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Full text of "Wissenschaftlicher Jahresbericht über die morgenländischen Studien, 1859 bis [1881]"

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Zeitschrift 


der 

Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft. 


Herausgegeben 

von  den  Geschäftsführern, 

in  Halle  Dr.  Müller,  in  Leipzig  Dr.  Fleischer, 

Dr.  Schlottmauu,  Dr.  Lotli, 

unter  der  verantwortlichen  Redaction 

des   Prof.    Dr.    Otto    Loth. 


Supplement  zum  drei  und  dreissigsten  Rande. 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht  von  Oct.  1876  bis  Dec.  1877. 


Leipzig  1S79, 

in   Commission   bei  F.  A.  Brockhaus. 


Wissenschaftlicher  Jahresbericht 


über  die 


Morgenländischen  Studien 


von    October    1876    bis   December    1877. 


Unter   Mitwirkung    mehrerer   Fachgelehrten 

herausgegeben 

von 

Ernst  Kuhn  und  Albert  Socin. 


Heft   I. 


Leipzig  1879, 

in  Commission  bei  F.  A.  Brockhaus. 


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Vorwort. 


Das  gesammte  auf  der  Generalversammlung  der  Deutschen 
Morgenländischen  Gesellschaft  in  Gera  vorgelegte  Material  des 
wissenschaftlichen  Jahresberichts  für  1876 — 1877,  für  dessen 
semitischen  Theil  früheren  Verabredungen  gemäss  Professor 
Albert  Socin  die  grundlegende  Organisation  und  eine  vorläufige 
Redaction  übernommen  hatte,  ist  vom  Unterzeichneten  einer 
einheitlichen  Schlussredaction  unterzogen  und  unter  seiner  Auf- 
sicht zum  Druck  befördert  worden.  Der  Bericht  umfasst  in 
theilweisem  Anschluss  an  das  früher  übliche  Verfahren  ausser 
dem  ganzen  Jahr  1877  noch  das  letzte  Vierteljahr  des  Jahres 
1876,  doch  dürfte  wohl  auf  keinem  Gebiete  ein  strenges  Fest- 
halten des  Anfangstermins  möglich  gewesen  sein.  Meinungs- 
verschiedenheiten   und    Meiniuigsschwankungen    über    die    der 

V 

geographischen  Literatur  und  den  vorhandenen  bibliographischen 

Hilfsmitteln  gegenüber  einzunehmende  Stellung  verbunden  mit 
einer  das  erste  Mal  kamn  zu  vermeidenden  Ungleichheit  in 
bibliographischen  und  andern  Dingen  verliehen  den  einzelnen 
Theilen  des  Berichts  Besonderheiten,  welche  auch  die  durch- 
greifende Schlussredaction  nicht  zu  beseitigen  vermochte.  An 
Missgriffen  wird  es  bei  der  noch  ungewohnten  Thätigkeit  nicht 
gefehlt  haben  und  bei  aller  auf  Redaction  und  Correctur  ver- 
wendeten Zeit  machte  oft  genug  Mangel  an  Müsse  während 
der  letzten  Revision  manche  wünschenswerthe  Nachprüfung 
unmöglich.  Der  vorliegende  Bericht  ist  ein  erster,  hoffentlich 
nicht    ganz    misslungener  Versuch,    bei    dem   unliebsame   Er- 


VI 

fahrungen  und  Enttäuschungen  nicht  ausgeblieben  sind.  Hoffent- 
lich werden  die  hier  anhangsweise  abgedruckten  Vorschläge 
für  eine  Neugestaltung  des  Jahresberichts ,  welche  von  den 
der  Trierer  Generalversammlung  vorgelegten  nur  in  der  redac- 
fcioneHen  Fassimg  einzelner  Stellen  abweichen,  in  Zukunft  eine 
gleichmässigere  Ausführung  und  raschere  Vollendung  der  mühe- 
vollen Arbeit  ermöglichen.  Die  einzelnen  Mitarbeiter  nennt 
das  Inhaltsverzeiclmiss,  andere  Förderer  des  Unternehmens  sind 
betreffenden   Orts   mit  gebührendem   Danke   namhaft  gemacht. 

Mü liehen,  im  Januar  1880. 

Ernst  Kuhn. 


Berichtigungen  und  Nachträge 

zu  Heft  I  und  IL 

Heft  I,  p  16,  N».  133  erschien  ursprünglich  in  Madras  (Hawken  and  Sons) 
zu  dem  Preise  von   1  Ke. 

Heft  I,  p.  26,  vorletzte  Zeile  des  Textes  lies:  Ueber  die  Fortschritte  der 
allgemein  indogermanischen  Sprachwissenschaft  im  letzten  Jahrzehnt  und  die  u.  s.  w. 

Heft  I,  p.  37,  No.  12.  Rec.  [Jahrgang  1876]  von  Wolf  Baudissin  in 
ThLZ.  9.  Juni  1877,  Sp.  313;  in  Rev.  de  Lingu.  XI,  p.  91;  [Jahrgang  1877] 
in  Ath.    11.  Mai   1878,   p.  602. 

Heft  I,  p.   50,  No.  38.     Rec  von  A.  Weber  in  LC.   187G,  Sp.   1390. 

Heft  I,  p.  83,  No.  4  lies:  Budapest  (Akademie)  1875 — 1877.  170.  178. 
XVI,    160  pp.     8. 

Heft  I,  p.  88,  No.  19  ist  wohl  nur  eine  neue  Titelauflage  des  schon  1872 
unter  gleichem  Titel  erschienenen  Wörterbuchs. 

Heft  I,  p.  91,  Z.  9  lies:    Criharsha  statt  Bhavabhuti. 

Heft  I,  p.  96,  im  Text  Zeile  6  v.  u.  lies:    Roghunäth    Bhäskar    Godboie. 

Heft  II,  p.  18,  nach  No.  64.  In  Indien  erschien  ferner:  E.  W.  Marston. 
Grammar  and  Vocabulary  of  the  Mekranee-Belooehee  Dialect.  Bombay  ( Education 
Society's  Press)   1877.     64  pp.     8.     2  Rs. 

Heft  II,  p.  19,  nach  No.  74.  Aus  Indien  sind  zwei  Ausgaben  des  Dlvän 
von  Abd  ur  Rahmän  zu  verzeichnen :  Diwan  .1  Abd  ur  Rahmän.  Edited  by 
the  Rev.  T.  P.  Hughes.  [Reprint.]  Labore  (Govt.  Educational  Press)  1877. 
260  pp.  8.  2  Rs.  4  a.  [Lithogr.]  —  Diwän-i-Abd  ur  Rahmän  [Reprint.]  Delhi 
(Hindu   Press)    1S77.      200   pp.      8.      6  a.      [Lithogr.] 

Heft  II,  p.  31,  No.  10.  Auch  rec.  von  Wagenmann  in  Jahrbücher  für 
deutsehe   Theologie  XXIII.  Bd.   1878,  p.   136.       . 

Heft  II,  p.   54,  No.  55  lies:  5  doli. 

Heft  II,  p.  103,  nach  No.  25  schalte  ein:  de  Sacy'a  Beschreibung  einiger 
arabischer  Handschriften  zu  Genua  wird  uns  in  einer  Notiz  des  BISO,  mit- 
getheilt:  Manoscritti  orientali  della  biblioteca  della  r.  universitä  di  Genova: 
BISO.  I,  p.  410—412. 

Heft  II,  p.  132,  No.  125.  Vgl.  dazu:  Kniest  Lehr.  La  Turquie  contem- 
poraine  jugee  par  unAllemand:  Bibliotheque  universelle  et  Revue  suisse.  März 
1878,  p    369—4C2.     April,  p.   81  —  107. 

Heft  II,  p.  134,  No.  139.  Die  doutsehe  Uebersetzung  rec.  von  Scartazzini 
in  Riv.  Europea.  Vol.   VIII,   p.    140. 

Heft  II,  p.  135,  No.  150.  Rec.  von  L.  S.  in  Hist.  Zeitschr.  1878.  Heft  1, 
p.  366. 

Heft  II,  p.  171,  No.  4.  Auch  rec.  von  P.  le  Page  Renouf  in  Ac.  27.  April 
1878,  p.   372. 

Heft  II,  p.  176,  No.  17.    Auch  rec.  von  Markham  in  Ac.  19.  Jan.  1878,  p.  47. 


Verzeichniss  einiger  Abkürzungen. 

AAZ [Augsburger]  Allgemeine  Zeitung. 

Ac Academy. 

Ath Athenseum. 

BISO Bollettino  italiano  degli  studii  orientali. 

BTLVNI Bijdragen    tot    de  Taal- ,  Land-  en  Volkeukunde  van 

Nederlandseh  Indie. 

CR Coniptes    rendus    de    l'academie    des    inscriptions    et 

belles-lettres. 

DR Deutsche  Rundschau. 

GGA Göttingische  gelehrte   Anzeigen. 

HB Hebräische  Bibliographie. 

IAnt Indian  Antiquary. 

JA Journal  Asiatique. 

JAOS Journal  of  the  American  Oriental  Society. 

JASB Journal  of  the  Asiatic  Society  of  Bengal. 

JBBAS Journal  of  the  Bombay  Branch    of  the  Royal  Asiatic 

Society. 

JLZ Jenaer  Literaturzeitung. 

JNChBAS Journal    of    the    North  -  China    Branch    of  the    Royal 

Asiatic  Society. 

JRAS Journal  of  the  Royal  Asiatic  Society. 

LC Literarisches  Centralblatt. 

MLA Magazin  für  die  Literatur  des  Auslandes. 

PM Petermann's  Mittheilungen  aus  Justus  Perthes'  Geo- 
graphischer Anstalt. 

RA Revue  archeologique. 

RC Revue  critique. 

RR Russische   Revue. 

TITLV Tijdschrift  voor  Indische  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde. 

ThLZ Theologische  Literaturzoitung. 

TR Trübner's  Record. 

ZDMG Zeitschrift  der  Deutschon  Morgenländischen  Gesellschaft 


Grundsätze  für  die  Neugestaltimg  des  Jahresberichts 


Ernst  Kuhn  und  August  Müller. 


I.  Allgemeine  Grundsätze. 

§  1. 

Der  Jahresbericht  soll  im  Allgemeinen  Sprache  und  Literatur, 
Geschichte  und  Antiquitäten,  Inschriften,  Münzen  und  Kunstdenk- 
mäler, Religion  und  Cultur  der  in  Betracht  kommenden  Völker 
gleich  eingehend  berücksichtigen.  Von  geographischer,  administra- 
tiver, commercieller  und  Missionsliteratur  soll  principiell  nur  das 
berücksichtigt,  werden,  was  in  philologisch-historischer  oder  ethno- 
graphischer Hinsicht  von  Bedeutung  ist.  Versprengte  Beste  unter- 
gegangener Volksstämme  und  die  mit  den  orientalischen  Cultur- 
gebieten  nur  genealogisch  zusammenhängenden  Völker  sollen  im 
Allgemeinen  nur  nach  der  linguistischen  Seite  hin  Berücksichtigung 
finden.  Zweckmässigkeitsgründe  verschiedener  Art  werden  bei 
einzelnen  Gebieten  besondere  Beschränkungen  räthlich  erscheinen 
lassen.  Die  Reihenfolge  der  einzelnen  Abschnitte  soll,  im  Osten 
beginnend,  im  Grossen  und  Ganzen  durch  die  genealogische  Zu- 
sammengehörigkeit der  behandelten  Völker  bedingt  sein.  In  einer 
Einleitung,  die  jedoch  erst  nach  Vollendung  des  gesammten  übrigen 
Berichts  mit  besonderer  Paginirung  zu  drucken  ist,  soll  das  über 
die  Einzelgebiete  hinausreichende  Material,  insbesondere  die  all- 
gemein-orientalische Bibliographie,  der  jeweilige  Status  der  orien- 
talischen Gesellschaften  und  Zeitschriften,  die  Geschichte  der  orien- 
talischen Philologie  einschliesslich  der  Nekrologe,  dazu  die  den 
Orientalisten  interessirenden  Schriften  allgemeineren  Inhalts  aus 
den  Gebieten  der  Geographie,  Ethnographie,  Geschichte,  allgemeinen 
Sprachwissenschaft  und  indogermanischen  Grammatik,  Literatur- 
geschichte, Mythologie  und  Religionswissenschaft  u.  ä.  m.  eigens 
zur  Sprache  kommen.  Wenn  irgend  möglich,  soll  dem  Bericht 
ein  Namenregister  beigegeben  werden. 


Die  druckfertigen  Manuscripte  der  Einzelberichte  sollen  erst 
mit  Alilauf  des  auf  das  Bericht] ahr  folgenden  Kalenderjahrs  an 
die  Redaction  abgeliefert  werden ,  damit  thunlichst  alle  bibliogra- 
phischen Hilfsmittel  benutzt  werden  können.  Nach  dem  genannten 
Termin  soll  jedoch  sofort  mit  dem  Drucke  begonnen  werden.  Die 
durch  diesen  Aufschub  vergrösserte  Zugänglichkeit  bibliographischen 
und  kritischen  Materials  wie  der  in  Betracht  kommenden  Schriften 
selbst  soll  für  den  Bericht  dahin  verwerthet  werden,  dass  der 
referirende  Theil  eingehender  und  inhaltreicher  gestaltet  und  zu 
einer  auch  später  ihren  Werth  nicht  verlierenden  Darstellung  des 
Fortschritts  der  Wissenschaft  vertieft  wird.  Dabei  soll  in  der 
Verzeichnung  wirklich  wissenschaftlicher  Werke  und  Zeitschrift- 
artikel innerhalb  der  durch  §  1 .  resp.  die  Uebersicht  der  Einzel- 
berichte gesteckten  Schranken  nach  möglichster  Vollständigkeit 
gestrebt  werden .  während  populäre  und  dilettantische  Leistungen, 
welche  weder  dem  Inhalt  noch  der  Form  nach  auf  selbständige 
Bedeutung  Ansprach  machen  können,  so  namentlich  Journalartikel 
zweiter  Hand  in  populären  Zeitschriften,  auch  nichtssagende  Recen- 
sionen  ohne  Weiteres  zu  übergehen  sind.  In  den  Bereich  des 
Jahresberichts  fallen  übrigens  sämmtliche  während  des  Berichtjahrs 
factisch  erschienenen  Bücher,  gleichgültig  welche  Jahreszahl  sie  auf 
dem  Titel  tragen.  Nur  in  der  Verzeichnung  von  Recensionen  soll 
in  das  folgende  Jahr  hinübergegriffen  werden.  Nach  Ausgabe 
des  Jahresberichts  erschienene  Recensionen  der  darin  behandelten 
Bücher  werden  im  nächsten  Jahresbericht  nur  dann  nachgetragen, 
wenn  sie  für  die  Beurtheilung  des  Buches  etwas  Neues  und  Erheb- 
liches beibringen. 

§  3. 
In  den  angedeuteten  Grenzen  bleibt  jedem  Mitarbeiter  volle 
Freiheit  der  Bewegung  vorbehalten  und  trägt  er  allein  die  wissen- 
schaftliche Verantwortung  für  seinen  Bericht.  Die  Competenz  der 
Redaction  beschränkt  sich  darauf,  die  Einheit  und  Continuität  des 
Berichts  zu  wahren  und  persönliche  Aeusserungen ,  welche  die 
Gesellschaft  als  solche  in  unpassender  Weise  engagiren  würden, 
einfach  zu  beseitigen.  Zu  besserer  Erreichung  des  ersteren  Zweckes, 
und  um  die  Thätigkeit  der  Redaction  thunlichst  auf  das  Einfügen 
der  nöthigen  Verweisungen  u.  ä.  m.  zu  beschränken,  folgt  unter 
III.  eine  ausführliche  Instruction  über  die  bei  der  Verzeichnung 
der  Titel  u.  s.  w.  möglichst  zu  befolgenden  Grundsätze. 


II.  Uebersicht  des  Berichts. 

A.  Einleitung.     Vgl  Allgemeine  Grundsätze  §  1. 

B.  Völker  des  malaiischen  Archipels   in   der  von  Lassen  Ind. 
Alterthumsk.  I2,  p.  562  bis  563  eingehaltenen  Begrenzung. 


XI 

Sprachen    von    Formosa,    den    Marianen    und    Madagascar. 
Sprachen  der  Polynesier  und  Melanesier. 

C.  Völker  tibeto-chinesischer  Rasse. 

1.  Chinesen. 

2.  Hinterindier.    [Sprachen  der  Andamanen  und  Nicobaren.] 

3.  Tibeter. 

D.  Unclassificirte  Völker  Ost-  und  Nordasiens. 

1.  Japaner.     [Koreaner.     Sprache  der  Aino.] 

2.  Unclassificirte  Sprachen  Nordasiens. 

E.  Ural-altaische  Völker 

1.  Allgemeines  über  die  ural  -  altaischen  Völker.  Ural- 
altaische  Sprachvergleichung. 

2.  Tungus  en. 

3.  Mongolen. 

4.  Geschichte  und  Alterthümer  von  Turan  mit  Berück- 
sichtigung der  in  philologisch-historischer  und  ethno- 
graphischer Hinsicht  wichtigen  Geographica.  Sprache 
der  Jakuten.    Türkisch-tatarische  Sprache  und  Literatur. 

F.  Arische  Völker. 

1.  Inder.     [Drävida  u.  s.  w.] 

2.  Iranier. 

3.  Armenier. 

[4.    Kaukasische  Völker.] 

[5.    Alte  Sprachen  und  Alterthümer  Kleinasiens  und  Cyperns.] 

G.  Semitische  Völker. 

1.  Semiten  im  Allgemeinen.  [Dazu  alles,  was  unter  2 — 8 
nicht  besonders  aufgezählt  ist,  namentlich  aber  Geo- 
graphie des  ganzen  nordsemitischen  Gebiets  nebst  Arabia 
Petraea  und  der  Sinaihalbinsel,  soweit  sie  von  philo- 
logisch -  historischer  Bedeutung  und  nicht  schon  im 
Jahresbericht  des  Palästina -Vereins  vertreten  ist.] 

2.  Assyrer  und  Babylonier.  [Nebst  der  ganzen  übrigen 
Keilinschriftliteratur,  excl.  des  Altpersischen.] 

3.  Hebräische  Sprache.  Altes  Testament.  Geschichte  der 
Juden  bis  zum  Aufstande  des  Barkochba.    Samaritanisch. 

4.  Phönicier.  [Dazu  sämmtliche  althebräische  und  alt- 
kanaanitische  Inschriften,  Münzen  und  Kunstdenkmäler.] 

5.  Geschichte  der  Juden  vom  Aufstande  des  Barkochba 
bis  zu  ihrer  Vertreibung  aus  Spanien  und  Portugal. 
Geschichte  der  jüdischen  Literatur  von  den  Targumim 
bis  eben  dahin.     Mittelalterliche  hebräische  Inschriften. 

6.  Sprache  und  Literatur  der  christlichen  Aramäer  und 
der  Mandäer.  Inschriften,  Münzen  und  Kunstdenkmäler 
von  Syrien,  Arabia  Petraea  und  der  Sinaihalbinsel. 

7.  Geographie  von  Arabien,  soweit  sie  von  philologisch- 
historischem Interesse  ist.  Das  vormuhammedanische 
Arabien,    incl.  der  Himjaren.      Arabische  Sprache  und 


XII 

Literatur.  Religion  und  Cultur  der  rnuhammedanischen 
Welt.  Geschichte  des  Chalifats  und  der  aus  ihm  her- 
vorgegangenen Reiche,  excl.  Turan  und  Iran,  bis  zur  Er- 
oberung von  Konstantinopel,  resp.  Granada.  Muharnme- 
danische  Inschriften,  Münzen  und  Kunstdenkmäler. 
8.  Abessinische  Semiten. 
H.    Hamitische  Völker. 

1.  Alt-Aegypten    mit  Berücksichtigung    des  in  aegyptolo- 
gischer  Beziehung  Wichtigen  über  Neu-Aegypten. 

2.  Die  übrigen  hamitischen  Sprachen.     [Dazu  die  libyschen 
Inschriften.] 

IM.  Instruction  für  die  Mitarbeiter. 

§  1. 
Die  gegebene  Uebersicht  des  Jahresberichts  begründet  die  ge- 
wählte Reihenfolge  theoretisch.  In  praxi  figuriren  statt  der  getheilten 
Hauptrubriken  ihre  Unterabtheilungen  direct,  und  zwar  beginnt  jede 
Abtheilung  --  mit  möglichst  kurzer  Ueberschrift  und  dem  Namen 
des  Verfassers  --  eine  neue  Seite  und  numerirt  ihre  Anmerkungen 
selbständig.  Gelegentliche  Zusammenfassung  einzelner  benachbarter 
Abtheilungen  unter  gemeinsamer  Ueberschrift  ist  gestattet. 

§  2. 
Für  die  allgemeinste  äussere  Einrichtung  bleibt  der  bisherige 
Modus  massgebend:  ein  fortlaufender  Text,  dem  die  Titel  in  nu- 
merirten  Anmerkungen  beigegeben  werden.  Dabei  sollen  die  Zablen 
im  Texte  der  Regel  nach  den  Namen  der  Verfasser  oder  Heraus- 
geber angeschlossen  werden.  Vornamen  der  letzteren  sind  im  Text 
nur  ausnahmsweise  zu  erwähnen  und  dann  voll  auszuschreiben, 
z.  B.  „Friedrich  Müller",  „Max  Müller".  Titel  der  Verfasser,  welche 
für  ihre  Bücher  in  irgend  einer  Weise  charakteristisch  sind,  dürfen 
nur  im  Text,  nicht  aber  in  den  Anmerkungen  aufgeführt  werden. 

§  3. 
Auszeichnungen  durch  den  Druck  gibt  es  nur  zwei:  die  Namen 
der  Verfasser,  Herausgeber,  Uebersetzer  und  Kritiker  [nicht  jedoch 
die  der  herausgegebenen  oder  übersetzten  Autoren]  werden  im 
Texte  wie  in  den  Anmerkungen  durch  cursiven,  die  Stichwörter 
neuer  Rubriken  innerhalb  der  Einzelberichte  durch  gesperrten 
Druck  hervorgehoben. 

§  4. 
Pur   die  Titel    selbständiger  Bücher   kommt  an  Specialien  in 
nachstehender  Ordnung  Folgendes  in   Betracht: 

a)  Vollständiger  Name  des  Verfassers,  der  oder  die  Vornamen 
voran.  Bei  anonymem  oder  pseudonymem  Verfasser  steht 
der  wahre  Name,  falls  er  bekannt  ist,  in  eckigen  Klammern. 


XIII 

b)  Der  eigentliche  Titel.  Dahinter  —  abgesehen  von  der 
Bezeichnung  der  Auflage  und  des  einzelnen  Bandes  — 
Angaben  wie  „Mit  3  Tafeln  und  1  Karte."  oder  „Mit  Unter- 
stützung der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft." 
oder  „Printed  by  Order  of  Her  Majesty's  Government  for 
India." ,  falls  dieselben  auf  dem  Titelblatt  selbst  vermerkt 
sind.  Ueber  die  Angabe,  ob  Dissertation  oder  dergl.,  siehe 
die  Rubrik  g). 

Bei  Ausgaben  oder  Uebersetzungen  von  Texten,  bei 
Zeitschriften,  Katalogen  und  mehrbändigen  von  verschie- 
denen Verfassern  bearbeiteten  Werken  mit  durchgehendem 
Haupttitel  steht  der  Titel  voran  und  der  Name  des  Heraus- 
gebers u.  s.  w.  folgt  erst  im  Context. 

c)  Ort  der  ursprünglichen  Publication  [also  bei  den  Arbeiten 
der  St.  Petersburger  Akademie  nur  St.  Petersburg,  nicht 
auch  Leipzig]  und  Jahreszahl  derselben,  z.  B.  „Leipzig  1878." 
oder  „Leipzig  s.  a.  [1878].".  Der  Verleger  oder  Drucker 
ist  in  der  Regel  nur  bei  den  im  Orient  erschienenen 
Büchern  anzugeben. 

d)  Zahl  der  Seiten,  resp.  Spalten  mit  nachgesetztem  „pp.", 
resp.  „col.",  wobei  die  verschiedenen  Paginirungen  von  Vor- 
rede, Text,  Beigaben  u.  ä.  durch  Kommata  von  einander 
zu  trennen  sind.  Ausserhalb  der  Paginirung  stehende 
Vorsatzblätter  u.  ä.  bleiben  unberücksichtigt. 

e)  Format,  wobei  jedoch  nur  „fol."  „4."  „8."  mit  diesen  Zeichen 
unterschieden  werden  sollen.  Hinter  dem  Format  folgt 
die  Angabe  von  Abbildungen,  Tafeln  u.  s.  w.,  falls  dieselben 
auf  dem  Titelblatt  nicht  verzeichnet  sind. 

f)  Originalpreis.  Für  die  Bezeichnung  desselben  gilt  der 
Grundsatz,  dass  die  grösste  gebräuchliche  Münzeinheit  der 
Zahl  vorausgesetzt  und  hunderttheilige  kleinere  Münze  in 
Decimalen  mit  vorangehendem  Punkt  ausgedrückt  wird. 
Dabei  wird  Singular  und  Plural  nur  bei  der  Rupee  unter- 
schieden ,  sonst  gilt  eine  Abkürzung  für  beide.  Also : 
M.  [oder  Fl.,  fr.,  1.,  Rb.,  doli.]  0.50.  —  M.  [u.  s.  w.]  1.— 
M.  [u.  s.  w.]  2.50.  Ferner:  *  5  5s.  6d.  —  5s.  6d.  --  Re.  1 
4a.  2p.  —  Rs.  2  8a.  4p.  —  8a.  4p.  Ist  der  Originalpreis 
nicht  zu  ermitteln,  so  steht  der  anderweitige  Preis  —  wie 
er  z.  B.  aus  Brockhaus'  Allgemeiner  Bibliographie  fest- 
zustellen ist  —  in  eckigen  Klammern.  Ebenso  kann  bei 
Büchern,  die  im  Orient  erschienen  sind,  der  Londoner  oder 
Pariser  Preis  —  eventuell  mit  Angabe  des  Buchhändlers  — 
dem  Originalpreis  in  eckigen  Klammern  nachgesetzt  werden, 
z.  B.  „Rs.  2  [Trübner:  8s.]". 

g)  Hinter  dem  Preise  stehen  in  runden  Klammern  Angaben 
wie :  „(A.  u.  d.  T.  Älfr.  Ludwig.  Die  Mantralitteratur  und 
das    alte  Indien  als  Einleitung  zur  Uebersetzung  des  Rig- 


XIV 

veda.)8  oder    „(AKM.  VI,  No.  2.)"   oder  (MAStP.  VH  Ser., 
XXII.  No.  7.)".   [Ueber  die  Abkürzungen  vgl.  §  5.]   In  runden 
Klammern    hinter    dem  Preise    stehen    ferner    die  Bezeich- 
nungen   als  „(Diss.)",    „(Hab.  Sehr.)1",    „(Progr.    d.   Gymn.)', 
„(Univ.  Progr.)".    Neben  diesen  Abkürzungen  steht  der  Name 
der  Universität  u.  s.  w.    nur    dann .    wenn    diese    mit  dem 
Verlags-,  resp.  Drackort  nicht  identisch  ist. 
h)  Bei     mehrfacher     Bändezahl    gilt     nachstehendes     Schema: 
„Bonn  1878.  Bd.  I:  VII,  386  pp.  8.  M.  6.  Bd.  II:  X,  496  pp. 
8.  M.  8."  oder  „Bonn:  Bd.  I.    1878.    VII,  386  pp.    8.   M.  6. 
Bd.  U.    1879.    X,  496  pp.    8.    M.  8." 
Die  vorbezeichneten  Rubriken  sollen  durch  Punkte  von  einander 
getrennt    werden.     Vornamen,    falls    sie  auf  dem  Titelblatt  ausge- 
schrieben   sind ,    sollen    so  abgekürzt  werden ,    dass  über  ihre  Be- 
deutung kein  Zweifel  aufkommen  kann;  die  Brockhaus'  Allgemeiner 
Bibliographie  regelmässig  beigegebene  Liste  abgekürzter  Vornamen 
oder  der  Gebrauch  in  den  Hinriehs'schen  Bücherverzeichnissen  kann 
hier    als  Muster  dienen.      Für  die  Rubrik  b)  ist  ein  massiger  Ge- 
brauch der  geläufigen  Abkürzungen  und  der  arabischen  Ziffern  für 
ausgeschriebene   Grund-  und   Ordnungszahlen   [z.  B.  „Mit  2  Tafeln", 
„2.  Aufl.",  „2.  Ed."]  entschieden  anzurathen.     Die  Bezeichnung  der 
Bände  geschieht  durch  römische  Ziffern,  welche  den  Abkürzungen 
„Bd.u,  „Th.",  „Vol.".  „T."  u.  s.  w.    nachzustellen    sind    [Bd.  II  = 
Zweiter  Band,    aber    2  Vols.    =   Two  Volumes].      Für    „Numero" 
steht  „No.". 

Mit  Majuskeln    sind    —    abgesehen   von  den  auf  einen  Punkt 
folgenden  Wörtern  —  zu  schreiben: 

«)  Bei  englischen  Titeln  alle  eigentlichen  Substantiva  und  Ad- 

jeetiva. 
ß)  Bei  Titeln  in  den  übrigen  germanischen  Sprachen  die  Sub- 
stantiva. 
y)  Bei  Titeln  in  anderen  europäischen  Sprachen  nur  die  Eigen- 
namen. 
Von  fremden   Typen   sollen  nur  hebräische,  syrische  und  ara- 
bische gebraucht  werden.     Alle  übrigen  orientalischen  Schriftarten, 
desgleichen  die  russische  Schrift  sollen  durch  lateinische  Umschrift 
ersetzt  werden.     Der  Rubrik  b)  ist  bei  slavischen  Titeln  die  etwa 
nöthige  Uebersetzung  in   eckigen  Klammern  beizugeben. 

§  5. 
Bei  Zeitschriftartikeln  gelten  für  die  Namen  der  Verfasser  und 
die  Titel  die  Bestimmungen  von  §  4  a)  b).     Danach  folgt  durch  ein 
Colon    vom   Titel   getrennt    das  genaue   Citat,    wobei  Anfangs-   und 
Schlussseite    anzugeben    isi  einfachster   Fall:    „ZDMG.    XXXI. 

506—528."  oder  „MSLP.  III,  124—154.  169—186.".  Die  Be- 
zeichnungen „Bd."  u.  s.  w.,  „p.",  „col."  fallen  als  selbstverständlich 
weg.      Bei    der  Citirweise    sollen  Leichtigkeit  der  Auffindung  und 


XV 

möglichste  Kürze  allein  massgebend  sein,  also  namentlich  über  die 
Bezeichnung  von  Band  —  mit  römischer  Ziffer  — ,  resp.  Serie  und 
Band  -—  jene  bezeichnet  dnrch  „Sei-."  mit  vorangehender  römischer 
Ziffer,  z.  B.  „JA.  VII  Ser.,  X,  237 — 200."  mir  da  hinausgegangen 

werden,  wo  es  absolut  uöthig  ist.  „N.  S."  bedeutet  „New  Series" 
u.  s.  w.,  ebenso  „N.  F."  „Neue  Folge",  „N.  R."  „Neue  Reihe"  u.  s.  w. 
Bei  Doppelzählung  „Band  XXXI.  Neue  Folge  Band  I."  steht  die 
grössere  Zahl  allein.  Die  Titel  der  häufiger  citirten  Zeitschriften 
stehen  in  abgekürzter  Form,  möglichst  allein  bezeichnet  durch  die 
Anfangsbucbstaben  ihrer  wesentlichsten  Substantiva  und  Adjectiva 
mit  Punkt  am  Schluss  unter  Weglassung  der  Innenpunkte.  Ein 
Verzeichniss  dieser  Abkürzungen  wird  dem  Berichte  beigegeben. 
Nach  der  Seitenzahl  steht  die  Angabe  von  Abbildungen  u.  s.  w., 
falls  solche  nicht  schon  in  der  Ueberschrift  des  Artikels  bemerkt 
sind.  Dahinter  in  runden  Klammem  die  Angabe ,  ob  der  Artikel 
noch  in  einer  anderen  Zeitschrift  gedruckt :  „(Auch  MA.  VIII, 
197 — 200.)"  oder  separat  erschienen  ist:  „(Auch  separat  u.  gl.  T. 
Paris  1879.  3G  pp.  8.  fr.  0.50.)",  „(Auch  separat  als  Leipz. 
Hab.  Sehr.)".  An  erster  Stelle  darf  der  Separatabzug  nur  dann 
stehen,  wenn  das  genauere  Zeitschriftcitat  absolut  unerreichbar 
geblieben  ist.  Für  Sammelwerke  wie  die  Memoires  der  St.  Peters- 
burger Akademie,  die  Abhandlungen  für  die  Kunde  des  Morgen- 
landes u.  ä.  m.,  in  denen  die  Selbständigkeit  der  einzelnen  Arbeiten 
in  Titelblatt  und  Paginirung  von  vorn  herein  gewahrt  bleibt,  gelten 
die  Bestimmungen  von  §  4  g). 

§  6- 

Auf  den  vollständigen  Titel  nach  §  4,  resp.  5  folgt  die  An- 
gabe von  Kritiken  und  Recensionen  in  folgender  Form :  „ —  Vgl. 
//.  Thorbevke  JLZ.  1878,  197;  TL  Nöldeke  LC.  1878,  704." 
Die  Schlussseite  wird  nur  bei  ausführlichen  Kritiken  in  nicht 
speciell  kritischen  Zeitschriften  verzeichnet.  Anonyme  oder  mit 
Chiffern  bezeichnete  Recensenten,  die  thatsächlich  bekannt  sind, 
sollen  mit  ihrem  Namen  genannt  werden,  jedoch  ohne  Anwendung 
von  Klammern.  Die  Anordnung  der  Kritiken  erfolgt  nach  Sprachen : 
germanisch  (deutsch .  englisch  u.  s.  w.) ,  romanisch  (französisch, 
italienisch  u.  s.  w.)  etc.  Auf  die  Zeitfolge  wird  keine  Rücksicht 
genommen.  Für  Abkürzungen  und  Citirweise  gelten  die  Grund- 
sätze von  §  5. 

Berichtigungen  und  Ergänzungen  zu  Büchern  und  Zeitschrift- 
artikeln stehen  vor  den  Recensionen ,  eingeleitet  durch :  „ —  Vgl. 
dazu:";  nur  bei  kürzeren  Berichtigungen  in  derselben  Zeitschrift 
steht:  „vgl.  ebd.  597"  mit  vorangehendem  Komma.  Die  nach- 
folgenden Recensionen  werden  in  diesem  Fall  eingeleitet  durch : 
„ —  Vffl.  ferner". 


Inhaltsverzeicbniss  von  Heft  I  und  II. 


Heft   i. 

Seite 
Allgemeine  Arbeiten  über  alte  Geschichte,  über  Länder-  und  Völkerkunde, 
Cultur-    und    Religionsgeschichte    des    Morgenlandes.      Von  E.  Kuhn 

und  R.  Pietschmann 1 

Allgemeine    Sprachwissenschaft   und    vergleichende    Grammatik    der    indo- 
germanischen Sprachen.     Von  E.  Kuhn 21 

Zur  vergleichenden  Literaturgeschichte.     Von  E.   Kulm 32 

Varia  zur  orientalischen  Philologie.     Von  E.  Kuhn 3G 

Malaiisch -polynesische  und  melanesische  Sprachen  und  Literaturen.      Von 

G.  von  der  Gabelentz  und  H.  Kern 39 

China  und  Japan.     Von    G.  von  der    Gabelentz 45 

Hinterindien.     Von  E.  Kuhn 63 

Tibet.     Von  E.  Kuhn ! 09 

Finnisch -tatarische    Spi-aehwissensehaft.      Mongolisch.      Tungtisisch.      Von 

G.  von  der   Gabelentz 71 

Centralasien.     Von    C.  Salemann 74 

Türkische  Sprache  und  Literatur.     Von  A.  Socin 83 

Vorderindien.     Von  E.  Kuhn 8G 

Heft    II. 

Alt-Iran.     Von  E.  Kuhn 1 

Neu-lran.     Von   C.  Salemann 8 

Armenien.     Von    C.   Salemann 20 

Kaukasusländer.     Von  A.  Socin 27 

Kleinasien.     Von  A.  Socin 30 

Keilinschriften.     Von  Friedr.  Delitzsch 33 

Geographie  von  Syrien  und  Palästina.     Von  A.  Socin 38 

Hebräische    Sprachkunde,    alttestamentliche    Exegese,    Geschichte    Israels. 

Von   E.  Kautzsch 4G 

Rabbinica  und   Judaica.     Von  S.  Landauer 71 

Aramäisch.     Von  A.  Socin 9G 

Arabien.     Von  A.  Socin 100 

Allgemeines    über    den    muhammedanischen  Orient,    Geschichte  der  orien- 
talischen Frage,  Türkisches   Reich.     Von  A.  Socin 121 

Schrift,  Inschriften,  Münzen   und  Kunstdenkmäler  des    nordsoinitischen  und 

arabisch-mohammedanischen  Culturgebiets.     Von  J.  Euting.    .     .     .  139 

Bimjarisch.     Von  F.  Prätorins 150 

Geographisches    über  Afrika    im  Allgemeinen,    die  Nilländer  und  Central- 

Afrika.     Von   A.  Socin 152 

Alt-Aegypten.     Von   A.    Erman 160 

Abessinien.     Von  F.  Prätorius 171 

Das  westliche  Nordafrika.     Von   Jt.   PietschmCHMl    und  A.   Socin.  .     .     .  175 


Allgemeine  Arbeiten   über  alte  Geschichte, 

über  Länder-  und  Völkerkunde,  Cultur-  und 

Religionsgeschichte   des   Morgenlandes. 

Von 

E.  Kuhn  und  R.  Pietschmanii. 

Aus  den  in  der  Ueberschrift  genannten  Gebieten  kommen  in 
erster  Linie  für  uns  diejenigen  Erzeugnisse  der  historischen 
Literatur  in  Betracht,  welche  ein  Gesammtbild  der  Entwickelung 
des  alten  Morgenlandes  gewähren.  Den  Fortschritten  der  orien- 
talischen Untersuchungen,  besonders  der  Entzifferung  der  Original- 
denkmäler der  Westasiaten  und  Aegypter,  verdanken  wir  für  diesen 
Geschichtsabschnitt  eine  solche  Fülle  neuer  Daten,  zugleich  auch 
so  viele  Hypothesen,  dass  es  em  Bedürfhiss  ist,  die  wirklichen 
Errungenschaften  einheitlich  zu  bearbeiten  und  die  kritisch  unhalt- 
baren auszuscheiden.  Die  neue  Auflage  von  Dunckers  „Geschichte" l) 
zeigt  am  besten,  wie  in  den  letzten  Jahren  der  Stoff  sich  gehäuft 
hat  und  wie  viel  ein  historisch  geschulter  Gelehrter  jetzt  bereits 
sicher  zu  stellen  vermag.  Doch  bestehen  noch  in  vielen  wichtigen 
Fragen,  z.  B.  der  Chronologie,  so  starke  Meinungsverschiedenheiten, 
und  es  bleiben  noch  so  zahlreiche  Differenzen  zwischen  den  ver- 
schiedenen Ueberlieferungen  ungelöst,  dass  popularisirende  Be- 
arbeitungen   wie    die    von    Driou 2) ,    de    Castro 3)   u.    a.    nur    eine 


1)  Geschichte  des  Alterthums.  Von  Max  Duncker.  IV.  Band.  Vierte 
Verbesserte  Auflage.  Leipzig  (Duncker  u.  Humblot)  1877.  XII,  593  pp.  8. 
11,20  M.  [Inhalt:  Siebentes  Buch.  Die  Arier  Ostirans.  Achtes  Buch.  Die 
Herrschaft  der  Meder  und  das   Reich  der  Perser.] 

2)  Les  origines  du  monde,  paysages  d'Orient,  premiers  agissements,  histoire, 
cultes ,  arts  primitifs ,  monuments  des  trois  races  du  globe ,  jaune ,  blanche  et 
noire;  apparition  des  cites  de  Henochia,  Danias,  Abyla  et  des  grandes  villes 
d'Afrique  et  d'Asie ,  Memphis ,  Thebes ,  Syene ,  Ninive  etc. ;  contrastes  de  leurs 
spleudeurs  d'autrefois  et  de  leurs  ruines  d'aujourdhui ;  par  Alfred  Driou. 
Limoges  (Ardant)    1877.     336   pp.     4.     [L'Antiquite  Pittoresque  1.] 

3)  I  popoli  dell'  antico  Oriente.  Sommario  di  Giovanni  de  Castro.  2  voll. 
Milano  (Hoepli)  1878.  XI,  312-,  VIII,  378  pp.  8.  6  1.  50  e.  —  rec.  von 
A.  Rosa  in  Archivio  storico  italiano.  Tomo  I  dispensa  2  del  1878,  p.  345; 
in  Nuova  Antologia  di  scienze,  lettere  ed  arti.  Anno  XIII.  Seconda  serie, 
Volume  VII  fascicolo   1.  Jan.   1878,  p.  211. 

Jahresbericht  1876—1877.     Heft  I.  * 


2  Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc. 

provisorische  Bedeutung-  haben  können.  Hier  hat  unserer  Ansieht 
nach  der  Specialforscher  dem  Geschichtsschreiber  von  Fach  etwa 
in  der  Art  vorzuarbeiten,  wie  es  von  Maspero  geschah,  welcher 
in  einem  jetzt  ins  Deutsche  übertragenen  Werke 4)  die  ihm  genau 
vertraute  altägyptische  Geschichte  der  Schilderung  der  Ereignisse 
der  westasiatischen  und  iranischen  Welt  bis  auf  Alexander  den 
Grossen  zu  Grunde  legte.  Einem  anonymen  Versuch,  das  Dunkel 
der  ältesten  Chronologie  zu  erhellen5),  und  Cox's  „Griechen  und 
Perseru  6)  ist  nur  ein  sehr  problematischer  Werth  beizulegen.  Die 
Geschichte  der  Perserkriege  suchte  Wecklein  von  neuen  Gesichts- 
punkten aus  zu  beleuchten  7).  Bei  der  Unklarheit,  welche  noch  in 
der  Geschichte  der  hellenistischen  Zeit  herrscht,  ist  es  sehr  dankens- 
werth,  dass  ihr  Droysen  seine  Thätigkeit  wieder  zuwandte,  seine 
geistvolle  Darstellung  dieser  Periode  einer  neuen  Bearbeitung*) 
sowie  die  Zusammensetzung  des  Heeres  Alexanders 9)  und  die 
inneren  Verhältnisse    seines  Reichs lü)    einer    eingehenden    Prüfung 


4)  G.  Maspero  s  Geschichte  der  morgeiiländischen  Völker  im  Altertum. 
Nach  der  2.  Auflage  des  Originales  und  unter  Mitwirkung  des  Verfassers  über- 
setzt von  Dr.  Rickard  Pietschmann.  Mit  einem  Vorworte  von  Prof.  Georg 
Ebers,  vollständigem  Register  und  einer  lithographirten  Karte.  Leipzig  (Wil- 
helm Engelmann)  1877.  XI,  644  pp.  8.  11  M.  —  rec.  von  E.  M.  in  LC. 
1877,  No.  31  Sp.  1021;  von  Baudissin  in  ThLZ.  1877,  No.  15  Sp.  409;  von 
Georg  Ebers  in  DR.  Heft  8,  Mai  1878,  p.  318;  von  Gustav  Rösch  in 
Theologische  Studien  und  Kritiken,  1878,  p.  737;  von  Neteler  in  Liter.  Handw. 
No.  211;  von  C.  P.  Tide  in  Theologisch  Tijdschrift  1877,  p.  515— 520.  — 
Original  I.  Ausg.  rec.  von  Geher  in  Historische  Zeitschrift  N.  F.  Band  I  p.  109, 
1876;    II.  Ausg.    rec.    von    Fr.   V.   Hummelauer    in  Stimmen    aus    Maria-Laach 

1876,  XI.  Band  p.  560;   von    A.  H.  Sayce  in  Ac.    14.  October   1876,  p.    387. 
5;  Dates  and  Data  relating  to  Religious  Anthropology  and  Biblical  Archaeo- 

logy  (Primaeval  Period).      London  (Trübner    and  Co.)    1876.      8.      5  s.   —  rec. 
von   A.   H.  Sayce  in  Ac.   14.  October   1877,  p.   387. 

G)  The  Greeks  and  the  Persians.  By  the  Rev.  G.  W.  Cox.  London 
(Longmans)  1876.  212  pp.  18.  2  s.  6  d.  —  rec.  in  Saturday  Review  9.  De- 
cember   1876,  p.   727. 

7)  lieber  die  Tradition  der  Perserkriege.  Von  N.  Wecklein.  Separat- 
abdruck aus  den  Sitzungsberichten  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften.  [Jahr- 
gang 1876,  p.  239—314.]  München  (Lindauer)  1876.  76  pp.  8.  1,40  M.  — 
rec.  von   /''.   Rühl  in  LC.   1877,    Sp.   1093;    von  H.    Geizer  in   JLZ.      12.  Mai 

1877,  p.    299;  von   H.   Weil  in  RC.   1877,  art.    118. 

8)  Geschichte  des  Hellenismus  Von  ,/oh.  Gast.  Droysen.  I.  Theil  Ge- 
schichte Alexanders  des  Grossen.  II.  Autlage.  I.  Salbband  Gotha  (Friedrich 
Andreas  Perthes)  1877.  X,  400  pp.  8.  7  M.  II.  Halbband  VIII,  420  pp.  8. 
7  M  —  II.  Theil  Geschichte  der  Diadochen.  II.  Auflage.  1.  Halbband  1878. 
VIII.  324  pp.  6  M.  II.  Halbband  IX,  399  pp.  12  M.  —  III  Theil  Geschichte 
der  Epigonen  mit  einem  Anbang:  Heber  die  hellenischen  Städtegründungen. 
I    Halbband   1877.     VIII,  452  pp.     8  M. 

9)  Joh.  Gust  Droysen  Alexander  des  Grossen  Armee:  Hermes  Zeit- 
schrift für  classische  Philologie      XII    Band      1877,  p.  226—252. 

10)  Droysen.  Beitrüge  zu  der  Frage  über  die  innere  Gestaltung  des 
Reiches  Alexanders  des  Grossen:  Monatsbericht  der  k.  preussisehen  Akademie 
der   Wissenschaften  zu  Berlin.      Februar   1877.     p.   23 — 45. 


Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc.  3 

unterzog.  Kallenberg  1 1)  und  Aander  litt/Jen  ' -)  gaben  Special- 
untersucliungen  für  diese  Epoche.  Eine  sehr  fleissige  Arbeit,  die 
auch  für  die  Geschichte  der  orientalischen  Länder  Nutzen  bringen 
wird,  erhielten  wir  von  Stille  über  die  römischen  Legionen  13). 

Cary's  besonders  in  England  viel  benutzte  Sammlung  klas- 
sischer Quellen  14)  erschien  in  erweiterter  Fassung.  Sathas  begann 
mit  Chaeremon  die  Herausgabe  von  Fragmenten  griechischer  Histo- 
riker 15).  Was  zur  Kritik  und  Exegese  der  Nachrichten  der  Alten 
über  Iran  und  Indien  beigesteuert  wurde,  wird  an  andern  Stellen 
zu  berichten  sein.  Für  die  Benutzer  der  herodotischen  Geschichte 
kennenswerth  sind  die  Untersuchungen,  welche  Bauer  lb)  und 
Bachof1"')  darüber  anstellten.  Zwei  wichtige  Quellenwerke  zur 
Geschichte  des  mittelalterlich-fränkischen  Orients  sind  von  Sathas19) 


11)  Hermann  Kallenberg.  Die  quellen  für  die  nachriehten  der  alten 
historiker  über  die  Diadochenkämpfe  bis  zum  tode  des  Eumenes  und  der 
Olympias:  Philologus  XXXVI.  Band.    1877,  p.  305— 327;  488—528;  637—670. 

12)  Res  ab  Antiocho  III  Magno  Syriae  rege  praeclare  gestae  ad  regnum 
Syriae  reficiendum  donec  in  Graeeiam  exereitum  traiecit.  223 — 192.  Dissertatio 
inauguralis  quam  consensu  et  auctoritate  amplissimi  pbilosophorum  ordinis  in 
alma  litterarum  universitate  Georgia  Augusta  Gottingensi  ad  summos  in  philo- 
sophia  honores  capessendos  scripsit  Eduardus  Aander  Heyden.  Monasterii, 
ex  typograpbia  Frid.  Regensberg.  1877.  CG  pp.  8.  —  Erschien  auch  im  Ver- 
lage von  Vandenhoeck  u.  11.   1878.     1,20  M. 

13)  Historia  legionum  auxiliorumque  inde  ab  excessu  divi  Augusti  usque 
ad  Vespasiani  tempora.  Dissertatio  quam  ad  summos  in  philosophia  honores 
in  aeademia  regia  Kilensi  impetrandos  scripsit  Cxuilelmus  Stille.  Commentatio 
in  certamine  literario  civium  academiae  Cbristianae  Albertinae  ex  sententia 
amplissimi  pbilosophorum  ordinis  die  VI  mensis  Martii  anni  1877  praemio  ornata. 
Kiliae  (C.  F.   Mohr.  P.  Peters)   1877.      1G2   pp.     4. 

14)  Isaac  Preston  Cory.  Ancient  fragments  of  the  Phoenician,  Cartha- 
ginian ,  Babylonian .  Egyptian  and  other  authors.  New  and  enlarged  editioii 
carefully  revised ,  and  enriched  with  notes  critical  and  explanatory,  with  intro- 
ductions  to  the  several  fragments  by  K.  Richmond  Hodges.  London  (Reeves 
and  Turner)  187G.  250  pp.  8.  7  s.  6  d.  —  rec.  von  A.  H.  Üayce  in  Ac 
14.  October  1876.     p.  387. 

15)  C.  A*.  Sathas,  fragments  inedits  des  historiens  grecs  §  1.  Chaere- 
monis  Aegyptiaca:  Bulletin  de  correspondance  hellenique  Annee  I  'Ad,i\vrloi. 
(Jliq^m).     Paris  (Thorin)   1877.     p.   121—127,  194—208. 

IG)  Die  Entstehung  des  herodotischen  Geschichtswerkes.  Eine  kritiscbe 
Untersuchung  von  Adolf  Bauer  Dr.  pbil.  Wien  (W.  Braumüller)  1878.  VII, 
173  pp.  8.  4  M.  —  rec.  von  H.  Zurborg  in  JLZ.  5.  Januar  1878,  p.  10; 
von  F.  Rühl  in  LC.  1878,  No.  33  Sp.  1085;  von  R.  Lallier  in  Revue  histo- 
rique  tome   VIII.     September  October   1878,  p.   166. 

\"t )  Ernst  Bachof.  Die  Aoovqioi  Xoyoi  des  Herodotos:  Neue  Jahrbücher 
für  Philologie  und  Paodagogik  herausgegeben  von  Fleckeisen  und  Masius. 
115.  Bd.     p.   577—584. 

18)  Bibliotheca  graeca  medii  aevi.  Nunc  primum  edidit  C.  Sathas.  Vol.  VI. 
Assisae.et  leges  Cypriae  et  alia.     Parisiis   1876.     CXVIII,  692  pp.      8.      10  M. 

1* 


4  Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc. 

und  de  }f<is  Lafrfr19)  herausgegeben  worden.  Einiges  Andere 
der  Art  kommt  bei  der  Geographie  von  Paliistina  zur  Sprache  (s. 
Heft  II,  p.   39.  No.  4  und   5). 

Die  handliche  Darstellung  der  alten  Geographie  der 
aussereuropäischen  Länder,  die  uns  Kiepert  auf  Grund  langjähriger 
Studien  im  ersten  Theile  seines  „ Lehrbuchs"  gab20),  ist  in  jeder 
Beziehung  geeignet,  vereint  mit  der  6.  Ausgabe  seines  „Atlas 
antiquus"  21)  die  brauchbarste  Einleitung  in  die  Länder-  und  Völker- 
kunde des  dem  Alterthum  bekannten  Orients  zu  gewähren.  Von 
antiken  geographischen  Texten  wurden  die  Notitia  dignitatum  von 
Seeck2*)  und  Orosius'  Cholegraphie  von  Zangemeister**)  in  muster- 
gültiger Weise  herausgegeben  und  ein  veronesisehes  Verzeichniss 
der  römischen  Provinzen,  welches  für  die  östlichen  nicht  unwichtig 
ist,  in  einer  Abhandlung  von  Emil  Kuhn  -4i  erläutert.  Für  das 
Mittelalter  sind  die  betreffenden  Lieferungen  des  Spruner- Menche'- 
schen  Atlas  '25)  rühmend  hervorzuheben. 


19)  Guill.  de  Machaut.  La  Prise  d'Alexandrie  ou  chronique  du  roi  Pierre  I 
de  Lusignan.  Publ.  p.  la  prem.  fois  pour  la  Societe  de  l'Orient  Latin  par 
M.  L.  de  Mas  Latrie.  Vol.  I."  Geneve  i  Fiele)  1877  (Leipzig,  Harrassowitz). 
XXXVII.  327  pp.  8.  12  M.  —  rec.  von  Sg.  in  LC.  1878,  No.  34  Sp.  1116; 
von   Hirsch  in  JLZ.   20.  Juli   1878,  p.  429. 

20)  Lehrbuch  der  alten  Geographie  von  H.  Kiepert.  Erste  Hälfte.  Ein- 
leitung, Asien  und  Africa.  Berlin  (D.  Reimer)  1877.  224  pp.  8.  2,40  M. 
—  rec.  von  Bursian  in  LC.  1878,  No.  38  Sp.  1258;  in  Nuova  Antologia  Nov. 
1877,  p.   728. 

21)  Atlas  antiquus.  Zwölf  Karten  zur  alten  Geschichte  entworfen  und 
bearbeitet  von  Heinrich  Kiepert.  VI.  neu  bearbeitete  Auflage.  Berlin  (Dietrich 
Reimen  187G.  Dazu:  Namens- Verzeichniss  zum  Atlas  antiquus  zwölf  Karten 
zur  alten  Geschichte  von  H.  Kiepert.  Berlin  (Dietrich  Reimer)  1877.  24  pp. 
fol.     6   M. 

22j  Notitia  dignitatum  accedunt  Notitia  urbis  Constantinopolitanae  et  later- 
culi  prouineiarum  edidit  Otto  Seeck.  Berolini  apud  Weidmannos  1876.  XXX, 
339   pp.     8.      16  M.  —  rec.  in  LC.   1877,  No.   30   Sp.   999. 

23)  Die  Chorographie  des  Orosius.  Von  Karl  Zangemeister:  Commen- 
tationes  philologae  in  honorem  Theodon  Mommseni  scripserunt  amici.  Adiecta 
est  tabula.  Berolini  i  Weidmann  i  187  7.  8.  p.  715 — 738.  —  rec.  von  Fritz 
Scholl  in  JLZ.  No.  50,  p.   708. 

24)  Emil  Kuhn.  [Jeher  das  Verzeichniss  der  römischen  Provinzen  auf- 
gesetzt um  297:  Neue  Jahrbücher  für  Philologie  und  Paedagogik  herausgegeben 
von  Fleckeisen  und  Masius.     iiö.  Bd.     p.  697 — 719. 

25)  Dr  K.  von  Spruner's  Hand-Atlas  fiir  die  Geschichte  des  Mittelalters 
und  der  neueren  Zeil  .".  Autlage.  Neu  bearbeitet  von  Dr.  Theodor  Menke 
Gotha  (Perthes).  Die  Lief.  iä  4  111  »  h  3,80  M.  —  15.  Liefer.  No.  80.  Orient 
No  V  Patriarchate  von  Constantinopel,  Antiochien,  Jerusalem  in  der  2.  Hälfte 
des   XI    Jahrh  No    84.      Orient  No.   IX.      Oströmisches   Reich    1096—1204. 

16  Liefer  1876.  No.  SC.  Orient  No.  XI.  Lateinische  Herrschaften  im 
Orient    1210     1311  18.  Liefer.    1*77      No.  78.     Orient  No.  HI.     Die  Länder 

des  [slftm   von  der  Begra  622  n.Chr.  bis  zum  Sturze  der  Umaijaden  750  n.  Chr. 

No  81.  Orient  No  VI  Die  Lander  des  Islam  unter  den  Abbasiden  bis 
zur  Einnahme  von  Baghdäd  durch  die  BÜjiden  750 — 945.  —  No.  82.  Orient 
No  VII.  Die  Länder  des  Islam  zur  Zeit  der  BÜjiden  iM5 — 1055.  —  No.  83. 
Orient  No.  VI 1 1       l>i.-   Länder  des   [slftm  zur  Zeil   dn-  Selgüken  1055 — 1163. 


Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc.  5 

Ueber  die  Fortschritte  der  geographischen  Forschungen 
auf  modernen  morgenländischen  Gebieten  gaben  Koner'16) 
und  Mezoo21)  bibliographische  Zusammenstellungen,  und  Petermanns 
Mittheilungen  fuhren  fort  uns  darüber  in  Literaturverzeichnissen  und 
monatlichen  Berichten  zu  Orientiren  28J.  Die  von  Behm  29)  und  von 
dem  Grossen  Generalstabe30)  herausgegebenen  Uebersichten  bedürfen 
erst  keiner  besonderen  Empfehlung.  Von  Handbüchern  erwähnen 
wir  nur  die  neue  Auflage  des  KTöden'&chen  AVerkes31)  und  die 
populäre  Darstellung  der  Erd-  und  Völkerkunde  32)  durch  v.  Hell- 


26)  Uebersicht  der  vom  November  1S7C  bis  dahin  1877  auf  <lem  Gebiete 
der  Geographie  erschienenen  Werke.  Aufsätze,  Karten  and  Pläne.  Von  W. 
Koner:  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin.  XII.  Band.  Heft  6. 
Berlin  (Dietrich  Reimer)  1877.  8.  p.  480  ff.  (Die  europäische  Türkei  p.  526. 
Asieu  p.   531.     Afrika  p.    544 1. 

27)  Literatura  russkqj  geogralii .  statistiki  i  etnografii  za  1873  i  1874  gg. 
sostavil    V.    I.    Mezov.     Tom  VI.     Sankt  Peterburg  1877.     V,  276  pp.     8. 

28)  Mittheilungen  aus  Justus  Perthes  Geographischer  Anstalt  über  wichtige 
neue  Erforschungen  auf  dem  Gesammtgebiete  der  Geographie  von  Dr.  A.  Peter- 
mann. XXIII.  Band.  1877.  Gotha:  Justus  Perthes.  —  Darin:  Geographische 
Literatur.     Griechenland,    Türkisches  Reich    in  Europa  und  Asien  p.   243.  277. 

442.  Russisches    Reich     in    Europa    und    Asien    p.    277.    442.       Asien    p.    280. 

443.  Afrika  p.  284.  317.  444.  --  Geographischer  Monatsbericht  aus  Asien: 
Heft  1  p.  35;  2  p.  75;  3  p.  112:  4  p.  156;  5  p.  190;  6  p.  22!»;  7  p. 
277;  8  p.  306;  9  p.  357;  10  p.  391;  11  p.  434.  Aus  Afrika:  1  p.  38;  2  p.  78; 
3  p.  114;  4  p.  157;  5  p.  191;  0  p.  230;  7  p.  284;  8  p.  310;  !)  p.  361;  10 
p.  395:   11   p.  435. 

2!h  Geographisches  Jahrbuch.  VI.  Band.  1876.  Unter  Mitwirkung  von 
A.  Auwers,  C.  Bruhns,  K.  v.  Fritsch,  G.  Gerland,  A.  Grisebach,  J.  Hann, 
J.  C.  F.  Ness77ianv,  F.  X.  v.  Neumann- Spallaert,  L.  K.  Sehmarda,  F.  R. 
Seligmann,  herausgegeben  von  E.  Behm.  Gotha  (Justus  Perthes)  1876.  IV, 
703  pp.  8.  10  M.  —  Darin  z.  B. :  Bericht  über  den  Stand  der  anthropo- 
logisch-ethnologischen Forschung  und  über  die  Fortschritte  derselben  in  den 
letzten  Jahren.  Von  Prof.  Dr.  Georg  Gerland,  p.  337 — 412.  —  Die  be- 
deutenderen geographischen  Reisen  in  den  Jahren  1874  und  1875.  Von  E. 
Behm,  p.  434ff. :  Europäische  Türkei  p.  467  —  469,  Asien  469—492,  Afrika 
p.  505 — 531.  —  Uebersichten  über  Production.  Verkehrsmittel  und  Welthandel. 
Von  Prof.  Dr.  Fr.  X.  v.  Neumann-Sjiallaert,  p.  569 — 700.  —  rec.  von  Dr. 
C.  Benorti  in  Mittheilungen  der  geographischen  Gesellschaft  in  Wien  1877. 
XX.  Band   (der  neuen  Folge  Xi  p.   286. 

30)  Registrande  der  geographisch  -  statistischen  Abtheilung  des  Grossen 
Generalstabes.  7.  Jahrgang  (=  Neues  aus  der  Geographie,  Kartographie  und 
Statistik  Europas  und  seiner  Kolonien.  7.  Jahrgang.  Quellennachweise,  Aus- 
züge und  Besprechungen  zur  laufenden  Orientirung  bearbeitet  vom  Grossen 
Generalstabe,  geographisch-statistische  Abtheilung).  Berlin  (Mittler  und  Sohn) 
1877.     XU,  428  pp.     8.     9   M. 

3 1 )  Handbuch  der  Erdkunde  von  Gustav  Adolf  von  Klöden ,  Lieferg. 
37—45.  (3.  Bd.  3.  Ann.  XII,  1041  —  1418  pp.  4.  Bd.  XVI,  1411  pp.) 
Berlin  (Weidmann).     8.     ä    1  M. 

32)  Friedrich  von  Hellwald.  Die  Erde  und  ihre  Völker.  Ein  geo- 
graphisches Hausbuch.  I.  Band.  2.  Auflage.  Stuttgart  (Spemann)  1876 — 7  7. 
XVI,  647  pp.  8.  II.  Bd.  VI,  648  pp.  8.  33  M.  —  rec.  von  Dr.  C.  Mehlis  in 
Blätter  f.  d.   Bayer.  Gymnasialwesen.     13.  Bd.     p.  134 — 135. 


Q  Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc. 

wald,  welche  gleichzeitig  in  italienischer  Uebertragung  33)  erschienen 
ist.  Die  neue  Auflage  von  Peschets  durchweg  (z.  Th.  noch  von 
ihm  selbst)  mit  Ergänzungen  versehener  „Geschichte  der  Erd- 
kunde" 34|  und  den  zweiten  Abdruck  seines  „Zeitalters  der  Ent- 
deckungen" 35)  dürfen  wir  hier  wegen  der  in  den  Einleitungen 
beider  Werke  enthaltenen  Untersuchungen  über  orientalische  geo- 
graphische Vorstellungen  und  über  die  Geschichte  der  Beziehungen 
Europa's  zum  Morgenlande  nicht  ausser  Acht  lassen.  Eine  Anzahl 
älterer  Abhandlungen  PeschePs,  deren  nicht  wenige  auf  orientalische 
Dinge  näher  eingehen .  hat  Löwenberg 36)  herausgegeben.  Geo- 
graphisch-historische Fragen  allgemeineren  Charakters  besprach  mit 
besonderer  Beziehung  auf  asiatische  Verhältnisse  Kinysmill 37), 
neben  dem  auch  de  Fazio 38)  genannt  sein  mag.  Andree's  Geo- 
graphie des  Welthandels 39)  wurde  neu  herausgegeben.  Zur  Ge- 
schichte des  Levantehandels  hat  Heydi0)  einen  Beitrag  geliefert, 
und  mit  dem  Aufhören  des  Welthandels  zwischen  dem  muslimischen 
Orient  und  Nord-Europa  im  elften  Jahrhundert  beschäftigt  sich 
ein  Artikel  im  Bulletin  des  St.  Petersburger  Orientalistencon- 
gresses41).     Ueber  die  Verkehrswege  mit  Asien  kann  man  sich  aus 


33)  La  terra  e  l'uomo.  Geografia  illustrata  secondo  l'opera  di  Federico 
di  Hellwald,  esposta  da  Gustavo  Strufforello.  Torino  (Ermanno  Loescher) 
1877.     24  fasc.  erschienen  =  p.   1 — 592.     per  fasc.  60  eent. 

34)  Geschichte  der  Erdkunde  bis  auf  Alexander  von  Humboldt  und  Carl 
Bitter  von  Oscar  Peschel.  2.  vermehrte  und  verbesserte  Auflage  herausgegeben 
von  Dr.  Sophus  Rüge  (=  Geschichte  der  Wissenschaften  in  Deutschland. 
Band  IV).  I.  Abtheilung.     München  (Oldenbourg)   1877.    p.   1—480.    8.    7,20  M. 

35)  Geschichte  des  Zeitalters  der  Entdeckungen  von  Oscar  Peschel. 
II.  Auflage.  Mit  dem  Bildnisse  des  Verfassers.  Stuttgart  (Cotta)  1877.  X. 
536  pp.     8.      12  M. 

36)  Abhandlungen  zur  Erd-  und  Völkerkunde  von  Oscar  Peschel.  Heraus- 
gegeben von  J.  Löwenberg.  Leipzig  (Duncker  und  Humblot)  1877.  X,  530  pp. 
8.     10  M.  —  rec.  in  den  Grenzboten,  Jahrgang  1877.     Drittes  Vierteljahr,   p.  3»'.. 

37)  The  border  lands  of  geology  and  history.  An  inaugural  address,  by 
Thos  W .  Kingsmill.  Delivered  at  .Shanghai  on  the  20th  February,  1877. 
Shanghai  and  London  (Trübner).  31  pp.  8.  1  s.  6  d.  Separatabdruck  aus 
JNChBAS.     New  Series  No.  XI,   1877,  p.  1—31. 

38)  Giuseppe  Andrea  de  Fazio.  La  geografia  antica  e  moderna  al 
cospetto  della  ragione  e  della  storia.  Lecco  (Tip.  edit.  Salentina)  1876.  316  pp. 
8.     5  1. 

39)  Karl  Andree.  Goographio  des  Welthandels  Mit  geschichtlichen  Er- 
läuterungen I  Hand  ■_'  Auflage.  Durchgesehen  und  ergänzt  von  Richard 
Andree.     Stuttgart   i  Maier)   1877.      XX.   716   pp.     8.      II»   M. 

40)  Dr.  Wilk.  Heyd.  Beitrage  zur  Geschichte  des  Levantehandels  im 
14.  Jahrb.:  Zur  1  Saenlar  Feier  der  Eberhard-Karls-Universität  zu  Tübingen, 
dargebracht  v.  d  königl.  öffentl.  Bibliothek  zu  Stuttgart.  Stuttgart  (Aue)  1877. 
4      3  M.     p    1—16. 

41;  Bulletin  du  congres  [international  des  Orientalistes  da  St.  Petersbourg 
p.  64. 


Kuhn  und  Pietschmann ,  allgemeine  Arbeiten  etc.  7 

einer  Schrift  v.  Hochstetters *2)  und  aus  Aufsätzen  r.  Scherzers*3), 
.Bionne's  44)  und  eines  Ungenannten  45)  unterrichten.  Ein  geschicht- 
liches Werk  von  Pat/ne46)  behandelte  die  europäischen.  Delarbre41) 
und  eine  statistische  Uebersicht 4S)  die  französischen,  de  Holländer40) 
und  KoUewvjn 50)  die  holländischen  Kolonien  und  Besitzungen. 
Ueber  verschiedene  orientalische  Gebiete  schweifen  HoMrJsfs  populäre 
Schilderungen51).  Das  grosse  Reisewerk  der  „Novara-Expedition4" 
erreichte  seinen  Abschluss  5'2).     Aus  der  nicht  streng  wissenschaft- 


421  Asien,    seine    Zukunftsbahnen    und    seine    Kohlenschätze.      Eine    geo- 
graphische Studie  von   Ferdinand  von  Hochstetter.     Wien  (Holder)   1876.    IX. 
188  pp.     8.     6  M.     [Mit   1   Karte.]  —  rec.  in  LC.  1877.  No.  17,   21.  April.    Sp 
565;  von  N.  von  Heidlitz  in  RR.     IX.  Band,    1876.     p.   184. 

43)  Zur  Ausdehnung  der  Lloydfahrten  nach  dem  Osten  Asiens.  Von  Dr. 
Carl  von  Scherzer:  Oesterr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient,   1877,  p.  17 — 23. 

44)  H.  Bionne.  Les  graudes  voies  commerciales  entre  l'Europe  et  l'Asie: 
L'Exploration.     II.      1877.     p.   81. 

45)  Das  europäisch-asiatische  Eisenbahnnetz:    A.  a.  Weltth.  1877,    p.    350. 

46)  J.  Edward  Payne.  History  of  European  Colonies.  With  Maps. 
London  (Macmillan)   1877.     4lo  pp.     18.     4  s.  6  d. 

47)  Les  colonies  francaises.  Leur  Organisation,  leur  administration ;  par 
Jules  Delarbre.  Paris  (Berger-Levrault)  1877.  212  pp.  8.  Mit  einer  Karte. 
3  fr.  50  c.     [Extrait  de  la  Revue  maritime  et  coloniale.] 

48)  Tableau  de  population ,  de  eulture,  de  commerce  et  de  navigation. 
tbrmant,  pour  1873,  la  suite  des  tableaux  inseres  dans  les  Notiees  statistiques 
sur  les  Colonies  francaises.     Paris  (Imprimerie  Nationale)    1877.     268  pp.     8. 

49)  J.  J.  de  Hollander.  De  Nederlandsche  bezittingen  in  Azie  en  Amerika. 
Toeliehting  van  den  Atlas  van  Dr.  J.  Dornseiffen.  Amsterdam  (Seyffardt's 
boekh.)    1876.     IV,  48  pp.;  8  Karten,     folio.     3,50  F. 

50)  A.  M.  Kollewijn.  Beknopte  geschiedenis  der  Nederlandsche  bezit- 
tingen.     2e   druk.      Groningen   (J.  B.   Wolters)    1876.      72   pp.      8.      0,75   F. 

51)  F.  Robirk.  Wanderungen  auf  dem  Gebiete  der  Länder-  und  Völker- 
kunde. Ein  Handbuch  für  Jedermann.  Nach  den  neuesten  Reisewerken  und 
anderen  Hülfsmitteln  gesammelt  und  bearbeitet  für  Schule  und  Haus.  Detmold 
(Meyer).  12.  Belehn.  Die  Hämus-Halbinsel.  183  pp.  mit  2  Holzschn.  13.Bdchn. 
Vorder-Asien.  188  pp.  mit  3  Holzschn.  14.  Bdchn.  Iran  und  Turan.  184  pp. 
mit  4  Holzschn.  15.  Bdchn.  Indien.  203  pp.  mit  3  Holzsehn.  16.  Bdchn. 
China  und  Japan.  196  pp.  mit  3  Holzschn.  17.  Bdchn.  Die  Nil-Länder. 
195  pp.  mit  3  Holzsehn.  19.  Bdchn.  Sahara  und  Sudan.  VHI,  180  pp. 
20.  Bdchn.  Nord-At'rika.  VIII,  183  pp.  8.  1876—1877.  Subscr.-Preis  k  Bdchn. 
1   ML     Einzelpr.    1.50  M. 

52)  -/oh.  Spitzka.  Uebersichtliche  Darstellung  der  unter  dem  Titel:  ..Reise 
der  österreichischen  Fregatte  Novara  um  die  Erde  in  den  Jahren  1857,  1858, 
1859  unter  den  Befehlen  desCommodore  B.  vonWüllerstorf-Urbair"  erschienenen 
Publicationen.  Nebst  Schlussbericht  der  Novara-Commission  der  kaiserlichen 
Akademie  der  Wissenschaften  an  S.  M.  den  Kaiser  über  die  Vollendung  der 
wi>>enschaftlichen  Publicationen  der  Novara-Expedition  und  der  geschichtlichen 
Darstellung  dieser  Expedition.  Wien  (Gerold's  Sohn)  1877.  XII,  XII  pp.  4. 
gratis.  —  Vgl.  Bericht  der  Novara-Commission  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften über  die  Vollendung  des  Novara- Werkes ,  am  18.  December  1876  Sr. 
k.  und  k.  apostol.  Majestät  unterbreitet :  Mittheilungen  der  geographischen  Ge- 
sellschaft in  Wien.  XX  (N.  F.  X).  1877.  p.  40 — 50.  Uebersichtliche  Dar- 
stellung sämmtlicher  Publicationen  der  Novara-Expedition:  ibid.     p.  50 — 53. 


g  Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc. 

liehen  Reiseliteratur  nennen  wir  nur  die  Bücher  von  Lehnert53), 
Vogel5i)  und  Fenzihb).  den  Nachtrag  der  Gräfin  Xostitz  zu  Helfer* 
Reisen56),  Levison's  abenteuerliche  Jagdzüge"'7)  und  die  Pracht- 
ausgabe von  Hühner?,  interessanter  Weltfahrt58).  Ein  kurzgefasstes 
Handbuch  für  Reisende  um  die  Erde  hat  HaUbS)  herausgegeben. 
Auch  über  die  Vermehrung  der  anthropologischen,  ethno- 
logischen und  urgeschichtlichen  Literatur  verdanken  wir  Koner 
eine  bibliographische  Arbeit60),  eine  andere  wurde  von  mehreren 
Fachgelehrten  im  «Archiv  für  Anthropologie"  veröffentlicht61). 
Methodologische  Gesichtspunkte  gab  Bastian 62)  mit  Bezugnahme 
auf  Gerlancts  Bericht  in  Behm's  Jahrbuche.  Unter  den  Hand- 
büchern    behauptet    noch  immer  Pewhel's  im  4.  Abdrucke6*)  und 


53)  Jos.  Lehnert.  Um  die  Erde.  Keisebilder  von  der  Erdumseglung  mit 
8.  M.  Cöryette  ..Erzherzog  Friedrich"  in  den  Jahren  1874,  1875,  1876.  Mit 
ca.  160  Original-Illustrationen  und  mehreren  Karten.  Wien  (Holder)  1877. 
Liefrg.    1—3.      8.     p.   1—96.     ä  0.60  M. 

54)  Vom  indischen  Ocean  bis  zum  Goldlande.  Reisebeobachtungen  und  Er- 
lebnisse in  vier  Welttheilen  von  Dr.  Hermann  W.  Vogel.  Berlin  (Grieben) 
1877.  VI.  452  pp.  8.  7,50  M.  (=  Bibliothek  für  Wissenschaft  und  Literatur. 
Abtheilung  für  Werke  allgemeinen  Inhalts.  IV.)  —  rec.  in  LC.  1878.  No.  22, 
Sp.  736. 

55)  Gita  intorno  alla  terra  dal  geunajo  al  settembre  dell'  anno  1876. 
Da  Seba.stiano  Fenzi.  Pirenze  (Tip.  Le  Monnierj  1877.  261  pp.  8.  mit 
photogr.  Portr.  u.  5  Tafeln.     5  1.  —  Vgl.  TR.     XI,  p.  9. 

56)  Gräfin  Pauline  Nostitz.  Johann  Wilhelm  Helfern  Reisen  in  Vorder- 
asien und  Indien.  Anhang:  Meine  Erlebnisse  und  Erinnerungen  nach  Helfers 
Tode.  Leipzig  (Brockhaus)  1877.  VII.  118  pp.  8.  2,50  M.  —  rec.  in  LC. 
1877,   Sp.   1371. 

57)  Sport  in  many  Lands:  Europe  and  Asia  etc.  By  //.  A.  L[cvison], 
.,The  old  Shekarry".  With  Illustration«.  London  (Warnej  1877.  362  pp.  8. 
6  s.  —  rec.  von  Andrew    Wilson  in  Ae.   24.   März   1877.     p.   243. 

58)  Promenade  autour  du  monde ,  1871;  par  M.  le  baron  de  Hubner. 
5e  edition  ,  illustree  de  316  gravures  dessinees  sur  bois  par  nos  plus  celebres 
artistes.  Paris  (Hachette  et  O.)  1877.  683  pp.  4.  50  fr.  —  rec.  in  The 
Quarterly  Review  Vol.    143.     Januar-April   1877.     p.  238. 

59 1  E.  II.  Hall.  The  picturesque  tourist:  a  handy  guide  round  the  world, 
for  the  use  of  all  travellers  between  Europe,  America,  Australia,  India,  China,  and 
Japan.     London   (Elzevir   Press)    1877.     VIII,   196  pp.     8.      1  s. 

60)  Uebersicht  der  Literatur  für  Ethnologie,  Anthropologie  und  Urgeschichte 
im  Jahre  1K77.  Zusammengestellt  von  W.  Koner:  Zeitschrift  für  Ethnologie, 
X.  Jahrgang,   1878,  p.   259^   305 

61)  Verzeichnis!!  der  anthropologischen  Literatur:  Archiv  für  Anthropo- 
logie X.  Band.  1878.  p.  1 — 97  (Urgeschichte  und  Archäologie  von  J.  H. 
Müller.  Anatomie  von  A.  Ecker.  Ethnologie  und  Reisen  von  F.  Katzel. 
Allgemeine  Anthropologie  von  J.    W.  Spewjel). 

62)  Ethnologische  Erörterung.  Von  A.  Bastian:  Zeitschrift  f.  Ethno- 
logie, IX.  Jahrgang,   1877.     p.   183—201. 

63;  Völkerkunde  von  Oscar  Peschel.  Vierte  unveränderte  Auflage.  Leipzig 
(Dunckcr  und    Iluinblot)   1877.     XII,   570    pp.     8.      11,20   M. 


Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc.  9 

in  englischer  Uebertragung 64)  erschienenes  Werk  neben  dem  von 
Wai'tz,  dessen  erster  Theil  neu  herausgegeben  wurde65),  unbestritten 
den  ersten  Rang.  Das  ausführliche,  aber  mit  Vorsicht  zu  be- 
nutzende Compendium  Wood's  erscheint  in  einer  holländischen 
Uebertragung66).  Belehrung  und  Unterhaltung  suchen  di<j  Gesammt- 
darstellungen  von  Oberländer61)  und  Rawlinson6*)  zu  verbinden. 
Mit  Nutzen  werden  Orientalisten  die  sorgfältigen  statistischen  Unter- 
suchungen über  die  Bevölkerung  der  Erde  von  Behm  und  Wagner69) 
zu  Rathe  ziehen  können.  Zwar  hat  die  naturwissenschaftliche  An- 
thropologie eine  Reihe  besonnener  und  ernster  empirischer  Arbeiten 
aufzuweisen.  Die  von  diesen  gewonnenen  Thatsachen  isoliren  sich 
aber  von  denen  der  linguistisch-historischen  Forschung  noch  in 
dem  Masse,  dass  in  Fragen  allgemeiner  Art  -  -  z.  B.  der  von 
Kühl1"),    Wocher'11)    und    Trede72)    behandelten    nach    der   Art- 


64)  The  Races  of  Man  and  fcheir  Geographical  Distribution.  From  the 
German  of  Oscar  Peschel.  London  (King)  1876.  542  pp.  8.  9  s.  —  rec. 
in  Saturday  Review  30.  December  1876,  p.  822;  in  Ath.  11.  November  1876, 
p.  626. 

65)  Anthropologie  der  Naturvölker  von  Dr.  Theodor  Waitz.  Zweite 
Auflage  mit  Zusätzen  des  Verfassers  vermehrt  und  herausgegeben  von  Dr.  Gr. 
Gerland.  I.  Theil  [=  Ueber  die  Einheit  des  Menschengeschlechtes  und  den 
Naturzustand  des  Menschen].  Leipzig  (Friedrich  Fleischer)  1877.  XXX11,  485  pp. 
8.  8  M.  —  rec.  in  Ausland  1877,  p.  077;  in  Theologisches  Literaturblatt. 
XII.  Jahrgang.     30.  September   1877   8p.   445. 

66)  J.  G.  Wood.  De  onbeschaafde  volken  beschreven  in  hun  voorkomen, 
zeden  cn  gewoonten,  gebruiken  enz.  Voor  Nederlanders  bewerkt  door  G.  II. 
Rissik.  Met  een  voorwoord  van  H.  Schlegel.  Met  ongeveer  800  houtgrav. 
naar  oorsnronkelijke  teekeningen.  ah".  38 — 52.  Rotterdam  (Jac.  G.  Robbers) 
1876—1877.     8.     per  an.  0,35   F. 

67)  Richard  Oberländer.  Der  Mensch  vormals  und  heute.  Abstammung, 
Alter,  Urheimat  und  Verbreitung  der  menschlichen  Rassen.  Eine  Völkerkunde 
für  Alt  und  Jung.  Mit  über  100  Text-Illustrationen,  5  Tonbildern  etc.  Leipzig 
(Spanier)  1878.  VIII,  311  pp.  8.  3  M.  —  rec,  im  Ausland  1877.  p.  978; 
von  B[astian]  in  Zeitschrift  für  Ethnologie.  X.  Jahrgang,  1878.  p.  149;  von 
N—e  in  LC.    1878,  No.  40  Sp.    1321. 

68)  Origin  of  nations,  in  two  parts.  I.  On  early  civilization.  II.  On 
ethnic  affmities.  By  Canon  George  Raiolinson .  With  maps.  [Religious  Tract 
Society]     London    1877.      8.     4  s.   6   d. 

69)  Die  Bevölkerung  der  Erde.  Jährliche  Uebersicht  über  neue  Areal- 
berechnungen, Gebietsveränderungen,  Zählungen  und  Schätzungen  der  Bevölkerung 
auf    der    gesammten    Erdoberfläche.       Herausgegeben    von    E.    Behm    und    H. 

Wagner.     IV.     [Ergänzungsheft  No.  49   zu  PM.]      Mit  2  Karten.      1876.     VIII, 
120  pp.     4.     5  M. 

70)  Joseph  Kühl.  Die  Anfänge  des  Menschengeschlechts  und  sein  ein- 
heitlicher Ursprung.  II.  Theil:  Die  Farbigen.  Mainz  (Lesimple)  1876.  390  pp. 
8.     5  M. 

71)  F.  W.  Wocher.  Ueber  die  hauptsächlichsten  Einwürfe  gegen  die 
Einheit  des  Menschengeschlechtes:  Der  Katholik,  57.  Jahrgang.  Januar  1877. 
p.   99—112;  Februar,     p.   188—211. 

72)  Th.  Trede.  Der  einheitliche  Ursprung  des  Menschengeschlechts  Ein 
Vortrag,  gehalten  in  der  Aula  der  königlichen  Domschule  zu  Schleswig.  Kiel 
(Lipsius  u.  Fischer).     40  pp.     8.     IM. 


|Q  Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc. 

einheit  des  Menschengeschlechts  — ,  bei  welchen  daneben  auch 
noch  philosophische,  mitunter  auch  metaphysische  Bedürfnisse  sich 
geltend  machen,  die  Antwort  sehr  verschieden  ausfällt,  je  nachdem 
der  Beantwortende  mehr  in  naturwissenschaftlichen  oder  in  sprach- 
lich-geschichtlichen Studien  heimisch  ist.  Dieser  Mangel  an  festen 
Principien .  der.  wie  wir  vorweg  bemerken  können,  auch  auf  dem 
eulturgeschichtlichen  und  mythologischen  Gebiete  sehr  fühlbar  ist. 
verbunden  mit  der  Beschaffenheit  des  kritisch  schwer  zu  hand- 
habenden Stoffes,  und  das  rege  Interesse,  welches  ein  weit  ver- 
zweigtes  Publicum  daran  hat.  in  diesen  Dingen  Klarheit  zu  gewinnen, 
machen  es  erklärlich,  dass  diese  Fächer  besonders  viel  dilettan- 
tische. Leistungen  und  barocke  Hypothesen  zu  Tage  fördern. 

Von  Schriften  über  orientalische  Völker  in  Europa  sind  hier 
namentlich  die  auf  das  Alterthum  bezugnehmenden  hervorzuheben, 
lieber  sarmatisehe  Fremdlinge  in  Gallien  schrieb  Lagneau"13),  über 
griechische  und  orientalische  Einflüsse  in  Südfrankreich  LentTtSric14). 
Eine  orientirende  Uebersicht  über  die  Volksstämme  der  europäischen 
Türkei  in  alter  und  neuer  Zeit  gab  Dicfenbach 75) ,  daneben  er- 
hielten wir  von  Flüjier  wenig  fördernde  76)  und  von  Benloew  sehr 
kühne  linguistische 77)  Auseinandersetzungen  über  die  älteste.  Ethno- 
graphie der  griechisch-türkischen  Halbinsel.  Die  magyarische  Ethno- 
graphie Hunfcdvy's  wurde,  ins  Deutsche  übertragen  78).  Burackov 
schrieb  über  die  „Griechisch-skythische  Welt  an  den  Gestaden  des 


73)  Des  Alains,  des  Theiphales,  des  Agathyrses  et  de  quelques  autres 
peuplades  Sarmates  dans  les  Gaules.  Par  M.  le  docteur  Gustave  Lagneau,: 
Acad.  d.  Inser.  et  Belles-Lettres.  Comptes  rendus.  Quatr.  Serie.  Tome  IV, 
1877,  p.  217—226. 

74 1  La  Grece  et  l'Orient  en  Provence,  Arles,  le  Bas-Rhone.  Marseille  par 
Charles  Lentheric.  ingenieur  etc.  Ouvrage  renfermant  7  cartes  et  plans.  Paris 
(Plön  &  Co.)    1877.     197   pp.      8.     5  fr. 

75)  Die  Volksstämme  der  Europäischen  Türkei  von  Dr.  Lorenz  Dicfen- 
bach. Frankfurt  a.  M.  (Winter)  1877.  120  pp.  8.  2.40  M.  —  rec.  von 
A.  Kirchhoff  in  JLZ.  22.  Juni  1878,  p.  376.  —  Vgl.  auch:  Die  Völker  der 
Hämusländer:  Das  Ausland    1.  Januar   1877.     p.   10 — 13. 

7  t".  i  Dr.  Flufißr.  Zur  praehistorischen  P'thnologie  der  Balkanhalbhisel.  Wien 
(Holder)  1  «77.  V.  66  pp.  8.  1,60  M.  Separatabdruck  aus  den  Mittheilungen 
der  anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien.  Bd.  VI.  1876.  No.  9 — 10,  p.  209 
— 273.  —  rec.  von  A.  Kirchhoff  in  JLZ.  22.  Juni  1878.  p.  376;  von  A. 
Ifni-clarque  in  Rev.  de  lingnistique  X,  p.  153;  von  ff.  d'Arbois  de  Jubain- 
ville  in  RC.  1877,  art.    L39. 

77  i  La  Grece  avant  les  Grecs,  etudo  linguistique  et  ethnographique.  Pe- 
lasges,  Leleges,  Semites  et  Ioniens,  par  L.  Benloew.  Paris  (Maisonneuve)  1877. 
VII,  261  pp.  8.  —  rec  von  //.  d'Arbois  de  Joubainvilh  in  RC.  1877, 
art.    139. 

78)  Paul  Hunfalvy.  Ethnographie  von  Ungarn.  Mit  Zustimmung  des 
Verfassers  hw  Deutsche  übertragen  von  Prof.  J.  ff.  Schleicher.  Budapest, 
Leipzig  (Haessel)  1877.  XVI,  446  pp.  8.  9  M.  —  rec.  im  Ausland, 
8 — 15.  Januar  1877,  p.  32 — 35.  48 — 52;  von  Herrn.  J.  Bidermann  in  GGA. 
1877,   p.   1587;  in   LC.   1878,  Xo.  4   Sp.    112. 


Kuhn  und  Pietsch?nann,  allgemeine  Arbeiten  etc.  \\ 

Pontus" 79).  Der  Curiosität  halber  nennen  wir  schliesslich  noch 
Obermüller's  ganz  haltlose  Coinhinationen  über  „Sakenund  Sachsen"  8(l) 
und  den  „Ursprung  der  Hebräer"81),  die  kaum  eine  ernsthafte 
Widerlegung  finden  werden. 

Die  cultur geschichtlichen  Untersuchungen  im  allge- 
meinen behandelte  ein  im  einzelnen  nicht  genauer  Vortrag  von 
Huybensz82).  Unter  den  Gesammtdarstellungen  behauptet  die 
JTenne-Am-Rhyn's 83)  vor  der  r.  HettwalcPs 84)  den  Vorrang,  ob- 
gleich auch  sie  ihre  Angaben  über  den  Orient  nicht  aus  den  Ori- 
ginalquellen geschöpft  hat.  Tylor's  anregendes  Buch  über  die 
Anfänge  der  Gesittung 85)  ist  hier  wegen  einer  französischen. 
Lubbock's  über  den  Urzustand  der  Menschheit  wegen  einer  hollän- 
dischen Bearbeitung 86)  und  das  ähnliche  Werk  Gasparz's  wegen 
einer  zweiten  Auflage  87)  zu  erwähnen.    Einzelne  Fragen  der  Sitten- 


79)  PI.  Burackov.  Greko-skifski  mir  na  beregach  Ponta:  Zumal  Mini- 
sterstva  Narodnago  Prosvescenia  [Journal  des  Ministeriums  für  Volksaufklärung]. 

fast  CLXXXVIII.    St.  Peterburg.     Deccinber  1876,  otdelenie  2.     p.  237—261. 

80)  Saken  und  Sachsen.  Der  Hessen-Völker  2.  Bd.  Historisch -sprach- 
liche Forschungen  von  Wilhelm  Obermüller.  Wien  (Kurich)  1877.  I.  Heft, 
100  pp.     II.  Heft,  96  pp.     III.  Heft,   96  pp.     8.     4,50  M. 

81)  Die  Entstehung  der  Hebräer,  .luden  wie  Israeliten,  des  Christenthums 
und  des  Islam.  Nach  ägyptischen,  griechischen,  assyrisch-babylonischen,  hebräi- 
schen und  arabischen  Quellen  historisch-ethnologisch  dargestellt  von  Wilhelm 
Obermüller.     Wien  (Alexander  Eurich)   1878.     VIH,  265  pp.     8.      1   M. 

82)  Die  culturgeschichtlichen  Forschungen  und  ihre  Literatur  von  Max 
Huybensz.  Sammlung  gemeinnütziger  populär  -  wissenschaftlicher  Vorträge 
10.  Heft.  Wien  (Hartleben)  1877.  56  pp.  8.'--  rec.  in  Theologisches  Li- 
teraturblatt, XII.   Jahrgang,   16.  September  1877.     Sp.  429. 

83)  Allgemeine  Kulturgeschichte  von  der  Urzeit  bis  auf  die  Gegenwart  von 
Otto  Henne- Am  Rhyn.  I.  Band.  Die  Urzeit  und  die  morgenländischen  Völker 
bis  zum  Verluste  ihrer  Selbständigkeit.  XXIH,  570  pp.  —  III.  Band.  Kultur- 
geschichte des  Mittelalters.  Vom  Auftreten  der  nordeuropäischen  Völker  bis 
zum  Wiederaufleben  der  Wissenschaften.  XX,  585  pp.  Leipzig  (O.  Wigand) 
1877.     8.     ä  9  M.  —  rec.  in  LC.    1878,  No.  46  Sp.   1501. 

84)  Friedrich  von  Hellwald.  Culturgesehichte  in  ihrer  natürlichen  Ent- 
wicklung bis  zur  Gegenwart.  Zweite  neu  bearbeitete  und  sehr  vermehrte  Auf- 
lage. 20—22.  Lfg.  (=  2.  Bd.  VI.  u.  641—799  pp.).  Augsburg  (Lampart  &  Co.) 
1876—1877.     8.     a  1   M. 

85)  La  civilisation  primitive ;  par  M.  Edward  B.  Tylor,  F.  R.  S.,  L.  L.  D. 
Traduit  de  l'anglais  sur  la  2e  edition  par  Mme  Pauline  Brunei.  Tome  I. 
Paris  (Reinwald  et  Co.)   1876.     XVI,  584  pp.     8. 

86)  John  Lubbock.  De  oorsprong  der  beschaving.  De  mensch  in  zijn 
vroegsten  toestand.  Het  geestelijk  en  maatschappelijk  leven  der  wilden.  Voor 
ons  volk  uit  het  Eng.  vert.  Met  eene  aanbeveling  van  B.  H.  C.  K.  van  der 
Wijck.  's  Hertogenbosch  (W.  C.  van  Heusden)  1876.  VIII,  301  pp.  8. 
2,90  F. 

87)  Otto  Caspari.  Die  Urgeschichte  der  Menschheit  mit  Rücksicht  auf 
die  natürliche  Entwicklung  des  frühesten  Geisteslebens.  Mit  Abbildungen  in 
Holzschnitten  und  lithographirten  Tafeln.  II.  durchgesehene  und  vermehrte  Auf- 
lage. I.  Band.  Leipzig  (Brockhaus)  1877.  XXXIV,  418  pp.  8.  II.  Band. 
XXII,  522  pp.     8.     17  M.  —  rec.  von  r.  in  LC.   1878,  No.  25  Sp.  817. 


J2  Kuhn  und  Pictschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc. 

geschichte  und  Mythologie  beschäftigen  eine  russische  Schrift  Voe- 
vodski's  8&).  Die  allmähliche  Steigerung  der  menschlichen  Sinnes- 
thätigkeit  besprach  H.  Schmidt*9),  während  Magnus  specieller 
die  schon  von  L.  Geiger  angeregte  Theorie  von  einer  historisch 
nachweisbaren  Entwicklung  des  Farbensinnes  durch  sprachlich*' 
und  besonders  physiologische  (rriinde  in  einer  grösseren 90)  und 
einer  kleineren  91)  Schrift  zu  erweitern  und  zu  erhärten  suchte  und 
( rladstone92)  sich  über  denselben  Gegenstand  zu  äussern  veran- 
lasste. Die  culturgeschichtliche  Bedeutung  und  Verwendung  der 
Farben  begann  Ewald  durch  ausführliche  Sammlungen  zu  er- 
läutern 93).  Einige  Bemerkungen  über  das  Jade  genannte  Mineral 
und  seine  Verwendung  gab  Blonde!  94j.  über  den  orientalischen 
Türkis  schrieb  Polak95),  und  mit  Benutzung  orientalischer,  be- 
sonders ägyptischer  Alterthümer  Dag  ein  ausführliches  Buch  über 
die  frühesten  eisernen  und  stählernen  Werkzeuge96).  Ilekn's  gründ- 
liche Untersuchungen  über  die  Geschichte  unserer  Culturpflanzen  und 


v  .\         ..  v      .  v    v.  .     v  vv  i 

88)  Etologieeskija    i  mifologiceskija  zametki.     I.     Casi  iz  celovecjich  cerepov 

i  tomu  podobnyje  primery  utilizacii  trupa.  L.  F.  Voevodskago  (Iz  XXV  toma 
Zapisok  Imperatorskago  Novorossijskago  Univorsiteta.).  Odessa  (Urieh  i  Schulze) 
1877.     84  pp.     8.     2   M. 

89)  Ueber  die  allmälige  Entwicklung  des  sinnlichen  Uutcrscheidungsver- 
mögens  der  Menschheit.  Von  Dr.  H.  Schmidt.  Berlin  (Carl  Habel)  1877. 
(Sammlung  gemeinverständlicher  wissenschaftlicher  Vortrage,  herausgegeben  von 
Rtid.  Virchoi»  und  Fr.  von  Holtzcndorff.     Heft  285.)      29  pp.     8.     0,60  M. 

90)  Die  geschichtliche  Entwickelung  des  Farbensinnes.  Von  Dr.  Hugo 
Magnus.  Leipzig  (Veit  u.  Co.)  1877.  VIII,  56  pp.  8.  1,40  M.  —  rec.  von 
J[ames[  S[ully]  in  Mind  a  quarterly  review  of  psychology  and  philosophy. 
.Januar  1878  No.  IX  p.  151.  —  Vgl.  auch:  Zur  Kritik  der  geschichtlichen 
Entwickelung  des  Farbensinnes.  Von  Heinrich  Jxohlfs:  Das  Ausland.  9.  Juli 
187  7.  p.   541—545. 

91)  Die  Entwicklung  des  Farbensinnes  von  Dr.  Hugo  Magnus  [Sammlung 
physiologischer  Abhandlungen  herausgegeben  von  W.  Preyer.  I.  Reihe.  Heft  9], 
Jena  (Hermann  Dufft)  1877.  22  pp.  8.  0,60  M.  —  rec.  von  Sattler  in  JLZ. 
1877,  No.  32.  p.  49:.':  von  J[ames]  S[ully]  in  Mind  a  quarterly  review  of 
psychology   and   philosophy.     Januar   1878  No.  IX  p.    151. 

92)  W.  F.  Gladstone.  The  Colour-Sense:  The  nineteenth  Century,  October 
1877.  —  rec.  von  Grant  Allen  in  Mind  a  quarterly  review  of  psychology  and 
philosophy.     Januar    1878   No.  IX  p.    129. 

93)  Arnold  Fwald.  Die  Farbenbewegung,  kulturgeschichtliche  Unter- 
suchungen. I.  Abtheilung.  Oelh.  I.  Hälfte.  Berlin  (Weidmann).  VII,  118  pp. 
8.     4  M. 

9  I  i  S.  Blondel.  Jade,  a  historical,  archaeological,  and  literary  study  on 
the  mineral  called  yu  by  the  Chinese  :  Annual  Report  of  the  Smithsonian  In- 
stitution L876  Washington  1877.  8.  p.  402 — 418.  (!  Erschien  schon  fran- 
zösisch in    Ujfalvy's   Revue  de   Philologie  annee  I   1874  p.   228 — 251.) 

95)  Der  orientalische  Türkis.  Von  Dr.  «/.  E.  Polak:  Oesterr.  Monatsschrift 
f.   d.  Orient,   15.  Nov.    1877.   p.    175—177. 

96)  The  prehistoric  use  of  iron  and  steel :  with  observations  thereto.  By 
St.  John  V.  Dag.     London  (Trübner)   1877.     XXIII,  278  pp.     8.     12  s. 


Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc.  13 

Hausthiere97)  kamen  in  verbesserter  Gestalt  heraus.  Willkomms,  Vor- 
trag über  Südfrüchte  ergiebt  nur  wenig  für  den  Orient98);  hingegen 
haben  RegePs  Aufsätze  über  den  Schierling  und  Wasserschierling  ") 
auch  Material  aus  den  orientalischen  Sprachen  geschöpft.  Wenig  Be- 
rührungspunkte haben  wir  mit  Kapp's  „Philosophie  der  Technik"100). 
Dagegen  ist  in  JaennicJces  Grundriss  der  Keramik  lül),  auf  den  wir 
in  dem  Bericht  für  1878  zurückkommen  werden,  der  Orient  in 
dankenswerthester  Weise  berücksichtigt.  Die  englische  Bearbeitung 
von  Jacguemart's  brauchbarem  Buche  über  eben  dieses  Kunst- 
gewerbe 102)  Avurde  neu  herausgegeben.  Sprachliche  Beobachtungen 
auf  diesem  Gebiete  verwerthet  ein  im  Auszuge  veröffentlichter 
Vortrag  A.  Kuhns  103).  Ueber  asiatische  Feuerwaffen  schrieb 
Maclaijan  104),  über  Seidenindustrie  und  Coconhandel  Chtgnet 105), 
über  Tusche  und  Tinte  des  Orients,  in  sprachlicher  Hinsicht   nicht 


97)  Kulturpflanzen  und  Hausthiere  in  ihrem  Uebergang  aus  Asien  nach 
Griechenland  und  Italien  sowie  in  das  übrige  Europa.  Historisch-linguistische 
Skizzen  von  Victor  Hehn.  Dritte,  verbesserte  Auflage.  Berlin  (Gebr.  Born- 
träger)  1877.     XII,  566  pp.     8.     10  M. 

98)  Ueber  Südfrüchte,  deren  Geschichte,  Verbreitung  und  Cultur,  besonders 
in  Südeuropa  von  Prof.  Dr.  Willkomm  (in  Sammlung  gemeinverständlicher 
Vorträge.      Heft  266 — 267).      Berlin  (Carl  Habel)   1877.      72  pp.      8.      1,20  M. 

99)  Beitrag  zur  Geschichte  des  Schierlings  und  Wasserschierlings.  Von 
Albert  Hegel:  Bulletin  de  la  societe  imperiale  des  naturalistes  de  Moscou  tome 
LI,  annee   1876,  No.  2,  p.   153 — 203;  tome  LH,  annee   1877,  I  partie,  p.  2 — 52. 

100)  Ernst  Kapp.  Grundlinien  einer  Philosophie  der  Technik.  Zur  Ent- 
stehungsgeschichte der  Cultur  aus  neuen  Gesichtspunkten.  Mit  zahlreichen  in 
den  Text  gedruckten  Illustrationen  in  Holzschnitt.  Braunschweig  (Westermann) 
1877.  XVI,  366  pp.  8.  6  M.  —  rec.  in  Theologisches  Literaturblatt  XII.  Jahr- 
gang.     1.  Juli   1877,  Sp.  322. 

101)  Grundriss  der  Keramik  in  Bezug  auf  das  Kunstgewerbe.  Eine  histo- 
rische Darstellung  ihres  Entwiekelungsganges  in  Europa,  dem  Orient  und  Ostasien 
von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  die  Gegenwart.  Ein  zuverlässiger  Führer  für 
Kunstfreunde,  Sammler,  Fabrikanten,  Modelleure  und  Gewerbeschulen  wie  auch 
als  Ergänzung  zur  Kunstgeschichte  von  Friedrich  Jaennicke.  Mit  circa  400 
Illustrationen  und  über  2500  Marken  und  Monogrammen.  In  15  Lfrgg.  8. 
Stuttgart  (Neff).     1.  Lief.     2   M. 

102)  History  of  the  Ceramic  Art.  Descriptive  and  analytical  study  of  the 
potteries  of  all  times  and  of  all  nations.  By  Albert  Jacquemart.  Translated 
by  Mrs.  Bury  Palliser.     2nd  edition.     London  (Low)    1877.     630  pp.     8.     28  s. 

103)  Die  Namen  von  Gefässen  in  den  indogermanischen  Sprachen.  Vortrag 
des  Hrn.  Director  Kuhn  in  der  Berliner  anthropologischen  Gesellschaft,  d.  15.  De- 
zember 1877:  Erste  Beilage  zur  Vossischeu  Zeitung.  No.  300.  1877.  23.  De- 
zember. —  A.  Kuhn.  Namen  von  Gefässen,  namentlich  von  Kochgefässen: 
Verhandlungen  der  berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie ,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte.    Jahrgang  1877.     p.  489 — 490. 

104)  On  Early  Asiatic  Fire  Weapons.  —  By  R.  Maclagan:  JASB.  Vol. 
XLV,  Part.  I,  No.  I.  —  1876.     p.  30—71. 

105)  Geographie  de  la  soie.  Etüde  geographique  et  statistique  sur  la  pro- 
duction  et  le  commerce  de  la  soie  en  cocon ;  par  Leon  G'lugnct.  Lyon 
(Secretariat  de  la  societe  de  Geographie)  1877.     X,  201   pp.     8. 


14  Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc. 

gerade  sehr  kritisch.  Rudt  1 106)  und  über  Schmucksachen  Blondelur'). 
Von  Fergusson's  „Stone  Monuments1,  ist  eine  französische  Ueber- 
setzung  l08)  erschienen.  Zerffis  Kunstgeschichte  1,)9)  erwies  sich  als 
eine  fast  wörtliche  Entlehnung  aus  Sempera  „Stil".  Die  alt-orien- 
talische Kunst  und  Cultur  behandelt  der  neu  herausgegebene  erste 
Band  von  Carriere's  bekanntem  Werke11").  lieber  verschiedene 
Gebiete  der  orientalischen  Archaeologie  enthält  eine  Schrift  Soury's  u ') 
gute  Bemerkungen.  Zur  Geschichte  der  Musik  schrieb  Grignon  U2j. 
zur  Geschichte  der  Heilmittel  Schaer  113).  Dii-Mesnits  Buch  über 
die  volkswirtschaftlichen  Zustände  der  alten  morgenländischen 
Welt  erschien  in  dritter  Bearbeitung114).  Die  Waldschutzfrage 
in  der  Türkei  und  in  Indien  behandelte  Marchet  115).  In  populärer 
Form  bringt  Kohl  manches  Neue  in  seinen  vergleichenden  Be- 
trachtungen über   die  Naturprodukte    als  Förderer    des  Völkerver- 


106)  Von  der  Tusche  und  der  Tinte  des  Orients,  oder  den  Farben  des 
Friedens.  Von  Alwin  Rudel:  Oesterr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient  1877  ,  p.  174 
—  175.      1878.  p.   29—32. 

1« '7  i  S,  Blondel.  Reeherches  sur  les  bijoux  des  peuples  primitils.  Paris. 
(E.  Leroux)   1876.     [Extrait  de  la  Revue  de  Philologie.]     2,50  fr. 

108)  Les  monuments  megalithiques  de  tous  pays;  leur  äge  et  leur  destination, 
avec  une  carte  et  230  gravures;  par  James  JTergusson.  Ouvrage  traduit  de 
l'anglais  par  l'abbe  tiamard.  Paris  (Haton;  1877.  LH,  559  pp.  8.  10  fr.  — 
rec.  von  Felix  Robcou  in  R.  arch.  n.  s.  annee  XIX.  vol.  XXXV  (1878;,  p. 
L'77;  vim  li.  tr[aidoz]  in  Revue  celtique  vol.  III,  Januar — November  1878. 
p.    -IG.-». 

1U9)  A  manual  of  tho  historical  development  of  art,  —  prehistoric,  ancient, 
classic,  early  Christian;  with  special  reference  to  architecture,  sculpture.  painting 
and  ornamentation.  By  6r.  Gr.  Zerffi  Ph.  ü.  London  (Hardwicke  and  Bogue) 
1876.  330  pp.  S.  6  s.  —  rec.  von  A.  iS.  Murray  in  Ac.  17.  Februar  1677, 
p    111 

110)  Mor.  Carriere.  Die  Kunst  im  Zusammenhang  der  Culturentwicklung 
und  die  Ideale  der  Menschheit.  I.  Bd.  (Die  Anfänge  der  Cultur  und  das 
orientalische  Alterthum  in  Religion,  Dichtung  und  Kunst.  Ein  Beitrag  zur  Ge- 
schichte des  menschlichen  Geistes.)  III.  vermehrte  und  durchgearbeitete  Auflage. 
Leipzig  (Brockhaus)    1877.     XX,   656   pp.      8.      10  M. 

111)  Etudes  historiques  sur  les  religions,  les  arts,  la  civilisation  de  l'Asie 
anterieure  et  de  la  Grece.  Par  Jules  Soury.  Paris  (C.  Reinwald  et  Cie.) 
1876.  XII.  492  pp.  8.  7  fr.  50  c.  --  rec.  von  Baudissin  in  ThLZ.  1877 
Nu  29  p.  458;  in  Revue  areheologique,  April  1S7  7.  p.  287;  in  JUbot'a  Revue 
philosophique  de  la  France  et  de  l'etranger,  März  1877  No.  3  p.  312.  — 
Vgl.  auch:  Die  Religion  Alt-Israels:  Das  Ausland,   1.  October  1877,  p.  781— 785. 

11.!)  Les  origines  de  la  musique.  par  Louis  tfrir/non.  Chäkms-sur-Marne 
(Lemonniez)    1876.      90   pp.      16. 

113;  Die  ältesten  Heilmittel  aus  dem  Orient.  Oeflentlicher  Vortrag  (ge- 
halten in  Zürich  am  2.  November  1876;  von  Eduard  Schaer.  Schaffhausen 
(Brodtmanu)    1  s7 7.     24  pp.     s.     1,20  M. 

114)  Histoire  de  ['economic  politique  des  anciens  peuples  de  linde,  de 
l'Egypte,  de  la  Judee  et  de  la  Grece.  Par  Du  Mesuil-  Marigny.  3*  edition 
revue  augmentee  et  annotee  par  l'auteur  ;;  voll.  Paris  (Plön  et  O .)  1877. 
\L\  111.    1024    \>]>      s. 

115;  Die  Waldschutzfrage  in  der  Türkei  und  in  Indien.  Von  Prof.  Gltstao 
Marchet:  Oesterr.   Monatsschr.  f.   d.  Or.      15.  Sept.   1876,  p.   135 — 138. 


Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc.  15 

kehrs116).  Ueber  Ehegebräuche  erhielten  wir  eine  Sammlung  von 
Teyy 117).  MeLennaris  Buch  über  die  primitivsten  Formen  der 
Eheschliessung116),  seme  Aufsätze  über  „Exogamie  und  Endo- 
gamie"119),  „Levirat  und  Polyandrie"12"),  sowie  die  auf  ähnlicher 
vergleichend  sammelnder  Sittenstatistik  beruhenden  Arbeiten  von 
Morgan121)  und  Post12-)  berücksichtigen  in  erster  Linie  die 
„Naturvölker",  werden  jedoch  auch  das  Interesse  der  Orientalisten 
mehrfach  zu  fesseln  vermögen.  Maines  123)  verdienstliches  Werk 
über  die  Dorfgemeinden  ist  neu  aufgelegt  worden.  Leist's  1 24)  ge- 
legentliche Ausblicke  auf  das  älteste  indogermanische  Recht  würden 
durch  weniger  philosophische  Behandlung  entschieden  gewonnen 
haben.  Die  fleissigen  Sittenstudien  von  Ploss 125)  über  die  Ent- 
wicklung   des    Menschen   von  seiner    Geburt   bis    zur   Mannbarkeit 


116)  Die  natürlichen  Lockmittel  des  Völkerverkehrs.  Bemerkungen  über 
die  wichtigsten  rohen  Naturprodukte,  welche  die  Ausbreitung  des  Menschen- 
geschlechts über  den  Erdboden  gefordert,  zu  Länder-Entdeckungen,  Ansiedlungen, 
Colonien-Stiftungen  und  Städte-Bau  Veranlassung  gegeben  und  in  der  Geographie 
eine  hervorragende  Kolle  gespielt  haben.  Von  Dr.  J.  G.  Kohl.  Bremen 
(Müller)   1878.     XIII,   153  pp.     8.     2,40  M. 

117)  The  knot  tied.  Marriage  ceremonies  of  all  nations.  Collected  and 
arranged  by    William   Tegg.     London  (William  Tegg  and  Co.)   1877.     410  pp. 

8.  5   s. 

118)  Studies  in  ancient  history  comprising  a  reprint  of  „Primitive  mar- 
riage". An  inquiry  into  the  origin  of  the  form  of  capture  in  marriage  cere- 
monies. By  John  Ferguson  McLennan  M.  A.,  L.  L.  D.  London  (Bernard 
Quaritch)  1876.  XXX,  507  pp.  8.  12  s.  —  rec.  in  Nuova  Antologia.  Seconda 
Serie.     Vol.  IV,    p.   449;    von  W.  R.  S.  Ralston  in  Ac.   2.  Juni   1877,    p.  479. 

9.  Juni   1877,  p.   505. 

119)  J.  F.  McLennan.  Exogamy  and  endogamy:  The  Eortnightly  Review 
Vol.  XXI.     New  series,   1877.     p.   884—895. 

120)  J.  F.  McLennan.  The  levirate  and  polyandry:  The  Eortnightly 
Review  Vol.  XXI.  New  series,  1877.  p.  694 — 707.  Dazu:  Herbert  Spencer. 
A  short  rejoinder.     ibid.     p.  895 — 902. 

121)  Ancient  Society  or  Researches  in  the  lines  of  human  progress  frorn 
savagery,  through  barbarism  to  civilization.  By  Lewis  H.  Morgan,  L.  L.  D. 
London  (Macmillan)   1877.     XVI,  560  pp.     8.      16  s. 

122)  Die  Anfänge  des  Staats-  und  Rechtslebens.  Ein  Beitrag  zu  einer 
allgemeinen  vergleichenden  Staats-  und  Rechtsgeschichte  von  Dr.  Albert  Her- 
mann Post.  Oldenburg  (Schulze)  1878.  XVI,  306  pp.  8.  4,80  M.  —  rec. 
von  Franz  Bernhöft  in  JLZ.  9.  Eebruar  1878,  p.  74;  von  F.  Dahn  in 
LC.   1878,  No.   11  Sp.  356. 

123)  H.  »S.  Maine.  Village  communities  in  the  East  and  West.  Six 
lectures  delivered  at  Oxford.  Third  edition.  London  (Murray)  1876.  422  pp. 
8.     12   s. 

124)  Civilistische  Studien  auf  dem  Gebiete  dogmatischer  Analyse.  Viertes 
Heft.      Die    realen  Grundlagen  und    die  Stoffe    des  Rechts.      Von  Dr.  Burkard 

Wilhelm  Leist.     Jena  (Erommann)   1877.    XI,   244  pp.     8.    5  M.  —  rec.  von 
— t.   in  LC.   1878,   No.    14  Sp.   473. 

125)  Das  Kind  in  Brauch  und  Sitte  der  Völker.  Anthropologische  Studien 
von  Dr.  Herntann  Heinrich  Ploss.  In  zwei  Bänden.  Stuttgart  (August  Auer- 
bach)  1876.     XII,  324;  II,   294  pp.     8.      10,80  M. 


Iß  Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc. 

und  kleinere  Artikel  des  „Ausland"  126)  und  des  „Globus"  l27) 
stehen  wie  viele  der  so  eben  erwähnten  Arbeiten  in  mehrfachen 
Beziehungen  zu  dem  religiös-mythischen  Gebiete. 

In  Betreff  der  allgemeinen  und  vergleichenden  Re- 
ligionswissenschaft und  Mythologie  dürfen  wir  uns  kurz 
fassen,  da  die  grössere  Zahl  der  einschlägigen  Literaturerzeugnisse 
einen  wenig  wissenschaftlichen  Charakter  hat.  Wir  nennen  hier  zu- 
nächst eine  Schrift  Brintons  m)  und  eine  ethnologisches  Material 
verwerthende  apologetische  Preisarbeit  ffappets  129)  über  die  ersten 
Regungen  des  religiösen  Bewusstseins ,  ferner  als  geschichtliche 
Uebersichten  und  Zusammenstellungen  ein  Buch  Baissac's  13°) 
und  eine  für  Anfänger  bestimmte  Arbeit  Lhomond's  131)  sowie  ein 
amerikanisches  Handbuch132),  denen  wohl  auch  llawkens  „Upa- 
sastra"133)  anzuschliessen  ist,  welches  wir  nicht  einsehen  konnten. 
Klarheit  und  Kenntnisse  zeichnen  eine  Schrift  von  Tiele 134)  aus, 
die    auch    in    englischer  Sprache    erschien 135).     Die    vergleichende 


12C)  Prosit!     Das  Ausland.     28.  Mai  1877,  p.  436—438    [unterzeichnet  C.]. 

127)  Carl  Haberland.  Die  Milch  im  Aberglauben:  Globus.  Band  XXXII 
(1877).     No.   G.     p.  92—95. 

128)  The  religious  sentiment:  Its  source  and  aim.  A  contribution  to  the 
science  and  philosophy  of  religion,  By  D.  G.  Brinton ,  A.  M.,  M.  D.  New- 
York.     8.     12  s.  6  d. 

129)  Die  Anlage  des  Menschen  zur  Religion,  vom  gegenwärtigen  Stand- 
punkte der  Völkerkunde  aus,  betrachtet  und  untersucht  von  Julius  Happel. 
Von  der  Teyler'schen  Gesellschaft  gekrönte  Preisschrift.  (Verhandelingen  rakende 
den  natuurlijken  en  geopenbaarden  Godsdienst,  uitgegeven  door  Teylers  God- 
geleerd    Genotschap.      Nieuwe    Serie.      Zesde    Deel.)      Haarlem   (F.  Bohn)   1877. 

VI,  :>88  pp.  8.  G  M.  ■ —  rec.  von  K.  Bruchmann  in  Ztschr.  f.  Völkerps.  XI, 
p.   108—139. 

130)  Les  Origines  de  la  religion,  par  Jides  Baissac.  2  volumes.  Paris 
(Decaux)    187G.      X,   C19   pp       8.      12   fr.      (Bibliotheque  moderne). 

131»  Histoire  abregee  de  la  religion  avant  la  venue  de  Jesus-Christ  par 
Lhomond.  Limoges  (Barbou  freres)  187G.  IX,  324  pp.  12.  —  Nouvelle 
edition,   revue  et  annotee   1877.     Tours  (Marne).     IX,  334   pp.      12. 

132)  Illustrated  Bandbook  to  all  religions  from  the  earliest  ages  to  the 
presenl    ti Nearly   300   illustrations.     Philadelphia  1877.     600  pp.     12.     10  s. 

1 .'!,". )  l'pa-sasträ:  comments  linguistic  and  döct'rinal  on  sacred  and  mythic 
literature.     By  J.  D.  Hawken.     London  (Trübner)   1877.     288  pp.     8.    7  s.  6  d. 

134)  C.  B.  Tide.  Geschiedenis  van  den  godsdienst  tot  aan  de  heer- 
schappij   der  wereldgodsdiensten,     Amsterdam  (P.  N.  van  Kampen  en  Zoon)  1877. 

VII.  263  pp.  s.  2,50  F.  —  rec.  von  Chantepie  de  la  Saussaye  in  ThLZ. 
23.  December  1X70  Sp.  GG0.  -  Vgl.  auch:  Zur  Geschichte  der  Religion:  Das 
Ausland      5.   Februar    1877.     p.  101 — 104. 

.135)  Outlines  of  the  history  of  religion  fco  the  spread  of  the  universal  re- 
ligions by  C.  B.  Tide.  Dr.  fcheol.,  translated  from  the  dutch  by  J.  Estlin 
(Jarpertter,  M  A  London  (Trübner)  1877.  XIX,  249  pp.  8.  7  s.  6.  d. 
[The  english  and  foreign  philösopbical  library.  Vol.  VII]  —  rec.  von  M.  in 
lAnt.   VII  (1878J,  p.  269. 


Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc.  17 

Religionswissenschaft  beschäftigte  ferner  Clarke136),  Lefevre 137), 
mit  besonderer  Beziehung  zum  Cbristenthum  Maurice136)  und  zum 
A.  T.  Mozley133).  Ein  dilettantisches,  umfangreiches  Buch  von 
v.  Thimus1*0)  macht  einen  vergeblichen  Versuch,  uns  über  die 
Geheimnisse  der  Symbolik  aufzuklären.  Die  sorgfältige  Sammlung 
verschiedener  Anschauungen  über  das  Leben  nach  dem  Tode  von 
>S^kss141)  ist  besonders  für  Theologen  berechnet.  Ueber  die  So- 
lartheorie schrieb  de  Witt  Warner1*2).  Zur  Mythologie  der  Ge- 
stirne enthält  eine  Schrift  Blake's  143)  vereinzelte  Bemerkungen. 
In  der  alten  und  neuen  Welt  wollte  Ilyde  Clarke  144)  phanta- 
stischer Weise  versprengte  Reste  des  Schlangen-  und  Sivadienstes 
ausfindig  machen.  Auch  die  Geschichte  der  Verkörperung  des 
bösen  Princips   fand   ihre  Bearbeiter.      Zart1*5)   und    Krenkel1*6) 

136)  Ten  great  religions:  An  essay  in  comparative  theology.  By  James 
Freeman  Clarke.     Boston.     8.     15  s. 

137)  Essais  de  critique  generale.  Religions  et  mythologies  comparees;  par 
Andre  Lefevre.     Paris  (Leroux)  1877.     XXV,  333  pp.     8.     3  fr.  50  c. 

138)  F.  D.  Maurice.  The  religions  of  the  world  and  their  relations  to 
christianity  (Boyle  loctures)  5th  edition.    London  (Macmillan)  1877.  270  pp.  8.  5  s. 

139)  J.  B.  Mozley.  Ruling  ideas  in  early  ages  and  their  relation  to  Old 
Testament  faith.  Lectures  delivered  to  graduates  of  the  University  of  Oxford. 
London  (Rivingtons)   1877.     306   pp.      8.      10  s.  6    d. 

140)  Die  harmonikale  Symbolik  des  Alterthums.  II.  Abtheilung.  Der 
technisch-harmonikale  und  theosophisch-kosmographisehe  Inhalt  der  kabbalistischen 
Buchstaben-Symbole  des  althobräischen  Büchleins  Jezirah.  Die  pythagorisch- 
platonische  Lohro  vom  Werden  des  All's  und  von  der  Bildung  der  Weltsoele  in 
ihren  Beziehungen  zur  semitisch-hebräischen  wie  chamitisch-ägyptischen  Wois- 
heitslehre  und  zur  heiligen  Ueborlieferung  der  Urzeit  von  Albert  Freiherr  von 
Thimus.  Mit  11  Tafeln.  Köln  (Du  Mont  Schauberg)  1876.  VII,  420  pp. 
4.  30  M.  —  rec.  von  E.  Krüger  in  GGA.  1877,  P-  629;  von  Ch.  P.  in  Der 
Katholik,   58.  Jahrgang,  Februar  187S,  p.   215. 

141)  Entwickelungsgesehichte  der  Vorstellungen  vom  Zustande  nach  dem 
Tode  auf  Grund  vergleichender  Religionsforschung  dargestellt  von  Edmund 
Spiess.  Jena  (H.  Costenoble)  1877.  XVI,  615  pp.  8.  13  M.  —  rec.  in 
LC.  1877,  No.  46,  Sp.  1526;  von  Herrn.  iSchidtz  in  ThLZ.  1877,  27.  October 
Sp.  585;  von  J.  A.  Dorner  in  Jahrbücher  für  deutsche  Theologie.  XXII.  Bd. 
1877,  p.  678;  in  Kirchenblatt  für  die  Gemeinden  des  evangelisch-lutherischen 
Bekenntnisses  in  Preussen,  Jahrgang  1877,  p.  292;  von  C.  P.  Tiele  in  Theo- 
logisch Tijdschrift  1877,  p.   644—647. 

142)  J.  de  Witt  Warner.  The  solar  theory  of  myths.  Albany  1876. 
20  pp.     8.     1  s.  6  d. 

143)  Astronomical  Myths ;  based  on  Flammarion's  „History  of  the  Heavens". 
By  John  F.  Blake.  London  (Macmillan)  1877.  9  s.  —  rec.  von  Richard 
A.  Proctor  in  Ac.  31.  März   1877,  p.  275. 

144)  Hyde  Clarke.  Note  on  serpent  and  Siva  worship  and  mythology  in 
Central  America,  Africa,  and  Asia:  Journal  of  the  Anthropological  Institution. 
London.      Januar  1877.      p.    247 — 258.    —    Vgl.    auch:    H.    Clarke   and    C.  S. 

Wake.  Serpent  and  Siva  worship  and  mythology  in  Central  America,  Africa 
and  Asia,  and  the  origin  of  serpent  worship.  Two  treatises  ed.  by  A.  Wildes. 
New  York   1877.     48  pp.     8.     50  c. 

145)  Der  Name  des  Mephistopheles  von  G.  Zart  in  Fürstenwalde:  Jahr- 
bücher für  Deutsche  Theologie.     XXII.  Band.      1877.     p.   118. 

146)  Zur  Erklärung  des  Namens  Mephistopheles.  Von  Dr.  Krenkel  in 
Dresden:  Jahrbücher  für  Deutsche  Theologie.     XXII.  Band.     1877.     p.  494. 

Jahresbericht  1S7G— 1877.     Heft  I.  2 


13  Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc. 

gaben  dazu  kurze  philologische  Notizen,  Baissac  einen  geschichts- 
philosophischen  147),  Karsch  einen  populären  Beitrag148),  und 
Disselhqff's  bekannter  Vortrag  erschien  in  neuer  Auflage149). 

Was  die  Religionsgeschichte  des  vorderen  Orients  an- 
betrifft, so  erhielten  wir  dafür  eine  Gesammtdarstellung  von  Scholz15"), 
die  sich  wegen  ihres  reichhaltigen  Materials  auch  denjenigen  empfiehlt, 
welche  die  religionsgeschichtlichen  Voraussetzungen  des  Verfassers 
nicht  anerkennen  können.  Eine  hier  einschlägige  Arbeit  von  Moreau 
de  Jonnes 151)  ist  uns  nur  dem  Titel  nach  bekannt  geworden. 
Massvoll  und  ansprechend  sind  die  Forschungen  Baudissins  15'2), 
denen  wir  eine  baldige  Fortsetzung  wünschen.  Die  Ergebnisse  der 
Assyriologie  für  die  vergleichende  Religionswissenschaft  erörterte 
Tiele  in  einer  Vorlesung 153).  Ausgehend  von  einem  spätägypti- 
schen Denkmale  gewann  Clermont-Uanneau  sehr  interessante  Auf- 
schlüsse über  eine  ganze  Reihe  morgenländischer  Vorstellungen  154j. 
Weniger  gelungen  erscheint  uns  sein  Versuch  phönicische  Glaubens- 


147)  ./.  Baissac.  Satan  ou  le  diable:  Revue  de  linguistique  IX,  p.  55 — 74. 
134—143. 

148)  Dr.  Karsch.  Naturgeschichte  des  Teufels.  1.  Ursprung,  Geburt, 
Kindheit  und  Flegeljahre.  Der  Teufel  im  Heiden-  und  Judenthum.  2.  Mannes- 
alter. Der  Teufel  im  Ultramontanisinus.  3.  Greisenalter.  Der  Teufel  und  die 
Wissenschaft.     Münster  (Brunn)   1877.      124  pp.      8.      1   M. 

149)  A.  Disseihoff.  Ueber  die  Geschichte  des  Toufels.  Ein  Vortrag. 
3.  Auflage.     Berlin  (Beck)    1877.     42    pp.      IG.     0,50  M. 

150)  Götzendienst  und  Zauberwesen  bei  den  alten  Hebräern  und  den  be- 
nachbarten Völkern.  Von  Dr.  Paul  Scholz.  Mit  5  Steintafeln.  Regensburg 
(Manz)  1877.  XII,  482  pp.  8.  9  M  —  rec.  von  Baudissin  in  ThLZ. 
19.  Januar  1878,  Sp.  25;  von  Schäfer  in  Literarischer  Handweiser  No.  218 
(1877).  p.   570. 

151)  Les  temps  mythologiques,  essai  de  restitution  historique.  Cosmogonies. 
Le  livre  des  morts,  Sanehoniathon ,  la  Genese ,  Hesiode ,  l'Avesta.  Par  A.  C. 
Moreau  de  Jonnes.     Paris  (Didier  et  Cie.)  1877.     XV,  444  pp.     12.     4  fr. 

152)  Studien  zur  semitischen  Religionsgeschichte  von  Wolf  Wilhelm 
Grafen  Baudissin.     Heft  I.     Leipzig  (Grunow)  187G.     VI,    336  pp.     8.     8  M. 

-  rec.  von  Rösch  in  Theol.  Studien  1877,  p.  731 — 749;  von  v  Gutschmid 
in  Neue  Jahrbücher  für  Philologie  und  Pädagogik  187G,  Heft  8,  p.  513 — 519; 
von  Kuenen  in  Theologisch  Tijdschrift  1876,  p.  631 — 648;  von  Dillmann  in 
Jahrbücher  f.  deutsche  Theol.  187G,  p.  697 — 701;  von  Valeton  in  Studien 
1877,  p.  200 — 210;  von  Wellhausen  in  GGA.  1877,  No.  G;  von  Keil  in  Z.  f. 
luth.  Theol.   1878,  H.   1;  von  S.  in  LC.    1878,  Sp.   271. 

153;  C.  P  Tiele.  De  vrucht  der  Assyriologie  voor  de  vergelijkende  ge- 
schiedenis  der  godsdiensten.  Kedevoering  tor  inwijding  van  den  leerstoel  voor 
de  geschiedenis  der  godsdiensten  in  't  algemeen  aan  de  Rijks-Universiteit  te 
Leiden,  uitgesproken  den  10.  October  1877.  Amsterdam  (van  Kampen)  1877. 
44  pp.  8.  0,50  V.  --  rec.  von  Wolf  Baudissin  in  ThLZ.  22.  December 
1877,  Sp.  G84;  vgl.  dazu  2Vs  Entgegnung  in  Theologisch  Tijdschrift  1878, 
p.  256. 

154)  Horus  et  Saint  Georges  d' apres  un  bas-relief  inedit  du  Louvre  (Notes 
d'artheologie  orientalo  et  de  mythologie  semitique).  Par  M.  Ch.  Clermont- 
(ranneau:  B.  arch.  n.  s.  September  1K7G,  p.  19G — 204;  December  p.  372 — 
399;  Note  additionelle,  ibid.  .Januar  1877,  p.  23—31.  —  Vgl.  Heft  II,  p.  169, 
No     111. 


Kuhn  und  Pietschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc.  19 

und  Cultusreste  in  Hellas  nachzuweisen  I55).  Meyer  veröffentlichte 
kritische  Einzeluntersuchungen  über  mehrere  vorderasiatische  Gott- 
heiten, im  Besonderen  über  deren  geschichtliche  Beziehungen  zu 
den  ägyptischen156),  Mordtmann  jr.  einen  gelehrten  Aufsatz  über 
die  wenig  bekannten  Culte  des  Ammudates  Elagabalus  und  der 
Gad-Tyche  157).  Von  Adonis  handelte  eine  Dissertation  Greve's  158), 
und  von  assyriologischer  Seite  (über  den  Namen  Tammuz)  ein 
Vortrag  Lenormant's  159).  Die  klassischen,  besonders  epigraphischen, 
Nachrichten  über  den  dolichenischen  Zeus  wurden  in  einer  Disser- 
tation von  Hettner  gründlich  bearbeitet 16ü). 

Die  Einleitung  zum  zweiten  Bande  von  Mannhardt's  161)  Wald- 
und  Peldkulten,  welcher  auch  für  einzelne  vorderasiatische  Kulte 
manches  Neue  beibringt,  enthält  eine  eingehende  Kritik  der  bis- 
herigen Methoden  vergleichender  Mythologie  auf  indo- 
germanischem Gebiete,  die  trotz  mancher  über  das  Ziel 
hinausschiessender  Behauptung  sich  jedenfalls  durch  Sachlichkeit 
vor  den  unbedingten  Verwerfungsurtheilen  einseitig  klassischer 
Philologen  wie  Forchhammers  162)  und  von  Sybel's  163)  vortheilhaft 
auszeichnet;    dieselbe  Unparteilichkeit  dürfen  wir  den  kurzen  aber 


155)  Le  dieu  Satrape  et  los  Pheniciens  dans  le  Peloponese.  Note  d'archeo- 
logio  Orientale  par  M.   Ch.   Clermont-Ganneau:  JA.  VII,  10,  p.  157 — 236. 

15G)  Ueber  einige  semitische  Götter.  Von  Eduard  Meyer:  ZDMG.  XXXI, 
p.   716—741.  —  Vgl.  Heft  II,  p.   150,  No.   4;  p.   169,  No.   110. 

157)  Mythologische  Miscellen.  Von  Dr.  J.  H.  Mordtmann  jr. :  ZDMG. 
XXXI,  p.   91—101. 

158)  De  Adonide.  Dissertatio  inauguralis  mythologica  quam  ad  summos  in 
philosophia  honores  ab  amplissimo  pbilosophorum  ordine  Lipsiensi  rite  capessen- 
dos  scripsit  Guilelmus  Greve.  Lipsiae  formis  expresseruut  Poeschel  et  Trepte. 
1877.     58   pp.     8. 

159)  Sur  le  nom  de  Tammouz,  par  Fr.  Lenormant:  Congres  international 
des  Orientalistes.  Compte-rendu  de  la  I''p  Session  ä  Paris  1873.  Tome  II. 
Paris  (Maisonneuve)   1876.     8.     p.   149—165. 

160)  De  Jove  Dolicheno.  Dissertatio  philologica  quam  ad  summos  in 
pliilosophia  honores  ...  in  uuivorsitate  Friderico-Guilelmia  Rhenana  rite  capes- 
sendos  ...  a.  MDCCCLXXVII  .  .  .  publice  defendet  scriptor  Felix  Hettner. 
Bonnao  typis  Caroli  Georgi.     55  pp.     8.     (Verlegt  von  Strauss  in  Bonn.     1  M.) 

—  rec.  von  P.  Decharme  in  BC.  1877,  Art.  102. 

161)  Wald-  und  Feldkulte.  Von  Wilhelm  Mannhardt.  Zweiter  Theil. 
Antike  Wald-  und  Feldkulte  aus  nordeuropäischer  üeberlieferung  erläutert. 
Berlin  (Bornträger)  1877.  XLVIII,  359  pp.  8.  10  M.  —  rec.  von  Barsian 
in  LC.  1877,  Sp.  1692;  von  W.  Scherer  in  Anzeiger  für  deutsches  Alterthum 
III,  p.  183;  von  M.  Carriere  in  Beil.  z.  Allg.  Zeitg.  18.  Mai  1877,  No.  138, 
p.  2102. 

162)  P.  W.  Forchhammer.  Ein  mythologischer  Brief.  Beilage  zum  'Da- 
duchos'.    Kiel  (P.Toeche's  Univorsitäts-Buchhandlung)  1876.     14  pp.     8.     0,50  M. 

—  Vgl.  W.  H.  Röscher  in  JLZ.  1877,  Art.  88  und  Lettre  de  M.  P.  Decharme: 
PC.   1877,  No.   1,  p.   21—23. 

163)  Dr.  Ludwig  von  Sybel.  Die  Mythologie  der  Ilias.  Marburg  (Elwert) 
1877.  VII,  317  pp.  8.  7,20  M.  —  rec.  von  W.  H  Röscher  in  JLZ.  1877, 
Art.  593;  von  H.  d'Arbois  de  Jubainville  in  RC.  1877,  Art.  170. 


20  Kuhn  und  Pletschmann,  allgemeine  Arbeiten  etc. 

wohlüberlegten  Bemerkungen  Caesars  m)  nachrühmen.  Von  den 
wenigen  auf  diesem  Gebiete  erschienenen  grösseren  Arbeiten  ist 
leider  des  zu  Lobenden  wenig  zu  berichten:  des  verstorbenen  von 
Hahn le5)  sagwissenschaftliche  Studien  sind  ein  immerhin  scharf- 
sinniges, im  Princip  jedoch  wie  in  der  Methode  durchaus  verfehltes 
Buch;  Mehlis166)  Grundidee  des  Hermes  fehlt  es  bei  grossem 
Fleisse  durchweg  an  der  kritischen  Sorgfalt,  für  deren  Mangel  die 
angeblich  naturwissenschaftliche  Methode  keinen  hinreichenden  Er- 
satz bietet;  ein  italienischer  Essai  Kerbakers  167)  popularisirt  der 
Hauptsache  nach  die  Resultate  Früherer  und  ist  in  seinen  eigenen 
Aufstellungen  wenig  überzeugend.  Benfey's16*-110)  anregende  Aus- 
führungen bewegen  sich  vorwiegend  auf  sprachlich-etymologischem 
Gebiete  und  suchen  mit  gutem  Erfolge  namentlich  einige  schon 
von  Anderen  vertretene  Ansichten  lautlich  fester  zu  begründen. 
Breal111)  erneuerte  in  den  Melanges  seine  Studien  über  Hercules 
und  Cacus ,  sowie  über  Oedipus ,  letztere  erhielt  dabei  einen  auf 
Comparetti's  Kritik  bezüglichen  Zusatz.  Das  gänzlich  religions- 
philosophische Buch  von  Asmus  172)  hat  die  Kenntniss  des  Stoffes 
nicht  aus  den  Quellen  selbst  geschöpft. 


164)  Julius  Caesar.  De  mythologiae  comparativae  quae  vocatur  rationibus 
observationes  noimullae:  Indices  lectionum  quae  in  Academia  Marburgensi  per 
semestre  aestivum  MDCCCLXXVH  habendae  proponuntur.  Marburgi  (Typis 
R.  Friderici),  p.  III— VIII. 

165)  J.  Cr.  von  Hahn.  Sagwissenschaftliche  Studien.  Jena  (Mauke)  1871 
—  1876.  XU,  798  pp.  8.  12  M.  —  rec.  in  LC.  1878,  Sp.  120;  von  W.  H. 
Koscher  in  JLZ.  1877,  Art.  729;  von  Max  Müller  in  Jahrbücher  für  classi- 
sche  Philologie   1877,  p.   145 — 153. 

166)  Christian  Mehlis.  Die  Grundidee  des  Hermes  vom  Standpunkte  der 
vergleichenden  Mythologie.  I.  und  II.  Abtheilung.  Erlangen  (Deichert)  1875 
—1877.  VII,  137  pp.  8.  2,80  M.  —  rec.  von  W.  H.  Röscher  in  JLZ. 
1877,  Art.  395;  von  Bursian  in  LC.   1878,  Sp.  404. 

167)  Hermes.  Saggio  mitologico  di  Michele  Kerbaher.  Xapoli  (Stabili- 
mento  tipografico  Perrotti)  1877.  138  pp.  8.  —  Vgl.  Feiice  Ramorino.  La 
mitologia  comparata  e  il  saggio  su  „Hermes"  di  Michele  Kerbaher:  Bivista  di 
Filologia.     Anno  Sesto,  p.   348 — 365. 

168)  Hermes,  Minos ,  Tartaros.  Von  Theodor  Benfey.  Aus  dem  zwei- 
undzwanzigsten  Bande  der  Abhandlungen  der  Königlichen  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zu  (i'ittiugen.  Göttingen  (Dieterich)  1877.  42  pp.  4.  2  M.  —  rec. 
von  Bursian  a.  a.  O. 

169)  Zevt  relewv:  Theodor  Benfey.     Vedica,  p.   142 — 148. 

1 7 < 1 1  Karbara  oder  Karvara  'geflockt,  scheckig":  Indogermanische  Bezeich- 
nung der  dem  Beherrscher  der  Todten  gehörigen  Hunde:  ebd.  p.   149 — 164. 

171)  Eercule  ei  (':iciin.  Etüde  de  mythologie.  —  Le  mythe  d'Oedipe: 
Michel  Breal.     Melanges  <le  mythologie  et  de  linguistique.  p.   1  — 185. 

172)  Dr.  P.  Asmus.  Die  indogermanische  Religion  in  den  Hauptpunkten 
ihrer  Entwickelung.  Ein  Beitrag  zur  Religionsphilosophie.  Hand  II:  Das  Absolute 
und  die  Vergeistigung  der  einzelnen  indogermanischen  Religionen.  Halle  (Pfeffer) 
1877.     JX,   360  pp.     8.     9  M.  —   rec.  von  ü.  Pßeiderer  in  .JLZ    L877,  Art.  623. 


21 


Allgemeine     Sprachwissenschaft     und     ver- 
gleichende  Grammatik    der    indogermanischen 
Sprachen1). 

Von 
E.  Kuhn. 

Auf  diesem  Gebiete  nehmen  zunächst  die  systematischen 
Werke  über  allgemeine  Sprachwissenschaft  unsere  Aufmerksamkeit 
in  Ansprach.  F.  Müllers'2)  Grundriss  führ!  uns  in  klarer,  wenn 
auch  nicht  überall  gleichmässig  in  die  Tiefe  dringender  Darstellung 
die  grundlegenden  Probleme  der  Sprachwissenschaft,  dann  in  ge- 
drängter grammatischer  Charakteristik  zunächst  die  Sprachen  der 
wollhaarigen  Rassen  vor  Augen.  Das  trotz  mancher  minder  ge- 
lungenen Abschnitte  dankenswerthe  Buch  Hbvelacque's 3)  liegt  in 
zweiter  Auflage  und  in  englischer  Uebersetzung4)  vor.     Dwt'ght'sb) 


1)  Vgl.  dazu:  Bibliographische  Notizen  für  die  Jahre  1875 — 1877:  Ztschr. 
f.  vergl.  Spracht'.   XXin,  p.   602  ff. 

2)  Grundriss  der  Sprachwissenschaft  von  Dr.  Friedrich  Müller.  I.  Band. 
I.  Abtheilung.  Einleitung  in  die  Sprachwissenschaft.  Wien  (Holder)  1876. 
V1H,  178  pp.  8.  I.  Band.  II.  Abtheilung.  Die  Sprachen  der  wollhaarigen 
Rassen,  ebd.  1877.  IX,  263  pp.  8.  Zusammen  9,20  M.  —  rec.  von  G.  von 
der  Gabclcntz  in  Ztschr.  f.  Völkerps.  IX.  p.  373 — 401;  von  E.  Trumpp  in 
Beilage  z.  Allg.  Ztg.  1877,  No.  118 — 119;  von  Fr.  Spiegel  in  Ausland  7.  Mai 
1877.  p.   369;  von  A.  S.    Wilkins  in  Ac.   14.  April   1877,  p.  324. 

.'!  i  La  Linguistique  par  Abel  Hovelacque.  2e  edition,  revue  et  augmentee. 
Paris  (Reinwald)  1S76.  XIV.  435  pp.  8.  4  fr.  [Bibliotheque  des  Sciences 
contemporaines  n.]  —  rec.  von  G.  von  der  Gabelentz  in  GGA.  1878,  p.  417. 
—  Ueber  die  erste  Auflage  vergleiche:  J.  Jolly  in  LC.  1876,  Sp.  326.  A. 
Darmesteter  in  RC.  1876,  Art.  109.  J.  Vinson  in  Rev.  de  Linguist.  VHT, 
p.   246. 

4)  The  Science  of  Language.  Linguistics,  philology,  etymology.  By.  Abel 
Hovelacque.  Translated  by  A.  H.  Keane.  London  (Chapman  and  Hall)  1877. 
XV,  340  pp.  8.  5  s.  [Library  of  Contemporary  Science.]  —  rec.  von  A.  H. 
Sayce  in  Ac.   25    Aug.   1877,  p    196. 

5)  B.  W.  Dioight.  Modern  Philology.  Its  däscoveries,  history,  and  in- 
fluencos.  New  and  eheaper  ed.  With  maps,  tabular  views,  and  an  index.  Two 
vols.  New  York  1877.  XI,  914  pp.  8.  1  £.  —  Ueber  die  erste  Auflage 
vergl.  A.  Kuhn  in  Zeitschr.  f.  vergl.  Spracht".  XII,  p.  315. 


22     Kuhn,  allgem.  Sprachwissenschaft  und  vergleichende  Grammatik 

Modern  Philology  ist  neu  herausgegeben  und  von  Whitneys 6) 
Leben  und  Wachsthum  der  Sprache  nunmehr  auch  eine  italienische 
Uebersetzung  veröffentlicht  worden. 

Steinthal's  7)  bekanntes  Werk  über  den  Ursprung  der  Sprache, 
eines  der  wenigen  über  diesen  Gegenstand,  denen  Kenntniss  sprach- 
licher Thatsachen  nachzurühmen  ist,  erschien  in  dritter,  abermals 
vermehrter  Auflage,  in  welcher  namentlich  auch  der  kritische  Theil 
bis  auf  die  Gegenwart  fortgeführt  ist.  Die  Arbeiten  von  Noire  s), 
Gaspari9),  Kleinpaul10)  und  Maurer11)  werden  dem  Philologen 
so  wenig  Nutzbares  bieten,  wie  die  sichtlich  der  modernen  „einheit- 
lichen Weltanschauung"  entsprechenden  Aufsätze  von  Hellwald' s  l2) 
und  Weinland's  13)  über  Sprache  oder  Nicht-Sprache  des  Urmenschen, 
oder  Kuhl's  14)  und  Girard  de  Mialle's  15)  Ausführungen  über  das 
gegenseitige  Verhältniss  von  Sprachwissenschaft  und  Darwinscher 
Entwickelungstheorie.  Daran  schliesst  sich  passend  die  Erwähnung 
eines  Artikels  von  Freeman  16)  über  Rasse  und  Sprache.  Aeusserst 
dankenswerth    ist    die    neue    Auflage    von    W.    von   Humboldt' s17) 


6)  Dclla  linguistica  moderna  ossia  la  vita  e  lo  sviluppo  del  linguaggio  di 
Guglielmo  Dwight  Whitney:  versione  dall'  inglese  e  note  del  Prof.  Francesco 
d'Ovidio.  Milano  (Dumolard)  1876.  390  pp.  8.  6  1.  [Biblioteca  internazio- 
nale,  vol.  VII.]  —  rec.  von  A.  de  Gubernatis  in  BISO.  I,  p.  187 — 194,  vgl. 
p.  228—  229;  von  Art.    Graf  in   Riv.  di  Filol.  V,  p.   245. 

7)  Der  Ursprung  der  Sprache  im  Zusammenhange  mit  den  letzten  Fragen 
alles  Wissens.  Eine  Darstellung,  Kritik  und  Fortentwicklung  der  vorzüglichsten 
Ansichten.  Von  H.  Steinthal.  Dritte,  abermals  erweiterte  Ausgabe.  Berlin 
(Dümmler)  1877.  XVI,  374  pp.  8.  6  M.  —  Selbstanzeige  des  Verfassers  in 
Vierteljahrsschr.  f.  wissenschaftl.  Philos.  I,  Heft  1.  —  rec.  von  L.  Tobler  ebd. 
Heft  3  ;  von  K   Brugman  in  JLZ.  1877,  p.  692,  Art.  640. 

8)  Der  Ursprung  der  Sprache.    Von  Ludwig  Noire.     Mainz  (von  Zabern) 

1877.  XV,  384  pp.     8.     8  M.  —  rec.  von  K.  Brugman  a.  a.  O. 

9)  Das  Problem  über  den  Ursprung  der  Sprache.  Eine  Erwiderung  gegen 
Steinthal  und  Hrn.  Noire.  Von  O.  Caspari:  Ausland  19. — 26.  November  1877, 
p.   921—925.   947—952.  971  —  974. 

10)  R.  Kleinpaul.  Der  Ursprung  der  Sprache :  Das  Ausland  4.  December 
1876,  p.   961—966. 

I  I  i  Alexandre  Maurer.  De  l'origine  du  son  articule:  Rev.  de  Linguist. 
X,  p.  261 — 287.  —  Auch  deutsch:  Ueber  den  Ursprung  des  Sprachlautes  von 
AI.  Maurer:  Kosmos,  Zcitschr.  für  einheitl.  Weltanschauung  u.  s.  w.  II.  p. 
225—240. 

12)  Der  sprachlose  Urmensch  von  Fr.  v.  Hellwald:  ebd.   I,  p.  325 — 331. 

13)  Ueber  die  Sprache  des  Urmenschen  von  Dr.  D.  F.  Weinland:  ebd.  II, 
p.   43—56. 

14)  Darwin  und  die  Sprachwissenschaft,  Von  Joseph  Kühl.  Leipzig  und 
Mainz  (Lesimple)   1877.     72   pp.     8.      1,20  M.    —  rec.  von   H.   Osthoff  in   LC. 

1878,  Sp.  799.  —  Vgl.  auch  Ac.   12.  Mai    1877,  p.   413. 

15)  Girard  de  Riatte.  La  theorie  do  Devolution  et  la  science  du  language: 
Rev.  do  Linguist.  X,  p.  288—320. 

16)  Edward  A.  Freeman.  Race  and  Language:  Contemporary  Review 
XXIX,  März   1877,  p.   711  —  711. 

17)  Ueber  die  Verschiedenheit  des  menschlichen  Sprachbaues  und  ihren 
Einfluss  auf  die  geistige  Entwicklung  des  Menschengeschlechts.  Von  Wilhelm 
von  Humboldt.      Mit    erläuternden  Anmerkungen    und  Excursen  sowie  als  Ein- 


der  indogermanischen  Sprachen.  23 

Verschiedenheit  des  menschlichen  Sprachbaues,  zu  welcher  der  Alt- 
meister Pott  eine  werthvolle  Einleitung  sowie  zahlreiche  gelehrte 
Excurse  über  die  verschiedensten  Fragen  der  Sprachwissenschaft, 
beigesteuert  hat. 

Sonst  nennen  wir  neben  der  Erneuerung  von  Friedrich  von 
Sr/tlegel's1*)  philosophischen  Vorlesungen  an  kleineren  Schriften  all- 
gemeineren Inhalts  nur  die  Oxforder  Antrittsrede  von  Sayce  19)  und 
einen  lesenswerthen  Aufsatz  Sireet's  2(l).  Ohne  selbständigen  Werth 
und  z.  Th.  aus  trüben  Quellen  geschöpft  ist  ein  Programm  Wild's  zl). 
Vermischte  sprachwissenschaftliche  Aufsätze  aus  verschiedener  Zeit 
enthalten  der  vierte  Band  von  Max  Müller's  22)  Essays  und 
Breal's  23)  Melanges.  Ueber  Lef&vre's  24l  Etudes  de  linguistique 
haben  wir  Näheres  nicht  in  Erfahrung  bringen  können.  Die  in  den 
Rahmen    unsers    Berichts    fallenden    Abhandlungen    in  Ascoli's  -b) 


leitung:  Wilhelm  von  Humboldt  und  die  Sprachwissenschaft.  Von  A.  F.  Pott. 
Zwei  Bände.  Berlin  (Calvary)  1876.  CCCCXXI,  544  pp.  8.  14  M.  [Calvary's 
philologische  und  archäologische  Bibliothek,  Band  XXVII  ff.]  —  rec.  von  K. 
Windisch  in  LC.  1877,  Sp.  958;  von  F.  Müller  in  Mittheilungen  der  anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Wien  VI,  p.  204 — 205  ;  von  H.  Paul  in  Archiv  f. 
Anthropol.  X,  p.  170;  von  A.  H.  Sayce  in  Ac.  3.  Febr.  1877,  p.  97;  von  A. 
de  Gubernatis  in  BISO.  I,  p.  173.  —  Vgl.  auch:  Steinthal.  Offenes  Send- 
schreiben an  Herrn  Prof.  Pott:  Ztschr.   f.  Völkerps.  IX.  p.  304 — 323. 

18)  Friedrich  von  Schlegels  philosophische  Vorlesungen ,  insbesondere 
über  Philosophie  der  Sprache  und  des  Wortes.  Neue  [Titel-]Ausgabe.  Bonn 
iLempertz)   1877.     288  pp.     8.     [Mit  Portrait  in  Stahlstich.]     2   M. 

19)  Rev.  A.  H.  Sayce.  A  lecture  on  the  study  of  comparative  philology, 
delivered  November  13  th,  1876.  Oxford  (Parker)  1876.  32  pp.  8.  6  d.  — 
Vgl     Ac.  30.  Dec.   1876.  p.  625. 

20)  Henry  Sweet.  Words,  logic,  and  grammar:  Transactions  of  the  Philo- 
logical  Society   1875 — 1876. 

21)  Peter  Wild.  Sprache  und  Schrift.  Mit  Schriftproben  und  in  den 
Text  gedruckten  Abbildungen.  Amberg  (Habbel)  1877.  52  pp.  8.  1  M. 
[Programm  von  Amberg.] 

22)  Essays  von  Max  Müller.  Vierter  Band.  Aufsätze  hauptsächlich 
sprachwissenschaftlichen  Inhalts  enthaltend.  Mit  Register  zum  dritten  und  vierten 
Band.  Aus  dem  Englischen  mit  Autorisation  des  Verfassers  ins  Deutsche  über- 
tragen von  Dr.  R.  Fritzsche.  Leipzig  (Engelmann)  1877.  VI,  502  pp.  8. 
7,50  M.  —  rec.  von  G.  von  der  Gabelentz  in  LC.  1877,  Sp.  220.  —  Danach 
der  Artikel :  Henry  Thomas  Colebrooke  und  die  vergleichende  Sprachwissen- 
schaft: Ausland  2.  April  1877  ,  p.  274 — 275.  —  Ueber  das  englische  Original 
vergleiche  die  Recension  von  James  Darmesteter:  RC.   1876,  Art.  253. 

23)  Melanges  de  mythologie  et  de  linguistique  par  Michel  Brial.  Paris 
(Hachette)  1877.  VII,  416  pp.  8.  7,50  fr.  —  rec.  von  H.  Osthoff  in  LC. 
1878,  Sp.  1017;  in  Ac.  27.  April  1878,  p.  374;  in  Saturday  Review  27.  April 
1878,  p.   537;  in  RC.   1877,  Art.  220. 

24)  Essais  de  critique  generale.  Etudes  de  linguistique  et  de  philologie, 
par  Andre"  Lefevre.     Paris  (Leroux)   1877.     380  pp.      18.     4  fr. 

25)  Studj  critici  di  G.  I.  Ascoli.  II.  Saggi  e  appunti.  —  Saggi  italici. 
—  Saggi  indiani.  —  Saggi  greci.  —  Indici  annotati  d'entrambi  i  volumi.  Torino 
(Loescher)  1877.  VIII,  520  pp.  8.  15  1.  [Band  I  erschien  1861]  —  rec. 
von  K.  Brugman  in  LC.  1877,  Sp.  1687. 


24     Kuhn,  eiligem.  Sprachwissenschaft  und  vergleichende  Grammatik 

Studj   critici  werden  wir  gehörigen  Orts  des  Genaueren  zu  erwähnen 
haben. 

Von  der  zunehmenden  Werthschätzung  der  Lautphysiologie 
legen  nicht  nur  die  neuen  Auflagen  von  Brücke's  2G)  und  Helm- 
hotiz's21)  bewährten  Handbüchern,  sondern  namentlich  auch  der 
Umstand  ein  erfreuliches  Zeugniss  ab,  dass  in  Sievers7  28)  Grund- 
zügen der  Lautphysiologie  der  Gegenstand  als  Ganzes  zum  ersten 
Mal  von  philologischer  Seite  aus  mit  entschiedenem  Erfolg  in 
Angriff  genommen  ist.  Einen  etwas  kurzen  Bericht  über  die 
neueren  Leistungen  gab  Street29),  während  einzelne  Fragen  von 
Hqffory 30)  und  Whitney51)  eingehender  erörtert  wurden.  Auch 
Kräuter's 3'2)  Schrift  zur  Lautverschiebung  und  das  allerdings 
ziemlich  verfehlte  Buch  von  Le  Marckant  Dause 33)  müssen  laut- 
physiologischer Erörterungen  halber  hier  angeführt  werden.    Daran 


26)  Grundzüge  clor  Physiologie  und  Systematik  der  Sprachlaute  für  Lin- 
guisten und  Taubstummenlehrer.  Von  Dr.  Ernst  Brüche.  Zweite  Auflage. 
Mit  zwei  Tafeln  in  Steindruck.  Wien  (Gerold's  S.)  1876.  VI,  172  pp.  8. 
4M.  —  rec.  von  W.  Braune  in  LC.  1877,  Sp.  384;  von  W.  Scherer  in  Anz. 
f.  deutsch.  Alterth.  III,  p.  71 — 77;  von  H.  Zimmer  in  Ztschr.  f.  d.  österr. 
Gymn.  XXVUI,  p.   130—135;  in  Ac.   21.  April   1877,  p.  350. 

27)  Die  Lehre  von  den  Tonempfindungen,  als  physiologische  Grundlage 
für  die  Theorie  der  Musik.  Von  H.  Helmholtz.  Vierte  Auflage.  Mit  Holz- 
stichen. Braunschweig  (Vieweg)  1877.  XX,  675  pp.  8.  12  M.  —  rec.  von 
Pfaundler  in  JLZ.  1877,  Art.  601. 

28)  Grundzüge  der  Lautphysiologie  zur  Einführung  in  das  Studium  der 
Lautlehre  der  indogermanischen  Sprachen  von  Eduard  Sievers.  [Bibliothek 
indogermanischer  Grammatiken  bearbeitet  von  F.  Bücheier  u.  s.  w.  Band  1.] 
Leipzig  (Breitkopf  &  Härtcl)  1876.  X,  150  pp.  8.  3  M.  —  reo.  vonW.  Braune 
in  LC.  1876,  Sp.  1207;  von  J.  Winteler  in  JLZ.  1876,  Art.  593;  von  J.  F. 
Kräuter  in  Anz.  f.  deutsch.  Alterth.  III,  p.  1  —  22;  von  Henry  Sweet  in  Ac. 
28.  April  1877,  p.  368.  Vgl.  auch  G.  Michaelis.  Dorsal  und  apical,  oder 
oral:  Ztschr.  f.  vergl.  Sprachf.  XXIII,  p.  518—523. 

29)  Henry  Sweet.  On  phonology:  Transactions  of  the  Philological  Society 
1877—8—9.     Part.  I,  p.   7—9. 

30)  Julius  Hoffory.  Phonetische  Streitfragen:  Ztschr.  f.  vergl.  Sprachf. 
XXIII,  525—558. 

31)  W.  D.  Whitney.  Surd  and  sonant:  Proceedings  of  the  ninth  annual 
session  of  the  American  Philological  Association.     Hartford  1877,  p.   8 — 9. 

32)  ./.  F.  Kräuter.  Zur  Lautverschiebung.  Strassburg  (Trübner)  1877. 
X,  154  pp.  8.  A  M.  -■  rec.  von  W.  Braune  in  LC.  1877,  Sp.  1255;  von 
E.  Sievers  in  .ILZ.  1K77,  Art.  119;  von  K.  Verner  in  Anz.  f.  deutsch.  Altcr- 
llmm   IV,  p.  333—342. 

33)  (Ji-imm's  Law:  a  study  er  hints  towards  an  explanation  of  the  so-called 
„lautverschiebung ' ,  t<>  which  aro  addod  some  remarks  on  Hie,  primitive  indo- 
european  K  and  several  appendices,  l!y  T.  Le  Marchant  Dause.  London 
(Trübner)  1876.  XVI,  231  pp.  8.  10  s.  6  d.  —  rec,  von  W.  Braune  in 
LC,  1877.  Sp.  171,  vgl.  838;  von  E.  Sievers  in  .ILZ.  1877,  Art.  298;  von 
./.   Rhj/8   in  Ac.    12.  Jan.    1878,  p.   35. 


der  indogermanischen  Sprachen.  25 

reihe  sich  zum  Schlüsse  Va'isse's 34)  Notiz  zur  Geschichte  der 
sprechenden  Maschinen. 

Auf  dem  Gebiete  der  indogermanischen  Sprachvergleichung 
ist  zunächst  einer  neuen  Auflage  des  Schleicher 'sehen 35)  Compen- 
diums  zu  gedenken,  das  von  einigen  gelegentlichen  Zusätzen  ab- 
gesehen natürlich  durchaus  in  seiner  früheren  Gestalt  erscheint. 
Eine  englische  Bearbeitung  3G)  desselben  Werkes  genügt  bei  Weitem 
nicht  allen  Anforderungen.  Dieyneue  Auflage  von  Fick's  37)  Wörter- 
buch ist  mit  dem  vierten ,  die  Indices  enthaltenden  Bande  abge- 
schlossen. Ein  neues  periodisches  Organ  neben  den  älteren  ähn- 
licher Tendenz  in  Deutschland  und  Frankreich  erwuchs  den 
indogermanischen  Studien  in  Bezzenberger's  38)  Beiträgen  zur  Kunde 
der  indogermanischen  Sprachen,  die  am  Schlüsse  des  Berichtjahres 
bis  zum  zweiten  Hefte  des  zweiten  Bandes  vorgeschritten  waren; 
auch  der  neunte  Band  der  Studien  zur  griechischen  und  lateini- 
schen Grammatik  von  Ourtius 39)  ist  seines  reichen  sprachwissen- 
schaftlichen Inhalts  wegen  und  mit  Beziehung  auf  eine  vom 
sprachwissenschaftlichen  Standpunkt  ausgehende  Becension  liier  be- 
sonders namhaft  zu  machen. 

Von  allgemeineren  Fragen  steht  noch  immer  die  nach  der 
Art  des  Verwandtschaftsverhältnisses  zwischen  den  indogermanischen 
Sprachen  auf  der  Tagesordnung  und  zwar  ist  sie  hauptsächlich 
mit  Rücksicht  auf  die  europäischen  Sprachen  behandelt  worden. 
So  richtet    sich    ein  Artikel    J.   Schmidt's*®)    gegen    die  Annahme 


34)  Leon  Va'isse.  Notes  pour  servir  ä.  l'histoire  des  machines  parlantes: 
Memoires  de  la  Soc.  de  Linguist.   III,  p.  257 — 268. 

35)  Compendium  der  vergleichenden  Grammatik  der  indogermanischen 
Sprachen.  Kurzer  Ahriss  einer  Laut-  und  Formenlehre  der  indogermanischen 
Ursprache,  des  altindischen,  alteranischen  .  .  .  von  August  Schleicher.  Vierte 
Auflage.     Weimar  (Böhlau)   1876.     XVIII,  829  pp.  %  8.     17,50    M.. 

36)  August  Schleicher.  A  compendium  of  the  Indo-European,  Sanskrit. 
Greek,  and  Latin  languages.  Translated  from  the  third  German  edition  hy 
Herbert  Bendall.  Part  II.  Morphology.  London  (Trübuer)  1877.  VIII,  104 
pp.     8.     6   s.  —  Vgl.  Ac,  31.  März   1877,  p.  278. 

37)  Vergleichendes  Wörterbuch  der  Indogermanischen  Sprachen,  sprach- 
geschichtlich angeordnet  von  August  Fich.  Vierter  Band  enthaltend  Nachwort 
und  die  Indices  von  Dr.  A.  Führer.  Dritte  umgearbeitete  Auflage.  Göttingen 
(Vandenhoeck  &  Ruprecht)   1876.     503  pp.     8.      10  M. 

38)  Beiträge  zur  Kunde  der  indogermanischen  Sprachen  herausgegeben  von 
Dr.  Adalbert  Bezzenberger.  Erster  Band.  Göttingen  (Peppmiiller)  1877.  356 
pp.  8.  7,50  M.  Zweiter  Band.  p.  1 — 192.  —  rec.  von  H.  Osthoff  in  JLZ. 
1876,  Art.  650;  von  G.  Meyer  in  Ztschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  XXVII,  11,  p. 
835;  von  C.  Hentze  in  Phil.  Anz.  VIII,  p.  15;  von  K.  Zacher  in  Ztschr.  f. 
deutsche  Phil.  IX,  p.  254;  Selbstanzeige  des  Herausgebers  in  GGA.  1877,  p.  833. 

39)  Studien  zur  griechischen  und  lateinischen  Grammatik,  herausgegeben 
von  Georg  Curtius  und  Karl  Brugman.  Band  IX.  Leipzig  (Hirzel)  1876. 
V,  471  pp.     8.     9  M.  —  rec.  von  J.  Schmidt  in  JLZ.   1877,  Art.  691. 

40)  Johannes  Schmidt.  Was  beweist  das  e  der  europäischen  Sprachen 
für  die  Annahme  einer  einheitlichen  europäischen  Grundsprache?  Zeitsehr.  f. 
vgl.  Sprachf.  XXIII,  p.  333—375. 


26     Kuhn,  aUgem.  Sprachwissenschaft  und  vergleichende  Grammatik 

einer  besonderen  europäischen  Grundsprache;  gegen  einige  Argu- 
mente desselben  hat  Bezzenberger*1)  Einspruch  erhoben.  Ein 
Hauptinteresse  concentrirt  sich  dabei  natürlich  auf  das  Yerhältniss 
des  Slavisch-Litauischen  zum  Germanischen;  die  darüber  von  der 
Jablonowski' sehen  Gesellschaft  gestellte  Preisfrage  hat  durch  Hassen- 
ramp  eine  durchaus  unzureichende,  durch  Leskien*-)  eine  sach- 
kundige und  kritisch  besonnene  Beantwortung  ei-halten;  Leskien 
hat  zudem  in  der  Einleitung  seine  Ansichten  über  die  Stammbaum- 
frage ausführlicher  auseinandergesetzt.  So  wenig  ein  bestimmtes 
Schlussergebniss  für  die  nächste  Zukunft  abzusehen  ist,  es  dürfte 
sich  doch  schon  jetzt  für  jeden  Unbefangenen  herausstellen,  dass 
jedenfalls  die  Stammbaumtheorie  in  ihrer  alten  Gestalt  und  nament- 
lich in  ihrer  stricten  Durchführung  unhaltbar  ist.  Mit  Rücksicht 
auf  die  geographischen  Erwägungen,  die  bei  der  Stammbaumfrage 
eigentlich  unerlässlich  sind,  kann  hier  auch  noch  ein  dilettantisch- 
phantastischer, aber  in  manchem  Betracht  origineller  Aufsatz  des 
verstorbenen  Nationalökonomen  Faucher*3)  erwähnt  werden,  in 
welchem  eine  ursprünglich  europäische  Heimat  der  Indogermanen 
nachgewiesen  werden  soll.  Mit  methodologischen  Erörterungen 
über  die  Spaltung  einer  Sprache  in  mehrere  lautverschiedene  be- 
scliäftigt  sich  ein  Aufsatz  Benfey's  44),  der  später  in  grösserer  Aus- 
führlichkeit erneuert  werden  soll. 

Ueber   die    ursprachlichen    Hypothesen    referirt    das    fleissige 
Buch  von  Pezzi*h),  während  BrSal*6)  in  einer  sehr  beachtenswerthen 


41)  Adalbert  Beszenberger.  Gibt  es  ein  europäisches  «4?  Beiträge  z. 
Kunde  d.  indogerm.  Spr.  II,  p.   141 — 151. 

42)  Die  Declination  im  Slavisch-Litauischen  und  Germanischen.  Von  Ä 
Leskien.  Leipzig  (Hirzel)  1876.  XXIX,  158  pp.  8.  5  M.  —  Ueber  den 
Zusammenhang  des  lettoslavischen  und  germanischen  Sprachstammes.  Von  Dr. 
R.  Hassencamp.  ebd.  VI .  64  pp.  8.  3  M.  [Preisschriften  gekrönt  und 
herausgegeben  von  der  Fürstlich-Jablonowski'sehen  Gesellschaft  zu  Leipzig.  XIX 
und  NX  |  -  rec.  von  W.  Braune  in  LC.  1877,  Sp.  47;  von  J.  Schmidt  in 
JLZ.  1877,  Art.  247;  von  F.  Bechtel  in  Anzeiger  f.  deutsch.  Alterth.  III,  p. 
215  252,  vgl.  IV.  p.  80;  von  Heinrich  Zimmer  in  Archiv  f.  slav.  Phil.  II, 
p.   338—348. 

43")  Gedanken  über  die  Herkunft  der  Sprache.  Von  Julius  Faucher.  XII. 
K'm  Völkerbraukessel:  Vierteljahr  schritt  für  Volkswirtschaft.  Band  LH.  1876, 
p.   130—195. 

11  i  Die  Spaltung  einer  Sprache  in  mehrere  lautverschiedene  Sprachen.  Von 
Theodor  Bcnfcy.  Naehr.  v.  d.  K.  Gosellsch  d.  Wiss.  zu  Göttingen  1877.  p. 
533—558. 

45)  Domenico  Pezzi.  Glottologia  aria  recentissima.  Cenni  storico-critiri 
Torino  (Loescher)  1876.  XVI,  L92  pp.  s.  5  1.  —  rec.  von//.  Hübschmann 
in  JLZ.   1878,  Art    86;   \  <>)i   .1.  de   Gubernatis  in  BISO.  I,  p.   196. 

46)  Michel  Breal.  Examen  critique  de  quelques  theories  relatives  k  la 
langue  mere  indo-enropeenne:  Journal  des  Savants,  October  1876,  p.  632 — 652. 
[Separatabdruck  mit  dem  Haupttitel:  La  langue  indo-europeenne.  Articlo  de  M. 
Michel   Brial       20   pp.      4.1      Wiederholt  als:  Los  raciues  indo-europeenncs  in: 


der  indogermanischen  Sprachen.  27 

Abhandlung  die  schwachen  Seiten  derartiger  Reconstructionen  der 
indogermanischen  Grundsprache  treffend  aufgezeigt  hat;  Ascoli's*1) 
ursprachliche  Untersuchungen  verknüpfen  sich  ihm  mit  dem 
Problem  einer  arisch  -  semitischen  Sprachverwandtschaft,  das  an 
Noeldeehen**)  einen  neuen,  wenn  gleich  nicht  mit  Erfolg  belohn- 
ten Anwalt  gefunden  hat.  Die  Unhaltbarkeit  von  R.  von  Raumer 's 
letzten  Aeusserungen  über  diesen  Gegenstand  hat  Whitney  49)  vor 
der  American  Philological  Association  zur  Genüge  dargethan.  Weit 
bedenklicher  ist  freilich  noch  Taylors  50)  Versuch  zwischen  Etrus- 
kisch  und  Akkadisch  verwandtschaftliche  Beziehungen  nachzuweisen. 
Einige  weitere  Arbeiten  ähnlichen  Inhalts  übergehen  wir  ohne 
Weiteres. 

Li  der  Lautlehre  ist  Brugman  das  Verdienst  nicht  abzu- 
sprechen, durch  seine  Abhandlung  über  die  „nasalis  sonans"51)  einer- 
seits, die  Annahme  mehrerer  grundsprachlicher  «-Laute  (in  dem 
unter  No.  64  nochmals  zu  erwähnenden  Aufsatze)  andererseits 
neue  Fragen  über  den  indogermanischen  Vocalismus  kühn  angeregt 
zu  haben,  so  viel  Problematisches  diese  etwas  rasch  hingeworfenen 
Arbeiten  auch  enthalten  mögen.  Sievers 52)  hat  in  einem  Artikel 
zur  Accent-  und  Lautlehre  der  germanischen  Sprachen  auch  über 
den  Unterschied  der  Verbindungen  ya  und  ia  im  Vedadialekt  wie 
in  den  sonstigen  indogermanischen  Sprachen  werthvolle  Unter- 
suchungen  niedergelegt.      Zur  Lehre   von   den  Consonanten  haben 


Michel  Brial.  Melanges  de  mythologie  et  de  linguistique ,  p.  375 — 411.  — 
rec.  von  A.  de  Gubernatis  in  BISO.  I,  p.  194;  vergl.  auch  E.  Renan  in  JA. 
VII,   10,   p.    16. 

47)  Squarci  d'una  lettera  concernente  le  ricostrnzioni  paleontologiche  della 
parola:  G.  I.  Ascoli.  Studj  critici.  II,  p.  1 — 30.  —  Auf  arisch-semitische 
Verwandtschaft  bezieht  sich  auch  eine  neue  Anmerkung  zu  einem  alteren  Auf- 
satze ebd.  p.  51 — 62. 

48)  Dr.  Ernst  JSoeldechen.  Semitische  Glossen  zu  Fick  und  Curtius. 
Ein  Versuch.  Magdeburg  (Albert  Rathke)  1876—77.  94  pp.  4.  2,25  M. 
[Progr.  des  Königlichen  Dom-Gymnasiums.]  —  rec.  von  Friedrich  Delitzsch  in 
LC.   1877,  Sp.   791;  von   Lt.  Stade  in  JLZ.    1877,  Art.  400. 

49)  Proccedings  of  the  eighth  annual  session  of  tho  American  Philol.  Asso- 
ciation. Hartford  1876,  p.  27 — 28  mit  Beziehung  auf:  R.  von  Raumer.  Send- 
schreiben an  Herrn  Professor  Whitney  über  die  Urverwandtschaft  der  semitischen 
und  indogermanischen  Sprachen.  Frankfurt  a'M.  (Heyder  &  Zimmer)  1876. 
20  pp.     8.     0,50  M. 

50)  Accad  and  Resen;  or ,  the  Relatious  between  the  Languages  of  the 
Accadians  and  the  Rasenna.  By  the  Rev.  Isaac  Taylor,  M.  A.:  Transactions 
of  the  second  session  of  the  international  Congress  of  Orientalists,  p.  163 — 176. 

51)  Nasalis  sonans  in  der  indogermanischen  Grundsprache.  Von  Karl, 
Brugman:  Studien  z.  griech.  u.  lat.  Gramm.  IX,  p.  285 — 338;  vergl.  p. 
469—471. 

52)  E.  Sievers.  Zur  Accent-  und  Lautlehre  der  germanischen  Sprachen. 
III.  Zum  vocalischcn  Auslautsgesetz:  Beitr.  z.  Gesch.  der  deutsch.  Spr.  u.  Lit.. 
hrsg.  von  Hermann  Paul  und  Wilhelm  Braune.  V,  p.  101—163  (speciell 
p.  125—151). 


28      Kuhn,  öligem.  Sprachwissenschaft  und  vergleichende  Grammatik 

Hübschmann^),  Bezzenberger 54) ,  Bechfel55)  und  Benfey66)  Bei- 
träge  geliefert.  Die  Einleitung  zu  Masing's 57)  Hauptformen  des 
serbisch- chorwatisclien  Accents  enthält  manches  Beachtenswert  he 
zur  Accentlehre,  ein  einzelner  Punkt  darin  hat  Benfey5s)  zu 
Reclamation  eines  literarischen  Eigenthums  Anlass  gegeben.  Ueber 
die  Accentuation  der  Adjectiva  auf  u  handelte  Bezzenberger 59). 
Wackernagel60)  lieferte  mit  grossem  Scharfsinn  den  Nachweis, 
dass  das  griechische  Verbum  hinsichtlich  seines  Accents  sich  ur- 
sprünglich wie  das  indische  an  das  vorangehende  Wort  enklitisch 
anschloss,  woraus  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  zu  folgern  ist, 
dass  schon  die  Grundsprache  dasselbe  Verfahren  befolgte. 

Neue  Ansichten  über  die  Natur  der  mit  Suffixen  gebildeten 
Nominalstämme  hat  am  Griechischen  Fick61)  darzulegen  gesucht; 
es  würden  danach  eine  Reihe  der  gebräuchlichsten  Nominalbildungen 
erst  aus  gleichlautenden  Verbalstämmen  hervorgegangen  sein,  eine 
Anschauung,  von  deren  Richtigkeit  wir  uns  einstweilen  nicht  recht 
überzeugen  können.  Einen  brauchbareren  Beitrag  zur  Suffixlehre  ver- 
danken wir  noch  de  Saussure  62).     Auf  dem  Gebiete  der  Flexions- 


53)  H.  Hübschmann.  g\  gh1  im  Sanskrit  und  Iranischen:  Ztschr.  f.  vgl. 
Sprachf.  XXIII,  p.  384— 400! 

54)  Adalbert  Bezzenberger.  Zu  den  beiden  Gutturalreihen:  Beiträge  z. 
Kunde  d.  indogerm.  Spr.  II,  p.   151—158:  vgl.  p.   190—191. 

55)  Ueber  gegenseitige  Assimilation  und  Dissimilation  der  beiden  Zitter- 
laute in  den  ältesten  Phasen  des  Indogermanischen.  Eine  sprachgeschichtliche 
Untersuchung  von  Fritz  Buchtel.  Göttingen  (Peppmüller)  1S7G.  68  pp.  8. 
1,80   M.     [Göttinger  Inaugural-Dissertation.] 

56)  D  statt  N.  Von  Theodor  Bcnfey.  Nachr.  v.  d.  K  Gesellsch.  d.  Wiss. 
zu  Göttingen    1877,  p.  573—588. 

57)  Die  Hauptformen  des  Serbisch-Chorwatischen  Accents.  Nebst  einleiten- 
den Bemerkungen  zur  Accentlehre  insbesondere  des  Griechischen  und  des  San- 
skrit. [Leipziger]  Inauguraldissertation  von  Leonlord  Masing.  St.-Petersburg, 
Leipzig  (Voss)  IST»;.  VII.  96  pp.  4.  2,70  M.  [Memoires  de  l'Academie  Im- 
periale des  Sciences  de  St.-Petersbourg,  VIP   Serie,  Tome  XXIII,   No.  5.] 

58)  Wahrung  seines  Rechtes.  Von  Th.  Benfeg:  Nachr.  von  der  K  (Je 
sellsch.  d.  Wiss.  zu  Göttingen  1877,  p.  GG — 72  —  abgedruckt  in:  Vedica,  p. 
165—170. 

59)  Adalbert  Bezzenberger.  Eine  indogermanische  Accentregel :  Beiträge 
Z     Kunde   der    indogerm.    Spr.    II.  p.   123  — 130. 

60)  ./.  Wackernagel.  Wer  griechische  Verbalaccent:  Zeitschr.  f.  vgl. 
Sprachf.    XXIII.  p.   457—470;  vgl.  p.  524. 

61)  A.  Fiel:.  Die  suffixlosen  Nomina  der  griechischen  Sprache.  I  Zum 
sogenannten  «-Suffix  im  Griechischen:  Beitr.  z.  Kunde  der  indogerm.  Spr.  I.  p, 
1 — 19.  —  A.  Fiel:  und  A.  Führer.  Die  suffixlosen  Nomina  '1er  griechischen 
Sprache.  II.  Zum  sogenannten  ^'a-Suffix  im  Griechischen:  ebd.  i>.  120— 143. 
—  /!.  /'VW..  Zum  x  Sui'ik  im  Griechischen:  ebd.  p.  '-':;1 — 248.  —  ders.  Die 
suffixlosen   Nomina   der  griechischen  Sprache.      III.  und  IV:    ebd,    p.  312 — 326. 

62)  Ferdinand  de  SauSSUre.  Le  Suffixe  -t-:  Memoires  do  la  Soe.  de 
Linguist.     III.  p.    L97-  209 


der  indogermanischen  Sprachen.  29 

lehre  nennen  wir  zuerst  die  Abhandlungen  von  Osthof '°3)  und  Brug- 
jwaw64)  zur  Geschichte  der  stammabstufenden  Declinationen,  denen 
das  Streben  gerneinsam  ist,  nachzuweisen,  dass .  die  auf  Aecent- 
verhältnissen  beruhende  Stammabstufung  ursprünglich  viel  weiter 
ausgedehnt  war,  jedoch  schon  in  den  älteren  Perioden  der  einzelnen 
indogermanischen  Sprachen  durch  das  mächtige  Wirken  der  Analogie 
bedeutende  Einbussen  erlitt.  Ebenso  bemüht  sich  Paul 65)  in  einer 
umfangreichen  Arbeit  über  die  Vocale  der  Plexions-  und  Ableitungs- 
silben in  den  ältesten  germanischen  Dialekten  durch  eine  längere 
theoretische  Erörterung  und  zahlreiche  einzelne  Deutungen  auch 
gemeinsam  indogermanischer  Flexions- ,  namentlich  Declinations- 
formen  demselben  Princip  der  Analogie  zu  grösserem  Ansehen  zu 
verhelfen.  Diese  durch  die  Arbeiten  verschiedener  Gelehrten  seit 
hinge  vorbereitete  Richtung  kann  bei  langsamerer  Arbeitsweise  und 
geringerer  Einseitigkeit  für  die  Formenlehre  der  indogermanischen 
Sprachen  von  hoher  Wichtigkeit  werden.  Ueber  einige  Casus- 
suffixe  äusserten  sich  ferner  Fleh1"6)  und  Bezzenberger 67).  Ben- 
fey's66)  Abhandlung  über  die  urspriingliche  Form  des  Themas  der 
Zweizahl  enthält  auch  sonst,  namentlich  über  Zahlwörter,  manches 
Neue  und  Beachtenswerthe.  Mergnet69)  hat  seine  bekannte  Ansicht 
über  den  Ursprung  gewisser  indogermanischer  Tempusformen  von 
neuen  Gesichtspunkten  aus  zu  stützen  gesucht.  Die  geläufigen 
Anschauungen    über    die    Medialendungen    unterwarf     Whitney  '") 


63)  H.  Osthoff.  Zur  Frage  dos  Ursprungs  der  germanischen  N-Declination. 
(Nebst  einer  Theorie  über  die  ursprüngliche  Unterscheidung  starker  und 
schwacher  Casus  im  Indogermanischen):  Beitr.  z.  Gesch.  d.  deutsch.  Spr.  u.  Lit., 
hrsg.  von  Hermann  Paul  und  Wilhelm  Braune.  III,  p.  1 — 90;  vgl.  p. 
197—198.  556. 

64)  Zur  Geschichte  der  stammabstufenden  Declinationen.  Erste  Abhand- 
lung: Die  Nomina  auf  -AR-  und  -TAR-.  Von  Karl  Brugman:  Studien  z. 
griech.  u.  lat.  Gramm.  IX,    p.   361 — 406. 

65)  H.  Paul.  Die  Vocale  der  Flexions-  und  Ableitungssilben  in  den 
ältesten  germanischen  Dialecten :  Beitr.  z.  Gesch.  d.  deutsch.  Spr.  u.  Lit.,  hrsg. 
von  Hermann  Paul  und    Wilhelm  Braune.     IV,  p.  315 — 475. 

66)  A.  Pick,  tolfiv  innoif-iv  =  tayos  aevayos:  Beitr.  z.  Kunde  dir 
indogerm.  Spr.  I,  p.   67 — 68. 

67)  Adalbert  Bezzenberger.  Die  Genitivendung  -neun:  Beitr.  z.  Kunde 
der  indogerm.  Spr.  II,  p.   130 — 135. 

68)  Das  Indogermanische  Thema  des  Zahlworts  'Zwei'  ist  DU.  Von  Th. 
Benfey.  Aus  dem  einundzwanzigsten  Bande  der  Abhandlungen  der  Königlichen 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Göttingen.  Göttingen  (Dieterich)  lsTii. 
46    pp.     4.     2   M. 

69)  Dr.  H.  Mcrguet.  Ueber  den  Einfluss  der  Analogie  und  Difterenzirung 
auf  die  Gestaltung  der  Sprachformen.  Königsberg  (Nürmberger's  Sort.)  1876. 
16  pp.  4.  0,75  M.  [Programm  des  Königlichen  Wilhelms  -  Gymnasiums.]  — 
Vgl.  Ac.  10.  Februar  1877,  p.   121. 

70)  On  the  current  explanation  of  the  middle  endings  in  the  Indo-Euro- 
pean  verb,  by  Prof.  W.  D.  Whitney.  American  (Mental  Society.  Proceedings 
1870   and    1877,  p.   XIII— XV. 


30     Kahn,  eiligem.  Sprachwissenschaft  und  vergleichende  Grammatik 

einer  scharfsinnigen  Kritik.  Bergaigne n)  will  in  seiner  Arbeit 
über  den  Conjunctiv  und  Optativ  nach  eingehender  Kritik  seiner 
Vorgänger  einen  nominalen  Ursprung  dieser  Modi  erweisen.  Mit 
den  von  ihm  angenommenen,  wohl  einigermassen  hypothetischen 
Verbalstämmen  auf  ai  hat  Bezzenberger'1'1)  einige  vedische  Formen 
kühn  combinirt.  FcMst's731)  Versuch,  gewisse  lautliche  Unregel- 
mässigkeiten bei  der  Augmentbildung  zu  erklären,  muss  leider  als 
verfehlt  bezeichnet  werden.  Grassmanns li)  Aufsatz  über  den 
Ursprung  der  indogermanischen  Präpositionen,  die  letzte  Arbeit 
des  verdienten  Gelehrten,  wird  nur  Wenige  zu  überzeugen  ver- 
mögen. 

Holzweissig's 75)  Arbeit  über  die  localistische  Casustheorie 
hätte  als  eine  zusammenfassende  Darstellung  für  ferner  Stehende 
verdienstlich  sein  können,  wenn  sich  der  Verfasser  von  der  Ein- 
mischung gewagter  Hypothesen  fern  gehalten  hätte.  Sehr  mit 
Recht  hat  Breal 76)  darauf  hingewiesen,  dass  wie  in  den  finnischen, 
so  auch  in  den  indogermanischen  Sprachen  einst  eine  grössere 
Anzahl  von  Casus  vorhanden  gewesen  sein  könne.  Die  einen  groben 
syntaktischen  Fehler  involvirende,  aber  durchaus  begreifliche  Ver- 
wendung erstarrter  Nominative  in  Composition  u.  s.  w.  suchte 
Brugman11)  auf  das  richtige  Mass  zurückzuführen.  Eine  vortreff- 
liche Arbeit  ist  endlich  Bergaigne  's  78)  essai  über  die  historische 
Entwickelung  der  Wortstellung  in  den  älteren  indogermanischen 
Sprachen. 

Schliesslich  gedenken  wir  noch  der  fremden  Elemente  im 
indogermanischen    Wortschatz.       Ueber    semitische    Lehnworte    im 


71)  De  conjunetivi  et  optativi  in  indoeuropseis  Unguis  informatiune  et  vi 
antiquissima  facultati  litterarum  Parisiensi  thesim  proponebat  Abel  Bergaigne. 
Lutetisp.  Parisiorum  (Vieweg)   1877.      135  pp.      8.     4  fr. 

72)  Adalbert  Bezzenberger.  Ved.  acarait,  dsaparyait,  lit.  buwai:  Bei- 
träge z.  Kunde  d.  indogerm.  Spr.  II,  p.   158 — 160. 

73)  Zur  indogermanischen  Augmentbildung.     Inaugural- Dissertation 

von   Adolf  Faust.     Strassburg  (Trübner)  1877.     42  pp.     8.     1  M. 

74)  II.  Grassmann.  Ursprung  der  Präpositionen  im  Indogermanischen: 
Ztschr.   f.  vgl.  Sprachf.  XXIII,  p.   559—579. 

75)  Dr.  Fr.  Holzweissig.  Wahrheit  und  Irrthum  der  localistischon  Casus- 
theorie. Ein  Beitrag  zur  rationellen  Behandlung  der  griechischen  und  lateini- 
schen Casussyntax  auf  Grund  der  sicheren  Ergebnisse  der  vergleichenden  Sprach- 
forschung. Leipzig  (Teubner)  1877.  III,  88  pp.  8.  1,80  M.  —  rec.  von 
J.  Jelly  in  JLZ.  1877,  Art.  735;  von  Brugman  in  LC.  1878,  Sp.  89  (vgl. 
ebd.  Sp.  235). 

70)  Michel  Breal.  Sur  le  nombro  de  cas  de  la  declinaison  indo-europe- 
enne:   Memnires  do   la  Soc.   de  Linguist.  HI,  p.  322 — 324. 

77)  Erstarrte  Nominative.  Von  Karl  Brugman:  Studien  z.  griech.  u 
lat.  Gramm.  IX,  p.  257—271. 

78)  Abel  Bergaigne.  Essai  sur  la  construetion  grarnmaticale  considerde 
dans  snn  döveloppement  historique:  Bfemoires  de  la  Soc.  de  Linguist.  III,  p. 
1—51.    124—154.    1G9  — 18Ü. 


der  indogermanischen  Sprachen.  31 

älteren  Griechisch  handelte  A.  Müller1*)  mit  nüchterner  Besonnen- 
heit. Die  orientalischen  Elemente  des  Französischen  hat  Devic 8Ü) 
fleissig  zusammengestellt.  Auch  Pott's  und  Gildemeister' s  81)  Aus- 
führungen üher  Chemie  und  Alchymie ,  sowie  Himli/s 82)  Notiz 
über  einige  neugriechische  Ausdrücke  müssen  in  diesem  Zusammen- 
hange  erwähnt  werden. 

Zur  vergleichenden  Grammatik  der  semitischen  Sprachen  sind 
nur  ein  kleiner  Beitrag  Gruidi's*9)  und  zwei  Recensionen  Philippis?*) 
zu  verzeichnen. 


79)  August  Müller.  Semitische  Lehnworte  im  älteren  Griechisch:  Beitr. 
z.   Kunde   d.   indogerm.   Spr.   I,  p.   273 — 301. 

80)  Dictionnaire  etymologique  des  mots  francais  d'origine  Orientale  (arabe, 
persan,  turc,  hebreu,  malais),  par  L.  Marcel  Devic.  Paris  (Hachette)  1876. 
XVI,  279  pp.  8.  10  fr.  —  rec.  von  Luden  Gautier  in  RC.  1877,  Art  238; 
vgl.  auch  E.  Renan  in  JA.  VII,   10,  p.  57. 

81)  Chemie  oder  Chymie?  Von  A.F.Pott:  ZDMG.  XXX,  p.  C— 20.  — 
Alchymie.     Von  J.   Gildemeister:  ebd.  p.  534 — 538. 

82)  Ueber  einige  neugriechische  Ausdrücke.  Von  K.  Himljf:  ZDMG. 
XXXI,  p.   153—155. 

83)  Ignazio  Guidi  Filologia  e  glottologia  semitica.  I.  "O^ll  35n  P2T  y-|N. 
II.  Delle  radiei  na,  ta  (an,  at),  in  forme  verbali  delle  lingue  semitiche.  III.  Süll' 
origine  delle  masore  semitiche:  BISO.  I,  p.  422 — 434. 

84)  ZDMG.  XXX,  p.   366—389. 


32 


Zur    vergleichenden    Literaturgeschichte. 

Von 

E.  Kuhn. 

Die  historisch-vergleichende  Behandlung  der  kleineren  Literatur- 
stoffe, der  modernen  Mythologie,  des  Aberglaubens  u.  s.  w.,  welche 
ja  so  vielfach  auf  orientalische  Gebiete  hinüberschweift,  ist  durch 
eine  Menge  einzelner  Beiträge  gefördert  worden,  deren  einige  im 
Folgenden  verzeichnet  werden  sollen. 

Mancherlei  hierher  Gehöriges  enthält  vor  Allem  die  leider 
wieder  eingegangene  Zeitschrift  Melusine  J),  welche  ein  gediegenes 
Centralorgan  dieser  Forschungen  zu  werden  versprach.  Ueber  eine 
in  Ungarn  erscheinende  Zeitschrift  für  vergleichende  Literatur- 
wissenschaft 2)  lagen  uns  ausser  einem  bei  der  Zigeunerliteratur 
zu  erwähnenden  Separatabdruck  nur  beiläufige  Mittheilungen  vor. 
Die  neue  Auflage  von  Garcin  de  Tassy's3)  Allegories  gab  Li'eb- 
recht  zu  längerer  vergleichender  Besprechung  Anlass.  Stoffe,  die 
schon  dem  classischen  Alterthum  bekannt  waren,  behandelten 
Grisebach  x)  in  der  dritten  Auflage  der  „treulosen  Witwe",  mit 
einem  gewissen  äusserlichen  Geschick,  aber  ohne  wissenschaftliche 
Gründlichkeit,  und  Bacher5),    der  in  einer  kurzen  Notiz  auf  eine 


1)  Melusine.  Revue  de  mythologie,  litterature  popuküre,  traditions  et  usages, 
dirig^e  par  H.  Gaidoz  et  K.  Rolland.  Premiere  annee.  Paris  (Viaut)  1877. 
4.  15  fr.,  ausserhalb  Frankreichs  10  fr.  Ahonnementspreis.  —  rec.  von  Ii.  Köhler 
in  JLZ.  1877,  Art,  236. 

•_' i  Összehasonlitö  Irodalomtortenelmi  Lapok.  Zeitschrift  für  vergleichende 
Litteratur.  Brsg.  von  Dr.  Samuel  Braasai  und  Dr.  Hugo  v.  Meltzl.  Kolosvar 
[Klausenburg]    1*77.  —   Vgl.  TR.  XI,  p.  49.     Ausland   ->.  Juli  1877,  p.  540. 

'.',)  Garcin  de  Tasxy.  Allegories,  recits  poetiques  et  chants  populaires, 
traduits  de  l'arabe,  du  persan,  de  L'hindoustani  et  du  tun-.  Seconde  Edition. 
Paris  (Leroux)  ls7t>.  640  pp.  8.  12  fr.  —  Vgl.  Zur  orientalischen  Litteratur. 
Von  Felix  Liehrecht,:  Archiv  f.  Litteraturgesch.  VI,  p.  583 — G08. 

Ii  Eduard  Grisebach.  Die  treulose  Witwe,  eine  chiuesischo  Novelle  und 
ihn-  Wanderung  durch  die  Weltliteratur.  Dritte  Auflage.  Stuttgart  (Kröner) 
L877.      L28   pp,     8.     3  M.  —  rec.  von  Erwin  liohde  in  JLZ.  1877,  Art.  408; 

in     RC      1877,    Art.    101. 

5)  Der  Males  gloriosus  des  Plautus  in  lool  Nacht..  Von  Dr.  Wilh.  Bacher: 
ZDMG    XXX,  p.  141      i  13. 


Kuhn,  zur  vergleichenden  Literaturgeschichte.  33 

orientalische  Parallele  zum  Miles  gloriosus  aufmerksam  machte. 
Eine  englische  Uebersetzung  der  Occidentalisches  und  Orientali- 
sches in  bunter  Mischung  enthaltenden  Gesta  Romanorani 6)  darf 
wegen  einer  Sanskrit-Parallelen  beibringenden  Eecension  Tawney's 
nicht  übergangen  werden.  Der  syrische  Text  von  Kalilag  und 
Damnag 7)  wird  bei  der  aramäischen  Literatur  des  Genaueren 
zu  erwähnen  sein.  Ein  altrussischer  Text  des  ^TSfpavirrjg  xcü 
']%vrjÄaTrjg  b)  ist  nebst  einer  literarhistorischen  Einleitung  Buhja- 
kav's  und  anderen  Beigaben  durch  eine  russische  Gesellschaft  ver- 
öffentlicht worden.  Zur  Literatur  der  Vetälapancavirncati  und  der 
malaiischen  Bearbeitungen  von  Pancatantra  und  Cukasaptati  gehört 
Tezcis 9)  Brief  an  R.  Köhler.  Die  im  Kärandavyüha  erzählte 
Höllenfahrt  des  Avalokitecvara  Bodhisattva  hat  Cowett10)  mit 
einem  ähnlichen  Berichte  des  Evangelium  Nicodemi  von  Christi 
Höllenfahrt  passend  zusammengestellt.  Veselovsky,  der  auch  dem 
Barlaam  und  Joasaph  l  *)  seine  Aufmerksamkeit  zuwandte ,  hat  ein 
interessantes,  orientalische,  namentlich  iranische  Elemente^  enthalten- 
des Denkmal  byzantinisch-slavischer  Literatur12)  in  Uebersetzung 
mitgetheilt  und  seine  einzelnen  Bestandtheile  kritisch  erörtert. 
An  denselben  europäischen  Literaturkreis  schliesst  sich  eine  von 
Blau  früher  (ZDMG.  XXVIII,  p.  569—570)  im  Original  mitgetheilte 
türkische  Parabel,  deren  gleichfalls  von  Blau  herrührende  Ueber- 
setzung jetzt  R.  Köhler  13)  bekannt  gemacht  hat.  Eine  altfranzö- 
sische Parallele  zu  einer  ZDMG.  XVI,  p.  527  mitgetheilten  persi- 
schen Sage  hat  Liebrecht 14)  besprochen   und   auf   eine    schon  von 


6)  Gesta  Romanorum ,  or  entertaining  moral  stories ,  translated  from  the 
Latin,  witli  preliminary  observations  and  copious  liotes,  by  the  Rev.  Charles 
Swan,  and  revised  and  corrected  by  Wynard  Hooper.  London  (George  Bell 
and  Sons)   1877.  —  rec.  von   C.  H.   Tawney  in  IAnt.  VU  (1878),  p.   31—32. 

7)  Vgl.  Heft  II,  p.   99,  No.   26. 

8)  Stefauit  i  Ichnilat.  Sanktpeterburg  1877.  G7,  117  pp.  8.  (No.  16 
der  Publicationen  des  Obscestvo  ljubitelej  drevnej  pisimennosti  [der  Gesell- 
schaft der  Freunde  des  alten   Schriftthums].) 

9)  Emilio  Teza.     Lettera  al  Dr.  R.  Köhler:  BISO.  I,  p.  322—331. 

10)  E.  B.  Coioell.  The  Northern  Buddhist  legend  of  Avalokites'wara's 
descent  into  the  hell  Avichi:  Journal  of  Philology  VI,  p.   222—231. 

11)  A.  N.  Veselovskij.  Vizantijskija  povestiyi  Barlaam  i  Joasaf  [Byzan- 
tinische Erzählungen  und  Barlaam  und  Joasaph]:  Zumal  Ministerstva  Narodnago 
Prosv^scenija  [Journal  des  Ministeriums  für  Volksaufklärung].  Cast  CXCII. 
St.  Peterburg   1877,  p.   122—159. 

12)  A.  Wesselofslcy.  Die  Sage  vom  babylonischen  Reich.  Ein  Bruchstück 
des  byzantinischen  Epos  in  russischer  Uebersetzung:  Archiv  f.  slav.  Phil.  II, 
p.   129  —  143.   308—333. 

13)  Ii.  Köhler.  Eine  türkische  Version  der  Condemnatio  uvae:  Archiv 
f.  slav.  Phil.  II,  p.  192—194.  —  Vgl.  Remhold  Köhler.  Zu  O.  Blau's  Grie- 
chisch-türkischen Sprach-Proben  aus  Mariupoler  Handschriften  (ZDMG.  XXVIII, 
562  ff.):  ZDMG.  XXXI,  p.  550   (s.  a.  p.  796). 

14)  F.  Liebrecht.  Zu  Marie  de  France:  Zeitschr.  f.  romaii.  Phil.  I, 
p.  90—91. 

Jahresbericht   1S76— 1877.    Heft  I.  3 


34  Kuhn,  zur  vergleichenden  Literaturgeschichte. 

Jakob  Grimm  (vgl.  A.  Kuhn  in  Zeitschr.  f.  vgl.  Sprachf.  XVII, 
p.  77)  beachtete  persische  Version  des  „Traums  vom  Schatz  auf 
der  Brücke"   Goicell 15)  von  Neuem  aufmerksam  gemacht. 

Zur  vergleichenden  Behandlung  der  Märchenstoffe  nennen  wir 
zunächst  eine  Notiz  Veselovskij's16),  in  der  eine  russische  Parallele 
zu  einem  Märchen  des  Tuti  Nameh,  der  Tausendundeinenacht,  des 
Kathäsaritsägara  und  des  Jätakabuches  besprochen  ist,  die  von 
slavischen  Märchen  ausgehenden  Erörterungen  von  Karlowicz  17J 
und  R.  Köliler  18)  und  des  letzteren  Anzeige  der  zweiten  Auflage 
von  Haltrich's  siebenbürgischen  Märchen  19)  nebst  einer  beiläufigen 
Notiz  zu  dem  Märchen  von  der  Thiersprache2").  Die  centralasiatische 
Version  eines  weit  verbreiteten  Märchens  veröffentlichte  in  Original 
und  Ueb  er  Setzung  Shato2*)  in  seiner  später  nochmals  zu  erwähnen- 
den Arbeit  über  die  Ghalchah-Dialekte.  Ueber  die  sehr  berechtigten 
Zweifel  eines  Herrn  Emmanuel  Losquin  an  sogenannten  „arischen" 
Märchen  hat  das  Ausland  22)  Einiges  mitgetheilt. 

Den  Zusammenhang  zwischen  Eulenspiegel,  Aesop,  Loqman 
und  Ravendi  fasst  Landsberger 23)  ins  Auge  und  den  nur  noch 
lose  mit  dem  Orient  verknüpften  ewigen  Juden  bespricht  Schoebel 24) 
in  längerer,  sachlich  wenig  befriedigender  Auseinandersetzung. 

Auf  dem  Gebiete  der  geographischen  Mythen  fährt  Zarncke  25) 
fort,  die  Quellen  über  den  Priester  Johannes  kritisch  zu  sichten. 
Zwei  Sagen  fferodot's  (III,  102 — 105.     IV,    7)    über    den    fernen 


15)  E.  B.  Cowell.  The  legend  of  the  Chapman  of  Swaffham  Chureh: 
Journal  of  Philology  VI,  p.   189—195. 

16)  A.  N.  Veselovslcij .  Istorikoliteraturnyja  zametki  [Literaturhistorische 
Notizen]:  Filologieeskija  zapiski  [Philologische  Memoiren].  Voronez  187G, 
Heft  6,  p.   1  —  12.  —  Vgl.  Archiv  f.  slav.  Phil.  II,  p.   406—407. 

17)  Jean  Karlowicz.  La  belle  Melusine  et  la  reine  Van  da:  Archiv  f. 
slav.  Phil.  II,  p.   594—609. 

18)  V.  Jagic  und  R.  Köhler.  Aus  dem  südslavischen  Märchenschatz: 
Archiv  f.  slav.  Phil.  II,  p.   614—041. 

19)  JLZ.   1877,  Art.  560. 

20)  Zeitschr.  f.  deutsch.  Alterth.  XXI,   p.   144. 

21)  JASB.  Vol.  XLVI,  Part  I,  No.  II.  —   1877.     Vgl.  unten  p.  81,  No.  53. 

22)  M.L.     Märchentheorien:  Das  Ausland  5.  Februar  1877,  p.   113—115. 

23)  Volksiiguren  von  Dr.  Julius  Landsberger:  Beilage  zur  AAZ.  30.  Sept. 
1877,  p.  4106—4108. 

24)  Charles  Schoebel.  La  legende  du  Juif-Errant:  liev.  de  Linguist.  IX, 
p.  307 — 344.  X,  p.  3 — 33.  —  Auch  im  Separatabdruck.  Paris  (Maisonneuve) 
1877.  83  pp.  8.  —  Danach:  Der  ewige  Jude:  Das  Ausland  20.  August  1877, 
p.  679—08(1. 

25-)  Der  Priester  Johannes,  zweite  Abhandlung,  enthaltend  Capitel  IV,  V 
und  VI,  von  Friedrich  Zarncke.  Des  VIII  Bandes  der  Abhandlungen  der 
philologisch-historischen  ('lasse  der  Königl.  Sächsischen  Gesollschaft  der  Wissen- 
schaften Nr.  1.  Leipzig  (Hirzel)  1876.  186  pp.  8.  8  M.  -  -  rec.  von 
Stein  meyer  in  An/,    f,   deutsch.  Alterth,   III,  p.   165. 


Kuhn,  zur  vergleichenden  Literaturgeschichte.  35 

Osten  bespricht  nach  Schiern' s  Vorgange  Rasmussen  26).  Der  er- 
neute Abdruck  einschlägiger  Abhandlungen  Peschel's  in  dem  p.  6, 
No.  36  erwähnten  Buche  veranlasste  einen  zusammenfassenden 
Aufsatz  der  Grenzboten 27).  Auch  Sai/ce's  28)  Mittheilungen  über 
Cyclopen  und  Pygmäen  nach  chinesischen  und  anderen  Berichten 
mögen  hier  angeschlossen  sein. 

Für  die  orientalischen  Beziehungen  mittelalterlicher  und  mo- 
derner Mythologie  und  Aberglaubens  verweisen  wir  neben  dem 
äthiopischen  Physiologus  2<J)  auf  die  von  Staunens  werther  Gelehrsam- 
keit zeugenden  Beiträge  Grünbavm's3*1),  zwei  kleinere  Miscellen 
Liebrecht' s31)  und  eine  Notiz  Schere)- 's3'2)  über  die  talmudische 
Quelle  eines  mittelalterlichen  Mythus. 

Eine  bereits  früher  (JRAS.  N.  S.  VII,  p.  339  —  352) 
veröffentlichte  Abhandlung  Long's 33)  über  orientalische  Sprich- 
wörter wurde  in  den  Verhandlungen  des  Londoner  Orientalisten- 
congresses  nochmals  erneuert.  Orientalisches  bei  Lessing  besprach 
Boxberyer  34). 

Mit  der  Geschichte  der  magischen  Quadrate  beschäftigte  sich 
Günther 35) ;  zur  Schachkunde  lieferte  Himly 36)  einen  kleinen 
Beitrag. 


20)  A.  Razmusen.  O  dvuchvpredanijach  a  Gerodota.  [A.  Rasmussen. 
Ueber  zwei  Sagen  bei  Herodot]:  Zumal  Ministerstva  Narodnago  Prosvescenija 
[Journal  des  Ministeriums  für  Volksaufklärung].  Gast  CLXXXVI.  St.  Peter- 
burg   1876,  p.  45 — 64. 

27)  Geographische  Sagen  und  Mythen.  I.  II:  Grenzboten,  Jahrgang  1877. 
Drittes  Vierteljahr,  p.  221—233.  271—279. 

28)  Lettera  da  Oxford:  BISO.  I,  p.  317—318. 

29)  Vgl.  Heft  II,  p.   171,  No  4. 

30)  Vgl.  Heft  II,  p.  79,  No  68. 

31)  Miscellen.     Von  Felix  Liebrecht:  ZDMG.  XXX,  p.  539—542. 

32)  W.  Scherer.  Die  vier  Töchter  Gottes:  Zeitschr.  f.  deutsch.  Alterth. 
XXI,  p.  414—416. 

33)  Oriental  proverbs  and  their  uses,  in  sociology,  philology,  and  education. 
By  the  Rev.  J.  Long:  Transactions  of  the  second  session  of  the  international 
congress  of  orientalists ,  p.  380 — 395. 

34)  Zu  Lessings  Dichtungen.  Von  Robert  Boxberger:  Archiv  f.  Litteratur- 
gesch.  VII,  p.  24—32. 

35)  Historische  Studien  über  die  magischen  Quadrate:  Cap.  IV  in  Sieg- 
mund Günther.  Vermischte  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  mathematischen 
Wissenschaften.  Mit  in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten  und  4  lithographi- 
schen Tafeln.  Leipzig  (Teubner)  1876.  VHI,  352  pp.  8.  9  M.  —  rec.  von 
M.   Curtze  in  JLZ.   1877,  Art.  330. 

36)  Aus  einem  Briefe  des  Herrn  Kais.  Dolmetscher  K.  Himly  an  den 
Herausgeber:   ZDMG.  XXXI,  p    155—156. 


36 


Varia  zur  orientalischen  Philologie. 

Von 
£.  Kahn. 

Indem  wir  uns  eine  allgemeine  Uebersicht  über  den  Stand 
der  verschiedenen  orientalistischen  Zeitschriften  für  den  nächsten 
Jahresbericht  vorbehalten,  verzeichnen  wir  an  dieser  Stelle  zunächst 
die  Berichte  über  die  Orientalistencongresse  von  Paris  *),  London  2), 
St.  Petersburg3)  und  Marseille4).  Gtldemeister's 5)  nun  vollendeten 
Katalog  der  Bonner  orientalischen  Handschriften,  das  dankens- 
werthe  Verzeichniss  derer  der  Hallischen  Waisenhausbibliothek 6) 
und  das  neueste  Heft  des  Leidener  Kataloges  '')  mit  den  Indices 
zu  den  arabischen,    persischen,   türkischen  und  hebräischen  Hand- 


1)  Congres  international  des  orientalistes.  Compte  rendu  de  la  premiere 
Session,  ä  Paris  1873.  Tome  II,  avec  planches  et  figures  interealees  dans  le 
texte.     Paris  (Maisonneuve)   1876.     532   pp.  et  5  pl.      8.     25  fr. 

2)  Transactions  of  the  second  session  of  the  international  congress  of  orien- 
talists  held  in  London,  September  1874.  Edited  by  R.  K.  Douglas.  London 
(Trübner)   1877.     464  pp.     8.     21  s. 

3)  Bulletin  du  congres  international  des  orientalistes.  Session  de  1876  ä 
St.-Petersbourg.  St.-Petersbourg  (impr.  Trenke  et  Fasnot)  1876.  X.  147  pp. 
8.  —  Vgl.  auch  Russische  Revue  1876,  Bd.  9,  p.  323—341.  400—420.  Nuova 
Antologia  See.  Ser.  Vol.  III,  Nov.   1876,  p.  559—583.     BISO.  I,  p.   154—158. 

4;  Congres  des  orientalistes  de  Marseille.  4 — 10  Octobre  1876.  2<=  session 
des  congres  provinciaux  des  orientalistes.  Compte  rendu  des  travaux  du  congres. 
Marseille  (impr.  Olive)   1877.     464  pp.  et  4  pl.      8.     [Nicht  im  Handel.] 

5)  Catalogus  librorum  manu  scriptorum  orientalium  in  bibliotheca  academica 
Bonnensi  servatorum  adornavit  Joannes  Gilderaeister.  Bonnae  (Litteris  C. 
Georgi)  1864—1876.  VI,  154  pp.  4.  —  rec.  in  LC.  1877,  Sp.  33;  von 
Zotenberg  in  JA.  VII,  8,  p.  .'57  7. 

6)  Verzeichniss  der  orientalischen  Handschriften  der  Bibliothek  des  Hallischen 
Waisenhauses  von  Fr.  Aug.  Arnold  und  Aug.  Müller.  Besonders  abgedruckt 
aus  dem  Programm  der  Lateinischen  Hauptschule.  Halle  (Buchdruckerei  des 
Waisenhauses)    1876.      L6   pp.     4.  —  rec.  in  LC.  1877,  Sp.  33. 

7)  Catalogus  codicum  orientalium  bibliothecae  academieae  Lugduno-Batavae 
auetore  Dr.  M.  Th.  Houtsma.  Volumen  sextum.  Pars  prior.  Lugduni  Bata- 
voriuu  (Brill)   1877.     234   pp.     8.     2,90  B.  —  rec.  in   LC.   1877.  Sp.  926. 


Kahn,   Varia  zur  orientalischen  Philologie.  37 

Schriften.  Die  einzelnen  in  de  Lagarde's  8)  Symmicta  vereinigten 
Aufsätze  werden  gehörigen  Orts  zu  besprechen  sein,  ebenso  die 
verschiedenen  Hefte  der  International  Nuinismata  Orientalia  9),  deren 
weitere  Fortführung  leider  wenig  gesichert  erscheint,  und  einzelne 
Stellen  des  für  ältere  orientalische  Numismatik  nicht  unwichtigen 
Werkes  von  Friedländer  und  von  Sollet 10)  über  das  Berliner 
Münzkabinet.  Auch  die  von  der  Palaeographical  Society11)  publi- 
cirten  Facsimiles  der  verschiedenartigsten  orientalischen  Hand- 
schriften müssen  hier  ihre  Stelle  finden. 

Von  bibliographischen  Werken  ist  vor  allem  die  reichhaltige, 
aber  im  Einzelnen  der  Nachprüfimg  bedürfende  Bibliotheca  orien- 
talis  von  Friederici  12)  zu  nennen,  deren  erster  und  zweiter 
Jahrgang  dem  gegenwärtigen  Berichte  theilweise  zu  Gute  ge- 
kommen sind.  Ueber  die  lebendige  literarische  Production  in 
Indien    unterrichten    uns    die    officiellen  Büchercataloge 13),  welche 


8)  Symmicta  von  Paul  de  Lagarde.  Göttingen  (Dieterich)  1877.  IV, 
232  pp.  8.  5  M.  —  Selbstanzeige  dos  Verf.  in  GGA.  1877,  p.  449;  ausserdem 
rec,  von  Nestle  in   TliLZ.   1878,  No.   14;  in  Ac.   28.  Sept.   1878,  p.  321. 

9)  The  International  Nuinismata  Orientalia.  Edited  by  Edward  Thomas. 
Vol.  I.  London  (Trübner)  1874 — 1877.  £  3  13  s.  6  d.  —  rec.  von  John 
Evans  in  Numismatic  Chronicle  N.  S.  XVII,  p.  366.  —  Vgl.  über  Anfang  und 
eventuelle  Fortsetzung  des  Unternehmens  TR.   IX,  p.   132.  XI,  p.   19. 

10)  Das  Königliche  Münzkabinet.  Geschichte  und  Uebersicht  der  Samm- 
lung nebst  erklärender  Beschreibung  der  auf  Schautischen  ausgelegten  Auswahl 
von  Dr.  Julius  Friedländer  und  Dr.  Alfred  von  Sollet.  Zweite  vermehrte 
Auflage.  Mit  elf  Kupfertafeln.  Berlin  (Weidmann)  1877.  336  pp.  8.  8  M. 
—  rec.  von  C.  Bursion  in  JLZ.  1878,  Art.  257  ;  von  John  Evans  in  Numis- 
matic Chronicle  N.  S.  Vol.  XVII,  p.   367. 

11)  The  Palfeographical  Society.  Facsimiles  of  ancient  Manuscripts  etc. 
Oriental  Series.  Edited  by  William  Wright.  Part  I.  Photographed  and  priuted 
in  facsimile  by  Spencer,  Sawyer,  Bird  and  Co.  London  (Gilbert  and  Kivington) 
1875.  Part  II.  Photographed  and  printed  in  facsimile  by  the  Autotype  Company, 
ebd.  1877.  Zusammen  30  Blätter  Facsimile  mit  erklärendem  Text.  fol.  Sub- 
scriptionspreis  pro  Heft  15  s.  —  Vgl.  J.  Euting  in  ZDMG.  XXX,  p.  197 — 200. 
XXXI,  p.   791—795. 

12)  Bibliotheca  orientalis  oder  eine  vollständige  Liste  der  im  Jahre  1876 
in  Deutschland ,  Frankreich ,  England  und  den  Colonien  erschieneneu  Bücher, 
Broschüren,  Zeitschriften  etc.  über  die  Sprachen,  Religionen,  Antiquitäten,  Litera- 
turen, Geschichte  und  Geographie  des  Ostens.  Zusammengestellt  von  Karl 
Friederici.  Leipzig  (Otto  Schulze),  London  (Trübner)  [1877].  86  pp.  8. 
2  M.  —  Dasselbe.     Zweiter  Jahrgang,     ebd.  [1878].     IV,  92  pp.     8.     2,50  M. 

13)  a)  Assam  Library.  Catalogue  of  Books  and  Pamphlets  for  the  Quarter 
ending  31st  December,  1876  —  31st  March,  1877  —  30th  June,  1877  —  30th 
September,    1877   —   31st  December   1877.     5  Bl.     fol. 

b)  Appendix  to  the  Calcutta  Gazette.  Bengal  Library  Catalogue  of  Books 
for  the  Quarter  ending  31  December  1876  ...  —  31  December  1877.  43.  53. 
53.   59.  47   pp.     fol. 

c)  Catalogue  of  Books  printed  in  the  Bombay  Presideucy  during  the  Quarter 
ending  31st  December  1876  ...  —  31st  December  1877.  37.  27.  29.  35. 
31  pp      fol. 

d)  Catalogue  of  Books  and  Pamphlets  published  in  British  Burma  during 
the  fourth   Quarter  of  1876  ...  —  the  fourth  Quarter  of  1877.     5  Bl.     fol. 


38  Kuhn,   Varia  zur  orientalischen  Philologie. 

auf  gütige  Verwendung  des  Herrn  Prof.  Rost  der  Gesellschafts  - 
bibliothek  überwiesen  worden  sind,  aber  leider  diesmal  vom  Be- 
richterstatter wegen  Zeitmangels  nur  sehr  eklektisch  ausgenützt 
werden  konnten.  Einige  dieser  Cataloge  enthalten  dankenswerthe, 
zum  Theil  recht  ausführliche  Bemerkungen  über  die  verzeichneten 
Bücher. 


e)  Extract  from  the  Catalogue  of  Books  received  [in  the  Central  Provinces] 
during  the  Quarter  ending  30th  September   1877.      1   Bl.     fol. 

f)  A  Catalogue  of  Books  printed  in  the  Madras  Presidency  during  the  4th 
Quarter  of  1876  ...  —  the  2nd  Quarter  of  1877.  [Fort  St.  George  Gazette 
Supplement.]     pp.   61—73.   1—32.     fol. 

g)  A  Catalogue  of  Books  printed  in  the  Mysore  Province  during  the  4th 
Quarter  of  1876   ...  —  the  4th  Quarter  of  1877.     5'/2  Doppelbl.     fol. 

h)  1.  Statement  of  Particidars  regarding  Books,  Maps,  etc.,  published  in  the 
North-Western  Provinces,  during  the  4th  Quarter.  of  1876  ..  .  — 
the  3rd  Quarter  of  1877.     11.   7.   19.   45  pp.     fol. 

2.  Catalogue  of  Books  published  in  Oudh,  during  the  Quarter  ending 
.".Ist  December  1876  —  31st  March  1877.  [Supplement  to  „N.-W. 
P.   and  Oudh  Government  Gazette".]      11.   11  pp.     fol. 

3.  Statement  of  Partieulars  regarding  Books,  Maps,  etc.,  published  in 
the  North-Western  Provinces  and  Oudh ,  during  the  4th  Quarter  of 
1877.     24   pp.     fol. 

i)  Catalogue  of  Books  registered  in  the  Punjab  during  the  Quarter  ending 
31st  December  1876   ...  —   31st  December   1877.     32.  30.  34.  26.  22  pp.    fol. 


39 


Malaiisch  -  polynesische    und    melanesische 
Sprachen   und  Literaturen. 

Von 

G.  von  der  Gabelentz  und  H.  Kern. 

Mit,  Freuden  richten  wir  unseren  Blick  nach  der  Inselwelt  des 
indischen  und  stillen  Oceans.  Hier,  auf  dem  Sprachgebiete  der 
malaiischen  und  papuanischen  Basse,  herrscht  fortgesetzt  ein 
frisches,  vielverheissendes  Treiben.  Und  reizvoll  genug  ist  die 
Arbeit.  Es  sind  der  Sprachen  so  viele,  die  meisten  leicht  zu  er- 
lernen, dabei  von  entzückendem  Wohllaute,  immer  von  durchsich- 
tigem, zum  Theil  von  hoch  entwickeltem  Formenbaue.  Eine  voll- 
ständige Aufzählung  alles  des  hier  Geleisteten  liegt  jenseits  unseres 
Planes.  Die  von  Europäern  für  den  Unterricht  der  Eingeborenen 
geschriebenen  Schul-  und  Volksbücher  unterschätzen  wir  als  Hülfs- 
mittel  zur  Spracherlernung  keineswegs.  Allein,  um  nicht  allzusehr 
in's  Weite  zu  gehen,  beschränken  wir  uns  in  der  Hauptsache  auf 
die  Betrachtung  der  Werke  über  die  einheimischen  Sprachen  und 
Literaturen. 

Ein  neues  javanisches  Wörterbuch  von  Jansz  ')  ist  weniger 
reichhaltig  als  Roordas  bekanntes  Handwörterbuch,  enthält  jedoch 
auch  manche  Wörter,  welche  in  letzterem  fehlen.  Neue  Textaus- 
gaben sind,  ausser  einigen  Lesestücken  im  Javanischen  Almanach  2) 
nicht  erschienen,  oder  doch  den  Ref.  nicht  bekannt.  Des  verdienten, 
leider  am  6.  Februar  18  7G  verstorbenen  Cohen  Stuart  Brätä  Yudä- 
Ausgabe  wurde  neu  aufgelegt3).  Als  zweiten  Theil  zu  dem  1874 
erschienenen  Texte  der  Babad  tanah  Djawi  veröffentlichte  Meinsma 


1)  P.  Jansz.  Praktisch  Javaanseh-Nederlandsch  woordenboek  met  latijnsche 
Charakters.     Samarang  (van  Dorp  &  C.)   1876.     XIV,  675  pp.     8.   10  fl. 

2)  Javaansch  Almanak  voor  1877,  24ste  jaargang.  Samarang  (van  Dorp 
&  C.)    1876.     VIII,   120,  55,   17   pp.     16.     0,55  fl. 

3)  Brata-Joeda,  Serat  Brata-juda  Djarwa  sekar  matja-pat,  sampun  karesika- 
ken  mawi  tinanding-tanding  serat  panunggilan-ipun  katah  dening  tuwan  Cohen 
Stuart  ing  nagari  Surakarta.  Kaetjap  ing  pangetjapan-ipim  G.  C.  T.  van 
Dorp  &  C.     Samarang  1877.     203  pp.     8.     4  fl. 


40  von  der  Gabelentz  und  Kern,  malaiisch-polynesische 

einen  Band,  sprachliche  und  geschichtliche  Anmerkungen  enthal- 
tend4). Kern  hat  einen  Abschnitt  des  Ädiparvan  des  Mahäbhärata5) 
in  der  Kawi  -  Uebersetzung  nebst  Uebertragung  in's  Holländische 
und  Einleitung  herausgegeben,  desgleichen  eine  neujavanische  Be- 
arbeitung des  Jatugrhaparvan  (M.  Bh.  I,  Adhy.  141  ff.)6).  Ein 
anderer  Aufsatz  desselben 7)  bezieht  sich  zugleich  auf  Alt-  und 
Neujavanisch. 

Ein  neues  sundanesisches  Wörterbuch,  das  dritte,  wenn  man 
nächst  Rüjg's  Dictionary  noch  Grashuis  Woordenlijst  (1874)  mit- 
rechnet, verdanken  wir  der  gemeinsamen  Arbeit  der  Herren  Blusse 
und  Raden  Kartawinata 8).  Die  Sprache  ist  arm  an  Literatur, 
und  insofern  hat  die  neue ,  von  der  Niederl.  Bibelgenossenschaft 
herausgegebene  Bibelübersetzung 9)  für  die  Wissenschaft  verhält- 
nissmässig  hohen  Werth. 

Der  wissenschaftlichen  Erforschung  des  Malaiischen  ist  die 
praktische  Bedeutung  dieser  Sprache  als  gemeinen  Verkehrsmittels 
in  Niederl.  Indien  weniger  zu  gute  gekommen ,  als  man  erwarten 
könnte.  An  einer  umfänglichen,  freilich  wenig  originellen  Literatur 
fehlt  es  hier  nicht.  Ein  neuerdings  gedrucktes  Verzeichniss  von 
Handschriften,  grösstentheils  Ineditis  10),  beweist  dies  zur  Genüge. 
Die   neuen   Auflagen   von    Roorda's  * ')    und    Badmgs' 1 2)   Wörter- 


4)  J.  J.  Meinsma.  Babad  tanah  Djawi,  in  proza,  Javaansche  geschiedenis 
looponde  tot  het  j  aar  1647  der  jav.  jaartelling,  met  aanteekeningen.  Uitgeg. 
door  het  K.  Inst,  voor  Taal-  &c.  Kunde  van  N.  I.  's  Gravenhage  (Nijhoff)  1877. 
II,    109   pp.      8.     1,90  fl. 

5)  H.  Kern.  Over  de  oudjavaansche  vertaling  van  't  Mahäbhärata.  Uitg. 
door  de  K.  Akad.  van  Wetensch.  Amsterdam  (van  der  Post)  1877.  29  pp. 
4.     0,70  fl. 

6)  H.  Kern.  Eene  Indische  sage  in  Javaansch  gewaad.  Verhandelingen 
der  K.  Akademie  van  Wetenschapen.  Afdeeling  Letterkunde.  IX.  Amsterdam 
1877.     32  pp.  und   14  pp.  javanischer  Text.     4. 

7)  Ders.  Mengelingen,  Kawi  en  Javaansch:  BTLVNI.  4.  Volgr.  I,  p. 
137—158. 

8)  P.  Blasse  en  Raden  Kartawinata.  Hollandsch-Soendaasch  woorden- 
boek.     Samarang  (van  Dorp  &  C.)   1877.     IV,   204  pp.     8.      10  fl. 

9)  Perdjangdjian  anjar,  hartosna  sadajana  kitab  noe  kasebat  Indjil  Goesti 
oerang  Jcsoes  Kristoes.  Amsterdam  (Ned.  Bijbelgen.)  1877.  617  pp.  8.  1,25  fl. 
(in  latein.  Lettern). 

10)  L.  W.  C  van  den  Berg.  Vorslag  van  eene  verzamoling  Maleische, 
Arabische,  Javaansche  en  andere  handschriften,  door  de  regeering  van  Nederl. 
[ndie  aan  het  Bataviaasch  genootschap  van  kunsten  en  wetenschapen  ter  be- 
waring  afgestaan.  Batavia  (Bruining),  's  Hage  (Nijhofl-)  1877.  XII,  62  pp. 
1,50  fl. 

11)  W.  A.  P.  Roorda  van  Eysinga.  Maleisch  -  Nederduitsch  woorden- 
boek,  ook  ten  dionsto  van  hon  die  goen  Arabisch  karakter  gebruiken.  3C  verbot, 
en    aanmorkelijk    verm.    uitg.       Amsterdam  (Bom)    1877.      156  pp.     8.     1,25  fl. 

12)  A.  H.  L.  Badings.  Nieuw  Hollandsch-Maleisch,  Maloisch-Hollandsch 
woordenboek.  2''  veel  verm.  en  verbot,  druk.  Schoonhoven  (van  Nooten  & 
Zoon)   1876.     VIII,  380  pp.     8.     2   II. 


und  melanesische  Sprachen  und  Literaturen.  41 

büchern  und  das  Erscheinen  einer  neuen,  von  Letzterem  verfassten 
Sprachlehre ]  3)  lassen  eben  nur  auf  die  Menge  derer  schliessen, 
welche  als  Beamte  oder  Geschäftsleute  die  Sprache  gebrauchen 
müssen.  Anders  ist  es  mit  einer  neuen  Grammatik  dieser  Spruche 
von  dem  rühmlichst  bekannten  französischen  Gelehrten  P.  Favre1*). 
Nach  einer  Bemerkung  im  eben  erwähnten  Verzeichniss  ist  bei 
Bruining  in  Batavia  1877  eine  Sammlung  malaiischer  Pantun  er- 
schienen, über  welche  uns  noch  nähere  Angaben  mangeln,  de  <  'lercq 
theilt  einen  kurzen  malaiischen  Text  über  den  Fall  des  Reiches 
von  Madja-pahit  sammt  holländischer  Uebersetzung  mit15).  Gongrjyp 
hat  die  malaiische  Bearbeitimg  des  Fabelbuches  Kaiila  und  Dimna 
herausgegeben10),  sich  aber  damit  eine  ungünstige  Beurtheilung 
seitens  J.  Pijnappel's  17)  zugezogen. 

Erfreuliches  ist  zur  Kunde  der  malaiischen  Dialekte  geleistet 
worden,  de  Clereq  hat  demjenigen  von  Palembang  einen  Aufsatz, 
dem  der  Molukken  ein  kleines  Buch18'19)  gewidmet,  zwei  kleine, 
aber  in  jeder  Hinsicht  interessante  Wörtersammlungen.  HoogJcamer 
einzelne  Aufklärungen  über  die  Mundart  vom  Menangkabau  ge- 
gegeben 20).  —  Auf  Ambon  (Amboina)  sowie  auf  anderen  Inseln 
der  Molukken  ist  schon  seit  längerer  Zeit  in  Folge  des  holländi- 
schen Einflusses  das  Malaiische  zu  dem  Range  einer  herrschenden 
Sprache  erhoben  worden,  die  aber  einen  Theil  ihres  Wortschatzes 
nicht  nur  dem  Holländischen,  sondern  auch  den  einheimischen 
Sprachen  entlehnt  hat  und  den  eigentlichen  Malaien  kaum  mehr 
verständlich  ist.  Durch  dieses  Kauderwelsch  werden  die  eigent- 
lichen Landessprachen  mehr  und  mehr  verdrängt.  Wir  müssen 
dies  beklagen;  denn  sie  bieten  in  der  That  eine  Reihe  höchst 
interessanter  Eigenthümlichkeiten.  Um  so  mehr  Lob  verdienen 
Bestrebungen  wie  die  van  Hoevell's  21),  welcher  ein  Niederländisch- 


13)  Ders.  Spraakkunst  der  maleische  taal.  Eeue  handleiding  voor  hen 
die  zieh  in  Indie  willen  vestigen,  en  die  taal  wenschen  te  leeren  zonder  be- 
oefening  van  het  Maleisch  letterschrift.     Ibid.   1877.     VII,   112   pp.     8. 

14)  P.  Favre.  Grammaire  de  la  langue  malaise.  Paris  (Maisonneuve) 
1877.     242  pp.     8.      15   fr. 

15)  TITLV.  XXIV,  p.  280—297. 

16)  J.  R.  P.  F.  Gongrijp.  De  geschiedenis  van  Kaiila  en  Damina,  in 
het  Maleisch  met  Holl.  letters  uitgeg.  op  last  van  het  Ind.  Gouvernement, 
en  voorzien  van  aanmerk.     Leiden  (Kolff)   1876. 

