bliarata, texte sanscrit de deux chapitres du Nätya-
Cäatra, publie pour la premiere fois et suivi d'une Interpretation francaise par
Paul Regnaud: Aiiiiulcs du Mus^e Guimet II, 65-130. (Auch sep. Paris,
Leroux 18KO. 70 pp. 4 | — Vgl. B. J'isr/ieldGA. 1881, 319; LC. 1881, 458.
129) Vämana's StUregeln bearbeitet von C. Cappeller. Strassb., Trübner;
Lond., Trübner 1880. XII, :;k pp, s. m. 1.50. — Vgl. Th. Zachariae
«;<;.\ 1880, HUI -21; LC. 1881, 1760.
130) Apyadikshita, Kuvalayanand Chandrikä Saint Benares, Baranasi
Prasid, Printer, l S7*.>. L06 pp, 8. Re. 1. 12a. Lith.
Klatt, Vorderindien. 25
S. M. Tagore 131132) i\]-,eY <jje § rasa (Stimmungen) in der indischen
Musik und Dramatik. In der einen giebt er als Beispiel für jeden
der* 8 rasa eine Scene aus der classischen Sanskritliteratur, dazu
eine Melodie in indischer und europäischer Notenschrift und eine
bildliche Darstellung , zum Zweck , lebende Bilder darzustellen ; in
der andern sind die dramatischen Stücke in bengalischer Sprache.
Die übrige Literatur über Musik wird weiter unten zur Sprache
kommen.
Ueber die Philosophie der Upanishads, von welchen mehrere
indische Ausgaben133" 137) erschienen sind, veröffentlicht Gough13S)
zwei weitere Artikel. M. M. Kunte13**) publicirt einen neuen
Band seiner Shaddarcanacintanikä. Eine Uebersetzung des Sar-
vadarcanasamgraha durch Coioell und Gotiyh, wahrscheinlich ein
Separatabdruck aus dem Pandit, wird in Trübner's Oriental
Series erscheinen, ebenda auch eine zweite Ausgabe von Bal-
lantyne's Aphorisms of the Sänkhya Philosophy (s. TR. N. S.
III, 23). Das Patanjaladarcana hat Jivänanda l40) von neuem edirt;
in der Bibliotheca Indica ist das Mimansädarcana 141) fortgesetzt
und die Bhämati142) beendet worden. Cowett's1*3) schon in dem
131) Sourindro Molmn Tagore. The Eight Principal Rasas of the Hindus,
with Mürtti and Vrindaka, or Tableaux and Dramatic Pieces, illustrating their
Charaeter. Calcutta, Stanhope Press 1880. III, 162 pp. 4. 0 Bilder.
132) Caurindramöhana Thahura. Räsävishkära- vrindaka (in bengal.
Sprache u. Schrift). Calcutta, Stanhope Press, sana 1287 (1880). 30 pp. 8.
133) Isopanishad Vimalanäma Bhäshyam. The Pure Couamentary ou the
Upanishad of l'sa by Babu Tara Charan Tarkaratna. Benares, Arya Press
1880. 30 pp. 8. 8a.
134) Bajsaneyopanishad. Edited by Qangüdhara Kahiratna. Saidäbäd,
Pramad Bhanjan Press. 1880. 11 pp. 8.
135) Rämatäpaniyopanishad Rämopanishach cha. Edited by Vtndhyesvari
Frasad Dube. 2 Ed. Benares, Chhannu Lal, Printer, 1879. 66 pp. 8. 8a.
136) Atha Kaivalyopanishad. Bombay, Jagadishwar Press 1880. 8 pp. 8.
la. Lith. Reprint.
137) Kaibalyopanishad. Edited by Gangädliara Kahiratna. Saidäbäd,
Praraäd Bhanjan Press 1880. 8 pp. 8.
138) A. E. Gough. The Philosophy of the Upanishads. Parts IV and V:
Calc. Rev. Vol. LXX, 424—444. 637—666.
1391 The Shaddarshana Chintanikä; or Studies in Indian Philosophy. Edited
by MaMdew Moreshwar Kunte. Vol. III, No. 9 — 12. Vol. IV, No. 1-12.
Poona, Dnyän Prakäsh Press; später Bombay, Nirnaya Sägar Press 1880. 8.
Die No. 40 pp. 8a.
140) Pätanjala Darsan. The Pätanjala Philosophy, with the Commentary
of Bhojadeva. Edited by Jibänanda Bidyäsägar. Calcutta 1880. 98 pp. 8.
Re. 1 [Trübner: 4 s. 6d.].
141) The Mimäfisä Darsana . . . Fac. XV. Calcutta 1880. pp. 481 — 576.
(Bibliotheca Indica. N. S. No. 435).
142) Bhämati, a Gloss on Sankara Achärya's Commentary on the Brahma
Sütras, by Vächaspati Misra. Edited by Pandit Bäla Sä.stri. Benares, Be-
nares Printing Press 1880. 766, 2 pp. 8. (Bibliotheca Indica. N. S. No. 328,
336, 343, 364, 384, 405, 427 and 433).
143) E. B. Cowell. The Hastämalaka: IAnt. IX, 25 — 7. „From the
Journal of Philology, Vol. VI. (1876) pp. 161—169."
26 Klaff, Vorderindien.
Jahresber. 1876 — 7 I p. 102 No. 143 erwähntes Hastämalaka, ein
Gedicht von 14 Versen, welches ein Resume der Vedanta-Philosophie
enthält, ist von neuem gedruckt worden. Ein Hindu144) hat in
englischer Sprache gehaltene Vorträge über die Yoga- und Vedanta-
Philosophie herausgegeben. Ein grösseres Werk hoffen wir bald
aus P. Deiisseris Feder zu erhalten. Des Weiteren nennen wir
zur Vedanta-Philosophie die Ausgabe zweier hochangesehener Texte,
Yogaväsishtha145) und Paiicadaci 146). Bei der Bhagavadgitä müssen
wir uns darauf beschränken, von den zahlreichen indischen Drucken,
welche das der philosophischen Speculation in Indien entgegen-
gebrachte hohe Interesse bekunden, nur zwei Bombayer147 8), die
auch von Trübner zu beziehen sind, und einen von Ratnagiri149)
namhaft zu machen. Eine neue Uebersetzung dieses philosophischen
Gedichts durch John Davies ist in Vorbereitung (s. TR. N. S.
III, 23). Zur Nyäya - Philosophie gehört eine Ausgabe von An-
nambhattas Tarkasamgraha mit 5 Commentaren 150). von welchen
der eine auch besonders erschienen ist151).
Auf dem Gebiet der Grihyasütra und Dharmacästra ist ausser
den beiden Schlussheften des Gobhüiya Grihyasütra152) vor allen
Jolly's153) in den Sacred Books of the East erschienene Ueber-
144) Sabhdpati Svdmi. A Treatise on Vedantic Räj Yoga Philosophy.
Edited by Siris Chandra Basu. Lahore, Civil and Mil. Gaz. Press 1880.
46 pp. 8. 8a.
145) Atha Yogaväsishtha, with a Commentary. (Incalculating the Various
Doctrines of Vedäntism). Bombay, Ganpat Krishnäji's Press 1880. 2372 pp.
obl. fol. Rs. 25 [Trübner: £ 6. 6s,] Printed. Reprint.
146) Atha Shri Satfk Panchadashi, or a Book on Vedänta Philosophy,
cous. of 15 Chapt., with a Comm. Bombay, Dnyän Darpan Press 1879. 136
leaves obl. Rs. 2. 8a. Lith. Reprint.
147) Atha Satfkä Shrfmad Bhagava'd Gitä . with the Comm. of Shridhar.
Bombay, Bäpu Sadäshiv's Press 1880. 110 leaves obl. 4. Ee 1 4a. [Trübner:
7 s. 6d.] Lith.
148) Atha Shankaränandkrit Ti'kä Sahitä Shrimad Bhagavad Gitä. Bombay,
Nirnaya Sägar Press 1880. 300 leaves obl. fol. Rs. 6 [Trübner: l 1.5s.]. Printed.
149) Atha Shrimad Bhagavad Gitä, with a Comm. entitled Bhäshyotkar-
shadipikä by Dhanapatikumär. Ratnagiri, Jaganmitra Press 1880. 286 leaves
obl. Rs. 4. Printed. Reprint.
150) Tarka Sästra Sangraha, Nyäya Bodhini, Annam-Bhatti'ya Di'pikä, Nila-
kantha Prakäsikä, Pättulu Rämiab Tippanam, and Bhäshä Parichheda Karikävali.
(Telugu char.) Madras, Kavirangini Press 1879. 168 pp. 8. 8a. [Trübner: 5s.].
L51) Atha Tarka Sangraha Di'pikä-, or an Abstract Commentary on the
Tarka Sangraha, by Anantbhatta. Bombay, Jagadishwar Press 1880. 24 leaves
Obl. 1. 4a. [Trübner: 2 s. 6 d.]. Lith.
152) The Gobhüiya Grihya Sütra, with a Commentary by the Elditor. Edited
by Chandrdk&nta Tarkdlankdra. Calcutta, Baptist Mission Press 1880.
1087, 44, 13, 19, 12 pp. 8. (Bibliotheca Indica. N. S. No. 229, 241, 246,
277, 300, 346, 383, 415, 4 16, 423, 425, 448.)
153) The Institutes of Vishnu, translated by Julius Jolly. Oxford, Cla-
rendon Press 1880. XXXVII, 316 pp. 8. 10s. 6d. (The Sacred Books of
the East. Y<>l VII.) — VgL dazu: Aryan Oddities: Saturday Review LI,
518—9. — Vgl. ferner A. IL Saycc Ae. XVIII, 83; A. Barth Rev. de l'liist.
des rel. III, 78.
Klatt, Vorderindien. 27
setzung der Vishnusmnti, deren Text in der Bibliotheca Indica
demnächst folgen wird, zu nennen. Der Uebersetzung geht eine
reichhaltige literarhistorische Einleitung voran, welche die Stellung
der Vishnusmriti zur vedischen Schule der Kathas und den alten
Gesetzbüchern beleuchtet. Chronologische Fragen sind leider noch
immer so schwer zu entscheiden , dass Jolly die Entstehungszeit
des Werkes nicht näher, als zwischen dem 3. und 11. Jahrh. n. Chr.
liegend bestimmen kann. Zum Manavadharmacästra nennen wir
den Anfang einer indischen Ausgabe154), eine kleine bengalische
Abhandlung155) über das Verhältniss Kullüka's zu Manu und eine
dilettantenhafte Auseinandersetzung eines Lyoner Advocaten 156)
über das Alter des Gesetzbuches. Schliesslich erwähnen wir mehrere
andere auf Recht und Religion bezügliche Werke157-165), die wohl alle
154) Manu-Sanhitä. Edited with a Commentary of his own by Gamgädhar
Kabirafrna Kabiröj. Vol. I. Part I — V. Saidäbäd, Pramäd Bhanjan Press 1880.
1. Pro Part 40 pp., Re. 1.
155) Kallas Chandra Ghosi. Manusanhita o Kullüka Bhatta. Calcutta,
Räya Press 1880. 36 pp. 8. 4a. — Vgl. .4. Weber DLZ. I, 113.
156) Caillemer. Dates des lois de Manou: Congres prov. des orient.
Compte rendu de la III. sess. Lyon 1878. I, '212—7. II, 29—32. Lyon 1880.
157) Atha Mitaksharä Sahit Yädnyavalkya Smriti. Bombay, Bäpu Sadäshiw's
Press 1880. 316 leaves. obl. 4. Rs. 5 [Trübner: £ 1. 1 s.]. Lith. Reprint.
158) The Vyavahära Mayükha, in Original, with an English Translation,
with Referenees to the Mitaksharä, the Viramitrodaya, the Vyavahära-Mädhava,
Kamaläkara, and Ji'mütavähana's Däyabhäga; also the Yäjfiavalkya Smriti, Com-
plete in Original, with an English Translation and Notes. 'With an Introduction
on the Sources of, and Appendices containing Notes on, Various Topics of Hindu
Law. By Räv Säheb Vishvandth Näräyan Mandlik. Bombay, Education
Society's Press 1880. 817 pp. 8. Rs. 20. — Vgl. Ac. XLX, 103; Harold Litt-
ledale Ac. XX, 406; Käshinäth IHmbqk Telang IAnt. XI, 50 — 6.
159) Atha Pratishthä Mayükha; or a Work on the Consecration of Monu-
ments. By Nilkanth Bhatta. Bombay Bäpu Sadäshiv's Press 1880. 25 leaves.
obl. 4. 6a. [Trübner: 3s. 6 d.] Lith. Reprint.
160) DattakaDi'dhiti. Edited by Upeiidra Ndth BidyaMnod. Bhowanipore
1880. 36 pp. 8. 3a. [An old treatise on the Hindu law of adoption by
Auanta Bhatta.]
161) Atha Diväkarbhatta krit Dana Chandrika; or a Treatise on Alms-
Giving by Diväkarbhatta. Bombay. Bäpu Sadäshiv's Press 1880. 56 leaves
obl. 4. 10a. [Trübner: 6s.] Lith. Reprint.
162) Nirnaya Sindhao, by K. Batta Chari. Madras 1879. 550 pp. 8.
Rs. 3. [Treats of matters pertaining to Ecclesiastical law.]
163) Atha Dharma Sindhu; or the Ocean of Religious Duties. By Kä-
shinäth Päddhe. Bombay, Dnyän Darpan Press 1880. 285 leaves. obl. 4.
Rs. 2. 8a. [Trübner: £ 1. 4 s.] Lith. Reprint.
164) Atha Näräyan Bhatta krit Prayoga Ratna; or a Collection of Religious
Ceremonies by Näräyan Bhatta. Bombay, Bäpu Sadäshiv's Press 1880. obl. 4.
Re. 1. 8a. [Trübner: 10s. 6 d.] Lith. Reprint.
165) Sräddha Bibek Sangraha. A Treatise on Sräddhas. Published by
MatJmrdndth Tarkaratna. Calcutta 1880. 299 pp. 8. Rs. 2. 8a. [A well-
known Sanskrit work on Sräddhas by Sulapäni. The present publieation
consists of Sulapäni's text and the commentary of Srikrishna Tarkälankär. The
number of Sräddhas described is 31.1
28 Klatt, Vorderindien.
schon in früheren Ausgaben vorliegen. In Haas' Catalogue stehen
sie sämmtlich mit Ausnahme von Dattakadidhiti und (,'raddhaviveka-
samgraha. Das Werthvollste darunter scheint V. N. Mandlitfs
Werk zu sein, welches Text und Uebersetzung des Vyavaharamayükha
und der Yfijnavalkvasmriti, Analysen von achtzehn andern Smritis etc.
enthält. Einen Abschnitt der Qukraniti (Buch 4, Cap. 7) und Aus-
züge aus der Nitiprakacika veröffentlicht Oppert16e). Auch die
von ihm versprochene vollständige Ausgabe der Qukraniti wird mit
Dank aufzunehmen sein, wenn auch die auf diesen Text gegründete
Ansicht, dass die Inder das Schiesspulver selbständig erfunden
hätten, schwerlich Anklang finden wird.
Zur indischen Medicin hat das Berichtjahr von europäischer
Seite nur die eine, aber bedeutende Arbeit August MuUer's161)
aufzuweisen, welcher aus arabischen Quellen nachweist, dass Sucruta
und die andern medicinischen Autoritäten doch nicht so ganz mo-
dernen Ursprungs seien, wie Haas annahm. In Indien ist eine
ziemlich ausführliche Geschichte der Medicin168) in englischer
Sprache erschienen, über welche die näheren Angaben bis jetzt
noch fehlen, und die Ausgabe des Caraka 169) fortgesetzt worden.
Von Anna Moreshvar Kante110), welcher die wichtigsten medicini-
schen Texte herauszugeben unternommen hat, erhalten wir Vagbhata's
Ashtarigahridaya in einer schönen , auf mehrere Handschriften
basirten, mit einer literarhistorischen Einleitung in englischer und
Maräthi - Sprache und einem Averthvollen Wortregister versehenen
Ausgabe. Ein südindischer Druck171) scheint dasselbe Werk zu ent-
166) Gustav Oppert. On the Weapons, Army Organisation, and Political
Maxims of the Ancient Hindus, with Special Reference to Gunpowder and Fire-
arms: Madras Journal of Liter, and Science for 1879 fersch. 1880) p. 167 — 310.
Auch sep. Madras, Higginbotham; London, Trübner 1880. VI, 162 pp. 8.
7 s. 6 d. — Vgl. A. Weber DLZ. I, 432; II, 63; Ac. XVIII, 262.
167) Aug. Müller. Arabische Quellen zur Geschichte der indischen
Medizin: ZDMGr. XXXIV, 465 — 556. — Vgl. Romeo Seligmann Jahresber. üb.
d. Leist. u. Fortschr. in der ges. Medicin XV, I, 408.
168) Hirdji Edalji. History of the Medical Art, Past and Present. Bombay,
Education Society's Press 1880. 406 pp. 8. Rs. 5.
169) Charak Sanhitä. The Institutes of Charak. Edited by Gangüdhar
Kabiratna Kdbirdj. Vol. I. No. 11—14. Vol. II. No. 3-5. Sayadäbäd,
I'ramad Bhanjan Press 1880. 4. Das Heft zu 40 pp., 8a.
170) Astängahridayam. A Compendium of the Hindu Sytem of Medicine.
Composed by Vägbhata. With the Commentary of Arunadatta. Vol. I. iln-
cluding Sütra, Shärira, and Nidäna.) Vol. II. Including Chikitsä, Kalpa and
Uttara. Revised and collated by Annd Moreshcar Kirnte. Bombay, Ganpat
Krishnaji's Press 1880. Vol. 1: VI, 8, 64, 37, 12, 850, 144 pp. Vol. II: IV,
50, 16, 828. 145 — 402 pp. 8. Rs. 20 [Trübner: £ 4. 4 s.] Reprint. [An
authoritative work which is studied in 'Western India by nearly all woll-known
practitioners of Hindu medicine.]
171) Physiology Ashtanga Hridayam or Treatise on Manhood with Com-
mentary. By Upota Kaiman. (Sanscrit and Malayalam in Malayalam.) Calicut,
Minerva Pros 1S7S. 234 pp. 8. Rs. 2 8a. Part VI (Malayalam) ib. 1879.
65 pp. 8. Be. 1.
Klatt, Vorderindien. 29
halten. Ferner nennen wir Ausgaben von C&rngadhara's Samhitä172),
Cikitsäratna 173), Lolimbaräja's Vaidyajivana174) und eine Pharma-
kopoeia in Tamil175)
In Cantor's*'1*') vortrefflicher Geschichte der Mathematik hat
auch die indische Mathematik ihre gebührende Stelle gefunden.
Einen Beitrag zur Geschichte unseres Decimalzahlensystems liefert
Rodet11'1) durch den Nachweis, dass die von Aryabhata erfundene
Schreibung der Zahlzeichen vermittelst der Buchstaben des Sanskrit-
alphabets ihm nur für einen bestimmten Zweck, nämlich für die
Aufstellung seiner astronomischen Tabellen diente, während er im
übrigen die gewöhnliche Schreibung anwandte. Die Astronomie
wurde bereichert durch ThibaiU's11*) gelehrte Abhandlung über
das astronomische und kosmologische System der Jainas nach
der Darstellung der Süryaprajnapti, einer zum Kanon der
45 Agamas gehörigen Schrift. Von indischen Ausgaben astro-
nomischer und astrologischer Texte nennen wir den Anfang
des bisher ungedruckten Siddhäntatattvaviveka179) in der Benares
Sanskrit Series und neue Ausgaben von Varähamihira's Brihat-
samhitä180) und Brihajjätaka181), Bhäskara's Ganitädhyäya182)
172) Sarangadhara Samhita, with Commentary. (Sanscrit and Telugu
in Telugu). Madras, Vartamana Tarangini Press 1878. II, XVIII, 4UC pp. 8.
Rs. 3 8a. [Trübner: 18 s.]
173) Chikitsaratnamu, by Sri Venketa Dasatmaja Jayakristna Dress. Madras,
Vartamana Tarangini Press 1879. VIII, 148 pp. 8. Ke. 1 4a. [Trübner: G s.]
[A Sanscrit medical work with a Telugu commentary un maladies peculiar to
women.)
174) Vaidya Jivanam by Lolimbaraja. (Sanskrit and Kanarese.) Bangalore,
Vichara Darpana Press 187 8. 107 pp. 8. Thick Copy 12 a., Thin Copy 8a.
— Dasselbe, with Sukhdnandanätha's Sansk. Commentary and a Comm. in Hindi.
Benares 1880. 136 pp. Litb. [Trübner: 10s. Cd.]
175) M. Jagannadam Naidu. Hindu Pharmacopoeia. (Tamil.) Madras,
Foster Press 1879. 363 pp. 8. Ks. 3.
176) Mor. Cantor. Vorlesungen über Geschichte der Mathematik. Bd. I.
Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1200 n. Chr. Leipzig, Teubnor 1880.
VIII, 804 pp. 8. 1 Taf. M. 20. — Darin Cap. V. Inder: p. 505— G2.
177) Leon Rodet. Sur la veritable signitication de la notatiou numerique
inventee par Aryabhata: JA. VII Ser. XVI, 440 — 85.
178) G. Thibaut. On the Süryaprajnapti: JASB. XLIX, I, 107 — 27.
181—206. (Auch sep. 48 pp. 8. 2 s.)
179) Siddhäntatattva -Viveka , a Treatise on Astronomy. By Bhatta Ka-
maläkara. Edited by Pandit Sudhdkara JDtibe. Fase. I. Benares, Printing
Press 1880. 96 pp. 8. 12a. [Trübner: 3s.] (Benares Sanskrit Series. No. I.)
180) Varähamihira. Brihat Sanhita. Edited by Jibdnanda Bidy dsdgar.
Calcutta 1880. 283 pp. 8. Rs. 4 6 a.
181) Mehr' Acharya. Brihajjätak Satik. Lucknow, Munshi Nawal Kishor's
Press 1879. 189 pp. 8. Lith. 7a. — In derselben Druckerei und demselben
Jahre erschienen noch folg. kleinere Texte: Laghusamgraha, Muhürtadipaka,
Horämakaranda, Jätakäbharana, Jätakälamkära.
182) Ganitädhyäya. A Treatise on Astronomy by Bhaskaracharya. Edited
by Pandit Jibananda Vidyasagara. Calcutta 1880. XII, 300 pp. 8.
[Trübner: 6s.]
30 Klatt, Vorderindien.
und Grolädhyäya183), Muhürtacintämani i84) , Muhurtamartanda 185)
^ilakanthi186).
Auf dem Felde der Zauberei, Wahrsagekunst u. s. w. ist eine
umfangreiche Compilation aus dem Prapaiieasära187), eine neue
Ausgabe der Pranatoshini 188) und ein Traumbuch189) erschienen.
Um die indische Musik macht sich fortdauernd Sourindro
Mohun Tagore verdient. Doch begnügen wir uns für dieses Mal
auf das Verzeichniss 190) von fünfundvierzig von ihm und andern
Mitgliedern seiner Familie verfassten Werken, die sämmtlich dem
Orientalisten-Congress zu Berlin vorlagen, hinzuweisen und aus dem
Jahre 1879 Chrysander'sia]) Referat über eine frühere Schrift des
musikkundigen Räjä nachzutragen. Ein andrer Hindu192) hat einen
Vortrag über die Geschichte der indischen Musik gehalten: über
183) Cxolädhyäya. A Treatise on Astronomy by Bhaskara. Edited by
Jibdnanda Bidydsdgar. Calcutta 1880. 164 pp. 8. Re. 1.
184) Muhürtachintamani by Daivajnaräma, with tbe Autbor's own Com-
mentary. Lucknow, Munshi Nawal Kislior's Press 1879. 334 pp. 8. 12a.
Litb. Reprint. — Dasselbe Bombay, Dnyän Darpan Press 1880. 158 leaves.
obl. 4. Re. 1 4a. [Trübner: 10s. Cd.] Litb. — Dasselbe Bombay. Ganpat
Krisbnaji's Press 1880. 146 leaves. 8. Re. 1 12a. Printed. — Dasselbe
Bombay, Sadashiw's Press 1880. 160 leaves. obl. Re. 1 8a. Litb..
185) Mubürt Märtand Satik, by Anant Närayan. Lucknow, Munsbi Nawal
Kisbor's Press 1879. 203 pp. 8. 7a. Litb.
186) Nilakanthi Rasälätikä. Nilakanth with tbe Commentary of Rasälä.
Benares, Badal's Press 1880. 160 pp. 4. Rs. 5. Litb.
187) Girrämendra Sarasvati. Prapanebasära Sangraba. A Compilation
froin tbe Prapanebasära, „tbe Essence of Illusion ." Benares, Dhundhi Räj Sastri
1879. 876 pp. 8. Rs. 5. Lith. [Contains magic diagrams. charms, prayers,
mystical forms and rites for tbe worship of tbe deities , and tbe attainment of
superhuman power.]
188) Prantoshini, the Comforter of the Heart, by Pränkrisbna Biswas
(richtiger: verf. v. Rämatosbana Vidyälainkära im Auftrage des Präiiakrishna
Vicväsa. s. Haas Catal. p. 121t>). 2 Edition. Calcutta 1879. 446 pp. 8. Rs. 14.
189) Swapnädhyaya ; or a Chapter consisting of Verses giving Interpretations
of Dill'erent Kinds of Dreams. (Sanskrit and Maräthi.) Poona, Writta Pra-
särak Press 1880. 24 pp. 8. la. Lith. Reprint.
190) The Catalogue of Works forwarded for Submission to the Pifth
Oriental Congress at Berlin, 1881, by Sourindro Mohun Tarjore. Calcutta,
Stanhope Press 1881. 5 pp. 8. (Auch Verhandl. d. Orient. - Congr. zu
Berlin I, 120-2.)
191) Dr. Tagorc's Streitschrift gegen C. B. Clarke über das Verhältniss
ihr indischen Musik zur europäischen [analysirt und erläutert von Frtct/r.
Chrpsaääer]: Allg. Musikal. Zeitung XIV, 561 — 565. 577—583. 657-660.
673-677. 6 H 9 — 694. 705-712. 721—724. — Vgl. über S. M. 2!'s sonstige
Werke und seine Musikschule in Calcutta ebd. 537—542 [auf letzterer Seite
wird eine Bemerkung A. Weber's über Guido von Arozzo richtig gestellt].
550—557. 737—741. 753—756. - Vgl. ferner Jahresber. 1877, 1, 107
No. 185 ff.
L921 Pdnchkari Ba/nerji. Ilistory of Hindu Music. Hughli, printed
Bhowanipbre 1S80. 28 pp. 8. 8a. [Recounts briefly the legendary hktory
of Hindu music, and gives in some detail ils history in tliis country witbin
recenl timesj
Klatt, Vorderindien. 31
orientalische , darunter indische Musik , handelt ein Journalartikel
von Pearce1^3).
Eine weitgehende Perspective eröffnet die Auffindung nord-
buddhistischer Sanskrittexte in den alten Tempelbibliotheken
Japan's. Ein derartiges Werk, das Sukhavativyüha-mahäyänasütra
veröffentlicht Max Müller 194) in Text und Uebersetzung nach einer
in Japan aufgefundenen Handschrift, die freilich nur eine Copie
einer älteren ist. Später berichteter195), dass auch Original-Manu-
skripte auf Palmblättern, angeblich aus dem 6. Jh. n. Chr., auf-
gefunden worden sind. Nach einer Handschrift aus Nepal theilt
Bendalli96) ausgewählte Stellen des Meghasütra mit, Feer191)
handelt in der Fortsetzung seiner nordbuddhistischen Studien über
die Vorbedingungen zur Erlangung der Buddha- Würde auf Grund
der ersten Dekade des Avadänacataka. Für Beal's Uebersetzungen
nordbuddhistischer Texte aus dem Chinesischen mag auf die Jahres-
berichte der Geschichtswissenschaft 1880 I p. 21 f. verwiesen sein.
Auch die von Bhagvänläl Indraji und Bühler 198) gemeinschaftlich
edirten, an mannichfaltigem historischen Material reichen nepa-
lesischen Inschriften mögen hier, obgleich sie nicht buddhistisch
sind, erwähnt werden.
Die Kenntniss des Päli ist namentlich durch hervorragende
Leistungen in der Herausgabe der alten Texte gefördert worden
und wird durch die neugegründete Pali Text Society199) noch
einen besondern Aufschwung nehmen. Zuerst nennen wir aber
dasjenige, was für die Grammatik gethan ist. Wohldurchdachte
Bemerkungen zu verschiedenen Theilen der Päli- Grammatik ver-
öffentlicht Oldenberg-00). Von Äw/m's201) „Miscellen" gehören
hierher No. 2, über das Verhältniss von päli milakkha zu skr.
193) S. Austin Pearce. Oriental Music : Populär Science Montlily, Dec. 1880.
Vgl. American Antiquarian III, 160.
194) F. Max Müller. On Sanskrit Texts discovered in Japan: JRAS.
N. S. XII, 153 — 88. 1 Taf. (Auch separat. — Auch Selected Essays, 1881.)
— Vgl. H. Yule. Prof. Max Müllers Paper at the Royal Asiatic Society: Ath.
1880 I, 285; A. Burnell IAnt. IX, 233 — 4; Meyners d'Estrey. Manuscrits
sanscrits au Japon: Amiales de l'extr. or. II, 353 — 5.
195) Max Müller. Sanskrit Texts discovered in Japan: Ath. 1880 I,
409 — 10; Sanskrit Manuscripts in Japan: ebd. II, 177.
196) Cetil Bendali. The Megha-Sütra: JKAS. N. S. XII, 286—311.
197) Leon Feer. Etudes houddhiques. Comment on devient Buddha:
JA. VII Ser., XVI, 486-514.
198) Bhagvänläl Indraji and G. Bühler. Inscriptions from Nepal: IAnt.
IX, 163 — 94. 16 Taf.
199) Subscription 1 Guinea für 1 Jahr, 5 für 6 Jahre. Vgl. die von Wil-
liams & Norgate versandte Preliminary Notice; Ac. XIX, 378; H. Oldenberg
DLZ. II, 1493. — Eine wieder dementirte Nachricht über die Gründung einer
ähnlichen Gesellschaft in Kangoon, s. Ath. 1881 I, 561 ; J. George Scott:
The Burmese Sacred Books: ebd. II, 497.
200) H. Oldenberg. Bemerkungen zur Päli-grammatik: ZVglS. XXV,
314—27; vgl. 440.
201) E. Kuhn. Miscellen; ZVglS. XXV, 327—8.
32 Klatt, Vorderindien.
mleccha, und No. 3, Nachweis, dass skr. kacchura und kkasa auch
im Päli vorkommen. Grammatische Bemerkungen und Verbesserungs-
vorschläge zu verschiedenen in den Jahren 1875 — 80 erschienenen
Päli-Texten enthält Morris''10'1) Bericht. Verzeichnisse von Päli-
Handschriften erhalten wir von Forchhammer 2{yi) und Fecr'10i).
Von Oldenberg 's*"5) Ausgabe des Vinayapitaka ist der zweite,
den Cullavagga enthaltende Band erschienen. Von der von Childers
begoimenen, von Rhys Davids 2<>ii) weitergeführten Uebersetzung
der Jätaka - Sammlung liegt der erste, vierzig Jätakas umfassende
und mit einer reichhaltigen Einleitung über die Geschichte der
Vorgeburtslegenden in und ausserhalb Indien's versehene Band vor.
Ein anderes hochwichtiges und längst erwartetes Werk ist der von
Trenckner 207) herausgegebene Milindapanha. Thiessen20*) hat sich
durch die Mittheilung des authentischen Textes einer schönen, dem
Inhalt nach schon früher bekannten buddhistischen Legende ver-
dient gemacht. Auszüge aus drei Suttas des Samyutta Nikäya,
nämlich dem Jambukhädaka-, Samandaka- und Asankhatasamyuttam,
welche über das Nirväna und den zu demselben führenden achtfachen
Weg harfdeln, theilt Frankfurter 209) mit. Ueber die Eintheilung
202) [Richard] Morris. OnPäli: Transactions of the Philol. Soc. 1880 — 1.
I, 162 — 74. (Auch sep. London 1880. 15 pp. 8. 2 s. 6 d.)
203) Report by E. Forchhammer, Professor of Pali, Rangoon High School.
For the Year 1879—80. [Rangoon 1880.] 8, XX pp. fol. [Trübner: 7 s. G d.
A very few copies privately printed.]
204) Leon Leer. Les nouveaux manuscrits pälis de la Bibliotheque Natio-
nale. La Colleetion Rabardelle: Annales de l'extr. or. II, 327 — -32.
205) The Vinaya Pitakam: one of the Principal Buddhist Holy Scriptures
in the Päli Language. Edited by Herrn. Oldenberg. Vol. II. The Culla-
vagga. Published with the Assistance of the Royal Academy of Berlin and the
Secrotary of State for India in Council. London, Edinb., Williams & Norgate
1880. VII, 364 pp. 8. £ 1 ls. — Vgl. R. Rost IAnt. IX, 233; A. Barth
Rev. de l'hist. des rel. III, 81.
206) Buddhist Birth Stories; or, Jätaka Tales. The Oldest Colleetion of
Eolk-Lore extant: being the Jätakatthavannanä, for the first time edited in the
Original Päli byF. Fausböll, and translated by T. W. Rhys Davids. Trans-
lation. Vol. I. London 1880. XII, CHI, 347 pp. 8. 18s. (Trübner's Oriental
Series.) - Vgl. W. R. S. Ralston Ac. XIX, 53; Ath. 1881 I, 810; Rieh.
Morris. The Book of Birth-Stories: Contemp. Kev. XXXIX, 728 — 49, in italieni-
scher Uebersetzung „II libro delle nascite": Rivista europea XXVII, 105 — 34;
A. Barth Rev. de l'hist. des rel. III, 82 — 5.
207) The Milindapaiiho : being Dialogues between King Milinda and the
Buddhist Sa^r Xägasena. The Pali Text edited by V. Trenckner. London,
Edinb., Williams & Norg. (printed Copenhagen) 1880. VIII, 431 pp. 8. £ 1 ls.
— Vgl. dazu: Rieh. Morris. Buddhagosha (sie) and the „Milindapanha":
Ac. XIX, 46. (Auch IAnt. X, 153.) — Vgl. ferner //. Oldenberg DLZ.
1, 447; A. Barth Kev. de l'hist. des rel. III, 87.
208) Jakob II. Thicssc.ii. Die Legende von Kisagotami. Eine literar-
historische Untersuchung. Breslau, Koebner L880. 70 pp. 8. M. 2. (Der
Anfang, 34 pp., als Kieler Diss.) — Vgl. /»'. Garbe DLZ. II, 78; E. Windisch
LC. 1881, .17 6; Ac. XIX, 123.
209) Oscar Frankfurter. Buddhist Nirväna and the Noble Eightfold
Path: JKAS. N. S. XII, 548—74. — Vgl. A. Barth Rev. de l'hist. des rel.
III, 86.
Klatt, Vorderindien. 33
der buddhistischen Schriften in 9 anga handeln Morris210) und
Max Müller'11). Von einem in Rangoon erschienenen Päli-Text'212)
erhielten wir durch R. Rost Kenntniss. Die Ac. (XVII, 311)
schreibt, dass Sumangala Unnänse den ältesten und vollständigsten
Commentar zu der Päli- Grammatik Bälävatära, Namens Gadalädeni
Sannaya herausgegeben hat. Einen Aufsatz über die Atthakathas 213)
soll der Oriental Miscellany enthalten. Die in Cunningham's Corpus
inscriptionum indicarum Bd. I edirten Inschriften des Ayoka, an
denen in philologischer Beziehung mancherlei auszusetzen war,
unterzieht Senart2ii) der eingehendsten philologischen Kritik. Der
Schluss dieser bedeutenden Untersuchungen und der Separatabdruck
fallen in das nächste Berichtsjahr. In ähnlicher Weise behandelt
Kern215) die beiden besonderen Edicte von Dhauli und Jaugada.
Allgemein gehalten ist ein Aufsatz über die Inschriften Acoka's von
Cust21i>). Zwei kleinere Pali-Inschriften werden von Räjendraläla
Mitra211) und Hoernle21*) mitgetheilt.
Aus der Jaina-Literatur veröffentlicht JacoM210) eine Prakrit-
Bearbeitung der Legende von Kalakäcarya, welche eine Art Anhang
zum Kalpasütra bildet. Derselbe versucht eine nähere Begründung
der Ansicht, dass Mahavira nicht Gründer einer neuen, sondern
210) Rieh. Morris. Division of tho Buddhist Scriptures: Ac. XVIII,
136—7. (Auch IAnt. IX, 288—9.)
211) F. Max Müller. Division of tho Buddhist Scriptures: Ac. XVIII.
154-5. (Auch IAnt. IX, 289—90.)
212) Laukäsäsanavisuddhikathä. Rangoon, Burmah Herald Press 1880.
151 pp. 8. [„Uehrigens gehören in das Jahr 1880 (1241) noch folgende
Pali-Birmanische Puhlicationen : Dhammapada. Rangoon, Burmah Herald Steam
Press, pp. 1 — 35 Pali Text, 36 — 260 Birm. Commentar. Dhammapadadesanä
Kyam: ib., Br. Burma News Press, pp. 470. In dieser Ausgabe sind die Pali-
Verse in die Erzählungen verwebt; sie bietet viele Varianten zu F's Text. Abhi-
dhammatthasangaho. R., Br. Burma News Press. 3 pp. Errata, p. 1 — 48
Pali Text, 49 — 249 Birm. erklärende Ueborsetzung. Mahäparittam. R., Br.
Burma News Press, p. 1 — 27 Pali Text, 28 — 113 Uehers. u. Commentar. Ma-
häparittam. R., Burmah Herald Steam Press, p. 1 — 16 Text, 16 — 63 Ueber-
setzung und Erklärung." — Nachträgliche Mittheilung des Herrn Prof. R. Rost.]
213) The Atthakathas of Buddhism: Oriental Miscellany Vol. II. No. XX.
Calcutta 1880.
214) [F.] Senart. Etüde sur les inscriptions de Piyadasi: JA. VII Ser.,
XV, 287—347. 479—509. XVI, 215—67 m. 2 Taf. 289—410. — In englischer
Uebersetzung „Seitart. On the Inscriptions of Piyadasi" IAnt. IX, 282 — 7
(to be continued).
215) H. Kern. On the Separate Edicts of Dhauli and Jaugada: JRAS.
N. S. XII, 379 — 94.
216) Roberto Cust. I piü antichi monumenti epigrarici nell'India setten-
trionale. — Le iscrizioni di Re Asoka: Nuova Antol. II Ser., XVI, 309 — 18.
217) Räjendraläla Mitra. Remarks on a Päli Inscription from Bharhat:
PASB. 1880, 58—63. — Vgl. Hoernle ebd. 55.
218) A. F. Rudolf Hoernle. Note on a Rock-cut Inscription from Riwä:
IAnt. IX, 120—1.
219) Herrn. Jacobi. Das Kälakäcärya-Kathänakam: ZDMG. XXXIV,
247—318.
Jahresbericht 1880. 3
34 Klatt, Vorderindien.
nur Reformator einer schon bestehenden Religion gewesen sei2'20)
und theilt eine Stelle aus Qilänka's Cornmentar zum Acäränga
Sütra über Sulasä mit2'21). Von indischen Drucken nennen wir
hier nur die Ausgabe des Sthänänga Sütra'222) und ein Handbuch
für Anhänger des Kharataragaccha '2'23) und verweisen im übrigen
auf die Jahresberichte der Geschichtswissenschaft 1880 I p. 24 f.,
wo sämmtliche in den Jahren 1879 und 1880 in Britisch Indien
erschienenen Jaina-Bücher zusammengestellt sind. Von grossem
Werthe ist das von Bühler entdeckte und von ihm und Pt'sc/tel22i)
gemeinschaftlich veröffentlichte Präkrit-Wörterbuch des Hemacandra.
Wegen Pischel's Präkyit-Grammatik des Hemacandra, Thl. 2, sowie
Goldschmidt's Setubandha, Lief. 1, die, obwohl die Jahreszahl 1880
tragend, in der That schon 1879 erschienen sind, vgl. man den
vorjähr. Bericht p. 57. Sehr verdienstlich ist Iloernle's2-^) Aus-
gabe von Canda's Grammatik des Jaina - Prakrit, besonders auch
durch die Vergleichung dieser Grammatik mit denen des Vararuci
und Hemacandra. Derselbe lloernle'1'1*) berichtet über eine bisher
unbekannte Prakrit-Grammatik, Präkritänanda von Raghunätha und
giebt eine cursorische Uebersicht der in der Präkrit-Philologie bis
jetzt erlangten Resultate'2'27). Pischel228) setzt seine Besprechung
220) H. Jacobi. On Mahävira and his Predecessors: IAnt. IX, 158—63.
— Vgl. A. Barth Rev. de l'hist. des rel. III, 89—91.
221) H. Jacobi, On Sulasä: IAnt. IX, 28 (vgl. oben No. 26).
222) Sthänänga Sütra Tritiyänga. By Gandhar Sudliann Svämi. Witli
the Commentary of Abliaydev Süri and a Gujräti Transl. by Meghräjgani. Be-
nares, Nänakchand Jati Jairi Prabhäkar press (jmblisher: Jain Book Society,
Azamganj, Murshidabad) 1880. 1200 pp. 8. Rs. 37 8a. [Remarkablo as
tho nrst treatise of the kind published in tliese provinces, there being a strong
objection among Jains to publish their sacred books.]
223) Ratnasägara, (vä) Mohanagunamälä | prathamabhägah | Vikramapura-
västavya (Vrihatkharatarabliattärakagaeehel püjya upädhyäyaji i;ri 108 9ri eri (,-ri
cri Lakshmipradhänaji ganih | (tacchishya mukliya) i>a.nt\itsi-Mu/.tikamalaniuiiiiii<
bahn pustakät samgraha kritvä (cuddhikritam). (Snerävaka Sethiyä gotre) criyukta
Rüpacandraji saliayena (prakäcitam). Kalakattä || Nutana Samskiita yantre i;n
Gopälacandrena mudritam samvat 1936 | (dvitiya) äcvina <;ukla tritiyayäm | 4,
L6,608 pp. 8. Rs. 21. [Trübner: £Z 3 s.] [Hindi, Präkrit u. Sanskrit in
Dcvanägari-Schrift]
224) The Desinämamälä of llomachandra. Edited with Critical Notes, a
Glossary, and aHistorical Introduction, by R. Pischel and G. Bühler. Part I. Text
and Critical Notes, by Pischel. Bombay: Government Central Book Depot 1880.
in, 300 pp- 8- Rs. 3'/4 [Trübner: 10s.] (Bombay Sanskrit Seriös. No. XVII.)
— Vgl. Siegfr. Goldschmidt DLZ. II, 1109.
225) The Präkrita - Lakshanam or Chanda's Grammar of tho Ancient
(Arsha) JPrakrit, Edited by A. F. /lud. lloernle. Part 1. Text with a Critical
[ntroduction and [ndexes. Calcutta, Asiatic Socioty 1880. LXIV, 74 pp. 8.
2 Taf. [Trübner: :is.| (Bibliotheca Endica N. S. No. 447.)
226) Hoernle. On a Prakrit Grammar: PASli. 1880, 100—2.
227j A. F. h'at/.. lloernle. A Sketch of the History of Prakrit Philology:
Calc Be\ LXXI, 311—32. (Auch sep. 22 pp. 8.)
228,1 II Pischel. Die docicabdäs bei Trivikrama, (Fortsetzung): BKIS
VI, 84-105.
Klatt, Vorderindien. 35
der Deeicabdas bei Trivikrama fort, Goldschmidt'229) behandelt die
Wörter dumttara, dävaT, pamussati und den acc. pl. auf e, und
Jacobi23U) wendet sich gegen eine von Goldschmidt schon früher
(Präkrtica 1879 p. 28) aufgestellte Behauptung.
Ueber die neueren Sprachen Indiens handelt ein Essay von
öustril) und ein Abdruck des im voi\ J. p. 57 No. 173 erwähnten
Artikels von Vinson232). — In Hoemle's233) vergleichender Gram-
matik der indischen Sprachen arischen Stammes oder, wie sie von
ihm genannt werden, gaudischen (gaurischen) Sprachen ist die
grammatische Darstellung des östlichen Hindi, welche zunächst im
Plane des Verf. gelegen hatte, und die er bei dem Mangel einer
Literatur aus dem Munde des Volkes schöpfen musste, zu Grande
gelegt. Durch die stete Rücksichtnahme auf die Präkrit-Sprachen
ist das Werk auch für die Präkrit - Philologie von hervorragender
Bedeutung. Brandreth 234) ist in seiner interessanten Vergleichung
der vom Sanskrit abgeleiteten indischen Sprachen mit den romani-
schen zur Flexion der Nomina und Verba fortgeschritten. Ueber
den Einfluss der Aboriginer auf die arischen Sprachen handelt
Avery235) in einer uns nicht zugänglichen Zeitschrift. Schliesslich
mag hier Lethbridge's236) Aufsatz über die Zeitungsliteratur der
modernen Sprachen erwähnt sein.
Eine Liste mehrerer in den letzten Jahren in Lucknow
erschienener Hindustani- und Hindi -Bücher findet man in TR.
N. S. II, 97 — 9. Kurz, aber mit Sachkenntniss geschrieben sind
zwei Artikel der Encyclopaedia Britannica von Platts23') und
LnjalV23*). Auch LyaU's 239) warm empfohlene Skizze der Hindustani-
229) Siegfr. Goldschmidt. Präkrtische miscellen: ZVglS. XXV, 436—8.
230) H. Jacobi. Das Quantitätsgesetz in den Präkritsprachen: ZVglS.
XXV, 292—8.
231) Hob. N. Cust. The Languages of the East Indies: Linguistic and
Oriental Essays. No. V. p. 144 — Tl. — Ins Eranzösische übersetzt in: R. Cust.
Les roligions et les langues de l'Inde. Traduit de l'anglais. Paris, Leroux 1880.
203 pp. 8. fr. 2.50. (Biblioth. Orient, elzevir.)
232) J. Vinson. Les langues modernes de l'Inde: Mel. de ling. et d'anthr.
34—49.
233) A. F. Rud. Hoernlc. A Comparativo Grammar of the Gaudian
Languages, with Special Reference to the Eastern Hindi accompanied by a
Language-Map and a Table of Alphabets. London, Trübner 1880. 15, XL,
418 pp. 8. 18s. — Vgl. G. v. d. Gabelentz LC. 1880, 1786; E. L. Brand-
reth Ac. XVII, 459; R. Rost lAnt. IX, 232; Calc. Rev. Vol. LXXI. No. CXLII.
p. I— V; A. Barth RC. N. S. XIV, 81—6.
234) E. L. Brandreth. The Gaurian compared with the Roinance
Languages. Part II. The Morphology : JRAS. N. S. XII, 335 — -64. (Auch Transact.
of the Philol. Soc. 1880—1. Part I. Appendix I. p. 1* — 32*).
235) J. Avery. Inttuence of the Aboriginal Tribes upon the Aryau
Speech: Oriental and Biblical Journal V. I. pt. 2.
236) Moper Lethbridge. The Vernacular Press of India. An Historical
Sketch: Contemp. Rev. XXXVII, 459—473. —Vgl. IG. II, 1, 612.
237) J. T. Platts. HindüstänT: Encycl. Brit. 9 Ed. XI, 840—3.
238) C. J. Lyall. Hindustani Literature: Encycl. Brit. 9 Ed. XI, 843— 50.
239) C. J. Lyall. A Sketch of the Hindustani Language. Edinburgh,
3*
36 Klatt, I 'order Indien.
Grammatik war ursprünglich für dieselbe englische Encyclopaedie be-
stimmt, wurde aber als zu detaillirt besonders veröffentlicht. Prakti-
schen Zwecken dienen zwei lexikalische Arbeiten von Fallon-i{)~r).
Hoernle's2*2) besonders auch für die Prakrit - Studien wichtige
Arbeit über die Hindi -Wurzeln liegt nunmehr vor und enthält
eine alphabetische Liste von 398 primären und 189 secundären
Verbal wurzeln. Das Rämäyana des Tulsidäs ist in zwei indischen Aus-
gaben243) erschienen; die Uebersetzung desselben durch Growse2*4)
ist beendet. Aus dem Nachlass Garem de Tassy's 245) hat Deloncle
einen Auszug aus dem Hindi-Gedicht Svargarohana des Vishnudäs
herausgegeben. Grterson2*6) verlangt Reformen in Bezug auf die
Amtssprache der Behörden in Bengalen, weil das Hindi der amt-
lichen Schriftstücke von dem Volke nicht verstanden werde. Schliess-
lich nennen wir zwei für Untern ebtszwecke bestimmte Publicationen
von Baness24'l~'2is), von welchen die erstere den Hindi-Text ausser
in Devanägari - Schrift versuchsweise auch in lateinischer Trans-
scription enthält, die neue Ausgabe der voriges Jahr erwähnten
Black; London 1880. IV, 55 pp. S. 1 s. — Vgl. Ac. XVIII, 315; R. IAnt.
X, 155.
240) S. W. Falloit. A Hindustani-English Law and Commercial Dictio-
nary. Banäras, E. J. Lazarus 1879. II, 283, II pp. 4. Rs. 10 [Trübner:
£ 1 ls.] [faetisch 1880, cf. Vorrede.]
241 1 S. W. Fallon. A New English-Hindustani Dictionary. With Ulu-
strations from English Literatnre and Colloquial English translated into Hin-
dustani. Part I. Benares, Lazarus 1880. 48 pp. 8. Re. 1 8a. [Trübner 3 s.]
[vollständig in 12 Heften zu 48 pp.]
242) A. F. Rad. Hoernle. A Collection of Hindi Roots, with Remarks
on their Derivation and Classification aecompanied by an Index of Sanskrit
Roots and Words: JASB. XLIX, I, 33 — 81 u. VI pp. Appendix. (Auch sep.
Calcutta 1880. 8.)
243) Tulsi Das Rämäyan, in Hindi. Delhi, Hindu Press 1879. 416 pp.
8. Re. 1 4a. Lith. Reprint. — Dasselbe: Calcutta, Nrityaläl Sil 1879.
494 pp. 8. 5 Ed.
244) The Rämäyana of Tulsi Das. Translated from tho Original Hindi.
By F. S. (iroir.se. Books IU — VI. The Forest. — Kishkindhya. — The
Beautiftd. — Lanka. Allahabad, N.-W. P. and Oudh Govt. Press 1880. Ylll,
186 pp. 8. [Trübner 12 s.] -- Vgl. Ac. XVIII, 440. — Book I. Childhood.
2 Ed; ib. 1880. 226 pp. 8. Rs. 3.
245) Tahleau du Kali-Youg ou äge de fer par Vichnou-Das traduetion
posthume do riiindoui par Garcin de Tassy: Annales du Musee Guimet
I, 77—84.
246) George A. Grterson. A Plea for the People's Tongue: Calc. Rov.
LXXI, 151— 68.
2.47) J. F. Bwiess. Selections from the History of India. Calcutta,
Nr« man 1879. 112 pp. 8. Rs. 5. [The authorized text-book for examination
of Govemmenl officers of every grade in tho lo.wer Standard in Hindustani.]
— Vgl. ,,()n Romanizing the Vernaculars": Priend of India XLV, 591 — 2.
248) ./ /•' Baness. Selections from the Prem S.igar. 2 Ed. Calcutta,
Newman 1879 "-'•_'! pp. 8. lxs (i [The authorized text-book for the exami-
nation , . . in the higher Standard in Hinclustani.j
Klatt, Vorderindien. 37
von Miss $tokes2i9) gesammelten Märchen und einen Journal-
artikel von Gorch250).
Für das Bengalische erwähnen wir drei von Bengalen ver-
fasste Wörterbücher-"'1 253) und einen Versuch, das Bengalische
in lateinischer Schrift zu schreiben, von Browne25*). Drei Märchen
aus Bengalen hat Damant255) mitgetheilt. In Calcutta ist eine
Gesellschaft zur Förderung der bengalischen Literatur unter Rd-
jendraläla Mibra's und K. M. Bauer/ 7V Mit Wirkung gegründet
worden, s. Ac. XIX, 354. Von den Gujarati-Büchern dürfte das
für uns Interessanteste eine Sammlung von Sprichwörtern sein
(s. Catal. of books, Bombay 1879 III p. 14), ferner ein Verzeichniss
der ins Gujarati aufgenommenen Fremdwörter (s. ebd. 1880 II p. 2)
und ein kleines Englisch-Gujarati Wörterbuch -;,ü). Das Maräthi ist
durch eine neue Ausgabe von Navalkar's251) Manual of Marathi
Grammar vertreten, das Konkani durch ein Messbuch-58). Die
von Mrs. Steel259) im Panjäb gesammelten Volkserzählungen sind
wegen der von Ternple zugefügten Anmerkungen auch von sprach-
lichem Interesse. Leitner260) analysirt ein zur Information der
Criminalbeamten verfasstes Wörterbuch der Verbrechersprache des
Panjäb und leitet die Ausdrücke, die theils dem künstlichen Jargon
249) Maive Stokes. Indian Fairy Tales. Colleeted and translated, with
Notes, and an Introduction by W. R. S. Ralston. London. Ellis and White
1880. 334 pp. 8. 7 s. 6d. — Vgl. J. F. Camphell Ac. XVII, 433.
250) N. Gorch. The Later Hindi Translation* of the Bible : Indian Evang.
Rev. VII No. 25.
251) Durgä Clin ran Banerji and Fwrna Chandra Chalcrdbarti. Pra-
kritinirnaya Abhidhäna; or an Dlustrated and Comprehensive Dietionary of the
Bengali Language. Calcutta, B. P. Majumdär 1880. 1230 pp. 8. Es. 4.
[Beug., Engl, and Sansk. — Educational. ■ — Ineludes many words of provincial
application and mxstic usage not found in other works ot' its kind]
252) Gopdl Chandra Bandyopädhyäya. A Dietionary of Bengali and
English. Calcutta 188i». 525 pp. 8. Rs. 2 SY [Educational]
253) Kshetra Ndth Hälddr and others. An Enlarged Dietionary in
English and Bengali. Calcutta, B. P. Majumdär 1880. 530 pp. 8. Rs. 2 8a.
[Educational.]
254) J. F. Browne. A Transliterated List of Selected Bengali Words in
Roman Character. Calcutta 1880. 91 pp. 8. 2a.
255) Gr. H. Damant. Bengali Folklore Legends Crom Dinagepore : IAnt.
IX, 1—8.
256) A Compendium of an English and Gujarati Dietionary. Compiled
by Ardesar Framji Moos, Narmadashankar Lalshankar, Nänäbhäi Rastamji
Räninä and Javerilal Umiäsbankar. 3 Ed. Bombay, Union Press 1880. XII,
578 pp. 8. Rs. 3 8a. [Trübner: 14s.]
257) Gampatrdo R. NavalTear. The Student's Maräthi Grammar. New
Edition. Bombay, Education Society's Press 1880. XV, 341 pp. 8. [Trübner: 18 s.]
258) O manual da missa, confissäo e communhäo, Portugueze Concanim.
2 Ed. Bombay, English and Gujarati lob Printing Press 1878. 540 pp. 8.
Re. 1 8 a.
250) Folklore in the Panjäb. Colleeted by Mrs. F. A Steel, with Notes
by /)'. C. Ternple: IAnt. IX, 205—10. 280—2. 302 — 4.
260) G. W. Leitner. Appendix. — A Detailed Analysis of Abdul Ghafur's
Dietionary of the Terms used by Criminal Tribes in the Panjäb. Lahore,
Punjab Govt. Civil Secretariat Press 18S0. XXVIII pp. fol.
38 Klaff, Vorderindien.
der Diebe und Ganner, theils der wirklichen Volkssprache angehören
und mannichfaltige Beziehungen zum Zigeunerischen aufweisen,
grossentheils aus dem Panjabi und Urdu ab. Derselbe261-2) han-
delt über die Sprache der Gangars und giebt das in seinem Werke
über Dardistan publicirte Material über die Kalasha-Sprache der
Bashgeli Kafirs mit einigen Beigaben, namentlich Karten und Ab-
bildungen, nochmals besonders heraus. Von hervorragender Wichtig-
keit ist ein Werk von Biddulph263) wegen der beigefügten Vo-
cabnlarien von 10 und grammatischen Skizzen von 3 Sprachen
des Hindukusch. Bemerkungen zur Charakteristik der Dialekte des
Hindukush und Dardistan's linden sich auch in der im iranischen
Berichte unter No. 87 genannten Schrift von Tomascln /,'.
Mi/closich's 264) grossartiges Werk über die Zigeuner nähert
sich dem Ende : das zehnte Heft der „Mundarten" umfasst die Lehre
von der Bildung der Nominal- und Verbalstämme. Kuhn'165) han-
delt über zigeunerisch bes sitzen. Wlislocki266) veröffentlicht
Volkslieder in Text und Uebersetzung, welche er in Siebenbürgen
aus dem Munde von Zigeunern gesammelt hat, darunter auch eine
Ballade von einem Kampf zwischen Vater und Sohn, Gaster 267)
ein Märchen eines rumänischen Zigeuners , aber nur in deutscher
Uebersetzung. Eine Abhandlung über Zigeunerlieder von llosen-
feld2i5S) und eine böhmische Grammatik des Zigeunerischen von
Jesina2e9) kennen wir nur aus der erst im nächsten Jahr zu
erwähnenden Bibliographie am Schlüsse von Miklosich's Zigeuner-
261) G. W. Leibner. A Sketch of the Changars and of their Dialect.
Labore 1880. fol.
2C2) G. TTr. Leitner. Kafiristan. Section I. Tlie Bashgeli Kafirs and
their Language. iReprinted from the Journal of the United Service Institution
of India. [No. 43. June 1880.]) Lahore, Albert Press 1880. 50 pp. 8.
3 Taf. und 2 Kart. Nicht im Handel. [Trübner: 8 s. G d.] — Vgl. Calc. Rev.
Vol. LXXI. No. CXLII. p. XVII -XIX.
263) J. Biddubph. Tribes of the Ilindoo Koosh. Calcutfca, < »ffice Superint.
Gov. Print.; London, Trübner 1880. VI. 164. CLXIX pp S. Mit lllustr.,
Taf. u. 1 Karte. [Trübner: 15 s.] — Vgl. IAnt. IX. 220: Ath. 1881 I, 553.
204 1 Franz Miklusicli. liier die Mundarten und die Wanderungen der
Zigeuner Europa's. X: Denkschr. d. Wiener Akad. XXX, 391—486. (Auch
sep Wien, Gerold lssu. 00 pp. 4. M. 4.80.) — Vgl. G v. d Gabelentz LC.
L623
265) E. Kuhn. MisceUen. (No. 4): ZVglS. XXV, 32S.
ji'iii, Jfrinr. ■■• Wlixlucli. Ilaideblüten. Volkslieder der transsilvanischen
Zigeuner. Inedita. Originaltexte und Verdeutschungen. Leipzig, Friedrich 1880.
IT pp 8. M. 1. Vgl. Ungar. Rev. Jan. 1881, 85. — Volkslieder der trans-
silvanisch-ungarischen Zigeuner. (Klausenburger Dialekt) : MLA. XCVII, 111 — 2.
— Eine Hildebrands-Ballade der transsilvanischen Zigeuner: ebd. 267 — 8. (Auch
sep Leipzig, friedlich 1880. 8 pp. 8. 50 Pf.)
'_'G7 1 jM Gaster / Zigeunerische Märchen aus Rumänien. Her Eisen-
mann: Ausland Uli, '.'.".7—9.
268) .1/ Ro8enfeld. Die Zigeunerlieder und ihre Sänger: Ans allen Welt-
theilen, Sept. 1879
./" ./' ina Komäni i*ib cili eikänsky jazyk. Die Ant. Puchmayera
osporädal a rozsiril V Praze 1880.
Klatt, Vorderindien. 39
werk. Einen anonymen Artikel270) über die Herkunft der Zigeuner
aus Indien enthält die Saturday Review. Diefenbach'-11--) bringt
in seiner Völkerkunde Osteuropas auch einen Abschnitt über die
Zigeuner und theilt ein Paar anekdotische Erinnerungen aus seinen
persönlichen Berührungen mit Zigeunern , darunter auch einiges
Sprachliche mit. Daneben sei auch der Skizze von 8vdteh2n)
gedacht. Statistische Daten über die Seelenzahl und die Lebens-
verhältnisse der Zigeuner in der Bukowina veröffentlicht Ficker2U).
Simson215) plädirt für die zigeunerische Abstammung Bunyan's und
bespricht den im vorjährigen Bericht erwähnten Artikel von Groome,
Mit den englischen Zigeunern beschäftigt sich eine kleine, aber werth-
volle Monographie von Orofton2™) und ein grösseres, jedoch mei-
stens andern Werken entlehntes Buch von Smith2"), ferner ein
zunächst für Unterhaltungszwecke bestimmtes, aber auch dem Eth-
nologen mancherlei darbietendes Buch von Groome-1*). Eine Schrift
von Raf'aellim) ist dem Ref. nicht näher bekannt geworden.
Eine erst jetzt erschienene Abhandlung des verstorbenen Gold-
schmtdt280) enthält eine Analyse sämmtlicher Wortformen der in
seinem letzten Report an die ceylonische Regierung (Sept. 1876)
übersetzten singhalesischen Inschriften. Ed. Müller2*1) publicirt
270) The Origin of the Gipsies: Saturd. Rev. XLVHI, 718—720.
271) Lorenz Diefenbach. Völkerkunde Osteuropas, insbesondere der
Haemoshälbinsel und der unteren Donaugebiete. Bd. II. 2. Die Finnische
Familie. Zigeuner I Korn). Armenier oder Hajer. Kaukasier. Nachträge und
Berichtigungen. Darrnstadt, Brill 188«> p. VIII, 195-414. 8. — Vgl. Fligier
Mag. f. d. Lit. d. In- u. Ausl. C, 554; AI fr. Kirchhoff Zeitschr. f. wissensch.
Geographie I, 220—2. II, 147 — 8.
272) L. Diefenbach. Die Zigeuner. Skizzen zu einem Volksbilde:
Deutsche Revue V, 2G5— 72.
273) Jos. Svdtek. Culturhistorische Bilder aus Böhmen. Wien, Brau-
müller 1879. VI, 311 pp. 8. M. G. — Vgl. LC. 1880, 302. — Darin No. 9
p. 275 ff. Die Zigeuner in Böhmen.
274) Adolf Ficker. Die Zigeuner in der Bukowina. Ein Beitrag zur
Ethnographie internationale: Statist. Monatsschr. V, 249 — 65.
275) J. Simson. TheEnglish üniversities and John Bunyan and the Ency-
clopaedia Britannien and the Gipsies, s. TR. N. S. I. 129.
276) Henry T. Crofton. Annais of the English Gipsies under the Tudors.
Manchester. Heywood 1880. (Papers of the Manchester Literary Club, vol. VI.)
Vgl. F. H. Groome Ac. XVIII, 20.
277) George Smith. Gipsy Life: being an Account of our Gipsies and
their Children. With Suggestions for their Improvement. London, Haughton
1880. — Vgl. Ath. 1880 I, 662; F. H. Groome Ac. XVIII, 20.
278) Francis Hindes Groome. In Gipsy Tents. Edinburgh, Nimmo.
c. 400 pp. — Vgl. H. T. Crofton Ac. XVIII, 287; Ath. 1880 II, 460; Edw.
Scott. The Gipsies in Northern Europe: ebd. 499-500; ebd. 532; F. H. Groome
ebd. 569.
279) F. Raffaelli. Saggio di mattinate nel parlare di Cingoli; con note.
Fano, V. Pasqualis succ. Lana 1880. [Müldener Bibl. philol. 1880 p. 279.]
280) P. Goldschmidt. Notes on Ancient Simhalese Inscriptions: Jouru
Ceylon Br. RAS. 1879, 1 — 45.
281) [E] Müller. Text and Translation of the Inscription of Mahindo
III at Mihintalo: ebd. 1880, 5 — 36.
40 Klatt, Vorderindien.
eine singhalesische Inschrift von ca. 1000 n. Chr. unter Beigabe
einer Grammatik der Sprache der Inschrift und eines Glossars;
von den in seinem letzten officiellen Report282) veröffentlichten
Inschriften gehören die vier grössten dem 10. und 11. Jahrhundert
an, unter den kleineren bietet die vierte durch Bewahrung der
Aspiraten und eine entschieden präkyitiscke Verbalform ein beson-
deres sprachliches Interesse. C. Älwis'2*3) singhalesisches Hand-
buch, welches eine Grammatik, Gespräche und ein Wörterbuch ent-
hält, ist von neuem erschienen, ebenso in Colombo eine Elementar-
grammatik284) zum Gebrauche der Eingebornen. Die von C. Aliois
mit Uebersetzung publicirten pseudohistorischen Stücke hat de Mil-
loue2S5) in das Französische übertragen. Mendis'286) Sprichwörter-
sammlung hat denselben Inhalt, wie ein von dem verstorbenen
Vater des Verf. A. Mendis Mudaliyar unter gleichem Titel ver-
öffentlichtes Buch; hinzugefügt sind jedoch eine englische Ueber-
setzung und einige Anmerkungen. Von der Uebersetzung eines
im Jahre 1818 verfassten singhalesischen Textes287) berichtet die
Ae. Von Wiptmaleri~ss) erhalten wir eine mit verschiedenen nütz-
lichen Anmerkungen begleitete Bibliographie der in den Jahren
1737—90 zu Colombo gedruckten singhalesischen und tamulischen
Bücher.
282) E. Müller. Report on the Ancient Iuscriptions in the North-Western
Province and in the Districts of Matale and Trinkomali, Ceylon: IAnt. IX,
2 G 8— 274.
283) C. Alwis. The Sinhalese Hand-Book, in Roman Characters. See.
Ed., with Improvements and Additions. Colombo: W. II. Herbert, Government
Printer 188U. XXIII, 240 pp. 8. [Trübner: 14s.] — Vgl. Ac. XIX, 212.
284) A Sinhalese Grammar for the use of beginners. Compiled by Dun
Eustahius Johannes, ateacher in the normal Institution. Approved by Henry
Pereira, Esq. (Folgt derselbe Titel singhalesiseh.) Colombo 1880. XI, 140 pp.
Ganz singhalesiseh.
285) Visites des Bouddhas dans l'ile de Lanka extraits du Poujavaliya
et du Sarvajnagounalankaraya d'apres la traduetion anglaise du reverend C. Aliris,
traduit de l'anglais par L. de Milluue: Ann. du Musee Guimet I, 117 — 38.
286) Athetha Wakya Deepanya or a Collection of Sinhalese Proverbs,
Maxims, Fahles etc. Compiled and translated into English by Alexander Mendis
Senanayaka Aratehy. Printed at the Catholic Press, Colfombo] s. a. [1880 od.
81]. II. II. 84 pp. 8. 2 s. 6d.
287) Niti-Nighanduwa; or, the Vocabulary of Law, translated by J. B. Pä-
ndbohlca, with an Introduction by C. 7! B. LeMesurier. — Vgl. Ac. XIX,
'.'12. [„Niti-nighantuva; <>r the vocabulary of law, as it existed in the last days
of tlii'. Kandyan Bangdom. Translated by Ü. J. R. LeMesurier, Ceylon CS., and
'/'. /!. Pdnabokke, President of Dumbara, Kandy. Colombo 1880. XXXVHI,
120 pp. Dieses isl ein Gesetzbuch. Die Einleitung ist sehr interessant, handelt
auch über ordeals. — Nitinighantuva, der singhal. Text allein, herausgegeben
von 7. /.'. P&nabohlce Col. 1880. XX, 127 pp." Nachträgliche Mittheilung
des Herrn Prof. R. Rosl
288) '/'//. ('Ii. L Wijnmalm. De Drukpers te Colombo. Proeve eener
Singaleesche Bibliographie: Bibliographische Adversaria IV, 1C1 — 83. (Auch
sep. 's Gravenhage, Nijhoffl879. 8. — Vgl. TNI. N. S. IX, I. 147; AEO. 11,281.)
Klatt, Vorderindien. 41
Auf die dravidischen Sprachen, insbesondre das Tamil, beziehen
sich einige Abhandlungen Vinson's'-s'J), von welchen die eine
Ph. v. Balde's Einleitung zu seiner grammatischen Skizze „Kurtze
Anleitung zu der malabarischen Sprachkunst, 1671" und Mit-
theilungen über einige andere Werke des 17. und 18. Jahrh. ent-
hält. Ein Verzeichniss von 119 tamulischen Büchern, welche
Ziegenbalg für seine Bibliotheca Malabarica verwerthet hat'"10), findet
sich in den letzten Heften der eingegangenen Hallischen Missions-
nachrichten. Eine Tamil-Grammatik von Lazarus2-'1) dient zu
Unterrichtszwecken. Die von Branfill2'®) zusammengestellte Liste
von Ortsnamen in Tanjore ist auch sprachlich beacbtenswerth, da
den Namen in der Regel auch etymologische Erklärungen beigefügt
sind. Ueber das Tamil -Wort tögei, aus welchem hebr. thukiim
abgeleitet wird, handelt I rmson -', ■'') in einem schon früher erschienenen,
jetzt von neuem gedruckten Artikel. In der Fortsetzung seiner
Anmerkungen zum Kurral geht Pope29*) zum 2. Capitel des Kurral
über. Von Walkouse's295) Archaeological Notes erwähnen wir hier
nur den einen Aufsatz, in welchem er zum Kurral und dem Telugu-
Dichter Veraana occidentalische Seitenstücke sucht. Hierher ge-
hören noch zwei Schriften von Adam-'M~ 7), ein Hinweis Mawsi's298)
auf einen jetzt lebenden tamulischen Dichter und vier kleine Ge-
dichte, in welchen sich Vinsonm) als tamulischer Dichter versucht ;
289) Julien Vinson. Les langues dravidiennes , discours d'ouverture du
cours d'hindoustani et de langue tamoule ä l'ecole des langues Orientale» Vi-
vantes: Abel Hovelacquo etc., Mel. de lingu. et d'anthrop. p. 60 — 81. (Abdruck
des im vor. J. p. 60 No. 206 angeführten Artikels.) — Les etudes tamoules.
Discours prononce le 19 nov. 1879. . . .: EL. XIII, 49 — 67. — Documenta
pour servir ä l'histoire des etudes dravidiennes: ebd. 241 8. 402- 8.
290) Ziegenbalgs Bibliotheca Malabarica: Missionsnachr. d. ostind. Missions-
anstalt zu Halle XXXII, 1-20. 62—94. - Vgl. A. Weher DLZ. II, 586.
291) John Lazarus. A Tamil Grammar for use in Schools and Colleges.
Madras, Addison 1879. 237 pp. 8. Re. 1. (based upon Nannül.)
292) R. B. (rectius B. R.) Branfill. On the Names of Places in Tanjore :
Madras Journ. for 1879, 43—92.
293) J. Vinson. Sur l'origine du mot thuki-im (paons) de la bilde :
A. Hovelacque etc., Mel. de lingu. et d'anthrop. p. 50—9. [Abdruck aus KL.
IV, 120—8, 1873.]
294) G. U. Pope. Notes on the Kurral of the Tamil 1'oet TiruvaUuvar.
(Continued from Vol. VIII. p. 309): IAnt. IX, 196—9.
295) M. J. Walhouse. Archaeological Notes. No. XXIV. Ethieal Pa-
rallels: JAnt, IX, 71—3.
296) J. B. Adam. Notice historique sur Tirouvallouver. Karikal, impr.
de Cassim Monga'idineravouttar 1879. IV, 28 pp. 4.
297) Les petits poemes tamouls , comprenant: Attisoudi, Kondreyvcnden,
Vettiverkey, Moudourei, Nalvaji, Nanneri et Nidinerivilakkam. Trad. en fran^ais
par J. B. Adam, et public par C. Doressamypoulli, ebd. 1880. IV, 61 pp. 4.
298) Textor de Ravisi. La langue tamoule: Congres prov. des orient.
Compte rendu de la Ulf sess. Lyon 1878. T. I p. 137 — 9. 1880.
299) J. Vinson. Essais poetiques tamouls: A. Hovelacque etc., Mel. de
lingu. et d'anthrop. p. 315 — 7.
4 O Klatty Vorderindien.
letzterer300) sprach auch in Veranlassung eines c,ivaitische Gedichte
enthaltenden Manuscripts über die Herstellung der tamulischen Palm-
blatthandschriften. Eine kurze grammatische Skizze der mit dem
Tamil verwandten Yerukala- Sprache erhalten wir von Cam301), von
Mrfcalfe30-) eine Sammlung von Wörtern und Eedensarten. Ein
Artikel des „Ausland" über die Telugu303) ist aus Schlagintweit's
Indien in Wort und Bild entlehnt. In Indien erschien ein Wörterbuch
der in Telugu - Puranas und Gedichten vorkommenden Personen-
und Ortsnamen301). Das von der Baseler Mission herausgegebene
polyglotte Vocabular des Canaresischen, Tulu und Malayalam3'5)
ist von neuem gedruckt worden. Für das Canaresische nennen
wir noch eine Ausgabe des Jaimini Bhärata306) und eine in Sanskrit
abgefasste Grammatik307), für das Tulu zwei christliche Schriften3'18-9),
für das Malayalam eine Uebersetzung des Alten Testaments310).
Die Zugehörigkeit des Brähüi in Belutschistan zu den Drävida-
Sprachen ist durch Trumpp's311) Untersuchungen nunmehr über
allen Zweifel gestellt. Er gelangt zu diesem Resultat durch die
Vergleichung des Brähüi mit den drävidischen Sprachen einerseits
und seinen beiden Nachbarsprachen, dem Balüci und Sindhi andrer-
seits. - - Für das Säntäli ist eine Uebersetzung christlicher Lieder
300) Julien Vinson. Sur im manuscrit tamoul: Bulletins de la Soc
rl'Anthr. de Paris III Ser., III (1880), 362—365.
301) J. Cain. The Yerakala Language: IAnt. IX, 210-2.
302) [Metcalfe.] A Brief Sketch of the Yerukala Language, as spoken in
Rajahmandry, communicated by the late Direetor of Public Instruction [11 M.
Macdonald]: Madras Journ. for 1879, 93—102.
303) Die Telugu: Ausland LIII, 375—7.
304) V. Veriketaramidh. Puräna Näma Chandrikä. Madras, Kalarat-
nakaram Press 1879. 254 pp. 8. Ks. 3 8 a. [Telugu.]
305) A Polyglott English, German, Canarese, Tulu and Malayalam Voca-
bulary, containing 1600 of the most usual Words of the Language classified
under Practical Headings and printed in Parallel Columns both in the Veraa-
cular and in Roman Letters, with a füll Alphabetical Index in English, m Key
to tho Pronunciation etc. Tentative Ed. 8. Mangalore , Basel Missions-Buchh.
1880. XVI, 98 pp. 8. Re. 1. [M. 2.40.]
306) Lakshmisa. Jaimini Bhärata, a celebrated Kanarese Poem. Bangalore,
Mysore Book Depot Press 1880. 282 pp. 8. 14 a.
:in? i Naga Varma. Karnätaka Bhäsha Bhüshana. Kanarese Grammar in
Sanskrit. Mysore, Jagan Mohan Press 1880. 88 pp. 8. 4 a.
308) .1 Mariner. Tulu Hymns for Children. Mangalore, B. M. 15. and
T. Dejjository 1879. 66 pp. 8. 2 a.
309) .!. Buhrer. Short Bible Storios. [Tulu.] Mangalore, B. M. B. and
T. Depos. 1879. 96 pp. 8. 9 p.
310) <>hl Testament [Malayalam], Mangalore, M. A. Bible Soc Madras
1 H7(.» L296 pp. s. Re. 1
311) [Ernst] 7)-/i iit/'/i. Grammatische Untersuchungen über die Sprache
der BräbüTs: Sitzungsber. d. phil.-phil. u. bist. Cl. d k. b. Akad. d. Wiss. zu
München. L880. (Supplement-) Heft VI, 126 pp. (Auch sop. München, Acker-
mann 1881. L26 pp. s. M. 4.)
Klatt, Vorderindien. 43
von Cole312) und eine Abhandlung von Pachamba313) erschienen.
Ueber die Vedas in Travancore und Cochin (nicht zu verwechseln
mit den Veddas auf Ceylon) handelt Jagör3U), über die Bhils im
Vindhya KincaidAXh), das Mondari (eine der Kol-Sprachen) ist durch
eine Uebersetzung des Ev. Marc.316) vertreten. — Hodgsons,311)
Abhandlungen über die Himälaya-Spi'achen, welche ein reiches und
fast das einzige Material für diese interessanten Sprachen enthalten,
sind von R. Rost sorgfältig herausgegeben worden. Mit dieser
vortrefflichen Publication schliessen wir unsern Bericht und ver-
weisen für die fehlenden Abtheilungen , Geschichte , Archaeologie,
Religion u. s. w. auf die Jahresberichte der Geschichtswissenschaft.
312) Dharom Serenko Hör Rorte. Säntäli Hymns. By F. T. Cole. [Sän-
täli in tho Roman Char.] 2 Ed. Dhurmpore , printed Bhowanipore 188Ü.
148 pp. 8. 6 a.
313) A. Campbell Pachamba. The Santals: Ind. Evang. Rev. Vol. VII.
No. 25.
314) F.Jagor. Die Vedas: Zeitschr. f. Ethnologie. XI. Verhandl. 166 — 76.
315) W. Kincaid. On the Bheel Tribes of tlie Vindhyan Range: Joura.
of the Anthrop. Institute IX, 3!»7— 40G.
316) Miirka Oläkada Mangala Samächär. The Gospel of St. Mark. Transl.
into the Mondari Language by the Calcutta Bible Soc. 2 Ed. Calcutta 1880.
125 pp. 8.
317) Brian Hougläon Hodijson. Miscellaneous Essays relating to Indian
Subjeets. London, Trübner 1880. Vol. 1: VII, KU \<\>. Vol. II: VII, 348 pp.
8. £ 1 8 s. (Trübner's Oriental Series.) - - Vgl. G. v. d. Gabelentz LC.
1880, 1230; Saturd. Rev. XLIX. 178; Rob. Cust Ac. XVII, 366; IAnt. IX,
234; A. Barth Rev. de l'hisl des rel. III, 94 und KU. N. S. XI, 481-5. —
Vgl. dazu: Not published. Notes of the Services of B. H. llodgson, Esq. Lato
British Minister at tho Court of Nepal. Collected by a Friend. s. 1. e. a.
75 pp. 8.
44
Iran, Armenien, Kaukasusländer.
Voll
E. Kuhn.
Von den in der Ueberschrift genannten Gebieten hat nament-
lich das iranische in diesem Jahre manche erhebliche Förderung
aufzuweisen.
Einzelne Notizen zur ältesten Geographie der iranischen Länder,
namentlich der Küstengebiete des erythräischen Meeres, enthält ein
von Rawlinson mit Bemerkungen begleiteter Bericht Durand'^1).
Olshausen-) identificirt die Elymäer am Kaspischen Meere mit
den Deilem. Nöldeke 3) vertheidigt die in seiner Uebersetzung
des Karnamak vorgetragene Herleitung des Namens Atropatene
gegen die von Darmesteter in seiner Recension dieses Werkes
geäusserten Bedenken. Geradezu bahnbrechend für die historische
Geographie der Sasanidenzeit sind Hoffmann 's 4) Auszüge aus
syrischen Märtyrerallen, welche ausserdem durch verschiedene
religionsgeschichtliche und andere Excurse und durch den Versuch,
für die Erklärung der indoskvthischen Münzlegenden das Iranische
in noch weiterem Umfange heranzuziehen, als dies schon von
Benfey geschehen ist, unsere ganz besondere Aufmerksamkeit in An-
spruch nehmen. Ein Reisebericht Houtwn- Schindlers5) bringt
mancherlei topographisches Detail aus dem griechischen und sasa-
1 I Extracts frorn Report od the Islands and Antiquitios of Bahrein. By
Captain Duramd. With Notes by Major-General Sir IL C. Rawlinson:
JKAS N S. XII. 189—227 mit einer Karte.
_• ./ Olshausen. I>i.- Elymaeer am Caspischen Meere bei Polybius and
Ptolemaens: Bermes XV. ;J,21 — 330.
3) Th. Nöldeke. Atropatene: ZDMG. XXXIV, 692—697.
4) Auszüge ans syrischen Akten persischer Märtyrer übersetzt und durch
Untersuchungen zur historischen Topographie erläutert von Georg Hoffmann.
i. pzig 1880 325 pp. 8. M. 14. (AKM. Vll. 3.) - Vgl dazu ZDMG
XXXIV, 567—568; ferner J. Gildemeister LC. 1881, 532.
5) .1. Houtum Schindler. Historical and Archaeologieal Notes on a
Journey in South-Western Persia, L877— 78: JKAS. X. S. XII. 312 — 326.
Kuhn, Iran, Armenien, Kaukasusländer. 45
nidischen Zeitalter. Was Rwadeneyra's6) Reise in das innere
Persien für den Philologen und Historiker wichtiges bietet, haben
wir leider nicht ermitteln können.
Für die archaeologisch-epigraphischen Denkmäler mag an erster
Stelle ein Artikel JSoldi's1) genannt sein, der wohl die altpersische
Kunst zum Gegenstande haben wird. Der Numismatik des schon
berührten indisch-iranischen Grenzgebietes gehören ferner an ein
noch in das Jahr 1879 fallender Nachtrag v. Sallet's8) zu seinem
Werke über die Nachfolger Alexanders des Grossen in Baktrien und
Indien und zwei Aufsätze von Gardner9) und Le Strange10), auch
parthische und Khalifenmünzen sind von letzterem bei dieser Gelegen-
heit besprochen worden. Die letzten Resultate seiner Forschungen
über die Sasaniden-Münzen hat A. D. Mordtmann11) in einer um-
fangreichen Arbeit zusammengefasst ; die Münzen sind nach der
Reihenfolge der Könige übersichtlich verzeichnet und in dankenS-
werther Weise auch die sonst noch von einzelnen derselben her-
rührenden Denkmäler unter den betreffenden Rubriken zusammen-
gestellt ; einige nachträgliche Bemerkungen zu Mordtmanns
früheren Arbeiten und einzelnen gegen dieselben geltend ge-
machten Bedenken sind am Schlüsse angehängt. Für die
Kunstdenkmäler der sasanidischen Zeit dürfen als eine Ergänzung
zu dem im vorigen Bericht p. 65 No. 24 bemerkten Aspelin'sli)
Antiquites du Nord Finno - Ougrien nicht unerwähnt bleiben ; die
zweite schon 1877 erschienene Lieferung dieses noch unvollendeten
Werkes bringt unter den im Gouvernement Perm gefundenen Alter-
thümern auch die Abbildungen mehrerer Silberschalen sasanidischen
Stiles , von denen zwei neben dem plastischen Schmuck auch mit
Inschriften versehen sind. Fergusson's im Bericht für 1879 p. 65
6) A. Rivadeneyra. Viaje al interior de Persia. 3 Bde. Madrid (Mu-
rillo). M. 20. — Vgl. MLA. 1881, 367.
7) E. Soldi. L'Art persan: L'Art, Avril 25. 1880.
8) Alfred von Sallet. Die Nachfolger Alexanders des Grossen in Baktrien
und Indien. Nachtrag: Zeitschr. f. Num. VII, 296—307. — Vgl. auch IAnt.
IX, 255—263.
9) Percy Gardner. On some Coins of Syria and Bactria: Num. Chron.
N. S. XX, 181—191 mit einer Tafel.
10) Guy Le Strange. Notes on some Inedited Coins, from a Collection
made in Persia duriug the Years 1877 — 1879: JKAS. N. S. XII, 542 — 547.
11) A. D. Mordtmann. Zur Pehlevi- Münzkunde. IV. Die Münzen der
Sassaniden: ZDMG XXXIV, 1—162 mit einer Tafel und Holzschnitten.
12) Antiquites du Nord Finno-Ougrien publikes k l'aide d'une Subvention
de l'Etat par J. R. Aspelin. Dessins de C. Nummelin d'apres les originaux
Graves par K. Jacobson. Traductiou francaise par 6r. Biaudet. Livraison
I— IV. Helsingfors (Edlund) 1877—1880. X, 318 pp. 4. fr. 57. [Soll in
fünf Lieferungen vollständig sein , jede enthält etwa 400 Figuren. Die vier
Lieferungen enthalten: I Ages de la pierre et du bronze. II L'äge du fer.
Antiquites Permiennes. III L'äge du fer. Antiquites Morduines , Meriennes et
Tschoudes. IV L'äge du fer. Antiquites de la Finlande. — Der begleitende
Text ist nur kurz, nach Vollendung des Ganzen soll ein ausführlicherer folgen.]
— Vgl. LC. 1878, 78. 1881, 128.
4ß Kuhn, Tran, Armenien, Kaukasusländer.
No. 25 genannte Abhandlung über das Bild Khosru's des zweiten
in den Fresken von Ajanta bat Rdjendraläla Mitra zu einer Ent-
gegnung und Fergusson 13) zu einer Replik ciarauf Veranlassung
gegeben ; sie verharren einstweilen jeder bei seiner Meinung. Die
Pahlavi-Inschriften der Höblen von Kanheri bat West14) gründlich
erörtert: sie rubren von Parsen hei*, welche zu Anfang des elften
Jahrhunderts diese Höhlen besuchten; beachtenswerth ist, dass sie
in verticalen Reiben von oben nach unten geschrieben sind. - - Mit
Münzen aus der Zeit der Mongolenherrschaft beschäftigte sich
Iloutttv) - Schindler151). Ueber eine neupersische Inschrift aus
Kaschmir hat Jarret16) geschrieben.
Wir wenden uns nun zu einer Reihe historischer Unter-
suchungen , deren enger Zusammenhang mit der Denkmälerkunde
gerade dieses Mal besonders deutlich hervortritt. Spiegel11) spricht
über den König Vishtäspa und das alte Reich von Baktra im Zu-
sammenhange mit Zoroaster's Lebensgeschichte; es ergiebt sich
ihm , dass diesen Sagen eine direkte historische Bedeutung nicht
beizumessen ist. Derselbe lh) handelte ferner über die Geschichte
der Meder nach Oppert's und Lenormant's Forschungen. Bil-
dinger19) verdanken wir eine kritische Untersuchung über das
Ende des medischen Reiches , in welcher auf Grund des Buches
Daniel, der Behistan - Inschrift, der Perser des Aesehylus und der
Cyropädie der Nachweis versucht wird, dass das Mederreich ohne
Kampf und auf Bedingungen gleichen Rechtes von Cyrus gewonnen
wurde ; dabei ergeben sich ihm die Grundzüge von Xenophon's
Erzählung der medischen Tradition bei Herodot und der Dar-
stellung des Ctesias gegenüber als die nationalpersische Auffassung,
wie sie sich im Anfange des vierten Jahrhunderts vor Christi Ge-
burt Gestaltet hatte. Ganz neues Material für diese Fragen ist
13) Rdjendraläla Mitra Rat Balladur. On the Age of the Ajanta
Cavcs: JRAS. N. S. XII, 126 — 139. — James Fergusson,. Notes on Babu Ka-
jendraläla Mitra's Paper on the Age of Hu; Caves at Ajanta: ebd. 139 — 151. —
Vgl. ./. Burgess. Age of the Ajanta I'aintings: Ac. XVII, 198 — 199.
14) E. W. West. The Pahlavi Inscriptions at Kanheri: IAnt. IX,
2G5— 2C8 mit 4 pp. Tafeln.
15) A. Houtum- Schindler. Tho Goinage of the Declino of the Mongols
in Persia: Num. Chron. N. S. XX, 320 — 331.
IG) //. S. Jarrett. Note on an Inscription found lipon a stone lying
mar tlic riiins of a Masjid on Lanka Island, Wular Lake, Kashmir : JASH.
XLIX, I, L6— 20. — Vgl. PASB. 1880, 54—55.
17) /'. Spiegel. Vistäcpa oder Ilystaspos und das Reich von Baktra:
Hist. Zeitschr. XL1V= N. F. VIII, 1—21.
18) /•'. Spiegel. Das Volk der Medor und seino Geschichte nach den
oeuesten Forschungen: Ausland 1880, 581 — 587. 631—636.
I'.ii Ma.r Büdmger. Der Ausgang des medischen Reiches, eine Quellen-
untersuchung : Sitzungsber, d. phil.-hist. Cl. dir kaiserl. Akad. d. Wiss. XCV1,
477 — 504. (Auch sep. Wien 1880, 30 pp. 8. M. 0.5U.)
Kuhn, Iran, Armenien, Kaukasusländer. 47
dann in den von Sir IL Mawlinson20) und Pinches21) zuerst aus-
führlicher erörterten babylonischen Cyrusinschriften zugänglich ge-
worden, denen nachher noch G. Raivlinson2'2) , Büdinger^) , Ha-
levy2i) und Sayce2b) ihre Aufmerksamkeit zugewendet haben, ohne
dass bis jetzt ein Abschluss der schwebenden Controversen erzielt
worden ist; wir werden im Jahresbericht für 1881 auf diesen
Gegenstand zurückzukommen haben. Schrader*6) gab einen Nach-
trag zu seiner Abhandlung über das elfte Jahr des Cambyses.
Mit den Persern des Aeschylus haben sich von neuem van
lloffs^1) und Keiper'b) beschäftigt; des letzteren Dissertation
ist nachträglich noch von Darmesteter-8') besprochen worden. —
Auf die in früheren Berichten schon genannten für die Sasaniden-
geschichte wichtigen Besprechungen, die von Gutschmid^) Nöl-
deke's Karnämak und Tabari gewidmet hat, sei hier nochmals aus-
drücklich hingewiesen.
Für die altpersische Sprache sind zu erwähnen eine Notiz
Brugmans™) , welche die Formen akunaus und adarsnaus für
Aoriste vom Präsensstamme erklärt und Lindner's31) Anzeige des
dritten Bandes von Spiegel's Alterthumskunde, diese wegen einiger
Bemerkungen über die altpersischen Inschriften, unter denen die
Deutung des Namens Däraya-va'u-s = skr. dhärayad-vasu-s be-
sonders hervorgehoben zu werden verdient.
20) Sir H. C. Raivlinson. Notes on a newly-discoverod Clay Cylinder of
Cyrus the Great: JRAS. N. S. XII, 70—97.
21) Iheo. G. Pinches. On a Cuneiform Inscription relating to the Cap-
ture of Babylon by Cyrus, and the Events whieh preceded and led to it: TSI5A.
VII, 139—176 mit 1 Holzschnitt,
22) Geo. Rawlinson. The Character and Writings of Cyrus the Great:
Contemp. Rev. XXXVII, 86—98.
23) Max Büdinger. Die neuentdeckten Inschriften über Cyrus. Eine
kritische Untersuchung: Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. d. kaiserl. Akad. d. \Yiss.
XCV1I, 711—725. (Auch separat. Wien 1881. 17 pp. 8. M. 0.40.)
24) Joseph Halcvy. Cyrus et le retour de l'exil. Etüde sur deux in-
seriptions cuneiformes relatives au regne de Nabonide et ä la prise de Babylone
par Cyrus: Revue des Etudes juives I, 9 — 31. — Vgl. Wellhausen DLZ.
1881, 610—612.
25) A. H. Sayce. The Rise of the Persian Empire: Ac. XVIII, 276—277.
26) Kb. Schrader. Das elfte Jahr des Kambyses. Nachtrag : Zeitschr.
f. cägypt. Spr. XVIII, 99—103.
27) Friedr. van Hoffs. Zu den Persern des Aeschylus: Beil. z. Oster-
progr. d. Gymn. zu Emmerich 1880, 15 — 23.
28) [Keijoer.] Atossa nach Äschylus' „Persern" und nach Herodot: Blätter
für das haierische Gymnasial- und Roal-Schulwesen. Fünfzehnter Band 1. Heft.
1879, 6—22.
28 a) RC. 1880 II, 121.
29) ZDMG. XXXIV, 585—587. 721—748.
30) Karl Brugman. Altpersiseh akunaus und adarsnaus: ZVglS. XXV,
307—308.
31) LG 1880, 357—359.
4g Kuhn, Iran, Armenien, Kaukasusländer.
Auf das Gebiet der altiranischen Religion und ihrer heiligen
Urkunden führt uns das Buch von Hovelacque^2) , dessen erste
Abtheilung schon in dem Berichte für 1878 erwähnt worden ist.
Dasselbe bietet eine durch Klarheit ausgezeichnete encyclopädisehe
Uebersicht der auf das Avesta und die Avesta-Religion bezüglichen
Forschungen und ist wegen der reichhaltigen bibliographischen
Angaben zur ersten Einführung in das Studium besonders zu
empfehlen. Daran schliessen wir sogleich einen zur Orientirung
für weitere Kreise bestimmten Aufsatz von Robiou™). Isuquiens'34)
massvolle Kritik des Darmesteter' sehen Ormazd et Ahriman, auf die
wir schon im vorjährigen Bericht hinwiesen, liegt jetzt ausgeführt
vor. de Harlez6b) hat seine Untersuchungen über den Ursprung
der Zoroastrischen Religion mit einem fünften und sechsten Artikel
zum Abschluss gebracht; während die früheren Artikel sich vor-
wiegend mit der Kritik entgegenstehender Ansichten beschäftigten,
bringt diesmal der sechste de Harlez's eigene positive Ansichten,
in denen dem Einflüsse der nichtarischen Naehbarstämme ein sehr
erheblicher Antheil an der Ausbildung des Religionssystems ein-
geräumt und namentlich den Medern eine hervorragende Rolle zu-
gewiesen wird. Dieser letzte Punkt ist im Anschluss an Sm/ce's
Recension des Darmesteter sehen Vendidad, auch noch von Darmesteter
und Sayce™) sowie de Harlez'61) besonders erörtert worden. Ueber
den Namen Magu vergleiche man noch die im vorjährigen Be-
richte p. 62 No. 1 verzeichneten Stellen der Revue Critique. Ob
ein Artikel von liehafsek3*) hierher gehört, konnten wir einstweilen
noch nicht feststellen. In einigem Gegensätze gegen die eben be-
sprochenen Anschauungen steht ein Aufsatz Hottis',J), welcher auf
Grand des Afringän Gahanbar die Eintheilung des iranischen Jahres
in der frühesten uns erreichbaren Form klar zu machen sucht und
in einem „Land und Volk" überschriebenen Capitel entschieden
für den ostiranischen Ursprang der Avestacultur eintritt. Be-
deutungslos sind die in den Verhandlungen des Lyoner Orientalisten-
32) Abel Hovelaeque. LT Avesta Zoroastre et le Mazdeisme. Paris 1880.
521 pp. 8. fr. 10. (Les Litteratures de l'Orient. Tome IV.)
33) Felix Jlobiou. Li Avesta et son origine d'apres les travaux les plus
recents: Hev. des quest. histor. XXVII, 1 — 82.
34) [Jules Luquiens.J The Avesta and the Storm-Myth: The New Eng-
lander Sept. 1880, 635—652. — Vgl. Americ. Antiquarian III, 70.
35) ('. t/r Iftirlez. Des origines du Zoroastrismc. (Cinquiemo article) :
.1 A VII Sri-, XV, 171—227. (Sixieme et dernier article): ebd. VII Ser.
XVI, 105—176.
36) James Darmesteter and A. IL Sayce. The Origin of Magism and
the Zend- Avesta: A.c. Will. n<).
37) C de Harlez. The Medjc Origin of Zoroastrism: Ac. XVIII, 155.
38) /•-'. Rehatsele. Magic: .IHHAS. No. XXXV11.
:\'.\ i li. Roth. Der Kalender des Avesta und die sogenannten Gahanbar:
ZDMG. XXXIV, G98— 720.
Kuhn, Iran, Armenien, KauTcasusländer. 49
congresses enthaltenen Notizen über das Avesta40-41). HübscJi-
rnann4®) hat die parsische Lehre vom Jenseits und jüngsten Gericht
in einem schon 1879 erschienenen Aufsatze ausführlich dargelegt.
Ein 1878 erschienener Artikel von Hovelacque^) ist neu ab-
gedruckt worden. Ueber die Parsigemeinden in Persien und Indien
schrieb anknüpfend an das 1858 erschienene Buch von Dosabhoy
Framjee Geigeru), über die Parsen in Persien nach eigener An-
schauung von Gödel-Lannoy^b); von Mäjendraldla Mitra^) erschien
ein Vortrag über die Parsen von Bombay. Für die Erkenntniss des
parsisch-iranischen Einflusses in Indien sind die von Weber be-
handelten und oben p. 21 No. 87 bereits genannten Texte Khala-
vaktracapetikä und Säinvavijaya von hohem Interesse; was in dieser
Abhandlung über iranische Beziehungen in den Veden bemerkt
wird, will uns einigermassen fraglich vorkommen, freilich lange nicht
so fraglich wie die kühnen Schlüsse, durch welche Brunnhofer in
der oben p. 14 No. 12 erwähnten Abhandlung über vedische In-
finitivformen die Ansicht von einem Zusammenleben der Iranier
und Inder zur Vedenzeit weiter unterstützen will.
Wenden wir uns danach zu den heiligen Texten selbst und
den sprachlichen Arbeiten, welche sich an deren Exegese anschliessen.
Darmesteter'sil)\]ebevsetz\mg des Vendidäd wird wie jede Arbeit dieses
scharfsinnigen und gründlichen Gelehrten von jedem unbefangenen
freudig begrüsst worden sein und auch dem, welcher Darmesteter' s
mythologische Ansichten nicht zu billigen vermag, werthvolle Be-
lehrung bieten. Geldneri8) hat seine Uebersetzungen aus dem
40) Le baron Textor de Ravisi. Origine du Zeud-Avesta: Congres pro-
vincial des Orientalistes. Compte rendu de la troisieme Session Lyon 1878.
I, 209 — 210. — Discussion sur ce sujet 211 — 212.
41) J. Darmstetter [sie]. Ormuzd et Arhinian [sie]: ebd. I, 311 — 313.
42) H. Hübschmann. Die parsische Lehre vom Jenseits und jüngsten
Gericht: Jahrbücher f. prot. Theol. V, 203—245.
43) A. H. La renaissance du Zoroastrisme au moyen äge: Abel Hove-
lacque etc. Mel. d. lingu. et d'anthr. 298 — 314.
44) Wilh. Geiger. Die Parsigemeinden in Persien und Indien : Die Gegen-
wart XVH, 199—202.
45) Emil Frhr. v. Gödel-Lannoy. Die Reste der alten Parsen in
Persien: Allg. Zeitung 1880, 1321 — 1322. 1338 — 1340. 1354 — 1356.
1370—1372.
46) Rdjendraldla Mitra. The Pärsi's of Bombay: a Lecture delivered in
Febr. 26, 1880, at a Meeting of the Bethune Society, Calcutta. Calcutta (Thacker)
1880. 43 pp. 8. Re. 1. — Vgl. Calc. Rev. Vol. LXXI, No. CXLU, p. XIV— XVI.
47) The Zend-Avesta. Part I. The Vendidäd. Translated by James
Darmesteter. Oxford 1880. CII, 240 pp. 8. (The Sacred Books of the East
Vol. IV.) — Vgl. A. H. Sayce Ac. XVIU, 83; E. W. West IAnt. IX,
290 — 292; Jules Luguiens. The Vendidäd as translated by M. Darmesteter:
Americ. Journ. of Piniol. II, 323—341; M. Breal RC. 1880 I, 445—449;
E. Dillon RL. XIII, 409—416; C. de Harlez Bull. crit. I, 173 — 176 und JA.
VII Ser., XVI, 545—552.
48) Karl Geldner. Uebersetzungen aus dem Avesta. III. Jasht 5. 6.
Vend. 13: ZVglS. XXV, 378—419.
Jahresbericht 1880. 4
50 Kuhn, Iran, Armenien, Kaukasusländer.
Avesta fortgesetzt und Geiger®) den dritten Fargard des Vendidäd
nach Geldner mit Rücksicht auf die Tradition einer neuen Be-
arbeitung unterworfen. Dillon'00) behandelte den achten Fargard
und Pietrement31) besprach Yasht VIII, 20. 21 und einige andere
Stellen des Avesta mit Rücksicht auf die Nachweisbarkeit der von
ihm unterschiedenen arischen und mongolischen Pferderasse. Eine
versificirte Uebersetzung der Gätha Ahunavaiti 51 ;|) gab im An-
schluss an Hübschmann der Indian Antiquary mit Hinzufügung
von Haug's Prosaübersetzung. de IJarlez0'2) polemisirt gegen
Hübschmann's Aufsatz über den Lautwerth des Zend - Alphabets,
nach unserer Meinung grösstentheils unglücklich, da ihm die
neueren lautphysiologisch - sprachvergleichenden Arbeiten unver-
ständlich oder unbekannt geblieben zu sein scheinen und ein
grosser Theil seines Tadels sich gegen rein nebensächliche Dinge
richtet ; angehängt ist eine metrische Restitution von Yasna
11, 1 — 3, Yasna 52 und Vendidäd 22. Iniquicns63) handelte vor-
läufig über das anomale 6 in mävöya und ähnlichen Formen. Die
scheinbar anomale Lautform von khumba gegenüber skr. kumbha
ist vom Referenten54) auf ihren wahren Grund zurückgeführt wor-
den. Kluge03) vindicirt der Verbalform terefyät in Yasna 11, 5
den Begriff des Raubens und weist dieselbe Wurzel trp im Veda
nach. Darmesteter06) bringt in der neuen Folge seiner Iranica
scharfsinnige Bemerkungen etymologisch - exegetischen und laut-
geschichtlichen Inhalts aus den drei Perioden der iranischen Sprach-
entwickelung, unter denen etwa die Auseinandersetzungen über den
„Hund Madhakha" (der sich als Heuschrecke ausweist), die Aus-
führungen über den Ursprung von 1 im Neupersischen und die
über 3> im Pahlavi besonders genannt zu werden verdienen. Das
Pahlavi ist im Uebrigen nur durch wenig Arbeiten vertreten, unter
denen jedoch zwei von ganz hervorragender Wichtigkeit sind:
49) Das dritte Capitel des Vendidäd : Von Wilh. Geiger: ZDMG.
XXXIV, 415—427.
50) Ei. J. Dillon. Quelques remarques sur lo VIH1' Fargard du Vendidäd:
EL. XIII, 125—140.
51) C.-A. Pietrement. Les chevaux de 1' Avesta et le mythe de Tistrya
et Apaosha transformes en chevaux: RL. XIII, 315 — 325.
51a) The Gätha Ahunavaiti of tho Pärsis: IAnt. IX, 84 — 85.
52) C. de llarlez. De l'alphabet avestique et de sa transcription. Mt'-
trique du Gatba Vahistoistis et du Fargard XXII: RL. XIII, 1 — 48. (Auch
separat als Etudes eraniennes. I. Paris 1880. 52 pp. 8. fr. 2.50. — Vgl.
A. Bezzenberger GGA. 1880, G65-, C. . . . E. LC. 1880, 849 und C. de Harlez
Quelques mots sur l'alphabet avestique. Reponse ä Mr. C. . . E. Louvain
1880. 4 pp. 8.)
53) Luquiens. On a certain Phonotic Change in Zend: l'AOS May
1880, XI.
54) ZVglS. XXV, 327.
55) F. Kluge. Wurzel trp rauben: ZVglS. XXV, 311—312.
50; ./. Darmesteter. [ranica. (Seconde serie): MSLP. IV, 210—226.
Kuhn, Iran, Armenien, Kaukasusländer. 51
Olshausen's51) Erläuterungen zur Geschichte der Pahlavi - Schrift
und die „Pahlavi Texts", welche West5*) zu den Sacred Books of
the East beigesteuert hat; dieselben enthalten ausser den im Titel
genannten Stücken, nämlich dem Bundahish, dem schon von Spiegel
kurz besprochenen Bahman Yasht und dem rituellen Tractat Shäyast
lä - shäyasht („the proper and improper") noch die mit Bundahish
I — XVII sich berührenden Stücke einer A. D. 881 von dem Herbad
Zädsparam verfassten Compilation, dazu eine gedrängte Einleitung
über die Pahlavi-Literatur überhaupt und ausführlicheres über die
übersetzten Stücke und deren Handschriften, endlich einen vortreff-
lichen Index, welcher die allseitige Ausnützung des Buches un-
gemein erleichtert. Ueber ein interessantes Kopenhagener Frag-
ment des Bundahish, das auch in der Einleitung der Pahlavi Texts
ausführlich behandelt ist, hat West59) schon vorher im Indian An-
ticpjary eine besondere Notiz veröffentlicht, de Harlez seo) Hand-
buch des Pahlavi ist eine fleissige Arbeit, über deren Werth man
freilich erst nach mehrfachem praktischen Gebrauche ein endgiltiges
Urtheil wird aussprechen können ; einstweilen hat uns manches den
Eindruck gemacht, als sei de Harlez über das eigentliche Wesen
der Sprache doch nicht nach allen Richtungen hin zur wünschens-
werthen Klarheit gelangt.
Wir betreten nun das Gebiet des Neupersischen. Hier ver-
danken wir zunächst Guyard61) ein freilich nicht allseitig be-
friedigendes Handbuch der gegenwärtigen Umgangssprache. Die
in Indien erschienenen Bücher von Doctor6'2) (ein Wörterbuch
und zwei Grammatiken) sind uns nur durch Friederici's Bibliotheca
orientalis bekannt geworden. Mteu63) gab eine Uebersicht des
Consonantismus. Ein alterthümliches Persisch tritt uns in dem
Vocabularium des bei der türkischen Literatur zu erwähnenden
Codex Cumanicus entgegen. Ueber historische Manuscripte in Indien
57) Olshausen. Erläuterungen zur Geschichte der Pahlavischrift : Monats-
ber. d. K. Preuss. Akad. d. Wiss. 1880, 897—910.
58) Pahlavi Texts translated hy E. W. West. Part I. The Bundahis,
Bahman Yast, and Shäyast lä- shäyast. Oxford 1880. LXXIV, 438 pp. 8.
(The Sacred Books of the East Vol. V.) — Vgl. A. H Sayce Ac. XVIII, 83 ;
C. de Harlez Bull. crit. I,1 184—186 und JA. VII Ser., XVII, 558—562.
59) E. W. West. Bundahish MSS: IAnt. IX, 28—29.
60) C. de Harlez. Manuel du Pehlevi des livres religieux et historiques
de la Perse. Grammaire, anthologie, lexique avec des notes, un fac-simile de
manuscrit, les alphabets et im specimen des legendes des sceaux et monnaies.
Paris 1880. XII, 347 pp. 8. mit Tafeln, fr. 10. — Vgl. E. Dillon RL.
XIII, 335.
61) Stanislas Quyard. Manuel de la langue persane vulgaire. Vocabu-
laire frainjais, anglais et persan, avec la prononciation iiguree en lettres latines,
precede d'un abrege de grammaire et suivi de dialogues avec le mot a mot.
Paris 1880. II, XXXI, 257 pp. 8. fr. 5. — Vgl. LC. 1881, 1222—1224;
Barbier de Meynard RC. 1880 I, 345—348 und JA. VII Ser., XV, 361—363.
62) Friedend Bibl. or. 1881, No. 645—647.
63) Charles Rieu. Remarks on some Phonetic Laws in Persian : Trans.
Philol. Soc. 1880—1, Part I, 1—22.
4*
52 Kuhn, Iran, Armenien, Kaulcasusländer.
enthält der Indian Antiquary eine kurze Notiz.63a). Zum ersten
Bande von Rieu's6i) Catalog sind einige Anzeigen nachzutragen.
Ueber indische Drucke persischer Classiker orientiren uns Trübner's
Record05) und das Athenaeum.66) Von Vullers'67) Ausgabe des
Shäh-Nämah ist ein weiteres Heft erschienen. Ein Artikel Pizzi'sGS)
über das persische Epos blieb uns unerreichbar. Ethe6d) hat in
der Fortsetzung seiner Arbeit über das Rushanäi-Nämah des Näsir
Khosrü den Text des Gedichtes mit Uebersetzung und An-
merkungen zu Ende geführt und im Anschluss daran Fagnan70)
das Sa'ädat-Nämah desselben gleichfalls mit Uebersetzung und An-
merkungen herausgegeben. Sa'di ist, abgesehen von den in Indien
erschienenen Ausgaben (s. die Anm. 65 — 66), durch Barbier' de
Meynard's71) Uebersetzung des Bustän und die neue Ausgabe der
von EastwickTi) 1852 bei Stephen Austin veröffentlichten Ueber-
setzung des Gulistän gut vertreten. Ueber die im vorjährigen Be-
richt erwähnte erwähnte polnische Uebersetzung des Gulistän von
Otwinowski mag man jetzt Nehring's13) Anzeige nachlesen. WMn-
fieldu) verdanken wir eine im Ganzen recht zufriedenstellende
63a) Native Histories of Indian States: IAnt. IX, 308—309.
64) J. Gildemeister LC. 1881, 225-, Ath. 1879 II, 49; E. Fagnan RC.
1881 II, 41.
65) Persian and Urdu Books lithographed at Lucknow: TR. N.. S II,
97—99. — Vgl. ebd. III, 35.
66) Ath. 1880 II, 776.
67) Firdusii liber regum qui inscribitur Schahname. Editionen! Parisiensem
diligenter recognitam et emendatam lectionibus variis et additamentis editionis
Calcuttensis auxit, notis maximam partem criticis illustravit Joa. Aug. Vullers.
T. III, fasc. 2. Lugduni Batavorum 1879. pp. 1223—1382. 8. fl. 3.
68) Pizzi. L'Epopea persiana: Rassegna settimanale 148, 13 ottobre 1880.
69) Nä->ir Chusrau's Rüsanäinäma (iosü _jLÄ-i^ .) oder Buch der Er-
leuchtung, in Text und Uebersetzung, nebst Noten und kritisch-biographischem
Appendix. Von Herrn. Ethe. II. III.: ZÜMG. XXXIV, 428—464. 617—642.
70) Ee livre de la ielicite, par Näcir ed-Din ben Khosroü. Par Edm.
Fagnan: ZDMG. XXXIV, 643—674. (Auch separat. — Vgl. üefremery CR.
de l'Ac. des Inscr. IX, 63.)
71) Eo Boustan ou verger. Poeme persan de Saadi traduit pour la pro-
miere fois en francais avec une introduction et dos notes par A. C. Barbier
de Meynard. Paris 1880. XXXV, 391 pp. 8. fr. 10. (Collection Ernost
Leroux I.) — Vgl. JA. Vll Ser., XV, 363 und E. Renan ebd. XVI, 30; St.
Guyard RC. 1880 II, 341—344; H. A. Cherbonneau Polybiblion XXXI,
124—127.
72) Tho Gulistän; or, Rose Garden, of SheM Muslihu'd-dTn SädT of
ShTräz, translated for the first time into Proso and Verse, with an Introductory
Preface, and a Eifo of tho Author, from the Ätish Kadah, by Edw. B. Eastwick.
Second Edition. London 1880. XXVI, 243 pp. 8. 10 s. 6 d. (Trübner's
Oriental Series.)
73) Archiv f. slav. Philol. IV, 323-325.
74) (Julsli.ui i Raz: tho Mystie Rose Gardon of Sa'd ud Diu Mahmud
SlmlmUri The Persian Text, with an English Translation and Notes, chiefly
from the CJommentary <>f Muhammad Bin üahya Lahiji. By E. 11. Whinfield.
London 1880. XVI, 95, 60 pp. 4. 10 s. 6 d.
Kulm, Trau, Armenien, Kaukasusländer. 53
Bearbeitung des von Hammer 1838 in seiner Weise edirten „Rosen-
flors des Geheimnisses" von Sa'd ud din Mahmud Shabistari (A. H.
717). Daran schliessen wir die Charakteristik, welche Bacher15)
von einer in der Breslauer Stadtbibliothek befindlichen persischen
Bearbeitung eines bekannten Werkes über die Terminologie des
Süfismus gegeben hat. Hafiz ist durch eine neue Ausgabe des
Bodenstedt'schen76) Sängers von Schiras und einen Artikel Palr
mer's77) vertreten. Oraetz78) bespricht auch persische Parallelen zum
Shylock und BehatseJe79) übersetzt aus persischer Quelle, wie es
scheint, Erzählungen von den Sasaniden und Kbalifen. Zur natur-
wissenschaftlichen Literatur gehört Knobel's80) Notiz über einen
persischen Stem-Catalog; daneben mag ein Nachtrag zu Bedhouse's81)
Abhandlung über die auch von persischen Dichtern erwähnte falsche
Morgenröthe genannt sein, derselbe bringt zustimmende Erklärungen
von Astronomen zu Bedhouse's Deutung auf das Zodiakal - Licht.
Von der Uebersetzung der Tabakat-i-Näsiri82) ist ein neues Doppel-
heft erschienen und in Wien ein in Photolithographie schön her-
gestellter Abdruck des von A. D. Mordtmann ZDMG. XXVIII,
506 — 508 besprochenen Werkes83), welches ein persischer Prinz in
puristischem Persisch der alten Geschichte seines Vaterlandes ge-
widmet hat. Das Tagebuch des gegenwärtigen Shähs84) über seine
Reise in Europa ist in das Englische übertragen worden.
75) Eine persische Bearbeitung der sufischen Terminologie (Isfcilähät - assü-
fija) des 'Abdurrazzäk al-Käschäni. Von Bacher: ZDMG. XXXIV, 597—609.
76) Der Sänger von Sehiras. Hansische Lieder, verdeutscht von Friedr.
Bodenstedt. Mit 7 Titel - Illustr. von Fr. Skarbina. Berlin 1880. XXII,
214 pp. 16. (Diamant-Ausg.) M. 5.
77) E. H. PfalmerJ. Häfiz: Enc. Brit. 9«i Ed. XI, 367—368.
78) [H. Graetz.] Shylock in der Sage, im Drama und in der Geschichte:
Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch. d. Judenthums XXIX (1880), 337—354.
385—403.
79) E. Rehatsek. Oriental Folklore. I. Shapur, the King of Persia, and
the Roman Emperor: Calc. Rev. LXX, 745 — 761. II. Educatiou of Bahram
Gur, King of Persia: ebd. LXXI, 86—105. III. Dialogue of the Khalif Walid,
with a poor Man: ebd. 287 — 300.
80) E B. Knobel. Notes on a Persian MS. of Ulugh Beigh's Catalogue
of Stars belonging to the Royal Astronomie Society: Monthly Notices of the
Roy. Astron. Soc. Vol. XXXIX, 337 — 363.
81) J. W. Redhouse. Identification of the „False Dawn" of the Muslims
with the „Zodiacal Light" of Europeans: JRAS. N. S. XII, 327—334.
82) The Tabak ät-i-NäsirT: of Minhäj-i-Saräj , Abu 'Umr-i-'Usmän , Son of
Muhammad-i-Minhäj al JurjänT. Translated from the Persian, by H. G. Ra-
ver ty. Fase. XI and XII. London 1880. pp. 969—1176. (Bibl. Ind. N. S.)
83) Buch der Könige vom Beginn der Geschichte bis zum Ausgang der
Sasaniden, von Jelaleddin Mirza. Wien 1880. 408 pp. 8. mit 56 Bild-
nissen und einer Münztafel. M. 10. — Vgl. O. Loth ZDMG. XXXIV, 764;
E. Irumpp GGA. 1881, 673—694; F. Spiegel Hist. Zeitschr. LXV = N. F.
IX, 325—
84) Diary kept by His Majesty the Shah of Persia during his Journey to
Europe in 1878. From the Persian by A. Houtum- Schindler and Baron
Louis de Norman. London 1879. 308 pp. 8. 12 s.
54 Kuhn, Iran, Armenien, Kaukasusländer.
Von den dem eigentlichen Neupersisch näher stehenden Dia-
lekten Charakter isirt Pozders5) das Tati und Mäzandaräni. Schon
weiter ab führt uns Justi's86) grundlegende Kurdische Grammatik
und vollends TomascheJtfs*7) gelehrte, in ihrem Scharfsinn wohl
gelegentlich etwas überkühne Bearbeitung der Pamir - Dialekte ,
welche , zugleich ethnographisch - historische Probleme verfolgend,
die Fortsetzung bildet zu seiner jetzt auch durch von Gutschmidm)
beifällig begrüssten Studie, über Sogdiana. Willkommene Nach-
richten über einen weiteren hierher gehörigen Dialekt verdanken
wir Biddulph89). Ujfalvy90) gab eine orientirende Uebersicht
über das iranische Element in Centralasien. Dames' Balüci-Gram-
matik werden wir erst im nächsten Jahre zu besprechen haben.
Ueber die Yezidis hat Siouffii90*) interessante Notizen gegeben
und ausführlichere Mittheilungen versprochen.
Für Afghanistan gedenken wir zunächst einer historischen Arbeit
Wheeler's91) über Indien, in der auch Afghanistan und die anderen
Grenzländer berücksichtigt sind, eines historisch-ethnographischen
Abrisses von Bellew92) und einer noch gedrängteren ethnographischen
Uebersicht von Keane92). Auszüge aus orientalischen Schriftstellern
geographischen , ethnographischen und historischen Inhaltes über
Afghanistan und einen Theil Balucistan's hat JRaverty94) für einen
Parlamentsbericht, wie es scheint, zusammengestellt. Eine Parallele
zwischen Afghanen und Mainoten zog Temp>lei3h) , dem wir auch
85) Pozder Käroly. Ujperzsa nyelvjäräsok. Budapest 1880. 85 pp. 8. in:
Ertekezesek a Magyar Tudomänyos Akademia nyelv- es szeptudomanyi osz-
tälya körebbl VIII.
8G) Ferd. Justi. Kurdische Grammatik. St. Petersburg 1880. XXXIV,
256 pp. 8. M. 3.70.
87) Willi. Tomasehek. Ceutralasiatische Studien. Die Pamir- Dialekte:
Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. d. kais. Akad. d. Wiss. XCVI, 735—900. (Auch
separat u. gl. T. Wien 1880. 168 pp. 8. M. 2.60.) — Vgl. G. von der
Gabelentz LC. 1881, 458.
88) LC. 1880, 742—744.
89) J. Biddtdph. Tribes of tho Hindoo Koosh, p. CLIV — CLXIX: Appeudis
J. Yidghah. Spokeu in the upper part of the Ludkho Valley, and in Munjan.
90) C K. de Ujfalvy de MezÖ-Kövesd. Die Eranier Centralasiens :
Deutsche Rundschau f. Geographie u. Statistik II, 146 — 149 mit einem Holz-
schnitt. Dazu: Ethnographische Karte von Mittelasien, hauptsächlich nach
Wenjukow, Rittich, Ujfalvy und Cust bearbeitet von Jos. Chavanne.
90a) N. Siou/fi. Une courto conversation avec le chef de la secte des
Yezidis, ou les adorateurs du diablo: JA. VII Ser., XV, 78 — 83.
'.» I ) ./. T. Wheeler. A Short History of India and the Frontier States
of Afghanistan, Nipal and Burma. With Maps and Tables. London 1880.
730 pp. 8. 12 s.
:i:!/ //. W. Bellen'. The Kaces of Afghanistan being a brief Account of
the principal Nations inhabiting that Country. Calcutta (Thackor) 1880. 124 pp.
8 Rs. 3 8a. | London, Trübner: 7 s. 6 d.] — Vgl. G. Gerland DEZ. 1881,
1269; Calc. Bev. Vol. LXX, No. CXL, p. XXV.
:t:i) A. II. Kmnc. Afghan Ethnology: The Naturo XXI, 276—281.
94) 8. Prlederici Bibl. or. 1880, No. 513; vgl. 1881, No. 632.
95) II. C. 2'emple. An Eüstorical Parallel — tho Afghans and tho Mai-
Kuhn, Iran, Armenien, Kaukasusländer. 55
Notizen'16) über einzelne afghanische Stämme und deren Wohnsitze
zu verdanken haben ; ein sprachlich - onomatologisches Capitel ver-
dient dabei für unsere Zwecke besonders hervorgehoben zu werden.
Ueber Herat handelt ein Buch Matteson's9"1) und zwei Artikel von
Mawlinson'J8) und de Fontyertuis^). Ravertyw0) hat ein hauptsäch-
lich für praktische Zwecke bestimmtes Handbuch des Pashto abgefasst.
Was uns an Schriften über Armenien und die Kaukasusländer
vor Augen gekohimen, ist wieder nicht viel. Die Vorzeit Armeniens
berührt ein kleiner Aufsatz Guyard'sm) über die Inschriften von
Van, in dem er nach einigen kritischen Bemerkungen zu Mordtmann's
bekannter Arbeit seine Lesung der Fluchformel mittheilt, die er am
Schlüsse der Inschriften glaubt constatiren zu können. Von Blau102)
erhielten wir einen neuen Beitrag zur griechisch-armenischen Münz-
kunde. Ueber die Lage von Tigranokerta handelt eine eingehende Mono-
graphie Sachaus 103), mit der noch sein kurzer Reisebericht 104) aus
dem kurdisch-armenischen Grenzlande verglichen werden kann. Die
Reihe der Regenten des armenischen Königreichs in Cilicien gibt
das bei Kleinasien nochmals zu erwähnende Buch von Davis106).
Creagh's106) Buch über Armenier, Türken und Kurden ist uns
nicht näher bekannt geworden. Für die armenische Sprache ist
zunächst zu nennen die Uebersetzung einer nicht gerade bedeuten-
den Abhandlung Patkanoto's 107) aus den Izvestija der Kaukasischen
Section der K. R. Geogr. Gesellschaft; das Armenische ist nach
P. der Repräsentant einer selbständigen Gruppe des indogermanischen
notes: Journ. of the United Service Institution of India. Simla (Station Press)
1880. Vol. IX, 111—129.
96) R. C. Temple. Eough Notes od the Distribution of the Afghan Tribes
about Kandahar (with two maps): JASB. XLVIII, I, 181 — 185. — Remarks
on the Afghäns found along the Route of tho Tal Chotiali Field Force, in the
Spring of 1879. (With 3 Pla-tes and 2 Maps): JASB. XLIX, I, 91—107.
141—180.
97) G. B. Malleson. Herat: the Granary and Garden of Central Asia.
London 1880. 196 pp. 8. 8 s. Mit einer Karte.
98) H. C. Rfawlinsonj. Herat: Enc. Brit. 9tli Ed. XI, 713—715.
99) A. de Fontpertuis. La ville de Herat: Rev. de Geogr. Aoüt 1880.
100) H. G. Raverty. The Pushto Manual. Comprising a Concise Gram-
inar, Exercises and Dialogues, Familiär Phrases, Proverbs, and Vocabulary.
London 1880. 246 pp. 8. 5 s. [Bibl. philol.]
101) [St. Guyard.] Les inscriptions de Van: JA. VII Ser., XV, 540—543,
102) O. Blau. Zwei Mithridate von Armenien. I. Mithridates Kallinikos.
II. Mithridates Philopator: Zeitschr. f. Numism. VII, 33 — 39.
103) Ed. Sachau. Über die Lage von Tigranokerta. Mit 2 Karten.
92 pp. 4. In: Abh. d. K. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Aus dem Jahre 1880.
(Auch separat. Berlin 1881. M. 5.) — Vgl. Th. Nöldehe LC. 1881, 689.
104) Vgl. unten p. 63, No. 8.
105) The Armenian Kings of Cilicia: E. J. Davis. Life in Asiatic Turkey
p. 485—491.
106) J. Creagh. Armenians , Koords and Turks. 2 vols. London
1880. 8. 24 s.
107) K. P. Patkanov. Ueber die Stellung der armenischen Sprache im
Kreise der indo-europäischen: RR. XVII Bd., 70 — 89.
56 Kuhn, Iran, Armenien, Kaulcasusländer.
Stammes , dessen Wortschatz jedoch turanische und in weitem
Umfange iranische Einwirkungen erfahren hat. Hieher gehören
auch die durch den zweiten Band von de Lagarde's Symmicta ver-
anlassten und auf dessen armenische Arbeiten bezüglichen Ent-
gegnungen von Weber108) und Hübsch mann109). Eine historische
Elegie aus der Zeit der arabischen Occupation übersetzte Gattey-
riasxl°). In Venedig erschien eine uns nicht näher bekannte, wohl
neuarmenisch abgefasste Geschichte des alten Orients111). — Aus
dem Kaukasusgebiete vermögen wir an grösseren sprachlichen Ar-
beiten nur zwei Hefte Mingrelischer Studien von Tzagareli112) nam-
haft zu machen, enthaltend Texte mit Uebersetzung und Anmerkungen
und den Versuch einer Phonetik. Die Russische Revue bringt uns
die deutsche Bearbeitung eines Aufsatzes von Tschub inoio 113) , in
welchem — namentlich auf Grand von Ortsnamen — eine ehemals
weitere Verbreitung des grusinisch - lasischen Volksstammes dar-
gethan werden soll und auch dankenswerthe Bemerkungen über das
Verhältniss des Lasischen zum Grusinischen mitgetheilt werden.
v. tieidlitzni) gibt eine Uebersicht der gesammten kaukasischen
Ethnographie. Endlich mag auch eine im Indian Anticpiary ab-
gedruckte Notiz115) über den Hindu-Tempel von Baku erwähnt sein.
108) A. Weber. Zur Klarstellung: ZDMG. XXXIV, 405—414.
109) H. Hübschmann. Entgegnung. 11 pp. 8. [Beilage zu ZDMG.
XXXIV. IV Heft.]
110) Elegie sur les malheurs de l'Armenie, et le martyre de Saint Valian
de Kogthen, episode de l'occupation arabe en Armenie, traduit pour la premiere
fois de l'armenieu litter al, sur l'edition des rr. pp. Mechitaristes , par J. A.
Gatteyrias: JA. VII Ser., XVI, 177—214.
111) Storia antica d'Oriente: testo armeno. Venezia, tip. Armena, 1879.
327 pp. 24.
112) MHHrpejn.cKie 9tȊbi. IlepBhiii BbinycKt. Munrpe.ibCKie TeKCTH
ct, nepeBOÄOM'L h ofiiflcneuiaMH. Co6p. h H3ä- A.i. IJauzpeAu. — BTopoii
BbinycK/L. OnaT'B (JioHeTHKn MnHrpe.ibCKaro jwbnca. A.i. Ifaiape.iu. CaHKT-
neTepoypri. 1880. XV, 97 und XI, 92 pp. 8.
113) [Ischubinow.] Ethnographische Untersuchung über die Bevölkerung
des alten Kappadokiens oder des Lasistans: RK. XVII Bd., 321 — 328.
114) N. v. Seidlitz. Ethnographie des Kaukasus, in Karte (s. Tafel 15)
und Taholle dargestellt: PM. XXVI, 340—347.
115) A Hindoo Shrine on tho Caspian: IAnt. IX, 109 — 111, [„From Mid-
night Marches through Porsia. By H. Balantine of Bombay, (Boston, 1879),
pp. 229—238."]
Nachträge.
Zu S. 45. Schröder (Kino angeblich antike Dariusstele: Monatsber. d. K.
Preuss. Akad. d. Wiss. 1880, 1038) gedenkt kurz einer gefälschten Dariusstelo
mit babylonischer Inschrift.
Zu S. 47. Olshausen (Zur Erläuterung einiger Nachrichten über das Reicli
der Arsacidcn: Monatsber. d. K. Preuss. Akad. d. Wiss. 1880, 344—362) handolte
über die Benennungen des höchsten Adels zur arsacidischen und sasanidischen
Zeit und gab bei dieser Gelegenheit eine sohr ansprechende neue Deutung der bis-
her nicht befriedigend erklärten Legende auf einer mehrfach behandelten Goldmünze
Ehosrä's I (No. .r.l)(; in der unter No. 11 genannten Arbeit A. />. Mordtmanris).
57
Armenische Drucke
von Smyrna und Constantiriopel.
Zusammengestellt von
J. H. Mordtmann.
NB. Die Namen nach hiesiger westarmenischer Aussprache und entsprechend
dem fremden Etymon z. B. Etmekdjian = türk. J<£-*\ -^>VX*J'I , Tütündjian
= ,-l£») _^ö».J».J, Berberian = Jlc-»! J.J. Hervorhebung verdienen
höchstens No. 4, 8, 12, 13, von den Uebersetzungen No. 5.
No. 1. *RnJP iTp [Eine Schwester.] Roman von ui£ i|nL[i(3-
Aus dem Französischen übers, von if . L| . Smyrna 1880. 168 pp.
8. fr. 1,50.
No. 2. [ ficftifi unLn^ufUii uifm (Lniio- U^f1"?/1^ Uf1"
nnin^lifi li ^n JuijjnLn[i aus dem Französischen übersetzt von
IjnnLiifcri hui (THiin'iuiqbui'li Cornelia Papazian. Smyrna 1880.
116 pp. 8. 5 Piaster.
No. 3. tZ tli/3"""i p |i n_nnri puinpuin. [Lehrbuch der
Schriftsprache von] [T*']/1?^ ifmprf u'iijkui *y»ni_nf;-ui<ii . Erster
Cursus. Constantinopel 1880. 144 pp. 5 Piaster.
No. 4. »r^. tfl. HJuinnlibu/ii [Baronian] Lllif-11'!^1 lintitn
3 Theile. 1) Cpl. 1879 p. 1—160 4 pp. 8. 2) ib. 1880 p. 161
—320. 8. 3) ib. 1880. 48 pp. 8. Zusammen 10 Piaster.
Biographien der Notabein der Armenischen Nation.
No. 5. [— ciiD<iioa-tiinL(<}-[ii_<ii (Selfhelp) Werk von Samuel
Smiles enthaltend die Biographien der selfmade men übersetzt von
U- t^P-ifl^ptfkui'ü Etmekdjian 2. Aufl. Cpl. 1880. 552 pp.
8. 12 Piaster.
No. 6. {/nriLtruwi [^nl|uijiiuifyknni_(3-fi-ui<li Die Kunst lange
58 Mordtmann, armenische Drucke von Smyrna und Constantinopel.
zu leben von (_£ürpji^-uiu cj)ni/ini^[7< Andreas Popovitsch. 2. Aufl.
Cpl. 1880. 455 pp. 8. 10 Piaster.
No. 7. iTn pjL (3- hu iu ifn qn^tnn von {K/uiLnriL'iih
Amaduni. Jugendschrift. Cpl. 1880. 110 pp. 8. 5 Piaster.
No. 8. ^. t^. Hjuinniibiuu [Baronian] 'TjinnjLn ifn in°Lr
unj /3-u/rjbnni_ 1/^9 [Ein Gang durch die Quartiere Constan-
tinopels]. Cpl. 1880. 224 pp. 8. 12 Piaster. [Derselbe Autor
wie No. 4.]
No. 9. ^»uiLiun-ui h uhi (3-ujLnntrna_nL.(3-|iL<li von 'p». InLu_
u{iainn<Lj!xmtü [Gabriel Luisbaronian]. Cpl. 1880. 48 pp. 8.
21/» Piaster.
No. 10. U^i-^^-fiui4!! ^rufum.^jAi [La C^sse de St. Ge-
rand par AI. Dumas übersetzt von Mgrditsch Melikian]. Cpl. 1880.
55 pp. 8. 6 Piaster.
No. 11. *TJ p i^ii i|_ fi j_[i t^- ifuin njiqni-^^ii La Marquise de
Brinvilliers par AI. Dumas übersetzt von demselben. Cpl. 1880.
88 pp. 8. 7 Piaster.
No. 12. tHrn-^uiquintrui^ von Kalust Thirakian. [Samm-
lung echt armenischer Wörter um die Fremdwörter zu ersetzen.]
Cpl. 1880. 218 u. 15 pp. 8. 4 Piaster.
No. 13. (JuifJ-^AiliLj V^nriuiLn [l/J^"/ er u j 1/111*11 mlmifjfir/l
Erotischer Eoman von Rupen Tütündjian. Cpl. 1880. 257 u.
11 pp. 8. 10 Piaster.
No. 14. p>m<iim[uoi-nL(3-|iL<iip [Vorträge von] J p. *q. Ijl^n-
u^nbuht Berberian. Cpl. 1880. 74 pp. u. 1 p. 8. 4 Piaster.
No. 15. von demselben, [^nljnt. pm<iiui[uounL(3-[7Ltiip „zwei
Vorträge" populären Inhalts. Cpl. 1880. 91 pp. 5 Piaster.
No. 16. Ijfft', (uiiin , tf-fft'fi Roman von Paul de Kock
übersetzt von einem Ungenannten. Cpl. 1880. 184 pp. 8. 5 Piaster.
59
Kleinasien.
Von
Eduard Meyer.
Das wichtigste im Berichtsjahr erschienene Werk ist Schlie-
mann's Darstellung seiner troischen Ausgrabungen 1), durch welche
die frühere äusserst mangelhafte Publication seiner älteren Aus-
grabungen überflüssig gemacht und das ganze auf Ilios bezügliche
Material zusammengefasst wird. Eine Reihe von Beilagen von
Virchow, Sayce, Max Mülle)- u. a. behandeln einzelne Streitfragen
oder ergänzen den Schliemann'schen Bericht. Nur der Vollständig-
keit halber mag daneben noch auf eine bereits 1879 erschienene
Abhandlung von Burnouf2) verwiesen sein.
Sehr dankenswerth ist eine ausführliche Darstellung der alten
Monumente des Sipylos und Smyma's durch G. Weber2), an die
sich eine mitunter etwas phantastische Geschichte Altsmyrna's an-
schliesst. Den Abschnitt über die von ihm als „Hieron de Cybele*
bezeichneten Tempelreste am Sipylos hat der Verf. gleichzeitig
in dem Museum der evangelischen Schule zu Smyrna veröffent-
licht4). Dasselbe enthält auch einen Bericht über einen Grabhügel
und Trümmer bei Belevi am Kaystros 5). Das bekannte roh
gearbeitete Felsbild am Sipylos, welches man als Niobe oder rich-
tiger als eine Kybele bezeichnet, wird von Dennis genau be-
1) Heinr. Schliemann. Ilios. Stadt und Land der Trojaner. Forschungen
und Entdeckungen in der Troas und besonders auf der Baustelle von Troja.
Mit einer Selbstbiographie des Verfassers, einer Vorrede von Rud. Virchow und
Beiträgen von P. Ascherson, H. Brugsch-Bey, E. Burnouf, Frank Calvert,
A. J. Duffield, J. P. Mahaffy, Max Müller, A. Postolaccas, A. H. Sayce
und R. Virchow. Mit circa 1800 Abbildungen, Karten und Plänen in Holz-
schnitt und Lithographie. Leipzig 1881. XXIV, 880 pp. 8. M. 42, geb. M. 45.
— Vgl. Buryian LC. 1881, 539; Ath. 1880 II, 748 f. 820 f.
2) In: Emile Burnouf. Memoires sur l'antiquite. Lage de bronze — Troie
— Santorin — Delos — Mycenes — le Parthenon — les courbes — les Pro-
pylees — un faubourg d'Athenes. Paris 1879. 338 pp. 8. mit 4 Tafeln. —
Vgl. Bursian LC. 1879, 1710.
3) G. Weber. Le Sipylos et ses monuments. Ancienne Smyrna (Nav-
lochon). Monographie historique et topographique, contenant une carte, 4 planches
lithographiques, et 2 photographies. Paris 1880. 120 pp. 8. — Vgl. J. Schmidt
LC. 1881, 462.
4) G. Weber. Hieron de Cybele et trono de Pelops: Movoe'iov xni
ßißliofrvyr] rije evnyyeXuefjs J5//i).r;s lv 2fivQvr\ III, 105 — 118.
5) Ders. Tumulus et Hieron de Belevi sur l'ancienpe route d'Ephese ä
Sardes: ebd. 90 — 104.
(30 Meyer, Kleinasien.
schrieben 6) ; er hat auch hieroglyphische Zeichen an ihm entdeckt
und publicirt7). — Die Entzifferung der hamathenischen oder
cheti tischen Hieroglyphen Syrien's und Kleinasien's — zu denen
ausser der eben erwähnten Kybeleinschrift zwei von Wilson in
Ghurun am Euphrat entdeckte 8) hinzukommen — , welche Sayce 9),
Jleath10) und Hyde ClarTee11) in Angriff genommen haben, ist
noch nicht über die ersten problematischen Tastversuche hinaus-
gekommen. Ueber diesen Gegenstand sind ferner ausser einer'
anderweitigen Abhandlung von Sayce12) drei anonym veröffent-
lichte Artikel13-15) und eine kurze Notiz Biirton's16) zu ver-
gleichen.
Fontricr behandelt die Topographie von Klaros, Kolophon
und Notion17), Collignon beschreibt eine neuentdeckte, mit Sculpturen
und Inschriften versehene Grotte bei Korykos in Kilikien18), ferner
einen am Felsen von Chodja Tasch vielfach in Reitergestalt ab-
gebildeten Gott, den er als Qeog 2wl,(dv bestimmt.19) Von In-
schriften ist in erster Linie die neugefundene grosse Inschrift von
Halikarnass, die Newton-0) und Haussoullier 21) publicirt haben,
von Bedeutung, vor allem wegen ihrer zahlreichen karischen Eigen-
namen; Haussoullier hat im Anschluss an dieselbe sämmtliche be-
6) Geo. Dennis, The earliest rock-hewn monument in Asia Minor: Ac.
XVIII, 160 (mit Nachschrift von A. H. Sayce 160 f.). 442.
7) Proceedings Soc. Bibl. Arch. 11. Jan. 1881.
8) A. H. Sayce. The Hittite Inscriptions : Ac. XVIII, 223.
9) A. H. Sayce. The Decipherment of the Hittite Inscriptions: Ac.
XVIII, 137. — The Bilingual Hittite Inscription: ebd. 172. — Hittite In-
scriptions: ebd. 384. — Proceedings Soc. Bibl. Arch. July 6 and Nov. 2, 1880.
10) Dunbar J. Heath. Hittito Inscriptions: Ac. XVIII , 155. — The
Bilingual C'ilician Inscription: ebd. 190. — Squeezes of Hamath Inscriptions:
JAI. IX, 369 — 375 mit einer Tafel. — History of the Hittite Inscriptions:
P[alaestine] Exploration] F[und] 1880, 206-210.
11) Hyde ClarTee. The Decipherment of Khita: Bilingual Seal of King
Tarkondemos: Ath. 1880 II, 341. — On HI jn Khita: ebd. 467. — Khita:
PEF. 1880, 210 f.
12) A. H. Sayce. A forgotton Empire in Asia Minor: Frazer's Mag.
1880, Aug., 223—233.
13) The Empire of the Hittites. Kepriuted from the Times of January 23 d,
1880: PEF. 1880, 118—124.
14) Le royaume des Hittites: L'Exploration X. 1880, 201. [Koner.]
15) Carchemish. (From a Correspondent): The Times, August 19, 1880, p. 4.
16) Rick. F. Burton. Midianite and Hittite Inscriptions: Ath. 1880 II, 750.
17) Ar. M. Frontrier. JJepl kIJqov KoXo<p(övos Noriov. Movo. x.
ftißl. tfje Fvayy. nyol. III, 185 — 221.
18) Max. Collignon. Note sur uno grotte decoree de bas-reliefs pres de
Korykos: Bull, corresp. hellen. IV, 133 — 138.
19) Hers. Bx-voto au dieu Cavalier: ebd. 291 — 295. pl. IX, X.
20) P. 427 — 451 dos Werkes: Charles Thomas Newton. Essays on Art
and Archaeology. London 1880. 472 pp. 8. mit 4 Tafeln.
21) B. Ilniissoallicr. Inscription d'IIalicainasse: Bull, corresp. hellen. IV,
295—320. 522 — 524.
Meyer, Kleinasien. 61
kannten karischen Eigennamen zusammengestellt21 a). Zahlreiche
kleinasiatische Inschriften sind im Museum der evangelischen Schule
von Smyrna publicirt22); ebendaselbst gibt Kerameus einen Katalog
antiker Gewichte aus Smyrna 23). Sonst sind noch inschriftliche
resp. numismatische Publicationen und Notizen von Haussotdlier 24),
Fontrier25), Mordtmann26) und Fränkel26*) zu verzeichnen. Da-
neben mag der genauere Titel des schon im vorigen Jahr ge-
nannten Buches von Davis21) nachgetragen sein.
Der Inhalt eines Aufsatzes von Ganneau2*) über die Aera
von Kition und den Namen seines letzten Königs Pygmalion, den
er für Pumjatön erklärt, ist mir nur durch Notizen der Revue
Critique und des Journal asiatique 29) bekannt. Einige Angaben
über eine zeitweilig in London ausgestellte Sammlung von Alter-
thümern aus Salamis, Kurion, Kition u. a. im Besitze des Majors
di Cesnola, eines Bruders des Generals, enthält das Athenaeum30).
Hall's31) Artikel über einige cypriotische Inschriften, der eigentlich
schon in das Jahr 1874 zurückreicht , gehört ganz dem Gebiete
der classischen Philologie an. Auf Cypern bezieht sich endlich
noch eine Notiz Halevy's 32).
Schliesslich mögen hier noch die treffende Schilderung der
modernen Bewohner Kleinasien's durch Ilumann33) und die
historische Skizze IJirschfeld's3*) erwähnt werden.
21a) Ebd. 315—320.
22) Mnvo. x. ßißf.. tf,g evayy. a^ol. III, 121—184.
23) A. Papadojwulos Kerameus. Catalogue descriptif des poids antiques
du Musee de l'ec. ev. : ebd. p. 57 — 86.
24) B. Haussoullier. Inscription de Chio: Bull, corresp. hellen. IV, 130.
Inscriptions d'Halicarnasse : ebd. 395 — 408.
25) Ar. Fontrier. Inscription de Tralles: ebd. IV, 336—338 mit 1 Tafel.
26) J. H. Mordtmann. Metrische Inschriften: Mitth. d. D. Arch. Instit.
in Athen V, 1880, 83 — 84.
26 a) M. Fränkel. Zu den Münzen von Ptolemais in Pamphylien : Zeitschr.
f. Numism. VII, 31 — 32.
27) E. J. Davis. A Life in Asiatic Turkey. A Journal of Travel in Cilicia
(Pedias and Trachcea) , Isauria , and Parts of Lycaonia and Cappadocia. Map
and Illustrations, from Original Drawings by the Author and Mr. M. Aneketill.
London 1879. XX, 536 pp. 8.
28) Clermont- Ganneau. Le dernier roi phenicien de Citium: L'Instruct.
publique, Mars. [Friederici.]
29) Rev. Cr. 1880 I, 181. — JA. VII Ser., XV, 351.
30) Ath. 1880 I, 829 f.
31) Isaac H. Hall. The Cypriote Inscriptions of the di Cesnola Collection
in the Metropolitan Museum of Art, in New York City: JAOS. X, 201—218
mit 7 Tafeln.
32) JA. VII Ser., XV, 353.
33) C. Ilumann. Über die Ethnologie Kleiuasiens: Verb. d. Ges. f. Erdk.
zu Berlin VII, 241—254.
34) Gust. Hirschfeld. Wanderungen und Wandelungen in Kleinasien:
Deutsche Rundschau Bd. XXV, 406—422.
62
Semiten im Allgemeinen.
Von
August Müller.
Dass die Zeit noch nicht gekommen ist, den Semitismus als
Ganzes in zusammenfassenden Arbeiten zu behandeln, wird bei
ruhiger Ueberlegung keinem Kundigen zweifelhaft sein können.
Wir haben noch zu viel mit den Problemen zu thun, welche uns
die einzelnen Völker und Sprachen in einer für die geringe Zahl
der Arbeiter allzu grossen Fülle stellen, als dass wir den Versuch
wagen könnten, der verwirrenden Menge der Einzelheiten grosse
Perspectiven abzugewinnen. Die historische Forschung muss sich
vorläufig noch begnügen, bestimmte einzelne Perioden oder Ereig-
nisse aufzuklären, die philologische und sprachwissenschaftliche
ringt überall mit der Aufgabe, innerhalb der einzelnen Dialekt-
und Literaturgebiete die für grössere Bauten tragfähigen Grund-
mauern herzustellen; man muss es als ein Zeichen einer in unsern
Fachkreisen überwiegenden gesunden Einsicht in die wahre Natur
wissenschaftlicher Aufgaben mit Freuden begrüssen, dass auch in
diesem Jahre so wenig „allgemein Semitisches" gescln*ieben worden
ist. Und wirklich fördernde Beiträge zu dieser Disciplin der Zu-
kunft finden sich jedenfalls nur in ein paar Specialuntersuchungen,
die von ganz concreten Einzeldingen ausgehen.
Mehr eine Sammlung von kurzen Einzelberickten als ein von
allgemeinen Gesichtspunkten ausgehender Ueberblick ist auch dies-
mal der Athenaeumsartikel über „Semitische Literatur"1); ebenso
vertheilen sich unter die verschiedenen Dialekte die unter Wright's
Leitung, wie immer, mit ausgezeichneter Sauberkeit hergestellten
und mit grösster Genauigkeit bearbeiteten Blätter des fünften
Heftes aus der Orientalischen Reihe der Palaeographical Society2).
Ebenfalls verschiedene Gebiete semitischer Philologie berühren
li Srrnitic Litoraturo in 1879: Ath. 1880, I, 152 f.; 439.
V) The Palaeographical Society. Facsimiles of Ancient Manuscripts. Oriontal
Seriös, l'art V. Ed. by William Wright. 57 — 08. London 1880. Fol. —
Vgl. Ras3. Sott. 1880, No. 153.
Müller, Semiten im Allgemeinen. 63
zwei von Cust's3) gesammelten Abhandlungen, die, ihrem Zwecke
gemäss, in geschmackvoller Darstellung den Fachmann weniger
belehren als erfreuen; Bei-ger's im vorigen Bericht (S. 78 No. 2. 3)
erwähnte Artikel sind inzwischen im besonderen Abdruck4) aus-
gegeben worden.
Als werthvolle Beiträge zur Geographie der semitischen
Gebiete sind hier die glänzenden topographischen Untersuchungen
in Hoffmann's 5) noch weiter zu erwähnendem Werke zu nennen,
welche sich auf mesopotamisch - kurdischem Gebiete bewegen,
während über Sachaus Eeise in Syrien und Mesopotamien erst
vorläufige Notizen 6— 8) bekannt geworden sind.
Weit hinaus in das uferlose Meer geologisch-anthropologisch-
prähistorischer Phantasien würden ein paar Aufsätze von Fligier<})
und Redhousew) den entführen können, der an des ersteren Zu-
sammensetzung der Semiten aus summerischen [sie] (akkadischen??),
hamitischen und semitischen Elementen, denen sich ein blonder
Volksstamm von dolichokephaler Schädelbildung angeschlossen hat,
oder an des letzteren mittelafrikanischen Ursitzen dieser Bace ein
mehr als humoristisches Interesse nehmen wollte. Damit darf
man die uns nunmehr zugegangene ernste, von acht wissenschaft-
lichem Geiste getragene Untersuchung Guidi's11) vom Jahre 1879
kaum auf demselben Blatte zusammennennen; ihm ergiebtsich aus sorg-
fältiger Betrachtung der Bezeichnungen, welche geographische und
meteorologische Begriffe, Thiere und Pflanzen in den Einzeldialecten
führen, dass die Heimath der Semiten im Lande des Weinstocks,
also am Kaspischen Meere zu suchen ist und er gewinnt aus einer
geistreichen Interpretation von Gen. 10, 22 ff. die Hauptstationen
der Wanderung bis Mesopotamien und Arabien. Schüchtern wage ich
dem gegenüber daran zu erinnern, dass das Fehlen bestimmter
Wörter in einzelnen Dialecten doch nur Schlüsse von dem be-
schränkteren Werth eines argumentum a silentio ermöglicht ; jedenfalls
3) Robert Needham Cust. Linguistic and Oriental Essays, London 1880,
p. 342—369: Chap. XII. The Phenician Alphabet. — p. 370—410: Chap. XIII.
Monumental lnscriptions in all Parts of the World.
4) S. unten S. 153 No. 37.
5) Vgl. S. 44 No. 4; S. 151 No. 19.
6) Edward Sachau [Brief, veröffentlicht von R. Gwynne], Exploration
in Mesopotamia: Ath. 1880, I, p. 22.
7) Aus einem Briefe des Herrn Professor Dr. Sachau: ZDMG. XXXIV,
172—174.
8) Ed. Sachau. Reisebericht: ZDMG. XXXIV, 564— 567. —Vgl. Globus
XXXVII, 48; hier S. 55 No. 104.
9) Fligier. Zur Anthropologie der Semiten : Mitth. d. anthr. Ges. in Wien
1879, 155—157.
10) J. W. Redhouse. A Theory of the Chief Human Raees of Europe
and Asia: Trans. Soc. Lit. XII, 377 — 399.
11) Ignazio Guidi. Della sede primitiva dei popoli Semitici (Mem. d.
Acc. d. Lincei Anno CCLXXVI.) Roma 1879. 52 pp. 4.
64 Müller, Semiten im Allgemeinen.
aber beabsichtigt dieser Einwand nicht sowohl, Guidis Resultaten
geradezu entgegenzutreten, als zukünftiger weiterer Prüfung der
schwierigen Frage ihr Recht vorzubehalten. In ähnlichem Sinne wie
Guidi betont Hammel12), dass die einzelnen Stämme von Mesopa-
tamien ausgegangen sein müssen; was sie vor dieser Zeit gegessen und
getrunken haben, scheint man aus einer Schrift von Pomeranz13)
erfahren zu können, von der mir nur ein unvollständiger Titel zu
Gesichte gekommen ist. lieber eine uralte Kulturstätte auf den
Bahreininseln, welcher die Civilisation der Nordsemiten ihre Haupt-
uniegungen zu verdanken hätte, berichtet Durand1*), zu dessen
Aufsatze Raioltnson Anmerkungen gegeben hat. Die Besprechung
von Lenormant's 15) Origines überlassen wir dem assyriologischen,
beziehungsweise alttestamentlichen Berichte.
Die Stellung der Semiten in ethnographischer
Beziehung und ihre etwaigen Verwandtschaftsver-
hältnisse zu den übrigen Racen sind bekanntlich ebenfalls ein
Tummelplatz für die Phantasie der Dilettanten. Einer der merk-
würdigsten davon scheint nach dem aus naheliegenden Gründen
allzuliebenswürdigen Referenten der Revue des etudes juives Herr
Levy- Bingw) zu sein; er leitet alle Sprachen der Welt vom
Phönizischen ab, welches in dieser Function allerdings auch einmal
an die Reihe kommen musste. Was Sayce 17) über den Unterschied
zwischen Semiten und Lidogermanen sagt, habe ich nicht prüfen
können, ebensowenig Moratti's iS) Versuch, eine Brücke nach Aegypten
zu schlagen. M Cwdy19) setzt seine im vorigen Bericht (S. 79
No. 15) bereits erwähnte grosse Untersuchung mit gleichem Fleisse.
gleichem Scharfsinn und gleicher Bedenklichkeit der Resultate fort.
Ein Essay von Gladstone 20), der sich auf mythologischem Gebiete be-
12; Fritz Hommel. La Patrie originaire des Semites: Atta IV Congr. d.
Or. I, 217—228.
13) Pomeranz. lieber Speisen und Getränke der Ursemiten. Wilna [1880?]
8. [Titel im Jahresber. d. Fränek. Stift. 1SS1 S. X. Z. 26; nach Friederici B. O.
No. 008 Breslau, 38 pp.]
14) Durand. Extracts from Keport on the Islands and Antiquities of
Bahrein: JRAS. XII, 189 — 201. — H. C. Rawlimon. Notes on Capt. D.'s
lteport etc. ib. 201—227. — Vgl. oben S. 44 No. 1; unten S. 71 No. 21 und
S. 144 No. 3.
15) S. S. 73 No. 36 und S. 99 No. 88.
16) L. Levy-Bing. La linguistique devoilee (l« fascicule). Paris 1880.
112 pp. 8. — Vgl. likt.I I. .'KIT.
17; A. II. Sayce. Introduction to the Science of Language. 2 voll. London
1880. Bd. I: X, 441 pp. Bd. II: 421 pp. 8. — Vgl. LC. 18S0, 1666 f.
18) Moratti. Sulla flessione nominale semitica: Note semitico-egizie.
ill K. Liceo ed il R. Ginnasio „Vittorio Emanuele" di Palermo neu' anno
scolastico 1877 — 78: Cronaca, Prospetti degli insegnamenti, ecc.) Palermo 1879.
HM) pp. 4.
19; ./. F. AL Owrdy. Rolations of the Aryan and Semitic Languages.
IV. — Morphology ><\ K...,k: ü Saara XXXVII, 028—060. V. — Comparison
o/ Boots: Ebd. XXXVII, 752—776.
20; W. F.. Gladstone. Ki'ligiou, Aehaian and Semitic: XIX Cent.
18»n, April.
Müller, Semiten im Allgemeinen. 65
wegt, ist mir nicht zugänglich gewesen ; dagegen kann ich eine Aus-
führung Tiele's -') über den gemeinsamen Ursprung der Istar-Astoret-
Hathor-Aphrodite-Venus-Freya nur der Aufmerksamkeit der Leser
empfehlen, wenngleich sie auch in die graue Vorzeit zurückführt.
Hieran schliesse ich noch zwei Versuche von J. Darvnesteter 22)
und Rohde2d), semitischen Einfluss auf indogermanischem Gebiete
nachzuweisen, von denen freilich der erstere mich im Einzelnen
nicht vollkommen überzeugt hat ; Bevgers 24) Studie über den orientali-
schen Ursprung der beiden Pygmalionmythen, sowie die Fortsetzung
von Ganneaus 25) Untersuchungen über den etwaigen Einfluss
orientalischer Bildwerke auf die Entstehung und Entwicklung grie-
chischer Mythen erwähnen wir später.
Innerhalb des Semitismus selbst haben wir Einiges
sprachwissenschaftliche erhalten: drei kürzere Ausführungen To?/V26--8),
der sich mit amerikanischer Energie in die verschiedenen Dialekte
hineingearbeitet hat und wohl befähigt ist, seine Landsleute über
die von ihm gewählten Themata zu orientiren , dessen Arbeiten
indess nicht mit den ausserordentlich interessanten Forschungen
verglichen werden können, welche de Lagarde's -9) und Nöldckes 30)
Discussion über den Gottesnamen bN uns zugänglich macht. Ein
wahrer Hochgenuss für kriegsfrohe Semitisten, zwei solche Klingen
sich kreuzen zu sehen; ob es einem der Streiter gelingen wird,
den andern aus seiner Position zu drängen, darüber darf ein min-
derer Mann eine Voraussetzung nicht wagen. Ein Resume der
beiderseitigen Ausführungen überlasse ich dem Specialberichte
über das Hebräische, indem ich nur noch darauf aufmerksam mache,
dass die angezogene Arbeit de Lagarde's auch den Nachweis des se-
mitischen Ursprungs von 'AolXvfJog und ßvgiy^ und, ebenso wie
dessen Symmicta H3l)> mancherlei Bemerkungen zu den ver-
schiedenen Einzeldialecten enthält.
21) C. P. Tiele. Over vreemde Bestanddeelen in de Grieksche Mytho-
logie: Th. Tijdscbr. XIV, 545 — 578; vgl. Acad. 1880, II, 382.
22) J. D armesteter . Cabires, Bene Elohim et Dioscures : Mem. Soc. ling.,
IV, 89—95. — Vgl. unten S. 100 No. 100.
23) E. Rohde. Die Sardinischo Sage von den Neunschläfern: Rh. Mus.
XXXV, 157—163.
24) S. unten S. 146 No. 16.
25) S. unten S. 145 No. 12.
26) C H. Toy. Problems of General Seniitic Grammar: Am. Journ. of
Philol. I, 416—426.
27) C. H. Toy. On Shemitic Derived Sterns: Proceed. XI. am. sess.
Am. Philol. Assoc. p. 22.
28) C. H. Toy. Expression of Modal Ideas in Shemitic : Proc. XI. ann.
sess. Amer. Philol. Assoc. p. 27 f.
29) S. unten S. 93 No. 65 und vgl. jetzt dazu noch Paul de Lagarde
Gott. Nachr. 1882, 173—192.
30) S. unten S. 86 No. 32.
31) Symmicta II (s. unten S. 93 No. 64), bes. S. 91 — 103. 106. 121 f.
Jahresbericht 1880. 5
QQ Müller, Semiten im Allgemeinen.
Pick's 32) Artikel über die semitischen Sprachen habe ich nicht
gesehen.
Sehr anregend ist Robertson Smith! s 33) Versuch, Thierdienst
bezw. Totemismus im semitischen Alterthum aus den Eigennamen
von Stämmen und Personen bei den Arabern und im A. T. nach-
zuweisen, ein Versuch, der mir im Ganzen gelungen scheinen will,
jedenfalls aber die aufmerksamste Berücksichtigung verdient.
32) B. Pich. Shemitic Languages: MacClintoch and Strong, Cyclopaedia,
vol. IX. (Fr. No. 607.)
33) W. Robertson Smith. Animal Worship and Animal Tribcs among
fche Arabs and in tho Old Testament: Journ. of Phil. IX, 7ö — 100. — Vgl.
/. Goldziher. Eudogamy and Polygamy [sie] among the Arabs : Ae. XVIII, 26.
67
Keilinschriften.
Von
Friedrich Delitzsch.
Während im Osten durch die von Hormuzd Rassam in Ba-
bylon, Ninewe und anderen Ruinenstätten zurückgelassenen Arbeiter-
abtheilungen die babylonisch - assyrischen Ausgrabungen auch im
Jahr 1880 erfreulichen Fortgang nahmen und viele, bislang nur
zu einem geringen Theil gehobene, Literaturschätze dem Britischen
Museum zuführten, war man daheim im Westen rastlos damit be-
schäftigt, immer neue Keilschriftdenkrnäler zu veröffentlichen und
den Fachgenossen nah und fern zugänglich zu machen, die assyrische
Sprache nach ihrem Wortschatze und Formenbau immer gründ-
licher zu erforschen und eben hiermit für alle weiteren Unter-
suchungen die einzig sichere Basis zu gewiimen, sowie auf allen
Gebieten des durch die Keilinschriften neu erschlossenen semitischen
und nichtsemitischen Alterthums die bis dahin erworbenen An-
schauungen betreffend Geographie und Geschichte, Religion und
Kunst zu verbessern, zu vermehren und zu vertiefen.
Von Textveröffentlichungen ist selbstverständlich in
weitaus erster Linie die erste Hälfte des fünften Bandes des
grossen Londoner Inschrifteuwerkes zu nennen. Die Assyriologie
schuldet den Trustees des Britischen Museums und obenan Sir
Henry Rawlinson1) innigsten Dank nicht allein dafür, dass dieses
seit 1875 unterbrochene monumentale Werk nunmehr wieder auf-
genommen worden ist, sondern vor allem auch dafür, dass dieser
fünfte Band, abweichend von den früheren Bänden, bereits nach
Fertigstellung seiner ersten Hälfte der Oeffentlichkeit übergeben
wurde. Die Hochherzigkeit, mit welcher die Trustees des britischen
1) A Seloction from the Miseellaiieous Iuscriptions of Assyria. Prepared for
Publication , under the Directum of the Trustees of the British Museum , by
Major-General Sir //. C. Ilawlinson, assisted by TheopMlus G. Pinches.
London: lithographed by J. Jankowsky. 1880. Vol. V: 35 pp. fol. 10 s. —
Vgl. A. Delattre Kev. crit. intern. I, 16—19.
5*
ßg Delitzsch, Keilinschriften.