17)  BTLVNI.     4.  Volgr.  I,  p.   232—249. 

18)  F.  S.  A.  de  Clereq.  Iets  over  het  Palembangsch  Maleisch:  TITLV. 
XXIII,  p.  517—554. 

19)  Ders.  Het  Maleisch  der  Molukken.  Lijst  der  meest  voorkomende  en 
van  het  gewone  Maleisch  verschillende  woorden  &c.     Batavia  1876.     96   pp.    4. 

20)  W.  Hongkamer.  Eenige  toelichtingen  tot  de  Menangkabausch-Maleische 
zamenspraken  opgesteld  door  Si  Daoed  Kadja  Medan :  BTLVNI.  4.  Volgr.  I, 
p.  213—231. 

21)  G.  W.  W.  C.  van  Hoevell.  Iets  over  de  vijf  voornaamste  dialekten 
der  Ambonsche  landtaal  (Bahasa  tanah):  BTLVNI.    4.  Volgr.  I,  p.   1—^136. 


42  von  der  Gabehntz  und  Kern,  malaiisch-polynesische 

Ambon'sches  Wörterverzeichniss  mit  Angabe  der  in  den  Dialekten 
von  Asilulu,  Hila,  Haruku.  Saparua  und  Nusa-laut  vorkommenden 
Abweichungen  sammt  grammatischer  Einleitung  mitgetheilt  hat. 

Auch  für  andere  Sprachen  malaiischen  Stammes  ist  manches 
Schätzbare  geschehen.  Van  Eck  hat  eine  Grammatik  und  ein 
kurzes  Wörterbuch  der  Sprache  von  Bali  22~23).  Vreede  eine  madure- 
sische  Sprachlehre 24) ,  die  spanischen  Geistlichen  Lozano  25)  und 
Naves 26)  neue  Lehrbücher  zweier  philippinischer  Sprachen  ge- 
liefert. Von  Marre  de  Marin  erschien  eine  kurze ,  aber  wissen- 
schaftlich gehaltene  Grammatik  der  interessanten  Howa  -  Sprache 
von  Madagaskar  27). 

Die  Minahasa(Nord-Celebes)  ist,  wie  auch  ihr  Name  („Vereinigte") 
anzudeuten  scheint,  ein  wahres  Nest  von  Völkern  und  Sprachen, 
ein  Eldorado,  sollte  man  meinen,  für  den  Linguisten.  Die  da 
wohnenden  nicht-muhammedanischen  Völker  malaiischen  Stammes 
(Alifuru's,  Alfuren,  Haraforo's)  reden,  soviel  man  aus  einer  Ueber- 
setzung  des  Matthäus-Evangeliums  und  aus  des  trefflichen  Riedel 
Arbeiten  entnehmen  kann,  Sprachen,  welche  sich  den  höchst  ent- 
wickelten, den  philippinischen,  zur  Seite  stellen  dürften.  Eine 
Mittheilung  über  dieselben  von  Lina  Schneider''8)  verdient  daher 
hervorgehoben  zu  werden. 

Ein  vergleichendes  Wörterbuch  der  polynesischen  Dialekte  von 
WMtmee  ist  unseres  Wissens  noch  im  Erscheinen  begriffen.  Sonst 
dürfte  nur  das  Neuseeländische  durch  ein  kleines  Buch  von 
Williams  29)  eine  neue  Bearbeitung  erfahren  haben.  Die  Polynesier 
besitzen,  wie  bekannt,  keine  eigene  Schrift.  Eine  Art  Literatur 
von  Sagen  und  Liedern  hat  sich  aber  doch  bei  ihnen  durch  münd- 
liche Weitergabe  entwickelt,  und  was  sie  von  ihren  Wanderungen, 
von  der  Geschlechtsfolge  und  der  Geschichte  ihrer  Fürstenstänime 
erzählen,  verdient  und  findet  auch  bei  uns  Glauben.  Wir  freuen 
uns,  dass  sich  seit  längerer  Zeit  die  Aufmerksamkeit  der  Europäer 
jenen  Ueberlieferungen    zugewendet    hat    und    dass  wir    aus    einem 


22)  R.  van  Eck.  Beknopte  handleiding  bij  de  beoefening  van  de  bali- 
neesche  taal.     2.  ed.     Utrecht   1876.      126  pp.     8.     6  sh. 

23)  lt.  van  Kch.  Eerste  proeve  van  een  balineesch-hollandsch  woorden- 
boek.      Utrecht  1876.     260  pp.     8.      14  sh. 

24)  A.  C.  Vreede.  Handleiding  tot  de  beoefening  der  Madoereescho  taal. 
2  stukken.     Leiden   1874—76. 

25)  It.   Lozano.     Cursos  de  lengua  Panayana.     Manila  1876.     kl.  4. 

26)  F.  J.  Naves.     Gramätica  hispano-ilocana.     Manila   1876.     kl.  4. 

27)  Marre  de  Marin.  Grammaire  Malgache,  fondee  sur  les  principes  de 
la  grammaire  javanaise,  suivio  d'exercices  et  dun  rocueil  de  eent  et  un  pro- 
verbes.     Paris  (Maisonneuve  &   Cie.)    1876.     126  pp.     8. 

28)  Lina  Schneider.  Die  alfurische  Sprache  in  der  Minahasa:  Ausland 
12.  Nov.   187  7.   p.   908— 012. 

29)  W.  S.  Williams.  First  Lessons  in  the  Maori  Language,  with  a  short 
vocabulary.     I Ion    1876.     96  pp.     8.     5  sh. 


und  melanesisehe  Sprachen  und  Literaturen.  43 

zweijährigen  Zeiträume  nicht  weniger  als  drei  Werke    solcher  Ge- 
schichtsforschung zu  verzeichnen  haben30"32). 

In  hohe  Spannung  muss  uns,  die  Linguisten  wie  die  Ethno- 
logen, das  räthselhafte  Verhältniss  versetzen,  in  welchem  die 
Sprachen  der  südöstlichen  schwarzen  Insulaner  zu  jenen  der 
Malaien  und  Polynesier  stehen.  Scheinbare  Sprachverwandtschaft 
bei  augenscheinlicher  Rasseverschiedenheit  —  so  etwa  lautet  das 
Problem,  das  nachgerade  einem  Dilemma  ähnlich  sieht.  Vor  Allem 
gilt  es,  die  sprachlichen  Beziehungen  viel  näher  festzustellen,  als 
dies  bei  dem  seither  vorhandenen  Untersuchungsstoffe  möglich  war. 
Jeder  neue  Zuwachs,  den  dieser  Stoff  erfährt,  verdient  mit  Jubel 
begrüsst  zu  werden.  Der  kühne  russische  Naturforscher  N.  von 
Mih-hirho-Maclay  veröffentlicht  Vocabularien,  welche  er  auf  seinen 
Reisen  im  Innern  von  Malakka .  auf  Johor  und  auf  Neu-Guinea 
gesammelt  hat33-35).  Leider  muss  ihm,  wie  so  vielen  anderen 
Reisenden,  zugerufen  werden,  dass  blosse  Wörter  ohne  zusammen- 
hängende Sätze  nimmermehr  ein  Bild  einer  Sprache  geben  können. 
Eine  zu  Paris  (anonym?)  erschienene  Schrift,  die  neucaledonischen 
Sprachen  betreffend  36),  kennen  wir  nur  dem  Titel  nach.  Von  den 
Sprachen  Neu-Guineas  war  bisher  nur  eine ,  die  Mafoor'sche  (Nu- 
foor'sche),  durch  Adolf  Bernhard  Mever's  Abhandlung  (Wien  1874) 
und  durch  eine  Anzahl  Textbücher  bekannt.  Der  Missionar  van 
Hasselt  hat  nun  ein  Wörterbuch 37)  und  eine  zweite ,  etwas  aus- 
führlichere aber  noch  immer  sehr  dürftige  Grammatik  3S)  derselben 
herausgegeben.  Seine  erste  grammatische  Bearbeitung  der  Sprache39) 
ist    erst   unlängst  in  neuem  Abdrucke  aber  unter  altem  Datum  in 


30)  W.  W.  GM.  Myths  and  songs  from  the  South  Pacific  With  a  pre- 
face  by  F.  Max  Müller.     London  (King)   1876.     352  pp.     8.     5    sh. 

31)  Old  New  Zealand,  a  tale  of  the  good  old  times  and  a  history  of  the 
war  in  the.  North  against  the  Chief  Heke  in  the  year  1845,  told  by  an  old 
chief  of  the  Ugapuhi  tribe.  By  a  Pakeha  Maori.  With  introd.  by  the  Earl  of 
Pembroke.     London  (Bentley)   1876.     314  pp.     8.      12   sh. 

32)  A.  Fornander.  Origin  and  migrations  of  the  Polynesian  raee,  and 
the  ancient  history  of  the  Hawaian  people  to  the  times  of  Kamehameha  I.  Vol. 
I.    London  (Trübner)   1877.     XVI,  247   pp.  u.  Tafel.     8.     7   sh.   6   d. 

33)  N.  v.  Miklucho-^faclay.  Sprachrudimente  der  Orang-utan  von  Johor: 
TITLV    XXITI,  p.  303—308. 

34)  Ders.  Einiges  über  die  Dialecte  der  melanesischen  Völkerschaften  in 
der  malaiischen  Halbinsel:  ibid.  p.  309 — 312. 

35)  Ders.  Verzeichniss  einiger  Worte  der  Dialecte  der  Papuas  der  Küste 
Papua-Kowiay  in  Neu-Guinea:  ibid.  p.  372 — 379. 

36)  Notes  pour  servir  ä  ia  formation  dun  vocabulaire  des  idiomes  parles 
par  les  indigenes  de  la  Nouvelle  Caledoine.     Paris  (Leroux)   1877.     8.     2   fr. 

37)  J.  L.  van  Haxselt.  Hollandsch-Noefoorsch  en  Noefoorsch-Hollandsch 
woordenboek.  Utrecht  (Keminek  &  Zoon)  1876.  8,  123  pp.  8.  7  sh.  —  ree. 
von  E.   Teza  in  BISO.  I,  p.  62—67. 

38)  Ders.  Beknopte  spraakkunst  der  Noefoorsche  taal.  Ibid.  1876.  35 
pp.     8.     3  sh.   6   d. 

.Wi  Ders.  Allereerste  beginselen  der  Papoesch-Noefoorsche  taal.  Ibid.  1868. 
33   pp.     8. 


44      von  der  Gabelentz  und  Kern,  malaiisch -polyncsische  Sj^rachen. 

den  Handel  gekommen.  Der  erste  Druck  trug  die  Aufschrift: 
Niet  in  den  handel. 

Die  Galela-Sprache  von  Djilolo  (Halmahera)  ist  noch  unclassi- 
ficirt  und  überhaupt  weder  grammatisch  noch  lexikalisch  behandelt. 
Einige  in  ihr  erschienene  grössere  Texte,  ein  Gesangbuch  und  drei 
Schulbücher4"-43)  lassen  vorläufig  einen  ansehnlichen  Formenreich- 
thum  bei  grossem  Wohlklange  erkennen.  Weitere  Hülfs-  und  Lehr- 
mittel dürften  nicht  lange  auf  sich  warten  lassen.  Uebrigens  ist 
dankend  hervorzuheben,  dass  die  Utrechter  Missionsgesellschaft, 
dem  Vorgange  anderer  folgend,  jetzt  auch  der  wissenschaftlichen 
Welt  ihre  Drucke  zur  Verfügung  zu  stellen  scheint.  Wir  sind  ja, 
sobald  wir  uns  auf  entlegenere  Gebiete  wagen,  auf  die  Arbeiten 
der  christlichen  Sendlinge  angewiesen  und  können  nur  wünschen, 
dass  diese  ihrerseits  aus  unseren  Forschungen  Nutzen  ziehen. 

Die  Kunde  der  australischen  Sprachen  wird  namentlich  von 
den  Engländern  rüstigst  gefördert.  Manche  hierher  gehörigen  Ar- 
beiten, welche  sich  in  Journalen  vorfinden  sollen,  sind  dem  Refe- 
renten nicht  zugänglich  gewesen.  Dass  aber  fiidlei/'s,  Kamilaroi, 
Dippil  and  Tumibul  nach  neun  Jahren  eine  zweite,  etwa  um  das 
Doppelte  vermehrte  Auflage  erleben  konnte44),  würde  allein  schon 
auf  einen  erfreulichen  Aufschwung  auch  auf  diesem  Felde  der 
linguistischen  Forschungen  schliessen  lassen. 

Auf  Cust's  Uebersicht  über  die  Sprachen  des  indischen  Ar- 
chipels kommen  wir  bei  Hinterindien  nochmals   zurück. 


10)  H.  van  Dijken.  Eenige  psalmen  en  gezangen  in  de  Galelareesche 
taal,  uitgeg.  door  de  Utr.  Zend.  Utrecht  (Keminck  &  Zoom  1875.  VIII,  160 
pp.     8. 

41)  Boekoe  leffo  madoepoeroe  deo  leffo-,  iwisigoesie  Wowolanda  po  Gogalela 
C.  de  Graaf.     Ibid.   1877. 

42)  Skola  maboekoe,  leffo  madoepoeroe  timisie  deo  pomasidotto  masamoa; 
gomina  mamoi  wisigoesie  Wowolanda  po  Gogalela  C.  de  Graaf.     Ibid.   187  7. 

43)  Skola  maboekoe,  leffo  madoepoeroe  koeroe  deo  timisi  deo  pomasidotto 
masamoa;  gemina  ma  siuotto  iwisigoesie  etc.     Ibid.    1877. 

I  1 1  Wm.  Ridley.  Kamilaroi  and  other  australian  languages.  2<1  ed. 
revised  und  enlarged  by  the  author,  with  comparative  tables  of  words  from 
twenty  australian  languages,  and  songs,  traditions,  laws  and  customs  of  the 
australian  race.     New  South  Wales  1875.     VI,  172  pp.     4.     10  sh.  G  d. 


45 


China   und   Japan. 

Yiin 

(x.  von  der  Gabelentz. 

Für  die  Kunde  des  Mittelreichs  und  seiner  Bewohner  liefern 
die  zahlreichen  im  Lande  selbst  ansässigen  Europäer  in  ihren  Zeit- 
schriften x  4)  so  viel  Material ,  dass  eine  erschöpfende  Uebersicht, 
wäre  der  Berichterstatter  im  Stande  sie  zu  geben,  sehr  weit  führen 
würde ,  aber  auch  Arbeiten  von  so  verschiedenem  Umfange  und 
Werthe,  dass  mit  einer  Inhaltsangabe  allein  nicht  viel  gedient  wäre. 
Es  ist  naturgemäss  und  am  Ende  recht  heilsam,  dass  selbst  in  so 
wissenschaftlichen  Blättern  wie  der  China  Review  zwischen  den 
ernsten  Forschern  und  Kennern  auch  die  Liebhaber  eine  Stätte  für 
ihre  Versuche  finden.  Die  junge  Wissenschaft  empfängt  dadurch 
Anregungen  und  wirbt  neue  Jünger.  Die  eben  genannte  Zeitschrift 
wird  seit  1875  von  unserm  rühmlichst  bekannten  Landsmanne 
E.  J.  Eitel  herausgegeben  und  unter  dessen  Leitung  je  länger  je 
mehr  ein  wahres  Centralorgan  für  Sinologie  werden.  Die  Biblio- 
theca  sinologica  von  Andrea  und  Geiger  ist  durch  ein  höchst 
fleissiges  Sammelwerk  der  Herren  von  Möllendorß  5)  ersetzt  worden. 
Dies  Buch  hat  in  der  That  eine  Vollständigkeit  erstrebt  und  wohl 
auch  erreicht,  welche,  angesichts  der  Schwieligkeiten,  mit  welchen 
die  Bearbeiter  zu  kämpfen  hatten,  doppelt  anerkannt  werden  muss, 
und  lieferungsweise  Nachträge  von  Jahr  zu  Jahr  wären  dringend 
zu  wünschen. 


1)  Journal  of  the  North-China  Brauch  of  the  Royal  Asiatic  Society.  New 
Series.     Shanghai   1865  ff.     8. 

2)  The  China  Review,  or  Notes  and  Queries  on  the  Far  East.  Hongkong 
(China   Mail   Office)   1872  ff.     8. 

3)  Chinese  Recorder  and   Missionary  Journal.      Shanghai   1874  ff.      8. 

4)  The  Celestial  Empire,  a  Journal  of  native  and  Foreign  affairs  in  the  Far 
East.     Vol.  VIII.     1877. 

[Nur  die  unter  1  und  2  genannten  Zeitschriften  liegen  dem  Ref.  vor.  Von 
den  politischen  und  commerciellen  Zeitungen,  z.  B.  Overland  China  Mail  u.  s.  w., 
darf  liier  abgesehen  werden.] 

5)  P.  G.  and  O.  F.  von  Möllendorff.  Manual  of  Chinese  Bibliograph}-, 
heing  a  List  of  Works  and  Essays  relating  to  China.  Shanghai  (Kelly  &  Walsh), 
London  (Trübner),  Görlitz  (H    Tzschaschel)   1876.     VIII,  378  pp.     8.     30  s. 


4g  von  der  Gabelentz,  China  und  Japan. 

Wells  Willf'ii/t.s'  schönes  Syllabic  Dictionary  of  the  Chinese 
Language  bot  semer  Zeit  dem  Ref.  Anlass ,  Stand  und  Aufgabe 
der  chinesischen  Lexicographie  des  Näheren  zu  besprechen G).  Es 
waren  da  viele  gemachte  Fortschritte  zu  verzeichnen,  aber  auch 
viele  noch  zu  machende  anzudeuten ;  vor  Allem  wurde  auch  eine 
Geschichte  der  Wortbedeutungen  vermisst.  Ein  ebenso  gediegenes 
wie  anspruchsloses  Werk  von  Dr.  Eitel 7)  verspricht  gerade  in  dieser 
Hinsicht  von  hohem  Werthe  zu  werden.  Des  Basilius  de  Glemona 
allbekanntes  Wörterbuch  hat.  Dank  den  katholischen  Sendungen  in 
China,  eine  kaum  verdiente  dritte  Auflage  erlebt b).  Hamelvris9) 
Wörterbuch  behandelt  lediglich  die  neuere  Umgangssprache.  —  Es 
ist  wohl  mit  Recht  ausgesprochen  worden,  dass  die  Errichtung 
eines  neuen  Lehrstuhles  an  der  Universität  zu  Oxford  zu  den  be- 
sonders bedeutungsvollen  Ereignissen  in  der  Geschichte  der  Wissen- 
schaften gehöre.  Die  Eroberung  ist  hier  um  so  grösser,  je  schwie- 
riger sie  zu  sein  pflegte.  Am  27.  0  et  ober  1876  hielt  James  Legye 
seine  Inauguralrede  als  Professor  der  chinesischen  Sprache  und 
Literatur  10).  Der  berühmte  Herausgeber  und  Erklärer  der  chine- 
sischen Classiker  ist  somit  ganz  dem  gelehrten  Berufe  gewonnen 
und  in  der  Lage,  sein  gewaltiges"philologisch-kritisches  Unternehmen 
mit  doppelter  Kraft  zu  fördern.  Seines  Londoner  Collegen  Douglas 
zwei  Vorlesungen  über  Sprache  und  Schrift steUerthum  des  Mittel- 
reiches haben  eine  leider  recht  mangelhafte  deutsche  Bearbeitung 
erfahren  1 1). 

-Schon  längst  ahnte  man,  welcher  Gewinn  der  geschichtlichen 
Erkenntniss  des  Chinesischen  aus  einer  genaueren  Erforschung  der 
Schrift  erwachsen  müsse.  Callery's  noch  immer  werthvolles  Systema 
phoneticum  scripturae  sinicae  erheischte  weitere  Vertiefung  und 
Ausbeutung.   Ein  höchst  dankenswerther  Schritt  nach  dieser  Richtung 


6)  G.  von  der  Gabelentz.  Stand  und  Aufgaben  der  chinesischen  Lexico- 
graphie: ZDMG.  XXX,  p.    587—602. 

7)  />'  J.  Kitel.  A  Chinese  Dictionary  in  the  Cantonese  Dialect,  Pt.  I. 
A — K  (excl.).  Hongkong  (Lane,  Crawford  &C),  London  (Trübner)  1877.  XXXVI, 
202  pp.  8.  12  s.  G  d.  —  Vgl.  China  Review  V,  p.  252— 2G0;  Pott  in  GGA. 
1878,  p.    737— 7G8. 

8)  Dictionarium  Linguae  sinicae  latinum,  cum  brevi  interpretatione  gallica, 
es  radicum  ordine  dispositum.  Ho-kien-fou  (Missio  Catholica  S.  J.),  Paris  (Mai- 
sonneuve)    L877.     XII.  784  pp.     8.     70  fr. 

9)  A.  M.  Hamelin.  Dictionnaire  alphabetique  chinois-francais  de  la 
langue  mandarine  parlee ,  compos«'  d'apres  les  dictionnaires  francais-chinois  les 
plusr£cents,  d'apres  le  dictionnaire  portugais-chinois  de  J.  A.  Goncalves.  Bennes, 
Paris  (Leroux)    1*77.     1750  pp.     8.     autogr.     55  fr. 

Ho  Junif.s  Lrgr/e.  Inaugural  Lecture  on  the  Constituting  of  a  Chinese 
Chair  in  the  l  niversity  of  Oxford.  Oxford  and  London  (Parker,  Trübner)  1876. 
27   pp      8.     6  d. 

LI)  Willi.  Henkel  Chinesische  Sprache  und  Litteratur,  nach  den  Vor- 
lesungen v<>ti  Robert  Douglas  ....  frei  bearbeitet.  Jena  (Dufft)  1877.  III. 
103   pp.     8      autogr.     5  M  Vgl.  LC.  1877,  Sp.  118.S  und  über  das  Original 

China  Review  IV.  p.  301-    306 


von  der  Gabelentz,  China  und  Japan.  47 

hin  ist  von  Herrn  Edlrins  in  Peking  12)  geschehen.  Wie  anregend 
sein  Buch  wirkt,  beweisen  bereits  zwei  den  alten  Lautbefund  des 
Chinesischen  betreffende  Aufsätze  von  Chalmers  13).  Von  der  chi- 
nesischen Grammatik  des  französischen  Missionars  Perny  ist  nun 
der  zweite,  die  Schriftsprache  behandelnde  Theil14)  erschienen,  ein 
Buch  ohne  wissenschaftliche  Ansprüche,  aber  brauchbar  wegen  seiner 
reichlichen  Auslesen  aus  iSt.  Julien's  und  Premare's  Werken. 
Graf  KleczkowsM ',  Professor  an  der  Spezialschule  der  lebenden 
orientalischen  Sprachen  zu  Paris,  hat  für  seine  Schüler  den  statt- 
lichen ersten  Band  eines  gross  angelegten  praktischen  Lehrganges 
veröffentlicht 15).  Studien  über  chinesische  Sprache  von  Watters  16) 
und  Bemerkungen  zur  chinesischen  Grammatik  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  die  amtliche  Schriftsprache  von  einem  Ungenannten  17) 
erschienen  in  der  China  Review.  Ein  Versuch  von  Rudy,  Chine- 
sisch nach  Ollendorff's  Methode  zu  lehren ,  erscheint  im  Ban-zai- 
sau18).  Ein  kleines  aber  sehr  gut  empfohlenes  Unterrichtsbuch  für 
die  Mundart  von  Swatou  19),  welche  dem  Fuh-kien-  oder  Hok-kuMi- 
Dialekte  zugehört,  wird  der  Verfasserschaft  des  Herrn  11.  A.  Giles 
zugeschrieben.  Den  so  schwierigen  chinesischen  Briefstil  hat  Martin 
zum  Gegenstande  einer  Abhandlung 20)  gemacht.  Dem  rastlosen 
Fleisse  des  Herrn  Edkins  verdanken  wir  eine  philologisch-histori- 
sche Studie  über  Gegenstände  des  chinesischen  Schifffahrtswesens21). 
Dr.  Eitel  endlich  entwirft  eine  Reihe  mehr  ergötzlicher  als  erbau- 
licher Bilder    aus    der  Geschichte   des  Dolmetscherwesens    bei  den 


12)  J.  Edkins.  Introduction  to  the  Study  of  tho  Chinese  Characters. 
London  (Trübner)  1876.  XXX.  211  und  102  pp.  8.  18  s.  --  Vgl.  Pott  in 
GGA.   1877,  p.   321—382. 

13)  J.  Chalmers.  Chinese  Etymology:  China  Eeview  V,  p.  296—310. 
The  Rhymes  of  the  Shi-king:  ebd.  VI,  p.   75—83. 

14)  Paid  Perny.  Grammaire  de  la  langue  chinoise  orale  et  dcrite.  T.  II. 
Langue  ecrite.     Paris  (Maisonneuve  ,   Leroux)   187G.     XVI,   547   pp.      8.      2<>  fr. 

15)  Le  comte  Kleczkowski.  Cours  graduel  et  complet  de  Chinois  parle 
et  ecrit.  Vol.  I.  Phrases  de  la  langue  parlee  tirees  de  l'Arte  China  du  P.  Gon- 
calves.     Paris  (Maisonneuve)    187G.     LXXII,   102   und   11G  pp.     8.      30  fr. 

16)  T.  Watters.  Essays  ou  the  Chinese  Language:  China  Review  VI,  p. 
9  ff.,   75  ff.,  145  ff.,  209  ff. 

17)  Notes  on  Chinese  Grammar:  China  Review  V,  p.  282  ff. ,  386  ff.  VI, 
p.   107  ff. 

18)  Charles  Rudy.  A  New  Method  of  learning  to  read,  write  and  speak 
a  Language ,  by  H.-G.  Ollendorff,  adapted  to  the  Chinese  Mandarin  Language. 
In  three  Volumes.  Vol.  I.  Geneva  (Georg)  1874.  III,  248,  4  pp.  8.  Vol.  II 
im  Erscheinen  begriffen. 

19)  Handbook  of  tho  Swatow  dialect,  with  a  vocabulary.  Shanghai  IST 7 
—  Vgl.   China  Review  V,  p.  328. 

20)  W.  A.  P.  Martin.  On  the  style  of  Chinese  epistolary  composition  : 
JNChBAS.     New  Series  XI,  p.   113—122. 

21)  J.  Edkins.  On  Chinese  names  for  boats  and  boat  gear  with  remarks 
on  the  Chinese  use  of  the  mariner' s  compass:  JNChBAS.  New  Series  XI. 
p.   123—142 


48  von  der  Gabelentz,  China  und  Japan. 

englischen  Behörden  von  Hongkong  22).  Unter  den  protestantischen 
Glaubensboten  im  Mittelreiche  tobt  der  alte  Streit  über  die  beste 
chinesische  Wiedergabe  des  Namens  Gottes  noch  immer  fort.  Mit 
einem  Berichte  über  die  massenhaft  hierdurch  zu  Tage  geförderte 
Literatur  dürfte  indess  die  gelehrte  Welt  billig  zu  verschonen  sein. 
Im  chinesischen  Sendlingswesen  hat  der  Wettbewerb  der  verschie- 
denen Confessionen  eine  vielseitig  belebende  Wirkung  geäussert, 
welche  freilich  in  vielen  Fällen  mehr  der  Wissenschaft  als  der 
Sache  des  Christenthums  zu  Gute  kommen  dürfte.  Wir  werden 
im  Folgenden  die  Arbeiten  der  Missionare  nur  insoweit  berück- 
sichtigen, als  sie  der  Orientkunde  selbst  dienen. 

Zahlreiche  rührige  Hände  wühlen  in  den  fündigen  Gängen 
der  unermesslichen  chinesischen  Literatur  23).  Längst  ist  es  nicht 
mehr  möglich,  alle  einschlägigen  Arbeiten  europäischer  Gelehrten 
und  Liebhaber  zu  überschauen,  geschweige  denn  zu  beurtheilen, 
und  schon  macht  sich  eine  gewisse  Arbeitsth eilung  bemerklich. 
Andere  sind  es,  die  die  alten  Classiker  und  Philosophen,  Andere, 
welche  die  Historiker  und  Reisebeschreiber ,  wieder  Andere,  die 
die  Romane,  die  Lyriker  oder  die  juristischen,  medicinischen ,  die 
natur-  und  sprachkundlichen  Werke  zu  bevorzugen  scheinen.  Die 
Vielgestaltigkeit  der  chinesischen  Sprache  wird  diese  Tendenz  der 
Wissenschaft  noch  weiter  fördern.  In  der  That,  wo  Stilistik  und 
Grammatik  so  innig  mit  einander  verquickt  sind  wie  hier,  da  kommt 
der  Uebergang  von  einem  Literaturzweige  zum  anderen  der  Er- 
lernung einer  neuen  Sprache  gar  nahe.  Referent  beklagt,  dass  er 
ausser  seiner  eigenen  Bibliothek  nur  die  für  dieses  Fach  sehr  un- 
zureichende Sammlung  unserer  Gesellschaft  zur  Verfügung  hat. 
Wie  die  Dinge  liegen,  mag  ihm  Vieles,  was  der  Nennung  würdig 
gewesen  wäre,  entgangen  sein,  und  manche  seiner  bibliographischen 
Angaben  konnten,  aus  zweiter  Hand  bezogen,  nur  unvollständig 
ausfallen. 

Von  Legge' s  grosser  Classiker -Ausgabe  ist  seit  dem  Jahre 
1872  kein  neuer  Band  wieder  erschienen.  Das  für  weitere  Kreise 
bestimmte  Werk  24)  ist  durch  einen  dritten,  freie  metrische  Ueber- 
setzungen  der  Schi  -  King  -  Lieder  enthaltenden  Theil  vermehrt 
worden 25).      Seit   Jahr   und  Tag   hat  Herr   Geh.  Rath    Victor  von 

22)  E.  J.  Eitel.  Chinese  studies  and  ofticial  interpretation  in  the  colony 
of  Hongkong:  China  Review  VI,  p.  1 — 13. 

23)  Als  ein  reichhaltiges,  leider  nicht  systematisch  geordnetes  Nachschlage- 
buch sei  erwähnt:  Roh.  Kennaway  Douglas.  Catalogue  of  Chinese  printed 
books,  manuscripts  and  drawings  in  the  library  of  the  British  Museum.  London 
(Quaritch)   1877.     344  pp.     4.     20  s. 

24)  James  Legge.  The  Chinese  classics,  translated  into  English,  with  pre- 
liminary  essays  and  explanatory  notes.     London  (Trübner)   1873  ff.     8. 

25)  James  Legge.  The  Sbe  King,  or  the  book  of  ancient  poetry,  trans- 
lated in  English  verse.  with  essays  and  notes.  London  (Trübner)  187C.  VI, 
431  pp.  8.  12  s.  —  Vorgl.  hierzu:  Alfred  Lister.  Dr.  Legge's  metrical 
Shi-King:  China   Review   V,  p.    1 — 9. 


von  der  Gabelentz,  China  und  Japan.  49 

Strauss  und  Tomey,  Exe.  dasselbe  Denkmal  ältester  Dichtkunst 
mit  unvergleichlicher  Meisterschaft  übersetzt ;  Proben  dieser  Arbeit 
sind  in  einer  Zeitschrift  und  neuerdings  in  dem  Album  „Charitas"  26) 
erschienen,  das  Werk  selbst  aber  harrt  noch  der  Veröffentlichung. 

Unsere  Kenntniss  von  der  chinesischen  Philosophie  hat  beträcht- 
liche Erweiterungen  und  Vertiefungen  erfahren.  Herr  M'Clatchie 
hatte  bereits  vor  einigen  Jahren  das  in  China  landläufige  natur- 
philosophische  System  in  Rücksicht  auf  seinen  Dualismus  aus 
einem  Phallusdienste  zu  erklären  versucht ,  von  dessen  ursprüng- 
lichem Vorhandensein  das  uns  bekannte  Chinesenthum  kaum  eine 
Spur  aufweisen  dürfte.  In  einer  neuen  commentirten  Uebersetzung 
des  räthselhaften  Yih-king 27)  versuchte  er  jene  seine  Ansichten 
zu  weiterer  Geltung  zu  bringen.  Diese  hatten  von  ihrem  ersten 
Bekanntwerden  an  sehr  lebhafte  Entgegnungen  hervorgerufen, 
deren,  soviel  uns  bekannt,  letzte  28)  noch  in  die  uns  beschäftigende 
Zeit  fällt.  In  der  That  handelt  es  sich  hierbei  um  Fragen,  welche 
zu  den  wichtigsten  der  gesammten  Sinologie  gehören ,  es  handelt 
sich  recht  eigentlich  um  die  Weltanschauung  des  Chinesen,  um 
jene  so  eigenartige  Vereinigung  von  Natur-  und  Moralphilosophie  29), 
welche  in  des  Tschu-hi  grossem  Sammelwerke  Sing-li  eine  muster- 
gültige Codification  erlebt  hat.  Aus  triftigen  Gründen  eröffnet  in 
dieser  Sammlung  des  Tscheu-tsi'  „Tafel  des  Urprinzipes"  den  Reigen, 
und  es  hat  Referent  geglaubt  dieses  durch  Kürze ,  Schärfe  und 
Tiefe  ausgezeichnete  kleine  Werk  der  gelehrten  Welt  Europas  zu- 
gänglich machen  zu  sollen  30).  Professor  Leyye  hat  in  einer  Vor- 
lesung die  Lehre  des  Confucius  der  christlichen  vergleichend 
gegenübergestellt31)  und  in  einem  anziehenden  Aufsatze  das  all- 
bekannte „Heilige  Edict"  übersetzt  und  besprochen  32),  Herr  Kings- 
mill  einen  der  ältesten  Theile  des  Schu-king  in  Rücksicht  auf 
seine    metrische  Verfassung   behandelt 33).     Vor  Allen  jedoch  ver- 


26)  Dresden  (E.  Pierson)   1877.     8. 

27)  Canon  Tlios.  M'Clatchie.  A  Translation  of  the  Confucian  Yih-King 
with  notes  and  appendix.  London  (Trübner)  187  7.  XVII,  455  pp.  4.  £  2 
2  s.  —  Vgl.   China  Eeview  V,  p.   132. 

28)  John  Chalmers.  Chinese  natural  theology :  China  Review  V,  p.  271 — 282. 

29)  Vgl.  Georg  von  der  Gabelentz.  Anzeige  von  Eitel,  Feng-shui  und 
Severini,  Astrologia  giapponese:  ZDMG.  XXX,  p.  603 — 609. 

30)  Georg  von  der  Gabelentz.  Thai-kih-thu ;  des  Tscheu-tsi  Tafel  des 
Urprinzipes ,  mit  Tsehu-hi's  Commentare ,  nach  dem  Hoh-pih-sing-li ,  chinesisch 
mit  maudsehuischer  und  deutscher  Uebersetzung,  Einleitung  und  Anmerkungen. 
Dresden  (v.  Zahn)  1876.  VUI,  88  pp.  8.  6  M.  —  Vgl.  Beil.  z.  Augsb.  Allg. 
Z.  1876,  No.  237;  BISO.  I,  1;  LC.  1876,  Sp.  795;  JLZ.  1876,  p.  428;  Ztschr. 
f.   luth.  Theol.  1878,  III,  p.  537;  Chin.  Rec.  VII,  p.  307;  China  Review  V,  p.  64. 

31)"  Dr.  James  Legge.  Confucianism  in  relation  to  Christianity.  A  paper 
read  before  the  missionary  Conference  in  Shanghai,  on  May  lllt>  1877.  Shanghai 
(Kelly  &  Walsh),  London   (Trübner)   1877.     12  pp.     8. 

32)  Ders.  Imperial  Confucianism:  China  Review  VI,  p.  147 — 158.  223 — 
235.  299—310.  363—374. 

33)  Thos.  W.  Kingsmill.  Some  notes  on  the  Yü-kung  or  tribute  of  Yü: 
China  Review  IV,  p.   13 — 18. 

Jahresbericht  1876-1877.     Heft  I.  4 


50  von  der  Gabelentz,  China  und  Japan. 

dienen  hohes  Lob  des  Missionars  Herrn  TLrnst  Faber  Arbeiten 
über  drei  chinesische  Philosophen,  den  berühmten  Meng-ts'i,  des 
Confucius  grossen  Nachfolger,  den  Socialisten  Mih-tsi  und  den 
tiefsinnigen  Taoisten  Lieh-tsi34- 36).  Der  Verfasser  mag  bei  Abfassung 
dieser  Schriften  zunächst  an  die  Bedürfnisse  seiner  Amtsbrüder 
gedacht  haben;  darauf  deutet  der  oft  etwas  homiletische  Ton, 
welchen  er  anschlägt.  Allein  auch  so  musste  sein  philosophisch 
klarer  Kopf  und  seine  gründliche  Sprachkenntniss  Werke  von 
wahrhaft  wissenschaftlicher  Bedeutung  schaffen.  Mit  Freuden  er- 
fahren wir,  dass  er  uns  noch  drei  andere ,  bisher  unübersetzte 
Philosophen  ersten  Ranges  in  ähnlicher  Weise  zugänglich  machen 
will.  In  dem  von  ihm  herausgegebenen  Sammelwerke  Ban-zai-sau 
hat  Turretti7iisl)  eine  Tetraglotte  des  bekannten  Dreiwort-Büches 
veröffentlicht. 

Bekanntlich  ist  der  Buddhismus  mit  seiner  Literatur  von 
China  aus  und  in  chinesischer  Gestalt  nach  Japan  verpflanzt  worden. 
Die  Regierung  dieses  letzteren  Landes  hat  nun  der  Bibliothek  des 
indischen  Amtes  zu  London  eine  gegen  zweitausend  Bände  starke 
Sammlung  buddhistischer  Werke  zum  Geschenke  gemacht,  von 
welcher  Herr  Beal,  der  bekannte  Forscher  auf  diesem  Gebiete, 
einen  beschreibenden  Katalog  angefertigt  hat38).  Damit  mag  man 
auch  vergleichen,  was  Puini3d)  aus  chinesisch-japanischen  Quellen 


34)  Ernst  Faber.  Eine  Staatslehre  auf  ethischer  Grundlage,  oder  Lehr- 
ljegriff  des  chinesischen  Philosophen  Mencius.  Aus  dem  Urtexte  übersetzt,  in 
systematische  Ordnung  gebracht  und  mit  Anmerkungen  und  Einleitungen  ver- 
sehen. Elberfeld  (Friderichs)  1877.  VII,  273  pp.  8.  5  M.  —  Vgl.  LC.  1877, 
Sp.   1541. 

35)  Ders.  Die  Grundgedanken  des  alten  chinesischen  Socialismus  oder 
die  Lehre  des  Philosophen  Micius,  zum  ersten  Male  vollständig  aus  den  Quellen 
dargelegt,     w.  o.   102   pp.     8.     2  M. 

36)  Ders.  Der  Naturalismus  bei  den  alten  Chinesen  sowohl  nach  der  Seite 
des  Pantheismus  als  des  Sensualismus,  oder  die  sämmtlichen  Werke  des  Philo- 
sophen Licius,  zum  ersten  Male  vollständig  übersetzt  und  erklärt,  w.  o.  XXVII, 
228  pp.     8.     5  M.  —  Vgl.  LC.   1878,  Sp.  4. 

37)  Franqois  Turrettini.  San-ze-king.  Les  phrases  de  trois  caracteres  en 
chinois  avec  les  versions  japonaise,  mandchoue  et  mongolo  suivies  de  l'expli- 
cation  de  tous  leurs  mots.     Genevo    (Georg)   1876.     IV,   110  pp.     8. 

38)  Samuel  Beal.  The  Buddhist  Tripitaka  as  it  is  known  in  China  and 
Japan.  A  catalogue  and  compendions  report.  Dovonport  (Clarke  &  Son)  1876. 
IV,  117  pp.  fol.  7  s.  6  d.  —  Dazu  erschien  nachträglich:  Index  to  Sanskrit 
works  named  in  Rov.  S.  BeaVs  'Buddhist  Tripitaka'.  2  pp.  fol.  —  Vgl.  auch 
TB.  X,  p.  107  und  die  Abhandlung:  llesults  of  an  examination  of  Chinese 
Buddhist  books  in  the  library  of  the  India  offico.  By  the  Eov.  Samuel  Beal, 
B.  A. :  Transactions  of  the  second  sossion  of  the  international  congress  of  Orien- 
talist», p.   132—162. 

39)  Carlo  Puini.  Enoiclopedia  Sinico-Giapponose  (Fascicolo  primo). 
Notizio  ostratto  dal  „Wa-Kan  San-Sai  Tu-ye"  intorno  al  Buddismo.  Eirenzo 
(Successori  Lo  Monnier)  1877.  84  pp.  8.  4  1.  —  Vgl.  BISO.  I,  p.  435  (Anz. 
von  de  Gubernatis). 


von  der  Gabelentz,  China  und  Japan.  51 

über  den  Buddhismus  mitgetheilt  hat.  S.  Johnson' s  Werk  über 
die  Religionen  des  Ostens  betrifft  in  seinem  nun  erschienenen 
zweiten  Theile  das  Mittelreich40). 

Die  Werke  der  schönen  Literatur,  die  Romane,  Novellen  und 
Dramen  der  Chinesen  haben  wieder  Stoff  zu  einigen  sehr  verdienst- 
lichen Arbeiten  geliefert.  Stanislas  Julien  war,  wie  vielleicht 
kein  Zweiter,  der  Mann  das  ebenso  berühmte  wie  schwierige 
Schauspiel  Si-siang-ki41)  zu  verdolmetschen.  Aus  Prof.  Schlegel's 
sorgfältiger  Ausgabe  einer  kleineren  Erzählung42)  lernen  wir  ein 
verfeinertes  Hetärenthum  kennen,  welches  fast  an  das  Perikleische 
Zeitalter  gemahnt.  Eine  Uebersetzung  der  Novelle  Tang-heu-ki 
veröffentlicht  Herr  Oxenham  in  der  China  Review 43).  Die  Ein- 
leitung des  historischen  Romans  „Geschichte  der  Fürstenthümer" 
hat  Arendt4*)  in  deutscher  Uebersetzung  mitgetheilt.  Romantisch 
ausgeschmückte  Geschichte,  wie  die  Erzählungen  aus  dem  Leben 
des  berühmten  Staatsmannes  und  Feldherm  K'ung-ming,  eigentlich 
Chu-ko  Liang45)  ist  bei  den  Chinesen  ebenso  beliebt  wie  bei  uns. 
Herr  O.  G.  Stent,  dem  wir  die  Uebersetzung  der  erwähnten 
biographischen  Skizzen  verdanken,  hat  übrigens  auch  in  die  China 
Review  eine  Anzahl  recht  anmuthiger  Nachdichtungen  moderner 
chinesischer  Lyrik  geliefert46). 

Sehr  ergiebig  war  die  Ausbeute  in  der  geographischen  Lite- 
ratur der  Chinesen.  Den  ethnologischen  Theil  von  Ma-tuan-lin's 
herrlicher  Encyclopädie  hat  der  Marquis  d'Hervey  de  St.  Denys41) 


40)  Samuel  Johnson.  Oriental  religions  and  their  relation  to  universal 
religion.  Vol.  II.  China.  Boston  (J.  Osgood  &.C.)  1877.  XXIV,  975  pp. 
8.     5   doli. 

41)  Stanislas  Julien.  Si-siang-ki  ou  l'histoire  du  pavillon  d'occident, 
comedio  en  seize  actes,  traduit  du  Chinois,  avec  des  notes  explicatives  et  le 
texte  en  regard  des  vers.  Geneve  (Georg)  187C.  333  pp.  4.  [Erschien  in 
dem  von  Turrettini  seit  1871   herausgegebenen  Atsume  Gusa.] 

42)  Gust.  Schlegel.  Mai  yu  lang  tou  tchen  hoa  koue'f.  Le  vendeur 
d'huile  qui  seul  possede  la  reine  de  beaute,  ou  splendeur  et  miseres  des  courti- 
sanes  chinoises.  Roman  chinois,  texte  avec  trad.  franc.  Leide  (Brill)  1877. 
XVIII,   140,   19  pp.     8.      6  fl. 

43)  Ei.  L.  Oxenham.  The  Tang  hou  chi,  a  modern  Chinese  novel:  China 
Review  V,  p.  367—382.     VI,  p.   29—46.   181—191.  311—316. 

44)  C.  Arendt.  Das  schöne  Mädchen  von  Pao,  eine  Erzählung  aus  der  Ge- 
schichte Chinas  im  8.  Jahrh.  v.  Chr.  A.  d.  Chines.  übers.  Jokohama  (Buchdr. 
des  Echo  du  Japon)   1876.     34  pp.     fol. 

45)  G.  C  S.  Brief  Sketches  from  the  lifo  of  K'ung-ming :  China  Review 
V,  p.  311—319.  362—367.     VI,  p.  83—89.   173—180.  236—242.  374—380. 

46)  China  Review  V,  p.  40—41.   182—191. 

47)  Le  Marquis  d'Hervey  de  Saint-Denys.  Ethnographie  des  peuples 
etrangors  ä  la  Chine,  ouvrage  compose  au  XIIIe  siecle  de  notre  ere  par  Ma- 
touan-lin,  traduit  pour  la  premiere  fois  du  Chinois  avec  un  commentaire  per- 
petuel.  Orientaux  [i.  e.  Premiere  partie.  Pays  situes  a  1' Orient  de  l'empire 
Chinois].  Geneve  (Georg)  1876.  X,  521  pp.  4.  [Erschien  in  Turrettini's 
Atsume  Gusa.]  —  Von  der  Fortsetzung:  Deuxieme  partie.  Pays  situes  au  midi 
de  l'empire  Chinois  sind  im  Jahre   1877    120  pp.  veröffentlicht  worden. 

4* 


52  von  der  Gabelentz,  China  und  Japan. 

zu  übersetzen  begonnen.  Mit  der  viel  umstrittenen  Frage  über 
die  Lage  des  Landes  Fu-sang  hat  auch  er  sich  befasst40),  und 
eine  der  drei  neueren  geographischen  Arbeiten  unseres  Landsmannes 
Di\  Bretschneider  i^"bl)  gilt  gleichfalls  diesem  Erisapfel  der  Sino- 
logen. Von  dem  wichtigen  Foh-kueh-ki  ist  eine  dritte  Uebersetzung 
aus  der  Feder  des  Herrn  H.  A.  Güesbi)  erschienen,  —  die  vor- 
letzte war  von  8.  Beat.  Oroeneveldt 53)  und  W.  Fr.  Mayers 54) 
haben  chinesische  Nachrichten  über  die  Länder  und  Völker  der 
malaiischen  Rasse  gesammelt,  und  von  F.  Scherzet-  ist  eine  Ueber- 
setzung des  von  einem  chinesischen  Diplomaten  auf  einer  Reise 
nach  Korea  geführten  Tagebuchs  erschienen  55). 

Uebersetzungen  aus  der  historischen  Literatur  verdanken  wir 
Pßzmaier  56_57)  und  Douglas  58) ,  welcher  letztere  aus  drei  chine- 
sischen Werken  ein  Leben  des  Dschingis  Chan  zusammenstellte. 

Für  die  Kenntniss  von  Land  und  Leuten  des  Mittelreichs 
geschieht  jahraus  jahrein  so  viel,  dass  eine  völlig  erschöpfende 
Aufzählung  des  Geleisteten  kaum  thunlich,  eine  gewisse  Beschrän- 
kung für  den  Zweck  des  gegenwärtigen  Berichtes  geradezu  geboten 
erscheint.      Als  wahrhaft   epochemachend  haben  wir  des  Freiherrn 


48)  Le  Marquis  rf1 Hervey  de  Saint-Denys.  Memoire  sur  le  pays  connu 
des  anciens  Chinois  sous  le  nom  de  Fou-sang  et  sur  quelques  documents  inedits 
pouvant  servir  ä  l'identiner.  Paris  (Leroux)  1876.  8.  1,50  fr.  —  Vgl.  auch 
das  vorangehende  Werk  I,  p.  375 — 401. 

49)  E.  Br  et  Schneider.  Chinese  iutercourse  with  eoimtries  of  central  and 
western  Asia  in  the  fifteenth  Century:  China  Review  V,  p.  13 — 40.  109 — 131. 
165—182.   227—241. 

50)  E.  Bretschneider.  Notes  of  the  mediaeval  geography  and  history  of 
central  and  western  Asia.  Drawn  from  Chinese  and  Mongol  writings,  and 
compared  with  the  observations  of  western  authors  in  the  middle  ages:  JNChBAS. 
New  Series  X,  p.   75 — 307. 

51)  E.  Bretschneider.  Ueher  das  Land  Fu  Sang  nach  den  alten  chine- 
sischen Berichten:  Mitth.  d.  deutsch.  Gesellsch.  f.  Natur-  u.  Völkerk.  Ostasiens 
Nov.   1876,  p.   1—11. 

52)  Herbert  A.  Giles.  (Foh-kueh-ki)  Record  of  the  Buddhistic  kingdoms. 
Transl.  from  the  Chinese.  Shanghai  (Kelly  &  Walsh),  London  (Trübner).  8.  — 
Vgl.  TR.  XI,  p.  2. 

53)  W.  F.  Groeneveldt.  Notes  ou  the  Malay  Archipelago  and  Malacca, 
compiled  from  Chinese  sources:  Verhandelingen  v.  h.  Bataviaasch  Genootsch.  v. 
Künsten  en  Wetensch.  XXXIX,  I,  p.  1—144.  —  Auch  sep.  Batavia  (Bruining), 
The  Hague  (Nijhoff)   1876.     8. 

54)  W .  Fr.  Mayers.  Chinese  exploratious  of  the  Iudian  Ocean  during  the 
XVtli  Century:   China  Review   IV,  p.   67  f.    173  f. 

55)  F.  Scherzer.  Journal  d'uno  mission  en  Coree  par  Koei-ling,  embassa- 
dour  de  S.  M.  l'empercur  de  Chine  pres  la  cour  de  Coree  en  1866;  trad.  du 
Cbinois.  Paris  (Leroux)  1877.  66  pp.  1  Karte.  8.  [Separatabdr.  aus  Revue 
de  Geogr.  1877.] 

56)  A.  Ffizmaier.  Uober  einige  Wundermänner  Chinas :  Sitzgsber.  d. 
phil.-hist.  Cl.  d.  K.  Akad.  d.    Wiss.  LXXXV,  p.  37  —  113. 

57)  Ders.     Die  Machthaber  Hoan-wen  und   Hoan-hiuen:  ebd.  p.   601 — 676. 

58)  R.  K.  Douiflas.  The  lifo  of  Jenghiz  Khan.  Translated  from  the 
Chinese.    With  an  introduction.    London  (Trübnor)  1877.    XXXV,  105  pp.    8.    5  s. 


von  der  Gabelentz,  China  und  Japan.  53 

von  Richthofen  Riesenwerk  zu  bezeichnen 59) .  dessen  unlängst  in 
prachtvoller  Ausstattung  erschienener  erster  Theil  für  den  Sinologen 
kaum  weniger  belangreich  ist  als  für  den  Geographen.  Das  hohe 
Alter,  ja  die  Art  und  Richtung  der  chinesischen  Cultur  wird  jetzt 
erst  recht  erklärlich,  nachdem  wir  den  Grund  und  Boden  kennen 
gelernt  haben,  auf  welchem  das  Chinesenthum  erblühte.  Ein  kür- 
zeres geographisches  Buch  von  Hedde 60),  welches  Referent  nie  zu 
Gesicht  bekommen,  ferner  eine  neue  spanische  Reisebeschreibung61) 
mögen  hier  Erwähnung  finden.  Unter  den  Arbeiten  der  unermüd- 
lichen  französischen  Missionare  dürften  die  Forschungsreisen  des 
Abbe  David  62~6H)  hervorzuheben  sein.  Eine  Sammlung  von  Auf- 
sätzen des  Herrn  Balfour  über  chinesische  Dinge  64)  wird  als  sehr 
lesenswerth  gerühmt.  China  und  Cochinchina  sind  in  einem  kleinen 
Werke  von  Roy 65)  geographisch   dargestellt. 

Im  südlichen  und  westlichen  China  leben  bekanntlich  noch 
in  halber  Unabhängigkeit  und  Wildheit  Reste  der  vor  Jahrtausenden 
von  den  Chinesen  theils  aufgesogenen  theils  verdrängten  Barbaren- 
stämme. Einem  derselben,  dem  zum  Thai-stamme  gehörigen  Volke 
der  Miao  hat  Herr  Playfair  eine  auf  chinesischen  Quellen  be- 
ruhende Abhandlung  gewidmet66). 

Dr.  Bretsclineider ,  ein  rühmlichst  bekannter  Forscher  auf 
solchen  Gebieten,  hat  die  Pekinger  Ebene  und  das  angrenzende 
Gebirgsland   dargestellt67),    der  russische  Archimandrit  Palladius, 


59)  Ferd.  von  Richthofen.  China.  Erlebnisse  eigener  Reisen  und  darauf 
gegründete  Studien.  I.  Band,  Einleitender  Theil.  Mit  29  Holzschn.  u.  11  Karten. 
Berlin  (D.  Reimer)  1877.  XLIV ,  758  pp.  4.  32  M.  —  Vgl.  Kirchhof  in 
JLZ.  1878,  Art.  229;  Zeitschr.  f.  Ethnologie,  X.  Jahrgang  1878,  Heft  I,  p.  77; 
Ferd.  v.  Hochstetter  in  Oesterr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient  1877,  p.  82;  Grise- 
bach  in  GGA.  1877,  p.  865.  —  Friedr.  von  HeUwald.  Baron  Richthofen's 
Forschungen  in  Asien:  Ausland  1877,  p.  981—985.  1001  —  1005.  1021—1025. 
—  F.  Marthe.  Begriff,  Ziel  und  Methode  der  Geographie  und  v.  Richthofen's 
China.     Bd.  I:  Zeitschr.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.  zu  Berlin  XII,  p.  422—478. 

60)  J.  Hedde.  Hoa  fa  ti  li  tchi,  geographie  ebinoise  et  francaise.  Paris 
(Dupont)   1876.     LXXXVII,  365  pp.     8. 

61)  A.  Mentaberry.  Impresiones  de  im  viage  ä  la  China.  Madrid  1877. 
260  pp.     8. 

62)  A.  David.  Second  voyage  d'exploration  dans  l'ouest  de  la  Chine, 
1868  ä  1870.  Paris  (Martinet)  1876.  82  pp.  8.  [Extrait  du  Bull,  de  la  Soc. 
de  Geogr.     Janv.,  fevr.  et  mars   1876.] 

63)  Ders.  Journal  de  mon  troisieme  voyage  d'exploration  dans  l'empirc 
chinois.     2  voll.     Paris  (Hachette)   1876.      18.     7   fr. 

64)  F.  H.  Balfour.  Waifs  and  strays  from  the  Far  East,  being  a  series 
of  disconnected  essays  on  matters  relating  to  China.  Shanghai  (Kelly  and  Walsh), 
London  (Trübner)  1876.  224  pp.  8.  10  s.  6  d.  —  Vgl.  TR.  XI,  p.  2;  Ac. 
12.  Mai   1877,  p.  412. 

65)  J.  E.  Roy.  La  Chine  et  la  Cochinchine.  Geographie  physique  et 
politique,  climat,  productions  etc.     Paris  (Lefort)   1877.      192   pp.      8.     2,50  fr. 

66)  G.  M.  H.  Playfair.  The  Miaotzu  of  Kweichou  and  Yunnan  from 
Chinese  descriptious :  China  Review  V,  p.  92 — 108. 

67)  Dr.  E.  Bretschneider.  Die  Pekinger  Ebene  und  das  benachbarte 
Gebirgsland.  Mit  1  Karte.  Erg.-Heft  zu  PM.  No.  46.  Gotha  (Perthes)  1876 
42   pp.     4.     2,20  M. 


54  von  der  Gabelentz,  China  und  Japan. 

dessen  gewaltige  Gelehrsamkeit  bei  uns  im  Westen  noch  lange 
nicht  genug  anerkannt  ist,  aus  einheimischen  Werken  Zweifel  über 
Marco  Polo's  Eeisen  zu  heben  unternommen68). 

Ueber  das  in  so  vielfacher  Hinsicht  interessante  Yün-nan  be- 
sitzen wir  eine  neue  Arbeit  von  Dupuis 69) ,  und  zwei  Engländer 
Allen  und  BuUock  haben  ihre  vorläufigen  Berichte  über  Reisen 
in  Formosa  veröffentlicht 70— 71). 

Herr  Demiys  unternimmt  es  in  einer,  übrigens  viel  Belehrendes 
bietenden  Schrift ,  Aberglauben  und  Gebräuche  der  Chinesen  mit 
denen  der  westlichen  Culturvölker  zu  vergleichen  72).  Drei  Fran- 
zosen, die  Herren  L.  A.  Martin,  J.  Arme  und  Durand- Jardel 
schildern  uns  die  so  eigentümliche  sociale  Stellung  der  chinesischen 
Frauen73-75).  Es  ist  hier  der  Ort,  auf  die  reiche  Romanliteratur 
der  Chinesen  hinzuweisen  und  nicht  zum  Wenigsten  auf  diejenigen 
Erzeugnisse,  welche  nach  unseren  wie  nach  chinesischen  Begriffen 
anstössig  erscheinen.  Sie  allein  lüften  den  Schleier,  mit  welchem 
die  Heimlichkeiten  des  chinesischen  Lebens  vor  uns  Fremdlingen 
verhüllt  sind.  Etwas  weniger  Zimpferlichkeit  im  Uebersetzen  wäre 
hier  wahrlich  zu  empfehlen;  man  schreibt  ja  nicht  für  die  Leih- 
bibliotheken! Andere  mit  dem  Hofleben  eng  verknüpfte  Mysterien 
hat  uns  Stent16)  in  drastischer  Darstellung  vor  Augen  geführt. 

Aus  Herrn  Giles'  chinesischen  Skizzen 77)  wird  Jeder  viel 
Genuss  und  Belehrung  schöpfen.  Der  vorurtheilslose  Verfasser 
macht  uns  in  einer  Reihe  leicht  geschriebener,  aber  auf  sorgfältigen 
Beobachtungen  beruhender  Aufsätze  namentlich  auch  mit  denjenigen 
sittlichen,  gesellschaftlichen  und  wirthschaftlich-politischen  Eigen- 
schaften der  Chinesen  bekannt,  durch  welche  diese  Ostasiaten  sich 
im  Wettbewerbe  mit  unserer  Rasse  bewähren.  Wie  sehr  sie  dies 
thun,    wie    gewaltig    das    Ausbreitungs-    und  Anpassungsvermögen 


68)  Palladius.  Elucidations  of  Marco  Polo's  travels  in  North-China,  drawn 
from  Chinese  sources:  JNChBAS.  New  Series  X,  p.   1 — 54. 

69)  J.  Dupuis.  Voyage  au  Yun-nan:  Bull.  Soc.  Geogr.  1877,  Juli,  Aug. 
Auch  separat.     88  pp.     8. 

70)  H.  J.  Allen.  Notes  of  a  journey  through  Formosa  from  Tamsui  to 
Taiwanfu:  Proc.  R.  Geogr.  Soc.  XXI,  p.   258—266. 

71)  T.  L.  Bullock.     A  trip  into  tho  inferior  of  Formosa:  ebd.  p.  266 — 272. 

72)  N.  B.  Bennys.  Tho  folk-loro  of  China,  and  its  affinities  with  tliat 
of  tho  Aryan  and  Semitic  racos.  London  (Triibner)  1877.  XII,  156  pp.  8. 
10  s.  6   d. 

73)  L.  A.  Martin.  La  femme  en  Chino.  Paris  (Sandoz  &  Fischbacher) 
1876.     XI,   204  pp.      12.     2,50  fr. 

74)  J.  Arhie.  La  Chino  familiere  et  galante.  Paris  (Charpentier)  1876. 
288  pp.     8.     3,50  fr. 

75)  Durand- Jardel.  La  vie  irregulioro  et  la  condition  des  femmes  en 
Chine.     Paris  (Bailliüro)   1876.      16  pp.     8. 

76)  G.  C.  Steid.  Chinese  ounuchs:  JNChBAS.  New  Series  XI,  p. 
143—184. 

77)  //.  A.  Giles.     Chinese  skotehos.     London  (Trübuer)  1876.    204  pp.    8. 


von  der  Gabelentz,  China  und  Japan.  55 

des  merkwürdigen  Volkes  ist:  davon  legt  eine  gediegene  Arbeit 
unseres  Landsmannes  Ratzel 78)  das  bündigste  Zeugniss  ab. 

Einen  kurzen  aber  recht  guten  Aufsatz  über  chinesische  Staats- 
verfassung verdanken  wir  Herrn  Preston19).  Dr.  W.  Vtssering,  ein 
ebenso  begabter  wie  begeisterter  Schüler  J.  J.  Hoflmann's  hat  mit 
einem  in  jeder  Hinsicht  gediegenen  Werke  über  die  Geschichte 
des  chinesischen  Münz-  und  Banknotenwesens80)  promovirt;  die 
bedeutenden,  oft  recht  langen  Auszüge  aus  Ma-tuan-lin's  berühmter 
Encyclopädie,  welche  er  im  Urtexte  und  in  der  Uebersetzung  mit- 
theilt, kurze  und  gute  Beobachtungen  über  die  Sprache  seines 
Schriftstellers  verleihen  dem  Werke  einen  Werth  auch  für  die- 
jenigen, welchen  es  zunächst  nur  um  die  Kenntniss  des  historischen 
Stiles  zu  thun  ist.  Für  die  chinesischen  Begriffe  von  Geld  und 
Geldangelegenheiten  sind  übrigens  auch  eine  von  Stent91)  und  zwei 
von  Arendt 82)  in  Uebersetzung  mitgetheilte  kleine  Erzählungen 
bezeichnend  genug.  Eine  kleine  Arbeit  von  Edhins ,  beachtens- 
werth  wie  Alles  was  aus  der  Feder  dieses  Gelehrten  fiiesst,  liefert 
einen  Beitrag  zur  chinesischen  Astronomie  83).  Ueber  die  chinesi- 
sche Musik  hat  Wagener  84)  einen  werthvollen  Aufsatz  geliefert  und 
über  das  chinesische  Schachspiel  von  Möllendorff^)  interessante 
Mittheilungen  gemacht. 

Demselben  Herrn  von  M'öllendorff^)  verdanken  wir  endlich 
eine  zoologische  Arbeit  über  die  Provinz  Tschi-li,  die  durch  ihr 
reiches  lexikalisches  Material  auch  dem  Philologen  viel  Belehrung 
gewährt. 


78)  F.  Ratzel.  Die  chinesische  Auswanderung.  Ein  Beitrag  zur  Cultur- 
und  Handelsgeographie.     Breslau  (Kern)   1876.     Xfi,  272  pp.     8.     5  M. 

79)  C.  F.  Preston.  Constitutional  law  of  tho  Chinese  empire:  China 
Review  VI,  p.   13 — 29. 

80)  W.  Vissering.  On  Chinese  currency.  Coin  and  paper  money.  Leiden 
(Brill)  1877.  VH,  32,  219  pp.  1  Photogr.  8.  12  fl.  —  Vgl.  BISO.  I,  p.  443 
— 445  (Anz.  von  Puini). 

81)  O.  C.  Stent.  A  dream  concerning  a  cash.  Transl.  fr.  the  Chinese: 
China  Review  IV,  p.   18 — 21. 

82)  C.  Arendt.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  neusten  Chinesischen  Literatur. 
II.  Das  Skizzenbuch  des  Ch'i-hsio-ch'iu.  (Fortsetzung.)  4.  —  Der  Hund  als 
Schuldenzahler.  5.  —  Der  Sohn  als  Mahner:  Mitth.  d.  deutsch.  Gesellsch.  f. 
Natur-  ii.  Völkerk.   Ostasiens  Nov.   1876,  p.  25. 

83)  J  Edhins.  On  the  twenty  eight  constellations :  China  Review  V, 
p.  319—322. 

84)  G.  Wagener.  Bemerkungen  über  die  Theorie  der  chinesischen  Musik 
und  ihren  Zusammenhang  mit  der  Philosophie.  [Mit  zwei  Tafeln]:  Mitth.  d. 
deutsch.  Gesellsch.  f.  Natur-  u.  Völkerk.  Ostasiens  Mai  1877,  p.  42 — 61.  —  Vgl. 
China  Review  VI,  p.  57—60. 

85)  O.  von  Möllendorff.  Das  Schachspiel  der  Chinesen.  [Mit  Abbildungen 
im  Text]:  ebd.  Nov.  1876.  p.  11—18. 

86)  O.  F.  von  Möllendorff.  The  vertebrata  of  the  province  of  Chihli 
with  notes  on  Chinese  zoological  nomenclature :  JNChBAS .  New  Series  XI, 
p.   41—111. 


56  von  der  Gabelentz,  China  und  Japan. 

Nur  mit  getheilten  Gefühlen  vermögen  wir  über  das  rege 
Treiben  auf  dem  Felde  der  jungen  Japonologie87)  zu  berichten. 
Der  allverehrte  Altmeister,  der  Mann,  welcher  die  wissenschaftliche 
Erkenntniss  der  japanischen  Sprache  begründet  und,  nur  von  wenigen 
Genossen  unterstützt,  zu  ihrer  jetzigen  Höhe  gebracht  hat,  weilt 
nicht  mehr  unter  den  Lebenden.  Am  19.  Januar  1878  verschied 
in  seinem  Berufsorte  Leiden  nach  langer,  schwerer  Krankheit  unser 
berühmter  Landsmann  Johann  Joseph  Hoffmann 8S),  geliebt  und 
gesegnet  von  Allen,  welche  das  Glück  hatten  ihm  näher  zu  treten. 
Was  er  in  seiner  bescheidenen,  wohlwollenden,  munteren  und  er- 
munternden Art  gerade  uns  Jüngeren,  Nachstrebenden  war,  das  ist 
leichter  empfunden  als  ausgesprochen.  Man  mochte  so  gerne  sein 
Schüler  sein,  weil  er  so  wenig  den  Meister  spielte.  Und  wie  klar 
und  überzeugend  war  er,  wo  er  Belehrung  oder  Rath  ertheilte! 
Gearbeitet  hat  er,  bis  ihm  die  Kräfte  den  Dienst  versagten.  Es 
war  ihm  vergönnt,  das  Erscheinen  der  zweiten  englischen  und  der 
ersten  deutschen  Auflage  seines  Hauptwerkes  zu  erleben89- 9").  und 
Seine  Majestät  der  König  von  Sachsen  geruhte  darauf,  ihm  durch 
Verleihung  einer  hohen  Auszeichnung  zu  erkennen  zu  geben,  wie 
sehr  er  auch  die  stillen  Verdienste  des  Gelehrten  zu  würdigen 
wisse.  Auch  Astoris  Grammatik  der  altjapanischen  Büchersprache 
liegt  in  zweiter,  bereicherter  Auflage  vor91).  Eine  Vergleichung 
derselben  mit  dem  Hoffmann'schen  Buche  ist  zugleich  anziehend 
und  lehrreich.  Auch  des  Engländers  Arbeit  ist  so  vorzüglich,  dass 
man  sie  nimmermehr  entbehren  möchte,  und  doch  so  weit  ver- 
schieden von  der  des  deutschen  Forschers.  Dieser,  obschon  wohl 
vertraut  mit  den  Lehren  der  einheimischen  Grammatiker,  suchte 
und  fand  seinen  eigenen  Weg;  der  Engländer  dagegen  verhält  sich 
den  japanischen  Autoritäten  gegenüber  so  zu  sagen  orthodox,  und 
so  wiederholt  sich  hier  ein  ähnliches  Schauspiel,  Avie  es  die  Ge- 
schichte der  europäischen  Sanskrit- Grammatiken  bieten  mag.  Bei 
Aston  ist  übrigens  die •  Abhängigkeit  durchaus  keine  blinde;  die 
Wunderlichkeiten  so  mancher  japanischen  Etymologen  entgehen 
nicht  seiner- Kritik.  Sie  verschwinden  aber  gegenüber  jener  wahren 
grammatischen  Weisheit,  von  welcher  besonders  das  Conjugations- 
system  Zeugniss  ablegt. 


87)  Vgl.  Leon  de  Rosny.  Japanese:  Transactions  of  the  Philological  So- 
ciety  1877  —  8—9.     Part  I,  p.  109—122. 

88)  Vgl.  TR.  XI,  p.   133. 

89)  ./.  ./.  Hoffmann.  A  Japanese  Grammar.  2d  ed.  Leiden  (Brill) 
IST 7       MV,  3G8  pp.     8.     (With  2  pl.)      12  fl. 

90)  Ders.  Japanische  Sprachlehre  (nach  der  holländischen  Ausgahe  von 
1868  ins  Deutsche  übertragen).  Leiden  (Brill)  1877.  XVI,  372  pp.  8.  (Mit 
2    Steindrucktafeln.)      19  M. 

91)  W.  G.  Aston.  A  grammar  of  the  Japanese  written  lauguage.  2d  ed. 
London   (Trübner)  1877.     XII,  212,  LXX,  VIU  pp.     8.     28  s. 


von  der  Gabelentz,  China  und  Japan.  57 

Hoffmann  hat  seiner  japanischen  Sprachlehre  einen  „ersten", 
leider  auch  letzten  Nachtrag  folgen  lassen.  Seine  „japanischen 
Studien"92)  enthalten  Mittheilungen  über  gewisse  Ausdrucksweisen 
und  Gedichtsformen,  dann  Texte  mit  Uehersetzungen.  Die  Ver- 
öffentlichung seines  riesenhaften  japanischen  Wörterbuchs  ist  von 
der  niederländischen  Regierung  übernommen  worden  und  somit 
hoffentlich  gesichert.  Ehe  dieser  3  —  4000  Seiten  haltende  The- 
saurus ei'seheint ,  werden  freilich  Jahre  vergehen ;  dann  aber  wird 
Japanisch  studieren  und  Hoffmann  studieren  fast  identisch  sein. 

Der  immer  rüstige  Uebersetzer  August  Pfizmaier  hat  zwei 
Abhandlungen  über  japanische  Etymologien  und  japanische  Dialekte 
geliefert  93~ 94).  Eine  Durchforschung  dieser  letzteren  ist  dringend 
wünschenswerth,  und  so  verdienen  Arbeiten,  wie  sie  Herr  Dallas 
über  die  Mundart  von  Yonezawa  geliefert 95) .  allen  Dank.  Für 
solche ,  welche  die  gebildete  Umgangssprache  der  Hauptstadt  er- 
lernen wollen,  hat  Herr  JE.  Satow  ein  sehr  gut  empfohlenes  prak- 
tisches Lehrmittel  geschaffen  96);  und  derselbe  fleissige  Japonolog 
hat  im  Vereine  mit  einem  einheimischen  Gelehrten  ein  englisch- 
japanisches Taschenwörterbuch  97)  geliefert ,  auf  welches  wir  von 
unserem  Standpunkte  aus  die  Sprachforscher  im  weiteren  Sinne 
des  Wortes  aufmerksam  machen  möchten.  Wir  denken  an  die 
Frage :  wie  rasch  kann  sich  eine  Sprache  verändern  und  zersetzen, 
wie  rasch  zumal  eine  Cultursprache ,  welcher  man  wegen  ihrer 
Literatur  eine  grössere  Stätigkeit  zutrauen  sollte?  Nun  denn,  kaum 
das  Englische  oder  Persische  wird  es  in  dieser  Hinsicht  dem  Ja- 
panischen gleich  gethan  haben,  und  hier  waren  die  Literatur  und 
die  Cultur  weit  weniger  erhaltende  als  zersetzende  Faktoren.  Die 
Gewohnheit  chinesisch  zu  lesen  und  zu  schreiben  hat  zur  Aufnahme 
unzähliger  Fremdwörter,  zuweilen  ganzer  dem  japanischen  Sprach- 
geiste zuwiderlaufender  Redensarten  geführt,  der  Wunsch  sich  recht 
höflich  auszudrücken  fast  die  ganze  reiche  Conjugation  auf  ein 
paar  Hülfsverben  eingeschränkt.  Das  sind  Erscheinungen,  welche 
auch  der  Fernerstehende  wahrnehmen  muss,  wenn  er  ein  paar 
Artikel  dieses  neuen  Wörterbuches  mit  den  entsprechenden  der 
vor  zwei  bis  drei  Jahrhunderten  von  den  Jesuiten  zusammenge- 
stellten vergleicht. 


92)  J.  J.  Hoffmann.  Japanische  Studien,  erster  Nachtrag  zur  japanischen 
Sprachlehre.     Leiden  (Brill)   1878.     64  pp.     8. 

93)  Aug.  Pfizmaier.  Japanische  Etymologien  (Sitzgsber.  d.  K.  Ak.  d.  Wiss.) 
Wien  (Gerold's  Sohn)   1876.     84  pp.     8.      1,20  M. 

94)  Aug.  Pfizmaier.  Ueber  japanische  Dialekte  (Sitzgsber.  d.  K.  Ak.  d. 
Wiss.)     Wien  (Gerold's  Sohn)   1877.     78  pp.     8.      1,20  M. 

95)  C.  H.  Dallas.    The  Yonezawa  dialect:  Transactions  As.  Soc.  Jap.  III,  2. 

96)  Em.  Satow.  Kuahva  Hen.  Twenty-five  exercises  in  the  Yedo  collo- 
quial,  for  the  use  of  students,  with  notes.  3  pts.  London  (Trübner)  1877. 
12.     21  s. 

97)  Em.  Satow  and  Ishibashi  Masakata.  An  English-Japanese  dictio- 
nary.     London  (Trübner)   1876.     366  pp.      16.      12  s. 


58  von  der  Gabelentz,  China  und  Japan. 

Zwei  Florentiner  Japonologen  verdanken  wir  einen  höchst 
schätzbaren  Nachtrag  zu  den  japanischen  Wörterbüchern,  einen 
alphabetischen  Index  zu  einigen  der  wichtigsten  und  verbreitetsten 
encyclopädischen  Werke  98).  Stan.  Julien  hatte  bekanntlich  ver- 
möge eines  ähnlichen  Repertoriums  die  wichtigsten,  bändereichsten 
Werke  seiner  herrlichen  chinesischen  Bibliothek  in  ein  bequemes 
Nachschlagebuch  verwandelt,  und  man  weiss,  welche  Unfehlbarkeit 
er  diesen  vielgepriesenen  „ficelles"  verdankte. 

Die  Frage  nach  etwaigen  verwandtschaftlichen  Beziehungen 
des  Japanischen  ist  unseres  Wissens  in  den  letzten  Jahren  nicht 
wieder  in  Untersuchung  gezogen  worden.  Bollers  bekannter  Ver- 
such einer  Vergleichung  mit  dem  Ural-altaischen  ist  noch  immer 
die  gründlichste  Arbeit  ihrer  Art,  und  doch  wohl  nach  Aller  Urtheil 
nicht  recht  beweisend:  vorläufig  muss  man  die  Yamato- Sprache 
zu  jenen  unclassificirten  zählen,  deren  das  östlichste  Asien  noch 
mehrere  aufweist.  Zwei  von  diesen,  das  Aino  und  das  Korea- 
nische, bieten  dermalen  das  handgreiflichste  Interesse.  Allein  was 
für  ihre  Kemitniss  neuerdings  durch  Dohrotworshy's  und  Puzillo's 
Wörterbücher  Umfänglicheres  geleistet  ist,  fällt  nicht  mehr  in  den 
uns  beschäftigenden  Zeitraum ,  aus  welchem  nur  kürzei'e  Mittheil- 
ungen, nämlich  die  ersten  Seiten  eines  Vokabulars  von  Metchnikoff99) 
und  ein  Artikel  von  Ross  10°)  für  sie  zu  verzeichnen  sind.  Der 
verdienstvolle  Will.  Fred.  Mayers101)  ist  leider  verstorben,  ehe 
er  seine  uns  in  Aussicht  gestellte  koreanische  Grammatik  fertig 
stellen  konnte. 

Ein  Aufsatz  von  Prof.  Schott  über  die  Kurzschrift  der  Ja- 
paner 102)  ist  uns  leider  nicht  zu  Gesicht  gekommen.  Ueber  die 
alte  Götterschrift  der  Japaner,  welche  mit  der  koreanischen  Volks- 
schrift identisch  ist,  hat  Kempermann103)  eine  lehrreiche  Abhand- 
lung veröffentlicht. 

Um  die  Leistungen  der  europäischen  Forscher  auf  dem  Ge- 
biete der  japanischen  Literatur  nach  Gebühr  zu  würdigen,  muss 
man  etwas  von  den  Schwierigkeiten  ahnen,  welche  sich  diesen 
Arbeiten  entgegenstellen.  Mit  dem  vielgeschmähten  Firagana-Syl- 
labare  söhnt  man  sich  wohl  schnell  aus,  und  auch  die  chinesische 


98)  A  Severini  e  C.  Pvini.  Repertorio  sinico-giapponese.  Firenze  (Acad.1 
1877.     4. 

99)  L.  Metchnilcoff.  Vocabulaire  japonais-aino-coreen:  L'extreme  Orient. 
Genevc  (Menz)  1877.  --  Vgl.  LC.  1878,  Sp.  88  und  Friedend  Bibl.  orient. 
1877,  No.  21. 

100)  ./.   Ross.     The    Corean  language:  China  Review  VI,  p.  395 — 403. 
L01)   Vgl.  TR.  XI,   p.   89. 

102)  Wilh.  Schott.  7a\  «1er  Frage  über  japanische  Kurzschrift:  Ztschr.  f. 
Stonogr.   187G,   No.  6. 

103)  P.  Kcmpermnnn.  Die  Kami  yo  no  modji  oder  Oötterschrift :  Mitth. 
d.  deutsch.  Gosollsch.  f.  Natur-  und  Völkerk.  Ostasiens  Nov.  1877,  p.  85 — 93. 
(Mit  4  Tafeln.) 


yon  der  Gabelcntz,  China  und  Japan.  59 

Kurzschrift  Tsao-schu  verliert  in  ihrer  japanischen  Form  bei  längerer 
Uebung  einen  Theil  ihres  Schreckens.  Selbst  die  wüste  Willkür- 
lichkeit in  der  lautlichen  Orthographie  müsste  leider  Gottes  für 
uns  Deutsche  eher  etwas  Anheimelndes  haben.  Dass  gelegentlich 
ein  und  das  nämliche  Zeichen  jetzt  ein  volles  Wort,  jetzt  blos 
eine  Sylbe  darstellen  kann,  ist  ein  Uebelstand,  von  welchem  auch 
unsere  Aegyptologen  und  Assyriologen  zu  erzählen  wissen.  Weit 
schlimmer,  oft  anwidernd,  oft  geradezu  entmuthigend  wirkt  jene 
viel  besprochene,  heillose  Mischimg  zweier  so  grundverschiedener 
Sprachen.  Die  Mangelhaftigkeit  unserer  Nachschlagebücher,  zumal 
auch  in  Realien,  die  Unhandlichkeit  und  geringe  Ueb ersieh tlichkeit 
gerade  der  besten  japanischen  Werke  dieser  Art  und  manche  andere 
Umstände  machen  noch  immer  dieses  Studium  zu  einem  dornen- 
vollen. Auch  scheint  man  merkwürdigerweise  lieber  zuzusehen, 
wie  die  fernen  Inselbewohner  im  Uebereifer  fürs  Neue  ganze 
Bibliotheken  in  Maculatur  verwandeln ,  als  dass  man  um  ein 
Spottgeld  die  heimischen  Sammlungen  mit  japanischen  Werken 
füllte. 

An  Abdrücken  und  Uebersetzungen  solcher  sind,  Dank  Pfiz- 
mat'er's  fleissiger  Feder,  noch  immer  die  Veröffentlichungen  der 
Wiener  Akademie  besonders  reich;  nur  ist  bekanntlich  in  diesen 
Arbeiten  gar  zu  wenig  Rücksicht  auf  die  Bedürfnisse  der  Anfänger 
und  überhaupt  der  sprachunkundigen  Leser  genommen  worden.  Sie 
würden  sonst  in  ihrer  Vielseitigkeit  eine  sehr  empfehlenswerthe 
Anthologie  bilden  104-111^  yon  ,jen  übrigen  neueren  Erscheinungen 
auf  diesem  Felde  wird  Referent  zu  seinem  Bedauern  nur  einen 
Theil  erwähnen  können.  Mehrere  der  einschlägigen  Zeitschriften, 
namentlich  die  Transactions  of  the  Asiatic  Society  of  Japan  und 
die  Memoires  de  la  societe  des  etudes  japonaises,  haben  ihm  leider 
nicht  vorgelegen,  und  nächst  Friederici's  verdienstlicher  Bibliotheca 
orientalis  waren  Trübner's  Record  und  das  prächtige  Bollettino 
italiano  oft  seine  einzigen  Quellen. 


104)  Aug    Pfizmaier.      Der    Nebel    der   Klage,    ein  japanisches    Zeitbild. 
Wien  (Gerold's  S.)   1876.     96  pp.     4.     4M. 

105)  Ders.       Die    Geschichte    einer     Seelenwanderung    in    Japan.       "Wien 
(Gerold's   S.)    1876.     98  pp.     4.     4  M. 

106)  Ders.     Das  Haus  eines  Statthaitors  von  Fari-ma.     Wien  (Gerold's  S.) 
1876.      84  pp.     8.      1,20  M. 

107)  Ders.     Dio  Einkehr  in  der  Strasse   von  Kanzaki.     Wien  (Gerold's  S.) 
1876.     84  pp.     8.     1,50  M. 

108)  Ders.     Die  Aufzeichnungen  der  japanischen  Dichterin  Sei  Seo-Na-Gon. 
Wion  (Gerold's  S.)  1876.     74  pp.     8.     1,40  M. 

109)  Ders.     Die  Sintobannung  des  Geschlechts  Naka-Tomi.     Wien  (Gerold's 
S.)   1876.     26   pp.     8.     0,50  M. 

110)  Ders.     Auf  den  Bergen  von  Sagami.     Wien  (Gerold's  S.)  1877.    80  pp. 
8.      1,20  M. 

111)  Ders.      Eon  Donnerthier  Japans.      Wien  (Gerold's  S.)    1877.     72   pp. 
8.     1   M. 


60  von  der  Gabelente,  China  und  Japan. 

Ein  Herr  Dickins  hat  Uebersetzungen  japanischer  Dichtungen112) 
geliefert,  von  welchen  uns  leider  nur  der  Titel  zu  Augen  gekom- 
men ist.  Die  Verhandlungen  der  asiatischen  Gesellschaft  von 
Japan  enthalten,  soweit  wir  von  ihrem  Inhalte  Kunde  haben,  u.  A. 
Aufsätze  von  Aston  über  einen  altjapanischen  Klassiker  und  von 
Goodvnn  über  einige  Legenden113). 

Riutei  Tanefiko's  Roman  Uki  yo  gata  roku-mai-biyau-bu  war 
bekanntlich  Dank  Pfizmaier  das  erste  und  lange  Zeit  das  einzige 
in  eine  europäische  Sprache  übersetzte  japanische  Buch  dieser 
Gattung,  und  es  wird  auf  alle  Zeiten  für  die  Geschichte  der 
Japonologie  eines  der  bedeutsamsten  bleiben.  Denn  seit  Pfizmaier  % 
Sechs  Wandschirmen  sind  drei  neue  Uebersetzungen  erschienen, 
und  ist  eine  vierte  ,  englische  vorläufig  handschriftlich  angefertigt 
worden.  Die  zahlreichen  Abweichungen  unter  diesen  beweisen  die 
Schwierigkeit  der  Aufgabe.  Professor  Severini  nun,  selbst  einer 
der  Uebersetzer,  hat  diese  fünf  Wettbewerber  einer  sehr  lehrreichen, 
von  schöner  Selbstlosigkeit  zeugenden  vergleichenden  Kritik  unter- 
zogen 1U).  Arbeiten  wie  die  seine  dünken  uns  im  vortheilhaften 
Sinne  bezeichnend  für  den  Stand  dieser  jüngsten  unter  den  philo- 
logischen Wissenschaften,  und  ihr  Studium  ist  ein  heilsames 
Schutzmittel  gegen  verfrühte  Uebersetzungsgelüste.  Man  sieht 
eben  auch  hier  wieder,  wie  die  besten  grammatischen  und  lexika- 
lischen Kenntnisse  für  sich  allein  noch  keine  Eintrittskarte  in  den 
Lesesaal  eines  fremdgearteten  Culturvolkes  abgeben. 

Metchnikoff'116)  hat  Text  und  Uebersetzung  des  japanischen 
Commentars  zu  dem  Tausendwortbuche  im  Extreme  Orient  zu 
veröffentlichen  begonnen.  Was  ebendaselbst  von  japanischen  Ge- 
schichtswerken mitgetbeilt  wird,  ist  aus  dem  Jahrgang  1874  des 
Ban-zai-sau  unverändert  herübergenommen.  Leon  de  Rosni/'s  Aus- 
züge aus  japanischen  Geschichtswerken  116)  sind  nun  zu  Ende  er- 
schienen, --  eine  stattliche  Sammlung,  ein  neuer  Beweis  von  der 
seltenen  Rührigkeit  und  Gewandtheit  dieses  vielseitigen  Gelehrten. 
Eine  kurze  Notiz  eines  gelehrten  Japaners  über  die  Quellen  für  die  alte 


112)  Fred.  W.  Dickins.  Chinshingura.  A  Japanese  romance.  Transl. 
irom  the  original.  With  notes  and  appcndix,  containing  a  metrical  Version  of 
the  ballad  of  Takasako  and  30  full-page  illustr.  by  Jap.  artists.  New  York 
1876.     250  pp.     8.     3  doli. 

113)  W.  G.  Aston.  An  ancient  Japanese  classic.  —  C.  W.  Goudirin. 
On  some  Japaneso  legcnds :  Transactions  As.  Soc.  Jap.  III,   2. 

1 1 4 1  Esame  critico  dello  traduzioni  doli'  Uki-yo  kata .  roku-mai  fiyau-fu  : 
BISO.  I,  No.  2.  3—24. 

115)  L.  Mctchnilcoff.  Kotcho  sen  zi  mon,  texte  et  traduction  du  com- 
mentaire  japonais  du  livre  des  millo  mots,  avec  preface:  L'extreme  Orient. 
Geneve  (Menz)   1877.  —  Vgl.  oben   p.  58,  No.  99. 

116)  L.  de  Jlosny.  Extraits  des  historiens  du  Japon ,  publ.  par  la  Soc. 
des  Etudes  japonaises.     111«  P.     Paris  (Maisonneuve)  1876.     242  pp.     8.     6  fr. 


von  der  Gabelentz,  China  und  Japan.  Q\ 

Geschichte  seines  Vaterlandes  117)  findet  sich  in  den  Denkschriften 
der  ethnographischen  Gesellschaft  zu  Paris.  Pfizmaier  theilt  die 
Geschichte  eines  Feldzugs  der  Japaner  gegen  Korea  in  Text  und 
Uebersetzung  mit118). 

Die  japanische  Geschichtsschreibung  ist,  soweit  wir  sie  keimen, 
der  chinesischen  ziemlich  ähnlich,  chronikmässig  erzählend  und  von 
einer  Trockenheit  der  Darstellung,  welche  mehr  Vertrauen  als 
Appetit  erwecken  dürfte.  Um  so  mehr  wird  eine  Bearbeitung  im 
europäischen  Sinne  die  Mühe  des  Historikers  lohnen;  denn  die 
Geschichte  einer  so  ritterlichen,  an  mächtigen  Charakteren  reichen 
Nation,  die  Geschichte  ihres  Ringens  mit  vier  fremden  Culturen 
muss  eine  hervorragend  dramatische  Wirkung  üben.  Es  leuchtet 
ein,  dass  die  Zeit  noch  fern  ist,  wo  ein  europäischer  Schriftsteller 
ein  Werk,  wie  wir  es  hier  fordern,  unternehmen  könnte;  der  Mann 
müsste  neben  allgemein  historischer  Befähigung  und  Bildung  noch 
eine  schwer  erreichbare  Sprach-  und  Literaturkenntniss  besitzen. 
Um  so  mehr  wäre  zu  wünschen,  dass  sich  einer  der  vielen  hoch- 
begabten Japaner,  welche  bei  uns  ihre  Schulung  geniessen,  der 
dankbaren  Aufgabe  unterzöge.  Herrn  Adams  Geschichte  von  Japan, 
deren  erster  Band  uns  nun  auch  in  deutscher  Uebersetzung  vor- 
liegt119), bezeichnet  eben  ei-st  einen  Anfang.  Das  Buch  ist  vor- 
trefflich geschrieben,  geschmackvoll  und  vom  löblichsten  Streben 
nach  Unparteilichkeit  beherrscht,  aber  in  der  Geschichte  des  „alten 
Japan"  ganz  unverhältnissmässig  kurz  gefasst.  Ein  anderes  hier 
zu  nennendes  Werk  von  Griff  is  r20)  ist  uns  leider  nicht  zugegangen. 
Für  die  Entwickelungsgeschichte  der  altjapanischen  Cultur  und 
ihren  Zusammenhang  mit  China  und  Korea  sind  ausser  der  schon 
erwähnten  Abhandlung  über  die  Götterschrift  ein  weiterer  Aufsatz 
von  Kempermann12*)  und  eine  auf  einheimischen  Quellen  beruhende 
Arbeit  Wagener' 's  122)  von  besonderer  Bedeutung. 

Dass  unsere  wissenschaftlichen,  politischen  und  belletristischen 


117)  Imamura  Warau.  Sur  les  sources  de  l'histoire  ancienne  du  Japon. 
Extrait  d'un  article  du  Journal  Niti-niti  Sin-bun:  Mem.  Soc.  etlm.  XIII,  p.  55 — 56. 

118)  Aug.  Pfizmaier.  Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  Corea  im  Jahre 
1597.     2  Th.     Wien  (Gerold)   1876.      156  pp.  4.     7,50  M. 

119)  Francis  Ottiwell  Adams.  Geschichte  von  Japan  von  den  frühesten 
Zeiten  bis  auf  die  Gegenwart,  übersetzt  von  Emil  Lehmann.  I.  Bd.:  bis  zum 
Jahre  1864.  Mit  1  Karte  und  2  Plänen.  Gotha  (Perthes)  1876.  XV,  468  pp. 
8.      12  M. 

120)  Will,  Ettiot  Griffis.  The  Mikado's  Empire.  B.  I.  History  of  Japan 
from  666  B.  C.  to  1872  A.  D.  Personal  experiences,  observations  and  studies 
in  Japan.     Illustr.     New  York  (Harper)   1876.     626   pp.     8.     4  doli. 

121)  P.  Kempermann.  Korea  und  dessen  Einttuss  auf  die  Bevölkerung 
Japans:  Verhandlungen  der  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.   1876,  p.  78 — 83. 

122)  G.  Wagener.  Geschichtliches  über  Maass-  und  Gewichtssysteme  in 
China  und  Japan,  nach  Mittheilungen  des  Herrn  Ninagawa  Noritane:  Mitth. 
d.  deutsch.  Gesellsch.  f.  Natur-  u.  Völkerk.  Ostasiens  Mai  1877,  p.  35 — 42,  vgl. 
01   (mit  4  Tafeln). 


62  von  der  Gabelentz,  China  und  Japan. 

Zeitschriften  zahllose  Mittheilungen  zur  Landes-  und  Volkskunde  des 
östlichen  Inselreichs  bringen,  ist  allbekannt  und  in  der  Natur  unserer 
Beziehungen  zu  Japan  begründet.  Wir  rechnen  auf  die  Zustimmung 
unserer  Leser,  wenn  wir  auf  eine  vollständige  Aufzählung  des  hierher 
Gehörigen  verzichten  und  nur  einzelne  wichtigere  Erscheinungen 
hervorheben.  Eine  französische  Ausgabe  von  iSi'ebnld's  grossem 
Keisewerke  123)  finden  wir  angezeigt,  wissen  aber  noch  nicht,  wie 
weit  die  Veröffentlichung  gediehen  ist.  Edens  „Japan'*  124)  ist 
eine  erweiterte  Uebersetzung  aus  den  Voyages  celebres ,  —  also 
gleichfalls  keine  selbständige  Arbeit.  Ein  grösseres  Buch  über  das 
heutige  Japan  ist  ferner  von  Bousquet  l25)  veröffentlicht  worden, 
und  im  Atsume  Gusa  erschienen  1877  die  ersten  Bogen  von  Metchni- 
koff's  mit  Karten  und  Tafeln  reich  ausgestattetem  Empire  Japonais; 
eine  noch  hervorragendere  Rolle  scheint  die  Illustration  mGuwiet's1™) 
Werke  zu  spielen.  Brunton's  grosse  und  ausführliche  Karte  des 
Inselreichs  127)  beruht  zumeist  auf  einheimischen  Quellen  und  diese 
unseres  Wissens  auf  älteren  europäischen  Arbeiten  und  Anweisungen. 
Ihr  Preis  ist  zu  hoch,  als  dass  sie  jenen  trefflich  ausgeführten  und 
erstaunlich  billigen  einheimischen  Kartenwerken  mit  Erfolg  Con- 
currenz  machen  dürfte.  Verzeichnisse  der  letzteren  bietet  uns 
übrigens  Kmppmg's1.28)  Bericht  über  eine  neue,  von  ihm  selbst 
bearbeitete  Karte. 

Ueber  die  modernen  Culturbestrebungen  in  Japan  erwähnen 
wir  nur  die  orientirende  Skizze  Wernich's129)  und  den  einen 
charakteristischen   Punkt   herausgreifenden   Aufsatz    Gebauer's 13()). 


123)  Voyage  au  Japon,  ou  description  physique,  geographique  et  historique 
de  l'Einpire  Japonais  par  M.  Ph.  Er.  de  Siebold.  Edition  francaise  redigee 
par  A.  de  Montry  et  E.  Frainsinet.  12  livraisons  de  planehes  in  fol.  et  6 
livraisons   do  texte  in  8.      150  fr. 

124)  Charles  H.  Eden.  Japan,  historical  and  descriptive ,  revised  and 
enlarged  from  „Les  voyages  celebres",  with  numerous  illustrations  and  a  map. 
London   (Ward)   1876.     326  pp.     8.     3  s.   6   d. 

125)  G.  Bousquet.  Le  Japon  de  nos  jours  et  les  echelles  de  l'cxtreme 
Orient.     2  vol.     Paris  (Hachette)   1877.     905   pp.     8.      15  fr. 

126)  E.  Guimet.  Promenades  Japonaises.  Dessins  d'apres  F.  Regamey. 
Paris  (Charpentier)  1877.     212  pp.     4.     25  fr. 

L27)  lt.  Henry  Brunton.  Map  of  Nippon  (Japan),  compiled  from  native 
maps  and  the  notes  of  recent  travellers.  London  (Trübner)  1877.  4  Bll.  £  3, 
als   Rolle    L    3.    10  s.,  gefaltet  in  Futteral  £  4.     Grösse  5:4'  engl. 

128)  E.  Knipping.  Ueber  eine  neue  Karte  von  Japan  und  ihre  Quellen: 
Mittli.   (1.   deutsch    Gescllseh.  f.  Natur-  u.  Volkerk.  Ostasiens  Nov.  1876,  p.  20 — 24. 

L29)  A.  Wernich.  Uebei  Ausbreitung  und  Bedeutung  der  neuen  Cultur- 
bestrebungen in  Japan.  Berlin  (Habel)  1877.  32  pp.  s.  0,80' M.  [Doutsche 
Zeit-  lind  Streitfragen   lieft  93.] 

L30)  Getaner.  Notizen  über  den  Portsehritt  der  Japanischen  Civilisation 
auf  dem  Gebiet  ihr  Ehe:  Mittli.  d.  deutsch.  Gesellseh.  f.  Natur-  u.  Völkork. 
Ostasiens   Nov.   1877,  p.  81—85. 


63 


Hinterindien. 

Von 

£.  Kuhn. 

Wir  beginnen  unsere  Umschau  mit  den  nordwestlichen 
Gebieten,  durch  welche  die  arische  Cultur  nach  Hinterindien 
Eingang  gefunden  hat  und  welche  heutzutage  wegen  des  gesuchten 
Ueberlandweges  von  Indien  nach  China  ein  bevorzugtes  Reiseziel 
geographischer  Entdecker  bilden.  Hier  haben  sich  Godwin- 
Austen  l)  und  Cottam 2)  um  die  Erforschung  des  oberen  Brahma- 
putragebietes verdient  gemacht,  und  auch  durch  Nain  Singh's 
und  Desgodins'  bei  Tibet  nochmals  zu  erwähnende  Reisen  ist 
Manches  aufgeklärt  worden.  Femer  sind  hier  zu  nennen  ein  sehr 
reichhaltiger  englischer  Parlamentsbericht 3) ,  die  deutsche  Ueber- 
setzung  von  Coopers4)  interessantem  Reisewerk  und  ein  referirender 
Artikel  F.  von  Hellwald's  5).     Ueber  die  Khasi,  deren  Sprache  uns 


1)  Vgl.  PM.   1877,  p.  434—435. 

2)  Overland  Route  to  China  viä  Assam,  Tenga  Pani  River,  Khamti,  and 
Singphoo  Country,  across  the  Irrawaddi  River  into  Ynnan.  By  Henry  Cottam: 
Proceedings  of  the  R.  Geogr.  Society,  Vol.  XXI,  p.  590—595.  —  Vgl.  PM.  1877, 
p.  435. 

3)  Papers  connected  with  the  Development  of  Trade  hetween  British  Burmah 
and  Western  China  and  with  the  Mission  to  Ynnnan  of  1874—5.  Presented 
to  hoth  Houses  of  Parliament  by  Command  of  Her  Majesty.  London  (Her 
Majesty's  Stationery  Office)   1876.     78  pp.     fol.     10  d. 

4)  T.  T.  Cooper.  Reise  zur  Auffindung  eines  Ueberlandweges  von  China 
nach  Indien.  Autorisirte  Ausgabe  für  Deutschland.  Aus  dem  Englischen.  Mit 
einem  Anhange,  die  beiden  englischen  Expeditionen  von  1868  und  1875  unter 
Sladen  und  Browne,  und  Margary's  Reise  betreffend,  von  Dr.  H.  L.  von  Klenze. 
Mit  einer  Karte  und  13  Blustrationen.  Jena  (Costenoble)  1877.  XIH,  507  pp. 
8.  12  M.  —  rec.  von  A.  Kirchhoff  in  JLZ.  1878,  Art.  9;  in  LC.  1878, 
Sp.   822. 

5)  Friedrich  von  Helhoald.  Die  Handelswege  nach  Yünnan:  Das  Aus- 
land 9.-23.  April.  1877,  p.  286—289.  314—317.  324—328.  —  Vgl.  auch: 
Die  Ueberlandroute  nach  China  über  Assam:  ebd.  1876,  p.  832 — 835  [nach  der 
Erörterung  eines   englischen  Forschers  in  einer  indischen  Zeitung]. 


ß4  Kulm,   Hiaterindien. 

neuerdings  Pryse  6)  beschrieben  bat.  erhalten  wir  in  einem  deutschen 
Missionsblatt  7)  und  den  Verhandlungen  einer  Liverpooler  Gesell- 
schaft8) weitere  Nachrichten.  Eine  Manipuri-Erzählung  übersetzte 
Damant9),  der  auch  in  seiner  werthv ollen  Notiz  über  das  alte 
Manipuri -Alphab et 10)  eine  kleine  Sprachprobe  mit  Uebersetzung 
gegeben  bat.  Mit  Chittagong  beschäftigt  sich  eine  Abhandlung 
K/'rl'icood's  ' '). 

Reichlicher  ist  die  Literatur  über  Barina,  namentlich  die 
dem  britischen  Scepter  unterworfenen  Gebiete.  Die  Entwickelung 
Arrakans  unter  der  englischen  Regierung  schilderte  Ratzel1-),  die 
Verwaltung  von  Britisch  Barma  während  der  Jahre  1874 — 75  be- 
sprach nach  dem  offiziellen  Report  Barbe13).  Grordon14),  ein 
höherer  englischer  Militärarzt,  hat  seine  anregenden  Beobachtungen 
auf  einer  Dienstreise  in  einem  gut  geschriebenen  Buche  zusammen- 
gestellt, während  ein  Artikel  der  Calcutta  Review  15J  vorwiegend 
den  für  Europäer  sympathischen  Charakter  der  Bevölkerung  rühmend 
hervorhebt.  Statistisches  bringt  ein  Artikel  des  Globus  l6).  Eine 
armenische  Darstellung  über  Barma  wird  bei  der  der  armenischen 
Literatur  ihren  Platz  finden.  Werthlos  sind  die  als  dreiste  Be- 
trügerei entlarvten  Reisen  von  Bradley11).  Zur  Kenntniss  der 
weit  zerstreuten  Karen    erhielten  wir  durch  Mac  Mahon li)    einen 


6)  An    introduetion  to  the  Khasia  language,    by    W.  Pryse.  —   Vgl.   TR. 
XI,   p.   70. 

7)  Die  Khasi:  Calwer  Missions-Blatt,   1877,  No.   7,  p.  49—51. 

8)  A.  Morgan.      On  the  Khasi  hill  tribes  of  North-Eastern  Bengal,    etc. 
Liter,  and  Philos.  Soc.  of  Liverpool.     Proc.  No.  30.   1875 — 76. 

9)  The  story  of  Khamba  and  Thoibi :  a  Manipuri  tale.     Translated  by  G. 
H.  Damant:  IAnt.  VI  (1877).  p.  219—226. 

10)  Note  on  the  old  Manipuri  Character.  —  By  G.  H.  Damant.  (With 
two  plates.)     JASB.  Vol.  XLVI.  Part  I,  No.   I.    —    1877,  p.   36—38. 

11)  T.  M.  Kirkioood.  The  wastes  and  waterways  of  Chittagong:  The 
Calcutta  Review.     October   1877,  p.  311—321. 

12)  Friedrich  Ralzel.  Arakan  unter  britischer  Regierung:  Globus  XXX, 
p.   284—285. 

13)  H.  L.  St.  Barbe.  British  Burmahin  1874—75:  The  Calcutta  Review. 
October   1876,  p.  240—261. 

14)  Our  trip  to  Burmah.  With  notes  on  that  country.  By  surgeon-general 
Charles  Alexander  Gordon.  London  (Bailiiere  and  Co.)  1876.  X,  265  pp. 
8.  21  s.  —  rec.  in  Ath.  2.  December  1876,  p.  717;  von  F.J.  Goldsmid  in 
Ac.   31   März   1877,  p.   266. 

15)  Characteristics  of  British  Burmah:  The  Calcutta  Review.  April  1877, 
p.   289  —  3<'2 

16)  Zur  Statistik   von   Britisch   Birma:   Globus  XXX.    p.   296—297. 

17)  J.  Bradley.  A  narrative  of  travel  and  spurt  in  Burmah,  Siam,  and 
the  Malay  Peninsula.  London  (Tinsley)  1876.  346  pp.  8.  12  s.  —  rec.  in 
Ath.  i.  November  1876,  p.  585.  —  Vgl.  auch  C.  I.  F.  S.  Forbes.  Bradley's 
'Travels  in  Burmah':  ebd.  24.  März  1877,   p.  386 — 387. 

18)  A.  R.  Mac  Mahon.  The  Karous  of  the  Golden  Chorsonese.  London 
(Harrison)    1876.     426  pp.     8.     16  s. 


Kuhn,  Hinterindien.  65 

neuen  Beitrag.  Auch  Negrfs  19)  Hinweis  auf  die  Verdienste  des 
Missionars  Abbona  und  ein  über  Barma  handelnder  Aufsatz  der 
Missions  Catholiques  2")  dürften  hier  noch  zu  nennen  sein.  Einen 
Abriss  der  Geschichte  Barma's  verdanken  wir  Simeon 21). 

Für  barmanische  Sprache  sind  eine  Grammatik  von 
Sloan22),  die  französische  Uebersetzung  eines  englischen  gram- 
matischen Werkes 23)  und  eine  neue  Auflage  von  Judson's 24) 
englisch-barrnanischem  Wörterbuch  zu  erwähnen.  Die  christlichen 
Religionsschriften  und  Schulbücher,  die  zu  Rangoon  u.  s.  w.  in 
barmanischer  Sprache  und  den  beiden  Dialekten  der  Karen  er- 
schienen, sind  für  uns  von  geringem  Werthe,  von  höherem  schon 
buddhistische  Traktate,  z.  Th.  Uebersetzungen  von  Päli-Originalen  25), 
und  sonstige  Erzeugnisse  einheimischer  Literatur,  deren  vollständige 
Aufzählung  wir  uns  jedoch  versagen  müssen.  Das  Wichtigste 
sind  ausser  einigem  Historischen 26)  einige  Schriften  zur  Rechts- 
literatur, nämlich  eine  neue  Auflage  von  Rtckardson's  Dhamma- 
that27),  ein  barmanischer  Tractat28)  über  die  Grundzüge  des 
buddhistischen    Rechts    und    die    englische  Abhandlung    eines  Ein- 


19)  C.  Negri.  Dei  meriti  del  Rev.  P.  Abbona  missionario  della  Birmania: 
L'Ateneo  illustrato,   1877,  No,   15,  p.   117  —  110. 

20)  Notes  sur  la  Birmanie:  Missions  Catholiques  8.  15.  Juni  1877. 

21)  J.  Simeon.  An  outline  of  tbo  history  of  Burma.  Bassein  (P.  C.  Wil- 
liams)  1876.     86   pp.      1   Re. 

22)  A  praetical  method  with  the  Burmese  language.  By  W.  H.  Sloan. 
Rangoon.     232   pp.      8.     [London  (Trübner)    1877.     12   s.   6   d.j 

23)  Grammaire  birmane ,  traduite  de  l'anglais ;  suivie  d'essais  de  traduction 
birmane -et  de  notes  et  tableaux;  par  A.  M.  H.  Keimes  (impr.  Judas)  1876. 
189  pp.     8. 

24)  Dr.  Judson.  English  and  Burmese  dictionary.  Third  edition.  Printed 
and  publisbed  by  W.  H.  Sloan  at  the  Mission  Press,  Rangoon  1877.  862  pp. 
8.      10  Rs. 

25)  So  liegt  wohl  das  u.  a.  von  Childers  JRAS.  New  Series.  Vol.  IV,  p. 
312 — 314  veröffentlichte  Marigala-,  resp.  Mahämarigalasutta  den  folgenden  beiden 
Schriften  zu  Grunde:  Tsayali  Pay.  Mingala  Thoat.  Rangoon  (Moung  Tso) 
1877.  38  pp.  8.  4  a.  —  Moung  Tsoh.  The  Maha  Mingla  Thote,  or,  Maha 
Mingla  Gwai  Ah  Mai  Ah  Hpyai.  Third  edition.  Fricnd  of  Moulmcin  Press  1877. 
24  pp.      12.     4  a. 

26)  Z.B.:  Yazidridahyabom  ;  or,  history  of  Pegu  [in  Burmese  —  reprinted 
from  palm  leaf  manuscripts],  Rangoon  (H.  Afoke)  1877.  311  pp.  8.  3.  Rs. 
—  Moung  Yan.  Drama  [!]  on  the  history  of  Thatone  [in  Burmese].  Moulmcin 
(Moung  Bah  Ghoon)   1877.     200  pp.     8.     2   Rs. 

27)  The  Damathat,  or  the  laws  of  Menoo,  translated  from  the  Burmese.  By 
D.  Iiichardson.  Second  edition.  Rangoon  1876.  8.  [Wir  entnehmen  die 
Anführung  den  Proceedings  ASB. ;  wahrscheinlich  enthält  das  Buch  auch  den 
barmanischen  Text,  wie  dies  bei  der  ersten  Auflage:  Moulmain  (American  Baptist 
Mission  Press)   1847.     Zweimal  376  pp.  8.  der  Fall  war.] 

28)  Tsayah  Kyee.  Pah-tan,  or  the  principles  ofBudhist  law  [in  Burmese]. 
Rangoon  (II.  Afoke)   1876.      132  pp.     8.      1   Re.   8  a. 

Jahresbericht  1876-1877.     Heft  I.  5 


ßß  Kuhn,  Hinterindien. 

geborenen  29),  der  neben  seltsam  confuser  Gelehrsamkeit  (zu  einem 
nicht  geringen  Theile  aus  Eicbardson  entnommen)  ein  gewisser 
Gehalt  wichtiger  literarhistorischer  Facta  nachzurühmen  ist.  Die 
Grundlage  dieses  barmanisch-buddhistischen  Rechts  ist  ein  Päli-Werk, 
über  welches  Rost  schon  vor  Jahren  nähere  Auskunft  gegeben 
hat  (Ind.  Studien  I,  p.  315—320). 

Für  S  i  a  m  erhielten  wir  nur  eine  kurze  Schilderung  de  Ri- 
chelieu's  3Ü)  und  einige  Bemerkungen  des  Dr.  H.  Stannius31)  über 
das  dortige  Unterrichtswesen.  Eine  Shan  -  Grammatik  verdanken 
wir   Gushing  32). 

Wieder  umfangreicher  sind  die  Materialien  über  Kamboja 
und  Nachbarschaft,  für  welche  ausser  Eeferaten  in  französischen33) 
und  deutschen  34)  Journalen  namentlich  Dr.  Harmand's  35)  eigene 
Nachrichten  über  seine  bahnbrechenden  Forschungen  zu  verzeichnen 
sind.  Aymonier's 36)  Studie  über  die  Monumente  des  südlichen 
Kamboja  ist  uns  leider  nicht  zu  Gesicht  gekommen.  Die  an  lite- 
rarischen Schätzen  reiche  Sammlung  des  Dr.  Hennecart  in  der 
Bibliotheque  Nationale  hat  Feer31)  eingehend  beschrieben. 

Harmand' s  Reisen  wie  Yide's 38)  wesentlich  historischer  Ar- 
tikel über  Champa  und  die  zweite  Auflage  von  Lemire's  39)  Com- 
pendium,  welches  alles  Wissenswerthe  über  Kamboja  und  das 
französische  Cochinchina,  einschliesslich   der  ganzen  Reise  dorthin, 


29)  Essay  on  the  sources  and  origin  of  Budhist  law  by  Moung  Kyaw 
Doon.  Rangoon  (Daily  News  Press)  1877.  19  pp.  8.  1  Ke.  —  rec.  von 
Jolly  in  LC.   1878,  Sp.   1273. 

30)  A.  de  Richelieu.  Skildringer  fra  Siara:  Det  Danske  Geogr.  Selsk. 
Tidskr.   1877,  p.  40—43. 

31)  PM.   1877,  p.   358. 

32)  A  grammar  of  the  Shan  language.  By  the  Rev.  J.  M.  Cushing.  XI, 
60  pp.      8.     [London  (Trübner)   1877.     9   s.] 

33)  L.  Delaporte.  Une  mission  archeologique  aux  ruines  Khmers :  Revue 
des  deux  mondes,  15.  September  1877,  p.  421—455.  —  H.  Bout.  Les  ex- 
plorations  scientifiques  du  Cambodge:  Revue  de  France,   15.   September  1877. 

34)  Dr.  Harmand  in  Cambodja  und  Unter-Laos:  Globus  XXXI,  p.  286 — 288. 

35)  Dr.  Harmand.  Voyage  au  Cambodge.  Mit  1  Karte :  Bulletin  de  la 
Soc.  de  Geogr.  [de  Paris]  VI,  12,  p.  337 — 367.  —  Les  lies  de  Poulo-Condor, 
le  haut  Don-nai  et  ses  habitants:  ebd.  VI,    13,  p.  523 — 534. 

36)  Aifmonier.  Monuments  du  Cambodge  meridional:  Memoires  de  la  Soc. 
(l'cthnogr.   1877,  Heft  II. 

37)  Etudes  cambodgiennes.  La  collection  Hennecart  de  la  Bibliotheque 
nationale,  par  M.  L.  Feer:  JA.  VII,  9,  p.   161 — 234. 

38)  H.  Yule.  Champa:  Geographical  Magazine  IV,  p.  66 — 67.  —  Auch 
abgedruckt  in   IAnt.  VI  (1877),  p.  228—230. 

39)  Cochinchine  francaise  et  royaume  de  Cambodge  avec  l'itineraire  de  Paris 
ä  Saigon,  une  carte  de  la  Cochinchine  francaise  etc.  par  Charles  Lemire.  2 e 
edition  revue  ot  considerablement  augmentee.  Paris  (Challamel)  1877.  487 
pp.      12.     4  fr. 


Kuhn,  Hinterindien.  67 

knapp  aber  zuverlässig  zusammenstellt,  weisen  schon  zu  den  nach 
China  gravitirenden  Gebieten  Hinter indiens  hinüber. 
Das  französische  Cochinchina  im  Speciellen  betreffen  ferner  die 
Aufsätze  von  Tirant 4Ü)  und  das  in  Sal'gon  erschienene  offizielle 
Jahrbuch41),  Cochinchina  überhaupt  das  schon  bei  China  erwälmte 
Buch  von  Roy**),  ein  ethnographischer  Aufsatz  von  Morice*3)  und 
Maunoir's  44)  Artikel  in  der  Encyclopsedia  Britannica.  Eine  aus- 
führlichere Darstellung  des  annamitischen  Reiches  erhielten  wir 
durch  Lairo 45) ,  auf  die  Abgeschlossenheit  des  Landes  wirft  ein 
Brief  von  du  Treuil  de  Rhmsi6)  ein  charakteristisches  Streiflicht. 
Für  Tonkin  nennen  wir,  neben  einem  Artikel  des  Globus47),  die 
Forschungen  Dupuis'*9)  und  de  Kergaradec's*9)  und  Lesserteur's50) 
Bericht  über  den  Fortschritt  der  katholischen  Mission. 

Zum  Sclüusse  ist  eines  zusammenfassenden  Berichtes  von 
Oiist 51)  über  die  hinterindischen  und  die  benachbarten  Sprachen 
des  Archipels  Erwähnung  zu  thun  und  auf  die  erneute  Aufmerk- 
samkeit hinzuweisen,  mit  der  sich  die  Forschung  den  Inselgruppen 
der  Nicobaren  und  Andamanen  zuwendet.  Ueber  jene  hat 
uns  der  dänische  Viceadmiral  Steen  Bille  52),  der  sie  während  einer 


40)  La  Cochinchine  francaise.  Lettre  de  M.  le  docteur  Gilbert  Tirant' 
Bull,   de  la  Soc.  de  Geogr.  de  Lyon  I,  p.  432 — 450. 

41)  Amiuaire  de  la  Cochinchine  francaise  pour  l'annee  1877.  Saigon 
1877.     8.     [Nach  Friedend  Bihl.  or.    1877,  No.  359.] 

42)  Vgl.  ohen  p.  53,  No.  65. 

43)  Morice.  Des  moyens  de  transport  usites  dans  la  Basse-Cochinchine 
et  dans  1'Annam :  Memoires   de  la  Soc.  d'ethnogr.   1877,  Heft  II. 

44)  C.  Maunoir.     Cochinchina:  Encycl.  Brit.'VI,  p.  92 — 97. 

45)  Ei.  Luro.  Le  pays  d'Annam.  Etüde  sur  l'organisation  politique  et 
sociale  des  Annamites.  Avec  une  notice  sur  l'auteur  par  M.  de  Bizemont. 
Paris  (Leroux)   1877.     252  pp.     8.     Mit  Karte.     8  fr. 

46)  Note  sur  1'Annam.  Extraits  d'une  lettre  adressee  au  secretaire  general, 
par  M.  du  Treuil  de  Rhins:  Bull,  de  la  Soc.  de  Geogr.  [de  Paris]  VI,  13,  p. 
422—424. 

47)  E.  S.     Tonkin  (Tongking):  Globus  XXX,  p.   175—176. 

48)  J.  Dupuis.  Exploration  du  Tong-King:  L'Exploration  1877,  No.  15. 
—  M.  Dupuis'  Exploration  in  Tong-kin  and  Yunnan :  Geographical  Magazine 
IV,  p.  253—255.  —   Vgl.  oben  p.  54,  No.   69. 

49)  M.  de  Kergaradec.  Kapport  sur  la  reconnaissance  du  fleuve  du  Tonkin. 
Nancy  (Berger-Levrault)  1877.  58  pp.  8.  [Extrait  de  la  Revue  maritime  et 
coloniale.] 

50)  E.  C  Lesserteur.  Des  progres  de  la  mission  catholique  au  Tong-king 
occidental.  Lyon  (Bureaux  des  Missions  Catholiques)  1877.  16  pp.  8.  [Extrait 
des  Missions  Catholiques.] 

51)  R.  N.  G'ust.  On  the  languages  of  the  Indo-Chinese  peninsula,  and 
the  Indian  archipelago:  Transactions  of  the  Philological  Society  1877 — 8 — 9. 
Part  I,  p.   72—109. 

52)  Steen  Bille.  Fra  Nikobarerne:  Det  Danske  Geogr.  Selsk.  Tidskr. 
1877,  p.   31—34. 

5* 


gg  Kuhn,  Hinterindien. 

Weltumsegelung  vor  etwas  über  30  Jahren  besuchte ,  aus  seinen 
Erinnerungen  mitgetheilt,  während  de  Roepstorjf'53)  über  die  Ein- 
wohner gehandelt  hat.  Distant  54)  lieferte  einige  bibliographische 
u.  ä.  Notizen.  Mit  den  Bewohnern  der  Andamanen  dagegen  be- 
schäftigten sich  Virchovo  und  Jagor  55).  Die  Studien  Man's  5(i) 
über  die  andamanische  Sprache  werden  erweisen,  ob  Owen's5"1) 
Hinweis  auf  Beziehungen  zu  den  Mön  von  Pegu  zu  Recht  besteht 
oder  nicht. 


53)  Notes  on  the  Inhabitants  of  the  Nicobars.  —  By  F.  A.  de  Roej)s- 
torff:  Proceedings  ASB.  Juli   1876,  p.   142—149. 

54)  Distant.  Our  Present  Knowledge  of  the  Nicobarians  [Mit  einer  Ab- 
bildung]: Journ.  of  the  Anthropol.   Instit.  VI,  p.   209—214. 

55)  Virchow.  Ueber  die  Andamanen  und  ihre  Bewohner:  Verhandlungen 
der  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  1876,  p.  101 — 109.  —  Jagor.  Die  Andamauesen 
oder  Mincopies:  ebd.   187  7,  p.   41 — 66.      [Mit  drei  Tafeln  und  Holzschnitten.] 

56)  The  Lord's  prayer,  translated  into  the  Bojingijida,  or  South  Andaman 
(Eläkäbeäda)  lauguage  by  E.  H.  Man ;  with  preface ,  introduction ,  and  notes, 
by  R.  C.  Temple.  Calcutta  (Thacker,  Spink  and  Co.)  1877.  VI,  81  pp.  8. 
3  Es  8  a.  [London,  Trübner:  7  s.  6  d.]  [With  a  vocabulary,  copious  notes  on 
the  transliteration,  the  structure  and  grammar  of  the  Andamanese  lauguage.]  — 
Weitere  Publicationen  sind  in  Aussicht  gestellt,  s.  TR.  XI,  p.  105.  Das 
Vaterunser  ist  auch  mitgetheilt  in  der  Abhandlung:  E.  H.  Man.  The  Andaman 
Islands:  Journ.  of  the  Anthropol.  Instit.  VII,  p.   105—109. 

57)  Transactions  of  the  second  session  of  the  international  congress  of  orien- 
talists.  The  ethnological  section.  Address  by  Professor  Richard  Owen,  p. 
359—361. 


69 


Tib  e  t. 

Von 

E.  Kuhn. 

Für  Tibet  steht  während  des  Berichtjahres  die  geographische 
Forschung  entschieden  im  Vordergrund,  von  deren  Literatur  jedoch 
hier  nur  das  Wichtigste  berücksichtigt  werden  kann.  Während 
wir  durch  Puini1)  über  die  Reise  eines  älteren  italienischen  Mis- 
sionärs willkommene  Nachricht  erhalten  und  von  Turners 2)  Ge- 
sandtschaftsreise eine  französische  Bearbeitung  erschienen  ist,  hat 
MarJchaan's 3)  Ausgabe  von  Bogle's  und  Maiming's  wichtigen  Be- 
richten zu  einer  längeren  geographischen  Controverse 4)  über  die 
Configuration  des  Himälaya  Veranlassung  gegeben.  Gleichzeitig 
hat  Desgodins 5)  seine  Erforschung  der  östlichen  Grenzgebiete 
fortgesetzt    und    Nain    Stngh 6)    eine    neue     grosse    Reise    durch 


1)  C[arlo]  P\uini\.  Di  una  relazione  inedita  del  viaggio  al  Tibet,  del 
P.  Ippolito  Desideri  da  Pistoja,  scritta  da  lui.  stesso:  BISO.  1,  p.  33 — 42.  — 
Vgl.  Zur  Geschichte   der  Erforschung  Tibets:   Das  Ausland   1876,  p.   900. 

2)  Ambassade  de  M.  5.  Turner  aupres  du  Teschou-Lama,  au  Thibet  et 
au  Boutan.     Paris  (Rigaud)   1877.      128  pp.     8. 

3)  Narratives  of  tho  mission  of  George  Bogle  to  Tibet,  and  of  the  journey 
of  Thomas  Marming  to  Lhasa.  Edited ,  with  notes ,  an  introduction,  and  lives 
of  Mr.  Bogle  and  Mr.  Manuing  by  Clements  R.  Markham.  London  (Trübner) 
187G.  CLXI,  354  pp.  8.  With  maps  and  Ulustrations.  21  s.  —  rec.  in 
IAnt.  VI  (1877),  p.  310. 

4)  Trans-Himalayan  missions  and  their  results :  The  Calcutta  Review  Januar 
1877,  p.  115—159.  —  C.  R.  Marlcham.  The  Himälayan  System:  Geogr. 
Mag.  IV,  p.  113 — 118.  [Danach  der  Artikel:  Die  Nomenklatur  des  Himälaya- 
Gebirges:  Das  Ausland  27.  August  1877,  p.  697—699].  —  T.  S.  Trans-Hima- 
layan Missions:  ebd.  p.  130 — 131.  —  Trelawney  Saunders.  The  Himalayan 
System:  ebd.  p.   173 — 181   [mit  zwei  Karten  und  einer  Tabelle]. 

5)  L'abbe  Desgodins.  Pays  frontieres  du  Thibet,  de  la  Birmanie  et  du 
Yun-nan:  Bull,  de  la  Soc.  de  Geogr.  [de  Paris]  VI,  12,  p.  401 — 412.  —  Terri- 
toiro  de  Bathang:  ebd.  p.  614—625.  —  De  Yerkalo  ä  Tse-kou:  ebd.  13,  p. 
170 — 180  [mit  Karte  im  Text].  —  Vgl.  The  Abbe  Desgodins  on  Tibet:  Geogr. 
Mag.  IV,  p.   14—15. 

6)  Account  of  the  Pundit's  Journey  in  Great  Tibet  from  Leb  in  Ladäkh 
to  Lhasa,  and  of  his  Return  to  India  viä  Assam.  By  Captain  H.  Trotter: 
Proc.  of  the  R.  Geogr.  Soc.  XXI,  p.  325—350. 


70  Kuhn,  Tibet. 

Tibet  vollendet.  Von  Przeioalski's  auch  für  Nordtibet  wichtigem 
Werke  liegt  eine  englische 7)  und  eine  deutsche s)  Uebersetzung 
vor.  Dem  Allen  gegenüber  ist  PagelFs  9)  Bericht  über  eine  Mis- 
sionsreise in  Westtibet  von  nur  untergeordnetem  Interesse.  Den 
Versuch  einer  geographischen  Gesammt-Darstellung  machte  Ganzen- 
m  üller10). 

Von  rein  philologischen  Arbeiten  sind,  neben  sprachlichen 
Bemerkungen  Jäschke's  n)  zu  Desgodins'  Mission  du  Thibet,  eine 
grammatische  Arbeit  Schiefner' s1*)  und  desselben13)  fortgesetzte 
Mittheilungen  literarhistorisch  interessanter  indischer  Erzählungen 
aus  dem  Kandjur  das  Einzige,  was  wir  für  diesmal  zu  verzeichnen 
haben. 


7)  N.  Prejevalsli.  Mongolist,  the  Tangut  eountry,  and  the  solitudes  of 
northem  Tibet:  being  a  narrative  of  three  years'  travel  in  eastern  High  Asia. 
Translated  by  E.  Delmar  Alorgan  wirb  introduction  and  notes  by  Colonel 
Henry  Yule.  2  vols.  With  illustr.  and  maps.  London  (Low)  1876.  L,  287. 
XII,  320  pp.     8.    42  s.  —  rec.  von  Wappäus  in  GGA.  28.  Febr.  1877,  p.  268. 

8)  iV.  v.  Prschewalski.  Reisen  in  der  Mongolei,  im  Gebiet  der  Tanguten 
und  den  "Wüsten  Nordtibets  in  den  Jahren  1870 — 1873.  Aus  dem  Kussischen 
und  mit  Anmerkungen  versehen  von  Albin  Kohn.  Mit  22  Illustr.  u.  1  Karte. 
Jena  (Costenoble)  1877.  XL,  538  pp.  8.  12  M.  —  rec.  von  Kirchhoff  in 
JLZ.  1877,  Art.  347;  in  GGA.  28.  Febr.  1877,  p.  257;  in  Oesterr.  Monatsschr. 
f.  d.  Or.   1877,  p.   15;  in  Beilage  zur  AAZ.  7.  Febr.   1877,   p.  558. 

9)  Missionar  Pagell.  Missionsreise  nach  Spitti,  Rupschu  und  Hanle ,  23. 
Juni  —  9.  August  1876:  Missions-Blatt  der  Brüdergemeinde,  1876,  No.  12, 
p.  328—333. 

10)  Tibet  nach  den  Resultaten  geographischer  Forschungen  früherer  und 
neuester  Zeit.  Von  Dr.  Konrad  Ganzenmüller.  Mit  einer  Einleitung  von 
Dr.  Hermann  von  Schlagintweit-Sakünlünski.  Stuttgart  (Levy  und  Müller) 
1878.     XI,   132  pp.     8.     3  M. 

11)  Erklärung  der  in  Desgodinti  „Mission  du  Thibet"  vorkommenden  tibe- 
tischen Wörter  und  Namen.    Von  H.  A.  Jäschke:  ZDMG.  XXX,  p.  107  — 114. 

12)  Ueber  Pluralbezeichnungen  im  Tibetischen  von  A.  Schief ner  =  Mein, 
de  TAc.  Imp.  d.  Sc.  de  St.-Pet.,  VII  Serie.  Tome  XXV,  No.  1.  St.-Petersbourg, 
Leipzig  (Voss)   1877.      17   pp.     4.     0,80  M. 

13)  Indische  Erzählungen.  Von  A.  Schief  ner.  VII — XLIV:  Bull,  de 
l'Ac.  Imp.  d.  Sc.  de  St.-Pet.  XXIII,  Sp.   1—70.  529—565. 


7t 


Finnisch-tatarische   Sprachwissenschaft. 
Mongolisch.     Tungusisch. 

Von 

G.  von  der  Gabelentz. 

Die  vergleichende  Linguistik  hat  sich  an  den  finnisch-tatarischen 
Sprachen  ihre  ersten  Sporen  verdient;  jetzt  scheint  sie  sich  an 
ihnen  ihre  ersten  Zähne  ausbeissen  zu  wollen.  Der  Stoff  erweist 
sich  als  sehr  zähe ,  und  man  thäte  vielleicht  am  Besten ,  vorerst 
recht  kleine  Stücken  zu  kauen,  die  engsten  Verwandtschaftskreise 
auf  ihre  Urformen  hin  zu  untersuchen  und  dann  Schrittchen  vor 
Schrittchen,  nicht  so  mit  Hupf  und  Sprung  in  die  Tiefe  zu  dringen. 
Dies  dürfte  weitkreisigen  Untersuchungen  entgegenzuhalten  sein, 
wie  denen  des  Herrn  Grünwald  l)  und  jenen  des  Herrn  Eiiropaeits, 
welch  letzterer  durch  seine  Studien  die  Urheirnath  des  Menschen- 
geschlechts und  etwas  wie  eine  verbesserte  Auflage  des  Xylander'- 
schen  Sprachgeschlechtes  der  Titanen  entdeckt  zu  haben  meint2-3). 
Ludwig  Podkorszky's  Versuch  einer  magyarisch-chinesischen  Sprach- 
vergleichung 4)  macht  auf  den  ersten  Blick  den  Eindruck  der 
Wissenschaftlichkeit,  beweist  aber  nichts  und  würde  selbst  dann 
nichts  beweisen,  wenn  die  auf  chinesischer  Seite  wimmelnden  Un- 
richtigkeiten ausgemerzt  werden  sollten.  —  Von  Donners  gut 
empfohlenem  vergleichenden  Wörterbuche 5)  ist  nun  der  zweite 
Theil  erschienen,    und  der  erlauchte  Förderer  der  finnischen  For- 


1)  M.  Grünwald.  Etudes  altaiques.  La  Classification  des  langues  en 
general:  Ban  zai  sau  und  Extreme  Orient,  vgl.  oben  p.  58,  No.  99. 

2)  D.  E.  D.  Europaeus.  Die  finnisch  -  ungarischen  Sprachen  und  die 
Urheiuiath  des  Menschengeschlechtes.  Helsingfors  1876.  4  pp.  8.  Mit  3  Ta- 
bellen.    2,40  M. 

3)  Ders.  Die  Stammverwandtschaft  der  meisten  Sprachen  der  alten  und 
australischen  Welt  bewiesen.     Das.   1877.     9  pp.     fol.     6  M. 

4)  L.  Podhorszky.  Etymologisches  Wörterbuch  der  magyarischen  Sprache, 
genetisch  aus  chinesischen  Wurzeln  und  Stämmen  erklärt.  Paris  1877.  344  pp. 
8.      12  M. 

5)  O.  Donner.  Vergleichendes  Wörterbuch  der  finnisch-ugrischen  Sprachen. 
Helsingfors  u.  Leipzig  (Brockhaus).      I.  Th.  1874.      II.  Th.  1876.     160  pp.     8. 


72         von  der  Gabelentz,  Finnisch-tatarische  Sprachwissenschaft. 

schungen  Prinz  Luden  Bonaparte  hat  die  Classification  der  urämi- 
schen Sprachen  zum  Gegenstande  einer  gelehrten  Abhandlung  ge- 
macht6). Graf  Geza  Kuun  liefert  gelegentlich  im  Bollettino  italiano 
Kritiken  7),  welche  wegen  der  eigenen  sprachvergleichenden  Zuthaten 
des  gelehrten  Recensenten  besondere  Beachtung  verdienen.  Ein 
verdienstlicher  Vortrag  Hunfalvy's  8)  ist  in  den  Verhandlungen  des 
Londoner  Orientalistencongresses  abgedruckt  worden. 

Vom  eigentlich  Finnischen  hat  v.  TJjfalvy  eine  Lautlehre  und 
dann  im  Verein  mit  R.  Hertzberg  eine  kurze  Grammatik  geliefert9-1"). 
Eine  Arbeit  Grünwald's  über  das  Samoiedische  n)  ist  dem  Bericht- 
erstatter nur  dem  Titel  nach  bekannt. 

Auch  an  dem  anderen  Aste  des  grossen  Sprach  Stammes  hat 
man  fleissig  gearbeitet.  Sehott's  Schrift  über  das  Tschuwaschische 
wurde  35  Jahre  nach  ihrem  ersten  Erscheinen  in's  Französische 
übertragen  12).  Auch  eine  Untersuchung  desselben  Gelehrten  über 
Thiernamen13)  mag  hier  erwähnt  sein.  BöhtUngh  hat  sein  epoche- 
machendes Werk  über  die  Sprache  der  Jakuten  durch  eine  Ab- 
handlung über  deren  Orthographie  ,4)  ergänzt. 

Den  poetischen  Gebrauch  des  Stabreims  verfolgte  durch  dieses 
Sprachgebiet  Schott 15),  und  Geza  Kuun  lü)  hat  Bemerkungen  über 
reimende  Formeln  veröffentlicht. 

Die  mongolischen  und  die  tungusischen  Sprachen  bieten  eine 
Erscheinung,  welche  zum  Nachdenken  auffordern  muss.  Bekanntlich 
sind  dort  das  Ostmongolische  und  Kalmückische,  hier  das  Mandschu 
die  einzigen  Träger  einer  geschriebenen  Literatur.  Allen  dreien 
nun,  und  wir  können  das  Mongolische  bis  auf  Dschingis  Chan's 
Zeit  zurückverfolgen,  fehlen  die  Pronominalendungen  in  der  Con- 


6)  Le  prince  L.-L.  Bonaparte.  Remarques  sur  la  Classification  dos  lan- 
guos  ouraliquos:   Revue  <lo  Phil.,  Nov.   1876. 

7)  BISO.  I,  p.  242—248.  384—390. 

8)  Professor  Hunfalvy.  On  tlio  study  of  the  Turanian  languages:  Trans- 
actions  of  the  second  session  of  the  international  congress  of  orientalists ,  p. 
64—97. 

9)  Ch.  E.  de  TJjfalvy.  Principes  de  phonetique  dans  la  langue  finnoiso, 
suivis  d'un  essai  de  traduetion  d'un  fragment  du  Kalevala.  Paris  1876.  83  pp. 
8.      5   sh. 

10)  Ch.  E.  de  TJjfalvy  et  R.  Hertzberg.  Grammaire  finuoise  d' apres  les 
principes  d'Euren  et  de  Budcnz,  suivi  d'un  recueil  de  morceaux  choisis.  Paris 
(Maisonnouve)   1876.      112  pp.     8.    —  Vgl.  TR.  X,  p.   161. 

11)  M.  Grünwald.  Grammaire  samo'iede:  Revue  de  philologio,  Jauv., 
Mars  1877. 

12)  W.  Schott.  La  languo  des  Tschouwasches.  Paris  (Leroux)  1876. 
23  pp.     8.     2,5 0  fr. 

13)  Ders.  Ueber  oinigo  Tiernamon :  Philol.  u.  histor.  Ahh.  d.  K.  Ak.  d. 
AV.   zu  Berlin.      A.  d.  J.   1876.      2.   Abth.  p.    1—19. 

14)  O.  Böhtlingk.  Zur  Orthographie  im  Jakutischen:  Bull,  de  l'Ac.  Imp. 
des  Sc.  do   St.-Pctersb.    XXI,  Sp.   512—517. 

15)  Schott.  Ucbor  den  Stabreim  hei  Finnon  und  Tataren:  Monatsbcr.  d. 
K.  Pr.  Ak.  d.  Wiss.   1877,  p.  232—238. 

16)  BISO.  I,  p.   384—390    [im  Anschluss  an  ZDMG.  XXX,  p.   158—170]. 


Mongolisch.     Tungiisisch.  73 

jugation,  während  ihre  wilden  Schwestern,  dort  die  burjatischen, 
hier  ein  Theil  der  tungusischen  Dialekte ,  diesen  Vorzug  besitzen. 
Das  Räthsel  springt  in  die  Augen:  haben  wir  hier  neuen  Erwerb, 
oder  haben  wir  altvererbtes  Gut?  Diese  Frage,  ob  aufsteigende 
Entwicklung  oder  Verfall,  tritt  unseres  Wissens  kaum  ein  zweites 
Mal,  kaum  in  den  malaiisch-polynesischen  Sprachen  so  ernst  und 
grell  an  uns  heran,  wie  hier,  und  darurn  kann  der  Linguist  den 
Forschungen  auf  diesen  Sprachgebieten  nicht  aufmerksam  genug 
folgen.  Hinsichtlich  des  Mongolischen  ist  nur  eine  sprachver- 
gleichende Arbeit  BdMnt'%  17)  hervorzuheben.  Schiefner  hat  durch 
die  kritische  Bearbeitung  von  A.  CzekanowsJu's  Sammlungen  18) 
seinen  Verdiensten  um  die  Kunde  der  tungusischen  Mundarten  ein 
neues  hinzugefügt.  Sacharow  berichtet  über  neue  Materialien  zur 
Kenntniss  des  seiner  Zeit  von  Maximowicz  untersuchten  Golde- 
(Goldi-)Dialektes19). 

Von  den  Mandschu-Studien  kann  Referent  nicht  reden,  ohne 
mit  Wehmuth  der  von  seinem  verewigten  Vater  hinterlassenen 
gewaltigen  Vorarbeiten  zu  gedenken.  Seinem  älteren  Bruder  war 
es  Dank  der  Zuvorkommenheit  der  kaiserlichen  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  St.  Petersburg  vergönnt,  das  erste  opus  post- 
humum,  eine  Uebersetzung  der  Geschichte  der  grossen  Liao  (Dai- 
liyoo-i  bithe) 20),  zu  veröffentlichen.  Zahl-  und  umfangreiche  ander- 
weite Uebersetzungen  und  vor  Allem  grammatische  und  lexikalische 
Collectaneen  mit  Zehntausenden  von  Beispielen  harren  noch,  leider 
auf  unbestimmte  Zeit,  der  Bearbeitung. 


17)  G.  Bälint.  Pärhuzam  a  magyar  es  mongol  nyelv  teren.  Budapest 
1877/   62  pp.     8.  —  Vgl.  BISO.  I,  p.  368—371   (Anz.  v.   Graf  Geza  Kuun). 

18)  A.  Schiefner.  Alexander  Czekanowski's  tungusisches  Wörterverzeich- 
niss:  Bull,  de  l'Ac.  Imp.  des  So.  de  St.-Petersb.  XXIV,  Sp.   89 — 146. 

19)  H.  3axapoe%.  0  MaTepiaaaxi.  nxn  H3y^eHi«  rojn>,ncK,aro  #3HKa, 
ÄOCTaBJieHHHX'L  OTu,eMt  Ax.  npoTOjriaKOBNM'fc:  lzwestija  d.  K.  Russ.  Geogr. 
Ges.  XII,   1876.    II,  p.  48—51. 

20)  Hans  Conon  von  der  Gabelentz.  Geschichte  der  Grossen  Liao,  aus 
dem  Mandschu  übersetzt.  Herausgeg.  von  ff.  A.  von  der  Gabelentz.  St.  Peters- 
burg (K.  Akad.)  1877.  226  pp.  8.  —  Vgl.  BISO.,  Nuova  Serie,  p.  87—88 
(Anzeige  von  A.  Severini). 


74 


Centralasien. 

Von 

C.  Salemann. 

Centralasien,  in  welchem  sich  die  russische  Macht  von  Jahr 
zu  Jahr  weiter  ausbreitet,  ist  unter  dem  Schutze  derselben  ein 
beliebtes  und  ergiebiges  Feld  für  Forschungsreisen  geworden,  und 
erschliesst  sich  dadurch  immer  mehr  unserer  Kenntniss.  Die  Fülle 
des  neuen  wissenschaftlichen  Materials  hat  eine  reiche  Literatur 
hervorgerufen,  welche,  zum  grossen  Theil  in  Zeitschriften  zerstreut, 
sich  nicht  leicht  übersehen  lässt.  Für  den  Anfang  stehen  die 
geographischen  Forschungen  selbstverständlich  im  Vordergrunde, 
und  in  Folge  der  zahlreichen  neuen  Entdeckungen  bedürfen  unsere 
Karten  beständiger  Neubearbeitung,  welcher  sich  Arrowsmith1) 
und  Kiepert  2)  mit  dankenswerthem  Eifer  unterzogen  haben.  Eine 
allgemeine  Uebersicht  des  russischen  Turkestans  bietet  Pelzholdt's  3) 
interessantes  Werk,  gegen  dessen  Tüchtigkeit  die  Compilation  von 
Lanhenau  und   Oelsnitz 4)  werthlos  erscheint.     Während  Du  Lau- 


1)  Map  of  Central  Asia.  Constructed  from  the  latest  English  and  Russian 
documents.  By  J.  Arrowsmith.  With  additions  and  corrections  to  the  present 
time.  (Extending  from  Peshawur.  in  India,  to  Orenburg,  on  the  limits  of  Euro- 
pean Russia;  and  from  Teheran,  in  Persia,  to  Chuguchak.  on  the  frontier  of 
China ,  including  all  the  recent  English  and  Russian  exploratory  and  military 
surveys,  etc.  Scale,  100  miles  to  an  inch;  size  22  inches  by  15.  Coloured 
sheets ,  3  s.;  mounted  in  case,  5  s.  —  Map  of  the  acquisitions  of  Russia  in 
Europe  and  Central  Asia  since  the  accession  of  Peter  I.  to  1876.  By  J.  Arrow- 
smith. Scale,  160  miles  to  an  inch;  size,  26  inches  by  22.  Sheet,  coloured 
3  s.  mounted  in  case,  5  s. 

2)  Karte  von  Turan  oder  Turkestan.  Zum  dritten  Male  neu  bearbeitet  von 
//.  Kiepert.  1:5,000,000.  Berlin  (D.  Reimer)  1876.  Imp.-fol.  6  M.  —  rec. 
in  LC.    1876,  Sp.    1394. 

3)  Umschau  im  Russischen  Turkestan  (im  Jahre  1871).  Nebst  einer  all- 
gemeinen Schilderung  des  „Turkestanischen  Beckens".  Von  Alexander  Petzholdt. 
.Mit  '27  in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten  und  einer  Uebersichts-Karte  des 
Turkestanischen  Beckens.  Leipzig  < IT.  Fries)  1877.  XV,  396  pp.  8.  12  M. 
—  Danach:  Die  Zukunft  Turkestans:  Ausland,  29  Oct,  S.  875. 

4)  v.  Lanhenau  und  v.  d.  Oelsnitz.  Das  russische  Reich  in  Asien. 
Leipzig  (Spamer)   1877.     IX,  402  pp.     8.  —  rec.  in  LC.  1877,  Sp.  241. 


Salemann,  Centralasien.  75 

rens5)  seine  Skizze  Turkestans  fortsetzt,  und  Hellwald6)  seine 
Studie  wiederholt ,  bespricht  Glardon 7)  dasselbe  in  vier  ausführ- 
lichen Artikeln.  Schuyler's  8)  Aufsehen  erregende  Reisebeschreibung 
hat  schon  mehrmals  neu  aufgelegt  werden  müssen  und  den  kriti- 
schen Blättern  reichen  Stoff  zu  Besprechungen  geboten.  Eine 
französische  Bearbeitung  von  Vambery's  9)  Reise  erschien  in  vierter 
Auflage.  Während  Tietze1{))  Krasnowodsk  am  Kaspi-See  beschreibt, 
hat  Ujfalvy 1V)  im  Auftrage  des  französischen  Unterrichtsministe- 
riums eine  archäologisch-ethnographische  Reise  in  den  Osten  unter- 
nommen, über  welche  er  reichlich  Berichte  in  die  Oeffentlichkeit 
gelangen  lässt.  Was  die  letzten  Jahrzehnte  Neues  für  die  Kunde 
Centralasiens  geleistet  haben,  fasst  Kühn'12)  in  interessanter  Dar- 
stellung übersichtlich  zusammen,  und  gleichsam  als  Nachträge  dazu 
bieten    mehrere    Zeitschriften  13)    mancherlei    über    die    neuesten 


5)  G.  du  Laurens.  Le  Turkestan  (suite) :  Rev.  geogr.  internat.  No.  19, 
p.   117—119. 

6)  Fr.  v.  Hellwald.  Die  Russen  in  Centralasien.  Eine  Studie  über  die 
neuere  Geographie  und  Geschichte  Centralasiens.  Neue  Ausg.  Augsburg  (Lampart) 
1877.     VII,  223  pp.     8.     4  M. 

7)  Los  Russes  dans  l'Asie  centrale.  Le  Turkestan  par  M.  Auguste  Glardon: 
Bibliotheque  univers.  et  Revue  Suisse  (Lausanne).  Anneo  LXXXII.  1877. 
T.  LX,  No.  236,  aoüt  p.  5—36,  sept.  p.  5—31,  oct.  p.  242—264,  nov.  p.  360 
—382.  —  Vgl.  Die  Russen  in  Turkestan.  Mag.  f.  d.  Lit.  d.  Ausl.  XLV,  1876, 
No.  51.  —  Les  possessions  russes  dans  l'Asie  Centrale:  Revue  britannique  Juin  1877. 

8)  Turkistan.  Notes  of  a  journey  in  Russian  Turkistan,  Khokand,  Bukhara 
and  Kuldja.  By  Eugene  Schuyler,  Phil.  Dr.  etc.  With  three  maps  and  nume- 
rous  illustrations.  In  two  volumes.  4"«  edition.  I.  XII,  411  pp.  II.  VIII, 
463  pp.  8.  London  1876.  £2.  2  s.  —  rec.  von  Andrew  Wilson  in  Ac. 
14.  Oct.  1876,  p.  373;  Sat.  Rev.  11.  Nov.  1876,  p!  600;  PM.  1877,  II,  p.  75; 
Geogr.  Mag.   1.  Dec.  1876,  p.  333. 

9)  Voyages  d'un  faux  derviche  dans  l'Asie  centrale,  de  Teheran  ä  Khiva, 
Bokhara  et  Samarcand,  par  le  grand  desert  turcoman,  par  Arminius  Vambery. 
Traduits  de  l'anglais  par  E.  D.  Forgues.  Edition  abregee  par  J.  Belin-dc- 
Launay.     4''  edit.    Paris  (Hachette)  1877.   XXVII,  263  pp.     18  Jesus.    1  fr.  25  c. 

10)  E.  Tietze.  Ueber  einen  kurzen  Ausflug  nach  Krasnowodsk  im  westlichen 
Turkestan:  Jahrb.   d.   k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  No.    1,  p.    1 — 7. 

11)  A  Monsieur  Leon  Rodet.  Lettre  de  M.  Ujfalvy.  Rev.  de  philol.  et 
d'ethnogr.  III,  p.  55—61.  —  Ujfalvy  am  Taschkent:  PM.  XXIII,  9,  p.  359.  — 
Izwestija  d.  K.  Russ.  Geogr.  Ges.  XIII,  II,  p.  51 — 52  (Messungen  von  Basch- 
kirenschädeln). —  Ujfalvy.  Excursion  scientifique  dans  le  Kohistan.  Lettre : 
Bull.  Soc.  geogr.  Par.  Aoüt  1877.  —  J.  Gros.  Exploration  de  MM.  de 
Ujfalvy  et  Prjewalsky:  L'Exploration   1877,  No.  35. 

12)  Cr.  Kühn.  Ueber  Central -Asien  und  seine  Erforschung  in  den 
letzten  Jahrzehnten.  (Progr.  d.  Karl-Friedrich-Gymnasiums  in  Eisenach).  1877. 
23  pp.     4. 

13)  Die  neuesten  Reisen  und  Vorgänge  in  Ost-Turkestan :  Globus  XXXII, 
p.  315 — 318.  —  Les  explorations  russes  et  anglaises  dans  l'Asie  Centrale  par 
J.  B.  Paquier:  Bull,  de  la  Soc.  de  Geogr.  de  Paris.  Dec.  1876,  p.  561—576, 
nebst  Karte.  —  Chanoinc.  Expeditions  des  Russes  en  Asie:  ib.  Aoüt  1877, 
p.  201 — 209.  —  J.  Gros.  Exploration  de  l'Asie  Centrale:  L'Exploration  aoüt 
1877.  —  Neue  russische  Forschung« -Expeditionen:  Ausl.  12.  März,  No.  11, 
p.  219. 


76  Salemann,  Centralasien. 

Forschungen  in  jenen  Gegenden.  Ueber  die  Geographie  Ost-Tur- 
kestans    lässt  sich   ein  Prinz  von  Kaschghar  vernehmen14). 

Die  Wichtigkeit  Centralasiens  für  den  Ueberlandhandel  hat 
vielfältige  Berücksichtigung  gefunden.  Theils  bespricht  Rickthoferi15) 
die  Wege,  welche  der  Seidenhandel  bis  in  die  ersten  Jahrhunderte 
unserer  Zeitrechnung  eingeschlagen  hat,  theils  widmen  Vam/jerif  16) 
und  andere  dem  Handel  der  Jetztzeit,  besonders  dem  Theehandel 17) 
und  der  Beförderung  desselben  auf  dem  Wasserwege  18),  sowie  auf 
neu  projectirten   Eisenbahnen 19)  ihre  Aufmerksamkeit. 

Nach  Erwähnung  der  sich  allgemeiner  mit  Centralasien  be- 
fassenden Schriften  wenden  wir  uns  zu  den  die  einzelnen  Gegenden 
betreffenden. 

Ueber  die  alte  Geographie  des  kaspisch-aralischen  Gebiets 
handelte  Paquier  2l)).  Für  Chiwa  ist  zunächst  Burnaby's  21)  Reise 
zu  nennen,  welche  ein  vollständiges  Bild  des  Landes  und  seiner 
jetzigen  Verhältnisse  gibt,  und  von  der  überdies  auch  eine  fran- 
zösische   Uebersetzung 22)    erschienen   ist.      Kürzere  Schilderungen 


14)  A  Prince  of  Käshghar  011  the  geography  of  Eastern  Turkistan.  By 
R.  B.  Shaw:  J.  R.  Geogr.  S.  XLVI   1876,  p.  277—298. 

15)  v.  Richthof en.  Ueber  die  eentralasiatischen  Seidenstrassen  bis  zum 
2.  Jahrhundert  n.  Chr.:  Vhdlgn.  d.  Ges.  f.  Erdk.  z.  Berl.  IV,  H.  5—6,  p.  96—122. 
—  Vgl.  Handelswege  von  China  nach  Buchara:  A.   a.  Weltth.  p.  382. 

16)  H.  Vambery.  Russlands  Handel  an  der  Ostküste  des  Kaspi-Sees: 
Oesterr.  Monatsschr.  f.  d.   Or.  No.   12. 

17)  Der  Theehandel  in  Turkistan:  RK.  1876.  IX,  p.  358.  —  Globus 
1877,  No.  3,  p.  46. 

18)  Zur  Beschiffung  des  Amu-Darja:  RR.  IX,  1876,  p.  359.  —  Vgl.  Mem. 
de  l'Acad.  Imp.  des  sciences  de  St.-Petersbourg  VQe  serie  t.  XXV,  No.  3: 
Wassermenge  und  Suspensionsschlamm  des  Amu-Darja  in  seinem  Unterlaufe. 
Von  Prof.  Dr.  Carl  Schmidt  und  F.  Dohrandt.  Mit  einer  Curventafel. 
St.-Petersbourg   1877.     48  pp.     4.     2,50  M. 

19)  Ch.  Cotard.  Chemin  de  fer  central-asiatique.  Communication  faite 
ä  la  societe  de  Geographie.  Paris  1876.  8.  —  (Vgl.  l'Explorateur  III,  1876, 
p.   25.) 

20)  Do  Caspiana  atque  Aralica  regione  Asiae  veteres  geographos  cum 
recentioribus  conferendos  suseepit  J.  B.  Paquier.  Paris  (Maisonneuvc  et  Cie.) 
1876.     8.  —  Vgl.  Ath.  4.  August  1877,  p.   153. 

21)  A  Ride  to  Khiva;  travels  and  adventures  in  Central  Asia.  With  maps, 
and  an  appendix  containing,  amongst  other  Information,  a  series  of  march  routes 
translated  from  several  Bussian  works.  By  Fred.  Burnaby.  London  (Cassell, 
Petter  &  Galpin)  1876.  508  pp.  8.  21  s.  —  10»»  edition.  Ibid.  1877. 
496  pp.  8.  10  s.  6  d.  —  rec.  von  Coutts  Trotter  iu  Ac.  16.  Doc.  1876,  p. 
578;  von  Vambiry  in  AAZ..  Beil.  No.  9,  6.  Jan.,  p.  119;  Sat.  Rev.  25.  Nov. 
1876,  p.  663;  Ath.  No.  2560,  18.  Nov.  1876,  p.  649.  —  Vgl.  Ein  Streifzug 
nach   Khiva:  Mag.  f.  d.  Lit.  d.  Ausl.  XLVI,  No.    14. 

22)  Uno  visito  h  Khiva,  aventures  de  voyage  dans  l'Asie  centrale;  par 
Fri'd.  Burnaby,  capitaine  etc.  Traduit  de  l'anglais  par  Ste,])hell  et  enrichi 
de  trois  cartes.     Paris   (Plön  &   Cie.)   1877.     468  pp.      18  Jesus.     4   fr. 


Salemann,   Centralasien.  77 

gaben  Mac  GaJmn  23)  und  Delaire24).  Hauptsächlich  die  Geschichte 
des  Landes  behandelt  Weselcncaki's 25)  Magisterdissertation ,  eine 
Compilation ,  welche  sich  für  die  ältere  Zeit  bis  c.  500  gänzlich 
an  Lerch's  und  Sachau's  grundlegende  Schriften  anlehnt,  aber  für 
die  neuere  Zeit  dadurch  nicht  ohne  Werth  ist,  dass  das  in  sehr 
vielen  russischen  Zeitungen,  Journalen  und  Brochuren  zerstreute 
Material  hier  zusammengetragen  ist.  Leider  fehlen  Indices  voll- 
ständig, und  sind  Druckfehler  und  auch  andere  Versehen  im  Ueber- 
fiuss  vorhanden.  Immerhin  verdient  der  Fleiss  des  Autors,  von 
welchem  diese  Erstlingsarbeit  gutes  Zeugniss  ablegt,  volle  An- 
erkennung. 

Die  alte  Geographie  der  Oxusländer,  und  speciell  Sogdianas, 
hat  an  Tomaschek 2ti)  einen  tüchtigen  Bearbeiter  gefunden.  In 
seiner  hauptsächlich  auf  den  griechischen,  chinesischen  und  arabi- 
schen Berichten  fussenden  Darstellung  eröffnet  der  Autor  viele 
neue  Gesichtspunkte,  und  richtet  mit  Recht  sein  Augenmerk  auf 
Spuren  altiranischen  Wesens  in  diesen  jetzt  ganz  der  türkischen 
Rasse  unterworfenen  Ländern.  Die  Resultate  der  Untersuchung 
verzeichnen  drei  sauber  ausgeführte  Karten.  Entstehung  und  Be- 
deutung der  Namen  Tür  und  Türan  in  der  alten  und  neuen  iranischen 
Literatur  versucht  Rodet 27)  mit  überflüssigem  Aufwände  fremder 
Schriftzeichen  klar  zu  machen. 

Das  rege  Interesse  des  Turkestanschen  Generalgouverneurs  v. 
Kaufmann  für  geographische  Forschungen  hat  wichtige  und  erfolg- 
reiche Expeditionen  in  bisher  noch  sehr  wenig  bekannte  Gebiete  er- 
möglicht; so  vor  allem  die  im  Jahre  1875  unternommene  Expedition28) 
nach  dem  so  gut  wie  unbekannten  Hissär,  über  welche  der  Leiter 


23)  J.  A.  Mac  Gahan.  The  oasis  of  Khiva:  Proceedings  of  the  Geogr. 
Soc.  of  New  York.     VI.      1876,  p.    116.  —  Vgl.  Ac.  24.  Februar  1877. 

24)  A.  Delaire.  Notes  sur  le  Khiva.  Avec  carte:  L'Exploration  1877, 
No.  5.   6. 

25)  OiepKTj  HCTopiiKO-reorpa(J>HHecKHxi>  CBijriHifi  o  Xhbhhckom'b  xaHCTBi 
ort  ApeBH'BiiniHX'b  BpeMem.  äo  HacToamaro.  — H.BeceAoacnaio. —  C.ITeTep6ypi% 
1877.  II.  364  -f-  I.  Mit  genealogischer  Tabelle  der  Kungrat -Dynastie. 
„Uebersicht  der  historisch-geographischen  Nachrichten  über  das  Chanat  Chiwa, 
von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegenwart.     St.  P."     2  Ruh.  50  Kop. 

26)  Centralasiatische  Studien.  Von  Wilhelm  Tomaschek.  I.  Sogdiana. 
(Mit  3  Karten).  Wien  (K.  Gerold's  Sohn  in  Comm.)  1877.  120  pp.  8.  (Aus 
d.  Julihefte  1877  der  Sitzgber.  d.  phil.-hist.  Kl.  d.  k.  Ak.  d.  W.  (LXXXVII.  Bd., 
p.  67  —  184.)  bes.  abgedr.)  —  rec.  von  Kirchhoff  in  JLZ.  1878,  No.  21,  p. 
317,  Art.   310. 

27)  Leon  Rodet.  Touran  et  les  Touraniens  suivant  la  tradition  persane: 
Revue  de  philol.  et  d'ethnogr.  III,  p.  97 — 118.  Auch  separat:  Paris  (Leroux) 
1877.     24  pp.     8. 

28)  HiCKOJlBKO  (ftaKTOBT.  H3T)  HCTOphl  fHCCapCKOfi  9KCire,HHu,iH  (Einige  Facta 
aus  der  Geschichte  der  Ilissarschen  Expedition) :  Izwestija  d.  K.  Russ.  Geogr. 
Ges.  XU.  1876.  II,  p.  360—363  (im  Anschluss  an  No.  29).  —  Vgl.  den  Otcet 
(Jahresbericht)  der  Ges.  f.   1875,  S.   16—18. 


78  Salcmann,  Centralasien. 

derselben,  Nikolai  Alexandrotvic  Majew,  Redacteur  der  Turkestan- 
schen  Zeitung,  selbst  berichtet  bat  *'J).  Beigegeben  ist  diesem  Be- 
richte eine  Karte,  welche  auf  den  Arbeiten  der  die  Expedition 
begleitenden  Herren  Astronomen  Schwarte  nnd  Lieutenant  Wis- 
netoski  beruht. 

Zum  Gebiete  des  Syr-Darja  übergehend  erwähnen  wir  der  kurzen 
Reise  Kerrs 3")  und  Kulms,  inhaltreiche  „Skizze  des  Chanats  von 
Kokan"31).  Letzterer  begleitete  den  Generaladjutanten  v.  Kaufmann 
auf  dessen  Expedition  gegen  Kokan  im  Herbst  1875  und  unternahm, 
über  die  vom  russischen  Militärcorps  eingeschlagene  Marschroute 
hinaus,  noch  einen  selbständigen  Ausflug  nach  mehreren  Städten 
des  Gebietes.  Der  Aufsatz  enthält  wichtige  Nachrichten  über  die 
geographischen  und  statistischen  Verhältnisse  des  früheren  Chanats. 
Ferghäna32)  besprechen  Kostenko  33)  und    Ujfalvy3i). 

Zur  Erforschung  des  sich  südlich  von  Kokan  weithinziehenden 
Alai-Gebirges  wurde  von  Kostenko35)  eine  Expedition  unternommen, 
über  welche  er  ausführlich  berichtet  hat.  Die  Ergebnisse  einer 
kurz  vor  des  Verfassers  Tode  unternommenen  Reise  enthält  der 
Aufsatz  von  Korostowteew  36). 


29)  H.  Maeeh.  reorpatliimecKhl  oHepKt  rnccapcKaro  icpaa  n  KyjujöcKaro 
öeKCTBa.  (N.  Majew.  Geographische.  Uehersicht  des  Gebietes  von  Hissar  und 
der  Bekschaft  Kulab).  Izwestija  ibid.  p.  349 — 3G0.  Mit  Karte.  —  Die  Erfor- 
schung Hissars  durch  die  russische  Expedition  von  1875.  Nach  dem  Russischen 
von  N.  Majeto  in  Taschkent:  Globus  XXXI,  No.  1.  2,  p.  9—13.  27—30; 
Cosmos  von  Guido  Cora  IV,  p.  128 — 131;  Geographica!  Magazine  Dec  187G, 
p.  326—330.   —  Vgl.  The  land  of  Hissar  aud  Kolab:  The  Nature,   21  June  1877. 

30)  David  Kerr.  A  peep  into  Kokan;  or,  froin  Djizak  to  Tashkent,  via 
Khodjent:  The  Geogr.  Magaz.  III,   1.  Oct.  187G,  p.  276—280. 

31)  A.  Ki/Ho,  OiepKi.  KoKaHCKaro  xaHCTBa:  Izwestija  d.  K.  Russ.  Geogr. 
Ges.  XII  1876.  II,  p.  59—70.  Vgl.  auch  H.  Vambcry.  The  Russian  Cam- 
pain  in  Khokand.     With   1   map:  Geogr.  Mag.  p.   296—297. 

32)  Das  Gebiet  von  Ferghäna  in  Mittelasien:  Mag.  f.  d.  Lit.  d.  Ausl.  XL  VI, 
No.  12., —  Russen  in  Ferghäna  und  auf  der  Pamir-Steppe:  A.  a.  Weltth.  p.  337. 
—   R.  Michell.     Ferghäna:  Geogr.  Mag.  June   1876. 

33)  Im  Thale  von  Ferghäna.  Nach  L.  Kostenko  :  RR.  XI  (Aug.  1876), 
p.   167  — 185.     (Nach   d.  „Russischen  Invaliden".) 

34i  Le  Ferghanah,  par  M.  Ch.  de  Ujfalvy.  Lettre  au  secretaire  general: 
Bull,  de  la  Soc.  de  Geogr.  Oct.,  p.  425 — 429.  —  Vgl.  auch  von  demselben: 
Excursion  seieutitique  dans  le  Ferghanah.  Nouvelles  du  col.  Prjevalski.  Lettre : 
ibid.  Aoüt. 

35)  Die  Expedition  in  das  Alai-Gebirge:  RR.  IX  (Dec.  1876),  p.  535—565. 
(Nach  einer  Correspondenz  L.  Kostenko's  im  „Russ.  Invaliden").  —  Kostenko's 
Reise  in  das  Alai-Gebirge:  Ausl.  No.  8.  9 ,  p.  147  —  152.  168—173.  —  Vgl. 
Bull,  de  la  Soc.  de  Geogr.  Mars  1877,  p.  275 — 314;  Globus  1877,  No.  2,  p. 
30 — 31;  Barometrische  Ilöhenmessungen  im  Alai-Gebirge:  RR.  XI,  187  (nach 
Kostenko).  —  Vgl.  li.  Michell.  The  Russian  Expedition  to  the  Alai  and  Pamir 
in    1876:  l'roc.  R.   Geo.  Soc.  XXI,  p.   122—140. 

.iti)  B.  Kopocmoaitfiui.  H'Lckojii.ko  cjiob'l  o  ropuoü  äojihhI;  Ajiafi  h  o 
IkiMHp'l;  (Einige  Worte  über  das  Gebirgsthal  Alai  und  über  Pamir):  Izwestija 
d.    K.   Russ.   Geogr.  Ges.  XIII,  II,   p.   249—252. 


Salemann,  Centralasien.  79 

Seine  von  Indien  aus  bis  Kaschghar  und  zu  den  Quellen  des 
Oxus  im  grossen  Pamir-Plateau  „dem  Dache  der  Welt"  vollführte 
Reise  beschreibt  Gordon  37),  während  Paquier  38)  eine  geographisch- 
historische Darstellung  dieses  Plateaus  liefert,  welche  indessen 
nichts  besonders  Neues  bietet. 

Was  schliesslich  die  im  äussersten  Osten  des  zu  besprechenden 
Gebietes  belegenen  Länder  Kaschghar  und  Yarkand  betrifft,  so  liegt 
für  dieselben  als  wichtiges  Quellenwerk  jetzt  Forsyttis 39)  Be- 
schreibung seiner  Gesandtschaftsreise  nach  Yarkand  vor,  welche 
bedeutsame  neue  Mittheilungen  über  die  genannten  Gebiete  und 
den  Pamir  enthält.  Eine  deutsche  Bearbeitung  im  Auszuge  liefern 
Petermanns  Mittheilungen40).  Von  Shaw's*1)  vor  einigen  Jahren 
zurückgelegter  Reise  in  dieselben  Gegenden  liegt  eine  neue  Aus- 
gabe   der    deutschen    Uebersetzung   vor.      In    neuerer    Zeit   unter- 


37)  T.  E.  Gordon.  Pamir  the  Roof  of  the  World,  being  a  narrative  of 
a  journey  over  the  high  plateau  of  Tibet  to  the  Russiau  frontier  and  the  Oxus 
sources  in  Pamir.  Dlustrated  with  06  drawings  done  on  the  spot  and  map.  Edin- 
burgh (Edmonston  &  Douglas;  1870.  188  pp.  8.  31  s.  6  d.  —  Vgl.  The 
watershed  of  Central  Asia  East  and  West.  By  Lieut.-Col.  T.  E.  Gordon :  J. 
R.  Geogr.  Soc.  1876,  XLVI,  p.  381 — 396  und  IlyTeuietTBie  na  IlaMnp'L  FopAOHa. 
—  H4cko.II.KO  rjaBT.  H3b  KHHTH.  The  Roof  of  the  World.  —  IlepeBOÄb  M.  H. 
BeioOKOOCi.  CllO.  1877.  37  pp.  8.  (Gordon's  Reise  zum  Pamir.  Einige  Ka- 
pitel aus  dem  Buche  The  Roof  of  the  World.  Uebersetzt  von  M.  J .  Wenjukow. 
St.-P.  —  Beilage  zu  den  Izwestija  d.  K.  Russ.  Geogr.  Ges.  XII,  1876.)  — 
Kashghar,  Pamir  and  Tibet :  Quarterly  Rev.  No.  282. 

38)  Le  Pamir.  Etüde  de  geographie  physique  et  historique  sur  l'Asie 
centrale,  par  J.  B.  Paquier.  Paris  (Maisonneuve  &  Co.)  1876.  VIII,  218  pp. 
8.  u.  e.  Karte.  —  rec.  in  LC.  29.  Sept.  1877,  No.  40,  Sp.  1338.  --  Vgl. 
von  demselben  Verfasser:  Pamir  et  Kachgarie:  Bull,  de  la  Soc.  de  Geogr.  de 
Paris.    Juin   1877,  p.  605—621. 

39)  Report  of  a  mission  to  Yarkund  in  1873,  under  command  of  Sir  T.  D. 
Forsyth,  etc.  with  historical  and  geographica!  Information  regarding  the  posses- 
sions  of  the  Ameer  of  Yarkund.  With  45  photographs ,  4  lithographic  plates, 
and  a  large  folding  map  of  Eastern  Turkistan.  Calcutta  (1875)  1877.  VI,  573 
pp.  4.  £  5.  5  s.  —  Vgl.  Geograph.  Magaz.  1.  Nov.  1876,  p.  304.  —  On  the 
buried  cities  in  the  shifting  sands  of  the  great  desert  of  Gobi.  By  Sir  T.  Douglas 
Forsyth:  Proceedings  of  the  Royal  Geogr.  Soc.  XXI,  p.  27 — 46.  —  Ueber 
die  vom  Wüstensande  verschütteten  Städte  Ost-Turkistans.  Nach  Sir  T.  Douglas 
Forsyth  bearbeitet  von  Dr.  W.  Erman:  Globus  XXXI,  p.  217 — 223.  —  Trans- 
Himalayan  missions  and  their  results:  Calc.  Rev.  No.  CXXVII,  Jan.  1877, 
p.   115—159. 

40)  Ost-Turkestan  und  das  Pamir-Plateau  nach  den  Forschungen  der  Bri- 
tischen Gesandtschaft  unter  Sir  T.  D.  Forsyth  1873  und  1874.  Bearbeitet  nach 
dem  officiellen  „Report  of  a  Mission  to  Yarkund  in  1873  etc.'-.  Mit  einer  Karte. 
Erg.-Heft  No.   52  zu  PM.     Gotha  (J.  Perthes)    1877.     76   pp.     4.     4  M. 

41;  R.  B.  Shaw.  Reisen  nach  der  hohen  Tartarei,  Yarkand  und  Kashghar 
und  Rückreise  über  den  Karakorum-Pass.  Aus  dem  Englischen  von  J.  E.  A. 
Martin.  2.  Aufl.  Wohlfeile  Volksausgabe.  (Bibliothek  geographischer  Reisen 
und  Entdeckungen.  IX.  Bd.)  Jena  (Costenoble)  1876.  8.  XXIII.  420  pp.  Mit 
10  Holzschnitten  und   4  grossen  Farbendruckbildern.      8  M. 


§0  Salemann,  Centralasien. 

nommene  Expeditionen    besprechen    Weryukoio 42)  und    TJjfalfoy ,43). 

wozu  noch  die  von  dem  ersteren 44)  veröffentlichte  „Reiseroute  von 
der  Stadt  Aksu  über  Yarkand  nach  Ladakh"  Erwähnung  verdient. 
Aus  den  Jahren  1824 — 28  stammend,  ist  sie  dem  Archiv  der 
Hauptverwaltung  West  -  Sibiriens  entnommen ,  wo  noch  manches 
geographisch  werthvolle  Material,  besonders  für  Mittelasien,  ver- 
borgen liegt.  Die  nach  dem  Tode  Jakub  Bei's  in  Kaschghar  aus- 
gebrochenen Unruhen,  welche  dem  chinesischen  Angriffe  gegen  die 
Selbständigkeit  des  Landes  jetzt  bedeutenden  Vorschub  leisten, 
behandelt  eine   Correspondenz  der  Allgemeinen  Zeitung 45). 

Neben  der  Erweiterung  der  geographischen  Kenntnisse  haben 
die  oben  erwähnten  Forschungsreisen  besonders  für  die  Natur- 
wissenschaften reiche  Ausbeute  geliefert.  Es  mag  genügen,  hier 
einiges  Geologische40),  Meterologische47),  Botanische48)  und  Zoo- 
logische49) anzuführen,  und  sonst  auf  die  fachwissenschaftliche 
Literatur  zu  verweisen. 

Leider  kann  sich  die  Ethnographie  Centralasiens  eines  gleich 
reichen  Zuwachses  an  neuem  Materiale  nicht  rühmen,  obgleich  be- 
sonders die ,  abgesehen  von  den  Tadschiks ,  meist  in  den  Bergen 
sesshaften  Ueberbleibsel  iranischen  Stammes  50)  nicht  geringes  Inter- 
esse scheinen  beanspruchen  zu  dürfen.  Eine  kurze  Uebersicht  der 
ethnographischen  Verhältnisse   jener  Länder  gibt  ScJdarjmtweit51), 


42)  Die  neueston  russischen  Forschungsreisen  in  Asien.  Rheintlial's  Reise 
nach  Kashgar:  RR.   1876,  IX,  p.   351—357. 

43)  Ch.  de  Ujfalvy.  Voyage  du  capitaine  Kouropatkino  en  Kachgarie. 
Nouvelles  du  Colönel  Prjevalski:  Bull,  de  la  Soc,  de  Geogr.  de  Paris  Juin  1877, 
p.   G54— 6G1. 

44)  M.  HewH)Koe%.  IlyTt,  H3t  ropo^a  Ancy,  nepesii  .flpKenTT.  bt>  JlaflaKTi: 
Izwestija  d.  K.  Russ.  Geogr.  Ges.   1876,  XU,  II,  p.   222—228. 

45)  Der  Thronwechsel  in  Kaschgar:  AAZ.  No.  301,  28.  Oct.  1877,  p.  4513. 

46)  A.  Kirchhoff.  Ein  neuer  Einblick  in  den  Bau  Centralasiens:  Deutsche 
Revue  II,  Heft  1.  —  J.  Mouchketof.  Les  volcans  de  l'Asie  centrale:  Bull,  de 
l'Acad.  Imp.  des  sciences  de  St.-Petersbourg  1877,  XXIII,  No.    1,  p.  70 — 79. 

47)  A.  Wojeiloff.  Zum  Klima  von  Inncrasien:  Ztschr.  d.  Oesterr.  Ges.  f. 
Meteorol.  No.  20:  —  Vgl.  PM.   XXIV,   1,  p.   38. 

48)  Klimatischer  Character  der  pflanzengeographischen  Regionen  Hochasiens. 
Von  Hermann  v.  Schlagintwcit-Sakünlünski.  I — III:  Die  Natur  No.  15.  16.  21. 
vom  9.  16.  April,  21.  Mai  1877,  p.  197.  214.  288.  —  Erschien  gleichzeitig  in  den 
Abhdlgn.  d.  k.  bayer.  Akad.  d.  W.  XII,  1877.  —  Topographische  Skizze  der 
Vegetationsgobieto  Hochasiens.     Von   doms.  Globus   1877,  No.  8.  9,  p.   122.  134. 

49)  Säwerzow  über  mittelasiatische  Ziegen  und  Schafe :  Ansl.  5.  März,  No. 
10,  p.  199.  —  Description  of  Felis  Shawiana,  a  new  Lyncino  Cat  from  Eastern 
Turkestan.     By    W.  T.  Blanford:  JASB.  XLV,  pt.  II.     Calc.  1876.    p.  49—51. 

50)  H.  Vambiry.  Dio  Iraner  Turkostans:  Oesterr.  Monatsschr.  f.  d.  Or. 
1877,  No.   1. 

51)  Dio  Völker  Üst-Turkistans.  Von  Emil  Schlagintweit.  I — IH:  Globus 
XXXI.  p.  236.  251.  263.  —  G.  M.  Towle.  Turkistan  and  its  people:  Apple- 
ton's  Jl.  Jan.  1877.  —  //.  Vambery.  Dio  Chinesen  Ost -Turkostans:  AAZ. 
74—80. 


Salcmann,  Centralasien.  81 

während  Ujfalvy  b-)  einige  Notizen  über  die  von  ihm  besuchten 
und  untersuchten  Völkerschaften  veröffentlicht  hat.  Die  einzige, 
aber  überaus  interessante,  Arbeit  über  die  Sprachen  der  Eingebo- 
renen verdanken  wir  Shaw  53),  welcher  drei  Dialekte  der  Ghaltscha 
beschreibt,  und  Vokabulare  so  wie  kurze  Texte  beifügt.  Das 
Ghaltschi  ist  unverkennbar  iranischen  Stammes,  hat  sich  aber  selb- 
ständig weiter  entwickelt,  und  dabei  doch  ungemein  viel  altes 
Sprachgut  bewahrt.  Vielleicht  können  wir  uns  auch  von  Ujfalvy 
neuer  Nachrichten  über  diese  Sprache  versehen.  Für  den  ebenfalls 
iranischen  Dialekt  der  Yaghnau  (eines  Stammes  am  südlichen  Neben- 
fluss  des  Zarafsän)  ist  schon  vor  Jahren  einiges  Material  nach 
Petersburg  gesandt  worden,  harrt  aber  annoch  der  Bearbeitung 
von  kundiger  Hand.  Vokabularien  verschiedener  theils  türkischer 
theils  iranischer  Dialekte  Centralasiens  finden  sich  in  Forsyth's 
oben  genannten  Report 54). 

Zum  Schluss  mag  einiges  die  politische  Lage  in  Mittelasien 
Betreffende  hier  angefügt  werden,  wobei  wir  aber  von  der  Fluth 
sowohl  kundiger  als  unkundiger  Hand  entstammender  Zeitungs- 
artikel haben  absehen  müssen.  Das  immer  weitere  Umsichgreifen  der 
russischen  Macht  und  des  russischen  Einflusses  schildert  Krahmer65) 
in  historischem  Rückblicke ,  woneben  Gladstone's  5G)  unermüdliche 
Feder  das  -  -  wohl  nicht  ganz  mit  Unrecht  —  vielgetadelte  Vor- 
gehen der  Russen  bei  der  Unterwerfung  jener  Länder  bespricht. 
Das  Verhalten  der  centralasiatischen  Muhamme  daner  au  dem  jüngsten 
Ausbruche  der  orientalischen  Frage  wird  von  Oucheval-Clavigny61) 


52)  IlyTeiuecTBie  ijreHa-Kopp.  YüfJiaMeu  de  Mcao-Koeewdn.  MaTepiajm 
RJIA  OTHOJiorin  CpeAHeft  Ä3in:  Izwestija  d.  K.  Russ.  Geogr.  Ges.  1877,  XIII, 
II,  p.  116—118.  —  Zur  Ethnologie  Mittel-Asiens:  Die  Galtscbi:  RR.  VI,  Nov. 
1877,  p.  470 — 471.  —  Die  Galtschen,  Baschkiren,  Mesehtscherjaken  und  Tep- 
teren.  Nach  K.  v.  Ujfalvy:  Globus  XXXII,  No.  12,  p.  266—68.  —  Vgl.  PM. 
XXIV,  2,  p.   83. 

53)  On  the  Ghalchah  Languages  (Wakln  and  Sarikoli)-  —  By  R.  B.  Shaw: 
JASB.  Vol.  XLV,  Part  I,  No.  II.  —  1876,  p.  139—278.  —  On  the  Shighni 
(Ghalchah)  Dialect.  —  By  R.  B.  S/uuv :  JASB.  Vol.  XL  VI,  Part  I,  No.  II.  — 
1877,  p.  97—126. 

54)  Vocabulary  by  Dr.  Beilew  and  Captain  Biddulph.  (Yarkand,  Kirghiz, 
Wakln,  Kalmäc,  Sirikol  and  Kunjoot  Dialects.) 

55)  J.  Krahmer.  Die  Eroberungen  der  Russen  in  Mittelasien  I — III:  Grenz- 
boten 1877,  No.  1.  2.  3.  —  Vgl.  Studies  of  Russian  contemporary  history.  I. 
The  abolition  of  serfage.  II.  The  absorption  of  the  Central  Asia  Khanates: 
Calc.  Rev.  No.  CXXVIII,  April   1877,  p.    387—416. 

56)  Bulgarian  horrors  and  Russia  in  Turkistan,  with  other  tracts  by  W.  E. 
Gladstone.  (Collection  of  British  Authors  vol.  1631.)  Leipzig  (B.  Tauchnitz). 
272   pp.      16.      1,60  M. 

57)  L'Asie  centrale  et  le  reveil  de  la  question  d'Orient  par  M.  Cucheval- 
Clavigny.  Rev.  des  deux  m.  15.  Mai,  t.  XXI,  2,  p.  392—435  (nach  Baker, 
ßordon,  Schuyler). 

Jahresbericht    1870-1877.    Heft  I.  6 


82  Salemann,  Central asien. 

und  Vamib&ry*9)  behandelt.  Die  allgemeine  Rivalität  Russlands 
und  des  „  interessereichen u  Englands  ist  auch  im  fernen  Osten 
stark  genug,  und  kern  Wunder  daher,  wenn  beständig  russische 
und  englische  Stimmen  über  dieselbe  laut  werden,  und  eine  von 
den  ersteren 59)  selbst  einer  Uebersetzung  werth  erschien ,  obwohl 
sie  es  kaum  ist.  Auch  JRawUnson60)  hat  seine  Ansichten  in  dieser 
Frage  wiederum  veröffentlicht,  und  über  die  englische  Grenzpolitik 
in  Centralasien  hat  die  Saturday  Review 6 1)  einen  Artikel  auf- 
genommen. 


58)  Mittelasien  und  die  orientalische  Frage.  Von  H.  Vambery.  AAZ. 
No.  4,    4.  Jan.   1877,  p.  33 — 35.    —    Centralasien  und  der  Glaubenskrieg  (von 

E.  S.)  ibid.  No.   150,  30.  Mai   1877,  p.   2262. 

59)  Russia  and  England  in  Central  Asia.  By  M.  A.  Terentyeff.  Trans- 
lated  from  the  Russian  by  F.  €'.  Dawkes ,  B.  C.  S.,  Attache  to  the  Foreign 
Department    of   the    Government    of   India.      2  vol.      Calc.    187G.    —    rec.    von 

F.  W.  Crawley  in  Ac.  9.  Dec.  1876,  p.  560.  Das  Original  erschien  in  St. 
Petersburg  1875  unter  dem  Titel:  M.  A.  Tepemmeea.  Poccifl  H  AHTJiifl  Bt 
Cpe^Heü  A3ia.     8.  —  Vgl.  Trübner's  Kecord  1876,  p.  76. 

60)  H.  Rawlinson.  England  and  Russia  in  the  East.  A  series  of  papers 
on  the  political  and  geographical  condition  of  Central  Asia.  2  ed.  —  ed.  1. 
With  map.     London  (John  Murray)    1875.     XVI,  393  pp.     8.      12  s. 

61)  Central  Asia  and  our  frontier  policy:   Sat.  Rev.  3.  März  1877,  p    258 ß\ 


83 


Türkische  Sprache  und  Literatur. 

Von 
A.  Socin. 

Auf  diesem  Gebiete  ist  zunächst  eines  zusammenfassenden 
Berichts  von  Pavet  de  Courteille l)  Erwähnung  zu  thun.  Eine 
populäre  Abhandlung  über  das  Osmanische  schrieb  Grimm'2). 
Viel  wichtiger  ist  die  osttürkische  Grammatik  von  Shaw3),  welche 
erst  jetzt  bekannter  wird;  sie  enthält  unter  Anderem  grosse  Para- 
digmentab eilen.  Ebenfalls  einen  im  Osten  gesprochenen  Dialekt, 
den  der  kazanischen  Tataren,  hat  Balint 4)  behandelt.  In  England 
hat  der  Ausbruch  des  russisch-türkischen  Krieges  das  Erscheinen 
einer  Anzahl  türkischer  Uebungsbücher  veranlasst,  verfasst  von 
Redhouse5),    Abu  Said6),   Arnold1)   und   Hopkins*).      Mit   leb- 


1)  P.  de  Courteille.  Report  on  Turkish  languages:  Transactions  of  the 
Piniol.  Soc.   1877—8—9.     Pt.  I. 

2)  Ueber  die  Stellung,  Bedeutung  und  einige  Eigentümlichkeiten  der 
osmanischen  Sprache  von  Arno  Grimm.  Ratibor  (Tiele)  1877.  39  pp.  4. 
1,50   M. 

3)  Shaw.  A  sketch  of  the  Turki  language  as  spoken  in  Eastern  Turke- 
stän  (Käshgar  and  Yarkand)  together  with  a  collection  of  extracts.  Part  I. 
Lahore  1875.  XVII,  101,  5,  XXXIX,  VII,  H  pp.  8.  —  Vgl.  Saturday 
Review  9.  Dec.  1876,  p.  730;  Pavet  de  Courteille  in  JA.  1877,  VII,  10,  p.  523 
— 532.  —  Ferner:  A  Grammar  of  the  Language  of  Eastern  Turkistän.  By  K.B. 
Shaw:  JASB.  Vol.  XLVI,  Part  I,  No.  III.  1877,  p.  242—368.- 

4)  Kazäni-tatär  nyelvtanulmänyok.  I,  II  es  III  filzet.  Irta  Szentkatolnai 
Bälint  Gabor.  Budapest  1876—1877.  —  rec.  von  Conte  Geza  Kuun  in 
BISO.    10.  Jan.   1877,  p.  242—248  und  ebd.  N.  S.  No.  3,  p.   52—56. 

5)  J.  W.  Redhouse.  The  Turkish  campaigner's  vademecum  of  Otto- 
man colloquial  language.  See.  ed.  London  1877.  380  pp.  8.  6  sh.  —  rec. 
von   Weil  in  JLZ.  24.  November  1877,  p.  721. 

6)  Abusaid's  Turkish  Solf-Taught;  or,  The  Dragoman  for  Travellers  in 
the  East:  Being  a  New  Practical  and  Easy  Method  of  Leaming  the  Turkish 
Language.     London  (Thimm)   1877.      140  pp.      12.     5  sh. 

7)  Edwin  Arnold.  A  simple  transliteral  grammar  of  the  Turkish  language. 
Compiled  from  various  sources.  With  dialogues  and  vocabulary.  London 
(Trübner)   1877.     80    pp.     8.     2  sh.   6   d. 

8)  F.  L.  Hopkins.  Elementary  grammar  of  the  Turkish  language  with  a 
few  easy  exercises.  London  (Trübuer)  1877.  III,  48  pp.  8.  3  sh.  6  d.  — 
rec.  von    Weil  in  JLZ.   1877,  p.  459;  in  Ac.   1.  Sept.  1877,  p.  215. 

6* 


g4  Socin,  türkische  Sprache  und  Literatur. 

haftem  Vergnügen  erfüllt  uns  die  schliessliclie  Vollendung  von 
Zenker 's  9)  türkischem  Wörterbuch,  einer  Arbeit,  deren  Druck  im 
Jahre  1860  begann,  und  welche  die  Frucht  eines  viele  Jahre 
andauernden  Fleisses  ist.  Die  Besprechung  dieses  Buches  durch 
Pavet  de  GourteiUe10)  muss  wegen  ihrer  ausführlichen  Berichti- 
gungen ausdrücklich  hervorgehoben  werden.  Das  türkische  Original- 
lexikon von  Ahmed  Wefik  Efendi  n),  unseres  Wissens  schon  früher 
einmal  gedruckt,  ist  neu  erschienen  und  von  Beim  gewürdigt 
worden.  Ni'metullah's  persisch-türkisches  Glossar  ist  nach  Blaus12) 
Untersuchungen    theilweise   auch  für  Dialektforschung  von  Belang. 

Von  einem  neuen  türkisch-arabisch-persischen  Glossar,  verfasst 
von  Färis  Efendi13),  las  ich  eine  Notiz  in  der  arabischen  Zeitung 
el-Gawaib.  Nachricht  über  ein  türkisches  (und  italienisch-nubisches) 
Glossar  hat  Nerucci1*)  gegeben. 

Was  türkische  Literatur  betrifft,  so  hat  Beim15)  kurz  vor 
seinem  Tode  noch  eine  Fortsetzung  seiner  bibliographischen  Be- 
richte aus  Constantinopel  (Jahr  1290 — 1293)  eingesandt.  Indessen 
sind  die  von  ihm  erwähnten  Drucke  bibliographisch  nicht  hinläng- 
lich genau  beschrieben,  und  der  Druck  der  meisten  derselben  fällt 
wohl  vor  unser  Berichtsjahr.  Wir  erlauben  uns  daher,  hier  bloss 
auf  jene  bibliographische  Arbeit  zu  verweisen,  sprechen  aber  den 
Wunsch  aus,  dass  einer  der  jüngeren  europäischen  Diplomaten  und 
Dragomane  in  Stambul  die  Aufgabe ,  welche  Beim  bis  jetzt  auf 
sich  genommen  hatte,  für  die  Zukunft  übernehmen  möge.  Die  ein- 
schlägigen Notizen  von  Hartmann lfi)  konnten  leider  nicht  fort- 
gesetzt werden.      Im   übrigen  Europa   hat   die  türkische  Literatur 


9)  Türkisch-arabisch-persisches  Handwörterbuch.  Von  Dr.  Julius  Zenker. 
Bd.  1.  Leipzig  (Engelmann)  1866:  pp.  X,  1—398;  Bd.  2  ebds.  1876:  pp.  VI, 
399—980.  4.  —  rec.  in  LC.  16.  Juni  1877,  Sp.  825.  —  Vgl.  Heft  II,  p.  13, 
No.  34. 

10)  P.  d.   Courteille.     JA.   1877,  VII,  9,  p.  261. 

11)  Lehdjei-Osmani  [Türkisches  Wörterbuch].  Stambul  1293  =  1876. 
1  vol.  pp.  1—608,  2  vol.  pp.  609—1293.  —  rec.  von  Belin  in  RC.  21.  Oct. 
1876,  p.  258. 

12)  Ueber  Ni'met-ulliih's  persisch -türkisches  Wörterbuch.  Von  O.  Blau: 
ZDMG.  XXXI,  p.  484—494.  —  Vgl.  Heft  II,  p.  13,  No.  33. 

13)  J,UJJi  l5;>^  l5'^-ü'  LTj^  v-äJLj  u^jLb  (3/^  ^ß  ^jAi 

380  pp.  —  Vgl.  Öawäib  No.  822,  9  Ramadan  1293,  p.  7. 

14)  Qherardo  Nerucci.  Frä  Areangelo  Carradori  missionario  da  Pistoia: 
BISO.  25.  Dec.   1876,  p.   232—234. 

15)  A.  Belin.  Bibliographie  ottomane  on  notice  des  livres  turcs  imprimes 
a  Constantionoplo  durant  la  periode  L290— 1293  de  l'Hegire:  JA.  1877,  VII, 
9,  p.   122—146. 

16)  Aus  Briefen  von  Dr.  Hartmann  an  Prof.  Fleischer:  ZDMG.  XXX, 
p.    1öS-  17ii,  vgl.  p.  XXIV     XXVI 


Socin,  türkische  Sprache  und  Literatur.  85 

nur  wenig  Beachtung  gefunden.  Decourdemanche's  ll)  Uebersetzung 
von  Nasreddin's  Schwänken.  Mittheilungen  aus  einem  türkischen 
Roman18),  die  zweite  Auflage  von  Dora  d' Istrias19)  Poesie  des 
Ottomans  sind,  neben  einer  Notiz  Smmioto's  20)  über  ein  alttürki- 
sches Manuscript  und  einer  von  Merx21)  veranstalteten  Ausgabe 
von  355  türkischen  Sprichwörtern  in  armenischer  Schrift  mit  deut- 
scher Uebersetzung,  das  einzige,  was  wir  hier  zu  verzeichnen  haben. 


17)  Les  plaisanteries  de  Nasr-eddin  Hodja,  traduites  du  Türe  par  J.-A. 
Decourdemanche.  Paris  (Leroux)  1876.  108  pp.  18.  2,50  fr.  [Bibl.  or. 
elzevir.] 

18)  Balkan  Tchelebi.  La  femme  du  rediff  (traduit  du  ture):  Revue  britan- 
uique   1876,  tome   6,  p.  452 — 455. 

19)  Madame  Dora  d Istria.  La  poesie  des  Ottomans.  2  ed.  Paris  (Mai- 
sonneuve)  1877.  X,  213  pp.  8.  3,50  fr.  —  Vgl.  Revue  politiquo  et  litteraire 
October  1876.  —  La  Rivista  europea.  Anno  VIII.  Vol.  I,  p.  80—113. 
400—455. 

20)  Smirncnv.  Ueber  ein  alttürkisches  Manuscript.  Mythologie  asiatischer 
Völker:  Bulletin  du  Congres  intern,  des  Orientalistes  de  St.  Petersbourg,  p.   51. 

21)  Türkische  Sprichwörter  ins  Deutsche  übersetzt  von  A.  Merx.  Venedig 
(Armenische  Druckerei  auf  der  St.  Lazarus  Insel)   1877.     82   pp.      16. 


86 


V  orderindie  n. 

Von 

£.  Kulm. 

Die  indische  Philologie  hat  im  Berichtjahre  erheblichen  Fort- 
schritt nach  mehr  als  einer  Seite  hin  aufzuweisen,  der  Rückblicken 
auf  die  Vergangenheit  und  Ausblicken  auf  die  Zukunft,  wie  sie 
uns  durch  die  neue  Ausgabe  von  Schleyers  l)  Sprache  und  Weisheit 
der  Indier,  durch  einen  etwas  summarischen  Bericht  Schoebel's2) 
und  Max  Müllers 3)  schöne  Rede  auf  dem  Londoner  Orientalisten- 
congress  nahe  gelegt  werden,  ein  erhöhtes  Interesse  verleiht.  Als 
besonders  erfreulich  sei  dabei  hervorgehoben,  dass  die  einheimischen 
indischen  Gelehrten,  die  uns  im  rein  schulgemässen  Betriebe  des 
Sanskiit  natürlich  überlegen  sind  und  überlegen  sein  müssen  (man 
vergleiche  die  von  Kielhom  4)  mitgetheilten  Anforderungen  für  die 
Sanskrit-Examina  im  Puna  College),  nach  und  nach  die  ihnen  von 
Tradition  und  Gewohnheit  gesetzten  Schranken  durchbrechen  und 
sich  einer  mehr  kritischen  Bearbeitung  ihrer  Vergangenheit  zuzu- 
wenden beginnen. 

An  Hilfsmitteln  zur  Erlernung  des  Sanskrit  verzeichnen  wir 
die  neuen  Ausgaben  der  Grammatiken  von  Williams  5)  und  Kellner  6), 


1)  Friedrich  von  SchlegeVs  vermischte  kritische  Schriften.  Dabei :  Ueber 
die  Sprache  und  Weisheit  der  Indier.  Noue  Ausgabe.  Bonn  (Lempertz)  1876. 
384  pp.     8.     2  M.  —  Vgl.  Ac.    19.  Mai   1877,    p.  442. 

2)  Rapport  sur  les  progres  des  etudes  indiennes  depuis  1867,  par  Schoibel: 
Compto  rendu    de  la  lere  sess.  du  congres  d.  Orient.   1873,    t.  II,  p.  355 — 377. 

3)  The  Aryan  section.  Address  by  Professor  Max  Müller,  President: 
Transactions  of  tho  second  Session  of  the  international  congress  of  orientalists, 
p.   177—204. 

4)  Lettera  da  Poona:  BISO.  I,  p.  315—317. 

5)  Monier  Williams.  A  practica!  grammar  of  the  Sanskrit  language. 
Fourtli  odition  enlarged  and  improved.  London  (Macmillan)  1877.  420  pp. 
8.      15  s. 

6)  Camillo  Kellner.  Kurze  Elementargrammatik  der  Sanskrit- Sprache. 
Mit  vergleichender  Berücksichtigung  des  Griechischen  und  Lateinischen.  Zum 
Selbststudium  und  zum  Gebrauche  bei  akademischen  Vorträgen.  Zweite  Auf- 
lage.    Leipzig  (Brockhaus)  1877.     XX,  249  pp.     8.     4,50  M. 


Kuhn,   Vorderindien.  87 

neben  ihnen  Jarrett's  7)  und  Bühler  's  8)  Elementarbücher.  Ziemlich 
lebhaft  ist  die  Thätigkeit  im  Bereiche  der  wissenschaftlichen 
Grammatik.  Hier  gab  zunächst  Havet 9)  sorgfältig  überlegte  Be- 
merkungen zur  Transcriptionsfrage ,  und  Kern10)  eine  beiläufige 
Notiz  über  den  r-Vocal,  die  in  Rücksicht  einiger  in  der  indogerma- 
nischen Lautlehre  sich  anbahnenden  Umwälzungen  doppelte  Auf- 
merksamkeit beanspruchen  darf.  Die  Arbeiten  Whitneys11)  und 
seiner  Landsleute  und  Schüler  Lanman12),  Haskeil 13),  Avery  li), 
von  denen  bis  jetzt  nur  Avery' 's  erste  Abhandlung  vollständig,  die 
übrigen  auszugsweise  vorliegen,  führen  uns  auf  verschiedene  Ge- 
biete der  Grammatik,  begegnen  aber  einander  in  dem  charakteristi- 
schen Gesichtspunkte  der  Statistik,  der  speciell  für  Grammatik 
und  höhere  Kritik  des  Veda  sich  förderlich  erweisen  dürfte. 
Einige  schwierige  Verbalendungen  behandelten  mit  bekanntem  Scharf- 
sinn Darmesteter  und  Beryaigne  15).  Die  vedische  Nominalbildung 
wurde    von   Lindner16),    die   Accentuation   der   Nominalcomposita 


7)  Nalopäkhyänam,  or  the  tale  of  Nala ;  containing  tho  Sanskrit  text  in 
roman  characters,  followed  by  a  vocabulary  in  which  each  word  is  placed  linder 
its  root,  with  references  to  derived  words  in  cognate  languages  and  a  sketch 
of  Sanskrit  grammar.  By  Th.  Jarrett.  Cambridge  Warehouse  1877.  8.  10  s. 
[Nach  Friedend  Bibl.  or.   1877,   No.  611.] 

8)  Third  book  of  Sanskrit,  by  Dr.  Gr.  Bühler,  with  a  glossary  by  Vishnu 
P.  Shästri  Pandit.  Second  edition.  Bombay  (Ganpat  Krishnäji's  Press)  1877. 
234  pp.      12.     9   a. 

9)  Louis  Havet.  Sur  la  transcription  du  sanscrit.  I.  Sur  les  diphthon- 
gues.  II.  Sur  la  Separation  des  mots:  Memoires  de  la  Soc.  de  Linguist.  III, 
p.   75—78. 

10)  Taalkundige  Bijdragen  van  Dr.  P.  J.  Cosijn,  Prof.  H.  Kern,  Dr. 
J.  Verdam,  en  Dr.  Eelco  Venvijs.  Eerste  Deel.  le  Stuk\  Haarlem  1876, 
p.  33  ff. 

11)  On  the  comparative  frequency  of  occurrence  of  the  alphabetic  elements 
in  Sanskrit,  by  Prof.  W.  D.  Whitney:  American  Oriental  Society.  Procee- 
dings,   1876   and   1877,  p.  XX— XXH 

12)  A  Statistical  account  of  the  forms  of  declension  in  the  Rig-Veda,  by 
Prof.  C.  R.  Lanman:  American  Oriental  Society.  Proceedings,  1876  and 
1877,  p.  XXVI— XXVII. 

13)  On  the  accent  of  vocatives  in  the  Eig-Veda,  by  Mr.  TV.  Haskeil: 
American  Oriental  Society.     Proceedings,   1876 — 1877,  p.  XXII — XXIII. 

14)  Contributions  to  the  history  of  verb-inflection  in  Sanskrit,  by  John 
Avery.  Boston  1876.  124  pp.  8.  [Trübner:  6  s.  —  Separatabdruck  aus  JAOS, 
Vol.  X,  p.  217  —  324.]  —  On  the  formation  of  present-stems  of  the  Sanskrit 
verb,  by  Prof.  John  Avery:  American  Oriental  Society.  Proceedings,  1876  and 
1877,  p.  XI—  XIU. 

15)  James  Darmesteter.  Des  desinences  verbales  en  us  et  des  desinen- 
ces  verbales  qui  contiennent  im  r  en  sanscrit:  Memoires  de  la  Soc.  de  Linguist. 
III,  p.  95 — 103.  —  Abel  Bergaigne.  Note  sur  l'article  precedent.  Des  troi- 
siemes  personnes  du  pluriel   en  ram:  ebd.  p.   104 — 105. 

16)  Altindische  Nominalbildung.  Nach  den  Samhitäs  dargestellt  von 
Bruno  Lindner,  Dr.  phil.  Jena  (Costenoble)  1878.  III,  168  pp.  8.  5,40  M. 
—  rec.  von  Alfred  Hülebrandt  in  JLZ.  1878,  Art.  71. 


gg  Kuhn,   Vorderindien. 

von  Garbe17)  ausführlich  dargestellt.  Delbrück'*,18)  Altindische 
Tempuslehre  ist  für  Syntax  wie  für  eingehendere  Veda-Exegese 
eine  gleich  hervorragende  Erscheinung.  Einiges  hier  Einschlagende 
ist  schon  oben  bei  der  indogermanischen  Grammatik  zur  Sprache 
gekommen,  Anderes  wird  passender  bei  der  vedischen  Literatur 
seinen  Platz  finden. 

Ein  neues  Wörterbuch,  das  nebenbei  auch  sprachvergleichen- 
den Interessen  entgegenkommt,  lieferte  Williams19),  kleinere  Bei- 
träge zur  Lexikographie  und  Etymologie  Bühler  20),  Aufrecht21), 
Bergaigne  22),  Bezzenberger  23),  Brugutan2i)  und  Fick25).  Durch- 
aus verunglückt  ist  ein  Versuch,  das  Sanskrit  mit  einem  Worte 
prasanga  in  der  Bedeutung  Wörterbuch  (=  np.  farhang)  zu  be- 
reichern 2G).  Wesentlich  historisches  Interesse  hat  Weber's  21) 
Bericht  über  lexikalische  Arbeiten  in  dem  Nachlasse  des  Demetrios 
Galanos.  Endlich  ist  hier  der  erste  Band  eines  gut  empfohlenen, 
von  einem  einheimischen  Gelehrten  verfassten  Wörterbuches  in 
Englisch  und  Sanskrit 2S)  nicht  unerwähnt  zu  lassen. 


17)  Richard  Garbe.  Das  Accentuationssystem  des  altindischen  Nominal- 
eompositums :  Ztschr.  f.  vgl.  Spracht'.  XXIII,  p.  470 — 518,  vgl.  p.  524.  Dazu 
Th.  Aufrecht.     Zur  Accentlehre :  ebd.  p.  599 — 601. 

18)  Syntaktische  Forschungen  von  B.  Delbrück  und  E.  Windisch.  Zweiter 
Band:  Altindische  Tempuslehre  von  B.  Delbrück.  Halle  (Buchhandlung  dos 
Waisenhauses)  1876.     136  pp.     8.     3  M.  —  rec.  von  H.  Hübschmann  in  LC. 

1876,  Sp.  1695. 

19)  A  Sauskrit-English  dictionary.  Etymologically  and  philologically  arranged, 
with  special  reference  to  Greek,  Latin,  Gothic,  German,  Anglo-Saxon,  and  othor 
cognate  Indo-European  languages.      By  Monier    Williams.      London  (Trübner) 

1877.  XXV,   1186  pp.     4.      #  4   14  s.   6   d. 

20)  IAut.  VI  (1877),  p.  10.  [Nachweis,  dass  das  im  Petersburger  Sanskrit- 
wörterbuch für  einen  Eigennamen  erklärte  Wort  divrra  einen  „writer  and 
accountaut"  bedeute  und  vielleicht  mit  altpersisch  dipi  verwandt  sei.] 

21)  Th.  Aufrecht.     Lomacätana:  ZDMG.  XXXI,  p.  768. 

22)  Abel  Bergaigne.  tarhi,  etarhi,  yarhi:  Memoircs  de  la  Soc.  de 
Linguist.  III,  p.    164—165. 

23)  Adalbert  Bezzenberger.  rajju:  Beiträge  z.  Kunde  der  indogerm. 
Spr.  I,  p.  68  (vgl.  A.  Fich  ebd.  p.  172).  —  Skr.  gap:  ebd.  p.   165—166. 

24)  Karl  Brugman.  Aind.  rnmati,  ri'mati,  gr.  egauai  u.  s.  w. :  Ztschr, 
f.  vergl.  Sprachf.  XXIII,  p.  587—594. 

25)  A.  Fiel-.  Skr.  urvarä  =  oXvqh:  Bcitr.  z.  Kunde  der  indogerm. 
Spr.  I,  p.  63. 

26)  P.  de  Lagarde.     Symmicta,  p.  45. 

27)  Weber.  Ucbor  ein  synonymisches  Sanskrit-Glossar  aus  dem  Nachlasse 
des  Demetrios  Galanos.  [Mit  einer  Tafel]:  Monatsberichte  der  K.  Pr.  Acad.  d. 
Wi-s.    L876,  p.  8(»l—823.  —  rec.  von  A.  De  Gubcrnatis  in  BISO.  I,  p.  342. 

28)  A  practical  English-Sanskrit  dictionary.  By  Anundoram  Borooah. 
Li  threo  volumes.  Vol.  I.  Calcutta  (Saraswati  Press)  1877.  XX,  580,  8  pp. 
8.  12  Ks.  [Trübner:  £  1  11  s.  6  d.]  —  Vgl.  die  Urthoilo  der  Calcuttaer 
Presse  in  TR.  XI,  p.  83. 


Kuhn,   Vorderindien.  89 

Die  Bibliographie  der  Sanskritliteratur  erhielt  durch  den  von 
Haas29)  bearbeiteten  Katalog  der  so  ungemein  reichhaltigen  und 
vollständigen  Sammlung  des  British  Museum  eine  durchaus  neue 
Grundlage.  Ebenso  wurde  unsere  Kenntniss  des  handschriftlichen 
Materials  bedeutend  vermehrt.  Was  europäische  Bibliotheken  an- 
betrifft, so  veröffentlichte  Wright 30)  in  seinem  bei  der  Geschichte 
Indiens  nochmals  zu  erwähnenden  Buche  über  Nepal  ein  Verzeich- 
niss  der  von  ihm  der  Universitätsbibliothek  zu  Cambridge  über- 
wiesenen, grösstentheils  buddhistischen  Handschriften.  Eine  schon 
früher  bekannt  gewordene  Notiz  über  einige  Erwerbungen  der 
Edinburgher  Universitätsbibliothek  ist  im  Indian  Antiquary31)  wieder- 
holt worden.  Haug's32)  Sammlung,  reich  an  vedischen,  rituellen 
und  juristischen  Handschriften,  ist  der  Münchener  Hof-  und  Staats- 
bibliothek einverleibt  worden.  Die  in  mancher  Hinsicht  nicht  un- 
interessanten ,  mit  Schlegel's  und  Lassen 's  Studien  in  engster 
Beziehung  stehenden  indischen  Handschriften  zu  Bonn  hat  Gilde- 
meister 33)  mit  der  ihm  eigenen  Sorgfalt  verzeichnet.  Ueber  die 
meistens  von  Missionären  herrührenden  Handschriften  in  Italien 
erhielten  wir  durch  de  Gubernatis Zi)  und  Perreau 35)  erwünschte 
Kunde ,  neben  der  JBurnelFs 3(i)  Nachweise  über  de  Nobili  und 
Beseht  nicht  übergangen  werden  dürfen.  Von  einigen  athenischen 
Handschriften  handelte  nach  ihm  vorliegenden  Photographien 
Weber  in  seiner  unter  No.  27  erwähnten  Abhandlung.  Zum 
gegenwärtigen    Stande    der    Handschriftenverzeichnung    in    Indien 


29)  Catalogue  of  Sanskrit  and  Pali  Books  in  the  British  Museum.  By  Dr. 
Ernst  Haan.  Printed  by  Permission  of  the  Trustees  of  the  British  Museum. 
London  (Trübner)   1876.     VIII,   188  pp.     4.     21   s.  —  Vgl.  TR.  X,  p.   77. 

30)  Daniel   Wright.     History  of  Nepal,  p.  316—324. 

31)  Donation  of  Oriental  MSS.  to  the  Edinburgh  University:  IAnt.  VI 
(1877),  p.  107.  —  Vgl.  TR.  X,  p.  52. 

32)  Verzeichniss  der  orientalischen  Handschriften  aus  dem  Nachlasse  des 
Professor  Dr.  Martin  Haag  in  München.  München  (Th.  Ackermann)  1876. 
2  Bl.,  47  pp.  und  3  Bl.  Nachtrag.  8.  —  Vgl.  Martin  Haags  Nachlass 
orientalischer  Handschriften:  Allg.  Zeitg.  1876,  No  337,  Beilage;  IAnt.  VI 
(187  7),  p.   278  und  s.  auch  unten  bei  der  juristischen  Literatur. 

33)  Catalogi  chirographorum  in  bibliotheca  academica  Bonnensi  servatorum 
fasciculus  XIII  sive  catalogi  librorum  manu  scriptorum  orientalium  a  Joanne 
Gildemeistero  adornati  fasciculus  VII.  Bounae.  pp.  121 — 152.  4.  [Bonner 
Universitätsprogramm  zum  3.  August  1876.  —  Auch  in  der  oben  p.  36  No.  5 
verzeichneten  Gesammtausgabe  des  Bonner  Handschrifteukatalogs.]  —  rec.  von 
A.  De  Gubernatis  in  BISO.  I,  p.  473;  vgl.  auch  Ac.  21.  October  1876,  p. 
406,  wieder  abgedruckt  TR.  X,  p.  143—144. 

34)  A.  De  Gubernatis.  Di  im  codice  miscellaneo  indiano:  BISO.  I,  p.  13 
— 16.  —  Le  carte  di  Paoliuo  da  San  Bartolommeo:  ebd.  p.  42 — 50.  —  Ma- 
noscritti  indiani  del  Musoo  Borgiano  nel  Collegio  di  Propaganda:  ebd.  p.  82 — 85. 
—  Manoscritti  indiani  in  Firenze:  ebd.  p.   148 — 152. 

35)  Pietro  Perreau.  Dalle  carte  del  padre  V.  Manfredi:  ebd.  p.  77 — 79, 
vgl.  144—147. 

36)  Lettera  di  Tanjore:  BISO.  I,  p.   16—17.  458—459. 


90  Kuhn,   Vorderindien. 

ist  eine  officielle  Publication  37)  zu  erwähnen.  Die  hervorragendste 
Leistung  von  dort  ist  Bühler's 38)  Bericht  über  seine  Tour  in 
Kacmir,  ßajputana  und  Centralindien.  mit  literarhistorischen  u.  a. 
Excursen ,  ausführlichem  Verzeichniss  der  angekauften  z.  Th. 
äusserst  wichtigen  Handschriften  und  inhaltreichen  Auszügen, 
nächst  ihm  Rdjendraläla  Mitral)  Notices,  die  jetzt  bis  No.  XII, 
resp.  No.  1362 — 1501  vorgeschritten  sind;  des  letzteren  Katalog 
einheimischer  Grammatiken  werden  wir  erst  weiter  unten  zu  ver- 
zeichnen haben.  Von  Nesfield's  doppelter  Reihe  für  Oudh  fallen 
Fase.  VIII  und  IX40),  sowie  das  Heft  für  das  dritte  Quartal  von 
1875  41)  in  den  Zeitraum  unseres  Berichtes.  Reichhaltiger  ist  ein 
Katalog  aus  den  Nordwest-Provinzen42).  Einige  neue  Anschaffungen 
der  Asiatic  Society  of  Bengal  sind  in  deren  Proceedings 43)  ver- 
zeichnet. 

Die  für  ein  grösseres  Publikum  berechnete,  fesselnd  geschriebene 
Darstellung  der  Literaturgeschichte,  welche  wir  Williams 44)  ver- 
danken, erschien  in  dritter  Auflage.  Ein  Buch  ähnlicher  Tendenz 
von    Soupeih)    genügt   nicht    einmal    den    allerbescheidensten    An- 


37)  No.  7/25o-  Extract  from  the  Proceodings  of  the  Government  of  India 
in  the  Home  Department  (Public),  —  under  date  Fort  William,  the  9"'-  February 
1878.  [Unterzeichnet:  James  (JKinealy,  Offg.  Secretary  to  the  Govt.  of 
India.    Am  Schluss:  Home  Dept.  Press  —  No.  17  —  5-2-78  —  435.]    11  pp.    fol. 

38)  Detailed  report  of  a  tour  in  search  of  Sanskrit  mss.  made  in  Kasmir, 
Rajputana,  and  Central  India.  By  G.  Bühler.  =  JBBAS.  No.  XXXIV  A.  Vol. 
XII.  Extra  number.  Bombay  (Society's  library)  1877.  III,  90,  CLXXI  pp. 
8.      2   Rs.      [Trübner  5   s.] 

39)  Notices  of  Sanskrit  MSS.  By  Rdjendraläla  Mitra,  LL.  D.  Publi- 
shod  under  Orders  of  the  Government  of  Bengal.  Volume  IV  —  Part  I.  No. 
XII.     For  the  year   1876.     Calcutta  (Baptist  Mission  Press)  1877.     96,   7  pp.    4. 

40)  Catalogue  of  Sanskrit  MSS.  existing  in  Oudh.  Prepared  by  John  C. 
Nesfield,  assisted  by  Pandita  Deviprasdda.  Edited  by  Rdjendraläla  Mitra. 
Fasciculus  VIII  and  IX.  Printed  at  the  Ganesa  Press,  Calcutta  1877.  37  und 
29  pp.     8. 

41)  A  catalogue  of  Sanskrit  MSS.  existing  in  Oudh,  for  the  quarter  ending 
30'li  September  1875.  55  pp.  8.  [Unterzeichnet  John  C.  Nesfield.  Am 
Schluss:  Government  Central  Press.  —  No.  16  H.  D.  (2700)  —  15-11-76.  — 
200.]  —  Ueber  ein  früheres  Heft  vgl.  TR,  XI,  p.   26. 

42)  A  catalogue  of  Sanskrit  manuscripts  in  private  libraries  of  the  North- 
western provinees.  Compiled  by  Order  of  Government,  N.-W.  P.  Part  II  [soll 
heissen:  I].  Printed  at  the  N.-W.  B  and  Oudh  Government  Press,  Allahabad 
1877.      165   pp.     8. 

43)  List  of  Sanskrit  and  other  manuscripts  and  lithographed  works  pur- 
chased  for  the  society:  Proceedings  ASB.   1876,  p.   212—214. 

44)  Indian  wisdom  or  examples  of  the  religious,  philosophical ,  and  ethical 
doctrines  of  the  Hindus:  with  a  brief  history  of  tho  chief  departments  of  Sans- 
krit literature,  and  some  aecount  of  the  past  and  present  condition  of  India, 
mural  and  intellectual.  By  Monier  Williams.  Third  edition.  London  (Allen) 
1876.      XLV1II,   511    pp.     8.      15   s. 

45)  A.  Philibert  Soupe".  Etudes  sur  la  litterature  sanscrite.  Paris  (Mai- 
sonneuve)  1877.  369  pp.  8.  7  fr.  50  c  [Les  littöratures  de  l'orient.  Tome 
II.]  —  rec.  von  Windisch  in  LC.  1878,  Sp.  1668-,  in  Saturday  Reviow  5. 
Januar   1878. 


Kuhn,   Vorderindien.  91 

Sprüchen.  Einige  allgemeine  Gesichtspunkte  gab  BergaigneiG). 
Zur  literarischen  Chronologie  haben  Jacolu*1),  Sinclair  und  Bur- 
gessiS),  Shankar  P.  Pandit19)  Beiträge  geliefert.  Rani  Das 
Sen's  50)  anzuerkennende  Essays  gewähren  für  das  in  Indien  selbst 
vorhandene  Interesse  an  literargeschichtlichen  Untersuchungen  ein 
werthvolles  Zeugniss,  nicht  minder  ein  von  der  Bombay  Gazette 
mitgetheilter  Vortrag  des  Sir  Madava  Mao61)  (Ministers  des  Gai- 
kowar)  und  eine  im  Pandit  abgedruckte  Disputation52),  ob  der 
Dichtkunst  des  Kälidäsa  oder  der  des  Bhavabhüti  der  Vorrang 
gebühre.  Manches  was  hier  noch  genannt  werden  könnte ,  wird 
besser  bei  den  einzelnen  Fächern  erwähnt  werden. 

Eine  wohlüberlegte  und  sorgfältig  bearbeitete  Auswahl  aus 
allen  wichtigen  Literaturgattungen  hat  Böhtlingk 53)  in  seiner 
Chrestomathie  zusammengestellt,  welche  in  einem  Handwörterbuch 
ihre  nothwendige  Ergänzung  erhalten  soll.  Von  den  in  Indien 
selbst  erscheinenden  Sammelwerken  behauptet  neben  der  Biblio- 
theca  Indica  der  Pandit  54)  auch  in  seiner  neuen  Folge  namentlich 
für  Kunstpoesie,  Grammatik  und  Philosophie  den  alten  Werth. 

Grosse  Arbeitskraft  nimmt  nach  wie  vor  die  vedische  Literatur 
in  Anspruch,  für  welche  aus  dem  Berichtjahre  manche  werthvolle 
Leistung  zu  verzeichnen  ist.      Aufrecht's 55)  Hymnen    des  Rigveda 


46)  Revue  politique  et  litteraire,  26.  Mai  1877,  citirt  von  E.  Renan  in 
JA.  VII,  10,  p.  19. 

47)  Beiträge  zur  indischen  Chronologie.  Von  H.  Jacobi:  ZDMG.  XXX, 
p.  302—307. 

48)  W.  F.  Sinclair.  Hemäd  Pant  and  the  Gauli  Räjas :  IAnt.  VI  (1877), 
p.   277 — 278.   —  J.   Burgess.     Hemädpant:  ebd.  p.  366. 

49)  Shankar  P.  Pandit.     Väkpatiräja:  IAnt.  VI  (1877),  p.  143—144. 

50)  Aitihäsika  Rahasya.  Cri  Rämaddsa  Sena  pranita.  Kalikäta,  Shtänhop- 
yantre  mudrita.  Prathama  hliäga,  Sana  1281;  Dvitiyabhäga,  Sana  1283.  Cal- 
cutta  (Stanhope  Press)  1874—1876.  VI,  21,  208.  VI,  238  pp.  12.  2  Rs.  — 
rec.  von  A.    Weber  in  JLZ.   1877,  Art.  463. 

51)  Vgl.  TR.  XI,  p.  94  und:  Sir  Madava  Rao  on  Hindu  poetry:  Journal 
of  the  national  Indian  association   etc.   1877,  p.   287 — 292. 

52)  Erste  Sitzung  des  Samskrita  Samaja:  The  Pandit.  New  Series.  Vol. 
I,  p.  47—51. 

53)  Sanskrit -Chrestomathie  herausgegeben  von  Otto  Bbhtlingk.  Zweite, 
gänzlich  umgearbeitete  Auflage.  St.  Petersburg  (Leipzig,  Voss)  1877.  III,  372 
pp.     8.     4,80  M. 

54)  The  Pandit.  A  monthly  publication  of  the  Benares  College,  devoted 
to  Sanskrit  literature.  New  Series.  Vol.  I,  No.  1  — 12.  770  pp.  Vol.  II,  No. 
1—7.  448  pp.  8.  Benares  (E.  J.  Lazarus  and  Co.)  1876—77.  12  Rs.  jähr- 
lich.   [Trübner  24  s.]    —    rec.  von  A.   Weber  in  ZDMG.  XXXII,  p.  208—212. 

55)  Die  Hymnen  des  Rigveda.  Herausgegeben  von  Theodor  Aufrecht. 
Erster  Theil.  Mandala  I — VI.  Zweite  Auflage.  463  pp.  Zweiter  Theil.  Man- 
dala VII— X.  Nebst  Beigaben.  Zweite  Auflage.  XLVIII,  688  pp.  Bonn 
(Marcus)  1877.     8.     20  M.  —  rec.  von  ß.  Delbrück  in  JLZ.  1877,  Art.  679. 


92  Kuhn,  Vorderindien. 

und  Max  Mullers  5G)  kleinere  Ausgabe  derselben  in  Saiphitä-  und 
Pada-Text  sind  in  neuen  Auflagen  erschienen.  Des  letzteren 
grössere  Ausgabe  wurde  von  Whitney 57)  einer  historisch-kritischen 
Studie  unterworfen.  Die  Calcuttaer  Ausgabe  der  Säma-Samhitä  58) 
ist  bis  zum  dritten  Hefte  des  fünften  Bandes  (eine  andere  Ausgabe59) 
kennen  wir  nur  aus  Eriederici's  Bibliotheca  orientalis),  die  der 
Taittiriya-Samhitä  6")  bis  zum  dreissigsten  Hefte  vorgeschritten. 
Eine  Ausgabe  der  Väjasaneyi-Samhitä  6l)  mit  Mahidhara's  Commentar 
ist  etwa  zu  zwei  Dritteln  vollendet.  Was  die  Interpretation  des 
Yeda  betrifft,  so  ist  Haug's6'2)  Vortrag  über  diesen  Gegenstand 
jetzt  in  den  Verhandlungen  des  Londoner  Congresses  allgemein 
zugänglich  geworden.  Dass  er  ein  richtiges  Bild  von  dem  wirk- 
lichen Stande  der  Streitfrage  gewähre ,  kann  Niemand  behaupten. 
Vielmehr  zeigt  die  thatsächliche  Probe,  die  Saug  von  seiner 
Methode  in  der  Uebersetzung  eines  bekannten  schwierigen  Liedes  63) 
gegeben  hat,  dass  die  Differenz  zwischen  ihm  und  einigen  seiner 
angeblichen  Gegner  zu  einem  guten  Theil  nur  in  der  subjectiven 
Einbildung  beruhte,  und  dass  er  den  verständigen  und  massvollen 
Ansichten ,  die  Kielhorn 64)  über  diesen  Gegenstand  geäussert  hat, 
gar  nicht  so  sehr  fern  stand.  Dass  wir  gelernt  haben,  uns  der 
einheimischen  Tradition  gegenüber  auf  den  Standpunkt  freier 
Kritik  zu  stellen,  wird  ein  unantastbares  Verdienst  des  Peters- 
burger  Wörterbuchs   bleiben,    aber    eben    so    gewiss    bleibt    auch 


56)  The  Hymns  of  tbe  Rig-Veda  in  the  Samhita  and  Pada  Texts,  reprinted 
from  the  Editio  princeps  by  F.  Alax  Müller,  M.  A.  Second  Edition.  With 
the  two  Texts  on  parallel  Pages.  2  Vols.  London  (Trübner)  1877.  VIII,  860. 
828  pp.     8.     32  s.  —  rec.  von  B.  Delbrück  a.  a.  O. 

57)  W.  D.  Whitney.  Müller's  Eigveda  and  Commeutary.  22  pp.  8. 
[Reprinted  from  the  New  Englander  for  Oct,   1876.] 

58)  Säma  Veda  Sanhita.  With  the  Commeutary  of  Säyana  Achärya. 
Edited  by  Satyavrata  S&maärami.  Vol.  III.  7  Fase.  18 ,  688  pp.  Vol.  IV. 
6  Fase.  18,  562  pp.  Vol.  V.  Fase.  1—4.  384  pp.  Calcutta  1876—1877.  8. 
pro  fasc.   10  a.     [Trübner  2  s.]     Bibliotheca  Indica.     New  Series. 

59)  Brahmabrata  Sdmddhydyi.  Sämaveda  Sanhita  Kauthumi  Säkhä,  Vol.  I, 
pts.  1  to  3.  —  Vgl.  Friedend  Bibl.  or.   1877,  2so.  576. 

60)  The  Sanhita  of  the  blaek  Yajur  Veda,  with  the  Commeutary  of  Mädhava 
Achärya.  Edited  by  Mahemchandra  Nyäyaratna.  Fasc.  29 — 30.  Calcutta 
1876—1877.  a  96  pp.  8.  pro  fasc.  10  a.  [Trübner  2  s.]  Bibliotheca  Indica. 
Old  Series 

61)  The  white  Yajur  Veda  in  the  Madhyandina  Becension.  With  the 
Commeutary  of  Mahidhara.  Parts  1  to  24.  (Will  be  completed  in  about  36 
parts.)     Calcutta.     S(|iiare  8.     [London  (Trübner)   1877.     2  s.  6  d.  pro  part.] 

62)  On  the  Interpretation  of  the  Veda.  By  Professor  Hang:  Transactions 
of  1 1 1 ' ■  Second  Session  of  the  International  Congress  of  Orientalists,  p.  213 — 226. 
—  Vgl.  übrigens  B.  Delbrück  in  JLZ.   1875,  Art.   137. 

63)  Vedisclie  Räthselfragen  und  Eäthsclsprüche.  Uebersetzung  und  Erklä- 
rung <hs  Dirghatamäs-Liedes  Rigv.  1.  1G4.  Von  Martin  Hauff.  München 
1876.  61  pp.  8.  1,60  M.  Separatabdruck  aus  den  Sitzungsberichten  Bd.  II. 
Heft  3  der  philos.-philol.  Classc  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften.  1875.  — 
rec.  von  A.    Weber  in  JLZ.   1876,  Art.  550. 

64)  Lettera  da  Poona:  BISO.  I,  p.  208—209. 


Kuhn,   Vorderindien.  93 

jene  einheimische  Tradition  ein  Element,  welches  wir  hei  unserer 
Interpretation  zu  berücksichtigen  haben  und  welches  unter  Um- 
ständen dieselbe  Aufmerksamkeit  verdient  wie  die  Ansicht  eines 
europäischen  Gelehrten. 

Von  diesem  Standpunkte  aus  glauben  wir  den  beiden  während 
des  Berichtjahres  zum  Abschluss  gelangten  Ueb  er  Setzungen  der 
Rigveda-Samhitä  gleichmässig  gerecht  werden  zu  können.  Grass- 
mann's 65)  Uebersetzung  bewegt  sich,  wie  schon  nach  seinem, 
übrigens  auch  von  Hang  günstig  beurtheilten  Wörterbuch  zu  er- 
warten war,  im  Grossen  und  Ganzen  in  dem  Gedankenkreise  des 
Petersburger  Wörterbuchs,  ohne  jedoch  auf  eigenes  Urtheil  Ver- 
zicht  zu  leisten.  Wenn  die  metrische  Form  nicht  selten  über 
Schwierigkeiten,  die  man  mehr  an's  Licht  gestellt  wünschte,  leicht 
hinweglesen  lässt,  so  giebt  sie  doch  auch  in  vielen  anderen  Fällen 
einen  treffenden  Ausdruck  um  so  eher  an  die  Hand.  Zu  bedauern 
ist,  dass  Grassmann  seine  Ansicht  von  der  Unzuverlässigkeit  der 
einheimischen  Ueberlieferung  in  viel  zu  weitem  Umfange  auf  den 
Text  selbst  ausgedehnt  hat.  Abgesehen  von  manchen  Annahmen, 
welche  der  sogenannten  höheren  Kritik  anheimfallen,  und  über 
welche  wir  ein  abschliessendes  Urtheil  uns  nicht  erlauben,  begeg- 
nen wir  einer  reichlichen  Menge  von  Conjecturen,  deren  Berechti- 
gung nicht  immer  ersichtlich  ist.  Die  Zulassung  eines  grossen 
Theils  der  von  Grassmann  und  anderen  beliebten  Conjecturen  in 
den  Text  würde  der  subjectiven  Willkür  Thür  und  Thor  öffnen, 
wie  jeden  Unbefangenen  ein  vergleichender  Einblick  in  die  ver- 
schiedenen angeblich  auf  einem  Standpunkt  stehenden  Uebersetzungen 
mancher  bekannter  Veda-Lieder  lehren  kann.  Ludwig's  66)  Ueber- 
setzung, der  wir  mit  Benfeg  Vedica  p.  30  das  Lob  einer  gewissen- 
haften Arbeit  nicht  versagen  dürfen,  greift  vielfach  mit  gutem 
Recht  auf  die  einheimische  Exegese  zurück  und  enthält  im  Einzel- 
nen eine  Fülle  glücklicher  Gedanken.  Freilich  zeigt  sich  gelegent- 
lich der  Einfluss  von  Ludivig's  bekannten  linguistischen  Sonderbar- 
keiten, und  seine  deutsche  Prosa  ist  leider  oft  so  geschraubt  und 
verzwickt,  dass  sie  ohne  den  Sanskrit-Text  gar  nicht  zu  verstehen 
ist.  So  wenig  daher  seine  Uebersetzung  geeignet  ist,  Fernerstehen- 
den einen  ungefähren  Eindruck  des  Originals  zu  geben,  der  Fach- 


65)  Rig-Veda.  Uebersetzt  und  mit  kritischen  und  erläuternden  Anmerkungen 
versehen  von  Hermann  Grassmann.  In  zM'ei  Theilen.  Leipzig  (Broekhaus) 
1876—1877.  VIII,  589.  524  pp.  8.  24  M.  —  rec.  von  Max  Müller  in  LC. 
1876,  Sp.  1697;  von  A.  Weber  in  JLZ.  1876,  Art.  550;  von  A.  De  Gubcr- 
natis  in  BISO.  I,  p.  262. 

66)  Der  Rigveda  oder  die  heiligen  Hymnen  der  Brähmana.  Zum  ersten 
Male  vollständig  ins  Deutsche  übersetzt  mit  Commentar  und  Einleitung  von 
Alfred  Ludwig.  Erster  und  zweiter  Band.  Prag  (Tempsky)  1876.  VIII,  476. 
XII,  688  pp.  8.  28  M.  —  rec.  von  Max  Müller  und  A.  Weber  a.  a.  O.; 
von  13.  Delbrück  in  JLZ.  1876,  Art.  285;  von  H.  Zimmer  im  Anzeiger  für 
deutsch.  Alterth.  II,  p.  289;  von  A.  De   Gvbernatis  in  BISO.  1,  p.   8.  262. 


94  Kuhn,   Vorderindien. 

gelehrte    wird    sie  neben    der    Grassmann' s    dankbar  und    fleissig 

benutzen  und  das  Gute  nehmen,  wo  er  es  findet.  Mit  den  beiden 
Uebersetzungen  hat  eine  bedeutsame  Epoche  der  europäischen 
Veda-Exegese  ihren  Abschluss  erreicht. 

"Wie  in  Indien  selbst  unbefangene  Ansichten  über  die  Veda- 
Exegese  sich  Bahn  zu  brechen  beginnen,  lehrt  der  Vedärthayatna  67), 
ein  von  Shankar  P.  Pandit  mit  Einsicht  und  Mässigung  geleitetes 
Unternehmen,  das  wohl  geeignet  scbeint  zwischen  indischer  und 
europäischer  Gelehrsamkeit  eine  erwünschte  Vermittelung  zu  bilden. 
Aeknliche  Unternehmungen  in  Hindi  und  Bengali,  jedoch  ohne 
englische  Uebersetzung.  erscheinen  in  Benares  und  Calcutta :  wir 
begnügen  uns  für  dieselben  auf  die  officiellen  Kataloge  zu  ver- 
weisen. 

Mit  bekannter  eindringlicher  Gelehrsamkeit  hat  Benfey  68)  ver- 
schiedene Fragen  der  Textüberlieferung,  Grammatik  und  Inter- 
pretation des  Veda  erörtert,  wobei  als  charakteristisch  die  Ver- 
werthung  der  älteren  Volkssprachen  hervorgehoben  werden  muss, 
deren  Eigenthümlichkeiten  auch  Pischel  in  seiner  vorher  erwähnten 
Anzeige  des  Vedärthayatna  mit  Erfolg  herangezogen  hat.  Conjecturen 
zum  Rigveda  suchten  Lanman*9)  und  Pechtel10)  kurz  zu  be- 
gründen, und  der  letztere  71)  behandelte  beiläufig  einen  besonderen  , 
Fall  der  Nasalirung  von  auslautendem  d.  Mit  der  Composition 
der  Samhitäs  beschäftigte  sich  de  Vaseoncellos-Abreu12).  Schliess- 
lich verweisen  wir  noch  auf  den  weiter  unten  folgenden  Abschnitt 


67)  The  Vedärthayatna  or  an  Attempt  to  interpret  the  Vedas.  A  Maräthi 
and  English  Translation  of  the  Eigveda,  with  the  original  Samhitä  and  Pada 
texts  in  Sanskrit.  Vol.  I  (parts  1  to  14).  Bomhay  (Indu-Prakäsh  Press)  1876. 
7,  904  pp.  Vol.  II  fbis  Ende  1877  6  Hefte  =  parts  15  to  20).  Bombay 
(Xirnayasägar  Press)  1877.  448  pp.  8.  6  Es.  jährlich  oder  10  annas  pro 
part  [Trübner:  3  s.  6  d.  pro  part].  —  rec.  von  A.  Weber  in  JLZ.  1876,  Art. 
550;  von  K.  Pischel  in  GGA.  1877,  p.  1057;  in  IAnt.  VII  (1878),  p.  139;  von 
A.  Barth  in  RC.  1877,  Art,  180;  von  A.  De  Gubernatis  in  BISO.  I,  p.  262; 
von  Girard  de  Rialle  in  Rev.  de  Lingu.  X,  p.  159.  —  Vgl.  auch  Ath.  4.  No- 
vember 1876.  p.  592,  und  Max  Müller.  The  Veda  and  its  Influence  in  India: 
Ac.   11—18.  November   1876,  p.  478.  501. 

68)  Vcdica  und  Verwandtes.  Von  Theodor  Benfey.  Strassburg  (Trübner) 
1877.  V,  177  pp.  8.  6  M.  [Abdrücke  aus  den  Göttinger  „Nachrichten" 
1876 — 1877  und  aus  Bezzcnbcrgcrs  Beitr.  z.  Kunde  d.  indogerm.  Spr.]  —  Die 
Quantitiitsverschiedenheiten  in  den  Samhitä-  und  Pada-Texten  der  Veden. 
Dritte  Abhandlung.  Von  Theodor  Benfey.  Göttingen  (Dieterich)  1876.  40  pp. 
4.  [Abhandlungen  d.  K.  Gesellsch.  d.  Wiss.  zu  Göttingeu.  Einundzwanzigster 
Band].  —  svdvas  (zu  lesen  suävas)  und  svätavas.  Von  Theodor  Benfey: 
Nachr.    von   d.  K.    Gesellsch.    d.  Wiss.  zu  Göttingen   1877,  p.   341 — 367. 

69)  A  Conjectural  Emendation  ofRig-Veda  I.  30.  11,  by  Prof.  C.  R.  Lanman: 
American  Oriental  Society.     Proceedings,    1876   and   1877,  p.  XIX — XX. 

70)  Zu  VII.  68.  7  in  der  oben  p.  28,  No.  55  angeführten  Schrift  p.  20—21. 
[Vgl.   auch  ebd.  p.  51.  63.  64] 

71)  Anz.  f.  deutsch.  Alterth.  III,  p.   218 — 219. 

72)  Questions  vediques,  par  G.  de  Vasconcellos-Abreu.  23  pp.  Extrait 
de  la  Revue  de  Philosophie  positive,  mars-avril  1877.  —  rec.  von  Abel  Ber- 
gaigne  in  RC.   1877,  Art.   186. 


Kuhn,  Vorderindien.  95 

über  Mythologie  und  einen  zusammenfassenden  Artikel  Weber' 's73), 
der  ausser  einigen  schon  genannten  auch  mehrere  hier  einschlagende, 
vor  unseren  Bericht  fallende  Publicationen  mehr  oder  weniger 
eingehend  kritisirt. 

Von  Werken  der  Brähmanaperiode  ist  Rajeiid nihil <t  .l//V/-«'s74) 
Ausgabe  des  Aitareya  Aranyaka  mit  dem  fünften  Heft  zum  Ab- 
schluss  gelangt.  Das  Arsheya  Brähmana  des  Sämaveda  ist  von 
Burnell15)  mit  einer  Einleitimg  herausgegeben  worden,  welche 
über  die  Literatur  des  Sämaveda  und  über  die  musikalische  Ee- 
citation  seiner  Samhitä  neue  und  wichtige  Aufschlüsse  giebt. 
Stellen  aus  dem  Sämavidhäna  Brähmana,  die  im  Aberglauben 
der  verwandten  indogermanischen  Völker  ihre  Parallelen  finden, 
hat  Barth  76)  in  französischer  Uebersetzung  mitgetheilt.  Was  für 
die  Upanishads  und  die  vedischen  Sütras  geleistet  worden  ist,  be- 
sprechen wir  besser  im  Zusammenhange  mit  der  Philosophie  und 
Jurisprudenz. 

.  Im  Gebiete  der  alten  epischen  Literatur  sind  von  einer 
neuen  commentirten  Ausgabe  des  Mahäbhärata  7?)  während  des 
Berichtjahrs  achtzehn  Hefte  erschienen.  Stellen  aus  dem  Ma- 
häbhärata übersetzte  Muir  78).  Dora  ß!  Istria  79)  beendete  die 
Reihe  ihrer  Essays  über  die  epische  Poesie  Indiens.  Die  neue 
Auflage    der   von    Schack'schen 80)    „Stimmen  vom   Ganges" ,    freie 


73)  JLZ.  1876,,  Art.  550. 

74)  Aitareya  Aranyaka,  with  the  Coinmentary  of  Säyana  Achärya.  Edited 
by  Rdjendraläla  Mitra.  Calcutta  1876.  5,  22,  479  pp.  8.  5  Fase.  alOa. 
[Trübner  2  s.]  Bibliotheca  Iudica.  New  Series.  —  rec.  von  A.  De  Gubernatis 
in  BISO.  I,  p.  266. 

75)  The  Arsheyabrähmaiia  (being  the  fourth  Brähmana  i  of  the  Säma  Veda. 
The  Sanskrit  Text  edited  together  with  Extracts  from  the  Commontary  of  Säyana 
etc.,  an  Introduction,  and  Index  of  Words  by  A.  C.  Burneil,  Ph.  D.  Manga- 
lore  (Basel  Mission  Press)  1876.  LH,  109  pp.  8.  3  Rs.  [London  (Trübner) : 
10  s.  6  d.  Basel  (Missionsbuchhandlung):  10  M.]  —  rec.  von  A.  Barth  in 
RC.   1877,  Art.  137;  von  A.  De  Gubernatis  in  BISO.  I,  p.  343. 

76)  Un  ancien  manuel  de  sorcellerie  hindoue,  par  M.  A.  Barth:  Melusine. 
Dirigee  par  MM.  H.   Gaidoz  et  E.  Rolland.     1877,  p.  105 — 109. 

77)  Mahäbhäratam  with  the  Commentaries  of  Nilkantha  and  Arjunmisra. 
Revised  by  Kalibar  Bedäntabägish.  Part  III — XX.  Printed  and  published 
at  the  Roy  Press,  Calcutta  1876 — 1877.  Das  Heft  gewöhnlich  120  pp.  8.  zum 
Preise  von  8  a.     [Geht  jetzt  bis  zum  Vanaparvan  incl.] 

78)  Maxims  and  Sentiments  from  the  Mahäbhärata.  By  J.  Muir:  IAnt. 
V  (1876),  p.  152—154.  311—313.  340—342.  —  Krishna's  opinion  of  unfair 
fighting.  By  J.  Muir:  ebd.  p.  311.  —  Vgl.  dazu  auch  M.  Benfey.  Urväter- 
weisheit: Das  Ausland  6.  August  1877,  p.  638 — 640.  [Auszüge  aus:  Religious 
and  moral  sentiments  metrieally  rendered  from  Sanskrit  writers.  By  J.  Muir. 
London  (Williams  and  Norgate)   1875.] 

79)  Dora  d 'Istria.  L'epopee  dell'  ludia.  II.  11  Mahäbhärata.  V: 
Antologia  Nuova  Dec.   1876,  p.  736 — 764. 

80)  Stimmen  vom  Ganges.  Eine  Sammlung  Indischer  Sagen  von  Adolf 
Friedrich  Grafen  von  Schack.  Zweite  Auflage.  Mit  einem  Anhange:  Nalo- 
daya.  Ein  indisches  Gedicht  in  deutscher  Nachbildung.  Stuttgart  (Cotta)  1877. 
280  pp.     8. 


96  Kuhn,   Vorderindien. 

Uebertragungen  aus  dem  Mahäbhärata,  Rämäyana,  den  Puränen 
und  der  epischen  Kunstpoesie  enthaltend,  mag  uns  zu  den  späteren 
Formen  des  Epos  hinüberleiten.  Zu  Hall's  81)  neuer  Ausgabe  des 
Wilson'schen  Vishnupuräna  ist  der  längst  erwünschte  Index  er- 
schienen. Eine  auch  bei  von  Schach  übertragene  Legende  des 
Vishnupuräna  hat  die  Dichterin  Tont  Dutt 82)  in  englischer  Ueber- 
setzung  mitgetheilt.  Die  Calcuttaer  Ausgabe  des  Agnipuräna 83) 
ist  bis  zum  zweiten  Hefte  des  dritten  Bandes  vorgeschritten.  Das 
Matsyapuräna  hat  Jwänanda  Vidydsdgara  84),  einen  umfangreichen 
Abschnitt  des  Skandapuräna  da  Oimha 85)  herausgegeben.  Ein 
sorgfältiges  Namenlexicon  zu  den  Puränen  verfasste  in  Maräthx- 
Sprache   Godbole  86). 

Was  die  epische  Chronikenliteratur  anbetrifft,  so  ist  Bühler  's87) 
Auseinandersetzung  über  die  Räjatarangini  aus  seinem  oben  No.  38 
erwähnten  Report  im  Ludian  Antiquary  abgedruckt  worden ;  des- 
gleichen ist  seine  Ausgabe  des  Vikramänkadevacarita 88)  wegen 
einer    Anzeige    und    einer    anderweitigen    Mittheilung 89)    desselben 


81)  The  Vishnu  Puraria:  a  System  of  Hindu  Mythology  and  Tradition. 
Translated  from  the  Original  Sanskrit,  and  illustrated  by  Notes  derived  chiefly 
from  other  Puränas.  By  ff.  ff.  Wilson.  Edited  by  Fitzedward  Hall.  Vol. 
V.,  Part  II.    Index.     London  (Trübner)   1877.     VIII,   268  pp.    8.     12   s.     [ff.  H. 

Wilsons  Works.     Vol.  X.,  Part  IL]  —  ree.  von  A.  Weber  in  JLZ.  1877,  Art. 
380;  von  A.  Barth  in  RC.   1877,  Art.  175. 

82)  Toru  Dutt.  The  Royal  Ascetic  and  the  Hind.  From  the  Vishnu 
Purana.  B.  II.  C.  XIII:  The  Calcutta  Review  Januar  1877,  p.  209—212. 
[Deutsch  bei  v.   Schack.     Stimmen  vom  Ganges,  p.  56 — 66.] 

83)  Agni  Puräna,  a  Collection  of  Hindu  Mythology  and  Traditions.  Edited 
by  Rdjendraläla  Mitra.  Vol.  II.  Chap.  115  to  268.  5  Fase.  3,  481  pp. 
Vol.  III.  Fase.  1—2.  192  pp.  Calcutta  1876—1877.  8.  pro  fasc.  10  a. 
[Trübner:  2  s.]     Bibliotheca  Indica.     New  Series. 

84)  Matsya  Puränam.  By  Maharshi  Vedavyäsa.  P^dited  by  JibAnanda. 
Vidydsaqara.     Calcutta  1876.      1207   pp.     8.     [Trübner:   24  s.] 

85)  Skandapuränäntargatam  Sahyädrikhandam.  The  Sahyädri  Khanda  of 
the  Skanda  Puräna:  a  Mythological ,  Historieal,  and  Geographical  Account  of 
Western  India.  First  Edition  of  the  Sanskrit  Text  with  Various  Readings.  By 
J.  Gerson  da  Cunha.  Bombay  (Thacker,  Vining  and  Co.)  1877.  3,  576  pp. 
8.     4  Rs.     [Trübner:   21   s.] 

86)  Raghundth  Bhdskar  Godbole.  An  Ancient  Historieal  Dictionary  of 
Bhärat  Varsha  or  Greatest  India.  Bombay  (Nirnaya  Sägar  Press)  1876.  730  pp. 
8.      6   Rs. 

87)  The  Räjatarangini.  From  Dr.  Bühler's  Report  of  a  Tour  in  Search  of 
Sanskrit  Mss.  etc.:  IAnt  VI  (1877),  p.  264—274.  [Vgl.  p.  52—60.  LXVI 
— LXXXII  des  erwähnten  Reports.] 

88)  The  Vikramänkadovaeharita,  a  Life  of  King  Vikramäditya-Tribhuvana- 
malla  of  Kalyäna,  composed  by  Ins  Vidyäpati  Bilhana.  Edited  with  an  Intro- 
cruetion  by  Georg  Bühler.  (Bombay  Sanskrit  Series.  No.  XIV.)  Bombay 
(Government  Central  Book  Depot)  1875.  46,  168,  2  pp.  8.  1  Ro.  5  a. 
[Trühner:   7   s.  6   d.|   —   ree.  in  IAnt.   V  (1876),  p.  324—327. 

89)  Analysis  of  tho  first  seventoen  Sargas  of  Bilhana's  Vikramänkakävya. 
From  Dr.  Bühler 's  Introduction  to  tho  Vikramänkadovaeharita :  IAnt.  V  (1876), 
p    317—323.  / 


Kahn,   Vorderindien.  97 

Indian  Antiquary  hier  namhaft  zu  machen.  Eine  Bearbeitung  des 
Criharsha  Carita  hat  Jtvdwxnda  I  'idyäsägcura 9")  herausgegeben. 
Vom  Cankaravijaya  hat  Käshinäth  Trimbak  Telaiuj 91)  nachge- 
wiesen, dass  er  wahrscheinlich  dem  14.  Jahrhundert  angehöre  und 
also  unmöglich  von  einem  Schüler  Cankara's  ahgefasst  sein  könne. 
Die  Tempellegende  von  Harihara  in  Maisur  hat  Foulhes  heraus- 
gegeben92)  und  durch  eine  englische  Uebersetzung 93)  allgemeiner 
zugänglich  gemacht. 

Neue  Ausgaben  des  Naishadha  Carita94)  und  des  Bhattikävya95) 
halien  wir  Jivänanda  Vidyäsägaira  zu  verdanken.  Die  fünf  ersten 
Gesänge  des  letzteren  hat  ausserdem  Banerji96)  mit  Noten  heimis- 
gegeben.  Ueber  Verfasser  und  Abfassungszeit  des  Raghuvamea 
hat  sich  Shcutikar  P.  Pandit 97)  in  den  Verhandlungen  des  Lon- 
doner Orientalistencongresses  ausgesprochen.  Die  Publication  des 
Anandavrindävana 98),  eines  Campükävya  aus  dem  Sagenkreise  des 
Krislina  ist  im  Pandit  fortgesetzt  worden.  Auch  brachte  derselbe 
einen  an  Krishna  gerichteten  Hymnus  des  MadhiisüdantzsarasvaH99). 

Im  Gebiete  der  Fabel-  und  Märchendichtung  hat  Täranätha 
Tarhaväcaspati 10())    den    Hitopadeca    mit    Noten     herausgegeben, 


90)  Sriharsha  Charita;  or,  Life  of  Räja  Harsha  Bardhana.  In  Prose  by 
Bana  Bhatta.  Edited  with  Modifications  by  Jibänanda  Vidyt'isägara.  Cal- 
cutta   187G.     225   pp.     8.     [Trübner:   7   s.   6   d.] 

91)  The  Sankaravijaya  of  Änandagiri.  By  Käshinäth  Trimhak  Telang, 
M.  A.:  IAnt.  V  (1876),  p.   287—293. 

92)  Harihara  Mahätmya.  Edited  by  the  Eev.  IViomas  Foulhes.  Bangalore 
(Vichära  Darpana  Press)   1877.     28  pp.     8.     3   a. 

93)  The  Legend*  of  the  Shrine  of  Harihara  in  the  Province  of  Mysore. 
Translated  from  the  Sanskrit  by  tho  ßev.  'Thomas  Foulkes.  Madras  (Higgin- 
botham  and  Co.)   1876.     99  pp.     12.     2  Rs.  8  a. 

94)  Naishadha  Charita;  or,  Adventures  of  Nala  Eaja.  By  Sri  Harsha. 
With  the  Commentary  of  Mallinätha.  Edited  by  Pandit  Jibänanda  Vidyäsä- 
gara.     Calcutta   1875—1876.     2  Vols.     652,  456  pp.     8.     [Trübner:  36  's.] 

95)  Bhatti  Kavya.  A  Poem  on  the  Actions  of  Räma.  With  the  Commen- 
tary of  Jayamangala  and  Bharata  Mallika.  Edited  by  Jibänanda  Vidyäaägara. 
Calcutta   1876.     2   Vols.     516,  444  pp.     8.     [Trübner:   16   s.] 

96)  The  Bhatti  Kavya;  a  Poem  on  the  Actions  of  Räma.  Ed.  by  the  Rev. 
K.  M.  Banerji.     Calcutta  (Thacker,  Spink  and  Co.)  1876.     122  pp.    8.     2  Rs. 

97)  Who  wrote  the  Raghuvamsa ,  and  whon?  By  Shankar  Pandurang 
Pandit :  Transactions  of  the  Second  Session  of  the  International  Congress  of 
Orientalists,  p.  227  —  254. 

98)  Anandavrindävana,  ein  Campükävya  (mit  dem  Sukhavartini  genannten 
Commentar),  Stabaka  11,  1  —  Stabaka  17,  48:  Tho  Pandit.  New  Series.  Vol.  I, 
p.  21—42.  84—104.  149—168.  215—234.  279—298.  343—362.  404—422. 
472—488.  532—550.  599—618.  662—682.  726—749.  Vol.  II,  p.  20—54. 
84—102.   148—165.    212—230.  275—293.   340—359.  407—448. 

99)  Anandamandäkini  des  C,ri  Madhusüdanasarasvati :  The  Pandit.  New 
Seriös.      Vol.   I,   p.   498—514. 

100)  Hitopadesha.  By  Vishim  Sharma.  Edited  with  Notes  by  Professor 
Täränälha   Tarkavächaspati.      Calcutta  1876.      158  pp.     8.      [Trübner:  4  s.] 

Jahresbericht  1876—1877.    Heft  I.  7 


98  Kuhn,    Vorderindien. 

Wile m)  die  mit  dem  Inhalte  des  buddhistischen  Dramas  Nägä- 
nanda  identische  Erzählung  der  Vetälapaiieavimcati  nach  dreifacher 
Recension  mitgetheilt.  Eine  ganz  neue  Gattung  dieser  Literatur, 
wie  sie  sich  bei  den  Jaina  ausgebildet  hat,  haben  wir  durch  eine 
werthvolle  Publication  Weber 's m)  kennen  gelernt.  Ein  anderes 
Werk  der  Art,  den  Antarakathäsamgraha.  wird  Pulle  herausgeben, 
der  im  BISO.  103)  eine  vorläufige  Notiz  über  die  von  ihm  benutzte 
Handschrift  gegeben  hat. 

Bei  der  gnomischen  Poesie  ist  Tawney's  104)  wohlgelungene 
Uebertragung  von  Bhartrihari's  Vairägyacataka  und  ein  neuer  Nach- 
trag zu  Böhtlingk's 105)  Sprächen  zu  verzeichnen.  Sprüche  des 
Canakya  sind  in  Calcutta106)  und,  wie  es  scheint,  in  Mirzapur107) 
gedruckt,  worden.  In  Hinsicht  auf  Somadeva's  Erzählungen  von 
Dummköpfen  u.  ä.  möchte  vielleicht  auch  der  Publication  eines 
Mürkhacataka  108)  einiger  Werth  beizulegen  sein. 

Zur  dramatischen  Dichtung  nennen  wir  zuerst  PischePs  109) 
treffliche  Ausgabe  der  bengalischen  Recension  der  Cakuntalä,  mit 
welcher  nunmehr  das  Material  zur  Entscheidung  einer  wichtigen 
literarhistorischen  Streitfrage  jedem  Fachgenossen    zugänglich    ge- 


101)  Die  fünfzehnte  Erzählung  der  Vetälapantschavineati.  Sanskrittext  mit 
Uebersetzung  und  Anmerkungen  von  Dr.  Heinrich  Uhlc.  Dresden  (L.  Wolf) 
1877.  XXVI  pp.  4.  1,50  M.  [Programm  des  Gymnasiums  zum  heiligen 
Kreuz  in  Dresden.]  —  rec.  von  A.  Weber  in  JLZ.  187  7,  Art.  316.  —  Vgl. 
auch  Ac.   21.   April   1877,  p.  349. 

102)  Paneadandachattraprabandha.  Ein  Märchen  von  König  Vikramäditya. 
Von  A.  Weber.  Aus  den  Abhandlungen  der  Königl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften zu  Berlin   1877.     Berlin   (Dümmler  in  Comin.)  1877.     103  pp.     4.     5  M. 

103)  r.  Li.  Pulli.  Descrizione  di  un  nuovo  manoscritto  indiano  della 
Biblioteca  di  Berlino:  BISO.  I,  p.   79—81. 

104)  Metrical  Translation  of  the  Vairägya  Satakam,  or  hundred  Stanzas  on 
Ascetism,  by  Bhartrihari.  By  Prof.  C.  H.  Tawney,  M.  A.:  lAnt.  V  (187G). 
p    1—3.   65—67.  285—286.  305—309. 

1(15 1  Zweiter  Nachtrag  zu  meinen  Indischen  Sprüchen.  Von  Otto  ßöht- 
Mngk:  Bull,  de  l'Ac.  Imp.  d.  Sc.  de  St.-Pct.  XXIII,  p.  401 — 432  =  Mel.  as. 
VIII,  p.   203—249. 

106)  Chanakya  Shloka;  or,  Verses  by  Chanakya.  Second  Edition.  Calcutta 
(Gyanratnäkara  Press;    1877.      12   pp.      12.      1    a. 

107)  Käslii  Nil  Prakash,  Sanskrit  and  Hindi.  The  Light  of  Prudent  Beha- 
viour,  by  Käshi  Natli.  Mirzapur  ( Kevd.  J.  Hewlett,  printer)  1877.  61  pp.  8. 
1  Hc  \A  small  tre.itisc-  in  Sanskrit  verse  by  Chanak,  eontaining  moral  precepts 
or  aphorisms  of  practica]  wisdom.  One  Kashi  Nath  has  added  a  translation  in 
Hindi  verse.] 

108;  Mürkhashatak;  or  the  hundred  Characteristics  •>('  Fools,  with  a  Trans- 
lation  iiito  Maräthi.     ßatnagiri  (Janärdan   Hari  Athle;   1877.     15  pp.      16.      1  a. 

109)  Kälidäsa's    Qakuntalä.      The   Bengali  Recension.     With  Critical  Notes 
edidet  by  Richard  tischet.      Kiel  (Schwers)   1877.      XI,  210  pp      8.      12   M 
-  rec.  von    C.   Cajjpeller  in  JLZ.    1877,   Art     117;  von  A.   Duntcll  in  IAnt. 
VI   ilb77/,   p    232;    von   A.   liarth   in  lvC    1877.  Art.   43. 


Kuhn,   Vorderindien.  99 

worden  ist.  Williams'  n0)  durch  ihren  reichhaltigen  exegetischen 
Commentar  auch  jetzt  noch  wertlivolle  Ausgahe  der  Devanägari- 
Recension  ist  in  zweiter  Auflage  erschienen.  Rückertf s  U1)  im 
Wesentlichen  auf  derselben  Recension  fussende  Uebersetzung,  jetzt 
auch  separat  vorliegend ,  ist  ein  Werk ,  an  welches  der  Dichter 
die  letzte  Hand  nicht  hat  anlegen  können.  Pisehel's  Text  wurde 
von  Fritze11'2)  in  unser  gewöhnliches  dramatisches  Versniass  über- 
tragen. Von  Bhavabhüti's  Mälatimädhava  hat  Bhändärhar113) 
eine  äusserst  sorgfältige  kritische  Ausgabe  geliefert,  eine  andere 
Ausgabe  verdanken  wir  Jzvänanda  Vtdyäsägara11*).  Camteller's115) 
Textesherstellung  der  Ratnävali  ist  BöhtltngJc's  Chrestomathie  ein- 
verleibt und  von  Fritze  116)  gleichfalls  metrisch  übersetzt  worden. 
Regnaud11"1)  gab  eine  Uebersetzung  der  Mricchakatikä,  Foucaux11*) 
und  Edgren119)  solche  der  Mälavikä. 


110)  Sakuntalä",  a  Sanskrit  Drama,  in  seven  Acts  by  Kälidäsa.  The  Deva- 
NägarT  Recension  of  the  Text ,  edited  with  literal  English  Translations  of  all 
the  metrical  Passages,  Scheines  of  the  Metres  and  Notes  critical  and  explanatory 
hy  Monier  Williams.  Second  Edition  Oxford  (Clarendon  Press)  [London, 
Macinillan  and  Co.j  1876.  XII,  339  pp.  8.  21  s.  —  reo.  von  C  C'appeller 
a.  a.  O. 

111)  Sakuntalä,  Schauspiel  von  Kalidasa.  Aus  dem  Sanskrit  übersetzt 
von  Friedrich  Kückert.  Leipzig  (Hirzel)  1876.  III,  147  pp.  8.  2,25  M. 
—  rec.  von  C.   Cappeller  a.  a.  0. 

112)  Sakuntalä.  Metrisch  übersetzt  von  Ludwig  Fritze.  Schloss-Chemnitz 
(Schmeitzner)  1877.  VIII,  200  pp.  8.  2,70  M.  [A.  u.  d.  T.  Indisches  The- 
ater. Sammlung  indischer  Dramen  in  metrischer  Uebersetzung  von  L.  F.  Erster 
Band]  —  rec.  von  G.   Cappeller  a.  a.  O. 

113)  Mälati-Mädhava  by  Bhavabhüti  with  the  Commentary  of  Jagaddhara 
edited  with  Notes,  critical  and  explanatory,  by  Rämkrishna  Gopäl  Bhän- 
därkur,  M.  A.  [Bombay  Sanskrit  Series  No.  XV.]  Bombay  (Government  Central 
Book  Depot)    1876.     XV,  384,  72,    3   pp.     8.     3   Rs.   10  a.     [Trübner.-   14  s.] 

114)  Malati  and  Mädhava.  A  Sanskrit  Drama  by  Bhavabhüti.  Edited 
with  a  Commentary  by  Jibänanda  Vidyäsägara.  Calcutta  1876.  186  pp. 
8.     [Trübner:   5   s.] 

115)  Ratnävali  [ed.  Carl  Cappeller\:  O.  Bbhtlingk.  Sanskrit-Chrestomathie 
p.   290—329   (dazu  Präkrit-Index :  p.   330—340.     Anmerkungen:  p.   368—372). 

116)  Ratnävali  oder  die  Perlenschnur.  Ein  indisches  Schauspiel.  Aus  dem 
Original  zum  ersten  Male  ins  Deutsche  übersetzt  von  Ludwig  Fritze.  Chemnitz 
(Schmeitzner)  1878.  XVI,  107  pp.  8.  2,40  M.  [A.  u.  d.  T.  Indisches 
Theater  etc.      Zweiter  Band] 

117)  Le  chariot  de  terre  cuite,  drame  sanscrit  attribue  au  roi  Cüdraka, 
traduit  et  annote  des  scolies  inedites  de  Lallä  Dikshita  par  Paul  Regnaud. 
4  vol.  Paris  (Leroux)  1876—1877.  XXXV,  105.  131.  90.  98  pp.  18.  10  fr. 
[Bibliotheque  Orientale  elzevirienne.      VI — IX.] 

118)  Malavika  et  Agnimitra,  drame  sanscrit  de  Kalidasa,  traduit  pour  la 
premiere  fois  en  francais  par  P/t. -Ed.  Foucaux.  Paris  (Leroux)  1878.  XI, 
118  pp.  18.  2,50  fr.  [Bibliotheque  Orientale  elzevirienne.  XIV.]  —  rec.  in 
lAnt    VII  UB78),  p.   60;  von  A.   De   Uubernatis  in  BISO.   1,  p.  471. 

119)  Kälidäsa.  Mälavikä.  Ett  indisk  skädespel.  Frau  sanskrit  öfvers.  af 
Hj.   Edgren.     Göteborg  (Gumpertj   1877.     IV,   105   pp.     8.     4  M. 

7* 


100  Kuhn,  Vorderindien. 

Von  der  wissenschaftlichen  Literatur  behandeln  wir  zuerst 
die  Crrammatik,  zu  deren  Bibliographie  RäjendraMla  Mitra  l20)  in 
seinem  Kataloge  der  grammatischen  Handschriften  der  ASB.  einen 
ungemein  reichhaltigen  Beitrag  geliefert  hat;  nicht  minder  dankens- 
werth  ist  der  beigefügte  Anhang,  welcher  alle  bis  jetzt  überhaupt 
irgendwie  bekannt  gewordenen  grammatischen  Werke  mit  genauen 
bibliographischen  Nachweisungen  in  alphabetischer  Reihenfolge  ver- 
zeichnet, Burnett's121)  bahnbrechendes,  wenn  schon  in  seinen 
Folgerungen  mitunter  etwas  zu  kühnes  Buch  über  die  Aindra- 
Schule  haben  wir  hier  namentlich  wegen  einer  in  das  Beiicht- 
jahr  fallenden  Anzeige  Senartfs  zu  erwähnen.  Eine  neue  litho- 
graphirte  Ausgabe  des  Mahäbhäshya122)  ist  zu  Benares  erschienen, 
ebendaselbst  ist  auch  der  Qabdakaustubha  123)  lithographirt  worden. 
Zwischen  Kielh<yrnl2i~125)  und  Bhänddrh<r126~121)  auf  der  einen, 
Weber l28)  auf  der  andern  Seite  hat  sich  über  das  Mahäbhäshya 
eine  bedeutsame  literarische  Controverse  entsponnen,  welche  vor- 
aussichtlich erst  mit  dem  Abschluss  der  von  Kielhorn  begonnenen 
kritischen  Ausgabe  ihre  Entscheidung  finden  wird.  Von  der  Käcikä 
ist    der    erste   Band129)    im    Separatabdruck    aus    dem    Pandit   er- 


120)  A  Descriptivo  Catalogue  of  Sanskrit  MSS.  in  the  Library  of  the  Asiatie 
Society  of  Bongal.  Part  First.  —  Grammar.  Edited  by  Räjendraldla  Mitra, 
LL.  D.     Calcutta  (Baptist  Mission  Press)   1877.     IX,   171,  LVII  pp.     8. 

121)  On  the  Aindra  School  of  Sanskrit  Grammarians ,  their  Place  in  the 
Sanskrit  and  Subordinate  Literatures  by  A.  C.  Bnrnell,  Ph.  D.  Mangalore 
(Basel  Mission  Book  and  Tract  Depositor}')  1875.  [Basel,  Missions-Buchhandlung.] 
VIII,  120  pp.  8.  12  M.  —  rec.  von  A.  Weber  in  JLZ.  1876,  Art.  173;  von 
Windisch  in  LC.    1878,  Sp.  645;  von  E.  Smart  in  JA.  VII,  8,  p.  281. 

122)  Mahäbhäshya.  A  Grammar,  with  Commentary  and  Notes.  Edited  by 
Bdla  Shästri  and  Rdjd  Rdm  Shdstri.  Benares  (Vidyodaya  Press)  1876 
356,  470,  411,  374,  418  pp.     8.     24  Rs.     [Lithographirt.] 

123)  Shabdakaustubha.  The  Gern  of  Grammars.  Edited  by  Kdshi  Ndth. 
Benares  (Käshi  Näth)    1876.     316  pp.     8.     3   Rs.     [Lithographirt.] 

124)  On  the  Mahäbhäshya.  By  Dr.  /'.  Kielhorn:  IAnt.  V  (1876),  p. 
241—251. 

125)  Katyäyana  and  Patanjali :  their  Relation  to  cach  other,  and  to  Pänini. 
By  F.  Kielhorn.  Bombay  (Education  Society's  Press)  1876.  2  Bl.  64  pp.  8. 
1  Re.  8  a.  [Triibner:  3  s.  6  d.]  —  rec.  von  R.  Pischel  in  GGA.  1878,  p. 
789;  von  A.  De   Gubernatis  in  BISO.  I.  p.  260. 

126)  Achärya,  the  Friend  of  the  Student,  and  the  Relations  between  the 
three  Ächäryas.     By  Prof.  R.    G.  Bhändärhar:  IAnt.   V  (1876),  p.  345—350. 

127)  Dr.  Goldstücker's  theory  about  Pänini's  technical  terms.  By  Prof. 
Rämhrishna  G.  Bhdndärkar:  IAnt.  VI  (1Ä77),,  p.  107  — 113.  [Abgedruckt 
aus  Nativo  Opinion  21.   28.  August   1864.] 

128)  Prof.  Weber  on  the  Mahäbhäshya.  To  the  Editor  of  the  Indian  An- 
tiquar}-: IAnt.  VI  (1877),  p.  301—307. 

129)  Käsikä,  a  Commentary  on  Pänini's  Grammatical  Aphorisms  by  Pandit 
Jayäditya,  edited  by  Pandit  liüla  Sästrl.  First  Part,  Henares  (Medical  Hall 
Press)    1876.     489   pp.     8.     5  Rs.     [Triibner:   16  s.] 


Kuhn,  Vorderindien.  \Q\ 

schienen,  die  Fortsetzung  in  der  neuen  Reihe  des  Pandit130)  bis 
in  den  siebenten  Adhyäya  vorgeschritten.  Ein  werthvolles  Werk 
über  den  Ganapäfha  hat  Bhatta  Ycwnegvaral3>)  veröffentlicht. 
Endlich  nennen  wir  hier  noch  Kielkorns  und  Webers ' 32)  Aus- 
einandersetzungen über  die  (,-ikshäs. 

Eine  neue  Ausgabe  des  Amarakoca  mit  dem  Commentar  des 
Mahecvara133)  ist  unter  Kielhorns  Aufsicht  vollendet  worden.  Von 
Werken  der  modernen  einheimischen  Lexikographie  sind  der  Neu- 
druck des  Cabdakalpadruma  ,34)  und  das  Väcaspatya  135)  an  erster 
Stelle  zu  erwähnen,  ersterer  bis  Part  VII,  No.  15,  letzteres  mit 
Part  11  bis  zum  Worte  griha  vorgerückt.  Tdränäiha  Tarhavä- 
caspati's  kleineres  Werk  Cabdastomamahänidhi 136)  wurde  gleich- 
falls neu  aufgelegt.  Ein  in  Madras  erschienenes  Wörterbuch  in 
Telugu-Schrift ,37)  kennen  wir  nur  aus  Trübner's  Record. 

Für  reges  Interesse  an  der  Metrik  spricht  der  Umstand,  dass 
Tdränatha  Tarkavdcäspati's  Ausgabe  der  Chandomanjari  und  des 
Vrittaratnäkara  138)  die  dritte  Auflage  erlebte. 


130)  Käcikä  Adhyäya  5  Päda  3  Sfttra  60  —  Adhyäya  7  Päda  4  Sütra  81 : 
The  Pandit.  New  Series.  Vol.  1.  p.  1—20.  65—84.  129—149.  197—215. 
261—279.  323—343.  387—404.  451—472.  515—532.  579—599.  643—662. 
707—726.  Vol.  II,  p.  1  —  20.  65—84.  129—148.  193—212.  257—274.321—339. 
385—407. 

131)  GanaratnävaM,  Ganas  tu  Pänini  with  a  Commentary,  by  Yajnesvara 
Bhatta.  s.  1.  et  a.  IV.  134  pp.  Obl.  8.  Lithogr.  [Trübner:  14  s.]  —  rec. 
von    (t.    Thibaut  in  The  Pandit.     New  Series.     Vol.  II,  p.    192. 

132)  Remarks  on  the  Sikshäs.  By  Dr  F.  Kielhorn:  IAnt.  V  (1876),  p. 
141—144.  193—200;  vgl.  A.  Weber  ebd.  p  253—255.  —  rec.  von  A.  de 
Gabernatis  in  BISO.  I,  p.   138. 

133)  Amarakosa.  with  the  Commentary  of  Mahe^vara.  Edited  by  Chintdman 
Shdstri  'Chatte.  Bombay  (Education  Society's  Press)  1877.  459  pp.  8. 
1  Re.  12  a. 

134)  Sir  Rdjd  Jlddhdkdnta  Deb.  Balladur.  Shabda  Kalpadruma ;  or.  the 
Tree  bearing  all  the  Words  that  may  be  wished  for.  Seeond  Edition.  Part  VI 
No.  4—14.  Part  VII.  No.  1—15.  Calcutta  (New  Bengal  Press)  1876—1877. 
Die  Nummer  gewöhnlich  80  pp.  4.  zum  Preise  von  1  Re.  [Trübner :  3  s.  6  d.] 
[In  Bengali-Schrift,  vgl.  TK.  X,  p.  166.  Dort  steht  „the  edition  beiiig  a  limited 
one" ,  nach  dem  Bengal  Library  Catalogue  of  Books  ist  jedoch  die  Zahl  der 
Auflage   1500.] 

135)  Vächaspatya.  A  Comprehensive  Sanskrit  Dictionary  in  twenty  Parts. 
Parts  X  and  XI.  Compiled  by  Professor  Tdränatha  Tarkavdchaspati.  Cal- 
cutta (Saraswati  Press)  1876—1877.  236  und  244  pp.  4.  ä  5  Rs.  [Trübner: 
ä   18  s.] 

136)  Tdrdndth  Tarkabdchaspati.  Shabda-stoma-mahanidhi;  or,  a  Dictio- 
nary of  all  Words.  Seeond  Edition.  Printed  at  the  Beadon  Press,  Calcutta. 
and  nuhlished  at  Pataldängä  (publisher:  Jibananda  Bidy<äsagara)  1876.  1347 
pp.     8.      10  Rs. 

137)  Sarva-Sabda-Sambodhini •,  or,  the  Complete  Sanskrit  Dictionary.  In 
Telugu  Characters.     Madras.     1078  pp.     4.     [Trübner  1877 :  £  2   15  s.] 

138)  Chhandomanjari ;  or,  Blossoms  of  Poetical  Metres,  by  Gangädäs  Pan- 
rtita  and  Vrittaratnakaram ;  or,  the  Jewel  Mine  of  Verse ,  by  Kedära  Bhatta. 
Edited  with  Notes  by  Pandita  'Tdrdndth  Tarkabdchaspati.  Third  Edition. 
Calcutta  (Saraswati  Press)   1877.      84  pp.     8.      10  a. 


102  Kuhn,  Vorderindien. 

Auf  dem  philosophischen  Gebiete  haben  Gmoell  und  GoughlS9) 
ihre  äusserst  sorgfältige  Ausgabe  und  Uebersetzung  des  Sarva- 
darcanasangraha  im  Pandit  bis  zum  elften  Capitel  fortgesetzt.  Die 
Shaddarcana  Cintanikä  14°),  von  der  bis  jetzt  zehn  Hefte  vorliegen, 
soll  uns  in  ihrem  weiteren  Verlaufe  die  Sütras  der  sechs  Haupt- 
schulen in  Text,  Uebersetzung  und  Erklärung  vorführen ;  der  Heraus- 
geber, Mddhatordw  Moreshwar  Kirnte,  erweist  sich  im  Allgemeinen 
als  dazu  wohlbefähigt,  wenngleich  die  Klarheit  seiner  englischen 
Auseinandersetzungen  öfters  zu  wünschen  übrig  lässt.  Zur  Vedänta- 
philosophie  gehören  die  Fortsetzungen  der  Bhamati U1)  und  des 
Mimämsä  Darcana  142);  ein  kurzes  Summarium  derselben  in  poeti- 
scher Form  hat  Cowell1*3)  Sanskrit  und  Englisch  zugänglich  ge- 
macht; mehrere  weniger  bekannte  Tractate  zum  Vedänta  enthält 
eine  in  Calcutta  erscheinende  Sammlung 144) ;  eine  neue  Ueber- 
setzung des  Vedäntasära  hat  JBöhtlingh 145)  mit  dem  Originaltext 
in  seine  Chrestomathie  aufgenommen.  Rämamigra  Qästrin1*6) 
edirte  eine  Darstellung  der  Eämänujalehre.  Den  Anfang  von 
Buch  IV  des  Sänkkyapravacanabhäshya  hat  unter  gleichzeitiger 
Mittheilung  des  Originaltextes  Kecava  (Jästrin1*1),  eine  Argumen- 


139)  E.  B.  Cowell  and  A.  E.  Gough.  Sarva-Darsana-Sangraha.  Chapter 
VII— XI:  The  Pandit.  New  Series.  Vol.  I,  p.  52—63.  126—128.  175—183. 
184—196.  304—316.   372—381.  433—445.      Vol.  II,    p.   174—192.  381  —  384. 

140)  The  Shaddarshana-chintanikä  or  Studies  in  Indian  Philosophy.  A 
Monthly  Publieation  stating  and  explaining  the  Aphorisms  of  the  six  Schools  of 
Indian  Philosophy  with  their  Translation  into  Marathi  and  English.  Vol.  I, 
No.  1 — 10.  Poona,  printed  at  the  ,Dnyän  Prakäsh'  Press  1877.  328  pp.  8. 
pro  No.  8  a.  [Die  Subscription  beträgt  jährlich  5  Kupies  praennmerando .  ein- 
zusenden an  den  Manager  of  the  Shadd.  Chint.  Office,  Poona,  Sadashiva  Petha 
House  Municipal  No.  641.]  —  rec.  von  A.  Weber  in  JLZ.  1877,  Art.  463; 
vgl.  auch  TR.  XI,  p.  82.  Ac.  30.  Juni  1877,  p.  586  und:  W.  A.  L.  Indian 
Philosophy:  Journal  of  the  National  Indian  Association  etc.  1877,  p.  159 — 163. 
181  —  185. 

141)  Bhamati,  a  Gloss  on  Sankara  Achärya's  Commentary  on  the  Brahma 
Sütras.  By  Vachaspati  Misra.  Edited  by  Pandit  ßdla  Scuttri.  Fase.  1  —  4. 
Benares  1876 — 1877.  384  pp.  8.  pro  fasc.  10  a.  [Trübner:  2  s.]  Biblio- 
theca  Indica.     New  Series. 

142)  The  Mimänsä  Darsana.  With  the  Commentary  of  Savara  Svämin, 
edited  by  Mahesa chandra  Nydyaratna.  Fase.  10 — 13.  Calcutta  1870 — 77. 
384   pp.      8.     pro  fasc.   10  a.      [Trübner:   2  s]      Bibliotheca  Indica.      New   Seriös. 

143)  E.  B.  Cowell.  The  Hastämalaka:  Journal  of  Philology.  Vol.  VI. 
No     12,  p.  161—169. 

Uli  Bedanta  Shastram.  Edited  by  Jaganmohan  Tark&lank&ra.  Calcutta 
(Puränprakash  Press):  3  Hefte  1876  ä  8  pp.  12.  ä  1  a.  1  Heft  1877.  20 
pp.     12.     2  a. 

145)  Sadänanda's  Vedäntasära:  O.  Böhtlingk.  Sanskrit  -  Chrestomathie  p. 
253 — 289  (dazu   Anmerkungen   p.  367—368). 

I  16)  Fatindramatadipikä  oder  Yatipatimatadipikä  des  Crinivasadäsa,  heraus- 
gegeben vmi  Rämamicra  Cäatrin:  The  Pandit,  New  Series.  Vol.  I,  p.  113 — 
126.   239—252.   367—372.  429—433.   494—498. 

147)  Kesava,  Sdstri.  Stories  Illustrative  of  the  Sänkhya  Doctrine.  Sän- 
khyapravachanabhashya  book  IV:  The  Pandit.    Now  Series.    Vol.  I.  p   445 — 450. 


Kuh»,  Vorderindien.  J03 

tation  der  Sänkhyatattvakaumudi  gegen  die  Annahme  einer  welt- 
schöpferischen Intelligenz  Gough  übersetzt 148).  Eine  neue  Aus- 
gabe des  Nyayadarcana  mit  Commentar  und  Uebersetzung  begann 
Kegava  (\isfrin1*l>);  ebenso  ist  der  Tarkasarigraha  l50)  in  Text 
und  Uebersetzung  neu  herausgegeben  worden.  Im  Anschluss  an 
diese  Quellenwerke  gedenken  wir  einiger  im  Pandit  mitgetheillen 
Disputationen 151)  über  philosophische  Gegenstände .  deren  erste 
über  die  Ewigkeit  göttlichen  Wissens,  Wollens  und  Wirkens  Ja- 
cobili2)  deutsch  bearbeitet  hat.  Regnaitd's  153)  an  fördernden 
Gesichtspunkten  nicht  armes  Buch  über  die  Philosophie  der  Upa- 
nishads  würde  durch  vollständigere  Kenntniss  der  über  dieselben 
namentlich  in  Deutschland  erschienenen  Literatur  nicht  wenig  an 
Werth  gewoimen  haben.  Ueber  denselben  Gegenstand  hat  femer 
Gough  154)  einen  anregenden  Aufsatz  verfasst,  ebenso  beschäftigt 
sich  eine  Abhandlung  von  Pearl/  Ghand  Mittralhb)  im  Grunde  nur 
mit  der  metaphysischen  Grundlage  der  indischen  Psychologie,  dem 
alten  Probleme  der  Upanishads  vom  Verhältniss  der  Einzelseele 
zur  Allseele.  Auf  dem  Grenzgebiete  zwischen  Mythologie  und 
Philosophie  bewegt  sich  ein  Aufsatz  von  Leonard 156)  über  die 
speculativ-philosophische  Rolle  der  Gottheit  Viräj  und  ein  mit 
Nachsicht  zu  beurtheilender  Versuch  von  Ramorino 157) ,  welcher 
die  Philosophie  resp.  Kosmogonie  der  Vedahymnen  mit  homerischen 
und  hesiodischen  Vorstellungen  zu  vergleichen  unternimmt.     Ganz 


148)  A.  E.  Gough.  Nirisvara-Väda :  The  Pandit.  New  Series.  Vol.  I, 
p.  64. 

149)  Kesava  Sdstri.  The  Nyäyadarsana.  With  the  Commentary  by  Vä- 
tsyäyana.  The  Pandit.  New  Series.  Vol.  II,  p.  60 — 64.  109 — 128.  311—320. 
363—380. 

150)  The  Tarkasangraha  of  Annam  Bhatta,  with  his  own  gloss  styled  the 
Dipika,  and  an  English  Translation.  Edited  by  Küshinath  Pdndurang  Parab. 
Bombay  (Nirnaya  Sägar  Press»    1877.      56  pp.      8.      6   a. 

151)  The  Pandit.  New  Series.  Vol.  I.  p.  252—260.  Vol.  II,  p.  238—250. 
302—311. 

152)  Die  Gottesidee  in  der  indischen  Philosophio  von  Hermann  Jacobi: 
Philosophische  Monatshefte   1877,  IX,   p.   417 — 438. 

153)  Materiaux  ponr  servir  ä  l'histoire  de  la  philosophie  de  linde  par 
P.  Regnaud.  Premiere  partie.  [Collection  philologique.  Nouvelle  serie.  Dix- 
Tieuvieme  fascicule  =  Bibliotheque  de  l'ecole  des  hautes  etudes.  Vingt-huitieme 
fascicule.]  Paris  (Yieweg)  1876.  181  pp.  8.'  9  fr.  —  ree.  von  E.  Windwch 
in  LC.  1878.  Sp.  320;  von  A.  Weber  in  JLZ.  1878,  Art.  107;  von  A.  Barth 
in  RC.    1877,  Art.   152;  von  A.  de    Gvbernatis  in  BISO.  I,  p.  442. 

154»  A.  E  Gough.  Ancient  Indian  Metaphysics:  The  Calcutta  Review 
October  1876,  p.   292—330. 

155)  Penry  Ol  and  Mittra.  The  Psychology  of  the  Aryas:  The  Calcutta 
Review  Januar   1877,  p.   101 — 114.     [Auch  separat.] 

156)  The  Mytliic  History  of  the  God  Viräj.  —  By  G.  S.  Leonard:  JASB. 
Vol.  XLVI,  Part  I,  No.  II.  —  1877,  p.  126—148.  —  Vgl.  Proceedings  ASB. 
März   1877,  p.   81. 

157)  Eelice  Ramorino.  Un  capitolo  di  storia  della  filosolia  greca  ed  in- 
diana:  Rivista  di  filologia.  Anno  sesto ,  p.  1 — 74.  —  Auch  separat.  Torino 
(Loescher)   1877.  —    rec.  von  A.  De   Gubernatis  in  BISO.  I,  p.  470. 


1Q4  Kuhn,  Vorderindien. 

ergebnisslos  ist  die  Discussion  über  vedische  Kosmogonie  158:'),  die 
in  den  Verhandlungen  des  Pariser  Orientalistencongresses  mitge- 
theilt  wird,  nicht  sehr  bedeutend  ein  ebenda  erschienener  Aufsatz 
Schcebel's  158b).  Regnaud's  l59)  Artikel  über  die  Vedäntaphilosophie 
sind  uns  leider  nicht  näher  bekannt  geworden.  Anhangsweise  er- 
wähnen wir  noch  der  Uebersetzung  von  Locke's  16")  ,Essay  concer- 
ning  Human  Understanding",  welche  aus  früheren.  Jahrgängen  her 
auch  in  der  neuen  Reihe  des  Pandit  fortgesetzt  wird. 

An  Arbeiten  über  Recht  und  Sitte  sind  zunächst  die  Fort- 
setzung des  Gobhiliya  Grihya  Sütra  in  der  Bibliotheca  Indica161), 
Stenzlers  Ausgabe  des  Päraskara  162)  und  eine  Abhandlung  eben- 
desselben über  die  Lehre  von  der  Sühne  163)  namhaft  zu  machen. 
Ueber  die  Smrititexte  der  Haag' sehen  Handschriftensammlung  gab 
Jolly  164)  genauere  Auskunft.  Eine  Ausgabe  des  Gautamadharma- 
cästra  verdanken  wir  Stenzler  165).  eine  grössere  Anzahl  von  Dharrna- 
yästra,  darunter  allerdings  manches  schon  anderweitig  publicirte, 
dem  unermüdlichen  Jivdnanda  Vidyäsdgara  166).     Ein  Digest  des 


158a)  La  Cosmogonie  vedique:  Compte  rendu  de  la  lere  sess.  du  congres 
d.  Orient.   1873.     T.  II,   p.   405—407. 

158b)  C.  Scho'bel.  La  doctrine  de  l'existence  ,  d'apres  les  systemes  yoga, 
vedänta  et  sänkhya:   ebd.  p.  396 — 404. 

159)  P.  Regnand.  Etudes  de  philosophie  Indienne :  l'ecole  Vedänta :  Rev. 
Philosoph.  Juin.  Aoüt,  Dec.  1876.  —  Vgl.  Friedend  Bibl.  or.  1876.  No.  535 
und    1877.  No.  508. 

160)  Mänaviyajfiänavishayakavästra  des  Yidvadvara  Loka,  Adhyäya  3  Pari- 
ceheda  3  .  13  —  Adhyäya  3  Pariceheda  11,  20:  The  Pandit.  New  Series. 
Vol.  I.  p.  42—47  104—113.  169—175.  234—239.  298—304  362— 367. 
422—429.  489—494.  550—556.  618—626.  682—691.  749—761.  Vol  II, 
p.   54—60.    102—109.    166—174.   230—237.  359—363. 

161)  Gobhiliya  Grihya  Sütra,  with  a  Commentary  by  the  Editor.  Edited 
by  Chandrakdnta  Tarkdlankdra.  Fase.  1 — 7.  Calcutta  1871 — 1877.  672 
pp.     8.     pro  fasc,    10  a.     [Trübner:   2  s.]     Bibliotheca  Indica.     New  Series. 

L62)  Grihyasuträiii.  Indische  Hausregeln.  Sanskrit  und  Deutsch  heraus- 
gegeben von  Adolf  Friedrich  Stenzler.  II.  Päraskara.  Erstes  Heft.  Text. 
Abhandlungen  der  Deutsehen  Morgenländischen  Gesellschaft.  VI.  Band.  No.  2. 
Leipzig  (Brockhaus  in  Comm.)   1876.     62  pp.     8.     3.60  M. 

163)  On  the  Hindu  Doctrine  of  Expiation.  By  Professor  Stenz/er:  Trans- 
actions  of  the  Second  Session  of  the  International  Congress  of  Orientalists  p. 
205—212. 

I  ii  1 1  Geher  die  Smrititexte  der  Haug'schen  Handsebriftensammlung.  Von 
Julius  Jolly.  ZDMG.   XXXI,  p.   127  —  134. 

165)  Sanskrit  Text  Society.  Grigautamadharmacästram.  The  Institutes  of 
Gautama.  Edited  with  an  Index  of  Words  by  Adolf  Friedrich  Stenzler. 
London  (Trübner)  187(1.  IN',  78  pp.  8.  3  s.  6  d.  —  rec.  von  .1  Weber  in 
LG.   1876,  Sp.    L464. 

L66)  Dharmashastrasamgraha  or  Atri,  Vishnu,  Ilarita,  Yajnavalkya.  Usbanaä, 
Angiras,  Yama,  Apastamb«,  Samvartta,  Katyayana,  Vrihaspati.  Parasara,  Vyasa, 
Shankha,  Likhita,  Daksha,  Gautama,  Shatatapa,  and  Vssishtha.  Edited  by  Pandit 
Jibananda  Vidyauayara.  Calcutta  (Sarasvati  Press)  1876.  IV,  651  und  638 
pp.  8.  15  Ks.  ITrübner:  l  2  10  s.]  —  rec,  von  A.  Weber  in  JLZ.  1877, 
Art  2  16;  von  Jolly  in  LG.  1877,  Sp.  1031.  Vgl.  auch  Ac.  16.  Juni  1877, 
p.   538. 


Kuhn,  Vorderindien.  105 

Hindurechts,  wie  es  in  der  Präsidentschaft  Madras  gehandhabt 
wird,  gab  Ounningham 167) ,  eine  interessante  Kritik  eben  dieser 
Handhabung  mit  Rücksicht  auf  die  eigentümlichen  ethnographi- 
schen Verhältnisse  und  Gewohnheiten  jener  Präsidentschaft,  unter 
gleichzeitiger  Mittheilung  von  mancherlei  neuem  juristischen  Mate- 
rial, Nelson16*).  Zwei  wichtige  Rechtsmaterien,  das  Schuldrecht169) 
and  die  Stellung  der  Frauen  17°),  hat  Jollij  systematisch  dargestellt. 
im  Anschluss  an  die  zweite  dieser  Abhandlungen  mag  hier  eines 
kleinen  Artikels171)  gedacht  sein,  der  in  erfreulicher  Weise  zeigt, 
wie  in  der  wichtigen  Streitfrage  über  die  Wiederverheiratung  der 
Wittwen  auch  im  südlichen  Indien  humanere  Anschauungen  all- 
mählich thatsächlichen  Einfiuss  gewinnen;  besonders  beachtenswerte 
sind  darin  die  wohlüberlegten  Thesen,  welche  ein  gelehrter  Brah- 
mane  von  Travancore  über  diesen  Gegenstand  aufgestellt  hat. 
Eine  wohl  tabellarische  Darstellung  des  Erbrechts17-)  ist  uns  leider 
nicht  näher  bekannt  geworden.  -  -  Zur  rituellen  Literatur  im  wei- 
teren Sinne  gehört  Hemädri's  Oaturvarga-Cintamani m),  dessen 
zweiter  Band  im  Berichtjahr  bis  zum  zwölften  Heft  vorgeschritten 


167)  H.  S.  Ounningham.  ADigest  of  Hindu  Law  a>  administered  in  the 
Courts  of  the  Madras  Presidency  arranged  and  annotated.    Madras  (Higginbotham 

and  Co.)  1877.  240  pp.  8.  6  Ks.  [London.  Allen:  10s.]  [Tbis  work 
presents  the  doctrines  of  Hindu  law  in  a  series  of  sinnt,  distinct,  and  care- 
fullv-worded  propositions  to  help  forward  the  codification  of  the  law  in  future. 
The  preface  to  the  digest  urges  the  importance  of  reforming  the  old  usages  and 
practices  whieh  are  remote  froni  the  modern  Hindus  life.  —  Madras  Catalogue.] 

168)  A  View  of  Hindu  Law  as  administered  by  the  High  Court  of  Judi- 
catnre  at  Madras  By  J.  H.  Nelson,  M.  A.  District  Judge  of  Cuddapah,  etc. 
Madras  1877.  IV,  154,  VII  pp.  8.  —  rec.  von  Jolly  in  LC.  1877,  Sp.  1540; 
von  A.  De  Gubernatis  in  BISO.  I,  p.  474. 

169)  Ueber  das  indische  Schuldrecht  von  J.  Jolly.  Sitzungsberichte  der 
philos.-philol.  und  histor.  Classe  der  k.  b.  Akademie  der  Wissenschaften  1*7  7. 
p.   287  —  323. 

170)  Ueber  die  rechtliche  Stellung  der  Frauen  bei  den  alten  Indern  nach 
den  Dharmacästra.  Von  Dr  Julias  Jolly.  Müncben  (Franz  in  Comm.)  1876. 
59  pp.  8.  1  M.  Separatabdruck  aus  den  Sitzungsberichten  der  philos.-philol. 
und   histor.  Classe   der  k.  b.   Akademie  der   Wissenschaften    1876.    p.   42(i  —  476. 

—  rec.  von  A.  d.  R.  in  BISO.  I.  p.  227  —  Vgl.  auch  die  unter  No.  164 
aufgeführte  Abhandlung.  —  Ein  Auszug  ist  der  Aufsatz :  On  the  Legal  Position 
of  Women  in  Ancient  India.  By  Dr.  Julias  Jolly:  Journal  of  the  National 
Indian  Association  etc.    1876,   p.  359 — 368. 

171)  Hindu  Ke-marriage :  Journal  of  the  National  Indian  Association  etc 
1876,  p.  341  —  345. 

172)  A.  Rumsey.  A  Chart  of  Hindoo  Family  Inheritance ,  with  an  ex- 
planatory  treatise.  London  (W.  H.  Allen)  1877.  8.  6  s.  6  d.  —  Vgl.  Friede- 
nd  Bibl.  or.   1877,  No.   510. 

173)  Chaturvarga-Chintamani.  By  Hemadri.  Edited  by  Pandita  Bhara- 
tachandra  Siromani.     Vol.  II.     Vrata-khanda.      Fase.  1  — 12.      Calcutta  1875 

—  1877.  1152  pp.  8.  pro  fasc.  10  a.  [Trübner:  2  s]  Bibliotheca  lndica. 
New  Series. 


JOß  Kuhn,   Vorderindien. 

ist,  zur  ethisch-politischen  Literatur  endlich  der  Commentar  zum 
Kämandakiya  Nitisära174),  von  dem  jetzt  nach  jahrelanger  Unter- 
brechung ein  neues  Heft  erschienen  ist. 

Von  indischen  Ausgaben  medicinischer  Werke  nennen  wir 
neben  Jivdnanda  Vtdi/dsdgara's 175)  Ausgabe  von  Madhava  Kara's 
Nidäna  nur  die  von  Anna  Moreshwar  Kunte116)  begonnene  Ge- 
sammtausgabe  der  alten  Mediciner.  Ueber  die  vor  den  Anfangs- 
termin unseres  Berichts  fallenden  Ausgaben  des  Bhävaprakäca 
und  des  Madanavinoda  hat  Roth 177)  ein  kurzes  Referat  gegeben. 
Ein  in  bengalischer  Sprache  verfasstes  Wörterbuch  der  Materia 
medica178')  wird  nur  für  einen  beschränkten  Kreis  nutzbar  sein; 
um  so  dankenswerther  ist  es,  dass  Udoy  Chand  Duttmh)  ein  syste- 
matisches Werk  über  den  gleichen  Gegenstand  und  mit  ihm  ein 
längeres  Verzeichniss  indischer  Medicinalpflanzen  in  englischer 
Sprache  herausgegeben  hat.  Für  einige  in  Calcutta  theils  voll- 
ständig, theils  im  Auszuge  veröffentlichte  Preis-Essays  medicinischen 
Inhalts179)  können  wir  leider  nur  auf  die  Calcutta  Review  ver- 
weisen. Einigermassen  veraltet  sind  die  Ansichten,  welche  Wtsem) 
über  das  Alter  der  indischen  Medicin  vorgetragen  hat:  seinen 
anderweitigen  grossen  Verdiensten  um  den  Gegenstand  soll  übrigens 
mit    diesem  Urtheil    in  keiner  Weise  zu  nahe  getreten  sein.      Auf 


174)  The  Nitisära,  or  the  Elements  of  Polity  ,  by  Kämandaki.  With  a 
Commentary.  Edited  by  Jaganmohan  Tarkälankära.  Fase.  4.  Calcutta 
1876.      10  a.     [Trühner:   2  s.]     Bibliotheca  Indica.     New  Series. 

175)  Nidäna.  A  Treatise  on  Hindu  Medicine.  By  Mädhava  Kara.  With 
Commentai'y  of  Vijaya  Rakshita.  Edited  by  Jibänanda  Vidyäsitgara.  Calcutta 
1876.     442  pp.     8.     [Trübner:   15  s.] 

176)  Purätana  Vaidyaka  Grantha  Sangraha.  A  Collection  of  Sanskrit  Me- 
dical  Works.  Charaka  edited  and  Susruta  trauslated  by  Anna  Morexhwar 
Kunte.  Parts  1  to  9.  Bombay  (Dnyän  Mitra  Press,  später  Ganpat  Krishnäji's 
Press)  1876—1877.  216,  68  pp.  8.  Subscriptionspreis  für  12  Hefte  5  Es. 
[Trübner  für  Heft  1—9:  £  1.]   —  rec.  von  A.  Weber  in  JLZ.    1878,  Art.   381. 

177)  R.  Roth.     Indische  Medicin:  ZDMG.  XXXI,  p.    157—160. 

178  )  Ayurbediya  Drabyabhidhän ;  or,  a  Dictionary  of  Drugs  aecording  to 
the  Ayurbed  System.  Edited  by  Kabiraj  Binodläl  Sen  Chipta.  Calcutta 
(Ayurbed  Press)    1877.     246   pp.     8.     2  Rs. 

178b)  The  Materia  Medica  of  the  Hindus,  eompiled  from  Sanskrit  Medical 
Works ,  by  Udo)/  Ckttnd  Dutt.  With  a  glossai-y  of  Indian  plants,  by  George 
King,  and  the  author.  Calcutta  (Thacker,  Spink  and  Co.)  1877.  XVI,  354  pp. 
8.  10  Rs.  [Trübner:  15  s.]  —  rec.  in  Ath.  28.  Juli  1877,  p.  117;  in  Calcutta 
Review  Juli   1877,  p.  V. 

179)  Prizo  Essays  on  the  Ayurvedik  System  of  preserving  Health.  Pub- 
lished  by  the  Honorary  Soeretary  to  the  Barahazar  Family  Literary  Club,  Cal- 
eutta.  Printed  by  B.  P.M.  [Baradaprasäd  Majumdär]  at  B.  P.  M.'s  Press  1283, 
B.   S,  —    rec.  in  Calcutta  Review,  October   1877,  p.  XVI. 

ISO)  Kemarks  on  the  Priority  of  the  Ancient  Systems  of  Medicine.  By 
Thomas  A.  Wise,  M.  D. :  Transactions  of  the  Second  Session  of  the  Inter- 
national Congrcss  of  Oriontalists,  p.  255 — 259. 


Kuhn,  Vorderindien.  107 

einem  völlig  entgegengesetzten  Standpunkt  steht  ITaasm),  welcher 
in  zwei  sehr  gelehrten,  manches  neue  Material  beibringenden  Ab- 
handlungen bestrebt  ist,  das  ganze  medicinische  Wissen  der  Inder 
auf  die  durch  die  Muhammedaner  vermittelte  Kenntniss  der  grie- 
chischen Medicin  zurückzuführen. 

Auf  dem  Gebiete  der  mathematischen  Literatur  ist  von  Texten 
nur  der  Culvasütra  des  Baudhayana  zu  gedenken ,  deren  dritten 
Adhyaye  Thibautm)  im  Pandit  bis  zu  Ende  herausgegeben  und 
übersetzt  hat.  Seine  Studie  über  die  Culvasütra  überhaupt,  jetzt 
auch  im  Separatabdruck ls3)  vorliegend,  hat  ( 1antorlSi)  zu  einem 
interessanten  Aufsatz  Veranlassung  gegeben,  in  welchem  er  einen 
Zusammenhang  dieser  Werke  mit  ägyptisch-griechischer  Geometrie 
wahrscheinlich  zu  machen  sucht. 

Im  Fache  der  einheimischen  Musik  ist  neuerlich  in  Indien 
Sourindro  Mohun  Tagore  als  eifriger  Sammler  und  Schriftsteller 
aufgetreten.  Ueber  elf  seiner  Werke  hat  Wrber1*')  zusammen- 
fassend Bericht  erstattet,  seit  diesem  hat  er  namentlich  noch  ein 
Büchlein  über  die  Musikinstrumente  der  Inder106)  und  eine  Reihe 
von  Documenten  und  Anerkennungsschreiben  über  seine  Person 
und  Thätigkeit187)  im  Druck  erscheinen  lassen. 

Für   das   buddhistische  Sanskrit   ist   zu  erwähnen,   dass  nach  • 


181)  Ueber  die  Ursprünge  der  Indischen  Medizin,  mit  besonderem  Bezug 
auf  Susruta.  Von  Dr.  E.  Haas:  ZDMG.  XXX,  p.  617  —  670.  --  Hippokrates 
und  die  indische  Medizin  des  Mittelalters.  Von  Dr.  E.  Haas:  ebd.  XXXI,  p. 
647—666. 

182)  The  Sulvasütra  of  Baudhayana,  with  the  Commentary  by  Dvdra- 
kdndthayajvan.  Third  Adhyäya,  Sütfa  136 — to  the  End:  The  Pandit.  New 
Series.  Vol.  I,  p.  316—322.  556—578.  626—642.  692—706.  761  —  770.  Mit 
zwei  Figuren. 

183)  The  Sulvasütras.  By  G.  Thibaut.  Reprinted  from  the  Journal  of 
the.  Asiatic  Society  of  Bengal.  Calcutta  1875.  47  pp.  8.  With  4  plates. 
[Trübner:  5  s.]  —    rec.  von  A.  Weber  in  LC.   1876,  Sp.   1431. 

184)  Gräko-indische  Studien.  Von  Moritz  Cantor :  Hist.-lit.  Abthlg.  d. 
Zeitschr.  f.  Math.    u.  Phys.  XXII.   1.     p.    1—23.     Mit  einer  Tafel. 

185)  A.  Weber.  Eilf  Werke  über  indische  Musik:  JLZ.  1877,  Art.  464. 
—  In  italienischer  Uebersetzung  „Musica  Indiana" :  BISO.  I,  p.  465 — 469.  [Man 
vgl.  auch  TR.  X,  p.  162.  F.  A.  Gevaert  in  den  Bulletins  de  l'Acad.  royale 
de  Belgique.     T.  XLIII.      1877,  p.   224—227.] 

186)  Short  Notiees  of  Hindu  Musical  Instruments.  By  Sourindro  Mbhun 
Tagore.  Calcutta  (Printed  by  Ashutosh  Ghose  and  Co.  at  the  Albert  Press) 
1877.     XXVI,  43   pp.      16. 

187)  Public  Opinion  and  Official  Communications  about  the  Bengal  Music 
School  and  its  President.  Calcutta  (Printed  by  J.  C.  Böse  and  Co.,  Stanhope 
Press,  and  published  by  Panchanun  Mookorjee)  1876.  53  pp.  8.  —  Dazu 
erschienen  1877  — 1878  mehrere  Supplemente,  zusammen  186  pp.  8.  und  eine 
List  of  Musical  and  other  Works  and  Compilations,  by  Dr.  Sourindro  Mohun 
Tagore.     IV  pp.     8. 


108  Kulm,   Forderindien. 

einer  Pause  von  fast  zwanzig  Jahren  von  Rajendraläla  Märas^b) 
Ausgabe  des  Lalitavistara  ein  sechstes  Heft  erschienen  ist;  es 
enthält  eine  Einleitung  und  den  Schluss  des   Sanskrit-Textes. 

Was  das  Studium  der  ältesten  Tochtersprache  des  Sanskrit,  des 
Pali,  anbetrifft,  so  gedenken  wir  mit  dankbarer  Anerkennung  der 
grossen  Verdienste,  welche  sich  der  leider  der  Wissenschaft  zu 
früh  entrissene  Ghildersm)  auf  diesem  Gebiete  erworben  hat, 
durch  eigene  Thätigkeit  nicht  minder,  wie  durch  die  fruchtbare 
Anregung,  welche  von  ihm  ausging.  Sein  Wörterbuch190),  aller- 
dings schon  vor  dem  Anfangstermin  unseres  Berichtes  vollendet, 
ist  nicht  nur  eine  gediegene  Grundlage  des  rein  sprachlichen  Stu- 
diums, sondern  namentlich  auch  für  buddhistische  Dogmatik  u.  a.  m. 
von  weitgehendster  Bedeutung.  Ein  werthvolles  grammatisches 
Werk  verdanken  wir  dem  gelehrten  Priester  &ul>hutim);  seine 
Namamälä  ist  eine  eingehende  Darstellung  der  gesammten  Decli- 
nation  und  des  Casusgebrauchs  auf  Grund  der  einheimischen 
grammatischen  Werke,  die  uns  in  einer  umfangreichen  literarischen 
Einleitung  übersichtlich  vor  Augen  geführt  werden  —  leider  alles, 
wenn  man  von  einem  englischen  Vorwort  und  den  Päli-Stellen 
absieht,  von  Anfang  bis  zu  Ende  in  singhalesischer  Sprache.  Gegen- 
über dem  reichen  literarischen  Material,  das  jene  Einleitung  bietet, 
kommt  der  für  ein  weiteres  wissenschaftliches  Publikum  berechnete, 
übrigens  gut  geschriebene  Essay  über  Kaccäyana  von  BartkMerwy 
Saint-Htlavrem)  einigermassen  post  festum.  Kleinere  Beiträge 
zur  Grammatik  gaben  Jaeobim)  und  Pischelm),  Ascoli's  beim 
Prakrit  nochmals  zu  erwähnende  lautgeschichtliche  Abhandlungen 
sind  auch  für  das  Päli  mehrfach  von  Belang.  Verzeichnisse  der 
Päli-Handschriften  der  Ceylon  Government  Oriental  Library  l95)  und 


188)  The  Laiita  Vistara,  or  Memoirs  of  the  Early  Life  of  Säkya  Sinha.  Edited 
by  Rdjmdraldla.  M/tra.  Fase.  VI.  Calcutta  (Baptist  Mission  Press)  1877. 
64  pp.  und  p.  473 — 575.  8.  10  a.  [Trübner:  2  s.]  Bibliotheea  Indiea. 
Old   Series 

189)  Vgl.   den  Nekrolog  in  TR.  X,  p.   106. 

190)  A  Dictionary  of  the  Pali  Language.  By  Robert  Caesar  Chüders. 
London  (Trübner)  187f>.  XXIII,  624  pp.  4.  63  s.  —  rec.  von  A.  Weber  in 
ZDMG.  XXX,  p.  171  —  183;  von  /•.'.  Kuhn  in  JLZ.  1876,  Art.  362;  in  Ath. 
21.  Aug.  1875,  p.  241;  von  '/'.  W.  llhys  Davids  in  Ac.  4  März  1876,  p. 
222:   tod    L.   teer  in    RC.    1876,  Art.  23;  von  ft.  Scnart  in  JA.  VII,  7,  p.  404, 

L91)  Nämamalä;  or  a  Work  on  Päli  Grammar,  prepared  (at  the  Suggestion 
of  Professor  l\  C.  Childers)  by  Wnshuhurc  Snhhuti,  and  dodicated,  by  Per- 
mission,  t<>  II.  1»  II  the  Prince  of  Wales.  Colombo  (Government  Printing  Of- 
fice)  1876.     24.  C,  148,  70  i>i>.     8.     [Trübner:    16  s.] 

192)  Barihilemy  Saint  Hilaire.  Kaccäyana:  Journal  des  Savants  1877, 
p,  83—96.   I  15—157. 

L93)  Hermann  Jacobi.  [Jeher  Vocaleinschub  und  Vocalisirung  des  y  im 
l'ali   und   Prakrit:  Zeitschr.  f.   vgl.  Spracht".   XXIII,  p.   594—599. 

194)  R.  Pischel.  Zur  Päli-Orammatik.  1.  Conjunctiv  im  Pali.  2.  Gene- 
tivus  absolutus  im  I'äli :  ebd.   XXIII,  p.   424 — 427. 

195)  Vgl.  Ath.  16.  December  1876,  p.  800. 


Kuhn,  Vorderindien.  109 

des  India  Office196)  sind  dem  Vernehmen  nach  in  Vorbereitung 
begriffen.  Von  Fausb'öU's1'*1)  Jätaka-Ausgabe  liegt  der  erste  statt- 
liche Band  vollendet  vor,  die  Weiterfühning  des  hochwichtigen 
Werkes  ist  durch  die  von  der  Berliner  Akademie  wie  von  der 
englischen  Regierung  bewilligte  Beihilfe  als  definitiv  gesichert  zu 
betrachten.  Ein  einzelnes  Jätaka,  die  bekannte  Erzählung  vom 
untreuen  Weibe  und  dem  Krüppel,  hat  Feer1*8)  in  Uebersetzung 
mitgetheilt.  Desselben  Bhikkhuni-Samyuttam1119)  ist  uns  leider 
nicht  zu  Gesicht  gekommen.  Aus  Grimblot's*00)  Nachlass  hat 
seine  Wittwe,  unter  Hinzufügung  bekannter  Uebersetzungen  Go- 
gerly's  und  Burnouf's,  sieben  interessante  und  umfangreiche  Sütra 
vei-öffentlicht;  es  wäre  unbillig,  an  diese  von  Grimblol  gewiss  nicht 
druckfertig  hinterlassenen  Stücke  den  Massstab  strengerer  Kritik 
anlegen  zu  wollen;  angehängt  ist  ein  Verzeichniss  der  Anfänge  der 
Sütra  des  Digha-Nikäya.  Mit  dieser  Publication  berührt  sich  mehrfach, 
was  von  Gogerli/'Mi)  der  Ceylon  Friend  neu  zum  Abdruck  gebrach! 
hat.  In  demselben  Journal  ist  auch  ein  kurzer  Passus  des  Milinda- 
panha  durch  Pohaf.-"-)  übersetzt  worden.  Aus  der  historischen 
Literatur  haben  wir  den  langersehnten  zweiten  Theil  des  Mahä- 
vamsa203)  zu  verzeichnen,  zu  dessen  Herausgabe  sich  ein  hoch- 
gestellter Geistlicher  und  ein  durch  seine  treffliche  Ausgabe  des 
Bälävatära  rühmlichst  bewährter  Gelehrter  in  gemeinsamer  Thätiff- 


196)  Vgl.  Ac.   26.  Mai   1877,  p.  464. 

197)  The  Jätaka  together  with  its  Commentary  being  Tales  of  the  Anterior 
Births  of  Gotama  Buddha.  For  the  first  time  edited  in  the  original  Päli  by 
V.  Fausböll  and  translated  by  T.  W.  Rhys  Davids.  Text.  Vol.  I.  London 
(Trübner)    1877.      VIII,    511   pp.     8.     il   8s.     [Das    erste    Heft   rec.    von  A. 

Weber  in  LC.  1875,  Sp.  1365;  von  E.  Kuhn  in  JLZ.  1876,  Art.  232;  von 
1.  W.  Rhys  Davids  in  Ac.  16.  October  1875,  p.  408;  von  L.  Feer  in  JA. 
VII,  8,  p.  508—520.] 

198)  Le  1931'  Jätaka:  Cüla-Paduma-Jätaka  „sur  la  charite  et  eontre  les 
femmes";  traduction  par  M.  Leon  Feer:  Compte  rendu  de  la  lere  sess.  du 
congres  d.  Orient.   1873,  t.  II,  p.  377—396. 

199)  L.  Feer.  Le  Bhikkhuni-Samyuttam,  groupe  de  Sutras  sur  les  Bhixunis 
(Religieuses) :  Mem.  de  la  Soc.  d'Ethnogr.  Sect.  orient.  1877,  1.  —  Vgl.  Friede- 
nd Bibl.  or.   1877,  No.  41   und  529. 

200)  Sept  Suttas  Pälis  tires  du  Digha-Nikäya,  par  M.  P.  Grimblot.  Tra- 
duetions  diverses  anglaises  et  francaises.  Paris  (Imprimerie  nationale)  1876. 
XII,  351  pp.     8.   12  fr.  —  rec.  von  A.  Weber  in  JLZ.   1877,  Art.   204. 

201)  Essays  on  Buddhism.  By  the  late  Rev.  D.  J.  Gocjerly.  Chula 
Kamma  Wibhanga  Suttan  or  Subha  Suttan:  The  Ceylon  Friend,  Marcli  187  6. 
p.  58—64.  —  Singalu  Wada:  ebd.  April  1876,  p.  91—94.  May  1876,  p. 
113—117.  —   On  Transmigration:  ebd.  August   1876,  p.   169—175. 

202)  K.  J.  Pohat.  Kusal  and  Akusal:  The  Ceylon  Friend.  August  1876, 
p.   184—185. 

203)  The  Mahawansa.  From  the  thirty-seventh  Chapter.  Bevised  and  edited, 
ander  Orders  of  the  Ceylon  Government,  by  H.  Sumanr/ahi,  High  Priest  of 
Adam's  Peak,  and  Don  Andris  de  Silva  Batuwantudatra,  Paadit.  Colombo 
1877.  2  Vol.  8.  I. :  XXXII,  436  pp.  (Pali-Text).  II.':  LUI,  378  pp  (singha- 
lesische  Uebersetzung  und  Glossar  zu   derselben;.     [Trübner:  £ '2   2  s.] 


HO  Kuhn,  Vorderindien* 

keit  vereinigten.  —  Ausgaben  des  Vinayapitaka  und  des  Dipa- 
vamsa  sind  von    Oldenberg-04)  in  Angriff  genommen  worden. 

Auf  dem  Gebiete  des  Präkrit  ist  Pischel's*os)  kritische  Bear- 
beitung der  Präkrit- Grammatik  des  Hemacandra.  von  der  während 
des  Berichtjahres  der  erste  Theil,  Text  und  Wortverzeichniss  ent- 
haltend, erschienen  ist,  eine  hervorragende  und  grundlegende 
Leistung.  E.  Mülh  /-'s 206)  fleissige  Beiträge  zur  Grammatik  des 
Jaina-Präkrit  könnten  stellenweise  mit  grösserer  Akribie  gearbeitet 
sein.  Eine  Reihe  charakteristischer  Lautvorgänge  des  Präkrit  hat 
unter  steter  Berücksichtigung  des  Sanskrit  selbst  und  der  älteren 
Volkssprachen  As-coli207)  genauer  zu  ergründen  gesucht.  Der  Ge- 
brauch des  Dativs  ist  von  Pischel'2^)  abschliessend  behandelt 
worden.  Eine  kurze  Berichtigung  zu  Früherem  gab  S.  Gold- 
schmidt*09). 

Bei  den  modernen  Sprachen  Indiens,  seien  sie  arisch  oder 
drävidisch,  verzichten  wir  von  vom  herein  auf  eine  Aufzählung  der 
zahlreichen  in  Indien  selbst  publicirten  Texte  und  beschränken  uns 
im  Wesentlichen  auf  das .  was  uns  aus  eigener  Anschauung  oder 
aus  Trübners  Record  und  sonstigen  Zeitschriften  bekannt  geworden 
ist.  Das  Verhältniss  der  modernen  arischen  Dialekte  unter  ein- 
ander behandelte  ein  Vortrag  Hoemle's210),  den  die  Verhandlungen 
der  Wiesbadener  Philologenversammlung  in  kurzem  Auszuge  mit- 
theilen.  Die  Verwendung  heimischer  Sprachelemente  zur  Wieder- 
gabe der  Termini  europäischer  Wissenschaft  hat  Räjendraläla 
Mitra-a)  befürwortet.    —    Die    gesammte  Hindi-  und  Hindüstäni- 


204)  Vgl.  Ath.   22.   September  1877,  p.   373. 

205)  Hemaeandra's  Grammatik  der  Präkritsprachen  i  Siddhahemaeandram 
Adhyäya  Villi  mit  kritischen  und  erläuternden  Anmerkungen  herausgegeben 
von  Richard  Pischel.  I.  Theil  Text  und  Wortverzeichniss.  Halle  (Buch- 
handlung des  Waisenhauses)  187  7.  XIV,  230  pp.  8.  8  M.  —  rec.  von  Her- 
mann Jacöbi  in  JLZ.  1876,  Art.  C81;  von  Theodor  Benfey  in  GGA.  1876, 
p.    1565. 

206)  Beiträge  zur  Grammatik  des  Jainapräkrit  von  Dr.  E.  Muller.  Berlin 
(Dümmlerj   1876.      VII.   79   pp.     8.      2  M. 

207)  Saggi  Indiani.  I.  La  riduzione  pracritica  di  m  in  V,  ed  i  suoi  efl'etti. 
II.  L'invertimento  indiano  del  nesso  in  cui  h  precede  a  consonante,  e  i  suoi 
efl'etti:  G.  I.  Ascoli.  Studj  critici.  II.  p.  265 — 381.  —  rec.  von  A.  De 
Gubernatis  in  BISO.  I,  p.  70.  —  Vgl.  oben  p.  23,  No.  25. 

208)  IL  Pischel.  Zur  Lehre  vom  Dativ:  Beitr.  z.  Kunde  d.  indogerm. 
Spr  1.  p.  111  — 120.  —  Vgl.  Schreiben  des  Herrn  Prof.  Albrecht  Weber  an 
die   Bedaction:  ebd.  343—344 

209)  Berichtigung  zu  Bd.  XXIX,  4(,H  ff.  Von  Siegfr.  Goldschmidt: 
ZDMG    XXX.  p.   779 

210)  Verhandlungen  der  Versammlung  deutscher  Philologen  in  Wiesbaden, 
p.    169. 

211)  Rdjendraldla  Mitra.  A  Scheme  tbr  the  Rendering  of  European 
Scientific  Terms  into  the  Vernaculars  of  India.  Calcutta  (Thacker,  Spink  and 
Oo.)    1877.     29  pp.     8.     8  a. 


Kuhn,  Vorderindien.  \\\ 

Literatur  des  Jahres  1876  hat  Garem  de  Tassy2i2)  in  gewohnter 
Weise  Revue  passiren  lassen.  Während  die  meisten  Wörterbücher 
des  Hindüstäni  rein  praktischen  Zwecken-13--14)  entgegenkommen, 
sind  diesmal  zwei  Unternehmungen  namhaft  zu  machen,  die  höheren 
wissenschaftlichen  Ansprüchen  zu  genügen  bestrebt  sind,  das  erste 
Heft  eines  Wörterbuchs  von  Dehncle2ib)  und  das  umfassendere, 
mit  Belegen  aus  der  Literatur  u.  s.  w.  versehene  Werk  Fallon's  n6), 
von  dem  während  des  uns  beschäftigenden  Zeitraums  zelm  Hefte 
erschienen  sind.  Daran  reiht  sich  ein  brauchbares  Glossar  tech- 
nischer Ausdrücke  von  ( arnegyiVl).  Aus  der  Hindüstäni-Ueber- 
setzung  des  Gulistän  hat  Garem,  de,  Tassy**8)  eine  Probe  mit- 
getheilt,  die  zweite  Auflage  seiner  Allegories  u.  s.  w.219)  ist  bereits 
früher  erwähnt  worden.  Gerühmt  wird  die  Hindüstäni-Uebersetzung 
einer  Bearbeitung  des  Neuen  Testaments—").  -  -  Das  von  nicht- 
indischen Elementen    freiere  Hindi,    das  Bäte221)    vor   einiger  Zeit 


212)  La  langue  et  La  litterature  hindoustanies  en  187C.  Revue  annuelle 
par  M.  darein  de  Tassy.  Paris  (Maisonneuve)  IST 7.  178  pp.  8.  --  ree. 
von  Felix  Liebrecht  in  GGA.  1877,  p.  19:5;  von  L.  leer  in  RC.  187  7,  Art. 
27;  von  E.  Rehatsek  in  lAnt.  VI  (1877 1,  p.  160—161;  von  -4.  d.  R.  in 
BISO.  I,  p.  270.  —  Vgl.  auch  den  Artikel:  Hindustani  Literature  im  Ath 
7.  April   1877,  p.   446—447. 

213)  D.  Forbes.  A  smaller  Hindustani  and  English  Dictionary.  Printed 
entirely  in  the  Roman  character.      London  (Allen)    1876       480  pp.     16.     12  s. 

214)  English  and  Urdu  School  Dictionary.  Eighth  Edition,  revised  and 
enlarged  by  H.  Blochmann,  M  A  Calcutta  (Calcutta  School  Book  Society's 
Depositor}-)   1877.     217   pp.      12. 

215)  Dictionnaire  hindoustani  -  francais  et  l'rancais-hindoustani ,  suivi  d'un 
vocabulaire  mythologique ,  historique  et  geographique  de  linde  publie  sous  la 
direction  de  M.  (iaicin  de  Tassy  par  r.  Deloncle.  Paris  (Vieweg)  IST»;.  4 
—  Vgl.  ZDMG.  XXXI,  p.  XVI  und  E.  Renan  in  JA.  VII,  10,  p.  24. 

216)  A  New  Hindustani-English  Dictionary,  with  Illustration»  from  Hindu- 
stani Literature  and  Folk-Lore.  By  S.  W.  Fallan,  Pli  D  To  be  completed 
in  about  25  parts  of  48  pages  each  part,  forming  together  one  volume.  Benares 
(Medical  Hall  Press)  187G— 1877.  8.  Jeder  Theil  2  Rs.  [Trübner:  4  s.  C  d] 
Bis  jetzt  erschienen  Part  I — X. 

217;  Kachahri  Technieali ties;  or,  a  Glossary  of  Terms,  Rural,  Ofticial,  and 
General,  in  Daily  Use  in  the  Courts  of  Law,  and  in  Illustration  of  the  Tenures, 
Customs,  Arts,  and  Manufactures  ot'  Hindustan.  By  Patrick  C'arneyy,  Commis- 
sioner  of  Rai  Bareli,  üudh.  Allahabad  1877.  —  rec.  in  Calcutta  Review  April 
1877,  p.   XX. 

218)  Le  Gulistän  de  Saadi  et  sa  traduetion  hindoustanie,  par  darein  de 
Tassy:  Compte  rendu  de  la  lere  sess.  du  eongres  d.  Orient.  1873,  t.  II.  p 
350 — 353   (mit  einem  Holzschnitt,   Saadi   nach  einem  MS.   darstellend). 

219)  Vgl.  oben  p.   32,  No.   3. 

220)  Bfusb.arrah  Piqra'i  Bible:  Nayä  'Ahdnäma.  (The  New  Testament  Por- 
tion of  the  Annotated  Paragraph  Bible  in  Roman  Urdu.)  London  (Religious 
Tract   Society)   1876.     534  pp.      8.  —  rec.   in   lAnt    VI  (1877),  p.   83. 

221)  A  Dictionary  of  the  Hindee  Language.  Compiled  by  J.  D.  Bäte. 
Benares  i  Lazarus»  and  London  (Trübner)  1875.  IV,  805  pp.  8.  15  Rs. 
[Trübner:   JL   2    12  s.  0  d] 


2J2  Kuhn,  Vorderindien. 

lexikographisch  bearbeitet  hat,  erhielt  durch  Kellogg222)  eine,  auch 
die  Dialekte  ausgiebig  behandelnde  Grammatik,  welche  trotz  mancher 
Missgrüfe  hinsichtlich  älterer  Sprachformen  wegen  ihrer  rein  wissen- 
schaftlichen Tendenz  beifallige  Anerkennung  wohl  verdient.  Eine 
kleine  Notiz  zur  Lexikographie  gab  GrcnioseltZ).  Ebenderselbe  hat 
in  seinem  Aufsatz  über  Hari  Das224)  eine  interessante  Probe  reli- 
giöser Poesie  mitgetheilt,  und  das  Rämayana  des  Tulsi  Das  22r') 
zu  übertragen  begonnen.  Eine  Hindi-Uebersetzung  des  Mahabhä- 
rata226)  verzeichnet  Triibner's  Record.  Seine  Mittheilungen  von 
Volksliedern  hat  Smith-21)  fortgesetzt.  —  Die  Sikh-Literatur  ist 
durch  Trumpp's 22S)  Uebersetzung  des  Adi  Granth  der  wissen- 
schaftlichen Erkenntniss  gewonnen  worden ;  der  Text  selbst  und 
die  gelegentlich  mitgetheilten  Sprachproben,  sowie  die  umfangreiche 
Einleitung  bieten  aber  das  Wesen  der  Sikh-ßeligion  wie  über  das 
Leben  ihres  Stifters  und  seiner  Nachfolger,  ferner  über  Sprache, 
Metrik  und  literarische  Stellung  der  älteren  Sikh-Poesie  eine  Fülle 
authentischer  Aufschlüsse.  Einige  früher  in  Indien  erschienene 
Publicationen --■') ,    welche   von    Trübner   im    December    1876    zum 


222)  A  Grammar  of  the  Hindi  Language:  in  whieh  arc  treated  the  Standard 
Hindi,  Braj ,  and  the  Eastern  Hindi  of  the  Rämayan  of  Tulsi  Das,  also  the 
Colloquial  Dialects  of  Marwar,  Kumaon,  Avadh,  Baghelkhand,  Bhojpur,  etc.; 
with  Copious  Philological  Notes.  By  the  Rev.  /S.  H.  Kellogg,  M.  A.  Calcutta 
(Thaeker,  Spink  and  Co.)  and  London  (Trübner)  1876.  XVIII,  380,  2G,  9  pp. 
8.  (Mit  einer  Schrifttafel.)  [Trübner:  £  1  1  s.j  —  rec.  von  A.  Weber  in 
JLZ.    1877,  Art.  491. 

223)  F.  S.  Grov.se.  The  Phrase  'pancha-mahasabda':  IAnt.  V  (187C), 
p.  354—355. 

224)  Sri  Swämi  Hari  Das  of  Brindäban.  —  By  F.  S.  Groirse:  JASB. 
Vol.  XLV,  Part  I,  No.  III.  —    1876,  p.   312—324.     (Mit  einer  Tafel.) 

225)  The  Rämayana  of  Tulsi  Das.  Translated  by  F.  S.  Growse.  Book 
I.  —  Childhood.  Allahabad  (N.  W.  P.  Govt.  Press)  1877.  XV,  201  pp.  8.  — 
rec.  in  IAnt.  VI  (1877),  p.  309.  —  Vgl.  auch  Ac.  21.  April  1877,  p.  350  und 
die  erste  Probe  in  dem  Artikel:  The  Prologue  to  the  Rämayana  of  Tulsi  Das. 
A  Specimen  translation.  —  By  F.  S.  Groirse:  JASB.  Vol.  XLV,  Part  I,  No. 
I.   —    1876,  p.    1—29. 

226)  Mahäbhärata.  Translated  into  Hindi  for  Madam,  Mohun  Ehalt  by 
KrishjmcJiandradharmädhikärin  of  Benares.  (Containing  all  but  the  Hari- 
ransa.)     3  Vols.     574,  810,   11Ö6  pp.     8.     [Trübner:  j£  3   3  s.] 

227)  Populär  Songs  of  the  Hamirpur  District  in  Bundelkhand ,  N.  W.  P. 
No.  II.  —  By  Vinaul  A.  Smith:  JASB.  Vol.  XLV,  Part  I,  No.  III.  —  1876, 
p.  279—290. 

228)  The  Adi  Granth,  or  tho  Holy  Scriptures  of  the  Siklis,  translated  from 
the  Original  Gurmukhl,  with  Lhtroduetory  Essays,  by  Dr.  Kniest  Tmimpp. 
Printed  by  Order  of  the  Secretary  of  State  for  India  in  Council.  London  (Allen 
and  Co.,  Trühner)  1877.  XII,  CXXXVIII,  7 15  pp.  4.  £  2  12  s.  6  d.  —rec. 
von   M.  in   IAnt.   VII  (1S78),  p.  57—60. 

229)  Sakhee  Book;  or,  the  Description  of  Gooroo  Goliind  Singh's  Religion 
and  Doctrines  Translated  from  Gooroo  Mukhi  into  English  by  Sirdar  Altar 
Singh,  Chief  of  Bhadour  Benares  (Medieal  Hall  Press)  187:'..  Will,  205  pp. 
8.  [Trübner:  LS  s.]  -  The  Travels  of  Guru  Tegh  Bahadar  and  Guru  Gobind 
Singh      Translated  from  the  Original  Gurmukhi,  by  Sirdar  Altar  Singh,  Chief 


Kuhn,  Vorderindien.  113 

Verkauf  angeboten  wurden ,  sind  in  der  Anmerkung  verzeichnet. 
—  Gegen  übermässige  Sanskritisirung  des  Bengali  ist  Syamaeliaran 
(  /  anyuli230)  mit  Recht  aufgetreten,  vom  Rangpur-Dialekt  derselben 
Sprache  hat  Grierson231)  einen  Abriss  der  Grammatik  und  einige 
Lieder  veröffentlicht;  mit  der  Etymologie  eines  Gujarätiwortes 
beschäftigte  sich  Watson232)  \  da  Silva203)  gab  eine  nicht  sehr 
bedeutende  bibliographische  Notiz  über  das  Konkani,  D.Wriyht231) 
ein  dankenswerthes  Vocabular  des  arischen  Parbatiyädialektes  von 
Nepal,  eine  kurze  Skizze  grammatischer  Eigenthümlichkeiten  des 
Kashmiri  Bülilerz3b)  am  Schlüsse  seines  Reiseberichts.  Lettners236) 
Languages  and  Races  of  Dardistan  sind  in  zweiter  Auflage  er- 
schienen; leider  ist  dieses  mehrfach  höchst  unzuverlässige  Werk 
noch  immer  die  einzige  nennenswerthe  Quelle  für  diese  in  mehr 
als  einem  Betracht  äusserst  wichtigen  Dialekte. 

Das  Zigeunerische  hat  Mildosich  mit  gutem  Erfolge  weiter 
bearbeitet.  Er  bxingt  im  sechsten  Heft  seiner  „Mundarten  und 
Wanderungen" 237)  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Zigeunermundarten 
in  Galizien,  Sirmien  und  Serbien  mit  einem  Anhange  über  den 
Ursprung   des  Namens  „Zigeuner"  (mittelgr.  'Araiyxavot),   den  er 


of  Bhadour.  Labore  (Indian  Public  Opinion  Press)  1876.  IX,  137  pp.  8. 
(With  a  curious  map.)  [Trübner:  7  s.  G  d.]  —  The  Rayhit  Narna  of  Pralad 
Uni ;  or,  the  Excellent  Conversation  of  the  Duswan  Padsha,  and  Nand  Lal's 
Rayhit  Nama;  or,  rules  for  the  Guidance  of  the  Sikhs  in  Roligious  Matters. 
Labore  (Albert  Press)  1876.  17  pp.  8.  [Trübner:  2  s.  6  d.]  —  Vgl.  TR.  X, 
p.   165    und  Adi  Granth,  transl.  by   E.    Trumpjl,    p.   XCIV.  LXXXVIII.    CXIII. 

230)  Sya/macharan  Ganguli.  Bengali,  spoken  and  written:  Calcutta 
Review,  October   1876,  p.  395—417. 

231)  Notes  on  the  Rangpur  Dialect.  —  By  G.  A.  Grierson:  JASB  Vol. 
XLVI,  Part  I,  No.  III.  —   1877,  p.   186—226. 

232)  John  W.  Watson.  The  Derivation  of  the  Word  „Mehwäsi":  IAnt. 
VI  (1877),  p.  79—80. 

233)  Les  etudes  orientales  chez  les  Portugais.  —  Essai  bibliographique, 
par  le  Chevalier  Da  Silva.  Darin:  Ouvrages  sur  la  langue  Concani  publies 
par  des  Portugais:  Compte  fendu  de  la  lere  sess.  du  congres  d.  Orient.  1873, 
t.  II,  p.  470 — 471.  —  Dieselben  vier  Werke  (drei  Grammatiken  und  ein 
Wörterbuch)  verzeichnet  genauer  bereits  TR.  VIII,  p.   15.   159  ff. 

234)  Daniel  Wric/ht.     History  of  Nepal,  p.  300—305. 

235)  G.  Bühler.  Report  of  a  Tour  in  Kasmir  etc.  [vgl.  oben  p.  90,  No. 
38],  p.   83—90. 

236)  The  Languages  and  Races  of  Dardistan.  By  Dr.  G.  W.  Leitner 
(late  on  Special  Duty  in  Kashmir).  Second  Edition.  With  Maps  by  G.  G. 
Ravenstein,  and  numerous  Illustrations.  Lahore  (Government  Central  Book 
Depot)  1877.  232  pp.  4.  27  Rs.  —  rec.  in  Calcutta  Review,  October  1877, 
p.  XVIII— XXIII 

237 )  Ueber  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa's. 
VI — VIII.  Von  Dr.  Franz  MiMosich.  Wien  (Gerold's  Sohn  in  Commission) 
1876—1877.  68.  89.  110  pp.  4.  12  M.  (Separatabdrücke  aus  den  Denk- 
schriften der  phil.-hist.  Classe  der  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  XXVI 
XXVII.  Bd.) 

Jahresbericht  1876—1877.     Heft  I.  8 


124  Kuhn,  Vorderindien. 

nach  älterem  Vorgange  mit  dem  der  Secte  der  'A&iyyavoi  in 
Zusammenhang  bringen  will;  dazu  kommt  noch  eine  Untersuchung 
der  armenischen  und  der  angeblich  arabischen  Bestandtheile  des 
europäischen  Zigeunerisch.  Mit  dem  siebenten  Heft  beginnt  eine 
detaillirte  lexicalische  Vergleichung  der  Zigeunermundarten,  die 
im  achten  zu  Ende  geführt  wird;  den  Schluss  bildet  ein  noch- 
maliges Literaturverzeichniss.  Das  dritte  Heft  der  Beiträge238) 
beschäftigt  sich  mit  dem  zigeunerischen  Element  in  den  Gauner- 
sprachen Europa's.  Ihnatko's23")  Arbeit  über  die  ungarische  Zi- 
geunersprache wird  von  Mihlosich  als  „beachtenswerth"  bezeichnet. 
In  der  Zeitschrift  für  vergleichende  Litteratur  (s.  oben  p.  32,  No. 
2)  hat  1877  von  Meltzl  Volkslieder  der  transilvanisch-ungarischen 
Zigeuner  zu  publiciren  begonnen;  wir  kennen  dieselben  jedoch  nur 
aus  einem  erst  1878  erschienenen  Separatabzuge,  werden  also  im 
nächsten  Jahresbericht  nochmals  auf  dieselben  zurückkommen.  Zur 
Mundart  der  Zigeuner  im  Norden  von  Spanien  liefert  das  Werk 
von  de  Rochas'240)  einige  Beiträge.  Mittheilungen  über  Zigeuner 
in  Arabien  gab  Miles'm),  doch  scheinen  die  wenigen  von  ihm  mit- 
getheilten  Wörter  eher  einem  künstlichen  Jargon  anzugehören. 
Eine  gegen  die  absolute  Religionslosigkeit  der  Zigeuner  gerichtete 
Notiz  des  Ausland 242)  bietet  auch  in  sprachlicher  Beziehung  nichts 
Neues. 

Den  Uebergang  zu  den  nichtarischen  Sprachen  bilde  das 
Wenige,  was  zur  singhalesischen  Sprache  und  Literatur  anzuführen 
ist.  Eine  im  Ceylon  Friend  wieder  abgedruckte  Notiz  Hardy's  43) 
dürfte  heut  zu  Tage  kaum  der  Erneuerung  werth  gewesen  sein. 
Dasselbe  Journal  begann  ein  ziemlich  modernes  Gedicht244)  in  Text 
und  Uebersetzung  mitzutheilen.     Ueber  eine  Sammlung  historischer 


238)  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Zigeunermundarten.  III.  Von  Franz 
Mihlosich.  Wien  (Gercld's  Sohn  in  Coramission)  1S7U.  30  pp.  8.  0,50  M. 
(Separatabdruek  aus  den  Sitzungsberichten  der  phil.-hist.  ('lasse  der  Kais.  Aka- 
demie der  Wissenschaften.     LXXX1V.  Bd.) 

239)  Georg   IhndtJco.     Cigäny  Nyelvtan.     Losoncz  1877. 

240)  V.  de  Rochas.  Les  Parias  de  France  et  d'Espagne  (Cagots  et  Bo- 
hemiens).  Paris  (Hachette)  1877.  309  pp.  8.  7,50  fr.  —  rec.  von  T.  de  L. 
in  KC.  1877,  Art.  217;  von  Edward  B.  Tißor  in  Ac.  5.  Mai  1877,  p.  392. 
—  Vgl.  auch:  Die  Cagots  in  Frankreich  und  Spanien:  Globus.  Rand  XXXII 
(1877).     No.    10,   p.    157. 

241)  <  >n  thi'  Route  between  Sohär  and  ol-Bcreymi  in  'Oman,  with  a  note 
oil  the  Zatt,  or  (Sipsios  in  Arabia.  —  By  S.  B.  Miles.  (With  a  map.)  JASB 
Vol.  XI. VI.  Part  I,  No.  I.  --  1877,  p.  41— CO.  Vgl.  Proceedings  ASB.  Mai 
1877,  p.    125. 

242)  Religionslosigkeit  der  Zigeuner:  Das  Ausland    187(j,   p   838 — 839. 

243)  The  Langtiago  and  Literature  of  the  Sinhalese.  By  the  late  Kev. 
R,   Spence   Hardy.  The  Ceylon   Friend.     October   1870,  p    217—223. 

244j  E.  R.  Gr.  Tho  Gangärölianaya :  The  Ceylon  Friend.  Januar;  187G, 
p.    18—20. 


Kuhn,   Vorderindien.  115 

Notizen245)  wissen  wir  leider  nichts  Näheres.  Gegen  den  mehrfach 
behaupteten,  von  Uebereifrigen  als  absolut  sicher  verkündeten  rein- 
arischen Charakter  des  Singhalesischen  hat  Haas'246)  einen  bei- 
läufigen, kurzen  Protest  eingelegt. 

Zur  Bibliographie  der  nichtarischen  Sprachen  Indien's  nennen 
wir  den  erneuten  Abdruck  eines  Berichtes  von  Custul),  auch  Sir 
Walter  ElMofs"m)  Eröffnungsrede  in  der  turanischen  Section  des 
Londoner  Orientalistencongresses  und  eine  Notiz  in  Trübner's  Re- 
cord249)  enthalten  einiges  hierher  gehörige.  —  Aus  dem  Gebiete  der 
eigentlich  drävidisehen  Philologie,  für  deren  zunehmende  Bedeutung 
die  neue  Auflage  von  Caldwell's250)  vergleichender  Grammatik  aus- 
reichendes Zeugniss  ablegt,  kamen  nur  drei  selbständig  erschienene 
Publicationen  in  den  Bereich  des  europäischen  Büchermarktes, 
Ihlefdd's^1)  durch  Burneil  veranlasste  Ausgabe  eines  grammatisch- 
metrisch-rhetorischen Compendiums  von  Beseht,  ein  praktischen 
Zwecken  dienendes  Wörterbuch  der  Baseler  Mission252)  und  eine 
uns  nicht  näher  bekannte  französische  Uebertragung  des  Guru 
Paramärtha253).  Ueber  den  Betrieb  der  drävidisehen  Studien  im 
französischen  Indien  und  über  eine  tamulische  Akademie  erhielten 
wir  in  den  Verhandlungen  des  Pariser  Orientalistencongresses  durch 
Textor   de    Rawsi254)    und    Sandou    Udhayarr°b)    kurze    Notizen. 


245)  ltihäsa,  or  a  Collection  of  Useful  Information  concerning  the  Natives 
of  Ceylon  as  recorded  in  Ancient  Ilistories.  Compiled  by  Weligama  Sri  Su- 
mangala  Terunnanse.  Published  by  Arnold  Dias.  Colombo  1876.  IX, 
111    pp.     8. 

246)  ZDMG.  XXX.  p.   668,  Anm.    1. 

247)  On  the  Non-Aryan  Languages  of  India.  —  By  K.  N.  Cust:  Procee- 
dings  ASB.  Januar  1877,  p.  6 — 20.  —  Auch  abgedruckt  in  Revue  de  phil.  et 
d'ethnogr.  III  (1877),  Heft  1.  —  Ursprünglich  in  den  Transactions  of  the 
Phil.  Soo.   1875—76,  p.  337—355;  vgl.  BISO.    1877,  p.   55. 

248)  Transactions  of  the  Second  Session  of  the  International  Congress  of 
Orientalists,  p.   58—62. 

249)  TR.  XI,  p.   70. 

250)  A  Comparative  Grammar  of  the  Dravidian  or  South-Indian  Family 
of  Languages.  By  the  Rev.  Robert  Caldwcll.  Second  Edition,  revised  and 
enlarged.  London  (Trübner)  1875.  XLII,  154,  608  pp.  8.  28  s.  —  rec.  von 
G.  Gerland  in  JLZ.  1875,  Art.  685;  von  J.  Vimon  in  Rev.  de  Lingui.  IX,  90. 

_'.")1  i  Clavis  humaniorum  litterarum  sublimioris  Tamulici  idiomatis.  Auetore 
R.  P.  Constantio  Josepho  Beschio.  Edited  by  the  Rev.  Ä'.  Ihlefeld,  and  printed 
for  A.  Burnell  Esq.  Tranquebar  (Evangelical  Mission  Press)  1876.  VIII,  171 
pp.  8.  [Trübner:  10  s.  6  d.]  —  rec.  von  J.  Vinson  in  Rev.  de  Lingui.  X, 
p.    160;  von  Fr.  Lor.  Pulle  in  BISO.  I,  p.   136. 

252)  An  English  and  Canarese  School-Dictionary.  Mangalore  (Basel  Mission 
Press)   1876.     XI,  564  pp.     8.     [Basel  (Missionsbuchhandlung):  8,20  M.] 

253)  Aventures  du  Gourou  Paramarta,  conte  drolatique  Indien,  traduit  par 
l'abbe  Dubois.  Paris  (Barraud)  1877.  12  fr.  —  Vgl.  Friederici  Bibl.  or. 
1877,  No.  557. 

254)  Compte  rendu  de  la  lere  sess.  du  congres  d.  Orient.  1873,  t.  II,  p. 
327  —  331. 

255)  Sandou  Udhayar  de  Patchacadhay.  L'academie  tamoule  d'Out- 
chini:  ebd.  331—333. 


116  Kuhn,  Vorderindien. 

Viiison25<>)  verdanken  wir  mehrere  grammatische  und  literarhisto- 
rische Aufsätze.  Aus  einem  tamulischen  Cilpacästra  hat  Kearnsral) 
Auszüge  in  Uebersetzung  mitgetheilt.  Wenig  fördernd  sind  Schoe* 
&eZ's25s)  und  Pole's259)  Ausführungen  über  anderweitige  Verwandt- 
schaft der  Drävidasprachen;  Kittel' s26i))  Aeusserungen  über  süd- 
indische Sprachvergleichung  sind  uns  leider  nicht  näher  bekannt 
geworden.  —  Zu  den  drävidischen  Sprachen  im  weiteren  Sinne 
gehören  nach  Caldwell  noch  das  Khond,  für  welches  Smith201)  ein 
Handbuch  geliefert,  das  Rajmahali,  von  welchem  Aufrecht162)  ein 
älteres  Vocabular  herausgegeben  hat.  endlich  das  Brahui,  in  welches 
eine  Anzahl  historischer  Stücke  übersetzt  worden  sind203).  — 
Eine  bereits  1873  verfasste  Santhal-Grammatik  von  Skrefsrud26i) 
scheint  erst  jetzt  bekannter  zu  werden.  —  Was  die  Himälaya- 
Sprachen  betrifft,  so  verdanken  wir  Mainwaring265)  eine  sorgfältige 
Grammatik  der  interessanten  Lepcha-Sprache  in  der  merkwürdigen 
Originalschrift  mit  Transcription,  Wrii)htMG)  ein  Vocabular  des  Ne- 
wäri  und  einige  Newäri-Lieder  mit  Interlinear-Uebersetzung;  Dialekte 
der  Bergstämme  von  Nepal  und  Arrakan  sind  von  Forbes261)  ver- 


256)  Julien  Vinson.  De  l'etude  des  langues  dravidiennes  et  de  leur  litte- 
rature:  Rev.  de  Lingui.  IX,  p.  282 — 299.  —  La  eonjugaison  dans  les  langues  dravi- 
diennes: el>d.  IX,  p.  375 — 403.  X,  p.  98 — 12C.  —  Sur  l'histoire  de  la  phouetique 
dravidienne :  Compte  reudu  de  la  lere  sess.  du  congrfes  d.  Orient.  1873,  t  II, 
p.  336 — 342.  —  La  poesie  morale  dravidienne:  ebd.  342  —  348. 

257)  Silpa  Sästra.  By  Rev.  J.  F.  Kearns:  IAnt.  V  (,1870),  p.  230—237. 
293—297. 

258)  C.  Schcebcl.  Affinites  des  langues  dravidiennes  et  des  langues  ouralo- 
altaiques:  Compte  rendu  de  la  lere  sess.  du  congrfes  d.  Orient.  1873,  t.  II,  p. 
348—350. 

259)  Notes  on  the  South-Indian  or  Drävidian  Family  of  Languages.  By 
the  Rev.   G.    U.  Pope:  IAnt.  V  (1876),  p.   157  —  158.  297—299.  360—361. 

260)  F.  Kittel.  Notes  on  South-Indian  Comparative  Philology:  Indian 
Evangelical  Review  April   1877,  p.   5. 

261)  A  Practical  Hand-Book  of  the  Khond  Language.  By  Major  Smith, 
Acting  Agent,   Ganjam.     Cuttaek  (Orissa  Mission  Press)   1877.      134  pp.     8. 

262;  Eine  Liste  von  Räjmahali-Wörtern.  Mitgetheilt  von  Theodor  Auf- 
recht: ZDMG.  XXXI.  p.   742—749. 

263)  Meanee ,  etc..  —  a  Compilation  of  Extracts  from  Napier's  Conquest 
of  Scinde ,  Grant  Duff's  Mahratha  History,  etc..  etc.  —  Translated  into  the 
Biroohi  Language  for  Submission  to  Government  by  Captain  M.  Nicolson, 
Staff  Officer,  Hyderabad.  Kurrachee  (Mercantile  Press)  1877.  125  pp.  4. 
12  a.     [Ueber  ein  kurzes  Vocabular  des  Brahui  vgl.  Heft  II,  p.   18,  No.   64.] 

264)  A  Grammar  of  the  Santhal  Language.  By  the  Rev  L.  <>.  S/.refsrud. 
Benares.      XVII,   370  pp.      12.      [Trübner:    £  1    1    s.] 

265)  A  Grammar  of  the  Röng  (Lepcha)  Language.  as  it  exists  in  the  Dor- 
jeling  and  Sikim  Hills.  By  Colonel  G.  B.  Mainwaring ,  Bengal  Staff  Corps. 
Calcutta  (Baptist  Mission  Press)   1876.     XXVII,   146   pp.     4.     [Trübner:    15  s] 

266)  Daniel  Wright.  History  of  Nepal,  p.  300—3»»5  NewärT-Vocabnlar. 
p.  306 — 311  Newäri  Songs,  written  down  and  translated  1j)  MunshI  Shew 
Shunlcer  Singh. 

267)  Affinities  of  the  Dialects  of  the  Chepang  and  Kusundah  Tribes  of 
Nipal  with  those  of  the  Hill  Tribes  of  Arraian.  By  C.  J.  F.  Farbe«:  JRAS. 
IX,  p.  421—424. 


Kuhn,  Vorderindien.  U7 

gleichend  behandelt  worden.  Ueber  die  östlich  vom  Brahmaputra 
gesprochenen  Dialekte  vergleiche  man  das  oben  p.  64  ,  No.  6.  9. 
10.  bemerkte. 

Die  archäologische  Erforschung  Indiens  erfreut  sich  nach  wie 
vor  gebührender  Aufmerksamkeit.  Mittheilungen  allgemeineren  In- 
halts auf  diesem  Gebiete  erhalten  wir  in  dem  weiter  unten  zu 
erwähnenden  Buche  Markham's  über  die  „Surveys" .  zu  beachten 
sind  daneben  die  Bemerkungen  (rrant  Duf's26S)  in  seiner  Er- 
öffnungsrede der  archäologischen  Section  des  Londoner  Orientalisten- 
congresses.  An  der  äussersten  Grenze  historisch  -  philologischer 
Forschung  stehen  die  auch  in  Indien  nicht  seltenen  prähistorischen 
Denkmäler  ungewisser  Herkunft,  die  diesmal  in  Aufsätzen  von 
Rivett-Carnac'm),  King210)  und  Marehesetfi2'1)  Berücksichtigung 
fanden.  Fergusson's2''2)  Geschichte  der  indischen  und  orientalischen 
Architektur  ist  in  neuer  Auflage  erschienen.  Burgess21'6)  hat  einen 
reichhaltigen  Report  über  die  Alterthümer  von  Käthiäwäd  und 
Kacch  herausgegeben,  eine  Leistung  ersten  Ranges,  der  wegen  der 
mitge'theilten  Inschriften  auch  ein  l-echt  eigentlich  philologischer 
Werth  zukommt.  Eine  Art  Ergänzung  dazu  bilden  die  Ueber- 
setzungen  von  Inschriften  aus  denselben  und  einigen  südlicheren 
Distrikten,  welche  Fleet  und  Jfari  Vaman  Limai/a21i)  veröffentlicht 
haben.      Die    Felsentempel    von   Elura   beschrieb   Burgess21'0) ,    die 


268)  The  Archatological  Section.  Address  by  M.  E.  Graut  Duff:  Trans- 
actions  of  the  Second  Session  of  the  International  Congress  of  Orientalists ,  p. 
297 — 305.     [Einige  archäologische  Bemerkungen  Leüner's  stehen  ebd.  p.   433] 

269)  Rough  Notes  on  some  Ancient  Sculpturings  on  Rocks  in  Kamäon, 
similar  to  those  found  on  Monoliths  and  Rocks  in  Europe.  —  By  H.  Rivett- 
Carnac.  (With  six  Plates.)  JASB.  Vol.  XLVl,  Part  I,  No.  I.  —  1877,  p. 
1—15. 

270)  Notice  of  a  Pre-historic  Burial  Place  with  Cruciform  Monoliths,  near 
Mungapet  in  the  Nizäm's  Dominions.  —  By  William  Ktng.  (With  two  Plates.) 
JASB.   Vol.  XLVI,  Part  I,  No.  III.  —    1877,  p.    179—185. 

271)  On  a  Pre-historic  Monument  of  the  Western  Coast  of  India.  By  Dr. 
C.  Marchesetti:  JBBAS.  No.  XXXIII.  Vol.  XII.  p.  215—218.  (Mit  einem 
Holzschnitt.) 

272)  History  of  Indian  and  Eastern  Architecture ,  by  James  Fergusson, 
forming  the  Third  Volume  (but  complete  in  itself)  of  the  New  Edition  of  the 
History  of  Architecture.  London  (John  Murray)  187G.  —  rec,  von  W.  S.  in 
IAnt,  VI  (1877),  p.   103—107. 

273)  Archaeological  Survey  of  Western  India.  Report  on  the  Antiquities 
of  Käthiäwäd  and  Kachh  ,  being  the  Results  of  the  Second  Season's  Operations 
of  the  Archseological  Survey  of  Western  India,  1874 — 1875.  By  James  Burgess. 
London  i  India  Museum)  1876.  X,  242  pp.  4.  With  74  Large  Plates  (Maps, 
Ihscriptions,  Photogr.  Views,  etc.).  £  3  3  s.  —  Vgl.  A.  Weber  in  LC.  1876, 
Sp.    1519. 

274)  Translations  of  Inseriptions  from  Belgaum  and  Kaladgi  Districts,  by 
J.  F.  Fleet,  and  of  Inseriptions  from  Kathiawad  and  Kachh,  by  Hari  Vaman 
Limaya.     Bombay   1876.     45   pp.     4. 

275)  The  Rock  Temples  of  Elura  or  Verul,  a  Handbook  for  Visitors.  By 
James  Burgess.  Bombay  (Education  Society's  Press)  1877.  IV,  77  pp.  8. 
1  R.   8  a.     [Triibner:   6  s.     With   12   Photogr.    12  s] 


\\Q  Kuhn,  Vorderindien. 

zahlreichen  Denkmäler  von  Delhi  Carr  Stephen'2'16).  Archäologische 
Mittheilungen  enthält  auch  Chandrasekhara  Bdmvrji's  später  noch 
einmal  zu  nennender  Aufsatz  über  das  Kaimür- Gebirge.  Ueber 
CaldwelFs271)  südindische  Ausgrabungen  brachte  das  Athenaeum 
eine  kurze  Notiz.  -  -  Einen  Mittelpunkt  archäologisch-epigraphischer 
Forschung  bildete  von  seinem  ersten  Erscheinen  an  der  Tndian  Anti- 
quaiy;  auch  die  Jahrgänge  1876  und  1877  sind  wieder  ungemein 
reich  an  einschlägigem  Material,  von  welchem  wir  jedoch  nur  einiger 
weniger  Abhandlungen  ausdrücklich  gedenken  werden;  über  die 
anderen  gewährt  das  sorgfältige  Inhaltverzeichniss  einen  genügenden 
Ueberblick.  —  Die  Inschriften  des  Acoka  und  die  Münzen  der 
indobaktrischen  und  indoskythischen  Könige  sind  bekanntlich  in 
manchem  Betracht  von  allen  epigraphischen  Denkmälern  Indiens 
die  wichtigsten  und  wir  werden  jede  neue  Aufklärung  auf  diesem 
Gebiete  mit  Freuden  zu  begrüssen  haben.  Dies  würde  namentlich 
von  den  drei  neuen  durch  Cunningham  entdeckten  Inschriften  von 
Sahasram,  Rüpnäth  und  Bairät  gelten,  welche  BüMer2>b)  heraus- 
gegeben und  mit  chronologischen  Erörterungen  begleitet  hat.  falls 
ihre  Beziehung  zu  Acoka  gegen  die  Einwände  von  Rki/s  Davids 
und  Pischel  absolut  sicher  gestellt  werden  kann.  Grosse  Gelehr- 
samkeit neben  bedenklicher  Neigung  zu  mehr  oder  weniger  hypo- 
thetischen Annahmen  hat  auf  diesem  Gebiete  wiederum  Thomas319) 
bewiesen.  Cunningham's  Corpus  Inscriptionum  Indicarum  trägt 
zwar  die  Jahreszahl  1877  auf  dem  Titel,  scheint  jedoch  erst  1878 
wirklich  ausgegeben  zu  sein;  jedenfalls  werden  wir  aus  guten 
Gründen  erst  im  nächsten  Bericht  näher  auf  dieses  Buch  eingehen. 
Auf  die  Gondophares -Inschrift  von  Takht-i-Bahi  ist  Dowson2m))  noch- 
mals zurückgekommen.  Gelegentliche  Notizen  zur  indobaktrischen 
und  indoskythischen  Münzkunde  finden  sich  in  den  Proceedings  der 
Asiatischen  Gesellschaft   von  Bengalen281)    und    in    der    Zeitschrift 


276)  The  Archaeology  and  Monumental  Bemains  ofDehli.  By  Garr  Stephen. 
Ludhiäna  (Revd.  E.  M.  Wherry)  1876.  284  pp.  8.  10  Rs.  Illustrated 
Edition   32  Rs.  —  rcc.  in  IAnt.  VI  (1877).  p.   145—148. 

27  7)  South   Indian  Excavations:   Ath.   16.  Dec.   1876,  p.  808. 

278)  Threc  New  Edicts  of  Asoka.  By  G.  Bühler.  Bombay  (Education 
Society*  s  Press)  1877.  40  pp.  8.  (Mit  zwei  Facsimiles.)  [Trübner:  2  s.  6  d.] 
[Separatabdruck  aus  IAnt.  VI,  ls77,  p.  140—160.]  —  Vgl.  dazu  T.  W.  Rhys 
Davids.  The  New  Asoka  Inscriptions :  Ac.  14.  Juli  1877,  p.  .'57,  und  desselben 
Supplementary  Note  on  tho  Sahasram  and  Rüpnäth  Ediet  in  seinem  unter 
No.  296  genannten  Buche  p.  57 — 60;  R.  Pischel:  The  Asoka  Inscriptions: 
Ac.    11.  Aug.    1877,  p.    1  I.V 

279)  Jainism,  or  the  Early  Faith  of  Asoka;  witb  Dlustrations  ofthe  Ancient 
Beligions  of  the  East  from  the  Pantheon  of  the  [ndo-Scythians.  To  which  is 
added  a  Notice  on  Bactrian  Coins  and  Indian  Dates.  By  Kdward  Thomas. 
London  (Trübner)  1S77  VIII.  24,  82  pp.  8.  With  two  autotype  plates  and 
woodcuts.    7  s.  6  d.    [Separatabdruck  aus  JRAS,  IX,  p.  155 — 234,  resp.  p.  1 — 21.] 

280)  Further  Note  on  a  Bactrian  Pali  Inscription  and  the  Samval  Era. 
By  Prof.  ./.  Dvirsüii:  JKAS.  IX,  p.   144—146.     (Mit  einem  Holzschnitt.) 

281)  Proceedings  ASB.  December   1876,  p.  220—221. 


Kuhn,  Vorderindien.  119 

für  Numismatik m).  Der  älteren  Zeit  gehören  endlich  noch  an  die 
merkwürdigen  Präkritinschriften  von  Näsik,  welche  nach  West's 
Lithographien  und  eigener  Anschauung  Bhdnddrkaritä)  einer  sorg- 
fältigen Revision  unterworfen  hat.  Spätere  Inschriften  sind  von 
RajendraMla  Mffra26i),  Rangalala  Banerjeäi?lb)  und  Pratäjmcandra 
Ghoska^6)  in  den  Proceedings  und  dem  Journal  der  Asiatischen 
Gesellschaft  von  Bengalen,  von  Fleet'®'7)  in  dem  Journal  der  Bom- 
bayer Asiatischen  Gesellschaft  mitgetheilt  worden;  auf  die  in 
No.  XXXIV  des  letzteren  behandelten  Inschriften  werden  wir  in 
dem  nächsten  Bericht  zurückkommen.  Bühler's268)  Inschriften  der 
Caulukya  von  Anhilväd  erschienen  im  Separatabzuge  aus  dem 
Indian  Antiquaiy.  Ueber  die  Inschriften  des  Civa-Tempels  von 
Tanjore  hat  Bnrnell2*9)  eine  interessante  Notiz  gegeben.  Das  Journal 
der  Bombayer  Asiatischen  Gesellschaft  brachte  endlich  eine  Notiz 
des  verstorbenen  Bhau  Daji*90)  über  die  Münzen  eines  wahr- 
scheinlich dem  Dekhan  und  dem  vierten  Jahrhundert  n.  Chr.  an- 
gehörigen  Königs  und  ein  Verzeichniss  der  von  der  Gesellschaft 
neu  erworbenen  Münzen291).  —  Ueber  die  Inschriften  Ceylon's  hat 
der  der  Wissenschaft  leider  entrissene  Paul  Goldschmidt292)  einen 


282)  Zeitschrift  für  Numismatik  IV,  p.  19.  278.  —  Vgl.  J.  Friedländer  und 
A.  von  Sollet.  Das  Königliche  Münzkabinet.  Zweite  Auflage.  Berlin  1877. 
p.   143  —  148. 

283)  The  Näsik  Cave  Inscriptions.  By  Professor  Rämkrisfcna  Gopäl 
Bhändärkar ,  M  A  :  Transactions  of  the  Second  Session  of  the  International 
Congress  of  Orientalists,  p.  306 — 354. 

284)  Dr.  Rdjendraldla  MUra  on  a  Copper-Plate  Inscription  from  Pan- 
dukesvar:  Proceedings  ASB    März   1877,  p.  71 — 75.     (Mit  einer  Tafel.) 

285)  Note  on  a  Copper-Plate  Grant  found  in  the  Record  Office  of  the 
Cuttack  Collectorate  — •  By  Bäbu  Rangdl&la  Banerjeu.  (With  a  plate.) 
JASB.  Vol.  XLVI,  Part  I,  No.  II.  —  1877,  p.  149  —  157.  —  Vgl.  Proceedings 
ASB.  Mai   1877,  p.   124—125. 

286)  Notes  on ,  and  Translation  of,  three  Copper-Plate  Inscriptions  from 
Sambalpur.  —  By  Pratdpachomdra  Ghosha,  B.  A.:  JASB.  Vol.  XLVI,  Parti, 
No.   II.  —   1877,  p.   173—178. 

287)  Sanskrit  and  Old  Canarese  Inscriptions,  relating  to  the  Yädava  Kings 
of  Devagiri,  edited  from  the  Originals,  with  Translations ,  by  J.  F.  Fleet: 
JBBAS.  No.  XXXIII.     Vol.  XII.     1876.    p.   1—50. 

288)  Eleven  Land-Grants  of  the  Chaulukyas  of  Anhilväd.  A  Contribution 
to  the  History  of  Gujarät.  By  G.  Bühler.  Bombay  (Education  Society's  Press) 
1877.  126  pp.  8.  With  faesimile.  [Trübner:  3  s.  6  d.]  [Separatabdruck  aus 
IAnt.   VI   (1877i,  p.   180—214.] 

289)  A.  Burneil.  Temple  of  Siva  at  Tanjore:  Ac.  22.  Sept.  1877,  p. 
296—297. 

290)  Report  on  some  Hindu  Coins.  By  the  Late  Bhau  Daji:  JBBAS. 
No.  XXXIII  Vol.  XII.  1876.  p.  213—214.  (Mit  einem  Holzschnitt  und 
einer  Photographie.) 

291)  Presents  to  the  Museum  during  1876  (January  to  April):  Proceedings 
BBAS.   [January   to  April    18761  P    XIX. 

292)  Siegfried  Goldschmidt.  Paul  Goldschmidt:  Beil.  z.  AAZ.  17.  Juni 
1877,  Nr.  168,  p.  2547.  —  Vgl.  ferner  Ac.  30.  Juni  1877,  p.  579  und  TR. 
XI,  p.  50—51. 


|20  Kuhn,  Vorderindien. 

zweiten  Bericht203)  veröffentlicht,  welcher  ein  verhältnissmässig 
reiches  Material  enthält,  das  —  bei  aller  Unsicherheit  der  Erklärung 
im  Einzelnen  —  sprachlich  wie  historisch  von  hervorragender  Wichtig- 
keit ist.  Rhys  Davids'20*)  Arbeit  über  die  Münzen  von  Ceylon 
ist  ein  weit  über  sein  eigentliches  Thema  hinans  bedeutungsvolles 
Werk,  da  der  Verfasser  nebenbei,  ausser  einigen  nahe  liegenden 
Skizzen  zur  Geschichte  Ceylons,  neue  und  nicht  unergiebige,  auf 
eingehender  Kenntniss  der  Pali-Literatur  fassende  Untersuchungen 
zur  Geschichte  des  Münzwesens  wie  zur  Metrologie  und  Chronologie 
Indiens  beigegeben  hat.  —  Weiter  abseits  liegt  ein  Aufsatz  Kern'%l0b) 
über  eine  Sanskrit-Inschrift  aus  dem  indischen  Archipel,  derselbe 
enthält  wichtige  Bemerkungen  über  den  Zusammenhang  der  alt- 
javanischen Schrift  mit  hinterindischen  Alphabeten.  Für  die  von 
Friederich  edirten,  dann  von  'Kern  behandelten  Sanskrit-Inschriften 
von  Batu  Beragong  und  Pagger  Buyong  auf  Sumatra  sind  (filde- 
mcisters'm)  Bemerkungen  zu  beachten.  —  Von  rein  paläographi- 
schen  Arbeiten  nennen  wir  an  erster  Stelle  eine  Abhandlung  von 
Deecke'291),  in  welcher  die  Herkunft  des  indischen  Alphabets  von 
einer  südsemitischen  Grundform  im  Einzelnen  näher  dargelegt  wird; 
wir  müssen  gestehen,  dass  wir  von  der  durchgängigen  Richtigkeit 
dieser  sehr  zuversichtlich  vorgetragenen  Ansichten  einstweilen  nicht 
allzusehr  überzeugt  sind.  Seltsam  ist  die  in  einem  Artikel 
der  Academy  leider  sehr  kurz  entwickelte  Ansicht  Paul  Gold- 
schrmdt's298),  nach  welcher  das  südindische  Festland  sein  Alphabet 
erst  von  Ceylon  erhalten  haben  soll.  Manches  neue  über  den 
Ursprung  der  indischen  Zahlzeichen  enthält  ein  Aufsatz  Bhagvänläl 
Indraji'sm),    zu    welchem  Bühler  und  Kern'600)  kurze  Nachträge 


293)  Report  on  Inscriptions  found  in  the  North-Central  Province  and  in 
the  Hambantota  District.  By  P.  Goldschiibidt ,  Ph.  D.  (In  Continuation  of 
Sessional  Paper  No.  24  of  1875 — 6.)  Ordered  by  His  Excellency  the  Governor 
to  be  printed.  Colombo:  Printed  by  William  Henry  Herbert,  Government 
Printer,  Ceylon.  1876.  14  pp.  fol.  —  Abgedruckt  in  IAnt.  VI  (1877),  p. 
318—329. 

294)  On  the  Aneient  Coins  and  Measures  of  Ceylon,  with  a  Discussion  of 
the  Ceylon  Dato  of  the  Buddhas  Death.  By  T.  W.  Rhya  Davids.  The  Inter- 
national Numismata  Orientalia.  Part  VI.  London  (Trübner)  1877.  IV,  60  pp. 
4.     Mit  einem  Holzschnitt  und  einer  Tafel.      10  s. 

295)  Over  het  opschrift  van  Djamboe.  Bijdrage  van  H.  Kern:  Verslagen 
in  Mededeelingen  d,  Koninkl.  Akad.  v.  Wetensch.  Afd.  Letterk.  II  R.  6  D. 
1877,  p.  257—263. 

'„".Mii   ZI>M(i.    XXX.  p.   747  —  751. 

297)  Ueber  das  indische  Alphabet  in  seinein  Zusammenhange  mit  den 
übrigen  südsemitischen  Alphabeten.  Von  W.  Dcecke.  (Mit  4  autographirten 
Tafeln):  ZDMG.   XXXI,  p.  598—612.  —  Vgl.  Heft   11,  p.    151,  No.   12. 

298)  /'.  Goldechmidt.  A  Suggestion  regarding  the  Origin  of  the  Soutlnrn 
Asoka  Alphabet:  Ac.    17.    Peter.    1877,  p.   139. 

299—300)  <>n  the  Aneient  Nägari  Numerals.  By  Pandit  Bhagvdnlctl 
Tndraji:  IAnt.  VI  ilsTT),  p.  42— 47.  (Mit  zwei  Seiten  Illustrationen.)  Dazu: 
Postscripl  by  6r.  Bühler:  ebd.  p.  47  —  48  und  IL  Kern.  On  Aneient  Nagari 
Numerals:  ebd.   p.    143. 


Kuhn,  Vorderindien.  121 

geliefert  haben ;  Prmsep's  Herleitung  der  Ziffern  aus  den  Anfangs- 
buchstaben der  Zahlwörter  darf  danach  als  definitiv  beseitigt  gelten. 
Zur  Geschichte  der  indischen  Schrift  sind  endlich  noch  die  von 
der  Palaeographical  Society301)  herausgegebenen  Facsimiles  zu  er- 
wähnen. Ueber  die  reiche  Mannigfaltigkeit  der  heutzutage  gebräuch- 
lichen Schriftarten  gewährt  ein  vom  indischen  Generalpostmeister 
Hutchinson302)  veröffentlichtes  Tafelwerk  einen  lehrreichen  Ueber- 
blick.  --  Als  Anhang  zum  Schriftwesen  mag  noch  eine  Notiz  über 
Papierfabrikation  im  Himälaya303)  genannt  sein. 

Die  Aufzählung  der  historischen  Werke  beginnen  wir  mit 
Bergaignes304)  trefflicher  Uebersicht  über  die  Arbeiten  des  Jahres 
1875,  welche  —  das  Wort  Geschichte  im  umfassendsten  Sinne 
nehmend  —  auch  Literaturgeschichte ,  Religions-  und  Culturge- 
schichte  u.  s.  w.  in  dankenswerthester  Weise  mit  heranzieht.  Mar 
Crinale  hat  die  Indica  des  Ärrian305)  und  nach  Schwanbeck 's  Vor- 
lage die  Fragmente  des  Megasthenes  30(;)  in  das  Englische  übert ragen, 
Paquier307)  die  Nachrichten  der  Alten  über  Ceylon  zusammen- 
gestellt. Elliot  und  Doicson's308)  grossartige  Sammlung  einheimi- 
scher Historiker,  ein  unschätzbares  Quellenwerk  für  die  Geschichte 
des  muhammedanischen  Indiens,  namentlich  des  Moghuireiches, 
erreichte  mit  einem  achten  Bande  seinen  Abschluss.     II '//<■< /<r'sm) 


301)  Vgl.  oben  p.  37,  No.    11. 

302)  Specimens  of  Various  Vernacular  Charaeters  passing  through  the  Post 
Oftice  in  India.  Compiler!  in  the  Year  IST 7  by  Mr.  C.  W.  Hutchinson,  Post 
Master  General  etc.  Photozincographed  at  the  Surveyor-General's  Oftice.  Cal- 
eutta.     December  1877.     73  PI.     fol. 

303)  Paper-Making  in  the  Himälayas.  By  the  Late  Charles  Hörne:  IAnt. 
VI  (1877),  p.   94—98. 

304)  Abel  Bergaigne.  Revue  des  fcravaux  relatifs  ä  l'histoire  de  linde 
publies  en  1875:  Revue  historique  III,  p.  143 — 155.  --  Vgl.  E.  Renan  in 
JA.  VII,    10,  p.   19. 

305)  Translation  of  the  Indica  of  Arrian.  By  J.  W.  M" Crinale:  IAnt. 
V  (1876),  p.  85—108.  —  Notes  to  Arrian's  Indica.  By  J.  W.  McCrindle: 
ebd.  329—340. 

306)  The  Fragments  of  the  Indika  of  Megasthenes.  Collected  by  Dr.  E.  A. 
Schwcmbeehi  Bonn,  1846.  Translated  by  J.  W.  McCrindle:  IAnt.  VI  (1877), 
p.   113—120.    121—135.   236—250.   333—349. 

307)  J.  B.  Paquier.  Quid  de  Taprobane  insula  veteres  geographi  scrip- 
serint.     Parisiis  (Maisonneuve)    1877.      XV,   62   pp.      8. 

308)  The  History  of  India  as  told  )>y  its  Own  Historians.  The  Muham- 
madan  Period.  The  Posthumous  Papers  of  the  Late  Sir  H.  M.  Elliot,  edited 
and  continued  by  John  Doirson.  Vol.  VII.  London  (Trübner)  1877.  VI, 
VIII,  573  pp.  8.  21  s.  —  rec.  von  A.  Weher  in  JLZ.  1877,  Art.  490;  in 
IAnt.  VI  (1877),  p.  234—236.  —  Vol.  VIII.  London  (Trübner)  1877.  XXXI, 
444,  LXXIX  pp.     8.      24  s.  —   rec.  von   A.  Weber  in  JLZ.   1878,  Art.   294. 

309)  J.  Talboys  Wheeler.  The  History  of  India,  from  the  Earliest  Ages. 
Vol.  IV.  Part  I:  Mussulman  Rule.  London  (Trübner)  1876.  XXXII,  320  pp. 
8.     14  s.  —  rec.  in  IAnt.    VI  (1877),  p.   329—331. 


122  Kuhn,  Vorderindien. 

trotz  mancher  Schwächen  anerkennenswerther  Versuch  einer  Ge- 
sammtgeschichte  ist  inzwischen  auch  bis  zur  muhammedanischen 
Zeit  vorgerückt.  Eine  populäre  Darstellung  gab  Grant3w).  Den 
Fall  des  Moghuireiches,  dessen  grossartigster  Vertreter  Akbar  uns 
aus  van  I/imburg-.Brouwer'sSLl)  Roman  in  sympathischer  Gestalt 
entgegentritt,  schildert  Keene's 312)  fleissige  Arbeit.  Zur  Special- 
geschichte ist  die  von  Wrigkl 313)  herausgegebene  Uebersetzung 
einer  nepalesischen  Chronik  die  umfangreichste  Leistung;  dieselbe 
enthält  ein  werthvolles,  wenn  auch  kritischer  Sichtung  bedürftiges 
Material;  dazu  kommen  treffliche  Beigaben  des  Herausgebers  über 
das  Land  und  seine  Bewohner,  unter  denen  die  Mittheilungen 
über  Sprache  und  Literatur  die  besondere  Aufmerksamkeit  des 
Philologen  in  Anspruch  nehmen.  Kleinere  Beiträge  zur  Geschichte 
von  Bengalen,  Centralindien  und  Gujarät  gaben  Bevevid(je'ili),  Gour 
Dos   Bysack315),    Williams^16)    und   Watson311).      Da   Ounhas316) 


310)  CasselTs  Illustrated  History  of  India,  By  James  Graut.  Vol.  I.  II. 
London  (Cassell)  1876 — 1877.  8.  —  vgl.  über  Vol.  I:  Ae.  17.  Februar  1877, 
p.    135. 

311)  Akbar.  Ein  indischer  Roman.  Deutsche  autorisirte  Ausgabe  aus  dem 
Niederländischen  des  Dr.  V.  Lindiurg-Brouver  von  Lina  Schneider  (  Wilhelm 
Berg).  Leipzig  (Killinger)  1877.  XI,  346  pp.  8.  4M.  —  rec.  von  C.  C'ap- 
peller  in  JLZ.   1879,  Art.  418. 

312)  G.  H.  Keenc.  The  Fall  of  the  Moghul  Empire:  an  Historical  Essay, 
being  a  New  Edition  of  the  Death  of  Aurungzeb.  With  many  Corrections  and 
Additions,  a  Map  and  Index.  London  (Allen)  1876.  322  pp.  8.  10  s.  6  d. 
—  rec.  in  Saturday  Review  17.  März  1877,  p.  335;  in  Ac.  3.  März  1877,  p. 
181;  in    Calcutta  Review  April   1877,  p.   XIX. 

313)  History  of  Nepal,  translated  from  the  Parbatiyä.  by  MunshY  Shew 
Shnnker  Singh  and  Pandit  Shri  Gunäneind,:  with  an  Introduetory  Sketch  of 
the  Country  and  People  of  Nepal  by  the  Editor,  Daniel  Wright.  Cambridge 
(University  Press)  1877.  XV,  324  pp.  8.  (Mit  16  Tafeln.)  21  s.  —  rec.  von 
A.  Weber  in  JLZ.  1877,  Art.  385;  von  A.  von  Gutschmid  in  LC.  1877,  Sp. 
1669;  von  L.  Feer  in  RC.  1877,  Art.  131;  von  A.  de  Gubernatis  in  BISO. 
I,  p.   382;  in  IAnt.  VII  (1878),  p.   88—92. 

314)  Were  the  Sundarbans  inhabited  in  Ancient  Times?  —  By  H.  Beve- 
ridge:  JASB.  Vol.  XLV,  Part  I,  No.  I.  —  1876,  p.  71—76.  —  Einige  Gegen- 
bemerkungen  hinsichtlich  dieser  Frage  finden  sich  in  dem  Artikel:  H.  James 
Eainey.     Jessore.    --    Part  III:  The  Calcutta  Review  Oct.    1877,  p.   248—278. 

315)  Note  cm  Khänjä  Khan  Garh  in  the  District  of  Bardwän ,  Jahänabad 
Sub-Division ,  Bengal  -  By  Gour  Das  Bysack:  JASB.  Vol.  XLVI ,  Part  I, 
No.   U.   —   1877,  p.   164—167. 

316)  G.  B.  C.  Williams,  llurdwar:  The  Calcutta  Review  Januar  1877, 
p.  65—91. 

31 7 1  Historical  Sketch  of  the  Principal  Chävadä  Settlements  in  Gujarät, 
By  Major  ./.  11'.  Watson:  IAnt,  V  (1876),  p.  350—352.  —  Historical  Sketch 
<>t  the  Hill  Fortress  of  Päwägadh,  in  Gujarät,  etc.  By  Major  ./.  W.  Watson: 
ebd.   VI  (1877),  p.   1—9. 

3  18)  Notes  «in  the  Bistory  and  Antiquities  of  Chaul  and  Hassein.  By  J. 
Gerson  Da  Ounha.  ülnstrated  with  17  Photographs,  9  Lithographie  Plates 
and  a  Map.  Bombay  (Fducation  Society's  Press)  1876.  XVI,  262  pp.  8. 
12  Rs.     [Trübnor:   ^1    5  s.]    —    Das  Buch  ist  zusammengestellt  aus  den  Notes 


Kuhn,  Vorderindien.  123 

historisch -antiquarische  Skizze  eines  Gebietes  in  Konkana  ist  nament- 
lich für  die  portugiesische  Zeit  von  Interesse.  Aus  der  legenden- 
haft aufgeputzten  Darstellung  des  Mahävamsa  von  Dushtagämani's 
Tod  hat  Dewar319)  die  historischen  Grundzüge  herzustellen  gesucht. 
Zur  neueren  Geschichte  seit  dem  Aufkommen  der  Engländer  nennen 
wir  einen  Aufsatz  Bevei'idge's320),  der  die  Anfänge  von  Warren 
Hastings'  indischer  Laufbahn  zum  Gegenstand  hat,  Malleson's321) 
Artikel  über  die  letzten  Anstrengiingen  französischer  Officiere  im 
Bunde  mit  eingeborenen  Fürsten  der  englischen  Herrschaft  ent- 
gegen zu  arbeiten,  mit  welchen  man  die  zweite  Auflage  eines  Buches 
von  Sachofi22)  vergleichen  kann,  endlich  Owens'*23)  nützliche  Samm- 
lung officieller  Actenstücke  des  Lord  Wellesley .  in  welcher  man 
das  ganze  einschlägige  Material,  dessen  Kenntniss  von  den  Candi- 
taten  des  Civil  Service  verlangt  wird .  übersichtlich  beisammen 
findet. 

Aus  John  Wilson  s32i)  Nachlass  erhielten  wir  ein  in  der  vor- 
liegenden Gestalt  wohl  nicht  ganz  druckfertiges  Fragment  über 
die  Aboriginer  der  Präsidentschaft  Bombay ,  an  welches  wir  die 
Erwähnung  der  ethnologisch  interessanten  Figurentypen  reihen, 
welche  Kielhorn32*)  dem  Istituto  dei  studii  superiori  in  Florenz 
geschenkt  hat.  Mit  einem  wichtigen  Bestandtheil  der  Bevölkerung 
Centralindiens  haben  sich   Carnegy326)  und  Smith321),  mit  Ceylons 


on  the  History  and  Antiquities  of  the  Island  of  Bassein.  Bombay  1874.  8. 
und  den  Notes  on  the  History  and  Antiquities  of  Chaul :  JBBAS.  Nu.  XXXIII. 
V.il    XII.     p.  51—162  (mit  acht  Tafeln). 

319)  A  Sketch  from  Sinhalese  History  on  the  Death  of  Dutugamunu.  By 
J.    L.    Dewar:  The  Ceylon  Friend.     May   1876,  p.   97  —  102. 

320)  H.  Beveridge.  Warren  Hastings  in  Lower  Bengal :  The  Calcutta 
Review  October   1877,  p.   205—229. 

.'.2  1i  G.  B.  Malleson.  Fronch  Mariners  on  the  Indian  Seas :  The  Cal- 
cutta Review  Januar  1877,  p.  24 — 64.  —  Foreign  Adventurers  in  India :  ebd. 
Juli   1877,  p.   1—50. 

322)  0.  Sachot.  La  France  et  fempire  des  Indes.  Les  fondateurs  de  la 
domination  francaise  dans  la  peninsule  indienne.  Officiers  de  fortune  europeens 
chez  les  princes  Hindous  contemporains.  2"  ed.  illustree.  Paris  (Sarlit)  1877. 
XI,   298   pp.      18.      2  fr. 

323)  A  Selection  from  the  Despatches,  Treaties,  and  other  Papers  of  the 
Marquess  Wellesley,  during  bis  Government  of  India.  Edited  by  Sidney  ./. 
Owen.  With  an  Appendix,  a  Map  of  India.  and  8  Plans  of  Battles  and  Sieges. 
Oxford  (MacMillan  and  Co.)  1877.  CXI,  813  pp.  8.  24  s.  —  rec.  in  LC. 
1878,  Sp.   283. 

324)  Aboriginal  Tribes  of  the  Bombay  Presidency.  (A  Fragment.)  By  the 
Late  Rev.  John  Wilson.  Bombay  (Government  Central  Press)  1876.  —  rec. 
von   W.    F.   Sinclair  in  IAnt.  VI  (1877),  p.  233—234. 

325)  Lettera  da  Poona:  BISO.  1,  p.   177  —  178.  —   vgl.  ebd.   p.   209. 

326)  The  Bhars  of  Audh  and  Banäras.  —  By  Patrick  Ca/rnegy.  JASB. 
Vol.  XT,V,  Part  I,  No.  HI.  —   1876,  p.    297—308. 

327)  Notes  on  the  Bhars  and  other  Early  Inhabitants  of  Bundelkhand.  — 
By  Vincent  A.  Smith,  B.  A.  (With  one  Plate):  JASB.  Vol.  XLVI,  Part  I, 
No.  III.   —   1877,  p.  227—236. 


124  Kuhn,   Vorderindien. 

Eurasiern  (Eingebornen  europäischer  Herkunft)  und  seiner  indischen 
Arbeiterbe völk erung  Diybi/32*)  eingehend  beschäftigt.  Kaum  etwas 
Neues  bringt  ein  Artikel  des  Globus329)  über  die  Va?ddä.  Als 
eines  Curiosums  ist  endlich  noch  der  Schrift  eines  Parsen330)  zu 
gedenken,  welcher  in  Gujaräti-Sprache  seinen  Landsleuten  haupt- 
sächlich Burnes  Notizen  über  die  Kafirs  des  Nordwestens  ^zugäng- 
lich gemacht  zu  haben  scheint. 

Auf  culturgeschichtlichem  Gebiete  sind  zwei  Bücher  Ja- 
colliot's33i)  eben  so  unbrauchbar  wie  frühere  Leistungen  desselben 
Verfassers.  Interessant  ist  die  kurze  Parallele  vedischer  und  alt- 
germanischer Zustände,  welche  Zimmer332)  bei  Gelegenheit  einer 
Anzeige  vorführt.  Aus  dem  Mahäbhärata  gab  Rdjendraläla  Mitra33v) 
ein  grösseres  Culturbild  in  einer  Darstellung  von  Yudhishthira's 
Königsweihe  nebst  Mittheilungen  aus  den  bezüglichen  Ritualvor- 
schriften der  Brämahnatexte.  kleinere  werthvolle  Notizen  Muir3u). 
Die  culturgeschichtlichen  Facta  des  Rämäyana  hat Praphulla  Chandra 
Banerji33)  in  bengalischer  Sprache  darzustellen  begonnen.  Ueber 
die  Frage,  ob  Kälidäsa's  Helden  als  Monogamisten  zu  denken  seien, 
hat  sich  im  Journal  der  Asiatischen  Gesellschaft  von  Bengalen 
eine  Controverse336-338)  entsponnen,  deren  schliessliches  Resultat 
natürlich  jedem  unbefangen  Urtheilenden  von  vorn  herein  feststand. 


328)  Wm.  Digby.  Eurasians  as  leaveu  in  India  and  Ceylon:  The  Calcutta 
Review  Januar  1S77,  p.  180 — 208.  —  Indian  Emigration  to  Ceylon:  ebd.  Juli 
1877,  p.  51—74. 

329)  Die  Veddahs  auf  Ceylon:  Globus  XXXI,  p.  292—295.  Mit  5  Illu- 
strationen. 

330)  The  Shiapoosh  Kaffers:  their  History,  Manners,  Customs  and  Religion, 
witb  a  Pieture  of  Dinbur,  a  Shiapoosh  Kaffer.  By  Janishedji  Pdlanji  Ka- 
padid.     Bombay  (Wartamän  Press)   1876.     35  pp.     8.     8  a. 

331)  L.  JacolMot.  Les  rois ,  les  nobles,  les  guerriers  et  les  castes  dans 
l'Inde.  Paris  (Lacroix)  1877.  368  pp.  8.  6  fr.  —  La  femme  dans  l'Inde. 
La  femme  aux  temps  vediques .  aux  temps  brahmaniques  et  dans  l'Inde  de  la 
decadence.     Paris  (Lacroix)   1877.     352   pp.     8.     6  fr. 

332)  Anz.    f.   deutseh.   Alterth.   II,   p.   296— 30(1. 

333)  An  Imperial  Assemblage  at  Delhi  three  thousand  Years  ago.  —  By 
Rdjendraläla  Mitra:  JASB.  Vol.  XLV,  Part  I,  No.  III.  —    1876,  p.  368—398. 

.;.;  I  i  Notes  on  the  Lax  Observance  of  Casto  Rules,  and  other  Features  of 
Social  and  Religious  Life,  in  Aneient  India.  By  John  Mnir:  LAnt.  VI  (1877), 
|i  251  —  264.  —  On  the  Question  whether  Polyandry  ever  existed  in  Northern 
Hindustän.      By  John   Mnir:  IAnt.  VI  (1877),  p.   315—317. 

335)  Välmiki  and  bis  Times;  or,  a  View  of  the  State  of  Society,  Religion, 
Polity,  Commerce  etc.  of  Valmiki's  Times,  gleaned  from  the  Epic  of  Rämäyan. 
By  Praphadla  Chandra  Btmerji.  Calcutta  (Girisha  Vidyäratna  Press)  1876. 
252  pp.     8.      1  Re.  4  a.—   rec.  in  The  Calcutta  Review  Oct.  1877,  p.  IX— XV 

336)  Morals  of  Kalidasa.  -  By  Pranndth  Pandü:  JASB.  Vol.  XLV, 
Pari    I.   No.   III.  I*7<;,  p.   352—367. 

337  i  Air  Kälidäsa's  Heroes  Monogamists?  —  By  G.  A.  Grierson:  JASB. 
Vol.   XLVI,   Part   I,  No.  I.  —    1877,  p.   39—40. 

338)  „Kurther  Proofs  of  tho  Polygamy  of  Kälidäsa's  Heroes".  —  By  G. 
S.  Leonard:  JASB.  Vol.  XLVI,  Part  I,  No.  II.  —   1877,  p.   160—163. 


Kuhn,  Vorderindien.  125 

Das  Kastenwesen  ist  vorwiegend  nach  der  ethnographischen  Seite 
hin  von  Lyatt339),  Cain3i0)  und  Kearns3il)  behandelt  worden. 
Was  Drew'ii2)  auf  dem  Londoner  Orientalistencongress  über  Kasten- 
verhältnisse in  Dardistan  mitgetheilt  hat,  ist  inzwischen  auch  in 
seinem  grossen  Werke  über  Jammü  und  Kasbmir  verwerthet  worden. 
Eine  Art  der  Wahrsagung  beschreibt  Westud),  die  grausame  Be- 
strafung eines  Zauberers  Stokes'Aii).  Auf  eine  officielle  Publication 
über  das  Thag-Unwesen345)  hat  uns  Dr.  E.  Schlag  intweit  freundlichst 
aufmerksam  gemacht,  dieselbe  erhält  ein  besonderes  Interesse  durch 
die  beigegebene  Biographie  eines  solchen  Raubmörders.  Williams™) 
besprach  einen  neuen  Fall  der  sogenannten  „Samädhi". 

Ziemlich  hoch  beläuft  sich  die  Zahl  derjenigen  Productionen, 
welche  sich  der  Erforschung  der  indischen  Religion  zuwenden. 
Ein  uns  nicht  näher  bekannter  Ueberblick  der  gesammten  religiösen 
Entwickelung-517)  scheint,  dem  Titel  nach  zu  urtheilen.  populären 
Zwecken  gewidmet  zu  sein. 

Zur  Vedareligion  seien  zunächst  genannt  ]Iittel>randt'sSi*) 
sorgfältige  Arbeit  über  Varuna  und  Mitra,  in  welcher  auch  die 
verwandten  Vorstellungen  der  Avesta-Religion,  wie  billig,  mit  heran- 
gezogen sind,  und  eine  Pariser  Doctorthese  von  Bergaigne3i9), 
dem  Vernehmen  nach  nur  der  Vorläufer  eines  grösseren  Ganzen, 
auf  welches  wir  in  dem  Berichte  für  1878  zurückkommen  werden. 


339)  A.  C.  L/yall.  On  the  Formation  of  some  Clans  and  Gastes  in  India: 
Fortnightly  Review    1877,  p.  97  —  118. 

340)  The  Bhadrächallam  and  Rekapalli  Tälukäs,  Godävari  District ,  South 
India.     By  the  Kev.  John    Cava:  IAnt.   V   (1876).  p.   301—303.   357—359. 

341)  James  F.  Kearns.  The  Right-Hand  and  the  Left-Hand  Castes: 
IAnt.  V  (1876),  p.  353—354. 

342)  Notes  on  the  Gastes  and  on  Gertain  Gustonis  of  the  Dards.  By 
Frederic  Drew:  Transactions  of  the  Second  Session  of  the  International  Con- 
gress  of  Orientalists,  p.  400—  404.  —  vgl.  dazu  Dr.  Leitner 's  Bemerkungen  ebd. 
p.  435—436. 

343)  F.  W.  West.  The  Bendur  Ceremonies  in  Sängli:  IAnt.  V  (1876), 
p.  355. 

344)  H.  J.  Stokes.     A  Sorcerer's  Punishment:  IAnt.  V  (1876),  p.  355  —  356. 

345)  F.  II.  C.  Bradford.  Report  of  the  Working  of  the  Thuggee  and 
Dacoity  Department  for  the  Year   1875.     Calcutta  1876.     27,   XXI   pp.     8. 

346)  Monier  Williams.  A  Recent  Case  of  Samädh  in  India:  Ath.  4.  Aug. 
1877,  p.    144. 

347)  J.  Vaughan.  The  Trident,  the  Crescent,  and  the  Cross:  a  View  of 
the  Religious  History  of  India  during  the  Hindu,  Buddhist,  Mohammedan,  and 
Christian  Periods.      London   1876.      364   pp.      8.      9  s.   6  d. 

348)  Varuna  und  Mitra.  Ein  Beitrag  zur  Exegese  des  Veda.  Von  Dr. 
Alfred  Hillebrandt.  Breslau  (Aderholz)  1877.  VIII,  159  pp.  8.  4M.  — 
rec.  von  F.  W.  West  in  Ac.  29.  Juni  1878,  p.  583.  (Die  ersten  31  Seiten 
erschienen  auch  als  Breslauer  Habilitationsschrift  mit  dem  Titel:  Varuna  als 
Himmelsgott  und  Herr  über  Tag  und  Nacht.) 

349)  A.  ßergaigne.  Les  dieux  souverains  de  la  religion  vedique.  Paris 
(Vieweg)  1877.  XIV,  284  pp.  8.  —  Vgl.  Frnest  Renan  in  JA.  VII,  10, 
p.  18—19. 


120  Kuhn,  Vorderindien. 

Durchaus  unbefriedigend  ist  Mt'ller's350)  Werk  über  die  A^vin,  in 
welchem  eine  an  sich  sehr  schätzenswerthe  Belesenheit  zur  Be- 
gründung der  haltlosesten  Combinationen  herhalten  muss ;  um  so 
mehr  muss  neben  ihm  das  fleissige ,  wenn  auch  in  Methode  und 
Resultaten  nicht  überall  gleichmässig  befriedigende  Buch  von  Myrian- 
theus361)  hervorgehoben  werden;  natürlich  sind  die  Ac,vin,  wie 
auch  Miller  und  Myriantheus  ausführlich  darlegen,  mit  den  grie- 
chischen Dioskuren  identisch ,  aber  dem  Problem  ihrer  ursprüng- 
lichen Bedeutung  ist  eine  nach  allen  Seiten  hin  sichere  Lösung 
noch  nicht  zu  Theil  geworden.  Kleinere  Beiträge  zur  vedischen 
Mythologie  von  nicht  gerade  hervorragendem  Werth  lieferten  Oirard 
de  Itialle^2),  d'Anselme35'6),  IIeequet-Boiicrandm).  Pramadddäsa 
Mitfr<i'Ä:'-')  kritisirt  einige  Einzelheiten  in  Muir's  Darstellung  des 
Rudra.  Wäckemagelme)  hat  einen  beachtenswerthen  Versuch  ge- 
macht, anknüpfend  an  die  übrigens  schon  von  Leo  Meyer  aufgestellte 
Gleichung  braliman  =  ßamen  Anfänge  des  Brahmanen-Namens  und 
Standes  in  die  indogermanische  Zeit  zurück  zu  verlegen.  Das 
Menschenopfer  der  vedischen  Zeit  erörtert  Ilajendralähi  Mifra361) 
in  einem  längeren  Aufsatze.  Eine  kurze  Notiz  des  Indian  Antiquavy358) 
gibt  nichts  als  einige  aus  Banenea's  Aryan  Witness  entnommene 
Stellen,  in  welchen  das  Opfer  mit  einem  Boot  verglichen  ist. 

Monier  Williams3^)  hat  für  die  Christian  Knowledge  Society 
eine    gedrängte   Uebersicht   der   Hindu-Religion    abgefasst,    welche 


350)  Vsev.  Miller.  Ocerki  arijskoj  mifologii  v  svjazi  s  drevnejsej  kulituroj. 
Tom  I.  Ae,viny-Dioskury.  [Skizzen  der  arischen  Mythologie  im  Zusammenhange 
mit  älterer  Cultur.  Band  I.  Aevin-Dioskuren.]  Moskva  1876.  VIII,  VIII, 
356  pp.  8.  —  rec.  von  Heinrich  Zimmer  in  Archiv  f.  slav.  Phil.  11,  p. 
609—679. 

351)  Die  Acvins  oder  arischen  Dioskuren  von  Dr.  L.  Myrianthem. 
München  (Ackermann)  1876.  XXXII,  185  pp.  8.  3,60  M.  --  rec.  von 
A.  Weher  in  JLZ.  1876,  Art.  55(1-,  von  C.  P.  Tiele  in  Theol.  Tijdschr.  XI, 
p.   232;  von  Abel   Bergaigne  in  RC.    1877,  Art.    169. 

352)  Girard  de  Rialle.  Les  deesses  des  eaux  dans  lo  Kig-Veda:  Rev. 
de   Lingui.  IX,  p.  46 — 54. 

35.'!)  II.  (V Annehme.  Diti  et  Aditi  des  Hindous:  Annales  de  Philosophie 
Chr&ienne,  April   1877.  —  Vgl.  Friedend  Bihl.  or.    1877,  No.   47!». 

354)  0.  Hecquet-Boucrand.  La  trinite  vedique:  Dyauspitar,  Agni,  Vayu. 
Paris  (impr.  Hennuyer)  1877.     14  pp.     8.  —  Vgl.  ebd.  No.  4!I4. 

.!:".:.)  Pramadäddsa  Mittra.  To  the  Editor  of  the  ,Pandit':  The  Pandit. 
New   Series.     Vol.  1,  p,  382—386. 

356i  Heber  den  Ursprung  des  Brahmanismus.  Vortrag,  gehalten  zu  Basel 
.■im  17.  November  1876  von  Dr.  Jacob  Wachemagel.  Basel  (Schweighauser) 
1^7 7.  35  pp.  8.  0,80  M.  (Oeffentliche  Vorträge  gehalten  in  der  Schweiz. 
IV  Band.  Hefl  VIII.)  —  Vgl.  dazu  Scherer  in  An/.,  f.  deutsch.  Alterth.  IV, 
l>.    ino. 

357)  ()n  Euman  Sacrifices  in  Ancient  India.  —  By  Rdjendfaläla  Mitra: 
JASB.   Vol.   XLV,  Pari   1,  No.  1.   —    1876,  p.  76—118. 

358)  Hindu  Sacrifice:  [Ant.  VI  (1877),  p.  307— 308. 

:;5'.)i  Non-Christian  ßeligious  Systems.  Hinduism.  By  Monier  Williams. 
London  (Society  for  promoting  Christian  Knowledge)  o.  J.  [1877J.  240  pp.  8. 
Alit  einer  Karte.     2  s.  6  d. 


Kuhn,   Vorderindien.  127 

hauptsächlich  das  spätere  hrahmanische  Sj^stem  mit  Einschluss  seiner 
Philosophie  ins  Auge  fasst  und  als  ein  nützliches  und  zuverlässiges 
Compendium  empfohlen  werden  kann.  Weber's 3eo)  bekannte  Arbeit 
über  die  Krishnajanmäshtami  hatte  der  Indian  Antiquaiy  schon  früher 
zu  übersetzen  begonnen,  die  Uebersetzung  ist  nunmehr  zu  Ende 
geführt  worden.  Einigermassen  im  Gegensatz  zu  Weber  mahnen 
übrigens  Tielem)  und  Neve362)  wohl  nicht  ganz  mit  Unrecht  zur 
Vorsicht  in  den  keineswegs  leichten  Fragen,  welche  sich  an  Krishna's 
Sagenkreis  knüpfen.  Wegen  einer  in  das  Berichtjahr  fallenden 
Anzeige  nennen  wir  endlich  noch  Kitters363)  Abhandlung  über  den 
Linga-Kultus,  welche  der  Ansicht  von  einem  drävidischen  Ursprünge 
desselben  auf  das  Entschiedenste  entgegentritt. 

Ueber  die  Fortschritte  der  buddhistischen  Studien  hat  Fou- 
caux3Gi)  zusammenfassend  Bericht  erstattet.  Ein  treffliches  Com- 
pendium verfasste  für  die  Christian  Knowledge  Society  vorwiegend 
auf  Grund  der  südlichen  Quellen  Rhys  Davids365).  Einige  Termini 
behandelte  vom  sprachlichen  Standpunkte  aus  Senart3m)  mit  der 
Tendenz  nachzuweisen ,  dass  weder  der  nördlichen  noch  der  süd- 
lichen Recension  des  buddhistischen  Canons  eine  absolute  Priorität 
zuerkannt  werden  könne.  Ueber  das  Nirväna  sehrieben  Rhys 
Davids367)  und  Foucaux 368) ;  des  ersteren  klare  und  systematisch 
vorgehende  Darstellung  hebt  mit  Recht  die  psychologisch-ethische 
Seite    des    viel    erörterten  Begriffes    als    die  eigentlich  wesentliche 


3G0)  Oii  the  Krishnajanmäshtami ,  or  Krishna's  Birth-Festival.  By  Prof. 
A.  Weber.  (Translated  from  the  German  by  E.  Rehatsek  and  Miss  Dveedie)  : 
lAnt.  VI  (1877),  p.   161—176.   177—180.   281—301.   349—354. 

361)  C.  P.  Tiele.  Christus  en  Krshna  :  Theol.  Tijdschr.  XI,  p.  63—82. 
—  Vgl.  Ac.  20.  Jan.   1877,  p.   51. 

362)  Des  elements  etrangers  du  mythe  et  dn  culte  Indiens  de  Krichna  par 
Felix  Neve.  Paris  1876.  36  pp.  8.  [Extrait  des  Annales  de  Philosophie 
ehretienne,  tome    XI,   1876.]  —  rec.  von  A.  de  Gubernatis  in  BISO.    I,  p.  168. 

363)  Ueber  den  Ursprung  des  Liugakultus  in  Indien  von  F.  Kittel.  Man- 
galore  (Basel  Mission  Book  and  Traet  Depository)  1876.  48  pp.  8.  [Basel 
Missionsbuchhandlung:  2  M.]  —  rec.  von  A.  Weber  in  LC.  1876,  Sp.  1384; 
von  A.  Barth  in  RC.   1877,  Art.  66. 

364)  Rapport  sur  les  etudes  bouddhiques,  par  Ph.  Ed.  Foucaux :  Compte 
rendu  de  la  lere  sess.  du  congres  d.  Orient.   1873,  t.  II,  p.  409 — 423. 

365)  Non-Christian  Religious  Systems.  Buddhism:  being  a  Sketch  of  the 
Life  and  Teachings  of  Gautama,  the  Buddha.  By  T.  W.  Rhys  Davids.  London 
(Society  for  promoting  Christian  Knowledge)  o.  J.  [1877].  IV.  252  pp.  8.  Mit 
einer  Karte.  2  s.  6  d.  —  rec.  in  Journal  of  the  National  Indian  Association  etc. 
1877.  p.  338. 

366)  Note  sur  quelques  termes  buddhiques,  par  M.  E.  Senart:  JA.  VII, 
8  (1876),  p.  477—486. 

367)  T.  W.  Rhys  Davids.  On  Nirväna,  and  on  the  Buddhist  Doctrines 
of  the  „Groups",  the  Sanskäras,  Karraa,  and  the  „Paths":  Contemporary  Review 
Januar  1877,  p.  249 — 270.  —  Wiederholt  im  vierten  Capitel  der  unter  No.  365 
genannten  Buches. 

368)  Note  sur  le  Nirväna,  par  M.  Ph.  Ed.  Foucaux:  Revue  de  philologie 
et   d'ethnographie  III  (1877),  Heft   1. 


128  Kuhn,  Vorderindien. 

hervor.  Nicht  näher  bekannt  ist  uns ,  was  Foucaux 3C9)  in  einer 
französischen  Zeitschrift  und  Christlieb™)  in  einem  deutsehen 
Missionsblatt  Buddhistisches  mitgetheilt  haben.  Textor  de  Ravisirn) 
gab  eine  kurze  Bemerkung  über  die  bekannten  Kennzeichen  der 
Buddha- Statuen,  die  nach  ihm  wenigstens  theilweise  der  Wirklich- 
keit nachgebildet  wären;  daran  reihen  wir.  als  erst  jetzt  auf  den 
europäischen  Büchermarkt  gelangt,  den  durch  eine  Einleitung,  In- 
dices  und  Abbildungen  vermehrten  Separatabzug  einer  schon  1875 
erschienenen  Abhandlung  da  Ounka's  3'2)  über  das  bekannte  National- 
heiligthum  Ceylons.  Auf  die  Ursachen,  welche  die  Verbreitung 
des  Buddhismus  ausserhalb  Indien's  befördert  haben,  ist  Feer'i13) 
des  Näheren  eingegangen.  Analogien  von  Buddhismus  und  Christen- 
thum  erörterte  historisch-kritisch  Wordsworth :m) ,  mehr  dogmati- 
sirend  Grim?H315);  andere  ähnliche  Auseinandersetzungen  können 
füglich  unerwähnt  bleiben.  —  Anhangsweise  mag  auch  noch  War- 
ren's316)  Arbeit  über  die  religiösen  und  philosophischen  Begriffe 
der  Jaina  wegen  einer  manches  richtig  stellenden  Anzeige  tfacobi's 
hier  angeschlossen  sein. 

Die  wichtigste  Publication  zur  Kenntniss  der  späteren  Religions- 
formen ist  Trumpp'a  Uebersetzung  des  Adi  Granth,  deren  wir 
schon  bei  der  Literatur  der  modernen  Sprachen  gedacht  haben; 
an  dieses  Werk  reiht  sich  seine  mehr  populär  gehaltene  Rede  über 


3G9)  Revue  Orientale  et  Amerieaine.  N.  S.  T.  I ,  Janv.-Mars  1877.  — 
Vgl.  E.  Renan  in  JA.  VII,  10,  p.  24. 

370)  Th.  Christlieb.  Eine  alte  Moralpredigt  Baddha's  und  eine  moderne 
buddhistische  Glaubenspredigt.  Nach  englischen  Quellen  mitgetheilt :  Allg.  Mis- 
sionszeitschr.  Oct.-Nov.   1870. 

371)  Representations  plastiques  du  Bouddha:  Compte  rendu  de  la  lere  sess. 
du  congres  d.  Orient.    1873,  t.   II,  p.   423. 

372)  Memoir  on  the  History  of  the  Tooth-Relic  of  Ceylon;  with  a  Prelimi- 
nary  Essay  on  the  Life  and  System  of  Gautama  Buddha.  By  ./.  Gr&TSOn  da 
('inilia.     Ulustrated  by  Drawings  and  Photographs.     Bombay   (Thackor,  Vining 

and  Co.)    1875.      XIII,    71    pp.      8.      [Trübner:    7  s.   G  d]    —    Ursprünglich    in 
JBBAS.  No.  XXXI,  Vol.  XI.     1875. 

373)  Sur  les  causes  qui  onl  fuvorise  la  propagation  du  Bouddhisme  hors 
de  l'Inde.  Rar  L.  Feer:  Transactions  of  the  Second  Session  of  the  International 
Congress  of  Orientalists,  p.   405 — 41G. 

374)  The  Church  of  Thibot,  and  the  Historical  Analogie*  of  Buddhism  and 
Christianity.  A  Lecture  delivered  before  the  Students  of  the  Literary  and 
Scientific  Society  in  the  Framji  Cowasji  Institution,  Bombay.  By  W.  tyords- 
WOrth,  \i  A.  Bombay  (Thacker,  Vining  and  Co.)  1877.  51  pp.  12.  1  Re. 
[Trübner:  2  s.  G  d]  —  rec.   in  The  Calcutta   Review  Juli   1S77,  p.  VI. 

375)  Die  Lehre  über  Buddha  und  das  Dogma  von  Jesus  Christus.  Vortrag 
im  Mär/  1S7G  /u  Hamburg  gehalten  von  Ed.  Grimm.  Berlin  (Kabel)  1877. 
.;•„'  pp.  K.  0,80  AI  (Deutsche  Zeit-  und  Streitfragen.  90.  Heft.)  —  rec.  von 
().   Pfleider&r  in  JLZ.   1S77,  Art.  639. 

376)  Sybrcmdus  Johannes  Warten.  Over  de  godsdienstige  en  wijsgeerige 
begrippen  der  Jaina's.  Academisch  proefschrift.  /wolle  (W.  E.  J.  Tjeenk 
\\ •illink)  1875.  III,  112  pp.  1  2,50  P.  —  rec.  von  H.  Jacohi  in  JLZ.  1877, 
Art    351. 


Kuhn,  Vorderindien^  129 

Nänak377).  Ueber  zwei  kleinere  Sekten  hat  der  Indian  Antiquary 37b) 
nach  dem  Friend  of  India  einiges  mitgetheilt.  Die  bekanntlich 
auf  Rammohun  Roy  zurückgehende  Bewegung  des  Brakrnasamäj, 
deren  Fortschritte  ein  seit  1876  regelmässig  erscheinendes  Jahr- 
buch379) verzeichnet,  fängt  an  sich  als  Schranke  des  Missions- 
wesens380) geltend  zu  machen  und  wird  in  englischen  und  indischen 
Blättern  vielfach  besprochen;  einen  sympathisch  gehaltenen  Aufsatz 
widmete  ihr  z.  B.  die  Calcutta  Review381).  —  Sinclair 38-)  zeigte, 
wie  indische  Sitten  muhammedanische  Festgebräuche  beeinflussen. 
Die  Geschichte  des  Christenthums  in  Indien  ist  von  Gennann383) 
durch  ein  fleissiges  und  ausführliches  Buch  über  die  Kirche  der 
Thomas-Christen  bereichert  worden,  das  trotz  mancher  Schwächen  in 
der  historischen  Kritik  wohlthätig  absticht  gegen  die  Fabeleien  des 
Pater  Burtliey,  als  deren  Herold  Textor  de  Ravisim)  aufgetreten 
ist.  Zur  späteren  Missionsgeschichte  ist  —  neben  einer  deutschen 
Bearbeitung  der  Briefe  des  heiligen  Franciscus  Xaverius 385)  —  ein 
nicht  durchweg  mit  gleichmässiger  Sorgfalt  gearbeitetes  Buch  von 
Badley6^)  zu  erwähnen,  seinen  Hauptinhalt  bildet  ein  Verzeichniss 
der  von  1706 — 1876  in  Indien  thätig  gewesenen  Missionäre  mit  bio- 
graphischen u.  ä.  Notizen.  Dass  mit  dem  gegenwärtigen  Verfahren 
der  Missionäre  ein  englischer  General  streng  in's  Gericht  gegangen 


377;  E.  Trampp.  Nanak,  der  Stifter  der  Sikh- Religion.  Festrede. 
München  (Franz)  1876.  43  pp.  4.  1,60  M.  —  rec.  von  C.  P.  Tiele  in 
Theol.  Tijdsehr.  XI,  p.   235. 

378)  Chamärs  and  Pankäs:  IAnt.   VI  (1877),  p.   231—232. 

379)  The  Brahmo  Year-Book  for  1876.  Brief  Records  of  Work  and  Life 
in  the  Theistic  Churches  of  India.  Edited  by  S.  D.  Collet.  London  (Williams 
and  Norgate).  52  pp.  8.  1  s.  —  Vgl.  Ac.  17.  Febr.  1877,  p.  137.  —  The 
same  for  1877.     56  pp.     8.     1  s. 

380)  Die  Reformbewegung  des  Brahmosomadsch  in  Indien  als  Schranke 
des  Missionswesens.  Vortrag,  gehalten  im  Februar  1877  zu  Basel  von  Diak. 
Chr.  Hönes.  Berlin  (Habel)  1877.  32  pp.  8.  0,80  M.  (Deutsche  Zeit-  und 
Streit-Fragen.     88.  Heft.) 

381)  The  Religion  of  the  Brahmo-Somaj  :  The  Calcutta  Review  April  1877, 
p.   332—350. 

382)  W.  F.  Sinclair.  Notes  ob  the  Muharram  Festival:  IAnt.  VI  (1877), 
p.   79.  230—231. 

383)  Dr.  W.  Gcrniaiiii.  Die  Kirche  der  Thomaschristen.  Ein  Beitrag 
zur  Geschichte  der  orientalischen  Kirchen.  Mit  1  Karte  und  5  Holzschnitten. 
Gütersloh  (Bertelsmann)  1877.  X,  792  pp.  8.  15  M.  —  rec.  von  J.  Gilde- 
meister  in  LC.   1877,  Sp.  489;  von   W.    Gass  in  JLZ.   1877,  Art.  434. 

384)  L'inscription  du  temple  d'Odeypore,  par  M.  le  baron  Textur  de 
Ravisi:  Compte  rendu  de  la  lere  sess.  du  congres  d.  Orient.  1873,  t.  H,  p. 
333 — 336.  —  Vgl.  Transactions  of  the  Second  Session  of  the  International 
Congress  of  Orientalists,  p.  431. 

385)  Ed.  de  Vos.  Leben  und  Briefe  des  heiligen  Franciscus  Xaverius, 
Apostels  von  Indien  und  Japan.  2  Bände.  Regensburg  (Manz)  1877.  XX, 
482  und  XV,  400  pp.     8.     9  M. 

386)  Indian  Missionary  Directory  and  Memorial  Volume.  By  the  Rev. 
B.  H.  Badleu.  Lucknow  (American  Methodist  Mission  Press)  1876.  292  pp. 
8.  [Trübner:  10  s.  6  d.]  —  rec.  in  The  Calcutta  Review  Januar  1877,  p.  VIII: 
vgl.  ebd.  April   1877,  p.  XXI. 

Jahresbericht  1876— 1S77.     Heft  I.  9 


130  Kulm,  Vorderindien. 

ist,  erfahren  wir  aus  einem  Artikel  der  Calcutta  Review387),  welcher, 
so  sehr  er  bestrebt  ist  die  Missionäre  in  Schutz  zu  nehmen, 
manches  Berechtigte  in  den  ihnen  zu  Theil  gewordenen  Angriffen 
zugeben  muss.  Von  der  sonstigen  überwuchernden  Missionsliteratur 
dürfte  nach  früheren  Angaben  in  Trübner's  Record  die  Indian 
Evangelical  Review380)  vom  philologischen  Standpunkt  aus  den 
meisten  Werth  besitzen ;  leider  ist  sie  uns  nie  zu  Gesicht  gekommen. 
Von  den  zahlreichen  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  geogra- 
phischen, administrativen  u.  ä.  Literatur  kann  hier  nur  eine  be- 
schränkte Auswahl  Platz  finden.  Unter  den  neueren  Reisebeschrei-- 
bungen  behauptet  das  Prachtwerk  von  Rousselet,  von  dem  eine 
zweite  Auflage389)  und  eine  italienische  Uebersetzung 3S5°)  erschienen 
sind,  einen  ganz  hervorragenden  Rang.  Die  Reise  des  Prinzen  von 
Wales  ist  von  dem  gewandten  Thnes-Correspondenten  Russell3*1) 
beschrieben  worden,  das  Buch  erlebte  in  kürzester  Zeit  eine  zweite 
Auflage;  neben  ihm  mögen  auch  die  durch  Simpson292)  veröffent- 
lichten Photographien  von  Schaustellungen  und  Jagdscenen  genaimt 
sein.  Beobachtungen  während  eines  Aufenthalts  in  Sind  im  Früh- 
jahr 1876  hat  unter  theilweiser  Benutzung  eines  seiner  früheren 
Bücher  Burion 393)  zu  einem  vielfach  anregenden  Werke  zusammen- 
gestellt. Dreiv39i)  hat  die  Hauptresultate  seiner  1875  veröffent- 
lichten grossartigen  Arbeit  über  die  dem  Mahäräja  von  Kashmir 
unterworfenen  Gebiete    einem    grösseren  Publikum    zugänglich  ae- 


387)  General  Tremenheere  on  Missions:  The  Caleutta  Review  April  1877, 
p.  276—288. 

388)  The  Indian  Evangelical  Review.  A  Quarterly  Journal  of  Missionary 
Thought  and  Effort.  Edited  by  C.  W.  Park.  Vol.  IV,  No.  14  —  Vol.  V, 
No.  17,  October  1876 — July  1877.  Bombay  (Edueation  Soeiety's  Press).  140. 
138.  151.  127  pp.     8.     pro  No.  1  Re.  8  a. 

389)  L.  Rousselet.  LTnde  des  rajahs.  Voyage  dans  l'Inde  centrale  et 
dans  les  presidences  de  Bombay  et  du  Bengale.  2"  ed.  avec  317  grav.  et 
6   cartes.     Paris  (Hachette)   1877.     811   pp.     4.     50  fr. 

390)  L.  Rousselet.  L'India,  viaggio  nell'  India  centrale  e  nel  Bengala. 
Opera  cont.  303  ine.  e  80  tav.     Milano   1876.     634  pp.     4.     40  1. 

391)  The  Prince  of  Wales'  Tour:  a  Diary  in  India;  with  some  Account 
of  the  Visits  of  His  Royal  Highness  to  the  Courts  of  Greece,  Egypt,  Spain,  and 
Portugal.  By  William  Howard  Russell.  With  Illustrations  by  Sidney  P. 
Hall.  In  two  Volumes.  London  (Low)  1877.  XXXIX,  617  pp.  8.  £2 
12  s.    6  d.  —  Vgl.  Ac.   14.  April   1877,   p.  317.- 

392)  William  Simpson.  Shikäre  and  Tomäsha:  a  Souvenir  of  the  Visit  of 
H.  R.  H.  the  Prince  of  Wales  to  India;  consisting  of  twelve  Photographs  from 
Original  Drawings,  the  Property  of  the  Prince  of  Wales.  With  Sketches  reprinted 
from  the  Illustrated  London  News.     London  (W.  M.  Thompson)  1876.     4.     21  s. 

393)  Sind  revisited.  With  Notices  of  the  Anglo-Indian  Ariny,  Railroads, 
Past ,  Present ,  and  Future ,  etc.  By  Richard  F.  Burton.  2  Vols.  London 
(Bentley)  1877.  680  pp.  8.  24  s.  —  rec.  von  Andrew  Wilson  in  Ac.  5.  Mai 
1877,  p.  382. 

394)  F.  Drew.  The  Northern  Barrier  of  India.  A  Populär  Account  of 
the  Jummoo  and  Kashmir  Territories.  With  Map  and  Illustrations.  London 
(Stanford)  1877.  IX,  336  pp.  8.  12  s.  —  rec.  von  W.  F.  Sinclair  in  IAnt. 
VI   (1877),  p.    148. 


Kuhn,  Vorderindien.  131 

macht,  gleichzeitig  sind  dieselben  vom  Baron  Emouf39b)  französisch 
bearbeitet  worden;  daran  reiht  sich  ein  Buch  von  Lambert396), 
das  sich  durch  anziehende  Schildeningen  auszeichnen  soll,  und  die 
interessante  Beschreibung,  die  Marsh397)  von  seinem  Ausflüge  nach 
dem  wohl  selten  von  Europäern  besuchten  Gilgit  gegeben  hat. 
ChandraJekhara  Bdnwyi's39*)  Artikel  über  das  Kaimür-Gebirge  ent- 
hält auch  archäologisch-epigraphische  Notizen.  Ueber  seine  zu  philo- 
logischen Zwecken  unternommene  Reise  in  Indien  hat  Minayeff399) 
Einiges  mitgetheilt.  —  Ueber  den  Fortschritt  der  geodätischen, 
topographischen,  archäologischen,  meteorologischen,  geographischen 
und  statistischen  Aufnahmen  während  der  Jahre  1874 — 1875  hat 
Markhamm)  eine  vortreffliche  Uebersicht  gegeben.  Im  Auftrage 
der  Regierung  veröffentlichte  Hunter401)  eine  bändereiche  Statistik 
Bengalen's.  Dem  früher  zu  Bihär  gehörigen  District  von  Ghäzipur 
hat  Oldhamm)  ein  Memoire  gewidmet,  welches  auch  historisch 
nicht  ohne  Interesse  ist.  Daran  reihe  sich  die  zweite  Auflage 
eines  brauchbaren  Nachschlagewerkes  über  Sind403)  und  Dicksorism) 
sachkundiger  Artikel  über  Ceylon.  —  Die  geplante  Reorganisation 
des  India  Museum405)    und    das    in    Oxford    zu    errichtende    Indian 


395)  Le  Baron  Krnouf.  Cachemire  et  Petit-Tibet,  d'apres  la  relation  de 
M.  F.  Drew.  Ouvrage  enrichi  d'une  carte  speciale  et  de  onze  gravures.  Paris 
(Plön)   1877.     VI,  339   pp.      18.     4  fr. 

396)  A  Trip  to  Cashmere  and  Ladäk.  By  C'oicley  Lambert.  With  Illu- 
strations  from  Photographs  by  Hugh  Gurney  Barclay.  London  (King)  1877. 
206   pp.     8.     7  s.   6  d.  —  Vgl.  Ac.    19.  Mai   1877,  p.  434. 

397)  Description  of  a  Trip  to  the  Gilgit  Valley,  a  Dependancy  of  the 
Mahäräja  of  Kashmir.  —  By  H.  C.  Marsh.  (With  three  Plates  and  a  Map.) : 
JASB.  Vol.  XLV,  Part  I,  No.  II.  —  1876,  p.   119—138. 

398)  The  Kaimür  Hange.  —  By  Chandrasekhara  Bänurji:  JASB.  Vol. 
XLVL  Part  I,  No.  I.  —   1877,  p.   16—36. 

399)  /.  Minajev.  V  Bichare  (Iz  putesestvija  po  Indii).  [In  Bihar.  Aus 
einer  Reise  in  Indien] :  Zumal  Ministerstva  Narodnago  Prosvescenija  [Journal  des 
Ministeriums  für  Volksaufklärung].  Cast  CLXXXVIH.  Nov.  1876.  Abth.  2.  p. 
1 — 29.  —  Iz  putesestvija  po  Indii.  Braehmasty.  Matchura.  [Die  Brahma- 
verehrer.    Mathura]:   ebd.  Dec.   1876.     Abth.   2,  p.   194—236. 

400)  Clements  R.  Marhham.  Abstract  of  the  Reports  of  the  Surveys, 
and  of  Other  Geographical  Operations  in  India  for  1874 — 75.  London  (Allen 
and  Co.)  1877.  —  Vgl.  PM.  1877,  p.  306;  Ac.  14.  April  1877,  p.  319,  und 
21.  April  1877,  p.  343  über  den  Report  of  the  Surveyor-General  of  India  on 
the  Topographical  Surveys  of  India  for   the  Season   1875 — 76. 

401)  A  Statistical  Account  of  Bengal.  By  W.  W.  Hunter.  [Published  by 
Command  of  the  Government  of  India.]  20  Vols.  London  (Trübner)  1875 — 
1877.    8.    £  5.  —  Ueber  den  Inhalt  der  einzelnen  Bände  vergl.  TR.  XI,  p.  84. 

402)  Historical  and  Statistical  Memoir  of  the  Ghazeepoor  District.  By 
Wilton  Oldham.  Parts  I  and  II.  Allahabad  1870—1876.  162  and  264  pp. 
fol.     Maps,  Illustrations,  Facsimiles,  etc.     [Trübner:  14  s.] 

403)  A.  W.  Hughes.  Gazetteer  of  the  Province  of  Sind.  Second  Edition. 
London  (Bell  and  Sons)   1877.      8.     42  s. 

404)  J.  F.  Dichson.  Ceylon:  Encyclopsedia  Britannica.  Ninth  Edition. 
Vol.   V,  p.   359—370. 

405)  The  Imperial  Museum  for  India  and  the  Colonies ,  by  J.  Forhes 
Watson,  M.  A.,  M.  D. ,  LL.  D. ,  Director  of  the  India  Museum,  and  Reporter 

9* 


132  Kuhn,   Vorderindien. 

Institute106)  haben  zu  lebhaftem  Meinungsaustausch  Veranlassung  ge- 
geben, beide  Institute  würden  natürlich  auch  wissenschaftlich  von 
weitgreifender  Bedeutung  sein.  —  Von  politischen  Büchern  mag  nur 
das  reichhaltige  und  auf  Grund  eigenster  Erfahrung  erwachsene  Werk 
von  Routledgem)  genannt  sein.  —  Der  politisch  nicht  unwichtige  Titel 
„Kaiserin  von  Indien"40S)  hat  eine  lebhafte  Controverse  im  Athenaeum 
hervorgerufen409)  und  Colebrookem)  zu  einer  gelehrten  Abhandlung 
über  orientalische  Herrschertitel  überhaupt  Veranlassung  gegeben; 
von  indischen  Kundgebungen  bei  dieser  Gelegenheit  erwähnen  wir 
nur  die  Festsitzung  des  Sainskrita  Samäja  von  Benares411),  haupt- 
sächlich wegen  der  dabei  verfassten  Proben  modernster  Sanskrit- 
poesie. —  Unleugbar  sind  die  Fortschritte  Indien's  in  europäischer 
Bildung  und  Gesittung,  welche  das  Journal  der  National  Indian 
Association412)  aufmerksamen  Blicks  verfolgt.  Das  gedeihliche 
Emporblühen  einheimischen  Zeitungswesens410)  und  die  erfolgreiche 
Betheiligung  talentvoller  indischer  Frauen414)  an  europäischer  Dicht- 
kunst sind  neben  vielem  Andern  verheissungsvolle  Symptome  des 
mehr  und  mehr  sich  vollendenden  Umschwungs. 


011  the  Products  oflndia.  London  (Allen  and  Co.)  1876.  —  Vgl.  The  Proposed 
Imperial  Museum  for  India  and  the  Colonies:  Journal  of  the  National  Indian 
Association  etc.   187C,  p.   323—332,  vgl.  355—358. 

406)  Monier  Williams.  Address  in  Favour  of  an  Indian  Institute,  which 
it  is  proposed  should  be  founded  at  Oxford :  Proceedings  of  the  Bombay  Branch 
of  the  Eoyal  Asiatic  Society.  January  to  April  1876,  pp.  II — XIII.  (Aus  der 
Times  of  India  abgedruckt.)  —  Vgl.  Proposed  Indian  Institute:  Journal  of  the 
National  Indian  Association  etc.  1877,  p.  295 — 297  und  The  Anjuman-i-Panjab 
on  an  Indian  Institute  at  Oxford:  TR.  X,  p.   143. 

407)  English  Rule  and  Native  Opinion  in  India.  From  Notes  taken 
1870 — 74.  By  James  Routledge.  London  (Trübner)  1877.  350  pp.  8. 
10  s.   6  d.  —  Vgl.  das  Inhaltsverzeiehniss  in  TR.  XI,  p.  85. 

408)  De  G'uhernatis.  11  titolo  d'Imperatrice  dell'  India:  BISO.  I,  p.  305 — 307. 
409J    George    Birdtvood.      Kaisar-i-Hind:    Ath.    11.    November    1876,    p. 

624 — 625.  —  Mir  Aulad  Ali  and  R.  C.  Caldv:ell.  Kaisar-i-Hind:  ebd. 
25.  November  1876,  p.  688 — 689.  —  George  Birdwood  and  E.  H.  Palmer. 
Kaisar-i-Hind:  ebd.  2.  December  1876,  p.  723—724.  —  Mir  Aulad  AU. 
Kaisar-i-Hind:  ebd.  9.  December  1876,  p.  761 — 762.  —  George  Birdwood. 
Kaisar-i-Hind:  ebd.  16.  December  1876,  p.  801 — 802.  —  Mir  Aulad  Ali  and 
R.  C.  Caldwell.  Kaisar-i-Hind:  ebd.  30.  December  1876,  p.  886—887.  — 
George  Birdwood.     Kaisar-i-Hind:  ebd.   6.  January   1877,  p.   16. 

410)  On  Imperial  and  other  Titles.  By  Sir  T.  E.  Colebrooke:  JRAS.  IX, 
p.  314—420. 

411)  The  Pandit.     New  Series.     Vol.  II,  p.   251—256.   293—302. 

412)  Journal  of  the  National  Indian  Association,  in  Aid  of  Social  Progress  in 
India.  No.  70  to  72,  —  October  to  December,  1876.  p.  291 — 384.  No.  73  to  84,  — 
January  to  December,  1877.    350  pp.    8.    London  (H.  S.King).    Pro  Nummer  4d. 

413)  Wm.  Digby.  Tho  Native  Newspapers  of  India  and  Ceylon:  The 
Calcutta  Review  October   1877,  p.   356—394 

414)  English  Poetry  by  an  Indian  Poetess:  TR.  XI,  p.  1—2.  73.  —  Vgl. 
The  Calcutta  Review  October  1877,  p.  421. 


Druck  von  G.  Kreyßiug  m  Leipzig. 


Wissenschaftlicher  Jahresbericht 


über  die 


Morgenländischeii  Studien 


von   October   1876   bis   December   1877. 


Unter  Mitwirkung    mehrerer   Fachgelehrten 
heraus  gegeben 

von 

Ernst  Kuhn  und  Albert  Socin. 


Heft  II. 


Leipzig  1879, 

in  Commission  bei  F.  A.  Brockhaus. 


Alt- Iran. 

Von 
£.  Kahn. 

Iran  hat  vor  seinem  arischen  Nachbarlande  im  Osten  den 
grossen  Vorzug  einer  altbezeugten  Geschichte  und  vielfacher  Be- 
rührung mit  Europa  voraus.  Seine  Geschicke  treten  daher  in  den 
früher  berührten  historischen  Darstellungen  des  alten  Morgenlandes 
mit  Deutlichkeit  hervor,  ja  sie  vertragen  ohne  allzu  grossen  Schaden 
eine  populäre  Bearbeitung,  wie  Vau.c  x)  sie  ihnen  hat  zu  Theil 
werden  lassen.  Aber  trotz  vierfacher  Durchforschung  der  Quellen- 
schriften und  des  iranischen  Gebietes  selbst  stossen  wir  doch  für 
zahlreiche  Fragen  der  alten  Geographie  und  Geschichte  auf  noch 
ungelöste  Schwierigkeiten,  und  wenn  Ayuso  2)  in  seinem  Iran  die 
moderne  Gestaltung  des  Landes  mit  steter  Bezugnahme  auf  die 
Vergangenheit  gewissermassen  als  Grundlage  für  eine  iranische 
Alterthumskunde  darzustellen  unternahm  —  ein  Versuch ,  dem  wir 
compilatorischen  Fleiss  und  ein  gewisses  Urtheil  nicht  absprechen 
wollen  —  so  wäre  grössere  Bescheidenheit  für  ihn  gewiss  am 
Platze  gewesen.  Vorläufig  werden  wir  hier  durch  Monographien 
mehr  gefördert.  So  hat  Ohhausen  3)  wichtige  Controversen  der 
altiranischen  Geographie  und  Ethnographie  mit  musterhafter  Klar- 
heit erörtert  und  zum  Theil  endgiltig  entschieden;  ihm  reihen  sich 


1)  Ancient  history  from  the  mouuments.  Persia  from  the  earliest  period 
to  the  Arab  conquest  by  W.  S.  W.  Vaux.  London  (Christian  Knowledge 
Society)  s.  a.  [1876.]     192  pp.     8.     Mit  Holzschnitten.     2  s. 

2)  Estudios  sobre  el  Oriente.  Iran,  6  del  Indo  al  Tigris.  Descripcion 
geogräfica  de  los  paises  Iranios,  Afghanistan,  Beluchistan,  Persia  y  Armenia.  Por 
D.  F.  Garcia  Ayuso.  Con  una  mapa.  Madrid  (Paris,  Maisonneuve)  s.  a. 
[1876.]     XVI,  417  pp.     4. 

3)  Parthava  und  Pahlav,  Mäda  und  Mäh.  [Mazdorän  und  Mäzanderän.] 
Ein  Votum  von  J.  Olshautsen.  Separatabdruck  aus  den  Monatsberichten  der 
Königlichen  Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin  [1876,  p.  727 — 783].  Berlin 
1876.     61  pp.     8.  —  rec.  von   Th.   Nöldehe  in  ZDMG.  XXXI,  556. 

Jahresbericht  187C— 1877.     Heft  II.  1 


2  Kuhn,  Alt- Iran. 

IlUhschinoita  und  Blau.  4j.  sowie  Mordtmann  sen.  5)  mit  kleineren 
Beiträgen  an.  Nicht  arischen  Charakter  der  medischen  Nation  und 
Sprache,  welch  letztere  er  in  der  zweiten  Keilschrift  niedergelegt 
erachtet,  suchte  Oppert  ^  nachzuweisen.  Zur  Achaemeniden- 
geschichte  gehören  die  Artikel  von  Sayce1)  in  der  Eneyclopaedia 
Britannica  und  ein  kurzer  Aufsatz  über  Persepolis8).  Die  hervor- 
ragendsten Forschungen  über  die  Sasanidenzeit  hat  G.  Rawlin- 
son  9)  zu  einem  Gesammtbilde  vereinigt. 

Was  die  griechischen  Quellen  der  iranischen  Geschichte  und 
Alterthumskunde  anbetrifft,  so  hat  Spiegel10)  die  Zuverlässigkeit 
des  Ktesias  eingehend  erörtert.  Keiper  1J)  die  Perser  des  Aeschylos 
allseitig  und  nicht  ohne  Umsicht  ausgebeutet  und  Hof  mann  12) 
namentlich  den  „Persischen  Krieg"  des  Prokopios  einer  dankens- 
werthen  Kritik  unterzogen. 

Verhältnissmässig  reich  ist  die  Literatur  über  das  ausgedehnte 
Quellenmaterial,  welches  die  epigraphischen,  namentlich  die  numis- 
matischen Denkmäler  von  Iran  selbst  an  die  Hand  geben.  Für 
die  ältere  Zeit  ist,  ausser  einer  kurzen  Notiz  über  H.  Rawlinson's  13) 


4)  Iranisch-armenische  Namen  auf  karta,  leert,  gird.  Von  //.  Hübsch- 
mann: ZDMG.  XXX,  p.  138 — 141.  —  lieber  -karta,  -kerta  in  Ortsnamen. 
Von  Dr.    O.  Blau:  ZDMG.  XXXI,  p.  495—505. 

5 1  ^4.  D.  Alordtmann.  ,,Zur  vergleichenden  Geographie  Persiens".  Dritter 
Beitrag.  Medien:  Sitzungsberichte  d.  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  1876,  p.  359 
—389. 

G)  On  the  Median  dynasty;  its  nationality  and  its  chronology.     By  Professo: 
Julius  Oppert:  Transactious  of  the   second  Session  of  the  international  congre: 
of  orientalists ,   p.   35 — 45.    —   Vgl.    den    deutschen  Auszug:    Ueber    die  Sprache 
der  alten  Meder.     Von  Jul.   Oppert:  ZDMG.  XXX,   p.   1 — 5. 

7)  A.  H.  Sayce.  Cyrus:  Encyelopaadia  Britannica,  ninth  edition.  Vol.  VI. 
p.   752—753.     ders.     Darius  I— DI:  ebd.   p.  825—827. 

8)  Persepolis:  The  Saturday  Review,   10.  November   1877,  p.   578 — 579. 

9)  The  seventh  great  oriental  monarchy  or  the  geography ,  history ,  and 
antiquities  of  the  Sassanian  ör  New  Persian  empire  collected  and  illustrated  from 
ancient  and  modern  sources  by  G.  Rawlinson.  London  (Longmans)  1876. 
XXI,  691  pp.  8.  28  s.  Mit  Illustrationen.  Holzschnitten  im  Text  und  einer 
Karte.  —  rec.  von  A.   D.  Mordtmann  in  AAZ.   1876  Beil.  No.   231.   232 

10)  Friedrich  Spiegel.  Ktesias  als  Geschichtschreiber:  Das  Ausland 
13.  August  —  8.  October  1877,  p.  641—644.  673—677.  701—707.  727—729. 
792—797.  806—811. 

11)  Die  Perser  des  Aeschylos  als  Quelle  für  altpersische  Altertumskunde 
riebst  Erklärung  der  darin  vorkommenden  altpersischen  Eigennamen.  Von 
Philipp  Keiper.  Erlangen  (Deichert)  1877.  114  pp.  8.  2  M.  [Erlanger 
Dissertation.  Auch  in  :  Acta  serninarii  philologici  Erlangetisis.  Kdiderunt 
hoanus  M u eller  et  Eduardus  Woelfflim.     Vol.  1.     Erlangen  (Deichert)  1878] 

1 '_' i  Zur  Kritik  der  byzantinischen  Quellen  für  die.  Römerkriege  Kobad's  I. 
von  Karl  I lofiuaiui.  Programm  der  k.  bayer.  Studienanstalt  Schweinfurt  für 
das  Schuljahr   1876  77.     Schvreinfuri    1S77.     41  pp.     8. 

13)  ZDMG     XXX.    p    743-    7  I  I 


ss 


Kulm,  Alt-Iran.  3 

erste  Keilschriftentziflerung ,  Headfs  14)  Darstellung  des  Achae- 
menidischen  Münzwesens  rühmend  hervorzuheben,  in  der  freilich 
nur  die  „royal  coinage"  und  die  „provincial  coins  with  royal  types", 
also  meist  inschriftlose  Münzen  berücksichtigt  sind.  Zu  Prokesch- 
Osten's  I5)  ausführlichem  Verzeiclmiss  seiner  Arsacidenmünzen  hat 
de  Markoff 1%)  schätzbare  Nachträge  an  bisher  unbeschriebenen 
Münzen  geliefert,  denen  er  ausser  sonstigen  Noten  Deutungen  der 
Münzmonogramme  und  einiges  Palaeographische  über  das  Griechische 
und  das  Pahlavi-Alphabet  des  parthischen  Zeitalters  angeschlossen 
hat.  Alle  sicheren  historischen  und  numismatischen  Ergebnisse  der 
hier  einschlägigen  Forschungen  mit  Einschluss  des  Prokesch- 
Osten'schen  Buches  hat  Percy  Gardner  17)  zu  einer  kritisch  ab- 
gerundeten, sauberen  Darstellung  zusammengefasst.  Die  Münzen 
der  persischen  Vasallenfürsten  jener  Zeit  mit  ihren  alterthümlichen 
Pahlavi-Legenden  hat  nach  M.  A.  Levy  (ZDMG.  XXI,  p.  421—465) 
zum  ersten  Mal  wieder  Mordtmann  sen.  ls)  auf  Grund  eines  viel 
reicheren  Materials  eingehender  untersucht;  die  historischen  und 
sprachlichen  Consequenzen  dieser  Arbeit  dürften  jedoch  mit  Vor- 
sicht aufzunehmen  sein.  Ueber  die  ältere  Reihe  dieser  Münzen  hat 
Blau19)  eine  kühne  Hypothese  aufgestellt.  Auf  ähnliche  Münzen  neben 
parthischen  und  sasanidischen  beziehen  sich  auch  zwei  Notizen  in  den 
Proceedings  of  the  Asiatic  Society  of  Bengal 2").  Für  die  Sasaniden- 
münzen,  deren  bedeutendste  Typen  uns  Dom's  2 ')  erneute  Publication 


14)  The  International  numismata  orientalia.  Part  III.  The  coinage  of 
Lydia  and  Persia ,  from  the  earliest  times  to  the  fall  of  the  dynasty  of  the 
Achsemenidse.  By  Barclay  V.  Head.  London  (Trübner)  1877.  VIII,  55  pp. 
4.     Mit  Holzschnitten  und  drei  Tafeln.      10  s.    6   d- 

15)  Les  monnaies  des  rois  parthes  par  M.  le  comte  Prohescli- Osten.  Extrait 
des  Memoires  de  la  Societe  francaise  de  numismatique  et  d'archeologie  publies 
sous  la  direction  de  A.  Lemaitre,  membre  titulaire.  Paris  (Societe  francaise  de 
numismatique)  1874 — 1875.  84  pp.  4.  Mit  sechs  Tafeln.  —  rec.  von  A.  von. 
Sallet  in   Zeitschr.   f.  Numism.  IV,  p.   289. 

16)  Les  monnaies  des  rois  parthes.  Supplement  a  l'ouvrage  de  M.  le  comte 
Prokesch-Osten  par  Alexis  de  Markoff.  Premier  et  second  fascicule.  Paris 
(C.  van  Peteghem)   1877.      15  und  63  pp.     4.     Mit  zwei  und  acht  Tafeln. 

17)  The  International  numismata  orientalia.  Part  V.  The  Parthian  coinage. 
(With  eight  plates.)  By  Percy  Gardner.  London  (Trübner)  1877.  IV. 
65   pp.     4.      18  s. 

18)  Dr.  A.  D.  Mordtmann.  Persepolitanische  Münzen:  Zeitschr.  f.  Numism. 
IV,  p.   152—186.     Mit  drei  Tafeln. 

19)  üie  Elymaeischen  Pyraethen  und  ihre  Münzen.  Von  Dr.  Otto  Blav. 
27  pp.  8.  Mit  einer  Tafel.  Separatabdruck  aus  dem  IX.  Bande  der  „Numis- 
matischen Zeitschrift"  1877,  herausgegeben  von  der  „Numismatischen  Gesell- 
schaft"  in   Wien. 

20)  Proceedings  of  the  ASB.    December  1876,  p.  220.    Januar  1877,  p.  2. 

21 )  Collection  de  monnaies  Sassanides  de  feu  le  L.-G.  J.  de  Bartholoma,ei, 
representäe  d'apres  les  pieces  los  plus  remarquables.  Publiee  par  B.  Dorn. 
(Avec  le  portrait  de  M.  de  Bartholomaei  ei  XX XII  planches  gravees.)  2e  edition. 
St -lVtersb<mi<4  (Leipzig,  Voss)  1875.  15  pp.  4.  10,  30  M.  —  rec.  von  A. 
von   Gutschmül  in  Hist.  Zeitschr.  N.  F.  I,  p.   242. 


4  Kuhn,  Alt- Iran. 

über  die  von-Bartholomaeische  Sammlung  in  bequemer  Uebersicht 
vorführt,  bat  Dom  22)  selbst  neue  Beiträge  gebefert,  während 
Nöldeke  23)  einige  bisherige  Lesungen  vom  sprachlichen  Standpunkte 
aus  einer  sorgfältigen  und  erfolgreichen  Revision  unterworfen  hat. 
Ueber  neuere  Erwerbungen  des  Berliner  Münzkabinets  an  parthischen 
und  sasanidischen  Münzen  (darunter  die  werthvolle  eben  erwähnte 
Sammlung  Prokesch-Osten's)  erfuhren  wir  Näheres  durch  Fried- 
länder und  von  Sollet  24).  Mittheilungen  über  Pahlavi-Inschriften 
auf  Silberschalen  gaben  Gildeineister  25)  und  Salemann  26) ,  einen 
Nachtrag  zu  früheren  Studien  über  geschnittene  Steine  Mordt- 
mann  sen.  27) 

Der  Literatur  des  Avesta  ist  eine  rege  Theilnahme  zugewandt 
gewesen,  de  Harlez  28)  hat  seine  Uebersetzung  mit  dem  dritten 
Bande  zu  Ende  gebracht ;  er  steht  dem  Princip  nach  auf  S/riegel's 
Standpunkt,  von  dem  er  jedoch  im  Einzelnen  mit  selbständigem 
Urtheil  und  nicht  ohne  Glück  abweicht.  Tief  in  den  Text  selbst 
eingreifend  sind  G 'eidner 's  29)  Beiträge  zur  Metrik,  in  welchen  nach 
Roth's  30)  Vorgang   metrische    Kriterien   mit  entschiedenem  Erfolg 


22)  Einige  Bemerkungen  zur  Sasaniden-Münzkunde.  Von  B.  Dorn:  Bul- 
letin de  l'Ac.  de  St.-Pet.  XXIII,  p.  284 — 286.  —  Sechsundachtzig  Silbermünzen 
mit  Pehlewy-Inschriften.  Von  ß.  Dorn:  ebd.  p.  513 — 521.  [=  Mel.  as.  VIII, 
p.   197—200;  resp.  p.  269—280.] 

23)  Zur  Erklärung  der  Säsanidenmünzen.  Von  Th.  Nöldeke:  ZDMG.  XXXI, 
p.   147—151. 

24)  Zeitschr.  f.  Numism.  IV,  p.  3 — 4.  19.  278.  Vgl.  auch  «7.  Friedländer 
und  A.  von  Sallet.  Das  Königliche  Münzkabinet.  Zweite  Auflage.  Berlin 
1877,  p.  45.   141—143.  209—210. 

25)  ZDMG.  XXX,  p.   742—743;  vgl.  ebd.  XXXI,  p.   156. 

26)  Aus  einem  Briefe  des  Herrn  Docenten  C  Salemann  an  die  Redaction: 
ZDMG.  XXXI,  p.  541—542. 

27)  Studien  über  geschnittene  Steine  mit  Pehlevi-Legenden.  Zweiter  Nach- 
trag. Von  Dr.  A.  D.  Mordtmann.  Hierzu  eine  lithographische  Tafel :  ZDMG. 
XXXI,   p.  582—597;  vgl.  p.   767—768. 

28)  Avesta  livre  sacre  des  sectateurs  de  Zoroastre  traduit  du  texte  par 
C.  de  Harlez.  Tome  I.  Introduction.  —  Vendidad.  Tome  II.  Vispered.  — 
Yacna.  Naska  XXI.  —  Yeshts  I— X.  Tome  III.  Yeshts  XI  ä  XXI.  —  Vis- 
tacp  Yesht.  Afrins.  —  Nyäyishs.  —  Gahs.  —  Sirozah.  Fragments.  Indices 
[werden  nachgeliefert].  Liege  (L.  Grandmont-Donders)  1875 — 1877.  IV,  292. 
250.  II,  140  pp.  4.  15  fr.  —  rec.  von  F.  Sjnegel  in  ZDMG.  XXX,  p.  543— 
568;  von  A.  Hovelacque  in  Rev.  de  lingu.  VIII,  p.  343;  von  J.  Darmesteter 
in  BC.  1876,  Art.  180;  von  B.  M.  in  JA.  VII,  11  (1878),  p.  273;  von  J.  Jollij 
in  Ac.  26  Mai  1877,  p.  463.  —  Vgl.  auch  Revue  de  l'instruction  publique  eil 
Belgiqne,  tomo  XX,  Ire  livraison  und  Barthelemy  Saint- Hilaire  in  Journ.  d. 
Sav.   1878,  p.   17  —  31.   74—87.    139—153.   193 — 207.  338—351.  403 — 417. 

29)  Ueber  dio  Metrik  des  jüngeren  Avesta  nebst  Uebersetzung  ausgewählter 
Abschnitte  von  Karl  Geldner.  Tübingen  (Laupp)  1877.  XVIII,  174  pp.  8. 
5  M.  —  rec.  in  LC.  1877,  Sp.  1683;  von  H.  Hühschmann  in  JLZ.  1878, 
Art.  88;  von  C.  de  Harlez  in  JA.  VII,  10  (1877),  p.  284;  von  I.  Pizzi  in 
BISO.  Nuova  Serie,  p.  13. 

SO)  Ueber  Eacna  .11  von  Dr.  Rudolf  Roth.  (Zur  Begrüssung  der  Ver- 
sammlung der  Orientalisten  in  Tübingen  vom  25.  bis  28.  September  1876.) 
Tübingen  (Laupp)   1876.     31  pp.     4.     1,60  M. 


Kuhn,  Alt-Iran.  5 

für  die  Erkenntniss  der  ursprünglichen  Textgestalt  geltend  ge- 
macht und  weiter  für  die  Geschichte  der  Ueberlieferung  nicht  nur, 
sondern  auch  für  die  Grammatik  der  Avestasprache  neue  und 
fördernde  Gesichtspunkte  gewonnen  werden.  Kühnheiten  und  Ueber  - 
eilungen  bleiben  freilich  keinem  zuerst  Bahn  brechenden  Buche 
erspart  und  eine  unbefangene  Würdigung  der  rein  lautlichen  Ver- 
hältnisse, der  wir  von  Hübschmann's  Feder  entgegensehen  dürfen, 
ist  ein  nothwendiges  Correctiv  für  manche  unleugbare  Aus- 
schreitungen in  Geldners  Arbeit.  Eine  Reihe  von  „Etudes  Avesti- 
ques"  vorwiegend  literarhistorisch-kritischen  und  exegetischen  Inhalts 
mit  dem  Nebenzweck,  die  in  seiner  Uebersetzung  befolgte  Methode 
zu  rechtfertigen ,  veröffentlichte  de  Harlez  3 1).  Auch  der  erneute 
Abdruck  dreier  Abhandlungen  BreaPs  32)  mag  wegen  des  Inhalts 
der  letzten  hier  seine  Stelle  finden.  Ueber  die  Abfassungszeit  des 
Avesta  hat  Duncker  33)  beachtenswerthe  Andeutungen  gegeben. 
Worterklärung  und  Etymologie  wurden  durch  Darmesteier  34), 
Geldner  35) ,  Bezzenberger  36)  nicht  unerheblich  bereichert.  Ueber 
die  Zischlaute  des  Altbaktrischen  handelte  F.  Müller  37),  im  Wesent- 
lichen übereinstimmend  mit  der  von  Haug's  Schule  vertretenen 
Ansicht.  Analogiebildungen  im  Verbum  besprach  Ostkoff"dS),  über 
einige  von  ihm  als  Conditionale  aufgefasste  Formen  gab  Bezzen- 
berger 39)  eine  kurze  Bemerkung. 


31)  Etudes  Avestiques.  [I.]  Note  sur  le  sens  des  mots  Avesta-Zend ,  par 
M.  C.  de  Harlez:  JA.  VII,  8  (1876),  p.  487—500.  U.  III.  Des  contro- 
verses  relatives  au  Zend-Avesta,  par  M.  C.  de  Harlez:  ebd.  9  (1877),  p.  97 
—  121.  289—323.  —  Auch  separat  Paris  (Leroux)  1877.  72  pp.  8.  3  fr.  — 
rec.  von  F.  Spiegel  in  JLZ.  1878 ,  Art.  190.  —  Vgl-  auch  E.  Renan  in  JA. 
VII,   12  (1878),  p.   21—22. 

32)  De  la  geographie  de  1' Avesta.  —  La  legende  du  brahmane  converti  par 
Zoroastre.  —  Sur  la  composition  des  livres  Zends:  Melanges  de  mythologie  et 
de  linguistique  par  Michel  Breal,  p.  187 — 215. 

33)  Duncker.  Ueber  die  Zeit  der  Abfassung  des  Avesta:  Monatsber.  d. 
k.  Pr.  Akad.  d.  Wissensch.  1876,  p.  517—527.  —  Vgl.  Ac.  7.  April  1877, 
p.  302. 

34)  James  Darmesteter.  Notes  sur  1' Avesta:  Memoires  de  la  societe  de 
linguistique  III,  p.  52 — 74.  —  Iranica:  ebd.  p.  302 — 321. 

35)  K.  Geldner.  Beiträge  zur  altbaktrischen  Lexicographie :  Ztschr.  f. 
vergl.  Sprachf.  XXIV,  p.   128—158. 

36)  A.  Bezzenberger.  Zend.  urväta.  —  Zend.  urvaeza:  Beitr.  z.  Kunde 
der  indog.  Spr.  I,  p.  253—255. 

37)  Zendstudieu.  IV.  Von  Dr.  Friedrich  Müller.  Wien  (Gerold's  Sohn 
in  Commission)  1877.  16  pp.  8.  40  Pf.  [Separatabdr.  aus  den  Sitzungs- 
berichten der  kais.  Akademie,  phil.-hist.  Classe,  Jahrgang  1877.  Bd.  LXXXVI, 
p.  279  ff.] 

38)  H.  Osthoff.  Ueber  das  eingedrungene  s  in  der  nominalen  Suffixform 
-stra-  und  vor  dental  anlautenden  Personalendungen  des  deutschen,  griechischen 
und  altbaktrischen  Verbums:  Ztschr.  f.   vergl.  Sprachf.     XXIII,  p.   313 — 333. 

39)  Adalbert  Bezzenberger.  Conditionalformen  im  Avesta:  Beitr.  z.  Kunde 
der  indog.  Spr.  II,  p.   160—161. 


Q  Kuhn,  Alt-Iran. 

Auch  das  Studium  der  Pahlavi-Literatur  ist  nicht  vernach- 
lässigt worden.  TT".  Geiger  4")  hat  in  seiner  Ausgabe  und  Ueber- 
setzung  der  Pahlavi -Version  von  Vendidad  I  die  Aufmerksamkeit 
von  neuem  auf  die  Grundlage  zurückgelenkt,  von  welcher  zu  einem 
nicht  geringen  Theile  die  Erforschung  des  literarischen  Pahlavi 
auszugehen  hat.  Die  Ausgabe  des  für  die  späteren  parsischen 
Eeligionsanschauungen  wichtigen  Dinkard  41)  ist  bis  zum  Schlüsse 
des  zweiten  Bandes  vorgeschritten.  Eine  Gujaräti-Uebersetzung 
des  Bundehesh  42)  ist  neu  aufgelegt  worden.  Freilich  dürfen  wir 
an  diese  Leistungen  parsischer  Gelehrten  ebenso  wenig  den  Mass- 
stab  der  strengeren  europäischen  Kritik  anlegen  wie  an  das  Wörter- 
buch43), dessen  Herausgabe  der  Oberpriester  von  Bombay  be- 
gonnen hat  und  dessen  Hauptwerth  auf  der  ergiebigen  Ausnutzung 
handschriftlichen  Materials  beruht.  Von  Pahlavi-Sprache  und  -Schrift 
überhaupt  handelte  klar  und  abschliessend  Olshausen  44)  in  seiner 
vorher  erwähnten  Abhandlung,  während  de  Lagarde  in  den  Symmicta 
neben  einigem  Andern,  das  gelegentlich  auf  die  mitteliranischen 
Sprachformen  Bezug  nimmt,  namentlich  seine  Anzeige  des  Pand- 
nämah  i  Adarbäd  45)  erneuerte.  Endlich  darf  hier  das  von  West i<s) 
angefertigte  Verzeichniss  der  Haue/ sehen  Zand-,  Pahlavi-  und 
Päzand-Handschriften  angeschlossen  werden. 


40)  Die  Pehleviversion  des  Ersten  Capitels  des  Vendidad  herausgegeben 
nebst  dem  Versuch  einer  ersten  Uebersetzung  und  Erklärung  von  Dr.  WiUwJm 
Geiger,  Erlangen  (Deichert)  1877.  VI,  68  pp.  8.  3  M.  —  rec.  iu  LC.  1877, 
Sp.  1683;  von  H.  Hübschmann  in  JLZ.  1878,  Art.  87;  von  C.  de  Harlez  in 
JA.  VII,  9  (1877),  p.  508;  von  A.  Hovclacque  in  Rev.  de  lingu.  X,  p.  158; 
von  James  Darmcsteter  in  RC.  1877.  Art.  156. 

41)  The  Dinkard.  The  original  Pehlwi  text;  the  same  transliterated  in  Zend 
characters;  translations  of  the  text  in  the  Gujrati  and  English  languages;  a  com- 
mentary  and  a  glossary  of  select  terms.  By  Beshotun  Dustoor  Behramjee 
Snnjana.  Volume  II.  Published  under  the  patronage  of  the  Sir  Jamsetji 
Jijibhai  translation  fund.  Bombay  (Duftur  Ashkara  Press)  1876.  pp.  63 — 125 
Gujaräti-Uebersetzung,  pp.  65 — 128  englische  Uebersetzung,  26  pp.  Glossar, 
pp.  61  —  110  Pahlavitext,  pp.  65 — 122  Transscription  desselben  in  Zend- 
eharacteren  [die  z.  Th.  unpaginirtes  Inhalts-  und  Druckfehlerverzeichnisse  sind 
der  L'ehersiclitliehkcit  halber  ausgelassen].  8.  5  Rs.  (Trübner  21  s.)  —  Vol.] 
erschien    1874,  vgl.   E.  W.  West  in  Ac.   10.  Juni   1876. 

12 1  Bundehesha  Ketab  ,  iyäne  duniäni  awalthi  te  äkhersudhi  pedäesni  Sa- 
haruätani  hakikata;  or  the  aecount  of  the  creation  of  the  world  and  its  end. 
Second  edition.  Published  by  Peshutan  Bin  Rushtam  at  the  Pärsi  Printing 
Press,  Bombay  1877.      166  pp.     8.     3    Rs. 

43)  Pahlavi,  Gujaräti  and  English  dictionary.  By  Jamaspji  Dastur 
Minockeherji  Jamasp  Asana.  Volume  I. .  Bombay  (Education  Society's  Press) 
L877.  (I.XXIY,  liis  pp,  8.  [Mit  der  Photographie  des  Verfassers.]  5  Rs. 
(Trübner  1  1  s  I  rec.  -v  <  >n  F.  Justi  in  ZDMG.  XWI,  p.  772—701;  von  James 
Darmesteter  in  R6  is?7.  Art.  176;  von  E.  W.  West  in  Ac.  8.  September 
1877,  p.  2511;  von  A.  De  Gubcrnatis  in  BISO.  p.  474.  —  Vgl.  auch  TR.  XI, 
p.  7u. 

44;  ./.   Olshausen.     Parthava  und   Pahlav,  p.  29 — 45. 

15 1   /'.  de  Lagarde.     Symmicta,  p.  24—50,  vgl.  112—116.  232. 

46)  Zand.  Pahlavi,  Päzand,  Pärsi  and  Persian  manuscripts:  Verzeichniss 
der   Handschriften  des   Professor  Dr.  Hang,  p.   1 — 8. 


Kuhn,   All-Iran.  7 

Darrnesteter,  der  bereits  in  seiner  Schrift  über  Haurvatät  und 

Ameretät  47)  wichtige  Beiträge  zur  iranischen  Religionsgeschichte 
geliefert,  hat  seine  sorgfältigen  Studien  in  einem  ausführlichen 
Werke  über  Ormazd  und  Ahriman  48)  weiter  fortgesetzt  und  die 
.Geschichte  dieses  Götterpaares  von  ihren  Anfängen  in  der  gemein- 
sam arischen  Zeit  an  durch  die  sämmtlichen  Phasen  der  zoroastrischen 
Religion  hindurch  mit  Umsicht  und  Belesenheit  dargelegt;  freilich 
wird  die  Glätte  der  Darstellung  dem  tiefer  Blickenden  das  Gewagte 
mancher  nebelhaft  mythologischen  Hypothese  nur  um  so  fühlbarer 
machen.  Einiges  Religionsgeschichtliche  und  Antiquarische  erörterte 
Hovelacque*9).  Ergebnisslos  ist  die  Discussion  über  altpersischen 
Monotheismus  50)  in  den  Verhandlungen  des  Pariser  Congresses. 
Kaum  etwas  Neues  enthält  eine  Abhandlung  von  de  Harlez  S1), 
in  welcher  wirkliche  und  angebliche  Uebereinstimmungen  des 
Parsismus  mit  Judenthum  und  Christenthum  in  apologetischer 
Tendenz  besprochen  sind.  Kohv^s  Ansichten  über  Antiparsisches 
im  alten  Testament  werden  bei  der  hebräischen  Literatur  erwähnt 
werden.  Eine  kurze  chinesische  Notiz  über  Zoroaster  als  Begründer 
des  Feuerkultus  glaubt  de  Rosny  52)  aufgefunden  zu  haben.  Par- 
sische  Gebräuche  hat  nach  eigener  Anschauung  Monier  Williams53) 
lebendig  geschildert,  während  ein  Ungenannter  auf  wahrscheinliche 
vorhistorische  Analoga  der  parsischen  Todtenstätten  54)  hinwies. 
Zwei  hierher  gehörige  encyclopädische  Artikel 55)  sind  uns  nur 
durch  Friederici's  Bibliotheca  Orientalis  bekannt  geworden. 


17 1   Vgl.   die  Recension  ^ <m  Julius  Jolly   in  Ac.   20.  Januar   1877.   p    55 

48)  Ormazd  et  Ahriman,  leurs  origines  et  leur  histoire,  par  Ja  nies 
Darrnesteter.  Paris  (Vieweg)  1877.  360  pp.  8.  12  fr.  [Bibliotheque  de 
l'ecole  des  hautes  etudes.  29«  fascicule  =  Collection  philologique.  20e  fasci- 
cule.]  —  rec.  von  F.  Spiegel  in  JLZ.  1878,  Art.  284;  von  R.  Fische!  in 
GGA.  1877,  p.  1552;  von  Michel  Breal  in  RC.  1877,  Art.  204.  —  Vgl.  auch 
Ch.  Clermont-Ganneau.  Atar,  fils  d'Ahura,  et  Rhopalos ,  fils  d'Herakles:  RC. 
1877.  p.   405—407. 

49)  A.  Hovelacque.  Les  deux  principes  dans  l'Avesta:  Rev.  de  lingn.  IX, 
p.  175 — 18TI.  —  Note  complementaire  ä  propos  du  dualisme  eranien:  ebd.  p.  300 
— 301.  —  Les   medecins  et  la  medecine  dans   l'Avesta:  ebd.  X,  p.   127 — 147. 

50)  Sur  l'idee  nionotheiste  chez  les  anciens  Perses:  Congres  international 
des  orientalistes.     Compte  rendu  etc.     1873.     Tome  II,  p.  318 — 322. 

51)  C.  de  Harlez.  Les  origines  du  ehristianisme  et  l'Avesta:  Revue  ca- 
tholique.     Nouvelle  serie.     Tome  XVIII,  p.   125—140.   367—387. 

52)  Leon  de  liosny.  Le  culte  de  Zoroastre  chez  les  Chiuois:  Congres 
international  des  orientalistes.      Compte  rendu  etc.    1873.     Tome  II,  p.  323 — 326. 

53)  Pärsi  funeral  and  initiatory  rites,  and  the  Pärsi  religion.  By  Monier 
Williams:  lAnt.  VI  (1877),  p.  311—315. 

54)  Nurhags  and  Dukhmas:  lAnt.   VI  (1877),  p.   144  —  145. 

55)  R.  S.  Smith.  Ormuzd  and  Ahriman.  —  J.  H.  Wormann.  Parsees: 
McClintock  and   Strong's   Cyel.  VII.     IPriederici   Bibl.  or.   1877,  No.  728  u.  733.] 


Neu-  Iran. 

Von 
C.  Salemann. 

Für  persische  Philologie  im  weitesten  Urnfange  ist  zunächst 
ein  in  der  Ausführung  leider  weniger  tüchtiges  als  in  der  Idee 
ansprechendes  Unternehmen  zu  verzeichnen  1).  Denn  trotz  des  Ver- 
fassers Stellung  an  der  grossen  Pariser  Bibliothek  sind  dessen 
bibliographische  Angaben  höchst  fehlerhaft  —  ganz  abgesehen  von 
der  für  Monographien  nothwendigen  Vollständigkeit  — .  so  dass  das 
Buch  in  seiner  jetzigen  Gestalt  nur  mit  der  nöthigen  Vorsicht 
benutzt  werden  darf. 