Nationalmuseuins dieses unschätzbare Werk von neuem den Assy-
riologen von Fach als Geschenk übersandten, auch hier dank-
bar zu rühmen ist angenehmste Pflicht. Nicht minderer Dank
gebührt gleichzeitig dem Nachfolger des der Wissenschaft so jäh
entrissenen George Smith, Mr. Ptnches, welcher mit der ganzen
ihm eigenen Umsicht und peinliehen Gewissenhaftigkeit diesen
fünften Band zur Veröffentlichung vorbereitet und dadurch der
Assyriologie nicht nur werthvollstes, sondern zugleich zuverlässigstes
Material zugeführt hat. Die bis jetzt vorliegenden 35 Blätter des
fünften Inschriftenbandes beginnen und schliessen mit hochwichtigen
geschichtlichen Denkmälern : die ersten zehn enthalten das von
Rassam gefundene , fast unversehrt erhaltene zehnseitige Thon-
prisma Asurbanipals mit den Annalen dieses Königs , die drei
letzten je einen Text von dem altbabylonischen König Agü, von
Nebukadnezar und endlich den berühmten Cyrus-Cylinder, welchem
wir die Genealogie des Eroberers von Babylon sammt dessen
eigenem Berichte über Babylons Einnahme verdanken. Alle übrigen
Blätter, von 11 — 32, enthalten eine überaus reiche Fülle bilinguer
Texte lexikalischen Inhalts sowie assyrischer Synonymenverzeich-
nisse. — Neben dieser Fortsetzung des grossen Fundamentalwerkes
der assyriologischen Wissenschaft wurden noch einzelne kleinere
Texte veröffentlicht, bez. neu veröffentlicht und gleichzeitig mit
Uebersetzung und Kommentar versehen. Die zuerst von Ogpert
signalisirte Chammurabi- Inschrift, deren rechte Columne einen
phonetisch geschriebenen gut assyrischen Text bietet, während die
linke lediglich Ideogramme erkennen lässt, veröffentlichte, über-
setzte und kommentirte Amiand2): der Text scheint ursprünglich
ziemlich lang gewesen zu sein, ist jetzt aber nur in einigen ver-
stümmelten Zeilen erhalten; ebendarum dürfte es auch zweifel-
haft erscheinen, ob er ohne Weiteres als bilinguer Text aufgefasst
werden, ob aus ihm, wie Menant sich ausdrückt, „le fait immense"
sicher geschlossen werden darf, dass zu Chammurabi's Zeit jene
älteste nichtsemitische Sprache Babyloniens bei einem Theil der
Bevölkerung noch als Umgangssprache in lebendigem Gebrauch
war. Eine andere , ausschliesslich semitische Inschrift ebendieses
altbabylonischen Königs, welche von Bagdad nach Paris gebracht
und dort 1880 für den Louvre angekauft wurde, behandelte
Mt'iKiut'6) in einem kürzeren Aufsatz: auch er giebt den Text in
Keilschrift und verbindet damit Uebersetzung und Analyse. Die
zwei von Rassam in Asurnasirpals Tempel zu Balawat, das ist der
issyrischen Ortschaft Imgur-Bel, entdeckten Alabastertafeln mit
2) A. Amiaud. Uno inscription bilingue de Haminourabi, roi de Baby-
lono. (I>n XV.' au XX.- siede avant J. Chr.): Rtoc. <lc Travaux rel. ä la
Philo! et a l'Archeol. egypt et assyr., I, fasc. 4, 180 — l'.in.
:ii ./. Menant. Une nouvelle inscription de Hanimouvabi , Roi de Baby-
tone (XVIe siede avant .1 Chr.): ttec <lo trav. rel. h la Philo! etc., II. 76 ff
(Auch separat u gl T. Paris L880 12 i>i> 4 |
Delitzsch, Keilinschriften. (39
fast gleichlautender Inschrift hat sich Budge*) zur Bearbeitung
gewählt. Der Text ist kurz und leicht, und wenn auch die ein-
zige schwerere Stelle, nämlich der Schluss, unverstanden geblieben
ist (vor allem deshalb, weil das assyr. sasü nicht in seiner doppelten
Bedeutung „rufen, sprechen" und „lesen" erkannt wurde) und auch
sonst die philologische Erklärung noch mancherlei Mängel aufweist,
so dürfte doch diese Abhandlung nicht ganz unverdienstlich sein.
Dass dagegen ebendieses Verfassers 5) neue Ausgabe der Asarhaddon-
Texte auch hinter bescheidenen wissenschaftlichen Ansprüchen weit
zurückbleibt und der Assyriologie wenig zur Ehre gereicht, wurde
anderwärts eingehend dargethan. Der schon am 8. December 1878
gehaltene Vortrag von Pinches G) über zwei kleine Thontafel-
fragmente, welche von Nebukadnezars 37. Jahr handeln und in
freilich sehr fragmentarischer Weise eine kriegerische Unter-
nehmung wider Aegypten berichten, ist jetzt im VII. Bande der
vorzüglich redigirten, den Assyriologen von Jahr zu Jahr unent-
behrlicher werdenden Transactions der biblisch-archäologischen Ge-
sellschaft erschienen; er bietet Einleitung, Text und Uebersetzung.
Besondere Aufmerksamkeit wurde aber von allen Seiten zwei Keil-
schriftdenkmälern aus den letzten Jahren des babylonischen Welt-
reiches zu Theil, nämlich jenem bereits erwähnten, auf dem 35. Blatte
des fünften Inschriftenbandes veröffentlichten Cyrus-Cylinder und
sodann einer leider recht zerbrochenen Thontafel mit kurzer An-
gabe der Hauptereignisse während der Regierung Nabonids bis
zum Falle Babylons. Der Cyrus-Cylinder, als „neueste keil-
schriftliche Entdeckung" von Sayce1~8) nach verschiedenen
Seiten hin bekannt gemacht, wurde für Sir Henry Pawlin-
son 9) Gegenstand eingehender Untersuchung : Sir Henry gab
Transscription und Uebersetzung , begleitet von vielen , vor
allem Geschichte und Geographie betreffenden geistvollen Be-
merkungen ; in lexikalischer Beziehung dürfte nicht selten
4) Emcat A. Budrjc. On a recently discovered Text of Assur-natsir-
pal: Transactions of the Soc. of Bibl. Arcbaeol. VII, Part I, 59—82.
5) Ders. The History of Esarhaddon (Son of Sennacherib) , King of
Assyria, 13. C. 681 — 668, translated from the Cuneiform Inscriptions upon Cy-
liuders and Tablets in tho British Museum Collection, together with Original
Texts, a Grammatical Analysis of each Word, Explan ations of the Ideographs
by Extracts from the Bilingual Syllabaries, and List of Eponyins, etc. London
1880. XII, 164 pp. 8. — 10 s. 6 d. — Vgl. Friedrich Delitzsch LC. 1881;
Ern. B. Polyblbl. XXXI, 432 - 434.
6) Theophi G. Pinches. A New Fragment of the History of Nebuchad-
nezzar III: Transactions of the Soc. of Bibl. Archacol. VII, Part II (1881),
210—225.
7) A. II. Sayce. The Latest Cuneiform Discovery: Oriental and Biblical
Journal V, I, Part 2.
8) Ders. Tho Latest Cuneiform Discovery: The American Antiquarian II,
No. 4 «Chicago 1880), 287—290.
9) Sir II. C. Rawlinson. Notes on a nowly- discovered Clay Cylindrr
of Cyrus tho Great: JEAS. N. *., XII, 70—97.
70 Delitzsch, Keilinschriften.
anderen Erklärungen der Vorzug zu geben sein. Die Thontafel
Nabonids, welche die der Schlusskatastrophe vorausgegangenen
Ereignisse berichtet, wurde von Pinches 10) veröffentlicht und, so-
weit möglich, erklärt. Beide genannten Texte machte Halevy11)
zum Gegenstand einer Studie , welche die historischen Resultate,
wie sie sich aus Nabonids fragmentarischen Annalen und aus dem
Cyrus - Cylinder ergeben, zusammenfasst und kritisch beleuchtet.
Obne Beigabe des Keilsckrifttextes , welcher ja im ersten Band
des Londoner Inschriftenwerkes schon mustergültige Edition ge-
funden, wohl aber mit Transscription des assyrischen Grundtextes
gab Lotz12) die Annalen Tiglathpilesers I. neu heraus. Das sehr
sorgfältige Buch dürfte besonders auch von solchen mit Nutzen
gebraucht werden, welche sich ohne Lehrer leicht und doch sicher
in die assyrische Schrift und Sprache einführen wollen; der reich-
haltige, durch Beigaben von Friedrich Delitzsch vermehrte Kom-
mentar enthält, ebenso wie die sehr anregenden mannigfachen
lexikalischen Notizen GuyarcPs 1S) , welche zumeist, obwohl nicht
ausschliesslich, im Journal Asiatique erschienen, manche treffliche
Bereicherung des wohl schon bald so sicher wie für jede andere
semitische Sprache zu begründenden assyrischen Wörterbuches.
Auch einige neue Sylbenwerthe glaubte Guyard1*) beweisen zu
können, und PognonXf>) (der wohl auch die von Lotz missverstandene
Stelle Tig. VII 25 mit im Auge gehabt haben dürfte?) gab eine
Notiz zum assyrischen Verbum laisü, läsü „nicht sein". Von zwei
in den Transactions VI zu pag. 489 f. von Pinches in Keilschrift
mitgetheilten Contracttafeln und von zwei anderen noch unedirten
gab Opjiert1*) eine Uebersetzung , leider ohne den Grundtext
der beiden letzteren hinzuzufügen. Die assyrische Grammatik
10) Theoph. O. Pinches. On a Cuneiform lnscription relating to the
Capture of Babylon by Cyrus and the Events which preceded and led to it:
Transact. of tho Soc. of Bibl. Archaeol. VII, Part I, 139— 17G.
11) J. Halivy. Cyrus et le retour do l'exil. Etüde sur deux inscriptions
euneiformes relatives au regne de Nabonido et ä la prise de Babylono par Cyrus:
vgl. CR. IV. Ser., VII, 261 — 265. (Vollständig erschienen in Kevuo dos Etudes
juives, No. 1, 1880.) — Vgl. S. 115 No. 210.
12) Wilhelm Lotz. Dio Inschriften Tiglathpilesor's I in transskribiortom
assyrischem Grundtext mit Uebersetzung und Kommentar. Mit Beigaben von
Friedrich Delitzsch. Leipzig 1880. XVI, 224 pp. 8 M. 20. — Vgl. Ebcrh.
Schröder LC. 1880, 1585; Ern. B. Polybibl. XXXI, 432—434.
13) Stcmislas Ghiyard. Notes de lexicographie assyrienne. Troisieme
Article: JA. VII Ser. XV, 35—60. Quatrieme Article: ibid., 510—529. — Ders.
Xuii-, assyriologiques: Rec. de trav. rel. etc. II, fasc. 1, 13—16. — Ders.
Notes sur quelques termes assyriens: Memoires de la Soc. de linguistique IV, 3.
204—209.
14) Siehe .JA. VII Ser., XV, 350.
15) Siehe JA. VII Sri-., XV, 352.
IC) Jules Oppert. Les tablettes juridiques de Babylonc: JA. VII Ser.,
XV, 543-
Delitzsch, Keilinschriften. 71
Menimt's*1), welche ebensowohl des Verfassers im Jahre 1868 er-
schienene Elementargrammatik als auch sein Syllabaire Assyrien
in zweiter Auflage und knapperer Fassung darstellt, steht leider
nicht auf der wissenschaftlichen Höhe, auf welche sie mit Hülfe
der Errungenschaften eines Zeitraumes von zwölf Jahren hätte ge-
bracht werden können, und leidet dazu unter einer fast übergrossen
Anzahl von Ungenauigkeiten im Einzelnen; immerhin dürfte das
glänzend ausgestattete Werk französischen Lesern die Einführung
in das Keilschriftstudium erleichtem. Dagegen wird Budye's 18)
Chrestomathie nicht allein wegen der Dürftigkeit der Texte, son-
dern vor allem wegen der beigegebenen „philological notes" zu
irgendwie sicherer Einführung nicht geeignet sein. Schrader's 19)
Assyrisches Syllabar endlich ist, wie der Titel selbst hervorhebt,
zum Zwecke seiner eigenen Vorlesungen und der in dieser zu
gebenden mündlichen Erläuterungen bestimmt.
Auch für das Gebiet der alten Geographie Vorderasiens
sind mehrere assyriologische Beiträge zu verzeichnen. Ein Auf-
satz Homviel'^) behandelt die noch immer nicht endgültig gelöste
Frage betreffs Sumers und Akkads. So unumstösslich es ist, dass
Akkad ganz Babylonien von Erech bis nordwärts jenseits des
Tigris und weiter bis an das linke Ufer des unteren Zab bezeich-
net, so wenig fest steht die Gleichung Sumer = Südbabylonien.
Auch Hommel vermag sie nicht zu beweisen, und es bleibt darum
unbenommen, Sumer für einen besonderen Theil Nordbabyloniens
zu halten. Den Ursitz der Assyrer und Phönizier besprach
Oppcrt21), bei welcher Gelegenheit die Inselstadt Dilmun oder,
nach Oppert's Lesung, Tilvun mit der Insel Tylos Arrians und
Plinius', der jetzigen Insel Samak-Bahrei'n an der arabischen Küste
des persischen Golfs, identificiert wird. Karkemisch und der hohe
Werth der dortigen Ausgrabungen war der Times22) Anlass zu
einem dreispaltigen Artikel. „Resen und Bethel in den assyrischen
Inschriften" betitelt sich eine an die Academy gelichtete briefliche
17) J. Menant. Elements d'epigraphie assyrienne. Manuel do la langue
assyrienne: I. Le syllabaire; II. la graminaire; III. choix do loctures. Paris
1880. V, 383 pp. 8. fr. 18.
18) Kniest A. Budge. Assyrian Tcxts being Extracts from the Annais
of Shalinaneser IL, Sennaeherib, and Assur-bani-pal. With Phüological Notes.
London 1880. 44 pp. 4. — 7 s. 6 d (Nach Fricdericis Bibliotheca Orien-
talis scheint noch 1880 eine 2. Aufl. mit 5 2 pp. erschienen zu sein). — Vgl.
Friedrich Delitzsch LC. 1881.
19) Eberh. Schrader. Assyrisches Syllabar für den Gebrauch bei seinen
Vorlesungen zusammengestellt. Mit den Jagdinschriften Asurbanipal's in Anlage.
Berlin, Dümmler, 1880. 8 pp. 4. M. 2.
20) Fritz Hammel. Zur ältesten Geographie Vorderasiens: Ausland 1880
(17. Mai), 381—386.
21) Jules Oppert. Le siege primitif des Assyriens et des Pheniciens:
JA. VII Ser., XV, 90—92, vgl. ebd 349 f. — Vgl. dazu die Bemerkung Ha-
levy's ebd. 538 und s. hier S. 64 No. 14; S. 144 No. 3.
22) Carchemish: The Times 1880, Aug. 19.
72 Delitzsch, Keilinschriften.
Mittheilung Sayce's.23) Ninewe's wahre Lage jetzt endlich erkannt
zu haben , mag sieh Porter G. Bliss 24) in New -York rühmen :
seine Ansicht ist „that we are to accept the authority of Ctesias
und Diodorus Siculus as superior to that of Herodotus, and to
place the ancient Nineveh upon the upper Euphrates with the two
irrst, rather than upon the Tigris with the last"!
IJalevy's25) Bemerkungen zu einem „sowohl geographischen
als historischen Text" (un texte assyrien ä la fois geographicpie et
historique), nämlich zu den beiden Listen der 22 Könige des Landes
Chatti am und im Meer, welche ziemlich übereinstimmend in
Asarhaddons wie Asurbanipals Annalen vorkommen und für uns son-
derlich wegen der zehn cyprischen Königs- und Städtenamen Interesse
haben, mögen den Uebergang von Geographie zu Geschichte
bilden. Auch Schröder2®) behandelte diese beiden Listen, indem
er sie gleichzeitig in Keilschrift mittheilte, in einer vor allem den
Inschriften Tiglathpilesers II gewidmeten, durch Gründlichkeit aus-
gezeichneten kritischen Abhandlung. In nicht minder scharfsinniger
und gründlicher Weise prüfte ebenderselbe Forscher27) die Glaub-
würdigkeit des Alexander Polyhistor und des Abydenus und be-
sprach noch überdies in einem ganz besonders werthvollen Anhang,
welcher für den kleinen, aber wichtigen Text I E 8 No. 6 in Zu-
kunft stets beigezogen werden muss, einige Fragmente von Königs-
inschriften aus der Zeit der Ausgänge der assyrischen Geschichte.
Zur Chronologie der Bibel, des Manetho und Berosus entwickelte
Floi(jl2S) neue precäre Hypothesen. Dagegen haben sich HoHnnel's~'J)
chronologische Tabellen der babylonisch-assyrischen und israelitischen
Geschichte, obwohl sich, wie nicht anders möglich, mancherlei Be-
denken gegen geographische Aufstellungen und vor allem gegen
die chronologische Einfügung mancher altbabylonischer Könige auf-
drängen, dem Anscheine nach viele Freunde erworben. Als Ein-
23) A. H. Sayce. Kesen and Both-El in the Assyrian Inscriptions: Ac.
1880, May 1 st.
24) Porter C. Bliss. On the True Site of Nineveh: Proceedings of tho
American Oriental Society, in Journ. Amor, Or. Soc. XI, No. I (New Htiveu
1882), p. XXV f.
25) Siehe CR. IV Ser., VII, 304.
26) Eberh. Schröder. Zur Kritik der Inschriften Tiglath-Pileser's IL, des
Asarhaddon und des Asurbanipal. (Aus den Abhh. d. Kgl. Akad. d. Wiss. zu
Berlin 1879.) Mit 3 Textbeilagen u. 1 Tafel. Berlin 1880. 36 pp. 4. M. 3
27 i Ders. Zur Kritik der chronologischen Angaben des Alexander Poly-
histor und 'Ics Abydenus. (Aus den Berichten d. Kgl. Sachs. Ges. d. Wiss.
L880). Leipzig 1880. 11 pp. 8.
28) I Flpigl, Die Chronologie der Bibel, des Manetho und Beros. Leipzig
1880. VIII, 286 pp. 8. M. 8. — S. unten S. 112 No. 183.
29) Fritz Hommel. Abriss der babylonisch-assyrischen und israelitisches
Geschichte von den ältesten Zeiten bis zur Zerstörung Halteis in Tabellenform.
Leipzig i S80. 20 pp. 4. M. 1.50. — Vgl, Fr. Lenormant Rev. crit. in-
tern. 1.7 10: liier S 113 Nu. 190.
Delitzsch, Keilinschriften. 73
leitung zu diesem Abriss will Hommel30) selbst seinen längeren
Aufsatz über Keilschriftforscbung und biblische Chronologie be-
trachtet wissen. Ueber die von so verschiedenen ägyptischen wie
assyrischen Königen stammenden Sculpturen und Inschriften im
Felsenpasse des Hundsflusses bei Beirut berichtete nach Au-
topsie und mit Zusammenstellung des einschlägigen keilschrift-
lichen Materials Boscawen31), indem er gleichzeitig zwei recht
anschauliche topographische Skizzen beifügte. Die chronologische
Methode im Allgemeinen bildete das Thema einer grösseren Ab-
handlung Oppert's 32), welcher auch die dunkle Frage nach dem
Ursprung der Aera Nabonassars und dieses Königs Persönlichkeit
scharfsinnig untersuchte s"3) : Oppert giebt — neben anderen Ver-
muthungen — die Hypothese der Prüfung anheim, dass Nabünäsir
der Name sei, welchen Tiglathpileser II vor der Usurpation des
assyrischen Thrones geführt habe. Zu den schon in der ersten
Rubrik der Textveröffentlichungen und Texterklärungen namhaft
gemachten Aufsätzen, welche zum Theil auch hierher unter Ge-
schichte gehören, möge noch ein Aufsatz Sayce's 34) über Mediens
und Babyloniens Eroberung durch Cyrus erwähnt werden und
schliesslich die Bemerkung Platz finden, dass HalevyZb) betreffs
der in der Inschrift des (letzten ?) assyrischen Königs Asarhaddon
erwähnten Namen Kastaritu, des Herrn von Karkassi, und Mami-
tiarsu, des Herrn der Meder, Karkassi mit der armenischen Stadt
Carcathiocerta und Mamitarsu (Wawitarsu) mit dem Heldennamen
Guderz zu combiniren geneigt ist.
Mit Lenormant's36) Origines de l'histoire, deren erster Band
die Geschichte von der Schöpfung des Menschen bis zur Sintfluth
behandelt, wird wohl am besten zu dem nächsten Abschnitte über
Religion übergeleitet, in welchem dieses geistvollen Verfassers
gross angelegtes und doch dabei übersichtliches, von seiner erstaun-
lichen Belesenheit und genialen Combinationsgabe von Neuem
rühmliches Zeugniss ablegendes Werk nothwendig die erste Stelle
einzunehmen den Anspruch hat. Eine kurze Besprechung dieses
30) Ders. Die Keilschriftforsehung und die biblische Chronologie: Beil.
AAZ. 1880, No. 111—113. S. S. 113 No. 191.
31) W. St. Chad Boscawen. The Monuments and Inscriptions on the
Rocks at Nahr-el-Kelb. (Read (3'1' January 1880): Transaetions of the Soc.
of Bibl. Archaeol. VII, Part II, 331—352.
32) J. Oppert. La methode chronologique : Rev. hist. XIII, 279 — 308.
33) Siehe JA. VII Ser., XV, 532—535.
34) A. H. Saijce. The Conquest of Media and Babylonia by Cyrus: Ac.
1880, March 13.
35) Siehe JA. VII Ser., XV, 531.
36) Franrois Lenormant. Les origines de l'histoire d'apres la Bilde et
les traditions des peuples orientaux. De la creation de riiomme au deluge.
Paris 1880. [2. Ed.] XX, 630 pp. 8. fr. 10. — Vgl. Baudissin ThLZ.
1880, 427; F. Brou-n Presbyterian Review Apr. 1881; Maspcro RA. XL, 122;
Maurice Verlies Rev. de l'histoire des religions II, 123 — 128; Polybiblion
XXIX, 200 1".; hier S. 99 No. 88.
74 Delitzsch, Keilinschriften.
wohl allen Lesern bekannten Werkes, dessen erste Auttage in
weniger als vierzehn Tagen vergriffen war, mag dem Jahresberichte
für 1882, welcher die Vollendung des Werkes registriren kann,
vorbehalten bleiben. Für diesmal genüge der Hinweis, dass die
Appendices unter anderm auch Transcription und Uebersetzung der
keilschriftlichen Weltschöpfungs- und Sintfluthfragmente enthalten.
Ueber die assyrisch-babylonische Religion entstammt auch der Feder
Guyard's3T) ein leicht und anziehend geschriebener Artikel: nach
einer kurzen Einleitung über die Geschichte der Entzifferung und
die Verwendbarkeit ihrer Resultate giebt der Verf. auf den letzten
acht Seiten, da ein System der chaldäischen Glaubensanschauungen
zu geben bislang noch kaum möglich sei. „un aper^u", welches im
Wesentlichen eine Besprechung von Lenormants Origines darstellt.
Der Aufsatz Bü:bi/'s3b) über Akkad und seine Religion ist mir ebenso
wie der Mitter's?9) über die assyrisch-babylonische Eschatologie
nach den Keilinschriften bislang unzugänglich geblieben.
Religion und Mythus einerseits, beide zusammen und die
bildlichen Darstellungen der Kunst andrerseits sind unzertrennlich
verbunden — so kommen wir unversehens auf das Gebiet der
babylonischen Kunst und zunächst der babylonischen Siegel-
cy linder, deren Bilder ja für das Verständniss der religiösen Vor-
stellungen jenes Volkes die allergrösste Bedeutung haben. Hier
verdanken wir Menant, einer Hauptautorität auf dem Gebiete dieser
kleinen unscheinbaren Kunstdenkmäler, mehrere dankenswerthe,
werthvolle Abhandlungen. Die eine40) behandelt den nachgerade
berühmt gewordenen kleinen Cylinder mit der vielumstrittenen
iSündenfallscene. Ward, der über die Schlange als Verführer
in der orientalischen Mythologie, dabei auch über Schlangenmythen
im Allgemeinen gesprochen hat 41), hält gegenüber den von Menant
in dessen Empreintes de cylindres assyro-chaldeens42) gemachten
Einwänden mit Recht an der Auffassung jener Scene als Sünden-
fallscene fest43); ob sich aber auch jetzt noch gegenüber der
37) Stanislas Guyard. Bulletin critique de la religiou assyro-babylonienne :
Kev. de l'liistoire des religions I, 327 — 345.
38) J. T. Bixby. Aneient Akkad and its Religion: Unitarian Eoview
1880, May.
39) O. D. Miller. The Assyro-Babylonian Doctrine of the Future Life
following the Cuneiform Inseriptions: Orieiital and Biblieal Journal I, part 2.
4U) J. Menant. Remarques sur im cylindre du Museo Britannique: CK.
IV Ser.. VII, 270—286.
41) William Hayes Ward. The Serpent Tempter in Oriente] Mytho-
logy: Bibl. Sacra XXXVIII, 209—230.
42) ./ Menant. Empreintes de cylindros assyro - chalddens rolevces sur
les contrats d'interet privd du Musee Britannique, classees et expliquees. (Ex-
tr;iit des Arcliives des missions .seicntitiques et litteraires, .'J'1 scrie , t VI,
79—132.) Paris 1880. 54 pp. 8. fr. 3.50. — Vgl. CB. VI, 270 ff.;
\ i I 19 ff.
13) W. H Ward. On Certain Points eonnected with Chaldean Seals:
Journal of the American Oriental Society XI, No. I (1882), Proceedings p.
XXXIX— XU.
Delitzsch, Keilinschriften. 75
besseren Beweisführung Menant's und den von ihm vorgebrachten,
allerdings frappirenden Analogien betreffs des Baumes mit den
Früchten und der Schlange gleich zuversichtlich daran festhalten
lassen wird? In einem zweiten44) kürzeren Aufsatz bespricht
Menant die Cylinder, welche Noah in der Arche und den Thurmbau
von Babel darstellen sollen; in einem dritten45), auf Grund zweier
vom Louvre acquirirter Cylinder, den Mythus des Mannweibes,
für welchen er zu dem überzeugenden Resultate gelangt: „dans
toutes les scenes que j'ai observees, les figures ä double visage
repondent ä une exigence pureinent artistique, etrangere aux legendes
de la Chaldee, et dont les cylindres du Louvre nous donnent la
demonstration la plus complete". Unter dem Titel „La Bible et
les Cylindres Chaldeens" hat Menant46) diese seine drei Aufsätze
selbständig erscheinen lassen. Auch über drei andere solcher Cy-
linder handelte ebenderselbe Gelehrte47). BoscaivcniH) trug eben-
falls zu diesen Forschungen bei, indem er über assyrische Gemmen,
die sich im Besitze Tommasini's in Aleppo befinden, mit be-
sonderer Rücksicht auf die Mythologie einen Aufsatz verfasste.
Einen kleinen, aber sehr interessanten Beitrag zur babylonisch-
assyrischen Kunstgeschichte gab Heuzey^) in einer von vier Ab-
bildungen begleiteten Besprechung einiger unscheinbaren Thon-
hguren des Louvre , in welcher er in lehrreicher Weise die all-
mählichen Umgestaltungen des Typus der babylonischen Venus
entwickelte. Er spricht u. a. den Satz aus, dass abgesehen von
Babylonien „il est peu de regions oü ces figurines d'argile four-
nissent des indications aussi neuves et aussi interessantes pour la
science". Die berühmten Bronzethore von Balawat beschrieb
Pinches50) ausführlich, indem er zugleich die Thorinschrift, welche
Salmanassars II. neun erste Jahre behandelt und vor allem seinen
babylonischen Feldzug eingehend berichtet, im Urtext veröffent-
lichte und erklärte. Der Kommentar enthält, worauf beiläufig auf-
merksam gemacht werden mag, mehrere lehrreiche Auszüge aus
noch unveröffentlichten Texten, betreffend die Namen des Pferdes
und anderer Hausthiere. Eine hübsche Reconstruction der Thore
44) J. Menant. Empreinto d'un cylindre assyrien: CR. IV Scr., VIII,
19—24.
45) Ders. Le Mythe de l'Androgyne et les cylindres assyro-ehaldeens:
CR. IV Ser., VIII, 154— 1G7.
46) Dem. La Bible et les cylindres chaldeens. Paris 1880. 44 pp. 8.
fr. 3. 50. (Tire ii 50 oxempl.).
47) Ders. Observations sur trois cylindres orientaux: Gazette des Beaux-
Arts 1879, Dec. (Auch separat u. gl. T. Paris 1880. 15 pp. 8.)
48) W. St. C. Boscawen. Chaldean engraved Seals: Ath. 1880, 41«.
49) Leon Heuzey. Les torres cuites babyloniennes : RA. N. S., XXXIX, 1— 10.
50) Theoph. G. Pinches. The Bronze Gates discoverod by Mr. Rassam
at Balawat. Part I: Transactions of the Soc. of Bibl. Arehaeol. VII, Part I,
83 — 118. — Vgl. Ders. The Balawat Gates and their Relation to Assyrian
Art: American Art Review 1880, Oct.
7(3 Delitzsch, Keilinschriften.
dient dem interessanten Artikel noch zum weiteren Schmucke.
Am wichtigsten aber ist, dass auch mit dem unter der Sanction
der Gesellschaft für biblische Archaeologie in Angriff genommenen
Prachtwerk51), welches die Reliefplatten dieser Bronzethore in
künstlerisch vollendetster Weise reproduciren soll, ein Anfang ge-
macht wurde, indem im Laufe des Jahres 1880 die beiden ersten
Tbeile erschienen — eine reiche Fundgrube für das Studium des
assyrischen Alterthums, des Heerwesens und bürgerlichen Lebens,
des Opferrituals u. s. w., und zwar mit Hülfe lebendigen, wir
möchten fast sagen, handgreiflichen Anschauungsmaterials. Erwähnen
wir schliesslich noch, da wir einmal auf das Gebiet der A n t i -
quitäten gekommen sind, dass Oppert^'2) zu den ehelichen In-
stitutionen der Assyrer mehrere Beiträge gegeben, Sai/ce^) über
babylonische Geometrie und im Verein mit ßosanquet5*) über die
Astronomie der Chaldäer gehandelt, endlich Pmches55) über die
Schreibkunst der Babylonier, über den Thon als Schreibmaterial,
die verschiedenen Formen der zum Beschreiben dienenden Thon-
stücke, über den Griffel, die Kennzeichen der Echtheit einer Thon-
tafel u. ä. Fragen seine Ansichten entwickelt hat — und zwar mit
einem autographirten neubabylonischen Heirathscontracte aus dem
o4. Jahre Nebukadnezars als Beilage — , so dürften die wichtigsten
Schriften der Fachgenossen, soweit sie das semitische baby-
lonisch - assyrische Alterthum behandeln, ziemlich erschöpfend auf-
geführt sein.
Das Studium der nichtsemitischen Sprache Babyloniens
wurde durch die Fortsetzung des dritten Theiles der Etudes Acca-
diennes Lenormant's 56), welche ohnehin zum grösseren Theil nur
ein bis jetzt unvollendet gebliebenes Glossar der in den voraus-
gegangenen Texten enthaltenen assyrischen AVörter enthält, und
eine andere Abhandlung57) des nämlichen Gelehrten wenig ge-
51) Society of Biblical Archaeology Publications. The Bronze Ornaments
of tho Palace Gates of Balawat [Shalmaneser II. B. C. 859 — 825], edited, with
an Introduction, by Samuel Birch, with Descriptions and Translations by
'Jhcojyh. G. Pinchcs. Part I. II. London, published at the Offices of tho
Society, 1880.
52) J. Oppßrt. Sur l'ititerventiou des enfants dans les actes chez les Assy-
riens. Sur lo divorco assyrien. Sur le regime matrimonial chez les Assyriens:
Kovuu egyptologique I, 87. 98. llü.
53) A. H Sayce. Babylonian Geomotry: Ac. 1880, Aug. 14.
54) R. IL M. Bosciiquct and A. II Sayce. Tho Babylonian Astronomy
N" 1. 2. 3: Monthly Notices of tho Royal Astronomical Society XXXIX. XL.
55) Theoph G.Pinches. The Terra-Cotta Tablets ofBabylonia and Assyria,
(Kead February 18, 1880 vor der British Archaeological Association). Der
mir zugängliche Separatabzug ist :j:ts mi paginirt.
5t; i Frcmgois Lenormant. Etudes Accadiennes. Tome III, 2r livraison
Paris 1880. p. 201- 292. 1 fr. 7.50. (Bricht mit n:p ab: der Schliß
ist, soweit unsere Erkundigungen ergeben haben, noch nicht erschienen)
.">7 i Dem. Becherches philologiques sur quelques ezpressions accadiennes
et assyriennes: Recueil de travaus relat. etc 1.
Delitzsch, Keilinschriften,. 77
fördert. Dagegen nahm der Sturmlauf Halevy's :'6) gegen die
Existenz einer sumerisch-akkadischen Sprache — wir behalten jene
Namen einstweilen hier bei — unaufgehalten seinen Fortgang und
es kann nur bedauert werden, dass jetzt auch Guyard59) sich auf
Halevy's Seite geschlagen hat und die nichtsemitische Sprache für
eine Geheimschrift erklärt. Wir gehen auf beider Beweisführung
hier nur deshalb nicht ein, weil ihre bezüglichen Sclmften noch
vor Haupt's69), wie uns dünkt, bahnbrechender Abhandlung er-
schienen sind, in welcher die wohl schon früher auf Grund eines
„Frauensprache " bedeutenden Ideogramms von andern , auch von
Lenormant, geahnte Existenz eines Dialektes innerhalb der nicht-
semitischen Sprache Babyloniens zum ersten Male bewiesen ist.
Dieses Verdienst verbleibt einzig und allein Haupt. Denn es ist
daran festzuhalten, dass, so viele Assyriologen auch II R 31 und
40 in Händen gehabt oder die zu beiden neu hinzugefundenen
Ergänzungsfragmente abgeschrieben haben, keiner in den beiden
ersten Spalten die ältere nichtsemitische Sprache und ihren jüngeren
Dialekt, d. i. eben die „Frauensprache", erkannt hat; dass Haupt
jene dialektischen Verschiedenheiten auch gleich noch in zusammen-
hängenden Texten wiedei'fand, ist nur ein weiteres Verdienst dieses
scharfsinnigen Forschers. Wie sich Halevy und Guyard dieser
neuen Entdeckung gegenüber verhalten werden, bleibt abzuwarten.
Uns wird durch den neugefundenen Dialekt mit seinen jüngeren,
auch lautgesetzlich greifbaren und begreifbaren Spracherscheinungen
das von jeher unumstösslich gewesene, von Oppert mit genialem
Blicke erkannte Factum der Existenz eines zweiten, nichtsemiti-
schen Idioms auf dem Boden Babyloniens nunmehr um so unum-
stösslicher.
Einige Betrachtungen zu den Keilinschriften von Van gab
Guyard61), indem er gleichzeitig die Irrthümer der Mordtmann'schen
Entzifferung aufzeigte : sein Versuch , die Schlussformel jener In-
schriften zu deuten, ist ausserordentlich ansprechend. Das Nachbar-
gebiet der Keilschriftforschung, nämlich die sog. hettitischen In-
schriften, berührte Sayce 62) in kleineren Aufsätzen, den Vorläufern
grösserer, im nächsten Jahresberichte ausführlich zu besprechender
Abhandlungen.
58) J. Halevy. Documenta religieux de l'Assyrie et de la Babylonie.
l'i t'asc. 128 pp. 8 (chez l'auteur). — Vgl. Stein. Guyard RC. 1882, 31. mai.
Beachte auch Halevy's Bemerkungen JA. VII. Ser. XV, 349.
59) Vgl. Revue de l'histoire des religions I, 334 note 2. RC. • 1880,
425 -430 (t. I, No. 22).
60) Paul Hawpt. Ueber einen Dialekt der sumerischen Sprache: Nach-
richten von d. Kgl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen 1880, 513 — 541.
61) Stanislas Guyard. Les Inscriptions de Van : JA. VII Ser. XV,
543—556.
62) A. H. Sayce. Tho Deciphermcnt of the Ilittito Inscriptions : Ac. 1880,
Aug. 21. — Th.' Bilingual llittite Inscription: Ac. 1880, Sept. 4. Hittite In-
scriptions: Ac. 1880, Nov. 27.
73 Delitzsch, Keilinschriften.
Für dieses Jahr schliessen wir unsern Bericht, indem wir
llnrmuzd Rassam 63) für den interessanten, mit sehr schönen Plänen
der Hügel von Kujundschik und Balawat, sowie des Nordpalastes
Asurbanipals und des Tempels Asurnasirpals geschmückten Bericht
über seine Nachgrabungen in Ninewe, Kelach und Imgur-Bel danken,
welcher doppelte Bedeutung dadurch hat. dass Rassam darin zeigt,
dass er der Entdecker des Palastes und damit der Bibliothek Sar-
danapals gewesen, und indem wir endlich eine Reihe populärer
Schriften64-70) verzeichnen, welche unbeschadet sonstiger Trefflich-
keit doch nur aus sekundären Quellen geschöpft sind ; Einiges andre
der Art findet sich unten S. 113—14 No. 191. 192. 195. 196
verzeichnet.
63) Hörmuzd Rassam. Excavations and Diseoveries in Assyria: Trans-
actions of the Soc. of Bibl. Archaeol. VII, Part I, 37 — 58.
64) Joachim Menant. La bibliotheque du palais de Ninive. Paris 1880.
VIII, 164 pp. 18. fr. 2.50. (Bibl. orient. elzevirienne).
65) O. Zöclclcr. Ninivehs und Babylons Zeuguiss für den Geschichtsinhalt
des Alten Testaments: Zeitschr. f. kirchl. Wiss. 1880, Heft VI, 289—307. —
8. unten S. 114 No. 193.
66) Schulze. Die Ausgrabungen in Assyrien und das Alte Testament:
Beweis des Glaubens 1880, 561—570; 617—637. — S. unten S. 114 No. 194.
67) Rudolf Buddensieg. Die biblische und chaldäische Sintfluthversion :
Zeitschr. f. kirchl. Wiss. 1880, Heft VII, 347—367. S. unten S. 100 No. 101.
68) J. Saury. La genese ehaldeenne: Le Ternps 1879, Nov. 10.
68) M. Sctrrasi. L'antique orient devoile par les hierogiyphes et los in-
scriptions cuneiformes. Toulouse 1881. 8.
70) J. Radlilislci. Jezyk asyryjski w rodzinio jezyköw semickich. Study um
hystönyorno-linguistyczne. Warszawa 1880. 59 pp. 8. M. 3.50.
79
Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche
Exegese und biblische Theologie, Geschichte
Israels.
Von
E. Kautzsch.
Indem ich mich zum vierten Male anschicke, über die lite-
rarischen Erscheinungen auf alttestamentlichem Gebiete zu berichten,
sehe ich mich diesmal durch verschiedene Erfahrungen veranlasst,
mit einer oratio pro domo zu beginnen. Der vorliegende Bericht
umfasst 262 Nummern, von denen 111 (incl. 8 lateinische) auf
Deutschland, 93 auf England und Nordamerika, G auf Holland,
35 auf Frankreich und die französische Schweiz, 12 (incl. 4 lateinische),
auf Italien, 2 auf Dänemark, je 1 auf Norwegen, Russland und
Griechenland entfallen. Dass der Referent nicht alle diese Bücher,
Broschüren, Zeitschriften und Zeitungsartikel selbst gesehen, ge-
schweige gelesen haben kann, liegt auf der Hand ; besonders aus-
ländische Zeitschriften sind oft nur äusserst schwer und auch dann
vielleicht nur fragmentarisch zu haben, und dass er sich nach drei
vergeblichen Versuchen noch an eine vierte Bibliothek wenden soll,
wird dem Ref. Niemand zumuthen. Ob er trotzdem nach Kräften be-
müht gewesen sei, einen relativ zuverlässigen Bericht zu beschaffen,
darf er getrost einem billigen Urtheil überlassen. Nur möchte er
den Lesern, die schnell zu einer Reclamation wegen ungenauer
Titelangabe bereit sind, einmal zu bedenken geben, mit welchen
Schwierigkeiten die genaue Titulatur zu kämpfen hat. Von
deutschen Büchern lassen sich die Titel, Dank der mustei'haften
Akribie , die in bibliographischer Hinsicht in Hchürer - Harnack's
Theol. Literaturzeitung herrscht, meist ganz zuverlässig geben;
anders aber steht es , sobald man einen Fuss ins Ausland setzt.
Hier muss Referent vor allem bittere Klage darüber führen, dass
die englischen Zeitschriften (so besonders auch das Athenäum) sich
selten bemüssigt finden, Ort und Jahr des Erscheinens, geschweige
die Seitenzahl der besprochenen Bücher in der Ueberschrift zu
notiren - - von Büchera , die der Recensent doch eben vor sich
SO Kautzsch, Hebräische Sprachhwnde, cdttestamentliche Exegese
hat und mit geringer Mühe genau bezeichnen könnte ! Diese Klage
ist um so berechtigter/als The English Catalogue of Books (London,
Sampson Low etc.) auch die bescheidensten Ansprüche des Biblio-
graphen im Stich lässt; ein Hauptgesichtspunkt bei Abfassung
dieses Katalogs scheint ausser der Preisangabe das Bestreben zu
sein, nie mehr als eine Zeile für einen Titel zu verwenden. Mit
den bibliographischen Uebersichten in den ausländischen Zeit-
Schriften steht es meist (abgesehen von rühmlichen Ausnahmen,
wie die Revue des etudes juives) nicht besser. Ohne jede weitere
Bemerkung fand ich da z. B. 1878 in einem angesehenen englischen
Journal unter den neuen Erscheinungen Wht'stons Ueber-
setzung von Josephus Antiquitt. und B. J. (vergl. Bericht über
1878, No. 105 und 106); hinterher werde ich von Nordamerika
aus in freundlicher Weise belehrt, dass dies nur ein Wiederabdruck
der im vorigen Jahrhundert (London 1737 fol.) erschienenen Ueber-
setzung sei. Dieses Versehen, das ich hiermit rectificire, war mir
um so ärgerlicher, als ich mich dann wohl sogleich auf jenen alten
Whistxm besann — wer soll aber bei jedem Titel unter der Ueber-
schrift ,Neue Erscheinungen" dai'über nachdenken, dass sich darunter
möglicherweise auch Neudrucke halbverschollener Bücher befinden
können? Rechnet man nun noch dazu, dass der Bibliograph ge-
legentlich auch erlebt, wie ein Autor seine eigenen Bücher
zweimal verschieden und vielleicht beide Male ungenau citirt, so
wird man schliesslich geneigt sein, von einem solchen Bericht
nicht das Unmögliche zu verlangen; das Möglichste hofft Ref. ge-
leistet zu haben. Und damit der Leser selbst über den Grad der
Zuverlässigkeit in den bibliographischen Angaben urtheilen könne,
so bemerke ich: da wo nur der Titel ohne jede weitere Angabe
aufgeführt ist, übernimmt Ref. keine Garantie für unbedingte Ge-
nauigkeit; dagegen können im Allgemeinen alle die Titel für zu-
verlässig gelten, deren Erwähnung von sonstigen Bemerkungen be-
gleitet ist. Eingehendere Besprechungen und Beurtheilungen eines
Buches etc. beruhen selbstverständlich auf Autopsie. Die Anord-
nung des Berichts ist dieselbe, wie im vorigen Jahrgang (vergl.
daselbst p. 91); in Betreff der geographischen Literatur ist
wiederum auf Prof. Hocin's Bericht (ZDPV. 1881, p. 127—156)
zu verweisen.
Von den Arbeiten über hebräische Bibliographie ge-
denken wir zuerst des Berichts von Zöckler1) über die alttestament-
liche Literatur von 1879 und 1880; derselbe giebt indess mehr
eine fragmentarische Auswahl, als eine systematische Uebersicht;
über den theologischen Standpunkt, kraft dessen z. B. Smend der
„naturalistischen" Schule auf pentateuchkritischem Gebiet zugetheilt
wird, wollen wir nicht mit dem Verfasser rechten. Ein ähnlicher
li O. Zöckler. Die biblische Literatur der beiden letzten Jahre: Ztschr.
l'iir kiivhl. Wissenseh. n. Irirchl. Lehen 1881, I, p. 1 — 18. II. p. 70 — 78.
und biblische Iheologie, Geschichte Israel' 8. 81
Bericht im Londoner Athenäum2) beschränkt sich wesentlich auf
die (keineswegs vollständige) Aufzählung der neuen Erscheinungen.
Die gesammte Bibliographie bis 1863 sucht Benjacob'?,3') Ozar
hasepharim zu umspannen. Nach der Vorbemerkung des Heraus-
gebers wurde das Werk von seinem Vater (Isaah Eisik Benjacob)
durch viele Jahre gesammelt und drei bis vier Mal umgearbeitet.
Der Verfasser beabsichtigte ursprünglich eine möglichst vollständige
Bearbeitung der Sifte jeschenim von Sabbati Bass mit der Fort-
setzung von Bubinstein. Ausgenutzt sei besonders das bio-biblio-
graphische Werk Asxdai'% [schem hagedolim] , welches Benjacob
Wilna 1854 zuerst in einer bequemen Bedaction herausgab. Die
Druckschriften bis 1732 hat Steinschneider bis zum Buchstaben
n mit seinem Bodlejanischen Katalog verglichen. Ein Supplement-
heft (D^nVsM) mit Beigaben und Nachträgen soll später erscheinen.
Nach einer mit abgedruckten Bemerkung von Zum , verdient die
fleissige Arbeit alles Lob und wird jedem mit der jüdischen Lite-
ratur sich beschäftigenden Gelehrten unentbehrlich sein." Referent
kann aus eigener Benutzung des Buches constatiren, dass es schön
und sorgfältig gedruckt ist; dass die Titelnummern in jedem Buch-
staben von vorn beginnen, erschwert die Citirung, war aber behufs
Vermeidung zu grosser Zahlen in den letzten Buchstaben unver-
meidlich (die Gesammtzahl der Nummern ist 14978; die auf dem
Titel genannten 17000 kommen heraus unter Berücksichtigung der
verschiedenen Auflagen, die oft unter derselben Nummer zusammen-
gefasst sind). Ein unglücklicher Gedanke war jedoch der durch-
gängige Gebrauch der hebräischen Sprache. Dass man in diesen
hebräischen Uebersetzungen lateinischer etc. Titel das Original, be-
sonders die nichtjüdischen Namen, oft gar nicht wiedererkennt,
versteht sich von selbst. Dazu kommt, dass man bei der Anord-
nung nach den hebräischen Titeln (nicht nach den Verfassern)
nur finden kann, was man dem hebräischen Titel nach bereits kennt;
übrigens ist von diplomatisch genauer Wiedergabe der Titel keine
Rede und die Ausdehnung des Abbreviaturwesens (z. B. iS =
gedruckt zu Venedig) bildet für den nichtjüdischen Benutzer eine
harte Geduldprobe. Kurz, zur Controlirung von Fürst's Bibliotheca
2) Semitic literature in 1880: Athen. 2 Apr. 1881, p. 459c— 4G0c.
3) Ozar Ha-Sepharim. Thesaurus Librorum Hebraicorum tum impressorum
quam manu scriptorum. Auetore /. A.. Benjacob Wilnensi. [Dann unter
Doppelstrich:] Ozar Ha-Sepharim (Bücherschatz) Bibliographie der gesammten
Hebräischen Literatur mit Einschluss der Handschriften (bis 1863). Nach den
Titeln alphabetisch geordnet von 7. A. B. Herausgeg. vom Sohne Jacob
Benjacob. Wilna 1880. XXXIV, 678 pp. 8. M. 12. [Obiges isf der Titel
auf dem 3. Blatt; voran auf dem 1. Blatt hebräischer Titel D^IBDlH ^IltlN etc.
mit der Notiz, dass sich die Zahl der behandelten Werke auf 17000 beläuft;
darunter ein kurzer russischer Titel; auf Blatt 2a ein noch ausführlicherer
hebräischer Titel, auf 2b ein längerer russischer Titel.] — Vgl. Ac. 27. Nov.
1880; hier S. 126 No. 6.
Jahresbericht 1880. 6
82 Kautzseh, Hebräische S-prachkunde, alttestamentliche Exegese
Judaica kann das Werk mit Nutzen gebraucht werden; überflüssig
aber wird die genannte „Bibliothek" durch Betijacob's Bücherschatz
nicht — trotz aller ihrer traurigen Mängel. — Die Mittheilungen
von Berliner*) über Mailänder Handschriften betreffen u. a. aucb
22 Handschriften von biblischen Büchern oder Bibelcoinmentaren.
Der Katalog von Peyron5) zu den Turiner Handschriften zählt
274 Nummern verschiedensten Inhalts in bunter Reihenfolge auf.
Die Beschreibung ist sehr kurz gehalten, oft nichtssagend. Gut
scheinen die Indices. Perreaus6) Ergänzung zu de Rossi's Be-
schreibung der Codices von Parma ist mir nur dem Titel nach
bekannt, ebenso ein Aufsatz 7) über die Vaticanischen Codices nach
B. de Rossi.
Auf dem Gebiete der Textkritik tritt uns als ein Unter-
nehmen ersten Ranges die „Massorah" von Ginsburg8) entgegen.
Ueber diese mit grossen Mitteln auf Grund grossartiger Vor-
arbeiten unternommene Ausgabe, welche auf 3 — 4 Bände berechnet
ist, behalten wir uns vor, nach ihrem Abschluss Näheres zu be-
richten. Vol. I und H sollen die grosse und kleine Massorah in
lexikalischer Anordnung, Vol. III eine englische Uebersetzung mit
erklärenden Noten enthalten. Da schon der Prospect 3310 Pf. St.
von Donations- und Subscriptionsgeldern verzeichnet (der Preis
von 10 Pf. soll später erhöht werden), so ist an der glücklichen
Vollendung nicht zu zweifeln. In dasselbe Gebiet gehört ein Auf-
satz von Herzfeld^) über die massoretische Punctation (besonders
über Pathach in Pausa) und ein didaktisches Gedicht von Oemmel10)
über die Accentuation. Strack11) berichtet in einem interessanten
4) A. Berliner. Hobraeische Handschriften in Mailand: Mag. f. d. Wissensch.
d. Judenth. 1880, 2, p. 111—120. — Vgl. hier S. 126 No. 10.
5) Beruh. Peyron. Codicis Hebraici manu exarati Regiae Bibliothocao
quao in Taurinensi Atbenaeo asservatur. Recensuit, illustravit. . . . Turin 1880.
XLIX, 326 pp. 8. fr. 25. — Vergl. Athen. 24. Juli 1880; hier S. 126 No. 7.
6) Pietro Perreau. Catalogo dei codici ebraici della biblioteca di Parma,
non descritti dal de Rossi [bildet p. 109 — 197 des Cataloghi dei codici orientali
di alcune biblioteche d'Italia, stampati a spese dei ministero della pubblica
istruzione. Fase. 2. Firenze 1880. 241 pp. 8. L. 4,25]. — S. hier
S. 126 No. 8.
7) Les manuscrits do la bibliotheque Vaticano d'apres M. J.-B. de
Rossi: Polybiblion Juni 1880, p. 538—541.
8) Tho Massorah , compiled from Manuscripts , alphabetically and loxically
arranged by Ch. D. Gimburg. Vol. I. "• — N. London 1880. VIII, 758 pp.
fol Vgl, //. Strack LCB. 1881, No. 23; Church Quarterly Reviow, Oct.
1881; hier S. 131 No. 54.
lt. llcrzfeld. Zur massoretischon Punktation: Jüd. LB. 1880, No. 14
u. 15, pp. 55 — 56. (Vergl. dazu die Entgegnung von Hochstädter ibid
p. 7(1—71).
in, ./. Qemimd. Tho Tiboriad. Art of Hebrew Accentuation. Didactic
Poem London ls.so, 12. 3 d.
11 1 //. L. Strack. Abraham Firkowitseh und der Werth seiner Ent-
deckungen: ZDMG \.\\IV. 163—168; vgl, hier S 1L'7 No, 1*
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 83
Aufsatz (hervorgegangen aus seinem Vortrag auf der Philologen-
versammlung zu Trier) über die Fälscherthätigkeit des Karäers
Firkoioitsch (vergl. hierzu besonders die Einleitung zu Harkavy's
und Strack's Catalog der Hebräischen Handschriften zu Petersburg,
1875). • H. Graetz'2) sucht in Zeph. 2, 2. 3, 14. 12, 1. Jer.
32, 21. 33, 5 f. 51, 49. Klag. 2, 5 eine Verwechslung von Israel
und Jerusalem zu erweisen; ebenso soll nach Graetzu) !"inN für
nny stehen : 1 Sam. 28, 2. 2 Sam. 20, 6. Jes. 64, 4. Zach. 3, 7.
Ps. 40, 6. 85, 7. 89, 39. 102, 14. Spr. 22, 19. Hi. 11, 16.
(Ps. 76, 8?); dagegen nny für nnN: 2 Sam. 18, 3. Neh. 6, 9.
Hi. 16, 7. 19. — Ein Aufsatz von Shairpeu) plaidirt wieder ein-
mal für den einstigen Gebrauch von Buchstaben als Zahlzeichen
im hebräischen Text; so soll 1 Sam. 13, 1 ursprünglich gestanden
haben n:;:; : "p: durch den Ausfall des Nun wurde der 50 jährige
Saul zum einjährigen [ganz ähnliches siehe schon bei Tlienius zu
dieser Stelle !] ; die 40 Jahre 2 Sam. 15, 7 seien aus Missverständ-
niss von n("l)n:,c: „zwei Jahre" entstanden; Gen. 14, 14 entstammen
die 318 (idti) Knechte einem verstümmelten ;ü"rn — letztere
Form wahrscheinlich nach dem Grundsatz, dass man es bei text-
kritischen Conjecturen mit grammatischen Schnitzern nicht so ge-
nau nehmen darf. Wiefern die Geschichte des n von H. K.Vo) hier-
her gehört, vermag ich nicht zu entscheiden.
Von Textausgaben ist zuerst eine solche (Wiederabdruck?)
des hebräischen Textes lc) mit gegenüberstehender englischer Ueber-
setzung zu nennen. Von den höchst verdienstlichen textkritischen
Separatausgaben einzelner Bücher durch Baer und Delitzsch er-
schienen im Berichtsjahr die Psalmen17) (vielfach noch correcter
als die Ausgaben von 1861 und 1874) und die Proverbien lS),
12) H. Graetz. Der Wechsel von bNlÜS"1 u. D:>;ö"!tar: Monatsschr. f.
Gesch. u. Wissensch. d. Judenth., März 1880, pp. 97 — 101.
13) H. Graetz. Die Verwechselung von 51 PN u. !"!P": Monatsschr. f.
Gesch. u. Wissensch. d. Judenth., Febr. 1880, p. 49—57.
14) S. Sharpe. Numerais in the Bible. Letter: Athen. 17. Jan. 1880.
15) H. K. Geschichte des hebräischen Buchstaben Thau (p). Ein Bei-
trag zur Urgeschichte des christlichen Kreuz-Symboles : Jüd. LB. 1880, No. 32,
p. 125 sq.; No. 33, p. 129 sq.
16) Old Testament, Hebrew and English in Parallel Columns. London
1880. 4. 12 s.
17) Liber psalmorum. Textum masoreticum accuratissime expressit, e fon-
tibus Masorae varie illustravit, notis criticis confirmavit S. Baer. Praefatus
est edendi operis adjutor F. Delitzsch. Leipzig 1880. Xu, 160 pp. 8. M. 1,50
(Velinp. 1,80). — Vgl. H. Strack ThLZ. 1880, No. 17.
18) Liber proverbiorum. Textum masoreticum accuratissime expressit, e
fontibus masorae codicumque varie illustravit, expositionem de legibus dagessa-
tionis adjecit S. Baer. Praefatus est edendi operis adjutor F. Delitzsch.
Leipzig 1880. XV, G7 pp. M. 1,20. — Vergl. Bew. d. Gl., Febr. 1881;
B. Stade LCB. 1881, No. 12; H. P. Smith Presbyterian Review, Juli 1881.
6*
84 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
beide Texte mit den bekannten werthvollen Beigaben (vergl. be-
sonders die Vorrede von Delitzsch zu dem Psalmen text und den
Aufsatz von Baer über die Dagessirung des Anlauts, vor dem
Proverbientexte). Eine 6. Auflage von Tischendorf'' sl'J) Recension
des LXXtextes (resp. der editio Sixtina desselben von 1587) re-
pi'äsentirt zunächst einen Wiederabdruck der Stereotypplatten von
1850 (1. Aufl.); beigefügt ist in einem besonderen Bande (der
nunmehr nach energischen Reclamationen auch separat, d. h. ohne
Miterkaufung der 6. Auflage des Textes, zu haben ist) eine ebenso
mühevolle, wie sorgfältige und verdienstliche Collation des Codex
Vaticanus (nach der Ausgabe von Vercellone und Cozza, 1868 — 72)
und des Codex Sinai ticus von E. Nestle20). Von der vorzüglichen
Ausgabe zweier Dubliner Palimpseste durch Abbott21) gehören hier-
her die Fragmente des Jesaja (Cap. 30, 2—31, 7. 36, 17—38, 1)
aus dem 6. Jahrhundert , welche schon Holmes (als Cod. VIII)
zum Theil verwerthete. Im Anschluss hieran gedenken wir noch
der Untersuchung des LXX-Textes der kleinen Propheten durch
Völlers22). Dieselbe gilt vor allem dem sprachlichen Charakter
des griechischen Textes und seinem Verhältniss zum Original.
Nach Völlers war der betreffende Uebersetzer mit einem aramäischen
Dialekt vertraut, der dem Syrischen und der Sprache der Jeru-
salemer Targume nahe verwandt war, also wohl Palästinenser. Die
Feminin- und Pluralzeichen (nnw) habe er in seinem hebräischen
Text nicht geschrieben gefunden , sondern vermuthlich nur durch
leicht verwischbare oder leicht zu verwechselnde diakritische
Zeichen angedeutet. Dem Referenten scheint letzteres wenig wahr-
19) Vetus Testamentum graece juxta LXX interpretes. Textum Vaticanum
Uli man um emendatius edidit, argumenta et locos novi test. paralleles notavit,
omnem lectionis varietatem codicum vetustissimorum Alexandrini, Ephraemi
Syri , Friderico - Augustani subjunxit, prolegomenis uberrimis instruxit C de
Tischendorf. Ed. VI. Prolegoraona recognovit, collatiouem codicis Vatieani et
Sinaitici adjeeit Eberardus Nestle. 2 tomi. Lipsiae 1880. LXXXI, 684 u.
803 pp. 8. M. 15. — Vergl. E. Schürer ThLZ. 1880, No. 21.
20) Eberardus Nestle. Veteris Testamonti Graeci Codices Vaticanus et
Sinaiticus cum textu reeepto collati. Supplementum editionum quae Sixtinam
sequuntur omnium, in primis Tischendorlianarum. Lipsiae 1880. V, 187 pp.
8. — Vgl. E. Schürer ThLZ. 1880, No. 21; ThLB. 1881, No. 15; J. Hollen-
berg GGA. 1881, St. 40; K. K. LCB. 1882, No. 4; H. Dort Theol. Tijdschr.
1881, p. 493 f.
21) T. K. Abbott. Par palimpsestorum Dublinensium. The codex rescriptus
Duhlinonsis of St. Matthew's gospel (Z) . . . also Fragments of the Book of
Isaiah , in the LXX Version , from an Ancient Palimpsest , now tirst published
.... Dublin und London 1880. 23, LXIV, 8 [4] pp. 4. Mit 2 facsimil. Tafeln.
M. 10. — Vergl. A. HÜgenfdd Ztschr. f. wiss. Theol. XXIV, 2; CK. Gregory
ThLZ. 1881, No. 10 und LCB. 1881, Nr. 51; O. v. Gebhardt GGA. 1880,
St. 44; E. Maunde Thompson Ac. 25. Sept. 1880, p. 215.
22) K. A. Völlers. Das Dodckapropheton der Alexandriner. Erste Hälfto:
Naüm, Ambaküm, Sophonias, Angaios, Zacharias , Malachias. Berlin 1880.
IV, 80 pp. 8. M. 1,50. — Vergl. llollenberg ThLZ. 1881, No. 6.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 35
scheinlich ; die Abweichungen vom masoretischen Text dürften,
wie auch sonst vielfach in den LXX, eher auf Eigenthümlich-
keiten des Uebersetzers, als auf anderen Lesarten beruhen. — In
den Bereich der LXX-Studien gehört noch die Arbeit von Papa-
georgios-3) über den Aristeasbrief. Der Bemerkungen von Knieger2i)
über eine neueste französische Bibelübersetzung mag im Vorbei-
gehen gedacht sein.
Die hebräische Lexicographie ist zunächst durch eine
dritte Auflage des in England viel verbreiteten Wörterbuchs von
Davies-0) vertreten ; ein kleines Bagster sches Lexikon26) ist wohl
Auszug aus der bei Bagster erschienenen Uebersetzung des Ge-
senius von Tregelles. Ebenso ist die Concordanz von Omden21)
ein seit langer Zeit in England gebrauchtes "Werk. An der Con-
cordanz von Young-b) rühmt ein Recensent in der Academy die
relative Vollständigkeit, indem sie mit ihren 311,000 Verweisungen
die Concordanz von Cniden um 118.000 übertreffe; im Neuen
Testament sind nicht weniger als 30,000 Varianten mit berück-
sichtigt. Gerügt wird dagegen (nach den mitgetheilten Proben
sehr mit Recht) die merkwürdig falsche Betonung der hebräischen
Eigennamen. Von einer andern hebräisch- englischen Concordanz29)
ist mir nur der Titel bekannt. — H. Derenbourg30) zählt aus
den himjarischen Inschriften 51 Nomina propria auf, die sich auch
im Alten Testament finden , und folgert daraus , dass die Juden
wenigstens drei Jahrhunderte lang in Jemen mächtig und einfluss-
reich gewesen sein müssen. Allerdings sind nicht wenige von
diesen Identifikationen zweifelhaft; theils lässt die himjarische Form
23) Sp. C. Papageorgios. Ueber den Aristeasbrief. München 1880. 8,
— Vergl. Zeitschr. f. wissensch. Theol. 1881, H. 3.
24) G. A. Krüger. Remarques sur la version de la Bible de M. Louis
Segond. Paris 1880. X, 84 pp. 8. — Vergl. H. Vuilleumier, Revue de
theol. et de philos., März 1882.
25) B. A. Davies. Hebrew and Chaldee Lexicon to the Old Testament
with an English-Hebrew Index. 3ri1 ed., revised with a Concise Statement of
the Principles of Hebrew Grammar by E. C. Mitchell. London 1880.
778 pp. 8. 12 s.
26) Hebrew-English Lexicon. London 1880. 12. 3 s. 6 d.
27) A. Gruden. Complete Concordance to the Old and New Testament.
London 1880. 8. 7 s. 6 d.
28) R. Young. Analytical Concordance to the Bible on an entirely New
Plan, containing Every Word in Alphabetical Order, with the Literal Meaning
of each and its Pronunciation. Edinburgh 1880. 4. 36 s. — Vergl. Athen.
17. Apr. 1880, p. 501; Ac. 17. Apr. 1880, p. 285.
29) Englishmans Hebrew and Chaldee Concordance of the Old Testament.
London 1880. 4. 42 s.
30) Härtung Derenbourg. Les noms de personnes dans l'ancien testament
et dans les inscriptions Himyarites: Revue des etudes juives 1880, p. 56 — 60.
[Auch als „Extrait" Paris 1881. 7 pp. 8.] Vergl. Wellhausen DLZ. 1881,
610; E. D. Rev. de ling. Bd. 15, 1882, p. 106 sq.
gß Kautzsch, Hebräische Spruchkunde, alttestamentliche Exegese
auch eine andere Lesung zu, theils brauchen die wirklich gleich-
lautenden Namen als genuin semitische noch nicht specifisch
jüdische zu sein : immerhin verdient die Frage noch eine weitere
Prüfung. — Das Räthsel, welches vielfach über den zusammen-
gesetzten hebräischen Eigennamen schwebt, suchte de Jong31) auf
eine Weise zu lösen, die mir sehr plausibel erschienen ist. Die
mit 'ab, 'ach etc. zusammengesetzten Namen seien ursprünglich
ganz wörtlich , als Ausdruck eines Verwandtschaftsverhältnisses
(„Bruder des Königs" etc.) gemeint, das zweite Glied also logischer
Genitiv ; allmählich aber seien die Compositionselemente in bunter
Mischung ohne Rücksicht auf Sinn und Bedeutung verwendet und
so auch Namen wie 'Abiel, 'Abijja möglich geworden. Auch wenn
man für die letztgenannten Beispiele noch die Deutung als Nominal-
satz festhalten wollte, so bleibt doch eine grosse Zahl von Fällen
(z. B. Abigail als Frauenname !) , die sich nur durch de Jong's
Hypothese befriedigend erklären lassen. — Von lexicographischen
Detailarbeiten ist in erster Linie NöldeJce's32) Erörterung des Gottes-
namens El hervorzuheben. Der Verf. geht zuerst den ursprüng-
lichen Formen des Namens nach, wie sie sich theils inschriftlich,
theils aus Transscriptionen für die einzelnen semitischen Dialekte
feststellen oder doch vermuthen lassen, und kommt bezüglich des
hebräischen bN zu dem Resultat, dass das e ursprüngliche Länge
zu sein scheine. Dies führe auf die übliche Ableitung vom Stamm
biN , nur dass diesem nicht die Bedeutung „stark sein", sondern
„vorn sein" (vergl. besonders abiN „Vorhalle", vielleicht auch b^Klti
„anfangen") zu vindiciren sei. bN wäre somit nicht „der Starke",
sondern „der Führer, Herr." Die Verbindung i'vsö bfi* will Nöldekc
lieber el schedi (der Herr, mein Gebieter) lesen; überdies hält er
einen Zusammenhang von btf und rribtt „bei der proteusartigen
Natur der schwachen Wurzeln" für sehr wahrscheinlich. Dem
Referenten ist bezüglich des letzteren Punktes allerdings fraglich,
ob man den Stamm T btf zu den „schwachen Wurzeln" rechnen
kann; dazu bedürfte es doch des Beweises, dass das in erst nach-
träglich und irrthümlich zum festen Consonanten geworden sei. uh
welcher es in D^nbN erscheint; auch die Begründung der Bedeu-
tung von blN „vorn sein" scheint mir im Hinblick auf die Baum-
namen r:bN und pbN ziemlich prekär. Doch hindern diese Ein-
wendungen nicht den Dank für die sonstige reichhche Belehrung,
die auch aus dieser Arbeit des Verfassers zu schöpfen ist. —
31) P. de Jong. »»vor de mot ab, ach enz. zamengestelde Hebreeuwsche
Eigennamen. Bijdrage van . . . overgedrukt uit de Verslagen en Mededeelingen
der Koninklijke Akademie van Wetenscbappen, Afdeeüng Letterkunde, 2,lr Reeks,
Deel X. Amsterdam 1880. 15 pp. 8. — Vergl. Baudissin ThLZ. 1881, No. 1
32) Th. Nöldeke. Ueber den Gottesnamen El (bN): Monatsber. d. Berl.
Akad., 14. Oct. 1880, pp. 760—776. — Vergl. W. Bavdi.^lu ThLZ. 1881.
Nu 8; hier S. 65 No. 30.
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 87
Die Etymologie von D";ruö behandelt Deutsch'6'6); Loewy'61) die
Partikel DN. An der Arbeit von Moses ledeschi'65) über die
hebräischen Synonymen rügt der Recensent im Jüd. L. B. die
oft bedenkliche Zurückführung aller Stämme auf zweibuchstabige
Grundwurzeln, sowie die mangelhaften Vorstellungen des Verfassers
über die Grenzen des Möglichen in den Lautübergängen.
Auf das Gebiet der hebräischen Grammatik führen uns
hinüber die Erörterungen von Bankowicz und Grünwald6*6). Von
den Arbeiten zur Charakteristik und Geschichte der hebräischen
Sprache gedenken wir vor allem des ausgezeichneten Artikels von
W. R. Smith in der Edinburger Encyclopädie (s. unten No. 58),
in welchem der Verfasser seine Vertrautheit mit der Methode und
dem gegenwärtigen Stand der deutschen Forschung wiederum in
rühmlicher Weise bethätigt. Den Dank für diese Arbeit (und den
Artikel „Haggai", s. unten) bezahlte ihm die Schottische Freikirche
am 27. October 1880 in Gestalt einer erneuten Verurtheilung
wegen Irrlehre, die schliesslich seine Absetzung als Professor zu
Aberdeen zur Folge hatte. Dagegen läuft der Aufsatz von An-
sefone68) über das Hebräische als Ursprache nicht Gefahr, wegen
polizeiwidriger Wissenschaftlichkeit angefochten zu werden; übrigens
wäre es ungerecht, den Dilettantismus eines ancien officier supe-
rieur auf so heterogenem Gebiet allzu streng zu nehmen. A. Ber-
liner'6'6) erörtert im Anschluss an seine 1879 unter No. 13 von
uns besprochene Abhandlung besonders die Frage einer phonetischen
Aehnlichkeit zwischen 3 und iS und setzt sich dabei auch über
einige andere Punkte mit den Recensenten jener Broschüre aus-
einander. Die vorzügliche Ausgabe der kleineren grammatischen
Arbeiten des Abu'l Walid von J. und IL Berenbourgw) können
wir, obwohl sie zugleich der Rubrik „Rabbinica" zugehört, doch
33) J. Deutsch. Etwas zur Etymologie des Wortes DTllÜ : Jüd. LB. 1880,
No. 50, p. 198a— 199 a.
34) J. Loewy. Zur Deutung der Partikel nN: Jüd. LB. 1880, No. 33,
p. 130 -31. — Vergl. hier S. 131 No. 53.
35) Maises Tedeschi. Thesaurus synoniimorum linguae hebraicae cum
dissertatioue de eorum vi quoad etymon atque usum in biblicis libris. Padova
1880. 327 pp. 8. M. 3,40. [Auch mit hebr. Titel.] — Vgl. M. G. Jüd. LB.
1881, No. 31; hier S. 133 No. 64.
36) S. Dankowicz u. M. Grünwald. Noch einmal p'TD "p\25b : Jüd.
LB. 1880, No. 38 u. 39, p. 152—53.
37) W. RfoberisonJ SfmithJ. Hebrew Language and Literature: En-
cyclopaedia Britannica XI, 594 — 602.
38) H. d1 Anschrie. De l'hebreu comme langue primitive. Essai de Con-
ference. Paris 1880. 78 pp. 8. Fr. 1,50. - - Vergl. C. J Polybibl.
XXXI, 483 f.
39) A. Berliner. Zur Schrift „Beiträge zur hebräischen Grammatik im
Talmud und Midrasch": Magazin f. d. Wissenseh, des Judenthums 1880,
p. 135 — 136.
40) S. unten S. 132 No. 56.
3g Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
auch an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Von den Dar-
stellungen der hebräischen Grammatik ist zunächst
eine vierte Auflage des bekannten Buches von Nägelsbach4'1) zu
erwähnen; der Herausgeber hat von den Fortschritten der hebrä-
ischen Grammatologie mehrfach Notiz genommen; in der directen
Verwerthung dieser Fortschritte hätte er wohl etwas weniger zag-
haft sein dürfen. Das Schulbuch von Hollenberg*-) rechtfertigt
durch seine vielfachen Vorzüge gleichfalls das Erscheinen einer
vierten Auflage ; nicht minder darf das Uebungs- und Lesebuch
von Stier4'6) als eine recht zweckmässige Arbeit bezeichnet werden.
Weniger kann dies Referent zu seinem Bedauern von Baltzer'su)
Schulgrammatik sagen; solche rein empirisch verfahrende Zurecht-
machungen des Stoffs, die u. a. der lieben Bequemlichkeit wieder
das Imperfectum zu Gunsten des Futurum opfern, müssen in dem
Schüler nothwendig die Befähigung für ein nachmaliges wissen-
schaftliches Studium der Sprache ertödten. Das Elementarbuch
von Levy4b) mag der Vollständigkeit wegen mit genannt sein ;
ebenso eine Neubearbeitung (?) der Davis'schen Uebersetzung des
GesenitLS^) und eine andere, anonyme, englische Grammatik17) für
Autodidakten. In Betreff des englischen Uebungsbuches von
MasoniS) verweisen wir auf das 1877, No. 29 Bemerkte. Die
griechische Grammatik von Pantaxides49) beruht nach Grünwald
41) Karl Wilh. Ed. Nägelsbach. Hebr. Grammatik als Leitfaden für
den Gymnasial- und akademischen Unterricht. 4. verb. u. verm. Auflage. Im
Auftrag des verewigten Verf. besorgt von Karl Nägelsbach. Leipzig 1880.
XII, 310 pp. 8. M. 2,80. — Vergl. ThLB. 1881, No. 20.
42) Wilh. Hollenberg. Hebräisches Schulbuch. Bearb. von Gymnasial-
Oberlehrer Joh. Hollenberg. 4. Aufl. Berlin 1880. VIII, 141 pp. 8. M. 2,40.
— Vergl. Budde ThLZ. 1880, No. 15.
43) G. Stier. Hebraeisches Uebungs- und Lesebuch. Mit hebräischem
und deutschem Wortregister. Zusammengestellt von . . . Leipzig 1880. VII,
154 pp. 8. M. 2. — Vergl. H. Strack ThLB. 1881, No. 21.
44) J. P. Baltzer. Hebräische Schulgrammatik für Gymnasien. Stuttgart
1880. XII, 115 pp. 8. M. 1,50. — Vergl. Correspondenz-Blatt für die Ge-
lehrten- u. Realschulen Württembergs, Nov. u. Dec. 1880, p. 483 ff. ; Schubach
Tüb. Theol. Quartalschrift 1881, II, p. 338 ff; H. Strack ThLB. 1881, No. 21.
45) M. A. Levy. Elementarbuch der hebräischen Sprache. Kurze Gram-
matik und Uebungsbuch. 5. Aufl. Leipzig 1880. IV, 84 pp. M. 0,75.
46) W. Gesenius. Hebrew Grammar; translated by B. Davis from
Roediger's Edition; revised and enlarged on Basis of Latest Edition of
E. Kautzsch and from other Kecent Authorities, by E. C. Mitchell. London
u. Andover, Massachusetts 1880. 450 pp. 8. 7 s. 6 d.
47) Hebrew, Lingua Sancta, a Book for the Unassisted Student. London
1880. 12. 2 s.
48) P. H. Mason. Key to the Exercises, Hebrew - English , English-
Hebrew. Cambridge u. London 1880. 66 pp. 8. 4 s. 6 d.
49) Eßoal'xTj PonftfiaTixri ovvTa%del<in vno Peeooyinv Hnvza£ioov.
To not npßroe. 'Ev 'sieupia (?) 1880. 199 pp. 8. — Vergl. M. Grün-
vxdd Jüd. LB. 1881, No. 24.
und biblische Theologie, Geschichte Israel1 s. §9
(s. unten) auf Gesenius, Ewald und Böttcher und führt den Stoff
in „klassischer Sprache" vor. — In die Syntax schlägt eine Ab-
handlung von Graetzb0) ein; dieselbe führt zuerst 20 (event. 23)
Beispiele auf, in welchen Fragesätze durch Verkümmerung des
He interrog. unkenntlich seien; umgekehrt seien in 10 Fällen
kategorische Sätze durch Dittographie des He unkenntlich geworden.
Die angeführten Beispiele dürften indess noch zu sichten sein.
Auch die hebräische „Metrik" ist im Berichtsjahr nicht leer
ausgegangen. Bickell"*) bemüht sich angelegentlich, seine 1879
unter No. 25 und 26 von uns erwähnte Hypothese, nach welcher
die hebräischen Metra einfach auf der Gleichzahl der Sylben be-
ruhen sollen, weiter zu begründen. Eine glänzende Probe für die
Richtigkeit seiner Beobachtungen erblickt er in der metrischen
Restitution des Stückes Nah. 1,2 — 10, dessen alphabetischer Cha-
rakter theilweise schon von Pfarrer Frohnmeyer (gest. 1880 zu
Lienzingen in Württemberg) erkannt worden war (cf. Delitzsch
Psalmen 3, p. 117). Nach Bickell ist Nah. 1, 2 — 10 „ein aus
Strophen zu je vier siebensilbigen (jambischen) Stichen bestehen-
der Hymnus, in welchem jede Strophenhälfte mit einem der Buch-
staben von N bis 73 beginnt, jedoch so, dass N zweimal steht und
die erste wie die letzte Strophe nur je einen Buchstaben der
Reihenfolge hat." Im Hinblick auf des Verfassers Bemerkung über
das „fast unüberwindlich scheinende, weitverbreitete Vorurtheil
gegen hebräische Metrik" hat Referent die „Restitution" von Nah.
1, 2 — 10 gewissenhaft nachgeprüft, ist aber aufs neue gi'ündlich
enttäuscht worden. Wenn schon die alphabetische Reihenfolge von
N — 73 in 6 (von 13) Fällen durch Umstellungen, andere Vers-
abtheilung und selbst kühne Conjecturen (z. B. 4b piri für bb73N)
herausgezwungen werden muss , wie kommt nun vollends die
Siebensylbigkeit zu Stande! Wo es passt, wird Schema mobile
und copulatives u gezählt, meist aber unterdi'ückt (z. B. el qännö
vnöqem jähwe ; dagegen Vers 3 : ärk äppaim ügedöl koch ! !) ;
Vers 6 am Ende hat man gefälligst *HW3 zweisylbig zu lesen , von
zahllosen anderen Gewaltsamkeiten zu schweigen. Nach dieser
Probe dürfen wir wohl von der anderen, der „Restitution" von
Psalm 9 und 10 absehen; desto weniger können wir aber auch
diesmal die Bemerkung unterdrücken, dass es uns aufrichtig leid
thut, einen anerkannten Gelehrten, wie Bickell, mit solchem Eifer
für eine rettungslos verlorene Hypothese eintreten zu sehen. In
den Fusstapfen Bickell' s geht auch die Metrik von G ' ietmann*'2) ;
50) H. Graetz. Verkannte fragende und kategorische Verse in der heiligen
Schrift: Monatsschr. für Gesch. und Wissensch. des Judenth., 1880, p. 1 — 18.
51) G. Bickell. Die hebräische Metrik. I: ZDMG. XXXIV (1880), 557— 63.
52) P. Gerardus Gietmann. De re metrica Hebraeorum. Freiburg i. Br.
1880. 135 pp. 8. M. 2,40. — Vergl. Bickell Zeitschr. f. kathol. Theol.
1880, 3; Smend ThLZ. 1880, No. 23; Siegfried Ztschr. f. wissensch. Theol.
1881, I, p. 125 ff.; B. Schäfer Lit. Handw. 1881, No. 3; E. Nestle LOB.
90 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
redlich bemüht, die Gewaltsamkeiten in JBicJcett's System zu re-
duciren, muss er deren doch noch viel zu viel stehen lassen, um
auf Zustimmung rechnen zu können.
Unter der Rubrik Hermeneutik ist um des vom Verfasser
und Herausgeber gewählten Titels willen die „Biblische Her-
meneutik" von Hof mann 's53) zu verzeichnen, nur dass man sich
unter diesem Buche nicht das vorstellen darf, was andere Sterb-
liche eine Hermeneutik nennen, d. h. nicht eine Anwendung der
allgemeinen hermeneutischen Gesetze und Regeln auf die Bibel,
sondern eine Belehrung darüber, wessen man ausser der allge-
meinen Hermeneutik nun noch speciell für das Schriftverständniss
bedürfe. Dazu bedarf es erstlich der Erfassung der Schrift in
ihrer Ganzheit und geschlossenen Einheit; der Ausleger hat mit
dem Vorurtheil an sie heranzutreten, dass sie sich in ihrer Ein-
heitlichkeit ihm als das bewähren werde, was sie seinem Glauben
ist Im zweiten Theil wird er dann belehrt, wie er sich ihrer
Unterschiedlichkeit bewusst werden soll. Wie die Encyklopädie
v. Hofmanns kommt auch diese Hermeneutik, die übrigens an
W. Volck einen sorgfältigen Redactor und Herausgeber gefunden
hat, in vielen Punkten wieder auf eine Darlegung der Schrift-
anschauung und des gesammten theologischen Systems v. Hof-
mann's hinaus. . Wer ein Organ für beide besitzt, wird sich um
so mehr des vielen Originellen und Anregenden erfreuen, was
selbstredend auch dieses Werk des Verfassers bietet; wer dagegen
der Meinung ist, dass man ein Ganzes nach dem thatsächlichen
Befund seiner Theile zu beurtheilen hat, anstatt die Einzelthat-
sachen nach dem Vorurtheil über das Ganze zu meistern , dem
wird diese Hermeneutik schwerlich zu tieferer Schrifterkenntniss
verhelfen können.
In das Gebiet der biblischen Einleitung gehört eine
dritte sehr erweiterte Auflage des Werkes von Davidson0*), dessen
wir schon 1877 unter No. 39 rühmend gedacht haben. Ferner
ziehen wir hierher das etwas weitschweifig geschriebene, aber sehr
beachtenswerthe Buch von Kihn00). Dasselbe behandelt zuerst
1881, No. 15; C. J. Polybiblion XXIX, 203; Günzburg RC. 1881, No. 7,
p. 121 — 126; C. Weste Bulletin crit. I, pp. 126—128.
53) J. Chr. K. von Hofmann. Biblische Hermeneutik. Nach Manu-
skripten und Vorlosungon herausgeg. von W. Volck. Nürdlingon 1880. X,
267 pp. 8. M. 4,50. -- Vergl. ThLB. 1880, No. 22; Leimne ThLZ. 1880,
No. 22; L. Schulze Beweis d. Gl., Jan. 1881; E. Nestle LCB. 1881, No. 19;
W. H. Green Presbyter. Review, Jan. 1881; H. Vuilleumier Revue de theol.
ei <!<: iibilos., Sept. 1880, p. 449 — 487.
54) S. Davidson. The Canon of the Bible: its Formation, History and
Pluctuations. 3r<1 Edition revised and enlarged. London 1880. 292 pp. 8. 5 s.
55) Heinr. Kihn. Theodor von Mopsuestia und Junilius Africanus als
Exegeten. Nebst einer kritischen Tcxtausgabc von des letzteron Instituta regu-
laria divinae legis. Freiburg i. B. 1880. XIII, 528 pp. 8. M. 6,80. (Die
Instituta regularia auch besonders „in usum praelcctionum publicarum edita",
64 pp. 8.) — Vergl. LD. RC. 1880, No. 27.
und biblische Theologie, Geschichte IsracVs. 91
auf 200 Seiten Theodorus von Mopsvestia und seinen Einfiuss
als Exeget, sodann auf 264 Seiten Junilius Africanus. Kihn zeigt
jedoch, dass dieser nicht Afrikanischer Bischof, sondern hoher
Beamter (quaestor sacri palatii und zwar Nachfolger Trihonian's)
am Hofe Justinian's gewesen sei — übrigens ein feiler Jurist.
Ausserdem macht Kihn sehr wahrscheinlich, dass Paulus, der eigent-
liche Verfasser der instituta regularia und seit ca. 550 Bischof
von Nisibis, nicht identisch ist mit dem „Paulus Persa genere",
dessen Junilius in der Vorrede gedenkt. Die beigefügte Ausgabe
der Instituta (deren innige Verwandtschaft mit den Werken des
Theodorus von Mopsvestia ausführlich begründet wird) beruht
auf 13 Manuscripten, darunter einem Palimpsest aus dem 6. Jahr-
hundert.
Unter den Encyclopädien, die an dieser Stelle nähere
Erwähnung verdienen, hatte die Herzog'sche Real-Encyclopädieof')
im Berichtsjahr den Verlust ihres verdienten Mitherausgebers
Prof. Plitt (gest. 10. September 1880; vergl. die ansprechende
biographische Skizze vor dem 7. Bande) zu beklagen. An seine
Stelle ist Prof. A. Ilauck in Erlangen getreten. Von grösseren
Artikeln heben wir hervor im 6. Band: Biblische Hermeneutik
(Wold. Schmidt); Hiob (Fr. Delitzsch); F. Hitzig (eine ebenso
pietätsvolle, wie unparteiische Würdigung desselben von Kamp-
hausen); von Hofmann (A. Hauch); Hupfeld (Kamphatisen);
ferner : Höhendienst (v. Baudissin) ; Hoherpriester und Jehova (nach
Oehler bearbeitet von Fr. Delitzsch); Hohes Lied, Jakob, Klage-
lieder (v. Oreili); Hosea (Volck); Jar bei den Hebräern (Leyrer);
Jeremia (Nägelsbach); Jerusalem (Schultz); Jesaja (Klostermann).
In Band 7: Josephus (Schürer); Josia (Kautzsch); Isi'ael in der
biblischen Zeit (v. Oreili nach Oehler); goldenes Kalb (v. Bau-
dissin); Kanon des Alten Testaments (Strack). — Von grösseren
Artikeln in Riehm sbl) Handwörterbuch, Lieferung 13 und 14, sind
zu nennen : Paulus (Schluss, von Beyschlag) ; Persepolis (Schröder) ;
Perser, Prophet, Salomo (Kleinert); Pferd, Priester, Purpur, Reinig-
keit und Reinigungen, Sabbat, Sabbatjahr, Sacharja (Riehm); Pha-
risäer, Sadducäer (Schüre)) ; Räucheraltar und Räuchern (Delitzsch).
— Die Encyclopaedia Britannica5s) brachte im Berichtsjahr die
56) Real-Encyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. Unter
Mitwirkung vieler protestantischer Theologen und Gelehrten in durchgängig ver-
besserter und vermehrter Auflage herausgeg. von J. J. Herzog und G. L. Plitt.
Sechster Band: Heriger bis Johanna. Siebenter Band: Johanna d' Albret bis
Kirchenstrafen. Leipzig 1880. 798 und 802 pp. 8. je M. 10. — Vgl. zu
Bd VI Athen. 26. Juni 1880, p. 821; zu VII ThLB. 1880, No. 49.
57) Handwörterbuch des Biblischen Alterthums für gebildete Bibelleser.
Herausgeg. von Eduard C. Aug. Riehm. Mit vielen Illustrationen , Plänen
und Karten. 13. u. 14. Lieferung, (p. 1153 — 1344: Paulus— Salz). Bielefeld
und Leipzig 1880. 8. je M. 1,60.
58) Encyclopaedia Britannica. A Dictionary of Arts, Sciences and General
Literature. Ninth Edition. Vol. XI (Gouda - Hippopotamus). Edinburgb
1880. 856 pp. 4.
92 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
Artikel Habakkuk von W. L. Alexander, Haggai und Hebrew
Language and Literature (pp. 594 — 602) von Robertson Smith
(vergl. oben nach No. 36). — Die New Yorker Cyclopaedia59)
(vergl. Näheres über dieselbe im Bericht für 1879, No. 47) enthält
im 9. Bande zahlreiche biblische Artikel von Strong, solche über
romanische , skandinavische und slavische Bibelübersetzungen , sa-
maritanische Sprache und Literatur, Septuaginta, semitische Spra-
chen von Rev. Pick. — Die von F. Lichtenberger herausgegebene
Encyclopedie des sciences religieuses (vergl. Bericht für 1878,
No. 42) ist im Berichtsjahr bis zum 9. Bande (Buchstabe N) ge-
diehen. — lieber das Handbuch der beiden Condevr'°), das nun
bereits in 2. Auflage vorliegt, müssen wir das vorjährige Urtheil
in seinem vollen Umfang aufrecht erhalten. Das sehr geschickt
und einheitlich redigirte Bibellexikon von Schaff^1) geht darauf
aus, dem bibellesenden Laien überall nur die nöthigste Belehrung
zu spenden; der kritische Standpunkt ist im allgemeinen der streng
conservative ; als sehr zweckentsprechend sind die Anhänge zu be-
zeichnen. Ein anonymes englisches Hülfsbuch62) für Bibelleser ist
mir nicht näher bekannt.
In die Reihe der Zeitschriften, welche sich die Pflege
der alttestamentlichen Disciplinen zur Aufgabe machen, ist im Be-
richtjahr das Organ der 1880 in Paris gegründeten Societe des
etudes juives getreten. Diese neue Revue03), als deren Mitarbeiter
uns die hervorragendsten jüdischen Gelehrten Frankreichs ent-
gegentreten, dürfte nach den schon vorliegenden Heften zu ur-
theilen unter den verwandten jüdischen Organen bald den ersten
Rang einnehmen. Der eleganten äusseren Ausstattung entspricht
fast durchweg auch die wissenschaftliche Haltung der einzelnen
Artikel. Die letzteren haben wir , so weit sie uns angehen , in
diesem Berichte je an ihrem Orte berücksichtigt. Für etwaige
59) Cyclopaedia of Biblical, Theological and Ecclcsiastieal Literature by
M'CUntoch and Strong. Vol. IX. Rh.-St. 1880. 1083 pp. 8. Doli. 5. — Vergl.
Pich (nordamerikan.) Vierteljahrsschr. f. wissensch. u. prakt. Theologie, Oct.
1881, p. 321 f.
60) F. R. and C. lt. Concler. Handbook to the Bible etc. (vergl. Be-
richt für 1879, No. 46). 2»<1 ed. London 1880. XVIII, 439 pp. 8. Vergl.
die Analyse des Inhalts in Socin's Jahresbericht für 1880 in der ZDPV. IV, 138.
61) Ph. Schaff. A Dictionary of the Bible, including Biography, Natural
llist.ory, (ieography, Topography, Archaeology and Litorature. With 12 colorod
Maps and over four hundred Illustrations. Philadelphia (American Sunday
School Union) 1880. IV, 958 pp. 8. Doli. 2,50. — Vergl. H. Guthe ThLZ.
1881, No. 24.
62) Aids to Bible Students , comprising Indices, Concordance , Atlas etc.
London 1880. 18. 1 s.
63) Kevue des Etudes Juives. Publication trimestrielle de la Societe
des Etudes Juives. No. 1: Juli— Sept. 1880. Paris. VIII, 164 pp. 8. No. 2:
Oct— Dec. p. 165—324. je Vr. 7. — Vergl. Schürer ThLZ. 1881, No. 3; über
Heft 1 u. 2 S. Löwenfeld GGA. 1881, No. 20 — 21; A. Franclc Journal des
Savants. Apr. 1881, p. 212 f.; vergl. hier S. 125 No. 5.
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 93
Interessenten bemerken wir noch, dass die oben erwähnte Societe
des etudes juives laut Statuten (Revue von 1880, p. 162 f.) rein
wissenschaftliche Zwecke verfolgt (literarische Publicationen , Er-
muthigung solcher, Vorträge, Gründung einer Bibliothek etc.);
durch die Spendung von 1000 Fr. wird man membre fondateur,
von 400 Fr. membre perpetuel, von 25 Fr. membre souscripteur.
Zur Aufnahme bedarf es der Empfehlung durch zwei Mitglieder
und der Ernennung durch den Vorstand.
Von gesammelten Abhandlungen, die sich zum Theil
auch auf unser Gebiet erstrecken, sind zwei Publicationen de La-
garde'$ zu nennen. Das 2. Heft der „Symmicta"61) desselben bringt
pp. 149 — 216 „Des Epiphanius buch über masse und gewichte zum
ersten Male vollständig" in einer Ausgabe , die alle die bekannten
Vorzüge der de Lagar de' sehen Textpublicationen in sich vereinigt.
Zu den bisher bekannten 24 Kapiteln des Buches, von denen 1—23
über den Kanon und die Versionen des Alten Testaments handeln,
kommen jetzt nach zwei Handschriften von einer syrischen Ueber-
setzung im Britischen Museum noch weitere 60 Kapitel und es
ergiebt sich, dass Kapitel 24 nur die Inhaltsübersicht zu dem
eigentlichen Werk des Epiphanius de mensuris et ponderibus ent-
hält. Auch der schon bekannte Text erscheint durch de Lagarde
nunmehr in ganz anders brauchbarer Gestalt. Uebrigens erschliesst
de Lagarde aus dem Charakter des Werkes, dem abrupten Schluss
u. a. , dass wir in demselben mehr die Sammlungen und Vor-
arbeiten des Epiphanius, als eine fertige Arbeit zu erblicken haben.
Von dem 2. Heft der Orientaliaü:') desselben Gelehrten gehört be-
sonders die erste Abhandlung „Erklärung hebräischer Wörter"
(p. 1 — 42) hierher. Dieselbe giebt zuerst eine höchst beachtens-
werthe Zusammenstellung der wahren Aufgaben, die es für die
Lexicographie zu lösen gilt; daran schliesst sich in 11 Artikeln
eine Besprechung einzelner Wörter oder Wortgruppen. Von be-
sonderer Wichtigkeit sind darunter die Ausführungen über den
Gottesnamen el (pp. 3 — 10), welchen de Lagarde dem Stamm **bN
zuweist (er bezeichne darnach vielleicht den, „welchem man zu-
strebt"), und die über Jahwe (pp. 13 — 27), eine erneute Begrün-
dung der hiphilischen Deutung des Namens, der nur entweder
den Fallenden (als Bätyl) oder Fällenden (als Gewittergott) be-
64) Paul de Lagarde. Symmicta II. Göttingen 1880. VIII, 224 pp.
8. — Vergl. E. Nestle ThLZ. 1880, No. 23; Robertson Smith Ac. 20. Nov.
1880; Bibl. Sacra 1881, p. 388 ff.; hier S. 65 No. 31.
65) Paul de Lagarde. Orientalia. 2. Heft. (Aus den „Abhandlungen
der Königl. Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen" Bd. XXVI.) Göttingen
1880. 64 pp. 4. M. 3. — Vergl. E. Nestle ThLZ. 1880, No. 23;
CGA. LC. 1880, No. 42; Zuckermandel JLB. 1880, No. 43; I. Monatsschr.
für Gesch. u. Wissensch. d. Judenth. 1880, p. 378 ff; Robertson Smith Ac.
20. Nov. 1880; Bibl. Sacra 1881, p. 385 ff; L. Gautier Revue de theol. et
de philos., Sept. 1880; hier S. 65 No. 29.
94 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
zeichnen könne. Die zweite Abhandlung „über den Hebräer
Ephraims von Edessa zu Gen. 1 — 38" untersucht die Frage, wo
sich die an 31 Stellen der Genesis von Ephräm Syrus citirten Er-
klärungen „des Hebräers", resp. die von demselben bekämpften
Meinungen, noch anderweitig nachweisen lassen. — In einem An-
hange deutet de Layarde den 22. Psalm auf die Bedrängniss Ne-
hemia's durch die feindseligen Nachbarn.
Unter den Bibelwerken gedenken wir hier nachträglich
einer wohl schon 1879 begonnenen norwegischen Ausgabe des be-
kannten Werkes von Däcliselm), sowie einiger verspäteten Be-
sprechungen des Bibelwerkes von Meuss1*1). Von zwei anderen
französischen Bibelwerken ü8-69); resp. den Fortsetzungen derselben,
vermag ich nur die Titel zu geben. Das biblische Museum von
Gray10) ist mit dem 8. Bande bis zu Jesaja gediehen. Ueber ein
anonymes englisches Commentarwerk71), sowie über diejenigen von
Fidler1-) und Deedesn) weiss ich nichts Näheres zu sagen.
Den Uebergang zur E x e g e s e und Kritik der einzelnen
biblischen Bücher bildet ein Aufsatz von Duffu) , der in
der Hauptsache auf ein Referat über die Reuss- Graf 'sehe Hypo-
these hinausläuft. Damit sind wir bei der Materie angelangt,
welche auch in diesem Jahre fast alle anderen literargeschichtlichen
Interessen in den Hintergrund gedrängt hat, bei der Pentateuch-
frage. Von hoher Bedeutung sind hier vor allem die 12 penta-
66) Aug. Dächsei. Bibelvaerk. De fem Moseboger. Med 2 Karten og
13 Traesnit. H. 4 (p. 193—256). Bergen 1880.
67) S. den Titel im Jahresber. für 1879, No. 48. — Vergl. V. Courda-
veaux. Une nouvello traduetion de la Biblo: l'Ancion Test.: Nouv. Rev. XI,
760—785; E. Renan JA. XVI, p. 41—43.
68) Bacuez et Vigouroux. Manuel biblique, ou cours d'Ecriture sainto
ä l'usage des seminaires. Ancien Test, par F. Vig. T. II. Livres historiques,
sapientiaux, prophetiques. Paris 1880. 660 pp. 12. (compl. 4 Voll.) Sub-
script.-Pr. Fr. 12.
69) La sainte Bible. Texte de la Vulgate, traduetion francaise en regard,
avec commentaires theologiques, moraux etc., rediges d'apres les meilleurs travaux
anciens et eontemporains. Les Prophetes par l'abbe Th'ochon. Paris 1880.
Von domselbon Bibelwerk erschienen noch : Le Livre de la Sagosso. Introduction
critique etc. par l'abbe H. Lestire. 151 pp. 8. Fr. 3,80 (Subscr.-Pr. Fr. 2,60).
— Les Machabees par l'abbe Gillet. 313 pp. Fr. 8,80 (Subscr.-Pr. Fr. 4,60).
70) Jatnes Cowper Gray. The Biblical Museum. Old Testament. Vol. 6 — 8.
London 1880. 8. je 5 s.
71) Old Testament with Brief Commentary. 1. Isaiah to Malachi. 2. Esdras
to Maccabeos. London 1880. 8. je 4 s.
72) J. M. Fidler. Studonts Commentary founded on Spoakors Common-
tary. V. 3. London 1880.. 8. 7 s. 6 d.
73) E. E. Deedes. Elemontary Lessons on tho Old Tostamont. 1. Sories:
(Jiincsis to Ruth; 2'"> Sories: Samuel to Malachi. London 1880. 16. je 1 s. 6 d.
74) Archibald Duff. Tbc History of Research concerning tho Structure
of tho O. T. Historien! Books: Bibliotboca Sacra, Oct. 1880, p. 729—751.
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 95
teuchkritischen Studien von Delitzsch10), die sämmtlich in mehr
oder weniger directer Beziehung auf die Geschichte Israels von
Wellhausen geschrieben sind. Zum ersten Mal tritt hier ein
Gegner Wellhausen's auf den Plan, der (was man leider auch
nicht entfernt von den meisten bisherigen Gegnern rühmen kann)
die vorliegenden Probleme und ihre Schwierigkeit gründlich kennt
und der zu ihrer Erörterung mit einer Gelehrsamkeit, wie kaum
ein anderer, ausgerüstet ist. Da darf man wohl in hohem Grade
gespannt sein, wieweit es einem solchen Gegner gelungen sei, die
„wilden Wasser der Kritik" zu stauen. Benennen wir die einzelnen
Aufsätze der Kürze halber nach den unten verzeichneten Nummern,
so betont I die Notwendigkeit und daher Unanfechtbarkeit einer
Aussatz-Thora schon lange vor dem Exil ; No. II wendet sich gegen
die Behauptung, dass die Stiftshütte — No. III gegen die Be-
hauptung, dass der Räucheraltar eine Fiction sei; No. IV ist eine
Zurückweisung der argumenta e silentio, die für den späten Ur-
sprung des grossen Versöhnungstages geltend gemacht worden
sind — allerdings eine Beschränkung auf die Defensive, der man
stark anmerkt, dass sie sich ihrer verzweifelten Situation wohl be-
wusst ist. No. V giebt nach einem sehr massvollen Urtheil über
das gute Recht der Pentateuchkritik verschiedene überzeugend be-
gründete Modificationen der Aufstellungen Wellhausen's u. a. über
die Gestalt und Bedeutung des Hohenpriesters, insbesondere über
die angebliche königliche Würde des nachexilischen Hohenpriesters ;
nach Delitzsch war die Stellung des Hohenpriesters vor dem Exil
nicht wesentlich anders, als nachher. In No. VI stützt sich De-
litzsch besonders auf die Thatsache, dass in den Memoiren Esras
und Nehemias die strenge Scheidung zwischen Priestern und Le-
viten bereits für die erste Rückkehr aus dem Exil vorausgesetzt
wurde; Zadok sei nicht ein Emporkömmling, wie Wellhausen nur
aus 1 Sam. 2, 27 ff. herausspinne, Ezechiel 44 sei also nur eine
Erneuerung des uralten, d. h. mosaischen Herkommens. Diese
Deutung von Ezech. 44 vermag Referent allerdings nur zu begreifen
als Ausfluss einer zur Exegese mitgebrachten moralischen
Ueberzeugung , dass Ezech. unmöglich das könne sagen wollen,
was er in der That sagt. Um so höher aber müssen wir es an-
schlagen, wenn sich Delitzsch in No. VII zu Concessionen ent-
75) Franz Delitzsch. Pentateuch - kritische Studien: Zeitschr. f. kirchl.
Wisseusch. u. kirchl. Leben 1880 (in jedem Monatshefte je ein Aufsatz). I. Die
Aussatz-Thora des Leviticus: p. 3 — 10. II. Die Stiftshütte: p. 57 — 66. III. Der
Räucheraltar: p. 113—121. IV. Der Versöhnungstag: p. 117 — 183. V. Der
Hohepriester: p. 223 — 234. VI. Die Degradation der Leviten bei Ezechiel:
p. 279—289. VII. Das Passah: p. 337—347. VUI. Der doppelgeschlechtige
Gebrauch von Nlfl und ^1^3 : p. 393 — 399. IX. Elohistische Voraussetzungen
des Deuteronomiums : p. 445 — 449. X. Die Entstehung des Deuteronomiums:
p. 503 — 509. XI. Der Gesetzcodex des Deuteronomiums: p. 559 — 567.
XII. Das Hoiligkeitsgesetz: p. 617 — 626. — Vergl. zu I und II Deutsch Jüd.
LB. 1880, No. 20.
96 Kautzsch, Hehräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
scbliesst, die ihn sicher nicht geringe Uebei-windung gekostet haben.
Wir bezeugen ihm gern, dass er dafür ein volles Recht hat, in
den Punkten gründlich gehört zu werden, die ihm noch nicht
spruchreif erscheinen; liefert er doch in diesem 7. Artikel den Be-
weis , dass er auch tiefeingewurzelte moralische Ueberzeugungen
aufzugeben vermag, wenn der zweifellose Befund der Thatsachen
dies fordert. So erklärt er es erstlich für wahrscheinlich, dass
das Bundesbuch, das Gesetz der zweiten Tafeln und mancherlei
dem sogenannten 2. Elohisten angehörige Erzählungen bereits in
das jehovistische Werk eingearbeitet waren, als das Deuteronomium
entstand und an jenes sich anschloss. „Eine Erkenntniss, welcher
man die Anerkennung nicht versagen darf, ist die, dass nicht, wie
man bisher annahm , der Jehovist sich ergänzend zum Elohisten
[d. h. zu Q], sondern umgekehrt der Elohist zum Jehovisten ver-
hält." Sodann (p. 340) : „Das deuteronomische Gesetz fusst zwar
auf älteren Gesetzeswerken und setzt sich mosaikartig daraus zu-
sammen, aber unter diesen älteren Gesetzeswerken ist kein einziges
elohistisches ; sie sind alle dem jehovistischen Buche und den
in dasselbe eingegangenen älteren Festbestimmungen entnommen"
(Delitzsch zeigt dies sehr instructiv an Deuteronom 16, 1 — 8. 16 f.).
Weiter p. 342 : „Die Wahrscheinlichkeit, dass die elohistische Reihe
nicht blos dem Inhalt, sondern auch der Zeit nach die secundäre
sei, steigert sich zur Unleugbarkeit" (nur seien deshalb nicht alle
von elohistischer Hand später codificirten Bestimmungen auch
später entstanden). In No. VIII constatirt der Verfasser die That-
sache, dass die Redaction des Textes, welche 195 mal im Penta-
teuch NIM für fcfn setzte oder stehen liess , von der einstigen
Doppelgeschlechtigkeit des NIM fest überzeugt gewesen sein müsse ;
die Möglichkeit, dass es sich in der That so verhielt, sei in Hin-
blick auf den Archaismus *)3>3 für JTi5>3 noch immer in Betracht
zu ziehen. In No. IX rechnet Delitzsch zu den elohistischen Vor-
aussetzungen des Deuteronomiums : die Aussatzthora (Lev. 13 f.,
cf. Deut. 24, 8); den Inhalt von Deut. 14, 3 — 20 (erweitert nach
Lev. 11, 2—19) und Deut. 23, 22—25; Deut. 17, 1 setze Lev.
22, 20 ff. voraus, 23, 1 weise auf Lev. 18, 7 ff. hin; 22, 12 sei
ohne Num. 15, 37 ff. unverständlich und Cap. 12 enthalte eine
Abrogirung von Lev. 17 (wie solche starke Differenzen auch zwi-
schen 15, 7 fF. und Lev. 25, 35 ff., ferner zwischen 14, 1 und Lev.
19, 28. 21, 5 entgegenträten); dagegen sei Deut. 4, 41 ein Voll-
zug von Num. 35. No. X und XI führen aus, der Gesetzes-
codex Deut. 12 — 26 enthalte der Substanz nach letztwillige Ver-
fügungen Mose's, die vom Deuteronomiker frei reproducirt und
theilweise dem Bedürfnisse seiner Zeit angepasst seien. Beweis
dafür seien die Stellen, die nur aus der Zeit Mose's verstanden
werden könnten (20, 15 ff.; 25, 17ff. vergl. 1 Chr. 4, 42 f.; 23,4—7).
Die Forderung des Centralheiligthums müsse als mosaisch gelten;
Exod. 20, 24 ff. gehe nur (?) von der Vorstellung eines Wechsels
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 97
des Ortes im Laufe der Geschichte aus. Auch das Königsgesetz
17, 14 ff. ruhe auf mosaischer Grundlage, denn die Befürchtung
eines ausländischen Königs sei nie in der Geschichte eingetreten.
Nicht minder sei 18, 1 — 8 der Substanz nach mosaisch, in 18, 9 ff .
eine mosaische Weissagung eingeflochten. Auch 21, 13 — 21.
20, 5 — 8 seien eher aus Mose's Zeit, als ein halbes Jahrtausend
jünger. Endlich nach No. XII hat Ezechiel Lev. 17 — 26, resp.
Bestandteile dieses Gesetzes, bereits gekannt. Sehr bemerkens-
werth ist das Zugeständniss (p. 620), dass die Weiterbildung der
Thora vielleicht sogar in der Zeit, wo der samaritanische Penta-
teuch und die LXX (zum Pentateuch) entstanden, noch nicht zur
Ruhe gekommen war.
Ziehen wir aus alledem die Bilance , so müssen wir sagen :
in dem Punkte, auf welchen zunächst alles ankommt, einweist sich
Delitzsch nicht als ein Gegner, sondern als ein Anhänger der mo-
dernen Pentateuchkritik. Dieser Punkt ist und bleibt die Reihen-
folge der Hauptcpiellenschichten in ihrer gegenwärtigen Gestalt.
Nicht das ist die Frage, wie viele oder wenige Thorot, z. B.
über den Aussatz, unreine Speisen u. dergl. , schon lange
vor dem Exil aufgezeichnet waren, sondern das ist die Frage,
ob man eine Bewegung des geschichtlichen Verlaufs in der
Reihenfolge J-D-Q oder Q-J-D, resp. J-Q-D anzunehmen habe.
Sowohl D als Q sind doch wahrhaftig nicht blos ein Con-
glomerat von Einzelbestimmungen, sondern aller ihr mannig-
faltiger Stoff wird durch ein sehr spürbares einheitliches Band,
eine identische religiöse Grund - und Gesammtanschauung zu-
sammengehalten. Dass das Deut, auch priestergesetzliche Be-
stimmungen enthält, ändert nichts an seinem Grundcharakter, d. i.
einer Codificirung im Geiste des Prophetismus. Und dass der
PC auch Gesetze enthält, deren Vorhandensein und praktische
Geltung lange vor dem Exil gelten kann, ändert nichts an der
Thatsache, dass diese Gesetze nunmehr unter einen Gesichtspunkt
und in eine Beleuchtung gerückt sind, die andersartig ist, als im
Deuteronom. Sobald man also mit Delitzsch einräumt , dass im
Ganzen genommen der Weg von D zu PC gegangen ist und nicht
umgekehrt, so kann man sich auch der Consequenz nicht entziehen,
dass der Levitismus in dem Sinn, wie ihn der PC repräsentirt,
nicht am Ausgang der religionsgeschichtlichen Entwickelung steht,
und damit ist für das Verständniss der letzteren allerdings ein
fester Punkt gewonnen. Nicht die „stellen die Geschichte auf den
Kopf, welche sich dieses festen Punktes bemächtigen, sondern
die, welche nach wie vor das Ende zum Anfang machen. Die
12 Artikel von Delitzsch sind uns jedoch eine erfreuliche Bürg-
schaft, dass das zweifellos Haltbare an der Reuss- Graf 'sehen Hy-
pothese über kurz oder lang zu allgemeiner Anerkennung gelangen
wird. — Jedenfalls wird dieser Process nicht aufgehalten durch
Jahresbericht 18o0. 7
98 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
die Antikritik Hoffmanris™); er beweist uns in No. V seiner
Artikel gegen Wellhausen (vergl. Bericht für 1879, No. 51), dass
die Einkünfte der Priester im PC die im Deuteronom geforderten
an Quantität nicht übertreffen, an Werth aber weit hinter ihnen
zurückstehen (! !). In No. VI behauptet Hof mann, das Deuteronom
betrachte die Gesetze des PC als göttliche und durch Mose ge-
botene ; überhaupt setze das Deuteronom die vier ersten Bücher
in ihrer gegenwärtigen Gestalt voraus und sei von vorn herein
dem ganzen Gesetzbuch als Abschluss hinzugefügt worden. Der
Verfasser gehört in die Kategorie von Kritikern, mit denen eine
Discussion einfach unmöglich ist. — Die fleissige und auf gründ-
licher Vertrautheit mit der gesammten Streitfrage beruhende Arbeit
von Marti1'1) untersucht die Anspielungen an den PC in den vor-
exilischen Propheten und findet deren genug, um an der vor-
exilischen Existenz des PC festzuhalten ; freilich zeigt sich auch
hier wieder, dass die von Citaten und Anspielungen hergenommenen
Beweise meist nur für den schon Ueberzeugten Ueberzeugungs-
kraft haben. Kuenen18) setzt sich in No. VI seiner Beiträge be-
sonders mit Dillmann über die Composition und ßedaction von
Gen. 34 auseinander; in No. VII erklärt er Ex. 16, 22—30
für eine grössere Interpolation, vorbereitet durch V. 4. 5; kleinere
Zusätze fänden sich in V. 15 und 34 a; in 6 — 12 sei der Text in
Verwirrung gerathen. Die (seither bis Ex. 24 fortgesetzte)
Abhandlung von Jülicher79) giebt eine scharfsinnige Analyse der
Quellen in der Weise von Kuenen und Wellhausen. Die Schrift
von Maybaum80) schliesst sich gleichfalls ziemlich eng an Well-
hausen an. Erwähnung verdient nur die Hypothese in Cap. 6,
der PC sei so wenig, wie die sogenannte Grundschrift , jemals
selbständige Quellenschrift gewesen; der wirkliche PC enthielt
keine Darstellung der Urgeschichte : alles für die sogenannte
Grundschrift in der Genesis Ausgeschiedene gehöre der Ueber-
76) D. Hoffmann. Die neueste Hypothese über den pentateuchischen
Priestercodex. V. Die Ausstattung des Clerus: Mag. für die Wissensch. des
Judenth. 1880, p. 137 — 156. VI. Das Deuteronomium und der Priestercodex:
ibid. p. 237—254.
77) Karl Marti. Die Spuren der sogen. Grundsehrift des Hexateuchs in
den voroxil. Propheten des A.Test.: Jahrbb. f. prot. Theol. 1880, I, p. 127 — 161;
II, p. 308—354. — Vergl. A. Kuenen Thool. Tijdschr., Nov. 1880.
78) vi. Kuenen. Bijdragen tot de critiek van Pentateuch en Jozua.
VI. Diana en Sichein (Gen. 34). VII. Manna en Kwakkelen (Ex. 16): Theol.
Tijdschr., Mai 1880, p. 257—302.
79) A. Jülicher. Die Quellen von Exodus I — VII, 7. Ein Beitrag zur
Hoxateuchfrage. Hallo 1880. 34 pp. 8. Dissertation.
80) S. Maybaum. Die Entwickolung dos altisraolitischen Priesterthums.
Kin Beitrag zur Kritik der mittleren Bücher des Pentateuchs. Breslau 1880.
VIII, 126 pp. 8. M. 2,80. — Vergl. P. de Lagarde GGA. 1881, No. 1
und 2; //. Strack LCB. 1881, No. 13; Jüd. LB. 1881, No. 15 u. 16; H. Dort
Theol. Tijdschr., März 1881.
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 99
arbeitung des letzten Redactors an. Ueber den Aufsatz des Abbe
de Broglie 8l) weiss ich nichts.
Von Comnientaren zum P entat euch oder einzelnen
Büchern und Abschnitten desselben nennen wir zunächst
Meklenburg^), die Genesis von LangeSB) in englischer Ueber-
setzung und zwei andere anonyme*4-85) englische Commentare zur
Genesis. Die Bemerkungen von Schröring*6) beziehen sich auf
Gen. 6, 4. 9, 6 (wo niNn gefasst wird: für den [ermordeten] Men-
schen); 23, 5 ff. und 14 ff. — Die Vorlesungen von Parker-*7) bringen
Allerlei von allerlei Qualität und aus allerlei Quellen zur erbau-
lichen Auslegung herbei. Als eine Art Commentar zu Gen. 1 — 9
ziehen wir hierher auch die zweite Auflage der Origines etc. von
Lenarmantm). Die 8 Capitel dieses Werkes behandeln Schöpfung,
Sündenfall, Kerubim und rollendes Schwert, Brudermord und erste
Städtegründung, Sethiten und Kainiten, die 10 Patriarchen vor
der Fluth, die Kinder Gottes und die Menschentöchter, die Fluth.
Als Appendices folgen: die kosmogonischen Berichte der Chaldäer,
Babylonier, Assyrer und Phönizier; die antideluvianischen gött-
lichen Offenbarungen bei den Chaldäem; classische Texte über die
astronomischen Systeme der Chaldäer ; Kalenderwesen ; der chaldä-
ische Fluthbericht in Text und Uebersetzung. Ein colossales Ma-
terial, nur leider ohne rechte Sichtung und wissenschaftliche
Methode. Der Mangel der letzteren offenbart sich besonders in
der Neigung , auch Quellen von kaum tertiärem Rang (wie z. B.
der jüdischen Haggada) gelegentlich eine grosse Wichtigkeit bei-
zulegen. — Dem mosaischen Schöpfungsbericht gelten ausser dem
81) Abbe de Broglie. L'unite du sanctuaire dans la religion d'Israel et
la date du Pentateuque: Ann. de philos. ehret. Nov. 1880.
82) J. Z. Meklenburg. Schrift und Tradition. Hebr. Commentar zum
Pentateuch. 4. Aufl. 2 Bde. Frankfurt a. M. 1880. XXXII, 352 u. 422 pp.
8. M. 10. — Vergl. unten S. 131 No. 62.
83) J. P. Lange. Genesis. Translated from German by T. Lewis and
A. Gosman. New-York 1880. 8. 25 s.
84) Cottage Readings in Genesis, Explanations , Reflections etc. London
1880. 12. 3 s. 6 d.
85) Pulpit Commentary. Genesis. London 1880. 8. 15 s.
86) Fr. Schröring. Zur Erklärung der Genesis: Ztschr. f. wissensch.
Theol. 1880, 4, p. 385—90.
87) Joseph Parker. Adam, Noah and Abraha Expo.msitory Readings
on Genesis. London 1880. 8. 3 s. — Vergl. Ac. Oct. 116.880.
88) Francois Lenormant. Les origines de l'histoire d'apres la Bible et
les traditions des peuples orientaux. De la creation de l'homme au deluge.
2e edition. Paris 1880. XXII, 618 pp. 8. Fr. 10. — Vergl. Baudissin
ThLZ. 1880, No. 18: Vetter Lit. Rundschau 1881, No. 3; Kamphausen Hist
Ztschr. N. F. XI, 292—294; Athen. 31. Juli 1880 u. 30. Apr. 1881, p. 592;
Church Quarterly Rev., Jan. 1881; C. J. Polybibl. XXIX, 200; J. Halevy
RC. 1880, No. 50 — 52; E. Renan JA. XVI, 39 — 41; C. Trochon Bull. crit.
I, 50; Guyard Revue de l'hist. des relig. I, 338—345; M. Vernes ibid. II,
123—128; hier S. 73 No. 36.
7*
]00 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
Vortrag von Zöckler89) die Arbeiten von Krencker90), Gigli91),
Le Savoureux92) , Chopin96) [Professor der Geologie und Mine-
ralogie ; die Bibliotheca Sacra nennt dieses Werk bündig, populär
und fesselnd, zumal der Verfasser ehrliche Wissenschaft und Ehr-
furcht vor der Bibel vereinige], Pioger9*) und das von Masetti95)
herausgegebene Werk des Dominikaners Ptolemaeus Lucensis (gest.
um 1322). — Miller96) sucht den Garten Eden auf dem Pamir;
Egli91) hat aus dem Petersburger Wörterbuch gelernt, dass der
Lebensbaum mit der Erythrina indica, der Erkenntnissbaum mit
dem Bodhibaum identisch sei. Auf Gen. III bezieht sich ein Auf-
satz von J3oardman9S) , auf Gen. IV (vergl. oben No. 88) ein
solcher von Lenormant"). Die Gottessöhne in Gen. VI, 3 erklärt
Darmesteter 10u) für identisch mit den 7 Kabiren (Dioskuren), welche
in der phönizischen Mythologie Söhne des höchsten Gottes seien;
übrigens hänge das mythische Fragment in Gen. VI mit dem
griechischen Mythus von der Ermordung der Lemnier durch ihre
Weiber zusammen. — Buddensteg101) giebt in drei Columnen eine
instructive Vergleichung des elohistischen , chaldäischen und jeho-
vistischen Fluthberichts ; der babylonische ist nach ihm aus einem
Guss, ohne Differenzen und Wiederholungen (gegen Bickell, der
sowohl die elohistische , wie die jehovistische Relation im baby-
lonischen Texte finden wollte) ; die Fluthchronologie des Elohisten
89) O. Zöckler. Der mosaische Schöpfuhgsbericht und die neuere Wissen-
schaft. Vortrag: Ev. KZtg. 1880, No. 25, Sp. 473—86.
90) M. Krencker. Die biblische Schöpfungslehre nach Gen. 1 — 2. ? —
Vergl. O. Zöckler Bew. d. Gl., Jan. 1881.
91) Andr. Gigli. Studii biblico - esegetico - polemici sul priino o secondo
capitolo della Genesi, ossia il Sacro Esamerone. Lecce 1880. 317 pp. 8. L. 4.
92) E. Le Savourcux, La terre au moment de sa creation d'apres l'ancien
testament: Rev. theol., Juli 1880, p. 281 — 91.
93) James H. Chajun. The Creation and the Early Developments of
Society. New York 1880, 274 pp. 12. 9 s. — Vergl. Bibl. Sacra 1881,
p. 205 ff.
94) L. Pioger. L'oeuvre de six jours en face de la science contemporaine:
quostion de l'anciennete de l'espece humaine. Paris 1880. XXII, 340 pp. 18.
95) Tholomaeus de Luca. Exaemeron seu de opere sex dierum tractatus,
quem ex vetusto codico bihliothecae Casanatensis in lue ein protulit notisque
illustravit P. F. P.-T. Masetti. Senis 1880. XVI, 239 pp. 8. L. 3.
96) O. D. Miller. The Gan-Eden of Genesis: Amorican. Antiquariat
III, 39—51.
97) C. Egh. Die Bäume dos Paradieses. 1. Zum Lebensbaum, Gen.
.'!, 22, 2. Zum Baum der Erkenntnis» , Gen. 2 und 3: Ztsehr. f. wissensch.
Theol. 1880, 4, p. 471—77.
98) G. D. Boardman. Genesis of Sin; a Study in the third Chapter of
Genesis: Princeton Review, Juli 1880, p. 42 — 61.
Uli) F. Lenormant. The first Murdcr and the Founding of the first City:
Cuiitompor. Review, Fein-. 1880, p. 263 — 74.
100) Vorgl. oben S. 65 No. 22.
101) Vorgl. oben S. 78 No. 67 und vergl. Allg. Missionsztschr. , Aug. u.
Sept. 1880.
und biblische Theologie, Geschichte Israel'«. 101
entspreche im Wesentlichen den klimatischen Veränderungen und
ergebe 354 + 11, der jehovistische Bericht 40 + 40 + 3 + 7 = 101
Tage. Letztere entsprächen der Dauer der Frühlingsfluthen der
beiden chaldäischen Ströme (75 Tage Ueberschwemmung, 25 Tage
Abtrocknung). — Mit Gen. 10 beschäftigen sich Hochstädter 102)
und der Katholik Roderich m), letzterer besonders nach Josephus
und Fürsfs Lexikon; doch werden auch Knobel, Duncker und
Gfroerer beigezogen; im Vorbeigehen sucht Guidi (s. oben S. 63
No. 11) die Namen von Arpachschad bis Joqtan zu deuten. —
Das Programm von Stade10*), das wir wegen seiner Beziehung
auch auf Gen. 10, 2 an dieser Stelle erwähnen, bezweckt den
Beweis, dass es kein südarabisches Volk Javan gegeben habe, son-
dern dass auch Ez. 27, 19. Joel 4, 6. Sach. 9, 13 die Jonier
gemeint seien und zwar im Joel und Sach. die Jonier aus per-
sischer Zeit. — IJaehnelt l05) erklärt, ausgehend von Kaulbach' s
Wandbild im Berliner Museum, den Thurmbau für den historischen
Anfang des Völkerthums ; das Hebräische gilt diesem Historiker
als der älteste Grundtypus des semitischen Sprachstammes. —
Efjlim) giebt zu Gen. 23 eine kritische Vergleichung des maso-
retischen Textes mit den LXX; Bernstein101) versucht den Nach-
weis , dass Gen. Cap. 36 von Jerobeam I. oder einem Schreiber
desselben herrühre und ca. 5 Jahre vor dem Tode Salomo's ver-
fasst sei; die Hypothese beruht auf Combination von Gen. 36 mit
1 Kön. 11, 14 ff.
Eine allseitig mit Spannung erwartete und mit Dank be-
grüsste Leistung ist Dillmann' ^ lü8) Umarbeitung des Knobel'schen
Commentars zu Exodus und Leviticus. Dillmann hat das Buch
nach seiner eigenen Angabe zu drei Fünfteln neu gestaltet. Dass
102) Hochstädter. Die mosaische Völkertafel und die griechischen und
römischen Geschichtsschreiber: Jiid. LB. 1880, No. 43, p. 170a — 171a.
103) Friedr. Willi. Roderich. Die Völkertafel des Moses. I. Prüm
1880. 26 pp. 4. (Programm des Progymnasiums.)
104) Beruh. Stade. De populo Javan parergon (in deutscher Sprache).
Giessen 1880. 20 pp. 4. (Akad. Progr. zum Ludwigstag.) — Vergl. E. Kautzsch
ThLZ. 1881, No. 2; ThLBl. 1881, No. 3.
105) \V. Haehnelt. Der Thurmbau zu Babel: Sammlung von Vorträgen,
h'erausgeg. von W. Frommel und F. Pfaff. Bd. II, Heft 9. Heidelberg 1880.
27 pp. 8. M. 0,60. — Vergl. ThLB. 1881, No. 7.
106) Egli. Zur Textkritik von Gen. cap. 23: Ztschr. f. wissensch. Theol.
1880, p. 344—58.
107) A. Bernstein. Ueber den Verfasser der Regententafel von Edom im
ersten Buche Moses, Kap. 36. (Als Manuscr. gedruckt.) Berlin 1880. 5 pp. 8.
108) Aug. Dillmann. Die Bücher Exodus und Leviticus. Für die 2. Aufl.
nach Dr. Aug. Knobel neu bearbeitet. [Auch u. d. T. : Kurzgef. exeget. Hand-
buch zum A. T. 12. Lief. Die Bücher Exodus u. Levit. von A. D. 2. Aufl.]
Leipzig 1880. VIII, 639 pp. 8. M. 10,80. — Vergl. R. K. LCB. 1881,
No. 6; ThLB. 1881, No. 23; B. Stade ThLZ. 1881, No. 16; F. Broo-n
Presbyterian Review, Juli 1881; A. Duff Bibl. Sacra, Apr. 1882; M. Vernes
RC. 1881, No. 47.
102 Kautzsch, Hebräische Spraehlunde, alttestamentliche Exegese
diese drei Fünftel eine Fülle von werthvollen Bereicherungen der
Wissenschaft — an exegetischem, besonders linguistischem, Material
wie in der kritischen Analyse des Textes — enthalten, versteht
sich bei einer Arbeit Dillmanns von selbst. Weniger ist es von
vielen Verehrern des Verfassers, darunter auch von dem Referenten,
verstanden worden, dass dieser Commentar auch gegen solche
Aufstellungen der neuesten Pentateuchkritik entschieden Front
macht, die — wie wir nun einmal überzeugt sind — nicht
mehr blos als luftige Hypothesen behandelt werden können. Hierher
rechne ich nicht einmal den Widerspruch Dzllmanris gegen die
Ansetzung der Quelle B (d. i. E bei Wellh.) nach C (d. i. J bei
Wellh.), wohl aber den Widerspruch gegen die Annahme, dass A
(= Q Wellh.) in die vorher zusammengearbeiteten BC eingearbeitet
sei. Auch die Zeitfolge C D Ez. A verwirft Dillmann durchaus.
Die ältesten und sehr alte Gesetze habe B und S (Lev. 17 — 27);
aus ihnen, namentlich aus S, haben A C D geschöpft, C D wört-
licher, A in freierer Bearbeitung. „Dass auch die Priesterschaft
des Centralheiligthums schon in alter Zeit ihre Thoroth aufschrieb,
ist die natürlichste Annahme von der Welt und ist aus A C D
noch zu erweisen; dass man erst im Exil und in Babylonien, wo
man gar keinen Gottesdienst hatte, die priesterlichen und gottes-
dienstlichen Gesetze aufgeschrieben oder sogar erst gemacht habe,
ist widersinnig." Wir könnten dem entgegnen, dass es gar vieles
Widersinnige giebt, was wir doch gelten lassen müssen, weil wir
durch die Brutalität der Thatsachen dazu genöthigt werden ; lieber
aber constatiren wir zum Schluss, dass sich Dillmann unter allen
Umständen das Verdienst erworben hat, seine Gegner zu erneuter
Prüfung vieler Punkte und wohl auch zu manchen heilsamen Re-
strictionen genöthigt zu haben; ob seine Stellung zu den Haupt-
fragen nicht auch einer Restriction bedarf, mag die Zukunft lehren.
— Von den Arbeiten Flemming's^00) und Jones'11") kenne ich
nur die Titel. Ueber die Erzählungen im Deuteronom kommt
Steinfhid111) (vergl. Bericht für 1879, 63) zu dem Resultat, dass
selbst die jüngsten Stücke Cap. 1 — 3. 9, 8 — 10. 11 und Cap. 5
ursprünglicher seien, als die entsprechenden Stücke in Exodus
und Numeri, welches wohl durchweg die jüngsten Stücke des
Pentateuch enthalte. Zu Valetoris n2) Untersuchungen über das
Deuteronom vergleiche den Bericht für 1879, No. 64.
109) J. Flemming. The Gospel in Leviticus. London 1880. 8. 2 s. 6 d.
110) W. Jones. A Homiletical Commentary on tho Book of Numbers,
with Critical and Explanatory Notes. London 1880. 640 pp. 8. 10 s.
111) H. Steinthal. Die erzählenden Stücke im fünften Buche Mose:
Ztschr. f. Völkerpsych. u. Sprachwissensch. XII, p. 253 — 289.
112; J.J. P. Valeton. Deuteronomium. III: Studien VI, 2. 3, p. 133— 74.
IV: ibid. VI, 1, j». :so:j — 20.
and biblische Theologie, Geschichte Israels. 103
Den Uebergang zu den Geschichtsbüchern machen wir
auch diesmal mit Heilpriris11*) geschichtlicher Poesie (vergl. 1879,
No. 66). Der zweite Band geht ziemlich weit über den ursprüng-
lichen Plan hinaus, indem der Geschichtsverlauf nicht nur durch
die poetischen Stücke der Bibel (und zwar auch der Propheten,
namentlich Arnos, Hosea, Micha), sondern auch durch ausser-
biblische Quellen, wie den Mesastein und die assyrischen Monu-
mente, illustrirt wird.
Zu den eigentlichen Geschichtsbüchern notiren wir die
Namen Murby 1U) zu Josua, Kirk putride n5) und den englischen
„Kanzelcommentar" u6) zu 1 Samuelis. Besser111) erklärt 1
Sam. 31, 12 f.: sie verbrannten die Leichen, um sie vor weiterer
Schändung zu bewahren, trugen aber Sorge, dass die Gebeine
nicht mit verbrannten, um dieselben nachher zu begraben. Mit
2 Sam. 17, 3 beschäftigt sich DuscJiaklls), mit dem ersten Buch
der Könige Mason119). Soetbeer120) führt zu 1 Kön. 9, 28 aus,
dass ein Ertrag von 420 Talenten Gold in drei Jahren die Aus-
beute reicher Goldfelder durch zahlreiche Menschen unter mili-
tärischem Schutz voraussetze : nach ihm lagen diese Goldfelder auf
der Westküste Arabiens an der Grenze von Hedschas und Jemen ;
die Phönizier hätten inzwischen die Zufuhr besoi'gt und dem
Handel obgelegen.
An der Spitze der Arbeiten über die alttestamentlichen Pro-
pheten steht der erste Band des Jesajacommentars von Cheyne121).
Obschon nicht ausschliesslich für Gelehrte berechnet, hat derselbe
doch wegen seiner selbstständigen wissenschaftlichen Haltung auch
in Deutschland bereits die verdiente Beachtung gefunden. Der
Uebersetzung sind zunächst kurze kritische Anmerkungen unter
dem Text, sodann weitere sachliche Ausführungen beigegeben.
Sein Urtheil über die Aechtheitsfragen hält der Verfasser in diesem
ersten Band noch zurück. Aus der vielfach seltsamen Exegese
113) Mich. Heilprin. The Historical Poetry of the Aucient Hebrews,
translated and critieally examined. Vol. II. New York 1880. 213 pp. 8.
10 s. 6 d. — Vergl. W. Baudissin ThLZ. 1881, No. 4; E. Nestle LCB.
1881, No. 26; C. A. Briggs Presbyter. Keview, Jan. 1881; Ac. 16. Oct. 1880,
p. 272a; A. Kuenen Theol. Tijdsehr. 1880, p. 645.
114) Murby's Scripture Manuals. Joshua. London 1880. 12. 9 d.
115) A. F. Kirhpatrich. Samuel I with Notes and Introduction. London
1880. 12. 3 s. 6 d.
116) Pulpit Commentary. I Samuel. Homilies by Various Authors. London
1880. 8. 15 s.
117) V. F. Besser. Saul's u. seiner Söhne Begräbniss: Ztschr. f. kirchl.
Wissensch. u. kirchl. Leben I, 5, p. 234 — 36.
118) M. Duschak. II Sam. 17, 3: Jüd. LB. 1880, No. 47.
119) W. T. Mason. Questions and Notes on 1 Kings. London 1880. 12. 9 d.
120) Ad. Soetbeer. Das Goldland Ofir. Eine wirthschaftsgeschichtliche
Untersuchung. (Separatabdr. aus der Vierteljahrsschr. für Yolkswirthschaft.
Politik u. Kulturgesch. Jahrg. XVII, Bd. IV.) Berlin 1880. 68 pp. 8. —
Vergl. H. Schultz ThLZ. 1881, No. 3.
]04 Kautzsch, Hebräische Sprachlcunde, alttestamenüiche Exegese
BredenkavqSs,1-2) von Jes. 7, 1 — 9, 6 heben wir hervor die finale
Fassung des insnb 7, 15 „damit er wisse" (was Ahas nicht wusste);
von einem Zeitpunkt sei keine Rede, sondern es werde nur vilissima
conditio vor der Geburt des Messias vorausgesetzt; letztere solle
also erst in späten Zeiten, jedenfalls erst nach der assyrischen
Bedrängung erfolgen. — Mit Jes. 11, 6 — 8 beschäftigt sich Zin-
qerle1'23), mit 39, 3 — 8 Kusiiitzlävu). — Bezüglich des Deute ro-
jesaja gedenken wir der englischen Uebersetzung des Commentars
von Ewaldl2b), ferner des 3. Heftes der Untersuchung von LöAr126),
über dessen in den Fusstapfen Hengstenberg's einhergehende „Keal-
kritik" wir uns bereits zweimal (s. u.) geäussert haben, endlich
einer Studie von Taylor1-7) über 52, 15. — Ueber die LXX zu
Jesaja urtheilt »Scholz*-*), dass dieselbe nach 165 v. Chr. amtlich
von einem ägyptischen Juden „mit grosser Gewissenhaftigkeit und
einer gerechte Bewunderung verdienenden Kenntniss der Sprache und
Tradition" abgefasst sei. Wenn diese Leistung Schofa's im ThLB.
als ein Cabinetstück gründlicher Spezialuntersuchung gepriesen
worden ist, so bedauern wir, abweichender Meinung zu sein ; hinter
der übertriebenen Schätzung der LXX steckt offenbar die Ab-
neigung des katholischen Gelehrten gegen den masorethischen Text.
Zeigt sich dieser, wenn an den LXX gemessen, so vielfach un-
121) T. K. Cheyne. The Prophecies of Isaiah. A New Translation with
Commentary and Appendices. Vol. I. London 1880. VIII, 4, 303 pp. 8.
12 s. 6 d. — Vergl. H. Guthe ThLZ. 1880, No. 26 ; Franz Delitzsch Ac. 10. Apr.
1880; Athen. 26. Juni 1880, p. 821b; Nineteenth Century, Aug. 1880; West-
minster Review, Juli 1880; Brit. Quart. Review, 1. Oct. 1880, p. 544 ff.;
Church Quarterly Review, Apr. 1881; A. Kaenen Theol. Tijdschr. Nov. 1880.
122) C. J. Bredeiikarnj). Vatieinium quod de Immanuele edidit Jesajas
(VII. I— IX. 6) explieavit . . . Erlangen 1880. 39 pp. 8. M. 0,80. — Vergl.
S. Mittheilungen u. Nachrichten für die evang. Kirche in Russl., Mai 1880;
ThLB. 1880, No. 30; E. N(estle) LCB. 1880, No. 34; E.~ Bew. d. Gl., Okt.
1880; H. Guthe ThLZ. 1880, No. 15.
123) J. Zingerle. Die Weissagung des Propheten Isaias 11, 6 — 8 vom
mossianischen Friedensreich: Ztschr. für kath. Theol. P7, 4, p. 651 — 61.
124) Kusnitzki. Beleuchtung einer nicht ganz aufgehellten Bibelstelle:
Jes. 39, 3— 8. 2 Kon. 20, 14—19: Jüd. LB. 1880, No. 7, p. 26 sq.
125) G. H. A. V. Ewald. Commentary on the Prophets of the Old
Testament. Vol. IV Hezeqiel-Yesaya XL — LXVI, transl. by J. Smith. London
1880. 8. 10 s. 6 d. — Vergl. Brit. Quart. Review, 1. Oct. 1880, p. 545 f.;
Ac. 16. Oct. 1880; Church Quart. Rev., Jan. 1881.
\^i)) Löhr. Zur Frage über die Echtheit von Jesaja 40 — 66. Ein real-
kritischer Beitrag. 3. Heft. Berlin 1880. 51 pp. 8. M. 1. — Vergl. Be-
richt über 1878, No. 73 und 1879, No. 79.
127) C. Taylor. An Interpretation of D","3 !"!T Is. 52, 15: Journal of
Philology VIII. p. 62—66.
128) A. Scholz. Die alexandrinische Uebersetzung des Buches Jesaias.
IRectoratsrede.] Würzburg 1880. 47 pp. 8. M. 1. — Vergl. „der Katholik"
März 1880, p. 320 — 33; ThLB. 1880, No. 18; Zscholche Lit. Rundsch. 1880,
No. 9; Himpel Tüh. Theol. Quartalschr. 1880, 4, p. 648 ff.; Guthe ThLZ.
1881, No, 1: //. Oort Theol. Tijdschr., Mai 1880.
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 105
sicher und correcturbedürftig, dann fällt von diesem Resultat auch
etwas zu Gunsten der Vulgata ab. Uebrigens bedürfte es zu
einem solchen Urtheil über die LXX, wie das oben citirte, doch
etwas näherer Kenntniss des wahren Standes der LXX -Kritik
und ihrer Aufgaben, als sie der Verfasser zu besitzen scheint.
Dieselbe Ueberschätzung der LXX tritt uns auch in dem Jeremias-
commentar von 8cholzm) entgegen. Da soll der wohldurchdachte
Plan des Buches (c. 6 Dekaden, zu denen auch Cap. 50 — 51 ge-
hört) aus den LXX deutlich hervorleuchten; dabei gilt jedoch dem
Verfasser jedes Plus im LXXtexte ebenso für iuterpolirt, wie
jedes Plus im masorethischen Texte, abgesehen von anderen an-
geblichen Interpolationen in beiden Texten. Die Erzählungen
des Buches seien wohl von Baruch verfasst. In philologischer
Hinsicht lässt der Commentar auch sehr bescheidene Erwartungen
im Stich; namentlich erwecken die horriblen „Druckfehler" in den
hebräischen Worten eigenthümliche Gedanken. — Die Dissertation
von Zimmer130) über die Aramaismen im Jeremia ist dem Ref.
nicht zu Gesicht gekommen. — Der Prophet Ezechiel erfuhr eine
treffliche Neubearbeitung von Smendm) an Stelle des Ilitzuf sehen
Commentars im kurzgefassten exegetischen Handbuch. Als An-
hänger der Reuss- Graf 'sehen Hypothese hat Smend den mit der
Pentateuchkritik zusammenhängenden Fragen gründlich Rechnung
getragen und das Verständniss des Propheten u. a. auch durch
ausführliche Uebersichten über die einzelnen Textgruppen zu för-
dern gesucht; auch in philologischer Hinsicht zeigt sich der Verf.
völlig für seine Aufgabe ausgerüstet. Bei dieser Gelegenheit be-
merken wir noch, dass die Recension des Sinend'schen Commentars
von Kamphausen (s. u.) zugleich den Werth einer selbstständigen
Studie über Ezechiel beanspruchen darf. — Auf die Gesammtheit
der kleinen Propheten erstreckt sich der homiletische Com-
mentar von Wolfendale132). Als eine tüchtige Leistung ist der
ausführliche (in der Widerlegung fremder Meinungen nur zu aus-
129) Anton Scholz. Commentar zum Buche des Propheten Jeremias.
Würzhurg 1880. IV, XXXV, 609 pp. 8. M. 10. — Vergl. Zschokke Lit.
Rundschau 1880, No. 9; B. Schäfer Lit. Hdw. 1880, No. 13; ThLB. 1880,
No. 41; Guthe ThLZ. 1881, No. 5; Noivack Deutsche LZ. 1881, No. 3; C. J.
Polybibl. XXXI, 486 f.
130) K. Zimmer. Aramaismi Jeremiani. Pars I. Dissertatio philologica.
Halis Sax. (Quedlinburg) 1880. 33 pp. 8. M. 1.
131) Rudolf Smend. Der Prophet Ezechiel. [A. u. d. T. : Kurzgefasstes
exegetisches Handbuch zum Alten Test. 8. Lieferung. Ezechiel von R. S.
2. Aufl.] Mit 8 Holzschnitten u. einem lithograph. Plan. Leipzig 1880. XXX,
397 pp. 8. M. 7,50. — Vergl. E. Kautzsch ThLZ. 1880, No. 23; B. Stade
LCB. 1880, No. 47; ThLB. 1881, No. 18; A. Kamphausen Th. Studien u. Krit.
1882, p. 169 — 199; W. E. Addis Dublin Review, Jan. 1882; Bibl. sacra
1881, p. 389 f.; A. Kuenen Theol. Tijdschr., Nov. 1880.
132) J. Wolfendale. Minor Prophets. Homiletical Commentary. London
1880. 9 s.
106 Kautzsch, Hebräische Spraehhinde, alttestamentliche Exegese
führliche) Hoseacomrnentar von Nbwacklss) zu bezeichnen. Da-
gegen mangelt es dem Commentar Töttermann sni) zu Hos. 1 — 6,
3 an gehöriger Verarbeitung des (namentlich auch aus den Kab-
binen) beigebrachten Materials; zudem ist der allegorischen Aus-
legung ein bedenklicher Spielraum gewährt. Eine andere Arbeit
Töttermann s,Uo) zu Hosea ist mir nicht zugänglich. Vieles Neue
und darunter manches Beachtenswerthe trägt Oortm) über den
Propheten Arnos vor. Als Interpolationen bezeichnet er 2, 4. 5.
4, 13. 5, 1—3. 8.9. 9, 5.6, aber auch 6, 14 und vielleicht 3. 1,
sowie 5, 13 — 15. Das Vaterland des Propheten sei nicht Juda,
sondern das nördliche Reich (so schon Cyrillus und Kimchi). Thekoa
folglich nicht das jüdische. Die Aufzeichnung der Orakel erfolgte
erst ziemlich viel später (weil natürlich erst nach dem Erdbeben)
und zwar wegen der Ausweisung aus Israel in Juda; jüdische
Einflüsse seien daher a priori anzunehmen. Der religiöse Stand-
punkt des Propheten offenbare sich vor allem in seinem Gottes-
begriff und der Polemik gegen den Opfercultus; „Jahve suchen"
heisse ihm vor allem „nach Recht und Gerechtigkeit trachten." —
In Betreff des Propheten Joel setzt sich Hügenfeld'1"') besonders
mit Merx (vergl. 1879. No. 83) auseinander, unter Beziehung auf
seine schon früher (Zeitschr. f. wiss. Th. 1866. 4) publicirte An-
sicht, dass in den Heuschrecken Joels eine verblümte Darstellung
der vier Perserheere von 458 v. Chr. zu erblicken sei. Die Ab-
handlung Ekman'sriS) über Joel ist mir nur dem Titel nach
bekannt.
Zu den poetischen Büchern übergehend gedenken
wir zuerst des mit trefflichen Uebersetzungsproben ausgestatteten
Vortrags von Beteiligen ,3i1). Er findet die Anmuth bedingt durch
133) W. Nowack. Der Prophet Hosea erklärt. Berlin 1880. XXXVII,
255 pp. 8. M. 8. — Vergl. E. Beweis des Gl., Juli 1880; H Strack ThLB.
1880, No. 33 u. 34; B. Stade ThLZ. 1880. No. 22; C. Siegfried Theol. Stud.
u. Krit. 1881, 2. p. 350 ff.; E. Nestle LCB. 1881, No. 5; A. Jülicher Prot.
KZ. 1881, No. 18; V. Ryssel GGA. 1881, No. 27. 28, p. 851 — 874; //. Gort
Theol. Tijdschr., März 1881.
134) Klas Aug. Reinhold Töttermann. Die Weissagungen Hosea's bis
zur ersten assyr. Deportation (I — VI, 3) erläutert. Nebst dem Commentar des
Karäers Jephet ben Ali zu Hos. Cap. I — II, 3. Academ. Abhandig. Leipzig
1880. IV, 131 pp. 8. M. 2. — Vergl. B. Stade ThLZ. 1880, No. 22; H. Oort
Theol. Tijdschr., März 1881.
135) K. A. R. Töttermann, Varianten zum Propheten Hosea: Acta soc.
scient. fonnicae, tom. XI.
136) H. Oort. De Profeet Arnos: Theolog. Tijdschr., März 1880,
p. 114—159.
137) A. HÜgenfdd. Joel undBaruch: Ztschr. f. wissensch. Theol. 1880,
4, p. 390—422.
138) ./. A. Ehruin. Om tiden för profeten Joels lefnad: Theol. Tidskrift
1880. 3; Forts, ibid. H. 4, p. 241—54.
139) F. Beteiligen. Anmuth u. Würde in der alttestamentl. Poesie. Ein
Vortrag. Kiel 1880. 28 pp. 8. M. 1. — Vergl. Lewin Jüd. LB. 1880.
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 107
das Erscheinen des Sittlichen in sinnlicher Form, die Würde durch
die Beherrschung der Triebe ; das Charakteristicum der hebräischen
Poesie ist das musische (lyrische) Element gegenüber dem plasti-
schen der griechischen Poesie. Die Schrift Berthoud'su0) ist aus
zwei Vorträgen (zu Lausanne und Strassburg) entstanden, deren
erster die Form und den Charakter der heiligen Poesie im All-
gemeinen behandelt („die Poesie der Bibel ist die des realisirten
Unendlichen") , während der zweite den einzelnen Dichtern der
Bibel nachgeht. Der kritische Standpunkt ist trotz mancher freieren
Urtheile doch der traditionelle. — Von Ewald'sUi) poetischen
Büchern des Alten Testaments wurde eine englische Uebersetzung
begonnen. Der literärgeschiehtlichen Kritik der Psalmen gilt
eine Dissertation von Mei/erUJ). Der Commentar von Tkalhofer1™)
giebt Noten zum lateinischen Text in 4. Auflage; dass die Bück-
sicht auf praktische Zwecke vorwiegt, zeigt schon der Titel. Eine
Abweichung von der mittelalterlichen Tradition findet insofern
statt, als der Verfasser die Zahl der Davidischen Psalmen auf
88 berechnet. Die praktische Auslegung der Psalmen von TaubeU4),
zum Theil Titelauflage, mag nebenher mit erwähnt sein. Ueber
die Compilation von FIetligstedtH'n), deren Anfang bereits 1876
erschien, vergl. den Bericht für 1877, No. 113. — Die neun Vor-
lesungen Murray' 's'46), gehalten im Winter 1878 auf 1879 an der
No. 27; ThLB. 1880, No. 26; E. Bew. d. GL, Okt. 1880; B. Stade LCB.
1881, No. 7.
140) Aloys Berthoud. La poesie de la Bible. Lausanne 1880. VI, 222 pp.
12. — Vergl. H. Vuilleumier Revue de theol. et de philos. 1880, p. 176—183.
141) H. A. von Ewald. Commentary on the Poetical Books of the Old
Testament. Part I. London 1880. 8. 10 s. 6 d.
142) Ralph Meyer. Ex libro Chronicorum quaecumque ad eruendam
Psalterii historiam literariam et illustrandum ejus usum sacrum Psalmorum titulis
caeterisque additamentis significatum proficere possunt colliguntur et examinantur.
Halle 1880. 38 pp. 8. (Diss. inaug.)
143) Valentin Thalhofer. Erklärung der Psalmen, mit besond. Rücksicht
auf deren liturg. Gebrauch im römischen Brevier, Pontificale und Rituale,' nebst
einem Anhang, enthaltend die Erklärung der im Brevier vorkommenden alt- u.
neutestam. Cantica. Vierte vermehrte u. verbess. Aufl. Regensb. 1880. IV.
884 pp. 8. M. 9,60. — Vergl. Schäfer Lit. Rundschau 1881, No. 1; Himpel
Theol. Quartalschr., 1881, H. 3, p. 473 ff.
144) Emil Taube. Praktische Auslegung der Psalmen zur Anregung und
Förderung der Schrifterkenntniss den Hirten wie der Herde Christi dargeboten.
6 Hefte (1 und 2 in 2. neubearb. Aufl., 3—6 Titel-Aufl. von 1869). Bromberg
1880. IV, 178. 190. 179. 190. 219. 152. pp. 8. ä M. 2.
145) A. Heilicjstedt. Die Psalmen. Hebr. Text mit einer kurzen Aus-
legung. 3. Heft: Ps. 49—78. Halle 1880. 128 pp. 8. M. 2.
146) Thomas Chalmers Murrai/. Lectures on the Origin and Growth
of the Psalms. New York 1880. VIII, 319 pp. 8. doli. 1,50. — Vergl.
O. Zöckler Bew. d. Gl., Sept. 1880; W. Baudissin ThLZ. 1880, No. 26;
E, Nestle LCB. 1881, No. 1; H. Strack ThLB. 1881, No. 6; Kroner Jüd. LB.
1881, No. 2; L. Gautier Rev. de theol. et de philos., Nov. 1880; C. Bruston
Rev. theologique, Oct. 1880; A. Kuenen Theol. Tijdschr. 1880, p. 645 f,
108 Kauteseh, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
John Hopkins University zu Baltimore, sind von Rev. C. H. Toy
edirt worden, da der Verfasser wenige Tage nach der Beendigung
des Buches starb. Dasselbe ist für Laien berechnet und erörtert
mit besonnener Kritik ausser den Psalmenüberschriften besonders
eingehend die Einzelsammlungen, aus denen zwischen 537 und
337 der Psalter entstanden sei. Der Verfasser zeigt sich mit dem
gegenwärtigen Stand der Psalmenkritik wohl vertraut: eine För-
derung derselben hat er wohl selbst nicht beabsichtigt. Von den
Büchern Perowne's U1), Johnson'sm), Warren' sliJ), Vacqueries1™)
und Evaldsen's1'01) weiss ich nur die Titel zu nennen. Die kriti-
schen Noten von Baethgen162) beziehen sich auf Psalm 12, 8.9.
16, 3. 22, 30 ff.; 46, 5; 51, 10. 52, 9. 58, 3. 62, 9. 75, 6,
85, 7.9. 118, 12. Ueber de Lagarde's Deutung des 22. Psalms
s. o. No. 65 a. E. Einzelne Psalmenstellen behandeln auch die
Noten von Leiois1'*''). In Psalm 36, 2 conjicirt GraetzxhX) c;;:
für es: und in Vers 12 TDinn bN (es zertrete mich nicht etc.);
am Schlüsse ist eine neue Uebersetzung des 36. Psalms beigefügt.
Zu welcbein Behufe BlacJcwood1 5) 430 Seiten über Psalm 49 ge-
schrieben hat, weiss ich mir aus dem Titel nicht zu deuten ; ebenso
ist mir von Cox'a l5fi) Buche über die sogenannten Stufenpsalmen
nur der Titel bekannt. — Ein dem Ibn Ezra zugeschriebener
Proverbien-Commentar erfuhr eine treffliche Herausgabe
durch Driver 15~) ; gegen des letzteren Behauptung, dass auch dieser
147) J. J. S. Perowne. The Book of Psalms. New translated with
Notes. London 1880. 8. 10 s. 6 d.
148) G. H. S. Johnson, C. J. Elliot and F. C. Cook. The Book of
Psalms, with an Explanatory and Critical Commentary. New and revised
Edition reprinted from the „Speakers Commentary". London 1880. 374 pp.
8. 10 s. 6 d.
149) S. L. Warren. The Five Books of the Psalms with Marginal
Notes. London 1880. 8. 5 s.
150) Le livre sacre des Psaumes, traduit en francais d'apres le texte hebreu,
avec indication de l'antique marche dialoguee des chants par Benoit Vacquerie.
Paris 1880 (?). 242 pp. 8.
151) C. Fvaldsen. Ti Psalmer udlagte i Bibellaesning. Kopenhagen
1880. 190 pp. 8.
152) Friedr. Baethgen. Kritische Noten zu einigen Stellen des Psalmen-
textes: Theol. Stud. u. Kritiken 1880, 4, p. 751—64.
153) 1. Lewis. Exegetical Notes on Ps. 93, 3. 5, 4. 12, 3. 90, 3: Pres-
byterian Review, Jan. 1880, p. 164 — 66.
154) H. Graetz. Die Auslegung des Psalmes 36: Monatssehr. f. Gesch.
u. YVissensch. d. Judenth., Dec. 1880, p. 529—42.
l.r>."n J. »S. Blackwood. Almuth, the Messianic Enigma of Psalm XL1X
suggested, explained and vindicated. London 1880. 430 pp. 8. 10 s. 6 d.
156) S. Cox. The Pilgrim Psalms. Exposition of the Song of Degree.
London 1880. 8. 5 s.
157) S. R. Driver. A Commentary on the Book of Proverbs attributed
to Abraham Ibn Ezra. Ed. from a Ms. in the Bodl. Libr. Oxford (dar.
Press) 1880. 3 s. 6 d. — Vergl. Grünwald Jüd. LB. 1881, No. 4 und 5;
H. Oort Theol. Tijdschr. 1880, p. 257; Ac. 20. Nov. 1880; Athen. 11. Dec.
1880. ,,. 777; hier S. 132 No. 57.
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 109
Commentar schwerlich von lbn Ezra herrühre, ist Grünwald
(s. u.) mit dem Versuch aufgetreten, die Aechtheit dennoch plau-
sibel zu machen. — Zu dem Buch Hiob liegen vier englische
und vier französische Arbeiten vor. Dem Commentar von C'occ168)
wird von Z'öckler wissenschaftliche Haltung nachgerühmt. Glar-
ke's 159) Uebersetzung in „blank verse" schliesst sich fast Wort für
Wort an den Text, in der Exegese meist an Delitzsch an. Rod-
wett's160) Uebersetzung erscheint bereits in 3. Auflage. Die Studie
von Cheynem) war mir nicht zugänglich; ebensowenig die fran-
zösische Uebersetzung des Buches Hiob von Bonnefoyw2). Der
Aufsatz von DoretWd) erinnert stark an Hengstenberg. Aus-
gehend von der Behauptung, dass man immer nur herausgeworfen
habe, was der vorgefassten Theorie widersprach, hält Da» et die
Aechtheit der Elihureden aufrecht und kommt nach einem Verhör
der bisherigen Ansichten (besonders Godet's) über das Buch zu dem Re-
sultat, dass von der Idee des Leidens des Gerechten nichts zu finden
sei; man müsse vom philosophischen auf den praktischen Boden hin-
übertreten, da sich das Gedicht selbst überall (bes. Cap. 29 ff.)
auf den letzteren stelle. Da zeige sich denn, dass Hiob als Typus
der legalen und interessirten Frömmigkeit aufzufassen sei, welche
Verdientermassen von Gott gezüchtigt wird, damit die wahre, reine
Frömmigkeit an ihre Stelle trete , die Gott an sich wegen seiner
Grösse und souveränen Majestät zu lieben vermag. Alles ganz
schön, aber nach wie vor schon mit Hiob 1, 1 in schreiendem
Widerspruch und darum gründlich verfehlt. — Die Bemerkungen
Derenbourg's164) erörtern 9 Punkte: 1. Hiob als Typus einer
hebräischen Legende: die Namen seien nicht erfunden, weil sie
keine allegorische Deutung zulassen. 2. Das Axiom der göttlichen
Gerechtigkeit als Basis des Buchs. 3. Das Citat Ezechiels. 4. Das
Land Us. 5. Hiob ein Buch der Chokhma. 6. Hiob von jabab
Jud. 5, 28 mit N prosthet. = l'homme, cpii se plaint dans son
isolement. 7. die drei Freunde. 8. Elihu (Buzi sei nomen gentile
158) S. Cox. A Commentary on the Book of Job. With a Translation.
London 1880. 552 pp. 8. 15 s. — Vergl. T. K. Cheyne Acad. 16. Apr.
1881; Church Quarterly Review, Apr. 1881.
159) Henry James Ciarice. The Book of Job. A Metrical Translation
with Introduction and Notes. London 1880. 210 pp. 8. 6 s. — Vergl. Ac.
16. Oct 1880; Dublin Review, Juli 1881, p. 264 ff.
160) J. M. Rodwell. The Book of Job, translated from the Hebrew,
3«1 edit. London 1880. 8. 3 s. 6 d. — Vergl. Ac. 17. Juli 1880.
161) T. K. Cheyne. The Book of Job: a Literary and Biographical
Study. Frazer's Mag. Juli 1880, p. 126 — 134.
162) Marius Bonnefoy. Job et le Christ. I. Traduction en Vers francais
du livre de Job. IL Une journee du Christ. Aix 1880. 252 pp. 8.
163) M. Doret. Une hypothese sur l'idee mere du livre de Job: Revue
de theol. et de philos., Mai 1880, p. 209—245.
164) J. Derenbpurg. Etudes bibliques. Reflexions detachees sur le livre
de Job: Revue des Etudes Juives. Paris 188U, I, p. 1 — 8.
HO Kautssch, Hebräische Sjyrachkunde, alttestamentliche Exegese
von Bo'az). 9. Parallele zwischen Hiob und Bileam. Auf Hiob
40 f. bezieht sich wohl das Schriftchen von Boylesve1^). Die
Klagelieder hat Tietzim) in holprige Sechszeiler, oft geradezu
fürchterliche Knittelverse, übersetzt. Ueber die „Behandlung" des
Bibeltextes durch Raabe 16?) , diesmal der Klagelieder und des
Predigers, s. den Bericht für 1879, No. 102. Wie der Verfasser
zu seiner Sanskritisirung des hebräischen Textes gelangt, bleibt
auch diesmal räthselhaft. In seinen Noten über den Prediger
erklärt es Derenbouvg lüs) für eine Eigentümlichkeit der Chokhma-
literatur, dass sich in ihr nicht die Idee eines stellvertretenden
Strafleidens der Gerechten finde (eine an dieser Stelle vom Zaune
gebrochene Bemerkung mit unmissverständlichem Seitenblick,
übrigens in seichter und schiefer Ausführung) ; 2. Qoheleth sei
wohl durch chokhma zu ergänzen, also die Weisheit, die sich an
die Gesammtheit wendet, die philosophie populaire. 3. Qoheleth
solle Salomo vorstellen, gegen Graetzs Herodeshypothese zu 4,
13 ff. — 4. und 5. giebt Derenbouvg eine Analyse des Buches,
b'. wird die Entstehung desselben in das 2. Viertel des 2. Jahr-
hunderts v. Chr. in die Zeit der Hohenpriester Jason und Me-
nelas verlegt. 7. der Stil des Qoheleth verrathe bisweilen ein
Element, welches älter sei, als das Buch selbst; solche Sentenzen
aus älterer Quelle seien 7, 1—8. 9, 17. 10, 8 ff. 12, 3 ff. —
Ein ergötzliches Buch ist das eines englischen Anonymus 169) über
den Verfasser des Qoheleth. Den gegen Salomos Verfasserschaft
aus der späten Sprache geführten Beweis sucht unser Anonymus
dadurch zu entkräften, dass er aus Driver's Hebrew Tenses syn-
taktische Parallelen zwischen dem Qoheleth einerseits und Exodus
und anderen älteren Büchern anderseits mit Eifer zusammenklaubt.
Ausserdem wird in dem Buche noch bewiesen, dass Matth. 27, 9 f.
nicht aus Sacharja, sondern thatsächlich aus Jeremia stamme. —
165) Marin de Boylesve. Behemoth et Leviathan. Bourges et Paris
1880. 24 pp. 12.
IG 6) Hermann Tietz. Das Buch der Elegieen metrisch übersetzt und mit
einem hebräischen Commentar, Sichron Jehuda genannt, versehen. Schrimm
188Ü. XIV, 94 pp. 8. [Auch mit hebräischem Titel: MD"1» nb373 etc.].
— Vergl. Jüd. LB. 1881, No. 21.
167) Andr. Raabe. Die Klagelieder des Jeremias und der Prediger des
Salomon. Im Urtext nach neuester Kenntniss der Sprache behandelt, (erstere
metrisch) übersetzt. Mit Anmerkungen und einem Glossar versehen. Neuer
Gesichtspunkt Cur hebräisches Versmaas eröffnet. Leipzig 1880. VI, 224 pp.
8. M. 6. — Vergl. ThLB. 1880, No. 52; J. Wellhausen GGA. 1881,
No. 9 u. 10.
168) James Derenbourg. Ktudes bibliques. II. Notes detachees sur
l'Ecclesiaste: Revue des Ktudos Juives 1880, Oct. — Decbr., p. 165 — 185.
169) A Treatise on the Authorship of Ecclesiastes. To which is added a
Dissertation on that which was spnken through Jercmiah the Prophet, as quoted
in Matthew XXVII. 9—10. London 1880. 590 pp. 8. 14 s. — Vergl.
W. li. Smith Ac. 24. Juli 1880-, Athen. 21. Aug. 1880.
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. \\\
In Qoh. 3, 11 fasst Grimm™) Dbii* als notio aeternitatis (wesentlich
wie Delitzsch), i'^m = ausgenommen, dass. Von den Werken
Mason's m) und Rawlinsoris l7-) über Ezra, Nehemia und
Esther, Maleigh's1"'3) über Esther mögen die Titel genügen.
Von Auberlen's11*) Daniel und Apokalypse erschien eine fran-
zösische Uebersetzung; zum Daniel notire ich auch die Abhandlung
eines Anonymus 176) ; den Büchern der Chronik gelten die Ar-
beiten von Murphy™) und Clair111).
Die Bearbeitung der Apokrypha durch Bissell118), eine Er-
gänzung zur englischen Ausgabe von Lange's Bibelwerk (s. u.),
wird von Schürer als eine sorgfältige und solide Arbeit gerühmt.