Wesentliche  Fortschritte  hat  die  Kenntniss  des  Landes  selbst 
gemacht.  Reisen  und  Forschungen  mit  topographischem,  antiqua- 
rischem und  gar  touristischem  Zwecke  sind  mit  regem  Eifer  und 
in  reichlichem  Masse  unternommen  und  andererseits  ältere,  für  die 
Geographie  Persiens  wichtige  Quellenschriften  zugänglich  gemacht 
worden.  Zu  mehreren  Veröffentlichungen  haben  Grenzregulirungen 
Anlass  gegeben,  für  welche  in  den  letzten  Jahrzehnten  unter  Bethei- 
ligung der  beiden  europäisch-asiatischen  Grossmächte  internationale 
Commissionen  sowohl  im  Westen  als  Osten  des  persischen  Reiches 
thätig  gewesen  sind.  Ueber  die  Arbeiten  der  in  Folge  des  Erze- 
rumer  Friedenstraktats  zwischen  der  Türkei  und  Persien  vom  Jahre 

zusammengetretenen  Commission  zur  Regulirung  der  persisch- 
türkischen Grenze  liegen  jetzt  die  orientalischen  sowohl  wie  die 
russischen  Berichte  in  vorzüglicher  Bearbeitung  vor  2).    Der  Heraus- 


1)  -vw.li  i^>Jj    c>«*"-£5    on  Bibliographie    de    la    Perse ,    description    de 

tous  les  ouvrages  persans  on  relatifs  ä  la  Perse  publies  jusqu'en  1872.  Par 
Alo'tse  Schwab,  de  la  bibliotheque  nationale.  Paris,  Leroux  1876.  pp.  152.  8. 
5  fr.  Erschien  zuerst  in  der  Revue  bibliographiquc  de  philologie  et  d'histoire, 
anneu  II  1875  N.  13—18.  21—24  pp.  20—33,  49—74,  107—121,  187—233, 
und  sollte  dort  fortgesetzt  werden. 

2)  CiflxeT-naMe-H-xy/ry,!n>.    Onncanie  nyieuiecTBia  no  TypeuKo-nepciucKOH 
rpaHHirfc.     CocTaBH.iL  XypuiH,i/i>-y<I>eiirT,H,   ÖHBuiift  ccKpeiapi.  Typeiuvaro  ko- 


Salemann,  Neu- Iran.  9 

geber,  jetzt  Director  des  orientalischen  Instituts  des  Ministeriums 
des  Auswärtigen  zu  St.  Petersburg,  begleitete  den  verstorbenen 
russischen  Commissär  E.  I.  Tschirikow  als  Dragoman  auf  jener 
Reise  und  ist  also  zu  dieser  Arbeit  vorzüglich  befähigt.  Davon 
zeugen  auch  die  zahlreichen  Zusätze  aus  seinen  eigenen  Aufzeich- 
nungen und  die  praktischen  Indices.  Eine  andere  Commission, 
an  welcher  jedoch  von  Europäern  nur  Vertreter  Englands  theil- 
nahmen,  bereiste  in  den  Jahren  1870 — 72  die  persisch-afghanische 
Grenze  unter  Leitung  des  Generals  Goldsmid,  und  letzterer  hat 
die  Ergebnisse  ihrer  Arbeiten  in  zwei  starken  Bänden  veröffentlicht  3). 
Von  den  dieser  Commission  durch  die  orientalische  Politik  und 
Unschlüssigkeit  bereiteten  Schwierigkeiten  und  Nörgeleien  ent- 
wirft der  Criticus  des  Athenaeum  eine  erheiternde  Skizze.  Die 
wichtigsten  Data  dieses  Berichtes  sind  in  Petermann' s  Mittheilungen 


MHecapa  no  pa3rpaHHieinio  Meacjiy  Typiiieio  H  Ilepciero.  Ct.  npHJioHieHieMT. 
oTieia  nepciiÄCKaro  KOMHccapa  o  tomt.  xe  nyTemecTBiii.  Ct.  Typeunaro  h 
nepcHÄCKaro  nepeßejn.  M.  A.  ranasoBT..  Ct.  KapTOK).  C.-IIeTep6yprT>  1877. 
pp.  IX.  VIII.  575.  gr.  8.  (Siyähet-näme-i-hudüd.  Beschreibung  einer  Reise 
längs  der  persisch-türkischen  Grenze  von  Chursid-Efendi,  früherem  Secretär  des 
türkischen  Cornmissärs  hei  der  Commission  zur  Grenzregulirung  zwischen  der 
Türkei  und  Persien.  Nebst  dem  Berichte  des  persischen  Cornmissärs.  Aus  dem 
Türkischen  und  Persischen  übersetzt  von   M.  A.    Gamazotv.) 

Früher  war  erschienen :  MaTepiaüH  juiH  reorpadnn  AsiaTCKOH  Typuni 
h  ITepciH.  —  HyTeBofi  jrcypHa.iT.  E.  H.  ^npiircoBa  pyccKaro  KOMiiccapa- 
nocpeÄHHKa  no  Typeu,KO-nepcH,ncKOMy  paarpanHieinro  1849  —  1852.  —  IIsjaHT. 
KaBKa3CKHMT.  ot^tuiomt.  IlMnepaTopcrcaro  PyccKaro  reorpathimecKaro  06- 
mecTBa  itoät.  pe^aKiüem  M.  A.  FaMa30Ba  ßuBinaro  cenpeTapa  pyccKoii 
nocpeÄHHiiecKOH  komhccIh.  (Ct.  KapToio  n  nopTpeTOMi.  E.  II.  lapHKOBa.)  — 
C.  IleTepöyprT,  1875.  gr.  8.  5  Bl.  pp.  CI.  805.  =  3aiiiicKH  KaBKa3CKaro 
OTÄiiia  IImii.  PyccK.  I'eorp.  06m.  T.  IX.  (Materialien  zur  Geographie  der 
asiatischen  Türkei  und  Persiens.  —  Reisejournal  E.  I.  Tschirilcotos  des  rus- 
sischen Cornmissärs  und  Vermittlers  bei  der  türkisch-persischen  Grenzregulirung 
1849  — 1852.  —  Herausgegeben  von  der  Kaukasischen  Abtheilung  der  Kais. 
Russ.  Geogr.  Ges.  unter  d.  Redaction  von  M.  A.  Gamazow ,  früher  Secretär 
der  russischen  Vermittelungs- Commission.  [M.  e.  Karte  u.  d.  Portrait  E.  I. 
Tschirikow's].  —  Bildet  den  IX.  Band  der  Denkschriften  der  Kaukas.  Abth. 
d.  K.  Russ.  Geogr.  Ges.)  Vgl.  den  Bericht  der  Abtheilung  über  dieses  mit 
einer  goldenen  Medaille  gekrönte  Werk  im  Jahresbericht  (Ottschot)  der  K.  R. 
G.  G.  für  1875  S.  61  —  64. 

3)  Eastern  Persia:  an  account  of  the  journeys  of  the  Persian  boundary 
commission  1870 — 71 — 72.  Vol.  I:  The  geography  with  narratives  by  majors 
St.  John,  Lovett  and  Evan  Smith,  and  an  introduction,  by  major-general  Sir 
Frederic  John  Goldsmid,  C.  B.  pp.  VIII.  473.  Vol.  II.  The  zoology  and 
geology,  by  W.  T.  Blandford,  F.  R.  S.  With  numerous  coloured  illustrations. 
Published  by  the  authority  of  the  government  of  India.  pp.  VIII.  516.  London, 
Macmillan  &  Co.  1876.  8.  42  s.  Rec.  v.  Andrew  Wilson  in  Academy  13.  Jan. 
p.  24;  vgl.  Athenaeum  N.  2554.  7.  Octob.  1876  p.  457  (ziemlich  absprechend 
und  nur  über  den  I.  Bd.)  und  die  sich  daran  knüpfende  Polemik  ib.  N.  2557. 
28.  Oct.  p.  562,  N.  2558.  4.  Nov.  p.  596,  N.  2559.  11.  Nov.  p.  624;  Geogra- 
phical  Magazine  1.  Oct.  1876  p.  273;  Saturday  Review  7.  Oct.  1876  N.  1093 
p.   451. 


10  Sälemann,   Neu- Iran. 

kurz  zusammengestellt  4) .  und  zugleich  hat  der  an  jener  Reise 
theilnehniende  Ingenieur  St.  John  auf  Grundlage  derselben  und 
der  übrigen  neuen  Forschungen  eine  ausführliche  —  jetzt  wohl 
die  beste  —  Karte  Persiens  5)  herausgegeben.  Von  übrigen 
Reisen  ist  als  zeitlich  ältester  der  Bericht  eines  Gesandten  des 
deutschen  Kaisers  an  den  persischen  Schah  aus  dem  Anfange 
des  XVI.  Jahrhunderts  zu  erwähnen,  welchen  Schefer  in  fran- 
zösischer Uebersetzung 6)  veröffentlicht  hat.  An  neueren  Werken 
liegt  Thielmann's  sehr  lesbare  Reise  in  den  Kaukasus  und 
die  angrenzenden  persischen  und  türkischen  Provinzen  jetzt  auch 
in  französischer  Bearbeitung  vor 7).  Seine  mit  mancherlei  Be- 
schwerlichkeiten verknüpfte  Tour  durch  Russland  und  Persien 
beschreibt  in  vielleicht  zu  blühendem  Stile  Arnold*),  und  ob  dessen 
weitläufige  Auslassungen  über  das  Verhältniss  zwischen  Russ- 
land und  der  Türkei,  sowie  die  ganze  antiislamische  Tendenz 
dem  Buche  gerade  zur  Zierde  gereichen .  mag  dahingestellt 
bleiben.  Schilderungen  von  der  persisch-turkmenischen  Grenze  ver- 
danken   wir    Baker3)    und    Napier10).      Letzterer,    über   welchen 


4)  Persien  nach  den  Arbeiten  der  Englischen  Grenz-Commission  1870 — 72. 
I.  Abriss  der  physischen  Geographie  von  Persien.  Von  Major  Oliver  B. 
St.  John,  Mitgliede  der  Commission.  (Nebst  Karte,  s.  Tafel  4.)  PM.  XXTTT,  2 
p.   66—72. 

5)  Persia  compiled  prineipally  fiom  original  authorities,  by  Orders  ofH.  M. 
Secretary  of  State  for  India.  [In  6  sheets,  scale  16  miles  to  1  inch.  London, 
Trübner  1S76.  10  s.  6  d.]  Vgl.  PM.  XXIII.  2  p.  75;  Aus  allen  Welttheilen 
1877   p.  337. 

6^  Iter  Persieum  ou  description  du  voyage  en  Perse  entrepris  en  1602 
par  Etienne  Kakasch  de  Zalonkemeny  envoye  comme  ambassadeur  par  l'empereur 
Rudolphe  II  ä  la  cour  du  grand-duc  de  Moscovie  et  ä  celle  de  C'häh  Abbas, 
roi  de  Perse.  Relation  redigee  en  allemand  et  presentee  ä  l'empereur  par  Georges 
Tectander  von  der  Jabel.  Traduction  publice  et  annotee  par  Ch.  Schefer. 
Paris.  E.  Leroox  1877.  pp.  XXII.  120.  18".  5  fr.  Mit  Portrait  und  Karte 
I     X    de   la   Bibliotheque  Orientale   elzevirienne). 

7)  Le  Caucase,  la  Perse  et  la  Turquie  d'Asie.  D'apres  la  relation  de  M. 
le  baron  de  Thielmann.  Par  le  baron  EWnouf.  (Enriehi  d'une  carte  et  de 
20  gravures).  Paris,  E.  Plön  et  Cie.  1876.  pp.  :)i\S.  18".  4  fr.  —  Ueber 
eine  englische  Uebersetzung  der  Thielmann'schen  Reise  vgl.  Edinburgh  Review 
Jan.   1877".     Vol.  CXLV.  p.  44—67. 

8)  Through  Persia  by  Caravan.  By  Arthur  Arnold.  2  vols.  London, 
Tinsley  Brothers  1876  pp  670  8  28  s.  Rec.  von  Coutts  Trotter  in  Ar 
1 « • .  März  p,  201;  und  in  Sat.  Rev.  27.  Jan.  p.  110.  (Zum  Theil  ist  es  «du  ein- 
facher Abdruck  früherer  Aufsätze   in   der  Contemporary    Review) 

9)  Clouds  in  the  East:  travels  and  adventures  on  the  Perso-Tujkoman 
frontier.  By  Valentine  Baker.  With  [3]  maps  and  [1<i|  illustrations.  London 
L876  pp.  380  8  18  s.  Second  edition,  revised.  ib.  Chatto  and  Windus 
L876.    pp.   XI    376.     8. 

l<ii  Extracts  from  a  diary  of  a  tour  in  Khorassan,  and  aotes  ofthe  eastern 
Alburz  tract.  By  Captain  the  Hon  Gf.  C.  Napier.  J,  of  the  R.  Geogr, 
Soc.  XLVT.  L876  p.  62—171,  mit  „Notes  on  the  Vomut  tribe  by  Kazi  Syud 
Ahmad". 


Salemann,  Ncu-Iran.  11 

auch  Goldsmidu)  und  Lomonossow12)  berichten,  hat  vom  Früh- 
jahre 1874  an  manche  bisher  unbekannte  Strecken  besucht,  und 
die  Resultate  seiner  Forschungen  sind  auch  schon  kartographisch 
verzeichnet  worden  13).  Gleichermassen  aus  Choräsän  bietet  Schind- 
ler 14)  manches  N^eue.  Derselbe  berichtet  auch  über  einige  im 
Herbst  1876  bei  Dämghän  ausgegrabene  Alterthümer 15).  Ueber 
Seistan  handelt  E.  Schlagtntweit16).  Zwar  gut  geschrieben,  aber 
nicht  besonders  viel  Neues  enthaltend  sind  Marsh's  17)  Aufzeich- 
nungen über  seine  Wanderungen  durch  Persien  und  Afghanistan. 
Das  südliche  Persien  endlich  bereiste  Dr.  Stolze  1S),  welcher 
eigentlich  zum  Theilnehmer  an  einer  leider  nicht  zu  Stande  ge- 
kommenen archaeologisch-geographischen  Expedition  in  jene  Gegen- 
den designirt  war.  Teheran  mit  Umgebung  behandeln  Polak  19) 
und    v.  Gall-Mosenberg 2Ü)   in    topographischer  Hinsicht.     Mit  dem 


11)  Captain  tho  Hon.  G.  Napier's  journey  cm  the  Turcoman  frontier  of 
Persia.  By  Sir  Frederic  Goldsmid.  Proceed.  of  the  R.  Geogr.  Soc.  7.  Apr. 
1876  p.   166—182. 

12)  A.  JIomohocobt,.  üyTeraecTBie  KairaTaiia  Hemipa  kt.  TypKineHO- 
nepcHÄCKOH  rpawiiri  (Reise  des  Capt.  Napier  zur  turkmenisch-persischen  Grenze). 
Izwestija  (Nachrichten)  der  K.  Russ.  Geogr.  Ges.  1877.  XIII.  Abth.  II.  p.  25 
— 33,  mit  einer  Karte  des  nordöstlichen  Persiens. 

13)  A  map  of  the  northern  frontier  of  Khorassan  with  part  of  Iran  and 
Mazandarän ,  to  illustrate  reports  by  Captain  the  Hon.  G.  Napier,  on  special 
duty  in  Persia.  Prepared  by  order  of  II.  M.'s  Secretary  of  State  for  India.  1876 
(PM.  VI  p.  230).  —  Vgl.  G.  F.  V.  Call.  Die  Persische  Provinz  Masenderan. 
Oest.  Mon.  f.  d.  O.  N.   11  p.   167  —  171. 

14)  Beschreibung  einiger  wenig  bekannten  Routen  in  Chorassän.  Von 
A.  H.  Schindler,  General  in  Persischen  Diensten.  (Hierzu  eine  Karte  Taf.  V.) 
Ztschr.  d.   Ges.  f.  Erdk.  z.  Berl.  XII  p.  215—229. 

15)  Notes  on  some  antiquities  found  in  a  mound  near  Damghan.  By 
A.  H.  Schindler.  JRAS.  IX,  2.  Juli  1877  p.  425—427,  mit  Tafel.  —  Vgl. 
Fritsch.     Baudenkmäler  in  Persien.     Zs.  f.  Ethnol.  IX  N.  5. 

16)  Seistan,  Persiens  Grenzprovinz  gegen  Afghanistan.  Von  Emil  Schlag- 
intweit.     Globus  XXXII  p.    170—173.    186—189.  200—202. 

17)  A  ride  through  Islam :  being  a  journey  through  Persia  and  Afghanistan 
to  India,  via  Meshhed ,  Herat  and  Kandahar.  By  Hippesley  Cunliffe  Marsh, 
Capt.  etc.  London,  Tinsley  Brothers  1877.  pp.  VIII.  214.  8.  14  s.  nebst  einer 
Karte.  Rec.  von  Andrew  Wilson  in  Ac.  17  Nov.  p.  463;  und  in  Sat.  Rev. 
20   Oct.  p.    48. 

18)  Dr.  Franz  Stolze's  Reise  im  südlichen  Persien  1875.  Von  H.  Kiepert. 
(Hierzu   eine  Karte  Taf.   IV.)   Ztschr.   d.   Ges.   f.   Erdk.  z.  Berl.  XII  p.  210—215. 

-  Dr.  F.   Stolze's  Reisen    im    südlichen  Persien.     I.    II.    Globus    XXXI   p.   311 
—315.  328—331. 

19)  Topographische  Bemerkungen  zur  Karte  der  Umgebung  und  zu  dem 
Plane  von  Teheran.  Von  Dr.  ./.  E.  Polak.  Mit  einer  Karte.  (Siehe  Taf.  III.) 
Mtthlgn:  d.  geogr.   Ges.   in   Wien.      N.  F.   X.    4   p.   218—225. 

20)  Das  Lärthal  bei  Teheran  und  der  Demavend.  Von  G.  Freiherr 
von  Call-Rosenberf) ,  k.  u.  k.  Vice-Consul  in  Constantinopel.  Ebenda  IX,  3 
p.  113 — 142.  Vgl.  G.  C.  Napier.  An  ascent  of  Demavend  in  1875:  Alpine 
Journal  N.  57   Aug.   1877   p.  256—262. 


12  Sälemann,  Neu-Iran. 

persischen  Golf  beschäftigen  sich  E.  Schlagintweit  21)  und  v. 
0 esterreicher  22). 

Leben  und  Treiben  im  modernen  Persien  haben  den  Stoff 
zu  verschiedenen  Brochüren  und  Artikeln  geliefert  23),  welche  zeigen, 
wie  Vieles  noch  an  einigermassen  geordneten  Zuständen  fehlt,  trotz 
der  europäischen  Reise  des  Schahanschahs ,  welche  anfangs  so 
grosse  Erwartungen  wach  rief.  Europäische  Vorkämpfer  der  Cultur 
in  Persien  bespricht  Polak  24),  und  der  Gesundheitsstation  (sie)  in 
Teheran  25)  widmet  der  „Globus"  eine  kurze  Notiz.  Novellistische 
Schilderungen  aus  dem  iranischen  Leben  giebt  de  Gobineau 26). 
Die  politische  Stellung  Persiens  endlich  zu  den  Tagesfragen  be- 
sprechen   Vamberi/21)  und  Partridge  28). 

Für  persische  Sprache  und  Literatur  ist  die  Ausbeute  des 
verflossenen  Jahres  verhältnissmässig  unbedeutend.  Abgesehen  von 
zwei  Eleinentargrammatiken ,  deren  eine  in  Constantinopel  29) ,  die 
andere  in  St.  Petersburg 3")  (zugleich  für  drei  tatarische  Dialekte) 
erschienen  ist,  bleiben  nur  Ghodzko's  Bemerkungen  gegen  Trumpp31) 


21)  Die  Uferstaaten  des  Persischen  Golfs.  Von  Emil  Schlagintweit. 
I.  II.   Globus  XXX   p.   362—365.   379—381. 

22)  v.  Oesterreicher.  Der  persische  Golf.  Oest.  Monatsschr.  f.  d.  O.  1877 
N.   12. 

23)  La  Perse  moderne.  Nassr-eddin-Sehah,  par  MM.  Gabriel  de  Broca  et 
Clement  Fontenilles.  Paris  1877.  pp.  31.  8.  —  Bilder  ans  Persien.  Illustr. 
Ztg.  LXVII  N.   1744. 

24)  Dr.  J.  E.  Polak.  Die  österreichischen  Lehrer  in  Persien.  Vortrag, 
geh.  am  13.  Dec.  1876.  (Vorlesungen  des  orientalischen  Museums).  Wien  1876. 
pp.  32.  gr.  8.  Holder  in  Comm.  60  Pf.  —  Vgl.  A.  G.  de  Manet.  La  Perse 
et  les  missions  lazaristes.     Kev.  du  Monde  cathol.    Mai   10,   1877. 

25)  Sanitätsreform  in  Iran.     Globus  XXXI  p.  299—300. 

26)  Comte  de  Gobineau.  Nouvelles  Asiatiques.  Paris,  Dentu.  1876.  pp. 
436.     8.   —  Vgl.  TR.   1877,  p.   9. 

21)  Persien  und  die  orientalische  Frage.  Von  H.  Vämbery.  AAZ.  Beil. 
N.  108.  18.  Apr.  p.  1625 — 26.  —  Vgl.  auch:  Russland  und  England  in  Vorder- 
asien.    AAZ.  N.  57.   26.  Febr.   p.    849—850. 

28)  The  policy  of  England  in  relation  to  India  and  the  East:  or,  Alexandria, 
Ispahan,  and  Herat.     By  J.   A.  Partridge.     Bespr.  in  Ac.   3.  März  p.   181. 

29)  „  &— :>-.  »XwO,  Precis  sommaire  des  elements  de  la  grammaire  persane", 
explique  en  turc ,  par  Mirza  Habib.  pp.  82  lithogr.  cf.  JA.  VII,  9  (1877). 
p.    138  nr.  85. 

30)  TpaMMaTiiKH  TypeiVKafl,  nepcH,iCKaa ,  KHprn:scKafl  h  y3oeKCKaa.  — 
Kmira  nepBan.  —  CocTaBH.it  MnxaH.it  TepemteBt.  Cno.  1875  (Türk.  pers. 
kirgiz.  u.  uzbekische  Grammatiken.  Buch  I.  —  Verfasst  von  Michail  Terentjew.) 
2  Bl.  209  pp.  8.  Dazu:  XpecToinaTia  TypeuKan,  nepcnjcKaa,  KnprnscKaa 
h  y:s6eKci;afl.  Ct>  npn.ioatenieMt  noiepKOBi  h  TaßjiHUH  .TBTO'incjeHifl.  — 
Iumia  BTopaa.  —  CocTaBH.it  Mnxan.it  TepeHTbeBt.  ibid.  1876.  (Türk.  pers. 
kirgiz.  u.  uzbekische  Chrestomathien.  Mit  Schrifttafeln  u.  Zeitrechnungstabelle, 
etc.)   1    Bl.    ins  pp.  u.  8  lithogr.  Taf.     8. 

3 1 )  A.  Chodzko.  Reponse  ä  Varticle  intitule :  Ueber  den  Accent  und  die 
Aussprache  des  Persischen.  Article  lu  a  une  seance  de  l'Academie  de  Munich, 
par  E.  Trumpp.  (Voy.  Sitzungsberichte  der  philosoph.  philolog.  histor.  Classe, 
1875.  Bd.  I,  Heft  11).     JA.  VII,  8  (1876).     p.  525—531. 


Salemann,  Neu-Iran.  13 

und  Fleischers  Glossen  zu  Bückert-Pertsch  32)  zu  verzeichnen. 
Und  allerdings,  da  die  so  durchsichtige  Grammatik  des  Persischen 
schon  in  Vullers  für  die  ältere,  Chodzko  und  Ibrahim-Fleischer 
für  die  neue  Sprache  ihre  competenten  Bearbeiter  gefunden  hat, 
ist  jetzt  wohl  die  Zeit  für  Detailforschungen,  besonders  in  Betreff 
der  Lautlehre,  gekommen. 

Was  die  Verzeichnung  und  Bearbeitung  des  Sprachstoffes 
betrifft,  so  bereichert  Blau  unsere  Kenntnisse  durch  einen  Auf- 
satz über  das  besonders  auch  fürs  Türkische  wichtige  Wörter- 
buch des  Nrmetullah  b.  Ahmad  b.  Mubärek  al-Bümi  (X.  Jahrb. 
d.  H.) 33).  Von  europäischen  Arbeiten  ist  Zenkers  Dictionnaire 
turc-arabe-persan  mit  dem  23.  und  24.  Hefte 34)  zu  glücklichem 
Abschlüsse  gediehen.  Für  praktische  Zwecke  brauchbar  —  und 
speciell  für  Beisende  berechnet  —  ist  Palmer 's  Handwörterbuch  35). 
Zum  Schluss  sei  noch  einer  neuerlich  bekannt  gewordenen  Quelle 
für  älteres  Persisch  erwähnt,  deren  Wichtigkeit  erst  kürzlich  de 
Lagarde  hervorgehoben  hat  36). 

Wenden  wir  uns  nun  zur  Literatur,  zunächst  zur  Dichtkunst, 
in  welcher  die  Perser  all  ihren  Glaubensgenossen  vorangehen,  so 
führt  Barbier  de  Meynard!  s 3?)  geistvolle  Uebersicht  in  die  Ge- 
schichte und  den  Character  derselben  ein.  Garem  de  Tassy's 
Allegories  u.  s.  w.  kamen  bereits  im  ersten  Hefte  zur  Erwähnung. 
Geschmackvolle  Uebersetzungen,  wie  sie  auch  noch  mehrere  unten 
zu  erwähnende  Werke  liefern,  haben  jedenfalls  den  Nutzen,  auch 
in  weiteren  Kreisen  die  Kenntniss  orientalischer  Poesie  zu  verbreiten. 

Zu  den  bedeutendsten  Erscheinungen  des  verflossenen  Zeit- 
raums   muss    ohne    Zweifel     Vullers     neue    Ausgabe    des    Schah- 

32)  Zu  Rückerts  Grammatik,  Poetik  und  Rhetorik  der  Perser.  Von  Prof. 
H.  L.  Fleischer.  ZDMG.  XXXI.  p.  563—581.  (Forts,  f.)  —  Vgl.  die  Besprechung 
desselben  Werkes  von  D.  Kaufmann.     MLA.  XLV  N.  45. 

33)  Ueber  Ni'met-ullah's  persisch-türkisches  Wörterbuch  von  Dr.  O.  Blau. 
ZDMG.  XXXI  p.  484-494. 

34)  Vgl.  LC.  1877  N.  25. 

35)  A  concise  dictionary  of  the  Persian  language.  By  E.  H.  Palmer, 
M.  A.  London,  Trübner  &  Co.  1876.  726  Sp.  8.  10  s.  6  d.  Rec.  von  Weil 
in  JLZ.  N.  15  p.  239;  in  Sat.  Rev.  30.  Dec.  1876  p.  817.  Vgl.  auch  Ac.  27. 
Januar  1877   p.    73. 

36)  The  fifty-third  chapter  of  Isaiah  aecording  to  the  Jewish  interpreters. 
vol.  I.  Texts,  edited  from  printed  books  and  mss.  by  Ad.  Neubauer,  pp.  XXIV 
402.  170.  vol.  II.  Translations  by  S.  F.  Driver  and  Ad.  Neubauer.  With 
an  introduetion  to  the  translations  by  Rev.  F.  B.  Pusey ,  Regius  Professor  of 
Hebrew,  Oxford,  pp.  LXXVI.  574.  8.  1877.  Oxford  and  London,  James  Parker 
and  Co.,  Leipzig,  T.  O.  Weigel.    Vgl.  P.  de  Lagarde  GGA.  St.  24  p.  737 — 748. 

37)  La  poesie  en  Perse,  lecon  douverture  faite  au  College  de  France,  le 
4  decembre  1876  par  C.  Barbier  de  Meynard,  professeur  au  College  de 
France.  Paris,  Leroux  1877.  (T.  XII  de  la  Bibliotheque  Orientale  elzevirienne.i 
pp.  74.  18.  2  fr.  50  c.  —  Vgl.  Eine  Geschichte  der  persischen  Dichtung. 
MLA.  XLVI  N.  28.  —  Sat.  Rev.  XLV.  N.  1158,  5.  Jan.  1878,  p.  29.  —  B. 
de  Meynard.  Leejon  d'ouverture  du  cours  de  litterature  persane.  Le  Monde 
Jan.   17,   1877. 


14  Salemann,  Neu- Iran. 

name  3Ö)  gezählt  werden,  mit  welcher  sich  die  um  unsere  Studien 
so  wohlverdiente  BriU'sche  Officin  neuen  Anspruch  auf  den  Dank 
aller  Freunde  des  Orients  erworhen  hat.  Freilich  über  das  Mass 
dessen ,  was  als  authentisch  in  den  Text  aufzunehmen  ist ,  können 
für  jetzt  noch  die  widersprechendsten  Ansichten  geäussert  werden, 
da  der  unkritische  Geist  und  die  Interpolationssucht  orientalischer 
Abschreiber  wohl  selten  an  einem  Schriftwerke  sich  so  arg  ver- 
sündigt hat,  wie  an  Firdausi's  unsterblichem  Epos.  Und  leider 
fehlt  uns  immer  noch  Mohl's  reiche  Variantensammlung.  Um  so 
mehr  müssen  wir  dem  neuen  Herausgeber  Dank  wissen,  dass  er 
das  ihm  zugängliche  Material  vollständig  bietet,  und  in  handlicher 
Form.  Der  jetzt  beendet  vorliegende  Band  umfasst  den  Text  bis 
zur  Hälfte  des  zweiten  Bandes  der  Pariser  Ausgabe ,  mit  allen 
Zusätzen  der  Turner  -  Macanschen  und  kritischem  Apparate ,  in 
welchen  auch  die  Glossen  des  Malik  ul-su'arä  i  Träqein  Mehrem 
(v.  J.  1868)  aufgenommen  sind.  Die  vollständige  Ausgabe  wird 
aus  vier  Bänden  bestehen,  und  wie  es  heisst  soll  das  ganze  Werk 
durch  ein  Lexicon  Schahnamianum ,  woran  der  verdiente  Heraus- 
geber schon  seit  langen  Jahren  arbeitet,  würdig  abgeschlossen  und 
erst  recht  nutzbar  gemacht  werden. 

Der  Ausgabe  des  Grundtextes  schliessen  sich  verschiedene 
Uebersetzungen  an,  unter  welchen  derjenigen  MpMs  als  der  voll- 
ständigsten die  erste  Stelle  gebührt.  Der  vom  unvergesslichen 
Gelehrten  selbst  schon  in  Aussicht  genommene  Wiederabdruck 
derselben  ist  jetzt  von  seiner  Witwe  mit  bewunderungswürdigem 
Eifer  fast  schon  zu  Ende  geführt 3y)  und  damit  die  reifste  Frucht 
der  Studien ,  in  welche  Mohl  seine  Lebensaufgabe  gesetzt  hatte, 
allgemein  zugänglich  geworden.  Ebenso  in  neuer  Auflage  ist 
Schack's  40)  herrliche  Umdichtung  der  schönsten  Sagen  des  Königs- 
buches erschienen ,  ein  Beweis ,  welchen  Anklang  diese  von  echt 
dichterischem  Geiste  beseelte  Wiedergabe  so  fremdartigen  Stoffes 
beim   lesenden  Publicum    gefunden   hat.     Dem    italienischen  Leser 


38)  Firdusii  über  regum  qui  inscribitur  Schahname.  Editionem  Parisiensem 
diligenter  recognitam  et  emendatam  lectionibus  variis  et  additamentis  editionis 
Calcuttensis  auxit  notis  maximam  partem   critieis  illustravit  Joannen  Augustvn 

Vullers  etc.  Tomus  I.  Lugduni  Bataver,  lirill.  1877.  pp.  XXXVI.  520. 
gr.  8.  Vgl.  über  Fase.  I.  (1876)  Barbier  de  Meynard  Rev.  er.  187C.  11.  p. 
II.;  116  und  /.  Pizzi  Boll.  it.  N.  2—3  p.  25,  über  Fase.  II.  III.  letzteren 
ebenda  N.  23  p.  445. 

39)  Le  livre  des  rois,  par  Abou'l-kasim  Firdousi.  Traduit  et  commente  par 
Jules  Mohl.  Publik  par  Mme.  Mohl.  Paris,  Reinwald.  12.  I.  pp.  CIL  451, 
II  pp.  \  ;.(;.',  111.  pp.  VIII  502.  1876  -  .  IV  pp.  IV.  588,  V.  pp.  VIII.  558, 
VI.   pp.    VII    568.    1877    —   (vollständig  in   7    Bänden  ä   7   fr.   50  c). 

4ii i  Heldensagen  des  Firdusi.  In  drei  Bänden.  —  In  deutscher  Nach- 
bildung ncbsi  einer  Einleitung  von  Adolf  Friedrich  von  Schock.  Dritte  Auf- 
lage Stuttgart,  .1.  G.  Cotta  1877.  8.  I.  pp.  XI.  371.  II.  2  Bl.  pp.  412. 
III.  2  Bl.  pp.  418.  15  M.  Vgl  Fr.  liodc.iistt'dt:  Ein  paar  Bemerkungen 
über  A    F    v    Schack's  Firdusi.     AAZ.   Beil.  N.   130.    10.  Mai  p.  1989—91. 


Salemann,  Neu- Iran.  15 

versucht  Pizzi 4 x)  dasselbe  zu  bieten ,  dessen  Einleitung  über  die 
epische  Poesie  der  Perser  neben  derjenigen  Schack's  ihren  selbst- 
ständigen Werth  behauptet,  Leben  und  Schriften  Firdausi's  be- 
handelt Robinson  4i*). 

Einen  bisher  nur  dem  Namen  nach  bekannten  Zeitgenossen 
des  grossen  Epikers  führt  uns  Kazimirshi 42)  in  Auszügen  vor. 
denen  er  eine  kurze  Biographie,  Uebersetzung  und  Noten  beige- 
geben hat.  Das  Schriftchen  scheint  der  Vorläufer  einer  voll- 
ständigen Ausgabe  sein  zu  sollen,  welche  ein  tüchtiger  Ersatz  für 
die  —  aus  derselben  Handschrift  stammende  — ■  unzugängliche  und 
wie  es  heisst  schlechte  Teheraner  Lithographie  zu  werden  verspricht. 
Unter  den  Lyrikern  behauptet  Hafiz  43)  seinen  wohlverdienten  Platz 
in  der  Weltliteratur,  und  fast  jährlich  treten  neue  Uebersetzer 
auf,  die  seine  lieblichen  Poesien  nachzubilden  sich  beeifern.  Im 
neuen  Gewände  moderner  Versmasse  erwirbt  er  sich  durch  Boden- 
s/n/fs  44),  des  schon  als  Mirza  Schaffy  berühmten  und  beliebten 
Dichters,  vortreffliche  Uebersetzung  neue  Freunde.  Aus  Rückt  rfs  45), 
des  unerreichten  Kenners  und  Uebersetzers  persischer  Dichtkunst, 
Nachlasse  veröffentlichte  de  Lagarde  4e)  Nachahmungen  Hafizischer 
Ghazelen  und  Vierzeilen,  welche  alle  Vorzüge  Rückert'scher  Ueber- 
setzungsweise    an  sich  tragen.     Auch  Palmer*1)  lieferte  gelungene 


41)  Raeconti  epici  <lel  Libro  dei  Re  de  Firdusi,  recati  per  la  prima  volta 
dal  persiano  in  versi  italiani,  eon  un  discorso  d'introduzione  sull'  epopea  persiana 
da  ltalo  Pizzi.     Torino   1877.     8.     pp.   XXIV.   89G.      10   sh. 

41a)  Sketch  of  the  lifo  and  writings  of  Ferdusi,  a  Persian  poet  who  flour- 
ished  in  the  10th  Century,  by  <S.  Robinson.  London,  Williams  &  Norgate  1876. 
16.  pp.  II,  5—126.      1   s.   6   d. 

42)  Specimen  du  divan  (reeueil  de  poesies)  de  Menoutchehri  poete  persan 
du  V<-  siecle  de  l'hegire  (XIe  do  J.  C).  Texte,  traduetion  et  notes  par  A.  de 
Biberstein  Kazimirshi.  Versailles,  imprimerie  F.  Dax  1876.  pp.  55.  H.  8. 
Rec.  v.  Fr.  Dieterici  in  ZÜMG.  XXX  p.   7  72—3. 

43)  The  Diwän-i-Hafiz.  Calc.  Review  N.  CXXVIII.  April  1877.  p.  257 
—  275. 

44)  Der  Sänger  von  Schiras.  Hansische  Lieder,  verdeutscht  von  Frdr. 
Bodenstedt.  Berlin,  A.  Hofmann  1877.  pp.  XLHI.  211.  gr.  8.  6  M.  (Allg. 
Verein  f.  deutsche  Lit.  3.  Serie.  Bd.  5).  Vgl.  K.  Engel.  Der  Sänger  von 
Schiras.     AAZ.     Beil.  No.   272.     29.  Sept.     p.  4090—2. 

45)  Friedrich  Rückert  als  Uebersetzer.  Von  Prof.  Dr.  Spiegel.  Fr. 
Rückert:  Grammatik,  Poetik  und  Rhetorik  der  Perser,  neu  herausgesehen  von 
W.  Pertsch,  Gotha  1874.  in:  Nachgelassene  Gedichte  Friedrich  Rückert' s  und 
neue  Beiträge  zu  dessen  Leben  und  Schriften.  Nebst  wissenschaftlichen  Bei- 
gaben  von  Prof.  Dr.  Heinrich  Rückert  und  Prof.  Dr.  Spiegel.  Von  Dr.  C 
Beyer  in  Eisenach.  Mit  dein  Bildnisse  Fr.  Rückert's.  Wien,  1877.  X\  illi 
Braumüller,     pp.   XI.  446.     8.     Seite  400—405. 

46 1  Symmicta  von  Paid  de  Lagarde,  p.   178 — 198. 

47)  The  song  of  the  reed;  and  other  pieces.  By  E.  H.  Palmer.  London, 
Trühner.  187  7  VIII.  200  pp.  8.  5  s.  Rec.  v.  Weil  in  JLZ.  No.  15  p.  238; 
Saturday  Rev.  16.  Juni  p.  737.  Vgl.  Palmer*  Kritik  von  Hafiz  of  Shiräz;  se- 
lections  from  bis  poems,  translated  from  the  Persian.  By  Herman  Bicknell. 
London  1875.  in  Ac.  ;>o  Sept.  p.  331.  —  Vgl.  Select  translations  from  the 
original  Persian  of  Hafiz.      Calc.    1877.      Indian   Mirror  Press,  pp    42. 


\Q  Salernann,  Neii'Iran. 

Uebersetzungen  aus  Hafiz  und  anderen  persischen  und  arabischen 
Dichtern.  Ein  neues  Ghazel  des  Hafiz  hat  JBlochmann ** *)  ver- 
öffentlicht. Ueber  andere  persische  Dichter  ist  meines  Wissens 
nichts  erschienen,  ausser  dass  Whalley  Auszüge  aus  dem  Divan  der 
fürstlichen  Dichterin  Machfi48)  und  einiges  aus  'Umar  Chayyäm'18^) 
in  Text  und  Uebersetzung/  mitgetheilt  hat. 

Eng  an  die  Dichtung  schliessen  sich  die  Werke  in  Kunst- 
prosa. Da  ist  zunächst  einer  Constantinopolitaner  Ausgabe  von 
Sa'di's  Gulistän  und  dreier  türkischen  Uebersetzungen  desselben  zu 
erwähnen49),  welche  für  uns  allerdings  weniger  von  Belang  sind. 
Eine  Ausgabe  von  Sa'di's  Qasiden  bereitet  Bacher  vor.  Das  andere 
berühmte  Erzählungsbuch ,  Anwär-i-Suhaili,  liegt  in  neuer  Ueber- 
setzung von  Wollastou b0)  vor.  Chodzko,  der  uns  zuerst  mit 
dem  persischen  Theater  51)  bekannt  gemacht  hat,  wird  seine  Ver- 
öffentlichungen demnächst  in  der  Bibliotheque  Orientale  elzevirienne 
erneuern. 

Wenden  wir  uns  zum  Schlüsse  zu  den  ernsteren  Erzeugnissen 
der  persischen  Literatur,  so  ist  gegen  frühere  Jahre  wenig  zu  ver- 
zeichnen. Neue  Ausgaben  bisher  unedirter  historischer  Schriften 
sind  ausser  den  gleich  zu  erwähnenden  Quellenschriften  für  Ge- 
schichte Centralasiens  keine  unternommen  worden,  dagegen  wurden 
ältere  Unternehmungen  fortgesetzt.  Und  zwar  sind  von  liaverty's 
Uebersetzung  der  Tabakät-i-Näsiri  52)  weitere  zwei  Fascikel  heraus- 


47  a)  An  unpublished  Ghazal  by  Hafiz.  —  By  H.  Blochmann.  JASB. 
Vol.  XLVI,  Part  I,   No.  HI.  —    1877.  p.   237. 

48)  Translations  from  the  Diwan  of  Zib-un-nisa  Begam ,  poetically  styled 
'Makhfi',  daughter  of  the  Emperor  Aurangzib.  —  By  F.  Whalley.  JASB.  Vol. 
XLV,  Part  I,  No.  III.  —  187G.     p.  308—311. 

48  a)  Metrical  Translations  from  the  Quatrains  of  'Umar  Khayyäm.  —  By 
P.    Walley.     JASB.     Vol.  XLVI,  Part  I,  No.  II.  —  1877.  p.   158  — 1G0. 

49)  ..Üü*Jo  oUü  „Le  livre  du  Gulistän",  imprime  sur  im  beau  mscr. 
de  Mirza  Aga,  surnomme  Sähibi-Calem,  „le  calligraphe".  Imprimerie  imperiale. 
20  piastres.     JA.   VII,  9   (1877).     p.   135    no.  65.    —    ibid.    nr.   66:     ..L'XmJS 

c^h  *»«J>-.J    X^Vj  .j    „Version  turque  du  Gulistän"  de  Sadi;    impr.  de  cheikh 

lahia.  13  piastres.  —  ibid.  p.  136  nr.  67:  Idem,  par  feu  le  cheikh  ul-isläm 
Es'ad  efendi;  impr.  de  Suleimän  efendi.  16  piastres.  —  ibid.  nr.  68:  Idem, 
commentaire    de    Soudi;  impr.  d'Ali  pacha.     55   piastres. 

50)  The  Anwär-i-Suhaili,  or  Lights  of  Canopus,  commonly  known  as  Kali- 
iah and  Damnah,  being  the  fahles  of  Bidpäi,  translated  from  the  Persian  by 
Arthur  N.  Wollaston.  London,  Allen  1877.  pp.  XVIII.  504.  gr.  8.  Vgl. 
Saturday  Review  28.  Juli.  p.  119.  —  Soll  nach  einer  Notiz  in  Acad.  und 
Trübner's  Uec.  ausser  der  Octavausgabe  noch  in  Quart  mit  Illustrationen  er- 
scheinen. 

51)  Vgl.  Persische  Schauspiele.  D.  Neue  Blatt,  red.  v.  Fr.  Hirsch  1876 
No.  30. 

52)  The  Tabak  ät-i-Nä>irT  of  Minhäj-i-Saräj ,  Abu  'Umr-i-'Usmän,  son  of 
Mul.iammad-i-Minliaj,  al-JurjänT.  Translated  from  the  Persian,  by  Major  H.  G. 
Jtaverty.     Pasc.  VII.  VIII  (pp.  601—760).     London,  Gilbert  &  Rivington  1876. 


Salemann,   Neu- Iran.  17 

gekommen.  Gleichfalls  in  der  Bibliotheca  Indica  erschienen  drei 
neue  Lieferungen  von  Blockmann's  Ausgabe  des  Äln-i-Akbari 53) 
und  vier  des  Akbarnäme 54),  womit  zugleich  der  IL  Band  des 
letzteren  begonnen  ist.  Für  die  neuere  Geschichte  und  Geographie 
Centralasiens  sind  durch  des  gelehrten  Schefer  Bemühungen  zwei 
wichtige  Quellen  bekannt  geworden,  welche  nach  weiteren  Mit- 
theilungen aus  den  reichen  Handschriftenschätzen  des  Herausgebers 
begierig  zu  machen  geeignet  sind55).  Wenn  auch  nicht  gerade 
durch  glänzenden  Stil  hervorragend,  sind  diese  besonders  in  syn- 
taktischer Hinsicht  vom  Tatarischen  ziemlich  stark  beeinflussten 
Schriftwerke ,  was  ihren  Inhalt  anbetrifft ,  von  grosser  Bedeutung, 
da  sie  von  Augenzeugen  und  Zeitgenossen  herrühren  und  zu  der 
im  Orient  so  seltenen  Memoirenliteratur  gehören.  Für  die  Vor- 
trefflichkeit der  Textausgabe  und  der  Uebersetzung  bürgt  der 
Name  des  berühmten  Orientalisten. 

Von  den  übrigen  Wissenschaften,  welche  für  uns  allerdings 
nur  ein  untergeordnetes  Interesse  haben,  hat  allein  die  Medicin 
Beachtung  gefunden.  In  seiner  Untersuchung  über  Sucruta  be- 
spricht Dr.  Haas  auch  ein  persisches  Lehrbuch  der  Medicin 56) 
und  weist  dessen  indische  Quellen  nach. 

Die  Arbeiten  und  Veröffentlichungen  der  letzten  Zeit  über 
die  nicht  zum  persischen  Reiche  gehörigen  iranischen  Länder  sind 
fast  ausnahmslos  geographischer  Natur;  rein  sprachliche  Forschungen 
wurden  nur  in  sehr  geringem  Masse  angestellt. 


4.  (Bibl.  Indica  N.  S.  No.  332.  333).  —  Vgl.  dazu:  A  Reply  to  several  pas- 
sages  in  Mr.  Blochmann's  „Contributions  to  the  History  and  Geography  of 
Bongal",  No.  III.  —  By  the  Translator  of  the  Tabakät-i-Nasiri,  Major  H.  G. 
Raverty:  JASB.  Vol.  XLV,   Part  I,  No.  III.   —    1876.     p.   325—352. 

53)  The  Ain  i  Akbari ,  by  Abul  Fazl  i  Mubarak  i  'Allämi,  edited  by 
H.  Blochmann,  M.  A.  Fase.  18.  19.  20  =  Part  II  3—5.  (Bibl.  Ind.  N.  S. 
349.   350.   370.)   1876.   77.     4. 

54)  Akbar  Namah.  By  Abul  Fazl  i  Mubarak  i  Allami.  Edited  by  Mau- 
lawi  "Abd  Ur-Rahim.  Vol.  I.  fase.  5.  6.  II.  1.  (Bibl.  Ind.  N.  S.  No.  352. 
353.  362.  363.)      1876.   77.     4. 

55)  Publications  de  l'eeole  des  langues  orientales  Vivantes.  I.  Histoire  de 
l'Asie  Centrale  (Afghanistan ,  Boukhara ,  Khiva,  Khoqand )  depuis  les  dernieres 
annees  du  regne  de  Nadir  Chah  (1153)  jusqu'en  1233  de  l'Hegire  (1740 — 1818) 
par  Mir  Abdoul  Kerim  Boukhary  publie,  traduit  et  annote  par  Charles  Schefer. 
Texte  persan.  Paris,  Ernest  Leroux  1876.  pp.  III.  4.  (Gedruckt  in  Bulaq.) 
15fr.  —  II.  Traduction  francaise.  ib.  eod.  pp.  VII.  306.  8.  Nebst  Karte.  12  fr. 
—  III.  Relation  de  l'ambassade  au  Kharezm  (Khiva)  de  Riza  Qouly  Khan  publie, 
traduit  et  annote  par  Charles  Schefer.  Texte  persan.  Paris,  E.  Leroux  1876. 
pp.  lol.     8.      13  fr.     Rec.  in  LC  N.   8  Sp.   236. 

56)  ZDMG.  XXX.  1876  S.  630  ff.     Das   Buch    ist  betitelt    UAJl    q'Ax'0 

-£>Lw   ,i_XÄX*v  oder  kurzweg  .c.lX^IXww  v^-b  ,    und    der  Verfasser  nennt  sich 
Jahresbericht  187C— 1877.     Heft  II.  2 


18  SaUmann,  Neu- Iran. 

Was  zunächst  die  Kurden,  die  westlichsten  Ausläufer  des 
iranischen  Stammes,  betrifft,  so  orientiren  über  die  Stammeintheilung 
und  die  neueste  Geschichte  derselben  zwei  Artikel57). 

Mehr  ist  für  das  Gebiet  der  Süd-  und  Ost-Iranier  geschehen, 
und  verdankt  unsere  Kenntniss  desselben  werthvolle  Bereicherungen 
den  Engländern,  deren  Einfluss  von  Indien  aus  sich  in  jenen 
Gegenden  immer  weiter  ausbreitet. 

Nach  den  besten  Quellen  bearbeitet,  bietet  Hughes  Balucistan58) 
ein  reichhaltiges  Repertorium  alles  Wissenswürdigen,  sowohl  über 
das  persische  als  über  das  selbständige  Balucistan,  das  Gebiet  des 
Emirs  von  Khelat.  Notizen  über  das  persische  Balucistan  hat 
Schindler  b*)  aus  dem  Persischen  übersetzt,  und  alterthümliche 
Gebäudereste  in  Mekrän  Mockler 60)  beschrieben.  Die  englische 
Politik  in  jenen  Gegenden  besprechen  die  Saturday  Review  ü  •)  und 
ein  Anonymus62).  Die  Sprache  der  Balucen,  welche  trotz  starker 
lautlicher  Zersetzung,  viel  Alterthümliehes  erhalten  hat ,  fand  in 
Mockler  ü3)  einen  neuen  Grammatiker.  Kurze  Vocabulare  für  zwei 
Dialekte  derselben  Sprache  und  für  das  Brahuiki,  eine  vom  Ira- 
nischen lexicalisch  sehr  beeinflusste ,  vielleicht  ursprünglich  dravi- 
dische  Mundart,  finden  sich  in  Hughes'  oben  angeführtem  Buche  64). 


57)  Nicolas  de  Nasakine.  Die  Kurden  und  ihre  politische  Bedeutung 
für  die  Türkei.  Ausl.  N.  28.  9.  Juli  p.  557  —  559.  —  Die  Kurden  und  ihre 
Haltung  im  gegenwärtigen  Kriege.    AAZ.  Beil.  N.  361  vom  27.  Dec.  p.  5417 — 20. 

58)  The  country  of  Balochistan,  its  geography,  topography,  ethnology,  and 
history;  with  a  map,  [7]  Photographie  illustrations,  and  appendices  containing  a 
short  voeahulary  of  the  prineipal  dialects  in  use  among  the  Balochis,  and  a 
list  of  authentieal  road  routes.  By  A.  W.  Hvghes,  Bom.  uncov.  civil  Service. 
London:  George  Bell  &  Sons.  187  7.  pp.  294.  8.  12  s.  Vgl.  PM.  XXIII.  X.  G 
p.  229;  Ac.  14.  April  p.  318;  Saturday  Rev.  10.  Febr.  —  Dazu  ferner:  F.  G. 
Alexander.  La  eapitale  de  Beloutehistan:  La  Natura,  mars  10,  1877.  — 
H .   Capitaine.     Karrachee  et  ses  environs:     L'Exploration,  novb.   11.   1S77. 

59)  A.  H.  Schindler.  Notes  on  Persian  Belüchistän.  From  the  Persian 
of  Mirza  Mehdy  Khan.  Published  Teheran  July  1875.  JRAS.  IX,  I.  Oct.  187G 
p.   147  —  154. 

60)  On  Kuins  in  Makrän.  By  Major  Mockler.  ibid.  p.  121  —  134.  Mit 
einer  Tafel. 

61)  Lord  Lytton  at  Jacobabad:  Saturdav  Rev.  N.  1103  vol.  42.  16.  Dec. 
1876    p.   753—4. 

62)  Balutschistan  den  Engländern  unterworfen:    A.  a.  Weltth.  p.   337. 

63)  A  grammar  of  the  Baloochee  language  as  it  is  spoken  in  Makrän 
(ancient  Gedrosia) ,  in  the  persi-arabic  and  roman  characters.  By  Major  E. 
Mockler.  Henry  S.  King  &  Co..  London  1877.  pp.  XIII.  126.  8.  min.  5  s. 
Früher  sind  erschienen:  A  deseription  of  the  Mekranee-Beloocheo  dialect,  by 
E.  Peirce.  JBBAS.  vol.  XI,  nr.  XXXI.  1S75  p.  1  —  98,  und  Biluchi  Hand-Book. 
By  C  E.  Gladstone,  B.  C.  S.  Assisted  by  Hetu  Ram ,  Mean  Jiwan,  Munshis. 
Lahore  1874.  4.  pp.  79.  (Grammatik,  Vocabular,  kurze  Sätze  und  Gespräche, 
Briefe,  in   arab.   Schrift   und  mit  engl.  Uebersetzung.) 

Q4 )  Appendix  B.  A  short  vocabulary  of  the  Baloch  (Hill  Baloch  and 
Makräni  Baloch)   and   Brahuiki    (or  Kurgalli)   dialects.      pp.   238  —  246. 


Salemann,  Neu- Iran.  19 

Nördlich  von  Balucistan  beginnt  das  afghanische  Gebiet,  welchem 
Schlaginfooeit 65)  einige  Seiten  gewidmet  hat  und  zu  dessen  Geo- 
graphie Markhai»  c6)  Beiträge  liefert.  Bei  der  strategischen  Wichtig- 
keit dieser  Landstrecken,  als  Schutzwehren  der  englischen  Herr- 
schaft in  Indien,  ist  es  natürlich,  dass  denselben  von  den  Engländern 
besondere  Aufmerksamkeit  geschenkt  wird,  welche  zuletzt  auch 
der  Geographie  zu  Nutze  kommt.  So  behandelt  Raverty 67),  der 
tüchtige  Kenner  des  Afghanischen,  die  balueisch-afghanische  Süd- 
grenze ,  und  Utorburn's 68)  Buch  über  das  im  Norden  gelegene 
Bannu  und  die  englisch-afghanische  Grenze  hat  Gerland  69)  zu  seiner 
Darstellung  jener  Gegenden  als  Ausgangspunkt  und  Leiter  gedient. 
Hier  finden  sich  auch  einige  Sprichwörter  und  Märchen  der  Ein- 
geborenen in  Uebersetzung.  Aehnlichen  Inhalts  sind  die  Aufsätze 
Schlagintioeit's10),  deren  letztere71)  schon  die  Tagesgeschichte  und 
Politik  berühren.  Auf  diese  beziehen  sich  auch  noch  einige  Artikel 
im  Ausland  72)  und  in  der  Allgemeinen  Zeitung  73). 

Das  einzige  Werk,  welches  die  Sprache  und  Literatur  der 
Afghanen  behandelt,  ist  Plmvden's1*)  Uebersetzung  einer  afghanischen 
Chrestomathie. 


65)  Die  Besitzungen  des  Emirs  von  Afghanistan:  Globus  XXXII  N.  3  p.  43 
—47.     N.  4  p.    55  —  60. 

66)  Afghan  Geography.  By  C.  R.  Markham.  Proc.  R.  G.  Soc.  1876 
p.   241—252. 

67)  Major  H.  G.  Raverty.  Quetta  and  thc  Afghans:  Geogr.  Mag.  Nov. 
p.  288—290. 

68)  Bannu,  or  our  Afghan  Frontier.  By  S.  S.  Thorbum.  London, 
Trübner  &  Co.   1876.     8.     pp.  XII.   480.     18  s. 

69)  Bannu  und  die  Afghanen.  Von  Prof.  Georg  Gerland  in  Strassburg. 
I.  Globus  XXXI  p.  315—318.  II.  p.  331—333.  III.  p.  343  —  347.  IV.  p.  361 
—  364.    V.  p.  374-377. 

70)  Indiens  Grenznachbaren  gegen  Afghanistau.  Von  Emil  Schlagintweit. 
ibid.  XXX  pp.   105—107.   123—125. 

71)  Die  Lage  an  der  englisch-afghanischen  Grenze  von  E.  S.  AAZ.  Beil. 
N.  284.  10.  Oct.  1876  p.  4331.  Vgl.  Die  Lage  in  Afghanistan  von  E.  S. 
ibid.   1877   N.   275  p.   4121. 

72>  Die  neueste  Geschichte  Afghanistans.     Ausl.  N.   24.    11.  Juni  p.  462  ff. 

73)  Die  Nordwestgrenze  Indiens.  AAZ.  N.  142.  24.  Mai  p.  2149  —  51. 
(Kabul,  Ghazni).  —  Afghanistan  und  die  orientalische  Frage.  Von  H.  Vambery. 
ib.  N.   132.   12.  Mai   p.  2006. 

74)  Translation  of  the  Kalid-i- Afghani ,  the  text  book  for  the  Pakkhto  ex- 
amination,  with  notes,  historical,  geographica!,  grammatical,  and  explanatory. 
By   Trevor  Chichele  Plowden.     Lahore   1875.     8.     £  2/2  s. 


20 


Armenien. 

Von 

C.  Salemann. 

Durch  die  jüngsten  Kriegsereignisse  ist  Ai'menien  dem  all- 
gemeinen Interesse  näher  gerückt  worden,  wobei  die  geographischen 
und  ethnographischen  Verhältnisse  des  Landes  besondere  Berück- 
sichtigung gefunden  haben.  Die  Folge  davon  ist  eine  starke 
Bereicherung  der  Kartenliteratur  gewesen  ') ,  worunter  die  Kie- 
^yerfsche  2)  Karte  den  ersten  Platz  einnimmt.  Eine  Uebersicht  des 
Wissenswürdigsten  über  Armenien  verdanken  wir  der  Feder  des 
der  Wissenschaft  jetzt  leider  entrissenen  Neubegründers  der  arme- 
nischen Studien  in  Deutschland,  IL  Petermann's  3),  während  Iladde  ^) 
aus  seinem  grösseren  Reisewerke  über  die  von  ihm  und  Sievers 
in  Hoch-Armenien  unternommenen  Forschungen  Einzelnes  schon 
jetzt  veröffentlicht.    Von  der  Reise  des  französischen  Naturforschers 


1)  Karte  des  Kriegschauplatzes  in  Klein-Asien,  Armenien  und  Kaukasion. 
1  :  1,200,000.  Chromolithogr.  gr.  fol.  Braunschweig,  Westermann.  40  Pf.  — 
F.  Hnndthe.  Karte  des  Russisch-Türkischen  Kriegsschauplatzes  in  Asien.  Lith. 
qu.-gr.-fol.  Glogau,  Flemming  1877.  IM.  —  Carte  de  la  frontiere  russo-turquc 
dans  l'Asie  Mineure.     1  :  840,000.    Chromolith.    imp.-fol.    Wien,  Artaria  &  Co.    2  M. 

2)  H.  Kiepert.  Special-Karte  des  türkischen  Armeniens,  nach  allen  vor- 
handenen Quellen,  besonders  den  Aufnahmekarten  des  russischen  Gebietes  vom 
Kaukasischen  Generalstabe,  einschliesslich  der  1829  und  1854 — 55  auf  türkischem 
Gebiete  ausgeführten  militärischen  Recognoscirungen,  sowie  nach  sämmtlichen 
veröffentlichten  Reiseberichten  und  Wegeskizzen  zusammengestellt.  1  :  500,000. 
Autogr.,  chromolith.  und  color.  2  Blatt,  gr.  fol.  Berlin,  D.  Reimer  1877.  (In 
Umschlag.)     3  M.  —  PM.   1877.     XXIII,  8  p.  306. 

3)  H.  Peter  mann,  Armenien  in:  Rcal-Encyclopädio  für  protestantische 
Theologio  und  Kirche.  Unter  Mitwirkung  vieler  protestantischen  Theologen  und 
Gelehrten  in  2.  durchgängig  verbesserter  und  vermehrter  Auflage  hgg.  v.  Proff. 
I>I>.  J.  ./.  Herzog  und   G.  L.  Plitt.    Bd.  I.    S.  663  ff.    Leipzig,  Hinrichs   1877. 

4)  Das  Thal  des  oberen  Euphrat.  Von  Dr.  Radde.  Izvestija  d.  kaukas. 
Abth.  d.  K.  Kuss.  Geogr.  Ges.  IV.  4.  1876  (russisch).  —  Die  Ebene  des 
oberen  Prat.  Von  Dr.  &.  Radde.  PM.  XXIII.  1877.  7.  p.  260— 267.  —  Der 
Bin-göl-dagb ,  der  Tausend  See'n-Berg,  das  Quellgebirge  des  Aras.  Von  Dr.  (}. 
Radde.     (Nebst  Originalkarte,  s.  Tafel  20.)     ebenda  11  p.  411 — 422. 


Salemann,  Armenien.  21 

Theoplrile  Deyrolle  5)  gibt  der  Globus  6)  ziemlich  ausführliche  und 
illustrirte  Auszüge.  Ihre  Erlebnisse  im  Araratlande  beschreiben  die 
amerikanischen  Missionare  M.  und  A.  West 7)  und  der  Engländer 
J.  Brijee  8),  welcher  auch  im  Mai-Heft  des  „Alpine  Journal"  seine 
im  September  1876  ausgeführte  Besteigung  des  Ararat  erzählt,  bei 
welcher  Gelegenheit  der  Redacteur  D.  W.  Freshfield  Notizen  über 
frühere  Besteigungen  des  Sagenreichen  Berges  zusammenstellt.  Der- 
gleichen sind  auch  von  ChodzJco9)  und  Stuart10)  beschrieben  worden. 
Auf  die  neuesten  Ereignisse  und  Verhältnisse  beziehen  sich  einige 
Aufsätze  in  Zeitschriften  n),  und  insbesondere  hat  die  gedrückte  Lage 
der  türkischen  Armenier  Anlass  zu  Broschüren  12)  gegeben,  welche, 
theils  an  die  betreffenden  Instanzen  gerichtet,  theils  mehr  für  das 
allgemeine  Publikum  berechnet,  immerhin  als  Zeichen  der  Zeit 
Beachtung  verdienen.  Zur  älteren  Geschichte  nennen  wir  eine 
numismatische  Abhandlung  Blaus13)  und  de  Longperiers1*)  Notiz 
über  den  altarmenischen  Ortsnamen  Bäßvoda  =  Baybert. 


5)  T.  Deyrolle.  Viaggio  nel  Armeuia  e  nel  Lazistan.  Milano  (Trevers) 
1877.  250  pp.  8.  21  Karten.  —  TL  Deyrolle.  Voyage  dans  le  Lazistan 
et  1'Armenie:  Tour  du  monde  1876.     I  semestre  p.  369 — 416. 

6)  In  Türkisch-Armenien :  Globus  1876.  XXIX.  No.  22  p.  340—344; 
No.  23  p.  353—358;  XXX.  No.  21  p.  321—327;  No.  22  p.  337—343;  No.  23 
p.  353 — 358;  No.  24  p.  369 — 375.  —  Vgl.  auch:  Erzerum,  die  Hauptstadt  vou 
Türkisch-Armenien:  Aus  allen  Welttheilen.  Juni  1877.  p.  276 — 278  (mit 
Abbildung).  —  Am  Wan-See  in  Türkisch-Armenien:  ebd.  Juli  1877.  No.  10. 
p.  315.  —  D.  Klein.     L'Armenie  et   les  Armeniens:    L'Exploration,  Dec.  2. 

7)  M.  and  A.  West.  The  Komance  of  Missions;  or,  Inside  Views  of  Life 
and  Labours  in  the  Land  of  Ararat.     New  York   1876.     710  pp.     8. 

8)  James  Bryce.  Transcaucasia  and  Ararat:  being  notes  of  a  vacation 
tour  in  the  autumn  of  1876.  X,  410  pp.  8.  London  Macmillan  1877.  9  s. 
—  rec.  von  Freshtield  in  Ac.  2  Oct.  1877  p.  375;  in  Saturday  Review  17  Nov. 
1877  p.  616.  Vgl.  Westm.  Rev.  CV.  Jan.  1878  p.  258  (vol.  CIX  No.  CCXV 
=  N.  S.  vol.  LIII.     No.  I). 

9)  /.  S.  Cliodzlco.  Besteigung  des  Ararat:  Izvestija  d.  kaukas.  Abth.  d. 
K.  Russ.  Geogr.  Ges.    IV.  3.   1876.  p.   157  —  169   (russisch). 

10)  Tho  Ascent  of  Mount  Ararat  in  1856.  By  Major  Robert  Stuart: 
Proceedings  of  the  Roy.  Geogr.  Society.      19.  Jan.    1877.     p.    77 — 92. 

11)  Freiherr  Schweiger- Lerchenfeld.  Das  neue  Vilajet  Wan:  Oesterr. 
Monatschr.  f.  d.  Orient.  1877.  No.  3.  p.  42 — 45.  —  Die  Russen  in  Armenion. 
AAZ.  No.  20.  20.  Jan.  1877.  p.  277 — 279.  —  Recognoscirungon  in  Armenien. 
AAZ.    Beil.  NN.   175—181. 

12)  Bittschrift  der  Einwohner  von  Wan  an  den  armenischen  Patriarchen 
von  Constantinopel :  Globus  1876.  XXX.  No.  23  p.  367 — 368.  —  Les  Arme- 
niens de  Turquie.  Rapport  du  patriarcho  armenien  de  Constantinople  ä  la  Sublime 
Porte.  Traduit  de  l'armenien  par  K.  S.  Achguerd.  Paris,  Leroux  1877. 
71  pp.  8.  1  fr.  50  c.  —  Memoire  sur  la  Situation  actuelle  des  Armeniens 
ot  sur  leur  avenir.  Respectueusoment  transmis  aux  chancelleries  des  Grandes 
Puissances  par  Seth  A.  Apcar.     Constantinopel. 

13)  O.  Blau.  Die  Herren  von  Sopheno  und  deren  Münzen:  Numismat. 
Ztschr.  IX,   1. 

14)  Adrien  de  Longi>6ricr.  Note  sur  une  balle  de  fronde  antique : 
Journ.  d.  Sav.  Sept.  1877   p.   577      580. 


22  Salemann,  Armenien. 

Ueber  armenische  Sprache  und  Literatur  im  allgemeinen  handelte 
Hübschmann 15) ,  und  zwar  ist  besonders  die  sprachliche  Stellung 
des  Armenischen  letzthin  Gegenstand  vielseitiger  Untersuchungen 
geworden.  Während  Hübschmann  16) ,  im  Anschluss  an  Lagarde's 
Theorie  von  verschiedenen  Schichten  iranischer,  speciell  persischer 
Elemente  im  Armenischen,  den  Grundstock  desselben  für  ein  selbst- 
ständiges Glied  der  indoeuropäischen  Sprachenfamilie  zu  halten  ge- 
neigt ist,  verficht  Müller11)  seine  frühere  Ansicht  von  dem  iranischen 
Charakter  der  Sprache.  Schweiger-Lerchenfeld's  l8)  hier  einschlagen- 
der Aufsatz  kann  nur  zum  Theil  als  zuverlässig  gelten.  Gramma- 
tisches und  Etymologisches  besprechen  Hübschmann10),  Fiele'20), 
F.  Müller-1)  und  Dervischjan  22) ,  letzterer  in  freilich  die  Kritik 
nicht  sehr  befriedigender  Weise.  Seine  und  seiner  Vorgänger  Er- 
klärungen armenischer  Vocabeln  stellt  de  Lagarde  23)  in  einer  al- 
phabetischen Liste  zusammen  und  giebt  zum  Schluss  ein  Verzeichniss 
baktrischer  Wörter,  welche  er  zu  verschiedenen  Zeiten  besprochen 
hat.  Eine  Fülle  von  Stoff  und  dazwischen  gestreute  inhaltreiche 
Notizen  stellen  dieses  Werk,  welches  ursprünglich  den  letzten  Ab- 
schnitt der  oben  erwähnten  „Symmicta"  bilden  sollte,  seinen  Vor- 
gängern — ■  auch  in  der  überaus  scharfen  Beurtheilung  fremder 
Versehen  —  würdig  zur  Seite.  Von  lexicographischen  Arbeiten  ist 
blos  diejenige  von  Jeritzpliocliian  2i)  zu  erwähnen. 


15)  Hübschmann.  Report  on  Armenian:  Transactions  of  tho  Philological 
Society   1877 — 79.     part.  I,  p.   G4 — 71. 

16)  Ueber  die  Stellung  des  armenischen  im  kreise  der  indogermanischen 
sprachen.     Ztschr.  f.  vgl.  Spracht".    XXXIII,   1.   1875.  pp.  5 — 49. 

17)  Ueber  die  Stellung  des  Armenischen  im  Kreise  der  indogermanischen 
Sprachen.  Von  Dr.  Friedr.  Müller.  SWA.  h.-phil.  Cl.  LXXXIV.  8.  Nov. 
1876.  p.  211—232.  —  Separat-Abdruck.  Wien  1877.  8.  Gerold's  Sohn  in 
Comm.     50  Pf. 

18)  Freiherr  Schweiger-Lerchenfeld.  Zur  Yölkerstellung  der  Armenier, 
Oesterr.  Monatschr.  f.  d.  Orient.      1877.     No.   12.     p.   189 — 193. 

19)  H.  Hübschmann.  Armeniaca:  Ztschr.  f.  vgl.  Spracht.  XXIII,  4.  1876. 
p.  400—407. 

20)  A.  Fick.  Arm.  neghem,  glukh,  thuz,  tsarr:  Btr.  z.  Kunde  d.  indog. 
Sprr.     I,  172—173. 

21)  F.  Müller.     Schwan  und  Taube:  ebenda  I,   163. 

22)  Armeniaca  I.  Das  altarmenische  JP.  Ein  Beitrag  zur  indo-europäischen 
Lautlehre.  Anhang:  Altarmenisch-baktrische  Etymologien,  von  P.  Seraphin 
Dr.  Dervischjan,  Mitglied  der  Wiener  Mechitharisten- Congregation.  Wien. 
Verlag  der  Mechitharisten-Congregation.  1877.  XI,  117  pp.  8.  6  M.  rec. 
v.  H.  Hübschmann  ZDMG.  XXX,  774  ff. 

23)  Armenische  Studien  von  Paul  de  Lagarde.  —  Aus  dem  zweiund- 
zwanzigsten  bände  der  abhandlungen  der  königlichen  gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zu  Göttingen.  Göttingen,  Dieterich'sche  vorlags-buchhandlung.  1877. 
216  pp.  4.  8  M.  Selbstanzcige  nebst  Nachträgen:  GGA.  1878.  St.  3  p. 
65—68. 

24)  G.  Ericfokhean  Bararan  Rousa-Hay  lezoui  =  G.  Iricpuchov  Russko- 
armjansky  slovarj.  2.  izd.  Tiflis  1876.  922  pp.  8.  4  Kübel  (bei  Friedend 
24  M.) 


Salemann,  Armenien.  23 

Was  die  reiche  Literatm-  der  Armenier  betrifft,  so  stehen  uns 
für  diesmal  über  den  Venediger  Verlag  nur  sehr  dürftige  Notizen 
zu  Gebote,  und  müssen  wir  uns  begnügen,  einige  meist  in  ßuss- 
land  erschienene  Werke  anzuführen.  Von  der  liturgischen  Li- 
teratur erschienen  eine  Ausgabe  der  armenischen  Kirchengesänge 
mit  europäischen  Noten  2ft),  und  eine  Sammlung  von  Hymnen  an 
die  h.  Jungfrau  2C).     Andere  Hymnen  bespricht  Neve  27). 

Zur  Kritik  der  älteren  armenischen  Historiker  sind  zwei  Auf- 
sätze von  A.  v.  Gutschmid  anzuführen,  der  eine  über  Moses  von 
Khorene  28),  der  andere  über  Agathangelos  2b),  deren  Quellen  und 
Glaubwürdigkeit  er  einer  genauen  Untersuchung  unterzieht.  Die 
dem  ersteren  zugeschriebene  Geographie  hat  an  Patkanov  30)  einen 
neuen  Uebersetzer,  Bearbeiter  und  Herausgeber  gefunden,  und  seine 
Forschungen  haben  zu  dem  Resultate  geführt,  nicht  Moses  von 
Khoren  sei  der  eigentliche  Verfasser,  sondern  höchst  wahrscheinlich 
ein  Schriftsteller  des  VII.  Jahrhunderts,  Anania  Schirakatsi,  dessen 
übrigen  Nachlass 31)  Patkanov  bei  dieser  Gelegenheit  besonders 
edirt.  Eine  Zusammenstellung  aller  Nachrichten  der  armenischen 
Historiker  über  die  Marzpanenzeit  hat  Kostaniants  32)  unternommen. 


25)  Les  chants  liturgiques  de  l'eglise  Armenienne  traduits  en  notes  musicales 
europeennes  par  Pietro  Bianchini  et  publies  par  la  Congregation  des  Peres 
Mekhitharistes.     Venise,  impr.  arm.  de  St.  Lazare.     pp.  XIII.  228.     4.     20  fr. 

26)  Laudes  et  llymni  ad  SS.  Mariae  Virginis  honorem  ex  Armenorum  bre- 
viario  excerpta  (sie?)  Mechitaristicae  corigregationis  opera  latinitate  donata. 
Venetiis,  in  S.  Lazari  insula.      123  pp.     4.     9  M. 

27)  F.  Neve.  Hymnes  armeniennes  aux  apotres  Saint  Pierre  et  Saint  Paul: 
Itevue  cath.  de  Louvain,  Juin   1877. 

28)  V.  Gutschmid.  Uebor  die  Glaubwürdigkeit  der  Armenischen  Geschichte 
des  Moses  von  Khoren.  Per.  ü.  d.  Vhdlgn.  d.  k.  sächs.  Ges.  d.  W.  ph.-h.  Cl. 
1876.     p.   1—43.  —   Sep.-Abdr.     Leipzig   1876.     43   pp.     8. 

29)  Agathangelos.  Von  Alfred  v.  Gutschmid.  ZDMG.  XXXI.  1877. 
p.  1—60.  Sep.-Abdr.  Leipzig  1877.  60  pp.  8.  —  rec.  v.  H.  H.[übschmann] 
LC.  1878.     No.  31  Sp.   1003. 

30)  Armjanskaja  geografija  VII  veka  po  J.  Ch.  (pripisyvavsajasja  Moiseju 
Chorenskomu)  —  Tekst  i  perevod  s  prisovokupleniem  kart  i  objasniteljnieh 
primecauij  izdal  K.  P.  Patkanov.  Sanktpetorburg  1877.  XXVIII.  84.  26  pp. 
8.  Vgl.  das  Resume:  Bulletin  du  Congres  international  des  orientalistes.  — 
Session    de   1876   ä    St.  Petersbourg.     ibid.   1876.     8.     p.  90—92. 

31)  Ananiayi  Sirakounvoy  mnacord*  banic  'i  Hayrapetoutfean  T.  T.  Georgay 
wehaqpar  Ka^ouyikosi  amenayn  Hayoc  i  loys  a£  X.  P.  —  S.  Poterbourg  1877. 
(II)   75  pp.     8. 

32)  (1)  Hiusoua£  banic  nahni  patmagrac  Hayoc  —  Patmou '  hin  zamanakac 
marzpanou^ean  i  llays.     Masn    aragin.     Wehmilirsapouh  —  Wahan  Mamikonean 

—  Sarahiuseal    i    K.  Kostaneanc    Gir^    aragin.     Wienna    1877.     pp.    203  (2). 

—  (2)    Hiusoua£z    Hayoc    hin    patmagrneri    hos^eric  —   Hayoc    marzpanneri    za- 
manakouac  patmouöiune  Aragin    masn  Wehmihrsapouh  —  Wahan   Mamikonean 

—  Grabaric  #argmaney  K.  Kostaneanc  Gir^  erkrord.  ib.   eod.     pp.  221  (2)  — 
(3)  Hiusoua^  —  Hayoc  marzpanneri  patmou    ean  aragin  masni  hamar  yaragaban, 


24  Salemann,  Armenien. 

Der  bisher  erschienene  erste  Theil  enthält  in  drei  Bändchen  die 
Auszüge,  ihre  neuarmenische  Uebersetzung  und  Beilagen.  Von 
besonderer  Wichtigkeit  für  die  Geschichte  des  Mittelalters  ist  die 
Ausgabe  der  Assises  dAntioche  33).  Eine  Geschichte  der  Katholi- 
kose  von  Etschmiadzin  hat  Msericmts  Mser  34)  geschrieben.  Wegen 
einer  von  einem  Augenzeugen  verfassten  Beschreibung  von  Birma 
(Birmanistan)  seien  noch  die  Etschmiadzin  er  Kalender  35)  für  1876 
und   1877   erwähnt. 

Ein  Lehrbuch  über  die  Notenschrift  der  Armenier  hat  Jerzin- 
kiants  36)  verfasst. 

Aus  der  schönen  Literatur,  meist  in  rieuarmenischer  Sprache, 
seien  zwei  Liederbücher37)  und  epische  und  dramatische  Schriften 
von  Patkanian  3S)  und  Sundukicm  3y)  angeführt. 

Zum  Schluss  mögen  hier  einige  Notizen  über  die  periodische 
Literatur  der  Armenier  folgen,  welche  wir  dem  Herrn  Cand. 
K.  Kostanitmts  verdanken.  Einen  hervorragenden  Platz  nimmt 
die  Monatsschrift  Ararat 40)  ein,  welche  unter  der  Leitung  der  Kloster- 


^an6i9ou^iun^,  zamanakagrouiHun  ev  patmakan  hatouatner  —  K.   Kostaneanc 
Gir*  errord  ib.  eod.  pp.  XXII.  (1)  240  (1).     kl.  8. 

33)  Assisses  d'Antioche  reproduites  cn  francais  et  publiees  an  sixieino  een- 
tenaire  de  la  mort  de  Sempad  le  Connetable,  lour  ancien  traducteui  armenien. 
Dediees  ä  l'Academie  des  inseriptions  et  belles-lettres  de  France  par  la  Societe 
Mekbitbariste  de  Saint-Lazare.  Venise  1876.  pp.  XXIII.  93.  4.  12  fr.  — 
rec.  von  E.  Miller  in  Journ.   d.   Sav.  Juli   1877   p.  407 — 409. 

34)  Msereanc  Mser,  Magistros:  PatmoiitMun  Ka^ouvikosac  Egmia^ni  i 
Simeonc  minc  c  Towhannes  VIII.  am^  tearn  1763 — 1831.  Moskoua.  tpagrou5iun 
Zarmayray  Msereanc   1876.     306  pp.     2  Rubel. 

A 

35)  Oracoyc   1876   ami.   und   1877   ami.     ä   20  Kop. 

36)  Erzinleeanc,  Eznilc  gahanay:  Dasagir^  Haykakan  Caj-nagroüe.  Tyliis 
1877.     50  Kop. 

37)  6hcnik,  ergaran  1876.  Erevan.  15  Kop.  (Vöglein,  ein  Liederbuch). 
—  Sohak  Hayastäni.  Bagou  1877.  2  Bde.  1  Rubel.  (Die  Nachtigall  von 
Armenien.     Baku). 

38)  Gr.  Patkanean  Ergagir.  Rostow.  1876.  (Epische  Dichtungen). —  oiusd. 
Sandouht.  oybergou^iun.     K.  Polis   1876   (Tragoedie.     Konstantinopel.) 

39)  G.  Soundoahean.    Pepo.    KatakergouiMun.     Tophis   1876.     (Lustspiel.) 

40)  Ararat  amsagir  kronakan ,  patmakan ,  banasirakan ,  baroyakan  ev  az- 
gayin:  erscheint  in  Wayarsapat,  gedruckt  in  Egmia^in,  zu  5  Bogen  oder  40  pp. 
4.  monatlich.  Jährlicher  Preis  4  Rubel  oder  20  Francs.  Aus  dem  Inhalt  der 
letzten  Jahre  seien  angeführt:  Geschichte  der  Verfolger,  der  Abtrünnigen,  der 
Sektirer  u.  dgl.  der  armen.  Kirche.  Vom  Erzbischof  Abel.  1876  II  ff.  —  Ueber 
die  geographische  Lage  der  alten  Städte  Armavir  in  Araga£otn  und  Arsakavan 
in  Arsarouni^,  von  demselben.  1876  II.  111.  und  V.  ff.  —  Einiges  über  Feth 
'Ali  Sah,  von  Gal.  Sirmazanean.  1876  IV.  ff.  —  Verzeichniss  der  vom  Katho- 
likos  Simeon  (im  XVII.  Jahrh.)  urdinirten  Geistlichen.  Vom  Bischof  Mkrtic 
nach  einer  gleichzeitigen  Urkunde.  1876.  V.  —  Die  Russen  und  Perser  bei 
Schuscha.  Von  Hacatur  Arjvcmeci  verf.  i.  J.  1828:  1876  V. —  Beschreibung 
des  Leichenbegängnisses  des  Katholikos  Nerses  V.  im  März  1857.     Von  Daniel 


Salemann,  Armenien.  25 

geistlichkeit  von  Etschmiadzin  erscheint;  sie  bietet  Dank  ihrem 
umfassenden  Programme  Kirchenhistorisches,  Geschichtliches  (meist 
nach  Urkunden  der  Klosterbibliothek) ,  Literarisch-Pädagogisches, 
Didaktisches,  und  auf  Leben  und  Cultur  der  Armenier  Bezüg- 
liches, nicht  nur  derjenigen,  welche  in  Russland  wohnen,  son- 
dern auch  der  türkischen,  ägyptischen,  persischen,  indischen  u.  s.  w. 
Gleichfalls  wohlverdientes  Ansehen  hat  sich  in  kurzer  Zeit  die 
von  Dr.  Abgar  Yowhannesean  in  Tiflis  redigirte  Vierteljahrsschrift 
„Phordz"41)  erworben.  Ausser  selbständigen  belletristischen  Ar- 
beiten finden  sich  in  ihr  auch  Uebersetzungen  (z.  B.  aus  Lessing's 
und  Schillers  Dramen),  Bearbeitungen  historischer  Urkunden,  und 
Recensionen  in  Russland  und  in  der  Türkei  neuerschienener  Werke 
in  armenischer  Sprache.  Den  Schluss  jeder  Nummer  bildet  eine 
politische  Rück-  und  Rundschau.  Meist  aus  den  reichen  Schätzen 
der  von  seinem  Vater  verfassten  und  hinterlassenen  Handschriften 
schöpft  der  Herausgeber  des  „Pharos"  42),  während  von  mehr  localem 
Interesse  sind  „Die  Biene  von  Armenien"  43),  ein  seit  1857  in 
Tiflis  erscheinendes  Wochenblatt  und  zugleich  die  älteste  armenische 
Zeitschrift  in  Russland,  und  der  von  Dr.  t! .  Artzruni  in  Tiflis 
1872  gegründete  und  redigirte  „Arbeiter"  44).  Letzteres  Blatt  er- 
schien anfangs  einmal,  dann  zweimal  wöchentlich,  und  seit  1877 
täglich.  „Die  armenische  Welt"  45) ,  eine  pädagogische  und  theo- 
logische Monatsschrift,  von  dem  Archimandriten  Cand.  Choren 
Stephane*  begründet  und  redigirt,  erschien  seit  1864  zuerst  in  Tiflis, 
dann  in  Schuscha  und  kommt  seit   1876   in  Baku  heraus;  sie  ent- 


Sahnazarean.  1876.  V.  —  Bischof  Nieol  und  der  Uebertritt  der  polnischen 
Armenier  zur  römisch-katholischen  Kirche.  1877.  I.  ff.  —  Beschreibung  einer 
Reise  unter  den  persischen  Armeniern  i.  J.  1842.  Von  Gal.  Sirmazancav . 
1877.  I.  ff. 

41)  <Porq,  azgayin  ev  grakannkan  eramseay  maten.  Tqrhis.  Jgg.  I.  1876. 
II.  1877.  Quartaliter  30-35  Bogen  oder  400-475  Seiten.  Preis  jährlich 
10  Rubel.  Die  beiden  ersten  Jahrgänge  enthalten  unter  anderem:  Biographie 
des  Erzbischofs  Karapet  (welcher  bei  der  Emigration  der  türkischen  Armenier 
aus  Erzerum  und  Umgegend  ins  russische  Gebiet  1828  u.  folg.  Jahre  thätig 
gowesen  und  1856  in  Achaltsikh  gestorben  ist):  1876  I.v1877.  III.  —  Auf- 
zeichnungen zur  Geschichte  des  armenischen  Theaters,  von  Cmtskean:  1876  1.  II. 
1877  HI.  IV.  —  Ueber  den  Handel  der  Europäer  in  Kilikien.  von  S.  Palasa- 
vcan:  1876  I.  —  Ueber  die  Vorrechte  der  Armenier  in  der  Türkei  und  die 
armenische  Constitution  von  A.  En~icecmc:  1876  I.  II.  1877/78  III.  IV.  — 
Beiträge  zur  Geschichte  des  Katholikos  Nerses  V.:  Die  Jugendzeit.  Von  dem- 
selben.     1877   IV.    1878   I.      Enthält  viele  unbekannte  Nachrichten. 

42)  tf>aros,  hmbagir  banasirakan  giteleac,  hratarakeal  i  Zarmayray  Mse- 
reanc.    V  1876.     50  Kop. 

43)  Meyou  Hayastani.  ^ayaj;akan,  azgayin,  banasirakan  lragir.  Tophis 
1876.   77.     Jährlich  7   Rubel. 

44)  Msak.  Tyhis   1876.   1877.     Jährlich   7   Rubel. 

45)  Haykakan  asharh  mankawarzakan  ev  krönakan  öragir.  Bagou.  Hay- 
kean   mardasirakan  £iikorou#ean  tparan.     3   Rbl.  jährlich. 


26  Salemann,   Armenien. 

hält  meist  vom  Herausgeber  verfasste  pädagogische  Artikel  und 
Predigten,  und  dient  zugleich  als  Organ  der  Bakuschen  Humanitäts- 
gesellschaft,  deren  Angelegenheiten ,  sowie  die  der  Gemeinde,  eine 
besondere  Abtheilung  der  Zeitschrift  füllen.  Speciell  für  Eltern 
und  Lehrer  berechnete  Aufsätze  über  Erziehungssachen  und  da- 
neben auch  Lesestücke  für  die  Jugend  enthielt  die  i.  J.  187  7 
eingegangene  Monatsschrift  „Die  Schule"  4li),  welche  seit  1873  von 
dem  Archimandriten  Cand.  jur.  Wahan  Bastmnean  geleitet  wurde 
Der  Vollständigkeit  halber  nennen  wir  endlich  noch  Gappel- 
letti's  kurze  historische  Notiz  über  die  Insel  San  Lazzaro47). 


46)  Dproc,  maiikawarzakan  amsagir.  Wayarsapat.  I  wans  S.  Gayanei  (im 
Kloster  d.  h.  Gayane). 

47)  G.  Cappelletti.  Storia  doli'  isola  di  S.  Lazzaro  e  della  congregazione 
dei  monaci  Armeni  unita  alla  storia  delle  magistrature  Venete.  Venezia  (St;il>. 
tipo-litogr.  di  M.  Fontana)  1877.  29  pp.  8.  [Dazu  die  St.  d.  m.  V.  151  pp 
8.  —   Zusammen   3   1.] 


27 


Kaukasu  s  1  an  d  e  r. 

Von 

A.  Socin. 

Für  das  gesammte  Kaukasusgebiet  hat  Mmnsarqf1)  in  russischer 
und  französischer  Sprache  eine  grossartig  angelegte  Bibliographie 
zusammengestellt.  Zahlreiche  Forschungen  über  jene  Gebiete  sind 
in  den  Nachrichten  der  kaukasischen  Abtheilung  der  kaiserlich 
russischen  geographischen  Gesellschaft  2)  und  denen  der  Gesellschaft 
der  Freunde  kaukasischer  Archäologie  :i)  niedergelegt.  Letztere  hat 
auch  ein  illustrirtes  Verzeichniss  von  Alterthümern  ihres  Museums  4) 
veröffentlicht.  Ethnographische ,  linguistische ,  archäologische  und 
geographische  Mittheilungen  enthält  ferner  das  auf  Befehl  S.  K.  H. 
des  Obercommandirenden  der  Kaukasusarmee  herausgegebene  kau- 
kasische Archiv  5).  Ueber  vorhistorische  Archäologie  des  Kaukasus 
hat  Bahradze  °)  geschrieben.     Die   geologischen  Verhältnisse  Kau- 


1)  Bibliographia    caucasica    et    transcaucasica.      Essai    d'uno    bibliographie 

systematique  relative  au  Caucase ,  la  Transcaucasie  et  aux  populations  de  ces 
contrees,  par  M.  Miansarof.  Tome  I.  Sect.  I  et  II.  St.-Petersbourg  1874— 7G. 
Leipzig  (Brockhaus  Comm.).  XLII,  804  pp.  8.  10  Eu.  —  Kec.  in  LC.  1877. 
No.  2.     Sp.  56. 

2)  Izvestija  der  kaukasischen  Abtheilung  der  kais.  russischen  geographischen 
Gesellschaft.     (Russisch).      1877.     (Inhaltsangabc  gelegentlich  in  PM.). 

3)  Izvestija  obscestva  ljubitelej  kavkazskoj  archeologii.  Vyp.  I.  Titlis 
1877.  39,  II  pp.  8.  (Nachrichten  d.  Gesellschaft  d.  Freunde  kaukas.  Archäo- 
logie.    Lfrg.   1.) 

4)  Objets  d'Antiquite  du  Musec  de  la  Societe  des  Amateurs  d'Areheologie 
au  Caucase.  Texte  russe  et  francais.  Accompagne  de  12  planches.  Dessinees 
d'apres  nature  et  sur  pierre  par  B.  Wyrotibojf.  Titlis  (Bäronstamm)  1877. 
Liv.  I.     33   pp.     4  M. 

5)  Kavkazskij  SbomiJe.  (Kaukas.  Archiv).  Hgg.  auf  Befehl  S.  K.  H.  d. 
Obercommandirenden  d.  Kaukasusarmee.  T.  II.  Tiflis  1877.  458  pp.  8. 
2  Ru. 

6)  D.  Z.  Bahradze.  O  doistoriceskoj  archeologii  voobsce  i  kavkazskoj  v 
osobennosti.  Iz  gazety  Kavkaz  1877.  Tiflis  1877.  81  pp.  12.  (Ü.  d.  vor- 
histor.  Archäologie  im  allgem.  u.  d.  kaukasische  insbesondere.  A.  d.  Ztg. 
„Kavkaz"). 


28  Socin,  Kaukasusländer. 

V 

kasiens  haben  Abieh1)  und  CernjavsJd8)  untersucht.  Ein  rus- 
sischer Militär  9)  berichtet  über  sein  Zusammenleben  mit  Schamil, 
Gralewski  u>)  schildert  die  Erinnerungen  seiner  langen  Gefangen- 
schaft im  Kaukasus.  Karten  der  Kaukasusländer  verdanken  wir 
Kiepert11)  und  dem  geographischen  Institut  in  Weimar12).  Reise- 
beschreibungen, welche  uns  nicht  blos.  wie  Jmnorski13),  den  Kaukasus, 
sondern  auch  angrenzende  Gebiete  schildern,  erhielten  wir  durch 
Tdfer1*),  Qunynghame 15) ,  Fitz-Roy  Cole16).  Andere  derartige 
Werke  sind  bereits  unter  Neu-Iran  und  Armenien  zur  Sprache  ge- 
kommen. Kürzere  Nachrichten  über  Reisen  geben  einige  Journal- 
artikel17). Kohn's  18)  ethnographischer  Aufsatz  bringt  nichts  Neues. 
Specielleres  erfahren  wir  noch  über  Naryschkiris  19)  archäologische 


7)  H.  Abich.  Mittheilungen  aus  dem  Kaukasus:  Verh.  der  Wiener  Geol. 
Reichs- Anstalt  1877.     2. 

8)  Vlaxliin.  Ivan.  Cernjavski.  Iz  izsledovanij  v  jugosapadnom  Zakavkazii : 
Izv.  I.    R.   Geogr.  Obs.     XIII.   1877.     No.   5,  p.  330—349. 

9)  Samilj  i  semja  ego  v  Kaluge.  Zapiski  vojcnnago  pri  nich  pristava  s 
1862  po  1865  (Schamil  u.  s.  Familie  in  Kaluga.  Aufzeichnungen  des  ihnen 
attachierten  Militärs  von   1862—65):  Russkaja  starina   1877.     Oct. 

10)  M.  Gralewski.  Kaukaz.  Wspomnienia  z  dwunastoletnioj  niewoli. 
Zoszyt  1.  Lwöw  1877.  8.  (Der  Kaukasus.  Erinnerungen  an  eine  zwölfjährige 
Gefangenschaft).     Preis  pro  Heft   1 — 5    7   M. 

11)  H.  Kiepert.  Karte  der  Kaukasusländer  und  der  angrenzenden  tür- 
kischen Provinzen  etc.  4  Bl.  Mst.  1 :  1,500,000.  Berlin  (D.  Reimer).  6  M. 
Karte  v.  Georgion,  Armenien  u.  Kurdistan.  2  Bl.  1:1,500,000.  Berlin  (D. 
Reimer). 

12)  Specialkarte  vom  europäischen  Russland,  der  Statthalterschaft  Kaukasus 
n.  den  angrenzenden  Thoilen  der  europäischen  -u.  asiatischen  Türkei  etc.,  auf 
Grund  der  im  kriegstopograph.  Depot  hearb.  u.  v.  der  kaiserl.  russ.  geograph. 
Gesellschaft  in  St.  Petersburg  hrsg.  Karte.  1  : 3,000,000.  Höhenschichten  v. 
Prof.  Dr.  O.  Delitzsch,  Seewege  von  Dir.  W.  v.  Freeden.  Red.:  Arnd.  4  Blatt. 
Kupferst.  m.  Farbendr.  u.  Colorit.  Imp.-Fol.  Weimar  (Geograph.  Institut). 
12  M. 

13)  H.  Jaworski.  Wspomnienia  Kaukazu.  Poznan  1877.  8.  Erinne- 
rungen aus  dem  Kaukasus.     3  Theile.     6  M. 

14)  The  Crimea  and  Transcaucasia ;  being  tho  Narrativc  of  a  Journcy  in  the 
Kouban,  in  Gouria,  Georgia,  Armeina,  Ossety,  Imeritia,  Swanncty,  and  Mingrelia, 
and  in  tho  Tauric  Range.  With  2  Maps  and  Illustr.  By  Commander  J.  Buchan 
Telfer,  R.N.,  P.R.G.S.  London  (King)  1876.  2  vol.  610  pp.  8.  36  s.  — 
Rec.  in  Edinburgh  Reviow  Jan.   1877   vol.  CXLV.     p.  44. 

1 5)  Travels  in  tho  eastorn  Caucasus,  on  the  Caspian  and  Black  Seas,  Daghestau 
and  Frontier  of  Persia  and  Turkey  by  S.  A.  Cunynghamc.  —  Genannt  in 
Saturday  Review   10.  Febr.   1877. 

16)  Transcaucasia  by  H.  R.  Fitz-Roy   Cole.     1877. 

17)  Briefe  aus  d.  Kaukasus:  111.  Ztg.  1877.  LXIX  Nr.  1776.  1800.  — 
Reisen  im  Kaukasusgebiet:  Ausland  1877.  No.  24.  27.  —  Travels  in  tho  Cau- 
casus: Edinburgh  Review  Jan.  1877. 

18)  Kaukasien  und  soinc  Bewohner.  Von  Albin  Kühn:  Gronzboten. 
36.   Jahrg.  II.   Sem.      II.  Bd.      p.   385—394. 

19)  Otcot  P.  Naryskinych  soversennych  putosestvii  na  Kavkaze  (Sva- 
netiju)    s    archoologiceskoju   celiju ,    v    1867.      Mit   10   Tafeln.     Izv.   p.   325 — 368. 


Socin,  Kaukasusländer.  29 

Reise  in  Svanetien;  über  die  Abchasen  brachte  die  Allgemeine 
Zeitung20)  einen  zeitgem äs sen  Artikel;  das  Mingrelische  und  einige 
Alterthümer  in  Mingrelien  hat  Cagareli21)  kurz  behandelt;  eine 
georgische  Inschrift  hat  Brosset 22)  zu  chronologischen  Erörterungen 
Anlass  gegeben ;  einen  russisch  geschriebenen  Aufsatz  Bakradze's 
über  das  türkische  Grusien  hat  von  Seidlitz  23)  durch  eine  deutsche 
Uebersetzung  zugänglicber  gemacht.  Auf  die  Wichtigkeit  von  Baku, 
besonders  in  Bezug  auf  seine  Petroleumquellen,  haben  Fabritius  24) 
und  Gintl 25)  hingewiesen.  Ueber  kaukasische  Eisenbahnen  schrieb 
von  Call2G).  Des  Fürsten  Baratajef  werthvolle  Sammlung  geor- 
gischer Münzen  erwarb  das  Berliner  Münzkabinet 27). 

Zwei  Abhandlungen  über  das  benachbarte  Südrussland  mögen 
hier  angeschlossen  sein.  Ueber  den  Ursprung  einiger  Ortsnamen 
handelte  Harkavy 28) ,  die  archäologischen  Forschungen  auf  der 
Halbinsel  Taman  hat  Hertz %i9)   übersichtlich  zusammengestellt. 


20)  fto.     Die  Abchasen  und  ihr  Land:  AAZ.  1877.     No.   171. 

21)  A.  Cagareli  (Docent  d.  grusin.  Spr.  a.  d.  St.  Petersb.  Univ.).  Iz 
poezdki  v  Zakavkazskij  kraj  letom  1877  goda:  Journal  des  Min.  f.  Volksaufkl. 
CXCIV,  2.  Dec.  1877,  p.  208 — 231.  (Aus  einer  Reise  nach  Transkaukasien  im 
Sommer  1877). 

22)  Sur  uno  inscription  georgienne  de  l'eglise  patriarcalo  de  Mtzkhetha. 
Par  M.  Brosset :  Bulletin  do  l'Academio  des  Sciences  de  St.-Petersbourg  XXIII, 
p.  499—510. 

23)  Das  türkische  Grusien.  Nach  einem  in  russ.  Sprache  verfassten  Aufsatz 
des  Hrn.  D.  Bakradse  übersetzt  von  N.  von  Seidlitz:  RR.  1877.  Bd.  X. 
p.  325  —  371. 

24)  Baku  als  Centralpunkt  des  Uoberlandwoges  nach  Indion  von  W.  Fabri- 
tius:  RR.  1876.  Bd.  IX.  p.  421—444.  —  Die  heutige  Stadt  Baku  und  die 
Naphtha-Industrio  in  ihrer  Umgegend  von  W .  Fabritius:  RR.  1877.  Bd.  X. 
p.  33—50. 

25)  Heinr.  E.  Gintl.  Die  Potroleumgebiete  Bakus  u.  Persions:  Oesterr. 
Monatsschr.  f.   d.  Or.   1876,  p.   103. 

26)  G.  von  Call.  Eisenbahnen  im  Kaukasus:  Oesterr.  Monatsschr.  f.  d. 
Or.    1877,  No.  3. 

27)  J.  Friedländer  und  A.  von  Sallet.  Das  Königliche  Münzkabinet. 
Zweito  Auflage.     Berlin   1877,  p.  46. 

28)  Ueber  den  Ursprung  einiger  geographischer  Ortsnamen  auf  der  Halb- 
insel Taurion.    Vortrag  von  Dr.  A.  Harkavy:  RR.   1876.     Bd.  IX.  p.  313 — 323. 

29)  K.  Gere.  Istoriceskij  obzor  archeologiccskich  izsledovanij  i  otkrytij  na 
Tamanskom  poluostrove  s  konca  XVIII  veka  po  1859.  Moskau  1876.  118  pp. 
4.  Mit  einor  Karte.  12  M.  (K.  Hertz.  Geschichtliche  Uebersicht  der  archäo- 
logischen Forschungen  und  Entdeckungen  auf  der  Halbinsel  Taman  vom  Endo 
des   18.  Jahrhunderts  bis  zum   Jahre   1859.) 


30 


Kl  e  in  a  sie  n. 

Von 

A.  Sociu. 

Die  modernen  Zustände  Kleinasiens  werden  uns  erst  weiter 
unten  beim  türkischen  Reich  des  näheren  beschäftigen;  an  dieser 
Stelle  haben  wir  es  nur  mit  seinen  Alterthümern  zu  thun,  in  deren 
Erforschung  classische  und  orientalische  Philologie  zusammen- 
treffen. Für  die  älteste  Zeit  nehmen  Schlt'emann's  Ausgrabungen, 
wegen  deren  wir  auf  Starh's  l)  zusammenfassende  Recension  einfach 
verweisen,  nach  wie  vor  das  Hauptinteresse  in  Anspruch.  Die 
einen  bedeutsamen  Wendepunkt  im  Geldwesen  bezeichnende  Münz- 
geschichte Lydiens  [,,to  the  administrative  genius  of  Croesus  must 
be  ascribed  the  earliest  idea  of  a  double  currency  based  upon  the 
relative  values  of  gold  and  silver"]  hat  an  Head'1)  einen  sorg- 
fältigen Bearbeiter  gefunden.  Was  Muret's 3)  Abhandlung  Neues 
enthalten  mag,  ist  uns  leider  unbekannt  geblieben.  Ueber  carische 
Münzen  schrieb  Six*).  Das  englische  Prachtwerk  von  Woodh) 
führt  uns  Ephesus ,  das  französische  von  llayet  und  Thomas c) 
die  neuen  archäologischen  Entdeckungen  am  Launischen  Meer- 
busen   vor   Aussen.      Voi'wiegend    für   Archäologie    und    alte    Geo- 


1)  Stark  in  JLZ.  3.  November  1877,  p.  665,  Art.  633. 

2)  Vgl.  oben  p.   3,  No.   14. 

3)  -K.  Muret.     Monnaies    de  Lydie :  Melanges  de  Numismatiquo,  Jan. — April 

1877.  [Friederici  Bibl.  or.   1877,   no.   846]. 

4)  Monnaies  des  Satrapes  de  Caric.  Par  J.  P,  Six :  Numismatic  Chronielo, 
N.  S.   Vol.  XVII,  p.  81—81).     [Dazu  eine  Tafel.] 

5)  J.  T.  Wood.  Discoveries  at  Epbosus;  including  the  Site  and  Romains 
of  the  great  Temple  of  Diana.  With  numerous  Illustrations  from  original  Dra- 
wings  and  Photographs.     London   1876.     350  pp.     8.     63   sh. 

6)  Milet  et  le  golfe  Latmique:  Tralles,  Magnesie  du  Meandre,  Prione,  Milet, 
Didymes,  Iluracleo  du  Latmos.  Fouilles  et  explorations  archeologiques  faites  aux 
frais  de  MM.  les  barons  G.  et  E.  de  Rothschild  et  publikes  sous  les  auspiees  du 
Ministere  de  l'instruction  publique  et  des  beaux-arts  par  Olivier  Rayet  et  Albert, 
Thomas.  Paris  (J.  Baudry)  1877.  t.  I.  1  livr.  p.  1—116.  4.  atlas  in-folio 
pl.   1 — 2,    6—9,    13,   17,    22,    29.     25   fr.      Rec.    von    Maspero    in    RC.  2.  Febr. 

1878,  p.   73.     Revue  des  dcux  mondes    1.  Juni   1878,  p.   718. 


Socin,  Kleinasien.  31 

graphie  von  Interesse  sind  Hirschfeld's  7)  leider  noch  immer  vor- 
läufige Mittheilungen  aus  dem  südlichen  Kleinasien.  Das  Schlacht- 
feld am  Granicus  hat  uns  Kiepert  8)  veranschaulicht.  Auch 
( 'kristophe's 9)  Abhandlung  über  Ammianus  Marcellinus  streift 
wenigstens  die  östlichen  Grenzgebiete  Kleinasiens.  Die  mit  dem 
gegenwärtigen  Stande  der  keltischen  Forschungen  unvereinbare  An- 
sicht von  der  germanischen  Herkunft  der  kleinasiatischen  Galater 
hat  aufs  neue  Wieseler  10)  zu  beweisen  versucht.  Die  Völkerver- 
bältnisse  des  östlichen  Pontos  behandelte  Hansen  u).  Ueber  Cypern 
liegt  jetzt  das  grosse  Prachtwerk  des  Americaners  di  Cesnola12) 
vor,  und  wir  brauchen  nicht  ausdrücklich  auf  die  hohe  Wichtig- 
keit seiner  Forschungen  aufmerksam  zu  machen;  denn  es  stellt 
sich  mehr  und  mehr  heraus,  welche  eigenthümliche  Stellung  diese 
Insel  als  Vermittlerin  des  Ostens  und  des  Westens  eingenommen 
hat.  Die  Erklärung  der  eigentlich  cypriotischen  Inschriften  fällt 
der  classischen  Philologie  zu;  für  den  Orientalisten  bietet  nur 
Deecke's13)  Versuch,  die  cypriotische  Schrift  auf  die  neuassyrischen 
Keilzeichen  zurückzuführen,  ein  näheres  Interesse. 


7 )  Zur  Routenkarte  im  südlichen  Kleinasien.  Von  Di-.  Gustav  Hirschfcld. 
(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  VI.):  Zeitsehr.  d. .  Gesellsch.  f.  Erdkunde.  XII,  p. 
321—335. 

8)  Das  Schlachtfeld  am  Granicus.  Von  Heinrich  Kiepert.  (Mit  einem 
Kartchen):  Globus  Band  XXXII  No.    17,    1S77,  p.   263—  264. 

9)  Geographie  d  Ammien  Marcellin.  Asie  occidentale  ancienne  par  M. 
l'abbe  Christophe:  Bulletin  de  la  societe  de  geograpkie  de  Lyon.  Tome 
prcmicr.      No.    7.      Mai   1877.      p.    577— G06. 

10)  K.  Wieseler.  Die  deutsche  Nationalität  der  kleinasiatischen  Galater 
Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Germanen,  Kelten  und  Galater  und  ihrer  Namen! 
Gütersloh  (Bertelsmann)  1877.  VII,  85  pp.  8.  1,60  M.  Rec.  von  Hertzberg 
in  Studien    und  Kritiken    3.    1878,    p.  525 — 541;  von  R.  Buddensieg    in    JLZ. 

1877,  Art.   494. 

11)  R.  Hansen.  De  gentibus  in  Ponto  orientali  inde  a  Thermodonto 
fluvio  ad   Phasim  usojue  habitantibus.     Kiel   1877.     56   pp.     4. 

12)  Cyprus:  its  ancient  cities,  tombs  and  temples.  A  narrative  of  researches 
and  excavations  during  ten  years'  residence  in  that  island.  By  General  di 
üesnola.  London  (J.  Murray)  1877.  462  pp.  8.  With  Maps  and  Illustra- 
tions.  60  M.  Rec.  von  C.  P.  Newton  in  Academy  19.  Jan.  1878.  p.  58, 
26.  Jan.   1878.    p.  81;    Ath.   5.  Jan.   1878.    p.  24;   Saturday  Review    12.   Januar 

1878.  p.  52. 

13)  Der  Ursprung  der  kyprischen  Sylhenschrift,  eine  paläographisehe  Unter- 
suchung von  Dr.  W.  Deeclce.  Mit  vier  Schrifttafeln.  Strassburg  (Trübner) 
1877.     39   pp.     8.      1,80  M.  —   rec,   von  </.  in   LG.    1878,  Sp.   190. 


32 


Keilinschriften. 

Von 

Friedr.  Delitzsch. 

Den  Reigen  der  assyriologischen  Publicationen  eröffnet,  auf 
Umfang  der  Tendenz  und  des  Erfolges  gesehen,  Alfred  von  Gut- 
schmid's  Streitschrift ])  wider  die  Assyriologie  in  Deutschland, 
richtiger:  wider  Schrader.  Sie  kündigte  sich  selbst  an  als  „eine  Kriegs- 
erklärung nicht  gegen  die  Assyriologie"  —  denn  deren  gesunde 
Grundlagen  werden  anerkannt  — ,  sondern  als  „eine  Kriegserklärung 
gegen  die  in  ihr  bisher  herrschende  und  namentlich  in  England 
und  Deutschland  einseitig  verfolgte  unfruchtbare  Richtung,  welche 
mehr  oder  weniger  in  ein  historisches  Dilettiren  ausläuft",  und 
gruppirt  zu  diesem  Behuf  die  vom  Verf.  schon  früher  gegen  eine 
Reihe  historischer  Aufstellungen  der  Assyriologen  verlautb arten 
Zweifel  zu  einem  neuen  effectvollen  Ganzen.  Ihrem  ersten  und 
hauptsächlichsten  Zweck  nach  ist  sie  eine  von  schneidender  Rüge 
durchzogene  Mahnung  an  die  Assyriologen,  exakter  als  bisher  zu 
arbeiten  und  ernstlicher  Sicheres  und  Unsicheres  zu  scheiden.  In- 
soweit war  sie  auch  vollauf  berechtigt  und  dankenswerth.  Die 
Assyriologen ,  meinen  wir ,  sollen  sich  nie  verletzt  fühlen ,  wenn 
man    sie    wiederholt    nachdrücklich    daran    erinnert,    dass    die   Zeit 


1)  Neue  Beiträge  zur  Geschichte  des  alten  Orients.  Die  Assyriologie  in 
Deutschland.  Von  Alfred  von  Gutachmid.  Leipzig  (Teuhner)  1876.  XXVI, 
158  pp.  8.  4  M.  —  rec.  von  Th.  Nöldeke  in  LC.  12.  August  187G,  Sp. 
-1073  ft-.;  von  B.  Stade  in  JLZ.  1876,  p.  748  ff.;  von  Wellhausen  in  ThLZ. 
14.  October  1876,  Sp.  534  ff.;  von  J.  Oppert  in  GGA.  1.  November  1876,  p. 
1377  — 1400;  von  Rohling  in  Litcrar.  Rundschau  (Aachen),  1876,  Nr.  15;  von 
Baudissin  in  Jahrbücher  für  deutsche  Theologie,  1877,  Bd.  XXII,  p.  313  ff.; 
von  Goergens  in  Theol.  Literaturblatt  1877,  Nr.  7;  von  Grätz  in  Monatsschrift 
für  Geschichte  und  Wissenschaft  des  Judonthums,  hrsg.  von  Frankel,  fortges. 
von  Grätz,  Januar  1877,  p.  38  ff.;  von  Rühl  in  Neue  Jahrbücher  für  Philo- 
logie und  Pädagogik,  1877,  2.  Heft,  p.  117  ff.;  von  C.  A.  Volquardsen  in 
Historische  Zeitschrift,  hrsg.  von  v.  Sybel,  neue  Folge,  1.  Bd.,  2.  Heft,  p.  318 
ff.;  von  P.  de  Lagarde  in  Philol.  Anzeiger,  Bd.  VII,  p.  532  ff;  in  Grenzboten, 
1877,  Nr.  4;  in  Magazin  f.  d.  Lit.  des  Ausl.,  1877,  Nr.  22;  von  A.  H.  Sayce 
in  Ac.    19.  August   1876. 


Delitzsch,  Keilinschriften.  33 

vorüber  ist ,  in  welcher  ihre  Arbeiten  schwer  oder  gar  nicht  con- 
trollirt  werden  konnten  und  wurden;  sie  wissen  ja  selbst  am 
besten,  dass  ihre  Wissenschaft  zwar  auf  unerschütterlich  fester 
Grundlage  ruht,  dass  aber  ihr  Ausbau  kaum  erst  begonnen  hat, 
dass  in  linguistischer,  geographischer,  geschichtlicher  Beziehung 
noch  unendlich  viel  zu  thun  ist  und  dass  die  wenigen  Arbeiter 
auf  keilinschriftlichem  Gebiete  nicht  ausreichen,  um  mit  vereinigten 
Kräften  und  sich  ergänzendem  Ineinandergreifen  schneller  vorwärts 
zu  kommen.  Im  Uebrigen  mag  über  die  Berechtigung  des  Gut- 
schmid'schen  Angriffs,  was  seine  Zielscheibe  und  seine  Mittel  be- 
trifft, gestritten  werden.  Ist  es  doch  gerade  Schrader,  welcher 
zuerst  die  Assyriologie  von  den  Schranken  einer  unnahbaren 
Geheimwissenschaft  befreit  und  durch  seine  Schriften  zum  ersten 
Mal  wirkliche  Controlle  auch  den  Nichtassyriologen  ermöglicht  hat. 
Wie  viele  aber  oder  besser  wie  wenige  der  Schrader'schen  Auf- 
stellungen v.  Gutschmid  mit  Recht  anzweifelt  und  bestreitet,  wird 
Schrader's  Replik  zeigen,  der  wir  mit  um  so  höheren  Erwartungen 
entgegensehen ,  je  langsamer  sie  gereift  ist.  -  -  Im  Anschluss  an 
diese  Schrift  geschehe  hier  gleich  der  anderen  assyriologischen 
Arbeiten  historischen  Inhalts  Erwähnung.  Valdemar  Schmidt'?, 
Alte  Geschichte  Assyriens  und  Aegyptens  2),  ein  vom  assyriologischen 
Standpunkte  als  ausgezeichnet  anzuerkennendes  Werk,  dessen  erster 
Band  1872  erschien,  ist  in  einem  zweiten  Bande  zur  Fortsetzung 
und  zugleich  zum  Abschluss  gelangt;  dieser  zweiter  Band  enthält 
die  Geschichte  Syriens,  Aegyptens  und  des  Volkes  Israel.  —  Zur 
vergleichenden  assyrisch-hebräischen  Chronologie  gab  Julius  Oppert 
in  zwei  Abhandlungen  werthvolle  Beiträge :  die  erste 3)  will  dar- 
thun,  dass  abwärts  von  Salomo's  Zeitalter  die  Zeitangaben  der 
Bibel  auf  wissenschaftlich  begründeter  Zeitrechnung  benahen,  welche 
aus  gleichzeitig  mit  den  Begebenheiten  verfassten  Annalen  herrühren; 
die  zweite  4)  dagegen,  dass  aufwärts  vom  Exodus  eine  solche  Ein- 
reihung in  die  Zeitfolge  nicht  möglich  sei,  desshalb  nicht,  weil 
dieselben  Reihen  von  Zeitabschnitten  bei  den  Chaldäem,  auf  andere 
Begebenheiten  bezüglich,  nachweislich  gerade  mit  den  nämlichen 
Zahlen  dargestellt  sind.  —  Die  alte  Geographie  Vorderasiens  hat 
durch  zwei  kleine  Aufsätze  Sayces  sehr  beachtenswerthe  Be- 
reicherung erfahren:   während  der  eine5)  die  Lage    des  Heimaths- 


2)  Valdemar  Schmidt.  Assyriens  og  Aegyptens  gamle  Historie  eller 
Historisk-geographiske  Undersögelser  om  det  Gamle  Testamentes  Lande  og  Folk. 
Anden  Del.  Kjöbenhavn  (Wöldike)   1877.     XII,  521  —  1302   pp.     8. 

3)  Jules  Oppert.  Salomon  et  ses  successeurs;  Solution  d'un  probleme 
chronologique.  Paris  (Maisonneuve)  1877.  102  pp.  8.  (Extrait  des  Annales 
de  philosophie  chretienne,  tome  XI  et  XII,   1876). 

4)  Julius  Oppert.  Die  Daten  der  Genesis:  Nachrichten  von  d.  Kgl.  Ge- 
sellsch.  d.  Wissensch.  u.  d.  G.  A.  Universität  zu  Göttingen,  1877  Nr.  10,  p. 
201—223. 

5)  A.  H.   Sayce.      The    site  of  Pethor :  Ac.   16.  September   1876,    p.  291. 

Jahresbericht    1876—1877.    Heft  II.  '3 


34  Delitzsch,  Keilinschriften. 

ortes  Bileam's,  assyr.  Pitru.  hebr.  *rinE.  auf  Grund  keilinschrift- 
licher  Angaben  sicher  bestimmt,  weist  der  andere  6)  dem  biblischen 
UJ^Ki^S,  assyr.  Kargamis,  welches  noch  immer  mit  dem  am  Ein- 
fluss"  des  Chabur  in  den  Euphrat  gelegenen  Circesium  irriger 
Weise  identificirt  wird,  seinen  richtigen  geographischen  Platz  an. 

Das  bedeutsame  Werk  "The  Chaldean  Account  of  Genesis" 
des  berühmten,  am  19.  August  1876  durch  einen  jähen  Tod  der 
Wissenschaft  allzufrüh  entrissenen  englischen  Assyriologen  George 
Smith  erschien  in  einer  von  Hermann  und  Friedrich  Delitzsch 
besorgten  deutschen  Ausgabe 7) ,  bereichert  durch  sieben  ziemlich 
umfangreiche  Excurse  von  Friedrich  Delitzsch,  welche  manche 
neue  Aufschlüsse  über  die  babylonisch-assyrische  Sprache  und 
Mythologie  enthalten.  Der  erste  Excurs  skizzirt  die  Geschichte 
der  Entzifferung  und  Ausgrabung  der  assyrischen  Keilinschriften 
und  berührt  sich  mit  einem  gleichzeitig  geschriebenen  und  aus- 
führlicheren Aufsatz  Wellhmisen'ss)  über  den  Gang  der  Entzifferung; 
der  dritte  discutirt  die  Streitfrage .  ob  die  nichtsemitische  Be- 
völkerung Babyloniens  „sumerisch"  oder  „akkadisch"  zu  benennen 
sei,  und  entscheidet  sich  zu  Gunsten  Opperfs,  obschon  aus  anderen 
Gründen  als  denen,  welche  dieser  beigebracht  hat  9),  für  den  Namen 
„sumerisch"  als  den  allein  richtigen,  während  Lenormant  in  einem 
Appendix  zu  der  unter  dem  Titel  Chaldean  Magic  and  Sorcery 
erschienenen  englischen  Bearbeitung  seiner  Magie  beide  Bezeichnungs- 
weisen für  gleichberechtigt  erklärt.  —  Zum  Verständniss  des  ba- 
bylonisch-assyrischen Pantheons  gab  Lenormant  einen  geistvollen 
Beitrag10),  welcher  freilich  eben  durch  die  Menge  der  auf  engen 
Raum  zusammengedrängten  und  doch  theilweise  noch  fraglichen 
Lesungen,  Uebersetzungen.  Combinationen  zeigt,  wie  ausserordent- 


6)  Ders.  The  geography  of  Northern  Syria  according  to  the  Assyrian  in- 
sci'iptions:  Ac.   4.  November   1876,  p.   454. 

7)  George  Smith's  Chaldäische  Genesis.  Keilinschriftliche  Berichte  über 
Schöpfung,  Sündenfall,  Sintfluth ,  Thurmbau  und  Nimrod ,  nebst  vielen  anderen 
Fragmenten  ältesten  babylonisch-assyrischen  Schriftthums.  Mit  27  Abbildungen. 
Autorisirte  Uebersetzung  von  Hermann  Delitzsch.  Nebst  Erläuterungen  und 
fortgesetzten  Forschungen  von  Dr.  Friedrich  Delitzsch.  Leipzig  (Hinrichs) 
1876.  IX,  321  pp.  8.  —  rec.  von  A.  Dillmann  in  GGA.  1.  November  1876, 
p.  1401  ff.;  von  Baudissin  in  ThLZ.  11.  November  1876,  Sp.  577  ff.;  von 
ßickell  in  Zeitschrift  für  katholische  Theologie,  1876,  p.  123 — 131;  von  Zöclder 
in  Beweis  des  Glaubens,  12.  Bd.,  October  1876,  p.  525 — 538;  von  R.  Budden- 
sieg  in  Jahrbücher  für  deutsche  Theologie,  XXII,  1,  1877;  von  A.  H.  Snyce 
in  Ac.   5.  Mai    1877,  p.   393  f. 

8)  Wellhausen.  Ueber  den  bisherigen  Gang  und  den  gegenwärtigen  Stund 
fler  Keilschriftentzifferung:  Rheinisches  Museum,  N.  F.,  XXXI.  Bd.  1876,  p. 
153—175. 

9)  Sumerien  ou  accadien?  par  Jules  Oppert.  Paris  (Leroux)  1876 
8   pp.      8. 

10)  Les  dieux  de  Babylone  et  de  l'Assyrie,  par  Francois  Lenormant 
Paris  (Maisonneuve)   1877.     27   pp.     8.     (Extrait  de  |a  Revue  de  France). 


Delitzsch,  Keilinschriften.  35 

lieh  schwere  Aufgaben  auch  auf  religionsgeschichtlichem  Gebiet  der 
Assyriologie  noch  vorbehalten  sind. 

An  assyrischen  Keilschrifttexten  wurden  nur  wenige  zum  ersten 
Mal  oder  in  revidirter  Gestalt  herausgegeben.  Die  Assyrischen 
Lesestücke  Friedrieh  Delitzsch 's,  welche  dem  Mangel  einer  kleinen, 
nicht  zu  kostspieligen  Sammlung  methodisch  ausgewählter  assyrischer 
Keilschrifttexte  abzuhelfen  bezwecken,  erschienen  in  neuer  Auflage  1X) 
und  enthalten  neben  einer  wesentlich  umgearbeiteten  Schrifttafel 
vor  allem  die  Syllabare,  jene  für  das  Studium  der  sumerisch- 
assyrischen  Keilinschriften  grundleglich  wichtigen  Texte,  sowie  die 
Eponymenverzeichnisse  in  durchweg  revidirter  und  neu  classificirter 
Gestalt.  Von  den  Syllabaren  veranstaltete  auch  Lenormcmt  eine 
neue  Ausgabe12),  ohne  sich  jedoch  durch  vorhergängige  genaue 
Collation  der  Originale  von  den  vielen  Fehlem,  welche  der  früheren 
Publication  im  Londoner  Inschriftenwerk  anhaften,  zu  überzeugen 
und  vor  ihnen  zu  wahren.  Das  Fragment  vom  Kampf  zwischen 
Bei  und  dem  Ungeheuer  Tiamat ,  die  sechste  Tafel  der  Izdubar- 
legenden  sowie  zwei  zur  babylonischen  Weltschöpfungserzählung 
zugehörige  Textfragmente  übersetzte  und  commentirte  Fox  Talbot13), 
während  eine  andere  kleine  Inschrift,  welche  eine  babylonische 
Thurmbau-Sage  enthalten  soll,  von  Boscawen  leider  ebenso  un- 
genügend veröffentlicht  als  übersetzt  wurde  14).  Von  den  zwei  im 
vierten  Bande  des  Inschriftenwerkes  publicirten  Keilschrifttafeln 
mathematischen  Inhalts,  welche  aus  Senkereh  südöstlich  von  Ba- 
bylon stammen ,  machte  Lepsius  die  eine ,  deren  Vorderseite  ein 
höchst  wichtiges  Verzeichniss  der  babylonischen  Längenmasse  dar- 
bietet, zum  Gegenstand  einer  durch  Klarheit  und  Unbefangenheit 
gleich    ausgezeichneten  Abhandlung 15).      Die    populären  englischen 


11)  Assyrische  Lesestücke  nach  den  Originalen  theils  revidirt  theils  zum 
ersten  Male  herausgegeben  und  durch  eine  Schrifttafel  eingeleitet  von  Dr. 
Friedrich  Delitzsch.  Zweite  neu  bearbeitete  und  um  das  Doppelte  vermehrte 
Auflage.  Leipzig  (Hinrichs)  1878.  VIII,  107  pp.  4.  24  M.  —  rec.  von  Eb. 
Schrader  in  JLZ.  1878,  p.  629  f.;  von  J.  Offert  in  GGA.  14.  und  18.  August 
1878  (Stück  33  und  34),  p.  1025  ff.;  von  A.  H.  Sayce  in  Ac.  11.  März  1878. 

12)  Les  Syllabaires  euneiformes.  Edition  critique  classee  pour  la  premiere 
fois  methodiquement  et  precedee  d'une  introduetion  sur  la  nature  de  ces  docu- 
ments  par  Francois  Lenormant.  Paris  (Maisonneuve)  1877.  VII,  236  pp. 
8.  —  rec.  von  Friedrich  Delitzsch  in  LC.  18.  August  1877. 

13)  H.  F.  Talbot.  The  light  between  Bei  and  the  Dragon,  and  the  fla- 
ming  sword  whieh  turned  every  way  (Gen.  III,  24);  Ishtar  and  Izdubar,  being 
the  sixth  tablet  of  the  Izdubar  series;  Chaldean  aecount  of  the  creation:  Trans- 
actions  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology.  Vol.  V  (1877).  p.  1—21;  H7 
—121;  426—440. 

14)  W.  St.  Chad  Boscawen.  The  legend  ot  the  tower  of  Babel:  Trans- 
actions.     Vol.  V.     p.  303—312. 

15)  Die  babylonisch-assyrischen  Längenmasse  nach  der  Tafel  von  Senkereh. 
Von  R.  Lefsius.  (Aus  den  Abhh.  d.  Kgl.  Akad.  d.  Wissenseh.  zu  Berlin  1877  i. 
Mit  2  Tafeln.      Berlin  (Dümmleri    1877.     p.    105      144.      4.     4    M.      Yg\.    auch 

3* 


36  Delitzsch,  Keilinschriften. 

Uebersetzungen  ' e)  susianischer .  babylonischer  und  assyrischer  In- 
schriften, sowohl  der  schweren,  erst  in  Jahren  wahrhaft  verständ- 
lichen, als  der  weniger  schweren,  nahmen  nach  wie  vor  ihren 
leichten,  über  alle  Hindernisse  keck  hinwegvoltigirenden  Fort- 
gang. —  Die  assyrische  Schrift-,  Form-  und  Satzlehre  behandelte 
Sayce  in  seinen  in  London  gehaltenen .  an  anregenden  Einzelbe- 
merkungen reichen  Vorlesungen  l7);  speciell  der  assyrischen  Verbal- 
lehre galt  ein  weiterer  Aufsatz18)  desselben  Gelehrten,  während 
die  assyrische  Lautlehre  und  zwar  einer  ihrer  verwickeltsten  Ab- 
schnitte ,  nämlich  die  Lehre  von  den  Zischlauten .  von  Schrader 
zum  Gegenstand  neuer  Untersuchungen  gemacht  wurde  * 9).  -  -  Die 
assyrischen  Säugethiemamen  besprach  Houghtcm  in  zwei  längeren 
Abhandlungen  20). 

Der  sumerischen  Lautlehre  widmete  Sayce  einen  kleinen  Auf- 
satz 21) ,  welcher  durch  eine  Reihe  scharfsinniger  und  neuer  Be- 
obachtungen die  zukünftige  Beantwortung  der  Frage  nach  Zahl 
und  Aussprache  der  sumerischen  Vocale  und  Consonanten  anbahnt. 
Die  Erklärung  von  fünfzehn  Zeilen  des  grossen  dreispaltigen 
Syllabars  gab  Lenormant 'Anlass  zu  einer  Fülle  gelehrterErläuterungen 
sowohl  des  sumerischen  als  des  assyrischen  Wortschatzes  und 
Sprachbaues ;  auch  ein  sorgfältig  gearbeitetes  assyrisches  und  su- 
merisches Glossar  ist  dieser  Schrift  beigefügt, 22).  -  Wider  die 
Existenz  einer  sumerischen  Sprache  überhaupt  Hess  Halevy  seine 
beiden  früheren  Arbeiten:  Observations  critiques  sur  les  pretendus 
Turaniens    de    la   Babylonie   und   Nouvelles    considerations    sur   le 


Ders.  Die  babylonisch-assyrische  Längenmass-Tafel  von  Senkereh:  Aegyptisehe 
Zeitschrift.  April— Juni  1877.  p.  49  —  58.  —  rec.  von  F.  Haltsch  in  LC.  8. 
December   1877,  Sp.   1659   ff. 

16)  Recortls  of  the  past:  being  English  translations  of  the  Assyrian  and 
Egyptian  monuments.  Published  ander  the  sanction  of  the  Society  of  Biblical 
Archaeology.  Vol.  VII.  IX.  London  (Bagster)  1876.  1877.  179  pp.  160 
pp.      8. 

17)  Lectures  lipon  the  Assyrian  language ,  and  Syllabary;  delivered  to  the 
students  of  the  archaic  classes.  By  Rev.  A.  H.  Sayce,  M.  A.  London  (Bagster) 
187  7.     VI1J,   157   pp.      8. 

18)  The  tenses  of  the  Assyrian  verb.  By  the  Rev.  A.  H.  Sayce,  M.  A. : 
JKAS.  January   1877.  p.   1  —  37. 

19)  Fberhard  Schrader.  Die  Aussprache  der  Zischlaute  im  Assyrischen: 
Monatsbericht  d.  Kgl.   Akad.  der  Wissensch.  zu   Berlin.     März   1877.    p.  79 — 95. 

20)  On  the  Mammalia  of  the  Assyrian  sculptures.  By  Rev.  William 
Hougldou,  M.  A.  Part.  I.  Domestic  Mammalia.  Part.  11.  Wild  animals:  Trans- 
actions  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology.  Vol.  V  (1877).  p.  33 — 64. 
319—383.     Mit   1  1    Tafeln. 

21)  Accadian  phonology.  By  A.  H.  Sayce.  20  pp.  8.  (Separatabdrnck  aus 
den  Proceedings  of  the  Philological  Society   1877). 

22j  Etüde  sur  quelques  parties  des  syllabaires  cuneiformes.  Essai  de  philologie 
iccadienne  et  assyrienne  par  h'rancois  Lenormant.  Paris  (Maisonneuve)  1876. 
XXIV,   329   pp    18  fr.  —  rec.  von  Friedrich   Delitzsch   in   LC.    10.  März  1877. 


Delitzsch,  Keilinschriften.  37 

syllabaire  cuneiforme  noch  einmal  abdrucken 23)  und  von  neuem 
ins  Feld  ziehen,  ohne  dadui'ch  die  Assyriologen  irgendwie  zum 
Rückzuge  aus  ihrer  festen  Position  zu  veranlassen. 

Die  elamitischen  oder  susianischen  Keilinschriften  wurden 
von  Oppert  in  scharfsinniger,  gründlicher  Weise  mit  Hülfe  des 
Medischen  zu  entziffern  begonnen  24). 

Dagegen  bleiben  die  armenischen  Keilinschriften  von  Van  und 
Umgegend  nach  wie  vor  ein  ungelöstes  Räthsel  25) ;  A.  D.  Mordt- 
mann  26)  fährt  fort,  die  Texte  von  Van  mit  Hülfe  des  Armenischen 
zu  erklären,  trotz  des  Widerspruchs  aller  competenten  Fachmänner, 
und  ein  Werk  de  Modert' s27),  eines  in  Trapezunt  aufhältlichen 
Arztes,  erklärte  gar  die  Sprache  der  armenischen  Keilinschriften 
für  Assyrisch  und  zwar  verdorbenes  Assyrisch  —  ein  jeder  Kritik 
spottendes  Machwerk ,  welches  in  der  Liste  der  assyriologischen 
Productionen  überhaupt  nicht  mit  aufgezählt  werden  sollte. 


23)  J.  Halevy.  Recherches  critiques  sur  l'origine  de  Ia  civilisation  baby- 
lonienne.  Paris  (Imp.  nationale)  1876.  286  pp.  8.  (Extrait  du  Journal 
asiatique,   1874  et  1876).  —  rec  von    W.  Deecke  in  LC.  9.  Juni    1877. 

24)  Les  inscriptions  en  langue  susienne.  Essai  d'interpretation,  par  Jules 
Ojrpert.  Congres  international  des  Orientalistes.  Compte  rendu  de  la  premiere 
session,  it  Paris.   1873.     T.  II.     Paris   1876.     p.    179—216. 

25)  Vgl.  Patkanoff.  Sur  l'eeriture  cuneiforme  armeniaque  et  les  inscriptions 
de   Van:  ibid.     T.  II.     Paris   1876.     p.   425-432. 

26)  Ueber  die  Keiliusehriften  von  Armenien.  Von  Dr.  A.  D.  Mordtvuinu: 
ZDMG.  XXXI,  p.  406—438.  —  Vgl.  A.  H.  Snyce,  On  the  cuneit'orm  Inscriptions 
of  Van:  Ztschr.  f.  vgl.  Spracht".   XXIII,  p.   407—409. 

27)  Etüde  philologiquo  sur  les  inscriptions  euneiformes  de  l'Arraenie  par 
Louis  de  Robert.  Paris  (Leroux)  1876.  196  pp.  4.  —  rec.  von  Friedrich 
Delitzsch   iu  LC.  25.  Aug.   1877;    vgl.  auch  Ac.   15.  September  1877.     p.  275. 


38 


Geographie   von  Syrien   und  Palästina. 

Von 

A.  Socin. 

In  Betreff  der  Geographie  Syriens  und  Palästinas  glaubt  sich 
Referent  an  dieser  Stelle  um  so  mehr  blos  auf  eine  kurze  Ueber- 
sicht  beschränken  zu  dürfen,  als  er  in  der  neuen  Zeitschrift 
des  Deutschen  Palästina-Vereins  Leipzig  1878  Band  I.  einen  aus- 
führlichen Bericht  über  dieses  Gebiet  veröffentlicht  hat.  Was  die 
Bibliographie  betrifft,  so  ist  neulich  ein  wichtiger  Nachtrag  zu 
Tobler's  Buch  in  nissischer  Sprache  erschienen *).  Der  Verfasser 
dieser  Arbeit,  Staatsrath  Cht'trcnco  in  St.  Petersburg,  hat  auch  den 
Sinai  in  den  Kreis  seiner  Aufgabe  gezogen  und  giebt  kurz  die 
Routiers  russischer  Reisenden  an. 

Was  die  Zustände  von  Palästina  in  früheren  Jahrhunderten 
betrifft,  so  sind  ausser  bei  Fehr-)  hauptsächlich  die  Zeiten  des 
Mittelalters  Gegenstand  der  wissenschaftlichen  Untersuchung  ge- 
worden. Das  breite  Buch  von  EMeehard2),  welches  die  Kreuz - 
züge  von  1097  und  1101,  sowie  die  Schicksale  der  ersten 
Kreuzfahrerstaaten    in    Syrien    behandelt,    ist    neu    herausgegeben 


1 1  B.  II.  Xhtpobo.  Ila.iecTHHa  h  CaHaii.  Hacrt  I.  Bniivckt>  1-h.  binuiorpa- 
i|inHecKÜi  jKa.jaTe.ib  pyccKHxi  khhti.  ii  CTaiefi  o  cBüTHX'b  MicTaxi  BocTona. 
upeHuyniecTBeHHo  Ila.iecTiiHcKiixb  h  cHHaiicKiixb.  W.  jN.  Chitrowo.  Palästina 
und  Sinai.  1.  Theil,  1.  Heft.  VI,  151  pp.  8.  St.  Petersburg  1876.  Biblio- 
graphiscber  Wegweiser  für  die  russischen  Bücher  und  Artikel  über  die  heiligen 
Orte  des  Orients,  besonders  in  Palästina  und  am  Sinai.  Dem  3.  Orientalisten- 
Congress  gewidmet  von    W.  N.   Ch. 

2)  Fehr.  Palaestina  pa  Kristi  Tid.  I:  de  yttre  förhallandena  oeh  rätts- 
väsendet.     Stockholm    1876.      197   pp.     8. 

3)  Ekkehardi  Uraugiensis  abbatis  Hierosolymita  seu  libellus  de  oppres- 
sione,  liberatione  ac  restauratione  sanctae  Hierosolymitanae  ecclesiae.  Nach  dem 
Texte   der  Monumenta   Germaniae   historica   mit  Erläuterungen   u.   einem    Anhang 

hrsg.  von  H.  Hagenmayer.  Tübingen  1876.  t.  Hälfte.  304  pp.  8.  —  Rec.  von 
F.  Hirsch  in  JLZ.  1877.  No.  25;  von  Kiiqler  in  Sybel's  historischer  Zeitschrift 
München    1877.     Heft  3,  p.   483;  LCR.   3.  Nov.   1877,  Sp.   1493. 


Socin,  Geographie  von  Syrien  und  Palästina.  39 

worden.  Rey 4)  und  Sckhmb&rger 5)  haben  uns  die  Besitzungen 
der  Franken  im  Orient  vorgeführt.  Ueber  die  Geldverhältnisse 
und  Finanzoperationen  der  Kreuzfahrer  hat  Lavoix  6)  Unter- 
suchungen angestellt.  Prutz  7)  hat  die  Besitzungen  des  deutschen 
Ordens  im  heiligen  Lande  besprochen.  Die  Chroniken,  welche 
derselbe  eifrige  Forscher  zu  veröffentlichen  begonnen  hat,  sind 
ebenfalls  hier  zu  erwähnen,  da  sie  nicht  blos  über  die  Schick- 
sale des  Fürstenthums  Antiochien  in  den  Jahren  1115 — 1119, 
sondern  namentlich  auch  über  die  für  Palästina  so  unheilvolle 
Katastrophe  von  1187  neues  Licht  verbreiten8).  —  Von  natur- 
geschichtlichen Notizen  aus  Palästina  hätten  wir  nur  den  Katalog 
der  Vögel  Palästinas  9)  zu  nennen,  welchen,  häufig  mit  Beifügung  der 
arabischen  Namen,  die  englische  Expeditionsgesellschaft  veröffent- 
licht hat. 

Ueber  Sitten  und  Gebräuche  des  heutigen  Palästina  verglichen 
mit  denen  im  Alterthum  handelt  das  Buch  von  Van-Lennep  I0), 
ohne  jedoch  viel  Neues  zu  bringen.  Interessant  ist  Condet-'s n) 
Artikel  über  die  heutigen  heiligen  Orte  (makäm),  worin  er  die- 
selben classiticirt.  Ebenso  ist  Conder'%  Artikel  über  jüdische  und 
christliche  Ueberlieferungen  12)  nicht  unwichtig;  jedoch  ist  der 
Verfasser  dieser  Aufsätze  augenscheinlich  mehr  auf  seinem  Felde, 
wenn  er  seine  Beobachtungen  über  die  verschiedenen  Arten  von 
Mauerbau  13)  mittheilt,  als  wenn  er  historisch-philologische  Fragen 
zu  lösen  versucht.  In  neuester  Zeit  haben  verschiedene  Reisende 
auf  die  eigenthümlichen  Zeichen  aufmerksam  gemacht,  mit  welchen 


4")  E.  G.  Rey.  Recherches  geographiques  et  historiques  sur  la  domination 
des  Latins  en  Orient,  aeeompagnees  de  textes  inedits  ou  peu  connus  du  12  au 
14  siecle.     Nogent-le-Rotrou   1877   (?).     72   pp.     8. 

5)  G.  Schlumberger.  Les  Principautes  franques  du  Levant,  d'apres  les 
plus  reeentes  decouvertes  de  la  nuraismatique.     Paris   1877.      128  pp.     8. 

6)  H.  Lavoix.  Monnaies  ä  legendes  arabes ,  frappees  en  Syrie  par  les 
Croises.  Paris  1877.  62  pp.  8.  —  Rec.  von  Fagnan  in  Journal  as.  Oct. — 
Dec.    1877,  p.   531. 

7)  Hans  Prutz.  Die  Besitzungen  des  Deutschen  Ordens  im  Heiligen 
Lande.  Ein  Beitrag  zur  Culturgesch.  der  Franken  in  Syrien.  Mit  1  Ueber- 
sichtskarte.  Leipzig  (Brockhaus)  1877.  VII,  82  pp.  8.  —  Rec.  von  F.  Hirsch 
in  JLZ.   1877,  No.   26,  p.   406;  Ausland  8.  April   1878,  p.   277. 

8)  Quellenbeiträge  zur  Geschichte  der  Kreuzzüge,  hersg.  von  Hans  Prutz. 
Heft  1.  Danzig  (Kafemann)  1876.  XXXI,  108  pp.  8  M.  —  Rec.  von  F. 
Hirsch  in  JLZ.  <N.   215)   14.  April   1877,  p.  235. 

9)  List  of  the  Birds  collected  for  the  Palestine  Exploration  Fund  by  the 
Survey  Party  in  Palestine:  Statements   1876,  p.   200 — 204. 

10)  Bible  Lands:  their  Modern  Customs  and  Manners  Illustrative  of  Scripture. 
By  H.  J.  Van-Lennep.  London  1876.  —  Rec.  v.  Palmer  in  Academy  2.  Dec. 
1876,  p.  536. 

11)  The  Moslem  Makams :  Statements  1877,  p.  89 — 103,  vgl.  Die  Makams 
in  Palästina:  Globus  Bd.  XXXII,  p.  251—254. 

12)  Christian  and  jewish  traditions:   Statem.   1877,  p.  30 — 37. 

13)  Notes  on  Masonry:  Statem.  1876,  p.   197. 


40  Socin,   Geographie  von  Syrien  und  Palästina. 

die  Wanderstämme  Syriens  nicht  blos  ihre  Kamele  und  anderen 
Thiere  zu  bezeichnen  pflegen,  sondern  welche  sie  auch  als  In- 
schriften öfters  auf  Steinen  anbringen.  Einige  neue  sachkundige 
Bemerkungen  zu  diesem  Gebrauche  der  Beduinen  hat  Wetzstein  ,4) 
veröffentlicht.  Hieran  anschliessend  möchte  ich  die  Aufmerksam- 
keit der  Reisenden  auf  die  reiche  Fülle  von  sogenannten  prä- 
historischen Resten,  welche  in  jüngster  Zeit  in  Syrien  gefunden 
worden  sind,  lenken  15). 

Wir  gehen  zu  dem  Gebiete  der  specielleren  Landesbeschreibung 
über  und  erwähnen  zuerst  Einiges  aus  dem  Gebiete  der  historischen 
Geographie.  Ein  Band  von  Schriften  älterer  Pilger,  welchen  Tobler 
kurz  vor  seinem  Tode  zu  veröffentlichen  unternommen  hatte,  liegt 
nun  vor16).  Ein  sehr  dankenswerthes  Werk  hat  Smwaire  durch 
seine  Bearbeitung  von  Mugir-ed-dln  17)  geliefert,  da  der  arabische 
Text  dieses  Buches  (gedruckt  in  Büläk  i.  J.  1283  d.  Fl.)  nur 
wenigen  Forschern  zugänglich,  die  frühere  Bearbeitung  desselben 
aber  (vgl.    Tobler  Bibl.  S.   61)  unbrauchbar  ist. 

Grössere,  mehr  abschliessende  Werke  über  Palästina  werden 
wir  erst  nach  dem  Erscheinen  der  in  Vorbereitung  begriffenen 
englischen  Karte  zu  erwarten  haben.  Inzwischen  hat  de  Saulcy  ,8) 
versucht,  nach  dem  Standpunkt  der  heutigen  Kenntnisse  eine  Zu- 
sammenstellung der  alten  Ortsnamen  mit  den  modernen  zu  liefern ; 
auch  das  beliebte  und  allgemein  verbreitete  Buch  der  beiden 
Strauss ]  9)  ist  in  zweiter  verbesserter  Auflage  erschienen.  Ver- 
schiedene Abhandlungen  des  verstorbenen  Drake,  unter  welchen 
besonders    statistische  Angaben    und    die    Beiträge   zur  Geographie 


14)  Wetzstein.  Ueber  die  Eigenthumszciehen  nomadischer  Völker:  Glo- 
bus  1877,  B.  XXXII,  No.   16,  p.  255—256. 

15)  Ch.  A.  Drughty.  Prähistorische  Steinwerkzeuge  aus  dem  Edomiter- 
gebirge:  Mittheilungen  der  Wiener  Anthropologischen  Gesellschaft  1876,  VI, 
p.   57. 

16)  Itinera  et  descriptiones  terrae  sanctae  lingua  latina  saec.  IV— XI  oxarata 
sumptibus  societatis  illustrandis  orientis  latini  inonumentis  edidit  T.  Tobler.  I. 
Genevae  (Typis  J.  G.  Fick)  1877.  240  pp.  8.  —  Rec.  in  Verhandlungen  d. 
Ges.  f.   Erdkunde  zu  Berlin.     B.   1878.     B.   5,  N.  3,  p.   102. 

17)  Histoire  de  Jerusalem  et  d'Hebron  depuis  Abraham  jusqu'k  la  fin  du 
XV''  siecle  de  J.  C.  Fragments  de  la  chronique  de  Moudjir-ed-Dyn ,  traduits 
sur  le  texte  arabe  par  H.  Sauvaire.  Paris  1876.  354  pp.  8.  —  Rec.  v.  St. 
Laue  Poole  in  Academy  7.  Oct.   1876,  p.  363. 

18)  Dictionnaire  fcopographique  abrege  de  la  Terre  Sainte  par  .F.  de  Saulcy. 
Paris  1877.  324  pp.  8.  —  Rec.  von  Ganneau  in  Revue  critique  1877,  No.  15. 
p.  233;  von  Furrer  in  Schürer's  ThLZ.  30.  März   1878,  Sp.    159. 

1 9)  Dr.  Friedrich  Adolph  Strauss  und  Lic.  Otto  Strauss.  Die  Ländor 
und  Stätten  der  heiligen  Schrift.  2.  verbesserte  Aufl.  Mit  einem  Titelbilde  in 
Stahlstich  gezeichnet  von  A.  Strähuber,  81  in  den  Text  gedruckten  (Holzschnitt-) 
Illustrationen,  48  Holzschnittbildern,  2  lithogr.  Tafeln,  2  Chromolith.  u.  3  Karten, 
Leipzig    1876—7  7.     VIII,  432   pp.     4. 


Socin,   Geographie  von  Syrien  und  Palästina.  41 

des  Tih  hervorzuheben  sind .  sind  in  einem  Bande  2")  gesammelt 
von  Besamt  herausgegeben  worden. 

Es  mag  mir  als  Mann  des  Fachs  nicht  verargt  werden,  wenn 
ich  den  Reigen  der  Reisewerke  mit  der  Reisehandbuchliteratur  er- 
öffne. Neben  Baedeker21)  hat  sich  in  neuester  Zeit  eine  zweite 
mit  Karten  und  Plänen  vermehrte  Auflage  des  sehr  genauen  und 
zuverlässigen  Buches  von  Lievin  22)  gestellt,  allerdings  von  streng 
katholischer  Seite. 

Tristram's'13)  gutes  Buch  liegt  in  dritter  Auflage  vor,  und 
die  anmuthig  geschriebenen  Skizzen  de  Voyüe's  24),  eines  Neffen  des 
berühmten  Archäologen,  sind  vielfach  gerühmt  worden. 

Von  der  allgemeineren  Geographie  wenden  wir  uns  nun  zu 
der  specielleren  Länderbeschreibung  und  beginnen  mit  dem  Süden. 
Obwohl  der  Sinai  geographisch  nicht  zu  Palästina  gehört,  so  folgen 
wir  doch  gern  des  Interesses  wegen  dem  Beispiel  Chitrowo's 
und  erwähnen,  dass  Baedeker 's  Unterägypten  25)  ein  Ausflug  nach 
dem  Sinai  beigefügt  ist.  Ferner  haben  wir  unsere  Freude 
darüber  auszusprechen,  dass  Pahner's  Buch  über  die  Sinai- 
wüste 26)  durch  eine  Uebersetzung    deutschen  Lesern    zugänglicher 


20)  The  Literary  Remains  of  Charles  F.   Tyrwhitt  Drake.     Edited,  with 
a   Memoir,  by    Walter  Besant.     London    1877.      320  pp.     8   (mit  Photogr,).  - 
Ree.    in    Athenaeum    2591,    23.    Juni    1877,    p.    795;    Saturday  Review   7.  Juli 
1877,  p.  21. 

21)  Palestine  and  Syria.  Handbook  tbr  Travellers.  Ed.  by  K.  Baedeker. 
With  eighteen  Maps,  forty  three  plans  etc.  Lpzg.  1876.  XVI,  CIO  pp.  8.  — 
Rec.  von  F.  A.  Eaton  in  Academy  7.  Oct.  187  6,  p.  352;  von  Thorhecke  in 
JLZ.  1877,  No.  15,  p.  236. 

22)  Guide  indicateur  des  Sanctuaires  et  lieux  historiques  de  la  Terre  Sainte 
par  le  frere  Lievin  de  Hamme,  franciscain  residant  ä  Jerusalem.  Seconde 
edition,  revue,  augmentee  et  aceompagnec  de  eartes  et  de  plans.  Louvain  1876. 
XII,  381  -f-  200  -|-  254  pp.  8.  —  Rec.  von  Cl.  Ganneau  in  Revue  critique 
No.  8.  25.  Febr.   1877,  p.   122  (1.  Auflage  Jerusalem  1869). 

23)  H.  B.  Tristram.  The  land  of  Israel:  a  Journal  of  Travel  in  Palestine, 
undertaken  with  special  reference  to  its  Physical  Charakter.  Third  edition 
revised.  With  Two  Maps,  Four  Full-page  Coloured  Plates ,  Eight  Full-page 
Illustrations,  and  numerous  other  Engravings.     London    1876.     8. 

24)  Syrie,  Palestine,  Mont  Athos,  voyage  aux  pays  du  passe,  par  le  Vte 
Eugene- Melchior  de  Vogüe.  Paris  1876.  333  pp.  8.  —  Rec.  in  Revue  cri- 
tique 26.  Febr.  1877,  No.  8,  p.  123;  von  Palmer  in  Academy  25.  Aug.  1877, 
p.  182;  von  Kautzsch  in  Schürer's  ThLZ.  1877,  No.  8,  Sp.  195;  Revue  bri- 
tannique  Oct.  1876  (Tome  V  nouv.  serie),  p.  411 — 422;  Oesterr.  Monatsschrift 
für  den  Orient,   15.  Nov.   1876,  p.   176. 

25)  Aegypten.  Handbuch  für  Reisende  von  Karl  Baedeker.  Erster  Theil: 
Unterägypten  bis  zum  Faväm  und  die  Sinaihalbinsel.  Mit  16  Karton,  29  Plänen, 
7  Ansichten  und   76  Textvignetten.      Leipzig  (K.  B.)   1877.      XVI,  562   pp.     8. 

26)  E.  H.  Palmer.  Der  Schauplatz  der  vierzigjährigen  Wüstenwanderung 
Israels.  Fussreisen  in  der  Sinai-Halbinsel  und  einigen  angrenzenden  Gebieten, 
in  Verbindung  mit  der  Ordnanee  Survey  of  Sinai  und  dem  Palestine  Exploration 
Fund  unternommen.     Mit  Genehmigung  des  Verfassers  aus  dem  Engl,  übersetzt. 


42  Socin,  Geographie  von  Syrien  und  Palästina. 

geworden  ist.  In  wissenschaftlicher  Hinsicht  ist  freilich  noch  viel 
wichtiger,  dass  das  prachtvolle  Werk  des  verstorbenen  Duc  de 
Lui/nes21)  durch  einen  dritten,  die  geologischen  Untersuchungen 
Lartet's  enthaltenden  Theil  abgeschlossen  worden  ist;  die  Aus- 
stattung dieses  Buches .  ganz  besonders  was  die  Kupfer  und  geo- 
logischen Tafeln  betrifft,  ist  vorzüglich. 

Zur  Geschichte  von  Jerusalem  wissen  wir  neben  einem  wohl 
aus  einer  europäischen  Sprache  ins  Arabische  übersetzten  historischen 
Abriss  28)  nur  eine  anonym  erschienene  Schrift  über  die  Eroberung 
durch  die  Römer  namhaft  zu  machen  29).  Mit  Beiträgen  zur  mo- 
dernen Geschichte  der  heiligen  Stadt  ist  die  feinbeobachtende  Frau 
Finn 30)  wieder  aufgetreten.  Die  Lösung  der  schwebenden  topo- 
graphischen Fragen  wird  von  nur  wenigen  Gelehrten  ernstlich  an- 
gestrebt. 

Neumann31)  liefert  Beiträge  zur  Geschichte  der  Juden  in 
Jerusalem;  auch  findet  sich  in  seinem  Buch  manches,  was  für 
Ethnographie  von  Interesse  ist.  Warrens  Underground  Jerusalem32) 
enthält  für  Leser,  welche  die  Ausgrabungen  des  Exploration  Fund 
verfolgt  haben,  wenig  Neues,  beachtenswert!!  sind  jedoch  in  diesem 
Buche  Cap.  XX  bis  XXII  (S.  446  ff.)  über  „Resources  in  Palestine", 
und  „Trades  in  Jerusalem".  Sehr  nützlich  erweisen  sich  die  von 
Zimmermann  herausgegebenen  Terrainkarten  Sehtck's  33).     Die  Re- 


Mit  5  Karten.  Gotha  1876.  XVI,  460  pp.  8.  —  Rec.  von  Kautzsch  in  Schürer's 
ThLZ.  1877,  No.  3,  p.  49 — 51;  von  Valeton  in  Studien  III,  3;  Theol.  Lite- 
raturblatt 20.  Mai    1877,  Sp.   241. 

27)  Voyage  d'exploration  ä  la  mer  niorte,  ä  Petra  et  sur  la  rive  gauche  du 
Jourdain  par  M.  le  duc  de  Lvynes.  Oeuvre  posthume  publieo  par  ses  petits- 
fils  sous  la  direction  de  M.  le  eomte  de  Vogüi.  Tome  3.  Geologie  par  L. 
Lartet.     Paris  (ohne  Jahreszahl).     VI,  326  pp.     4.     mit  Atlas. 

28)  wÄJ.^iJl   i  wJÜii!    £uAj  Beirut  (matba  at  el-ma  ärif.) 

29)  Fall  of  Jerusalem,  and  the  Roman  eonquest  of  Judaea.  London  (Nel- 
son)   1877   (Vj.    144  pp.   18. 

30)  Mrs.  Finn.  A  third  year  in  Jerusalem:  a  tale  illustrating  customs 
and  ineidents  of  Modern  Jerusalem.  London  (Nisbet)  1877.  340  pp.  12. 
3  sh.   6   d. 

31)  B.  Neumann.  Die  heilige  Stadt  u.  deren  Bewohner  in  ihren  natur- 
histor.,  culturgeschichtlichen,  socialen  und  medicinischen  Verhältnissen  geschildert. 
Hamburg  1877  (Berlin,  Ad.  Coba).  XVI,  512  pp.  8.  14  M.  —  Rec.  in  Monats- 
schr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch.  d.  Judenthums,  Dec.   1877,  p.  571. 

32)  Charles  Warren.  Underground  Jerusalem.  An  aecount  of  some  of 
the  prineipal  difticulties  encountered  in  its  exploration  and  the  results  obtained. 
With  a  narrative  of  an  c.xpedition  through  the  Jordan  Valley  and  a  visit  to  the 
Samafitans.     With  Illustrations.     London   1876.     XX,   559  pp.      8.  —  Rec.  von 

Wilson   in   Academy    24.  Febr.   1877,  p.   153;  Saturday   Review  30.  Juni    1877, 
,,     HOS 

33  i  Carl  Zimmermann.  Karten  ü.  Pläne  zur  Topographie  des  alten  Jeru- 
salem. Basel  1876.  4  Karten  fol.  40  pp.  8.  —  Rec.  von  Eutinq  in  JLZ. 
MV  Sept.  1876,  p.  613;  von  Toller  in  Beil.  zur  AAZ.  14.  Oct.  1876,  No.  288, 
p.  4396;  von  Langen,  Theol.  L.  Bl.  No.    19,  Sp.   437;    in  Prot.  Kirchenzeitung 


Socin,   Geographie  von  Syrien  und  Palästina.  43 

construction  des  Tempels  in  Jerusalem  wird  von  Laurent  de  Saint- 
Agnan'6*)  nach  den  neuesten  Ausgrabungen  an  die  Hand  ge- 
nommen ;  ein  besonderes  Buch  über  den  Salomonischen  Tempel 
hat  der  Schwede  Wennenberg 35)  verfasst.  Die  jüdischen  Ueber- 
lieferangen  in  Betreff  des  Herodischen  Tempels  hat  Hildeshein  irr 
zusammengestellt 36).  Ueber  die  schwierige  Frage  in  Betreff  der 
Lage  der  Höfe  und  Thore  des  zweiten  Tempels  hat  Grätz  37)  seine 
Meinung  geäussert.  Ueber  die  Kuppeln  an  der  Moschee  el-Aksä38) 
hat  de  Saxdcy  zwei  Artikel  veröffentlicht.  Ganneau  hat  am 
Minaret  der  Nordwestecke  des  Haräm  ein  Monument  aus  der 
Kreuzfahrerzeit  entdeckt 39).  Derselbe  unermüdliche  Forscher  hat 
auch  untersucht,  ob  auf  der  Stelle  der  Grabeskirche  alte  jüdische 
Gräber  vorhanden  seien,  und  gelangt  zu  einem  bejahenden  Re- 
sultat 40).  Die  Gräber  Davids  und  der  andern  Könige  von  Juda 
möchte  Birch*1)  am  Ophel  suchen.  Die  Asnerie,  eine  grosse 
Herberge  des  mittelalterlichen  Jerusalem .  hat  nach  den  neuesten 
Untersuchungen  bei  der  sogenannten  Jeremiasgrotte  gelegen4'2). 


1876,  No.   41;  in   Aeademy   27.  Jan.   1877,   p.   75;    von    Socin    in    GGA.    1876, 
No.   46;  Der  Kirchenfreund    1876,  No.    15,  p.   242;    Teologisk    Tidskrift,    Upsala 

1877,  p.   213;  Revue  de  theol.  et  de  philos.  Juli   1877. 

34)  Laurent  de  Saint  Aignan.  Le  Temple  de  Jerusalem,  sa  reconstruction 
par  Zorobabel  et  par  Herode,  d'apres  les  deeouvertes  recentes  de  la  palestino- 
logie:  Extrait  du  t.  10  <6e  serie)  des  Annales  de  philosophie  chretienno.  Paris 
1876. 

35)  J.  W.  Wennenberg.  Sälomos  tempel  oeh  Israeliternas  gudstjenst 
framstälda  historiskt  oeh  meditatift  säsom  symboler  för  den  kristna  kyrkan  och 
kristendomen.  Med  planritningar  fpä  omslaget).  Med  slutord  af  P.  Wikncr. 
Göteborg,   1876.     XVII,   174  pp.     8.     2   Tafeln. 

36)  ./.  Hildesheimer .  Die  Beschreibung  des  Herodianischen  Tempels  im 
Tractate  Middoth  und  bei  Flavius  Josephus.  Berlin  (Rabbinerseminar  für  das 
orthodoxe  Judenthum)  1877.  32  pp.  4.  —  Rec.  von  Berliner  im  Magazin  f. 
d.  Wiss.  d.  Judenth.  1878,  p.  54 — 56.  Vgl.  auch  Literaturbl.  d.  jüdischen  Presse 
1877,  No.    11.    12. 

37)  H.  Grätz.  Die  Höfe  und  Thore  des  zweiten  Tempels,  eine  archäo- 
logische Untersuchung:  Monatsschrift  für  Gesch.  u.  Wissensch.  d.  Judenthums, 
1876,  October  p.  385—397;  Nov.   p.   433—444. 

38)  Lettre  ä  M.  de  Witte  sur  les  coupoles  de  la  porte  double,  aujourd'hui 
cachee  sous  la  mosquee  d'El-Aksa.  au  Haram-ech-cherif  de  Jerusalem  par  M. 
de  Saidcy:  Gazette  archeologique  publiee  par  J.  de  Witte  et  Fr.  Lenormant. 
Paris   1877.     Livr.  2.     Livr.  3:  La  seconde   des  coupoles  sous  El-Eksa  (pl.  17). 

39)  Ch.  Clermont  -  Ganneau :  Monuments  inedits  des  Croises.  La  presen- 
tation  du  Christ  au  temple  ^d'apres  un  chapileau  provenant  de  Jerusalem) : 
Revue  archeologique,   Mai   1877,  p.   302 — 326. 

40)  The  holy  Sepulchre:  Statements  1877,  p.  76 — 85  (mit  Plänen).  Auch 
franz.  u.  d.  Titel :  L'authentieite  du  Saint-Sepulcre  et  le  tombeau  de  Joseph 
d'Arimathie,  par  Ch.  Cl.  G.  Paris  1877.  8.  fig.  Man  vergleiche  die  Ergän- 
zung dazu  von    Wilson:  Statements   1877,  p.   128 — 134. 

41)  W.  F.  Birch.  The  sepulchres  of  David  and  the  kiugs  of  Judah : 
Statements   1877,  p.   195 — 204. 

42)  C'onder.     The  Asnerie:  Statements    1877,   p.    143 — 144. 


44  Socin,    Geographie  von  Syrien  und  Palästina. 

Was  die  Umgebung  von  Jerusalem  betrifft,  so  wird  von  dem 
Fund  eines  merkwürdigen  mittelalterlichen,  mit  Fresken  versebenen 
Steinblocks  bei  Bethanien43)  berichtet;  mittelst  desselben  kann  die 
Lage  des  alten  Bethanien  endgültig  festgestellt  werden.  Dass 
selbst  in  der  näheren  Umgebung  Jerusalems  noch  vieles  Interessante 
zu  hnden  ist,  beweist  das  Routier  Ganneau's  von  Jerusalem  NNW. 
nach  Blr  el-Ma'in  44).  Derselbe  Forscher  will  in  Der  Ebän  SWW. 
von  Jerusalem  den  Eben  und  Eben  ha-ezer  (1  Sam.  7,  12)  ge- 
funden haben45).  Zu  der  Schrift  Lebrecht's  über  Bether  (= 
vetera  (!)  Sipphoris)  beachte  man  besonders  die  Recension  Schürer'aie). 
Einen  sehr  interressanten  Artikel  hat  Ganneau  veröffentlicht,  in 
welchem  er  nachweist,  dass  man  die  Ortslage  des  antiken  Jeshanah 
(II.  Chron.  13,  19)  in  'Ain  Sinija,  etwa  5  km.  nördlich  von  Beitin, 
wiedererkennen  dürfe47).  In  dem  nördlichen  Theile  von  Palästina 
sind  neulich  die  Vermessungen  durch  die  Engländer  vorgenommen 
worden :  wir  haben  daher  über  diese  Gegenden  eine  Anzahl  von 
Berichten  erhalten,  die  manches  Neue  und  Interessante  bieten48). 
Andererseits  enthält  ein  Statement  der  amerikanischen  Schwester- 
gesellschaft Berichte  von  Merrill  über  die  letzten  Expeditionen  nach 
dem  Jordanthal.  Hauran  und  der  Belkä49).  Aus  dem  Haurän  ist 
noch  nachträglich  Wetzsteins  Abhandlung  über  das  Hiobskloster  in 


43)  Ch.  Clermont-  Ganneau.  La  pierre  de  Bethphage  fresques  et  iu- 
scriptions  des  croises  recemment  decouvertes  aupres  de  Jerusalem:  RA.  Dec. 
1877,  p.  366 — 388.  Auch  separat  u.  d.  T.:  Monuments  inedits  des  croises  III. 
La  pierre  etc.  Paris  1877.  8.  (8  gravures.)  Vgl.  auch  Ath.  20.  Oct.  1877, 
p.   500.     RA.  Oct.   1877,  p.   279. 

44)  Clermont-  Ganneau.  De  Jerusalem  a  Bir  el-Mä  in :  Bulletin  de  la 
soc.  de  geogr.  de  Paris,  Mai  1877,  p.  492 — 515;  auch  separat  u.  d.  Titel:  De 
J.  ä  B.  el-M. ,  fragment  d'un  Journal  d'une  excursion  faite  eu  juin  1874.  24 
pp.     8. 

45)  Ch.  Clermont- Ganneau.  Deir  Ebän,  the  great  Eben  and  Eben 
Ha-Ezer:    Ac.  28.  Oct.   1876,  p.   433;  Statements   1877,  p.   154 — 156. 

46)  Dr.  F.  Lehrecht.  Bether,  die  fragliche  Stadt  im  Hadrianisch-jüdischen 
Kriege.  Ein  1700jähriges  Missverständniss.  Beitrag  zur  Geschichte  u.  Geo- 
graphie des  alten  Palästina  mit  historischen  Beilagen  in  hebräischer  Sprache 
(Mag.  f.  d.  Wissensch.  d.  Judenth.  III.  1):  Berlin  1877.  VIII,  55  pp.  8.  — 
Rec.  von  Schürer  in  Schürer's  ThLZ.  1877,  No.  2,  Sp.  35;  von  Valeton  in 
Studien  II,  4;  von  A.  Br.  in  LCB.  1877,  No.  34;  Jüd.  Literaturblatt  1877, 
No.   8. 

47)  Clermont- Ganneau.  Notes  sur  la  Palestine:  April-Mai-Juni  1877,  p. 
490 — 501;  auch  separat  u.  d.  Titel:  La  Campagne  d'Abiyah  contre  Jerobeam  et 
L'implacement  de  Yochänah,  par  M.  Cleriuont-Gauueau.  Extrait  du  J.  Asiat. 
Paris,  Leroux  1877.  2  fr.  Vgl.  auch  Ath.  22.  Sept.  1877,  p.  375;  Statements 
1877,  p.   206—207. 

48)  Lieutenant  Kitcheners  Report  I:  Statements  1877,  p.  70 — 72  (von 
Haifa).  II.  Tiberias,  III.  Meiron:  obds.  p.  116—123.  IV.  Tajjihe,  V.  Nä- 
küra,  VI.  'Aleih:  ebds.  p.  165 — 178.  Vgl.  auch  Journal  of  tho  Survey ,  ebds. 
p.   162—164. 

49)  Palestine  Exploration  Society.  Fouith  Statemont.  East  of  tho  Jordan. 
The  Jordan  Valley.  The  Cities  of  the  Piain.  January  1877.  New  York:  Pu- 
blished  by  tho  Committee.      120  pp,     8. 


Socin,  Geographie  von  Syrien  und  Palästina.  45 

der  neuen  Auflage  von  Delitzsch'?,  Hiobcommentar  zu  erwähnen  5o), 
ein  Aufsatz,  der  auch  französisch  bearbeitet  worden  ist51). 

In  Mittelsyrien  sind  nur  wenig  neue  Untersuchungen  gemacht 
worden.  Die  lebendigen  Skizzen  aus  dem  Libanon  von  Fraas5-) 
sind  gern  gelesen  worden.  Ein  Meisterwerk  ist  der  neueste  Stadt- 
plan von  Beirut 53).  Eine  Illusion,  die  wir  aus  dem  Schulunterricht 
wohl  alle  noch  mit  uns  herumtragen,  wird  uns  durch  die  Auf- 
findung von  Bernstein  im  Libanon  zerstört;  denn  die  Phönizier 
waren  ja  doch  sicherlich  klug  genug,  das,  was  sie  massenhaft  vor 
den  Thoren  ihrer  Städte  auflesen  konnten,  nicht  erst  aus  dem 
kimmerischen  Norden  herbeizuholen  54).  Das  Alter  der  Monumente 
von  Baalbek  hat  de  Saulei/65)  nach  numismatischen  Quellen  be- 
stimmt, indem  er  den  grossen  Tempel  dem  Antoninus  Pius,  den 
Jupitertempel  dem  Septimius  Severus  zuweist.  Die  wenig  Neues 
bietende  Beschreibung  einer  Palniyratour  von  Mad.  Taschkoff'56) 
ist  mit  sehr  hübschen  Illustrationen  (nach  Photographien)  aus- 
gestattet. Das  Buch  von  TAicien  Double  57)  über  die  Fürsten  von 
Palmyra  hingegen  wird  den  Historiker  schwerlich  befriedigen.  Die 
schöne  Ausstattung  des  Bavker'schen  Buches 58)  über  Nordsyrien 
steht  in  keinem  richtigen  Verhältniss  zu  der  geringen  Reichhaltig- 
keit des  Inhalts  desselben. 


50)  Das  Hiobskloster  im  Hauran  und  das  Land  Uz  mit  einer  Karte  der 
Umgebungen  des  Hiobsklosters ,  von  J.  G.  Wetzstein :  Biblischer  Commentar 
über  die  poetischen  Bücher  des  alten  Testaments  von  Fr.  Delitzsch,  11.  Band 
Das  Buch  Hiob,  zweite,  durchaus  umgearbeitete  Auflage.  Leipzig  1876.  8. 
p.   oö  1—604. 

51)  Le  pays  d'Uz  et  le  couvent  de  Job.  Notes  redigees  d'apres  an  tra- 
vail  de  M.  J.  G.  Wetzstein ,  publie  dans  le  commentaire  de  Delitzsch ,  par 
Alexandre  Lombard:  Le  Globe,  organe  de  la  societe  de  Geogr.  de  Geneve. 
Tome  XVI,  Livr.   2,   1877,  Memoires  p.   61—75. 

52)  Oskar  Fraas.  Drei  Monate  am  Libanon.  2.  Aufl.  Stuttgart  1876. 
IV,  108  pp.  8.  2  M.  —  Rec.  von  Kirchhoff  in  JLZ.  13.  Jan.  1877,  p.  23; 
von  Kautzsch  in  Schürer's  ThLZ.   1877,  No.   13,  Sp.  349. 

53)  Plan  de  Beyrouth  dedi£  a  S.  M.  I.  le  Sultan  Abdul  Hamid  II.  par 
Julius  Löytved,  Vice-Consul  de  Danemark.  1876.  Proportion  1  :  12000. 
Leve  et  dessine  par  A.   Stuchly  Ing.     Lithographie    par  E.  Hölzel  a  Vienne. 

54)  M.  Much.  Bernstein  im  Libanon  :  Mittheilungen  der  Wiener  anthropo- 
logischen Gesellschaft  1877,  VI,  p.  151 — 153.  Vgl.  O.  Fraas.  Drei  Monate 
am   Libanon,  p.  94. 

55)  F.  de  Saulcy.  Note  sur  läge  des  grands  monuments  d'Heliopolis 
(Baalbek):  Revue   archeologique,  April    1877,  p.   268 — 274. 

56)  Voyage  a  Palmyre  par  Mme  Lydie  Taschkoff  1872:  Le  tour  du  monde, 
1877,  pr.  semestre,  p.  161  —  176.  Vgl.  Aus  allen  Welttheilen,  Nov.  1877,  p.  37, 
Dec.  p.   83. 

57)  Les  Cesars  de  Palmyre  par  Luden  Double.  Paris  1877.  212  pp.  in 
18  Jesus. 

58)  Syria  and  Egypt  under  the  last  five  Sultans  of  Turkey,  being  experien- 
ces  during  fifty  years  of  Consul-General  Barker  chiefly  from  his  letters  and 
Journals  ed.  by  his  son  Edivard  B.  B.  Barker.     2  vols.      London  (S.  Tinsley) 

1876.     I:  XI,  366  pp.     II:  VIII,  338  pp.     8.  —  Rec.  von  Greville  J.  Chester 
in  Ac.  28.  Oct.   1876,  p.   425;  Saturday  Review  28.  Oct.    1876,  p.  546. 


46 


Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche 
Exegese,  Geschichte  Israels. 

Von 
E.  Kautzsch. 

Eine  Umschau  auf  den  oben  genannten  Gebieten  kann  sich 
der  Vorbemerkung  nicht  entziehen,  dass  in  denselben  trotz  der 
verhältnissmässig  grossen  Zahl  von  Nummern .  die  zu  verzeichnen 
sind,  auch  im  letzten  Jahre  eine  gewisse  Erschlaffung  Platz  ge- 
griffen hat,  wenigstens  was  grössere,  zusammenfassende  Leistungen 
betrifft.  Soweit  solche  überhaupt  voi'liegen,  sind  es  fast  nur  neue 
Auflagen  oder  Reproduktionen  hervorragender  älterer  Werke;  was 
sonst  von  Bedeutung  ist,  gehört  der  Detailforschung,  zum  Theil 
der  minutiösesten  Detailforschung  an.  Wir  können  diese  Er- 
scheinung nicht  beklagen.  Speciell  auf  dem  Gebiete  der  alttest. 
Exegese  liegt  die  Thatsache  vor,  dass  innerhalb  der  letzten  Jahr- 
zehnte eine  Reihe  hervorragender  Commentare  von  den  verschie- 
densten theologischen  Richtungen  geschaffen  wurden.  Diese  als 
Ganzes  erheblich  zu  überbieten,  kann  erst  gelingen,  wenn  die 
Detailforschung  in  vielen  Stücken  neue  Gesichtspunkte  eröffnet 
hat,  und  zu  diesem  Ende  ist  noch  Vieles  zu  thun.  Nicht  minder 
gilt  dies  von  der  hebr.  Sprachkunde.  Hier  drehen  sich  die  wirk- 
lich weiterführenden  Arbeiten  entweder  um  das  grammatische 
Detail  oder  um  Auseinandersetzungen  mit  dem  System  Olshausen's. 
Das  schwierigste  und  am  längsten  vernachlässigte  Gebiet,  das  der 
hebr.  Syntax,  wird  kaum  noch  durch  Detailuntersuchungen  gestreift, 
geschweige  dass  hier  schon  an  eiue  zusammenfassende  Neugestaltung 
zu  denken  wäre.  Stärkeren  Eifer  gewahren  wir  —  entsprechend 
dem  Zuge  der  Zeit  —  auf  dem  Gebiete  der  israelitischen  Ge- 
schichte, speciell  der  Religionsgeschichte.  Freilich  vermögen  wir 
dieser  Regsamkeit  z.  Th.  nur  mit  Kopfschütteln  zuzusehen.  Auf 
der  einen  Seite  eine  wilde,  verwegene  Jagd,  die  allen  wirklichen 
Erkenntnissen  unseres  Jahrhunderts  in  fieberhafter  Hast  vorauseilt, 
auf  der  andern  eine  wohlgemeinte  und  doch  resultatlose  Quälerei 
falschverstandener  Apologetik,  die  wiederum  ein  paar  Jahrhunderte 
hinter  unserer  Zeit  zurückbleibt. 


Kautzsch,  hebr.  Sprach  htnde,  (littest.  Exegese,  Geschichte  Israels.  47 

Wenden  wir  uns  zunächst  zur  Hebr.  Bibliographie.  Von 
Steinschneiders  Mazkir ')  erschienen  1876  und  77  die  üblichen 
zwölf  Hefte;  mit  1878  ist  diese  Bibliographie  in  ihren  21.  Jahrgang 
eingetreten,  dient  indess  seit  dem  9.  Jahrgang  mehr  als  Anzeige- 
blatt für  Buchhändler,  seltener  als  Organ  für  wissenschaftliche 
Bibliographie.  Eine  Uebersicht  über  die  alttestamentlichen  Studien 
im  Jahre  1876  lieferte  Smith2)  in  einem  englischen  Fachblatt, 
Von  Bibliothekskatalogen  enthält  der  erste  Theil  von  Vol.  VI  des 
Leidener  Katalogs ,  welcher  bereits  im  ersten  Hefte  erwähnt  wurde, 
wenigstens  den  Index  der  hebräischen  Titel.  Der  schon  187:') 
erschienene  Katalog  Steinschneider' 's  zu  den  Münchener  hebr.  Hand- 
schriften sei  hier  nochmals  erwähnt  wegen  einer  trefflichen  Re- 
cension  von  H.  Strack  3).  Die  übrigen  Leistungen  zur  Handschriften- 
kunde werden  unter  den  Rabbinica  zur  Sprache  kommen. 

Auf  dem  Gebiete  der  alttest.  Textkritik  ist  ein  Aufsatz  von 
H.  Strack 4)  zur  Textkritik  des  Jesaja,  oder  strenggenommen  zur 
kritischen  Masora  des  Jesajatextes,  hervorzuheben;  wirkliche  Text- 
kritik übt  an  demselben  Propheten  ein  Aufsatz  von  Studer 5). 
Eine  Vergleichung  unseres  masoretischen  Textes  mit  dem  Hosea 
und  Joel  des  Codex  Babylonicus  unternahm  Ginsburg 6) ;  Leu 7) 
hat  einen  bedenklichen  Anfang  gemacht,  sein  metrisches  System 
zu  Emendationen  des  Psalmentextes  zu  verwerthen.  Nur  zum 
Theil  gehört  hierher  das  treffliche  Büchlein  von  Berliner8)  über 
die  Masora  zum  Targum  Onkelos;  doch  bietet  dasselbe  auch  für 
die  hebr.  Masora  manche  nützliche  Ausbeute. 


1)  ^PSTWÜ .  Hebräische  Bibliographie.  Blätter  für  neuere  und  ältere 
Literatur  des  Judenth.  Hsg.  von  J.  Benzian.  Berlin  1876  und  77.  ä  Jahrg. 
(12  Hefte)  8  M. 

2)  W.  R.  Smith.  The  study  of  the  Old  Test,  in  1876:  British  and  foreign 
evangel.  Review.     Oct.   1877,  p.  779 — 805. 

3)  M.  Steinschneider.  Die  hebr.  Handschriften  der  königl.  Hof-  und 
Staatsbibliothek  in  München.  München  1875.  9  M.  —  rec.  von  Strack,  Ztschr. 
für  luther.  Theologie  und  Kirche.      1877.     I. 

4)  H.  Strack.  Zur  Textkritik  des  Jesajas :  Ztschr.  für  luth.  Theol.  und 
Kirche.      1877.     I. 

5)  Studer.     Zur  Textkritik  des  Jesaja:    Jahrbb.  für  protest.  Theol.    1877.    4. 

6)  The  Babylonian  Codex  of  Hosea  and  Joel,  dated  916  AD.  (now  :it 
St.  Petersburg)  compared  with  the  received  Massoretic  Texts,  also  the  book  of 
Jonah.  By  the  Rev.  Christian  D.  Grinsburg.  Plate  (Facsimile)  129 — 176: 
Transactions  of  the  Soc.  of  Bibl.  Arch.     Lond.   1876—7  7.     Vol.  V.     Part  I.   II. 

7)  J.  Ley.  Emendationen  zu  den  Psalmen  mit  Hülfe  der  Metrik:  Theol. 
Stud.  und  Krit.      1877.     3.     S.  501—10. 

8)  Dr.  A.  Berliner.  Die  Massorah  zum  Targum  Onkelos,  enth.  Massorah 
magna  und  Mass.  parva.  Nach  Handschriften  und  unter  Benutzung  von  seltenen 
Ausgaben  zum  ersten  Male  edirt  und  commentirt.  Leipz.  (Hinrichs)  1877 
VIII,  XXIV  und  143  pp.  8.  4M.  —  rec.  von  W.  B.  im  Jüd.  Lit.  Blatt 
No.  7;  von  Th.  N.  im  LC.  No.  10;  von  Kautzsch  in  Th.  LZ.  No.  6;  von 
Barth   in   ZDMG   30,  p.    188  ff.  und  JLZ.  No.   48;  Ath.   7   Apr. 


48      Kautxsch,  hebr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels. 

Die  hebr.  L  exicogr  aphie  ist,  abgesehen  von  einer  neu- 
griechischen Dissertation  von  Pantazides 9)  über  die  verschiedenen 
Arten  des  Etymologisirens ,  durch  neue  Auflagen  der  beiden  am 
meisten  verbreiteten  Wörterbücher  bereichert  worden.  Was  zuerst 
die  dritte  Auflage  des  Fürst' sehen  Handwörterbuchs  Ul)  anbelangt, 
so  kann  man  nur  bedauern,  dass  ein  so  tüchtiger  und  wohl- 
geschulter Bearbeiter,  wie  V.  Ryssel,  sich  der  Sisyphusarbeit 
unterziehen  musste ,  einen  stereotypirten  Text  so  zu  behandeln, 
dass  er  nach  wie  vor  das  Gepräge  des  Fürst'schen  Geistes  trüge, 
während  sein  eigener  Geist  wesentlich  auf  die  Fortführung  der 
Einleitung  und  auf  berichtigende  Zusätze  am  Schluss  beschränkt 
blieb.  Gerade  die  letzteren  zeigen,  was  der  Herausgeber  hätte 
leisten  können,  wenn  ihm  nicht  die  Hände  gebunden  gewesen 
wären.  Von  der  Neubearbeitung  des  Gesenius  sehen  Handwörter- 
buchs (8.  Auflage)  von  Muhlau  und  Volck  ll)  ist  im  Berichtjahr 
nur  der  erste  Halbband  (n  — 12)  erschienen.  Indem  wir  Weiteres 
auf  den  nächsten  Bericht  verschieben  (der  2.  Halbband  nebst 
Indices  und  Vorwort  erschien  Apr.  1878),  können  wir  doch  schon 
jetzt  unsere  Freude  darüber  aussprechen,  dass  jenes  wichtige  Buch 
in  so  tüchtige  Hände  gelegt  worden  ist.  Wenn  die  Bereicherung 
mit  dialektvergleichenden  und  etymologischen  Notizen  auch  hie 
und  da  den  Rahmen  eines  Handwörterbuchs  überschreitet,  so  kann 
sich  der  Leser  doch  wenigstens  dessen  getrösten ,  dass  er  das 
verhältnissmässig  Sicherste  erfährt,  was  man  zur  Zeit  über  die 
einschlagenden  Fragen  erfahren  kann,  indem  sich  die  Etymologien 
fast  durchaus  innerhalb  der  Lautgesetze  und  der  denkbaren  Apper- 
ceptionen  bewegen ,  was  bekanntlieh  nicht  allen  Versuchen  auf 
diesem  schlüpfrigen  Gebiete  nachgerühmt  werden  kann.  Im  An- 
schluss  hieran  mag  noch  eines  Sedezäuszuges  12)  aus  Treyelles 
englischer  Uebersetzung  des  G esenius  sehen  Wörterbuchs  gedacht 
werden.     Eine    dritte   grössere   lexikalische  Arbeit,  die  Concordanz 


9)  f.  IIa  vr  a  £,t'(fr]  S.  üeQi  id>v  StmpoQüiv  Et'Siov  tov  ervfioXoyetv  er 
raus  oriftiTtxals  yXcooaaie  xal  i'Siq  iv  t/;   ißQa'ixrj.     Leipz.  1877.     36   pp.    8. 

10)  Julius  Fürst.  Hebr.  und  chaldäisches  Handwörterbuch  über  das  A.  T. 
Mit  einer  Einleitung,  eine  kurze  Gesch.  der  hebr.  Lexicographie  enthaltend, 
einem  deutschen  Index,  sowie  einem  grammat.  und  analyt.  Anhange.  3.  verbess. 
und  verm.  Auflage,  bearb.  von  Dr.  Victor  Ryssel.  Leipz.  (Tauchnitz)  187G. 
2  Bde.  I:  XLVI11  und  SOG  pp.  II:  667  pp.  8.  —  rec.  von  Stade  in  JLZ. 
1876,  No.  52;  von  Kautzsch  im  LG  No.  15;  von  Baudissin  in  Th.  LZ.,  No.  14; 
von  Diestel  in  Jahrbb.  für  d.  Theol.  XXII,  2. 

11)  Willi.  Gesenius.  Hebr.  und  chald.  Handwörterbuch  über  das  A.  T. 
8.  Afl.  Neu  bearbeitet  von  F.  Mühlau  und  G.  Volck.  Erste  Hälfte  (N  —  fKUE) 
Leipz.  1877.  512  pp.  gr.  8.  8  M.  —  rec.  von  Stade  in  JLZ.  No.  40;  von 
Delitzsch  in  Ztschr.  für  die  ges.  luther.  Theol.  und  Kirche   1878,   2. 

12)  W.  GeseniiiK.  Hebrow  and  Chaldee  Lexicon  to  the  old  Test,  scrip- 
tures  Abridged  from  the  English  translation  by  S.  P.  Tregelles.  London 
(Bagster)      16.  —   15  s. 


KautZBch,  hebr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels.   49 

der  hebr.  Eigennamen  von  G.  Brecher1*),  befriedigt  leider  in 
keiner  Weise  das  Bedürfniss ,  das  längst  nach  einer  solchen  Con- 
cordanz  vorliegt.  Die  schlimme  Ahnung,  die  schon  der  Titel  er- 
weckt, wird  auch  hinter  demselben  nur  zu  sehr  gerechtfertigt. 
Eine  sehr  verdienstliche  Leistung,  die  sich  gleichzeitig  auf  das 
sprachliche  wie  das  religionsgeschichtliche  Gebiet  erstreckt,  ist 
dagegen  die  Preisschrift  von  Nestle 14)  über  die  israelitischen 
Eigennamen  nach  ihrer  religionsgeschichtlichen  Bedeutung  (unter 
Zugrundelegung  der  drei  Perioden,  die  sich  durch  das  Vorherrschen 
der  Gottesnamen  El,  Jahwe  und  Elohim  charakterisiren).  Von 
Detailarbeiten  ist  noch  zu  erwähnen  Grätz's  15)  Hinweis  auf  ein 
übersehenes  althebräisches  Verb  um,  VutlleiMu'er-'s  l6)  Aufsatz  über 
den  Gottesnamen  Jahveh-Cebaoth,  ein  solcher  von  Gautier11)  über 
den  Namen  Jahwe,  sowie  Delitzsch's  lb)  gegründeter  Protest  gegen 
die  „neue  Mode  der  Herleitung  des  Gottesnamens  Jahwe".  Noch 
gehören  hierher  die  Notizen  Treitel's  ,9)  über  die  Partikel  in, 
Deutsch's  aU)  über  die  Partikel  na,  Entler 's  21)  über  den  Ursprung 
des  hebr.  Artikels,  Kroner's2'2)  über  die  Etymologie  von  -i3>-. 

Von    grammatischen   Arbeiten    ist    zuerst    die    englische 


13)  Concordantiae  nominum  propriorum,  quae  in  libris  sacris  continentur,  a 
Gr.  Brecher  inchoata  (sie!)  et  ad  librum  Jeremia  producta,  finita  demum  a  filio 
Ad.  Brecher.  Addenda  et  corrigenda  e  libro  inedito  Sefer  Ha-Azamim  W. 
Heidenheim  selegit  E.  K(irchheim).  Frankf.  (Kauffmann)  187G.  80  pp.  4. 
3,50   M.  —  rec.  von  Mühlau  in  Th.  LZ.   1877,  No.    17. 

14)  E.  JS/estle.  Die  israelit.  Eigennamen  nach  ihrer  religionsgesch.  Be- 
deutung. Ein  Versuch.  Preisschrift.  Haarlem  (de  Erven  F.  Bohn) ,  Leipzig 
(Harassowitz)  187G.  VII,  215  pp.  8.  3,60  M.  —  rec.  von  Baudissin  in  Th. 
LZ.  1877,  No.  10;  von  Reuseh  im  Theol.  LB1. ,  No.  24;  von  Br.  in  LC. 
No.  45;  von  Diestel  in  Jahrbb.  f.  d.  Theol.,  XXII,  2,  p.  308  ff.;  von  Gautier 
in  Rev.  de  theol.  et  de  philos.  Oct.  1877;  von  Cheyne  in  Ac.  28.  Apr.  1877, 
p.   363;  von  C.  P.  T.  in  der  Theol.  Tijdschrift,   1.   März   1877. 

15)  H.  (Jrätz.  Ein  übersehenes  Verbum  im  althebr.  Sprachgut  (nritf)) : 
Monatsschr.  für  Gesch.  und  Wissensch.   des  Judenth.  Aug.   1877,   p.   374—78. 

16)  H.  Vvillewmier.  Le  nom  de  Dien  Jahveh-Cebaoth:  Revue  de  theol. 
et  de  phil.  Apr.   1877,  p.   287—306. 

17)  L.  Gaotier  Quelques  opinions  recentes  sur  MltT* :  Revue  de  theol. 
et  de  phil.,  Oct.   1877,  p.  571—78. 

18)  Franz  Delitzsch.  Die  neue  Mode  der  Herleitung  des  Gottesnamens 
i"i1!"P  :  Ztschr.  für  die  ges.  luth.  Theol.  und  K.     1877       4 

19)  L.  Treitel.  Etwas  über  die  Partikel  IN :  Jüd.  Lit.  Bl.  1877.  No.  29, 
p.   115  f. 

20)  J.  Deutsch.  Zur  Etymologie  der  Partikel  TN:  Jüd.  Lit.  Bl.  1877. 
No.  8,  p.  30. 

21)  S.  M.  Entler.  The  origin  of  the  Hebrew  article  Ti :  Proc.  of  the 
8th.  Ann.  Sess.  of  the  Amer.  Phil.  Ass.     Hartford   1876. 

22)  Kroner.  Die  Ableitung  des  Wortes  "")2>2  '■  Magaz.  für  Wissensch.  des 
Judenth.   1877,   3.      p.   154-57. 

Jahresbericht  1876 -1877.     Heft  II.  4 


50  Kavtz&ch ,  hebr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels. 

Uebersetzung  von  Land's  hebr.  Grammatik  durch  Reg.  Lerne  Poole2*) 
hervorzuheben.  Auf  den  Widerspruch,  der  sich  begreiflicherweise 
gegen  das  neue  System  erhob,  hat  Land 24)  selbst  in  der  Academy 
geantwortet.  Als  unparteiische  Zuschauer  dürfen  wir  uns  wohl 
das  Urtheil  erlauben ,  dass  es  für  den  durchschnittlichen  Stand 
der  hebr.  Studien  in  England  allerdiags  etwas  gewagt  erscheint, 
das  System  Olshausen's  in  der  zwar  selbständigen  und  geistvollen, 
aber  doch  zum  Theil  utrirten  Darstellung  Land's  in  den  niederen 
Unterricht  einzuführen.  Eine  Auffassung  der  Vocalisation,  die  den 
quantitativen  Unterschied  der  masoretischen  Vocale  bestreitet, 
muss  in  den  Händen  minder  geschulter  Lehrer  nothwendig  zu 
schweren  Irrthümern  führen.  —  Aehnlich  wie  Lane  Poole  unter- 
nahm es  Curtiss 25) ,  das  System  Olshausen's  besonders  seinen 
Landsleuten  in  Amerika  durch  eine  Uebersetzung  von  BickelVs 
Grundriss  nach  der  eigenen  Eevision  des  letzteren  zugänglich  zu 
machen.  Dieses  tüchtige  Büchlein  enthält  als  schätzbare  Zugaben 
einen  Abriss  der  Accentlehre  von  Delitzsch  und  eine  vorzüglich 
reichhaltige  Schrifttafel  von  Euting.  —  Für  Schulzwecke  bearbeitete 
die  Formenlehre  Qrossmann  26).  In  England  erschien  noch  ausser 
der  Merchant  Taylors  Grammar  von  Sali 27)  eine  Elementar- 
grammatik   nebst     Uebungsbuch    von     Mosern  28.   29) ;     wenn    die 


23)  J.  P.  N.  Land.  The  principles  of  Hebrew  Grammar.  Translated 
from  the  Dutch  by  Reqinald  Lane  Poole.  Part  I.  Sounds.  Part  II.  Words. 
London  (Trübner)  1876.  XX,  220  pp.  8.  —  7  s.  6  d.  —  rec.  von  A.  Müller 
in  Th.  LZ.  1877,  No.  19;  von  Philippi  in  Ztschr.  f.  Völkerpsych.  und  Sprach- 
wissensch.,  X,  p.  255  fl*.;  von  Stade  in  JLZ.  1877,  No.  1;  von  Derenbourg  in 
RC.    1876,  No.  50;    in  Saturd.  Rev.,   11.  Nov.   1876,  p.  601. 

24)  J.  P.  N.  Land.  On  hebrew  grammar.  Letter:  Ac.  7.  Oct.  1876, 
p.   361.     (Erwiderung    auf  Robertson  Smith's  Recension  in  Ae.  23.  Sept.   1876). 

25)  G.  Bichell.  Outlines  of  Hebrew  Grammar.  Revised  by  the  author, 
and  annotated  by  the  translator  <S.  I.  Curtiss  Jr  —  With  a  lithographic  table 
of  Semitic  characters  by  J.  Euting.  Leipzig  (Broekh.)  1878.  XIII,  140  pp.  8. 
3  M.  —  rec.  von  Stade  in  JLZ.  1877,  No.  21;  von  Diestel  in  Jahrbb.  für 
deutsche  Theol.  XXII,  2;  von  Kautzseh  in  Th.  LZ.  1877,  No.  17;  in  LC. 
1878,  2;  von  Philippi  in  Ztschr.  f.  Völkerpsych.  und  Sprachwissensch.,  Bd.  X, 
p.  255  ff. 

26)  W.  Grossmann.  Regeln  zu  leichterer  Erlernung  der  hebr.  Formen- 
lehre.    Leipz.  (Teubner).     31   pp.     8.     0,45  M. 

27)  C.  J.  Ball.  The  Merchant  Taylor's  Hebrew  Grammar.  London 
(Bagster)   1877.      X,    163  pp.     8.     7   s.  6  d. 

28)  P.  H.  Mason.  A  new  elementary  grammar  of  (what  is  usually  called) 
the  Hebrew  language  of  the  old  Test.  2nd.  edit.  of  Pt.  I  on  the  Reading.  To- 
gether  with  a  sinnt  and  easy  grammar  in  the  form  of  Reading  lessons,  and 
notes  Cor  Self-instructors  and  for  Colleges  and  Schools.  Cambr.  and  London 
(Hall)    1877.      IUI  pp.      8.     5  s.   6   d.  —  rec.  in  Ac.   14.  Juli    1877,  p.   47. 

'_'!!)  P.  11.  Mason.  Hebrew  Exercise  Book.  Hebrew-English  and  Engl.- 
Hebr.  Exercises,  with  practica]  grammar  of  the  word  forms  and  an  appendix: 
also  füll  and  extensive  tables.  New  edit.  of  the  first  and  second  parts.  Lond. 
and  Cambr.  (Hall)    1*70.     510   pp.     8.     18  s. 


Kautzsch ,  hebr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels.   51 

schnurrigen  Opera  des  letztgenannten  Gelehrten  Absatz  finden,  hat 
es  mit  einem  englischen  Olshausen  noch  gute  Wege.  Im  Vorbei- 
gehen erwähnen  wir  noch  die  elementare  Formenlehre  des  Schwe- 
den Malmström  30) ,  von  Detailforschungen  Hochstädters  31)  Auf- 
sätze über  das  Psiq  und  Dagesch,  Giesebrecht' s  32)  eingehende  und 
tüchtige  Untersuchung  über  die  Präpos.  Lamed  und  die  gleichfalls 
tüchtige  Arbeit  von  Sperling 33)  über  die  Nota  relationis.  Mehr 
in  die  Geschichte  der  hebr.  Sprachkunde  gehört  Nestle's,  34)  photo- 
lithographische Reproduction  der  Grammatik  des  Conrad  Pellikan 
von  1501;  eine  Ergänzung  dazu  bietet  Miggenbach's  35)  Edition  des 
Tagebuchs  von  Pellikan,  welches  über  den  Gang  seiner  hebr. 
Studien  mancherlei  Aufschlüsse  giebt.  Nicht  minder  enthält 
Tollm's  36)  Aufsatz  über  Michael  Servet's  Sprachkenntnisse  mehrere 
interessante  Notizen  über  das  Studium  des  Hebräischen  am  Anfang 
des  16.  Jahrhunderts. 

Auf  dem  Gebiet  der  Einleitung swissenschaft  hat 
Kaulen37)  in  seiner  „Einleitung  in  die  hl.  Schrift"  besonders  die 
Untersuchungen  über  die  alten  Bibelübersetzungen  gefördert,  während 
er  sich  als  Katholik  in  den  kritischen  Fragen  streng  conservativ 
verhält.     Das  letztere  gilt   natürlich    auch   von    Ubaldi's 38)   Intro- 


30)  A.  Malmström.  Hebreisk  formlära  für  läroverken.  Lund  1877. 
32  pp.     4. 

31)  Hochstädter.  Ueber  den  massoreth.  Scheidestrich  (P'sik)  und  Scheide- 
punkt (Dagesch):  Jüd.  L.  Bl.  No.  22,    p.   86  ff.  und   23,  p.   90  ff. 

32)  F.   Giesebrecht.     Die  hebräische  Präposition  Lamed.     Halle  (Lippert) 

1876.  112   pp.     8.     4M.  —  rec.  von  Kautzsch  in  Th.  LZ.   1877,  No.    14. 

33)  Arth.  Gotth.  Sperling.  Die  nota  relationis  im  Hebräischen.  Ein 
Beitrag  zur  hebr.  Lexicographie  und  Grammatik.  Leipzig  (Krüger)  1876. 
46  pp.     8.      IM.  —  rec.  von  V.  R.  in  LC.   1876,  No.  49. 

34)  Conradi  Pellicani  de  modo  legendi  et  intelligendi  Hebraeum. 
Deutschlands  erstes  Lehr- ,  Lese-  und  Wörterbuch  der  hebr.  Sprache ,  verfasst 
in  Tübingen  1501,  gedruckt  in  Strassb.  1504,  zur  4.  Jubelfeier  der  Univers. 
Tübingen  1877  durch  Lichtdruck  neu  herausgegeben  von  E.  Nestle.  Tübingen 
(J.  J.  Heckenhauer).  Photographiedruck  von  M.  Rommel  in  Stuttg.  1877.  XI 
und  39  photolith.  pp.  8.  5  M.  —  rec.  von  Geiger  in  GGA.  1878,  No.  9; 
in  Ac.   18.  Aug.   1877,  p.   166;  von  Kautzsch  in  Th.  LZ.   1878,  No.   19. 

35)  Das  Chronikon  des  Konrad  Pellikan.  Zur  vierten  Saekularfeier  der 
Univers.    Tübingen    herausgeg.    durch    Bernh.    Riggenbach.     Basel    (C.  Detloff) 

1877.  XLII    und   198    pp.     8.     7,20  M.    —    rec'  von    Plitt    in    Th.  LZ.   1878, 
No.  2;  von  Geiger  in  GGA.    1878,  No.   9. 

36)  H.  Tollin.  Michael  Servets  Sprachkenntnisse:  Ztschr.  f.  d.  ges.  luther. 
Theol.  und  Kirche,   1877,  H.  4,  p.   626  ff. 

37)  F.  Kaulen.  Einleitung  in  die  heil.  Schrift  Alten  und  neuen  Test. 
(Theolog.  Bibl.  9.  Bd.)  Freib.  i/Br.  1876.  VI,  152  pp.  8.  2  M.  —  rec.  von 
Baudissin  in  Th.  LZ.  1877,  No.  1;  von  Himpel  in  der  Theol.  Quartalschr. 
LVIII,  4;  und  in   „Der  Katholik",  Dec.   1876. 

38)  Ubaldi.  Introductio  in  sacram  scripturam  ad  usum  scholarum  pont. 
seoiinarii  romani  et  collegii  Urbani.  Vol.  I :  Introd.  critica,  pars  I.  Roma« 
1877.     VIII,  788   pp.      8. 

4* 


52   Kautzsch  .  hehr.  fSprachkvnde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels. 

duetio  zum  Schulgebrauch  in  den  päpstlichen  Seminarien.  Wissen- 
schaftliche Freiheit  zeigt  sich  in  Davidsons 39)  Werk  über  den 
Bibelkanon.  Rühmliche  Erwähnung  verdienen  auch  die  nun  voll- 
ständig gewordenen  Records  von  Giles 4(l).  Ausserdem  ist  mit 
einem  Aufsatz  von  Smith*1)  über  die  alttestam.  Poesie  und  einem 
solchen  von  Buddensieg*'2)  über  das  gleiche  Thema  nach  seiner 
materiellen  Seite,  sowie  einem  Vortrag  von  Valeton*3)  über  die 
Stellung  der  .alttest.  Wissenschaft  in  der  christl.  Theologie  die 
allgemeine  Einleitungsliteratur  erschöpft.  (Specielles  s.  unter 
No.   56   sq.) 

Eine  grössere  Reichhaltigkeit  tritt  uns.  wie  natürlich,  auf  dem 
Felde  der  biblischen  Exegese  selbst  entgegen.  Von  Bibel- 
werken erwähnen  wir  den  Fortgang  des  tüchtigen  französischen 
Bibelwerkes  von  Reuss 44),  des  englischen  von  Wordmcorthib)  (mit 
Anmerkungen  und  Einleitungen,  übrigens  nach  der  autorisirten 
engl.  Uebersetzungj .  ferner  die  Ausgabe  der  englischen  Bibel  mit 
einer  überaus  reichhaltigen  S}"nopsis  abweichender  Auffassungen 
und  Uebersetzungen .  herausgegeben  von  Chei/ne .  Driv&r ,  Clarlce 
und  Goodwin  46j.  Von  deutschen  Exegeten  und  Uebersetzern 
sind  allein  für  das  Alte  Testament  52  berücksichtigt.  Hat  auch 
diese  weitherzige  Auffassung  des  Begriffs  ,beste  Auctoritäten"  zur 
Aufnahme  von  mancherlei  unnöthigem  Ballast  geführt,  so  ist  doch 
das    o-anze  Unternehmen  ein  solches,  dass  wir  bei  dem    gänzlichen 


39)  Davidson.  The  Canon  of  the  Bible:  its  foruiation.  history,  and  tiue- 
tuations.  London  (Henry  S.  King  &  Co.)  187C.  X.  19b  pp.  8.  —  ree.  in 
Ath.  24.  Febr.  1877;  Westminster  Review,  Apr.  1877:  Contemporary  Review, 
Apr.   1878. 

40)  Giles.  Hebrew  and  Christian  Records:  an  histor.  Enquiry  eoncerning 
the  Age  and  Authorship  of  the  Old  and  New  Testaments.  Now  rirst  published 
complete.     2   Voll.     London    1877.    —   ree.  in  Ac.    1.    Dec.   1877. 

41)  W.  R.  Smith.  The  poetry  of  the  Old  Test.:  British  Quarterly  Re 
view,   Jan.    1877. 

42;  R.  Buddensieg .  Zur  Charakteristik  der  hebr.  Poesie  naeh  ihrer  ma- 
terialen  Seite:  Augsb.  AZ.   1877.     Beil    No.    108,   p.    1633;    109,  p.    1CÖ5. 

4,'ii  «/.  J.  P.  Valeton  Jr.  De  israelietische  Letterkunde  als  onderdeel 
der  Christelijke  Theologie.  Redevoering.  Groningen  (Noordhoff)  1877.  44  pp. 
0,60  Fl.  —  ree.  von   Kamphausen  in  Th.  LZ     is7.s.  No.  8. 

44)  Ed.  Re.tiss.  La  bilde.  Traduction  aouvelle  avec  introdnetions  et 
commentaires.  1  ffistoire  des  [sraelites  depuis  la  conquete  dt-  la  Palestine 
jusqu'ä  l'exil      Paris    l  s 7  7      580  pp      8.         re.c.  von   Reuscb  im  Theol.  Lit.-Bl. 

1S77.  Nu,  24:    von  A    Kuenen,  Theol.  Tijdschr.,  Nov    ls77-.    von   Gagnebin  in 
den  „Studien"  IV.    I,  p    7  1  ff. 

45)  Wordstfurtli .  The  holy  Bible  in  the  authorised  version.  With  notes 
and  introduetions.     II.    1:  Joshua       Ruth      London    1*77.     8.     9  s. 

1»'.  i  flu'  BLolj  Bible  edited  with  various  renderings  and  readings  from 
the  best  authorities  by  the  Rev  T  K  Cheyne,  S'.  R,  Ürtver,  R.  L.  Clarlce 
and  Alfr.  Goodioin.  London  (Eyre  and  Spottiswoode)  1876.  1376  pp.  8.  — 
ree  von  Diestel  in  Th.  LZ.  1*7*.  N,,  ,s:  in  Ath.  J.  Sept.  1877,  p.  266  ff.; 
von  Kuenen  in  der  Theo!    Tijdschr.   Nov.   1*77 


Kavtzsch,  hebr.  Sprachhunde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels.   53 

Mangel  eines  ähnlichen  Hülfsmittels  die  Engländer  nur  um  das 
ihnen  gewordene  beneiden  können.  Vielleicht  dient  diese  Anregung 
dazu,  ein  entsprechendes  deutsches  Bibelwerk,  unter  sorgfältiger 
Beschränkung  auf  die  wahrhaft  besten  Auctoritäten,  hervorzurufen. 
—  Von  Oort's  holländischer  Jugendbibel,  einer  freien  ßeproduction 
des  geschichtlichen  Inhalts,  ist  der  dritte  Band  in  englischer  Ueber- 
setzung47)  erschienen.  Das  1871  begonnene  Bibelwerk  von  Cook*8) 
(sogen.  Speakers  Bible  oder  Sp.'s  Commentary.  weil  von  dem  1873 
verstorbenen  J.  Evelyn  Denison,  Sprecher  des  Unterhauses,  angeregt) 
ist  hinsichtlich  des  Alten  Test,  1876  mit  dem  6.  Bde.  abgeschlossen 
worden.  Ueber  den  Plan  zu  einer  neuen  französischen  Ueber- 
setzung  berichtet  Äthan.  Cöquerel*9),  und  dem  darf  hinzugefügt 
werden,  dass  im  Berichtjahre  eine  revidirte  deutsche  Bibelüber- 
setzung auch  von  den  evangelischen  Kirchenbehörden  der  Schweiz 
in  Angriff  genommen  worden  ist.  während  gleichzeitig  die  Arbeit 
der  deutschen  Commission  zur  Revision  der  Lutherbibel  in  Halle 
ihren  regelmässigen  Fortgang  genommen  hat.  Ueber  das  von 
Wlastoio 6U)  begonnene  russische  Bibelwerk  wird  von  Kennern  des 
Russischen  geurtheilt  .  dass  es  auch  für  späteren  Fleiss  noch 
etwas  zu  thun  übrig  lasse.  Schliesslich  möge  hier  noch  Cozza's  51) 
Ausgabe  wichtiger  Fragmente  von  griechischen  und  lateinischen 
Bibelhandschriften  Erwähnung  linden ;  unter  denselben  ist  besonders 
die  endliche  Veröffentlichung  des  Daniieltextes  der  LXX  aus  dem 
Codex  Chisianus  von  Wichtigkeit,  Von  Hülfswerken  für  die  Bibel- 
forschung in  encyklopädischer  Form  gedenken  wir  zuerst  der  neuen 
Auflage  der  protest.  „Realencyklopädie"  52)  von  Herzog  und  Plttt, 
die    auch   für    das  Gebiet    der   alttestam.    Kritik ,    Geschichte    und 


47)  The  Bible  for  Young  People.  Vol.  III.  From  David  to  Josiah.  Pre- 
pared  by  Dr.  H.  Oort.  Authorised  translatlon.  London  1877.  — -  rec.  in  Ac. 
8.  Sept.   1877,  p.  242. 

48)  The  holy  Bible,  aceording  to  the  authorized  Version  (A.  D.  1611) 
with  an  explanatory  and  critical  commentary  etc.  Ed.  by  F  C.  Cook.  London, 
1871—76.     8.     6  Bde.  —   reo.  von  Nestle  in  Th.  LZ.   1877,  No.   1. 

40)  Athanase  Coquerel.  Une  nouvelle  traduction  de  la  Bible  (oeuvre 
d'un  comite  protestantt:  Compte  rendu  du  Congr es  internat.  des  Orient al.  Paris 
1873.     Tome  II.    1876.  p.   232  —  36. 

50)  (r.  Wlastow.  Die  heilige  Urkunde  u.  s.  w.  Bd.  I  Genesis.  Mit 
einer  Karte.  XVII  und  494  pp.  Bd.  II  Exod.  und  Levit.  (Mit  einer  Karte 
und  Lithographien)  X  und  447  221  pp.  8.  St.  Petersb.  1876  und  77  (In 
russischer  Spr.).  —  rec.  von  Harnack  in   Th.  LZ.   1877,  No.   18. 

51)  Saerorum  bibliorum  vetustissima  fragmenta  Graeca  et  Latina  e  codd. 
Cryptoferratensibus  eruta  atque  edita  a  Juxcjiho  Cozza.  Praeeedit  Daniel  ex 
unico  eodice  Cbisiano.  Pars  111.  Rom.  1877.  CXLI1  pp.  4.  —  rec.  von  0. 
Öebhardt  in  Th.  LZ.  1877,  No.  21. 

52)  Real-Encyklopädie  für  protest.  Theol.  und  Kirche.  Unter  Mitwirkung 
vieler  protest  Theologen  und  (Jelehrten  in  zweiter  durchgängig  verbess.  und 
vermehrter  Aufl.  berausgeg.  von  Dr.  ./.  J.  Herzog  und  Dr.  Q.  Li.  PliU. 
Erster  Band:    A   bis  Augustinus.     Leipzig  (Hinrichs)    1S77.     VI  und  798  p)>.     8. 


54  Kautzsch,  hebr.  Sprachhunde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels. 

Archäologie  reichhaltiges  Material  nach  dem  gegenwärtigen  Stand 
der  Forschung  darbietet.  Hamburgers 53)  Realencyklopädie  für 
Bibel  und  Talmud,  welche  besonders  für  nichtjüdische  Exegeten 
mancherlei  nützliches  und  sonst  schwer  zugängliches  Material  ent- 
hält, ist  im  Berichtsjahr  bis  zum  Artikel  „Jose"  vorgeschritten, 
das  treffliche  Handwörterbuch  des  Bibl.  Alterthums  von  Rielim  54) 
bis  „Jeremia" ,  die  amerikanische  Cyklopädie 55)  von  Mc.  Clintock 
und  Strang  bis  zu  den  Buchstaben  Pes.  Verschiedene  Beiträge 
zur  Literaturgeschichte  u.  s.  w.  des  Alten  Test,  enthält  der  bei 
den  Judaica  nochmals  zu  erwähnende  dritte  Band  der  „Gesammelten 
Schriften"  von  Zunz. 

Mit  dem  Bericht  über  die  exegetischen  Leistungen  im  engem 
Sinne  verknüpfen  wir  im  Nachfolgenden  die  Aufzählung  solcher 
Arbeiten,  die  sich  auf  die  Kritik  einzelner  Bücher  oder  Abschnitte 
beziehen,  und  beginnen  demgemäss  mit  der  Literatur  zur  Kritik 
des  Pentateuch.  Auf  deutschem  Boden  sind  hier  vor  allem  Wett- 
hauseris56)  Aufsätze  über  die  Composition  des  Hexateuchs  zu 
nennen,  welche  zwar  durch  ihre  kühnen  Aufstellungen  zum  Theil 
berechtigten  Widerspruch  herausgefordert,  übrigens  aber  manche  seit 
längerer  Zeit  ruhende  Frage  aufs  neue  in  Fluss  gebracht  und  so 
einen  Umschwung  in  der  Kritik  des  Pentateuch  angebahnt  haben; 
näheres  versparen  wir  auf  den  Bericht  über  den  1878  erschienenen 
ersten  Band  der  Geschichte  Israels  von  Wellhausen.  Eine  eingehende 
Untersuchung  hat  Klos) 'ermann 5?)  der  Streitfrage  gewidmet,  ob 
Ezechiel  die  Gesetzessammlung  Levit.  18 — 26  verfasst  haben  könne. 
Mit  dem  Standpunkt  Wellhausen' s  berühren  sich  vielfach  die  scharf- 
sinnigen   Beiträge    Kuenen's 58)    zur    Kritik    des    Hexateuch.      Von 


53)  Dr.  J.  Hamburger.  Beal-Encyclopädie  für  Bibel  und  Talmud.  Wörter- 
buch zum  Handgebrauch  etc.  2.  Abth.,  3.  Heft  (H.  1-3:  496  pp.  8.).  Neu- 
strelitz  (Barnewitz).  Wien  (Br.  Winter).  —  rec.  von  Schüler  in  d.  Th.  LZ. 
1877,  No.   G;  Jüd.  Lit.  Bl.    1877,  p.   31;  von  Castelli  in  BJSO.   1877,  p.   71. 

54)  Handwörterbuch  des  Biblischen  Alterthums  für  gebildete  Bibelleser. 
Herausgegeben  unter  Mitwirkung  von  G.  Baur,  Beyschlag,  Fr.  Delitzsch  etc. 
von  Dr.  Ed.  C.  Aug.  Riehm.  Mit  vielen  Illustrationen,  Plänen  und  Karten. 
Bielefeld  und  Leipzig  (Velhageu  und  Clasing)  1 875  ff.  (Bis  Ende  1877  sieben 
Lieferungen,  672  pp.     8.      11,20  M.) 

55)  Mc.  Clintock  &  Strong.  Cyclopaedia  of  Biblical ,  Theological  and 
Ecclesiastical  Literature.     Vol.  7.     New- York.   1877.   1063  pp.     8.     5  £ 

56)  Wellhausen.  Die  Composition  des  Hexateuchs:  Jahrbb.  für  deutsche 
Theologie  XXI.  (1876.)  H.  3,  p.  392—450;  H.  4,  p.  531—602.  XXH.  (1877.) 
II.  3,  p.  407—79.  Der  3.  Abschnitt  u.  d.  T.  „Die  grossen  Gesetzeskörper  des 
Pentateuchs  hinsichtlich  ihrer  inneren  Structur  und  ihrer  Verbindung  mit  der 
Erzählung".  (I)  Ex.  25  —  Lev.  16.  (II)  Lev.  17-26.  (III)  Num.  1—10.  15 
—  19.  26  —  36.     (IV)  Deut.  1—31. 

57)  A.  Kloster ma nn.  Beiträge  zur  Entstehungsgeschichte  des  Pentateuchs: 
Ztschr.  für  die  ges.  luther.  Theol.  und   Kirche   1877,  III  p.  401—45. 

58)  A.  Kuenen.  Bijdragen  tot  de  critick  van  Pentateuch  en  .lozua.  1.  De 
aanwijzing    der    vrijsteden    in    .!<>z     XX.     II.    De    statu    Manasse:     Theol.    Tijd- 


Kautzsch,  hebr.  Sprachhunde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels.   55 

einem  einzelnen  Punkte  geht  ein  Beitrag  zur  Pentateuchkritik  von 
Ourtiss™)  aus.  In  apologetischem  Interesse  wird  das  Alter  des 
Pentateuch  von  Macgregor60)  behandelt.  Der  Geschichte  der 
Exegese  gehört  ein  Aufsatz  von  Bacher61)  an,  welcher  sich  mit 
der  Einleitung  zum  Pentateuchcommentar  Ibn  Esra's  beschäftigt.  — 
Nicht  weniger  als  23  Schriften  und  Aufsätze  haben  die  Genesis 
oder  einzelne  Abschnitte  derselben  zum  Gegenstande,  und  zwar 
ausser  einer  neuen  Auflage  von  Lange's  62)  theologisch-homiletischem 
Commentar,  Robertson?,  63)  und  Inglis  6i)  Noten  zum  ganzen  Buch, 
sowie  einem  Aufsatz  chronologischen  Inhalts  von  Oppert6b),  fast 
alle  die  vier  ersten  Kapitel  des  Buches.  Das  Verhältniss  der 
mosaischen  Kosmogonie  und  Urgeschichte  zu  den  Naturwissen- 
schaften wird  erörtert  von  Güttier66),  Daivson61),  einem  engl. 
Anonymus68),    TJiomson  69) ,  Pf  aß'10)  in    einer   neuen  Auflage    des 


schrift  I.  Sept.  1877,  p.  465 — 96;  III.  De  uitzending  der  verspieders:  ibid. 
Nov.  1877,  p.  545—66,  und  März  1878,  p.  139  —  62.  [Darnach  gehören  Num. 
32,  6  ff .   und  Jos.  22,  9  ff.  unter  die  spätesten  Partien  des  Hexateuchs.] 

59)  S.  J.  Curtiss  jr.  The  Levitical  Priests  A  contribution  to'  the 
Criticism  of  Pentateuch.  With  a  preface  by  Franz  Delitzsch.  Edinburgh  und 
Leipzig   1877.     5  s.  (6  M).  —  rec.  in  Biblioth.  sacra,  Apr.   1878. 

60)  J.  Macgregor.  Age  of  the  Pentateuch ,  with  special  reference  to 
revelation  and  iuspiration :  Brit.  and  Foreign  Evang.  Review.  April  1877,  p. 
254  —  74. 

61)  W.  Bacher.  Abrah.  ron  Esra's  Einleitung  zu  seinem  Pentateuch- 
Commentar,  als  Beitrag  zur  Geschichte  der  Bibelexegese  beleuchtet:  Sitz.  Ber. 
der  Wiener  Acad.  d.  Wissensch.,  Phil. -bist  Cl.  LXXXI,  3.  —  rec.  von  Deutsch 
im  Jüd.  L.  Bl.   1.  Nov.   1876. 

62)  J.  P.  Lange.  Die  Genesis  oder  das  Erste  Buch  Mose.  Theologisch- 
homilet, bearbeitet.  2.  durchges.  Aufl.  (Lange's  Theolog.-homilet.  Bibelwerk, 
A.  T.,  1.  Tb.).  Bielefeld  und  Leipz.  (Velhagen  und  Ciasing)  1877.  VIII, 
LXXXII,   476  pp.     8.      6  M.  —  rec.    von  Kautzsch  in  Th.  LZ.   1878,  No.    19. 

63)  F.  W.  Robertson.     Notes  on  Genesis.    London  1877.    224  pp.    8.    5  s. 

64)  J.  Inglis.     Notes  on  the  book  of  Genesis.     London  (?).     3  s.  6  d. 

65)  S.  oben  p.  33,  No.  4. 

66)  C.  Güttier.  Naturforschung  und  Bibel  in  ihrer  Stellung  zur  Schöpfung. 
Eine  empirische  Kritik  der  mosaischen  Urgeschichte.  Freiburg  i.  Br.  1877. 
VIU,  343  pp.  8.  4  M.  —  rec.  von  Scheidemacher  im  Lit.  Hdweiser  219; 
in  „der  Katholik",  Jan.   1878;  von  Zöckler  im  Beweis  des  GL,  Apr:   1878. 

67)  J.  W.  Dawson.  Die  Natur  und  die  Bibel.  Eine  Reihe  von  Vor- 
lesungen. Aus  dem  Engl.  Bevorwortet  von  O.  Zöckler.  (Mit  10  Holzschnitt- 
tafeln).    Gütersloh   1877.    XU,   176   pp.     8.     2,50  M. 

68)  Genesis.  The  book  of  Genesis  and  Science:  Lond.  Quarterl.  Review, 
Apr.   1877. 

69)  E.  A.  Thomson.  Genesis  and  its  First  Four  Chapters:  British  and 
Foreign  Evang.  Review,  Jan.   1877. 

70)  F.  Pfaff.  Schöpfgsgesch.  mit  bes.  Berücksichtigung  des  bibl.  Schöpfungs- 
berichts. 2.  Afl.  Frankf.  a./M.  (Heyder  und  Zimmer)  1877.  VIII.  753  pp. 
8.  (Mit  eingedr.  Holzschnitten  und  1  Kärtchen.)  12  M.  —  rec.  von  Lepsius  in 
Th.  LZ.   1877,  No.   21;  von  Schanz  in  der  Theol.  Quartalschr.   1877,  No.  4. 


56    Kautzsch,  hebr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,   Geschichte  Israels. 

1855  erschienenen  Werkes,  von  Reusch11)  in  einem  Auszug  aus 
der  4.  Afl.  seines  grösseren  Werkes,  von  Hummelhauer12),  Luken13), 
Miglior 74)  in  einem  dritten  Band  seiner  Vorlesungen ,  in  einem 
Aufsatz  von  Matfhes 75)  über  die  Schöpfungstage ,  sowie  endlich 
in  den  Arbeiten  von  Beanland1*),  Hopkins11)  und  Grant1*). 
Unter  allen  diesen  zeichnen  sich  Pf  äff  und  Reusch  ebenso  durch 
das  Masshalten  im  apologetischen  Eifer,  wie  durch  ihre  Vertraut- 
heit mit  den  wirklichen  Resultaten  der  Naturforschung  aus,  während 
Hummelhauer,  Luken  und  Hopkins  diejenige  Gattung  von  Apo- 
logetik vertreten,  die  sich  auf  keine  Concessionen  einlässt,  weil  sie 
in  der  Bibel  auch  ein  Lehrbuch  der  Geologie  vi.  s.  w.  erblickt. 
Eine  Specialfrage  der  Patriarchengeschichte  behandelt  eine  schwe- 
dische Abhandlung  Rydhery's,19),  die  nach  französischer  Vorlage 
nun  auch  ins  Englische  übersetzt  wurde;  in  Genesis  Cap.  8  u.  9 
hat  Schöbel9<))  auf  Grund  seines  früheren  Werkes  mit  einer  exe- 
getischen Kunst,  die  für  Alles  Rath  weiss,  alle  Schwierigkeiten 
beseitigt.  Von  sonstigen  Specialarbeiten  ist  nur  noch  ein  Aufsatz 
Gafdmer's81)   über    Gen.    11,    26,    ein  mehr  geographischer  von 


71)  F.  H.  Reusch.  Die  biblische  Schöpfungsgeschichte  und  ihr  Verhält- 
nis* zu  den  Ergebnissen  der  Naturforschung  (Auszug  aus  , .Bibel  und  Natur", 
4.  Afl).  Bonn  1877.  VU,  197  pp.  8.  2,50  M.  -  rec.  im  Deutschen  Merkur, 
1877,  No.  45;  von  B.  Pünjer  in  JLZ.   1878,  No.   6. 

72)  F.  v.  Hvmmelhauer  Der  biblische  Schöpfungsbericht.  Ein  exeget. 
Versuch.  Freib.  1877,  151  pp.  8.  1,90  M.  —  rec.  von  Schäfer  im  Lit, 
Handw,  1877,  No.  211. 

73)  Dr.  H  Luken.  Die  Stiftungsurkunde  des  Menschengeschlechts  oder 
die  mosaische  Sehöpfgsgeseh. ,  erläutert  und  bestätigt  durch  die  Sagen  der 
Völker  und  die  Naturwissensch.  Freiburg  i.  Br.  187G.  VIII,  156  pp.  8. 
1,5.0  M.   —    rec.  von  Baudjssin  in  Th.  LZ.      1877,  No.   12. 

74)  F.  Miglior.  Biblia,  Fede  e  Scienza,  ossia  Lezioni  bibliche  sulla  cos- 
mogonia  mosaica.     Vol.  III.     Parma  1877,  230  pp.     8.     3  fr. 

75)  J.   C.  Mattheit.     De  Scheppingsdagen :    Theol.  Tijdschr.,   1.  Juli   1877. 
70)   lieanlmirt.     The  world  before  Adam;    or  Geological  Footprints  of  Je- 

hovah.     London  (Bemrose).     326  pp.      12.     3  s.   6   d. 

77)  S.  Hophins.  An  Exposition  of  the  Original  Text  of  Genesis  I.  and  II. 
§  5  ,,Without  form  and  void'' :  Bibliotheca  sacra,  Vol.  34.  Andover,  Jan. 
1877,  p.  51—69;  Juli,  p.  422-47. 

78)  P.  W .  Grant.  The  Bible  Record  of  Creation  True  for  every  Age. 
—  rec.  in  Ac,   1.  Dec.   1877. 

79)  V.  Rydberg  Double  number  key  to  the  genealogical  table  of  the 
First  Patriarchs  in  Genesis  and  the  Chronology  of  the  LXX.  From  Comber- 
tigues  french  translation  of  the  origin.  Swedish  Brocbure  by  S.  M.  Draeh : 
Txansactions  of  the  Society  of  Bibl.  Archaeology  1877.  Vol.  V.  P.  1,  p. 
65  —  87. 

80)  Schoebel.  Demonstration  de  l'authent.  mosaique  de  la  Genese:  Annales 
de  philos.  chr^tienne.  Paris.  I.  Chap.  8  et  9.  Nov.  1876,  p.  347—64.  II.  Dec, 
p.  405  sq.  III.  Jan.  187  7,  p.  7-23.  (Nach  dess.  „le  Mo'ise  historiqne",  Paris 
1875.) 

81)  F.  Gardiner.  Note  on  Gonesis  XI,  26:  Biblioth.  Sacra.  Oct.  1877, 
p.   755      61 


Kavtzsch,  hehr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels.  57 

Ganneau6-)    über    Gornorrha    u.  s.  w. ,    endlich    Obbard's*3)    Er- 
klärung des  Segen  Jakob's  zu  erwähnen. 

Etwas  stiefmütterlicher  als  die  Genesis  sind,  wie  gewöhnlich, 
die  übrigen  Bücher  des  Pentateuchs  behandelt.  Exodus  ist  nur 
durch  einen  Aufsatz  von  Stier  84)  über  Cap.  11,  7  vertreten;  Le- 
viticus  durch  Hoß'mann's  85)  Untersuchungen  .  über  Cap.  1 — 7, 
welche  in  Anlehnung  an  die  spätere  jüdische  Tradition  die  Einheit 
und  Integrität  jenes  Gesetzescyklus  zu  erweisen  suchen,  sowie 
durch  einen  Aufsatz  Fenton's  86),  nach  welchem  das  Jubiläums- 
gesetz (Lev.  25)  den  Dorfgemeinden  der  ältesten  Zeit  angepasst 
ist.  Einen  kurzen  Commentar  über  Abschnitte  der  Bücher  Numeri 
und  Deuteronomium  schrieb  Trower  S7) ;  der  aaronische  Segen  wurde 
nach  bamidbar  rabba  von  Wünsche  88)  behandelt,  die  Bileams- 
sprüche  von  dem  angesehenen  englischen  Exegeten  Kaiisch 89). 
Den  Charakter  des  Deuteronomium  als  eines  Volksbuches  sucht 
Sime 9U)  zu  erweisen ;  dem  Moseslied  gilt  eine  kritisch  sehr  con- 
servative,  übrigens  aber  gelehrte  und  beachtenswerthe  Abhandlung 
von  Flockner91).  Zur  Erklärung  der  Bücher  Samuelis  haben 
Hobson9*),    Schröriny  93)    und   Bloch  9i)  Beiträge    geliefert;    auch 


82)  Ch.  Clermout-Ganneau.  Gomorrhe,  Segor  et  les  filles  de  Lot.  Lettre  : 
R.  arch.,  März   1877,  p.   193—98. 

83)  A.  N.  Obhard.  Prophecy  of  Jacob.  Notes,  critical  and  exegetical 
on  Genes.  XLIX.     Lond.   1877.     4  s. 

84)  Stier.  Noch  eine  Erklärung  zu  Exod.  11,  7:  Jüd.  Lit.-Bl.  1877,  No. 
13   und   14,  p.  52-  53. 

85)  Hoffmann.  Einheit  und  Integrität  der  Opfergesetze  Lev.  Cap.  1—7: 
Magaz.  für  die  Wissensch.  des  Judenth.  1877.  I.  p  1-16;  II.  p.  61 — 75; 
HI.  p.   125  -  41. 

86)  J.  Fenton.  The  primitive  Hebrew  Land  Tenure:  Theolog.  Review, 
Oct.   1877. 

87)  W.  J.  Trower.  Short  comments  on  Eighty  Passages  in  the  27  last 
chapters  of  the  book  of  Numbers  and  in  the  book  of  Deuteronomy.  London 
1877.    410  pp.      12. 

88)  A.  Wünsche.  Der  aaronische  Segen  nach  Auffassung  und  Auslegung 
des  Midrasch  bamidbar  r.  Par.  XI:  Jahrbb.  f.  protest.  Theol.  1877.  4.  p. 
675  —  705. 

89)  M.  M.  Kaiisch.  Bible  Studies.  Part  I.  The  Prophecies  of  Balaam 
or  The  Hebrew  and  the  Heathen.  Lond.  1877.  10  s.  6  d.  —  rec.  von  Cheyne 
in  Ac,  22.  Dec.   1877;    von  Oort  in  der  Theol.  Tijdschr.,   1.  Jan.   1878. 

90)  J.  Sime.  Deuteronomy,  the  People's  Book.  Its  Origin  and  Nature. 
A  Defence.  London  1877.  VIII.  295  pp.  8.  6  s.  —  rec.  von  Kuenen  in 
der  Theol.  Tijdschr.,  Nov.    1877. 

91)  C.  Flöckner.  Zur  Authentie  und  Integrität  des  Mosesliedes.  Beuthen 
(Görlich)  1876.  (Progr.  des  Realgymnas.)  48  pp.  4.  4  M.  —  rec.  von  Kamp- 
hausen in  Th.  LZ.    1877,  No.    14. 

92)  E  Hobson.  Aids  to  the  Study  of  the  Books  of  Samuel.  Book  2. 
1877.      12.     1   s.   6   d. 

93)  Fr.  Schröring.  Ueber  einige  Stellen  aus  den  Büchern  Samuelis. 
2.  Heft.     20   pp.     4.      (Gymn.  Programm). 

94)  Bloch.  Nochmalige  Beleuchtung  von  1.  Buch  Samuel,  Cap.  16—  18: 
Jüd.  Lit.-Bl.   1877,  No.  9,  p.   33  —  34. 


58  Kautzsch,  hebr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,   Geschichte  Israels. 

die  Abhandlung  von  Brngsch 95)  über  den  Tempelbau  nach  der 
koptischen  Version  ist  mehr  von  exegetischem,  resp.  text-kritischem, 
als  archäologischem  Interesse ;  die  Wunderberichte  über  Elias  und 
Elisa  behandelt  Giemen  96)  in  einer  schwangvoll  geschriebenen  und 
exegetisch  tüchtigen  Arbeit  zu  apologetischen  Zwecken.  Ueber  die 
drei  grossen  Propheten  erschien  als  Opus  posthumum  der  gelehrte, 
übrigens  streng  katholische  Commentar  von  Le  Hir  97),  über  Jesaja 
der  lange  erwartete  und  reichhaltige,  in  kritischen  Fragen  (auch 
bez.  Cap.  40 — 66)  durchaus  conservative  Commentar  von  Nägels- 
bach 98).  Sharpe ")  hat  neben  einer  revidirten  Uebersetzung  des 
Propheten  auch  ein  chronologisches  Arrangement  desselben  und 
damit  den  Beweis  geliefert,  dass  noch  nicht  alle  Möglichkeiten 
erschöpft  sind,  die  66  Capitel  in  eine  Reihe  zu  bringen.  Alle 
Beachtung  verdient  dagegen  der  scharfsinnige  Aufsatz  von Kleinertum) 
über  Jes.  20—22,  vgl.  mit  2.  Kön.  18  ff.  Den  Ursprung  des 
Deuterojesaja  behandelt  ein  schwedischer  Aufsatz  von  Ekman1{)1); 
die  Behauptung  Kohii^s1"2),  dass  der  Deuterojesaja  von  anti- 
parsischen  Tendenzen  erfüllt  sei,  rief  die  Gegenschriften  von  Mat- 
thes103)    und    de  Harlezim)    hervor.     Das    berühmte  Capitel  vom 


95)  H.  Brugsch-Bey.  Der  Bau  des  Tempels  Salomo's  nach  der  kop- 
tischen Bibelversion.  Leipzig  (Hinrichs)  1876.  III,  35  pp.  8.  4  M.  —  rec. 
von  Reusch  im  Theolog.  Lit.-Bl.  1877,  No.  9-,  von  Baudissin  in  Th.  LZ.  1877, 
No.  12. 

96)  A.  Clemen.  Die  Wunderberichte  über  Elia  und  Elisa  in  den  Büchern 
der  Könige.  Eine  hermeneutisch-apologetische  Studie.  Grimma  (Gensei)  1877. 
42  pp.  4.  (Programm  der  Fürstenschule).  1  M.  —  rec.  von  Kautzsch  in  Th. 
LZ.  1877,  No.  21. 

97)  Le  Hir.  Les  trois  grands  prophetes  Isa'ie,  Jeremie,  Ezeehiel.  Ana- 
lyses  et  commentaires,  avec  traductions  de  l'hebreu  en  francais  des  parties  prin- 
cipales.  Publie  par  M.  Grandvaux.  Paris  1877.  IV,  XXVI.  409  pp.  8.  — 
rec.  von  Baudissin  in  Th.  LZ.    1877,  No.   11. 

98)  Carl  Wilh.  Ed.  Nägelsbach.  Der  Prophet  Jesaja.  Thoolog.-homi- 
letisch  bearbeitet  (Lange's  Bibelw. ,  A.  T.  Theil  XIV).  Bielefeld  und  Leipzig 
(Velhagen  und  Ciasing)  1877.  XXXV,  792  pp.  8.  10  M.  —  rec.  von  Reusch 
im  Theol.  Lit.-Bl.  1877,  No.  26;  von  Engelhardt  im  Beweis  des  Glaubens  März 
1878;  in  der  Allgem.  ev.-luth.  KZ.  1878,  No.  1;  von  Valeton  in  den  „Studien" 
1878,  IV,  3;  von  Kautzsch  in  Th.  LZ.  1878,  No.  25;  von  Flöckner  in  LH. 
Rdsch.    1878  No,.   16. 

99)  S.  Sharpe.  Book  of  Isaiah ,  arranged  ehronologically  in  a  revised 
translation  and  accompanied  with  histor.  notes.  London  (J.  R.  Smith)  1877. 
166   pp.      12.     2   s.  6   d.   —  rec.  in  Ac.    8.  Sept.   1877,  p.  242. 

100)  Kleinert.  Bemerkungen  zu  Jes.  20-22  und  2.  Kön.  18  —  20:  Theolog. 
Stud.  und   Kritiken    187  7,  I. 

101)  J.  A.  Ekman.  Likheter  mellan  Esaias  Kapp.  40 — 66  och  Jeremias, 
betraktade  med  hänsyn  tili  fragan  om  de  förras  Ursprung.  Upsala  (Universitets 
arsskrift)    1877.      127   pp.     2,50  kr. 

102)  Alex.  Kohut.  Antiparsische  Aussprüche  im  Deuterojesaja:  ZDMG, 
1876,  p.   709  —  22. 

103)  J.  0.  Ma.tthes.  Bestrijdt  Deutoro-jesaia  hot  parzismo?:  Theol.  Tijd- 
schr.,  Nov.  1877,  p.  567  —  92. 

104)  de  Harlez.  Les  pretondus  tendances  antimazdeennos  des  dein,  cha- 
pitres  d'Isaie:  Revue  des  quostions  historiques,  Apr.   1877,  p.  582  ff. 


Kautzsch,  hehr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels.   59 

Knecht  Jahwe's  veranlasste  allein  zwei  grössere  Werke.  Auf  Ver- 
anlassung Pusey  s 105)  stellte  Neubauer  55  jüdische  Erklärungen 
aus  Drucken  und  Handschriften  nebst  27  kleineren  Fragmenten 
von  Auslegungen  bis  herab  auf  S.  D.  Luzzatto  zusammen;  ein 
zweiter  Band  enthält  Driver's  und  Neubauer  $  englische  Ueber- 
setzung  zu  jenen  Texten  mit  einer  Einleitung  Pusei/s.  Wie  weit 
der  von  letzterem  angestrebte  Erfolg  erzielt  worden  ist,  mag  auf 
sich  beruhen ;  jedenfalls  bietet  dieses  echt  englische  Unternehmen 
einen  namhaften  Beitrag  zur  Geschichte  der  jüdischen  Exegese. 
Das  andere  Werk,  von  Urwicfc  106) ,  behandelt  gleichfalls  nur  die 
Verse  über  den  Knecht  Jahwe's  unter  Voraussetzung  ihres  Jesa- 
janischen  Ursprungs.  Eine  tiefere  Würdigung  des  Ezechiel  be- 
zweckt ein  tüchtiger  Aufsatz  von  Klostermann  107).  Zu  den  kleinen 
Propheten  erschien  der  sechste  (und  letzte)  Band  von  Pusey's  lo8) 
1860  begonnenem  Commentarwerk  in  bekannter  dogmatisirender 
Exegese;  über  Joel  ein  Commentar  des  hoffnungsvollen  und  zu 
früh  geschiedenen  Katholiken  Karle109);  zu  bedauern  ist  dabei, 
dass  die  Herausgabe  dieser  an  sich  tüchtigen  Arbeit  ganz  un- 
kundigen Händen  anvertraut  worden  ist.  Auf  Joel  bezieht  sich 
ausserdem  ein  Aufsatz  Valeton's 11(l)  und  eine  Dissertation  Montet's111), 
auf  Zacharia  eine  Arbeit  Bosanquet's112). 


105)  The  tifty-third  chapter  of  Isaiah  according  to  the  Jewish  Interpreters. 
Bd.  I  Texts,  edited  from  printed  books  and  mss.  by  Ad.  Neubauer.  XXIV. 
402.  170  pp.  Bd.  II  Translations  by  S.  R.  Driver  and  Ad.  Neubauer.  With 
an  introduction  to  the  translations  by  E.  B.  Pusey.  LXXVI.  574  pp.  8. 
Oxf.  u.  London  (J.  Parker  &  Co.).  Leipz.  (T.  O.  Weigel)  1876  —  77.  30  M. 
—  rec.  von  C.  Taylor  in  Ac,  19.  Mai  1877,  p.  440  ff. ;  Ath.,  28.  Juli,  p.  106; 
von  de  Lagarde  in  den  GGA.  1877,  St.  24;  von  O-m  in  der  Allgem.  Ztg.  des 
Judenth.  1877,  No.  16;  von  Br.  in  LC.  1877,  No.  36;  von  Stade  in  JLZ.  1877, 
No.  38;  von  Strack  in  ThLZ.  1877,  No.  21;  von  Rohling  in  der  Lit.  Rund- 
schau  1877,  No.   18. 

106)  William  Urwick.  The  Servant  of  Jehovah:  A  commentary,  gram- 
matical  and  critical  lipon  Isaiah  LII,  13  —  LIII,  13  with  dissertations  lipon  the 
authorship  of  Isaiah  LXVI.  Edinburgh  1877.  200  pp.  8.  6  s.  —  rec.  in  Ac. 
28.  Apr.   1877,  p.  362  ff;  in  Lond.  Quarterl.  Review,  Apr.   1877. 

107)  A.  Klostermann  Ezechiel.  Ein  Beitrag  zu  besserer  Würdigung 
seiner  Person  und  seiner  Schrift:  Stud.  u.  Krit.   1877,  III,  p.  391-439. 

108)  Rev.  E.  B.  Pusey.  The  minor  prophets  with  a  commentary  ex- 
planatory  and  critical ,  and  introductions  to  the  several  books.  Part  VI. 
Zechariah  —  Maleachi.  Oxford  and  London  1877.  —  rec.  in  Ac,  30.  Juni  1877; 
in  Ath.,  15.  Sept.   1877,  p.  328ff 

109)  J.  A.  Karle.  Joel  ben  Pethuel  propheta.  Lipsiae  (Hinrichs)  1877. 
V,  77  pp.  8.  3,60  M.  —  rec.  von  Reuseh  im  Theol.  Lit.  Bl.  1877,  No.  26; 
von  Kamphausen  in  ThLZ.    1878,  No.   6;    von  Nowack  in  JLZ.   1878,    No.   23. 

110)  J.  J    P.    Valeton.     Nog  eens  Joel:  Studien   1877.     III,   1,  p.  92  ff. 

111)  E.  Mordet.  Etüde  litteraire  et  critique  sur  le  livre  du  prophete  Joel. 
(Dissert.)  Geueve  (H.  Georg)   1877.     51   pp.     8. 

112)  S.  R.  Bosanquet.     Prophecies  of  Zechariah.     (?)  1877.     8. 


60   Kautzsch,  hebr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels. 

Die  Psalmen  erfuhren  eine  kurze  Commentirung  von  Heilig- 
stedt113)  in  compilatorischer  Manier;  von  einem  grösseren  eng- 
lischen Commentar  JennincjS  114)  ist  bis  jetzt  der  erste  Theil  er- 
schienen ,  in  vielfacher  Anlehnung  an  deutsche  Muster ,  aber  zum 
Theil  ohne  rechtes  Urtheil  über  die  verschiedenen  Standpunkte  der 
benutzten  Exegeten.  Die  prophetischen  Psalmen  legte  GJiesqiiiere11^) 
aus;  auf  einzelne  Psalmen  beziehen  sich  Aufsätze  von  Grätz  116), 
Wanner111),  Oppenheim116)  und  Hnyser  119) ;  die  Hapaxlegomena 
der  Psalmen  behandelte  Robbert  12°).  —  Die  Proverbien  sind 
nur  durch  einen  Versuch  von  Koref  121)  über  Cap.  30  und  31 
vertreten.  — ■  Eine  Oase  auf  dem  Gebiet  der  Exegese  zu  den 
Hagiographa  bildet  die  neue  (2.)  Auflage  von  Delitzsch'^  122)  Hiob- 
commentar;  abgesehen  von  seinen  sonstigen  Vorzügen  ist  das  Buch 
durch  die  Neubearbeitung  in  noch  höherem  Grade  als  früher  zu 
einer  unerschöpflichen  Fundgrube  von  exegetischem  Detail  aller 
Art    geworden.     Eine   Popularisirung    der  Hiobexegese    für   erbau- 


113)  Aug.  Heiligste^ t.  Die  Psalmen.  Hebräischer  Text  mit  einer  kurzen 
Auslegung.  Heft  1  und  2.  Halle  (Herrmann)  1876.  140  pp.  8.  2  M.  — 
rec.  von  Baudissin  in  ThLZ.   1876,  No.   17   (zu  Heft   1,  Ps.   1—25). 

114)  H.  C.  Jennings  assisted  in  parts  by  the  Rev.  W.  H.  Lowe.  The 
Psalms.  With  Introduetions  and  Critical  Notes.  Books  I  and  II.  Psalms 
1—72.  Lond.  (Macmillan).  350  pp.  8.  10  s.  6  d.  —  ree.  in  Ac. ,  28.  Apr. 
1877,  p.  362. 

115)  J.  Ghesqiiiere.  David  .  .  .  seu  psalmi  prophetici  .  .  .  philolögice  ac 
paraphrastice  expositi  authentico  textu.  Arras  (Sueur-Cbarruey)  XVI,  452  pp. 
18.     3  fr. 

116)  H.  Graetz.  Auslegung  des  16.  Psalmes  und  dessen  geschichtl.  Be- 
ziehung: Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissenseh.  des  Judenth.,  Sept.  1877,  p.  385 
—  401. 

117)  F.    Wanner.      Etüde    critique    sur    les    Psaumes    44.    74.    79    et    83. 

(Dissertat.)  Lausanne   1876. 

118)  J.  Oppenheim,  lieber  die  Bedeutung  des  73.  Psalms:  Monatsschr.  f. 
Gesch.  u.  Wissensch.  des  Judenth.,  Nov.   1877.  p.  498 — 516. 

119)  Hvyser.  Explication  du  psaume  89  (88),  chant  royal.  (Extr.  de  la 
Revue  des  scienees  ecclesiast.     Febr.    1877.  p.    123—42).     Arras   1877. 

120)  ./.  Robbert.  Td  anaig  J.fyofievn  Psalmorum  oxplicata.  Disput, 
academica.  Upsalae  (Berling)  1877.  44  p.  8.  —  rec.  von  Nestle  in  Th.  LZ. 
1879,  No.  2. 

121)  H.  Koref.  Versu«  h  einer  neuen  Uebersetzung  der  letzten  Capitel 
30  und  .".1  der  Proverbien  des  Königs  Salomo.  Budapest  (Tettey)  1876.  III, 
46  pp.      10.      1,20  M. 

122)  Franz  Delitzsch  Biblischer  Commentar  über  die  poetischen  Bücher 
des  A.  T.  2.  Band:  Das  Buch  Hiob.  Mit  Beiträgen  von  Fleischer  und  Wetz- 
stein nelist  einer  Karte  der  Umgegend  des  Jobsklosters.  2.  durchaus  umge- 
arbeitete  Auflage.  Leipzig  (Dörfffing  und  Kranke)  1876.  (Des  Bibl.  Commontars 
über  «las  alte  Test  herausg.  von  C.  F.  Keil  und  Fr.  Delitzsch  4.  Theil, 
2.  Band).  VIII.  615  pp,  8.  UM.  —  rec.  von  Wellh.uisen  in  ThLZ.  1877, 
No.  4;  von   Kolhe  i/n   Beweis  d.  Gl.,  Fobr.    1877;  in  LG   1877,  No.   14. 


Kavtzsch,  hehr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,   Geschichte  Israels.   Q\ 

liehe  Zwecke  ist  die  übrigens  tüchtige  Bearbeitung  von  Roqge  123), 
welche  eine  wörtliche  Uebersetzung  mit  kurzen  Erläuterungen, 
meist  im  Anschluss  an  Delitzsch  und  Zöckler,  verbindet.  Eine 
recht  lesbare  Uebersetzung  in  gereimten,  meist  vierfüssigen  Jamben 
nebst  Einleitung  und  kurzen  Erläuterungen  bietet  Kemmler m), 
während  Hansen! 's 125)  Uebersetzung  in  ungereimten  fünffüssigen 
Jamben  aller  weiteren  Zuthaten  entbehrt.  —  Von  den  kritischen 
Arbeiten  über  das  Buch  Hiob  vei'dienen  nachdrückliche  Hervor- 
hebung die  Beiträge  Buddes120);  die  sorgfältigen  Detailstudien 
desselben,  namentlich  auf  dem  Gebiet  der  lexicalisehen  Statistik, 
werden  ihren  Werth  behalten,  wenn  ihnen  auch  die  Rettung  der 
Elihureden  nicht  gelingen  sollte.  Gegen  Budde's  Angriffe  sucht 
Studerv2T)  in  einer  „Antikritik"  seine  Zerstückelung  des  Buches 
Hiob  (in  den  Jahrbb.  f.  protest.  Theol.  1875,  Heft  4,  S.  688  ff.) 
aufrecht  zu  erhalten.  Auf  einzelne  Punkte  der  Hiobexegese,  sowie 
auf  die  Entstehungszeit  des  Buches  beziehen  sich  die  Beiträge  von 
Barth12**);  auf  Cap.  3  ein  Aufsatz  von  Cox129);  die  Entstehung 
der  LXX  zu  Hiob  verlegt  Grätz 130)  in  das  erste  vorchristliche 
Jahrhundert.  Die  Auslegung  der  Megillen  wurde  bereichert  durch 
einen  nachgelassenen  Commentar  von  Veith  131)  zu  Koheleth  und 
dem  Hohenlied;  das  Hohelied  allein  erfuhr  eine  eingehende  Com- 
mentirung    durch    Kämpf **2);   reichhaltig   in  Bezug    auf   die  Ge- 


123)  W.  Rugge.  Das  Buch  Hiob  der  Gemeinde  dargeboten.  Erlangen 
(Deichert)  1877.  VI,  120  pp.  8.  1,60  M.  —  rec.  von  Meier  in  ThLZ.  1877, 
No.  21. 

124)  G.  Kemmler.  Hiob  oder  Kampl'  und  Sieg  im  Leiden.  In  dichter. 
Form  wiedergeg.     Calw  (Vereinsbuchh.)   1877.      184  pp.     8. 

125)  Hansen.  Das  Buch  Hiob  in  poetischer  Form.  Cottbus  187  7.  97  pp. 
16.     0,60  M. 

126)  Carl  Bitdde.  Beiträge  zur  Kritik  des  Buches  Hiob.  I.  Die  neuere 
Kritik  und  die  Idee  des  B.  Hiob.  II.  Der  spracht.  Charakter  der  Elihu-Reden. 
Bonn    (Marcus)    1876.      160    pp.     8.      3  M.    —    rec.   von  Reusch   im  th.  L.  Bl. 

1876,  No.  26;  von  Kautzsch  in  ThLZ.   1877,  No.  2;  von  Stickel  in  JLZ.   1877, 
No.   10;  von  Smend   in  Stud.  u.  Krit.   1878,  I. 

127)  G.  Studer.     Das  Buch  Hiob.     Antikritik:  Jahrbb.  für  protest.  Theol., 

1877.  H.  3,  p.  540-  60. 

128)  J.  Barth.  Beiträge  zur  Erklärung  des  Buches  Job.  Leipzig  (Hin- 
richs)  1876.  27  pp.  4.  2  M.  —  rec.  von  Reusch  im  theol.  Lit.  Bl.  1876, 
No.  26;  von  Kautzsch  in  ThLZ.  1877,  No.  2;  von  Stade  in  JLZ.  1877,  No.  10; 
von  Hoffmaim   im  Magaz.  f.  d.   Wissenseh.  d.  Judenth.,   1877,   3. 

129)  S.  Cox.  The  Book  of  Job  3.  The  first  colloquy:  The  expositor, 
Apr.   1877. 

130)  H.  Graetz.  Das  Zeitalter  der  griech.  Uebersetzung  des  B.  Hiob: 
Monatsschr.  f.  Gesch.   a.   Wissensch.   d.  Judenth.,  Febr.    1877,  p.    83-  91. 

131)  J.  K.  Veith.  Koheleth  und  Hoheslied,  übersetzt  und  erklärt.  Aus 
dessen  hinterlass.  Handschriften  herausgeg.     Wien   1877.     211  pp.     8.     3  M. 

132)  /S.  J.  Kämpf.  Das  Hohelied  aus  dem  hebr.  Originaltext  ins  Deutsche 
übertragen  etc.  Prag  (Mercy)  1877.  XL  VI,  214  pp.  8.  10  M.  —  rec.  in  d. 
Jahrbb.  f.    Jüd.   Gesch.  u.  Lit.   1877,  III;  von  Baudissin  in  ThLZ.   1877,  No.  26. 


62   Kautzsch,  hebr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,   Geschichte  Israels. 

schichte  der  Auslegung,  gipfelt  dieselbe  in  dem  Versuch,  den  Text 
auf  dreimal  drei  dramatische  Scenen  zurückzuführen.  Von  De- 
litzsch'&  Commentar  zum  Hohen  Lied  wurde  eine  englische  Ueber- 
setzung133) veranstaltet,  leider  nicht  frei  von  starken  Missver- 
ständnissen des  Uebersetzers.  Die  Uebersetzung  und  Erklärung 
Josetf'y's  i34)  bietet  dem  Kundigen  einen  interessanten  Beitrag  zur 
Geschichte  der  Auslegung.  Den  Klageliedern  ist  ein  Aufsatz  von 
Flöckner 135) ,  dem  Koheleth  ausser  dem  Commentar  von  Veith 
(s.  o.  131)  ein  solcher  von  Leale136)  gewidmet.  Esra,  Nehemia 
und  Esther  umfasst  ein  Commentar  des  Katholiken  Neteler 137) ; 
den  hellenistischen  Ursprung  des  Buches  Esther  sucht  Bloch  in  ver- 
schiedenen Aufsätzen  138)  und  einer  daraus  hervorgegangenen  Bro- 
schüre 139)  zu  erweisen;  dem  Targum  scheni  zu  demselben  Buch 
gilt  eine  Broschüre  von  Munk  14°)  und  verschiedene  Aufsätze  von 
Reis u  1).  Eine  neue  Uebersetzung  und  Erklärung  des  Daniel 
lieferte  Rohling1*2);  eine  treffliche  Behandlung  des  Danielcom- 
mentars  von  Hippolytus  Bardenhewer  143).  Auf  Esra  und  Nehemia 
erstreckt  sich  eine  Abhandlung  Rose7izweig's  144),  welche  in  wenig 


133)  Franz  Delitzsch.  Commentary  on  the  Song  of  Songs  and  Ecclesiastes. 
Translated  from  the  German.     Edinb.   187  7.  —  rec.  in  Ac,   1.  Dec.   1877. 

134)  B.  W.  Joseffy.  Das  Hohelied  .  .  .  aus  der  Urschrift  von  neuem 
übersetzt  und  nach  den  ältesten  Ueberlieferungen  erklärt.  Basel  (Spittler)  1877. 
96   pp.     8. 

135)  C.  Flöckner.  Ueber  den  Verfasser  der  Klagelieder:  Theol.  Quartalschr. 
1877,  2,  p.  187-280. 

136)  T.  H.  Leale.  Homiletic  Commentary  on  the  Book  of  Ecclesiastes. 
With  crit.  and  explanatory  notes.     London   1877.      184  pp.     8. 

137)  B.  Neteler.  Die  Bücher  Esdras,  Nehemias  und  Esther,  aus  dem  Ur- 
texte übers,  und  erklärt.     Münster  1877.     VIII.   255  pp.      8.      4  M. 

138)  J.  S.  Bloch.  Der  hellenistische  Ursprung  und  Charakter  des  Buches 
Esther:  Jüd.  Lit.  Bl.   1877,  No.   27—34. 

139)  Bloch.  Hellenistische  Bestandteile  im  bibl.  Schriftthum.  Eine 
kritische  Untersuchung  über  Abfassung  etc.  des  Buches  Esther.  Barby  1877. 
VII,  59  pp.     8.  —  rec.  von  Nowack  in  JLZ.   1878,  No.   27. 

140)  L.  Munk.  Targum  Scheni  zum  Buche  Esther,  nebst  Variae  lectiones 
nach  handschr.  Quellen  erläutei-t  und  mit  einer  literarhistor.  Einleitung  versehen. 
Berlin  (Benzian)  1876.  V,  37  u.  45  pp.  8.  2  M.  —  rec.  von  Br.  in  LC. 
1877,  No.  50. 

141)  J.  Reis.  Das  Targum  scheni  zu  dem  B.  Esther  (Verhältniss  des 
edirten  Textes  desselben  zu  dem  eines  hdschr.  Codex):  Monatsschr.  für  Gesch. 
u.  W.  des  Judenth.,  April  — Nov.   1876. 

142)  A.  Rohling.  Das  Buch  des  Propheten  Daniel.  Uebers.  und  erklärt. 
Mainz  (Kirchheim)  1877.  VII,  372  pp.  8.  5  M.  —  rec.  von  Schäfer  in  Lit. 
Handw.    1877,  No.    199  u.  200. 

143)  Priest.  D.  Otto  Bardenhewer.  Des  heil.  Hippolytus  von  Korn  Com- 
mentar zum  Buche  Daniel.  Ein  literargesch.  Versuch.  Freiburg  (Herder)  1877. 
IV,   107   pp.      8.     2   M.  —  rec.   von  Zahn  in  ThLZ.   1877,  No.    18. 

144)  Adolf  Rosenzweig.  Zur  Einleitung  in  die  Bücher  Esra  u.  Nehemia. 
Berlin  (Götz)  1876.  54  pp.  8.  IM—  rec.  von  Kamphausen  in  ThLZ.  1877, 
No.   14. 


Kautzsch,  kehr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,   Geschichte  Israels.  63 

überzeugender  Methode  Esra  1 — 6  nebst  Fragmenten  auf  den 
Chronisten,  das  übrige  aber  auf  Nehemia  und  einen  weiteren  Be- 
arbeiter zurückführt,  während  eine  Ueberarbeitung  Nehemia's  durch 
den  Chronisten  in  Abrede  gestellt  wird.  Die  Kalubaiten  oder 
Kalebiten  der  Chronik  behandelt  ein  Aufsatz  von  Grätz  145).  Von 
der  Literatur  zu  den  alttestamentlichen  Apokryphen  erwähnen  wir 
Brüll1*6)  über  das  Susanna-Buch,  Bissell 147)  über  III.  Esra,  Gut- 
beriet 148)  über  Tobias,  Menan  149)  über  die  Apokalypse  des  Baruch, 
endlich  Kimiy's  l5°)  Uebersetzung  des  „Restes  der  Worte  Baruch's" 
aus  dem  Aethiopischen. 

Auf  dem  Felde  der  israelitischen  Geschichte  ist  an 
erster  Stelle  das  bereits  im  ersten  Heft  besprochene  treffliche  Werk 
Maspero's  nochmals  zu  erwähnen,  welchem  durch  die  Uebersetzung 
Pietschmann's  eine  weitere  Verbreitung  auf  deutschem  Boden  ge- 
sichert ist.  Zum  ersten  Male  begegnet  uns  hier  statt  einer  apho- 
ristischen Darstellung  eine  Verflechtung  Israels  in  den  Verlauf  der 
grossen  Politik  Vorderasiens  und  Aegyptens.  Dagegen  giebt  der 
erste  Band  von  Seinecke's  151)  israelitischer  Geschichte  mehr  ein 
Zerrbild  als  Geschichte;  auf  229  Seiten  wird  der  Hexateuch  ver- 
höhnt, um  die  Geschichte  der  getheilten  Reiche  auf  46  Seiten  zu 
erledigen.  Ueber  die  Königszeit  zurück  hatte  Israel  nach  diesem 
Historiker  keine  Erinnerungen;  Stücke,  wie  Exodus  15,  gelten 
ihm  als  nachexilisch.  Im  entgegengesetzten  Geiste  ist  die  Fort- 
setzung des  Lehrbuchs  von  Köhler  152)  gehalten.  Von  dem  nun- 
mehr completen  grossen  Werke  von  Grätz  153)  ist  eine  Lieferungs- 


145)  Grätz.  Die  Kalubaiten  od.  Kalebiten  in  der  Chronik:  Monatsschr. 
für  Gesch.  u.  Wissensch.  des  Judenth.,  Nov.   1876. 

146)  iV.  Brüll.  Das  apokryphische  Susanna-Buch  (aus  Brüll's  Jahrhb.  für 
jüd.  Gesch.  u.  Liter.  1877,  III).  Frankf.  69  pp.  8.  3  M.  —  rec.  von  Keusch 
im  Theol.  Lit.  Bl.   1877,  No.   20. 

147)  Rev.  E.  C.  Bissei.  The  First  Book  of  Esdras  (Esra  III) :  Bihlio- 
theca  sacra,  Apr.   1877,   No.  34,  p.  209—28. 

148)  C.  Gutberiet.  Das  Buch  Tobias  übersetzt  und  erklärt.  Münster 
187  7.    Vin,  355  pp.    8.  —  rec.  von  Bickell  in  der  Ztschr.  f.  kathol.  Theol.  II,  2. 

149)  E.  Renan.  L'Apocalypse  de  Baruch:  Journal  des  savants,  Apr.  1877, 
p.  222—31. 

150)  König.  Der  Rest  der  Worte  Baruchs  aus  dem  Aethiopischen  über- 
setzt: Theol.  Stud.  u.  Krit.   1877,  H.  2. 

151)  L.  Seinecke.  Geschichte  des  Volkes  Israel.  Bd.  I.  Bis  zur  Zer- 
störung Jerus.  durch  die  Chaldäer.  Göttingen  (Vandenhoeck  und  Ruprecht) 
1876.  VIU,  399  pp.  8.  8  M.  —  rec.  von  Wellhausen  in  ThLZ.  1877,  No.  5; 
von  W.  v.  B.  in  LC.  1877,  No.  24;  von  Stade  in  JLZ.  1877,  No.  41;  von 
Yaleton  in    d.  „Studien"    1877,  III,  4. 

152)  A.  Koehler.  Lehrbuch  der  biblischen  Geschichte  des  A.  T.  2.  Hälfte, 
1.  Lief.     Erlangen   1877.      128  pp.     8.     4,50  M. 

153)  H.  Graetz.  Geschichte  der  Juden  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf 
die  Gegenwart.  Aus  den  Quellen  neu  bearbeitet.  (Bis  Ende  1877:  35  Lfgn. 
ä  80  Pf.)     Leipzig  (Leiner).    692  pp.     8. 


64   Kautzsch,  hebr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,   Geschichte  Israels. 

ausgäbe  begonnen  worden;  von  einer  Gesamrntgeschichte  Israels 
und  seiner  Literatur,  die  Bach  154)  in  fünf  Lieferungen  ediren  will, 
sind  187  7  drei  Lieferungen  erschienen.  Auf  die  Berührung  Israels 
mit  der  Profangeschichte  beziehen  sich  die  Arbeiten  von  Mule  155), 
Rehatselc  ibti)  und  Heibert15''),  letztere  im  Anschluss  an  Schrader's 
„Keilinschriften  und  A.  Test.u,  sowie  an  Delitzsch's  und  Dillmann's 
Genesiscommentare  nebst  Biehm's  bibl.  Handwörterbuch,  in  apologe- 
tischem Interesse.  Die  Beziehungen  zu  Assur  und  Aegypten  fassen 
Schmidt  (s.  oben  p.  33,  No.  2),  Sillem 158),  Rivieres  15y),  Revel 160)  und 
Vigöuroux  161)  ins  Auge;  ethnographische  Fragen  behandeln  die  Auf- 
sätze von  Placzek  162)  und  Campbett1*'6),  chronologische  ein  solcher 
von  Chevalier164).  An  Specialuntersuchungen  liegen  vor:  die  Ab- 
handlungen von  Vigouroux  über  Abraham  l65)  und  die  Richterzeit 166), 


154)  S.  Back.  Die  Geschichte  des  jüdischen  Volkes  und  seiner  Literatur 
vom  babylon.  Exil  bis  auf  die  Gegenwart  übersichtlich  dargestellt.  1  —  3.  Lie- 
ferung. Lissa  (Seheibel)  1877.  272  pp.  8.  3  M.  —  rec.  in  Jüd.  Literaturbl. 
1877,  p.    172. 

155)  W.  H.  Mule.  Oriental  Records.  Confirmatory  of  the  Old  Testam. 
Scriptures.     Lond.   1877.     IV,  247   pp.     6  M. 

156)  E.  Mehat.iek.  Contact  of  the  Jews  with  Assyrians,  Babylonians  and 
Persians,  froni  the  division  of  the  Hebrew  Monarchy  into  two  kingdoms  (B.  C. 
975)  tili  the  entrance  of  Alex,  the  Great  into  Jerus.  (B.  C.  333);  and  a  view 
of  Jewish  civilisation :  Journal  of  the  Bombay  Br.  of  R.  Asiatic  Soc.  XXXIV. 

157)  H.  Heibert.  Vom  Paradies  bis  zum  Schilfmeer.  Parallelen  zwischen 
bibl.  und  ausserbibl.  Berichten.  Gera  (Griesbaeh)  1876.  VII,  127  pp.  8. 
2,25   M.  —  rec.  von  Baudissin  in  ThLZ.   1877,  No.  2. 

158)  C.  H.  W.  Sillem.  Das  alte  Test,  im  Lichte  der  assyrischen  For- 
schungen und  ihrer  Ergebnisse.  I.  Die  Genesis.  (Progr.)  Hamburg  und  Leipzig 
(0.  Schulze)  1877.  39  p.  4.  —  rec.  von  Baudissin  in  der  ThLZ.  1878, 
No.  20;  von  Köhler  in  der  Ztsehr.  für  die  ges.  luther.  Theol.  und  Kirche  1878, 
H    3,  p.   451;  von  d.  im  LCB.   1879,  No.   8. 

159)  Mivieres.     Questions  egypto-bibliques.     Paris   1876.      148  pp.     8. 

160)  A.  Mevel.  Le  Scoperte  assire  e  l'Antico  Testamento  n&III:  Rivista 
christiana,  Jan.  u.  Febr.    1877. 

161)  La  Bible  et  les  decouvertes  modernes  en  Egypte  et  en  Assyrie  par 
F.  Vigouroux  avec  des  illustrations  d'apres  les  monuments  par  Douillard. 
Precede  d'une  lettre  de  l'Eveque  de  Rodez.  Paris  (Berche  et  Tralin)  1877. 
t.  I.     8,  396  pp.     t.  II.      472  pp.      8.     8  fr. 

162)  Placzek.  Ebher  und  Misr.  Vergleichende  paläologisehe  Studien: 
JÜd.  Lit.  Bl.   1877,  No.   28  (p.    111);  No.  29  (p.   114.   115). 

163)  J.  Campbell.  The  Philistines:  British  and  foreign  evangel.  Review, 
Juli   1877,  p.   477—511. 

164)  Chevalier.  Chronologie  biblique.  IV:  Annales  de  philos.  chretienne, 
Nov.   1876.     p.   325-46. 

165)  F.  Vigouroux.  Le  patriarche  Abraham  et  los  decouvertes  modernes: 
Revue  dos  questions  historiques,  Oct.   1876. 

166)  E.  Vigouroux.  Les  juges  d'Israel.  Etudes  et  recherches  nouvelles: 
Revue  des  questions  historiques,  Juli   1877,  p.  5 — 82. 


Kautzsch,  hehr.  Sprachkunde,  olttest.  Exegese,  Geschichte  Israels.   65 

von  Baldeweg  167)  über  das  zuletzt  genannte  Thema,  von  Krey  168) 
und  Oppert169)  über  die  Chronologie  der  Königszeit.  Die  Zeit  der 
getheilten  Reiche  behandelt  Green  17ü),  eine  Specialfrage  aus  der- 
selben Ganneau  171).  Der  wahren  Bedeutung  Esra's  gilt  ein  Auf- 
satz von  Delitzsch112);  den  Ursprung  der  Sage  über  die  grosse 
Synagoge  erblickt  Kuenen  173)  in  Nehemia  8 — 10;  den  historischen 
Hintergrund  des  Buches  Esther  behandelt  Bosanquei ,174).  In  das 
Zeitalter  der  Apokryphen  gehört  eine  Abhandlung  Wieseler  %  175) 
über  die  Aera  der  Seleuciden  in  den  Büchern  der  Makkabäer, 
sowie  eine  solche  von  Werner116)  über  Johann  Hyrkan,  deren 
Breite  in  keinem  Verhältniss  steht  zu  den  neuen  Resultaten,  die 
sie  bietet.  Dem  Grenzgebiete  zwischen  der  Geschichte  Israels  und 
der  christlichen  Kirche  gehören  an  die  neue  Auflage  von  Haus- 
rath's  l77)  neutestamentlicher  Zeitgeschichte,  deren  Vorzüge  keiner 
weiteren  Hervorhebung  bedürfen ,  ferner  eine  englische  Ueber- 
setzung  l78)  von  Delitzsch' 's  Handwerkerleben  zur  Zeit  Jesu,  sowie 


167)  H.  Baldeweg.  Das  Zeitalter  der  Richter  nach  seinen  polit.,  socialen 
und  relig.  Verhältnissen.  Zittau  1877.  49  pp.  4.  Programm.  —  rec.  von 
Kautzsch  in  ThLZ.    1877,  No.   20. 

168)  E.  Krey.  Zur  Zeitrechnung  des  Buchs  der  Könige:  Hilgenfeld's 
Ztschr.    für    wissensch.    Theol.    1877.      III.      p.    404-68.      Mit    Nachwort    von 

Wellhavsen. 

169)  S.  oben  p.   33,   No.  3. 

170)  jS.  G.  Green.  Kingdom  of  Israel  and  Judith  after  the  disruption. 
Part  I.     London  (?)    1876.     8. 

171)  Clermont- Ganneau.  The  campaign  of  Abijah  against  Jeroboam  and 
the   Site  of  Jeshanah :  Ath.   22.  Sept.   1877.  —  Vgl.  oben  p.  44,  No.   47. 

172)  Franz  Delitzsch.  Der  Esra  der  Ueberlieferung  und  der  Esra  der 
neuesten  Pentateuchkritik  i Talmudische  Studien  No.  XVI):  Ztschr.  für  die  ges. 
luther.  Theol.  und   Kirche,   1877,  III,   p.  445  —  50. 

173)  A.  Kuenen.  Over  de  mannen  der  Groote  Synagoge.  Amsterd.  (Van 
der  Post)  1876.  43  pp.  8.  (Separatabdr.  aus  d.  „Verslagen  en  Mededeelingen 
der  koninkl.  Akad.  van  Wetensch.",  Afd.  Letterk.,  2'le  Reeks,  Deel  VI).  —  rec. 
von  Hollenberg  in  ThLZ.    1877,  No.  5;  von  Nöldeke  in  LC.   1877,  No.   13. 

174)  ./.  W.  Bosanquet.  Chronological  remarks  on  the  history  of  Esther 
and  Ahasverus,  or  Atossa  and  Tanu-Axares  (Mit  2  Tafeln):  Transactions  of 
the  Soc.  of  bibl.  Archaeol.,  Lond.   1876.     Vol.  V,  P.  I,  p.  225-92. 

175)  K.  Wieseler.  Zur  Seleucidenäre  in  den  Makkabäerbüchern:  Stud.  u. 
Krit.   1877,  III,  p.  510   u.   11. 

176)  Cossm.  Werner.  Johann  Hyrkan.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  Judäas 
im  2.  vorchr.  Jahrb.  Wernigerode  (Angerstein)  1877.  61  u.  28  pp.  8.  2  M. 
—  rec.  von  Schiirer  in  ThLZ.   1878,  No.  9. 

177)  Hausrath.  Neutestamentliche  Zeitgeschichte  2.  Aufl.  4  Thle.  Heidel- 
berg 1873—77.     8.     39   M. 

178)  Franz  Delitzsch.  Jewish  Artisan  life  in  the  time  of  our  Lord;  to 
whieh  is  appended  a  critical  comparison  between  Jesus  and  Hillel.  Translated 
from    the  German    by  Ph.  Monkhouse.     London   (Bagsteri.      192   pp.     8.      4  s. 

Jahresbericht  1876— 1877.     Heft  II.  5 


QQ  Kautzsch,  hehr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels. 

die  Specialarbeiten  von  Grätz  179~ I81).  Baerwald 182)  und  einem 
Anonymus  IS'3)  über  Fragen  der  israelitischen  Geschichte  im  ersten 
christlichen  Jahrhundert.  Durch  die  Aufsätze  Salzer 's  184)  über 
den  Aufstand  des  Bar-Kochba  sind  einige  Streitfragen  aufgehellt 
worden,  obwohl  es  denselben  andererseits  nicht  an  einzelnen  Irr- 
thümern  gebricht. 

An  die  eigentlich  historischen  Untersuchungen  knüpfen  wir 
noch  den  Bericht  über  die  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Alter  - 
thümer  und  der  B>eligionsgeschichte,  resp.  biblisch  - 
theologischen  Forschung.  Ancessi  185)  hat  eine  Serie  von 
Untersuchungen  eröffnet,  in  denen  er  die  Alterthümer  und  die 
Religion  Israels  mit  dem  Eifer  eines  Dilettanten  durchaus  auf 
ägyptische  Originale  zurückzuführen  gedenkt.  (Joldziher's  186)  flMy- 
thos  bei  den  Hebräern"  ist  ins  Englische  übersetzt  worden.  Auf 
das  deutsche  Original  187)  bezieht  sich  eine  mythologische  Ab- 
handlung StemthaCs  188).  Neben  wissenschaftlich  gehaltenen  Arbeiten, 
wie  dem  Aufsatz  von  Matthes  189)  über  die  Mythen  im  Alten  Testa- 
ment, stehen  wissenschaftliche  Verirrungen,  wie  das  Buch  Wool- 
Zfy/'s  19°),    der  das  Alte  Test,   auf  ein  Handbuch  der  Meteorologie 


179)  H.  Graetz.  Präcisirung  der  Zeit  für  die  die  Judäer  betreff'.  Vor- 
gänge unter  dem  Kaiser  Caligula:  Monatssehr.  für  Gesch.  u.  "VVissensch.  des 
Judenth.,  März   1877,  p.   97  —  107;  Apr.,  p.   145-156. 

180)  H.  Graetz.  Zeit  der  Anwesenheit  der  adiabenischen  Königin  in 
Jerusalem  und  der  Apostel  Paulus:  Monatsschrift  f.  Gesch.  u.  W.  d.  Judenth., 
Juni   1877,  p.   241-52;  Juli,   p.  289  —  306. 

181)  H.  Graetz.  Zur  Geschichte  und  Chronologie  Agrippas  IL,  der  Pro- 
curatoren  und  der  Hohenpriester  seiner  Zeit:  Monatssehr.  für  Gesch.  u.  Wissenseh. 
des  Judenth.  1877,  Aug.,  p.  337-59;  Okt.,  p.  443  — 61. 

182)  A.  Baerwald.  Josephus  in  Galilaea,  sein  Verhältniss  zu  den 
Parteien,  insbes.  zu  Justus  v.  Tiberias  und  Agrippa  II.  Breslau  (Köbner)  1877. 
63  pp.  8.  1,20  M.  —  rec.  in  LC.  1878,  No.  12;  von  Schürer  in  ThLZ.  1878, 
No.   9. 

183)  Fall  of  Jerusalem,  and  tho  Roman  compiest  of  Judaea.  London  (Nelson). 
144  pp.     18.     1  s.  6   d.     Vgl.  oben  p.  42,  No.  29. 

184)  Salzer.  Der  Aufstand  des  Bar-Cochba  (Forts,  u.  Schluss):  Magaz.  f. 
d.  Wissensch.  des  Judenth.  1877.  I.  p.  17-38  (Aufs.  I  1876:  121  —  139. 
II   173  —  190). 

185)  Victor  Ancessi.  L'Fgypte  et  Moi'se.  1<'  Partie:  Les  vetements  du 
Grand-Prctre  et  des  Levitcs.  Le  sacrifice  des  colombes  etc.  Avec  planches. 
Paris    187  7  (?).      8. 

186)  J.  (roltlziher.  Mythology  among  the  Hobrews.  Transl.  by  Russell 
Martiueau.  London  (Longmansj  1876.  480  pp.  8.  16  s.  —  rec.  von  Deren- 
bourg  in  PC,  30.  Sept.  1876,  p.  210  ff.;  von  Cheyne  in  Ac,  10.  u.  17.  März 
1877;    in  Ath.,   10.  März   1877. 

187)  Vergl.  Ac.    19.   Mai    IS77,  p.   435. 

188)  Steinthal.  Ucber  Mythen-Schichtung.  Ztschr.  f.  Völkerpsych.  IX, 
272—303. 

189)  J.  C.  Matthes.  Mythen  in  het  oude  testament  I:  Theol.  Tijdschrift, 
1.  März  1877,  p.   188—214. 

190)  M.  Woolley.  The  Science  of  the  Bible;  ör  an  Analysis  of  the 
Hebrew  Mythology,    whurein    it  is  shown   that  the  Holy  Scriptures  treat  of  Na- 


Kautssch,  heb?\  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels.   (J7 

redueirt  und  dafür  von  der  Academy  das  Keifezeugniss  für  Bed- 
lam  erhalten  hat.  Von  Knappert's  191)  „Religion  Israels"  er- 
schien eine  englische  Uebersetzung ;  Sanday  ia2)  erörtert  das 
Wesen  des  Monotheismus  in  Israel.  Das  bereits  bei  der  all- 
gemeinen Religionsgeschichte  erwähnte  Werk  von  Scholz  über 
den  Götzendienst  und  das  Zauberwesen  in  Israel  und  den  be- 
nachbarten Völkern  ist  ]trotz  seiner  grossen  Mängel  in  der  wissen- 
schaftlichen Methode  doch  als  überaus  reichhaltige  Stoffsamm- 
lung von  Bedeutung.  Zschokke's 19i)  „Theologie  der  Propheten" 
ist  ein  erfreuliches  Zeichen,  dass  es  der  katholischen  Kirche  noch 
nicht  an  solchen  gebricht,  welche  die  wissenschaftliche  Arbeit  der 
Protestanten  zu  schätzen  und  in  ihrer  Weise  zu  verwerthen  wissen. 
Demselben  Thema  gelten  die  sehr  verschiedenen  Arbeiten  von 
Pierson  m),  Keel195)  und  Kuenen196)-,  von  letzterem  kommt  hier 
die  englische  Uebersetzung  des  1875  erschienenen  Werkes  in  Be- 
tracht. Biehn's  197)  „Messianische  Weissagung"  hat,  obwohl  früher 
erschienen,  auch  im  Berichtsjahre  noch  in  verschiedenen  eingehenden 
Besprechungen  die  verdiente  Beachtung  gefunden.  Nicht  minder 
verdient  das  Werk  des  Engländers  Drummond19*)  über  die  Ent- 
wickelung  der  Messianischen  Idee  nachdrückliche  Hervorhebung, 
sowohl  hinsichtlich  des  Umfangs  und  der  Gründlichkeit  der 
Quellenforschung,  als  hinsichtlich  der  wissenschaftlichen  Methode 
überhaupt.     Etwas  sammarisch  ist  die  Pädagogik  des  israelitischen 


tur:il  Phenomena  only.     Chicago  (Knight  &  Leonard)    1877.     613   pp.    8.     4  $ 
—  rec.  in  Äc,   19.  Mai   1877. 

191)  J.  Knappert.  The  religion  of  Israel,  translated  by  R.  A.  Armstrong. 
London  (Williams  &  Norgate)   1877.     8.     2   s.   G   d. 

192)  Sanday.  On  the  Nature  and  Development  of  Monotheism  in  Israel: 
Theolog.    Review,  Oct.   1877. 

193)  H.  Zscholcke.  Theologie  der  Propheten  des  A.  T.  Freih.  i/B. 
(Herder)  1877.  XUI,  624  pp.  8.  9  M.  —  ree.  von  Smend  in  ThLZ.  1878, 
No.  4. 

194)  A.  Pierson.  Ken  studio  over  de  Gesehriften  van  Israels  Profeten. 
Amsterd.   1877.  —  rec.  in   Ac.  20.  März   1878. 

195)  L.  Keel.    Die  Wirksamkeit  der  jüdischen  Propheten.    Einsiedeln  1876. 

196)  A.  Kuenen.  The  Prophets  and  Prophecy  in  Israel.  Translated  by 
A.  Milroy.  London  (Longmans).  8.  21  s.  —  rec.  von  Green  in  Princeton 
Rev.  Juli   1878. 

197)  Ed.  Riehm.  Die  messianische  Weissagung,  ihre  Entstehung,  ihr 
zeitgesehichtl.  Charakter  und  Verhältnis^  zur  neutest.  Erfüllung  (Gotha  1875).  — 
rec.  in  LC.  1876,  No.  52;  von  Keil  in  d.  Ztschr.  für  die  ges.  luth.  Kirche,  1877, 
H.  2 ;  von  Diestel  in  den  Jahrb.  für  deutsche  Theol.  XXII,  H.  1 ;  von  Vuilleu- 
mier  in  der  Revue  de  theol.  et  philos.,  Oct.   1876. 

198)  James  Drummond.  The  Jewish  Messiah.  A  Critical  History  of  the 
Messianic  Idea  among  the  Jews  from  the  rise  of  the  Maccabees  to  the  closing 
of  the  Talmud.  London  (Longmans)  1877.  XX,  395  pp.  8.  15  s.  —  rec. 
in  Ath. ,  26.  Jan.  1878;  von  Schürer  in  ThLZ.,  1878,  No.  6;  von  Cheyne  in 
d.  Theolog.  Review,  Apr.  1878;  von  Hilgenfeld  in  dess.  Ztschr.  1878,  H.  3; 
von  Oort  in  d.  Theolog.  Tijdschrift,  Mai  1878;  von  Cheyne  in  der  Ac.  13.  Juli 
1878,  p.  26  fg. 

r,  * 


(j#   KautzscJi,  hebr.  Sprach  kurule,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels. 

Volkes  von  Marcus199)  behandelt  worden:  das  Eherecht  des  Alten 
Testaments  hat  Silberschlag 2(l")  mit  dem  der  klassischen  ATölker 
verglichen.  Mc.  llvaine*01)  behandelt  das  Thema  der  moralischen 
Anstösse  am  A.  Test.,  Waiilt-"2)  die  Begriffe  „ Fleisch  und  Geist" 
in  einer  sehr  tüchtigen  Inauguraldissertation.  Die  Vorstellungen 
der  Hebräer  von  den  Zuständen  nach  dem  Tode ,  resp.  die  Un- 
sterblichkeitshoffnung im  A.  Test.,  wurden  in  sieben  verschiedenen 
Schriften  behandelt:  von  Stade at'3)  in  einem  klaren  Ueberblick 
über  den  thatsächlichen  Befund,  von  Schanz  2"4),  von  Spt'css  im 
zweiten  Theile  (Cap.  11)  seines  bei  der  allgemeinen  Religions- 
geschichte schon  genannten  reichhaltigen  Gesammtwerkes ,  von 
einem  katholischen  Anonymus205),  ferner  in  den  Protokollen20*) 
des  Pariser  Orientalistencongresses  von  1873,  welchen  zugleich 
eine  Specialschrift  Roller's  2o?)  über  die  fragliche  Lehre  im  Penta- 
teuch  beigegeben  ist,  endlich  von  Ancessi'inH)  in  Anknüpfung  an 
das  Buch  Hiob  und  natürlich  wiederum  (s.  o.  No.  185)  in  Zurück- 
führung  auf  ägyptische  Grundlagen.  Von  Riehiris  209)  , Begriff  der 
Sühne  im  A.  Test."  erschien  ein  Separatabdruck,  der  zur  Aeusserung 


199)  Dr.  <S.  Älarcvs.  Die  Pädagogik  des  israel.  Volkes  von  der  Patriarchen- 
zeit bis  auf  den  Talmud.  2  Thle.  Wien  (Br.  Winter).  8.  2,40  M.  Th.  1. 
Die  Bibel  ein  Buch  der  Erziehung  (54  pp.)  —  2.  Zur  Sehul-Pädagogik  des 
Talmud.     2.  Auil.     (56  pp.) 

20ü)  C.  Silberschlag.  Das  Eherecht  der  alten  Kömer  betrachtet  im  Ver- 
hältnisse zu  dem  der  Griechen  und  der  Israeliten  zur  Zeit  des  alten  Test.  — 
Kulturgesch.  Betrachtungen:  Vierteljahrsschr.  f.  Volkswirtschaft,  Politik  und 
Kulturgesch.   1877.     XIV.   2,  p.    1—26. 

201)  ./.  H.  Mc.  Ilvaine.  The  Moral  Difficulties  of  the  Old  Test.:  Bibl. 
Sacra,  Oct.   1877,  p.   672—707. 

202)  Dr.  //.  H.  Wendt.  Nötiones  carnis  et  spiritus  quomodo  in  Vet. 
Test,  adhibeantur,  exponuntur.  Dissert.  inaugur.  Gotting.  1877.  46  pp.  8.  — 
vom  Verf.  angezeigt  in  den  GGA. ,  1877,  No.  47;  rec.  voii  Guthe  in  ThLZ. 
1877,  No.   18. 

203)  B  Stade.  Ueber  die  alttest.  Vorstellungen  vom  Zustande  nach  dem 
Tode.  Eine  akadcm.  Kode.  Leipzig  (Vogel)  1877.  36  pp.  8.  0,80  M.  — 
rec.  von  Kamphausen  in  der  ThLZ.  1878,  No.  3. 

204)  Schanz.  Die  alttestam.  Glaubenslehre  über  die  Scheol.  (Progr.) 
Regensb.   1877.     60  pp.     8. 

205)  Die  Unsterblichkeitslehre  des  Alten  Test.:  Der  Katholik,  Nov.  1877, 
p.  44!»  ff.;  Dec,  p.   561  ff. 

206)  I^es  anciens  Juifs  croyaient-ils  ä  l'immortalite  de  Tarne :  Compte  rendu 
du  congres  Internat,  des  Oriental.  (1873),  Tome  II.     1876. 

207)  E.  Jioller.  Notions  sur  l'immortalite  de  l'äme  tirees  du  Pentateuque: 
ibid.  p.   301—306. 

208)  V.  Ancessi.  Job  et  l'Egypte.  Le  Redempteur  et  la  Vie  future  dans 
les  civilizations  primitives.  Paris  iLeroux)  1877.  XXXIX,  321  pp.  8.  7  fr. 
50  c.  —    rec.   in  Ae.  8.  Sept.   1877,  p.  241. 

209)  E.  Riehm.  Der  Hegriff  der  Sühne  im  A.  Test.  Gotha  (Perthes) 
1877.  88  pp.  8.  1,6(»  M.  (Abdruck  aus  den  Studien  u.  Kritiken  v.  1876).  — 
rec.  von  Baudissin   in  ThLZ.    1878,  No.   1. 


Kaulzsch,  hehr.  Sprachkunde,  altlest.  Exegese,  Geschichte  Israels.   69 

abweichender  Meinungen  Veranlassung  bot;  ein  Aufsatz  Valeton's  21M) 
betrifft  den  „Tag  Jahwe's" ;  Ormston's  2n)  Schrift  über  den  Satan 
erschien  in  2.  Aufl.;  Guthe21*)  erörterte  in  einer  sehr  tüchtigen 
Dissertation  den  Begriff  des  Bundes  bei  Jeremia,  Schmidt213)  das 
Verhältniss  des  israelitischen  Opferbegriffs  zu  dem  des  Polytheis- 
mus, Cave2li)  die  Schriftlehre  vom  Opfer,  letzterer  mehr  vom 
Standpunkt  des  Dogmatikers  als  des  Exegeten  und  unter  der 
Voratissetzung  der  mosaischen  Abfassung  des  ganzen  Pentateuchs. 
Auf  der  Grenze  zwischen  dem  Gebiet  der  biblischen  Theologie 
und  der  religiösen  Alterthümer  steht  ein  Aufsatz  von  Hoffmann  215), 
welcher  den  mosaischen  Ursprung  des  Versölmungsfestes  vertritt, 
und  ein  solcher  von  Caspari216)  über  die  geschichtlichen  S.abbats- 
jahre.  Den  Uebergang  zu  dem  Felde  der  neutestamentlichen 
Forschung  bildet  Soulier's211)  Aufsatz  über  die  religiösen  Ideen 
in  Palästina  zur  Zeit  Christi.  An  den  mütterlichen  Boden,  aus 
welchem  das  Neue  Test,  erwuchs,  erinnern  uns  endlich  noch:  die 
Uebertragung  des  Neuen  Testaments  ins  Hebräische  durch  De- 
litzsch 218),  ein  Unternehmen,  welches  alle  früheren  Versuche  der 
gleichen  Alt  weitaus  in  Schatten  stellt  und  nicht  nur  für  den 
neutestamentlichen,  sondern  auch  für  den  alttestamentlichen  Exe- 
geten   vieles    Lehrreiche     enthält;     ferner     Delitzsch' s219)    Horae 


210)  J.  J.  P.  Valeton  jr.  De  dag  van  Jahve:  Studien  1877,  H.  4, 
p.  342-64. 

211)  J.    Ormston.     Satan  of  Scripture.      2.  ed.     ?      1877.      8. 

212)  H.  Guthe.  De  foederis  notione  Jeremiana  commentatio  theologica. 
Lips.  (Hinriehs)  1877.  IV,  67  pp.  8.  2,50  M.  —  rec.  von  Baudissin  in 
ThLZ.  1877,  No.  13;  von  Diestel  in  JLZ.  1877,  No.  29;  von  Keusch  im  Th. 
L.  Bl.   1877,  No.  24;  von  H.  Kuenen  in  d.  Theol.  Tijdschr.,   1.  Jan.   1878. 

213)  O.  Schmidt  Das  Opfer  in  der  Jahve-Religion  und  im  Polytheismus. 
Halle   1877.     47   pp.     8.      1  M. 

214)  Alfr.  Cave.  The  scriptural  Doctrine  of  Saeritice.  Edinb.  (Clark) 
1877.  524  pp.  8.  12  s.  —  ree.  in  Ae.  8.  Sept.  1877;  von  Kamphausen  in 
ThLZ.   1878,  No.  9. 

215)  D.  Hoffmann.  Das  Alter  des  Versöhnungsfestes:  Magaz.  f.  d.  Wissensch. 
des  Judenth.   1876,  p.   1—20  u.  61  —  77. 

216)  Caspari.  Die  geschichtlichen  Sabbathjahre:  Theol.  Stud.  u.  Krit. 
1877,  I. 

217)  H.  Saldier.  Les  idees  religieuses  en  Palestine  ä  l'epoque  de  Jesus- 
Christ:  Eev.  de  theol.  et  philos.,  Juli    1877,  p.  321  -  56. 

218)  mbinian::  mia*  *pu)bb  "jr  "p^bn  D^pny:  truinnfi  rr^asi  ^so 
pcb  "pöB«»  'tyYdt  n:m  E^bsn  ysjnB  -inoyta^z  ü^nn  nmiöinai 

1877.  (Auf  Kosten  der  Brit.  u.  ausl.  Bibeiges,  gedr.  bei  Ackermann  und  Glaser 
in  Leipzig).  471  pp.  16.  0,50  M.  —  rec.  von  Strack  in  ThLZ.  1877,  No.  16; 
in  d.  Allg.  ev.-luth.  K.-Z.  1877,  No.  21;  von  Zöckler  im  Bew.  des  Gl.,  Nov. 
1877;  von  Pick  in  d.  Bibl.  sacra,  Oct.  77. 

219 1  Franz  Delitzsch.  Horae  Hebraicae  et  Talmudioae.  Ergänzungen  zu 
Lightfoot  u.  Schöttgen:  Zeitschr.  für  die  gesammte  lutherische  Theol.  u.  Kirche, 
1876,  Heft  3,  p.  401—9  (zu  Matthäus  und  Marcus);  1877,  H.  2,  p.  187—214 
(zu   1.  Cor.);  H.  3  (zu  2.  Cor.);  H.  4  (zu  Gal.) 


70   Kautzsch,  hehr.  Sprachkunde,  alttest.  Exegese,  Geschichte  Israels. 

Hebraicae  et  Talmudicae  in  mancherlei  Notizen  zur  neutest.  Exegese, 
sowie  Siegfrieds  22°)  rabbinische  Analekten  in  ähnlichem  Sinne. 
Als  eine  Miscelle  besonderer  Art  sei  schliesslich  noch  der  Nach- 
weis des  „Splitters  und  Balkens"  in  der  muhammedanischen  Lite- 
ratur durch  Goldziher221)  erwähnt. 

Die  samaritanischen  Studien  wurden  im  Berichtjahr  nur  durch 
einige  gehaltvolle  Abhandlungen  Kohris222),  durch  einen  Aufsatz 
Briill's223),  sowie  durch  eine  Studie  Pick's2U)  zur  Textkritik 
des  Pentateuchs  gefördert. 


220)  Siegfried.  Rabbinische  Analekteu :  Jahrbb.  für  protest.  Theologie 
1876,  H.  3. 

221)  Ignaz  Goldziher.  Matth.  VII,  5  in  der  muhammedanischen  Literatur: 
ZDMG    31.  Bd.,  p.   765-67. 

222)  D.  Samuel  Kohn.  Zur  Sprache,  Literatur  und  Dogmatik  der  Samari- 
taner.  Drei  Abhandlungen  nebst  2  bisher  unedirtun  Samaritanischen  Texten : 
Abhandlungen  f.  d.  Kunde  d.  Morgehl.  Bd.  V,  N.  4.  Leipzig  1876.  VI,  238  pp. 
8.   12  M.  —  rec.  in  LC.  1877,  No.   17;  von  Nöldeke  in  ZDMG-.  30.  Bd.,  p.  343  ff. 

223)  A.  Brüll.  Zur  Geschichte  und  Literatur  der  Samaritaner:  Programm 
der  israelit.  Realschule.     Frankf.  a.  M.   1876.     25   pp.     8. 

224)  Horae  samaritanae ,  or  a  collection  of  Various  Readings  of  the 
Samaritan  Pentateuch  compared  with  the  Hebrew  and  other  ancient  Versions 
by  Rev.  B.  Pick,  Rochester  N.  Y.  Leviticus.  Bibl.  sacra  XXXIV  (Jan.  1877), 
p.   70  —  88. 


71 


Rabbinica  und  Judaica. 

Von 
S.  Landauer. 

Auf  dein  Gebiete  der  Judaica  zeigt  sich  gegenwärtig  noch 
immer  das  kluge  Bestreben,  das  vorhandene  zahlreiche  Material  zu 
verbessern  und  zu  verarbeiten.  Bedeutende  Editionen  bisher  unbe- 
kannter Werke  lassen  sich  wenig  verzeichnen. 

Beginnen  wir  mit  dem  ersten  Hülfsmittel  einer  jeden  Wissen- 
schaft, mit  der  Bibliographie.  Neubauer's  l)  kurzer  Bericht  über 
die  zweite  Firkowitschische  Handschriftensammlung,  in  deren  glück- 
lichen Besitz  die  Petersburger  Bibliothek  gekommen,  giebt  uns  einen 
Einblick  in  jene  bedeutenden  Schätze  der  hebräisch-arabischen 
Literatur.  Neben  höchst  werthvollen  karaitischen  Schriften  finden 
wir  auch  viele  Unica  rabbanitischer  Autoren.  Ein  paar  weitere 
Nachrichten  über  Samuel  ihn  Chofni's  2)  Werke  und  einen  unvoll- 
ständigen Diwan  des  Samuel  ibn  Nagrela3)  liefert  A.  Harlcavy. 
Ein  Machsor  ritus  Catalonien  sowie  einen  für  die  Geschichte 
der  französischen  Rabbinen  wichtigen  Codex,  die  sich  in  der  Bod- 
lejana  befinden,  unterwirft  Neilbauer  *)  einem  gründlichen  Examen. 
Ihm  verdanken  wir  auch  die  Bekanntschaft  mit  einigen  Mss. 
kleinerer 5)  Bibliotheken.    Wie  viel  in  der  Bestimmung  der  Erfurter 


1)  Report  on  hebrew-arabic  manuscripts  at  St.  Petersburg.  By  Ad.  Neu- 
bauer. Extracted  from  the  Oxford  University  Gazette.  Vol.  VII,  No.  237. 
7  pp.     8.  —  Vgl.  Ath.   18.  Nov.   1876.     Jüdisches  Lit.  Bl.   1877.     No.   15. 

2)  Samuel    ibn-Chofni's  Schriften:    Jüd.    Lit.    Bl.    1877,    p.    107,    111    und 

116.     i.  ^jlJI  oLxi'.     2.  msrit  ^i   c:jJä  fl&s-i.    3.  iUä^Jl  ^Ui". 
4.  oUäjLH    £. 

3)  Magazin  f.   d.  Wiss.   d.  Jud.   1877,  p.  57. 

4)  Ein  Sammelwerk  in  der  Bodlejana  (Opp.  Add.  Quo.  127),  beschr.  von 
Ad.  Neubauer:  Letterbode  ed.  Roest  II.  Jahrg.,  p.  177  —  182  (cfr.  p.  172),  und 
III.  Jahrg.,  p.  1—8,  56—58.  Ueber  das  Machsor  —  ibid.  p.  182  und  III. 
Jahrg.,  p.  58. 

5)  Handschriften  in  kleinen  Bibliotheken.  Leeuwarden,  Schweden,  Schweiz. 
Bologna:  Letterbode  II,  p.  83 — 94.  Zu  Leeuw.  cfr.  H.  B.  XVII.  p.  56  u.  f. 
u.  d.  T.  Zur  medicinischen  Literatur.  (Ueber  codd.  No.  2  u.  6  in  Leeuwarden : 
Doeg  u.  ^\Ü"PH   nS0). 


72  Landauer,  Rabbinica  und  Juduica. 

Hss.  von  christlicher  und  jüdischer  Seite  gesündigt  wurde,  hat  de 
Lagarde6)  nachgewiesen.  Der  Katalog  der  jüd.  Senrinarbibliotkek 
in  Breslau  7)  ist  in  zweiter  Auflage  erschienen.  Die  Privatsamrnlung 
des  verstorbenen  Geiger  hat  Steinschneider 8)  verzeichnet.  Zwölf 
Codices  des  Nationalmuseums  in  Pest  hat  S.  Kolin 9)  der  Ver- 
gessenheit entzogen.  Auch  von  den  italienischen  Schätzen  er- 
fahren wir  nach  langer  Zeit  wieder  etwas.  Der  thätige  Pietro 
Perre<mln)  in  Parma  hat  sich  mit  der  Verbesserung  des  Katalogs 
von  de  Rossi  eingehend  beschäftigt.  Die  Hss.  des  benachbarten 
Modena11).  ferner  eine  italienische  Uebersetzung  der  Mischna12), 
deren  eine  Hälfte  in  Rom,  die  andere  in  Neapel  ist,  hat  A.  Berliner 
zum  Gegenstand  einer  kurzen  Besprechung  genommen.  Ueber 
äussere  A7erhältnisse  italienischer  Codices,  die  ihm  auf  einer  wissen- 
schaftlichen Reise  in  die  Hand  gekommen ,  handelt  er  in  einem 
kleinen  Schriftchen  13).  Seltene  Drucke  kommen  dem  Werthe  von 
Mss.  sehr  nahe.  Einzelne  solche  Raritäten ,  deren  sich  München 
erfreut,  hat  J.  Perlcs1*)  in  einer  interessanten  Abhandlung  be- 
schrieben. Jene  dort  genannten  Druckereien  müssen  in  der  Ehr- 
würdigkeit des  Alters  hinter  der  von  Soncino  zurückstehen.  Die 
Biographie  der  Sonciner  Typographen ,  deren  Thätigkeit  in  die 
Jahre   1483 — 1547  fällt,  verdanken  wir  Frcderico  Sacchilb).     Eine 


6)  de  Lagarde.  Symmicta.  Göttäng.  1877,  p.  129 — 164.  —  Vgl.  Zucker- 
mandel in  „Monatsschr.  für  Gesch.  u.  Wissensch.  des  Judenth.",  Juli  1877, 
p.  333—336. 

7)  Catalog  der  Bibliothek  des  Breslauer  jüdisch-theologischen  Seminars  von 
190  seltenen  Handschriften.  Von  B.  Zuckermann.  2.  A.  Breslau  (H.  Skutsch) 
1876.     65  pp.     8. 

8)  Geigers  HSS.  jetzt  Eigenthum  der  „Hochschule".    H.  B.  XVU,  p.  11,  12. 

9)  Die  hebräischen  Handschriften  des  ungarischen  Nationalmuseums  zu 
Budapest  von  Rabb.  Dr.  S.  Kohn:  Magazin  ed.  Berl.  1877,  p.  76 — 104.  Sonder- 
abdruck mit  Register.  Berlin  1877.  32  pp.  —  Bespr.  H.  B.  XVII,  p.  81  von 
Steinschneider. 

10)  Correzioni  ed  aggiunte  al  Catalogo  Derossiano:  BISO.  I,  p,  147 — 48, 
202—6,  229—32,  285—88,  311—15,  351—53,  412-16,  451—55;  cfr.  H.  B. 
XVII  p.   14. 

11)  Hebräische  Handschriften  in  Modena.  Von  A.  Berliner-  Magaz.  ed. 
Berl.   1877,  p.   54—56. 

12)  Habent  sua   fata  libelli:  BISO.    1877,  I,  p.   391—92. 

13)  Ein  Gang  durch  die  Bibliotheken  Italiens.  Vortrag  von  A.  Berliner. 
Berlin  1877.  34  pp.  8.  1,50  M.  1—25  Abdruck  aus  der  „Jüd.  Presse".  — 
rec,  von  Steinschneider  in  H.  B.  XVH,  p.  76;  von  H.  Strack  in  ThLZ.  1878, 
No.   11,  p.   253—54. 

14)  Bibliographische  Mittheilungen  aus  München.  I.  Seltene  hebräische 
Druckwerke  (Thannhausen.  Krakau,  Prag,  Ichenhausen,  Augsburg).  II.  Hebräische 
Handschriften.  Nach  dem  Druck  des  Catalogs  von  Steinschneider  erworben. 
Monatsschrift  f.  Geschichte   1876,  p.   350—375. 

15)  I  tipogran  Ebrei  di  Soncino.  Studii  bibliogranei  di  Frederico  Sacchi. 
I.  Biografia  dei  tipografi  Soncini.  Cromona  1877.  68  pp.  4.  —  rec.  in  Ath. 
6.  Juli   1878,  No.    2645,  p.   15  a. 


Landauer,  Rabbinica  und  Judaica.  73 

gedrängte  Uebersicht  dessen,  was  die  letzten  zehn  Jahre  (bis  1876) 
in  der  jüdischen  Literatur  gebracht,  bat  Neubcmer 16)  zusammen- 
gestellt. 

Freunden  des  alten  Testaments  wird  die  jüngst  in  12"  edirte 
Warschauer  Bibel l '')  mit  dem  Commentare  von  Salomo  Isaki  und 
Anderen  und  den  Targumim  willkommen  sein.  Allzu  coi'rect  dürfte 
der  Text  allerdings  nicht  sein.  Eine  neue,  noch  unvollendete,  Aus- 
gabe des  Pentateuch  lb)  mit  Comm.  und  Onkelos  empfiehlt  sich 
durch  die  am  Fusse  des  Textes  beigefügte  Mechilta  resp.  Sifra. 
Unter  den  jüdischen  Exegeten  steht  uns  Abraham  ihn  Ezra  mit 
seinem  grammatischen  Sinn  und  seiner  scharfen,  schonungslosen 
Kritik  wohl  am  nächsten.  Ueber  seine  schriftstellerische  Thätig- 
keit  im  Allgemeinen,  seine  theologischen  und  philosophischen  An- 
sichten, seine  Bibelcommentare  und  deren  Supercomm.  publicirte  M. 
Friedländer  ]  9)  einen  höchst  bemerkenswerthen  Essay.  Eine  zweite 
Frucht  seiner  eingehenden  Beschäftigung  mit  diesem  Autor  ist  die 
Veröffentlichung  des  Jesajas  -  Commentars 2")  mit  Noten.  Fügen 
wir  noch  hinzu ,  dass  auch  der  Perusch  zu  Daniel 2 ')  in  //.  J. 
Mathews  einen  Editor  gefunden,  imd  dass  corrupte  Stellen  in  der 
Erkläiiing  zu  Joel  22)  von  anderer  Seite  emendirt  wurden,  so  lässt 
das  auf  ein  günstiges  Vorurtheil  für  die  Leistungen  des  Tole- 
daners  schliessen.     Rein  bibliographischen  Werth  hat  es,  wenn  uns 


16)  Talmudical  and  Kabbinical  Literature.  Annual  Report  of  the  Philo- 
logical  Society  1876.  Uebersetzt  im  Letterbodo  II,  p.  16-32,  62  —  70;  cfr. 
H    B.  XVI,  p.    80. 

17)  Biblia  hebr.  Pars  I.  Pentateuchus ,  J.  II.  et  5  Megilloth  c.  Targ. 
Onkelos,  Comm.  Sal.  Isaki  <  Rasch i),  Jakob  b.  Ascher  b.  Jechiel  (Ba'al  ha-Türim), 
et  Sabbatai  Bass  „Labia  sapientum"  =  Supercomm.  in  Raschi.  Pars  II. 
Prophetae  et  Hagiogr.,  III. — VIII.  c.  Targ.  Jonatan  et  comm.  Salomo  Isaki  et 
Jechiel  (Hillel)  Altschüler  b.  David  „Arx  Davidis  et  Arx  Zijjonis".  Warschau 
(Druck  der  Söhne  v.  R.  Samuel  b.  Chajjim  Orgelbrand)  1875.  77.    8  Bde.    20  M. 

18)  Pentateuch.  I  Genesis.  Text,  Onkelos,  comm.  des  Salomo  Isaki  cum 
supercomm.  autore  Sabbatai  Bass  (0*72511  TDII}),  comm.  des  Jacob  b.  Ascher 
(Q^TlÜtt  bm)  &  comm.  des  Meir  Löbusch  Malbim  (mSSOfn  mir:-;). 
Warschau  (Isak  Goldmann)  1876.  II.  Exodus.  Ausser  den  genannten  Er- 
klärungen noch  Mechilta.  Warschau  1877.  III.  Pars  1.  2.  Leviticus.  Mit 
Sifra.     Warschau   1875. 

19)  Ihn  Ezra  literature.  Essays  on  the  Writings  of  Abrah.  ihn  Ezra.  By 
M.  Friedländer.  London  (Trübner  &  Co.)  [1877.]  (=  Publicat.  of  the  So- 
ciety of  Hebrew  Lit.  second  ser.  II).  X  -\-  252  -j-  78  pp.  8.  —  Angez.  in 
Westminster    Review,    New   Ser.   1878,  No.   106,  p.  505. 

20)  The  Commentary  of  Ihn  Ezra  on  Isajah  edit.  from  Mss.  with  riotes 
and  glossary.  By  M.  Friedländer.  Vol.  III.  London  (Trübner  &  Co.)  1877. 
[Publications  of  the  Soc.  of  Hebr.  Lit.  Second  Series  I].  —  Angez.  in  We>t- 
minster  Rev.   (cfr.  No.   19). 

21)  In:  „Miscellany  of  Hebrew  Literature"  ed.  by  the  Rev.  A.  Löwy. 
London  (Trübner  &  Co.)  [1877.]  [=  Public,  of  the  Soc,  of  Heb.  Lit.  2.  Ser.  III] 
No.  6. 

22)  Corrupte  plaatsen  in  ibn-Ezra's  commentaar  op  het  boek  Joel;  door 
L.    Wagenaar:  Letterbode  III.  Jahrg.,  p.  46 — 49. 


74  Landauer,  Rabbinica  und  Judaica. 

Speciinina  von  Supercommentaren  23)  geboten  werden.  Fortlaufende, 
den  Umfang  eines  ganzen  Buches  einnehmende  Erklärungen  von 
Erklärungen  zu  lesen,  zeugt  von  einem  Ueberfluss  an  Müsse. 
Etwas  günstiger  werden  wir  das  Opus  der  sogenannten  Tosa- 
rlsten24)  beurtheilen,  deren  (oder  dessen)  kritische  Beleuchtung  des 
Commentars  von  Salomo  Isaki  zum  zweiten  Male,  in  etwas  anderer 
Gesellschaft  als  hei  der  Livorneser  Ausgabe  von  1783  (n^pT  n3H), 
in  Warschau  erschienen  ist.  Immanuel  Romi  (gest.  c.  1330)  hat  sich 
als  Dichter  einen  ansehnlichen  Leserkreis  erworben.  Wir  erfahren 
nun,  dass  er  sich  auch  in  der  Exegese  versucht  und,  wie  aus  der 
als  Muster  gedruckten  Einleitung  ersichtlich,  das  hohe  Lied25) 
nach  der  philosophirenden  Art  von  Moses  ibn  Tibbon 26)  miss- 
handelt ha,t.  Aus  neuerer  Zeit  haben  wir  Erläuterungen  Mehr 
Löimsch  Malbim's 27)  zu  Canticum  und  nicht  beachtenswerthe 
Expectorationen  P.  Haft'?,  28)  zu  Jesajas  zu  nennen.  In  die  gleiche 
Rubrik  wie  der  letztgenannte  gehört  auch  Isak  Pilitz  2Ö)  mit 
seinen  qabbalistischen  Bemerkungen  über  Biblisches,  und  Abraham 
BickZ{)),  der  vorerst  bloss  eine  Probe  giebt,  wie  er  den  Penta- 
teuch  mit  eigenen  und  fremden  Erklärungen  edii'en  will. 


23)  Super-Commentare  zu  Abraham  ibn  Esra.  II.  Elasar  b.  Matatia:  Magaz. 
f.  d.  Wiss.  1877,  p.  145—149.  Text  der  Einleitung  s.  t.  '"1  ttJVVBb  rtHipiT! 
flTim  in  iTSb«  ibid.  p.  Sl.  Weitere  Excerpte  im  Letterbode  76/77, 
p.  86—88:  cfr.  H.  B.  XVII.  62.  Andere  Supercomm.  findet  man  ibid.  p.  81 
u.  folg. 

24^  *nn   ^uiüin   tiiöan  by  mcöinin  "»bsa  i^mm.    Commentar 

der  Tosafisten  zum  Pentateuch,  mit  besonderer  Berücksichtigung  v.  Salomo  Isaki. 
Unterhalb    des    Textes    stehen    noch    die  Comm.  y.  N  n",'"l  =  Jehuda  b.  Elieser 

77 
compos.    A.  _  und  von   Nlllüin  =  Obadia  di  Bertinoro  mrt.   c.  1500 — 10; 

1317 
hsg.  von  Salman  Schreiber,   Ahron  Walder  und  Phöbus  Bernstein.    Warschau 
(Natan  Schriftgiesser)    1876.     I  52,  II  50,  III   25,   IV  29,  V  26   pp.     8. 

25)  N72-nn  1123 N  m>",212  Cp-riülH  -plüb  fflyipft  .  Magaz.  f.  d.  Wiss.  d. 
Jud.    1876,  p.  43—4  und  p.  219;  cfr.  H.  B.  XIV,  p.    100. 

26)  ü3>b  -nab   Ksrr  *mn  p«  h«n  btu  n^ttrt  ^Plö  by  wvü 

a^2"i-i:    i&ph    n-inn  -""P  b?  SlSItoSn  .       Lyck   1874.      26  Bl.   —    cfr.  Jahr- 
buch,  f.  Jüd.  Gesch.  III,  p.   171  —  175. 

27)  Canticum  cum  Comm.  Salomo  Isaki  et  Comm.  ">ZJC!Fl  "1T,\25  aut.  Mcir 
Löbusch  Malbim.  Accedit  Comm.  1T»S£  nTlSSMI  m  rrtlSEM  aut.  Jechiel 
Altschüler  b.  David.      8.     Warschau  (typ.  Chajjim  Kelter)   1876. 

28)  rrnb  üBNrt  on:c  i-inm  r^y^  nion:  bs  mne  op:c  ied 

"'ibil.     Wien  (Selbstverlag)   5637/1877.     47   pp.     8.  —  rec.  von  M.  Edelmann 
im   ha-Schachar   VIII.  Jahrg.,  p.   271. 

29)  'pb-'D  bsorn  in  pnif  rmz  pns:^  :"ii  b.    Lemberg (Pilitz) 

1876.     17   Bl      4. 

30)  p^n  npy  'n  nmnN  nN72  -\~Sya  bnN  "nD■,  'O.  Pressburg  (Abr. 
Bick)    1876.     54    -f-    2    -f-    2   Bl      8-      1_ 8  unnumerirt,  beginnt  mit  9. 


Landauer,  Rabbinica,  und  Judaica.  75 

Die  eminente  Wichtigkeit  der  talmudischen  Literatur  wird 
immer  mehr  erkannt.  In  geradem  Verhältniss  zur  Zunahme  der 
Hülfsmittel,  welche  die  Bewältigung  des  ungeheuren  Stoffes  er- 
leichtern, steht  das  wachsende  Interesse  an  demselben.  Was  zu- 
vörderst die  Mischna  betrifft,  so  hat  Weiss31)  das  Leben  und 
Lehren  der  berühmtesten  Tanaiten  innerhalb  des  Rahmens  der  zeit- 
genössischen Geschichte,  ferner  die  Entstehung  und  den  Werth  der 
der  Mischna  verwandten  Compositionen  mit  einem  grossen  Auf- 
wand von  Gelehrsamkeit  und  Scharfsinn  in  anziehender,  leicht- 
fasslicher  hebräischer  Diction  geschildert.  Der  denkende  Leser 
wird  freilich  den  zuversichtlichen  Ton  bei  mancher  bedenklichen 
Lösung  streitiger  Fragen  befremdend  finden,  wie  er  andererseits 
es  beklagen  wird,  dass  die  einschlägige  Literatur  zuweilen  gar 
nicht  berücksichtigt  wird.  Ueber  R.  Eliezer  b.  Hyrkanos 32,  33) 
liegen  zwei  Monographien  vor.  Eine  der  anziehendsten  Gestalten 
jener  Zeit,  seinen  Schüler  R.  Aqiba,  hat  die  gpschwätzige  Sage34) 
in  ihren  Kreis  gezogen.  Sein  Leben  erzählt  uns  G.  Lern35).  Von 
einem  einzelnen  Mischnalehrer .  dem  Abba  Saul.  der  jünger  als  R. 
Aqiba  angesetzt  wird,  will  Lewyse)  die  Spuren  einer  Mischna- 
sammlung  entdeckt  haben,  von  der  Jehuda  ha-Nasi  an  einigen  Orten 
Varianten  mitgetheilt  habe.  Unter  den  verschiedenen  Tractaten 
haben  die  Pir^qe  Abhoth  mit  ihrem  ethischen  Gehalte  die  alte  An- 
ziehungskraft Ibewährt.  Mit  bewunderungswürdiger  Belesenheit  im 
einschlägigen    Gebiet   hat    Taylor 37)    unter    Zugrundelegung   einer 


31)  Zur  Geschichte  der  jüdischen  Tradition.  II.  Von  der  Zerstörung  des 
2.  Tempels  his  zum  Abschluss  der  Mischna.  Von  J.  H.  Weiss.  Wien  (Brüder 
Winter)  1876.  Auch  unter  dem  hebräischen  Titel:  "PlSTm  "m  1V1  VIII, 
263  pp.  8.  —  rec,  von  H.  L.  Strack  in  der  ThLZ  1877,  p.  351—354;  von 
Franklin  Grätz's  Monatsschr.   1877,  p.  92—96  und   133  —  137. 

32)  C.  Augustus  R.  Toetterman.  R.  Eliezer  hen  Hyrcanos  sive  de  vi 
qua  doctrina  Christiana  primis  seculis  illustrissimos  quosdam  Judaeorum  attraxit. 
Lipsiae  (Toukert)  1877.  39  pp.  8.  1,25  M.  —  rec.  von  Schürer  in  der  ThLZ. 
1877,  No.  26,  p.   687. 

33)  Die  halachische  Lehrweise  des  R.  Eliezer  b.  Hyrkanos  von  H.  Wasser- 
trüling:  Jüd.  Lit.  Bl.  No.    20  —  23,  p.   78.  86.   90. 

34*1  Mischnalehrer  von  heidnischer  Abkunft.  Von  N.  Brüll:  Jahrbücher 
f.  jüd.  Gesch.  1877,  II,  p.  154  —  56. 

35)  Parabeln .  Legenden  —  gesammelt  —  von  G.  Levi.  p.  334 — 362. 
Cfr.  No.  65. 

36)  Ueber  einige  Fragmente  der  Mischna  des  Abba  Saul.  Von  Dr.  Lewy. 
Berlin  1876.  4.  —  Bespr.  im  Magazin  f.  d.  Wiss.  1877,  p.  114—120  von 
H[offmann]. 

37)  Sayings  of  the  Jewish  lathers,  comprising  Pirqe  Aboth  and  Pereq  R. 
Meir  in  hebrew  and  english  —  by  Charles  Taylor.  Cambridge,  University 
Press  1877.  X  -f-  145  -f-  56  pp.  8.  10  s.  Mit  dem  hehr.  Titel:  "^Üft  'o 
öViyn  ma«.  —  Vgl.  Ac.  1877,  p.  483;  Ath.  1877,  p.  214;  Saturday  Reviev 
1877.  p.  112;  LC.  1877,  No.  50,  p.  1647;  ThLZ.  p.  415-17;  von  Langen  in 
Theol.  Literaturbl.  p.  22;  H.  B.  XVII,  No.  99,  p.  52;  Jüd.  Literaturbl.  p.  126. 


76  Landauer,  Rabbinica  und  Judaica. 

Cambridger  Handschrift,  die  er  für  die  Jerusalemer  (?)  Mischna 
ausgiebt.  dieses  Buch  der  Sentenzen  allseitig  erläutert.  Eine  grössere 
Unabhängigkeit  von  den  jüdischen  Commentatoren  wäre  wohl  zu 
wünschen.  Massecheth  Middoth  hat  Ederslteim 38)  übersetzt  und 
HUdesheimer 39)  mit  den  Angaben  von  Josephus  verglichen. 

Was  zur  Niederschreibung  des  Talmud  Veranlassung  gegeben, 
wer  sich  dieser  Aufgabe  unterzogen .  und  in  welcher  Weise  der 
Abschluss  stattgefunden,  erfahren  wir  aus  einer  höchst  beaehtungs- 
werthen  Abhandlung  N.  Brüü's40).  Die  Belastung  des  Gedächt- 
nisses und  die  Furcht  vor  Verfolgungen,  wie  sie  das  letzte  Viertel 
des  V.  Jahrb.  aufweist,  bestimmten  hauptsächlich  R.  Abina  (gest. 
13.  Kislew  499),  R.  Achai  b.  Huna  (gest.  4.  Adar  505)  und  andere 
Saburäer,  das  von  R.  Asche  während  seiner  langen  Lehrthätigkeit 
(375 — 427)  zweimal  mündlich  besprochene  umfangreiche  Material 
zu  eodihciren.  Nach  Erfindung  der  Buchdruckerkunst  erfreute  sich 
dieses  Schriftwerk  einer  staunenswerthen  Verbreitung.  Der  be- 
kannte Gelehrte  Raphael  Rabbinoricz  hat  bereits  im  Jahre  1S67 
mit  bibliographischer  Kenntniss  die  Editionen  verzeichnet.  Im  ver- 
gangenen Jahre  hat  er  diese  Arbeit  auf  Grund  umfassender  und 
genauerer  Studien  revidirt,  aber  leider  wiederum  in  hebräischer 
Sprache  geschrieben41).  Ein  Verzeichniss  der  ohne  den  Text  ge- 
druckten Commentare  zum  Talmud,  deren  Verfasser  zwischen  der 
Zeit  des  R.  Nissim  (c.  1340—1380)  und  R.  Bezalel  Aschkenasi 
(XVI.  Jahrh.)  gelebt,  hat  Jellinek  i2),  nach  der  Aufeinanderfolge  der 
einzelnen  Tractate  geordnet,  zusammengestellt,  und  Halberstarnm 
in  seiner  riesigen  Belesenheit  noch  ergänzt.  Die  vielgelesenen 
Folianten  haben  seit  1484  eine  grosse  Zahl  von  Ausgaben  erlebt, 
ohne  dass  sich  ein  Editor  bemüssigt  fühlte,  handschriftliches 
Material  zu  vergleichen.  Erst  im  jüngsten  Jahrzehnt  hat  ein  in 
München  lebender  Gelehrter,  der  bereits  genannte  Raphael  Rabbi- 
noricz i3),  diese  Arbeit  in  Angriff  genommen.     Er  gibt  in  Quadrat- 


38)  Sketches  of  Jewish  Social  Life  in  the  Days  of  Christ.  Appendix. 
1.  Translation  of  the  Mishnic  treatise  „Massecheth  Middoth".  2.  Extracts  from 
the  Babylon.  Talmud  „Mass.  Berachoth".  London  (Rel.  Tr.  Soc.)  1876.  5  s. 
rec.   im  Ath.   1877,  p.    178. 

30)   S.  oben  p.   43,  No.  36. 

40)  Die  Entstehungsgeschichte  des  babylonischen  Talmuds  als  Schriftwerkes 
von  N.  Brüll:  Jahrbücher  f.  Jüd.  Gesch.  II,  p.  1—123;  cfr.  Magazin  f.  d. 
■\Yiss.    1S77,  p.    159. 

i  1  i  Kritische  Uebersicht  der  Gesammt-  und  Einzelausgaben  des  Babylon. 
Talmuds  seit  1484  von  Raphael  Rabbinoricz.  München  (Rosenthal)  1877 
132   pp.     8.     Separatabdruck   aus  Bd.  VIII  der  Variae  lectiones,   cfr.  No.   43. 

42)  yzna  D^aiiöenn   ■»biia  -neo  maus  bb-o  aisan  oiü^p 

-  Tlttbntt  PN  ttJIEb  —  ^T!DON  bsb^  Wah  15»  —  D^O!  .  Von  Ahron 
Jellinek.  Wien  (Brüder  Winter)  1877.  16  pp,  8.  —  Angez.  in  Jüd.  Literat. 
1877,  p.   17ö  und  Jahrbücher  III.  p.   107.     Acced.  Appendix. 

43)  Variae  lectiones  in  Misehnam  et  in  Talmud  babylonicum  quum  ex  aliis 

Ijliris  antiquissimis  et  scriptis  tum  c  codice  Monacensi  praestantissimo  collectae. 


Landauer,  Rabbinica  und  Judaica.  77 

schrift  [alle  Varianten  des  unschätzbaren  Münchener  Manuscripts 
des  ganzen  Talmud  und  fügt  in  den  Noten ,  in  sogen.  Raschi- 
Charakteren,  alle  Varianten  hinzu  aus  den  ihm  zugänglichen  anderen 
Hss.  der  wichtigsten  alten  Commentatoren  und  ersten  Talmud- 
editionen. Wir  besitzen  jetzt  die  Variae  lectiones  zu  Seräim  und 
Moed  in  VIII  Bänden.  Die  Uebersetzung  und  Commentirung  vom 
Tractat  Baba  Qamma  hat  ein  leider  nicht  philologisch  Geschulter44) 
unternommen.  Mit  der  Version  von  Baba  Mezia  ist  Sammtev  *5) 
beschäftigt.  Luzzatto's  sehr  brauchbare  Grammatik  des  talmudischen 
Idioms  ist  von  Goldammer 46)  nun  auch  ins  Englische  übertragen 
worden.  Das  lexicalische  Gebiet  hat  durch  das  noch  in  Fort- 
setzung begriffene  Wörterbuch  von  Jakob  Levy 4  7)  eine  nicht  zu 
unterschätzende  Bereicherung  erfahren.  Möglichste  Vollständigkeit 
des  Materials,  Abfassung  in  deutscher  Sprache  sind  nicht  die 
geringsten  Verdienste  des  Werkes.  Die  vortrefflichen  Bemerkungen 
Fleischers  haben  bereits  manchen  Fehler  verbessert.  Befremdend 
ist  es,  das  der  gelehrte  Verfasser  das  verwandte  Mandäische  ganz 
unbeachtet  lässt.  Einzelne ,  freilich  selten  zutreffende  Notizen 
geben  Schorri$),  Oppenheim*?,  °°) ,  Levysohnbl) ,  Hochstädter  52), 


annotationibus  instructae  auctore  Raphaelo  Rabbinovicz.  Pars  VIII  Tract. 
Megillah  et  Schekalim.  Adjeeta  est  Synopsis  critica  omnium  editionum  Talmudis 
babylon.  ab  anno  1484  vulgatarum.  Monaehii  (Selbstverlag  Wiesenstrasse  No.  1) 
1877.  (Hebr.  Titel:  D^DIO  "'pnpn)  (XVI)  -f-  ICO  -f-  84  (-f  4)  -f-  132  pp. 
8.  —  rec  von  Castelli  in  BISO.  1877.  p.  367;  in  Ath.  No.  2G11,  10.  Nov. 
1877,  p.  600;  von  J.  Barth  in  JLZ.  1878,  No.  28,  p.  413;  im  LC.  1878.  Sp. 
476—7  ;  von  H.  L.  Strack  in  ThLZ.   1878,  No.   11,  p.   252. 

44 1  Legislation  civile  du  Thalmud  nouveau  commentaire  et  traduetion  cri- 
tique  du  traite  Baba  Kama  (!)  par  Israel-Michel  Rabbinowiez.  Tome  II.  Paris 
(Ernest  Thorin)  1877.  LXXXIV,  r>  1  * >  pp.  8.  20  fr.  Tome  I  soll  „les  lois 
civiles  des  traites  du  Seder  Nasehim"  enthalten  und  wird  später  erscheinen. 

45)  Talmud  babylonicum.  (Der  babylonische  Talmud.)  Tractat  Baba  Mezia. 
Text  mit  deutscher  Uebersetzung  und  Erklärung  von  Kabb.  Dr.  Sammter. 
Liefer.   I — IV.     Berlin  (Julius  Benzian)    1876/77.     Preis  d.  ganzen  Tr.   30  M. 

46)  Grammar  of  the  Biblical  Chaldaic  Language  and  the  Talmud  Babli 
Idioms.  By  S.  D.  Luzzatto.  Translated  and  largely  reviewed  by  J.  S.  Gold- 
ammer. New-Yörk  (Wiley  &  Sons)  1877.  —  rec.  in  Ath.  11.  Aug.  1877, 
p.   179. 

47")  Neuhebräisches  und  Chaldäisches  Wörterbuch  über  die  Talmudim  und 
Midraschim  von  Jacob  Levy.  Nebst  Beiträgen  von  H.  L.  Fleischer.  I.  IL, 
p.  1 — 336.  Leipzig  (F.  A.  Brockhaus)  1876/77.  —  rec.  in  Bibliotheca  sacra 
1877,  p.   193;  LC.   1877,  Sp.  599,   1113. 

48)  m-nny  mb?3  *isiro  prob  b"n  ino:iz3  irrsT  mbTa-  chaiutz 

X.  Jahrg.   1877,  p.  46—60. 

49)  Die  neuhebräischen  Sprachelemente  in  der  Mischna  von  D.  Oppen- 
heim: Magazin  ed.  Berl.    1877,  p.   149 — 52. 

50)  Fremdsprachliches  im  Talmud.  Von  D.  Oppenheim:  Jüd.  Literaturbl. 
1877,  p.  2. 

51)  Literarische  Notizen.  Von  Dr.  L.  Lewysohn:  Jüd.  Literaturbl.  1877, 
p.   159,   163   (vgl.  p.   171),   170,   175,   190,  206. 

52)  Erklärung  einer  Talmudstelle.  Von  Dr.  Hochstädter,  Bezirksrabb. : 
Jüd.  Literaturbl.   1877,  p.   147,   156  und   160. 


78  Landauer,  Rabhinifa  und  Jiulaica. 

Brüll 5S)  und  Bacher6*).  Ein  Muster  scholastischer  Verkehrtheit 
sind  die  Bemerkungen  des  D.  M.  Hoff  mann 55)  zu  Biblischem  wie 
Talmudischem.  Im  vibn  56)  wird  mit  der  Erklärung  der  Beinamen 
i'oi'tgefahren.  Bei  einem  Riesenwerke  wie  der  Talmud  sind  lndices 
jeder  Art  erwünscht.  Von  einer  nach  Materien  alphabetisch  ge- 
ordneten Sammlung  der  Haggadoth  beider  Talmude  b')  ist  der  erste 
Theil  erschienen.  Zu  dem  bekannten  Werke  des  Jacob  ibn  Chabib 
(apy  yy)  hat  Fränkel öö)  ein  Inhaltsvei'zeichniss  angefertigt.  Der 
im  Jahre  1871  verstorbene  Rabbiner  von  Marseille,  Michael  David 
Cahen5-'),  hat  im  Jahre  627/1867  ein  Register  der  in  beiden  Tal- 
muden  und  Midraschim  vorkommenden,  meist  jüdischen  Eigennamen 
angelegt.  Er  theilt  sie  in  Namen  der  Tanaiten  (der  Mischna,  der 
Baraita),  der  Amoräer,  der  Gelehrten  der  Midraschim.  Beigefügt 
ist  eine  Anzahl  von  Frauennamen,  von  Orten,  in  welchen  sich  Ge- 
lehrte aufhielten,  und  die  Namen  der  sogenannten  Tosafisten.  Wem 
das  tüchtige  Werk  des  Minsker  Rabbiners  bekannt  ist,  der  wird 
kein  Verlangen  nach  diesem  neuen  Opus  hegen,  das  stets  bloss 
einzelne  Belegstellen  liefert  und  auf  Vollständigkeit  keinen  Anspruch 
machen  kann.  Es  scheint  fast,  als  ob  der  Verfasser  seinen  Vorgänger 
gar  nicht  gekannt  hätte.  Eine  von  der  Kritik  höchst  beifällig  auf- 
genommene Arbeit  ist  die  Encyklopädie  von  Hamburger^),  der  wir 
einen  rüstigen  Fortgang  wünschen.  Für  denjenigen,  der  nicht  die 
Sprache  des  Talmud,  sondern  seinen  Inhalt  untersucht,  ist  es  von 


53)  mpTP  (Qidd.  16  b)  vou  iV.  Brüll:  Jahrbücher  f.  Jüd.  Gesch.  1877, 
II,  p.   139—143.     Ein  Fabelbuch  im  Talmud.     Ibid.  p.   152—54. 

54)  Zwei  Corruptelen.  Ein  Beitrag  zur  talmudisch-midraschischen  Lexico- 
graphie  von  Wilh.  Bacher.  Ueber  "'Ksbip  u.  111  "11173 :  Monatsschr.  f. 
Gesch.    1876,  p.  237—240. 

55)  "lipnn  ni731in  VHÖ  by  Viapb  1ÖN  a^SlÖ.  Von  David 
Moses  Hoffmann.     Wien  1876.     156  pp.     8. 

56)  5't  imim  -»iBoa  D">i83Nn  rrrau).     2.  Abhandlung,    yibrui 

X.  Jahrg.   1877,  p.   1—31. 

57)  ■'»brail-n  "033  1173bn73  111138  litlS.  Azar  Agpdat(M)  hsg.  von 
Gabriel  b.  Chajjim  Miller,  Rabbinats-Assessor  in  173  [Mattersdorf  (Ungarn).] 
I.     Pressburg  (Druck  v.  Otto  Köttritsch»   1877.     8.  240  pp.     8. 

58)  ii73bn73  b7n  ->i73N73  b=>  bp:n  Nistob  nns73  .usnb  -j  i  -<  ar 
rt?3iD  ixn  Nb  t:jn  anatp  a^i  apyi  yy  icon  tnson  TObttTPi  ■•baa 

NiTU    ND5N    ni03    D^U    ifi   by   D^lnDtt.      Von  P.  Fränlce.l.     Krakau 
1877.     4M.     Zu  beziehen  von  Wilhelm  Erras  in  Frankf.   a  M. 

59)  Repertorium  talmudicum  sive  memorabilia  omnia  de  personis  et  rebus 
quae  in  utroque  Talmude  et  Midraschim  occurrimt  —  item  series  integra  coni- 
mentatorum  Talmudicorum  medii  aevi,  sc.  Rasclu  ejusque  magistrorum,  discipulo- 
rumque,  qui  vulgo  Tosaphistae  nuneupantur.  Quae  omnia  —  in  ordinem  alpha- 
beticum  digessit  —  M.  D.  Cahen.  Nunc  vero  emendavit  —  L.  Wogue. 
Prostat  apud  0.  Cahen —   Lugduni    (,13  Quai  de  Tilsitt)   1877.     Mit  hebr.  Titel: 

mann  nrDir  0  —  v  -f  3  +  328  pp.    8. 

60)  S.  oben  p.  54,  No.  53.  —  Vgl.  ZDMG.  33.  Bd.,  p.  VIII. 


Landauer,  Rabhinica  und  Judaiea.  79 

grösster  Wichtigkeit,  die  in  den  verschiedensten  Tractaten  zer- 
streuten Discussionen  über  das  gleiche  Thema  beisammen  zu  haben, 
ferner  Regem  und  Principien  kennen  zu  lernen ,  nach  welchen  die 
Redactoren  der  Mischna  und  des  Talmud  verfahren  sind.  Ueber 
dies  und  Aehnliches  ertheilt  uns  Auskunft  die  neuerdings  gedruckte 
Methodologie  von  MalacM  Cohen61)  und  die  Werke  von  Greis- 
mann62)  und  Chajjim  Jakob63).  Mehr  populären  als  wissen- 
schaftlichen Charakter  haben  die  Schriften  von  Dessauer6*),  Levies), 
Maryolis96)  und  Polano91),  indem  sie  nach  Willkür  Stücke  aus 
der  haggadischen  Literatur  auswählen  und  übersetzen,  ohne  philo- 
logische Bemerkungen  daran  zu  knüpfen.  Eine  Fülle  von  Gelehr- 
samkeit hat  M.  Grünbav/m  cs)  in  seiner  Studie  über  die  ver- 
gleichende Mythologie  niedergelegt.  Beginnend  mit  einer  in  pikantem 
Stil  gezogenen  Parallele  zwischen  Haggäda  und  Halächa  —  Gegen- 
sätze, die  auch  Farrar  6aJ  in  einer  englischen  Zeitschrift  bespricht 
—  geht  er  über  zu  einer  Reihe  von  Sagenkreisen,  zu  welchen  er 
Analogien  in  den  verschiedensten  Literaturen  zu  finden  weiss.  Wir 
bedauern    blos.    dass    aus  Mangel    an  Indices    der  Schatz   an   lexi- 


61)  "ONb^  T  von  Malaehi  Cohen  b.  Jacob  (gest.  vor  1792).  Methodologia 
Talmudis  I — III,  hsg.  von  Aloses  Ahron  Kegil  cum  einen  dation.  Jesajas  Pik. 
Zebi  Hirsch  aus  Berlin  et  notis  Isak  Dob  Bamberger  in  Würzburg.  ed.  3. 
Przemyil  (Druck  von  A.  Zupnik  und  Knoller.  Verlag  von  Kegil)  187  7.  8  Bl, 
-{-    230    -f-    2  Bl.     8. 

62)  N  rO~iy?3  "P3n:  "fttlN  "ED  gesammelt  von  DNT  Jakob  Greisman 
b.  Samuel.  Przemyil  1876.  34  -f-  4  Bl.  4.  Talmudisehe  Regeln  mit  Quellen- 
angabe.    Das  Werk   soll  in   22   1113*1  "72    erscheinen. 

63)  "("PiErS  ~)yiD  von  Chajjim  Jacob  b.  Zcbi  aus  NT^DN  .  Aulzählung 
der  halachischen  Kegeln ,  Kachweis  der  Stellen ,  in  welchen  sie  in  den  beiden 
Talmuden  und  den  älteren  Commentaren  behandelt  werden.  Acced.  compendium 
n!T*i2N  rnnU .  Angabe  der  bezüglichen  Stellen  in  den  neueren  Comm.  Zu 
letzterem  cfr.  Steinschneider  Bodl.-Cat.  p.  711.  Wilna  (gedr.  bei  Abr.  Hirsch 
Katzenellenbogen)    1877.      78  pp.      8. 

64)  Spruchlexikon  des  Talmud  und  Midrasch.  Urtext  und  Uebersetzuug. 
Von  J.  Dessauer.  Budapest  1877.  259  pp.  8.  —  Ang.  in  Jüd.  Literaturbl. 
1877,  p.  39. 

65)  Parabeln,  Legenden  und  Gedanken  aus  Thalmud  und  Midrasch,  ge- 
sammelt und  geordnet  von  Giuseppe  Levi,  aus  dem  Urtexte  in's  Deutsche 
übertr.  von  Ludwig  Seligmann.  2.  A.  Leipzig  (Leiner)  1877.  XII,  366  pp. 
8.     p.  334—362  Biographie  v.  R.  Aqiba. 

66)  Isaac  Margolis.  ^mS1  "H1BD,  unter  dem  deutschen  Titel:  „Er- 
zählungen Jeschurun's".  Charakterbilder  und  Sagen  aus  dem  Talmud  Bawli, 
«lerusalmi  Midrasch  ,  Jalkot  und  Sohar.  Gesammelt,  bearbeitet  und  übertragen 
in's  Hebräische.     Berlin  (im  Selbstverlage)   1877.     334  pp.     8.     6  M. 

67)  Selections  from  the  Talmud.  Beiiig  Specimens  of  the  Contents  of  that 
Ancient  Book,  its  Commentaries  —  Translated  trom  the  origiuial  by  H.  Polano. 
London  (Warne  &  Co.)  1877.  382  pp.  8.  3  s.  6  d.  —  rec.  in  Saturday 
Review  27.  Oct.   1877,  No.   1148,  p.  521. 

68)  M.  Grünbaum.  Beiträge  zur  vergleichenden  Mythologie  aus  der 
Hagada:  ZDMG.  31.  Bd.,  p.   183—359. 

69)  The  Halacha  and  the  Hagada.     By  Farrar:  The  Expositor  Oct.  1877. 


80  Landaver,  Rabbinica  und  Judaica. 

kaiischen  Notizen  nicht  leicht  zu  liehen  ist.  Etwas  vager  und  be- 
strittener sind  die  Vergleiche  Giidemann's  7o).  Zur  Erkenntniss 
des  ethischen  Gehalts  des  Talmuds  trägt  die  Schrift  .von  La- 
zarus  71)  bei.  Die  Angriffe  von  Rohling1*),  Wilmanns13)  u.  s.  w.  V4), 
die  ihre  Waffen  meist  in  der  Rüstkammer  von  Eisenmenger  ge- 
holt, mögen  hier  nur  erwähnt  sein.  Da  wir  die  Namen  der  An- 
kläger genannt,  so  haben  auch  die  Vertheidiger  einen  Platz  zu  be- 
anspruchen ,  zumal  aus  der  einen  oder  andern  dieser  Schriften 
immerhin  noch  etwas  zu  lernen  ist.  Es  sind  die  Arbeiten  von 
Bloch1'*),  Duschak™),  Joel11),  Kolkmann  78) ,  Schreiber  1%  Solo- 
weyczyh&&)  und   Them8i). 


70)  Religionsgesehichtliche  Studien  von  AI.  Güdemann.  Leipzig  (Leiner) 
1876.  144  pp.  8.  I  ..Mythenmischung  in  der  Hagada",  p.  1 — 64  ,  entspricht 
der  Abhandlung  in  der  Monatsschrift  f.  Gesch.  1876,  p.  177  —  195,  225—231, 
255—267.  —  rec.  in  LC.  1876,  Sp.  1681;  Zeitschr.  f.  wiss.  Theol.  1877,  2; 
Jahrbücher  ed.  Brüll  1877,  III,  p.  176—180-,  Motiatsschr.  1877,  p.  137  —  44, 
H.  B.  XVI,  p.  124;  Jüd.  Literaturbl.  1877,  p.  34;  ha-Schachar  VIII.  Jahrg. 
p.  227  —  232.  Die  Abhandl.  III  über  den  Bamabasbrief  beurtheilt  Ad.  Harnack 
in   der  ThLZ.    1877,  p.   59. 

7 1 1  Zur  Charakteristik  der  tahnudischen  Ethik  von  L.  Lazarus.  Jahresber. 
des  jüd. -theol.  Seminars  „Fränckerseher  Stiftung".  Breslau  (F.  W.  Jungfer's 
Druckerei)  1877.  48  pp.  8.  —  rec.  von  Schürer  in  ThLZ.  1877,  p.  518; 
Jüd.   Literaturbl.   1877,  p.  30;  Magaz.  f.  d.  Lit.  d.  Ausl.   1877,  p.  429. 

72)  Der  Talmudjude.  Zur  Beherzigung  f.  Juden  und  Christen  aller  Stände 
dargestellt  von  Rohling.     5.  A.     Münster  (Rusell)   1876.     112  pp.     8.     0,80  M. 

73  i  Die  „goldene"  Internationale  und  die  Nothwendigkeit  e.  socialen  Re- 
formpartei  von  C.  Wilmanns.     Berlin  (NIendorf)   1876.     107   pp.     8.      1,50  M. 

74 1  Die  Sittenlehre  des  Talmud  und  der  zerstöreiide  Einfluss  des  Juden- 
thums  im  deutschen  Reich.  3.  A.  Berlin  1876.  Abdruck  aus  der  Deutschen 
Landeszeitung.  —  Angez.  in  Westminster  Review,  Tom.   52,   1877,  p.   264. 

75)  Prof.  Rohling's  Falschmünzerei  auf  talmudischem  Gebiete  von  Philipp 
Bloch.  Posen  (Merzbach)  1876.  IV,  31  pp.  8.  0,60  M.  —  rec.  im  Jüd. 
Literaturbl.   1876,  p.   88. 

76)  Die  Moral  der  Evangelien  und  des  Talmud.  Eine  vergleichende  Studie 
im  Geiste  unserer  Zeit,  von  AI.  Duschak.  Brunn  (Bernhard  Epstein)  1877. 
X,  58  pp.     8.     1,60  M. 

77)  Gutachten  über  den  Talmud,  abgegeben  in  Veranlassung  eines  Processes, 
in  erweiterter  Form  herausgegeben  von  Dr.  M.  Joel.  Breslau  (Schletter)  1877. 
33  pp.  8.  —  Angez.  im  Jüd.  Literaturbl.  1877,  p.  148  u.  154;  in  Jahrbücher 
ed.  Brüll  III,  p.  186/7.    Angegriffen  im  „Israelit"  ed.  Lehmann  1877,  No.  36— 39. 

78)  Die  gesellschaftliche  Stellung  der  Juden.  Von  Jos.  Kolkmann.  2.  A. 
Löbau  (Skrzeczek)  1876.  V,  34  pp.  8.  0,60  M.  —  Angez.  in  Protestant. 
Kirchenzeitung   1876,   p.  355. 

79)  Die  Principien  des  Judenthums  verglichen  mit  denen  des  Christen- 
thums  zur  Abwehr  der  neueren  judenfeindlichen  Angriffe.  Von  Em.  Schreiber. 
Leipzig  1877.     X,   252   pp.     8.  —   rec.  in  LC.    1878,  Sp.   41. 

80)  Elias  Soloweyczyk.  Die  Bibel,  der  Talmud  und  das  Evangelium,  aus 
dem  Französischen  ins  Deutsche  übertr.  von  Moritz  Grünwald.  Leipzig 
(Brockbaus  in  Comm.)  1  s 7 7 .  XX,  351  pp.  8.  8  M.  —  rec.  in  LC.  1877, 
No.  4<>,  Sp.  1333;  in  Jahrbuch.  III,  p.  184;  von  Strack  in  Zeitschr.  f.  d.  ge- 
summte  luth.    Theol.    187H,  p.   459—66. 

81)  Der  Talmud  oder  das  Princip  des  planetarischen  Einflusses  nach  der 
Anschauung  des  Talmuds.  Von  Hai.  Thein,  Rabb.  in  Luze.  2.  A.  Wien 
(Selbstverlag)  1876. 


Landauer,  Rabbinica  und  Judaica.  81 

Die  Stellung  der  Tosefta 82)  zur  Mischna  ist  seit  Scherira 
Gaon  häufig  discutirt  und  verschieden  83)  beurtheilt  worden.  Zucker- 
mandel 84)  war  es  vorbehalten,  die  —  gelinde  gesagt  —  eigen- 
tümliche Theorie  aufzustellen,  die  Tosefta  sei  die  ursprüng- 
liche palästinische  Mischna.  Er  hat  2  Hss.  dieses  Werkes,  die  von 
Erfurt85),  welche  vor  1260  geschrieben  ist,  und  die  von  Wien86) 
genau  geprüft.  Sie  bilden  die  Grundlage  der  von  ihm  veranstalteten 
neuen  Edition  87) ,  die  einen  guten  Text  verspricht.  Etwas  ober- 
flächlich und  leicht  hingeworfen  sind  die  Bemerkungen  J.  S. 
Bhch's  88). 

Von  den  kleineren  Tractaten  ist  der  wichtige  Massecheth 
Soferim  89)  neuerdings  nach  einer  alten  Hs.  herausgegeben  worden. 
Aus  demselben  Codex  erhalten  wir  noch  eine  dem  Redactor  der 
Mischna  zugeschriebene  Abhandlung,  die  sogenannten  Baboth,  welche 
in  kürzerer  Form  unter  dem  Titel  „Ma'ase  Tora"  schon  einmal  ver- 
öffentlicht wurde  (cfr.  Steinschn.  Bodl.-Cat.  p.  620  und  Jellinek, 
Bet  ha-Midrasch  II  p.  92)  und  die  Baraita  di-Jeschua.  Auf 
einzelne  verschollene  Baraitas ,  wie  die  zu  Massecheth  Nidda 
und  die  24  Hindernisse  der  Busse,  macht  Brüll90)  aufmerksam. 
Mit  Anschluss    an   die  Dissertation  von  Joseph   Schmilg  examinirt 


82)  Zum  Namen  cfr.  jüd.  Lit.   1876,  p.   53. 

83)  Cfr.  Die  Theorien  über  Wesen  und  Ursprung  der  Tosephtha,  kritisch 
dargestellt  von  J.  H.  Dünner.     Amsterdam   (Seyffard)   1874.     8. 

84)  Die  Erfurter  HS.  der  Tossefta  besehrieben  und  geprüft  von  M.  S. 
Zuckermandel.  Berlin  iL.  Gerschel)  1876.  IX,  117  pp.  8.  Zum  grossen 
Theil  Abdruck  aus  d.  Magazin,  Jahrg.  II.  —  rec.  in  LC.  1876  Sp.  1322;  Magaz. 
f.  d.  Liter,  d.  Ausl.  1876,  No.  43;  H.  13.  XVI  p.  31;  Grätz's  Monatsschr.  1876, 
p.  285 — 88  u.  331—33;  Jüd.  Literaturbl.  1876,  p.  20  u.  24  v.  M.  Rawicz  u. 
1877,  p.  75/6  u.  79. 

85)  Eino  geistreiche  Erklärung  einer  Toseftastelle  v.  K.  David  Pardo  durch 
die  Erfurter  HS.  bestätigt.  Jüd.  Lit.  1877,  p.  143.  Estori  Parchi's  Tosefta- 
Citate,  ibid.   1876,  p.  62. 

86)  Wiener  Tosefta-Codex:  Jüd.  Literaturbl.  1876,  p.  71.  Ordnung  der 
Tractate,  Theilung  der  Abschnitte  und  einzelner  Absätze  in  der  Wiener  Tosefta- 
HS.     Ibid.  p.   14,   18,  22,  26. 

87)  Tosefta  nach  den  Erfurter  und  Wiener  Handschriften  mit  Parallelstellen 
und  Varianten  hsg.  von  I\l.  S.  Zuckermandel.  Lief.  I —III.  Pasewalk  (Selbst- 
verlag)  1877. 

88)  Einiges  über  die  Stellung  der  Tossefta.  Von  J.  S.  Bloch:  Jüd. 
Literaturbl.   1877,  No.  44,  p.   174,    175,   186,   190,   194,   202. 

89)  Beiträge  zur  talmudischen  Literatur.  Von  Samuel  Schönblum.  Unter 
dem  hebr.  Titel  '"OIT   NpT'S    2)   0">1BO   rODE    1)    D^nnD3    D^EO   SlttWlö 

d^t  'om  '2  's  TDöim     r^wn   Nm-nn  3)    mnnti  in   izjvipn 

*l"3N"!!^b  Lemberg  (A.  J.  Menkes)  1877.     X,  78  Bl.     4.     Accedunt   nonnullae 
expositiones  editoris. 

90)  Verschollene  Baraitas  und  Midraschim  Von  N.  Brüll:  Jahrbücher  i. 
jüd.  Gesch.  II,  p.  124—133. 

Jahresbericht  1876-1877.     Heft  IL  6 


82  Landauer,  Iiabbinica  und  Judaica. 

Braun91)  die  historisch  wichtige  Megillath  Ta'anith;  der  Text 
stamme  von  Chananja  b.  Chisqijja  b.  Garon,  das  Seholion  aus  dem 
7.  Jahrhundert.  Die  Baraita  des  Samuel,  deren  Abfassungszeit 
unbestimmt  ist  und  später  als  das  VII.  saec.  angenommen  wird, 
bespricht  Steinschneider  92).  Aus  der  Midraschliteratur  haben 
wir  eine  neue ,  handliche  Ausgabe  des  Midrasch  Rabba  93)  zu 
nennen.  Eine  Art  von  Inhaltsverzeichniss  der  einzelnen  Paraschen 
—  nicht  alphabetisch  geordnet  und  darum  von  geringer  Be- 
deutung —  erhalten  wir  von  tialomo  Wilf'9i).  Eine  Unter- 
suchung des  Midrasch  Schir  ha-Schirim  95j  förderte  nichts  Neues 
zu  Tage.  Die  Sammlung  kleinerer  Midraschim,  die  Jellinek  96) 
mit  so  vieler  Sachkenntniss  unternommen,  ist  um  einen  neuen 
Band  bereichert  worden.  Abgesehen  von  der  oft  edirten  und  in 
ihrer  eigenartigen  Nachahmung  des  Danielischen  Stils  interessanten 
Antiochusrolle,  die  bereits  Saadja  gekannt,  erhalten  wir  Bruchstücke 
einer  neuen  Pesiqta  (p.  3ti —  70)  u.  a.  In  einem  Anhange  spricht 
der  Editor  auch  eine  Vermuthung  aus  über  die  Entstehung  und 
die  Quellen  des  sog.  Alphabet-Midrasch  (!)  97).  Nach  seiner  An- 
sicht sei  er  für  das  Wochenfest  componirt,  wo,  nach  einem  alten 
Brauche,  die  Kinder  ins  Bethaus  geführt  und  dort  zum  ersten  Mal 
unterrichtet  wurden.  Thomas  <  }henery 98)  hat  einzelne  Legenden 
aus  dem  Midrasch  übersetzt. 

In    der   nachtalmudischen  Literatur  ist  das  erste  Schriftwerk 


91)  Entstehung  und  Werth  der  Megillat  Taanit.  Von  M.  Braun:  Monats- 
schr.  f.  Geschichte  1870,  p.  375—84,  410—18,  445—  60. 

92)  Zur  Baraita  des  Samuel.  (Excurs  zum  Artikel  Mosconi  in  Berliners 
Magazin).     Von  Moritz  Steinschneider:  H.  B.  XVII,  p.  8  —  10. 

93)  T\y^  ,Ü*n72  Cum  Comm.  WlinS  mSrftt  autore  Isachar  b.  Naftali  et 
Ü^ÖN  TD^DN  aut,  Hi.  Dav.  Ruhmstein  (ffr.  Fürst  Bihl.  III.  p.  1).  Warschau 
(Druck  v.  den  Söhnen  des  Samuel  b.  Chajjim  Orgelbrand)   1877.     I — V.     8. 

'.14 1  SalomoWüf  b.  Jesajas  Josef  aus  Drobitsch  äJTT.n  JOS73  Index  der 
Decisionen,  Ahhandl.,  Geschichten  und  Gleichnisse  im  Midrasch  Rabba  und  M. 
Megilloth,  nach  den  Paraschen  geordnet.  Lemberg  (Verlag  v.  Jacob  Ehrenpreis) 
1877.     8   Bl.     54  pp.     8. 

95)  Ohservationes  criticae  in  Midrasch  Schir  ha-Schirim  secundum  Cod. 
Monac.  50  Orient.  Diss.  quam  ed.  auctor  Saloruo  Chodowski.  Halis  Saxonum 
[1877].     57    pp.     8. 

96)  Bet  ha-Midrasch.  Sammlung  kleiner  Midraschim  und  vermischter  Ab- 
handlungen  aus  der  altern  jüdischen  Literatur.  VI.  Theil.  Nach  HSS.  und 
Druckwerken  gesammelt  und  nebst  Einleitungen  hsg.  von  Dr.  Ad.  Jellinek. 
Wien  (Brüder  Winter)  1*77.  XXXXV,  156  pp.  8.  —  rec.  v.  J.  Barth  in 
JLZ.  1878,  No.  25;  von  Strack  in  ThLZ.   1878,  No.   11,  p.  251'. 

117)  Der  Alphabet-Midrasch.  Von  Ad.  Jellinek.  Im  Bet  ha-Midr.  VI,  p. 
\\\X-  XLV. 

'.tsi  Miscellany  of  llebrew  Literature  ed.  hy  A.  Löwy.  Vol.  II.  Second 
series  London  1877.  No.  3.  Die  liegenden  sind  dem  V.  Bd.  von  Jellinek's 
Bet   ha-Midrasch   entnommen. 


Landaver,  Rabldnica  und  Jadaica.  83 

die  Scheeltoth  von  R.  Aclia.  Nach  Brüll ")  wäre,  gegen  die  An- 
sicht von  Franjeel,  Samuel  b.  Mari,  der  Leiter  der  Schule  von 
Pumbaditha  in  den  Jahren  738—747,  als  Lehrer  jenes  R.  Acha 
anzusehen.  Bekanntlich  wanderte  der  letztere ,  aus  Verdruss  über 
die  Nichtberücksichtigung  bei  der  Besetzung  des  im  Jahre  747 
erledigten  Gaonats ,  nach  Palästina  aus.  Nicht  lange  nach  ihm 
lebte  dort,  nach  Zimzs  Vermuthung,  die  JelUnek  etwas  schwach 
unterstützt,  der  liturgische  Dichter  Elazar  ha-Kalir  10°).  Ueber 
die  Juden  südlich  und  südwestlich  vom  heiligen  Land,  Aegypten 
ausgenommen,  war  man  zu  allen  Zeiten  schlecht  unterrichtet.  Aus 
lltilroy's  101)  Mittheilungen  über  seine  abessinische  Reise  und  aus 
seiner  Ausgabe  der  Prieres  können  wir  uns  überzeugen,  dass  die 
Falaschas  jüdischen  Stammes  sind.  Die  etwas  räthselhaften  Nach- 
richten der  älteren  Reisenden  über  sie  versucht  Metz1"-)  zu  deuten. 
In  die  Blüthezeit  der  hebräischen  Literatur  werden  wir  durch 
die  Edition  mehrerer  allerdings  zum  Theil  schon  veröffentlichter 
Gedichte  von  Samuel  ha-Nägid  Ill3J  versetzt.  Die  Poesien  gewinnen 
dadurch  noch  an  Interesse,  dass  sie  von  dem  Sohne  des  Dichters 
gesammelt  wurden,  und  zwar  in  dem  jugendlichen  Alter  von 
8  Jahren.  Wir  erfahren  dabei  zugleich,  dass  eben  dieser  Sohn 
Josef  am  27/VIII  1035  geboren  wurde.  Dass  die  Gelehrten  jener 
Zeit  sich  der  arabischen  Sprache  in  ihren  Schriften  bedienten,  ist 
uns  nichts  Neues.  Bezeichnend  finden  wir  es,  dass  schon  Alfasi 104) 
zur  Erklärung  einer  schwierigen  Talmudstelle ,  mitten  in  seinem 
hebräisch  geschriebenen  Werke,  zur  arabischen  Sprache  seine  Zu- 
flucht nimmt.  Den  unter  dem  Namen  von  Salomo  Isaki lft5)  ge- 
druckten Commentar  zu  Bereschith  Rabba  hat  Scharr  näher 
betrachtet  und  die  Ansicht  der  Kritiker  bekräftigt,  dass  wir  es 
hier    mit    keinem    Opus    von  Raschi    zu    thun    haben.     Von    dem 


99)  Der  Lehrer  des  R.  Acha  von  Schabacha  [?].  Von  N.  Brüll:  Jahr- 
bücher f.  Jüd.  Gesch.  II,  p.   146—152. 

100)  Elasar  ben  Kalir.  Von  Ad.  JelUnek.  Im  Bet  ha  -  Midr.  VI.  p. 
XXXYIII— XXXX. 

101)  Miscellany  of  Hebrew  Literat,  ed.  by  A.  Löwy.  Vol.  II.  Second 
series.  London  [1877.]  No.  5.  Aus  dem  Französ.  übersetzt  von  James 
Picciotto. 

102)  Metz.  Ueber  Eldad  ha-Dani,  Benjamin  von  Tudela  und  die  Falaschas : 
Jüd.  Literaturbl.   1877,  p.   157,   160.   169. 

103)  Gedichte  aus  dem  Divane  des  Samuel  ha-Nagid.  Aus  einem  Frag- 
mente in  Oxford  (Catalog  No.  2457)  hsg.  v.  Ad.  Neubauer.  Mit  Noten  von 
Senior  Sachs:  Letterbode  III.  Jahrg.,  p.  9 — 20. 

104)  Eine  halachische  Discussion  des  Isak  Alfasi.  Nach  einer  Oxforder 
Handschrift  zum  ersten  Mal  edirt  und  übersetzt  von  /S.  Landauer  :  Isr.  Letter- 
bode 1876,  p.  49  —  62.  —  rec.  in  H.  B.  XVII,  p.   3. 

105)  ■Mö'lb  D'OrVPTan  D"m:  'o)2T  n"n  S&.  Chalutz  X.  Jahrg.  1877, 
P    111  —  121. 


84  Landauer,  Rabbinica  und  Judaica. 

Dichter  der  Zioniden  entwarf  Kaufmann 106)  ein  Bild.  Zur  Ge- 
schichte eines  jüngeren  Zeitgenossen ,  des  Elchanan  b.  Isak ,  hat 
Steinselineider  ll17)  das  Material  zusammengestellt.  Von  einem 
anderen  Tosafisten,  Jeliuda  Sir  Leon  (116G — -1224),  erhalten  wir 
durch  Gross1"*)  eine  Monographie,  der  wir  entnehmen,  dass  von 
dessen  Talmudcommentar  sich  blos  der  zu  Berächöth,  gedr.  zu 
Warschau  1863  (vollständiger  in  dem  Mscr.  von  Raph.  Rabbmovicz), 
erhalten,  und  dass  man  das  ü^TOn;-;  "iec  ihm  abzusprechen  hat. 
Die  bedeutendste  Persönlichkeit  des  Mittelalters  dürfte  wohl  Mai- 
monides  sein.  Sein  Schreiben  an  die  Rabbiner  von  Marseille 
(Briefsammlung  No.  3),  worin  er  sich  über  die  Lächerlichkeit  der 
Astrologie  ausspricht,  ist  nun  ins  Französische  ,l19)  übersetzt  wor- 
den. Einige  aus  dem  gedruckten  arabischen  Texte  der  Mischna- 
Einleitung  resultirende  Verbesserungen  der  hebräischen  Version 
verdanken  wir  Wolffl ll{>).  Ueber  eine  Lesart  im  Mischne-Tora 
(ärP73:bn7J  NbN  oder  Nbi)  hat  sich  eine  etwas  müssige  Debatte111) 
entsponnen.  Eine  andere  Stelle  in  jenem  Codex,  wo  er  das  leise 
Beten  des  '12  5  US  3  im  Sch°ma'  nach  Pesäkhim  5(3  a  und  nicht 
nach  Midrasch  Debhärim  motivirt .  führte  zu  einer  Auseinander- 
setzung112' ll3)  über  die  Methode  des  Verfassers  vom  frpTn  V. 
Man  weiss,  welch  lebhafte  Kämpfe  die  schriftstellerische  Thätigkeit 
des  Maimonides  hervorgerufen  hat.  Das  letzte  Jahr  brachte  nun 
das  bisher  blos  handschriftlich  vorhandene  Schreiben  des  Scheschet 


106)  Jehuda  Ilalewi.  Versuch  einer  Charakteristik.  Von  David  Kauf- 
mann. Breslau  (Schletter'sche  Buchh.)  1877.  48  pp.  8.  —  ree.  in  Ath.  1877, 
No.  2581,  p.  484;  v.  Leop.  Treitel  in  Magaz.  f.  d.  Lit.  d.  Ausl.  1877,  p.  581; 
in  H.  B.  XVII,  p.   62;  von  Rosin  in  Mag.  ed.  Berl.   1877,  p.   121. 

107)  Material  zu  der  Geschichte  des  Tosafisten  Elchanan  b.  Isak  gest.  1184: 
H.  B.  XVII,  p.   04. 

108)  Jehuda  Sir  Leon  aus  Paris.  Analekten  von  H.  Gross:  Magazin  ed. 
Berl.   1877,  p.   173—210. 

109)  Lettre  de  Maimonide  au  College  Rabbinique  de  Marseille  (27.  Sept. 
1194)  traduite  pour  la  premiere  fois  en  trancais  avec  avant-propos  historique 
par  Jonas  Weyl,  Grand  Rabbin  de  Marseille.  Avignon  (imprim.  Gros  freresi 
1877.  23  -j-  2  pp.  8.  Extrait  de  la  Familie  de  Jacob  ed.  Benjamin  Mosse 
XIX'  Annee  Oct.   1877,  p.   8. 

110)  Bemerkungen  zu  der  hebräischen  Uebersetzung  der  Maimunischen 
Mischna-Einleitung.     Von  Dr.    Wo/ff:  Magazin  ed.  Berl.   1877,  p.  39-51. 

111)  Maimonides  über  die  Tugendhaften  und  Weisen  unter  den  Völkern. 
Vmi  Rosin:  Magazin  f.  die  Wiss.  1876,  p.  206—15.  Cfr.  die  Bemerkung  von 
jS.  J.   Halber  stamm,  ibid.   1877,  p.   57-58  und  Replik  von  R.,  p.    111  —  13. 

112)  Een    archeologisch    raadsel    opgelost.      Von    B.:    Isr.    Letterbode,    II. 

Jahrg.,   p.   46—47. 

113i  Kende  Maimon  Debarim  Rabba  en  ging  liij  00k  als  codifieator  ratio- 
neel  te  werk?     Von  E.:  Letterbode,  II.  Jahrg.,  p.   136  — 149. 


Landauer,  Rabbinica  und  Judaica.  35 

Benveniste  114)  aus  Barcelona  an  die  Lüneler  Gemeinde  (gegen 
Meir  Abulafia)  und  die  Einleitung  zum  Bannbriefe  des  Exilarchen 
David115)  —  eine  Ergänzung  zur  Veröffentlichung  Hatberstamm's 
im  Jeschurun  VII.  69.  Das  Buch  Bahir  galt  immer  als  eines 
der  ältesten  qabbalistischen  Werke.  In  einer  Stelle  des  n72nb?: 
mSJ3  von  Meir  b.  Simon116)  aus  Narhonne  (um  1240)  heisst  es 
nun  ziemlich  deutlich .  dass  die  zweifelhafte  Ehre  der  Autorschaft 
dem  Commentator  von  Canticum  und  Ecclesiastes,  R.  Azriel,  zufalle. 
Wie  man  sich  den  Apostaten  gegenüber  zu  verhalten  habe .  be- 
spricht Salomo  aus  Montpellier  l  x  7)  in  einem  Responsum  an  Nach- 
manides.  Abraham  b.  Azriel,  der  Lehrer  von  Isak  Or  Zarua,  hat 
c.  1234  die  Pijjutim  der  Sabbate  und  Festtage  sowie  die  Selikhöth 
commentirt.  Aus  einem  solchen  Codex ,  der  sich  in  der  reich- 
haltigen Bibliothek  von  A.  Merzbacher  befindet,  hat  Perles1™) 
höchst  interessante  Mittheilungen  gemacht.  Ein  Kenner  der  alt- 
böhmischen Sprache  wird  ihm  für  die  Zusammenstellung  der  Glossen 
Dank  wissen.  Romanische  Philologen  haben  schon  wiederholt  Wort- 
erklärungen französischer  Rabbiner  des  Mittelalters  verarbeitet.  Es 
dürfte  sich  lohnen,  auch  für  das  Deutsche  einmal  den  Versuch  zu 
wagen  und  von  sachkundigijr  Seite  Specimina  wie  die  von  Brüll119) 
gegebenen  oder  besser  solche  aus  älterer  Zeit  nach  ihrem  sprach- 
lichen Werthe  zu  prüfen.  Talmudisten  wird  die  zweite  Ausgabe 
der  Piseqe  Khalla  von  Salomo  b.  Ädere  tb.  12"j  erwünscht  sein. 
Etwas  unsicher  erscheint  die  Annahme  Neubaiier's 121),  dass  der 
hebräische  Uebersetzer  des  „Image  du  rnonde"  (cbi~n  bx)  Haginus 


114)  H.  Graetz.     Ein  handschriftliches  Schreiben  des  Scheschet  Benveniste 

über   Maimuni's  Wirksamkeit:  Monatsschr.    f.  Gesch.    u.  Wiss.    d.    Jud.    1876,  p. 
509-512. 

115)  Ergänzungen  zur  Epistolärliteratur  über  Maimonides.  Von  A[dolx>h\ 
N[euba,uer}:  Letterbode,  II.  Jahrg.,  p.   172—.'!. 

116)  Das  Buch  Bahir.     Von   A.   N.:  Letterbode.  III.  Jahrg.,  p.  20—22. 

117)  Kesponsum  des  Salomo  b.  Abraham  aus  Montpellier  an  K.  Moses  b. 
Nachman:  Letterbode,  III.  Jahrg.,  p.   1 — 3. 

118)  Das  Buch  Arugath  habbosem  des  Abraham  b.  Asriel  von  J.  Perles: 
Monatsschr.  von  Grätz  1877,  p.  360—373.  Auch  separat  erschienen.  —  rec. 
H.  B.  XVII,  p.   84. 

119)  I.  Ein  ganz  unbekanntes  jüdisch-deutsch-hebr.  Glossar  aus  dem  Jahr 
1556.  II.  Das  Buch  des  ewigen  Lebens,  gedruckt  zu  Freiburg  im  Breisgau 
1583.  III.  Einzelne  Sprüche  aus  dem  Zuchtspiegel:  Jahrbücher  f.  jüd.  Gesch. 
III,  p.  87  —  120  u.  d.  Titel:  Beiträge  zur  Kenntniss  der  jüdisch -deutschen 
Literatur  von  Adolf  Brüll. 

120)  «'aaj'-irrb    nbn    ^poc    ed.    b^T-np   *(n:   -,7:n:    N.    Coronel. 

Jerusalem   ib'in   [4    -J-]  25  Bl.     4.     Anhang  20  pp. 

121)  Les  traductions  hebra'iques  de  l'image  du  monde  par  Ad.  Neubauer: 
Romania  V.  Jahrg.,  p.  129 — 39.  Abgedruckt  im  Letterbode,  II.  Jahrg.,  p.  205 
—  208  und  III.  Jahrg.,  p.  41 — 46.  Zum  3.  Male  erschienen  in  Miscellany  of 
hehr.  Literat,  ed.  A.  Löioy.     London  (/Trübner  &   Co.)   1877.     No.  4. 


gg  Landauer,  Rabbinica  und  Judaica. 

(Chajjim)  Deulecret  (Gedalja),  der  Oberrabbiner  von  England  im 
Jahre  1281,  sei.  Eine  ausgezeichnete  literarhistorische  Arbeit  ist 
die  Untersuchung  Kohn's  122)  über  das  Buch  des  Mardochai,  das 
in  unseren  Ausgaben  des  Alfasi  gewöhnlich  als  Appendix  bei- 
gedruckt ist.  Bei  Vergleichung  des  edirten  Textes  mit  dem 
zweier  (eigentlich  dreier)  Handschriften  ergab  sich,  dass  die  Mss. 
die  österreichische  Becension,  die  Edd.  aber  die  rheinische  wieder- 
geben, dass  der  Verfasser  der  Haggädöth  und  der  kleinen  Halächoth 
Samuel  Schlettstadt  ist.  und  dass  unserem  rheinischen  Mordechai 
die  Hilechöth  Semäkh6t  (Abelüth)  von  Meir  von  Rothenburg  ein- 
verleibt sind.  Die  Vorrede  zu  Jakob  b.  Machir's  mmb  hat  Stein- 
schneider 123)  hebr.  und  latein.  veröffentlicht.  Aus  der  Feder 
dieses  rastlos  thätigen  Schriftstellers  stammen  auch  Notizen  über 
den  Diwan  des  Salomo  da  Piera124)  (starb  nach  1417)  und  über 
Frat  Maimon125)  (lebte  noch  im  XV.  saec.)  nebst  seinen  3  Schülern. 
Lücken  in  den  beiden  Ausgaben  von  Elia  del  Medigo's  religions- 
philosophischem Werke  „B°khinath  ha-dath"  hat  ein  italienischer 
Babbiner l26)  ausgefüllt.  Durch  die  Analyse  eines  Aldinischen 
Druckes  aus  dem  Jahre  1497  und  zweier  HSS.  aus  der  National- 
bibliothek in  Paris  bereicherte  Dukas121)  unsere  Kenntnisse  von 
dem  Leben  und  Wirken  desselben  Autors.  Ueber  Salomo  Syreleio? 
(gest.  c.  1555),  der  durch  die  Edition  seines  Commentars  zum 
Talmud  Jeruschalmi  Tractat  Berächoth  bekannter  geworden,  hat 
F.    Behr128)    Einzelnes    mitgetheilt.      Einer    61    Jahre    nach    dem 


122)  Mardochai  b.  Hilk'l ,  sein  Leben,  seine  Schriften  und  die  von  ihm 
eitirten  Autoritäten.  Ein  Beitrag  zur  jüdischen  Literatur  und  Geschichte  von 
S.  Kohn:  Monatsschrift  1877,  p.  26—37,  73-82,  108—129,  157  —  171,  271  — 
88,  306—26,  378—84,  421—32,  477—80,  517—28,  557—565.  Auch  im  Se- 
parat-Abdruck  erschienen.   —  cfr.  Magazin    1877.  p.   77. 

123)  Prophatii  judaei  Montepessulani  Massiliensis  (a.  1300)  prooemium  in 
almanach  adhuc  ineditum  e  versionibus  duabus  antiquis  (altera  quoque  interpolata) 
una  cum  textu  hebraico  e  manuscriptis  primum  edidit,  suamque  versionem  latinam 
verbalem  adjeeit  M.  Steinschneider:  Bulletino  di  bibliogralia  e  di  storia  delle 
scienze  matematiche  e  risiche  IX.  Ottobre  1876.  Separat  erschienen  Romae  1876. 
22  pp.     4. 

124)  Poeten  und  Polemiker  in  Nordspanien  von  Steinschneider.  Salomo 
da  Piera:  H.  B.  XVI,  p.  86—88. 

125)  Frat  (PratVj  Maimon  und  seine  3  Schüler  Jakob  b.  Chajjim,  Salomo 
b.  Jehuda,  Natanel  Caspi.:  H.  B.  XVI,  p.  126—32. 

126)  mn  (!)  mSTQ  'O  ■'OlCnn  mt373ti)n  von  Marco  Mortara,  Rabb. 
in   Mantua:    Magazin   ed.  Berl.    1877,  p.   82—84. 

127)  Recherehes  sur  l'histoire  litteraire  du  XV.  sieclo  par  Jules  Dukas. 
Elie  del  Modigo  (p.  25 — 77).  Paris,  Leon  Techener  1876.  Abdruck  aus  Bul- 
letin du  bibliophile  annee  1875.  —  rec.  in  Jahrbüchern  ed.  Brüll  III,  p. 
193—97. 

128)  R.  Salomon  Syreleio  Kine  biographische  Skizze  von  F.  Behr:  Blätter 
für  jüd.  Wissensch.  —  Beilage  zu  Nu.    11   des  „Israelit"    1877. 


Landauer,  Rabbinica  und  Judaica.  87 

Tode  Elia  Loanz's  geschriebenen  Notiz  entnimmt  Lewysohn129) 
die  Angabe  des  Wochentages,  an  dem  jener  gestorben  (Donnerstag 
den  25.  Juli  1636),  und  Geburts-  und  Todestage  seiner  Familie. 
In  der  2.  Auflage  der  Responsen  des  R.  Jakob  b.  Israel  ha-Levi 
(Venedig  1632 — 34)  fand  Perlesyi,))  eine  Anfrage  (nach  1623  ge- 
schrieben) ,  die  er  in  geistreicher  Combination  mit  einer  gewissen 
Wahrscheinlichkeit  auf  Uriel  Acosta  bezieht.  Daraus  ginge  hervor, 
dass  die  Mutter  Acosta's  treu  zu  ihrem  Sohne  hielt.  Kai/serling's 
Biographie  von  Manasse  b.  Israel  hat  F.  de  Sola  Mendes  m)  ins 
Englische  übertragen.  Einen  Brief  David  Netto's  (1701 — 28  Rabb. 
in  London)  an  Christian  Theophil  Ungar  hat  A.  Sulzbach  132)  ab- 
geschrieben. Eine  Reihe  von  Jabez's  Streitschriften  gegen  Jonathan 
Eybenschütz  133)  haben  eine  neue  Auflage  erlebt.  Grätz 134)  will 
in  der  (nicht  beglaubigten)  Copie  einer  Urkunde  einen  neuen  Be- 
weis für  seine  Auffassung  des  Charakters  Jonathans  finden.  Zwei 
hebräische  Briefe  Mendelsohn's  verdanken  wir  Neubauer  ' 35).  Imz- 
zatto  jun.  136)  hat  einen  Catalog  der  edirten  und  nicht  edirten 
Schriften  seines  Vaters  zusammengestellt.  Die  Rede,  welche  Rap- 
jjojjort131)  gehalten,  als  er  im  Jahre  1838  das  Rabbinat  in  Tarnopol 


129)  Zur  Biographie  des  Elia  Loanz.  Von  L.  Lewysohn:  Magaz.  ed.  Berl. 
1877,  p.  52—53. 

130)  Eine  neuerschlossene  Quelle  über  Uriel  Acosta  von  J.  Perlcs.  Kro- 
toschin  (B.  L.  Monascb  &  Cie.)  1877.  Separatabdruck  aus  d.  Monatsschrift 
1877,  p.  193—213.  —  rec.  in  Jiid.  Liter.  1877,  No.  24;  cfr.  No.  25.  Be- 
merkung und  Ergänzung  zu  der  Abhandlung  „Eine  neuerschlossene  — ".  Von 
Gildemann:  Monatsschr.   1877,  p.  327—29. 

131)  Miscellany  of  Hebrew  Literature.  Ed.  by  A.  Löwy.  Vol.  II. 
Second  series.     London  (Trübner  &  Cie.)   [1877.]     No.   1. 

132)  IQ^S  TH  '"173  ärott:  Magazin  ed.  Berl.  1877,  p.  85—86  und 
234—235. 

133)  Jacob  (Israel)  ben  Zebi  Emden  vulgo  Jabez  (}"ä5>i)  n?2N  nEUJ 
rP*H!"tT    T1tt)bl .    Anklage  gegen  Jonathan  Eybenschütz,  ed.  secunda.    Acc.  ejusd. 

nipaNnri,  b^osrt  pinia,  dnt  n^  et  S-dit-j  na  et  Epistoiae.    trarbn 

ä^lbi.    IU   -f-    25.     I    +  96.     8.     Lemberg  (Verlag  von  Michael  Wolf )    1877. 

134)  Ezechiel  Landaus  Gesuch  an  Maria  Theresia  gegen  Jonathan  Eiben- 
schütz. Ein  Aktenstück.  Von  Grätz:  Monatsschr.  f.  Gesch.  1877,  p.  17 — 25  — 
cfr.  Isr.  Letterbode   1876,  p.   127—36   und   160. 

l; 55)  Zwei  Briefe  Mendelsohn's.  Von  A.  Neubauer:  Letterbodo  1876, 
p.   173—75. 

136)  Catalogue  des  ouvrages  editos  et  inedites  de  feu  S.  D.  Luzzatto. 
Padoue  1877.  8  pp.  8.  Auch  mit  hebr.  Titel.  —  cfr.  H.  B.  XVII,  p.  7  und 
Magazin  ed.  Berl.   p.   236. 

137)  "PU3  "HS"  TUN~I  S.  J.  Rajypo'povis  Antrittsrede  in  Tarnopol  5598. 
Nach  dem  Original  des  Isak  Mises  hsg.  v.  S.  Grünbaum.  Thorn  1877.  4  Bl. 
20  Bl.     8.  —  Angez.  in  J'üd.  Literat.   1877,  p.   11, 


gg  Landauer,  Rabbinica  und  Judaica. 

angetreten,  ist  dem  Druck  übergeben  worden.  Sie  ist  mehr  als 
eine  landläufige  Predigt.  An  den  Fälscher  Firkowitsch  138)  knüpft 
sich  eine  umfangreiche  Literatur139—143).  Nach  den  Darlegungen 
von  Streich:  und  Harkavy  wird  die  Aechtheit  der  Grabschriften 
wie  der  Unterschriften  der  Codd.'  nicht  mehr  ernstlich  verfochten 
werden  können.  Ein  Unternehmen,  das  den  ungeteilten  Beifall 
aller  Gelehrten  errungen,  ist  die  Sammlung  der  Schriften  der  beiden 
hochbedeutenden  Vertreter  der  jüdischen  Wissenschaft,  Geiger 144) 
und  Zunzli5).  Es  würde  den  Eahmen  eines  Jahresberichts  über- 
schreiten, wollten  wir  den  reichen  Inhalt  der  einzelnen  Bände  be- 
sprechen. Für  die  Freunde  des  klassischen  Neuhebräischen  wird 
es  interessant  sein,  dass  Smolensky's1416)  ha-T6'e  in  2.  Auflage  er- 
schienen. Bezüglich  weiterer  schönwissenschaftlicher  Schriften  ver- 
weisen wir  auf  die  in  den  Noten  i47_i52-j  angegebenen  Titel.     Die 


138)  A.  Bruun.  Einiges  über  das  Wirken  des  Karäers  A.  Firkowitsch 
als  Historiographen  d.  Karaim:    Odessaer  Zeitung   1876,  No.   109.   110. 

139)  A.  Firkowitsch  und  seine  Entdeckungen.  Ein  Grabstein  den  hebr. 
Grabschriften  der  Krim  von  H.  L.  Strack.  Leipzig  (Hinrichs)  1876.  44  pp. 
8.  —  rec.  von  Himpel  in  Theol.  Quartalschr.  1876,  p.  519 — 30;  in  LC.  1876, 
Sp.  1303;  ZDMG.  30.  Bd.  p.  610—611;  Jahrbücher  ed.  Brüll  III,  p.  131—132; 
von  Frankl  in  Monatsschr.   1876,  p.  427—30;  471—80  und  512—3. 

140)  Altjüdische  Denkmäler  aus  der  Krim,  mitgetheilt  von  Abr.  Firkowitsch 
(1839  —  72)  und  geprüft  v.  Abr.  Harkavy.  St.  Petersburg  1876.  288  pp.  4. 
(=  Memoires  de  l'Acad.  des  sciences  de  St.-Pet.  VII.  ser.  tom.  XXIV  No.  1).  — 
rec.  von  Strack  in  LC.  1877  p.  449  —  51;  von  Neubauer  in  d.  Russ.  Revue  X, 
p.  572  —  74.  Erklärung  von  Harkavy  und  Entgegnung  von  Strack  in  LC. 
1877,  Sp.  708—710. 

141)  Ernst  Kunik.  Tochtamysch  und  Firkowitsch.  Anlässlich  des  Streites 
über  zwei  gefälschte  hebräische  Grabschriften  und  zwei  ersonnene  Aeren.  64  pp. 
8.  St.  Petersburg  1876.  Russische  Denkschriften  der  k.  Akademie  Bd.  27, 
No.   3.   —   cfr.  H.  B.  XVI,  p.   80. 

142)  Karäische  Studien  von  P.  F.  Frankl.  Breslau  1876.  46  pp.  8. 
Separat-Abdr.  aus  d.  Monatsschrift  1876,  p.  55-73,  109  —  125.  Nachtrag  zum 
1.  Artikel  p.  321-331. 

143)  bp2N1Q  .S  HS  PN73  ipilb  E]Un  ITIN  ha-Schaehar  VIII.  Jahrg., 
1877,  p.  29—31,   78—80,   119-127,    177  —  184.     Forts,  d.  VII.  Jahrg. 

144)  Abr.  Geiger.  Nachgelassene  Schriften,  hsg.  von  L.  Geiger.  III.  IV.  Bd. 
Berlin  1877.  I,  326  pp.;  VIII.  344  pp.  8.  —  rec.  von  Steinschneider  in  11.  B. 
XVII,  p.  79;  LC.  1870,  Sp.  1322;  von  C.Siegfried  in  JLZ.  1876,  p.  121;  von 
A.  Kuenen  in  Theol.  Tijdschr.   1876,  p.  656. 

145)  Cesammeltc  Schriften  v.  Leop.  Zum.  Herausgeg.  v.  Curatorium  dor 
„Zunzstiftung".  Berlin  (Louis  Gerschel)  1876.  II.  III.  304  pp.;  IV,  301  pp. — 
rec.  von  E.  Kaut/.sch  in  ThLZ.  1877,  p.  9  und  161;  LC.  1876,  Sp.  536;  Ma- 
gazin 1876,  p.  58;  von  D.  Kaufmann  in  Mag.  f.  d.  Lit.   d.  Ausl.   1877,  p.  627  —  29. 

146)  D^nn  i^'inn  n3>irM  von  P.  Smolensky.  I— IV.  2.  ed.  Wien 
i  Selbstverlag  Maria-Theresienstrasso   19).     4  fl. 

147)  pD3s»n  bb  1-1:2  rp-r  'h  D-'Tips  rooa  in  D^fiSM   niiött'. 

Im  ha-Schachar.    VIII.  Jahrg.,  p,   317  —  24. 

148)  »13^  Sp'3M  PwN73  -ftS  PlSIB  i-PlB  bb"D  D^lültf)  mi38. 
Wien  (Druck  von  Georg  Brög)  637,1877:    ha-Schaehar,  Jahrg.  VIII,  p.   134. 


Landauer,  Rabbinica  und  Judaica.  39 

gleiche  Freiheit  müssen  wir  uns  gestatten  rücksichtlich  gewisser 
neuerer  Werke  von  vorwiegend  rabbinischem  Charakter153-164). 

140)  rtni  ftWöin   b^bn   D^ie»  b^b  :  tr'viB  "»aiö  rub-bn  -ins?! 

■JNWlb&O  *P873  'l  pnif  nN?3.  Warschau  636/1876  :  ha-Schachar,  Vül. 
Jahrg.,  p.    135.     30  Kop. 

150)  D-Hpiari  nb/QM  rpl"1  *,  2  ^a^a  ptn  (=  Benjamin  Man- 
delstamm) S-Höbtob  pbn:  «"omn  lmbia  yiNa  -pyow  by  nm  '■uön 

laMöb  ptn  Ö'O'lSEtt  D-'pbn.  Wien  (P.  Smolensky)  637/1877.  —  rec. 
von  Smolensky  im  ha-Schachar,  VIII.  Jahrg..  p.   384.     2  fl. 

i5i)  dkm  —  min»  nstöa,  a-na^ai  d^iü  bb-D  i«jv  yb» 

NpNipn  5|«ÜUnböU  byn^E.  —  rec.  v.  M.  Edelmann  in  ha-Schachar, 
VIII.  Jahrg.,  'p.  272. 

152)  Dmvm  D^EEn  ^^,1  narböl  btiJÖ.  Musterblätter  hebräischer 
Dichtung  zum  Behufe  der  Gründung  einer  periodischen  Schrift  für  Pflege  der 
hebräischen  Sprache  von  Joseph  S.  Pick.  1.  Heft.  0,70  M. —  rec.  im  „Israelit" 
ed.  Lehmann   1877,  No.  38.   39,   2.  Beüage. 

153)  abttjn  "j'öjnb  n^üi-tn  "»s-sb  pbn  r^a  i*ton  von  Meir  b.  Isak 

Auerbach,  Rabb.  in  Jerusalem.     (I  zu  Ordo   1  und  2  erschien  Nb*in)  fib^2JT"l,, 

1876.  244  Bl.    fol. 

154)  yvdhsi   ieo  vi   TM  "xV   miöö:   ■'S'H  ba>  "ient:  -,--!  ^ip^n 

■'lbn  "JTia    pnr  PN72  ?T  -nTabrr:  ">'£frn  mrbna  Rabb.  in  Ferrara.    Padova 

1877.  T  7"in.      54  pp.     4.     Die  Todesstrafe  nach  talmudischem  Recht. 

155)  Israel  Mose  Chasan  (gest.  1854  in  Beirut,  bis  1853  Rabb.  in  Rom) 
"Wl  bö  *p3  1EÖ  ed.  EZe'a  Chasan.  Livorno  1876.  117  Bl.  fol.  [Nach 
Berl.  Mag.  1877.  p.  171  sind  es  26  Responsen.  „Der  letzte  Bescheid  enthält 
einen  eingehenden  Bericht  über  die  in  der  Vaticana  vorhandene  HS.  des 
Emuna  Rama"]. 

156)  (dsk)  —  oiip   "nin   a^na   rob»»   ^sb   nnna  "iro  ^ieo 

(5636)  "pbnya  INTaSCH  "pE  'a  mn  "^3  STl .  üeber  Pflichten  und  Rechte 
der  Priester.     74   pp.     4. 

157)  Jdgid  Moses  aus  Boberka  (lebte  noch  1873)  Nim  SpTüfl  P",2Jn72 
"ITI!-!  *11*1S£  Machazith  ha-Schekel  „Dimidium  Sicli"  Comm.  in  Josef  Karo 
Mensa  III.  Hilechoth  Ketuboth  cap.  66 — 95,  ad  illustrandos  C'ommentarios  Mose 
b.  Isak  Jehuda  Lima  ppin'3  rp«n  (gest.  vor  1670)  et  Samuel  b.  Uri  Schraga 
-Nl73ia  fP3.  Der  Name  ist  gewählt  nach  dem  gleichnamigen  Comm.  von 
Stimuel  Kolin,  Rabb.  in  Boskowitz,  zu  Mensa  I.  Lemberg  /Druck  des  U.  W. 
Salat.     Verlag  des  J.  G.  Drucker)   1876.     II.   74  Bl.     4. 

158)  (qOT  mn:  'a  ycbt  "iwmj).  rfsfe  -»pTOa  ieo  1  ^.aivn 
hm«  iai  tt)p  mabn  r-  z-rrcN-n  ma-ia  "iiN^ai  öYVB  aoi-ii  mabn 

D"»3WB .     Jerusalem   15T    102   Bl.     4. 

159)  mnia  yora  —  a^-iso  mmy?3i  mnat»  ieid  t»3TM?i  o-rjnp 

Ü5n  inon  D^:i  D^töSN  m^nri  ml« — .  Von  Ahron  JelUnek.  Wien 
iRrüder  Winter)  1877.  26  pp.  8.  —  rec.  i.  d.  Jahrbüchern  III.  p.  200:  H.  B. 
XVII,  p.  53. 

i6<u  na?:  nsymn  n^iihe  a^trai  baiia  maiiöm  mbaiB  ieo 
aiab    -fat*    -^hvmvh:   ^ibn    bists    qoiv     i— m.    (3.  a.  aus  d.  j. 

1875,76.)  Schoel  Umeschiw.  Druck  und  Verlag  des  U.  W.  Salat  et  J.  M.  Nik. 
Lemberg   1876.7  7.     69   -f-    78  Bl.     fol. 


90  Landauer,   Rabbiuica  und  Judaica. 

Die  Metrik  der  neuhebräischen  Dichtungen  165-  166)  hat  L. 
Wagenaar  167)  behandelt.  Insoweit  man  ohne  Kenntniss  der 
arabischen  Verhältnisse  die  Aufgabe  zu  lösen  vermag,  ist  es  hier 
wohl  geschehen. 

Die  Leistungen  der  jüdischen  Mathematiker  im  Mittelalter 
sind  von  Günther  168—lln)  gewürdigt  worden.  Eine  billige  Kritik 
wird  gewisse  Flüchtigkeiten,  die  bei  einem  fremden  Literaturgebiete 
nur  zu  leicht  unterlaufen,  nicht  zu  stark  betonen. 

Aus  dem  Kreise  der  philosophischen  Disciplin  notiren  wir 
eine  neue .  durch  das  Medium  des  Deutschen  gegangene  Ueber- 
tragung  der  Aristotelischen  Ethik  ins  Hebräische  m).  Von  Mai- 
monides'   „More"    in   der  Uebersetzung   des  Al-Charisi 172)    ist   der 


161)  S.  M.  Rabbinowicz.  Les  Principes  thalmudiques  de  Schechitah  et 
de  Terepha.  Maniere  de  tuer  les  auimaux.  Paris  (l'auteur  63,  nie  de  Seine). 
20  pp.      8. 

162)  Elia,  Benamozegh.  Teologia  dogmatica  e  apologetica.  I.  Dio.  Li- 
vorno  (tip.  Vigo)?     280  pp.     8.     5  lire. 

163)  Eene  opheldering.     Von  P.:    Letterbode,    II.  Jahrg.,  p.   106 — 7.     Zu 

D-^lBtt    V3E  in  ''byjtt  resp.  DmSN    "p?3  Cap.   260. 

164)  Rechtfertigung  des  Jakob  b.  Ascher  mensa  II  c.  240  gegen  einen  An- 
griff von  Weiss  in  seinem  Commentar  zur  Mechilta  Exod.  18,  7.  Von  N.  H. 
van  Biema:    Magazin  ed.  Berl.  1877,  p.   161-162. 

165)  Een  vraag  aan  Heeren  Hebraici.  Von  C:  Letterbode,  II.  Jahrg. 
p.  47  —  48.     Angebliche  metrische  Fehler  im  Jigdal-  und  Adön  'Oläm-Gebet. 

166")  Eenige  opmerkingen  omtrent  het  metrum  bij  de  middeleeuwsche 
hebreeuwsche  Dichters.     Von    V.:    Letterbode,  II.  Jahrg.,  p.    100 — 106. 

167)  Iiets  over  het  metrum  in  de  hebreeuwsche  Poezie;  door  L.  Wage- 
naar:    Letterbode,  II.  Jahrg.,  p.   183  —  205;  IIT.  Jahrg.,  p.  22-40. 

168)  Zur  Geschichte  der  jüdischen  Astronomie  im  Mittelalter:  Siegmund 
Günther.  Vermischte  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  mathein.  Wissensch. 
Leipzig  (B.  G.  Teubner)   1876.     Kapit.   VI,  p.   291—307. 

169)  Siegmund  Günther.  Studien  zur  Geschichte  der  mathematischen 
und  physikalischen  Geographie.  Heft  1.  2.  Die  Lehre  von  der  Erdrundung 
und  Erdbewegung  im  Mittelalter  bei  den  Occidentalen ,  Arabern  und  Hebräern. 
Halle  (Nebert)  1877.  127  pp.  8.  3,90  M. —  rec.  von  Cantor  in  JLZ.  13.  Juni 
1877,  p.  389;  LC.  3.  Nov.  1877,  Sp.  1498;  von  Steinschneider  in  H.  B.  XVII, 
p.   90—94.     Vgl.  Hist.  pol.  Blätter    f.    d.  kath.  Deutschi.   1877,  p.  432—451. 

170)  Amtliche)-  Bericht  der  50.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  in 
München.     München  (Druck  v.  F.  Straub)   1877,  p.   88  —  89. 

17  l »  Moses  Schulbaum.    öbülüö^Kb  fiYltttt   'lBÖ  *)»  {"1181*1  TVpftStl 

n'^Sn   msb  -\r\ai2  rrnyn  üi*  tmsbiu:  nwi  nat».    Neue  üebertragung 

der  Aristotelischen    Ethik    aus    dem    Deutschen   von   Dr.    "tyMpy'1"!    (Rieckher). 
Lemberg  (Sonnengasso  No.  3)    1876/77.      148    -)-    4  pp.     8.     2  M. 

\1>i  Moses  b.  Maimon.  Rabbi  Moses  Maimonidis  liber  More  Nebuchim 
sive  Doctor  Porplexorum  —  a  Rabbi  Jehuda  Al-Charisi  in  Linguam  Hebraeam 
translatus.  Nunc  vero  adnotatioaibus  illustr;itus  A  S.  Munk.  Edid.  L.  Schlos- 
berg.  Londini  (Samuel  Bagster  et  Filii)  1876.  70  pp.  4.  2.  Theil;  1.  Th. 
vom  Jahre  1851.     Die  Anmerkungen  zu   l  sind  von  Simon  Scheyer. 


Landauer,  Rabbiuica  und  Judaica.  91 

2.  Tbeil  erschienen.  Ueber  zwei  Schriften  von  Jörn  Tob  aus  Se- 
villa173), das  von  Halberstamm  edirte  „Zikkaron"  und  den  Com- 
mentar  zur  Haggäda,  finden  wir  ein  paar  unwichtige  Bemerkungen. 
Ein  gediegenes,  auf  genauer  Kenntniss  der  Quellen  basirendes 
Werk  ist  die  Geschichte  der  Attributenlehre  in  der  jüdischen 
Religionsphilosophie  von  Dar!,!  Kaufmann  174).  Der  Verfasser 
hatte  schon  in  seiner  Darstellung  der  Theologie  des  Bachja  ibn 
Pakuda  seine  Kenntniss  der  jüdischen  Religionsphilosophie  bekundet. 
Wir  rühmen  an  dem  Buche  die  vollständige  Beherrschung  des 
Stoffes  und  das  eifrige  Bestreben,  die  hebräischen  Texte  nach 
Kräften  zu  emendiren. 

Culturhistorisches  Interesse  haben  zwei  Erzählungen  in  neu- 
griechischer Sprache175-  176).  Die  Schritt  CoypePsul)  über  Sitten 
und  Gebräuche  der  Juden  zeigt  häufig  ungenügende  Bekanntschaft 
mit  ihrem  umfassenden  Thema.  Ueber  die  jüdische  Frauenwelt, 
hauptsächlich  in  biblischer  und  talmudischer  Zeit,  schrieb  ein  Ano- 
nymus 178)  eine  kleine  Monographie. 

Die  Geschichte  der  Juden  ist .  mit  Ausnahme  der  ältesten 
Zeit,  eigentlich  mehr  oder  weniger  Literaturgeschichte.  Die  Doku- 
mente, aus  welchen  sie  sich  aufbaut,  sind  zum  grossen  Theil  blos 
Notizen ,  die  in  allen  Schriftwerken  zerstreut  sind.  Ueber  den 
blutigen  Krieg  des  Bar  Cochba  hat  Salzer119,  18°)  eine  eingehende 
Abhandlung  geschrieben.  Aus  dem  Alterthum  ins  Mittelalter  führt 
uns  die  Würdigung  des  Chazarischen  Königsbriefes.  Man  hat  lange 
an  der  Aechtheit  des  zuerst  von  Isak  Akrisch  157  7  in  Konstanti- 
nopel veröffentlichten  Briefes  gezweifelt.  Wirkouoitsch  fand  die  erste 
HS.,  und  nun  liegt  uns  seit  1875  eine  Reihe  von  Schriften  über 
dieses    Thema    vor.      Harkavy    gab    im   Jahre    1875    eine    Ueber- 


17:-!)  Die  religions-philosopbischen  Schriften  des  R.  Jom-Toh  von  Sevilla: 
Jahrbücher  f.  jüd.  Gesch.  II,  p.    143—46. 

1741  D.  Kaufmann.  Geschichte  der  Attriluitenlehre  in  der  jüdischen 
Religionsphilosophie  des  Mittelalters  von  Saadja  bis  Maimüni  Gotha  (F.  A. 
Perthes)  1877.  XIV,  528  pp.  8.  —  rec.  von  David  Rosin  in  Mag.  ed.  Berl. 
1878.  p.  43—54;  von  Dr.  Frankl  in  ZDMG.  32.  Bd.,  p.  213—221;  in  ThLZ. 
1878,  No.  4,  p.   84. 

175)  Histoire  de  la  juive  Marcada,.  Publications  de  l'ecole  des  langues 
orientales   Vivantes.   Tome   V.   p.  120 — 189.      Paris   187  7. 

176)  L'enfant  erueifie  par  les  juit's.  Publications  de  l'ecole  des  langues 
orientales  Vivantes.  Tome   V,   p.   297 —  309. 

177)  Le  judaisme.  Esquisse  des  Moeurs  juives,  Croyances,  Rites  reliijieux. 
Mobilier — par  Edouard  Coypel.     Mulhouse  1876.     VI,  306  pp.     8.     5  fr. 

178)  La  donna  Ebrea:  Rivista  Internationale  Firenze  1876,77.  No.  16. 
p.  486—88;  No.    17,  p.   526—29;  No.   18,  p.  562—65. 

179)  Der  Aufstand  des  Bar-Cochba.  Von  Salzer:  Magazin  1876,  p.  121 
—39;  173—90.      1877.  p.    17  —  38.  —   Vgl.  oben  p.   66,  No.    184. 

180)  Der  schwierige  Bericht  im  Seder  Olam  r.  1.  30.  Von  Salzer:  Ma- 
gazin ed.  Berl.   1877.  p.  141  —  144. 


92  Landaver,  Rabbinica  und  Judaica. 

Setzung181)  der  Epistel  und  später  einzelne  Mittheilungen182)  über  die 
Berichte  der  Schriftsteller  bezüglich  des  Chazarenreichs.  Cassel163) 
erklärte  und  übersetzte  den  Brief  zum  zweiten  Mal.  Ueber  die 
ursprüngliche  Nationalität  der  Chazaren  schrieben  Blind18*)  und 
Howorth  185);  Ein  Bericht  über  eine  Judenverfolgung  186)  zur 
Zeit  König  Robert's  von  Frankreich  im  Jahre  1007  ist  aus  einem 
Mscr.  in  Parma  edirt  worden.  Ein  Rest  der  Sabbatianer  ist  im 
Jahre  1687  zum  Islam  übergetreten.  Von  ihnen,  die  nur  Schein- 
Muhamrnedaner  sein  sollen,  existiren  in  Salonichi  187)  noch  zahl- 
reiche Nachkommen  (c.  4000  Seelen).  Hundert  Jahre  später  zeigt 
sich  eine  ähnliche  Bewegung  wie  die  zu  Salonichi  auch  in  Polen 
und  dann  in  Offenbach.  Ueber  diese  veröffentlichte  Back  1S8)  einige 
Aktenstücke. 

Die  Geschichte  der  Städte  hat  durch  Wolfs  Geschichte  von 
Wien  l89)  eine  Bereicherung  erfahren.  Die  rheinischen  Judenver- 
folgungen zur  Zeit  des  ersten  Kreuzzuges  werden  in  einem  von 
Mannheimer  19")  hebr.  und  in  Uebersetzung  herausgegebenen  Darm- 
städter   Manuscript   geschildert.      Aus    einer   Reihe    von  Urkunden 


181)  Ein  Briefwechsel  zwischen  Cordova  und  Astrachan  zur  Zeit  Swjato- 
slaw*s  (um  960)  als  Beitrag  zur  alten  Geschichte  Süd-Russlands :  R.R.  VI,  1875, 
p.  69—97. 

182)  A.  J.  Harlcavy.  Mittheilungen  über  die  Chasaren:  R.  R.  1877, 
Heft  4.  p.  310—325.  Heft  8,  p.  143—167.  —  Zur  Frage  über  die  Hauptstadt 
der  Chasaren.  Von  Europäerin  und  Harkary.  R.R.  1877,  Heft  10,  p.  378  — 
381.  —  Harkavy.  Anlässlich  des  Berichtes  des  Abraham  aus  Kertsch  über  die 
Gesandtschaft  des  heil.  Wladimir  zu  den  Chasaren.  St.  Petersburg  1876.  22  pp. 
8.     (russisch). 

183)  Der  Chazarische  Königsbrief  aus  dem  10.  Jahrhundert.  Ein  Beitrag 
zur  Geschichte  des  südlichen  Russland.  Von  Neuem  übersetzt  und  erklärt 
von  Dr.  P.  Cassel.  Berlin  (Weber  in  Comm.)  1877.  2  Bll.  60  pp.  8.  1,50  M. 
—  rec.  von  H.  Str.  in  LC.  27.  Oct.  1877,  Sp.  1466:  von  D.  K.  in  Jüd.  Li- 
teraturbl.  1877,  p.  185  unter  dem  Titel:  ,.Zuin  300jährigen  Jubiläum  der  Ver- 
öffentlichung des  Chazarenbriefes". 

184)  Karl  Blind.  Eine  vergessene  türkische  Nation  in  Europa:  ..Gentle- 
mans Magazine".     Jüd.  Literaturbl.   1877,  p.   193. 

185)  Howorth.  Ueber  die  Khazars  als  Türken:  Bulletin  du  congres 
intern,  de  St.  Petersbourg,  p.  50. 

186)  NTi:    rtlö3>73:   Magazin   1876,  p.  046—048. 

187)  Ueberbleibsel  der  Sabbatianer  in  Salonichi:  Monatsschr.  1877,  p. 
130—32. 

188)  Aufgefundene  Aktenstücke  zur  Geschichte  der  Frankisten  in  Offen- 
bach.    Von  Samuel  Back:  Monatsschr.  1877,  p.  189—92.  232—40,  410—420. 

189)  Geschichte  der  Juden  in  Wien  (1156 — 1876).  Von  G.  Wolf.  Wien 
^Alfred  Holder)  1876.  V.  282  pp.  8.  —  rec.  von  K.  F.  Dittrich  in  JLZ.  1877, 
No.  10;  von  Lewin  in  Jüd.  Liter.  1877,  p.  15;  von  D.  K.  im  Magaz.  f.  d.  Lit. 
d    Ansl    1877,  p.   36;    von   Brüll  in   d.  Jahrbuch.  HI.  p.   133. 

190)  Die  Judenverfolgungen  in  Speyer,  Worms  und  Mainz  im  J.  1096 
während  des  1.  Kreuzzuges.  Von  Moses  Mannheimer.  Darmstadt  (Lit.-artist. 
Anst.)  1876.  32  pp.  8.  Hebr.  Text  im  Magazin  1877,  p.  77 — 95.  —  rec.  von 
Hagenmeyer  in  JLZ.    1877,  No.   38;  H.  B.  XVII,  p.  83. 


Landauer,  Rabbinica  und  Judaica.  93 

erfahren  wir,  wie  die  Juden  von  Frankfurt 191)  seit  1349  von  einem 
Herrn  zum  anderen  verkauft  und  verpfändet  wurden.  Ueber  einen 
Brand  in  Metz  192)  referirt  Brüll.  Die  Verfolgung  in  Prag  im 
Jahre  1389  ist  in  einer  christlichen  Quelle193)  geschildert.  Circa 
400  Jahre  später  veranlasste  eine  Schlägerei  zwischen  christlichen 
und  jüdischen  Medicinern  in  dieser  Stadt  194)  ein  energisches  Ein- 
greifen der  k.  Regierung.  Einzelne  Notizen  über  Juden  in  Trani  195) 
hat  Steinschneider  gesammelt.  Ein  Brief  aus  Jerusalem  196),  an- 
geblich aus  dem  Jahre  1187,  bittet  in  Anbetracht  der  traurigen 
Verhältnisse  um  Unterstützung,  die  dem  Abgesandten  R.  Jona  ha- 
Zäqen  b.  R.  Jehuda  ha-Sefardi  überreicht  werden  möge. 

Zur  Geschichte  der  einzelnen  Länder  müssen  wir  in  erster 
Stelle  das  bedeutende  Werk  von  Renan-Neubauer1^'')  nennen: 
„Die  französischen  Rabbiner  seit  Beginn  des  XIV.  saec.\  Wir  er- 
halten in  zwei  Abtheilungen  die  Geschichte  von  Nord-  und  Süd- 
Frankreich,  meist  aus  HSS.  zusammengetragen ,  die  sich  in  den 
verschiedensten  Bibliotheken  Europas  befinden.  Die  Einführung 
der  Inquisition  im  benachbarten  Spanien  (im  Jahre  1481)  und  deren 
entsetzliche  Thätigkeit  bis  zur  Vertreibung  der  Juden  (1492) 
schilderte    Mocatta19?)    in    einem    Vortrage.      Roest 199)    hat   seine 


191)  Zur  Geschichte  der  Juden  in  Frankfurt  a.  M.  von  G.  Wolf:  Jahr- 
bücher für  Jüdische  Gesch.  hsg.  von  iV.  Brüll.  III.  Jahrg.  1877,  p.  70 — 86. — 
Bespr.  von  J.  Deutsch  im  Jüd.  Literaturbl.   187  7,  p.   176. 

192)  Eine  tragische  Katastrophe  in  der  Synagoge  zu  Metz  im  Jahre  1715. 
Von  iV.  Brüll:    Jahrbücher  II,  p.   161  —  165. 

193)  Passio  Judaeorum  Pragensium  secundum  Johannem  rusticum  quadratum. 
Bericht  über  einen  Vortrag  von  Prof.  V.  V.  Tomek,  gehalten  in  der  böhmisch. 
Gesellsch.  der  Wissenschaften :  Sitzungsberichte  der  k.  bühin.  Gesellschaft  der 
Wissensch.  in  Prag,  Jahrg.  1877,  p.   11 — 20. 

194)  Eine  Schlägerei  zwischen  christlichen  und  jüdischen  Studirenden  an 
der  Prager  Universität  im  Jahre  1777.  Von  G.  Wolf:  Jüd.  Literaturbl.  1877, 
p.   187. 

195)  Notizen  über  Juden  in  Trani:  H.  B.   XVII,  p.   67  —  68. 

196)  Q">,bl»T"P73    nrO70  :  Magazin   ed.  Berliner,  p.   77—81-,  p.   233—34. 

197)  Les  Rabbins  franc,ais  du  cotnmenceinent  du  XlVieme  siecle.  Par 
Em.  Renan.  Paris  (Jos.  Baer  et  Co.)  1877.  12  M.  Histoire  litteraire  de  la 
France.  Tom.  XXVII,  p.  431—776  -f-  XXII.  4.  Partie  1.  Juiveries  du 
Nord  p.  433 — 509.  Partie  2.  Communautes  j.  du  Midi  509—734.  Addit. 
p.  740—53.  Table  des  Auteurs  — 776.  —  rec,  in  Ae.  1.  Dec.  1877,  p.  513; 
Journal  des  Debats  30.  Octob.;  Jüd.  Literaturbl.  1877,  p.  147  von  S.  J. 
H[albersta]mm. 

198)  The  Jews  of  Spain  and  Portugal  and  the  Inquisition.  By  Frederic 
David  Mocatta.  London  (Longmans,  Green  &  Co.)  1877.  2  s.  6  d. —  Bespr. 
im  Magazin   1877,  p.   164—68  und  Ac.  29.  Sept.   1877,  p.   314. 

199)  Roest.  Losse  Bijdragen  tot  de  Geschiedenis  der  Joden  in  Nederland. 
II.  Uittreksel  uit  eene  Kronijk  van  de  Jaren  1795 — 1812.  Fortsetzung  von 
Jahrg.  I  No.  9—12:  Israelietische  Letterbode.  Jahrg.  II,  p  32—45,  95—100, 
155—159.     Jahrg.  III,  p.   63—76. 


94  Landaver,  Jlabbinica  und  Judaica. 

Beiträge  zur  Geschichte  der  Juden  in  Holland  fortgesetzt.  In  das 
Treiben  der  russischen  Chasidini  gewährt  uns  die  Arbeit  Rodkins- 
sohn's  20°)  einen  Einblick.  Vorerst  erschien  die  Biographie  von 
Israel  Beseht  (geb.  1698)  und  Schnejor  Salman  Schnejorsohn 
aus  Lodi  (1777—1813).  Die  Lage  der  Juden  in  der  Türkei  und 
den  Donaufürstenthümern  201)  hat  Lob 2ü2)  in  einem  Expose  dar- 
gelegt. 

Zu  den  Werken,  die  die  Geschichte  der  Juden  aller  Länder 
behandeln ,  gehört  das  von  Isak  de  Latas 203).  Eigentlich  blos 
Vorrede  zu  seinem  Buche  pnil"1  nibbln,  umfasst  es  doch  den  Zeit- 
raum von  der  Schöpfung  bis  1372.  Salomo  Buber  machte  die 
Entdeckung,  dass  der  grössere  Theil  des  Opus  wörtlich  mit  Meiri's 
zweiundsiebenzig  Jahre  früher  verfasster  Einleitung  zu  Tractat 
Aboth  übereinstimmt,  so  dass  es  unter  die  von  BrülV2i)i)  aufge- 
zählten Plagiate  einzureihen  wäre.  Eine  Fülle  von  Gelehrsamkeit 
hat  Schieiden  205>  20C)  in  seiner  Abhandlung  über  die  wissenschaft- 
liche Bedeutung  der  Juden  im  Mittelalter  niedergelegt.  Zur  raschen 
Orientirung  dürften  die  Lehrbücher  von  Back*"1)  und  Levin*"*) 
von  Nutzen  sein.  Die  Genesis  der  Reform  im  Judenthum  und 
deren  Verlauf   skizzirte  Adler 209)   in  zwei  Artikeln.     Das  neueste 


200)  Michael  Levi  Rodkinssohn.  31l3  DU5  "^»3  mibin  Biographie 
sämmtlicher  Rabbiner  der  Gouvernem.  Vollhynien,  Podolien  —  vom  Jahre  1695 
— 187  G  nebst  Geschichte  der  Frankisten.  Tom.  I  bN^IT!)1  TIN  Biographie  von 
Israel  Beseht.  Tom.  IV  [m'1,  WS,  iTJÖSn  =]  S'ä'nft  ^T)&  mibw 
[ParsI]  iTüfintt  IWy  .  Königsberg  (gedr.  bei  Hirsch  Petzall)  1876.  Tom.  I: 
XXXVI,    144  pp.     8.     Tom.  IV:  VIII,   112    pp.     8. 

201)  Correspondence  respecting  the  condition  and  treatment  of  the  Jews 
in  Servia  and  Romania.  London  1877.  359  pp.  8.  Abdruck  aus  d.  Blue- 
book.     H.  B. 

202)  Inidore  Loeb.  La  Situation  des  Israelites  en  Turquie,  en  Serbie  et 
en  Roumanie.  Paris  1877.  V,  471  pp.  8.  —  H.  B.  XVII,  p.  82.  Enthält 
auch  die   „Correspondence  respecting"  —  Steinschneider. 

203)  TÜ^ÜN5  '"^W  'J-PSS  i13>UJ.  Magazin  ed.  Berliner  1877,  p.  54—77 
und  p.  219—233. 

204)  Plagiate:  Jahrbücher,  II.  Jahrg.,  p.   165—173. 

205)  Die  Bedeutung  des  Judenthums  für  Erhaltung  und  Wiederbelebung 
der  Wissenschaften  im  Mittelalter.  Von  J.  Schieiden:  Westermann's  illustrirte 
deutsche  Monatshefte  1876,  p.  52—60,  156 — 69.  Der  Separat- Ab  druck  er- 
lebte 3  A. 

206)  Les  juifs  et  la  science  en  moyen  age  par  J.  Schieiden,  traduit  — 
par  l'Alliance  israelite  universelle.     Paris  (Joseph  Baer  &  Cie.)  1877.  83  pp.    8. 

207)  S.  oben  p.   64,  No.   154. 

208)  Lehrbuch  der  jüdischen  Geschichte  und  Litteratur.  Von  Moritz 
Levin,  Rabb.   in   Nürnberg.     Nürnberg  (Korn)    1877.     X,  253  pp.     8. 

209)  Roformed  Judaism.  By  Felix  Adler:  North  Amer.  Review  1877, 
No.  257.   ]»     133—146.      No.   258,  p.   327  —  350. 


Landaver,  Rabhiniea  und  Judaica.  95 

Produkt  von  Stein210,  2n) ,  das  die  jüdische  Religion  auf  rein 
biblischer  Basis  auftauen  will,  war  ihm  natürlich  noch  unbekannt. 
Wir  schliessen  mit  einer,  kleinen  Sammlung  von  Angriffen  auf  das 
heutige  Judenthum  2|2— 217). 


210)  Die  Schrift  des  Lebens.  Inbegriti'  des  gesammten  Judenthums  in 
Lehre,  Gottesverehrung  und  Sittengesetz  (Dogma,  Cultus  und  Ethik i.  Schrift- 
gemäss,  volksthümlich  und  zur  Kenntnissnahme  für  Israeliten  und  Nichtisraeliten 
dargest.  in  3  Theilen  von  Rabb.  Dr.  Leopold  Stein.  II.  Theil.  18 — 21.  Lief. 
Strassburg  i.  E.  (J.  Schneiden   1876/77,  p.  385—472  -f-  XXVI.     8. 

211)  Torath-Chajim.  Das  jüdische  Religionsgesetz  Anleitung,  wie  der 
Israelite  der  Gegenwart  nach  den  Erfordernissen  der  Religion  und  der  Zeit 
sein  Leben  religionsgesetzlich  zu  ordnen  habe.  In  2  Abtheilungen.  1.  Abth. 
Religionsgeschichtlich.  2.  Abth.  Religionsgesetzlich.  Dargest.  von  Rabb.  Dr. 
Leopold  Stein.  Strassburg  i.  E.  iJ.  Schneider)  1877.  29  pp.  8.  0,10  M 
[=  Schrift  des  Lebens  p.   455 — 71,  blos  anderer  Titel]. 

212i  Blicke  in  das  heutige  Judenthum:  Neue  Evang.  Kirchenzeit.  1876, 
p.   .".3—36,  57— 59,  73—75. 

213)  Blicke  in  das  moderne  Judenthum:  Xeue  Evang.  Kirchenzeit.  1877, 
p.  440,  453,  474.  Cfr.  LC.  1877,  Sp.  1711,  wo  T/t.  Nöldeke  die  (iegenschrift 
von  Meyer  beurtheilt. 

214)  Die  Stellung  der  Judenmission  in  der  Reihe  der  enristl.  Reichs- 
arbeiten. Von  J.  Bonnet:  Allg.  Evang. -Luther.  Kirchen-Zeitung  1877  ,  p. 
1246—49. 

215)  Die  Stellung  der  Juden  in  Deutschland:  Allgem.  Evang.-Luther. 
Kirchen-Zeitung   1870,  p.  354 — 57. 

216)  Xhe  Jews  in  Europe :    Saturday  Review   10.  Febr.    1877,   p.   161 — 162. 

217)  The  Jews    in  America:     Saturday  Review    14.  Juli   1877,  p.   42—43. 


96 


Aramäisch. 

Von 

A.  Socin. 

Ueber  den  Fortschritt  der  aramäischen  Studien  liegt  ein  zu- 
sammenfassender Bericht  von  Abbe  Martin  vor1),  einem  Ge- 
lehrten,  der  übrigens  in  den  letzten  Jahren  sich  selbst  als  den 
eifrigsten  Forscher  und  Herausgeber  auf  diesem  Gebiete  bewiesen 
hat  2).  Von  literarhistorischer  Bedeutung  ist  unter  Anderem  seine 
Abhandlung  über  die  kirchliche  Poesie  bei  den  Syrern  3).  Cardahi's 
Chrestomathie  aus  den  in  gebundener  Rede  geschriebenen  Werken 
syrischer  Autoren  vom  h.  Ephraim  bis  auf  die  Gegenwart  ist  von 
Nöldeke  besprochen  worden 4).  Ueber  syrische  Grammatiken  hat 
Corcoran  Bericht  erstattet 5).  Das  Wichtigste ,  was  in  neuester 
Zeit  für  die  Kenntniss  der  aramäischen  Dialekte  geleistet  wurde, 
ist  Nöldeke  $  mandäische  Grammatik 6) ,  besonders  weil  der  syn- 
taktische Theil  derselben  viele  Erscheinungen  anderer  semitischer 
Dialekte    mit   berücksichtigt.     Zur    Grammatik    gehört   ferner    ein 


1 )  Kapport  sur  lcs  progres  des  etudes  arameennes  par  M.  l'abbe  Martin  : 
Congres  international  des  Orientalistes.  Compte  rendu.  Paris  1873.  Tome  2. 
Paris  1876,  p.  252—260. 

2)  Syrisch-Theologische  Publicationen  von  Abbe  Marlin  (1.  Tradition 
Karkaphienne ,  Massore.  2.  Syriens  Orientaux  et  Oceidentaux.  3.  Histoire  de 
la  Ponctuation  ou  de  la  Massore  chez  les  Syriens  etc.)  zusammengestellt  und 
angezeigt  von  E.  Nestle  in  ThLZ.   1877,  No.  2,  Sp.  25 — 29. 

3)  Pierre  Dowaü  et  la  poesie  sacree  chez  les  Maronites,  par  M.  l'abbe 
1J.  Martin  (arab.-syr.):  Congres  international  des  Orientalistes.  Compte  rendu. 
Paris   1873.     Tome   2.     Paris   187G,  p.   263—299. 

4)  Cardahi.  Liber  Thesauri  de  arte  poetica  Syrorum  etc.  Uomae  1875. 
—  rec.  von  Th.  Nöldeko  ZDMG.  1877,   IM.  31,  p.  160—166. 

b)  J.  A.  Corcoran.  Syriac  Grammars:  American  Cath.  Quart.  Review 
Oct.  1877. 

6)  Mandäische  Grammatik  von  Theodor  Nöldeke.  Mit  einer  lithographirten 
Tafel  der  ftfandäischen  Schriftzeichen.  Halle  (Buchh.  d.  Waisenhauses)  1875. 
XXXIV,  486  pp.  8.  —  Neuerdings  rec.  von  A.  Neubauer  in  Ac.  2.  Dec.  1876, 
p.   545. 


Socin,  Aramäisch.  97 

Artikel  Nestle's 7)  über  syrische  Punctation  nach  dem  Cod.  Add. 
17125  des  Br.  M.  und  eine  Publication  Martm's  über  Accent- 
bezeichnung  bei  den  östlichen  Syrern  nach  Bar  Zu'bi  8).  Referent 
hat  über  neuere  syrische  Dialekte  im  Anschluss  an  eine  darüber 
gestellte  Frage  kurze  Mittheilungen  gemacht 9).  Die  chaldäische 
Grammatik  Ltizäatto's  ist  ins  Englische  übertragen  worden  lü). 
Was  Lexikographie  betrifft,  so  ist  der  reichhaltige  Thesaurus  von 
Smith,  dem  jetzt  auch  Beiträge  aus  llödigers  Nachlasse  zur  Ver- 
fügung gestellt  worden  sind,  bis  zum  Buchstaben  t  vorgeschritten  M). 
An  der  Veröffentlichung  der  syrischen  Handschriftenschätze 
wird  rüstig  weiter  gearbeitet,  und  noch  immer  werden  neue  ent- 
deckt l2).  Ceriani's  Ausgabe  der  Pesitto  nach  dem  Codex  ambro- 
sianus  ist  ein  Prachtwerk  ersten  Ranges  13).  Durch  die  Herausgabe 
und  Uebersetzung  der  ältesten  Gestalt  der  edessenischen  Abgar- 
legende  hat  Phillips  besonders  den  Kirchenhistorikern  einen  Dienst 
geleistet  14).  Neue  Untersuchungen  über  die  Clemensbriefe  sind 
sowohl  von  protestantischer 15)  als  von  katholischer  Seite  angestellt 


7)  Zur  Geschichte  der  syrischen  Punctation.  Von  Dr.  Rberhard  Nestle: 
ZDMG.   1870,  Bd.  30,  p.   525—533. 

8)  Traite  sur  l'accentuation  che/,  les  Syriens  Orientaux  par  M.  l'abbe  Martin. 
Paris  (Leroux)  1877.  30  und  21  pp.  syr.  8.  5  fr.  Mit  anderem  Titel :  Traite 
de  Bar  Zu'bT  sur  l'accentuation  des  Syriens  Orientaux:  Actes  de  la  Societe 
philologique,  Tome  VII,  No.   1. 

9)  Observations  sur  les  dialectes  syriaques  modernes,  par  le  Dr.  Albert 
Socin:  Congres   int.  des  Orient.     Compte  rendu.     Paris   1873.     Tome   2.     Paris 

1876,  p.   200—262. 

10)  S.  oben  p.   77,  No.   4(5. 

11)  Thesaurus  syriacus.  Collegenmt  St.  M.  Quatremere ,  G.  H.  Bern- 
stein, S.  W.  Lorsbach,  A.  ./.  Arnoldi,  C.  M.  Agrell,  F.  Field,  A.  Rüdiger. 
Auxit  digessit  exposuit  edidit  R.  P.  Smith.     Oxonii  (e  Typogr.   Clarendoniano) 

1877.  Fase.  4.     pp.   1166—1531.     4. 

12)  J.  H.  Hall.  Discovery  of  a  Syriac  Manuscript  of  the  New  Testament. 
Letter:  Ac.  12.  Aug.  1877,  p.  170.  —  Vgl.  Americ.  Orient.  Soc.  Proceedings, 
Oct.   1877,  p.  XVII— XIX. 

13)  Veteris  Testamenti  Translatio  Syra  Pescitto,  ex  codice  Ambrosiano  sec. 
fere  VI,  photolithographice  edita,  curante  et  adnotante  A.  M.  Ceriani.  T.  I, 
pars  I:  Genesis  — Job  I— XXIV.  Mediolani  1876.  142  pp.  fol.  T.  I,  Pars  II : 
Job  XXIV  ad  fin.,  Josue,  Judices,  I  et  II  Samuelis,  Psalmi,  I  et  II  Kegum,  Prov. 
1 — XXIV.  Ebds.  1877.  —  Ex  officinis  photolithographica  Angeli  della  Croce 
et  typographica  fratrum  Besozzi.  (Londini  Williams  and  Norgate,  Augustae 
Taurinorum  Löscher).  —  rec.  von  Th.  N.  in  LC.  1876,  No.  39,  Sp.  1289;  ebd. 
6.  Juli  1878,  Sp.  871;  von  F.  Baethgen  in  JLZ.  9.  Febr.  1878,  p.  74;  von 
Nestle  in  ThLZ.   1878,  Sp.   228. 

14)  The  doctrine  of  Addai,  the  apostle,  now  first  edited  in  a  complete 
form  in  the  original  syriac,  with  an  english  translation  and  notes  by  George 
Phillips.  London  (Trübner)  1876.  XVI,  52,  54  pp.  8.  7  sh.  6  d.  —  rec, 
von  Zahn  in  GGA.  6.  Febr.  1877,  p.  161;  von  Hilgenfeld  in  Zeitschrift  für 
wiss.  Theol.  1877,  4;  von  Nestle  in  ThLZ.  9.  Dec.  1876,  Sp.  643  (vgl.  ebds. 
1877,  Sp.  77);  von  A.  Carriere  in  KC.  6.  Jan.  1877,  p.  5;  von  Le  Page  Renouf 
in  Ac.  6.  Jan.   1877,  p.   13. 

15)  .,4.  Hilgenfeld.  Die  Briefe  des  römischen  Clemens  und  ihre  syrische 
Uebersetzung:  Zeitschrift   f.   wissensch.  Theol.    1877.      4.      p.   549—562. 

Jahresbericht   1S7H — 1877.     Heft  11.  7 


98  Socin,  Aramäisch. 

worden  16).  Perry  hat  den  Text  und  nochmals  eine  Uebersetzung 
der  zweiten  ephesinischen  Synode  drucken  lassen 17).  Eine  Ab- 
handlung über  Efrem  hat  Ferry  geschrieben  18).  Bukett  beschäftigt 
sich  eifrig  mit  syrischen  Kirchenvätern :  er  hat  einen  zweiten  Band 
der  Werke  von  Isaak  von  Antiochien  herausgegeben  19)  und  Anderes 
durch  gute  Uebersetzungen  einem  grösseren  Leserkreise  in  ver- 
dienstlicher Weise  zugänglich  gemacht  20).  Martin'*  Ausgabe  der 
Chronik  von  Josua  Stylites  ist  in  die  Abhandlungen  unserer  Ge- 
sellschaft aufgenommen  worden21).  Mit  den  Werken  des  Jacob 
von  Sarug  beschäftigten  sich  Zvngerle  22j ,  Schröter 23)  und  Abbe 
Martin 24).  Interessant  sind  die  Sentenzen  von  Theodosius ,  mit 
welchen    uns    Zotenberg    bekannt   gemacht   hat 25).      Zu    Bickett's 


IG)  Funk.  Die  syrische  Uebersetzung  der  Clemensbriefe:  Theol.  Quartal- 
schrift.    Tübingen   1877,  3.     p.  477—498. 

17)  ^gpQQQSJ^   kjLOJLj?   ^LVij   ^POJOJJQGD  vel  Secundam  Synodum 

Ephesinam ,  nee  non  Excerpta,  quae  praesertim  ad  eam  pertinent,  e  codieibus 
Syriaeis  manuscriptis  in  Museo  Britannico  asservatis  primus  edidit  Samuel  G. 
F.  Perry.  Oxonii.  Excudebant  Pickard  Hall  et  J.  H.  Stacy.  1876.  XVI. 
33C  pp.  8.  The  Second  Synod  of  Ephesus.  Acts.  English  Version  with  notes, 
by  Rev.  S.  G.  F.  Ferry.  Printed  at  Dartford.  1877.  387  pp.  8.  —  rec. 
von  Nestle  in  ThLZ.   8.  Dec.    187  7,  Sp.   664. 

18)  Saint  Ephrom,  poete.  These  presentee  a  la  faculte  de  lettres  de  Mont- 
pellier-, par  M.  l'abbe  C.  Ferry.  Nimes  (imp.  Jouve,  lib.  Thibaud,  Paris  Du- 
rant  et  Podono  Lauriel)   1877.     XIII,   281  pp.     8. 

19)  S.  Isaaci  Antioeheni,  doctoris  Syrorum,  opera  omnia  ex  omnibus  quot- 
quot  exstant  codieibus  manuscriptis  cum  varia  lectione  Syriace  Arabiceque  primus 
edidit,  latine  vertit,  prolegomenis  et  glossario  auxit  Dr.  Gustavus  Bickell. 
Pars  II.  Giessen  (Kicker)  1877.  353  pp.  8.  —  rec.  von  Reusch  in  Th.  Lite- 
raturblatt  IC.  Sept.   1877,  p.   421;  von  Th.  X.  in  LC.  3.  Febr.   1877,  Sp.   1(19. 

20)  Ausgewählte  Schriften  der  syrischen  Kirchenväter  Aphraates ,  Rabulas 
und  Isaak  von  Xinive  zum  ersten  Male  aus  dem  Syrischen  übersetzt  von  Prof. 
Dr.  Gust.  Bickell.  1 — 5.  Lief.  Kempten  1874 — 6.  426  pp.  16.  Auch  unter 
dem  Titel :  Bibliothek  der  Kirchenväter.  Auswahl  der  vorzüglichsten  patristischen 
Werke  in  deutscher  Uebersetzung,  hrsg.  unter  der  Oberleitung  von  Prof.  Dr. 
Vol.  Thalhofer  102—4;  204  u.  5  Bdchen.  ä  Lief.  0,40  M.  —  rec.  von  Th. 
Nöldeko  in  LC.   17.  März   1877,  Sp.  371. 

21)  Ghronique  de  Josue  lo  Stylite,  ecrito  vors  l'an  515;  texte  et  traduetion 
par  M.  l'abbe  Paulin  Martin.  Leipzig  (Brockhaus  in  Comm.)  1876.  2  B1I. 
LXXXVI,  82  pp.  8.  9  M.  Abhandlungen  für  die  Kunde  des  Morgenlandes 
hsg.  von  dor  D.  M.  G.  VI,  No.  1.  —  rec.  von  A.  v.  G.  in  LC.  21.  Oct.  1876, 
Sp.   1417;  von  Th.  Xöldeke    in  ZDMG.    1876   Bd.  30,  p.   351. 

22)  Zingerle.  Mittheilungen  über  und  aus  acht  syrischen  Reden  des  hl. 
Jakob  v.  Sarug,  Bischof  von  Batnä  in  Mesopotamien,  über  das  Leiden  Christi 
oder  seine  Kreuzigung:  Theol.  Quartalschrift.     Tübingen   1876,  3. 

23)  Trostschreibcn  Jacob's  von  Sarug  an  die  himjaritischen  Christen.  Ver- 
öffentlicht von  Lic.  Dr.  R.  Schröter:  ZDMG.   1877  Bd.  31,  p.  360—405. 

24)  Abbe  Martin.  Un  eveque-poeto  au  V  et  au  VI  siecles  eu  Jacques  de 
Saroug,  sa  vie,  son  temps,  ses  oeuvres,  ses  croyances:  Revue  des  sciences  eccle- 
siastiquos   Oct.  Nov.    1876. 

25)  Les  sentencos  symboliques  de  Theodoso  patriarche  d'Antioche.  Texte 
syriaque  public  et  traduit  par  M.  ti.  Zotenberg :  JA.  November — December 
1876,  p.  425—476. 


Socin,  Aramäisch.  99 

Ausgabe  und  Uebersetzung  von  Kalilag  und  Damnag  2G)  sind,  da 
der  Text  der  Handschrift  leider  sehr  verdorben  war,  zahlreiche 
Verbesserungen  und  Nachträge  nöthig  27) ;  hoffen  wir,  dass  es 
gelingen  möge,  eine  zweite  Handschrift  zu  gewinnen.  Von  Bar- 
hebraeus  sind  Gedichte28)  gedruckt  worden;  ausserdem  liegt  nun 
aber  auch  der  dritte  und  letzte  Band  seiner  wichtigen  Kirchen- 
geschichte in  syrischem  Text  und  lateinischer  Uebersetzung  vor 29). 


26)  Kalilag  und  Damnag.  Alte  syrische  Uebersetzung  des  indischen  Fürsten- 
spiegels. Text  und  deutsche  Uebersetzung  von  (riistav  Bickell.  Mit  einer 
Einleitung  von  Theodor  Benfey.  Leipzig  (Brockhaus)  187G.  CXLVII,  127, 
132  pp.  8.  24  M.  —  rcc.  von  Th.  Nöldeke  in  ZDMG.  1876  Bd.  30,  p.  752 
—  772;  von  Prym   in  JLZ.   IG.  Febr.    1S78,  p.   98. 

27)  Vgl.  Bemerkungen  zu  Nöldeke's  Anzeige  von  Bickell,  Kalilag  und 
Damnag.  Von  Immanuel  Low:  ZDMG.  1877  Bd.  31,  p.  535 — 540.  —  Noch 
eine  Bemerkung  zu  Kaiila  und  Dimna  bei  den  Persern  von  Th.  Nöldeke:  ebd., 
p.  540. 

28)  Gregorii  Bar  Hebraei  Carolina  a  A.  Scebabi  correeta,  ac  ab  eodem 
Lexicon  adjunetum.     Romae  (typ.   Polyglotte).     270  pp.      16.      12  lire. 

29)  Gregorii  Barhebraei  Chronicon  ecclesiasticum  quod  o  codice  Musei 
Britannici  descriptum  conjuneta  opera  ediderunt,  Latinitete  donarunt  anno- 
tationibusque  .  .  .  illustrarunt  Ja.  Bapt.  Abbeloos  et  Thom.  Jos.  Lamy. 
Tom.  III.  Parisiis  (apud  Maisonneuve  et  Comp.)  (Lovanii,  exeud.  Car.  Peeters) 
1877.  VI,  652  pp.  4.  20  fr.  --  rec.  von  Th.  Nöldeke  in  JLZ.  29.  Dec. 
1877,  p.   785;  von  Nestle  in   ThLZ.    1878,  Spi   486. 


7* 


100 


Arabien. 

Von 
A.  Socio. 

Von  Arabien  werden  leider  immer  noch  mehr  nur  die  äusseren 
Theile  erforscht,  während  das  Centrum  des  Landes  unbekannt 
bleibt;  immerhin  sind  diesmal  auch  einige  wichtige  Routiers 
wenigstens  in  die  dem  Meere  nahe  gelegenen  Gebietsteile  zu  ver- 
zeichnen. Was  zunächst  das  Ganze  Arabiens  betrifft,  so  darf  ich 
hier  wohl  auch  Sprengers  ')  Versuch  über  die  alte  Geographie 
noch  kurz  erwähnen  und  dann  dankend  hervorheben,  dass  Zehnte  -) 
stets  alle  Ereignisse ,  die  Arabien  betreffen ,  genau  verfolgt.  In 
der  neuen  Ausgabe  von  Herzogs  3)  theologischer  Realeneyklopaedie 
ist  bereits  auch  der  längere  Artikel  über  Arabien  erschienen.  Ueber 
den  Handel  der  Araber  hat,  meistens  Sprenger  folgend.  Görgens  4) 
Mittheilungen  gemacht.  Schon  früher  ist  auf  E.  Scldagintweit's  5) 
Schilderungen  aus  dem  persischen  Golf  hingewiesen  woi'den ;  es 
finden  sich  darin  auch  Nachrichten  über  Koweit,  Bahrein,  Maskat. 
Aus  letzterem  Lande  berichtet  Miles  c'),  der  in  Betreff  einiger  ein- 
zelnen    Punkte     Sprenger 's  7)     Untersuchungen     rectificirt ,     und 


1)  A.  Sprenger.  Die  alte  Geogr.  Arabiens  als  Grundlage  der  Entwicklungs- 
geschichte des  Semitismus.  Bern  (Körber)  1875.  IV,  343  pp.  8.  —  rec.  in 
LC.  18.  Nov.  1876,  Sp.  1547;  von  Socin  in  ZDMG.  187C,  Bd.  30,  p.  195;  von 
Goergens  in    RC.    10.   Nov.    1877,  p.   273. 

2)  A.  Zehme.  Aus  und  über  Arabien:  Globus  1877,  Bd.  31,  No.  7, 
p.    IOC;  Bd.   32,  No.    10,  p.   154;  ib.  No.   24,  p.   379. 

3)  F.    W.  Schultz.     Arabien:    Herzog's  Keal-Encyclopaedie  Heft  7.   8. 

4)  Görgens.  Der  Handel  der  Araber:  Ausland  1877,  C.  Aug.,  p.  621 — 5; 
13.  Aug.,  p." 648— 52;   20.  Aug.,  p.  665—9. 

5)  S.  oben  p.   12,  No.   21. 

6)  S.  B.  Miles.  On  the  route  between  Sohär  and  el-Boreymi  in  'Oman, 
with  a  note  on  the  Zatt,  or  Gipsies  in  Arabia.  (With  a  map):  JASB.  Vol. 
XLVI,  Part  I.  No.  I.  1877,  p.  41  —  60.  —  Vgl.  Proceedings  ASB.  Mai  1877, 
p.   125. 

1)  Aus  einem  Briefe  des  Herrn  Col.  S.  B.  Miles  an  Prof.  Sprenger: 
ZDMG.   1877,  Bd.   31,  p.   542. 


Socin,  Arabien.  101 

Peters  8),  der  die  heissen  Quellen  in  Oman  besucht  hat.  Abenteuer 
unter  arabischen  Seeräubern  hat  Mt/li'us 9)  romanhaft  bearbeitet. 
Bewun dellingswürdig  ist  die  Kühnheit,  mit  welcher  Halevy  10)  seine 
Reise  in  Südarabien  durchgeführt  hat.  Zu  dem  südarabischen 
Gebiet  ist  auch  die  immer  noch  höchst  unvollkommen  unter- 
suchte Insel  Socotra  zu  rechnen ;  über  diese  1 1)  sowie  die  Insel 
Perim  12)  haben  wir  kurze  Notizen  erhalten.  Auch  über  Aden  13), 
besonders  über  den  dortigen  Kaffehandel14)  liegen  Mittheilungen 
vor;  ausserdem  aber  nur  weniges  Neue  aus  den  arabischen  See- 
häfen am  rothen  Meere  15);  doch  wei'den  sogar  der  AAZ.  gelegent- 
lich Corresponden/.t'ii  aus  jenen  Gegenden  zugesandt 16).  Es  ist 
bei  der  Spärlichkeit  dieser  Nachrichten  um  so  mehr  zu  bedauern, 
dass  wir  von  A.  Koch,  Avelcher  sich  im  Jahre  1875  längere  Zeit 
in  Tä'if  aufgehalten  hat ,  keine  Schilderungen  über  die  dortigen 
Zustände  erhalten  haben.  Mit  wichtigen  Untersuchungen  ist  jetzt 
Burton x "')  beschäftigt.  Derselbe  ist  bereits  einmal  in  das  alte 
Midjanitergebiet  eingedrungen  und  hat  neulich  auf  Kosten  der 
ägyptischen  Regierung  eine  zweite  Reise  in  jene  Gegenden  unter- 
nommen, auf  welcher  er  hoffentlich  auch  Higr  durchstöbert  hat. 
Es  scheint,  dass  der  Vicekönig  von  Aegypten,  abgesehen  von 
seinem  Trieb,  als  Mehrer  des  Reichs  zu  gelten,  hauptsächlich  durch 
die  Nachricht  von  Goldfunden  bewogen,  seine  Augen  auf  jenes 
Gebiet  geworfen  hat;  auch  eine  officielle  Recognoscirungstour  von 
el-We°rh  nach  el-Medina  und   zurück  nach  Jambo  ist  unternommen 


8)  C.  T.  Peters.  Report  on  a  visit  of  the  hot  Springs  of  Bosher  and 
Ghulla  in  the  Kingdom  of  Oman.  Vgl.  auch:  Die  heissen  Quellen  in  Oman: 
Aus  allen   Welttheilen    1877.  p.    158. 

9)  Otfried  Mylius.  Drei  Jahre  unter  arabischen  Seeräubern.  Abenteuer 
aus  dem  indischen  Inselmeer.  Mülheim  a  d.  Ruhr  (Bagel)  1877.  128  pp. 
8.      1   M. 

10)  Voyage  au  Ncdjran  par  Joseph  Halevy.  II.  De  Sana  au  Xedjran 
(suite  von  1873):  Bulletin  de  la  societe  de  gt'ogr.    Paris.   Mai  1877,  p.  466 — 479. 

11)  V.  Hoskiaer.  Et  Besög  paa  Oen  Sokotra:  D.  Danske  Geogr.  Selsk. 
Tidskr.    1877.     H.   3   und   4,  p.   66—69. 

12)  The  Island  of  Perim:  Geographieal  Magazine  Nov.  1877,  Heft  11, 
p.  290—293. 

13)  Aden,  das  orientalische  Gibraltar  (nach  L.  v.  Jedina,  um  Afrika): 
Aus  allen  Welttheilen,  No.   4,  Januar   1877,  p.    112. 

14)  Der  Kaffehandel  Adens:  Oesterr.  Monatsschrift  für  den  Orient.  15.  Dec. 
1877,  p.   187—189. 

15)  Vom  rothen  Meer.  Dsehedda,  Sues.  Von  Joseph  Menges:  Aus  allen 
Welttheilen,  No.   8,  Mai   1877,  p.  230. 

16)  Aus  Hodeida:  Ausserord.  Beil.  d.  AAZ    3.  Dec.    1876.  p.  5153. 

17)  Goldfund  in  Arabien  (durch  Burton):  Ausland  18.  Juni  1877,  p  499. 
—  Vgl.  Burtou  in  Arabia:  Cosmos   1877,  IV,  p.   347. 


102  Socin,  Arabien. 

worden l8).  Durch  den  Suezcanal  gehen  vielleicht  die  Emporien 
des  rothen  Meeres  einer  neuen  lilüthe  entgegen;  eine  lehrreiche 
hier  einschlägige  Arbeit  PeseheVü  ist  in  der  Sammlung  von  Peschel's 
Abhandlungen  neu  abgedruckt  worden  19). 

Höchst  erfreulich  ist  die  Regsamkeit,  welche  sich  auf  dem 
Gebiete  arabischer  Literatur-  und  Sprachkunde*)  entfaltet  und  sich 
beinahe  auf  alle  Zweige  der  Wissenschaft  erstreckt,  besonders  seit- 
dem die  Sammlungen  arabischer  Handschriften  zugänglicher,  ihr 
reicher  Inhalt  durch  Katalogisirung  bekannt  wird.  Mit  besonderem 
Vergnügen  verzeichnen  wir  Loth's 20)  sorgfältigen  Katalog  der 
arabischen  Handschriften  des  India  Office  in  London;  wenn  auch 
die  Sammlung  manches  weniger  Werthvolle  enthält,  so  zeigt  sie 
doch  unter  anderem,  welche  Art  arabischer  Literatur  auf  indischem 
Boden  gepflegt  wird.  Nicht  weniger  gewissenhaft  ist  Rosen's21) 
Katalog  der  arabischen  Schätze  des  orientalischen  Instituts  in 
Petersburg   und  Pertsrh's 22)   Katalog   der   Gothaischen  Sammlung. 


iN._J.X^v.*j!  8lX— Jy— »■  ,•»/>  1  j  ö  j  f  5.4.ÄJ  1f .  Cairo  (Matba'at  'umiim 
arkän  harb  bidlwän  elgihädTje)  1294.  Ca  pp.  8.  Mit  Plan  der  Moschee  in 
Medina,  Ansicht  von  Medina,  Routenkarte. 

19)  Oscar  Peschel.  Die  Handelsgeschichte  des  rothen  Meeres  in  Bezug 
auf  das  Problem  einer  Durchstechung  der  Landenge  von  Suez.  Aus  Deutsche 
Vierteljahrsschrift  18/35,  Heft  III,  No.  71  neu  abgedruckt  in  Abhandlungen  zur 
Erd-  und  Völkerkunde  von  Oscar  Peschel,  herausgegeben  von  J.  Löwenberg. 
Leipzig  1877,  p.  79—162. 

*)  Ich  bin  Herrn  Dr.  Spitta  in  Cairo  zu  wesentlichem  Danke  dafür  ver- 
pflichtet, dass  er  mir  über  neue  Erscheinungen  in  Cairo  Mittheilungen  gemacht 
hat.  Ich  bezeichne  Bücher,  die  ich  bloss  aus  seiner  Liste  kenne,  mit  seinem 
Namen. 

20)  A  catalogue  of  the  Arabic  Manuscripts  in  the  Library  of  the  India 
Office  by  Dr.  Otto  Loth.  Printed  by  Order  of  the  Secretary  of  State  for  India 
in  Council.  London  (Trübner)  1877.  VI,  324  pp.  4.  \.  £■  1  sh.  —  rec.  von 
Thorbecke  in  JLZ.  6.  Oct.  1877,  p.  648;  in  LC.  27.  Oct.  1877,  Sp.  1475;  in 
Saturday  Review  1.  Dec.  1877,  p.  079;  von  Lane  Poole  in  Ac.  12.  Oct.  1878, 
p.  363. 

21)  Les  manuscrits  arabes  de  l'Institut  des  langues  orientales  decrits  par 
le  Baron  Victor  Rosen.  Avec  trois  planches.  Saint-Petersbourg  (Eggers  &  Co.) 
1877.  IX,  268  pp.  8.  Auch  u.  d.  Titel:  Collections  scientifiques  de  l'Institut 
des  langues  orientales  du  Ministere  des  affaires  etrangeres.  Publie  par  ordre  et 
aus  frais  du  departement  asiatique.  I.  S.-P.  (Impr.  de  l'Acad.  Imp.  des  sc.) 
1877.  —  rec.  von  Nöldeke  in  LC.  25.  Mai  1878,  Sp.  704. 

22)  Die  arabischen  Sandschriften  der  herzoglichen  Bibliothek  zu  Gotha. 
Auf  Befehl  Sr.  Hoheit  des  Herzogs  Ernst  II.  von  Sachsen-Coburg-Gotha  ver- 
zeichnet  von  Dr.   Wilhelm  Pertsch.      Erster  Band.      1.  Heft.      Gotha  (Perthes) 

1877.  240  pp.    8.     8  M.   —  rec.  nebst  obigem  von  Thorbecke  in  JLZ.  30.  März 

1878,  p.   197   (Nr.  210;;  LC.    16.  Febr.   1878,  Sp.  226. 


Socio,  Arabien.  103 

Auf  andere  Arbeiten  dieser  Kategorie  ist  schon  im  ersten  Heft 
hingewiesen  worden.  An  die  Besehreibung  einiger  Herrn  v.  Kremer 
angehörigen  werthvollen  Manuscripte  hat  Sprenger  23)  Bemerkungen 
besonders  über  die  Schreibung  und  das  Wesen  des  Hamza  an- 
geknüpft. Kleinere  Notizen  über  arabische  Manuscripte  in  Modena 
sind  durch  Bindo  Maliimsi'2i),  über  solche  in  dem  Collegio 
Urbano  durch  GuidiiS)  geliefert  worden.  Steinschneider  hat  den 
Cod.  Escurial.  628  besprochen26),  eine  Notiz  über  hebräisch- 
arabische Handschriften  in  Petersburg27)  ist -im  Athenaeum  ver- 
öffentlicht worden.  Ganz  besonders  anerkennenswerth  ist  es,  dass 
die  Bibliotheksbehörde  in  Strassburg  einen  schönen  reichhaltigen 
Katalog  der  arabischen  Drucke,  welche  die  dortige  Bibliothek  be- 
sitzt, publicirt  hat.  und  wir  sind  dafür  namentlich  auch  dem  Ver- 
fasser desselben.  Eutin;/ 28),  zu  Danke  verpflichtet. 

Als  bibliographisch-literaturgeschichtliche  Arbeit  kann  hier  die 
Abhandlung  Wüstenfeld 's  29)  über  Uebersetzungen  aus  dem  Ara- 
bischen in  das  Lateinische  genannt  werden.  Andere  in  dieses  Fach 
einschlagende  Publicationen  werden  weiter  unten  ihre  Stelle  finden. 

Auf  dem  Gebiete  der  muhammed.  Theologie  ist  zunächst  zu 
erwähnen,  dass  eine  Anzahl  von  Koranübersetzungen  im  vergangenen 
Jahre  neu  aufgelegt  worden  sind;  um  Ostern  187  7  wurde,  wie 
der  Berichterstatter  selbst  gesehen  hat,  Sale's  3o)  Koran  durch  ganz 
London  massenhaft  feilgeboten ;  in  französischer  Sprache  liegt  Kazi- 
mtrskCs31)  Uebersetzung,  in  deutscher  Sprache  JJUmann 32)  wieder 


23)  A.  SjJrenger.  lieber  zwei  arabische  Handschriften:  ZDMG.  Bd.  31, 
1877,  p.    750—757. 

24)  Bindo  Malmusi.  Manoscritti  arabi  dclla  Biblioteca  di  Modena:  BISO. 
25.  Äug.   1870,  p.   114—116. 

25)  I.  Guidi.  Ragguaglio  sui  Codici  arabi  del  Collegio  Urbano  de  Propaganda 
fiele:  BISO.  25.  Nov.— 10.  Dec.  1876,  p.  198—202.      10.  Jan.  1877,  p.  252—259. 

26)  M.  Steinschneider.  Un  coiliee  arabico  dell'  Eseuriale:  BISO.  25.  Jan. 
—10.  Febr.   1877,  p.  281—286. 

27)  Hebrew-arabic  Manuscripts  at  St.  Petersburg:  Ath.  18.  Nov.  1876, 
p.  658.  —  Vgl.  oben  p.  71,  No.   1. 

28)  Katalog  der  kaiserlicben  Universitäts-  und  Landesbibliothek  in  Strass- 
burg. Arabische  Literatur.  Strassburg  (Trübner)  1877.  110  pp.  4.  7,50  M. 
—  rec.  von  Socin  in  JLZ.   16.  Nov.   1878,  p.   657. 

29)  F.  Wüstenfeld.  Die  Uebersetzungen  arabischer  Werke  in  das  La- 
teinische seit  dem  XI.  Jahrhundert,  [Aus:  Abh.  d.  Gott,  Ges.  d.  Wiss.]  Göttingen 
(Dieterich)   1877.      133  pp.      4.     5  M.    —    rec.  in   LG  15.  Juni   1878,  Sp.   799. 

30)  The  Koran:  commonly  called  the  Alkoran  of  Mohammed  translated 
into  English  from  the  Original  Arabic.  With  explanatory  notes  taken  from  the 
most  approved  commentators.  To  which  is  prefixed  a  preliminary  discourse.  By 
George  Säle.  London  (The  "Chandos  Classics")  o.  J.  (1877).  XV,  470  pp.  8. 
1  sh.  6  d. 

31)  El-Kor'an  Traduction  nouvelle  faite  sur  le  texte  arabe  par  M.  Kazi- 
mir.ski.  Nouvelle  ed. ,  revue  et  corrigee ,  augmentee  de  notes,  de  commentaires 
et  d'un  index.     Paris  (Charpentier)   1876.     XXXIV,    537   pp.      18.     3   fr.  50  c. 

32)  Der  Koran.  Aus  dorn  Arabischen  wortgetreu  neu  übersetzt  und  mit 
erläuternden  Anmerkungen  versehen  von  L.  Ulimann.  7.  Auflage.  Bielefeld 
(Velhagen  &  Klasing)   1877.     VIII,  550  pp.     8.     2  M. 


104  Socin,  Arabien. 

vor.  In  Cairo  ist  ein  Korancommentar  von  Gemäli  33)  in  türkischer 
Sprache  gedruckt  worden.  Von  dem  Druck  eines  Commentars 
zum  Tegwid 34) .  der  Koranlesekunst .  weiss  ich  hloss  aus  secun- 
därer  Quelle.  Kastdäni's  weitläufige ,  aber  wichtige  Erklärung 
der  Traditionssammlung  Buhäri's  35)  ist  in  schönem  Gewände  neu 
aufgelegt  worden,  und  nach  beliebter  neuerer  Sitte  ist  am  Rande 
des  Werkes  der  ganze  Commentar  Nawawi's  zu  den  Traditionen 
Muslim' s  beigefügt.  Diese  Ueberlieferungen  des  Propheten,  wie 
auch  das  Werk  von  'Azlzl 36)  scheinen  im  heutigen  Orient  ge- 
waltigen Absatz  zu  finden.  Nicht  unwichtig  für  die  Beurtheilung 
der  Geschichte  Muhamined's  und  der  Tradition  sind  Werke  wie 
der  Commentar  über  die  bei  Bedr  gefallenen  Muslimen37)  und  die 
Fortsetzung  der  von  Sprenger  angeregten  Ausgabe  von  Ibn  Hagar  3S). 
Aus  einer  Druckerei  zu  Aleppo.  von  der  bis  jetzt  sehr  wenig  ver- 
lautet hat .  ist  ein  Lobgedicht  auf  Muhammed  39)  hervorgegangen. 
Eine    drastische    Schilderung    des    Molid    en-nebi40)   aus  Aegypten 


33)  S .'S      JLkS-     ^^«.äj  .     Cairo    1204.      (Spina.) 

34)  Nach  Gawäib   17    Gumäda   1,  1294.  Xo.  863  p.  2  ist  in  Büläk  gedruckt 

j^oUJl   ^i$   j^*Jl  oILäJI   j  Z&JplÄti  iSj.  _  .LiJi  —.xcJ! .    Vgl. 

H.  Haifa  III.  Bd.,  p.  44.  Der  Verfasser  starb  i.  J.  801  d.  Fl.  Am  Rande  ist 
abgedruckt    !C>-wJl    oltJÜI   g,    *ÄäJ5    ^V^ . 

XaJlc   t_5>j"»-^    (•'-Of   p-r^J    /*-'~w^,8   (•^j'   t^-^3   ry*A   *— ^— *^»  •      Büläk 

1294.  Bd.  I:  653;  II:  580;  III:  554:  IV:  553;  V:  524:  VI:  571;  VII:  582; 
VUI:   580;  IX:  554;  X:  590  pp.     4.     (Sputa.) 

36)  rA**=Jl   vU*   ,^£   (jriJjuH    _Ji,    Büläk  1294.      Bd.  I:  441   pp.; 
Bd.  H:   438  pp.:  Bd.  III:   443  pp.     (Spitta.) 

37)  ^Lc  ^jl^uJl  f^.^  rj^  e£^*  •    *-4^  £})   *^°  ;iN^^  rf» 
\}*+zA    Ä^wJl  rji    wäjdiL'l    iAxC   ir^yiJl    U  ■»,♦,•>■      ?ÄJI     .\Xi    J^l    pL**»I 

-filäJl.     Büläk    1294.     94  pp.     (Spitta.) 

38)  A   bibliographical  dictionary  o£  persons  tfho  knev  Mohammad,  by  Ibn 

Hajar.  Ed.  in  arabic,  by  Maulawi  Abd-ul-Hai.  Fase.  XIV — XVI  (Vol.  II, 
2 — 4).  XVII  (Vol.  III.  1).  Calcutta  1876—1877.  pp.  IPI — f.A  I — 11. 
Bibl.  indica  Old  Serics  234.  235.   238.   240. 

39)  .<-—>» — J^->J!   *-wli  ü^J^\    .    .  .   'wO^'bl   A^säJl    ÜaxjJü   „r^ 

gedruckt  in  el-Matba'a  el-'azTzTje  in  Ilaleb.  2  MegTdl's.  Genannt  in  Gawäib 
17    Sa'bän   1293,  No.   819  p.  8. 

40)  V.   F.   in   Alexandria.      Der  Muled    el   Nebbi,  das  Goburtsfest  des  Pro- 
pheten: Beil.  zur  AAZ.   Mittwoch    11.   April    1877,  p.   1522. 


Socin,  Arabien.  105 

hat  der  Correspondent  der  AAZ.  geliefert:  über  den  mi'räg  hat 
Schefer41)  geschrieben.  Die  Wissenschaft  wahrhaft  fördernd  sind 
Arbeiten,  wie  die  treffliche  Monographie  Spitta's  über  el-As'ari4'2). 
In  das  Gebiet  der  Theologie  gehört  ferner  der  Tractat  GazälT's. 
welchen  Barhur  Je  Meynard*3)  übersetzt  hat.  Ich  hätte  hier 
noch  eine  Reihe  in  das  Gebiet  der  muslimischen  Theologie  ein- 
schlagender Bücher  über  Koranexegese  vtnd  Pilgerstationen  anzu- 
führen, kenne  aber  von  einzelnen  Büchern,  deren  Inhalt  mir  durch 
Dr.  Spitta  als  theologisch  bezeichnet  wurde,  leider  bloss  die 
Titel4448).  Einige  weitere  Schriften  zur  muhammedanischen  Theo- 
logie werden  erst  in  dem  Abschnitt  über  Religion  und  Cultur  des 
gesammten  muhammedanischen   Orients  ihre   Stelle  finden. 

Während  bekanntlich  die  muslimische  Jurisprudenz  immer  in 
engem  Zusammenhange  mit  der  Theologie  stand,  bildet  sich  in 
neuerer  Zeit  auch  eine  mehr  nach  abendländischem  System  schul- 
gerechte Rechtsbehandlung  durch  den  Connex  mit  dem  Abend- 
lande heraus.  Wir  haben  Arbeiten  dieser  Richtung,  wie  die  Piat's, 
unter  die  allgemeinere  Rubrik  gestellt:  hier  bleibt  noch  aus  dem 
Gebiete  des  speciellen  muslimischen  „Fikh"  eine  kleine  Arbeit 
Sauvaire's  über  das  vielgebrauchte  Werk  Multaka  el-abhur49)  und 
eine    vierte  Auflage    von  Sidi  Halil's50)    malekitischem  Rechtsbuch 


41 1   h.  Schefer.     L'ascension  de  Mahomet:  Magasin  pittoresque.    Nov.  1877. 

42)  Wilhelm  Spitta.  Zur  (beschichte  Ahu'l- Hasan  al-Asari's.  Leipzig 
(Hinrichs)  1876.  VIII,  147  pp.  8.  3  M.  —  rec.  von  A.  von  Kremer  in  ZI  »Mi; 
1877,  Bd.  31,  p.  166— 169  (vgl.  550);  von  Thorbecke  in  JLZ.  20.  October 
1877,  p.  648;  von  Landauer  in  Of4A.  7.  Aug.  1878,  p.  1007;  vgl.  auch  Saturday 
Review  31.  März   1877,  p.   395. 

43)  Traduction  nouvelle  du  traite  de  Ghazzali  intitule  le  preservatif  de 
l'erreur  et  notices  sur  les  extases  (des  Soutis)  par  M.  C.  Barbier  de  Mcynard: 
JA.  Januar   1877.     p.  5—93. 

44)  »lÄo  _N~*Jt  lX*=>!  ^.a^.JÜ  KiJLJl  *JÜ!  s£?.  Büläk  1294. 
2  vol.      192   und   202   pp.     (Spitta.) 

45)  (^.Xs  y5o  alSl  JojJ  iüJLbLJ!  ^»<-\Jt  J.  »&&$  KxUJl. 
Cairo  (Wädi  en-nll)    1294.     Vgl.  Rödat  el-ahbär  Muharrem   1295.     (Spitta.) 

46)  ^    0]$   y$LdJU«ll    _J*.     Büläk    1294.     (Spitta) 

47)  «Jlc^UJ  JwCÜÜI  0L*u}'t.  Büläk  1294.  26  pp.  (Spitta).  Vgl. 
H.  Haifa  I.  Bd..  p.  459,  No.   1356. 

48)  ^c^jjJill  n^*^    nlv*'     Bm]>   1294      102  PP-     (Spitta.) 

49)  Sauvaire.  Multaka  1-abhur:  Comptes  rendus  du  congres  oriental  ä 
Marseille. 

50)  Sidi  Khalil.  Precis  de  jurisprudence  musulmane  d'apres  le  rite  ma- 
lekite.  Publie  par  les  soins  de  la  societe  asiatique.  4e  ed.  Paris  (Leroux). 
240  pp.     6   fr. 


106  Soein,  Arabien. 

zu  erwähnen.  In  Cairo  ist  ein  Werk  über  hanefitisches  Recht  ge- 
druckt worden,  das  (n.  Spitta)  bereits  i.  J.   1291   erschienen  ist51). 

Wie  das  Recht,  so  steht  die  scholastische  Philosophie  mit 
der  Theologie  in  engstem  Zusammenhange.  Für  die  arabische 
Philosophie  sind  die  Arbeiten  Dielerici's  52)  geradezu  bahnbrechend 
und  werden  namentlich  von  Seiten  der  Fach-Philosophen  freudig 
begrüsst,  da  dieselben  bei  ihrer  Behandlung  der  mittelalterlichen 
Philosophie  bisher  nur  wenig  Material  von  Seiten  der  Arabisten 
erhalten  haben53).  Ueber  die  Theologie  des  Aristoteles  hat  Diete- 
rici  auf  der  Tübinger  Versammlung  in  einer  allgemeinen  Sitzung 
einen  Vortrag  gehalten54);  in  Italien  veröffentlicht  Lasinio  eine 
Schrift  von  Averroes  zu  Aristoteles  55).  Derselbe  verfolgt  mit  In- 
teresse die  deutschen  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  arabischen 
Philosophie50). 