Den ausführlichen Einleitungen folgt die autorisirte englische
Uebersetzung in genauer Revision. Aufgenommen sind auch 1. und
4. Esdras, 3. Makkab. und der Brief Jeremiä; im Anfange finden
sich Notizen über Henoch, die Sibyllinen, den Psalter Salomos,
die assumtio Mosis, ascensio Jesajae etc. „Homiletische Andeu-
tungen" sind nicht beigegeben. In Betreff des Baruch setzt sich
Hügenfeld (s. o. unter No. 137) mit Kneucker auseinander,
nachdem Kneucker™) selbst auf die Recensionen seines Baruch
(s. Bericht für 1879, No. 111) von Hügenfeld, Schürer, Strack
und einem Anonymus in der Luth. KZ. replicirt hatte. — Das
170) Wilibald Grimm. Ueber die Stelle Koheleth 3, ll1': Ztschr. f.
wissensch. Theol. 1880, 3, p. 274 — 79.
171) W. T. Mason. Questions on Ezra, Nehemiah, Esther etc. London
1880. 12. 6 d.
172) Pulpit Commentary. Ezra, Nehemiah and Book of Esther by G. Raw-
linson. London 1880. 8. 12 s. 6 d.
173) A. Raleigh. The Book of Esther: its Practical Lessons and Dramatic
Scenes. London 1880. 250 pp. 8. 4 s. 6 d.
174) Ch.-A. Auberlen. Le prophete Daniel et l'Apocalypse de Saint
Jean consideres dans leurs rapports reciproques et etudies dans leurs principaux
passages. Traduit de l'allemand de la 2« edition par H. de Rougemont.
Lausanne 1880. XLVII, 399 pp. 8. — Vergl. P. C'hapuis Revue de theol.
et de phil. 1880, p. 491—497.
175) L'aramaico ed i grecismi di Daniele: Arch. lett. bibl. II, 90 — 92.
176) J. G. Murphy. The Books of Chronicles. London 1880. 8. 1 s. 6 d.
(Books for Bible Classes.)
177) C'lair (l'Abbe). Les Paralipomenes. Introduction critique et commen-
taire. Trad. franc. par M. l'abbe Bayle. Paris 1880. 400 pp. 8. Fr. 8.60.
— Vgl. C. J. Polybibl. XXXI, 484 f.
178) Edwin Cone Bissell. The Apocrypha of the Old Testament, with
Historical lntroductions , a revised Translation and Notes Critical and Explana-
tory. New York 1880. IV, 680 pp. 8. s. 25. [Als Bd. XV Schafs eng-
lischer Ausg. von Lange's Bibelwerk beigegeben.] — Vergl. E. Schürer ThLZ.
1881, No. 9; E. Nestle LCB. 1881, No. 50; New Englander, Jan. 1881;
J. Evans Presbyt. Rev., Apr. 1881.
179) J. J. Kneucker. Die Baruch-Frage. Eine Replik: Ztschr. f. wissensch.
Theol. 1880, 3, p. 309—323.
112 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
Buch Jesus Sirach bearbeitete Lesetrem). — Nestle181) verweist
zu IV Esra 6, 51 auf Psalm 50, 10 und emendirt die Inter-
punction in Fräzsche's Text von IV Esra 9, 34 f. (Sunt, . . .
exterminentur ohne Komma, aber haec,).
Wenden wir uns zur Geschichte Israels, so dürfen wir
uns fürs erste an etlichen neuen chronologischen Systemen erfreuen.
Ein Anonymus18-), der sich seitdem in einem „offenen Brief an
alle Bibel- und Geschichtskundigen" als Kanzleirath Paret in
Stuttgart zu erkennen gegeben hat, bringt das Resultat seiner
Forschungen sinnig scbon auf dem Titel an. Ausgehend von einer
schlechthin mechanischen Inspirationstheorie hat er es doch als
ein Unrecht erkannt, dass man seit der Reformation den hebräischen
Text als Grundtext anzusehen pflege; dies geschehe nur deshalb,
weil die Vulgata sich auf ihn (den hebräischen Text) gründe,
Luther aus ihm übersetzt habe und die Theologen seinetwegen
hebräisch lernen müssen. Statt dessen sei aber vielmehr mit dem
alten KW. die im 2. Jahrhundert vor Chr. von 70 Dolmetschern
unter „Demetrius Phaleraeus" gefertigte LXX zu Grunde zu legen.
— Aus Floigl'slSi) Chronologie erfahren wir, dass der Auszug
aus Aegypten 1137, der Uebergang über den Jordan im März 1105
vor Chr. erfolgte. 34atzatm) rühmt sich selbst, die biblische
Chronologie rein auf Grund der biblischen Zahlen reconstruirt zu
haben. Da aber zugleich auch die assyrische Chronologie aufrecht
erhalten wird, so greift der Verfasser zu Auswegen, wie die Statui-
rung zweier Ahab, zweier Hazael u. s. w. Pul ist der Name eines
Generals, der sich als Grosskönig Tiglath Pileser nannte. Bezüglich
der chronologischen Differenz zwischen der jüdischen und israeliti-
schen Königsreihe verfährt Matzat mit edler Unparteilichkeit.
Für die Periode von der Theilunar des Reiches bis zur Thron-
180) H. Lesctre. L'Ecclesiastique, introduction critique, traduction Franchise
et commentaires. Paris 1880. 283 pp. 8. Fr. 6 (Subscr.-Preis Fr. 4.20). —
Vergl. C. J. Polybibl. XXXI, 485 ff.
181) E. Nestle. Bemerkungen zu dem Esra-Propheten: Ztschr. f. wissensch.
Theol. 1880, 3, p 358—59.
182) K. L. P. Forschungen über die wahrscheinlichste Weltaera zur
Klärung der biblischen und weltgeschichtlichen Chronologie zur Apologie und
zum Schutz der Bibel. Tübingen 1880 n. Chr., 7461 der Welt. 101 pp. 8.
M. 1. 80. — Vergl. ThLB. 1881, No. 9.
183) Victor Floigl. Die Chronologie der Bibel, des Manetho u. Beros. Lpz.
1880. X, 28G pp. 8. M. 8. — Vergl. Raslca in Lit. Rundschau 1880,
No. 22; ThLB. 1881, No. 4; Nowacle Deutsche LZ. 1881, No. 7; J. Oppert
QGA. 1881, No. 4; Joh. Hollenberg ThLZ. 1881, No. 9; W. J. Beecher
I'rosbytorian Review, Juli 1881; hier S. 72 No. 28.
184) Heinrich Matzat. Chronologische Untersuchungen zur Geschichto
der Könige von Juda und Israel. Weilburg a. Lahn 1880. 24 pp. 4. M. 1.
(Programm der Landwirthschaitschule]. — Vergl. E, Schrader ThLZ. 1880,
No. 12; O. Zöckler Bew. d. Gl., Sept. 1880; Nowack Deutsche LZ. 1880,
No. 13; F. H. ThLB. 1881, No. 25.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 113
besteigung Jehu's acceptirt er die 95 Jahre der jüdischen Könige
(960 — 865); von da bis zur Zerstörung Samariens die 144 Jahre
der israelitischen Könige (statt der hier unbequemen 165 jüdischen
Jahre). Demselben Thema gilt ein Aufsatz von BeecheiAS5) ; die
Chronologie des Josephus behandelt Destinon186).
Von Darstellungen der israelitischen Geschichte
ist eine 15. Auflage des bekannten Buches von Kurtz*87) und ein
4. Abdruck der biblischen Geschichte von Ehrmann 188) zu erwähnen.
Henne- Am Rhyn189) schrieb eine Kulturgeschichte der Juden, wie
sie ein Atheist ohne Kenntniss des Hebräischen, aber mit vielfacher
Anlehnung an Graetz schreiben kann. Die Religion Israels ist
nach ihm aus den gröbsten heidnischen Anschauungen heraus all-
mählich zur Jehovareligion , nach dem Exil zur blossen National-
religion geworden. Eine wirkliche , Kulturgeschichte des Juden-
thums" würde mit mehr Vorbereitung und weniger Flüchtigkeit
zu schreiben sein, als es hier geschehen ist. — Das beliebte Thema
des Synchronismus zwischen Bibel und Keilinschriften hat auch im
Berichtjahr wieder zahlreiche Darstellungen gefunden. Die Tabellen
von Bommel1^) sind ein recht brauchbares Hülfsmittel zur raschen
Orientirung über den gegenwärtigen Stand der Untersuchung;
allerdings ist auch ihm gegenüber Vorsicht von Nöthen , damit
man sich nicht neueste Hypothesen als urkundliches Material auf-
heften lässt. Eine andere Arbeit von Hommel191) beschäftigt sich
mit dem Verhältniss der keilinschriftlichen Chronologie zu der
biblischen. Eine Popularisirung des Ertrags der Keilschriften-
forschung bezwecken die Arbeiten von Buddensiegvn), der be-
185) W. J. Beecher. The Chronology of the Kings of Israel and Judah:
Presbyterian Review. Jan. 1880.
186) Justus von Destinon. Die Chronologie des Josephus. Kiel 1880.
35 pp. 4. M. 1,60. — Vgl. 11. Bloch Jiid. LB. 1880, No. 25; hier S. 141 No. 121.
187) Joh. Heinrich Kurtz. Lehrbuch der heiligen Geschichte. Ein Weg-
weiser zum Verständniss des göttl. Heilsplans nach seiner geschichtlichen Ent-
wickelung. 15. revid. Aufl. Königsberg 1880. VIII, 331 pp. 8. M. 2,80.
188) Dan. Ehrmann (Rabb.). Geschichte der Israeliten von den urältesten
Zeiten bis auf die Gegenwart. Zum Gebrauche für Schule und Haus. I. Theil.
Biblische Geschichte. 4. unveränd. Aufl. Brunn 1880. XVI, 117 pp. 8. M. 1,40.
189) Otto Henne- Am llhyn. Kulturgeschichte des Judenthums von den
ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Jena 1880. XIV, 527 pp. 8. M. 10. ■ —
Vergl. Neue Ev. KZtg. 1880, No. 32; H. Strack ThLZ. 1881, No. 4; Well-
hausen DLZ. 1881, No. 24; hier S. 140 No. 114.
190) F. Hoinmel. Abriss der babylonisch-assyrischen u. israelitischen Ge-
schichte von den ältesten Zeiten bis zur Zerstörung Babels in Tabellenform.
Leipzig 1880. III, 20 pp. 8. M. 1,50. — Vergl. O. Zöckler Bew. des GL,
Sept. 1880; Theol. LB. 1880, No. 43; J. Oppert GGA. 1881, No. 4, p. 103—126 ;
E. M. LCB. 1881, No. 14; L. Gautier Rev. de theol. et de philos., Nov. 1881,
p. 597 — 604; hier S. 72 No. 29.
191) F. Hommel. Die Keilschriftforschung und die biblische Chronologie:
Augsb. allg, Ztg. 1880, Beil. No. 111—113; hier S. 73 No. 30.
192) Rucl. Buddensieg. Die assyrischen Ausgrabungen u. das Alte Testa-
ment. (Zeitfragen des christl. Volkslebens. 27. Heft.) Heilbronn 1880. 76 pp.
Jahresbericht 1880. 8
114 Kautzsch, Hebräische Sprachkwnde, alffeslamentliche Exegese
sonders bei den babylonischen Berichten über die Urgeschichte
verweilt, ZöcJderl9s), dessen Referat vielleicht etwas zu vertrauens-
selig gehalten ist, Schulze1'-*4) und wohl auch Cosqwin190) und
MenantVM).
Wenden wir uns zu der Behandlung einzelner Punkte oder
Perioden der israelitischen Geschichte, so ist Vuilleu-
mier'sm) Aufsatz über den ägyptischen Moses ein Referat, über die
bekannten Enthüllungen Lauth's (s. Bericht über 1879, No. 128).
Der Verfasser wundert sich zu unserer Verwunderung, dass Lauttis
Entdeckungen bisher von den Aegyptologen todtgeschwiegen worden
seien, und wünscht fachmännischen Aufschluss über dieselben.
Den letzteren glauben wir unfachmännisch dahin geben zu können,
dass die Aegyptologen als höfliche Leute ihrem Collegen nicht
widersprechen mögen. In Betreff des Exodus der Kinder Israel
hat sich Sayce1^) jetzt an Ort und Stelle überzeugt, dass der
Durchzug gemäss Brugsch's Annahme durch den Sirbonissee
erfolgt sei. Was man nicht Alles durch Autopsie lernen kann !
Ueber Dods'im) Geschichte der Richterzeit weiss ich nichts Näheres.
Die oberhirtlich approbirte Geschichte Davids und seiner Zeit von
Weiss200) zeigt sich wohl vertraut mit der einschlagenden prote-
stantischen Literatur, ohne jedoch für die Kritik der Quellen
irgend welchen Gebrauch von ihr zu machen. Statt dessen zieht
es der Verfasser vor, die differirenden Berichte (auch der Chronik)
vermittelst aller der Kunststückchen zu vereinigen, die aus Keil's
Commentar zur Genüge bekannt sind. Dieses Verfahren ist ihm
offenbar Gewissenssache und darum mögen wir nicht mit ihm
darüber rechten. Die Zeit von Salomo bis Ahab behandelt Eders-
8. M. 1,40. — Vergl. E. Schröder ThLZ. 1880, No. 3; E. liiehm Deutsches
LB., 15. März 1880; Folie Prot. KZ. 1880, No. 12; J. Deutsch Jüd. LB. 1880.
No. 2G; LCB. 1880, No. 27; C. J. Polybibl. XXIX, 197.
193) S. oben S. 78 No. 65.
194) S. oben S. 78 No. GG.
195) E. Cosquin. Los monuments nssyriens et la Bible: Le Francais,
8. Jan. 1880.
196) J. Minant. La Bible et les Cylindres chaldeens. Paris 1880. 44 pp.
8. avec figures. Fr. 3.50. [Extr. des Comptes rendus de l'Academie des in-
seriptions.]
197) //. Vuilleumier. Le Moi'se cgyptien d'apres le Dr. Lauth : Revue
de theol. et de philos., Nov. 1880, p. 569—582.
198) A. 11. Sayce. Brugsch-Bey's Tlioory of tho Exodus. Letter: Acad.
10 Apr. 1880, p. 270.
199) Marcus Dods. Lsrael's Iron Age. The Period of the Judges. 4"' cd.
London 1880. 8. 3 s. G d.
200) Hugo Weiss. David und seine Zeit. Historisch-exegetische Studien
vornehmlich zu den Büchern Samuel's. Mit oberHrtlicher Approbation. Münster
1880, 271 pp 8. M. 4. — Vergl. E. Kautzsch Deutsche LZ. 1880, No. 12;
B.Schäfer Lit. iidw. 188<>, No. 21; Rohling Lit. Edsoh. 1880, No. 22; Giese-
brecht ThLZ. 1881, No. 13; Seifen berger Ztschr. f. kath. Theol. VI, 2; C. J.
Polybibl. XXXI, 484.
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 115
heim201). Der Legendenstoff, welcher sich in der arabischen und
äthiopischen Literatur an den Namen Bilqis angesetzt hat, ist sammt
seinen Berührungen mit der jüdischen Haggada in einer gelehrten
und gründlichen Studie von Bosch-02) zusammengestellt worden.
Patterson'sios) „Elias" scheint mehr erbaulichen Charakters zu sein.
Das Yerhältuiss der Namen Phul und Tiglathpileser bespricht ein
italiänischer Anonymus204); mit Jeremia und seiner Zeit beschäftigt
sich ein Vortrag von C&rnill-05). Ein englisches Werk206), für
dessen richtigen Titel ich nicht einstehen kann, begründet nach
dem Athenäum die geniale Hypothese, dass der Name Cymry, mit
welchem sich die Welsh (Walliser) noch jetzt benennen, eigentlich
„das Volk Omri's" bezeichne. Dagegen will der anonyme Verfasser
des „Anglo-Israelism"2lJ7) nichts von der Identificirung der Engländer
mit den verlorenen 10 Stämmen wissen. Oort20*) giebt in den
beiden Schlussbänden seiner Jugendbibel (vergl. Bericht für 1877,
No. 47) eine sehr eingehende und nach dem holländischen Kritiker
Kosters auch formvollendete Darstellung der jüdischen Geschichte
von Nehemia bis auf Bar Kochba mit streng wissenschaftlicher
Kritik. Das Programm von Werther -0d) plädirt mit einer Apologetik
a tout prix für eine Wegführung der Juden vor der ersten Weg-
führung, da die geschichtliche Notiz des mitbetheiligten Daniel
(1, 3. 5) natürlich schwerer wiegt, als das Schweigen des Königs-
buches. Die Studie Halevy's210), zuerst im Juni 1880 in der
Academie des inscriptions vorgetragen, bezieht sich auf ein Täfelchen,
201) A. Ederslieim. History of Judah and Israel from the Birth of Salomon
to the Reign of Ahab. London (Eeligious Tract Society) 1880. 8. 2 s. 6 d.
(Vol. 5 der Bible History.)
202) Gustav Rösch. Die Königin von Saba als Königin Bilqis. Eine
Studie: Jahrb. protest. Th. 1880, 524—572. (Auch sep. u. gl. T. Leipzig 1880.
52 pp. 8. M. 2.)
203) R. M. Patterson. Elijah the favoured Man. A Life and its Lessons.
Philadelphia 1880. 12. 5 s.
204) II Phul e il Theglathphalasar della Bibbia: Civiltk cattolica 1880.
p. 722—23.
205) Carl Heinr. Cornill. Jeremia und seine Zeit: Sammlung von Vor-
trägen, hrsg. von W. Prommel u. F. Pf äff. Bd. IV, Heft 7. Heidelberg 1880.
39 pp. 8. M. 0,80. — Vergl. Beweis des Gl., Juli 1881.
206) Lazarus and Philo-Israel. Proofs for the Welsh that the British are
the lost Tribes of Israel. 1880. — Vergl. Athen. IG. Oct. 1880, p. 497 f.
207) Anglo-Israelism : Church Quarterly Review, Juli 1880.
208) H. Oort. De laatste eeuwen van Israels volksbestaan (7. u. 8. Theil
von Dorfs „Bijbcl voor Jongelieden"). Haag 1880. 293 u. 404 pp. 8. ti. 5.
— Vergl. W. H. Kosters Theol Tijdschr. 1880. p. 192—217.
209) Max Werther. Zwei Acte der Wegfubrung von Juden iu die Babyl.
Gefangenschaft. Eiue Untersuchung nach der Heil. Schrift. Pless (Progr. der
evang. Fürstensch.) 1880. 17 pp. 4.
210) Jos. Halevy. Cyrus et le retour de l'exil. Etüde sur deux in-
scriptions cuneiformes relatives au regne de Nabonide et a la prise de Babylone
par Cyrus: Revue des Etudes Juives I, p. 9 — 31. Vgl. hier S. 70 No. 11.
116 Kautzsch, Hebräische Sprachhunde, alttestamentliehe Exegese
welches die Hauptereignisse aus den letzten 17 Jahren des Na-
bonned und dem ersten des Cyrus enthält, und sodann auf einen
Cylinder des Cyrus, welcher über seinen Einzug in Babel und die
Massregeln zur Wiederherstellung des Cultus der Babylon. Götter
berichtet; u. a. ist hier auch die Erlaubniss zur Kückkekr der
Exulanten erwähnt. Im Anschluss hieran bespricht Haien/ auch
als in diese Zeit gehörig Jes. 13 f.: 44 — 48; «Ter. 50 — 51; Psalm
42 — 44. 132. 137. Zum Schluss folgt noch eine Tirade über die
Unmöglichkeit der Kedaction des Pentateuch durch Ezra, mit ob-
ligaten Schmähungen der soi-disant Kritiker, die solches für mög-
lich halten. Wenn wir wünschen möchten, dass sich Halevy diesen
Schluss lieber erspart hätte . so ist er doch in einer Beziehung
sehr instructiv, er bestätigt nämlich aufs neue die Thatsache, dass
die jüdischen Kritiker — und zwar auch solche von dem Scharf-
sinn und der Gelehrsamkeit Hal&vy's — für die Pentateuchfrage
noch zwei besondere Augen neben den sonst für kritische Blicke
verwendeten im Kopfe haben. — Annähernd dasselbe Thema, wie
Oort (s. o. No. 206) behandelt Wise211), die Geschichte der
Makkabäer de Saulcy212), eine ganz specielle Frage Friedmann213),
endlich Chiirch2ii) die letzten Tage Jerusalems nach Josephus.
Bevor wir zu den literarischen Erscheinungen auf dem Ge-
biete der sogenannten biblischen Archäologie übergehen,
gedenken wir noch ausnahmsweise, um ihrer besonderen Wichtig-
keit willen, einer Leistung zur Geographie Palästina's. nämlich der
nun glücklich vollendeten grossen englischen Karte des Westjordan-
landes215). Welcher ausserordentliche Fortschritt in der Darstellung
der Bodenbeschaffenheit und ganz besonders in der genauen Fest-
stellung der Ortslagen hier vorliegt, zeigt schon die Vergleichung
des ersten besten Ausschnitts der Karte mit der entsprechenden
Partie bei van de Velde; man überzeugt sich da mit Verwunderung,
wie ehemals so sehr Vieles (besonders in den von der Touristen-
strasse seitab liegenden Strichen; nur nach vagen Angaben und
211) J. M. Wise. History of the Hebrews' second Commonwealth with
Special Keference to its Literature, Culture and the Origin of Rabbinism and
Christianity. Cincinnati 1880. 386 pp. 8. doli. 2. — Vgl. unten S. 141 No. 116.
212) F. de Saidcy. Histoire des Machabees ou prinees de la dynastie
asmontienne. Paris 1880. II, 319 pp. 8. Fr. 10.
213) S. Friedmann. Simon I oder II „der Gerechte"?: Jüd. LB. 1880,
No. 49, p. 194. — Vgl. unten S. 141 No. 119.
214) Alfred J. Church. The Story of the Last Days of Jerusalem, from
Josephus. London 1880. 8. 3 s. 6 d. — Vergl. Acad. 24. Dec. 1880, p. 457.
215) Map of Western Palestine in 26 Sheets from Surveys conducted for
the Committee of the Palestine Exploration Fund by Lieutenants C. R. Conder
and //. //. Kitchener during the years 1872 — 1877. Scale: one Inch to a
Mile = Photozincographed and printed etc. London 1880. — Vergl.
A. Sonn ZDPV. III, 179 und IV, 142; W. /.'. Smith Acad. 6. Mai 1882.
und biblische Theologie, Geschichte Israel*. 117
ungefähren Schätzungen eingezeichnet worden ist. Zu bedauern
ist nur, dass die Namenlegenden, wie sich Referent aus eigenem
Gebrauch der Karte überzeugt hat, nicht selten undeutlich sind.
Diesem Mangel werden allerdings die Memoirs, von welchen unterdess
der erste Band in prächtiger Ausstattung erschienen ist, abhelfen,
— freilich nur für diejenigen, welche sich eine Ausgabe von
400 Mark für das gesammte Werk gestatten können. Die Karte
allein ist für 60 Mark auf buchhändlerischem Wege zu beziehen.
Das Werk Turano's 2l6), welches ich wegen der zweiten Hälfte
des Titels an dieser Stelle anführe, finde ich als breit und — wie
bei seiner Bestimmung begreiflich — gut katholisch bezeichnet.
Sjjencer's-1"') Sociology berücksichtigt vorwiegend die Hebräer und
bietet für diese — auch in Auszügen aus den deutschen Exegeten
und Kritikern — ein überaus reiches Material. Bezüglich der
Phönizier ist der von Movers gebotene Stoff besonders aus den
Werken Renan's, Duncker's und Maspero's ergänzt. In kritischer
Beziehung steht der Verfasser auf dem Standpunkte Kuenen's.
— Fenton's-1* , Early Hebrew Life ist aus einer Reihe von Artikeln
in Theological Review hervorgegangen und ergeht sich u. a. auch
in Vergleichungen zwischen der socialen Entwickelung der Hebräer
und derjenigen anderer Völker ; freilich dürfte das Maass historischer
Kritik, über welches der Verfasser verfügt, zur Lösung der hier
vorliegenden schwierigen Aufgabe nicht ausreichen. Nur die Titel
weiss ich zu nennen von den Arbeiten Sehih Mcrrill's219), eines
englischen Anonymus'2-0), Gilly's221) über die Künste bei den
Hebräern, abermals eines englischen Anonymus-22), des Italiäners
216) Domenico Turano. Filosofia della storia sacra, e notizie archeo-
logiehe bibliche, ad uso di seminarii di chierici. Torino 1880. 254 pp. 8.
L. 3,50. — Vergl. C. J. Polybibl. XXXI, 482 f.
217) Descriptive Sociology or Croups of Sociological Facts. Classified and
arranged by Herb. Spencer. Hebrews and Phoenicians. Compiled and arranged
by Rieh. Scheppig. London 1880. — Vergl. Westm. Rev. CXV, p. 282; Sat.
Rev., Nov. 1880, p. 623; Ac. 16. Oct. 1880, p. 272 f.; W. Quart. Rev. 1. Jan.
1881, p. 203 f.
218) John Fenton. Early Hebrew Life: a Study iu Sociology. London
1880. XXUI, 120 pp. 8. 5 s. — Vergl. W. H. Simcox Acad. 4. Dec. 1880,
p. 398; Athen. 12. März 1881; The Nation, 8. Sept. 1881; P. Viollet RC.
1881, No. 15.
219) Selah Merrill. On Palestinian Archaeology: Proc. Am. Or. Soc,
Mai 1880, p. III- V.
220) Curiosities of the Bible. Pertaining to Persons, Places and Things.
London 1880. 12. 2 s.
221) A. Gillg. Les Arts chez les Hebreux. Nimes 1880. 11 pp. 8.
[Extr. du Bull, de l'art chretien.]
222) The System of Land Tenure in Ancient Palestine: Church Quarterly
Review, Juli 1880, p. 404 — 435.
113 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alt testen» entliehe Exegese
BarJu2-3) und des für 1879 hier nachgeholten Abbe Meinain224)
über das hebräische Kalenderwesen. Die kalendarische Bedeutung
des Jobeljahres tindet Kloster mann--0) in der Bestimmung des-
selben, als eine Art von Schaltjahr den Ausgleich zwischen der
Rechnung nach Sonnenjahren und derjenigen nach Mondjahren
herbeizuführen (öl1^ Mond- = 50 Sonnenjahren). Trotz des sehr
gelehrten Nachweises , dass der Wortlaut des Jobeljahrgesetzes
eine solche Auffassung nicht ausschliesse . kann ich doch nicht
leugnen , dass mir die Rechnung etwas sehr verwickelt und von
mancherlei „wenn" und ,abera bedingt erschienen ist; immerhin
getraue ich mich nicht, über das Resultat der jedenfalls sehr
scharfsinnigen Untersuchung abzusprechen. Nach Beendigung seiner
Arbeit entdeckte übrigens Klostennann , dass fast genau dieselbe
Hypothese bereits von dem Hohenstedter Superintendenten Franke
in seinem Novum systema chronologiae fundamentalis (Göttingen
1788) vorgetragen worden sei. — Schick*26) zeigt, dass das im Tractat
Joma erwähnte bet hadüdü, bis zu welchem der Sündenbock in
die Wüste geführt wurde , identisch sei mit dem heutigen bet
Inidedün , 12 römische Meilen (nach der englischen Karte in
gerader Linie 9 römische Meilen) östlich von Jerusalem ; übrigens
schreibt die englische Karte Hadedun. Ueber Cidtreras227) Fauna
biblica ist mir Näheres nicht bekannt. Conder22*) giebt Bemer-
kungen zu einem Artikel BesvtocJds, welcher (in den Quart. State-
ments, Oct. 1879. p. 181) die althebräische Elle auf 17. 7 inches
(= 449, 58 Mm) bestimmt hatte.
Wie in der Archäologie , so haben wir auch unter der
Rubrik Biblische Theologie allerlei sehr verschiedenartige
Arbeiten zusammenzufassen. Die Vorlesungen F. Hitzig 's229) über
223) F. Bachi. I mesi dell' anno ebraico, con brevi nozioni di archeo-
logia biblica. Letture. Torino 1880. 231 pp. 16. L. 2,50.
224) Memain, l'abbe. Notice sur l'ancien calendrier hebraique et sur ses
rapports avec les autres calendriers. Bar-le-Duc 1879. 36 pp. 8. — Vgl.
S. 140 No. 113.
225) Klostermann. Über die kalendarische Bedeutung des Jobeljahres:
Theol. Stud. u. Krit. 1880. p. 7 20—748.
226) C. Schiele. In welche Gegend der Wüste wurde der Sündenbock
geführt: Ztschr. des Deutschen Pal. Ver. III, 4, p. 214 — 219.
227) P. Oultrera. Fauna biblica, ovvero spregazione degli animali men-
zionati nella S. Scrittura. Palermo 1880. Till, 478 pp. 8 con 25 tavole. L. 7.
228) Conder. Length of the cul.it: Quarterly StMtements des Palestine
Exploration Fund 1880, p. 98 — 100.
229) F, Hitzig. Vorlesungen über biblische Theologie und messianische
W<i>sagungen des A. Testaments. Herausgeg. von J. J. Kneucker. Mit dem
(phototyp.) Brustbilde Hitzig's und einer Lebens- und Charakter-Skizze. Karls-
ruhe 1880. XIV, 64, 224 pp. 8. M. 6. — Vergl. W. Bauäissin ThLZ.
1880, No. 14; ThLB 1880, No. 32; Schönfelder Lit Kundschau 1880, No. 17
Hirrvpel Tüb. Th. Quartalschr. 1881, p. 149—160; Egli Ztschr. f. wissensch.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 119
biblische Theologie des Alten Testaments und messianische Weis-
sagungen sind von Kneucker mit liebevoller Sorgfalt edirt worden.
In der „ Biblischen Theologie" ist nach der Einleitung zuerst
(p. 13 — 47) vom Princip der alttestamentlichen Religion die Rede;
sodann folgt als 1. Haupttheil die „Allgemeine Glaubenslehre"
(Lehre von Gott nach seiner absoluten Selbstständigkeit, Idee Gottes
nach seinem Verhältniss zur Welt, Verhältniss Gottes zum Men-
schen); als 2. Haupttheil „Der Particularismus" vom Wesen der
Theokratie; von der Gliederung und Fortbildung der Theokratie ;
von der idealen Theokratie oder vom Messias). In den Messiani-
schen Weissagungen (p. 185 — 214) wird zwischen „Unechtem
Messianismus" (Gen. 3, 15; 12, 2 f.; 49, 10 etc.) und „Echter
messianischer Weissagung" geschieden. Dass Vorlesungen, deren
Grundlagen auf 1835 zurückgehen, gegenwärtig in vielen Stücken
als ein Anachronismus erscheinen müssen, versteht sich von selbst ;
ebenso aber auch, dass es in einer Arbeit Ht'tzig's, die er viele
Jahre lang eifrig gepflegt hat, nicht an vielem Originellen und
Anregenden fehlen kann. Sehr dankenswerth ist endlich die vor-
angeschickte biographische Skizze sammt den Leichenreden auf
Hitzig und Auszügen aus Briefen desselben. Dass Kneucker nicht
nur an dem Menschen, sondern auch an dem Gelehrten nichts als
Licht sieht, halten wir der Pietät des treuen Schülers gern zu
Gute; was er von dem Charakter Hitzig's rühmt, wird durch das
sehr wohlgetroffene Portrait vor dem Titel nicht Lügen gestraft.
— Von Bestmann's250) Geschichte der christlichen Sitte, Bd. I,
gehört hierher das 3. Buch, welches die Sitte Israels behandelt.
Referent muss bekennen, diesen Abschnitt mit steigendem Unwillen
gelesen zu haben. Von einem Standpunkt aus. dem die Theologie
von Hofmanns identisch ist mit der Theologie überhaupt, sitzt
der Verfasser bald mit wegwerfendem Hohn, bald mit achsel-
zuckendem Mitleid über alle die Unglücklichen zu Gericht, welche
sich einbilden, geschichtliche Probleme mit gewissenhafter Unter-
suchung des Thatbestandes. anstatt mit theologischen Orakelsprüchen
lösen zu wollen. Auf welcher Seite dann die Construction der
Geschichte aus vorgefassten Meinungen zu suchen ist, darüber
wollen wir kein Wort weiter verlieren. Nur davon wünschten
wir den Verfasser zu überzeugen, wie sehr er durch seine Mass-
losigkeit der Sache schadet, der er mit seinen unleugbar guten
Gaben zu dienen trachtet. — Ueber den Offenbarungscharakter des
Theol. 1880, 4, p. 488 ff. ; E. Nestle LCB. 1881, No. 2; A. Kuenen Theol.
Tijdschr., Nov. 1880; H. Vuilleumier Revue de theol. et de philos., Juli 1880;
M. Fernes EC. 1880, No. 48.
230) H. J. Bestmann. Geschichte der christlichen Sitte. I. Theil: die
sittlichen Stadien. Nördlingen 1880. [3. Buch (p. 231-337) die Sitte Israels.]
XII, 461 pp. 8. M. 8. — Vergl. ThLB. 1880, No. 47; A. Harnack ThLZ.
1881, No. 7: O. Pfieiderer Deutsche LZ. 1881, No. 41.
120 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
Alten Testaments handeln Brodie231), Given232), der allein 98 Seiten
der Vertheidigung der Verbalinspiration widmet und auf weiteren
143 Seiten die Tradition über den Bibelcanon u. a. auch gegen
Robertson Smith in Schutz nimmt; Mercer233) und Boyce23i).
Ueber den Inhalt der Schrift von Hight-Steioard23'0) weiss ich
nichts zu sagen; der Aufsatz von Fernes236) ist trotz des Titels
nur ein Referat über das Bibelwerk von Reuss. — EicJithcd23')
erklärt Jahveh für die wahrscheinlichste Aussprache des Tetra-
gramms; ungewiss aber sei die Etymologie, wenn schon Ableitung
von t-rn wahrscheinlich ; nicht minder ungewiss sei die Correspon-
denz des Namens mit dem !"P—N "itZJN !~p:tn Ex. 3, 14, denn diese
Formel sei als eine metaphysische offenbar jünger als andere De-
finitionen Gottes. Dagegen plädirt Lieblein23S) wieder für die
Entlehnung Jahve's aus dem ägyptischen Pantheon. Der populäre
Aufsatz von Fabioli23l)) beruht auf naturalistischer Basis. Simcho-
ivitz210) erweist aus Talmud und ßabbinen, dass Mose der Be-
gründer eines deistisch-materialistischen Systems auf naturwissen-
schaftlicher Grundlage gewesen sei, welches sich unter Vermittelung
der Prophetenschulen weiterhin als Geheimlehre erhalten habe. —
231) F. Brodie. The Revelation viewed by the Light of Old Testament
Scriptures and thus criticising many of the commonly reeeived Opinions regar-
ding the Meaning of its Prophecies. London 1880. 234 pp. 8. 2 s. 6 d.
232) John James Given. The Truth of Scripture taken in Conneetion
with Revelation , Inspiration and the Canon. Edinburgh und New York 1880.
370 pp. 8. — Vergl. C. W. Hodge Presbyterian Review, Juli 1880; Bibl.
Sacra 1881, p. 780.
233) L. P. Mercer. The Bible. Its True Character and Spiritual Mea-
ning. Chicago 1880. 12. 5 s.
234) W. B. Boyce. The Higher Criticism and the Bible: a Manual for
Students. London (Wesleyan Conference Office) 1880. 488 pp. 8. 9 s.
235) C. F. W. Hight-Steward. Origine della religione israelitica, romana
e cristiana. Conghietture. Parma 1880. 58 pp. 8.
236) M. Vernes. La religion juive (Judai'sme ancien) : Revue de l'histoire
des Religions 1880, No. 2, p. 20G f.
237) G. d 'Fichthai. Sur le nom et le caractere du dieu d'Israel Jahveh:
Revue de l'histoire des religions, I, 3, Mai — Juni 1880, p. 356 — 373.
238) Lieblein. Etüde sur le nom et le eulte primitif du Dieu hebreu
Jahvo: Compte rendu de la 3« Session du Congres provincial des Orientalistes
(Lyon 1878). Tome I. Lyon 1880. 334 pp. 4. Fr. 17.
239) G. Fabioli. La Religione e il Dio degli Ebrei : Riv. Europ. XXIII,
411-422.
240) S. S. Simchov:itz. Der Positivismus im Mosaismus erläutert und
entwickelt auf Grund der alten und mittelalterlichen philosophischen Literatur
der Hebraeer. Wien 1880. XXIV, 206 pp. 8. M. 3. — Vergl. Neue Ev. KZ.
1881, No. 3; S. Friedmann Jüd. LB. 1881, No. 7; E. Nestle LCB. 1881,
No. 20; T. Giesebrechl ThLZ. 1881, No. 19; H. Oort Theol. Tijdschr.
1881, p. 498 f.; hier S. 133 No. 65.
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 121
Anderen Kalibers ist das Buch von Lemmem) über den Dekalog.
Derselbe gilt dem Verfasser, weil authentisches Denkmal des Mo-
saismus , als Ausgangspunkt der alttestamentlichen Religionsent-
wickelung. Wie die alttestamentliche Religion „die Religion der
Negation der Sünde ist", so wird in den drei ersten Geboten „die
Scheidung vom Heidenthuin in directer Bestreitung desselben hin-
sichtlich des religiösen Gebiets postulirt, dagegen vom fünften bis
zum zehnten in den sittlichen Forderungen des Mosaismus indirekt
die Scheidung vom Heidenthum hinsichtlich des ethischen Lebens
statuirt" (p. 18\ Somit fordert der Dekalog keinen Kult (die
Ausbildung desselben in Gestalt des Levitismus verlegt der Ver-
fasser als Anhänger der Graf 'sehen Hypothese an das Ende der
Entwickelung) , sondern nur Sittlichkeit. Diese Auffassung des
Entwickelungsganges. nach welcher zu allen im Verlauf der Ge-
schichte Israels hervortretenden religiösen Gedanken schon im
Dekalog — und zwar mit bewusster Absicht — der Grund gelegt
ist , dürfte nun allerdings mehr an den Dekalog anhängen , als er
zu tragen vermag; die religiöse Gedankenwelt des Alten Testaments
erschöpft sich doch offenbar nicht in der Tendenz, die Sünde zu
negiren. Uebrigens aber verdient die Schrift Letmne's als eine
sorgfältige und wohldurchdachte Arbeit und nicht am wenigsten
auch wegen des überall würdigen Tones in Kritik und Polemik
der näheren Beachtung empfohlen zu werden. — Das Buch von
Willis2*-), der sich für die Lösung seiner Aufgabe auch durch
das Studium deutscher Werke, nämlich Hemgstenberg's, Kurtz's und
Bähr's ausgerüstet hat, verfolgt vor allem eine praktische Tendenz ;
der Geistliche soll sich in allen zweifelhaften ritualischen Fragen
einfach an die Bestimmungen des mosaischen Gesetzes halten. -
Die Geschichte des Kultus der Hebräer nach Wellhausen2^) ist
ein Referat über dessen Aufstellungen im ersten Bande der „Ge-
schichte Israels". Die Untersuchung Grill's-1'1) über das Nasiräat
betont richtig die Differenz zwischen der geschichtlichen Erscheinung
(bei Simson und Samuel) und den gesetzlichen Bestimmungen.
Der Nasiräer bringe, wie der Priester, die Grundidee der „voll-
241) Ludw. Lenwic. Die religionsgeschichtliche Bedeutung des Dekalogs.
Prolegomena zu einer alttestam. Lehre von der Sünde. Breslau 1880. XIII,
147 pp. 8. M. 3. — Vergl. H. Schultz ThLZ. 1880, No. 17; Theol. LB.
1880, No. 45; Lewin Jüd. LB. 1880, No. 48. 49; L. Lemme GGA. 1880,
St. 52, p. 1655 fr.; LCB. 1881, No. 14; F. Köstlin Prot. KZ. 1881, No. 40.
242) E. F. Willis. The Worship of the Old Covenant considered more
especially in Relation to that of the New. Oxford and London 1880. 270 pp.
8. 5 s. — Vergl. Ac 16. Oct. 1880, p. 272.
243) Histoire du eulte ehez les Hebreux d'apres J. Wellhausen: Revue
de l'histoire des Religions Tome I, No. 1 (Turnte des sanetuaires chez les
Hebreux); II, No. 5 (les sacrifices et les fetes).
244) Julius Grill. Über Bedeutung und Ursprung des Nasiraeergelübdes :
Jahrbb. f. protest. Theol. 1880, 4, p. 645-80,
122 Kauttsch, Hebräische Sprachhunde, alttestamentliche Exegese
ständigen, persönlichen Angehörigkeit und Hingehung an Gott"
zum Ausdruck: das unberührte Haar ist Symbol der „ungeschwächten
physischen Kraftausstrahlung und unbeeinträchtigten Lebensfülle,"
das ganze Nasiräat eine Geltendmachung .der Idee Gottes als der
Quelle des Lehens, der heiligen und vollkommenen Lebenskraft".
— Das Nasiräat erinnert uns an die (im Hinblick auf die Temperenz-
frage unternommene) Untersuchung von Bich-i7)). Derselbe stellt
13 alttestamentliche Namen für geistige Getränke fest und gelangt
schliesslich zu der These: die Getränke der Hebräer dienten ur-
sprünglich als Nahrungsmittel; Gott gestattet nirgends den Verkauf
und Genuss alkoholischer Getränke. Quod erat demonstrandum.
Dem Gebiet der Angel ologie gehören an die Schriften von
Bunsen246), Schäfer™), Rcmscr'2^). de Visser2™). Der letztere
leitet nach /iawh'ssin's Eeferat den Einfluss Jahves auf das Böse
von der göttlichen Allmacht ab, erblickt in den Aussagen vom
Satan Hiob 1 f. und Sach. 3, sowie letztlich 1 Chron. 21. 3, eine
Fortbildung der 1 Kön. 22. 10 f. vorliegenden Personification: die
Annahme einer eranischen oder ägyptischen Grundlage sei somit
abzuweisen. Die unreinen Geister (Asasel etc.) sind Reste des
alten Volksglaubens, die Schlange in Gen. 3 dem Parsismus ent-
lehnt. Schliesslich wäre an dieser Stelle die schon 1879, No. 152
besprochene Abhandlung von Robertson Smith zu nennen.
Den Prophetismus des Alten Testaments betreffen : die
englische Uebersetzung der Vorlesungen von Delitzsch2*0) über die
messianischen Weissagungen, und das Programm von Rosenslock25l)\
in einem gewissen Zusammenhang mit dem Prophetismus steht
auch Rtehm's23i) Aufsatz über den Missionsgedanken im Alten
Testament.
•_'4."ii .1. B. Ri<-h. Do the Seriptures prohibit the Use of Alcoholie Bevc-
rages: Bibliotheca Sacra 1880, p. 99—1335 •'> < ; ^ — 327 (p. 401 — 418 die Namen
u. Aussagen des X. T. und Gesammtresultat).
246) E. de Bunsen. The Angel - Messiah of Buddhists, Essenes and
Christians. London 1880. 8. 10 s. r, d. - Yergl. .-1. M. Fairbairn Ac.
11. Dee. 1880; Westminster Eev. Jan. 1881.
247. Schäfer. Cherubim: Der Katholik. Apr. 1880. p. 384 — 400.
248) W. A. Hauser. Fabulous gods denouneed in the Bilde. London
1880. 8. 6 s.
249) Joh. Theodor de Visser. De Daemonologie van het Oude Testament.
Proefscdiritt ter verkrijging van den graad van Doctor in de Godgeleerdheit.
Utrecht 1880. X. 177 pp. 8. — Vergl. Baudissin ThLZ. 1881, No. 2.
250) Franz Delitzsch. Messianic Prophecics. Leetures. Tran-dated t'rom
the Manuscripl by S. J. Curtiss. Edinburgh u. London 1880. 120 pp. 8.
.'. s. _ Vergl //. /.. Strack ThLB. 1882, No. 17: Acad. 22 Jan. 1881;
C. I. Briggs I'resbyt. Review, Apr. 1881.
251 1 M. Uosenstock. Heidnische Mantik u. israelitische Prophetie. Wolfen-
büttel 1880. [Bericht der Samsonschule.]
252) E. Riehm. Der Mässionagedanke im Alten Test.: Allg. Miss.-Ztschr.
Okt. 1880, p. 453- (',:,
und biblische Theologie, Geschichte IsraeVs. 123
Die biblische Psychologie behandelt Laidlaw 25s) im
Anschluss an Beck und Delitzsch, bisweilen auch mit Rücksicht-
nahme auf v. Hof mann, Ludern ann , Ilausrafh und Pßeiderer,
von dogmatisirendem Standpunkt aus. So hindert ihn z. B. die
Anerkennung einer geschichtlichen Entwickelung in den religiösen
Anschauungen des Alten Testaments nicht, in Gen. 1, 26 die Drei-
einigkeit redend zu finden. Das Buch von Mead-54) (Professor
am theolog. Seminar zu Andover) über „die Seele hier und künftig"
wird in der Bibliotheca Sacra als tüchtig gerühmt. Der schon
1876 verfasste Artikel von Cobb25") zählt alle 754 Stellen auf, in
denen das Wort "i-p5 vorkommt, und zwar unter den Rubriken:
creature, person, body, life , vital principle, mind, feeling, seif.
Die Zusammenstellung ist allerdings nicht ohne Nachprüfung ent-
gegenzunehmen , zumal der Verfasser mit der ausserenglischen
Literatur über sein Thema ganz unbekannt war. — Die biblische
Lehre von der Unsterblichkeit behandelt Challis-™) und (?) 3Iann-
heimei-961), die nachbiblische (besonders nach dem Talmud)
Wünschem) in einer fleissigen Stoff- Sammlung, die indess noch
einiger kritischen Sichtung bedürfte.
In die Neutestamentliche Zeitgeschichte führt uns
Pick's 259) „Jüdisches Volksleben zur Zeit Jesu", gleichfalls eine
fleissige Stoffsammlung, hinüber. Den altjüdisehen Klatsch, der sich
um den Namen Panthera gruppirt, behandelt Rösch-60) mit ge-
wohnter Gelehrsamkeit. Stecfc261) verficht gegen Keim die alte
Tradition von dem peräischen Pilgerweg der Galiläer; galt auch
Samarien als Land nicht für unrein, so fürchtete man doch die
253) John Laidlaw. The Bible Doctrine of Man. Edinburgh 1870.
397 pp. 8. (The Seventh Series of Cunningham Lectures). — Vergl. S. D. F.
Salmond Ac. 24. Apr. 1880; Bibl. Sacra 1880, p. 789 f.
254) Charles M. Mead. The Soul here and hereaftcr. A Biblical Study.
Boston (Congregational Publishing Society) 1880 (?). 462 pp. 12. — Vergl.
Bibl. Sacra 1880, p. 202.
255) William Henry Cobb. The Meaning of ÖS?.. A Contribution to
Biblical Psychology: Bibl." Sacra, Jan. 1880, p. 134 — 152".
256) J, Challis. Scripture Doctrine of Immortality. London 1880.
135 pp. 8. 4 s. 6 d.
257) M. Mannheimer. Zum Unsterblichkeitsglauben bei den Juden: Jüd.
LB. 1880, No. 8, p. 30- 31.
258) Aug. Wünsche. Die Vorstellungen vom Zustande nach dem Tode
nach Apokryphen, Talmud und Kirchenvätern: Jahrbb. f. protest. Theol. 1880,
H. 2, p. 355-83 u. H. 3, p. 495—523. — Vgl. hier S. 137 No. 8G.
259) Beruh. Pick. Jüdisches Volksleben zur Zeit Jesu. Kochester 1880.
75 pp. 8. 25 c. — Vergl. Schürer ThLZ. 1881, No. 3-, ThLB. 1881, No. 10.
— Vgl. unten S. 138 No. 92.
260) G. Rösch. Panthera. Eine geschichtl. Studie: Theol. Studien aus
Württemberg. 1880, H. 2, p. 150-63.
261) R. Steck. Der Pilgerweg der Galiläer nach Jerusalem: Jahrbb. für
protest. Theol. 1880, 4, p. 706—716.
124 Kantzsch, Hebräische Spraehkibnde, alttestamentl. Exegese etc.
Gefahr der Verunreinigung durch unreine Speisen, Todtengebeine
und dergleichen. --Zu Joh. 13, 26 versucht Levi'M2) den Nach-
weis, dass die Darreichung des Bissens an Judas eine symbolische
Aufforderung sei, hinzugehen und Jesum zu denunciren (vergl.
Dan. 3, 8).
Die samaritanischen Studien sind im Berichtjahr
wenigstens durch Aphorismen Loewy'sm) vertreten.
262) Israel Leüi. Manger le morceau: Revue des etudes juives 1880,
p. 105 — 108. — Vgl. unten S. 131 No. 48.
263) J. Locicy. Samaritanische Aphorismen: Jüd. LB. 1880, No. 9,
p. 34—35.
125
Rabbinica und Judaica.
Voll
Hermann L. Strack.
Hinsichtlich der Zwecke, welchen unser Bericht über „Rabbinica
und Judaica" dienen will, und der diesen Zwecken gemäss noth-
wendigen Auswahl aus der sehr umfangreichen Literatur, die man
unter der gedachten Bezeichnung zusammenzufassen pflegt, erlauben
wir uns auf die „Vorbemerkung" zu dem vorjährigen Berichte zu
verweisen.
Die Zeitschriften von Steinschneider1), Bahn/er -) , Grätz3),
Berliner und Hoffmann*) sind in gewohnter Weise erschienen.
Von Brüll' & Jahrbüchern für Jüdische Geschichte und Literatur
haben wir keinen neuen Band anzukündigen; dafür hat in Frank-
reich eine neue mit nicht geringen Mitteln ausgerüstete und viel
versprechende Vierteljahrsschrift5) ihr Leben begonnen.
1) ^Dfüir. Hebräische Bibliographie. Blätter für neuere und ältere Li-
teratur des Judenthums, nebst einer literarischen Beilage redigirt von 31. Stein-
schneider, herausgegeben von Julius Benzian. Zugleich eine Ergänzung zu
allen Organen des Buchhandels. Bd. XX. Berlin 1880. VI, 138 pp. 8.
2) Das Jüdische Literaturblatt. Wissenschaftliche Beilage zur „Israelitischen
Wochenschrift". Hrsg. v. 31. Rahmer. Neunter Jahrgang 1880. Leipzig, Roh.
Friese. IV. 208 pp. gr. 4. M. 8.
3) Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judenthums. Heraus-
gegeben . . . von H. Grütz. XXIX. Jahrgang (N. F. XII). 1880. Krotoschin.
II, 576 pp. 8.
4) Magazin für die Wissenschaft des Judenthums. Herausgegeben von
A. Berliner und D. Hoffmann. VII. Jahrgang. 1880. Berlin. IV, 206 pp.
8. Dazu: Ozar Tob, hebräische Beilage zum Magazin etc. Berlin 1880. IV,
106 pp. 8. (Hebräischer Titel: '•"d ^1D12 D^pTD» W>"\^T\ bb"D I31E3 "IlMN
N'Tnri— öSn naiö D"»pn3n»).
5) Revue des Etudes Juives, publication trimestrielle de la Societe des
Etudes Juives. Tome premier. Paris 1880. A la Societe des Etudes Juives.
VIII, 324 pp. 8. — Vgl. Jüd. LB. 1881, p. 39 f. 44. 51 f.; hier S. 92 No. 63.
— Auszüge: Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch. d. Judenth. 1881, p. 459 — 470.
1882, p. 276—286.
■J26 Streich, Rabbinica und Judaica.
Ein sehr dankenswerthes Hilfsmittel zur Kenntniss der ge-
summten bis 1863 gedrucktem tbeihveise aueb der handschriftlichen
bebräiseben Literatur bat J. A. Benjacob 6) (gestorben 1865 in
Wilna) geschaffen : ein hauptsächlich von Steinschneider zu be-
arbeitender Ergänzungsband ist in Aussiebt gestellt.
Zur Handschriften künde. Peyron's 7) Katalog der
bebräiseben Codices in Turin ist nützlich, könnte aber zuverlässiger
sein. Der unermüdliche Perreau8) gab genaue Kunde über die
von de Bossi noch nicht beschriebenen hebräischen Manuscripte
der Bibliothek zu Parma: derselbe9) bebandelte schon 1879
einige Kommentare zu Avicenna's Kanon. A. Berliner 10) be-
richtete über die von ihm gesehenen bebräiseben Handschriften in
Mailand. Nur der Vollständigkeit halber erwähnen wir die Notiz
J. Derenbourg's n) über ein unbedeutendes Stückchen Papyrus im
Louvre.
Inschriften. Ueber Ursprung und Verbreitung der
bebräiseben Buchstabenschrift sowie über Inschriften auf Denk-
mälern sind die Essays (XII u. XIII) von B. N. Oust12) zu ver-
gleichen. Von hervorragendem Interesse sind die durch As-
coli19) veröffentlichten und gelehrt kommentirten Grabinschriften.
G i J. A. Benjacob. Ozar ha-sepharim. Thesaurus librorum Hebraieorum
tarn irnpressorum quam manu scriptorum. [Deutscher Titel: Bibliographie der
gesammten hebräischen Literatur mit Einschluss der Handschriften (bis 18G3)
nach den Titeln alphabetisch geordnet. Herausgegeben vom Sohne Jacob Ben-
jacob. Wilna 188U]. XXXII, 2, 078 S. Lex.-8. M. 12 od. 15 Fr. od. 7 fl. ö. W.
[Auch m. hebr. u. russ. Titel.] — Vgl. Brann Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch.
d. Judenth. 1881, S. 375—384. 570—572; hier S. 81 No. 3.
7 i Bern. Peyron. Codices hebraici manu esarati Regiae bibliothecae quae
in Taurinensi Athenaeo asservatur. Taurini 1880. Fratres Bocca IL, 327 S. 8.
L. 25. — Vgl. A. Berliner HB. p. 127 — 131; Ad. Neubauer ebd. p. 131.
132; M. Steinschneider 1881, p. 26 — 29; hier S. 82 No. 5.
8) Pietro Perreau. Catalogo dei codici ebraici della biblioteca di Parma
non descritti dal de Rossi. Firenze 1880. 89 S. 8. (S.-A. aus Cataloghi dei
Codici orientali di aleune biblioteche d'Italia, stampati a spese dei Ministero
della pubblica istruzione). Vgl. Steinschneider HB. S. 90; hier S. 82 No. 6.
9) Pietro Perreau. Correzioni ed aggiunte al Catalogo Derossiano. In-
torno ad aleuni comenti dei Canone di Avicenna, in lingua ebreo-rabbinica:
BISO. X. S. 344—346.
10) A. Berliner. Hebräische Handschriften in Mailand: Magazin f. d.
\\ rissensch. d. Judenth. VII, 111—120. — Vgl. hier S. 82 No. 4.
1 1 i Magazin f. d. Wissensch. d. Judenth. VH, p. 133 f.
12) Hob. Needham Cust. Linguistic and Oriental Essays. London 1880,
Trübner. 496 pp. 8. 18 s. Rec. v. G. von der Gabelentz LC. No. 49. —
Vgl. S. 63 No. 3.
1 .! i ff. ./. Ascoli. Iscrizioni iuedite o mal note , greche , latine, ebraiche.
di antichi sepolchri giudaici dei Napolitano, edite e illustrate da G. J. Ascoli.
Con otto Tavole fotolitografiche. Torino e Roma 1880, Loeschcr. 120 pp. 8.
(Estratto dagli Atti dei IV Congresso Internazionale degli Orientalisti tenutosi
in Finn/.c nel 1878. p. 7 der Sonderausgabe = p. 239 der Atti). — r Vgl.
/;. Schürer ThLZ. 1880, c. 485—488; A. Darmesteter Revue des Etudes
Strack, Rabbinica und Judaica. 127
M. Harnes**) spricht von acht altjüdischen Sarkophagen auf dem
Felde von Mostar, ohne jedoch die Inschriften selbst mitzutheilen;
AI. Kisrlilb) von mittelalterlichen Judensiegeln (aus Zürich);
J. J. L. Bar<jesX{i) über eine hebräische Inschrift an der Kanzel
von San Marco in Venedig. Fidel Fifa12) theilte eine hebräische
Grabschrift vom 18. Nov. 1100 mit, welche sich im archäologischen
Museum zu Leon befindet. 77. L. Strack16) war zu seinem Be-
dauern genöthigt, sich nochmals über Werth und — Unwerth der
Entdeckungen des Karäers Abr. Firkowitsch auszusprechen. Wann
wird Herr Prof. Dr. Chwolson seinen Widerspruch aufgeben?!
Talmud. Der kleine Aufsatz von S. de Benedetti19) ist
im Wesentlichen bibliographisch. Die deutsche Uebersetzung der
einseitig talmud-freundlichen Schrift des vor mehreren Jahren ver-
storbenen Em. Deutsch 20) hat eine dritte unveränderte Auflage
erlebt. Von Wertheimer's21) Geschichte des Talmud's ist ein Heft-
chen erschienen, welches sich besonders mit den Schulen und den
Methoden vor der Zerstörung des zweiten Tempels beschäftigt. —
Einzelne Stellen und Wörter der Mischna machte J. Derenbourg-'2)
zum Gegenstand von theilweise mehr scharfsinnigen als über-
zeugenden Erörterungen. Die Abhandlung von Grätzri) über
Thamid III, 6 hat Widerspruch erfahren (s. Anm.).
Juives I, 133 — 137; J. Derenbourg ebd. II. 131 — 134; D. Kaufmann GGA.
1881, p. 9G4— 981; //. Strack ThLB. 1882, c. 18. 19; H. Grätz Monats-
schrift XXiX (1880) p. 433—451.
14) Moritz Hör lies. Alterthümer der Hercegovhia: Sitzungsber. d. Wiener
Akad, phil. Kl., 1881», Bd. 97, 2. p. 517 (Wien 1881).
15) Illustrirte Zeitung 1880, 2. Juli, No. 1982 [Angabe nach Etudes Juives],
IG) J. J. L. Borges. Dissertation sur l'inscription hebraique de la chaire
de S. Marc a Venise : Annales de philosophie chrctienne. Dec. 1880. 51. annee,
N. S. Tome II, p. 222—256; auch besonders: Paris 1881. 39 pp. 8. avec fig.
17) Fidel J-'/to. Antiguedades hebreas en la ciudad y provincia de Leon
(Revista de Asturias, Anno IV, num. 21, p. 333, 15 nov. 1880). — Vgl. Isidore
Loeb Revue des Etudes Juives II, 135. 13G, wo der Text der oben erwähnten
Inschrift abgedruckt ist.
18) Herrn. L. Strack. Abraham Firkowitsch und der Werth seiner Ent-
deckungen. (Auszug aus einem am 2G. Sept. 1879 vor der Generalversammlung
der DMG. zu Trier gehaltenen Vortrage): ZDMG. XXXIV, 1G3— 168. — Vgl.
hier S. 82 No. 11.
19) Salvatore de Benedetti. Dei presenti studi sul Talmud e special-
mente sull' Aggada: Atti del IV. Congresso Internazionale degli Orientalisti , I,
p. 175—187. (Florenz 1880.)
20) Eman. Deutach. Der Talmud. Aus dem Englischen übertragen.
3. Aufl. Berlin 1880. 77 pp. 8. M. 1,20.
21) Werihelmer. Le Talmud. I. Histoire de la formation du Talmud.
Geneve et Bäle 1880. H. Georg. 32 S. 8. Fr. 1,50.
22) «/. Derenbourg. Aphoristische Bemerkungen zur Mischna: Monats-
schrift f. Gesch. u. Wiss. des Judenth. XXIX (1880), p. 135—139. 176—178.
230 — 233. Gegen D.'s Deutung der Mischna Gittin IX, 10 s. Ben Sceb Jüd.
LB. 1880, p. 115.
23) H. Grätz. Eine dunkle Stelle in der Beschreibung der Tempelein-
richtung: Monatsschrift f. Gesch. u. Wiss. des Judenth. XXIX (1880), p. 289
228 Streich, Rabbinica und Judaica.
Die haggadischen Bestandtheile des jerusalemischen Talmud's
übersetzte Aug. Wünsche2*). Da das Unternehmen ohne Zweifel
nützlich und die Arbeit nicht leicht, verdient Herr W., obwohl er
bei langsamerem, d. h. gründlicherem Arbeiten Besseres hätte
leisten können, unseren Dank. J. M. Iiabbinoioicz2:>) hat seine
Uebersetzung' der auf das Civilrecht bezüglichen Talmudstellen
vollendet. Von den drei hier zu nennenden Anthologieen ist die
von Hershon26) die beste; denn die Uebersetzung ist treu, der
Fundort überall angegeben und Schwieriges kurz erläutert. In
Folge dessen , dass die Auszüge aus dem Talmud nicht sachlich,
sondern nach den in den einzelnen Stellen vorkommenden Zahlen
geordnet sind, kann der Leser sich unbeeinflusst eine wirklich un-
parteiische , wenn auch nicht vollständige Ansicht über grosse
Theile des Talmud's bilden. Ehrmann21) hat oft unterlassen, die
Stellen anzugeben, an welchen die von ihm mitgetheilten Er-
zählungen, Sprüche u. s. w. in Talmud und Midrasch vorkommen ;
auch leisten die Anmerkungen nicht das, was in der Vorrede ver-
sprochen ist : doch kann seine Arbeit immerhin als eine der
besseren ihrer Art bezeichnet werden. Geller % 28) Talmudschatz,
der besonders den Traktat Berakhoth (Mischna, Halacha, Haggada)
excerpirt, lässt namentlich hinsichtlich des Stils zu wünschen übrig.
—301. Dagegen „Die Mischnasteile Tamid III, 6": Jüd. LB. 1880, S. 174.
175. 178. 179.
24) Aug. Wünsche. Der Jerusalemische Talmud in seinen haggadischen
Bestandtheilen zum ersten Male ins Deutsche übertragen. Zürich 1880. Verlags-
magazin. VIII, 297 S. 8. M. 5,60. — Eee. v. H. Streich ThLZ. No. 16,
Sp. 386—390 u. LC. No. 35; Imm. Deutsch Jüd. LB. S. 127 f. 131 f. 134 f.
vgl. a. S. 140; ThLB. Sp. 211. 212.
25) Israel - Michel Rabbinoiciez. Legislation civile du Talmud. Bd. I,
Paris 1880. XCI, 466 pp. 8. [Genaue Titel aller Theile s. Ber. f. 1879,
S. 120, No. 29]. — Vgl. Kroner Jüd. LB. 1881, p. 31 f. 35 f. 51.
26) A Talmudic Miscellany. "IEC"?~ "2172" „He who counts the number"
Ps. 147, 4, or a Thousand and One Extracts from the Talmud the Midrash
and the Kabbalah compiled and translated by Paul Isaac tiershon. With
introduetory Preface by F. W. Farrar. With Notes and copious Indexes. Lon-
don 1880. Trübner & Co. XXVII, 361 pp. 8. sh. 14 [p. 1—279 Talmud,
p. 281 — 316 hundert Midraschstellen, p. 317 — 343 Auszüge aus kabbalistischen
Schriften].
27) Dan. Ehrmann. Aus Palästina u. Babylon. Eine Sammlung von
Sagen, Legenden, Allegorien, Fabeln, moralischen und sinnreichen Erzählungen,
Gleichnissen und geistvollen Bibel - Auslegungen , Dichtungen und Sprüchen,
Morallehren, Maximen und Lebensregeln, Sprüchwörtern, Redensarten und ander-
weitigen Sentenzen aus Talmud und Midrasch, mit sachlichen und sprachlichen
Anmerkungen nebst einer allgemeinen Einleitung über Geist und Form der
Agada. Wien L880, Holder. XV, 309 S. 8. M. 6. — Vgl. H. Strach LC.
No. 17; Max Weinberg Jüd. LB. S. 57. 58; ThLB. No. 37.
28) Mor. Geller. Talmud-Sehatz. Fragmente aus dem babilonisehen
Talmud. Budapest 1880. Selbstverlag. VI, 3, 183 S. 8. M. 3. — Vgl.
S. F. Jüd. LB. 1880, p. 203. 204.
Strack, Rabhinica und Juda'tca. 129
Dass Zucklermandel29) den Druck des Textes seiner Ausgabe
der Thofsefta beendet hat, haben wir schon im vorigen Be-
richt bemerkt, Möchte der ebenda angekündigte Supplementband
bald vollendet werden! Derselbe Autor hat Thofsefta-Varianten30)
besprochen und eine Stelle der Thofsefta31) erklärt.
Rege Thätigkeit herrsehte auf dem Gebiete der Midrasch-
Literatur. 8al. Buber32) edirte zum ersten Male den gewöhn-
lich, aber irrig Pefsiqta zutarta genannten haggadischen Kommentar
des Tobia ben Eliezer zu den ersten beiden Büchern des Penta-
teuch's; A. M. Padwa33) veranstaltete einen Neudruck der seltenen
Venediger Ausgabe dieses Kommentars zu Leviticus. Numeri und
Deuteronomium und fügte Anmerkungen hinzu. M. Friedmann?, 34)
Edition der sogenannten grossen Pefsiqta hat einen guten Kom-
mentar; doch ist zu bedauern, dass zur Feststellung des Textes
keine Handschriften benutzt sind.
Eine recht fleissige Erstlingsarbeit ist M. Lerners ib) Unter-
suchung über Anlage und Quellen des Midrasch Bereschith Rabba.
29) M. S. Zuckermandel. Tosefta . . [Titel u. s. w. s. Ber. f. 1879,
S. 121, No. 31]. — Vgl. A. Schwarz Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch. des
Judenth. 1881, S. 85—95.
30) M. Zuckermandel. Tosefta- Varianten : Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss.
d. Judenth. XXIX (1880) p. 45—47. 139—141. 234—238. 322—328. [Fort-
setzung im Jahrgang 1881.]
31) M. Zuckermandel. Erklärung einer Tosefta -Stelle (Jebamoth 1, 13.
Edujoth 2, 3): Jüd. LB. 1880, p. 39.
32) Sal. Buber. Lekach-Tob (Pesikta sutarta). Ein agadischer Cominentar
zum ersten und zweiten Buche Mosis von Rabbi Tobia ben Elieser (lebte im
XI. Jahrb.). Zum ersten Male herausgegeben nach einer Jerusalemischen Hand-
schrift , mit Vergleichungen der betrefendeu [so] Handschriften aus den Biblio-
theken in Florenz und St. Petersburg. Kritisch bearbeitet mit einem Commentar
und einer ausführlichen Einleitung versehen. Wilna 1880. Wittwe u. Gebr.
Komm. Bd. I, 69 S. [Einleit.] u. 244 S. [Genesis]. Bd. II, 222 S. [Exod.]
(Deutscher Gesammttitel vor Band I , hebr. u. russ. Titel vor beiden Bänden).
— Vgl. -m-m. Jüd. LB. S. 154 f. 158 ff.; Goldfahn ebd. p. 176; Isidore
Loeb Revue des Etudes Juives I, 313—315; D. C. BISO. N. S. No. 20/21,
p. 407 f.; Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judenth. 1881, S. 332—335;
Steinschneider HB. 1881, p. 29 — 32.
33) ^73in nwan by arnDlT Nnp-'oc nb^bört sm npb ta-n?:
fViNp» NmsB nuj7j prts mm . . . -nNn oy ... min . wilna
1880, Wittwe u. Gebr. Romm. 3 Bde. 8. Levit: Bl. 1 — 80; Numeri: Bl.
81—143; Deut.: 68 + 1 Bl.
34) M. Friedmann. Pesikta Rabbati, Midrasch für den Fest-Cyklus und
die ausgezeichneten Sabbathe kritisch bearbeitet, commentirt, durch neue hand-
schriftliche Haggadas vermehrt, mit Bibel- und Personen-Indices versehen. Nebst
einem Lexidion der vorkommenden griechischen und lateinischen Fremdwörter
von Mor. GüdeiiKiuit. Wien-1880; Selbstverlag des Herausgebers [Lector am Beth
ha-Midrasch in Wien]. 205 Bl. 8. M. 6. — Vgl. Jüd. LB. S. 195. 196; Mo-
natsschr. f. Gesch. u. Wiss. des Judenth. 1881, S. 286—288. 328—332.
35) M. Lerner. Anlage des Bereschith Rabba und seine Quellen: Magazin
f. d. Wissensch. des Judenth. VII, 157 — 174. 197 — 237 (Fortsetzung u. Schluss
in Bd. VIII [1881)].
Jahresbericht 1880. 9
230 Strack, Rabbinica und Judaica.
J. Theodor 3G) beendete seinen Aufsatz über die Quellen des Mi-
drasch zum Holienliede. Erklärungen einzelner Stellen : Bereschitli
Rabba Kap. 64 37), Levitikus Rabba Kap. 11 (Entblössung des
Hauptes) 38), Sifre zu Deut. 34, 7 39).
Die alten Midrasche zu übersetzen ist Aug. Wünsche durch
langjähriges Studium wohl befähigt. Leider beeinträchtigt er den
Werth seiner „Bibliotheca Rabbinica. Eine Sammlung alter
Midrascbim, zum ersten Male ins Deutsche übertragen" durch die
Schnelligkeit seines Arbeitens; sind doch im Jahre 1880 nicht
weniger als sieben Lieferungen oder etwa 700 Seiten erschienen.
Die von J. Fürst und .anderen jüdischen Gelehrten am Schlüsse
jedes fertig gewordenen Midrasch gegebenen Verbesserungen mil-
dern den Nachtheil wenigstens erheblich, erschweren aber durch
ihre grosse Zahl die Benutzung der vorstehenden Uebersetzung.
Fertig wurden der Midrasch zum Prediger Salomonis40) und
der zum Holienliede41), begonnen ist Bereschith Rabba (s. Ber.
f. 1881).
Die Arbeit von S. Se7desi2) über die Dichtkunst im
Talmud haben wir nicht selbst prüfen können.
Da das Verständniss der Talmude und der Mi-
drasche mit vielen Schwierigkeiten verbunden ist, bedauert man
allgemein, dass J. Levy'si3) gehaltreiches Wörterbuch nur langsam
3G) J. Theodor. Zur Composition der agadischen Homilien: Monatsschr.
f. Gesch. u. Wiss. des Judenth. XXIX (1880), p. 19—23 [Vgl. Ber. f. 1879.
S. 121. 122].
37) S. Gronemann Jiid. LB. 1880, p. 8G. 87. Dagegen Goldfahu
ebd. p. 102. 103.
38) Jüd. LB. 1880, p. lG4b. 176b. 192b; vgl. 1881, p. 3G.
39) Caro. Erklärung einer dunkeln Stelle in Sifri (Deut. 34, 7): Jüd. Ll>
1880, p. 190. Dagegen vgl. Jüd. LB. 1881, p. 24. 52.
40) Aug. Wünsche. Der Midrasch Kohelet zum ersten Malo ins Deutsche
übertragen. Leipzig 1880. XVI, 165 pp. 8. (Auch mit d. Titel: Bibliotheca
Rabbinica. Eine Sammlung alter Midraschim zum ersten Malo ins Deutsche
übertragen von Dr. A. W. Lief. 1. 3.) — Vgl. J. Derenbourg KC. No. 14;
Engelhardt Beweis des Glaubens, Mai; A. Holding Archiv f. kathol. Kirchen-
recht, Sept.-Oct.; Sammter Magazin f. d. Wiss. d. Judenth. S. 121 — 12G;
J. Theodor Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judenth. S. 181 — 190; ThLB.
No. 46; M. Ratcicz Jüd. LB. S. 31. 43. 44. 1Q3. 104; vgl. ebd. p. 52.
41» Aug. Wünsche. Der Midrasch Schir ha - schirim. Zum ersten Male
ins Deutsche übertragen. Leipzig 1880. XII, 208 pp. 8. (Nebentitel: Biblio-
theca Rabbinica etc., Lief. 6. 7). — Vgl. Imm. Deutsch Jüd. LB. 1881,
p. 74. 75.
42) S. Sekle8. The Poetry of tho Talmud. Now-York 1880. X, 14G S.
8. (nach Uli. 1880, S. 88.]
43) Jacob Levy. Neuhebräisches und ChaldäischeH Wörterbuch über die
Talmudim und Midraschim. Nebst Beiträgen von //. L. Fleischer. Leipzig
1880, Lief. 12 u. 13 (= Bd. 3, p. 113— 33G). — Vgl. C. Siegfried Ztsclir f.
\\i>s Tl logie XXIV (1881), p. 507—510. — Vgl. Ber. f. 1879*, p. 122, No. 37.
Strack, Rabh'm'ra und Judaica. J31
fortschreitet (~"Z'; — rs:). Von AI. Kohufsu) Ausgabe des 'Arukh
ist erst der Buchstabe i zum Abschluss gekommen. A. Berliner*5)
gab eine Skizze der Geschichte der talmudischen Lexikographie
und Nachträge zu Levy's Wörterbuch. Einzelne Wörter behan-
delten Isidor KaUschiG), M, Grünwald*1), Isr. Levi*s) (dessen
Erklärung des evangelischen Berichts über die Bezeichnung des
Verräthers durch Jesum beim letzten Mahle E. Schürer „eine
ebenso neue als thörichte" genannt hat) und Andere49). — Ueber
die Grammatik des babylonischen Talmuds hat Isr. Levi50) sich
zu äussern begonnnen.
Targume. Schefflet51) lieferte einige Bemerkungen zur
Massora über das Targum Onkelos.
Exegese. Güdemann52) illustrirte den Satz, dass der
Midrasch einen grösstentheils noch ungehobenen Schatz rationeller
Exegese enthalte, durch etliche Beispiele. Wegen der Deutung
der nota accusativi rN im talmudischen Schriftthum vergleiche
man die Notizen J. Löioy's^'6). — Als ein Werk grossartigen, in
mehr als einer Hinsicht aufopfernden Fleisses verdient Chr. D.
Ginsburys^*) fast ganz aus Handschriften gesammelte „Massorah"
bezeichnet zu werden. Der erste Band umfasst die Buchstaben
N bis \ der demnächst erscheinende zweite enthält die zweite
Hälfte des Alphabets, der dritte wird Erläuterungen und Quellen-
44) Alexander Kohut. Aruch completum . . . [vollst. Titel s. Ber. f. 1879,
p. 122, No. 36J, Bd. II, fase. 5. Wien 1880, p. 321—392. Lex.-8. — Vgl.
HB. 1881, p. 5. 6.
45) A.. Berliner. Zur Lexicographie des Talmud: Magazin f. d. Wiss. des
Judenth. VII (1880), S. 49—58, vgl. S. 134.
46) Isidor Kaliseh. Beiträge zur talmudischen Lexicographie (Pflanze
-p-r, a:p, ■jTV372n): jüd. lb. 1880, s. 166. igt.
47) M. Grünwald. Beiträge zur talmudischen Lexicographie (",'^Tp',*T ^
C1L2-1730) : Jüd. LB. 1880, S. 194. 195.
48) Israel Levi. Manger le morceau: Revue des Etudes Juives I, 105 — 108.
— Vgl. ohen S. 124 No. 262.
49) "OT TN "OT fiDV Jüd. LB. 1880, p. 36. 48 [vgl. Ber. f. 1879,
S. 123, No. 43].
50) Israel Levi. Notes de f grammaire judeo - babylonienne. Sur la con-
jugaison des verbes: Revue des Etudes Juives I, 212 — 221.
51) S. B. Schefftel. Bemerkungen zur Massora auf Onkelos: Jüd. LB.
1880, p. 202. 203. [Fortsetzung 1881, p. 38. 39.]
52) Güdemann. Midraschische Exegese: Monatsschrift f. Gesch. u. Wiss
des Judenth. XXIX (1880), S. 84—88.
53) J. Lmcy. Zur Deutung der Partikel TN: Jüd. LB. 1880, p. 130. 131.
— Vgl. hier S. 87 No. 34.
54) The Massorah compiled from Manuscripts alphabetically and lexieally
arranged by Christian D. Ginsburg. Vol. I, Aleph-Yod. London 1880. VIII,
758 pp. C4r.-fol. (Hebr. Titel: '"O D^pT* T "OrO "<E b» miüm). —
Vgl. J. B. Courtenay Brit. Quart. Rev. v. 1. Apr. 1881, p. 310—341;
H. Strack LC. 1881, No. 23-, hier S. 82 No. 8.
9*
]32 Strack, Rabhinica und Judaiea.
nachweise bringen. — Eine neue Probe karäischer Exegese erhalten
wir durch Th. Hofmann65), welcher Jefeth's Uebersetzung und
Erklärung des 22. Psalms veröffentlichte. Musterhaft ist die von
den beiden Derenbourg 56), Vater und Sohn, besorgte Ausgabe der
kleinen sprachwissenschaftlichen Abhandlungen Abu'l Walid's.
Einen Abraham ihn 'Ezra zugeschriebenen Kommentar zu den
Proverbien edirte mit bekannter Sorgfalt S. R. Drwev51), mit
eignem Urtheil über den Autor vorsichtig zurückhaltend. Die
Monographie D. Rosiris58) über Raschi's Enkel Samuel ben Mei'r
erweckt das Verlangen gleich gute Arbeiten über manchen anderen
bedeutenden Exegeten zu besitzen. Pietro Perreau autographirte
und veröffentlichte die Erklärung des freilich wegen seiner
Dichtungen und seines Verhältnisses zu Dante wichtigeren Imma-
nuel ben Salomo zu den Psalmen59) und zum Buche Esther60).
M. Steinschneider61) beendete seine Abhandlung über Abraham
55) Th. Hofmann. Dio arabische Uebersetzung u. Erklärung des 22. Psalms
von R. Jepheth Ben Eli Ha-Baeri. Nach Handschriften veröffentlicht und ins
Deutsche übersetzt. Tübingen 1880. 30 pp. 4. M. 1,20. (Zuerst als Progr.
des Gymn. zu Ehingen). — Vgl. unten S. 17G No. 188.
56) Jos. Derenbourg et Hartwig Derenbourg. Abou'l-Walid Merwan
ibn Djanah de Cordoue, opuscules et traites. Texte arabe public avec une tra-
duction francaise. Paris 1880. Imprimerie nationale. CXXIV, 400 S., Lex. 8,
1 Taf. Facsim. 4to. M. 20. — Vgl. H. Strack LC. No. 45; W. Bacher Ma-
gazin f. d. Wiss. d. Judenth. S. 255 — 260; Steinschneider HB. S. 20—24;
Bernhard Stade ThLZ. 1881. c. 393 f.; Isidore Loeb Revue des Ktudes Juives
1, 137—140; Ernest Renan JdSav. 1882, 98—106; Reg. Lome Poole Ac.
XVII, 345 f. Abu'l Walid's Leben ist deutsch nach der Einleitung J. Deren-
bourg's geschildert: Monatsschrift f. Gesch. u. Wissensch. des Judenth. 1880.
145—166. 205—216.
57) S. R. Driver. A commentary on the book of Proverbs attributed to
Abraham ibn Ezra. Edited from a manuscript in the Bodleian library. Oxford
1880. Clarendon press. XV, 57 S. 8. 3 s. 6 d. — ■ Vgl. M. Grünwald
Jüd. LB. 1881, p. 14. 18, welcher mit nicht zureichenden Argumenten für die
Autorschaft des Abr. ibn 'Ezra eintritt; hier S. 108 No. 157.
58) Dav. Rosin, R. Samuel b. Meir (D 30")) als Schrifterklärer. Breslau
1880. Koebner. IV, 158 S. M. 4. (A. im Jahresbericht des jiid.-theol. Se-
minars in Breslau). — Vgl. IL Strack. LC. No. 38; ThLB. No. 35; T. in Jüd.
LB. S. 139. 140; Berliner Magazin f. d. Wiss. d. Judenth. S. 182 — 190;
Steinschneider HB. S. 86. 87; D. Kaufmann GGA. S. 399 — 410; St. Mo-
natsschr. f. Gesch. u. Wiss. des Judenth. S. 190 — 192. Berichtigungen u. Zu-
sätze des Verf.: ebd. p. 95. 96. 142. 143. 238—240.
59) Gomento sopra i Salmi (mD~n O D) inedito e<l iinico de! Rabbi Im-
manuel ben Salomo Romano trascritto o pubblicato da Pietro Perreau secondo
il codier ebreo-rabbinico derossiano No. 615 (Autografia). Parma kl.-fol. 1879,
läse 1—5, p. 1—43; 1880, fasc. 6—16, p. 44 — 122 u. Parte; 11 p. L — 40 [1881
erschienen Lieff, 1 7— 2&J.
60; Commento sopra il libro di Ester ("inotf n?3M D) . . . secondo il
Codice . . . No. 615 . . . Parma 1880. 70 pp. kl.-fol.
Uli .1/ Steinschneider. Abraham ben Salomo: 1115. 1880 7 — 1 J 39 1 2
61-65 [Vgl. Ber. f 1879, S. 125, No. 54.J
Strack, Rdbbinica und Judaica. 133
ben Salomo. — Von neueren Autoren nennen wir hier nur drei,
welche sich der hebräischen Sprache bedienten . im übrigen auf
den unsrer Uebersicht vorangehenden Bericht von E. Kautzsch
verweisend. Meklenburg62), dessen Kommentar zum Pentateuch
zum ersten Male 1839 (in Leipzig) erschien, bemüht sich die
zwischen dem einfachen Wortsinne und der Tradition bestehenden
Widersprüche auszugleichen. David KoJui63) tritt, den Konjek-
turen Neuerer entgegen, mit Wärme für die massorethischen Les-
arten in den Psalmen 68. 107. 76 ein. Fast nur als Sammlung
von Rohmaterial hat Werth die Synonymik von M. Tedeschi6*),
da der Verfasser über Etymologie ganz verkehrte Ansichten hat.
Auf das umfangreiche , weil in der jüdischen Literatur nicht
mit Bestimmtheit von andren Disciplinen abzugrenzende Gebiet der
Religionsphilosophie beziehen sich folgende Schriften und
Allhandlungen. Simchowitz65) bemüht sich die Uebereinstimmung
des „Mosaismus" mit der modernen empirischen Naturphilosophie
zu beweisen. Die Absicht ist an sich verkehrt; daher rnuss der
Verfasser die hl. Schrift in ein Prokrustesbett spannen: immerhin
hat seine Arbeit einigen Werth durch Citate aus den Midraschen
und religionsphilosophischeii Büchern. Der Artikel von Ed. Beuss6*)
über die Qabbala ist nicht ungeeignet zur ersten Orientirung in
dieser Welt des Unsinns, bedarf aber mancher Berichtigung (z. B.
in Betreff des Sohar, dessen Abfassung durch Moses de Leon
zweifellos ist, s. Juchafsin, London 1851, S. 95). Ueber ein theil-
weise hierher gehöriges Buch Joel's s. unten Nr. 125. Isr. Levi01)
behauptet, dass die Talmudisten „des Apocalypses messianiques
juives" hatten und citirten; seine Gründe bedürfen mindestens der
62) Jacob Zebi Meklenburg. 1- ~52p~"i 2n:" . Hebräi>eher Com-
nientar zum Pentateuch. 4. Aufl. mit Zusätzen aus dem literarischen Nachlasse
des Verfassers. Frankf. a. M. 1880, J. Kauffmann. — Vgl. D. Hoffmann
Magazin f. d. Wissenseh. d. Judenth. 1881, S. 119. 120; hier S. 99 No. 82.
63) Nrrrr Tn PNE ttSin TN ISO. Warschau 1880. 34 pp. 8. (Auch
mit russischem Titel.) [Selbstverlag des Verfassers in Odessa.] — Vgl. Imm.
Deutsch Jüd. LB. 1880, p. 204.
64 1 Thesaurus Synoniimorum [sie] linguae Hebraicae cum dissertatione de
eorum vi quoad etymon atque usum in biblicis libris edidit Moyses Tedeschi
Tergestinus. (Hebr. Titel: '"D "nn? "plüb ^STO nSIN). Padua 1879 [Um-
schlag 1880.] 327 pp. 8. — Vgl. hier S. 87 No. 35.
65) S. Seh. Simchowitz. Der Positivismus im Mosaismus erläutert und
entwickelt auf Grund der alten und mittelalterlichen philosophischen Literatur
der Hebräer. Wien 1880. IX, 206 pp. 8. M. 3. — Vgl. S. Friedmann
Jüd. LB. 1881, p. 25. 26.
66) Real-Encyklopädie für protest. Theologie und Kirche, 2. Aufl., Leipzig,
Bd. VII, p. 375 — 390. [Wie es scheint, ein wenig veränderter Abdruck aus
der 1. Auflage.]
67) Israel Levi. Apocalypses dans le Talmud: Revue des Etudes Juives
1, 108—114.
134 Strack, Rabbinica and Judaica.
Sichtung. M. Wulff6*) gab mit Benutzung des arabischen Ori-
ginals weitere Bemerkungen zu dem hebräischen Wortlaute der
Emunoth wede'oth Sa'adja's. David Castelli69) edirte und er-
läuterte den Kommentar des Schabbathai Donnolo zum Buche
Jesira. Mit der Nachweisung der Spuren Al-Bataljüsi's (d. i. aus
Badajoz, f c. 1030) in der jüdischen Religionsphilosophie be-
schäftigte sich I). Kaufmann1"). Ueber „die Herzenspflichten*
des Bachja ben Josef ihn Paquda schrieb P. Perreaa11) einen
kleinen, aber leseuswerthen Artikel. B. Ziemlich1'1) zeigte, dass
der Ansicht des Jehuda ha-Levi von der Erblichkeit der Prophetie
Verwandtes sich schon bei Abraham ben Chijja (-}- 1135 6) findet.
Der Grundgedanke des Buches "irö ist nach M. Steckelmacher 73>.
„dass die jüdische Religion zwar . . . vor den Gesetzen des Ver-
standes ohne inneren Widerspruch . . . erscheinen muss ; aber sie
bedarf nicht ferner . . . einer positiven Begründung von Seiten
der . . . Vernunft, weil der geschichtliche Boden, aus welchem
allein die jüdische Religion erwachsen ist ... , auch allein un-
widerleglich ihre Wirksamkeit bezeugt und alle philosophische
Stütze durchaus entbehrlich macht. a Zacloc Kahn1*) berichtet
über das Pariser Manuskript des unter dem Namen N:p?:~ Epv
bekannten, noch ungedruckten antichristlichen Werkes , welches in
der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von einem gewissen
68) M. Wolf}'. Bemerkungen zu dem Wortlaute der Emunot we-Deot:
Magazin f. d. Wissensch. des Judenth. VII, S. 73 — 100 (vgl. Bericht für 1878,
Heft 1, S. 38, Anm. 49). Berichtigungen zu den Bemerkungen ebd. VIII
(1881), S. 60.
69) II commento di Sabbatai Donnolo sul libro della creazione pubblicato
per la prima volta nel testo ebraico con note critiche e introduzione da David
CasteUi. Firenze. IV, 72, 86 pp. 8. (Pubblicazioni del R. Istituto di studi
superiori pratici e di perfezionamento in Firenze. Sezione di filosoria e filologia.
Accademia Orientale.)
70) David Kaufmann. Die Spuren Al-Batlajüsi's [sie] in der jüdischen
Keligions-Philosophio nebst einer Ausgabe der hebräischen Uebersetzungen seiner
bildlichen Kreise. Leipzig 1SS0. 64 -j- 55 pp. 8. (Auch mit hebr. Titel:
"O nrri^'ir; mbiayn ~EO). (Vorher im Jahresbericht der Landes-
Rabhinerschule in Budapest f. das Schuljahr 1879 — 80.) — Vgl. Isidore Loch
Kevue des Etudes Juives I, 315 — 317; David Rosin Monatsschrift f. Gesch.
u. Wissensch. des Judenth. S. 566 — 573; Frankl Jüd. LH. 1881, p. 31. 35;
Steinschneider HB. 1881, p. 32 — :)ö; //. Hirschfeld Magazin f. d. Wiss. des
Judenth. 1882, p. öl — 53; Rassegna settim. 1881, 7. August.
71 i tntorno all' opera Chovoth lia-Levavoth e la teologia di Bachia Um
Pakudaj Antologia [sraelitica di Corfü. Febbrajo 1879. 8. [Mir in einem
sechs Seiten füllenden Separatabdrucke vorliegend.]
72) Him/,. Ziemlich. Abraham ben Chija und Jehuda Halewi: Monats-
schrift f. Geseb. u Wiss. des Judenth. XXIX (1880) S. 366—374.
73) M. Steckelmacher. Der bleibende Grundgedanke Jehuda Halewy's:
Jüd. LH. 1880, S, :,:;. 54. 61. <\-2.
71i Zadoc Kal,u. Etüde sur lo livre de Joseph le Zelateur, recueil de
controverses religieuses du moyen äge: Kevue des Etudes Juives I, 222—246.
Strack', Rabbinica and Judaiea. 135
Elijjahu besonders aus der im übrigen verloren gegangenen Schrift
des Josef ben Nathan compilirt worden ist (vgl. Steinschneider,
Katal. der hebr. Hdschrr. in Hamburg p. 71—73. 176 — 180).
Der kleine Artikel von Leon Alegre 75) über Levi ben Gerson ist
unbedeutend und enthält gleich im Titel einige Irrthümer.
M. Steinschneider16) veröffentlichte seine Uebersetzung der
nur einmal und zwar inkorrekt gedruckten Polemik des Simon ben
Semach Duran (1361 — 1444) gegen den Islam. Schliesslich sei
noch P. Perreau's'n) üeissige Studie über die mystischen Expo-
sitionen des Nathan ben Abigdor (Ende des 13. od. Anf. des 14.
Jabrh, Provence od. Rom, vgl. HB XI. 24) erwähnt,
Die karäische Literatur ist abgesehen von der oben
(Nr. 55) erwähnten Arbeit Hofmann's nur durch Notizen M. Stein-
schneiders18) über Elia Dajj an, Elia ben Abraham, Israel Ma'arabi,
die Familie Begi, Abraham Bali, Mose ben Jakob, Josef Tischbi u. s. w.
vertreten.
Für Diejenigen, welche sich mit der mittelalterlichen hebräischen
Poesie beschäftigen, ist von grossem Interesse Sani. Dav.
Luzzatto's19) Verzeichniss der ihm aus Drucken und Handschriften
bekannt gewordenen Pajtanim. Besonderen Werth hat dies Ver-
zeichniss dadurch, dass es nicht nur die Anfänge der von jedem
Autor herrührenden Pijjutim, sondern auch die Fundstellen oder
doch eine Fundstelle für jedes Gedicht angiebt. Um die Reich-
haltigkeit dieser Arbeit kenntlich zu machen, bemerken wir, dass
z. B. auf Moscheh ben Ja'qob ibn 'Ezra nicht weniger als 228
Nummern kommen.
Da Levy's „Neuhebräisches und chaldäisches Wörterbuch" (ob.
Nr. 43) nur auf die Talmude und Midrasche Rücksicht nimmt, ist
75) Leon Alegre. Levi ben Gerson, philosophe, astronome et medecin,
ne ä Bagnols en 1288, mort ä Perpignan vers 1370. Extrait des Notices bio-
graphiques du Gard, canton de Bagnols. Bagnols 1880. Aug. Baile. 19 pp.
8. — Vgl. Isid. Loeb Revue des Etudes Juives I, 306.
761) Mor. Steinschneider. Islam und Judenthum. Kritik des Islam von
Simon Duran (1423), aus dem Hebräischen übersetzt und erläutert: Magazin
f. die Wissenschaft des Judenthums VII (1880), S. 1 — 48. [S. hatte in der
Einleitimg zu seinem I"i"QN "pH (Erklärung der Sprüche der Väter) Christen-
thum und Islam kritisirt. Dieses in der Ausgabe Livorno 1785 aus Censur-
rücksichten weggelassene Stück wurde bald darauf (ebd. 4) unter dem Titel
p721 niup gedruckt.] — Vgl. unten S. 176 No. 192.
77) Intorno alle esposizioni mistiche in lingua ebreo-rabbinica del R. Nathan
ben Abigdor (-mroN i-'^sn -,r: Srtb nro:n *pn hy cttin-o). r6-
lazione di Pietro Perreau. Padova 1880. 48 pp. 8. Estratto dal Mose, An-
tologia Israelitica di Corfü, anno II e III, 1879 — 80.
78) M. Steinsehneider. Karaitische Literatur: Hebr. Bibliogr. 1880,
S. 69—72. 91—99. 121 — 124.
79) oicin ■'-ieoe D^narn b^n apib?3 n^üT'Srti a^aa^cn mb
Ti DSVO a^SOöT: Ozar Tob (s. ob. No. 4), p. 1—106.
|3(j Strack, Rabbinica und Judaica.
in Ermangelung eines besseren Hülfsmittels das neuhebräisch -
deutsche Wörterbuch von M. Schulbaum 6{)) trotz nicht weniger
Lücken und Mängel willkommen zu heissen. Die Erörterungen
dreier Rabbiner über den Ausdruck -,;-:3 -,-nZ)b (Slavisch)81) haben
keine erwähnenswerthe Frucht gezeitigt.
Archäologie. Hamburgers Real-Encyklopädie82) ist zwar
sehr ungleichmässig gearbeitet, indem man über viele Personen
und Realien den gesuchten Aufschluss nicht findet, wogegen an-
deren Artikeln ein unverhältnissmässig grosser Raum gewidmet
ist; doch verdient das Buch mehr als bisher beachtet zu werden,
weil andere deutsche Nachschlagebücher nicht existiren. Störender
als manche Irrthümer und schiefe Urtheile sind die zahlreichen
Fehler in den Citaten. Da das ganze jüdische Leben durch das
Gesetz normirt ist, gedenken wir nun eines Artikels von M. Bloch 83)
über die Entstehung der üblichen Zählung von 613 Satzungen im
Pentateuch. Das Resultat des Verfassers ist in Kürze folgendes:
Während der Misclma-Periode zählte Niemand die mosaischen Vor-
schriften, um die Autorität der auf die Thora gegründeten münd-
lichen Gesetze nicht zu schwächen. Das konnten vielmehr erst
die Amoräer thun, welche nur die Bestimmungen der Mischna-
lehrer kommentirten und weiter ausbildeten. Durch die religiösen
Streitigkeiten mit den Christen wurde man zu der bestimmten
Behauptung genöthigt, dass alle Gesetze des Pentateuchs gleich
heilig und offenbart seien, dass Niemand sie theilweise modificiren
dürfe. Diesen Gedanken drückt R. Simlai allegorisch aus, indem
er die Zahlen für beide in der Thora enthaltenen Arten von Ge-
setzen auf zwei gleich unveränderliche Ausdrücke zurückführt: 365
Gebote wie 365 Tage im Jahre, 248 Verbote entsprechend den
248 Gliedern des menschlichen Körpers. Ph. B. Benny**) gab
eine populäre Darstellung des jüdischen Kriminalkodex nach dem
80) Muses Sehulbcmm. Allgemeines, vollständiges neuhebräisch-deutsches
Wörterbuch mit Inbegriff aller in den talmudisehen Schriften und in der neuen
Literatur überhaupt vorkommenden Fremdwörter. Lemberg 1880. Midi. Wolf.
(Hebräischer Titel: 'iD ^br~ D'b?2n IST»). IV, IV, 290 p. 8. - - Vgl.
Trcilel Monatsschrift f. Gesch. u. Wissensch. des Judenth. 1881, S. 428—432.
81) ■p>D=) "ptab s. Jüd. LB. 1880, S. 84. '.16. 152. 15:$; vgl. 1881, p. 107 f.:
Nochmals über die slawischen Wörter hei Raschi.
82) ./. Hamburger. Real-Encyklopädie für Bibel und Talmud. Wörter-
buch zum Schulgebrauch für Bibelfreunde, Theologen, Juristen, Gemeinde- und
Schulvorsteher, I. einer etc. Abtheilung II, Heft 5: Krankengebet— Mystik. Lpz.
IKKii, p. 657—816. (lieber den Messias s. p. 735—779.) — Vgl. Lewin
.lud. LH L880, p. 35; IIB. p. ,!G.
s:ti Mo'i.sc Bloch. Les 613 lois: Revue des Etudes Juives I, 107—211.
sli Philip Bert/er Benny. The ('riminal Code of the Jews aecording
to the Talmud Massechetb Synhedrin. London 1880. Smith, Eider & Co. X,
L33 S 8. 1 s. li d. (Zuers! in der 1 * .- 1 1 1 Mall Gazette, Oct. 1870).
Strack, Rabbinica und Judaica. 137
Traktat Sanhedrin. — Ferd. Weber*5) hat mit liebevollem und
unparteilichem Fleisse das System der altsynagogalen palästinischen
Theologie aus den Quellen geschildert. Gerade aus des Verfassers
Bestreben unparteilich zu sein ist der im Verhältniss zu dem vielen
Guten, das geboten wird, unerhebliche Mangel zu erklären, dass
die in dem erhaltenen Schriftthum der Synagoge fast ganz zurück-
gedrängte Vorstellung vom stellvertretenden Leiden des Messias
in seiner Arbeit als gar nicht vorhanden erscheint. Wer wissen
will , welche Vorstellungen die Juden zur Zeit des Talmuds vom
Zustande nach dem Tode hatten , findet auch in einem von A.
Wünsche 86) verfassten Aufsatze Auskunft.
TJeber Entstehung und Bedeutung des TH p?2 genannten
Zeichens (ob Davidsschild, ob Drudenfuss?) brachte das Jüd. Litbl.
mehrere, freilich nicht abschliessende Notizen87). Ueber Hagio-
graphenlektion am Sabbathnachmittag schrieb AI. Kisch**) einen
kleinen Aufsatz. Isaac Weill's89) Schrift über das Proselyten-
wesen ist, nach einer Recension , aus der allein wir sie kennen,
mittelmässig. Wer dasselbe von dem Vortrage sagt, welchen der
Herr Landesrabbiner Dr. J. Hamburger00) vor der Generalver-
sammlung der DMG in Stettin besser nicht gehalten hätte, urtheilt
milde. Auch von dem Vortrage des Lehrers Black- Gudensberg91)
über das Pädagogische im Talmud kann Günstigeres nicht gesagt
werden.
Jüdisches Volksleben zur Zeit Jesu schilderte in anspruchs-
85) Ferd. Weber. System der altsynagogalen palästinischen Theologie
aus Targum , Midrasch und Talmud. Nach des Verfassers Tode herausgegeben
von Franz Delitzsch und Georg Schnedermann. Leipzig 1880. XXXIV,
399 pp. 8. — Vgl. H. Strack ThLB. 1881, No. 1. 2; C. Siegfried GGA.
1881, p. 372—394; E. Schürer ThLZ. 1881, c. 513—517; Caro Jüd. LB.
1881, p. 3 f. 11 f. 19. 23.
86) A. Wünsche. Die Vorstellungen vom Zustande nach dem Tode nach
Apokryphen, Talmud und Kirchenvätern: Jahrbb. t*. prot. Theol. 1880, S. 355
—383. 495—523. — Vgl. hier S. 123 No. 258.
87) Bedeutung des -p-, pj • M.Brann Jüd. LB. 1880, p. 35. 36. Vgl.
p. 40. 59. 1881, p. 7. 8.
88) Alexander Kisch. Hagiograph.enlek.tion am Sabbatnachmittag: Monats-
schrift f. Gesch. u. Wissenseh. des Judenth. XXIX (1880) S. 543 — 548.
89) Isaac Weill. Le proselytisme chez les Juifs selon la Bible et le
Talmud. Strasbourg 1880, Derivoux. 109 pp. 8. — Vgl. L. Jüd. LB.
1881, p. 15.
90) J. Hamburger. Die NichtJuden und Sekten im talmudischen Schrift-
thum. Vortrag Neu-Strelitz 1880. 16 pp. 8. 60 Pf. [Fast dasselbe in der
oben (No. 82) erwähnten Keal-Encykl.] — Vgl. Jüd. LB. 1880, p. 195. 199.
1881, p. 20.
91) Bloch- Gudensberg. Das Pädagogische im Talmud. Vortrag, gehalten
auf der Jahresversammlung der israelit. Lehrer Hessens zu Fulda am 5. Juli
1880. Halberstadt [1880]. 26 pp. 8. 40 Pf.
138 Strack, Rabbindca und Judaica.
loser, für ein grösseres Publikum berechneter Darstellung JB. Pick92).
Ignaz Goldziher93) machte aus muhammedanischen Schriften Mit-
theilungen über jüdische Sitten und Gebräuche ; insbesondere ent-
hält die Arbeit eine Uebersetzung des Kapitels in dem muhammeda-
nischen Rechtsbuche des Mari b. Jüsuf (7 1033), welches Vor-
schriften über die von den Juden zu beobachtende Haltung giebt,
und zieht Schlüsse auf jüdische Gebräuche aus den von Muhammed
wie von Späteren ausgesprochenen Warnungen vor solchen.
Stern's 94) Schriftchen über Thierquälerei und Thierleben in
der jüdischen Literatur hat keinen wissenschaftlichen Werth, zumal
gerade für das nachbiblischen Schriften Entnommene keine Beleg-
stellen angegeben sind.
Jos. Rergel95) verspottet nicht ohne mannigfaltiges Wissen
die Naturerkenntniss der Talmudisten ; aus den bezüglichen Irr-
thümern der Talmudisten folge die Hinfälligkeit mindestens der auf
sie gegründeten halachischen Bestimmungen. Ohne solche Absicht,
lediglich um über die Vergangenheit zu belehren, hat J. M. Rab-
binowicz96) aus dem ersten und dem fünften Bande seiner „Legis-
lation civile du Talmud" (s. ob. Nr. 23) alle die Talmudabschnitte
in französischer Uebersetzung zusammengestellt, welche sich auf
die Heilkunde beziehen. M. Rawitz/a91) bestritt, dass der Kaiser-
schnitt den Talmudisten bekannt gewesen sei. Die Gegengründe
der in der Anmerkung citirten Recension scheinen dem Referenten
nicht stichhaltig zu sein.
Isidor Loeb's 9H) Verzeichniss jüdisch - arabischer Aerzte ist,
weil zumeist nach Leclerc und Carmoly (!) zusammengestellt,
92) Jüdisches Volksleben zur Zeit Jesu von Bernhard Pick, 75 pp. S.
Rochester, N. Y. 1880. — Vgl. oben S. 123 No. 259.
93) Ign. Goldzilier. Ueber jüdische Sitten und Gebräuche aus muham-
medanischen Schriften : Monatsschi-, f. Gesch. u. Wiss. des Judenth. 1880, p. 302
—315. 355—365. — Vgl. unten S. 176 No. 191.
94) Stern. Thierquälerei und Thierleben in der jüdischen Literatur.
I'en Thierschutzvereinen gewidmet. Zürich 1880. Verlagsmagazin. 48 S. 8.
- Vgl. H. Strack ThLB. 1881, Sp. 35. 36; Lewin Jüd. LB. 1880, S. 179.
95) Jos. Berget. Studien über die naturwissenschaftlichen Kenntnisse der
Talmudisten. Leipzig 1880. Friedrich. IV, 102 S. 8. M. 4. — Vgl. H. Strack
LC. No. 35; H. Gort Theol. Tijdschr. p. 650—652.
96 1 ,/. M. Jlahbinoiricz. La medecine du Thalmud ou tous les passages
concernanl la medecine extraits dos 21 traites du Thalmud de Babylone. Paris
1880 chez fauteur, Rue de Seine, 63. LI, 176 S. 8. — Vgl. Kornfeld Jüd.
LB. 1880, p. 160
!)7) .1/. lüurii-.l,-!. L'i'ber die Lehre vom Kaiserschnitte im Talmud: Vir-
chows Archiv für pathologische Anatomie etc. Bd. 80 (1880), p. 494 — 503.
Vgl dagegen: r Magazin f. d. Wissenschaft dos Judenth. 1881,
S. 48—53.
!tSi ./. /.</<//. Jüdisch-arabische Aerzte: Magazin f. d. Wissensch. des Ju-
denth. VII iu| -no. Vgl. unten S. 169 No. 122.
Streich, Rabbinica und Judaica. 139
nutzlos. Mit den Leistungen zweier einzelner Aerzte beschäftigten
sich P. Perreau") und J. Dakas100).
Die unter dem Namen Mischnath ha-middoth bekannte älteste
geometrische Schrift in hebräischer Sprache hat M. Schapira101)
mit deutscher Uebersetzung neu herausgegeben. M. Steinschnei-
der's 102) Abhandlung über Abraham ibn 'Ezra ist nicht nur für
die Geschichte der Mathematik von Wichtigkeit, wie eine kurze
Inhaltsangabe der ersten 9 (von 20) ij§ zeigen wird: Abraham bar
Chijja und I. 'E.; Lebensverhältnisse; Daten; I. 'E. und Jehuda
ha-Levi; Auswanderung; Reisen; Hat I. 'E. arabisch geschrieben*?;
Kenntniss und Anwendung des Arabischen und der arabischen
Literatur; Mystik und Kabbala. Leon Modet103) machte Mit-
theilungen über die von Abraham ibn 'Ezra angewendeten Zahl-
bezeichnungen und algebraischen Zeichen.
Ueber die Verwandtschaft der in der jüdischen Lite-
ratur vorkommenden Sagen . Märchen , Fabeln u. s. w. mit
den anderwärts sich findenden haben M. Gaster 10i~i05) und
99) Pietro Perreau. Della medieina teorio-prattica del rabbi Natan ben
Joel Palquera: Atti del IV. Congresso Iuternazionale degli Orientalist!. I, 189
—197 (Firenze 1880). — Vgl. M. Steinschneider HB. 1880, p. 17—20.
100) Jules Dulcas. L'Apologie du Medecin juif, de David de Pomis.
Etüde de l'ouvrage aux points de vue de la eonditiou sociale des juifs et de
l'histoire litteraire ä la lin du XVP' siecle: Eevue des Etudes Juives I, 145 — 152.
101) nVlWl rCW2 Mischnath ha-mmiddoth [sie] (Lehre von den Maassen).
Aus einem Manuscripte der Münehener Bibliothek, bezeichnet Cod. Hebr. 36,
als erste geometrische Schrift in hebräischer Sprache herausgegeben und mit
einigen Bemerkungen versehen von M. Steinschneider (Berlin 1864); ins
Deutsche übersetzt, erläutert und mit einem Vorwort versehen von Hermann
Schapira : Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik. Drittes Heft (Suppl.
z. hist.-lit. Abth. d. Ztschr. f. Math. u. Phys.) p. 1—56. 8. [p. 1—34 Ein-
leitung, Uebersetzung mit kurzen Noten; p. 36 — 45 Text der nahe verwandten
ersten arabischen Geometrie von Muhammed ben Musa; p. 46 — 54 hebr. Text
der M. ha-middothl.
102) Moritz Steinschneider. Abraham ihn Esra (Abraham Judaeus. Ave-
nare). Zur Geschichte der mathematischen Wissenschaften im XH. Jahrhundert:
.Supplement zur histor.-literar. Abtheilung der Zeitschr. f. Mathematik u. Physik.
25. Jahrg. 1880. Leipzig, p. 57 — 128. Vgl. Isidore Loeb Revue des Etudes
Juives I, 317. 318 und s. hier S. 168 Xo. 114.
103) Leon Rodet. Sur les notations numeriques et algebriques anterieure-
ment au XVI« siecle , ä propos dun manuscrit de l'aritlnnetique d Aben Ezra :
Actes de la Societe philologique tome VIII, annee 1878. Paris 1880, p. 1 — 25.
8. [p. 1 — -6 Description du manuscrit 1052, fonds hebreu, de la Bibliotheque
Nationale; p. 7- — 25 Des notations employees par Aben Ezra]. Auch als erster
Theil (j>. 1 — 25) einer separat erschienenen Abhandlung: Sur les notations . . .
XVI* siecle, Paris 1881.
lull 3/. Crcister. Beiträge zur vergleichenden Sagen- und Märchenkunde:
Monatsschrift f. Gesch. u. Wiss. des Judenth. XXIX (1880), p. 35—44. 78—84.
115—131. 215—225. 31G— 322. 422—427. 472—480. 549—565 [Fortsetzung
n Jahrgang 1881].
105> M. Gaster. Zur Quellenkunde Deutscher Sagen und Märchen: Ger-
mania, Vierteljahrsschrift für deutsche Alterthumskunde XXV (1880), p. 274
—294. Vgl. HB. 1881, p. 53. [Fortgesetzt in Bd. XXVI (1881,), p. 199—213.]
140 Strack, Rabbznica und Judaica.
'S. Bark'106) ausführlich. J. Dam testete r107) und Güdemann10*)
kürzer geschrieben. In Betreff der Legende vom ewigen Juden
vergleiche man die Artikel von C. Bertheau 109) und Blind110).
M. Grünwald1*1) begann Zusätze zu Zunz' bekannter Arbeit
über die Namen der Juden (zuerst 1836, dann 1876 im 2. Bande
der gesammelten Schriften) zu veröffentlichen.
Isidor Loeb112) hat beachtenswerthe und wohl auch entschei-
dende Gründe für die schon 1860 von Joel ausgesprochene An-
sicht angeführt, dass der von französischen Autoren besonders des
13. Jahrhunderts oft genannte Ort SiTN identisch sei mit dem
nördlich von Avignon gelegenen Orange.
Die Broschüre Memains113) über den althebräischen Kalen-
der ist uns leider nicht zu Gesicht gekommen.
Geschichte. Die Kulturgeschichte des Judenthums von
Otto Henne- Am-Rhyn J 14) beginnt mit der Schöpfung und reicht
bis zu Ed. Lasker, könnte also des Lehrreichen viel enthalten und
ist daher von uns nicht ohne Erwartungen geöffn 't worden. Leider
wurden wir arg enttäuscht; denn das genannte Buch des „berühmten
Kulturhistorikers" ist eine leichtfertige Fabrikarbeit, deren Kom-
pilator nicht einmal die zu einem solchen Werke unerlässlicbe
Kenntniss des Hebräischen besitzt, Wenn eine Buchhändleranzeige
der Schrift „strengste Unparteilichkeit" nachrühmt, so kann dies
Urtheil wobl nur aus der Thatsache gefolgert sein, dass der Ver-
fasser die gläubigen Christen und die gläubigen Juden in gleicher
Weise schmäht. Wilh. JPressel's115) Artikel über die nachbiblische
106) Samuel Back. Die Fabel in Talmud und Midrasch: Monatsschrift f.
Gesch. u. Wissensch. des Judenth. XXIX (1880) p. 24—34. 68—78. 102—114.
225—230. 267—274. 374—378. 417—421. 144 [Fortsetzung in Jahrgang 1881].
107) James Darmesteter. Les six feux dans le Talmud et dans le Bun-
dehesh: Revue des-Etudes Juives I, 186—196.
108) Griidemann. Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch. des Judenth. 1880,
S. 134: Ein Midrasch im Koran, S. 135: Ein Midrasch in Dante.
109) Carl Bertheau. Der ewige Jude (Real-Encyklop. f. prot. Theol. u.
Kirche, 2. Aufl., Leipzig, Bd. VII, S. 281—284).
110) Karl Blind. Wodan, der wilde Jäger, und der wandernde Ahasver:
Deutsche Revue 1880, Augustheft. Auszug in Jüd. LB. 1881, p. 81. 82.
111) M. Griimtoald. Additamenta zu Zun/.' Namen der Juden: Jüd. LB.
S. 182. 183 [Fortsetz. 1881, p. 41. 42].
112) Isidore Loeb. La ville d'Hysope: Revue des Etudes Juives I, 72 — 82.
L13) M<' ntitiit. Notice sur l'ancien calendrier bebraique et sur ses rapports
avec les autres calendriers. Bar-le-Duc L879, impr. Bertrand. 36 pp. 8. [Fr.
Bibl. Or. 1880, No 702]. — Vgl. S. 118 No. 224.
illi Otto Henne- Am-Rhyn. Knitargeschichte des Judentums von den
ältesten /eilen |,js zur Gegenwart. Jena 1880. H. Costenohlu. XIV. 527 S.
8. M. in. - Vgl //. Strack ThLZ. L881, No. 4; Coro Jüd. LB. 1880,
p. 124;' hier S. 113 No. 189.
llüj Willi. Presset. Israel, uachbibliscbe Geschichte desselben (Real-En-
cyklop, f prot. Theologie u Kirche, 2. Aufl., Leipzig, Bd. VII, S. 224—250).
Strack, Rabbiniea and Judaiea. |4l
Geschichte Israels ist etwas dürftig, zumal Literaturangaben fehlen;
die Statistik nimmt verhältnissmässig viel Raum ein. Ausserdem
sind an dieser Stelle des Berichts zu nennen das Buch des christen-
feindlichen Amerikaners 1. M. IIYse116) und ein Aufsatz von
Aug. Kluckhohn x 1 7).
Wir haben nun noch dessen zu gedenken, was über einzelne
Zeiten, Ereignisse und Personen geschrieben ist. M. Duschak118)
erzählte, was die Haggada von Jojaqim meldet. 8. Frtedmann119)
entschied sich dafür, dass Simeon IL den Beinamen „der Gerechte"
gehabt habe. H. Strack1***) gab eine kurze Würdigung des sicher
achtungswerthen. jetzt aber oft überschätzten Hillel. J. v. Desti-
ncm121) behandelte die Chronologie des Josephus. Güdemann122)
brachte für das von Josephus B. J. V, 11, 5 Erzählte aus der
sog. grossen Pefsiqta eine erläuternde Parallele bei. Den Vortrag
L. Adler'?,123') über „die Bedeutung des Essäerbundes" kann man
ohne Bedenken ungelesen lassen. A. Darmesteter12*) hat die Ge-
schichte der Juden unter Vespasian, Titus, Domitian und Hadrian
aus (meist lateinischen) Inschriften illustrirt. Zu M. Joel's126)
scharfsinnigen, aber mit nüchterner Kritik zu beurtheilenden Blicken
in die Religionsgeschichte vergleiche man besonders die Anzeigen
von C. Siegfried und H. Strack.
116) Isaac M. Wise. History of tlie Hebrews' second commomvealtb.
with special reference to its literature, culture and the origin of Rabbinism and
Christianity. Cincinuati 1880. Bloch & Co. 386 pp. 2 Doli. — Vgl. oben
S. 116 No. 211.
117) Aug. Kluckhohn. Zur Geschichte der Juden im Alterthum und
Mittelalter: Deutsche Revue 1880, Jahrg. IV, p. 52—63; Jahrg. V, p. 167 — 181.
118) M. Duschäk. Jojakim in der Agada: Jüd. LB. 1880, p. 153. 154.
119) S. Friedmann. Simon I. oder II. — „der Gerechte- V: Jüd. LB.
1880, p. 194. — Vgl. oben S. 116 No. 213.
120) H. L. Strack. Hillel (Real-Encyklop. f. prot. Theol. und Kirche
2. Aufl., Leipzig, Bd. VI, S. 113—115).
121) J. v. Destinon. Die Chronologie des Joseplms. Kiel 1880. 35 pp.
4. M. 1.60. — Vgl. H. Bloch Jüd. LB. 1880, p. 1)9. 100; hier 8. 113 No. 186.
122) Güdemann. Josephus und die grosse Pel'sikta: Monatsschr. f. Gesch.
u. Wiss. des Judenth. 1880, S. 132—134.
123) L. Adler. Die Bedeutung des Essäerbundes in der fortschreitenden
Culturentwickelung der Menschheit. Vortrag. Kassel 1880. 26 pp. 8. —
Vgl. Kroner Jüd. LB. 1881, p. 36.
124) A. Darmesteter . Notes epigraphiques touchaut quelques points de
l'liistoire des juifs sous l'empire romain: Revue des Etudes Juives I, 32 — 55.
125) M. Jo'el. Blicke in die Religionsgeschichte zu Anfang des zweiten
christlichen Jahrhunderts. I. Der Talmud und die griechische Sprache nebst
zwei Excursen, a. Aristobul, der sogenannte Peripatetiker, b. die Gnosis. Breslau
1880. S. Schottländer. VII, 177 S. 8. — Rec. v. C. Siegfried GGA. St. 40,
5. 1261 — 1277 [zugleich Darlegung des Gedankenganges]; M. Grünwald Jüd.
LB. S. 132. 135 f.; D. Rosin Magazin f. d. Wissenschaft des Judenth. S. 174
— 181; Schanz Lit. Rundschau No. 17; H. Oort Theolog. Tijdschrift p. 499
— 505; Rosenthal Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. des Judenth. S. 274 — ^284;
//. Strack ThLZ. 1881, Nu. 8, Sp. 184—188 u. LC. 1881, No. 11.
142 Streich, Rahhinica und Judaica.
S. Gelbhaus126) suchte in einer mehr anregenden als bewei-
senden Broschüre darzuthun, erstens dass das Wirken des Mischna-
redacteurs Jehuda wesentlich durch den Gegensatz gegen das
Christenthum bestimmt gewesen sei und zweitens dass das rabbi-
nische Judenthum aus dem über Jesu Leben und Charakter Be-
richteten Manches mit entsprechender Umgestaltung auf Jehuda
übertragen habe. Zu Abr. Geigers bekannter Schrift „Was hat
Mohammed aus dem Judenthume aufgenommen?" bilden J. Gast-
freund's121) Hefte eine Ergänzung.
M. II. Friedländer- 128) arbeitet oberflächlich und kann nicht
richtig deutsch schreiben. Eine gründliche . übrigens auch nach
Verdienst anerkannte Leistung ist dagegen M. Güdemanns129)
Buch, dessen weitläufigen Titel die Fussnote angiebt. Speziell der
Geschichte der Juden in Frankreich sind Aufsätze von H. Gross13"),
126) S. Gelblums. Rabbi Jehuda Hanassi und die Redaction der Mischna,
eine kritisch -historische und vergleichende mythologische Studie. Wien 187C.
Selbstverlag des Verf. [Rahb. in Carlstadt]. VI, 98 S. 8. [gedruckt 1880]. -
Rec. v. H. Streich ThLZ. 1881, No. 3. Vergl. auch Steinschneider HB.
1880, S. 83.
127) J. Gastfreund. Mohammed, nach Talmud und Midrasch kritisch
bearbeitet. 3. Abth. Leipzig 1880 (Wien, Löwy). 28 pp. 8. — 1. Abth.
1875. 32 pp.; 2. Abth. 1877. 32 pp. — Vgl. S. 170 No. 132.
128) M. H. Friedländer. Chachme Hadorot. Geschichtsbilder aus der
nachtalmudischen Zeit (500 — 1500). Nach den Quellen bearbeitet. Brunn
1880. Epstein. VIII, 151 S. 8. M. 3. — Vgl. H. Stretch ThLB. 1881, No. 24.
[Vgl. Bericht f. 1879, p. 130, No. 103].
129) M. Güelemaun. Geschichte des Erziehungswesens und der Cultur
der Juden in Frankreich und Deutschland von der Begründung der jüdischen
Wissenschaft in diesen Ländern bis zur Vertreibung der Juden aus Frankreich
(X.— XIV. Jahrh.). Nebst handschriftl. Beilagen. [A. u. d. T. : Gesch. des
Erz. u. der Cultur der abendländischen Juden während des Mittelalters u. der
neueren Zeit. Bd. I]. Wien 1880. Holder. V, 299 S. 8. M. 6. — Vgl.
H. Streich ThLB. Sp. 217—221; A. Berliner LC. Sp. 1755—1757; Rosen-
thal Jüd. LB. S. 111 f. 115 f. 123 f.; Isidore Lveb Revue des Etudes Juives
II, 158 — 164; J. Perles Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. des Judcnth. S. 328
— 336; ferner vgl. Educazione e coltura degli Israeliti in Francia e Germania
Relazione di Pietro Perreeiu: Mose, Antologia Israelitica di Corfü, Anno III,
Ottobre 1880 (auch Separatabdruck, 15 pp. 8.). Ueber den Text des von Güd.
abgedruckten u^pnfi "1£0 vgl. IL Oort Monatsschr. p. 427 — 430 u. die „Nach-
bemerkungen des Verfassers" ebd. S. 430 — 432. — Auszüge: Jüd. LB. S. 65 ff.
69 f. 74 f.
130) //. Gross. Zur Geschichte der Juden in Arles : Monatsschr. f. Gesch.
u. Wissensch. des Judenth. Bd. XXVII (1878) — XXIX (1880). Abschnitte:
I römische Herrschaft 1878, p. 63 — 71; II. goth. u. fränkische Herrscher p. 130
— 137; III. eigene Könige und deutsches Roich p. 145 — 153; IV. Grafen der
Provence p. L53- 160. 193— 199; V. franz. Herrschaft p. 199—201; VI.
geistiges Leben der J. bis zum Ende des 13. Jahrb. p. 248 — 256. 377 — 383.
470—477. 1879, p. 17 — 25. 62—69. 121—130. 228—238. 323—332. 350
— 359; VII. geistiges Loben vom Beginne des 14. Jahrh. an p. 418 — 431. 468
— 474. 5-11—56.1. 1880, p. 58 67. 167—175. 404—416. 514—528.
Stretch, Rahhin im und Judaica. 143
L. Bardinet131~133), S. Loewenfeld13*), Noel Vcdois135) und Jsidor
Loebl3(i~131) gewidmet.
Den Sehluss unseres Berichtes bilde eine kurze Erwähnung dessen,
was über Juden der Gegenwart geschrieben worden ist138-143).
131) Leon Bardmet. Antiquite et Organisation des juiverios du Comtat
Venaissin: Revue des E tu des Juives I, 262 — 292.
132) — — De la condition civile des Juifs du comtat Venaissin pen-
dant le sejour des papes ä Avignon (1309 — 1376): Kevue historique 1SS0,
janvier-fevrier.
133) — — Les Juifs du Comtat Venaissin au moyen äge, leur role econo-
mique et intelleetuel: Revue historique 1880, sept.-octobre, 60 pp. [wie No. 132
nach Et. Juives],
134) S. Loewenfeld. Regesten zur Geschichte der Juden unter Philipp
August von Frankreich: HB. 13 — 17.
135) Noel Valois. Guillaume d'Auvergne, eveque de Paris (1228 — 1240).
sa vie et ses ouvrages ; these de doctorat presentee ä la Faculte des lettres de
Paris, par M. Noel Valois, beende es lettres et en droit, archiviste - paleo-
graphe. Paris 1880, A. Picard. 393 pp. 8. — Vgl. A. Darmesteter Revue
des Etudes Juives I, 140 — 145; vgl. auch das. S. 131.
136) Isidore Loeh. La controverse de 1240 sur le Talmud: Revue des
Etudes Juives I, 247—261. [Fortsetzung und Sehluss in Bd. II. III].
137) Isidore Loeh. Le role des Juifs de Paris en 1296 — 1297: Revue
des Etudes Juives I, 61 — 71.
138) S. Gfroneniann. Jüdische Einflüsse auf einen kaukasischen Volks-
stamm: Jüd. LB. 1880, S. 54. 55. 63. 67.
139) Mardochee Ahy Serour. Les Däggatoun , tribu d'origine juive de-
meurant dans le desert du Sahara, traduit de l'hebreu et annote par Isidore
Loeh. Supplement au Bulletin mensuel de l'Alliance isr. univ. , janvier 1880.
Paris, imp. Marechal. 12 pp. 8.
140) Affaires etrangeres. Documents diplomatiques. Questions de la pro-
tection diplomatique et consulaire au Maroc. Paris, imprim. nat. 278 pp. 4.
[Divers concernant la Situation des Juifs au Maroc, p. 52, 142, 171, 172, 188.
241 ä 243, 250 ä 254] (wie 139 nach Et. Juives).
141) Die Juden in Marocco: Jüd. LB. 1880, p. 90. 91 (nach Joseph D.
Ilooker's Reise in Marocco'); p. 93. 94. 97. 98 (Abdruck eines Artikels v. Gerh.
Rohlfs in AAZ.i.
142) Ludteig Stein. Die Juden in Abessynien (Falaschas): Israel Letter-
bode VI, 1—31 (vgl. Ber. f. 1879, p. 131, No. 108).
14.'!) Elie Schwarz. Le peuple de Dieu en Chine. Strasbourg, impr
Schultz. 52 pp. 8.
144
Phönizien
(incl. der hebräischen und altkanaanitischen Inschriften etc.)
Von
J. Eutins?.
An der geographischen Anordnung unseres Beliebtes nach den
Fundorten festhaltend, schicken wir einige Arbeiten allgemeinerer
Tendenz voraus. Die Autorität des Verfassers verleiht der von
Lepsius l) voi'geschlagenen Identifizierung der älteren Phönizier
mit den Punt der Hieroglyphen (welche gleichzeitig Hammel'2) mit
Bruysch nach Afrika setzt) den Anspruch auf ernstliche Beachtung,
wenn auch vielleicht nicht auf sofortige Beistiramung; wie unsicher
solche Hypothesen heutzutage noch bleiben müssen, kann man
jedenfalls daraus ersehen, dass gleichzeitig Oppert3) im Zusammen-
hange mit den bereits S. 64 Nr. 14 erwähnten Entdeckungen auf
den Bahreininseln die letzteren zum Ursitze des Volkes macht,
worin ihm ein amerikanischer Anonymus (S. Merrill f)*) beizu-
stimmen scheint. Eine frohe Aussicht eröffnet Berger's 5) Anzeige
über die demnächst im Corpus Inscriptionum Semiticarum zur An-
wendung gelangenden phönizischen Typen.
1) K. Jl. Lepsius. Ueber die Ur- Phönizier in Südarabien und Nubien
(Pirna im Lande Pun-t) u. die mitteilend. Phönizier oder Kefa (Krjtf>i]vei) s. in
dessen Nubischer Grammatik. Berlin 18K0. Einl. u. XCV — CXI.
2) /•'. lloiHiiicl. Sulla posizione del Paese di Punt: Alti IV. Congr. d.
0 I, 77 f.
3) Jules Oppert. Le siege primitif des Assyriens et Pln'niciens: JA. 1880,
I. 90—02. — Vgl. oben S. 71 No. 21.
4) (S. Merrill t) The original set of the Phenicians: The oriental and
biblical Journal ed. Stephen D. Peet. Chicago, Jameson and Morse 1880. 8.
i, i p. ii;.
:,i l'lul. Berger. Notice sur les caracteres ph£niciens destiinis ä l'im-
pression du Corpus inscriptionum semiticarum, Paris, Empr. nat. 1880. 8.
;;-_' pp (Extr, du Journ as L880 I
Euting, Phönizien. 145
Aus Spanien erbalten wir Erklärungen einiger Ortsnamen
durch den rühmlichst thätigen Sanpere y Miquel6), der gleichzeitig7)
einen inschriftlosen punischen Löffel veröffentlicht. Was sich in
dem Buche von Zobel de Zangromz8) über phönizische Münzen
etwa vorfindet, sind wir ausser Stande anzugeben.
Von karthagischen Denkmälern ist Bergers Silberplatte
nochmals zur Besprechung gelangt ,J); über einen sardinischen
Stein berichtet Servi10).
Ganneau' s Untersuchung über den in Italien gefundenen
Becher von Palestrina ist zum Abschluss gekommen11) und als
Ganzes separat erschienen1'-); man darf gespannt sei, ob seine be-
stechenden Aufstellungen über den Einfluss orientalischer Sculp-
turdarstellungen auf die Entwicklung griechischer Mythen durch
weitere Forschungen in ihrer ganzen Ausdehnung Bestätigung finden
werden. Die auf griechischem Boden von Homolle entdeckte
Bilinguis ist von Renanri) behandelt worden.
Li der Erklärung der cy prischen Denkmäler sind wir um
einige erhebliche Schritte voiwärts gekommen. JBerger's u) Com-
bination des phönizischen Gottes Pa'arn, der in dem Königsnamen
Pumaijaton steckt, mit dem griechischen Pygmalion ist mit einer
ähnlichen Gleichsetzung Ganneau's15) zusammengetroffen (der in
seinem Artikel auch ein paar neue Erklärungen zu Idalion IL V
C) Salvador Sanpere y Miquel. Associaeiö d'exeursions catalana. Un
Estudi de Toponomästica catalana. Obra llorejada en lo certamen de 1879.
Barcelona 1880. XVI, 172 pp. 8.
7) S. SfanpereJ y M[iquel]. Una cuchara punica: R. Cienc. H. I, 298 f.
(mit Abbild.)
8) Jacobo Zobel de Zangroniz. Estudio histörico de la moneda espanola
desde sa origen hasta el imperio romano. [s. Rev. er. 1880, II, 520.]
9) Gaz. arch. 1880, p. 18—31. PI. 3. — Vgl. Bericht für 1879, p. 133
No. IG.
10) Fl. Servi. Sopra una lapide fenicia di Nora in Sardegna: II Vessillo
israelitico. Casale-Montferrat. 29. Aunee. No. 2. [Titel aus REU. No. 3 p. 155.]
11) C. Clermont- Ganneau. Etudes d'archeologie Orientale: La coupe
phenicienne de Palestrina. 3e Art.: JA. 1880 I, 93—111 [m. 2 Taft'.].
12) C Clermont - Ganneau. L'imagerie phenicienne et la mythologie
icouologique chez les Grecs. I« Partie: La coupe phenicienne de Palestrine,
avec huit planches. (Et. d'archeologie Orientale I.) Paris 1880. XXXIX,
156 pp. 8. [8 Taff.] Fr. 7.50. — Vgl. Bursian LG 1881, 1288 f.; P. De-
charme RC. 1880, II, 82—87; A. H. Sayce Ac. 1880, II, 3 f. — 8. Bericht
für 1879, p. 62 No. 6; ein Theil der Vorrede ist abgedruckt in R. Hist. Rel.
I, 145 — 147.
13) F. Renan. Inscription bilingue de Dolos, decouverte par M. Homolle :
Bull. Corr. Hell. IV, 2, p. 69—71. — Vgl. Berieht für 1878 p. 64 No. 28. 29.
14) FhilipjJe Berger. Notes mythologiques. I. Pygmee, Pygmalion. II.
Sur le nom propre Baal-Maleac: Mem. Soc. Ling. IV, 347 — 358. (Auch sep.
Paris 1881. Fr. 1.50.)
15) Clermont- Ganneau. JA. VII Ser. XV, p. 5311'.
Jahresbericht 18S0. 10
]40 Eh ti inj, Phöniziern.
bietet); von da aus hat Berger16) an die beiden griechischen
Mvtheu über Pygmalion angeknüpft und die Möglichkeit eines
ägvptisch-phünizisch-griechisehen Zusammenhanges hervorgehoben,
während Ganneau1"1) nicht ohne Wahrscheinlichkeit, mit einem in
der ersten Abhandlung ßerger's hingeworfenen Gedanken überein-
kommend, in dem letzten phönizischen König Citium's Pumaijaton
Diodor's Pygmalion wiederfindet und dadurch zu der historisch
wichtigen Aufstellung einer Reihe der betreffenden Dynastie ge-
laugt. Demselben scharfsinnigen Gelehrten lS) ist es geglückt, durch
richtige Anordnung der von Renan im Journ. des Sav. 1877
p. 4ö7 veröffentlichten Fragmente uns eine authentische und höchst
interessante Inschrift des Königs Hiram -wiederzugeben. Von einem
Berichte Renan's19) über drei farbige Scherbeninschriften aus
Larnaka erfahren wir vorläufig Nichts Näheres; dagegen hat der-
selbe20) eine nicht unwahrscheinliche Herstellung der von Zoten-
berg nach einer Zeichnung Deveria's im JA. 18G8, VI, 443 edirten
Inschrifi aus Aegypten veröffentlicht.
Aus der Zahl der Denkmäler des phönizischen Mutter-
landes ist der Sarkophag Esehmunazars von J. Derenbourg 21),
Jtrtiston2-), Ganneau und de Vogüe"25) nach verschiedenen
Seiten von Neuem behandelt worden; Ganneau hat die Stele von
Gebal24) und Umm el Awamid 1 25) ausführlicher besprochen. Der-
selbe 26) hat eine ausführliche Recension von Berger?, Ange d'Astarte
16) Phil. Berger. Le mythe de Pygmalion et le Dieu Pygmee: CK.
VIII, GO— GS.
17 i C. Clermont- Ganneau. Lore autonome de Citium et le dernier roi
phenicien de cette ville PUl.MAYYATAX (Pygmalion): L'Instruction publique
G Mars 1880, No. 10, p. 150. 151. — Vgl. Rev. er 1880. 1 Mars No. 9, p. 181;
Renan JA. XVI. 34.
18) C. Clermont- Ganneau. King Hiram aud Baal of Lebanon: Ath.
1880, 17. Apr. p. 502— 5U4; Pal. Expl. F. Q. St. 18S0, 174 — 181; vgl. Rev.
er. 1880, I, p. 401 f.
19) E. Renan. CR. VIII, 313; Rev. er. 1880, II, 4Go.
20) E. Renan. Sur un. graffito d"Abydos: Atti del IV Congr, intern, d.
Orient. I, 215 f.
21) J. Derenbourg. Encore quelques observations sur l'inscription d'Esch-
moun-'azar: RA. XXXIX, 380 — 386. (Auch sep., 7 pp. b.i
22) Gh. Bruston. L'inscription d'Eschmoun-azar: RA. XL, 179 — 181;
vgl. Reponse de Mr. Clermont- Ganneau ib. 246.
23) Melchior Cte. de Vogiie. Note sur la forme du tombeau d'Eschmou-
nazar: JA. 1880, I, 278— 286 (m. 2 Holzschn.j.
•_' I i Ch. Clermont- Ganneau. La stele de Byblos : Etudes d'archeologic
Orientale 1, 1, p. 1 — 36. 83. 84; s. Bibl. de Tee. des hautes et. Fase. 44.
Paris 1880. 4.
25) Ch. Clermont- Ganneau. Nouvel essai d'interpretatioa de la I«1 inscr.
phenicienne d'Uumm el-' Awamid: Et. d'arch. or. 1. 1, p. 37 — 82; Bibliotheque
de l'eeole des hautes ätudes, fasc. 14.
C. Clermont- Ganneau. RC. I. i*si>, 85—94; vgl. Acad. 21. Febr. p. 132
Euting, Phönizier*. 147
geliefert, an welchem der Verfasser festhält, obgleich er in einer
weiteren, von ähnlichen Gesichtspuncten ausgehenden Abhandlung27)
weniger zuversichtlich wird. — Ganneau 28) hat auch ein phöni-
zisches Siegel veröffentlicht; aus einer topographischen Abhandlung
de Berton's, welcher früher ausgesprochene Ansichten zu recht-
fertigen und einige Behauptungen Renan s zu widerlegen sucht,
ist bisher nur ein kurzer Auszug29) vorhanden.
Aus den benachbarten epigraphischen Gebiet en
ist die erste Kunde von Schick's3,)) immerhin ausserordentlich in-
teressantem und paläographisch wichtigem Funde der Siloah-In-
schrift hervorzuheben. Eine nichts Neues bietende Uebersetzung
der Mesa-Inschrift steht im zweiten Bande von Heüpriris bereits
oben S. 103 Nr. 113 angeführtem Werke. — De Lagarde's31) Akten-
sammlung zur Geschichte der Moabitica bitten wir einfach re-
gistrieren zu dürfen.
27) S. oben S. 145 No. 14.
28) Clermont- Ganneau. JA. VII Ser. XV, p. 537 f.
29) Le comte de Berton. La topographie de Tyr: CR. VIII, 350 f.
30) C. Schiel-. Phenician Inscription in the pool of Siloam : Pal. Expl. F.
Quarterly Stat. Oct. 1880. p. 238 f.
31) P. de Lagarde. Moabitica: Symmicta II, 41 — 87.
101
148
Syrisch
(incl. des Maudäischen, der sinaitiscben Inschriften u. s. w.)
Von
Friedrich Baethgreu.
An erster Stelle ist in diesem Jahr Nöldeke's *) syrische
Grammatik zu nennen, welche die Wünsche Vieler erfüllt hat.
Nestle's 2) kleine Grammatik wird von denen benutzt werden,
welche sich zum Zweck der beiläufigen Lectüi'e einige Kenntnisse
des Syrischen verschaffen wollen. Auch ist der dieser Grammatik
angehängte Ueberblick über die syrische Literatur von Nutzen,
und endlich enthalten die Lesestücke einige Anecdota. Ich nenne
im Anschluss hieran gleich die von mir herausgegebene Original-
grammatik des Elias von Tirhan3), sowie eine in syrischer
Sprache abgefasste Grammatik Davül's*), deren Titel freilich nur
ein Curiosum erwarten lässt. Ueber die syrischen Hand-
schriften des britischen Museums verbreitet sich ein Aufsatz
1) Th. Nöldeke. Kurzgefassto syrische Grammatik. Leipzig 1880. XXXH,
282 pp. 8. M. 12. — Vgl. Th. Nöldeke GGA. 1880, St. 51; G. Hofmann
LG. 1882, 318—322; H. Streich ThLB. 1882, No. 5; P. Martin Bull. crit.
II, 132—135.
2) Porta linguarum orientalium, edidit J. H. Petermann. Tom. V. Brevis
Linguae syriacae grammatica, litteratura, clirestomathia cum glossario. In usum
praclectionum et studiorum privatorum scripsit Dr. Eberardus Nestle. Carols-
ruhae et Lipsiae. H. Reuther, 1881. VI, 128 pp. 8. M. 5.50. — Vgl. Fr.
/!<><■//,,/<'„ Dl./ lssi. :;i7; //. Strack ThLB. 1882, No. 5; P. Martin Bull,
crit. ii, 132 — 135; V. Ryssel ThLZ. 1882, 07 ff.
3) L_»1QQD JJ-^SQSO .10L oder syrische Grammatik des Mar Elias von
Tirhan herausgegeben und übersetzt Mm Friedrich Baethgen. Leipzig 1880.
<;:; pp. u. 17 pp syr. Text. 8 Bf. 10. — Vgl. Th. Nöldeke GGA. L880,
721-734; LC. 1881, No. 4.
4) Dand. Grammaire de la langue arameenne selon les deux dialectes
syriaque et chaldaique comp, avec l'arabc, l'hebreu et le babylonien [sie], pre-
c£d£e il'un p.iii abregt de la langue, de l'dcriture et de Im litterature arameenne.
Mossoul imp des peres dominicains 1879. (Paris, Challamel, 1880). 8. (Trübner
12 s. mit dem Beifügen: „Title in Frenen, tho Grammar itself in Syriac: TE.
N s. in. p .;.". .
Baethgen, Syrisch. 149
von Lau) >/''); er enthält Nachrichten über Herkunft und Inhalt
derselben , ohne jedoch wesentlich Neues beizubringen. Wie
sich ein gleichnamiger Aufsatz desselben Verfassers im Athenetim
beige hierzu verhält weiss ich nicht anzugeben. Mall6) giebt Nach-
richt von einem syrischen Manuscript, welches ein Evangelistarium
und ein Menologium enthält. Geschrieben ist es nach dem Schrift-
character in der ersten Hälfte des 13. Jahrh. Das Menologium
enthält mehrere Heiligennamen, welche Hall sonst nicht gefunden
hat. — Die Palaeographical Society (P. V Nr. 66)^) bringt ein
Blatt des Syrischen Neuen Testaments vom Jahre 768. — Von Text-
publicationen sind weiter mehrere werthvolle Werke zu nennen.
Aus der durch Paul von Tela verfassten syrischen Uebersetzung
des hexaplarischen Bibeltextes hat de Lagarde8) die Bücher Exodus
Numeri Josua und die beiden BB. der Könige hei-ausgegeben.
Derselbe Band enthält des Epiphanius Buch über die Maasse und
Gewichte in syrischer Uebersetzung; der griechische Text steht
im zweiten Bande der Symmicta9). — Zu Elias von Nisibis s. S. 178
Nr. 202.- — Der syrische Roman vom Kaiser Julian war seinem
Inhalt nach schon bekannt durch Nöldeke's ausführliche Besprechung
in ZDMG. XXVIII 263 ff., 660 ff. Hof mann™) hat nunmehr
das legendarische Werk . welches in sprachlicher Beziehung von
grosser Wichtigkeit ist, vollständig abdrucken lassen. Desselben
Opuscula Nestoriana11) gewähren einen neuen Einblick in die
grammatischen und biblischen Studien der Nestorianer. Ein Theil
5) 7. J. Lamy. Les manuscrits syriaques du musee britannique : Bulletins
de l'Aeademie royale des seiences des lettres et des beaux-arts de Belgique. Ser.
II, 49. 1880, p. 223—253. — Vgl. Atheneum Beige, No. 8. 15. Apr. 1880.
6) Isaoc H. Hall. On a Manuscript Syriac Lectionary: Proe. Araer. Or.
Soc. 1880 Oct. p. IX— XL
7) S. oben S. 62 No. 2.
8) Veteris testamenti ab Origene recensiti fragmenta apud Syros servata
quinque. Praemittitur Epiplianii de raensuris et ponderibus liber nunc primiun
integer et ipse syriacus. Paulus de Lagarde edidit. Gottingao 1880. IV,
356 pp. 8. M. 20. — Vgl. E. Nestle ThLZ. 1880, 554 f.; W. Robertson
Smith Ac. 1880, 396 (20. Nov.); Cr. Hoffmann LC. 1881, 416.
9) Paul de Lagarde. Symmicta II. Göttingen 1880. VIII, 224 pp. 8.
M. 5. — Vgl. E. Nestle ThZ. 1880, 552; L. Gautier Eevue de theol. et
de philos. Mars 1880; W. Robertson Smith Ac. 1880. 20. Nov.; hier S. 93
No. 64.
10) Julianus der Abtrünnige. Syrische Erzählungen herausgegeben von
Johann Georg Ernst Hoffmann in Kiel. Leiden, E. J. Brill, 1880. XVIII u.
250 pp. 4. M. 20. — Vgl. E. Nestle LC. 1881, 1721 f.; Fr. Baethgen
ThLZ. 1881. 402 ff.
11) Opuscula Nestoriana syriace tradidit Georgias Hoff/nann. 'Nänisö'nis
Hdhaiyabheni et Hunaini Hertheni liber canonum de aequilitteris. 'Ab disö'nis
Gäzarteni Carmen heptasyllabum de aequilitteris. Anonymi interpretatio vocum
difficilium biblicarum. Anonymi scholia biblica. Kiel 1880. XXIII. 163 auto-
graphirte pp. 4. M. 20. — Vgl. Fr. Baethgen GGA. 1881, St. 29; Th.
Nöldeke ZDMG. XXXV, 491—501.
i PjQ Beteiligen, Syrisch.
der in diesem Sammelbande enthaltenen Aufsätze zeigt in rohen
Anfängen den Ursprung der Synonymik bei den Syrern, welcher
mit dem Streben zusammenhängt, solche Worte, die mit gleichen
Consonanten geschrieben werden, aber verschiedene Vocalaussprache
haben, durch diakritische Zeichen zu unterscheiden. Ausserdem ent-
halten die Opuscula Erklärungen schwieriger Worte der Pesitä und
endlich sachliche Scholien zu einer Anzahl von Büchern des alten
und neuen Testaments. — Das allegorische Gedicht des Barhe-
braeus „von der göttlichen Weisheit" ist von dem Syrer Johannes
Notayn 12) veröffentlicht. Die arabischen adnotationes des Heraus-
gebers sind fast ausschliesslich grammatischer und lexicalischer
Art und kommen einer Uebersetzung des Textes ins arabische
nahe. Ich benutze diese Gelegenheit, um darauf aufmerksam zu
machen, dass ein sachlicher Commentar (in syrischer Sprache),
ohne welchen das Gedicht inhaltlich nicht verständlich ist. in Cod. 9
des India Office handschriftlich vorhanden ist. — Cardahy's13)
arabisch geschriebenes Werk über Grammatik und Metrik der Syrer
ist interessant durch die in demselben citirten Namen . j ^ys^l\
, vO -x und ...Usi v ,wJu:._i\ — Syrische Fragmente aus der
Schrift des Cyrillus von Alexandrien gegen Julian hat Nestle14)
in Neumanns Ausgabe der libri contra Christianos jenes berühmten
Christenfeindes veröffentlicht. — In dem syrisch-römischen Rechts-
buch von Bruns und Sachau 15) ist im ersten Theil der zuerst
n_<_£ -.sL— ^iwl^Li .«» »,r> S wÄ>^_j rj#*Jü! ~ä]»c; &.äkc ^>j tt*"'
Carmen de divina sapientia auetore eeleberrimo viro Abulpharagio Grogorio filio
Hamms Bar-Hebraeo. Accedunt adnotationes et interpretationes P. Joemnis
Notayn Darauni Libanensis. Romae ex typographia polyglott» s. c. de Pro-
paganda Ede MDCCCLXXX. 46 pp. 8. [Löscher M. 2.50.]
13) (j~._A.Jl O^i«-' LPju&j _**_>_» ä-olj_wJ( _»._o ^ »LCs^t
Ü-waX-».— ! ,% JÜoLj.JwJt» K>.J_Xvi .».Jl—«.-^ ,-j__>.LI _5»|jJiil ,Lo__>>
^5.*Xvl 'i*A+.l jLuu.J). AI 'yhkam seu linguae et artis metricae Syrorum
institutiones auetore P. Gabriele Cardahi Libanensi Romae MDCCCLXXX.
82 pp. 8. [Löscher M. I j
14) Cyrilli Alexandrini librorum contra Julianum fragmenta syriaca edidit
/. Nestle: s. C. J. Naumann. Juliani imperatoria librorum contra Christianos
quae supersunt. Lipsiae 1880. p. 42 — 63.
15) Karl Georg Jim,,* und Eduard Sachau. Syrisch-römisches Rechts-
buch aus dem 5. Jahrhundert, mit Unterstützung der Akademie der Wissen-
ßaethgen, Syrisch. J5J
von Land (Anecdota I S. 30—64) veröffentlichte Text der ins
Syrische übersetzten „weltlichen Gesetze" wieder abgedruckt; ferner
ein Fragment derselben Version aus einer zweiten Handschrift des
britischen Museum; endlich eine andere kürzere Redaction des-
selben Werks nach einer pariser Handschrift. Die arabische und
armenische Uebersetzung sind an einer andern Stelle zu nennen.
Der zweite Theil des Rechtsbuches giebt deutsche Uebersetzungen
der verschiedenen Recensionen. Im dritten Theil behandelt Sachau
die Ueberlieferung des Rechtsbuches im Orient ; Bruns erklärt die
einzelnen Paragraphen desselben und unterzieht es einer allgemeinen
juristischen Beurtheilung. Ein auf denselben Gegenstand bezüg-
licher Artikel von Esviem1G) ist nur ein Referat. Dagegen hat
Perles11) einige kritische und sachliche Nachträge zum Rechtsbuch
gegeben, neben welchen es gestattet sein mag, v. Hube's18) wich-
tigen Nachweis, dass dieses Gesetzbuch in den kaukasischen Län-
dern bis ins XVII. Jahrhundert Geltung gehabt hat, vorgreifend
gleich mit zu erwähnen.
In deutscher Uebersetzung giebt Hoffmann19) Auszüge aus
handschriftlichen syrischen Acten persischer Märtyrer ; ausgedehnte
Anmerkungen und Excurse bieten reiche Belehrung über sprach-
liche, geographische und archäologische Fragen. — Ryssel21*) hat
zwei in de Lagarde's Analecta abgedruckte Aufsätze des Gregorios
Thaumaturgos übersetzt. Ob der Wunderthäter wirklich der Ver-
fasser ist wird von einer Seite bezweifelt. Auch stellte sich heraus,
dass für den einen jener zwei Tractate das griechische Original
noch vorhanden ist. Von Recensionen und weiteren Untersuchungen,
welche durch Ryssel's Buch hervorgerufen sind, ist unten nur das
genannt , was philologisches Interesse hat, - - Von Abhandlungen,
schaften zu Berlin aus den orientalischen Quellen herausgegeben, übersetzt und
erläutert. Leipzig 1880. X, 141 u. 347 pp. 4. M. 3ü. — Vgl. LC. 1880,
937 f.; Ath.*1880, II. 112; hier S. 167 No. 106.
16) A. Esmein. Un traite de droit Syro-Romain du Vf siecle: Journ. des
Savants 1880, 316—326.
17) Perles. Bemerkungen zu Bruns -Sachau: „Syrisch -Römisches Rechts-
buch aus dem 5. Jahrhundert": ZDMG. XXXV, 130—141. 725—727.
18) R. v. Habe. Zur Beleuchtung der Schicksale des sogenannten Syrisch-
Römischen Rechtsbuchs. — Sachau. Nachtr. dazu: Ztschr. f. Rechtsgesch. III, 1.
19) G. Hoffmann. Auszüge aus syrischen Acten persischer Märtyrer über-
setzt und durch Untersuchungen zur historischen Topographie erläutert, ( Abhandl.
f. d. Kunde des Morgenlandes VII, 3). Leipzig 1880. 325 pp. 8. M. 14. —
Vgl. Th. Nöldehe GGA. 1880, St. 28; J. Gildemeister LC. 1881, 532;
A. Harnach ThLZ. 1881, 208; E. Nestle DLZ. 1881, No. 16. — Vgl. auch
ZDMG. XXXIV, 567—568.
20) F. Ryssel. Gregorius Thaumaturgus, sein Leben und seine Schriften.
Nebst Uebersetzung zweier bisher unbekannter Schriften Gregors aus dem Sy-
rischen. Leipzig 1880. VIII, 160 pp. 8. M. 5. — Vgl. Fr. Baethrjen GGA.
1880, St. 44; J. Dräsche Jahrb. f. protest, Theol. 1881, 379—384; E. Nestle
ZDMG. XXXV, 784—786.
152 Baethgen, Syrisch.
welche unter die Rubrik Syriaca lallen, ist hier zu nennen Lipsius"21)
Buch über die edessenische Abgarsage. Der Verfasser untersucht
die Legende von der Bekehrung des Königs Abgar, seinen Brief-
wechsel mit Christus und andere hiermit zusammenhängende Sagen
(Veronica, Kreuzesauffindung u. s. w.). Ein auf die Kreuzesauf-
findung bezüglicher Text ist in Nestle's Grammatik abgedruckt. —
Eine kirchengeschichtliche Notiz über Simeon den Töpfer giebt
Nestle22). — Hall'13) sucht die durch Cureton, Philoxeniana und
editio princeps der Pesitä bezeugte Lesaii ;-Q- Lucas 24, 32 als
wahrscheinlich ursprünglich zu erweisen. Textkritische Unter-
suchungen in Bezug auf die aus dem Griechischen in's Syrische
übersetzten Profanschriftsteller stellt Ri/ssel2i) an. — Die Abhand-
lung de Lagarde's 25) über den Hebräer Ephraems von Edessa
kommt der hebräischen Lexicographie und biblischen Kritik zu Gute,
ist Ephraem's wegen jedoch auch hier zu nennen. — Im zweiten
Bande der Symmicta26) werden vielfach Fragen erörtert, welche
sich auf das Syrische beziehen. — Eine Anzahl von Arbeiten
kenne ich leider nur dem Titel nach, nämlich eine von Wildeboer21)
über den Werth der Cureton'schen Evangelien; eine von Merx-*)
über die sjnnsche und armenische Uebersetzung von Eusebius'
Kirchengeschichte; eine von Martin'29) über Ephräms Hymnen
auf den heiligen Eremiten Abraham; ein Buch von Q ermann30)
über die Kirche der Thomaschristen; endlich einen Artikel von
Phillips31) über syrische Accente, und einen von Zscholcke32) über
die Maroniten am Libanon.
21) A. Lipsius. Die edessenische Abgarlegende kritisch untersucht. Braun-
schweig 1880. 92 pp. 8. M. 2.40. — Vgl. E. Nestle GGA. 1880, St. 48;
RC. 1880, No. 49; Ac. 1881, I, 78; Lipsius .Jahrb. f. prot. Theol. 1881, 187—192
imit Nachträgen von NöldeJee); 1882, 190— 192;' A. v. Gutschmid LG. 1881,
279; H. Holtzmann DLZ. 1881, 353; Bonwetsch ThLZ. 1881, 256.
22) ZDMG. XXXIV, 170 f.
23) Isaac H. Hall. On the reading of the Syriac Versions of Luke XXIV,
32: Proc. Amer. Or. Soc. Oct. 1880. p. II f.
24) V. Ryssel. Ueber den textkritischen Werth der syrischen Ueber-
setzungen griechischer Klassiker. I. Theil Leipzig 1S80. 48 pp. 4. M. 2.40.
II. Theil, ibid. 1881. 56 pp. 4. M. 2.80.
25) S. oben S. 93 No. 65.
26) S. oben S. 93 No. 64.
27) G. Wildeboer. De Waarde der Syrische Evangelien door Gareton
ontdckt en uitgegcven. Leiden 1880. 79 pp. 8. (Diss.)
28) Adcdbertus Merx. De Eusebianac Hi.storiae Ecclesiasticae versionibus,
Syriaca et Armeniaea: Atti IV. Congr. d. Or. I, 199 — 214.
29) 1' Muri 'in. Ueber Ephräms Hymnen auf den heil. Eremiten Abraham :
Z f. kathol. Theol. 1880, 426— 4.17.
30) \Y. Germcmn. Die Kirche der Thomaschristen. Vergl. Amer. Anti-
quary III, 248 f.
31) Geo. Phillips. Syriac Accents: Journal of Philol. Vol. IX, No. 18,
p. 221—229.
32) //. Zechokke. !>;•• Maroniten am Libanon; Wien. Abendpost 1880,
22 März.
Baethgen, Syrisch. 153
Mit den Mandäern beschäftigte sich ein Mann, der leider den
Schwierigkeiten nicht gewachsen ist. Nicolaus Siouffi ist ein in
Damascus geborener Christ. Als Kanzler des französischen Con-
sulats in Bagdad lernte er einen jungen Mandäer kennen, der zum
Katholicismus übergetreten war und von dem er sich viel über
Sitten und Gebräuche der Mandäer hat erzählen lassen. Doch
wird die Zuverlässigkeit dieses Gewährsmannes vielfach ange-
zweifelt. Für das Buch Siouffis**) ist es ein bedenkliches Zeichen,
dass er die Arbeiten von Petermann , Euting und Nöldeke nicht
einmal dem Namen nach kennt. Drei Aufsätze von de Sanlcy 34)
enthalten einige lexicalische Bemerkungen, sind sonst aber nur
ein Referat über Sionffi's Buch. Mehr bietet ein anonymer
Artikel in der Edinburgh Review35). Derselbe giebt einen
übersichtlichen historischen Abriss der Studien , welche seit dem
Anfang der neueren Zeit den Sabiern gewidmet sind, unter-
zieht Siouffis Buch einer eingehenden Kritik, weist auf die Schwie-
rigkeiten hin, welche sich dem Verständniss des mandäischen
Religionssystems entgegenstellen und recapitulirt Abschnitte aus
Petermann's Reisen im Orient (1860) und Siouffis Werk. — In
den Facsimiles der Palaeogr. Soc. (V Nr. 67) 36) ist ein Blatt
eines mandäischfn Manuscripts v. Jahre 1529 — 30 enthaltend Ge-
bete etc. wiedergegeben.
Von der auf Inschriften bezüglichen Literatur ist mir folgen-
des bekannt geworden. Ueber aramäische Schrift und Inschriften
im Allgemeinen verbreitet sich Berger 31). Ein Facsimile der
Carpentras-Inschrift giebt Nr. 64 P. V der Palaeogr. Society38).
de Lagarde39) hat einen Aufsatz zur Erklärung dieser Inschrift
wieder abdrucken lassen. Auch ein Artikel von Lundi<]) gehört
hierher. Seine Ausführungen gipfeln in dem aufs Neue versuchten
Nachweis , dass lnn:72 der bekannten Vaticaninschrift und Nn^:n
der Carpentrasinschrift sprachlich und sachlich das Prototyp für
33) N. Siouffi. Etudes sur la religion des Soubbas ou Sabeens leurs
dogmes, leurs moeurs. Paris 1880. XI, 211 pp. 8. fr. 7.50. — Vgl. Th. Nöl-
deke LC. 1880, 17. Apr.; Ath. 1880 II, 777; E. Renan Rapport annuel JA.
Ser. VII, 16, p. 50—52; Edinburgh Rev. CLII, 117 — 139.
34) F. de Saulcy. Etüde sur la religion et les moeurs des Soubbas par
M. N. Siouffi, viceconsul de France ä Mossoul: Journal dos Savants 1881, Mai,
p. 287—297; Juin, p. 376—382; Juillet p. 393-403.
35) Sabians and Christians of St. John: Edinburgh Review July 1880,
p. 59b— 7ia.
36) S. oben S. 62 No. 2.
37) Ph. Berger. L'ecriture et les inscriptions semitiques. Paris 1880.
51 pp. 8. [1 Taf] (Extrait de l'Encyelopedie des Sciences Religieuses.) —
Vgl. H. Vuilleumier Rev. de theol. et de philos. 1880, Mai.
38) S. oben S. 62 No. 2.
39) P. de Lagarde. Zur Erklärung der aramäischen Inschrift von Car-
pentras: Symmicta II, p. 56 — 65 und p. 79. 80 [Wiederabdruck aus den Nachr.
v. d. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1878, No. 10].
40) H. V. Lund. Oprindelsen til ordet munk (uovaxög) (Med en avto-
154 Baethgen, Syrisch.
[iova%6g sei. Eine kurze Notiz für die Geschichte der Erklärung
dieser Inschrift gaben Fleischer41) und Wright*2). -- Clermont-
Ganneau*3) hat seine Arbeit über den persischen Ursprung der
ägyptisch - aramäischen Monumente in Separatausgabe erscheinen
lassen. Die Sakkarastele ist auf Blatt 63 P. V der Palaeogr. Soc.44)
facsimilirt ; ebendaselbst auf Blatt 65 die Inschrift von Siah. —
Ueber zwei palnryrenische Bas-reliefs, von denen eins mit der In-
schrift „Selem Matabol bereh" berichtet Meinach*5). Ghevarrier*6),
französischer Viceconsul in Jaffa, hat Mittheilungen gemacht über
eine kleine in Palmyra gefundene Terracotte mit Inschrift in pal-
myrenischen Characteren, angeblich „Malkou ftls de Valabath".
Ein Grabdenkmal aus Palmyra beschreibt und erläutert Wright*7);
zugleich werden vier andere schon bekannte kleinere palmyrenische
Inschriften (davon zwei bilingues) wieder abgedruckt. Wie
ich höre , schliesst sich hieran eine Arbeit von Fabiani*%).
Eine andei'e Arbeit desselben Verf.49) ist mir nur dem Titel
nach bekannt. — Sachau50) hat einen Bericht über seine Reise
auf aramäischem Gebiet veröffentlicht. Ueber syrische und pal-
myrenische Inschriften, die er auf dieser Reise fand, geben zwei
Briefe 50) vorläufige kurze Mittheilungen. — Ob ein Aufsatz von
Gardner51), den ich bei Friederici angeführt finde, hierhergehört,
kann ich nicht sagen.
graferet tavle): Nordisk Tidskrift for Filologi N. R. IV, 3, p. 213—222. Kjöben-
havn 1880. 8.
41) Fleischer. Berichtigung: ZDMG. XXXIV, 568.
42) W. Wright. Nachtrag: ZDMG. XXXIV, 764.
43) Ch Clermont- Ganneau. Origine perse des monuments arameens
d'Egypte. I* Partie. Paris 1880. 40 pp. 8. 1P. [Extr. de la Rev. arch. Aoüt
1878 et Janv. 1879.]
44) S. oben S. 62 No. 2.
45) J. Reinach. CR. 1880, 10 — 11; vgl. RC. 1880, I, 163.
46) Chevarrier. CR. 1880, 303 f.
47) W. Wright. Note on a Sepulcral Monument from Palmyra (Postscript
by W. Harry Rylands): Transactions Soc. Bibl. Arch. VII, 1, p. 1 — 5 (Plate)
- Vgl. Ath. 1880, II, 440.
48) E. Fabiani. Nuove Iscrizioni Semitiche: Gli Studi in Italia anno III.
Vol. I, p. 377—79. — Vgl. Ath. 1880, 17 Apr.
49) E. Fabiani. Anfora aramaica dol Castro Pretorio (mit 2 Tai.): Bull.
comm. arch. comm. di Roma VIII, 82 — 117.
50) S. oben S. 63 No. 6—8.
51 1 /'. (iardiivr. On some coins^ of Syria and Bactria: Numismatic Chro-
nicle 1880, Pt. 3.
155
Arabien und der Islam.
Von
Ad. Erman, F. Praetorius und Aug-ust Müller.*)
Unser diesjähriger Bericht unterscheidet sich leider von seinem
Vorgänger in der unvortheilhaftesten Weise. Grade der Bestand-
theil, welcher dem letztern in Vergleich zu andern Berichten und
bibliographischen Arbeiten einen eigenthümlichen Werth verlieh,
die vollständigen und zuverlässigen Angaben über ägyptische Drucke,
wird diesmal und voraussichtlich auch für die Zukunft vermisst
werden: eine der zahlreichen empfindlichen Folgen der Absetzung
Spittds von seinem in siebenjährigem Kriege mit orientalischem
Schlendrian ehrenvoll und zu höchstem Nutzen für unsere Studien
behaupteten Bibliotheksamte in Kairo. Man wird erst allmälich
den ganzen Umfang des Schadens ermessen können . der uns aus
der Einziehung unseres einzigen wissenschaftlichen Vorpostens in
Aegypten erwächst: der Jahresberichterstatter ist jedenfalls nicht
in der Lage, sich auf anderem Wege die erforderlichen Notizen
zu beschaffen, und der Leser wird somit die empfindliche Lücke
dulden müssen.
Die Länder- und Völkerkunde Arabiens hat nicht
unwesentliche Fortschritte gemacht. Eine zusammenhängende Dar-
stellung des arabischen Landes und Volkes hat Urrestarazu *)
unternommen, Wetzstein 2) einen Beitrag zur Kenntniss des Volks-
glaubens gegeben. Burton's3) Beisewerk habe ich, durch eine un-
*) Erman hat die muhammedanischen Münzen, Praetorius das südarabische
Alterthum bearbeitet.
1) F. A. Urrestarazu o sea Taleb Sidi Abd-El-Kader ben elchilali.
Los Arabes. Descripcion geogräfiea e histörica de la Arabia, tradicioues, reli-
gion, sectas, usos y costumbres, gobierno, vida publica y privada, literatura, etc.
Madrid 1880. 25*6 pp. 8. R. 5. [Nur Titel gesehen: Polybiblion p t. VI.
p. 161a.]
2) Wetzstein. Ueber den Glauben der Araber, dass der Neffe dem mütter-
lichen Oheim nachgerathe: Ztschr. f. Ethnol. XII. Verh. 244 — 50.
3) R. F. Burton. Pilgrimage to Meccah and Mediuah , uew revised ed.
Lond. 1880. 534 pp. 8. — 6 s.
156 Enuan , Praetor ins, Müller, Arabien und der Islam.
genaue Notiz irregeführt, schon im vorigen Berichte genannt, ihm
schliesse ich den Titel eines Aufsatzes von Mohammed Sad/tg*)
an, dessen etwaige Wichtigkeit für die historische Topographie ich
nicht habe prüfen können. Von Burton*-6) erhalten wir ferner
ausführliche und werthvolle Darlegungen der wissenschaftlichen
Ausbeute seiner Reise im nordwestlichen Arabien, während über
Doughty's gefahr- und verdienstvolle Wanderungen kürzer von
Sprenger1) berichtet wird. Robertson Smith9) gibt zur Berich-
tigung von Hommel's Thiernamen einige auf Autopsie beruhende
Notizen; über die Araber des Higäz im Allgemeinen scheint Pavie9)
zu handeln. Von den auf die Touristenfahrten des Blunt'schen
Ehepaares bezüglichen Veröffentlichungen haben wir hier nur einen
Artikel Blunt's 10) zu erwähnen, der wichtige, von Polgrqve's u. A.
Berichten abweichende Mittheilungen über die Configuration der
Nofüd, insbesondere über die ^Jj genannten eigenthümlichen Wasser-
en
lachen enthält; dieselbe Reise behandelte übersichtlich Zehme11),
dessen treuer Aufmerksamkeit für Alles, was „aus und über Arabien"
bekannt wurde, wir leider hier den letzten Dank zu erstatten haben.
Arbeiten über himj arische Inschriften sind meines
Wissens im Jahre 1880 nicht erschienen. Wenigstens nur ganz
beiläufig äusserte Oanneau12) seine Ansicht über den Sinn der
Darstellungen auf der Stele des Sa'dawam, und ebenso gelegentlich
gab Sayce 13) eine Vermuthung über die Herkunft himjarischer Buch-
staben. Derenbotirg 14) erklärte die Uebereinstimmung hebräischer
4) Mohammed Saddik-Bey. Medine il y a vingt ans: Bull. Soc. Khediv.
de Geogr. 1880, mai, p. 16 — 32.
5) Richard F. Burton. Itineraries of the Second Kliodivial Expedition:
Memoir explaining the New Map of Midian made by the Egyptian Staff-officers:
Journ. K. Geogr. Soc. XLIX, 1 — 150. (1 Karte.)
6) Richard F. Burton. The Ethnology of Modem Midian: Trans. R. Soc.
Lit. XII, 249—330.
7i .1. Sprenger. Doughty's Forschungen im nördlichen Arabien: Globus
XXXVII, 201. — Vgl. ebd. 2.55; XL, 04.
8) Aus einem Briefe des Herrn Prof. W. Robertson Smith an Prof. Nöl-
deke: ZDMG. 34, 373 f.
9) T. Pavie. Les anciens Arabes du Hedjaz: Eev. trimestriollo , juillct.
[Fr. 1880, n. 817.1
1<M Wilfrid Scawen Blaut. A Visit fco Jebel Shammar (Nejd). New
Routes through Northern and Central Arabia: Proc. Geogr. Soc. Lond. N. S.
II, 81—102. — Vgl. H. Wichmann PM. 1881, 214.
1 I i Zehne. Aus und über Arabien: Globus XXXVII, 251—54.
12) RC. 1880, S. 80 Anm. 2.
13) Sayce. The Inscriptions of Taif: Athen. 1880, I, S. 412. — Vergl.
Robertson Smith ebd. S. 380; Burion ebd. II, 750.
Ili Hartwig Derenbourg. Les noms de personnes dans l'Ancien Testa-
menl et dans les inscriptions himyarites : Revue des ctudesjuives I, S. 56 — 60.
Vgl. Wetthaw&n DLZ. 1881, 610; /•;. D. Rev. d. ling. t. XV, 106—107;
hier s 85 So 30.
Erman, Praetor ins, Müller, Arabien und der Islam. 157
Eigennamen mit solchen in himj. Inschriften aus dem be-
kannten Einfluss des jüdischen Elementes in Südarabien. Toylh)
versuchte eine etwas gewagte Herleitung der Casusbildung aus der
Mimation.
Das Wenige was ich sonst noch über Südarabien anzu-
führen weiss, scheint dem Titel nach zu den Inschriften in keiner
direkten Beziehung zu stehn, und mehr als der Titel ist mir ausser
von Möseh's l6) sagengeschichtlicher Arbeit nicht bekannt ge-
worden. Es sind zu nennen zwei oder drei Textausgaben von
Prideauxu~ la), sowie Schlumberger's'20) Veröffentlichung seiner
bereits im Vorjahre angekündigten Münzen, zu welcher <•/. //.
Mordtmann'11) und Head*2) willkommene Ergänzungen bieten;
endlich eine geographische Arbeit Manzonfs'13). Ein kurzer Reise-
bericht JShapird's ist im Athenäum mitgetheilt.24)
Zur Geschichte der himjarisch-äthiopischen Kriege vgl. unten
S. 170 Nr. 124 und S. 183 Nr. 8; über das „Volk Jawan"
S. 101 Nr. 104.
Die Handschriftenkunde des Arabischen ist durch
mannigfache und wichtige Beiträge bereichert worden. In dem
bereits erwähnten Hefte der Palaeographical Society25) finden sich
Facsimile's eines kufischen Korans des VIII. Jahrhunderts Chr.
(Br. Mus. Orient. 2165), der Bodlejanischen Hs. von des Gramma-
tikers Alfäräbi Diwänu'1-adab (A. 974 Chr.? — Hunt. 228; Neshi),
und eines Korans in magribinischem Neshi vom J. 1254 Chi'.
(Br. Mus. Orient. 1270). Unter den Beschreibungen von Hand-
15) C. H. rloy. On Noun-Inflection in the Saboan: Proc Amer. Or. Soc.
1880, may, p. IX— XI.
16) S. oben S. 115 No. 202 und unten S. 1G5 No. 88.
17) The Himjaritic kassidet.
18) The poems of the himjaritic king As'aa Tohba.
19) The lay of the Himyarites by the Kadhi Neshwan Ihn Said. Trans-
lated and edited by Capt. W. F. Pr/'deau.r. XX, 66 pp. 8. mit 10 Tafeln.
Sehoro 1879. — Vgl. Athen. Apr. 17, 1880 S. 505; July 3, 1880 S. 13--14;
SBA. May 4, 1880; JRAS. Vol. XII; An. Rapport XCV; Friederici BO. No. 821.
20) G. Schlumberger. Le tresor de Sana (monnaies himyaritiques). Paris
1880. 69 pp. 8. 3 Taff. fr. 12. — Vgl. J. H. Mordtmann ZDMG. XXXV,
501—506; Maspero und Halevy RC. 1881, I, 281—285; A. de Longperier
JdSav. 1881, 42—52, CR. VIII, 298 f.; J. HaUvy JA. VII ser. XVIII, 84 f.;
Ath. 1881, II, 87.
21) J. H. Mordtmann. Neue himjarische Münzen: Wiener Z. f. Num.
XII, 289—320.
22) Barclay V. Head. On a himyaritic tetradrachm and the Tresor de
Sana: Num. Chron. N. S. XX, 303—310. 1 Taf.
23) R. Manzoni. L'Arabia Feiice. Geogratia antica e mcidertia: Esplor.
IV, No. 1 p. 12—17. — Vgl. Globus XXXVII, 158.
24) M. W. Shapira. Arabia Felix. S. Ath. Mar. 13, 1880 S. 346—347.
— Vgl. 11. Kiepert Schapira's Reise in Jemen: Globus XXXVIII, 183 — 187.
25) S. oben S. 62 No. 2.
158 Erman, Praetorium, Müller, Arabien und der Islam.
Schriften steht wieder in erster Linie die Portsetzung von Pertsch's -6)
Musterkatalog; den Eindruck einer soliden und gewissenhaften
Ai'beit macht aber auch Bonazm's 27) Verzeichniss der freilich un-
bedeutenden neapolitanischen Sammlung. Unter den aus Atjeh an
das Bataviaasch Genootschap gekommenen Mss., welche van den
Berg28) bestimmt hat, befindet sich ein Theil des Ihjä und eine
Anzahl der bekannten juristischen und grammatischen Compendien
und Commentare. Merkwürdig ist ein vom J. 6551 der Welt
(= 1043 Chr.) datiertes arabisch-griechisches Exemplar des Lukas
in magribinischem Character, welches Miller23) der pariser Aka-
demie vorgelegt hat, und nicht minderes, wenngleich andersartiges
Interesse erregt de Jbng's 30) Mittheilung über den Inhalt des Cod.
ar. 40 der Utrechter Bibliothek, welche gleichzeitig Steinschneider 's
Angaben (Polem. u. apolog. Lit. Nr. 114) ergänzt und berichtigt.;
ebenfalls dem christlich-arabischen Gebiete gehört die Münchener
Hs. 243 an, welche sich in Trumpp's31) nachher zu erwähnender
Schrift S. IV — VII beschrieben und später mannigfach benutzt
findet. — Ueber zwei wichtige Quellenwerke der moslemischen
Litteratur berichtet in bekannter praktischer und doch gründlicher
Weise v. Rosen: einmal32) über eine Hs. des bisher unbekannten
Verzeichnisses der von Ibn Hagar (f 852) gelesenen oder weiter
überlieferten Schriften , eines Verzeichnisses , aus dem viel neues
bibliographisches Material zu schöpfen ist, und dann über Ibn
Quteiba's33) wichtige Prosa- Anthologie , die 'Ujün al-ahbär, unter
20) Die Arabischen Handschriften der Herzogl. Bibliothek zu Gotha. Auf
Befehl Sr. Hoheit des Herzogs Ernst H. von Sachsen-Coburg-Gotha verzeichnet
von Wilhelm Pertech. II. Bd. 2. Heft. Gotha 1880. VIII u. p. 241—495.
8. M. 9. III. Bd. 1. Heft. Gotha 1880. 8. — Vgl. Th. Nöldeke LC. 1881,
258 1'.; //. Derenbourg RC. N. S. XIU, 201—11. 221—9; //. Zotenberg JA.
7 ser. XVII, 566 f.
27) Cataloghi dei Codici Orientali di aleune Biblioteche d'Italia stampati
a spe.se del Ministero della pubblica lstruzione: Fase. II. R. Biblioteca di
Parma: Codici ebraici non descritti dal De-Rossi. Biblioteca nazionale di
Napoli: Codici arabici. Firenze 1880. 8. Darin p. 199 — 241: Catalogo
dei Codici arabi della Biblioteca nazionale di Napoli per Lujjo Bonazia. —
Vgl. Fausto Lasinio Museon I, 212 — 214.
28) L. W. C. van den Berg. Notulen Bat. Gen. XVII, 171-177.
29) CR, VIII, 130 = RC. XIX, 503.
31») P. de Jong. Een arabisch Handschrift, beheizende eene Bestrijding
van 't Christendom. Mededeeling: Versl. en Meded. Ak. Amst. VIII, 217 — 234.
31) S. unten S. 182 No. 2.
32; Victor Hosen. Notiz über eine merkwürdige arabische Handschrift,
betitelt ff*?* qjI ^Ji U^U^O üU^s vü**«^ (L« lo 2 octobre 1879):
Bull. Ac. Ret. 1880, 18 — 26.
33) Victor Rosen. Zur arabischen Literaturgeschichte der älteren Zeit
(Lu lo 9. septombre 1880). I. Ibn Quteiba: Kitäb Ujfin al-akhbär: Bull. Ac.
9
IVt. 1881, p. 55— 78<=Mel. as. — Sept. 1880, p. 745 — 779.
Erman, Praetorium, Müller, Arabien und. der Islam. 159
gleichzeitiger Würdigung der ganzen litterarischen Thätigkeit des
Verfassers, Mittheilung der Vorrede des Werkes und Hinzufügung
anderer interessanter Notizen. Kürzer fassen sich ein paar Be-
merkungen Lasinios 34 35) über ein schönes Exemplar der Moqaddhna
des Abulleit es-Samarqandi und über die Mss. der italienischen
Bibliotheken im Allgemeinen. Was Wauters36) aus der Kairiner
Bibliothek mitgebracht hat, ist mir nicht zu Gesicht gekommen;
dagegen habe ich nachträglich Kenntniss von einer werthvollen
Ahhandlung Saavedra s31) über die Litteratur und Geschichte der
Morisco's zur spanischen Zeit erhalten, welcher ein sorgfältiges Re-
pertorium der„ literatura aljamiada" (Spanisch mit arabischen Buch-
staben geschrieben , = L^-*^c') auf den europäischen Bibliotheken
angefügt ist.
Auf die gedruckte Litteratur beziehen sich biblio-
graphische Arbeiten v. Klöderis 3S) und Huart's 39), von denen
indess die erstere mancherlei Zusätze G. J. Dozy* nöthig
machte, während Huart, wenn einige von mir mit den Originalen
verglichene Titel einen Schluss auf das Ganze gestatten , die-
jenige Genauigkeit fehlt, welche allein das an sich verdienstliche
Unternehmen wirklich nutzbringend machen könnte. Neuere ara-
bische Drucke aus Indien und Kairo finden sich auf einer Beilage
der Gawaib40) verzeichnet; zu den im vorigen Berichte erwähnten
Drucken aus Tunis41) fügt Trälmeri2) ein Verzeichniss von Er-
34) F. Lasiuio. Di im Codice arabico della Biblioteca Gambalunga di
Bimini: II Bibliofilo I, 186.
35) F. Lasinio. I codici orientali delle biblioteche italiane: Bibliotilo
I, No. 10.
36) A. J. Wauters. La bibliotheque khediviale du Caire, lo Bostan de
Sadi et les manuscrits du Coran: l'Athen. beige No. 13, 1er juill. 1880.
37) Discursos leidos ante la Eeal Aeademia Espanola en la recepcion publica
del excino. Senor D. Eduardo Saavedra el 29 de diciembre de 1878. Madrid
1878. 190 pp. 8. — Darin: 1) Discurso del excmo. Senor Don Eduardo
Saavedra [über die Litteratur der Moriscos zur span. Zeit, Austreibung der-
selben etc.] 2) Contestacion por el excmo. Senor D. Antonio C'anovas del
Castillo. 3) Apendices al discurso del excmo. Senor Don Eduardo Saa-
vedra. I. Indice general de la literatura Aljamiada. II. Glosario de las pa-
labras arabes aljamiadas 6 poco conocidas que se encuentran en el discurso y
en el apendice anterior.
38) G. A. V. Klöden. Zur Bibliographie Arabiens und Afghanistans: Z.
f. wiss. Geogr. I, 230—232. — Vgl. G. J. Dozy. Nachtrag zu Klöden's Ara-
bischer Bibliographie: ebd. II, 161.
39) C'l. Huart. Bibliographie ottomane. Notice des livres turcs , arabes
et persans, imprimes ä Constantinople, durant la periode 1294 — 1296 de l'hegire
(1877—1879): JA. 7 ser. XVI, 411—439. [Mit Anhang (p. 437—9): Ouvrages
publies ä Beyrouth.] — Vgl. ZDMG. 35, S. XXX No. 4130—4132; Ber. für
1879 S. 143 No. 31; S. 144 No. 44; S. 150 No. 95.
40) Ifiv ä-U« <3ij-& ff -tl*Jj"$ j^J ,% yüU'Jl 5»^Lc. Constan-
tinopel. 1 Bl. Fol.
41) S. Ber. f. 1879 S. 142 No. 29.
42) Arabic Bonks printed at Cairo: TR. N. S. I. 140 f.
160 Erman, Praetorius, Mülle}-, Arabien und der Islam.
Zeugnissen der Pressen Kairo's, in welchem aber die Titel unzu-
verlässig wiedergegeben sind.
Unter den Schriften zur Encyclopädie und allgemeinen
Litte raturgeschi chte (soweit letztere nicht schon oben bei
der Handschriftenkunde erwähnt sind) ist zunächst die Fortsetzung
von Bistdni's 43) Encyclopädie zu nennen. Einen Ueberblick über
arabische Litteratur (meist historischen Inhaltes) im Sudan gab
Ckerbonneau4*), leider aber, ohne seinen Angaben die nöthigen
Belege hinzuzufügen. Hier nenne ich auch den Titel eines Con-
stantinopler Druckes45), über dessen Gegenstand und Verfasser ich
nichts habe feststellen können.
An Texten, welche sich auf dem Gebiete der Grammatik
bewegen, ist das fünfte Heft von Johns*6) Ihn Ja'is zu nennen —
dessen langsames Fortschreiten wir recht bedauern müssen, ohne
es dem gewissenhaften Herausgeber zum Vorwurf machen zu
können — , ausserdem ein Abdruck der Agrümije47), der gramma-
tischen ßisäle el-Igi's48) nebst Cpmmentar und Glossen und der
bekannten Erklärungsschriften zu Gorgätns Hundert Regenten49) —
letztere sämmtlich in Constantinopel erschienen. Mit der siebenten
Fortsetzung seiner „Beiträge" hat Fleischer*0) den zweiten Band
de Sacy's in Angriff genommen, während die in seiner Schule ent-
43) Leider bin ich bis jetzt nicht im Stande, über diese Fortsetzung be-
stimmtere Angaben zu machen; es steht nur fest, dass sie erscheint.
4 4) Aug. Cherbonneau. Essai sur la litterature arabe au Soudan : Poly-
bibl. XXIX, 1G6— 9; 270—3; 3G7— 75; 432— 3G.
45) ...IPJjI tifMKA* ,.,ucj! ä.S Kurratu al Aian wa Masarrat al Adhan.
In Arabic. Const. 1298. 159 pp. 8. Trübner 7s. Cd.: TR. N. S. II, 101.
46) Ihn Ja'is Commentar zu Zamachsari's Mufassal. Nach den Handschriften
zu Leipzig, Oxford, Constantinopel und Cairo auf Kosten der Deutschen Morgen-
landischen Gesellschaft herausg. von Cr. Jahn. Fünftes Heft. Leipzig 1880. 4.
(p. 1fl-A..).
47) Adjorroumiye, nouvelle edition de, la grammaire arabe d'Es-Sanhädji Ihn
Adjorroum, trad. en turc par Emin Efendi. Const. 1296. [S. Bibl. phil.
1880 p. 378].
48) Ein Hand von 104 pp. 8., enthaltend 1) -/toLäJU 's^.jl*Oj.1\ äJlwJI
-^VjjI .^.jAj! iAaüc (p. 102 — 103); 2) den Commentar des Ali KüM dazu
(p. 84 — 100); 3) die Glossen des Häfix Sejjid (p. 2 — 83). Am Rand von 2. 3.
iAjUi von Scheich Räzt, Mollazäde, Hamid Celebi u. a. Constantinopel,
Druck v. Essad Efendi, beendet Anfang Ramazän 1297. P. 5. [Mordtm.]
1Jl L?*** 'v*-;;*1*-s' J-*!^-11 [mit Randnoten und dem J~*5yiJl UjuJ, Con-
stantinopel. Es'ad EfFendi, 1297. 3/4 Megidije. [Huart JA. 7 ser. XIX
p. 204, No. 196. Danach könnte das Buch mit* dorn Her. 1879 S. 144 No. 43
genannten nicht identisch sein.]
50) /■ Irtscltt'r. Siebente Portsetzung der Beiträge zur arabischen Sprach-
kunde: Ber, d, ph.-hist. Cl. d. Sachs. Ges, d, Wiss. 1880, 23. April, S. 89—160.
Erman, Praetorius, Müller, Arabien und der Islam. \Q\
standene Grammatik Gasparis nach der neubearbeiteten vierten
Auflage von dem leider inzwischen bereits verstorbenen Üricoeehea^1)
mit einigen Aenderungen gewissenhaft in's Französische übersetzt
worden ist. Bedeutender als diese ist die Arbeit Howell's 52),
welcher besonders als einer ausserordentlich reichen , aus den
Originalquellen geschöpften Beispielsammlung hervorragender Werth
zuzusprechen ist. Die zweite Auflage (!) von dem Buche des Pater
Göschl53) ist dagegen ein Anachronismus, was freilich das „Magazin
für die Literatur des Auslandes" nicht hindert, dieselbe seinen
Lesern zu empfehlen. Eine Nukte aus der Grammatik der classischen
Sprache behandelt de Goeje 54) ; unmittelbar in das Leben der
heutigen Volkssprache aber führt uns das Meisterwerk, in welchem
Spitta05) mit ebenso feinem Sprachgefühl als unübertrefflicher
Treue zum ersten Mal einen lebenden arabischen Dialekt so dar-
gestellt hat, dass er als Grundlage für die sprachwissenschaftliche
Forschung dienen kann. Von ihm ist zum wenn auch kleineren
Theil abhängig Hartinarun's 56) zunächst praktischen Zwecken dienen-
der Abriss, aus welchem indes über den Beiruter Dialekt manches
Nützliche zu erfahren ist; weniger interessieren uns die zweiten
Auflagen von Wahrmund 's 5T) Lesebuch und Mallouf's 58) Conver-
51) Grammairo arabe de C. P. Caspari traduite de la quatrieme edition
allemande et en partie remaniee par K. üricoeehea. Bruxelles 1880. XII,
532 pp. 8. fr. '20. — Vgl. Aug. Cherbonneau Polybibl. XXIX, 131—134;
Luden Gautier Kev. de l'Instr. publ. XXIII, 1. (Letztere gründliche Kec.
auch sep. u. d. T. : Grammairo arabe de C. P. Caspari. Traduite de la quatrieme
edition allemande et en partie remaniee par E. Üricoeehea. Examen critique
par Luden Gautier. Gand 1880. 7 pp. 8.)
52) Mortimer Sloper Howell. Grammar of the Classical Arabic Lan-
guage, translated and compiled from the Works of the Most Approved or Na-
turalized Authorities. Publ. uuder the Authority of the Government, N.-W.-P.
In an Introduction and Four Parts. Part II. — The Verb : and Part III. —
The Particle. Allahabad 1880; pp. XXXIII, XXIII, 735; 1 A— 30 A. 8.
53) Leopold Göschl. Kurze Grammatik der Arabischen Sprache mit einer
Chrestomathie und dem hierzu gehörigen Wörterverzeichniss für den Schul- u.
Selbstunterricht. Zweite, verbesserte Auflage. Wien 1881. IX, 198 pp. 8. —
Vgl. MLA. 1880, GG7.
54) M.J. de Goeje. -xx^.i| oder -*-y£JS ? ZDMG. 34, p. 371—373.
55) Wilhelm Spitta-Bey. Grammatik des Arabischen Vulgärdialectes von
Aegypten. Leipzig 1880. XXXI, 519 pp. 8. M. 25. -- Vgl. Th. Nöldeke
GGA. 1881, 303—17; Ign. Goldziher ZDMG. XXXV, 514—529; LC. 1881,
1141 — -3; W. Robertson Smith Ac. XX, 92 f.; Auguste Cherbonneau Poly-
bibl. XXXI, 421 f.
56) M. Hartmann. Arabischer Sprachführer für Reiseude. Leipzig o. J.
[1880]. XII, 367 pp. 16. M. 6. — Vgl. A. Socin LC. 1880, 765; S. Fraenkel
DLZ. 1881, 1654 f.; H. Vämbery ÖMfdO. 1881, 52; Ac. XX, 95.
57) Adolf Wahrmund. Lesebuch in neu-arabischer Sprache zum „Prak-
tischen Handbuch der neu-arabischen Sprache." 2. Aufl. I. u. II. Th. Giessen
1880. Th. I.: Arabischer Text. 188 pp. 8. Th. II.: Deutsche Uebersetzung:
IX, 288, 8 pp. 8. M. 12.
58) N. Mallouf. Guide de la conversation en trois langues : francais,
Jahresbericht 1880. 11
162 KriiKiii, Praetorius, Muller, Arabien und der Islam.
sationsführer : auch neue Ausgaben von des verdienten Caussin
<l< Perreual™) vulgäravabischer Grammatik würden wir gerne
missen, wollte man uns den Essai, das Hauptwerk seines Lebens,
in einem nicht zu tbeuren Neudruck zugänglich machen. — Von
den Nebendialekten des Xeuarabischen ist der Zanzibar's durch
Praetoriibs 60) bebandelt worden, während MonroG1) den allgemeinen
Character des Maltesischen kurz gegen Sayce richtig stellt. Der
Vollständigkeit wegen erwähne ich noch einige Artikel von Bel-
trame62), Parmentier 63) , Trumelei64) und einem Anonymus65),
die mehr oder weniger mit der Grammatik zusammenhängen.
Der Lexikographie haben wir zur Vollendung von
Dozy's °6) Supplement zu gratulieren. Es ist insbesondere für den-
jenigen, welcher sich mit nachclassischer historischer und wissen-
schaftlicher Litteratur beschäftigt, schwer, seiner Erkenntlichkeit
für dieses ausgezeichnete Werk den richtigen Ausdruck zu geben ;
ein Werk, welches als reife Frucht einer grossartigen wissenschaft-
lichen Thätigkeit der jüngeren Generation in den Schooss fällt, und
dem — experimentum hat in corpore vili — der Berichterstatter
schon in hunderten, ja tausenden von Fällen zu danken hat, wenn
ihm stundenlanges und schliesslich doch oft vergebliches Suchen
erspart geblieben ist. Jedenfalls wird sich jetzt niemand mehr
finden , der diesem Buche einen Ehrenplatz in der Nachbarschaft
anglais, arabe (dialeete d'Egypte et de Syrie) avec la prononciation figuree , en
lettre« latines. 2c ed. Paris 1880. 288 pp. ä 4 col. 12. fr. 4. [Bibl. phil.
1880 p. 380.]
59) Caussin de Perceval. Grammaire arabe vulgaire pour les dialectes
d'Orient et de Barbarie. 5<- ed. Paris 18S0. XVI, IGT, XV pp. 4. Fr. 5.
60) Frans Praetorius. Ueber den arabischen Dialekt von Zanzibar:
ZDMG. 34. 217 — 231. Vgl. ib. 7G7.
61) C. J. Monro. Mixed Languages: Ac. XVill. 100.
62) Pult nunc Gli Arabi d'Abu-Zet. I Baggaza - Salem. Linguaggio mi-
mico degli Arabi: Atti Ist. Veneto Ser. V, t. VI, disp. IX.
63) Parmentier. De la transcription pratique, au point de nie francais,
des noms arabes en caracteres latins. Alemoire präsente a la section de geo-
graphie de lAssoc. franc. ponr l'avane. d. sciences, au congres de Montpellier,
1- ler septembre 1879. Paris 1880. 34 pp. 8. [Renan JA 7 ser Will. .".7.
Anm. 3.]
64 1 Truiiu'let. De la transcription orthographique des aoms arabes et
bcrlicTs: lii'v. ireogr. intern. 1880 Xo. 52. Gl. i>2. [Kotier Ztschr. d. Ges. i
Erdk. XVI, 431.J
65) A. v. II. Beiträge zur Volksetymologie: Magazin f. d. Lit. d. Ausl.
No 11 9. Oct. 188U. 49. Jahrg. Bd. 98, S. 580.
66) Vi'. />"'.//. Supplement aus dictionnaires arabes. 6 livr. : pp. 201
—440. d. 9,30. — 7' livr.: pp. 441—632 11. 7,20. — 8« livr.: pp. XXXII:
857—864, 633—855. tl. 10,35. Leyde. 1. (Dazu Titelblätter, mit denen das
Ganze nun sich so darstellt:
11. Dozy. Supplement aus dictionnaires arabes. Tome premier. Leyde
1881. XXXII, 864 pp. 4. — Tom,', second. Leyde 1881. 855 pp. \ ,'
Erman, Praetorius, Müller, Arabien und der Islam. 163
von Lomes unerreichbarem Werke weigern möchte. — Eine von
grossem Fleisse zeugende Publication ist Gasselins61) umfangreich
angelegtes französisch-arabisches Wörterbuch, welches dem zunächst
angestrebten praktischen Zwecke gewiss gute Dienste leisten wird :
wäre es aber auch unbillig, einen allzu strengen wissenschaftlichen
Massstab an dasselbe anzulegen, so wird man doch immer das Be-
denken äussern dürfen , dass der Verfasser, wie es scheint , durch
keine eigentlich philologische Schule gegangen ist: so begegnet
man schon beim flüchtigen Blättern an den Stellen , wo er Alt-
arabisches geben will , mancherlei Fehlern und muss es für die
Wissenschaft bedauern, dass er es nicht hat unternehmen können
oder wollen, die in seiner amtlichen Stellung erlangte Uebung im Ma-
grebinischen zu einer mehr speciellen Darstellung des Wörterschatzes
und Sprachgebrauches dieses Dialektes auszunutzen. Wie das Werk sich
jetzt gibt, wird es kaum möglich sein, die darin vorkommenden
Angaben zu einem einigermassen genügenden Gesammtbilde zu ver-
einigen, selbst wenn jemand den Aufwand an Zeit und Mühe nicht
scheute, das Ganze nach dieser Richtung hin durchzuarbeiten. —
Ein Specialwörterbuch zum Koran ist in Lucknow68) heraus-
gekommen ; die Fremdwörter im Koran und in der alten Poesie
sind von FraenJcel69) in eindringlicher Weise studiert worden. —
Die Namen der Schiffe im Arabischen hat, unter Zugrundelegung
eines Auszugs aus Ibn Mammati, Wüstenfeld10) gesammelt, die
„falsche Morgenröthe" der Orientalen Redhouse11) als identisch mit
dem Zodiakallicht nachgewiesen ; eine weniger lexikalische als
67) Ed. Gasselin. Dictioimaire francais-arabe (arabe-vulgaire — arabo-
grammatical) contenaiit 1° tous les mots de la langue franeaise et tous les termes
speciaux aus arts, scienees, metiers, etc., avec la prononciation des mots arabos
figuree en francais 2 ° la traduction en arabe de tous ces mots avec les difte-
rences speciales aux divers pays musulmans 3 ° la declinaison des noms et ad-
jectife, la conjugaison des verbes reguliers et irreguliers, leurs noms d'action,
ainsi que les noms de temps, de lieu, etc. 4° les difterentes acceptions des mots
avec de nombreux exemples, savoir: exemples d'arabe grammatical tires du Co-
ran, d'Ibn Khaldoun, d'Ibn Batouta, d Aboulfeda et des meilleurs auteurs arabes,
exemples d'arabe parle dans les divers pays ou localites d Algerie , Tunisie,
Maroc , du Sabara et du Levant 5 ° l'etymologie des mots derives des verbes
arabes ou de langues etrangeres. Ouvrage honore des souscriptions du Mini-
störe des affaires etrangeres et du Ministere de Tinstruction publique. Fase.
I— VII (entb. p. I— XXVIII u. 1—250). Paris 1880. 4. [Druck v. Holz-
hausen in Wien]. Jedes Heft fr. 3,75. [Es sollen 2 Bde. in 72 Heften wer-
den, von denen alle Monat eins ersebeint.]
G8) Wörterbuch zum Koran, litliogr. Lucknow: TR. N. S. II, 99.
69) Sigismundus Fraenkeh De vocabulis in antiquis Arabum carininilms
et Corano peregrinis. Lugduni Batavorum 1880. VI, 27 pp. 8. (Diss.)
70) F. Wüstenfeld. Die Namen der Schifte im Arabischen: Gott. Nachr.
1880, 133—143.
71) ./. W. Redhouse. Identification of the „Palse Dawn" of fche Muslims
with tbe „Zodiacal IJight" of Europeans : JRAS. XII, 327—34.
11*
164 Erman, Praetorius, Müller, Arabien und der Islam.
archäologische Studie Karabaceh's12) erwähne ich später. -- An-
hangsweise sei noch hinzugefügt, dass Hfrth13) den öfter behaupteten
arabischen Ursprung des Wortes „Teifun" wohl mit Recht zurück-
gewiesen und dass Ducere14) mit den aus dem Arabischen ab-
geleiteten Worten des Baskischen sich beschäftigt hat.
Zur Metrik liegt nur ein Aufsatz Jßonazi'as'15) vor.
Die vor islamische Religion wird, abgesehen von Robert-
son &mittis16) schon erwähnter Abhandlung, in einem ihrer wich-
tigsten Puncte von Snouck Hurgronje11) behandelt, der die
betreffenden muhammedanischen Traditionen als nichtig erweist,
demnächst aber die Umgestaltung des alten Festes durch
Muhammed eingehend untersucht. Vom Q o r ä n sind wieder
mehrere lithographierte Ausgaben 78— 83) im Orient erschienen,
darunter eine mit dem persischen Commentar des Käsifi84);
das Abendland erhält einen Wiederabdruck von Kasimirski's85)
Uebersetzunff , sowie eine neue Uebertragung in's Englische
72) S. unten S. 178 No. 201.
73) Frederich Hirth. The word „Typhoon". Its History and Origin:
Journ. Geogr. Soc. L, 260—267.
74) E, Ducere. Essai d'un glossaire des mots basqucs derives de l'arabe :
Rev. de Ling.. avril 1880. — Vgl. Rev. de cienc. bist. I, p. 319 — 20.
75) Lupo Bonazia. Del metodo da tenersi nelle ricerche sulla metrica
araba: Atti IV Congr. d. Or. I, 457 — 465.
76) Vgl. oben S. 66 No. 33.
77) C. Snouclc Hurgronje. Het Mekkaanscho Peest. Leiden 1880. IV,
191 pp. 8. M. 3. — Vgl. S. Fraenhel DLZ. 1881, 157 f.; A. W. 1.
Juynboll. Jets meer aangaande de Moslimsche Bedevaart: Ind. Gids 1881,
I, 42—59.
78) wÄj.Ui ^Jls>\*2A . Constantinopel [1296 V]. 8. P. 6'/2 (gebunden
P. 10): s. Huart JA. VII ser. t. XVI, 420 Nr. 35.
79) Ju.« ^JL^Vaa*. Constantinopel 1297. 8: Huart JA. VII ser.,
XIX, 174 No. 28.
80) Qurän Sharif. (Arabic) Lahore, Aftäb-i-Punjäb Press 1879. 486 pp.
8. Lith. Reprint. 12 a.: s. Punjab Catal. 1879 II, p. 16.
81) Dgl. Delhi, Mujtabäi Press 1879. 672 pp. 8. Lith. Reprint. Rs. 2:
s. ebd. 1879 III, p. 12.'
82) Dgl. Delhi, Hindu Press 1879. 360 pp. 8. Lith. Repr. 12a.: s.
ebd.
83) Kuran Sharif. The Holy Kurän. (Arabic). Munshi Nawal Kishor,
printer and publisher, Cawnporo 1879. 482 pp. 8. Lith. 10a. 6p.: s. N.-W.
Prov. & Oudh 1879 I, p. 13. — 2<1 Ed. ib. 1880. 482 pp. 8. Lith. 10a. 6 p.:
S. ebd. 1880 III, p. 11.
84) Tafsrr-i-Hosaini ; or the Koran with a commentary by Hosain Kashefee
of JIcr.it (the author of Anwar-i-Sohailec). Bombay, Haidri Press; Publisher,
Nurdin Jiwäkhan 1880. 908 pp. 4. 2<1 Edition. Lithogr. Rs. 4. 6 a. [The
Koran with a copious Persian Commentary]: s. Bombay Catal. 1880 III, p, 20.
85) Le Koran do Mahomet. Traduction nouvelle faite sur le texte arabe
par M. Kasi in irahi. Nouvelle edition, augmentee de notes, commentaires et
d'un index. Paris 1880. XXXVI, 537 pp. 8. fr. 3,50. [Bibl. phil. 1880 p. 380.]
Erman, Praetor ius, Midier, Arabien und der Islam. 165
von Paktier86), dem einerseits allzugrosses Streben nach Wört-
lichkeit, andrerseits doch nicht überall ausreichende Accuratesse die
Möglichkeit raubt, einen erheblichen Portschritt über Roduell hinaus
zu erreichen. Freilich muss man dabei, um nicht ungerecht zu
sein, hervorheben, dass den Ansprüchen, welche der Qoran an
seinen Uebersetzer stellt — gleichmässige Beherrschung der ara-
bischen und der betreffenden abendländischen Sprache, Fähigkeit
zu poetischer Anempfindung und schöpferischer Gestaltung neuer
Worte und Ausdrücke, vollkommenes Vertrautsein mit der Tra-
dition, der Exegese und dem Kaläm wie mit den Grundsätzen der
modernen philologischen und historischen Kritik, endlich ebenso
freie und unabhängige als vorsichtige und methodische Handhabung
aller dieser Eigenschaften — dass diesen Ansprüchen seit Pückert's
Tode wohl Niemand vollkommen gerecht zu werden vermöchte. ■ — ■
Mehr nach Missionsrücksichten gewählte Excerpte aus dem Qoran
verdanken wir Sir William Miiir*1); zur Erklärung einzelner Stellen
haben beigetragen Bösch&&), Gaston Paris89) (Sur. XVIII, 64 — 81;
jüdische Legende, auch bei Qazwini), Güdetnann90) (midraschische
Parallele zu Sur. XXXVIII), und Sayous91) hat die auf Christus
und das Christenthum bezüglichen Aeusserungen des Korans, meist
auf Sprenger gestützt, zusammengestellt und trotz seines theologi-
schen Standpuncts leidlich objectiv beleuchtet.
Auf die Theologie bezieht sich , dem Titel nach zu ur-
theilen, ein im Orient gedruckter Supercommentar des Hamzäwi 92) ;
86) The Quran translated by E. iL Palmer. Oxford 1880. 8. Part I.
Chapters I to XVI. CXVIII, 268 pp. — 10 s. 6 d. Part. II. Chapters XVII
to CXIV. X, 302 pp. — 10 s. 6 d. [A. u. d. T. The Sacred Books of the
East translated by Various Oriental Scholars and edited by F. Max Midier.
Vol. VI. IX). — Vgl. Ath. 1881, I, 92 f.; George Percy Badger Ac. XVIII,
433—435; 452—454; Sat. Rev. LI, 212—214; Westm. Kev. 1881, April,
p. 558 f.; Ed. Rev. 1881, Oct., p. 358—362: Ath. beige 1880, No. 23.
87) Extracts from the Coran in the Original. With English Rendering. Com-
piled by Sir William Muir. London 1880. VIII, 63 pp. 8. — 3 s. G d.
— Vgl. E. Nestle LC. 1880, 1787 f.; IAnt. 1880, Sept. 235.
88) S. oben S. 157 No. 16 und S. 115 No. 202.
89) Gastoii, Paris. L'ange et l'hermite. Etüde sur une legende religieuse:
CR. VIII, 427—449.
90) Vgl. oben S. 140 No. 108
91) Edouard Sayous. Jesus - Christ d'apres Mahomet ou los notions et
les doetrines musulmanes sur le christianisme. Leipzig 1880. 92 pp. 8,
M. 1,50. — Vgl E. Nestle LC. 1881, 171 f.; Wolf Baudissin ThLZ. 1881,
76 f.; O. P. DLZ. 1881, 393 f.; Westm. Rev. vol. CXV, 272; Sat. Rev. L, 313;
H. Derenbourg RC. N. S. XIII, 149—52.
92) K-obli» ^ lXj.*^ S\jkj£ Ä>.i (J^c ^q^\-.4-^\l\ ^xXi.Ji K.^w5>
iA;>.5»-»xJ! /tXz- . Ilashiat as Sheikh al Hamzawi ala Sharhihi li-irshad al
Märid [sie] fi Khulasah 'ihn at Tawhid. Commentary of Sheikh Hamsawe. On
166 Krind.it, Praetorius, Muller, Arabien and der Islam.
ferner von abendländischen Arbeiten Redhouse's 93) fleissige Samm-
lung von 552 „schönen Namen" Gottes, aus der sich ergibt, dass
es nicht einen bestimmten Kanon von 100 dergleichen, sondern
verschiedene, im einzelnen von einander abweichende Listen zu je
95 (nach der Zahl der Kugeln des Rosenkranzes) gibt; beigefügt
sind einige Notizen über das Gebet. Eine ausführliche und lehr-
reiche Abhandlung über die Heiligenculte verdanken wir Gold-
ziher's 94) staunenswerther Belesenheit. Die Polemik eines indischen
Muhammedaners gegen das Christenthum , bezw. die englischen
Missionäre, in zwei dicken Bänden ins Französische zu übersetzen
und mit einer ebenso weitschweifigen als salzlosen Einleitung im
Stile des ächten libre - penseur , bezw. libre - phraseur zu versehen
hat Carletti95) Vergnügen gemacht; bemerken will ich. dass sich
darin ein in der Hs. dem Sojüti zugeschriebenes Glaubens-
bekenntniss findet. — - Von den Secten des Islams hat Cahun90)
die von ihm besuchten Nosairier in einem Aufsatz besprochen,
welcher auch in deutschem Gewände97) erschienen ist; über die
Jezidi's (die ja freilich selbst keine Muslime zu sein behaupten)
erfahren wir weder von v. Schweiger - Lerchenfeld9*) noch von
Siouffi") erheblich Neues.
Die Tradition ist diesmal nur durch einen indischen Neu-
druck des Muwatta' mit Commentar 10°) vertreten, von dem es mir
freilich, da ich ihn nur aus einer Pariser Bücheranzeige vom Sep-
the Koran [sie; unmöglich]. Cairo 1298. 180 pp. 8. — 10 s. 6 d.: TR.
N. S. II, 101.
93) J. W. Eedhouse. On ,,The Most Comely Names", _ä»*w-^u| pL***^!
i. c. The Laudatory Epithets, or The Titles ofPraise, bestowed on God in the
Qur'än or by Muslim Writers: JKAS. XII, 1—69.
94) J. Goldziher. Le eulte des Saints chez les Musulmans: Rev. bist,
rel. II, 257—351. (Auch sep. u. gl. T. Paris 1880. 95 pp. 8.) — Vgl. Th.
Nöldeke LC. 1881, 817; A. Socin ThLZ. 1881, 325.
95) Idh-har [sie] -ul-haqq ou Manifestation de la verite par El-Hago Rah-
mat- Ullah Efendi, de Delhi (im des descendants du Calife Osman - ben - Affan).
Traduction de l'arabe, revue. corrigee et augmentee dun appendice et de notes
par P. V. Carletti. 2 voll. Paris 1880. Bd. I: CLII, 423 pp. 8. Bd. II:
VI, 472 pp. 8. fr. 25. — Vgl. LC. 1881, 87 f.
D6) Leon Cahun. Les Ansaries: Tour du Monde XXXVIII, 369 — 400,
mit 18 Abbildungen im Text. 1879.
97) Die Nosairier. Nach dem Französischen des Reisenden Leon Cahun:
Globus XXXVII, .1H5—312; 321—326; 337—343.
98) Amand Freiherr von Schweiger -Lerchenfeld. Die Teufelsanbeter.
Kiii Culturbüd aus dem südlichen Kurdistan: West. Mh. 1880 Febr., 586— 603.
99) N. Siouffi. lue courte conversation avec le chef de la secte des
Vczidis, ou les adorateurs du diable: JA. VII ser., XV, 78 — 83.
L00) Iniain Muhammed and Maulavi Äbdulhayyi. Muwatta mai Hasbiyah-
i-Talik-ul-Mumajjad. The Muwatta, with tlie Commentary „The Talik-ul-Mumaj-
jad." Luckiiow. s. . - Leroux fr. 8.
Erman, Praetorius, Müller, Arabien und der Islam. \Q1
tember 1881 kenne, sehr zweifelhaft ist, ob er dem Berichtjahre
angehört. In Kasan ist Qodüri's 101) hanefitisches Rechtscom-
pendium, in Bulaq ein ebenfalls hanefitischer Commentar des Na-
bob's von Bhopal102) gedruckt. Im Abendlande gedeihen Arbeiten
über muslimisches Recht hauptsächlich bei den Nationen, welche
durch coloniale Interessen auf das Studium desselben hingewiesen
werden: so liefert diesmal der Franzose Hngues103) eine mir leider
nur dem Titel nach bekannt gewordene Studie über die Ursprünge
des muhammedanischen Rechtes , der Engländer llumsey 104) eine
nicht direct aus den Quellen, aber fleissig und solide gearbeitete
Darstellung des Erbrechtes. Besondere Aufmerksamkeit verdient
das in englischer Sprache geschriebene Buch des Sejjid Emir
{Ali105) über das Personalrecht: der Verfasser, M. A., Barrister-at-
Law, President Magistrate of Calcutta, Member of the Faculty of
Law etc. etc., ist nicht allein seines Gegenstandes vollkommen Herr,
sondern auch ein sorgfältiger und umsichtiger Arbeiter; auf die
Gefahr hin, protestantenvereinlicher Schwäche geziehen zu werden,
will ich gestehen, dass ich mit besonderer Theilnahme die Vorrede
gelesen habe . in welcher der massvolle und wohlgesinnte Mann
sich als Mu'taziliten bekennt und allerhand Reformpläne für den
Islam im Sinne dieser, in Ueberresten auf indischem Boden noch
mehrfach vertretenen Richtung in Vorschlag bringt. — Endlich
sei auch an dieser Stelle auf Bruns-Sachau's 106) Syrisch-rörnisches
Rechtsbuch hingewiesen , welches auch arabische Bruchstücke in
Text und Uebersetzung umfasst und ein helles Licht auf die Frage
wirft, ob man — was nun, wenigstens für einzelne Fälle, nicht
mehr zu bestreiten sein wird ■ — directes Eindringen römischer
Rechtsbestimmungen in das arabische Recht annehmen darf.
101) jc^iAäJf -*2Ä^U. Kasan, Univ. - Druckerei , 1880. 144 pp. 8.
[S. Verh. des V. Or.-Congr. 1 p. 48.]
102) Sadiq Hasan Klaut. iL-xX-i-il ÜäJjJI [Commentar zu ä.iAJl
SUiJj]. Bulaq. Regierungsdruckerei, 1297. — P. 18 : s. Huart JA. 7« ser.
XIX. 172, No. 13, und vgl. die im vorigen Berichte S. 143. 150. 158. 163 er-
wähnten früheren Arbeiten des Verf.
103) //. Hugues. Les origines du droit musulman: La France judiciaire,
mars. [S. Friedend Bibl. or. 1880 n. 801.]
104) Almaric Ttumsey. Moohuinmudan Law of Inheritance, and Rights
and Relations affecting it Sunni Doctrine. Comprising together with much
collateral Information, the Substance, greatly e.xpanded , of the Author's „Chart
of Family Inheritance." London 1880. XXVIII, 470 pp. 8. — 12 s. — Vgl.
Acad. 1880, II, 61; Westm. Rev. 1880, July, 241) f.; Sat. Rev. L, 403 f.
105) &)/ed Ameer AH. The Personal Law of the Mohammodans. (Aren:'!
ing to all the Schools). Together with a Comparative Sketch of the Law of
Inheritance among the Sunnis and the Shiahs. London 1880. XII, 430 pp. 8.
— 15 s. — Vgl. Westm. Rev. 1881, April, 582 f.
106) S. oben S. 150 No. 15.
Ißg Erman, Praetorlus, Müller, Arabien und der Islam.
Die Philosophie ist in dem Berichtjahre schlecht weg-
gekommen: ausser einem neuen Vortrage Dieterici's 107) über die
lauteren Brüder, zu dem HuebschlQS) nichts Selbständiges hinzu-
fügt, ist nur noch, und zwar lediglich der Vollständigkeit wegen,
ein gut geschriebener, aber oberflächlicher und nichts Neues ent-
haltender Essai von Sayous109) zu nennen. Die jüdisch-arabische
Philosophie behandeln wir an andrer Stelle 110); Mehren's U1) Vor-
trag auf dem Florentiner Congress ist durch die im vorigen Be-
richt S. 151 No. 103 erwähnte ausführliche Studie im Journal
asiatique überholt worden.
Auf dem Gebiete der Mathematik und der Natur-
wissenschaften begegnen wir in Ganters l J 2) erstem Bande
einer sorgfältigen und durch grosse Vollständigkeit ausgezeichneten
Uebersicht dessen, was bisher über die Geschichte der erstgenannten
Wissenschaft bei den Arabern gearbeitet worden ist. Verschiedene
kleinere Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften, welche wir
Wiedemann schon seit einigen Jahren verdanken, mögen hier zu-
sammenfassend aufgeführt werden113), und gleichzeitig sei darauf
Iringewiesen, dass Steinschneiders11*) bereits augeführte Abhand-
lung mancherlei lehrreiche Notizen auch für die arabische Mathe-
matik und Litteraturgeschichte enthält, während der Text der Geo-
metrie des Muhammed ibn Musa bei Schapira's ll5) ebenfalls
107) F. Dieterici. Sur les etudes philosophiques des Arabes au Xme siecle:
Atti IV Congr. Or. I, 385—394. (A. sep. u. gl. T. Plorence 1880. 12 pp.
8). — Vgl. Pietro Perreau. Intorno agli Atti del IV Congr. Intern, d. Or.
Corfü 1881. p. 47—51.
108) A. Huebsch. On the ITchwan as-Safa or 'Pure Brothers': Proc.
Am. Or. Soc. Oct. 1880. p. VIII f.
109) Edouard Sayous. Theologiens et philosophes musulmans VIII' — XI«
siecle: Rev. suisse VII, 429—440: VIII, 88—100.
110) S. oben S. 134 No. 68. 70.
111) A. F. Mehren. Correspondance philosophique d'Ibn Sab'in avec
l'Empereur Frederic II. Discours: Atti IV Congr. d. Or. I, 371—383. — Vgl.
Pietro Perreau. Intorno agli Atti del IV Congr. d. Or. Corfü 1881. p. 42 — 7.
— [Zum vorigen Bericht S. 151 No. 104 ist nachzutragen, dass die danische
Abhandlung sich in der Oversigt over det Kongel. Dansku Vidensk. Selsk. for-
handl. i aaret 1880 (erschienen Kjöbenhavn 1880) zu finden scheint.]
112) Moritz Cautor. Vorlesungen über die Geschichte der Mathematik.
1. Bd. Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1200 n. Chr. Leipzig 1880.
vin. sin lip. 8. (l Taf.) M. 20. — Vgl. e LC. 1880, 1700—1702; M. Curtze
DLZ. L881, 768—771; Siegmund Günther AAZ. 1881, Beil. 112—114;
Treutlein l.it Beil d. Karlsr! Z 1881, No. 14; J. L. Heiberg Rcr. 1881, 1,
p :;77; (•'. V. Schiaparelli Bendic. Ist. Lomb. XIV, 62 — 69; Favaro Boncomp.
Bull. 18S2 mar/...
113) Eilhard Wiedemann. Beiträge zur Geschichte der Naturwissen-
schaften bei den Arabern. I — V: Ann. d. Phys. u. Chemie CLIX, 656 — 8;
N. F. I, 18ii; IV, 320; VII, 679 f.
Uli s. oben S. L39 No. L02.
1 15 1 s, .,!,. n s. i:j<i No. 101.
Erman, Praetorms, Müller, Ar alten und der Islam. \QQ
oben genannter Uebersetzung der Middoth abgedruckt ist. — Daneben ist
die Vollendung von Hochheim' s116) dankenswertherUebertragung des
Käf i zu melden, an welcbe zwei mit der lateinischen Uebersetzungs-
litteratur sich beschäftigende Veröffentlichungen Henrys111) und
Weissenbvrn's118) angeschlossen werden können: der letzteren ist
freilich von einem Referenten des Lit. Centralblattes 119) inzwischen
baldige Vernichtung angekündigt worden, mit welchem Rechte, wird
sich hoffentlich demnächst ergeben. — Für die M e d i c i n ist
wenig geschehen: Perreaus120) Notizen über hebräische Commen-
tare zum Kanon gehören kaum hierher: eher eine von Röhricht121)
an Steinschneide)- gelangte Notiz über Farag, den Uebersetzer des
Häwi, nebst einer immerhin nicht entscheidenden Bemerkung über
den Anhang zu diesem Buche. Loeo's l2-) schon oben mitgetheilte
Idee mag hier noch als ein Beweis gekennzeichnet werden, wie
unrathsam es ist sich auf Gebiete zu wagen , von denen man gar
nichts versteht.
Während die Geographie diesmal gänzlich ausfällt, erfährt
die Geschichte nach verschiedenen Seiten hin erwünschte För-
derung. Von dem Text des Tabari sind zwei weitere Halb-
bände123) erschienen, den Beschluss von Barth's musterhaft ge-
arbeiteter Abtheilung und die Fortsetzung der durch Houtsma
und Guyard ebenfalls vortrefflich herausgegebenen Abbasiden-
geschichte enthaltend; zu dem von Nöldeke übersetzten Abschnitt
116) Adolf Hochheim. AI Käfi t'il His;'ib (Genügendes über Arithmetik)
des Abu Bekr Muhammed Ben Albusein Alkarkhi nach der auf der Herzoglich-
Gothaischen Schlossbibliothek befindlichen Handschrift. III. Magdeburg o. J.
[1880]. 28 pp. 4. M. 1,20. (I— III zus. M. 3,90.)
117) Prologus N. Ocreati in Helceph ad Adelardum Batensem Magistruin
suum. Fragment sur la multiplication et la division public par Charles Henry:
Z. f. Math. u. Phys. Suppl. XXV (Abhh. z. Gesch. d. Math. UI) p. 129—139.
— Vgl. M. Curtze DLZ 1881, 535 f.
118) H. Weissenbom. Die Uebersetzung des Euklid aus dein Arabischen
in das Lateinische durch Adelhard von Bath nach zwei Handschriften der Kgl.
Bibliothek in Erfurt: Z. f. Math. u. Phys. XXV. Suppl. (Abhh. z. Gesch. d. Math.
III) p. 141—166. — Vgl. M. Curtze DLZ. 1881, 535 f.
119) LC. 1880, 1702, Note.
120) S. oben S. 126 No. 9.
121) Steinschneider HB. 1880 p. 136 f.
122) Vgl. oben S. 138 No. 98.
123) Annales auctore Abu Djafar Mohammed lbn Djarir At- Tabari quos
ediderunt J. Barth, Th. Nöldeke, O. Loth , E. Frym, II. Thorbecke,
S. Fraenkel, J. Guidi, D. H. Müller, M. Th. Houtsma, S. Guyard,
V. Rosen et M. J. de Goeje. I. (P. 321—640). [Vgl. Ber. für 1879 S. 154
No. 130 f.] — Id. Sectionis tertiae pars secunda quam ediderunt M. Th. Houtsma
(p. 320—459) et S. Guyard (p. 459—640). Lugd. Bat. 1880. 8. — Vgl.
Th. Nöldeke LC. 1880, 1121 f.; Derselbe D. Rev. VII. Jahrg. p. 115—117-,
BISO. N. S. No. 20/21 p. 425 f.
170 Erman, Praetorius, Müller, Arabien und der Islam.
(s. Ber. f. 1879 S. 155 No. 132) verzeichnen wir wertholle Be-
merkungen v. Gutschmid's, 124) und James Darmesteter's125), als
Curiosum auch eine Recension des die armenische Geschichts-
litteratur als Norm der Quellenkritik gläubig verehrenden
Milde 126) , dem der Name v. Gutschmid's niemals vorgekommen
sein muss. — Seiner Uebersicht der grossen Seuchen des Orients
nach Sujüti's bezüglicher Schrift und dem Abdruck des die ein-
zelnen Pestjahre aufzählenden Kapitels aus der letzteren schickte
v. Kremer127) eine wieder von acht historischem Blick zeugende
Einleitung voraus. Auf die vormuhammedanische Zeit be-
zieht sich , abgesehen von dem unten zu nennenden Aufsatz Tau-
xier'sV2S), eine lehrreiche Stellensammlung Rekatsek's129) über den
Gebrauch des Weins bei den alten Arabern. Für die Zeit des
Propheten begrüssen wir mit Freuden die endlich eingetroffene
Fortsetzung von Abdul TIajj's1?'°) Ausgabe des Ibn Hagar; die
Geschichte Muhammed's selbst betreffen die Verneinung der alten
Frage nach seiner Schreib- und Lesekunst durch Weil131) und die
bereits erwähnten Studien Gastfreund's132). — Zur Khalifen-
g e s c h i c h t e im Allgemeinen führen wir Jarrett's 133) Uebersetzung
von Sojüti's Ta'rih an (Poole's Dynastienverzeichniss s. unten
S. 179 No. 212); im Einzelnen haben Krehliu) und, wie es
scheint, Bartlielemyl3b) die Unhaltbarkeit der Tradition von der
124) Alfred von Gutschmid. Bemerkungen zu Tabari's Sasanidongeschichte,
übersetzt von Th. Nöldeke: ZDMG. XXXIV, 721—748.
125) Rev. bist. XVI, 190—201, mai-aoüt 1881.
126) Lionel Milde. Une histoire des Sassanides: Rev. quest. bist. XXVIII,
254—262.
127) A. V. Kremer. Ueber die grossen Seucben des Orients nach ara-
bischen Quellen: Sitzb. W. Ak. 96, p. 69—156. (Auch sep. u. gl. T. Wien
1880. 90 pp. 8. M. 1.40.) Vgl. David Kaufmann REtJ. III, 135.
128) S. unten S. 194 No. 3.
129) E. Rehatsek. The use of Wine among the Ancient Arabs : JBBrRAS.
XIV (1879) p. 164—172.
130) Biographical Dictionary of Persons who knew Mohammad, by Ibn
Hajar. Edited in Arabic, by Maulawi Abd-ul-Hai. Fascic. XVIII (Vol. II, 5).
(Bibl. Ind. Old Ser. No. 242.) Calcutta 1880. p. 409—504. 8.
131) (x. Weil. Mahomet savait-il uro et ecrire? Discours: Atti IV Congr.
d. Or. I, 357—366. — Vgl. P. Perreati Intorno agli Atti del IV Congr. In-
tern, d. Or. Corfü 1881. p. 40—1.
132) S. oben S. 142 No. 127.
133) History of the Caliphs by Jalälu'ddin a's Suyi'itf, by //. S. Jarrett.
Fase. 1—4. (Bibl. Ind. N. S. No. 440. 441. 443. 446.) Calc. 1880. 384 pp.
8. — Vgl. Sat. Rev. Ell, 24 f.
134) Ludolf Krehl. Ueber die Sage von der Verbrennung der Alexan-
drinischen Bibliothek durch die Araber: Atti IV Congr. d. Or. I, 433 — 454.
(Auch sep. u. gl. T. Floren/ 1880. 8.) — Vgl. P. Perreau Intorno a^li
Atti de] IV Congr. Intern, il. Or. Corfü 1881. p. 55—9.
135) Ch. Barthilemy. Omar a-t-il fait brtiler la bibliotheque d'Alexandrie ?
Ernian, Praetorius, Müller, Arabien und der Islam. 171
Verbrennung der alexandrinischen Bibliothek nachgewiesen (die
freilich dadurch leider ihres zähen Lebens in Compendien und
Lehrbüchern noch lange nicht beraubt ist) und Palmer156) hat eine
Biographie Härün's geliefert, die nach den mir allein zu Gesicht
gekommenen sehr wohlwollenden Besprechungen auf Quellenkritik
sich wenig einlässt. indess als Anecdotensammlung neben Reliat-
sek'fi1'6'1) gleichartiger Studie ihren Werth behalten mag. Eine Zu-
sammenstellung der arabischen Nachrichten über die Fatimiden
begann Wüstenfeldm) mit bekannter Gelehrsamkeit und Gründ-
lichkeit.
Für die Geschichte der Kreuzzüge finde ich nur einen
Beitrag Rey'sl3'J) zu erwähnen.
Weiter nach Westen vordringend, begegnen wir dem ersten
Theile von Arnari'sm) italienischer Bearbeitung seiner Bibli-
oteca; zur Geschichte W e stafrika's giebt Mercierux) u. A. den
Abdruck einiger arabischer Documente, Aniaudli2) die Fortsetzung
einer historischen Qaside; Fourncl'sHi) Ausführungen über die se-
cundäre Rolle des arabischen Elementes gegenüber dem berberischen
habe ich nicht einsehen können. In Spanien zeitigt die seit
einigen Jahren in überraschender Weise entwickelte Triebkraft der
nationalen Geschichtsforschung fortdauernd die schönsten Früchte,
von denen wir freilich in Deutschland wenig zu sehen bekommen ;
in: C'h. Barthel&mg. Erreurs et mensonges historiques. XI Ser. Paris 1879.
8. p. 170—90.
136) E. H. Palmer. Haroun Alraschid, Caliph of Bagdad. (New Plutarch
Series.) London 1881. 228 pp. 8. — 2 s. 6 d. — Vgl. Ath. 1881, I, 361t'.;
Acad. XIX, p. 95 f. ; Sat. Rev. LI, 85—87 ; Barbier de Meynard JA. VII Ser.,
XVII, 564—6; Arvede Barine Rev. pol. et litt. III ser. T. I, 599—602.
137) E. RehatseJc. Gastronomical Anecdotes of tho Earlier Khalifs: Calc.
Rev. CXXXIX. (Jan. 1880.)
138) F. Wüstenfeld. Geschichte der Fatimiden Chalifen nach den Ara-
bischen Quellen: Ahh. d. Ges. d. Wiss. zu Goett. XXVI. 97 pp. 4.
139) G'uillaume Rey. Sommaire du Supplement des familles d'outre-mer.
Chartres [1880 oder 1881?]. 36 pp. 8. [Titel aus Renan JA. 7. ser.,
XVIII, 57.]
140) Biblioteca Arabo-sicula ossia Raccolta di testi arabici che toccano la
geogralia, la biografia e la bibliografia della Sicilia, raecolti e tradotti in italiano
da Michele Amari. Vol. I. Tor. e Roma 1880. LXXXIII, 570 pp. 8. — L. 15.
(Id. Ed. in Fol. Supplomento al Muratori Rer. It. Ser. T. I p. IIa. Disp. 1".
144 pp. L 22,50.) — Vgl. R. Starrabba Arch. stör. Sic. N. S. IV, 471—478.
141) Emest Mercier. Constantine au XVI e siecle. Elevation de la famille
El-Feggoun : Rec. Soc. Arch. Constantine XIX, 215 — 251.
142) Amaud. Voyages extraordinaires et nouvelles agreables par Mo-
hammed Abou Ras ben Ahmed ben Abd el-Kader en-nasri. Histoiro de lAfrique
septentrionale: Rev. afr. XXIV, 70—80; 133—146; 459—473. — Vgl. Bericht
für 1879 p. 160 No. 184.
143) Henri Fournel. Les Berbers, Etudes sur la conquete de TAfrique par
les Arabes. T. II. IV, 381 pp. 4. Paris. — Vgl. Renan JA. 7<- ser. XVIII,
58, Note 1.
172 Erman, Fraetorius, Muller, Arabien und der Islam.
aus eigener Anschauung kenne ich nur Coderas 1U) Nachweis über
die Mühelosigkeit der arabischen Eroberung Aragoniens (welchem
gleichzeitig die Begründung seiner Ansicht hinzugefügt wird, dass
Musa nicht , wie die gewöhnliche Annahme ist , bereits über die
Pyrenäen gegangen sei), sowie ein Verzeichniss von vier Festungen
nebst historischen Notizen, welches Fernandez- Guerrali'°) gelief ei*t
hat. Daneben kann ich Fernandez y Gonzalez'1^) Uebersetzung
der arabisch geschriebenen Chronik Bischof Gotmar's, Coderas 147)
Aufsatz über Abderrahmän I, Roblesiih) Werk über das muslimische
Malaga und Menendez Pelayo'su'J) Culturgescbichte der spanischen
Araber und Juden bis zum Ende des XIV. Jahrhunderts nennen,
welche letztere ausserordentlich gelobt wird; über Saavedra's
Untersuchungen s. oben S. 159 No. 37. — Eine Touristenschrift
de Stu7'ler'sm) und eine Notiz Bragas161) über die arabische
Civilisation in Portugal habe ich ebensowenig gesehen.
Kehren wir zu den späteren Entwicklungen des
Ostens zurück . so treffen wir auf den ersten Halbband von des
Grafen von Noerm) mit begeistertem Eifer in Angriff genommenem
Werke über Akbar, das trotz seiner Abneigung gegen den Zopf
der Schule auf gründlichen eignen und fremden Studien beruht.
— Von Gfibb's153) Uebersetzung eines türkischen Berichts über die
144) Francisco Codera y Zaidin. Conquista de Aragon y Cataluiia por
los Musulmanes: Bol. hist. I, 1 — 7.
145) Aureliano Fernandez- Gruerra. Fortalezas del guerrero Omar ben
Hafson hasta ahora desconocidas: Bol. hist. I, 33 — 37.
146) Crönica de los Reyes Francos por Gotmaro II, Obispo de Gerona.
Publicada y precedida de un estudio histörico por D. Francisco Fernandez y
Gonzalez. Madrid 188U. 21 pp. 4. — Vgl. Rev. de Arq. I, 187 f. — Vgl.
Ber. f. 1879 S. 159 No. 170.
147j F. Codera, Abde-r-Rhaman I: Revista Conteinporanea , April 1880.
148) F. Gwillen Hohles. Malaga musulmana. Sucesos autigüedades cien-
cias y letras rnalagiiefias durante la edad media. (Parte I.) Malaga, Oliver
Navarro 1880. XXII. 370 pp. 4. 5 Taff.
149) M. Menendez Pelayo Historia de los Hetorodoxos espaiioles. Tomo I.
Madrid 1880 [?]. Vgl. Wenüvorth Webster Ac. XVIII. 92.
150) J. de Sturler. Granada en de Alhambra. Geschiedenis en reisber-
inneringen. Leiden 1880. 8. IV, 272 pp. 8; m. 5 Phot. u. Titelbl. in Chromo-
litli. — Fl. 3 50. [Bibl. phil. 1880 II, 205.]
151i Theophilö Braga. A eivüisacäo arabe em Portugal: L'Era Nova I,
88—9. 1880.
152» Graf F. A. von Xocr. Kaiser Akbar. Ein Versuch über die Ge-
schichte Indiens im sechzehnten Jahrhundert. [I. 1.] Leiden 1880. XXIII,
216 pp. 8. -- Vgl. LC. 1881, 1274; Sat. Rev. L, 498; E. DLZ. II, 1965;
A. Barth BC. N. s. XIII. 27—30; E. Fagnan Rev. bist. XVIII, 196f.
153) E. ./. W. Ghibb. The Capture of Constantinople from the Täj-ut-
Tevärlkh, „The Diadem of Histories". Written in Turkish by Khöja Sa'd-ud-
DTn. Translated into English, Glasgow 1879. 36 pp. 8. — 2 s. 6d.: TR.
N. S. I, p. 37.
Erman, Praetorium, Müller, Arabien und der Islam. 173
Eroberung C o nstantin op el's geht mir erst jetzt der Titel
zu; einige historische Verhältnisse zur Zeit desselben Ereignisses
hat ebenso fein als sicher Olsliausenlu) erläutert.
Wir gehen zu den Werken über, welche in allgemeinerer Weise
das Wesen, die Geschichte und die Entwicklung des
Islams behandeln, ohne indess Vollständigkeit in Bezug auf die
populäre und ähnliche Litteratur zu erstreben. Hier gewährt es ein
eigenartiges Interesse, einem hochgebildeten Türken155) zu begegnen,
dessen Darstellung natürlich von gelegentlichen , fein ironischen
Seitenhieben auf Christenthum und Abendland durchsetzt ist. Mit
Freude begrüssen wir die neue Ausgabe von Dozy's I5e) Werke, an
dessen ungleichmässiger Ausführung doch nur anstossen kann, wer
gegen die Grossartigkeit seiner historischen Anschauung und die
Fruchtbarkeit seiner Ideen blind ist oder sein will. Aus Juyn-
boll's161) Recension der „Beginselen" van den Berg's beginnt
allmälig selbst ein Buch zu werden. iSell's1:)S) allerdings im
Missionsinteresse unternommener Darstellung der Glaubens- und
Pflichtenlehre wird doch Objectivität nachgerühmt. In denselben
Zusammenhang gehören Badger's l5y) und Guyard'?, 160) Encyclopädie-
artikel und Garriere's, lGl) neu aufgelegte culturgeschichtliche Be-
trachtungen. — Den Islam in Indien, beziehungsweise China be-
handeln eine besonnene Studie Keene's 16~) und der Aufsatz eines
Anonymus163); einzelne Seiten des Wesens und der Aeusserungen
154) J. Olshausen. Eine merkwürdige Handschrift der Geographie des
Ptolemaeus: Hermes XV, 417-424.
155) SubM Pascha. ^LSi\ -V./-J J. f^lxi! , ^.jU=> . Stambul 1297
H. 357 pp. 8. — Vgl. ZDMG. XXXIV, p. XLII No. 4071.
15G) P. Dozy. Het Islamisme. 2e, herziene druk. Haarlem 1880. VIII,
357 pp. 8. (13 lith. Taff.) f. 3,50. — Vgl. Poole's Recension von Chauviris
Uebersetzung Ac. XVI, 294 f.; Lüttke Hist. Ztschr. N. F. XI, 487—496.
157) A. W. T. Juynboll. Een handleiding voor de studie van den Islam,
beoordeeld: Ind. Gids 1879, II. 793—821; 1880, I, 170—206. [Auch sep. u.
gl. T. (le gedeelte) Amsterdam 1880, 2, 68 pp. 8. f. 1.] — Vgl. Ber. f. 1879
8. 150 No. 99.
158) E. Seil. The Faith of Islam. Madras 1880. XIII, 269 pp. 8.
Trübner 6 s. 6 d. — Vgl. Siegmund Fraenkel DLZ. 1881, 1917; Sat. Rev.
1881, I, 765; S. Lane Poole Ac. XIX, 245 f. [Identisch mit Fr. No. 840?]
159) Padger. Muhammad and Muhämmadanism , in: Will. Smith and
Henry Wace's Dictionary of Christian Biography, vol. III. [S. Ac. XVIII, 422.]
160) Stanislas Guyard. Musulmans: Encycl. Lichtenberger IX, 501 — 511.
161) Moritz Carriere. Die Kunst im Zusammenhang der Culturentwicke-
lung und die Ideale der Menschheit. 3. Bd. Das Mittelalter. 2 Abtheilungen.
3. neu durchges. Aun. Leipzig 1880. 8. M. 14. (Darin: 1. Das christlicho
Älterthum und der Islam. XIII, 317 pp. M. 5.50.)
162) H. G. Keene. Islam in India: Calc. Rev. vol. LXX, 239—256.
163) Mohammedanism in China (so Columnentitel): Edinb. Review, CLI,
359 — 379.
] 74 Erman , Praetorius, .Müller, Arabien und der Islam.
des Volksgeistes scheinen die Aufmerksamkeit Rehatsefcs164) und
Gherbonneau's1651) auf sich gezogen zu haben.
Die Nachrichten arabischer Schriftsteller über
fremde Völkerschaften werden fortdauernd eifrig gesammelt
und verarbeitet, Der Anfang einer sehr gründlichen Arbeit des
rührigen Fernandez y Gonzalez166) führt uns in die vormuham-
medanische Zeit zurück, während de Goeje161) den bereits früher
(s. Bericht f. 1879 S. 159 No. 165) erwähnten Reisebericht des
Ibrahim ibn Ja'qüb übersetzt, commentirt und mit Textverbesse-
rungen versieht, und Lagusx6H) sich über den Ursprung von Idrisi's
Kenntniss der baltischen Länder ausspricht. In A. Müller's169) Ab-
handlung über die früher von Haas behandelten arabischen Quellen
zur Geschichte der indischen Medicin wird das XII. Buch des Ibn
Abi Useibi'a in Text und Uebersetzung gegeben und der Nachweis
geführt, dass Fragmente einer älteren Recension des Sucruta bei
den Arabern erhalten sind.
Einem Vortrage Basset's1''0) über die vorislamische Poesie
wird geschmackvolle Darstellung und sichere Beherrschung des
Stoffes nachgerühmt; aus der Zahl der Dichter selbst tritt uns
Lebid in einem von orientalischer Hand mehr als ungeschickt ihm
1C4) E. Rehatseh. Oriental Folklore: Calc. Rev. No. CXLI. July 1880.
No. CXLII. October 1880. No. CXLIII. Jan. 1881.
165) A. C'herbonneau. L'enseignement en pays musulman: Rev. de Geogr.
1880, oct.
166) F. Fernandez y Gonzalez. Arqueologia de la Espana ärabe. Pro-
vincia cartaginense. — Monumentos de la Cartaginense, pertenecientes ä epoca
anterior ä la dominacion musulmana, meneionados y descritos por autores arä-
bigos: Rev. Arq. Esp. I, 9—32. 135—158.
167) M. J. de Goeje. Een belangrijk arabisch beriebt over de slavische
volkon omstreeks 965 n. Chr.: Versl. en Mededel. Ak. Amsterd. Afd. Letterk.
Reek II, D. IX, 187—216. Vgl. Wiggcr Jahrb. d. Ver. f. Mecklenb. Gesch.
Bd. XLV,; Handehnann Z. f. Ethu. XIII, (48); Virchow ebd. (48)— (50);
L. Schneider ebd. (242) [citirt eine mir sonst nicht bekannt gewordene
cechische Uebersetzung des Berichts von J. Jireceh in der cech. Museums-
zeitschrift].
168) V. Eagus. Idrisii notitiam terrarum balticarum ex eommereiis Scan-
dinavorum et Italorum mutuis ortam esse: Atti IV Congr. d. Or. I, 395 — 401.
— Vgl. P. Perrean Intorno agli Atti del IV Congr. d. Or. Corfü 1881.
p. 51—53.
L69) August Müller. Arabische Quellen zur Geschichte der indischen
Medicin: ZDMG. XXXIV, 465 — 556; vgl. Selignuinn Jahresb. üb. d. ges. Medicin
XV, 408--410.
17<») 1,'ciir /lasset.. La poi'sie arabe ante - islamique. Lecon d'ouverture
faite :'i l'dcole sup6rieure des lettres d'Alger le 12. mai 1880. Paris 1880.
82 pp. 8. i Bibl. or. Ki/.evir. XXX). — Vgl. E. Nestle LC. 1881, 1580; Barbier
de Meynard CR. IX, 55 f.; Auguste Cherbonneau Polybibl. XXXI, 202.
Krnian, Praetorius, Müller, Arabien und der Islam. 175
umgeworfenen Gewände entgegen, auch gibt Ckalidis171) Ausgabe
nur die eine Hälfte der in seinem Besitz befindlichen Handschrift
wieder. Amari's l72) Uebersetzungsprobe aus Ibn Hamdis ist ein
Vorläufer des zweiten Bandes seiner oben S. 171 No. 140 er-
wähnten Biblioteca.
Unter den A d a b - Schriftstellern hat Ta'älibi den als „Ge-
fährten des Einsamen" von Flügel ihm zugesprochenen Text
auf Veranlassung Gildemeister 's173) wieder an Rägib herausgeben
müssen. Eine ganz moderne Sammlung von schöngeistigen und
poetischen Produktionen des in Paris lebenden Rusaid Dahdäh174) ist
lediglich um des Bestandteiles willen interessant, dessentwegen
sie nicht hierher gehört , nämlich wegen der christlich - russen-
freundlichen politischen Einleitung; da ich das Buch indes nennen
musste, sei auch Wahrmund's 175) Artikel über dasselbe erwähnt,
in welchem gleichzeitig des Mekkanischen Professors Ahmed el-
Berzingi el-Huseini iosljJU -bL^'l u$»JU x*L*Ji K^aa^äJI besprochen
wird. — Die Märchen- und Fabellitte ratur ist durch
einen neuen Bulaqer Druck der 1001 Nacht176) vertreten; in einer
ihrer Erzählungen will Bacher171) die Sage von Eginhard und
Emma wiederfinden, während GooteUii) als wahrscheinlich hinstellt,
dass die in den Handschriften fehlenden Märchen Galland' s von
diesem nach irgend einer in Smyrna oder Constantinopel von ihm
gehörten mündlichen Recitation der Sammlung einq-efücrt, seien.
£ o y - ^
_A«L\Ä*Ji Der Diwan des Lebid. Nach einer Handschrift zum ersten Male
hrsg. von Jusuf Dijd-ad-din al- Chdlidi. Wien 1880. \oY pp. 8. — Vgl.
LC. 1881, 1508 f.; DLZ. 1881, 997; Hammel GGA. 1881, 1537 — 1551 [sehr
gehaltreiche Anzeige mit Beiträgen Fleixcher's].
172) Michele Amari. Un poeta Araho di Siracusa: N. Ant. XXIV, 49 — 54.
173) J. Gildemeister. Der angebliche Ettseälibi: ZDMG. 34, 171t'.
174) Rochaid Dahdah, Melanges. Paris 1880. 21, 1f pp. 8. [Ge-
druckt von Holzhausen in Wien.] — Trübner. 6 s.
175) Ad. Wahrmund. Zur geistigen Bewegung im Islam: AAZ. 1881
No. 243 Beil. p. 35G1 — 35G3.
176) aULJj, &JLJ ^ftit. Vols. I and II: 4G1, 431 pp. 8. £ 1 5 s.:
TR. N. S. II, 143.
177) Bacher. Karl der Grosse und seine Tochter Emma in Tausend und
eine Nacht: ZDMG. XXXIV, G10— 61G. Vgl. Charlemagne in the „Arabian
Nights": Sat. Rev. LH, 4G f.
178) H. C. Coote. Ae. XVIII, 371. [Auszug aus einem Vortrage in der
Folk Boro Society.]
176 Erman, Praetorium, Müller, Arabien und der Islam.
Von Che?'bonneausm) Lokman scheint eine neue Ausgabe er-
schienen zu sein. — Islamische Legendenstoffe treten auch in
Gaster 's oben S. 139 N«. 104 angeführten Untersuchungen auf.
Die an eigenthümlichen Schwierigkeiten so reichen, aber grade
deswegen eines weit regeren Interesses, als ihnen meist gewidmet
wird, würdigen Forschungen über die arabische Musik haben
eine sehr wirksame Förderung durch Land180) erfahren, der in
arabischer wie in abendländisch-moderner Theorie gleich zu Hause
zu sein scheint, und auch die vorhandenen Quellen durch neue
Angaben bereichert. Möchten doch im Orient lebende, musikalisch
veranlagte Europäer diesen Dingen einmal näher treten! — Van
der Lindes 181) Untersuchungen über das Schachspiel erstrecken
sich auch auf die arabische Litteratur, wo er freilich auf die
Hilfe orientalistischer Freunde angewiesen ist; von Pharaoris W2)
Uebersetzung eines Tractates über das edle Waidwerk ist mir
ausser dem Titel Nichts vorgekommen. Eine Uebersicht der ver-
schiedenen Arten der Zauberei, Mantiku. dergl. hat Reliat-
sek18i) gegeben.
In das Gebiet der jüdischen und christlichen Geschichte
und Litteratur auf islamischem Boden gehört, abgesehen von den
bereits genannten Arbeiten und Ausgaben de Jony's 18i), Trumpp's185),
der beiden Derenbourg 186), Th. Hofmann's181), Kaufmanns188),
Wolff's189), Goldziher'sm), Steinschneiders191) (von denen beson-
ders die beiden letztern auch den Arabisten interessieren müssen),
insbesondere Landauers192) gute und sorgfältige Ausgabe des
arabischen Textes von Sa'adja's Emunoth.
179) Cherbonneau. Fables de Lokman. Paris 1880. [Unsicher, fehlt in
der Bibliogr. franc.]
180) J. P. N. Land. Over de Toniadders der Arabische Muziek: Versl.
en Mededel. Ak. Amst. IX, 246—297.
181) A. v. d. Linde. Das erste Jahrtausend der Schachlitteratur (850
—1880). Berlin 1881. 112 pp. 8. — M. 5 — Vgl. William Wayte Ac.
XX, 42 f.; 83 f.
182) Sid Mohammed el Mangali. Traite de Veneria. Traduit de l'arabe
par Florian Pharaon, avec une introduction par M. lo Marquis G. de Cher-
ville. Paris 1880. XI, 143 pp. 8. (Tire ä 300 exempl. numerot.) [Bibl.
Ire. 5596.]
183) E. Rehatsek. Magic: JBrRAS. XIV. (1879) 199 -218.
184) S. oben S. 158 No. 30.
185) S. oben S. 158 No. 31.
186) S. oben S. 132 No. 56.
187) S. oben S. 132 No. 55.
188) S. oben S. 134 No. 70.
189) S. oben S. 134 No. 68.
190) S. oben S. 138 No. 93.
191) S. oben S. 135 No. 76.
192) Kitäb al Amiinät wa'1-I'tiqädät von Sa'adja hon Jusuf al-Faijümi. Heraus-
gegeben von S. Landauer. Leiden 1881. XXI, 320 pp. 8. M. 8. — Vgl.
Moritz Steinschneider DLZ. 1881, 1186-— 89; Tgn. Goldziher ZDMG. XXXV,
773—783.
Errnan, Praetorius, Müller, Arabien und der Islam. 177
Ein angeblicher Brief193) eines zum Judenthum übergetretenen
Bischofs an einen glaubenstreuen Collegen ist in Wien , wie es
scheint nicht fehlerfrei, gedruckt worden.
Recht erfreuliche Beiträge hat das Jahr für die arabisch -
muhammedanische Archaeologie gebracht. Wüstenfeld l94) hat
bemerkenswerthe Texte über das Heerwesen der Muhammedaner
veröffentlicht und übersetzt, Ja/m,?195) das Kriegswesen überhaupt
in den betreffenden Abtheilungen seines grossen Werkes sachver-
ständig dargestellt, soweit seine secundären Quellen ihm dies ge-
statteten; das Seewesen ist dabei freilich ziemlich schlecht wegge-
kommen. Daran schliesst sich Rehatsek'sm) vortreffliche Zu-
sammenstellung von Nachlichten über alte Waffen und Kriegswerk-
zeuge. — Gehen wir zu friedlicheren Geräthen über, so haben wir
allein über Astrolabien vier längere oder kürzere Mittheilungen
aufzuführen : zwei von da Schio 197— 198), deren zweite eine mit
grosser Sorgfalt ins Einzelne gehende Beschreibung der betreffen-
den Instrumente darstellt, je eine von Remondinim) und £>aa-
vedra'm). Mit ausgezeichneter Sicherheit in Beherrschung des
193) PpDNbN t^5"N373 flSSp Controverse d'un eveque. Lettre adressee
a un de ses collegues vers l'an 514. Texte arabe. Publie d'apres un ancien
manuscrit de la Bibliotheque nationale de Paris. Vienne 1880. 26 pp. 8. —
Vgl. Steinschneider HB. 1880, 74 f.
194) F. Wüstenfeld. Das Heerwesen der Muhammedaner nach dem Ara-
bischen: Abhh. der kgl. Gesellsch. d. Wiss. zu Göttingen. XXVI. Bd. VH,
39 pp. 8. — Die Arabische Uebersetzung der Taktik des Aelianus: ib. p. 40 — 73.
p. 1 — 32 [letzteres arab. Text.) (Auch sep. u. d. T. : Das Heerwesen der Mu-
hammedaner und die arabische Uebersetzung der Taktik des Aelianus. Aus einer
arabischen Handschrift der Herzoglichen Bibliothek zu Gotha übersetzt von
F. Wüstenfeld. Mit Zeichnungen und dem Plan eines muhammedanischen
Lagers. Göttingen 1880. VII, 73, 32 pp. 4. — M. 6). — Vgl. LC. 1881,
1105 f., Philol. Anz. XI, 43—45.
195) Max Jahns. Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens von der
Urzeit bis zur Renaissance. Technischer Theil: Bewaffnung, Kampfweise, Be-
festigung, Belagerung , Seewesen. Nebst einem Atlas von 100 Tafeln. Leipzig
1880. 1288 pp. 4. M. 48. (Darin auf die Moslemin bezüglich p. 489—508.
517—521. 1233 f.)
196) E. Rehatseh. Notes on some Old Arms and Instruments of War,
ehiefly among the Arabs (with Drawings) : JBBrRAS. 1879 vol. XIV.
p. 219—263.
197) A. da Schio. Sur deux astrolabes arabes. Note: Atti IV Congr. d.
Or. I, 367—369.
198) Almerico da Schio. Di due astrolabi in caratteri cufici occidentali
trovati in Valdagno (Veneto): Atti Ist. Ven. ser. V, t. VI. 6 Taff. (Auch sep.
u. gl. T. Venezia 1880. 71 pp. 4. L. 10.)
199) Pier Costantino Remondini. Intorno all' astrolabio arabico posse-
duto dalla Societä Ligure di Storia Patria di Genova. Memoria: Atti IV Congr.
d. Or. I, 403—431.
200) Eduardo Saavedra. Note sur un astrolabe arabe: Atti IV Congr.
d. Or. I, 455—456.
Jahresbericht 1880. 12
178 Erman, Praetorius, Müller, Arabien und der Islam.
sprachlichen wie des technischen Materials führt Karabacek201)
seine Untersuchungen üher einige Arten mittelalterlicher Gewebe,
Farbstoffe u. dergl. — Eine Lücke in seiner Uebersetzung von
Elias von Nisibis Tractat über Maasse und Gewichte hat
Sauvaire202) mit Hilfe der Gothaer Handschrift Arab. 1331 aus-
füllen können.
Für die Schriftgeschichte des Arabischen sehr wichtig
sind Rehatsek's20i) Sammlung von Zeugnissen der Schriftsteller
und Loth's20i) mit gewohnter Sauberkeit veranstaltete Ausgabe
zweier ziemlich alter Papyri : die Priorität des Neshi vor dem Küfi
wird den sich häufenden Beweisen gegenüber Niemand mehr be-
streiten können. Für die Epigraphik im engern Sinne ist
wiederum Amari20'0-206) thätig gewesen durch Erläuterung paler-
mitanischer Inschriften sowie durch erneute Besichtigung der in
zwei Messinaer Kirchen verzettelten Fragmente einer von ihm
schon 1875 (Epigr. arab. di Sic. I) veröffentlichten Inschrift Rug-
giero's, die nun zum Theil im Museum zu Messina aufbewahrt
werden: eine verbesserte Lesung erscheint in den Memorie der
Acc. dei Lincei vom J. 1881. — In Spanien ist in erster Linie
Rodrigo Amador de los Rios der berufene Vertreter der Epi-
graphik : neben der zweiten Ausgabe seiner Inschriften von Cör-
doba (deren Titel hier207) genauer als im Ber. 1879 S. 164 Nr. 229
gegeben werden kann) bietet er uns den Anfang epigraphischer
Studien208), in welchen er zunächst Einiges über die Geschichte
201) Joseph Karabacek. Ucber einige Benennungen mittelalterlicher Ge-
webe: Mitth. d. Oest. Mus. f. Kunst u. Ind. 1879, 273—283; 301—309; 343
—349; 1880, 77—86; 97 — 103. (Auch sep. u. gl. T. I. Mit einer Tafel.
Wien 1882. 40 pp. 4.)
202) H. Sauvaire. A Treatise on Weights and Measures, by Eliyä, Arch-
bishop of Nisibin (Supplement): JKAS. XII, 110—125.
203) E. Rehatsek. On the Arabic Alphabet and Early Writings (with
a Table of Alphabets): JBBrRAS. vol. XIV (1879), 173—198.
204) Zwei arabische Papyrus. Beschrieben von O. Loth. (M. 2 Taff. in
Lichtdruck): ZDMG. XXXIV, 685 — 691. — Vgl. unten S. 193 No. 102.
205) Michele Amari. Interpretazione delle iscrizioni arabiche della Cap-
pella di S. Pietro nella Reggia, Palermo. (In: Andrea Terzi. La cappella
di S. Pietro nella Reggia di Palermo dipinta. Palermo [1879 ? ff.] Folio")
[Darin ist bis jetzt erschienen als Tafeln: No. 65: Cassettina araba; No. 67 bis
(sie): Iscrizione culica nel coperchio della cassettina araba; No. 66: Cassettina
araba. Coperchio; No. 67: Iscrizione trilingue dell' orologio.]
206) Aman'. Ragguaglio di una recente sua gita a Messina, per assistere
al trasferimento delle iscrizioni arabiche che ornavano gli stipiti della porta
maggiore di una chiesa intitolata l'Annunziata dei Catalani: Atti Acc. Line.
1880—81 Trans. V, 142 f.
207) Rodrigo Amador de los Rios. Inscripciones ärabes de Cördoba,
precedidas de im estudio historico-critico de la Mezquita-Aljama. II. Ed. Madrid
1880. XXVIII, 429 pp. 8. 18 TaiF. R. 42. [Trübner 15 s.]
•_'<i8j Rodrigo Amador de los Rios. Estudios de epigraffa aräbigo-espa-
nola. Articulo primero (No. 1 — IV]: Rev. arq. esp. I, 65—90.
Erman, Praetorium, Müller, Arabien und der Islam. 179
der arabisch-spanischen Epigraphik und über die verschiedenen
Schriftcharactere bemerkt. Zwei Siegel mit christlich-arabischen
Inschriften, deren eine er in die Zeit von 1018 — 1296 setzt, hat
Girbal'20'J) herausgegeben. Arabische Inschriften mit Lesungen von
Amador de los Rios und Erman enthält auch das Werk des
Portugiesen da Veiga210).
Eine sehr nützliche Uebersicht der ganzen russischen Litteratur
über arabische Numismatik veröffentlichte Tiesenhausen211).
Stanley Lane Poole212) gab ein Schema zur Anordnung der mu-
bammedanischen Dynastien ; ob es nicht besser wäre die arabischen
Münzen rein geographisch zu ordnen, und mit dem alten Schlen-
drian der Dynastieneintheilung ganz zu brechen , scheint mir der
Erwägung werth.
Vom Katalog des Britischen Museums erschien der fünfte
Band213), der die Münzen Nordafrikas enthält; der wichtige Katalog
der Stouf/ischen Sammlung214) wurde fortgesetzt und soll auch
Tafeln haben, die Ref. nicht zu Gesicht gekommen sind. Aus Central-
asien kam eine Anzahl interessanter Münzen, die Tiesenhausen21'0)
bearbeitet hat; Le Strange*™) sammelte in Persien. In Nord-
deutschland traten wieder zwei Schätze älterer arabischer Münzen
zu Tage, der eine zu Camitz in Pommern217), der andere bei
Bautzen218).
Die sehr schwierige Numismatik der Chane von Turkestan
fand in Dorn'™) einen Bearbeiter. Zu Poole's bekanntem Buch
209) Enrique Claudio Girbal. Seilos ärabes de la Catedral de Gerona:
RCiencffist. I, 388—392.
210) *S. P. M. Estacio da Veiga. Memoria das Antiguidades de Mertola
observadas em 1877 e relatadas. Lisböa 1880. 191 pp. 8. (1 lith. Plan u. in
den Text gedr. Abbild.): vgl. E. Hühner DLZ. 1881, 1118 f.
211) V. E. Tiesenhausen. Obzor soversennych v Rossii trudov po Vo-
stocno'i Numizmatike: Trav. de la III eine Sess. du Congr. int. des Orient.
I, p. 1—32.
212) Stanley Lane Poole. A scheine of the Muhammedan Dynasties dur-
ing the Khalifate: Num. Chron 1880 p. 202— 2G7. 1 Taf. (Auch sep. u. gl.
T., London 1880, 8 pp. 8., with a Plate. — 2 s.)
213) Derselbe. Catalogue of Oriental Coins in the British Museum. Vol. V:
The coins of the Moors of Africa and Spain: and the Kings and Imäms of the
Yemen in the British Museum (Classes XIV B. XXVII.) London 1880. 175 pp.
7 Taff. 8.
214) Vgl. Jahresber. 1879 S. 165 No. 234; nach JA. 1880 I, p. 536. 539
auch: Tableaux de numismatique musulmane. Mossoul 1880. 2 u. 4 Taff.
215) W. de Tiesenhausen. Notice sur une collection de monnaies orien-
tales de M. le comte S. Stroganoff. St. Petersbourg 1880. 58 pp. 3 Taff. 8.
216) Guy Le Strange. Note on some inedited coins from a collection
made in Persia during the years 1877—79: JRAS. 1880 p. 542 — 547.
217) A. Erman. Der Fund von Camitz: Ztschr. f. Numismatik 1880,
p. 131—134.
218) Fleischer. Morgenländischer Silberfand in der Oberlausitz: ZDMG.
XXXIV. p. 176—177.
219) ß. Dorn. Ueber die Münzen der Ileke oder ehemaligen Chane von
12*
180 Erman, Praetorius, Müller, Arabien und der Islam,.
über die Ortokiden lieferte Erman220) einen Nachtrag. Die ara-
bischen Prägungen zur Zeit der Kreuzzüge wurden von Blancard22x)
bearbeitet. An v. Sallet's Entdeckung der griechischen Münzen
der Daniscbmend-Dynastie knüpften Schlumberger222) und Mordt-
mann223) an. Münzen der Gemahlin des Mongolen Gaichatu wies
Erman22i) nach; die Schlusszeile des Dinars ist natürlich jdi>
LgXLo zu lesen.
Die Numismatik der Könige von Delhi wurde durch Stülp-
nagel225) und ßodgers226) bereichert; der letztere227) publicirte auch
neue Varietäten der Kupfermünzen Akbars. Endlich sei erwähnt,
dass in Haas'228) siamesischer Numismatik auch arabische Münzen
der Vasallen von Siam publicirt sind.
Die Kunstdenkmäler des Islam sind auch diesmal nicht
viel berücksichtigt worden. Von einem Vortrage Goldziher's229)
erhalten wir einstweilen einen Auszug, der uns sehr auf das ver-
heissene Werk über die Entwicklungsgeschichte des Islam gespannt
macht, in welchem er das fünfte Kapitel bilden soll. Von den
Monumentos der spanischen Kegierang230) sind mehrere neue Hefte
erschienen ; einzelne Oertlichkeiten behandeln die Arbeiten von Hein231),
Turkistan: Bull, de l'Ac. de St. Pet. XXVI, p. 542—571 (auch: Mel. as. VTII,
p. 703—744].
220) A. Erman. Eine übersehene Ortoqidenmünze : Ztschr. f. Numismatik
1880 p. 135.
221) Blancard. Le besant d'or sarrazinas pendant les croisades. Etüde
comparative sur les monnaies d'or, arabes et d'imitation arabe, frappees en Egypte et
en Syrie aux XII. et XIII. siecles. Marseille 1880. 48 S. 1 Taf. 8. —
Vgl. LC. 1880, p. 1181.
222) G. Sclilumberger. Les monnaies ä legendes grecques de la dynastie
turque des fils du Danichmend: Eev. archeol. N. S. vol. 39 p. 273—284. 1 Taf.
223) Mordtmann. Zu den Münzen der Danischmende: Ztschr. f. Num.
1880 p. 210—211.
224) A. Erman. Die Münzen der Padischah Chatun, Gemahlin des Ilchan
Kaichatu: Ztschr. f. Num. 1880 p. 136—138.
225) C. R. Stülpnagel. Coins of Ghias-ud-din and Mu'azz - ud - di'n bin
Säm: JASB. 1880 p. 29—32. 1 Taf.
226) C. J. Rodgers. Coins supplementary to Thomas' Chronicles of the
Pathan Kings: JASB. 1880, I, p. 81—86. 207—217. 4 Taff.
227) Ders. Copper coins of Akbar: JASB. 1880, I, p. 213—217. 2 Taff.
228) Joseph Haas. Siamese coinage. Shanghai 1880. 30 pp. 8.
229) Ignaz Goldziher. Ueber die Baudenkmäler des Islam: Lit. Ber. a.
Ung. IV, 618.
230) Monumentos arquitectönicos de Espana publicados de R, Orden y
por disposicion dol Ministero de Pomento. Guaderno 81 — 84. Madrid s. a.
Grösstos Fol.
231) R. Hein. Die Albambra. Progr. dos Real- u. Obergymn. zu Ober-
hollabrunn. 36 pp. 8. [Titel LC. 1880, 1271]
Erman, Praetor ius, Müller, Arabien und der Islam. \Q\
G arnacho231) , da Veiga233), Masqueray2U) , deren keine ich selbst
zu Gesicht bekommen habe ; Fernandez y Gonzalez' einleitende
Abhandlungen sind bereits oben S. 174 No. 166 erwähnt worden.
232) Tomas Maria Gamacho. Breve noticia de algunas antigüodades
de la ciudad y provincia de Zamora. 296 pp. y laminas. 8. — R. 14. [Ich
habe nicht ermitteln können, ob darin auch Arabisches vorkommt.]
233) S. P. M. Estacio da Veiga. Antiguidades de Mafra ou relacäo
archeologica dos caracteristicos relatives aos povos que senhorearam aquelle
territorio antes da instituicäo da monarchia portugueza . . . Lisboa, typ. da
Acad. 1879. 117 pp. 4. 8 Taff. [Asher: M. 9. — Darin p. 57 — 86 über
die arabische Epoche.]
234) E. Masqaeray. Ruinös anciennes de Khenchela (Mascula) a Besse-
riani (Ad Majores). Alger, Jourdan 1879. 59 pp. 8. 2 Taff. fr. 2,50. [Rö-
mische Denkmäler, nur wenig arabisches.]
182
A b e s s i ni e n.
Von
Franz Praetorius.
Abgesehen von einem durch die Palaeographical Society facsi-
milirten kurzen Textstück l) ist nur e i n äthiopischer Text ver-
öffentlicht worden2). Der Herausgeber desselben, Trumpp, gab
ferner auf Grund bisher unbenutzter Handschriften kritische Be-
merkungen zu zwei bereits von Anderen herausgegebenen Texten 3~4).
Desgleichen gab Cornill5) eine sachliche Berichtigung zu seiner
vor vier Jahren erschienenen äthiopischen Uebersetzung des Glaubens-
bekenntnisses des Jac. Baradaeus. Füge ich hierzu eine mir zufällig
bekannt gewordene, an abseits gelegener Stelle gedruckte Beschreibung
einer Handschrift6), so ist alles genannt, was meines Wissens im
Berichtjahr zur äthiopischen Sprach- und Literaturkunde bei-
gesteuert worden ist.
Denn ein kritikloser Aufsatz Sapeto's 7) berührt schon mehr
ethnologisch-historische Fragen. — Seine Untersuchungen der alten
1) The Palaeographical Society. Oriental Series. Part V. London 1880.
No. 62. The epistles of S. Paul. Ethiopic.
2) Ernst Trumpp. *2rP'/V " /\J?*P^ '. Der Kampf Adams (gegen
die Versuchung des Satans), oder: Das christliche Adambuch des Morgenlandes.
Aethiopischer Text , verglichen mit dem arabischen Originaltext. Aus den Ab-
handlungen der k. bayer. Akademie der Wiss. I. Cl. XV. Bd. III. Abth.
München 1880. XIII, 172 pp. 4. M. 15. — Rec. v. Dillmann LC. 16. Apr.
1881 Sp. 559. - Vgl. oben S. 158 No. 31.
3) E. Trumpp. Zum Brief buch : ZDMG. XXXIV. Bd. S. 241 — 246.
•i i hl. Trump]). Kritische Bemerkungen zum „Sapiens Sapientium" in
Dillmann's Chrestomathia Aethiopica: ZDMG. XXXIV. Bd. S. 232—240.
5) C. H. Cornill. Die Mönche Maximus und Dümätewös : ZDMG.
XXXIV S ir,S — 17 1.
6) Legends and Commemoration- Services of thc Abyssinian Cimrch, in
Ethiopic, stout royal 4*". Manuscript on Vellum, with 92 fine Miniatures etc.: A
miscellaneous catalogue . . . by Bernhard Quaritch , 15 Piccadilly , London,
January 188i>. S. -2«.
7) Giuseppe tiupcto. IVodromo alle studio della Cussitide Abissina e
delle due lingue ({lue/, od Amhara: Atti del IV congresso internazionale degli
Orientalisti tenuto in Firenze nel Settembre 1878. Vol. primo. Firenze 1880.
S. 97- 140,
Praetorius, Ahessinien. 183
Geschichte Abessiniens setzte Dülmann fort8), zu den himjarisch-
äthiopischen Kriegen s. oben S. 170 No. 124.
Nicht zu Gesicht gekommen sind mir drei Arbeiten über die
Falaschas9); ebensowenig eine Studie über die Somalis 10). Ueber
letzteres Volk handelt auch ein Anonymus11) auf Grund der Angabe
neuerer Reisenden, namentlich Mevoil's12). Zur Ethnographie der
verwandten Gallas kann ich nur auf eine Stelle verweisen13).
Wichtiger aber als alle diese Notizen und Skizzen — soweit mir
dieselben zugänglich gewesen — ist eine Grammatik der Somali-
sprache, welche zur Beurteilung der Sprache wenigstens ein etwas
reichhaltigeres Material beibringt.14)
Der Vollständigkeit wegen erwähnen wir noch einige Er-
örterungen, welche sich an die schon im vorigen Jahresbericht auf-
geführte Nubische Grammatik von Lepsius knüpfen.15)
8) A. Dillmann. Zur Geschichte des Axumitischen Reiches vom vierten
his sechsten Jahrhundert. Aus den Abhandlungen der Kgl. Akademie der
Wissenschaften zu Berlin 1880. 51 pp. 4.
9) S. Wissensch. Jahresbericht von 1879 S. 131, No. 107 — 109.
10) Etüde sur les Somalis: Les missions catholiques 1880, No. 588 f.
11) Die Medschertm-Somali : Globus 38. Bd. S. 44—45; 280—282.
12) Revoil. Voyages au cap des aromates. Paris 1880. X, 299 pp. 8-
Vgl. Globus XLI, 189.
13) Chiarini. Nota sugli usi e costumi dei Galla: Bollettino della societk
geogr. ital. II. ser. IV. 1879. pp. 456—462.
14) Hunter. A grammar of the Somali language; together with a short
historical notice, and a few exercises for beginners; concludiug with an English-
Somali and Somali-English vocabulary. Bombay 1880. XXVIII, 181 pp. 8.
15) Fritsch. Verhandlungen der Gesellschaft f. Erdkunde zu Berlin. Bd.
VIII, S. 240—247. Schuchardt. Ausland 30. Oct. 1882 S. 867—869. Whit-
ney. The American Journal of Philology II, 362 — 372. — Derselbe. On Lepsius's
Views of African Languages: American Oriental Society. Proceedings at Boston,
May 18. 1881. Athen. July 24. 1880, S. 112.
184
A e g y p t e n.
Von
Adolf Erman.
Das Jahr 1880 ist für die Aegyptologie nicht fruchtlos ge-
wesen; die zur Zeit wichtigste Seite unserer Disciplin, das Stu-
dium der ägyptischen Sprache, weist einen bedeutenden
Fortschritt auf. Fast zu gleicher Zeit erschienen Brugsctis1) Er-
gänzung und Neubearbeitung seines Wörterbuchs , die koptische
Grammatik Sterns 2) und die neuägyptische des Referenten.3)
Die Supplementbände des Wörterbuchs bekunden einen wesent-
lichen Fortschritt gegen das frühere Werk und bringen eine Menge
interessanten lexicalischen Materials zu Tage; Fernerstehende mögen
sich nicht durch das oft etwas wilde Heranziehen koptischer und
semitischer Worte gegen die Methode des Verfassers einnehmen
lassen: die Erklärung der ägyptischen Worte beruht nicht auf
diesen Etymologien, sondern meist auf guten zwingenden Bei-
spielen. An das Wörterbuch schliessen sich einige kleine lexi-
calische Notizen.4-6).
Der Bau und die Geschichte der ägyptischen Sprache war
vor 1880 nur höchst unvollkommen bekannt; selbst für die kop-
1) Heinrich ßrugsch-ßey. Hieroglyphisch - demotisches Wörterbuch ent-
haltend in wissenschaftlicher Anordnung und Folge den Wortschatz der heiligen-
und der Volks - Sprache und -Schrift der alten Aegypter nebst Erklärung der
einzelnen Stämme und der davon abgeleiteten Formen unter Hinweis auf ihre
Verwandtschaft mit den entsprechenden Wörtern des Koptischen und der Semi-
tischen Idiome. Bd. V. VI. VII. 1418 S. 4. Leipzig 1880—1882. M. 400. —
Vgl. Erman DLZ. 1880 p. 292; Piehl Museon 1882 p. 104—115, 586—594.
2) Ludwig Stern. Koptische Grammatik. XVI u. 470 S. 1 Tafel. 8.
Leipzig 1880. M. 18. — Vgl. Praetorium treffliche Beurtheilung ZDMG. XXXV
p. 750—761; Ebers LC. 1881 p. 673.
3) Adolf Erman. Neuägyptische Grammatik. 276 S. 4. Leipzig 1880.
M. 10. — Vgl. Revillout Rev. eg. I p. 144; Ebers LC. 1881 p. 152.
4) H. Brugsch. Le mot Ädon: Revue egyptologiquo I p- 22 — 32.
5) Derselbe. Ueber das Silbenzeichen ses: ÄZ. 1880 p. 1—15.
6) K. Piehl. Notico: ÄZ. 1880 p. 135.
Erman, Aegypten. 185
tische Epoche waren wir eigentlich nur auf Peyron's kleinen Ab-
riss der Formenlehre angewiesen. Die ägyptische Syntax war
bisher völlig terra incognita, der Willkür der Uebersetzer war
keinerlei Schranke gesetzt. Diesem unerträglichen Zustand ist jetzt
in etwas abgeholfen, wenn auch natürlich die beiden neuen Gram-
matiken nur ganz provisorische Bauten sind , und wenn auch die
älteste und wichtigste Epoche der Sprache noch unerforscht bleibt.
Eins ist doch erreicht : niemand darf heute über ägyptische Sprache
urteilen, der das Koptische nicht von Grund aus kennt; niemand
darf heute einen Vulgärtext des neuen Reiches übertragen, ohne
auf die Syntax Rücksicht zu nehmen. Die Grammatik trennt von
nun an die wissenschaftliche Aegyptologie von der dilettantischen.
Abweichend von den beiden genannten Werken , die eine rein
empirische Methode befolgen, construirt ein Aufsatz Maspero's1)
ein ägyptisches Verbum, wie es vielleicht sein könnte. Die kleinen
Notizen eines seiner Schüler8) enthalten einiges Grammatische.
Levi's 9) fleissige Sammlung der hieratischen Schriftzeichen soll
wohl praktischen Zwecken dienen.
Von grösseren Publicationen ägyptischer Denk-
mäler liegt nicht viel vor, das Wichtigste ist Mariette's Catalog
der auf den Todtenfeldern von Abydos gefundenen Stelen.10) Von
seinem Werke über den Tempel von Abydos erschien der zweite
Band11); zu dem über den Tempel von Denderah12) veröffentlichte
er den Text. Inschriften des Edfutempels publicirte Jacques
de Rouge13) nach Abschriften seines Vaters; das Buch ist wichtig,
aber der Recensent des L. C. betont mit Recht, dass Ausgaben
solcher ohnehin so schwierigen Ptolemäertexte nicht ohne detaillirte
Inhaltsangabe erscheinen sollten. Es ist ja auch für den Geübteren
nicht ganz leicht diese Inschriften schnell zu überblicken, wer sie
also nicht zu jeder Arbeit immer aufs neue durchlesen will, braucht
7) Q. Maspero. Sur la formation des themes triliteres en egyptien : Mem.
soc. de ling. IV, p. 185—203.
8) Karl Piehl. Petites notes de critique et de philologie: Rec. de trav.
I p. 196—205.
9) Simeone Levi. Raccolta dei segni ieratici egizi nelle diverse epoche
con i corrispondenti geroglifici ed i loro differenti valori fonetici. Torino 1880.
15 S. 56 Taff. 4. f. 10.
10) A. Mar iette- Pädia. Catalogue general des monumeDts d'Abydos de-
couverts pendant les fouilles de cette ville. Paris 1881. VII. 596 S. 1 Taf.
4. f. 60. — Vgl. Revillout Rev. eg. 1880 p. 192.
11) Derselbe. Abydos. Description des fouilles executees sur l'emplacement
de cette ville. T. II. Paris 1880. 58 S. 68 Taff. Fol. f. 120.
12) Derselbe. Denderah. Description generale du grand temple de cette
ville. Paris 1880. 351 S. Fol.
13) Jacques de Rouge. Inscriptions et notices recueillies ä Edfou pen-
dant la mission scientifique d'Emmanuel de Rouge. T. I. II. Paris 1880.
. 164 Taff. 4. f. 60. — Vgl. Ed. Meyer LC. 1881 S. 226.
186 Erman, Aegypten.
nothwendig einen erläuternden Text. — Erman1*) veröffentlichte
hieratische kleine Texte verschiedenen Inhalts. Eine Privatsamm-
lung15) kleinerer Alterthümer, die wie man hört der Stadt Aachen
geschenkt ist, wurde catalogisirt.
Für ägyptische Geschichte ist ziemlich viel geschehen.
Von chronologischen Arbeiten ist hervorzuheben Geher?, 16) wichtige
Bearbeitung des Africanus; Floigl11) und Krall191) haben sich
wieder mit Manetho beschäftigt. Lzeblein19) sammelt jetzt datirte
Ernteberichte , um aus ihnen zu ermitteln , wie sich das Wandel-
jahr in den verschiedenen Dynastien zu dem wirklichen verhielt;
daraus lassen sich dann Schlüsse auf die ungefähre Epoche dieser
Dynastien ziehen. Wenn man schon zu solchen Mitteln seine Zu-
flucht nehmen muss , so ist damit die Aussichtslosigkeit der bis-
herigen Methoden ziemlich eingestanden. Schneiders20) Dissertation
über Diodor erkennt in Hekataeus von Abdera die Quelle des
ersten Buches.
Krall21) kommt noch einmal auf den Beduineneinfall in der
sechsten Dynastie zurück ; ich fürchte fast , er misst diesem uns
zufällig bekannten Ereigniss etwas zu grosse Wichtigkeit bei. Für
die Kenntniss der staatlichen Verhältnisse während des mittleren
Reiches ist Masperda22) treffliche Arbeit über die grossen In-
schriften von Benihassan von hohem Werth. Derselbe223) behandelte
eine der gleichen Epoche angehörige Inschrift, die, als ältestes Bei-
spiel eines Hymnus auf den König, wichtig ist. Erman23) recon-
struirt das Manethoexcerpt, das Africanus' Angaben über die Hyksos-
zeit zu Grunde liegt und das dem entsprechenden Citat des Josephus
sehr ähnlich ist ; die fragliche Rechnung stimmt auf das Jahr, aber
wer sich einmal mit manethonischer Chronologie befasst hat, weiss
auch, dass diese Zahlen sich zu allerhand schönen Experimenten her-
14) A. Erman. Hieratische Ostraka: ÄZ. 1880 S. 93—99.
15) Catalog der Sammlung ägyptischer Alterthümer des Grafen Gregor
Stroganoff. Aachen 1880. 28 S. 8. M. 1,50.
16) Heinr. Geizer. S. Jul. Africanus und die Byzantinische Chronographie.
Bd. I. Leipzig 1880. 8.
17) S. oben S. 72 No. 28 und S. 112 No. 183.
18) Jacob Krall. Manetho und Diodor. Wien 1880. 8. M. 2. (Sitzungs-
ber. phil.-hist. Cl. Wien. Ak. XCVI p. 237—284).
19) J. Lieblein. Les recits de recolte datcs dans l'ancienne Egypte comme
ele.ments chronologiqu.es : Rec. de trav. I p. 141 — 152.
20) G. Jul. Schneider. De Diodori fontibus. Dissert. inaug. philol. Borol.
1880. 8. 76 S.
21) ./. Krall. Noch einmal die Her u sä: ÄZ. 1880 p. 121—123.
22) G. Maspero. La grande inscription de Benihassan: Koc. de trav. I
p. 160—181.
22 a) G. Mas'pero. Sur une stfele du musee de Boulaq (Mar. Abyd. T. II,
j>1. 24 —26): Atti Congr. intern. Orient. Firenze I, p. 37 — 56.
23) Ad. Erman. Zur Chronologie der Hyksos: ÄZ. 1880, p. 125—127.
Erman, Aegypten. 187
geben, selbst wenn wie hier die Ueberlieferung nicht angetastet
wird. Auch diese Rechnung könnte daher auf einem Zufall beruhen.
Sehr interessant ist ein Fund von Bruysch2i): der mächtige
Amenophis III. heirathete eine Tochter eines Fürsten von Nhrna,
also des Landes, welches für die Aegypter das wichtigste unter
den Euphratländern ist. Die Arbeit von Naville20) über die Stele
von Abusimbel hat insofern historisches Interesse, als hier wieder
ein Beispiel vorliegt, dass Ramses III seinen berühmten Vorgänger
gleichen Namens genau copirt hat ; ich weiss nicht ob man bemerkt
hat, dass er dieses absichtliche Copiren bis auf die Namen und
Würden, die er seinen Söhnen gab, erstreckt hat. Birch26)
weist aus den traurigen Resten einer Inschrift des Aethiopenkönigs
Taharka nach , dass derselbe wahrscheinlich jung zur Regierung
kam; ein kleines Denkmal aus der Zeit dieses Königs publicirte
Macalister}1) Die Geschichte Aegyptens unter den letzten natio-
nalen Königen stellte Wiedemann2*) ausführlich dar. Wahrschein-
lich in die Perserzeit gehört ein von Berymann2^) aus der
Wiener Sammlung herausgegebenes Fragment, welches „die Zeit
der Griechen" (also wohl eine Invasion derselben) erwähnt. Auch
die sogenannte demotische Chronik, in der Bevillout30) neuerdings
Bruchstücke eines nationalen Propheten mit späterem Commentar
fand, nimmt auf die letzten einheimischen Dynastien oft Bezug.
Für die Ptolemäergeschichte sind zwei Aufsätze von
Bevilloutu~32) zu nennen; eine Notiz von Krall3'*) und zwei von
Bailletu) beziehen sich auf den ägyptischen König Harinachis, den
24) H. Brugsch. Ueber ein merkwürdiges historisches Denkmal aus den
Zeiten Königs Amenophis III: ÄZ. 1880 p. 81—87.
25) Ed. Naville. Le decret de Phtah [sie] Totunen en faveur de Ramses
II et de Ramses III: Transact. soc. bibl. arch. VU, I, p. 119—138. 1 Taf.
26) Sam. Bircli. Inscription of Tahraka: ÄZ. 1880 p. 22—24.
27) Alex. Macalister. On a funeral cone, beariug an Inscription of Tir-
hakah : Proc. Ir. Ac. II No. 2 (ebenda derselbe : on a cone of User-ha).
28) Alfred Wiedemann. Geschichte Aegyptens von Psammetich I. bis
auf Alexander den Grossen nebst einer eingehenden Kritik der Quellen zur
ägyptischen Geschichte. Leipzig 1880. VIII, 312 S. 8. M. 6. — Vgl. Ed.
Meyer in LC. 1880 S. 998; F. Robiou in Rev. int. I p. 71—79, 136—143.
29) E. v. Bergmann. Varia: ÄZ. 1880 p. 49—53.
30) E. Bevillout. Premier extrait de la chronique demotique de Paris.
Le roi Amasis et les mercenaires selon les donnees d'Herodote et les renseig-
nements de la chronique: Rev. eg. I p. 49 — 82. ■ — Second extrait. Les pro-
pheties patriotiques : 1. 1. p. 145 — 153.
31) Derselbe. Quelques notes chronologiques sur l'histoire des Lagides:
Rev. eg. I p. 2—22.
32) Derselbe. Notes historiques sur les Ptolemees: Rev. eg. I p. 182 — 187.
33) Rev. eg. I p. 190.
34) Baillet. Le roi Hor-em-hou et la dynastie thebaine au III me siecle
avant notre ere. Paris, Maisonneuve s. a. — Derselbe. Sur la date exaete du
regne de Hor-em-hou: Soc. scientif. d'Orleans 1880.
138 Erman, Aegypten.
thebanischen Gegenkönig des Epiphanes. Auch Krall's35) Tacitus-
coinmentar behandelt ein Ereigniss der ptolemäischen Geschichte.
Endlich sei noch bemerkt, dass von den im vorigen Jahre er-
wähnten populären Geschichtswerken zwei36-37) fortgesetzt wurden
und ein drittes38) ins Russische übertragen ward.
Zu JBrugscJi's grossem geographischen Wörterbuch er-
schien das sehr wichtige Supplement39); eine Ergänzung dazu
bildet sein Aufsatz über den Mareotissee40). Zusammen mit ihm
versuchte Revillout41) auf Grund der demotischen Kaufkontrakte
eine Topographie Thebens in ptolemäischer Zeit zu entwerfen :
Namen und Lage wenigstens einiger Strassen ergiebt sich leicht —
aber wie die Stadt in ihrer Blüthezeit beschaffen war, davon wissen
wir leider nichts.
Zur Geographie der semitischen Nachbarn Aegyptens ist ausser
einem Aufsatze von Lieblein4-) ein Artikel von Maspero{Z) zu
nennen, der viel Interessantes über die palästinensische Liste des
Sasanq beibringt. Wichtig für die Kenntniss der südlichen Nach-
barvölker ist die Einleitung zu Lepsius'^) nubischer Grammatik.
HommelU3) verlegt Punt nach Afrika, da nur dort Giraffen vor-
kommen. Eine Uebersicht der Fremdvölker giebt ein Aufsatz von
Lefebureib).
35) Jakob Krall. Tacitus und der Orient. Sachlicher Commentar zu den
orientalischen Stellen in den Schriften des Tacitus. I. Theil: Historien IV,
83—84: die Herkunft des Sarapis. Wien 1880. VI, 67 S. 8. M. 1,60. (Un-
tersuch, zur alten Geschichte, Heft I.) — Vgl. LC. 1880 p. 1124.
36) J. Dilmichen. Geschichte des alten Aegyptens. H. S. 81 — 196.
21 Taff. Berlin 1880.
37) Lauth. Aus Aegyptens Vorzeit. II. p. 101—188. Berlin 1880.
M. 2. — Vgl. LC. 1880 p. 1347; Ed. Meyer LC. 1881 p. 1433.
38) Russisch: Brugsch's Geschichte übersetzt von G. R. Wlastoff. Mit
Einleitung, Anmerkungen und Beilagen. St. Petersburg 1880. 8. (Die Chro-
niken und Denkmäler der alten Völker.)
39) Vgl. Jahresbericht 1879 p. 174.
40) H. Brugsch. Etudes geographiquos. A. Le lac Mareotis: Kev. eg. I
p. 32—48.
41) Brugsch et Jievillout. Donnees geographiques et topographiques sur
Thebes extraites des contrats deniotiques et des piöccs correlatives : Rev. ig. I
p. 172—182.
42) Lieblein. Sur la villo de Tyr: Atti Congr. intern. Orient. Firenze
I p. 15—35.
43) G. Maspero. Notes sur quelquos points de grammaire et d'histoire :
VA. 1880 S. 41—49.
44) Jl. Lepsius. Nubische Grammatik mit einer Einleitung über die Völker
und Sprachen Afrikas. Berlin 1880. CXXVI u. 506 S. — Vgl. Erman GGA.
Ikkii [.. KU:;; 1'ietxchniann DLZ. 18SO p. 157; Practorius LC. 1880 p. L08Ö;
Eber« ZDMG. XXXV p. 207.
44a) F. Hammel. Sulla posizione del paese da Punt: Atti Oongr. intern,
i »rient Firenze I. p, 77 — 78.
45) E. Lcfrlmrc. Los raccs connues des Egyptiens: Annales du mus6e
Guimel I p. 61 — 76.
Erman, Aegypten. 189
Die ägyptische Religion, die sonst mit Vorliebe von Di-
lettanten zu ihren Uebungen erwählt wird, hat diesmal eine kleine
streng wissenschaftliehe Arbeit aufzuweisen, Bergmann'**6) Osiris-
Reliquien. Die Wahrheit wird auch hier sich allmählig Bahn
brechen und man wird mit Verwunderung sehen, wie wenig Ge-
danken dieser Glauben enthält, in dem man so gerne tiefsinnige
Weisheit fände. Die modernste Auffassung ist, ihn aus einem ur-
sprünglichen Monotheismus abzuleiten; leider wird sie durch keinen
Geringeren als Le Page Benouf*1) dem grösseren Publikum ver-
kündet. — Ledram**) besprach die in Aegypten eingeführten
semitischen Götter, vornehmlich mit Rücksicht auf die bildende
Kunst.
Für das Studium des Todtenkultus und seiner Literatur
ist wie immer viel geschehen. Maspero^*— h) lieferte zwei Auf-
sätze über Grab und Begräbniss. iV#w$!ß's49c-d) Notizen hängen
mit seiner Todtenbuchausgabe zusammen, die hoffentlich bald er-
scheint. Bevillout50) publicirte eine demotische Uebersetzung von
Theilen des officiellen Todtenbuches, ein auch philologisch höchst
wichtiges Denkmal. tichiaparelli:,x) begann eine luxuriöse Publi-
cation des von ihm entdeckten Begräbnissbuches. Ein anderes
Fragment aus dieser öden Literatur übersetzte ScMlbach 52).
Ueber die Statuen des Todten, auf denen nach ägyptischer
Anschauung ein Theil seiner Persönlichkeit, der ka, zu verbleiben
scheint, hat Maspero 53_ 54) zwei wichtige Aufsätze veröffentlicht.
46) E. v. Bergmann. Die Osiris-Reliquien in Abydos, Busiris und Men-
des: ÄZ. 1880 S. 87—93.
47) Le Page Renouf. Leetures on the origin and growth of religion as
illustrated by the religion of ancient Egypt. London 1880. 259 S. 8. (Hibbert
Leetures 1879.) — Vgl. Pietschmann DLZ. 1882 p. 853.
48) E. Ledrain. Aegypto - Semitiea. II: Gaz. arch. 1880, p. 197 — 203.
49 a) G. Maspero. Etüde sur quelques peintures et sur quelques textes
relatifs aus funerailles: JA. VII Serie: XV. 1880 p. 112—170, 365—420.
49 b) G. Maspero. Sur les steles funeraires: Congr. prov. des Orient, de
Lyon p. 235—247.
49 c) Ed. Naville. La grande edition du livre des morts: Atti congr.
intern. Firenze I p. 91 — 95.
49 d) Ed. Naville. Un ostracon egyptien: Ann. du musee Guimet
p. 51—60. 2 Taff.
50) E. Revillout. Eituel mneraire de Pamonth en demotique avec les
textes hieroglyphiques et hieratiques correspondants. Fase. 1 — 2. Paris 1880.
30 pp. 4. f. 20.
51) E. Schiaparelli. II libro dei funerali degli antichi Egiziani rieavato
da monumenti inediti. Tavole. Torino (1880)— 1881. 70 Taff. 4. f. 100.
52) Arth. Schilbach. Der Todtenpapyrus des Au^ - f - en - Am en. In-
augural Dissertation. Leipzig 1880. 56 S. 8.
53) G. Maspero. Notes sur differents points de grammaire et d'histoire:
Rec. de trav. I p. 152—160.
54) G. Masp>ei'0. Egyptian documeuts relating to statues of the dead:
Transact. soc. bibl. arch. VII, I, p. 6 — 36.
]90 Erman, Aegypten.
Eine dem ka verwandte Bedeutung will Naville 55) einem Aus-
druck zuerkennen, den man der Etymologie nach „städtischer (d. i.
heimischer) Gott" übersetzen muss. Ptehl56) erklärt sich dagegen.
Stelen und andere Gräberrequisiten besprachen Naville51), Rossi59) und
Ebers5*); die von Rossi besprochenen Stelen sind merkwürdiger
Weise in Form eines Dekretes abgefasst, das König Osiris zu
Gunsten des Todten erlässt. Zu den koptischen Grabschriften, die
eine zwar sehr menschliche aber sehr wenig christliche Todesfurcht
athmen, giebt es in der That ägyptische Parallelen; derjenige Text
indess , den Revillout 60) hinzuzieht , scheint mir nicht ganz
passend gewählt. Derselbe61) setzte seine werthvolle Arbeit über
die Todtenpriester fort und unterwarf auch die Einkünfte der
Tempel einer Untersuchung.62)
Dass die Anfänge der ägyptischen Cultur in einer „Stein-
zeit" bestanden haben mögen , will ich nicht bezweifeln ; ein Be-
weis ist indess bis jetzt dafür nicht erbracht, auch Mook's63) Buch
kann ich nicht als solchen ansehen. Wer sicheren Boden vorzieht,
wird sich lieber zu dem überreichen Stoff wenden , den ihm die
historische Zeit Aegyptens für die Culturgeschichte bietet. Ma-
speroGi) weist nach, dass der Kleinhandel sich etwa in den-
selben Formen bewegte wie noch heute vielfach im Sudan ;
Ghabas,&5) kleine Studie ist auch nicht ohne Interesse.
Aegyptisches E h e r e c h t lernen wir wieder durch Revillout's
55) Ed. Naville. Sur le sens du mot nutr nuti: ÄZ. 1880 p. 25 — 27.
56) K. PieM. Sur le sens du mot nutr nuti: ÄZ. 1880 p. 64 — G9.
57) Ed. Naville. Les quatre steles orientees du musee de Marseille. Lyon
1880. 23 S. 4 Taft". 4. (Aus: Congr. prov. des Orient, de Lyon p. 275 — 293.)
58) Franc. Rossi. Wustrazione di due stele funerarie del Museo Egizio
di Torino. 1880. IC S. 2 Taff. (Aus: Atti della R. Acad. di Tor. XV
p. 843—856.)
59) G. Ebers. Einige Inedita: ÄZ. 1880 S. 53—63.
60) E. Revillout. Les affres de la mort chez les Egyptiens: Kev. eg. I
p. 139—142.
61) Derselbe. Taricheutes ot choachytes: ÄZ. 1880 S. 70—80. 103—120.
136—148.
62) Derselbe. La syntaxis des temples ou budget des cultes sous les Pto-
lemees: Rov. eg. 1880 p. 82—87.
63) Fr. Mooh. Aegyptens vormetallische Zeit. Würzburg 1880. V u.
-1» SS. 14 Taff. 4. M. 20.
64) G. Maspero. Sur une representation de bazar egyptien remontant a
fanden empire: Gaz. arch. 1880 p. 97 — 100. 1 Taf.
i;.rn Chabas. De l'usage des bätons de main ebez les Hebreux et dans
['ancienne Egypte: Annales du inuseo Guimet I p. 35 — 49.
Erman, Aegypten. 191
demotische Forschungen kennen; 8 kleinere Aufsätze66-73) gehören
dahin, die in seiner neuen Zeitschi'ift 74) erschienen. Eine grössere
Arbeit deselben 75) ist vielleicht ein Separatabdruck aus der Chresto-
mathie demotique.
Die Kenntniss der ägyptischen Medicin hat, wenn man von
einem kleinen Aufsatze von Ueblein16) absieht, nur einen Fort-
schritt negativer Art gemacht: PieJd11) hat unstreitig richtig gezeigt,
dass der angebliche alte ägyptische Arzt „Nebsechet" einem Miss-
verständniss sein Dasein verdankt. Hoffentlich ist er noch nicht
zu fest in der Geschichte der Medicin eingebürgert. Eine gute
kleine Arbeit ist Laret's 78) Bestimmung verschiedener oft erwähnter
Pflanzen. Die ägyptische Zauberei behandelte Revillout 79) meist
auf Grund demotischer Quellen.
Die mathematischen Kenntnisse der Aegypter hat Can-
tar80) zusammengesllt ; Aures'*1) Metrologie scheint mir etwas
dilettantisch. Von dem verdrehten Buch von Piazzi Smyth 82) er-
66) E. Revillout. Les regimes inatrimoniaux dans le droit egyptien et par
comparaison dans le code civil francais: Rev. eg. I p. 98 — 114.
67) Derselbe. Sur le regime dotal mixte avec communaute partielle: Rev.
eg. I p. 115—116.
68) Derselbe. Hypotheque legale de la femme et donations entre epoux:
Rev. eg. I p. 122—136.
69) Derselbe. L'omnipotence des femmes et le decret de Philopator sur
l'autorite maritale : Rev. eg. I p. 136 — 138.
70) Derselbe. La question du divorce chez les Egyptiens: Rev. eg. I
p. 87—97.
71) Derselbe. Union legitimee apres seduction: Rev. eg. I p. 117—121.
72) Derselbe. Sur la reconnaissance d'enfant avec legitimation par ma-
nage subsequent: Rev. eg. I p. 114 — 115.
73) Derselbe. Sur les droits du fils aine comme kurios: Rev. eg. I p. 97.
74) Revue egyptologique publiee sous la direction de Mm. H. Brugsch,
F. Chabas, Eug. Revillout. Premiere annee. Paris 1880. 192 S. 18 Taff.
4. fr. 27. — Vgl. Erman GGA. 1880 p. 1089; Wiedemann LC. 1880 p. 621;
Robiou Museon 1882 p. 295.
75) E. Revillout. Etudes sur divers points de droit et d'histoire Ptole-
maique. Paris 1880. 4.
76) J. Lieblein. Bemerkungen zum Papyrus Ebers: ÄZ. 1880 S. 127 — 129.
77) K. Piehl. Un passage du papyrus Ebers: ÄZ. 1880 S. 129—135.
78) Victor Loret. Varia: Rec. de trav. I p. 190 — 196.
79) E. Revillout. Les arts egyptiens: Rev. eg. I p. 163 — 172.
80) Cantor. Vorlesungen über Geschichte der Mathematik. Bd. I.
Leipzig 1880. 8. — Vgl. oben S. 168 No. 112.
81) Auguste Aures. Metrologie egyptienne. Determination geometrique
des mesures de capacite dont les anciens se sont servis en Egypte , precedee
d'explications relatives aux mesures de capacite grecques et romaines. Nimes
1880. 172 S. 8. [Trübner: 10s.]
82) C. Piazzi, Smyth. Our inheritance in the great pyramid. Fourth and
much enlarged edition. London 1880. 677 S. 25 Taff. 8.
192 Erman, Aegypten.
schien bereits die vierte Auflage — ein Erfolg, wie ihn kein ernst-
haftes Werk der Aegyptologie aufweisen kann.
Zusammenhänge griechischer und ägyptischer Philosophie
endlich behandelte Tannery 83).
Für ägyptische Kunst geschah wenig. Ein populärer Auf-
satz von Brugsch94), eine russische85) und eine englische86) Arbeit
über Architectur — das ist alles. Wichtig sind zwei kleine Kunst-
gegenstände, welche die Gazette archeologique publicirte: der eine
durch seinen griechischen Fundort87), der andere durch seinen
Stoff88), er ist in Weissgold gearbeitet und bekanntlich hält man
das so oft erwähnte äsm jetzt für dieses Metall.
Für die demotischen Texte der Ptolemäerzeit hat
Revülout höchst wichtige Arbeiten geliefert, die ich zum Theil
schon oben besprochen habe. Endlich ist seine Chrestomathie
demotique89) erschienen, die eine Sammlung verschiedenartiger
Texte mit Interlinearversion enthält — ein für das Studium des
Demotischen unentbehrliches Buch. Derselbe^) besprach demotische
Schriftstücke des bekannten Serapeumseremiten ; es sind Moral-
lehren und ein Verzeichniss von Träumen. Die viel besprochene
demotische Fabel vom Löwen und der Maus zeigt sich jetzt als
Episode einer grösseren Thiergeschichte91). Maspero^2) setzte seine
nützliche Arbeit über die Entstehung des Demotischen fort; eine
lesenswerthe Uebersicht über einige Arbeiten von Revülout gab
EbersW6).
83) Paul Tannery. Thaies et ses emprunts ä l'Egypte: Revue philoso-
phiquo dirigee par Ribot. 1880. p. 299 — 318. — Vgl. G. leichmüller in
GGA. 1880 p. 1063.
84) H. Brugsch. Dio Kunst in ihren ersten Anfängen: Deutsche lievuo
IV, 3 S. 192—206.
85) Kussisch: Adrian Prachow. Kritische Beobachtungen über die Formen
der schönen Künste. Heft I: die Architectur von Alt-Aegypten. St. Petersburg
1880. 104 S. 25 Taff. 4.
86) Waldo S. Pratt. Two essays on the columnar architecture of the
Egyptians. 1880. 52 S. 8. Trübner: 7 s. 6 d. (Aus: Proceed. of the Amer.
Acad. of arts and sciences. N. S. Vol. VII. Boston 1880 p. 313—367.)
87) Leon Heuzey. Sur un petit vase en forme de tete casquee portant
uno inscription hieroglyphique: Graz, archeol. 1880 p. 145 — 160. 1 Taf.
88) Paul Pierret. Egide de Sekhot: Gaz. archeol. 1880 p. 85—86.
89) Efug. Revülout. Chrestomathie demotique. Paris 1880. CLXVII u.
504 S. 4. "fr. 100. — Vgl. Pierret in Rov. archeol. N. S. 1880 II, p. 252;
Elrman in GGA. 1881 p. 812.
90) Derselbe. Lg reclus du Scrapeum, sa bibliotheque et ses occupations
mystiques selon de nouveaux documents demotiques : Rev. eg. I p. 160 — 163.
9 1 i Derselbe. Entretiens philosophiques d'un petit chacal koufi et d'une
chatte ethiopionno : 14ov. eg. I p. 143 — 144, 153 — 160.
92) Gr. Maspero. Uno pago du roman de Satni transcrito en hiero-
glyphes. (Fortsetzung): ÄZ. 1880 p. 15 — 21.
93) Georg Ebers, Neue Ergebnisse der ägyptologischen Studien auf
Erman, Aegypten. 193
In seiner griechischen Palaeographie hatte Gardthausen be-
hauptet, einer der griechischen Kaufkontrakte sei vom König und
der Königin eigenhändig unterzeichnet; Leemans9i) weist diese
Vermuthung energisch zurück, die ohnehin wenig Wahrschein-
liches hat. Einen Theil der griechischen Inschriften Aegyptens
hat Puchstein95) kritisch gesäubert; es ist eine Freude auf
ägyptologischem Gebiet einem so streng geschulten Gelehrten
zu begegnen, hoffentlich bleibt er dem Studium des hellenistischen
Aegyptens treu.
Einige koptische Bibelfragmente wurden aus Schwartzds96)
Abschriften abgedruckt. Ueber den koptischen Hiob berichtete
Torlolidl). Kirchengeschichtliches Interesse hat ein Aufsatz
von Revälout9*), von dem freilich, wie von den meisten Ar-
beiten dieses fruchtbaren Gelehrten, nur ein Anfang erschienen
ist. Gelegentlich einer Polemik gab Lagarde ") Beweise von
einer Kenntniss des Koptischen , wie schwerlich sie ein anderer
Gelehrter besitzt; möchte er einmal zu einer systematischen
Darstellung seiner Forschungen Zeit finden. Enrman l0°) gab eine
recht bedenkliche Erklärung eines schweren Wortes. Endlich sei
auch hier noch auf die koptischen Archive oder Bibliotheken hin-
gewiesen, deren traurige Reste in den letzten Jahren im Fajjüm
gefunden werden.101-102).
Murray 's103) treffliches Reisebuch erschien in erweiterter Ge-
dem Gebiete der hieroglyphischen Volksschrift: Deutsche Rundschau 1880
S. 271—287.
94) C. Leemans. Die Unterschrift eines griechisch-ägyptischen Kaufkon-
tractes auf Papyrus aus dem zweiten Jahrhundert v.Chr.: ÄZ. 1880 S. 27 — 34.
95) Epigrammata graeca in Aegypto reperta ad summos in philosophia
honores rite impetrandos retractavit Otto Puchstein. Argentorati 1880.
78 S. 2 Taff.
96) A. Erman. Bruchstücke der oherägyptischen Uebersetzung des alten
Testamentes. Göttingen 1880. 40 S. M. 1,50. (Aus: GN. 1880 p. 401 ff.)
— Vgl. Pietschmann in DLZ. 1880 p. 365.
97) Giovanni Tortoli. Sulla versione copta del Giob in dialetto saidico
col saggio di un edizione di essa: Atti Congr. Firenze I p. 79 — 90.
98) E. Revillout. Recits de Dioscore exile ä Gangres sur le concile de
Chalcedoine: Eev. eg. I p. 187 — 189.
99) Paul de Lagarde. Aus dem deutschen Gelehrtenleben. Aktenstücke
und Glossen. Göttingen 1880. S. 25—65.
100) A. Erman. Holokotsi: ÄZ. 1880 S. 123—125.
101) F. Bloss. Fragmente griechischer Handschriften im Königl. ägyp-
tischen Museum zu Berlin: ÄZ. 1880 S. 34—40.
102) S. oben S. 178 No. 204.
103) John Murray. A handbook for travellers in Lower and Upper
Egypt. 6. odit. Part I. (5 Taff.) IL (3 Taff.) London 1880. 8.
Jahresbericht 1880. 13
2Q4 Erman, Aegypten.
stalt ; auch von Mariette's 104) itineraire liegt eine neue Auflage
vor. Das populäre Werk von Ebers 105) ist in deutscher und
französischer Ausgabe vollendet. Zum Schluss sei noch eines
frommen Curiosums 10G) gedacht.
104) A, Mariette-Pacha. Itineraire de la Ilaute Egypte. 3. ed. Paris
1880. 237 S. 3 Taft". 8. fr. 4. Vgl. LC. 1880 S. 919.
105) Vgl. Jahresbericht 1879 p. 180.
106) F. B. Das alte — christliche — und heutige Aegypten. Pesth 1880.
781 S. 8. M. 8.
Libysche Sprachen.
Von
Adolf Erman.
Ernstliche sprachliche Arbeiten sind dem Referenten nicht zu
Gesicht gekommen. Eine Uebersicht seiner bisherigen Studien gab
Newman '). Eine libysche Spur in einem nubischen Dialect wies
Erman 2) nach. Nicht sehr glaublich klingt, was Tau.rier 3) über
eine arabische Einwanderung in vormohammedanischer Zeit vorbringt.
Die einzigen Denkmäler der libyschen Völker, ihre alten Inschriften,
haben wieder französische Gelehrte, Letourneuxi) und Faidherbe-')
beschäftigt.
1) F. W. Newman, Notes on the Libyan languages in a letter addressed
to Robert N. Cust: JRAS. 1880 p. 417 — 434.
2) GGA. 1880 p. 1056.
3) H. Tauxier. Uno emigration arabe en Afrique un siöcle apres Jösus-
Christ. Reponse aux questions de M. l'interprete Mercier: Rev. afr. 1880,
p. 373—397.
4) A. Letourneux. l>u dechiffremenl dos Inscriptions libyeo-berberes :
Atii del IV. Congr. intern. T. I p. hl — 7ö.
5) CR. IX y 16—19.
195
Finnisch-ugrische Sprachforschung.
Von
0. Donner.
Was im Verlaufe des hier betreifenden Berichtsjahres er-
schienen ist, gehört zum grössten Theile dem descriptiven For-
schungsgebiete an. Von Lönnrot's finnisch -schwedischem Wörter-
buch x) kam das 14. Heft heraus und somit ist diese umfassende
Arbeit, an welcher der greise Verfasser ausser vieljährigen voran-
gehenden Sammlungen siebzehn Jahre lang fortwährend gearbeitet
hat, vollendet. Er bezeichnet dieselbe selbst nicht als ein kritisch
durchgearbeitetes Wörterbuch, sondern vielmehr als eine Zusammen-
fassung des reichen Sprachmaterials , welches durch die von ihm
und anderen gesammelten Volkslieder, Märchen, Sprichwörter u. s. w.
zugänglich gemacht wurde. Wie werthvoll für die Sprachforschung
dies Material ist, geht daraus hervor, dass das Wörterbuch nach
ungefährer Schätzung etwa 100,000 finnische Wörter enthält und
ausserdem eine grosse Fülle genuiner Ausdrücke und volksthüm-
licher Redensarten, die keinem Anderen in demselben Grade zu
Gebote standen wie dem Verfasser. Neben dieses Werk muss mit
Recht Wiedemanns Syrjänisch - deutsches Wörterbuch 2) gestellt
werden , durch welches nunmehr unter allen finnisch - ugrischen
Sprachen ausser dem Finnisch - Estnischen und Magyarischen das
Syrjänische lexikalisch viel vollständiger vorliegt als irgend eine
andere. Zum grössten Theile stammt das Material aus einer der
Petersburger Akademie gehörigen Handschrift in vier Foliobänden,
welche auf Veranlassung Sjögrens von einem geborenen Syrjänen
Namens Popov ausgearbeitet wurde. Dieses nach Wiedemann's
Aeusserung sehr verdienstvolle und mit durchaus consecpienter
1) Suomalaiuen ja Ruotsalainen Sanakirja. 14. Heft. Helsingissä 1880. B. II,
961—1083. 8. M. 4.
2) F. J. Wiedemann. Syrjänisch - Deutsches Wörterbuch nebst einem
Wotjakisch -Deutschen im Anhango und einem deutschen Register. St. Peters-
burg 1880. G92 pp. 8. M. 7. — Vgl. Leo Meyer Sitzungsber. d. G. Estn. Ges.
zu Dorpat 1880, G8.
13*
1 96 Donner, Finnisch - ugrische Sprachforschung.
Orthographie geschriebene Material hat der Herausgeber mit ge-
wohnter Umsicht und Sorgfalt kritisch behandelt, unter Benutzung
der gedruckten Wörtersammlungen von Savvaitov, Castren und
Michailov. Für die lexikalische Vergleichung des permischen
Zweiges mit den übrigen verwandten Sprachen enthält Wiedemann's
Arbeit viel neues, und es wäre sehr wünschenswerth, dass der ver-
dienstvolle Verfasser, da er sich nun wiederum eingehend mit
diesen Sprachen beschäftigt hat, dem Wörterbuch auch eine um-
fassende Behandlung der Grammatik folgen Hesse. Unzweifelhaft
wäre er der am meisten dazu geeignete.
Unter den lexikalischen Arbeiten ist noch zu erwähnen ein
umfassendes Ungarisch - Französisches und Französisch - Ungarisches
Wörterbuch von Pokorni/3), welches jedoch in diesem Jahre nicht
vollendet wurde. Sowohl Wortmaterial als Sprachtexte liefert
Älüqvist in der ersten Hälfte seiner Darstellung der Sprache der
Nord-Ostjaken 4), des Theiles der Ostjaken, dessen Wohnplätze sich
von Irtysch und Ob bis zur Grenze des Samojedenlandes nördlich
von Obdorsk erstrecken. Ahlcp/ist studirte während zweier Reisen
1858 und 1877 die drei Dialekte dieser Sprache, welche sich viel-
fach von der von Castren beschriebenen Sprache der Ostjaken am
Irtysch und am mittleren Ob unterscheidet. Unter den Texten
finden sich Märchen, Räthsel und Lieder, die letzteren in trochä-
ischem Maasse, mit derselben Freiheit behandelt wie in vielen der
verwandten Sprachen, mit offenbar verwandten Zügen auch im Pa-
rallelismus. Die zehn ersten Kapitel des Evangelium Matthäi, welche
Wiedemann für die Bonapartesche Ausgabe bearbeitete und später
auch Hunfalvy edirte , hat Ahlqvist aufs . neue nach dem Original
transskribirt und seiner Sammlung einverleibt.
Das Studium der gegenseitigen Sprachen ist in letzter Zeit
sowohl in Ungarn als in Finnland mit lebhaftem Eifer betrieben
worden. Als Früchte dieses Strebens, immer eingehender die ge-
schichtliche Entwickelung des eigenen Volkes kennen zu lernen,
sind zwei gleichzeitig erschienene Arbeiten anzusehen, eine Finnische
Grammatik mit Lesestücken und Wortsammlung ungarisch heraus-
gegeben von Budenz5), und eine ungarische Grammatik mit vielen
Leseproben nebst Wörterverzeichniss finnisch herausgegeben von
Hzmnyei und Jaiava 6). Die erstere, wovon die Formenlehre schon
3 i /. A. Pokornij. Franczia-niagyar s magyar-franczia szötär. Budapest
1880. 8. Bisbw 22 Befte, 524 pp.
4) A. Ahlqvist. Uebor die Sprache der Nord - Ostjaken. I. Sprachtexte
und Wörtersammlung. Eelsingfors 1880. 194 pp. 8. M. 5. — Vgl. O. Donner
in Kirj. Kuukaiisluliti, Oktober-Heft 1880; G.v. d. Gabelentz LC. 1880, 1707.
5) ./. Budenz. Pinn Nyelvtan olvasmanyokkal is szötärral. Budapest
1880. 205 pp. 8.
6) J. Szvnmyei ja A. Jaiava. ünkarin kielen oppikirja. Helsingissä 1880.
Kirjall. Seuras Toim. 61.) VII, 303, 20 pp. 8. M. 6,40
Donner, Finnisch-ugrische Sprachforschung. 197
im Jahre 1873 erschienen ist, umfasst jetzt auch eine ziemlich
vollständige Satzlehre. Eine neue finnische Satzlehre , vermehrt
durch viele Beobachtungen aus der Volkssprache , wurde von
Setälä herausgegeben 7). Nach wiederholtem längeren Aufenthalte
am Orte selbst lieferte Genetz 8) eine sehr eingehende und verdienst-
volle Beschreibung der Sprache der Karelier an der östlichen Grenze
Finnland's im russischen Gouvernement Olonetz. Sie enthält zahl-
reiche Sprachproben, Wörterbuch und Grammatik und giebt sonach
ein vollständiges Bild dieses karelischen Dialektes, der in vielen
Beziehungen Uebereinstimmung mit dem Vepsischen zeigt. Auf
Grund der von Lönnrot, Ahlqvist, Genetz gegebenen Darstellungen
der Vepsischen Sprache hat Szinnyei diese geschildert9), wie
Ilaldsz in ähnlicher Weise das Schwedisch-Lappische 10) behandelt
und Budenz das Matthäus-Evangelium in der Mokscha-Mordvinischen
Sprache 1 x) mit Einleitung und Wörterbuch herausgegeben hat. Als
Leiter der magyarischen sprachlichen Gesellschaft an der Uni-
versität hat ßimonyi die Veröffentlichung einer Reihe dialektischer
und handschriftlicher „Studien" begonnen, die im Magyar Nyelvor
früher erschienen sind. Davon kam in diesem Jahre das erste
Heft heraus.12)
Ueber die estnischen Partikeln ehk und voi liefert Htirt13)
eine eingehende syntaktische Untersuchung, vin der er mit steter
Berücksichtigung des Finnischen ihre verschiedenen Bedeutungen
als disjunctive oder concessive Conjunctionen und als adverbiale
Partikeln hervorhebt. Hermann untersucht in einer Dissertation
die drei Lautstufen14) in der estnischen Sprache, auf welche zu-
erst Weske aufmerksam gemacht hat. Ueber anlautende Media im
Ugrischen berichtet Munkdcsi15), sowie Budenz16) über Sorokin's
7) E. N. SfetäläJ. Suomen kielen lause-oppi. Oppikirjan koe. Helsiugissä
1880. 54 pp. 8. M. 1.
8) A. Genetz. Tutkimus Venäjän Karjalan kielestä. Kielennäytteitä, sa-
nakirja ja kielioppi. Helsingissä 1880. XII, 254 pp. 8. (Später in Suomi 2
F. 14 13. 1—254. Helsingissä 1881.) M. 2.
9) In Nyelvtud. Közlemenyek. XVI. 2 Heft. Budapest 1880.
10) Haldsz Ign. Sved läpp nyelvtan : Nyelv. Közlem. XVI, 1 — 97. Buda-
pest 1880.
11) In Nyelvtud. Közlemenyek. XVI. 2. Heft. Budapest 1880.
12) Simonyi Zsigm. Tanulmänyok az egyetemi magyar Nyelvtani Tar-
sasäg. I. 1. Heft, Budapest 1880. 65 pp. 8.
13) J. Hurt. Ueber die estnischen Partikeln ehk und voi. Ein Beitrag
zur estnischen Syntax: Verhandlgn. d. gel. Estn. Ges. B. X, 3. Heft, 37—104.
Dorpat 1880. 8. [Auch separat u. d. T.]
14) K. A. Hermann. Der einfache Wortstamm und die drei Lautstufen
in der estnischen Sprache, mit vergl. Hinweisen auf das Suomi. Ohne Druckort
und Jahreszahl. 63 pp. 8.
15) und 16) Beide in Nyelvtudom. Közlemenyek B. XVI, 3. Heft. Buda-
pest 1880.
198 Donner, Finnisch-ugrische Sprachforschung.
wogulisches Glossar. In das Jahr 1880 gehört auch das iiTthüm-
lich schon im vorjährigen Berichte unter No. 2 erwähnte wogulische
Wörterverzeichniss von Benscnyre. Hier ist auch noch zu erwähnen
eine von Csopey veröffentlichte Untersuchung über die magyarischen
Elemente im Kuthenischen n). Der Verfasser weist darin über 400
ungarische Worte nach, welcbe gegenwärtig einen Bestandtheil des
rutheniscben Wortschatzes bilden, darunter nahezu fünfzig Zeit-
wörter. Ferner hat das Kuthenische selbst einige Bildungssilben
dem Magyarischen entlehnt, welche es an slavische Originalworte
anzufügen beginnt. Diese bisher angezweifelte Erscheinung kann
auch an anderen osteuropäischen Sprachen beobachtet werden.
In einer besonderen Schrift prüft Hunfalvy die in Ungarn
bei Einigen noch unklare Frage über die Abkunft der Szekler18).
Er weist darin nach, wie fabelhaft die Annahme der hunnischen
Verwandtschaft sei, und zeigt, dass die Szekler Sprache das reinste
Magyarische ist, welches noch die vier Tempora: Imperfectum,
Praeteritum historicum . Perfectum und Futurum exactum besitzt,
die nach dem übereinstimmenden Zeugniss der alten Literatur, be-
sonders der Bibelübersetzungen von 1466 u. s. w., früher allgemein
in der ungarischen Sprache vorhanden waren. Eine Biographie
Paul Beregszäszi's von Imre19) schildert die Wirksamkeit dieses
für die ungarische Sprachforschung so thätigen Mannes , mit
sorgfältiger Charakteristik seiner Werke und seiner Bedeutung für
die Entwicklung der Landessprache. Barna, der sich auch früher
mit vergleichenden mythologischen Studien beschäftigt hat. hielt
in der sprachwissenschaftlich-belletristischen Classe der ungarischen
Akademie am 1. März einen Vortrag über die Götter der magya-
rischen Urreligion 20). Ob dieser noch in demselben Jahre ge-
druckt worden, ist mir unbekannt.
Der linguistischen Forschung nahe stehen das Studium der
volksthümlichen Poesie und die Untersuchung der Metrik. In
letzterer Hinsicht lieferte Greguss eine durch Gründlichkeit und
selbständige Forschimg hervorstehende Arbeit über die Behandlung
der poetischen Formen imd Guttungen in der ungarischen Litera-
tur'21). Zunächst ist sie für Mittelschulen berechnet, hat aber zu-
gleich wissenschaftlichen Werth. Von besonderer Bedeutung ist aber
die von Elias L'önnrot herausgegebene grosse Sammlung finnischer
17) Nyelvtud. Közlemenyek XVI, 2. Heft.
18; Himfalvy Pal. A Szekelyek. Felelet a Szekelyek Scytha-hun erede-
Budapest 1880. 79 pp. 8.
19) Imre S. Beregszäszi Kagy Pal cleto es immkai: Ertekez. a nyelv i;s
szeptudom. körebol. 15. VIII, II. X. Budapest 1880. 8. [Separat u. d. T.
47 pp. fl. 0,30.]
Vm-I Liter Berichte aus Ungarn. B. IV, Heft 4, 619. Budapest 1880.
21) <irc<jny:< . I. KölWszettan. Budapest 1880. 123 pp. 8.
Donner, Finnisch - ugriscJie Sprachforschung, 19Ü
Zauberlieder22), die er und zahlreiche andere Forscher während
eines Zeitraumes von mehr als fünfzig Jahren in den verschiedenen
Theilen Finnland's aus dem Volksmunde gesammelt haben. Die
meisten sind in Ost - Finnland längs der karelischen Grenze auf-
gezeichnet. Es giebt deren Tausende, aus denen Lönnrot durch
Zusammenstellung mehrerer die jetzt vorliegende vollständigere
Form zu Stande gebracht hat. In einer Einleitung setzt er die
Natur des finnischen Zauberliedes auseinander. Zauberworte und
Gebete könne ein Jeder gebrauchen , die Anwendung der Zauber-
lieder aber gehöre besonders kenntnissreichen „Wissenden",
„Zauberern" u. A. , für welche die Sprache über ein Dutzend
besondere Namen besitzt. Die meisten Zauberlieder bestehen
aus mehreren Abtheilungen, von denen die erste eine Art Ein-
leitung ausmacht. Durch Lieder, Gebete und Opfer glaubte man
sich die Götter und Geister gewogen machen zu können, gegen die
bösen Geister wurde Drohung und Beschwörung angewendet. So-
bald man einmal den Ursprung des Bösen erkannt hatte, konnte es
der Zauberer auch in irgend einer Weise bewältigen oder zu seinem
Ursprung zurück verbannen, wenn es nur nicht von Gott geschaffen
war. Die durchaus heidnische Naturanschauung der alten Finnen
tritt uns in der vorliegenden Sammlung mit ihrer Geisterwelt un-
mittelbar vor Augen. Nirgends ausser in Indien giebt es eine Natur-
auffassung, in der die sinnliche Welt dermassen von Millionen
Geistern in jedem Gras auf der Erde, in jedem Blatte der Bäume,
kurz in jedem einzelnen Dinge so durchdrungen wäre wie hier.
Unmittelbar dem Volksbewusstsein abgelauscht, hat daher diese
Sammlung ausser der Bedeutung für die finnische Sprachforschung
und Mythologie auch für die Völkerpsychologie ein grosses In-
teresse. Es wäre nur zu wünschen, dass eine Uebersetzung in eine
der Cultursprachen bald erscheinen könnte, die freilich dem Ueber-
setzer wegen der kurzen , prägnanten Ausdrücke und der Not-
wendigkeit, die Art des Vortrages mit den dabei gebrauchten Ce-
remonien zu verdeutlichen, nicht geringe Schwierigkeiten bereiten
würde.
22) Suomen kausan muinaisia loitsurunoja. Suomal. kirjall. seuran toimitu-
ksia 62 osa. Helsingissä 1880. XX, .IT:; pp. 8. M. 3,20.
200
Türkisch.
Von
J. H. Mordtmann.*)
Der osmanische Reichsalrnanach für das Jahr 1298 H. (begann
3. December 1880) führt S. 465 über hundert Werke auf, welche
hier im Laufe des vorhergehenden Jahres gedruckt sein sollen;
aber abgesehen davon, dass die Titel meist sehr vage, manchmal
nur mit einem dürren £*)-* > o^ü 0üne Nennung des Autors
und sonstige Angaben bezeichnet sind, hat es sich herausgestellt,
dass jenes Verzeichniss nur diejenigen Bücher enthält, zu deren
Drucklegung die gesetzlich vorgeschriebene Erlaubniss des Meglis
im Unterrichtsministerium eingeholt worden ist; wir müssen also
auf solche interessante Sachen wie Abu'l 'Alas pjJj ^ ^ py
(Huart No. 88)**), den Divan des Abu Nuwäs (ib. No. 37), ein ost-
türkisches Wörterbuch, ^5^*-^ ^**-$, von Scheich Suleiman Efendi
und Anderes vorläufig noch warten, hoffend, dass die neuerdings
verschärfte Censur eine und die andere Publication nicht ganz
hindern möge.
Trotzdem hat die hiesige Presse im Berichtsjahre noch genug
producirt, freilich mehr im Sinne des multa non multum.
Mit der von Sa'id Pascha inaugurirten Justizreform stehen in
Zusammenhang verschiedene juristische Publicationen , welche sich
mit der älteren und neueren Gesetzgebung beschäftigen ; sie basiren
i Zu Zenker's Berieht für 1879 erlaube ich mir Folgendes zu bemerken:
1'. 31, Zeile 2 ff. enthält eine Unrichtigkeit, deren Schuld ich trage. Es ist zu
lesen: Einer der Mitarbeiter sendet gelegentlich von Kepsid (J^/^^i ) eine
Notiz zu Ahmed Vefyk's bekanntem Wörterbuche ein. — Ebd. Z. 9. 10 lies
Marineofficier luv Marineminister und Boghos bez. Bogos (^o*.xj) für Progos.
Ebd. No 17 lies Hamid (A^.*>) für Hamid, dagegen p, 30 No. 14 lies
Hamid (Aä->).
**) Vgl. unten No. 35,
Mordtmann, Türkisch. 201
theils auf europaischen Rechtsgrundsätzen, theils wie die Megelle
(code civil) selbst auf dem kanonischen ^A^ pj-^. Ebenso sind
Uebersetzungen des Civilrechts in die Landessprachen, z. B. ins
Arabische erschienen. 1_4)
Der Reichsalmanach für 1297 H.5) ist wichtig für die Kennt-
niss der administrativen, statistischen und industriellen Verhältnisse
der Türkei, und giebt u. A. ein Verzeichniss der hiesigen Biblio-
theken : nach seinem Muster erscheinen in fast allen Vilajets Pro-
vinzialalmanache , welche auch für die Geographie mancher ent-
legenen Landstrecke werthvoile , bis jetzt wenig ausgebeutete Ma-
terialien enthalten. Wir erwähnen nur den Almanach für Jemen6)
und Kastamüni 7), ersteren auch desshalb, weil er das erste in San'ä
gedruckte Buch sein dürfte.
Zu bedauern ist, dass auf dem Gebiet der historischen Wissen-
schaften schon seit Jahren nichts Selbständiges und Bedeutendes
mehr geleistet wird ; so verdienstlich und förderlich für den Unter-
richt der Einheimischen diese Compilationen und Uebersetzungen
auch sein mögen, so dürften sie doch in Europa weniger Interesse
erregen, und wir heben hier nur einige besonders hervor.
Subhi Pascha, der bekannte Numismatiker und Historiker,
veröffentlichte den ersten Band seiner Geschichte des Islam8),
welcher bis zur Schlacht bei Siffin geht und eine Einleitung über
die Geschichte der Religion und der verschiedenen Glaubenslehren
1) &_xJt\_x; JSi&A xL>V^ der Civilcodex in nicht officieller Ausgabe
683 pp. 30 Pr. [5'/2 Pr. — 1 M.]
2) ^o.^iö cP"?*1 ^^F^1 Commentar zu 1) von (CiAxsl ,Ü0*J| iAa£
bis Ende 1880 7 Hefte (jj->) . 8. zu 31/,, Pr.
3) )j-> ,-. »~Jl_5 <?*r-*" (Huart 25) von -j^lXäS) .. «^.^w .J8.-Ä. ?
TmgUr Simon. (Mihrän) 1297. Bd. I: IV, 128 pp. 8. 20 Pr.
4) *JLS\*Jj Gewa'ib 1297. 318 pp. 8. 25 Pr.