Aus  dem  Felde  der  christlich-arabischen  Theologie  sind  nur 
wenige  Arbeiten  zu  verzeichnen.  Es  sei  jedoch  gestattet,  auf  de 
Lagarde's  57)  Herausgabe  des  Psalters  nach  der  römischen,  pariser, 
qushajjensischen  und  aleppinischen  Version,  des  Hiob  nach  einer 
aus  dem  koptischen  übersetzten  arabischen  Version  und  den  pa- 
riser Polyglotten,  der  Proverbien  nach  den  pariser  Polyglotten 
zurückzugreifen.  Zum  Jubelfeste  der  Tübinger  Hochschule  brachte 
Gtldemeister 58)    eine  Ausgabe    des    vierten  Esrabuches    nach    dem 


,.^\Jt      cJlc.       Cairo    lel-matba'a    el-wahabljo)    1294.    (Spitta.)      Vgl.    H.  Haifa 
IV.   Bd..  p.   :S17.  No.    8579. 

52)  Fr.  Dieterici.  Die  Philosophie  der  Araber  im  X.  Jahrh.  n.  Chr. 
1.  Theil.  Einleitung  und  Makrokosmos.  Leipzig  (Hinrichs)  1876.  VI.  227  pp. 
8.  8  M.  —  ree.  von  M.  H.  in  LC.  17.  März  1877.  Sp.  373;  von  Steiner  in  JLZ. 
4.  Nov.  1876.  p.  697;  von  Landauer  in  GGA.  2.  Jan.  1878,  p.  18:  von  Sprenger 
in   ZDMG.  Bd.   30,    1876,  p.  330;  von  Wallace  in  Ac.   9.   Dec.   1876,   p.  568. 

53)  Frdr.  Ueberweg.  Grundriss  der  Geschichte  der  Philosophie.  2  Thl. 
Die  mittlere  oder  die  patrist.  und  scholast.  Zeit.  5.  Aufl.,  bearb.  und  hrsg.  von 
Prof.  Dr  Max  Heinze.  Berlin  (Mittler  &  Sohn)  1877.  VIII,  275  pp.  8. 
4.2H  M. 

54)  Fr.  Dieterici.  Die  Theologie  des  Aristoteles:  ZDMG.  Bd.  31,  1877, 
p.    117—126. 

55)  II  i'ommentu  medio  di  Averroe  alla  retorica  di  Aristotele  pubblicato 
per  la  prima  volta  nel  testo  arabo  dal  Prof.  Fausto  Lasinio.  Fase.  2.  Firenze 
(successori   Le  Monnier)    1877.     Pagine  33 — 64  del  teste  arabo.     4. 

56)  F.  L.  Zu:  Die  Psychologie  des  lbn  Slnä  von  Landauer:  BISO. 
25.  März    1877,  p.   344—346. 

57)  Psalterium  Job  Proverbia  arabice.  Paulus  de  Lagarde  edidit.  Got- 
tinj^ae  1876.  XI,  t*Tv  pp.  4.  20  M.  —  rec.  von  G.  Bofimann  in  .ILZ  7  I  »ct. 
1876.   p.   62."):   von   Nöldeke   in    LC     11.  Jan.    1879,   Sp.   33. 

58  Universität]  Eberhardinae  Carolinae  Tubingensi  Saecularium  quartorum 
diem  festum  D.  IX.  A.  MDCCCLXXVI1  gratulatur  Universitas  Fridericia  Gui- 
lelmia  Rhenana.  Adjcctus  est  K>drae  über  quartus  arabice.  E  Codice  vaticano 
nunc  primum  editus.    Bonnae  (Formis  acad.  Caroli  Georgi)  1877.    44  pp.     4.    3  M. 


Socin,  Arabien.  107 

Cod.  Vatieanus  462,  eine  Vorarbeit  zu  einer  zu  erhoffenden  guten 
lateinischen  Ausgabe  dieses  Buchs.  Eine  Rede  des  Anba  Severus  59) 
tiber  den  Apostel  Marcus  hat  Baryts  veröffentlicht.  —  Catafago  60) 
hat  eine  Notiz  über  nuseirische  Handschriften  geliefert. 

Wenn  wir  uns  an  die  Ordnung  unserer  Facultäten  halten 
und  zu  der  arabischen  Medicin  übergehen,  so  tritt  uns  neben 
Steinschneiders61)  dankenswerthen  literarhistorischen  Bemerkungen 
hauptsächlich  Luvten  Leclerc's 62)  umfangreiches  Werk  über  die 
Geschichte  dieser  Wissenschaft  entgegen.  Derselbe  Verfasser  be- 
arbeitet Ibn  el  Baitär63),  bei  Sontheimer's  zahlreichen  Missverständ- 
nissen eine  verdienstliche  Aufgabe.  Im  Orient  werden  medicinische 
Werke  meist  für  praktische  Zwecke  gedruckt,  und  die  schöne  neue 
Ausgabe  des  Kanün  von  Avicenna  64)  ist  vielleicht  nicht  zeitgemäss,  da 
viele  Araber  dadurch  in  Versuchung  kommen  dürften,  sich  damit  zu 
begnügen  und  um  ihnen  weniger  verständliche  neuere  medicinische 
Werke  sich  nicht  zu  kümmern.  Von  Dr.  Spitta  bin  ich  auf  einige 
in  Büläk  neu  gedruckte  medicinische  Werke  aufmerksam  gemacht 
worden6567),  unter  welchen  das  beliebte  Tedkere  von  Abu 
Däud68);    von    einem   Werk    über   Hautkrankheiten    habe    ich    eine 


59)  J  J.  L.  Barges.  Homelie  sur  Saint  Marc,  apotre  et  evangeliste;  par 
Anba  Severe,  eveque  de  Nesterameh.  Texte  arabe,  publie  avec  une  traduction 
et  des  notes;  le  tout  accompagne  de  deux  appendices,  lim  contenant  la  vie  de 
saint  Marc  et  lautre  l'histoire  de  sa  predication  et  de  son  martyre  dans  la 
villo  d'Alexandrie ,  par  Anba  Severe  Ibn  el  Mokaffee,  eveque  d'Osehmounain. 
Paris  (Leroux)    1877.     LXI1,  382  pp.      8.      12   fr. 

60)  Joseph  Catafago.  Manuscrits  de  la  religion  des  Nousseirieh :  JA. 
Nov.  Dec.  1876.     p.  523. 

61)  M.  St  einschneide)' .  Arabische  Aerzte  und  deren  Schriften.  I.  Selame 
ibn  Rahmun.     II.  Efraim:  ZDMG    Bd.   31,    1877.  p.   758—761. 

62)  Histoire  de  la  medecine  arabe  par  le  D.  Lucien  Ledere.  Expose 
complet  des  traduetions  du  Grec.  Les  sciences  en  Orient  leur  ti-ausinission  ä 
l'occident  par  les  traduetions  latines.  Paris  (Leroux)  1876.  tome  1.  587  pp  ; 
tome  2.     526  pp.     8.     20  fr. 

63)  L.  Leclerc.  Ihn  el  Baithar.  Traite  des  Simples.  T.  1.  Paris  (Klinck- 
sieck)  1877.  XVI.  476  pp.  4.  15  fr.  (Notices  et  extraits  des  Manuscrits  de 
la  Bibliotheque  nationale  publ.  par  l'lnstitut  de  France  XXIII.) 

64)  UUy*  cyß  v^Lil  £  t.,yLftJL  Bülak  1294.  I:  13  und  470; 
II:   24  und   628;  III:  32  und  442  ppf    i Spitta.) 

65)  wJiJl  j  Ltojt  *J  iCP^ÜI  «UÜwoL^Jj  vy*  Vi  \\  j  C^\d  i-SyXJi . 
Cairo   (Mustafa  Efendi   Wahabi)    1294.     (Spitta.) 

66)  *a£ä-    üSj   *JL*J  KcLaJI    Jwsiy.     Büläk   1294.     (Spitta) 

67)  (**&  u$a  JUJ  ^L«J^  iUUJl  [jta\jö\  j  JLfÜ^ft  J4-3-. 
Büläk    1294.      154   pp. 

199   pp.     An<rek.  in   el-Gawäib   No.   822   vom   9   Ramadan    1293.     p.   7. 


108  Socin,  Arabien. 

Notiz  in  den  Gawaib  gelesen.  Wie  die  Medicin,  so  haben  über- 
haupt, im  Gegensatz  zu  dem  Wuchern  dieser  Literatur  in  Europa, 
die  modernen  Naturwissenschaften  noch  keinen  Eingang  im  Orient 
gefunden,  trotz  aller  Versuche,  dies  zu  bewirken.  Der  Orientale 
beschäftigt  sich  lieber  mit  Alchymie  —  beiläufig  gesagt  ein  Wort, 
das  Gildemeister69)  von  %v/iteia  herleitet  —  als  dass  er  seinen 
Landbau  nach  den  Regeln  der  heutigen  Agriculturchemie  ein- 
richtete 7").  Sogar  das  metrische  System  zu  lernen  wird  heute 
dem  armen  Fellahen  zugemuthet  71).  Aus  dem  Französischen  über- 
setzl  ist  eine  Schrift  betitelt:  Berechnung  der  (verschiedenen  in 
Aegypten  umlaufenden)  Münzen  nach  dem  grossen  Piaster  (der 
jetzigen  .Münzeinheit)  mit  Angabe  ihres  Gewichtes,  in  reinem  und 
gemischtem  Zustande,  nach  Kirat  u.  s.  w.u  72)  Die  verschiedenen 
Prägungen  des  ägyptischen  Piasters  enthalten  nämlich  nicht  gleich- 
massig  reines  Silber.  Eine  wissenschaftliche  Abhandlung  über 
alte  Gewichte  und  Maasse  hat  Sauvaire13)  hervorgezogen.  Ge- 
riani1*)  hat  eine  nautische  Karte  besprochen.  Bloss  aus  einer 
Notiz  in  der  Genne  entnehme  ich.  dass  ein  kleines  Werk,  vielleicht 
in  poetischem  Gewände,  über  arabische  Pferde  erschienen  ist75). 
Nachrichten  über  arabische  Pferde  erhalten  wir  ausserdem  durch 
einen  Aufsatz  von    TTpton16). 


69  i  Alchymie.     Von  J.    Gildemeister:  ZDMGk    1876.   Bd.   30.   p.   534—8. 

70)  ^-»Lj  ^JjS  üit,Jf  Jlc  U*a£JI  OtAxIiJ  £  NcU^l  \JLtJi^i 
^cuX^I  J»jt^Jf  gi\  r^ääJ!  x^s-.j  x>^Ui!  J,  \^\=?*  .  Cairo  (Wädi  en-nll) 
1204.      10    Piastor.      (Spitta.) 

71)  -Tx    s-ijui    X_jJUj|     -Y_JvL*iU    ^jw-oUuJ!    ^3    *>+Jo~*}\     ikJL^JUl 

^J   iui^>j.  JuCO  .U  .      Cairo   (Wädi   cn-nll  i    1294.     (Spitta.  i 

72i  N^iwO»    xIjJL^9    Lg-h»»  ic*}^    (JM^W    Ol5jXw-J!    K_ä_j_x_j 

Cairo  (Druckerei  Ibrahim  Päsä's)  1294.     24  pp.     (Spitta.) 

7,'ii  H.  SaMVaire.  On  a  treatise  ou  weights  and  measures .  by  Eliya. 
Archbishop   of  Nisibin:  JRAS.     N.  8.  IX.  p.  291—313. 

74)  Ant.  C'eriani.  Un  papiro  greco  del  162  AC.  e  un  portolano  arabo 
del  secolo  XIII:  R.  Instituto  Lombarde  Rendiconti.  Serie  II.  Vol.  IX.  fasc. 
15.   Milan..    1876       p.   582 — 585. 

Angezeigt   in   Genne    12.   Sept.    1876   i23   Sa-bän   1293V 

7»',  i  ()  S.  Production  chevaline.  Acclimatation.  Les  chevaux  arabes,  etudies 
dans  leur  pays  natal.  .Fräsers  Magazine.  —  Le  capitain  Roger  Upton  .  Ara- 
l.ian  Horses.  etc.):  Revue  britannique.  X»uv.  serie.  Tome  6.  Nov.  1876.  p.  5 — 58. 
—  Vgl.  auch :  Carl  Braeuer.  Sammlung  von  Gestüts-Brandzeichen  der  Staats- 
und Privatgestüte  Europa's  und  des  Orients.  Dresden  (Schönfeld)  1877.  —  rec. 
in  LC.   20.  Oct.   1877,  Sp.   1449. 


Sociri.  Arabien.  109 

Einen  kurzen  Abriss  von  der  Entwickerang  der  arabischen 
Astronomie  hat  Wolf17)  in  seiner  Geschichte  der  Astronomie  ge- 
geben. Der  hier  einschlagenden  Studien  GHirrUhers  ist  bereits  bei 
den  Jndaica  gedacht  wurden  (s.  oben  p.   90,  No.   168—170). 

Die  hohe  Bedeutung  der  arabischen  Geographen  ist  so  sehr 
gewürdigt  worden,  dass  uns  jetzt  -ehr  vieles,  was  vorhanden  i-t. 
gedruckt  vorliegt  Dazu  haben  hauptsächlich  Wüstenfeld  durch 
die  Vollendung  seines  Bekri 7t>)  und  dt  t >'"</>  durch  die  Beraus- 
Lrabe  des  so  ausserordentlich  wichtigen  Mukaddasi  ;:'i  jüngst  das 
.Meiste  beigetragen,  In  Italien  soll  Edrisi  Bü)  übersetzt  werden. 
Auf  die  arabischen  Geographen  hat  Meyners  cPEstrey*1)  die  fran- 
zösische geographische  Gesellschaft  aufmerksam  gemacht.  Ein  neues 
graphisches  Wörterbuch,  wohl  ganz  au*  europäischen  Quellen 
geschöpft,  wird  in  Beirut  compilirt82),  und  von  einem  in  Bulak 
gedruckten  Werke    ist    zu    vermuthen,    das*    es  geographische  An- 


77/  Geschichte  der  Wissenschaften  in  Deutschland.  Neuere  X>  il  XVI.  Bd. 
Herausgegeben  durch  die  historische  Commission  bei  der  königlichen  Academie 
der  Wissenschaften  zu  München.  Geschichte  der  Astronomie  von  Rudolf  Wolf 
München  (Oldenbourg)  1877  XVI,  815  pp  8.  Subscr.-Pr.  9,60  M.;  Einzelpr. 
12  M    —  rec.  \>>n  S.  in   LC    1878,  Sp    ."'17. 

7>  Das  geographische  Wörterbuch  des  Abu  'Obeid  'Abdallah  ben  'Abd 
el-'Aziz  el-Bekri  nach  den  Handschriften  zu  Leiden,  Cambridge,  London  und 
Mailand  herausgegeben  von  Ferdinand  Wüsten/eld  Erster  Band.  Göttingen 
(Dieterich)    1876.     8,  448  pp.      Zweiter  Hand  ebd.      1877.     4.  56,  417   pp.     8. 

Zusammen   36   M.      Auch   unter  d.  Titel  ^Ju^^i    *J>\jüJ*\    ~<   +2&JLA    v^JO 

So  ,  &.C  o,  o  ;-o  &«  ö  -  }  £  .. 

-l!       ,.TJ       JJtil     A*£      >~>!     >JL'!     A>*C     c\^sä£         -j|     wOj"^     JjlSÜ»-      .\^ääJ^ 

Jbü    sJü!    .\^>,    i:  «ii    i  c-X>Ji    ^oodX .    —    rec.    von    Th.    N.    in    LC. 

tj>  J  -j.  -v^        *^->     • 

22.  Dec    1877,  Sp.  1727 

7'.' i  Bibliotheca  geographorum  arabicorum  edidit  M.J.  de  Goeje  Pars  tertia 
Descriptio  imperii  moslemici  auctore  Al-Mokaddasi  Pars  Prior.  Lugd  Bat  (Brill) 
1876.  Pars  See.  ib.  1877.  Zusammen  VH,  498  pp.  8  11  tl  Auch  u.  d. 
Titel:  Descriptio  i.  mosl.  auctore  Schamso'd-din  Abu  Abdollah  Mohammed  ihn 
Ahmed  ibn  abi  Bekr  al-Banni  al-Bassch&ri  al  Mokaddasi  edidit  M.  J.  de 
froeje.  —  rec.  von  Tli.  X.  in  LC.  7  Juli  1877  Sp.  923.  —  Vgl.  .-1.  Sprenger 
Alte  Probleme  der  Erdkunde  und  deren  Lösung  durch  den  arabischen  Geo- 
graphen Mokaddasy:  Ausland   23.  Ocl    1876,  p.   845 

Sth  Traduzione  italiana  del  Compendio  di  Edrisi:  1US<  I  25.  April  1877. 
p    392. 

81)  Les   geographes    arabes    par   le  comte  Meyners  d'Estrey:  Bulletin  de 

la  societe  de  geographie.     October  1S76.  p.  368 — 387. 

LoL^>  ^*JlJ  jlbjt^  ^^ *X  cy*  ^!    '  ^  J&SÜ  J&  ^^ 

iOIäÄ  JyJ^wy«   f^^JL.»    {ZjJ^--      1:    lc|i".    1I:bis  ^«    geht    bis  j^- 

Beirut   1291.      Der   dritte  Theil  ist   genannt   in  Gawäib   24  Kein   el-awwal   1293 
No.  7  99.  p.   3. 


HO  Socin,  Arabien. 

gaben    über  Aegypten    enthalte  83).     Auch  das  Buch  von  Kibrit*4) 
ist  wohl  geographischen  Inhalts. 

Von  der  Geographie  gehen  wir  zur  Geschichte  über.  In 
SSdillot's8*)  kurzer,  in  trefflichem  Französisch  geschriebener  (Je- 
schichte  der  Araber  (zweite  Auflage)  sind  die  Ausführungen  über 
Geschichte  der  Wissenschaften,  besonders  der  Mathematik,  als 
wichtig  hervorzuheben.  Selbst  die  alte  Geschichte  der  Sarazenen 
von  OcJcley  ist  mit  Gibbon's*®)  entsprechendem  Abschnitt  in  einem 
Bande  vereinigt  wieder  aufgelegt  worden.  Freeman 87)  hat  kurz 
die  Eroberungen  der  Araber  behandelt.  In  mancher  Beziehung 
lehrreich  und  spannend  ist  Kremer's  bb)  zweiter  Band  der  arabischen 
Culturgeschichte  unter  den  Chalifen;  sein  kühner  Versuch  zeigt,, 
welch  ungeheueres  Gebiet  der  Detailforschung  noch  übrig  bleibt. 
Es  ist  von  Interesse,  dieses  Buch,  welches  auch  die  Schattenseiten 
der  arabischen  Cultur  nicht  verschweigt,  mit  Schachts  89)  poetisch 
warmer  Darstellung  des  arabischen  Lebens  in  Spanien  zu  ver- 
gleichen.     Mit    vorislamischen    Sitten    hat    sich    Rehatsek 9n)    be- 


BHläk    1294.     (Spitta). 

L>    "  v— '•  (_,  ••  "       -'  > 

t^j_Ju    ,j-»i-Jl  t^y+Hy+h    Cairo    (Mustafa    Ef.    Wahabi)     1294.       142    pp. 

(Spitta). 

85)  Histoire  generale  des  Ar  ab  es,  leur  empire,  leur  eivilisation,  leurs  ecoles 
philosophiques ,  scientifiques  et  littcraires  par  L.-A.  Sedillot.  Deux.  ed.  Paris 
(Maisonneuve)  1877.  Tome  I:  VII,  454;  II:  452  pp.  8.  15  fr.  —  rec.  von 
Weil  in  JLZ.   14.   April   1877,    p.   236   (No.   217);  von  Th.  N.  in  LC.   25.  Aug. 

1877,  Sp.   1172. 

86)  The  Chandos  Classics.  The  Saracens  their  history  and  the  rise  and 
fall  of  their  empire  by  Edward  Gibbon  and  Simon  (Jckley.  London  (Warne 
&  Co.)  o.  J.  450  pp.  8.  (Edward  Gibbon,  The  rise  and  fall  of  the  Saracen 
empire  p.  3  —  146;  Simon  ückley ,  The  history  of  the  Saracens  p.  147 — 439; 
Index.) 

87)  E.  A.  Freeman.  History  and  conquests  of  the  Saracens.  6  Lectures. 
Third  edition  with  now  prcface.     London  (Maemillan)   1877.     8.     3  sh.   6   d. 

88)  Culturgeschichte  des  Orients  unter  den  Chalifen.  Von  Alfred  von 
Kremer.  Zweiter  Band.  Wien  (Braumüller)  1877.  516  pp.  8.  12  M.  —  rec. 
von  Weil  in  JLZ.  26.  Mai  1877,  p.  329  (No.  305);  von  Görgens  in  Reusch's 
Theol.  Literaturblatt   14.  Jan.   1877,  Sp.   42;  von  St.  Lane  Poole  in  Ac.  2.  Febr. 

1878,  p.  92;  16.  März,  p.  228.  —  Vgl.  Hauptmomente  der  muslimischen  Cultur- 
geschichte. Dem  Herrn  V.  Kremer  nacherzählt  von  A.  Sprenger:  Ausland, 
27.  Aug.  bis  29.  Oct.  1877.  --  W.  Spitta.  Der  Orient  unter  den  Chalifen: 
DE.  Juni  1877,  p.  457—469. 

89)  Poesie  und  Kunst  der  Araber  in  Spanien  und  Sicilien.  Von  Adolf 
Friedrich  Grafen  von  Schach.  Zweite  vermehrte  Auflage.  2  Bände.  Stutt- 
gart (Cotta)   1877.     I:  XIV,  324  pp.;  II:  381   pp.     8.     9   M. 

90)  Sonic  beliefs  and  usages  among  the  Pre-Islamitic  Arabs,  with  notes  on 
their  Polytheism,  Judaism,  Christianity,  and  the  mythie  period  of  their  history. 
By  E.  Rehatsek:  JBBAS.   1876,  p.   162—212. 


Socin,  Arabien.  \\{ 

schäftigt,  Badger9*)  hat  über  das  Chalifat  geschrieben.  Osborn's 
Geschichte  des  Islam  ist  keine  befriedigende  Leistung"-).  Von 
wissenschaftlichen  Specialuntersuchungen  ist  Huart's  93)  Darstellung 
des  Ausgangs  der  Dynastie  der  Ilekanier,  welche  vom  Jahre  737 
— 835  d.  Fl.  i«n  arabischen  'Irak  mächtig  waren,  und  Guyard's*4) 
Abhandlung  über  Sinän,  den  Grossmeister  der  Assassinen,  namhaft 
zu  machen.  Zotenberg 9r')  hat  zur  Geschichte  der  Einfälle  der 
Sarazenen  in  Südfrankreich  einen  Beitrag  geliefert.  -  -  Unter  den  in 
arabischer  Sprache  erschienenen  Geschichtswerken  nimmt  unstreitig 
der  erste  Theil  von  Sackau'&  Birüni915)  den  ersten  Bang  ein;  die 
Herausgabe  dieses  wichtigen  Buches  erfordert  ausserordentliche 
und  vielseitige  Kenntnisse.  Eine  sehr  hübsche  Untersuchung  bat 
Rothstein  97J  über  einen  arabischen  Chronographen  angestellt.  Die 
pariser  Ausgabe  von  Mas'üdi's  9S)  goldenen  Wiesen  ist  nun  zu  ihrem 
Abschluss  gelangt;  Angaben  dieses  Schriftstellers  über  die  Slaven 
hat  Harhavy ")  hervorgezogen.  Die  Academie  des  inscriptions 
hat  die  Herausgabe  von  Ibn  el  Atir's  Geschichte  der  Atabeks  von 
Mosul  veranlasst l0U).     Das  literarhistorische  Werk  von  Ibn  el-An- 


91)  G.  P.  Badger.  Tho  preeedents  and  usages  regulating  the  Muslim 
Khalifate :  Nineteenth  Century,  August, 

92)  Ji.  D.  Osbom.  1)  Islam  ander  the  Arabs.  2)  Islam  ander  the  Khalifs 
ofBaghdad.  London  (Seeley)  1877.  410  pp.  8.  12  sh.  — ■  rec.  von  St.  Laue 
Poole  in  Ac.   25.  Mai   1878,  p.   457. 

93)  A.  Haart.  Memoire  snr  Ia  fin  de  la  dynastie  des  Ilekaniens:  JA. 
Sept.-Oet.  187G,  p.  316—362. 

94)  Un  grand  maitre  des  Assassins  au  temps  de  Saladin,  par  M.  Stanislas 
Guyard:  JA.  April-Juni  1877,  p.  324 — 489.  Auch  separat  unter  obigem 
Titel.  Paris  (Impr.  nationale)  187  7.  168  pp.  8.  —  rec.  von  Sprenger  iu  JLZ. 
15.  Juni   1878,  p.   360. 

95)  H.  Zotenberg.  Invasions  des  Visigoths  et  des  Arabes  en  France.  Suivi 
dune  etude  sur  les  invasions  des  Sarazins  dans  le  Languedoc,  d'apres  les  manu- 
scrits  musulmans.     Toulouse   1877.     47   pp.      S. 

96)  Chronologie  orientalischer  Völker  von  Albirüni.  Im  Auftrage  der 
Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft  herausgegeben  von  Dr.  (J.  tektuard 
Sachau.  1.  Hälfte.  Leipzig  (Brockhaus)  1876.  VII,  f».  pp.  4.  13  M.  — 
rec.  von  Sprenger  in  ZDMG.  1877,  p.  551;  in  LC.  9.  Juni  1877,  Sp.  785; 
von  Lerch  in  RR.   1877,  5,   12;  von  Guyard  in  JA.  Januar   1877,  p.   95. 

97)  JoJi.  Wilhelm  Ruthstein.  De  chronographo  Arabe  anonymo,  qui  codice 
bei'olinensi  Sprengeriano  tricesimo  continetur,  commentatio.  Bonnae  (Habicht) 
1877.     55   pp.     8.      1,50  31.—   rec.  von  Tb..  N.  in  LC.   23.  Juni   1877,  Sp.  858. 

98)  Macoudi.  Les  prairies  d'or.  Texte  arabe  et  •traduction  francaise  publies 
par  B.  de  Meynard.  Vol.  IX.  Index.  Paris  (Leroux)  1877.  VII,  376  pp.  8. 
7,50  fr.     Vgl.  Guyard  in  RC.  28.   März   1878,  p.   188. 

!»'.ii  Harkavy  nach  Macoudi  über  die  Slaven:  Bulletin  du  congres  inter- 
national des  Orientalistes  ä  St.  Petersbourg.     p.  48. 

100)  Recueil  des  historiens  des  croisades  publie  par  les  soins  de  l'Academie 
des  Inscriptions  et  helles  lettros.  Historiens  orientaux.  Tome  II.  2.  partie 
Paris  (Impr.   nationale)   1876.      fol.     Histoire  des  Atabecs  de  Mosul  par  Ihn  el- 

Athir  I.  394  pp.     30  fr.    Auch  unter  dem  Titel  uiJL«   KxXjLj^S!    'äJjcNJS    -^Jji-J 

j-o j)   ,-y^   J^jOfc^-ii    (Texte  et  trad.  par    W.  Mac  Guckin  de  tSlane). 


U2  Socin,  Arabien. 

bäri101)  über  arabische  Gelehrt  engeschichte  ist  ein  sehr  werthvolles 
Buch.  In  Cairo  scheint  die  Zeitung  Rödat  el-ahbär  die  löbliche  Sitte  zu 
befolgen,  als  Feuilleton  historische  Werke  abzudrucken.  Nach  Mit- 
teilung von  Dr.  Spitta  ist  ein  solches  Feuilleton,  welches  die  Geschichte 
Ägyptens  unter  Muhammed  'Ali10'2)  schilderte,  auch  Separat  erschie- 
nen, und  derselben  Quelle  verdanken  wir  die  Nachricht,  dass  jetzt 
Ahlwardt's  Fahri  in  jener  Zeitung  nachgedruckt  werde.  Nur  aus 
gelegentlichen  Notizen  erfahren  wir,  dass  im  Orient  neuerdings 
eine  Geschichte  der  Griechen  ,03),  eine  Geschichte  Syriens  1,l4j  und 
eine  Geschichte  Jerusalems  105)  die  Presse  verlassen  hat. 

Mit  dem  regen  Streben  nach  Durchforschung  der  arabischen 
Literatur  hält  die  Bearbeitung  von  Hilfsmitteln,  welche  solche 
Arbeiten  erst  möglich  machen,  Schritt.  Lane's  10ti)  Wörterbuch 
ist  nun  bis  zum  Buchstaben  ^_*  vorgeschritten  ;  der  neue  Heraus- 
geber dieses  grossartigen  Werkes  hat  dem  Unternehmer  desselben, 
seinem  verstorbenen  Oheim,  in  der  Vorrede  zu  diesem  sechsten 
Bande  einen  warmen  Nachruf  gewidmet107).  Während  sich  alle 
unsere  arabischen  Wörterbücher  an  die  Originallexica,  welche  uns 
mit    grosser  Strenge   nur  den   classischen  Sprachschatz   überliefern, 


101)  ä._^_j!  öUüLj  ,j^MJi  boifl  oLpaI^  ^  LJ^i  )&iä  uUi'' 
Lc-.  c ..  ..       ej^-  •  <_, -j   ■>>  lj— • -> 

övv     K-a-av   gyL*.$\    ^5  .Lo"^!    iA*^    ,-»J    ^-*S>J|    A_*..C    CjIS'.aJ!  .      Cairo 

(Druckerei  Ibrahim  Päsä's)   1294.  lithogr.     491  pp.     8.     (Spitta.)     Vgl.  H.  Haifa 
VI.  Bd.,  p.   322,  No.   13GG7. 

102)  L£ij  Ulai  Lab  cJLc  cX.*^  ^ySy^\  HA^  -*a<o  ¥*&]**  u/ütf' 
i^lXäs!  i3j.äxv.J!  j.jI  ,^ÜäJI  /*■£".,  iU~>.J  *A>5  tXJL^*  ^ .  Cairo.  Wädi 
en-nll   1294.      8  Piaster.     (Spitta). 

103)  vJi— **_**    i^lXÄÜ    i_5.X*jJ>      ->^j.>   v-Ä-JiJ'  ^Ijj-Ji   £y,lj' 

In  Beirut  neu  gedruckt  nach  Gfawäib  No.  842.    24  Muharrem  1294.    Vgl.  ZDM6., 
Bd.    31,  p.  XXX. 

KU)  X.j,».av    ^o.Lj   ^    *JyJ^JI    0*Äju5    Beirut,     Matba'at   el-ma'arif. 

105)  OU.ÄvJI    [  y-c\Äj|    ^n-j,Lj   Beirut.     Matba'at  el-ma'ärif. 

106)  E.  W.  Lane.  Arabic  English  Lexieon,  derived  from  tbe  best  and 
most  copious  Eastera  sources,  coinprising  a  very  large  colleetion  of  words  and 
significations  omitted  in  the  Kämoos,  with  Supplements  to  its  abridged  and  de- 
fective  explanations ,  ample  grammatical  and  critical  comments  and  numerous 
examples  in  prose  and  verse.  Vol.  I.  Part  6  edited,  with  a  memoir,  by  Stanley 
Lane  Pooie.  London  (Williams  &  Norgate)  1877.  pp.  XXXIX.  2221—2475. 
4.     25  sb.  —  rec.  von  II.  Derenbourg  in  RC.  2G.  Januar  1878,  p.  57. 

IhTi  Auch  separat  u.  d.  T.:  The  Lifo  of  Edward  William  Lane.    By  Stanley 

Lane  Poale.    London  (Williams  and   Norgate)   1877.      140  pp.      8.      7   sli.   G   d. 

-    rec.   von    G     P.   Badger    in  Ac .    2  1.   Nov.  1877,    p.  483;   Saturday  Review 

9.  März   1878,  p    313.  —   Vgl.  Trübner's  Record   X.  p.   141:  ZDMG.   187G.  Bd. 

30,  p.   G12   =  Times    15.   Augusl 


Socia,  Arabien.  U3 

anschliessen.  hat  Dozy  108)  nun  begonnen,  seine  reichhaltigen  Nach- 
träge aus  dem  Spanisch-Arabischen  und  der  Volkssprache  zu  ver- 
öffentlichen. So  empfindlich  auch  die  Lücke  war,  welche  dieses 
Buch  auszufüllen  bestimmt  ist,  so  ist  doch  noch  ein  weiter  Spielraum 
für  fernere  Nachträge  sowohl  als  für  schärfere  Begriffsbestimmungen 
übrig.  Mit  Recht  hat  jedoch  de  Goejeu>9)  das  neue  Wörterbuch 
in  Schutz  genommen.  Wer  die  genannten  Wörterbücher  zu  Rathe 
zieht,  muss  ganz  besonders  dankbar  sein,  dass  das  Arabische  darin 
in  einer  modernen  Sprache  wiedergegeben  ist:  denselben  Vorzug 
vor  Freytag  theilt  das  Wörterbuch  des  Classisch-Arabischen  von 
Cherbonneau  no)  und  das  nur  in  sehr  eingeschränktem  Sinne  „neu- 
arabisch-deutsches"  Wörterbuch  zu  betitelnde  Buch  Waltn>iuit<l'*xl1). 
Von  einzelnen  Arbeiten  zur  Geschichte  der  arabischen  Lexico- 
graphie  ist  ausser  den  Schriften  von  Ta'lab112)  und  el-Asma'i  u3), 
deren  Ausgaben  mit  besonderer  Genauigkeit  durch  Thorbecke 
recensirt  wurden,  nur  ein  sehr  schöner  vocalisirter  Cairenser  Druck 
von  Ta'älebi's  1U)  Fikh  el-luga  zu  erwähnen.  Was  Grammatik 
betrifft,  so  greifen  wir  gern  auf  Müllers,  Ausgabe  von  Casparillb) 


108)  Supplement  aux  dictionuaires  arabes  par  R.  Dozy.  Leide  (E.  J. 
Brill)  1877.  1.  üvr. :  IV,  1—240;  2.  livr.:  '241  —  424  (_,1>J>)  pp.  8.  Zu- 
sammen 15,90  fl.  —  Vgl.  M.  Amari.  II  Ducange  arabico:  Nuova  Antologia 
di  Scienze.     November  1877,  p.   608 — 613. 

109)  St.  Lerne  Poole.  Arabic  dictionaries :  Ac.  6.  Oct.  1877,  p.  345 — 346; 
M.  J.  de  Goeje:  ebds.  27.  Oct.,  p.  411. 

110)  Dictionnaire  arabe-francais  (langue  eerite)  par  Aug.  Cherbonneau. 
Paris  (Impr.  nationale)   1876.     Tome   I:    1—599;    Tome    II:  600—1436  pp.     8. 

111)  Adolf  Wahrmund ,  Docent  der  k.  k.  Universität  Wien.  Hand- 
wörterbuch der  neu-arabischen  und  deutschen  Sprache.  Bd.  1.  Neu-arabisch- 
deutscher Theil.  Zweite  Abtheilung.  Zweite  Hälfte.  Giessen  (Ricker)  1877. 
XVI,  401—1240  pp.  8.  20  M.  —  rec.  in  LC.  16.  Febr.  1878,  Sp.  224;  von 
Prym   in  JLZ.  27.  April  1878  (No.   259),  p.   258. 

112)  Ta'labs  Kitäb  al-FasTh  (^*j*a.2.}\\  nach  den  Handschriften  von  Leiden. 
Berlin  und  Bom  herausgegeben,  mit  kritischen  und  erläuternden  Noten  versehen 
von  J.  Barth.  Leipzig  (Hinrh-bs)  1876.  63,  vö  pg.  8.  6  M.  —  rec.  von 
Prym  in  JLZ.  10.  März  1877  (No.  143),  p.  151;  von  Thorbecke  in  ZDMG. 
1877,  Bd.  31.  p.   169—173;  von  St.  L.  Poole  in  Ac,   7.   Oct.   1876,  p.   364. 

113)  Kitäb  al-Fark  von  Al-Asma'i,  herausgegeben  von  Dr.  David  H. 
Müller.  Wien  (Gerold)  1876.  56  pp.  8.  0,80  M.  (Sitzungsberichte  der  k. 
Ak.  d.  W.  zu  Wien.  LXXXIII.  Bd.,  S.  235.)  —  rec.  von  H.  Thorbecke  in 
ZDMG.   1877,  Bd.  31.  p.   173—177;  von  Gr.  in  LC.   1878,  Sp.    150. 

114)  ,  _j|    ,  cotJU!    Jj*i\    s_ÖjJlj    ioo.xJi     ,-w»    XJtJJl    \_Ä_5    V->Uü" 

-JlxiJi  kX*^   ü^JUJt  t\x£  jy*2^*   Cairo  °-  D     '1j    ^v'  PP-     8- 

115)  C.  P.  Caspari's  arabische  Grammatik.  Vierte  Auflage,  bearbeitet 
von  August  Müller.  Halle  (Waisenhaus)  1876.  XI,  444  pp.  8.  15  M.  — 
rec.  von  Prym  in  JLZ.   23.  Sept.   1876   (No.   527),  p.   608. 

Jahresbericht  1S7G-1S77      Heft  II.  8 


114  Socin,  Arabien. 

zurück;  von  dem  Dasein  einer  schon  1874  erschienenen  Grammatik 
Palmers  u6)  habe  ich  erst  durch  Guyard 's  Kritik  Kunde  erhalten. 
Ein  in  mancher  Hinsicht  interessantes  Büchlein  über  arabische 
Laut-  und  Partikellehre  ist  mir  aus  Cairo  zugekommen117).  Jahns 
Unternehmen,  die  Herausgabe  des  Commentars  zum  Mufassal  (dessen 
Text  neu  gedruckt  wird)118)  von  Ibn  Ja'is.  wird  nun  mehr  und  mehr 
auch  neben  der  in  nahe  Aussicht  gestellten  Ausgabe  des  Sibaweihi119) 
als  überaus  nützlich  anerkannt  l20)  und  hätte  kaum  mehr  der  In- 
schutznahme Fleischers  bedurft.  Einige  Bemerkungen  hat  Fleischer 
ferner  an  Trumpps  Herausgabe  der  Agrümije121)  geknüpft:  in 
Cairo  erscheint  wohl  jährlich  eine  neue  Auflage  dieses  beliebten 
Lehrbuchs1"22).  7m»^>/> 123)  hat  seine  arabischen  Studien  weiter- 
geführt  und   von  Fleischer 124)  haben  wir  eine  fünfte  Fortsetzung 


116)  A  Grammar  of  the  Ärabic  Language  by  E.  H.  Palmer  M.  A.  Fellow 
of  St.  Jolm's  College  and  Lord  Almoner's  Reader  and  Professor  of  Ai\abie  in 
the  University  of  Cambridge.     London  (Allen)   1874.     XIX,  414  pp.     8.     18  sh. 

—  rec.  von  St.   Guyard  in  JA.  Xov.-Dec.   187G,  p.   536. 

117)  pUfrN  pLo^U  4J-*Ji  f$S  iL»-*-*  £  yo'il  j$>y>-  ujü' 
j\i    +L*i\  qJ      Jks.  qJ    qJiAJ5  s^c   |»Lo^|  ^lXJJj    _^LsJb    .jg&.»il 

Jb.'bl    0^3?   qJ    ^jlXJI  .     Cairo  (Wädi  en-nll)  1294.     214  pp.     8.     (Spitta.) 

118)  Fleischer.  Eine  neue  Auflage  von  Broch's  Mufassal:  ZDMG.  Bd.  31, 
1877,  p.  795. 

119)  Derenbourg:  Bulletin  du  congres  intern,  de  St.-Petersbourg,  p.  49. 

120)  Ibn  Ja'is  Commentar  zu  Zamachsari's  Mufassal.  Nach  den  Hand- 
schriften zu  Leipzig.  Oxford,  Constantinopel  und  Cairo  auf  Kosten  der  Deutschen 
Morgenländischen  Gesellschaft  herausgegeben  von  Dr.  G.  Jahn,  Oberlehrer  am 
Koellnischen  Gymnasium  in  Berlin.  Heft  1,  p.  I — II..  Leipzig  (Brockhaus)  1876. 
Heft  2,  ebds.   1877,   p.   Hl— |*T. ;  Heft  3.  ebds.   1877,  p.  |*ti— fA.     4.     ä  12  M. 

—  rec.  in  LG   1877,  No.  25,  Sp.  826;  von  Fleischer  in  ZDMG.    1876,  Bd.  30, 
p.   390.        1877.  Bd.   31,  p.   180. 

121)  Bemerkungen  zur  arabischen  Grammatik.  Von  Prof.  Fleischer:  ZDMG. 
1876,  Bd.  30,   p.  487—513. 

122)  OiJü'  tJ*Jd>  ,Js*>  iLy0j->-^i  ^Xx  J^c  ^L&xJi  _-&  uUi' 
A*^5  v^äjJLj  rytr*^  i3  Vj^^  ci"C  *Ä$-*N  i^JuJu&S}  L-jJLv'b'l  v^ÄxiiJL» 
ij;<Axs!       _^*ol  .     Cairo  (Wädi  en-nll)   1294.     6x/2  Piaster.     (Spitta). 

123)  Trumpp.  [I.]  Die  passive  Construction  im  Arabischen.  II.  lieber  die  Con- 

stxuction    von     .1   und    ..I    und   deren    Unterschied.      Sitzung  der    philos.-philol. 

(lasse    der    bayer.   Akad.    vom    5.   Mai    1877.      Heft    2,    p.  87  — 162,    auch    bes. 
paginirt  ersch.    —    rec.  von   Nöldeke  in  ZDMG.   1877,  Bd.  31,  p.  769. 

124)  Fleischer.  Beiträge  zur  arabischen  Sprachkunde ;  fünfte  Fortsetzung  : 
Berichte  über  die  Verhdl  d.  K,  S.  Ges.  d.  \V.  zu  Leipzig.  Phil.-hist.  Classe 
L876.      Leipzig   1877,  p.  44—109. 


Socin,  Arabien.  1 15 

seiner  Beiträge  erhalten,  die  seinen  Schülern  wiederum  vor  Augen 
führen,  wie  auch  sie  stets  aus  dem  Vollen  schöpfen  sollten.  In 
einem  Briefe  an  Fleischer  weist  Goldziher  125)  auf  die  Sprach - 
pfailosophie  der  arabischen  Grammatiker  hin.  Die  Uebungs-  und 
Elementarbücher  von  Machtet 126— 127)  werden  als  nützlich  be- 
zeichnet; auch  enthalten  sie  einiges  Material  zur  Kenntniss  der 
algerischen  Vulgärsprache.  Cottoris  arabisches  Elementarbuch  hin- 
gegen scheint  unbrauchbar  zu  sein  128).  Als  ein  wesentliches  Hilfs- 
mittel beim  Unterricht  würden  wir  die  trefflich  systematisch  an- 
gelegte umfangreiche  arabische  Chrestomathie  von  Girgas  und 
Rosen  l29)  begrüssen,  wenn  nicht  das  Glossar,  welches  ihr  demnächst 
beigegeben  werden  soll,  in  rassischer  Sprache  erschiene ;  immerhin 
wird  sie  das  Studium  des  Arabischen  in  Russland  heben  helfen, 
und  einige  neue  Texte  macht  sie  auch  uns  zugänglich. 

Für  die  Kenntniss  der  arabischen  Volkssprachen  ist  nur  sehr 
wenig  geschehen.  Eine  dritte  Auflage  von  Neuphal's130)  arabisch- 
französischem Conversationsbuch  ist  wegen  der  darin  enthaltenen 
Sprichwörter  von  Werth.  Mit  dem  maltesischen  Dialekt ,  dessen 
Formen  von  allen  mir  bekannten  am  meisten  von  denen  der  clas- 
sischen  Sprache  abweichen,  hat  sich  Sandreczki131)  beschäftigt  und 
einige  Volkslieder  erklärt. 

Zum  ersten  Mal  hat  nun  Guyard133)  die  schwierige  Aufgabe 


125)  Aus  einem  Briefe  des  Herrn  Dr.  Goldziher  an  Prof.  Fleischer : 
ZDMG.   1877,  Bd.  31,  p.  545— 54<J. 

126)  L.  Machuel.  Une  prerniere  annee  d'arabe  a  l'usage  des  classes 
elementaires  de  l'Algerie.  Alger  1876.  VIII,  126  pp.  12.  —  reo.  von  B.  M. 
in  JA.   Oetober  1876,  p.   375. 

127)  Manuel  de  l'arabisant  ou  recueil  de  pieees  arabes,  par  L.  Machuel, 
professeur  d'arabe  au  Lycee  d'Alger.  pe  partie.  Alger  (Jourdan)  1877.  6  fr. 
—   ree.  von  B.  M.  in  JA.  Februar-März   1877,  p.   259. 

128)  General  A.  Cotton.  Arabic  Primer,  consisting  of  180  Short  Sentences 
containing  30  Primary  Words,  prepared  according  to  the  Vocal  System  of 
studying  Languages.  London  (Trübner)  1876.  36  pp.  8.  2  sh.  —  rec.  von 
St.  L.  Poole  in  Ac.  31.  März  1877,  p.  276;  von  Weil  in  JLZ.  21.  Juli  1877 
(No.  429),  p.  459. 

129)  ApaocKafl  xpecTOMariH.  Codam-ra  3KCTpaopÄ.  npoibeccopi.  B. 
0.  rnpraci.  h  ;I,oiieim.  ßapont  B.  P.  PoaeHt.  Bhuvck-b  BTopoft.  CaHKT- 
neTepoyprt.  Tnnorpa^ia  IbuiepaTopcKoft  AKaAesihi  HayKb.  1876.  Auch 
u.  d.  arab.  Titel  &-a_*Ji  xs.xa     ^^-^  &Af-^    X£j-»J>US.  20,  öa.  pp.     8. 

130)  Guide  de  conversation  eu  Arabe  et  en  Francais.  Par  Georges  No- 
fal.  Troisiüme  edition  revue ,  con-igöe  et  considerablement  augmentee.  Bey- 
routh   1876.     XXXI,  652    pp.     8. 

131)  Die  Maltesische  Mundart,  Von  Dr.  C.  Sandreczki.  ZDMG.  1876, 
Bd.  30,  p.    723—737. 

132)  S.  Guyard.  Theorie  nouvelle  de  la  metrique  arabe  precedee  de 
considerations  generales  sur  le  rhythme  naturel  du  language:  JA.  I.  Mai — Juni 
1876,  p.  413—579;  II.  ebds.  Aug.— Sept.  1876,  p.  101—252;  HI.  ebds.  Oct. 
1876,  p.  285—315.  —  Auch  separat  u.  o.  T.  Paris  (Leroux)  1877.  350 
pp.  8.  Ferner:  Nachtrag  in  RC.  16.  Juni  1877,  p.  388—390;  JA.  August- 
September  1877,  p.  97 — 115.  —  Vgl.  auch  Barbier  de  Meynard  in  RC.  1877, 
No.  6,  p.  89;  Palmer  in  Ac.  18.  Mai  1878,  p.  443. 


\\Q  Socin,  Arabien. 

unternommen,  die  arabische  Metrik  einer  eingehenden  wissenschaft- 
lichen Prüfung  zu  unterwerfen. 

Die  Metrik  führt  uns  zur  Besprechung  dessen,  was  in  jüngst- 
vergangener Zeit  für  die  Kenntniss  der  arabischen  Poesie  geschehen 
ist.  Referent  selbst  hat  in  Verbindung  mit  Prym  und  Thorbecke 
über  die  Herausgabe  der  Diwane  von  Näbiga,  'Urwa,  Hätim,  'Al- 
kama  und  Farazdak,  welche  Amin  cz-Zptüni 133)  mit  mehr  oder 
weniger  Berechtigung,  doch  jedenfalls  mit  geringem  Aufwand  an 
kritischem  Scharfsinn  besorgt,  hat,  weitläufig  Bericht  erstattet,  Eine 
eingehende  Kritik  von  FrenkePs  Edition  des  an-Nahhäs  zur  Mu'al- 
laka  des  Imru'ulkais  durch  Thorbecke  134)  ist  hier  ebenfalls  hervor- 
zuheben. Von  alter  Poesie  sind  sonst  bloss  noch  Sloane's  135) 
und  Li/all's  136)  Arbeiten  über  Lebid,  des  letzteren  Uebersetzungen 
aus  der  Hamäsa  i37)  und  eine  neue  Uebersetzung  von  'Antar's 
Mu'allaka  zu  erwähnen138).  Ob  der  Dichter  Beim  eddin  Zoheir  in  der 
That  eine  Ausgabe  in  äusserlich  so  glänzendem  Gewände  verdient 
hat",  wie  sie  ihm  durch  Palmer139)  zu  Theil  geworden,  scheint 
einiarermassen   fraglich.      Von  bedeutenderem   inneren  Werthe  sind 


133)     gi\    rHjjJ^  *>£>--&  %J>    -iLoiÄJi  ÄjbUil  r)[?t^  CT"-5^  t*-"-*^ 

J^s^aJ!  K+äJlc  rjjj^  r^*"^  fr*"  £■?  l5^'  (*"3'L:>"  oi?--^  «s**&*Jl 
i3&yj$     .  i^jj.  Cairo  (el-matba'a  el-wahabije)  1293.     200  pp.     8.  —  Vgl.  Die 

Diwane  der  Dichter  Näbiga,  'Urwa,  Hätim,  'Alkama  und  Farazdak.  Von  A. 
Socin.  Mit  Beiträgen  von  E.  Prym  und  H.  Thorbecke:  ZDMG.  1877,  Bd.  31, 
p.  6C7— 715. 

134;  An-Nahhäs'  Commentar  zur  Mu'allaqa  des  Imru'ul-Qais  herausgegeben 
von  Dr.  E.  Frenkel,  Halle  (Lippert)  1876.  XIV,  63  pp.  8.  4  M.  —  ree. 
von  U.   Thorbecke  in  ZDMG.   1877,  Bd.   31,  p.   177—180. 

135)  The  poet  Lebid,  his  life,  times,  and  fragmentary  writings  (disscrtation) 
by  William  J.  M.  Sloane.     Leipsic  (Breitkopf  and  Härtel)    1877.     38  pp.     8. 

136)  The  Mo'allaqah  of  Lebid,  with  tho  life  of  the  poet  as  given  in  tbe 
Kitäb-el-Aghäni.  —  By  C.  J.  Lyall:  JASB.  Vol.  XLVI,  Part  I,  No.  I.  —  1877, 
p.  61—96. 

137)  Threo  Translation»  from  the  Hamaseh.  —  By  C.  J.  Lyall:  JASB. 
Vol.  XLVI,  Part  I,  No.  II.  —   1877,  p.   168—173. 

138)  In  E.  H,  Palmer.  The  song  of  the  Keed  and  other  pieees.  London 
(Trübner)  1877.  VIII,  200  pp.  8.  5  sh.  —  ree.  von  Weil  in  JLZ.  14.  April 
1877   (No.  218),  p.  288. 

139)  The  poetical  works  of  Behä-ed-din  Zoheir  of  Kgypt.  With  a  metrical 
english  translation ,  notes ,  and  introductiön  by  E  H.  Palmer.  M.  A.  Edited 
for  the  syndies  of  the  University  Press.  Vol.  1.  Arabic  text.  Cambridge  1876. 
T.f  pi).  4.  —  Vol.  II.  Knglish  Translation.  Cambridge  1877.  XXXI,  339 
pp.  4.  Zusammen  25  sh.  0  d.  —  rec.  von  (Juyard  in  JA.  April — Juni  1877, 
p.  5:5:5;  von  St.  Lanc  Poole  in  Ac.  7.  Oct,  1876,  p.  363;  1.  Deeember  1877, 
p.   515;  Saturday   Review    16.  Juni    1877,   p.   7:57. 


Socin,  Arabien.  117 

die  Gedichte  des  Abul-'ala  el-Ma'arri,  von  denen  Kremer  140)  einiges 
Interessante  veröffentlicht  hat.  Ein  mauriseh-apokrvphisches  Ge- 
dicht hat  LargeauliV)  übersetzt;  im  Orient  selbst  ist  eine  arabische 
Recension  von  Megnün  Leila142)  und  eine  Gedichtsammlung  von 
Meräs1*9)  erschienen.  Von  Riickcrt's  Makamen  -  Kunstwerk  144) 
liegt  eine  fünfte  Auflage  vor. 

Von  den  sehr  zahlreichen  Unterhaltungsbüchern,  Erzählungen, 
Räuberromanen  und  dei'gleichen ,  welche  die  arabische ,  türkische 
und  persische  Presse  jedes  Jahr  auf  den  Markt  bringt,  erreicht 
uns  nur  Weniges.  Diese  Literatur  ist  von  culturgeschichtlichem 
Interesse,  besonders  da  es  bisweilen  fast  scheinen  möchte,  dass 
moderne  Uebersetzungen  von  Werken  Eugene  Site's  145)  mehr  An- 
klang  fänden  als  der  alte  orientalische  Ritterroman,  wie  Du'ljezen  14G) 
oder  Auszüge  aus  Tausend  und  einer  Nacht 147).  Von  letzterer  ist 
die  treffliche  Lerne' sehe  148)  Uebersetzung  nicht  bloss  wegen  ihrer 
Illustrationen  mit  Recht  berühmt,  sondern  für  uns  besonders  auch 
wegen  ihrer  vorzüglichen  Anmerkungen  wichtig,  und  haben  wir  uns 


140)  Philosophische  Gedichte  des  'Abü-1'ala  Ma'arri.  Von  A.  von  Kremer: 
ZDMG.    1877,  Bd.   31,   p.   471—483. 

141)  La  vengeance  d'Ali.  Poeme  arabe.  Traduit  par  Victor  Larrjeau. 
Public  par  les  soins  de  Gustave  Revillod.  Geneve  (Fick)  1875.  X,  253  pp. 
8.   —  rec.   von  St.  L.  Poole  in  Ac.    7.  Oct.    1876,   p.  364. 

142)  j^&JI     rjJUf    qj!    j^aS    vJwljJl    ^^JS     vJLÄl*J|    C)^-p 

^tjJl  rX.J  ^j|  f\Ji\  £*£>  SL^dbJl  J^  0ykSUi.  Büläk  1294 
76   pp.      8.     (Spitta.) 

143)  ,JL>\Ji  (j£»t_X  (Jw.xavJ.5  j^5»-«Jl  ,xUi  ,-^_jJp  L^*.i.  öLdi . 
Beirut  (Matba'at  el-ma'ärif).      i^fl  pp. 

144)  Die  Verwandlungen  des  Abu  Seid  von  Serug,  oder  die  Makamen  des 
Hariri.  Von  Friedrich  Rückert.  Fünfte  Auflage.  Stuttgart  (Cotta)  1877. 
—   Vgl.  B.  zur  AAZ.   10.  October   1877,  p.   4249. 

145)  y^H  £j*xJ>5t    ^buJI    v^Ä-xJLi'   0Uix^Ji     sy<3jö  (j*^    oU*" 

^ß*^>  rr^-5*  ^^r*"^"^  K^->.J  -a£*SJ|  ^_£jL*ü-jül .  Beirut  (Matba'at  el- 
ma'ärif)  1874.  203  pp.  8.  Vgl.  Eugene  Sue,  le  morne  aux  Diables.  Paris 
1842   und  48.     2   vol.     8. 

146)  jjrO  ,.-J  ^A>^  CT^"^  A^  ^"^  L^!^5  O"*"-^  LTj'^  *J&" 
r,;j.  Büläk  1294.  Bd.  I:  68;  II:  75;  III:  79;  IV:  75;  V:  69;  VI:  72;  VII : 
88^;  VIII:  71;  IX:  64;  X:  75;  XI:  79;  XII:  74;  XIII:  67;  XIV:  56;  XV:  66; 
XVI:   68;  XVII:  66  pp.     4. 

147)  Conte  d'Ahoukir  et  d'Abousir.  Texte  arabe  et  traduetion  par  J. 
Kichert.     Alger  1876.     fl  pp.     8. 

148)  E.  W.  Lane.  The  thousand  and  one  nights,  commonly  called  in 
England  Arabian  nights'  entertainments.  Illustrated  from  designs  by  W.  Harvey. 
New  edition  from  a  copy  annotated  by  the  translator.  Edited  by  E.  St.  Poole. 
3  vols.     London  (Bickers)   1877.     31   sh.   6   d. 


113  Socin,  Arabien. 

über  den  verbesserten  Neudruck  derselben  zu  freuen.  Ein  durch 
Gatafago 149)  herausgegebenes  Erzählungsbuch  scheint  nicht  auf 
acht  orientalischem  Boden  gewachsen  zu  sein ,  sondern  klingt  an 
europäische  Stilmuster  an.  Eine  französische  Uebersetzung  einer 
arabischen  Erzählung150),  sowie  eine  Notiz  Siegfried' 's  nach  einer 
Geschichte  in  Kosegarten's  151)  arabischer  Chrestomathie  ist  alles, 
was  ich  hier  noch  zu  erwähnen  habe. 

Der  letzte  Theil  meines  Berichtes  umfasst  das,  was  die  Araber 
Adab  nennen,  zugleich  das,  was  wir  Varia  betiteln  könnten.  Dazu 
können  wir  namentlich  die  im  Orient  immer  mehr  und  mehr 
Wichtigkeit  gewinnende  Zeitungsliteratur  rechnen.  Für  dieses  Mal 
greifen  wir  aus  derselben  nur  einige  wichtigere  periodische  Blätter, 
welche  auch  wissenschaftlich  verwerthbare  Notizen  bringen,  heraus : 
die  in  Constantinopel  in  arabischer  Sprache  erscheinenden  Gawaib 
(17.  Jahrg.),  redigirt  von  Ahmed  Färis ,  die  Zeitungen  Butrus 
Bistäni's  el-Genne  (8.  Jahrg.)  und  el-Ginän  und  die  in  Cairo  viel- 
gelesene Rödat  el-ahbär.  Selbst  in  London  ist  ein  solches  Blatt 
von  Dr.  J.  L.  Säbmijie  gegründet  worden  152).  Dasselbe  soll  ge- 
legentlich auch  persische,  türkische  oder  Hindustani-Artikel  bringen. 
Ueber  die  von  Hassomilbz)  herausgegebene  Zeitung  Mar'ät-ul- 
ahwäl  berichtet  die  Academy.  Noch  ist  zu  bemerken ,  dass  die 
Redaction  der  erwähnten  Gawä'ib  lft4)  einzelne  Artikel  bandweise 
zusammenzustellen  pflegt..  Die  arabischen  Zeitungen  mögen  noch 
so  vieles  aus  abendländischen  Quellen  geschöpftes  und  somit  ihren 
Lesern  theilweise  unverständliches  Material  enthalten ,  dennoch  ist 
der  Umstand  ihres  Ueberhandnehmens  ein  Zeichen  für  einen  ge- 
wissen Drang  nach  Bildimg.  Auch  die  Encyklopädien ,  die  jetzt 
sogar  im  Orient  in  Schwung  kommen,  enthalten  manches,  was  der 
Orientale  kaum  zu  erfahren  nöthig  hat;  sie  erfüllen  aber,  sowohl 
die    von   Butrus    Bistänilbb)    herausgegebene    als    das    historisch  - 


149)  The  autobiography  of  tho  Constantinopolitan  story-teller  ed.  by  J. 
Catafago.     London    (Quariteh)    1877.     VI,   PvS*'  pp.      12. 

150)  L'epoux  le  plus  puissant  du  monde,  anecdote  arabe:  Melusine  15  August 
1877.     Extrait  do  la  Revue  Orientale  5e   annee  N.  55. 

151)  C.  Siegfried.  Eine  arabische  Kreuzigungsgeschichto :  Jahrbücher  für 
protestantische  Theologie   1877,  III. 

152)  Namens  iÜL<vJ! .     Vgl.  Triibner's  Itccord  XI,  p.   20.     ZDMG.    1877, 

Bd.   31,  p.  XXXVII. 

153)  A  journalistic  euriosity:  Ac.  4.  November   1876,  p.  452. 

154)  wo^  oL^UL^s  J,  ^oLiJi  yS.  Stambul.  Vgl.  Bücher- 
Verzeichniss  von  Karl  Trübner.  XI.  Arabische,  pers.  und  türk.  Drucke.  Strass- 
burg  1874.  p.  23.  No.  200.  Nun  Band  5  nach  CJawaib  No.  888,  27  Sa'bän 
1294  (5.  Sept.   1877),  p.  2. 

So 

155)  0,l*4-H    3jj|^  V-Att'.   Encyclopedie  arabe.    JjJ  fix-  (jNyAü  y^^ 

^JÜO*»J|   (j*J<2i    ^LuJf  v^ÄjJLj    ^JU-Wj   q.5.      1.  Bd.      Beirut   1876.     q-, 


Socin,  Arabien.  U9 

statistische  Wörterbuch  von  Selim  Gibrail  el-Hüri  und  Selim 
Mthä'il  Sahhäde1^6),  unstreitig  eine  gewisse  culturhistorische  Mission. 
Wohl  sind  sie  vorläufig  nur  für  gewisse  Classen  der  Bevölkerung 
berechnet,  während  ein  anderer  Theil  derselben  sich  gern  noch 
der  älteren  Adab-Literatur  zuwendet.  Für  letztere  ist  durch  den 
Druck  des  trefflichen  'Ikd  el-ferld  von  Ibn  'Abd  rabbihi 157),  der 
goldenen  Halsbänder  von  Zamahsari  158)  und  anderer  Werke  gesorgt. 
Die  goldenen  Halsbänder  sind  durch  Barbier  de  Meynard 159) 
auch  bei  uns  neu  bearbeitet  worden.  SprouU  hat  sich  mit  Ibn 
Kutaiba's  16n)  Adab  el-katib  beschäftigt,  einem  Buche,  welches  schon 
längst  verdient  hätte  herausgegeben  zu  werden.  -1"//.  Müller  161) 
bat,  ausgehend  von  einer  Publication  ComilPs,  das  Verhältniss 
arabischer  Sentenzen  hauptsächlich  zu  griechischen  untersucht  und 
Goldziher  ,62)  hat  weiterhin  eine  Bemerkung  über  das  Vorkommen 
des  Spruches  Matth.  VII.  5  bei  den  Arabern  daran  geknüpft.    Von 


fc^U#tjj|  ^Jt  \J$i\,  A..  pp.  8.  2.  Bd.  1877.  0\?~~J  <J\  '***\  J&  CT». 
a..  pp.  8.  Zweispaltig.  Mit  vielen  Illustrationen;  die  Ueberschriften  auch 
französisch. 

156)  Vgl.  oben  p.   109,   No.   82. 

157)  lX*>I  arx\J!  >— 1L4J&  Ou&yÜ  JutoLäJ!  (.Lc^LJ  Jo^JI  jüi*JI 

^jüUl   (jr*Jju'ift    »^1.    l\_^_c    ^jÜ   ijjj  Jfcjt  (II-  Hälfe  IV.  Bd.,  p.  232, 

N.  8600)    QJ   f^y    OUS^.1      ^£1    oLJ^i    j+i*    v^Si]    jPj    «ü&rfLfJj 

JÜIU  iÜjjAäJ!  ^yaJli  (jjJfcti  (J^  (H.  Haifa  III.  Bd.,  p.  544,  N.  6876). 
Buläk,  Ende  Safar  1293  (1876).  Bd.  1:  IT,  Ha;  Bd.  2:  v.  I"va  :  Bd.  3:  I. 
Hl  pp.     4. 

158)  ^»^VäJI  iL*^L*J  v^^5  -kfiL*"M  j  v>ÄXJi  öj^bi  oLä5" 
«j^uJI  iixbUiJ  KjjitiJi  *MiJi  _,jft  «-*  ^wÄss^Jl  *JLSI   .L>  <*->j*^!s 

rt~>*j\  ^u\-vs5  uÄ-wfcj  ,>\£v£J5 ,  Beirut  (Matba'at  gem'Tjet  el-ftmün)  1293- 
vi*  pp.     8. 

159)  ^jJ^JfiiU    v-^-Li-ü.     JöcUJ!   J,   ^JÖJI    o^ii    OÜtf'. 

Les  colliers  d'or.  Allocutions  morales  de  Zamakhshari.  Texte  arabe  suivi  dune 
traduction  francaise  et  un  commentaire  philologique  par  C.  Barbier  de  Mey- 
nard. Paris  (Impr.  nationale)  1876.  XVII,  223  pp.  8.  —  rec.  von  M.  J.  de 
Goeje  in  ZDMG.  1876,  Bd.  30,  p.  569;  von  St.  Lane  Poole  in  Ac.  7.  Oct. 
1876,   p.  363. 

160)  Will.  O.  SprouU.  An  extract  from  Ibn  Kutaiba's  'Adab  al-Kätib, 
or  the  writer's  guide,  with  translation  and  notes.  Leipzig  (Stauffer)  1877.  42, 
11  pp.     8.      1   M.  —   rec.  in  LC.   15.  Juni    1878,  Sp.   800. 

161)  Ueber  einige  arabische  Sentenzensammlungen.  Von  August  Müller: 
ZDMG.   1877,  Bd.  31,  p.  506—528. 

162)  /.  Goldziher.  Matth.  VII.  5  in  der  muhammedanischen  Literatur: 
ZDMG.  Bd.  31,  1877,  p.  765—767.  —  Vgl.  oben  p.  70,  No.  221. 


120  Socin,  Arabien. 

Näbulsi163)  ist  ein  Werk  über  Traumdeutung  gedruckt  worden. 
Aus  Mittheilungen  des  Missionärs 'DäKle164)  geht  hervor,  dass  die 
Benennungen  gewisser  Monatstage  auf  Madagascar  mit  den  arabi- 
schen Namen  der  Mondstationen  identisch  sind,  und  Steinschneider165) 
hat  ferner  nachgewiesen,  dass  die  in  der  Punktirkunst  auf  Mada- 
gascar vorkommenden  Namen  ebenfalls  arabischen  Ursprungs  sind. 
—  Zum  Schlüsse  ist  hier  zu  nennen  ein  Buch  nach  Art  von 
Kaiila  u  Dimna166)  und  andere  mir  bloss  dem  Titel  nach  be- 
kannte neue  Drucke  167  ies^  j]m  ^erk  von  Ibrahim  Efendi 
el-Ahdab  1G9),  dem  „Redacteur"  der  Gawa'ib,  ist  ethischen  Inhalts. 
Eine  Schrift  von  Husein  Päsä  17°),  dem  „ Aufseher  über  öffentlichen 
Nutzen  und  Kenntnisse"  in  Tunis  (näzir  en-näfi'a  walma'arif)  ist 
vielleicht  eine  Streitschrift.  --In  den  Inseraten  der  Gawa'ib  war 
öfters  eine  arabische  Uebersetzung  der  neuen  Verfassungsurkunde 
ausgeboten  171). 

163)  ^.äAj!   i_\._x_c  ^x/Xol  v_ äxJLj   j»LxxjI    ,xxxj  ,J,   *Lj^i!    .^..h..x~a 

,^x.CixJU     f^Ls^i      -Xxv.&J     ^     j»bl*J!     w^J^JCx/1      UJLü      \wi5yftLgJ5       cxvjljlxil 

ryJ-V«  rj?   ^-*>  .     Büläk    1204.      1.   Bd.   201;   2.  Bd.    204  pp.     (Spitta.) 

164)  Aus  einem  Briefe  des  Herrn  Prof.  Broch  an  Prof.  Fleischer:  ZDMG. 
1877,  Bd.   31,  p.   543—545. 

165)  M.  Steinschneider.     Die  „Skidy"  oder  geomantiseheu  Figuren.     (Mit 
einer  Tabelle):  ZDMG.  Bd.  31,   1877,  p.   762—765. 

166)  ^-J^  iwO»    X.JLJL5'  L^LJ     cJlc    '&Aj.h'i.A  a-cLaJI^  _jLa.Si  V^Lx}' 

c_x*Lx_x_J5    <.x.ül1iJi  X.j.La^.J!  ,-*jLj  oj-»^!  c\.*^>   q.j  t-X*^5     _1xj . 

Cairo  (Wadi  en-ml)    1294.     (Spitta.)     Vgl.    H.  Haifa  IV.  Bd.,  p.   87,  No.   7702. 

167)  .xt  ^yo    pLxÜJ!   (jr»ö  oLwV.Ü'  y^Äxiy  £    cU^I^  Ju&Si\    i^ii 

P 

*j  l\x£x*I    «-Ja  i_oJj*«.     1293.     (Spitta.) 

168)  J^     -f^   »LxJi      Jlc    B^üJi    £    öLx/o  ^Ji    ^xixJt    ?y^J    <J&£ 

.xiUaii  axiJi  ^  irr  näx-\o  ^  irr  ^  ^o  L&b.  (spitta.) 

169)  OJ>^f    rxv    .tc  <w >,^l    \_Ä.ix^.     In   8  Capiteln,  enthält   1355   Verse: 

*JÜI$   UjbKU    jUL/^ij    Jacj^Jl  j.     Vgl.  Gawäib  No.  799,  21  Kehr  I, 
1293,  p    3. 

170)  Olx£.   ,.J   öy+^  'i^^i   £,   J^cXJjS  *.xv>.^>-.     Genannt    Gawäib   No. 
799,  21    KebT'  I,    1293,  p.   3. 

171)  K*xiiJl    ^ä_j./ixJI  ...^.jLx^JI  J3.-Ü5     -xvLw'b'l   ...jJLäJI   X.^^-.j 

KxJlxJI  .     Gedruckt  in   der  ^_>J^.->-    XjixLiai .      Angez.  z.  B.    Gawäib   No.  885 
6   Sa'ban    1294  (12.  Aug.   1877),  p.    1. 


121 


Allgemeines    über   den  muhamme danischen 

Orient,  Geschichte  der  orientalischen  Frage, 

Türkisches   Reich. 

Von 
A.  Socio. 

Wir  beginnen  diesen  Abschnitt  mit  den  Schriften  über  den 
Islam  und  seinen  Stifter.  Eine  Abkürzung  von  Mutr's  ')  bekanntem 
Werk  über  das  Leben  Muhammed's  ist  vor  kurzem  erschienen ; 
die  Vorträge  von  Bosworth  Smith 2)  über  den  Propheten  und  die 
von  ihm  gestiftete  Religion  gehen  wenigstens  von  richtigen  Grund- 
gedanken aus.  Ein  Leben  Muhammeds  hat  ferner  Green 3)  ge- 
schrieben. Ausserdem  liegt  eine  ganze  Reihe  von  Arbeiten  vor, 
welche  sich  in  mehr  oder  weniger  populärer  Weise  über  diesen 
Gegenstand  aussprechen,  Arbeiten,  die  mehr  von  religionsgeschicht- 
lich-theologischer Seite  ausgehen  und  nicht  auf  Durchdringung  der 
arabischen  Quellen  basiren;  ich  nenne  Liittkei),  Reymond^),  Beng- 


1)  William  Muir.  The  Life  of  Mahomet.  From  original  sources.  New 
edition,  abridged  from  the  first  edition  in  four  volumes.  London  (Smith  and 
Eider)   1877.     X,  613   pp.      8.     With  many  plates,  maps  etc.      14  s. 

2)  R.  Bosworth  Smith.  Mohammed  and  Mohammedanism.  Lectures 
delivered  at  the  Royal  Institution  of  Great  Britain.  2  ed.  rev.  and  enlarged. 
London  (Smith  and  Eider)  1876.  XXXVI,  368  pp.  8.  8  s.  6  d.  —  rec.  von 
Th.  N.  in  LC.  7.  Oct.  1876,  Sp.  1353;  von  Diestel  in  JLZ.  2.  Sept.  1876, 
p.  569;  in  ThLZ.  1877,  Sp.  507;  von  A.  Reville  in  Revue  des  deux  mondes 
Juli  1877;  vgl.  Glardon  in  Bibliotheque  universelle,  März  1877,  T.  58  p.  26; 
275;  401   (auch  zu  Reymond). 

3)  «S\  Green.  The  life  of  Mahomet,  founder  of  the  Religion  of  Islam  and 
of  the  empire  of  the  Saracens.  With  notices  of  the  history  of  Islamism  and 
of  Arabia.     New  York  1877.     420  pp.     8.      1,25   doli. 

4)  M.  Lüttke.  Mohammed  und  der  Islam.  Miss.-Ztschr.  Juli — Sept.  1877. 
Jan.   1878. 

5)  J.  Reymond.  L'Islam  et  son  prophete.  These.  Lausanne  (G.  Bridel) 
1876.     8. 


122         Socin,   Allgemeines  über  den  muhammedanischen  Orient, 

less6),  Stobart'1),  Ponds)  und  eine  Anzahl  anonymer  Artikel0-11). 
Die  Entstehung  des  Islam  wurde  von  Hennann12)  beleuchtet.  Sehr 
inhaltreich  auch  für  die  Beurtheilung  Muhammeds  selbst  ist  die 
aus  der  Beherrschung  des  Gebiets  muslimischer  Theologie  ge- 
flossene Schrift  von  Krehl13)  über  die  Lehre  vom  Glauben  im 
Islam.  —  Ueber  die  Geschichte  des  Islam  haben  sich  Osborn  14)  und 
Dunnis)  ausgesprochen;  doch  treten  bei  der  heutigen  Weltlage 
mehr  die  Schriften  in  den  Vordergrund,  welche  sich  mit  den  gegen- 
wärtigen Zuständen  des  Islam  und  mit  der  Frage  seines  Einflusses 
auf  den  Charakter  der  ihm  huldigenden  Völker  beziehen.  Das  beste 
Werk  über  diesen  Gegenstand  ist  neben  Artikeln  Bronmes16)  und 
Blyderii1"1)  die  gedrängte,  aber  lehrreiche  Auseinandersetzung  von 
Perron18):  damit  vergleiche  man  auch  Ubtcmi's19)  Bemerkungen 
und  höchstens  noch  etwa  einen  Aufsatz  von  Saint- Olive2").  Viel 
prägnanter  und  einschneidender  aber  ist  die  Rectoratsrede  Dill- 
mann's  21)  über  den  Verfall  des  Islam,  eine  Arbeit,  die  als  höchst 


0)  J.  D.  Bengless.  Islam  and  Mohammedanism :  International  Review 
Nov.  Dec.   1877. 

7)  J.  W.  FT.  Stobart.  Islam  and  its  Founder  (Non-Christian  Religious 
Systems).  London  (Society  for  promoting  Christian  Knowledge).  250  pp.  8. 
2  s.  6  d.  —  roc.  in  Indian  Antiquary  April  1878,  p.  118;  von  Tiele  in  Theo- 
logisch Tijdschrift   1.  März   1878,  p.   249.     Vgl.  Ac.   23.  März   1878,  p.   254. 

8)  Enoch  Pond.  Mohammed  and  Ins  religion:  Baptist  Quarterly.  Juli  1877. 

9)  Mahomet:  Harpers  Magazine.     Aug.   1877. 

10)  Islam:  British   Quarterly  Review.     April    1877. 

11)  Mohammedanism:  Quarterly  Review.     London.     October  1877. 

12)  Ernst  Hermann.  Wie  eine  positive  Religion  entsteht.  Dargethan  an 
der  Urgeschichte  des  Islam.  Bonn  (Strauss)  1877.  72  pp.  8.  1,50  M.  —  rec. 
von  Weil  in  JLZ.  1878,  p.  34;  von  Gautier  in  Revue  de  theol.  et  de  philos. 
April    1878. 

13)  Ludolf  Krehl  Beiträge  zur  Charakteristik  der  Lehre  vom  Glauben 
im  Islam  (Leipziger  Decanatsprogramm).  Leipzig  (Typis  Edelmann)  1877.  p. 
1—47.     4.     Vgl.  AAZ.  20.  Dec.   1877,  p.  5409. 

14)  R.  D.  Osborn.  Muhammedan  Law:  its  Growth  and  Character:  Con- 
temporary  Review.     Mai — Juni   1877. 

15)  A.  J.  Dünn.  The  rise  and  dccay  of  tho  ruie  of  Islam.  London 
(Tinsley)   1877.     364  pp.     8.      12    s. 

16)  Alfred  FT.  Browne.  Islam  as  it  is.  By  a  European  Haji:  Calcutta 
Review.     Juli    1877.     p.    167  —  187. 

17)  E.  W.  Blyden.  Mohammedanism  and  the  Negro  race:  Method.  Quart. 
Rev.     Januar  1877. 

18)  L'islamisme,  son  institution,  son  etat  present  et  son  avenir,  par  le  docteur 
Perron,  public  et  annote  par  A.  Clerc.  Paris  (Leroux)  1877.  V,  127  pp.  18. 
2,50  fr.     (Tome  XVI  de  la  Bibl.  or.  elzev.) 

19)  A.  Ubicini.  Les  Turcs  et  lo  Koran:  Rovue  de  geographie ,  Febr. 
1877,  p.   89  —  103. 

20)  Paul  Saint-OUve.  Les  Mahometans  1877.  (Extrait  de  la  Revue  du 
Lyonnais   4''   serie,   t.  4.    21    livr.    Sept.  1877.)      Lyon  (imp.  Storck).      14  pp.      8. 

21)  Der  Verfall  des  Islam.  Redo  zur  Gedächtnissfeier  der  Friedrich- Wil- 
helms-Universität  zu  Berlin  am  3.  August  1876  von  Dr.  Av/just  Dillmann. 
Berlin  (Büchdruckerei  der  K.  Akad.  d.  Wiss.  G.  Vogt)  1870.  17  pp.  4.  Auch 
abgedruckt  in  Protestantische  Kirchenzeitung  1876,  T.  59,  p.  325 — 350. 


Geschichte  der  orientalischen  Frage,  Türkisches  Reich.  123 

bedeutend  bezeichnet  werden  darf.  Wenn  schon  Dillmann  öfters 
neben  dem  Islam  auf  das  Christenthum  Bezug  nimmt,  so  beschäf- 
tigen sich  auch  Sdlisbury22),  Stephens*3)  und  Doch'1*)  mit  der 
Frage  des  Verhältnisses  des  Islam  zu  den  andern  Religionen, 
speciell  dem  Christenthum;  mehr  nach  der  historischen  Seite  hin 
in  romanhafter  Form  behandelt  Cahun  dieses  Thema  25).  Wichtige 
wissenschaftliche  Beiträge  liefert  zu  dieser  Frage  die  Veröffent- 
lichung des  Werkes  von  Su'üdi  abü  Fadl  al-Mäliki  (H.  Haifa  II.  Bd., 
p.  249)  durch  van  den  Harn26)  und  Steinschneiders 2?)  reich- 
haltiges und  umfassendes  Verzeichniss  der  apologetischen  Literatur 
von  Muslimen,  Christen  und  Juden.  Während  von  der  einen  Seite 
wieder  ernstlich  erwogen  wird,  wie  sich  die  christliche  Mission 
dem  Islam  gegenüber  zu  verhalten  habe 28),  ist  andrerseits  in  Eng- 
land eine  Gesellschaft  zur  Beförderung  muslimischer  Pilger  gegründet 
worden 29).  Ganz  besonders  treten  heut  zu  Tage  die  Fragen  in 
den  Vordergrund,  wie  sich  das  Verhältniss  von  Muslimen  zu 
Andersgläubigen  nach  allen  Seiten  hin  gestaltet.  In  Bezug  auf 
diesen  Gegenstand  sei  hier  des  Inhalts  wegen  auf  die  Arbeit  von 
Aristide  Ma?-re30),  sowie  auf  einige  Aufsätze  der  AAZ.  hingewiesen31). 


22)  E.  Salishury.  On  sumc  of  tlic  relations  botween  Islam  and  Christi- 
anity.     New  Haven. 

23)  W.  R.  W.  Stephens.  Christianity  and  Islam:  the  Bible  and  the 
Koran.     Four  loctures.     New-York  (Scribner)     1877.   168  pp.     8.     1,25  doli. 

24)  M.  Doris.  Mohammed,  Buddha,  and  Christ.  Four  lectures  on  Natural 
and  Rcvcalcd  Religion.  London  (Hodder  and  Stoughton)  1877.  230  pp.  8. 
5  s.  —  vgl.  ThLZ.  1877,  No.   12,  Sp.   342. 

25)  Leon  Cahun.  La  Banniere  bleue.  Avonturcs  d'un  musulman,  dun 
ehretien  et  d'un  paien  a  l'epoque  des  eroisades.  Avec  73  gravures.  Paris  1876. 
435  pp.  8.  10  M.  —  Auch  englisch  u.  d.  T.:  Leon  Cahun.  The  Blue  Banner; 
or,  the  Adventures  of  a  Mussulman,  a  Christian,  and  a  Pagan,  in  the  Time  of 
the  Crusades  and  Mongol  Conquests.  Translated  by  W.  Collett  Sauriers.  With 
76  Wood  Engravings  by  J.  Lix.  London  (Sampson)  1877.  XVI,  351  pp.  8. 
7  s.    6   d. 

26)  Disputatio  pro  religione  Mohammedanorum  adversus  Christianos.  Toxtum 
arabicum  e  codice  Lcidensi  cum  varr.  leett.  ed.  F.  J.  van  den  Harn.  Fase.  1. 
Lugduni  Bat.  (Brill)   1877.    VIII,   IH   pp.     8.     4,25  M. 

27)  M.  Steinschneider.  Polemische  und  apologetische  Literatur  in  ara- 
bischer Sprache,  zwischen  Muslimen,  Christen  und  Juden,  nebst  Anhängen  ver- 
wandton Inhalts.  Mit  Benutzung  handschriftlicher  Quellen.  (Abhdl.  f.  d.  Kunde 
d.  Morgenlandes  VI,  3.)      Leipzig  (Brockhaus)   1877.      XII,   457    pp.      8.      22   M. 

28)  Die  Mission  unter  den  Muhammedanern  :  Evangelisches  Missions-Magazin. 
Neue  Folge.  Hrsg.  von  Joh.  Hesse.  20.  Jahrg.  1876,  p.  236—250;  290—302; 
314—326;  480. 

29)  A  joint-stock  pilgrimage  Company  (limited):  Saturday  Review  22.  Sept. 
1877.  p.   361. 

30)  Aristide  Marre.  Extrait  d'un  ouvrage  malay  sur  la  condition  des  sujets 
infideles  en  pays  musulmans:  JA.   1876  Nov.  Dec,  p.  532. 

31)  E.  S.  Die  Mohammedaner  in  Indien:  AAZ.  1877.  No.  241,  p.  3618; 
No.  216,  p.  3699. 


124  Socin,   Allgemeines  über  den  mohammedanischen  Orient, 

Sittenschilderungen  allgemeineren  Inhalts  hat  besonders  Vam- 
bery32)  geliefert,  ausserdem  auch  Feydcau33).  Vambery3i)  hat 
ferner  die  Lage  des  Soldatenstandes  im  Orient  bespi'ochen.  Die 
Stellung  der  Frauen  im  Orient  ist  mehrfach  erörtert  woi'den.  Be- 
sonders hat  darüber  Andrejevichzs)  geschrieben,  und  das  bekannte 
Buch  „Dreissig  Jahre  im  Harem"  von  Madame  Kiprisli  Pascha  ist 
von  demselben  Verfasser  rectificirt  worden 36).  Zu  diesem  Gegen- 
stand sind  auch  einige  Artikel  der  Revue  britannique  zu  ver- 
gleichen 37).  —  Hierher  gehört  schliesslich  noch  das  Buch  von 
Gautier 38)  und  wohl  auch  eine  uns  nicht  näher  bekannte  Schrift 
Hauser'%  39). 

Dass  nun  einmal  der  heutige  Orient  hauptsächlich  durch  die 
Schuld  der  Türken  tief  gesunken  ist,  mögen  die  Ursachen  im  Islam, 
im  Verhältniss  zu  den  Christen  odei*.  was  wohl  näher  liegt,  in  der 
Unfähigkeit  und  Verderbtheit  gewisser  Rassen  gesucht  werden, 
wird  Niemand  leugnen  können.  Man  lese  über  dieses  Capitel  die 
Arbeit  von  Tholozani{))  und  das  Werk  von  Behatsck 41) ,  das  die 
früheren  Cultureinflüsse  des  Orients  auf  das  Abendland  und  den 
jetzigen  Einfluss  Europas  auf  den  Orient  behandelt.  Diese  Themata 
sind  heute  von  bedeutendem  Interesse.  Es  wird  jedoch  Niemand 
verlangen,  dass  wir  alle  einschlagenden  Artikel,  welche  die  ethno- 
graphischen,   historischen   und    politischen    Fragen   in   Betreff   der 


32)  Hermann  Vamhery.  Sittenbilder  aus  dem  Morgenlande.  Berlin  (Hof- 
mann)  1876.  III,  317  pp.  8.  Publication  des  A.  Vereins  für  deutsche  Lite- 
ratur. 3.  Serie.  —  rec.  von  Weil  in  JLZ.  3.  Febr.  1877,  p.  75;  in  LG 
16.  Juni  1877,  Sp.  815.  Vgl.  auch  A.  Va.mtery.  Keleti  eletkepek.  Budapest 
(Athenaeum)   1876.     III,  417  pp.     8.     2,50  fl. 

33)  Souna:  Moeurs  Arabes  par  Ernest  Feydeau.  Paris  1876.  —  rec.  in 
Saturday  Review   11.  Nov.   1876,  p.  603. 

34)  Westermann's  illustr.  deutsche  Monatshefte.  Juli  1877,  No.  250,  p. 
395—401. 

35)  Les  Femmes  en  Turquie  par  Osman-Bey,  major  Vladimir  Andre- 
jevich.     Paris  (Calmann  Levy)   1877.     3  fr.  50  c.  (Bibliotheque  contemporainel 

36)  Les  Anglais  en  Orient,  1830 — -1876,  vraie  version  du  livre  Trente  ans 
au  Harem;  par  Osman  Bey  le  major  Vlad.  Andrej  evich ,  fils  de  M,nt\  Kib- 
rizli-Mehemet-Paeha.     Paris   1877.     424  pp.      18. 

37)  Moeurs  orientalos.  Le  Harem  et  les  femmes  turques  (Souvenirs  d'une 
institutrice  anglaise):  Revue  britannique.  Bruxelles  1876.  tomc  6.  p.  136  — 154. 
unterz.  A.  V.  (F.  E.  A.  Cornhill  Magazine).  —  La  femme  du  Pacha.  Moeurs 
orientales   modernes:   Uevuc  britannique.     Bruxelles   1877.     Jan.     p.   165. 

38)  L'Orient  par  Theophile  Gautier.  Paris  (Charpentier)  1877.  2  vol. 
768  pp.      18.     7  fr.     Vgl.  Nuova  Antologia  Nov.   1877,  p.   717. 

39)  J.  L  Hauser.  The  Orient  and  its  poople.  New  York  (Hauser)  1877. 
12.      1,75   doli. 

40)  J.  W.  Tholozan.  Des  causes  de  la  dc'cadenee  des  nations  asiatiques 
musulmans:  Comptes  rendus  de  l'academie  dos  scionces  moralos  et  politiques. 
Februar    1877. 

41)  E.  RehatseJ/.  Prize  essay  on  tho  reciprocal  innucnce  of  European 
and  ^lohamedan  civili/.atinn  during  tho  period  of  the  Khalifs  and  at  tho  present 
time.     Bombay  (Kducation  Society's  Press)  1877.     160  pp.     16.     1   R.  8  a. 


Geschichte  der  orientalischen  Frage,  Türkisches  Reich.  125 

Türkenherrschaft,  alle  die  so  oft  aus  nationalem  Selbstgefühl  ent- 
sprungenen Lösungsversuche  der  orientalischen  Frage  in  Vollständig- 
keit hier  anführen. 

Eine  Geschichte  der  orientalischen  Frage  hat  von  Hagen*2) 
geliefert,  und  auch  Karabacek*3)  hat  über  das  Alter  dieses  gefähr- 
lichen Dilemmas  Andeutungen  gegeben.  Hierher  gehören  ferner  die 
Briefe  von  Fr.  von  Gentz,  welche  Prokesch44)  ans  Licht  gezogen  hat. 
Einen  Wegweiser  zum  Verständniss  dieser  schwierigen  Verhältnisse, 
besonders  was  die  Reformen  betrifft,  hat  Campbell4"51)  geliefert  und 
Bugbee  hat,  wohl  in  der  Sammlung,  welche  bestimmt  ist,  den  Laien 
über  die  Ursachen  des  russisch-türkischen  Krieges  auf  dem  Laufenden 
zu  erhalten46),  ebenfalls  die  Geschichte  der  orientalischen  Frage  aus- 
einandergesetzt47). Ich  verzeichne  hier  bloss  noch  kurz  die  Bücher  von 
Hozier4*),  Mac  Coli  (für  Christenschutz)49),  Shaw60),  Ferreiroa51),  den 
interessanten  Aufsatz  von  Springer52)    und  die  von  theologischem 


42)  Geschichte  der  orientalischen  Frage  von  ihrer  Entstehung,  dem  Frieden 
von  Kutschuk  Kainardschi  1774  bis  zur  Kriegserklärung  Russlands  an  die  Pforte 
24.  April  187  7  vom  politisch-militärischen  Standpunkt  bearbeitet  von  Fr.  von 
Hagen.     Frankf.  a.  M.  (Sauerländer)   1877.     II,   172  pp.     8. 

43)  Karabacek.  Etwas  über  das  Alter  der  orientalischen  Frage:  Oesterr. 
Monatsschr.  f.   d.  Or.   15.  Oct.   1876,  p.   149—152;   15.  Nov.   1876,  p.  170—172. 

44)  Zur  Geschichte  der  orientalischen  Frage.  Briefe  aus  dem  Nachlasse 
Friedrichs  von  Gentz  1823 — 1829.  Hersg.  von  Anton  Grafen  Prokesch-Osten. 
Wien  (Braumüller)  1877.  X,  197  pp.  8.  5  M.  —  rec.  in  LC.  5.  Jan.  1878, 
Sp.  9.  Vgl.  Depeches  inedites  du  Chevalier  de  Gentz  aux  Hospodars  de  Valachie, 
pour  servir  k  l'histoire  de  la  politique  europeenne  (1813  ä  1828).  Publiees 
par  le  comte  Prokesch-Osten  tils.  Paris  1876—77.  3  vol.  XV,  452.  488. 
476  pp.     8. 

45)  A  Handy  Book  of  the  Eastern  Question.  By  Sir  George  Campbell. 
London  1876.  Vgl.  Edinburgh  Beview  Januar  1877,  vol.  CXLV,  p.  263—298; 
Academy  3.  Febr.   1877,  p.  88. 

46)  The  Eastern  Question.  2  Maps.  18.  Boston.  2  s.  6  d.  —  A  Brief 
history  of  Kussia.  2  Maps.  18.  Boston.  2  s.  6  d.  —  A  Brief  history  of 
Turkey.  2  Maps.  18.  Boston.  2  s.  6  d.  —  Servia  and  Koumania.  Map  and 
Portraits.  18.  Boston.  2  s.  6  d.  —  Modern  Greece.  Maps.  18.  Boston. 
2  s.  6  d.  —  Montenegro  and  Bulgaria.  Maps.  18.  Boston.  2  s.  6  d.  — 
Asia  Minor.     Maps.      18.     Boston.     2   s.   6   d. 

47)  J.  M.  Bugbee.  Kussia  and  Turkey.  The  eastern  question  historically 
considered.     Boston   1877.     With  maps.      82  pp.      10. 

48)  The  Russo-Turkish  war ,  including  an  aecount  of  the  rise  and  docline 
of  the  ottoman  power  and  the  eastern  question.  Edited  by  Cap.  H.  M.  Hozier. 
London  (Mackenzie)   1877.     Vol.   1. 

49)  The  eastern  question ,  its  facts  and  fallacies.  By  the  Rev.  Malcolm 
Mac  Coli.  London  1877.  With  Map.  496  pp.  8.  —  rec.  in  Academy 
5.  Mai  1877,  p.  387. 

50)  F.  A.  Shaw.     The  Eastern  Question.     Boston   1877.      123   pp.      8. 

51)  U.  Ferreiroa.     La  cuestion  do  Oriente.      Madrid   1877.     160  pp.     8. 

52)  Unsere  Orientpolitik.  Von  Anton  Springer:  Im  neuen  Reich  1877. 
No.  37,  p.  401—405. 


126         Soein,  Allgemeines  über  den  muhammedanischen  Orient, 

Standpunkt  ausgehende  Meinungsäusserung  Dächsel's  53),  weise  aber 
darauf  hin,  dass  natürlich  in  England  die  Wogen  des  Meinungs- 
streites über  diese  Fragen  am  höchsten  gingen,  wie  ja  beinahe 
jede  Nummer  der  Reviews  54j  Artikel  darüber  brachte.  Vielfach 
wird  das  Verhältniss  Englands  zur  Türkei  besprochen,  so  z.  B.  in 
russenfeindlichem  Sinne  von  Montagu  55)  und  russenfreundlich  von 
einem  Anonymus  56) ;  prophetisch-burlesk  ist  die  Schrift  von  Mat't- 
landbl).  Das  Verhältniss  von  Russland  zur  Türkei,  wie  es  historisch 
sich  entwickelt  hat.  schildert  der  Russe  BoiikharowbH)  von  seinem 
Nationalstandpunkt  aus,  sodann  Marfans 59);  Wassüteffi60)  plaidirt 
gegen  das  Ueberhandnehmen  der  Russophobie.  Sodann  untersuchen 
den  Gegensatz  zwischen  Türkenthum  und  Slaventhum  Leontiejf^1), 
ein  Anonymus  62),  Grübler  63)  und  Hellwald 64).     Mehr  auf  das  all- 


53)  K  A.  Dächsei.  Welche  Aufschlüsse  giebt  uns  das  prophetische  Wort 
der  heiligen  Schrift  über  Wesen  und  Bedeutung  des  Muhamedanismus  und  über 
die  Zeit  seines  Endes.  Eine  Vorlesung  über  den  Austrag  der  orientalischen 
Frage.     Leipzig  (J.  Naumann)   1877.     29  pp.     8.     0,7.j   M. 

54)  Z  B.  Fortnightly  Review  Oct.  1876.  p.  409—423.  Edward  A.  Fre- 
mann.  Present  Aspects  of  the  Eastern  Question.  —  ib.  p.  517—536.  Richard 
Congreve.  England  and  Turkey.  —  Nov.  1876,  p.  709 — 730.  Frederic  Harri- 
son.  Cross  and  Crescent.  —  ib.  p.  G51 — G70.  Ralph  A.  Earle.  The  Eastern 
Situation.  —  ib.  Dec.  1876,  p.  793 — 808.    James  Bryce.    Russia  and  Turkey  etc. 

55)  Foreign  Policy:  England  and  the  Eastern  Question.  By  the  Lord 
Robert  Montagu.  London  187  7.  338  pp.  8.  —  rec.  in  Saturday  Review 
2.  Juni   1877,  p.  674. 

56)  L'empire  ottoman  1839 — 1877.  L'Angleterre  et  la  Russie  dans  la 
question  d'Orient;  par  un  ancien  diplomate.  Paris  (Dentu)  1877.  XVI,  270 
pp.     8. 

57)  E.  Maitland.  England  and  Islam;  or,  the  Counsel  ofC'aiaphas.  London 
1877.     632  pp.     8.  —  rec.  in  Ac.   12.  Mai   1877,  p.  412. 

58)  La  Russie  et  la  Turquie,  depuis  le  commencement  de  leurs  relations 
politiques  jusqu'a  nos  jours.  Par  Dimitri  de  Boukharow.  Amsterdam  187  7. 
287   pp.     8.  —  rec.  von  W.  R.  S.  Ralston   in  Ac.   4.  Nov.   1876,  p.  441. 

59)  F.  Martens.  Etüde  historique  sur  la  politique  russe  dans  la  question 
d'Orient.     Gand.     Berlin  (Puttkammer  &  Mühlbrecht)   187  7.     31   pp.     8.     1   M. 

60)  Eng.  Wassilieff.  Die  Russophobie  in  der  orientalischen  Frage.  Berlin 
(Behr)   1877.     251  pp.     8.     2,40  M. 

61)  K.    II.    JICOHTBCBT..       Bu3aUTH3MT>    II    CJaRUHCTBO.     ]I3J.     JIMII.    nCllI.    HCT. 

II  4pCBii.    pocc.      [K.  N.  Leontioff.      Byzantismus    und  Slaventhum.      Hrsg.   von 
d.  Kais.  Ges.  f.  russ.  Gesch.  u.  Alt.]     Moskau   1876.      132  pp.     8. 

62)  Slavcs  and  Turks:  the  Border-Lands  of  Islam  in  Europa.  London  1876. 
—   Vgl.  Ac.   25.  Nov.   1876,  p.  511. 

63)  Muhammedanismus ,  Panslavismus  und  Byzantinismus.  Von  Dr.  Carl 
Grübler.  I.  Der  Koran.  II.  Dio  Reform.  III.  Die  Degeneration  der  türkischen 
Rasse.  IV.  Die  Bajah.  V.  Der  Panslavismus.  VI.  Der  Byzantinismus.  Leipzig 
(Wigand)  187  7.      L32   pp.     8.     2  M. 

64)  Friedrich  von  Hellwald.  Der  Islam ,  Türken  und  Slaven.  Acht 
Kapitel  aus  der  Culturgescbichte  in  ihrer  natürlichen  Entwicklung  Augsburg 
1877.     56   pp.     8. 


Geschichte  der  orientalischen  Frage,  Türkisches  Reich.  127 

gemeinere  Thema  der  Verhältnisse  der  Ra'äja  gehen  Sinclair6'0)  und 
Bianconi66)  ein.  Das  Buch  von  Danton1*'1)  über  die  Stellung  der 
Christen  ist  gerühmt  worden.  Bei  Ubicini6*)  vermischt  sich  diese 
Frage  mit  der  Discussion  über  die  neue  Verfassung  und  über  die 
Art  und  Weise,  wie  Reformen  im  türkischen  Reiche  denkbar  sind. 
Vambery  c'y)  glaubt  zunächst  trotz  aller  der  Schilderungen,  welche  er 
früher  von  den  traurigen  Zuständen  jenes  Reiches  gegeben  hat.  an 
die  Möglichkeit  der  Reform.  Ein  Amerikaner7")  exeinplificirt  eine 
Warnung  an  seine  Landsleute  mit  der  Auseinandersetzung  türki- 
scher Zustände.  Man  vergleiche  übrigens  zu  diesem  Capitel  noch 
einige  Versuche  der  Tagesliteratur,  wie  von  Le  Roy  Beaulieu11), 
Hlennerhasset1'1),  Benoit- liran.s-in'ck1'6).  Oft"  spitzt  sich  die  Unter- 
suchung über  die  Reformfähigkeit  zur  Frage  über  die  persönliche 
Tüchtigkeit  Midhat-Pascha's  zu,  über  die  ebenfalls  Benoit-Bruns- 
wick1*)  geschrieben  und  die  besonders  auch  <i(i//<iuja~'°)  in  Abrede 
gestellt   hat,     Zur  Vorgeschichte    des  Krieges    seien  hier  noch  das 


65;  A  del'euec  ut*  Russin  and  the  Christians  of  Turkey;  includiug  a  sketch 
of  the  eastern  question  from  1686  to  August  1877.  with  its  best  Solution  .,the 
rcconstruction  of  the  Greek  Empire" ,  and  strictures  on  their  opponents ;  with 
an  original  cartoon  of  the  turkish  atrocities  and  a  map  of  Turkey.  By  Sir 
Tollemache  Sinclair.  London  (Chapman  and  Hall)  187  7.  I:  XI,  2ä2  5  II: 
VI,  257   pp.      18.  —  rec.  in  Ath.   27.  October  1877,  p.   528. 

66)  F.  Bianconi.  La  Question  d'Orient  devoilee ,  ou  la  verite  sur  la 
Turquie.  Musulmans,  Bajas  slaves  et  grecs,  toherkess  et  tziganes.  Paris  1876. 
209   pp.      8. 

67)  The  Christians  of  Turkey:  their  Condition  under  Mussulinan  Kule.  By 
the  Rev.  W.  Denton,  „Author  of  Servia  and  the  Servians"  etc.  London  1*7  ti 
240  pp.     8.  —  rec.  von  Arthur  J.  Evans  in  Ac.   25.  Nov.   1876,  p.  511. 

68)  A.  Ubicini.  Musulmans  et  Chretiens.  La  nouvelle  Constitution  Otto- 
mane: Revue  de  geographie  Juli   187  7,  p.   1 — 14. 

69)  Ueber  die  Reformfähigkeit  der  Türkei.  Von  H.  Vambery.  (Separat- 
Abdruck  aus  dem  .,Pester  Lloyd".  1     Budapest  (Kilian)  187  7.     60  pp.     8.     2,15  M. 

70)  H.  C.  Baird.  The  Eastern  and  the  Western  Questions.  Turkey  and 
the  United  States:  How  they  travel  one  common  Road  to  Ruin.  Addressed  by 
way  of  Warning  to  President  Hayes.     Philadelphia   1877.      16   pp.     8. 

71)  Anatole  Le  Roy  Beaulieu.  Les  reformes  de  la  Turquie:  Revue  des 
deux  mondes   1.  Dec.   1876,  p.  516. 

72)  The  reform  of  the  Ottoman  Empire.  By  Sir  R.  Blennerhasset :  Fort- 
nighÜy  Review  Febr.   1877,  p.   220—236. 

73)  La  reforme  et  les  garanties,  memoire  presente  ii  la  Conference  de  Con- 
stantinople,  par  Benoit- Brunswick.  2  ed.  annotee  et  augmenttie  d'un  chapitre 
relatif  k  la  Constitution  Ottomane.     Paris   1877.      8. 

74)  La  verite  sur  Midhat-Pacha  par  Benoit- Brunswick.     Paris   187  7. 

75)  A.  Gallenga.  Two  Years  of  the  Eastern  Question.  London  1877. 
2  vols.  796  pp.  8.  —  rec.  in  Saturday  Review  1.  Sept.  1877,  p.  270;  Quar- 
terly  Review  Oct.  1877,  p.  555;  Edinburgh  Review  Oct.  1877,  p.  553.  —  Man 
vergleiche  über  Midhat-Pascha  auch :  L'Adresse  des  Positivistes  ä  Midhat-Pacha. 
Paris  (1876?). 


128  Socin,  Allgemeines  über  den  muhammcdanwchen   Orient, 

Memorial  Midhat-Pascha's 76)  an  Fürst  Bismarck ,  eine  Broschüre 
über  die  Conferenz  in  Constantinopel 77)  und  eine  über  die  Ver- 
antwortlichkeit für  den  Krieg78)  angeführt. 

An  wie  vielen  politischen  Verwickelungen  der  europäischen 
Staaten  sind  die  Türken  doch  Schuld!  Schon  in  den  früheren 
diplomatischen  Beziehungen  der  europäischen  Mächte  zu  dem  Sultan 
spiegeln  sich  ähnliche  Verhältnisse  wie  die  heutigen  Missstände  ab, 
und  man  zieht  mit  Becht  die  Geschichte  der  früheren  Interventionen 
mehr  an's  Tageslicht.  So  sind  die  Beziehungen  Frankreichs  zum 
Orient  seit  der  ältesten  Zeit  von  Eocca19)  geschildert,  die  Ver- 
hältnisse der  französischen  Gesandtschaft  und  des  französischen 
Handels  im  Osten  von  Sämt-Priest so)  untersucht  worden.  Dass 
schon  Karl  der  Schöne  für  die  Christen  im  Orient  intervenirte, 
lernen  wir  aus  einer  Publication  von  LotH1),  und  Drapeyron*'1) 
berichtet  über  die  diplomatischen  Pläne  Ludwigs  XIV.  in  Bezug 
auf  das  Türkenreich.  Wenn  wir  weiter  zurückgehen,  so  finden 
wir  Beiträge  zur  Geschichte  des  4.  Kreuzzugs  von  Streit2,3).  Belin**) 
hat  fragmentarisch  die  Beziehungen  Venedigs  zur  Pforte  vorgeführt. 
und    speciell   über    die    Beziehungen  Venedigs    zu   Creta   liegt    ein 


76)  Memorial  de  Midhat  Pacha  au  Prince  Bismarck.  Redaction  francaise 
des  griefs  de  la  Turquie  contre  la  Kussie,  publice  par  le  Baron  C.  Dirckinck- 
Holm/eld.  Hamburg  (Hoffmann  &  Campe  Sort.  in  Comm.)  1877.  18  pp. 
8.     0,80  M. 

77)  Cr.  Rolin-  Jacquemyns.  Nouvelle  etude  sur  la  question  d'Orient. 
L'armistice,  la  Conference  de  Constantinople  et  les  suites  [Oct.  1876 — Janv. 
1877].     Gand.     Berlin  (Puttkammer  &  Mühlbrecht)   1877.     37   pp.     8.      1   M. 

78)  Les  Responsabilites.  Uebers.  nach  der  2.  Aufl.  der  in  Constantinopel 
erschienenen  gleichnamigen  Broschüre.  Wien  (Bloch  &  Hasbach).  VI,  82  pp. 
8.      1,60  M. 

79)  N.  Rocca.  La  France  en  Orient,  depuis  les  rois  Francs  jusqu'ä  nos 
jours.     Apercu  historique.     Paris   1876.     532  pp.     8. 

80)  Memoires  sur  l'ambassade  de  France  en  Turquie  et  sur  lo  commerce 
des  Francais  dans  le  Levant,  par  M.  le  comte  de  Saint-Priest.  Suivis  du  texte 
des  traductions  originales  des  capitulations  et  des  fcraites  conclus  avec  k  Sublime 
Porte  ottomane.  Paris  1877.  XXXIV,  546  pp.  8.  (Public,  de  l'Ecole  des 
langues  or.  Vivantes   6). 

81)  Essai  d'intervention  de  Charles  le  Bei  en  faveur  des  chretiens  d'Orient 
tente  avec  le  concours  du  pape  Jean  XXII;  par  H  Lot.  13  pp.  8.  Extrait 
de  la  Bibliotheque  de  l'Ecole  des  Chartes,  t.  36. 

82)  Le  grand  dessein  secret  de  Louis  XIV  contre  l'empire  ottoman  en 
1688  texte  publie  par  M.  Ludovic  Drapeyron:  Revue  de  geographie  Juni 
1877,  p.  425—461. 

83)  Ludw.  Streit.  Beiträge  zur  Geschichte  des  4.  Kreuzzuges.  I.  Venedig 
und  die  Wendung  des  4.  Kreuzzuges  gegen  Konstantinopel.  Anklam  (Krüger) 
1S77.     50    pp.     4.     2   M. 

84)  Relations  diplomatiques  de  la  Republique  de  Venise  avec  la  Turquie 
(fragment)  par  M.  lielin ,  Consul  general  pri-s  l'ambassade  de  France  a  Con- 
stantinople:  JA.  Nov.  Dec.    1876,  p.  381 — 424. 


Geschichte  der  orientalischen  Frage,  Türkisches  Reich.  129 

historischer  Bericht  von  Thomas 85)  vor.  Testet 86)  veröffentlicht 
Documente  in  Betreff  der  Verträge,  welche  die  Pforte  mit  den 
fremden  Mächten  abgeschlossen  hat ;  die  speciellen  Contracte  dieser 
Art,  welche  die  Pforte  mit  Russland  eingegangen  ist,  durchgeht  in 
einem  Vortrag  Holland*1).  Ich  möchte  hier  noch  beifügen,  dass 
in  Andree's 8S)  Geographie  des  Welthandels  sich  auch  ein  die 
Türkei  betreffender  Abschnitt  findet. 

Aus  dem  Gesagten  ist  ersichtlich,  wie  intensiv  sich  in  unserer 
Zeit  die  öffentliche  Meinung  mit  dem  Austrag  der  politischen 
Fragen,  welche  die  Türkei  betreffen,  beschäftigt.  Auch  auf  dem 
Gebiete  der  Staatengeschichte  und  Geographie  sind  eine  Menge 
.Schriftsteller  aufgetreten,  welche  mehr  das  grössere  Publikum  zu 
belehren  als  die  wissenschaftliche  Untersuchung  weiter  zu  führen 
bezwecken.  Zu  dieser  Kategorie  gehören  das  unbedeutende  Buch 
von  Blochwitz89)  über  Geschichte  der  Türkei,  ferner  Clark's  Abriss 
der  arabischen  und  türkischen  Geschichte9"),  das  Werk  von  Oreasij-n), 
eine  Compilation  nach  Hammer-Purgstall,  die  türkenfeindliche  Arbeit 
von  Free  man9-)  und  Menzies'93)  Darstellung  für  die  Jugend.  Auch 
in  rumänischer  Sprache  liegt  eine  Geschichte  der  Türkei  vor 94). 
Ueber    eine    ältere    türkische    Dynastie   in    Kleinasien    hat    Mordt- 


85)  G.  M.  Thomas.  Commission  des  Dogen  Andreas  Dandolo  für  die 
Insel  Creta  vom  Jahre  1350.  Eingeleitet  u.  hrsg.  München  (Franz  in  Comm.) 
1877.     60  pp.     4.     2,20   M. 

8G)  J.  de  Testa.  Recueil  des  traites  de  la  Porte  ottomane  avec  les  puis- 
sances  etrangeres,  depuis  le  premier  traite  conelu  en  1536  entre  Suleyman  1  et 
Francois  I  jusqu'ä  nos  jours.  Continue  par  ses  tils.  T.  4:  France.  629  pp.  8. 
Paris   1877. 

87)  The  Treaty  Kelations  of  Kussia  and  Turkey  from  1774  to  1853.  By 
J.  Erskine  Holland. 

88)  Karl  Andree.  Geographie  des  Welthandels.  Dritter  Band.  Europa. 
Zweite  Hälfte,  bearbeitet  von  Dr.  Max  Haushofer.  Stuttgart  (J.  Maier)  1877. 
8.     Türkei  p.  508 — 544.     (Auch  u.   d.  T.  Bibl.  der  ges.  Handelswissenschaften.) 

89)  Johannes  Blochwitz.  Die  Türken,  kurzer  Abriss  ihrer  Geschichte. 
Berlin  (Habel)  1877.  124  pp.  8.  2  M.  —  rec.  von  Weil  in  JLZ.  4.  Aug. 
1877,  p.  482  (No.  458).  —  J.  Blochwitz.  The  Eastem  Question.  A  Brief 
History  of  Turkey.  Transl.  from  the  German  by  Mrs.  M.  Wesselhoeft.  With 
maps.     Boston.      176   pp.      18.     2  s.   6   d. 

90)  E.  L.  Clark.  The  Arabs  and  the  Turks:  their  origin  and  history, 
their  religion,  their  imperial  greatness  in  the  past,  and  their  condition  at  the 
present  time.     Boston  1876.     326  pp.     12, 

91)  E.  S.  Creasy.  History  of  the  Ottoman  Turks.  New  Ed.  London 
(Bentley)  1877.  577  pp.  8.  6  sh.  —  Vgl.  Saturday  Eeview  14.  April  1877, 
p.  462. 

92)  E.  A.  Freeman.  The  ottoman  power  in  Europe,  its  nature,  its  growth 
and  its  decline.  London  1877.  —  rec.  Saturday  Eeview  2.  Juni  1877,  p.  674; 
von  Tozer  in  Ac.  30.  Juni   1877,  p.  573. 

93)  Sutherland  Menzies.  History  of  the  Ottoman  Empiro  in  Europe, 
for  Junior  Classes,  with  Coloured  Map  and  Illustrations.  London  (Collins)  1877. 
341    pp.     12. 

94)  D.  Cantemiru.  Istoria  imperiului  ottomanu.  Crescerea  si  scaderea 
lui.     Partea  I.     Bucuresci  1876.     410  pp.     8.     8  M. 

Jahresbericht   1S76— 1877.    Heft  II.  9 


130  Socin,  Allgemeines  über  den  niuhammedanischen  Orient, 

mann  sen. 95)  dankenswerthe  Mittheilungen  gegeben.  Was  die 
allerneueste  Geschichte  betrifft,  so  können  wir  hier  nicht  alle 
Nekrologe  des  verstorbenen  Sultan  'Abd  ul-'aziz  anführen  und  ver- 
weisen daher  bloss  auf  die  diesen  Gegenstand  betreffenden  nicht  un- 
interessanten Artikel  in  „Unsere  Zeit"'16).  In  England  ist  von  Baillie6'1) 
und  Redhouse  98)  ein  Streit  geführt  worden ,  ob  der  Sultan  über- 
haupt berechtigt  sei,  sich  als  Nachfolger  im  Chalifate  zu  bezeichnen. 
Vielfach  sind  die  Blicke  auf  die  früheren  Kriege  der  Türkei  ge- 
lenkt und  so  beispielsweise  die  Heeresgeschichte  der  Türkei  ")  und 
das  türkische  Kriegsrecht  10°)  besprochen  worden.  Die  hervor- 
ragendsten Werke  über  Kriege  der  Türkei  sind  die  des  französischen 
Admirals  Jurten  de  la  Graviere  besonders  in  Betreff  Griechen- 
lands m)  und  v.  Moltke's  l02)  treffliche  Beschreibung  des  Feldzugs 
von  1828 — 29;  auch  die  Arbeit  Hitsseü's  103)  lässt  sich  hier  noch 
beifügen,  ausserdem  eine  weitläufige  Beschreibung  des  Krimkrieges 
in  russischer  Sprache  104)  und  eine  von  militärischem  Standpunkte 
ausgehende  Arbeit  Bousset's  105)  über  dasselbe  Thema.  Zur  Vor- 
geschichte   des    neuesten  Krieges    gehört   besonders  Schuyler's  10,i) 


95)  Die  Dynastie  der  Danisclimende.  Von  Dr.  A.  D.  Mordtmann  sen. 
Hierzu  eine  lithogr.  Tafel:  ZDMG.  1876,  Bd.  30,  p.  467—486.  —  Dazu:  Die 
Dynastie  der  Danisclimende.  Von  Prof.  Karabacek:  ebd.  1877,  Bd.  31,  p. 
152—153. 

96)  Sultan  Abd-ul-Assis-Khan :  Unsere  Zeit  1.  Jan.  1877,  p.  1;  15.  Jan., 
p.   113;   15.  April,  p.  588. 

97)  N.  B.  E.  Baillie.  Is  the  Sultan  of  tho  Turks  the.  Caliph  of  the 
Mussulmans  and  Successor  of  the  Prophet.     London  (Eider  &  Smith)  1877.    1  sh. 

98)  J.  W.  Redhouse.  A  vindication  of  the  Ottoman  Sultans  title  to  „Ca- 
liph"', showing  its  antiquity,  validity,  and  universal  acceptance.  London  (Trübner) 
1877.     20  pp.     8.     3   d.  —  Vgl.  Ac   20.   Oct.   1877,  p.    390. 

99)  A.  V.  H.  Aus  der  Heeresgeschiehtc  des  Osmanischen  Reiches:  Grenz- 
boten  1877.     No.   44,  p.   185—194. 

100)  Türkisches  Kriegsrocht:  I.  n.  Reich   1877.     No.   43,  p.   651. 

101)  La  Station  du  Levant.  Par  M.  le  vice-amiral  Jurien  de  la  Graviere. 
Paris  (Plön  &  Co.)  1876.  I:  356,  II:  343  pp.  18.  Mit  1  Karte.  —  Vgl.  Sa- 
turday  Review  4.  Nov.    1876,  p.  581;  Sorel  in  RC.  30.  März    1878,  p.   208. 

102)  v.  Molthe.  Der  russisch-türkische  Feldzug  in  der  europäischen  Türkei 
1828  u.  1829,  dargestellt  im  J.  1845.  2.  Aufl.  Mit  Karten  u.  Plänen.  Berlin 
(G.  Reimer)   1877.     IV,  422  pp.     8.      10,50  M. 

103)  Major  Frank  S.  Russell.  Russian  Wars  with  Turkey.  2  ed.  London 
1877.  310  pp.  8.  —  rec.  von  F.  -J.  Goldsmid  in  Ac.  3.  März  1877,  p.  177; 
Quarterly  Review  Juli  1877,  p.  211. 

104)  M.  II.  BoraiiHOBiiiTj.  Bocrounafl  Bofina  1853 — 1856  roflOBi,.  4 
Thcilo.  St.  Petersburg  1876.  8.  III,  278,  40  pp.  Mit  7  Karten.  271,  77 
pp.  Mit  12  Karten.  IV,  48,  44  pp.  Mit  3  Karten.  VI,  439,  71,  III  pp.  Mit 
3   Karten.     45  M. 

105)  Histoiro  de  la  guorro  de  Crimee  par  Camille  Rousset  de  TAcadcmio 
francaiso.  Paris  (Hachotto)  187  7.  1.  vol.  XIII,  460;  2.  vol.  474  pp.  8.  Avec 
un  atlas.  —  rec.  von  Albort  Sorel  in  RC.   1.  Juni   1878,  p.  357. 

106)  J.  A.  Macgahan.  Die  türkischen  Gräuel  in  Bulgarien.  Briefe 
Mit  cinom  Vorwort,  sowie  dem  Bericht  des  amerikanischen  General -Consuls 
üchuyler.     Stettin   (Braudncr)    1876.     IV,  80  pp.     8.      1   M. 


Geschichte  der  orientalischen  Frage,  Türkisches  Reich.  131 

Bericht  über  die  bulgarischen  Gräuel ;  über  den  türkisch-serbischen 
Krieg  schrieb  ein  deutscher  Anonymus  107).  Nicht  bloss  die  Prä- 
liminarien des  russisch -türkischen  Krieges108),  sondern  die  Be- 
schreibung des  Feldzugs  selbst  ist  bereits  von  tüchtigen  Kräften, 
wie  von  dem  bekannten  Militärschriftsteller  Rüstow  1()9—  uo),  sowie 
von  Maller111),  Zimmermann1*2),  Lecomte113)  und  anderen114)  in 
Angriff  genommen  worden. 

Bisher  hat  sich  die  Türkei  mehr  als  modernen  Militärstaat, 
denn  als  modernen  Rechtsstaat  erwiesen;  in  letzterer  Beziehung 
wird  es  ihr  überaus  schwer,  sich  mit  Europa  und  den  Ein- 
richtungen civilisirter  Staaten  auseinanderzusetzen.  Es  begegnet 
uns  a,uf  diesem  Felde  das  Werk  von  Piatllh),  welcher  das  tür- 
kische Handelsrecht  französisch  und  arabisch  (ersteres  über  dem 
Text  gedruckt)  commentirt,  und  die  grosse  Zusammenstellung  tür- 
kischer Gesetze  von  dem  trefflichen  Äristarchy  Beij116);  auf  die 
Skizze  Bonghi's111)  über  Gerechtigkeit  und  Freiheit  in  der  Türkei 
mag  kurz  verwiesen  sein.  Das  lesenswertheste  Buch  über  die 
inneren  Zustände  der  heutigen  Türkei  sind  wohl  die  farbenreichen, 
einzelne  Persönlichkeiten  grell  beleuchtenden  Bilder,    die  uns  „ein 


107)  Die  türkisch-serbische  Schlächterei,  oder  Krieg,  Pest  und  Bankrott. 
Politisch-militärische  Wahrnehmungen  über  den  serbisch-türkischen  Krieg  und 
seine  Folgen,  von  einem  ehemaligen  Militär  und  Politiker.  Leipzig  (Walther) 
1876.     85  pp.     8.      1   M. 

108)  Les  preliminaires  de  la  guerre  turco-russe,  par  M.  Analole  Leroy- 
Beaulieu:  Revue  des  deux  mondes  1.  Mai  187  7,  p.   198 — 213. 

109)  W.  Rüstow.  Der  Krieg  in  der  Türkei.  Zustände  und  Ereignisse 
auf  der  Balkanhalbinsel  in  den  Jahren  1875  und  1876.  Mit  2  Karten.  Zürich 
(Schulthess)   1877.     416  pp.     8. 

110)  W.  Rüstow.  Der  orientalische  Krieg  in  seiner  neuesten  Phase  1877. 
Zürich  (Orell,  Füssli  &   Co.)    1877  —  1878.     In  Lieferungen  ä  2  M. 

111)  W.  Müller.  Der  russisch  -  türkische  Krieg  1877 — 1878.  Stuttgart 
1878.     VIII,  320  pp.     8.     5  M. 

112)  M.  B.  Zimmermann.  Illustrirte  Geschichte  des  orientalischen  Krieges 
von  1876 — 77.  Für  das  Volk  bearbeitet.  Wien  (Hartleben)  1877 — 1878.  4. 
In  ca.  25  Liefer.  ä  40  Pf. 

113)  Guerre  d'Orient  1876 — 77.  Esquisses  des  evenements  militaires  et 
politiques  par  F.  Lecomte.  Tome  1.  3  cartes.  Lausanne  (Benda)  1877.  2, 
350  pp.     8. 

114)  La  Guerre  d'Orient.  Revue  des  Operations  militaires  sous  la  direction 
d'officiers  de  l'armee  d'apres  les  sources  les  plus  sures.  Bruxelles  1877.  12. 
No.  1  et  2:  32  pp.  —  3,  20.  Mai  16  pp.  —  4,  2.  Juni  24  pp.  —  5,  14.  Juni 
20  pp.  —   6,  24.  Juni   16  pp.  —    7,   5.  Juli   20  pp. 

115)  Code  de  commerce  ottoman  explique  par  Th.  Fiat,  traduit  en  arabe 
par  Chelc  Skandar  Effendi  Dahdah.  Beyrouth  1876.  V,  955  pp.  8.  — 
rec.  von  Huart  in  RC.  24.  März   1878,  p.  185. 

116)  Äristarchy  Bey.  Legislation  ottomane,  traduit  par  Nicolaides.  5e 
et  6e  partie.     Constantinople  (Lorentz  &  Keil),     ä  9  M. 

117)  R.  Bonghi.  La  Giustizia  e  la  Libertä  in  Oriente:  Nuova  Antologia 
di  scienze,  lettere  ed  arti.     Anno  XH,  2.  serie  Vol.  6,  Sept.  1877,  p.  122 — 147. 

9* 


132  Socin,  Allgemeines  über  den  muliammedanischen  Orient, 

Osmane"  us)  vor  Augen  geführt  hat,  Auch  Murad  Efendi 11£)) 
schildert  uns  das  Kleinstädtelieben  seiner  Adoptivheimat  zuweilen 
recht  ergötzlich;  etwas  schwächer  scheint  die  Broehüre  von  Cha- 
rüdes 12").  Einzelne  Bemerkungen  über  sociale  Zustände  finden 
sich  im  Ausland  121).  Was  die  allgemeine  Schilderung  von  Land 
und  Leuten  betrifft,  so  sind  zwei  Werke  ersten  Ranges  zeitgemäss 
neu  aufgelegt  worden,  die  ebenso  schlichten  wie  plastischen  Briefe 
v.  Moltkes12'2)  über  die  Begebenheiten  der  Jahre  1835  — 1839 
und  die  so  sehr  anregenden  Fragmente  Fallmerayer's123),  durch  deren 
Herausgabe  sich  Thomas  ein  Verdienst  erworben  hat,  Ueber  tür- 
kische Verhältnisse  geben  auch  Aufsätze  von  Sprenger  124)  und  die 
Fragmente  von  Braun-  Wiesbaden  125)  mancherlei  Lehrreiches. 

Wenden  wir  uns  nun  zur  ethnographischen  und  geographischen 
Beschreibung  des  türkischen  Reiches.  Auf  diesem  Gebiete  sind 
zwei  wichtige  Arbeiten  zu  verzeichnen,  einmal  die  hübschen  sta- 
tistischen Zusammenstellungen    des  Ritters    zur  Helle1'20)  und  das 


118)  Stambul  und  das  moderne  Tiirkenthum.  Politische,  sociale  und  bio- 
graphische Bilder  von  einem  Osmanen.  Leipzig  (Duncker  &  Humblot)  1877. 
VII,  259  pp.  8.  5,40  M.  —  N.  F.  1878.  324  pp.  8.  6,60  M.  —  rec.  von 
Weil  in  JLZ.   1878,  No.   7,  p.   100. 

119)  Türkische  Skizzen  von  Murad  Efendi.  2  Bände.  Leipzig  (Dürr) 
1877.  I:  IV,  247,  II:  231  pp.  8.  7,50  M.  Vgl.  B.  zur  AAZ.  8.  Dec.  1878, 
p.   5239. 

120)  Türkische  Skizzen  in  Briefen  an  eine  Freundin  1876  von  Charihles. 
Deutsche  Zeit-  und  Streitfragen.  Jahrg.  VI.  Heft  83—84.  Berlin  1877.  70 
pp.     8.  —  rec.  von  Weil  in  JLZ.    1877,  No.  31,  p.  483. 

121)  Sociale  Zustände  in  der  Türkei:   Ausland  17.  Sept.  1877,  p.  744 — 749. 

122)  Hehnuth  v.  Molthe.  Briefe  über  Zustände  und  Begebenheiten  in 
der  Türkei  aus  den  Jahren  1835  bis  1839.  2.  Aufl.  Mit  1  Karte.  Berlin 
(Mittler  &  S.)  187G.  VII,  431  pp.  8.  —  rec.  in  LC.  24.  Febr.  1877,  Sp.  273; 
von  Kirchhoff  in  JLZ.  26.  Mai  1877,  p.  327  (No.  303).  —  Auch  franz.  u.  d.  Titel: 
Lettres  du  marechal  de  Molthe  sur  l'Orient.  Traduites  par  Alfred  Marchand. 
2«    edition.     Paris   1877.     VII,  335  pp.     8. 

123)  Fragmente  aus  dem  Orient  von  Dr.  Jacob  Philipp  Fallmerayer. 
Zweite  mit  einem  Anhang  vermehrte  Auflage.  Durchgesehen  und  eingeleitet  von 
Dr.  Georg  Martin  Thomas.  Stuttgart  1877.  XXXIX.  597  pp.  8.  Vgl. 
Ausland  27.  Nov.  1876,  No.  48.  p.  941,  und  4.  Dec,  No.  49,  p.  966;  B.  zur 
AAZ.  No.  316  und  317,  11.  und  12.  Nov.  1876;  Historische  Zeitschrift  von 
Sybel.     Heft   1.      1878,  p.  378. 

124)  A.  Sprenger.  Reise -Erinnerungen  zur  Beleuchtung  der  türkischen 
Zustände:   Ausland   8.  Jan.    1877,  p.   29;   15.  Jan.  p.   54. 

125)  Eine  türkische  Reise  von  Karl  Braun- Wiesbaden.  Fragmente  aus 
der  Türkei.  Stuttgart  (Auerbach)  1876.  Bd.  2.  XV,  459  pp.  8;  1877.  Bd.  3. 
XII.   :;ü7    pp.      8.      Zusammen    10  M. 

126)  Dio  Völker  des  osmanischon  Reiches.  Beiträge  für  Förderung  orien- 
talischer Studien  aus  den  Papieren  des  früheren  Militär-Attaches  der  k.  u.  k. 
österreichisch-ungarischen  Botschaft  in  Constantinopel  A.  lütter  zur  Helle  von 
Hämo.      1876.     Wien   (Gerolds  S.)   1877.     IV,   133   pp.     8.     7   M. 


Geschichte  der  orientalischen  Frage,   Türkisches  Reich.  \'d'd 

treffliche  Buch  von  Ubicini121),  welches  dieser  Verfasser  in  Ver- 
bindung mit  Pavel  de  Courteille  herausgegeben  hat.  Beide  Werke 
geben  das  beste,  was  jetzt  über  statistische  Erhebungen128)  des 
Osmanenstaates  zugänglich  ist.  Mit  dem  letzten  Buche  sind  auch 
Ubicini's  Briefe  über  die  Lage  der  Türkei  (in  engl.  Sprache)  zu- 
sammenzuhalten 129).  Ferner  ist  in  England  eine  statistische  Zu- 
sammenstellung über  die  Türkei  erschienen130),  und  auch  von 
französischer131)  wie  von  russischer132)  Seite  liegen  solche  vor. 
Im  Auslande  fand  sich  eine  Miscelle  über  die  Tscherkessenansiede- 
lungen  in  der  Türkei  133).  Noch  mag  hier  eine  Notiz  über  türkische 
Bergwerke  und  Forsten  angeführt  werden134).  -  Kiepert 135)  hat 
eine  neue  Ausgabe  seiner  Karte  des  türkischen  Reiches  veranstaltet. 
Beginnen  wir  nun  mit  den  Specialschilderungen  der  europäischen 
Türkei.  Eine  Statistik  der  europäischen  Türkei  (nebst  Griechenland) 
hat  Bianconi136)  zusammengestellt.  Diefenbach's  ethnographische 
Arbeit  kam  bereits  im  allgemeinen  Theile  zur  Erwähnung.  Skizzen 
über   die    europäische   Türkei    hat    Vulle 137)  geliefert ,    Bonghi 138) 


127)  Etat  preseiit  de  l'empire  ottoman.  Statistique,  gouvernement,  admini- 
stration,  finances,  armee,  eommunautds  non-musulmanes ,  etc.  etc.  d'apres  le 
Sälnäme  (Annuaire  imperial)  pour  l'annee  1293  de  l'hegire  (1875 — 76)  ot  les 
documents  officiels  les  plus  recents  par  MM.  A,  Ubicini  et  Pavet  de  Cour- 
teille. Paris  (J.  Dumaine)  1876.  VIII,  267  pp.  8.  —  rec.  von  Belin  in 
JA.  Nov.  Dec.   1876,  p.  521. 

128)  Vgl.  auch  über  das  allgemeine  türkische  Staatshandbach  den  Artikel: 
Säl-Näme  Ath.  20.  März   1877,  p.  322. 

129)  A.  Ubicini.  Letters  on  Turkey,  the  Religious ,  Political,  Social  and 
Commorcial  Condition  of  the  Ottoman  Empire.  2  vols.  Gen.  in  Saturday  Review 
10.  Febr.    1877. 

130)  E.  G.  Ravenstein.  The  populations  of  Russia  and  Türkey:  Journal 
of  the  Statistical  society  Sept.  1877,  p.  433 — 467.  —  Vgl.  zu  Ravenstein  und  Helle 
von  Samo:  Verh.  d.  Ges.  f.  Erdk.  zu  Berlin.  Berlin  1878.  Heft  1  und  2. 
p.  59—64. 

131)  Patd  Boutet.  La  population  de  la  Turquie:  L'exploration  1877  ,  p. 
39—46. 

132)  H.  P.  Obcühwh.   CoBpeMeiiiiaa  Typina,    HcTopHKo-9iHorpa«H^ecKiH 

ouepK'i>.     St.  Petersburg  1877.      XLI,    158  pp.     8.     6  M.      [N.  R.   Ovsianyj. 
Die  gegenwärtige  Türkei.     Historisch-ethnographischer  Abriss  ] 

133)  Statistisches  über  die  Tscherkessenansiedelungen  in  der  Türkei:  Aus- 
land 27.  August  1877,  p.   700. 

134)  Türkische  Bergwerke  und  Forsten:  Globus  1877.  Bd  XXXII.  No. 
1.  p.   15. 

135)  H.  Kiepert.  Generalkarte  des  Türkischen  Reichs  in  Europa  und 
Asien.  4  Bl.  1:3000000.  Neue  Ausg.  Berlin  (1).  Reimer)  1877.  Preis  in 
Umschlag  6   M.     Auf  Leinwand  in  Mappe   10  M. 

136)  F.  Bianconi.  Ethnographie  ot  statistique  de  la  Turquie  d'Europe 
et  de  la  Grece.     Paris  (Lassailly)   1877.     Mit  1  Karte.     51   pp.     8.     2,50  fr. 

137)  Pietro  Volle.  La  Turchia  Europea:  Nuova  Antologia  di  Scienze  etc. 
Firenze   1876   (Sept.  p.    131—146)  Oct.  p.  364—398. 

138)  Ruggero  Bonghi.  Le  razze  e  lo  stato  in  Turchia:  ebd.  1877,  p. 
760—790. 


134  Socin,  Allgemeines  über  den  muhammedanischen   Orient, 

die  Kassenfrage  eingehend  erörtert.  Das  Buch  von  Baker 139) 
über  die  Türken  in  Europa,  speciell  über  bulgarische  Zustände, 
ist  als  aus  eigener  unparteiischer  Anschauung  entsprungen  gerühmt 
worden.  Kiepert  hat  eine  ethnographische  Uebersichtskarte  14°) 
und  verschiedene  andere  Karten  der  europäischen  Türkei  heraus- 
gegeben 141).  Ich  glaube  mich  der  Mühe  entheben  zu  dürfen,  die 
reichhaltige  Kriegskartenliteratur  hier  aufzuzählen ,  dies  den  spe- 
ciellen  Geographen  überlassend;  nur  auf  Synvet's  statistische  Ueber- 
sichtskarte  des  griechischen  Elements  in  der  Türkei  sei  hier  noch 
hingewiesen  142),  sowie  auf  eine  Notiz  über  die  Eisenbahnlinien  der 
europäischen  Türkei 143). 

Von  umfassenderen  Reisewerken  sei  hier  de  Lamartine's 144) 
Buch  genannt,  welches  zwar  auch  Kleinasien  berührt  und  vieles 
Historische  (über  Timur  u.  a.)  enthält.  In  diese  Categorie  gehört 
wohl  auch  ein  Buch  von  Hamlm145).  Aus  der  Masse  der  Literatur 
über  die  Slavenländer,  welche  der  Türkei  unterworfen  sind,  mögen 
hier  nur  einige  der  wichtigsten  Erscheinungen  namhaft  gemacht 
werden,  so  in  Bezug  auf  Bosnien  und  die  Herzegowina  Blau'slie) 
Bieisen.  Eine  kurze  historische  Skizze  der  letztgenannten  Gebiete 
ist  von  du  Nord141)  versucht  worden.      Eine  Reise  von  Constan- 


139)  James  Baker.  Turkey  in  Europe.  With  fcwo  maps.  London  1877. 
574  pp.  8.  —  rec.  in  Quarterly  Review  Juli  1877,  p.  211;  von  F.  J.  Goldsmid 
inAc.  12.  Mai  1877,  p.  405;  Ath.  12.  Mai  1877,  p.  599;  Geographica!  Magazine 
1.  Sept.  1877,  p.  235.  —  Auch  deutsch  u.  d.  Titel:  Die  Türken  in  Europa  von 
James  Baker.  Autorisirte  deutsche  Ausgabe.  Mit  historisch-ethnographischen 
Anmerkungen  von  Karl  Emil  Franzos  und  einer  Einleitung  von  Hermann 
Vambery.     Stuttgart  (Levy  &  Müller)  1877.     XXXVII,  394  pp.     8.     9  M. 

140)  Ethnographische  Uehersichtskarte  des  europäischen  Orients  (untere 
Donauländer,  Türkei  und  Griechenland).  Zusammengestellt  von  Heinrich  Kiepert. 
Mit  erläuterndem  Text  [12  pp.     8.].     2.  Aufl.     Berlin  (D.  Keimer)   187G. 

141)  Heinrich  Kiepert.  Karte  der  Dobrudja.  1  :  540000.  Chromolith. 
Fol.  Berlin  (D.  Reimer)  1877.  1  M.  Karte  von  der  Walachei  und  Bulgarien. 
1  :  1000000.     Lith.   u.   color.     Imp.-Fol.     Ebd.      1,60  M. 

142)  A.  Synvet.  Carte  ethnographique  et  denombroment  de  la  population 
Grecquo  de  l'Empire  Ottoman   1877.     Vgl.  Ausland   17.  Sept.   1877,  p.  760. 

143)  Länge  der  Eisenbahnen  in  dor  europäischen  Türkei:  A.  a.  Wcltth. 
1876,  p.  30. 

144)  A  de  Lamartine.    Nouveau  voyage  en  Orient.    Paris  1877.    429  pp.  8* 

145)  C.  Hamlin.  Among  tho  Turks.  London  (S.  Low  &  Co.)  1877. 
380  pp.     8. 

146)  Dr.  Otto  Blau.  Reisen  in  Bosnien  und  der  Herzegowina.  Topo- 
graphische und  pflanzengeographische  Aufzeichnungen.  Mit  einer  Karte  und 
Zusätzen  von  H.  Kiepert.  Berlin  (D.  Reimer)  1877.  VIII,  231  pp.  8.  —  rec. 
in  LC.   27.  Oct.   1877,  Sp.   1471. 

147)  du  Nord.  Ahriss  der  Geschichte  von  Bosnien  und  der  Herzegovina 
von  den  Urzeiten  bis  nach  dor  Eroberung  durch  die  Türken.  Wion  (Seidel  & 
Sohn  in  Comm.)  1877.     54  pp.     8.     1   M. 


Geschichte  der  orientalischen  Frage,  Türkisches  Reich.  135 

tinopel  nach  Jassy  hat  TJbiemi u8)  publicirt.  Eine  Geschichte  der 
Bulgaren  schrieb  Jireceh  14^);  derselbe  hat  historisch-geographische 
Forschungen  über  die  Balkanpässe  angestellt  15°).  Letztere  führt 
uns  auch  Kanitz151)  vor;  einzelne  Höhenbestimmungen  besonders 
im  Westen  hat  Toula152)  gemacht.  Interessante  Schilderungen 
aus  Bulgarien  haben  Barkley  153)  und  besonders  auch  Kanitz  154) 
geliefert;  man  vergleiche  damit  ferner  die  Skizzen  von  Tlilberg  lf>5) 
und  Grübler156).  GrtlliSron's161)  poetisch  beschriebene  Reise  be- 
rührt die  europäische  Türkei  nur  in  Epirus.  Grigorovia  x58)  seheint 
besonders  im  Gebiete  des  Wilajet  Selanik  gereist  zu  sein.   Dingler169) 


148)  Journal  d'un  voyage  de  Constantinople  :i  Jassy  dans  l'hivor  de  1785 
par  le  comto  de  Hauterivo  publie  par  M.  A.  Ubicini,  avec  notes  geographiques 
et  historiquos:   Revue  de  geographie  Oc tober  1877. 

1491)   Constantin  Jos.  Jireceh.     Geschichte  der  Bulgaren.     Prag  (Tempsky) 

1876.  XI,  586  pp.     8.     8  M.  —  reo.  von  J.  Caro  in  JLZ.  4.  Aug.  1877,  p.  483. 

150)  C.  J.  Jireceh.  Die  Heerstrasse  von  Belgrad  nach  Constantinopel  und 
die  Balkan-Pässe.  Eine  historisch-geographische  Studie.  Prag  (Tempsky)  1877. 
VI,   172  pp.     8.     3   M. 

151)  Kanitz.  Balkan-Uebergänge:  PM.  1877,  23.  Bd.  IX,  p.  326—339. 
Mit  Karte. 

152)  Toula,.  Höhenbestimmungen  im  westlichen  Balkan  und  in  den  an- 
grenzenden Gebieten:  Mitth.  d.  K.  K.  Geogr.  Ges.  Wien  1877.  No.  5,  p. 
264—267. 

153)  Bulgaria  beforo  the  War;  being  Seven  Year's  Experience  of  European 
Turkey  and  its  Inhabitants.  By  H.  C.  Barkley.  London  (Murray)  1877. 
368  pp.      8.   —  rec.  in  Saturday  Review   1.  Dec.    1877,   p.   687. 

154)  F.  Kanitz.  Donaubulgarien  und  der  Balkan.  Historisch-geographiseh- 
ethnographische  Reisestudien  aus  den  Jahren  1860  bis  1876.  2  Bände  mit  33 
Illustr.  i.  T.  und  zehn  Tafeln.  Leipzig  (Fries)  1877.  XV,  382  pp.  8.  18  M. 
—  rec.  von  Chavanne  in  Mittheilungen  der  K.  K.  Geogr.  Ges.  in  Wien  31.  März 

1877,  p.   185.     Vgl.  Ausland    1877,  Jan.  Febr. 

155)  Arn.  Uilherg.  Nach  Eski-Djumaia.  Reise -Skizzen  aus  Bulgarien. 
Im  Anhang:  Bericht  über  die  Messe  von  Eski  Djumaia  im  Mai  1876  von  Sr. 
Exe,  Graf  Ed.  Zichy.  Wien  (Holder)  1876.  63  pp.  8.  1,40  M.  —  rec.  in 
LC.  7.  Juli  1877,  Sp.   1280. 

156)  Rustschuk.  Ein  türkisches  Städtebild.  Von  Dr.  Carl  Grübler: 
A    a.  Welttheilen,  No.   3.  Dec.   1876,  p.   70. 

157)  Alfred  Gillieron.  Grece  et  Turquie.  Notes  de  voyago.  .  .  .  Avec 
illustrations.  Paris  (Neuchatel  Geneve,  Sandoz  et  Fischbacher)  1877.  XV,  307 
pp.  8.  4  fr.  —  Vgl.  auch  in  Bibliotheque  universelle  et  revue  suisse.  1877. 
T.  58,  p.  85—108;  217—241;  T.  59,  p.  325—350;  589—610.  —  roc.  von 
Kirchhoff  in  JLZ.  11.  Mai  1878  (No.  281)  p.  284;  von  Bursian  in  LG  1878, 
Sp.   1078. 

158)  Bhktopt.  rpnropoBir*rj>.  Oiepirb  nyTemecTBifl  no  EßponecKOM  Typn,ia 
(CLKapTOK)  OKpecTHOCTefi  oxpHÄCKaro  h  npecnaHCKaro  03epi.).  Ii3,a,  2.  [Victor 
Grigorovic.  Abriss  einer  Reise  in  der  europäischen  Türkei.  Mit  einer  Karte 
der  Umgebungen  des  ochridischen  und  prespanschen  Sees.  Abth.  2.]  Moskau 
1877.     181  pp.     8. 

159)  H.  Dingler.  Das  Rhodope-Gebirge  in  der  europäischen  Türkei  und 
seine  Vegetation:  Zeitschrift  des  Deutsch,  und  Oesterr.  Alpen- Vereins  1877, 
Heft  2,  p.    195—224. 


136  Socin,  Allgemeines  über  den  muhanimedanischen  Orient, 

führt  uns  ins  Kbodopegebirge.  Der  Bistrict  von  Philippopel  wurde 
von  Moore16"),  Adrianopel  von  Teplov  l61)  besucht  und  geschildert. 
Eine  Beschreibung  von  Constantinopel  und  dem  Bosporus  mit  zahl- 
reichen Plänen  liegt  von  Tchihatchef162)  vor;  auch  Guffliny163), 
Ourtis164)  und  de  Amieisieb)  schildern  uns  diese  Stadt,  und  Kohl166) 
macht  besonders  auf  ihre  Wichtigkeit  als  Centralpunkt  aufmerksam. 
Noch  mögen  hier  drei  Miscellen,  welche  Constantinopel  betreffen, 
angeführt  werden 2  6  7— 1 69). 

Trotzdem,  dass  bereits  ein  die  asiatische  Türkei  umfassendes 
Touristenhandbuch  vorliegt170),  ist  für  die  Erforschung  jener  Ge- 
genden noch  sehr  viel  zu  thun  übrig.  Kift.sc//cras  m)  Uebersicht 
über  die  Statistik  jener  Provinzen  beruht  noch  auf  unsicheren 
Quellen;  sehr  anschaulich  hat  uns  hingegen  Kiepert11*)  die  admini- 
strative Eintheilung  des  Landes  vorgeführt.  Es  würde  uns  jedoch  zu 
weit  führen,  wenn  wir  hier  alle  andern  Karten,  welche  in  Folge  des 
russisch-türkischen  Krieges  erschienen  sind,  aufzeichnen  wollten173). 

Ueber    die    Zustände    in  Kleinasien   giebt    das    hübsche  Buch 


160)  R.  J.  Moore.  Under  the  Balkans.  Notes  of  a  Visit  to  the  District 
of  Philippopolis  in   1876.     With  Map.     London   1876.     282    pp.     8. 

161)  B.  TeiLiOB'B.  AjtpiaHonojib  bt.  1874  r.  (Hbi  BOcnoMHHeiriH  iiyTeine- 
CTBeHHHKa).  [V.  Teplov.  Adrianopel  im  J.  1874.  Aus  den  Erinnerungen 
eines  Reisendon].     St.  Petersburg   1877.     44  pp.     8. 

162)  Le  Bosphore  et  Constantinople  avee  perspectives  des  pays  limitrophes 
par  P.  de  Tchihatchef.  Troisieme  edition  avec  2  cartes ,  neuf  planches  et 
neuf  figures.     Paris  1877.     XII,  569  pp.     8. 

163)  E.  Guilliny.  Constantinople,  les  Dardanelles,  la  mer  de  Marmara 
et  le  Bosphore:  Revue  de  geographie,  August  1877,  p.   99 — 119. 

164)  C.    G.   Curtis.     Constantinople:  Encyclopaedia  Brit.  vol.   6. 

165)  Edm.  de  Amicis.  Constantinopoli.  Parte  I.  Milano  1877.  268  pp. 
8.     3,50  M. 

166)  J.  G.  Kohl.  Ueber  die  Weltstellung  Konstantinopels  oder  über  die 
Land-  und  Seewege,  die  zum  Bosporus  führen:  Ausland  1.877,  26.  Nov.  p.  943; 
3.  Dec  p.   974;   10.  Dcc.  p.   994;   17.  Dec.  p.    1014;  24.  Dec,  p.   1033. 

167)  C.  Sax.  Bevölkerung  der  Städte  in  Thracien  und  speciell  Constan- 
tinopels:  Mitth.  der  K.  K.  Geogr.  Ges.  in  Wien  Bd.  XX,  1877,  No.  2,  p.  125—129. 

168)  Zum  Klima  von  Constantinopel:  Zeitschrift  der  österr.  Ges.  für  Meteo- 
rologie, Bd.  XII,    1877,  No.   4,  p.  66. 

169)  Guido  Freiherr  von  Call.  Die  Erdbcercultur  bei  Constantinopel: 
Oestcrr.  Monatsschr.   für  den   Orient   15.  Oct.   1877,  p.    159. 

171»)  Handbook  for  Turkey  in  Asia,  Constantinople,  the  Bosphorus ,  Dar- 
danelles, Brousa ,  Piain  of  Troy,  Croto,  Cyprus,  Smyrna,  Ephesus,  the  Sevcn 
Churches,  Coasts  of  the  Black  Sea,  Armenia,  Mesopotamia.  8.  With  maps.  — 
Nach  Saturday  Rev.   10.  Febr.   1877. 

171)  H.  Katschera.  Die  administrative  Eintheilung  und  Bevölkerung  dor 
asiatischen  Türkei:  Oester.  Monatsschrift  f.   d.  Orient  15.  Oct.  1877,  p.  153—156. 

172)  //.  Kiepert.  Politische  Uebersichtskarto  der  asiatischen  Türkei. 
1:400001)0.     Litli.   und   col.      fol.     Berlin  (D.  Reimer)    1876. 

173)  Vgl.  PM.    1877,  VII,  p.  277. 


Geschichte,  der  orientalischen  Frage,  Türkisches  Reich.  137 

von  Choi»»!1"1*) ,  der  seine  Reisen  übrigens  auch  nach  Syrien  hin 
ausgedehnt  hat,  vieles  Lehrreiche.  Etwas  weitschweifig,  aber  doch 
gerade  auch  wegen  der  jetzigen  Lage  nicht  zu  übersehen  ist  Bur- 
nabt/'s  175)  Ritt  von  Scutari  bis  zum  Wan-See.  Die  französische 
Bearbeitung  wie  die  englische  Uebersetzung  der  von  Thielmann '- 
sehen176)  Reise  kam  bereits  oben  zur  Sprache,  desgleichen  die 
Notizen  Jlirschfeld's  l77)  zu  seiner  Routenkarte  im  südlichen  Klein- 
asien. Roshosehmj  178)  verdanken  wir  einige  kurze  Skizzen.  Lamec 
Saad119)  lieferte  einen  schön  ausgeführten  Stadtplan  von  Smyrna. 
Ueber  die  dortigen  Derwische  berichtet  uns  Zschimmer  18°)  und 
aus  einem  kurzen  Artikel  von  Schweiger-Dürnstein  m)  erfahren 
wir,  welche  Gerichtseinrichtungen  in  jenen  asiatischen  Provinzen 
der  Türkei  bestehen.  Ueber  anatolischen  Wein  gab  Foliot  de 
Grenneville 182) ,  über  den  noch  immer  lebhaft  betriebenen  Handel 
Trapezunt's  Schweiger-LerchenfeM183)  eine  kurze  Notiz. 

Die  moderne  Geographie  der  östlichen  Grenzgebiete  der  asia- 
tischen Türkei  ist  grösstentheils  schon  oben  erörtert  worden  184). 
Unter  den  dortigen  Christen  stehen  sich  noch  immer  die  Secten 
der  Nestorianer  185)  und  der  Chaldäer  (unirten  Nestorianer)  schroff 
gegenüber;  in  Betreff  letzterer  hat  Pius  IX.  eine  Encyclica  er- 
lassen l86).     Hier  möchte  ich  schliesslich  noch  auf  eine  neue  Aus- 


174)  L.  Choisy.  Asie  mineure  et  les  Tores  en  1875.  Souvenirs  de  voyage. 
Paris  (Didot)  1876.  335  pp.  12.  3,50  fr.  —  Vgl.  Im  Stammlando  der  Os- 
manen:  Ausland   16.  Juli   1877,  p.   565 — 569. 

175)  On  horsebaek  through  Asia  minor.  By  Captain  Fred.  Burnaby. 
London  (Sampson  Low  &  Co.)  1877.  3  ed.  2  vols.  780  pp.  8.  38  sh  — 
rec.  in  Säturday  Review   10.  Nov.   1877,  p.  582  ;  in  Ath.   13.  Oct.   1877,  p.  462. 

176)  S.  oben  p.   10,  No.   7. 

177)  S.  oben  p.   31,  No.  7. 

178)  H.  Roskoschny.  Aus  Klein- Asien.  Skizzen  aus  der  Gegenwart  und 
Vergangenheit.     Leipzig  (Verlag  des  Hausfreundes).     80  pp.     8.      1   M. 

179)  Lamec  Saad.  Plan  de  Smyrne.  1  :  5000.  Cbromolith.  Leipzig 
(Hinrichs)    1877.     8  M. 

180)  Dr.  W.  Zschimmer.  Ein  Besuch  bei  den  Derwischen  in  Smyrna: 
Aus  allen  Welttheilen   1877,  p.  297. 

181)  Ueber  die  judieiäre  Organisation  des  Vilajets  von  Aidin.  Von  V.  von 
Schweiger- Dürnstein:  Oesterr.  Monatsschrift  für  den  Orient  15.  Oct.  1877,  p. 
149—153. 

182)  Anatolischer  Wein.  Von  Victor  Graf  Foliot  de  Crenneville :  Oesterr. 
Monatsschrift  für  den  Orient  15.  Oct.  1877,  p.  157—159;  15.  Dec.  1877,  p. 
183—184. 

183)  Der  Handel  Trapezunts.  Von  Freiherrn  von  Schweiger-Lerchenfeld: 
Oesterr.  Monatsschrift  für  den  Orient   15.  Febr.   1877,  p.  28 — 30. 

184)  S.  oben  p.   18,  No.  57  und  p.  20  f.     No.   1—12. 

185)  J.  von  Zioiedenek.  Historisch-geographische  Notizen  über  den  Nesto- 
rianer Distrikt  Hakkari:  Mitth.  d.  K.  K.  Geogr.  Ges.  in  Wien.  Bd.  XIX,  1877, 
No.  2,  p.  82—87. 

186)  Pius  IX,  Encyclica  vom  1.  Sept.  1876.  (In  Sachen  der  Chaldaeer. 
An  die  Bischöfe  u.  s.  w.  d.  chald.  Patriarch.) :  Archiv  f.  kath.  Kirchenrecht 
1877.     2.     p.  297—331. 


138      Socin,  Allgemeines  Hier  den  muhammedanischen  Orient  etc. 

gäbe  von  Morier's  187)  Ayesha  hinweisen;  den  besten  Theil  dieses 
in  mancher  Beziehung  vortrefflichen  Romanes  bildet  unstreitig  die 
Schilderung  des  Treibens  des  jezidischen  Räubers. 

Die  Cultur  der  Euphrat-  und  Tigrisländer  wird  sich  erst  wieder 
heben  können,  wenn  eine  sichere  Verbindung  derselben  mit  dem 
Abendlande  hergestellt  ist.  Leider  scheint  aber  das  Project  des 
Eisenbahnbaus,  für  welches  der  Ingenieur  Gernih  18s)  seine  schönen 
Studien  gemacht  hatte,  eben  nur  Project  bleiben  zu  wollen189). 
So  lange  die  Verkehrsverhältnisse  Bagdad's190^192)  bleiben,  wie 
sie  es  heut  sind,  wird  diese  Stadt  nicht  das  Emporium  werden 
können,  zu  welchem  sie  sich,  wie  selbst  noch  ihr  jetziger  Handel 
beweist193),  emporschwingen  könnte;  unter  der  traurigen  Zer- 
rüttung der  Gegenwart  leidet  keine  Provinz  der  asiatischen  Türkei 
mehr,   als   das   einst  so  blühende  Zweistromgebiet. 

Ueber  die  wirtschaftliche  Lage  Cyperns ,  das  neuerlich  auch 
durch  v.  Löker19i)  berührt  wurde,  hat  v.  Zwiedinek1'35)  einiges 
mitgetheilt. 

Für  das  Wilajet  Syrien  ist  das  Erscheinen  eines  eigenen  Staats- 
kalenders 196)  zu  verzeichnen. 


187)  Ayesha  the  maid  of  Kars  by  tho  anthor  of  Zohrab ,  Hajji  Baba ,  etc. 
London  (Goubaud  and  Son).     318  pp.     8.     2  sh. 

188)  Ingenieur  Josef  Öernik's  Technische  Studien.  Expedition  durch  die 
Gebiete  des  Euphrat  und  Tigris  etc.  Bearb.  und  herausgeg.  von  A.  v.  Schweiger- 
Lerchenfeld.  Erste  Hälfte,  mit  3  Karten.  Erg.  H.  44  zu  PM.  1875.  48  pp. 
4.  —  Zweite  Hälfte,  mit  4  Karten.  Erg.  H.  45  zu  PM.  Gotha  (J.  Perthes) 
1876.     47   pp.     4. 

180)  Ck.  Grad.  Projet  de  chemiu  de  fer  de  la  Mediterran.ee  au  Golfe 
persiqne:  l'Explorateur  1876.     III,  p.  334. 

190)  J.    Gros.     La  Turquie  d'Asie.      Bagdad:   l'Explorateur   1876,  No.   70. 

191)  Bagdad,  eine  gesunkene  Weltstadt  im  Grient:  Aus  allen  Welttheilen, 
Oct.   1876,  No.   1,  p.   18."     (Mit  Abbildungen.) 

192)  Verkehrsverhältnisse  Bagdad's  und  Bassora's:  Gesten-.  Monatsschrift 
für   den  Griont   15.  Febr.   1877,  p.  31. 

193)  J.  von  Zwiedinek.  Der  Handel  Bagdad's:  Gesterr.  Monatsschrift  fin- 
den Orient   1876  No.  4,  p.  56—59. 

194)  F.  von  Löher.     Cyprische  Eeisefrüchte:  Daheim   1877,  No.   43. 

195)  J.  von  Zwiedinek.  Die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  der  Insel 
Cypern:  Oesterrr.  Monatsschrift  für  den  Orient  15.  Dec.   1877,  p.   182—186. 

196)  Sälnämo  i  wilajet  Siirija,  seno   1294.     Beirut.      139   pp.     8. 


139 


Schrift,  Inschriften,  Münzen  und  Kunstdenk- 
mäler   des    nord semitischen   und    arabisch- 
muhamme danischen   Culturgebiets. 

Von 
J.  Eutin?. 

Ueber  die  semitische  Schrift  überhaupt  wie  über  die  älteren 
Formen  derselben  im  besonderen  ist  während  des  Bericht) ahres 
nur  weniges  bedeutendere  erschienen.  Eine  ziemlich  vollständige 
Uebersichtstafel  der  semitischen  Schrift  in  5G  Columnen  hat  JEuting1) 
als  Beilage  zur  englischen  Ausgabe  von  Bickelfrs  hebräischer  Gram- 
matik veröffentlicht.  Daneben  mag  auch  ein  encyclopädischer  Ar- 
tikel Lenormant's  2)  genannt  sein.  Ein  Anonymus  3)  verfasste  einen 
Artikel  über  das  phönicische  Alphabet.  Wichtiger  war  DeecJce's 4) 
Versuch ,  das  altsemitische  Alphabet  aus  der  neuassyrischen  Keil- 
schrift herzuleiten;  uns  will  das  Resultat  freilich  bedenklich  er- 
scheinen. An  diese  Abhandlung  knüpfte  sich  ferner  eine  längere 
Controverse  5~~8)  in  der  Academy,  an  der  sich  Sayce,  Deeeke  und 


1)  Table  of  semitic  characters.  By  Dr.  Julius  Euting:  Anhang  zu:  6. 
Bickell,  Outlines  of  Hebrew  Grammar  etc.  (s.  oben  p.  50,  No.  25).  —  Vgl.  Ac. 
14.  Juli  1877,  p.  47:  CR,  de  l'Acad.  des  I.  et  BL.  1877,  p.  239;  BISO.  1878, 
No.   2,  p.   34;  Nuova  Antol.   1878.   2   8.  Vol.  VIII,  p.   598. 

2)  Francoia  Lenormant.  Alphabetum :  Dictionnaire  des  antiquites  grec- 
ques  et  romaines  par  Ch.  Dareniberg  et  Edm.  Saglio.  Paris  (Hachette)  1877. 
4.     fasc.   2,  p.   188—218. 

3)  The  phenician  Alphabet:  Calcutta  Review  April  1877,  No.  128,  p. 
303—331. 

4)  W.  Deeeke.  Der  Ursprung  des  altsemitischen  Alphabets  aus  der  neu- 
assyr.  Keilschrift  (mit  2  Tafeln):  ZDMG.  Bd.  31,  p.  102—116.  —  rec.  in  Ath. 
19.  Mai   1877,  p.   643;  Ac   19.  Mai   1877,  p.  435.    • 

5)  A.  H.  Sayce.  Dr.  Deeeke  on  the  origin  of  the  semitic  aiphabet:  Ac. 
23.  Juni   1877,  No.  268,  p.   557  f. 

6)  W.  Deeeke.  Origin  of  the  semitic  alphabet:  Ac.  28.  Juli  1877,  No. 
273,  p.  92  f. 

7)  A.  H.  Sayce.  The  origin  of  the  semitic  aiphabet:  Ac.  4.  Aug.  1877, 
No.  274,  p.   117. 

8)  Isaac  Taylor.  The  origin  of  the  semitic  aiphabet:  Ac.  4.  Aug.  1877, 
No.  274,  p.   116. 


140        Efuiing,  Schrift,  Inschriften,  Münzen  und  Kunstdenkmäler 

Taylor  betheiligten.  Die  altirischen  Ogham  -  Charactere  wollte 
Button 9)  auf  semitische  Originale  zurückführen.  Als  ein  noch 
grösseres  Curiosum  mag  hier  auch  die  Schrift  von  Barzäai 10) 
erwähnt  sein. 

Die  Ar  am  ä  er  lassen  uns  ihre  Denkmäler  an  verschiedenen 
Gegenden  des  mittelländischen  Küstengebietes  zusammensuchen.  Bei 
weitem  die  interessanteste,  ägyptisch-aramäisch  verfasste,  Inschrift, 
datirt  aus  dem  Jahre  4  des  Chschjarsch  (Xerxes)  des  Königs  der 
Könige  (=  482  v.  Chr.),  hat  Lepsius  n)  bekannt  gemacht.  Von 
der  äg.-ar.  Stele  im  Vatican  hat  Lenormänt  einen  Gypsabguss  der 
Pariser  Academie  übergeben.  Auch  den  Papyrussen  ist  neue  Auf- 
merksamkeit geschenkt  worden,  durch  Wright,  Nöldeke  und  Eutmg, 
welche  im  2.  Heft  der  Oriental  Series  der  Palaeogr.  Soc.  die  im 
British  Museum  befindlichen  Fragmente  der  ehemals  dem  Grafen 
Blacas  gehörigen  Papyrusse  abgebildet  und  erklärt  haben.  Ueber 
ein  aramäisches  Siegel  hat  Prideaux  12)  gesprochen.  Neue  Unter- 
suchungen über  palinyrenische  Reste  hat  A.  D.  Mordtmann 13) 
angestellt,  andere  Beiträge  früher  schon   Chwolson 14)  geliefert. 

Die  Literatur  über  Inschriften  in  phönicischer  Sprache  wird 
im  Nachfolgenden  geographisch  nach  den  Fundorten  geordnet  auf- 
geführt. Voraus  gehen  die  allgemeinen  Abhandlungen  von  Perger15) 
und  Derenbourg 16) ,  welchen  noch  einige  andere  Schriften17-18) 
über  die  Phönicier  beigefügt  werden.  Am  reichsten  waren  die 
Funde  auf  dem  Boden  des  alten  Carthago  und  Umgegend,  worüber 


0)  Ath.   7.  April   1877,  p.   447;  28.  Juli,  p.   113;  8.  Sept.,  p.  306. 

10)  G.  Barzilai.  Le  lottere  dell'  alfabeto  fenicio  maestre  di  sapienza 
con  agghmtovi  im  saggio  d'ideografia  seinitica.  Trieste  (Tip.  Morterra  &  Co.) 
187G.     8.  —  rec.  von   Th.  Nöldeke  in  LC.   1876,  No.   30,  Sp.  987. 

11)  K.  Bich.  Lepsius.  Eine  ägyptisch-aramäische  Stele  (Mus.  Berol.  No. 
7707)  m.   1   Tafel:  Zeitschr.  f.  äg.  Spr.  u.  Alt.   1877,  p.   127  ff. 

12)  W-  F.  Prideaux.  On  an  aramaean  seal:  Transactions  of  the  Soc.  of 
bibl.  arch.  1877.     V,  2,  p.  456—458.     (M.  Holzschn.) 

13)  A.  D.  Mordtmann.  Neue  Beitrüge  zur  Kunde  Palmyra's:  Sitzungsber. 
der  ph.-ph.  u.  bist.  Ol.  der  k.  b.  Ak.  der  W.  zu  München  1875,  Bd.  II  (Suppl.-) 
Heft  III,  p.  1 — 88.  Mit  7  Tafeln.  (Vgl.  de  Vogüe,  Syrie  centr. ,  Inscr.  sem. 
II,  p.   152—159.) 

14)  D.  Chwolson.  Ein  Relief  aus  Palmyra  mit  2  palmyren.  Inschriften. 
(J|.  Jan.   1875.)     1.  Taf.:  Mebrages  Asiat,  VII,  p.   433—446.     St.  Petersb.  1876. 

15)  Phil.  Berger.  Notes  sur  los  pierres  sacrees  appelees  en  phemeien 
Necib  Malac-Baal:  JA.  Aug.  Sept.  1876,  p.  253—270. 

16)  J.  Derenbourg.  Notes  epigraphiques  (Extraites  du  JA.  1867 — 69). 
Paris    1877.      8. 

17)  IAon  Cahun.  Les  aventures  du  capitaine  Magon  on  Une  exploration 
phenicienne  mille  ans  avanl  l'ere  chr^tienne.  Paris  (Hachette)  1875.  4.  Avec 
72  gravures  et  une  carte.  -  In  englischer  Uebersetzung  London  (Sampson  Low) 
L876,  in   deutscher  Leipzig  (Spamer)  1877.    (Soll  1876  von  I>.  Mariano  Urrabiete 

auch  ins  Spanische  übersetzt  worden  sein.) 

18)  Die  alten  Handelsstrassen  nach  der  Bernsteinküste:  AAZ.  1877,  Beil.  349. 


des  nordsemitischen  und  arahisch-muhammedan.  Culturgebicts.     \4\ 

Berger19— 2S),  Blau24),  de  Sainte  Marie *5-26)  geschrieben  haben; 
die  Unermüdlichkeit  des  Letzeren  ist  für  den  Fernerstehenden 
geradezu  verwirrend.  Ferner  gehören  hierher  Fabiani'21),  Gui<'not'2&), 
<  'osta  2:')  in  Constantine.  Aus  Nord-Afrika  gelangen  unaufhörlich 
Sendungen  von  neu-punischen  Inschriften  nach  Paris,  durch 
lu/>oud'M)).  Gherbonneau31),  Herrn  de  VtUefosse32).  Mit  der 
Entzifferung  der  neu-punischen  Inschriften  beschäftigten  sich  de 
Vo(jüe  33),  Derenbourg  34)  und  Blau  35). 


19)  Philippe  Berger.  Los  inscriptions  carthaginoisos:  Journal  des  Debats 
27.  Juin   187G. 

20)  Philippe  Berger.  Lettre  ä  Mr.  Lenormant  sur  los  representations 
figurees  dos  steles  puniques  de  laBibl.  nationale  (1 — 3.):  Gazette  archeologique,  par 
J.  de  Witte  et  Fr.  Lenormant.    1876,  p.  114—126  und  1877,  p.  22—29,  8G— 95. 

21)  Philippe  Berger.  Les  ex-voto  du  templo  de  Tanit  ä  Carthage.  Lettre 
ä  M.  Fr.  Lenormant  sur  los  representations  figurees  dos  steles  puniques  de  la 
Bibliotheque  Nationale.  l';uis  (Maisonneuve  &.  Cie.)  1877.  31  pp.  4.  3  fr. 
(Extr.   de  la  Gaz.  arch.   187G.   77.) 

22)  Philipjje  Berger.  Rapport  sur  los  inscriptions  puniques  recemment 
decouvertes  ä  Carthage,  adresse  ä  M.  l'Administrateur  general  de  La  Bibliotheque 
nationale.  (Extrait  dos  Archives  des  missions  scientifiques  1877.)  Vgl.  CR. 
1877,  p.  224. 

23)  Philippe  Berger.     Tanit  Pene-Baal:  JA.  VII,  9,  p.   147— 1G0. 

24)  Otto  Blau.  2(KMi  Karthagische  Inschriften  (nach  Journal  des  Debats 
27.  Juin  187G  und  nach  brieflichen  Mittheilungen  von  de  Sainte-Marie):  ZDMG. 
187G,  Bd.   29,  p.   G44—  G45. 

25)  E.  de  Sainte-Marie.  Etüde  sur  les  Raines  de  Carthage  (=  Explorateur 
20.   27.   Janv.   3.   Fövr.i.     Paris   187G.     3G  pp.      1   Carte. 

26)  E.  de  Sainte-Marie  donne  lecture  d'un  memoire  sur  la  topographie 
de  la  premiere  guerre  punique:  in  der  Reunion  des  Soeietes  savantes  des  departe- 
ments,  Section  d'archeologique  (Seance  du  19  Avril  1876):  Revue  des  Soeietes 
savantes  des  departements.     VI  Serie,  T.   III,  p.   313.      P.    1876. 

27)  Enrico  Fabiani.  üeber  eine  carthagische  Inschrift  (No.  370)  im 
Besitze  des  H.  Prof.  W.  Heibig  in  Rom  (mit  verklein.  Abbibig.  >:  Bull,  dell' 
Inst,   di   corr.   arch.  Mai    1876,   p.   81—83. 

28)  Guienot  überschickt  der  Acad.  des  I.  u.  B.  L.  18  Steine  mit  carthag. 
Inschr.:  Ac.   15.  Sept.  1877.  p.  279. 

29)  Lazaro  Costa.  Inscriptions  puniques,  trouv.  aux  environs  de  Constan- 
tine, Sotif:  CR.  de  TAcad.  187C  ,  p.  127  f.  :  une  scrie;  p.  197  :  42  Stück;  p. 
201  :  20  St.;  p.  204  :  13  St.;  p.  205  :  5  St.;  p.  247  :  8  St.;  p.  249  :  4  St.; 
1877.  p.   7  :  6   St. 

30)  Von  V.  Reboud:  CR.  (19.  janv.)  1877,  p.  105.  auch  seance  du  26 
janv.  1877  (vgl.  RC.  1877,  No.  5,  p.  88);  seance  du  23  nov.  CR.  1877,  p.  318; 
seance   du  30   dec.    1877    (RC.   1877,  No.  49). 

31)  Von  A.  Cherbonneau :  Seance  de  l'Acad.  18  mai  1877,  CR.  1877,  p. 
132;  seance  3  aoüt  1877,  CR.  1877,  p.  253;  seance  19  oct.  1877.  Vgl.  RC. 
1877,  No.  32,  p.  79. 

32)  CR.  1877,  p.  309. 

33)  Felix  von  Luschan.  Votivstein  aus  Algier  (erklärt  von  de  Vogüe) 
mit  3  Holzschn.  (Diese  neupun.  Inschrift  [No.  131]  ist  v.  Grafen  Hans  AVilczek 
1868  gefunden  u.  d.  Museum  der  anthrop.  Ges.  geschenkt  worden  I:  Mitth.  der 
anthrop.  Ges.  in  Wien  VI,    187G.  p.   149 — 151. 

34)  J.  Derenbourg.  Inscription  bilingue  d'Ain  Youssef:  RA.  1876,  Bd.  31, 
p.   175 — 179   (1  Holzschnitt)  und  separat. 

35)  Otto  Blau.  Pbönikische  Analekten.  5.  Neopunica  130.  Elegie  der 
Theona:  ZDMG.   1876,  Bd.  30,  p.  738—741. 


142        Euting,  Schrift,  Inschriften,  Münzen  und  Kunstdenhnäler 

Die  Spuren  der  Phönicier  im  südlichen  Frankreich  hat 
Desjardt'ns  3ti)  verfolgt. 

Auch  aus  Italien  sind  verschiedene  Nova  zu  verzeichnen. 
Die  ägyptisch-phönicische  Schale  aus  Silber,  welche  zu  Palestrina 
gefunden  wurde,  hat  schon  zahlreiche  Bearbeitungen37"44)  gefunden. 
Auf  Sardinien  schenkte  der  in  diesem  Jahre  zu  Cagliari  verstorbene 
Canonicus  Giov.  Spano  den  Fuss  des  1861  zu  Pauli  Gerrei  ge- 
fundenen Bronze-Altars  mit  der  dreisprachigen  Inschrift  an  die 
K.  Akademie  zu  Turin,  welche  davon  eine  vorzügliche  Photographie 
in  der  Grösse  des  Originals  anfertigen  Hess  (August  1877). 

In  Spanien  hat  Colonel  lJearseib)  Spuren  der  Phönicier 
bei  Gibraltar  nachzuweisen  versucht. 

Wichtige  Inschriften  aus  Cypern,  vielleicht  dem  7.  Jahrh. 
angehörend,  hat  Renan4*)  mitgetheilt.  andere  (schon  durch  ßödiger 
und  Schröder  bekannte)  in  weniger  glücklicher  Abbildung  der 
General    di  Cesnola41) ,    worüber   auch  HaUia)  Nachricht  gegeben 


36)  E.  Desjardins.  Observv.  relatives  aux  traces  que  les  Pheniciens  ont 
laissees  de  leur  passage  daus  le  midi  des  Gaules:  CR.  1877  (IG  Mars),  p.  11. 
—  Les  Pheniciens  en  Gaule:  Ebend.  p.   79 — 91. 

37 )  Giancarlo  Conestabile.  (Ueber  die  Funde  zu  Palestrina):  Notizie  degli 
Scavi  di  Antichitä  comunicate  alla  R.  Accad.  dei  Lincei  Aug.  1876,  p.  113  ff. ; 
dass.  wiederholt  in  Atti  della  R.  Acc.  dei  Lincei  anno  CCLXXIII.  Ser.  II,  Vol. 
III,  Parte  3,  p.  288—295.     Roma  1876.     4. 

38)  Las  Excavacionos  de  Palestrina.  (De  nuestro  corresponsal) :  La  Aca- 
demia.  Revista  de  la  cultura  hispano-portuguesa,  latino-americana.  Editor:  Josö 
Gil  Dorregaray.     I,  No.  4,  p.  57  f.     Madrid  28.  Jan.  1877. 

39)  Enrico  Fabiani  (in  CR.  1876,  p.  429  falsch  Faleiani).  Ueber  die  zu 
Palestrina  gef.  silberne  Schale  mit  ägyptischen  Darstellungen:  Notizie  degli  scavi 
cli  antiehitä.  Roma,  Mai  1876,  p.  70 — 72  (1  Tav.)  und  in  Atti  della  R.  Acc.  dei 
Lincei  anno  CCLXXIII.  Ser.  II,  Vol.  III.  Parte  UI.  Cl.  di  Sc.  n.  stör,  o  filol. 
Roma  1876.     4.     p.  236—238. 

40)  Fiorclli.  Photographie  d'une  coupe  trouveo  k  Palestrine  (mars  1878): 
CR.   1876,  p.  251   (253.  264—270). 

41)  Wolf  gang  Heibig.  Cenni  sqpra  l'arte  fenicia,  lettera  al  Sig.  Senatore 
G.  Spano.  Roma,  tipi  dei  Salviucci  1876.  (Estratto  degli  Annali  dell'  Instituto 
1876.)     63  pp.     8.     Mit  4  Tafeln.     Vgl.  Ac.  30.  Juni   1877,  No.  269,  p.   590  f. 

42)  Franc.  Lenormant.  Renseignements  sur  la  coupe  trouv.  k  Palestrine: 
CR.  1876,  p.  251.  253.  —  Sur  une  patere  d'argent,  trouveo  k  Palestrina:  Ebond. 
p.   264—270. 

43)  Franc.  Lenormant  presente  de  la  part  de  Mr.  Fiorelli  la  photogr. 
d'une  coupe  trouvee  a  Palestrina  (inscr.  phenic.)  :  RC.  9.  Dec.   1876,  No.  50. 

44)  E.  Renan.  Patere  d'argent  phenicienne  decouv.  ä  Palestrina:  Gazetto 
archeol.  1877,  p.  15—18,  1  PI.  (No.  5).  CR.  1877,  p.  117  (vgl.  RC.  1876,  No. 
51,  p.   400). 

45)  G.  G.  Pearse.  Los  Fenicios  en  Gibraltar:  La  Academia  I,  p.  269. 
Madrid  1877.  —  Vgl.  A.  H.  Sayce.  The  Phoenicians  in  Spain :  Ac.  21.  April 
1877,  p.   347. 

46)  E.  Renan.  Notico  sur  huit  fragments  de  pateres  de  bronze,  portant 
ilcs  inscriptions  phenieienncs  tres-anciennes :  Journal  des  savants  August  1877, 
p.  487—494   (1   PL). 

47)  S.  oben  p.  31,  No.   12. 

48)  Isaac  H.  Hall.  On  somo  phoenician  inscriptions  in  tho  now  Cesnola 
Collectiini :  Proceedings  of  tho  amor.  or.  Soc.  29.  Mai   1878,  p.  VIII,  No.  5. 


des  nordsemitischen  und  arabisch -muhammedan.  Culturgebiets.     143 

hat.  Die  bilinguis  von  Maliern  (vgl.  Eutmg)id)  hat  Modet60)  re- 
producirt;  einen  Nachtrag  zu  den  kitischen  hat  de  Vogüe51)  gegeben. 

Das  Mutterland  Phönicien  selbst  hat  uns  keine  neuen  Bei- 
träge geliefert;  doch  hat  die  Inschrift  des  Eschmunazar  52_57)  zu 
verschiedenen  Bemerkungen  Veranlassung  gegeben.  Die  Inschrift 
von  Byblos  hat  Euting  5B)  autographirt. 

Ueber  die  am  nächsten  stehenden  althebräischen  Inschriften 
haben  sich  Jlcdevi/59) ,  Renan  eu-ui)  un(j  Sharpe62)  verbreitet. 
Als  Herausgeber  und  Erklärer  mittelalterlicher  hebräischer  In- 
schriften sind  Lab  63) ,  Mittescamps  64J ,  Noguier  65j  und  Soave  66) 
zu  nennen. 


49)  Julius  Euting.  Sechs  phönik.  Inschriften  aus  Maliern.  Strassburg 
(Trübner)   1875.     4.  —  rec.  von  Ph.  Berger  in  RC.   1876,  No.  9. 

50)  Leon  Rodet.  Sur  le  dechiffrement  des  inscriptions  pretendues  anari- 
ennes  de  l'ile  de  Chypre.  Paris  (Leroux)  1876.  32  pp.  8.  3  fr.  (Enth. 
auf  S.  12- — 19  eine  Besprechung  der  bilinguis  Idalion  1,  von  welcher  auch  2 
phototyp.  Abbildungen  gegeben  werden.)  —  rec.  v.  Ch.  Clermont-Ofanneau  in 
EC.   1876,  No.  43  und  in  der  Rev.  archeol.   1876,  32,  280. 

51)  Melch.  de  Vogüe.  1  Tafel,  Fragment  einer  phönik.  Inschrift  aus 
Citium  enthaltend,  erschien  nachträglich  (1876)  zu  seinem  Aufsatz  im  JA.  Fevr. 
Mars   1875,  p.   327   (nicht  zu  „p.   227"). 

52)  Baumfeld.  Bemerkungen  zu  Sid.  I  lin.  15.  16:  Congres  intern,  des 
Or.  I  Paris,  CK.,  T.  U,  p.  238. 

53)  Philippe  Berger.  Bemerkungen  zu  Sid.  I:  ebd.  p.  241 — 245  und 
248—250. 

54)  Jos.  Halevy.     Bemerkungen  zu  Sid.  I:  ebd.  p.  245 — 248. 

55)  Jules  Oppert.     Note  sur  l'inscr.  d'Esmunazar:  JA.  VII,  7,  p.  381 — 400. 

56)  J.  M.  Rabbinowicz.  Bemerkungen  zu  Sid.  I,  2.  3.  12.  13:  Congres 
intern,  des  Or.  I  Paris,  CR.,  T.  II,  p.  238—240. 

57)  Charles  Schöbel.     Bemerkungen  zu  Sid.  I:  ebd.  p.    240.   241. 

58)  Julius  Euting.  Phönik.  Inschrift  von  Gebäl  n.  einem  Papier-Abklatsch 
in  natürl.  Grösse)  autographirt.  Strassburg  1876  (nicht  im  Buchhandel).  Vgl. 
CR.  de  l'Acad.  1876   (3   Avr.),  p.   15.   119. 

59)  Jos.  Halevy.  Observations  sur  un  vase  judeo-babylonien  du  Musee 
Brit.:  CR.  1877,  p.  258.  288—293. 

60)  E.  Renan.  Inscription  hebraique  trouvec  (17.  Nov.  1875)  au  village 
d'Alma,  dans  la  hte  Galileo  par  M.  Victor  Guerin :  JA.  VII,  8,  p.  273 — 275, 
avec  1   PI. 

61)  E.  Renan  pres.  ä  l'Acad.  des  I.  et  BL.  de  la  part  du  comite  pour 
l'explor.  de  la  Palestine  de  Londres  la  reproduetion  en  galvanoplastic  d'un  cachet 
trouve  a  Jerusalem  remarquable  par  l'antiquite  des  caracteres  qui  y  sont  graves. 
Kapporte  par  M.  Clermont-Gauneau :  RC.   1877,  No.    1,  p.   23. 

62)  Samuel  Sharpe.  Hebrew  inscriptions  (aus  einem  Grab  bei  Jerusalem  j: 
Ath.   11.  Aug.   1877,  No.  2598,  p.   182. 

63)  Isidore  Lob.  Une  inscription  hebraique  de  1144  a  Beziers  (Extr.  ile 
l'Univers  israelite   1877).     Vgl.  RC.    1878,  No.   29,  p.  47. 

64)  Gust.  Millescamps.  Les  fonts  baptismaux  de  Lassy  (Seine  et  Oise): 
Lo  Musee  archeol.,  par  Am.  de  Caix  de  Saint- Aymour.    Paris  1876.  p.  297 — 302. 

65)  Louis  Noguier.  Inscription  juive  de  Beziers  (Extr.  du  Bulletin  de  la 
Soc.  archeol.  de  Beziers  1877).     Vgl.  RC.  1878,  No.  29,  p.  47. 

66)  Moise  Soave.  Una  lapide  antichissima,  con  iscrizione  ebraica,  trovata 
ni  Spagna,  provincia  di  Leon:  BISO.   25.  Juni   1877,  No.   24,  p.  462. 


144        Euting,  Schrift,  Inschriften,  Münzen  und  Kunstdenkmäler 

Die  Literatur  über  den  Mes  a-Stein  67~72)  hat  verschiedene 
Bereicherung  erfahren  und  harrt  noch  eines  gewissen  Abschlusses 
durch  die  in  Aussicht  stehende  zusammenfassende  Abhandlung  von 
Clermont-Ganneau. 

Nachdem  die  Frage  über  die  Aechtheit  der  sogenannten  Moa- 
bitica73)  längere  Zeit  geschlummert  hatte,  entspann  sich  eine  Con- 
troverse  über  die  neueste  Beglaubigungsreise  Almhvist's  74~75). 
Gegen  Ende  des  Jahres  begann  im  Athenaeum  eine  lebhafte  Dis- 
cussion  über  die  Thonwaaren;  der  Streit  setzte  sich  auch  noch  im 
Jahre  1878  fort76-80).  Hieran  sind  eine  Anzahl  anderer  Aufsätze  zu 
reihen,  welche  pseudo-phönicische  Inschriften  betreffen.  Clermont- 
Ganneau81)  beweist,  dass  eine  Gemme  des  Wiener  Antiken-Cabinets 
(Levy  II,  p.  11,  12)  eine  falsche  Copie  ist  nach  Gori  Museum 
florent.  II,  p.  17,  pl.  23,  p.  5(3.  Gildemeister 82)  berichtet  über 
die  angeblichen  phönicischen  Inschriften,  die  von  Baron  Judica  bei 


67)  Richard  F.  Barton.  The  Moabite  stcme:  Atb.  G.  Jan.  1877,  No. 
2567,  p.   17. 

GS)  (Jh.  Clermont-Ganneau.  Epreuve  photographique  de  la  restitution  de 
La  stele   de  Meza:  CK.   de  l'Acad.   1876,  p.  202. 

69)  A.  JJeschamps.  Sur  la  stele  de  Mesa ,  peut-on  au  lieu  de  Cliamos, 
mettre  Jehovah?  Paris  (Palme)  1876.  7.0  c.  —  rec.  von  L.  G.  in  Polybiblion 
II.  Serie  III,  p.   163.     Paris   1876. 

70)  David  Ginsburg  verlangt  in  Ath.  9.  Dec.  1876,  No.  2563  mit  Un- 
geduld die  Veröffentlichung  einer  Photographie  des  Papier-Abklatsches  vom  Mesa- 
Stein.     Vgl.  HC.  1877,  No.   1,  Umschlag. 

71)  Ant.  Heron  de  Villefosse.  Notice  des  monuments  provenant  de 
Palestine  et  conserves  au  Musee  du  Louvre  (Salle  judaique).  Paris  (typ.  Ch. 
de  Mourgues  freres)  1877.  50  c.  (Enth.  Abbildung  und  Literatur  des  Mesa- 
Denkmals.) 

72)  Dr.  von  Niemeyer  und  Konst.  Schlottmann.  Ein  neuaufgefundenes 
kleines  Fragment  des  Mesasteines:  ZDMG.  Bd.  30,  p.  325 — 328.  Mit  einem 
Holzschnitt. 

73)  Ant.  Heron  de  Villefosse.  Recension  von  C.  Kautzsch  und  A.  Socin. 
Die  Aechtheit  der  moabit.  Altorthümer:  Polybiblion  II.  Serie  III,  p.  247.  248. 
Paris   1876. 

74)  Konstantin  Schlottmann.  Die  neueste  Forschungsreise  in  Moab.: 
Angsb.  Allg.  Z.    6.  Febr.   1877  Beil.  No.  37;  9.  Febr.   Beil.  No.  40. 

75)  Albert  Socin.  Zur  neuesten  Beglaubigungsexpedition  nach  Moab.: 
Augsb.  Allg.  Zeitung  22.  Febr.   1877    Beil.  No.  53. 

76)  v.   Münchhatisen.     Tho  moabite  Pottery:   Ath.   1.  Doc.  1877,    p.  699. 

77)  M.  W.  Shapira.  On  moabite  pottery  (Anhang  zu  M.'s  Brief)  ebd. 
p.   700. 

78)  Ad.  Neubauer.     Tho  moabite  pottery:  Ath.  8.  Dec   1877,  p.   733. 

79)  M.    W.  Shapira.     Tho  Moabito  pottery:  Ath.   15.  Dec.   1877,  p.   773. 

80)  C.  Clermont-Ganneau.  Tho  moabite  pottory:  Ath.  22.  Doc.  1877, 
p.  815. 

81)  C.  Clermont-Ganneau.  Sur  un  monument  phenieien  apocryphe  du 
cabinet  I.  et  R.  de  Vicnno:  JA.  VII,  8,  p.  363—375.  (CR.  1877,  p.  107). 
Auch  separat  (Leroux)  fr.  1.  25.  —  rec.  von  Ph.  Borger  in  RC.  2.  Mai  1877, 
p.  297.  Vgl.  auch  Cl.-Ganneau.  Somitic  Archaeology.  An  ehler  brother  of 
tlie   moabite    pottery:   Ac.    11.  Nov.    1876,   p.   477 — 478. 

82)  ZDMG.  Bd.  30,  p.  744—747. 


des  nordsemitischen  und  arabisch-muhammedan.  CvUurgebiets.      145 

Palazzolo  westl.  von  Syraeus  gefunden  worden  sein  sollen.  Selbst 
in  Russland  wollte  man  phönicische  Inschriften  entdeckt  haben83-84). 

Es  sei  gestattet,  an  dieser  Stelle  auch  der  sinaitischen 
Inschriften,  welche  Palmer  85)  sämmtlich  copirt  hat,  zu  gedenken 
und  dabei  auch  die  Erklärungsversuche  Skarpe's  86)    zu  erwähnen. 

Um  die  räthselhaften  Hamath  -Inschriften  haben  sich 
besonders  Davis81~S9)  und  Sayee90~91)  bemüht;  auch  Heath92)  will 
einige  Worte  entziffert  haben. 

Was  arabische  Inschriften  betrifft,  so  hat  Karabacek93) 
seine  frühere  Lesung  der  kufischen  Steininschrift  von  Bosra  im 
Hauran  berichtigt,  woran  Clertnont-Ganneau9*)  einige  weitere  Be- 
richtigungen geknüpft  hat.  Zu  Amari's  sicilischen  Inschriften  hat 
Mehren 95)  Anmerkungen  geliefert.  Ueber  arabische  Inschriften, 
die   in  italienischen  Museen  sich  finden,  berichten  Amari96),  La- 


83)  Heinr.  Wanhel.  Ein  erratischer  Granitblock  mit  phönizischer  In- 
schrift bei  Smolensk  in  Bussland  gefunden;  Mittheilungeu  der  anthropol.  Ges.  in 
Wien,   1876,  VI,  p.   129—136,   1   Taf.  und:  Gaea.  XIII.   1877,  p.   31—37. 

84)  J.  G  Wetzstein.  Ueber  eine  im  Jahre  1876  in  der  Zeitschr.  der  Wiener 
anthropolog.  Gesellschaft,  wie  auch  als  S.  A.  erschienene  Abhandlung  des  Dr 
H.  Wanhel,  betitelt:  Ein  erratischer  Granitblock  mit  phönik.  Inschrift,  gefunden 
im  russ.  Gouvernement  Smolensk:  Zeitschr.  f.  Ethnol.  von  Bastian,  1877,  IX. 
p.   12—16. 

85)  E.  H.  Palmer.     Sinaitic  inscriptions:  Ath.  7.  Oct.   1876,  No.  2554. 

86)  Samuel  Sharpe.  Hebrew  inscriptions  from  the  Valleys  between  Egypt 
and  Mount  Sinai  in  their  original  characters  with  transl.  and  aiphabet.  I.  II. 
London  (J.  R.  Smith)  1875.  76.  —  rec.  in  Ath.  30.  Sept.  1876,  No.  2553  und 
11.  Nov.  1876,  No.  2559.  Vgl.  auch  Jos  Bononi:  Ath.  2.  Dec.  1876, 
p.   723. 

87)  Hyde-  Clarlce.  Cuneiform,  Cypriote ,  and  Hamath,  or  Khita:  Ath. 
30.  Juni    1877,  No.  2592,  p.  831. 

88)  E.  J.  Davis.  On  a  new  Hamathite  inscription  at  Ibreez:  Transactions 
of  the  Society  of  bibl.  arch.     London   1876,  IV,  2,  p.  336—346,   1  PI. 

89)  E  J.  Davis.  On  some  new  Hamathite  inscriptions  at  Ibreez ,  near 
Karamania  (Paper  read  7.  Dec.  1875):  Ebds.  London  1877,  V,  2.  Condensed 
Report  p.  564. 

90)  A  H.  Sayce.  On  the  Hamathite  inscriptions:  Ebds.  London  1876, 
V,   1,  p.  22—32,   1P1. 

91)  A.  H.  Sayce.  On  the  Interpretation  of  the  Hamathite  inscriptions 
(Paper  read  2.  Mai  1876):  Ebds.  London  1877,  V,  2.  Condensed  Report 
p.   575   f. 

92)  Dunbar  Isidore  Heath.  Inscriptions  of  Hamath:  Ath.  28.  Oct.  1876, 
No.   2557. 

93)  Joseph  Karabacek.  Die  Steininschrift  von  Bosra  (1  Tafel):  ZDMG. 
1877,  Bd.   31,  p.   135—146. 

94)  Ch.  Clermont-Ganneau.  Sur  une  inscr.  arabe  de  Bosra  relative  aux 
croisades:  JA.  VII,   10,  p.  518 — 526;  auch  separat  u.  dems.  Titel,   11   pp.     8. 

95)  Le  epigrati  arabiche  di  Sicilia  trascritte,  tradotte  ed  illustrate  da 
Michele  Amnri.  Part.  D  .  Iscrizione  edili.  Palermo  (Ped.  Lauriel)  1875.  folio  mit 
10  phot.  Taf.  42  M.  Dazu:  Bemärkninger  von  A.  F.  Mehren  in:  Oversigt 
over  det  Vid.   Selsk.    Forh.    1876,  p.   24—40,  Kjob.    1876.      8. 

96)  Michele  Amari.  Descrizione  di  lavori  orientali  con  iscrizioni  arabiche, 
esposti  nel  Muse«  artistico  ed  iudustriale  di  Koma  (Marzo  1876):  BISO.  I,  1877, 
p.   122—133.   162—166. 

Jahresbericht  1876-1877.     Heft  II.  10 


146        Euting,  Schrift,  Inschriften,  Münzen  und  Kunstdenkmäler 

sinio91)  und  de  Petra98).  In  Spanien  betreibt  de  los  Rios99"102) 
mit  besonders  lobenswertbem  Eifer  das  Studium  arabischer  In- 
schriften, ferner  auch  Saavedralu3).  Ueber  arabische  Inschriften 
aus  Indien  gab  Blochmann 104)  einige  Bemerkungen. 

Auf  dem  Gebiete  der  semitischen  Münzkunde  beziehen  sich 
nur  wenige  Arbeiten  auf  die  ältere  Zeit,  für  die  nur  die  Aufsätze 
von  /S&105~106)  und  Berlanga  107)  über  phönicische  und  die  von 
Madden1«8),  Lewis™9),  Merzbacher110-112)  u.  a. 113)  über  alt- 
hebräische Münzen  namhaft  zu  machen  sind. 

Grösser  ist  die  Regsamkeit  in  der  arabischen  Numismatik. 
Hier  kommen  zunächst  diejenigen  Publicationen  in  Betracht,  welche 
uns    den  Bestand,    resp.    die    neuesten  Erwerbungen    der  Cabinete 


97)  Fausto  Lasinio.      Globo    Celeste  arabico  in  Pirenze:  BISO.  I,   1877, 
p.  307—309. 

98)  Giidio  de  Petra.     Nota  dei  monumenti  scritti  orientali,  esistenti  nel 
Museo  nazionale  di  Napoli :  BISO.   1877   N.  S.  N.   1,  p.   16—18. 

99)  D.  Rodr.  Amador  de  los  Bios.     Acetre  aräbigo.     (1  Tafel):  Museo 
espanol   de  antigiiedades  VII,  p.  467 — 481.     Madrid   1876.     folio. 

100)  Ders.  Fragmente)  de  la  läpida  sepulcral  aräbiga  descubierto  en  Mer- 
tola  (Portugal)  [VI.  See.  H.]:  Eevista  de  Archivos ,  Bibliotecas  y  Museos. 
Madrid    1876.     VI  (Ano  VI),  p.   332—335.  349—352. 

101)  Ders.  Läpidas  aräbigas  existentes  en  el  museo  arqueolögico  national 
y  en  la  R.  Acad.  de  la  bistoria  (2  Tafeln) :  Museo  espanol  de  antigiiedades  VII, 
121  —  156.     Madrid   1876.     folio. 

102)  Ders.  Epigrafia  aräbigo-espafiola.  Fragmente)  de  läpida  encontrado  en 
Jerez  de  la  Frontera:  La  Academia.  Madrid,  4.  und  11.  März  1877,  p.  136 — 139. 
151  —  154. 

103)  Eduardo  Saavedra.  Inscripcion  aräbiga  en  Mertola:  La  Academia 
I,  p.   324.     Madrid  1877. 

104)  Mr.  Blochmanns  readings  and  translations  of  Arabic  and  Persian 
Inscriptions  reeeived  from  Messrs.  J.  G.  Delmerick  and  J.  K.  Reid:  Proceedings 
of  the  Asiatic  Society  of  Bengal.  April  1877,  p.  92 — 101.  —  Mr.  Blochmann's 
readings  and  translations  of  sorae  Arabic  and  Persian  Inscriptions  from  Hänsi, 
reeeived  from  Mr.  J.   G.  Delmerick:  ebd.  Mai   1877,  p.   117 — 124. 

105)  J.  P.  Six.  Over  oude  mimten  van  Phenicie:  Versl.  en  Meded.  d. 
K.  Ak.      Amsterdam   1877.     Letterk.  II  R.  VI,  p.  287—292. 

106)  J.  P.  Six.  Observations  sur  les  monnaies  pheniciennes.  Extrait 
du  „Numismatic  Chronicle"  NS.  Vol.  XVII,  p.  177—241.  Londres  1877.  65 
pp.     8. 

107)  Manuel  Rodriguez  Berlanga.  Monnaies  puniques  et  tartessienues 
de  l'Espagne:  Commentationes  pbilologae  in  bonorem  Th.  Mommseni.  Berlin 
1877,  p.   274—281. 

108)  Fred.  W.  Madden.  Jewish  Numismatics.  Supplement:  Nura. 
Chronicle   1876,  p.  45  ff.,   81  ff.,  177  ff. 

109)  S.   S.  Lewis.     Sbekel    of  the  year  five:    obd.  p.  322   (1   Holzschnitt). 

110)  Eugen  Merzbaiher.  Jüdische  Sekel:  Zeitschr.  f.  Num.  v.  A.  v.  Sallet 
III,  p.    141—144. 

111)  E.  Merzbacher.  Untersuchungen  über  althebräische  Münzen  1.  2. 
(2  Tafeln,   No.  4,  5):  ebd.  III,  p.  183—215,  IV,  p.  350—365. 

112)  E.  Merzbacher  Bemerkungen  zur  hasmonäischen  Münzfrage:  Jüd. 
Literaturblatt  1877,  No.   13.   14. 

113)  Descriptioii  de  quelques  monnaies  judai'ques :  Melanges  de  Numismati- 
ques   1877,  Jan. — Apr. 


des  nordsemitischen  und  arabisch-muhammedan.  Ctdturgebiets.     147 

von  London114),  St.  Petersburg  ll5_116),  Odessa117)  und  Kopen- 
hagen118) übersichtlich  vorführen;  über  arabische  Münzen  in  Stock- 
hohn enthält  der  „Führer"  von  Montelius 119)  einzelne  Angaben; 
daran  reiht  sich  eine  Notiz  Stichel 's  12()),  aus  welcher  neben  der 
Beschreibung  eines  von  ihm  selbst  erfundenen,  äusserst  praktischen 
Apparats  zur  sicheren  Aufbewahrung  und  bequemen  Betrachtung 
von  Münzen  die  Mittheilungen  über  einige  Stücke  des  Helsingforser 
und  Jenaer  Cabinets  hervorzuheben  sind.  Verschiedene  Beiträge 
zur  Kenntniss  arabischer  Münzen  verdanken  wir  femer  Blau121), 
St.  L.  Poole122  123)  und  von  Bergmann1-*),  der  dankenswerthen 
Herausgabe  der  hier  einschlägigen  Arbeiten  Frähn's  125)  hat  Dorn 
sich  unterzogen.  Von  den  Heften  der  International  Numismata 
Orientalia  sind  die  sorgfältigen  Arbeiten  von  St.  L.  Poole  l26)  und 
Rogers121)  über  die  Ortokiden-  und  Tuluniden -Münzen  rühmlichst 


114)  Catalogue  of  Oriental  Coins  in  the  British  Museum.  Vol.  II.  Mit 
dem  besonderen  Titel:  The  Coins  of  the  Mohammedan  Dynasties  in  the  British 
Museum.  Classes  III — X.  By  Stanley  Lane  Poole.  Ed.  by  Reginald  Stuart 
Poole.     London  1876.     8.     12  s. 

115)  Inventaire  des  monnaies  des  Khalifes  orientaux  et  de  plusieurs  autres 
dynasties.  Publie  sous  la  direction  de  Dorn.  St.  Petersbourg  (Eggers  &  Co.) 
1877.  XVI,  64  pp.  8.  3,25  M.  =  Collections  scientinques  de  l'institut  des 
langues  orientales  du  Miuistere  des  Affaires  etrangeres  T.  II. 

116)  B.  Dorn.  Eine  zweite  Bereicherung  des  asiat.  Museums  von  Seiten 
Herrn  Bakulin's  (7  Silbermünzen):  Mel.  asiatiques  VII.  St.  Petersbourg  1876, 
p.  430—432. 

117)  O.  Blau.  Die  orientalischen  Münzen  des  Museums  der  Kaiserl.  hist- 
archäolog.  Ges.  zu  Odessa.     1   Taf.     Odessa  (im  Selbstverlag  der  Ges.)   1876.    4. 

118)  Stanley  Lane  Poole.  The  oriental  Cabinet  at  Copenhagen :  Num. 
Ghronicle  1876,  p.  267  ff. 

119)  Ose.  Montelius.  Führer  durch  das  Museum  vaterländ.  Alterthiiiner 
in  Stockholm,  im  Auftr.  der  k.  Akad.  der  schönen  Wiss.,  Gesch.  und  Alterthums- 
kunde.  Uebers.  von  J.  Mestorf.  Hamburg  (Meissner)  1877.  IV,  138  pp., 
mit  Holzschn.     3  M. 

120)  D.  Sticket.  Numismatisches  beim  Orientalisten-Congress  zu  St.  Peters- 
burg: ZDMG.   1877,  Bd.   31,  p.   529—535. 

121)  O.  Blau.  Nachlese  orientalischer  Münzen  I.  II:  (Wiener)  Num. 
Zeitschr.  (VI,  VII)   1876,  p.   1—21,  (VIII)   1876,  p.   45— 76. 

122)  Stanley  Lane  Poole.  Inedited  arabic  coins:  JKAS.  1876,  VIH,  2, 
p.  291—296;   1877,  IX,   1,  p.   135—143. 

123)  Stanley  Lane  Poole.  Essays  in  oriental  numismatics.  Series  2. 
London  (Trübner)    1877.     64  pp.     8.      1   PI.     5  s. 

124)  E.  v.  Bergmann.  Zur  muhammedanischen  Münzkunde  [Buiden,  Banu 
Ummareh,  Aijubiden,  Tscherk.  Mainluken,  Osmanen]:  (Wiener)  Numismat.  Zeit- 
schrift  1876   (VIII),  p.   28—44. 

125)  Chr.  AI.  Fraehnii  opusculorum  postumorum  pars  seeunda  adnotationes 
in  varia  opera  numismatica  continens.  Edidit  B.  Dorn.  Petropoli  (Eggers  et 
Socii),  Lipsiae  (Voss)   1877.     XLII,  468  pp.      8.      6,50   M. 

126)  Stanley  Lane  Poole.  Coins  of  the  Urtuki  Turkumäns.  London 
(Trübner)  1876.  XII,  44  pp.  6  resp.  4  PI.  4.  =  The  intern.  Numism.  or. 
P.  H.     9  s. 

127)  Edward  Thomas  Rogers.  The  coins  of  the  Tüluni  Dynasty.  London 
(Trübner)    1877.     X,   21   pp.     1  PI.     4.  =  The  intern   Numism.  or.     P.  IV.     5  s. 

10* 


148        Eiding,  Schrift,  Inschriften,  Münzen  und  Kunstdenkmäler 

hervorzuheben.  Ueber  die  arabischen  Münzen  der  Kreuzfahrer 
handelten  Lambros li?)  und  Lcbookb129^  über  Münzen  der  Danisch- 
mende  Mordtmanv  sen.  13°)  und  Karabacek131).  Einzelne  inter- 
essante Münzen  aus  dem  fernen  muslimischen  Osten  sind  von 
Dorn132)  und  Mehren  133),  aus  Indien  von  Delmerick  134)  vorgelegt 
worden. 

Zur  phönicischen  Kunst  sind  einige  kleinere  Abhandlungen 
zu  verzeichnen.  Ueber  sidonische  Stelen  hat  Oanneau 135)  ge- 
handelt, über  die  religiösen  Symbole  auf  punischen  Stelen  Lenor- 
iiKtnt136).  Verschiedene  phönicische  Siegel  ohne  Inschriften  sind 
von  Mamsell131)  veröffentlicht  worden:  einen  neugefundenen  Marmor- 
cippus  aus  Südspanien  hat  Delgado  138)  abgebildet. 

Eines  der  wichtigsten  Quellenwerke  zur  Kenntniss  der  ara- 
bischen Kunst  in  Spanien  ist  das  Museo  espanol  de  antigüedades139). 
von  dem  seit  1872  sieben  Hefte  erschienen  sind:  einzelne  Abhand- 
lungen daraus  sind  schon  unter  den  arabischen  Inschriften  zur  Sprache 


128)  P.  Lambros.     Monnaies  inedites  d'Antiochie   et  de  Tripoli.     Le  Mans 

1876.  14  pp.      8.     (Extr.  des  Melanges  de  numism.  par  de  Saulcy,  Barthelemy 
et  Hucher). 

129)  H.  Lavoix.  Monnaies  ä  legendes  arabes  frappees  en  Syrie  par  les 
Croises.     Paris  (Baer  &  Co.)   1877.     62  pp.    8.  —  rec.  in   RC.   1877*  II,  p.  209. 

130)  A.  D.  Mordtmann  sen.  [Münze  des  Danishmend  Dzu'l  Nun.  1  Taf.]: 
ZDMG.  1876,  Bd.  30,  p.  485—486.  (Anhang  zu  seinem  Aufsatz :  Die  Dynastie 
der  Danischmende  p.   467  —  486». 

131)  Karabacek.  Die  Dynastie  der  Danischmende:  ZDMG.  1877,  Bd.  31, 
p.  152—153.  —  Zu  No.   130  und   131  vergl.  oben  p.    130,  No.   95. 

132)  B.  Dorn.  Ueber  eine  merkwürdige  Timuriden-Münze:  Mel.  as.  VII, 
p.   769 — 771.     St.  Petersbourg  1876. 

133)  A.  F.  Mehren.  Beskrivelse  af  en  mongolsk  Medaille  praeget  af 
Abu  Said  Behadur  Khan  af  Ilkhanernes  Dynasti  i  Persien  [1316 — 1336  e.  Ch.] : 
Oversigt  over  det  k.  d.  Vidensk.  Selsk.  Forhandlinger  1877.  No.  1,  p.  1 — 9, 
mit  1  Taf.  u.  Resume  p.  13 — 15.  —  Description  d'une  medaille  mongole  dAbou- 
Sa'id  Behadur  Khan  de  la  dynastie  Ilkhanienne :  Bulletin  de  1  Ac.  de 
St.   Petersbourg    1877,  XXIV,  2,  p.  317—32-0   (2   Holzschnitte). 

134)  List  of  Rare  Muhammadan  Coins.  —  No.  II.  Coins  of  the  Kings  of 
Dihli.  Mahvah.  Bengal,  Kulbarga.  and  Kashmir.  By  J  G.  Delmerick.  (With 
two  plates.):  JASB.  Vol.  XLV,  Part  I,  No.  III.   1876,  p.   291  —  296. 

135)  C.   Clermont  -  Ganneau.      Steles    peintes    de  Sidon:    Gazette  archeol. 

1877,  p.   102—115,  avec  2  PI.  No.    15,   16.  (CR.   1877,  p.   128). 

136)  Franc.  JLenormant.  Quelques  observatioBS  sur  les  symboles  religieux 
des  sttlcs  puniques:  Gazette  archeol.  Sept.  1876,  p.  126 — 130  et  suite  p  146: 
Jan.    1877,  p.   29—37. 

137>  C.  W.  Mamsell:  Gazette  archeol.  Sept  KS76  .  p.  131.  132;  Dec. 
p.    147—149;   1877,   2,  p.   74— 7ti 

L38J  Antonio  Delgado.  Cippe  de  marbre  d£souv.  dans  lo  voisinage  du 
eimetiere  de  Marchena,  \illaL:;e  d'Andalousie  (Sevilla);  Gazette  archeol.  1S77, 
p.  122.  123,  mit  2  Eolzschn  (Auch  in  dessen  Nueyp  metodo  <le  clasiticacion 
de  las  medallas  autonomas  de  Espana,  t    1.  pl.  a  la  p.   118.) 

139)  Museo  espanol  de  antieiiedades  bajo  la  direccion  del  Doctor  Don 
Juan  de  Dios  de  la  Hada  y  Delgado  —  con  la  colaboracion  de  los  primeros 
escritores  y  artistaa  de  Espana.  Editor  Excmo.  Seiior  Don  Jose"  Gil  Dorre- 
garay      I — VII.     Madrid   (Imprenta   de   T    Fortanet)   1872 — 76.   gr.  folio. 


des  nordsemitischen  und  arahisch-muhammedan.  Cvlturgebiets .     149 

gekommen.  Von  einem  zweiten  grossen  Werke  über  Monumente 
der  Architectur  in  Spanien  ,4U)  sind  bis  jetzt  48  Guadernos  er- 
schienen; jeder  Guaderno  enthält  durchschnittlich  vier  Tafeln  (Kupfer, 
Stahlstiche,  Lithographien  und  Farbendrucke)  mit  spanischem  und 
französischem  Text.  Zu  den  staunenswerthesten  Erzeugnissen  fran- 
zösischer Kunst  gehört  das  mit  vollendeter  Technik  ausgeführte 
Prachtwerk  von  Prisse  d'  Avenues1*1),  besonders  ist  der  dritte  Band 
desselben  hervorzuheben.  Von  kleineren  Arbeiten  zur  orientalischen 
Kunstgeschichte  sind  hier  endlich  noch  zu  nennen  eine  Studie  von 
Lavoixli2)  über  die  arabischen  Maler,  eine  Notiz  Siennicki's  143) 
über  muslimische  Friedhöfe  und  tatarische  Moscheen;  ferner  hat 
Lessing ,44)  orientalische  Teppichmuster  zu  publiciren  begonnen 
und  Karabacek1*5)  die  Anwendung  der  arabischen  Schrift  im  Kunst- 
gewerbe des  Orients  beleuchtet. 


140)  Monumentos  arquiteetönicos  de  Espana.  publicados  de  R.  Orden  y 
por  disposicion  del  Ministerio  de  Fomento.  Madrid  (Imprenta  y  calcogratia 
nacional).     Der  Abonnementspreis  beträgt  in  Madrid  per  Lieferung   100  Realen. 

141)  Prisse  d' Avenues.  L'art  arabe,  d'apres  les  monuments  du  Kairo 
depuis  le  VHe  siecle  jusqu'  a  la  fin  du  XVIIIe.  Texte,  1  Vol.  4;  Planches 
I— III,  3   Vols.     folio.    'Paris  (Morel  et  Cie.)    1877.     680  fr. 

142)  H.  Lrwoix.  Les  Arts  Musulmans.  Les  peintres  arabes.  Paris 
(Baer  &  Co.)  1876.  fExtr.  de  la  Gazette  des  B.  A.  1876.)  —  rec.  von  St.  L. 
Poole  in  Ac.   7.  Oct.   1876,  p.   364. 

143)  Stanislas  Siennicki.  Quelques  mots  p.  s.  k  l'hist.  des  cimetieres 
musulmanes  et  des  mosquees  tartares.  Edition  ornee  de  5  planches.  Varsovie 
1876.     4. 

144)  Jvlius  Lessing.  Altorientalische  Teppichmuster  nach  Bildern  und 
Originalen   des  XV. — XVI.  Jahrh.  gezeichnet.     Lief.    1.     Berlin  (Wasmuth)  1877. 

145)  ./.  Karabacek.  Die  Bedeutung  der  arabischen  Schrift  für  Kunst  und 
Gewerbe  des  Orients:  Kunst  und   Gewerbe  (Nürnberg)   1877,  XI,  p.  29  ff. 


150 


Himj  arisch. 

Von 

F.  Prätorius. 

Auf  dem  Gebiet  der  himj  arischen  Epigraphik  und  Alterthuins- 
kunde  sind  mehrere  Arbeiten  zu  erwähnen,  die  zum  Theil  in  unserer 
Zeitschrift  erschienen  sind.  D.  H.  Müller  erklärte  mehrere  theil- 
weis  bisher  unveröffentlichte  Inschriften,  von  denen  er  einige  als 
gefälscht  erkannte,  ausserdem  behandelte  er  einzelne  in  den  Inschriften 
stehend  wiederkehrende  Formeln  und  einzelne  grammatische  Er- 
scheinungen 1).  In  einer  anderen  Arbeit  erörterte  derselbe  Ver- 
fasser die  Nachrichten,  welche  sich  bei  den  Arabern  über  die 
Himjaren  erhalten  haben2).  Der  jüngere  Mordtmann  cultivirte 
vornehmlich  die  reale  Seite  des  himjarischen  Gebiets 3) ;  auch  ein 
Aufsatz  allgemeineren  Inhalts  von  Meyer*)  beschäftigt  sich  wenn 
auch  nur  zum  kleinsten  Theil  mit  himjarischen  Gottheiten.  Das- 
selbe himjarische  Bild  mit  Inschrift,  welches  D.  H.  Midier  in 
unserer  Zeitschrift  Bd.  30,  S.  115  f.  veröffentlicht  und  besprochen 
hat,  hatte  schon  früher,  nämlich  am  8.  Sept.  1873,  HaUvy  auf 
dem  Orientalistencongress  zu  Paris  erörtert;  im  Druck  ist  dieser 
Aufsatz  indess  erst  Ende  1876  erschienen5).  Eine  Abhandlung  über 
dasselbe  Monument  von  Castaing  in  den  Memoires  de  la  Societe 
d'ethnographie  ist  uns  nicht  näher  bekannt  geworden  6).  Prideaux 
versuchte  die  bisherigen  Ergebnisse  der  Inschriftenerklärung  in 
einer  grammatischen  Skizze  zusammenzustellen  und  gab  dazu  Inter- 
pretationsproben 7).  Die  Geographie  und  Ethnographie  Südarabiens 
betreffend ,  so  fuhr  Halevif 8)  fort  über  seine  Reise  nach  Negrän 
zu    berichten.      Eine    wie    es    scheint   mehr  historische  und  ethno- 


1)  Himjarische  Studien.  Von  David  Heinrich  Müller.  (Hierzu  3  lithogr. 
Tafeln  i:  ZDMG.  Bd.   30,  p.   671  ff. 

2 1  Südarabische  Studien.  Von  Dr.  David  Heinrich  Müller.  (Aus  dem 
Aprilheft  des  Jahrganges  1877  der  Sitzungsberichte  der  phil.-hist.  Classe  der 
kaiserl.  Akad.  der  Wissenschaften.)     Wien  (Gerold)    1877.     82   pp.     8.      1,20  M. 

3)  Miscellen  zur  himjarischen  Alterthumskunde.  Von  Dr.  J.  H.  Mordt- 
mann jr.:  ZDMG.  Bd.   31,  p.   61  ff. 

4)  S.  Heft  I.  p.    19,   No.    L56. 

5)  La  stele  himyarite  de  Saba .  par  J.  Halevij :  Congres  international  des 
Orientalistes  Compte-rendu  de  la  premiere  session.  Paris  1873.  Tome  deuxieme. 
Paris    1876.      p.   307  f. 

6)  S.  Friedend  Bibliotheca  Orientalis   1877.  No.  41.   1150. 

7)  A  sketch  of  Sabaean  grammar;  with  examples  of  translation.  By  Gaptain 
W.  F.  Prideaux  ■.  Transactioos  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology  V,  p. 
177—224  und  384—425. 

8)  S.  oben   p.  101,  No.  10. 


Prätorius,  Himjarisch.  151 

graphische  Arbeit  desselben  Verfassers  bedauern  wir  nicht  selbst 
gesehen  zu  haben 9).  Historisches  Interesse  beansprucht  auch  ein 
von  Schröter  veröffentlichtes  syrisches  Schriftstück  10). 

Während  sich  die  oben  erwähnten  Arbeiten  nur  mit  den  him- 
jarischen  Schriftmonumenten  im  engeren  Sinne  beschäftigen,  ich 
meine  soweit  dieselben  dem  Boden  Südarabiens  angehören,  so  hat 
D.  H.  Müller  es  in  einer  anderen  Arbeit  auch  unternommen,  die- 
jenigen aus  Syrien  herrührenden  Inschriften  zu  entziffern,  welche 
man  den  nach  Syrien  ausgewanderten  südarabischen  Stämmen  zu- 
geschrieben hat11).  Es  ist  fraglich,  ob  Müller  mit  seinem  Versuch 
(der  von  Blaus  früher  angestelltem  Versuch  durchaus  abweicht) 
das  Richtige  getroffen  hat.  Denn  während  freilich  Deeche  in  einer 
paläographischen  Arbeit 12)  Müllers  Entzifferung  als  im  Ganzen 
glücklich  bezeichnet,  so  haben,  nachdem  jetzt  durch  die  endlich 
erfolgte  Veröffentlichung  des  lang  erwarteten  zweiten  Theils  von 
des  Grafen  de  Vogüe  „Syrie  centrale"13)  reicheres  Inschriftenmaterial 
vorliegt  als  das  von  Müller  benutzte,  auf  Grund  desselben  Deren- 
bourg*4)  und  namentlich  Halevy  lb)  neue  Forschungen  angestellt, 
welche  zu  unerwarteten  Resultaten  geführt  haben.  Nach  Halevy 
steht  die  Sprache  der  fraglichen  Inschriften  in  der  Mitte  zwischen 
dem  Arabischen  und  dem  Nordsemitischen,  während  die  Schrift 
allerdings  zu  der  himj  arischen  in  einem  nicht  zu  verkennenden, 
aber  noch  aufzuklärenden  Verwandtschaftsverhältniss  steht;  in  keinem 
Falle,  meint  Halevy,  seien  die  Urheber  der  Inschriften  südarabischen 
Ursprungs.  Man  vergleiche  dazu  noch  eine  kurze  Notiz  von  Hall16) 
über  ein  im  Haurän  gefundenes  himjarisches  Siegel. 

9)  J.  Halevy.  Les  anciennes  populatious  de  l'Arabie:  Extension  de  cer- 
taines  colonies  sabeennes  vers  le  Nord:  Mein,  de  la  Soc.  d'ethnographie.  Sect. 
Orient.   1877,  II. 

10)  S.  oben  p.   98,  No.   23. 

11)  Die  Harra-Insehriften  und  ihre  Bedeutung  für  die  Entwicklungsgeschichte 
der  südsemitischen  Schrift.  Ein  Eutzifferungsversuch  von  David  Heinrich  Müller. 
(Hierzu   3  lithogr.  Tafeln):  ZDMG.  Bd.  30,  p.   514  ff. 

12)  Ueber  das  indische  Alphabet  in  seinem  Zusammenhange  mit  den  übrigen 
südsemitischen  Alphabeten.  Von  W.  Deeche.  (Mit  4  autographirten  Tafeln) : 
ZDMG.  Bd.   31,  p.  598—612. 

13)  Syrie  centrale.  Inscriptions  semitiques  publiees  par  le  Cte.  de  Vogüe. 
Deuxieme  Partie.  Inscriptions  Sabeennes.  Paris  (Baudry)  1877.  p.  135 — 164. 
PI.   17—38. 

14)  Quelques  observations  sur  les  inscriptions  de  Safa.  Par  M.  Derenboury. 
Academie  des  Inscriptions  et  Belles-Lettres.  Comptes  rendus.  1877.  p.  269 — 
273.   —  Vgl.  RC.    1877.  No.   37.  p.   159;  Ath.   16.  März   1878,  p.  352. 

15)  Note  sur  le  dechiffrement  des  Inscriptions  du  Safa.  Par  M.  J.  Halevy. 
Ebenda  p.  277 — 282.  Ferner  Essai  sur  les  inscriptions  du  Safa,  par  M.  J.  Ha- 
levy. JA.  1877,  VII  serie,  tome  X,  p.  293—450  mit  5  Tafeln.  —  Vgl.  RC.  1877, 
No.  37,  p.   159;  Ac.   27.  Oct.   1877,  p.  412;  Ath.   16.  März   1878,  p.   352. 

16)  On  a  Himyaritic  Seal  found  in  the  Hauran.  By  Isaac  H.  Hall: 
Transactions  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology  V,  p.  445  ff.  (Holzschn.)  — 
Vgl.  Ac.   17.  Febr.    1877,  p.    143  ff. 


152 


Geographisches  über  Afrika  im  Allgemeinen, 
die  Nil  1  an  der  und  Centralafrika. 

Von 

Ä.  Socin. 

Den  Bericht  über  das  ungeheure  Forschungsgebiet  des  modernen 
Afrika  möchte  ich  für  meine  Person  bloss  so  weit  ausdehnen,  als 
der  Islam  eingedrungen  ist;  doch  bleibe  ich  bei  dem  raschen 
Umsichgreifen  dieser  Religion  wohl  noch  weit  hinter  der  bezeichneten 
Aufgabe  zurück.  Von  allgemeineren  Schriften  über  Afrika  kann 
ich  nur  Weniges  anführen ;  denn  Fischers  l)  physicalisch-geogra- 
pbische  Untersuchungen  betreffen  grösstenteils  Sicilien.  Ueber 
die  Lagunen  am  Strande  des  Mittelmeeres  hat  Ansted 2)  berichtet. 
Das  zusammenfassende  Werk  von  Samt-Martin3)  über  die  alte 
Geographie  Nordafrikas  schliesst  wohl  Aegypten  aus.  Ein  Auf- 
satz Peschel's4)  behandelt  mittelalterliche  Missions-  und  Handels- 
geschichte. 

Unter  Afrika  in  speciellem  Sinn  ist  bisweilen  das  Centralland 
zu  verstehen5),  während  andererseits  französische  Schilderungen 
afrikanischen    Lebens    meist    ans  Algier    stammen 6).      Populär   ge- 


1)  Theobald  Bischer.  Beiträge  zur  physischen  Geographie  der  Mittelmeer- 
länder, besonders  Siciliens.  Leipzig  (Tues)  1877.  V,  154  pp.  8.  6.60  M.  — 
rec.  von  Kirchhoff  in  JLZ.   3.  März   1877   (No.   126),  p.    134. 

2)  D.  T.  Ansted.  On  the  lagoons  and  marshes  of  certain  parts  of  tho 
shores  of  the  Mcditerranean.  Vgl.  Mediterranean  Deltas:  Edinburgh  Review, 
Januar   1877,  p.   99 — 134;  Revue  britannique  April    1877,   p.    293 — 330. 

3)  Le  Nord  de  l'Afrique  dans  l'antiquite  grecque  et  romaine.  Etüde  histo- 
rique  et  geographique  par  M.  Vivien  de  Saint- Martin.  Ouvrage  eouronne 
par   l'Academie  des  inscriptions.     I   Vol.     8.     9    planches.     Paris   (?). 

1  i  Oscar  Peschel.  Die  mittelalterlichen  Missionen  in  Afrika.  Aus  Aus- 
land 1860,  No.  48,  neu  abgedruckt  in  Abhandl.  zur  Erd-  und  Völkerkunde  von 
O.   P.,  hrsg.  von  ./.  Löwenberg,  Leipzig   187  7,  p     163 — 168. 

5)  Africa.  Edited  and  extended  by  Kcith  Johnston.  Witb  ethnological 
appendix  by  A.  H.  Keane.  With  maps  and  illustr.  London  (Stanford)  1877. 
628   pp.     8.     21    sh. 

6)  La  tille  du  peche,  scenes  de  la  vie  d'Afrique,  par  Achille  Leger.  Paris 
(Societe  des  amis  des  lettres)   1877.     245   pp.      16.     2  fr. 


Socin,  Geographisches  über  Afrika  im  Allgemeinen  etc.  153 

halten  sind  Jedina' s1)  Schilderungen  einer  Afrikaumschiffung;  ob 
eine  solche,  wie  neuerdings  behauptet  wurde,  sogar  schon  in  der 
Odyssee  besungen  ist,  scheint  mehr  als  unwahrscheinlich 8).  Eine 
berechtigte  Aufregung  ruft  in  Europa  der  immer  noch  schonungslos 
betriebene  den  Erdtheil  entvölkernde  Sclavenhandel  hervor,  be- 
sonders in  England.  Aber  weder  im  oberen  Nilgebiet,  noch  in 
Unterägypten  selbst  sind,  trotz  aller  Versuche  und  Conventionen, 
die  humanen  Bestrebungen  für  die  Schwarzen  im  Stande  durch- 
zudringen 9). 

Aegypten  selbst  ist  trotz  all  des  europäischen  Firnisses,  mit 
welchem  es  der  Vicekönig  zu  übertünchen  strebt,  eben  ein  durch- 
aus orientalischer  Staat,  dessen  Beherrscher  es  vor  Allem  um 
äussere  Macht  zu  thun  ist.  Treffliche  Schilderungen  der  dortigen 
Zustände  haben  de  Leon10)  und  besonders  McCoan  li)  geliefert. 
Von  französischer  Seite  sind  damit  die  Briefe  von  Gellion- Dangier li), 
von  deutscher  besonders  die  drastischen  Berichte  des  F.A.-Correspon- 
denten  der  Augsb.  Allgem.  Zeitung  ,3)  zu  vergleichen.  Zu  den  Haupt- 
schwierigkeiten, unter  welchen  Ismä'll  Päsä  leidet,  gehört  vor 
Allem  die  finanzielle  Lage14):  nicht  wenig  mag  ihm  auch  der 
traurige  Ausgang  des  Krieges    mit   Abessinien  geschadet  haben15). 


7)  Leopold  von  Jedina.  Um  Afrika.  Skizzen  von  der  Reise  Sr.  Maj 
Corvette  „Helgoland"  in  den  Jahren  1873  bis  187  5.  Mit  70  Illustrat..  1  Karte 
und  mehreren  Beilagen.  Wien  (Hartleben)  1877.  384  pp.  8.  7,20  M.  — 
ree.  in  LC.  29.  Sept.  1877,  Sp.  1337;  von  Chavanne  in  Mittheil.  d.  k.  k.  geo- 
graphischen Gesellschaft  in  Wien,  31.  März  1877,  p.  168.  —  Auch  französisch: 
L.  de  Jedina.  Voyage  de  la  fregate  autrichienne  Helgoland  autour  de  l'Afrique. 
Traduction  de  Vallee.     Paris  (Dreyfous)    1877.      8.     Avec  gravures.     8    fr. 

8)  Ant.  Krichenbauer.  Die  Irrfahrt  des  Odysseus  als  eine  Umschiffung 
Afrikas   erklärt.     Berlin  (Calvary  &  Co.)   1877.      136  pp.      8.      4   M 

9)  Der  verlorene  Welttheil  "der  die  Sclaverei  und  der  Menschenhandel  in 
der  Gegenwart  von  Joseph  Cooper.  Mit  Automation  des  Vf.  a.  d.  Englischen 
übersetzt    und    erweitert   von  Hermann  SoyuuJC.      Mit    1    Karte.      Berlin   1877. 

—  rec.  in  Die  Natur  1877,  No.  32,  p.  446.  Vgl.  Globus  1877,  No.  1.  p.  15; 
No.  5,  p.  80;  Ausland  30.  Oct.  1876,  p.  879;  1877,  No.  7,  p.  111;  Grenzboten 
2.  Aug.   1877,  p.   215:  Saturday   Review  8.  Sept.    1877.   p.   286. 

10)  Edwin  de  Leon.  The  Khedive's  Egypt ;  or  the  old  house  of  bondage 
under  new  masters.  With  illustratious.  London  (Low)  1877.  440  pp.  8. 
18  sh.   —  rec.  von  A.    Wilson  in  Ac.   22.  Sept.   1877.  p.   284. 

11)  J.  C.  McCoan.  Egypt  as  it  is.  With  a  map  taken  from  the  most 
recent  survey.      New-York,  London  (Cassell)    1877.      XVI,  417   pp.     8.      21   sh. 

—  rec.  von  A.  B.  Edwards  in  Ac.  1.  Dec.  1877,  p.  505.  Ueber  de  Leon  und 
McCoan  vgl    auch  Saturday  Review   25.  Aug.    1877,  p.   239. 

12)  Lettres  sur  l'Egypte  contemporaine  (1865 — 1875)  par  Eugene  Gellion- 
Dangler.     Paris  (Sandoz  et  Fischbacher)    1876.     303  pp.     8.     3,50  fr. 

13)  Vgl.  AAZ.  1877  No.  19.  28,  31,  44,  53,  61,  68,  74.  91,  92,  96, 
113  ff..   253. 

14 1  Die  Finanzlage  Aegyptens:  Oesterr.  Monatsschrift  für  den  Orient,  15. 
Oct.   1876,  p.   145  —  149. 

15)  A  Staff  Officer  on  the  Egyptian  campaign  in  Abyssinia:  Blackwood's 
Magazine  Juni  1877.  —  Aegyptisch-abyssinischer  Krieg:  Aus  allen  Welttheilen 
1877,  p.   350. 


154  Socin,  Geographisches  über  Afrika  im  Allgemeinen, 

Es  wäre  jedoch  ungerecht,  wenn  man  nicht  anerkennen  wollte, 
dass  auch  für  die  Verbesserungen  im  Lande  selbst,  wie  z.  B.  für 
den  Unterricht 1 B)  Manches  geschehen  ist,  und  dass  Aegypten, 
trotzdem  sein  Culturgebiet  so  klein  ist  und  mit  grosser  Mühe 
künstlich  bewässert  werden  muss 17),  durch  seine  internationale 
Lage,  den  stetig  steigenden  Verkehr  im  Suezcanal 18),  die  Aus- 
dehnung seiner  Handelsstrassen19)  noch  eine  grosse.  Zukunft  haben 
kann.  Und  wenn  man  Muhammed  'Ali,  dem  gewaltthätigen  Be- 
gründer der  neuen  Aera.  auch  manches  Ueble  nachsagen  kann,  so 
wird  man  sich  in  manchen  Pimkten  mit  Prokesch- Ostens20)  Urtheil 
über  diesen  Herrscher  einverstanden  erklären  müssen.  Die  Ge- 
schichte früherer  Statthalter  von  Aegypten  hat  Wüstenfeld21) 
quellenmässig  dargestellt. 