5) 2U.SO -^U-w-J ; »-J»! NäJ.+Xc c>.J»J> JosLÄJU*. Lith. der Staats-
druckerei. 522 pp. 8. 12 Pr.
6) ICIa &j„:^P &k*n _*m*->oLÜU* rj+l berausgeg. von >-^j lXa*>
Officiu des ..San'ä" in San'ä. Theils Druck, theils Lith. 112 pp. 8. mit
4 Blättern himj. Inschriften, 2 Karten und 3 Bl. lith. Abbildungen. 20 Pr.
7) iflv \Äa* j» i *"» — * o-j^S. RjCLaJLw. aus der Vilajets druckerei von
Kastamüni. Lith. 112 pp. 8. mit 1 Karte. 10 Pr.
8) »^Lw^i ^%J,Ij j, (»blXJi / ä_jLß-£> Staatsdruckerei 1297. 357 pp.
8. 25 Pr.
202 Mordtmann, Türkisch.
enthält. lUfat Efendts '■>) in tabellarischer Form angelegter Ab-
riss der Weltgeschichte von Adam bis 1295 H. beansprucht keinen
selbständigen Werth. Geradezu enttäuschend wirkt Hassan
Tahsin's Geschichte und Geographie des Higäz10); es ist eine
ärmliche Compilation aus Jaqüt, Abulfida, den ,-s^ol tj5L*U/i . Ibn
Chaldün etc., sowie aus europäischen Compendien der Geographie,
aus der kaum Etwas Neues zu lernen sein dürfte. Eine Geschichte
des letzten Krieges von Tal'at bey ' x) ist leider noch nicht
vollendet.
Andere geschichtliche Werke, wie ein Buch über Russland,
eine Geschichte Spaniens und Portugals stammen aus europäischen
Quellen12); unbedeutend ist Vassa's1'5) Brochure über die Alba-
nesen; Näzim bey's1*) Geschichte der Inquisition aus dem Fran-
zösischen des Xavier de Montepin zeugt mehr für das Interesse,
das man hier an der Geschichte Spaniens nimmt, als vom kritischen
Sinn des Uebersetzers.
Bemerkenswerth ist der Eifer, mit dem man sich neuerdings
dem Studium der Nationalökonomie zuwendet. Hussein Kiazim 15)
übersetzte das Werk von Paul Leroy Beaulieu über Finanzwissen-
schaft; Oliannes tiakiz gab ein System der Staatsöconomie lü).
9) ^j.LäJS «AÜi iHv 818 pp. S. 30 Pr.
c ">-'
10) ,.Y.>..ä_j„^.Jt ,.Y^/J.s> jL/o.l. &j:L^5> ^iii> i^j.LJ. Lii.x>
Druckerei des Polytechnieums IHv 36 pp. lex. 8. 4 Pr.
11) cJ-5> ;_\j,Ij NJjlJ — eX-1 >^s*x.\.1d Jfc^^>V/) erschien :ils Feuille-
ton im v^vÄ^ä^- . .l*:>-.j und separat in der Sammlung 2uL^l*ÄJ ^Xj
Qirq anbär Druckerei 1296 ff. S. t — 640. 8. 20 Pr.
L2) ,j».jx-^as,» . sJx^äv. , aus dem Englischen des ». »_^a J»_j»._i ._£■ von
Ijo^Ji-i Boghos und „>\j,Ij ALäj.i j» LLjLiuwI von ,*.-?J Näzim
bey, ursprünglich Feuilletons im „Vakyt" c^5» , nachher auch separat er-
schienen.
L3) „_v.J,u . äJOjLi .i Mihrän 1297. 111 pp. 8. 5 Pr. (Uebersetzung
der ursprünglich französischen Brochure L'Albanie et les Albanais durch J. c).
II. je^l^wj ^^.«o^Xji Mihrän 1298. 8:;:; pp. 8. 35 Pr.
L5) NaJL« &yo\ jJLe — *l?li ■-***£> Mihrän 1297. 165 pp. 8. L0 Pr.
L6) }~U Oj.Jj tXc ijjO^a! _ iäu< ^JJ-Ji iw.iUE>.i Mihrän L297.
1\' III pp. 8. 25 Pr,
Mördtmann, Türkisch. 203
Zla bey11) bearbeitete ein Buch von Bluntschli Löö».ta über
Völkerrecht.
Stilistik und Compositionslehre (Lccoi) sind durch neue Auf-
lagen zweier älterer Werke von Izzet18) und Ahmed Aassim19)
vertreten.
In der Gewa'ibdruckerei wurden die fünfzeiligen Glossen des
Nahifi zur Burda aus dem vorigen Jahrhundert gedruckt20), in
Särüchän eine Paraphrase der 100 Spräche 'Ali's von 'Ali Haidar
lithographirt21).
Die eigentliche Unterhaltungsliteratur hat, abgesehen von den'
jedes Jahr neu erscheinenden Volksbüchern wie Hatim Tai, Aschiq-i-
Garib, Kerem etc., welche unsern civilisirten Beys nicht mehr ge-
nügen, zeitgemässere, wenn auch nicht sehr erfreuliche Früchte in
Uebersetzungen französischer Sensationsromane22) getragen. Höhere
Zwecke verfolgt der bekannte Litterat und Patriot Kemäl bey mit
einem historischen Roman 23), dessen bombastischer Stil uns schon
aus früheren Prosaschriften desselben Autors bekannt ist. An-
spruchsloser ist eine Erzählung von Suleimän Bessim mit türkischem
Hintergrund.24) Ahmed Vef'yh, der classische Uebersetzer Mo-
17) t-iy'^i ^Si^kW ,.~o V |^Ä5» tä$0 Luto Druck des „Vakyt" 1297.
130 pp. 8. 10 Pr.
18) 0;c .LSI Mahmud bey 1297 = Mihrän 1298. Bd. V: II, 128 pp
8. 10 Pr. Bd. VI: III, 189 pp. 8. 10 Pr.
19) Liol ^y+i .«.voLc CK+sA Mihrän 1297. 127 pp. 8. 5 Pr.
20) s^.J 8t\ju*a3 y^^^j* 60 pp. 8. 4 Pr.
21) .Lw^Sl JU-& 52 pp. 8. ca. 2l/a Pr.
22) Z. B. ^J.Lj jLj y^Jux^ Uebersetzung der Memoires du Diablo
von Soulie durch Sämi , .il^s.^, Los Miserables vou Victor Hugo, übersetzt
von demselben, , _iLj 8.L^\xJ s,l\J»J von Pierre Zaccone , Jk\\ , ».^Li»!
Sous les tilleuls von Alphonse Karr, j«u .L^V/> .JLioL'i La guerre des
femmes von AI. Dumas (übersetzt von ij>.j L.L2_c Ata bey), LjüSvoL'J »I +\S3
La Dame aux Camelias von AI. Dumas übersetzt von Ahmed Midliat u. AA.
o -
23) »jLXo JUX-w^a \^Vj Lj r^r?" ^Uj" / i-oLi Mihrän 1297.
I u. II II. p. 1—160 ä 5 Pr.
24) / ö.i.j-CfciD — *^y*o ...L*.a.Lw Druckerei Suleimän Efendi's; bis
Ende 1297 3 Hefte, lex. 8. ä l'/2 Pr. p. 1—48.
204 Mordtmann, Türkisch.
liere's, hat eine neue Uebersetzung des Telemaque 25), der Viel-
schreiber Mehemed Hilmi eine Bearbeitung von Moliere's Monsieur
de Pourseaugnac 2G) herausgegeben.
Das Drama pflegt das erste Versuchsgebiet angehender
türkischer Literaten zu bilden; als Beispiel für Viele nennen wir
eine historische Tragödie in Versen von 'Äbdidhaqq Hamid21),
welche unter 'Abdurrahinän III in Spanien spielt und deren poe-
tischer Werth nicht einmal das Durchschnittsmaass ähnlicher Pro-
ductionen erreicht. Wenig Interesse bieten die zahlreichen
paränetischen und pädagogischen Schriften. Sa'id Efendi28) hat
die Ethik 'Adud ed din's übersetzt und ( mit Zusätzen aus Gazzäli
und Taschköprizade versehen; Mahmud Geläleddin predigt den
Chanums Ehrbarkeit und Moral in Briefform 29) ; Anderes ist aus
fremden Sprachen übersetzt.30).
Zum Schluss sei noch auf die zahlreichen periodischen Zeit-
schriften31) verwiesen, deren Inhalt ein sehr mannigfacher ist und
alle Gebiete literarischer Production begreift. Ihr Hauptverdienst
liegt weniger in dem bis zur Flachheit populären Inhalt, als viel-
mehr in der Behandlung von Sprache und Stil, welche mehr und
mehr den Zopf des alten Liöf ablegt und eine Assimilirung der
gebildeten Schrift- und Umgangssprache anstrebt; sonst dürften
dieselben wenig tiefe Spuren hinterlassen. Die *jJLc &c.j**.£? ist
seit Beginn des Berichtsjahres, wie es scheint, definitiv eingegangen. 3a)
25) ~*n X*.^r"...J' »,L*Ai" J"/ ö->j-5» (A^^-i] Vilayetsdruckerei von Brussa
1297. 178, VIII pp. 8. 3 Pr.
26) Oj._s>Lj j»J>I _J -Jl.Ä_^..s?- -j«jXj _ -_+J»5> l\*.5^x>
i^. )L_j JjJ &jL^mJ| ry^) .♦«L/LS . Druckerei des Polytechnikums 1297.
37 pp. lex. 8. 5 Pr.
27) viJLS 0Us>.Ji «Axt «3y>Li .ji Mihran 1297. 128 pp. 8. 5 Pr.
28) s<Aa*5> »j^Ü>l ftewa'ib 1297. 84 pp. 8. 4 Pr.
29) 0U»**J aJl^=> Mihran 1297. 120 pp. 8.
30) Vj. B. (C-il^ ^^>-tS aus dorn Französischen von '»jLo »_>!; *Jac
iAj **Jl Druckerei des tA*j*| i\*^\»< 1297. 80 pp. 8. 4 l'r. — .yw.5>
'ibl_i>! von rä*^- 1297. 38 pp. 8.
O ; ' . . . ..
31) Vgl. Jahresber. 1879 No. 15) IC). Neu erschienen: ...Lwo.j ,L_'i)
monatlich ein« Lieferung l Pr. •,—& vom i Zilhieee 1297 ah monatlich
eine Nummer. -1 pp. 8. 2% Pr.
32) Vgl. Jahresber. 1879 No. 15). Die letzte No. 6, datierl vom 15 Sefcr
Mordtmanh, Türkisch. 205
In Europa ist das bekannte Wörterbuch von Redhouse in
neuer Auflage, von Wells besorgt, erschienen33); letzterer ver-
öffentlichte eine Grammatik des Türkischen, welche auf lang-
jähriger practischer Kenntniss der Sprache beruht und bei dem
Mangel eines solchen Lehrbuches für das englische Publicum dop-
pelt verdienstlich ist.34)
Mit Freude begrüssen wir die Wiederaufnahme der seit Belin's
Tod unterbrochenen Uebersichten über die Bibliographie Ottomane
durch Huart3i); nur wünschten wir, dass bei einer Fortsetzung
dieser verdienstlichen Arbeit die eigentlichen bibliographischen An-
gaben etwas reichhaltiger ausfielen.
Von hervorragendem sprachgeschichtlichem Interesse ist die
correcte Publication des Petrarca'schen Glossars durch Graf Geza
Kuun'S(i), welcher in der Einleitung auch die geographischen und
historischen Verhältnisse der Cumanen behandelt.
Eine neue Quelle zur Geschichte der Türkei im vorigen Jahr-
hundert veröffentlichte Legrand*'1).
Ein unvollendetes Posthumum Mordtmann's behandelt die Be-
völkerungsstatistik der Türkei nach einheimischen Angaben38); über-
raschende Aufschlüsse über die ethnographischen Verhältnisse Klein-
asien's gab aus eigener Anschauung Carl Humatin.™)
1297, reicht bis p. 432; dazu zwei Beilagen: *JL_£. q..,*.,^ von Hassan
sinTah und „L^j._i ^1 *~w~i ^lkjJo _j,wJ von Ahmed Hamdi zu je
2 Bogen, beides unvollendet.
33) Redhouse 's Turkish-Englisli and Euglish-Turkish Dictionary. 2»'' edi-
tion by Dr. C. Wells. London, Quaritch. 1880. XVI, 884 pp. 8. 40 s.
34) WelVs Practical Grammar of the Turkish Language. London , Qua-
ritch. 1880. XII, 272 pp. 8. 15 s.
35) Clement Huart. Bibliographie Ottomane. Notice des livres turcs,
arabes et persans imprimes ä Constantinople durant la periode 1294 — 1296 do
l'Hegire (1877 — 1879): JA. VII Ser., XVI, 411—440.
36) Codex Curaanicus bibliothecae ad templum divi Marci Venetiarum
primum ex integro edidit prolegoinenis notis et compluribus glossariis instruxit
Comes Gesa Kuun. Budapestini, 1880, editio scient. academiae Hung. CXXXIV,
395 pp. 8. M. 10. — Vgl. H. Vambery ZDMG. XXXV, 767—772; W. To-
maschek DLZ. 1881, 1222.
37) Dapontis Ephemerides Daces traduction francaise, notes et glossaire par
E. Legrand. Paris, Leroux 1880. 8. 20 fr.
38) A. D. Mordtmann. Ofticielle Bevölkerungsziffern aus der asiatischen
Türkei: Berl. Ztschr. f. Erdk. XV, 132—137.
39) Carl Humann. Ueber die Ethnologie Klein-Asiens: Verhandl. d. Ge-
sellseh, f. Erdkunde zu Berlin VII, 241- 254.
206
China, Japan und Korea.
Von
W. Grube. *)
Wenn der diesjährige Bericht über die sinologischen Studien
an Vollständigkeit und eingehender Beurtheilung viel zu wünschen
übrig lässt, so liegt das zum Theil an gewissen äusseren Uni-
ständen, welche Ref. nöthigten, mit grösster Eile zu Werke zu
geben, zum Theil aber auch an der grossen Mangelbaftigkeit des
dem Ref. zu Gebote stehenden Materials. Uebrigens bietet auch
unser Berichtsjahr auf sinologischem Gebiete keine besonders
reiche Ernte.
Um mit den Arbeiten sprachlichen Inhalts zu beginnen, sei
zunächst ei'wähnt, dass wir P. G. von Möllendorf eine Grammatik
der „hochchinesischen" Sprache zu verdanken haben1). Das kleine
Buch beschäftigt sich mit der Pekinger Hofsprache und zeichnet
sich durch eine ziemlich reiche Auswahl gut gewählter Beispiele
aus. Da das Buch einen rein praktischen Zweck hat, wird man
eine besondere wissenschaftliche Bedeutung bei demselben nicht
voraussetzen dürfen. Anders die höchst werthvolle Monographie
über die Partikel wei von Uhle2), die allen denen, welchen es um
eine gründliche philologische Bebandlung der Sprache zu thun ist,
aufs Wärmste empfohlen sei. Die Schrift, welche sich durch
gründlichen Fleiss, viel Scharfsinn und grosse Akribie auszeichnet,
ist ein erster Beitrag zur Grammatik des vorklassischen Chinesisch
und verdient schon als solcher besondere Beachtung. Da der Verf.
*) Um das Erscheinen des ganzen Jahresberichts nicht länger zu ver-
zögern, habe ich auf die von mir bereits in Angiüff genommene Ergänzung und
Umarbeitung des obigen Berichts zu meinem Bedauern verzichten müssen.
K. K u h n.
I i /'. (r. von Möllendorf. Praktische Anloitung zur Erlernung der
hochchinesischen Sprache. Shanghai. 126, 42 pp. 8. [Görlitz, Tzschaschel: M. 15.]
2i Mn.r HJi/r. Beiträge zur Grammatik des vorklassischen Chinosisch.
I Di.- Partikel wei im Schu-king und Schi-king. Leipzig 1880. 10G, 18 pp.
8, M. 1.
Grube, China, Japan und Korea. 207
besonders auf dem Gebiete des grammatischen Fimctionswechsels
in seiner historischen Entwicklung zu höchst lehrreichen Resultaten
kommt, darf er wohl für seine Arbeit das Interesse nicht bloss
der Sinologen, sondern auch der Linguisten im Allgemeinen in
Anspruch nehmen, und es ist ihm zu wünschen, dass seine Schrift
— es ist eine Doktordissertation — nicht das Schicksal der meisten
übrigen Doctordissertationen theilen möge. Die Dialektstudien haben
eine wesentliche und sehr dankenswerthe Förderung durch die
einschlägigen Arbeiten von Parker*—5) erfahren. Wilde Phantasien
über Verwandtschaft des Alt-Chinesischen mit dem Sanskrit bringt
wiederum Kingsrmll6). Die Verwandschaft des Chinesischen mit
dem Akkadischen , ein Gedanke . der sich wenigstens durch seine
Neuheit auszeichnet, sucht Terrien de Laeoiqjerie1) zu erweisen;
indessen dürfte die Aehnlichkeit zwischen dem Akkadischen und
der chinesischen Ursprache zunächst wohl nur darin bestehen, dass
Beide zur Zeit gleich wenig bekannt sind. Die Lexikographie ist
durch eine neue Ausgabe von Gonsalves' lateinisch-chinesischem
Wörterbuche0) und durch einen Index zu W. Williams Syllabic
Dictionary9), von Acheson verfasst , vertreten. Es ist in dem
letzteren Wade's Orthographie zu Grunde gelegt.
Unter den Arbeiten historischen Inhalts nimmt wohl lmhault-
Huart's Documentensammlung zur Geschichte Centralasien's10) den
ersten Platz ein. Demselben Verfasser verdanken wir auch einen
aus chinesischen Quellen geschöpften Bericht über die chinesisch-
koreanischen Kriege in den Jahren 1618 — 1637 u). Ein Buch von
3) E. H. Parker. The Comparative Study of Chinese Dialects: JNChBAS.
N. S. XII, 19—50.
4) Derselbe. Canton Syllahary: ChR. VIII, 383—382.
5) Derselbe. Syllahary of the Hakka Language or Dialect: ChR. VIII,
205—207.
6) Thos. W. Kingsm.Ul. The Ancient Language and Cult of the Chows;
heing Notes Critieal and Exegetical on the Shi-king, or Classic of Poetry of
the Chinese: JNChBAS. N. S. XII, 97 — 125. Dazu III pp. chinesische Texte.
7) Terrien de Lacouperie. Early History of the Chinese Civilisation.
With a Plate. London. 35 pp. 8. 2 sh. — Vgl. R. K. DfouglasJ. The
Progress of Chinese Linguistic Discovery: TR. N. S. I, 125 — 127 (wiederholt
aus „The Times", April 20, 1880).
8) J. A. Gonsalves. Lexicon manuale Latino-Sinicum. Editio nova, typis
Pe-t'ang, 1879. 555 pp. 8.
9) James Acheson. An Index to Dr. Williams' Syllahic Dictionary of the
Chinese Language. Hongkong, Shanghai 1879. — Vgl. ChR. VIII, 179.
10) Camille Imbault-Huart. Recueil de Documents sur l'Asie Centrale.
— I. Histoire de lTnsurrection des Tounganes sous le Regne de Tao Konang (1820
— 1828), d'apres les Documents chinois. — II. Description orographique du Tur-
kestau chinois , traduite du Si yu t'ou tche. — III. Notices geographiques et
historiques sur les Peuples de l'Asie centrale, traduite du Si yu t'ou tche.
Paris 1880. 8. 10 frs.
1 1 1 Derselbe. Memoire sur les Guerres des Chinois contre les Coreens,
de 1618 a 1G37, d'apres les Documents chinois: JA. Oct. - Dec. 1879.
(fr. 2.:."./
208 Grube, China, Japan und Korea.
Deveria beschäftigt sich mit den Beziehungen China's zu Annani
vom XVI. bis zum XIX. Jahrhundert a 2). Oxenham's Untersuch-
ungen, die Geschichte der Süng-Dynastie betreffend13), deren bereits
im vorjährigen Berichte gedacht wurde, werden weitergeführt
Interessante Beiträge zur Zeitgeschichte bi'ingt Hurst in seinen
Notizen über hervorragende chinesische Staatsmänner der Gegen-
wart14). Im Kaiser Shung hat Kmgsmill15) glücklich einen Sonnen-
gott entdeckt ! Mit einigen zum Theil recht modernen Inschriften
befasst sich eine Notiz von Rhein l6).
Unsere Kenntniss der chinesischen Philosophie hat durch ein
sehr werthvolles Werk von Watters11) wesentliche Erweiterung
erfahren. Der Verf. beschenkt uns darin mit biographischen An-
gaben über fast sämmtliche hervorragende Nachfolger des Con-
fucius, deren Namen sich auf den Ehrentafeln in dem Tempel des
Confucius verewigt finden. Mit dem Taoismus beschäftigten sich
Balfour18) und Phüastre19) in seiner Uebersetzung und Besprechung
des Yin phu king. Des Confucius Leben und Lehren bilden den
Gegenstand eines Vortrages von Haug 20). Mit der Lehre von
den drei Mächten befasst sich ein Aufsatz von Alabaster21). Auch
die neuere, nachconfucianische sog. Sing-li-Philosophie ist durch
eine vom Bef. herausgegebene Schrift vertreten22). Was ferner
die mit der Geschichte der Philosophie eng verknüpfte Religions-
geschichte betrifft, so sind auf diesem Gebiete zwei bemerkens-
12) G. Deveria. Histoire des Relations de la Chine avee l'Annam (Vietnam)
du XVI e au XIX e Siecle, d'apres des Documents chinois. Paris. 8. avec
Cartes. 7.50 frs. (Publications de l'Ecole de Langues orientales Vivantes T. XIII).
13) K. L. Oxenham. A Chip from Chinese History, or the Last two Em-
perors of the Great Sung-Dynasty, 1101—1126: ChR. VIII.
14) Hurst. On some eminent Chinese Statesmen of the Preseut Time:
ChR. VIII.
15) Thos. W. Kingsmill. The Story of the Emperor Shun: JNChBAS.
N. S. XIII, 123—132.
16) J. Rhein. Rock Inscriptions at the North Side of Yentai Hill: JNChBAS.
N. S. XIV, 31—34 mit Tafel.
17) T. Watters. A Guide to the Tablets in a Templo of Confucius.
Shanghai 1879. XX, 259 pp. 8.
18) F. II. Balfour. The Book of Recompenses: ChR. VIII, 6.
19) P.-L.-F. Fhilastre. Exegese chinoiso: Annales du Musee Guimet I,
255—318.
20) M. Haug. Confucius, der Weise China's. Berlin. 32 pp. 8. (Holtzen-
dorff, Sammlung von Vorträgen No. 338.) M. 0.75.
21) C. Alabaster. Occasional Papers on Chinese Philosophy No. 4 The
Triune Powers, known in the Classics as the San-Huang of the San-Ts'ai.
No. 5. A Chapter from the Chinese Gospel. Amoy 1879. 8. Pro No. 3 s.
l'-.'i W. Grube. Ein Beitrag zur Kenntniss der Chinesischen Philosophie.
T'üng-sü ■ mit Cii-ln's < ,'ommentaro nach dem Smg-ll tsing-i, chine-
sisch mit mandschuiseher und deutscher uebersetzung und Anmerkungen. Tb.. 1.
Cap l 8 Wien. L5 pp 8.
Grube, China, Japan und Korea. 209
werthe Leistungen in erster Linie anzuführen: Legge's Buch, über
die Religion China's 23) und Edldns' Chinesischer Buddhismus24).
Das erstere der beiden Werke befasst sich in vier Vorträgen mit
dem Confucianismus und dem Taoismus und gehört (von der
Parallele mit dem Christentbum abgesehen) eigentlich mehr in das
Gebiet der Philosophie als in das der Religionsgeschichte ; das
letztere hingegen, die dritte der „drei Lehren" behandelnd, bildet
eine willkommene Ergänzung zu jenem und ist als die erste
grössere und zusammenfassende Darstellung des chinesischen Bud-
dhismus von besonderem Interesse. Eine Reihe kleinerer Mit-
theilungen aus dem Gebiete der buddhistischen Literatur verdanken
wir wiederum Beal 25). Faber's Introduction 26) enthält haupt-
sächlich eine Polemik gegen Max Müller und eine ausführliche
Auseinandersetzung über des Verfassers eigene Ansichten. Ueber
„chinesische Religion" erfährt man darin nicht viel. Religions-
geschichtlichen Inhalts ist auch ein Aufsatz von Cordier21). Die
endlose Controverse über die Termini Ti und Sang-ti findet sich
in einem an M. Müller gerichteten Briefe von Legge vertreten 28).
Mit dem in China herrschenden Aberglauben befasst sich die bereits
bekannte Schrift von Eitel: Feng - shui 29), welche nunmehr in
französischer Uebersetzung vorliegt, und ein kleiner Artikel von
Hubrig 30).
Einen sehr interessanten Beitrag zur Geschichte der chine-
sischen Literatur haben wir dem bekannten russischen Sinologen
23) J. Legge. The Religion of China: Confucianisra and Täoism described
and compared with Christianity. London. 310 pp. 8. 6 s.- — ■ Vgl. Ac. XVI,
368; TR. N. S. I, 26.
24) J. Eclkins. Chinese Buddhism. A Volume of Sketches, Historical,
Descriptive and Critical. With an Index by John Wylie. London. 8.
2.5) S. Beal. The Swastika. — Avalambana. — The Tooth - Seal of
Asoka. — The Sütra called Ngan-shin-niu i. e. "Silver White Woman." —
Succession of Buddhist Patriarchs. — The Buddhist Inscription at Keu-yung-
kwan. — Cinderella — Hephaestus — Kuvera. — Story of tho Merchant who
Struck his Mother. — The Eighteen Schools of Buddhism: IAnt. IX, 67 — 68.
85 — 86. 86. 145—148. 148—149. 195 — 196. 203—204. 224—226. 299—302.
26) E. Faber. Introduction to the Science of Chinese Religion. A Cri-
tique of Max Müller and other authors. Hongkong (Lane , Crawford and Co.)
1879. XII, 154 pp. 8.
27) H. Cordier. Bulletin eritique des Religions de la Chine: Revue de
l'Histoire des Religions, Mai — Juin 1880.
28) J. Legge. A Letter to Professor F. Max Müller. Chiefly on the
Translation into English of the Chinese Terms Ti and Shang Ti in Reply to a
Letter to him by „Inquirer" in the Chinese Recorder and Missionary Journal for
May— June, 1880. London. 32 pp. 8.
29) Ernest J. Eitel. Feng-Shoui ou Principes de Science naturelle en
Chine. Traduit de l'anglais par M. L. de Milloue: Ann. du Musee Guimet
I, 203—253 mit einer Tafel.
30) Hubrig. Fung Schui oder chinesische Geomantie: Allgem. Missions-
zoitschr. Jan.
Jahresbericht 1S80. 14
210 Grube, China, Japan und Korea.
Wassßjew31) zu verdanken. Bei aller Anerkennung der vielfachen
Belehrung und Anregung, die das Buch bietet, kann Ref. doch
nicht umhin , zu gestehen , dass er nach der Leetüre desselben
einigermassen enttäuscht war. Es soll keineswegs in Abrede ge-
stellt werden, dass der Verf. eine ganze Reihe neuer Gesichtspunete
zur Geltung zu bringen sucht — ob er aber mit dem Neuen auch
immer das Richtige getroffen habe , bleibt doch noch fraglich.
Obwohl es gewiss richtig ist, dass man auf dem Gebiete der älteren
chinesischen Geschichte mit den Jahrhunderten und Jahrtausenden
ein wenig haushälterischer umgehen muss, als man es meist zu
thun pflegt, so geht der Verf. in seiner Skepsis doch viel zu weit,
wenn er z. B. das Sü-King für nachconfucianisch hält. Abgesehen
von mancherlei historischen Bedenken richtet sich schon die Sprache
des Sü-King, welche sehr bedeutend von der der confucianischen
Zeit abweicht, auf's Entschiedenste gegen eine derartige Auffassung.
Geradezu bedauernswerth ist aber der beschränkte Gesichtskreis,
den der Verf. bei Beurtheilung des chinesischen Geisteslebens an
der Tag legt. Die philosophischen Bestrebungen der Chinesen
z. B. werden mit einem gewissen blasirten Cynismus lächerlich
gemacht, der jedenfalls dem Verf. selbst mehr zum Nachtheil ge-
reicht, als der chinesischen Philosophie. Nichtsdestoweniger kann
das Buch, schon wegen des reichen Stoffes, den es enthält, bestens
empfohlen werden. Dem chinesischen Drama hat Douglas einen
kleinen Essay32) gewidmet.
Unter den Reisewerken und sonstigen Arbeiten geographischen
Inhalts sind ein grösseres Werk von Rocher über die Provinz
Yün-nan 33), sowie Gill's interessante Beschreibung seiner Reise durch
China und das östliche Tibet 34) zu erwähnen. Ein sehr werthvolles
geographisches Nachschlagewerk von Playfair 35) gehört ebenfalls
hierher. Kleinere Beiträge zur Geographie haben L'örcher36), Lullies31)
31) B. BacuMeuo. Oiepiet KuTaficKoii JlmepaTypu: Bcco6iu,aa Ilc-
Topia .luTepaTypH cocTaßjeHa no ntTO'iiiHKaM'h h uobMuihmi» nncji^OBa-
iii;iML iipa yiacriH pyccKHXB yieuHX'i h jiHTepaTopoBt no^'t pejuiKuieii
B. 0. Kopnia. C. IlerepSypri. 1880, bhiijcki. III h IV, cxp. 426 — 588
(W. Wassiljew. Skizze der chinesischen Literatur: Allgem. Geschichte der
Literatur, herausgeg. von W. Korsch , St. Petersburg 1880. 8. Lieferung 111
u. IV, S. 426—588).
32) 11. K. Douglas. The Chinese Drama: Contemporary Review, Jan.
33) /'„'. Kocher. La Province chinoi.se de Yün-Nan. Paris. 2 vol. 8.
avec carte et plan. 25 frs. — Vgl. ChR. IX, K»7.
34) W. GUI. The River of Golden Sand. The Narrative of a Journey
through China and Eastern Tibet to Burmah. With an Introductory Essay
by Col. II. Yule. London. 2 vols. 8. 420 and 453 pp. with maps,
illustr. &c. 30 s.
35) G. M. II. Playfair. Tho Cities and Towns of China. A Geographica]
Dictionary. Hongkong (printed by Noronha and Co.) 1879. 608 pp. 8. 25 s.
36) Jjörrlar. Register of Names to the Maps of the Province of C an ton.
Basel 1879. 98 pp. 8.
37) Haus Lulhes. Das chinesisch -tibetanische Grenzgebiet, besonders
seine Gebirgs und Plusssysteme Königsberg, 62 pp. 8. 2 M.
Grube, China, Japan und Korea. 21 1
und Regel38) geliefert. Watters hat seine Bemerkungen über die
englischen Uebersetzer des Fa-hien zum Abschluss gebracht 39).
Historisch-geographischen Inhalts und u. A. auch für die Geschichte
des indoskythischen Reichs und der ostiranischen Länder von
Interesse ist Wylie'si0) Uebersetzung eines Abschnittes aus dem
Ts'ien Han Su. Stan. Julien's Uebersetzung des Abschnittes über
Indien aus Ma Tuan-lin's Encyclopädie ist in englischer Ueber-
setzung erschienen 4 ').
Auf dem Gebiete der Culturgeschichte ist eine Reihe recht
lesenswerther Essays von Martin, dem Leiter des T'ung-wen-Col-
lege zu verzeichnen42). Mehr sittenschildernd ist das kleine Buch
von Piton43).
Jamiesoris für die Rechtsverhältnisse höchst werthvollen Ueber-
setzungen aus dem Lü-li werden fortgesetzt44).
Ein nicht zu unterschätzendes Material für das Studium der
sittlichen und socialen Zustände im modernen China bieten die
zahlreichen Uebersetzungen neuerer chinesischer Literaturproducte.
Es haben sich in dieser Hinsicht Gües4h) und Grisebach4^) durch
grössere Uebersetzungen verdient gemacht. Kleinere Beiträge haben
Balfour41) und Imbatdt-Hiiart48) geliefert. Die Ausgabe des
„heiligen Edictes" von Piry49) ist als Hülfsmittel zum Elementar-
studium eine recht dankenswerthe Leistung.
Endlich sei noch zum Schlüsse unseres Ueberblicks auf eine
38) A. Regel. Türfan: Petermann's Mitth. VI.
39) 1. Watters. Fa-Hien and his English Translators: ChE. VIII, 5, 6.
40) A. Wylie. Notes on the Western Regions. Translated from the
„Tse'en Han Shoo", Book 96, Part 1 : JAI. X, 20 — 48. — Dazu zwei Appendices
aus Buch 70 und 61: ebd. 49 — 73.
41) Thien-Chu-India. Extract from Ma-Twan-Lin, Book CCCXXXVIII.
Fol. 14. Translated from the French of M. St. Julien: IAnt. Jan.
42) Martin. Han-lin Papers. — Vgl. Chr. IX, 109.
43) C. JPiton. La Chine, sa religion, ses moeurs, ses missious. Toulouse.
157 pp. 8. 1 fr. (Public par la Soc. des livres religieux de Toulouse.)
44) G. Jamieson. Trauslations from the Lü-li, or General Code of Laws
of the Chinese Empire: ChR. VIII, No. 5, 6.
45) H. A. Giles. Strange Stories from a Chinese Studio. Translated and
annotated. London. 2 vols. 8. 15 s.
46) Kin-Ku-Ki-Kuan. Neue und alte Novellen der chinesischen 1001
Nacht. Deutsch von Ed. Grisebach. Stuttgart. XV, 145 pp. 8. M. 3.
47) F. H. Balfour. The flowerfairies: ChR. VIII, No. 5.
48) C. Imbault- Haart. Miscellanees chinois: JA. Aoüt — Sept.
49) K'ang ehi — Lo Saint Edit, etude de litterature chinoise par A. Tit.
Piry, Shanghai 1879, Bureau des statistiques, inspectorat general des douanes.
XIX, 317 pp. 4. 21 s.
14*
2^2 Grube, China, Japan und Korea.
Eeibe kleinerer Aufsätze vermischten Inhalts summarisch ver-
wiesen. 5°-6S)
Auch anf dem Gebiete der Japanologie ist mancher Fort-
schritt zu verzeichnen. In erster Reihe ist es hier die Litteratur,
die sich einer besondern Bevorzugung von Seiten der europäischen
Wissenschaft erfreut. So hat Chamberlavn ein sehr lesenswerthes
Buch über die classische Dichtkunst der Japaner herausgegeben 69),
neben welchem auch ein gewandt geschriebener, aber wenig ins
Tiefe gehender Aufsatz von L. de Rosny erwähnt sei 70). Ein
Werk mythologischen Inhalts von Ettiot Griff'is mag bier auch
50) D. Ch. Boulger. Three Chinese Generals : Calcutta Rev., Oct.
51) Derselbe. Chinese Art of War: The Army and Navy. Xo. 1.
52) A. Pfizmaier. Darlegung der chinesischen Aemter. (Sehluss.) Wien.
88 pp. 4. 4 M.
53) Derselbe. Die Sammelhäuser der Lehenkönige China's. Wien. 60 pp.
8. 0.90 M.
54) Derselbe. Seltsamkeiten und Unglücke aus den Zeiten der Thang. II.
Wien. 76 pp. 8. 1.20 M.
55) C. de Varigny. Un Socialiste chinois du Xe Siecle: Rev. des deux
Mondes, Fev. 15.
56) Axton. Notes on Chinese Libraries: Library Journ. Feb.
57) Der Buchdruck in China: Archiv für Buchdruckerkunst XVII, 7, 8, 9.
58) Die Bronzen Chinas und Japans und die Sammlung Cernuschi zu
Paris: Wiss. Beilage d. Leipz. Zeitg. No. 5.
59) F. Dieffenbach. Das chinesische Porzellan, seine Geschichte und
Herstellung: Die Natur. N. F. VI. Jahrg. No. 13—31.
60) William Frederich Mayers. On the Stone Figures at Chinese Tombs
and the Offering of Living Sacrifices: JNChBAS. N. S. XU, 1—17.
61) J. Broekaert. L'infanticide eu Chine: Precis historiques, Nov.
62) S. W. Williams. Perpetuity of Chinese Institutions: North American
Rev., Sept.
63) Wagner. Sur l'etude de la langue chinoise: Revue catholique de
Louvain, Sept. — Oct. 1879.
64) R. Buddensieg. Das kanonische Liederbuch der Chinesen: Daheim
XVI. Jahrg. No. 10.
65) Alex. Hoste. Droughts in China, A. D. 620 to 1643: JNChBAS.
N. S. XII, 51—89.
66) Derselbe. Sunspots and Sun-Shadows observed in China, B. C. 28 —
A. D. 1617: das. 91—95.
67) 6r. Schlegel. Reponse aus critiques de l'Uranographio chinoise:
BTLVNI. IV. Volgr., IV, 350—372. — Auch separat: La Haye 1880. 23 pp.
8. — Vgl. ChR. VIII, 385.
68) 1h. v. Oppolzer. Ueber die Sonnenfinsterniss des Schu-King: Mo-
oatsber. d. Berliner Akad. d. Wiss., Febr.
69) B. II. Chamberlain. The Classical Poetry of the Japanese. London.
XII, 227 pp. 8. 6 s.
70) L. de Rosny. La litterature dos Japonais. Conference faite & l'ecole
speciale des langues orientales : RL. XIII, 141 — 105 (irrthümlich schon im vor-
jährigen Berichte erwähnt).
Grube, China, Japan und Korea. 213
genannt werden.71). Vorwiegend sind es Uebersetzungen , durch
welche unsere Kenntniss der japanischen Literatur wesentliche
Erweiterungen erfahren hat, und unter diesen verdienen die „segen-
bringenden Reisähren", von denen der zweite und dritte Band er-
schienen ist, besondere Beachtung, da dieselben ein reiches Material
zur Cultur- und Sittengeschichte Japans enthalten 72-73). Auch
dem unermüdlichen Pßzmaier verdanken wir wieder eine Reihe
von kleineren Arbeiten (ausschliesslich Uebersetzungen), theils in
das Gebiet der Literaturgeschichte, theils in das der Geschichte
gehörend74-77). R. Lange, der Uebersetzer des Taketori-Mono-
gatari. theilt eine Reihe japanischer Sprüchwörter mit 7S). Unter
den Werken allgemein culturgeschichtlichen Inhalts ist das reich-
haltige Buch von Eeed19) das einzige, welches zur Zeit vollständig
vorliegt. Von Heines „Japan", einer billigeren Ausgabe des 1875
erschienenen Prachtwerkes, ist Abth. 1 und 2 80), von Metchnikof's
l'Empire japonais Lieferung 24 bis 42 erschienen81). Eine Ab-
handlung über japanische Costümkunde von Condei^2), sowie ein
Aufsatz historischen Inhalts von Gubbins83) gehören ebenfalls
hierher.
Mit der Religionsgeschichte Japans befasst sich Puini, dessen
im Jahre 1872 erschienene Abhandlung: I sette Genii della Fe-
71) W. Elliot Griffis. Japanese Fairy World. Stories from the Wonder
Lore of Japan. 111. by Ozawa. of Tokio. Schenectady, N. Y.
72) F. A. Junker von Langegg. Midzuho-gusa. Segenbringeude Reis-
ähren. Nationalroman und Schilderungen aus Japan. II. Bd. Schilderungen
aus Japan. Leipzig. VI, 417 pp. 8. M. 6.50.
73) Derselbe. Segenbringende Reisähren (Midzuho-gusa). Nationalroman
und Schilderungen aus Japan. III. Bd. Schilderungen aus Japan. Leipzig.
VI, 474 pp. 8. M. 7.50.
74) A. Pfizmaier. Der Kesselsprung Isi-Kawa's. Wien. 70 pp. 8. M. 1.
75) Derselbe. Die Reise zu dem Berge Fu-Zi. Wien. 82 pp. 8. M. 1.20.
76) Derselbe. Der Anfang der japanischen Erklärungen der Werke des
kleinen Sprechens. Wien. 98 pp. 4. M. 4.80.
77) Derselbe. Begebenheiten neuerer Zeit in Japan. Wien 1879. 82 pp.
8. M, 1.50.
78) R. Lange. Japanische Sprichwörter: Mitth. d. D. Ges. f. Naturkunde
Ostasiens, Juni 1880.
79) E. J. Reed. Japan: its Ilistory, Traditions and Religions; with the
Narrative of a Visit in 1879. With Map and Illustr. London. 2 vols. 8.
770 pp. 28 s.
80) W. Heine. Japan. Beiträge zur Kenntniss des Landes und seiner
Bewohner in Wort und Bild. Dresden. 8. 1. u. 2. Abth.
81) L. Metchnikoff. L'Empire japonais. 3e partie. Livr. 24 ä 42, pp.
361 ä 648. La Livr. fr. 2.50.
82) Josiah Conder, Tho History of Japanese Costume: TrASJ. VUI,
333—368.
83) J. U. Gubbins. Hideyoshi and the Satsuma Clan in the Sixteenth
Century: ebd. p. 92 — 143.
214 Grube, China, Japan und Korea.
licitä etc. in englischer Uebersetzung vorliegt84). In das Gebiet
des Buddhismus gehört ein Aufsatz in den Annales du Musee
Guimet 85).
Zwei eingehende geographische Studien verdanken wir At-
kinson 86) und Rein 87). Archäologischen Inhalts sind die werth-
vollen Beiträge von Siebold6S), Milne*9) und Satov)90). Endlich
seien noch eine Anzahl Abhandlungen, das Gebiet der Kunst-
geschichte betreffend, erwähnt91-93).
Für das Studium der koreanischen Sprache ist das Jahr 1880
durch das Erscheinen des von der französischen Mission heraus-
gegebenen grossen koreanisch -französischen Wörterbuches94) von
geradezu epochemachender Bedeutung geworden. Gleich dem Ja-
panischen besitzt auch das Koreanische eine sehr grosse Anzahl
chinesischer Lehnwörter, scheint jedoch im Uebrigen sowohl seinem
ursprünglichen Woi^tschatze als auch seinem Baue nach eine voll-
ständig isolirt dastehende Sprache zu sein. Mit der koreanischen
84) The seven Gods of Happiness. Essay on a Portion of the Keligious
YVorship of the Japanese. Translated from the Japanese by Carlo Puini, and
from the Italian into English by F. V. D ich ins : TrASJ. VIII, 427 — 461.
85) Shidda. Resume historique de la transmission des quatre explications
donnees sur le Sanscrit. Traduction francaise de MM. Yinatzound et Yamata :
Annales du Musee Guimet I, 319 — 333 mit einer Tafel.
86) R. W. Athinson. Yatsu-ga-take, Haku-san, and Tate-yama. Notes of
a Summer Trip: TrASJ. VIII, 1—57.
87) Der Nakasendö in Japan. Nach eigenen Beobachtungen und Studien
im Anschluss an die Itinerar- Aufnahme von E. Knvpping und mit Benutzung
von dessen Notizen dargestellt von J. J. Rein. Mit 3 Tafeln: Petermann's
Mitth. Erg.-Heft 59. Gotha. 38 pp. M. 3.20.
88) H. V. Siebold. Notes on Japanese Archaeology with Especial Refe-
rence to the Stone Age. With 12 photogr. Plates. Yokohama. III, 21 pp.
fol. M. 40.
89) John Milne. Notes on Stone Implements from Otaru and Ha-
kodate , with a few General Remarks on the Prehistoric Romains of Japan :
TrASJ. VIII, 61—91.
90) F. Satow. Ancient Sepulchral Mounds in Kandzuke: ebd. 313 — 332.
91) Le Blanc du Verriet. L'Art japonais: L'Art Juin 13, Sept. 5.
92) C. Pfoundes. Art in Japan: The Architect, April 17.
93) Japanese Pottery: being a Native Report, with an Introduction and
Cataloguo by A. W. Franks. With Illustr. and Marks. London. 112 pp.
8. 2 s. 6 d.
94) Dictionnaire Coreon-francais coutenant, 1. Partie lexicographique : le
raol ecrit on caracteres alphabetiques coreens; sa prononciatiou: le texte chinois
correspondant, la traduction francaise. 2. Partie grammaticale : les terminaisons
d'un verbe modele arrangöes par ordre alphabetique. 3. Partie geographique:
les noms et la position des villes, des montagnes, des cours d'eau etc., les di-
visions administratives etc., avec une carte de Corde. Par les Missionnaires de
Coree de la Societd des Missions etrangeres de Paris. 8. \TII, 615, IV, 57,
II. 23 pp. Yokohama, C. Li'vy. 100 frs.
Grube, China, Japan und Korea. 215
Grammatik befasst sich Maclntyre95), mit der Schrift Aston 96).
Zwei ausführliche Werke über Korea97-99) bieten ein anschauliches
Bild der Geschichte, Geogi'aphie und Ethnographie dieses bisher
so gut wie unbekannten Landes.
95) J. Maclntyre. Notes on the Corean Language: ChR. VIII, 4. IX, 1.
96) W. 6r. Aston. Proposed Arrangement of the Korean Alphabet:
TrASJ. VIII, 58—60.
97) J. Rons. History of Corea, Ancient and Modern; with Description of
Manners and Customs, Language and Geography. With Maps. London. 404 pp.
8. — Vgl. ChR. IX, 233; TE. N. S. I, 3.
98) E. Oppert. A. Forbidden Land. Voyages to the Corea, with an
Account of its Geography, History, Productions and Commercial Capabilities.
With 3 Maps and Illustr. London. 349 pp. 8. 21 s.
99) Derselbe. Ein verschlossenes Land. Reisen nach Corea. Nebst Dar-
stellung der Geographie , Geschichte , Producte und Handelsverhältnisse des
Landes, der Sprache und Sitten seiner Bewohner. Deutsche Orig.-Ausg. Mit
38 Abbildgu. u. 2 Karten. Leipzig. XX, 315 pp. 8. 8 M.
216
Tibet und Hinterindien.
Von
E. Kuhn.
Für Tibet und Hinterindien haben wir aus dem Jahre 1!
eine nicht unbedeutende "Anzahl Bücher und Abhandlungen zu ver-
zeichnen, die von dem regen und erfolgreichen Eifer auf diesen
Gebieten ein erfreuliches Zeugniss geben.
Von den Annales de 1'Extreme Orient *) wurde der zweite
Band vollendet, Hodgson's2) berühmte Abhandlungen über die
Sprache des Himälaya und der östlichen Grenzgebiete des britischen
Indien's wurden von Host nach den Handexemplaren des Verfassers
in zwei stattlichen Bänden mit bekannter Sorgfalt herausgegeben.
Kurz berührt sind die uns hier beschäftigenden Sprachen auch in
einem bereits oben erwähnten Buche Oust's3). Ueber den Bud-
dhismus in Tibet und Hinterindien berichten Fecr*) und wohl auch
de Rosny'0). Die Geschichte von Nepal und Barma beschäftigte
Wheeler6) in weiterem Zusammenhange.
Dem Studium des Tibetischen steht eine dankenswerthe Be-
reicherung bevor in einem neuen Wörterbuche des hochverdienten
1) Annales de 1'Extreme Orient. Bulletin de la Soeiete Academiquo Indo-
Chinoise sous la direction du Docteur Cte Meyners d'Estrey avec la colla-
boration de MM. le M's de Crolzier etc. Tome Second. Juillet 1879 — Juin
1880. Paris. VII, 384 pp. 8. mit Tafeln u. Karten, fr. 15.
2) Brian Houglüon Hodgson. Miscellaneous Essays relating to Indian
Subjects. Vol. 1. II. London 1880. VII, 407. VII, 348 pp. 8. [Trübner's
Oriental Series.] £ 1 8 s. — Uoher Recensionen vgl. oben S. 43 No. 317.
3) S. oben S. 35 No. 231.
4) L. Fcer. Bulletin critique du bouddhismc extra-indien (Tibet et Indo-
Chine): Kov. de l'hist. des rel. II, 363 — 37 C>.
5) Li. de Rosny. Le bouddhisme dans L'extreme Orient: Rov. scientif.
2. Ser., XVII, 581—585. (Nach J. Klcdt im Jaliresber. d. Geschichtswissen-
schaft 1880, 21).
6) J. 1. Wheeler. A Short Bistory of India and tho Frontier States of
Afghanistan, Nipal and Burma. With Maps and Tables. London 1880. 730 pp.
8. 12 s. — Vgl. Jas. S. Cut tun Ae. XVII, 297.
Kulm, Tibet und Hinterindien. 217
JäschJce, über dessen ganze Anlage uns Reichelt1) vorläufig orien-
tiert hat. Letzterem8) verdankt man auch eine Abhandlung über
den Dialekt des östlichen Tibet, die uns leider nicht zugänglich
gewesen ist. Desgodins 9) äussert sich ziemlich ablehnend über
die Verwandtschaft zwischen Tibetisch und Chinesisch. Aus
Schiefners10) Nachlass erhielten wir die Uebersetzung einer Re-
ligionsschrift der Bonpo - Sekte; die Einleitung, welche der ver-
ewigte Forscher dazu zu geben beabsichtigte, ist leider über die
allerersten Anfänge nicht hinausgekommen ; die hervorragende Rolle,
welche der Text den Näga zuweist, hat übrigens in Hinterindien
entschiedene Analoga. Eine neue Uebersetzung des Sütra der 42
Sätze haben wir von Rockliilln) zu erwarten. Bushell's12) älteste
Geschichte Tibet's nach chinesischen Quellen ist eine Uebersetzung
aus der officiellen Geschichte der T'ang - Dynastie ; ein Anhang
handelt über zwei zu Lhasa befindliche Inschriften in chinesischer
und tibetischer Sprache. Ein grösseres Werk über die chinesischen
Inschriften Tibet's ist von Jametel13) in Angriff genommen worden.
— Anhangsweise mag hier der Khajüna als eines Nachbarvolkes
der Tibeter gedacht sein, in deren Zahlwörtern Tomascheku) frei-
lich nur sehr zweifelhafte Anklänge an das Tibetische und seine
Verwandten nachzuweisen vermochte. Eine eingehende Dar-
stellung ihrer Sprache finden wir in dem früher genannten Werke
Biddidplis'b).
Vocabularien aus den Grenzgebieten zwischen Tibet, China
und Hinterindien hat Desgodins™) mitgetheilt. Zur Geographie
7) G. Th. Reichelt. Tibetan and English Dictionary by H. A, JäschJce:
ZDMG. XXXIV, 582—584.
8) Warneck's Allgemeine Missionszeitschrift, März 1880.
9) A. Desgodins. Lo Tbibet. Notes linguistiques : Ann. de l'Extr. Or.
II, 225—230 mit einer Tafel.
10) A. Schiefner, Ueber das Bonpo-Sütra: „Das weisse Näga -Hundert-
tausend". St. Petersburg 1880. IV, 86 pp. 4. M. 2,30. (Mein, de l'Ae. Imp.
des Sc. de St.-Petersb. VII Ser., XXVIII, No. 1.)
11) The Sutra in Forty-two Chapters, translated from the Tibetan by
W. W. RochhiU: PAOS. October 1880, XV— XVII.
12) S. W. Bushell. The Early History of Tibet. From Chinese Soürces:
JRAS. N. S. XII, 435 — 541. 3 Tai'. — Vgl. Maurice Jametel Rov. de l'extr.
orient I, 151.
13) L'Epigraphie chinoise au Tibet, inscriptions recueillies , traduites et
annotees par Maurice Jametel. 1 re livraison. Peking , typographie du Pe-
t'ang. V, 34 pp. 8. [Paris, Leroux: fr. 2,50.] — Vgl. C. Imbault - Huart
JA. VII Ser., XV, 357.
14) S. oben S. 54 No. 87.
15) S. oben S. 38 No. 263.
16) Desgodins. Vocabulaire de plusieurs tribus des bords du Lan-tsang-
kiang ou Haut Me-kong, Lou-tse-kiang ou Haute Salouen et Haut Irraouaddy :
Ann. de l'Extr. Or. III, 42—48.
21S Kuhn, Tibet und Hinter Indien
dieser Region mögen Gill's17) Reisewerk mit der beachtenswerthen
Einleitung von Yule und Lullies'1*) zusammenfassende Darstellung
hier nochmals erwähnt sein.
Aus dem Brahmaputragebiete sind Ayersifs19) Schilderung
der Garo und Cockburn's 20) Beschreibung von Steindenkmälern
aus dem Khasi-Lande namhaft zu machen. Wichtiger ist Oushings21)
äusserst dankenswerthe Skizze über das Kakkyen und Damant's22)
lehrreicher Versuch, die Stämme zwischen Brahmaputra und Ningthi
auf Grund der vorhandenen Vocabularien genauer zu classificiren.
— Ueber Münzen aus Arakan sprach Rajendraläla Mitra'-A).
Für Barma nennen wir in erster Linie einen äusserst in-
teressanten Bericht Forchhammers24) über die in Britisch Barma
handschriftlich vorhandene Literatur in Barmanisch, Talaing, Sans-
krit und Päli, welcher namentlich auch über die barmanischen
Gesetzbücher indischer Herkunft einige weitere Aufklärungen bei-
bringt. Ueber die Presserzeugnisse von Britisch Barma mag man
die ofhciellen Cataloge25) und Bennett's26) Mittheilungen an die
American Oriental Society vergleichen. Das Hervorragendste der
dort gedruckten barmanischen Bücher ist nach einer gütigen Notiz
Rost's die Kavilakkhanadipani27), eine Art Encyclopädie alles bar-
manischen Wissens mit Indices und Inhaltsverzeichnissen. Von
Bigandet's28) Leben Buddha's ist eine dritte Auflage erschienen,
ein getreuer Abdruck der zweiten zu Rangoon 1866 erschienenen
mit den Vorreden von 1858 und 1866. Ueber Buddhisten und
Buddhismus in Barma schrieb Yoe29). Endlich mag hier auf
17) S. oben S. 210 No. 34.
18) S. oben S. 210 No. 37.
19) W. Ayerst. The Gäros: IAnt. IX, 103—106.
20) J. Coclburn. Notes on Stone Implements from the Khasi Hills, and
the Banda and Vellore Distriets: JASB. XL VIII, Part II, 133—143 mit 3 Tafeln.
21) J. N. Gushing. Grammatical Sketch of the Kakhyen Language: JRAS.
N. S. XII, 395—416.
22) G. H. Damant. Notes on the Locality and Population ot" the Tribes
dwelling between the Brahmaputra and Ningthi Rivers: JRAS. N. S. XII,
228—258.
23) Rajendraläla Mitra. Note on Arakan coins: PASB. 1880, 53 — 54.
24) Report by E. Forchhammer, Professor of Pali, Rangoon High School.
For the Year 1879—80. 8, XX pp. fol. [London, Trübner: 7 s. 6 d.]
25) Catalogue of Books and Pamphlets printed in British Burma during
the Ist. 2ud. 3rd. 4th. Quarter of 1880. 4 Bl. fol.
26) PAOS. October 1880, I. XIV— XV.
27) Mingyee Siri Mahazayyathoo. Ka»wee-letkana-deepanee-kyan. Ran-
goon (Moung Po 0) 1880. 624 pp. 8. Rs. 8.
28) P. Bigandet. The Life or Legend of Gaudama the Buddha of the
Burmese. With Annotations. The Ways to Neibban, and Notice on the Phon-
gyies or Burmese Monks. In two Volumes. Third Edition. London 1880. 8.
\'.>l I: XX, 267. Vol. II: VIII, 326 pp. (Trübner's Oriental Series.)
29) SA. Yoe. Buddhists and Buddhism in Burma: Cornhill Mag. Nov. Dec.
Kuhn, Tibet und Hinterindien. 219
ein wohl 1880 gedrucktes Büchlein30) hingewiesen sein, in welchem
zwei barmanische Spiele neben anderen indischen beschrieben sind.
Ein nützliches Handbuch des Shan, enthaltend einen Abriss
der Grammatik, Texte und ein Vocabular in Englisch und Shan,
verdanken wir Cushing31). Harmand, dessen Artikel über Laos
und die wilden Stämme Hinterindien's32) uns leider nicht zu Ge-
sicht gekommen ist, hat ein kleines Gebet der Laos33) mitgetheilt.
Leben und Treiben in Siam tritt uns in Senn van BaseVs3*)
trefflichen Schilderungen anschaulich entgegen. Haas3b) beschreibt
nach einer historischen Einleitung eingehend das Münzwesen Siam's
und seiner Vasallenstaaten und hat damit eine frühere Abhand-
lung von Pereira36) entbehrlich gemacht. Sonst mag noch eine
Notiz Winckel's31) über die siamesischen Porzellanmarken ge-
nannt sein.
Besonders reich ist dieses Mal das östliche Hinterindien ver-
treten. Kea?ie3S) sucht in längerer Darlegung die Verwandtschaft
zunächst der Khmer und anderer südöstlicher Stämme mit der
30) Patschisi. Pa-te-en. Deiam Sadurangan. Pinna -Domino, s. 1. et a.
[Druck von Gebr. Unger (Th. Grimm) in Perlin.] 16 pp. 8. mit fünf Ab-
bildungen im Text.
31) J. N. Cushing. Elementary Handbook of the Shan Language. Ran-
goon (C. Bennett . . . American Mission Press) 1880. X, 121 pp. 4. Rs. 5.
[London, Trübner: 12 s. 6 d.]
32) J. Harmand. Le Laos et les sauvagus de l'Indo- Chine: Tour du
monde, Avril 1880. (Bibl. or. 1880, No. 259.)
33) Harmand. Priere laotienne: Ann. de l'Extr. Or. III, 149 — 150 mit
einer Tafel.
34) W. H. Senn van Basel. Schetsen van Siam. II. Bangkok längs de
rivier. III. Bangkok längs den landweg. IV. Een olifantenjacht : IG. II, 1, 149
— 160. 681 — 694. 984 — 1003. V. Een terechtstelling. VI. Een muziek-
uitvoering in den tum van den Minister van Buitenlandsche Zaken. VII. Het
pandelingschap. VIII. Het financiewezen. IX. De politieke en administratieve
toestand: ebd. II, 2, 169—179. 347—372. 574—596. (Auch separat u. d. T.:
W. H. Senn van Basel. Schetsen uit Siam. Amsterdam 1880. — Vgl.
TNI. N. S. IX, H, 305.
35) Joseph Haas. Siamese Coinage: JNChBAS. N. S. No. XIV, 35—64
mit Holzschnitten. (Auch separat u. gl. T. Shanghai („Celestial Empire" Office)
1880. 30 pp. 8. — Eine z. Th. etwas verkürzte Bearbeitung ist: Joseph
Haas. Ueber siamesische Münzen: Num. Zeitschr. XII, 458 —480.
36) „Moedas de Siam" por Marques A. Pereira, com una Carta do Sr.
A. C. Teixeira de Aragäo — 1879. Lallemant Freres Typ. Lisboa. 30 pp.
37) Lettre de M. le Dr. C.-P.-K. Winckel ä M. R. Chalon, president
de la Societe royale beige de numismatique: Ann. de l'Extr. Or. III, 156- — 157.
— Vgl. auch Zeitschr. f. Numism. VIII, 16.
38) A. H. Keane. On the Relations of tho Indo-Chinese and Inter-Oceanic
Races and Languages : JAI. IX, 254 — 289. (Auch separat 36 pp. 8. 2 s.)
— Ders. The Indo-Chinese and Oceanic Race-Types and Affinities: The Nar
ture, Dec. 30, 1880.
220 Kuhn, Tibet und Hinterindieu.
nialaiisch-polynesischen Race zu erweisen, eine Ansiebt, die Yule39)
mit ethnologischen Gründen zu unterstützen bestrebt ist. Wir
sind dieser Ansicht schon in unserem Berichte für 1878 nach-
drücklichst entgegengetreten. Ein mir unzugänglich gebliebener Ar-
tikel von Harmand40) dürfte auch wohl vor Allem die südöst-
lichen Stämme in's Auge fassen. Die reichen Ergebnisse seiner
archäologischen Expedition nach Kamboja hat Delajiorte11) in einem
prachtvollen Werke zusammengestellt; über eine kleinere Expe-
dition berichtet Spooner42). Eine Reihe anderweitiger Artikel13)
zeugt von dem regen Interesse, welches die überraschenden Ent-
deckungen in Kamboja überall hervorrufen. Kern's44) im vor-
jährigen Bericht erwähnter Aufsatz über die Inschriften in Kamboja
wurde in das Französische übertragen und so die Veranlassung,
dass Kern45) zu weiteren Entzifferungen durch Harmand in den
Stand gesetzt wurde. Die zwei entzifferten Inschriften sind in
historischer wie religionsgeschichtlicher Beziehung von ganz ausser-
ordentlichem Interesse. Eine spätere Inschrift veröffentlichte Lor-
geau46). Bilder aus dem gegenwärtigen Leben gab Posfei4''). —
Unter einer Reihe annamitischer Bücher, die Trübner's Record4s)
genauer verzeichnet , wollen wir hier nur ein annamitisch - franzö-
39) Yule. Notes ou Analogies of Manners between the Indo-Chinese Eaees
and the Races of the Indian Arehipelago: JAI. IX, 290 — 304.
40) J. Harmand. Les races de l'Indo-Chine : Bull, geogr. du Nord de
la France, Dec. 1880. (Bibl. or. 1881, No. 321.)
41) L. Delaporte. Voyage au Cambodge. L'architecture Khmer. Ouvrage
orne de 175 gravures et d'une carte. Paris 1880. 462 pp. 8. fr. 20. — Vgl.
Ann. de l'Extr. Or. II, 212—213 mit Tafel: Emile Saldi L'art Khmer: L'Art
No. 289—290 und danach E. Camp De kunst in Cambodja: IG. II, 2,
1171—1176.
42) fJ.J Spaoner. Exploration aux ruines des monuments roligieux de la
province de BatJ (Cambodge): KHK. I (1880), 83 — 101 mit zwei Tafeln.
43) S. Jahresbericht der Geschichtswissenschaft 1880, 20 No. 12—14.
1 l i //. Kern. Inscriptions Gambodgiennes : Ann. de l'Extr. Or. II, 193 — 196.
— Vgl. Inscriptions Cambodgiennes. Lettre de M. le Dr. Harmand aecom-
1 ■ : '->"' ■ de quatre dessins: Ann. de l'Extr. Or. II, 271 — 272; ferner Uarmand's
kurze Notiz über Kenia Entzifferungen: Bulletins de la Soc. d'Anthr. de Paris
MI Sei . III. 192.
15) //. Kern. Inscriptions Cambodgiennes. Article 1 IT. [nscription de
Prea-Khan (Compong Soai): Ann. du l'Extr. Or. 11,333—341 mit Tafel. Article
II. [nscription de Bassac: ebd. III. 65—76 (vgl. 125) mit Tafel.
46) A. Lorgeau. Inscription Cambodgienne trouvee a Lophabouri (Siam):
Ann de l'Extr. Or. III, 33—36 mit einer Tafel
47) Raoul Postel. Uu bonze charmeur: Ann. de l'Extr. Or. 11,208 — 212.
- dem. Une recoption royale au Cambodge: ebd. II, 358 — 362.
48) TR. N. S. II, 133. 168.
Kuhn, Tibet und Hinterindien. 221
sisches Wörterbuch49) hervorheben, dem Bavier50) mit einem
lateinisch - annamitischen zur Seite tritt. Bouillevaux'"1) lieferte
einen interessanten Aufsatz über die Geschichte der Tschainpa.
Ueber die späteren Beziehungen Annam's zu China handeln die
von Deveria0-) übersetzten chinesischen Docuniente. Eine merk-
würdige anthropologische Eigenthümlichkeit der Annamiten, aus
der sich ihre chinesische Benennung als „Giao-Chi — crossed toes"
erklärt, ist von Tremlet£°3) besprochen worden. Truong I inJi
Ky'oi) hat seine lehrreiche Schilderung der annamitischen Ge-
bräuche zu Ende geführt. Ein in der China Eeview veröffent-
lichter Artikel von Troeung55) bezieht sich auf ein von der Re-
gierung herausgegebenes Werk über das französische Cochinchina.
Ebenso wenig wie dieses ist uns eine Schrift von Landes t6) zu
Gesicht gekommen. Von geographischer Literatur mögen hier nur
das von Dupuis'3"') veröffentlichte Tagebuch und Dulreuil de
ffliins' 5S) Uebersicht der neuesten geographischen Arbeiten ge-
nannt sein.
Betreffs der Andamanen und Nicobaren sind für uns nur die
49) Dictionnaire Anuamite-Francais. (TuVi AnNam-PhaLangSa.) Tan-Dinh
1879. XVI, 916 pp. 8. [London, Trübner: £ 1 1 s.]
50) M. II. Ilavier. Dietionarium latino-annamiticuin completum_ et novo
online dispositum cui accedit appendix praecipuas voces proprias cum brevi
expositione continens. Ninh Phu 1880 ex typis miss. Tnnquini occid. XII,
1270, 72 pp. 4. [Paris: fr. 75.] (Bibl. or. 1881, No. 325.)
51) C.-E. Bouillevaux. Le Ciampa: Ann. de l'Extr. Or. II, 321—326.
III, 77—82. 99—108.
52) Histoire des relations de la Chine avec l'Annam-Vietnam du XVIe au
XIXe siecle d'apres des documents chinois traduits par la premiere tbis et an-
notes par G. Deveria. Ouvrage accompagne d'une carte. Paris 1880. X,
102 pp. 8. fr. 7,50. (Publications de l'Ecole des langues orientales Vi-
vantes XIII.)
53) Charles F. Tremlett. The Great Toe of the Annamese: JAI. IX,
460—462.
54) Truong Vinh Ky. Institutions et moeurs annamites : La philosophie
positive n Ser., XXIV, 117—127. 256—272. XXV, 102—117.
55) Troeung. Annam: China Kev. IX, 37 — 42.
56) A. Landes. La commune annamite en Basse -Cochinchino. Saigon
1880. 8. (Bibl. or. 1881, No. 323.)
57) J. Dupuis. Voyage au Yun-nan et Ouvertüre du fleuvo rouge au
commerce: Annales du Musee Guimet I, 139 — 201 mit Karte.
58) J.-L. Dutreuil de Turins, Resume des travaux geographiques sur
l'Indo-Chine Orientale: Bull, de la Soc. de geogr. VI Ser., XIX, 5 — 33 mit Karte.
(Auch separat. — Vgl. Ann. de l'Extr. Or. III, 321—330.)
222 Kuhn, Tibet und Hinterindien.
Mittheilungen de Moepstorffs69) , Brander's60) und Batt's61) von
Interesse.
59) F.-A. de Roepatorff. Les iles Ändaman (et leurs häbitants): Eev.
scientif. 2. Ser., XVIII, 632—639. (Nach ./. Klatt im Jahresbericht der Ge-
schichtswissenschaft 1880, 35.)
60) E, S. Brander. Remarks on tho Aborigines of the Andaman Islands:
Proceedings of the R. Soc. of Edinb. X, 415 — 424 mit einer Tafel. (Nach
J. Klatt im Jahresbericht der Geschichtswissenschaft 1880, 35.)
61) V. Ball. On Nicobarese ldeographs: JAI. X, 103 — 105. — Authori-
ties on the Nicobar Islands not included in, and subsequent to Mr. Dis tont's
List: ebd. 106 — 108. Dazu eine Tafel, (lieber Distant vgl. Jahresbericht
1877, 68 No. 54.)
(I. Kieyoing in Leipzig.
Inhalt.
Malaiischer Archipel und Polynesien. Von IL Kern 1
Vorderindien. Von J. Klatt 13
Iran, Armenien, Kaukasusländer. Von E. Kuhn 44
Armenische Drucke von Smyrna und Constantinopel. Zusammengestellt
von J. H. Mor (Umarm 57
Kleinasien. Von Eduard Meyer 59
Semiten im Allgemeinen. Von August Müller G2
Keilinschriften. Von Friedrich Delitzsch , . . . . 67
Hebräische Sprache, alttestamentliche Exegese und biblische Theologie, Ge-
schichte Israels. Von E. Kautzsch 79
Rabbinica und Judaica. Von Hermann L. Strack 125
Phönizien (incl. der hebräischen und altkanaanitischen Inschriften etc.)
Von J. Euting 144
Syrisch (incl. des Mandäischen, der sinaitischen Inschriften u. s. w.) Von
Friedrich Baethgen 148
Arabien und der Islam. Von Ad. Erman, F. Praetor ius u. August Müller 155
Abessinien. Von Franz Praetorium 182
Aegypten. Von Adolf Erman 184
Libysche Sprachen. Von Adolf Erman 194
Finnisch-ugrische Sprachforschung. Von O. Donner 195
Türkisch. Von J. H. Mordtmann 200
China, Japan und Korea. Von W. Grube . . 206
Tibet und Hintcrindien. Von E. Kuhn 216
Wissenschaftlicher Jahresbericht
über die
Morgenländischen Studien
im Jahre 1881.
Von
H. Kern, F. Praetorius. F. Baethgen, J. Klatt,
E. Kautzsch, H. Ethe, F. Hommel.
Für die Deutsche Morgenländtsche Gesellschaft.
Leipzig 1885,
in Commission bei F. A. Brockbaus.
Inhalt.
Malaiisch-polynesische Völker. Von H. Kern 1
Abessinien. Von F. Praetorius 10
Syrisch (incl. des Mandäischen, der sinaitischen Inschriften u. s. w.). Von
F. Baethgen 12
Vorderindien. Von J. Klatt 20
Hebräisch, Alttestamentliche Exegese und biblische Theologie, Geschichte
Israels. Von E. Kautzsch 60
Neu-irän. Von H. EtM 108
Arabien und der Islam. Von Fritz Hommel . . . .115
Malaiisch-polynesische Völker.
Von
H. Kern.
Wie das Gebiet dieser Völker eine Inselwelt ist und der von
Madagaskar bis zur Osterinsel herrschende Sprachstamm mehr zer-
splittert ist als irgend ein andrer, so ist auch in den Bestrebungen
der Forscher auf diesem Felde ein gewisser Mangel an Zusammen-
hang zu verspüren. Bei der fortschreitenden Entwicklung unserer
Kenntmss soll und wird dieses Verhältniss sich ändern und da wird
es zeitgemäss sein, bei der Besprechung der Einzelforschungen und
einschlagiger Schriften ein anderes Princip zu befolgen als das in
diesem Jahresbericht angenommene. Vor der Hand scheint eine blosse
Aulzanlung noch am zweckmässigsten.
; Ueber die Insel Java in geographischer, historischer, antiqua-
rischer linguistischer Beziehung erschien von der Hand Webster S
ein vortrefflicher Artikel, der in verhältnissmässig ausführlicher
Fassung aUes enthält was zur Orientirung über diesen Gegenstand
nothig ist'). Unsere bisherige fast ausschliesslich dem verstorbenen
Friederich zu verdankende Kenntnis« der altjavanischen Literatur-
schatze, insoweit sie auf Bali bewahrt sind, erhielt eine wesentliche
Bereicherung durch einen gehaltvollen Aufsatz van der Tuuh's der
eingehend das Verhältniss der poetischen Erzeugnisse in Kawisprache
zu den indischen Vorbildern bespricht, zugleich interessante Be-
merkungen zur Lexikologie und Grammatik des Kawi daran-
knupfend-). Das für die Geschichte der indischen Cultur und des
Buddhismus auf Java so wichtige Bauwerk von Boro-Budur bildet
den Gegenstand einer Abhandlung von Feer, welche zu gleicher Zeit
als eine recht gute Anzeige des von der niederländischen Regierung
veröffentlichten Prachtwerkes über Boro-Budur zu betrachten tat}.
1) H. A Webster. Java: Encyclopaedia Britannica XIII, 600-010
JRAS} f l xTlI, tJS?' N°teS °" the Kawi *W -d KteratUre:
Jahresbericht 1881
2 Kern, Mcdaiisch-polynesische Völker.
Die Auffindung von drei brahmanischen Sanskritinschriften in Kutei
auf der Ostküste Borneo's veranlasste den Ref. zu der Mittheilung
der Texte mit Uebersetzung, wie auch zu dem Versuch, die Grund-
linien einer Geschichte der indischen Schrift im Archipel an-
zudeuten4). Der Aufsatz wird an dieser Stelle nicht unter Borneo
erwähnt, weil der Verf. alle jetzt bestehenden Hauptalphabete der
Archipel -Völker , insofern dieselben indischen Ursprungs sind , von
der mit der späteren Cambodjischen Schriftgattung enge zusammen-
hängenden altjavanischen herleitet imd die Kutei - Inschriften mit
denen im westlichen Java zusammenstellt.
Die wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiete der neu-
javanischen Sprache und Literatur sind im Jahre 1881 weder zahl-
reich, noch besonders bedeutend gewesen. Das Wichtigste dem Gegen-
stände , nicht aber der Behandlung nach , war ein von Gunniny
veröffentlichter Text in einem alterthümlichen und dialektisch ge-
färbten Javanisch, aus einer Handschrift des 16. Jahrhunderts.5)
Einen interessanten Beitrag zur Kenntniss der javanischen Zeit-
messung lieferte Ario Tjondro Negoro durch die Beschreibung
eines im javanischen Jahre 1646 (= 1722 A. D.) aufgestellten
Sonnenzeigers oder Jahrzeitindicators zu Gresik , wobei eine Ueber-
setzung der zu dem Instrumente gehörigen Gebrauchsanweisung,
nebst nachträglichen Bemerkungen van der JStok's 6). Meinsma
besorgte eine neue Ausgabe des Buches Radja Pirangon (Pharao),
das bekann tlich eine freie javanische Bearbeitung der Geschichte des
Moses enthält 7). Knebel theilte in Uebersetzung eine javanische
Legende über den Gratisee mitb), während Winter zusammenstellte,
was die einheimischen Ueberlieferungen berichten über den Ursprung
der Kalangs , einer Menschenklasse , deren Stellung ehemals grosse
Aehnlichkeit hatte mit derjenigen der Atawika oder gar der Mä-
tanga in Indien1'). Für die Lösung der Frage, ob die Kalangs wirk-
lich Ueberbleibsel einer Urrasse sind , wie die Ethnologen gewöhn-
lich annehmen , haben jene Ueberlieferungen oder Mährcheu keinen
Werth.
4) H. Kern. Over de opsehriften uit Koetei in verband met de ge-
scMedenis van het schrift in den Indischen Archipel: Versl. en Meded. Kon.
Ak. d. Wetenseh. XI, 182—203 mit 3 Tafeln.
5) J. G. H. Gunning. Een Javaansch geschrift uit de IG' eeuw hande-
lende over den Mohammedaanschon godsdienst naar een Leidsch handschrift uit-
gegeven en met aanteekeuingen voorzien. Leiden (Brill) 1881. XXVII. 112 pp.
8. (Doctordiss.) — Vgl. die Anzeige dieser Schrift: IG. III, 2, 128—130.
6) Ario Tjondro Negoro und J. P. van der Stok. De koperen zon-
newijzer van Gresik: TITLV. XXVII, 47 — 68.
7) ./. ./. Meinsma. Het hoek Radja Pirangon of de Geschiedenis van
N.il.i Moesa. 2 dr. Leiden (Brill) 1881. 1G3 pp. 8. Fl. 2,50. — Vgl
Hwmme, Anzeige: Ki. III, 1, 1157.
8) J. Knebel. Ken en ander over het meer van Grati uit het Javaansch
overgezet: TITLV. XXVII, 541—555.
9) G. Winter. De Kalangs op Java: IG. III, 1, 559—585.
Kern, Malaiisch-polynesiaohe Völker. 3
Das Studium des Suudauesischeu macht erfreuliche Fortschritte.
Oosling, dem wir das ausgezeichnete Wörterbuch, dessen in den zwei
letzten Jahresberichten Erwähnung geschah, verdanken, veröffentlichte
diesmal den Text des Tjarios Supena, wovon er schon früher einen
Auszug in Uebersetzung mitgetheilt hatte10). Mehrere kleinere Le-
genden über den Ursprung abergläubischer Observanzen unter dem
Sundavolke wurden von Holle herausgegeben und mit einer nieder-
ländischen Uebersetzung versehen11). Derselbe besorgte ein neues
Facsimile der in alt-sundanesisch verfassten Inschrift auf dem Batu
Tulis und gab zu gleicher Zeit eine Sprachprobe aus einer Hand-
schrift Tjarita Parahyangan genannt, welche dem Inhalte nach als
ein Puräna in Prosa bezeichnet werden kann1-). Aus jener Sprach-
probe geht unwiderleglich hervor, was Holle eben zeigen wollte,
dass es ein altsundanesisches Kawi gegeben hat sowohl wie ein alt-
javanisches , womit aber keineswegs geläugnet wird , dass selbst in
den Sundalanden mehr Werke der altjavanischen als der altsunda-
nesischen Literatur erhalten sind.
Was das Maduresische betrifft, welches bekanntlich nicht nur
auf der Insel Madura, sondern auch in verschiedenen Gegenden Ost-
java's gesprochen wird , erwähnen wir hier nur die Erscheinung
eines rein praktischen, aber nicht unverdienstlichen Lehrbuches zur
Erlernung der Sprache von Elzevt'er Stokmans und MarinissenVi).
Das Werk hat auch desshalb seinen Nutzen, weil es manche mund-
artliche Eigenthümlichkeiten der auf Java ansässigen Maduresen
verzeichnet.
Im Studium des Malaiischen und seiner Dialekte herrscht ein
höchst erfreulicher reger Eifer. Swettenham Hess ein englisch-
malaiisches und malaiisch-englisches Vocabular mit Zwiegesprächen
erscheinen14). Inwiefern dieses Werk als eine Erweiterung der aus
andern Wörterbüchern zu schöpfenden Kenntnisse zu betrachten sei,
kann Ref. nicht sagen , da das Buch ihm nicht zu Gesicht ge-
kommen ist ; dem Titel nach scheint es ein praktischen Zwecken
angepasstes Werk zu sein, grade wie Klinkert's Conversationsbuch
10) H. J. Oosting. Tjarios Soepena of Geschiedenis van Soepena, door
Mas Wangsa di Pradja. Amsterdam (Müller) 1881. 79 pp. 8. Fl. 1,80. —
Vgl. Ann. de l'Extr. Or. III, 158.
11) H. F. Holle. Snippers van den regent van Galoeh, Raden Adipati
Aria Koesoema di Ningrat met vertaling eu toelichting: TITLV. XXVII,
99—127.
12) Ders. De Batoe Toelis te Buitenzorg: ebd. 90 — 98 mit einer Tafel.
— Nog een woord over den Batoe Toelis te Buitenzorg: ebd. 187 — 189.
13) W. J. Elzevier Stokmans en J. C. P. Marinissen. Handleiding
tot de beoefening der Madoereescbe taal met woordenboek. Soerabaja (Thieme
& Co.), Goes (Kleeuwens & Zoon) 1880. 288 pp. 8. Fl. C. — Vgl. A. C.
Vreetle, Anzeige: IG. III, 1, 329—335.
14) F. A. Swettenham. Vocabulary of the English and Malay languages
with notes. Vol. I. English-Malay Vocabulary and Dialogues. Vol. II. Malay-
Euglisb Vocabulary. Singapore. £ 1. — Vgl. TK. N. S. III, 43.
1*
4. Kirn, Malaiisch-pölynesische Völker,
für das Malaiische b). Höhere wissensehaftüche Ansprüche macht
eine neue von Maxwell veröffentlichte Grammatik, welche mit einer
Einleitung über den Einfluss des Sanskrit auf das Malaiische ver-
sehen ist16). Warum dieser Einfluss in einer Grammatik besprochen
wird, ist nicht leicht abzusehen, da er sich bloss auf das Lexikon
erstreckt und anerkanntermassen den Bau der Sprache gar nicht be-
rührt. Zerstreute Bemerkungen über einzelne Ausdi'ucksweisen lin-
den sich in einem Aufsatze von Dewall's1'1). KMnlcert gab eine
Uebersicht des Inhaltes des bekannten Gedichtes Ken Tambuhan18),
während Maxwell zwei malaiische Mythen15') in Uebersetzung mit-
theilte und in einem anderen Aufsatze auf Spuren arischer Mytho-
logie in malaiischen Ueberlieferungen wies'-0). Derselbe behandelte
auch verschiedene Fassungen eines angeblichen Sanskritformulars,
welches aber bei näherer Betrachtung sich herausstellt als eine
Reihe von pomphaften, aus dem Sanskrit entlehnten und entstellten
Herrschertiteln2'). Ferner verdankt man demselben einen Beitrag
zur Kunde des malaiischen Aberglaubens--). Zur Sittenkunde ge-
hört die Fortsetzung der Notizen van der Toorn's über das Fa-
milienleben der Malaien im Padanger Hochland-3), wie auch van
Hoevell's Aufsatz über den Eid der Malaien au der Westküste Su-
matras-4). Hier lässt sich eine Abhandlung von Willcen anreihen
über das Institut des Matriarchats, wiewohl diese Schrift nur einen
Abschnitt aus einem grösseren, auf ein weiteres Gebiet bezüglichen
Werke bildet-5,).
Die Erforschung der Dialekte, worunter der Menangkabausche
die erste Stelle einnimmt, hat in den letzten Jahren bedeutende
Fortschritte, aufzuweisen und verspricht noch werthvollere Resultate
15) H. C Klinkert. Conversatieboek voor het Maleisch, bevattende
vijfduizend alphabetisch geordende zinnen en een paar gesprekken. Haarlem
(van Dorp) 1881. VIII, 273 pp. 8. Fl. 2,50.
IG) W. K. Maxwell. A manual of the Malay langoage. "Wibh an in-
troductory sketch of the Sanskrit element in Malay. London (Trübner) 1881.
112 pp. 8.
17) .1. F. von. Dewatt. Maleische taalstudien: IG. III. 2, 349—361.
ISi IL C. Klinkert. Körte iuhoud van het Maleische gedieht Sjai'r Ken
Tambuhan: IG. III, 1, 1165—1187.
19) W, E. Maxwell. Two Malay Myths: the Princess of the F. .am, and
the Etaja of the Bamboo: JßAS. N. S. XIII. 498—523.
20) Ders. Aryan Mythology in Malay Traditions: ebd. 399—404.
21) Ders. An aecount of the Malay Cbiri, a Sanskrit formula: ebd.
42—58.
22) Ders. The folklore of the Malays: JStrBAS. III. No. I. 11—31.
23) •/. L. ran der loom. Aanteekeningen uit het familieleven bij den
Maieier in de Padangsche bovenlanden, II: TITLV. XXVII, 514—528.
24) G. II. II. C. '■<in Hoevell. Ovei den eed der Maleiers ter Su-
matras Wotknst: ebd. 529 — 537.
•_'5i Gr. .1. Wilken. Oyer de primitieve vormen van he) huwelijk en den
oorsprong van bei gezin. IV Hei Matriarchaat: Hi 111, 2, '_'.'!'_' — 288.
Kern, Mälaüsch-polynesisehe Völker. 5
als die jetzt schon errungenen. Je vollständiger und genauer die
Eigentümlichkeiten des Menangkabauschen erkannt werden, desto
mehr stellt es sich heraus, dass dieser Dialekt an Fonnenreichthuin
das klassische Malaiisch weit übertrifft und überhaupt in mancher
Beziehung alterthümlicher ist. Die schon oft angeregte Frage, ob das
Menangkabausche als dem literarischen Hauptdialekt untergeordnet
oder als demselben ebenbürtig zu betrachten sei, wäre vielleicht
schon erledigt, wenn die Menangkabauer nicht die Gewohnheit hätten
beim Schreiben so viel wie möglich der klassisch-malaiischen Ortho-
graphie zu folgen, trotzdem sie ihre eigene, sehr abweichende Aus-
sprache beibehalten. Das Verhültniss des Dialektes zu der Haupt-
sprache, die Schreibweise, Transscription und Aussprache haben den
Stoff geliefert zu etlichen Aufsätzen von Klinkert, van der Toom,
Juynboll und Habbema2l]~30). Letztgenannter lieferte auch einen
Beitrag zur Lehre der Pronomina im Menangkabauschen31) und ein-
zelne Bemerkungen über eine früher erschienene Schliff von Hoog-
kamer32). Bei weitem die bedeutendste Leistung auf diesem Ge-
biete verdanken wir einem Mitgliede des Zuges zur Erforschung von
Mittel - Sumatra , van Hasselt. Das von diesem sprachkundigen
Reisenden gesammelte Material ist in mehreren Beziehungen äusserst
werthvoll ; ausser einer Menge menangkabauscher Texte, giebt von
Hasselt Verzeichnisse von Wörtern aus der malaiischen Mundart
der Kubu, aus den Sprachen der Leute am Ober- und Unter-Rawas,
von Napal Litjin und der Redjang. Nicht weniger interessant sind
die im Werke vorkommenden Proben von Rentjong-Schrift, welche
allgemein unter den Redjang in Gebrauch und deshalb seit Mars-
den's Mittheilungen darüber als Redjangschrift bekannt ist. Dass
dieses mit den Lampongschen am Nächsten verwandte Alphabet
nicht bloss unter den Redjang gebräuchlich ist, hat man längst ge-
wusst . doch hatte man von der Verbreitung desselben auch unter
den Malaien keine klare Vorstellung53). Die bei verschiedenen Völker-
26) H. C. Klinkert. Welke plaats komt aan het Menangkabausch Ma-
leisch toe: IG. III, 1, 990—905.
27) J. L. van der Toom. Het Minangkabousch teil opzichte van het
Maleisch: ebd. III, 1, 525—542.
28) Ders. Beantwoording der vragen dour den Heer Klinkert gesteld:
ebd. III, 2, 510—528.
29) A. W. 1- Juynboll. De beoefening der Menangkabausche taal en
hare transscriptie : ebd. 1. 1011 — 1017.
30) J. TTdbbema. Naar aanleiding van 's Heeren K. van Ecks Bijdrago
tot de kennis van het Menangkabausch-Maleisch : ebd. 763 ff.
.".1 i Ders. Menangkabausche voornaamwoorden : TITLV. XXVII, 564 — 570.
,;-_'i Ders. Naar aanleiding van den Heer Hoogkamer's toelichtingen tot
de door Prof. Pijnappel uitgegeven Menangkabausch - Maleische Zamenspraken :
BTLVNI. IV Volgr. V, 136—146.
33) A. L. van Hasselt. De talen en letterkunde van Midden- Sumatra
(Reizen en onderzoekingen der Sumatra- expeditie 1877 — 79). III, 2. Leiden
(Brill) 1881. 180 pp.
ß Kern, Malaäsch-pulynesische Völker.
Schäften des innern Sumatra gebräuchliche Schrift ist übrigens nicht
der einzige Rest der alten indischen Cultur in jenen Gegenden. Tief
ins Land hinein , zu Muara Takus am Kamparfluss finden sich
Ruinen von Heiligthümern buddhistischen Ursprungs, welche schon
früher von de Qroot und du Ry van Beest Holle entdeckt, auf's
Neue von Verbeek und van Beiden untersucht, abgebildet und ge-
nau beschrieben wurden'1). Aus einer gelegentlichen Bemerkung
van Delden's erfahren wir, dass ausser den fünf Bauwerken zu
Muara Takus, worunter der Stüpa am Besten erhalten ist, es noch
andere derartige Ruinen giebt zu Bangkinang und Durian Tinggi.
Die einstmalige Existenz der brahmanischen Cultur auf der
Insel Borneo ist auf überraschende Weise zu Tage getreten in den
Sanskritinschriften von Kutei , deren oben schon Erwähnung ge-
schehen ist. Ueber die jetzigen Zustände in Kutei und dem süd-
lichen Borneo enthält der Reisebericht Boden einzelne brauchbare
Mittheilungen35)' ln Banjermassin erschien eine von der Rheinischen
Missionsgesellschaft besorgte Uebersetzung von Bunyan's Pilgrim's
Progress3G).
Schriften über die Sprachen der Philippinen sind uns nicht zu
Gesicht gekommen, mit Ausnahme eines Aufsatzes des Ref. über die
Sanskritlehnwörter im Visaya37).
Ueber die mit den philippinischen Sprachen nahe verwandten
Dialekte der Minahassa auf Nord - Celebes ward , unseres Wissens,
Nichts veröffentlicht , es sei denn , dass man hieher rechnen wolle
eine kurze Notiz Graafla?id's über die Gaunersprache in der Mina-
hassa3*). Der Kniff in diesem Jargon besteht hauptsächlich in der
einfachen Umstellung der Silben. Nach demselben Princip, das ge-
wissermaassen durch die vorherrschende Wortform in den malaiisch-
polynesischen Sprachen von selbst sich darbietet , verfahrt auch die
von van Hasselt beprochene Gaunersprache der Malaien39).
Eine kurze Mittheilung über eine buginesische Uebersetzung des
Buches der „Tausend Fragen" verdanken wir Niemann40). Skizzen
34) R. D. Verbeek en E. 1\ ran Deldcn. De Hindurninen bij Moeara
Takoes van de Kamparrivier. Met aanteekeningen van W. P. Groeneveldt :
Verh. Bat. Gen. K. en W. XLI, 3, 1!» pp. mit einer Tafel. — Vgl. T1TLV
IX, 531—033; XXV, '217—220.
35) C. Hock. Rois in Oost- en Zuid- Borneo van Koetei naar Banjer-
massing, ondernomen op last der Indische regeering in 1879 — 1880. I, 's Graven-
liago (Nijhoff) 1881. 64 pp. 4. Mit Atlas von 30 Tafeln.
36) Palisang oloh Kristen marintu lewu sorga tumon djetä injarita aui John
Bunjan. Banjermasin , ilambagan aui Rijnsch Zendinggenootscliap 1879. II,
104 pp. 4.
37) //. Kern. Snnskritsche woorden in het Bisaya: BTLVNI. IV Volgr.
V. 128—135
38) N. Graafland. Bargoensch in de Minahassa: IG. III, 2, 123—125.
39) A. L. van Hasselt. Inlandsche dieventaal: IG. 111, '_', 125 — 126.
40) G. K. Niemann. Ken Boeginoesch handsthrift: BTLVNI. IV Volgr.
V, 330—331,
Kern, Malaiisch-polynesische Völker. 7
aus dem Volksleben der Mangkasaren und Buginesen lieferte van
Eck n). Zwei Volkslieder in der Landessprache von Ambon, welche
allmählig durch ein Gemisch von Malaiisch und Holländisch verdrängt
zu werden bestimmt scheint, wurden in Text und Uebersetzung
herausgegeben von van Hoevett*2). Die Lieder sind nicht bloss
als Sprachproben, sondern auch wegen ihres rein historischen In-
haltes sehr beachtenswerth.
Ehe wir den indischen Archipel verlassen, wollen wir erwähnen,
dass eine übersichtliche knappgefasste Gesammtdarstellung dieser
Inselgruppe von der Hand Webster' s erschien43).
Das Studium des Malagasi wird mit stets wachsendem Eifer
gepflegt. Das von Sibvee und später von Cousins edirte „Anta-
nanarivo Annual"44) , dessen Ausgabe leider ins Stocken gerathen
zu sein scheint, enthält mehrere werthvolle Beiträge zur Literatur-,
Sprachen- und Sittenkunde von Madagaskar. Wir finden darin u. A.
eine Abhandlung von Dahle über den Einfluss der Araber auf das
Malagasi45), und eine andere über das malagasische Verbum46); von
Cousins über das Verhiiltniss des Malagasi zu den übrigen malaiisch -
pol vnesischen Sprachen 4T) ; von Richardson zwei Mittheilungen über
Volkssagen und Erzählungen, worunter eine Thierfabel48), und über
die Monatsnamen41'); von Clemes über Sprichwörter50). Die Hülfs-
mittel zur Erlernimg der Sprache sind vermehrt mit zwei von den
französischen Missionären verfassten Werken, die dem Ref. nur dem
Titel nach bekannt sind: ein französisch-malagasi Vokabular51) und
41) R. van Eck. Schetsen uit het volksleven in Nederlandscb Indie :
De Mangkasaren en Boegineezen : IG. III, 2, 824—843. 1020 — 1040.
42) G. W. W. C. van Hoevell. Twee zangen in de Anabolische landtaal
vertaald en verklaard : TITLV. XXVII, 69—89.
43) H. A. Webster. Indian Archipelago: Encyclopaedia Britannica XII,
815—820.
44) The Antananarivo Annual and Madagascar Magazine, edited by James
Sibree Jr., Missionary of the L. M. S. Antananarivo 1875 — 1878. — Vgl.
G. K. Niemann: BTLVNI. IV Volgr. V, 328—330.
45) L. Dahle. The influence of the Arabs ou the Malagasy language:
Antan. Ann. II, 75 — 92.
46) Ders. Studies in the Malagasy Language. On the infiection of the
verb in Malagasy: ebd. IV, 12 — 21.
47 i W. E. Cousins. The Malagasy Language, a member of the Malayo-
Polynesian: ebd. IV, 12—21.
48) ./. Richardson. The folklore of Madagaskar : ebd. III. More folklore:
ebd. IV, 44—53.
49) Ders. Names of the Malagasy mouths: ebd. 124.
50) S. Clemes. Malagasy proverbs: ebd. 26 — 31.
51) Vocabulaire francais- malgache redige par les missionnaires catbo-
liques a l'usage de leurs eleves qui apprennent le francais. Tananarivo 1880.
418 pp. 8. — Vgl. Friederici Bibl. Cr. 1881. No. 1235.
g Kern, Malaüsch-polynesische Völker.
französisch-malagasi Dialoge'-). Eine Abhandlung Wafce's über den
Ursprung des Malagasi giebt gar nicht was der Titel verspricht03);
über die Sprache wird fast gänzlich geschwiegen und ist der Verf.
vielmehr bemüht, aus der Uebereinstimmimg einzelner Gebräuche
darzuthun, dass die Bewohner Madagaskars mit den Siamesen in
engerer Verbindung stehen. Da der Verf. mehrere wichtige Factoren
ausser Acht gelassen hat, z. B. den intensiven Einfluss der Inder
sowohl auf Siam als auf den Archipel, die mannigfachen bekannten
W tihselbeziehungen zwischen Malaien und Siamesen, und die Spuren
indischen Einflusses auf das Malagasi, so will es uns bedünken, als
ob er das Problem nicht einmal richtig gefasst, geschweige ge-
löst habe.
Eine andere Abhandlung des genannten Verf. über die poly-
nesische Raceu4) führt uns hinüber zu der östlichen Abtheilung der
malaiisch-pofynesischen Völker. Hier soll eine gediegene Anzeige von
Hemheim's Beitrag zur Sprache der Marshall-Inseln aus der Feder
des Altmeisters Pott die Reihe eröffnen r5). In Bezug auf Mythen-
kunde nimmt Bastians Buch über die Kosmogonie und Theogonie
der Polynesier, eine sehr reichhaltige Sammlung heiliger Sagen, die
erste Stelle ein™), und zuversichtlich darf mau behaupten, dass aus
den in diesem Werke niedergelegten Thatsachen die vergleichende
Mythologie reichlichen Gewinn ziehen kann. Culturhistorisch wichtig
sind die Proben der allem Anschein nach ursprünglich polynesischen,
oder gar malaiisch - polynesischen Bilderschrift, welche Meyer ver-
öffentlicht hat in nicht genug zu rühmender schöner Ausstattung").
Ueber religiöse Anschauungen und Gebräuche in Melanesien ver-
breitet sich Codrington-s): über Leichenbestattung bei den Fiji-
insulanem theilt Fison einzelnes mit-'9). Ein Reisewerk Andersons,
das dem Ref. nur aus einer bibliographischen Notiz bekannt ist. ent-
hält dem Titel nach auch Betrachtungen über die Sprachen der
52) Dialogues francais-malgaehes compos. par les missionnaircs eatholiques.
Antananarivo 1879. 84 pp. 8. — Vgl. ebd. No. 1218.
53) C. L. Wake. Notes on tlie origin of the Malagasy: JAS. XI, 21 — 31.
54) Ders. Notes on the Polynesian race: JAS. XI, 109 — 129.
55) A. F. Pott. Anzeige von Hemheim's Beitrag zur Sprache der Mar-
shall-Inseln: ZDMG. XXXV, 506—514.
56) A. Bastian. Die heilige Sage der Polynesier. Kosmogonie und Theo-
gonie. Leipzig (Brockhaus) 1881. XIII, 302 pp. gr. 8. 6 M. — Vgl. Ders.
Aus einem Hawaiischen Manuskript: Ztschr. d. Ges. i". Erdkunde zu Berlin
XVI, 142—150.
."iT i .1 B. Meyer. Königliches Ethnographisches Museum zu Dresden.
I. Bilderschriften des Ostindischen Archipels und der Südsee herausgegeben mit
Unterstützung der Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und
Wissenschaft zu Dresden. Mit 6 Tafeln Lichtdruck. Leipzig (Naumann &
Schroeder) 1881. fol. M. 20.
58) K. II. Codrington. Religious beliefs and practices in Melanesia: JAS.
X, 261—315.
59) L. Füon. Notes on Fijian Burial Customs: JAS X. 137—149.
Kern, Malaüsch-polynesische Völker. 9
Fiji- Inseln und Neu-Caledonien6'). In Bastians Buche über den
Völkergedanken werden so häutig polynesische Sagen und An-
schauungen berührt, dass der Titel an diesem Orte nicht unerwähnt
bleiben soll61).
Schliesslich sei erwähnt, dass im Laufe des Jahres 1881 eine
Uebersetzung des Matthäus - Evangelium in's Maforische veröffent-
licht worden ist62).
60) J. W. Anderson. Fiji and New Caledonia, Notes of travel and on
the South Sea Islanders and their language. London (Ellissen) 1880. 8.
10 sh. 6 d. — Vgl. Friederici Bibl. Or. 1881, No. 266.
61) A. Bastian. Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom
Menschen und seine Begründung auf ethnologische Sammlungen. Berlin (Diimra-
ler) 1881. XXVII, 184 pp. gr. 8. 4 M.
62) Bar hie Isreen faas kwaar ro Matteoes, kiaweer ro woos Noefoor. Het
heilig Evangelie naar de beschrijving van Mattheus, vertaald in de Noefoorsche
taal door J. L. van Hasselt, Zendeling te Mansinam (N. Guinea). Utrecht
(Kemink & Zoon) 1881.
10
Abessinien.
Von
F. l'raetoriüs.
An den Beginn des Studiums der äthiopischen Sprache , an
Potkens äthiopischen Psalter erinnert eine Notiz des Athenee orien-
tal ]) ; die Zeit der ersten Bekanntschaft des Abendlandes mit Land
und Leuten von Abessinien wird uns ins Gedächtniss gerufen durch
die englische Uebersetzung eines alten portugisischen Reisewerks 2).
Neues wird uns geboten durch Basset, der eine ziemlich mo-
derne äthiopische Chronik veröffentlichte, übersetzte und mit aus-
führlichen Erläuterungen versah3), sowie von Cornill, der aus einer
Frankfurter Handschrift Varianten zu Dillmanns Text des Sapiens
Sapientium mittheilte 4). Fell übersetzte gelegentlich auszugsweise
aus Londoner Handschriften die Märtyrergeschichte des hl. Hirut
und seiner Genossen 5). — Dem schwedischen Missionar Lundal ver-
danken wir eine mit Gesangsnoten versehene amharische Ueber-
setzung geistlicher Lieder 6). Ungleich wichtiger aber ist d'Abbadte's
sehr vollständiges amharisch -französisches Wörterbuch 7).
1) Schwab. Les incunables orientaux ot la liturgie catholique: Bulletin
de l'Athenee oriental. 1881. 208 f.
2) Narrative of the Portuguese Embassy to Abyssinia during the years
1520 — 27. By Father Francisco Alvaroz. Translated from the Portuguese by
Lord Stanley of Alderley. Vgl. Athen. Sept. 17, 1881 S. 362—363; Ac. Oct.
29, 1881 S. 324—325.
3) Basset. Etudes sur l'histoire d'Ethiopie: JA. VII. serie, tome 17, p. 315
—434; tome 18, p. 93—183, 285—389. (Auch separat Paris 1882. 318 pp.
8.). — Vgl. aVAbbadie JA. VII ser. tome 19, p. 248 — 252; Renan JA. tome
20, p. 52.
4) Cornill. Noch eine Handschrift des „Sapiens Sapiontium": ZDMG.
XXXV, 646—653.
5) ZDMG. XXXV S. 48—74.
6) p^klä, : <^höo^^:: Q^-frC? : $"?£ : -t-
T£Y<r* : : YiÄ^Ch : A-"?J?A : : avm : <^Aft
n wvitq : &cf>^ : : so PP. %.
7) D'Abbadie. Dictionnaire de la langue Amarifina. Audi unter dem
Titel: Actes de la societe philologique, Tome 10. Paris 1881. XLVII pp.,
Praetorius, Äbessinien. \\
Auf dem Gebiet der hamitischen Sprachen Ostafrika's tritt uns
diesmal eine wichtige Arbeit entgegen, nämlich Almkvtsfs ausführ-
liche Beschreibung der Bischarisprache 8), welcher eine vergleichende
Darstellung folgen soll. Ausserdem ist uns eine Uebersetzung bib-
lischer Geschichten in die Gallasprache bekannt geworden 9).
Hartmann vollendete seine ethnologische Arbeit über die Bejah10).
Ausserdem liegen ethnologische Skizzen über äth.-hamitische Völker
vor von Berghojf"11) und von Abbadi'e12). Mancherlei Sittenschil-
derungen bringt auch der Reisebericht Vigoni's, der überdies noch
ein kleines amharisches Specialen enthält 13). Ueber die Rohlfs 'sehe
Expedition nach Äbessinien sind uns verschiedene Berichte bekannt
geworden, theils zusammenfassende theils Einzeldarstellungen 14).
1336 col. 8. — Vgl. Praetorius, ZDMG. XXXV, 761—767; Sai/cc, Aead
8. Oct. 1881, p. 280; Dermhourg, Acad. des inscr. et b. lettres, eomtes rendus
4. serie tome X (1882) p. 159—161.
8) Abnhvist. Die Bischari-Sprache Tu - Bedäwie in Nordost-Afrika be-
schreibend und vergleichend dargestellt. Erster Band. Einleitung. — Gramma-
tik. I. Beschreibender Theil. Upsala 1881. 302 pp. 4. (Nova Acta Reg.
Soc. Sc. Ups. Ser. III). — Vgl. v. d. Gabelentz LC. 1882, 540.
9) Dr. Barths Bible-stories, translated into the Galla Language by J. J.
Greiner, rnd bis assistant Joseph Galla from Ilu in the Galla Country. Basle
1881 (folgt Titel in Gallasprache). 262 pp. 8.
10) Roh. Hartmann. Die Bejah: Zeitschrift f. Ethnol. 13. Jahrg. 1881.
5. 1—10.
11) Bert/hoff. Notizen über die nubischen Wüstenbewohner Ababdeh und
Bischarib: Globus 1881. S. 285 f., 301 f.
12) Ahhadic. Sur les Oromo, ou Galla, nation Africaine: Annales de la
societe scientifique de Bruxelles [mir nicht zu Gesicht gekommen].
13) Vigoni. Abissinia. Giornale di un viaggio. con 3 panorami, 33 tavole
illustrative, un faesimile di una lettera del re Giovanni ed una carta itineraria.
Milano 1881. 248 pp. 8.
14) G. Rohlfs. Bericht über seine Reise nach Äbessinien : Verh. d. Ges.
f. Erdk. zu Berlin VIII, 222 — 228. — G. Rohlfs. Eine Audienz in Samara,
der Residenz des Negus Negest Johannes von Äbessinien : Westermanns illustr.
deutsche Monatshefte. 26. Jahrg. 1881. 104-116. — Die Rohlfs'sche Exped.
nach Äbessinien. Berichte von Anton Stecker: Mittheilungeu der Afrikanischen
Gesellsch. in Deutschi. II p. 193. 236, III p. 21. — Dr. Anton Steckers Auf-
nahme des Tana-See's: Globus 1881, 344 — 347; 360—363.
12
Syrisch
(incl. des Mandäischen, der sinaitischen Inschriften u. s. w.).
Von
Friedlich Baetligen.
An erster Stelle nenne ich dies Mal einen encyclopädischen
Artikel von Pich '), ungern, weil ich ihn nur dem Titel nach kenne.
Featherman' s 2) „Aramäer" umfassen ein viel weiteres Gebiet als
der Titel erwarten lässt. Der Verf. gehraucht den Namen für die
gesammten Semiten im weitesten Sinne und subsumirt unter ihn
sogar die Aegypter, Kopten etc. Es ist daher unter der Rubrik
„Semiten im Allgemeinen" über das Buch als ganzes zu referiren;
hier sei nur hervorgehoben, dass in zwei Capiteln über die socialen
Verhältnisse der spärlichen Ueberreste der alten Syrer, nämlich der
jetzigen Nestorianer und Maroniten gehandelt. wird. Prym und Socin's
unten zu nennendes Werk, aus welchem sich reicher Stoff für eine
ähnliche Schilderung der Jacobiten schöpfen lässt, hat Featherman
hei seiner Arbeit noch nicht verwenden können. Einen religions-
geschichtlichen Aufsatz Gonder's 3) kenne ich nur dem Titel nach.
de Lagarde4) hat eine bibliotheca syriaca angekündigt, welche unter
anderen den Antonius Rhetor und den vollständigen Aucar 'räze
enthalten wird. Dass zugleich ein syrisches Handwörterbuch er-
scheinen soll wird allen denen besonders lieb sein, die sich den
P. Smith nicht anschaffen können oder auch sich nur geringe
Hoffnung machen, die Vollendung des Thesaurus zu erleben. Auf
eine verlorene Handschrift , welche die Geschichte der Kreuzesauf -
1) B. Pich. Syriac Literature. (Mac Clinstock and Strong's Cyclop.
Vol. X.)
2) A, Featherman, Social History uf the Races of Mankind. Fifth [zuerst
erschienene] Division: Aramaeans. London 1881. XVII, 664 pp. 8.
3) C Ji. C'under. Sun vrorship in Syria. (Palestine Exploration Fund.
Quarterly Statement, A.pril)
1 1 /'. de Lagarde. Zur Nachricht. Nachrichten der K. Gesellschaft dei
Wissenschaften zu Göttingen 1881 S. 357 — 360.
Baethgen, Syrisch. y\
hudung enthält , hatte Nestle 5) hingewiesen ; Naville c) meint , dass
sich dieselbe in Dublin, Trinity College, befindet. In den Heften der
Palaeographical Society 7) (Or. Series P. VI No. 76) findet sich ein
Blatt aus den Annalen des Elias Bar-Sinaeus syrisch und arabisch
aus dem Jahre 1019.
Ein in sprachlicher und inhaltlicher Beziehimg gleich interes-
santes Buch ist Pri/iu und Soctn's b) „neuaramäischer Dialect des
Tür 'Abdin". Der erste Theil enthält eine grosse Anzahl von Texten
in der neusyrischen noch heute gesprochenen Mundart des an den
südlichen Abhängen des Kurdengebirges gelegenen Tür 'Abdln.
Prym und Socin haben diese Texte (Erzälüungen, Sagen und Mähr-
chen, besonders Thierfabeln) auf ihrer Reise im Jahre 1869 aus
dem Volksmunde aufgezeichnet , so dass der Ethnolog hier eine
unverfälschte und reine Quelle findet. Der zweite Theil giebt eine
sinngetreue Uebersetzung und ermöglicht so auch dem Nichtorien-
talisten die Benutzung. Noch wichtiger ist das Buch in formeller
Beziehung. Die Sprache ist eine durchaus volksthümliche und in
keiner Weise von der altsyrischen Schriftsprache beeinflusste. Bei
der Leetüre wird man unwillkürlich an die alten volksthümlichen
Erzählungen aus dem alten Testament erinnert. Die Herausgeber
haben eine Grammatik und ein Wörterbuch in Aussicht gestellt.
Vorläufig hat Nöldeke 9) höchst instruetive Noten über Bildung
und Bau dieser Mundart "gegeben und dadurch auf ihre Wichtig-
keit hingewiesen. Es empfiehlt sich, Soctn's10) freilich erst 1882
erschienene Urmiatexte hier gleich anzuschliessen. Dieselben ent-
halten Stücke im Dialect der Nestorianer, der sogenannten Chaldäer
bei Mossul und anhangsweise der Juden in Kurdistan. Die Stücke
stammen zum Theil aus dem Munde, eines Nestorianers Audischu,
den Socin und G. Hoffmann 1868 in Berlin kennen lernten und
Texte niederschreiben Hessen ; andere hat Socin im Orient selbst
gesammelt. Auch diese Stücke sind inhaltlich interessant, vor allem
die weltlichen Lieder. Nöldeke11) giebt seiner Gewohnheit gemäss
5) E. Nestle. An old syriac Ms. lost or hidden in England or Ireland.
Ac. 1881. II No. 493 (p. 296).
6) R.L. Naville. An old syriac Ms. lost or hidden in England or Ire-
land. Ac. 1881. II No. 494 (p. 313).
7) Siehe Jahresber. von 1879 S. 78, No. 6.
8) E. Prym und A. Socin. Der neuaramäische Dialect des Tür 'Abdin.
Erster Theil. Die Texte. Zweiter Theil. Uebersetzung (Unter dem separaten
Titel: Syrische Sagen und Mährchen aus dem Volksmunde gesammelt und
übersetzt). Göttingen 1881. XXX, 257 und IV, 420 pp. 8. — Vgl. J. Barth
DLZ. 1881, 880 ; LC. 1882, 216; R. Duval EC. 1881. II, 125—129.
9) 77/. Nöldeke in ZDMG. 1881, 218—235.
10) A. Socin. Die neu-aramäischen Dialecte von Urmia bis Mosul. Texte
und Uebersetzung. Tübingen 1882. X, 224 pp. Davon 169 autographirt. M. 20.
11) Th. Nöldeke in ZDMG. 1882, 669 — 682.
14 Baethgen, Syrisch.
eine ausführliche und lehrreiche Besprechung. Zu dem Sagenstoff
giebt Liebrecht 1L') einige vergleichende Bemerkungen. Zur Geo-
graphie des von ihm bereisten Tür 'Abdin schrieb Socin l3) einen
Aufsatz, zu welchem Kiepert eine Karte lieferte. Charmes'14)
Reise durch Syrien ist unter der Palästinaliteratur zu besprechen.
Pelagaud's 15) Reisebericht habe ich nicht lesen können. Noch sei
hingewiesen auf lifuh-h -/•'s 1C) und Met/er* 1?) Reisebücher. Eine
Notiz von Hoffmann lh) betrifft den Namen der auf dem Wege von
Antiochia nach Aleppo gelegenen Stadt 'Imm.
Im Berichtjahre ist wiederum eine umfangreiche Grammatik
erschienen. R. Dural 1 9) ist der erste, der seinen Landsleuten eine
in französischer Sprache geschriebene Grammatik bietet, dieselbe
verdient aber auch in Deutsehland neben der von Nöldeke volle
Aufmerksamkeit. In drei Büchern behandelt der Verfasser 1) Schrift-
und Lautlehre nebst Orthographie ; 2) Formenlehre ; 3) Syntax.
Durchgängig ist auf die Originalgrammatiker, im Besonderen auf
Bar Hebraeus bei der Darstellung Rücksicht genommen: aber ebenso
durchgängig sind die verschiedenen aramäischen Dialecte, sowie das
Arabische, Hebräische und in beschränkterem Masse das Aethiopische
zur Vergleichung herangezogen. Infolge der umfangreicheren An-
lage des Werks konnten viele Partieen bedeutend eingehender be-
handelt werden als die entsprechenden Abschnitte bei Nöldeke.
Dies gilt besonders von der Lautlehre, welche durch Duval's Gram-
matik vielfach Bereicherung erfahren hat. Die Darstellung der
Lehre von den Accenten ist wohl die bis jetzt ausführlichste : doch
fürchte ich , dass die ganzen syrischen Accente die auf sie ver-
wendete Zeit und Mühe nicht verdienen. In der Formenlehre wird
die festgehaltene Ansicht einer ursprünglichen Trilitteralität der
schwachen Wurzeln den meisten Widerspruch hervorrufen. Bei der
Darstellung der Syntax ist Duval Nöldeke's Methode gefolgt, dessen
Grammatik er für den ersten Theil seines Werks nicht mehr ver-
12) F. Liebrecht, ibid. 1882, 708-711.
13) A. Socin. Zur Geographie des Tür 'Abdin. ZDMG. 1881, 237—269.
14) G. Charmes. Voyage en Syrie. Impressions et Souvenirs. Revue
des deux mondes 1881. 15. Mai p. 303 — 327.
15) Pelagaud. Une mission scientitique en Syrie. Vgl. La nonvelle revue
1. Novbr. 1881.
1 6 i Baedeker. Palestine et Syrie. Avec cartes , plans etc. Leipzig
1881. M. 16.
17) Meyer's Reisebücher, Der Orient. 2. Band. Palästina, Syrien, Grie-
chenland und die Türkei, Leipzig 1881. 594 S. mit Karten ete. M. 12,50.
18) (,'. Hofmann. 'Imm. Zeitschrift f. Kirchengesch. Bd. V. 1881/2.
S. 509 f.
19) II. hur, it. Traite de grammaire syrinque. Paris 1881. 8. XL,
447 pp. Vgl /.'. Drouin, Revue de iinguistique 15 Jan 1882. S. 108- 112
IL Derenbourg RC 1881, II 433 li:
Baethgen, Syrisch. J5
wenden konnte. Eine reiche Fülle von Beispielen , die aus den
besten Schriftstellern gesammelt sind, dient zur Erläuterung. Ein
Anhang giebt eine Uebersicht über die bei den syrischen National-
grammatikern üblichen tennini technici und einen Index über etwa
900 erklärte Worte. Das Werk ist seiner ganzen Anlage nach nicht
für Anfänger bestimmt ; durch vorausgeschickte umfangreiche gram-
matische Tabellen hat der Verfasser jedoch seinem Buch eine Art
von Elementargrammatik einverleibt. Zu bedauern ist der Mangel
einer Schrifttafel. Noch sei bemerkt, dass in Derenbourg's Anzeige
der, wie mir scheint, erfolgreiche Versuch gemacht ist, den Terminus
Kärsüni zu erklären. — Einen bedeutenden Beitrag zur aramäischen
Lexikographie liefert das nun vollständig vorhegende Werk von
Löio 20) über Pnanzennamen. de Lagarde21) untersucht die semi-
tischen Namen des Feigenbaums und der Feige, ferner die syrischen
Wörter yno3 und "j-pbü und das hebräisch-aramäische "<:y.
Die Kirchengeschichte hat dies Mal aus der syrischen Literatur
mehrfach Bereicherung erfahren. Das Werk von Ducfi&ne*2) über
die Kirche des Orients kenne ich freilich nur dem Titel nach und
ebenso das von Cunningham 2i), über die Kirchen Asiens, der ausser-
dem, soviel sich aus einer Anzeige in der Academy ersehen lässt,
sonderbarer Weise die syrische Kirche nicht herangezogen zu haben
scheint. Der Syrer Tatian und seine Evangehenharmonie ist im
Berichtjahr mehrfach Gegenstand der Untersuchung gewesen. Im
Jahre 1876 veröifentlichte Moesinger eine lateinische Uebersetzung
von Ephraems Commentar zum Diatessaron, von dessen Vorhanden-
sein in armenischer Sprache de Lagarde die Kunde vei-breitet hatte.
Auf Grund von Moesingers Uebersetzung stellte zuerst llarnack 24)
Untersuchungen über dies für die Geschichte des neutestamentlielien
Canons so wichtige Werk an, die in einem späteren Aufsatz 25)
20) J. Löte. Aramäische Pflanzennamen. (Mit Unterstützung der K. Aka-
demie der Wissenschaften in Wien). Leipzig 1881. 8. II, 490 pp. Vgl.
Th.Nöldeke LC. 1881, 766. S. D-aenkel DLZ. 1881, 1470. J. Loeb Rev.
et. j. 1881, 313. Jüd. Literaturblatt 1882 No. 6.
21) P. de Lagarde. I. Ueber die semitischen Namen des Feigenbaums
und der Feige. II. Astarte. III. Die syrischen Wörter "JT'Oj und "|V53 .
IV. Das hebräische ",35>. Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen. 1881, 368—406. Vgl. J. Halevy KC. 1882, I, 161—166.
22) L. Duchene. L'Eglise d'orient de Diocletian k Mahomet. 1881. Vgl.
tunk Lit. Kundschau 1881, 4.
23) W. Cunningham. The churches of Asia. A raethodical sketch of
the second Century. Vgl. W. H. Simcox Ac. 1881 I, 146.
24) A. Harnach. Tatians Diatessaron und Marcions Commentar zum
Evangelium bei Ephraem Syrus. Ein Bericht. Zeitschrift f. Kirchengesch. Bd. 4.
1881, 471—505. Vgl. A. Hilgenfeld. Zeitschrift f. wissensch. Theol. 26. Jahrg.
1882, 111—124.
25) A. Harnack. Die Oratio des Tatian , nebst einer Einleitung in die
Zeit dieses Apologeten (in der Schrift: Die Ueberlieferung der griechischen
Apologeten des zweiten Jahrhunderts in der alten Kirche und im Mittelalter.
1882 § 11. S. 196 232). Vgl. A. Hilgenfeld a. a. O.
\Q Baethgen, Syrisch.
nach dem Erscheinen von Zahn's sofort zu erwähnendem Werke wie-
der aufgenommen und erweitert wurden. Das mit umfassender
Gelehrsamkeit geschriebene Buch von Zahn 26) beantwortet im ersten
Abschnitt die Frage, in welchen Kreisen das Diatessaron verbreitet
gewesen ist. Der Verfasser kommt zu dem Ergebniss , dass es
sowohl der älteren lateinischen wie griechischen Kirche so gut wie
unbekannt , dagegen auf grossen Theilen des syrischen Kirchen-
gebiets, in specie zu Edessa, im dritten Jahrhundert einziges Evan-
gelium war und diese Alleinherrschaft bis gegen Mitte des vierten
Jahrhunderts behauptete, um welche Zeit es von der Pesittä der
Evangelien verdrängt wurde. Das Werk war nach Zahn dieser
Verbreitungszone entsprechend ursprünglich syrisch abgefasst , das
heisst, es lag als Diatessaron überhaupt nicht griechisch vor. Die
Bedenken, welche sich aus der griechischen Namensform JiareOüUQCCV
sowie aus dem Umstand ergeben, dass die lateinische Harmonie, welche
Victor von Capua auffand, von Tatian's Werk abhängig ist, scheinen
mir durch Zahn nicht erledigt zu sein. In einem zweiten Abschnitt
versucht Zahn den Text des Diatessaron so weit wie möglich wie-
der herzustellen. Er stützt sich dabei in erster Linie auf Ephraems
Commentar und die Citate in den Homilien des Aphraates , der,
wie Zahn schon früher wahrscheinlich gemacht hatte, das Diatessaron
gebrauchte. Der diitte Abschnitt handelt vom Ursprung der Har-
monie. Sie entstand unter starker Benutzung der ältesten syrischen
Evangelienübersetzung , deren Fragmente durch Cureton bekannt
gemacht sind. Daneben machte der Verfasser freien Gebrauch vom
griechischen Evangelien text. Dieser Verfasser war der Syrer Tatian,
dessen Lebensverhältnisse S. 268 ff. festgestellt werden. Ueber den
vierten Abschnitt, welcher von Nachbildungen des Diatessaron in
andern Sprachen handelt, ist hier nicht der Ort zu referieren. Da-
gegen sind zwei Anhänge noch kurz zu berühren. Der erste handelt
vom Evangeliarium Hierosolymitanum, dessen letzten Ursprung Zahn
in die östlich vom Jordan angesessenen judenchristhchen Gemeinden
verlegt. Der zweite „Ueber die Lehre des Addai" bekämpft das
Buch von Lipsms 27) über die edessenische Abgarsage, welches im
letztjährigem Bericht erwähnt wurde. Hier möge gleich augefügt
werden eine auf denselben Gegenstand bezügliche Untersuchung von
Matihes28), welcher sich das Ziel gesetzt hat, den Entwickelungs-
26) 77t. Zahn. Forschungen zur Geschichte des neutestamentlichen Kanons
und der altkirchlichen Literatur. I. Theil. Tatian's Diatessaron. Erlangen
L881. IV 38G pp. 8. Vgl. A. Hilgenfeld a. a. O. und ibid. S. 124—128.
Vgl. ferner P. de Lagarde GGA. 1882, 321—334. F. Zimmer Beweis des
Glaubens 1882 April. Theol. Quartalschrift 1882, 695 ff. LC. 1882,563. Ac.
1882. 18. März. Ath. 1882 No. 2821.
27) S. den vorjähr. Bericht S. 152 No. 21 und vgl. noch A. Hilgenfeld
a. a. 0. (oben No. 26) S. 124 — 128. Knöjtfel Literar. Rundschau 1882, 24.
28) K. ('. . I. Matihes. Die edessenische Abgarsage auf ihre Portbildung
untersuch! Leipzig 1882, 87 pp 8 M 1,50. Y-l .1. Hilgenfeld a. a. <>
Beteiligen, Syrisch. 17
gang darzulegen, den die Sage genommen hat. — Nestle29), hat
eine vom Abbe Martin veröffentlichte Stelle aus einem Briefe des
Philoxenus von Mabug über das Verwandtschaftsverhältniss des
Theodor von Mopsuestia und Nestorius übersetzt. Eine vollständige
noch nicht veröffentlichte Homilie des Xenaias habe ich 30) in Ueber-
setzung mitgetheilt. Endlich ist durch Guidi31) ein Fragment aus
einem Briefe desselben Kirchenvaters an die Mönche von Teleda
veröffentlicht, welches monophysitische Streitfragen betrifft und auf
die Christenverfolgung in Negrän Bezug hat. In seinem Artikel
über diese Verfolgimg hat Fell 32) auch syrische Quellen, in erster
Linie den Brief des Simeon von Beth Arsäm verwerthet. Mordt-
mann's33) Versuch, diesen Brief als unecht zu erweisen ist hin-
fällig geworden, seitdem Giu'dt"Ai) nach zwei Handschriften eine
neue Ausgabe desselben veranstaltet hat , in welcher zum ersten
Mal der volle Wortlaut gegeben wird, während er in der bis dahin
allem bekannten Gestalt, wie Johannes von Ephesus sie bietet, ver-
kürzt ist.
Der französische Vice-Consul in Mosul, Siouffi ss), giebt Nach-
richt von einem in seinen Händen befindlichen arabischen Manuscript,
welches für die Geschichte der syrischen Nestorianer wichtig zu sein
scheint. Dasselbe enthält zuerst das nestorianisehe Glaubensbekennt-
niss und bandelt über Controversen zwischen den Nestorianern und
den anderen Secten. Dann folgt, eine knapp gehaltene Biographie
der Patriarchen seit Mär Märi dem angeblichen Nachfolger des sagen-
haften Mär Addai. Siouffi theilt in französischer Uebersetzuno- die
(oben No. 27). Knöpf el Literar. Rundschau 1882, 24. O. Zöchler. Evangel.
Kirchenzeitung 1882 No. 18. A. Lipsius. ThLZ. 1882, 199 fi'. LC. 1882,
531. Theol. Literaturbl. 1882, 253.
29) E. Nestle. Theodor von Mopsuestia und Nestorius. Eine Mittheilung
aus syrischen Quellen. In : Theol. Studien aus Würtemberg herausgegeben von
Hermann und Zeller II. Jahrg. 3. Heft S. 210—211.
30) Friedrich Beteiligen. Philoxenus von Mabug über den Glauben. Zeit-
schrift f. Kirchengesch. 1881 Bd. V S. 122—138.
31) Ign. Guidi. Mundhir III und die beiden monophysitischen Bischöfe
ZDMG. 1881, 142—146.
32) Winand Fell. Die Christenverfolgung in Südarabien und die himja-
ritisch-äthiopischen Kriege nach abessinischer Ueberlieferung. ZDMG. 1881,
1—74.
33) J. H. Mordtmann. Die himjaritisch-äthiopischen Kriege noch einmal.
ZDMG. 1881, G93— 7K>.
34) Ignazio Guidi. La lettera di Simeone vescovo di Beth-Arsäm sopra
i martiri Omeriti , pubblicata e tradotta. In : Atti della R. Accadeinia dei
Lincei. Anno CCLXXVIII. 1880—81. Serie terza. Memorie Vol. VII p. 471
—515. Auch separat. Koma 1881. 32 und 15 S. 4. M. 2,50. Vgl. Th.
Nöldeke GGA. 1882, 198—212.
35) M. Siouffi. Notice sur un patriarche nestorien. JA. 1881. Serie
VII. T. 17 p 89 96.
Jahresbericht 1881. 2
■J 8 Baethgen, Syrisch.
Biographie Jahballähä's III. mit, welcher 1282 n. Chr. zum Patri-
archen erwählt wurde und 1318 u. Chr. starb. Die Zahl der
Patriarchen von Mär Märi bis auf Jahballähä III. , den letzten im
Manuscript behandelten, beträgt 79. Angefügt ist eine Liste der
2 7 erzbischöflichen Sitze des Patriarchats Orient. — Der Vollständig-
keit halber sei hier noch eine von le Blant3F) aus dem Griech.
übersetzte Heiligengeschichte aus Edessa erwähnt.
Schliesslich berühre ich kurz einige kleine textkritische Artikel.
Hbffinann31) bringt eine Notiz zur Geschichte des syrischen Bibel-
textes. In der Ausgabe der Opera Patrum apostolicorum durch
Funk 3h) ist die lateinische Uebersetzung von den syrischen Briefen
des Pseudo-Clemens de virginitate öfters aus dem syrischen Original
emendirt. Bickell3i)) giebt einige Textberichtigungen zu früher
veröffentlichten Gedichten des Cyrillonas. Zu Hoffmann's Julian und
meinem Elias von Tirhän liefert Nestle40) nachträglich einige Emen-
dationen.
Ueber die Mandaeer hat Kessler i ' ) einen zusammenfassenden
Artikel veröffentlicht.
Für aramäische Inschriftenkunde hat Sachau reiches Material
auf seiner Reise durch Syrien gesammelt und auf noch reicheres in
und bei Edessa hingewiesen. Für das laufende Berichtjahr ist an
erster Stelle zu nennen die Trilinguis Zebedaea aus dem Jahre 512
n. Chr. (griechisch - syrisch - arabisch). Nachdem Sachau *'*-**) in
einem Brief an Kiepert vorläufige Nachricht von seinem Funde
gegeben hatte, liegt nun ein Facsimile und eine Erklärung von dem
Entdecker vor. Einige Schwierigkeiten des syrischen Textes suchte
Praetorius 44) zu lösen — diesmal weniger glücklich. Dagegen hat
Sachau**) selbst in einem nachträglichen Aufsatz Berichtigungen
3G) E. le Blant. Histoire d'un soldat Gotli et d'une jeunc fille d'Edesse.
Academie des inscriptions et belles-lettres. Comptes rendus. 1881. Serie IV
T. 9 p. 370—377.
37) G. Hoffmann. Zur Geschichte des syrischen Bibeltextes. ZatW.
1881, 159 — 160.
38) Opera patrum apostolicorum ed. Funk. Tübingen 1881.
39) G. Bichell. Berichtigungen zu Cyrillonas. ZDMG. 1881, 531—532.
4i>) ZDMG. 1882, 703— 7ns.
11 i K. Kessler. Mandaeer, in: Realencyklopädie für protest Theologie
und Kirche 2. Aufl. Leipzig 1881 IM. 9 S. 205—222. Vgl. auch daselbsl
den Artikel Muni und Manichaeer.
42) Globus 1880, 1 p. 47—48.
43) E. Sachau. Eine dreisprachige Inschrift von Zehed. Monatsberichte
der k preussischon Academie der Wissenschaften zu Berlin 1881, 169 — 190
| mit zwei Tafeln],
44) Franz Praetorvus. Zur dreisprachigen Inschrift von Zebed. ZDMG.
L881, Ö3(i—531.
45) Ed. Sachau. Zur Trilinguis Zebedaea* ZDMG. 1882, 345—352.
Baethgen, Syrisch. 19
und Ergänzungen zu seinem ersten Versuch gegeben. Ich referire
im Anschluss hieran gleich über die ed essenischen Inschriften , ob-
gleich dieselben erst 1882 veröffentlicht sind. Sachauie) hat bei
Edessa vollständige Katakomben entdeckt und aus diesen sowie von
altem Mauerwerk höchst interessante Inschriften und Inschriften-
fragmente gesammelt , welche für Epigraphik wie für Geschichte
gleich wichtig sind. Die syrische Inschrift, von welcher Renan*1)
gesprochen hat, ist die dritte von Sachau's edesseuischen. Eine
Schale mit Estrangelo im britischen Museum und eine weitere
fragmentarische wird erwähnt in der Revue des etudes juives 48). —
Auch pahuyrenische Inschriften hat Sachau49) auf seiner Reise
gesammelt und in der ZDMG. veröffentlicht. Gelegentlich wird in
diesem Aufsatz auch eine Uebersetzung der Inschrift von South-
Shields mitgetheilt , über welche früher 50) berichtet ist. Zu den
palmyrenischen und edessenischen Inschriften hat Nöldehe 5 1) einige
Nachträge und Berichtigungen geliefert. Die Photolithographie einer
griechisch-palmyrenischen Inschrift vom Jahre 134 n. Chr. in den
Heften der Palaeographical Society (Or. Series P. VI P. 75) 52) hat
W. Wright erklärt. Endlich ist noch zu erwähnen ein kurzer Auf-
satz von PraetormsTyy): Aegyptisch- Aramäisches.
-16) E. Sachcm. Edessenische Inschriften. ZDMG 1882, 142— 167 [mit
einer Tafel].
17) /•; Hemm. RC. 1882 11,420, und dazu Sacliau in DLZ. 1882, 1 7 y 2 .
■IS) Revue dos etudes juives. IV, 1882 No. 8 p. 165 Anin.
49) E. Sacliau. Palmyrenische Inschriften. ZDMG. 1881, 728—748
[mit zwei Tafeln].
50) S. Jahresber. f. 1878 S. 63, No. LS— 17.
51) Th. Nöldehe. Bemerkungen zu den von Sacliau herausgegebenen
palmyrenischen und edesseuischen Inschriften- ZDMG. 1882, 664 — 668.
52) S. oben No. 7.
53) Franz Praetorius. Aegyptisch-Aramäisches ZDMG. 1881, 442 — 141.
2U
Vorderindien.
Von
J. Klatt.
Lehrbücher der Sanskrit -Grammatik sind i. J. 1881
unseres Wissens nicht erschienen, wenn man nicht dazu ein Buch von
Vasconcellos 1) rechnen will , welches angeblich ein „grammatisches
Resume" enthält und wahrscheinlich seinen Hauptwerth darin hat,
die Verbreitung des Sanskrit in Portugal zu fördern. Für indische
Schulen berechnet ist das unter amtlicher Autorität erscheinende
Elementarbuch y von Bhanddrkar 2) und ein Werk über Sanskrit-
Syntax von Apte 3), welches gut empfohlen wird.
Dagegen sind mehrere, zum Theil vortreffliche Einzelarbeiten
zur Grammatik und Metrik des Sanskrit zu nennen, vor
allen die beiden letzten Abhandlungen des am 26. Juni 1881 gest.
Benfei) 4) , mit dessen Tode die Hoffnimgen auf eine Grammatik
der vedischen Sprache zu nichte geworden sind. In der einen 5)
1) G. de Vasconcellos Abreu. Curso de litterätura c lingua säoskritica
classica e vedica (2a cadeira do curso superior de lettras). I. Manual para o
estudo do säoskrito classico. Lisboa, Imprensa Nacional 1881. 144 pp. 8.
18500 Reis [Trübner: 12 s.]
2) Rdmkrishna GojmI Bhdnddrhar. Second Book of Sanskrit, beiug
a Treatise on Grammar, with Exercises. 5. Ed., rev. Bombay, Education So-
ciety's Press 1881. 214 pp. 8. 12 a.
3) Wüman SMwrdm Äpte. Tho Student's Guide to Sanskrit Compo-
situm, being a Treatise on the Sanskrit Syntax, for the Use of Schools and
Colleges. 1. Ed. Poona, Arya Bhüshan Press 1881. VIII, 259, LH, 12 pp.
8. Re. 1 12a. [Trübner: 6 s.] — Vgl. TR. III, 108.
4) Nekrolog v. Max Müller: Ac. XX, 29 (nach der Times), vgl. ebd.
382; MLIA. C, 509 (nach der Times); Ath. 1881 II, 48; Denkrede v. Jus.
Bud&nZy geh, in d. Ges.-Sitz. d. ung. Ak. d. W. v. 28. Nov. 1881; JKAS.
N S XIV. Ann Rep. p. XVII— XXI; Bcnfoy Bibliography : TR. N. S. II, 93.
5) Theodor Benfey. Behandlung dos auslautenden a in nä „wie" und
ii. i nicht" im Rigveda mit einiget) Bemerk, über die ursprfingl. Aussprache u.
Accentuation d. Wörter im Veda. 48 pp. 4: Abb. d. K. Ges. d. W. zu Götl
X.WI1. (Auch sep. Gott, Dieterich L881. M, 2.40). — Vgl. /•.'. Windisch LC.
1882. 7 TS
Klatt, Vorderindien. 21
folgert er aus dem Metrum , dass in den Samhitäs der Veden nä
in der Bedeutung „nicht" mit dem anlautenden Vocal eines folgen-
den Wortes zusammengezogen wird, in der Bedeutung „wie" dagegen
nicht. In der andern 6) sammelt er die Stellen , in welchen Aug-
ment und Reduplicationssilbe in der Samhitä einen langen, im Pada
einen kurzen Vocal haben. Beide Untersuchungen, denen das Greisen-
alter des Verf. nicht anzumerken ist, enthalten auch verschiedene
Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung und zur Interpretation
des Veda.
Wichtig ist Bloontfield'a 7) Nachweis eines echten (nicht-diph-
thongischen) langen e und o im Sanskrit, wovon diesmal nur der
Auszug zu erwähnen ist , während die ausführliche Abhandlung im
nächsten Bericht zur Sprache kommen wird. Fortunatov s) erklärt
in mehreren Sanskritwörtern den Lingual aus 1 -f- Dental. Ein
werthvoller Beitrag zur Syntax ist de Sa/ussure's 9) Monographie
über den Genitivus absolutus des Sanskrit; Avery lü) stellt die
Relativverbindungen , Haskell 1 *) die Metra des Rigveda in der
bekannten statistischen Weise zusammen. Bollensen's 12) Unter-
suchungen zur Vedametrik beziehen sich auf die Versmasse Viral,
Svarät, Nicrit und Bhurik, während er in einem Anhange dazu die
Formen asmäkam und yushmäkam als wirkliche Genitive Pluralis
erklärt. In einem zweiten Artikel i 3) führt er aus , dass der Rig-
und Sämaveda Tonstäbe , aber keine Accente habe. Oldenberg 14)
verdanken wir feinsinnige Bemerkungen über den Cloka, den er
von dem Gesichtspunkte aus betrachtet, wie das Metrum des einen
Fusses durch das des andern bestimmt wird.
Boefatlvngfös 15) neues Sanskrit-Wörterbuch ist diesmal um 2
6) Th. Benfey. Die Quantitätsverschiedenheitcn in den Samhitä- und
Pada-Texten der Veden. Sechste Abhandlung. Unzusammengesetzte Wörter,
oder einfacho Theilo von Zusammensetzungen , welche im Anlaut oder Inlaut
a, i, u in der Samhitä lang, im Pada kurz zeigen. Abth. 1. 45 pp. 4: Abh.
d. K. Ges. d.W. zu Gott. XXVII. (Auch sep. Gott., Dieterich 1881. M. 2.40.
— I— VI, 1. M. 19.60.)
7) Maurice Bloomfield. On Non-diphthongal e and o in Sanskrit : PAOS.
Oct. 1881, p. LXXIV— LXXVII.
8) Pli. Fortunatov. L + dental im altindischen: BKIS. VI, 215—20.
9) Ferdinand de Saussure. De l'emploi du genitif absolu en sanscrit.
Geneve, Fick 1881. 95 pp. 8. (Diss. Leipz.)
10) J. Avery. On Relative Clauses in the Rig-Veda: PAOS. May 1881,
p. LXIV-LXVI.
11) W. Hashell. On the Metres of the Rig-Veda: ebd. p. LX— LXIII.
12) F. Bollensen. Zur Vedametrik: ZDMG. XXXV, 448—55.
13) F. Bollensen. Die Betonungssysteme des Rig- und Sämaveda: ebd.
456—72.
14) H. Oldenberg. Bemerkungen zur Theorie des Cloka: ebd. 181 — 8.
15) Otto Böhtlingh. Sanskrit- Wörterbuch in kürzerer Fassung. Th. 2.
Lief. 2. (^TIT — W)- St- Petersb. 1881. IV, 101—301 pp. 4. M. 4.
22 Klatt, Vorderindien.
Lieferungen vorgerückt. Anundoram Borooah "') hat «ein schwie-
riges Unternehmen, für die Wörter der englischen Sprache Aequi-
valente im Sanskrit herauszufinden, beendet, und es wird ihm nach-
gerühmt , dass ihm viele Uehersetzungen gut gelungen seien. Zur
Unterstützung der Bemerkung Beal's, dass cramana keine ausschliess-
lich buddhistische Bedeutung habe (s. Jahresber. 1880 p. 15 n. 2 -Vi
bringt Ndrdyana Aiyengar u) Stellen des Rämäyana etc. bei
Die Bedeutimg von siddham am Anfang von Inschriften präcisirt
Buhler 18) als „Success", während es sich nach einer gelegentlichen
Bemerkung Burneil's 19) auf die Herstellung der Inschrift bezieht
und „vollendet" bedeutet. Kern 20) lässt seiner Liste der in die
Tagala-Sprache aufgenommenen Sanskrit-Wörter (s. Jahresber. 1880
p. 15 n. 26) eine eben solche für die Bisaya- Sprache folgen.
Doicson 21) tritt in der letzten Arbeit seines Lebens für die
seil. ständige Erfindung der Schrift auf indischem Boden ein, da
das indische Alphabet wesentliche Eigentümlichkeiten besitze , die
seine Unabhängigkeit von fremdem Einftuss wahrscheinlich machen.
Die Palaeographical Society 22) bringt in diesem Jahr ein specimen
bengalischer Schrift und eine Stelle aus einer auf Palmblätter ge-
schriebenen Rigveda-Handschrift, beide erklärt von E. Haas.
Die Handschriftenkunde ist besonders durch Kielhorn
gefördert worden, der zuerst in vorläufiger Notiz 23), darauf in einem
ausführlichen Katalog 2i) von 75 durch ihr hohes Alter ausgezeich-
neten, meist Jaina- Werke enthaltenden Palmblatthandschriften be-
lli.. 2: eR — TTT. M. 7.80). — Th. 3. Lief. 1: r{ — ^ffafff^ ■ Ebd
1881. 120 pp. 4. M. 3.30.
16) Anundoram Borooah. A Practical English-Sanskrit Dicläonary. Vol.
III. P to Z. With a Prefatory Essay on the Ancient Geography of India.
Calcutta, Khetramohana Mukerjea 1881. 157, 1061 — 1508, 10 pp. 8. Es. 13.
[Trübner: £ 1 11 s. 6 <!.]. — Vgl. F. Max Müller Ac. XX, 122.
17 i Näraijaija Aiyengar. Sramanas: JAnt X, 143 — 5.
18) G. Bühler. A Note on the Word Siddham used in Inscriptions:
ebd. 273.
19) Ac. XX. 387.
20) II. Ken,. Sanskritsche Woorden in het Bisaya: BTLVNI. IV Volgr.*
V, 128—35.
21) John Dowson. The Invention of the India n Alphabet: JBAS. N. S.
XIII, 102—20. - Dowson -4- 23. Aug. 1881, vgl. Ac. XX, 203; TB. N. 8.
II. 126.
22) The Palaeographical Society. Facsimiles of Ancient Manuscripts. Orien-
tal Series. Pari VI. (No. 69—80.) Ed. by Will. Wright. London 1881.
Fol, — Darin: 69. Buddhiviläsinl. Sanskrit A.D. 1658. 70. Rigveda. Sans-
krit. [XVIth Cent.?]
23) F. Kielhorn Ancient Palm-leaf MSS. lately acquired for the Govern-
meul of Bombay: JAnt. X, 100—2. — Vgl. dazu: Ancient Palm-leaf MSS. in
\\ estern India .- TB. X. S. 1, 127.
24) /■'. Kielhorn. By Order of Government. Report on the Search for
Sanskrit .MSS. in the Bombay Presidency, during the Fear L880 — 81 Bombay:
(iovt. Central Book Dep6t 1881. XIV, 104 pp. 8. [6 s.]
Klatt, Vorderindien. 23
richtet, unter denen die älteste sicher datirte samvat 1138, eine
andere nach Kielhorn's Vermuthung samvat 962 geschrieben ist.
Der Katalog enthält ausserdem ein Verzeichniss von etwa 350 Papier-
handschrifben , brahmanischen und jainischen , und im Anhang eine
Liste der i. J. 1873/4 von der Bombayer Regierung erworbenen
Handschriften , die bisher noch nicht veröffentlicht war. Hier-
hin gehören einige weitere amtliche Publieationen 25— 2') über die
Sanskrit - Handschriften in der Präsidentschaft Bombay. Ueber 3
Privatbibliotheken in Lahore und Gujränwäla berichtet der Pandit
Käslti Näih Knute 28). Von den Handschriftenkatalogen für Ben-
galen 29), Oudh30) und Nord westprovinzen 3 x) sind Fortsetzungen er-
schienen. Ueber ein im Panjäb gefundenes Sanskrit-MS. wurde fast
gleichzeitig im Athenaeum und auf dem Berliner Orientalisten-
Congress nach Mittheilungen Bühler's'62) berichtet. Doch haben
sich die daran geknüpften Hoffnungen, es möchte eines der Tripi-
takas sein, die Kanishka in Stüpas niederlegen liess, nicht bewährt,
wenn es auch immerhin eine interessante Handschrift zu sein
scheint ss).
Für die Bibliographie der in Indien gedruckten Bücher
sind die Hauptquelle die indischen amtlichen Bücherlisten (s. Jahres-
bericht 1876/7 I p. 37 n. 13), und es haben uns dieselben, die
wir der Gefälligkeit R. Rost's verdanken, bei der Zusammenstellung
des Berichts wesentliche Dienste geleistet. Jedoch haben wir die
Kataloge für Nordwestprovinzen, III. Quartal 1881 und Assam,
•J."d F. Kielhorn. Lists of thc Sanskrit Manuscripts purchased for Govern-
ment during the Years 1877 — 78 and 1879 — 80, and a List of the Manuscripts
purchased by me for Government from May to Nov. 1881. To the Director
of Public Instruction. Poona, 30th Nov. 1881. 8.
26) Proposais ... of a Catalogue of Sanscrit Manuscripts belonging to the
Gm ernment of Bombay. 8.
27) Extract from the Proceedings of the Government of India in the Home
Department (Public), — under Date Simla, the 22d July 1881. 3 pp. Fol.
[Nachtr. zu Jahresber. 1880 p. IG n. 30 — 1.]
28) Catalogue of newly discovered, Kare and Old Sanskrit Manuscripts in
the Lahore Division. Punjab Govt. Press. 20. 1. 81. 23 pp. [Catalogue],
5 pp. [Report]. Fol.
29) Notices of Sanskrit MSS. by Rdjendraläla Mitra. Published under
Orders of the Government of Bengal. Vol. VI. Part I. No. XVI. For the
Fear 1880. Calcutta, Baptist Mission Press 1881. VI, 152 pp. 8. 1 Taf.
30) A Catalogue of Sanskrit Manuscripts existing in Oudh for the Year
1880. Prepared by Pandit Devi Prasdda. Fase. XIII. Allahabad, N.-W. P.
arid Oudh Gov. Press 1881. 119 pp. 8. [Trübner: 6 s.]
31 1 A Catalogue of Sanskrit Manuscripts in the North-Western Provinces.
Compiled by Order of Government, N.-W. P. and Oudh. Part VI. Allahabad,
N.-W. P. and Oudh Gov. Press 1881. 71 pp. 8. [Trübner: 8 s.]
32) Ath. 1881 II, 372, vgl. dazu Ac. XX, 244. — Verh. d. Orientalisten-
Congr. 1881, 1. 79.
:;:;i Gr. Bühler. Ueber ein altes kürzlich im Panjäb gefundenes Sanskrit
MS.: Monatsber. d. K. Pr. Akad. d. W. zu Berlin 1881. 1145— (i. — Bemer-
kungen dazu von A. Weber: ebd. 114C — 8.
24 Klatt, Vorderindien.
III. Quart, nicht erlangen können ; die Kataloge von Madras sind
noch nicht weiter als bis zum III. Quart. 1881 erschienen, und
für die Centralprovinzen und Hyderabad scheinen gar keine Listen
veröffentlicht worden zu sein, vielleicht weil in diesen beiden Pro-
vinzen i. J. 1881 keine Bücher gedruckt worden sind. Die Ge-
sammtberichte über die Publicationen in Britisch Indien erscheinen
leider in der Regel zu spät , um sie noch verwerthen zu können ;
in diesem Jahre ist der Gesammtbericht für 1879 34) erschienen.
Eine Liste von 140 auf der K. Bibliothek zu Berlin vorhandenen
Sanskritdrucken , die in Haas' Katalog fehlen , hat Ref. 35) ver-
öffentlicht.
Weber 36) hat wieder mehrere den Fachgenossen interessante
Neuigkeiten bietende literarische Notizen aus Indien veröffentlicht,
ohne sie, wie es leider scheint, fortsetzen zu wollen. Max Müllers
Selected Essays 37) und der zweite Band seiner Essays 38) in deutscher
Uebersetzung enthalten viele Bezüge zum Sanskrit und dessen Lite-
ratur , sind aber sämmtlich schon früher erschienen , weshalb wir
uns auf diese kurze Erwähnung beschränken. Das erste Heft der
Anecdota Oxoniensia, Aryan Series findet man unter No. 274, die
Fortsetzung der Benares Sanskrit Series unter No. 258. Von dem
vorzugsweise für die indischen Pandits berechneten Sammelwerk
Kävyetihäsasamgraha 39) ist wieder ein Band erschienen, dgl. von
der in Labore erscheinenden Zeitschrift Vidyodaya *°). Eine für
indische Schulen bestimmte Anthologie der Sanskrit-Literatur 4 1)
enthält Stücke aus Purushaparlkshä, Kathäkoca, Vetälapancavirieati,
Mahäbhärata, Rämäyana u. s. w.
34) Selections from the Records of tlio Government of India, Home . . .
Dept. No. 174. Reports on Publications issued and registered in the Several
Provinces of British India during the Year 1879. Published by Authority.
Calcutta: Office of the Superintendent of Govt. Printing. 1881. 136 pp.
8. 1 Tab.
35) Joh. Klatt. Indische Drucke: ZDMG. XXXV, 189—206.
36) A. Weber. Litterarische Notizen aus Indien: DLZ. II, 63. 143—4.
182—3. 586—7. 908—9. 1636. 1675 — 6.
37) F. Max Müller. Selected Essays on Language, Mythology, and Re-
ligion. In 2 Vols. London, Longmans 1881. 16 s. Vol. I: VIII, 623 pp. 8.
Vol. II: VI, 588 pp. 8. 1 Taf. — Vgl. Ac. XIX, 212; Ath. 1881 II, 237.
38) Max Müller. Essays. Bd. II. Beiträge zur vergleichenden Mytho-
lo^i«^ und Ethologie. Mit ausf. Reg. z. I. und 11. Bde. 2. verm. Aufl., besorgt
v. O. Francke. Leipzig, Engelmann 1881. 666 pp. 8. M. 10. -- Vgl.
A. H. \)\/A III, 11 80.
39) Käwyetihäs Sangraha . . . Pustak IV. Ank 1 — 12. Poona, Dnyan
Cliakshu und Arya Bhüshan Press 1881. Die No. 48 pp. 8. 8a.
40) Vidyodaya (a monthly Journal of literature , science and philosophy).
Ed. by Pandit liishi Kesh Bhattdchdrß. Labore . Albert Press, Jan. — Dee.
1881. Die No. 16 pp. 8. Lithogr. 4a.
41) Sähityaparichaya , an Introduction to Sanskrit Literature; with Notes
and an English Transl. by Nilamani MukJiopddhydya Nydydlamkdra. 2 Parts
Calcutta 1880. 81. L20, 152 i»]i 8. Re. I. [Trübner: 5s.]
Klatt, Vorderindien. 25
In seinen „vedischen Studien" untersucht Roth 4 2) das
Verhältniss zwischen Pada und Samhitä; der Pada sei auch nichts
anderes als ein Erklärungsversuch , dessen Verfasser , wenn auch
älter als die Commentatoren , doch noch immer durch einen langen
Zeitraum von den Verfassern der Texte getrennt sei. In der bei-
gefügten zweiten Studie handelt er über das Wort purisha, welches
im Veda nicht „Wasser" , sondern „Land und Erdiges" bedeute. In
seiner Abhandlung über den Soma geht Roth 43) von dem Gesichts-
punkte aus, dass der Mensch den Göttern das giebt, was ihm selbst
werth ist, dass also der Soma für den Arier einer der Lebens-
genüsse sein muss , nicht das von Haug beschriebene widerlich
schmeckende Kraut ; die Entdeckung der eigentlichen Soma - Pflanze
würde zur Entscheidung der Frage über die Stammsitze der beiden
arischen Völker wesentlich beitragen. Diesen beiden mustergültigen
Abhandlungen schliessen wir die Fortsetzung von Ludwigs**) be-
deutendem Werk über den Rigveda an. Der vierte Band, welcher
den Commentar zum ersten Theil der Uebersetzung liefert, ist ge-
wissermasseu die ausführliche Begründung und Rechtfertigung der-
selben und enthält für die Interpretation des Rigveda zahlreiche
wichtige Einzelheiten. Kaegi's*5) Buch, eine vermehrte Neuausgabe
der nicht in den Handel gekommenen Züricher Programmabhand-
lungen von 1878 u. 79, ist für einen weitern Leserkreis berechnet,
bietet aber auch dem Fachmann vielfache Anregung. Geiger 4(1)
fasst die Hauptergebnisse der Forschung mit besonderem Anschluss
42) R. Roth. Vedische Studien: ZVglS. XXVI, 45—68. — Vgl. A. Barth
Rev. de l'hist. des rel. V, 108.
43) R. Roth. Ueber den Soma: ZDMG. XXXV, 680—92.
44) Der Rigveda oder die heiligen Hymnen der Brähmana. Zum ersten
Male vollständig ins Deutsche übersetzt mit Commentar und Einleitung von
Alfred Ludwig. Bd. IV. (Des Commentars erster Teil.) Prag, Tempsky
1881. XXXVIII, 436 pp. 8. M. 12. (A. u. d. T : Alfr. Ludwig. Com-
mentar zur Rigveda - Uebersetzung. I. Teil: zu dem ersten Bande der Ueber-
setzung.) — Vgl. R. Pischel GGA. 1881, 1528—34; Alfr. Hillehr andt DLZ.
III, 5 ; A. Barth Kev. de l'hist. des rel. V, 105—8 ; Emile J. de Dillon Mu-
seon II, 161 — 4; Max Müller Ueber die Familienbücher im Rigveda: Essays,
2. Aufl., II, 368 — 75. [„Abdruck der Anzeige der Rigveda-Uebersetzung Grass-
manns und Ludwigs aus dem LC, 1876, Nr. 51."]
45) Adolf Kaegi. Der Rigveda, die älteste Literatur der Inder. 2., um-
gearb. u. erweit., m. vollst. Sach- u. Wortreg. vers. Aufl. Leipzig, O. Schulze
1881. VI, 266 pp. 8. M. 4. — Vgl. E. Windisch LC. 1881, 574; A. Hille-
brandt DLZ. II, 614; F. Kattenbusch ThLZ. VI, 465; Theol. Literaturblatt
1882, 59; Der Rigveda, die älteste Litteratur der Inder. Auf Grund der betr.
Schrift von Prof. A. Kaegi, betrachtet von L. Krummel: Beweis des Glaubens
XVIII, 344—8. 4(11—17; Ac, XX, 54; Michel Athen, beige 1882 No. 1;
A. Barth Rev. de l'hist. des rel. V, 104.
4tii Willi. Geiger. Die älteste Literatur des indischen Volkes: Nord u.
Süd XVI, 83- -105. '
Jahresbericht 1' 1 3
26 Klatt, I "ordrriiidien.
an Kaegi zusammen. Max Müller 's47) berühmte Lecture on the
Vedas ist von rleuem gedruckt worden. Kerbaker**) übersetzt vier
Hymnen des Rigveda (vgl. Jahresber. 1880 p. 18 n. 51). Pisckel*9)
erklär! das erste Wort des Compositums äcvaprishtha (Rv. \'1II,
26, 24) als acua „scharf, übersetzt vadhü'mant „mit weiblichen
Thieren versehen, weist te, me, asme als Accusative nach und giebt
eine Erklärung der Stelle Rv. 1. 32, 8. Aufrecht-'0) liefert einen
Reitrag zur Erklärimg von' Rv. I, 69, 8 und VI, 31,3. Der Ve-
därthayatna 51) ist bis zum Schluss des 4. Bandes und damit zum
Sehluss des 3. mandala gelangt. Wir nennen schliesslich die Port-
setzung des Rigvedabhäshya 52) und ein indisches Schulbuch.53) -
Der Sämaveda54) erscheint in Calcutta mit bengalischer Uebersetzung.
Eine Legende aus dem für verloren gehaltenen Talavakärabrähmana
des Sämaveda, welche eine ältere Form der im Qat. Br. XI, 6, 1 ff.
enthaltenen Legende repräsentirt, wird von Burnett55) in Text und
Uebersetzung edirt. Zwei andere Brähmana 5ü) desselben Veda er-
scheinen von neuem in Calcutta. Die Ausgabe der Taittirfyasarabitä 57)
47) F. Max Müller. Lecture im the Vedas or the Sacred Books of the
Brahmans, delivered at the Philos. Instit, Leeds, March, 1865: Sei. Ess. II,
109— 59.
48) M Kerbaker. E ancora inni vedici: Giornale Napoletano. N. S.
V, 26—35.
49) K. Fischet. Miscellanea: ZDMG. XXXV, 711 — 24.
50) T. Aufrecht. üeber rapas: ZVglS. XXV, 601—2; vgl. E. Roth
ebd. tili-.'.
51) The Vedärthayatna or an Attempt to Interpret the Vedas. . . . Vol. IV.
No. 11 — IG. Jan.-— June 1881. Monthly Part 58— G3. Compl. : Vol. IV.
Mund. II. III. (Hymns 192 — 29C.) Bombay, "Nirnaya - Sägar" - Press , June
1881. 1005, 12 pp. 8. — Vgl. Maxe Müller. Ueber einheimische Be-
arbeitungen des Rigveda: Essays, 2. Aufl., II, 37G — 87. [Abdruck der Anzeige,
Ac. 187G, Nov. 11 u. 18.]
52) Rig-Veda Bhäshyam, Commentary on the Rig-Veda, hy Svämi Dayd-
nand Sarasvati. (Vedic, Sanskrit and Hindi.) Vols. 4G — 49. Parts 30 33
Allahabad, Vedic Press, sambat 1938. 8. G4 pp., 11 a. euch.
53) Sayana's Bhäshya on the Rigveda, Portion for the B. A. Examination.
Poona, Shiwäji Press 1881. 99 pp. 8. Re. 1 4 a.
:"> 1 1 Sämaveda Sanhitä, with Sayana's Commentary and a Bengali Trans-
lation, ed. hy Satyabrata Sdraa^rami. No. 1. 2. Calcutta. Satya Press 1881.
128, 121 pp. 8. Re. 1 pro No. [„The Kauthumi Säkhä."]
55) .1. ('. Burnell. A Legend from the Talavakära or JaiminTya Bräh-
mana of the Sämaveda: Atti del IV congr. intern, d. Orient, ten. in Firenze
1878. II, 97—111.
56) Daivatabrähmana and Shadbinsabrähmana of the Sämaveda, with the
Comm. of Säyanäcbarya , ed. by Jibdnanda Bidydsdgar. 2. Ed. Calcutta
1881. 20, 38, 114 pp. Ks. 2. [Trübner: 7 s. G d.. später 5 s.]
57) The Sanhita of the Black Yujur Veda. ... Fase. XXXII. pp. G73
7 11. (I'.ihl Ind. N. S. No. 466 i Titel des ganzen Bandes: The Sanhitä
of the Black Fajur Veda. With the Comm. of Madhava Achärya ed. by Ma
heäaehanclra Nydyaralna. Vol. |\'. Kanda 1\'. Calcutta, Baptist Mission
Klatt, Vorderindien. 27
in der Bibliotheca Indica ist bis zum Schluss des 4. kända ge-
diehen, von der südindischen Ausgabe58) erscheint allmonatlich ein
Heft, das Yajurvedabhäshya 5y) ist ebenfalls fortgesetzt worden. Von
Garbe s60) Ausgabe des Apastambacrautasütra sind die ersten beiden
Hefte (bis IV, 1) erschienen, von Schr'oeder's^1) Maiträyani Samhitä
das erste Buch, welchem eine Einleitung über die Stellung der
Maiträyaniya-Schule und die sich daran knüpfenden Fragen vorher-
geht , in welcher er seine früheren Untersuchungen recapitulirt. -
Zum Atharvaveda publicirt Whitney ^ einen vollständigen Wort-
thesaurus, welcher jedes Wort und jede Wortform und sänuntliche
Stellen, an welchen sie vorkommen, verzeichnet, eine schon 1851 be-
gonnene, ausserordentlich fleissige und gewissenhafte Arbeit. Roth03)
handelt von neuem über die Paippaläda - Schule des Atharvaveda
nach einem aus Kashmir stammenden Bhürja-MS.
Für das Mab ä b h ä rata nennen wir ein ungarisches Werk
über die grossen Epen der Weltliteratur von Karl Szdsz 64), dessen
erster Band die epischen Dichtungen des Orients und des classischen
Alterthums, darunter auch das indische Epos behandelt. Von Holtz-
mann wird zuerst in einem Zeitungsartikel ü5), sodann ausführlicher
in einem ( Jvmnasialprogramm06) mit vielem Scharfsinn eine doch
Press 1881. 3, 744 pp. 8. (Bibl. Ind. Old. Ser. No. 229. 230. 231. 233.
236. 239. 241. N. S. 466.)
58) Taittiriya Samhitä, with Comm. (in Telugu char.) No. 7 — 24. Madras,
Adi Kahl Nidhi Press 1879—80. 8. 40 pp. 4 a. pro No.
59) Yajur-Veda Bhäshyam, Commentary on the Yajur-Veda, by Svämi Dayd-
ikiikI Saraxrali. (Vedic, Sanskrit and Hindi.) Vols. 44 — 49. Parts 28 — 33.
Benares u. Allahabad, Vedic Press, sambat 1938. 8. 64 pp., IIa. each.
60) The Srauta Sütra of Apastamba belonging to the Black Yajur Veda,
with the Commentary of Rudradatta edited by Richard Garbe. Fase. 1. 2.
Calcutta 1881. pp. 1 — 192. 2 s. pro Fase. (Bibl. Ind. N. S. No. 461. 469.)
61) Maiträyani Samhitä herausgeg. v. Leop von Schroeder. Buch I.
Gedruckt auf Koston der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Leipzig,
Brockhaus in Comm. 1881. XLVI, 173 pp. 8. M. 8. [Für Mitglieder der
DMG. M. 6.] — Vgl. R. Garbe GGA. 1882, 110—28.
62) William Dwight Whitney. Index Verborum to the Published Text
of the Atharva-Veda: ' JAOS. XII, 1—383. (Auch sep. New Haven 1881.
383 pp. 8., auf grösserem Papier, übereinstimmend mit der Ausg. des Textes des
Atharvaveda: Doli. 5, Trübner £ 1 5 s.) — Vgl. TR. N. S. II, 106; A. Barth
RC. N. S. XV, 21.
63) R. Roth. Un manuscrit de 1' Atharvaveda: Atti del IV congr. int. d.
orient. ton. in Firenze 1878. II, 89—96.
64) Szdsz K. A vilägirodalom nagy eposzai. K. I. Budapest, Akad.
1881. 631 pp. — Vgl. Ung. Rev. 1882, 456.
65) Adolf Holtzmann. Ueber das Mahabharata: Literar. Beilage der
Karlsruher Zeitung 1881. (Auch sep. 8 pp. 4.)
66) A. Holtzmann. Ueber das alte indische Epos Beigabe z. Progr. d
grossh. Pro- u. Realgymn. Durlach f. d. Schulj. 1880 — 81. Durlach, Dups 1881.
25 pp. I Vgl. A. Barth Rev. de l'liist des rel. V, 247 und RC. N. S.
XV. 2—5.
3*
23 Klatt, Vorderindien.
wohl unhaltbare Sache vertheidigt, nämlich dass, wie er im Anschluss
an den älteren Holtzmann ausführt , in der ursprünglichen Fassung
des Mahäbhärata die jetzigen Siegel-, Krishna und die Pändavas als
besiegte Rebellen und Frevler dargestellt, dagegen die Kauravas ver-
herrlicht , und dieses ältere Gedicht von einem Buddhisten verfasst
und später in buddhafeindlichem Sinne umgearbeitet worden sei.
Ein für Schulen bestimmtes Buch von Wheeler61) erwähnen wir
hier deshalb , weil es nach seinem Hauptinhalt aus Analysen des
Mahäbhärata und Rämäyana besteht. Arnold08-9) übersetzt die
beiden letzten Bücher (Mahäprasthänika- und Svargarohanaparvan)
- auch enthalten in No. 130 -- und den Anfang des 10. Buches
(Sauptikaparvan), Muir10) ausgewählte Sentenzen des Mahäbhärata.
Für classische Philologen , welche das Sanskrit privatim erlernen,
ist ein Buch von Peile 7 ' ) über das Nalopäkhyäna bestimmt, welches
aber nach Lanman's Urtheil viele Felder enthält. Ein Seitenstück
zur Erzählung von Nala rindet Prato'1") in der italienischen Volks-
literatur. Das 4. Buch (Virätaparvan) 72) ist in Calcutta besonders
erschienen.
Von Puränas nennen wir eine Fortsetzung des Agni- 7ä) und
eine vollständige Ausgabe des Bhägavatapuräna 74), ferner Adhyät-
67) J. Talboys Wheeler. Tales from Indian History : beiug the Annais
of India retold in Narratives. London, Thacker 1881. 272 pp. 8. 5 s. —
Vgl. Ath. 1881 II, 428.
68) Edwin Arnold. A Book from the Iliad of India: Internat. Rev. X,
36—51. 297—306.
69) E. Arnold. From the „Iliad of India" : Contemp. Rev. XXXIX, 565—7.
70) John Muir. Metrical Translatious from the Mahäbhärata: IAnt. X,
90—3. — Muir | 7. März 1882; vgl. A. H. Sayce Ac. XXI, 196; Ath. 1882
I, 346; TR. N. S. III, No. 1 — 2, Suppl. 2 pp. (nach der Times); F. Justi AAZ.
Beil. No. 85. 26. März 1882. p. 1257—8; RC. N. S. XIII, 320; C. P. liele Theol.
Tijdschr. XVI, 388; JRAS. N. S. XIV, Ann. Rep. p. IX; Rev. de l'hist. des rel.
V, 411; TR. N. S. III, 26 (nach A. Weber in der National-Zeitung); BTLVNI.
IV. Volgr., VI, 128 (nach der Times); Rev. d'etlmogr. I, 364; Trans. Philol. Soc.
1882—3—4. Part. I p. 1.
71) John Peile. Notes on the Nalopäkhyänam or Tale of Nala, for the
Use of Classical Students. Cambridge, Univ. Press 1881. VII, 244 pp. 8.
12 s. — Vgl. C. R. Lanman Amer. Journ. of Philol. II, 516- — 9. [Die An-
führung von Jarrett, Nalopäkhyänam, Cambridge, in Friederici's Bibl. or. 1881
No. 576 ist wohl ein Versehen, vgl. Jahresber. 1876/7 I p. 87 No. 7.]
71a) Stanislao Prato. La leggenda indiana di Nala in una novellina po-
polare pitiglianese. Como 1881. [„Scertryk; hvoraf, angives ikke", vgl. Kr.
Nyrop. Nyere folklore-litteratur : Nordisk Tidskrift f. Filol. Ny raekke. VI, 51.]
72) Birat Parba. The Fourth Book of the Mahäbhärat. Calcutta 1881.
240 pp. H. Rs. 2 8 ;i. [Republished in the form of a puthi or native manu-
script, bocause it is recited on the occasion of Hindu shradhs.j
73) Agni Puranam. Parts VI and VII. Madras, Vartamana Tarangini Press
lh8u 144 pp 8. Re. 1.
74) Atha Shrimad Bhägawat; or the Bhägawat Purän , by the reputed
autlior Wyäs, with a comm. 3. Ed. Bombay, Nirnaya Sägar Press 1881.
1384 pp. Ob! Printed. Rs 9. [Trübner: L 1 16 s.|
Khtlt, Vorderindien. 29
marämäyana 75) (aus dem Brahmända-) und Krishnajanmakhanda 76)
(aus dem Brahmavaivartapuräna). Das bisher noch nicht veröffent-
lichte Civapuräna wird nach einem Prospect vom 2. October 1881,
welchem der erste Bogen des Werkes als Probe beilag, in Bombay
in Ganpat Krishnäji's Press gedruckt.77) Das Devtbhägavata 78) er-
scheint in Madras. Ein ganz modernes Product scheint das Goma-
tipuräna 79) zu sein. Aus dem Märkandeyapuräna ist die Durgä-
saptacati 80) wieder in mehreren Ausgaben erschienen ; die beiden,
die Legende von Hariccandra enthaltenden Bücher dieses Puräna
sind von Wortham 81) metrisch übersetzt worden. Aus dem Skanda-
puräna ist der Käcikhanda S2) und der Brahmottarakhanda 83) er-
schienen. Die Ausgabe des Väyupuräria 84) in der Bibliotheca Indica
ist um ein Heft weiter genickt. Beiläufig erwähnen wir eine Gar-
gasamhitä 85) , welche dem Rishi Garga zugeschrieben wird und die
Abenteuer des 'Krishna enthalten soll.
Vom Rämäyana sind 2 vollständige indische Ausgaben 86 " 7),
eine Ausgabe des 5. Buches88) und eine Fortsetzung89) er-
75) Adhyätma Rämäyanam. Madras, Sarada Nilayam Press 1881. 229 pp. 8. 8a.
76) Sri Krishna Janma Khaudam. Part II. Ebd. 1881. 40 pp. 8. 8a.
77) Vgl. Ath. 1881 II, 705.
78) Devi Bhägavatam. Nos. 6 — 8. Madras, Vartamana Tarangini Press
1881. 8. 80 pp. 8 a, pro No.
79) Gomati Purän; or a Purän in glorification of the sacred Tank of Gomati
at Däkor. By Shästri Jayashankar Gowindrdm (nicht angegeben, ob Autor
oder Herausgeber). Däkor (printed Ahmedabad) 1881. 788 pp. Obl. Lith. Ks.lt».
80) Durga Saptashati. Bombay, Jagadishwar Press 1881. 214 leaves 8.
Lith. Re. 1 8a, [Trübner: 7 s. 6 d.] — Bombay, Ganpat Krishnäji's Press
1881. 150 leaves 8. Printed. 8 a. [Trübner: 2 s. 6 d.] — Bombay, Jagad-
ishwar Press 1881. 78 leaves 8. Lith. 12 a. [Trübner: 3 s. 6 d.]. —
Durgä. 2. Ed. Lucknow 1881. 180 pp. 8. 8 a.
81) Translation of the Märkandeya Puräna. Books VII. VIII. By B. Haie
Wortham: JRAS. N. S. XIII, 355—79. — Vgl. A. Barth Rev. de l'hist. des
rel. V, 247.
82) Atha Shri Käshikhand , or a descr. of the rel. importance of Käshi or
Benares, with a comm. by Kämänand. Reprint. Bombay, Ganpat Krishnäji's
Press 1881. 491 1. Obl. Printed. Rs. 7 8 a. [It contains many mythol. stories
of sages, of sacred mountains, rivers, cities &c]
83) Brahmottara Khaudam. Madras 1880. 136 pp. 8. 8 a.
84) The Väyu Puräna. A System of Hindu Mythology and Tradition.
Edited by Rdjendraldla Mitra. Vol. II. Fase. I. Calcutta 1881. p. 1 — 96.
8. (Bibl. Indica. N. S. No. 457.)
85) Atha Shrimad Garga Sanhitä; or the work of Garga Rishi. Reprint.
Bombay, Jagadishwar Press 1881. 230 1. obl. Lith. Rs. 4. [Trübner: 18 s.]
86) Wälmiki Rämäyan, in 2 Vols. Bombay, Ganpat Krishnäji's Press 1881.
927 1. obl. fol. Printed. Rs. 18. [Trübner: £ 3 13 s. 6 d]
87) Rämäyanam and Uttara Rämäyanam (in Malayalam char.). 2. Ed.
Cochin, P. Itti Mattu 1880. 370 pp. 8. Rs. 2.
88) Valmiki Sundra Kanda, 2. Ed. Madras, Adi Sarasvati Nilayam
Press 1880. 192 pp. 8. 8 a.
89) Rämäyanam. Cantos 71 to 77 of the first book , with the comm. of
Rämänuj. Ed. by Jibdnanda Bidydsdgar. Calcutta 1881. 30 pp. 8. Re. 1.
Bälarämäyana [Epitome of the Rämäyaiia used in schools] ist in 3 Ausgaben
erschienen: Madras 1880. 14 pp. , ebd. 1880. 16 pp., Bangalore 1881. 16 pp.
3Q Klatt, Vorderindien.
schienen. Darmesteter'J0) vergleicht eine Erzählung des Talmud,
wie sich Satan dem jagenden David in Gestalt einer Gazelle ent-
o-egenstellt, mit der Erzählung des Rämäyana (III, 48 ff. ed. Gorresio).
Raghuvanca91- 3) und Kumärasambhava94) sind wieder, wie ge-
wöhnlich, vertreten. Ueher eine caka 1326 geschriebene bengalische
Handschrift des Bhattikävya, welches hier den Titel Rävanavadha
führt, handelt Rajendraldla Mitra.95) Ferner nennen wir Aus-
gaben (resp. Fortsetzungen) des Naishadhiya y(i), Campürämäyana97- 8),
Bhojacaritra9'-'), Camkaravijaya 10°) , auch eines Bilhanacaritra i ° ' )
(modern und unbedeutend , angeblich nur ein Liebesabenteuer des
Bilhana erzählend). Die im Jahresber. 1879 p. 47 n. 76 erwähnte
Ausgabe des Hammiramahakävya hat A. Barth*01) ausführlich re-
censirt. Nach einer Mittheilung der DLZ. IV, 101 werden das
Gaudavadhakävva und die Kirtikaumudi , ein historisches Gedicht
der Jainas, in Indien nächstens ei'scheinen.
Im Bereich der Fabeln und Märchen nennen wir Bilh-
ler's 103) Schulausgabe des Paficatantra, andere von Hindus besorgte
Ausgaben (bez. Uebersetzungen) desselben Werkes104-5), des Hito-
90) James D armesteter. David etKama: ßev. des et. juives II, 300 — 2.
— Die Acad. des inscr. hat folgende Preisaufgabe gestellt: Etudier le Rämä-
yana au point de vne religieux . ., s. CR. IV Ser., X, 325.
91) Kälidäs Raghuvamsa, -nith Mallinätha Suri's comm. Madras, Sarasvati
Nilayam Press 1880. 193 pp. 8. 6 a.
92) Dasselbe, ebd. 1881. 170 pp. 8. 8a.
93) Atha Shri Raghuwanshe Mahd Käwye dwitiya Sarga , w. Mallinäth's
comui. Poona, Jagaddhitechchhu Press 1881. 14 1. obl. Lith. 4a.
94) Kälidäsa KumärasambhaVam Kävyam Savyäkhyänam. (Malayalam char.)
Cochjn, P. Itti Mattu 1880. 85 pp. 8. Re. 1.
95) R. MÜra. Note on a Mannscript of the Bhatti Kävya: PASB. 1881,
134—8. 1 Taf.
96) Naishadha Charita, the life of Kala. Part VIII. 2. Ed. Calcutta 1881.
48 pp. 8. 8 a.
97) Atha Champu Rämäyan. By Bhoja Räja and Lakshuman. Poona,
Writta Prasärak Press 1881. 112 pp. 4. Lith. 12a.
98) Champu Rämäyanam (in Telugu char.). Madras. Viveka Dipika Press
1881. 460 (?) pp. 8. Re. 1.
99) Bhoja Charitram (in Grantha char.). Madras, Parabramah Press 1881.
72 pp. 8. 2 a. 6 p.
100) Sankaravijaya. The Life and Polemies of Sankarächärya. By Anan-
dagiri. Ed. by Jibänanda Bvdydsdgar. Calcutta 1881. 217 pp. 8. Re. 1
8 a. [Trübner: 5 s]
101) Bilhana Charitram. Madras, Sri Vani Nilayam Press 1880. 24 pp. 8. 1 a.
102) RC. N. 8. XI, 441—51.
lo.d Paiichatantra. II and III. IV and V. Ed. with notes by G. Bühler.
Bombay, Education Society's Press 1881. 85 u. 81 pp. 8. 9 u. 9 a.
104) Panchatantra. Ed. by Jibänanda BidyAsdgar. 2. Ed. Calcutta
1881. 314 pp. 8. Rs. 2 8 a. [Trübner: 8 s.]
105) Panchatantra (Eiiglish). C. K. S. Press, Yepery, Madras 1881. 124 pp.
8. 6 a. [A translation of five Tamil tales for the use of students. . . .]
Klatt, Vorderindien. 31
pade^a106-8) und der Sinhäsanadvätrin^ikä 109). Eine Uebersetzung
der letzteren nach dem Bengalischen von L. Feer wird in der Col-
lection de contes et chansons populaires erscheinen.110) Die Vetäla-
pancavincatikä liegt mm endlich in Ukle's1*1) Ausgabe vor, welche
den Text in sorgfältiger Herstellung und einen umfassenden kritischen
Coinmentar, zu welchem H. Jacobi Beiträge geliefert hat, enthält.
Die Arbeit wurde schon 1867 auf Brockhaus' Anregung, und zwar
zuerst von Uhle und Windisch gemeinschaftlich, unternommen , sie
ist ein schönes, der Sammlung, in welcher sie erschienen ist, würdiges
Werk. Tawnei/11-) hat seine Uebersetzung des Kathäsaritsägara
bis in das 12. Buch hinein fortgeführt. Derselbe113) vergleicht
eine Erzählung des jainischen Kathäkoca, welche in Nilmani Mukh-
erji's Sanskrit-Chrestomathie (s. oben No. 41) veröffentlicht ist, mit
der Geschichte von „Rieh Peter the Pedlar" in Dasent's Norse Tales,
und eine Erzählung des Ucchangajätaka (ed. Fausböll No. 67) mit
der Erzählung von dem Weibe des Intaphernes (Herodot III, 118
— 20). Grierson11*) theilt zwei Erzählungen aus dem Munde von
Pandits in Maithila mit. über Vararuci als Auflöser von Akrostichen,
wozu Weber bemerkt . dass eine ähnliche Geschichte auch in der
Sinhäsanadvätrincikä erzählt werde. Die Märchensammlung der
Man/ Frere115) ist in dritter Auflage erschienen und die der Maive
106) Hitopadesh. Good Advice. By Vishnu Sarma. Ed. with notes by
Jibänanda Bidy dsdgar. 3. Ed. Calcutta 1881. 331 pp. 8. Re. 1.
[Trübner: 4 s. 6 d.]
107) Hitopadesh. Good Advice. Transl. and ed. by Baradd Kdnta Bi-
dydratna. 3. Ed. Bhowanipore 1881. 225 pp. 8. Re. 1. [Seleetions from
Vishnu Sarma's work with notes and an English transl.]
108) Heetawpadaytha and populär Jataka stoi'ies (Burmese). 2. Ed. Ran-
goon, Bennett 1881. 146 pp. 8. Re. 1. [Trübner: 5 s.]
109) Dwätrinsatputtalika. The Story of the Thirty-Two Thrones. Ed. by
Jibänanda Bidy&sdgar. Calcutta 1881. 130 pp. 8. Re. 1. [Trübner: 4 s.]
110) RC. N. S. XV, 214.
111) Die Vetälapancavincatikä, in den Recensionen des Civadäsa und eines
Ungenannten mit kritischem Coinmentar herausgegeben von Heinrich Uhle.
Leipzig, Brockhaus in Comm. 1881. XXX, 236 pp. 8. M. 8. [Für Mitglieder
der DMG. M. 6.] (AKM. VIII, No. 1.)
112) Kathä Sarit Sägara or Ocean of the Streams of Story transl. from
the Original Sanskrit, by C. H. Tawney. Vol. II. Fase. VII — IX. Calcutta
1881. p. 1—292. 8 M. 3 pro Fase. (Bibl. Ind. N. S. No. 456. 459. 465.)
113) C. H. Tawney. A Folk-lore Parallel: IAnt. X, 190—1. 370—1.
114) George A. Grierson. Maithila Folk-lore, — Vararuehi as a Guesser of
Acrostics: IAnt. X, 366—70. — Vgl. dazu A. Weber. Story of Vararuehi:
ebd. XI, 146.
115) Old Deccan Days; or, Hindu Fairy Legends current in Southern
India. Collected from Oral Tradition by Mary Frere. With an Introd. and
Notes by Sir Bartle Frere. Illustrated by Catherine Frances Frere. 3. Ed.,
revised. London, Murray 1881. 8. 7 s. 6 d. — Vgl. Ac. XX, 470.
32 Klatt, Vor der Indien,
Stokes J ' 6) ins Holländische übersetzt worden. In welcher Beziehung
dazu ein ungarisches Buch 1 ' 7) steht , ist uns nicht bekannt. An
M. Stokes' Fairy Tales schliesst sich ein Artikel118) der Calcutta
Review an, welcher zu einem methodischen Sammeln der indischen
Volkssagen auffordert.
Zur gno mischen und lyrischen Poesie nennen wir
einige Spruchsammlungen119-27), eine Ausgabe des Amarucataka1'28)
mit Maräthi - Uebersetzung und des Gitagovinda. 12°). Letzterer ist
von Arnold130) unter Weglassung des letzten sarga übersetzt wor-
116) Maive Stokes. Indische, Sprookjes. Uit het Engelsch vertaald door
H. Scheiternd. Mit ecn Vorword door A. Mulder. Haag, van Cloet*.
117) Vdmbcry Armin. Indiai tündermesek. [Ind. Feenmärchen v. Herrn.
Vämbery, aus d. Engl. v. Joh. Jonas.} 2. Aufl. Budapest, Franklin 1881. 362 pp.
— Hierher gehört vielleicht auch ein nicht näher bekanntes Buch : Early Ideas.
A Group of Hindoo Stories. Collected and collated by an Aryan. London, Allen
1881. 156 pp. 8.
118) Indian Folktales. What should he and what canbedone: Calc. Rev.
LXXII, 424—9.
119) Subhäshitä-Ratna-Bhändägäram; or, Geras of Sanskrit Poetry. Being
a Collection of Witty, Epigrammatic, Instructive and Deseriptive Verses. Selected
and arranged by Kasinätha Pänduranga Paraba. Bombay, Nirnaya Sägar
Press 1881. 466 pp. 8. Rs. 3 8 a. [Trübner: 15 s.]
120) Subhäshita Sangraha. (Sanskrit with Gujaräti transl.) Part I. Bom-
bay, Nirnaya Sägar Press 1881. 54 pp. 8. 4 a.
121) Pathya Väkya, or, Niti-Sästra. Moral Maxims, extracted from the
Writings of Oriental Philosophers, corrected, paraphrased and transl. into Eng-
lish, by A. D. A. Wijayasiriha. VIII , 54 pp. 8. 3 s. [Now ready TR.
N. S. HI, 17.]
122) Chanakya Satakam , with Telugu Comm. Madras, Vartamana Taran-
gini Press 1880. 25 pp. 8. 1 a. 3 p.
123) Nitisara. 3. Ed. Cochin, St. Thomas' Press 1880. 32 pp. 8. 2 a.
[123 Sanscrit verses with Malayalam transl.]
124) Ni'tisästram, in Grantha char., w. a comm. in a mixed style of Sans-
krit and Tamil. Madras, Vyavahära Tarangini Press 1880. 76 pp. 8. 1 a. 6 p.
125) Niti Sästram, with Canarese Comm. Madras, Sarasvati Nilayam Press
1880. 58 pp. 8. 4 a.
126) Niti Sästram, with Telugu Comm. 2. Ed. Madras, Adi Sarasvati
Nilayam Press 1880. 48 pp. 8. 1 a.
127) Jagannatha Panditaraja Sataka Slokamulu, with Telugu Transl. 2. Ed.
Vizagapatam, Arsha Press 1880. 66 pp. 8. 5 a.
128) Shrimachcbhankaraeharya Wirach.it Amarushataka. Poona, Dnyän
Prakäsh Press 1881. 90 pp. 8. 6 a.
129) Jayadeva. Gita Govinda Ashtapadi (in Grantha char.). Madras, Vya-
vahära Tarangini Press 1880. 36 pp. 8. 1 a.
130) Edwin Arnold. Indian Poetry; containing a New Edition of the
"Indian Song of Songs", from the Sanscrit of the "Gita Govinda" of Jayadeva,
two Books from "the lliad of India" (Mahabharata), "Proverbial Wisdom" from
the Shlokas of tho Hitopadesa, and other Oriental Poems. London, Trübner
1881. VIII, 270 pp. 8. 7 s. 6 d. [Brockhaus: M. 9,] - Vgl. LC. 1881,
Klatt, Vorderindien. 33
den. Hieran schliessen wir eine Auswahl von Stotra131"8) an ver-
schiedene Gottheiten , einen Abdruck aus den Werken des Sir
W. Jones1™) (Lond. 1807, vol. XIII, p. 211—333), welcher haupt-
sächlich Hymnen an verschiedene Götter enthält, und als Curiosa die
dichterischen Erzeugnisse, zu welchen Sourindro Mohwi Tagore**0),
1798; TR. N. S. II, 77; TV. W. Hunter Ac. XX, 81; Calc. Rev. Vol. LXXIII,
No. 146, p. II— IV; A. Barth RC. N. S. XV, 321; F. Nannarelli La Cul-
fcura, Anno I. Vol. I, p. 22—8.
131) Mayura Kavi. Surya Dandakam. Madras, Vartamana Tarangini Press
1880. 15 pp. 8. 1 a.
132) Jagannäth Räya. Gangälahari. Bombay, Jagadishwar Press 1881.
8 1. 8. Lith. 1 a.; Poona, Jagaddhitechchhu Press 1881. 32,1. 4. Lith. 4 a.;
15. Ed. Meerut 1881. 56 pp. 8. Lith. 1 a. 3 p. — Anandnäth. Rewä-
lahari. Poona, Jagaddhitechchhu Press 1881. 20 1. 8. Lith. 2 a. 6 p.
133) Sankra Chari. Soundarya Lahari. 2. Ed. Madras, Adi Sarasvati
Nilayam Press 1880. 24 pp. 8. 1 a. — Shankarächärya. Shiwamänaspujä.
Poona, Datta Prasärak Press 1881. 4 1. 8. Lith. 6 p. -- Sankaracharlu.
Sri Rama Karnamrutam. Madras, Sri Vani Nilayam Press 1881. 67 pp. 8. 2 a.
134) Kälidäs. Syämalä Dandakam. Madras. Sarasvati Nilayam Press 1880.
8 pp. 8. 3 p.; ebd., Viveka Kalanidlii Press 1880. 6 pp. 8. 3 p. (Grantha
char.); ebd., Parahramah Press 1881. 8 pp. 8. 6 p. (Gr. eh.). — Kälidäs.
Devi Stotra Panchakam. ebd., Adi Sarasvati Nilayam Press 1880. 24 pp. 8. 1 a.
135) Pushpadanta. Mahimna Stotra. Bombay, Jagadishwar Press 1881.
8 1. 8. Lith. 1 a. [Trübner: 1 s]
136) Stotraratnäkara , or a collection of hymns and prayers by different
authors Part I. Reprint. Bombay, Ganpat Krishnäji's Press 1881. 304 pp.
8. Printed. Re. 1. — Dwädasha Stotra, in praise of Krishna, by Madhwaeh-
arya. Poona 1880. 24 1. Obl. [2 s.] — Devi Stotra Kadambam. 4. Ed Madras
1880. 84 pp. 8. 3 a. — In Madras erschienen ferner 1880: Stotra Patam,
a collection of hymns (106 pp.); Indrakshi Siva Kavacha Stotram (16 pp.); Isäna
Stuti (70 pp.); 1881 : Müka Panchäsati, 2. Ed. (77 pp.) [in praise of the goddess
Kämäkshi, ascribed to a dumb Brahmin ... 4 centuries ago]; in Poona 1881:
Ganapati Atharwashirsha (4 1.); Rämastawaraj (8 1.); Manimanjari by Näräyan,
with a comm. by Krishna (36 1., poems on different subjeets); in Cuttack 1881:
Nabagraha-Stotra (9 pp.)
137) Visvesvar Datt. Räma-näma - Mähätmyam Patitapävana - stotran cha.
Benares 1881. 32 pp.; Säligram Misra. Vaidyanätha-Mähätmyam. ebd. 1881.
82 pp.; Vyäsa Maharshi. Garalapurf Mähätmya. Bangalore 1881. 37 pp. ;
Vyasji. Ekädasi Mähätmya. Meerut 1881. 64 pp.; Cochin 1880. 110 pp.
138) Vishnu Sahasranäma, Bombay 1881 dreimal (46 1., 14 1., 56 pp);
Poona 1881. 57 pp. ; Lucknow 1881. 28 pp.; Lahore 1881. 32 pp.; Madras
1880—1 fünfmal (159, 103, 194, 93, 98 pp.). — Räma Sahasranäma Stotram.
Madras 1880. 62 pp. — Gopälsahasranäma Stotra. Bombay 1881. 38 1.
| Trübner: 1 s. 6 d.] — Siva Sahasranäma. Madras 1880. 71 pp. ; ebd. 1881.
14 pp.; Bombay 1881. 56 pp. — Ganapati Sahasranäma ebd. 1881. 56 pp.
139) William Jones. The Hindu Wife and the Hymns. Calcutta 1881.
126 pp. 8. 1. Ed.: Rs. 5. 2. Ed.: Rs. 7.
140) Atha Järmanistotram, in No. 270, p. 23 — 4. (Auch Verh. d. Orient-
Congr. 1881 I p. 139. - Ebd. p. 140 — 3 auch die beiden folg. Nummern.)
34 Klatt, Vorderindien.
Räm Das Sen1**), die Dame Ramdbdiuß) und FlecJrialia) durch
den letzten Orientalistencongress begeistert wurden.
Von Dramen ist die Mricchakati U4) in Calcutta erschienen.
Eine Inhaltsübersicht nebst ästhetischer Würdigung dieses Dramas
giebt Berthold Müller u5). Eine ähnliche Arbeit macht ein Ben-
gale146) für die Qakuntalä, von welchem Drama eine Ausgabe147)
mit dem Commentar eines südindischen Pandits erschienen ist. Die
Universität Göttingen stellt für das Jahr 1883 die Preisfrage, ob
die Mälavikä dem Kälidäsa mit Recht zugeschrieben werde.14*)
Einen kleinen Artikel über Kälidäsa schreibt Macdonell.li-]) Das
Uttararämacarita 15") ist in Indien mehrfach edirt worden, ferner
Priyadarcikä (oder Ratnävali ?)151), Anargharäghava 152) , Mudrä-
141) Rani Das Seil. Address to tlie Fifth International Oriental Congress
1881. 1 Bl. fol. — Abgedr. u. d. T. : A Sanskrit Ode addresscd to the Con-
gress of Orientalists at Berlin. By Ränia Ddsa Sena, the Zemindar of Ber-
hampore. With a Transl. by Shyämaji Krishnavarmä , of Balliol College:
JRAS. N. S. XIII, 573—6. — Die englische Uebersetzung allein: Ath. 1881
II, 177. — Vgl. Ac. XX, 423.
142) Sanskrit Ode addressed to the Fifth Intern. Congress of Orientalists
assembled at Berlin, Sept. 1881. By the Lady Bandit Ramä-bäi, of Silchar,
Kächär, Assam. With a Transl. by Monier Williams: JRAS. N. S. XIV,
66—73. — Vgl. M. Williams. Lady Pandits: Ath. 1881 II, 779—80.
143) Giovanni Flechia. Versione sanscrita doli' episodio Dautesco:
Francesca da Rirnini. Ricordo ai colleghi indologi del congresso orientalistico
di Berlino. 1881. 8 pp. 8.
144) Mrichhakatika. The Claycart. Ed. with a Comm. by Jibänanda
Bidyfis&gar. Calcutta 1881. 425 pp. 8. Rs. 2 [Trübner: 6 s.]
145) Berthold Müller. Das Thonwägelchen , ein altindisches Schauspiel.
Eine literarhistorische Skizze: Ausland LIV, 961—7. 993—6. 1011—5.
146) Chandra Näth Basu. Sakuntalä-tattwa. A review of Kälidäs's
Sakuntala. (Bengali.) Calcutta, New Arya Press 1881. 159 pp. 8. Re. 1.
- Vgl. Calc. Rev. Vol. LXXV, No. 150, p. XXIX— XXXII.
147) Sakuntala Nätakam with comm. by V. Srinivasa Charlu. (Telugu
char.) 2. Ed. Madras, Sarasvati Nilayam Press 1881. 820 (?) pp. 8. Re. 1.
148) Gott. Nachr. 1882, 571.
I 19) A. A. Macdonell. Kälidäsa: Eneyel. Brit. 9. Ed. XIII, 828—9.
150) Bhavabhüti's Uttar Räma Charita, with Copious Extracts from two
Sanskrit Comm., and Explan. Notes in English , ed. by Krishnöji Böjmji
Mdnde. Poona, Shiwaji Press 1881. 92 pp. 8. Re. 12a. — Dasselbe,
with a comm. by a modern writer Madras 1880. 122 pp. 8. 12 a. —
Dasselbe (Grantha char.) Madras, Vivekakalä Nidhi Press 1881. 150 pp. 8. 12 a.
L51) Priya Darsana by Sri Dhavaka, with a comm. called the Adarsa or
Mirror by Sii Paravastu Srinivasa Jagannadasami. Vizagapatam, Arsha Press
L880. 102 pp. 8 9 a. [This is the first printed edition of the Sanscrit Na-
tika Drama, enl the Ratnävali (sie), by thr celebr. poet Sriharsha . . . C f. Haas
Catal p 44 b.]
152) Murary Bhat. Anargha Räghava Nätakam. Madras, Gnana Suryodaya
Press 1880. 7 6 pp. 8. 4 a.
Klatt, Vorderindien. 35
räkshasa 153), Prabodhacandrodaya ' 54) und ein Paar nicht näher be-
kannte Dramen, wahrscheinlich Productionen der jetzigen Zeit.155-6)
Eine kurze Beschreibung der verschiedenen Abarten des indischen
Dramas, der Rasa etc. erhalten wir von Sourindro Mohun Tagore.151)
Zur wissenschaftlichen Literatur des Sanskrit,
und zwar zunächst zur Grammatik übergehend, verzeichnen wir
die Fortsetzungen des Nirukta158) und von Eggeling's 159) Ganarat-
namahodadhi. KieUwrn uo) handelt über mehrere Handschriften
des Jainendravyäkarana in der Bibliothek des Deccan College zu
Puna. Er giebt den Inhalt dieser Grammatik an, über welche er
das Urtheil fällt , dass keine mehr der Originalität ermangele und
werthloser sei, und weist nach, dass sie von der Tradition der Jainas
dem Mahävira selbst (Püjyapäda) zugeschrieben werde , dass aber
der wirkliche Verfasser Devanandin sei. In Benares sind einige zur
Grammatik des Pänini gehörende kleine Texte101), in Bombay die
Laghukaumudi l62) erschienen. Nach einer Nachricht der DLZ. IV,
101 ist der Druck einer Ausgabe der Prakriyäkaumudi von der
153) Mudräräkshasa by Bisäkhadatta. Ed. with a. Comm. by Jibünanda
Bidydsögar. Calcutta 1881. 218 pp. 8. Re. 1 8 a.
154) Satikam Prabodha Chandrodayam nama Nätakam, w. the comm. of
Rämdäs Dikshit. Poona. Jagaddhitechcbhu Press 1881. 140 pp. 4. Lith. Re. 1 4 a.
155) Visvanäth Sinh. Ananda Raghunandana Nätak. The happiness of
Raghunandana. (Sanskrit, Prakrit and Hindi.) Lucknow, Munshi Nawal Kishor
1880. 128 pp. 8. Lith. 4 a. [A play in 7 acts about the aecession of Ra-
machandra to the throne of Ajodhia]
156) Sri Krishna Viläsam, a Drama (Grantha char. ) Madras, Parabramah
Press 1881. 60 pp. 8. 2 a. 6 p. [This contains cantos 3 and 4 only of a
Sanscrit poem based on the story of the tenth book of the Bhägavatam with
commentary.]
157) Sourindro Mohun Tagore. The Dramatic Sentiments of the Aryas.
Calcutta, Stanhope Press 1881. 40 pp. 8.
158) *WrePffSrT-f'r^'3W I The Nirukta. With Commentaries. Ed.
by Pandit Satyavrata Sämasrami. Vol. I. Fase. II — IV. Calcutta 1881.
p. 93—380. 8. 2 s. pro Fase. (Bibliotheca Indica. N. S. No. 454. 460. 471.)
159) Sanskrit Te.xt Society. ^^^TTf^Tf^T- ^fifafffWff ?ft
7TTTr^(jJ?T^'<2"f^n II Vardhamäna's Ganaratnamahodadhi , with the Author's
Commentary. Edited, with Critical Notes and Indices, by Jidius Eggeling.
Part. II. London, Trübner (printed Hertford) 1881. pp. IV, 241—480. 8.
6 s. — Vgl. über die Sanskrit Text Society Verb. d. Orient. -Congr. 1881 I.
91. 92 — 4.
160) F. Kielhorn. On the Jainendra-vyäkarana: IAnt. X, 75 — 9.
161) Pänini. Gana-pathah. 72 pp. 8. 4 a. ■ — Pänini. Dhätu -päthah.
50 pp. 8. 2 a. — Kätyäyana. Värtika- päthah. 7 2 pp. 8. 4 a. — Pa-
ribhäshä-päthah, ed. by Brajbhilshau Das. 8 pp. 8. 6 p., sämmtlich Benares,
Bäränasi Das 1880. Lith. (Ebd. auch Upasarga Vritti, 16 pp., und Laghu-
upasarga Dipikä, 10 pp.)
162) Ayam Laghukaumudi Grantho. By Waradräj. Ed. by Ga/hg&wishnu
and Kliemnij. Bombay, Ganpat Krishnäji's Press 1881. 173 pp. 8. Printed.
12 a. [Trübner: 2 s. 6 d.]
3(J Kluft, Vorderindien.
indischen Regierung bewilligt worden. In Bhowanipore ist die Ka-
läpa- (Kätantra-) Grammatik163) zu drucken begonnen worden. Ferner
sind erschienen Anubhütisvarüpäcärya's Särasvatam 1G4— 5), die darauf
gegründete Siddhäntacandrikä 10b) und ein Commentar zum zweiten
Theil der letzteren167). Wir erwähnen schliessbch die Qabdaman-
jari168) und ein Paar Versuche heutiger Hindus in der Sanskrit-
grammatik.169)
Auf dem Gebiet der L e x i k o g r a p h i e vermögen wir nur die
Fortsetzung von Tdrdnäthas ,7°) Väeaspatya (von dikshä bis niyama
reichend) , ein medicinisch.es , mit dem Werke Haläyudha's gleich-
namiges Lexikon171), wahrscheinlich eine Production der Gegenwart,
und mehrere Ausgaben des Amarakoca172) zu verzeichnen.
163) Satika Kaläp Byäkaranam. Part I. Bhowanipore, publ. by Sasibhushan
Majumdär 1881. 752 pp. 8. Es. 4. [The publisher says in the preface that
the Sanskrit grammar, ent. Mugdhabodh . is used in Nabadwip and on the
Eastern and Western banks of the Bhägirathi, Supadma and Sanksbiptasär are
used in Midnapore and the adjoining country, Sanksbiptasär is used in Burd-
wan, Bankura and other districts, and Kaläp-Byäkaran is in use in Daeca, Fur-
reedpore, Backergange, Mymensingh , Tipperah, Noakholly, Chittagong, Sylhet,
Jessore, parts of Orissa, and other places.]
164) Anubhüti Svarüpäcbärya. Särasvata. 2. Ed. Meerut, Lälä B;'isudev
1880. 84 pp. 8. Lith. 4 a.
165) Atha Säraswata, Pürwärdha. Reprint, Bombay, Jagadisbwar Press
1881. 55 1. Obl. Lith. 12 a. [Trübner: 3 s.]
166) Atha Siddhänta Chandrikä Sawyäkhyä; or the work ent. ,, Siddhänta
Chandrikä" by Rämäshrama , with a comm. by Sadänand. Reprint. Bombay,
Jagadishwar Press 1881. 512 pp. Obl. Lith. Rs. 5.
167) Tattwa Di'pikä. Tikä Siddhänt Chandrikä Dttra Sanskrit ärdh kl
(Essential light, being notes on the latter half of the Siddhänt Chandrikä). By
Loke Shankar. Amritsar, Chashma-i-Nur Press 1880. 80 pp. 8. Lith. 8 a.
168) Sabdamanjari. 110 pp. 3 a. — 102 pp. 2 a. 6 p. Beide Madras
1880. 8. (Grantha char.)
169) Bhäshämanjari. (Tel. char.) Madras 1880. 118 pp. 8. 2 a. -
Christaniya Watsa. An Elementary Sanscrit Grammar (Can. char.). Mangalore
1880. 106 pp. 8. Re. 1. [Based on the Sanskrit grammar of M. Müller.
Benfey . . .]
17H| ^Jx|^cM . . . Vachaspatya a Comprehensive Sanskrit Dictionary,
l'w.nty Parts — Part VIII (Druckfehler für XVT). XVII. Compiled by Tura-
natha Tarleavachaspati, Calcutta, Saraswati Press 1881. p. 3603 — 4078.
4. Rs. 6 eacb part.
171) Abbidhäna Ratna Mala. Madras, Adi Sarasvati Nilayam Press 1881.
62 pp. 8. 8 a. [A medical lexicon in Sanscrit with Telugu parapbrase giving
the Sanscrit names of various medicinal things.]
L72) Atha Sawigrahamar Kosha. Poona, Datta Prasärak Press 1881. 298 1.
um Lith. 5 a. (?) — Amaresam (Malayalam char.) Cochin 1880. 97 pp. 8.
lila.; ebd. 1881. 99 pp 8. 10a. — Ainafam Trikhändam (Tel. char.) Ma-
dras 1880. 72 pp. 8. 1 a. 6 p.; Book I. ebd. 1880. 16 pp. 8. 6 p. —
Amaram (Grantha char.) ebd. 1881. 88 pp. 8. 3 a.- Nämalingänusasana (Kan-
uada char.) 3 Parts. 5., 6. Ed. Bangalure, Vichara Darpana Press 1881. 80 pp.
8. 3a. 6p.; Parti. 7 — 9. Ed. ebd. 1881. 16 pp. 8. 1 a.
Klatt, Vorderindien. 37
Die Metrik und Poetik ist durch eine Ausgabe von Käli-
däsa's Qrutabodha m) , das erste, über vedische Metrik handelnde
Heft eines Chandahsära 1 74) bezeichneten Textes, die Fortsetzung
eines Commentars zum Kävyaprakäca175) und Ausgaben der Rasa-
mafij ari 1 7 ü) vertreten.
Zur P h i 1 o s o p b i e nennen wir eine Ausgabe der 1 0 üblichen
Upanishads. ' 7 ' ). Regnaud nb) handelt auf C4rund von Brihadäranya-
kopanishad I, 4, o über den Ursprung der Vorstellung vom Andro-
gynismus. Von der Shaddarcanacintanikä ' 7 ") ist ein neuer Band,
4 Essays Ballantyne'x IS0) über die Nyäya- und Vedänta-Philosophie,
abgedruckt aus dem Benares Magazine, sind von neuem erschienen.
Eine bengalisehe Abhandlung 181) über die Stellung der sechs philo-
sophischen Systeme zu den Vedas wird lobend erwähnt. Die Nyäya-
Philosophie ist durch 2 Ausgaben des Tarkasamgraha182- 3) und
173) Shruta Bodha Satik; or an elementary treatise on S;mskrit prosody,
by Kälidäsa. Labore (printed Bombay, Nirnaya Sägar Press) 1881. 14 pp. 8. 2 a.
174) Chhandahsäram. Of Metre. Ed. by Gangddhara Rüga. Part I,
No. 1. Syädäbad 1881. 44 pp. 8. Re. 1.
175) Kävya Darpanam , by Sri Raja Sudra Mani Dikshatar, ed. by Sri
Paravastu Srinivasa Bhatta Nada Charya. (Sanscrit and Prokret.) Chapt.
7 — 9. Vizagapatam, Arsha Press 1880. 191 pp. 8. Re. 1.
176) Bhanu Kavi (?). Rasamanjari (Tel. char.) Madras, Sarasvati Nilayam
Press 1881. 40 pp. 8. 2 a.-, (Grantha char.) ebd. 1881. 40 pp. 8. 2 a.
[A Standard work on poetical t'eelings . . .]
177) Dasopanishad Brahma Sutram Bhagavad Gita. 2. Ed. Madras, Vi-
veka Kala Nidhi Press 1880. 278 pp. 8. Re. 1. [Contains the text of the
ten Upanishads for daily recitation.]
178) Paul Regnaud. Note sur la legende indo-europeenne de l'androgy-
nisme primitif: RC. N. S. XI, 76 — 7. — Vgl. dazu J. Halevy. L'androgynisme
primitif est-il une legende indienne? ebd. 196 — 8, und Paul Regnaud. En-
core un mot sur la legende de l'androgynisme primitif dans la Brhad-äranyaka-
Upauishad: ebd. 297 — 8.
179) The Shaddarshana Chintanikä; or Studies in Indian Philosophy. Ed.
by Mdhddew Moreshwar Kante. Vol. V, No. 1 — 12. (Sanskrit, Marathi and
English.) Poona, später Ahmedabad (gedruckt Bombay, Nirnaya Sägar Press)
1881. 8. Die No. 40 pp. 8 a.
180) J. R. Ballantyne. Hindu Philosophy. 2. Ed. Calcutta , Ghosh
1881. 86 pp. 8. Rs. 5. — Vgl. Jahresber. 1879 p. 50 n. 104.
181) Prasanna Kurnär Bidydratna Sanskrit Philosophers on the Vedas.
(Bengali.) Printed by Rajkrishna Sinha at the Berhampore Dhanasindhu Press,
and publ. by Prasanna Kumär Bidyaratna. 1288 B. S. (1881). — Vgl. Calc.
Rev. Vol. LXXIII, No. 146, p. XIX
182) Atha Tarka Sangraha; or a small treatise on the doctrine of Nyaya
or logical philosophy. By Aiinaui Bhatta. Reprint. Poona , Jagaddhitechchhu
Press 1881. 9 1. Obl. Lith. 1 a. [Trübner: 6 d.]
183) Siddhänta-Chandrodaya Ti'kä sahitas Tarka Sangrahah. The Tarka
Sangraha with the comm. of Krishna dhurjatidikshil Benares, Banärasi Prasad
1881. 37 pp. 8 Lith III a.
38 Klatt, Vorderindien.
ein Paar andere Texte184"5) vertreten, die Sämkhya - Philosophie
durch Davies 18t) Uehersetzung der Sämkhyakärikä, welche sich an
Colebrooke-Wilson's Uehersetzung anlehnt , und durch eine Abhand-
lung JEverett's 187), die besonders über die Natur der Seele (purusha)
nach dem Sämkhya - System handelt. Das Textbuch der Yoga-
Philosophie186) ist in der Bibliotheca Indica begonnen, das der
Mimänsä 189) fortgesetzt worden. Jacob's1'30) Uehersetzung des Ve-
däntasära , welche laut Vorrede „für Missionäre und andere Leute,
die nicht Müsse zu Quellenstudien haben," bestimmt ist, ist eine
sorgfältige, auf Hall's Uehersetzung fassende Arbeit. Vedäntasära191).
I'aiicadaci iy"2~3) und einige andere zur Yedänta- Philosophie gehörige
184 1 Chaturdasa Lakshani. Vizägapatäm, Arsha Press 1880. 98 pp. 8.
8 a. [A book of Indian logic in Sanscrit prose by Jagadisa, a Pundit that lived
two centuries ago.]
185) Pancha Lakshani of Chintämani, with comm. By Sri Gangesa Upadya
Madhuranadha Battä Chäri. Vizägapatäm, Arsha Press 1880. 18 pp. 8. 2 a.
[One of thc Sanscrit text-books in logie.]
180) John Davies. Hindu Philosophy. The Sänkhya Kärikä of Iswara
Krishna. An Exposition of the System of Kapila. With an Appendix on the
Nyäya and Vaiseshika Systems. London, Trübner 1881. VI, 15 1 pp. 8. 6 s.
[Brockhaus: M. 7.20.] (Trübner's Oriental Series.) -- Vgl. E. Windisch LC.
1882, 676; Karl Blind. Ein Darwinscher Denker vor Buddha: Gegenwart
XXIII, 150—3; Calc. Rev. Vol. LXXI1I, No. 146, p. I.
187) C. C. Everett. On the Sänkhya Philosophy of the Hindus: PAOS.
May 1881, p. LXIII— LXIV.
188» UTrT^^t *fij|&m( I TT^wrä^T^fffraffcR I The
Yoga. Aphorisms of Pataniali, with the Conunentary of Bhoja Räjä and an Eng-
lish Translation, by Röjendraläla Mitra. Fase. I. Calcutta 1881. 64, 32 pp.
8. (Bibliotheca Indica. N. S. No. 462.)
189) jfYjJT*rp21J«nR ■ • • The MimäBsä Darsana . . . Pasc. XVI. Cal-
cutta 1881. p. 577 — 672. 8. (Bibl. Ind. N. S. No. 470.)
190) A Manual of Hindu Pantheism. The Vedäntasära, transl. with Copious
Annotations by Cr. A. Jacob. London, Trübner 1881. X, 129 pp. 8. 6 s.
| Blockhaus: M. 7.20.] (Trübner's Oriental Series.) — Vgl. E. Windisch. LC.
1882, 713; Ac. XX, 496; Calc. Rev. Vol. LXXIV, No. 148, p. VIII— IX;
./. M. M. LVnt. XI, 116; C. W. Park Bibl. Sacra XXXIX, 580 — 9.
191) Vedänta Sara (Tel. char.). Vizägapatäm, Arsha Press 1881. 119 pp.
8. 10a.
192) Sri Vedänta Panchadasi, by Vidyaranya Muni, with 2 commentaries
2 Ed. Madras, Adi Sarasvati Nilayam Press 1880. 402 pp. 8. Rs. 2.
193) Atha Satikäpanchadashi ; or a book on Vedänta Philosophy, cons of
15 chapters, with a comm. Reprint. Bombay, Jagadishwar Press 1881. 134 1
I »hl. Lith. Rs. 2 ITiiil r: 10 s. 6 d.l
Klatt, Vorderindien. 39
Publicationen 194_s), endlich mehrere Ausgaben der Bhagavadgltä199)
hndet man unten verzeichnet.
Auf dem weiten Gebiel von Recht und Religion (Dharma)
nennen wir zuerst das von Bloom field'2{)0) in Text und Ueber-
setzung edirte Grinyasamgrahaparicishta , welches eine Ergänzung
zum Grihyasütra des Gobhila bildet und auch im neunten Heft der
Calcuttaer Ausgabe des letzteren (s. Jahresber. 1879 p. 51 n. 114)
abgedruckt ist. Eine Sammlung von LS Smritis201) ist von neuem
publicirt worden. Vom Mänavadharmacästra ist die Fortsetzung
einer indischen Ausgabe2"-) imd ein Neudruck der Uebersetzung
des Sil- William Jones-"'6) erschienen. Neue Uebersetzungen von
194) Atha Charpat Panjarikä; or religious advice. By Shankarächärya-
Reprint. Bombay, Jagadishwar Press 1881. 8 1. 8. Lith. G p. [Describes
the transitory state of the world. The work is very populär.]
195) Atha Wedänt Stotra Sangraha; or a coli, of Vedäntic hymns, by Shan-
karächärya and otliers. 3. Ed. Bombay, Nirnaya Sägar Press 1881. IG 1. 8.
Printed. 2 a.
196) The Life and Letters of Gokulaji Sampattkäma Zalä and his Views
of the Vedänta, ed. by Mansukhrdm Suryardm. (Guj. and Sansk.) Bombay,
Oriental Press 1881. 372 pp. 8. Ke. 1. [Gokulji was the late Diwan or
prime minister of the Junägad State and a student of Vedäntic philos. The
biogr. in Guj. and Engl, and the exposition of the Vedäntic doctrine . . . are
well written]
197) Mansukhrdm Suryardm Tripdthi. A Sketch of the Life of Go-
kulaji Zalä and of the Vedänta. (English.) ebd. 1881. 4G pp. 8. 2 a. [An
extract from the above named work.]
198) Pydri Chdnd Mitra. On the Soul: its Nature and Development.
(English.) Calcutta , Stanhope Press 1881. 81 pp. 8. Re. 1. [... based
chiefly upon aneient Hindu philosophy.]
199) Atha Shrimad Bhagawadgitä . . . and the 4 other extracts from the
Mahäbhärat. Bombay, Jagadishwar Press 1881. 247 1. 8. Lith. Rs. 2
[Trübner: 9 s.] — Atha Bhagawad Gitä. ebd., Native Opinion Press 1881.
GO 1. 8. Printed. 7 a. [Trübner: 2 s. G d.] — Atha Shri Madhusudanatikä-
yuta Bhagawad Gitä. ebd. 1881. 210 1. 8. Printed. Rs. 5 [Trübner: 18 s.j
— Bhagavadgi'tä (Tel. char.). Madras, Viveka Kala Nidhi Press 1880. 93 pp.
8. 1 a. 6 p. — Desgl. (Grantha char.). ebd., Vidyavinoda Press 1881. 72 pp.
8. 2 a. G p. — Desgl., w. Tel. comm. 2. Ed. ebd., Adi Sarasvati Nilayam
Press 1880. 150 pp. 8. 4 a. — Desgl., w. comm. Bangalore, Mysore Book
Depot Press 1881. 197 pp. 8. 12 a.
200) M. Bloomfield. Das Grhyasanigrahaparicishta des Gobhilaputra:
ZDMG. XXXV, 533—87. Berichtigungen und Nachträge: ebd. 788.
201) Atha Ashtädasha Smritayah. Reprint. Indore (printed Bombay, Ja-
gadishwar Press) 1881. 152 1. Obl. Lith. Rs. 2 8 a. ]Atri, Vishnu, Härita,
Ucanas u. s. vr., dieselben wie in Jivänanda's Ausgabe, ohne Yäjnavalkya.]
202) Manu-Sanhitä. Ed. by Gangädhar Kabiräj. Vol. I. Part VI— VIII.
Sayädäbäd 1881. 4. Pro Part 40 pp., Re. 1.
203) Mänava Dharma Sästra or tlie Institutes of Manu aecording to the
(iloss of Kulluka ... 4. Ed. By F. Percival. Madras, Higginbotham 1880.
403 pp. 8. Rs. 7. [This is a reprint of Sir W. Jones'* Edition (Translation)
of the „Institutes of Manu" . . . Die uns vorliegende 3. Ed. hat XXIII, 378 pp.,
also \\ < '1 1 1 unveränderter Abdruck!!
40 Klatt, Vorderindien.
Bälder und Burnell'20*) stehen in Aussicht. Die auf die vier
Kasten bezüglichen Stellen in Manu's Gesetzbuch hat Hopkins''2'05')
in einer Erstlingsarbeit gesammelt und verarbeitet. G. des Grois
(oder, wie er sich in den 1877 und 78 erschienenen ersten Theilen
seiner Abhandlung schrieb: Guillet-Desgrois206) behandelt Manu's
Gesetzbuch unter juristischen Gesichtspunkten, und zwar diesmal das
Strafrecht. Jolly -{)'), der mit einer kritischen Ausgabe des Manu
beschäftigt ist, beginnt eine Uebersetzuug des VIII. und IX. Buches
(in diesem ersten Artikel Buch VIII v. 1—300). Derselbe208) lässt
seiner im vorigen Jahr erschienenen Uebersetzung der Vishnusmriti
den in 2 Heften der Bibliotheca Indica publicirten Text folgen,
welchem er kurze Auszüge aus dem Commentar des Nandapandita
beigiebt. In Köhler 's209) Abhandlung erhalten wir sehr schätzens-
werthe Untersuchungen über das indische Obligationen- und Pfand-
recht , seitens eines Juristen , der zugleich Kenner des Sanskrit ist,
und der den Gegenstand vom rechtswissenschaftlichen, nicht vom phi-
lologischen Standpunkt aus behandelt. Foulkes'210) bearbeitet das
indische Erbrecht nach dem um 1515 verfassten Sarasvativiläsa,
einem in einem grossen Theile Südindiens hochangesehenen Werke,
welches er in Text und Uebersetzung herausgiebt. Wir nennen
ferner einige Publicationen zum Adoptions--11- -) und Wittwen-
204) Atli. 188'.' II, 147; TR. N. S. 111, 121.
205) Edward W. Hopkins. The Mutual Relations of the Four Castes
according to tlie Mänavadharmacästram. Leipzig, Breitkopf 1881. VI, 114 pp.
8. M. 2.50. (Diss.) — Vgl. J. Jolly LC. 1881, 1684.
206) 6r. des Grois. Etüde sur le droit Irinclou: Rev. inarjt. et col. LXXI,
77 — 109.'
207) Julius Jolly. Die juristischen Abschnitte aus dem Gesetzbuch des
Manu: Zeitschr. f. vergl. Rechtswiss. III, 232 — 83.
208) f^U!Hüf?T II The Institutes of Vistanu together with Extracts from
tlie Sanskrit Commentary of Nanda Pandita called Vaijayanti , edited with Cri-
tical Notes, an Anukramanika (sie), and Indexes of Words and Mantras by
Julius Jolly. Calcutta 1881. 7, 213, X, 3 pp. 8. (Bibliotheca Indica.
N. S. No. 458. 4G3). — Vgl. A. Weber DLZ. III, 926; E. Windisch LC.
1882, 1746
200) [Josef] Kohler. Rechtshistorische und rechtsvergleichende For-
schungen: Zeitschi. f. vergl. Rechtswiss. III, 161 — 218. [Darin: 1) Indisches
Obligationen- und Pfandrecht, p. 101 — 201.]
210) The Daya Bhaga: The Hindu Law of Inheritance according to the
Sarasvati-Viläsa. Transl. from the Original Sanskrit by Thomas Foulkes.
London, Trübner 1881. XXVIII, 194, 162 pp. 8. 10 s. 6 d, [Brockhaus:
M. 12.50.] — Vgl. Julius Jolly DLZ. III, 749.
211) The Dattaka Chandrikä. The Moonlight of the Law of Adoption.
Ed. by l'rasaiiua Kumdr Sen. 2. Ed. Serampore (printed Calcutta) 1881.
71 pp. 8. Ks. 3. [Contains Sutherland's translation of the Dattaka Chandrikä
and Synopsis of the Law of Adoption.]
212) D.M. Gardner. The Hindu and Roman Law of Adoption. London
1881. 8. (Pamphlel i
Klatt, Vorderindien. 41
recht213), auch eine neue Ausgabe des Commentars zum heutigen
indischen Strafgesetzbuch214). Nelson21* ~G) tadelt das Missverhält-
niss, dass in der Präsidentschaft Madras 30 Millionen nicht-
brahmanische Eingehorne nach dem Rechtsbuch von 1 Million Brah-
manen abgeurtheilt werden ; er sucht nachzuweisen , dass im alten
Indien überhaupt keine eigentliche Rechtspflege geübt worden sei;
wenigstens keinenfalls in Südindien, und auch das zugegeben, es
wenigstens nicht das in der Mitäksharä u. s. w. enthaltene Recht
gewesen sei. Wichtig ist ein Werk von Tuppern7) über das im
Panjäb herkömmliche Recht, weil sieb in diesem Theile Indiens Reste
ältesten Rechtes erhalten haben. Wir erwähnen schliesslich zwei
allgemeinere Werke218-9) und zwei Wörterbücher indischer juristi-
scher Ausdrücke.220-1).
Für die andere Seite des Dharma, die religiösen Ge-
bräuche nennen wir zuvörderst Bourquiris'm) Uebersetzung der
ersten drei ( Japitel von Käcinäthopädhyäya's Dharmasindhu. Obwohl
ein ganz modernes Werk (1790 n. Chr. verfasst), ist es gegenwärtig
in Indien von besonderer Autorität, und sein Inhalt ist in der That
213) Trailökyanath Mitra. Tagore Law Lectures, 1879. The Law re-
lating to the Hindu Widow. Calcutta, Thacker 1881. 480 pp. 8. Rs. 10.
[Vgl. Jahresber. 1879 p. 52 n. 122.]
214) J. D. Mayne. Commentaries on the Indian Penal Code (Act XLV.
ol' 1860). 11. Ed., rev. and enl. Madras 1881. 8. [Trübner: £ 2 2 s.]
215) J. H. Nelson. Hindu Law at Madras: JRAS. N. S. XIII, 208— 3G.
216) J. H. Nelson. A Prospectus of the Scientific Study of the Hindu
Law. London, Paul; Madras, Higginbotham 1881. XIV, 208 pp. 8. 9 s.
[Abgedruckt aus dem Journal „Indian Jurist", Madras]. — Vgl. Ath. 1881 II,
398; A. Burneil Ac. XX, 251 ; Calc. Rev. Vol. LXXIV, No. 148, p. IV— VIII;
A. Barth RC. N. S. XIV, 161.
217) C. L. Tujyper. Punjab Customary Law. 3 Vols. Calcutta, Govt.
Printing Off. 1881. — Vgl. H. S. Maine. Dissertations on Early Law and
Custom, London 1883, p. 8; J. Minqjew. PoflOBOH 6HTt Bl COBpeMeHHOii
llHÄin: jKypu. mhh. Hap. npoCB. CCXXVI, 164 — 80, März 1883.
218) Reginald Thompson. A Manual of Hindu Law. 3. Ed. Madras,
Higginbotham 1881. 399 pp. 8. Rs. 6. [Tliis manual for the Student has
been made the text-book for the special text examinatiou in this Presidency.]
219) P. Sdrna Rao. Principles of Hindu Law. [English.] Madras 1881.
9 4 pp. 8. Rs. 3. [Based on the works of Strange and Mayne.]
220) A Dictionary of Law Terms. 2. Ed. Madras, Higginbotham 1881.
366 pp. 8. Rs. 4. [A revised and enlarged edition with a Vocabulary of
Indian Revenue and Judicial Terms selected from Wilsons expensive and rare
glossary.]
221) Prasanna Kumdr Sen. A Glossary of Indian Law Terms. Seram-
pore (printed Calcutta) 1881. 16 pp. 8. Re. 1. — Friedend, Bibl. Or. VI
n. 67 6 führt ferner an: Raja-vyavahara-kosha , a metrical glossary of Persian
and Arabic ofricial terms with their equivalents in Sanskrit, composed for Si-
v.iji I. Ed. by K. N. Seme. Puna, K. S. Office 1881.
222) Dharmasindhu, or the Ocean of Religious Rites. By Kasinatha P&dhye.
Transl. from the Sanscrit and commented upon by A. Bourqu/n : JBBKAS.
XV, 1—24.
Jahresbericht lssi, 4
42 Klatt, Vorderindien.
aus alten Quellen geschöpft. In der Ausgabe des Caturvargacintä-
mani223) ist das erste Heft des Pariceshakhanda, enthaltend Qräddha-
kalpa, adhy. 1 — 3 , erschienen. Ferner lagen uns vor zwei Werke
des Vaters des Sourindro Mohun Tagore224-5), von denen das eine
die Ansichten verschiedener Autoritäten über religiöse Fragen zu-
sammenstellt , das andere über gewisse Ceremonien handelt , beide
in Sanskrit abgefasst und mit bengalischen Buchstaben gedruckt.
Ausserdem nennen wir nach den indischen Katalogen eine Reibe von
Publicationen über religiöse Pflichten im allgemeinen226 ~:i2) , bei der
223) ^■fHp|f^f«rrr*T'ftr' I Chaturvarga-Chintämani. By Hemädri. Ed.
by Pandita Jogeävara Smritiratna, and Pandita Kdm&khyän&iha Tarka-
ratna. Vol. III. Part. I. Parishesakhanda (sie). Fase. I. Calcutta 1881.
p. 1— 9G. 8. (Bibl. Ind. N. S. No. 404.)'
224) Ilaratattva-didhitih or a Commentary on the Religious Vyavasthas of
tho Hindus quoted from various Tantras, Puränas and other Ancient Authorities
by the Illustrious Haraknmdra Tagore, published by Sourindra Moltan
Tagore. Calcutta, Girisa-Vidyäratna Press 1881. 8, 20, 384, 13 pp. 8.
225) Purascharana-Bodhini, or Instructions regarding certain Ceremonials,
compilcd from the various Tantras, with copious illustrations, by the Illustrious
Hara Kumdra Tagore: ed. and publ. by Sourindro Mohun Tagore. Parti.
Calcutta, Stanhope Press 1881. .02 Bl. schm. fol. [gelbes Papier].
220) Sarba Satkarma Paddhati. Proeedure for the Performance of all re-
ligious acts. By Chandra Kunidr Bhatt&chärya. 2. Ed. Calcutta 1881.
503 pp. 8. Rs. 3.
227) Sankar Bhatt, son of Nilakanth Vratäika. With the comm. ofPandit
Mahesa Datt Tripathi and Svämi Dayäl Srivastav. [Sansk. and Urdu.] Cawn-
pore, Munshi Nawal Kishor 1881. 754 pp. 8. Lith. Ks. 2 4 a. [Vgl. Weber
Verz. d. Sansk.-Hs. No. 1178 f.]
228) Wishwanath Daiwadnya. Atha Wrataräj; or the book on religious
observances. Reprint. Bombay, Bäpu Sadäsliiwshct Shetye's Press 1881. 413
1. Obl. Lith. Rs. 4.
229) Madhava Charlu. Kala Mädhavyam Dharma Sästram. Madras, Sri'väni
Nilayam Press 1881. 229 pp. 8. Re. 1 4 a. Tel. char. [A Standard San-
scrit work on the appropriate times for the Performance of religious rites and
fasts by Madhava Charia, the commentator of Paräsara Smriti.]
230) Prayoga Darpanam. By Viraraghava Suri. Madras, Vyavahara Taran-
gini Pross 1881. 117 pp. 8. 8 n. Grantha char. [Treats of tb.e observances
and expiations in various cases of ceremonial disqualifieation . . .]
231) Atha Sankalpa Kalpanä; or a coli, of formulae for solemn and formal
enunciation of purpose as preparatory to entrance lipon any important rite . . .
Repriirl Bassein (printed Bombay, Jagadishwar Press) 1881. 97 1. 8. Lith.
Ro. 1 4 a.
232) Rigwedi Brähmanänkaritan Atyupayogi Brahma Karma Pustak; or a
meist usii'iil collection of the daily prayers and rel. ceremonies performed by
Br&hmans of the Rigweda sect. 5. Ed. Alibag, Satya Sadan Press 1881. 63 1.
8. Re. 1 8 a. — - Vici- ähnliche Bücher, Poona, Wedänt Prakash Press 1881.
138 pp., 32 I., 19 1., (i pp. [die Titel der beiden letzten s. TR. N. 8. III, 100 f.],
233) Atha Mangalashtakam; or verses ropeated at the marriage and thread
ceremonies, by Kälidas and others. |S;msk. and Maräthi.] 2. Ed. Poona, Ja-
gaddhitechchhu Press L881. 11 pp, 8. Lith. 9 p. [Trübner: 9 d]
Klatt, Vorderindien. 43
Hochzeit und Anlegung der heiligen Schnur233 ~4), beim Tode235'8),
Sühnceremonien 23i') , Feueropfer240), Ceremonien bei verschiedenen
Gelegenheiten u. s. w.241).
Die Medicin ist durch die Fortsetzung des Caraka242) und
Ausgaben von Vaidyämrita243) , Vaidyajivana244) , Kälajfifma245), Ci-
kitsäratua240), Cikitsäsära247-8), Särakaumudl249) u. a.250 _1) vertreten.
234) Shibnäth Bächaspati. Din Chandrikä. Sherpur 1881. 13 pp. 8.
1 a. [Gives the rules of the Sastras for fixing days for the Performance of the
ceremony of investiture with tho sacred thread.]
23a) Atha Shri Shräddha Wiweka; or, a treatise on the Performance of
various funeral ceremonies. By Rudradhara. Bombay, Jagadishwar Press 1881.
75 1. Obl. Lith. Re. 1 8 a. [Trübner: 7 s. C d.]
236) Tryambak Bhat. Ashauclia Nirnaya; or, a treatise on the ceremonial
impnrity in consequence of the deatli of a relative. Reprint. Poona, Jagad-
dhitechchbu Press 1881. 12 1. 8. Lith. 1 a. 3 p.
237) Näräyana-bali, a peculiar funeral ceremony. [Ved. and Sansk.] Meerut,
Lala Glnisi Räm 1881. 48 pp. 8. Lith. 1 a.
238) Pärban sräddha. Reprint. Dehli, Naräini Press 1880. 30 pp. 8.
Lith. 9 p. [Ritual of the offering of funeral cakes to deceased ancestor. —
Vgl. Weber Verz. d. Sansk.-Hs. Nu. 1118 f.]
239) Prayaschittabyäbasthä Sangraha. 2. Ed. Calcutta, New Bengal Press
1881. 28 pp. 8. 6 a. [Compiled by the late Pandit Käshi Nath Tarka-
lankär . . .]
240) Atha Wäsishthi Hawaii Paddhati; or, the mode of performing oblation
by fire to a deity, as prescribed by Wasishtha. Reprint. Bombay, Jagadishwar
Press 1881. 37 1. Obl. Lith. 8 a. [Trübner: 2 s. 6 d.]
241) Rädhä-Janmäshtami-Brata. Burdwan 1881. 12 pp. — Upängalalita
Püja. Poona 1881. 22 1. — Chandi Prayoga Vidhi. Benares 1880. 10 pp.
— In Madras 1880 — 1: Sri Satya Näräyana Vrata Kalpam , 04 pp. ; Sri Päu-
charatrakshai , 104 pp. ; Rudram, 32 pp.; Tattva Darpanam , 67 pp.; Vislmu
Tattva Rahasya Vivaranam, 69 pp.
242) Charaka Sanhitä. Ed. by Gangddhar Kabiräj. Vol. II. Part 6—8.
Syädäbäd 1881. 40 pp. 4. 8 a. pro Part.
243) Vaidyämrutam. 3. Ed. Madras, Särada Nilayam Press 1880. 158 pp.
8. Re. 1.
244) Lolimbaraja. Sadvaidya Jivanam. 3. Ed. Madras , Vartamana Ta-
rangini Press 1881. 102 pp. 8. 8 a.
245) Kälagnyänam. 2. Ed. Madras 1880. 49 pp. 8. 8 a.— Vgl. Auf-
recht Catal. p. 317 a.
246) Chikitsäratnam. 2. Ed. Madras, Särada Nilayam Press 1881. 159 pp.
8. Re. 14 a.
247) Gopäldäs. Chikitsä Sara; or substance of the practico of medicine.
[Sansk. and Mar.] 3. Ed. Poona, Jagaddhitechehhu Press 1881. 241 pp. 4.
Lith Rs. 2. [A work, based on Susruta and Vagbhata.]
248) Chikitsä Sara and Sarira Ratnävali. 2. Ed. Madras, Vartamana Ta-
rangini Press 1880. 397 pp. 8. Rs. 2 8 a.
249) Sarkaumudi. Calcutta, Bidyäratna Press 1881. 168 pp. 8. Rs. 2.
[A Sanskrit work on medicine.)
250) Nädignänam. 2. Ed. 46 pp. 8. 4 a. [Treats of the mode of feeling
the pulse . . .] — Nädignäua Prakäsika. 65 pp. 8. 4 a. Canar. char. —
Nädi Nakshatra Mala. 69 pp. 8. 4 a. (sämmtlich Madras 1880.)
251) Sri Visva Nath. Pathyäpathyam. Benares, EL K. Bhattächärya 1880.
26 pp. 8. Re. 1. [A treatise on regimen.J
4*
44 Klatt, Vorderindien.
Der als Herausgeber des Ashtängahridaya im vorigen Jahresbericht
(p. 28 n. 170) erwähnte Annci Moreshvar Kunte252) bandelt in
Maräthi-Sprache über Frauenkrankheiten nach einheimischen und
europäischen Quellen.
Zur Mathematik, Astronomie und Astrologie nennen
wir zwei Aufsätze von Smith253- i), welche zuerst 1844 im Anschluss
an damals erschienene Werke und jetzt von neuem gedruckt worden
sind, übrigens nur noch historisches Interesse haben. Menrin235)
will aus Stellen des Süryasiddhänta und Siddhäntaciromani nach-
weisen, dass den alten Indem die Länge des Erddurchmessers, das
( iravitationsgesetz u. s. w. bekannt gewesen sei, Behauptungen, für
welche die Asiatische Gesellschaft von Ceylon in einer beigefügten
Bemerkung ausdrücklich die Verbindlichkeit ablehnt, obwohl sie den-
selben einen Platz in ihrer Zeitschrift eingeräumt hat. Auf festerem
(i runde ruht eine Mittheilung von Gricrson256) , dass ein modernes
arithmetisches Räthsel, nämlich die Zahlen 1 — 16 in 4 Reihen so
zu ordnen, dass die Summe und Quersumme jeder Reihe 34 ist,
schon in dem Jyotistattva des Raghunandana aufgegeben und ge-
löst ist. Von indischen Drucken nennen wir Bhäskara's Lüävati257),
die Fortsetzung des Siddhäntatattvaviveka -r>8) in der Benares Sans-
krit Series, ferner Kälämrita259), Camatkäracintamani260), Käcinätha's
252) Anna Moresli »rar Kunte. Strirogwidmän ; or the diseases of women.
und their treatment. [Maräthi] Bombay, Nirnaya Sägar Press 1881. 122 pp.
8. Re. 1.
253) Thomas Smith. The Astronomy of tlie Hindus: Selections from tlie
Calc. Rev. I, 83— 11G. [Abgedruckt aus Calc. Rev. I, 257—90. 1844.]
254) Th. Smith. Tlie Algebra of the Hindus: ebd. I, 488—512. [Ab-
gedr. aus Calc. Rev. U, 536—60. 1844.]
255) S. Merrin. Hindu Astronomy: as compared with the European
Science: Journ. Ceylon Br. RAS. Vol. VII, Part. I. p. 1—8.
256) George A. Grierson. An American Puzzle: IAnt. X, 89 — 90. —
Vgl. ./. Vinson RL. XV, 196 — 8 und Goonetillelce 1882, s. nächsten Jahresber.
257) Bhäskarächärya. Lilavati. Lucknow . fifunshi Nawal Eisbor 1881.
118 pp. 4. Lith. 8 a.
258) Siddhäntatattva-Viveka ... s. Jahresbor. 1880 p. 29 n. 179. Fase.
II III. Benares 1881. 96 pp. 8. 12 a. | Trübner : 3 s.] pro Fa^c. (Benares
Sanskril Series. No. II. III.) — Der Herausgeber Pandit Sudhdkara Dvivedi
li.it auch verfasst: Dirgha Vrittalakshanam. Properties of the ellipse. Benares
1881. 8ii pp. 8. Re. 1.
259) Kalämrutam. |Sansk. and Tel.] Madras, Vibhuta Manohärani Press
1880. 251 pp. 8. 5 a. [. . . treating of the days for tlie Performance of auspi-
cious ceremonii s
260) Chamatkara Chintamani, with the comm. of NAräyan. Meerut, Jväla-
prakäs Press 1881. 44 pp. s Lith. 1 a.
Klatt, Vorderindien. 45
Lagnaeandrikä261) und Särasamgraha262), Makarandavivarana 263), Ho-
räcakra264), Pracnabhairava265) etc.266-7), und einiges zui* Wahrsage-
kuiist268-").
Durch fünf mythologische Repräsentanten der indischen M u s i k
lässt IS. M. Tayore210) den berliner Orientalisten - Congress be-
grüssen. Von demselben271) wurde Dämodara's Samgitadarpana
herausgegeben.
Desselben Autors272) Werk über Edelsteinkunde (s. Jahres-
ber, 1879 p. 54 n. 137) endigt mit dem nun erschienenen zweiten
Bande, welcher den geringeren Edelsteinen gewidmet ist und in
mehreren Appendices die medicinischeu Eigenschaften der Steine,
die Beziehungen zur Astrologie , verschiedene Erzählungen und Le-
genden, die Ansichten arabischer und persischer Schriftsteller über
die Edelsteine u. s. w. behandelt.
Um die nordbuddhistische Sanskritliteratur macht
sich wieder Max Mililer besonders verdient, theils indem er durch
den weitreichenden Einfluss seines Namens Nachforschuugen nach
Sanskrithandschriften nicht nur in Japan, sondern nun auch in
261) Käsi Näth. Lagna Chandrikä. Meerut, Ghäsi Räm 1881. 71 pp. 8.
Lith. 2 a.
262) Käshi Näth. Sär Sangrah, a treatise on astrology. Lahore, Shu'lä-i-
Tiir Press 1880. 32 pp. 8. Lith. 1 a.
263) Diväkara. Makaranda Vivaranam. 2. Ed. Benares, Bäränasi Das
1880. 10 pp. 8 Lith. 2 a.
264) Hora chakr. Lahore, Mustafäi Press 1881. 8 pp. 8. Lith. 6 p
265) Prashna Bhairaw, a book of divination. [Sansk. and Mar.] Part I.
3. Ed. Poona, Jagaddhitechchhu Press 1881. 44 pp. 4. Lith. 7 a. [Trübner:
1 s. 6 d.]
266) Muhurta Di'pikä and Muhürta Darpanam, with comm. Madras, Adi
Sarasvati Nilayam Press 1881. 146 pp. 8. 4 a.
267) Putmanabah Daivagaudi (sie). Laghu Lampäkamu. Madras, Sriväni
Nilayam Press 1881. 54 pp. 8. 6 a. [An astrol. work, being an abridgment
of a larger Sansc. work-, treats of the art of preparing a new horoscope for ono
whose original h. has been lost . . .]
268) Samudrika Sastra Sangraha. Madras, Sarasvati Nilayam Press 1880-
20 pp. 8. 2 a. Can. char. [A small work on palmistry in Sansc. , with a
Cau. comm.]
269) Ramal Navaratnam, the nine gems of geomancy, by the son of Sita
Rain. Benares, Bäbu Bäränasi Prasäd 1880. 26 pp. 8. Lith. 6 a. — Ramal
Chintämani, geomancy by Chintämani ('sie), ebd. 1880. 36 pp. 8. Lith. 5 a.
270) Rajah Sourindru Molmn Tagore. The Five Principal Musicians
of the Hindus, or a Brief Exposition of the Essential Elements of Hindu Music,
as set forth by the Eive Celestial Musicians of India. An Offering to the Fifth
Internat. Congress of Orientalists . . . Calcutta, Stanhope Press 1881. IV, 28 pp.
fol. 1 Taf.
271 1 Sangita-Darpana , a San*krit work on music by Dämodar Misra. Ed.
witli notes by Raja S. M. Tagore. ebd. 1881. 107 pp. 8.
272) Raja S. M. Tagore. Mani-Mälä , or a Treatise ou Gems. Part II.
ebd. L881. XIV, II, 507 — 1046 pp. 8. 10 Taf. (Auch Tit. in Sansk., Hindi
u. Bengali.)
45 Klatl, Vorderindien.
Korea273) veranlasst, theils durch Herausgabe eines Textes, nämlich
der Vajrachedikä271), worüber er auch eine Vorlesung vor der Pa-
riser Academie des inscriptions hält275). Seinen über den nämlichen
Gegenstand vor dem Berliner Orientalistencongress gehaltenen Vor-
trag werden wir erst im nächsten Jahr zu erwähnen haben. Er
weist ferner auf den Nutzen hin, den das Studium der chinesischen
buddhistischen Werke für die Chronologie der Sanskritliteratur haben
witd.276) Seine Abhandlung über die in Japan aufgefundenen Sans-
krithandschriften, in welcher er das Sukhavativyühasütra in Text
und Uebersetzung veröffentlichte (s. Jahresber. 1880 p. 31 n. 194),
ist auch französisch277) erschienen, begleitet von einer Uebersetzung
nach der nur wenig abweichenden chinesischen Version des Kumä-
rajiva278) , welcher als interessante Beigabe der Sanskrittext in
Originalschrift (facsimilirt) beigefügt ist. Die aus Japan stammen-
den Sanskrithandschriften, welche durch Max Müller an die Bodleiana
gekommen sind, werden zusammen mit den von A. Wylie und
S. Arnos herrührenden japanesisehen und chinesischen Werken von
Bunyvu Nanj/'o219), einem der beiden Japanesen, die in Max Müllers
Begleitung auf dem Berliner Orientalistencongress erschienen , be-
schrieben. Auch die American Oriental Society ist in den Besitz
einiger buddhistischer Gegenstände aus Japan gelangt.289) Die
buddhistischen Handschriften (Sanskrit imd tibetisch , zum Theil
auch Newäri, persisch u. s. w.), welche Hodgson in Nepal gesammelt
und unter die Bibliotheken in Calcutta, London, Paris und Oxford
273) F. Max Müller. Sanskrit Mss. in Corea: Ath. 1881 II, 738.
274) Anecdota Oxoniensia. Texts , Docurnents , and Extracts chiefly from
Manuscripts in the Bodleian and other Oxford Libraries. Aryan Series. Vol. I.
Part I. Buddhist Texts from Japan ed. by F. Max Müller. Oxford, Claren-
don Press 1881. 46 pp. 4. 4 Taf. 3 s. 6 d. - - Vgl. Ernst Kuhn DLZ.
III, 638; E. Windisch LC. 1882, 1075; Ac. XIX, 353; Ath. 1882 I, 726;
Sanskrit MSS. in Japan: ebd. 1882 II, 16; A. Barth Rev. de l'hist. des rel.
V, 117; E. Teza La Cultura Anno I, Vol. 2, Parte 2, p. 37.
275) Max Müller, Dicouverte de manuscrits sanscrits au Japon: CK.
IV Ser., IX, 194—9.
276) F. Max Müller. Chinese Translations of Sanskrit Texts: Ac. XIX,
137 — 8. (Auch IAnt. X, 121 — 2.) [Nachtrag zu dem Artikel über die Kacikä,
s. Jahresber. 1880 p. 23 n. 116]
277) F. Max Müller. Textes sanscrits decouverts au Japon, locture faite
dovant la „Royal Asiatic Soc. of Gr. Brit. and Irel." traduit de l'anglais par
M. de Milloue, revu, corrige et annote par 1'autcur: Ann. du mus. Guimet II,
1—37. — Vgl. E. Windisch LC. 1882, 1033.
278) O-Mi-To-King ou Soukliavati-Vyouha-Soutra d'apres la version chinoise
de Koumarajiva. Traduit du chinois par MM. Imatzoumi et Yamata: Ann.
du mus. Guimet II, 39 — 64.
279) A Catalogue of Japanese and Chinese Books and Manuscripts latoly
added to the Bodleian Library prepared by Bunyiu Nanjio, Priest of the Mo-
nastery, Lastern Hongwanzi, Japan. Oxford, Clarendon Press 1881 28 Spalten.
4. I s. 6 d. — Vgl. TR. N. S III, 26.
280) PAOS. Oct. 1881, p. LXXII.
Klatt, Vorderindien. 47
vertheilt hat, werden von Hunter**1) katalogisirt. Ein Katalog der
von Wright aus Nepal nach Cambridge gebrachten buddhistischen
Sanskrithandsclirit'ten ist in Vorbereitung.282) — Eine Uebersetzung
des Lalitavistara283) beginnt in der Bibliotheca Indica zu erscheinen.
Feer-U) handelt in Fortsetzung seiner auf das Avadänacataka ge-
gründeten buddhistischen Studien über den mittleren und niederen
Grad, nämlich die bodhi der pratyekabuddhas und erävakas (arhats).
Von demselben285) ist auch ein selbständiges Buch erschienen, von
dem wir nicht wissen, ob es die angekündigte vollständige Ueber-
setzung des Avadänacataka oder ein Separatabdruck der Inhalts-
angabe desselben aus dem Journal asiatique ist (s. Jahresber. 1879
p. 54 n. 140).
Auf dem Gebiet des Päli herrscht eine ungemein rege Thätig-
keit, weniger in der grammatischen Durchforschung der Sprache,
für welche wir nur eine Leipziger Dissertation von Torp*m) an-
zuführen haben , als in der Publication von Texten. Für die Pali
Text Society (s. Jahresber. 1880 p. 31 n. 199) werden demnächst
folgende Texte veröffentlicht werden : Thera- und Therigäthä von
Oldenberg und Pischel, Müla- und Khuddasikkhä von Ed. Müller,
Dighanikäya von Morris und Illu/s Davids, Aiiguttaranikäya von
Morris , Itivuttakam von Windisch , Jätakamälä von Kern , Visu-
ddhimagga von Lanman , ausserdem das Acärängasütra der Jainas
von Jacobi.281) Ein Verkaufskatalog Trübner 's1'88) bringt eine sorg-
fältige und reichhaltige Liste von Büchern und Separatabdrücken
281) Catalogue of Sanskrit Manuscripts collected in Nepal, and presonted
to Various Libraries and Learned Societies by Brian Houghton Hodgson . . .
Compiled by W. W. Hunter. [London] Trübner 1881. 27 pp. 8. 2 s. [A
few copies only are for sale.]
282) Buddhist Sanskrit MSS. from Nepaul: TK. N. S. III, 58; Ath. 1882 II, 17.
283) The Laiita - Vistara , or Memoirs of the Early Life of Säkya Siiiha.
Transl. from the Original Sanskrit. By Rdjendraläla Mitra, Fase. I. Cal-
cutta 1881. p. 1 — 96. 8. (Bibl. Ind. N. S. No. 455). — Ueber eine von Fou-
caux zu erwartende Uebersetzung des Lalitavistara vgl. RC. N. S. XV, 214.
284) Leon Feer. Etudes bouddhiques. Comment on devient Pratyoka-
buddha. JA. VII Ser., XVII, 515 — 50. — Comment on devient Arhat: ebd.
XVIII, 160—98. — Vgl. A. Barth Rev. de l'hist. des rel. V, 114 — 5.
285) L. Feer. Etudes bouddhiques. Le livre de cent legendes (Avadäna
Cataka). Paris, Maisonneuve 1881.
286) Alf Torj). Die Flexion des Päli in ihrem Verhältniss zum Sanskrit.
Christiania, Brögger 1881. 93 pp. 8. M. 1.40. (Diss. Leipzig. — Auch u.
gl. T. Universitäts-Programm für das erste Halbjahr 1881 herausgeg. v. Sopluis
Bugge. Christiania 1881.) — Ueber eine Päli-Grammatik von llltys Davids,
welche in Trübner's Cullection of Simplitied Grammars erscheinen wird , vgl.
TB. N. S. III, 46.
287) Vgl. T. W. Rlujs Davids. Lectures on the Origin and Growth of
Religion . . . p. 232 — 5.
288) A Catalogue of Leading Books on Pali, Prakrit, and Buddhist Lite-
rature, to which is added a List of Books on Ceylon. To bo had at the Aftixed
Prices, of Trübner & Co. London, Trübner 1881. 28 pp. 8. 1 s.
4g Klatt, Vorderindien.
über Päli- , Präkrit- und buddhistische Literatur. Der dritte Band
von Oldenberg' s2SQ) Vinayapitaka enthält den ersten Theil des Sutta-
vibhanga unter Beifügung der historischen Einleitung zu Buddha-
ghosa's Commentar, welche über die drei Concile und die Bekehrung
Ceylon's zum Buddhismus handelt. Zur Uebersetzung für die Sacred
Books of the East sind von llhys Davids und Oldenberg*90) aus
dem Vinayapitaka die Beichtformel Pätimokkha , nach der Meinimg
der Uebersetzer einer der ältesten buddhistischen Texte , und die
Khandhakas ausgewählt worden. Der XI. Band der Sacred Books
enthält eine Uebersetzung von 7 Päli Suttas durch llhys Davids1®1),
imd der X. Band eine neue Ausgabe von Max Müllers2*2) Ueber-
setzung des Dhammapada imd eine Uebersetzung des Suttanipäta
durch Fausböll2™) , sämmtlich Publicationen ersten Ranges. Vom
Dhammapada ist auch eine Uebersetzung von Gray234) in Rangoon
erschienen, ebendort eine Ausgabe des Päü-Textes mit birmanischer
Interlinear - Uebersetzung.*95) In der Academy und im Athenaeum
289) The Vinaya Pitakam ... Ed. by Herrn. Oldenberg. Vol. III. The
Suttavibhanga, First Part. (Paräjika, Samghädisesa, Aniyata, Nissaggiya.j London,
Edinb., Williams and Norgate 1881. 343 pp. 8. £ 1. - - Vgl. A. Barth
Rev. de l'hist. des rel. V, 120.
290) Vinaya Texts translated from the Päli by T. W. llhys Davids and
Herrn. Oldenberg. Part I. The Pätimokkha. The Mahävagga, I — IV. Ox-
ford, Clarendon Press 1881. XXXVII, 360 pp. 8. 10 s. 6 d. (Sacred Books
of the East. Vol. XIII.) — Vgl. R. Morris Ac. XXII, 32; Ath. 1882 II, 459.
291) Buddhist Suttas translated from Päli by T. W. llhys Davids.
1. The Mahä-Parinibbäna Suttanta. 2. The Dhamma-K'akka-Ppavattana Sutta.
3. The Tevigga Suttanta. 4. The Äkarikheyya Sutta. 5. The K'etokhila Sutta.
6. The Mahä-Sudassana Suttanta. 7. The Sabbäsava Sutta. Oxford, Clarendon
Press 1881. XLVIII , 320 pp. 8. 10 s. 6 d. (Sacred Books of the East.
Vol. XI). — Vgl. Ath. 1881 II, 426-, 11. Morris Ac. XX, 261; W. S. Lilly
Dublin Rev. III Ser., VIII, 17—27; Charles W. Park Bibl. Sacra XXXIX,
567—74; A. Barth Rev. do l'hist, des rel. V, 119.
292) The Dhammapada, a Collcction of Verses, being one of the Canonical
Books of the Buddhists, translated from Päli by F. Max Müller. Oxford,
Clarendon Press 1881. LV, 99 pp. 8. (Sacred Books of the East. Vol. X,
Part I.) — Recensionen s. die folg. Nr. — Ueber eine japanesische Uebersetzung
des Dhammapada, wolche nach dieser englischen gemacht ist, s. Ac. XXIII, 1 19.
293) The Sutta- Nipäta, a Colloction of Discourses, boing ono of the Ca-
nonical Books of the Buddhists, transl. from Päli by V. Fausböll. Oxford,
Clarendon Press 1881. XVI, 224 pp. 8. Preis dieser u. der vor. Nr.: 10 s.
6 d. (Sacred Hooks of the East. Vol. X, Part II.) — Vgl. '/'. W. llhys
Davids Ac. XX. 12; Ath. 1881 II, 426; R. A. Neil IAnt. X, 372—3;
A. Barth Rev. de l'hist, dos rel. V, 118—9. — Vgl. ferner 11. Morris.
The Existence of the „Sutta-Nipata" in Chinese: Ac. XX, 421 und S. Beal
ebd. 438.
294) The Dhammapada; or, Scriptural Texts. A Book of Buddhist Pro-
verbs, Precepts, and Maxims. Transl. from l'ali by James Gray. Rangoon,
Bennett 1881. 111, 49 pp. 8 Rs. 2. [Trübner: 7 s. <i d.]
295) hhammapada l'alidaw Pathnissaya. Rangoon, Moung Po O 1881.
259 pp 8. Re. 1. — Nachträglich sei noch erwähnt: The Dhammapada, with
Sinbalese Translation, by //. Devamitta. Colombo 1879.
Klatt, Vorderindien. 49
veröffentlicht Franhfurter^) einige Kleinigkeiten über den „acht-
fachen heiligen Weg" nach dem Abhidhammapitaka, über das Datum
des Nirväna, über Jätaka-Handschriften, über die Stellung der Frauen
im buddhistischen System , Morris297 ~*>) sucht Parallelen zum Si-
renenmythus im Jätaka und zu den mittelalterlichen Bestiarien im
Milindapanha. Zoysa2m) übersetzt das Nakkhatta- und Nämasiddhi-
jätaka, Vasconcellos300) findet Spuren buddhistischer Legenden in
Camoens' Lusiaden. Einige in Rangoon gedruckte Päli-Bücher sind
unten301-5) verzeichnet, aus Colombo erhielten wir zwei von einem
jetzt lebenden ceylonesischen Gelehrten verfasste Werke306-7). Se-
296) Oscar Frankfurter. The Buddhist „Noble Path": Ac. XIX, 63. —
Buddhist Chronology: ebd. 209. (Auch IAnt. X, 153.) -- Ath. 1881 II, 81,
vgl. Fausböll ebd. 145 und Frankfurter ebd. 175 — 6. — The Buddha on
Women: Ac. XX, 296 — 7
297) R. Morris. Jätaka Stories. -- The Myth of the Sirens: Ac. XX,
161. — Vgl. dazu: Will. E. A. Axon. The Myth of the Sirens: ebd. 120—1,
und D. Fitzgerald ebd. 182. (No. 1 u. 2 auch IAnt. X, 291—3.)
298) it. Morris. An Oriental Bestiary: Ac. XX, 475—6. (Auch IAnt,
XI, 86 — 7.) — [»Dr. Richard Morris has englished for the Chaucer Society's
"Originals and Analogues of the Canterbury Tales", part of the Vedabbhajätaka,
containing the original story of the double crime in the Pardoner's Tale'', Ac.
XX, 204.]
299) Louis de Zoysa. Translation of two Jätakas: Journ. Ceylon BrRAS.
1880 Part II, 29—33.
300) Q. de Vasconcellos Abreu. Fragmontos de uma tentativa de estudo
scoliastico da epopea portugueza. Lisboa , Cruz 1881. 80 pp. 8. 500 Reis.
[Trübner: 5 s. — Inhalt: Lendas buddhicas. Origem de reino dos Leöes e do
nome de Ceyläo. Vestigios de uma lenda buddhica nos Lusiadas.]
301) The Prccedents of Princess Thoodhamma Tsari. Transl. with Nu-
merous Explanatory Notes, and a Vocabulary of the Pali and Difficult Burmese
Words in tho Text by Chr. «7. Bandow. Rangoon, Bennett 1881. 84 pp.
8. Rs. 2. — The Decisions of Princess Thoodamasaree. [Burmese] By
H. Soltau. 6. Ed. ebd. 1881. 50 pp. 8. 3 a.
302) Mingalathoke. 2. Ed. Rangoon, Moung PoO 1881. 46 pp. 8. 4 a.
[The well known text of the Mangala Sutta, with a Burm. interl. transl., intended
for tho use of childreu . . .]
303) Pareik Kyee. ebd. 1881. 63 pp. 8. 8 a. — 2. Ed. Rangoon,
Burma Herald Press 1881. 66 pp. 8. 6 a. — Akyab, printcd at the Akyab Press
Lab. Po Thoo 1881. 108 pp. 8. [The well known text in Pali of the Paritta
hymns with an interl. transl. in Burm.]
304) Chaturärakkha. 3. Ed. Rangoon, Moung PoO 1881. 176 pp. 8.
Re. 1. — 4. Ed. ebd. 1881. 176 pp. 8. Re. 18 a. [A modern religious
tract, Burm. and Pali ]
305) Abhidhammattha Amay apyay. ebd. 1881. 120 pp. 8. Re. 1. [A
catechism on metaphysical doctrine, modern. Burm. and Pali.]
306) The Säsanavansa Dipo or the History of tho Buddhist Church in Pali
Verse, compiled from Buddhist Holy Seriptures, Commentaries, Histories, &c, &c
By Acariya Yimalasara Thera. A. B. 2423 [1880]. Colombo: printed at the
Satthaloka Press for Balatäsara Virasinha [sie] Amacca and Othcrs. A. B. 2424
[1881]. VII, 163 pp. 8. Nicht im Handel. (Auch m. singhal. Tit.)
307) Simälakkhanadipani , verf. i. J. Buddha's 2422 [1879] von Acariya
Vimalasära-tihera. Gedruckt für Balatäsara Virasihämacca in der Satthä-
50 Klatt, Vorderindien.
nart30s) beendigt seine meisterhaften »Studien über die vierzehn
Felseninschriften Acoka's , welche von Pischel eingehend recensirt
werden. Senart's sämmtliche im voiigen imd in diesem Jahr
darüber veröffentlichten Artikel sind auch in Buchform309) erschienen
und auszugsweise ins Englische übersetzt worden.310) Wichtig ist
auch BhagwärdäVs*11) Arbeit über das erste Edict Acoka's, in
welcher er ein neues Facsimile desselben gibt. Zu den in Cunning-
ham's Werke über den Bharhut Stüpa publicirten Inschriften und
zu der Sue - Vihär - Inschrift vom Jahre 1 1 des Kanishka liefert
Hoemle3i2~3) zahlreiche Verbesserungen. Eine Abhandlung über
die letztere Inschrift von Bhaywänläl werden wir im nächsten
Jahre anzuführen haben.
Für das Präkrit steht obenan Webern31'1) Ausgabe des Sap-
tacatakam. Während er bei seiner früheren Ausgabe dieses Textes
auf ein einziges, nur die Hälfte umfassendes Manuscript beschränkt
war, standen ihm jetzt 4 Texthandschriften und 8 Commentare in
12 Handschriften zu Gebote. Das Werk ist nicht nur für die Kennt-
niss des Präkrit, sondern auch für die indische Literatur- und
Gulturgeschichte epochemachend. Stemthal'ilh) veröffentlicht als Vor-
läufer einer Gesammtausgabe des sechsten Anga der Jainas den An-
fang desselben, enthaltend eine Legende von Megha, dem Sohne des
Königs Seniya und seiner Bekehrung durch Mahävira. In Indien
dhära-Druckerei [Colombo] i. J. Buddha's 2424 [1881]. 75 pp. 8. Nicht im
Handel. [Titel und das ganze Buch in singhal. Schrift.]
308) Senart. Etüde sur les inscriptions de Piyadasi: JA. VII Ser.,
XVII, 97—158.
309) E. Senart. Les Inscriptions de Piyadasi. T. I. Les quatorze edits.
Paris, impr. nat. 1881. 326 pp. 8. 2 Tat", fr. 16. (Extrait du Journal
Asiat.) — Vgl. R. Pischel GGA. 1881, 1313—37; Ac. XX, 55; IAnt. X, 276;
E. Renan JA. VII Ser., XVIII, 23—5 und Journ. des Sav. 1883, 259- 64.
310) E. Senart. On the Inscriptions of Piyadasi (continued) : IAnt. X,
83—5. 180—2. 209—11. 269—73.
311) Pandit Bhagwänlal Indraji. Tho Inscriptions of Asoka: IAnt. X,
105 — 9, with Facsimile.
312) A. F. Rudolf Hoerale. Keadings from the Bharhut Stüpa: IAnt.
X, 118—21. 255—9. 1 Taf. — Vgl. dazu S. Beul ebd. XI, 49 — 50. 146.
(From a private letter.)
313) A. F. R. Hoernle. Keadings from the Arian Päli : IAnt. X, 324 — 31.
1 Tat. — Vgl. dazu Senart JA. VII Ser., XIX, 242.
:;iii D;is Saptacatakam des Kala. Herausgegeben von Albrecht Weber.
Leipzig, Brockhaus in (.'omni. 1881. LXIII, 597 pp. 8. M. 32 [für Mitglieder
der DMG : M. 24]. (AKM, VII. No 1.) — Vgl. Adolf Kaegi. DLZ. 111,709;
//. Jacobi LC 1883, 253; //■ Brunnhofer. Uober den Geist der indischen
Lyrik, Leipz. 1882, p, VI. 25—40.
315) /'. Steinthal. Specimen der Näyädhammakahä. Leipzig, Druck von
(; Kroysing 1881 84 pp, 8. Berlin, Mayer & Müller: M. 2.40. (Diss.
Müii irr.) — Vgl. //. Oldenberg DLZ, [II, 125.
Klatt, Vorderindien. 51
sind das 2. Anga31(i) und das 1. Upänga317) gedruckt worden.
Ausser diesen beiden bietet Trübner noch 7 andere in den letzten
Jahren in Indien gedruckte Jaina- Werke an, nämlich das 6., 7., 10.
und 11. Aiiga, das Uttarädhyayanasütra , Jainarämäyana und Qri-
pälacarita318). In Trübner's Oriental Series werden Uebersetzungen
des 7. und 11. Aiiga von Hoernle erscheinen319). Ein in Bombay
erschienener Sammelband320) enthält 3 Präkrit-Schriffcen der Jainas.
— Anknüpfend an eine Stelle in Olclenberg's Beurtheilung der Aus-
gabe des Kalpasütra hält Jacobi'6-1) an der Identität des Udäyin
der Jainas mit dem Käläcoka der Buddhisten fest. Derselbe322) ver-
öffentlicht zu der von ihm herausgegebenen Jaina-Legende Berich-
tigungen und Nachträge (theilweise von Pischel) , nebst einem Ex-
curs über Anusvära im Präkrit und einigen Worten über ein Ms.
des Kälakäcäryakathänaka des Bhävadevasüri , welches ihm zufolge
vielmehr ein Ms. des Kalpasütra ist. Derselbe323) benutzt eine
Wunderlichkeit der indischen Grammatiker zu einem Erklärungs-
versuch für die Assimilation der Consonantengruppen im Präkrit.
Goldschmidt3'24) fährt fort, verschiedene Punkte der Prakrit-Gram-
316) *rqf*Ft*T *Ht I f/rafTTf^f I The second of the „Angas."
On j'ain philosophy and ethics, with some legendary illustrations ; with preface,
table of Contents, and expl. Version in Gujerati, by Shä Bhlmasimha Mäna-
käkhya [sie]; and two Sanskrit Commentaries, the rirst („dipikä") by Harsha-
kula, the second („tlkä") by CTläcärya. Bombay, Nirnaya Sagar Press 1879 [so
nach TR. N. S. III, 36; wirklich im März 1881 publicirt, s. Bombay Catal.
1881 II, p. 24, No. 144]. XXVIII, 1020 pp. 4. Rs. 50. [Trübner: #66 s.]
Printed w. moveable type and pnbl. under the ausp. of Räya Dhanapatasimha.
317) ^^cfcfTT fl"^ | Uvaväl Siltra. An „Upänga" siitra. Short prelace
in Hindi, giving plan of work. A discourse of MahävTra on the births of the
soul and the attainment of final emancipation. Text by Sudharmä, with comm.
(tlkä) in Sansk. by Abhayadova, and „bäläbodha" or simple exposition by Amri-
tacandra. Calcutta [apparently no date]. II, 164 pp. Obl. [Trübner: £ 2.]
Printed w. mov. type and publ. und. the ausp. of Räya Dhanapatasimha. [Fehlt
in den indischen Katalogen, wenn es nicht die in Kuhns Jahresb. 1879 p. 56
n. 164 — 5 erwähnte „nicht namhaft gemachte Schrift" ist.]
318) Jain Literature: TR. N. S. III, 36.
319) Ebd. III, 128; Ac. XXIII, 173.
320) Shri Prakarana Ratnakara, Bhäg 4 tho; or a compilation of various
works, P. IV. Bombay, Nirnaya Sagar Press 1881. 948 pp. 4. Printed.
Rs. 6 4 a. [The vol. contains reprints of three works. They are of dift' sizes
and are in Magadhi w. an expl. in Guj. The tirst and the third treat of Jain re-
ligion and philos., while the second is a small work on Jain geogr.]
321) Herrn. Jacobi. Ueber Käläcoka-Udäyin: ZDMG. XXXV, 667 — 74.
322) H. Jacobi. Berichtigungen und Nachträge zum Kälakäcärya-Kathä-
nakain: ebd. 675 — 9.
323) H. Jacobi. Zur Genesis der Präkritsprachen : ZVglS. XXV, 603 — 9.
324) Siegfr. Goldschmidt. Praktische Miscellen. 5. Meru. 6. sumi-
rämi 7. purusha pürusha: ebd. 610 — 7. — 8. viddavia ciddavia. 9. liakkhai.
10. acchijja'i. 11. attai. 12. wz. hud; ebd. XXVI, 103—12. — 13. fahs.
14. nibbhara; bharia: ebd, 327—8.
52 Klatt, Vorderindien.
liuiiik zu behandeln, wobei er u.a. bei seiner früheren Aufstellung,
class Doppeleonsonanz nur ein graphischer Ausdruck für die Länge
des Vocals sei und dass e und o stets lang seien, beharrt, wogegen
sich JacobP'2'0) von neuem wendet (vgl. Jahresber. 1880 p. 35
n. 229—30).
Für die neueren Sprachen Indiens im allgemeinen ver-
mögen wir nur einen Vortrag von Brandreth™) , welcher schon
1878 gehalten, aber erst 1881 im Druck erschienen und durch die
inzwischen veröffentlichten Abhandlungen (s. Jahresber. 1879 p. 58
n. 175, 1880 p. 35 n. 234) überholt ist, und zwei aus Scldag-
intiveit's321) „ Indien in Wort und Bild" abgedruckte Artikel zu er-
wähnen.
Ein neues Hindus tani -Wörterbuch von Platts'm) , welches
übrigens nicht nur das Hindustani, sondern auch das Hindi enthält,
ist mit besonderer Rücksicht auf die Etymologie verfasst , was bei
einer aus so verschiedenartigen Elementen gemischten Sprache sehr
zweckmässig ist. Der erschienene erste Theil reicht bis zum An-
fang des dritten Buchstabens (bis pratidän). Wir nennen ferner die
Fortsetzung des Englisch-Hindustanischen Wörterbuchs von Fallov''-1')
und zwei Wörterbücher von Craverim~l). Den ausführlichen Titel
von E. Sell's in Urdu-Sprache abgefasster Urdu-Grammatik (3. Ed.
Madras 1880) findet man in TR. N. S. III, 35. Unter den Ge-
sehenken G. W. Leitner's an den Orientalisten-Congress in Berlin be-
fanden sich auch zwei in Lahore 1881 erschienene Werke, A Manual
of Medical Jurisprudence in Urdu und Besant's Hydrostatics in Urdu
(s. Verh. d. Orient. -Congr. 1881, I, 123), von denen er das letztere
mit der handschriftlichen Notiz versehen hatte „Proof of the capacity
of the Urdu language to render European works on science." Aus
den zahllosen Werken in Hindustani-Sprache, die sich in den indischen
Katalogen verzeichnet finden, wählen wir nur eine Sammlung von
.'!L'.">i Herrn. Jacobi. Noch einmal das präkritische Quantitätsgesetz: ebd.
314—20.
326) /'>. L- Brandreth. Paragone delle lingue gauriane con le romanze
o romane: Atti del IV congresso internaz. d. orieut. II, 75 — 80.
327) Emil Schlagintiweit. Die indische Zeitungspresse: MLIA. XCIX,
294 — 6. — Zur Geschichte der indischen Presse: ,ebd. C, 433 — 4.
328) J. T. Platts. A Hindüstänl Dictionary. [Part I.] London, Allen
1881. VI, 240 pp. 8. 10 s. G d.
329) S. W. Fallon. A New English - Hindustani Dictionary ... Part
II— VI. Benares 1881. 8.
330) '/'■ Craven. The Populär Dictionary in English and Hindustani, and
Hindustani and English. Lucknow, Methodist Episcopal Church Press 1881.
122 pp. 8. Kc. 14 a. [Trübner: 3 s. 6 d.]
3.'ilj T. Craven. Gern Dictionary in English and Hindustani, ebd. 1881.
107 ihp. 8. 4 a.
Klatt, Vorderindien. 53
Ilindustani-Liedern332) aus. Scott333) macht einige Bemerkungen
über Hindustani - Metrik und Poetik, sowie über mehrere Dichter
unter Beifügung von Textproben.
Von Pritniräja, Räsau, einem historischen Gedichte in Alt-
Hin d i - Sprache, welches von Hoemle33i) in Text und Uebersetzung
herausgegeben wird, ist, nachdem in den Jahren 1873 — 79 vier
Hefte vom Text erschienen sind, nunmehr auch ein Heft von der
Uebersetzung erschienen, und zwar der 27. Gesang, die Revätata-
Episode enthaltend, und der Anfang des die Anangapäla - Episode
enthaltenden 28. Gesanges. Tulsidäs' Rämäyan a ist wieder in meh-
reren Ausgaben erschienen.335) Vorschriften zur Schreibung des
KayathT - Alphabets giebt Grierson330). Gegenüber der von dem
letzteren entwickelten Ansicht (s. Jahresber. 1880 p. 86 n. 246)
vertheidigt ein Hindu337) die Meinung, dass mit Recht das. Buchhindi
niid nicht die Volkssprache von den Behörden in Biliär adoptirt
werde, worauf Grierson33^) noch einmal seine Ansicht darlegt und
die Hauptpunkte , in welchen sich Bihäri und Hindi unterscheiden,
zusammenstellt. Eine weitere Entgegnung desselben Hindus werden
wir hn nächsten Jahr zu erwähnen haben. Grierson und Hoernle33'*)
beabsichtigen, wenn sich genug Subscribenten hnden, ein vergleichen-
des Wörterbuch der Bihäri-Sprache, bei welchem der Maithili-Dialekt
zu Grunde gelegt werden soll, herausgegeben. Diese Sprache bietet
um so höheres Interesse, als sie nach der Meinung der Herausgeber
mit dem Zigeunerischen nahe verwandt ist. Die im Jahresber. 1879
.'!:>2) Hindustani Gäyan Sangraha, or a coli, of Hindustani songs. P. I.
[Urdu in Gujar. char.] 2. Ed., rev. and enl. Bombay, Nirnaya Sägar Press
1881. 248 pp. 8. Re. 1.
333) T. J. Scott. Hindustani Poets and Poetry: Calc. Rev. LXXIII,
184—98.
334) The Prithiräja Räsau of Chand Bardäf, transl. from the Original < >1<1
Hindi, by A. F. Rudolf Hoernle. Part IL Fase. I. Calcutta 1881. 74,
11 pp. 8. 3 Tat'. (Bibliotheca Indica. N. S. No. 452.)
335) Tulsidäs. Rämäyan Satik. The Rämäyan, with comm. by Srf-Gosvämi
and Sukhdev Läl of Mainpuri. In 2 Vols. Lueknow, Mimshi Nawal Kishor
1881. 762 pp. 8. Lith. Re. 1 12 a. [„This is a good commentary on the
R. of T."] — Ausserdem: Calcutta (848 pp.) , Bombay (600 pp. 4 i, Lueknow
(032 pp.), Meerut (616 pp.), Dehli (580 pp.).
336) George A. Grierson. A Handbook to the Kayathi Character. Cal-
cutta, Thacker 1881. 60 pp. fol. Rs. 7 8 a. [nach TR.: VI, 4 pp. 1. With
:',() plates in Facsimile, with translations. 18 s.]
337) Rddhikd Prasanna Mukherji. A Few Notes on Hindi. Calcutta,
J. G. Chatterjea. (Pamphlet.) — Vgl. Calc. Rev. Vol. LXXII, No. 143, p. XIII.
338) G. A. Grierson. Hindi and the Biliar Dialects : Calc. Rev. LXXIII,
363—77.
339) G. A. Grierson and A. F. Riad. Hoernle. A Comparative Dic-
tionary of the Bihäri Language. Prospectus, unterz.: Calcutta Apr. 1882, und
4 Probeseiten in 4., versandt durch Breitkopf & Härtel, Leipzig. Das Werk
wird ca. 1500 Seiten enthalten, Subscription Rs 2 oder 4 s. pro part (von ca.
im) Seiten). — Vgl. TR. N. S. III, 89.
54 Klatt, Vorderindien.
p. -59 n. 190 angekündigte Grammatik des Maithili von GV&rsow340)
ist erschienen, während die dazu gehörige Chrestomathie nebst
Wörterbuch erst im nächsten Jahre zu erwähnen sein wird.
Für das Bengalische nennen wir zwei von Einheimischen311-2)
zusammengestellte Wörterbücher und ein Elementarbuch in lateinischer
Umschrift von Browne3 ki) , welchem in den nächsten Jahren ähn-
liche für die andern indischen Sprachen folgen sollen. Syamacharan
GanguliHi) empfiehlt in einer kenntnissreichen und verständigen
Abhandlung die Anwendung des lateinischen Alphabets für die in-
dischen Sprachen, wobei er auf das Bengalische näher eingeht. Doch
wird es sich in Europa schwer einbürgern, nach seineu Vorschlägen
/. 11. den Namen Civacarana im Bengalischen Sibcaron und im Hindi
Siucaran zu schreiben. - - Abgesehen von den zahllosen Productionen
religiösen Inhalts, die alljährlich in den indischen Volkssprachen er-
scheinen und die wir hier ohne Ausnahme übergehen, wird beson-
ders die bengalische Literatur von poetischen Werken , die nichts
weniger als eine Bereicherung derselben sind, überschwemmt. Einige
derselben finden eine Besprechimg in der Calcutta Review.345) Eine
Abhandlung über bengalische Sprichwörter346) soll in einer englischen
in Calcutta erscheinenden Zeitschrift enthalten sein.
Für das dem Bengalischen nahe stehende Assamische sei
als speeimeii eine Uebersetzung aus dem Sanskrit erwähnt.34')
Für das G u j a r ä 1 1 nennen wir ausser einer Phrasensammlung
von Greem348) die Uebersetzung von Max Müllers Hibbert Lectures
340) G. A. Grierson. An Introduction to the Maithili Language of
North Biliär contaiiiing a Grammar, Chrestomathy & Vocabulary. Part I.
Grammar. Extra Nuraber to Journal, Asiatic Society, Bengal, Part 1. for 1880
[muss heissen 1881]. Calcutta. J. N. Banerjee 1881. VIII, 114, 3 pp. 8.
3 Taf. Rs. 2. — Vgl. A. H. Keane Ac. XXII, 138; G. A. Grierson. The
Language of Biliar: ebd. 40(1 — 1.
341) Gopdl Chandra Mitra. A Dictionary in Bengali and English.
Calcutta, Sudhänidhi Press 1881. 371 pp. 8. Re. 18 a. [Non-educational]
342) TraUohya Natli Bardt. A Pronouncing, Etymological, and Pietorial
Dictionary of the English and of the Bengali Language. No. 18 — 20. Calcutta,
Bar.U Press 1881. 32, 32, 29 pp. 4. 10 a. pro No.
343) ./. F. Browne. A Bangäli Primer in Roman Characters. London,
Trübner 1881. VI, .11 pp. 8. 2 s — Vgl. Calc. Kev. Vol. LXXIV,
No. 147. p. VII.
344) Syamacharan Ganguli. A Universal Alphabet and the Transliteration
of Indian Languages: Calc. Kev. LXXII. 354 — 71. (Auch sep. 18 pp. 8.)
345) Vernacular Literature: Calc. Rev. Vol. LXXII, No. 143, p. XX
—XXVIII Vol. LXXIII, No. 145, p. XII— XIX. No. 140, p. X— XXI
Einige moderne bengalische Schriften s. JRAS. N. S. XIV, Ann. Rop. p. LXXI f.,
Bulletin de l'Athenee oriental 1881 No. I. p. 15.
346) Bengali Proverbs: The Bengal Magazine, a monthly paper, No. 109,
Au: 1881.
.!47i Srimadbhagbat: Dasam Skandha. The tenth book of Srimadbhagbat,
transl. into Assamese verse Calcutta, Bengal Press 1881. öU'J pp. 8. Re. 1 4 a
348) //. Green. A Collection of English Phrases witli their Idiomatic
Gujaräti Equivalents, 7. Ed. Bombay, Ganpat Krishnaji's Press 1881. 233 pp.
I 1 a. [A sei l-book.]
Klatt, Vorderindien. 55
durch Behramji M. Malabari, welche von James Darmesfeterztöa)
besprochen worden ist. Bei demselben findet man den Titel dieser
und zweier anderer Gujaräti-Schriften.
Das Konkani (nicht der gleiclmamige Dialekt des Maräthl,
sondern die eigentliche Konkani - Sprache) ist der Gegenstand einer
Abhandlung Gerson da Qunkds3*9), in welcher noch besonders die
Literaturangaben Beachtung verdienen.
Einige weitere Volkserzählungen . welchen diesmal der 1' a u -
j ab i- Text zum Theil beigefügt ist, werden von Mrs. Steel-'1'"') mit-
getheüt und von Temple mit philologischen Anmeldungen begleitet.
Letzterer351) veröffentlicht einen Nachtrag zu der Geschichte von
dem Herrn des Todes Malik-ul-Maut , der dritten in der Smnmlung
der Volkserzählungen aus dem Panjäb (s. Jahresber. 1880 p. 37
n. 259) , ferner35-) ein Lied über den Heiligen des Panjäb Sakhl
Sarwar (XII. Jahrh. n. Chr.) nebst Bemerkungen über verschiedene
metrische Punkte der Panjäbi^Poesie und theilt auch noch in einem
andern Artikel353) einige Verse mit. Der Granth der »Sikhs ist in
Labore in 5 Ausgaben erschienen354). Wegen der zahlreichen
andern Schriften in Panjabi-Sprache verweisen wir auf die indischen
Kataloge.
Ein Mittelglied zwischen dem Panjäbi und Sindhi bildet die
Mul t an i- Sprache, von welcher O'Br/en3™) mit Unterstützung der
indischen Regierung ein Wörterbuch herausgegeben hat.
Aus dem Sindhi übersetzt Hart-DaviesrM) 50 Balladen. —
Leitner^"') veröffentlicht in Tabellenform ein vergleichendes Vocabular
348a) RC. N. S. XV, 101. — Vgl. dazu: Verna'cular Literature in India:
Ac. XXII, 417.
349) J. Gerson da Cunha. The Konkani Language and Literature. For
tlie Bombay Gazetteer. Bombay, Govt. Central Press 1881. 50 pp. 8. [5 s]
350) Folklore in tlie Panjäb. Collected by Mrs. F. A. Steel, witli Notes
by R. C. Temple: IAnt. X. 40—3. 80—2. 147—52. 228—33. 331—3.
347 — 52; vgl. R. C Temple ebd. XI, 88; Opprobrious Names. Chhajjä Singh:
ebd. XI, 175.
351) R. C. Temple. Note on Malik-ul-Maut: ebd. X, 289—90.
352) R. C. Temple. A Song about Sakbi Sarwar: Calc. Rev. LXXIII.
253—74.
353) R. C. Temple. Muhammadan Belief in Hindu Superstition: IAnt.
X. 371—2.
354) Arjun Prakash Press (200 pp.); ebd. (256 pp.) , Gurmukln ehar.;
ebd. (144 pp.) , Pers. ehar ; Victoria Press (384 pp.); Qädiri Press (80 pp.),
Gurm. ehar.
355) [Ei. O'Brien.] Glossary of the Multani Language compared with
the Punjabi and Sindhi. (In both the Roman and Arabic Characters.) Labore
1881. XIII, 293 pp. 8. With a Map. [Koehler, Leipzig: M. 36.] -- Vgl.
Ath. 1881 1, 816.
356) L Sind Ballads : Translated from the Sindi by T. Hart- Davies.
Bombay, Education Society's Press 1881. — Vgl. W. F. S. IAnt. X, 374.
357) [G. W.J Leittier. Vocabulaire comparatif des langues parlees entre
Kaboul ot Kaehmir: Congres intern, des sc. ethnogr. , tenu ä Paris . . 1878.
56 Klatt, Vorderindien.
iiclist Grammatik der in Dardistan gesprochenen Sprachen und
van den Gfoeyn3®6) berichtet über Tomaschek's Studien über die
L' a in i r - D ia lekt e.
Für die Zigeunersprachen ist durch Miklosich's359) Werk,
welches in diesem Jahre zum Schluss gekommen ist, eine dauernde
Grundlage geschaffen. Das 11. Heft enthält die Wortbüdungslehre,
das 12. die Syntax und am Schluss eine Bibliographie. Ausserdem
haben wir diesmal nur einige Kleinigkeiten zu erwähnen. Gaster360)
hat wieder im „Ausland" zwei Zigeunermärchen aus Rumänien in
deutscher Uebersetzung mitgetheilt. Die in Siebenbürgen erscheinende,
von Hugo Meltzl redigirte Zeitschrift für vergleichende Litteratur
bringt manchmal Zigeunerisches, vgl. Kuhn Jahresber. 1876- -7 I
p. 114. Auch eine uns zufällig zu Gesicht gekommene Nummer
dieser Zeitschrift aus dem Jahre 1881 enthält ein Zigeunerlied in
Text und deutscher Uebersetzung361). Leland36'2) hielt auf dem
Orientalistencongress zu Florenz einen Vortrag, welcher nun gedruckt
vorliegt, in welchem er einige Vergleichspunkte zwischen den Zi-
geunern verschiedener Länder und indischen Stämmen mit besonderer
Rücksicht auf die englischen Zigeuner zusammenstellt. Ein schon
im vorigen Jahre (p. 39 n. 270) erwähnter Aufsatz über die Her-
kunft der Zigeuner aus Indien ist im Indian Antiquary abgedruckt
worden363).
Singhalesisches (resp. Päli in singhalesischer Schrift)
scheint in Colombo alljährlich mancherlei gedruckt zu werden,
worüber jedoch nur dürftige Notizen nach Europa gelangen. Amt-
liche Kataloge, wie für die Provinzen des britisch-indischen Reiches
giebt es für Ceylon leider nicht, und auch die ceylonesischen Zeit-
schriften wie Ceylon Friend . Ceylon Observer sind uns nicht zu-
gänglich. Aus dem letzteren364) reproducirt TR. eine Notiz, dass
Comptes rendus stenogr. Paris 1881. 8. p. 898 — 943. Darauf: Gramm aire
comparee: ebd. p. M4Ö — 1003.
358) Bull, de l'Athenee oriental 1881, 217 — 44. vgl. Ac. XX. 49G. — Vgl.
Ferner Willi. Geiger ZDMG. XXXVII, 128—31.
359 i Franz MiLlosicli. Lieber die Mundarten und die Wanderungen der
Zigeuner Europas. XI. XII: Denksehr. d. Wiener Akad., pbil.-hist. CL XXXI,
1—54. 55—114. (Auch sep. Wien. Gerold 1881. 54 pp. 62 pp. 4. M. 2.80.
M. 3. 1— XII M. 40.40.) — Vgl. G. v. d. Gabelentz LC. 1881, 579
360) Zigeunermärchen aus Rumänien. Mitgeteilt von M. Gasten Aus-
land LIV. 745 — 9.
361) Erdelyilyika rromane zilya. Volkslieder der transilvanisch-ungarischen
Zigeuner, tnedita. Neue Folge. II: Acta comparationis litterarum universarum.
Zeitschr. f. vergl. Litt. [Titel in 11 Sprachen.] Novae Seriei vol. IV. Nr. 1.
Totius Seriei vol. XIII Nr. LXXXI. Claudiopoli (Kolozsvar) 1881 die XV.
Jan. Sp. L6.
362) Charles G. Leland. On the linglish Gipsy <<r ßommani Language :
Atta de! IV Congr. intern d. Orient. II, 31 — 7.
363) The Origin of the Gipsies: IAnt. X, 50—3.
364) Ceylon Observer, 8th Dec. 1881. Abgedruckt in TR. N. S. II, 159.
— Vgl. Ac XXI. 87.
Klatt, Vorderindien. 57
ein Council paper Uebersetzungen von 11 jetzt im Museum zu Co-
li »ml »o befindlichen Inschriften aus dem Anuradhapura- und Ham-
bantota-District mittheile, von welchen 6 indessen schon in P. Gold-
schrnidt's und E. Müller's Reports enthalten seien. 100 weitere
singhalesische Sprichwörter (No. 167 — 266) theilt Zoysa36b) in
Text und Uebersetzung mit. Von singhalesischen Büchern haben
wir nur eins zu Gesichte bekommen , nämlich ein Lesebuch für
Schulen von Alwfs:',m) , enthaltend 50 Lesestücke und ein Wörter-
buch.
Ueber die nichtarischen Sprachen Indiens hielt Oust367)
auf dem vierten Orientalistencongress einen Vortrag. Avery3es) be-
bandelt im Anschluss an seinen früheren Artikel über den Einttuss
der Aboriginer auf die arischen Sprachen diesmal umgekehrt die
Frage nach den Einwirkungen der Arier auf die Sprachen der Abo-
riginer und Vinson3m) berichtet über die neuesten literarischen Er-
scheinungen auf dem Gebiet der dravidischen Sprachen. — Fergu-
son370) macht einen verunglückten Versuch, das Tamil mit dem
Maori zu vergleichen. Pope311) fährt in seinen Bemerkungen zmn
Kanal fort. Vinson37'2) übersetzt ein Capitel aus dem Periya-
puräna, einem Werke der neutamulischen Literatur, welches die Ge-
schichte der 68 Heiligen der Caivas erzählt. Ein aus Baum-
365) Louis de Zoysa. Specimens of Sinhalese Proverbs. Continued from
No. 17, Vol. V. (1871 — 72), p. 32: Journ. Ceylon BrRAS. Vol. VII, Part 1.
p. 15—26.
366) Public Instruction Department. Swabhäshä Ratnadämaya. A Reading
Book for the Use of Schools, intended as an Introduction to the Study of Clas-
sical Sinhalese Literature. By the Rev. C. Alwis. Colombo , Skeen 1881.
75 pp. 8. [,,We have also to note for Sinhalese the appearance at Colombo
of Parts 1 and 2 of a Scientific Grammar of the language (all in Sinhalese), by
the Rev. S. Coles; also a Sinhalese-Euglish Grammar and Exercise book on
the Ollendorf System . by S. de Silva", s. W. S. W. Vaux, JRAS. N. S. XIV,
Ann. Rep. p. LXXV. — Eine Grammatik des Singhalesischen von B. Guna-
sekhara und H. C. R. Bell wird in Triibner's Collection of Simplified Gram-
mars erscheinen, s. TR. N. S. III, 79.]
367) Roberto Cust. Sülle Iingue non ariane delle Indie Orientali: Atti
del IV Congr. int. d. or. II, 123—8,
368) John Avery. Influence of the Aryans upon the Aboriginal Speech
of lndia: American Antiquarian III, 121 — 7. 236 — 43.
369) Julien Vinson. La science du langage et les etudes dravidiennes
en 1879 — 1880. (Discours prononce a l'ouverture du ^cours d'hindoustani et de
langue tamoule pour l'annee scolaire 1880 — 1881, ä l'Ecole nationale des langues
orientales Vivantes le 16 nov. 1880): RL. XIV, 59—79. (Auch sep. Paris
1881. 23 pp. 8.)
370) A. M. Ferguson. Tamil and Maori: IAnt. X, 46 — 7. — Vgl.
./. Vinson RL. XV, 196.
371) G. U. Pope. Notes on the Kurral of the Tamil Poet Tiruvalluvar.
(Continued from Vol. IX. p. 199): IAnt. X, 352—5.
372) J. Vinson. Specimen de la poesie civaiste du sud de l'Inde: RL.
XIV, 172—86.
Jahresbericht 1881. 5
53 Klatt, I Orderindien.
gartens^3) Werke: „Der Orient, Stuttgart 1882" abgedruckter
Artikel verdient kaum Erwähnung. Von den vielen in Madras und
an anderen Orten Südindiens erschienenen Tamil-Büchern haben wir
die eine unten374) verzeichnete Probe ausgewählt. Für das T e -
lugu nennen wir drei in Madras erschienene, zu Unterrichtszwecken
bestimmte Bücher375-7). — Eine von Rice37*) veröffentlichte In-
sel i ritt aus der Zeit der Mahävali - Dynastie enthält nach seiner
Meinung das älteste Sprachdenkmal des Canaresischen. Von
Kittets6™) Anthologie ist eine neue Ausgabe (die wievielte, ist
nicht angegeben) erschienen. Als Proben canaresischer Bücher
führen wir an eine Ausgabe des Jaiminibhärata380) und eine Ueber-
setzung des Rämäyana381).
Ueber die wilden Bergstamme Indiens handelt ein ethno-
graphischer Artikel von Knigkton382). Com383) giebt eine Skizze
des in der Umgegend von Dummagüdem gesprochenen Dialekts der
Koi -Sprache, über welche er auch am Schlüsse einer die Sitten
und Gebräuche der Kois beschreibenden Abhandlung384) einige No-
tizen beifügt. Der letzteren Althandlung ist ein Vocabular der
Savara-Sp räche angehängt. In die Mondari- Sprache sind
373) J. Baumgarten. Die Parialiteratur: MLIA. C, G73 — 4.
374) Pannirendu Nikandu, the 12 Standard lexicons in Tamil by the
celebrated Mandala Purusha. 2. Ed. Madras. Vidya Vinodini Press 1880.
270 pp. 8. 6 a.
375) Telugu Selections, compiled from the several Text Books in that Lan-
guage, for the Use of Officers in the Civil, Military, and Public Works' Depart-
ment, ete. By Order of the Board of Examiners. 2. Ed. Madras 1881.
[Trübner: £ 1 1 s.]
376) H. T. Rogers. First Lessons in Telugu. Madras, Foster 1880.
98 pp. 8. Re. 1 8 a. [Contains 25 short stories transl. from the Tamil Ka-
thamanjari into both colloquial and gramm. styles in Tel.. w. copious notes and
transl. for the use of other than native students.]
377) L. Garthwaite. Anglo- Telugu First Reader. Madras, Govt. of
Madras 1880. 64 pp. 8. 2 a.
378) Lewis Rice. The Mahävali Dynasty: IAnt. X, 36—40. 1 Tal'.
379) F. Kittel. Minor Canarese Poetical Anthology. Mangalore, B. M. B.
and T. Depositors- 1881. 151 pp. 8. 8 a.
380) Lakshmisa. Jaimini Bhärata. 4. Ed. Bangalore , Viehara Darpana
Press 1881. 276 pp. 8. 8 a.
381) Välmiki. Torave Rämäyana. [Kannada]. 2. Ed. ebd. 1881. 667 pp.
8. Thick copy Rs. 3. Thin copy Re. 1 12 a.
382) W. Knighton. Savage Life in India: Contemp. Review XXXIX,
403— lö.
383) •/. Cain. The Bhadrachellam and Rekapalli Taluqas. (Continued
from Vol. VIII p. 221): IAnt. X. 259r-ß4.
384) John Cain. The Koi, a Southern Tribe of the Gond: JRAS. N. S.
XIII, 410 28
Kielt, Vorderindien. 59
diesmal das Ev. Matth.385) und Joh.386), in die Santali-Sp räche
ausgewählte Bibelstellen 3<J7) übersetzt worden. Auch für das Gare
ist eine kleine Missionsschrift388) erschienen. Rein ethnographisch
ist eine Abhandlung von Woodthorpe3^9) über die Naga-Stämme
an der Nordostgrenze Britisch - Indiens. Die Himälaya-
Sprachen sind durch eine Abhandlung Schott's'm) über die
Röng- oder Leptscha-Sprache vertreten, in welcher er auf Grund
von Mainwaring's Grammatik (s. Kuhn, Jahresber. 1870 — 7 I p. 116
n. 26't) die Zahl- und andere Wörter analysirt und einzelne gram-
matische Eigentümlichkeiten mit ähnlichen Erscheinungen im Ti-
betischen. Chinesischen und anderen Sprachen vergleicht, ohne jedoch
über die Verwandtschaft der Sprache ein schliessliches Urtheil zu
fallen.
Den Bericht über indische Geschichte, Alterthümer, Inschriften,
Religion u. s. w. findet man in den Jahresberichten der Geschichts-
wissenschaft.
385) Matti Oläkada Mangal Samäehär. The Gospel of St. Matthew. Transl.
into the Mondari Language by A. Nuihall. Calcutta, Baptist Mission Press
1881. 198 pp. 8.
386) .1 < 'In Mi Olakada Mangal Samäehär. The Gospel of St. John. Trans-
lated . . by L. Beyer*, ebd. 1881. 162 pp. 8.
387) Bochor Bhor Kea Koe. [Säntäli.] Translations of several passages
from the Bible by F. T. ('nie. Dhurmpore, printed Bhowanipore 1881.
1 12 pp. 8. 2 a.
388) .Tisu Kristani Japhangho Antisa Skiani, or a brief Catechism of the
life of Jesus Christ. [Gäro.] Tura . Gäro Mission of the Amer. Baptist Miss
Union 1881. 10 pp. 8. 3 p.
389) R. ('. Woodthorpe. Notes on the Wild Tribes inhabiting the so-
called Naga Hills, on our North-east Frontier of India. Part I : Journ. Anthrop.
Institute XI, 56—73. 2 Taf.
390) ]]'. Schott, üeber die spräche des vulkes Röng oder Leptscha in
Sikkim: Abh d. K. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Aus d. J. 1881. Abth. V. p. 1- 15.
i Auch sep. 15 pp. 4. 80 Pf.)
60
Bericht über die 1881 auf d e m Gebiete der
hebräischen Sprachkunde, alttestamentlichen
Exegese und biblischen Theologie, sowie der
Geschichte Israels erschienenen Bücher
und Aufsätze
erstattet von
E. Kautzsch.
Wie im vorigen Jahre schicken wir auch diesmal unserem Be-
richt eine kurze Statistik der 287 von uns besprochenen Nummern
voraus, indem wir zugleich die entsprechenden Ziffern des vorjährigen
Berichts in Klammern beifügen. Von obigen 287 (262) gehören
an: Deutschland 150 (111) incl. 3 (8) lateinischen; England und
Nordamerika 77 (93), Frankreich und französ. Schweiz 39 (38),
Holland 10 (6) incl. 1 lateinischen; Italien 4 (12) incl. 3 (4) latei-
nischen ; Dänemark 1 (2), Schweden und Norwegen je 1 , in hebr.
Sprache 4. Unter den Verfassern waren als katholische zu er-
mitteln 22 , als jüdische 59 ; letztere repräsentiren somit einen
Procentsatz von fast 20 °/0. Die Reihenfolge der Disciplinen ist die-
selbe wie in den früheren Berichten. Bezüglich der Geographie Pa-
lästina's verweisen wir auf den Bericht Soein's : Ztschr. des deutschen
hilästina- Vereins 1882, p. 219—269.
Auf dem Gebiete der B ibli o g r a p h i e ist uns bereits Sieg-
fried1) mit einem trefflichen Bericht über die Literatur zum alten
Testament von 1881 zuvorgekommen. Wenn wir uns anschicken,
dieser Weinernte Abiesers eine Nachlese Ephraims folgen zu lassen,
so «fi'schit'ht dies jedenfalls nicht mit dem Anspruch, dass erstere
dadurch überflüssig werde. Einige von Siegfried entlehnte Titel
haben wir im nachfolgenden Bericht als solche bezeichnet; ebenso
ist bei den Titeln , die wir nur aus Friederici's Bibliotheca orien-
fcalis oder aus der Bibliographie Stade' s (s. u.) kennen, die Quelle
1) Carl Siegfried. Literatur zum alten Testament, p. 1—34 des „Theolog.
Jahresbericht heransgeg. von />'. Pümjer". Erster Band (enthaltend die Li
teratur des .Jahns 1881). Leipzig 1882. 389 pp. 8. M. 8. — Vgl. ThLB.
1882. No 36: Modem Review, Oc< 1882.
Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese etc. Q\
namhaft gemacht; für einen grossen Theil der übrigen Titel sind
wir wiederum der trefflichen Bibliographie Gregorys in Schiirer-
HarnacJc's Theol. LZ. zu Danke verpflichtet. Der Bericht
ZocJder's2) über die biblische Literatur von 1881 hat wenigstens
ein rasches Erscheinen nach dem Jahresschluss für sich. Freilich
scheinen auch diesmal die ca. 50 Nummern mehr zufällig heraus-
gegriffen, als systematisch gesammelt. Das Urtheil ist bei bekanntem
Standpunkt immerhin massvoll und nur gegen die „radical-kritisehe"
Schule der von Dillmann abweichenden Pentateuchkritiker unnöthig
animirt; für Zöclder fallen die letzteren so sehr in dieselbe Ver-
dammniss, dass z. B. Maybawm's Entwickelung des altisraelitischen
Priesterthums (erschien 1880) für einen Artikel der Stade 'sehen
Zeitschrift ausgegeben wird. — Die Handschriftenkunde ist
vertreten durch den trefflichen Katalog der Strassburger Hand-
schriften von /j<itt<l<ni<r3). Von den 52 hebräischen Handschriften
verdient besonders No. 32 Hervorhebung, ein sogenanntes Manuel
du lecteur, dessen Text vielfach von dem 1870 durch J. Deren-
bourg veröffentlichten abweicht, lieber hebräische Handschriften des
Britischen Museum macht Ginsburg*) Mittheilung.
Von neuen Zeitschriften, die speciell dem Anbau unserer
Disciplinen gewidmet sind, gedenken wir nochmals rühmend der
Revue des etudes juives5) (Jahrg. 1881: 350 pp. 8). An der treff-
lichen Revue bibliographique, welche J. Loeb diesem Jahrgang bei-
gegeben hat, hat Referent nur die häutige Weglassung der Jahrzahl
zu rügen; sehr nützlich sind dagegen besonders die kurzen Auszüge
aus anderen (zum Theil schwer zugänglichen) jüdischen Zeitschritten.
Auf deutschem Boden haben wir im Berichtsjahr vor allem das erst-
malige Erscheinen der von Stade6) begründeten „Zeitschrift für die
alttestamentliche Wissenschaft" zu begrüssen. Von dem reichen In-
halt der drei ersten Halbbände hat Referent bereits anderwärts aus-
2) O. Zöckler. Die biblische Literatur des vergangenen Jahres. A. Altes
Testament: Ztschr f. kirchl. Wissensch. u. kirchl. Leben 1882, I, p. 48 — 56.
3) Katalog der Kaiserlichen Universitäts- und Landesbibliothok in Strass-
burg. Orientalische Handschriften. Theil I. A. u. d. T.: Katalog der Hebrä-
ischen, Arabischen, Persischen und Türkischen Handschriften der Kaiserl. Uni-
versitäts- und Landesbibliothek in Strassburg, bearbeitet von S. Landauer.
Strassburg 1881. IV, 75 pp. 4. M. 5. — Vgl. dhm LC. 1881, No. 34.
4) C. D. Ginsburg. Hebrew MSS. at the British Museum. Letter: Aca-
demy, 18. Juni 1881, p. 455c— 456a.
5) Vergl. die ausführlichen Notizen über diese Zeitschr. im Jahresbericht
für 1880, No. 63; ausserdem über Jahrgang I und II. H. Strack ThLB.
1883, No. 6.
6) Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft. Herausgeg. von Ber)t-
hard Stade. Mit Unterstützung der Deutschen Morgenland. Gesellschaft. 1881.
Erster Jahrgang. Giessen 1881. 346 pp. 8. M. 10. — Vgl. ThLB. No. 16;
Kautzsch ZDMG. 1882, p. 690—702; R. Smend Theol. Stud. u. Krit. 1883,
H. 2; Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judenth. 1881, p. 230 f., 277 ff., 317 ff.
(zu Heft I); Kueneu Theol. Tijdschr. 1881, p. 481 f. und 657 f.
(32 Kautzsch, Hebräisch Sprachhunde, alttestamenüiche Exegese
ruhrhehe Rechenschaft gegeben und möchte nur auf Grund der ihm
gewordenen Mittheilungen auch an dieser Stelle constatiren. dass es
nicht die Schuld des Herausgebers ist, wenn bisher nur Anhänger
der Beuss- Graf sehen Hypothese in dieser Zeitschrift das Wort er-
griffen haben. Uebrigens sind die einzelnen Artikel des Jahrgangs
1881 im nachfolgenden Berichte je an ihrem Ort verzeichnet. Ueber
eine neue Amerikanische Hebrew Review vernehmen wir, dass sie
unter der Redaction des Rabbiners Max 1/ilien.thal vierteljährlich
in Cincinnati erscheint und namentlich Aufsätze bringen will. An
Z/ippes7) bibliographischem Lexikon interessirt uns vor allem die
Aufzählung aller jetzt erscheinenden jüdischen Zeitschriften ; nach
dem Jüd. LB. sind dies 22 hebräische, 25 deutsche, 15 jüdisch-
deutsche, 5 französische, 15 englische und 18 andere, nebst 8 Jahr-
büchern und Sammelschriften.
Dem Gebiete der Textkritik gehört zunächst ein zweimal
gedruckter Aufsatz Grihwald's^) an, der abgesehen von anderen
prekären Behauptungen die eigentliche Masora bereits von Ezra an
und sogar noch früher datirt, während sie spätestens im 6. Jahrb.
n. Chr. vollendet sei ; für das Alter der Masora spreche schon die
aramäische Sprache der Termini , denn aramäisch sei die Sprache
der Zeit kurz nach Gründimg des zweiten Tempels. Wie in den
angeführten Sätzen zeigt sich der Verf. auch anderwärts viel zu sehr
in den Banden der jüdischen Tradition befangen. Demselben Thema
gilt ausser einem englischen Aufsatz von Wise 9) auch eine Studie
von Graetz.10) Derselbe sucht an dem masoretischen Gebrauch der
Bezeichnung h^ybiz und y"072 (zur Hervorhebung gewisser Differenzen
in paarweise aufgezählten Wörtern) nachzuweisen, dass die ersten
Ivudimente der hebräischen A'oealisation in Punkten über oder unter
dem Worte zu erblicken seien, analog den Punkten , welche als die
Urelemente der syrischen Vocalisation erwiesen seien. Das syrisch-
abendländische System sei frühestens nach 710 allgemein in Ge-
brauch gekommen, an Entlehnung des jüdischen Systems von
den Syrern jedoch nicht zu denken. Dringender nöthig, als
das syrische, dürfte es vielmehr gleichzeitig oder noch früher von
den Elementarlehrern, die zugleich Copisten waren , eingeführt sein.
Uebrigens hält der Verfasser das tiberiensische System für älter als
das babylonische seinem Haupttheile nach, dagegen für jünger in
7) Cli. 1). Lippe. Bibliographisches Lexikon der tresammten jüdischen
Literatur der Gegenwart und Adress-Anzeiger etc. etc 7. u. 8. [Schluss-j Lief.
"Wien 1881. 7d4 pp. 8. (Complet) M. 12. — Vgl. Jüd. LI!. L881, No. 13.
Si ,1/. Grvmwald. Zur Geschichte der Massora: Ztschr. f. wissensch.
Theol. issl, l, p. 88—98 und Jüd. LB. 1881, No. 2 und 3.
9) Isaac M. Wise. Th< Massorah and fche Massoretic Text: Hebrew Re-
view (Cincinnati) 1881. B. 2.
LO) //. Cfrätz. Eine masoretische Studie. Die Anfange der Vocalzeichen
im Hebräischen: Monatsschr f Gesch. u. Wissensch. des Judentb. 1881, p. 348
—367 und 395—405.
und biblische Theologie, Geschichte krach. (j3
seineu Erweiterungen. Eine Spur des einstigen diakritischen Punktes
ist- nach Graetz noch das angebliche Dagesch forte in einigen Resch.
Erwähnung verdient noch, dass Graetz (p. 366) nach wie vor daran
festhält, dass die beiden ben Ascher Karäer gewesen seien. — Eine
ebenso minutiöse , wie sorgfältige und dankenswerthe Leistung ist
das Büchlein von Wickes u) über die Accente der drei poetischen
Bücher , in welchem der Verf. mit nicht wenigen verjährten Irr-
thümem aufräumt. Der Aufsatz von Ginsburg*2) berichtet, dass
der (Durlacher) Codex No. 55 zu Carlsruhe vom Jahre 1105 sehr
häufig dagessirte Aleph zeige (z. B. Mal. 3, 10 — 24 nicht weniger,
als 11 von 30) und dass die übliche Beschränkung dieser Er-
scheinung auf vier Fälle (so auch Referent in Gesen. Gramm.
§. 14, 1, Anm.) trotz der Masora parva ungerechtfertigt sei.
Die nicht seltene Verwechselung von b" und iy erklärt Graetz J 3)
aus Hörfehlern (?) ; den zum Theil unrichtig von der Masora auf-
gezählten neun Fällen fügt Graetz noch bei: Ezech. 48, 28. 21.
45, 7. 47, 18. 41, 17. Ps. 108, 5: ny für by stehe Dan. 4, 14.
Jes. 47, 7. Obadja 1, 7. Num. 21. 30. Dan. 8, 11. Ezra 10, 14.
Wie diese Stellen bedürfen auch die bezüglich der Verwechslung von
by, bN und bNt, "13' und "ny aufgezählten sehr der Sichtung. Die
textkritischen Bemerkungen Hollenberg' 's14) zu Josua und Richter
t'ussen auf der Vergleichung des LXX-Textes , wobei bezüglich des
Richterbuchs eine streng wörtliche, bezüglich des Josua eine freiere
Uebertragung constatirt wird.
Von den Arbeiten über die antiken Versionen des Alten
Testaments ist mir ein Aufsatz über die Pentateuch- Targume 15)
nur dem Titel nach bekannt. Auf die Wichtigkeit der von de La-
garde seit .fahren mit ausserordentlichen Opfern vorbereiteten
11) William Wickes. D 73N ^"fcVX- . A Treatise on the Accentuation
of the three so-called Poetical Books of the Old Testament, Psalms, Proverbs
and .loh. With an Appendix eontaining the Treatise, assigned tu II. Jehuda
Beu-Bil'am, on the same Subject; in the Original Arabic. Oxford 1881. XI,
IUI pp. 8. 5 s. — Vergl. H. Strack ThLB. 1882, No. 25; E. Kautzsch
ThLZ. 1882. No. 15; F. Baeihgen Deutsche LZ. 1882, No. 28; Kroner Jüd.
LB. 1882, No. 22; Athen. 25. Febr. 1882; S. R. Driver Acad. 20. Mai 1882;
S. J. Curtiss Bibl. Sacra, Jan. 1883.
12) Ginsburg. The dageshed Alephs in the Karlsruhe-MS., being an Ex-
planation of a Difiicult Massorah: Verhandlungen des internationalen Orientalisten-
Congrosses zu Berlin, Sept. 1881, p. 136 — 141.
13) Tl. Grats. Verwechselung der Partikeln b? mit "I", ferner b?
(bN) mit b^ und T" mit T13> : Monatsschrift f. Gesch. u. Wissensch. des
Judenth, 1881, p. 218—235.
14) Job Hollenberg. Zur Textkritik des Buches Josua und des Buches
der Richter: Ztschr. für die alttestam. Wissensch. 1881, II. 1, p. 07 — 105.
15) The Targums on the Pentateuch: Chu-rch Quai'terly Review, Apr.
1881, p. 48—84.
64 Kawtzsch, Hebräische Sprachktmde, alttestaiueutliehe Exegese
LXX-Ausgabe macht Wright16) aufmerksam; ein anderer englischer
Aufsatz17) bespricht die neueren Uebersetzungen des LXX- Textes.
Von Editionen berühmter Codices ist die von Gotch16) auf 26 Seiten
in Uncialen mitgetheilte Nachlese von Lesungen des Codex Cotto-
nianus (zur Genesis, nach Tischendorf aus dem 5. Jahrh.) zu er-
wähnen , ferner der Abschluss der grossen römischen Ausgabe des
Codex Vaticanus.19) Ad dem betr. 6. Bande rügt indess Nestle
sehr den Mangel an philologischer Akribie , die ganz ungenügende
Darstellung der Geschichte der Handschrift und die Menge der
Druckfehler in den Zahlen , sowie in der Bezeichnung der ver-
schiedenen Hände imd sogar in den citirten Texteslesarten. Somit
hätte das Verhängniss, das bisher über den Editionen und Colla-
tionen dieser wichtigsten Bibelhandschrift geschwebt hat, auch in
dieser höchst kostspieligen Ausgabe ein neues Opfer gefordert.
Günstigeres lässt sich über das prachtvolle Facsimile des Codex
Alexandlinus 20) sagen, von welchem im Berichtsjahr der erste Band
des Alten Testaments erschien, nachdem die Edition 1879 mit dem
Neuen Testament begonnen worden war. - • Bezüglich der Lesart
// BccaX in den LXX (vergl. auch Rom. 11,4) weist Dillmann21)
nach, dass damit die Lesung i] ct\o%vvr) angedeutet werde, durch
welche man ö BdaX umging, ohne doch letzteres Wort aus dem
geschriebenen Text zu entfernen. Consecpient ist dieses Qeri im
Jeremiatext durchgeführt ; auch im Volkstargum werde b a a 1 fast
durchaus vermieden. Die mythologischen Phantasien von einem
16) W. Wright. Prof. de Lagarde's Septuagiut. Letter: Acad. , 5 Nov.
1881, p. 348 c- Athen. 5 Nov. 1881, p. 597 bc.
17) Recent Translations of the Septuagiut: Church Quarterly Review, Oct.
1881, p. 67—84.
18) \t. W. Gotch. A Supplement to Tischendorfs „Reliquiae ex incendio
ereptae codicis celeberrimi Cottoniani" contained in his „Monumenta Sacra In-
edita. Nova collectio. Tom. II" together with a Synopsis of the Codex. London
1881. XII, 26 pp. 4. 7 s. 6 d. — Vergl. E. M. Thompson Acad. 19. Mai
1881; Athen. 25. Juni 1881.
19) Bibliorum sacrorum Graecus codex Vaticanus auspice Leone XIII pon-
tifice maximo cum prolegomenis, commentariis et tabulis Henrici canonici Fa-
bicmi et Josephi Cozza abbatis Cryptaeferratae editus. Tomus VI complectens
prolegomena commentarios et tabulas. Romae [auch Leipzig, Brockhaus] 1881.
XXXVI, 170 pp. fol. et 4 tabulae. Fr. 125. — Vergl. E. Nestle LCB. 1882,
N». 4 und ThLZ. 1882, No. 6 (woselbst der Gesammttitel; Preis M. 720);
Athen., 5. Nov. 1881.
20) Facsimile of the Codex Alexandrinus : < >ld Testament. Vol. I. Ge-
nesis — 2 Chronicles. Published by Order of the Trustees of the British Mu-
seum. London 1881. 12, 530 pp. fol. (276 Doppeltafeln). £ 10. — Vergl.
Athen., 5. Nov. 1881.
21) Aug. DÜlmcmn. l'ebcr Baal mit dem weiblichen Artikel (fj BänH);
Monatsber dir Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 16. Juni
1881. — Vergl. R. Kittel ThLZ. 1882, No. 7.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 65
weiblichen Baal werden damit von selbst hinfällig. -- Oorssen2'1)
erneuert die Conjectur Bentley's, dass Augustin De doctr. Christ.
II, 15 für Itala . . . nam vielmehr illa . . . quae zu lesen sei. Da-
mit liele die einzige Stelle, auf welche sich die Annahme einer be-
stimmten altlateinischen Version Namens Itala stützt, und es bliebe
nur die Thatsache mehrfacher Uebersetzungsversuche vor Hieronymus.
Die Reconstruction des Italatextes komme demnach (zumal im A.
Test. !) auf reine Fiction hinaus. Viele angebliche Italalegenden seien
nichts, als der ursprüngliche oder verderbte Hieronymus. Dem Re-
ferenten ist die Argumentation Corssen's in hohem Grade plausibel
erschienen. Ueber die Schicksale des nunmehr trefflich von 11. Ro-
bert23) edirten Lyoner Pentateuchcodex haben wir bereits 1871)
unter No. 37 und 38 ausführlich berichtet. Die Ausgabe bietet
p. 1 — 128 das Facsimile des Textes (Gen. 16, 9 — Deut. 11, 4),
dann p. 129 ff. die Transscription mit gegenüberstehendem LXX-
Texte. In den Prolegomena zeigt Robert den starken Einfluss der
LXX (in einer nicht näher zu bestimmenden Recension) auf den
ITebersetzer , der wahrscheinlich dem 3. Jahrh. und Nordafrika an-
gehört habe. Anderweitige altlateinische Pentateuchfragmente hat
Ziegler*4) aus 39 Palimpsestblättern eines Münchener Codex edirt,
mit ausführlicher Beschreibung der Handschrift und einer Uebersicht
über die wichtigsten sprachlichen Erscheinungen, sowie über das
Verhältniss des Textes zu sonst bekannten vorhieronymianischen Texten.
Der betr. Codex stammt aus Freising und ist zum Theil in sehr
schlechtem Zustand; nach Ziegler gehört er spätestens dem
6. Jahrh. an. Ob die Fragmente sämmtlich derselben Version ent-
stammen, sei nicht auszumachen; die Abschnitte sind Ex. 9, 15 — 20,
5 (mit Lücken); 31, 15—33, 7. 36, 13—40, 32. Lev. 3, 17—4,
25. 11, 12—15, 10 (mit Lücken); 18, 18—20, 3. Num. 3,
34—5, 8. 7, 37—73. 11, 10—12, 14. 29, 6—30, 3. 31, 14-
Schluss. Deut. 8, 19—10, 12. 22, 7—23, 4. 28, 1—31. 30,
22) P. Corssen. Die vermeintliche 'Itala' und die Bibelübersetzung des
Hieronymus: Jahrbb. für protest. Theol. 1881, III, p. 506 — 519.
23) Ulysse Robert. Pentateucbi e codice Lugdunensi versio Latina anti-
((iiissima. Version latine du Pentateuque anterieure a samt Jerome publiee
d'apres le manuscrit de Lyon. Avee des facsimiles, des observations paleo-
graphiques, philologiques et litteraires sur l'origine et la valeur de ce texte.
Paris (Firmin Didot) 1881. CXLIV, 341 pp. 4. Fr. 50. — Vergl. L. Du-
chesne Bulletin critique, 1. Juli 1881; X. Polybiblion, Juli 1881; A. de Bar-
thelemy Revue des questions historiques, Juli 1881; H. d'Arbois de Jubain-
ville Bibliotheque de l'ecole des chartes 1881, 2; A. Huemer Ztschr. f. österr.
Gymnasien 1882, No. 8 u. 9.
24) Leo Ziegler. Bruchstücke einer vorhieronymianischen Uebersetzung
des Pentateuch aus einem Palimpseste der K. Hof- und Staatsbibliothek zu
München zum ersten Male veröifentlicht. Mit einer photo-lithogr. Tafel. München
1883. VI, XXX, 88 pp. 4. M. 15. — Vergl. E. R. LCB. 1883, No. 8;
Mezger Deutsche LZ. 17. März 1883.
66 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
16 — 32, 29. -- Baethgen25) berichtet über einen Bibel -Codex der
Eamburger Stadtbibliothek, welcher den Psalter des Hieronymus in
einem dem St. Galler Codex (G bei de Lagarde) nahe verwandten
Texte enthält.
Auf dem Gebiete der Lexikographie haben war zunächst
zwei neue Editionen älterer rabbinischer Werke zu verzeichnen, des
:-■;•" 'o (vergL Fürst, bibl. jud. III, 18) und des Ohel moed 26)
des Salomon von Orbino. Letzteres Werk (vollendet 1480, gedruckt
Venedig 1558, nach Grünwald schon Constant. 1526) kann Dach
Straclc's Ortheil nur als Sammlung von Rohmaterial dem Forscher
einige Dienste leisten, ßchulbawm 27) hat dem 1880 edirten neu-
hebräisch - deutschen Wörterbuch ein deutsch - hebräisches beigefügt.
Manches Originelle bietet das aus reicher Erfahrung und erfolg-
reicher Wirksamkeit hervorgegangene Vocabular von Kapff28); eine
ähnliche Idee verfolgt das Vocabular Hei'bert's 29). Dem Gebiete der
speciellen Wortforschimg gehören an das Programm über die Derivate
des Stammes p-jit von Kautzsch30), welcher an diesem Beispiel zu
zeigen versucht, wie nothwendig wir einer systematischen Erforschung
lies thatsächlichen Sprachgebrauchs in seiner geschichtlichen Ent-
wickelung bedürfen gegenüber den lediglich auf die Etymologie ge-
bauten Theorien: ferner die Erörterungen de Lagarde 's31) über
einen etwaigen Zusammenhang des Namens Astarte mit Ulc = Aäc,
•_'.'>> Friedr. Baethgen. Nachricht von einer unbekannten Handschrift des
Psaltei'ium juxta Hebraeos Hieronymi : Ztschr. f. die alttestam. Wissenseh. 1881,
H. 1. p. 105—112.
26) Salomon von Orbino. Ohel Moed. Hebräische Sinonima (sie!).
Herausgeg. von Jonas Willheiiiter. Enthält auch eine gelehrte Studie über
hebräische Sinonima von Leopold Dukes, betitelt ..Bezire Jehuda1', dann An-
merkungen von Wolf Heidenheim und einem (sie!) kurzen Commentar unter
dem Titel ..Michse Haohel" vom Herausgeber. Wien 1881. IV, 355 pp. 8.
M. 5 [in hebräischer Sprache]. Vergl. M. Grünwald Jüd. LB. 1881, No. 14:
Strack ThLB. 1882, No. 22.
27) M. Schulbaum. Neues, vollständiges deutsch - hebr. Wörterbuch mit
Berücksichtigung der talmudischen und neu -hebr. Literatur. Lemberg 1881.
VI. 468 pp. 8. M. 5.
28) L. H. Kapff. Hebräisches Vocabularium in alfabetischer Ordnung mit
Zusammenstellung von Synonymen, gleich- und ähnlich lautenden Wörtern und
analogen Formen, nach dem Manuscript bearbeitet und herausgeg. von Dr.
/.. Ahleiter. Leipzig 1881. VIII, 178 pp. 8. M. 2. — Vergl. H. Strack
ThLB. 1882, No. 35; L. Mezger Neue Jahrbb. f. Philol.. Bd. 126, 4, p. 210 ff. :
/•-'. N. LCB. 1882, No. 38.
"_'!i i // Heibert, Hebräisches Vocabuhirium. Leipzig 1881. VI, 46 pp.
8 M. 0.60. — Vergl. H. Strack ThLB. 1882. No. 35.
30) Emil Kautzsch. Ueber die Derivate des Stammes p"I2£ im alt-
testamentlichen Sprachgebrauch. Tübingen (Fues) 1881. [Univers. -Programm.)
59 pp. 8. M :; Vergl. //. Strack ThLB. 1881, No. 30: W. Baudissin
ThLZ. iss-j. Nu i:;: .1. Kuenen Theol. Tijdschr. 1881, p. 492 1'.
:; 1 i 1 >c Lagarde. Astarte: Nachr. der Königl. Gesellsch. d. Wiss. zu
Göttingen 1881, No. 15, p. 396—400.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 67
dem oberer von zwei zum Feuermaehen verwendeten Hölzern, so-
wie32) über -rr (= ri:£ ein geduckter, während 1D3> ein sich
duckender). Aul' die Schreibung Jeve als Randscholion in einem
Pariser Codex von Justins Cohortatio aus dem 11. oder 12. Jahrh.
macht Stade33) aufmerksam. Rothschild 34) vermuthet, mit "i3-';r>
= Gerichtsstätte werde wohl, wie mit „Pforte", ein besonderes Ge-
bäude, mit -P3>ln ~:ra also wohl ein „Stadtpalast , Stadthaus" be-
zeichnet. Ueber Millers35) syrische Morgenröthe weiss ich nichts
näheres. Güdernann36) versucht den Nachweis, "pa^ft als Terminus
teehnicus des Molochdienstes bedeute eigenthch „auf die Seite (in*;)
bringen, d. h. für einen religiösen Zweck absondern, weihen"; in
denselben Notizen erklärt er (No. IV) die Unterscheidung der
Monate im Pentateuch durch Zahlen für absichtliche Unterdrückung
der fremden, weil heidnischen (ägyptischen':') Monatsnamen. Das
Thema der hebräischen Monatsnamen behandelt auch ein Artikel von
Weill.31) Derenbourg 38) macht aufmerksam, dass der Monatsname
Etanim (vergl. 1 Kön. 8, 2) nunmehr auch auf einer phöniziseheu In-
schrift in Cypern (jetzt im brit. Museum) gefunden sei, wie schon
früher bül (1 Kön. 6, 38) auf dem Sarkophag des Eschmunazar,
während ziv noch immer nur aus 1 Kön. 6, 37 (woraus auch 6, 1
stammt) zu belegen ist. Sicher irrig ist nun die weitere Folgerung
Derenbourg 's, jene Namen seien specifisch - phönizische und nur in
diesem besonderen Fall „bei einem durch phönizische Arbeiter aus-
geführten Hau" von den Phöniziern entlehnt worden. In Wahrheit sind
es offenbar die altkanaanitischen Monatsnamen, die bei den Hebräern
frühestens seit dem 7. Jahrb. durch die assyrisch - babylonischen
Namen verdrängt wurden. -- Nachzutragen ist noch, dass dieselbe
phönizische Inschrift, welche den Namen Etanim enthält, auch Ke-
labim deutlich = 2v£>7.j? braucht, wozu Deut. 23, 19 zu ver-
gleichen ist. Unter No. I desselben Aufsatzes (p. 123 f.) vergleicht
Derenbourg den auf einer Stele des Asurbanipal (nicht Asarhaddon,
wie D. schreibt) gefundenen Namen des Anunonitenkönigs 'Ammi-
nadab mit Kemoschnadab und folgert daraus, dass 'Ainmi eigent-
lich die Localgottheit Amnions sei und le Dieu cache aux yeux
32) /'. de Lagarde. Das hebräische *-"' : Nachrichten der Gesellschaft
der Wissenschaften zu Göttingen 1881, St. 15: p. 404 — 4()6.
33) Beruh. Stade. Jeve aSeovdsi: Ztschr. für die alttest. Wissensch.
1881, p. 346.
34) Rothschild. "13>tt>: Jüd. LR 1881, No. 28.
35) Miller. Syrische Worte in der Bibel: inCJfi die Morgenröthe.
Wiener jüd. Monatsschrift 1881, No. 8.
36) M. Güdernann, Notizen: Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch. des
Judenth. 1881, p. 268—276.
37) Mo'ise Weill. Les noms des moisHebreux: L'Univers israeÜte. Paris
1881, No 9
38) ./. Derenbourg. I. Sur le nom d'Amminadab. II. Le mois de
Etanim: Revue des etudes Juives 1881, p. 123 — 127,
ßg Kautzsch, Hebräische Sprachkumde, alttestamentliche Exegese
des mortels bedeute, indem er zugleich an 'Ammihud und 'Animiel
neben Jonadab und Joel erinnert. - Von den Aufsätzen Good-
wins39) und Smith' si0) mögen wenigstens die Titel genannt sein.
Ein Aufsatz von Robbinsil) gehört hierher wegen der miteingefloch-
tenen Untersuchung des Begriffes von übl"r. Auch die „exegetischen
Notizen" Grünioald's*2) betreffen eigentlich Worterklärungen: iiat73
sei der Teig , der nicht getrieben hat , weil er des Sauerteigs ent-
behrt; die D^lD «Ter. 7, 18 seien „Formen, Gestalten" zur Darstellung
des sexuellen Götzendienstes in den Naturreligionen der Heiden.
Denselben Grund habe das Verbot der Weinspende (sc. im Dienste
des unzüchtigen Bachuscuttus) Jer. 7, 18. HutchesoniZ) bemüht
sich, die Berechtigung des Apostels Paulus zu der Gal. 3, 16 ge-
übten Exegese nachzuweisen.
Auf dem Gebiete der hebräischen Grammatik haben
wir zuerst die Rathschläge Bieder' 's44) betreffend systematisches
Vocabellernen und dergl. zu verzeichnen; er ertheilt sie von einem
Standpunkt , der nächst Ewald in Seffier und Mezger die höchste
wissenschaftliche Instanz erblickt. Das Lehrgebäude von König45)
bietet in seiner ersten Hälfte einen Theil der Formenlehre in ein-
gehender Darstellung auf Grund minutiöser und selbständiger Vor-
arbeiten. Dabei verfolgt König vor allem den Zweck, die genuine
Tradition der jüdischen Originalgrammatiker reichlich zu Worte
kommen zu lassen und so zugleich die wissenschaftliche Discussion
über die grammatischen Streitfragen aufs neue in Fluss zu bringen.