Geographische  Berichte  aus  Aegypten  liegen  in  grosser  Menge 
vor.  doch  aus  Unterägypten  weniger,  als  aus  dem  minder  bekannten 
oberen  Theil  des  Landes.  Der  neuen  Auflage  von  Bernard  und 
Tissot's  22)  Vocabular  ist  ein  Abriss  der  Geschichte  Unterägyptens 
beigefügt.     Der  erste  Band  von  Bädeker's  23)  trefflichem  Handbuch 


16)  Educatiou  in  Egypt. :  Saturday  Review  3.  Febr.  1877,  p.  131.  Public 
Instruction  in  Egypt:  Fräsers  Magazine,  Februar   1877. 

17 1  Die  künstliche  Bewässerung  Aegyptens:  Globus,  Bd.  XXXII,  1877, 
No.   17,  p.   264—266. 

18)  Frequenz   des  Suez-Kanals:  Aus  allen  Welttheilen   1877,  p.   287. 

19)  E.  Marno.  Ueber  die  Handelsstrassen  Aegyptens :  Oesterr.  Monats- 
schrift f.  d.  Orient    1877,  No.   6,  p.   95—98,  No.  7.  p.   110—112. 

20)  Graf  von  Prokesch- Osten.  Mehmed  Ali.  Vicekönig  von  Aegypten. 
Aus  meinem  Tagebuche  1826 — 1841.  Wien  (Braumüller)  1877.  173  pp.  8. 
4  M.  —    rec.  in  LC.   1877,  No.   27;  Oesterr.  Monatsschrift  f.  d.  Orient  15.  Oct. 

1876,  p.   157. 

21)  Die  Statthalter  von  Aegypten  zur  Zeit  der  Chalifen.  Von  F.  Wüsten- 
feld: Abhdl.  d.  k.  G.  d.  Wiss.  zu  Göttingen,  I:  Von  Omar  I.  bis  Marwän  IL, 
1875.  p.  1—52  (vorgetr.  6.  Febr.  1875).  II:  Von  Abul  'Abbäs  el-Saffah 
bis  el-Musta'in,  p.  1 — 62  (vorgetr.  1.  Mai  1875).  III:  Von  el-Mu'tazz  bis 
el-Muktafi  1876,  p.  1—63  (vorgetr.  6.  Nov.  1875).  IV:  Von  el-Muktafi  bis  el- 
Muti'  187  0,  p.  1—63  (vorgetr.  18.  Jan.  1876).  —  rec.  von  St.  Dane  Poole  in 
Ac.   27.  October   1877,  p.   403. 

22)  //.  Bernard  et  E.  Tissot.  Vocabulaire  fraueais  -  egyptieu.  3  edit, 
augmeutee    d'un    apercu    historique    de    la    Basse    Egypte.       Paris    (Maisonneuve) 

1877.  VI.   248   pp.  et  carte.     3,50  fr. 

23)  Aegypten.  Handbuch  für  Reisende  von  K.  Bädeker.  1.  Theil: 
Unter-Aegypten  bis  zum  Fayüm  und  die  Sinai -Halbinsel.  Mit  16  Karten,  29 
Plänen.  7  Ansichten  und  76  Textvignetten.  Leipzig  (Bädeker)  1877.  XVI, 
562  pp.  8.  16  M.  --  rec.  in  LC.  16.  Dee.  1876,  Sp.  1705;  von  Eisenlohr 
in  JLZ  7.  April  1877,  p.  219;  in  Grenzboten  1877,  No.  1.  p.  35;  von  Socin 
in  Im  N.  Reich  1877.  No.  1,  p.  37;  von  Marno  in  Oesterr.  Monatsschrift  f.  d. 
Orient  1877,  p.  14;  von  Klunringer  in  Globus  1  st 7.  Bd.  XXXII,  No.  3,  p.  47; 
von  Nachtigal  in  Deutsche  Kundschau  Aug.  1877,  p.  323;  in  Ausland  26.  März 
1877,  p.  258;  in  Ath.  7.  Juli  1877,  p.  20;  von  Amelie  B.  Edwards  in  Ac. 
21.    Sept.   1878,  p.   281. 


die  Nilländer  und  Centralafrika.  155 

von  Aegypten  dient  dem  Reisenden  als  treuer  Führer  besonders 
durch  das  prächtige  Cairo  und  zu  den  Pyramiden  und  geleitet 
ihn  bis  zum  Fajjüm  hinauf.  Auch  das  schön  ausgestattete  Buch 
von  Rhone2*)  kann  als  Führer  für  Unterägypten  benutzt  werden. 
Von  Cairo  erhalten  wir  sonst  nur  ein  Stimmungsbild  25)  und  eine  Notiz 
über  seine  Moscheen  26).  Reisebeschreibungen  nach  Aegypten,  be- 
sonders den  Nil  hinauf,  haben  Warner21),  Edwards 2i>),  McClellan™) 
und  ein  Anonymus  30)  geschrieben ;  sogar  novellistisch  ist  die  Nil- 
reise bearbeitet  worden 31).  Als  künstlerisch  wichtig  ist  ausser 
dem  Buche  von  Blanc 32)  besonders  das  mit  prächtigen  Photo- 
graphien ausgestattete  Werk  Abneys 3S)  über  Theben  zu  nennen. 
—  Was  wissenschaftliche  Untersuchungen  betrifft,  so  ist  bei  Ge- 
legenheit der  RohJjfs  sehen  Expedition  besonders  auch  der  physische 
Charakter     der     libyschen     Wüste     näher     bekannt    geworden 34). 


24)  A.  Rhone.  L'Egypte  ä  petites  journees.  Etudes  et  souvenirs.  Le 
Kaire  et  ses  environs.  Avec  figures,  cartes,  plans.  Paris  (Leroux)  1877.  434  pp. 
8.  15  fr.  —  rec.  in  RA.  1877,  N.  S.  XXXIII,  p.  70;  von  A.  B.  Edwards 
in  Ac.  3.  Aug.   1878,  p.   108. 

25)  The  victorious  city:  Saturday  Review  21.  April   1877,  p.   473. 

26)  Adolf  Rambeau:  Kairos  Moscheen  und  die  Universität  el-Aschar  (!): 
Aus  allen  Welttheilen  Oct.   1876,  p.  22;  Nov.,  p.   54. 

27)  C.  D.  Warner.  My  Winter  ou  the  Nile  among  the  Mummies  and 
Moslems.     London   1877.     478   pp.     8. 

28)  A.  B.  Edwards.  A  thousand  miles  up  the  Nile.  With  upwards  of 
seventy  illustrations  eugraved  on  wood  by  G.  Pearson  after  rinished  drawings 
executed  on  the  spot  by  the  author.  London  (Low)  1876.  746  pp.  8.  —  rec. 
in  Ath.   17.  Febr.   1877,  p.  219. 

29)  G.  B.  McClellan.  A  winter  on  the  Nile :  Scribuer's  Monthly  Febr- 
März  1877. 

30)  Up  the  Nile  by  steam.  With  maps.  London  (Cook)  1877.  36  pp. 
8.     6  d. 

31)  A  Nile  Novel.  By  George  Fleming.  London  1877.  350  pp.  8.  — 
rec.  in  Saturday  Review  5.  Mai  1877,  p.  560.  —  In  der  Nilbarke.  Roman 
von  Hans  Wachenhusen.     Stuttgart  (Hallberger)   1877.     223  pp.     8.     4  M. 

32)  Voyage  de  la  haute  Egypte.  Observations  sur  les  arts  egyptiens  et 
arabes  par   Charles  Blanc.      Paris  (Renouard)   1876.      II,    368  pp.     8.      12   fr. 

33)  W.  de  Abney.  Thebes  and  its  five  greater  temples.  London  (Low) 
1876.  VIII,  88  pp.     40  Photogr.,  5  Pläne. 

34)  Gerh.  Rohlfs.  Expedition  zur  Erforschung  der  libyschen  Wüste  unter 
den  Auspieien  Sr.  Hoheit  des  Chedive  von  Aegypten  im  Winter  1873 — 74  aus- 
geführt. 2  Bd.  Physische  Geographie  und  Meteorologie  der  libyschen  Wüste, 
nach  Beobachtungen,  ausgeführt  im  Winter  1873 — 76  auf  der  Rohlfs'schen 
Expedition,  bearbeitet  von  Prof.  Dr.  W.  Jordan.  Mit  4  geogr  Karten  und 
3  meteorol.  Taf.  Kassel  (Fischer)  1876.  XIX,  216  pp.  4.  24  M.  —  rec.  in 
LC.  28.  April  1877,   Sp.  593;  in  Gaea  1876.     Heft  11. 


156  Socin,   Geographisches  über  Afrika  im   Allgemeinen, 

Asckerson 35)  hat  im  Frühjahr  1876  die  kleine  Oase  besucht.  Die 
arabische  Wüste  haben  Güssfeldt36)  von  Beni  Suef  aus,  Schwein- 
fitrth  von  Helwän  bis  Oene37)  durchzogen  und  Letzterer  auch  über 
die  dort  liegenden  alten  Klöster  berichtet 38).  Ganz  besonders 
lehrreich,  ja  als  ein  wichtiger  Nachtrag  zu  Lands  Sitten  und  Ge- 
bräuchen der  heutigen  Aegypter  anzusehen  sind  Klimzitu/ers 3i') 
treue  und  anspruchslose  Bilder  aus  Oberägypten,  die  bereits  in 
zweiter  unveränderter  Auflage  erschienen  sind.  Klunzinger  hat 
nun  auch  begonnen,  seine  reichhaltigen  naturwissenschaftlichen 
Sammlungen  zu  bearbeiten  40).  Das  Gebiet  des  Sudan,  in  welches 
wir  nun  über  die  Nilkatarakten 41)  geführt  werden,  zieht  durch 
seine    reichhaltige    Fauna42)    Thierhändler    und   Jagdliebhaber    an. 


35)  Reise   nach    der   kleinen    Oase    in    der    Libyschen  Wüste    im  Frühjahr 

1876.  Von  Paul  Ascherson:  Mittheilungen  der  Geographischen  Gesellschaft 
in  Hamburg  1876 — 77.  Im  Auftrage  des  Vorstandes  herausgegeben  von 
L.  Friederichxen.  Hamburg  (L.  Friederichsen  &  Co.)  1878.  8.  p.  57 — 71. 
Auch  in  Verh.  d.  Gesellsch.  f.  Erdkunde  zu  Berlin,  Bd.  IV,  No.  1,  1877,  p. 
36 — 41.  —  Die  Bewohner  der  kleinen  Oase  in  der  libyschen  Wüste.  Vortrag 
von  P.  Ascherson:  Zeitschrift  für  Ethnologie,  Bd.  8,  1876,  p.  343—358.  Vgl. 
Aeg.  Zeitschr.    1876,  p.    120. 

36)  Reise    durch    die    arabische    Wüste.      Von  Dr.   Paul   Güssfeldt:    PM. 

1877,  Bd.  23,  VII,  p.  252—258;  IX,  p.  339—346  (mit  Originalkarte  und 
Plan).  Vgl.  Globus  1876,  Bd.  XXX,  No.  1,  p.  8—10;  1877,  Bd.  XXXII,  No.  10, 
p.  151;  Bulletin  de  la  Societe  de  Geographie  August   1876,  p.   205. 

37)  Dr.  G.  Schweinfurth!1  a  Reise  durch  die  arabische  Wüste  von  Heluan 
bis  Oeneh  24.  März  bis  *18.  Mai  1877:  PM.  1877,  Bd.  23,  X,  p.  387—389. 
Vgl.  auch  Ath.  23.  Juni   1877,  p.   801. 

38)  G.  Schweinfurth.  Die  ältesten  Klöster  der  Christenheit.  St.  Anto- 
nius und  St.  Paulus  in  der  arabischen  Wüste  Aegyptens :  Bodenstedt ,  Kunst 
und  Leben   1877,  I,  p.   275. 

39)  Bilder  aus  Oberägypten ,  der  Wüste  und  dem  Rothen  Meere.  Von 
C.  B.  Klunzinger.  Mit  einem  Vorwort  von  Dr.  Georg  Schweinfurth.  Mit 
22  Originalzeichnungen.  Stuttgart  (Levy  &  Müller)  1877.  XII,  400  pp.  8. 
12  M.  —  rec.  in  Ausland  9.  April  1877,  p.  290;  in  LC.  No.  17,  Sp.  564; 
von  Rohlfs  in  B.  zur  AAZ.  1877,  No.  48,  p.  723;  in  Globus  1877,  Bd.  XXXI, 
No.  13,  p.  203;  in  Deutsche  Rundschau  August  1877,  p.  323;  in  Mittheilungen  der 
k.  k.  geographischen  Gesellschaft  in  Wien  30.  April  1877,  p.  233  —  Auch  in 
englischer  Uebersetzung:  C.  B.  Klunzinger.  Upper  Egypt,  its  people  and  its 
produets :  a  descriptive  aecount  of  the  manners,  customs,  supesstitions  and  oecu- 
pations  of  the  peoplo  of  the  Nile  Valley,  the  desert  and  the  Red  Sea  coast,  with 
sketches  of  the  natural  history  and  geology.  With  a  prefatory  uotice  by 
G.  Schweinfurth.  Edinburgh  (Blackie)  1877.  XVI,  408  pp.  8.  14  sh.  — 
rec.  von  A.  Wilson  in  Ac.  2.  März  1878,  p.  183;  in  Geographica!  Magazine 
Dec.   1877,  p.  323. 

40)  C.  B.  Klunzinger.  Die  Korallenthiere  des  Rothen  Meeres.  1.  Th.:  Die 
Alcyonarieii  und  Malacodermen.  Mit  Unterstützung  der  k.  preuss.  Akad.  d. 
Wiss      Berlin   (Gutmann)    1877.    VII,  98  pp.     4.     Mit  8  lithogr.  Tafeln.     20  M. 

41)  ./.  Dümichen.  Das  Katarakten-Gebiet  an  der  Grenze  von  Acgypten 
und  Nubien:   Die  Natur  N.    F.   3    Jahrg.    1877,  No.   24. 

42)  Thiertransport  in  Nordost-Afrika.  Von  Prof.  R.  Hartmann.  Mit  Ab- 
bildungen: Die  Natur  1.  Jan.  IH77,  No.  1,  p.  6.  --  E.  Marno  Thiorhandol 
im  ägyptischen  Sudan:  Oesterr.  Monatsschrift  für  den  Orient  15.  Januar  1877, 
p.   21—28. 


die  Nilländer  und  Centroiafrika.  157 

Eine  interessante  Beschreibung  hat  Junker43)  von  dem  Gebiete  des 
Hör  Baraka  und  den  angränzenden  Distrikten  geliefert.  Notizen 
über  den  Dialekt  der  Bisarm 44)  und  kurze  Schilderungen  von  der 
Meeresküste45)  sind  Alles,  was  wir  ausserdem  noch  über  jene 
Gegenden  erfahren. 

Aus  Kordofän46)  haben  wir  neulich  einen  officiellen  General- 
report, der  auch  Routenkarten  enthält,  erhalten.  In  Därfür47)  ist 
Pfund 48)  gereist  und  hat  unter  Anderem  auch  meteorologische 
Beobachtungen  angestellt49).  Ethnographisches  berichtet  Slabm5t)) 
über  Bagara.   Colston51)  über  dortige  Beduinenstämme. 

In  den  Gegenden  des  blauen  und  weissen  Nil  hat  Marno 52) 
vor  einigen  Jahren  Reisen  ausgeführt:  seine  Beschreibungen  sind 
sehr  lesenswerth.  Den  weissen  Nil  hat  Long-Bey53)  beschrieben 
und  ebenso  sind  Prui/ssenaeres  54)  Fahrten  wichtig.     Watsmi  und 


43)  Geographischer  Bericht  über  das  Chor  Baraka  und  das  angrenzende 
Beni-Amer-  und  Hadendoa-Gebiet.  Von  Dr.  Junker.  Mitgetheilt  von  Dr.  G. 
Schweinfurth:  PM.  1876,  Band  22,  X,  p.  383. 

44)  L.  Lucas.  On  natives  of  Suakin  and  Bishareen  vocabulary:  Journal 
of  the  Anthropological  Institute   1876,  VI,  p.   191. 

45)  Am  Rothen  Meere.  Die  ägyptischen  Dampfer.  Suakin.  Von  Josef 
Menges:  Aus  allen  Welttheilen  April  1877,  p.  195.  Massawa:  ebds.  März  1877, 
p.   182.     Vgl.  auch:  Die  heissen  Quellen  von  Eilet:   Globus  1877,  No.  8,  p.  125. 

46)  General  Report  on  the  Province  of  Kordofän ,  submitted  to  General 
C.  P.  Stone,  chief  of  the  General  Staff,  Egyptian  Army,  by  Major  Prout.  Cairo 
1877.     222   pp.      8.     Mit  5   Karten,   Profiltafel   u.  s.   w. 

47)  Dar-Fur:  Aus  allen   Welttheilen    1877,   p.   334.   383. 

48)  J.  Pfund.  Reisebriefe  aus  Kordofän  und  Darfur:  Mittheil,  der  Geogr. 
Ges.  in  Hamburg   1876  —  77,  p.   121—305. 

49)  J.  Pfund.     Essai   meteorologique.     Le  Caire   1877. 

50)  Bagara  und  Kubaner  von  Rudolf  Slabin :  Ausland  2.  October  1876, 
p.   782. 

51)  Colston.  Notes  sur  les  tribus  de  Bedouins  du  Soudan  et  du  Kordofän: 
Bulletin  de   la  Societe   de  Geogr      Caire   1876.     No.  3. 

52)  Ernst  Marno.  Reisen  im  Gebiet  des  blauen  und  weissen  Nil,  im 
egyptischen  Sudan  und  den  angrenzenden  Negerländern  in  den  Jahren  1869 
bis  1873  etc.  Wien  1874.  —  rec.  von  G.  Gerland  in  JLZ.  1876,  No.  50,  p. 
771.  —  Ei.  Marno.  Reisen  in  der  egyptischen  Arquatorial-Provinz  und  in 
Kordofän  in  den  Jahren  1874—1876.  Mit  Tafeln.  Wien  (Holder)  1877.  VIII, 
286  und  Anhang  160  pp.  8.  15  M.  Vgl.  Globus  1878,  No.  18,  p.  281—284. 
Vrhdl.  d.  Ges.  f.  Erdk.  zu  Berlin  V.  Bd.,  Nö.  1  und  2,  p.  59.  —  Vgl!  E.  Marno. 
Dritter  Reisebericht  aus  Afrika.  Mit  1  Karte:  Mittheilungen  der  Wiener  Geo- 
graphischen Gesellschaft  1877,  XIX,  No.  3.  --  Ein  Aufenthalt  in  der  Tura  el 
Chadra:  Zool.  Garten    1877,  No.   1. 

53)  Long-Bey.  Bahr-el-Abiad :  Bulletin  de  la  societe  de  geographie.  Caire 
1876.     2.  • 

54)  Pruyssenaere's  Reisen  im  Nilgebiete.  Bearbeitet  und  herausgegeben 
von  K.  Zöppritz:  Ergänzungsheft  zu  PM.  1877,  No.  50.  38  pp.  4.  No.  51. 
38  pp.     4.     Mit  Karten  und  Titelbild.  —   rec.   von  Kirchhoff  in  JLZ.   (No.  652). 


158  Socin,   Geographisches  über  Afrika  im  Allgemeinen, 

Chippendall  haben  ihn  von  Hartüni  bis  Rigaf55)  aufgenommen: 
Notizen  aus  jener  Gegend  hat  auch  d'Avril56)  geliefert.  Auf  dem  Sobat, 
dem  grossen  Zufluss  des  Bahr  el-abjad,  ist  Jtmkerhl)  gefahren, 
und  auch  Gessi™)  ist  dort  gereist.  Der  Beherrscher  Aegyptens 
sucht  sein  Reich  mehr  und  mehr  am  oberen  Nil  auszudehnen  und 
sogar  die  Seen  des  centralen  Afrikas  zu  erreichen  59). 

Centralafrika  nimmt  wegen  der  grossartigen  neueren  Ent- 
deckungen, die  durch  Stanley*"),  Cameron61)  u.  A. 62)  dort  ge- 
macht wurden,  das  Interesse  der  Ethnographen  und  Geographen 
in  hohem  Maasse  in  Ansprach.  Besonders  interessant  ist  die 
Rolle ,  welche  das  arabische  Element  bis  tief  in  das  Herz  Afrikas 
hinein  spielt63);    andererseits  sind  die  grossen  Veränderungen,  die 


55)  Watsoris  und  Chippendall 's  Aufnahme  des  weissen  Nil  von  Chartum 
bis  Rigaf  und  Junkers.  Aufnahme  des  Sohat.  Kritische  Bemerkungen  von  K. 
Zöppritz.     Mit  Karte:  PM.  23.  Band   1877,  V,  p.    165. 

56)  Description  du  Nil  de  Hagaf  ä  Doufli  d'apres  une  note  communiquee 
par  M.  le  baron  iVAvril:  Bulletin  de  la  Societe  de  geographie  Februar  1877, 
p.   205 — 209. 

57)  Wilhelm  Junker.  Bericht  über  eine  Fahrt  auf  dem  Sobat:  Zeitschrift 
der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin  Bd.  12,  1877,  Heft  1,  p.  1 — 7  (mit 
Karte). 

58)  Gessis  Reisen  am  Sobat:  Aus  allen  Welttheilen   1877,  p.   383. 

59)  Publications  of  the  Egyptian  Genoral  Staff.  Provinces  of  the  Equator. 
Summary  of  letters  and  reports  of  H.  Exe.  the  Governor-General.  Pt.  1.  Year 
1874.  Cairo  (Printing  office  of  the  General  Staff)  1877.  —  C.  E.  Gordon. 
The  Khedive's  Expedition  to  the  Lake  districts.  With  a  map.  Proceedings  of 
the  royal  geographical  Society  London  1877.  XXI.  —  F.  A.  Edwards.  Colonel 
Gordon's  expedition  to  the  Upper  Nile  regions:  Gentleman's  Magazine  August 
1877.  —  E.  Bujac.  Les  Egyptiens  dans  l'Afrique  equatoriale:  Revue  geogr. 
intern.  25.  April   1877. 

60)  Die  jüngsten  Forschungen  im  See'ngebiet  des  äquatorialen  Ost-Afrika, 
von    Young,   Gessi,  Stanley.      1874 — 76.     Nebst  Karte:  PM.   1876,  p.  373. 

61)  Verney  Lovett  Cameron.  Across  Africa.  With  mimenms  illustrations. 
2  vols.  London  (Daldy  &  J.).  XVI,  755  pp.  8.  32  sh.  Vgl.  PM.  1877, 
Bd.  23,  III,  p.  114;  Revue  de  geographie  März  1877,  p.  227;  Bulletin  de  la 
Societe  de  geographie  Februar  1877,  p.  113;  Tour  du  monde  1877,  1  semestre 
p.  1 — 80;  Ac.  3.  März  1877,  p.  176;  Saturday  Review  3.  Februar  1877,  p. 
144  u.  a.  m.  —  Auch  erschienen  bei  Tauchnitz :  Across  Africa.  2  vols.  Leipzig 
1877.  311  and  300  pp.  16.  3,20  M.  —  Cameron.  A  travers  l'Afrique, 
voyage  de  Zanzibar  ä  Benguela.  Traduit  de  l'anglais  par  H.  Loreau.  Paris 
(Hachette)  1877.  568  pp.  8.  10  fr.  —  Quer  durch  Afrika.  Autorisirte  deutsche 
Ausgabe.  In  2  Theilen.  Mit  156  Abbildungen  und  Karte.  Leipzig  (Brockhaus) 
1877.  1:  XVI,  325;  II:  XVI,  324  pp.  8  20  M.  Vgl.  Globus  1877,  Bd. 
XXXI,  No.   20tf.      XXX1I1,  No.    Iff. 

62i  Central-AMka  und  die  neueren  Expeditionen  zu  seiner  Erforschung, 
Vortrag  gehalten  von  Dr.  Josef  Chavanw .  Sammlung  gemeinnütziger  populär- 
wissenschaftlicher Vorträge.  6.  Heft.  Wien,  Pest,  Leipzig  (Hartleben)  1876. 
64   pp.     8.     0,9t)   M 

63)  Ausser  bei  Cameron  vgl.  auch  G.  Nachtigal.  Araber  in  Central- 
Afiika  und  Nomadenleben:  Deutsche  Rundschau  August  1876,  p.  182 — 201.  — 
Handel  im  Sudau  Von  G.  Nachtigal:  Mittheilungen  der  Geographischen  Ge- 
sellschaft in  Hamburg   1876—77,  p.   305—326. 


die  Nilländer  und  Centralafrika.  159 

in  jenen  Gegenden  stattfinden,  und  die  ganze  Zukunft  des  Landes 
und  der  Einwohner,  welche  an  manchen  Orten  unter  unerträglichen 
Zuständen  seufzen,  Gegenstand  allgemeinsten  menschlichen  Inter- 
esses. Es  ist  daher  eines  Theils  die  internationale  Association  zur 
Erforschung  Afrikas  als  eine  überaus  Grosses  verheissende  Errungen- 
schaft zu  begrüssen  64),  andererseits  aber  zu  wünschen,  dass  sich 
Nachfolger  auf  der  von  Gameron  und  Stanley  betretenen  Bahn 
finden  mögen ,  trotz  der  ungeheuren  Schwierigkeiten ,  die  bei 
solchen  Unternehmungen  zu  überwinden  sind. 


64)  Vgl.  PM.  Bd.  22,  X,  p.  388;  B.  zur  AAZ.  1877,  No.  35,  p.  519; 
Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  1876,  Bd.  III,  p.  168;  Deutsche 
Rundschau  1877,  III,  5;  Mittheilungen  der  geographischen  Gesellschaft  in  Wien 
1876,  No.  10;  Le  Globe  1877,  tome  XVI,  Bulletin  p.  38;  Revue  des  deux 
mondes  April  1877,  p.  584;  Revue  de  geographie  Januar  1877,  p.  56;  Bollettino 
della  Societä  geogr.  italiana  October  1876,  Vol.  XIII,  p.  533;  Cosmos  1877, 
vol.  IV,  p.  121.  —  K.  ßanning.  L'Afrique  et  la  Conference  geographique  de 
Bruxelles.  Bruxelles  (Muquardt)  1877.  150  pp.  8.  Avec  cartes.  3,50  fr.  Auch 
ins  Englische  übersetzt:  Ei.  Hanning.  Africa  and  the  Bruxelles  geographical 
Conference.  Translated  by  R.  H.  Major.  London  (Low)  1877.  188  pp.  8. 
7  sh.  6  d.  —  rec.  in  GGA.  31.  Januar  1877,  p.  140;  in  Saturday  Review 
14.  April   1877,  p.   454   u,   a. 


160 


Alt-Aegypten. 

Von 
A.   K rin uii. 

Auch  im  diesmaligen  Berichtjahre  ist  wie  in  dem  ganzen 
letzten  Jahrzehnt  der  Aegyptologie  eine  reiche  Fülle  neuen  Mate- 
rials zugeführt  worden.  Aus  dem  Nachlass  des  Grafen  Rouge l) 
hat  sein  Sohn  begonnen  eine  Sammlung  wichtiger  Inschriften  heraus- 
zugeben; die  vorliegenden  ersten  Hefte  enthalten  ausschliesslich 
Texte  des  alten  Reiches.  Mariette  hat  seine  grossartige  Publikation 
der  monuments  divers2)  beendet,  und  daneben  noch  die  für  die 
Geschichte  der  18.  Dynastie  einzig  wichtigen  Inschriften  des  Tempels 
von  Deir  el  Bahari 3)  zusammenfassend  veröffentlicht.  Weniger 
allgemein-historisches  Interesse  haben  die  Inschriften,  die  uns  Dü- 
michen4')  aus  dem  Heiligthum  von  Denderah  mittheilt,  dafür  geben 
sie  uns  aber  eine  detaillirte  Geschichte  der  Erbauung  dieses  Tempels 
der  spätesten  Zeit.  Von  Publikationen  hieratischer  Handschriften 
ist  vor  allen  die  des  mathematischen  Papyrus  durch  Eisenlohr 5) 
zu    nennen,    der    ein  musterhafter  Commentar  beigefügt  ist.      Der 


1)  Inscriptions  hieroglyphiques,  copiees  en  Egypte  peiulant  la  mission 
scientifique  de  M.  le  vicomte  Emmanuel  de  Rouge,  publiees  par  M.  le  vicomte 
Jacques  de  Rouge.  Paris  (Vieweg)  1877.  fasc.  I,  p.  VII,  pl.  76.  fasc.  II,  pl. 
77  — 157.     4.     60  fr.  —  rec.  von  Maspero  in  RC.   9.  Juni   1877. 

2)  Monuments  divers  reeueillis  en  Egypte  et  en  Nubie  par  A.  Mariette- 
Bey.     Paris  (Vieweg)   1873—77.     100  pl.     fol.      100  fr. 

3)  Deir-el-Babari.  Documenta  topograpbiques,  historiques  et  ethnographiques 
reeueillis  dans  ce  temple  pendant  les  fouilles  executees  par  Auguste  Mariette- 
Bey.     Leipzig  (Hinriehs)    1877.      IC   Tat',     gr.  fol.     Text  IV.  40  pp.     4.     80  M. 

4  i  Baugeschichte  des  Denderatempels  und  Beschreibung  der  einzelnen  Theile 
des  Bauwerks  nach  den  an  seinen  Mauern  befindlichen  Inschriften  von  Dr. 
Johannes  Dümichen.  Strassburg  (Trübner)  1877.  IX.  4  1  pp.  57  Tat',  fol. 
60  M.  —  rec.  von  Eibers  in  LC.  Sp.  1384;  von  Brugsch  in  GGA.  p.  402;  von 
Chabas  in   l'Egyptologie   II.   p.    143. 

öi  Ein  mathematisches  Bandbuch  der  alten  Aegypter  (Papyrus  Rhind  des 
British  Museum)  übersetz!  und  erklärt  von  Dr.  August  Eisenlohr.  Leipzig 
(Hinriehs)  1  «7  7  Erster  Bd.  Commentar  11,  296  pp.  4.  Zweiter  Bd  '.'4  Tat' 
fol      63  M    —   rec    von  Ebers  in   LC    1S7S.  Sp    1350. 


Er  man,  AU-Aegypten.  1(51 

dritte  Band  der  Papyrussanimlung  von  Bulaq  G),  den  wir  ebenfalls 
Mariette  verdanken,  enthält  hauptsächlich  Texte  religiös-mystischen 
Inhalts ;  ein  schönes  alles  Manuscript  eines  Todtenbuches  publi- 
cirten  Guieysse  und  LefeTmre "').  Nach  Pariser  Handschriften  gab 
I l&rraek8)  aufs  Neue  eine  kleine  mystische  Schrift  heraus;  ein 
ähnliches  Buch  publicirte  Bergmann  9);  vollends  in  das  Gebiet  der 
Zauberei  und  Magie  führen  uns  die  von  Golenisckeff10)  heraus- 
gegebenen Stelen.  Die  Sammlung  interessanter  Texte,  die  Birch  u) 
publicirt  hat,  bildet  eine  vorzügliche  Chrestomathie  für  die  Zwecke 
des  Anfängers.  Dass  diese  Fülle  neuer  Denkmäler,  die  fast  un- 
erschöpflich scheint,  nun  auch  weiteren  Kreisen  zugänglich  werde, 
dafür  sorgt  in  nicht  genug  anzuerkennender  Weise  die  Society  of 
Biblical  Archaeology,  der  wir  wiederum  einen  Band  Uebersetzungen 
wichtiger  ägyptischer  Texte  12)  verdanken  Auch  sonst  sind  mannig- 
fache Uebertragungen  und  Behandlungen  einzelner  Texte  zu  ver- 
zeichnen. Chabas,  der  soviel  dafür  gethan  hat.  in  Frankreich  streng 
methodische  Forschung  zu  bewahren  ,:i),  fährt  fort,  eine  schwierige 
Sammlung  von  Sittensprüchen  14)  zu  erklären.  Von  einer  Hand- 
schritt ähnliehen  Inhalts  giebt  Golenisckeff1^)  eine  kurze  Anzeige; 
da  sie  anscheinend  aus  sehr  alter  Zeit  stammt,  ist  ihre  baldige 
Publikation  im  Interesse  unserer  sprachlichen  Studien  nicht  genug 


6)  Les  papyrus  epyptiens  du  musee  de  Boulaq,  publies  en  facsiinile  par 
A.  Manelle.-Bey.     T.  111.     Paris  (Vieweg)    1877.     24  Taf.     gr.  fol. 

7)  Le  papyrus  funeraire  de  Sautimes,  public  d'apres  un  oxemplaire  hiero- 
glyphique  du  livre  des  morts  appartenant  ä  la  bibliotb.eque  nationale.  Keproduit, 
traduit  et  cnmmente  par  MM.  P.  Guieysse  et  E.  Liefebure.  Paris  (Leroux) 
1877.  23  Taf.  fol.  50  fr.  —  rec.  von  Leblois  ZDMG.  XXXII,  p.  595;  vun 
Pierret  im  JA.  VII,  10,  p.  22ö.  —  Ueber  ein  ähnliches  Manuscript  vgl.  Baillet 
in  Melanges  d'archeol.  egypt.  et  assyr.  III,  p.  100 — 101. 

Si  Lo  livro  des  respirations  d'apres  les  manuserits  du  museo  du  Louvre. 
Texte,  traduetion  et  analyse  par  P.  J.  de  Horrack.  Paris  (Klincksieek)  IST 7 
26  pp.     7   Taf.     4.      15  fr. 

9)  jK.  v.  Berymann.  Das  Buch  vom  Durclnvsmdeln  der  Ewigkeit  nach 
dem  Papyrus  29  der  k.  k.  Sammlung  in  Wien.  Mit  1  Taf.  Wien  (Gerold)  187  7. 
4i!  pp.    8.    2  M.    (Aus  Sitzungsb.   d.  pbil.-hist.  Gl.  d.  k.  k.  Ak.  d.  Wiss.  LXXXVI). 

10)  Die  Metternichstele  in  der  Originalgrösse  zum  ersten  Mal  herausgogeben 
von  W.  Golcnischeff.  Mit  9  Taf.  Leipzig  (Engelmann)  1877.  II,  20  pp. 
gr.  fol.     70  M. 

11)  Arcbaic  classics.  Egyptian  texts,  selected  and  odited  by  S.  ßirch  for 
the  uso  of  students.     London  (Bagster)   1877.     IV,   111  pp.     8. 

12)  Records  of  tho  past  being  english  translations  of  tho  Assyrian  and 
Egyptian  monuments.  Published  under  the  sanetion  of  the  society  of  biblical 
archaeology.     Vol.  VIII.      London  (Bagster)   1876.     U,   168  pp.     8.     3   sh.   6  d. 

13)  Vgl.  wiederum  seinen  Aufsatz:  Quelques  remarques  a  l'adresse  de  la 
science  imaginaire:  Egyptologie  II,  p.   112 — 130. 

14)  Les  maximes  du  scribe  Ani:  Egyptologie  II,  1876  und  1877  (Fort- 
setzung aus  I). 

29  Aout 
15 1  Le    papyrus    No.  I    de  St.  Petersbourg.      Notico    lue    le  , 1876 

au  congres  des  oriontalistes  ä  St.  Petersbourg  par  W.  Golenischeff:  Aeg.  Ztschr. 
1876,  p.   107—111. 

Jahresbericht  1876-1S77.     Heft  II.  11 


1(32  Erman,  AU-Aegypten. 

zu  wünschen.  Maspero  hat  zunächst  eine  schon  mehrfach  behandelte 
Erzählung  aus  dem  alten  Reiche  aufs  Neue  zu  bearbeiten  begonnen16), 
sodann  aus  dem  Papyrus  Harris  500  das  Mährchen  vom  verzauberten 
Prinzen  publicirt 1 7)  und  ein  ldeines  Aktenstück  geschäftlichen  In- 
halts 18)  veröffentlicht.  Aus  Rouge?,  Nachlass  hat  sein  Sohn  einen 
Commentar  der  Pianehistele  19)  sowie  Studien  über  den  Tempel 
von  Karnak20)  herausgegeben.  Einen  pantheistischen  Hymnus  haben 
Ih'rch21)  und  Brugsck22)  übertragen.  Einzelne  kleinere  Denk- 
mäler behandelten  Fierret23) ,  Ghabas2i),  Maspero251),  NaviMe26), 
Ledram21),  Szedlo2S),  Harrisse29),  Lenorniants%  Ganze31).  Inter- 
essanter für  weitere  Kreise  ist  die  kürzlich  vom  Berliner  Museum 


16)  Lo  papyrus  do  Berlin  No.  1.  Transcrit,  traduit  et  common te  par  M. 
Cr.  Maspero:  Mel.   d'arch.  egypt.  et  assyr.  III,  p.  G9 — 84. 

17)  Lo  conto  du  prince  predestine,  transcrit,  traduit  et  commonte  par 
G.  Maspero:  JA.  VII,  10,  p.  237—260. 

18)  Lo  papyrus  Mallet  par  G.  Maspero:  Recueil  do  travaux  rolatifs  k  la 
philolögie  ot  a  l'archeologie  egyptiennes  ot  assyricnnos.  Vol.  I,  p.  47 — 59  und 
5  Taf.  —  Der  „Recueil",  von  dem  das  erste  Hoft  1870  erschienen  war,  ist 
neuerdings  wieder  an  die  Stelle  der  eingehenden   „Melanges"  gotreton. 

19)  Chrestomathie  egyptienne  par  M.  le  vicomte  de  lionge.  4.  fasc.  La 
stelo  du  roi  Äthiopien  Piankhi-Meriamen.  Paris  (Leroux)  187C.  II,  102  pp. 
8.     20.frv 

20)  Etudo  des  monumonts  du  massif  de  Karnak.  Resume  du  cours  du 
College  de  France,  professe  par  M.  le  vicomte  F.  de  liouge:  Mel.  d'arch.  egypt. 
et   assyr.   III,  p.   85—99. 

21)  Inscription  of  Darius  at  tlio  temple  of  El-Khargeh.  Py  iS.  Birch: 
Transact.  of  the  soc.  of  bibl.  archaeol.  V,   1,  p.  293—302  nebst  2  Taf. 

22)  König  Darius  Lobgesang  im  Tempel  der  grossen  Oaso  von  El-Khargeh. 
Von  Heinrich  BrugsCh:  Nachrichten  d.  Gott.  Ctesellsch.   1877,  p.   113 — 132. 

23)  P.  Pierret.  Stelo  de  Suti  et  Har,  architoctos  de  Thebes:  Recueil  do 
travaux  I,  p.  70 — 72,  nobst  1  Taf.  —  Paul  Pierret.  Statuo  d'Ei-Meri:  Melanges 
d'arch.  eg.  et  ass.  III,  p.  60 — 63. 

24)  Notice  sur  uno  stelo  egyptienne  du  musee  de  Turin.  Par  Franrois 
Chabas:  Transact.  of  the  soc.  of  bibl.  archaeol.  V,  2,  p.   459 — 465  nebst  1  Taf. 

25)  Tho  stelo  C  14  of  the  Louvro.  Py  Cr.  Maspero:  Transact.  of  the  soc. 
of  bibl.  archaeol.  V,  2,  p.  555—562. 

26)  F.  Naville.  Le  musöo  egyption  du  ehäteau  Boröly.  Marseille  1877.  8. 
11  pp.  Extrait  du  Comto  rendu  des  travaux  du  congres  des  orientalistes  de 
Marseille   1876. 

27)  Ledrain.  Lo  papyrus  do  Luynes  20  pp.  ot  1  pl.  —  Derselbe.  La  stöle 
du  collier  d'or.  Un  grand  scigneur  antöriour  a  Moiso  decorö  du  Collier.  La 
vio  futuro  dans  l'ancionno  E^ypto.  Aus  dorn  Contemporain  Mai  1877  resp. 
November  1876. 

28)  II  grande  sareofago  dol  musoo  civico  di  Bologna  con  32  loggonde  gero- 
glifiche  interpretato  o  spiegato  da  Giovanni  Szedlo  Bologna  1876.  28  pp 
■1.      3    Taf. 

29)  Henry  Ilarrisse.  Emprointcs  d'un  fragmont  do  stelo  egyptionno:  Mel. 
d'arch.  ög.  et  ass.  III,  p.  63 — 64. 

30)  Fr.  Lenormavt.  Frammento  di  statua  di  uno  dei  Pastori  di  Egitto. 
Con  tavola  in  fototipia.  Estratto  de!  Bojletino  della  Comiss.  archeol.  commun. 
di   Roma.      V,  II  Mai — Juni.      Koma   1877.      8.      15   pp. 

31)  A.  Conze.  Sphinx  des  Amenhotep  II  in  Spalato:  Archaeol.  Epigraph. 
Mitth.il.  aus  Oesterr.  I.     Wien  1877. 


Erman,  Alt- Aegypten.  163 

erworbene   ägyptisch-aramäische    Inschrift,    die  Lepsius32)   heraus- 
gegeben hat. 

Die  sprachlichen  Studien  stehen  bei  den  meisten  Aegyptologen 
sehr  mit  Recht  im  Vordergrund,  ohne  dass  bei  den  grossen  Schwierig- 
keiten die  sie  bieten  bis  jetzt  ein  auch  nur  vorläufiger  Abschluss 
der  Grammatik  möglich  wäre.  Deshalb  müssen  auch  Untersuchungen 
wie  die  von  Rochemonteix 33)  als  immer  noch  verfrüht  bezeichnet 
werden.  Ausser  zwei  für  weitere  Kreise  berechneten  Elementar- 
werken von  llossiu)  und  Szedlo  35)  haben  wir  mannigfache  Einzel- 
arbeiten grammatischen  Inhalts  zu  verzeichnen.  Maspero  hat  den 
Dialekt  der  spät-äthiopischen  Inschriften  behandelt  36)  und  in  einer 
kurzen  Notiz37)  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  mehr  als  zwei 
Jahrtausende  vor  unserer  Zeitrechnung  ein  berberischer  Name  vor- 
kommt. Ebers 38)  hat  in  geistreicher  Weise  die  Keime  in  den 
ägyptischen  Texten  untersucht.  Einen  interessanten  Punkt  sucht 
eine  Berliner  Dissertation  39)  kritisch  zu  behandeln.  Andere  kleinere 
Aufsätze 4U  ~46)  über  streitige  Punkte  verdanken  wir  Golent'sclajf', 
Le  Page  Renouf,  Naville  u.  A.  Die  reichste  Fundgrube  aber  für 
den  künftigen  Grammatiker  werden   die  Sammlungen  einzelner  ver- 


32)  Lepsius.  Eine»  ägyptisch  -  aramäische  Stelo.  Aeg.  Ztschr.  1877,  p. 
127—132  nebst  1  Taf.  —  Vgl.  oben  p.    140,  No.   11. 

33)  Sur  les  rapports  grammaticaux  qui  oxistont  entre  l'Egyptien  et  lo  Berbero 
par  le  marquis  Maxence  de  Chalvet  de  Rochemonteix:  Congres  international 
des  orientalistos   1873,  II,  p.   66—106. 

34)  Fr.  Rossi.  Grammatica  copto-goroglificha  con  appendice  doi  principali 
segni  sillabici  o  del  loro  significato.     Torino   1877. 

35)  Saggio  filologico  per  l'apprendimento  della  lingua  e  della  scrittura  Egi- 
ziana  e  la  interprotaziono  dolle  iscrizione  che  si  leggono  sui  monumenti  del 
museo  civico  di  Bologna  per  Giovanni  Kminek- Szedlo.  Bologna  1877.  84 
pp.     4.     4  Taf. 

36)  Notes  sur  differcnts  points  de  grammaire  et  d'histoire.  Par  M.  G. 
Maspero.     VI.  article:  Melanges  d'arch.  eg.  et  ass.  in,  p.   121  — 124. 

37)  G.  Maspero.  On  tho  name  of  an  egyptian  dog:  Transact.  of  the 
soc.  of  bibl.  archaeol.  V,  1,  p.  127 — 128. 

38)  G.  Ebers.  Der  Klang  des  Altägyptischen  und  der  Roim :  Aog.  Ztschr. 
1877,  p.  43—48. 

39)  De  forma  pluralis  in  lingua  Aegyptiaca.  Dissertatio  inauguralis  philo- 
logica  quam  publice  defendet  auctor  Johannes  Petrus  Adolfus  Erman  Bero- 
linensis.     Berolini.     32  pp.     8. 

40)  Naville.     La  negation  m:  Aeg.  Ztschr.   1876,  p.   131—146. 

41)  Le  Page  Renouf.     Tho  negative  particle  m:  1.  1.   1877,  p.  91 — 97. 

42)  H.  Brugsch.     Notiz:  ib.  p.  58. 

43)  W.  Golenischeff.  Ueber  das  Wort  är,  ari  oder  rrr:  Aeg.  Ztschr. 
1877,  p.  59—63. 

44)  Le  Page  Renouf.  Roply  to  M.  Golenischeff.  äri,  ar  never  a  con- 
junction  but  always  proposition  liko  ämi,  am:   ib.  p.   106 — 111. 

45)  Ed.  Naville.  Une  formo  rare  du  pronom  demonstratif:  Aog.  Ztschr. 
1877,  p.  31. 

46)  G.  Maspero.     Sur  los  auxiliaires  pe,  te,  ne  du  copto:   ib.  p.  111 — 113. 

11* 


Iß4  Erman,  Alt-Aegypten. 

mischter  Notizen  sein ,  die  in  unserer  Wissenschaft  sehr  zu  ihrem 
Nutzen  allgemeiner  Gehrauch  sind47-52).  Von  lexikalischen  Arbeiten 
ist  ffierrefs 53)  Wörterbuch  zu  erwäbnen,  das  jetzt  vollendet  ist, 
sowie  einige  kleinere  Notizen  54~ rj5). 

Wichtiger  aber  als  Alles,  was  wir  bisber  zu  erwähnen  hatten, 
ist  eine  Arbeit,  die  auf  die  jüngste  Epoche  der  ägyptischen  Sprache 
Bezug  hat,  Mewllout's  Herausgabe  des  Setna-Romans  56).  Wem  der 
Fortschritt  unserer  Disciplin  am  Herzen  liegt,  der  wird  es  mit 
Freuden  begrüssen,  dass  der  grosse  Gelehrte,  der  das  Studium 
des  Koptischen  und  seiner  Literatur  zu  einer  Wissenschaft  im 
vollsten  Sinne  erhob ,  nun  auch  sich  dem  so  lange  fast  brach 
liegenden  Demotisch  zugewandt  hat,  Die  Rückwirkung  auf  die 
altägyptischen  Studien  wird  nicht  ausbleiben.  Möchte  doch  auch 
die  demotische  Grammatik,  die  er  vorbereitet,  bald  erscheinen! 
llevühmt's  koptischen  Studien57)  verdanken  wir  wieder  eine  Fülle 
der  reichsten  Schätze,  die  gleich  wichtig  für  die  Syntax  des  Kop- 
tischen sind  wie  für  die  Geschichte  des  Christenthums 58)  und  des 
Mönchswesens59),    für    die    Kenntniss    des    griechisch  -  ägyptischen 


47)  C.   W.    Goodwin.     Miscellanea:  Aeg.  Ztschr.   187G,  p.    101  —  100. 

48)  Le  Page  Renouf.     Miscellanea  VI:  Aeg.  Ztschr.   1877,  p.  97  — 106. 

49)  L.  Stern.     Hieroglypbjsch-Koptisches:  ib.  p.  72 — 88.   113 — 124. 

50)  &  Birch.     Varia:  ib.  p.   31—34. 

51)  Eug.  Grebaut.  Varia:  Mel.  d'arch.  eg.  et  ass.  III,  p.  60 — 03.  —  Rec. 
de  trav.  I,  p.   87—88. 

52)  Adolf  Erman.     Varia:  Aeg.  Ztschr.   1877,  p.  34—37. 

53)  Vocabulaire  bieröglyphique  eomprenant  los  raots  de  la  langue,  les  noms 
geographiques,  divins,  royaux  et  historiques,  classes  alphabetiquement ;  accompagne 
d'un  vocabulaire  francais  hieroglyphique,  par  P.  Pierret.  Paris  (Vieweg) 
1875—1877.     800  pp.     8.     00  fr. 

54)  H.  Brvgsch.  Dio  Gruppe  man:  Aeg.  Ztschr.  1876,  p.  121 — 131.  — 
Ders.  Die  Gruppo  sät:  ib.  p.  140 — 148.  —  Dors.  An  den  Herausgeber:  Aeg. 
Ztschr.    1877,  p.   140—147. 

55)  Eugene  Grebaut.  Complement  a  lobservation  sur  saä-ms:  Mel.  d'arch. 
eg.  et  ass.  III,  p.  56 — 60. 

56)  Le  roman  de  Setna.  Etüde  philologique  et  critique  avec  traduction 
mot  ä  mot  du  texte  demotique,  introduction  historique  et  commentaire  gramma- 
tical  par  Eugene  Revillout.  Paris  (Leroux)  1877.  8.  15  fr.  Bis  jetzt  er- 
schienen p.  1  —  224.  —  rec.  von  Cbabas  in  der  Egyptologie  II,  p.  109 — 185; 
von  Pierrot  im  JA.  VII,  10,  p.  289 — 292.  Vgl.  auch:  Uno  pago  du  roman  de 
Satin  transcrite  cn  hieroglyphes  par  G.  Maspero:  Aeg.  Ztschr.  1877,  p.  132 — 146 
nebst  1  Taf. 

57)  Vgl.  E.  Revillout.  Rapport  sur  nno  mission  en  Italie:  Arcliives  des 
inissions  scientifiques  et  litteraircs,   3   serie,  T.   IV,  3   livr.      Paris   1877. 

58)  Apocryphes  coptes  du  nouveau  testament.  Textes.  1  f'asc.  Par  Eugene 
Revillout.     Paris  (Vieweg)    1870.      XII,    128   pp.      4.      25  fr. 

59)  Melangos  d'epigraphio  ot  de  linguistique  egyptienna  par  M.  E.  Revillout: 
M.'l.  d'arch.  eg  et  ass.  111,  p.  1—55.  2  photolithogr.  Taf.  und  0  Taf.  autogr. 
Fortsetzung   aus   Pd.  11. 


Er  man,  Alt-Aegi/pten.  165 

Rechtes60)  und  der  Steuerverhältnisse  des  Byzantinischen  Reiches61). 
In  einem  sonderbaren  Gegensatz  zu  diesen  Meisterwerken  nüchterner 
philologischer  Behandlung  steht  das  jetzt  vollendete  Werk  Abel's6*), 
bei  dem  die  philosophischen  Grundgedanken  nicht  für  den  Mangel 
sprachwissenschaftlicher  Methode  entschädigen  können.  Sonst  ist 
noch  die  Publikation  neuer  Bruchstücke  aus  der  koptischen  Bibel- 
übersetzung durch  BrvQSch  63)  und  Stern  C4)  zu  erwähnen ,  sowie 
die  Beendigung  der  lexikalischen  Arbeit  des  Kopten  Kabis 65). 

Auch  für  die  Geschichte  Aegyptens  haben  wir  eine  reiche 
Literatur  zu  verzeichnen.  Mit  der  Chronologie  sieht  es  freilich 
trotz  aller  Mühen  noch  traurig  aus ,  denn  Lautk's  phantastische 
Spekulationen  66)  werden  schwerlich  das  Räthsel  gelöst  haben.  So 
sucht  man  denn  noch  immer  nach  irgend  einem  sicher  bestimm- 
baren Punkt  in  der  langen  Reihe  der  Jahrhunderte :  dahin  gehören 
die  Arbeiten    von  Lieblein*1),  Robiou6*) ,   Chabas  e[)) ,  Naville1^, 


60)  Eugene  Revillout.  Lettre  ä  M.  Chabas  sur  les  contrats  de  mariage 
Egyptiens:  JA.  VII,  10,  p.  261  —  284  und  1  Taf.  —  Actes  et  contrats  des  niusees 
egyptiens  do  Buulaq  et  du  Louvro.  1  fasc.  Par  E.  Revillout.  Paris  (Vieweg) 
1876.     IV,   111   pp.     4.      10   Taf.     25   fr. 

61)  Huit  Papyrus  Coptes  du  Musee  Egyptien  du  Louvro,  provenant  du 
Monastere  de  Saint-Jeremie  de  Memphis,  et  relatifs  aux  impöts  do  l'empire 
Byzantin,  par  Eugene  Revillout:  Congres  international  dos  Orieutalistos  IST;!, 
T.  U,  p.  471—  524. 

62)  Dr.  Carl  Abel.  Koptische  Untersuchungen.  Berlin  (Bummler)  1877. 
IV,  842  pp.  8.  30  M.  —  rec.  von  Pietselnnann  in  JLZ.  1877,  p.  783—784; 
von  Maspero  in   RC.   1877,  p.   65 — 67. 

63)  Heinrich  Brugsch-Bey.  Der  Bau  des  Tempels  Salomo's  nach  der 
koptischen  Bibelversion.  Leipzig  (Hinrichs)  1877.  III,  35  pp.  8.  4  M.  — 
Vgl.  oben  p.  58,  No.  05. 

64)  Memphitisch-koptische  Fragmente  von  Ludwig  Stern:  Aog.  Ztschr. 
p.   119—120. 

65)  Auctarium  loxici  coptici  Amodei  Poyron  auctore  Marco  Kabis  Aegyptio : 
Aeg.  Ztschr.  1874,  p.  121.  156;  1875,  p.  55.  82.  105.  134.  187;  1876,  p.  11. 
42.  58.  80.   114. 

66)  Aegyptische  Chronologie  basirt  auf  dio  vollständige  Reihe  der  Epochen 
seit  Bytes-Menes  bis  Hadrian-Antonin,  durch  drei  volle  Sothisperioden  =  4380 
Jahre.  Von  Prof.  Dr.  Jos.  Lauth.  Strassburg  (Trübner)  1877.  VI,  240  pp. 
8.  und   4  Taf.      10  M. 

67)  Sur  un  nouvol  argument  chronologique  tire  dos  recits  dates  des  guerres 
pharaoniques  en  Syrie  et  daus  los  pays  voisins  par  J.  Lieblein:  Rec.  de  trav.  I, 
p.  62—69. 

68)  Comptes  rendus  de  i'Academie  des  Inscriptions   1876,  p.  257 — 261. 

69)  J.  Chabas.  Determination  d'une  date  certaine  dans  lo  regne  d'un 
roi  do  l'ancien  empire  en  Egypto.  Extr.  dos  mein,  present.  ä  l'acad.  des  inscr. 
Paris   1877.     4. 

70)  E.  Naville.  La  cartoucbe  du  papyrus  Ebers.  Aog.  Ztschr.  1876, 
p.   111—114. 


\QQ,  Emnan,  Alt-Aegypten. 

Biel71),  sowie  mittelbar  auch  die  kalendarischen  Untersuchungen 
Bruqsctis 72).  Von  umfassenden  Darstellungen  der  ägyptischen 
Geschichte  ist,  ausser  einer  Arbeit  von  Birch1'6)  und  einer  neuen 
Auflage  des  Buches  von  8harpeu),  diejenige  Brugsch's  zu  nennen, 
die  freilich  nicht  als  ein  wissenschaftliches  Werk  im  strengen  Sinne 
genommen  werden  darf75).  Auch  auf  Maspero's  Geschichte  der 
morgenländischen  Völker  und  einige  andere  allgemeine  Arbeiten 
ist  hier  nochmals  hinzuweisen.  Populären  Zwecken  dienen  ferner 
der  Abriss  Bhone'sie)  und  zwei  Arbeiten  Ltebleiris11).  Auch  die 
Rede  Sehicqjaretti's 78)  sei  hier  genannt.  Die  Monographie  ist  auch 
auf  diesem  Gebiete  wissenschaftlich  bedeutender.  Birch™)  be- 
handelt die  vorgeschichtlichen  Anfänge  des  ägyptischen  Volkes; 
Maspero  eine  für  die  Einigung  des  altägyptischen  Reiches  inter- 
essante Inschrift80).  Die  musterhafte  Monographie  Wiedemanris*1) 
stellt  Alles  zusammen,  was  über  die  bedeutendste  Dynastie  der 
Aegypter  wirklich    bekannt  ist.    ohne  diese  Thatsachen  mit  Hypo- 


71)  Der  Doppelkalender  des  Papyrus  Ebers  verglichen  mit  dem  Fest-  und 
Sternkalender  von  Dendera.  Von  Carl  Kiel.  Leipzig  (Brockhaus)  187G.  36  pp. 
4.   und   1  Taf.     3  M.  —  rec.  von  Brugsch  in  GGA.   1877,  p.  385—393. 

72)  Drei  Festkalender  des  Tempels  von  Apollinopolis  Magna  in  Ober- 
Aegypten,  zum  ersten  Male  veröffentlicht  und  sammt  den  Kalendern  von  Den- 
dera  und  Esnc  vollständig  übersetzt  von  Heinrich  Brugsch-  Bey.  Loipzig 
(Hinrichs)  1877.  X,  29  pp.  4.  und  10  Taf.  20  M.  Selbstauzeige  GGA.  1877, 
p.  393 — 395.  —  rec.  von  Maspero  in  RC.   1877,  p.  281. 

73)  S.  Birch.  The  monumental  history  of  Egypt.  Rede  lecturo  delivered 
in  tho  senate  house  of  Cambridge.    London  (Bagster)  1876.    48  pp.     8.    1  sh.  6  d. 

74)  S.  Sharpe.     History  of  Egypt.     6th  edition,  2  vol.     London.      12. 

75)  Geschichte  Aegyptons  unter  den  Pharaonen.  Nach  den  Denkmälern 
bearbeitet  von  Dr.  Heinrich  Brugsch.  Erste  deutsche  Ausgabe.  Mit  2  Karton 
und  4  genealogischen  Tafeln.  Leipzig  (Hinrichs)  1877.  XII,  818  pp.  8.  18  M. 
Selbstanzeige  in  GGA.  1877,  p.  395—402.  —  rec.  von  Eisenlohr  in  JLZ.  p.  720; 
vou  Georg  Ebers  in  LC.  Sp.    1237. 

76)  Rcsume  chronologiquo  de  l'histoire  do  l'Egypto  depuis  les  premieres 
dynasties  pbaraoniques  jusqu'  a  nos  jours  par  Arthur  Rhone.  Paris  (Leroux) 
1877.     8.     Avec  une  carte.     5  fr. 

77)  J.  Lifiblein.  Egyptcn  i  doss  minnosmärken  och  i  dess  förhällando  tili 
Palästina  ok  Grekland.  Aus:  Var  tids  forskning  populära  skildringar  utgivna 
af  Prof.  Ahel  Kay  och  Prof.  Gust.  Retzius.  No.  19.  Stockholm  1877,  120  pp. 
8.  - —  J.  Liehlein.     Det  gamla  Egypten  i  dess  Skrift.     Ibid.  No.   18.  86  pp. 

78)  L.  Schiaparelli.  Dogli  ultimi  progressi  sulla  storia  doli'  Oriente  antico. 
Discorso  academico  inaugurale  e  annuario,  recitato  il  20  novombre  1876.  Torino 
136   pp.     8. 

79)  Sur  l'origine  dos  Egyptiens  par  le  Dr.  Samuel  Birch:  Congres  intor- 
nat    des  oriont.   1873,  II,  p.   61—66. 

80)  Un  gouvoruour  do  Thcbos  au  debut  de  la  douzieme  dyhastie  (Stele  C.  1 
du  Louvro)  par  G.  Maspero:  Congres  intornat.  dos  oriont.  1873,  II,  p.  18 — -61. 

81)  Geschichto  der  achtzehnten  egyptischen  Dynastie  bis  zum  Todo  Tutmes  III. 
Von  Alfred    Wiedemann:  ZDMG.  XXXI,  p.  613—646. 


Erman,  Alt-Aegypten.  167 

thesen  zu  umgeben.  In  dieselbe  Zeit  führen  uns  auch  die  Arbeiten 
von  Ebers**)  über  den  Feldherrn  Amen  em  heb,  von  Brugsch  über 
den  Errichter  der  Memnonskolosse 83)  und  über  die  Wiederher- 
stellung der  grossen  Sphinx 84).  Haigh 85)  behandelt  kühn  die 
Beziehungen  zwischen  Aegypten  und  Assyrien.  Für  die  spätere 
Zeit  ist  auch  hier  wieder  vor  Allem  Revillout  zu  nennen.  In  einer 
demotischen  Handschrift  zu  Paris  hat  er  Fragmente  eines  Historikers 
entdeckt,  der  die  Geschichte  der  Perserzeit  vom  nationalen  Stand- 
punkt aus  schreibt 86) ;  für  die  Kenntniss  der  Ptolemäerzeit  ver- 
werthet  er  die  Inschriften  von  Rosette  und  Canopus87).  Noch 
weiter  herab  führt  uns  endlich  die  Arbeit  Brugsch' 's88)  über  die 
Stele  eines  spät-äthiopischen  Königs. 

Zur  Kulturgeschichte  des  Nillandes  bilden  die  Untersuchungen 
Ghabas'  über  Mass  und  Gewicht  einen  höchst  werthvollen  Beitrag89). 
Lepsius ,  von  dessen  bahnbrechender  Arbeit  über  die  Metalle 90) 
eine  französische  Uebersetzung  erschienen  ist,  hat  ein  Resultat 
seiner  metrologischen  Forschungen31)  veröffentlicht.  Für  ägyptische 
Kunst   ist    ausser   einer  Arbeit  Soldi's 92)   das  nunmehr  vollendete 


82)  Das  Grab  und  die  Biographie  des  Feldhauptmanns  Amen  em  heb.  Von 
Georg  Ebers:  ZDMG.  XXX,  p.  391—416;  XXXI,  p.  439—470.  Hierzu  3 
lithog'r.  Taf. 

83)  Noch  einmal  Amenhotop ,  der  Sohn  dos  Hapu.  Von  //.  Brugsch : 
Aeg.  Ztschr.  1876,  p.  96 — 101.  —  Ueber  das  wahrscheinliche  Vorkommen  dieses 
hohon  Beamten  boi  Manotho  handelt  Adolf  Erman  Amenophis  Sohn  des 
Paapis:  Aeg.  Zcitschr.    1877,  p.  147  —  148. 

84)  Der  Traum  Königs  Thutmes  IV.  bei  der  Sphinx.  Von  H.  Brugsch: 
Aeg.  Ztschr.    1876,  p.  89—95. 

85)  Daniel  Hy  Haigh.  Origin  of  the  XXII  dynasty:  Aeg.  Ztschr.  1877. 
p.  38—40  und  64—71. 

86)  E.  Revillout.  Une  chronique  egypüenne  contomporaino  de  Manethou : 
Revue  archeol.  NS.  XXXIII,  p.  73—80  und  1  Taf. 

87)  E.  Revillout.  Etüde  bistorique  et  philologique  sur  les  decrets  de 
Rosotto  et  de  Canope:  Revue  archeol.  NS.  XXXIII,  p.  326—347. 

88)  H.  Brvgsch.     Stele  von  Dongola:  Aog.  Ztschr.  p.  23 — 27. 

89)  C'habas.  Recherehes  sur  les  poids,  mesures  et  monnaies  des  anciens 
Egyptiens :  Memoires  publies  par  quelques  savants  etrangers.  Comptes  rendus 
1876,  p.  212—217. 

90)  Les  metaux  dans  les  inscriptions  egyptiennes ,  par  C.  R.  Lepsius, 
traduit  de  l'allemand  par  W.  Berend,  avec  des  additions  de  l'auteur.  Paris 
(Vioweg)    1877.     72  pp.      4.  und  2  Taf.      12  fr. 

91)  R.  Lepsius.  Das  Stadium  und  die  Gradmessimg  des  Eratosthenes 
auf  Grundlago  der  Aegyptischon  Masse:  Aeg.  Ztschr.   1877,  p.  3 — 8. 

92)  La  sciüpture  egyptienne  par  Emile  Soldi.  Edition  illustree  de  uom- 
brouses  gravures.  Paris  (Leroux)  1876.  126  pp.  8.  7,50  fr.  —  rec.  von 
G.  Ebers  im  LC.  1877,  p.  88,  und  von  M.  B.  Aube  in  Revue  archeol.  NS. 
XXXH,  p.   67—72. 


Ißg  Er  man,  Alt-  Aegypten . 

grossartige  Prachtwerk  von  Prisse  d'Avenncs93)  zu  nennen;  Urtheile 
über  die  Kunstthätigkeit  der  Aegypter  werden  fortan  auf  diese 
herrlichen  Abbildungen  sich  gründen  müssen.  Die  Reste  des  ägyp- 
tischen Kulturlebens  aber,  an  die  sich  früher  das  Hauptinteresse 
knüpfte,  Pyramiden.  Obelisken.  Mumien  u.  s.  w.,  treten  heute  auch 
in  der  Literatur  immer  mehr  in  den  Hintergrund.  Ueber  die 
Pyramiden  ist  eine  populäre  Schrift  von  Bonwick 94)  erschienen, 
die  als  eine  Zusammenstellung  der  unglaublichen  Ansichten,  die  noch 
jetzt  in  gewissen  Kreisen  herrschen,  lesenswerth  ist.  Ueber  Obe- 
lisken sind  aus  Anlass  des  Transports  der  Nadel  der  Cleopatra 
allerlei  Schriftchen  erschienen  ,J5_9y).  Eine  schöne  Mumie  beschreibt 
Birch  l0°).  Ueber  den  beschnittenen  Phallus  des  Amen  em  heb 
handelte  Welcher  10]).  Braun  102)  hat  die  vielbesprochenen  Pflanzen- 
reste der  ägyptischen  Gräber  untersucht.  Nur  ihres  Fundorts 
wegen  haben  die  kleinen  Denkmäler  Interesse,  die  Pognon  l03)  be- 
spricht. 


93)  Histoire  de  l'art  ögyptien  d'apres  les  monuments  depuis  les  temps  los 
plus  recules  jusqu  ä  la  domination  romaine  par  Prisse  d' Avenues.  Üuvrage 
public  sous  les  auspices  du  gouvernement.  Atlas.  Paris  1878.  gr.  fol.  I.  Archi- 
tecture.  3  pp.  G2  Taf.  II.  Dessin.  Seulpture.  Pemture.  Art  industriel.  3  pp. 
101   Taf. 

94)  James  Bunwick.  Pyramid  facts  and  fancies.  London  (Paul)  1S77. 
VIII,   224  pp.     8.     5  sh. 

95)  W.  R.  Cooper.  A  sliort  history  of  the  egyptian  obelisks,  with  trans- 
lations  of  many  of  the  bioroglyphic  inscriptions  chiefly  by  Fr.  Chabus.  London 
(Bagster)   1877.      150  pp.     8.     2  sh.   G   d. 

96)  Erasmus  Wilson.  Our  Egyptian  obelisk:  Cleopatra's  needle.  Fourth 
edition.     London  (Brain)   1877.     8. 

97)  D.  Mosconas.  Deux  mots  sur  les  obelisques  d'Egypte  et  traduetion 
de  robt'lisquo  dit  de  Cleopatre  (]ui  doit  etre  transporte  on  Angleterre  et  de  la 
stele   de  Ptahmosis  le  Memphite.     Ale.xaudrio   1877.      16   pp.     4.     3   Taf. 

98)  <S.  Birch.  On  obelisks:  Proccedings  of  the  Archaeological  Association 
Nov.    1877. 

99)  Th.  L.  Donoldson.  On  obelisks,  their  purpose,  proportions,  matcrial 
and  position:  Transact.  of  the   lt.  Institute  of  British  Architects   1877. 

100)  On  a  mummy  opened  at  StafFord  House,  on  the  1 5  th  July  1875. 
By  &.  Birch:  Transactions  of  the  soc.  of  bibl.  archaeol.  V,  1,  p.  122 — 12G, 
mit  1   Taf. 

101)  Untersuchung  des  Phallus  einer  altägyptischen  Mumie,  nebst  Be- 
merkungen zur  Frago  nach  Alter  und  Ursprung  der  Beschnoidung  bei  den 
Juden.  Von  Hermann  Welcher:  Archiv  für  Anthropologie,  X,  1877,  p.  123 — 
127   (mit  Holzschnitten).   —  Vgl.  p.    167,  No.   82. 

102)  Die  Pflanzenreste  des  ägyptischen  Museums  in  Berlin.  Vortrag,  ge- 
halten in  der  Sitzung  der  Berl.  Anthropol.  Gesellsch.  am  15.  April  1871  von 
A.  Braun.  Aus  dem  Nachlasse  dos  Verfassers  horausgegebon  von  P.  Ascherson 
und  P.  Magnus:  Ztschr.  für  Ethn.  IX,  1877,  p.  289—310.  —  Vgl.  P.  Ascherson 
über  Pflanzen  aus  altägyptischen  Gräbern:  Sitzungsbor.  d.  Gosollscb.  naturf. 
Freunde,   15.  Mai    1877. 

103)  P.  Pognon.  Note  sur  quelques  iigurines  egyptionnos  trouvees  en 
Auvergne:  Möl.  d'arcb.   c'g.   et  ass.   III,  p.   65. 


Erman,  Alt- Aegypten.  169 

Bei  der  ungeheuren  Fülle  religiöser  Texte,  die  uns  erhalten 
und  veröffentlicht  sind,  ist  die  geringe  Zahl  der  Arbeiten  auf  diesem 
Felde  einigermassen  befremdend.  Eine  Uebersicht  der  ägyptischen 
Religion  giebt  Schiaparelli lü4),  wichtig  für  ihre  richtige  Auffassung 
sind  die  Arbeiten  von  Chabas  1"5) ,  G 'rebaut lm;)  und  Meyer1"1). 
Einzelne  Göttergestalten  besprachen  Naville  108)  und  Lepsius  109), 
der  letztere  mit  Bezug  auf  ihre  Darstellung  in  der  Kunst.  Ueber 
semitische  Gottheiten  in  Aegypten  schrieb  Meyer  lln).  Interessant 
auch  für  die  weitesten  Kreise  sind  die  Bemerkungen  Clermont- 
Gfanneau's  * n)  über  die  Verwandtschaft  von  Horus  und  St.  Georg. 
Der  Vollständigkeit  wegen  sei  auch  die  Arbeit  von  Aneessi11'1) 
erwähnt. 

Die  Geographie  des  alten  Aegyptens  hat  eine  grosse  Be- 
reicherung durch  die  Herausgabe  der  längst  versprochenen  Arbeit 
Brugsch's  lls)  erfahren.  Einen  ihrer  schwierigsten  Punkte  hat  Bo- 
biouni)  zu  behandeln  begonnen;  vorwiegend  geographisches  Inter- 
esse haben  auch  zwei  kürzlich  am  Suezkanal  gefundene  Denkmäler115). 


104)  Del  sentimonto  religioso  degli  aiitichi  Egiziani  secondo  i  lnonumenti: 
Dissartazione  di  Ernesto  Srhiaparelli.  Torino  (Boeca)  1877.  112  pp.  8.  — 
rec.  von  Piotschmann  in  JLZ    1878,  p,   197. 

105)  Notice  sur  le  Pire -  em  - hrou  par  E.  Chabas:  Congrös  intern,  des 
orient.    1873,  T.  II,  p.   37—48. 

106)  E.  Grebaut.  Des  deux  yeux  du  disque  solaire:  Rec.  <le  travau.x  I, 
p.  72—87. 

107)  Ed.  Meyer.   Die  Stele  desHoremheb:  Aeg.  Ztschr.  1877,  p.  148— 157. 

108)  Ed.  Naville.  Le  dien  Thoth  et  los  points  cardinaux:  Aeg.  Ztschr. 
1877,  p.   28—31. 

109)  R.  Lepsius.  Ueber  die  widderköpfigen  Götter  Amnion  und  Chnumis 
in  Beziehung  auf  dio  Ammonsoase  und  die  gehörnten  Köpfe  auf  griechischen 
Münzen:  Aeg.  Ztschr.   1877,  p.  8—28. 

110)  Semitische  Gottheiten  in  Aegypten:  ZDMG.  XXXI.  p.  724—729. 
—  Vgl.  Heft  I,  p.   19,  No.    150. 

111)  Ch.  Clermont-Ganne.au.  Horus  et  Saint  Georges  d'apres  un  bas-relief 
inedit  du  Louvre.  Notes  d'archeologie  Orientale  et  de  mythologie  semitique : 
Revue  archeol.  N.  S.  XXX11,  p.  190—204,  372—399;  XXXIII,  p.  23—31.  — 
Vgl.  Heft  I,  p.   18,  No.   154. 

112)  Siebe  oben  p.   68,  No.   208. 

113)  Heinrich   Brvgsch  Bey.      Dictionnaire    geographique    de   l'ancienne 

Egypte,  contonant   plus  de    2000  noms  geographiques  qui  se  rencontront  sur  les 
monuments  egyptiens.     Leipzig  (Ilinrichs).     4.     Liefor.   1 — 7. 

114)  Felix  Robion.  Geographie  comparee  du  dclta.  Etüde  sur  l'identi- 
fication  des  noms  egyptiens  dos  provinces  et  des  districts  avec  les  noms  greco- 
romains,  coptes  et  arabos:  Mel.  d'arch.  eg.  et  ass.  III,  p.    101  — 121. 

115)  Sur  deux  monuments  nouveaux  du  regne  de  Ramses  II.  par  G.  Mas- 
pero:  Rev.  archeol.  N.  S.  XXXIII,  p,  319—325. 


170  Erman,  Alt- Aegypten. 

Die    Oasen     der    libyschen    Wüste    sind    ägyptologisclierseits    von 
Brugschlie)  und  Dümiehen111)  behandelt  worden. 

Zum  Schluss  sei  noch  eines  Buches  erwähnt,  das  zwar  nicht 
zur  eigentlich  wissenschaftlichen  Literatur  gehört,  aber  doch  Resul- 
tate wissenschaftlicher  Forschung  so  eigenartig  zum  Gesammt- 
bilde  vereinigt,  dass  es  einen  Platz  im  Jahresberichte  mit  Recht 
beanspruchen  kann.  Ich  meine  Ebers'  Uarda118).  Wenige  Bücher 
geben  ein  so  anschauliches  und  getreues  Bild  von  dem  farben- 
prächtigen altägyptischen  Leben  wie  dieser  Roman,  der  jüngst  auch, 
freilich  in  sehr  fragwürdiger  Weise,  für  die  Bühne  bearbeitet  worden 
ist,  ein  Beweis,  in  wie  weite  Kreise  das  Interesse  am  alten  Aegypten 
schon  scedrunsfen  ist. 


HC)  Reiso  nach  der  grossen  Oase  El  Khargeh  in  der  Libyschen  Wüste, 
Beschreibung  ihrer  Denkmäler  und  wissenschaftliche  Untersuchungen  über  das 
Vorkommen  in  den  altägyptischon  Inschriften  auf  Stein  und  Papyrus.  Von 
Heinrich  Brugsch.  Leipzig  (Hinrichs)  1878.  VI,  93  pp.  4.  27  Taf.  48  M. 
—  rec.  von  Ebers  in  LC.  1878,  Sp.  G72;  von  R.  S.  Poole  in  Ac.  XIV,  p. 
372;  von  Aschersoii  in  Ztschr.  für  Erdk.   1878,  p.   105. 

117)  Die  Oasen  der  libyschen  Wüste,  ihre  alten  Namen  und  ihro  Lage, 
ihre  vorzüglichsten  Erzeugnisse  und  die  in  ihren  Tempeln  verehrten  Gottheiten, 
nach  den  Berichten  der  altägyptischen  Denkmäler  von  Dr.  Johannes  Dümichen. 
Strassburg  (Trübner)  1877.  VI,  34  pp.  19  Taf.  15  M.  —  rec.  von  Ebers 
1.  1.  Sp.   671. 

118)  Georg  EJiers.  Uarda.  Roman  aus  dem  alten  Aegypten.  Fünfte 
Auflage.     3  Bde.     Stuttgart  (Hallberger)   1877.     8.      12  M. 


171 


Abessini  en. 

Von 

F.  Prütorius. 

Wir  wenden  uns  zu  den  semitischen  Sprachen  Ahessiniens. 
Was  zunächst  die  spärlichen  Inschriften  betrifft,  so  sind  die  beiden 
Rüppell'schen  Inschriften  von  d'Abbadie1)  auf  Grund  eigener  Ab- 
zeichnungen einer  erneuten  Durchsicht  unterzogen  worden.  Vor- 
wiegend graphisches  Interesse  hat  die  Facsimilirung  der  ersten 
Seite  der  Acts  of  Fäslladas  and  'Abbä  Nöb 2)  aus  einer  dem 
Britischen  Museum  gehörigen  äthiopischen  Handschrift  aus  dem 
Ende  des  15.  Jahrhunderts.  Vollständige  äthiopische  Texte  mit 
Uebersetzung  und  Erläuterungen  wurden  herausgegeben  von  Cormll3), 
Hammel*)  und  DzUmann 5) ,  welcher  Letztere  ausserdem  noch  in 
einer  akademischen  Antrittsrede  den  Gang  seiner  äthiopischen  Studien 
schilderte  und  die  nächsten  Aufgaben  der  äthiopischen  und  semitischen 
Philologie  andeutete6).     Zotenberg1)  begann   eine  längere  Abhand- 


1)  A.  cVAbbadie.  Sur  l'inscription  No.  1  de  Rüppell :  Academio  dos  In- 
scriptions  ot  Bellos-Lottros.  Comptes  roudus  1877.  IV.  serie,  tomo  5,  p.  14  ff. 
Sur  l'inscription  No.  2  de  Rüppell:  obd.  p.   186  ff. 

2)  The  Palaeographical  Society.     Oriental  Sorios.     Part  II.    Taf.  24. 

3)  Das  Glaubensbokonntniss  des  Jacob  Baradaous  in  äthiop.  Uebersetzung. 
Untersucht  von  Dr.   Carl  Heinrich   Cornill:  ZDMG.  Bd.  30,  p.  417  ff. 

4)  Die  äthiop.  Uebersetzung  des  Physiologus  nach  je  einor  Londoner, 
Pariser  und  Wiener  Handschrift  herausgegeben,  verdeutscht  und  mit  einor  histo- 
rischen Einleitung  versehen  von  Fritz  Hammel.  Leipzig  (Hinrichs)  1877. 
XLV,  168  pp.  8.  16  M.  —  rec.  von  Dillmann  in  JLZ.  11.  August  1877; 
von  Trumpp  im  GGA.  12.  Sept.  1877;  in  LC.  3.  Nov.  1877;  von  Moralcs  in 
BISO.   1877,  No.  23. 

5)  Asconsio  Isaiao  aethiopice  ot  latino  cum  prolegomenis ,  adnotationibus 
criticis  ot  exogeticis,  additis  versionum  latinarum  reliquiis  edita  ab  Augusto 
Dillmann.  Lipsiae  (Brockhaus)  1877.  XVIII,  85  pp.  8.  3,50  M.  —  rec. 
von  Trumpp  im  GGA.  5.  Dec.  1877;  von  Herrn.  Rönsch  in  Ztschr.  f.  wissen- 
schaftl.  Theologie,  herausgeg.  von  Dr.  Ad.  Hilgonfeld  1878,  p.  288  ff. ;  von 
Harnack  in  ThLZ.  16.  Febr.  1878,  Sp.  77—80.  —  Vgl.  auch  Hilgenfeld's 
Ztschr.   1878,  p.  330—353. 

6)  Monatsberichte  der  kgl.  prouss.  Akad.  der  Wissenschaften  zu  Berlin 
1877,  p.  439—444. 

7)  Memoire  sur  la  chronique  Byzantine  de  Jean,  eveque  de  Nikiou,  par 
M.  H.  Zotenberg:  JA,  VU.  ser.,  t.  X,  p.  451—517. 


172  Prätorius,  Abessinien. 

lung  über  die  äthiopische  Uebersetzung  einer  byzantinischen  Chronik. 
HalSw/8),  welcher,  selbst  Israelit,  leichter  das  Vertrauen  der  Fala- 
schas,  der  abessinischen  Juden,  erwerben  konnte  als  die  früheren 
christlichen  Reisenden  und  Missionäre,  hatte  auf  seiner  Reise  viele 
gewiss  sehr  werthvolle  und  -interessante  Notizen  über  diese  eigen- 
thüinliche  und  ihrer  Herkunft  nach  immer  noch  räthselhafte  jüdische 
Bevölkerung  des  westlichen  Abessiniens  gesammelt,  welche  Notizen 
indess  leider  fast  alle  zu  Grunde  gegangen  sind.  Gerettet  ist 
eine  Gebet  Sammlung,  welche  der  Schriftgelehrte  Zerubabel  Ben 
Ja'qob  aus  der  Stadt  Qabta  in  der  abessinischen  Provinz  Walqait 
für  Halevy  niederschrieb.  Die  Sprache  dieser  Gebete  ist  indess 
nicht  die  hamitische  Volkssprache  der  Falaschas,  sondern  das 
Aethiopische ,  welches  ebenso  für  die  Juden  wie  für  die  Christen 
Abessiniens  Kirchensprache  ist.  Der  verdienstvolle  Reisende  und 
Gelehrte  hat  diese  Gebetsammluug ,  von  einer  hebräischen  Ueber- 
setzung begleitet,  veröffentlicht.  Der  christlich-äthiopischen  Literatur 
gehört  wieder  an  die  Doctordissertation  Schoddes 9),  welche  das 
Verhältuiss  der  äthiopischen  Uebersetzung  des  Pastor  Herinae  zu 
den  griechischen  Handschriften  prüft.  Die  äthiopischen  Hand- 
schriften des  Britischen  Museums  wurden  von  Wrufiit  "')  verzeichnet. 
Von  äthiopischen  Handschriften,  die  in  allgemeineren  Handschriften- 
catalogen  verzeichnet,  worden  sind,  ist  mir  nur  eine  bekannt  ge- 
worden u).  In  grammatischer  Hinsicht  ist  das  Aethiopische  nur 
einmal  behandelt  worden12). 

Zur  Kenntniss  und  Erforschung  derjenigen  Sprachen,  welche 
man  als  äthiopische  Gruppe  der  hamitischen  Sprachen  bezeichnet, 
hat  das  verflossene  Jahr  leider  nur  in  sehr  geringem  Grade  bei- 
getragen. Einiges  Material  über  die  Sprache  der  Somalis  theilt 
Haggenmacher 13)  in  seinem  Reisebericht    mit.      Freundlicher  Mit- 


8)  Priores  des  Falashas  ou  Juifs  d'Abyssinie.  Texte  Ethiopien,  publie.  pour 
la  premiero  fois  et  traduit  en  Hebreu  par  J.  Halevy.  Paris  (Baer)  1877. 
58,  28  pp.  8.  8  fr.  —  Vgl.  Academie  dos  Inseriptions  et  Bellos-Lettres. 
Comptcs  rendus  1877,  p.  297  f.  —  rec.  von  Truinpp  in  GGA.  30.  .Tan.  1878, 
p.   129—144.  —  Ueber  die   Falaschas  vgl.  auch    oben  p.   83,   No.    101.    103. 

9)  Henna  Nabi.  The  Ethiopic  Version  o£  Pastor  Horniae  examined.  A 
dissortation  .  .  .  by  George  H.  Schodde.  Leipzig  (Stattffer)  1876.  45  pp.  8. 
1   M.  —  Vgl.  ThLZ.   1S77,  No.   3.     Hilgenfeld's  Zeitschrift  XX,  p.   417. 

lti)  Catalogue  of  tho  Ethiopic  Manuscripts  in  the  British  Museum  acquired 
since  the  ycar  1847.  By  W.  Wriqht.  Printed  by  order  of  the  trustees. 
London   f  Longmans)   1877.     XIII,   .'KU!   pp.      4.      1.'!   phototyp.  piatos.     28   sb. 

1  1 )  Vorzeichniss  der  orientalischen  Handschriften  der  Bibliothek  des 
Hallischen  Waisenhauses,  p.  16,  No.  17:  Briefwechsel  zwischon  H.  Ludolf  und 
dem   Aetbiopen   (Jregor. 

12)  Neue  Studien  über  Sehrift,  Aussprache  und  allgemeine  Fonnenlehro 
des  Äthiopischen. ,  aus  den  Quellen  geschöpft,  comp'arativ  und  physiologisch 
erläutert  von  Dr.  Eduard  König.  Leipzig  (Hiurichs)  1877.  VIII,  164  pp. 
8       Mit    2   Tabellen.      12    M. 

13)  lhiqf)e/iimacher\  Reise  im  Somalilande:  Erganzungshefto  zu  PM.  No.  17. 
p.   26  f.     Vgl.'  JLZ.  1876,  No.  44. 


PrätoriuH,  Abessinien.  173 

theilung  der  Verlagshandlung  C.  F.  Spittler  in  Basel  danke  ich 
die  Notiz,  dass  das  Neue  Testament  in  der  Gallasprache  nunmehr 
fertig  gedruckt  ist,  und  dass  der  Druck  des  Exodus  in  derselben 
Sprache  demnächst  beginnen  wird.  Leider  sind  diese  Drucke  ziem- 
lich unzugänglich ,  da  die  ganzen ,  auf  Bestellung  der  British  and 
Foreign  Bible  Society  hergestellten  Auflagen  nach  England  und 
von  dort  wahrscheinlich  weiter  nach  Ostafrika  zu  Missionszwecken 
gewandert  sind.  In  den  deutschen  Depots  der  genannten  Gesell- 
schaft sind  diese  Drucke  ganz  unbekannt14). 

Ethnologische  und  culturhistorische  Arbeiten  verdanken  wir 
Mittzncr  l5),  welcher  über  die  abessinische  Geistlichkeit  schrieb, 
ferner  Reinisch  Ui),  der  uns  das  hamitische  Volk  der  Sabos  schil- 
dert, während  ein  anderer  Aufsatz  desselben  Verfassers  sich  über 
ein  etwas  weiteres  Gebiet  erstreckt ' 7).  J I  restePmayer 18)  handelt  über 
die  hamitischen  Völker  im  Allgemeinen.  Eine  Arbeit  von  Gay  1!') 
über  die  ostafrikanischen  Frauen  ist  uns  nicht  zu  Gesicht  gekommen. 
Auch  Kfomzinüet's  2")  ungemein  frisch  geschriebenes  Buch  können 
wir  hier  nochmals  erwähnen;  wenn  dasselbe  sich  auch  hauptsäch- 
lich mit  Oberägypten  beschäftigt,  so  ist  doch  ein  beträchtlicher 
Abschnitt  der  Scbilderung  der  Ababde  gewidmet,  der  Beduinen, 
welche  die  Wüste  zwischen  Nil  und  Rothem  Meer  bewohnen,  von 
Oberägypten  an  bis  zu   den  Grenzen  Abessiniens.      Leider    enthält 


14)  Mir  liegon  nur  vor :  Tho  Gospol  according  to  St.  Matthow  and  Mark  trans- 
lated into  tho  G-alla  Language.  Printcd  at  tho  expenso  and  by  the  request 
of  the  British  and  Foreign  Bilde  Society  in  London.  At  tho  niission-press  o( 
St.  Chrischona,  near  Baslo,  Switzerland.  1875.  Auch  mit  lateinischem  Titel,  auf 
dem  Dr.  Krapf  und  fünf  Afrikaner  als  Uebersetzer  genannt  sind.  Ferner: 
Tho  Acts  of  tho  Apostles,  tho  Epistle  of  Paul  the  Apostlo  to  tho  Romans,  the 
Ist  and  2  ml  Epistles  of  Faul  the  Apostle  to  the  (Jorinthians.  Translated  into  tho 
Galla  Languago  by  tho  Rev.  Dr.  L.  Krapf  at  Kornthal,  near  Stuttgart,  Germauy. 
Printcd  etc.  1874.  Beide  Bücher  auch  mit  gallanischem  Titel.  Das  Galla  ist  in 
beiden  Büchern  mit  äthiopisch-amharischen  Buchstaben  gedruckt.  —  An  dem- 
selben Druckort  sind  1876  bez.  1877  gedruckt  und  liegen  mir  vor:  The  Gospel 
acc.  to  St.  Luke  translated  into  the  Suaheli-Language  und  Dictionary  of  the 
Kiniassa-Language,  doch  dohnen  wir  unsere  Berichte  auf  diese  nichtsemitischen 
und  nichthamitischen   Sprachen  nicht  weiter  aus. 

15)  Der  abyssinische  Clerus.  Von  Dr.  Leopold  v.  M atzner :  Sonntagsbeil, 
der  Vossischen  Zeitung  vom  21.  u.   28.  Jan.   1877. 

IG)  L.  Reinweh.  Studien  über  Ost-Afrika.  I.  Das  Saho-Volk:  Oesterr. 
Monatsschr.  für  den  Orient  15.  Mai   1877. 

17)  Culturbildor  aus  Ost- Afrika.  Die  Völkcrzustände  Abyssiniens  und  seiner 
nordöstlichen  Grenzgebiete ,  der  Dankali ,  Schoho ,  Habab ,  Bogos ,  Barea  und 
Kunama.  Von  Prof.  Leo  Reinisch:  I,  II,  III.  Beilage  zur  Wiener  Abeudpost 
vom   28.,  29.,  30.  März   1877. 

18)  Die  ehamitisehen  Völker.  Von  Pfarrer  Westermaycr:  Natur  und 
Offenbarung,  Bd.  XXIII,  Münster   1877   (Heft   1  —  11). 

19)  J .  (jfay.  Los  Abyssinionncs  ot  les  femmes  du  Soudan  oriental  d' apres 
les  relations  de  Bruce,  Browne,  Cailliaud,  Gobat,  D'Euny,  Lejean,  Baker  etc 
suivi  d'une  postface   ethnologique.     Turin  (Gay)   187C.     128  pp.      10.     5  fr. 

20)  Siehe  oben  p.   156,  No.   39. 


174  Prätorius,  Ahessinien. 

das  Buch  so  gut  wie  nichts  über  die  „Geheimsprache"  dieser 
Beduinen,  und  wir  wissen  somit  immer  noch  nicht  sicher,  ob  sie 
Nubisch  oder  Begawi  oder  was  sonst  reden.  Wertbvolle  Nach- 
richten über  Harar,  leider  aber  auch  ohne  Sprachproben,  bringt 
der  Aegypter  Mohammed  Moktar21).  Hildebrandt;2'2)  berichtete, 
vorläufig  nur  kurz  in  einem  Vortrage,  über  seine  Reisen  in  Ost- 
Afrika,  namentlich  im  Somalilande.  Endlich  ist  hier  Jfewjlms 23) 
nachgelassenes  Reisewerk  zu  erwähnen,  welches  sich  freilich  zum 
grössten  Theil  mit  abessinischer  Zoologie  beschäftigt.  Ausserdem  ist 
uns  noch  eine  grosse  Menge  Bücher  und  Aufsätze  theils  zu  Gesicht 
gekommen,  theils  nur  dem  Namen  nach  bekamit  geworden,  welche 
für  den  Geographen  und  Reisenden  Interesse  haben  mögen,  für 
den  Linguisten  oder  Ethnologen  dagegen  ein  solches  kaum  bean- 
spruchen werden  und  daher  hier  übergangen  sind. 


21)  Bulletin  trimostriel  do  la  Societc  khediviale  de  Geographie  du  Caire. 
No.   4   (Dce.   1870— Avr.   1877)  p.   351  —  397. 

22)  ./.  M.  Hildebrandt:  Uober  seine  Reisen  in  Ost-Afrika:  Verhandlungen 
der  Gesellsoli,  für  Erdkundo  zu  Borlin,  Band  IV,  p.  284 — 295.  Danach  in  viele 
geographische  und  bellettristiseho  Zeitschriften   übergegangen. 

23)  Rciso  in  Nordost-Afrika.  Schilderungen  aus  dem  Gebiete  der  Beni 
Amor  und  Habab  nebst  zoologischen  Skizzen  und  einem  Führor  für  Jagdroiseude 
von  M.  Th.  von  Heuglin.  Zwei  Bände.  I.  Band  XV,  285  pp.  Mit  einer 
Karte  und  sieben  Illustrationen.  II.  Band  VI,  304  pp.  Mit  drei  colorirten 
Tafeln  und  drei  Illustrationen.  Braunschweig  (Wostormaim)  1877.  8.  IG, 40  M. 
[Einige  sprachliche  Bemerkungen  und  Vormuthungen,  die  ich  dem  Verfasser 
seinerzeit  auf  sein  Ersuchen  sandte  ,  waron  meinerseits  durchaus  nicht  für  don 
Druck  berechnet.] 


175 


Das   westliche  Nordafrika. 

Von 

K.  Pietschmann  und  A.  Socin. 

Die  Erforschung  des  westlichen  Nordafrika,  besonders  die 
Ethnographie,  Linguistik,  Sittenkunde  und  Geschichte  der  Berber- 
länder beginnt,  wie  kürzlich  Renan  bemerkte,  bereits  eine  besondere 
Wissenschaft  zu  werden.  Eine  Vorfrage  der  Urgeschichte  dieser 
Gegenden,  der  muthmassliche  Zusammenhang  der  Erbauer  jener 
dolmenartigen  Bauten,  über  deren  Ueberreste  in  Tripolitanien 
neuerdings  von  Bary r)  berichtete ,  mit  den  Urhebern  ähnlicher 
Denkmäler  auf  dem  europäischen  Festlande  wurde  von  Tubiiio'1) 
und  IJettucci3)  zum  Gegenstande  ihrer  Studien  gemacht.  Reicher 
an  historischen  Anhaltspunkten  und  darum  an  wissenschaftlich  ver- 
werthbaren  Ergebnissen  sind  die  Untersuchungen  von  Tissot4),  be- 
treffend die  herodotischen  Angaben  über  Libyen.  In  die  Römer- 
zeit  führen    uns    die    Arbeiten   von    Kessler 5)    und    Wümanns 6). 


1)  Dio  Sonam  oder  megalithischen  Denkmäler  in  Tripolis.  Von  Dr.  Erwin 
von  Bary:  Mitth.  des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Leipzig  1875.  Leipzig  (Dunekor  & 
Ilumblot)  1876.  p.  44—48.  Gleichzeitig  in  Z.  f.  Ethnologie  187G,  Bd.  VIII, 
p.  378 — 385  u.  d.  T.:  Ueber  Senam  und  Tumuli  im  Küstengebirgo  von  Tripo- 
litanien von  Dr.   Erwin  von  Bary. 

2)  Los  Aborigenos  Iberieos  o  los  Berebores  on  la  peninsula,  por  Fran- 
cisco M.  Tubino.  Madrid  (Eolheto)  1876.  126  pp.  8.  Vgl.  Revue  de 
Lingulstiqne  X,  1877,  p.  148.  —  rec.  von  H.  Gaidoz  in  RC.  12.  Mai  1877, 
p.  310;  von  W.  Webster  in  Ac.   15.  September  1877,  p.  272. 

3)  G.  Bellvcci.  L'äge  de  la  piorro  en  Tunisio:  Materiaux  pour  l'histoire 
de  l'homme.     Juni   1877. 

4)  Ch.  Tissot.  La  Libye  d'Herodoto:  Bulletin  de  correspondance  holli5- 
nique,  annee  I,  Afrrjvrjot.  Paris   1877,  Juni — Juli,  p.   265 — 273  (mit  2  Karten). 

5)  Secundum  quos  auetoros  Livius  res  a  Scipiono  maiore  in  Africa  gestas 
narravorit.  Dissertatio  quam  ad  summos  in  philosophia  honores  ab  amplissimo 
philosophorum  ordino  in  aeademia  regia  Christiana  Albortina  Kiliensi  impe- 
trandos  seripsit  Karolus  Kessler.  Kiliao  (C.  F.  Mohr.  P.  Potors)  1877.  41 
pp.     4. 

6)  Die  römische  Lagerstadt  Afrikas.  Von  Gustav  Wilmanns:  Commen- 
tationes  philologae  in  honorem  Thoodori  Mommseni  scripserunt  amici.  Adiecta 
est  tabula.     Berolini  (Weidmann)    1877.     p.   190—212.     4. 


176  Pietschmann  und  Socio,  das  westliche  Nordafrika. 

Libysch-berberische  Inschriften  behandelten  Reboud7)  und  Cher- 
bonneau s).  Majors  9)  für  die  Kenntniss  der  nordafrikanischen 
Völkerverhältnisse  zur  Zeit  der  ersten  Entdeckungsreisen  wichtige 
Biographie  Heinrich's  des  Seefahrers  wurde  in  das  Portugiesische 
übersetzt;  in  einem  andern  portugiesischen  Werke10)  sind  auch  einige 
diese  Zeit  betreffende  Urkunden  mitgetheiit. 

Zu  den  allgemeineren  Werken  über  die  Geographie  von  Tunis, 
Tripolis  und  Nachbarschaft  gehören  die  Reisebeschreibungen  von 
Kostenko11),  Turton*2)  und  die  illustrirten ,  die  alte  Reise  von 
Bruce  wieder  hervorziehenden  archäologischen  Untersuchungen 
Playfair  's13).  Algerien  und  Tunisien  schildert  Marazzi1*);  Mas- 
gueraj/1'')  und  ein  Correspondent  der  Kölnischen  Zeitung"')  berichten 
über  ihre  Eindrücke  aus  der  Berberei.  Rae11)  ist  von  Tripoli 
nach  Kairawän  gereist.    Zur  Geschichte  von  Tunis  gehört  Muom's  18) 

7)  V.  liehoud.  Recueil  d'inseriptions  libyco-berböres  N.  S.  avec  12  pl. 
(==  Recueil  dos  notices  et  mem.  do  la  Soe.  arch.  de  Constantäne  17''  vol.  1875). 
Vgl.  JA.   187G,  II,  p.   58. 

8)  A.  Cherbouncau.  Notice  de  1  lnscription  libyque  trouvue  a  la  maison 
Carree,   prös  d'Alger:  JA.   1877,  I,  p.  502—503. 

9)  Richard  H.  Major.  Vida  do  infante  Dom  Ilonrique  de  Portugal,  appelli- 
dado  o  Navegador  o  seus  resultados,  oemprehendendo  o  doscobrimento,  no  espaco 
de  uno  seculo,  da  metade  do  mundo.  Vertida  do  inglez  par  /.  Ant.  Fcrrcira 
Brandäo.     Lisboa  187G.     XXIV,  586  pp.     8.     35  M. 

10)  Conferencias  celebradas  na  aeademia  real  das  sciencias  de  Lisboa  äcerca 
dos  dcscobrimentos  e  eolonisaeoes  dos  Portuguozcs  na  Africa.  Lisboa  (typo- 
graphia  da  aeademia)  I— III  conferencia  1877.  8G,  43,  41  pp.  8.  G  M. 
(Darin:  A  escola  de  Sagres  e  as  tradiertes  do  infante  D.  Henriquo  pelo  Marquez 
de  iSouza  Holstein.  Dcscobrimentos  dos  Portuguezos  na  Africa  por  Manuel 
Finhei.ro  Ghanas.  Ultramar.  Theorias  na  motropole.  Praticas  na  Africa  por 
Jose  Maria  da  Ponte  Horta.) 

11)  L.  F.  Kostenko.  Putesestvie  v  severnuju  Afrika.  S  22  risunkami. 
Sanktpeterburg   187G.     2,50  R.     [Reise  nach   Nordafrika.     Mite  22  Abbildungen.] 

12)  To  tho  desert  and  back;  or,  travels  in  Spam,  the  Barbary  States, 
Italy  etc.  in  1875 — 1876.  By  Zouch  H.  Tvrton.  London  (Samuel  Tinsley) 
187/6.     292   pp.     8.      12  sb. 

13)  Travels  in  tbe  footstops  of  Pruce.  in  Algeria  and  Tunis.  Illustrated 
by  facsimiles  of  his  original  drawings.  I?y  Lieirt.  Col.  Playfair.  London 
(Kegan  Paul  &   Co.)    1877.     4.     63  sb.    —    Vgl.    Globus   1876, 'ßd.   XXX,    No. 

IC;  Atb.  2i).  Dec.  1877,  p.  859;  Markham  in  Ac.  15.  Doc.  1877,  p.  554;  Saturday 

RevieV?   19.  Januar  1878,  p.  78. 

14)  Algeria  o  Tunisia.  Pensieri  di  C.  Fortunato  Marazzi.  Fano  (Lana) 
1877.   —   Vgl.   Rivista  europea,   6.  Bd.,  p.   825. 

15)  K.  Masquer ay.  Impressions  de  voyago.  En  pays  borbc.ro:  Revue  poli- 
tique   et  litterairo,   9.  Juni   1877. 

IG)  F.ine  Reise  in  die  Berberei.  Von  oinom  Speeial-Boricbtorstattor :  Köl- 
nisilic   Zeitung  April— Mai   1877. 

17)  K.  liae.  Tbe  c.ountry  of  tbo  Moors.  A  journey  from  Tripoli  in  Bar- 
bary to  tbo  city  of  Kairwan.  Witb  map  and  illustr.  London  (Murray)  1877. 
»50  pp.     8.      12  sb.   —    roc    in   Atb.  29.  Doc    1877,   p.   859. 

18)  Tunisi.  Spedizione  di  Carlo  V.  imperatore  (30  maggio  —  17  agosto 
1535)  per  Damiano  Mnoni.  Milnno  (Bernardoni)  187G.  98  pp.  8.  —  rec. 
von  <!.  U"sa  in  Arebivio  storioo  it.iliano  tomo  XXV.  Firenze  (Viousseux) 
1877.     p.   105, 


Pietschmann  und  Socin,  das  westliche  Nordafrika.  177 

Arbeit  über  den  Zug  Karl's  V.,  während  wir  über  das  moderne 
Leben  daselbst  durch  die  Bücher  von  Colloti19),  Ckalon2"),  Des- 
fosses21),  Garsm22),  Bayot^)  und  einen  Artikel  von  v.  Barth 
(nach  Des  Godins)  24j  unterrichtet  werden.  Eine  Karte  von  Porto 
Farina  25)  ist  in  Paris  erschienen.  Iiohlfs  2e)  hat  auf  die  Vortheile 
aufmerksam  gemacht;  welche  Tripolitanien  als  Ausgangspunkt  für 
Erforschungsreisen  nach  dem  Innern  bietet.  Ein  Vortrag  Nachti- 
gal's'-'1)  erörtert  die  Beziehungen  der  von  ihm  auf  seiner  grossen 
Entdeckungsreise 2S)  erforschten  im  Osten  der  Sahara  ansässigen 
nicht  berberischen  Stämme.  Unsere  Kunde  von  denjenigen  Berber- 
stämmen, welche  westlich  von  der  Karawanenstrasse  zwischen  Tripolis 
und  dem  Sudan  leben,  wurde  durch  Largeau's  29)  erste  Reise,  und 


19)  G.  Collotti.  Tuiiisi  e  il  suo  popolo.  Studi,  impressioni  e  ricordi. 
Catania  (E.  Coco  e  C.  cd.  Welbatus  di  Messina)   1876.     XXVI,  220  pp.    8.    4  L. 

20)  H.  Chalon.  Chretiens  et  musulmans;  etude  sur  la  question  de  l'Orient, 
la  Timisie  et  les  pays  soumis  au  islamisme.  Paris  (Dentu)  1876.  289  pp.  8. 
3    fr.    —    rec.    in  KC.    19.    Januar    1878,    p.    41;    JA.    (IX,  2)    Februar— März 

1877,  p.   287. 

21)  E.  Desfosse"s.  Affaires  d'Orient.  La  Tunisie.  Histoire,  finances,  poli- 
tique.  Traduit  en  arabe  sous  la  directum  de  l'auteur.  Paris  (Ghio)  1877. 
77  pp.     8. 

22)  Garsin.  Adamo  Smith  e  la  Tunisia  1875 — 76,  questi  economici  etc. 
Marseille  (Cayer)  1877.     60  pp.     8.     1  fr.  50  c. 

23)  J.  S.  Bayot.  Mor  mediterranee.  Coto  de  Tunis,  iles  maltaises,  Sicile, 
Sardaigne  et  canaux  de  Sardaigne  et  de  Sicile.  Paris  (Challamel)  1877.  XI, 
241  pp.     8.      3  fr. 

24)  E.  von  Barth.  Tunis,  seine  ethnographischen,  klimatischen  und  pro- 
duetiven  Verhältnisse:  Ausland  30.  Oct.   1876,  p.   871 — 874. 

25)  Cote   de   Tunisie.     Porto  Farina  et  ses  environs.     Paris   1876. 

26)  G.  Rohlfs.  Die  Bedeutung  Tripolitaniens  an  sich  und  als  Ausgangs- 
punkt für  Entdeckungsreisende.  Mit  einer  Karte  von  Dr.  A.  Petermann. 
Weimar  (Böhlau)   1877.     8.  —   Vgl.  Ausland  29.  Jan.   1877,  p.  93   und  X. 

27)  Nachtigal.  Bewohner  der  östlichen  Hälfte  der  grossen  Wüste :  Verhdl. 
d.  Berl.   Ges.  f.  Anthropologie.     Berlin   1876.     p.   134—135. 

28)  Voyage  au  Wadai  par  le  docteur  G.  Nachtigal:  Bulletin  trimestriel 
de  la  societe  khediviale  de  geographie  au  Caire,  No.  4,  Dec.  1876  —  April 
1877,  p.  305.  —  Dr.  G.  Nachtigal.  Das  Becken  des  Tsade  und  seine  Be- 
wohner, mit  Völkerkarte  von  Bornu,.  Kanem  und  den  Inseln  im  Tsad-See:  Z.  d. 
Ges.  f.  Erdk.  Bd.  12,  Heft  1,  p.  30—88.  Vgl.  Die  Natur  1877,  No.  3.  Le 
Globe  Tome  II  (sec.  serie)  1876,  p.  167 — 178;  Bulletin  de  la  Societe  de  geo- 
graphie Paris,  Februar   1876,  p.   156—183;  März  p.  278 — 303. 

29)  Le  Sahara,  premier  voyage  d'exploration  de  V.  Largeau.  Ouvrage 
publie  sous  les  auspices  de  M.  Gustave  Revillot.  Avec  gravures  ot  carte. 
Paris  1877.  493  pp.  8.  —  Voyage  dans  le  Sahara  et  a  Khadames  par  V. 
Largeau.  Paris  (Martinet)  1877.  22  pp.  8.  (Extrait  du  bulletin  de  la  soc. 
de  geogr.  Jan.  1877,  p.  35 — 57.)  —  Vgl.  V.  Largeau.  Le  Sahara,  premier 
voyage  d'exploration.  Avec  de  nombreuses  gravures  hors  texte,  plans  et  uno 
carte  coloriee.  Neufchätel  (Sandoz)  1876.  320  pp.  12.  5  M.  Vgl.  Barth: 
Ausland  1877,    No.  21,    p.  401 — 404.    —    Ueber  Largeau's  Reisen  vgl.  ferner: 

Jahresbericht  1876—1877.    Heft  IL  12 


178  Pietschmann  und  Socin,  das  westliche  Nordafrika. 

seine  zweite  nach  Gadames  ausgedehnte  Tour,  weiter  nach  Süden 
durch  die  interessanten  Reisen  des  leider  so  früh  verstorbenen 
E.  von  Bary30)  wesentlich  bereichert.  Die  Bewohner  der  Sahara  hat 
Desor31)  geschildert;  eben  dahin  führt  uns  auch  Fromentin3'1). 
Das  Project,  die  in  Tunis  und  Algier  schon  bestehenden  Eisen- 
bahnen 33)  durch  die  Sahara  hindurch  weiter  zu  führen,  ist  beson- 
ders von  Rohlfs 3i)  in  den  Vordergrund  gestellt  und  von  franzö- 
sischer Seite  lebhaft  discutirt 35— 3b)  worden,  während  die  Unter- 
nehmung, mit  Zuhülfenahme  der  sogenannten  Sotts  3'J)  in  die 
Depression  der  Sahara40-41)  das  Meer  zu  leiten,  so  viel  auch  über 


A.  a.  Welttheilen  1877,  p.  309.  L'Exploratiou  1877,  No.  21,  22,  29,  32,  41,  47. 
Lg  Globe  1876.  Bulletin  p.  44—89,  Kapport  p.  139—  16G;  1877  Bulletin  de 
la  s.  de  g.  p.  35—56,  p.  205—220  (auch  separat);  Ae.  24.  März  1877,  p. 
247;  Cosmos   1875—1876,   vol.  III,  p.   382;  vol.  IV,   1877,  p.   41. 

.  30)  E.  v.  Bary.  Reisebriefe  aus  Nordafrika:  Zeitschrift  d.  Berl.  Ges.  f. 
Erdkunde  1877,  XII.  3.  4.  p.  161— 198.  Vgl.  Globus  1877,  XXXII.  Band, 
No.  1—3,  p.  5—10,  23—27,  39—43,  und  Verhdl.  d.  Ges.  f.  Erdk.  zu  Berlin. 
4.      1877,  p.  270—272.     Vgl.  auch  Aus  allen  Welttheilen   1877,  p.  309. 

31)  Ei.  Desor.  .  Der  Mensch  der  Wüste  :  Oeffentl.  Vorträge  gehalten  in  der 
Schweiz  u.  s.  w.     Bd.  IV,  Heft  1.     Basel  (Schweighauser)  1876.     38  pp.     8.     1  M. 

32)  E.  Fromentin.  Un  etc.  dans  le  Sahara.  4  edit.  Paris  (Plön)  1877. 
286  pp.      12.     3,50  fr. 

33)  La  Tunisie  et  les  chemins  de  fer  algeriens.  Avec  une  carte  des 
chemins  de  fer  algeriens  et  tunisiens  en  exploitation,  en  construction  et  k  l'etade. 
Paris  (Rouvrier  et  Loegeat)  1877.  31  pp.  8.  2  fr.  —  Ueber  den  Bau  von 
Bahnen  vgl.  auch:  Noriltunesischc  Bahnen:  Oesterr.  Monatsschrift  für  den  Orient 
15.  April   1878,  p.   59. 

34)  G.  Rohlfs.  Eine  Eisenbahn  nach  Central-Afrika :  PM.  1877,  23.  Bd., 
II,  p.  45—53   (nebst  Karte).     Vgl.  A.  a.  Welttheilen   1877,  p.  384. 

35)  H.  Tarry.  Le  chemin  de  fer  de  l'Algerie  au  Soudan :  L'Exploratiou 
26.  Mai   1877. 

36)  Ch.  Normand.  Le  projet  de  chemin  de  fer  allemand  de  la  Mediter- 
ranee  ä  i'Afrique  centrale  do  M.  Rohlfs:  L'Exploratiou  .1877,  No.   20. 

37)  A.  Delaire.  Les  chemins  de  fer  du  Soudau  ä  travers  le  Sahara. 
Paris  (Douniol)   1877.     28  pp.     8.     (Extrait  du  Correspondant  10.  Juli.) 

38)  La  mission  de  M.  l'ingenieur  Duponchel  on  Algerie  et  le  projet  alle- 
mand du  chemin  de  fer  central-africain  par  M.  G.  R.:  L'Exploratiou  Juli  1877. 

39)  Rapport  sur  les  Operations  de  la  mission  des  chotts.  Par  E.  Roudaire. 
Paris  (Martinet)  1876.  15  pp.  8.  —  Rapport  sur  la  mission  des  chotts.  Etutlos 
relatives  au  projet  de  la  mer  interieure  par  le  capitaine  Roudaire.  Paris  (Im- 
primorie  nationale)  1877.  115  pp.  8.  —  rec.  in  Revue  des  deux  mondes 
15.  April  1877,  p.  954.  —  Capt.  Roudaire.  Carte  du  Bassin  des  Chotts 
1  :  800,000:  Bulletin  do  la  Soc.  de  geogr.  Paris.  Juni  1877.  Vgl.  Cosmos 
1877,  IV,  p.   304. 

40)  Die  algerisch-tunesische  Depression:  A.  a.  Weltth.  1877,  p.  309.  — 
Besonders  vgl.  auch: 

41)  Note  sur  l'isthme  de  Ghabes  et  l'extremitc  Orientale  do  la  depression 
saharionne  par  Edmond  Fuchs  (mit  Karte):  Bulletin  de  la  sociiite  do  göö* 
graphie  September  1877,  p.  248 — 276.  —  Auch  als  Extrait  erschienen.  Paris 
(IMagrave;    1877.      31    pp.      8. 


Pietschmann  und  Socin,  das  westliche  Nordafrika.  179 

die  Ausführbarkeit  dieses  Planes  gestritten  wird42-50),  als  blosses 
Phantasma  angesehen  werden  muss. 

Was  die  Geschichte  Algiers  betrifft,  so  ist  der  türkische  Text 
eines  Handelsvertrags  zwischen  dem  Dei  von  Algier  und  einer 
französischen  Handelsgenossenschaft  mit  Bemerkungen  von  De  Mas 
Lutrie,  sowie  mit  einer  gleichzeitigen  und  einer  neuen  Uebersetzung 
veröffentlicht  worden  51).  Studien  über  neuere  historische  Begeben- 
heiten liegen  von  Cauro52),  Morelet63)  und  Robin5*)  vor.  Moliner- 
Viollebh)  hat  die  historische  Geographie  Algiers  bearbeitet,  iWeZ56) 
eine  gute  Geographie  des  jetzigen  Algiers  geliefert,  Duveyrierhl) 
endlich  über  die  Fortschritte,  welche  die  Geographie  Algiers  ge- 
macht hat,  zusammenfassend  Bericht  erstattet.     Verschiedene  Auf- 


42)  Girard  de  Rialle.  La  mer  interieure  du  Sahara:  Revue  scientifique 
28.  Oct.   187G. 

43)  J.  Gros.  La  mer  interieure  du  Sahara  et  le  capitaine  Rouda.ire: 
L 'Exploration  27.  Dec.   187G;   3.  Jan.   1877. 

44)  Le  Chatellier.  La  mer  Saharienne,  existence  aux  temps  historiques 
d'une  mer  interieure  en  Algerie:  Revue  scientifique   G.  Jan.   1877. 

45)  Fave.  D'une  mer  interieure  en  Algerie:  Comptes  rendus  de  l'acad. 
des  sciences  21.  Mai   1877. 

46)  Une  mer  interieure  en  Algerie:  Journal  des  sciences  militaires  Oct.  1877. 

47)  A.  Tomel.  La  mer  interieure  d'Algerie  et  le  souil  de  Gabes:  Revue 
scientifique   10.  Nov.   1877. 

48)  La  mer  interieure  de  1' Algerie  et  le  seuil  de  Gabes :  L'Exploration 
2.  Dec.  1877. 

49)  D.  Mackenzie.  Flooding  of  the  Sahara:  an  account  of  the  proposed 
plan  for  opening  Central  Africa  to  Commerce  and  Civilisation  from  the  North- 
Wßst  Coast.  With  a  description  of  Soudan  and  notes  of  ancient  manuscripts. 
London  (Daldy  &  J.)   1877.     560  pp.     8.     9  sh. 

50)  Vgl.  ferner:  The  proposed  Saharean  Sea:  Saturday  Review  14.  Juli  1877, 
p.   46.     Ausland  20.  Nov.   1876,  No.   47. 

51)  Traite  conclu  k  Alger  le  1«  Janvier  1694  entre  le  Dey  d'Alger  et  la 
Compagnie  du  Bastion  de  France  communique  par  M.  A.  Devoulx:  Collection 
de  documents  inedits  sur  l'histoire  de  France  publies  par  les  soins  du  ministre 
de  l'instruction  publique.  IV.  serie.  II,  2  Melanges  historiques.  Choix  do 
documents  tome  II.     Paris  (Imprimerie  nationale)   1877.     p.  679 — 731.     4. 

52)  Andrea  Cauro.  Ricordi  dell'  Algeria  prima  della  conquista  franceso. 
Soliman  e  Ibraim,  o  Delitto  e  pena.  Lella  Oreida,  o  L'amuleto  e  l'indovino. 
Zagbib    o  Un    giudizio    turco.     Livorno  (Recchini)    1877.     280  pp.     8.     4  L. 

53)  Morelet.  Les  Maures  de  Constantine  en  1840:  Memoires  de  l'academie 
des  sciences,   arts  et  belies  lettres  de  Dijon.     3.  serie,  3.  tome   1876. 

54)  N.  Robin.  Notice  historique  sur  la  grande  Kabylie  de  1830  ä  1838: 
Revue  africaine  XX,   1876,  p.  42.   81.    193. 

55)  Moliaer-Violle.  Precis  de  geographie  historique  de  l'Algerie.  Boulogne 
(Boyer)   1877.     55   pp.     8.     (Mit  14   Karten.) 

56)  O.  Niel.  Geographie  de  l'Algerie.  2  ed.  T.  1.  Geographie  physique, 
agricole  etc.     Bone  (Legendre)   1876.     333  pp.     8.     5  fr. 

57)  Les  progres  de  la  geographie  en  Algerie  par  Henri  Duveyrier :  Bulletin 
trimcstriel  de  la  Societe  khediviale  de  Geographie  du  Caire.  1.  annee.  Paris 
187G.     No.  2. 

12* 


180  Pietschmann  und  Socin,  das  westliche  Nordafrika. 

sätze  über  die  jetzige  Lage  Algiers  von  Chanzy 58) ,  Verne 5y), 
Robert*®)  und  Anderen61),  sowie  die  Studien  von  Piesse6*)  und 
Pichard 63)  über  die  Zukunft  des  Islams  in  Algier  wollen  wir  liier 
nur  kurz  berühren,  ebenso  Dtwal's  Bericht  über  die  französischen 
Colonien 6i),  an  welchen  anschliessend  auch  Arbeiten  von  Soleälet 65), 
Berthet66),  einem  Anonymus67)  und  eine  Notiz  von  ElberKng 68)  zu 
nennen  sind.  Schliesslich  mag  liier  auch  eine  Schrift  Mao  Carthi/s  69) 
und  ein  Artikel  im  Explorateur 7Ü)  angeführt  werden.  Jeanvrot11) 
führt  uns  besonders  die  politischen  Einrichtungen,  wie  sie  von 
den  Franzosen  in  Algier  eingeführt  sind,  vor;  Legrand72)  bespricht 
die  muslimische  Jurisdiction,  und  Bachan13)  hat  eine  zweite  Auf- 
lage seines  praktischen  Leitfadens  für  Richter,  die  sich  in  musli- 
mischen Angelegenheiten  nur  schwer  zurecht  finden,  herausgegeben. 


58)  Chanzy.  Expose  do  la  Situation  de  l'Algerie,  novembre  1877.  Alger 
1877.  8.  —  Vgl.  Situation  generale  de  l'Algerie:  Revue  generale  d'admiuistra- 
tion  Ire    anneo  p.  595 — 599. 

59)  H.  Verne.  L'Algerie  en  1876.  Paris  (Douniol)  1877.  43  pp.  8. 
Extrait  du  Correspondant. 

60)  C.  Robert.  La  Situation  prescnto  de  l'Algerie:  L'Exploration  17.  Jan. 
1877. 

61)  Die  Lage  Algeriens:  AAZ.  4.  Oct.  1877,  p.  4154.  —  Das  Emporblühen 
Algeriens:  A.  a.  Welttheilen   1877,  p.  222. 

62)  L.  Piesse.  L'avenir  musulman  eu  Algerie.  Versailles  (impr.  Cerf) 
1877.     23  pp.     8.     (Extrait  de   la  Revue  de  l'art  chretien). 

63)  L'avenir  musulman  en  Algerie,  par  P.  Pichard.  21  pp.  8.  Ver- 
sailles (impr.  Cerf  et  fils).     Extrait  de  la  philosophie  positive,  Juli — Aug.   1877. 

64)  J.  Dural.  L'Algerie  et  les  colonies  francaises.  Avec  une  notice 
biographique  sur  l'auteur  par  M.  Levasseur  et  une  preface  par  M.  Lahoulaye. 
Saint  Denis-Paris  (Guillaumiu  &  Co.)   1876.     XXX,   354  pp.     8.     3,50  fr. 

65)  Exploration  du  Sahara.  Avenir  de  la  France  en  Afrique,  par  Paid 
Soleillet.     Avignon-Paris  (Challamel  aine)   1876.     VII,   110  pp.     8.     3  fr. 

66)  Le  colon  d' Algerie;  par  Elie  Berthet.  Paris,  Voixnel  (bureaux  du 
siecle)   1877.      132  pp.     4.     2   fr.  50  c. 

67)  Progress  of  colonization  in  Algeria:  Fraser's  magazine  October  1877. 
Darnach  bearbeitet:  L'Algerie  et  ses  progres:  Revue  britannique  November  187  7, 
p.   183—218. 

68)  E.  Elberling.  Den  franske  Kolonisation  af  Algerien:  D.  danske  geo- 
graf.  solsk.  tidskr.   1877,  H.   7   und  8,  p.   110—112. 

69)  O.   MacCarthy.     L'Algerie  analysee   1877.     8. 

70)  L'Algerie.  Notions  generales:  L'Explorateur  1876,  No.  50,  p.  38—40 
(mit  Karte). 

71)  V.  Jeanrrot.  La  lügislation  de  l'Algerie  comprenant  l'etat  actuel  do 
l'organisation  politique,  administrative,  communale,  departementale  et  judiciaire. 
Paris  (Cotillon)   1877.     8.     2  fr. 

72)  Ch.  Legrand.  De  l'organisation  judieiaire  musulmane  en  Algi'rie. 
Paria  (impr.  Seringe  fr.)  1877.     77  pp.     8. 

7.'!)  Code  pratique  des  juges  de  paix  de  la  Kabylic  en  matiero  musulmane, 
suivi  d'un  formulaire;  par  J.  J.  Bachan.  2  ed.  revue  et  augmenteo  en  colla- 
boration  avoc  L.  M.  h.  Armanet,  juge  de  paix  do  Bougee  Algerie.  Bordeaux 
1877.      174  pp.      8. 


Pietschmann  und  Socin,  das  westliche  Nordafrika.  131 

Die  neueste  Statistik  von  Algier 74)  beruht  auf  officiellen  Quellen ; 
man  vergleiche  damit  auch  die  Karte  von  Viullemin 75).  Ferner 
liegen  Aufsätze  über  den  Handel  Algiers 7Ü)  vor ;  von  Picsse  ein 
Aufsatz  über  die  historischen  Monumente  Algiers 77) ,  Notizen  über 
Metallschätze 78) ,  die  Alfa 79)  und  die  Eisenbahnen  So) ,  schliesslich 
auch  speciell  naturgeschichtliche  Untersuchungen81). 

Bevor  wir  zu  den  specielleren  Forschungen  über  die  Geographie 
Algiers  übergehen,  nennen  wir  hier  die  mehr  oder  weniger  allgemein 
gehaltenen  Schilderungen,  welche  die  Gräfin  Drohojowska?2),  Andrif3), 
FabianiSi),  Thierry-Miey*'0),  Guimet&6),  Gaskell 87),  Wattenwylss) 
und  KuropatMn89)   geliefert   haben.      Mit    Constantine    beginnend, 


74)  Statistique  generale  de  l'Algerie.  Gouvernement  general  civil  de  l'Al- 
gerie. Annees  1873  ä  1875.  Paris  (impr.  nationale)  1877.  VII,  389  pp.  4. 
—  Vgl.  auch  Cosmos  4.  Bd.   1877,  X,  p.  381—383. 

75)  A.  Vnilletnin.  Nouvelle  carte  forestiere  de  l'Algerie,  indiquant  la 
division  territoriale,  civile  et  militaire,  les  colonies  agricoles,  les  usines,  ibrges, 
etablissements  industriels  et  les  mines  exploitees,  les  routes  strategiques  et  postes 
militaires  etc.     Paris  (Logerot)  1877. 

76)  Wolff.  Le  commerce  de  l'Algerie  du  cote  du  Sahara:  L'Exploration 
1877,  No.   16. 

77)  Les  monuments  historiques  do  l'Algerie  par  M.  Louis  Piesse.  Paris 
(Ducher)  1877.  23  pp.  8.  Aus  Revue  de  l'art  chretien  II.  serie,  IV.  tome. 
Vgl.  RA.  April   1877,  p.  282. 

78)  Ausbeutung  der  Metallschätze  Algeriens:  A.  a.  Welttheilen  1877,  p.  351. 

79)  O.  Delitsch.  Die  Alfa  und  die  Eisenbahnen  in  Algerien:  Aus  allen 
Welttheilen  Nov.   1877,  p.  43  (mit  Abbildung). 

80)  Les  chemins  de  fer  de  l'Algerie:  L'Exploration   1877,  No.   18. 

81)  Echinides  fossiles  de  l'Algerie.  Description  des  ospeces  dejä  recueillies 
dans  ce  pays  et  considerations  sur  leur  position  strategraphique ;  par  MM.  Cotteau, 
Peron  et  Gautlrier ,  1er  et  2"  fascicule.  Etages  sequanien,  tethonique  et  neo- 
comien.  Avec  8  pl.  Paris  (imp.  Martinet,  lib.  G.  Masson).  126  pp.  8.  Extrait 
de  la  Bibliotheque  de  l'Ecole  des  hautes  etudes. 

82)  L'Algerie  fran9aise.  Par  M™-  la  comtesse  Drohojowska,  nee  Symon 
de  Latreiche.  8e  edition.  Paris  (Dupont)  1876.  304  pp.  8.  (Bibliotheque 
des  campagnes.)      3,50  fr. 

83)  P.  Andry.  L'Algerie ,  promenade  historique  et  topographique.  Paris 
(Lefort)   1877.     166  pp.     8. 

84)  H.  Fabiani.  Souvenirs  d'Algerie  et  d'Orient.  Paris  (Dentu)  1877. 
169   pp.      12.     2   fr. 

85)  Ch.  Thierry-Mieg.  Six  semaines  en  Afrique,  Souvenirs  de  voyago. 
3  ed.     Paris  (Levy)   1877.     XVI,   360  pp.     18.     3  fr.  50  e. 

86)  E.  Guimet.  Aquarelles  africaines.  Etudes  et  correspondances.  Lettres 
sur  l'Algerie  etc.     Paris  (Hetzel)   1877.     219   pp.     8.     2  fr.   50  c. 

87)  George  Gaskell.  Algerien  wie  es  ist.  Aus  dem  Englischen  ins 
Deutsche  übertragen  von  Max  von  Weissenthurn.  Wien  (Faesy  und  Frick) 
1877.  XXVII,  352  pp.  8.  8  M.  Vgl.  Das  Ausland  29.  April  1878,  p. 
336—339. 

88)  M.  v.  Wattenwyl.  Zwei  Jahre  in  Algerien.  Bern  (Wyss)  1877. 
XIU,  477   pp.     8.     5  M. 

89)  Kuropatkin.  Alzirija.  Sanktpeterburg  1877.  309  pp.  8.  Mit  einer 
Karte. 


182  Pietschmann  und  Socin,  das  westliche  Nordafrika. 

treten  uns  zunächst  die  Erinnerungen  von  Watbhd9fy)  an  die 
Expeditionen  und  die  Einnahme  von  Constantine  entgegen,  sodann 
Schilderungen  von  Papier91)  und  FSräucPs92)  illustrirte  Besehrei- 
bung eines  Besuchs  im  Palast  von  Constantine.  Auch  eine  Arbeit 
von  M(mgel9S)  möchte  hier  zu  nennen  sein.  Den  Süden  der 
Provinz  Constantine  hat  Masqueray94)  bereist.  Schilderungen  aus 
Kabylien  haben  wir  von  Bruce90)  und  von  Treille9^)  erhalten.  In 
Algier  und  seiner  Umgebung  werden  wir  von  Dallas^')  geleitet; 
auch  einige  neue  Karten,  besonders  der  Meeresküste,  liegen  vor98). 
Historisch  wichtig  sind  Cherbonneau's  Arbeiten  über  das  Reich 
von  Tlemcen 9u).  Ins  Innere  und  in  den  Süden  von  Algier  sind 
Pari'sotlin))  und  Soleillet 101)  vorgedrungen;  auf  geographische 
Untersuchungen ,  die  sich  weiter  in  die  Hochländer  der  mittleren 
Sahara  hinein  erstreckt  haben,  wollen  wir  hier  nur  vorübergehend 
hinweisen  10'2). 

Marokko  ist  noch  immer  wenig  bekannt,  und  hauptsächlich 
sind  es  officielle  Personen  und  Gesandtschaften,  die  in  die  Lage 
kommen,  uns  Berichte  über  jene  Gegenden  zu  verschaffen.     Ueber 


90)  E.  Watbled.  Souvenirs  de  l'armee  d'Afrique.  Cirta.  Constantine.  1.  et 
2.  expedition  et  prise  de  Constantine  etc.  Paris  (Challamel)  1877.  263  pp. 
8.     2,50  fr. 

91)  A.  Papier.  Deux  jours  a  Constantine:  Revue  Savoisienne  Juli  — 
October   1877. 

92)  Visite  au  palais  de  Constantine  par  M.  Charles  Feravd:  Le  tour  du 
mondo  pr.  semestre   1877,  p.   225 — 256. 

93)  Mougel.  Rapport  sur  le  Madrazen  et  le  Klowi  Er-Roumia:  Bulletin 
de  l'Academie   d'Hipponne.     Bone   1876,  No   12. 

ü4i  E.  JMasqile.ray.  Rapport  ä  M.  le  general  Chanzy,  gouverneur  de 
l'Algerie,  sur  la  mission  dans  le  sud  de  la  province  de  Constantine:  Revue  afri- 
caine  Jan.,  Febr.  1877.  Vgl.  E.  Masqueray.  Voyage  dans  PAouras:  Bulletin 
do  la  Societe   de    geographie   Nov.    1877,    p.   449 — 472    (mit  Plan).      Ebds.    Juli 

1876,  p.  39—58. 

95)  E.  A.  Bruce:  Among  tbe  Kabyles:  Lippineott's  Magazine.  Sept. — 
Oct.   1877. 

96)  A.  Treille.  L'Expedition  de  Kabylie  Orientale  et  du  Hodna.  Notes 
et  Souvenirs  d'un  medecin  militaire.  Constantine  (Beaumont)  1876.  X,  194  pp. 
8.     (Mit  Karte.)     3,50   fr. 

97»  E.  Dallas.  Alger,  Bou-Farik,  Blidah  et  leurs  environs,  guido  geogra- 
phique,   historique  et  pittoresque.    Alger   1876.     16. 

98)  Plan  du  port  dAlgor  et  de  ses  environs.  Paris  (Depot  de  la  marine") 
L876.    --    Plan    des    mouillages    d'Oran    et  de  Mers  el-Kebir.      Paris  (ebendort) 

1877.  —  Algerie  d'Arzew  au  cap  Pegalo.     Paris  (ebendort)    1877. 

99)  A.  Chcrhonneau.  Le  royaume  de  Tlemcen  et  les  t'mirs  Bcni-Zeivan: 
Rcvuo  des  questions  liistoriques.     October   1S7  7 

100)  A.  V.  Parisat.  La  region  entde  Oüargla  et  El  (iolea:  Bulletin  de  la 
Soc.  de  geogr.     Dec.    LS76.  p.   577 — 603. 

101)  L'Afrique  occidentale.  Algerie,  Mzab,  Tildikelt;  par  Pavl  Soleillet. 
Paris  (Challamel)  1877\  284  pp.  "  8.  10  fr.  iMit  1  Karte. i  Vgl.  Globus 
Bd.  XXXII    1877,  p.  318—319. 

102)  L'exploxation  du  Touat  et  du  Aliaggar:  Revue  geographiqne  inter- 
nationalo   1877,  No.    16,  p.   42—45. 


Pietschmann  und  Socin,  das  westliche  Nordafrika.  Ig3 

marokkanische  Gesandtschaften  liegt  ein  Artikel  von  Rohlfs 1(r3) 
vor;  statistische  Notizen  sind  nach  Arbeiten  Tissot' s1"*),  des  fran- 
zösischen Mi nisterresidenten,  mitgetheilt  worden.  Auch  Frzfsch's105) 
Reisebilder  aus  Marokko  verdanken  ihre  Entstehung  der  Absendung 
einer  deutschen  Gesandtschaft  in  jenes  Land.  Die  deutsche  Regierung 
hat  sich  ferner  durch  Herausgabe  von  Seekarten  marokkanischer 
Häfen  ein  Verdienst  erworben106).  Auch  Lavayssiere 107)  hat  die 
Seestationen  in  Marokko  geschildert.  Reisen  nach  Marokko  haben 
Durol0ii),  Adamoli1"9)  und  Leart -d110)  veröffentlicht,  ein  sehr  schönes 
historisch-geographisches  Werk111)  und  ausserdem  ein  einzelnes 
Itinerar112)  der  oben  erwähnte  Tissot.  Ueber  die  Entdeckung 
antiker  Sculpturen  berichtete  Duveyrier 113).  Rohlfs' lli)  Unter- 
suchungen   der   Gegenden  jenseits   und    südlich   vom   Atlas    bieten 


103)  Gesandtschaften  von  und  nach  Marokko  von  G.  Rohlfs:  Ausland 
6.  Aug.   1877,  p.   628—32. 

104)  Bestandttheile  der  Bevölkerung  von  Marokko:  Globus  1877,  No.  6, 
p.  94. 

105)  K.  von  Fritsch.  Reisebilder  aus  Marocco :  Mittheilungen  des  Ver- 
eins f.  Erdkunde  zu  Halle  (B.  d.  Waisenhauses)  1877,  p.  11  ff.  —  ree.  von  Th. 
Fischer  in  JLZ.  4.  Mai   1878,  p.   267. 

106)  Häfen  und  Ansichten  der  Maroccanischen  Küste,  2  Bde.,  1876. 
(Deutsche  Admiralitätskarten,  herausgegeben  von  dem  hydrographischen  Bureau 
der  kaiserlichen  Admiralität). 

107)  P.  Lavayssiere.  Stations  dans  l'empire  du  Maroc.  Limoges  (E. 
Ardant)   1876.      120  pp.      12. 

108)  C.  F.  Duro.  El  Hach-Mohamed-el-Bagdady  (D.  J.  M.  de  Murga) 
y  sus  andanzas  en  Marruecos:  Bol.  soc.  geogr.  de  Madrid  1877,  Bd.  III,  No.  2, 
p.   117  —  149;  No.   3,  p.   193—255. 

109)  Adamoli.  Viaggio  al  Marocco  relazione  presentata  alla  conferenza 
del  3  dicembre  1876:  Bolletino  della  societä  geogr.  italiana.  Bd.  XIII,  Nov. — 
Dec.   1876.     Roma   1876,  p.  630—646. 

110)  Marocco  and  the  Moors:  Being  an  account  of  travels,  with  a  general 
description  of  the  country  and  its  people.  By  Arthur  Leared.  With  Illustra- 
tions.  London  (Low)  1876.  380  pp.  8.  —  rec.  von  William  Wickham  in 
Ac.  30.  Sept.   1876,  p.  329. 

111)  Recherches  sur  la  geographie  comparee  de  la  Mauretanie  tingitane 
par  M.  Tissot,  ministre  plenipotentiaire  de  France  au  Maroc.  Extraits  des 
memoires  presentes  par  divers  savants  ä  l'academie  des  inscriptions  et  belles- 
lettres.  Paris  (Imprimerie  nationale)  1877.  186  pp.  4.  6  Taf.  (=  Memoires  etc. 
Ire    serie  t.  LX   1878,  p.   139—322). 

112)  Itineraire  de  Tanger  h  Rbat  par  C.  Tissot:  Bulletin  de  la  societe 
de  geogr.  Sept.  1876,  p.  225  —  294.  (Mit  Karte  von  einem  Theil  von  Fez). 
Auch  als  Extrait:  Paris  (Delagrave)   1876.     72  pp.     8. 

113)  Henri  Duveyrier.  Sculptures  antiques  de  la  province  marocaine  de 
Sous,  decouvertes  par  le  Eabbin  Mardochee.  Paris  (Martinet)  1876.  18  pp. 
8.  Extr.  du  bull,  de  la  soc.  de  geogr.  August  1876,  p.  129—146  [vgl.  ebd. 
Dec.   1875,  p.  561—573;  Mai   1876,  p.   674]. 

114)  G.  Rohlfs.  Sigilmäsa  undTäfilet:  Zeitschrift  der  Ges.  f.  Erdk.  zu  Berlin, 
Berlin  1877,  H.  5,  p.  335—346.  —  G.  Rohlfs.  Tekna  und  Nun:  PM.  1877, 
23.  Bd.,  XI,  p.  422—426. 


134  Pietschmann  und  Socin,  das  westliche  Nordafrila. 

vieles  Neue.  An  die  Grenze  des  westlichen  Sudans  führt  uns  eine 
Schrift  Faidherbds115),  in  welcher  dieser  seine  Sammlungen  über 
den  westlichsten,  von  den  Azenagen  gesprochenen  Dialekt  der 
Temasigt-Sprachen,  die  er  als  Gouverneur  von  St.  Louis  am  Senegal 
machte,  veröffentlicht  hat.  Geographisch  und  ethnologisch  würden 
sich  hier  auch  die  kanarischen  Inseln  anschliessen,  über  deren  Ge- 
schichte ein  reichhaltiges  Werk  von  Ghü  y  Naranjo116)  zu  ver- 
zeichnen ist.  Der  Bericht  über  eine  1370  nach  diesem  Archipel 
gelangte  Fahrt,  welchen  Lafol f I17)  in  einem  Werke  Hemmerlin's 
auffand,  enthält  leider  nur  sehr  getrübte  Nachrichten  über  die 
ältesten  Zustände  auf  den  Inseln. 


115)  Le  Zenaga  des  tribus  senegalaises.  Contribution  k  l'etude  de  la 
langue  herbere  par  le  general  Faidherbe.  Paris  (E.  Leroux)  1877.  95  pp. 
8.  5  fr.  —  rec.  von  G.  R.  in  Revue  de  linguistique  X,  p.  172;  von  R.  Pietsch- 
mann  in  JLZ.  20.  April   1877,  No.   16,  p.  240." 

HCl  Estudios  historicos ,  climatolögicos  y  patologicos  de  las  islas  Canarias, 
por  D.  Gregorio  Chil  y  Naravju.  Primera  Parte.  Historia.  Tomo  primero. 
Las  Palmas  de  Gran-Canaria  (Isidro  Mirandra).  Madrid  (Gaspar  y  Roigi.  Paris 
(Kniest  Leroux^  187G.  entrega  1 — 17;  1877,  entrega  18 — 31  (=  p.  I — XRr, 
1 — 210).     4.     ä  entrega   1   fr. 

117)  Zur  Entdeckung  und  Christianisirung  der  westafrikanischen  Inseln. 
Von   A.   Lütolf:  Theologische  Qaartalscbrift  LIX   1877,  p.  319—332. 


(;.  Kreyaing  in  Leipzig. 


Zeitschrift 


der 


Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft. 


Herausgegeben 

von  den  Geschäftsführern, 

in  Halle  J)r.  Müller,  in  Leipzig  Dr.  Krehl, 

Dr.  Schlottmann,  Dr.  Windisch, 

unter  der  verantwortlichen  Redaction 

des    Prof.   Dr.   E.   Windisch. 


Supplement  zum  drei  und  dreissigsten  Bande. 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht  für  1878. 


Leipzig  1888, 
in   Commission    bei    F.    A.    Brockhaus. 


Wissenschaftlicher  Jahresbericht 


über  die 


Morgenländischen  Studien 

im   Jahre    18  78. 


Unter  Mitwirkmio-    mehrerer  Fachgelehrten 

herausgegeben 

von 

Ernst    Kuhn. 


Leipzig  1883, 

in*  Comiuission  bei  F.  A.  Brockhaus 


Inhalt. 

Semiten  im  Allgemeinen.     Yen    A.   Socvn 1 

Keilinschriften.     Von  Friedrich  Delitzsch 4 

Hebräische  Sprachkunde,  alttestam entliche  Exegese  und  biblische  Theologie, 

Geschichte  Israels.      Von   E.   Kautzsch 9 

Rahhinica  und  Judaica      Von   A.  Berliner 33 

Aramaeisch.     Von  A.  Socin 44 

Arabien.     Von  A.  Socin, 46 

Religion  und  Geschichte  des  muhammedanischen  Orients.  Von  A.  Socin  56 
Schrift,  Inschriften,  Münzen  und  Kunstdenkmaler  der  semitischen  Völker. 

Von  J.  Euting 02 

Abessinien.     Von  F.  Praetorius 68 

Aegypten.     Von  A.  Erman 71 

Die  libyschen  Länder  und  Völker.     Von  R.    Pietschmann 82 

Malaiisch- polynesische  und  melanesische  Sprachen  und  Literaturen.     Von 

H.  Kern 93 

China,  Japan  und  die  isolirten  Völker  Nordostasien's.   Von  Georg  von  der 

Gabelentz 97 

Tibet  und  Hinterindien.     Von  E.  Kuhn 108 

Central- Asien.     Von   C  Salemann 115 

Türkische  und  tatarische  Literatur.     Von  J.    Th.  Zenker 121 

Ural  -  altaische    Sprachwissenschaft.       Finnisch  -  ugrische    Sprachforschung. 

Mongolisch.     Tungusisch.     Von    O.  Donner 124 

Kleinasien  und  Cypern.     Von  R.  Pietschmann ...  127 

Iran,  Armenien  und  Kaukasusläuder.     Von    C.   Salemann 134 

Vorderindien.     Von   E.  Kuhn 156 


Semiten   im   Allgemeinen. 

Von 
A.  Socin. 

Meine  diesjährigen  Berichte  wurden  im  Lunte  des  Juli  1 879  abgeschlossen; 
später  fand  ich  keine  Müsse  mehr,  «lies  und  jenes  nachzutragen  oder  auch 
nur  meine  Citate  nach  den  iin  Herbst  1879  festgestellten  Nonnen  um- 
zuschreiben. Ich  bin  mir  bewusst,  dass  mir  manches  entgangen  sein  wird; 
auch  habe  ich  diesmal  keine  Zeit  gefunden,  in  Strassburg  die  neuen  Bücher 
und  Zeitschriften  zu  durchstöbern.  Bücher  und  Artikel,  die  ich  bloss  aus 
Friederici's  Bibl.  or.  kenne,  habe  ich  mit  „Fr."  bezeichnet  Die  Abkürzung 
,,Sp."  bezieht  sich  auf  die  werthvollen  und  ausserordentlich  dankenswert!} en 
bibliographischen  Mittheilungen,  mit  denen  mich  Dr.  Spitta  in  Cairo  auch 
dieses  Jahr  wieder  erfreut  hat. 

Tübingen,   15.  Decomber   1879.  A.  So  ein. 

Eine  kurze  Uebersicht  über  die  wichtigsten  Erscheinungen 
auf  dem  Gebiete  der  semitischen  Sprachen  aus  dem  Jahre  1877 
hat  das  Athenaeum  gebracht. *)  Aufsätze  allgemeineren  Inhaltes  von 
Bourdai's2)  und  Nelson*)  kenne  ich  nicht  näher;  dagegen  ist  darauf 
aufmerksam  zu  machen,  dass  in  dem  hübschen  Sammelband,  welchen 
Renan*)  herausgegeben  hat,  sich  auch  seine  geistvollen  und  kühnen 
Aufsätze  über  die  Rolle  des  Semitenthums  wieder  finden.  An  der 
Hand  einer  Menge  sprachlicher  Einzelheiten  sucht  Hammel5)  nach- 
zuweisen, dass  die  ursprünglichen  Wohnsitze  der  Semiten,  so  weit 
wir    sie    vorläufig    verfolgen    können,    in   dem  mittleren,    zwischen 


1)  Semitic  literature  in   1877:  Ath.   5.  Jan.    1878,  p.   19. 

2)  P.  Bourdais.  La  Bible  et  les  etudes  orientalcs:  Revue  d'Anjou  April 
1878.     (Fr.) 

3)  C.  K.  Nelson.  On  Semitic  Studies  especially  as  illustrated  in  Hebrew 
and  their  relation  to  Modern  Philology:  Amcric.  Phil.  Assoc.   1878.     (Fr.) 

4)  Kniest  Renan.  Melanges  d'histoire  et  de  voyages.  Paris-  (Levy)  1878. 
XIV,  530  pp.  8.  fr.  7.50.  P.  1 — 26:  De  la  part  des  peuples  semitiques  dans 
l'histoiro  de  la  civilisation  (1862).  —  Rec.  von  Baadissin  in  ThLZ.  23.  Nov. 
1878,  Sp.   577;    in  LC.   22.  Juni   1878,  Sp.   819. 

5)  Fr.  Hommel.  Die  ursprünglichen  Wohnsitze  der  Semiten  (Vortrag 
geh.  am  Oriental.  Cougross  in  Florenz):  Beil.  zur  AAZ.  20.  Sept.  1878  (No.  263) 
p.  3877  —  79;    21.  Sept.   1878  (No.   264)  p.   3895—96. 

Jahresbericht  1878.  1 


2  Socin,  Semiten  im  Allgemeinen. 

Assyrien  und  dem  eigentlichen  Babylonien  liegenden  Strich  Meso- 
potamiens zu  suchen  seien.  Der  Vorläufer  eines  grösseren  mit 
dem  eben  genannten  Aufsatze  zusammenhängenden  Werkes,  welches 
auch  für  vergleichende  semitische  Sprachwissenschaft  von  Wichtigkeit 
werden  soll,  ist  HommeTs6)  Untersuchung  über  die  Namen  der 
Säugethiere  bei  den  Südsemiten. 

Auf  dem  berührten  Gebiete  der  allgemeinen  semitischen  Sprach- 
wissenschaft heben  sich,  was  wissenschaftlichen  Gehalt  betrifft,  die 
Arbeiten  deutscher  Forscher,  wie  die  mit  allem  Aufwand  von 
Gelehrsamkeit  geführte  Untersuchung  Pkzltppi's 7)  über  das  Zahl- 
wort Zwei  und  D.  II.  Miiller's  8)  Erörterungen  über  den  ursprüng- 
lichen Werth  von  Nunation  und  Mimation  vortheilhaft  von  andern 
hier  zu  erwähnenden  Arbeiten  ab.  Zu  letzteren  gehören  Martin  's'-1) 
Arbeit  über  die  semitischen  Tempora,  ebenso  Hauptfs10)  Be- 
merkungen, ganz  zu  geschweigen  von  van  DrwaPs  n)  Versuch,  das 
Semitische  mit  dem  Aegyptischen  zusammenzuarbeiten. 

Zur  Religionsgeschichte  übergehend  möchten  wir  besonders 
auf  den  zweiten  Theil  von  Baudtssins  12)  einschneidenden  Unter- 
suchungen (über  heilige  Gewässer,  Bäume  und  Höhen)  aufmerksam 
machen;  dieselben  werden,  als  für  das  alte  Testament  besonders 
wichtig,  auch  im  Fache  der  hebräischen  Literatur  gewürdigt  werden. 
Eine  zum  mythologischen  Gebiete  gehörige  Arbeit  von  Krause13) 
ist  mir  nicht  näher  bekannt  geworden.  Gawneau  14)  hat  auf  die 
Verbindung  zwischen  dem  Vorhang  des  zweiten  jüdischen  Tempels 
mit    dem  Vorhang   des  Tempels  in  Olympia  aufmerksam  gemacht. 


6)  Fritz  Hammel.  Die  Namen  der  »Säugethiere  bei  den  Südsemiten  als 
Prolegomena  einer  Geschichte  der  Thiere  bei  den  Semitischen  Völkern.  Ein- 
leitung. 1.  Theil.  Die  Säugetliiernamen  bei  den  Arabern:  Historische,  literar- 
geschichtliche  und  geographische  Vorbemerkungen.  Leipzig  1878.  42  pp.  8. 
(Diss.) 

7)  F.  W.  M.  Philipp!.  Das  Zahlwort  Zwei  im  Semitischen:  ZDMG. 
XXXII,   p.   -21  —  08.   —   Vgl.   unten   p.    13,  Nu.    27. 

8)  David  Heinrich  Müller.  Die  Nunation  und  die  Mimation:  ZDMG. 
XXXII,  p.   542— 551. 

0)  William  Martin.  Inqniries  concerning  the  structure  of  Semitic  lan- 
guages.  Part.  2.  London  (Williams  and  Norgate)  1878.  XII.  70  pp.  8.  2s.  6d. 
Vgl.  Ac.    1.  Juni    IS7S.  p.   485. 

10)  P.  Haupt.  Studies  on  the  comparative  grammar  of  the  Semitic  lan- 
guages,  with  special  reference  to  Assyrian.  The  oldest  Semitic  verb-form: 
JKAS.     N.  S.  X,  p.  244—252. 

\1)  L'abbe  van  Driral.  Grammaire  comparee  des  lahgues  semitiques  et 
de  l'egyptien      Seconde  ed.   Paris  (Maisonneuve)   1878.     8.     fr.  6.     (Fr.) 

12)  Wolf  Wilhelm  Graf  Baudissin.  Studien  zur  semitischen  Religions- 
geschichte, lieft  II.  Leipzig  (W.  Grunöw)  187*.  VIII.  285  pp.  8.  —  Vgl. 
unten  p.   28.   No.    137. 

13)  Krause.  Der  Name  des  Gottes  Baal  in  historischer  und  spracht 
geschichtlicher  Beziehung.  —  Rec.  von  C.  Härtung  in  Philol.  Anzeiger  VIII,    II. 

14)  Clermont- Ganneau.  The  veil  of  the  temple  of  Jerusalem  at  Olympia: 
Ath.  9.  Mar/    L878 


Soeiii,   Semite»   he    A/li/eineiiien.  3 

Mordtrnann  Jr. ,5)  will  den  semitischen  Apoll  im  Sonnenbaal,  dem 

~i2Tt  bi'3,  dem  cyprisehen  C]*,2J"i  u.  a.  nachweisen;  eine  Berichtigung 
zu  einem  früheren  Aufsätze  Mordtmann's  gab  Redslob16).  De 
Charencei/s I7)  Arbeit  über  planetarische  Symbolik  bewegt  sich 
auf  dem  allgemeinen  Boden  vergleichender  mythengeschichtlicher 
Untersuchung,  und  es  möchten  die  Schlussfolgerungen,  welche  er 
z.  B.  für  das  hebräische  Alterthum  zieht,  doch  nur  Wenigen  an- 
nehmbar erscheinen. 

Eine    archäologische    Bemerkung    Hoffmanris1*)    bezieht    sich 
auf  den  Fund  goldener  Gesichtsmasken  im  Euphratgebiet. 


15)  J.  H.  Mordtrnann  jr.     Mythologische  Miscellen.     III.     Der  semitische 
Apollo:  ZDMG.  XXXII,   p.   552—569. 

16)  G.  Redslob.     Ammudates-Magäbalus :    ZDMG.    XXXII.    p    7:;.!— 734. 

17)  H.  de  Chareneey.     Essai  sur  la  symbolicpie  planetaire  chez  les  Semites: 
Revue  de  linguistique   XI,  p.    119—180.   359—423. 

IS)    (,'.  Hoffmann.     Ueber  eine  am  Euphrät  gefundene  Mumie  mil  goldener 
Gesichtsmaske:   Archaeol,   Ztg.  XXXVI.  p.   25—27 


Keilinschriften. 

Von 

Friedrich  Delitzsch. 

Für  die  Assyriologie  war  das  Jahr  1878  wiederum  ein  ganz 
besonders  erfolgreiches,  insofern  die  Ausgrabungen  in  Assyrien, 
welche  seit  George  Smtth's  jähem  Tode  von  Hormuzd  Rassam  im 
Auftrage  des  Britischen  Museums  fortgeführt  werden,  an  Literatur- 
und  Kunstdenkmälern  abermals  eine  ausserordentlich  reiche  Aus- 
beute lieferten.  Gleich  Layarä  und  George  Smith  concentrirte 
auch  Rassam  seine  Hauptthätigkeit  auf  den  Palast  Assurbanipal's 
in  Kujundschik,  dem  nördlichen  Palasthügel  Nineve's,  und  es  gelang 
ihm  hierbei  nicht  allein  weitere  1400  Thontafelfragmente  von 
Assurbanipal's  Bibliothek  dem  Schutt  zu  entreissen,  sondern  er 
fand  zugleich  in  einer  der  Palastmauern  ein  neues  zehnseitiges, 
mit  den  Annalen  jenes  Königs  beschriebenes  Thonprisma.  welches, 
nahezu  eine  Elle  hoch  und  gegen  1200  Zeilen  enthaltend,  so  gut 
wie  unversehrt  ist  und  dadurch  ermöglicht,  die  zahlreichen  Lücken, 
welche  bisher  die  Annalen  Assurbanipal's  auf  Grund  der  früher 
gefundenen  Prismen  darboten ,  fast  ausnahmslos  zu  ergänzen.  Die 
Herausgeber  des  grossen  Londoner  Inschriftenwerkes  beabsichtigen 
diesen  wichtigen  Text  im  V.  Bande  mit  zu  veröffentlichen.  Aber 
auch  abgesehen  von  diesem  unschätzbaren  Kleinod  hat  das  Britische 
Museum  und  damit  die  Assyriologie  in  jenen  1400  Thontafel- 
fragmenten  einen  reichen  und  werthvollen  Zuwachs  an  Forschungs- 
material erhalten.  Es  befinden  sich  darunter  viele  höchst  lehr- 
reiche Vocabularien ,  eine  ausgezeichnete  Liste  altbabylonischer 
Städte ,  ein  sumerisch-assyrisches  Eigennamenverzeichniss ,  mehrere 
alte  Götterlegenden,  eine  sehr  gut  erhaltene  Tafel  der  Schöplüngs- 
serie ,  die  zehnte  Tafel  der  Izdubarlegenden  u.  a.  m.  Aber  nicht 
allein  für  diese  von  so  reichem  Erfolg  gekrönten  Nachforschungen 
auf  den  Triimnierhügeln  Nineve's  ist  die  Assyriologie  Rassam  zu 
Danke  verpflichtet,  sondern  vor  allem  auch  dafür,  dass  er  in  dem 
neun  englische  Meilen  nordöstlich  von  Nimrud  gelegenen  Hügel 
Balawat  eine  neue  Fundstätte  erschlossen  und  dieser  kleineren 
assyrischen  Stadt,   als  deren  alter  Name   [mgur-Bel  d.  h.  J5el  hal 


Delitzsch,  Keilinschriften.  5 

sich  gnädig  erzeigt"  sich  herausstellt,  Denkmäler  entrissen  hat, 
wie  sie  selbst  die  grossen  Ruinenstätten  noch  nicht  aufweisen:  ich 
meine  die  drei  in  dem  Tempel  gefundenen  Alabastertafeln  mit  den 
übereinstimmenden  Inschriften  Assurnasirpal's,  vor  allem  aber  jene 
unvergleichlichen  Bronzeplatten  mit  herrlichen  Basrelief-  Darstel- 
lungen, welche  seitdem  als  der  metallene  Ueberzug  zweier  grosser 
Thürflügelpaare  zum  Vorhof  des  Palastes  Salmanassar' s  IL  erkannt 
worden  sind. 

Was  die  assyriologischen  Publicationen  betrifft,  so  dürfte,  wie 
der  vorjährige  Bericht  Alfred  von  Gutschmid's  Streitschrift  wider 
„die  Assyriologie  in  Deutschland"  an  die  Spitze  stellte,  so  der  dies- 
jährige am  geeignetsten  mit  Schratlers  Entgegnung ')  auf  jenen 
Angriff  eröffnet  werden.  Diese  Replik  erfolgte  in  der  Form  eines 
selbständigen,  ausserordentlich  inhaltsreichen,  vielleicht  nur  etwas 
zu  breit  ausgeführten  Werkes  mit  werthvollen  neuen  Untersuchungen 
zur  monumentaler}  Geographie ,  Geschichte  und  Chronologie  der 
Assyrer.  Dass  Gutschmid's  Angriff  als  solcher  nicht  unberechtigt 
war,  dass  die  Arbeiten  auf  assyriologischem  Gebiet  (so  wenig  wie 
auf  andern  Forschungsgebieten)  nicht  überall  und  nicht  immer  allen 
Anforderungen  an  Gediegenheit,  Gewissenhaftigkeit,  Zuverlässigkeit 
entsprachen  und  noch  entsprechen,  dass  darum  Tadel,  von  welcher 
Seite  er  auch  erfolgen  mag,  dankenswerth  bleibt,  mag  noch  immer 
bereitwillig  anerkannt  werden.  Mit  um  so  rückhaltsloserer  Entschieden- 
heit und  Genugthuung  darf  aber  andrerseits  betont  werden,  dass 
Schröder,  welchem  abermals  die  Rolle  des  Vorkämpfers  der  Ass}rrio- 
logie  zugefallen  war,  so  gut  wie  in  allen  von  Ghitschmid  angefochtenen 
Punkten  siegreich  geblieben  ist,  seine  früheren  Aufstellungen  vor 
allem  betreffs  der  Ununterbrochenheit  des  assyrischen  Eponymen- 
kanons,  betreffs  Ahab's  von  Israel,  Azarja's  von  Juda,  endlich  der 
Identität  Phul's  und  des  jüngeren  Tiglathpileser  aufrecht  erhalten 
sowie  durch  neue  Beweise  befestigen  konnte  und  dadurch  anerkannter 
Maassen  der  Assyriologie  viele  Anhänger  hinzugewonnen  hat.  —  In 
England  geschahen  die  ersten  Schritte  zur  chronologischen  Nutz- 
barmachung der  von  George  Smith  auf  seiner  dritten  und  letzten 
Expedition  erworbenen,  seitdem  unausgesetzt  vermehrten  Sammlung 
datirter    babvlonischer    Tafeln    kaufmännischen    Inhalts ,     der    sog-. 


1)  Eberhard  Sehrader.  Keiliuschriften  und  Geschichtsforschung.  Ein 
Beitrag  zur  monumentalen  Geographie,  Geschichte  und  Chronologie  der  Assyrer. 
Mit  1  Karte.  Giessen  1878  VIII,  555  pp.  8.  M.  14.  —  Vgl.  Th.  Nöldeke 
ZDMG.  XXIII,  320—332;  G.  Bosch  Theol.  Studd.  u.  Kritt.  1871),  737— 7G2; 
J.  Oppert  GGA.  1879,  St.  25.  26;  O.  Zöclder  Beweis  des  Glaubens  1878, 
5C1— 567  ;  Nowack  Mittheilungen  der  histor.  Literatur,  Berlin  188H  (VII), 
105 — 113;  G.  Rösch  Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft  I.  Jahrg.,  25 — 29; 
Wellhausen  LC.  1878,  No.  52;  B.  Stade  JLZ.  1879,  No.  25;  W.  Baudissin 
ThLC.  1879,  No.  16;  Rohlina  Literarische  Kundschau  1879,  No.  4;  AAZ. 
1878,  No.  291—292;  A.  H.  Saijcc  A.c.  1878,  No.  51;  The  Presbyterian  Review 
(New- York)   1880,  I,  2  (Apr.),  p.  407—410;    Maspero  RC.   1879.  No.   10. 


6  Delitzsch,  Keilinschriften. 

Egibi-Tafeln.  Insonderheit  war  es  Boscawen2),  der  die  Resultate 
seiner  neunmonatlichen  sorgfältigen  Prüfung  jener  die  Zahl  vier- 
tausend weit  überschreitenden  Dokumente  in  einer  übersichtlich 
gegliederten  und  sehr  lehrreichen  Abhandlung  niederlegte  und 
damit  der  Chronologie  der  Zeit  Nebukadnezar's  und  seiner  babylo- 
nischen wie  persischen  Nachfolger  neues  und  gesichertes  Material 
zuführte.  Zu  wünschen  wäre  gewesen,  dass  in  der  Uebersicht  der 
einzelnen  Data  auch  die  jedesmaligen  Titel  der  betreffenden  Könige 
mit  aufgeführt  worden  wären.  Im  Anschluss  an  diese  Abhandlung 
besprach  auch  Oppert^)  die  Chronologie  der  jüngeren  babylonischen 
Könige. 

Nach  längerer  Pause  in  Veröffentlichung  eines  umfangreicheren 
Werkes  sind  Oppert  und  MSnant4)  mit  einem  stattlichen  Buch  über 
die  babylonisch -assyrischen  Schriftdenkmäler  juristischen  Inhalts, 
längere  oder  kürzere  Kaufverträge.  Contracte  älteren  oder  jüngeren 
Datums  u.  s.  w.,  hervorgetreten.  Die  Erklärung  der  zum  Theil 
sehr  schwierigen  Texte  auf  Blatt  66  und  70  des  L,  Blatt  41 — 49  des 
III. ,  sowie  Blatt  41  des  IV.  Bandes  des  Londoner  Inschriftenwerkes  ist 
durch  diese  Schrift  erheblich  gefördert,  wenn  gleich  in  linguistischer 
Hinsicht  mancherlei  zu  wünschen  übrig  bleibt.  Der  erste  Theil, 
welcher  die  zweisprachigen  Texte  auf  den  vorderen  Blättern  des 
IL  Bandes  behandelt,  muss  von  der  sumerischen  Forschung  als  ein 
Rückschritt  bezeichnet  werden.  —  Die  im  IV.  Bande  (Blatt  53.  54) 
leider  nur  wenig  zuverlässig  veröffentlichten  assyrischen  Bericht- 
erstattungen machte  Pinehesh)  zum  Gegenstand  einer  Besprechung, 
während  Tedbot6)  in  der  letzten  Abhandlung,  die  er  je  schreiben 
sollte,  den  IV  R.  53  No.  2  mitgetheilten  Text  behandelte.  Die 
Bemerkungen  Boscawen's  7)  über  einige  sumerische  Inschriften  sind 
ohne  höheren  Werth. 

Francois  Lenormant  begann  eine  neue  Serie  assyriologischer 
Forschungen  unter  dem  Titel  Etudes  cuneiformes  und  documentirte 
in  drei  rasch  auf  einander  folgenden  Bändchen  von  Neuem  seine 
erstaunliche  Productionskraft.    Das  erste  Heft 8)  bespricht  vorwiegend 


2)  W.  St.  Chad  Boscawen.  Babylonian  dated  Tablets,  and  the  Canon 
of  Ptolemy:    Transactions    of  thc  Society   of  Biblical  Archaeology  VI,    1  — 133. 

3)  Jules  Oppert.  Revised  Chronology  of  the  Latest  Babylonian  Kings: 
Transactions  VI,  260     274. 

■1 1  ./.  Oppert  ei  ./.  Menant.  Documents  juridiques  de  l'Assyrie  et  de  La 
Chaldee.      Paris    L877.     VIII,  366   pp.     fr.  20. 

5 1  Theo.  Cr.  PincTies.  Notes  upon  the'  Assyiian  Report  Tablets,  with 
Translations :  Transactions  VI,  200  —  243. 

6)  //.  /•'  Talbot.  The  defehee  of  a  magistrate  falsely  accused:  Transactions 
VI,  2Sit—  304; 

7)  W.  St-  C'/intl  Boscawen.  <»n  some  Barly  Babylonian  or  Akkadian 
in.scriptions :   I'ait   1:  Transactions  VI,   27ö — 283. 

Si  Frartgois  Lenormant.  Etudes  cuneiformes:  JA.  VII  Ser.,  IX,  235 — 254. 
X,  110 — 156.  (Auch  separat  als  Etudes  cuneiformes.  Pascieule  I.  Paris  1878. 
64    pp.      8.     fr.  2.50  i 


Delitzsch,  Keilinschriften.  7 

sumerisch-assyrisehe  Farbennameh,  das  zweite9)  sumerisch-assyrische 
Krankheitsnamen,  das  dritte 1(l)  giebt  einen  Commentar  zu  der  Be- 
schwörungsformel IV  R.  3,  1 — 51a.  Guyard  debütirte  als 
Assyriologe  mit  einer  Bemerkung  über  das  assyrische  Wort  zabal11) 
und  liess  unmittelbar  darnach  einige  lexikographische  Notizen 
folgen12).  -  Eine  Monographie  Friedrich  Delitzsch1 's13)  behandelte 
die  drei  Zahlenbegriffe  Soss,  Ner  und  Sar  in  umfassender  Weise 
und  erklärte  sich  in  der  vielumstrittenen  Frage  über  den  Umfang 
der  Sargonsstadt  für  die  Lepsius'sche  Ansicht  gegen   Oppert. 

Die  noch  wenig  untersuchten  kleinen  babylonischen  Cylinder, 
an  welchen  die  Museen  von  London,  Paris,  dem  Haag,  St.  Peters- 
burg u.  v.  a.  so  reich  sind,  wurden  von  MSnant1*)  eingehender 
zu  erforschen  begonnen :  die  kleine  Abhandlung  bildet  nur  den 
Vorläufer  eines  grösseren,  diesem  geschichtlich  wie  paläogräphisch 
so  wichtigen  und  .belehrenden  Zweige  der  Keilschriftforschung 
gewidmeten  Werkes. 

Mehr  populären  Zwecken  dienten  A.  IL  Sayce's15)  durch 
feine  scharfsinnige  Bemerkungen  ausgezeichnete  Vorlesungen  über 
die  babylonische  Literatur,  Fritz  HaminePs16)  auf  der  Versammlung 
in  Wiesbaden  gehaltener  und  seitdem  in  Druck  erschienener  Vor- 
trag über  die  sumerische  Forschung,  desselben17)  Aufsatz  über 
den  gegenwärtigen  Stand  der  Keilschriftforschung,  sowie  zwei 
kurze  Notizen  Lei  tonn  auf's 18)  über  die  Busspsalmen  der  Chaldäer 
und    über    den    Ocean    in    der    chaldäischen    Sage.     Auch    die    von 


9)  Ders.  Sur  la  lecture  et  de  la  signification  de  fideo^-ramme  sa ,  et  ä 
cette  occasion  sur  quelques  noms  de  maladies  en  accadien  et  en  assyrien: 
Transactions  VI,  144 — 197.  (Auch  separat  als  Etudes  cuneiformes.  Fascicule  II 
London   1878.     50   pp.     8.     fr.  5.50.) 

10)  Ders.  Incantation  magique  cbaldeenne  bilingue,  ä  texte  primitif  accadien, 
avec  version  assyrionne,  traduite  et  coinmentee:  JA.  VII  Ser.,  XI.  179 — 231. 
(Auch  separat  als  Etudes  cuneiformes.  Fascicule  III.  Pai-is  1878.  111  pp.  8. 
fr.  2.50.) 

11)  Stanislas  Guyard.  Remarques  sur  le  mot  assyrien  zabal  et  sur 
l'expression  biblique  bot  zeboul:  JA.  VII  Ser.,  XII,  220 — 225. 

12)  Ders.     Notes  de  lexicographie  assyrienne :  1.  c.  435 — 453. 

13)  Friedrich   Delitzsch.     Soss,  Nor,  Sar:  Aeg,  Ztschr.   1878,  5G— 70. 

14)  Joachim  Menant.  Notice  sur  quelques  cylindres  orientaux.  Paris 
1878.  16  pp.  8.  fr.  2.50.  (Extrait  des  Comptes  rendus  de  l'Academie  des 
inscriptions  et  belles-lettres). 

15)  A.  H.  Sayce.  Babylonian  Literature:  Leetures  delivered  at  the  Royal 
Institution.      London    1878.      8G   pp.      8.      4  s. 

16)  Fritz  HÖmmel.  Die  neueren  Resultate  der  sumerischen  Forschung 
(Vortrag  auf  der  Generalversammlung  zu  Wiesbaden  am  28.  Sept.  1877):  ZDMG. 
XXXII,   177  —  186. 

17)  Ders.  Der  gegenwärtige  Stand  der  Keilschrift-Forschung:  AAZ.  1878. 
No.   171,  2505  —  2507 

18)  Francois  Lenormant.  The  penitential  psalms  of  the  Chaldeans :  Ac. 
July  20,  1878,' 05— 06.  —  The  Ocean  of  the  Chaldean  traditions:  Ac.  July  6, 
1878,   13—14. 


$  Delitzsch,  Keiliitxclii'iftcii. 

Tiele19)  bei  Einnahme  des  Lehrstuhls  der  allgemeinen  Religions- 
geschichte an  der  Universität  Leyden  gehaltene  Rede  über  die 
Assyriologie  und  ihre  Ergebnisse  für  die  vergleichende  Religions- 
geschichte bietet  nur  bekannte  Dinge  in  allgemein  fasslicher, 
anziehender  Form. 

Hal&vy's    neuere  Polemik    gegen   Oppert  dürfte  besser  in   die 
Privatacten  dieser  beiden  Gelehrten  als  hierher  gehören. 


19)  C.  P.  21'eZe.  De  Vrucht  der  Assyriologie  voor  de  vergelijkende 
Geschiedenes  der  Godsdiensten.  Redevocring  uitgeproken  den  10.  October  1877. 
Amsterdam  1877.  44  pp.  8.  f.  0.50.  (Auch  in  deutscher  Uebersetzung  von 
K.  Frisderid  U.  d.  T.:  Die  Assyriologie  und  ihre  Ergebnisse  für  die  vei'gleichende 
Religionsgeschichte.  Leipzig  1878.  24  pp.  8.  M.  1.)  —  Vgl.  Jahresbericht 
1877,  Heft  1,  p.   18,  No.    153. 


Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche 
Exegese  und  biblische  Theologie,  Geschichte 

Israelis. 

Von 
E.  Kautzscli. 

Die  Bemerkungen,  mit  denen  Referent  seinen  vorjährigen 
Bericht  einleitete ,  könnten  mit  demselben  Rechte  an  der  Spitze 
auch  des  nachfolgenden  Berichts  wiederholt  werden.  Derselbe 
Mangel  an  grösseren,  zusammenfassenden  Leistungen  tritt  uns  auch 
diesmal  wieder  entgegen :  charakteristisch  für  denselben  ist  u.  a. 
der  Umstand ,  dass  zu  keinem  alttestamentlichen  Buche  ein  neuer 
Commentar  von  etwelcher  Bedeutung  erschienen  ist.  Was  aus 
der  Fluth  der  Brochuren,  Programme,  Reden  und  Aufsätze  hervor- 
ragt, sind  meist  Fortsetzungen  oder  neue  Auflagen  von  bereits 
anerkannten  Werken.  Wenn  der  letzte  Bericht  noch  darin  einen 
Trost  fand,  dass  es  gegenwärtig  eben  der  Detailforschung  bedürfe, 
um  für  bahnbrechende  Leistungen  in  grösserem  Stil  das  Material 
zu  beschaffen,  so  kann  Referent  nicht  leugnen,  dass  ihn  die  Bilance 
der  diesmaligen  Abrechnung  etwas  pessimistischer  gestimmt  hat. 
Detailarbeit  genug  —  aber  auch  nicht  wenig  unberufener  und 
darum  nutzloser  Eifer.  Es  mag  wahr  sein ,  dass  es  gerade  unser 
Gebiet  von  jeher  hat  erfahren  müssen,  was  es  um  den  „Schrecken 
des  Dilettantismus  in  seinem  Wahne"  sei ;  aber  etwas  mehr  Rück- 
sicht auf  die  schon  geleistete  Arbeit  und  etwas  mehr  Misstrauen 
gegen  die  eigenen,  oft  nicht  einmal  neuen,  Einfälle  sollte  auch  den 
Dilettanten  als  eine  berechtigte  Forderung  einleuchten.  Doch  wir 
wissen  zu  gut,  dass  gerade  diese  Kategorie  von  Mitarbeitern  am 
schwersten  mit  solchen  Rathschlägen  zu  erreichen  ist  und  gehen 
daher  lieber  sogleich  in  mediam  rem  über. 

Auf  dem  Gebiete  der  Bibliographie  und  Handschriften- 
kunde begegnet  uns  auch  diesmal  zuerst  der  unermüdliche  Stein- 
schneider mit  seiner  Beschreibung  der  Hamburger  *)  und  dem  Ver- 


1)  Mor.   Steinschneider.     Catalog  der  hebr.  Hdschriften  in  der  Stadtbibl. 
zu  Hainburg    und    der   sieb    anschliessenden    in  anderen  Sprachen.     (Auch  u.  d. 


10       Kautzsch,  Hebräische  Sprachlcwnde,  alttestamentliche  Exegese 

zeichniss  der  Berliner 2)  hebräischen  Handschriften.  Erstere  umfasst 
355  Codices,  die  fest  sämmtlich  aus  dem  Besitz  des  Verfassers  der 
„Bibliotheca  Hebraea",  F.  G.  Wolf,  stammen:  von  Belang  sind 
darunter  ausser  einer  Reihe  alter  Gebetbücher  besonders  verschiedene 
rabbinische  Commentare,  eine  Handschrift  des  Lexicons  von  Menachem 
ben  Saruq,  eine  alte  Handschrift  des  Sepher  nizzachon  u.  a.  Das 
Berliner  Verzeiclmiss  zählt  124  Nummern  sehr  verschiedenen  Inhalts 
auf,  darunter  mehrere  von  hervorragender  Wichtigkeit,  die  bisher  noch 
nicht  benutzt  worden  sind.  Die  Brauchbarkeit  beider  Arbeiten  ist 
in  sehr  dankenswerther  Weise  durch  einen  sechsfachen  Index  erhöht. 
Einer  Brochure  von  Darmesteter 3)  über  Pannesische  und  Turiner 
Handschriften  gedenken  wir  im  Vorbeigeben. 

Von  textkritischen  Arbeiten  ist  an  erster  Stelle  die 
Ausgabe  der  kleinen  Propheten  von  Beter4)  unter  Beihülfe  von 
Franz  Delitzsch  hervorzuheben,  welche  sich  würdig  den  bekannten 
verdienstlichen  Ausgaben  der  Genesis .  des  Jesaja,  Hiob  und  der 
Psalmen  anschliesst.  Diese  rühmende  Anerkennung  soll  nicht 
geschmälert  werden  durch  die  Bemerkung,  dass  für  die  fach- 
männische Benutzung  der  Ausgabe  der  kleinen  Propheten  eine 
sorgfältige  Vergleicbung  der  Recension  von  Strack  (s.  u.)  uri- 
erlässlich  ist.  Die  im  Ganzen  sehr  tüchtige  Ausgabe  des  talmu- 
dischen Tractats  Soferim  von  Joel  Müller 5)  verdient  als  „Einleitung 
in  das  Studium  der  althebräischen  Graphik  und  der  Masora"  an 
dieser  Stelle  Erwähnung.  Gräetz G)  bespricht  in  instruetiver  Weise 
34    Stellen    mit    der    masoretischen    Note    „pisqä"    b'ämsa     pasüq", 


T.:    Cat.    der  Hdschr.  in   der  Stadtbild,  zu   H.      1.  Bd.)     Hamburg  (O.  Meissner) 

1878.  XX,  220  pp.     8.     M.  6.  —  rec.  von  ff.  Strack  in  ThLZ.  1879,  No.  1 ; 
in  Jahrbücher  f.  jüd.  Geseb.  u.   Lit.   1878,  p.    173. 

2)  Mar.  Steinschneider.  Die  Handschriften -Verzeichnisse  der  königl. 
Bibliothek  zu  Berlin.  2.  Bd.:  Verz.  der  hehr.  Handschriften,  Mit  drei  Tafeln. 
Berlin    1878.      VIII,    149    pp.      4.      M.  15.  —   reo.    von    ff.    Strack   in    ThLZ. 

1879,  No.    1. 

3)  A.  Darmesteter.  Glosses  et  glossaires  hebreux-francais ,  notes  sur  les 
manuscrits  de  Panne  et  de  Turin.  Paris  (Vieweg)  1878.  ,r)2  pp.  8.  fr.  3. 
Vgl.   unten   p.   3,8,   No.   53. 

4i  Lihor  duodeeim  prophetarum.  Texturo  masoreticum  aecuratissime  cx- 
pressit,  c>  fontihus  Masorae  varie  illustravit,  notis  criticis  confirmavit  *5.  Beer. 
Praefatus  est  edendi  opefis  adjutor  Franc.  Delitzsch.  Leipzig  (B.  Tauchnitz) 
1878.  X,  102  pp.  8.  M.  1.20.  —  rec.  von  B.  Stade  in  LC.  1878,  No.  52; 
von    //.  Strack  in  ThLZ.   1879,  No.  8. 

5)  Joel  Müller.  Masechet  Soferim.  Der  talmud.  Tractat  der  Schreiber, 
eine  Einl.  in  das  Studium  der  althehr.  Graphik,  der  Masora  und  der  altjüd. 
Liturgie.  Nach  Hdschriften  herausgeg.  u.  commentirt,  Leipzig  (Hinrichs)  1878. 
III,  :i8(;  pp.  8.  M.G.  —  rec.  von  //.  Strack  in  ThLZ.  1878,  No.  2fi;  von 
Berliner  in  LC.  1878,  No.  34;  in  Jüd.  LB.  1879,  No.  14;  von  A.  Kueven  in 
Theol.  Tydschr.,  Nov.    1879. 

6)  11.  Graetz.  Ueber  die  Bedeutung  der  masoretischen  Bezeichnung: 
„Unterbrechung  in  der  Mitte  des  Verses":  Mönatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  d. 
.ludonth.,    Nov.    1K78,    p.    481—502 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israel's,  \\ 

während  die  Masora  nur  28  solcher  Stellen  aufzählt.  De  Lagarde"1) 
giebt  im  ersten  Heft  seiner  Semitica  eine  Reihe  von  Bemerkungen 
zur  Composition  und  Textkritik  von  Jes.  I—  XVII ;  Erwähnung 
verdient  dabei  die  Hypothese,  dass  im  Protojesaja  eine  vom  Deu- 
terojesaja  veranstaltete  Chrestomathie  aus  älteren  Propheten  zu 
erblicken  sei.  Den  Nachweis  tendentiöser  Varianten  in  den  LXX 
und  bei  Josephus  liefert  ein  Aufsatz  von  Fürst**)',  mehrfach 
interessantes  Material  bietet  das  Programm  von  Franz  Delitzsch*) 
üher  die  Varianten  der  Complutensischen  Polyglotte.  Einen  einzelnen 
Punkt  der  Textkritik  betrifft  ein  Aufsatz  von  Graetz10),  welcher 
für  4  Stellen  paläographische  Verwechslung  von  D  mit  y  und  für 
5  Stellen  das  Umgekehrte  mehr  oder  weniger  plausibel  macht. 

Die  L  exi  cograp  hi  e  ist  vor  allem  durch  die  Vollendung 
der  achten  Auflage  von  Gesenms'  Handwörterbuch11)  in  sehr 
erfreulicher  Weise  bereichert  worden.  Ausser  den  im  letztjährigen 
Bericht  (No.  11)  erwähnten  Vorzügen,  unter  denen  die  Reich- 
haltigkeit der  dialeetvergleichenden  und  etymologischen  Notizen, 
beider  meist  im  Anschluss  an  Fleischer  und  Delitzsch ,  oben  an 
steht,  nennen  wir  hier  noch  die  Revision  der  assyrisch-babylonischen 
Nomina  durch  Friedrich  Delitzsch  und  das  überaus  reichhaltige 
deutsch-hebräische  Register.  Die  sehr  nöthige  Umarbeitung  der 
Einleitung  über  die  Quellen  der  hebräischen  Wortforschung  musste 
von  den  Herausgebern  aus  triftigen  Gründen  für  die  nächste  Auf- 
lage verspart  werden.  Von  anderen  Arbeiten  auf  diesem  Gebiet 
ist  das  compendiöse  Lexicon  des  Abbe  Kersaho1*),  ein  grösseres 
von  de  (lompos-heyza™)  und  SjjoI's1*)  Wörterbuch  der  historischen 


7i  Paul  de  Lagarde.  Kritische  anmerkungen  zum  Buche  Isaias.  Erstes 
Stück:  Semitica,  Heft  I,  p.  1—32.  Gott.  1878.  —  rec.  von  Nestle  in  ThLZ. 
1878,  No.  11;  von  Nöldeke,  in  ZDMG.  1878.  p.  401  fg.;  von  BickeU  in 
Ztschr.   f.  kath.  Theol.  III,  p.   384—97;    von    Valeton  in  Studien  IV.   3,  p.  351. 

Si  Fürst.  Tendenziöse  Aenderungen  der  Lesart  bei  den  LXX  u.  hei 
Josephus:  Jüd.  LB.   1878,  No.   28. 

9)  Frans  Delitzsch.  Complutensische  Varianten  zu  dem  ATlichen  Texte 
(Univ.-Programm).  Leipzig  (Edelmann)  1878.  39  pp.  4.  —  rec.  von  -m-m 
in  Jüd.  LB.    1879,  No.    17^ 

10)  TT.  Graetz.  Der  Wechsel  von  2  und  D  im  Hebräischen :  Monatsschr. 
f.   Geschichte  u.   Wissensch.  des  Judenth.,  Dec.    1878,   p.   529 — 32. 

11)  Wilhelm  Gesenius'  Hebr.  und  Chald.  Handwörterbuch  über  das  A. 
Test.  8.  Aufl.,  neu  bearbeitet  von  F.  Muhlau  und  IC  Volck.  Leipzig 
(P.  C.  W.  Vogel)  1878.  XL,  979  pp.  8.  M.  15.  —  rec.  von  Kautzsch  in 
ThLZ.  1878,  No.  18;  von  Schönfelder  in  Lit.  Kundschau  1878,  No.  13;  von 
Hilgenf.  in  der  Ztschr.  f.  wiss.  Theol.  XXII,  1;  von  ./.  Hollenberg  in  der 
Ztschr.  f.  d.  Gymnas. -Wesen  1878,  p.  178  fg.  [der  erste  Halbband  auch  von 
B.  Stade,  in  JLZ.  1877,  No.  40];  in  LC.  1879.  No.  42;  von  //.  Strack  in 
Neue  Jahrbb.  für  Philol.   und  Paedagog.     Bd.   119   u.   20,  p.  424  fg. 

12)  Kersaho.     Dictionnaire  hebraique.     Vannes  (Galles)  1878.     70  pp.     8. 

13)  E.  de,  Compos-Leyza.  Clef  de  i'interpretation  hebraique.  Analyse 
des  meines  de  cette  langue.     Paris  (Leroux)   1878.     GOO  pp.     8.     fr.  10. 

14)  E.  S210I.  Dictionnaire  de  la  Bible  ou  Explication  de  tous  les  noms 
propres  historiques  et  geographiques  de  1'Ancien  et  du  Nouveau  Testament. 
Paris  (Gaume  et  Co.)   1878.      228   pp.      18. 


12       Kautzsch,  Hebräische  Sprachhu/nde,  alttestamentliche  Exegese 

und  geographischen  Eigennamen  in  der  Bibel  zu  erwähnen.  Das 
Unternehmen  eines  französisch-hebräischen  Wörterbuchs  von  //<»/- 
ha  nätrsh-i1^)  liefert  den  Beweis,  dass  das  Hebräische  für  gewisse 
Kreise  noch  die  Bedeutung  einer  lebenden  Sprache  hat,  Ein 
einzelnes  Wort  behandelt  der  Aufsatz  von  Guyaard16)  über  bet 
zebül. 

Wenden  wir  uns  zu  dem  Gebiete  der  Grammatik,  so  hat, 
wie  das  Lexicon  von  Gesenius,  auch  die  Grammatik17)  desselben 
im  Berichtjahre  eine  durchgreifende  Umarbeitung  erfahren.  Und 
zwar  ist  der  Herausgeber  bemüht  gewesen ,  theils  durch  präcisere 
stilistische  Fassung  der  Regeln,  theils  durch  eingehende  Berück- 
sichtigung der  neuesten  textkritischen  Arbeiten,  sowie  endlich  durch 
die  theilweise  Umgestaltung  der  Syntax  den  heutigen  Anforderungen 
gerecht  zu  werden.  Die  Beibehaltung  des  alten  Rahmens  hinderte 
nicht  an  einer  gänzlichen  Neugestaltung  der  Lehre  von  den  so- 
genannten Declinationen.  z.  Th.  im  Anschluss  an  Olshau&en,  dessen 
System  auch  sonst  in  der  Formenlehre  stärker  als  bisher  berück- 
sichtigt wurde.  Anderweitige  Aenderungen  sind  nach  dem  Rathe 
kundiger  Recensenten  für  eine  etwaige  23.  Auflage  in  Aussicht 
genommen.  Gleichfalls  an  Olshausen  schliesst  sich  die  Schul- 
grammatik von  August  Müller18)  an,  die  sich  ebenso  durch  ihr 
wissenschaftliches  Gepräge ,  wie  durch  die  wohldurchdachte  Rück- 
sicht auf  den  nächstliegenden  pädagogischen  Zweck  auszeichnet. 
Das  nützliche  Uebungsbuch  von  Mezger19)  hat  in  der  dritten 
umgearbeiteten  Auflage  sehr  an  Brauchbarkeit  gewonnen:  die  in 
Folge  des  Anschlusses  an  die  vorletzte  Ausgabe  der  Grammatik 
von  Gesenius  etwa  noch  beibehaltenen  irrigen  Annahmen  wird  der 


15)  Leon  Holla  eudersl-i.  Dictionnaire  universel  francais-hebreu.  Ouvrage 
revu  avec  le  plus  grand  soin  et  complete  par  L.  Wogue.  l|v  partie.  (A — Cza- 
rowitch).     Paris  i . Maisoimeuve)   1878.     464  pp.     8.     fr.  20. 

16)  S.  Guyard.  Remarques  sur  le  mot  assyrien  Zabal  et  sur  l'expression 
biblique  Bet  Zeboul:  JA.   Aug.-Sept.   1878.  p.   220—25. 

17)  W.  Gesenius.  Hebr.  Grammatik.  Nach  E.  Rüdiger  völlig  umgearbeitet 
und  herausgeg.  von  E.  Kautzsch.  22.  Auh.  Mit  einer  Schrifttafel  von  J.  Euting. 
Leipzig  1878.  380  pp.  8.  M.  4.  —  reo.  von  Steiner  in  JLZ.  1878,  No.  40  j 
von  Socin  in  GGA.  1878,  St.  39;  von  V.  Ryssel  in  Ztsehr.  für  d.  luth.  Theol. 
u.  Kirche,  1878.  IV;  von  VuHleu/nier  in  Rev.  de  Theol.  et  de  Philos.  (Lau- 
sanne), Jan.  1879;  von  Mezger  in  Ztsehr.  f.  d.  Gymnas.-Wesen,  1878,  p.  18.4  fg.; 
von  Hollenberg  in  d.  Neuen  Jahrbb.  f.  Piniol,  u.  Paedag.  1879,  H.  3,  p.  156  fg.; 
von  Hilgenfeld  in  Ztsehr.  f.  wissensch.  Theol.  1879,  H.  4;  von  Muhlau  in 
ThLZ.    L879,  No.   16;    in  LC.   1879,  No.    42. 

18)  Aug.  Müller.  Hebräische  Schulgrammatik.  Halle  (Niemeyer)  1878. 
[mit  1  Schriftt.]  XII,  302  pp.  8.  —  rec.  in  Ac,  2.  Nov.  1878;  von  Schön- 
fehler  in  l.it  Rundsch.  1878,  No.  17;  von  V.  Ryssel  in  LC.  1879,  No.  13; 
von   Kamphausen   in  ThLZ.    187:».  No.  9;    in  LC.   1879,  No.  42. 

19)  K.  L.  F.  Mezger.  Hebr.  Uebungsbuch  für  Anfänger.  Ein  Hilfsbuch 
zu  den  hebr.  Sprachlehren  von  W.  Gesenius  und  E.  Nägelsbach.  Dritte 
umgearb.  Auflage,  mit  einer  Schreibvorschrift.  Leipzig  (Hahn)  1878.  V,  170  pp. 
8.  —  rec.  von  ./.  Hollenberg  in  Ztsehr.  f.  d.  Gymnas.-Wesen,  1878,  p.  18<>  fg.; 
von    /•:.   N.  in  LC.    1879,  No.  43. 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  Isrcu  Vs.  13 

kundige  Lehrer  leicht  verbessern.  Minder  begreiflich  ist  das 
Bedürfniss  nach  neuen  Auflagen  von  Elementarbüchern ,  wie  dem 
von  Vosen2").  Die  Sprachlehren  von  Japhet21)  und  Hecht*'1) 
werden  schwerlich  den  Anspruch  erheben,  ausserhalb  des  Bereichs 
der  jüdischen  Schulen  für  den  Unterricht  verwendet  zu  werden. 
Auf  englischem  Boden  repräsent  iren  einen  tüchtigen  wissenschaft- 
lichen Standpunkt  die  Lehrbücher  von  Davidson23)  und  Ball'1*); 
von  letzterem,  welches  schon  der  Bericht  für  1877  unter  No.  27 
aufführt,  geben  wir  diesmal  den  vollständigen  Titel.  Auch  das 
Elementarbuch  von  Wolff2b)  mag  der  Vollständigkeit  wegen  mit 
genannt  sein.  Eine  masoretische  Subtilität,  die  Dagessirung  der 
Tenues.  behandelt  Delitzsch'1*).  Eine  sehr  gründliche  Studie  von 
ritilf/ijii'11)  gilt  dem  Zahlwort  Zwei  im  Semitischen;  unter  den 
Resultaten  derselben  verdient  u.  a.  auch  die  Ablehnung  jeder 
Verwandtschaft  zwischen  den  betreffenden  semitischen  und  indo- 
germanischen Bildungen  erwähnt  zu  werden.  Ein  gleichfalls  tüchtiger 
Aufsatz  von  H&mmel2*)  sucht  die  Verschiedenheit  von  1CN  und 
dem  Präfixum  ip  zu  erweisen.  Für  die  Möglichkeit,  t^in*  als 
Hiph'il  zu  lassen,  beruft  sich  Nestle'1*)  auf  das  Vorkommen  eau- 
sativer  Formen  von  dem  fraglichen  Verbalstanim   im  Syrischen. 

Die  Theorie  der  Bibelauslegung  ist  durch  den  Grund- 
riss    der   biblischen  Hermeneutik  von  Lange3®)  vertreten,    freilich 


20)  C.  H.  Yoscti.  Kurze  Anleitung  zum  Erlernen  der  hebr.  Sprache  f.  Gym- 
nasien U.  für  d;is  Privatstudium.  Neu  bearb.  und  herausg  von  Dr.  F.  Kaulen. 
13.  Aufl.     Freiburg  (Herder)  1878.     124  pp.     8.     M.  1.20. 

21)  J.  M.  Japhet.  Hebr.  Sprachlehre  mit  ]>rakt.  Aufgaben  zum  Gebr. 
beim  Unterricht  in  der  hebr.  Sprache.  2  Abtbeill.  Frankfurt  a.  M.  (Kauffmann) 
1878.     IX,   104  u.    VI,    115   pp.     8.     M.  2.60. 

22)  F.  Hechts  Uebersetzungslehrer.  Ein  method.  Hülfsmittel  zum  Uebersetzen 
des  Pentat.  etc.  Nebst  einem  hebr.  Lehr-  u.  Uebungsbuche  f.  Schulen.  3.  Aufl. 
Neu  bearb.,  verb.  u.  verm.  von  A.  Cahn.  Kreuznach  (Voigtländer)  1877. 
189   pp.     8.     M.  1.50. 

23)  A.  B.  Davidson.  An  introduetory  Hebrew  Grammar  with  progressive 
exercises  in  reading  and  writing.  Third  edition.  Ediub.  (Clark)  1878.  VIH, 
198  pp.     8. 

24)  C.  J.  Ball.  The  Merchant  Taylors  Hebrew  Grammar,  fche  formal 
principles  of  biblical  hebrew  as  understood  by  modern  semitists  stated  in  a 
manner  suitod  to  beginners.     London  (Bagster)   1878.     X,   163   pp.     8.     7  s.   6  d. 

25)  J.  F.  Wolff.  A  inanual  of  Hebrew  grammar,  with  points.  New 
edition.     Lond.  (Cornish)   1878.      8.      1  s.  6  d. 

26)  Franz  Delitzsch.  Beiträge  zur  hebr.  Gramm.:  Ztschr.  f.  die  luth. 
Theol.  u.  Kirche   1878,  IV,  p.   585—90. 

27)  F.  W.  M.  Philippi.  Das  Zahlwort  Zwei  im  Semitischen:  ZDMG. 
Bd.  32,  p.   21—98. 

28)  F.  llommcl.  "HÜN  nrspr.  Substantiv  zu  trennen  von  -^-tÜ  (-^-10), 
urspr.  Pronominalstamm:  ZDMG.  Bd.  32,  p.  708 — 15. 

20 1  E.  NcMle.  Zur  Frage,  ob  iTirp  Hiphil  sein  könne  V  Jahrbb.  f. 
deutsche  Theol.  XXIII,  p.   126—28. 

30)  Joh.  Peter  Lange.  Grundriss  der  bibl.  Hermeneutik.  Heidelb. 
(C.  Winter)  1878.  XXIV,  90  pp.  8.  M.  2.40.  —  rec.  von  Wold.  Schmidt  in 
ThLZ.    1878,  No.  20;    von    Dehler  in  „Halte  was  du  hast',   März   1879. 


14       Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  aUtestarnentliehe  Exegese 

ohne  durch  denselben  wesentlich  gefördert  zu  werden.  Einige 
geistreiche  Bemerkungen  vermögen  weder  die  Abwesenheit  einer 
geniessbaren  Methode,  noch  den  Mangel  eines  näheren  Eingehens 
auf  den  eigentlichen   Kern  der  Aufgabe  zu  ersetzen. 

Auf  dem  Gebiete  der  Einleitungs Wissenschaften  ist 
an  erster  Stelle  die  neue  Herausgabe,  vi  in  Bleek's3*)  bekanntem 
Werke  durch  Wellhausen  zu  nennen.  Die  berechtigten  Bedenken 
über  die  etwas  gewaltthätige  Art.  mit  welcher  der  neue  Heraus- 
geber die  Bleeksche  Vorlage  behandelt,  indem  er  sehr  umfängliche 
Fariien  derselben  fast  gänzlich  unterdrückt .  werden  durch  die 
Gediegenheit  seiner  eigenen  Zuthaten  grösstenteils  wieder  zum 
Schweigen  gebracht;  insbesondere  ist  der  Abschnitt  über  den 
Text  des  A.  T.  als  eine  namhafte  Leistung  zu  bezeichnen.  Dabei 
steht  allerdings  die  schneidige  Art,  mit  welcher  Weifhausen  seine 
Urtheile  vorzutragen  liebt,  in  einem  ziemlich  starken  Contrast  nicht 
bloss  zu  der  würdevoll  breiten  Ausdi ucksweise  eines  Bleek,  sondern 
überhaupt  zu  dem  Tone ,  den  man  in  akademischen  Lehrbüchern 
zu  finden  gewohnt  ist.  -  -  Ein  sehr  empfehlenswerthes  Hülfsmittel 
bietet  die  ebenso  fieissige.  wie  gründliche  Umarbeitung  von  Hert- 
"■i'i fs  Einleitungstabellen  durch  Klri'nert'6-);  höchstens  könnte  hier- 
bei mit  einem  Recensenten  gefragt  werden .  ob  der  Werth  dieser 
tüchtigen  Arbeit  durch  ein  Aufgeben  der  Tabellenform  nicht  noch 
zu  steigern  wäre.  In  das  Gebiet  der  sogenannten  allgemeinen  Ein- 
leitung gehören  ausserdem  nur  noch  die  Vorlesungen  von  Rainy33) 
über  Bibel  und  Kritik.  Die  Bearbeitungen  specieller  kritischer 
Fragen  sind  bei  der  Uebersicht  über  die  exegetischen  Leistungen 
zu  den  einzelnen  biblischen  Büchern  berücksichtigt. 

Die  Literatur  der  Bibelwerke  ist  im  Berichtjahr  nur 
durch  einen  sechsten  Theil  des  trefflichen  französischen  Werkes 
von  Reii^s3i)  (vergl.  den  Bericht  über   1877,  No.  44),   sowie   durch 


.">  1  i  F.  Blech-.  Einleitimg  in  die  heil.  Schrift.  I.  Tbl.  Einleitung  in  das 
A.  Test.  Hrsg.  von  J.  Blech  u.  A.  Karrvpha usen.  4.  Aufl..  nach  der  von 
.1.  Kamphausen  besorgten  dritten  bearb.  v.  J.  Wellhausen.  Berlin  (Reimer) 
1878.  VIII,  «62  pp.  8.  M.  10.50.  —  reo.  von  Kuenen  in  Theol.  Tijdschr., 
Mai  1S7S;  von  Kamplumsen  in  Protest.  KZ.  1S78.  No.  '_'.'!:  von  Sii/ciul  in 
ThLZ.  1878.  No.  16:  von  Nöldeke  in  ZDMG.  1878.  H.  3:  von  l'cnics  in  RC. 
1878,  No.  52;  von  M.  Dessaner  in  Jü.l  LH.  1870.  No.  23;  von  E.  N.  in 
LC.    1879,  Xo.  :;•;. 

32)  Paul  Kleiner!.  Abriss  der  Einleitung  zum  alten  Test,  in  Tabellen- 
form.  An  Stelle  der  dritten  Ausg.  von  Hertwtgs  Einleitungstabellen  neu 
bearbeitet.  Berlin  (G.  W.  F.  Müller)  1878.  VIII.  106  pp.  8.  (dazu  9  S. 
Tafeln).  AI.  7.  —  rec.  von  Valeton  in  Stadien  IV.  ."»:  von  Zöchler  in  Beweis 
des  61;,  Sept.  1878;  von  Dicstcl  inJahrbb.  f.  d.  Theol.  XXIII.  :;  -.  von  Nowack 
in   JLZ.    1879,   No.   6;    von  BaudisSM.    in    ThLZ.    187!».   No.    8. 

33)  R.  Hm  inj.  Bible  and  criticism:  four  lectures.  London  (Hodder  a. 
Stoughton)   isTs.     2111  pp.     s.     ;,  s. 

34 1  /.V/.  Ueiiss.  Philosophie  religieuse  et  morale  des  Hebrons.  —  Job, 
les  Provcrbes,  l'Ecclesiaste,  l'Ecclesiastique,  la  Sapiencc,  Contes  moraux,  Baruch, 
Manasse.      Paris  (Sandoz    et   Fischbachen   1878.      656    pp.     8.     [Auch  u.  d.  T. ; 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  IsraeVs.  15 

das  erste  Heft  eines  neuen,  gleichfalls  französischen,  Unternehmens35) 
bereichert  worden.  Als  Vorzüge  des  letzteren  sind  Vertrautheit 
mit  dem  gegenwärtigen  Stand  der  protestantischen  Exegese  und 
präcise,  wohl  abgerundete  Darstellung  zu  nennen;  in  Bezug  auf 
die  kritischen  Fragen  steht  es  im  Wesentlichen  auf  conservativem 
.Standpunkt.  Auf  dem  Gebiet  der  Bibelversionen  ist  eine  neue 
Ausgabe  der  LXX 36)  zu  den  kanonischen  Büchern  in  der  Reihen- 
folge der  hebräischen  Bibel  zu  erwähnen .  welcher  Seite  für  Seite 
eine  gute  englische  Uebersetzung  beigegeben  ist.  Der  correcte 
griechische  Text  erhebt  nicht  den  Anspruch ,  die  Kritik  des  Sep- 
tuagintatextes  selbst  zu  fördern.  Erwähnung  verdient  sodann  noch 
die  Fortsetzung  der  Italastudien  von  lü'msch31)  und  eine  Abhandlung 
über  die  älteste  französische  Bibelübersetzung  von    Troc/nm38). 

Die  Bibelwerke  führen  uns  auf  die  Encyclopädien  und 
Sammelwerke,  welche  entweder  ausschliesslich  der  Bibelerklärung 
dienen  oder  doch  dieselbe  mit  in  ihren  Bereich  ziehen.  Die  zweite 
Auflage  von  Herzog's  Realencyclopädie39)  ist  im  Berichtjahre  bis 
zum  Schluss  des  D  gediehen.  Von  den  hierher  gehörigen  Artikeln, 
die  begreiflicher  Weise  nach  Umfang  und  Gediegenheit  in  mannig- 
faltiger  Abstufung  geboten  werden,  heben  wir  hervor:  „Bibeltext 
des  A.  T."  von  Dillmann.  „Bibelübersetzungen"  und  „Deutsche  Bibel- 
übersetzungen" von  0.  F.  Fritesche  und  „David"  von  C.  v.  OreUi. 
Von  Riehm's4")  Handwörterbuch  erschienen  die  Lieft'.  8 — 10,  die 
sich  in  Bezug  auf  die  Reichhaltigkeit  der  Ausstattung  und  auf 
inhaltreiche  Kürze  den  früheren  Heften  ebenbürtig  an  die  Seite 
stellen.      Einen    sehr    erfreulichen    Fortschritt    von    dogmatischer 


La   Bible.      Traduction    nouvelle    avec    introductions    et    commentaires.      Aneien 
Tost.  —  Sixieme  partie.]  —  rec.  von  A.  Kuenen  in  Theol.  Tijdschr.,  Nov.  1879. 

35)  La  Bible  annotce  par  une  soeiete  de  theologiens  et  de  pasteurs.  I 
Ancien  Testam. :  Les  Prophetes.  Paris  (Sandoz  et  Fischbacher) ,  Neuchatel 
(J.  Sandoz),  Geneve  (Desrogis).  Fase.  1.  1878.  V,  88  pp.  8.  Mit  Holzschn. 
u.  einer  Karte.  Subscr.-Pr.  M.  0.80,  Ladenpr.  M.  1.20.  —  rec.  von  Diente!  in 
ThLZ.   1879,  No.   10. 

36)  The  Septuagint  Version  of  the  Old  Testament  with  an  Euglish  Trans- 
lation.    London  (Bagster)   1878.     4.      12  s.   —  rec.  in  Ac,   12.  Apr.   1879. 

37)  //.  Rönsch.  Studien  zur  Itala  i  Forts.  I:  Ztschr.  f.  wiss.  Theol.  XXI. 
p.   536—38. 

38)  C.  Trochon.  La  plus  ancienne  traduction  francaise  de  la  bible:  Revue 
du  monde  eathol.,    10.  Juni   1878. 

39)  J.  J.  Herzog  und  G.  L.  Plitt.  Real-Encyclopaedie  für  protest. 
Theol.  und  Kirche.  2.  durchgängig  verb.  u.  vorm,  AuH.  Bd.  II  und  III  (je 
802  pp.  8.).  Aurelian— Dwight.  Lpz.  (Hinrichs)  1878.  M.  20.  —  rec.  von 
Guericke  in  Ztschr.  f.  die  gcs.  luth.  Theol.  u.  Kirche  1878,  p.  439  fg.;  von 
Brettner  ibid.  p.  442  fg.;  von  Strack  im  Gentralorgan  für  die  Interessen  des 
Kealschuhv.  VII,    1;    Bd.  III  und   IV  von   Schürer   in   ThLZ.    1879,  No.   12. 

4<M  Handwörterbuch  des  Biblischen  Altertums  für  gebildete  Bibelleser. 
Herausgeg.  von  Dr.  Ed.  C.  A.  Riehm.  Mit  vielen  Illustrationen,  Plänen  und 
Karten.  8 — 10.  Lief.  (p.  673 — 960,  Jcreinia — Matthäus).  Bielef.  u.  Leipz. 
(Velhagen  u.  Klasing)  1878.  ä  Lief.  M.  1.60.  —  rec.  von  A.  Ebrard  (Lief.  6—10) 
iu  Bovv.   des  Gl..  Jan.    1879. 


1(3       Kautzsch,  Hebräische  Sprachkwnde,  alttestamentliche  Exegese 

Gebundenheit  zu  massvoller  kritischer  Unbefangenheit  repräsentirt 
die  5.  Auflage  des  bekannten  Calwer  Handbuchs41).  Auf  franzö- 
sischem Boden  ist  die  Encyclopädie  Lichtenberger 's 42) ,  die  sich 
bei  einem  etwas  freieren  Standpunkt  nach  Plan  und  Anlage  der 
deutschen  protestantischen  Realencyclopädie  Herzogs  an  die  Seite 
stellt,  bis  zum  Absehluss  des  3.  Bandes  gelangt.  Dagegen  ist  die 
englische  Bible  Cyclopaedia  von  Fausset*3)  ein  Seitenstück  zu 
Mtehm's  Handwörterbuch.  Von  Sammelwerken  erwähnen  wir  hier 
noch  den  4.  und  5.  Band  der  Nachgelassenen  Schriften  A.  Geiger  s4*); 
Band  -4  enthält  fast  ausschliesslich  Vorlesungen  aus  den  Jahren 
1872  —  74  über  Einleitung  in  die  biblischen  Bücher.  Band  5  die 
Materialien  zu  einer  Biographie  Geigers.  Von  Godet's  französischen 
Bibelstudien45)  erschien  der  erste  Theil  einer  zweiten  deutschen 
Bearbeitung:  derselbe  umfasst  die  Aufsätze  über  die  Engel,  die  4 
grossen  Propheten,  das  Buch  Hiob,  das  Hohelied  und  die  sechs 
Schöpfungstage  in  ebenso  geist-  und  schwungvoller,  wie  kritisch 
conservativer  Darstellung. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  der  kritischen  und  exegetischen 
Bearbeitung  einzelner  Bücher,  so  zeigt  sich  auf  dem 
<Tpl)iete  der  Pentateuchkritik  das  Interesse  noch  immer  durch  die 
brennende  Frage,  nach  dem  Alter  des  sogenannten  Priestercodex 
(vulgo  ersten  Elohisten,  Q  bei  Wellhmisen)  absorbirt.  Der  bekannte 
englische  Kritiker  Colenso*6)  unterzieht  die  1876 — 77  erschienenen 
Aufsätze  von  Wellhausen  (s.  Bericht  f.  1877,  No.  56)  einer  Prüfung, 
in  der  er  sich  als  Vertreter  der  Ergänzungshypothese  dem  deutschen 
Kritiker  nicht  gewachsen  zeigt-.  Doch  stimmt  er  mit  ihm  überein 
in  der  Ansetzung  des  eigentlichen  Priestercodex  nach  dem  Deu- 
teronomium ,  welches  letztere  Jeremia  zugewiesen  wird ;  dagegen 
schreibt    Colenso    die    historischen    Stücke    in  Q    der  Person    oder 


41)  Handbuch  der  Bibolcrklärung.  Hcrausg.  vom  Calwer  Verlagsverein. 
5.  umgearbeitete  Auflage.  Calw  und  Stuttg.  1878.  I.  Bd.  Das  Alte  Test.  Mit 
zwei  Karten  (VIII,  998  pp.  8.).  II.  Bd.  Das  Neue  Test.  Mit  zwei  Karten 
(VIII,  628  pp.     8.).     M.  G.  —  rec.  von  Nestle  in  ThLZ.   1879,  No.  3. 

42)  F.  Lichtenberger.  Eneyclopedie  des  sciences  religieuses.  T.  III. 
Centuries — Docg.  Paris  (Sandoz  et  Fisehbachcr)  1878.  795  pp.  8.  M.  12.50. 
—  rec.  (Tom.  I— III)  von  Bertheaa  in  ThLZ.   1879,  No.   6. 

43)  A.  R.  Fausset.  The  Englishman's  critical  and  expository  Bible  cy- 
clopaedia. Illustrated  by  600  woodcuts.  London  (Holder  and  Stoughton)  1878. 
756  pp.      8.      18  s. 

44)  Abr.  Geiger.  Nachgelassene  Schriften.  Herausgcg.  von  Ludtr.  Geiger. 
Bd.  4  u.  5.  Beriin  (Gerschell  1877—78.  VIII,  344;  XII,  387  pp.  8.  — 
rec    vim   Nöldeke  in   LC.    1S7S.  No.  33. 

45)  /•'  (ladet.  Biholstudion.  Deutsch  bearb.  von  1MV.  ./.  Kiigi.  I.  Tb.. 
Vom  Verf.  autorisirte  und  durchgcs.  (2.)  deutsche  Ausg.  Hannov.  1878.  IV, 
276   pp,     8.     M.  2.40.    -   rec.   v..,,     Wold.   Schmidt   in   ThLZ.    L879,  No.  22. 

Kit  ./.  W.  Colenso.  Wellhausen  on  the  Compositum  of  the  Hexateueh 
critically  examined.  London  (Longmaus,  öreen  &  Co.)  1878.  IV,  132  pp.  8. 
. —  rec.  von    Gut/ie  in  ThLZ     L879,  No.    14 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  Israel'*.  17 

doch  dem  Zeitalter  Samuel's  zu.  Kucnen's41)  scharfsinnige  Bei- 
träge zur  Hexateuehkritik  (vergl.  Bericht  f.  1877,  No.  58)  wurden 
durch  zwei  weitere  Aufsätze  vermehrt.  CurtissiS)  versucht  in 
einer  kürzeren,  aber  stark  verbesserten  Umarbeitung  seiner  1877 
(s.  Bericht  No.  59)  erschienenen  englischen  Schrift  die  Priorität 
des  Priestercodex  durch  den  Nachweis  zu  retten,  dass  sich  die 
Aussagen  über  das  Priesterthum  zu  allen  Zeiten  wesentlich  gleich 
geblieben  seien.  Dass  dieser  Nachweis  hätte  gelingen  können,  wird 
auch  von  zahlreichen  Gegnern  der  sogenannten  Grafschexi  Hypo- 
these a  priori  verneint  werden:  immerhin  bleibt  der  fleissigen 
Untersuchung  von  Ourtiss  das  Verdienst,  zu  einer  Revision  des 
Urtheils  über  verschiedene  noch  dunkle  Punkte  genöthigt  zu  haben. 
Eine  specielle  Frage  behandelt  ein  interessanter  Aufsatz  von  De- 
litzsch49) (ursprünglich  Vorrede  zu  Ourtiss  „The  levitical  Priests" 
1877,  s.  o.);  über  die  Beweiskraft  der  darin  niedergelegten  Argu- 
mente werden  allerdings  die  Leser  je  nach  ihrer  Stellung  zur 
kritischen  Frage  getheilter  Meinung  sein.  Den  Sprachgebrauch  des 
Elohisten  hat  llyssel^)  nach  der  formalen  und  syntaktischen  Seite 
einer  überaus  sorgfältigen  und  gründlichen  Analyse  unterzogen. 
Augenscheinlich  ist  er  im  Verlauf  der  Untersuchung  zu  viel  weiter- 
gehenden Concessionen  an  die  Verfechter  der  GW^sehen  Hypothese 
gedrängt  worden,  als  sie  ihm  bei  Beginn  derselben  nöthig  schienen. 
Wenn  Ryssel  zwar  die  historischen  Abschnitte  von  Q  vor  dem 
Jehovisten ,  den  Hauptstock  des  legislativen  Theils  dagegen  bald 
nach  700,  andere  Stücke  noch  weit  tiefer  ansetzt,  so  ergiebt  sich 
daraus  jedenfalls  so  viel,  dass  die  sprachliche  Analyse  wenig  geeignet 
ist,  die  Priorität  des  Elohisten  vor  den  Angriffen  von  der  biblisch- 
theologischen  Seite  her  zu  erretten.  Ebenso  wenig  dürfte  diess 
der  Abhandlung  Ifojfinann's&1)  gelungen  sein,  in  welcher  ein  naives 
Festhalten  an  der  stricten  Einheit  der  mosaischen  Thora  mit  der 
Deutung    derselben    nach    jüdischer  Tradition  Hand  in  Hand  geht. 


47)  A.  Kueneu.  Bijdragen  tot  de  critiek  van  Pentateuefa  en  Jozua.  IV. 
(Deut.  11,  29  11'.;  27;  Jos,  8,  30,  35):  Theol.  Tijdschrift ,  Mai  1878.  V.  De 
godsdienstige  vergadering  bij  Ebal   en  Gerizim:  ebendas.  Mai,  p.   297 — 323. 

48)  S.  I.  Ourtiss,  jr.  De  Aaronitici  saeerdotii  atque  thorae  elohisticae 
origine  dissertatio  historico-critica.  Lips.  (Hinrichs)  1878.  III,  40  pp.  8.  M.  1. 
—  rec.  von  Robertson  Smith  in  Ac,  4.  Jan.  1879;  von  O.  Zöckler  in  Bew. 
d.  Gl.,  Jan.  1879;  von  Baudissin  in  TliLZ.  1879,  No.  lö  ;  von  J.  A.  Englund 
in  Teologisk  Tidskr.    1879.   ■>. 

49)  Franz  Delitzsch.  Die  Alterthümliehkeit  der  elohistisclien  Farben- 
bezeiehnungen:  Ztschr.  f.   die  luth.  Theol.  u.   Kirche   1878,  p.  590 — 97. 

50)  C.  1.  Ryssel.  De  Elohistae  Pentateuchici  sermone  commentatio 
historico-critica.  Leipzig  (Fernau)  1878.  IV,  92  pp.  8.  M.  2.  —  ree.  von 
//.  Strack  in  LC.  1879,  No.  ö;  von  Kautzsch  in  ThLZ.  1879,  No.  7;  von 
Zöckler  in  Bew.  d.  GL,  März  1879;  von  Steck  in  Prot.  KZ.  1879,  No.  20; 
von  ..-1.   Kuenen  in  Theol.  Tijdschr.,  Nov.    1879. 

51)  D.  Haffma/nn.  Abhandlungen  über  die  pentateuefaisehen  Gesetze. 
I.  Heft.  Berlin  1878.  M.  3.  —  rec.  von  Baudissin  in  ThLZ.  1878,  No.  9;  in 
Jüd.  LB.  No.  28,  29;    von    Yernes  in  RC.  1878.  No.  3G. 

Jahresbericht  1878.  2 


18       Kautzsch,  Hebräische  Sprachkumde,  alttestamentlicM  Exegese 

Des  historischen  Interesses  halber  gedenken  wir  schliesslich  noch 
zweier  Brochuren  von  Professor  Robertson  Smith52),  die  sich  auf 
seinen  Process  vor  dem  Presbyterium  der  Schottischen  Freikirche 
beziehen.  Veranlasst  wurde  derselbe  durch  seinen  Artikel  „Bilde" 
in  der  Encyclopä-dia  Britannica;  den  Hauptpunkt  der  Anklage 
bildet  die  Leugnung  der  mosaischen  Abfassung  des  Deuteronomium. 
Da  sich  jedoch  Smith  auf  den  Wortlaut  des  kirchlichen  Bekennt- 
nisses beruft,  welches  nur  die  Anerkennung  der  göttlichen  Inspiration 
fordere .  die  er  nie  bezweifelt  habe,  so  ist  das  Inquisitionstribunal 
weder  im  Mai  1878,  noch  im  Juni  1879  zu  einem  endgiltigen 
Resultat  gelangt.  Die  von  Smith  in  der  zweiten  Brochure  aus- 
gesprochenen Ansichten  würden  in  Deutschland  als  ebenso  viele 
Beweise  der  massvollsten   Zurückhaltung  gelten. 

Die  Exegese  des  Pentateuch  ist  abgesehen  von  einer  dritten 
Auflage  des  hinlänglich  bekannten  Commentars  von  Keil53)  zu 
Genesis  und  Exodus  fast  nur  durch  die  Erörterung  specieller 
Fragen  bereichert  worden.  Denn  bei  (Jarl'tnd's 54)  Noten  zur 
Genesis  kann  nach  dem  Urtheil  der  Academy  nur  von  einer  Be- 
reicherung der  exegetischen  Absurditäten  die  Rede  sein.  Eine 
naturhistorische  Apologie* des  mosaischen  Schöpfungsberichts  unter- 
nimmt Eirich 55)  auf  Grund  der  sogenannten  Sintfluthshypothese ; 
übrigens  von  einem  Standpunkt  aus,  dem  selbst  das  kopemikanische 
System  als  zweifelhaft  gilt.  Le  Savoureux60)  versucht  für  das 
erste  Wort  der  Bibel  die  rein  adverbielle  Bedeutung  „d'abord"  zu 
erweisen;  ein  anderer  Aufsatz  desselben57)  beschäftigt  sich  mit 
dem  Schöpfungsbegriff  im  A.  T.  überhaupt,  Berthecm56)  erklärt 
die  Zahlen,  in  welchen  die  Lebensdauer  der  Patriarchen  angegeben 


52)  W.  Robertson  Smith.  1)  Answer  to  the  Form  of  Libel  now  betöre 
the  Free  Church  Presbytery  of  Aberdeen.  Edinburgh  1878.  64  pp.  8  (in 
kurzer  Zeit  noch  dreimal  neu  aufgelegt).  2)  Additional  Answer  to  the  Form 
of  Libel  with  some  Account  of  the  Evidence  that  Parts  of  the  Pentateuchal 
Law  are  later  than  the  time  of  Moses.  Edinb.  (Douglas)   1878.     88  pp.     8.     1  s. 

-  rec.  von  E.  N[estle]  in  LC.  1879,  No.   35. 

53)  Karl  Eriedr.  Keil.  Biblischer  Commentar  über  die  Bücher  Mose's. 
I  Bd.:  Genesis  und  Exodus.  3.  verb.  Autl.  [Keil  und  Delitzsch,  Bibl.  Comin. 
üb.  das  A.  T.  Th.  I].  Leipzig  1 1  törffling  u.  Franke)  1878.  XXVIII,  623  pp. 
8.     M.  10. 

54)  (t.  V.  Qarland.  Genesis  with  notes.  London  ( Rivingtons)  1878. 
553    pp      S.      21s.  —    rec.  in  Ac.   2.  Nov.   1878. 

55)  P.  Eirich.  Das  llexaemeron  und  die  Geologie.  Eine  Vertheidigung 
d.  ums.  Schöpfungsberichts  gegen  die  falschen  geolog.  Theorien.  St.  Louis 
(Dresden,  Naumann)  1S78.  244  pp.  8.  M.  4.  —  rec.  in  Allgem.  ev.-luth.  KZ. 
IST'.).  11t    Beil.,    Nu    11. 

56)  E.  le  Savour&ux.  Le  premier  mot  de  la  Bible.  Etüde  exegetique: 
Revue   theolog.,  JuJi   1878,  p.  88-^-95. 

57)  E.  le  Savoureux.  L'Idee  de  la  creation  dans  l'Anieien  Test.:  Rev. 
theolog.,   Okt.    1878,   p.    157  —  6!». 

58)  Ernst  licrtlieuu.  Die  Zahlen  der  Genesis  in  Gap.  V  und  Cap  XI: 
Jahrbb.  f.  deutsehe  Theol.  XXIII,  4,  p.  657—82. 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  Israels.  19 

wird,  aus  einer  Addirung  anderer  Zahlenreihen  innerhalb  desselben 
Capitels,  jedoch  auf  Grund  des  samaritanischen.  nicht  des  hebräischen 
Textes;  überdiess  ist  die  Rechnung  zu  künstlich,  um  plausibel 
heissen  zu  können.  Auf  anderem  Wege  sucht  Orawford59)  den 
Schlüssel  zu  jenen  Zahlen ;  doch  zeigt  schon  der  Titel  seines 
Buches ,  dass  er  dabei  von  selbsterfundenen  Voraussetzungen  aus- 
geht. Der  Aufsatz  von  Eyli60)  über  Gen.  6,  1  ff.  is^t  ein  völlig 
werthloses  Raisonnement.  Gladstone61)  bespricht  die  Beziehungen 
zwischen  der  homerischen  Iris  und  Gen.  9,  11  ff.,  de  Neuville62) 
die  Völkertafel.  ObbarcPs63)  Commentar  zum  Segen  Jacobs  (vergl. 
Bei-icht  f.  1877.  No.  83),  von  dem  wir  unten  den  genaueren  Titel 
geben,  berücksichtigt  besonders  die  jüdischen  Commentatoren ;  als 
Repräsentanten  der  deutschen  Exegese .  gegen  die  er  einen  sehr 
selbstgewissen  Ton  anschlägt,  gelten  ihm  Rosenmiiller,  Maurer  und 
(resenius.  Ueber  die  Abfassungszeit  des  Deuteronomium  handeln 
Murphy6*)  und  Buhl65).  Das  Buch  Josua  commentirte  Maclear66) 
für  die  sogenannte  Cambridge  Bible :  einzelne  Stellen  der  Bücher 
Samuelis  behandeln  Matthes61)  und  TJo//'68)  in  holländischen  Auf- 
sätzen. 

Von  Gesammtwerken  über  die  Propheten  ist  nur  die  englische 
Üebersetzung  des  dritten  Bandes  von  Ewald's 69)  hebräischen  Pro- 
pheten zu  erwähnen.  Unter  den  Jesajacommentaren  erlebten  neue 
Auflagen    HeiUgstedtlu) ,    sofern    dessen    Compilation    den    Namen 


59)  T.  P.  Crawford.  The  Patriarchat  dynasties  from  Adam  to  Abraham 
shown  to  cover  10,50(1  years  and  the  highest  human  life  only  187.  Eichmond 
1878.      163   pp.      IG. 

60)  C.  Egli.  Ueber  Genes.  6,  1—4:  Ztschr.  für  wissensch.  Theol.  XXI, 
2,  p.  251—57.' 

61)  W.  E.  GladMoue.  The  Iris  of  Homer  and  her  relation  to  Genesis 
IX,   11  —  17:  Contemporary  Review,  Apr.    1878,  p.   140 — 52. 

62)  L.  Rioult  de  Neuville.  L'Ethnologie  et  le  10°  chapitre  de  la  Genese: 
Extrait  de  la  Revue  des  quest.  histor.  Apr.   1878.     Paris  (Palme)   64  pp.     8. 

63)  A.  N.  Obbard.  The  prophecy  of  Jacob.  Notes  critical  and  exegetical 
on  Genesis  XLIX.     Cambridge  (Deighton,  Bell  and  Co.)   1877.     4  s. 

64)  J.  G.  Murphy.  The  book  of  Deuteronomy:  British  and  foreign 
Evangel.   Review,  Jan.    1878,  p.    105—126. 

65)  Fr.  Buhl.  Wann  ist  das  fünfte  Buch  Mose  abgefasst  worden?  :  Theol. 
Tidskr.,  Kopenh.   1878,  H.   3.   4. 

66)  G.  F.  Maclear.  Book  of  Joshua.  With  notes,  maps  and  intro- 
duetion.     Cambr.   1878.     230  pp.      12. 

67)  J.   C.  Mattlies.     1.  Sam.  1,   16:  Theol.  Tijdschr.,   1.  Jan.  1878,  p.  55  ff. 

68)  E.  F.  H.    Wolf.     -)l372?3   2.  Sam.  23,  4:  Studien  IV,  4,  p.   430—36 

69)  G.  H.  A.  von  Ewald.  Commentary  on  the  prophets  of  the  old 
Test.  Translated  by  ./.  Fred.  Smith.  Vol.  3.  London  (Williams  and  Norgate» 
1S78.     8.      10  s.  —   rec.  in  Ac,   7.  Juni   1879. 

70)  Aug.  Heilig 8t edt.  Praeparation  zum  Propheten  Jesaja  mit  den  nöthigen 
die  Üebersetzung  u.  das  Verständn.  des  Textes  erleichternden  Anmerkungen 
2.   verb.   Aldi.      Halle  (Anton)    1878.      156   pp.      8.     M.  1.80. 


20       Kautzsch,  ^Hebräische  Sprachkwnde,  alttestamentliche  Exegese 

eines  Commentars  verdient,  und  Birks11)',  der  Commentar  von 
Nägelsbach 72)  (s.  Bericht,  1877,  No.  98)  wurde  ins  Englische  über- 
setzt. Die  Authenticität  des  Deuterojesaja  sucht  L'öhr1'6)  durch 
den  Beweis  zu  retten,  dass  nur  Jesaja,  und  zwar  vom  Standpunkt 
des  8.  Jahrhunderts  aus,  so  habe  schreiben  können.  Er  poleiaisirt 
daher  gegen  Delitzsch,  weil  derselbe  schon  durch  die  Versetzung 
des  Propheten  auf  den  Standpunkt  des  Exils  der  rationalistischen 
Kritik  eine  Concession  gemacht  habe.  Berechtigter  als  diese  Pole- 
mik dürfte  jedoch  der  Wunsch  sein,  dass  sich  ein  „realkritischer 
Beitrag"  genauer  um  den  realen  exegetischen  und  historischen 
Thatbestand  kümmern  sollte.  Das  gleiche  Thema,  wie  Lahr, 
behandeln  Aufsätze  der  katholischen  Theologen  Hvmpelu)  und 
Knabenbauer15);  über  Cap.  53  erschien  eine  hermeneutische  Studie 
von  Mazellb)  und  ein  Aufsatz  von  Schölten71),  nach  welchem 
dieses  Capitel  eine  Theodicee  ist  in  Bezug  auf  die  Leiden  Israel's, 
des  treuen  Knechtes  Jehova's,  während  des  Exils.  Cap.  55  endlich 
wurde  von  Brown1*)  commentirt.  Jeremia  ist  durch  den  ersten 
Theil  eines  Commentars  von  Linton19)  und  durch  eine  sehr  tüchtige 
Untersuchung  von  Budde8())  über  Cap.  50  und  51  vertreten.  Der- 
selbe hält  die  Echtheit  von  51,  59 — 64  (ausser  60'')  fest,  erweist 
jedoch  das  übrige,  besonders  durch  gründliche  Erörterung  der 
Abhängigkeit  vom  Deuterojesaja,  als  eine  ziemlich  späte  Inter- 
polation ,    meist    nach    älteren    Mustern.      Von    Ezechiel    haben    im 


71)  T.  R.  Birks.  Commeritary  öf  the  Book  of  Isaiah!  2»1'  ed.  New- 
York   and  London  (Macmillah)   1878.     XV,  430  pp.     8.     12s.  Od. 

72)  J.  P.  Lange.  Commentary  on  the  Scriptures ;  translated  f'rom  the 
German  and  edited  with  additiöris  by  Philip  Schaff.  Vol.  9:  Old  Test.,  Isaiah, 
l.y  ('.  W.  E.  Nägelsbach  .  .  .  with  additions  by  S.  T.  Lowrie  and  Dunlop 
Moore.     New- York  (C.  Scribner's  Sons)   1878.     10,  741   pp.     8.     doli.  5. 

73)  Löhr.  Zur  Frage  über  die  Echtheit  von  Jes.  40 — CG.  Ein  real- 
kritischer    Beitrag.     Berlin    (Wiegandt   und    Grieben;   1878.     40    pp.     8.     M.  1. 

rec  von  Guthe  in  ThLZ.  1878,  No.  24;  von  R.  Martineau  in  Theolog. 
Review-,  <><•!.  1878;  von  Diestel  in  JLZ.  1879,  No.  7;  von  E.  Engelhardt 
in   Bew.  d.  (iL,  Mai   1879. 

74)  Felix  Hwnrpel.  Ueber  Jesaja  C.  40 — 66:  Tiih.  theolog.  Quartalschrift, 
187S,   II.   2,  p.   294—334;    II.   3,   p.   403— 524. 

75)  ./.  Knabenbauer.  Plan  und  Gedankengang  des  Isaias:  Ztsehr.  f.  kath. 
Theol.    II,   '1,   ]>.   G50— 72   (Forts    in    III,    1,   p.    18-52). 

70»  -I.  Mazel.  Esaie  53.  Etüde  herrneneutique:  Rev.  theol.  V,  Okt.  1878, 
p     135  —  50. 

77)  •/.  //.  Schölten.  De  lijdende  Knechl  Gods,  Jes.  Uli.  Eene  bijdrage 
toi  de  geschiodenis  van  de  Fsraelietische  godadiengl :  Theol.  Tijdschr.,  Juli  1878, 
p.  377—409, 

78)  W.  Brown.  The  Joyful  Sound:  being  notes  «>n  the  55th  chäpter  of 
Isaiah.      London   (Oliphant)    1878.      8.      2s.    Od. 