Trotz mancher formellen Mängel hat sich das Buch in Kurzem neben
Olshausen und Stade einen ehrenvollen Platz erobert und kann
für tiefer gehende Studien so wenig , wie die genannten , entbehrt
werden. Von der Neubearbeitung des Gesenius*e) durch Kautzsch
39) D. R. Goodwin. On the Use of 3b and ycngSla in the Old and
New Testaments: Journal of the Society for Biblical Literature and Exegesis,
Juni— Dec. 1881, p. 67—72.
40) H. P. Smith. The Root UHp in the Old Testament: Prosbyterian
Review, Juli 1881, p. 588—592.
41) R. D. C. Robbins. Does the New Testament Warrant the Hope of
a Probation beyond the Grave: Bibl. Sacra XXXVIII, 460 f.
42) Rothschild. Exegetische Notizen: Jüd. LB. 1881, No. 15 u. 16, p. 60 ff.
43) Robert Hutcheson. The Syntax of ^TT: Bibliotheca Sacra, Apr.
1881, p. 317—322.
44) A. Rieder. Zum Unterricht in der Hebräischen Sprache: Neue Jahrbb.
für Philologie und Paedagogik. 1881, 2, p. 94 — 98.
45) F. E. Koenig. Historisch - kritisches Lehrgebäude der hebräischen
Sprache mit steter Beziehung auf Qimchi und die anderen Autoritäten. I.Hälfte:
Lehre von der Schrift, der Aussprache, dem Pronomen und dem Verbum.
Leipzig 1881. X, 710 pp. 8. M. 16. - Vergl. II. LCB. 1882, No. 6;
W. Nov-ack Deutsche LZ. 1882, No. 11; //. Struck ThLB. 1882. No. 20;
Athen. 21. Jan. 1882; S. R. Dricer Acad. 20. Mai 1882.
46) Wilhelm Gesenius^ hebräische Grammatik. Nach E. Rüdiger völlig
umgearbeitet und herausgeg. von E. Kautzsch. 23. vielfach verbesserte u.
und biblische Theologie, Geschichte Israels, (39
(zuerst 1878) ist im Berichtjahre eine neue Auflage nöthig ge-
worden; im Anschluss an diese 23. Auflage wurde von Kautzsch*'1)
zugleich ein Uebungsbuch ausgearbeitet , welches rasche Einübung
des Sprachstoffs in einem gewissen Umfang anstrebt, um so eine
solide Basis für die systematische Erörterung der Laut- und Formen-
lehre zu gewinnen. Von anderweitigen Elementarbüchern ist die
Grammatik von Stier iS) nicht ohne Rücksichtnahme auf den jetzigen
Stand der Wissenschaft verfasst: die Anleitung Voseris*9) (vergl.
Bericht f. 1878, No. 20) wurde neu bearbeitet von Kaulen. Von
Klein50), Ghabot51), Felsenthal52) und Ballin™) kenne ich nur
die Titel ; letzteres Buch wird in der RC. als ein praktisches ge-
rühmt , wenn man von den vielen Druckfeldern absehe. Die Be-
lehrungen , welche Brome 54) über den Ursprung des hebräischen
Alphabets spendet, werden von Frt'ederici als „wüd and ignorant
lucubrations" bezeichnet; dasselbe Zeugniss kann Referent dem Auf-
satz von Clarke55) ausstellen, nach welchem die phönizischen Zahlen
auf eine turanische Sprache von der „khita class" zurückgehen
müssen, woraus sich auch der Zahlenwerth der Buchstaben erkläre.
— Für die ursprünglich durchgängige Aspirirung des D beruft sich
verm. Aufl. Mit einer Schreibtafel von J. Euting. Leipzig 1881. XII, 388 pp.
8. M. 4. — Vergl. Pick (7iordamerikan.) Vierteljahrsschrift für wissensch. u.
prakt. Theol., Jan. 1882; J. Barth Deutsche LZ. 1882, No. 16; 77. Strack
ThLB. 1882, No. 33; Ztschr. f. d. «isterr. Gymnasien, Sept. 1882.
47) E. Kautzsch. Uebungsbuch zu Gesenius-Kautzscli1 hebr. Grammatik.
Herausgeg. von . . . Leipzig 1881. VII, ICO pp. 8. M. 2,25. — Vergl.
Pick (nordamerik.) Vierteljahrsschr. für wissensch. u. prakt. Theol. , .Tan. 1882,
J. Barth Deutsche LZ. 1882, No. 16; 77. Strack ThLB. 1882, No. 33;
Ztschr. f. d. Österreich. Gymnasien, Sept. 1882; Nestle LOB. 1883, No. 2.
48) G. Stiei'. Kurzgefasste hebräische Grammatik für Gymnasien. Leipzig
1881. X, 122 pp. 8. M. 1,80. — Vergl. 77". L. Strack ThLB. 1882, No. 33;
E. Nestle LOB. 1882, No. 37.
49) C. 77. Vosen. Kurze Anleitung zum Erlernen der hebräischen Sprache
für Gymnasien und für das Privatstudium. Neu bearbeitet und herausgeg. von
Dr. Er. Kaulen. Vierzehnte Auflage. Freiburg im Br. 1881. III, 128 pp.
8. M. 1,30.
50) L. Klein. Hebräische Sprach- u. Lesefibel mit Bildern. Pilsen 1881.
44 pp. 8. M. 0,50.
51) Alj)honse Chabot. Grammaire hebraique elementaire. 2e ed. rev. et
corr. Freiburg 1881. IV, 114 pp. 8. M. 1,60. — Vergl. C. J. Polybibl.
XXXII, 491.
52) B. Felsenthal. Lema'an yilmedu. Second Hebrew for Jewish Schools
and Private Instruction. Chicago 1881. 113 pp. 8. 1 s. 6 d.
53) Ada S. Ballin and F. L. Ballin. A Hebrew Grammar with Exer-
cises, selected from the Bible. London 1881. XVI, 509 pp. 16. 7 s. 6 d.
— Vergl. J. Darmesteter RC. 1881, No. 48.
54) J. 77. Brome. Astral Origin of the Emblems and Hebrew Alphabet.
London 1881.
55) Hyde Clarke. Phoenician, Hebrew and Canaanitic Alphabet and Nu-
merals. Letter: Athen. 1. Oct. 1881, p. 433a— c.
70 Kautssch, Hebräische Sprachkunde, aUtestamentliche Exegese
Graetz56) auf Hteronymus zu Dan. 11, 45, welcher i:"£N mit p
als Ausnahme von der sonst üblichen Aussprache des z (wie grie-
chisches phi) hervorhebe. Die Unterscheidung des aspirirten und
iiirhtaspirirten 2 stammt nach Graetz erst aus dem 7. oder 8.
Jahrh. n. Chr. (Wie steht es dann mit dem überschüssigen •: am
Ende von Ps. 25 und 34?) - - Die eingehende Arbeit Wvjnkoops51)
sucht das sehr häufige Unterbleiben der Zurückwerfung des Tons
aus euphonischen und syntaktischen Gründen zu erklären : von dem
Aufsatz To//'s-'s) über das sogenannte paragogische un kenne ich
nui- den Titel. Driver's59) rühmlichst bekannte Darstellung des
Gebrauchs der hebräischen Tempora (1. Autt. Oxford 1874) lieg!
in /weiter, vielfach verbesserter Auflage vor, überdies vermehrt
durch ein Kapitel über die Apposition, über den Casus pendeus
(d. h. den sogen, absolut vorausgesetzten Nominativ), den Gebrauch
des Infinitiv mit b , und die Arten der Wortstellung. Im Anscliluss
hieran mag auch ein Artikel Bertin s60) Erwähnung finden. Bickell61)
unternimmt eine Rechtfertigung seines metrischen Systems in Ge-
stalt einer präcisen Zusammenstellung der von ihm gewonnenen Re-
sultate. Referent muss bedauern, dass ihm auch nach Anhörung
i lieser neuen Botschaft der Glaube nicht hat kommen wollen, dass
er vielmehr von den 1879 zu No. 25 und 26 und 1880 zu No. 51
gemachten Bemerkungen nichts zurücknehmen kann. Von der Re-
ponse Gimzburg's62) kenne ich nur den Titel.
Die Literatur der sogenannten Einleitungswissenschaf t
erfreut sich im Berichtjahre einer namhaften Bereicherung vor
allem durch das monumentale Werk von Reuss03), die Frucht von
56) II. Graetz. Die ursprüngliche Aussprache des 2 -Lautes im Hehr.:
Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch. des Judenth. 1881, p. 511 — 514.
:'i7i Jos. Wijrtlcoop. Dav. f. darche hannesigah sive leges de accentus
Eebraicae linguae ascensione. Lugduni Batavorum 1881. 115 pp. 8. M. .'!
- Vergl. H. Strack LCB. 1881, No. 30; F. Baethgen Deutsche LZ. 1882,
Nu .1: Jüd. LB. 1882, No. 14—15, A. Kuenen Theol. Tijdschr. 1881, p. 4s.ur.-,
I). Günzburg MC. 1881, No. 26, p. 501—510.
58) C. H. Toy. The Hebrew Verbtermination un : Transactions of tlie
American Philplog. Assoc, Bd. XI
59) S. Tt. Driver. A Treatise on the Use of the Tenses in Hehre« and
Some other Syntactie.il Questions. Second Edition, revised and enlarged. Ox-
ford (Clarendon Press) 1881. XVI, 320 pp. 8. 7 s. 6 d. — Vergl. Jüd. LB.
1881, No. 20, 21; F. Baethgen Deutsche LZ. 1881, No. 34: //. Strack ThLB.
1882, No. 22; W. E. Addis Dublin Review, Jan. 1882.
tlih ( ,'. Bertin. Suggestions on the Formation of the Semitic Tenses:
Journal of the R. Asiat Society XIV. 1, p. 105 ff.
61) (■'. Bickell. Die hebräische Metrik. II: ZDMG. 35, II. 2 u. 3,
p. 415—422.
62) David de Gfünzburg. Monsieur Bickell <-t la metrique hebraique.
Reponse. Paris 1881. 23 i»i>.' 8.
63) Eduard Reuss. Die Geschichte der heiligen Schriften Alten Testa-
ments Entworfen von .. . Braunschweig 1881. XV, 74:', pp 8. AI. 14 -
und biblische Theologie, Geschichte Israels, 71
mehr denn 50 jährigen Studien und anderseits ein Repositorium von
wissenschaftlichen Resultaten , mit denen Reuss den heutigen Kri-
tikern schon vor laugen Jahren in aller Stille zuvorgekommen war.
Oebrigens enthält das Werk weit mehr, als der Titel zu versprechen
scheint : die politische , die Cultur - und Literaturgeschichte der
Israeliten von Anfang bis zur zweiten Zerstörung Jerusalems wird
in künstlerischer Verflechtung und überaus fesselnder Darstellung
erzählt. Der literarische Apparat ist sammt dem kritischen Detail
in die Anmerkungen verwiesen, wird aber auch hier mit einer Prä-
cision vorgeführt , resp. mit so feinem und überlegenem Humor
kritisirt , dass der Leser von dem Gefühl der bleiernen Schwere,
welches ihn sonst im Angesichte eines so massenhaften Apparates
leicht überkommt, ganz verschont bleibt. Auf die einzelnen Auf-
stellungen des Verfassers, die den Leser je nach seinem Standpunkt
bald unerwartet conservativ. bald unerwartet radikal bedünken mögen,
können wir hier natürlich nicht eingehen; nur die Bemerkung möchte
Referent noch beifügen, dass ihm selbst durch diese Meisterleistimg
das Bedenken nicht benommen worden ist, ob die rein literatur-
geschichtliche Behandlung der alttestamentlichen Bücher bei dem
gegenwärtigen Stande der Kritik bereits durchführbar sei. oder rich-
tiger, ob nicht die Vortheile dieser Behandlung wenigstens im
Unterricht mit sehr bedenklichen Nachtheilen (man denke z. B. nur
an die Zersprengimg der pentateuchkritischen Kragen !) erkauft wer-
den müssen. Dem Werke von Reuss gegenüber kann die Fort-
setzung der Einleitung von Kaulene4) als ein Carpzovius redivivus
bezeichnet werden, und zwar ebensowohl hinsichtlich der aufgewen-
deten Gelehrsamkeit, wie hinsichtlich der Zähigkeit, mit welcher an
der synagogalen Tradition - - für das Buch Esther so gut, wie für
den sresammten Pentateuch - - festgehalten wird. Höchstens ver-
steht sich der Verfasser noch zu solchen Concessionen , wie die,
dass schwerlich jemals werde entschieden werden, ob in den Penta-
teuch Glossen von späterer Haud eingedrungen seien, oder auch,
dass das von Josua verfasste Josuabuch schon bald nach seinem
Tode von anderer Hand erweitert wurde. Dagegeu bereitet die
Authenticität des Koheleth diesem glücklichen Kritiker schliesslich
Vergl. Neue Evang. KZ. 1882, No. 14; A. L. M. Bew. d. d. Gl.. Juni 1882;
Wellhausen Deutsche LZ. 1882, No. 25: ThLB. 1882, No. 28; Guthe ThLZ
1882, No. 25; A. Hügenfeld Ztschr. f. wissenseh. Theo!. XXVI, 2.; Wünsche
.lud. LB. 1883, No. 8. — Kuenen Theol. Tijdsehr.. Nov. 1881, p. G:")9 ff., und
Nov. 1882; C. A. Briggs Presbyter. Review, Apr. 1882; P. H. Wicksteed
Modem Review, Jan. 1883, p. 1 — 23; H. Vuilleumier Rev. de theol. et de
philos., Mai 1882; M. Fernes RC. 1883, No. 4.
64) Franz Kaulen. Einleitung in die heilige Schrift Alten und Neuen
Testaments. Mit Approbation des hoehw. Capitels-Vicai-iats Freiburg. Zweite
Hälfte, erste Abtheilung. Besondere Einleitung in das Alte Testament. Frei-
burg im Br. 1881. 228 pp. 8. (p. 153—370 des Gesammtwerks). M. 3. -
Vergl. Baudissin ThLZ. 1882, No. 14; E. Nestle LC. 1882, No, 39.
72 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
keine Schwierigkeit. - - Unter den mehr populär gehaltenen Werken
hat die Bibelkunde von Kübel65) ihre weite Verbreitung durch das
Nöthigwerden einer 3. Auflage documentirt ; das Buch bezweckt
vor allem eine Orientirung über den Inhalt der biblisch-theologisch
hervorragenden Abschnitte, unter Beifügung wohlerwogener Winke
l'üv die praktische Auslegung; die eigentlich kritischen Fragen wer-
den mehr nur beiläufig und dann mit einer durch den Zweck des
Buches gerechtfertigten Zurückhaltimg herangezogen. Der Grund-
riss von Lange66) geht gleichfalls vor allem auf Einführung in den
Inhalt der biblischen Bücher aus; dabei fehlt es jedoch nicht an
kritischen Expectorationen , bei denen der Mangel an Bekanntschaft
mit den eigentlichen Problemen durch seltsame Orakel ersetzt wird.
Die Einleitung Webers67) vertritt den traditionalistischen, der Ab-
riss ZittePs68) den kritischen Standpunkt; über das Buch von
Fuchs69) weiss ich nichts Näheres. - - Von ausländischen Arbeiten
ist an dieser Stelle vor allem das Buch von Robertson Smith70)
zu nennen, entstanden aus Vorlesungen, die er während der Sus-
pension von seinem Lehramt (vergl. Bericht für 1878, No. 52 und
für 1880, nach No. 36) zu Glasgow und Edinburgh gehalten hat.
Dieselben behandeln die Notwendigkeit der biblischen Kritik, die Ver-
dienste der Reformatoren um den Wortsinn, die Wandelungen, denen
der alttestamentliche Text vor seiner endgültigen Fixirung unter-
worfen war, die Entstehung des Bibelkanons, das Psalmenbuch und
G5) Robert Kübel. Bibelkunde. Erklärung der wichtigsten Abschnitte
der beil. Schrift und Einleitung in die biblischen Bücher. Erster Theil. Das
Alte Testament. Dritte verm. Auflage. Stuttgart 1881. 38C pp. 8. M. 3,60.
— Vergl. Neue Ev. KZ. 1882, No. 17; Bew. d. Gl., März 1882, p. 173 f. und
Juli 1882, p. 418 f.
66) J. P. Lange. Grundriss der Bibelkunde. Heidelberg 1881. XII,
298 pp. 8. M. 6. — Vergl. Holtzmann ThLZ. 1881, No. 22; L. Schulze
Beweis des Gl., Dec. 1881; Neue Ev. KZ. 1882, No. 17; Bew. d. Gl., März
1882, p. 174.
67) F. W. Weber. Kurzgefasste Eiideitung in die heiligen Schriften Alten
und Neuen Testamentes. Zugleich ein Hilfsmittel für kursorische Schriftlektüre.
Für höhere Schulen und gebildete Schriftleser bearbeitet. Sechste Auflage,
herausgeg. von Lic. theol. Füller. Nördlingen 1881. VII, 344 pp. 8. M. 3,60.
- Vergl. ThLZ. 1881, No. 19, Sp. 460.
68) Emil Zittel. Die Entstehung der Bibel. 4. Aufl. Karlsruhe 1882.
VI, 180 pp. 8. M. 1,50.
69) /*'. W. Fuchs. Evangelische Bibelkunde für Schule und Haus. Berlin
1881. XII, 236 pp. 8. M. 3,20.
7m W. Robertson Smith. The Old Testament in the Jewish Church.
Twelve Lectures on Biblical criticism. Edinburgh 1881. XII, 446 pp. 7 s. 6 d.
Vergl Wellhausen ThLZ. 1881, No. 11; Strack ThLB. 1882, No. 41;
'/'. K. Cheyne Acad. 7. Mai 1881; Athen. 21. Mai 1881; Toy The Nation,
16. Juni 1881; W. II. Green Presbyter. Review, Oct. 1881; ./. P. Taylor
Biblioth. Sacra, Apr. 1882, p. 291—344; The Nation (New- York i. ü Nov. 1S82;
A. Kuenen Theol. Tijdschr. 1881, p. 485 1V.; G. Wüdeboer Studien VII, 4,
p. 100 -416; Revue de theol et de philos., März 1881, p. 152—163.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 73
(in 5 Vorlesungen) den Pentateuch. Der ganze Tenor der überaus
klaren und fesselnden Darstellung nöthigt dem Leser die Frage auf:
wie muss es um eine evangelische Kirche beschaffen sein, die einen
solchen Lehrer nicht zu ertragen vermochte ! Die Antwort auf
diese Frage giebt uns die gegen M. Smith gerichtete Replik von
Watts11), von welcher nach wenigen Wochen eine zweite und noch
1882 eine dritte Auflage nöthig wurde. Der pfäffische Eifer, wel-
cher z. B. in Betreff des Buches Koheleth nur- die Wahl lässt , ob
man es für ein Werk Salomo's oder für eine Lüge erklären wolle,
wird nur überboten durch die Ignoranz , welche den Mesastein mit
Keilschrift beschrieben sein lässt. Das sind die Gegner, denen ein
Smith weichen musste! Ueber die introductio Ubaldi's12) giebt
der Titel hinlängliche Auskunft ; vergl. übrigens den Bericht für
1877, No. 38 und 1879, No. 31. Die in 4. Auflage in Turin er-
schienene anonyme Introductio73) wurde zuerst 1842 in Belgien edirt;
die ersten 6 Capitel sind entlehnt aus einem Buche des Franziskaners
Heinrich von Bukentop (f 1706), die beiden letzten aus der bib-
lischen Archäologie von F. Ackermann (1826, eigentlich 3. Aufl.
der Archäologie von Jahn). Uebrigens kennt der glückliche Ver-
fasser Sekel aus der Zeit Salomo's und setzt auf der beigegebenen
Karte Damaskus in Cölesyrien an. Einzelne kritische Fragen behan-
delt Vemes74) von einem ziemlich radicalen kritischen Standpunkt
(Ursprung und Zusammensetzung des Pentateuch nach den neuesten
Untersuchungen, die Quellen der Genesis, die biblische Urgeschichte,
den Schöpfungsbericht , die biblische Chronologie , den hebräischen
Prophetismus , das Buch Joel u. a. m.) ; Näheres darüber berichtet
die unten citirte Recension v. Baudissiris. Die Bibelgeschichte des
Grossrabbiners Wogue15) bietet in der Hauptsache eine Recht-
fertigung der im Traktat Baba bathra 14 b f. niedergelegten Tra-
71) Robert Watts. The Newer Criticism and the Analogy of the Faith :
A Reply to Lectures by W. Robertson Smith on the Old Testament in the
Jewish Chureh. Edinburgh 1881. XI, 320 pp. 8. 5 s — Vergl. Strack
ThLB. 1882, No. 41; ibid. 1882, No. 48 über die 3. Aufl. von 1882 [XXIV,
326 pp. 8].
72) U. Ubaldi. Introductio in saeram scripturam ad usum seholarum
collegii de propaganda fide. Vol. III. Romae 1881. 8. L. 22,50. — Vergl.
Dublin Review 15. Apr. 1882.
7:;i Introductio ad libros sacros Veteris et Novi Testamenti usui eorum,
qui a disciplinis philosophicis ad Scripturae Sacrae et Theologiae studia gradum
facere parant. Editio quarta. Turin 1881. 248 pp. 12. — Vergl. C. J. Po-
lybibl. XXXI, 481 ff.
74) Maurice Vemes. Melanges de critique religieuse. Paris 1881. XV,
348 pp. 8. — Vergl. Baudissin ThLZ. 1882, No. 18.
75) L. Wogue. Histoire de la Bible et de l'exegese biblique jusqu'ä nos
jours. Paris 1881. VI, 389 pp. 8. Fr. 12. — Vergl. E. Kautzsch ThLZ.
18SI, No. 26; Athen. 3. Sept. 1881; L. Duchesne Bulletin critique, 1. März
1882; A. Neubauer EC. 1881, No. 38; Mo'ise Schwab Rev. int. I, Ulf;
Revue des etudes juives 1881, p. 316 f.
Jahresbericht 1881. 6
74 Kautzsch, Hehräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
dition , die sich im Jahre 1881 um so ergötzlicher liest, als sie
trotz dem Talmud sogar die letzten 8 Verse des Pentateuch noch
nach dem Dictat Gottes von Mose niedergeschrieben sein lässt , so-
dann eine Uebersicht über die von den Rabbinen geübte Exegese.
Wenn die christliche Bibelwissenschaft für diesen Historiker „bis auf
unsere Tage" so gut, wie nicht vorhanden ist, so wird sie sich mit
dem Schicksal Carpzov's trösten müssen , den er zum Ahnherrn der
deutschen Rationalisten macht, oder mit demjenigen Olshausen's,
der auch in dem Appendix über die christlichen Hebraisten keiner
Erwähnung gewürdigt wird. Von den deutschen Einleitungsschriften
kennt Woque die zweite Auflage von Eichhorn, den Namen von
Michaelis und Jahn's Introductio von 1814, sonst absolut nichts.
So schreibt ein Grossrabbiner von Frankreich 1881 die Geschichte
der biblischen Exegese jusqu'ä nos jours. Anhangsweise nennen wir
hier noch die Aufsätze von Zimmer76) (der sich übrigens vorwiegend
auf das neue Testament bezieht) , von Elliot71) (nach Friederici,
No. 876), Vuilleumierls), der auf Grund sorgfältiger Ennittelungen
ein ansprechendes Lebensbild Heinrich Oth's zeichnet (al. Otho oder
Ottho, geb. zu Bern 1651, veröffentlichte 1672 zu Oxford die Hi-
storia doctorum misnicorum , wirkte 1673 — 1682 als Professor der
Philosophie zu Lausanne, da der Lehrstuhl des Hebräischen an einen
Mediciner vergeben war, und zog sich endlich enttäuscht auf eine
Pfarre zurück, wo er 16. Juli 1719 starb; für eine zweite Auflage
seines überaus verbreiteten Lexicon rabbinico-philologicum hatte er
keinen Verleger finden können), endlich von Marti19), der in wohl-
thuender Weise für die Möglichkeit eines Ausgleichs zwischen den
Interessen der Wissenschaft und der praktischen Verwerthung des
Alten Testamentes eintritt.
Von den encyklopädischen Hülfsmitteln , die - - sei es aus-
schliesslich oder neben anderen Zwecken - der Bibelforschung
dienen , ist die Protestantische Realencyklopädie 80) um zwei Bände
gewachsen (Bd. 8 : Kirchentag — Lücke ; Bd. 9 : Lüge — Mieczislaw).
In unseren Bereich gehören aus Band 8 die Artikel von Leyrer
76) F. Zimmer, lieber Aufgabe und Methode einer Geschichte der Schrift -
auslegung: Ztschr. f. kirchl. Wissensch. u. kirchl. Leben 1881, 1, p. 18 — 28.
77) C.J. Elliot. Hebrew Learning among the Pathers: Smith and Wace,
Dictionary of Christ. Biogr. 1881.
78) H. Vuilleumier. Un Hebraüsant Suisse du XVII Sifecle, J.-Henri Oth,
professeUi ä Lausanne: Revue de theologie et de philos., Jan. 1881 (auch se-
paraf als Extrait erschienen). 28 pp. 8.
79) Karl Marti. Das Alte Testament in Kritik und Kirche: Volksblatt
für die reform. Kirche der Schweiz 1881, No. 36 — -39.
80) Real-Encyklopädie für Protestant. Theologie und Kirche. Unter Mit-
wirkung vieler protestantischer Theologen und Gelehrten in zweiter durch-
gängig verbesserter und vermehrter Auflage herausgeg. von D. •/. J. Herzog,
1) Gr. L. J'/itt und Lic. A. Hauch. 8. u. 9. Hand. Leipzig 1881. 798 u.
8D4 pp. 8. ä M. 10. - Vergl. zu I5d 9 ThLB. 1882, No. 7.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 75
(Kleider und Geschmeide der Hebräer: Krankheiten der Israeliten
in Palästina, Leviratsehe, Los bei den Hebräern) : Zöckler (Knobel) ;
Volch (Bücher der Könige) ; von Orelli (Königthum in Israel ; Levi,
Leviten, Levitenstädte ; Lot) ; Rüetschi (Kreti und Pleti, Krieg und
Kriegsheer bei den Hebräern, Kusch, Leibes- und Lebensstrafen bei
den Hebräern, heil. Leuchter, Libanon) ; Fritzsehe (lateinische Bibel-
übersetzungen, 40 pp.); Fresse! (Laubhüttenfest) ; in Band 9 : Ban-
dissin (Male, Malzeichen bei den Hebräern ; Merodach und Merodach
Baladan) ; Volck (Maleachi , Micha) ; Rüetschi (Manasse , Menahem,
Mesech , Mesopotamien) : Leyrer (Maasse und Gewichte bei den
Hebräern : ehernes Meer) ; Strack (Massora, Mi drasch) ; F. W. Schultz
(Melchisedek , Metalle in der Bibel); Orelli (Messias). — Aus der
15. Lieferung von Riehm's81) Handwörterbuch heben wir hei'vor
die Artikel von Mühlau (Samaria) , Kautzsch (Samaritaner) , Baur
(Samuel, Saul) , Schrader (Sankerib , Sargon) , Delitzsch (Satan,
Schaubrote und Schaubrottisch, Schuldopfer), Riehm (Schafe, Schiffe,
Schiffahrt, Schild, Schilf und Bohr, Schlangen), Schlottmann (Schrift
und Schriftzeichen), Schürer (Schriftgelehrte), Kamphausen (Schuhe).
Das Handwörterbuch Naglers*'2) kenne ich nur dem Titel nach.
Aus dem 12. und 13. Band der Encyclopaedia Britannica 83) heben
wir hervor die ausgezeichneten Artikel Hosea (Bd. 12, p. 295 — 298)
und Joel (Bd. 13, p. 704 — 706) von W. Robertson Smith, Isaiah
von T. K. Cheyne (Bd. 13, p. 377 — 384) und Israel von Wellhausen
(Bd. 13, p. 396 — 432). Der letztgenannte Artikel enthält gleich-
sam in nuce den leider noch immer ausstehenden 2. Band von
Wellhausens „Geschichte Israels" : zugleich widerlegt er glänzend
das absurde Gerede , als habe Wellhausen selbst davon abstehen
müssen, auf Grund der kritischen Prämissen des 1. Bandes eine
Darstellung der Geschichte Israel's zu geben. Zu beklagen ist nur,
dass diese höchst instructive Arbeit nicht durch einen Separatabdruck
(am liebsten des deutschen Manuscripts) einem grösseren Leserkreis
zugänglich gemacht ist. Die Newyorker Oyelopaedia Si) ist mit Bd. X
81) Handwörterbuch des Biblischen Alterthums für gebildete Bibelleser.
Herausgeg. von Ed. C Aug. Riehm. Mit vielen Illustrationen. Plänen und
Karten, 15. Lieferung. Mit zahlreichen Holzschnitten im Text. Bielefeld und
Leipzig 1881. [p. 1345 — 1440. Salzmeer— Schuldopfer.] M. 1,60.
82) Fh'anz L. Nagler. Allgemeines Handwörterbuch der heiligen Schrift.
Eine kurzgef. Beschreibung und Erklärung der in der Bibel genannten Städte,
Länder, Völker, Personen, Namen, Lehren, Symbole etc. nebst einem Yerzeich-
niss [745] bedeutender Männer der christl. Kirche vom 1. Jahrh. bis zur Gegen-
wart. Cincinnati 1881 (?) 512 pp. 8. Doli. 2,50. — Vergl. die nordamerik.
Vierteljahrsschr. f. wissensch. u. prakt. Theol., Okt. 1881, p. 322.
83) Encyclopaedia Britannica. A Dictionary of Arts, Sciences and General
Literature. Ninth Edition. Vol. XII (Hiring— Indus). Vol. XIII (Infant — Kant).
Edinburgh 1881. 848 und 854 pp. 4.
84) Cyclopaedia of Biblical , Theological and Ecclesiastical Literature by
M'Clintock and Strong. Vol. X: Su— Z. New York 1881. 1120 pp. 8. —
Vergl. Pich (nordamerikan.) Vierteljahrsschr. für wiss. u. prakt. Theologie,
Oct. 1881.
6*
76 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
zum Abschluss gediehen — ein Werk, zu welchem man der pro-
testantischen Wissenschaft Nordamerika' s nur Glück wünschen kann.
Aus dem Schlussband nennen wir die Artikel „Syrische Bibelüber-
setzung, Talmud, Targum, Theodotion1' von Rev. Pich, dem wir seit
Jahren auch über dieses Unternehmen zuverlässige Notizen verdanken
(vergl. Bericht für 1877, No. 55; 1879, No. 47; 1880, No. 59).
— Die Encyklopädie Lichtenberge)-' 's85) wurde im Berichtjahre bis
zum 11. Bande fortgeführt ; als Mitarbeiter finden wir in Bd. 10
u. 11 u. a. M. Vernes (Pentateuch, Bücher Samuel), E. Stapfer
(Pharisäer, Sadducäer), Berger (Phönizien), Bruston (Prophetismus).
An die Encyklopädien schliessen wir die Bibelwerke an. Vil-
mar's86) Collegium biblicum bietet eine cursorische Erklärung des
Schrifttexts von bekanntem Standpunkt, mit allerlei möglichen und
unmögbehen Nutzanwendungen und Excursen, die einen anders ge-
richteten Leser bald durch ihre Originalität frappiren , bald wieder
recht läppisch anmuthen. Von dem sogen. Sprecher- Commentar87)
(s. den genaueren Titel und die Erklärimg desselben im Bericht für
1877, No. 48) erschien der 6. Bd. in neuer Auflage, von 6rra?/'s88) bib-
lischem Museum (s. 1880, No. 70) der 9. Band; nur die Titel kenne
ich von den Bibelwerken Be7isonsss) und Whedons9"). Die
Jüdische Familienbibel91) wird nach Zöchler's Bericht von Fried-
länder unter der Autorität Adla-'s herausgegeben ; dem hebräischen
Grundtext ist die neue englische Version zur Seite gestellt. Weiter
sind hier noch zu nennen Geihte02), DäcJisel93) (s. 1880, No. 66)
85) F. Lichtenberger. Encyclopedie des sciences religieuses. Tome X
und XI. Paris 1881. 1882 Bd. XII u. XIII.
86) Aug. F\ Chr. Vilmar. Collegium biblicum. Praktische Erklärung
der heil. Schrift Alten und Neuen Testaments. Aus dem handschriftl. Nachlass
der akadem. Vorlesungen. Herausgeg. von Chr. Müller. Des Alten Testam.
I. Theil. (Einleitung. Der Pentateuch oder die 5 Bücher Mose.) Gütersloh
1881. VI, 378 pp. 8. M. 6. — Vergl. K. P. Beweis des GL, Jan. 1882.
87) The Holy Bible etc. (Speakers Commentary). Edit. by F. C. Cook.
Old Test. Vol. 0. Ezekiel, Daniel and the Minor Prophets. New ed. London
1881. 744 pp. 8. 25 s.
88) James Cmrper Gray. The Biblical Museum. Vol. IX. Containing
the Books of Jeremiah, Lamentations and Ezekiel. London 1881. 384 pp.
8. 5 s.
89) J. Benson. The Holy Bible, containing the Old and New Testament.
9th edit. Vol. 1. 2. 4. 5. London 1881. 8.
90) Whedon. Commentary on the Old Testament Vol. G : Job by J. K.
linrr. Proverbs by \V. \V. Haider. Ecclesiastes and Salomons Song by
.1. />'. Hyde. New York 1881. 557 pp. 8.
91) The Jewish Family Bible, containing the Pentateuch, Prophets and
Hagiographa Part. [. London 1881 (?).
92) C. Geikie. Bours with the Bible: or the Scriptures in the Light of
Modern Discovery and Knowledge. Vol. I. From Creation to the Patriarchs.
Vol II. From Moses to Judges, with Illustrations. Vol. III ?. London 1881.
Vol. I: XV. 500; Vol II: (?) 520: Vol. III: XVI, 490 pp. 8. ä G s.
93) A. Dächsel. Bibelvaerk. De fem Moseboger. II. 6. 7. Bergen 1881.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 77
und Vigcmroux9*) (s. 1880, No. 68). Von der 1878 begonnenen
illustrir'ten Bible annotee95) (vergl. Bericht für 1878, No. 35) ist
nunmehr der erste Band abgeschlossen. Unseren früheren Bericht
ergänzen wir dahin, dass die Redaction dieses Werkes durch ein be-
sonderes Comite besorgt wird ; der Standpunkt ist ein populärwissen-
schaftlicher, die Ergebnisse der modernen Assyriologie u. s. w. werden
eingehend berücksichtigt, die kritischen Fragen jedoch mit grosser
Zurückhaltung behandelt, wie sich denn z. B. bei Jes. 40 — 66
die Gründe für und wider angeblich die Waage halten sollen.
Nur die Titel wissen wir zu nennen von dem französischen
Bibelwerk des Abbe Arnaud 96) und dem Pentateuchwerk von
Fürst91).
Damit sind wir bei dem Punkte angelangt, der noch heute weit-
aus das grösste Interesse absorbirt, bei der Pentateuchkritik. An
erster Stelle gedenken wir hier der drei Aufsätze, in welchen ein
berufener Mitforscher, Kayser88) , aus dem bisherigen Verlauf des
Streits das Facit zieht. Ausgehend von einer Besprechung des Pen-
tateuchs in Reuss' französischem Bibelwerk zeigt Kayser, dass die
Reuss- Graf 'sehe Hypothese weder durch die Angriffe von Seiten
der Cultusgeschichte (Ourttss , vergl. zu 1877, No. 59 und 1878,
No. 48), noch der Literärgeschichte (Marti, s. zu 1880, No. 77),
noch der Sprachgeschichte (Ryssel, s. zu 1878, No. 50) erschüttert
worden sei. Im 2. Aufsatz stellt Kayser die bisher gewonnenen
Resultate , resp. die durch die wissenschaftliche Discussion herbei-
geführten Modihcationen der früheren Ansichten klar und bündig
zusammen. Ueber einige dieser Resultate mag allerdings mit Fug
94) F. Vigouroax. Manuel bibliquo, ou Cours d'Ecriture sainte. Ancien
Testament. 2. ed. T. I. Introduction generale. Pentateuque. T. II. Livres
historiques, sapient., prophetiques. Besancon 1881. 572 und 688 pp. 8.
95) La Bible annotee par une societe de theologiens et de pasteurs. An-
cien Testament. Les Prophetes. I. Esa'ie, Jeremie, Lamentations. Paris, Neu-
ehatel, Geneve [1881]. V, 524 pp. 8. M. 10.
96) La sainte Bible. Traduction francaise, commentaires au bas de la page.
en tete de chaque livre, prefaces et arguments ä la fin du volume, notes , dis-
sertations , eclaircissements , tableaux ebronologiques par l'abbe A. Arnaud.
Tome I. Le Pentateuque, Josue , les Juges , Les Rois I et II. Tome II. Les
rois III et IV. Les Paralipomenes, Esdras, Nehemie, Tobie, Judith, Esther, Job,
Psaumes , Proverbes, l'Ecclesiaste. Avignon et Paris 1881. XXXI, 710 und
796 pp. 8.
97) J. Fürst. Pentateuch. Illustrirte Volksausgabe der 5 Bücher Mosis
in dem masoret. Text, neuer deutscher Uebersetzung und mit erläuternden Be-
merkungen ethnographischen, geschichtlichen und archaeologischon Inhalts. [In
15 Heften.] 1.— 6. Heft. Prag 1881. 192 pp. 8. k 50 Pf.
98) Kayser. Der gegenwärtige Stand der Pentateuchfrage mit besonderer
Rücksicht auf Ed. Reuss „La Bible, Ancien Test., 3e Partie, L'histoire sainte
et la Loi". 2 Tornes. Paris 1879. I: Jahrbb. f. protest. Theol. 1881, 2, p. 326
—365. II. ibid. H. 3, p. 520—564. HI. ibid. H. 4, p. 630—665.
78 Kautzsch, Hebräische Sprachlewade, alttestamentliche Exegese
noch weiter zu streiten sein, wie z. B. über die Entlehnungen aus
E von Seiten des Jahvisten oder über die Herstammung nicht nur
E.'s, sondern auch I.'s aus dem nördlichen Reiche oder auch über
die Entstehung des PC. erst in Jerusalem — anderes scheint uns
dafür um so fester zu stehen, wie die Gesammtredaction des Penta-
teuch nach Ezra und spätere Einschaltimgen auch in den PC. (so
dass sich also die Vorlesung Neh. 8 nicht einmal auf den ganzen
Priestercodex, geschweige den ganzen Pentateuch erstreckte). Er-
wähnung verdient noch, dass Kayser Deut. 5 — 11 und 28, 1 — 46
als ursprüngliche Bestandtheile des Buches festhält (nicht aber
17, 14 — 20 und 11, 26 — 31) und das vielfach interpolirte Buch
Lev. 17 — 26 im Exil, aber vor Ezech. 40 — 48 geschrieben sein
lässt. Der dritte Aufsatz enthält eine Auseinandersetzung mit De-
litzsch''s pentateuch-kritisehen Studien (s. 1880, No. 75) und mit
Dülmanns Commentar zu Exodus und Leviticus (s. 1880, No. 108).
Instructiv ist hier besonders die Tabelle, welche die Parallelen zwi-
schen Lev. 17 — 26, dem Bundesbuch und dem Deuteronomium auf-
zeigt. - - Unter den Gegnern WeUkcmseris hat besonders Breden-
Jcamp") den lebhaften Beifall aller derjenigen gefunden, denen die
Qualität der Behauptungen gleichgültig ist , wenn nur behauptet
wird, was sie gern hören möchten. Denn nur vollständige Urtheils-
losigkeit kann solche Sätze eingeben, wie sie der Recensent Breden-
kamjj's im ThLB. zum Besten giebt: ,,?/. Wellhausen ist der
D. F. titrauss der alttestamentlichen Kritik : in beiden weht das-
selbe nvevpia Ttlavriaewg mit seinem alles vei'sengenden Gifthauch,
beide Werke sind die Produkte des vollständigen theologischen und
religiösen Bankerotts eines vavayijüag Tisgt- tijv tiigtiv." Mit sol-
chen gewissenlosen Schmähungen eines Mannes, von dessen persön-
lichem Charakter er offenbar gar keine Ahnung hat, mag jener Re-
censent die Ohren seines Lesepub] ikums kitzeln; er ändert damit
nichts an der Thatsache, dass die von ihm so freudig begrüsste Po-
lemik Bredenkamp's gänzlich verunglückt ist. Er bespricht die
allgemeinen Voraussetzungen und Grundbegriffe der prophetischen
Literatur , dann den Kultus in derselben , speciell den Ort und das
Personal des Kultus. Und das Resultat V Das Gesetz hat im All-
gemeinen die Priorität vor der prophetischen Literatur, nur war es
während langer Perioden latent — also das bekannte klägliche Aus-
kunftsmittel ! Freilich so latent, dass sogar der Priester Jeremia
nichts davon gewusst hat. Aber da weiss Bredenkamp zu helfen.
Jer. 7, 22 ist ^T[ \>9 (! !) zu lesen. Wer verdreht nun die Texte
99) C. J. Bredenkamp. Gesetz und Propheten. Ein Beitrag zur alt-
testamentlichen Kritik. Erlangen 1881. III, 203 pp. 8. M. 3. - - Vgl.
O. Zöckler Beweis des Gl., Dec. 1881; ThLB. 1882, No. 9; B. Stade ThLZ.
1882, No. 11; Neue ev. KZ. L882, No. 1 :i : Tl'. Nowack Deutsche LZ. 1882,
No. 33; Acad. 18. März 1882; W. IL Green Presbyterian Review, Jan. 1883;
A. Kuenen. Theol. Tijdschr., Nov. 1882.
und biblische Theologie, Geschichte, Israels 79
und „construirt" die Geschichte? Uebrigens ist nach Bredenkamp
sowohl die elohistische , wie die deuteronomische Gesetzgebung
„authentisch" ; dabei seien aber vielleicht noch zahlreichere Quellen
anzunehmen , als man meist glaubt ; die sogen. Grundschrift trage
wahrscheinlich ihren Namen mit Unrecht und sei der Abfassung
nach die jüngste ! So wären wir also schliesslich ganz einig. —
Der Kritik Kittel's 10°) ist nachzurühmen, dass sie sich mit der
Arbeit des Gegners und mit dem jetzigen Stand des Problems ver-
traut zeigt und nicht minder, dass sie den Ton wissenschaftlicher
Discussion einhält. Das Resultat wird p. 293 des dritten Artikels,
den wir hier gleich mit berücksichtigen, so formulirt : es folgten auf
einander PC1 (alte Schicht des Priestercodex), Deuter., PC2, Ezech.
Dass der PC Abschnitte enthalten kann , die auf eine vordeutero-
nomische Grundlage zurückgehen , dürfte ' von manchem Anhänger
der Reiiss- Graf sehen Hypothese ohne Bedenken concedirt werden;
dagegen ist die Ansetzimg des PC2 zwischen Deut, und Ezech. eine
Abschlagszahlung an die Kritik , mit der sie sich nicht begnügen
kann. Wie weit es Kittel gelungen ist , im I. Artikel (in Betreff
der Einheit des Cultus und der Opfer) einiges von den Aufstellungen
Wellhausens abzuhandeln, lassen wir auf sich beruhen ; wenn dagegen
nach Art. II Ezech. 44 nur von einer Dislocirung, nicht Degradirung
der Leviten die Rede sein soll (es stehe nirgends, dass sie nicht
mehr Priester sein sollen, kurz, Ezech. 44 lasse „ebensogut" eine
andere Fassung zu) - - so war dieses Resultat nur mit einer recht
gezwungenen Argumentation zu erreichen, die der exegetisch wohl-
geschulte Verfasser offenbar mit Unbehagen vollzogen hat. Ganz
denselben Eindruck hat Referent von dem III. Art. gehabt , nach
welchem das Deuter, den Unterschied von Priestern und Leviten ge-
kannt, aber möglichst auf friedlichem Wege ausgeglichen haben soll.
Dabei wird dem Deuter, die ganz unbegreifliche Taktik aufgebürdet,
es habe den Unterschied zwar festhalten , anderseits aber möglichst
verwischen und theilweise bis zur Unkenntlichkeit verhüllen wollen.
Aller dieser Subtilitäten bedarf man nicht, sobald man schlicht und
einfach den Thatbestand gelten lässt: das Deuteron, kennt, wie
Jerem. und noch Jes. II. , nur eine Art von Cultuspersonal : erst
Ezech. 44, 15 werden mit aller nur denkbaren Deutlichkeit aus der
Gesammtheit der „Levitenpriester" die bene Sadoq als nunmehr
alleinberechtigte Priester herausgenommen. Und wenn die andern,
die bisher auch Priester waren, nur noch niedere Dienste verrichten
dürfen , so sind sie damit eben d e g r a d i r t. - - Mit dem Problem
der Pentateuchkritik im Allgemeinen beschäftigen sich noch Steb-
100) Rad. Kittel. Die neueste Wendung der pentateuchischen Frage.
Versuch einer Kritik von Wellhausens Geschichte Israels. Erster Artikel:
Theol. Studien aus Württemb. 1881. H. 1, p. 29—62. Zweiter Artikel: ibid.
H. 2, p. 147—169. Dritter Artikel: ibid. 1882. p. 278—314.
80 Kautzsch, Hebräische SpraeJikunde, alttestamentliche Exegese
bins1Qi) und Van Groens102), beide mit specieller Rücksicht auf
^4. Kuenen. Halevy l03) greift besonders die Behauptung an, dass
Nah. 8 — 10 von der Proklamation eines neuen Gesetzes die Rede
sei: übrigens weiss Haler)/, dass Ezra gar nicht der Mann dazu
war, eine solche angebliche Neuerung in Scene zu setzen. Die 1878
von Ixyssel begonnene Untersuchung über den sprachlichen Charakter
des Priestercodex wurde wieder aufgenommen von (riesebrecht104).
Derselbe führt den Wortschatz des PC alphabetisch vor und giebt
dann in sechs anderen Columnen (1. Periode; 700 — 600; Exilisch;
Hexateuch-Redactor ; Nachexilisch ; Aramäisch) Notizen, wie oft sich
jedes Wort in den verschiedenen Sprachperioden belegen lasse. Dass
über die Abgrenzung dieser Pei'ioden, über die Columnen „Hexateuch-
redactor" und „Aramäisch", sowie über die Beweiskraft der Statistik
im einzelnen Fall gestritten werden kann , versteht sich von selbst.
Halten wir uns aber an das , was nicht bestritten werden kann , so
bleibt mindestens der strikte Beweis , dass von einer Priorität des
PC vor IE keine Rede mehr sein kann, und weiter die Thatsache,
dass sich der Sprachgebrauch des PC eben doch am meisten mit
Ezechiel berührt. Von den Excursen zu dieser Tabelle ist besonders
die eingehende Untersuchung über die allmähliche Verdrängung der
Form "o:N durch ">;n zu erwähnen. Die Broschüre vcmMolehow105) bringt
nach Sjnnozas tractatus theol.-politicus, Nöldekes alttestamentlicher
Literatur in Aufsätzen und der 3. Auflage von Bleek's Einleitung die
landläufigsten Argumente gegen die Authenticität des Pe^tateuchs.
Specielle Fragen der Pentateuchkritik behandeln A. Kuenen 106),
der sich über Exod. 19 f. besonders mit Dillmann, dann Colenso etc.
auseinandersetzt, und E. Meyer101). Der letztere analysirt die in
Num. 20 bis Rieht. 2. 5 enthaltenen Bestandteile von J und E
101) Rufus P. Stebbins. A Study of the Pentateuch for Populär Re-
ading: Inquiry into the Age of the so-called Books of Moses, with an Introduc-
tory Examination of Recent Dutch Theories as represented hy Dr. Kueneris
„Religion of Israel". Boston 1881. 223 pp. 12. Doli. 2,25. — Vgl. P. H. W.
Modern Review, Oct. 1882.
102) F. C. J. Van Goena. La methode de la critiquo d' apres A. Kuenen:
Revue de theologie et de philosophie, März 1881, p. 164 — 207.
103) J. Halevy. Esdras et le code sacerdotal: Revue de l'histoire des
religions, Tom. IV, p. 22 — 45. — Vergl. Kuenen Hibbert Lectures, Note
IX, p. 323 ff.
104) F. Giesebrecht. Zur Hexatuuchkritik. Der Sprachgebrauch des hexa-
teuchischen Elohisten: Ztschr. für die alttestamentl. Wiss. Jahrg. 1. 1881,
p 177—276.
105) /'.'. Molchow. Im dir Pentateuch von Moses' verfasst? Zürich (Ver-
lags-Magazin) 1881. 40 pp. 8. M. 0,80. — Vergl. ThLB. 1881, No. 26.
inr, i A. Kuenen. Bijdragon tot de eritiek van Pentateuch en Jozua. VII.
Israel bij den Sina'i (Ex. 19 f.): Theol. Tijdschr., März 1881, p. 164 — 223.
in? i Eduard Meyer. Kritik der Berichte über die Eroberung Palaestinas
(Num, 20, 14 — Jud. "_'. 5). Mit einem Nachwort von Beruh. Stade: Ztschr.
für die alttestam. Wissensch. 1881, II. 1, p. 117 — 150.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 81
und dedueirt daraus, dass es eine Tradition über die Geschichte der
Eroberung nicht gebe , so wenig wie eine historische Person Josua.
Die Angaben über Sichon etc. bezögen sich eigentlich auf viel spätere
Kämpfe (sc. die Nordisraels mit Moab) , höchstens könne noch der
Uebergang über den Jordan bei Jericho und die Eroberung dieser
Stadt an erster Stelle als historische Reminiscenz gelten (doch wird
auch diese Concession von Stade in einem Nachwort cassirt; die
betreffenden Sagen bezögen sich vielmehr auf die Festsetzung
josephidischer Clans im Südosten des Landes). Den eigentlichen
Anfang der beglaubigten Geschichte Israels erblickt Meyer in den
Jehovistischen Stücken Jud. I (Ib. 2—4. 6. 7*. 9. 20. 11—17.
19. 21 — 33). Referent kann sich der ganzen Argumentation gegen-
über nach wie vor des Eindrucks nicht erwehren , dass hier der
kritische Scharfsinn etwas ins Kraut geschossen ist. — Horst 10S)
sucht die Möglichkeit zu erweisen, dass Lev. 17 — 26 (wozu auch 11,
1 — 23. 41 — 47 gehöre) von Ezechiel und zwar in den früheren Jahren
desselben redigirt sei; nachmals sei dann das Corpus von später
Hand mit dem PC ausgeglichen worden. — Zu Gen. 8, 7 ff. er-
innert Egli109), dass auch sonst von Raben die Rede ist und folgert
zu Ex. 1, 16 aus dem alttürkischen öreke „Gebärstuhl'' (aber auch
Spindel oder Spinnrocken), dass das fragliche Geräth weit älter sei,
als man glaubt.
Von den einzelnen Büchern des Alten Testaments erfuhr
die Genesis eine populäre Commentirung durch Wangemann no) im
Anschluss an die bekannten apologetischen Muster; von dem Com-
mentar Chambrun de Eosemont's111), der nur in 100 nummerirten
Exemplaren abgezogen ist, weiss ich nichts zu sagen. — Das un-
erschöpfliche Thema „Schöpfungsbericht und sein Verhältniss zu den
Naturwissenschaften" hat wiederum eine zehnfache Behandlung ge-
funden. In klarer, aber auch durch die religiöse Wärme ansprechen-
der Darstellimg zeigt Riehm x 1 2) , dass der müssige Streit zwischen
108) L. Horst. Leviticus XVII— XXVI und Huzekiel. Ein Beitrag zur
Pentateuchkritik. Colmar 1881. 96 pp. 8. M. 3. — Vergl. Baudissin ThLZ.
1882, No. 0; E. Nestle LCB. 1882, No. 33; Wellhausen Deutsche LZ. 1882,
No. 41; ThLB. 1882, No. 46; Kuenen Theol. Tijdschr., Nov. 1882; J. Weill
Revue des etudes juives, Juli — Sept. 1882, p. 149 ff.
109) C. Egli. Pentateuchisches. I. Zu Noa's Raben. Gen. 8, 7 ff. II.
Zu Exod. 1, 16: Ztsehr. f. wissensch. Theol. XXIV, 2. p. 205—210.
110) Wangemann. Das 1. Buch Mosis oder die Genesis nach Wortlaut
und geschichtlichem Zusammenhang erklärt für bibelforschende Christen. Berlin
1881. 388 pp. 8. M. 1,80.
111) A. de Chambrun de Rosemont. Essai d'un commentaire scientifique
de la Genese. Lyon 1881. 208 pp. 8. (Nicht im Buchhandel.)
112) Ed. C. Aug. Riehm. Der biblische Schöpfungsbericht. Vortrag ge-
halten in Erankf. a. M. am 7. April und in Darmstadt am 8. April 1881. Halle
1881. 30 pp. 8. M. 0,75. — Vergl. Kamphausen ThLZ. 1881, No. 20;
ThLB. 1881, No. 43; C. Siegfried Prot. KZ. 1881, No. 45; L. Gautier Rev.
de theol. et de philos., Juli 1882.
32 Kcmtzsch, Hebräische SprachJcunde, alttestamentliehe Exegese
den vermeintlichen Vertretern der Offenbarung und denen der Geo-
logie nur so zu schlichten ist, dass man als Offenbarungsgedanken
nur in Anspruch nimmt, was ausserhalb der naturwissenschaftlichen
Discussion steht. Denselben Zweck verfolgt , ausgehend von einer
Besprechung des bekannten Werkes von Zöckler (s. Bericht für
1878, No. 141, und 1879, No. 149) der Aufsatz von Siegfried11*),
von ihm selbst als ein „Versuch bezeichnet , durch Absteckung der
richtigen Grenzen zwischen Bibel und Naturwissenschaften dergleichen
Auseinandersetzungen für die Zukunft möglichst zu beseitigen." Für
diesmal haben wir jedoch noch mancherlei apologetische Sprünge zu
registriren. Lahr11*) giebt zwar die buchstäbliche Geschichtlichkeit
der Kosmogonie und Urgeschichte auf, verhilft aber dem apolo-
getischen Interesse angeblich durch eine symbolisch - ideale (vulgo :
allegorische) Deutung zu seinem Recht. Seisenberger115) trägt in
einem Programm der Freisinger Studienanstalt an der Hand der
Vulgata , jedoch auch mit Rücksichtnahme auf den masoretischen
Text und die Versionen, die übliche Apologetik vor, dass die Tage
Perioden seien u. s. w. Wunderbare Dinge lehrt uns Glaubreckt116)
im zweiten Bande des 1878 (s. daselbst No. 142) begonnenen
Werkes , von dem Mond als dem Sitz des Satans vor dem Sünden-
fall und künftig wieder während des 1000jährigen Reichs, von der
500 jährigen Dauer der Schöpfungstage und der Entstehung der
Sintfluth durch die Zertrümmerung von Planeten u. a. m. Einen
durchaus besonnenen Standpunkt nimmt dagegen die Darstellung
Schaefer's111) ein (zuerst 1878 — 80 in Aufsätzen im „Katholik"
veröffentlicht) ; der Verf. bekämpft eifrig die apologetischen Ueber-
griffe in das profan wissenschaftliche Gebiet und will den Schöpfungs-
bericht nach dem Massstab der prophetischen Ausdrucksweise be-
ll 3) C. Siegfried. Theologie und Naturwissenschaft; ein Rückblick auf
die Geschichte ihrer Beziehungen: Jahrbb. f. protest. Theol. 1881, p. 1 — 59.
114) F. Löhr. Die Geschichte der heiligen Schrift vom Anfang der Dinge.
Für Gebildete erläutert. Berlin 1881. 164 pp. 8. M. 2,25. — Vgl. O. Zöckler
Beweis des GL, Okt. 1881; K. Streich in ThLZ. 1882, No. 2.
115) M. Seisenberger. Der biblische Schöpfungsbericht (Gen. 1, 1 — 2, 3)
ausgelegt. Freising 1881. IV, 96 pp. 8. M. 2,50. — Vergl. B. Schäfer
Bit. Hdw. 1882, No. 23.
116) C. Glaubrecht. Bibel und Naturwissenschaft in vollständiger Har-
monie nachgewiesen auf Grund einer neuen empirischen Naturphilosophie. 2. Bd.:
Nachweis der Uebereinstimmung auf Grund der im 1. Bde. aufgestellten empir.
Naturphilosophie. Leipzig 1881. VII, 309 pp. 8. 31. 6. (compl. 16 M.) -
Zu Bd. II vergl. Zöckler Bew. des Gl., Jan. 1881; Neue Ev. KZ. 1881, No. 2.
117i Bernhard Scheiefer. Bibel und Wissenschaft. Zehn Abhandlungen
über das Verhältnis der heiligen Schrift zu den Wissenschaften. Mit kirch-
lich, r Gutheissung. Münster 1881. VIII, 284 pp. 8. M. 3,60. — Vergl.
Schanz Liter. Rundschau 1881, No. 22 und Theol Qnartalschr. 1882, 2,
]i 323ff.; Gt. Histor.-polit. Bl. 89, 5, p. 347—368; L. W. Beweis des GL,
Juni 1882; Thönea ThLZ. 1882, No. 20.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 83
urtheilt wissen. — Von den Arbeiten van Rhifns11*), BruntonX19)
und Griines120) nennen wir wenigstens die Titel. Die Abhandlung
des katholischen Bischofs W. Cliffiord121) hat durch ihre Auffassung
von Gen. I als einem uralten, ungefähr aus Moses Zeit herrührenden
Hymnus heftigen Widerspruch erregt. Nach dem Beweis des Gl.
(s. u.), dem wir diese Notiz verdanken, hat Cliford im Dublin Re-
view vom October 1881 seine Skepsis in Betreff der Authenticität
zurückgenommen. Im Anschluss hieran verzeichnen wir noch die
neue Herausgabe (nach Siegfried 1. 1. p. 2 Umarbeitung) von
G. Smith' 's122) chaldäischer Genesis, deren erste Auflage 1875 er-
schien, durch Sayce. Das gelehrte Werk von Friedr. Delitzsch12'6)
über die Lage des Paradieses wird sich ohne Zweifel mehr durch
seine sonstigen geographischen und ethnographischen Untersuchungen
dauernde Beachtung sichern , als durch die darin vorgetragene Pa-
radies-Hypothese selbst ; nach dem Verfasser, 'der hierin H. llaivlin-
son folgt , ist Eden identisch mit der Landschaft Kardunias , d. i.
Garten oder Park des Gottes Dunias ; der Pischon ist identisch mit
dem Pallakopaskanal des Euphrat, der Gichon mit dem Kanal Gu-
gände (assyrisch arahtu). Alle aufgewandte Gelehrsamkeit kann frei-
lich das Bedenken nicht beseitigen , dass Ströme , die mit dem
Euphrat und Tigris in gleichem Range stehen (und das ist doch
die Meinung der Erzählung) keine Kanäle sind, auch nicht das Be-
denken , dass von den Hebräern selbst sicherlich keinem diese Deu-
tung je in den Sinn gekommen ist. Ein ausführliches Referat über
118) C. H, van Ithijn. De beteekenis van het Bijbelsch scheppings-
verhaal: Studien VII, 3, p. 228—248.
119) T. L. Brunton. The Bible :uid Science. New York 1881. 415 pp.
12. doli. 2,50. [Auch London 1881. 426 pp. 8. 10 s. G d]
120) J. S. Grimes. Problems of Creation. Chicago 1881. IV, 58,
207 pp. 12. doli. 1,25.
121) William Clifford. Les jours de la semaine et les oeuvres de la
creation: Dublin Review. April 1881. — Vergl. L. Duchesne Bulletin critique,
1. Aug. 1881; Z. Bew. d. Gl., Apr. 1882.
122) George Smith. The Chaldean Account of Genesis containing tho
Description of the Creation, the Deluge, the Tower of Babel etc. New ed. by
A. H. Sayce. London 1881. XIV, 337 pp. 8. 18 s.
123) Friedrich Delitzsch. Wo lag das Paradies? Eine bibliseh-assyrio-
logische Studie. Mit zahlreichen assyriologischen Beiträgen zur biblischen Län-
der- und Völkerkunde und einer Karte Babyloniens. Leipzig 1881. XI, 346 pp.
8. M. 20. -- Vergl. Neue Evang. KZ. 1881, No. 50; Rohling der Katholik,
Jan. 1882, p. 57 — 78; Zscholcke Lit. Kundschau 1882, No. 4; V. Baudissin
ThLZ. 1882, No. 7; H. L. Strack ThLB. 1882, No. 12; Nöldeke ZDMG.
1882, I, p. 173 — 184; J. Oppert GGA. 1882, No. 26—27, p. 801—831;
O. Zöclcler Ev. KZ. 1882, No. 26; A. H. Sayce Acad. 5. Nov. 1881;
C. 11. Wright Nineteenth Century, Oct. 1882, p. 556 — 571; J. P. Valetun
Studien VII, 4, p. 363—388; C. P. Tide Theol. Tijdschr., März 1882, p. 247
—269; Halevy RC. 1881, No. 50 und 51.
84 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
das Werk von Delitzsch giebt Hommel12*) , zum Schluss mit be-
rechtigte!* Polemik gegen die von Friedr. Delitzsch beliebte Herab-
setzung des sogen. Jehovisten bis ins Exil. Der anonyme Aufsatz125)
im „Israelit" ist mir nicht bekannt; ebensowenig Lenormant'sl2G)
Studie über Ararat und Eden. Der „keilinschriftliche Sintfluth-
bericht" Haupt's12"1) verdient auch an dieser Stelle Erwähnung,
nachdem unterdess Schröder eine anderweitige Bearbeitimg dieses
Themas von demselben Gelehrten als Excurs in die zweite Auflage
von „die Keilinschriften und das Alte Testament" (1883) aufgenommen
hat. Ueber B 'oder ich' 's 128) Völkertafel nach Josephus , Pürst's Le-
xikon, Dunker u. s. w. vergl. den Bericht für 1880, No. 103. Die
Schrift von Wieseler123) über die alten Germanen behandelt auch
Gen. 10, 2 ff.; die Väter des Germanenvolkes sind nach ihm Magog,
d. h. die Scythen, und Gomer, d. i. Gimmerier (Kimmerier, Kim-
bern). Hötzl130) zeigt in einer Geschichte der Auslegung von Gen.
27, 19 in der alten und mittelalterlichen Kirche, dass man nur
ganz allmählich und zögernd eine Lüge Jakobs zugestanden habe.
Durch Vereinigung der Typik oder Allegorese mit der Casuistik
oder historischen und moralisirendeu Auslegung gelangt Hötzl zu
dem Trost, dass die kleine und bis zu einem gewissen Grade ent-
schuldbare Täuschung, in der er die Züge der Pietät und der Scho-
nung nicht verkennen könne (!), jedenfalls die Leitung Isaaks auf
dem Wege des göttlichen Willens bezweckte. L'öwy131) behauptet
zu Gen. 36, 24, die D^KP seien doch Maulesel; Moses wählte (!)
124) F. Hommel. Die Lage des Gartens Eden nach den neuesten keil-
inschriftlichen Forschungen: AAZ. wissensch. Beil. No. 229 — 231.
125) Nochmals ein Wort über die Lage des Gartens Eden: der Israelit
Mainzer jiid. Wochenschrift) Jahrg. 23, No. 5. (Fortsetzung von Aufsätzen in
1880, Nr. 42—44.)
126) F. Lenormant. Ararat and Eden. A Biblical Study. I: Contem-
porary Review, Sept. 1881, p. 453 — 478.
127) Paul Haupt. Der keilinsehriftliche Sintfluthbericht. Eine Episode
des babyl. Nimrodepos. Mit dem authogr. Keilschrifttext des babylon. Sintfluth-
fragments. (Habilitations-Vorlesung zu Göttingen am 18. Dec. 1880.) Leipzig,
Hinrichs, 1881. VI, 30 pp. 8. M. 2. — Vergl. C. H. H. Wright Nineteenth
Century, Febr. 1882, p. 232—241.
128) Friedr. Willi. Roderick. Die Völkertafel des Moses. II. Thoil.
Prüm 1881. 22 pp. 4. (Programm des Progymnasiums.)
129) K. Wieseler. Untersuchungen zur Geschichte und Religion der
alten Germanen in Asien und Europa. Mit religionsgeschichtlichen Parallelen.
Leipzig 1881.
130) Petrus Hötzl. Jakob und Esau, Typik und Casuistik. Eine historisch-
dogmatische Untersuchung. München 1881. VI, 04 pp. 8. M. 1,80. — Vergl.
A. Harnach ThLZ. 1882, No. 5; ThLB. 1882, No. 5; Bardeidtewer Ztschr.
f. kathol. Theol. VI, 2; Liter. Handweiser 1882, No. 2; Linsenmann Theol.
Quaxtalschr. 65, 1, p. 122—136.
L31) Jos. Jjöwy. Zur Erklärung dos Wortes Diff Gen. 36, 24: Jiid. LB.
L881, No, 35, p. 139b — 140».
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 85
das dunkle Wort, weil er sein Volk mit jenem widrigen Mischungs-
produkt nicht vertraut machen wollte. Ein anderer Gelehrter132)
des jüdischen Literaturblatts lässt die Söhne Jakobs darum streiten,
wer der Erbe der Tradition werden solle. Den Segen Jakobs be-
handelt Doorninck13B).
Zum Buche Exodus übergehend gedenken wir zuerst der
2. Auflage von Ebers 134) „durch Gosen zum Sinai" und der Vor-
lesungen von Gibson135) über die vier letzten Bücher des Penta-
teuch. Den Durchgang durch das rothe Meer behandelt Vigou-
rouxi36); nach ihm stand Moses in Tanis vor dem Pharao;
Ramesses lag zwischen Tell-el-kebir und dem Timsachsee, der Durch-
zug Israels ging durch die Bitterseen. Nur Schade, dass den alten
Hebräern diese Erkenn tniss durch den geographisch ganz zweifel-
losen Namen jäm süph gänzlich verschlossen war. Auf die Arbeit
Vigouroux bezieht sich in der Hauptsache der Aufsatz von M. 137).
Zu Ex. 17, 16 behauptet Weissinann138), es sei doch od zu lesen,
nur sei dieses nicht ein Stuhl, sondern der Altar, und -p sei nicht
die Hand, sondern eine Art Feldzeichen oder Panier in Form einer
Hand. Dieses Panier also legte Mose auf den Altar nieder und
der masoretische Text ist sonach gerettet. Philipps139) bricht aufs
neue eine Lanze für . die Richtigkeit der Eintheilung des Dekalogs
im lutherischen Katechismus. Das 9. und 10. Gebot unterscheide
sich nach den Verbis, nicht nach den Objecten des Begehrens. Zwar
steht Ex. 20 beidemal Tonn, aber Ex. 20 muss nach Deut. 5 er-
klärt werden, wo niNnn steht; somit meint das 10. Gebot das im
Begehrenden selbst entstehende Verlangen, die Erblust, als Sünde,
während I72n das von aussen her geweckte Verlangen bezeichnet.
Wieder einer der Fälle , wo man fragen muss : sollte und kann je
ein alter Hebräer an eine so subtile Auslegung gedacht haben. Holtz-
132) Der Streit der Söhne Jakobs: Jüd. LB. 1881, No. 44—46.
133) A. van Doorninck. De Zegen van Jakob. 27 pp. 4. (o. 0. u. J.)
134) G. Ebers. Durch Gosen zum Sinai. Aus dem Wanderbuche und
der Bibliothek. 2. verb. Aufl. Mit e. Ansicht des Serbai u. des St. Katharinen-
Klosters vom Sinai, 3 Karten und mehreren Holzschnitten. Leipzig, Engelm.
1881. XVI, 626 pp. 8. M. 10. — Vergl. L. L. Bew. d. GL, Apr. 1882; Furrer
Deutsche LZ. 1882, No. 46; Fr. Delitzsch LCB. 1. Apr. 1882.
135) J. M. Gibson. The Mosaic Era: a Series of Lectures on Exodus,
Leviticus, Numbers and Deuteronomy London 1881. 370 pp. 8. 7 s. 6 d.
— Vergl. S. J. Wilson Presbyterian Review, Juli 1882.
136) F. Vigouroux. La Bible et l'Egyptologie. Le passage de la mer
rouge par les Hebreux: lievue des questions historiques, Jan. 1881, p. 5 — 61.
137) M. Der Durchgang der Israeliten durch das i-othe Meer: Ztschr. f.
kathol. Theologie, V, 2, p. 373—374.
138) A. S. Weissmann. DD oder Di (Exod. 17, 16: Jüd. LB. 1881,
No. 28.
139) F. A. F. Philifpi. Zur Eintheilung des Dekalogs: Ztschr. f. kirchl.
Wissensch. u. kirchl. Leben 1881, H. 9 u. 10, p. 449—468.
86 Kautzsch , Hebräische Sprachkunde, alttestarnentliche Exegese
heuer140) findet im tiefsten Grunde Einklang zwischen Hebr. 9, 18 ff.
und Ex. 24, 6 ff. ; das ßißhiov des Hebräerbriefs gehe auf die
2^131 im Exodus. Rothschild141) belehrt uns, der Tanz um das
goldene Kalb sei ganz gegenstandslos, da b}V Ex. 32 vielmehr etwas
rundes, sc. den Phallus bezeichne; nach 32, 18 komme der Tanz
vielmehr auf einen von den Aegyptern angenommenen obscönen
Cultus des Osirisphallus hinaus. Darauf gehe auch die Anklage Ex.
20, 7 und 23, 3 ff. Dagegen erinnert freilich Appel142) weise an
Ps. 106, 19, worauf Rothschild (s. No. 142) wiederum 1 Kön. 15, 13
als Beleg für den Phallusdienst ins Feld führt. Trotzdem gedenken
wir vorläufig noch bei der Tradition zu bleiben , welche alle Zeit
ein Kalb für ein Kalb erklärt hat. Den Aufsatz Mead's * 4 3J über
Ex. 33, 7 ff. kenne ich nicht. In Betreff des englischen Kanzel -
commentars I44) (einer Homiliensammlung) vergleiche 1880, No. 116.
Valeton^) vollendete die 1879 (s. dort No. 64 und 1880, No. 112)
begonnenen Studien über das Deuteronomium. Die englischen
Noten 146) über das Deuter, bieten nach Siegfried erbauliche Be-
trachtungen über die sechs ersten Capitel ohne irgendwelche Ahnung
von den kritischen Problemen. Eine wahrhaft köstliche Blüthe der
höheren Kritik bietet uns Löun/lil) dar. Nachdem er gebührend
die Freimüthigkeit bewundert hat, mit welcher mehrere der Tanaim
den Josua als Schreiber der letzten acht Verse des Pentateuchs be-
trachteten , kann er doch vom Standpunkt der Religion nicht zu-
geben, dass ein anderer als Mose auch nur ein Tüpfelchen vom Jod
zum Pentateuch hinzugethan habe , sonst sei es mit der Aechtheit
der Thora im Allgemeinen vorbei. Was habe auch Josua bewegen
können , diese acht Verse dem Werke Mose's anzuhängen , anstatt
sie seinem gleich darauf folgenden „Buch Josua" voranzustellen?
Bei alledem bleibt aber doch das nwn etc. ein böser Knochen.
Aber warum konnte denn Mose nicht kraft der göttlichen Inspiration
P73"1"] „und er wird sterben" etc. niedergeschrieben haben? Denn Inter-
punktion (soll heissen Vokale) gab es ja bekanntlich damals noch
14IM Holtzheuer. 7>u Hebr. 9, 18—20 und Exod. 24, 6—8: Ztschr. für
kirchl. Wissensch. u. kirchl. Leben 1881, I, p. 28—34.
141) Rothschild. Das „goldene Kalb"? Jüd. LB. 1881, No. 9.
142) Appel. Das goldene Kalb: Jüd. LB. 1881, No. 12, p. 48a; ibidem,
sowie No. l.r>. -IG. die Replik Rothschild' s.
143) C. M. Mead. Examination of Exodus XXXIII, 7 — 11: Journal of
the Society for Biblieal Literature and Exegesis, Juni — Dec. 1881, p. 155 — 168.
144) Pulpit Commentary. Numbers. Introduction by Th. Whitelaw.
Exposition and Homil. by R. Winterhotham. London 1881. 470 pp. 8.
14;".) ./. ./. P. Valeton. Deuteronomium. V.: Studien VII, 1, p. 39— 56.
VII, 3, p. 205—227 (Schluss).
146) Notes on tbe Hook of Deuteronomy. Vol. I. London 1881. 416 pp.
12. 2 s
147 1 Läwy. IM*' letzten acht Verse d<>s Pentateuch: Jüd. LB. 1881, No.
29, p. 115''— 116''.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 87
nicht! Dabei sieht dieser geniale Kritiker nicht, dass man dann
V. 6 auch übersetzen müsste : niemand wird sein Grab erfahren bis
auf diesen Tag! Die in die historischen Bücher eingestreuten poe-
tischen Stücke vom Lamekhslied bis zu 2 Sani. 23 , 1 ff. führt
PalmliS) in einem stichisch abgesetzten Text und einer recht les-
baren, an die besten Exegeten sich anschliessenden Uebersetzung
vor. Die strophische und stichische Anordnung lassen wir gern auf
sich beruhen , in der Ueberzeugung , dass über diese Dinge , wenn
sie überhaupt einst existirten, niemand mehr etwas wissen kann.
Wenn der Verfasser z. B. in Jud. 5, 17 — 20 siebenmal den Stichos
nur aus einem Wort bestehen lässt, dem ein Stichos von 2 — 4 Worten
vorhergeht, so kann er sich dabei doch auf nichts anderes berufen,
als auf den rein subjectiven Eindruck , den er von dem Rhythmus
empfangen hat. Von Lias' 149) Josua und Hervey's150) „Richter
und Ruth" mögen die Titel genannt sein. Im vordeuteronomischen
Richterbuch gehen nach Stade151) die deuteronomischen Einleitungen
2, 6 ff. und 10, 6 ff. auf eine kürzere Vorlage zurück, die sich
schon bei dem Redactor von I und E vorfand; 10, 6 ff. stamme in
der Hauptsache aus E , als Portsetzung von 3 , 13 ff. Da nun
1, 1 — 2, 5 aus I stamme , so stelle sich somit auch das Richter-
buch als eine jehovistische Bearbeitung von I und E dar. Der
theologische Pragmatismus gehöre bereits E an und diese Quelle
erweise sich auch dadurch wieder als die um vieles jüngere (gegen-
über I). Auf einem ähnlichen kritischen Standpunkt steht ein Auf-
satz von Matthes 152), in welchem sich der Verfasser besonders mit
Wellhausen, van Doornineh, Reuss und E. Meyer auseinandersetzt.
Von den Arbeiten Rieh's 153) über das Deboralied, und Thomas' ,54)
über die Parallelen in Samuel und Chronik kenne ich nur die Titel.
Fürst155) bietet zu einer Reihe von Samuelissteilen Conjecturen
(z. B. I, 2, 29 "W TN für "J15>73), vornehmlich aber Vermuthungen,
148) Aug. Palm. Alt-Hebräische Lieder. Die in den histor. Büchern des
A. Test, enthaltenen poetischen Stücke. 1. Theil. Strophische Textausgabe und
Uebersetzung. Zürich 1881. IV, 82 pp. 8. [Wissenschaftl. Beilage zum Oster-
programm des Gymnasiums Schaffhausen.]
149) J. J. Lias. Joshua. With Homilies by Aldridge. 1881. 4.
150) A. C. Hervey. Judges and Ruth (Pulpit Commentai-y). Lon-
don 1881. 8.
151) Beruh. Stade. Zur Entstehungsgeschichte des vordeuteronomischen
Richterbuches: Ztschr. für die alttestam. Wissensch. 1881, p. 339—343.
152) J. C. Matthes. Het Richterenboek: de samenstelling : Theol. Tijdschr.,
Nov. 1881, p. 589— 61G.
153) T. II Hielt. A Paraphrase of the Song of Deborah: Journal of the
Society for Biblical Literature and Exegesis, Juni — Dec. 1881, p. 56 — 58.
154) R. O. Thomas. A Key to the Books of Samuel and the correspon-
ding Parts of Chronicles. London 1881. 96 pp. 8.
155) J. Fürst. Beiträge zur Kritik der Bücher Samuels : Ztschr. für
wissensch. Theol. XXIV, 2, p. 170 — 78.
38 Kautzsch , Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
wie LXX oder Targum zu der oder jener auffallenden Uebersetzuug
gekommen seien. Schick1^6) sucht die topographischen Schwierig-
keiten 1 Sam. 9, 4 ff. durch die Annahme zu lösen, dass es zwei
verschiedene Gräber Raheis gegeben habe und dass hier die heutige
Kubbet 'abd el-'aziz (mitunter auch Kubbet Rahel genannt) nördlich
von dem Dorfe Kastal gemeint sei. Zu 1 Sam. 15, 4 sucht Löwy 157)
mit nicht gerade glücklichen Argumenten zu erweisen , dass ü^Nbü
identisch sei mit n^'bo und „ Geldstücke" bezeichne. Sidon158)
möchte 2 Sam. 1, 18 am liebsten nifip («das Schwere, das Miss-
geschick") für ntt3]? lesen : andernfalls sei in dem Liede eine An-
spornung zur Waffenübung behufs Befreiimg von den Philistern zu
finden ; dem Bogen habe man die Ueberlegenheit des Feindes auf
dem Gilboa zugeschrieben. Auf die weiteren Missgriffe in /Sai&m's158*)
Aufsätzen können wir nicht näher eingehen ; ebensowenig auf die gleich-
artigen Nachträge dazu von Wolffisohn159) und Weissmann160);
nach letzterem enthält 2 Sam. 1, 18 Anfang und Ende des Citats
aus dem sepher hajaschar; dieses Citat glaubt der glückliche Kri-
ticus in Ps. 60, 1 — 6 wiedergefunden zu haben!
An der Spitze der Arbeiten über die prophetische Lite-
ratur nennen wir die histoire critique von BrustonlG1)\ es wird
derselben von Baudissin (s. unten) neben anderen Vorzügen das
Bestreben nachgerühmt, die deutsche Kritik in Frankreich ein-
zubürgern, ausser Kuenen und Reuss seien nur deutsche Vorgänger
benutzt. Für die kritische Zurückhaltung des Verfassers spricht
seine chronologische Anordnung der Propheten: Obadja, Joel, Jes.
15 f., Deut. 32, Arnos, Hosea, Jesaja (dem er 13 f. und 24 — 27
lässt, aber nicht 40 — 66), Micha, Sach. 9 f. etc. — Ueber das Werk
Pemper's l62) weiss ich nichts näheres. - Der Prophet Jesaja er-
fuhr eine Commentirung durch den Jesuiten Knabenbauer iea), in
welcher die Abweichungen des Urtexts von der Vulgata erklärt, die
156) C. Schick. Sauls Reise 1 Sam. 9: Ztschr. d. deutschen Pal. Ver.
1881, p. 247—249.
157) Lötry. Was ist EPfcÖÜ 1 Sam. 15, 4: Jüd. LB. 1881, No. 48. p. 191a.
158) Sidon. Die Construction und Auslegung des Klageliedes II Sam 1.
17— 27: Jüd. LB. 1881, No. 2, p. 6b — 7''; No. 3, p. 10»>— 1H>.
159) S. Wolfsohn. Davids Klagelied: Jüd. LB. 1881, No. 12. p. 46 a — 17 a.
160) Weissmaun. David's Klagelied: Jüd. LB. 1881, No. 12.
161) Charles Braston. Histoire ci-itique de la litteraturo prophetique des
Behrens depuis les origiues jusqu'ä la mort d'Isaie. Paris 1881. VIII, 272 pp.
8. Fr. 5. — Vergl. O. Zöckler Beweis des GL, Dec. 1881; TV. Baudissin
ThLZ. 1882, No. 17: F. ff. Krüger Revue theol. Oct. — Dec. 1881,
p. 373—381.
162) G. II. Pemper. The Great prophecies concerning the Gentiles, the
Jews and the Church of God. London 1881. 398 pp. 8. 7 s. 6 d.
163) -Ins. Knabenbauer. Erklärung des Propheten Isaias. Freiburg LB.
1881 IX. Tis pp. 8. M. 10. -- Vergl. O. Zöckler Beweis des GL, Dec.
1881; der Katholik, Nov. 1881; B. Stade ThLZ. 1882. No. 9; W. Nowack.
Deutsche LZ. 1882, No. 21; A. L. M. Bew. des Gl., März 1882, p. 172;
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 39
kritischen Fragen , soweit sie der Verf. als solche gelten lässt , im
Anschluss an Delitzsch erledigt werden. Protestantische Ausleger
können allenfalls aus den reichen Proben patristischer und nach-
reformatorischer katholischer Exegese einigen Nutzen ziehen. Der
rühmlichst bekannte Commentar CÄeyne's164) fand mit dem zweiten
Bande , welcher die Auslegung von Cap. 48 — 66 , die (sehr reser-
virten) kritischen Noten zum ganzen Buche und eine Reihe von Ex-
cursen enthält, seinen Abschluss (vergl. hierzu Siegfried 1. 1. p. 26).
Die Jesaj aÜbersetzung RodweWs 1<55) wird von dem Kritiker im
Athenäum allzu holperig genannt und auch sonst vielfach be-
anstandet. Zu der Fortsetzung des Commeutars von Volf166) vergl.
1879, No. 77. Aus dem dritten Artikel Studer's161) zur Text-
kritik des Jesaja (s. 1877, No. 5 und 1879, No. 78) aotiren wir
die Conjectur b^ für ib *-;. 9, 2 ; desgl. V. 3 motat (Joch) für
matte: der in iMDn ü3ffi sei der Herrscherstab, nicht der Treiber-
stecken. Cap. 3, 8 — 15 gehöre eigentlich nach 5, 1 — 7 und Cap.
10, 1 — 4 nach 5, 25; dafür sei 5, 25 — -30 als vierte Strophe zu
Cap. 9 zu ziehen. — Der Aufsatz von Cliambers l6S) gehört hier-
her, falls sich der Titel auf Jes. 9, 6 bezieht, Graetz169) findet
Spuren des Deuterojesaja besonders in Psalm 96 — 99 (96, 11 f.,
98, 7 f., 98, 1). 113. '37, 22. 69, 14. 106. 32, wahrscheinlich
auch 102; Ps. 90, 12 sei zu lesen -i:->72-' mfiOEb; Ps. 40 stamme
wegen V. 10 f. vom Deuterojesaja. — Dem Buche Krügers170)
über die Theologie Jesaja's werden von Kuenen (s. unten) gründ-
liche Studien, grosser Fleiss und ein unbefangener Standpunkt nach-
gerühmt. Cobb111) zercpiält sich in zwei Aufsätzen, die Authen-
Bichell Ztschr. f. kath. Theol. VII, 1, p. 147 — 155; ThLB. 1883, No. 2;
A. Beilesheim Dublin Rev., Juli 1882.
164) T. K. Cheyne. The Prophecies of Isaiah. A New Translation, witli
Commentary and Appendices. Vol. II. London 1881. XV, 294 pp. 8.
12 s. G d. — Vergl. Athen. 14. Mai 1881; W. E. Addis Dublin Review, Juli
1881; A. Kuenen Theol. Tijdschr. 1881, p. 489 ff.
165) J. M. Rodwell. The Prophecies of Isaiah. Translated from the
Hebrew. London 1881. 174 pp. 8. 5 s. — Vgl. Athen. 9. Juli 1881.
160 1 R. Volf. Profeten Esaias' Bog, udlagt til Opbyggelse for Menigheden.
11 llalvdel. Kap. 13—27. Kjöbenh. 1881. 158 pp. 8.
167) G. Studer. Zur Textkritik des Jesaia. 3. Artikel: Jahrbb. für Pro-
testant. Theol. 1881, I, p. 16U— 186.
108,1 T. TV. Chambers. The Everlasting Pather: Journal of the Society
for Biblical Literature and Exegesis, Juni — Dec. 1881, p. 169 — 171.
169) H. Grätz. Spuren des deuterojesaianischen Ideengangs in der zeit-
genössischen und späteren Literatur: Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch. des
Judenth. 1881, p. 1 — 18.
17»'i Hermann Krüger. Essai sur la theologie d'Esaie XL — LXVI. Paris
1881. X, 178 pp. 8. Fr. 3,50. — Vergl. L. Gautier Revue de theol. et de
philos., März 1881, p. 208 — 216; A. Kuenen Theol. Tijdschr., Nov. 1881.
171) William Henry Cobb. Two Isaiahs or one? Bibiiotheca Sacra,
April 1881, p 230—253; The Language of Isaiah XL — LXVI: ibid. p. 658—686.
Jahresbericht lb81. 7
90 Kautzsch, Hebräische Sprachbunde, alttestamentltche Exegese
ticität des Deuterojesaja durch eine mechanische Wortstatistik zu
retten. Von den 6226 Wörtern der hebräischen Sprache brauche
Jes. 1—39: 1828; Jes. 40—66: 1311, von denen 474 nicht im
Protojesaja vorkommen. Folgt 1) eine Liste von 50 Wörtern, die
sich ausser Jes. 40 ff. nur einmal finden; von diesen Stellen sollen
nur 5 nachexilisch sein (in Wahrheit ca. 20; der Verf. rechnet aber
z. B. Psalm 1 — 72 in Bausch und Bogen zu der Zweitältesten von
5 Classen): 2) Liste von 34 Wörtern, die sich nur Jes. 40 ff. und in
einer einzigen der 5 (Hassen finden ; 3) 98 Wörter, die sich nur in Jes.
40 ff. und in 2 Classen finden; 4) Wörter, die sich ausser Jes. 40 ff.
4 — 15 Mal finden. Nachdem so erhärtet ist, dass die Authenticität
auf „philologischer" Basis ganz wohl aufrecht erhalten werden kann,
entschliesst sich der Verfasser nachträglich, statt 5 lieber 7 Classen
anzusetzen und giebt nun die Listen nochmals in anderer Gestalt.
Der 2. Artikel bringt noch eine Liste der Wörter aus Jesaja 40 ff,
die er nicht in den hebräischen Index aufgenommen habe ; dieser
Index folgt dann auf 23 Seiten sammt dem Nachweis, wie oft sich
jedes Wort in den 7 Classen der anderen Bücher finde ! Angesichts
s< lieber redlieh gemeinten , aber natürlich ganz nutzlosen Quälereien
muss man mit Betrübniss fragen : wird wohl noch einmal die Zeit
kommen , wo die Gewissen und der einfache Wahrheitssinn nicht
mehr durch die Forderungen einer falschverstandenen Apologetik
irre geleitet werden? -- Der Aufsatz Mazel's11'1) scheint die Fort-
setzung des 1878, No. 76 erwähnten zu sein. Aus dem Propheten-
commentar des Joseph Kara (saec. XII ; cf. Fürst Bibl. jud. II,
169 f.) hat Schlosbenj1'13) den Commentar zu Jeremia edirt.
Der Jeremiacommentar von Schneedorfer*74) giebt Uebersetzung,
exegetische Erklärung und „sittlich religiöse Erwägung" des Textes ;
in der letzteren werden auch recht moderne Streitfragen incl. Cultur-
kampf und Leichenverbrennung mit behandelt. Die Exegese schliesst
sich bald an katholische, bald an protestantische Vorgänger an, aus-
genommen natürlich, wo die letzteren kritische Anwandlungen zeigen ;
die Uebersetzung ist nicht übel. Der Jeremiacommentar Slreane's 175)
1 lüdet einen Bestandtheil der Cambridge Bible for Schools, als deren
General Editor der Dean of Peterborouedi , J. 8. Peroione fungirt:
172) A. Mazel. Los soutTraneos et le triomphe du serviteur <le l'Eternel;
etude hermeneutique et exegetique sur Esaie LEU: Revue theologique , Juli
—Sept. 1881, p. 2C7— 282.
173) Joseph ben Simeon Korn. Commentaire sur Jercmie. Public pour
la premiere fois par Leon Schlosberg. Paris 1881. f><; pp. 8.
174) Leo Adolf Schneedorf er . Das Weissagungsbuch dos Profeten Je-
remia erklärt. Prag L881. XX, 765 pp. 8. M. 9,60. -- Vergl. Katholik,
Febr. 1881; Nowach Deutsche LZ. 1881, No. .'55; Neue Evang. KZ. 1882,
No. 15.
175) -1. II'. Streane. The Book of the Prophet Jereniiäh, together with
tha Lamentations. WithMap, NTotes and [ntroduetion. Cambridge 1881, KXXVIII,
404 pp. 8. 4 s. G d.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 9 t
die Haltung ist nach Siegfried durchaus conservativ, ohne
doch eine Auseinandersetzung mit kritischen Einwürfen zu ver-
schmähen. Ueber die Aufsätze Cheyne's 176) , Gardiner-'s111) und
'Zw/s178) zu Ezechiel weiss ich Näheres nicht zu sagen. Der Com-
mentar Hitzig s 179) zu den kleinen Propheten wurde mit pietätvoller
Sorgfalt , unter schonender Beseitigung des ganz Unhaltbaren und
unter Beifügung der nöthigsten Zusätze , von Steine)' neu heraus-
gegeben. Zu Hos. 3, 1 bemerkt BuhllS0), dass die Traube wohl
cultisches Symbol sei, erinnert zu 4, 7 daran, dass DTaD tikkun
sopherim sei für "H-DS, fasst 6, 7 D1N3 „wie die anderen Menschen",
d. i. : die übrigen Völker, und schliesst sich 9, 8 an Ewald und
Nowach an, nur dass er D" nicht mit riDlC, sondern mit qi'ien ver-
binden will („Ephraim in seinem Verhältniss zu Gott, d. h. in seinem
Kampfe mit ihm, lauert auf); 10, 11 bedeute b" inj- ein schonendes
Vorübergehen, 10, 14 sei für ]üblB vielleicht r:":biT (cf. Rieht. 6, 33)
zu lesen. Cap. 12, 9 bedeute -,TS' so gut, wie N^n, „Sünde"; 13, 2
stehe Qi*V2H absolut: 13, 13 sei für n" vielleicht n;' zu lesen.
Eine durchgreifende Kritik übt Stadt'1*1) an dem Propheten Micha.
Demselben gehöre ursprünglich nur Cap. 1 — 3 (ausser den exilischen
oder nachexilischen Versen 2, 12 f.) an, während 6, 1 — -7, 6 aus
der Zeit Manasses und 4, 1 — 4. 11. 14. 5, 1- — 3. 6 — 14 aus nach-
exilischer Zeit stammten ; ein noch späterer Redactor vermehrte das
so entstandene, vermeintlich michajanische Buch mit anderweitigen
Weissagungen , um das Ganze mit den Erfahrungen und An-
schauungen seines Zeitalters in Einklang zu setzen. - - Der Psalm
Habakkuks wurde von Schneider1*-) behandelt. Die englische Ueber-
setzung von Ewald's183) Propheten des alten Bundes (s. 1878,
176) T. K. Lheyne. The Prophecies of Ezekiel, ehap. I— XVIII: Christian
World Oct. 1881; Juni 1882.
177) F. Gardiner. Tho Relation of Ezekiel to the Levitical Law: Jour-
nal of the Society for Biblieal Literature and Exegesis, Juni — Dec. 1881,
p. 172—205.
178) C. H. Toy. The Babylonian Element in Ezekiel: Journal of the So-
ciety for Biblieal Literature and Exegesis, Juni-Dec. 1881, p. 51) — 66.
17!i) Ferdinand Hitzig. Die zwölf kleinen Propheten. Vierte Auflage
besorgt von Dr. Heiur. Steiner. Leipzig 1881. X, 433 pp. 8. M. 7,50.
[Auch u. d. T.: Kurzgefasstes exeget. Handb. zum Alten Test. Erste Lieferung.]
- Vergl. E. Schrader Deutsche LZ. 1881, No. 30; H. Strack ThLB. 1881,
No. 32; Kautzsch ThLZ. 1881, No. 23; B. Stade LCB. 1882, No. 3; A. Kuenen
Theol. Tijdschr., Nov. 1881.
180) F. Buhl. Beiträge zur Erklärung des Propheten Hosea : Ztschr. f.
kirchl. Wissensch. u. kirchl. Leben, 1881, H. 5, p. 227 — 235.
181 1 Bernh. Stade. Bemerkungen über das Buch Micha: Ztschr. für die
alttestam Wissensch. 1881, I, p. 1G1 — 172.
182) G. Schneider. De carmine Chabbaccuci commentatio. [Dissertation.]
Halle 1881. 44 pp. 8.
183) H. von Ewald. Commentary on the Books of Haggai, Zakkarya,
Mal aki, Vona. Bärukh, Daniel. With Translation. Translated by J. Frederick
Smith. [Auch u. d. T.: Commentary on the Prophets of the O. Test. Vol. 5]
London 1881. 328 pp. 8. — Vergl. Athen. 17. Sept. 1881.
7*
92 Kautztseh, Hehr lutsche Spruchhande, alttetstameatUche Exegese
No. 69; 1880, No. 125) wurde mit einem 5. Baude abgeschlossen;
übrigens wird von dem Recensenten im Athenäum das Englisch des
Uebersetzers getadelt. Von hervorragender Bedeutung ist die Unter-
suchung Stades1**) über Zach. 9 — 14. Nach ihm ist die Ueberschrift
12, 1 erst von einem »Späteren der von 9, 1 nachgebildet, letztere so-
mit die ursprüngliche Ueberschrift zu Cap. 9 — 14. Cap. 11 werde fort-
gesetzt durch 13, 7 — 9; 12, 1 — 13, 6 bilde eine zusammenhängende
Weissagung, Cap. 14 dagegen eine Doublette zu 12, 1 — 14. 13, 1 — 6.
Nach 14. 4 war der Deuterozacharja kein Jerusalemit, sondern ein
Judäer vom Lande. In eingehender Analyse zeigt sodann Stade,
wie sich fast zu jedem Verse von Cap. 9 und 10 die Vorlage bei
den älteren Propheten nachweisen lasse : kurz alles führe zu dem
Resultat, dass der gesammte Habitus dieser Weissagung im All-
gemeinen nachezechielisch , im Besonderen nachexilisch sei. Soweit
dieser erste Artikel ; Näheres s. ZDMG. 36, 691 ff. — Zingerle l85)
findet in Mal. 1, 11 eine Verkündigimg des neutestamentlichen Opfers
und zwar des unblutigen (Altar-)Öpfers. Letzteres hege besonders
in mincha, während in muqtar der Opferbrand betont werde, der
die Blutvergiessung und Schlachtung zur Voraussetzung habe.
Die Abfassungszeit der Psalmen hehandelt Giesebreckt1*6),
indem er zunächst für Buch IV und V aus sprachlichen Gründen
(besonders den Aramaismen) die Unwahrscheinlichkeit erweist , dass
sich dort ein vorexilischer Psalm finde, dann aber — freilich weniger
überzeugend — dieselbe Unwahrscheinlichkeit auch für sämmtliche
Psalmen des 2. und 3. Buches zu erhärten sucht. Die Unter-
suchungen Yonye's 187) sind nach Siegfried nur erbaulichen Cha-
rakters. Von den neuen Psalmenübersetzern macht sich Ghraetz 188)
anheischig, nicht wie in den bisherigen unzulänglichen Versionen den
Text als einen unnahbaren und heiligen zu behandeln. Referent muss
indess bekennen, dass er in den meisten. Fällen das unzulängliche
Alte den Conjekturen von Grätz noch immer vorzieht. Ander-
weitige Uebersetzungen erschienen von Langer1*9) nach der Vulgata,
184) Beruh. Stade. Deuterozacharja. Eine kritische Studie. I: Ztschr.
f. .1. alttest. Wissenseh. 1881, Heft I, p. 1 — 90.
185) Joseph Zingerle. Beiträge zur Erklärung der Prophetie des Ma-
lachias (1, 11): Ztschr. f. katbol. Theologie V, 3. p. 499—527.
I Ml i F. (riesehrecht. [Jeber die Abfassungszeit der Psalmen. I. Buch
II— V: Ztschr. für die alttest. Wiss. Jahrg. I, 1881, p. 27G— 332.
lsTi ('. M Yonge. Questions on the Psalms. London 1881. 298 pp.
12. in d.
188) //. Grraetz. Die Psalmen. Aus dem Original übersetzt. Breslau
|1881], V, 330 pp. 12. M. 3,50.
189) ./. Langer. Das Buch der Psalmen in neuer und treuer Uebersetzung
nacli der Vulgata mit fortwährender Berücksichtigung des Urtextes Luxemburg
L881 VII, 269 pp. 8. M. 3,50; mit gegenüberstehendem latein. Texte (VII,
17:; pp. si M. -l
und biblische Theologie^ Geschichte Israels. 93
Vacquerie ' 90) (Titel nach Siegfried) und Gicquot191) Der Psalmen-
coinmentar Ewald' 's19'2) ei-schien in englischer Uebersetzung von
Johnson; derjenige Spurgeon's l93) (zu Ps. 1 — 26) scheint wesent-
lich erbaulichen Charakters. Aus dem Beitrag Jos, Derenbourg's19i)
zur Psahnenerklärung notiren wir: zu 16, 2 die Conjectur '"pbi'EQ
(in deinen Handlungen für . . .) statt '■pby'bä; zu V. 4 DTÖ für
Q"i?:; 74, 11 sei das Athuach zu ";t zu rücken und flbö für tibi
zu lesen; Ps. 122, 2 f. übersetzt Derevbourg : „wir halten an bei
deinen Thoren, Jerusalem, - Jerusalem, das Gebaute, wie in einer
Stadt, das sich ihm anschliesst." Bezüglich der Asaphpsalmen geht
/{ofrfstein1*5) von der These de Lagarde's aus (Orientalia II, 13),
dass die fünf Theile des Psalters für fünf verschiedene Theile des
Gottesdienstes bestimmt gewesen seien. Diese These erscheint auch
dem Verf. plausibel; übrigens leitet er die Asaphpsalmen von einem
nahverwandten Dichterkreis im makkabäischen Zeitalter ab. Den
36. Psalm commentirt Feilchenfeld196); Co?-nill19T) behauptet,
Ps. 84 sei (wegen V. 10) von einem Priester nach der Gultusreform
Josia's, Psalm 85 von demselben auf den Tod Josia's gedichtet,
ebenso Ps. 42 und 43, etwa 15 Jahre nach Ps. 84. Wirkliche
Gründe für diese Aufstellungen hat Referent nicht entdecken können.
Beiläufig gedenken wir hier noch eines hebräischen198) Commentars
zu Ps. 68 aus dem vorigen Jahre. - - Die Uebersetzung und kritische
Erläuterung des Buches Hiob von Sfuderldd), die Frucht einer
190) Benoit Vacquerie. Le livre sacre des Pseaumes traduit en francais
d'apres le texte hebreu avec indication de l'antique marche dialoguee des chants.
Paris 1881. 242 pp. 8.
191) L. F. Clicquot. Les Psaumes de David traduits en vers francais.
Reims 1881. 521 pp. 8.
192) H. Ewald. Commentary on the Psalms. Translated by E. Johnson.
London 1881. 354 pp. 8.
193) C. H. Spurgeon. The Treasury of David, containing an Original
Exposition of the Book of Psalms, a Collection of Illustrative Extraets from the
Whole Range of Literature , a Series of Homiletieal Ilints upon almost every
Verse and Lists of Writers upon each Psalm. London 1881. ca. 500 pp. 8.
— Vergl. Saturday Review, 3 Febr. 1883.
194) Joseph Dercnbourg. Zur Psahnenerklärung : Ztschr. für die alttest.
Wiss. 1881, p. 332—333.
195) Marcus Kopfstein. Die Asaph - Psalmen. Historisch -kritisch unter-
sucht. Marburg 1881. 41 pp. 8. M. 0,80. — Vergl. E. Nestle LC. 1882,
No. 39; Caro Jüd. LB. 1882, No. 42.
196) W. Feilchenfeld. Der sechsunddreissigste Psalm, (ohne Textverände-
rungen) commentirt: Magazin f. d. Wissensch. d. Judentli. 1881, I, p. 20 — 29.
197) C. H. Cornill. Ein Wort über die Psalmen 84. 85. 42 und 43;
Ztschr. f. kirchl. Wissensch. u. kiichl. Leben 1881, No. 7 u. 8, p. 337—343.
198) David Kohn ^"in "1"IN "lOO (Commentar zu Ps. 68). Warschau
1880. 34 pp. 8.
199) Göttlich Ludw. Siuder. Der Pessimismus im Kampf mit der Ortho-
doxie. Das Buch Hiob für Geistliche und gebildete Laien übersetzt und kritisch
94 Kaatzsch, Hebräische Sprachku/nde , alttestameutliche Exegese
vierzigjährigen Beschäftigung mit dem Buche, lässt dasselbe stufen-
weise aus folgenden Bestandteilen erwachsen : Cap. 29. 30. 2, 11 — 13.
Cap. 3—27, 7. 31 (eingeschaltet 27, 7—23); sodann Cap. 28.
38—40, 5 (dazu sei 40, 15—41, 26 ein Anhang); 32—37, end-
lich 1. 2. 40, 6 — 14. 42. In der ersten Hälfte werde das Problem
des Widerspruchs zwischen der Lehre von einer gerechten Welt-
regierung und dem Schicksal Hiobs aufgestellt, zugleich aber auch
die traditionelle Lösung widerlegt; in der zweiten Schicht von Er-
weiterungen werden die anderweitigen Versuche , das Problem zu
lösen , von einem Redactor mit dem Grundstock zu einer gross-
artigen Theodicee verbunden. Referent hat sich indess nicht über-
zeugen können, warum die Entstehung dieser grossartigen Theodicee
nicht viel einfacher aus der Conception eines Dichters (abgesehen
natürlich von Cap. 32 — 37), als aus der Zusammenwürfeluqg un-
begreiflicher Fragmente erklärt werden soll. Ueber Barnes 20°)
Noten zum Hiob weiss ich nichts zu sagen. - - Die gangbaren Er-
klärungen des Hohen Liedes trachtet 0 essner201) durch eine „weit
natürlichere" zu ersetzen. Der Geliebte des HL. ist der auf und
mit der Bundeslade in den Tempel einziehende Gottesgeist; die Ge-
liebte ist als geschmückte der Tempel, als einwandernde das vom
Libanon kommende Baumaterial, dem es auf der Reise gut gegangen.
Dem Buche Ruth ist eine Notiz von Rens20'1) gewidmet; den Qohe-
leth setzt Plumptre-{)Z) in einer Abtheilung der Cambridge Bible
for Schools zwischen 240 und 180 und wittert in ihm Beziehungen
auf stoische und epicuräische Philosophie (so nach ZöcMer's Bericht
für 1881). Von der Einleitung Kohn's 204) zum Qoheleth, einem
Aufsatz Brustoris 205) über dasselbe Buch und der Einleitung
erläutert. Bremen 1881. VIII, 232 pp. 8. M. 4. — Vergl. Lewin Jüd. LB,
1881, No. 4; O. Zöckler Bew. d. Gl., Febr. 1881; ThLB. 1881, No. 20;
A. Kamphausen ThLZ. 1881, No. 21; Holtzmann Ztschr. f. prakt. Theol.
1882, Heft 4; H. Dort Theol. Tijdschr. 1881, p. 494 ff.; M. Vernes RC. 1881,
No. 52.
20(1) A. Barnes. Notes on the Book of Job. New ed. 2 Voll. New-
York 1881. 822 pp. 8.
201) Theodor Gessner, Realscliuldireetor. Das hohe Lied Salomonis er-
klärt und übersetzt. Osnabrück und Quakenbrück 1881. 130 pp. 8. M. 2,50.
Vergl. E. Nestle LCB. 1882, No. 8; B. Stade ThLZ. 1882, No. 0;
A. L. M. Bew. d. Gl., Mai 1882; Nowach Deutsche LZ. 1882, No. 35.
202) M. S. Rens. Notiz über Ruth 3, 15: Jüd. LB. 1881, No. 22, p. 88.
203) E. H. Plumptre. Ecclesiastes or the Preacher. With Notes and
Introduction. Cambridge 1881. 8. ■ — Vergl. T. Tyler Modern Review, Apr.
1881, p. 225— 25t'».
204) David Kohn. nbiip 'ob NiS72 Nim Til -p nblnp "nprra 'o
~-\1 "Oiön TUN 1ÜK73 T>bN jTlbri. Wilna 1881. 83 pp. 8. — Vergl.
Jüd. LB. 1882, No. 23.
205) C Bruston. Le pretendu Epicurisme de l'Ecclesiaste: Revue theo-
logiquo Oct. — Dec. 1881, p. 310—342.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 95
Kohn's206) zum Buche Esther kenne ich nur die Titel. Zu Dan. 4
zeigt Schrader 207), dass der verwandte Bericht des Abydenus chal-
däischen Ursprungs und vom biblischen Bericht durchaus unabhängig
sei; beide Berichte seien somit gesonderte Ausgestaltungen derselben
babylonischen Volkssage. Von den Namenlisten in Ezra und Ne-
hemia giebt Smend20*) in zahlreichen Columnen unter Beifügung
ausgewählter Varianten aus den LXX und Ezra III eine instruetive
Zusammenstellung ; die hauptsächlichsten Ergebnisse derselben werden
in dem vorausgeschickten Text erörtert. - Die Bearbeitung des
Buches der Weisheit durch Deane'Z{)*) ward von Schärer sehr ge-
rühmt ; der textkritische Apparat (aus 5 Uncialhaudschriften , sonst
in Auswahl) werde unabhängig von Fritzsche mitgetheilt ; nur die
Ansetzung des Buches zwischen 217 — 145 vor Chr. findet Schürer
nicht hinreichend begründet. In Betreff des Buches Tobit versucht
Grimmi10) den Nachweis, dass es kurz vor Antiochus Epiphanes
in Palästina und zwar in hebräischer Sprache verfasst sei, haupt-
sächlich zu dem Zweck , die Verbindung mit Jerusalem und dem
Tempel zu empfehlen ; der ethische Charakter des Buches sei ziem-
lich hoch anzuschlagen. Die Studie Grünwald' 's211) zu Jesus Sirach
44 ff. ist ohne Belang.
Vor den Arbeiten zur Geschichte Israels haben wir ver-
schiedener chronologischer Lucubrationen zu gedenken. Ein Ano-
nymus212), der sich zuvor verwahrt, dass er mit seinen Ergebnissen
nicht etwa gegen das Tridentinum Verstösse, stellt auf Grund einer
neuen Hypothese, nämlich der Rechnimg nach 6/10 Sonnenjahren,
die Chronologie von der Erschaffung Adams bis zur Geburt Abra-
hams dar, vergleicht diese Chronologie im 2. Theil mit den Aus-
206) David Kahn. ^nDN nb^ttb 8 1273 Nim IPON 121 ICD.
Warschau 1881. 48 pp. 8.
207) Eberh. Schrader. Die Sage vom Wahnsinn Nebukadnezar's: Jahrbb.
für protest. Theol. 1881, p. 618—629.
208) Rudolf Sraend. Die Listen der Bücher Esra und Nehemia. Zu-
sammengestellt und untersucht. Basel 1881. 28 pp. 4. [Univ.-Progr.J M. 2.
— Vergl. Strack Theol. LB. 1883, No. 4; Kuenen Theol. Tijdschr., Nov. 1882.
209) Sophia Salomon. The Book of Wisdom. The Greek Text, the Latin
Vulgate and the authorized English Version with an Introduction, Critical Appa-
ratus and a Commentary hy W. J. Deane. New York (Oxford and London)
1881. VII, 224 pp. 4. doli. 3 (12 s. 6 d.). — Vergl. E. Schürer ThLZ.
1882, No. 18; C. J. Ball Acad. 17. u. 24. Dec. 1881; W. E. Addis Dublin
Review, Apr. 1882; R. L. Poole Modern Review, Juli 1882, p. 442—461:
H. Gort Theol. Tijdschr., März 1882; M. Fernes RC. 1883, No. 9.
210) Wilibald Grimm. Ueber einige das Buch Tobit betreffende Fragen:
Ztsehr. f. wissensch. Theologie 1881, 1, p. 38 — 56.
211) M. Grünwald. Welche Schriften setzt Sirach in seinem "Tftros
Tcnrsgcov voraus?: .Jüd. LB. 1881, No. 33. 36.
212) E. A. Die Chronologie der Genesis (I Mosis) im Einklang mit der
profanen. Nach den Quellen dargestellt. Regensburg 1881. VI, 253 pp.
8. M. 5.
96 Kautssch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
sagen der profanen Chroniken und zeigt im 3. Theil, welche Rech-
nung sich aus obiger Hypothese für die Zeit von der Gehurt Abrn-
hams bis zum Einzug Jakobs in Aegypten ergiebt. Die Arbeit
Vigouroux 213) über die Chronologie der Urzeit kenne ich nicht;
bezüglich der Chronologie der Königsbücher zeigt R. Smith-14) in
scharfsinniger Ausführung , dass die wenigen Daten derselben (ab-
gesehen von den Regierungsjahren) den Tempel betreffen (Plünderung
durch Schischaq, Aenderung des Systems der Tempelrevenüen im
23. Jahr des Joas). Diese Daten entstammen keinem System, son-
dern wohl den Temple Records. Der Vorgang unter Joas bedeutete
aber einen Schritt weiter zur Centralisiruug, sofern dabei die Priester-
gilde unter die unmittelbare Controle des Hohenpriesters gestellt
wurde. Nach der traditionellen Chronologie nun war das 23. Jahr
des Joas = dem 161. des Tempels = dem Beginn des zweiten
Drittels des Cyclus von 480 Jahren. Mit weiteren 161 Jahren ge-
langt man in das 1. Jahr des Manasse ; mit ihm beginnt also das
3. Drittel des Cyclus, die Periode des Verfalls. Im Weiteren ver-
sucht dann Smith nachzuweisen, welche Zahlen für die verschiedenen
Drittel gegeben waren und in welcher Weise der zu 160 fehlende
Rest von Jahren auf die einzelnen Könige vertheilt scheint. - - Für
das Jahr 701 als das 14. Jahr des Hiskia tritt wiederum No-
rvach'nh) ein; 2 Kön. 18, 17 — 19, 35 stamme aus besonderer
Quelle, wozu Cap. 20 einen Nachtrag aus späterer Zeit bilde; Jes. 1
sei gleichzeitig mit Cap. 22 und etwa 29 — 32 , aus der Zeit des
Zugs der Assyrer gegen Asdod (712 oder 711). Lassen wir letztere
Annahmen auf sich beruhen, so finden wir zu obiger Hypothese in
Betreff des 14. Jahres Hiskia's so lange keine Nöthigung, als nicht
die höchst einfache Beziehimg dieses Datums auf die Jes. Cap. 38
und 39 erzählten Ereignisse mit triftigen Gründen widerlegt ist.
Als man aus irgend welchem Grunde die Erzählungen Cap. 36 f.
voranstellte , Hess man irrthümlich die Datirung an der Spitze
stehen. Die Parallelen zwischen dem Bericht der Bibel
und der Profandenkmäler werden diesmal aufgezeigt in einer zweiten
(wohl Titel-) Ausgabe des 1877 unter No. 157 besprochenen Buches
von lleibcrt'21*), einer Compilation aus Schrade.ru KAT, Delitzsch' 's
und Dil/manris Commentaren zur Genesis und Iliehm's Bibelwörter-
213) F. Vigouroux. La Chronologie biblique avant le deluge: Questions
controversees de l'Histoire. 2e Serie. Soc. bibliogr. 1881.
214) Robertson Smith. The Chronology of the Books of Kings: Journal
of Philology, Vol X ilssii, p. 210 -213.
215) Nowack. Bemerkungen über das 1 4. Jahr des Hiskia: Stud. u. Krit.
1881, '-'. p 300 310.
216) Heinrich Heibert. Vom Paradies bis zum Schilfmeer. Parallelen
zwischen biblischen und ausserbiblischen Berichten. Zweite Ausgabe. Gera
1881. VI, 127 pp. 8.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 97
buch, ferner durch die recht brauchbare Darstellung von Würdter21"1),
der zuerst Altbabylonien und Assyrien getrennt, dann Neubabylonien
behandelt, und die zweite Auflage der Broschüre von Richter218),
die nach Siegfried in rein populär-apologetischem Ton gehalten ist.
Von dem vierbändigen Werke Vigouroux 219) (vergl. 1877, No. 161;
1878, No. 116), dessen Karten, Pläne und Illustrationen von dem
Architekten Abbe Douillars nach den Monumenten gefertigt sind,
erschien 1881 und 1882 bereits eine 3. Auflage. Den Titel eines
Aufsatzes von Plumptree220) entnehmen wir dem Katalog Friede-
rici's (1881, No. 789), ebenso die Notiz über Cosquin221) (vielleicht
identisch mit dem von uns 1880, No. 195 erwähnten Artikel). All-
gemeine Betrachtungen über die Geschichte Israels bieten Detroit'1'12)
und Darmesteter220)] der letztere erklärt nach einer kurzen Ueber-
sicht über die einschlägigen Quellen für die beiden Grunddogmen
des Judenthums die Lehre von der Einheit Gottes imd den Messi-
anismus, das heisse in der modernen Sprache die Lehre von der Ein-
heit der Kräfte und den Glauben an den Fortschritt, resp. an den
irdischen Triumph der Gerechtigkeit in der Menschheit. Der Talmud
war eines der nützlichsten Hülfsmittel zur Emancipation des jüdischen
Denkens, nur die Methode darin war servil: das Christenthum hat
selbstverständlich alles Gute, was es etwa besitzt, dem Judenthum
entlehnt. Die Sprache , in der der Verfasser seine Orakel vorträgt,
erinnert bisweilen lebhaft an die Prosa Victor Hugos. Ueber Well-
hausens22i) Artikel „Israel" s. oben No. 83. - - Das 1875 be-
217) F. Würdter. Kurzgefasste Geschichte Babyloniens und Assyriens
nach den Keilscbriftdenkmälern. Mit besonderer Berücksichtigung des Alten
Testaments. Mit Vorwort von Friedr. Delitzsch. Nebst 28 Abbildungen.
Stuttgart 1882. VIII, 279 pp. 8. M. 3. — Vergl. B. Stade ThLZ. 1882,
No. 9; S. A. Bew. d. GL, Apr. 1882.
218) C. Richter. Wie die alten Denkmäler in Aegypten . Ninive und
Babylonien die geschichtliche Wahrheit des Alten Testaments beweisen? 2. Aufl.
Schwerte 1881. 24 pp. M. 0,75.
219) F. Vigouroux. La Bible et les decouvertes modernes en Palestine,
en Egypte et en Assyrie. 3e ed. revue et augmentee. 4 Tom. Paris 1881
und (Tom. III— IV) 1882. I: IX, 459 (11 planches); II: 526 (22 planches);
III: 563; IV: 576 pp. 12. — Vergl. Polybibl. XXXII, 412 f.
220) T. H. Plumptree. Assyrian and Babylonian Inscriptions in their
Bearing on the Old Testament Scriptures: Expositor, März, Apr., Oct. 1881.
221) E. Cosquin Les monuments assyriens et la Bible: Questions con-
troversees de l'Histoire. 2 e Serie. Soc. bibliogr.
222) L. Detroit. Zur Geschichte des Volkes Israel. Eine Studio über
die Bedeutung und die Schicksale dieses Volkes. Königsberg 1881. 44 pp
8. M. 0,50.
223 1 James Darmesteter. Coup d'oeil sur l'histoire du peuple juif. 21 pp.
8. Fr. 1. — Vergl. Jüd. LB. 1881, No. 20; Athen. 2. Juli 1881; H. Oori
Theol. Tijdschr. 1881, p. 586 f.; C. J. Polybibl. XXX. 488; RC. 1881, II,
377 f.; H. R. crit. int. I, 135 f.; Isidore Loeb Revue des etudes juives 1881,
p. 164 ff.
224) J. Wellhausen. Israel: Eneyclopaedia Britannica. Bd. XIII. p. 396
—432. — Vergl. S. R. Driver Acad. 25. Febr. 1882.
93 Kautzsch, Hebräische Sprachlcunde, nltlestamentllche Exegese
gonnene Lehrbuch der biblischen Geschichte von Köhler2251) (vergl.
auch 1877, No. 152) wurde hn Berichtjahre vom Anfang der
Richterzeit bis zum Tode Ischboscheths fortgesetzt. Werthvoll durch
umfassende und sorgfältige Literaturangaben, nimmt es in kritischer
Beziehung fast durchweg einen streng conservativeri Standpunkt ein,
immerhin nicht bis zu dem Grad auf Kosten der Exegese, dass nichl
z. B. 1 Sam. 17, 12 — 31 und V. 55—18, 5 als späteres Einschiebsel
concedirt würde. Gleichsam das Gegenstück zu Köhlers Lehrbuch
bildet die Geschichte Israels von Stade226), welche in ihren beiden
ersten Lieferungen bis zur Darstellung des salomonischen König-
thums herabreicht. Mit einer Entschiedenheit, welche vor keinen
Com Sequenzen der Literarkritik zurückschreckt, nach Ansicht des Re-
ferenten nicht selten auch unnöthige Consequenzen zieht, behandelt
der Verf. zuerst unser Interesse an der Aufgabe, dann die Besonder-
heit und zeitliche Begrenzung derselben, die einzuschlagende Methode
und die Schwierigkeiten, die sich der Lösung der Aufgabe in der
Beschaffenheit der Quellen entgegenstellen (bei dieser Gelegenheit mo-
tivirt der Verf. ausführlich seinen an Beuss, Graf, Wellhausen etc.
sich anschliessenden kritischen Standpunkt), endlich die bisherigen
Versuche zur Lösung der Aufgabe. Der eigentlichen Geschichts-
darstellung ist als 1. Buch noch eine sehr klare und bündige
Uebersicht über die alttestamentlichen und profanen Quellen der
vorexilischen Geschichte, soAvie über die Chronologie (d. h. in der
Hauptsache die künstliche Erzeugung derselben) vorausgeschickt.
Das 2. Buch behandelt zuerst Allgemeines über Land und Leute,
die ethnographischen Verhältnisse, die Festsetzung Israels östlich und
westlich vom Jordan (letztere nach Stade mehr durch Kauf und Vertrag
vom mittleren Jordan aus durch allmählich eindringende Sippschaften
bewerkstelligt), das Verhältniss zu den Nachbarn und die Entstehung
des genealogischen Systems der 12 Stämme (im Westjordanland!),
endlich die Zustände, welche die Entstehung des Königthums ver-
anlassten, und den Kampf gegen Sisera als die älteste eigentlich
geschichtliche Erinnerung. Als solche wird im 3. Buch auch das
manassitische Königthum Jerubbaals und Abimelechs vorgeführt,
Das vierte Buch gilt dem Königthum Sauls und Eschbaals, das
fünfte dem jüdischen Volkskönigthuin Davids und Salomos ; beide
Bücher können zugleich als ein fesselnder Commentar zu den Büchern
Samuelis bezeichnet werden. An Widerspruch gegen die Grundauf-
fassung und die bisweilen allzuschneidige Art der Darstellung Stade's
225) A. Köhler. Lehrbuch der biblischen Geschichte Alten Testamentes.
2. Hälfte. 2. Lieferun-' (p. 129—266). Erlangen 1881. M. 2. — Vergl.
/■;. Schröder Deutsche LZ. 1881, No. 41; C. F. K. ThLB. 1881, No. 40.
226) Beruh. Stade. Geschichte des Volkes Israel. Mit Illustrationen und
Kurten. Berlin 1881. (Auch u. d. T. : Allgemeine Geschichte in Einzel-
darstellungen, herausg. von Willi. Oncken. Erste Bauptabtheilung. Sechster
Theil). Bis jetzt zwei Hefte (p. 1—304 a 3 M. (für Nichtsubscribenton 6 M.).
Vergl G. Rosa: Arehivio storico italiano L882, I; Academy, 18. März, 1882.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 99
hat es schon bisher nichl gefehlt; eine unbefangene Kritik wird je-
doch dem Werke bei allen Differenzen im Einzelnen eine hervor-
ragende Bedeutung nicht absprechen können. Die Darstellung der
Geschichte Israels in der Weltgeschichte L. v. Rankes*'21) flösst
in erster Linie dadurch Interesse ein, dass sie uns die Resultate
einer angewöhnlich langen und die weitesten Räume der Ge-
schichte umspannenden Forscherarbeit vorführt: dabei geht ein
aufrichtiges Interesse an der weltgeschichtlichen Bedeutung der
Religion und der Geschicke Israels Hand in Hand mit einer
historischen Kritik, die auch der neuesten Phase der biblischen
Literarkritik ihre Aufmerksamkeit zugewendet hat. Wenn trotz-
dem der mit den Quellen und dem Stand ihrer Kritik genau
Vertraute eine wirkliche Durchdringimg und Beherrschimg des Stoffs
vermissen muss, so ist dies nur ein Beweis für die Thatsache, dass
eine eingehendere Darstellung der Weltgeschichte durch eine Feder
bei aller historischen Kunst immer nur relativ gelingen kann. — -
Das 1876 begonnene Handbuch von Langhans228), eine populär-
wissenschaftliche Darstellung der modernen Literarkritik, wurde im
Berichtjahre zum Abschluss gebracht. Zur Vervollständigung nennen
wir hier noch die Arbeiten von Brill223) (nach Stades Ztschr. II,
318), Katie Magnus2™), deren für junge englische Juden berech-
nete Darstellung von Siegfried als eine ansprechende Causerie be-
zeichnet wird, Mayer231) und Cave232), dessen Aufsatz sich auf
das 1880, No. 217 von uns besprochene Werk bezieht, Eine Ver-
gleichimg der reinen altjüdischen Sitten mit denen der Griechen
stellt Güdemann233) an. Die genealogischen Sagen der Hebräer
lässt Stade2™) in den Priesterkreisen der westjordanischen Stammes-
hciligthümer durch Rückschlüsse aus den historisch vorliegenden
Zuständen entstanden sein, und zwar in ihrer jetzigen Gestalt erst
227) Leojwld von Ranke. Weltgeschichte: Th. I in 2 Abtheill. Leipzig
1881. VIII, 375 und IV, 300 pp. 8. M. 18.
2281 E. Langhans. Handbuch der biblischen Geschichte und Literatur.
Nach den Ergebnissen der heutigen Wissenschaft. 2 Bde. Bern (Dalp) 1881.
844 pp. 8. Fr. 12,50. — Vergl. Nowack Deutsche LZ. 1881, No. 33.
229) W. G. Brill. De geschiedenis der volken in schetsen. 1. deel.
Inleiding. Schets der geschiedenis van bot Israelitsehe volk. 's Gravenhage
1881. VII, 217 pp. 8.
230) Katie Magnus. About the Jews since Bible Times. From the Ba-
bylonian Exile tili the English Exodus. London 1881. XII, 320 pp. 8. 6 s.
231) M. Mayer. Lecons sur l'histoire sainte. Paris 1881. XII, 523 pp. 8.
232) A. Cave. Evolution and the Hebrews. A Review of II. Spencers
Hebrews and Phoenicians: Evangel. Review, Jan. 1881.
233) Güdemann. Juden und Griechen: Jüd. LB. 1881, No. 9 (nach dem
Londoner „Examiner", 19. Febr. 1881).
234) Bernh. Stade. Wo entstanden die genealogischen Sagen über den
Ursprung der Hebräer?: Ztschr. für die alttestam entliche Wissensch. 1881,
p. 347 — 350.
100 Kautzsch, Hebräische Sprctc7ücundef alttestamentliche Exegese
unter der Königsherrschaft. Lea und Rahel sind nach Stade23*)
ursprünglich Namen von nachmals verschollenen Unterstämmen
Jakobs ; die Zutheilung gewisser Jakobsstänrme an Lea bedeutet
eine frühere, die Zutheilung anderer an Rahel eine spätere Ueber-
siedelung ins Westjordanland. Die Dissertation Labhardt's 236) be-
spricht unter Beifügung zahlreicher Quellen- und sonstiger Belege
das Verhältniss der Juden zu den Griechen und Römern, dann die
verschiedenen Aufstellungen der alten Schriftsteller über die Herkunft
der Juden von den Indem, Magiern, aus Theben, von den Solymem,
aus Damaskus oder endlich von den Kindern der Semiramis. Ein-
zelne Fragen der Vorgeschichte Israels erörtern Campbell231),
Lund23s), Bmisen239), der in gewohnter dilettantischer Weise den
Exodus auf 1563 a. Chi-, ansetzt, und Welch2*«). Das Buch Gro-
sers2*1) kenne ich nur aus Stades Ztschr. II, 176. Halevy242)
bespricht auf Grund neuer Untersuchung die jetzt in London be-
findlichen Listen Asarhaddon's und Asurbanipals , auf denen sich
König Manasse als Menase , beziehungsweise Mttxsre findet (vergL
Schröder KAT2 p. 355, wo die Namen Minasü und Miinsii
lauten. Auf Grund dieser Listen findet Hah'ry die Notiz der Chronik
über die Wegführung Manasse's glaubwürdig. Eine Studie von
Graetz2*3) giebt Notizen über Matthia ben Theophil I unter He-
rodes, Simon ben Kamithos unter Valerius Gratus, Anan ben Anan
um 60 p. Chr., Matthia ben Theophil II während des Kriegs, Simon
Kantheras , der identisch sei mit Simon dem Gerechten , unter
Agrippa I. Von Agrippa II sucht Graetz2ii) zu erweisen, dass
235) Bernh. Stade. Lea und Rahel: Ztschr. f. die alttestam. Wissensch.
1881, p 112—116.
236) P. Theobaldus Labhardt. Quae de Judaeorum origine judicaverint
veteres. Dissertatio inauguralis. Augustae Vindelicorum 1881. 46 pp. 8.
237) ./. Campbell. The Pharao of Joseph: Proceedings of the Society of
Biblical Archaeology. Nov. 1880— Juni 1881. London 1881.
238) L. Lund. The Epoch of Joseph: Amenhotep IV as the Pharaoh of
the Famine: Proceedings of the Society of Biblical Archaeology. Nov. 1881
— Juni 1882.
239) E. de Bimsen. The Times of Israels Servitude and Sojourning in
Egypt: Proceedings of the Society of Biblical Archaeology. Nov. 1880 — Juni
1881. London 1881. [Die Aufstellungen Bunseu's umfassen daselbst nur
p. 79 — 80; angeschlossen ist sodann die durch ihn veranlasste Discussion.]
240) M. C Welch. Moses and bis Wife: New Engländer. Sept. 1881.
p. 604—614.
241) TU H. Groser. Joshua and his Successors: an Introduction to the
Books of Joshua. Judges. Ruth and Samuel I. London (?) 1881. 178 pp. 8.
242) J. llnh'rij. Manasse. roi de Juda. et ses cmitemporains- Etüde sur
deine li>tr> euneiformes de rois Syriens et chypriotes feributaires de l'Assyrie:
ßevue des etudes juives 1881. Jan.— März, p. 1 — 14.
243) //. Grätz. Zur Geschichte der nachexilischen Hohenpriester: Monats-
schr f. Gesch u. Wiss. des Judenth. 1881, p. 4!t — 64 und 97—112.
244) //. Graetz. Agrippa II und der Zustand Judäas nach dem Unter-
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 101
derselbe den Gesetzeslehrem im Wesentlichen freundlich gegenüber-
gestanden habe. Anhangsweise gedenken wir hier noch der Schrift
von Lucius *245), welcher für den rein jüdischen Ursprung des Esse-
nismus eintritt - - die Essener (vom syrischen chäse' = hebr.
Tön) repräsentirten eine Reaction der strenggesetzlichen Juden
gegen die Misswirthschaft der Hohenpriester; endlich des von
Vogel -46) versuchten Nachweises, dass die unter dem Namen des
IJegesipp (dies sei wohl verderbt aus Josippi = Josephi historia)
umlaufende Uebersetzung des Bellum Judaicum nicht von Ambrosius
herrühren könne. Nach dem Urtheile Schürer's (s. unten) hat
Vogel diesen Nachweis überzeugend geführt; von Rönsch dagegen
(s. unten) wird dies durchaus in Abrede gestellt.
Unter der Rubrik „Archäologisches" fassen wir hier noch
eine Reihe von Schriften ins Auge, denen wir sonst keine geeignete Stelle
anzuweisen haben. In Retreff des Kalenderwesens der Israeliten
kommt Dillmann2*1) zu dem Resultat, dass man während der Königs-
zeit ein mit dem Herbstmonat beginnendes Kalenderjahr kannte und
wohl auch bei der Zählung der Königsjahre zu Grunde legte, dass
aber deshalb nicht zu behaupten sei, vor dem Exil habe n u r dieses
mit dem Herbst beginnende Kalenderjahr existirt; denn die Fest-
gesetze des Pentateuch und zwar nicht bloss die des Priestercodex,
sondern auch Ex. 23, 14 ff. 34, 18 ff. ( J) , Deut. 16, 1 ff. legten
lautes Zeugniss für ein anderes Kalenderjahr ab , da sie sämmtlich
mit dem Passah - Mazzothfest beginnen und mit dem Herbstfest
schliessen. Ebensowenig ergebe sich aus den Ueberresten der alt-
kanaanitischen Monatsnamen und dem Gebrauch von rH"1. , dass die
Israeliten vor dem Exil ausschliesslich jene kanaanitischen Monate
im Gebrauche gehabt hätten; vielmehr gehe aus dem durchherrschen-
den Sprachgebrauch tfj'iri für „Monat" hervor, dass ihnen von Haus
aus Mondmonate geläufiger waren ; die im Priestercodex durch-
geführte Sitte, das Jahr mit dem Frühlingsmonat zu beginnen und
von diesem an die folgenden Monate mit Ordnungszahlen durch-
zuzählen, sei sicher zuerst in priesterlichen Kreisen gepflegt worden
gang Jerusalems: Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch. des Judenth. 1881,
p. 481—499.
245) P. E. Lucius. Der Essenismus in seinem Verhältnis* zum Juden-
thuni. Eine kritische Untersuchung. Strassburg 1881. 132 pp. 8. M. 3. —
Vergl. E. Schürer ThLZ. 1881, No. 21; A. Hilgenfeld Ztschr. f. wissensch.
Theol. 1882, 3, p. 257 ff.; R. S. Beweis d. GL, Juni 1882; R. Lipsius LC.
1882, No. 29; H. L. Streich ThLB. 1882, No. 32; Chapuis Kev. de theol. et
de philos, Sept. 1882.
246 ) Erclr. I ogel. De Hegesippo qui dicitur Josephi interprete. Erlangen
1881. 62 pp. 8. M. 1,50. — Vergl. H. Rönsch Ztschr. f. wissensch. Theol.
XXV, 1; Schürer ThLZ. 1881, No. 23; H. Bloch Jüd. LB. 1881, No. 47.
247 1 A. Dillmann. Leber das Kalenderwesen der Israeliten vor dem
babylonischen Exil: Monatsbericht der Königl. Akademie der Wissenschaften zu
Berlin, 27. < >ct. 1881, p. 914—935.
102 Kautzsch, Hebräische Sprachhwnde, alttestamentliche Exegese
und erst von da aus ins übrige Volk hinausgedrungen — und zwar
sicher noch vor dem Exil. Denn dass man sich in der Zeit des
schlimmsten Hasses gegen Babel, im Exil, die babylonische Monats-
rechnung angeeignet habe , sei desshalb schwer glaublich , weil die
Scheu vor dem Gebrauch der fremden Namen noch jahrhundertelang
angedauert habe. — Der Rabbiner Fluegel2**) erklärt die Dege-
nerirung der Juden in Nordamerika aus ihrem Abfall von den mo-
saischen Speise- und Ehegesetzen : andere medicinische Fragen be-
handeln Wolffsohn249) und der jüdische Oberstabsarzt Oppler250);
letzterer erinnert an die Desinfectionsmassregeln während des Wüsten-
zugs, vermuthet, dass die Priester und Leviten nicht bloss Haut-
krankheiten studirt haben und bringt dann die Legende (Tesachim
c. 4) von der Abschaffung der medicinischen Bücher durch Hiskia,
sowie die Notiz des Talmud (nidda fol. 30) über Sectionen in
Alexandrien. - Graetz251) handelt über die Instrumente kinnör
und nebel und deducirt aus der mischnischen Tradition , dass ein
Levitenchor in der Regel aus zwölf Choristen (einem Beckenschläger,
zwei Nablaspielem und neun Kinnorschlägem) bestanden habe ; diese
zwölf hätten wohl eine zusammengehörige levitische Familie reprä-
sentirt; Ps. ,46 , 1 (9, 1. 48, 15) stehe pw b'J elliptisch für
'"' bn: = zum Alamotnabla (?). Klein252) bespricht die Totaphot,
welche nach ihm ursprünglich Einritzungen an Stirn und Hand ge-
wesen wären, nach den Aussagen der Bibel (wobei die Grundschrift
nach Knobel, Schrader, JS'öldeke bestimmt wird) und der Tradition,
wobei nicht nur die tephillim der Juden, sondern auch der kosti
oder heil. Gürtel der Parsen, die Halacha über die Totaphot in den
alten Uebersetzungen und die Praxis bezüglich derselben bei Sama-
ritanern, Sadducäern und Karäern erörtert werden. König253) bespricht
die Frauenideale im Alten Testament und verweist auf Prov. 31, lOif.
als eine Zusammenfassung aller Einzelschilderimgen. Die Eheverhältnisse
der alten Juden behandelt Bergelzu), die Erziehung derselben (bis
248) M. Fluegel. Die mosaische Diät und Hygiene vom physiologischen
und ethischen Standpunkte und deren Resultat auf Körper und Geist. Vortrag.
Kalamazzo (?) in Michigan 1881. — Vergl. C. Jüd. LB. 1881, No. 49.
249) S. Wolffsohn. Die Pleuropneumonie nach jüdischem Ritualgesetz :
Jüd. LB. 1881, No. 25, p. 98»— 99»; No. 26, p. 102a— 103*.
250) Oppler. Einiges aus der altjüdischen Medicin 2.: deutsches Archiv
für Geschichte der Medicin IV, 1, p. 62 — 67.
251) H. Graetz. Die musikalischen Instrumente im jerusalemischen Tem-
pel und der musikalische Chor der Leviten: Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch.
des Judentb. 1881. p. 241—259.
252) Gottlieb Klein. Die Totaphot nach Bibel und Tradition : Jahrbb. für
Protestant Theol. 1881, II. 4, p 666 — 689.
253) F. E. König. Das Ideal des Weibes nach dem Alten Testament:
Ztschr. f. kirchl. Wissensch. u. kirchl. Leben 1881, 3, p. 148—153.
254) ./. Berget. I>h' Eheverhältnisse der allen Juden im Vergleiche mit
den griechischen und römischen Leipzig 1 «81. III, 33 pp. 8. M. 1,50.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 103
zum Ende der talmudischen Periode) Astruc'255) in populärer Dar-
stellung. Neubauer256) zeigt, dass eine jetzt im Britischen Museum
befindliche schön ausgeführte Medaille, welche aus Gazza stammt und
einen Mann auf einem Wagen nebst der Aufschrift "|!"P zeigt, nicht
von dem israelitischen Könige Jehu herrühren könne; es sei eine
gräco-phönizische Münze von ca. 400 a. Chr. üultrera261) hat seiner
1880 erschienenen fauna bibliea eine mineralogia biblica folgen
lassen; Rahmer26%) verficht unter einem seltsamen Titel die Hypo-
these, dass sich Jes. 5, 30. 6, 4. Cap. 24 (nach Rahmer eine der
ersten und feurigsten Reden Jesajas!) und 28, 21 auf das Erdbeben
unter Usia beziehen und zwar Jes. 6 wegen 2 Chr. 26, 16 ff.; auch
Jes. 24, 5 werde das Vergehen des Usia „scharf gezeichnet. Auf
l!» Seiten zeigt der Verf. auch, dass das hereinbrechende grosse Erd-
beben als Hintergrund der ganzen Prophetie des Arnos (cf. 2, 13.
3, 11 ff.) zu betrachten sei; auch Joel 3, 3 ff. wird hereingezogen.
Die Weine der Bibel bespricht Laune269); Bwmstead260) beweist
mit physiologischen, historischen und linguistischen Gründen, dass
die Bibel innerhalb gewisser Grenzen den Weingenuss gestatte. Eine
Untersuchung über das Manna veranstalteten Renandvmä Lacour261);
Schick262) berechnet an der Hand alter Nachrichten und der Raum-
verhältnisse , dass das alte Jerusalem (wann?) leicht 200 — 250,000
ständige Einwohner gehabt haben könne. Bei dieser Gelegenheit ge-
denken wir einiger trefflicher topographischer Arbeiten, von KLav
ber263), der die Identität des Zion mit dem Tempelberg (nicht mit
dem höheren Südwesthügel, welcher verjährte Irrthum besonders in
England hartnäckig aufrecht erhalten wird!) diesmal aus 1. Makk.
255) Aristide Astruc. L'enseignement chez les anciens Juifs. Extrait de
la Revue de Belgique. Bruxelles 1881. 32 pp. 8.
25C) A. Neubauer. La inonnaie de Jehu: Revue des etudes juives 1881,
April— Juni, p. 290.
257) P. Üultrera. Mineralogia biblica ovvero spiegazione dei corpi in-
orgätiici menzionati nella Sacra Scrittura. Palermo 1881. 254 pp. 8. L. 4.
258) M. Rahmer. Die biblische Erdbeben -Theorie. Eine exegetische
Studie. Magdeburg 1881. 40 pp. 8. M. 1. — Vergl. Rippner Jüd. LB.
1881, No. 23; A. Wünsche Jüd. LB. 1881, No. 34; C. Siegfried Ztschr. für
wissenseh. Theol. XXV, 1; ThLB. 1881, No. 33.
259) T. Laurie. The Wines of the Bible: New Englander, Mai 1881,
p. 366—378.
260) Horace Bumstead. The Biblical Sanction for Wine: Bibl. Sacra
1881, p. 47 — 116.
261) E. Renard et E. Lacour. De la manne du desert ou manne des
Eebreux: Critique historique, histoire naturelle, analyso chimique. Alger (Fon-
tana u Co.) 1881. 20 pp. 8. Fr. 1,25.
262) C. Schick. Studien über die Einwohnerzahl des alten Jerusalem:
Ztschr. des deutschen Pal.-Ver. 1881, p. 211—221.
263) Klaiber. Zion. Davidsstadt und die Akra innerhalb dos alten Jeru-
salem. 2. Artikel: Ztschr. des deutschen Pal.- Vereins 1881, p. 18—50. (Arl I
ibid. 1880, p. 189—213.)
104 Kautzsch, Hebräische Sprachkunde, alttestamentliche Exegese
und Josephus erhärtet, und zweier von Spiess 2iii~'J): bezüglich der
zweiten ist nur die Heranziehung der Mischna mit Recht verraisst
worden. Der alte Streit über die Lage des Tempels wird von
Fergusson*66) und Warren'1*1) fortgesetzt.
In das Gebiet der biblischen Theologie gehört — • wenig-
stens nach dem Titel -- eine Broschüre Molchoic's'16*), welche u. a.
die Sage von der Befreiung Israels aus Aegypten von der judäischen
Priesterschaft nach der Theilung des Reichs in Umlauf gesetzt sein
lässt. Ein Aufsatz von Stanley Poole'2^) führt, wenn identisch
mit dem im Jüd. LB. 1881, No. 24 besprochenen, den Nachweis,
dass von einer Entlehnung des hebräischen Monotheismus aus dem
ägyptischen wegen der tiefen Differenzen zwischen beiden keine Rede
sein könne. Preiss210) folgert aus Arnos 5, 25 f., dass die Juden
in der Wüste den Saturn (Kevan) verehrten ; weiter aber sei mrr
= —™p lautverwandt mit "ji^a Kevan. Darnach sei auch der
Kälberdienst der Juden ganz erklärlich , da der Stier überall Bild
des Saturn sei. Unerklärlich bleibt dagegen dem Referenten, wie
diese Probe von Lautverschiebung in einer Zeitschrift für „wissen-
schaftliche" Theologie stehen kann. Die Aufsätze Valeton's'211) zur
israelitischen Religionsgeschichte sind mir nicht zugänglich. Das
Buch von Oswald'11'2) folgt nach der Theol. Quartalschrift der seit
Suarez und Bellarmin herrschenden Schuhneinuno; und enthält im
264) F. Spiess. Das Jerusalem des Josephus. Ein Beitrag zur Topographie
der heil. Stadt. Berlin 1881. IV, 112 pp. 8. M. 2.80. — Vergl. H. L Strack
ThLB. 1882. No. 20; Klaiber ZDPV. IV, p. 273; Furrer Deutsche LZ. 30. Juli
1881: Oort Theol. Tijdschr. Jan. 1882.
2G5) F. Spiess. Der Tempel zu Jerusalem während des letzten Jahr-
hunderts seines Bestandes nach Josephus : Sammlung gemeinverständl. wissensch.
Vorträge, 358. Heft. Berlin (Habeli 1881. 36 pp. 8. Mit einer lithogr. Tafel.
M. 1. — Vergl. Schürer in ThLZ. 1881, No. 11.
266; «7. Fergusson. The temple of Jerusalem. Letter: Athen. 15. Jan.
1881, p. C5«-'— 66b.
267) Warren. The Site of the Temples of the Jews. With 5 Plates:
Transactdons of the Society of Biblical Archaeology, VII, 2.
268) E. Molchow. Egypten u. Palästina oder Religion u. Politik. Ein
neues Licht über Sagen u. Gesetze des Pentateuch und die Entstehung des isra-
elitischen Monotheismus. Zürich i Verlags-Magazin) 1881. 47 pp. 8. M. 0,80.
— Vergl. ThLB. 1881, No. 26.
269) Reginald Stanley Poole. Hebrew Ethics in Evidence of the Date
of Hebrew Documents: Contemporary Review, Apr. 1881, p. 629 — 636.
270) H. Preise. Der Ursprung des Jehovakultus : Ztschr. f. wissensch.
Theol. XXIV. 2, p. 210—213.
271) J. J. P. Valeton jr. Bijdragen tot de kennis en waardeering van
den israelitischen godsdienst. I: Studien VII, 1, p. 1 — -27. II: Monothei'sme,
ibid. VII. :.'-. p. 81—120.
272) ./. //. Oswald. Religiöse Urgeschichte der Menschheit, das ist der
i md des Menschen, der Sündenfall im Paradiese und die Erbsünde nach der
Lehre der kathol Kirche dargestellt. PaderborD 1881. — Vergl. // Roder-
feld (Tab.) Theol Quartalschr 1882, II. p 313 ff.
und biblische Theologie, Geschichte Israels 105
Anhange „eine schöne und anziehende" Abhandlung der Lehre
von der unbefleckten Empfängniss Mariens. Von einem Aufsatze
Oort's213) ist ein Theil (Abschnitt III, p. 19 — 29) dem israelitischen
Staate gewidmet. Wurm27*) versucht den Nachweis, dass Elohini
nicht die im Wesen Gottes liegende Machtfülle an sich, sondern „die
Erscheinung aus einer höheren, unsichtbaren Welt, vor welcher der
Mensch sich -fürchten muss , die Offenbarung Gottes" bezeichne : so
soll sich auch der Wechsel der Gottesnamen (Jahve und Elohim) er-
klären. In dem Plural Elohim aber werde der eine Gott mit
den seine Umgebung bildenden höheren Geistern zusammengefasst.
Von den Schriften Goths215) und Keerl's216) kenne ich nur die
Titel. Krei/her211) erklärt die biblischen Wunder aus der mystischen
Kraft der Imagination; Jos. 10, 12 aber sei eigentlich als Wunsch
gemeint , der erst vom Erzähler in ein Wunder umgesetzt wurde.
Die von Curtiss übersetzten Vorlesungen von Delitzsch'21*) behandeln
die alttestamentliche Heilsgeschichte in sieben Perioden (nach der
Zahl der Schöpfungstage) : Urgeschichte , Patriarchenzeit , mosaische,
davidisch-salomonische Periode, Israel und Juda bis zum Exil, vom
Exil bis auf Christus, von Christi Begräbniss bis zur Auferstehung,
wobei die Parallelisirung mit den 7 Schöpfungstagen auch im Ein-
zelnen durchgeführt und besonders auch die Typologie eingehend
berücksichtigt wird. Erwähnung verdient noch, dass Delitzsch nun-
mehr nach S. 141 f. die Authentie des Deuterojesaja so gut wie
ganz aufgegeben hat [Vorstehendes nach dem Referat Strack's ThLB.
1882, No. 17]. Ueber die Theorie des Opfers handelt Gretillat.2™)
Ein Artikel von SeltJcou)itsch2S0) , der zuerst im Athenee orienta]
273) H. Oort. De Godsdieust en de Wording van den Staat: Theol.
Tijdschr. 1881, p. 1 ff.
274) Paul Wurm. Der Gottesname Elohim und das Verhältniss von Gott
und Engeln im Alten Testament: Theol. Studien aus Württemberg 1881, H. 3,
p. 173—182.
275) C. Goth. Les anges. These. Geneve 1881. 64 pp. 8. Fr. 2.
276) Phil. Fr. Keerl. Grunddragen af den heiige skrifts lära om Che-
rubim, de goda englarna samt satan och hans englar. Utdrag ur ett större verk.
Öfr. ok utg. af V. Hwmbla. Lund 1881. 100 pp. 8.
277) Johannes Kreyher. Die mystischen Erscheinungen des Seelenlebens
und die bibl. Wunder. Ein apologetischer Versuch. Erster Theil : Die mystischen
Erscheinungen des Seelenlebens. Zweiter Theil: Die bibl. Wunder. Stuttgart
1881. VIII, 328 und IV, 216 pp. 8. M. 8. — Vergl. Beweis des Gl.
Febr. 1883.
278) Franz Delitzsch. Old Testament History of Redemption. Leetures.
Translated from Manuscript with Notes by Samuel Ives Curtiss. Edinburgh,
1881. XV. 213 pp. 8. 4 s. 6 d. — Vergl. //. L. Strack ThLB. 1882,
No. 17; TP. E. Addis Dublin Review Jan. 1882.
279) Gretillat. De la theorie du sacrifice levitique d'apres Baehr et
Oehler: Revue de theol. et de philos., Juli 1881, p. 313 — 341.
280) G. Sclikowitseh. Le Scheol des Hebreux et le Sest des Egyptiens:
etude archeologique relative h l'cxpression de la Bible comparee ä celle des
textes hieroglyphiques. Bar-le-Duc 1881. 18 pp. 8,
Jahresbericht 1881. 8
106 Kautzsch, Hebräische SprachJcunde, alttestamentliche Exegese
erschien, leitet bNTü wieder einmal von bN23 demander ab, sintemal
das Grab immer neue Schlachtopfer fordere ; übrigens habe die Vor-
stellung vom Scheol nichts zu thun mit der Idee der Strafe oder
Belohnung, enthalte überhaupt kein eschatologisches Moment und
stehe somit auf einer Stufe mit dem Sest der Aegypter. Im An-
schluss hieran nennen wir gleich einen durch tSelikowitsch veran-
lassten Aufsatz Roh iou 's281), dessen Titel wir Friederici entnehmen.
Lippert^'1) weiss mit Hülfe einer Exegese, der kein Ding unmög-
lich ist, zahlreiche Spuren des Seelencultus im Alten Testament auf-
zudecken, die bis jetzt jedermann entgangen sind. Immerhin hat
sich Lippert wenigstens das Verdienst erworben, durch seine Schrift
einen gehaltvollen Aufsatz von Oort'2S3) über das gleiche Thema
veranlasst zu haben. Die biblischen Aussagen über die Unsterblich-
keit wurden behandelt von Pettingell284) und einem Anonymus285).
Wegen ihrer vielfachen Beziehung auf Fragen der alttestamentlichen
biblischen Theologie möge hier noch die Neubearbeitimg des treff-
lichen biblischen Wörterbuchs von Cremer2*6) (1. Aufl. 1866) Er-
wähnung finden.
In den Bereich der Samaritanischen Studien gehört
ein Aufsatz von Fürst'1*'1), sofern er zeigt, in welcher Weise die
Juden C4en. 4, 7. 49, 6 f. und Deut. 31, 16 gegen die Samaritaner
und ihre Lehren zu verwenden wussten.
281) RoblOU. Lettre au sujot de l'article intitule: „Le Scheol des Hebreux
et le Sest des Egyptiens". Bulletin de l'Athenee oriental. I. Paris 1882.
282) Julius Lippert. Der Seelencult in seinen Beziehungen zur alt-
hebräischen Religion. Eine ethnologische Studie. Berlin 1881. VIII, 181 pp.
8. M. 3, CO. -- Vergl. st. Deutsche LZ. 1881, No. 1; L. F. ThLB. 1881,
No. 14; Ztschr. f. Völkerpsychol. u. Sprachwissensch. XIII, H. 4; R. K. LC.
1882, No. 13-, Ä". Bruchmann Ztschr. f. Völkerpsych. u. Sprachwissensch. XIV,
1, p. 91 — 120.
283) //. Oort. De doodenvereering bij de Israelieten: Thcol. Tijdschr.,
Mai 1881, p. 350— 3G3.
284) J. H. Pettingell. Biblo terminology Relative to the Future Lite: an
Inquiry into the Meaning of the Principal Scriptural Terms touching the Natura
and Destiny of Man. Philadelphia (Bible Banner Association) 1881. 368 pp.
8. Doli. 0,75.
285) Eternal Purpose. Study of the Scripturc Doetrine of Immortality.
Philadelphia 1881. 325 pp. 12. Doli. 1,50.
286) Hermann Cremer. Biblisch-theologisches Wörterbuch der Neutesta-
tnentlichen Gräcitat. Dritte sehr vermehrte und verbesserte Auflage. Lieferung
1 u 2 (p. 1 — 256). Gotha 1881. — Vergl. Hülsten Deutsche LZ. 1882, No. 1;
ThLB. 1882, No. 9 (betr. Lief. 2).
287) Fürst. Zur Differenz zwischen Juden und Samaritanern ■ ZDMG 35,
I, p. 132- 138.
und biblische Theologie, Geschichte Israels. 107
Nachtrag (zu S. 65, Z. 1). Gegen Dillmann versucht
Cassel1) zu erweisen, dass der Apostel Paulus Rom. 11, 4 mit r//
Baal dennoch nichts anderes, als t7j sixovi gemeint hahe, erblickt in
nvän als Götzenname nicht eine Bezeichnung Baal's , sondern der
ägyptischen Bast = Aschera. U. E. ist durch diese Hypothesen
der wohl fundirte Beweis Dillmanns in keiner Weise erschüttert
worden.
Berichtigung (zu S. 65, Z. 19 ff.). Die unter No. 24 an-
geführte Edition Ziegler's ist irrthümlich dem Bericht für 1883
vorw eggenommen.
Berichtigung zu p. 8Ö, Z. 9 ff. Unter No. 136 wird hier
1 1 .-trii F. Vigouroux die Behauptung zugeschrieben, dass der Durch-
zug Israels durch die Bitterseen erfolgt sei, während diese Hypothese
vielmehr von ihm bekämpf! wird.
1) P CfasselJ. Baal im neuen Testament. // Barth Berlin 1881.
S.-A. aus V p. 431—443. - Vergl. Kittel ThLZ. 1882, No. 7, Sp. 153 f.
108
Neu- Iran.
Von
Hermann Eth6.
Als die weitaus bedeutsamste Leistung für die Geschichte der
persischen National-Literatur muss die Veröffentlichung des zweiten
Bandes von Rieu'a x) meisterhaft gearbeitetem Catalog angesehen
werdon, der uns mit 1128 weiteren Nummern aus dem Gebiete der
Philologie, Philosophie, Mathematik, Astronomie, Medicin, Alchemie,
Naturgeschichte , hauptsächlich aber der Poesie und Kunstprosa be-
kannt macht und durch eine wahrhaft staunenswerthe Fülle bahn-
brechender Forschungen alle ähnlichen Specialarbeiten in den Schatten
stellt. Für eine erschöpfende Uebersicht des Entwickelungsganges
neupersischer Dichtkunst, die durch dieses Werk so wesentlich ge-
fördert ist, bedarf es jetzt nur noch der mit Spannung erwarteten
Beschreibung der Berliner Handschriften durch W. Pertsch, und
der beiden vom Ref. bearbeiteten Cataloge der Bodleiana und des
India Office , von denen der erstere bereits seit einigen Jahren im
Druck, der andere seinem Abschluss im Manuscripte nahe ist. Die
24 persischen Handschriften der Strassburger Bibliothek, unter denen
freilich nur das ziemlich seltene „Shiräznäma" auf besonderen Werth
Anspruch erheben kann , sind von Landauer 2) mit Sorgfalt und
eingehender Kenntniss bearbeitet. Als ein. ganz brauchbares Hand-
buch für den akademischen Unterricht im Persischen erweist sich
Grünert's3) Chrestomathie, die freilich nichts Neues bringt. Von
Werken allgemeineren Inhaltes sind hier ferner anzuschliessen : Beale's*)
1) Catalogue of the Persian Mss. in the British Museum. Vol. II. London
1881, VI u. pp. 433—877. — Vorgl. JA. VII Se>. XVIII (1881) 557—559;
E[th(] BLZ. 1881, 1736—37; W. PfertschJ LC. 1882, 55 und den Artikel
von F. J. Goldsmid: „Persian Mss. in the Brit. Mus." Atli. 1881, Sept. 24.
2) Katalog der hebräischen , arabischen , persischen und türkischen Hand-
schriften der kaiserlichen Universitäts- und Landesbibliothek zu Strasshurg, be-
arbeitet von Dr. S. Landauer. Strasshurg 1881. Trübner. 4U. 75 pp. -
Verg] LC. 1881, 1884.
3) Neupersische Chrestomathie von M. Grünert. 2 Theile (I. Texte,
II. Vocabular). Prag, Calve , 1881. XI, 116 u. 264 pp. Autogr. gr. 8. -
Vergl. E. Sachcm DLZ. 1882, 751.
4) The Oriental Biographical Dictionary, by the late Thomas William
llinlc, editod by the Asiatic Society of Hongal , undor the superintendence of
//. G. Keene. Caleutta 1881. 291 pp.
Ethe, Neu-Irdn. 100
biographisches Lexicon des mohammedanischen Orients , dem trotz
seiner vielfach verschrobenen Transcriptionsmethode, seiner, zumeist
auf Nichtkenntniss europäischer Forschungen beruhenden Irrthümer
und einer oft ganz unverzeihlichen Nachlässigkeit doch bei gehöriger
Vorsicht ein gut Th'eil Brauchbarkeit, besonders zur schnellen Orien-
tirung über Namen und Daten aus der persischen Geschichte und
Literatur, nicht abgesprochen werden kann , - - und die beiden auf
die Geschichte Indiens bezüglichen , aber selbstverständlich zum
grössten Theil auf neupersischen Quellen fussenden Arbeiten von
Talboys Wheeler5) und dem -- leider durch einen jähen Tod noch
am Ende dieses Berichtsjahres aus der Fülle seines Schaffens ab-
berufenen — Grafen von Noer&). Wheeler's Darstellung des letzten
Jahrhunderts muhammedanischer Herrschaft in Indien von Aurang-
zib's Regierungsantritt 1658 bis zur Schlacht von Paniput 1761
leidet an denselben Unzulänglichkeiten wie die früheren Bände seines
Werkes — ungenügender Benutzung orientalischer Quellen und
Mangel an acht wissenschaftlicher Kritik ; statt wirklicher Geschichte
erhalten wir einen elegant geschriebenen , aber jeder exaeten Chro-
nologie entbehrenden historischen Roman mit pikanten Memoiren
im Geiste Vehse's, und das einzig Werthvolle darin sind die Cultur-
und Sittenbilder, die auf Berichte, europäischer Reisender und officielle
englische Regierungsannalen basirt sind, sowie die aus den Mackenzie
Mss. geschöpften „Hindu Annais". Eine bei weitem grössere kritische
Schärfe und gerechtere Würdigung der einheimischen Ueberlieferung
documentirt sich in dem ersten Bande von Noer's „Kaiser Akbar", der
uns in fesselndem Styl und ebenso lichtvoller wie gesättigter Darstellung
die Geschichte der ersten 12 Regierungsjahre dieses genialsten und vor-
urtheilsfreiesten aller orientalischen Monarchen entrollt. In die all-
gemeinere Rubrik fällt endlich noch Colebrooke's 7) neuer Beitrag zur
Kenntniss muhammedanischer Eigennamen. — Wenden wir uns nun zu
den Arbeiten über einzelne persische Autoren selbst, so müssen wir
in erster Linie der bedeutsamen Publication Sckefer's6) gedenken,
die uns das lange sehnsüchtig erwartete Reisetagebuch Näsir Khus-
rau's in persischem Text und französischer Uebersetzung mit einer
5) The History of India from the earliest ages, by J. Talboys Wheeler.
Vol. IV, part II. Moghul Empire-Aurangzeb. London, 1881, Trübner. pp. XVII
u. 322—600. — Vergl. Efthe] DLZ. 1881, 1478—80.
6) Kaiser Akbar, ein Versuch über die Geschichte Indiens im sechzehnten
Jahrhundert, von Graf F. A. von Noer. 1. Lieferung. XXIII u. 216 pp.:
2. Lief. IV u. 217—516 pp. 8. Leiden, Brill, 1880—1881. M. 10. — Vergl.
LC. 1881, 1274; Efthe] DLZ. 1881, 1965—67.
7) On the proper names of the Mohammedans, by Sir T. E. Colehroolce.
Bart, M. P. in JKAS. New Series. Vol. XIII, part. II. London, April 1881.
8) Sefer Nameh, Eelation du Voyage de Nassiri Khosrau en Syrie, en Pa-
lestine, en Egypte, en Arabie et en Perse, pendant les annees de l'Hegire 437
— 444 (1035—1042), publie , traduit et annote par Charles Schefer. Paris,
1881, Leroux. (Tublications de l'ecole des langues orientales Vivantes, 2'eme
serie, I.) 25 Fr. — Vergl. Th. Nöldeke LCB. 1882, 282 ff.
\\0 Ethij Neu- trän.
Fülle werihvoller geographischer und Inpu^TapliisclnT Noten, sowie
einer kritischen Einleitung, bringt. Die Daten über Näsir's Leben
und Werke sind im Ganzen dieselben, die Ref. schon zwei Jahre
früher in seiner Einleitung zum Rüsanäinäma fixirt hat, über noch
erheblich gestützt durch neue, blichst dankenswerthe handschrift;
liehe Zeugnisse. Die Identität des Dichters und des Reisenden
Näsir ist dadurch man wohl endgültig allen Zweifeln entrückt.
Unter den Dichtern -- sehen wir von Pizzfs9) interessanter Notiz
über eine Handschrift des Shähnäma und einem kurz zusammen-
fassenden englischen Vortrage des Ref. über die Resultate seiner
dem Berliner Congress vorgelegten Untersuchungen über persische
Tenzonen 10) ab — hat wieder 'Ulnar Khayyäm , der grosse Frei-
denker und unvergleichliche Epigranunatist, die grösste Anziehungs-
kraft geübt. Mit der 1878 vom Grafen Schack veröffentlichten
metrischen Nachbildung seiner Rübä'is wetteifert in gewandter Sprache
und möglichster Treue JBodenstedt's n) neue poetische Uebertragung,
und nicht minder tüchtig ist die englische Uebersetzung von Wkin-
field12), die Trübners unternehmende Firma noch am Schlüsse dieses
.la!i res ihrer „Oriental Series" einzuverleiben im Stande war. Clarl<,ey?i)
hat dem englischen Publicum Nizämi's Alexanderbuch durch eine
mit kritischen Noten , Einleitung und Biographie des Dichters ver-
sehene zusammenhängende Prosa - Uebersetzung zugänglich gemacht,
während gleichzeitig das erste Buch von Jaläl-uddin's Mathnawi, so-
wie Jäml's Yüsuf und Zalikhä in Rcdhouse14) und Gri,fßihxs)
9) J. Pizzi. Di im codice persiano dolla R. Bibliotcca medico-laurenziana
in „Atti del IV Congresso Internazionale degli Orientalisti touuto in Firenze nel
Settembre 1878". Vol. II. Fironze 1881.
UM Persian Strife - Poems , notes of a loeture by Dr. Etile to the students
at the meeting of the Debating and Literary Society, Nov. 4"1 1881 in „The
University College of Wales Magazine". Aberystwith. Vol. IV. Dec. 1881.
pp. 83—90.
11) Omar Chajjam, Lieder und Sprüche, verdeutscht durch Friedr. Poden-
stedt. Breslau 1881, Schletter. XXII u. 217 pp. 8. — Vergl. Ed. Sackau
BLZ. 1881, 302; LC. 1881, 1G13.
12) The Quatrains of Omar Khayyäm, translated into English verse by
E. H. Whinfield, M. A., lato of the Bengal Civil Service. 91 pp. 5 sb.
13) The Sikandar Näma,e Bara or Book of Alexander the Groat, by Abu-
Muhammed bin Tusuf bin Mu'ayyid-i-Nizämu'-d-DTn, translated for the first time
out of the Persian into prose , with critical and explanatory remarks , with an
introduetory prefaco and with a life of the author , collected from various
sources, by Capt. H. Wüberforce Clarhe. London 1881, Allen. XXXI u.
831 pp. 42 sh.
14) The Mesnevi (usually known as the Mesneviyi Sherif or Holy Mesnevi )
of Mevlänä (our Lord) Jelälu'd-Dln Muhammed er-Rfiml. Book I. Together
with some aecount of the lifo and acts of the author, of his ancestors and of his
descendants. Illustratod by a selcction of characteristic anoedotes, _as collectod by
their historian, Mevlänä Shemsu'd-DTn Ahmed ol EfläkT, ol 'Arifi, translated
and the pootry vorsified in English, by James Win,. Redhousc. MltAS. London,
1881, Triibner. pp. XV u. 135, V u. 290. 21 sh.
15) Yüsuf and Zulaikha, a poem by Jami, translated from the Persian into
Ethe, Neu- Iran. \\\
poetische Bearbeiter gefunden haben. Gelegentlich der Nizämi'schen
Dichtung mögen hier noch eine indische Ausgabe des bekannten
Gommentars zum Makhzan-ulasrär 1C) sowie Rehatsek's1"1) Artikel
über die Alexandermythe Erwähnung finden, der aber, fast aus-
schliesslich auf Firdausi und Nizämi basirt, um so nutzloser ist,
als er nicht einmal die einschlägigen Arbeiten Spiegel's, Bachers
und des Ref. „Alexanderzug zum Lebensquell" zur Benutzung heran-
gezogen hat. Ueber Sa'di als Moralisten handelt Nevels)\ czechische
Uebertragungen aus dem Diwan des Häfiz geben Kohtt und
Vrchlichy.1*). In Indien sind ferner von modernen persischen
Dichtern der Diwan des Raswä20), die Elegien des Munis21) und
eine persische Anthologie22) gedruckt worden. Die Bibliotheca In-
dica bringt uns an Fortsetzungen (resp. Schlusslieferungen) das erste
Fascikel vom dritten Bande des Akbarnäma23), die Jahre 980 — 982
umfassend, den Index zum zweiten Bande desselben Werkes24), so-
wie Fascikel 13 und 14 der englischen Uebersetzung der Tabakät-
i-Näsiri 2Ö), die den Schluss des Textes, 4 Appendices (hauptsächlich
mit kritischen Widerlegungen einiger Ansichten Blochmann's ge-
füllt), Titelblatt, Vorrede, ein Memoire des Autors, des Autors Vor-
rede und Widmung , einen vollständigen Index und nachträgliche
Emendationen enthalten. —
Von dem Gebiet persischer und persisch-indischer Geschichte, in
das auch ein ausführlicher Essay von Hoivorth^) über Chingizkhän und
English verse by Ralph T. II. Griffith. London, Trübner. XIII u. 303 pp.
8 sh. G d.
16) ,L.wl ...:^/5 _,-£ Lucknow 1881. 286 pp. 6 sh.
17) The Alexander Myth of the Persians, by E. Rehatsek. JBBAS. 1881.
Vol. XV, No. 39, pp. 37—64.
18) F. Neve. Le poete Sadi, moraliste oriental du XIII e siccle. Lou-
vain, 1881.
19) Häfiz, z divänu. Prelozili J. B. KoSut a J. Vrchlicky. Poznämkami
opatril Dvorak (Häfiz, Aus dem Diwan. Uebersetzt von J. B. Kohlt und
J. Vrcldiehy. Mit Anmerkungen von li. Dvorak). Prag, 1881, Otto. p. 151.
20) \y*. ,-,Uj^. Lucknow 1881. 150 pp. 3 sh. 6 d.
21) <f*iy> *-tß"* 2W^*^-*. Lucknow 1880 — 1881 (3 Bände, jeder
320 pp.). 18 sh.
22) o.S-x^ ..UCv^J, a Persian poetical anthology, by Balm Madhu Das.
witli a few Urdu tracts. Lucknow 1881. 281 pp. 5 sh.
23) The Akbarnäma, edited by Maulawi ' Abd-ur-RaMm. Vol. III, fasc. I.
Calcutta 1881. 96 pp.
24) 'Abd-ur-Rahim. Index of names of persons and geographica! names
oecurring in the Akbar Nämah. Vol. II. Calcutta. Fol.
2")i The Tabakät-i-Na>iri, translated from the Persian by Major TT. G. T'a-
verty. Faso. XIII and XIV. London, 1881, Trübner.
26) 77. IL Hoirorth. Cb.ingb.iz Khan and bis ancestors. IAnt. Bombay,
1881. May — September and November.
\\2 Ethi, Nett- Iran.
seine Vorfahren, sowie kürzere Notizen über die Revenuen der indischen
Grossmoghuls -'') hinübergreifen, führt uns ein kurzer Schritt in das
der Numismatik über, auf dem zunächst der sechste Band von Lane-
PooZe's28) Catalog der orientalischen Münzen des Britischen Museums
hervorgehoben werden muss , der die Zeit der Mongolen behandelt
und mit gleicher Sorgfalt wie seine Vorgänger gearbeitet ist. Wei-
tere Arbeiten auf diesem Gebiete sind die von Ihomas2*) über
zweisprachige Münzen von Bukhärä, von Gibbs6") über Gold- und
Silbermünzen der Bahmaniden im Deckan, von Rodgers31) über
Kupfermünzen Akbars und die Münzen der Sikhs , sowie die kurze
Notiz 8aiiva/ress-) über einen Sattaridenobolus. Unsere Kennt-
nisse über die geographischen und ethnographischen Verhältnisse
Persiens und seiner Nachbarländer sind nicht unwesentlich gefördert
durch zwei weitere Arbeiten Houtitm->Sr/iindler's'ia) über das süd-
liche Persien, Rawlinsoiis6*) Artikel über Ispahän , Holdicli&Sf>)
historisch - topographische Beschreibung von Kandahar, einen Essay
über Khelataö), Tanners''') Bemerkungen über einzelne Stämme
Katiristäns und Yules'M) eingehende Darstellung dieses interessanten
Gebirgslandes im Norden Afghanistans. Ein modernes persisches
Werk über allgemeine Geographie, das um A. H. 1190 begonnen
wurde und von dem auch die Bodleiana eine Handschrift besitzt,
ist in Indien gedruckt.39)
27) Keene. On the revenues of the Mughal Empire; Thomas, The reve-
nues of the Mughal Empire. JASB. Vol. 50, Nr. II. 1881.
28) Catalogue of Oriental Coins in the British Museum. Vol. VI. The
Coins of the Mongols in the British Museum. Classes XVIII — XXII, hy St.
Laue Poole. Editeil by R. Stuart Poole. London, 1881. Trübner. LXXV
u. 300 pp. 8.
29) Bilingual Coins of Bukharä. by E. Thomas. Num. Chron. 1881.
No. 2. 3.
30) Gold and Silver Coins of the Bahmani dynasty, by J. Gibbs. ibid.
1881.
31) Copper Coins of Akbar, by (Jh. J. Rodgers. JASB. Vol. 49, No. 4.
With two plates. Calcutta 1881. On the coins of the Sikhs, by the same.
ibid. Vol. 50, No. 1. 1881.
32) H. Sauvaire. Lettre ä M. St. Lane-Poole sur im Fels Saftäride in-
edit de la eollection de M. Ch. de l'Ecluse. Num. Chron., 1881, No. 2. 3.
33) A. Houtum-Schindler. Notes on Marco Polo's Itinerary in Southern
Persia. Chapters 16 — 21, Col. Yule's transl.: JKAS. XIII, No. 4. 1881; und
..Reisen im südliehen Persien 1879'', mitgetheilt von H. Kiepert. Mit Karte:
'/. Berl. Ges. f. Erdk., No. 94. 95. 1881.
34) Ispahän. by //. C. Raidinson. Euc. Brit. 9tl> Ed. XIII, 393—396.
35) Kandahar, by T. If. IToldlch. ibid. XIII, 835 — 37.
36) Calc. Kev. Vol. 70. No 475. July 1881.
:;7 1 //. ('. Tanner. Notes on the Chugani and neighbouring tribes of
Kafiristan: Proc. Roy. Geogr. Soc. London, May 1881.
38) Kafiristän, by Col. Henry Yule. Enc. Brit. 9tli Ed. XIII.
820—823 pp. .
39j *-Jwi^S! ä.äjA> by Murtuza Husain. Lucknow 1881. 697 pp. 18 sh.
Ethe, Neu-Irun. \\%
Auf dem Gebiete neu - iranischer Philologie und Lexicographie
begegnen wir zunächst der ausführlichen und höchst schätzens-
werthen Arbeit Jiisti'si(>) über die Mundart von Yezd, die sich auf
die nachgelassenen Papiere des verstorbenen Petermann gründet.
Daran reihen sich zwei Handbücher persischer Grammatik41), >Sane'si2)
Ausgabe eines persisch -arabisch -sauskritischen Glossars, sowie ein
kurzes technisches Lexicon.43) Die Sprache der Belutschen hat durch
Damesu) eingehende Würdigung gefunden.
Indem wir ein paar Legendensammlungeu über des Propheten
Geburt und Offenbarungswunder45), die neue Ausgabe von Thon-
nelier's16) französischer Uebersetzung eines schon 1832 von Atkin-
son ins Englische übertragenen persischen Anstandsbuches und
Chodzko'si7) Beschreibung eines persischen Metzgerschildes nur
flüchtig erwähnen, wollen wir zum Schluss noch auf Karabacek's18)
Werk über persische Nadelmalerei, sowie Gödel-Lannoy's4'*) Artikel
über den persischen Curiositätenliandel als zwei interessante und
werthvolle Beiträge zur Kenntniss des realen Lebens im modernen
Iran aufmerksam machen.
40) Ueber die Mundart von Yezd, von Ferdinand Justi: ZDMG. 1881,
pp. 327—414.
41) E. Seil. Munadhar al Kawand. Persian grammar , rhetoric. pi-osody
etc. in Persian. Roy.-8. 2«<l ed. London, 1881. 148 pp. und Bdrid, Shap.
Bhikaji, manual of Persian grammar. Bombay 1881. VIII u. 152 pp.
42) Raja-vyavahara-kosha, a metrical glossary of Persian and Arabic official
terms, with their equivalents in Sanskrit, composed for Sivaji I. Edited by
K. N. Seine. Pirna. K. S. Office 1881.
43) ,,o.Ä£ ^.j ,t . The t'our elements. A dictionary of technical terms in
English, Arabic, Persian and Hindüstäni. Roy.-8. Lucknow, 1881. öl pp. .'> sh
44) Dames. Balochi grammar and vocabulary: Extra number of JASB. to
part I of vol. 49 (1880).
45) oü.ÄC -3jLy* Birth of the Prophet, by Wazir. Lucknow 1881.
145 pp. 3 sh. und ,..L*jI ;>J) Birtli and miracles of the Prophet. 2 parts
in one. Lucknow 1881- 122 pp. 3 sh.
46) Kitabi Kulsum Naneh, ou le livre des Dames , contenant les regles de
leurs moeurs, usages et superstitions d'iuterieur, traduit et annote par J. Thon-
nelier in „Bibliotheque Orientale elzcvirieune". Tom. XXXI. Nouvelle (idition.
18. Paris, 1881, Leroux. 154 pp.
47) ChodzJco. L'enscigne d'un boucher sentimental en Perse: Bull, de
l'Athenee oriental 1881, No. 3. Paris, Maisonneuve.
48) Die persische Nadelmalerei Susandschird. Ein Beitrag zur Entwickelungs-
geschichte der Tapisserie de Ilaute Lisse. Mit Zugrundelegung eines auf-
gefundenen Wandteppichs, nach morgenländischen Quellen dargestellt von
,/. Karabucelc. Leipzig, 1881, Seemann. VIII u. 208 pp. gr. 8. M. 10.
49) Ueber den Curiositätenliandel in Persien, von II. ran Crödel Lmmmj:
Oest. Monatsschr. f. d. Orient VII, No. 11. 1881.
sn
115
Arabien und der Islam.
Von
Fritz Hoimnel.
Die empfindliche Lücke , die durch die rücksichtslose Amts-
entsetzung des nun verstorbenen unvergesslichen Spüta-Bey l) für
den vorjährigen Jahresbericht entstanden war, wird einigermassen
jetzt ausgefüllt durch die Kataloge Bulaker Drucke, welche die
Leidener Firma Brill seither veröffentlicht hat 2) , obwohl dabei
auf das Wort „einigermassen" der meiste Nachdruck zu legen ist.
Denn von einer Ausfüllung jenes unersetzlichen Verlustes wird auf
lange Zeit hinaus leider nicht die Rede sein können. Recht zu
beklagen ist es , dass Prof. Aug. Müller genöthigt war , die Re-
daction des Jahresberichts niederzulegen, die er in so vortrefflicher
Weise für 1879 und 1880 geführt, denn abgesehen davon, dass
heuer auch die kürzeren Berichterstattungen A. Erman's über die
muhammedanischen Münzen und F. Pnitorivs über das südarabisehe
Alterthum aufhören und von mir, der ich in orientalischer Numis-
matik überaus wenig orientirt bin, mit übernommen werden mussten.
fühlte ich bei Zusammenstellung dieses Berichts auch sonst einen
recht unvorteilhaften Abstand von demjenigen meines Vorgängers.
Man sollte denken, dass, wer das (llück hat, an der grössten
Bibliothek Deutschlands und der drittgrössten Europa's angestellt
zu sein , in ganz eminentem Mass vor andern dazu befähigt wäre
(bei Voraussetzung auch nur einiger Sach- und Fachkenntnisse einen
solchen Jahresbericht zu verfassen und denselben auf grösstmögliche
Vollständigkeit (besonders auch was Angabe der Besprechungen
anlangt) zu bringen. Da aber bei den gegenwärtigen Verhältnissen
an der Münchner Hof- und Staatsbibliothek während der Bureau-
1) f G. Sept. 1883; vgl. vor allem den Nekrolog Eduard Meyer\ im
Centralbl. f. Bibliothekswesen (1884), I, 105 — 112 (März), auch separat Leipzig,
Harrassowitz 1884, 7 S. 8.
2) Catalogue periodique de livres orientaux. No. I — III. Leide, E. J. Brill
1883 und (III) 1884; 56 pp. (No. 1 — 303). Vergleiche ferner einiges wenige
von 1881 auch in M. Hartmann's Artikel „Presserzeugnisse Syriens in den
Jahren 1882—3 in Kuhn's L. O. Ph„ I, S. 222—244.
Jahresbericht 1881. i»
\\Q Hoinmel, Arabien und der Islam.
zeit Nebenarbeiten bibliographischer Natur, die doch selbst wieder
bibliothekarischen Zwecken zu Gute kommen würden, schon wegen
der Fülle des täglich sich mehrenden mechanischen Arbeitsstoffes
sich durchaus verbieten, und ich ausserdem noch mannigfache
andere Verpflichtungen habe, so konnte ich mit dem besten Willen
leider nicht die Zeit und den Eifer auf diesen Bericht verwenden,
die ich unter andern Umständen darauf hätte verwenden können.
So war ich auch anfänglich den 234 Nummern des vorigen Berichtes
gegenüber im Stand nur c. 150 Nummern in meinem zu bringen, da
ich mich im wesentlichen aus den angegebenen Gründen darauf be-
schränken musste, die Titel in Frieder ici's Bibliotheca orientalis8) so-
weit möglich zu rectificiren, zu ergänzen und aus den bedeutenderen
literarischen Zeitschriften die bis jetzt erschienenen Besprechungen
dazu zu notiren. Bei dieser Arbeit, die mehr Zeit raubt, als
mancher sich einbildet, hat mich mein lieber Schüler, Herr stud. phil.
Simon Weindl in der dankenswerthesten Weise unterstützt ; auch
ist noch zu bemerken, dass viele ausländische Zeitschriften, welche
in den vorigen Berichten stets berücksichtigt sind, auf der Münchener
Bibliothek fehlen (so das Athen. Beige, Fräsers Magazine, Poly-
biblion, Bull. Soc. Khediv. de Geogr., Revue africaine, Indian Gids,
Revue Soc. archeol. Constant. , Museon, Theol. Tijdsch. , Rassegna
settimanale und noch einige andere) und also für diesen Bericht
einfach unberücksichtigt gelassen werden mussten.
Leider sind auch die Mehrzahl der aufgeführten selbständigen
Werke nicht auf der hiesigen Bibliothek bis jetzt (Herbst 1884)
angeschafft worden, so dass ich ein „nicht gesehen" weit öfter hätte
notiren müssen , als ich es wirklich gethan (nämlich blos da , wo
es mir besonders wichtig schien, dies besonders hervorzuheben).
Doch konnte ich von S. 126 ab mehrere mir freundlichst von Herrn
Dr. Klatt in Berlin zur Verfügung gestellte Notizen, von S. 19 ab
den historischen Jahresbericht „Islam" 1881 desselben Gelehrten
benutzen, wodurch manche Lücke ausgefüllt und in manchen Punk-
ten der erwähnte Uebelstand ausgeglichen werden konnte.
Was die Länder- und Völkerkunde Arabiens anlangt, so
hat in anziehender, "wenn auch nicht immer gründlicher Weise einen
allgemeinen Ueberblick Schweiger- Lerchenfeld 4) gegeben. Oold-
ziher hat aus dem reichen Schatz seiner staunenswerthen Belesenheit
3) Bibliotheca orientalis or a complete list of books, papers, serials and
essays published in 1881 in England and the colonies, Germany and France
on the history , languages, religions , antiquities and literature of the East,
compiled by Charles Friedend (Sixth year). Leipz. (1882), Otto Schulze —
darin Arabia p. 53—58 (No. 944—1048).
4) Der Orient geschildert von Arnand von Schweiger - Lerchenfeld.
Wien 1882 [die hiohergehörige Partie aber schon in den 1881 erschienenen
Lieferungen] 2. 808. CXLII pp. Darin p. 399—488 [mit 0 Vollbildern und
lf. Holzschnitten im Text] und p. L — LVI Arabien. — Vgl. O. D(elitzsch)
LC. 1882, 350—1.
Hammel, Arabien und der Islam. ] 1 7
in arabischen Autoren die richtige Erklärung einiger auf alte Volks-
bräuche sich beziehenden Redensarten , die schon in der vor-
islamischen Poesie begegnen , gegeben 5). Ueber Volkseigentküm-
lichkeit der Araber handeln zwei anonyme Aufsätze, nach Friedend
vielleicht von Palmer (i— 7). Ueber muslimische Begräbnissfeierlich-
keiten und andre Volkssitten verzeichnet tiocin in seinem Jahres-
bericht mehrere Nummern "— 10). Eine vollständige Uebersicht über
die in den assyrischen Königsinschriften erwähnten arabischen Orts-
und Stämmenamen und damit zugleich ein anschauliches Bild der
geographischen Verhältnisse Nordarabiens in der 1. Hälfte des
1. vorchristl. Jahrtausends gibt Friedr. Delitzsch in seinem für
altoriental. Geographie so reichhaltigen Buche über die Lage des
Pax-adieses n) ; zu beachten ist auch, dass damals die Aramäerstämme
(im angeführten Werk p. 237 — -241) noch halbe Araber waren,
und dass gewiss, wenn wir aus jener Zeit aramäische und arabische
Sprachproben hätten, die ersteren noch weit näher dem arabischen
als dem phöniko-hebräischen stehend sich zu erkennen geben wür-
den (vgl. fürs spätere uns bekannte aramäisch nur Formen wie
den Plural der Nomina auf -in oder in der Lautlehre die Be-
handlung der Zischlaute o , J> , Jö u. a.). Für die geographische
Kenntniss Arabiens im Mittelalter sind werthvolle auf Autopsie
beruhende Nachrichten erhalten in der von Schefer herausgebenen
und übersetzten persischen Reisebeschreibung des Nassiri Khosrau
1035 — 1042 n. Chr.12). Für die Erforschung des heutigen Arabiens,
das ja bis vor kurzem noch weit mehr terra incognita für uns war
als Afrika, beginnt doch nun immer mehr zu geschehen, vor allem
5) Ign. Golds/her , Ueber den Ursprung einiger metaphorischer Aus-
drücke der arabischen Sprache (1. Das Knüpfen des Stricks. 2. Das Feuer des
Kriegs. 3. Das Zerreissen der Kleider) Z. f. Völk.-Ps. XIII (1881), 250— 261.
6) Arabic Humour, in Temple Bar, June — Sept. 1881 [By E. H. Palmer?].
— Vgl. BO., No. 947.
7) Arabs and Arabic Humour [By E. H. Palmer?}, Times, 30. Sept.
u. 1. Oct. 1881. — Vgl. BO., No. 948.
8) Funerailles chez les musulmans: La Terre Sainte 1881 (1. Oct.),
p. 792 f. — Vgl. Socin, Z. P. V., V (1882). p. 233, No. 98.
9) liich. Andree, Die Eigenthumszeichen der Naturvölker [bei den Arabern
> >
die den Thieren eingebrannten (*++"*] Globus 40 (1881), p. 310 f. — Vgl.
Socin, No. 100.
10) K. Haberland, Die Sitte des Steinwerfens und der Bildung von Stein-
häufen [bei d. Arabern die +y>J Z. f. Völkerps. XII, 3 (1881), p. 289 f. —
Vgl. Socin, No. 101.
11) Wo lag das Paradies? Eine bibl.-assyriol. Studie .... von Friedr.
Delitzsch [siehe diesen Jahresber., S. 83, No. 123], daselbst S. 242 f.
12) Sefer Nameh etc. — Vgl. diesen Jahresbericht, S. 109, No S.
|18 Hammel, Arabien und der Islam.
durch die kühnen Unternehmungen englischer Reisender. Im All-
gemeinen berichtet darüber Wichern l A). Vor allem sind hier zu
erwähnen das Werk der Lady Blunt 14) und die Schilderungen des
Af.Doughty15); nach 8ocin enthalten die beiden Werke Keane'sl6~1T)
im Gegensatze hierzu mehr persönliche Erlebnisse als neuere geo-
graphische Forschungen. Ob Uptoris Gleanings J 8) auf guter Be-
obachtung beruhen, weiss ich nicht, da ich dies Buch so wenig
wie das A. Blunt's und die von Keane zu Gesicht bekommen habe.
Das werthvolle Werk von Ebers 19) über die Sinaihalbinsel ist in
zweiter Auflage erschienen; für mehreres andere auf diesen Theil
Arabiens bezügliche sei auf Socin' s Palästinabericht 1881 ver-
wiesen20), wie es auch unnöthig wäre, hier die genauen biblio-
graphischen Zusammenstellungen desselben Berichtes über die Be-
duinen Palästina's -1) wie über das muslimische Syrien 22) zu
reproduciren. Ueber das heutige Aegypten berichtet Colston 23)
nach sechsjähriger eigener Anschauung ; von demselben 24) ist auch
eine hübsche Skizze über das Leben in den ägyptischen Wüsten
13) H. Wichern, Neuere Eeisen in Arabien. Peterm.'s Mitth. 1881, p. 213.
— (Socin, 1881, No. 408).
14) Anne Blunt, A pilgrimage to Nejd, the cradle of the Arabic race.
A visit to the court of the Arab Emir and our Persian Campaign. 2 Vols.
590 pp. Lond. 1881. 8.24 sh. — Vgl. den Auszug „Eine Pilgerfahrt nach
Nedschd" im Globus XLII (1882) p. 81—88, 97 — 104, 113—118, 129—136,
145—151, 161 — 167 (mit Abbildungen).
15) Reisen in Arabien. Von Charles M. Doughty (mit 3 Karten).
Globus XXXIX (1881), p. 7— 10, 23—30. Ferner: Khaibar in Arabien, Globus
XXXIX (1881), p. 38—41. — Vgl. Socin 's Bericht 1881, No. 409.
16) Six months in Meccah: an account of the Mohammedan pilgrimage
to Meccah. Recently accomplished by an Englishman professing Mohamme-
danism. By J. F. Keane (Hajj Mohammed Amin). Lond. 1881, 212 pp. 8.
lO1^ sh. — Vgl. A. Wilson, *Acad. XIX, 409—410.
17) My journey to Medinah: describing a pilgrimage to Medinah. per-
formed by the author disguised as a Mohammedan. By John I . Keane (Hajj
Mohammed Amin). Lond. 1881. VIII, 212 pp. 8. 10'/., sh. — Vgl. Athen.
1881. 2, p. 557—558.
18) Upton, R. W., Gleanings from the deserts of Arabia. Lond. 1881.
344 pp. 10x/2 sh. — Vgl. Socin, 1881, No. 391.
19) G. Ebers, Durch Gosen zum Sinai. 2. verb. Aufl. Leipz. 1881,
XVI. 626 pp. 8. 10 Mk. — Vgl. Jahresb. 1881, S. 85, No. 134.
20) 1881, No. 395—400 (Z. P. V, V, 1882, p. 267 f.).
21) 1881, No. 105—110 (von Tyrichitt Drake, F. A. Klein, C. Cler-
mont-Ganneau u. a.) auf S. 234 und No. 314 (S. Müller) S. 259 des 5. Bands
von Z. P. V.
22) 1881, No. 366—390 in Z. P. V, V (1882), S. 264—266.
23) R. E. Colston, Modern Egypt and its people. J. A. G. S. , XIII
(1881), p. 133 — 164.
24) Derselbe, Life in the Egyptian Deserts, im gleichen Geogr. Journal
XI (1879), p. 301—333.
Hom/mel, Arabien und der Islam. 119
vom Jahre 1879 nachzutragen. Nur der Vollständigkeit halber
seien genannt das populäre Werkchen Lane-Poole's 25), ein Aufsatz
Rhone' s 26) und ein arabisch geschriebener Reisebericht2'); -ö'/e's
Werk28), dessen Titel und Umfang auf interessanten und reich-
haltigen Inhalt schliessen lassen, bedauere ich nicht gesehen zu
haben. Um endlich noch den Maghrib kurz zu berühren , so sei
für Tunis ein später auch deutsch erschienenes Werk Hesse- War-
tegg's20) erwähnt, das an Bedeutung weit hinter dem Buch B.
Schwarz's über Algerien30) zurücksteht, während für Marokko
ausser einer französischen und mit Illustrationen versehenen Ueber-
setzung des bekannten Schriftchens von Amicis31) noch der Reise-
bericht Trotter 's 32) zu notiren ist. Was in der Revue africaine
etwa noch hiehergehöriges über den Maghrib enthalten ist, kann
ich leider nicht eruiren; weiter unten bei der Rubrik Geschichte
werden einige von Renan im Rapport annuel erwähnte Arbeiten
daraus citirt werden.
Von sabäischen Inschriften wurde eine neue publicirt
von J. H. Mordtmann 33), während er im gleichen Aufsatz zu einer
schon von ihm 1878 mitgetheilten das dazu gehörende kultur-
geschichtlich höchstinteressante Basrelief nach einer Photographie in
wohlgelungener lithographischer Reproduction uns mittheilt, was
ihm zugleich Anlass giebt, sich über die andern bis jetzt gefundenen
Darstellungen der Art , ihren Kunststil , die Stufe der Civihsation,
auf welcher uns die Südaraber daraus entgegentraten u. a. mehr
25) St« id. Lane-Poole, Egypt. London 1881. 200 pp. 8. (Foreign
Countries Series) 31/.! sh.
26) A. Rhone, Coup d'oeil sur l'etat present au Caire ancien et moderne.
G. B. A.
27) Voyage du Khediw actuel dans les provinces du Delta. Caire 1297
(Brill No. 55). Als Nachtrag zu 1880!
28) TU. McE. Dye, Moslem Egypt and Christian Abyssinia. New York
1881. 516 pp. 8. 15 sh.
29) Cheo. v. Hesse- Wartegg, Tunis, the Land and the people. London
1881 (.deutsch: Tunis, Land und Leute. Geschildert von Hesse -Wartegg.
Mit 40 lllustr. und 4 Karten. Wien 1882. VIII. 234 pp. 8.). — Cf. C. Trotter,
Acad. XXI, p. 112; Athen. 1882, 1, p. 184 f.
30) Beruh. Schwarz, Algerien (Küste, Atlas und Wüste) nach 50 Jahren
französischer Herrschaft. Reiseschilderung nebst einer systematischen Geographie
des Landes. Mit lllustr. u. einer Karte. Leipz. 1881, IV. 398 pp. 8. 10 Mk.
— Cf. L. C. 1882, S. 272 f.
31) E. de Amieis, Le Maroc. Tradnit de l'Italien avec l'autorisation de
l'auteur par H. Bella. Ouvrage de 174 gravures sur bois. Paris 1881, 405 pp.
in 4. 30 frs.
32) Philip Dnrham Trotter, Our mission to the court of Marocco in
1880. Edinburgh (1880?). — Cf. Cosmo-Monkhouse , Ac. XIX (1881), p.
440 — 447.
33) J. H. Mordtmann, Zu den himjarischen Inschriften. Mit 2 Tafeln.
Z. D. M. G. XXXV (1881), p. 432—441.
120 Hummel, Arabien und der Islam.
zu verbreiten; ethnographisch wichtig ist der auf der zweiten Tafel
abgebildete weibliche Kopf einer Marmorstatue, während der auf der
ersten Tafel auftretende Reiter zu Pferd ein werthvolles Zeugniss
dafür ist, dass schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeit-
rechnung (denn später ist das Basrelief kaum anzusetzen) dieses
Thier in Arabien eingebürgert war. lieber Prideauxs 31) Notiz
über südarabische Münzen siehe unten bei Numismatik. Drei
Nummern über die Christenverfolgung in Südarabien und die him-
jaritisch - äthiopischen Kriege35-37) wurden schon auf S. 17 (in
Baethgen's Bericht „Syrisch") aufgeführt. Die Abhandlung historisch-
geographischen Inhalt's, welche wir Müller im Jahre 1879 ver-
dankten (vgl. Jahresber. 1879, S. 140, No. 11) hat in ihrer
Fortsetzung 38) durch die darin enthaltenen Untersuchungen der
sabäisch - himjarischen Alterthumsforschung ein neues Jahrtausend
(das 1. vorchristliche) damit erschlossen, dass hier durch die
Königsnamen der ersten sabäischen Periode , der Nachweis des
Zurückgehens dieser Namen bis mindestens in 's 8. Jahrh. v. Chr.
überzeugend geführt wird. Auch sonst ist dieses 2. Heft (wie
überhaupt die Arbeiten des verdienten Wiener Professors) von hervor-
ragender Bedeutung für die südarabische Philologie : man vergleiche
nur die vielen (in neugegossenen Originaltypen) mitgetheilten In-
schriften und die Excurse (z. B. den über die Specereinamen u. a.).
In Kremer 's unten zu besprechender Abhandlung über Labid 39)
wird auf die in Labid's Gedichten begegnenden Anspielungen auf
die südarabische Sagengeschichte hingewiesen.
Was die arabische Handschriftenkunde anlangt, so finden
sich in den 6. Heft der orientalischen Abtheilung der Palaeo-
graphical Society40) Facsimiles 1) von den Annalen des Elias Bar-
Sinaeus (geb. 975 n. Chr.) syrisch und arabisch, wobei das arabische
nach Wright Autograph des Verfassers ist (c. 1019 n. Chr.) aus
dem Britischen Muserun (Add. 7197), 2) eines Koran mit persischer
Interlinearübersetzung aus dem 12. christl. Jahrh. in Gotha (Ms.
Arab. 914), interessant wegen der Probe der diese Handschrift
35— 37) Daselbst No. 32 (W. Fell), 33 (J. H. Mordtmann) und 34
(Ign. Guidi).
38) Die Burgen und Schlösser Südarabiens nach dem Iklil des Hamdäni
von D. H. Müller. Zweites Heft. Mit 2 Tafeln und 1 Abbildung im Text.
Wien 1881. 98 S., 2 Tafeln. 8. (= p. 955—1050 des 97. Bands der Wiener
Sitzungsbor.). — Vgl. F. Hommel Zur Geschichte u. Geogr. Südarabiens, Aus-
land 1883, p. 512 — 517 mit 2 Abbildungen (von San'ä u. Duhrän nach Langer's
Aufnahmen, aus dessen Nachlass).
39) Siehe No. 75 ; daselbst p. 44 = 596.
40) The Palaeographical Society. Facsimiles of Ancient Manuscripts.
Oriental Serics. Editcd by Will. Wright. Part VI. No. 69—80. Darin
No. 76 Annales of Elias Bar-Sinaeus. Syr. and Arabic. A.D. 1019? No. 73.
The Koran. Arabic and Persian. [Xllth Cent.]; No. 71 Gämi'u 't-Tawärilj.
Arabic. A I). 1314—15; No. 72 Al-Mukaffä. Arabic. A. D. 1420 — 41.
Hommel, Arabien und der Islam. 121
schmückenden Bilder, 3) von der c. 700—710 d. H. (= 1300—
1310) verfassten Universalgeschichte des Rashid ad-Din (gen. Rashid
Tabib), Bibl. der Roy. As. Soc. in London, geschr. c. 1314 n. Chr.
und endlich 4) vom biographischen Lexicon al-Mukaffä al-Makrizi's
(766 — 845 d. H. = 1364 — 1441), Autograph des Verfassers, aus
der Leidener Univers.-Bibl. (Cod. 1366). Von Pertsch's Katalog
der arabischen Handschriften in Gotha ist wieder ein Halbband
erschienen41), der Geschichte und Biographie wie auch Medicin
umfasst. Von Landauer wurden die arab. Codices der Strassburger
Bibliothek , unter denen der Natur der Sache nach keine grossen
Schätze sich befinden, sorgfältig beschrieben 4 2) ; erwähnenswerth ist
darin höchstens ein nur 66 Jahre nach dem Tod des Verfasser's
geschriebenes Manuscript der Makamen des Harlri (1188 n. Chr.)
oder etwa noch der Diwan des Damasceners Nabuläsl (f 1731 n. Chr.).
Rosen gibt „Notizen" über die arabische Sammlung des Asiatischen
Museums in St. Petersburg 4 3) von welchen ich leider nichts näheres
berichten kann , da das Buch hier nicht vorhanden ist. Derselbe
Gelehrte beschreibt im Petersburger Bulletin von 1881 Ibn Kutaiba's
'Ujün alahbär, worüber, da der betreffende Aufsatz schon 1880 in
den Melanges asiaticpaes erschien, schon im vorigen Jahresbericht
gehandelt wurde44). In Loth's Artikel über Tabari's Koran -Com-
mentar45) befindet sich auch eine Beschreibung der betreffenden
Kairener Handschrift. In wiefern Laguminas Aufsatz 4ti) hieher
gehört, vermag ich nicht zu beurtheilen, da seit 1876 die unten
genannte Zeitschrift hier nicht mehr vorhanden ist.
Die gedruckte Literatur behandeln die bibliographischen
Zusammenstellungen Huart's*1) und Trübner'siH); das ausserordent-
41) Willi. Pertsch, Die arabischen Handschriften der herzoglichen Biblio-
thek zu Gotha. Bd. 3, Heft 2, VII. S., und S. 241—488. 8 9 Mk. — Vgl.
Th.Nöldeke LC. 1882, No. 34, S. 1152 f. und für das frühere Jahresber. 1879,
No. 19; 1880, No. 26.
42) Katalog der kais. Univ.- und Landesbibliothek in Strassburg (2) :
Orientalische Handschriften, Theil 1 (Katalog der hebräischen, arab. etc., siehe
diesen Bericht, S. 61, No. 3 und S. 108, No. 2). — Vgl. D. H. Müller LC.
1881, S. 1184 (wie S. 108 statt 1884 zu corrigiren).
43) Baron Vict. Rosen, Notices sommaires des manuscrits arabes du
musee asiatique, 1. livr. St.-Petersb. (Eggers; Leipz. , Voss) 1881, IV. 256 S.
8. Mk. 3.30.
44) Siehe Bericht 1880, S. 158, No. 33.
45) Siehe unten No. 87. Die Beschreibung der Handschriften findet sich
S. 591—593.
46) Jac. Bartolomeo Lagumina, II falso codice arabo-siculo, Arch. Stör.
Sic, NS., V (1881), p. 233—314.
47) Bibliographie ottomane. Notice des livres turcs, arabes et persans
imprimes ä Constantinople durant la periode 1297 — 1298 de l'hegire (1880 —
1881). Par M. Clement Huart. Deuxieme article. J. As. VH, 19, p. 164 —
207, — Vgl. den Bericht 1880, S. 159, No. 39.
48) Arabic Books printed at Constantinople, Bulaq, Cairo and Mossoul,
Tr.'s Rec. 1881, p. 100—102.
122 Hommel, Arabien und der Islam.
lieh erwünschte wohl Carlo Landbery zu verdankende Verzeichniss
Bräl's in Leiden wurde schon oben49) erwähnt.
Unter dem zur Encyclopädie gehörigen ist nur die Fortsetzung
von Bistäni's Encyclopädie50) zu nennen: für die Rubrik allgem.
Literaturgeschichte weiss ich nichts aufzuführen , doch ver-
dienen in mancher Beziehung die schon erwähnten Handschriften-
kataloge bes. solche wie der Pertsch's auch hier einen Rückweis
zu bekommen.
Auf dem Gebiet der Grammatik ist an Texten vor allem
der erste Band von Sibawaihi's :>1) Kitäb zu nennen, dessen Heraus-
geber Derenboary jun. damit eine längst empfundene Lücke aus-
gefüllt hat. Jetzt erst kann mau die arabische Nationalgrammatik
in ihrer historischen Entwicklung zu studiren beginnen. Von
hohem Interesse sind auch die unzähligen J^Lä aus der alten
Poesie, die auf's neue darauf hinweisen, wie ein erspriessliches und
wirklich wissenschaftliches Studium der Grammatik viel mehr als
es bisher geschah. Hand in Hand gehen sollte mit einer eingehenden
Kenntniss oder wenigstens einer viel grösseren Notiznahme von
jenen ältesten Quellen arabischer Sprachforschung. Auch für die
Literaturgeschichte und Kritik der altarabischen Poesie ist es von
Wichtigkeit, welche Citate bereits von Sibawaihi gegeben werden,
wie es z. B. nicht zufällig sein wird, dass die älteren Grammatiker
nie Verse aus Schanfara's Kasside, nie solche von Barräk etc. an-
führen , wie es andrerseits interessant ist , dass von Tarafa nicht
nur Verse aus der Mu'allaka (welche Ahlwardt vom ganzen Divan
allein für echt erklärt) bei Sibawaihi vorkommen. Kurz, in jeder
Hinsicht ist die so sorgfältige Herausgabe von Sibawaihi's Kitäb
ein Ereigniss für die arabische Philologie zu nennen. Meidani's
(des durch seine Sprüchwörtersammlung bekannten Autor's) wie
Zamahsari's grammatische Traktate Nuzhat at-tarf und al-An-
müdag52"53) sind in Konstautinopel. Saya'is Gommentar zu Jbn
49) Siehe oben S. 115, No. 2.
50 1 Butrus Etbustärri, ^i,L*-4.-^ ä_jL> UJJO . Encyclopedie arabe.
vol. 5 l «.(«'wi- i_\Jl>W> Beirut 1881: O bis \j»*-£~ (a\so das ganze Bä>.
\irf~ pp.. und 50 Tafeln.
."i l \ Le liyre de Sibawaihi. Traite de grammaire arabe par iSibouya, dit
Sibawaihi. Texte arabe publie d'apres les manuscrits du Caire, de l'Escurial.
d'Oxfordj de Paris, de Saint-Potersbourg et de Vieime par Hartn-. Derenbcmrg.
Tome 1 Paris 1881. 8. XLIV 460 pp. 15 frs. — Vgl. St. Guyard RCr.,
N. S.. XIII, p. L21-I-123; Barbier de Meynard JA. VII, 18, p. 553— 557,
G. P. Badger Ac. XXI. '.'14; S. Fränkel DLZ. 18S2. p. 1310f.; E. Renan,
JA. VII. 20, p. 53 f.
52 — 53) Meydäni , Nuzhat et-tart' fi 'ihn c>-sart\ und in düraselbou
Bändchoii : ol-anmüdag fi-1-nahw von oz-Zainaljsari. Constantinopel 1298. 2 fl.
— Vgl. Brilla Catalogue, No. 7.
Hammel, Arabien und der Islam. 123
'Äkil 54) in Kairo und ebendaselbst ein Commentar des Scbaich Mu-
hammad von Kertscb zur Kasside des Hadarbi55) gedruckt worden.
Unterdess schreiten die Beiträge unseres greisen Altmeisters Fleischer
rüstig vorwärts , von denen die achte Fortsetzung erschien 56) ; da
bereits 1883 die neunte folgte, welche De tiacy's Werk bis Bd. II,
S. 475 cornmentirt - — 614 Seiten hat dieser Band ohne den pro-
sodischen Anhang — . so ist zu hoffen, dass es dem berühmten
Gelehrten noch vergönnt sein werde, diese 1863 begonnenen kost-
baren Materiaben zu einer Idealgrammatik der Zukunft, noch glück-
lich zu Ende zu führen. Palmers arabisches Handbuch57) wird
als praktisch gerühmt und beruht jedenfalls auf guter Sprachkennt-
niss ; leider fiel dieser eifrige Gelehrte seiner Begeisterung für die
Wissenschaften auf einer Reise in's Innere Arabiens zum Opfer, so
dass sein 1882 erschienenes Büchlein „a simplified grammar of
Hindustanl, Persian and Arabic" das letzte Erzeugniss seiner philo-
logischen Thätigkeit gewesen sein sollte. Für 1879 und 1880
sind nachzutragen die Schulbücher Matelica's 58) und Machuel's 59),
letzterer schrieb auch noch besonders über den algerischen Dialekt 60) ;
gesehen habe ich keines derselben.
Einen passenden Uebergang zur Lexikographie bildet
Goldziher's interessanter Aufsatz behandelnd die arabische Lite-
ratur über die Fehler der Vulgärsprache 6 ') , da in dem von ihm
kurz charakterisirten Werken sowohl grammatisches wie lexica-
lisches behandelt wird. Von arabischen Texten lexikographischen
54) Saga'i. Commentaire sur Ihn 'Aqil [dont le texte se trouve aussi
ü la marge]. Caire 1298. 10 fl. — Vgl. Brill No. 160.
55) iLo^Äjf öuXxjcÜÜJ ^-asJü! tX*^5 i-yw.wJS Tr*"i Commentarv of
Sheikh Mohammad of Kertch on the Kasidah of Khadarbi [on arabic Grammar].
8. 87 pp. Cairo 1298. 3 sh. — Vgl. Tr. K. 1881. p. 101.
5"6) Achte Fortsetzung der Beiträge zur arabischen Sprachkunde von
H. L. Fleischer, Ber. d. ph.-hist. Cl. der Kgl. Sachs. Ges. d. Wissensch. 1881
(vom 14. Nov. i, p. 117 — 198 (zu de Sacy's Gramm, ar., 2. ed., II, 127 — 313).
57) E. H. Palmer, The arabic inanual : comprising a Condensed grammar
of both the classical and modern Arabic; reading lessons and exercises. \Vith
analyses and a vocabulary of useful words. London 1881. VIII. 315 pp. 12.
7 sh. 6 d. — Vgl. Stanley Lane Poole Ac. XX, p. 222—223.
58) Litroduzione allo studio della lingua arabia del P. Gaudeuzio di
Matelica ad utilitä dei Giovani P. P. Missionari di Terra santa. Seconda
edizionc. Gerusalemme 1879. 120 pp. 8. 7 frs.
59) L. Machuel, Manuel de l'arabisant ou recueil de pieces arabes. 2de
partie. XXXVI. Ifi8. 152 pp. Alger (1881?). — Vgl. die lere partie B. O.,
IV, No. 771.
60) L. Machuel, Methode pour l'etude de l'arabe parle (Idiome Algerien).
3. ed. Alger 1880.
61) J. Goldziher. Zur Literaturgeschichte des chata' al-'ainmä. Z. D. M. G.
XXXV, p. 147—152.
124 Hommel, Arabien und der Islam.
Inhalts hat uns Houtsma das an Dichterstellen reiche Kitäb al-
addüd 62) lbn al- Anbäri's in einer vorzüglichen Ausgabe ge-
schenkt, und damit auch für das Studium der alten Poesie eine
wichtige Quelle erschlossen. Von Lane's Wörterbuch 63) ist der
Theil des Buchstabens , ♦, erschienen , der die Wörter , welche
mit den Buchstaben | bis Jj incl. schliessen, umfasst; mit gleicher
Einschränkung werden leider auch die Buchstaben a£ bis Schluss
erscheinen, da Lane von "•) an die mit ? bis c_5 schliessenden Wörter
nicht mehr ausgearbeitet hinterliess — ein unersetzlicher Verlust
für die Wissenschaft, in Folge dessen das unerreichbare Werk wohl
stets ein Torso bleiben muss , da sein Neffe, Stanley Lane-Poole,
auch mit den noch unverarbeiteten Materiahen des Verewigten,
wohl kaum je das Fehlende in der Weise wird ergänzen können,
wie es sein Onkel gethan hätte. Das ist kein Vorwurf, denn wer,
ausser etwa der greise Fleischer, könnte es Lane gleich thun? und
es sei hier dem Herausgeber, der wahrlich keine kleine Aufgabe
damit unternommen , wärmster Dank ausgesprochen für die Pietät,
mit der er das noch vorhandene den Fachgenossen mitzutheilen
begonnen. Zu dem nun in seiner Vollendung die Zahl 1881 tragenden
grossartigen Wörterbuche Dozt/s fii) hat Fleischer in französischer
Sprache (aber mit deutscher Einleitung) aus dem reichen Schatz seines
Wissens Berichtigungen''5) begoimen, welche da, wo ich dies schreibe
(1884), bereits bis ? gediehen sind ; von ; an (1882) ist jedoch die
französische Einkleidung wieder aufgegeben. Eine Art Pendant zu
Gasselin'a franz.- arabischem Wörterbuch 66) , von welchem wieder
eine Anzahl Lieferungen erschien , ist Badcjer's englisch-arabisches
Lexicon67), eine fieissige und sorgfältige Arbeit, die ich leider aus
62) Kitäbo-'l-adhdäd sive liber de vocabulis arabicis quae plures habent
signiticationcs inter se oppositas auctore Abu Bekr ibno-l-Anbäri. Ex unico
cpii superest codice Lugdunensi edidit atque indicibus instruxit M, Th. Houtsma.
Lugd. Bat. 1881. VIII. liv pp. 8. Fl. 4.20. — Vgl. Th. Nöldeke L. C. 1881,
p. 1544 ff ; DLZ. 1881, p. 1959 f.
63) Lands Arabic - English Lexicon. Edited by Stanley Lane-Poole.
Vol. VII, fasc. 1. Lond. 1881. Gross 4. (II pp. und p. 2477—2580). 6 sh.
64) Siehe den Bericht über 1880, p. 162, No. 66.
65) H. L. Fleischer, Studien über Dozy's Supplement aux dictionnaires
arabes, Erstes Stück ( .bl bis i_a&3) , Ber. der ph.-hist. Cl. der Kgl. Sachs.
Ges. d. Wiss. 1881 (23. April), p. 1 — 42.
66) Siehe den Bericht für 1880, S. 163, No. 67 (danach 1880 fasc. I— VII,
während B . O. für 1881 II -XII und für 1882 XIII— XV angibt); nicht gesehen.
67) An English- Arabic Lexicon, in which the Equivalents for English
Words and Idiomatic Sei tences aro rendered into Literary and Colloquial Arabic.
By George Percy Badger. Lond. 1881. XII. 1244 pp. 4. 189 sh. —
Vgl. W. Roberts. Smith Ac. XX, p. 297.
Honimel, Arabien und der Islam. 125
Zeitmangel bis jetzt nicht eingehender prüfen konnte. In allen
derartigen Werken sollten die verschiedenen Sprachperioden viel
genauer unterschieden sein, was man freilich nicht verlangen kann,
solange wir kein arabisch-europäisches Lexicon, das sprachgeschicht-
lich geordnet und mit Belegstellen versehen ist, besitzen; das ist
auch der Grund, warum ich derartige Werke sämmtüch für ver-
früht ansehe. Möglich ist, dass bei einer Vergleichung Badger's
Werk, was Genauigkeit und Kenntniss des altern arabisch anlangt,
vor dem Gasselin's stehen könne ; doch sei das , da ich Gasselin
nur aus dem Bericht für 1880 kenne, mit allem Vorbehalt aus-
gesprochen. Jedenfalls aber ist Badger's Werk in vorzüglichem
Masse geeignet, ein gutes Hilfsmittel bei Abfassung des jetzt üblichen
geschriebenen arabisch, was ja weit mehr der älteren als der jetzt ge-
sprochenen Sprache gleicht, abzugeben. Für 1880 ist nachzutragen
ein kleines franz. -türkisch-ital.- arabisches Handlexicon 68), mir leider
nur dem Titel nach bekannt. Von dem arab. -türkischen Wörter-
buch des Ahteri 69) scheint wieder eine neue Ausgabe heraus-
gekommen zu sein (wofern nämlich 1298 bei Huart nicht etwa
Druckfehler ist statt 1296). Das kurze technische Lexicon Arbai
'Andsir („the four elements") ist schon in Ethe's Bericht Neu-
iran aufgeführt worden 70). Mit einer Art Specialwörterbuch zum
Kor'än71) hat Dieterici, da das Dictionary von Penrice bei uns
schon wegen seines Preises wenig gebraucht ist, eine Lücke aus-
gefüllt; doch fehlt immer noch ein solches, wo die Wörter des
Kor'än nicht nur nebenher und ohne Belegstellen mit aufgeführt
sind, wie es leider hier der Fall ist.
Ueber Metrik ist mir nichts bekannt geworden; ins Gebiet
der Rhetorik gehören zwei orientalische Drucke, einer von Mah-
mud el- Haiabi 72) und der andere von Ihn el-Atjr13).
Eine interessante Seite der vorislamischen Religion
68) Petit dictionnaire fran^ais-turc-italien-arabe. Public, des PP. Fraucis-
cains de Jerusalem. Jerus. 1880. 600 pp. 8. 20 fcs.
69) (C.X^»I „Akhteri", dictionnaire arabe explique en turc; nouvelle
edition , en petits caracteres. 35 fascicules. Const. (Imprim. nationale) 1298.
— Vgl. Huart, J. A. VII, 19, 201 (No. 182) und zur Ausg. von 1296 den Bericht
für 1879, p. 145, No. 54.
70) Vgl. diesen Bericht p. 113, No. 43.
71) F¥. Dieterici, Arabisch-deutsches Handwörterbuch zum Koran und
Thier und Mensch. Leipz. 1881. IV. 180 pp. 8. Mk. 5.50. — Vgl. S. Fränkel
DLZ. 1882, p. 533; LC. 1881, p. 1321; Ath. 1883 (Jan.), p/,15; Ac. XX, 109.
72) Mahmud ihn Suleymän el-Halabi, Husn et-tawassul fi sanä'at et-
tarassul. Cairo 1298. Fl. 2. — Vgl. Brill, Catal. No. 13.
73) Dijn ed-din Abu 'l-fath Nasralläh Ihn Mohammed genannt Ihn
el-Atir, kitäb el-wasj el marküm fi hall el-manzüm. Beirut 1298. 112 pp.
und 2 pp. Nachwort. 8. — Vgl. Hartmann in Kuhns L. 0. Ph. 1884,
p. 234, No. 17.
126 Hummel, Arabien und der Islam.
Avird vou Schrameier 74) behandelt , nemlich die abergläubischen
Vorstellungen, die die alten Araber vom Schicksal hatten, und
woraus sich dann im Islam der einen Hauptbestandtheil der muhamme-
danischen Weltanschauung bildende Fatalismus entwickelte; leider
ist mir die betreffende Dissertation nur vom Hörensagen bekannt.
Freih. von Kremer gibt in seiner Abhandlung über Labid 75) einen
beachtenswerten Excurs über den Gebrauch des Wortes Allah in
vorislamischen Gedichten, und zwar an nicht erst nachträglich mu-
hammedanisch abgeänderten Stellen.
Vom Kor'än sind mehrere Ausgaben erschienen, nemlich eine
neue Aullage der Ausgabe Flügels16), eine Reproduction einer
1094 d. Fl. geschriebenen Koränhandschrift in Phototypographie 77),
welche wegen ihrer prächtigen orientalischen Ausstattung und eines
handlichen Formates wegen auf's wärmste zu empfehlen ist, und
einige indische Drucke 78_S1). Zu letztern kommen noch zwei, die
neben dem arabischen Originaltext eine Hindostaniübersetzung8'2-83),
einer , der daneben eine taniulische hat 84). Von Uebersetzungen
74) W. L. Sehrameier, Ueber den Fatalismus der vorislaiiiischen Araber.
1. Einleitung. Bonn (Georgi) 1881. 50 pp. 8.
75) Siehe diesen Bericht weiter unten bei der Poesie (in seiner Abhandl.
p. 13 = 565 bis p. 25 = 577).
76) Corani textus arabicus, ad fidem librorum manu seriptorum et ini-
pressorum et ad praecipuorura interpretum lectiones et auctoritatem rec. indi-
eesque triginta sectionum et suratarum addidit Gust. Fluegel. Ed. stereot.
C. Tauchnitzii tertiuin emendata. Nova lmpressio. Lips. , Bredt 1881. 4.
X. 341 S. Mk. 20.—.
77) Der Koran nach dem Arabischen Original- Manuscripte von Ali Alikali
geschrieben von Hafiz Osman (im Jahre 1094 der Hedschra). Phototypo-
graphische Reproduction, D. Fruwirth's Kunstverlag (London). München 1881.
Commissions-Verlag der G. Franz'schen Buch- und Kunsthandlung (J. Both).
438 Bl. (also 876 S.). 8. 30 Mk.
78) Kurän-i-Sharif. The Holy K. Munshi Nawal Kishor, editor. 3. edition.
Cawnpore 1881. 482 S. 8. (lithogr.). 10a.
79) Quran Sharif. Ludhiana, Gul-i-Muhammadi Press (schon 1880 ersch.)
236 S. 8. (lithogr.) 2K.
80) ditto, Delhi, Murtazawi Press (ebenfalls schon 1880). 544 S. 8.
(lithogr.) 1 R., 4a.
81) Quran sharif. Ludhiana, Gul-i-Muhammadi Press. 1881. 488 S. 8.
(lithogr.) 2 R.
82) Kuran-i-Sharff (Arab. and UrduV Maulavi Rafi'-ud-din, translator and
Maul. Abd-ul-Kadir , annotator. 8. edition. Cawnpore 1881 (Munshi Nawal
Kishor). K62 S. 8. (lith.) 1 R., 6 a.
s.!) Kuran-i-Majid mutarjam. The Holy Kurän translated. Arabic and
Urdu. (Ahmad Khan Sufi, editor). Agra, 1881 Mufid-i-Am Press. 548 S., 4.
(lith.). 7 R.
84) Fatuhäte Rahamauiyah or the Victories of God, or an Explanation
of the Alcoran (Arabic and Tamil). Bombay, Huseni and Safdari Press, 1881.
204 S. 4. (lith.) 2 R., 8 a. [Only the first ten chapters of the Kurän with
their trauslation into the Tamil].
Hammel, Arabien und der Islam. 127
erschienen aussei- den genannten die deutsche Ullmann's in neuer
Auflage b5) . die leider so lang immer wieder frisch aufgelegt wird,
bis endlieh einmal einer sich drüber macht und eine wissenschaft-
lich brauchbare deutsche Uebertragung derselben entgegensetzt, und
zwei Bengalische 86). Ueber Tabaris grossen Korancommentar hat
uns der unvergessliche Loth als Frucht seiner letzten (in Kairo
gemachten) Studien ausführliche Notizen gegeben 87) ; hervorzuheben
sind die Excerpte über die sogenannten Monogramme, die zu An-
fang von 29 Suren stehen (S. 603 — 609), die Textproben (nebst
Uebers. und Bemerkungen) S. 610—624, behandelnd die „Leute der
Grube" (85. Sure) und „das Volk Ad", und der werthvolle Excurs
über die Namen 'Ad (nach Loth dialektische Umlautung von Ijäd)
und Irarn (= Aram) S. 626 — 628. Eine Koranconcordanz ist in
Batavia erschienen 8b). Einen populären Artikel über den Koran
(Besprechung von Palmer's und ModwelPs Koranübersetzung, Lerne 's
Selections from the Kurän etc.) brachte eine englische Monats-
schrift sy). Ein französischer ähnlichen Inhalts von Saint Ullaire
wurde gar in zwei Journalen abgedruckt !'°).
Was die Theologie anlangt, so ist zu verzeichnen ein in Cairo
gedrucktes dogmatisches Werk y l) , während bei einem andern in
Constantinopel erschienenen aus dem Titel allein nicht hervorgeht,
ob es arabisch oder türkisch abgefasst ist9'2). Samarkandi's Cate-
85) Der Koran. Aus dem Arabischen wortgetreu neu übersetzt und mit
erläuternden Anmerkungen versehen von L. Ulimann. 8. Aufl. Bielef. und
Leipz. 1881 (nicht 1882). Klein 8. VIII. 550 S. Mk. 2.
8G) Koran Sharif. The Koran, part I (Bengali). Translated by Gyrish
Chandra Sen. Sherpur 1881. 28 S. in 8. 4 a. [a new Bengali translation,
complete in 12 parts; part II 1882].— Vgl. Acad. XXI, p. 265 (15. April 1882).
87) TabarFs Kommentar. Von O. Loth. Zeitschr. d. D. M. G. XXXV
(1881), S. 588—628.
88) J. L. Martens, Concordantie op den Koraan, naar de vertaling van
L. J. A. Tollem Batavia (W. Bruining & Co.) 1881. 4. — Den Nachweis
der Nummern 78 — 84, 86 und 88 verdanke ich der Liebenswürdigkeit Dr.
KlaWs.
89) The Koran. Edinb. Review, No. 316, und zwar p. 356 — 397 von
Bd. 154 (Juli — Oct. 1881).
90) Rosseeuw Saint- Hilaire, Mahomet et le Koran: Seances et travaux
de l'acad. des sciences morales et polit, avril 1881 (N. S., XV) p. 539 — 64 =
Revue ehret., 28 (N. S-, 7), p. 265—286 (Mai 1881).
91) -JLajS^I &jw&Ic> Hashiat al Khiyali, the commentary of El Khiyali
on the Sharh ut Taftazani on the Akai'd an nefsiyeh [sie, lies Nefesiyeh?]. In
Arabic. 8., 60 und, 180 p. Cairo 1298 (1880). 10 sh., 6 d. — Vgl. Tr. R,
1881, p. 101 (und Flügel, Wien. Handschr., III, S. 92).
92) *U^I i^>l_£-Ä_J (»^Lw^S! ^NJ./iXj Exposition detaillee de l'islamisme,
& l'usage des gens intelligents par 'Abd ur-Rahman Lämi-efendi, de Suleimä-
niyeh. Constantinople 1297. (Refutation des attaques dirigees contre la religion
musulmane, a cause de sa pretendue incompatibilite avec la civilisation mo-
derne etc.). — ClHuart, Bibl. Ottom., J.As. VU, 19, p. 169 (Theologie, no. 4).
128 Hommel, Arabien und der Islam.
chismus wurde von Juynboll herausgegeben 93) und aufs neue be-
sprochen y4). Ueber die muslimischen Heiligen Algeriens hat Tru-
melet ein umfangreiches Werk begonnen1' '). Noch für's Jahr 1880
nachzutragen ist die interessante Polemik des 'Abdallah ihn Isma'il
al-Häsehimi und des berühmten Philosophen al-Kindi (lebte noch
c. 250 d. Fl.), welche W. Mvir herausgegeben hat90). Dieselbe
lässt uns al-Kindi in einem ganz neuen Licht erscheinen, nämlich
als Christen, womit eine bisher nicht beachtete Notiz bei Biruni
(transl. by Sachau, p. 187) stimmt. Ueber die Lehre von der Me-
tempsychosis und Incarnation bei verschiedenen muhammedaniscben
Secten hat Reliatsek gehandelt97); derselbe schrieb auch über
die Wahabiten ,Jb), während über die Sufis ein Aufsatz in der Times
erschienen ist, der hier wenigstens notirt werden soll ").
Die Tradition ist diesmal durch eine hervorragende Publi-
cation vertreten, nämlich Jong's schon 1864 (S. 1 — 200) begonnene,
nun aber vollendete Ausgabe von Dahabi's (673—748 d. Fl.) al-
Mustabih l0°) ; dies Werk enthält die Namen der bedeutendsten
Ueberlieferer in alphabetischer Folge und ist als solches ein un-
entbehrliches Nachschlagebueh. Von Bulaker Drucken qehören liieher
93) Een Moslimsche Catechismus in het Arabisch met eene Javaansche
interlineaire vertaling in Pegonschrift uitgegeven en in het Nederlandsch ver-
taald door A W T. Juynboll: BTLVNJ. Volgr. 4, Deel, 5, p. 215—31
(stuk 2), 1881.
94) SamarkandVs Catechismus opnieuw besproken door A. W. T. Juyn-
boll: BTLVNJ. , Volgr. 4, Deel 5, p. 267—84 (stuk 3), 1881.
95) C. Irumelet, Les saints de l'Islam, legendes hagiologiques de croy-
ances algeriennes (I.) Les saints du Teil. Paris 1881. 12. LXIX. 442 S.
(Eine zweite Abth. „les saints du Sahra" ist angekündigt). — Die No. 93 — 95
verdanke ich ebenfalls Dr. Klatt.
96) ..-j &*km+-*j\ Aa£ -j| _*-&l£j| J,A*4-/v.i ,-j.J mJ\ cXaC XJLw.
ÄjJt^aJÜi Ji 8j.CuX.j3, >^Jlc LgJ O.J -♦^Lg.Jl . [Lond.] Iaa. , 8., ill S.
Vgl. dazu W. Muir, JRAS. XIV (1882), p. 108 („The Apology of Al-Kindy").
97) E. Reliatsek, The doctrines of Metempsychosis and Incarnation among
nine heretic Muhammedan Sects: JBBRAS., 14, No. 38.
98) K. Reliatsek, The history of the Wahhabys in Arabia and in India:
JBBltAS., 14, No. 38 (leider nicht gesehen).
99) The Sufis: Times, Aug. 20, 1881.
100) Al-Moschtabih, auctore Schamso 'd-din Abu Abdallah Mohammed ibn
Ahmed ad-Dhahabi. E. codd. Mss. editus a Dr. P. de Jong. Leiden 1881
(Brill). XII. 612 S. in 8. 9 fl. — Cf. L. CB1. 1881, p. 937 {Sigm. Fränkel);
DLZ. 1881, S. 1472 f. (E.).
Hammel, Arabien und der Islam. 129
vier Werke über die Sunna 101—104) un(j je eui Commentar über Bu-
chäri1"5) und Muslim l0li), zusammen die sechs berühmtesten Traditions-
sammlungen. 1 ha'labi's, Prophetenlegenden (wovon Flügel in seinem
Wiener Handscbriftencatalog II, 370. III, 27 und 452 drei persische
Bearbeitungen anführt) sind ebenfalls in Cairo gedruckt worden 107).
In der Rechtsliteratur sind zwei arabische Originaltexte,
in Indien 108—loy), ein ebensolcher in Damascus gedruckt110) und
zwei in Constantinopel und Beirut erschienene arabische Ueber-
setzungen aus dem türkischen lu_112) zu verzeichnen. Von zu-
101) 'Ali Ihn Slemän el-Bagma'wi ed-Dimyati (grand savant encore
vivant) ^cJs-Äi^JS oyi <c»i . Caire 1208. (Leide, Brill, fl. 5.25). „C'est le
commentaire philologique et exegetique sur le <./>w.>- d'el-Tirmidi , un des G
livres de la Surina".
102) Derselbe: -xX^wJi ±c „jJl J>\ ^J.c Caire 1299 (Leide,
v_? • • t_f er-> i )
Brill, fl. 5.25). „Comm. sur le Sahih d'el-Nasa'i, un des sis livres".
- y
103) Derselbe: 0,|j -j| ,.YÄ*« Jl J>».*xiit SÜ5--X oL_>,0. Caire
1298 (Brill, fl. 5.25). „Comm. sur un abrege du comm. d'el-Suyüti sur les
sunan d'Abu Dä'ud".
104) Derselbe: &*>Lo ,.~i| ,-y*-w <J^ &.•>!-:>» ;Ji -X+*aA jj-i . Caire
1299 (Brill, fl. 5.25). „Comm. sur les sunan d'ibn Maja".
105) Derselbe: ^ÄjjJ! _► . . Caire 1298 (Brill, fl. 5.25). „Commen-
taire sur el-Bukhäri".
IOC) Derselbe: _L^ri ^i JL*»A f**^ ^J-£- -I*-fcXJl .^5. Caire
1298 (Leide, Brill fl. 5.25). — Die No. 101—106 = 240—245 von Brill's
Catal. III S. 41 f.
£ - y
107) Et-Ta'laM: ^j^Jjjtib ^.^.J! pLa-»_&SI ^axaS . Caire 1297
(Brill fl. 4) Brill's Catal. III. No. 298 (auf S. 54).
108) Sharh-i-WaqtVi jild säni (A eomprehensive comm. on the Waqa'i,
a Standard work on the Muhammadan law, vol. II) Arabic. Delhi (Hindu Press)
1880. 340 pp. 4. 2 K.
109) Qudüri (arabic) ed. by Abul Hasan. Lahore (Muhammadi Press)
1880. 154 S. 5 a. „A Standard work on Muh. law".
110) Mahmud Hamze, Kitäb el ferä'id el behije fil kawä'id el fikhije.
Damascus (Druck von Habib Chälid) 1298. 8. 380 S. — Cf. Hartmann
L.-Bl. f. O. Ph. I, p. 242.
111) x-JjusJt »ÜCp-^li \k>\* v JuXä" „Medjille ou Code civil ottoman"
trad. en arabe. Ouvrage autorise et approuve par le Cheikh ul-Islam. Im-
primerie du Djeväib, 1297. — Cf. J. AS. VII, 19, p. 174 (No. 25).
112) j.jLt,?M J-|iCpJi ... «iÜS _ J»i „Commentaire du code penal otto-
man". traduit en arabe par Elias Matar. Beyrouth 1298.— Cf. J.As. VII, 19,
p. 173 (No. 18).
130 Hornmcl, Arabien und der Islam.
samrnenhängenden europäischen Darstellungen des muhammedanischen
Rechtes sind zu erwähnen ein Werk Macnacjhten's ll3), eine kleine
Schrift P. K. Seris11*) und ein Artikel Baillie's ll5), und aus
dem Gebiet der Politik eine neue Ausgabe von Mawerdt's durch
Enger bei uns bekanntem Buche UG).
In's Gebiet der Philosophie faüen mehrere im Orient ge-
druckte Textausgaben 1 1 7~ 1 x 9) ; das „Buch der Glückseligkeit" (vgl.
Jahresber. 1880, S. 52, No. 70) soll, wenn die Notiz in der Bibl.
Or. richtig ist, auch in arabischer Gestalt von Fagnan heraus-
gegeben worden sein120), doch scheint mir hier ein Irrthum, und
in Wirklichkeit nur der Sep. -Abdruck des persischen Textes aus
der Zeitschr. d. DMG. vorzuliegen. Ueber drei Abhandlungen Ihn
Sina's über die Seele hat Mehren kurz gehandelt121), und über
die Nachwirkungen des Averroismus in der abendländischen Philo-
sophie Werner1'2'2). Zur Polemik gehört ein von Hartmann
113) Macnaghten,s Principles of Mahomedan Law. Edited by P. C. Sen.
Calcutta 1881. 8. 300 p. 4 R.
114) Pramnna Kumär Sen, A summary of Muhammadan Law. Calcutta
1881. 8. 58 p. 8 A.
115) On the Duty which Mohammedans in British India owe, on the
Principles of their own Law, to the Government of the Country. By N. ß. F.
Baillie: JRAS., N. S., 13, art. XVII, p. 429—436 und Supplement, art. XXV,
p. 577— 583. — Die No. 108. 109. 113—115 verdanke ich der Güte Dr. KlaWs.
116) Fl-Maicardi, el-Ahkäm es-Sultaniye [Constitutiones politicae]. Caire
1298. Fl. 4.25 (Brill, No. 84).
117) NasraUak-efendi ('Abdallah Dalläl) d'Alep, .\».*s\ ,j, / ö-öiAXJl .1*3!
/ iÄÄ^VÄiS „Les fruits de l'examen attentif des bases de la connaissance cor-
taine". Beyr. 1881. — Cf. J. As. VII, 19, p. 169.
118) Abu '1-Hasan Saläm J. 'Abd Allah el-Bäbili el-Isbili JLs-lXJI UjLä^
•^Li>^i fj&'s (j^äiii V-Jbl £ V^Lc^. Caire 1298. Fl. 2.74. -
Cf. Brill. No. 184.
119) Abu, 'Ali Ahmed ibn Mohammed ihn Maslcoicey _• ,;'A- 8 "
iyl!>^l| . Caire 1298. Fl. 3. — Cf. Brill, No. 85.
120) Ed. Fagnan, Le livre de la fclicite par Ndgir ed-Din ben Khosroü .
Texte arabe et traduction. Paris 1881. Fcs. 2.50.
121) Tre Afhandlinger af Avicenna om Sjaelen, beskrevue af A. F.
Mehren: Overs. ov. d. K. Danske Vidensk. Sels. Forh. 1881, No. 2 (Febr.—
Mai), p. 105—119, nämlich über Kjj.iäPbSS *JL« . , Ol**]^ ItXx+it *JL*.
und (j^äÄÜ ,t KJLw.. — Vgl. dazu Mehren's 1882 erschienenes „La Philos.
d'Avicenna exposee d' apres des documents inedits" , Museon I, 389 — 409 und
506—522.
122) Der Avorroismus in der christlich- peripatetischen Psychologie des
späteren Mittelalters. Von Karl Werner. Sitz.-B. d. Wien. Akad. , Ph.-II.
Classe, Bd. 98.(1881), S. 175—320.
Hammel, Arabien and der Islam. 131
erwähnter Tractat des Hasan Baihum123); schon bei der Theo-
logie wurde erwähnt die Streitschrift al-Bäschimi's nebst der Ant-
wort al-Kmdi's1**).
Zur Kenntniss der arabischen Mathematik hat Klamroth
einen höchst dankenswerthen Beitrag geliefert125). Sonst ist hier
nur noch die arabische in Beirut gedruckte Uebersetzung einer
türkischen vergleichenden Zusammenstellung der wichtigsten Zeit-
rechnungen zu erwähnen 12G). Die Bearbeitung und Uebersetzung der
materia medica des Ihn el-Baithar , welche Ledere unternommen,
ist um einen grossen Theil in dem Berichtjahre vorgeschritten 127)
und bildet einen interessanten Beitrag zur Geschichte der Natur-
wissenschaften und Medizin bei den Arabern. Löw's vor-
treffliches Werk über aramäische Planzennamen 12s) enthält auch
eine Menge Beiträge für das arabische Lexicon, wobei die Unüber-
sichtlichkeit der Anlage und Form durch die guten Indices reichlich
aufgewogen wird ; es wäre nun zu wünschen , dass als Ergänzung
dazu (denn die richtige Bestimmung vieler arabischer Pflanzen-
namen, in denen eine Menge aramäischer Lehnwörter sind, ist doch
nur eine Seite) eine Uebersicht des in der vorislamischen Poesie
vorkommenden hiehergehörigen Materiales von einem Arabisten unter-
nommen würde. Die hübsche und lehrreiche Monographie Fischers
über die Dattelpalme129) ist auch für Arabisten höchst beachtens-.
werth. Von medicinischer Literatur ist ausser Ibn Baithar nur
noch zu nennen Isa-bey Hamdi's in Cairo gedrucktes Handbuch l30),
über dessen Inhalt und Anlage mir näheres nicht bekannt ist.
123) Hanau Baihum, ennedir lilbeschir. Beirut 1298. 8. 12 p. —
Cf. L. Bl. f. O. Ph., I, 241.
124) Siehe oben S. 128, No. 96.
125) Ueber den arabischen Euklid. Von Dr. Klamroth: ZDMG XXXV,
S. 270—326.
126) .Lj^l *->%£>' „Catalogue des periodes". Concordance des calendriers,
traduite du turc de l'ouvrage de S. E. Djevdetpacha , par le docteur Elias-
ifendi Matar. Beyrouth 1298. — Cf. J. As. VII, 19, p. 193.
127) Ibn el Baithar, Traite des Simples. Ed. L. Ledere. Tome II.
(No. 733 _*.Ü! / äji:> bis No. 1617 lA-x-c). 489 S. in 4. Paris 1881;
Not et Extr. des Mss. de la Bibl. Nationale, tome XXV, lere partie. (Vgl. über
Ibn el-Baitär's Werk R. Dozy, ZDMG. XXIII, 1869, S. 183— 200). — Unterdess
ist der Sehluss (bis No. 2324 in tome XXVI, 1, Paris 1883) erschienen.
128) Vgl. diesen Jahresbericht, S. 15, No. 20.
129) 77t. Fischer, Die Dattelpalme, ihre geographische Verbreitung und
eulturhistorische Bedeutung: Ergänzungsh. No. 64 zu Petermann s Mitth., Gotha
1881. — Cf. Nöldehe GGA. 1881, 1222—33-, M. W. in CB1. 1881, S. 1021.
130) -äUJfj ^-blJi ^LJi ;tfiä« j 'iX^wJ! X-x-2 „Don fait
a celui qui a besoin d'un abrege de medecine et de therapeutique" par le
Dr. Isa-bey Hamdi. En arahe. De Caire, 1298. 2 vols. de 300 p. chaeun.
— Cf. J. As. VII. 19, p. 201.
Jahresbericht lb8l. 10
132 Hommel, Arabien und der Islam.
Während im vorigen Berichtjahr die Geographie gänzlich
ausfallen niusste, sind diesmal neun Nummern zu verzeichnen. Sehr
dankenswertk ist Socins Verzeichniss arabischer Ortsbenennungen131)
und gewiss auch manchem Arabisten zum Nachschlagen nicht un-
willkommen; Himly's Aufsatz 132) gehört wenigstens insofern hieher,
als türkische Ortsnamen ja auch in muslimischen Werken, welche
arabisch abgefasst sind und die spätere Entwicklung der islamischen
Reiche betreffen, begegnen. Eine wahrscheinlich nach europäischem
Muster abgefasste allgemeine Statistik ist in Constantinopel er-
schienen 133). Ueber die mittelalterlichen arabischen Geographen im
allgemeinen handelt ein Artikel Oherbonneau's 134), während speciell
über Ihn Batüta kurz Yule 135), über Edrisi (und zwar über seine
Geographie Spaniens) ISaavedra geschrieben136). Mit letzterer Arbeit
berührt sich inhaltlich auch ein Werk Fommier's , dessen erster
Theil bis jetzt vorliegt 137), und Ihn Sa'id's (geb. 1214 in Granada,
t 1274 in Tunis) geographische Schilderung Italiens hat uns der
Altmeister Aman' in Text und Uebersetzung zugänglich gemacht138).
Zur Palästinakunde endlich gab Gildemeister aus arabischen Quellen
Beiträge 139), welche am besten hier bei der Geographie Erwähnung
finden.
Was die Geschichte anlangt, so ist von einleitenden Werken
ausser Beale's biographischem Lexicon, was schon im persischen
Jahresbericht besprochen wurde140), vor allem des unermüdlichen
Veteranen Wüstenfeld Monographie über die arabischen Historio-
131) A. Socin, Liste arabischer Ortsappellativa : Z. d. D. P. V, IV (1881).
S. 1—8. — Vgl. Ganneau, Rev. Arch., Juli 1881, p. 60.
132) K. Hi/mly, Einiges über türkische, mongolische und chinesische Orts-
namen und andere in Büchern über Erdkunde vorkommende Ausdrücke: Z. G.
f. Erdk., 1881, XVI, p. 40—47.
133) (^JL*.i! CjLoIa2.S>I „Statistique des pays" en arabe, par le directeur
du Journal Djeväib (Selim ebn Fdres ech-Chidiäq). — Cf. J. As. VII, 19, p. 191.
134) A. C'herbonueau , Les geographes arabes au moyen äge: Eev. du
Geogr., Fevr.-Avril 1881. — Cf. L. C. 1883, 69; R. C, N. S„ XV, 38 — 39.
135) Col. H. Yule, Ihn Batuta: Enc. Brit., 9th ed., vol. XII, p. 607—609.
136) Don Ed. Saavedra, La geografia de Espana del Edrisi: Soc. geogr.
de Madrid, 1881.
137 i Gervasio Fournier, Ensayo de geografia histörica de Espana, tom. 1.
Oriente y Grecia. Valladolid 1881. 4.
138) Frammenti del geografo arabo Ibn Sa'id su l'Italia, pubblicati c
tradotti da Michele Amari: Bollettino ital. degli studi Orient. N. S., No. 20— 2 1,
p. 388—92 (1881).
139) ■/. ( ,'ililriiH'islcr, Beiträge zur Palästinakunde aus arabischen Quellen.
I. (Auszüge aus Ja'kübl). II. (Aus Ibn Abd rabbih): A d. D. P. V., IV (1881),
p, 85—92.
IHM Vgl. Jahresber. L881, S. L08, No. 4.
Hommel, Arabien und der Islam. 133
graphen zu nennen 141). Von grösseren zusammenfassenden Ge-
schichtswerken hegegnen wir wiederum einigen neuen Lieferungen
(bezw. Halbbänden) des rüstig fortschreitenden Tabari, und zwar
wurde die Herausgabe des die Omajjadenzeit behandelnden Haupt-
theiles (Section II) begonnen von Thorbecke und Fränkel, während
die Abbasidengeschichte von Guyard und de Goeje fortgesetzt
wurde142). Wie es in der Natur der Sache hegt, so sind die
Partien , welche die Zeit Mu'äwija's (ed. Thorbecke) und die des
Abbasiden Mu'tasim-büläh (ed. de Goeje) behandeln, Musterleistungen
einer arabischen Ausgabe ; mit Wehmuth ist dabei des zu früh
dahingeschiedenen französischen Mitarbeiters Guyard (f 7. Sept.
1884) zu gedenken, von dessen fleissiger und gewissenhafter Hand
wir nun keine arabische Edition mehr erhalten werden. Von
Abulfedas Geschichte erschien eine Hindustaniübersetzung nebst
einer Fortsetzung bis 1529 n. Chr. 143). Die erste Lieferung eines
Werkes von Marehi über Geschichte, Recht und Kultur der Araber
und Türken , dessen Schwerpunkt offenbar in der Entwicklungs-
geschichte des islamitischen Rechtes liegen soll, geht nicht über
eine allgemeine Einleitung (die Araber vor dem Islam) hinaus 144).
Ueber die alten arabisch- indischen Handelswege in vorchristlicher
Zeit hat in populärer Form Rehatseh gehandelt 145). Guidi's Auf-
satz über den König Mundhir III. von Hira, diesen „argen Heiden"
(reg. 505/6 — 555 n. Chr. Geb.) und die beiden monophysitischen
Bischöfe , die ihn vergeblich zu bekehren suchen , wurde schon im
141) Ferd. Wüstenfeld, Die Geschichtsschreiber der Araber und ihre
Werke, Lief. 1 und 2: Abh. d. Gott. Gesellsch. d. Wiss., Band 28 (G. Aug
1881) und 29 (7. Jan. 1882), VIII. 170 und 139 S., Mk. 12. — Cf. Landauer
DLZ. 3, 1612 f., Th. N(öldeke), LCB1. 1883, S. 9 f.
142) Annales auctore Abu Djafar Mohammed lbn Djarir At-Tabari [geb
225, t 311 d. H.] quos ediderunt J. Barth, Th. Nöldeke, O. Loth, E. Prym,
U. Thorbecke, S. Fraenkel, J. Gnldl, D. H. Müller, M. Th. Houtsma,
S. Guyard, V. Hosen et 31. J. de Goeje. Sectionis Ilae pars la quam ediderunt
H. Thorbecke (p. 1—295 = 40—60 d. H.) et S. Fränkel (p. 295—320 ==
61 d. EL). — Id. Sectionis Illae pars 3a, quam edidit S. Guyard, p. 641 —
960=180—198 d. H. [Vgl. Bericht für 1880, S. 169, No. 123] und pars ia,
quam ediderunt &. Gayard (p. 961—1163 = 198—218 d. H.) et M. J.
de Goeje (p. 1164—1280 = 219—224 d. H.). Lugd. Bat. 1881.
143) Riazool Akhbar , the history of Abool Fida , from the Creation to
A. D. 1328 , transl. from the Arabic. — Kholäsat-ul Akhbar (abridged) from
A. D. 1329 — 1529, translated from the Persian (Moulvi Karim u diu Saheb,
translator from the Persian into Urdu). Bombay, Safdari Press, 1881; 260 S.
in 4°. Rs. 2, 8 annas.
144) F. de Marehi, Arabes et Ottomans, etudes sur leur histoire, leur
droit et leur civilisation. 1. partie : prolegoinünes historiques k l'etude du
droit et de la civilisation des Arabes et des Ottomans , I er vol. Les Arabes
avant l'islamisme. Introduction generale, p. 1 — 20. Saint Ouen, impr. Boyer.
— Cf. B. Or. VI, No. 1001.
145) Emporia chiefly ports of Arab. and Ind. Internat, commerce before
the Christ era, with a map JBBAS., No. XXIX. — Cf. B. Or. VI, No. 57.
10*
134 Hommel, Arabien und der Islam.
syrischen Bericht erwähnt 14<i). Der noch lebende Mu'rnin cs-Sab-
langi gibt in seiner Biographie Mohammeds 147) auch zugleich die
Lebensbeschreibungen berühmter Männer , deren Genealogie bis auf
Mohammed zurück geht (so z. B. auch des Schekh Murtadä, Ver-
lassers des Täg-al-'Arüs). Von 'Abel ul-Hajj's Ausgabe des Mu-
hammeds Zeitgenossen behandelnden wichtigen Werkes des llm-
Haqar erschien wie im Vorjahr wiederum eine Lieferung 14B). Eine
neue Ausgabe der „Eroberimg Syriens" von Pseudo- Wakidi (vgl. über
ihn Pertsch, No. 1599) wurde i in Bombay gedruckt149). Hier
schliesst sich am passendsten an Gurgi EfendiYannt 's (eines neueren
Autors) Chronik von Syrien, welche allerdings mehr die Geschichte
der letzten Jahrhunderte zu behandeln scheint150). Um wieder
zurückzukehren zum Anfang der Chalifenzeit, so hat Muir in einer
Cambridger Universitätsrede ein hübsches und anschauliches Bild
der ersten Jahrhunderte des Chalifats und der Anfänge und des
Wachsthums des Islam gegeben 151). Major Jarrett hat seine Ueber-
setzung von Siy'uti's Geschichte der Chalifen glücklich zu Ende
geführt 152). Im Anschluss an Palmer's Haroun Alraschid (siehe
Bericht 1880, S. 171) schrieb Barine einen kleinen Aufsatz mit
besonderem Hinweis auf die Rolle, die Harun in Tausend und eine
Nacht spielt 153).
Wüstenfeld hat seine Geschichte der Fatimiden , jenes haupt-
sächlich in Aegypten blühenden Herrscherhauses , vollendet , wo-
durch er vor allem den Historikern werthvolle neue Materialien
140) Jahresbericht 1881, 8. 17, No. :S 1 (vgl. auch No. 34).
147) Mu'rnin J. Hasan es-Sablangi, ji ^_^.ivÄ/i ^ ,Loj^! .^i>w>L;o
.U-i^j! ,-^ü! C^>. (Jaire 12<J8. ti. 7. — Cf. Brill, Catalogue, No. 2S7
( [lebst einer langen Beschreibung aus der Feder Carlo Landbergs).
148; A Biographical Dictionary of Persons who knew Mohammed, by
Ihn Hqjar. Edited in Arabic, by Maulawi lAbd-ul-Hai , fasc. 19 (Vol. 111,
No. 2), 1881 (== III, p. 97—192), Calc, Bibl. Ind., Old Ser. 243; Fase 20
erschien 1882.
14'J) Futüh ul-Sham; or the rise and progress of Mahoniedan conquosts.
Arabic. By Sayad Mahomed bin Umar-ul- Wdkedi. Bombay, Safdari Press,
1881. 814 S. in 2 vols. 3 Kupies.
150) ijjj.*- ^JjLJ', Beyrout 1881. 536 S. in 8°. H. ü .:".(>, cf. Brill,
No. 106 („Histoire de la Syrie").
151) The Rede Lecture 1881. The Early Caliphate, delivered before the
University of Cambridge by Sir William Muir. 28 S. in 8°. — Cf. Westm.
Uev., Oct., p. 543 f.
152) Ilistory of the Caliphs by Jalälu'ddin a's Suyuti, translated from the
original Arabic by Major JI. S. Jarrett. Calcutta 1881, XXU1 und 563 8.
(und zwar 1881 von S. 385 an, = Bibl. Ind. N. S. , No. löl und 453; das
frühere vgl. Jahresb. 1880, S. 170, No. 133).
153) Arvede Barine, Harouii-Al-Kaschid <'t los Mille et une Nuits, Rev.
pol. et litt., :;. S.'-i- ., I, p. 599— C02 (1881).
Hommel, Arabien und der Islam. 135
erschlossen hat154). Vaujany's Geschichte Aegyptens berücksichtigt,
wie man aus dem Titel ersieht , auch die muslimische (arabische
und türkische) Epoche 155).
Um von Aegypten uns nach S i c i 1 i e n , dem Maghrib und
Spanien zu wenden , so begegnen wir hier vor allem zwei wich-
tigen Fortsetzungen , nämlich des Altmeisters Amari italienischer
Uebersetzuug seiner Biblioteca Arabo - Sicula (zweiter und letzter
Band)156) und Ousa's seit 1868 begonnener Diplomensammlung,
von der nun der erste Band fertig ist157); die neben Amari's
Biblioteca in Octav als Appendix zu Muratori's Scriptores ver-
anstaltete Folioausgabe ist ebenfalls unterdes abgeschlossen wor-
den 158). — Ueber Tunis ist eine Broschüre Fabre's159), und über
Tunis und Algier zusammen ein Aufsatz von Lesseps 1C0) zu ver-
zeichnen; die algerische Frage behandelt ausserdem noch eine ano-
nyme Schrift101), während die Geschichte der Beziehungen Frank-
reichs zu Algerien einen Nachtrag aus dem Vorjahr erfährt,
nämlich eine Fortsetzung von Grammontfs „Relations" 1(i2). Fournel's
(f 1876) schönes Werk über die arabische Eroberimg Afrika's hat
in Dugat einen Fortsetzer und Vollender gefunden 163). — Ueber
L54) F. Wüstenfeld, Geschichte der Fatimiden-Chalifen nach den Ara-
bischen Quellen. Abth. 2 und 3 (130 und 126 S. in 4°.), Abh. d. Ges. d. Wiss.
zu Gott., Bd. 27 (1881); vollständig Gott. 1881. Dieterich, 352 S. (mit einer
lithogr. Kartenskizze), Mk. 14. — Cf. Wellhausen, DLZ. 1476 — 8; LCB.,
1882, 7 f.
155) H. de Vaujtnnj , Histoire de l'Egypte depuis les temps les plus
recules jusqu'ä nos jours. Egypte ancienne , domin ation musulmane etc. Le
Caire-Paris (Maisonneuvc) 1881.
156) (Michele Amari) Biblioteca Arabo-Sicula raecolta da M. A , Ver-
sione italiana, Vol. 2, Torino e Koma 1881, 838 S. in 8°., 20 lire; Vol. 1 siehe
Bericht 1880, S. 171, No. 140 (dort der Titel ausführlicher).
157) I diplomi greci e arabi di Sicilia , pubblicati nel testo originale, da
Salvatore Cusa. Vol 1. parte 2a (= p. 505 — 862), Palermo 1881 in 4°. —
Cf. M. Amari, La Cultura, anno I, Vol. I, p. 321 (1882).
158) Ad rerum Italicarum scriptores Cl. Muratorii t. I, p. II additamenta
quae sub titulo Bibliothecae Arabico-Siculae collegit atque italice transtulit
Mirliael Amari. Romae et Florentiae. 50 lire. Vgl. ebenfalls schon Bericht
1880, S. 171, No. 140.
159) J. Fahre, Essai sur la regence de Tunis. Avignon. IX. 188 S.
in 12°.
160) Ferd. de Lesseps, Algerie et Tunisie. N. R. 13, 489—497.
161) La question Algerienne. Orleans. VIII. 97 S.
162) H. D. de Grammont, Relations entre la France et la regence
d' Alger au 17. siecle, 3. partie: La mission de Sanson Le Page et les agents
interimaires (1633 — 46). Alger. (Wann 1 und 2 erschienen, konnte ich leider
nicht ermitteln).
163) Henri lournel, Les Berbers. Etüde sur la conquete de l'Afrique
par les Arabes d'apres les te.xtes arabes impvimes, tome 2 , complete , apres la
mort de l'auteur, par Gustave Dugat. IV. 381 S. in 4°. Paris (Impr. nat.).
3(1 fr. (Band I erschien 1876).
236 Hommel, Arabien und der Islam.
eine marokkanische Gesandtschaft nach Spanien im 17. Jahrh.
berichtete Sauvaire 164) ; das Buch Trotters über Marokko wurde
schon unter No. 32 (auf S. 119) erwähnt165). — Die Werke, welche
die Blüthe und den Verfall der islamischen Kultur in Spanien
behandeln , eröffnen wir billig mit der neuen Auflage von Dozy's
Recherches 1G6) und seiner Ausgabe von Al-Marrekoshi's Geschichte
der Almohaden 167) , als einem erfreulichen Zeichen, wie die unver-
gleichlichen Leistungen des berühmten Meisters nicht blos geschätzt
und allgemein anerkannt , sondern was noch mehr , auch über die
Bibliotheken hinaus benützt und gebraucht werden. Wohl haupt-
sächlich auf Dozy's Untersuchungen beruhend ist das mir wie so
vieles andere leider unzugängliche englische Werk des Amerikaners
Coppee über die Geschichte der Eroberung Spaniens durch die
Mauren nebst einem Ueberblick über ihre Kultur 168). Eine türkische
Bearbeitung desselben Gegenstandes erschien in Constantinopel l69).
Dem Vollers'schen Geschichtsjahresbericht entnehme ich noch die
Titel dreier Artikel, in welchen „die spanisch-arabische Kulturblüthe
nach verschiedenen Seiten beleuchtet wird" 170~172); ebendort wird
aufmerksam gemacht auf die in dem Werk Pelayo's zur Besprechung
164) H. Sauvaire, Une ambassade musulmane en Espagne au XVII.
siecle. — Cf. Barb. de Meynard, CR 9, 411 £5 RC. 1881, II, 336; Acad.
20, p. 492.
165) Als Nachtrag zu No. 32: Der vollst. Titel lautet: „Our Mission etc.
in 1880 under Sir John Drummond Hay; illustrated from photographs by
D. Lawless". Edinb. a. Lond., 328 S. — Cf. auch noch Athen., 4. Juni, p. 744 f.
166) R. Doztj , Recherches sur l'histoire et la litterature de l'Espagne
pendant le Moyen-äge. 3. ed., revue et augmentee. 2 vols, XIV, 388 und
LXXX S., 4 Bl., 480 und CXIX S., fl. 9.50 (Mk. 16). — Cf. M. Amari,
N. Ant, 2. Ser., 28, 146—9; K. Vollmöller, GGA., 1882, 509—12; J. Corna,
DLZ. 1882, No. 4, S. 129 f.
167) The History of the Almohades preceded by a sketch of the History
of Spain , from the times of the conquest tili the reign of Yüsof Ibn-Teshunn,
and of the history of the Almoravides by Abdo-'l-Wähid al-Marrckoshi, now
tirst edited from a ms. of the Univ.-lihr. of Leyden , the only one extant in
Europe, by R. P. A. Dozy. 2. ed., revised and corrected. Leiden, Brill. XXI.
290 S., n. 3.80. — Cf. Wellhausen, DLZ. 1882, No. 35, S. 1245—7.
168) Henry Coppie (of Lehigh Universitvi. History of the Conquest of
Spain by the Arab-Moors with Sketch of the Civilisation which thoy acliieved
and imparted to Europe. 2 vols. XXXVI und 455, XIV. und 4'.»t; S. Boston.
5 Doli. (22.50; bei Trübner 25 sh.).
169) „SUls , sw.JiAil J».j>Lj » ,Lb , „Täriq, uu la conquete de L'Es-
pagne" Constant. 1297. — Cf. Huart, Bibl. ottom., No. 113.
170) Hermile Reynald, L'Espagne musulmane. Nouv. Rev., 8, 116 —
i II und 9, .r.si 603.
17 1 1 Ix Contreras, Movimiento civilizador de los Arabes! Riv. du Esp.
79, Marzo y abr., S. 28—48.
L72) läzzie W. Champney, The Caliphate ofCordova Good Company,
Maren, Avril.
Hommel, Arabien und der Islam. 137
kommenden „Ueberlebsel der arabischen Kultur in Spanien, die
Moriscos und die literatura aljamiada" 173) wie auf Schirrmacher1 's
Geschichte Castiliens , worin der Niedergang der arabischen Macht
eingehende Darstellung findet174). — Was die späteren Ent-
wicklungen des Ostens (Moghulreich etc.) anlangt, so ver-
weise ich hier einfach auf die betreffende Partie des Vollers'schen
Berichtes, wovon übrigens das meiste auch in Ethe's Bericht „Neu-
Irän" 175) verzeichnet ist; mit besonderem Bedauern ist dabei zu
erwähnen, dass durch den Tod des Grafen F. A. von Koer (f 25. Dez.
1881) das schon im vorjährigen Bericht gerühmte treffliche Werk
über den Kaiser Akbar (den 1881 noch erschienenen Halbband
siehe in Ethe's erwähntem Bericht für 1881, No. 6) nun unvollendet
bleiben wird.
Ueber Wesen, Geschichte und Entwicklung des
Islams ist im Berichtjahre von grösseren und hervorragenderen
Werken eigentlich nur das leider durch seine ungarische Abfassung
blos wenigen zugängliche Buch des berühmten Arabisten Goldziln r
zu nennen 176), von welchem Bacher einen dankenswerthen Auszug
uns geschenkt hat. Wie Goldziher auf Seite der Vertheidiger des
Islam steht (und er kennt denselben besser als irgend einer," sowohl
was seine Geschichte und deren Quellen anlangt, als aus eigener
Anschauung im Muslimischen Kairo), so tritt der englische Beisende
Blunt (vgl. die von seiner Gattin geschilderte Pilgerfahrt nach
Nedschd No. 14 dieses Berichts) in einer Reihe von Aufsätzen eben-
falls warm für die Entwicklungsfähigkeit des Muhammedanismus
ein 177). Ganz anders dagegen urtheilen C. JST. Pischon (der als
173) Menendez Pelayo, Hist. de los jHeterodoxos espanoles, II. Madrid,
786 S., R. 40. (Vgl. Bd. I im vorjähr. Bericht, No. 149).
174) F. W. Schirrmacher, Geschichte Castiliens im 12. und 13. Jahr-
hundert. Gotha (Perthes). — Cf. Acad. 20, 487 f.
175) Siehe diese Berichte, 1881, S. 111 f. (No. 26—39), ferner S. 109
(No. 5 und 6).
176) Az Iszläm. Tanulmänyok a mukammedän vallas tö'rtenete köreböl.
Irta Goldziher, Igndcz (Der Islam. Studien aus dem Gebiete der muhamme-
danischen Religionsgeschichte. Von Ignaz Goldziher). Budapest 1881. Bücher-
verlag der ungarischen Akad. d. Wiss. 412 und XII S. (Inhalt: Cap. 1. S. 1 —
100 Die Religion d. Wüste und der Islam, Cap. 2, S. 101 — 170 Die Traditionen
des Islam, Cap. 3, S. 171 — 270 Vom Heiligencultus und den Ueberresten der
älteren Religionen im Islam, Cap. 4, S. 271 — 298 Die Baudenkmäler des Islam,
Cap. 5, S. 299 — 340 Mohamm. Hochschulleben, und Cap. 6, S. 341—382 Un-
richtige Meinungen über den Islam. — Cf. W. Bacher, ZDMG. 36 (1882).
S. 720—724.
177) The future of Islam by W. S. Blunt, I. Census of the Mohammedan
World. The Haj: Fortn. Rev., N. S., 30, 204—223; II. The modern question
of the Caliphate, ib. 315—332; III. The true Metropolis— Mecca, ib. 441 — 458;
[V. A Mohammedan Reformation, ib. 585 — 602 (V. Englands interest in Islam,
ib. 31, 1882, S. 32—48. Das Ganze dann auch separat, Lond. 1882, 220 S.,
Mk. 7.20). — Cf. Badger, Ath. 1882, I, S. 627; Saturd. Rev. 1882, 3. June.
Jgg Hommel, Arabien und der Islam.
Geistlicher in Konstantinopel länger gelebt) m) und (in einer klei-
neren Abhandlung) Mar Coli l79), welche beide den baldigen Unter-
gang des Islam wie des osmanischen Reiches als nothwendig kommend
ansehen. Ausser zwei Aufsätzen II 'ahrmund's 180— 181) ist noch eine
Polemik zwischen Juynboll und van den Berg, die sich an ein
schon 1874 erschienenes Buch des letzteren . anschloss , zu ver-
zeichnen182-184); eigentlich gehört dieselbe als Nachtrag zu S. 130
(Rechtsliteratur), doch der Anfang der betreffenden Aufsätze Juyn-
boll's steht in den letzten Jahresberichten, seiner Aufschrift gemäss
ebenfalls beim Abschnitt Islam. Einzelne Seiten behandeln Barbier
de Meynard's „Untersuchungen" 185) und ein Artikel Bate's über
den Hagg (die Pilgerfahrt nach Mekka) 186) ; auch gehört am besten
hieher (der zweite Theil von) Colebrooke's Abhandlung über die
muslimischen Eigennamen ,87), ein äusserst interessantes Thema, das
aber freilich, wenn gleich über frühere Arbeiten, vor allem Hammer,
hinausgehend , doch noch ganz anders behandelt werden könnte.
Was zuletzt die Entwickelung des Islams in einzelnen Ländern an-
langt, so schrieben über den osmanischen Klerus der frühere Fred.
178) C N. Pischon, Der Einfluss des Islam auf das häusliche, sociale
und politische Leben seiner Bekemier. Eine culturgeschichtliche Studie. Leipzig.
3 Mk. VIII. 162 S. — Cf. LCB1. 1882, S. 239 f. ; S. Fränkel, DLZ. 1882,
No. 5, S. 166 f.; C. Weitbrecht, DLB1. 1882, No. 24; Neue ev. KZ. 1881,
No. 50; La Cultura 1882, 161 — 163.
179) Malcolm Mac Coli, Are reforms possible under Mussulman rule?
Cont. Rev., 40, 257 — 281 (Aug. 1881).
180) A. Wahrmund, Zur geistigen Bewegung des Islam. AAZ. , Beil.,
No. 224—48.
181) A. Wahrmund, Principien des Islam. AAZ., 1881, No. 300 — 306.
182) Jui/nboll, Een handleiding voor de studio van den Islam beoor-
deeld: Ind. Gids 1881, I, 241—261. (Forts., vgl. Bericht für 1880, No. 157.)
Darauf als Antwort :
183) Antwoord an den Heer Dr. A. W. T. Juynboll, door Mr. L. W. C.
van den Berg, ib. S. 120 — 133. Man vergleiche auch noch:
184) T. H. van der Kemp, Een paar aanteekeningen op Mr. L. W. C.
v. (1. Bergs antwoord aan Dr. Juynboll, ib. S. 986 — 988. Das betreffende
Buch van den Berg'*, um das es sich beim ganzen handelt, war: De beginselen
van het Mohamm. recht, Batavia 1874.
185) Barbier de Meynard, Recb.ercb.es sur les Clements ötrangers qui
onl contribue au developpement de l'islaraisme et des sectes philosophiques
musulmanes: Compt. Rend. de l'Acad. de Inscr. , 4. Sei-., 9, 241 — 4 (Analyse
de la communication faite par M. Barb. de Meynard sur les origines de la
Societe musulmane). — Vgl. auch RC. 12, 271 f.; R. Hist. Rel. 4, 241 f.
186) ./. O. Bäte, The Muhammedan Ila.ij : 1ml. Ant. 10, S. 372 ff.
(Dec. 1881).
IKTi <»n the Proper Names of the Mohammedans. By Sir 7'. K. Cole-
brooke: JRAS., N. S., 13 (1881), Art. IX (S. 237—280). — Cf. Jahresb.
1879, An. L63; erwähnl auch (aber ohne Angabe der Seitenzahl) in diesem
Bericht S. 109, No. 7 (Ethe, Persien).
Hommel, Arabien und der Islam. 139
MilUngen 188) und Decourdemanche „über mehrere dem Aber-
glauben entsprungene Werke der türk. Literatur" (Kijäfet Nameh
ou livre de la physiognomie, Fäl-Narneh ou Li vre des sorts, Ta'bir
Nameh ou livre des songes , Sa'äti N. ou livre des heures, Ichty-
läg N. ou livre des atteintes) 189). Der oben erwähnte Van den Berg
(Herausgeber und Uebersetzer des arabischen juristischen Werkes
Minhäg at-Tälibin, 3 Bände, arab. und franz., Batavia 1882 — 84)
handelte über die mohammedanische Geistlichkeit in Holländisch-
indien 19ü) und endlich de Grandpont über den Islam bei den
Nalus in Senegambien m) , letzteres noch als Nachtrag zum vor-
jährigen Bericht.
Was die Poesie betrifft , so hat ganz allgemein über die
arabischen Dichter De Lacoste in einem mir allerdings nur aus
Friederici dem Titel nach bekannten Aufsatz gehandelt192). Aus
dem Gebiete der vorislamischen Poesie ist, ungleich dem vorigen
Berichtsjahr mit seinem Labld-divan , nur bekanntes reproducirt
worden; über den genannten Divan hat Baron Kremer eine um-
fangreiche und inhaltschwere Abhandlung geschrieben193), in welcher
zugleich die Resultate einer nochmaligen Collation des Originals
mitgetheilt werden , während Hommel Verbesserungen Fleischers
nebst eigenen Bemerkungen (letztere hauptsächlich über den Com-
mentar wie über die nicht im Divan enthaltenen Gedichte Labid's)
zu geben in der Lage war194). Eine dillettantische Zusammen-
stellung von englischen Uebersetzungen arabischer Gedichte (Mu'al-
lakät von Jones; ausserdem Uebersetzungen von Carlyle, Hamilton,
Redhouse etc.) gab Clouston195); Jones Mu'allakätübersetzung, die
als die erste ihrer Art immer noch gewisse historische Bedeutung-
188) Osman-Bey (Major Vladimir Andrejevich) Les imams et les der-
viches. Pratiques, superstitions et moeurs des Turcs. Paris, 2G9 S., 3 fcs.
189) Decourdemanche, De la litterature superstitieuse chez les turcs:
ß. Hist. Eelig., 2. annee, III, S. 111 — 124 (Jan.-Fev. 1881).
190) L. W. C. van den Berg, De Mohammedaansche Geestelijkheid
en de geestelijke goederen op Java en Madoera: Tijdschr, v. Ind. Taal-, Land-
en Volkenk., 27, 1—46 (nebst Rectificatie S. 190).
191) De Grandpont. Islamisme chez les Nalous: Bull, de la Soc. acad.
de Finistere, Brest 1880.
192) De Lacoste, Les poetes arabes: L'instr. publ., Fevr. 1881. — Cf.
B. Gr., VI, No. 965.
193) Ueber die Gedichte des Labyd. Von Alfred von Kremer. Wien
1881, 51 S. (= S. 555—603 der Sitz.-B. der Wien. Ak., ph.-hist. KL, Bd. 98).
194) Der Diwan des Lebid. Von Fritz Hommel : Gott. Gel. Anz., 1881,
Stück 49. 50, S. 1537—1551.
195) Arabian Poetry for English Readers. Edited with introduetion and
notes by W. A. Clouston. Glasgow 1881, privately printed (Lond., Trübner
in ('omni.). LXXII S. , 1 Tabelle, und 472 S. — Cf. Sat. R. 51, 250 f. j
G. P Bmlijer, Acad., 19, 375 — 377.
140 Hommel, Arabien und der Islam.
hat, ist auch besonders wieder abgedruckt worden196). Aus der
Hamäsa gab der schon durch ähnliche Arbeiten vortheilhaft bekannte
Lyall von 22 Gedichten Uebersetzung und Commentar in gründ-
licher und correcter Weise 197), in ganz anderer Weise als Clouston's
gut gemeinte Sammlung geeignet, in England den Eifer zum Studium
der ebenso interessanten als schwierigen altarabischen Poesie zu
wecken und zu nähren ; auch Jxehatseh gab Proben aus der Hamäsa,
die ich leider nicht einsehen konnte 198). Endlich wurde der Divan
des lAntara neu gedruckt199), und die Lämlja des Hhanfara von
Redhouse in neuer Anordnung herausgegeben , übersetzt und mit
einer manch neue Gesichtspuncte bringenden Einleitung versehen 200).
— Der Divan eines bisher nur aus dem Kitäb al-aghäni (ed. Bulak,
8, 15 — 27) bekannten Zeitgenossen des Abu Nuwäs , des unter
Härün al-Rashld blühenden al-Äbbäs ihn al-Ahnaf (f 192 = 807/8)
wurde in Constantinopel gedruckt201). Einen Artikel des Kitäb
al-aghäni (cf. Cod. arab. Monac. 469, 290; 471, 28 und sonst) über
die unter Mutawakkil lebende Dichterin Fadl (f 260 = 873/4)
reproducirte in anziehender Weise Huart 202). Eine vorzügliche
Darstellung fand der geistvolle unglückliche Prinz und Eintagskhalif
Ibn al-Mu'tazz (f 296 d. H.), der mit Recht als einer der be-
deutendsten Dichter der Abbasidenzeit gilt, in der bisher ungedruckten
Doctordissertation des unvergesslichen Loth, von August Müller
aus seinem Nachlass veröffentlicht 203). Die Makamen des bekannten
196) The Moallakät. »The Suspended Poems, transl. by Sir William Jones.
Calcutta, Ghosh & C, 118 S., 2. edition. Rs. 7. — Cf. Bengal Library Cat.,
1881, II, p. 22.
197) Translations from the Hamäseh. — By C. J. Lyall: JASB., N.-S.»
50 (1881), p. 107—147 (enthaltend Find, arab. Ausg. a— !•% 'Urwa l\v-M,
Abu '1-Ghül v — \ö, Ibrahim ibn Kuneyf |fö f., Dureyd ibn es-Simmeh |**vv — t**A
und noch einige andere kleinere Stücke). — Cf. Stanley Lane-Poole, Acad.,
22, 120—121.
198) E. Rehatseh , Specimens of Pre-Islamitic Arabic Poetry, selected
and translated from the Hamasah: JBBRAS., No. XXIX.
199) Diwan de 'Antar, precede de sa vie. Beyrout 1881. Fl. 1.25. —
Cf. Brill, No. 100.
200) The L-Poem of the Arabs, LJ.xi! K.x.^ SA^'i ; by Shanfara,
(^.äÄ/ixlJ. Koarranged and translated by J. W. Redhouse: JKAS. , N. S.,
13, article XVIII, S. 4.'!7 — 4()7 (auch separat erschienen, Lond., Trübner, .'31 S.).
201) Abu el-Fadl el-'Abbäs J. el-Ahnaf, .5L.jJ. Suivi du .-jU-J^
d'Ibn Matrüh. Constantinople 1298. 224 S. , 10 pi. oder Fl. 3. — Cf. Brill,
No. 171; Unart, J. As. 7, 19, 180, No. Gl.
202) A. Unart, La poetosse Fadhl, scenes de moeurs sous los khalifes
Abbasides. Paris (Leroux), 43 S. = J. As., 7, 17, S. 5- 4.'!, Janv. 1881.
203) [Jeber Leben and Werke des 'Abdallah ibn ul-Mu'tazz von O. Lolh.
[1866], Leipz. 1882 (aber Ende L881 erschienen). VI. TT, S. Mk. 8.
Hammel, Arabien und der Islam. 141
Vorgängers des Hariri, des 398 d. Fl. gestorbenen Hamaddni er-
schienen in der Gavä'ibdruckerei 204). Ein auf den Wortsinn gehen-
der Commentar zum Divan des berühmten Mystikers Ibn Al-Fdrid
(t 632 = 1234/5) vom Saih Hasan al-Bürini (f 1024 = 1615)
wurde im Orient (wo?) neugedruckt205). Eine Ausgabe des Divans
des bei den Orientalen beliebten Dichters [Gemäl-ed-din Jahjä] ibn
Matrüh (7. Jahrh. d. H.) ist als Appendix dem Divan des al-'Abbäs
ibn al-Ahnaf beigegeben 206). In Damascus erschien der Divan
eines ebenfalls im Orient sehr geschätzten Dichters, des Hafija 'd-din
al-Hilli at-Tunbusi (sonst auch as-Sinbisi), f 759 d. H.207). Wahr-
scheinlich auch hieher , zur Poesie , gehört eine wohl in gereimter
Prosa (5..^.^) abgefasste Lobschrift zu Ehren Mohammeds von
Sihäb ad-din al-Hafägi (f 1069 = 1658) 208). Der Diwan eines
neueren römisch-katholischen Dichters endlich , des maronitischen
Priesters Nicolas, darf der Merkwürdigkeit halber nicht übergangen
werden, zumal diesen nur die Religion feiernden Gedichten gewiss
poetischer Schwung nicht ganz fehlen wird209).
Um nun zum kulturgeschichtlichen so interessanten Abschnitt
der Roman- und Märchenliteratur überzugehen, so beginnen
wir hier mit der Geschichte von Salämän und Absäl , welche der
berühmte Arzt Hunain (f 260 = 873) aus dem griechischen über-
setzt zu haben angibt210). Von Dieter ■ici's Ausgabe von „Thier
204) J!l\^J| Olx'üw . Les seances de Bedi'-uz-zemän Hamadani.
Texte arabe cornprenant cinquante et une seances, plus un appendice, contenaut
de courts fragments de prose et de vers. Constant. 1298. 101 S., 6 pi. —
Cf. Huart, Bibl. ottam., No. 92.
205) Commentaire du Divan d'El-Faredh par le Cheikh Hassan el Bou-
rini. Texte arabe. 20 fcs. Cf. B. Or., No. 973.
206) Siehe oben No. 201 (ebenfalls aus der Gawaib-Druckerci).
207) Kitäb diwän eschscheeh Safijeddln Abulmahäsin 'Abdel'azlz Ibn Se-
räjä Ibn Abilkäsim Elhilli Ettunbus'i , Damascus, matb. HabTb Eff. Chälid.
1297. 572 S.: Cf. M. Hartmann, Presserzeugnisse Syriens etc., LB1. f. Or. Ph.,
I, S. 238, No. 33.
208) Sehäb ed-din el-Hafägi, -iJ^S r*-i> rr<^-* J. r»l+^- f-^"*
(Girren der Tauben zum Preis des trefflichsten der Geschaffenen), Const. 1298.
— Cf. Brill, No. 166.
209) Diwän du Cure Nicolas, superieur general des religieux Basiliens de
St. Jean de Chouwer. Beyrout 1881. Fl. 4.50. — Cf. Brill, No. 90.
210) Ibn Sinei, oLotA^LJf», iUX^Jl ,J. JoL*. «.-^.-J , suivis de
i^Lw.jL ..Lo^L-w &.AaS traduit du grec en arabe par Honeyn Ibn Ishäq el-
'Abbädi et de la biographie d'Avicenne, extraite d'Ibn Khallikan. Constant. 1298.
IV. 131 S., 7 pi (bezw. fl. 1.15). — Cf. Huart, No. 193; Brill, No. 168.
]42 Hummel, Arabien und der Islam.
und Mensch" erschien eine zweite Ausgabe211). Eine dänische
Uebersetzung des 'Antarromanes in Auswahl gab als letztes Erzeug-
niss seiner gelehrten Thätigkeit Holmboe 'l 1 2). Von dem in Flügel's
Katalog II, 13 ff. beschriebenen „Roman der Glaubenskämpfer und
des Kriegs der die Einheit Gottes Bekennenden und der Dhät al-
Himmau , einem selbst in Aegypten selten gewordenen Buche , er-
schien das erste Heft213) nun im Druck; hoffentlich wird die Aus-
gabe fortgesetzt werden. Ebenfalls der Bulaker Presse haben wir
zu verdanken den Druck eines den Tod Husain's, Sohnes des 'Ali
und die für ihn genommene Bache behandelnden Romanes von Abu
Ishdk al-Jsfaratni und Abu Abdallah ' Abdallah ihn Muham-
iuad21i~'llb). Die im vorjährigen Bericht schon erwähnte Bulaker
Ausgabe von Tausend und eine Nacht liegt nun vollständig in vier
Bänden vor 2 ' 6), während gleichzeitig in Beirut eine von den ärgsten
Zoten der ägyptischen Ausgabe gereinigte neue Ausgabe man zu
211) Thier und Mensch vor dorn König der Genien. Ein arabisches
Märchen aus den Schriften der Lauteren Brüder in Basra, im Urtext herausg.
von Fr. Dieterici. 2. Ausg. [1. Aug 1879]. Leipz. IV. 146 S., Mk. 4.50. —
Vgl. auch No. 71 (Lexicon dazu).
212) Antar, Arabernes Bayard, Helten uden Frygt og uden Dadel. Epi-
soder af Antar-Sagnene. Oversaottelse af C A. Holmboe. Kjoebenh. 20 I S.
Kr. i,50. — Vgl. den Nekrolog ZDMG. 36, XXXV I.
213) ö!J>j ^#X&~yA\ U;>; £jJl^S>L^WJi 'ijJ^ ^A j^Si »j^Ji
iU^Jt. Caire 1298. Fl. 1.75 (Inhalt: c\jA> J>£- ^,+jLJJ^a .p^Jl 1l\5>
«a;.£ ..jo ,*^l ,*J», wl\ä> , »£&• s.'J**+ ljljJü x_>L-, » ci»,L<v5t
*Lav..LJ \.S>\» ,» ...Ix^&Ji Ä.JLÄÄJ NJAÄ^- l\j c^C *.AO^Lc>5 Lo*wwJ|
\^-».i>» bLJ „LJI xJLb. iwÄJ-LiJt A.XS» _La:<U2Ji , ».fb» «Jix Äi>U
jJLäI idUtj ^5l£ o.jA>; 'itJmaJi v-Jlb J.. — Cf. Brill, No. 266.
211 — 215) (I) .yK*uJS^\ \\%»**A (j, ,-y-osJi ,_».i ,,das Augenlicht über
das Martyrium Eusains". Von Abu Ishdk el-IsfaräHni. (Ili J, .-»«oü! ö.S
■ T^ÄV>.jsVji .Li l\;>I „die Augenlust über die für Husain genommene Rache".
Von Abu 'Abdallah 'Abdallah heu Muhammed. Kairo 1298. — Cf. Wüsten
feld Der Tod des Eusain und die Rache (Abb. d. Gott. Ges. d. Wiss. 30,
1883). S. I\.
216) Mille ei nur nuits. Caire 1297. -1 vols. H. 24. - Cf. Brill,
No. 7."i („rien a'a ete^ retranche' dans cette edition, la meilleure de toutes edles
ijui on1 iti pübliees en Orient").
Hommel, Arabien and der Islam. 143
veranstalten begonnen hat217), wobei nach Hartmanns Urtheil von
einer Verstümmelung keine Rede , nach Landberg- jedoch dieselbe
gemacht wäre „par im homme sans goüt et sans Instruction". Burton
berichtet in einem Brief über eine neue von ihm und J. Payne
zu machende vollständige Uebersetzung von Tausend und eine Nacht
ohne jede Abkürzung oder Unterdrückung218), von welcher unter-
dessen wirklich zwei Bände erschienen sind 21ü). Der für die Kermt-
niss der Vulgärsprache wichtige historische Roman der „banü Hiläl"
ist in Beirut gesammelt erschienen220); Episoden daraus wurden in
Kairo gedruckt221"222), deren zweite allerdings ohne Jahresangabe
ist. Gewiss ebenfalls nur Stücke des gleichen Romancyclus sind
zwei andre auch von Abu Zaid (s. No. 222) handelnde und auch
in Biüak erschienene Erzählungen 223~ 224). — Ueber eine in In-
dien erzählte muhammedanische Legende hat kurz he Farm be-
richtet225).
217) Kitäb alf lele walele, Tb. 1 (S. L — 461) Beirut 1881 (so nach dem
Vermerk am Schluss; Titelbl. 1880), el-matba'at el-'edeblje ; Bd. 2 (S. 462— 893)
desgl., (Tb. 3 und 4, S. 814—1285, L286 -1667 erschienen 1882). — Cf.
Hartmann, Presserzeugnisse Syriens etc., No. 22 (Kuhns L.-Bl. f. Or. Ph.,
s. 235 f.).
218) R. F. Burton, The Arabian Nights, Athen. 18S1 , II, 703, Brief
vom 13. Nov. 1881, vgl. auch Acad. 20, 421. 437 f.
219) Cf. Pertsch, Catalog, No. 2632 — 35, S. 395 von Bd. 4: „Die erste
wirkliche Uebersetzung des ganzen Werkes, welche von John Payne nach der
Ausgabe von Macnaghteu gearbeitet, von der Villon-Society in London heraus-
gegeben wird, ist im Erseheinen begriffen; der 2. 1>K zur 145. Nacht reichende
Band ist soeben [Anf. 1883J erschienen".
220) Roman historique de beni Hiläl. Beyrout 1880 — 83. Fl. 15. —
Cf. Brill, No. 158 (,,il comprend une serie de recits avec des titres differents").
221) -y^M» ioLs.13- cJ'üJi J-Ä5» ^Lp ^.^- ij. Ka^Ä^Jt s.*aJ|
^UxJIj (iUÄi'J V^HJ, Caire 1298> F1- 2-50- — Cf- BrilI> N<>- 267 („feit
partie du roman des Beni Hiläl").
222» xsu.^i i^.JU.jj Ji.j; _».jL ^'"-j^» iüiaLwj Oj.jS\j jt*«M«Jl <^J*S
S^£" fÄ-d S-A-w ^m*S>\ ^j &Lj.f> -J'üJi KIäS i_\*J ..y« üxi.5 fJ^C.
Caire (s. a.i. Fl. 1.25. — Cf. Brill, No. 258.
223) Kitäb er-riyäda el-bahiya wa mä garA lil-Emir Abi Zeyd wa'l-'Arab
el-Heläliye. Caire 1298, 2e edit., Fl. 2. — Cf. Brill, No. 23 („le roman dAbii
Zeyd, si goüte par le peuple en Orient").
224) A-J> ic^"&^ ^1) y^ &-*Ä-ä J, _L§JCj^i» ^j-J^i ^JJÜ ,
_L>V*j|., Caire 1298. Fl. 0.75. — ■ Cf. Brill, No. 270 („prose et poesie.
Lithogr." i.
225) H. he Fanu , A musalman legend of Krishnagiri in Salem. Ind.
Ant., July 1881 (S. 191 f.) — Cf. li. Or., No. 429.
144 Hommel, Arabien und der Isla in.
Zu dein-, was die Araber Ad ab nennen, hat Rosen durch
seine Auszüge aus Ibn Kutaiba's prosaischer Anthologie Ujün al-
ahbär einen schätzenswerthen Beitrag geliefert , der zugleich die
Herausgabe des ganzen Werkes als ersehnenswerth erscheinen lässt220).
Hier sind ferner wohl am besten folgende Werke aufzuführen :
Sujuti's (f 911 = 1505/6) Makämen („gelehrte Abhandlungen über
vermischte Gegenstände") 227), al-IIazargi's „sprachlich-astronomische
Blumenlese"2"), drei Rasä'il von Mahrizi (f 845 = 1441/2),
■1'nuir al-Halabt (f 660 = 1261) und Jdküt dem Kalligraphen
(f 698 = 'l298)229), Abu Bahr al-Hawärtzmi's (f 383 = 993)
Rasä'il230), ebenso die des Hamadam\-\ 398 = 1007/8) 231), end-
lich noch Aufsätze wie es scheint socialpolitischen Inhalts des noch
lebenden Saih Husain aL-M.arsaf%%%t). Vielleicht auch noch hieher
226) BaroD Victor Rosen, Zur arabischen Literaturgeschichte der älteren
Zeit . I. Ibn Qutaiba. Kitäb 'Ujün al-akhbär [mit vielen Textauszügen, bes. der
ganz mitgetheilten Vorrede S. 62 — 71]: Bull. Acad. Scienc. de St.-Petersb..
27. S. 55 — 78 (== Mel. asiat. VIII, 5. 6). Vgl. übrigens schon den vorjährigen
Bericht, S. 158, No. 33.
227) fJkA«wl oLo'Jw Les seances de Djeläl ed-din cAbd er-llah-
l5-^
man Soyoüti. Texte arabe. Impr. du Djevä'i'b [ä Constantinople] , 1298.
100 S., pi. 5. — Cf. JA. VII, 19, p. 186, No. 93.
228) Genial ed-din Mohammad el-Hazargi [el-Ifriki, gen. Ibn Manzür,
Verf. des jetzt in Buläk im Druck befindlichen grossen Wörterbuchs Lisän
el-'Arab, geb. 630 d. PL, f 711] jLfcjdlj J-JÜI £ j\3>y$\ i£i VJLäS''.
Const. 1298. 200 S., 8 pi. — Cf. Brill, No. 169 (2 Fl. 50 c).
229) qJJJ! ^ÜJ äU^UJU äLusbL^i Jj.äJÜ| iPL\5>l Joi«w. O^Ls
M - >
. t^Jüts+W v_^jwx1j na^^äa/! r-*"5? )~^2 jL.x.^>1» jL*-wlj Vwj(j>L *.xs>
-♦aoaX^JI •^•S'-J. Constantin. 1298, 77 S. , 5 pi. — Cf. JA. VII, 19,
p. 194, No. 137; Brill, No. 167 (1 PL). Ueber den ersten dieser Rasä'il, s.
unten bei der Numismatik.
230) Abu Bekr el-Haw&rizmi. Rasä'il. Constantinople 1297. PI 2.50.
Cf. Brill, No. 8 und zum Werk seihst FlügeVs CataL, I. S. 258, No. 279.
231) Rasä'il Abi 'l-fadl Badi'-ezzemdn el-Hamaddnt} Const. (öavä'ib)
1298. 240 S., pi. 12. — Cf. JAs. VII, 19, 181, No. 66.
232) ei Seyh Hoseyn el-Marsaft. ^L+Jül *JUCJi. P. 2: K_x^
- p. 15: ^T-^Ji p. 30: .wX-sJ' p. 35: «LwL^mJ!. JL-iX }j^xJ\
Hommel, Arabien und der Islam, 145
zu stellen ist (wofern es nämlich mit dem 1811 erschienenen Cal-
cuttaer Druck identisch) die Blumenlese des Anfang dieses Jahr-
hunderts schreibenden Ahmad ISurwäni 233).
Unter der Rubrik Jüdisch-Christliches ist vor allem zu
nennen der Anfang einer Ausgabe von Maimonides Buch der Ge-
setze arabisch nebst einer älteren Hebräischen und einer vom Heraus-
geber gefertigten deutschen Uebersetzung 234). E. Neumann schrieb
ungarisch über die muslimische Josefsage 235). Ueber das Leben
Jesu nach mohammedanischer Tradition ist ein Aufsatz des uner-
müdlichen Rehatsek zu verzeichnen 236). Aus dem sog. oLäJ
(«..L^-a-aw-j ^1 (Münchner arab. Handschr. 243 , fol. 4 — 32) gab
Trurnpp bei Gelegenheit der sonst so verdienstlichen Ausgabe des
äthiopischen (aus dem arabischen übersetzten) Hexaemeron kritiklose
Auszüge 237); denn anders kann man die unter dem Text angeführten
„Abweichungen des arab. Originals" leider nicht nennen, und wei-
den Unterschied der äthiopischen Uebersetzung vom arabischen (es
mit dies vom Hexaemeron wie von dem in gleicher Weise be-
arbeiteten 1880 erschienenen „Adarnsbuch") wirklich kennen lernen
will, hat die Arbeit ganz neu zu machen. Ueber „das christliche
Rom und die muslimischen Autoren" schrieb endlich Simonet 238).
— p. 36: ÜJ-^Ü! — p. 37: K-^-J.-äJ( — p. 44: ^»♦Jl UÜ — p. 48:
,-j.^Ji Ob — p. 51: &aJ.äJI \J Ix v_jb — 69 S., Cairo 1298, Fl. 2.50
(„ce livre n'a pas peu contribue ä developper le dernier mouvement national").
— Cf. Brill, No. 182.
233) Ahmad hin Mahamad Ans&ri Yiamani Shurwdni. Nafhatul
Vaman: or a fragrant gust of wind from Yaman (Arab.). Bombay, Fathul Karim
Press. 420 S. („brief account of the khalifs and other mahomedan saints").
— Cf. Bo 1882 II p. 2 4 yKlatt).
234) M. Peritz , Das Buch der Gesetze von Moseh ben Maimim im
arabischen Urtexte nebst der hebräischen Uebersetzung des Schelomoh ben Joseph
ibn Ajub zum ersten Male herausgegeben und mit deutscher Uebersetzung
und Anmerkungen versehen. Theil I. 34 S. deutsch, 28 S. arab. und hebr.
Leipzig (lnaug-Diss.).
235) Neumann, K. de, A mohammedan Jozef-monda. Budapest (Fr.
Kilian). 132 S.
236) E. Rehatsek, The life of Jesus. According to the Qorän and
Moslem Tradition: Calc. Rev., Bd. 73, p. 16—34 (July 1881).
237) Das Hexaemeron des Pseudo-Epiphanius. Aethiopischer Text ver-
glicheu mit dem arabischen Originaltext und deutscher Uebersetzung von
Ernst Triunpp. Aus d. Abh. d. k. bayer. Ak. d. Wiss., 1. Classe , XVI, 2
(auch separat ausgegeben, München 1882, VI und 88 S. in 4°., Mk. 5.50). —
Cf. A. D(ilhnann), LC. 1882, 491.
138) Franc. Simonet, La Roma cristiana y los autores muslimicos:
Ciencia Cristiana 1881, 19, 108 ff. — Vergl. Katholik 1882, S. 156—186 und
über andere Arbeiten dieses spanischen Arabisten die Verb, des 5. internat.
Orient.-Congr., 11, 1 (Berl. 1882), S. 42, Anm.
]4G Hammel, Arabien und der Islam.
Ins Gebiet der arabisch-muhammedanischen ArchaeoloWe
gehört zunächst dein Titel nach ein ganz kurzer Aufsatz von
Gardeaas über die Madrasa oder gelehrte Schule von Granada 239),
Steinschneider gab interessante Notizen über die Wage (käristün)
und die Fingerrechnung 240), und schrieb ausserdem über „arabische
Parallelen zu den Bildern in Büchern, Kirchen u. s. w." -iV) , ein
höchst lehrreiches und anziehendes Thema (man vergleiche nur den
Einfluss des den Arabern bekannt gewordenen Physiologus auf die
christliche Kunst des Mittelalters), was leider viel zu wenig behandelt
wird. Ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Teppichstickerei
ist des Wiener Archäologen und Orientalisten Karabaceh Werk
über eine speciell persische Art der Nadelmalerei242). Es ist er-
freulich, dass auch dieser Zweig der Orientalistik , der gerade viel
actuelles Interesse bietet, so gute und fachkundige Pflege findet,
und es ist wohl auch kein Zufall, dass ein Wiener Organ (nämlich
die österr. Monatsschrift für den Orient) es ist, das seine Haupt -
aufmerksamkeit dem orientalischen Kunstgewerbe und Handel und
deren Entwicklungsgeschichte zuwendet ; hieraus gehört für das
Berichtsjahr ein Aufsatz W. Neumann's zur Geschichte der orien-
talischen Seide243). Van der Linde hat uns wiederum mit einem
gediegenen Werke über die Geschichte des Schachspiels beschenkt
(vgl. schon No. 181 des vorjährigen Berichts), wobei vor allem die
Beiträge von Gelehrten wie Dozy, Gildemeister, Rieu u. a. als be-
sonderer Vorzug zu erwähnen sind 244j.
Für Schriftgeschichte und Epigraphik von aller-
grösster Bedeutung ist die von Sachau aufgefundene trilingue
(grieeh.-arab.-syr.) Inschrift aus Zebed vom Jahr 512 n. Chi-., über
welche der Finder selbst in der Berliner Akademie gehandelt245);
es ist dies das älteste arabische Schriftdenkmal, welches wir besitzen.
239) Don Antonio Almagru Cardenas , Archaeological Notes on the
Madraza or Arab. university of Granada, translated from the Spanish by M. Mon-
teiro: Antiquary III (1881), p. 199—202 (May).
24<ij Mor. Steinachneider, Wage und Fingerrechnung: H. B. , S. 39 f.
241) Derselbe, Apocalypsen über den Islam mit Figuren: H. B., 8. 34 f.
24 2) Jos. Karabaceh, Die persische Nadelmalerei Susandschird. Ein
Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Tapisserie de haute lisse. - Mit Zu-
grundelegung eines aufgefundenen Wandteppichs nach morgenlandischen Quellen
dargestellt. Mit Tafeln und Abbildungen. Leipzig (Seemann). 8 und 208 S.,
Mk. 10. — Vgl. Neumann, Z. f. bild. Kunst, 17, 7; Saturd. Rev. 53, 808 f.
243) W. Neumann, Ueber orientalische Seide im Mittelalter: Oest. Mon.
!'. d Orient, S. 92 — 9(i. 112 — 118.
21 li A. van d. Linde, Quellenstudien zur Geschichte des Schachspiels.
Mit Unterst, der kg] Akad. d. Wiss. zu Berlin. Berlin, Springer. YIII. 412 S.,
Mk. 2n. Cf. F. //. Kraus, AZ., Sp. 2101 f.; M. T., LC, Sp. 543ff.; DLZ.,
S. 1237 ; Acad. 1881, II, 83 ff.
245) Siehe diesen Bericht, S. 18, No. 43 (und Nu. 45: Sachau's Nach-
träge dazu in der ZDMG. vom Jahr L882).
HommeJ, Arabien und der Islam. 147
Halevy setzt seine bereits 1877 begonnene (1882 endlich ab-
geschlossene) interessante Arbeit über die Inschriften von Safa (östl.
vom Haurän) fort246). Vom Altmeister Amari sind wiederum
mehrere wichtige Beiträge , vor allem zur sicilisch-arabischen Epi-
graphik 247~~ 248), darunter auch ein Aufsatz über zwei dem Museo
Maffei in Verona angehörige schon früher publicirte arabische
Steine 24y) zu verzeichnen. Ueber arabische Grabinschriften im Colleg
der Propaganda in Rom sprach Lagumina1250). Ein schon von
Brosselard im Journ. As. vom Jahr 1876 veröffentlichtes Grabmal
(angeblich Boabdil's) in Tlemsen gab dem leider am 14. Jan. 1882
verstorbenen Longperier Gelegenheit, die irrige Ansicht, als beziehe
sich das Denkmal auf Abu Abdallah (d. i. eben Boabdil) XI (el
rey chico) dahin zu berichtigen, dass es vielmehr Muhammed XII
el-Zagal angehöre *251). Von elf von Gasselin neugefundenen ara-
bischen Inschriften in Tunis gelangte vorläufige Kunde an 252).
Ueber die muhammedanischen Kunstdenkmäler in Aegyp-
ten , bezw. deren Verfall unter der türkischen Herrschaft , handelte
kurz Ditton 253) , während eine Beschreibung und Geschichte der
grossen Moschee in Cordova Middleton gab '2:'4). Was von den
Monumentos der spanischen Regierung hierhergehöriges im Bericht-
jahr erschienen, vermag ich leider nicht genauer anzugeben25"').
246) Essai sur les inscriptions du Safa par M. J. Halevy: Suite
[== No. 143 — 214 der Inschriften] JA.. VII, 17, 44—83: Suite [= No. 215
—365] p. Tu — •-,.".l; Suite [No. 367 — 403] p. 289 — 314 desselben Bandes.
247 i Michele Amari, Le epigrati arabiche di Sicilia trascritte, tradotte
e illustrate; parte 2a, Iscrizioni sepolcrali (= Documenti per servire alla storia
di Sicilia pubblicati a cura della Soc. Sicil. per la storia patria. Epigrafia,
Vol. I. läse. 2 [t'ase. 1, 1876]).
248) Michele Amari, Sülle iscrizioni arabiche del palazzo regio di
Messina: Mem. della cl. di scienze inor. stör, e filol. anno 278 (1880/81),
3 ser. , vol. 7 (seduta del 15. maggio 1881), p. 103 — 112 und 2 pl. — Cf.
F. Lasinio : La Cultura, vol. 2, p. 2, S. 75 — 78.
249) Michele Amari, Le due lapidi arabiche pubblicate nella Biblioteca
Historica del Caruso [gemeint ist Glambatt. Carusos Bibliotheca historica Regni
Siciliae, Palermo 1723J: Arch. stör. Sic, X. S.. VI, p. 1 — 9 und 1 IG.
250) Le iscrizioni sepolcrali arabe del Collegio di Propaganda a Roma,
edite , tradotte ed illustrate da Bartolomeo Lagumina: Boll. ital. degli studj
orient.. p. 392—407 i 12. sett. 1881).
251) Adrien de Longperier , L'epitaphe d'un roi de Grenader Journ.
des Sav., p. [07—204 (in den Oeuvres, tome I, Paris 1883, p. 492- 500). —
Cf. CK. 9, 7 2.
252) Cf. CR. de l'acad. des inscr. et bell, lettr.. 9, 14.
253) Frank Dillon, The Arab Monuments of Egypt: Ninet. Cent., in
(July-Dec. 1881), p. 27»j — 283.
254) Henry Middleton, The Djama, or Great Mosque ofCordoba: Acad.
20 (July-Dec. 1881), p. 388—390. — ' Cf. Homers Clarlce, ebendas., S. 404 f.
255) Monumentos arquiteetönicos de Espana publicados de R. Orden y
por disposicion del Ministero de Fomento. Guaderno 85 ff. (Gross- Folio ).
Jahresbericht 1881. 11
]48 Hömmel, Arabien und der Islam.,
Wir beschliessen diesen Bericht mit kurzer Aufzählung der
ins Gebiet der Numismatik gehörenden Erscheinungen des Jahres
1881. Da ist zunächst ein allgemein orientirender Aufsatz StickePs,
des Altmeisters in muslimischer Münzkunde , zu erwähnen , wo die
Fortschritte dieser Wissenschaft im Anschluss an das grosse englische
Unternehmen „The international Numisniata Orieutalia" beleuchtet
werden 2~,ü). Eine arabisch geschriebene Uebersicht von Ahmad
ihn 'Alnl al-Kädir al-Mahrizi über „die islamischen Münzen" gibt
der erste der drei oben unter der Rubrik Adab erwähnten Rasä'il 257j.
Hein alphabetisch angeordnetes Verzeichniss arabischer Münzennamen
setzt Sauvaire fort ->5S). Derselbe Gelehrte handelt in einem
Schreibett an M. Stanley Lane Poole über einige Münzen der Banil
Musäfir (oder Banü Salär, 950 — 1060 u. Chr.) in Aderbeidschan
und Tarm 2ß9) , und in einem an die gleiche Adresse gerichteten
Brief über einen Saffariden-obolus des Täg-elmulük Harb von Sid-
schistan a6°). Einen werthvollen Beitrag zur südarabischen Münz-
kunde giebt Prideaux in seiner Notiz über die Münzen des Kari-
ba'il von Saba und Raidän 261), über welchen Fürsten man das von
D. H. Müller p. 983 =31 seiner „Burgen und Schlösser Süd-
arabiens, Heft 2" bemerkte vergleiche. Von drei Silbermünzen des
ägyptischen Sultans Al-musta'in billah (808 — 815 d. H. = 1405
— 1412 n. Chr.) berichtet Ifartaiann'26'2). Ueber einen Münzfund
in Tortosa am untern Ebro handelt ein Aufsatz von Codera *63),
während Stichel über ein einzelnes Exemplar des gleichen Fundes
ausführlicher berichtet hat 264). Der unterdess (30. Mai 1881) ver-
25G) J. G.Stiekel, Morgenländische Münzkunde: ZDMG., 35, S. 477—90.
257) Siehe S. 144. No. 229.
258) Materiaux pour servir ä l'histoire de la numismatique et de la me-
toologie musulmanes, traduits ou recueillies et mis en ordre par M. H. Sauvaire,
lere partie, Monnaies, Suite (90. *-J-a£ bis 111. A-c^i^sI y^A-^Ls) : J. As.
VII, 18, 499—516.
259) H. Sauvaire, Lettre ä M. Stanley Laue Poole, sur quelques mon-
naies orientales rares ou inedites de la colleetion de M. Ch. de l'Ecluse : IRAS.,
N. S.. ].;, Art. XIV, p. 380—398. — Cf. CR. 9, 411.
260) H. Sauvaire, Lettre ä M. Stanley Lane Poole, sur un fels saffäride
inedit de la colleetion de M. Ch. de l'Ecluse: Num. Chronicle, 3. Ser. , vol. 1
(1881), p. 129—157. — Cf. Barbier de Meynard, CR. 10, 50; auch schon
diesen Bericht, S. 112, No. 32.
261) Major W. F. Prideaux , On the coins of Charibael, king of the
Homerites and Sabaeans, witli a plate: IASB., N. S., 50, p. 95 — 99 und pl. X.
262) AI. Hartmann, Drei unedirte Silberstücke des Chalifen und Sultans
Abulfadl Al-'Abbäs Ihn Mohammed und einige Mamluken-Dinare : Z. t'. Num., 9, l.
263) Francis Codera y Zaidin, Monedas ärabes de Tortosa: Rev. de
ciencias liist. :; . :isi 105. - Ueber Codera, vgl. die Verh. des ü. Intern.
Orient.-Congr. II. 1 (Berl. L882), S. 35 f.
264) G. Stickelf Arabische Tortosa-Münze mit Monatsnamen: Wiener
Num. Zeitschr. 13, 1 — -5.
Hammel, Arabien und der Islam. 149
storbene Akademiker Dorn gab eine Fortsetzung seiner Arbeit über
die Münzen verschiedener muslimischer Dynastien 26°), und demselben
berühmten Gelehrten verdanken wir ausserdem noch eine Studie
über die Münzen der alten Ilek Khane von Turkistau 266). Ins
muslimische Indien führt uns ein Aufsatz Hoemle's 267) über alte
im November 1880 in Assam gefundene und theilweise Kaisern von
Dehli angehörende Münzen des 7. Jahrhunderts d. Flucht (13. Jahrh.
n. Chr.). Rodgers hat über Kupfermünzen Akbar's gesprochen,
was schon im Jahresbericht „NeuTran" notirt wurde 2tJS) . wie wir
auch für das schöne Werk Stanley Lane Poole's über die Münzen
der Mongolendynastien 269) und einen Aufsatz von Thomas über
bilingue Münzen von Buchära 27°) einfach dorthin verweisen.
Damit wären wir am Ende ; es folgen nun noch eine Reihe
von Nummern, die ich nachträglich und zwar meist aus dem von
Völlers bearbeiteten Abschnitt Islam der unterdes erschienenen
Jahresberichte für Geschichtswissenschaft für 1881 -71) gesammelt
habe, bei welcher Gelegenheit ich auch sonst einige Berichtigungen
und ergänzende Bemerkungen zum vorigen hie und da beifügen
werde.
Was zunächst auf 8. 115 f. den Satz „Da aber bei den gegen-
wärtigen Verhältnissen etc." anlangt , so bedauere ich, diese Worte
geschrieben zu haben , da sie leicht missverstanden werden können
und ich dazu allen Anlass habe , der o-eaenwärtiß'en yanz vorzüo-
liehen Bibliotheksverwaltung sehr dankbar zu sein. — S. 116, Z. 8
bezieht sich das „anfänglich" auf die Zahl der Nummern, die ich
vor systematischer Ausnützung von Brill's Catalog, der Bibliographie
von Huart u. a. beisammen hatte; es sind ja nun ohne die Nach-
träge 270 Nummern (also noch 36 mehr als im Vorjahr) geworden.
— S. 116, Z. 21 : das Museon ist jetzt hier vorhanden; hoffentlich
wird auch die überaus wichtige (bes. alttestamentliche) Beiträge
265) Colleetions scientif. de linst, des Laug. Or. du Minist, des Äff. Etr..
IV. Monnaies de diff. dynasties musulmaues inventoriees smis la directum de
M. Dom, 2. fasc. St. Petersb. 1881.
266) Bernh. Dorn, Les monnaies des Ileks. anciens khans du Turkistau :
Bull, de l'Acad. Imp. des sc. de St.-Petersb. 27. 2 = (deutsch) Melanges
Asiatiques VIII, 5. 6.
267) A. F. A'. Hoernle, A New Find of Early Muhammadan Coins of
Bengal (With four plates): .F. K. S. B.. X. S.. 50 (1881), p. 53—71.
268) Siehe diesen Bericht. S. l r_\ No. 31.
269) S. 112, No. 28.
270) S. 112, No. 29; füge dort hinzu: Xum. Chron. , :j. Ser., I, p. tili
— 128 with a plate.
271) Jahresberichte der Geschichtswissenschaft, Bd. 4, 1881 (Berl. 1885).
darin Abth. II. S 207—225.
11*
1q("j Hommel, Antillen und der Islam.
enthaltende holländische „theol. Tijdschrift" von mir für die nächsten
Berichte Denutzt werden können , während auf die übrigen (vgl.
auch unten die Schlussbemerkung) leicht zu verzichten ist. -
Z. 80 derselben Seite wurde vergessen, die Zahl 19 in 132 bei
der letzten Correctur umzuändern. — S. 118 oben lüge zu der
Literatur über das heutige Arabien noch Pasqua's Notizen über
das unzugängliche Hochgebirge 'Asir 272), einen Aufsatz Steins über
die arabischen Juden 273) und speciell über Südarabien die Reise-
berichte von Stross2'*) und Manzoni215) und die Bemerkungen
Schweiger- Lerchen, feld's über den Landstrich Zafär an der Süd-
küste276). S. 118, No. 13 hat Völlers Wichmann (nicht Wiehern):
der Aufsatz steht in Peterm.'s Mitth., Bd. 27, S. 213—222. Zum
heutigen Aegypten vergleiche man noch das in Amerika erschienene
Werk Clement'^-71), und zu No. 26 füge man hinzu: Gazette des
Beaux-Arts, Nov. 1881 und Jan. 1882. Zu S. 119 wurde das
für die südlichen Grenzländer des Islam wichtige Werk Buchtas 278)
übersehen, und für den Maghrib sind nachzutragen die Polemik
zwischen Schwarz und Itohlfx 21'J~-S0), eine spanische Uebersetzung
des 1880 erschienenen Buches A. von Corvring's über Marokko281)
und zwei kleine Broschüren über Tunis 282_ 283). — ■ Zur Hand-
272) Pasqua, Apercu topographique et politique sur l'Assyr (Arabie):
ürapeyron, Rev. de geogr. 1881, p. 28 — 32.
273) -I. Sicht, Aus dem Leben der Juden in Arabien: Popul.-wiss.
Monatsbl. zur Heiehrung über das Judenthum, II, No. 1.
274) Ladtr. Stross , Zustünde in Jemen (über eine im Frühjahr 1881
unternommene Reise durch das alte Kulturland Jemen von Hodeida über San'ä
nach dem Süden): Globus 40, 119 — 121. 135 — 137.
275) R, Manzoiti, Aden: 11 iiuovo secolo, Luglio 1881 (neuer Bericht
über die 1877/70 gemachte Reise, vgl. die früheren Berichte).
276) A. v. Scluceiger-Lercheitfeld, Eine angebliche Besitzerwerbung der
Pforte in Arabien: Oest. Mon, f. d. Gr., 8. 107 — 112.
277) C E. Clement, Egypt, with illustrations. Boston. II, 47 G S.
7 sh. C d.
278) II BucJtta, Die oberen Nilländer. Volkstypen und Landschaften,
dargestellt in lfio Photographien.
279) B. Schwarz, Araber, Berber und Mauren: Ausl.. S. 834 — 37 und
951 — ö.'j. Dagegen:
280, G. Rohlfs, ebendas. S. 895—97.
28li .1. von Conring, Marruecos, el pais y los habitantes. üondiciones
generales, geogräficas y etnograficas. Descrito sobre rocientes observaciones.
Acomp. de una carta del imp. maroque y un piano de la ciudad de Marruecos.
Madrid (Gaspar). 3G2 S. in 1". 18 r.
282) '/'iuiIs et la Tunisie. par un Ingenieur, qui a vuyage et habite dans
le pays pendant plus de 25 annees. Paris (Schmidt), IG S.
283) Villot , Description geographique de Tunis et de la regeuce, avec
notes historiques. etl graphiques et archeologiques. Avec une carte. Bar-le-
Duo CChallamel aine.i, 47 S.
Hommel, Arabien and der Islam. 151
Schriftenkunde (S. 120 f.) sind nachzutragen die zweite Hälfte von
Müllers Katalog der Bibliothek unserer Gesellschaft284), der Ka-
talog der Universitätsbibliothek in Budapest , worin Goldziher
fünf arabische und vier türkische Handschriften beschreibt 285),
das Verzeichniss der Hinterlassenschaft von Langles wegen einiger
darin befindlicher arabischer und persischer Urkunden 28ü) und
Robert' s Verzeichniss der noch nicht beschriebenen Handschriften
französischer Bibliotheken, wobei besonders in südfranzösischen
Bibliotheken manches werthvolle sich findet287); über den Codice
Martiniano in Palermo, aus welchem Gius. Vella (Ende des vorigen
Jahrh.'s) seine sicilianische Geschichte zu haben angab , berichtete
Lagwmvna (siehe S. 121, No. 46) näheres, wonach in der betreffen-
den Handschrift vielmehr ein Traditionswerk des 'Abd-er-rahmän
ibn Ahmed ibn Muhammed as-Säß't (c. 700 d. FL), der unter
andern auch alte Gewährsmänner wie den Wäkidi , Tirmidi , Ibn-
Hisäm, ausbeutete, vorliegt (Völlers). — Zu S. 121 unten ist an-
zufügen der Bericht Schwab's über einige der ältesten arabischen
Drucke288). — Zur Lexikographie (S. 124 f.) wären allenfalls noch
Devic's Bemerkungen über ein aus dem arabischen stammendes
französisches Wort 289) zu notiren. — Zu S. 126: die kleine Schrift
Schrameier's, welche ich jetzt erst mir verschaffen konnte, ist eine
hübsche und gründliche Arbeit, welche durchweg auf den Original-
quellen, den vom Verfasser (vgl. S. 23 f.) mit Recht als treue Ge-
währsmänner gerade für die religiösen Anschauungen der Araber
in Anspruch genommenen vorislamischen Dichtern, beruht; nur ist
zu bedauern, dass er die zahlreichen mitgetheilten alten Verse nicht
auch in Uebersetzung gegeben hat, wodurch die Broschüre auch
für Nichtarabisten eine höchst interessante und anregende Leetüre
geworden wäre. — Zu S. 126, No. 77 : Aus Huart's Bibliographie
No. 28 ersehen wir, dass diese reizende Koranausgabe wahrschein-
lich von Haus identisch mit der in Konstantinopel veranstalteten
284) A. Müller, Katalog der Bibliothek der D. M. G., II: Handschriften,
Inschriften, Münzen. Verschiedenes. Leipz. VI, 84 S. (Bd. I, Leipz. 1880
behandelte die Druckschriften).
285) J. Goldziher und Aron Szilädy , Catalogus codd. bibliothecae
Univ. reg. scient. Budapesti. Budap. VIII, 155 S. Mk. 2.
286) Les papiers de Langles: Bull, de l'Athenee Orientale 1881, S. 212
— 2 14 (darin z. B. ein Auszug aus Makrizi f 845 aus d. Jahr. 1041 d. Fl. u. a. ).
287) Ulysse Robert, Inv. sommaire des Mss. des bibl. de France , dont
les catalogues n'ont pas ete imprimes, fasc. II, Paris tPic. et Champion), p. 129
— 288 (in aiphabet. Folge von Arsenal de Paris bis Dijon).
288) M. Schwab, Les incunables Orient, et la liturgie catholique : Bull,
de l'Ath. Orient. 1881, p. 199—209.
289) M. Devic, L'origine arabe du mot alkekenge [aus al-kakendj ;
sonst franz. coqueret „Judenkirsche"]: Rev. des lang, rom., 1881, (3 Ser.. 5)
p. 302—303 (Juin).
J52 Hammel, Arabien und der Islam.
ist 2;'°). — Zur mohammed. Theologie S. 128 vergleiche noch einen
italienisch geschriebenen Aufsatz über die Angelologie 291), die Mit-
theilungen GsetneJcy's über die Ismaelitensecte (unter den mus-
limischen Kaufleuten, wie Völlers vermuthet) in Ungarn2112) und
die Beschreibung des Borak, jenes „Wunderthieres der islamitischen
Theologie" von Eehatsek 293) ; über die Orte , wo Heilige verehrt
werden, handelte Conder 294) und über die Secte der Wahhabiten
in Grudscherat Fazl Lutfullali 295). — Zu den Werken über Tra-
dition vergleiche das oben über die Handschrift des Hqfi'i in Pa-
lermo bemerkte, und füge noch den siebenbändigen Bulaker Druck,
der ein Werk Schaukani's (f 1250 d. H.) über Tradition nebst dem
Commentar eines indischen Fürsten zu Zubatdt's (t 893 = 1488)
Auszug aus Buchäri als Anhang enthält 2üü). — Zu S. 130 f.: zur
Philosophie und Physik gehören noch neun Easä'il Avicenna's, deren
Titel schon bei der Märchenliteratur297) mitgetheilt wurde. Ueber die
Chemie bei den Arabern handelt Eilhard Wiedemann 298), von einem
Aufsatz desselben über die arabische Optik ist eine italienische Ueber-
setzung zu verzeichnen 299). — Bei der Mathematik (S. 131) könnte
man allenfalls noch auf Chazatyi's sprachlich-astronomische Blumen-
lese verweisen 30°). — Zu Naturwissenschaften und Medicin vergleiche
noch die zwei interessanten literargeschichtlichen Untersuchungen
290) Meshef Sherif, Coran, imprime par les soins d' Osmän-bey , secund
diambellant de S. M. I. le Sultan; reproduction de l'ecriture du cele.bre calli-
graphe Häfiz Osman-efendi 1297.
'291) Angelologia Islamitica : Arch. di lett. bibl. ed or., No. 6.
292) Alexius Csetneky, Die Ismaeliten in Ungarn: Ung. Revue, S. 658
—75 (aus d. Februarheft d. Egyetemes philolog. közlöny).
293) Rehatsek, Picture and description of Borak: J. Bomb. Br. As. Soc.
1.".. 25 — 36 a. plate (read 19. Juli 1880).
294) C. R. Conder, The moslem miikams: Special papers of the Publ.
of Palestine Expl. Fund, p. 258—273 (= Statements 1877, p. 89—103).
295; Fazl Lutfullali, The Wahhäbis: Ind. Antiqu. 10, G7 — 71.
296) Muhammad ihn 'Ali Shaukanz, esü^^ .L**i ,-»;* .ljV^SI J^xi
,w.x.i>bS! ; im Anhang: Abu Tajjib ibn Sadik Hasan Khan (Melik Bbopali
^.j<U.Ji iüj| jL^J ^,lJl nJ,c- Bulak l298, 7 lkle' t8ü pi-
297) Siebe oben S. 111. No. 21(1.
•_'9Si /•.'. Wicdriiuinn , Zur Gescbiehte der Naturwissenschaften bei den
Arabern, VI: Ann. d. Phys. u. Chemie n, V . 14, .'iiis.
299) Eiilardo Wiedemann, Süll' ottica degli Arabi. Tradnzione dal
Tedescho da Ali. Sparagna: Bull, di Bibliogr. e di Storia delle scienze matein.
e fis. 1 l. 219—225, l Tafel.
300) Vgl. s. in. No. 228 dieses Berichtes.
TTonvmel, Arabien und der Islam. 153
Steinschneider 's; die eine301), welche eine Fortsetzung der Studie
über den spanisch-arabischen Arzt Gäfiki (f 560 = 1165) nach
der Münchener hebr. Handschrift No. 25-3 ist, stellt das Verhältniss
Gäfiki's zu seinen Vorgängern und zu dem späteren Ibn el-Baitar
(siebe S. 131) klar, die andere302) weist eine lateinische Ueber-
setzung des Taisir des Vezir Abu Marvän 'Abd al-Malik Ibn Zuhr
(f 557 = 1162) durch Johann von Capua . den Uebersetzer von
Kalila. Maimonides etc., nach. Zu der Monographie Fischers über
die Dattelpalme ist noch ein kürzerer Aufsatz desselben Gelehrten
über die Palme zu fügen 303). Die schon im syrologischeu Jahres-
bericht für 1881 genannte Studie De Lagarde's über die semi-
tischen Namen des Feigenbaumes ist, da darin auch das arabische
Wort üii eingehend behandelt wird , auch hier noch nachträglich
zu erwähnen 3o4) ; mit den Resultaten wird jedoch kaum jeder
Semitist einverstanden sein. Hier sind noch passend anzureihen
Schweiger-Lerchenfeld 's Mittheilungen über die Kaffeebezirke Je-
mens3""'). - Zu S. 131 (Geographie) ist noch nachzutragen, was
de Goeje über Japan306), Rothstein über die Römer1"') und
Stassoff über die Russen bezw. die Rüs, d. h. die finnischen und tata-
rischen Völkerschaften des nordöstl. Russlands 308) aus den arabischen
Geographen beigebracht haben ; auch gehört hieher noch ein kleiner
Aufsatz Schefer's über die Stationen der Pilgerfahrt des 611 ( =
1215) verstorbenen Harawi 309). Zu S. 132, No. 136 füge: 11, 102
— 115 (1881). — Zu S. 133 (Tabari) ist noch, wenn auch mehr
in den Jahresbericht Altiran gehörend , doch der Vollständig-
301) Gäfiki's Verzeichniss einfacher Heilmittel, II. Historisches: Virchow's
Archiv 85, 132—171. 355—370; 8G, 98—149.
302) HB, S. 37 f. — Ueber Ibn Zuhr, vgl. man Haeser. Geschichte der
Medicin, 1, 592 der 3. Autlage.
303) 77/. Fischer, Die Dattelpalme im Kultur- und Geistesleben des
Orients: Deutsche Revue, G (1881), S. 227—235.
304) Paul de Lagarde, Ueber die semitischen Namen des Feigenbaumes
und der Feige: Gott. Nachr., S. 368 - 39G. — Cf. Halevy, Rev. Cr., N. S..
13 (1882, I), S. 161 — 1G6 und diesen Bericht, S. 15, No. 21.
305) Schweiger - Lerchenfeld , Die Kaffee-Bezirke Jemens: Oest. Mon.
f. d. Or., S. 24—29.
306) De Goeje, arabische Berichten over Japan: Versl. e Meded. d. Acad.
v. Wetensch., Afd. Letterk., 2 reeks, 10.
307) J. W. Rothstein, Die Römer und ihre Abstammung bei den Arabern:
Festgabe für W. Crecclius (Elberf., Lucas), S. 150 — 159.
308) W. Stassoff, Zamjätki o Rusachi Ibni-Fadlana i dragichi arabskichi
pisatelei (Bemerkungen des J.-F. und andrer arab. Schriftsteller über die Rüs):
Journ. d. Min. f. Volksaufklärung 216, 2. Stück (Aug. 1881). — Vgl. W. Gole-
nischeff, Verb, des 5. Orientalistencongr., II, 1, 13 — 18.
309) Ch. Schefer , Indication sur les lieux de pelerinage par Abou
'1-Hassan Aly el-Herewy (extraits): Archives de l'Orient -Latin, I, 587 — 592.
]54 Hommel, Arabien und. der Islam.
keit halber Nöldeke's interessanter Nachweis eines verstümmelten
altiranischen Namens im arabischen Text des Tabari zu erwähnen310).
— S. 135 wäre bei Sicilien auf Lagvmina's Aufsatz (S. 121, No. 46
und dazu S. 151) zu verweisen gewesen. — Zu S. 139 endlich ist
noch ein überaus wichtiges vierbändiges Doppelwerk nachzutragen,
dessen Erscheinen im Jahre 1299 d. H. (also vielleicht noch Schluss
1881) für die Kenntniss der altarabischen Poesie und die vor-
islaniische Literaturgeschichte geradezu ein Ereigniss genannt zu
werden verdient: nemlich auf dem sog. .yZ* als Hauptwerk der
Dichterstellen-Commentar des 'Abd al-Kadir al-Bagdddi (lebte Ende
des 11. Jahrb. d. Fl.) zum Commentar des ar-Radi zur arabischen
Nationalgrammatik Käfija, und am Rand (, ^CuP) ein gleiches Werk
des 'Atni (f 855 d. Fl.) zu den Commentaren der Alfija311).
Zum Schluss ersuche ich dringend die Herren Fachgenossen.
mir für die nächsten Jahresberichte (von 1882) die kleineren Auf-
sätze aus Zeitschriften womöglich in Separatabdrücken zukommen
zu lassen , da ich von jetzt ab nur in diesem Fall die gewünschte
Vollständigkeit zu erreichen hoffen darf; auch für blosse Mittheilung
der genauen Titel (nebst Angabe des Bandes der betr. Zeitschrift
und der Seitenzahl) wie auch für die Nachweise der verschiedenen
über ein Werk erschienenen Recensionen , bes. wenn sie in ent-
legeneren Zeitschriften stehen, ,väre ich den Herrn Verfassern ausser-
ordentlich dankbar, zumal für die Jahre 1882 — 1884, wo Klatt's
Bibliographie (in Kuhn's Oriental. Literaturblatt) noch nicht vor-
liegt. Unwesentliches, was gar nicht oder nur in höchst geringem
Masse zur Förderung der arabischen Sprach- und Alterthuinswissen-
schaft dient, wird von jetzt ab ohnehin ganz übergangen werden,
da es nur bei einer beträchtlichen Einschränkung möglich ist, diesen
Bericht überhaupt weiter zu führen : wenn derselbe Fachgenossen
wie Laien ein Bild des Fortschrittes unserer Studien in jedem Jahr
auch nur in grossen Zügen gibt, so ist das allein gewiss schon ein
dankenswertlies Unternehmen.
310) Th. Nöldeke, Der beste der arischen Pfeilschützen im Awestä und
im Tabari: ZDMG. 3;"», 44ö— 447.
311) \ljuc2aj O.Lw ,-m i^j.^S ,-x.r^l X/l^iäJ!» v ^. J->"b5 S XX^UJl —Ji>
, äJL^CLl *U^i '»j*$\ »ÄP ^j-,3 &.4jbSi *.^uJ üLasI^ kXtlyül iXoLä+j J>,
_^xj! *U^U i q^S^S A£L.£j! r-,^-i , ».j-öm JJütil AjLäJ . c,;il.
Bulak L299 (580, 564, C74 und 599 S. in 4".i. fl. 0-2.50. — Cfr. Brill, No. 179.
> "V* I » • 1-. fcf j V IVVI
Z Deutsche morgenländische gesell-
7048 schaft
D48 Wissenschaftlicher jahresbe-
1876-77- rieht über die morgenländischen
1381 Studien
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