79)  //.  Union.  The  book  of  Jorem'iah,  with  explanatory  notes.  l't.  I. 
1S7S.       12.      2  s 

sei  ('.  Budde.  Ueber  die  Capitel  50  und  51  des  Kuches  Jeremia  I: 
Jahrbb.   f,  d,  Theol,   XXIII.  3.  p  428—70:    II:   ihid.  H.  4,  p.  529— 02. 


and  biblische   Theologie,   Geschichte  IsraeCs.  21 

Berichtjahr  nur  7  Verse  eine  Besprechung  durch  Lansing*1) 
gefunden.  Hosea  I  und  III  behandelte  der  Holländer  Vaieton  S2). 
den  Obadja  und  Hahaqquq  Rcmdolf83),  das  Jonahuch  der  tüchtige 
englische  Exeget  KalischSi),  das  6.  Cap.  des  Micha  Rosenzweig 85). 
Die  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  biblischen  Poesie  eröffnet 
eine  Abhandlung  von  Drach  86)  über  eine  Frage  der  äusseren  Form. 
Caslelli81)  giebt  in  seinen  „Studien  über  die  bibl.  Poesie"  aus- 
gewählte Proben  derselben  mit  kritischen  und  exegetischen  An- 
merkungen. Eine  neue  sorgfältige  Uebersetzung  der  Psalmen  mit 
Anmerkungen  und  Einleitung  verfasste  der  Holländer  Dyserinck**), 
ein  Anhänger  der  Leidener  kritischen  Schule.  Um  eine  verständliche 
Uebersetzung  zu  ermöglichen,  hat  DyserincJc  den  hebräischen  Text 
an  vielen  Stellen  geändert,  an  einigen  wohl  auch  verbessert;  der 
Ertrug  dieser  kritischen  Arbeit  wurde  von  ihm  in  besonderen 
Schoben 89)  niedergelegt..  Bei  dieser  Gelegenheit  gedenken  wir 
zugleich  der  Bemühungen  Baethgen's 90)  um  die  Psalmen  nach  der 
Peschitta.  Im  Einzelnen  bespricht  Graetz91)  die  Tempelpsalmen, 
d.  h.  die  Auswahl  der  sieben  Psalmen,  die  vom  Levitenchor  an  je 
einem  Wochentag  gesungen  wurden.  Im  50.  Psalm  erblick!  Graetz92) 
nicht  eine  Theophanie ,  sondern  eine  Erzählung  der  Schöpfungs- 
geschichte und  zugleich  eine  Rüge  für  das  Volk,  die  wahrscheinlich 
aus  der  Zeit  nach  Josia's  Cultusreinigung  stamme.     Die   davidische 


81)  G.  Lansing.  Pillows  and  kerchiefs,  Ezek.  III,  17  —  23:  British  and 
Foreign  Evang.  Rev.,  Juli  1878,  p.  610 — 16. 

82)  ./.  ./.   /'.    Vaieton,  jr.     Hosea  I   en   111:   Studien  IV,   2.   p.    143  — (i4. 

83)  W.  Randolf.  Analytical  notes  ön  Obadiab  and  Habakkuk.  London 
(Rivingtons)    1878.      8.      5  s.   6  d. 

84)  M.  M.  Kaiisch.  Bible  Studies.  Part  II.  The  book  of  Jonah. 
London  (Longmans)  1S78.  —  rec.  von  II.  Oort  in  Theol.  Tijdschr.  Okt.  1878; 
von  R.   Martineau  in  Theolog.  Review  Okt.   1878,   p.  595  fg. 

85)  A.  Rosenzweig.  Ueber  Micha  Cap.  C.  (Schluss):  Jüd.  LB.  1878, 
No.  41. 

86)  S.  M.  Drach.  Is  Bible  poetry  acrostie:  Trarisactioris  of  the  Society 
of  Bibl.  Archeol.     Vol.  VI,  pt.  I. 

87)  T).  üastelli.  Delhi  poesia  biblica:  stiidii.  Firenze  (Le  Monnier) 
1878.  VII,  572  p.  8.  fr.  4.  —  reo.  in  Ae.  26.  Okt.  1878:  von  M.  Fernes 
in  RC.    1878,  No.  51. 

88)  J.  Dy8ermck.  De  Psalmen  uit  het  Hebreeuwsch  op  nie.uw  veftaald, 
en  mot  aanteekeningen  en  eene  inleiding  voorzien.  Haarlem  (Erven  Loosjes) 
1878.  LXX1I,  240  pp.  8.  f.  4.  —  rec.  von  Kueacn  in  Theol.  Tijdsehr.,  Mai 
1878;  von  Vaieton  in  Studien  IV,  3;  von  Hilf/ruf eltl  in  Ztschr.  f.  wks. 
Theol.  XXII,   1. 

89)  J.  Dys&rinck.  Kritische  Schoben  bij  de  Vertaling  van  het  Boek  der 
Psalmen:  Theol.  Tijdschr.,  Mai  1878.  p,  279— 296.  —  rec.  von  Hilgenf.  in 
Ztschr.  f.  wiss.  Theol.   1879,   1,  p.   129   fg. 

90)  F.  Baeihgen.  Untersuchungen  über  die  Psalmen  nach  der  Peschita. 
I.  Abth.     Kiel   (Schwere)   1878.     29   pp.     4.     M.  1.60. 

91)  //..  Graetz.  Die  Tempelpsalmen:  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch. 
d.  Judenth.j   Mai   1878,  p.  217  —  22. 

92)  H.  Graetz.  Der  fünfzigste  Psalm :  Monatsschr.  f.  Gesch.  und  Wiss. 
d.  Judenth.,  Juli   1878,  p.   289—303. 


22       Kautzsch,   Hebräische  Sprachhunde,  älttestamentliche  Exegese 

Abfassung  des  68.  Psalms  sucht  Cornill^6)  zu  beweisen,  natürlich 
ohne  die  starken  Gegengründe  entkräften  zu  können;  die  voraus- 
geschickte Besprechung  der  schwierigsten  Stellen  dieses  schwierigen 
Psalms  zeugt  ebenso  von  mannigfaltigen  guten  Kenntnissen,  wie 
von  der  Notwendigkeit,  sie  noch  Aveiter  auszureifen  und  zu  ver- 
tiefen. In  Psalm  109  beseitigt  Graetzdi)  den  Anstoss  an  V.  6 — 19 
dadurch,  dass  er  die  Verwünschungen  den  Feinden  des  Dichters 
in  den  Mund  legt,  indem  V.  20  für  nbs'D  vielmehr  nbsn  zu  lesen 
sei;  die  ganze  Aufstellung  scheitert  indess  unrettbar  an  V.  16  f. 
vergl.  mit  V.  22.  Eine  Studie  von  Treitel9h)  conjicirt  Prov.  7,  22 
a.  E.  'äl  mösar  'ajjal  (wie  mit  Schlingen  zur  Fesselung  des  Hirsches). 
Das  Räthsel  des  Hohen  Liedes  sucht  Kohler 96)  zu  lösen ,  indem 
er  mit  Hülfe  zahlreicher  textkritischer  Conjecturen  ein  halbdrama- 
tisches populäres  Gedicht  mit  Zwischenredner  und  Chor  heraus- 
construirt,  welches  als  Festspiel  bei  einer  Hochzeit  gedient  habe 
und  dessen  Haupttheile  aus  der  Zeit  nach  Hiskia  stammten. 

T/to»iso7isi>1)  Studien  über  das  Buch  Ruth  sind  eigentlich 
eine  Darstellung  der  sogenannten  häuslichen  Alterthümer  an  der 
Hand  des  genannten  Büchleins.  In  Cassel's 98)  Bearbeitung  des 
Buches  Esther,  deren  erster  Theil  die  Uebersetzung  und  den 
Commentar  nebst  einer  Uebersetzung  des  sogenannten  zweiten 
Targums  enthält,  ist  wenigstens  die  letztere  Beigabe  dankenswerth ; 
im  übrigen  strotzt  das  Buch  von  allen  den  hinlänglich  bekannten, 
nicht  gerade  berechtigten  Eigenthümlichkeiten  der  Casselschen 
Muse  --  gespreizte  Geistreichigkeit ,  ein  aus  allen  Winkeln  her- 
geholter ,  aber  nur  selten  zur  Sache  dienender  Notizenkram ,  tolle 
Sprünge  einer  durch  keine  Zucht  und  Methode  gebändigten  Phantasie, 
dazu  eine  Philologie,  die  „Oheim"  mit  DNnN ,  „Bach"  mit  ~D2 
zusammenstellt  und  nebenbei  mit  den  elementarsten  Gesetzen  der 
deutschen  Sprache  in  beständigem  Kampfe  liegt:  alles  dieses  macht 


93)  Cur.  Hern/r.  C'ornill.  Do  Psalmi  LXVII1  indole  atque  origine.  Dissert. 
inauguralis.  Marburg  (Friedrich  I  1878.  40  pp.  8.  —  ree.  von  B.  Stade  in 
ThLZ.    IST 8,  No.   26-,    von  E.  N.  in  LC.   1879,  No.   4. 

94)  H.  Graetz.  Der  Gedankcninhalt  des  Psalmes  109:  Monatsselir.  für 
Gesob.   und  Wissensch.   d.  Judenth.,  Jan.   1878,  p.   1  — 13. 

95)  Ij.  Treltel.  Exegetische  Studien:  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  W.  des 
Judenth.,  Okt.   1878,  p.  478—80. 

'.Uli  A.  Kahler.  Das  hohe  Lied  übers,  und  kritisch  neubearbeitet.  Now- 
York  (Westermann  und  Comp.)  1878.  27  pp.  8.  M.  1.  —  rcc.  in  Ath., 
in.  Aug.  1878;  in  Ac.  26.  Okt.  1878;  von  R.  Martineau  in  Theolog.  Review, 
Okt.  1S78;  in  Jüd.  LB.  1878,  No.  50;  von  H.  Strack  in  LC.  1878,  No.  ,r>  1  ; 
von   Diestel  in  .JLZ.   1879,  No.   1;   von    Wellhausen  in  ThLZ.   1879,  No.  2. 

'.»7»  .1.  Thomson.  Home  Lite  in  Anciont  Palestine.  Studios  on  the  book 
of  Ruth.     London  (Nelsons)    1878.     218  pp.     8. 

ÜS>  /'mi/iis  Cassel.  Das  Buch  Esther.  Ein  Beitrag  zur  Gesch.  des 
Morgenlandes.  Aus  d.  Hebr.  übersetzt,  bistor.  und  theol.  erläutert.  I.  Abth 
Im  Anhang:  Die  Uebersetzung  des  2.  Targum.  [Auch  u.  d.  T.:  Morgen-  und 
Abendland,  2.  Tbl.]  Berlin  (Kothberger)  1878.  XXIV,  308  pp.  8.  M.  G  — 
rec.   von   ßr.  in   LC.   1878,  No.   52;    von  Kaiiqihauseu  in  ThLZ.   1879,  No.  10. 


imd  biblische    Theologie,   Geschichte  TsraeVs.  23 

uns  wenig  begierig  nach  dem  verheisseuen  zweiten  Tlieil,  welcher 
die  Einleitung,  die  Geschichte  und  Literatur  des  Buches,  sowie 
eine  Erörterung  der  Echtheit  und  des  geschichtlichen  Werthes 
enthalten  soll.  Ausserdem  gilt  dem  Buche  Esther  noch  ein  Auf- 
satz von  Mannheimer iJd).  Nehemia  erfuhr  eine  kurze  Commentirung 
durch   Lintm  l,m). 

Zur  Apokryphen -Forschung  hat  Kosiers101)  einen  Beil  rag 
geliefert  durch  eine  Studie  über  das  zweite  Maccabäerbuch ;  einen 
wichtigeren  Neubauer 102)  durch  die  treffliche  Herausgabe  eines 
aramäischen  Textes  des  Tobitbuches  aus  einer  Bodlejanischen  Hand- 
schrift (XV  Saec.  in  griechisch-rabbinischer  Schrift) ;  beigegeben 
ist  die  hebräische  Version  (der  sogenannte  Hebraeus  Münsteri,  der 
indess  bereits  1516  zu  Constantinopel  gedruckt  worden  war),  sowie 
die  auf  Tobit  bezüglichen  Abschnitte  des  Tanchuma  u.  a.  Der 
Annahme  Neubauer 's .  dem  in  der  Hauptsache  auch  Bickell103) 
folgt,  dass  der  Bodlejanische  Aramäer  dem  Original  des  Tobit  am 
nächsten  stehe,  ist  seither  von  verschiedenen  Seiten  widersprochen 
worden.  Nach  Schürer  lag  dem  Neubauer'schen  Texte  wahr- 
scheinlich ein  älterer  aramäischer  oder  doch  semitischer  Text,  viel- 
leicht sogar  das  hebräische  Original  zu  Grunde,  während  Nöldeke 
(Monatsber.  der  Berliner  Acad.  vom  20.  Jan.  1879)  in  ihm  eine 
Bearbeitung,  ja  grösstenteils  geradezu  eine  Uebersetzung  der 
griechischen  Recension  B  erblickt,  welche  nach  Fritzsche  auf  einer 
Ueberarbeitung  der  griechischen  Recension  A  beruhe  (anders  Schürer 
in  ThLZ.  1878,  No.  14).  Ueber  das  Verhältniss  des  Vulgatatextes 
zu  dem  aramäischen  Text  Neubauer's  lauten  die  Urtheile  gleich- 
falls sehr  verschieden.  Nöldeke  erblickt  (nach  Fritzsche)  in  der 
Version  des  Hieronvmus  nur  eine  mit  ziemlich  leichter  Hand  vor- 
genommene Ueberarbeitung  des  Vetus  Latinus,  hält  aber  Bekannt- 
schaft mit  dem  aramäischen  Text  für  möglich;  Schürer  dagegen 
behauptet  Benutzung  des  letzteren  durch  Hieronymus,  sei  es  des 
Neubauer  sehen  Textes  selbst  oder  eines  nahe  verwandten.     In  den 


99)  M.  Mannheimer.  Auch  eine  Ansicht  über  das  Buch  Esther:  Jüd. 
LB.  27,  p.   106  fg. 

100)  //.  Linton.  The  book  of  Nehemiah,  with  notes.  London  (Philip I 
1878.      12.      1  s.  6  d. 

101)  W.  ff-  Kosters.  De  polemiek  van  het  tweede  boek  der  Makkabeen: 
Theol.  Tijdschr.,  Okt.    1878,  p.   491—558. 

102)  Ad.  Neubauer.  The  Book  of  Tobit.  A  Chaldee  text  from  a  unique 
MS.  in  the  Bodleian  library,  with  other  rabbinical  texts ,  English  translations, 
and  the  Itala.  Oxford  and  London  (Macmillan)  1878.  XC11,  43  pp.  12.  6  s. 
—  rec.  in  Ath.,  8.  Juni  1878;  von  Schürer  in  ThLZ.  1878,  No.  II;  in  Jüd. 
LB.  1878,  No.  33  u.  34;  in  Ac,  2.  Nov.  1878;  von  Biekcll  in  Ztschr.  f. 
kath.  Theol.  1878  II,  4;  von  //.  Strack  in  LC.  1878,  No.  50;  von  A.  Kaencn 
in  Theol.  Tijdschr.,  Nov.   1879. 

103)  G.  Bickell.  Der  chaldäische  Text  des  Buches  Tobias:  Ztschr.  für 
kathol.  Theol.  II,   1,  p.   216—222. 


24       Kautzsch,   Hebräische  Sprachhunde,  alttestämenüiche  Exegese 

Bereich  der  Apolnryphen-Forschung  gehört  endlich  noch  eine  Studie 
von  BadtU)i)  über  das  4.  Buch  der  Sibyllinen. 

Von  den  ausserbiblischen  Quellen  der  israelitischen  Ge- 
schichte hat  sowohl  die  Archaeologie  105),  als  das  Bellum  Juda- 
icumlü6)  des  Josejthus  eine  englische  Uebersetzung  durch  Whiston 
erfahren.  Unter  den  Darstellungen  behauptet  der  erste  Band  der 
Geschichte  Israels  von  Wellkmisell1®'')  den  Rang  einer  epoche- 
machenden Leistung.  Derselbe  enthält  allerdings  zunächst  nur  eine 
Synthese  der  Anschauungen  von  den  alttestamentlichen  Quellen, 
die  Wellhausen  in  den  Fusstapfen  von  Vathe,  (traf  und  Kiumen 
besonders  durch  seine  Analyse  der  Composition  des  Hexateuchs 
(s.  Bericht  über  1877,  No.  56)  gewonnen  hatte.  Was  jedoch  die 
mühsame  Analyse  der  Quellen  den  widerstrebenden  Voraussetzungen 
gegenüber  nicht  zu  erreichen  vermochte,  das  hat  WetthdUsen  in 
diesem  packenden  Buche  für  alle  die  geleistet,  welche  ihr  Urtheil 
nicht  von  dem  Missfallen  über  verschiedene  hyperkritische  Auf- 
stellungen oder  über  den  sarkastischen  Ton  der  Polemik  abhängig 
machen.  In  wahrhaft  plastischer  Gestalt  werden  dem  Leser  die 
drei  grossen  Quellengruppen  des  Jehovisten  mit  dem  älteren 
(vulgo  jüngeren)  Elohisten.  des  Deuteronomikers  und  des  späteren 
Elohisten  (Q  oder  Priestercodex)  vor  die  Augen  gestellt  und  nach 
ihrer  verschiedenen  Stellung  zu  gewissen  Hauptfragen  (Cultus- 
einheit,  Priesterthum  u.  s.  w.)  charakterisirt.  Ein  zweiter  Theil 
liefert  sodann  von  der  Chronik  aus  rückwärtsgehend  den  Beweis, 
wie  sich  die  Grundanschauungen  der  jeweilen  massgebenden  Gruppe 
in  der  allmählichen  Umgestaltung  der  historischen  Tradition  ab- 
spiegeln —  ein  Process,  der  sich  in  den  verschiedenen  Quellen- 
schichten der  früheren  Geschichtsbücher  noch  mit  ziemlicher  Sicher- 
heit verfolgen  lässt.  Mag  auch  die  Verschiedenheit  des  historischen 
und  legislativen  Theils  von  Q,  resp.  die  Benutzung  älterer  Quellen 
für  den  ersteren,  noch  dahingestellt  bleiben,  das  punctum  saliens 
des  ganzen  Streites  ist  die  Frage,  wie  bei  dem  Vorhandensein  von 
Q  die  jehovistische  und  selbst  die  deuteronomische  Gesetzgebung 
überhaupt  möglich  war.  abgesehen  von  der  oben  berührten  That- 
sache,  dass  die  Ueberlieferun#en  aus  vordeuteronomischer  Zeit  im 


104)  B.  Badt.  Ursprung,  Inhalt  und  Text  des  4.  Buches  der  sibyllinischen 
Orakel.  Eine  Studie.  Breslau  1878.  24  \>\>.  4.  —  rec.  von  Aug.  Hilgeiifeld, 
in  Ztsclir.  f.  wiss.  Theol.  XXII,   1. 

L05)  Josephus  Antiquities  oftheJews,  translated  by  IT.  Whiston.  London 
(Ward    and    Lock)    I87S.      8.      2  s. 

106)  Josepbus  Wars  of  the  Jows,  translated  by  W.  Whiston.  London 
(Ward  mikI   Lock)    187s.     8.     ■_'  s. 

107)  ./'//.  Wellhausen.  Geschichte  Israels.  In  zwei  Banden.  Erster 
Band.  Berlin  (Reimer)  ists.  VIII,  442  pp.  8.  M.  6.  —  rec.  von  Kautzsch 
in  ThLZ.  1879,  No.  L' ;  vod  .1.  Kuenen  in  Theol.  Tijdschr.,  Jan.  1870;  von 
Bloch  in  Jüd.  LI!  L879j  I  ".'!;  in  I'n.t.  KZ.  1879'  No.  6;  in  N.  ev.  KZ. 
1879,  No.  f.;  von  Robertson  Smith  in  Ac,  17.  Mai  1879;  von  B.  S.  in  LC. 
1879,  No    26, 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  IsraeVs.  25 

Ganzen  ebenso  mit  dem  Jehoyisten  zusammenstimmen,  wie  die  des 
Josianiscben  Zeitalters  mit  dem  Deuteronomiker  und  die  nach- 
exilischen  mit  Q.  Dass  der  so  gewonnene  Einblick  in  das  that- 
säehliche  Verhältniss  der  Hauptquellen  zu  pinander  nicht  nur  ein 
besseres  Verstäudniss  der  äusseren  Geschichte  Israels,  sondern  vor 
allem  eine  tiefere  Würdigung  der  religionsgeschichtlichen  Ent- 
wicklung, obenan  der  im  Prophetismus  vorliegenden,  zur  Folge 
haben  muss,  ist  von  WeUkausen  selbst  gebührend  hervorgehoben 
worden,  wobei  wir  übrigens  seine  offenbare  Unterschätzung  der 
religionsgeschichtlichen  Bedeutung  des  Priestercodex  nicht  zu  th eilen 
vermögen.  Nach  einem  Referat  über  diese  eingreifende  Leistung 
dürfen  wir  uns  über  einige  andere  Darstellungen  um  so  kürzer 
fassen.  Das  mehr  populär  gehaltene  Handbuch  von  Langhaus 108) 
ist  im  Berichtjahr  bis  zur  4.  Lieferung  gediehen:  Obermüller109) 
macht  sich  anheischig,  die  Genesis  des  Judenthums  sammt  der  des 
Christenthums  und  Islams  aus  allen  möglichen  Quellen  darzuthun. 
Der  hierher  gehörige  dritte  Theil  des  Werkes  von  Bavet110),  der 
seine  Orakel  ohne  Kenntniss  des  Hebräischen  zum  besten  giebt, 
fusst  auf  der  Voraussetzung,  dass  kein  hebräischer  Prophet  vor 
Cyras,  die  meisten  erst  in  hellenistischer  Zeit  bis  herab  ins  erste 
Jahrh.  nach  Christus  geschrieben  haben.  Eine  summarische  Ge- 
schichte der  Juden  von  Mihnan111)  erschien  in  neuer  Auflage, 
sowie  von  Green's 112)  Geschichte  der  getheilten  Reiche  eine  Fort- 
setzung. Die  nicht  minder  summarische  Geschichte  der  Juden  und 
ihrer  Literatur  von  Baerk113)  (s.  Bericht  über  1877.  No.  154) 
wurde  mit  der  5.  Lieferung  abgeschlossen.  Die  Beziehungen  Israels 
zu    den    fremden  Völkern    behandeln   Berger11*),    Z'öckhr115)    und 


108i  Ed.  Langhans.  Handbuch  der  bibl.  Geschichte  und  Literatur. 
Nach  den  Ergebnissen  der  heutigen  Wissenschaft.  3. —  4.  Lief.  (p.  329 — 584). 
Bern   (Dalp)    1878.      8.      M.  3.60. 

100)  Wilh.  ObermvMer.  Die  Entstehung  der  Hebräer.  Juden  wie  Israeliten, 
d.  Christenthums  u.  d.  Islam.  Nach  egypt.,  griech.,  assyr.-babyl.,  hebr.  u.  arab. 
Quellen   historisch  ethnologisch   dargestellt      Wien  1878.     VIII.   265   pp.     8.     M.  4 

110)  Kniest  Havel.  Lc  Christianisme  et  ses  origines.  Tom.  III.  Le 
Juda'isme.       Paris    (Levy)    1878.       XXI.    519    pp.       8.      fr.  7.50.    —    reo.    von 

Ch.   Bruston  in   Revue   theolog.,  Apr.    1870.  p.  303   fg. 

111)  H.  H.  Milium,.  EBstory  of  the  Jews.  New  ed.  Lond.  iRoutledge) 
1878.     8.     3  s.  6  d. 

112)  S.  G.  Green.  Kingdoms  of  Israel  and  Judah  after  the  disruption. 
Pt.  II  (Tö  the  restoration  of  Jerusalem).  London  1878.  154  pp.  8.  is.  den 
Jahresber.  über  1877,  No.  170.) 

ll.ii  S.  Baeck.  Die  Geschichte  des  jüd.  Volkes  und  seiner  Literatur  vom 
babylon.  Exile  bis  auf  die  Gegenwart.  Uebersichtlieh  dargestellt.  4.  u.  5.  Lief, 
(p.   273—448).     Lissa  (Scheibel)    1878.     ä  M.  1. 

114)  Ph.  Berger.  Israel  et  les  peuples  voisins:  Seanee  de  rentree  des 
cours  de  la  faculte  de  theol.  protest.  de  Paris,  le  7.  Nov.  1878.  —  Paris 
(Sandoz  et  Fischbacher)  1878.  28  pp.  8.  —  ree.  in  Revue  de  theol.  et  de 
philos.  (Lausanne),  Jan.   1879. 

115)  O.  Zöckler.  Assyriens  und  Aegypteus  Denkmale  in  ihrem  Ver- 
hältnisse zur  heil.   Schrift:  Beweis  des  Gl.,  Nov.   1878 


26        Kautzsch,  Hebräische.  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

Viyoi(ivi(.iilii),  letzterer  in  einer  zweiten  Auflage  des  im  vor- 
jährigen Berieht  unter  No.  161  erwähnten  Werkes.  Die  Ueber- 
einstiminung  der  Bibel ,  resp.  der  Vulgata ,  mit  der  aegyptischen 
und  assyrischen  Chronologie  sucht  Ra-ska111)  in  einem  schwer 
gelehrten  Buche  zu  erweisen,  welches  doch  trotz  alles  apologetischen 
Eifers  durch  die  willkürliche  Behandlung  des  hebräischen  Textes 
und  die  Sucht  nach  kühnen  Hypothesen  den  Leser  abstösst. 
A.  Söholzli8)  erörtert  die  Beziehungen  zwischen  der  Aegyptologie 
und  dem  Pentateuch ,  während  der  geschickt  zusammengestellte 
Vortrag  von  Nowach11?)  über  das  Verhältniss  der  biblischen  zu 
den  assyrischen  Quellen  in  der  Hauptsache  auf  dem  bekannten 
Buche  von  Schröder  beruht.  Unter  den  Specialarbeiten  zur  israe- 
litischen Geschichte  verdient  das  schwungvoll  geschriebene  und 
exegetisch  tüchtige ,  übrigens  streng  conservativ  gehaltene  Buch 
von  Tomkms12®)  über  die  Zeiten  Abrahams  eine  Hervorhebung. 
Die  Geschichte  Josephs  behandelt  ein  Programm  von  Wächter1?1) 
nach  Bibel,  Targum  und  Qoran,  ein  Autsatz  Natville's ,22)  die 
Israeliten  in  Egypten.  Den  Vorwurf  der  Entlehnung  des  Mosais- 
mus  aus  dem  Aegypterthum  entkräftet  Mannhewier123)  durch  eine 
nicht  ungeschickte  Darlegung  der  tiefgehenden  Differenzen  zwischen 
beiden.     Den  Wüstenzug   der  Israeliten  bespricht  Ledrain12*);   de 


116)  F.  VigourOUX.  La  Bible  et  les  decoüvertes  modernes  en  Palestine, 
en  Egypte  et  en  Assyrie  etc.  2'  ed.,  revue  et  augmentee.  Paris  (Berche  et 
Tralin)   1878.     3  vols.     VIII,   1313  pp.     12. 

117)  Joli.  Raska  (Prof.  in  Budweis).  Die  Chronologie  der  Bibel  im  Ein- 
klang mit  der  Zeitrechnung  der  Egypter  und  Assyrier.  Wien  (Braumüller) 
1878.  XIV,  354  pp.  8.  KI.  6.  —  rec.  von  Zöckler  in  Bew.  d.  GL,  Nov.  1878, 
p.   ö67   fg.;  in  LC.   1879,  No.   29;   in   HC.   1879,  No.   28. 

118)  .1.  Schulz.  Die  Aegyptologie  und  die  Bücher  Mosis.  Würzburg 
1878.  139  pp.  8.  Mit  2  Uthograph.  Tafeln.  M.  2.40.  —  rec.  von  Rohling 
in  Lit.  Rundschau    1878,  No.    10. 

II  li)  Nowack.  Die  assyrisch-babylonischen  Keil-Inschriften  und  das  A. 
Testament.  Berlin  (Mayer  u.  Müllerl  1878.  28  pp.  8.  M.  0.75.  —  ree.  von 
Baudissin   in  ThLZ.    1878,  No.   16;    von   Schröder  in  JLZ.   1878,  No.   44. 

120)  //.  Gr.  Tonüdns.  Studies  on  the  Times  of  Abraham.  London 
(Bagster)  1878.  —  rec.  von  T.  K.  Chcijnc  in  Ac,  11.  Jan.  1879;  in  Ath. 
15.   März    IS79. 

121)  .1.  Wächter.  Josephs  Geschichte  nach  dem  Genesistext  und  dein 
Targum  des  Onkelos  und  der  Jüsuf-Süre  des  Koran.  Rudolstadt  (Progr.  des 
Gyuinas.)    1878.      41    pp.       I. 

122)  Ed.  Navllle.  Les  Israelites  en  Egypte:  liev.  ehret.  Tom.  XXV, 
No.  2. 

123)  3£.  Mannheimer.  Der  Mosaismus  im  Gegensatz  zum  Aegypterthum. 
Forts.:  .lud.  Lit.-Bl,  1S78,  No.  41.  —  Das  Ganze  auch  separat  erschienen  u,  d.  T.: 
Der  Mos.  und  das  Aegypterthum  in  rolij;.  und  politisch-socialer  Beziehung. 
Magdeb  (Selbstverl.  des  Verf.)  1878.  :S4  pp.  8.  —  rec.  von  K.  Hagenmeyer 
in   JLZ.    1879,  No.   22. 

124)  K.  Ledrain.     Israel   dans  le  desert:  Le  Contcmporain,  Jan.   1878. 


ii ml,  biblische  Theologie,  Geschichte  IsraeVs.  27 

Mas  LatrieVi0)  die  ersten  Herren  des  Ostjordardands,  Hofmeister  126) 
den  Kriegszug  des  Moses  und  Josua.  Bei  Gelegenheit  eines  Auf- 
satzes von  VigourautB121)  über  Salomo  gedenken  wir  zugleich  eines 
solchen  von  Goergens12*) ,  welcher  für  die  Ansetzung  von  Ophir 
in  Arabien  plaidirt.  Auf  die  nachexilische  Geschichte  bezieht  sich 
ein  Aufsatz  von  Tauber m)  über  die  antijüdischen  Edicte  der 
Hellenen,  sowie  eine  instractive  Untersuchung  von  Schnrcr13") 
über  den  Versammlungsort  des  Synedriums.  Darnach  kam  diese 
Behörde  in  der  Regel  nördlich  von  der  Xystusbrücke  auf  dem 
Tempelberge  zusammen  und  nur  ausnahmsweise  (wenn  die  Tempel- 
fchore geschlossen  waren)  im  Hause  des  Hohenpriesters.  ( 'Tiaplm  l3t) 
giebt  eine  Notiz  über  die  Bevölkerung  von  Jerusalem  während  der 
Belagerung  durch   Titus. 

Von  den  AI  t  e  rthüin  e  rn  der  Bibel  sind  die  religiösen  durch 
den  Leitfaden  von  Sehaefer132)  vertreten,  eine  nützliche  Zusammen- 
stellung des  Stoffs,  doch  ohne  Unterscheidung  der  verschiedenen 
Stufen  der  geschichtlichen  Entwickelung.  In  das  Gebiet  der  Rechts- 
alterthümer  gehört  eine  Studie  von  GasteUt133)  und  ein  Aufsatz 
von  Fenton13*),  in  das  der  biblischen  Naturgeschichte  eine  Arbeit 
von  Smith135)  über  die  Pflanzen  der  BibeL  Die  Berührungspunkte 
zwischen  der  Bibel  und  den  altheidnischen  Religionen  erörtert  der 


125)  L.  de  Mas  Latrie.  La  terre  an  dela  du  Jourdain  et  ses  premiers 
seigneiirs:  Biblioth.   de  l'ecole  des  chartes   1878.  5    et  0,  p.   416 — 20. 

126)  K.  Hoffmeister.  Moses  u.  Josua.  Eine  kriegshistorische  Studie 
Nach  den  Aufzeichnungen  der  heil.  Schrift  als  Beitrag  zur  Gesch.  des  jiid. 
Kriegszuges  verf.    Hiezu  1  Tafel.     Wien  (v.  Waldheim)  1878.    5;;  pp.     8.    M.  1. 

r.'7>  F.  Vigouroux.  Le  roi  Salomon:  Revue  des  questions  historiques, 
1.  Juli   1878,  p.  5— 79. 

128)  Goergens.     Das  alttestam.  Ophir:    Stud.  u.  Krit.   1878,  3,  p.  458  ff 

129)  J.  Tauber.  Zu  den  Edicten  der  Hellenen  gegen  die  Juden:  Jüd. 
LB.    1878,  No.   26,  p.    103   fg. 

130)  E.  Schürer.  Der  Versammlungsort  des  grossen  Synedriums.  Ein 
Beitrag  zur  Topographie  des  herodianischen  Tempels:  Theol.  Stud.  u.  Krit.  187  8. 
IV,   p.   608— 26. 

131)  Tli.  Chaplin.  Note  on  the  popnlation  of  Jerusalem  during  the 
siege  by  Titus:  Ath.,  23.  Febr.   1878. 

132)  Beruh.  Schaefer.  Die  religiösen  Alterthümer  der  Bibel.  Leitfaden 
für  akad.  Vorlesungen  u.  zum  Selbstunterricht.  Mit  1  lith.  Tafel.  Münster 
(Theissing)  1878.  X.  208  pp.  8.  M.  3.  —  rec.  von  Neteler  in  Lit.  Hand- 
weiser  222;  von  Rohling  in  Lit.  Rundschau,  1878,  No.  7:  in  ..Katholik".  Mai 
1878;  von  Schanz  in  Tüb.  theol.  Quartalschr.  1878,  H.  3;  von  Bickell  in 
Ztschr.  f.  kath.  Theol.  11.  4:  von  J.  Knabenbauer  in  Stimmen  aus  Maria-Laaeh 
1878.  H.   5.  p.  545;    von   Baudissin  in  ThLZ.   1878,  No.   17. 

133)  D.  Castelli.  II  diritto  di  testare,  nella  legislazione  ebraica:  studio. 
Florenz   (lc   Molinien    1878.      60   pp.      8.   (nicht  im   Buchhandel). 

134)  J.   Fentoii.     The  Goel:   Theolog.  Review,  Okt.   1878.  p.  495—513. 

135)  John  Smith.  Bible  Plauts,  their  history  with  a  review  of  the  opi- 
nions  of  various  writers  regarding  their  identification.  London  fHardwicke  and 
Bogue)    1878. 


28       Kautzsch,  Hebräische  Spmchkunde,  alttestamentliche  Exegese 

Würzburger  Katholik  Fischer X3S)  laut  Vorwort  in  der  Absicht, 
eine  kritisch  geläuterte  und  dem  jetzigen  Standpunkt  der  Wissen- 
schaft entsprechende  Reproduction  von  Laken?,  „Traditionen  des 
Menschengeschlechts"  zu  liefern.  Diesen  Zweck  verfolgt  Fischer 
an  der  Hand  der  besten  Hülfsmittel,  obschon  er  dabei  die  nöthige 
Strenge  in  der  kritischen  Sichtung  der  Quellen  bisweilen  vermissen 
lässt;  zudem  treten  über  der  Hervorhebung  der  (oft  zufälligen) 
Berührungspunkte  die  nicht  minder  wichtigen  Differenzen  allzusehr 
in  den  Hintergrund.  Baudissinxsl)  behandelt  in  einem  zweiten 
Heft  der  Studien  zur  semitischen  Religionsgeschichte  erstlich  den 
Begriff  der  Heiligkeit  im  A.  T.  •  -  eine  Althandlung  von  fast 
erschöpfender  Gründlichkeit  -  -  sodann  die  „heiligen  Gewässer, 
Bäume  und  Höhen  bei  den  Semiten,  insbesondere  bei  den  Hebräern"; 
letztere  Untersuchung  steht  mit  der  über  die  Heiligkeit  insofern 
in  Zusammenhang,  als  auch  sie  darauf  ausgeht,  die  schlechthin 
himmlische  Natur  der  semitischen  Gottheiten  zu  beweisen. 

Die  Darstellungen  der  altt  e  s  t  am  en  tli  ch  e  n  Theologie 
erfuhren  eine  erfreuliche  Bereicherung  durch  die  Neubearbeitung 
des  rühmlichst  bekannten  Werkes  von  Schultz l38).  In  derselben 
ist  die  frühere  Trennung  des  Mosaismus  und  Prophetismus  und 
damit  die  Zerlegung  des  Werkes  in  zwei  Bände  aufgegeben  und 
statt  des  Anschlusses  an  das  dogmatische  Schema  mehr  eine  Ent- 
wickelung  vom  Mittelpunkt  des  Heilsbewusstseins  aus  angestrebt. 
Von  weit  grösserer  Tragweite  war  jedoch  für  die  neue  Bearbeitung 
der  Umstand,  dass  sich  der  Verfasser  nunmehr  gleichfalls  zur 
Anerkennung  der  sogenannten  Graf  sehen  Hypothese  bewogen  gesehen 
hat  und  demgemäss  den  Priestercodex  als  den  Abschluss  der  eigent- 
lichen Literatur  über  die  Urzeit  betrachtet.  Allerdings  werden 
die  Consequenzen  dieser  veränderten  Anschauung  über  das  Verhält- 
niss  der  Quellen  in  einer  dritten  Auflage  noch  stärker  hervortreten 
müssen,  als  es  uns  in  der  zweiten  der  Fall  zu  sein  scheint.  Vor 
allem   wäre  auch  ein  Aufgeben   der  irreführenden  Bezeichnung  des 


13Gt  Engelbert  hör.  Fischer,  lleiilonthuin  oder  Offenbarung:  Religions- 
geschiehtliche  Studien  über  die  Berührungspunkte  der  ältesten  heiligen  Schriften 
der  Inder,  Perser,  Babylonier,  Assyirer  und  Aegypter  mit  der  Bibel,  auf  Grund 
der  neuesten  Forschungen.  Mainz  (Kirchheim)  187«.  XX,  343  pp.  8.  —  rec. 
von  Zöchler  in   Beweis  des   GL,   Nov.   1878,  p.   .r>73   fg. 

137)  Wulf  Wilk.  Graf  Baudissin.  Studien  zur  seinit.  Religionsgeseh. 
2.  Heft.  Leipzig  (Grunow)  1878.  VIII,  285  pp.  8.  M.  8.  —  rec.  von 
/•.'.  Schröder  in  JLZ.  1879,  No.  2  (beide  Hefte);  von  A.  Kuenen  in  Theol. 
Tijdschr.,  Jan.  1879.;  von  Wellhausen  in  GGA.  1879,  No.  4;  von  Th.  N.  in 
LC.  1879,  No.  12;  von  Kautzsch  in  ThLZ.  L879,  No.  11;  in  Ac,  7.  Juni 
1879;  von  Clermont- Ganneau  in  RC.  1879,  No.  36;  von  J.  J.  P.  Valeton 
in  Studien,  V,  2,  p.  244  sq.;  von  /•.'.  Riehm  in  Stud.  u.  Krit.  1880,  I,  p.  1(19—89. 

138)  I lernt.  Schultz.  Alttestam.  Theologie.  Die  Offenbarungsreligion  auf 
ihrer  vorchristl.  Entwirkelungsstufe.  2.  völlig  umgearb.  Aufl.  Frankf.  a.  M. 
fHeyder  und  Zimmer)  187s.  XII,  838  pp.  8.  M.  15.  —  rec.  von  A.  Kuenen 
in  Theol.  Tijdschr.,  Jan.  1«79;  von  L.  Schulze  in  Bew.  d.  GL,  Aug.  1879; 
in  LC.   1879,  No.   30;    von    W.   Baudissm  in  ThLZ.   1879,  No.   20, 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  IsraeVs.  29 

Priesterbuches  \\\\i  A  zu  wünschen.  Ueber  den  gegenwärtigen 
Standpunkt  der  alttestam  entlichen  Theologie  handelt  ein  instructiver 
Aufsatz  von  Köstlin1™),  über  die  Ethik  des  A.  T.  Edyar14i}). 
Unter  den  Arbeiten  über  einzelne  Funkle  der  biblischen  Theologie 
verdient  an  erster  Stelle ,  obwohl  nur  theilweise  hierher  gehörig, 
das  gediegene  Werk  von  Zöckler141)  über  die  Beziehungen  zwischen 
Theologie  und  Naturwissenschaft  Erwähnung,  sofern  es  sich  in 
demselben  besonders  um  die  Geschichte  der  Anschauungen  über 
den  mosaischen  Schüpfungsberieht  handelt.  In  engerer  Fassung 
behandeln  dasselbe  Thema  Glaubrecht142),  Zart1*3)  und  die  dritte 
Auflage  des  Werkes  von  Thomassen144).  Die  seitdem  auch  ins 
Deutsche  übersetzte  holländische  Brochure  von  Hecker 145)  über 
die  Israeliten  und  den  Monotheismus  erörtert  die  Bedeutung  des 
letzteren  für  Israel  und  die  Menschheit,  nicht  ohne  Beimischung 
von  mancherlei  abseits  liegenden  Gedanken  und  ohne  rechtes  Ver- 
ständniss  für  das  Wesen  der  alttestamentlichen  Religion.  Meig- 
na,7i146)  behandelt  die  in  den  Büchern  Samuelis  enthaltenen  mes- 
sianischen  Weissagungen.  Die  bereits  im  vorigen  Bericht  (Mo.  202) 
erwähnte  Inaugural-Dissertation  von  l\  eitdf/141)  über  die  Begriffe 
Fleisch  und  Geist  im  biblischen  Sprachgebrauch  erschien  in  deutscher 
Umarbeitung ;  die  Becension  dieser  Monographie  von  Höhten  (s.  u.) 


139)  F.  Köstliti.  Ueber  den  gegenwärtigen  Stand  der  Alttestam.  Theologie: 
Prot.  KZ.    1878,  Sp.   127  —  137. 

140)  R.  M.  Hdga/r.  Old  Testament  morality :  British  and  Foreign  Evaugel. 
Review,  Jan.  1878,  p.    1—32. 

141)  O.  Zöckler.  Geschichte  der  Beziehungen  zwischen  Theologie  u. 
Naturwissenschaft,  mit  bes.  Rücksicht  auf  Schöpfungsgesch.  I.  Abth.  Von  den 
Anfängen  der  christl.  Kirche  bis  auf  Newton  u.  Leibnitz.  1.  u.  2.  Hälfte. 
Gütersloh  1878.  XII,  779  pp.  8.  M.  C.  —  rec.  in  Allgem.  Miss.-Ztschr.,  März 
1878-,  in  LC.  1878,  No.  2G;  von  Schanz  in  Theol.  Quartalschrift  LX,  2;  von 
O.   Bindewald  in  Ztschr.  f.  luth.  Theol.  u.  Kirche   1878,  IV. 

142)  C.  Glaubrecht.  Bibel  und  Naturwissenschaft  in  vollständ.  Harmonie 
nachgewiesen  auf  Grund  einer  neuen  empirischen  Naturphilosophie.  I.  Bd.: 
Darstellung  der  neuen  empir.  Naturphil,  mit  einer  neuen  Theorie  der  Entstehung 
der  sedimentären  Formationen.  Leipzig  (Schultze)  1S78.  XII,  555  pp.  8. 
M.  10.  —   rec.  von   F.   in  Allg.   evang.-luth.  KZ.    1878,  No.  42. 

143)  G.  Zart.  Bibel  und  Naturwissenschaft  in  ihrem  gegenseit.  Verhältniss 
dargestellt.     Berlin    1878.      VII,    118  pp.     8.     AI.  2. 

144)  J.  11.  Thomassen.  Bibel  u.  Natur.  Allgem.  verständliche  Studien 
über  die  Lehren  der  Bibel  vom  Standpunkte  der  heut.  Naturwissenschaft  u. 
Geschichte.     3.  AuH.     Lpz.    1878.     X,   267  pp.     8.     AI.  4. 

145)  W.  Hecker.  De  Israelieten  eh  het  monotheisme.  Groningen  (Noord- 
hotf)    1878.     IV,    68    pp.     8.     f.  0.90.  —  rec.    von    Valeton  in  Studien   IV,    3. 

146)  Meignan.  Propheties  messianiques ;  les  propheties  contenues  dans 
les  deux  premiers  livres  des  rois  avoc  une  introduction  sur  les  types  ou  figures 
de  la  Bible.  Paris  (Victor  Palme)  1878.  224  pp.  8.  fr.  6.  —  rec.  von 
M.    Vernes  in  RC.   1878,  No.  48. 

147)  H.  H.  Wendt.  Die  Begrub;  Fleisch  u.  Geist  im  bibl.  Sprachgebrauch. 
Gotha  (Perthes)  1878.  IX,  219  pp.  8.  AI.  3.60.  —  rec.  von  Weiss  in  ThLZ. 
1878,  No.  9;  von  Hülsten  in  LC.  No.  19;  von  Diestel  in  Jahrbb.  f.  d.  Theol. 
XXIII,  3. 


30       Kautzsch,  Hebräische  Sprüchhunde,  alttestamentliche  Exegese 

verdient  als  ein  selbständiger  Beitrag  zu  der  in  Rede  stehenden 
Frage  noch  besondere  Hervorhebung.  Eine  Seite  desselben  Themas 
behandelt  die  Brochure  von  Kleitnetihagen1*8).  Die  Bedeutung 
des  Ausdrucks  käphar  (oder  vielmehr  kippär)  im  mosaischen  Cultus 
untersucht  Listor*i9).  Die  Frage  nach  den  Spuren  einer  Un- 
sterblichkeitshoffnung im  A.  T.  hat  auch  diesmal  ihre  alte  An- 
ziehungskraft behauptet:  unter  den  Beantwortern  derselben:  Bru- 
ston15i}),  Volck151)  und  Bureau15*),  verdient  besonders  der  erst- 
genannte eine  rühmende  Hervorhebung.  Im  Anschluss  daran  gedenken 
wir  zugleich  des  Aufsatzes  von  Warrar 153)  über  die  rabbinische 
Eschatologie. 

Das  Verhältniss  der  alttestamentlichen  Chokhma  und  des  Logos 
in  der  jüdisch  -alexandrinischen  Religionsphilosophie  erörtert  der 
Katholik  KlasetiXbi)  von  einem  Standpunkt  aus,  welchem  das 
Zugeständniss  einer  Verwandtschaft  beider  als  eine  Art  Ketzerei 
erscheint.  Dagegen  bildet  die  formell  und  inhaltlich  gleich  anziehende, 
wenn  auch  nicht  erschöpfende  Darstellung  der  religiösen  Ideen  in 
Palästina  zur  Zeit  Christi  von  Stapfet- lbb)  eine  würdige  Ueber- 
leitung  zu  den  Arbeiten  auf  dem  Grenzgebiet  zwischen  der 
alt-  und  neutes  tarnen  fliehen  Forschung.  Diesem  Grenz- 
gebiet gehören  an :  die  zweite  Auflage  der  hebräischen  Ueber- 
setzung  des  N.  T.  von  Delitzsch  (s.  Bericht  über  1877,  No.  218). 


148)  //.  Kleimemhagen.  Die  Natur  des  Geistes  nach  der  mosaischen 
Lehre.     Leipzig  (Baumgärtner)    1878.     55   pp.      8.     M.  1. 

149)  A.  Listuv.  Was  bedeutet  im  mosaischen  Cultus  das  Versöhnen 
(ISO):  Theol.  Tidskr.    1878,  H.   6. 

15(i)  (Jh.  Bruston.  L'idee  de  l'immortalite  de  l'äme  chez  les  Pheniciens 
et  chez  les  Hebreux.  Discours  prononce  .  .  .  dans  la  facultti  de  Montauban. 
Seance  publ.  de  rentree  le  16.  Nov.  1878.  Montauban  (Macabiau-Vidallet)  1878. 
33  pp.  8.  [abgedr.  in  Rev.  theol.  Jan.  1879,  p.  199— 231].  —  rec.  von 
H.  Vuüleumier  in  Rev.  de  theol.  et  de  philos .,  März  1879;  von  Baudissin 
in   ThLZ.    1879,  No.    18. 

151)  W.  Volck.  Der  Tod  und  die  Fortdauer  nach  dem  Tode  nach  der 
Lehre  d.  A.  T:  Mittheilungen  und  Nachrichten  f.  d.  evang.  Kirche  in  Russland, 
Dec.    1878.   p.   533—48. 

152)  L.  Bureau.  Sur  la  croyance  a  l'immortalite  de  l'äme  chez  les  Heb- 
reux (extrait  d'une  lettre  adressee  k  M.  de  Quatrefages).  Paris  (Hennuyer). 
12  pp.     8.;    vergl.  Bulletin   de  la  Societe  d'Anthropol. ,    Par.   1877,  p.  4G2 — 74. 

153)  Farrar.     Rabbinic  Eschatology:  The  Expositor.  Apr.   1878. 

154)  Franz  Klasen.  Die  alttest.  Weisheit  und  der  Logos  der  jüd.-alexandr. 
Philosophie  auf  histor.  Grundlage  in  Vergleich  gesetzt.  Beitrag  zur  Christologie. 
Freiburg  i.  Br.  (Herder)  1878.  VI,  87  pp.  8.  M.  1.80.  —  rec.  von  Schäfer 
in  Lit.  Hdweiser  1878,  No.  18;  in  Katholik,  neue  Folge  Bd.  21,  Febr.;  von 
Hayd  in   Lit.   ßdschau   1879,  No.  5;   von  Schüret-  in   ThLZ.   1878.  No.   12. 

155)  Edm.  Stapfer.  Les  Idees  religieuses  en  Palestine  ä  l'epoque  de 
Jdsus-Christ.  '.'•  editiön.  Paris  (Sandoz  et  Pischbacher)  1878.  XX.  230  pp. 
12,  fr.  8.50.  —  rec.  von  Schürer  in  ThLZ.  1878,  No.  17;  in  Kevin'  de 
theol.  et  philos.,  Juli  lsTS:  von  Gr.  Meyer  in  Rev.  chr^tiehno,  Jan.  1879, 
p.  57   fg. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  IsrcteVs*  31 

welcher  der  Verfasser  nunmehr  statt  des  Codex  Sinaiticus  aus 
triftigen  Gründen  den  Textus  receptus  zu  Grunde  gelegt  hat,  unter 
Beifügung  der  Varianten  aus  den  ältesten  Zeugen :  ferner  ein  Auf- 
satz von  ElmslielbG)  über  die  Sprache  Christi,  und  das  lange  vor- 
bereitete Werk  von  Boehl1&1)  über  die  alttestamentlichen  Citate 
im  N.  T.,  welches  auch  denen  mannigfache  Belehrung  bietet,  die 
weder  den  dogmatischen  Standpunkt  des  Verfassers,  noch  seine 
gewagte  Hypothese  von  einer  (wesentlich  aus  den  LXX  geflossenen) 
aramäischen  Volksbibel  zur  Zeit  Jesu  zu  theilen  vermögen.  Die 
Horae  Hebraicae  et  Talmudicae  von  Delitzsch 15s)  (vergl.  Bericht 
über  1877,  No.  219)  wurden  durch  zwei  weitere  Beiträge  vermehrt. 
Einen  ähnlichen  Zweck  verfolgen  II  lii tsche's  l59)  Neue  Beiträge  zur 
Erläuterung  der  Evangelien  aus  Talmud  und  Midrasch.  Dieselben 
enthalten  allerlei  nützliche  und  dankenswerthe  Nachträge  zu  den 
bekannten  älteren  Werken  dieser  Art ;  allerdings  würde  eine  bessere 
Sichtung  des  Stoffs  und  eine  grössere  Sorgfalt  bei  der  Herausgabe 
den  Werth  dieser  Arbeit  noch  beträchtlich  erhöht  haben.  Aus 
BiesenthaFs160)  mit  den  Mitteln  rabbinischer  Gelehrsamkeit  unter- 
nommenem Commentar  über  den  Hebräerbrief  gehört  hierher  vor 
allem  die  Rückübersetzung  dieses  Briefs  in  die  Sprache  der  Mischna; 
denn  in  dieser  ist  nach  dem  Verfasser  der  Brief  ursprünglich  von 
Paulus  geschrieben  worden,  was  nur  dogmatische  Befangenheit  und 
die  Sucht  nach  grammatischen  Spitzfindigkeiten,  abgelöst  von  histo- 
rischer Kritik,  bisher  habe  leugnen  können.  Ohne  durch  dieses 
Anathema  von  jener  Befangenheit  und  Sucht  geheilt  zu  sein, 
acceptiren  wir  doch  mit  Dank  die  archäologische  und  sonstige 
Belehrung,  die  der  Verfasser  auch  dem  nicht  durch  ihn  bekehrten 
Leser  spendet.    Zum  Schluss  gedenken  wir  noch  einiger  interessanter 


150)  W.  G.  Elmslie.  A  note  on  the  discussion  regarding  the  language 
of  our  Lord:  British  and  For.  Evang.  Rev.,  Juli   1878,  p.    616 — 18. 

157)  Eduard  Boehl.  Die  alttestam.  Citate  im  Neuen  Test.  Wien  (Brau- 
müller) 1878.  XXYlII,  352  pp.  8.  M.  6.  —  rec.  von  H.  Str.  in  LC.  1878, 
No.  30;  von  Schürer  in  TliLZ.  1878,  No.  18;  von  L.  T.  in  Rev.  de  theol. 
et  de  philos.,  März   187lJ. 

10%)  Franz  Delitzsch.  Horae  Hebraicae  et  Talmudicae  XI  Philipperbrief : 
Ztsclir.  für  die  ges.  lutli.  Theol.  und  Kirche  1878.  2,  p.  209  ft'.;  XII  Colosser- 
brief  ibid.  3,  p.  401—10. 

159)  Aug.  Wünsche.  Neue  Beiträge  zur  Erläuterung  der  Evangelien  aus 
Talmud  u.  Midrasch.  Göttingen  (Vandenhoeck  u.  Ruprecht)  1878.  XI,  566  pp. 
8.  M.  11.  —  rec.  von  Schürer  in  ThLZ.  1878,  No.  8;  in  Jüd.  LB.  1878, 
No.  15;  von  H.  Str.  in  LC.  1878,  No.  22;  von  W.  Nowack  in  JLZ.  1879, 
No.   3;  von  J.  Löte   in  Ztschr.  f.  Völkerpsyeh.  X,  p.   469. 

160)  J.  H.  R.  1 3 iese n t lud.  Das  Trostschreiben  des  Apostels  Paulus  an 
die  Hebräer  kritisch  wiederhergestellt  und  sprachlich,  archäologisch  und  biblisch- 
theologisch erläutert.  Leipzig  (Fernau)  1878.  XH ,  362  pp.  8.  M.  10.50.  - 
rec.  von  G.  Str.  in  LC.  1878,  No.  45;  von  W.  Sanday  und  J.  T.  Fotvler 
in  Ac,  1.  Febr.  1879;  von  A.  Wabnitz  in  Rev.  theol.,  Apr.  1879,  p.  396 — 400; 
von   P.    Ühapuis  in  Rev.   de  theol.  et  de  philos.,  Mai    1879,    p.   299 — 304. 


32   Kautzsch,   ftebräiscke  Sprachhimde,  alttestamembliche  Exegese  etc. 

Notizen    von    R'ösch1^1)    über    die    verdeckte    Benennung    der    drei 
Säulenapostel  im  Talmud. 

Aus  dem  Bereich  der  samaritanisrhen  Studien  ist  nur  die 
Fortsetzung  der  Horae  Samaritanae  von  Pick}*2)  (vergl.  Bericht 
über  1877,  No.  224)  und  ein  Aufsatz  von  Ajipel1^)  zu  erwähnen. 


IG  1 )  Gr.  Rösch.  Die  drei  Säulenapostel  in  der  G-eheimsprache  des  Talmud: 
Theol.  Stud.   u.   Krit.   187«,  U.   3. 

102)  B.  Pick.  Horae  Samaritanae.  Deuteronomy:  Biblioth.  Sacra.  Apr. 
1878.  p.  309— 25. 

163)  Appel.     Ueber  Samaritaner:  Jüd.  LB.  VII,  p.   14—18. 


33 


Rabbi nica   und  Judaica. 

Von 

A.  Berliner. 

Die  literarischen  Erscheinungen  auf  den  in  der  Ueberschrift 
bezeichneten  Gebieten  werden  wir  in  zwei  Abtheilungen  bringen 
können,  in  eine,  welche  den  Talmud  und  seine  Zeit,  und  in  eine 
andere,  welche  das  jüdische  Mittelalter  mit  seiner  Geschichte  und 
Literatur  berücksichtigt.  Hieran  mögen  dann  noch  einige  Schrillen 
angereiht  werden,  welche  zwar  weder  zur  einen,  noch  zur  anderen 
Abtheilung  gehören,  die  aber  die  beachtenswerte  Erscheinung 
bieten,  dass  in  ihnen  die  hebräische  Sprache  als  Medium  angewendet 
ist,  durch  welches  die  allgemeinen  Wissenschaften  den  jüdischen 
Kreisen  der  östlichen  Länder  zugeführt  werden.  Mehr  von  diesem 
Büchermärkte .  dessen  alljährliche  Productionen  nach  Tausenden 
zählen,  hier  zur  weiteren  Kenntniss  zu  bringen,  ist  durchaus  nicht 
empfehlenswerth ,  da  solche  Schriften  mit  der  wissenschaftlichen 
Tendenz  dieser  Berichte  nicht  harmoniren.  zudem  selbst  für  eine 
beschränkte  Auswahl  aus  dieser  eigenartigen  Literatur  leitende 
Principien  sich  kaum  auffinden  Hessen. 

Die  erste  Abtheilung  unseres  Berichts  beginnen  wir  mit  dem 
Hinweis  auf  die  endlich  vollendete  Herstellung  einer  schönen, 
handlichen  Ausgabe  des  ganzen  babylonischen  Talmud  in  einem 
gefälligen  Format.  Vor  mehr  denn  16  Jahren  hat  die  Stereotypirung 
dieser  Edition  in  Stettin  begonnen  und  ist  jetzt  nach  mehrfachen 
Unterbrechungen  in  Warschau1)  zu  Ende  geführt  worden.  Einen 
einzelnen  Traktat,  und  zwar  Schekalim,  hat  S.  Taussiy'1)  nach 
Handschriften  edirt  und  commentirt.  —  Die  Variae  lectiones  von 
Uahbinovicz,  über  welche  bereits  im  Vorjahre  (s.  Bericht  1877, 
p.  76)  referirt  worden  und  aus  denen  Nöldeke  an  verschiedenen 
Stellen    seiner    Schriften   und  Airfsätze    auch    sprachliches  Material 


1)  Talmud  babylouicum  nebst  Coinmentareu,  in  25  Quartbänden.  Warschau 
(Sussmaim  u.  Wulf  Jabez).     M.  30. 

2)  Meleches  Sehlome,  enthält  Traktat  Sehekalini,  entnommen  aus  den  ältesten 
Handschriften  zu  München,  edirt  und  commentirt  von  >S.  Taussig.  Krötoschiri 
1877   (München,  Th.  Ackermann).     92   pp.     4.     M.  8. 

Jahresbericht  1878.  3 


34  Berliner,  Rabbinica  und.  Judaica. 

zu  gewinnen  verstanden  hat,  sind  um  einen  Band  3)  vermehrt  worden. 
—  Joel  Müller*)  hat  den  für  die  Geschichte  des  hebräischen 
Schrifttextes  sowohl  als  für  die  der  Liturgie  sehr  wichtigen  Traktat 
Soferim  nach  Handschriften  edirt  und  mit  einer  ausführlichen  Ein- 
leitung versehen.  Derselbe  Verfasser5)  hat  in  einem  hebräischen 
Schriftchen  die  Differenzen  in  Cultus  und  Ritus,  welche  zwischen 
den  Orientalen  und  Occidentalen  bestanden,  nach  den  talmudischen 
und  späteren  Quellen  näher  beleuchtet. 

Von  Uebersetzungen  einzelner  Traktate  des  Talmud  sind  zu 
erwäbnen:  Baba  Mezia  von  Sammler  G),  in  deutscher  Sprache ;  Baba 
Kama  und  Baba  Mezia,  in  geeigneter  Auswahl,  von  Rabbinoioicz 7), 
in  französischer  Sprache,  und  einige  Traktate  der  ersten  Ordnung 
des  palästinensischen  Talmud,  von  Schwab  8),  ebenfalls  in  französischer 
Sprache.  -  -  Demselben  Talmud  haben  ihre  Aufmerksamkeit  zu- 
gewendet Buber9)  und  Schiller- Szinessy  l{)).  Einzelnes  aus  dem 
Talmud    führen    in    Uebersetzungen    vor:    Barclay11),    Fischer12) 


3)  Dikduke  Sofei'im.  Variae  lectiones  in  Misclmam  et  in  Talmud  baby- 
lonicum  quum  ex  aliis  libris  antiquissimis  et  scriptis  et  impi-essis  tum  e  codiee 
Monacensi  praestantissimo  collectae,  annotationibus  instructae  auetore  Raphaelo 
Rahhiitnvi,--.     Pars  IX.    Traet.  Synhedrin.    Mainz  (J.  Bril)  1878.    VI,  3G8  pp.    8. 

4)  Joel  Midier.  Mase.cliet  Soferim.  Der  talmudische  Traetat  der  Schreiber, 
e.  Einleitung  in  das  Studium  der  althebräischen  Graphik,  der  Masora  u.  der 
alljüdischen  Liturgie.  Nach  Handschriften  herausgegeben  und  commentirt.  Leipzig 
(Hinrichs)  1878.    XL1V  (hebr.  Text),  304  pp.     8.    M.  6.  —  Vgl.  oben  p.  10,  No.  5. 

5)  Babylonisch -palästinische  Differenzen  in  Cultus  und  Ritus,  edirt  und 
commentirt  von  ./.  Müller.  Wien  (Schlossberg)  1878.  48  pp.  8.  M.  1.  —  rec. 
von  Hr.  in  LC.  1878,  No.  34;  von  N.  Brüll  in  Jahrbücher  für  jüdische 
Geschichte  u.  Literatur  IV,  p.   169—173. 

6)  Talmud  babylonicum,  Traktat  Baba  Mezia,  mit  deutscher  Uebersetzung 
und  Erklärung.  Berlin,  1878.  Selbstverlag  des  Verfassers  Dr.  A.  Sammter 
in  Berlin  und  in  Commission  bei  J.  Kauffmann  in  Frankfurt  a.  M.  VI,  174  pp. 
fol.      M.  30,  auf  Velinpapier  M.  45.  —   rec.    von   Br.   in  LC.   1879,   Sp.   1441. 

7)  Legislation  civile  du  Talmud.  Nouveau  commentaire  et  traduction  critique 
du  traitt:  Baba  Kama,  par  /st.  Mich.  Rabbi noin'cz.  Tome  II.  Paris  1878. 
LXXXIV,  511  pp.  8.  fr.  20.  Tome  III.  Baba  Mezia.  das.  1878.  LXX, 
«78  pp.  8.  fr.  20.  —  rec.  in  Israelit  (Mainz)  1878,  No.  12;  in  Hebr.  Biblio- 
graphie  1878,  p.  30. 

8)  Le  Talmud  de  Jerusalem,  traduit  pour  la  premiere  fois,  par  Mo'ise  Schwab. 
Tome  II.  Traites  Pea,  Demai,  Kilaim,  Schebiith.  Paris  1878.  LH,  436  pp. 
8      fr.  10. 

9)  Die  angebliche  Existenz  eines  jerusalemischen  Talmuds  zur  Ordnung 
Kodascbim,  von  S.  Buber:  Magazin  für  die  Wissenschaft  des  Judenthums 
1878,  p.   100—1(15. 

10)  Oceasional  notices  of  bclirew  manuscripts.  I.  Description  of  the  Leyden 
Ms.  of  fche  Palcstiuian  Talmud.  II.  The  Palcstinian  recension  of  the  Talmud. 
III  The  winde  Mishnah  according  to  the  recension  of  the  Palestinian  Talmud, 
par  S.  M.  Schüler-Szine88y.  Cambridge  (Deighton,  Bell  and  Co.)  1878.  16, 
4,    16  pp.  und   Pacsimile.     8.     M.  1.50. 

1  1)  Jos.  Barclay.  Tbc  Talmud.  With  illustrations  and  plan  of  the 
Temple      London  (Murray)    1878.     XII,  393  pp.     8.     14  s. 

12)    B.    fflscher.     Biblisch-talmudisch-rabbinische    Blumenloso    mit    Ueber- 


Berliner,  Rabbiniea  und  Judaica.  35 

und  Schuld13),  der  unter  Benutzung  älterer  ähnlicher  Schriften 
eine  recht  schöne  Anthologie  hergestellt  hat,  die,  wiewohl  noch 
immer  hie  und  da  lückenhaft,  sich  einen  bleibenden  Werth  be- 
wahren wird. 

Von  den  bereits  im  Vorjahre  erwähnten  Nachschlagebüchern 
.Hamburger' sli)  und  Lew/s  15)  sind  Fortsetzungen  erschienen;  hier- 
her gehört  auch  der  Hinweis  auf  eine  Sammlung  von  chaldäischen 
Wörtern,  welche  de  Lagarde16)  erklärt  hat  und  durch  welche 
öfters  ein  richtigeres  Verständniss  für  einzelne  Stellen  im  Talmud 
und  Aruch  erzielt  wird  —  ein  Gewinn,  den  uns  der  Verfasser  nur 
zu  häufig  durch  den  Ton  einer  Sprache  vergällt,  wie  man  ihn  zu 
hören  nicht  gewöhnt  ist. 

Einen  Beitrag  zur  Methodologie  des  Talmud  hat  JeHMnek1T) 
in  einer  bibliographischen  Zusammenstellung  der  einschlägigen 
Schriften  geliefert. 

Zur  Geschichte  der  talmudischen  Zeit  wie  für  einzelne  Materialien 
im  Talmud  haben  wir  folgende  Schriften  resp.  Abhandlungen  zu 
notiren:  Derenbourg'18)  und  Ballet19)  behandelten  die  Barkochba- 
Zeit;    Sclieinm'1")  widmete  der  Hochschule  zu  Jamnia  eine  Mono- 


setzung  und  Erklärung ,  systematisch  und  chronologisch  geordnet  als  allgemeine 
Culturgesehiehte  für  gebildete  Leser  und  höhere  Lehranstalten.  Leipzig  (M.  Schäfer) 
1878.     VIII,  300  pp.     8.     M.  7.50. 

13)  Mo'ise  Schuld.  Sentences  et  proverbes  du  Talmud  et  du  Midrasch. 
Paris  (Joseph  Baer  &  Co.)  1878.  XII,  546  pp.  8.  fr.  15.  —  rec.  in  Hebr. 
Bibliographie   1878.   p.   128. 

14)  Real-Encyclopädie  für  Bibel  und  Talmud,  von  J.  Hamburger.  Abth.  II. 
Heft  III  u.  IV.     Neu-Strelitz  1878.     pp.   337—056.     8. 

15)  Neuhebräisches  und  chaldäisches  Wörterbuch  über  die  Talmudim  und 
Midraschim  von  ./.  Lcvy.  Leipzig  (Brockhaus)  1878.  Lfg.  6 — 9  (2.  Bd., 
p.  1 — 448).  ä  M.  6.  —  rec.  von  Brüll  in  Jahrbücher  für  jüdische  Geschichte 
u.  Literatur   1878,  p.   106—119. 

16)  Erklärung  chaldäischcr  Wörter:  Semitica,  erstes  Heft,  p.  33—68.  — ■ 
Vgl.  oben  p.   11,  No.  7   und  unten  p.  45,  No.   13. 

17)  D^bbDn  OIUSlp.  Bibliographie  zur  Methodologie  des  Talmuds  und 
der  Reihenfolge  der  talmudischen  Autoritäten,  von  A.  Jellinch.  Wien  (R.  Picker's 
Buchhandlung)  1878.  32  pp.  8.  —  rec.  in  Hebr.  Bibliographie  1878,  p.  51; 
in  Magazin  für  die   Wissenschaft  des  Judenthums   1878,  p.   201. 

18)  Quelques  notes  sur  la  guerre  de  Bar  Közebä  et  ses  suites  par  J.  Deren- 
bourcj.  (Extrait  des  melanges  publies  par  1'ecole  des  hautes  etudes.)  Paris 
(Imprimerie  Nationale)  1878.  pp.  157 — 173.  8.  —  Bemerkungen  hierzu  in 
Hebr.  Bibliographie  1878,  p.  85;  in  Magazin  für  die  Wissenschaft  d.  Judenthums 
1878,  p.   187  —  189. 

19)  Die  Silbermünzen  des  Barcochba.  Versuch  des  Nachweises,  dass  die 
jüdischen  Aufstandsmünzen  von  Denargrösse  alle  unter  Barcochba  geprägt  sind, 
von  Alfr.  v.  Sollet:  Zeitschrift  für  Numismatik  V,  p.    110,  349. 

20)  Die  Hochschule  zu  Jamnia  und  ihre  bedeutendsten  Lehrer.  Ein  Bei- 
trag zur  Geschichte  der  jüdischen  Tradition  von  Albert  Scheinin.  Halberstadt 
(H.  Meyer)    1878.      95   pp.      8.   —   rec.   in  Israelit  (Mainz)    1878,  No.   32. 

3* 


ßß  Berliner,  Rabhinica  und  Judaica. 

graphie;    Schüret21)    und  Hojfmami22— 23)    behandelten   das  Syne- 
diium. 

Es  stellten  ferner  nach  den  talmudisehen  Quellen  dar:  Brecher24) 
den  Aderlass,  Delitzsch  25)  die  Farben.  Jacobson 26)  die  Psychologie, 
Fischer21)  das  Gesetz  bei  Beschädigungen.  Hoftmann2*—29)  die 
Synagogen  im  Altertimm  und  das  Gesetz  bei  falschen  Zeugen, 
Meyer9l))  Arbeit  und  Handwerk.  ZuckermannP1)  das  Mathematische. 
Friedländer92)  hat  patristische  und  talmudische  Einzelheiten  in 
Vergleichung  gezogen.  Wünsche")  neue  Beiträge  zur  Erläuterung 
der  Evangelien  aus  Talmud  und  Midrasch  gesammelt,  Mirschfeld^) 
jüdische  Elemente  im  Koran  nachgewiesen  und  Steinschneider35) 
eine  sehr  interessante  Darstellung  über  die  bildlichen  Bezeichnungen 
gegeben,  welche  .Waage  und  Gewicht"  im  Talmud  und  Midrasch, 
wie  in  den  Schriften  des  Mittelalters  gefunden  haben. 


21)  Der  Versammlungsort  des  grossen  Synedriums,  von  E.  Schürer:  Studien 
und  Kritiken   1878,  IV,  p.   608—626. 

22)  Der  oberste  Gerichtshof  in  der  Stadt  des  Heiligthums,  von  D.  Hoff- 
iiniiiii.  (Beigegeben  dem  Programm  des  Rabbiner-Seminars  zu  Berlin  pro  1878.) 
47  pp.  8.  —  ree.  in  Israelit  (Mainz)  1878,  No.  50;  in  Hebr.  Bibliographie 
1878,  p.   101. 

23)  Die  Präsidentin  im  Synedrium .  von  D.  Hofmann:  Magazin  für  die 
Wissenschaft  des  Judenthums   1878,  p.   94—99. 

24)  Der  Aderlass  im  Talmud,  von  Brecher:  Prager  Medicin.  Wochen- 
schrift 1876,  No.   12  u.   13.  —  rec.  in  Hebr.  Bibliographie   1878,  p.   93. 

25)  Der  Talmud  und  die  Farben,  von  Fr.  Delitzsch:  Nord  u.  Süd.  Mai- 
Heft  1878. 

26)  Versuch  einer  Psychologie  des  Talmud,  von  Moses  Jacobson.  Ham- 
burg (Martin  Philipsen)  1878.  107  pp.  8.  —  rec.  in  Israelit  (Mainz)  1878, 
No.  33;  von  H.  Str.  in  LG  1878,  Sp.  1624;  von  L.  St.  in  Jüdische  Presse 
1878,  p.   31. 

27)  Eine  schwierige  Talmudstelle,  von  Alex.  Fischer:  Magazin  für  d. 
Wissenschaft  des  Judenthums   1878.  p.   79 — 88. 

28)  Ueber  die  Synagogen  im  Alterthum.  von  H.  D.  Hoffmann:  Literatur- 
blatt der  jüdischen  Presse   1878,  No.  6,   7,  8. 

29)  Die  jüdisch-traditionelle  Auffassung  des  Gesetzes  über  falsche  Zeugen, 
vnji    Hoffmann:  Magazin  für  die  Wissenschaft  des  Judenthums   1878,  p.   1 — 14. 

30)  Arbeit  und  Handwerk  im  Talmud ,  von  S.  Meyer.  Berlin  (Julius 
Benzian)   1878.     46  pp.     8.     M.  1.  —  rec.  von   H.  Str.  in  LG   1878. 

31)  Das  Mathematische  im  Talmud.  Beleuchtung  und  Erläuterung  der 
Talmadstellen  mathematischen  Inhalts,  von  B.  Zuckermann.  Breslau  (Hepner) 
1878.  63  pp.  8.  u.  8  Tafeln.  M.  4.  (Beilage  zum  Jahresberichte  des  jüdisch- 
theologischen Seminars.)  —  rec.  in  LG  1878,  Sp.  1080;  von  Brüll  in  Jahr- 
bücher  für  jüdische   Geschichte   u.   Literatur    1879,  p.    156 — 160. 

32 1  Patristische  und  talmudische  Studien,  von  M.  Friedländer.  Wien 
(Holder)  1878.     VHI,   148  pp.     8.     M.  3.60. 

.",:;i  \.  in  Ueitriige  /.ur  Erläuterung  der  Evangelien  aus  Talmud  u.  Midrasch, 
von  A.  Wiiiisi-hf.  (iöttingen  iVandenhoeck  &  Ruprecht)  1878.  XI,  566  pp. 
8.   —    Vgl.   oben    p.    31,    No.    159. 

34)  Jüdische  Kiemente  im  Koran,  von  Hartteig  Hirsch  (cid.  Berlin  (Selbst- 
Verlag)  1878.  7  1  pp.  8.  —  rec.  in  Israelit  (Mainz)  1878,  No.  34;  in  Hehr 
Bibliographie    187S.   p,    1 25. 

35)  Typen    von  Steinschneider:    Jeschurun  von  Kobak   1878,   p.  65 — 97. 


Berliner,  Rabbinica  und  Judaica.  37 

Die  Haggada  einer  späteren  talmudischen  Epoche  behandelte 
Bacher™);  die  Bibliographie  der  gesammelten  Mid  rasch  werke  wie 
ihre  Hermeneutik  verzeichnete  Jellinek31).  Die  Uebereinstiinmung 
gewisser  Haggadastelle  nmit  der  Lehre  Darwin's  unternahm  Placzek3*) 
näher  nachzuweisen.  Haggadische  Parallelen  mit  einzelnen  Stellen 
in  den  dramatischen  Darstellungen  des  Mittelalters  zog  James 
v.  Rothschild*9).  Wir  schliessen  diese  Abtheilung  mit  dem  Hin- 
weis auf  eine  neue ,  splendid  ausgestattete ,  mit  alten  und  neuen 
Commentaren  bereicherte  Ausgabe  des  Midrasch  über  den  Penta- 
teuch  und  die  5  Megillot40)- 

Die  zweite  Abtheilung  unseres  Berichts  eröffnen  wir  mit  der 
Periode  der  Geonim.  zu  deren  Litteratur  Kaufmann*1),  Ziemlich**), 
Halber stamia) ,  Harkavy.**)  und  Bei/mann451)  Beiträge  geliefert 
haben.  Ueber  die  alten  Halachot,  welche  noch  bandschriftlich 
schlummern,  berichtete  Neubauer**).  Saadiah's  religionsphilo- 
sophisches Buch  „Glauben  und  Wissen"  (somit  enthält  bereits  der 
deutsche  Titel  einen  Irrthum)  übersetzte  Bloch41).  Vom  arabischen 
Original    dieses    Buches    handelte    eine    Notiz    Kaufmanns*8)    und 


36)  Die  Agada  der  babylonischen  Amoräer,  ein  Beitrag  zur  Geschichte  der 
Agada  und  zur  Einleitung  in  den  babylonischen  Talmud,  von  Wdh.  Bacher. 
Budapest  1878  (Strassburg,  Trübner).  XVI,  151  pp.  8.  M.  4.  (Erschien  auch 
ungarisch  u.  d.  T.  „A  babyloniai  amorah-agadaja"  im  Jahresbericht  der  Landes- 
rabbinerschule in  Budapest  für  das  Schuljahr  1877  —  78.)  —  rec.  von  B.  Ziemlich 
in  Magazin  für  die  Wissenschaft  des  Judenthums  IS78,  p.  190;  in  Hebr.  Biblio- 
graphie   187S,   p.   78. 

37)  T,.^'3n  0"Ht2;np.  Zur  Bibliographie  der  Haggada  und  des  Midrasch, 
von  A.  JeUineh.  Wien  (Filiale  der  Brüder  Winter)  187S.  35  pp.  M.  1.20. 
—  rec.  in  Hebr.  Bibliographie  1878,  p.  2;  in  Jahrbücher  für  jüd.  Geschichte  u 
Literatur   1878,  p.   187. 

38)  Die  Agada  u.  der  Darwinismus,  von  PUtCZek:  Jüd.  Literaturbl.  1878, 
No.   1  ff. 

39)  Le  mistere  du  viel  testament,  publie,  avec  introduetion,  notes  et  glos- 
saire,  par  le  Baron  James  de  Rothschild.  Paris  (Didot  &  Co.)  1878.  XCII, 
578  pp. 

40)  Midrasch  Rabba  zum  Pentateuch  und  den  5  Megillot,  mit  15  Commen- 
taren.    3.  Theil  in  fol.     Wilna  (Wittwe  und  Gebrüder  Rom)   1878.     M.  10. 

41)  Das  Trostschreiben  Samuel  Hanagid's  an  Chananel,  von  Kaufmann  : 
Magazin  für  die  Wissenschaft  d.  Judentliums  1878,  p.  68 — 75  u.  hebr.  Abtheilung, 
p.   64—68. 

42)  Ein  Kesponsum  Hais,  von  Ziemlich:  Magazin  für  die  Wissenschaft  des 
Judentliums    1S78,  p.   75—78. 

43)  Zur  Geonim-Literatur,  von  Halberstami  Magazin  für  die  Wissenschaft 
des  Judentliums    1878,  p.    185—187. 

44)  Magazin  für  die  Wissenschaft  des  Judenthums   1878,  p.   187. 

45)  Alte  Schriftdenkmäler,  von  Keifmann-. "  Magazin  für  die  Wissenschaft 
des  Judenthums   1878,  p.   89—92   u.  203.  "     . 

46)  Ueber  die  ITDbri  in  der  Oxforder  Handschrift  Hunt.  501  (Uri  279), 
von   Ad.  Neubauer:  Israelitische  Letterbode  IV,  p.  55 — 66   u.    134. 

47)  Glauben  und  Wissen,  Saadiah's  religionsph.  Buch,  aus  dem  Hebr.  über- 
setzt, von  P.  Bloch:  Jüdisches  Literaturbl.   1878,  No.  2,  3  ff. 

48)  Jüdisches  Literaturbl.   1878,  No. 


gg  Berliner,  Rabbiniea  und,  Judaica. 

Bemerkungen  zum  Wortlaute  desselben  erfolgten  von  Wblff*9)- 
Samuel  ben  Cbofni  stellte  Harlcavy 50)  auf  Grund  handschriftlicher 
Quellen  dar  und  tbeilte  zugleich  Auszüge  aus  seinen  arabisch 
abgefassten  Commentaren  zur  Schrift  mit.  Derselbe51)  gab  auch 
Beiträge  zur  Geschichte  der  Chazaren,  und  veröffentlichte52)  ein 
handschriftlich  erhaltenes  Schreiben  aus  alter  Zeit,  worin  die 
damaligen  Zustände  Jerusalem's  geschildert  werden. 

Einzelnen  Literaturwerken  haben  sich  zugewendet:  Darmer 
steter 53),  der  einen  neuen  Beitrag  zur  altfranzösischen  Sprache  aus 
jüdischen  Quellen  lieferte;  Bamberger  bi),  der  die  Varianten  zum 
Aruch  des  Römers  Natan  b.  Jechiel  nach  einer  Handschrift  mit- 
theilte und  Kohutbb) ,  der  den  Aruch  selbst  nach  Handschriften 
und  Inkunabeln  unter  Hinzufügung  neuer  Artikel  zu  ediren  begann. 
Den  Epilog  zum  Aruch  besprach  Güdeviann5e)  und  den  Wortlaut 
desselben  edirte  von  Neuem  und  commentirte  Reifmannh~').  Ueber 
einen  anderen  römischen  Schriftsteller,  Benjamin  b.  Jehuda,  gab 
Steinschneider^)  literarhistorische  Nachweisungen.  Einen  derselben 
Familie  angehörigen  Benjamin  b.  Abraham  lernen  wir  aus  Marginalien 


49)  Bemerkungen  zu  dem  Wortlaute  der  Emunot  we-Deot,  von  M.  Wulff: 
ZDMG.  XXXII,  p.   694—707. 

50)  Samuel  b.  Chofhi  und  seine  Schriften,  auf  Grund  handschriftlicher 
Quellen  in  der  Kaiserliehen  Bibliothek  zu  Petersburg,  dargestellt  von  A.  llar- 
havy:  Magazin  für  die  Wissenschaft  des  Judenthums  1878,  p.  14 — 26.  57 — 60. 
183—185.  —  Hebräisch  in  ETI":    E)DN»,  No.   1—14. 

51)  D^m:    k]DN72,  No.   1.   8  u.   10.     (Collectaneen  aus  Handschriften.) 

52)  Cm:  CJCN72  (Beilage  zum  Hammelitz),  No.  13.  (Schreiben  des  Karäers 
Sabal  ben  Mazliach,  aus  cod.  Firkowitsch.) 

53)  Glosses  et  glossaires  hebreux-francais.  nutes  sur  les  manuscrits  de  Panne 
et  de  Turin,  par  A.  Darmesteter.  Paris  (Yieweg)  1878.  52  pp.  8.  fr.  3. 
(Extrait  des  Archives  des  missions  scientiiiques  et  littei-aires.)  —  rec.  von 
Steifischneider  in  Hebr.   Bibliographie    1878,  p.   84. 

54j  Hegjon  Schelomoh.  Varianten  zu  Natan  b.  Jeehiels  Aruch  aus  Halber- 
stams  Handschrift,  von  Sal.  Bamberger.    Mainz  1878.    IX,  60  pp.    8.    M.  1.50. 

55)  Plenus  Aruch ,  targum-talmudico-midrasch  verbale  et  reale  Loxicon, 
auctore  Nathane  filio  Jechielis  Rabbino  saec.  XI  celeberrimo,  Praeside  scholarum 
talmudicarum  Komae;  cum  appendice  ad  disccndum  utili  per  Benjaminum  Musa- 
fiam,  medicum,  philosophum,  philologum  et  physicum  ad  contextum  Aruchinum 
adjuncta.  Ex  disciplinis  contextas  Aruchini  Venetiis  (anno  1531)  editi  et  typis 
mandatorum  optimi,  ita  ex  hujus  cum  editione  principi  (ante  1480).  nee  non  cum 
septem  Aruchinis  veteribus  manuscriptis  bono  cum  animo  facta  comparatione 
corrigit,  explet,  critice  illustrat  et  edit  Alexander  Kulmt.  Viennae  (Selbst- 
verlag)   1878.     I.  Band.     EXXII,  343  pp.     8.     (Buchstabe  N  enthaltend.) 

56)  Der  Epilog  zum  Aruch,  von  Giidemann:  Monatsschrift  für  Geschichte 
und   Wissenschaft   des  Judenthums    1  .s 7 8 ,  p.  282 — 285. 

.'.7i  "Q"  rn"inN:  Hebräischer  Theil  des  Magazins  für  die  Wissenschaft 
des  Judenthums   1878,  p.  69 — 84. 

58)  Benjamin  b.  Jehuda  aus  ltom,  von  Steinschneider :  Hebr.  Bibliographie 
187S,  p.   106—110. 


Berliner,  Rabbinica   und  Judaica.  39 

in  Schrift-Commentaren  kennen,  welche  Mathews  5y)  näher  vorführte. 
Hier  können  wir  auch  noch  den  als  Satiriker  bekannten  Römer 
Immanuel  b.  Salomo  anreihen,  welchen  wir  in  seinen  scholastisch- 
philosophischen Schrift-Commentaren  kaum  wiedererkennen,  selbst 
nicht  in  seinen  Erklärungen  zum  heiteren  Hohenliede,  worüber  uns 
PerreauGu)  Näheres  berichtet.  Ueber  einige  Literatur- Werke  aus 
der  Schule  der  Tosafisten  schrieben  Zomber61)  und  Gross62).  Das 
Leben  und  die  Schriften  Abraham  ihn  Jarchi's  aus  Lunel  beschrieb 
Reifmann6'6);  über  die  jüdische  Schule  in  Lunel  berichtete 
Rouet6*-65).  Proben  aus  dem  arabischen  Original  des  Buches  der 
Gebote  von  Maimonides  gab  Jellinek66);  derselbe  ordnete  auch 
bibliographisch  die  Literatur  über  dieses  Buch67).  Ergänzungen 
und  Verbesserungen  zu  Abba  Mari's  rn«:p  nn:73  theilte  Neu- 
bauer68) mit;  den  Anfang  aus  einem  wenig  bekannten  Buche 
Jedaja  Peninis  „der  Weiberfreund" 69),  einem  Gegenstück  zu  Jehuda 
ihn  Sabbatai's  „Weiberfeind",  ferner  den  Anfang  zu  Scheintob 
Palquera's    ethischer   Epistel 7")    und   Joseph    Sarko's    Vorrede    zur 


59)  rpü'1  12NT  "pWÜ.  Notes  from  various  authors  on  Psalms,  Job,  the 
Megilloth  (except  Ruth)  and  Ezra,  edited  from  Mss.  with  some  remarks  on  the 
authorship  of  the  glosses  signed  3  NT  by  H.  J.  Mathews,  M.  A.  Exeter  College, 
Oxford.  Amsterdam  1878.  (Abdruck  aus  Letterbode  IV,  p.  1 — 45.)  —  rec.  in 
Hebr.  Bibliographie   1878,  p.  98—100. 

60)  Intorno  al  comento  ebreo-rabbinico  del  R.  Immanuel  ben  Salomo  sopra 
la  Cantica.  Relazione  di  Pietro  Perreau  (Cod.  ms.  Deros.  577).  Roma  1878. 
39   pp.     8.     (Estratto  dal  Giornale  II  Buonarroti  Serie  II  Vol.  Xu,    1877 — 78.) 

61)  Ueber  einige  in  neuerer  Zeit  edirte  mittelalterliche  Werke,  von  B.  Zom- 
ber: Magazin  f.   d.   Wissenschaft  des  Judenthums    1878,  p.   26 — 34  u.    106. 

62)  Nachträge  zu  den  Analekten  über  Jehuda  Sir  Leon  aus  Paris,  von 
H.    Gross:    Magazin   für  die  Wissenschaft  des  Judenthums  1878,    p.   179 — 183. 

63)  Abraham  ibn  Jarchi,  von  Jakob  Reif  mann:  Magazin  f.  d.  Wissenschaft 
des  Judenthums   1878,  p.   60—67. 

64)  Etüde  sur  l'ecole  juive  de  Lunel  au  moyeu-age,  par  A.  Rouet.  Mont- 
pellier et  Paris  1878.  VII,  65  pp.  und  eine  lithogr.  Tafel.  8.  (Extrait  de  la 
notice  sur  la  ville   de  Lunel.) 

65)  Etüde  supplementaire  sur  l'ecole  juive  de  Lunel  au  moyen-äge,  par 
A.  Rouet.  Montpellier  et  Paris  1878.  38  pp.  8.  —  rec.  in  Hebr.  Biblio- 
graphie  1878,  p.   102. 

66)  Proben  aus  dem  arabischen  Original  vom  Buche  der  Gebote  des  Mai- 
monides unter  Anfügung  der  betreffenden  Stellen  aus  der  hebräischen  Ueber- 
setzuug  Mose  Tibbon's  u.  Abr.  Chisdai's:  ^  "ID  D^lüSIp.  Wien  (Brüder  Winter) 
1878.     p.  26—32. 

67)  03 731"].  i  Dlt231p.  Bibliographie  der  Schriften  über  Maimonides'  Gesetz- 
buch. Wien  (R.  Picker's  Buchhandlung)  1878.  32  pp.  M.  1.20.  —  rec.  in  Hobr. 
Bibliographie   1878,  p.  51. 

68)  Ergänzungen  u.  Verbesserungen  zu  Abba  Mari's  mfiWp  nnlW  aus 
Handschriften,  von  Ad.  Neubauer:  Isr.  Lotterbode  IV,  p.  122 — 132.   160 — 178. 

69)  Jedaja  ha-Penini's  „Weiberfreund",  von  Steinschneider:  Isr.  Letterbode 
IV,  p.  120—121. 

70)  Schemtob  Palquera's  ethische  Epistel,  von  Steinschneider:  Isr.  Letter- 
bode IV,  p.  97—81. 


40  Berliner,  Rabbinica  und  Judaica. 

Grammatik  cb"E  m  ' ')  verdanken  wir  Steinschneider.  Einige 
kleine  Piecen  aus  Handschriften  oder  seltenen  Ausgaben  edirte 
Jellinek1'(i~lb).  Eine  metrische  Uebersetzung  des  „Prüfsteins",  welche 
im  literarischen  Nachlasse  W.  Meisel's  sich  fand,  gab  Kayserling™) 
heraus.  Das  Leben  und  die  Schriften  des  Mardochai  b.  Hillel 
behandelte  Kahn1,1)  in  ausführlicher  Weise.  Abarbanel  und  seine 
Schriften  stellte  Plessner16)  dar. 

Die  jüdischen  Handschriften  des  Mittelalters  fanden  ihre  Be- 
schreibung: die  der  Stadibibliothek  zu  Hamburg79)  und  der  König- 
lichen Bibliothek  zu  Berlin8")  durch  Steinschneider,  die  einiger 
Bibliotheken  Roms  durch  Angelo  di  Ca/»iaSl)  und  die  der  Ge- 
meinde-Bibliothek zu  Mantua  durch  Mortara83).  Eine  Hand- 
schrift der  Wallersteinschen  Bibliothek,  ein  Sammelwerk  enthaltend, 


71)  Josef  Sarko's  Vorrede  zur  Grammatik  D^b^E  5"1,  von  Steinschneider: 
Hebr.  Bibliographie   1878,  p.   115—116. 

72)  Die  Vorrede  des  Mose  Leon  zu  seinem  Buche  Or  Sarua,  aus  einer 
Handschrift:  rPin    CHüDip.     Wien  (Brüder  Winter)    1878.     p.  36—39. 

73)  Das  Vorwort  zum  kleinen  Buche  der  Gebote,  aus  der  ed.  pr.:  ^"^n  Ö*1U-lp, 
p.  35  —  36.  —  Auch  bei  Kohn,  Mordechai  b.  Hillel  (s.  Note  77). 

74)  Gikatilia's  Vorrede  zu  seinem  Buche  über  die  Gebote,  nach  einer 
Pariser  Handschrift  und  einer  Handschrift  ehemals  Carmoly:  IP"]n  D")ü2Tp, 
p.   33      34. 

75)  Die  Vorrede  zum  Buche  Jereim,  aus  der  editio  Venedig:  !P*in  0"lil231p, 
p.   34. 

76)  Der  Prüfstein.  Sittenspiegel  des  Kalonymos  bell  Kalonymos.  Metrisch 
übersetzt  von  W.  A.  Meisel,  herausgegeben  von  M.  Kayserling.  Budapest 
(Eigenthum  des  Meisel-Vereins)  1878.  XI,  292  pp.  —  ree.  in  Hebr.  Bibliographie 
1878,  p.    13. 

77)  Mardochai  ben  Hillel.  Sein  Leben  und  seine  Schriften,  sowie  die  von 
ihm  angeführten  Autoritäten.  Nebst  6  bisher  unedirteu  hebräischen  Beilagen 
unter  Benutzung  handschriftlicher  Quellen  herausgegeben  von  Samuel  Kohn. 
Breslau  (Wilhelm  Köbner)  1878.  XXXII  (hebr.),  159  pp.  8.  (Separatabdruck 
aus  der  Monatsschrift  von  Grätz  1877/78.)  —  rcc.  in  Hebr.  Bibliographie  1878, 
p.   63. 

78)  Abarbanel  und  seine  Schriften,  von  Elias  Plessner:  Literaturblatt  der 
jüdischen  Presse    1878,   No.    1 — 4. 

79)  Catalog  der  hebräischen  Handschriften  in  der  Stadtbibliothek  zu  Ham- 
burg und  der  sich  anschliessenden  in  anderen  Sprachen  von  Moritz  Stein- 
schneider. Hamburg  (Meissner)  1878.  XX,  220  pp.  8.  M.  6.  —  Vgl.  oben 
p.  !»,  No.    1. 

80)  Die  Handschriften-Verzeichnisse  der  königlichen  Bibliothek  zu  Berlin. 
/weiter  Band.  Verzeichniss  der  hebräischen  Handschriften  von  Moritz  Stein- 
sehheMer.  Mit  drei  Tafeln.  Berlin  1878.  VIII,  149  pp.  4.  —  Vgl.  oben 
p.    10,  No.   2. 

81)  In:  Cataloghi  dei  codicj  oricutali  di  aleuno  biblioteehe  d'Italia,  stampati 
a  spese  del  Ministero  della  pubblica  istruzione.  Firenze  (Successori  le  Monnier) 
1878.      108   pp.     8. 

82)  Catalogo  dei  manoscritti  ebraici  della  biblioteca  della  Cömmunitä  israe- 
litica  di  Mantova,  compilato  dal  Marco  MÖrtarä.  Livomo  (I.  Costa)  1878. 
72   pp.     8. 


Berliner,  Rabbirrica  und  Judaica.  41 

beschrieb  Perless's)  und  über  eine  Talmud-Handschrift  in  Göttingen 
berichtete  de  Lagarde84). 

Eine  Sammlung  von  verschiedenen  jüdischen  Ritualgegenständen, 
wie  auch  einigen  Handschriften  auf  der  Ausstellung  zu  Paris  fand 
ihre  nähere  Beschreibung85). 

Ein  alphabetisches  Verzeichniss  jüdischer  Autoren  des  Mittel- 
alters (in  hebräischer  Sprache),  welches  Luzzatto  hinterlassen,  edirte 
Berliner*6). 

Für  die  Geschichte  des  Mittelalters  regte  Steinschneider 87) 
einen  herrlichen  Plan  an,  nämlich  die  Anlegung  eines  Codex  diplo- 
maticus  judaicus.  Die  ersten  Anfänge  der  Geschichte  der  deutschen 
Juden  behandelten  Brüllt)  und  Rosenstock89).  Ueber  die  Ver- 
folgungen der  Juden  während  des  ersten  Kreuzzuges  in  Speyer, 
Worms  und  Mainz  theilte- Mannheimer90)  einen  neuen  handschrift- 
lichen Bericht  mit.  Zur  Geschichte  der  Juden  in  einzelnen  Ländern 
und  Städten  schrieben  Gross91),  Dainard92),  Wiedemann93),  Stern- 


SS)  Eine  hebräische  Handschrift  dei  Fürstlich  Oettingen-Wallersteinschen 
Bibliothek,  von  J.  Perles :; Monatsschrift  für  Geschichte  u.  Wissenschaft  des 
Judenthums  1878,  p.  317—324. 

84)  Semitica,  erstes  Heft,  p.   69—71.   —  Vgl.  üben  p.   11,  No.   7. 

85)  Collection  de  M.  Strauss.  Description  des  objets  d'art  religieux  hebräi- 
ques  exposes  dans  los  galeries  du  Trocadero,  ä  l'exposition  universelle  de  1878. 
Tabernacle  en  bois  sculpte,  objets  d'orfevrerie,  bijoux,  manuscrits,  etoffes  brodees, 
pur  M.   Strauss.     Poissy   1878.      -12    pp.   and    12   Abbildungen.     4. 

86)  Nachalat  Schdal,  alphabetisches  Verzeichniss  jüdischer  Autoren  des 
Mittelalters  (in  hebr.  Sprache),  aus  dem  litterarischen  Nachlasse  Luzzatto\:  Ozar 
tob,  hebr.  Beilage  zum  Magazin  für  die  Wissenschaft  des  Judenthums  JS7S, 
p.   1—54. 

87)  Ein  Codex  diplomaticus  judaicus,  von  Steinschneider:  Hebr.  Biblio- 
graphie  1878,  p.   129  —  131. 

88)  Stammen  die  Juden  in  den  südlichen  Rheinlanden  von  den  Vangionen 
ab,  von  N.  Brüll:  Jahrbücher  für  jüdische  Geschichte  u.  Literatur  IV,  p.  34 — 40. 

89)  Die  Völkerwanderung  und  ihre  Folgen  für  die  Juden  Europa'*,  von 
Moritz  Rosenstock.  Hannover  1878.  33  pp.  4.  (Beigegoben  dem  Jahres- 
bericht der  Samsonschule  zu  Wolfenbüttel  für  das  Schuljahr   1877  —  78.) 

90)  Geserot.  Die  Judenverfolgungen  in  Spoycr,  Worms  u.  Mainz  im  Jahre 
1096.  Nach  einer  Handschrift  hgg.  v.  M.  Mannheimer.  (Abdruck  aus  dem 
hebr.  Theilo  des  Magazins  für  die  Geschichte  und  die  Wissenschaft  des  Juden- 
thums.)     Berlin   (J.  Benzian)    1878.      12   pp.      8. 

91)  Zur  Geschichte  der  Juden  in  Arles,  von  H.  Gross:  Monatsschrift  für 
Geschichte  und  Wissenschaft  des  Judenthums   1878. 

92)  Massa  Krim  (hebr.).  Kulturbilder  aus  der  Krim,  enthaltend  Geschichte 
der  Juden,  der  Chasaron,  der  Karäer  etc.,  aus  eigener  Anschauung,  nach  seltenen 
Handschriften,  den  ältesten  Grabinschriften,  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  die 
Gegenwart.      Theil  I.      Warschau    1878. 

93)  Beiträge  zur  Geschichte  der  Juden  in  Wien,  von  Theodor  Wiede- 
mann: Monatsschrift  für  Geschichte  und  Wissenschaft  des  Judenthums  1878, 
p.  257—262.   325—332. 


42  Berliner,  Rabbinica  und  Judaica 

berg94),  Pesaro9*),  Soave96),  Gierse97),  Barbeck9«),  Friedländer99) 
und  Metz100).  Mocaffas  Schrift  über  die  Juden  Spaniens  und 
Portugal's  hat  eine  hebräische  101)  und  eine  deutsche1"2)  Uebersetzung 
gefunden.  Von  Schulmanns  (hebräischer)  Geschichte  der  jüdischen 
Weisen  ist  das  4.  Bändchen  l03)  und  das  erste  Bändchen  in  2.  Auf- 
lage104) erschienen.  Die  Romantik  des  Martyriums  der  Juden  im 
Mittelalter  stellte  Schleiden105)  dar;  dessen  frühere  Schrift  (s.  den 
Bericht  für  1877.  p.  94)  über  die  Bedeutung  der  Juden  für  die 
Wissenschaft  u.  s.  w.  wurde  ins  Italiänische  106)  übersetzt. 

Wir  schliessen  den  Bericht  mit  einigen  Verweisungen  auf 
Schxiften.  welche  der  neuhebräischen  Sprache  wegen,  in  der  sie 
abgefasst  sind,  weiteres  Interesse  finden  dürften.  Ein  Muster  von 
Sprachgewandtheit,  die  nahezu  an  das  biblische  Hebräisch  erinnert, 


94)  Geschichte  der  Juden  in  Polen  unter  den  Piasten  und  den  Jagellonen, 
nach  polnischen  und  russischen  Quellen,  von  Her  in.  Sternberg.  Leipzig  1878. 
VIII,   191   pp.     8. 

95)  Memorie  storiche  sulla  Communitä  israelitica  Ferrarese  di  Abramo 
Pessaro.  Ferrara  1878.  129  pp.  8.  —  rec.  in  Hehr.  Bibliographie  1878, 
p.    132. 

96)  Dei  Sonciuo  celebri  tipografi  italiani  nei  secoli  XV  XVI  con  elenco 
delle  opere  da  essi  date  alla  luce  per  Moise  Soeire  di  Venezia,  pubblicato  neu" 
occasione  del  IV  congresso  degli  Orientalist!  in  Firenze,  nel  Settembre  1878. 
Venezia   1878.     50  pp.      8. 

97)  Die  Geschichte  der  Juden  in  Westfeien  während  des  Mittelalters  in 
ihren  Grundzügen  nach  zum  Theil  ungedruckten  Quellen  dargestellt.  Fin  Bei- 
trag zur  deutschen  Rechtsgeschichte,  von  Albert  Gierse.  Naumburg  a  S 
87    pp.     8. 

98)  Geschichte  der  Juden  in  Nürnberg  u.  Fürth.  Auf  Grund  des  vorhandenen 
gedruckten  Materials,  der  in  den  königlichen  Archiven  zu  Nürnberg  u.  Bamberg 
befindlichen  Akten  und  Urkunden,  der  Archivalien  im  Cultusgemeindebesitz 
u.  s.  w.  von  H.  Barbeck.  Nürnberg  1878.  114  pp.  8.  —  rec.  von  Stein- 
schneider  in   Hebr.  Bibliographie   1878,  p.   81. 

'.19 1  Schilderungen  aus  dem  inneren  Leben  der  Juden  in  Mähren  in  vor- 
märzlichen Zeiten.  Ein  Beitrag  zur  Cultur-  und  Sittengeschichte ,  von  M.  H. 
Friedländer.  Brunn  (Selbstverlag)  1878.  140  pp.  8.  —  rec.  in  Hebr.  Bib- 
liographie   1878,  p.    123. 

100)  Zur  Geschichte  der  Falaschas  (abessinischo  Juden)  von  Metz :  Monats- 
schrift für  Geschichte  und  Wissenschaft  des  Judenthums  1878,  p.  385 — 399. 
433—452. 

in  ii  Lrrro-   üzw   mm   baaia-iDi   -n-ron  m-nrrn.    Hebräische 

Uebertragung  von  J.    Frumkin.     Jerusalem    1878.      8. 

102)  Die  Juden  in  Spanien  u.  Portugal  und  die  Inquisition,  von  F.  />. 
Mocatta.  Ins  Deutsche  übertragen  von  S.  Kayserling.  Hannover  (Schmorl 
&   von   Seefeld)    1878.      91    pp.      8. 

in:;»  bNT :r  -?23n  nnbiri  von  K.  Sehulmann.  Wilna  (Wittwe  u. 
Gebrüder   Rom)   1878.     4.  Bändchen  (1350—1498).      19G   pp. 

1(>1 »  beniC  "TSDn  mnbin  von  K.  Schulmann.  1.  Bändchen  (1000— 
1200),    2.  Auflage.     "Wilna  (Wittwe  u.   Gebrüder  Komi    1878.     X.    251    pp.     8. 

L05)  l>i''  Romantik  des  Martyriums  der  Juden  im  Mittelalter,  von  JA  ./. 
Schieiden      Leipzig   lsjs.     im   pp.     8. 

inii)  M.  </.  Schieiden.  Gl'  israeliti  in  rapporto  alla  scienza  nel  modio 
evo.     Tradotto   dalT  Inglese  da    Giuseppine  Laues.     Milano  1878.     92  pp.     8. 


Berliner,  Rabbinica  und  Judaica.  43 

ist  die  Darstellung  des  deutsch-französischen  Krieges  von  Roller1"1). 
Die  Zahl  der  bereits  übersetzten  Dramen 108)  Schillers  ist  durch 
Radner 's  Wilhelm  Teil  vermehrt  worden.  Lessing's  „Juden"  hat 
Cohen109)  ins  Hebräische  übertragen.  Den  Juden  der  slavischen 
Länder  müssen  die  allgemeinen  Wissenschaften  durch  Lehrbücher 
in  hebräischer  Sprache  zugänglich  gemacht  werden.  Hieran  be- 
theiligten sich  Schulmann110)  für  Geschichte,  Sokolow111)  für 
Geographie,  Rabinovritz11*)  für  Physik,  Algebra  und  Logarithmen, 
Abramowitzllz)  für  Naturgeschichte. 


107)  Ha  Milchama  we-ha-Mazor.  La  guerre  franco-allomande  ot  les  deux 
sieges  de  Paris  (1870 — 71)  decrits  en  languc  hebraique  par  K.  Roller.  Amster- 
dam 1878  (zu  haben  beim  Verfasser,  130  Boulevard  Voltaire  in  Paris).  10  unpag. 
Bl.,   178,  2   pp.     8. 

108)  Wilhelm  Teil,  Schauspiel  in  5  Acten,  aus  dem  Deutchen  ins  Hebräische 
übertragen  von  David  Radner.      Wilna  (Wittwe  und  Gebrüder  Rom)  1878.     8. 

109)  Die  Juden,  Schauspiel  von  Lessing,  ins  Hebräische  übertragen  von 
Jacob    Cohen.     Warschau   1878.      12. 

110)  Llbiy  "<72->  "'im,  6  Theile  hehr,  von  K.  Schulmann.  Wilna  (Wittwe 
u.  Gebrüder  Rom)  1878. 

111)  "pIN  ^pIStTa  von  N.  Sokolow.     Warschau  1878.     100  pp.     8.     M.  0.80. 

112)  Drei  Bücher  über  Chemie,  Wärme,  Dampf  und  Magnetismus  (hebr.) 
von  Z.  Rabinowitz  in  Diraaburg.  Warschau  1878.  8.  —  Von  demselben 
erschien    früher:    Ruhe    und  Bewegung,    die  Gesetze  der  Mechanik.     Wilna.     8. 

113)  yaUH  rmbin,  3  Theilo  hebr.  von  S.  J.  Abramoivitz.  Sitomir 
1878.     8. 


44 


Aramaeisch. 

Von 

A.  Socin. 

Aus  dem  Gebiete  des  Aramaeischen  sind  diesmal  nur  wenige 
Publicationen  namhaft  zu  machen.  In  Mosul  ist  das  Psalmenbuch 
von  David})  neu  herausgegeben  worden;  zu  Ceriani2)  sind  aus 
dem  Jahre  1878  noch  verschiedene  Recensionen  nachzutragen,  ebenso 
eine  solche  zu  Abbeloos' 3)  Barhebraeus-Ausgabe.  Aus  einer  hübschen 
Dissertation  von  Sasse*)  erfahren  wir  manches  Lehrreiche  über 
Aphraates,  den  Inhalt  seiner  Homilien  und  ihr  Verhältniss  zu  ihrer 
armenischen  Uebersetzung.  Auch  Schön f eider 5)  hat  Auszüge  aus 
diesem  Schriftsteller  geliefert.  Nestle^)  bestimmt  das  Alter  der 
Doctrina  Addai.  Mit  den  Poesien  des  heiligen  Efrem  haben  sich 
Ferry v)  und  Bördam 8)  beschäftigt. 


1)  Psalterium  syriacum  ad  ridein  plurhun  optimorum  codieum  habita  ratione 
putissimum  hebraici  textiis  nunc  aceuratissime  exactum.  Cui  accedunt  X  cantica 
sacra  ./.   David.     Mossoul    (impr.  par  les  Freres  Precheurs-Dominicains)   1877. 

8.  Paris  (Challamel).     fr.  8. 

2  i  Ceriani.  Translatio  Pescitto  Veteris  Testarnenti  Tomus  I  pars  II.  — 
rec.    von    Nestle   in    ThLZ.    11.    Mai    1878,    Sp.    228;    von    Bäthgen    in    JLZ. 

9.  Febr.   1878,  p.   73. 

3)  Gregorii  Barhebraei  Chronicon  Ecclesiasticum  e  codice  Musei  Britanniei 
ediderunt  Abbeloos  et  Lamy.  Tomus  I — III,  Lovanii  1872 — 77.  —  rec.  von 
Nestle  in  ThLZ.  28.  Sept.   1878,  Sp.  486. 

4)  C.  •/.  Franz  Sasse.  Proleyomcna  in  Aphraatis  Sapientis  Persae  ser- 
mones  homileticos.  Diss.  inaug.  Leipzig  1878.  40  pp.  8.  —  rec.  von  Th.  N. 
in  LC  29.  März  1S70,  Sp.  401;  von  Nestle  in  ThLZ.  21.  Juni  1870,  Sp.  297; 
von  Bardenkewer  in  Z.  f.  kathol.  Theol.  1879,  III,  2;  von  Prym  in  JLZ. 
1879,  20. 

5)  Schönfelder.  Aus  und  über  Aphraates:  Theol.  Quartalschrift  1878, 
VI,  2,  p.    195—256. 

•  i  i  E.  Nestle.  Zur  Altersbestimmung  der  Doctrina  Addaei:  Zeitschrift  f. 
Kirchengeschichte   III,    I.  p.   194. 

7)  C.  Ferry.  Saint-Ephrem  poete.  These  presentee  ä  la  faculte  des 
lettres  de  Montpellier.    Paris  (Durand  et  Pedone-Lauriel)  1878.    XIII,  281  pp.    8. 

si  '/'  Skat  Bördam.  Zehn  Gedichte  Afram's  des  Syrers  (Ephraem  Syrus) 
rythmisch   übersetzt,   mit  Einleitung:  Theol.  Tidskr.  Kjöb.    1878.     Heft  4  und  5. 


Socin,  Aromatisch.  45 

In  dem  Sammelband  syrischer  Texte,  dessen  Herausgabe  nach 
Mösmger's  9)  Tode  Btckell  besorgt  hat,  findet  sich  neben  historisch 
Wichtigem  auch  manches  Unbedeutende.  Unter  anderem  sind  darin 
ein  Commentar  zum  Hohen  Lied,  sowie  verschiedene  Stücke  von 
Efrem  und  von  Jakob  von  Serag  veröffentlicht.  Ein  interessanter 
Aufsatz  von  Nestle 10)  behandelt  die  Stellung  des  Jakob  von  Edessa 
zur  Erklärung  der  Gottesnamen,  besonders  zu  dem  missbräuchlichen 
..o>,o>  Aus  dem  Ausar  röze  des  Barhebraeus  haben  zwei  Schüler 
de  Lagarde's,  Schwarte11)  und  Klamroth12),  wieder  einige  Theile 
veröffentlicht. 

In  der  zweiten  Hälfte  von  de  Lagarde's 1 3)  Semitica  finden 
wir  Erklärungen  chaldaeischer  Wörter,  besonders  persischer  Lehn- 
wörter in  alten  jüdischen  Schriften,  eine  sehr  dankenswerthe  Arbeit. 
Einige  Notizen  Halevys 14)  wollen  wir  mehr  der  Vollständigkeit 
wegen  anführen,  ebenso  einige  unbedeutende  Nachrichten  über  den 
heute  in  Ma'lüla  gesprochenen  aramaeischen  Dialect 15). 


9)  G.  Mösiitger.  Monumenta  syriaca  ex  romanis  codicibus  colleeta.  Vol.  II. 
Oeniponti  (Libr.  Ac.  Wagneriana)  1878.  XV,  2G,  174  pp.  8.  M.  8.  —  roe. 
von  G.  Bichell  in  Zeitschrift  f.  kathol.  Theol.  1878.  II,  2;  von  Th.  N.  in 
LC.  20.  Juli   1878,  Sp.   953;    von  Nestle  in  ThLZ.   7.  Dec.   1878,  Sp.  607. 

10)  Eberhard  Nestle.  Jacob  von  Edessa  über  den  Schein  hammephorasch 
und  andere  Gottesnamen.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Tetragraminaton : 
ZDMG.  XXXII,  p.  465—508.  --  Vgl.  E.  Nestle  und  G.  Hof  mann  ebd. 
735—737. 

11)  Gregoi'ii  Bar  Ebhraya  in  evangelium  Johannis  commentarius.  E  the- 
sauro  mysteriorum  desumptum  edidit  li.  Schicartz.  Göttingen  (Dieterich)  1878. 
28  pp.  8.  M.  1.  —  rec.  von  Th.  N.  in  LC.  3.  Aug.  1878,  Sp.  1015-,  von 
Nestle  in  ThLZ.  17.  Aug.  1878,  Sp.  412;  in  Jahrb.  f.  d.  Theologie  XXIII,  3; 
von  Hoffmann  in  ZDMG.  XXXII,  p.  738  ff. 

12)  Gregorii  Abulfaragii  Bar  Ebhraya  in  actus  apostolorum  et  epistulas 
i-atholicas  adnptationes  syriace  e  recognitione  Martini  Klamroth.  Dissertatio 
inauguralis.  Göttingen  (Dieterich)  1878.  30  pp.  8.  M.  1.  —  rec.  von  Th.  N. 
in  LC.  3.  Aug.  1878,  Sp.  1013;  von  Nestle  in  ThLZ.  20.  Juli  1878,  Sp.  303; 
in  Jahrb.  f.  d.   Theologie  XXIII.  3;    von  Hof  mann  in  ZDMG.  XXXII,  p.  738  ff. 

13)  Paul  de  Lagarde.  Semitica.  Erstes  Heft.  Aus  dem  23.  Bande  der 
Abhandlungen  d.  k.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Gott.  1878.  Erklärung  chaldaeischer 
Wörter.    Erstes  Stück,  pp.  33— G8.  —  Vgl.  oben  p.  11,  No.  7  und  p.  35,  No.  IC. 

14)  Aus  einem  Briefe  des  Herrn  Halevy  an  die  Redaction':  ZDMG.  XXXII, 
p.   395—397. 

15)  Notes  prises  pendant  im  voyage  en  Syrie  par  M.  C'l.  Haart:  JA. 
Oct.-Dec.   1878,  p.  478—498. 


46 


Ar  ab  i  e  n. 

Voll 

A.  Socin. 

Ueber  die  Begebenheiten  in  Arabien  fährt  Zehme l)  fort ,  von 
Zeit  zu  Zeit  Bericht  zu  erstatten.  Dass  von  Palgravds2)  Reise 
immer  noch  neue  Auflagen  erscheinen,  ist  wohl  gerade  Folge  des 
romanhaften  Characters  dieses  Buches.  Wichtige  Untersuchungen 
auf  arabischem  Boden  hat  Burton  3)  auf  Kosten  des  Vicekönigs  von 
Egypten  begonnen.  Im  alten  Midian,  östlich  vom  Busen  von  'Akaba 
fand  er  überall  Spuren  von  früherem,  in  grossem  Umfange  betriebenen 
Bergbau,  Stadtruinen.  Aquaeducte  u.  a.,  sowie  auch  eine  eigen- 
thümliche  Inschrift.  Von  Mineralien  wurden  Gold,  Silber,  Zink, 
Galena  argentifera,  Antimon  und  Schwefel  entdeckt.  Es  ist  jedoch 
immerhin  fraglich,  ob  der  Versuch,  diese  Schätze  zu  heben,  sich 
lohnen  würde.  Die  zweite  Expedition  Burton's,  welche  noch 
interessantere  Resultate  in  Bezug  auf  die  geographischen  und 
ethnographischen  Verhältnisse  Nordwestarabiens  ergeben  hat,  fällt 
nicht  mehr  in  unser  Berichtsjahr.  Vom  entgegengesetzten  Ende 
Arabiens,  von  Maskat,  giebt  Miles4)  neue  Nachrichten.  Von  Basra 
und  'Oman  handeln  Schioeiger-Lerchenfeld's 5)  populäre  Skizzen. 
Ueber  Manzoni's  Reisen  in  Südarabien  gab  die  geographische 
Zeitschrift  Cosmos 6)  einige  Notizen. 


1)  A.  Zehme.     Aus  und  über  Arabien:   Globus   1878.     XXXIV,  3—5. 

2)  W.  Gifford  Palgrave.  A  Personal  Narrative  of  a  Year's  Journey 
through  Central  und  Eastern  Arabia.    London  (Haker)  1878.    8.  with  Maps.    Cs. 

3)  Richard  F.  Burton.  Tbe  gold-mines  of  Midian  and  tbe  ruined  Midia- 
nite  cities.  A  fortnight's  tour  in  north-western  Arabia.  2  od.  London  (C.  Kegan 
Paul  &  Co.)  1878.  XVI,  398  pp.  8.  —  rec.  in  UM.  f.  d.  O.  15.  März  1879, 
p.  48;  in  Pal.  Exploration  Fund,  Quarterly  Statements  1878,  p.  141  (aus  der 
Times);  in  Atb.  11.  Mai  1878,  p.  601;  in  Edinburgh  Review,  Juli  1878,  p.  220; 
von     Wilson   in   Ac.    10.   Aug.    1878,  p.    129. 

1 1  o.  />'.  Miles.  Note  on  Pliny's  geography  of  tbe  east  coast  of  Arabia: 
JRAS.      London    1878.      X,    Ii. 

5)  Schweiger-Lerchenfeld.  Culturbilder  vom  persischen  Golf:  <>M.  f.  d. 
Cr.    187s.   N0.   5,   Mai,  p.   üö— -71;    No.    6,  Juni.  p.   90—93;    p.    lGö — 171. 

6)  Esplorazioni  di  II.  Manzoni  nell'  lernen:  Cosmos  Bd.  V,  1.  p.  39;  3, 
p     1  lii      I  17. 


Socin,  Arabien.  47 

An  die  Spitze  des  Berichts  über  arabische  Studien  allgemeineren 
Inhaltes  haben  wir  einen  Aufsatz  von  Pomel1),  eine  Studie  von 
Teichmüller*)  und  eine  Rede  van  den,  Ham's9)  über  das  Ver- 
hältniss  des  arabischen  Sprachstudiums  zum  alten  Testament  zu 
stellen,  gehen  aber  dann  sofort  zu  dem  kleinen  aber  inhaltsreichen 
Aufsatz  von  Sprenger10)  über,  in  welchem  dieser  gerade  auch  in 
pädagogischen  Fragen  bewanderte  Gelehrte  uns  ein  Bild  des  auf 
arabischem  Boden  erwachsenen,  besonders  auf  scholastische  Spitz- 
findigkeiten gerichteten  Studienganges  des  Muslime  entwirft,  und 
zwar  im  Anschluss  an  Loth's  Catalog  der  arabischen  Handschriften 
des  India  Office.  Was  andere  Cataloge  arabischer  Manuscripte 
betrifft,  so  liegt  nun  von  Pertsch's  n)  sorgfältigem,  besonders  durch 
seine  zahlreichen  Verweisungen  wichtigen  Catalog  der  arabischen 
Manuscripte  zu  Gotha  ein  erster  Band  vor;  in  demselben  werden 
die  Handschriften  vermischten  Inhaltes,  sowie  die  Werke,  welche 
sich  auf  Encyclopädie  und  Hodegetik ,  Bibliographie,  Grammatik, 
Metrik,  Lexicographie ,  sowie  Koran-  und  Traditionswissenschaft 
beziehen,  aufgeführt,  im  Ganzen  639  Nummern.  Steinschneider12) 
hat  handschriftliche  Uebersetzungen  von  Schriften  des  Aristoteles, 
Galen,  Hippokrates,  Wüstenfeld19)  einige  coptisch-afabisehe  Hand- 
schriften besprochen.  In  seinem  Bericht  über  eine  Wissenschaft  liehe 
Reise  nach  Constantinopel  beschreibt  D.  H.  Müller1*)  Hand- 
schriften von  Hamdäni  und  'Aggäg.  Ueber  einen  cursiv-eufischen 
Papyrus  aus  dem  Anfang  des  zweiten  Jahrb.  d.  Fl.  hat  Rogers16) 
gehandelt. 


7)  Pomel.     Le    peuple    arabe:    Revue  geogr.  intern.   1877.     No.    19.      (Fr.) 

8)  G.  Teichmüller.  Charakteristik  der  Arabei',  eine  völkerpsychologische 
Skizze:  Baltische   Monatsschrift   1878.      XXVI,    1.   2.   (Fr.) 

9)  /.  van  den  Harn.  Het  belang  van  de  studie  der  Arabische  taal ,  voor 
de  behandeling  van  het  oude  testament.  Rede  gebunden  Inj  de  aanvaarding 
van  het  hoogleeraarsambt  aan  de  rijksuniversiteit  te  Groningen  den  27sten  October 
1877.     Utrecht  (de  Industrie,  van  Druten)    1877.     27   bl.     8.     35  c. 

10)  A  Sprenger.  Die  Schulfächer  und  die  Scholastik  der  Muslime :  ZDMG 
XXXII,  p.   1  —  20. 

11)  Wilhelm  Pertsch.  Die  arabischen  Handschriften  der  Herzoglichen 
Bibliothek  zu  Gotha.  Gotha  (Perthes)  1878.  XIV,  492  pp.  8.  Auch  u.  d. 
T . :  Die  orientalischen  Handschriften  der  Herzoglichen  Bibliothek  zu  Gotha. 
Auf  Befehl  Sr.  Hoheit  des  Herzogs  Ernst  II  von  Sachsen-Coburg-Gotha  ver- 
zeichnet von    W.    P.     Dritter  Theil.      Die   ar.   II.      Erster   Band. 

12)  M.  Steinschneider.  Manoscritti  arabici  in  caratteri  ebraicis  BISO. 
N.  S.,  p.   05—69-,    p.   82—87;    p.    128—134;    p.   333—338. 

13)  Ferd.  Wüstenfeld,.  Coptisch  -  Arabische  Handschriften  der  Königl. 
Universitäts-Bibliothek:  GN.   29.  Mai   1878,  p.   285—326. 

14)  David  Heinrich  Müller.  Bericht  über  die  Ei-gebnisse  einer  zu 
wissenschaftlichen  Zwecken  mit  Unterstützung  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften unternommenen  Reise  nach  Constantinopel.  Wien  (Gerold's  Sohn  in 
Comm.)  1878.  48  pp.  8.  [Aus  dem  Aprilhefte  des  Jahrganges  1878  der 
Sitzungsberichte  der  phil.-hist.  Classe  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften 
(XC.  Bd.,  S.  297)  besonders  abgedruckt.] 

15)  E.    T.  Rogers.     Arabic  and  other  Papyri:    Ac.   7.   Sept.   1878,  p.   244. 


48  Socin,  Arabien. 

Auf  dem  Gebiete  muslimischer  Theologie  und  Philosophie 
haben  wir  den  Versuch  Dii(jat'sie)  zu  begrüssen,  welcher  uns  in 
historischer  Keihenfolge  die  Kämpfe  der  muslimischen  Gelehrten- 
welt,  sowie  die  Methode  ihres  theologischen  und  philosophischen 
Forschens  vorführen  will.  Interessant  ist  ferner  Goldziher's u) 
Aufsatz  über  das  Verhältniss,  in  welches  sich  die  muslimischen 
Theologen  zu  der  Bibel,  besonders  dem  alten  Testament  gestellt 
haben.  Zu  Baidäwi's  Commentar  sind  endlich  die  längst  erwarteten 
Indices.  von  Fell18)  bearbeitet,  herausgekommen.  Einen  wichtigen 
und  interessanten  Beitrag  zur  muslimischen  Glaubenslehre  haben 
wir  in  der  trefflichen  Ausgabe  der  Durrat  el-fächira  Gazäli's  erhalten, 
welche  Gautier19)  trefflich  herausgegeben  und  übersetzt  hat.  Von 
Ta'älibi's2")  Prophetenlegenden  ist  eine  neue  Auflage  gedruckt 
worden.  Eine  Lieblingslectüre  der  heutigen  Muslimen  scheinen 
die  Traditionssammlungen  zu  bilden;  vergeht  doch  fast  kein  Jahr 
ohne  dass  Buchäri  neu  aufgelegt  würde.  Diesmal  haben  wir  sogar 
eine  vocalisirte  Ausgabe  desselben  zu  verzeichnen. 21)  Auch  ist  die 
Traditionssammlung  des  besonders  durch  seinen  Kur'äncommentar 
berühmten  Bagawi22)  in  Egypten  gedruckt  worden,  sowie  ein 
Commentar  zu  der  Vorrede,  welche  Kasteläni29)  zu  seiner  umfang- 
reichen Erklärung  Buchari's  geschrieben  hat.  In  das  Gebiet  der 
Glaubenslehre  gehört  ein  Commentar  von  ed-Dawäni  24)  (f  im  Jahre 


16)  G'ustave  Duijat.  Histoire  des  philosophes  et  des  theologiens  inusul- 
mans  (de  G32  ä  1258  de  Jesus-Christ).  Scenes  de  la  vie  religieuse  en  Orient. 
Paris   1878.     XLIII,  387   pp.     8.  —  rec.  von    Weil  in  JLZ.   16.   Nov.   1878. 

17)  Ign.  GoldziJter.  Ueber  muhammedanisehe  Polemik  gegen  Ahl  al- 
kitäb:  ZDMG.  XXXII,  p.  341—387.  —  Vgl.  A.  Müller  und  Steinschneider 
ebd.  p.  388 — 395  und  737. 

18)  Indices  ad  Beidhawii  comuientarium  in  Coranum  confecit  Winand 
Fell.  Leipzig  (Vogel)  1878.  VI.  71  pp.  4.  M.  10.  —  rec.  in  LC.  25.  Jan. 
1879,  Sp.   14. 

1  9  i  Ad-Dourra  al-Fakhira.  La  Perle  precieuse  de  Ghazäli.  Traite  d'escha- 
tologie  musulmane  publie  d'apres  les  manuscrits  de  Leipzig,  de  Berlin,  de 
Paris  et  d'Oxford  et  une  lithographie  Orientale  avec  une  traduction  francaise 
par  L.  Gautier.  Geneve  Bäle  Lyon  (Georg)  1878.  XVI,  90.  \\.  pp.  8.  M.'6.40 
rec.  von  77/.  V.  in  LC.  12.  Jan.  1878,  Sp.  56;  von  Thorbecke  in  ZDMG 
XXXII,  p.  222-,  von  Nestle  in  ThLZ.  (i  Juli  1878,  Sp.  335;  von  de  Goeje 
in  Theologisch  Tijdschrift,  Jan.   1878.  p.    103. 

20)  -aJUuÜU    .tw-<w>J^    Kxai  Cairo    1295.     Druckerei  von  Seh   Saraf.     Sp. 

21)  jCjLsuJÜ   _:y^UiJl  Büläk    1295.     8  Bände.     Sp. 

22)  (jJuSl  isoLvJf  f^'u^A  Büläk  1295.  Sp.  (Vgl.  H.  H.  Bd.  V, 
p.   564,  No.   12128.) 

23)  ,  9  ,wU^t  J_-^*.-CÖJÜ    ,L^ILu*.äJ(    i^JJw    „^   Cairo   1295.     Druckerei 

^-y         Z,"         w  o> 

Wädi  en-nil.     Sp. 

24)  »JLc  Al.Js.it  Q-jjJt  ^U>  \xa>  iXaÖäJU  JuLftatii  _-Ä  Cairo  1295. 
Sp-     (Vgl    1.1     II     Bd.  IV,  p.  217,  No,   SITU  ) 


Socin,  Arabien.  49 

907  d.  Fl.)  zu  Igl's  Buch.  Auch  zwei  andere  Werke  ethisch- 
religiösen Inhalts  können  hier  noch   angeführt  werden  25~ 2C>). 

Von  Lasmio's 27)  Averroes  ist  eine  Fortsetzung  erschienen, 
die  uns  jedoch  nicht  zu  Gesicht  gekommen  ist.  Dieter  ici's'2*') 
Büchelchen  über  Darwinismus  streift  die  arabische  Philosophie  nur 
in  geringem  Grade. 

Von  französischer  Seite  liegt  eine  Abhandlung  über  das  mus- 
limische Recht,  wie  es  in  den  französischen  Besitzungen  in  Indien 
Geltung  hat,  vor29).  "Das  bekannte  Compendium  von  Sidi  Halll 30) 
ist    auch  dieses  Jahr  neu  herausgegeben,    sowie  übersetzt  worden. 

Was  christlich-arabische  Literatur  betrifft,  so  ist  in  Mosul  in 
der  trefflichen  Druckerei  der  Dominicaner  eine  neue  arabische 
Bibelübersetzung  von  Lion'iV)  erschienen:  eine  andere  von  Josef 
van  Ha/m 32)  übersetzte  arabische  Bibel  mit  vocalisirtem  Texte 
wird  von  den  Jesuiten  in  Beirut  herausgegeben. 

Langsam  und  allmälig  wird  nun  zu  Tage  gefördert .  was  die 
Araber  auf  dem  Felde  der  Naturwissenschaften  geleistet  haben. 
Steinschneider  gab  dankenswerthe  Notizen  über  ein  auch  sprachlich 
interessantes  pharmaceutisches  Werk33)  und  eine  Reihe  kleinerer 
medicinischer  Schriften;  zu  beachten  ist  auch  seine  eingehende 
Kritik  von  Ledere' s  Geschichte  der  arabischen  Medicin34-35),  welches 
Buch  vorläufig  „unentbehrlich  ist,   ohne  die  benutzten,  viel  weniger 


25)  Oi^ü    Jol3  Cairo  1295.     Sp.     (.Vgl.  H.  H.  Bd.  111,  p.  235,  Nu.  5124.) 

2G)  JyJj.il    *xj.    *JÜ|    ULa.^.5*   j.     .jj.x2.dl    -*Jl  Cairo    1295.     Sp. 

27)  Averroe.  II  commento  medio  alla  retorica  di  Aristotele  pubblicata  per 
la  prima  volta  nel  tcsto  arabo  da  Fausto  Lasinio.  Fase.  .)  Firenze  (Le  Monnier) 
1878.     p.    65—90   del   tcsto  arabo. 

28)  Fr.  Dieterici.  Der  Darwinismus  im  zehnten  und  neunzehnten  Jahr- 
hundert. Leipzig  (Hinrichs)  1878.  XII,  228  pp.  8.  M.  :$.  —  ree.  in  Philo- 
sophische Monatshefte  14.  Band.  VIII.  und  IX.  Heft,  1878,  p.  548;  in  LC. 
13.  Dec.   1879,  Sp.  1G25. 

29)  L.  Cremazy.  Le  droit  musulman  dans  l'Inde  francaise :  Nouv.  Revue 
histor.   du   droit,  Juli-Aug.    1878.     (Fr.) 

30)  Code  musulman  de  Kbalil  (rite  malekite,  Statut  reel).  Texte  arabe  et 
nouvolle  traduction  par  ZV.  Sßignette.  Alger  (Jourdan)  1878.  LXVII.  757  pp. 
8.     (Paris  Challamel  fr.  25.)     (Fr.) 

31)  Biblia  sacra  (les  3  premiers  volumes)  versio  arabica.  Publies  par  les 
soins  de  Fr.  E,  L.  M.  Lion.  Mossoul  (imprimes  par  les  freres  precheurs 
dominicains)    1875  —  78.     8.     (Paris  Challamel  fr.  45.)     (Fr.) 

32)  Vgl.  Die  von  den  Vätern  der  Gesellschaft  Jesu  zu  Beirut  heraus- 
gegebene arabische   Bibel:  Das  heilige  Land.     Köln   1878.      II.   3,  p.  95 — 97. 

33)  AI.  Steinschneider.  Arabische  Aerzte  und  deren  Schriften.  III.  Ibn 
ul-Öezzar's   Adminiculum:  ZDMG.   XXXII,  p.   728—733. 

34)  M.  Steinschneider.  Bernard  Alberti  (Pseudo-Geritilis  de  Fulgineo); 
Galen,  de  morte  subitanea;  Galen,  de  morbo  icterico;  Rufus,  de  morbo  icterico  etc.; 
Magnus  (oder  Magnes)  über  Urin:  Archiv  f.  Geschichte  der  Medicin  und  medi- 
ciriische  Geographie.      1    Band.     Leipzig    1878.     p.  123 — 138. 

35)  Ebd.      p.   437  —  451. 

Jahresbericht  1878.  4 


50  Soa'v,   Antliicu. 

die  unbenutzten  Quellen  entbehrlich  zu  machen".  Wiedemann 36) 
dehnt  die  Untersuchungen  über  die  Geschichte  seiner  Fachwissenschaft 
bis  zu  den  Arabern  aus.  Rodet3,1)  hat  eine  Abhandlung  über  das 
Verhältniss  der  Algebra  des  Muhammed  ihn  Müsa  el-Hare/.nii  (von 
Hosen  im  Jahre  1831  herausgegeben)  zu  ihren  indischen  Vorjageö 
veröffentlicht.  Mit  der  arabischen  Arithmetik  hat  sich  ferner  Hoch- 
heini 38)  beschäftigt.  In  seinen  fortgesetzten  Studien  beschreibt 
Günther3*)  die  Wasserkugel  und  excentrische  Erdkugel.  Einen 
arabischen  Himmelsglobus  führt  uns  Meucci™)  vor.  Zur  Kunde 
der  arabischen  Metrologie  hat  wiederum  tiauvaire**)  einen  Beitrag 
geliefert.  Redhouse*'1)  hat  erklärt,  was  unter  der  „falschen  Morgen- 
röthe"  zu  verstehen  ist. 

Hauptsächlich  für  Geographie  nichtig  ist  das  anonyme  Werk 
aus  der  Mitte  des  10.  Jahrb.,  welches  Deute43)  nach  einer  Hand- 
schrift Schefer's  übersetzt  hat  und  welches  uns  zeigt .  was  für 
Berichte  und  Fabeln  in  Betreff  des  äussersten  Ostens  bei  den 
Arabern  in  Umlauf  waren.  Aus  idrisi's44)  Werk  werden  in  Italien 
die  dieses  Land  betreffenden  Theile  von  Amari  und  SchkupareUd 
herausgegeben.  Ein  aus  dem  Jahre  1853  stammender  Aufsatz 
Renan' 's45)  über  Ibn  Batuta  ist  neu  abgedruckt  worden.     Für  die 


36)  Eilhard  Wiedemann.  Zur  Chemie  der  Araber:  ZDJIG.  XXXII, 
p.   575—581. 

37)  Leon  Rodel.  L'algebre  d'al-Khärizmi  et  les  methodes  indienne  et 
greegue:  JA.  Jan.   1878,  p.   1 — 98. 

38)  Kari  t'il  Hisäb  des  Abu  Bekr  Muhammed  ben  Alhusein  Alkarkhi  nach 
der  auf  der  herzoglich -Gothaischen  Schlossbibliothek  befindlichen  Handschrift 
von  -Adolf  HocJtheim.  1  Halle  a.  S.  iNYl„.m  ist*  24  pp:  4  M.  1.20. 
ree.  von    Cantor  in  JLZ.   2,2.  Juni    1878,  p.  375. 

39)  *S.  Günther.  Studien  zur  Geschichte  der  mathematischen  und  phy- 
sicaliscrlen  Geographie.  3.  Heft.  Halle  iXeberti  1878.  8.  M.  2.4U.  —  rec. 
in  LC.   15.  Juni   1878,  Sp.   795. 

4(i)  II  globö  Celeste  arabico  del  secolo  XI  esisteute  nel  cabinetto  degli 
strumenti  antiehi  di  ästronomia  di  fisicä  e  di  matematiCa  del  K.  Institute  di 
studi  superiöri  illustrato  da  F.  Meucci.  Firenze  (Succ.  le  Mbnnier)  1878. 
is   pp      2  Taf. 

41  i  H.  Sauvaire.    Ärabi'c  metrology  II.    El-djabarty :  JRAS.  NS.  X,  H.     (Fr.) 

42)  •/.  W.  Redhouse.  On  the  Natural  Phehomenon  known  in  tlie  Käst 
by  the  names  Subhi-käzib   etc.:  JRAS.   NS.  X,  IL1.     (Fr.) 

43)  Les  merveilltes  de  finde.  Oüvraige  arabe  inedit  du  X  siede.  Traduit  pour 
la  premiere  fois,  d'apres  un  manuscrit  de  la  collection  de  M.  Schefer,  copie 
sur  un  manuscrit  de  la  mosquee  de  Sainte-Sophie ,  a  Constantihople ,  avec 
Lntroductton,  notes,  etc.J  par  L.  Marcel  Devic.  Paris  (Lemerre)  1878.  XXXI. 
220  pp.     16.     fr.  •.'  50. 

44)  tl!)\     J^£       ci$    öl»"^    oLä3>(     j,  ö'lÄ-Ci-Jt    KS>;j    UU3     ry* 

UlLul    JUOU*  cyL\  J?  [/&   S&J\      \ff  pp.    4. 

45)  /•,'.  Renan.  Ihn  Batoutah:  Melanges  d'histpire  et  de  voyages,  p.  291 
—304. 


Soet'n,   Anihien.  51 

Geographie  Syriens  ist  die  lithographische  Herausgabe  der  Be- 
schreibung einer  militärischen  Expedition  Kait  Bei's46)  wichtig. 
Endlich  ist  noch  auf  die  ausführlichen  Nachrichten  über  das 
namentlich  für  die  Kenntniss  des  alten  Himjarenlandes  wichtige 
Werk  des  HamdanI  hinzuweisen,  welche  D.  H.  Müller^1)  in 
seinem  bereits  früher  erwähnten  Reisebericht  niedergelegt  hat. 

Von  al-Berüni's  48)  »übrig  gebliebenen  Denkmälern  verschwun- 
dener Generationen"  liegt  jetzt  der  ganze  arabische  Text,  sowie 
Einleitung  und  Indices  vor,  und  wir  dürfen  nun  bald  auch  das 
Erscheinen  der  englischen  Uebersetzung  erwarten,  welche  wir  eben- 
falls dem  rastlosen  Eifer  Sachau's  zu  verdanken  haben  werden. 
Ebenso  gespannt  sind  wir  jetzt  aber  auch  auf  das  Erscheinen 
Tabari's;  einen  Prospect  der  Ausgabe  dieses  grossen  Werkes  hat 
Nöldekei9)  geliefert;  Loth50)  hat  über  einen  A.  von  Kremer 
gehörigen  neu  entdeckten  Auszug  aus  Tabari's  „Appendix  zum 
Supplement"  berichtet,  de  Goeje01)  richtet  die  Aufmerksamkeit 
auf  eine  wichtige  Geschichtsquelle,  welche  von  Ahmed  abi  Ja'küb 
ihn  Ga'far  ibn  Wahb  ibn  Wädih  al-'Abbäsi  herrührt.  In  der  Mono- 
graphie Wüstenfeld!?,'02)  über  die  wichtige  kureischitische  Familie 
el-Zubeir  findet  besonders  Mus'ab  ibn  Zubeir  die  ihm  gebührende 
Berücksichtigung.  Aus  J.  Müllers0'3)  Nachlass  ist  nachträglich 
leider  nur  noch  ein  Heft  erschienen,  welches  die  Fortsetzung  von 
Excerpten  aus  Ibn  el-'Abbär's  Hüllet  es-sijarä  über  spanisch-arabische 


4G)  R.  V.  Lanzone.  Viaggio  in  Palestina  e  Soria  dl  Kaid  Ba  XVIII 
Sultano  della  II  Dinästia  Mamelucca  fatto  nel  1477.  Testo  arabo.  Torino 
(Stamperia  reale  della  ditta  G.  B.  Paravia  e  c.)  1878.  11,  f/\  pp.  8.  lithogr. 
Mit  3  lithogr.  Tafeln.     Der  arabische  Titel  des  Buches  lautet:  0~&Ä*w..*iS    i3*£^ 

47)  Das  Buch  der  arabischen  Halbinsel  von  Abu  Hasan  al-Hamdäni: 
L).  H.  Midier.  Bericht  über  die  Ergebnisse  einer  .  .  .  Reise  nach  Constanti- 
nppel,  p.  5 — 39.  —  Vgl.  oben  p.   47,  No.   14. 

48)  Chronologie  orientalischer  Völker  von  AlberunT  herausgegeben  von 
C.  Eduard  Sach.au.  (Gedruckt  aufiKosten  der  DM6.)  Leipzig  (Brockhaus)  1878. 
LXXIII,  30,  HP  pp.  4.  --  rec.  von  Nöldeke  in  GGA.  2.  April  1879, 
p.  417—432;    in  Indian  Mail   10.  Nov.   1879,  p.   1079. 

49 1  Th.  Nöldeke.  Die  projectirte  Ausgabe  des  Tabari:  Beil.  zur  AAZ. 
7.   April    1878,   p.    1439. 

ö()i    0    Loth.      l'eber  eine  Tabari-llanilschrift:  ZDMG.  XXXII.  p*  581— 583. 

51)  M.  J .  de  (roeje.  lieber  die  Geschichte  der  Abbäsiden  von  al-Jakübi. 
(Tire  du  Vol.  II  des  Travaux  de  la  3''  Session  du  Congres  international  des 
Orientalistes.)     Leiden   (E.  J.  Brill)    1878.      IG   pp.     8. 

52)  Die  Familie  el-Zubeir.  Der  Tod  des  Muc'ab  ben  el-Zuboir  aus  den 
Minvaffakijat  des  Abu  Abdallah  el- Dimaschki.  Arabisch  und  Deutsch  von 
F.  Wüstenfeld.  Aus  dem  23.  Bande  der  Abhandlungen  der  k.  Ges.  d.  Wiss. 
zu   Göttingen.     Göttingen  (Dieterich)   1878.      112   pp.     4.      1  Tafel. 

53)  Man-.  Jos.  Müller.  Beiträge  zur  Geschichte  der  westlichen  Araber. 
2.  Heft.  München  (Franz)  1878.  p.  193—360.  8.  M.  4.50.  (Cod.  Escurial. 
Casiri  MDCXL1V   vol.   II,  p.   30.) 


52  Sodn,  Arabien. 

Dichter  enthält.  Ein  Aufsatz  von  Renanbi)  über  Mas'üdi  ist  neu 
abgedruckt  worden.  RehatsekhS)  hat  eine  Notiz  über  zwei  Jemen 
betreffende  arabische  Handschriften  veröffentlicht :  Ousa56)  eine 
kleine  Geschichte  von  Fez  mit  Uebersetzung  herausgegeben.  Ein 
Artikel  von  Jirecek51)  stellt  Nachrichten  der  Araber  über  das 
slavische  Mittelalter  zusammen.  Von  arabischen  Drucken  aus  dem 
Orient  ist  eine  in  Mosul  herausgekommene  Kirchengeschichte  58),  wohl 
ein  Schulbuch,  anzuführen.  Ausserdem  aus  Cairo  ein  Geschichts- 
werk59), das  mir  von  Dr.  Spitta  als  inhaltlich  interessant  bezeichnet 
wird :  ferner  ein  Nachdruck  der  Wüstenfeld' sehen  Ausgabe  des 
Ihn  Hisäm6"),  sowie  schliesslich  eine  neue  Auflage  der  Barme- 
kidenlegenden ,!1). 

Das  so  nützliche  Wörterbuch  l.hzys 62) .  welches  wir  schon 
das  vorige  mal  zu  verzeichnen  hatten,  ist  im  Laufe  unseres  Bericht- 
jahres bis   zum  Buchstaben  ^o  und   damit  zum  Schlüsse  des  ersten 

Bandes  vorgerückt.  Einzelne  lexicographische  Bemerkungen  lieferte 
Devic63).  (iiiitfi64)  hat  einzelne  Abhandlungen  der  arabischen 
Grammatiker,  besonders  die  of..>o'SW  o  JO    besprochen.     Kostens  ,;;>) 


54)  K.  Renan.  Les  Prairies  d'or  de  Macoudi  (1873):  Mel.  d'histoire  et 
de  voyages,  p.  253 — 276. 

55)  K,  Rehatseh.  Brief  notice  of  two  Arabic  Manuscripts  on  the  History 
of  lernen;  with  notes  i'rom  Portuguese  sources  by  ./.  G&rson  da  Ounha:  JBBAS. 
1*7  7.   Xu.  XXXV.     Vol.  XIII. 

56  i  Storia  di  Fez  pubblicata  nel  testo  arabico  originale  tradotta  ed  annotata  dal 
Prof.  Salvatore  Ousa  assistito  da  Carla  Crispo  Mohcada.  Palermo  (Virzi) 
1878.     8.  Af  pp.     8. 

57)  Zprävy  Arabuv  o  stfedoveku  slövanskem.  Podävä  Josef  Jirecek: 
( lasöpis    musea    krälovstvi    ceskeho.      1878,    roenik  LII.    svazek   ctvrty.     p.    50*9 

-526. 

58)  J.  David.  Petit  abrege  de  l'histoire  de  l'Eglise.  Texte  arabe.  Mossoul 
(impr.   par  les  freres-Dominicains)    1877.      12.      (Paris,  Challamel   fr    Li     i  Fr.) 

59)  \]J!   Js^sl  ,.Yj    .Y^.^J    ,\.jjl  ^uJJ  .%  \"3\   .Li!  Bfiläk  1295.    8p. 

r—  er? 

61;    (_wL»x.      Aj     *jü    iüwat-JÜ     5.5»     L*jO     (jwLLK     »^Lci     Cairo     1295 

Druckerei   \hii   Seli    Saraf.      Sp. 

62)  R.  D<r:i/.  Supplement  aux  dictionnaires  arabes.  1 — 4  livr.  Leide 
<E  J.  Brut)  1878.  4.  Livr.  3,  pp.  425—624.  fl.  7.50 ;  livr.  4.  pp.  625— 858. 
ti  s  85. 

63)  L.  Marcel  Deine.    Quelques  mots  &  aj outer  aux  lexiques  arabes:  JA 
Aug.-Sept.    L878,  p.  232—236. 

64)  /.    Ghddi.     Filologia  semitica:  BISO.   1878,  p.   104—108. 

65 1  Fünf  Streitfragen    der    Basrenser    und    Küfenser    über    die  Abwandlung 

des    Nomen    :ms    Um    el-Anbäri's     .T«o     ,_ »jL*»     Jü'»*./«    ,3.    ^Juoj^I    LJÜti' 

•  w*-o».XJU    ,-->-j.xi>.Ji   ,-vaj  »->\>JI .     Nach    der  Leydener  Handschrift  heraus- 
gegeben   und  bearbeitet  \<<n  Jaromir  KoSut.     Wien  iK    Gterold's  Sohn)   1878 


Socin,  A  rahien.  53 

Dissertation  liefert  ein  Verzeichniss  der  Streitfragen  zwischen  den 
Kufensischen  und  Basrensischen  Grammatikern  nach  Ibn  el-Anbari 
und  führt  fünf  dieser  Streitfragen  ausführlich  vor.  Trwrnpp6*) 
hat  eine  Uebersetzung  des  Mufassal  mit  Anmerkungen  zu  liefern 
begonnen.  Von  Ibn  Ja'Is's  Commentar  zum  Mufassal  hat  Jahn61) 
ein  viertes  Heft  herausgegeben.  Eine  hübsche  Untersuchung  über 
die  Bildung  mehrläufiger  Verbalstämme  hat  Frän7celGS)  vorgelegt. 
Ein  Lehrbuch  für  den  arabischen  Unterricht  in  schwedischer  Sprache 
hat  Laxjus69)  veröffentlicht.  In  Mosul  ist  ein  grammaticalisches 
Uebungsbuch  gedruckt  worden 7o).  Die  aus  der  Druckerei  der 
Jesuiten  in  Beirut  hervorgegangene'  Chrestomathie  zeichnet  sich 
bekanntlich  durch  besonders  schöne  Typen  aus71).  In  derselben 
Druckerei  ist  ein  kleines,  aber  brauchbares  französisch-arabisches 
Wörterbuch 72)  wieder  aufgelegt  worden.  In  Algier  hat  ein  Ein- 
geborener Namens  Bei  Käsern  ben  iSedira13)  ein  Hilfsbuch  zur 
Erlernung  des  Arabischen  drucken  lassen  und  dcBussifs14)  Gespräch- 
sammlung,  welche  für  die  Kenntniss  des  algierischen  Dialectes  nicht 
unwichtig  ist,  umgearbeitet.  Auch  in  Beirut  ist  eine  französisch- 
arabische  Gesprächsammlung  herausgekommen75).    Von  drei  gram- 


94  pp.  8.  (Aus  dem  Novemberhefte  des  Jahrgangs  1877  der  Sitzungsber.  d.  phil.- 
liisi  Cl.  d.  k.  Akad.  d.  W.  LXXXVI1I.  Bd.  p.  27  1  ff.  I  —  ree.  von  D.  IL  Müller 
in  JLZ.  20.  Juli  1878,  p.  435;  von  '/'//.  N.  in  LC.  21.  Sept.  1878,  Sp.  1271; 
von    Thorbecke  in  ZDMG.  XXXII,  p.  597. 

66)  Trwmjyp.  Beiträge  zur  Erklärung  des  Mufassal:  Sitzungsber.  der 
philos.-philolog.  und  historischen  Classe  der  k  b.  Akademie  der  Wissenschaften 
zu   München.      1878,  III.    Heft,   p.    197—316. 

67)  Um  Ja'is  Commentar  zu  Zamachsari's  Mufassal.  Nach  den  Hand- 
schriften zu  Leipzig.  Oxford.  Constantinopel  und  Cairo  auf  Kosten  der  DMG. 
herausgegeben  von  G.  Jahn.  Viertes  Heft.  Leipzig  (Brockhaus)  1878. 
pp.   fAl 1f.      4. 

68)  Siegmund  Fraenkel.  Beiträge  zur  Erklärung  der  mehrlautigen  Bildungen 
im  Arabischen       Leiden   (Brüll    1878.      IV,   49   pp.      8. 

69)  Wilhelm  Lagus.  Lärokurs  i  Arabiska  Sprakot  tili  Uuiversitets-Ung- 
domens.     IV.  Arabisk  Ordbok.     Helsingfors  (Frenekell  &  Soii)  1878.     239  pp.     8. 

70)  J.  David.  Exercises  grammaticaux .  disposes  suivant  la  grammaire 
arabe.  Texte  arabe.  Mossoul  (impr.  par  les  freres  precheurs-dominicains)  1877. 
8.     (Baris,  Challamel  fr.  5.)     (Fr.) 

71)  Chrestomathie  arabe  ou  recueil  de  morceaux  choisis  des  anciens 
auteurs  arabes.  Texte  accentue.  Beyrouth  (Peres  Jesuites)  1875 — 77.  2  vols. 
S.     (Paris,  Maisonneuve  fr.  22.)     (Fr.) 

72)  Le  P.  Henry.  Vocabulaire  francais-arabe.  Nouvclle  edition  revue  et 
corrigee  donnant  la  traduetion  de  plus  de  20000  mots  francais.  Beyrouth 
(IV  Jesuites)  1878.  VIII,  708  pp.  12.  (Paris,  Maisonneuve  fr.  10.)  --  rec. 
von   Huart  in  JA.  April-Juni    187  8,  p.   548. 

7.'!i  Bei  Kasein  ben  Sedira.  Cours  pratique  de  langue  arabe.  2  ed. 
revue  ei    augmentee.     Alger   1878.     8.     fr.  5.     (Fr.) 

74)  Dialogues  francais-arabes ,  reeuoil  des  phrases  les  plus  usuelles  de  la 
langue  parlee  en  Algerie,  de  Th.  Roland  de  Bussy,  refondus  par  Bei  Kassem 
Ben  Sedira.     2  ed.    Alger  (Jourdan),  Paris  (Challamel)  1878.    VII,  370  pp.    32. 

75)  Dialogues  francais  arabes  ä  l'usage  des  commercants.  Beyrouth  1877. 
18.     fr.  1.25.     (Fr.) 


Fj/J.  Social,    Antillen. 

maticalischen  Schriften76-78),  welche  neulich  in  Gäiro  gedruckt 
worden  sind ,  verdient  wohl  nur  ein  Commentar  zum  Mugm 7&) 
besondere  Hervorhebung. 

Einen  Aufsatz  allgemeineren  Inhalts  von  Devi'c19)  über  arabische 
Poesie  habe  ich  nicht  zu  Gesicht  bekommen.  Seine  Ueliersetzungen 
aus  dem  Gebiete  der  älteren  Poesie  hat  /w/^//*"-81)  fortgesetzt. 
Von  Interesse  ist  die  mir  von  Dr.  Spitta  brieflieh  gemeldete  Notiz, 
dass  in  Cairo  ein  Nachdruck  der  Freytag'schen  Ausgabe  der 
Hamasa  vorbereitet  werde.  Havtsma 82)  hat  eine  Kaside  des 
christlichen  Dichters  el-Alital.  welche  auch  historisch  nicht  unwichtig 
ist.  mit  lateinischer  Uebersetzung  und  Anmerkungen  henuisgegeben. 
Durch  Dr.  Spitta  erfahren  wir  von  einer  neuen  Auflage  Ihn  el- 
Farid's83). 

Schliesslich  mögen  hier  noch  einige  Varia  aus  dem  Gebiete 
der  arabischen  Literatur  ihre  Stelle  finden.  SandreczktSi)  hat 
maltesische  Sprichwörter  aus  Vassalli's  Sammlung  in  deutscher 
Uebersetzung  mitgetheilt.  Die  arabischen  Sprüche,  welche  der 
Referent85)  aus  seinen  eigenen  Sammlungen  veröffentlicht  hat. 
sind  hauptsächlich  dazu  bestimmt,  den  Unterschied  des  in  Mardin 
und  Mosul  gesprochenen  Dialectes  von  andern  arabischen  Mund- 
arten zu  kennzeichnen.  Von  der  grossen  arabischen  Enc}rclopaedie, 
welche    Butrus    Bistani^')     herausgiebt,    ist    uns    im    Laufe    des 

76)  iüj^UJi   äJULwbSi   Cairo   1295.     Sp. 

77)  ^Ajt:»^ftJLS  äObuwJl  ^L«  Cairo  1  '2 0 5 .  Druckerei  von  Mustafa 
Effendi.     Sp. 

78)  r**$\    Kä^l>-»     i*yi*Ji     <.a!     .AJuJl        Ac    (js^Jl      -xiÄj!    Cairo 

1295.     Druckerei  von  Mustafa  Effendi.     Sj. 

79)  L.  M.  Dcvic.  La  poesie  arabe:  La  Republique  francaise,  7.  Dec. 
1877.     (Fr.) 

80)  C.  J.  Lyoll.  The  Mo'allaqab  of  Zuheyr .  rendered  into  Englisb  with 
an    introduction:  JASB.   1878.     Vol.   XLV1I.   Part.  I,  p.   1—26. 

81)  C.  J.  Lijall.  Translations  from  the  Hamäseh  and  theAghänl:  JASB 
1877.     Vol.  XLVI,  Part  I,  p.   437  —  461. 

82)  Akhtal.  Encomium  Omayadarum  e  eod  Petropolit.  et  Lugdun.  descriptum 
edidit,  versione  et  annotationibus  instruzit  j\f.  Th.  Houtsma.  Lugd.  Bata- 
vorum  iBrilli    1878.     27   pp.     4. 

83)  ^»^-xi    (jto.Läi!   ,-yi     -*.£■   ,-)U^  Cairo   1295.     Sp. 

84)  ('.  Sandreczhi.  Maltesische  Sprichwörter  und  Sprüche:  Globus  1878. 
Bd.  XXXIII.      No.    11.  p.    171  —  175. 

85i  Arabische  Sprichwörter  und  Redensarten  gesammelt  und  erklärt  von 
Albert  Socin.  [Einladung  zur  Feier  de>  Geburtstags  S.  M.  des  K.  Karl  von 
Württemberg  am  7.  März  1878J)  Tübingen  (Druck  von  II.  Laupp)  1878.  X. 
12,  If  pi'  l  —  rec.  von  Derenibourg  in  HC.  22.  Juni  1878,  p.  397;  von 
Gcmneau  in  JA.  Oct.-Dec.    1878,  p.  467 — 477. 

2  o 

86)   ^_J.Lsl*J|    ä_jiO   "-, iJiS   Encyclopedie  arabe    Jjü    *Lc    yw^li  j.^» 


Socm,  Ära />iei(.  55 

Berichtjahres  bloss  ein  zweiter  Band  (bis  ,-»U>;')  zugekommen ; 
gerade  dieser  enthält  jedoch,  da  er  auch  die  „».jI"  umfasst,  manches 
Nützliche.  Der  in  Alexandrien  gedruckte  aegyptische  Kalender87) 
enthält  auch  einiges  Sprachliche.  Höchst  unterhaltend  ist  die 
theilweise  in  sehr  vulgärer  Sprache  zu  Paris  erscheinende  illustrirte 
arabische  Zeitung,  welche  theils  den  Vicekönig  Isma'il  Pascha, 
theils  aber  auch  die  „Fremdherrschaft"  in  Egypten  ausspottet.88). 
Ueber  Anmiete  u.  ä.  handelt  Royers^).  Ein  grosses  nach  dem 
Arabischen  gearbeitetes  alphabetisch  angelegtes  Traumbuch90)  ist 
für  ein  modernes  abergläubisches ,  nicht  für  ein  wissenschaftliches 
Publicum  berechnet.  In  Cairo  ist  ein  von  Sädik  Effendi91)  über- 
setztes türkisches  Kochbuch  erschienen.  Ein  anderes  neues  Buch 
handelt  von  Knaben-  und  Mädchennamen  und  mag  nicht  uninteressant 
sein92).  Zu  den  literarischen  Neuigkeiten  Cairo's  gehört  ferner 
ein  Buch  über  die  Schönheit  der  Bräute 93)  und  ein  Neudruck  des 
Werkes  von  Safuri  94).  Auch  der  Ritterroman  ez-Zir95)  ist  in 
diesem  Jahre  nicht  zum  ersten  male  sedruckt  worden. 


äLwfll  yi\     .jA     ..Li    L\Jl>Ue       J>iZ»*.d\    (j*~LiJ    *A*<JI    OJ-yli'    w^lii/*»  ryt 

.^j,^-.!      ^Jl .  Beirut  (Matba'at  cl  ma'aiit'i    1877.     a..  pp      Zweispaltig.      8. 

87)  Egyptian  Calendar  för  tho  year  1295  A.  H  (1878  A  D.)  corresponding 
with  thu  years  1594 — 1505  ot'  the  Koptäc  era.  Alexandiia  (Moures)  1878.  98 
pp.  S.  —  rec.  in  Saturday  Review  16.  Mai  1878,  p.  636;  von  A.  B.  Edwards 
in  Ac.  31.  Aug.  1878,   p.   207. 

88)  Li.-.   s.liai   *jI  aJLs».   (herausgegeben   von   Prot'.    James  Sanua,    15 

nie  d'Enghien).     Paris  (Imprrmerie  Ragnenau).     30  Nummern. 

89)  E.    T   Mogers.     Arabic  Amulets  and  Mottoes:  JRAS.  N.  8.     Vol.  XI, 

I.     (Fr.) 

9.0)  Interprete  oriental  des  songes,  rocueil  complet  de  toutes  los  traditions 
orientales  sur  los  songes  depuis  Adam  jusqu'  ä  nos  jonrs.  Precede  d'un  abrege 
historique  de  la  Scieuce  des  songes  de  notes  de  tous  genres  et  de  termos  arabes 
ii  l'usage  des  Orientaux,  compile  eu  forme  alphabetique  par  Hohl  el  Ma&ri. 
Paris   (Dentu)    1878.      XXVIII,   422   pp.      8. 

91)  ^x.?>L.LJl    LfOU  Cairo    1295.     Sp. 

92)  eXJ  J»^Ä4.i  .^xJLJJj  OuLJ!  ^Uwl  j,  £y£**i!  ,AÜ  Cairo  (Wädl 
en-nill    1295.     Sp. 

93)  \>L«MW  ^«AÄii  u*l*N  wä>JLj  jj^jLxJI  -3U->  £  y^J^ÄÜ  jjJ) 
oli  .J    ,ciAj».M     ..viij^»    Cairo  (Mustafa  Effendi)    1295.     Sp. 

94)  ^.yuij'l  ..-.♦S^-Ü'  l\a*J  («.iw^V^ii  N-?-J  Cairo  (Mustafa  Effendi) 
1295.     Sp.     (H.   U.  VI,  p.  333,  No.    13724). 

95)  -iJi    &a9  Cairo   1295.     Sp. 


56 


Religion   und  Geschichte   des   m  u  h  a  m  m  e  d  a  - 
n  i  s  c  h  e  n    0  r  i  e  n  t  s . 

Von 

A.  Sociii. 

Von  Arbeiten  über  den  Islam  ist  zunächst  ein  Vortrag  von 
Goergens  ')  anzuführen,  in  welchem  er  zum  Theil  nach  den  Samä'il 
Tirmidi's  eine  kurze  Lebensbeschreibung  Muhammed's  entwirft. 
Viel  umfangreicher,  aber  mir  unbekannt,  ist  die  Arbeit  Jlittalas 2) 
über  Muhammed's  Leben  und  Lehre,  ferner  die  Bacheletfs'6);  auch 
der  zweite  Theil  der  Untersuchung  Gastfreund's*)  ist  mir  nichl 
zu  Gesicht  gekqmmen.  Li  einem  Aufsatz  von  Bateb)  werden  die 
Weiber,  welche  Muhammed  nach  und  nach  heiratete,  aufgezählt. 
In  Verbindung  mit  einer  kurzen  Skizze  des  Lebens  Muhammed's 
bespricht  Weil6)  den  Inhalt  und  die  Dogmen  des  Kur'än;  eine 
Schrift  ähnlichen  Inhalts  nur  weiter  gehend  und  populärer  ist 
wohl    die    holländische    Compilation    von  Keyzer  und    de   Graaffi 7). 


1)  E.  P.  Goergens.  Mohammed  ein  Characterbild.  Auf  Grund  der  Dar- 
stellung von  Termidi's  [sie].  Berlin  (C.  Habel)  1878.  43  pp.  8.  M.  1. 
(Sammlung  gemein  verst.  wiss.  Vorträge  hrsg.  von  Virchow  u.  Holtzendorff, 
Heft  290.)  —  rec.  in  LC.  8.  Juni  1878,  Sp.  7G5;  von  Tirle  in  Theologisch 
Tijdschrift    1.   März    187S,  p.   249. 

2)  Pt.  Hatala.  Mohammad  elete  es  tana.  Budapest  187s.  VIII.  208  pp. 
S.     M.  3.50. 

3)  Tit.  Bachelet.  Mahomet  et  les  Arabes.  Nouvelle  edit.  Konen 
(Megard)    1878.     239   pp.     8.     (Fr.) 

li  ,/.  Gastfreund.  Mohammed  nach  Talmud  und  Midrasch.  Kritisch- 
historisch bearbeitet.     •_'.  Ahth.     Wien  (Winter)  1877.     32  pp.     8.     M.  1.20.     (Fr.) 

5)  J.  1).  Hute.  The  wives  of  Muhammad:  Ind.  Anthpiary  April  187  8, 
p.   93—HU. 

6)  Gustav  Weil.  Historisch-kritische  Einleitung  in  den  Koran.  Zweite 
verbesserte  Auflage.  Bielefeld  und  Leipzig  (Velhagen  iv  Kissing)  1878.  V11I. 
L35   pp.     8.     M    1.50. 

7)  De  Koran  voorafgegaan  door  het  leven  van  Mahomed ,  ecne  inleiding 
omtrenl  de  godsdienstgebruiken  der  Mahomedanen.  Met  ophelderende  aau- 
merkingen  en  historische  aanteekeningen  van  M.  Kasimirski,  I).  11.  Ullmann, 
G.  Weil  en  R.  Säle  Uitgegeven  onder  toezicht  van  S.  Keyzer.  •_''•  druk 
waaraan   toegevoegd  een   historisch   overzicht  van    de  verhouding  der  Türken  tot 


Socm,    Religion  und  Geschichte  des  muhapimedanischen  Orients.     57 

Auch  Muir's 8)  Schrift  enthält  einen  Auszug  aus  dem  Leben 
Muhammed's,  ausserdem  eine  dritte  Auflage  eines  1855  in  Agra, 
1860  in  Allahabad  gedruckten  Essays,  der  mehr  für  Muslimen 
berechnet  ist,  welche  das  Christenthum  studiren  sollen.  Das  grosse 
Buch  von  Ld  Beävme9)  über  den  Kur' an  ist  gerühmt  worden; 
unter  anderem  wird  darin  auch  die  historische  Anordnung  der 
Suren  erneuter  Untersuchung  unterzogen.  Sehr  dankenswerth  sind 
IJirschfeld's lfl)  Untersuchungen  über  das  Verhältniss  gewisser  Kur  an- 
stellen und  -ideen  zu  Bibel  und  Talmud.  Zur  Glaubenslehre  des 
Islam  sind  ein  Artikel  von  Krehl11)  und  Masqueray's12)  wie  Du- 
veyrier's  13)  Bemerkungen  über  die  Ibaditen  (Chäregiten)  Nordafrika's 
anzuführen.  Eine  Anzahl  einzelner  Aufsätze  und  Arbeiten  über 
.Mohammed  und  den  Islam  wollen  wir  bloss  kurz  nach  den  Namen 
ihrer  Verfasser  Browne u),  Lake15),  Dames16),  Hughes11)  u.  a. 1H) 
namhaft  machen;  Arnold'?,  t9)Bueh  ist  die  Uebersetzung  eines  durch- 


lief overig  Europa,  naar  aanleiding  van  Freemanns  „the  Ottoman  power  in 
Europe,  its  nature,  its  growth  and  its  decline"  door  F.  A.  <l<  Graaff,  opgehelderd 
door  3  in  klenren  gedrukte  kaartjes.  Iste  afl.  Haarlem  (van  Brederode).  t » 1 
1  —  80  met   1   kaartje  8.   (Compleet  in   12   afl.)    1*78.     50c. 

8)  Willidiu  Muir.  The  Corän.  Its  compositum  and  teaching;  and  the 
testimony  it  bears  to  the  holy  scriptures.  London  (Society  for  promoting  Christian 
knowledge)  1878.  23!)  pp.  8.  2  s.  6  d.  —  rec.  von  11V/7  in  JLZ.  18.  Jan 
1879,  p.  38.     Vgl.  auch  Ac.    15.  März   1879,  p.   235. 

9)  Julis  La  Beaume.  Le  Koran  analyse,  d'apres  la  traduetion  de  M.  Kasi- 
mirski  et  les  ohservations  de  plusieurs  autres  savants  orientalistes.  Paris  (Maison- 
neuve)  1878.  XXIII,  795  pp.  8.  fr.  20.  —  Vgl.  Saturday  Review  5.  Oct. 
187  8.   p.    443. 

1(0  Jüdische  Elemente  im  Koran.  Ein  Beitrag  zur  Koränforschung  von 
Hartwig  Hirschfeld.  Berlin  (Selbstverlag)  1878.  71  pp.  8.  M.  2.  —  rec. 
in  LC.   29.    März    187  9,   Sp.   402.   —   Vgl.   oben  p.   36,  No.   34. 

11)  L.  Krehl.  Beiträge  zur  Charakteristik  der  Lehre  vom  Islam:  Wiss. 
Beilage  d.  Leipz.  Zeitung  No.    11.    12.      1878.     (Fr.) 

12)  Les  chroniques  de  Mezäb.  Lettre  de  M.  E.  Masqueray  ä  M.  Duvey- 
rier:  B.   de  la  soc.   de  geographie,  Juli   1878,  p.   75 — 78. 

13)  //.  Duveyrier.  Kote  sur  le  schisme  ibadhite,  a  propos  d'une  lettre  de 
M.  Masqueray.  B.   de  la  soc.   de  geographie,  Juli   187s,  p.    71 — 75. 

14i  Alfred  II.  Browne.  Islam  as  it  is  .  its  national  aspect.  Art.  4,  II: 
Calcutta  Review.     April   1878,   p.   264 — 272. 

15)  J.  J.  Lake.  Islam,  its  origin,  genius  and  mission.  London  (Tinsley) 
1878.      122   pp.      8.      (Er.) 

16)  J.  L.  Davies.  Mohammed  and  bis  religion:  Good  Words.  April- 
Mai   187  8.     (Fr.) 

17 1  V.  /'.  Hughes.  Notes  on  Mubammedanism.  Outlines  of  the  religious 
bistory  of  Islam.  2nd  edit.  enlarged.  London  (W.  II.  Allen)  187  8.  282  pp. 
8.     (Fr.) 

18)  Islam:   Dublin   Review,  April    1878.  p.   398 — 427. 

19)  Jn/ni  Muhleisen  Arnold.  Der  Islam  nach  Geschichte,  Charakter  und 
Beziehung  zum  Christenthum.  Aus  dem  Englischen.  Gütersloh  i  Bertelsmann  i 
1878.  VIII,  304  pp.  8.  —  rec.  von  Diestel  in  JLZ.  18.  Jan.  1879  (No  II. 
p.  36;  von  Luth  in  ThLZ.  12.  Oct.  1878,  8p.  507;  von  Brachmann  in 
Beweis  des  Glaubens  Mai  1878;  von  Zschokhe  in  Liter.  Rundschau  1878,  9; 
in  RC.  3.  Aug.   1878,  p.   65. 


58     Socin,  Religion  und  Geschichte  des  nmhammedamschen  Orients. 

aus  veralteten  bereits  1859  erschienenen  englischen  Buches  Ish- 
maeel  und  von  sehr  engherzigem  Standpunkte  aus  geschrieben ;  in 
ZdUtke'si<y)  neuem  Bande  sind  wenigstens  die  Schilderungen  heutiger 
Zustände  nicht  uninteressant;  z.  B.  sein  drittes  Capitel :  „Der  Islam 
im  Leben  seiner  Völker".  Zur  Geschichte  des  Islam  ist  besonders 
Dozy's  2l)  in  französischer  Ausgabe  erschienenes  Werk  (Het  Islamism, 
Baarlem  1863)  bemerkenswert!! :  ein  Aufsatz  von  Prvtz22)  beleuchtet 
das  friedliche  Verhältniss .  das  zwischen  Christen  und  Muslimen 
bis  tief  ins  Mittelalter  bestand.  Dem  Islam  in  Ostasien,  besonders 
in  China  hat  Dabry  de  Thiersant23)  ein  grösseres  Werk  gewidmet. 
Ueber  den  Islam  in  Indien  und  den  Stand  der  Mission  lese  man 
die  Aufsätze  von  Wnnn24)  und  Jiae26).  Cutts26)  ist  den  unter 
türkischer  Botmässigkeit  lebenden  Christen  bis  nach  Nordpersien 
nachgegangen.  Schliesslich  möge  hier  auf  einen  allgemeineren  Auf- 
satz über  die  Religionen  in  Türkisch- Asien27)  und  auf  eine  Miscelle 
über  einen  muslimischen  Heiligen28)  aufmerksam  gemacht  werden. 

Eine  grössere  Arbeit  über  Namen  und  Titel  der  Muslimen, 
besonders  mit  Berücksichtigung  der  Muhammedaner  in  Indien  hat 
Garcin  de   Tassy29)  in  zweiter  Auflage  erscheinen  lassen. 

Auf   dem  Gebiete    der  mubammedanischen  Geschichte  nennen 


20)  Moritz  Lütthe.  Der  Islam  und  seine  Völker.  Eine  religions-,  cultur- 
und  zeitgeschichtliche  Skizze.  Gütersloh  (Bertelsmann)  1878.  VIII,  187  pp. 
8.  —  rec.  in  LC.  19.  Oct.  1878,  Sp.  1371;  von  Diestel  in  JLZ.  18.  Jan.  1879 
(No.  44),  p.  37.  —  Vgl.  auch  M.  lAitlkc.  Mohammed  und  der  Islam:  Allgem. 
Miss.-Ztschr.   Fehr.    1878. 

21)  R.  T)ozy.  Essai  sur  l'histoire  de  l'islamisme.  Trad.  du  hollaudais 
par  V.  Chauvin.  Leyde  (Brill),  Paris  (Maisonneuve)  1878.  VII,  536  pp. 
8.      tl  3.75.  —  rec.   von"  77t.   N.  in  LC.   29.  März   1878,  Sp.   406. 

22)  H.  Prutz.  (Jhristenthum  und  Islam  während  des  Mittelalters  und  die 
culturgeschichtliehen  Ergehnisse  der  Kreuzzüge :  Historisches  Taschenbuch.  1878, 
p.   281—344. 

23)  /'.  Dabry  de  Thiersant.  Le  Mahometanisme  en  Chine  et  dans  le 
Turkestan  oriental.  Avec  dessins  originaux  par  F.  Regmuy  et  1  carte  du 
Turkestan  oriental.     2   vol.     Paris  (Leroux)   1878.     IV,  335,  514  pp.     8.    fr.  15. 

-    Vgl.    Compte    rendu    par  M.  Drouyit,   de  Lhuys   ä    l'academie   des   sciences 
morales  et   politiques.      Orleans  limpr.   Colas)    1878.     8  pp.     8. 

24)  P.  Wurm.  Heidenthum,  Islam  und  Christenthum  in  Indien:  Allgem. 
Miss.-Ztschr.   Oct.   1878.     (Fr.) 

25)  J.    Rae.     On  Missions  to  Islam:   Evang.  Review,  Oct.   1878.     (Fr.) 

26)  /.'.  /..  Cutts.  Christians  under  the  crescont  in  Asia  (Christian  know- 
ledge  society).  —  Vgl.  Ac.    12.   Jan.    1878,  p.   29. 

27)  The   religions  of  Asiatic  Turkey:   Fraser's  Mag.  Juli    1878. 

28)  Ein  mohammedanischer  Heiliger.  (Nach  einem  Aufsatze  von  Miss  Hughes 
im  Calcutts  Christian  Intelligencer) :  Evang.  Missions -Magazin  1878.  XXII 
No.   1.     (Fr.) 

29)  Gardn  de  Tassy.  Memoire  sur  les  noms  propres  et  les  titres  musul- 
mans.  Deuxieme  edition  suivie  dune  notice  sur  les  vötements  avec  inscriptions 
arahes,  persanes  et  hindoustanios.  Paris  fMaisoimeuve)  1878.  128  pp.  8. 
-;  Taf. 


Socirif  Religion  und  Geschichte  des  muhammedanisuhen  Orients'.     50 

wir  zuerst  eine  kurze  Notiz  von  Rogers 30)  über  die  Eroberung 
Cypern's  durch  die  Araber.  Yonge's31)  Geschichte  der  Christen 
und  Mauren  in  Spanien,  ein  Werk  für  Damen  und  von  einer  Dame, 
beruht  auf  veraltetem  Material.  Daran  reihen  wir  noch  die  Er- 
wähnung einiger  Notizen  über  arabische  Bauten  auf  Sicilien32). 
Anderes  hierher  gehörige  ist  bereits  oben  unter  der  historischen 
Literatur  in  arabischer  Sprache  besprochen  worden. 

Aus  der  Geschichte  des  osmanischen  Reiches  muss  besonders 
auf  den  erneuten  Abdruck  der  Schilderung  aufmerksam  gern  acht 
werden,  welche  Ranke98)  von  der  Kulturstufe  der  türkischen  Macht 
im  16.  und  17.  Jahrh..  speciell  ihren  Miliz-,  Grenz-,  Regierungs- 
und Culturverhältnissen  entworfen  hat.  Auch  der  Abriss  von 
Ebelin<jZi)  sei  hier  erwähnt.  In  Paris  ist  eine  Lebensbeschreibung 
Sultan  Murad's  V.  erschienen35).  Ahmed  Mtdkat'sBG)  historischer 
Versuch  „Gnv#d  der  Unfälle"  kann  nach  Mordtmanns  sachkundigem 
Urlheil  nicht  als  eine  ausreichende  Leistung  betrachtet  werden. 
Auch  andere  türkische  Geschichtswerke.  Avelche  über  die  Geschichte 
von  Algier,  Trapezunt  u.  a.  Aufklärung  geben  wollen,  enthalten 
nach  desselben  Gelehrten  Berichte37)  wenig  erhebliches.  Aus  dem 
Gebiete     der    türkischen    Gesetzgebung    geben    wir    diesmal    nach 


30)  E.  T.  Rogers.  The  Arabs  in  Cyprus:  Academy  31.  Aug.  1S78, 
p.   22(1. 

31)  Charlotte  M.  Yonge.  The  story  of  the  Christians  and  Moors  in 
Spain.  London  (Macmiilan  and  Co.)  L878.  310  pp.  12.  M.  5.40.  —  rec.  von 
Mary    Ward  in  Ac.   16.  Nov.    1878.  p.   463. 

32)  Saraconic  churches  in  Palermo:  Saturday  Review  13.  April  1878,  p.  461. 
—  Norman  kings  in  saracenic  palaces:  ebd.  27.  April   1878.  p.   526. 

33)  Leopold  von  TtanTce.  Die  Osmanen  und  die  spanische  Monarchie  im 
16.  und  17.  Jahrhundert.  Vierte  erweiterte  Auflage  des  Werkes:  Fürsten  und 
Völker  von  Südeuropa.  Ranke's  sämmtliche  Werke  35.  und  36.  Band.  Leipzig 
(Duneker  und  Humblot)  1878.  XVIII,  570  pp.  8.  M.  12.  (S.  namentlich 
p.  3— 8:i.> 

34)  Friedrich  W.  Ebeling.  Geschichte  des  Osinanischen  Reiches  in 
Europa  von  der  frühesten  bis  auf  unsere  Zeit.  2.  verb.  und  verin.  Auflage. 
Hamburg   1878.      1    Th.     XIV.    190  pp.     8. 

35)  Mourad  V.  prince,  sultan,  prisonnier  d'etat  (1840 — 1878 1.  d'apres  des 
temoins  de  sa  vie.  Ouvrage  orne  dun  magnifique  portrait  sur  acier  et  d'un 
autographe  de  Mourad  V.     Paris   (Dentin    1878.     346   pp.     8.     fr.  5. 

36)  Uess-i  Inkylab.  „Der  Grund  der  Unfälle."  Erster  Theil;  vom  Krim- 
krieg bis  zur  Thronbesteigung  des  Sultans  Abdul  Hamid  II.  Von  Ahmed 
Midhat  Effendi.  Konstantinopel  1295  (1878).  440  pp.  8.  —  Vgl.  A.  D. 
Mbrdtmann:  Beil.  zur  AAZ.   1878,  No.  59.  255. 

37)  .  I.  D.  Mordtmann.  Neueste  historische  Literatur  in  der  Türkei: 
Beil.  zur  AAZ.  5.  Jan.  1878,  p.  65—67.  (Tarabozan  Tarichi  von  SchaMr 
Sehevhel  Effendi,  2  Theile.  Const.  1294  (1877).  305  pp.  4.  —  Mir'at  ül 
Dschezair  von  Ali  Riza  Pascha,  aus  dem  Arab.  übersetzt  von  'Ali  Scher/,/' 
Efendi.  Const.  1293  (1876).  142  pp.  8.  —  Bagdadda  kölemen  Hükin  metiniin 
Feschkilili  Inkirazine  da'ir  Kissalessi  von  Ssabit  Efendi.  Const.  1292  (1875). 
95   pp.      12.; 


(10     Socin,  Religion  und  Geschichte  des  muhammedanischen  Orients. 

Friedend  den  genaueren  Titel  einer  Publication38),  welche  mit 
der  im  vorigen  Berichte  Heft  II,  p.  131.  No.  116  kurz  erwähnten 
in  nächster  Beziehung  zu  stehen  scheint.  Was  die  Frage  über 
die  heutige  Lage  der  Türkei  betrifft,  so  verweisen  wir  auf  Schriften, 
wie  die  von  Hellwald  und  Beck™).  Panetera*%  Troi/ano  //  Bis- 
cos41),  Midhat  Pascha*2),  Aufsätze  der  Fortnightly  Review43)  und 
den  Streit  zwischen  Hellwald**)  und  Vain/>en/i5).  Von  all- 
gemeinerem Interesse  ist  ferner  die  Schilderang,  welche  Vambery*6) 
von  dem  Character  der  ebenso  schlauen,  als  indolenten  orientalischen 
Kaufleute  entwirft.  Wahrmund's*7)  Aufsatz  über  Journalistik 
bezieht  sich  hauptsächlich  auf  das  arabische  Blatt  el-Gawäib. 
Sittenschilderungen  und  Berichte  über  moderne  Zustände  enthält 
besonders  ein  als  vorzüglich  gepriesenes .  anonym  erschienenes 
englisches  Werk48),  sodann  wohl  auch  das  Buch  von  Grenville- 
Murray*9);   das  bereits  im  vorigen  Berichte  erwähnte  Werk  von  de 


38)  Doustour-i-Hamidie.  Appendice  a  la  legislation  ottomane.  Publies  par 
D.  NicolaHdes.  5>enic  partie.  Cont.  les  lois  et  regl.  prom.  ä  partir  de  l'annee 
1874  a  78.    Constantinople  (Bureaux  du  Journal  Thraki)  1878.    VIII,  366  pp.    (Fr.) 

39)  Die  heutige  Türkei.  Bilder  und  Schilderungen  aus  allen  Theilen  des 
Osmanischen  Reiches  in  Europa.  Herausgg.  von  Fr.  v.  Hellwald  und  L.  C. 
Beck.     Mit   120  Text-Abbildungen,    fünf  Tonbildern  und  einer  Karte.     A.   u.   d. 

Titel:    Otto    Spamer's   Illustrirte    Bibliothek    der    Länder-    und  Völkerkunde    etc. 
Leipzig  (Otto  Spanien   1878.     VIII,  124  pp.     8.     M.  6.50. 

40)  /)'.  Pandera.  I  Musulmahi.  Civiltä  e  decadenza.  Stati  attuali 
musulmani  e  loro  importanza  commerciale.  Firenze  1877.  XXIII,  220  pp.  16. 
M.  3.50. 

41)  M.  Troyano  y  Riscos.  La  Turquia,  su  passado  y  su  presente.  Com- 
pendio  de  la  historia  dcl  Imperio  otomano  y  resena  de  su  estado  politico  y  social. 
Madrid   1878.     512  pp.     8.     M.  6. 

42)  Midhat- Pascha.  La  Turquie,  son  passe,  son  avenir.  Paris  (Dentu)  1878. 
29  pp.     8. 

43)  Z.  B.  Fortnightly  Review  April  1878,  p.  543—559;  Mai  p.  647—661; 
■luni   p.    925—936. 

44)  F.  v.  Hellwald.  Die  orientalische  Frage  als  Culturfrage:  Ausland 
7.  Jan.  1878,  p.  9—11;  14.  Jan.,  p.  24—29;  21.  Jan.,  p.  45—48;  28.  .bin, 
p    66  —  71;   4.  Febr.,   p.  85—91;    11.  Febr.,  p.  105—109;    IS.  Febr..  p.  125—130: 

45)  //.  Vambery.  Die  Erhaltung  der  Türkei  und  die  Völkercultur :  Aus- 
land  S.   April    1878,  p.   262—269. 

Uli  //.  Vavnhery.  Der  Bandeisstand  im  muslimischen  Asien:  Wester- 
mann's  illustrirte   deutsche  Monats-Hefte,  Juni   1878,  p.   297 — 307. 

17  i  Ad.  Wahrmwnd.  Reform-Journalistik  auf  muslimischem  Gebiet:  Aus- 
land 20.  Mai  1S7K.  p.  397—  399;  3.  Juni,  p.  431— 434;  17.  Juni,  p.  471— 474; 
3  I .  Juni,   p.   515 — 519. 

18)  The  people  of  Turkey.  Twenty  years  residence  among  Bulgarians, 
Greeks,  Albanians,  Turks  and  Armenians.  By  a  Consul's  daughter  and  wife. 
Edited  by  Stanley  Linie  Poole  London  (Murray)  1878.  2  vol.  —  rec.  von 
Tozer   in   Ac.    7.   Sept.    1 878.    p.   229. 

49)  Les  Turcs  chez  les  Turcs;  par  E.  C  Grenville-Murray ,  ancien 
attaebi  d'ambassade  en  Orient,  Traduit  de  l'anglais  par  J.  Butler.  Paris 
(Dreyfous)    L878.     XII,  311    pp.     18. 


Sociit,  Religion  und  Geschichte  des  muhammedamischen  Orients.     (31 

Amicis.  von  dem  wir  diesmal  zwei  Uebersetzungen  50)  zu  verzeichnen 
haben,  bietet  Geschichten,  Anecdoten  und  Politik.  Mehr  politisch 
als  geographisch  wichtig  ist  die  Reisebeschreibung  Geary's61),  in 
der  besonders  die  Berichte  über  das  Gebiet  des  unteren  Tigris 
lesenswertb  sind.  Ueber  die  Völker  in  Türkisch- Asien  hat  von 
Sehweiger-Lerchenfeld5-2)  geschrieben.  Zur  Kenntniss  der  ethno- 
graphischen Verhältnisse  in  der  europäischen  Türkei  lieferte  Rosen53) 
einen  namhaften  Beitrag.  Kieperts'5*)  ethnographische  Karte  des 
europäischen  Orients  ist  wiederum  in  neuer  Auflage  erschienen : 
man  beachte  auch  seine  Kritik  von  Synvefs65)  Buch.  Schliesslich 
sei  hier  noeb  erwähnt,  dass  sowohl  von  Murray's56)  als  Tsam- 
bertfs61)  Reisehandbuch  neue  Auflagen  nothwendig  geworden  sind. 


50)  Kdmond  <ic  Amicis.  Gonstautinople.  Traduit  par  .Mine.  Golomb. 
Paris  (Hachette  et  Co.)  1878. —  Edmondo  de  Amicis.  Constantinople.  Trans- 
lated  by   C.    Tilton.      L878.     8.      LO  s.  6  d. 

51)  Grattan  Geary.  Through  Asiatic  Turkey.  Narrative  of  a  journey 
from  Bombay  to  the  Bosporus.  London  (Sampson  Low  and  Co.)  1878.  2  vol. 
339,  356  pp.  8.  With  a  map  and  illustrations.  28  s.  —  reo.  von 
A.  Arnold  in  Ac.  28.  Dec.  187s.  p,  593.  Vgl.  auch  Geary  in  Geographica] 
Magazine  Aug.   1878,  p.  212—211. 

52)  Frh.  v.  Schweiger -Lerchenfeld.  Das  Völker-Mosaik  in  Türkisch 
Asien:  Rundschau  für  Geographie.  III.  V.  Heft.  1S7S.  (Fr.)  —  Vgl.  zu  dem- 
selben   Gegenstand  The   Races  of  Asiatic  Turkey:   Fraser's  Magazine,  Aug.  1878. 

ö."5i  Georg  Rosen.  Die  Balkan-Haiduken.  Ein  Beitrag  zur  iimeren  Ge- 
schichte  des  Slaventhums.  Leipzig  (Brockbaus)  1878.  X.  336  pp.  8.  M.  5.50. 
—  rec.  in  LC.  8.  Juni  1878.  Sp.  70G;  in  Oesterr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient 
1:").  Jan.    1878.   p.    15. 

54)  Kiepert.  Ethnographische  Karte  des  Europäischen  Orients  3.  berichtigte 
Ausgabe.      1878. 

55)  A.  Synvet.  Les  Grecs  de  l'empire  ottoman,  etude  statistique  et  ethno- 
graphique.  2""'  edit.  Constantinople  1878.  Vgl.  dazu  Kiepert  in  Z.  d. 
Gesellseh.  f.   Erdkunde    13.   Bd.     3.  Heft.      1878,  p.   258. 

56)  Murray,s  Handbook  for  Travellers  in  Turkey  in  Asia,  including  Con- 
stantinople, the  Bosphorus.  Piain  of  Troy  etc.  With  general  hints  to  travellers 
in  Turkey,  vocabularies  etc.  W'i tli  maj>s  and  plans.  4th.  ed.  revised.  London 
(Murray)  1878.     482  pp.     12.     (Fr.) 

r>7  i  l'.ntile  Isa/mbert.  Grece  et  Turquie  d'Europe.  London  (Trübner)  1878. 
2    ed.      11    maps,   22   plans.      25  s. 


62 


S c h r i ft .     I n s c hr i f t  e  n .    M fi n  z  e n    n n d    K unst- 
d  e  n  k  in  ä  1er   der   s  e  m  i  t  i  s  c  h  e  n    V  ö  1  k  e  r. 

Von 

J.  Entiug. 

Das  in  dem  vorliegenden  Abschnitt  zusammenzufassende  Studien- 
gebiet hat  sich  während  des  Berichtjahres  keiner  besonderen  Gunst 
des  Schicksals  zu  erfreuen  gehabt :  die  Arbeiten .  denen  fast  nur 
kleinere  Funde  hie  und  da  neue  Anregung  gaben,  sind  wenig  zahl- 
reich und  grössere  Gesichtspuncte  selten  zur  Entwickelung  gekommen. 
Am  spärlichsten  findet  sich  die  Schrift  mid  ihre  Geschichte 
bedacht;  zwar  sind  die  prächtigen  Blätter  der  Palaeographischen 
Gesellschaft1)  Dank  Wrightfs  unermüdlicher  Aufopferung  auch 
diesmal  geeignet  für  manches  Andre  zu  entschädigen :  aber  ausser 
ihnen  ist  nur  noch  eine  Tafel  zu  einer  sonst  nicht  hierhergehörigen 
Abhandlung  Fabretti's2)  zu  nennen,  welche  die  Entstehung  der  phö- 
nicischen  Schrift  aus  dem  ägyptischen  Alphabet  veranschaulichen  soll. 

Unter  den  Inschriften  erscheinen  die  aramäischen 
verhältnissmässig  bevorzugt.  Einen  Ueberbliek  über  den  Inhalt 
von  de  Vogüe's  (und  Waddingtons)  Inschriftenwerken  gab  Bo/'ssier3): 
über  einige  christlich-palästinensische  Inschriften  handelte  Nöldeke*), 
während  zu  den  ägyptisch-aramäischen  von  Lauth5)  neue,  wie  es 
scheint  nicht  ganz  zweifellose  Erklärungen  geliefert  wurden;  eine 
Vermuthung  über  den  Ursprung  der  aramäisch-ägyptischen  Denk- 
mäler   begann    Clermont-Ganneau6)    zu   begründen.      Eine    eifrige 


1)  The  Palaeographical  Society.  Pacsimilos  of  ancient  Manuscripts  etc. 
Oriental  Series.  P.  III.  Ed.  by  William  Wright.  London  1878.  fol.  [PI. 
34—38  Arabic,  39  Syriac,  40.  41   Hebrew.]  —  Vgl.  Atb.  1878.     II,  p.  81. 

2)  Ariodante  Fabretti.  Osservazioni  paleograficbe  e  grammatieali  intoruo 
alle  antiebe  iscrizioni  italiche:  Mem.  della  R.  Accad.  di  Torino.  II.  Sit.  P.  29.  sc. 
mor.  e  polit.  p.    1  —  108.      1878. 

3)  Gaston  Boissier.  Les  villes  inconnues  de  la  Syrie:  Revue  dos  deux 
mondes   1878.     T.  XXV,   i».   64—90. 

4)  Th.  Nöldeke.  Christlich-palästinensische  Inschriften:  ZTDMG.  XXXII. 
p.    199  f.     (1  Taf.) 

5)  F.  ./.  Lauth.  Aegyptisch-aramaeische  Inschriften:  Ph.-ph.-h.  Sitzungsber. 
ä.   k     b.    Ak       München    1878.      II.   p.   97  —  149.      (1    Taf.) 

6)  l'li.     ( '/(/■/iniiil  <  itiiiiitii/i.      Origine     perse     des    monuments    arameens 


Eutmg,  Schrift,  Inschriften  ete.  der  semitischen    Völker.  (33 

Discussion  ist  über  die  Inschrift  von  Carpentras  geführt  worden7-10): 
bedauerlich  ist  dabei,  dass  die  Ergebnisse  derselben  —  zum  Theil 
wohl  auch  in  Folge  der  fortschreitenden  Zerstörung  des  Steines  — 
so  weit  auseinandergehen,  dass  in  vielen  Fällen  es  schwer  wird. 
dem  einen  oder  dem  andern  der  Erklärer  rückhaltlos  beizustimmen: 
noch  bedauerlicher,  dass  die  Würdigung  der  schneidigen  Kritik 
de  Lagarde'slu)  dem  Unbefangenen  durch  die  sarkastische  Bitterkeit 
des  Tones  erschwert  wird.  Nicht  blos  als  Inedita  sind  zwei 
lateinisch-aramäische  Bilinguen.  die  jetzt  von  Fabmni  veröffentlichte 
Habibi -Inschrift  u)  und  das  am  19.  October  1878  in  South-Shields 
gefundene12)  und  sofort  eifrig  besprochene13-17)  Regina-Denkmal 
von  Interesse. 

Verhältnissniässig  weniger  ist  über  phöni  eise  lies  und 
punische  s  zu  berichten.  Versuche  allgemeinerer  Orientierung  über 
die  Phönicier  und  Punier  verdanken  wir  de  Gharnbrierxv)  und 
iStuith13).      Nach    Erwähnung    einer    Mittheüung    Much's*0)    über 


d'Egypte  (Notes  d'archeologie  Orientale).  Premier  Artiele:  Rev.  archeol.  XXXVI, 
p.  93—107.  (1  Tat'.)  —  Vgl.  auch  CK.  de  l'Ac.  des  Inscr.  1878,  p.  80;  EC. 
1878.     I,  p.   395   f. 

7)  K.  Schlottmann.  Zur  semitischen  Epigraphik.  V.  Metrum  und  Reim 
auf  einer  ägyptisch-aramäischen  Inschrift  [mitgeth.  auf  der  Gen.- Vers,  zu  Wies- 
baden 28.  Sept.   1877]:   ZDMG.   XXXII,  p.   187—197;    vgl.   p.   767    f. 

8i   [J.  Halecy.}     Aus    einem    Briete    des   Herrn    J.  H.    an  Prof.  Fleischer: 

z:>.m<;   xxxii.  p.  206  f. 

9)  Lauth.     Äeg.-aram.  Inschr.  [s.  No.  5],  p.   115 — 131. 

10)  P.  de  Lagarde.  Zur  Erklärung  der  aramäischen  Inschrift  von  Car- 
pentras: Gott.  Nachr.   1878.   p.   357  —  372.  —   Vgl.  Ath.    1878.     II,  p.   51. 

11)  F.  Fabiani.  Biliugue  iscrizione  di  Habibi:  Bull,  della  Comm.  archeol. 
di  Roma  VI.  1878,  p.  153—161.  d  Tat'.»  —  Auch  separat  u.  d.  T.  Nuova 
iscrizione  biliugue  latino-palmirena  del  Campidoglio  pubbl.  de!  Can.  Prof.  E.  F. 
Roma  1878.     8.   —  Vgl.  No.   15. 

12)  Ac.  XIV,  p.   438. 

13)  The  REGINA  Monument:  Ath.   1878.     U.  p.  694  f. 

14 1  Walter  de  Gray  Bireh.  The  palmyrene  monument  discovered  at 
Smith  Shields:  Joiim.  of  the  British  Archaeological  Association  1878,  p.  489 — 495. 

15)  K.  Fabiani.  Appendice  all1  articolo  sulla  bilingue  iscrizione  di  Habibi: 
Bull,  della  Comm.  archeol.  di  Roma  VI.   1878,  p.   272—274.   —  Vgl.  No.   11. 

16)  W.    Wrighi.     The  South  Shields  inscription:  Ac.  XIV.  p.  454. 

17)  —  — .  Note  on  a  bilingual  inscription,  Latin  and  Aramaic,  recently 
found  at  South  Shields:  Transact.  Soc.  Bibl.  Aren.  1878.  VI.  p.  436—440.  — 
Vgl.  Ath.   1878.     II,  p.   729.  —  Auch  separat  5  pp.      8.     (2   Tat.  i 

18)  A.  de  Chambrier.  Die  Rolle  der  phönizischen  Rasse  in  der  alten 
Welt.  Basel  1878.  31  pp.  8.  M.  0.80.  (Oeffentliche  Vorträge  gehalten  in  der 
Schweiz.      Bd.   V,  H.   4.) 

19 1  R.  Rosworih  Smith.  Carthage  and  the  Carthaginians  (with  illustra- 
tions).  London  1878.  XXVII.  440  pp.  8.  Mit  11  Plänen  und  Karten.  10  s. 
—  Vgl.  unten  den  Bericht   über  die  libyschen  Länder. 

■.'ni  Mktch.  Ceber  eine  Bernsteinperle  mit  phönikischer  Inschrift  in  der 
Sammlung  nordisch-germanischer  Alterthümer  »Lesung  nach  I>r.  A.  Müller  in 
Olmüta):  Mitth.   der  anthropol.  Gesellsch.  in   Wien.     VII.  p.   239—241. 


(34  Euting,  Schrift,  Inschriften  etc.  der  semitischen    Völker. 

eine  angeblich  phöniciscke  Inschrift  wenden  wir  uns  zur  Betrachtung 
der  einzelnen  Fundgebiete .  unter  welchen  die  grösste  Zahl  neuer, 
bisher  allerdings  nicht  näher  characterisierter  Entdeckungen  wiederum 
die  Umgebung  Karthago's  geliefert  hat21):  frühere  Funde  Costa's 
auf  diesem  Gebiete  sind  von  Reboud22)  untersucht  worden.  Das 
besondere  Interesse  der  Franzosen  an  den  phönicischen  Colonien 
im  Süden  ihres  Landes  bewähren  diesmal  Borges23)  und  Lenth4ric2A). 
Aus  der  Zahl  der  Denkmäler,  welche  der  Boden  Italiens  uns 
wieder  gewährt  hat.  ist  der  Becher  von  Palestrina  für  Ganneau  der 
Ausgangspunkt  weitgreifender  und  wichtiger  Untersuchungen  über 
vergleichende  Mythologie  der  griechisch-orientalischen  Culturkreise 
geworden 25) :  daneben  erwähnen  wir  die  Publication  einer  neuen 
Inschrift  durch  Elena-6)  und  Lagumina's  zum  Theil  auch  die 
bezügliche  Inschrift  berührende  Ausführung  über  die  Yenus  Ery- 
cina21). In  Griechenland  haben  Homotte's  Ausgrabungen  auf 
Delos  Resultate  geliefert,  über  welche  er  selbst-8)  und  Renan29) 
berichten.  Nach  Phönicien  selbst  führen  uns  HaUvy,&zvi)  Be- 
merkungen über  die  Inschrift  von  Byblos. 

Hebräische    Inschriften    auf  kleineren    Monumenten    haben 
Clermont- Ganneau31)  und  Derenbourg32)  veröffentlicht;    letzterem 


21)  de  Soi n te- Marie  sandte  ,,  deux  cent  trois  estainpages  d'inscriptions 
puniques  recueillies  pendant  sa  mission  en  Timisie"  an  die  Ac.  dos  inscr.:  CR. 
1878,   p.   72. 

22)  U.  Reboud.  Quelques  mots  sur  les  steles  neo-puniques  decouvertes 
par  Lazare  Costa:  Recueil  des  not.  et  mein,  de  la  Soc.  archeol.  de  Constantine. 
T    XVIII.  p.   4H4 — 4G2.     (10  Taf.)  —  Auch   separat  erschienen. 

23)  ./.  J.  L.  Bargi'S.  Recherches  archeologiques  sur  les  colonies  pheni- 
ciennes  etablies  sur  les  cötes  de  la  Celtoligurie.  Paris  1878.  1G0  pp.  8. 
(S  Taf.)  fr.  7.50.  lExtrait  du  Compte-rendu  du  Congres  a  Marseille  en  1876) 
—  Vgl.  Ath.   1878.     I.  p.  411. 

-_' 1 1  Charles  Lentheric.  La  Grece  et  l'Orjent  en  Provence,  Arles.  Le 
Bas-Rhone,  Marseille.  Paris  1878.  4!»4  pp.  8.  7  Karten.  —  Vgl.  Jahres- 
bericht   1877.     Heft  I.  p.    10,  No.  74. 

25)  Ch.  Clermont- Ganneau.  La  eoupe  phenicienne  de  Palestrina.  et 
l'une  des  sources  de  l'art  et  de  la  mythologie  helleniques:  JA.  VII  ser.  t.  XI. 
p  ->:>,■> — 970  444 — .044.  —  Vgl.  CR.  1878.  p.  143.  147.  —  Einen  genau 
orientiren den  Auszug  hat  Ganneau  selbst  gegeben  in  seinem  Artikel  „Mytho- 
logie iconographique":  RC.   1878.     II.  p.  215—223.  232—240. 

2G)  P.  F.  Elena.  Sopra  una  iscrizione  fenicia  scoperta  in  Cagliari. 
Lettera  al  C&v.  Gaetano  Cara.     Livorno   1878.     27  pp.     4.     (1  Taf.) 

27)  Bartolomeo  hagwmina.  11  nome  fenicio  di  Venere  Ericina:  Archivio 
storico  siciliano,  N.  S.  Anno  II,  p.  387  —  39!t.  (l  Taf.)  —  Auch  separat. 
Palermo   1878.     1t;  pp.     8. 

28)  /'//.  Homolle.  Fouilles  h  Delos:  Bulletin  de  eorrespondance  hellenique 
II      Ä.thenes   1878,  i>.  9   f. 

29)  E.  Herum  communique  une  inscription  bilingue  grecque  et  phenicienne 
trouvee    ä   Delos   par  M.   Homolle:   CR.    de    l'Ac.    des  inscr.   1878.   p.   12  f.  — 

Vgl     RC     1878.       1.    p.    199. 

30)  Jos.   llalirij :  CK.  de  l'Ac.  des  inscr.    1S7S,  p.   70.   7  1.   73. 

:;ii  Ch.  Clermont- Ganneau,  Ossuaire  juif  de  Josef  t'ils  de  Jean:  Rev. 
arch.  XXXY1,  p.  305-    ::il    (mit   Bolzschnitten). 

."'„'i  ./.  Derenbourg.  Cachet  h&brai'que  trouve  en  Mesopotamie:  CK  de 
l'Ac.  des  inscr    1878,  \>    L68-    17  1:    cf    148.  —  Vgl.  RC.   1878.     II.  p.  224. 


Euting,  Schrift,  Inschriften  etc.  der  semitischen    Völker.  65 

verdanken  wir  auch  einige  Verbesserungen  33)  zu  den  die  Inschrift 
von  Beziers  betreffenden  Arbeiten  Löb's  und  Noguier's 34).  Von 
einer  Synagogeninschrift  handelte  Neubauer**')  nach  handschriftlichen 
Quellen. 

Ist  die  Litteratur  des  Mesa-Steines  lediglich  durch  eine 
neue  Uebersetzung  Ginsburg's'46)  bereichert  worden,  so  hat  sich 
der  Streit  um  die  sogenannten  Moahitica  zu  einer  um  so 
erheblicheren  und  unliebsameren  Ausdehnung  entwickelt37-47), 
wobei  der  für  diese  Dinge  doch  wohl  passendste  Ton  diplomatischer 
Zurückhaltung  vielleicht  grade  auf  der  Seite  nicht  getroffen  worden 
ist,  wo  man  ihn  am  ehesten  erwarten  durfte.  Im  Anscbluss 
hieran  mögen  auch  die  Auseinandersetzungen  zwischen  Ghwolson 
und   Harkaw/**)  Erwähnung  finden. 

Die  Saf a-Ins  chriften  sind  nochmals  von  HcdSvy^9)  be- 
sprochen worden  und  zur  Erklärung  der  himj  arischen  Denk- 
mäler haben  Mordtmann  jr.  5,,~51)  und  JK  IL  MiiUer52~59)  kleinere 
Beiträge  geliefert. 


33)  J.  Derenbourg  in  CR.  de  l'Ac.  des  inser.   1878,  p.   172 — 174. 

34)  Vgl.  Jahresb.   1877.     Heft  II.   p.    14:;.  No.   63.   65. 

35)  A.  Neubauer.  Eine  Synagogen-Inschrift  aus  den  Hdschr.  105  und 
232  der  Vaticana:  Isr.  Letterbode  IV.  Jahrg..  p.   133—1:54. 

36)  Chr.  D.  Ginsburg.  The  Moabite  Stone  translated :  Eecords  of  the 
Hast       Vol.   XI,  p.    163— 168. 

37)  Ch.  Clermont-Ganneau.  The  Moabite  Pottery:  Ath.  1878.  I,  p. 
251    f.   382. 

38)  Claude    R.     Conder.     The    Moabite  Pottery:    Ath.    1878.     I.    p.   349. 

39)  W.  Duisberg.  Zu  den  moabitischen  Alterthiimern:  Schwab.  Merkur 
23.  Febr.    1878.  Chronik.     1.   Blatt  No.   47.   p.   405. 

40)  W.    Duisberg.     The  Moabite  Pottery:  Ath.   1878.     I,  p.  541   f. 
II  i    Noel    TempU   Moore.     Moabite  Pottery:   Ath.    1878.      I,   p.   541. 

42i  v.  Münchhausen.  The  Moabite  Pottery:  [Ath.  1878.  I,  p.  122  f.,  in 
dem  Briefe  Shapirah  No.  44]  Ath.   1878.     I,  p.  315. 

43)   Ad.   Neubauer.      The   Moabite   Pottery:   Ath.    1878.      I,   p.   252. 

44.  M.  Hr.  Shapira.  The  Moabite  Pottery:  Ath.  1878.  I.  p.  122  f. 
2.02   f.   542. 

45)  [AI.  Sprenger.]  Der  Streit  über  die  moabitischen  Funde:  Ausland 
1878,  No.    1!».   20. 

46)  William    Hayes   Ward.    The  Moabite  Pottery:  Ath.  1878.     I,  p.  123  f. 
47 1    C.    IT.     Wilson.     Moabite   Pottery:  Ath.   1878.     I,  p.   20  f. 

48)  D.  Chwolson.  Mittheilung.  4  pp.  —  Albert  Harkavy.  Erklärung. 
1  p.:  Beilagen  zu  ZDMG.  XXXII.  —  Vgl.  The  Genuineness  of  the  Crimean 
Tomb-Inscriptions :  Ac.  XIV,  p.  343. 

49 1  Jos.  Holirij.  Le  deehiffrement  des  inscriptions  du  Safa:  ZDMG 
XXXII,  p.    167  —  176   mit  zwei  Tafeln.  —   Vgl.  auch  Ath.,  March   16,   1878. 

50)  J.  H.  Mordtmann  jr.  Ein  neuer  himjarischer  Fund:  ZDMG.  XXXII, 
p.  200— 203. 

51)  J.  II.  Mordtmann  jr.  Einige  Bemerkungen  zu  Herrn  Müllers  „Him- 
jarischen   Studien":  ZDM<i     XXXII,   p.   2(13—206. 

52)  D.  II.  Midier.  Notes  and  observations  upon  the  Sabaean  Inscriptions 
at  Bombay:  Transact    Soc.   Bibl.  Arch.  VI,  p.    198—202. 

53 1  D.  H.  Müller.  Die  Nnnation  und  die  Mimation:  ZDMG.  XXXII, 
p.   542 — 551.   —   Vgl.    auch   oben   p.   2,   No.  8. 

Jahresbericht  1878.  5 


QQ  Etiti in/,  Schrift,  Inschriften   etc.  der  semitischen    Völker. 

Auf  dem  Gebiete  der  arabischen  Inschriften  ist  vor 
allem  die  Fortsetzung  von  Amarz's 54)  tüchtiger  Arbeit  hervor- 
zuheben. Eine  Grabschrift  von  Tlemsen  ist  von  Gonzalez55),  eine 
Inschrift  des  vorigen  Jahrhunderts  vom  Eingang  des  muslimischen 
Friedhofs  zu  Marseille  von  Gherbonneaub6)  behandelt  worden. 
Arabisches  aus  Indien  bringt  das  Prachtwerk  von  Ttavenshaw51) 
und  demselben  Gebiete  gehören  die  Inschriften  auf  Prachtgewändern, 
welche  darein  de  Tassybii)  eingehend  erörtert  hat.  Auf  dem 
unter  No.  32  erwähnten  Siegel  findet  sich  auch  eine  kufische 
Inschrift. 

Aus  der  hebräischen  Numismatik  finde  ich  eine  Fortsetzung 
von  Merzbacher' s69)  Studien  zu  erwähnen,  während  ein  beträchtlicher 
Fund  punischer  Münzen  von  Lagu/mma  einstweilen  nur  angekündigt 
wird6").  Heaä*1)  beschäftigt  sich  mit  den  altarabischen  Nach- 
ahmungen athenischer  Stücke;  zur  muhammedanisehen  Münzkunde 
sind  Beiträge  von  Blochmann62) ,  GMron63)  und  v.  Ernst 64) 
geliefert  worden.  Hieran  schliesst  sich  eine  Arbeit  von  Rogers^5) 
über  die  jetzt  als  Gewichte  u.  dgl.  in  Anspruch  genommenen 
Glaspasten. 


54j  Documenti  per  servire  alla  storia  di  Sicilia  pubblicati  a  cura  della 
societa  siciliana  per  la  storia  patria.  Terza  serie.  Le  epigrafi  arabiehe  di  Sicilia 
trascritte.  tradotte  e  illustrate  da  Michele  Ariiari.  Parte  II  Iscrizione  Sepul- 
crali.     Palermo   187s. 

55)  Francisco  Fernandez  Gonzales  in:  Boletin  de  la  Keal  Academia  de 
la  Histöria  I,   2.     Mayo  1878.     Madrid.  —  Vgl.  E.  Hübner  in  JLZ.  1878,  p.  549. 

56)  Cherbonneau.  Notice  et  copie  d'une  inscription  arabe  trouyee  ä 
Marseille:    Kevue    des    societes    sav.     VI.    ser.      T.  VII,   p.   06.    G7   (ef.   p.    1.   53). 

57)  J.  H.  Ravenshaw.  Gaur:  its  ruins  and  inscriptions.  Edited  by  bis 
widow.  London  1878.  100  pp.  fol.  (mit  Facsimiles  in  Pbot.  u.  Holzschn.) 
—  rec.  von  Stanley  Lerne  Poole  in  Ac.  XIII,  p.  112  f. 

58)  J.  H.  Garem  de  Tassy.  Notice  sur  des  vetements  avec  inscriptions 
arabes,  persanes  et  hindoustanies  (2  Tat".):  in  dessen  Memoire  sur  les  noms 
propres  et  les  titres  musulmans.     2e  ed.,  p.  105 — 128.  —  Vgl.  oben  p.  58,  No.  29. 

59)  E.  Merzbacher.  Untersuchungen  über  althebraeische  Münzen  IV: 
Zeitschr.  f.  Num.  V,  p.   292—319. 

60)  B.  Lagumvna  erwäbnl  „ima  serie  di  monete  puniche  raecolte  nelf  isola 
di  Pantellaria  nel  1875",  welche  sieh  im  Museum  zu  Palermo  befinden  und 
deren  Katalog  veröffentlicht  werden  soll:  Arch.  stör,  sicil.  N.  S.  Anno  III, 
p.   12   f. 

61)  jB.  V.  Head.  On  Himyarite  and  other  Arabian  Imitations  ot  Coins 
of  Athens:  Num.  Chron.  N.  S.  XVIII,  p.  273—284  (1  Tat".).  —  Vgl.  Ath.  1878. 
II.  p    691 

62)  Blochmann.  Gold  eoin  Struck  by  Jaläl-uddin  Fi'ruz  Shäh  dl)  of 
Dihli  [A.H.  692  (1293  A.D.)  unique]:  Proceed.  As.  Soc.  Beng.  1878,  p.  64  f. 
il    Holzschnitt). 

63)  Monete  arabiehe  del  eabinette  numismatico  di  Milano  raecolte  e  illustrate 
da   Isaia    GMron.     Milano  (Hoepli)   1878.     XI,  74  pp.     4.     Mit  3  Tafeln. 

64)  C.  v.  Ernst.  Zur  Münzreform  in  Persien:  Oesterr.  Monatsschr.  f.  d. 
Or.   187  s.  No.   7. 

65)  /'-'.  /'.  Rogers.  Unpublished  ^lass  weights  and  measures:  JRAS.  N.  S. 
X.  p  98—112.  (2  Tal*.)  —  Eine  Notiz  darüber  schon  bei  GreviUe  J.  Cluster. 
Notes  from  Egypt.     Cairo,  31.  Jan.   1878:  Ac.  XIII.  p.   153   f. 


Euting,  Schrift,  Inschriften  etc.  der  .semitischen    Völker.  Q'J 

Eine  Anschauung  von  Denkmälern  auch  der  morgen- 
ländischen Kunst  hieten  Langl-ITölzeFs  vortreffliche  Photo- 
graphien 6Ü)  zunächst  den  Schulkreisen  dar ;  von  einem  die  gi'osse 
Moschee  Cordova's  betreffenden  Artikel  eines  Anonymus  kann  ich 
nur  den  Titel67)  anführen.  Fügen  wir  noch  v.  Falke's68)  und 
Rtchter's*9)  dankenswerthe  Abhandlungen  hinzu,  so  sind  wir  am 
Schlüsse  unseres  diesmal  nicht  allzu  ergebnissivichen  Rundganges 
angelangt. 


66)  ./.  Langl.  Bilder  zur  Geschichte  für  Gymnasien ,  Realschulen  und 
verwandte  Lehranstalten.  III  Cyclus.  Arabische,  altchristliche  und  italisch- 
romanische Denkmale.  1.  Lief.  Moschee  von  Cordova.  Moschee  des  Sultan 
Hassan  in  Cairo.     Alhambra  (Löwenhof).     Wien   (Hölzel)    1S77       fol 

67)  Le  Mihrab  de  la  mosquee  arabe  de  Cordoue,  construit  au  Xe  siecle. 
Paris  (impr.  Chain  et  Co.)    1878.      12   pp    32. 

08 1  «/.  v.  Falle  Metall-  und  Schmuckarbeiten  des  Orients:  Ztschr.  f. 
bild.  Kunst  XIII,   p.   'J7  — 106.   172—177. 

69)  J.  P.  Richter-  Abendländische  Malerei  und  Plastik  in  den  Ländern 
des  Orients:  Ztschr.   f.   bild.   Kunst  XIII.  p.   205  —  210. 


68 


Abessinien. 

Von 

F.  Praetorius. 

Wright's  grossem  Katalog  der  abessinischen  Handschriften  des 
British  Museum  sind  in  diesem  Jahr  rasch  die  von  Zotenberg1) 
und  Dillmann  2)  bearbeiteten  Handschriftenverzeichnisse  der  Pariser 
und  Berliner  Bibliothek  gefolgt.  Den  einzigen  im  Berichtjahr  ver- 
öffentlichten äthiopischen  Text  verdanken  wir  Trwmpp3),  welcher  ein 
äthiopisches  Taufbuch  nach  einer  Handschrift  der  Münchener  Staats- 
bibliothek herausgegeben  und  übersetzt  hat.  Die  bereits  vor  längerer 
Zeit  publicirten  Regeln  des  Pachomius  übersetzte  Koenig*),  dessen 
bereits  im  vorigen  Jahr  erschienene  Uebersetzung  des  äthiopischen 
Baruchbuchs  wir  hier  nachtragen  müssen  5).  Zotenberg (i)  hat  seine  im 
Jahre  1877  begonnene  Abhandlung  über  die  äthiopische  Uebersetzung 
einer  byzantinischen  Chronik  fortgesetzt.  Fragen  der  äthiopischen 
Grammatik  werden  auch  berührt  in  ffaupfs 7)  Aufsatz  The  oldest 
Semitic  Verb-Form.  Eine  Grammatik  des  Amharischen,  der  modernen 
Verkehrssprache   Abessinien's ,    begann   Praetorius*) ,    während    wir 


1)  Manuscrits  orientaux.  Catalogue  des  manuscrits  Äthiopiens  (Gheez  et 
Amharique)  de  la  bibliotheque  nationale  [par  H.  Zotenb&rg].  Paris  1877. 
283  pp.  4.  fr.  15.  —  Vgl.  CR.  de  l'Ae.  des  Inscr.  IV.  Ser.,  VI,  56  und 
Rubens  Duval  RC.  1878  II,  177. 

2)  Die  Handschriften- Verzeichnisse  der  königlichen  Bibliothek  zu  Berlin. 
Bd.  III.  Verzeichniss  der  Abessinischen  Handschriften  von  A,  Dillmann. 
Mit  drei  Tafeln.     Berlin    1878.      85   pp.      4. 

,'i  i  Das  Taufbuch  der  Aethiopischcn  Kirche.  Aethiopisch  und  Deutsch  von 
Ernst  'Jrumpp:  Abb.  d.  philos.-philol.  Classe  d.  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  XIV, 
3,    147  —  183.     (Auch  separat  u.  gl.  T.     München   1878.     37    pp.      4.     M .2  I 

4)  Die  Regeln  des  Pachomius.  Aus  dem  Aethiopischen  übersetzt  und  mit 
Anmerkungen  versehen  von  Ed.  Koenig:  Theol.  Stud.  u.  Krit.  1878,  323 — 337. 

öi  Der  Rest  der  Worte  Baruchs.  Aus  dem  Aethiopischen  übersetzt  und 
mit  Anmerkungen  versehen  von  Ed.  Koenig:  Theol.  Stud  u.  Krit.  1877, 
318—338. 

im  //.  Zotenberg.  Memoire  sur  la  chronique  byzantine  de  Jean,  eveque 
de  Nikiou:  JA.  VII.  Ser.,   XII,  245—347. 

7  I    Vgl.    oben     p      2,    NO.     10. 

Hi  Franz  Praetorius.  Die  amharische  Sprache.  Heft  I.  Laut-  und 
Formeidehre.  Halle  1878.  270  pp.  4.  M.  15.  —  Vgl.  E.  Irumpp  <tGA. 
1878,   1249. 


Practorms,   Abcssinien.  69 

zugleich  dem  Missionar  Mayer9)  die  erste  Bekanntschaft  mit  dem 
sehr    eigentümlichen    südlichen    Dialekt   von  Gurägue    verdanken. 

Von  Reiseberichten  verdient  zunächst  der  von  Nachcnius1") 
Erwähnung,  hauptsächlich  wegen  der  die  letzten  sieben  Seiten 
füllenden  Wörtersammlungen  in  Amharisch,  Tigrina  und  Dankali. 
Noch  grösseres  Interesse,  sowohl  geographisches  wie  ethnologisches, 
bietet  der  Bericht  der  italienischen  Expedition  nach  Schoa11);  der 
Linguistik  kommt  in  ihm  zu  statten  die  sieben  Seiten  füllende 
„Raccolta  di  vocabuli  dei  Somali-Isa  e  lista  degli  aggettivi  numerali 
degli  Adal".  Ualevy's1-)  Reisebericht  ist  mir  leider  nicht  zu 
Gesicht  gekommen. 

Unter  den  hamitischen  Sprachen  Ostafrika's ,  welche  wir  mit 
den  erwähnten  beiden  Glossaren  schon  berührt  haben ,  ist  die 
Sahosprache  von  Iieinischl*~14)  eingehend  behandelt  worden,  der 
dieselbe  freilich  immer  noch  in  den  semitischen  Sprachkreis  ein- 
reihen will.  Nicht  zur  hamitischen  Gallasprache .  sondern  wahr- 
scheinlich zum  Bantustamme  stellen  sich  die  Dialekte  Kisuaheli, 
Kipokomo ,  Kigala,  Kisanie ,  Kiboni,  von  welchen  Fischer151)  ein 
nicht  sehr  umfangreiches  Glossar  veröffentlicht  hat. 

Für  die  leider  noch  so  wenig  bekannte  Sprache  der  modernen 
Nubier  ist  die  kurze  Probe  zu  nennen,  welche  Nerucci16)  aus 
einem  umfassenderen  handschriftlichen  Wörterbuche  des  siebenzehnten 
Jahrhunderts  veröffentlicht  hat.  Ueber  die  ältere  Sprache  jener 
Gegenden  hat  Brugsch11)  vor  der  geographischen  Gesellschaft  zu 
Kairo  gesprochen. 


9)  Johannes  Mayer.  Kurze  Wörter -Sammlung  in  Englisch,  Deutsch 
Amharisch,  Gallanisch,  Guraguesch.  Herausgegeben  von  L.  Krapf.  Basel 
1878.     28   pp.     8. 

10)  B.  Nachenius.  Herinneringen  uit  Abyssiuie  en  Nubie.  Met  eene 
Kaart  der  Reisroute  en  Plaatsnamen.     Amsterdam   1878.     202   pp.     8. 

1 1 )  Spedizione  italiana  nell'  Africa  equatoriale :  Memorie  della  societä  geo- 
grafica  italiana  I,  135 — 236.  —  Kürzere  Berichte  finde  ich  in  vielen  anderen 
italienischen   und  sonstigen  Zeitschriften. 

12)  J.  HaJevy.  Travels  in  Abyssinia.  Translated  from  the  Author's  French 
Manuscript  by  J.  Picciotto.  London.  80  pp.  8.  —  Vgl.  Jahresbericht  1877. 
II,  p.   83,  No.    101. 

13)  Leo   Reinisch.     Die  Sahosprache:  ZDMG.  XXXU,  415—464. 

14)  Leo  Reinisch.  Die  Sprache  der  Irob-Saho  in  Abessinien :  Sitzungsber. 
der  phil.-hist.  Classe  der  kais.  Akad.  d.  Wiss.  XC.  Bd.  (Auch  separat  u.  gl.  T. 
Wien   1878.     56  pp.     8.     M.  0.90.) 

15)  G.  A.  Fischer.  Die  Sprachen  im  südlichen  Gäla-Lande:  Zeitschr. 
f.  Ethnol.  X,   141  —  144. 

16)  [Gherardo  Nerucci.]  Saggio  del  Dizionario  italo - nubiano ,  del  P. 
Arcangiolo  Carradori  da  Pistoia:  BISO.  N.  S.  135;  vgl.  ebd.  Anno  I, 
232—233. 

17)  Ou  the  Language  of  the  Barabra  or  ancient  Aethiopians  in  its  relation 
to  the  language  of  the  Egyptian  Hieroglyphs  and  to  Coptic,  Arabic  and  Greek, 
by  Brugsch  Bey  (Soc.  khediviale  de  Geographie).  —  S.  JRAS.  X,  p.  LXII 
und  Ac.   1878  I,  322. 


70  Prcetorius,  Abessinien. 

Dankenswerthe  historische  Beiträge  lieferten  Dillmann  lh)  und 
Metz10),  ethnologische  Skizzen  und  Notizen  zur  Kunde  Abessinien's 
wie  des  mittleren  Ostafrika  überhaupt  Eckardt20),  Fischer2*), 
Hildebrandt22),  von  Oeste  rr  eicher  2A)  und  Reinisek2*).  Endlich 
gab  die  Anwesenheit  der  sogenannten  Nubier  in  Berlin  Virchow25) 
Veranlassung,  vor  der  Berliner  anthropologischen  Gesellschaft  über 
die  ethnologischen  Verhältnisse  dieser  nördlichen  Grenzvölker  Abes- 
sinien's sehr  ausführlich  zu  berichten. 

Ein  zusammenfassender  Artikel  Masjjero's26)  ist  mir  leider 
nicht  zu  Gesicht  gekommen. 


18)  A.  Dillmcmn.  Ueber  die  Anfänge  des  Axumitischen  Reiches:  Abh. 
d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin  1878,  177—238.  (Auch  separat.  Berlin  1879. 
64   pp.     4.     M.  3.) 

10)  Metz.  Zur  Geschichte  der  F  alasch  as  (abessinische  Juden) :  Monatsschr. 
f.   Gesell,   u.   Wiss.   d.  Judenthums   1878,   385—399.   433—452. 

20)  Eckardt.  Sitten  und  Gebräuche  der  Hamran  (Nord-Ost- Afrika) :  Verh. 
d.  Vereins  f.  Naturw.  Untcrh.  zu  Hamburg,  Bd.  III.  (S.  Friederici  Bibl.  or. 
1878,  No.   1824.) 

21)  G.  A.  Fischer.  Ueber  die  jetzigen  Verhältnisse  im  südlichen  Galla- 
Lande  und  Wito:  Mitth.  d.  geogr.  Gesellsch.  zu  Hamburg  187G — 77.  (S.  Friederici 
Bibl.  or.   1878,  No.    1826.) 

22)  J.  M.  Hildebrandt.  Ethnographische  Notizen  über  Wakämba  und 
ihre  Nachbaren:  Zeitschr.  f.  Ethnol.  X,   347  —  406. 

23)  Frhr.  v.  Oester reicher.  Das  Somaliland:  Oesterr.  Monatsschr.  f.  d. 
Orient   1878,    1—2. 

24)  Leo  Reini.sch.  Culturbilder  aus  Ost-Afrika.  I — III:  Beil.  z.  Wiener 
Abendpost  5 — 7.  März   1878. 

25)  Verhandlungen  der  Berl.  Gesellsch.  f.  Anthr.  1878,  333 — 355  mit 
einer  Tafel,  vgl.   387— 407. ; 

26)  G.  Maspero.  Ethiopie:  Lichtenberger,  Encyclopedie  des  sciences 
religieuses,  29e  livr.  (S.  Friederici  Bibl.  or.  1878,  No.  1806  und'  vgl  oben 
p.    16,  No.  42.) 


71 


Aegypten. 

Von 

A.  Erman. 

An  umfassenden  Publikationen  und  Bearbeitungen 
aegyptischer  Texte  ist  das  Jahr  1878  verhältnissmassig  arm. 
Wichtig  ist  die  Herausgabe  eines  Theiles  der  Louvreinsehriften 
durch  Pierret1).  Aus  den  Aufzeichnungen  des  älteren  de  Rouge 
(über  den  jetzt  eine  biographische  Notiz 2)  vorliegt)  gab  sein  Sohn 
einen  dritten  Band  in  Aegypten  gesammelter  Inschriften3)  heraus. 
Von  hieratischen  Handschriften  wurden  zwei  theilweise  schon  von 
Chabas  bekanntgemachte  Papyrus  von  Lincke4)  luxuriös  in  extenso 
publicirt;  leider  ist  das  Facsimile  nicht  überall  so  lesbar  gerathen, 
um  die  ältere  Publikation  überflüssig  zu  machen.  Chabas5)  konnte 
noch  die  Bearbeitung  der  „Maximes  d'Aui"  zu  Ende  führen,  ehe 
ihn  schwere  Krankheit  für  immer  am  Arbeiten  hinderte.  Maspero 
fuhr  fort  aegyptische  Mährchen  zu  übersetzen  und  zu  commen- 
tiren6    8).    Eine  Sammlung  von  Ueb ertragungen  der  verschiedensten 


1)  Paul  Pierret.  Recueil  d'inscriptions  inedites  du  musee  egyptien  du 
Louvre,  traduites  et  commentees.  Paris  1878.  IX,  162  pp.  4.  fr.  25.  (Etudes 
egyptologiques.  8>eme  livr.) 

2)  H.  Wallon.  Notice  historique  sur  la  vie  et  les  travaux  de  M.  le 
vicomte  Emmanuel  de  Rouge:   CR.    1877,  381 — 432. 

3)  J.  de  Rouge.  Inscriptions  hieroglyphiqu.es  copiees  en  Egypte  pendant 
la  mission  scientifique  de  M.  le  vie.  E.  de  Rouge.  T.  HI.  Paris  1878.  pl. 
15.'! —  231.  4.  fr.  30.  (Etudes  egyptologiques,  llieme  Uvr.)  —  Vgl.  Maspero 
RC.   1878.     I,  317 

4)  Correspondenzen  aus  der  Zeit  der  Ramessiden.  Zwei  hieratische  Papyri 
des  Museo  Civico  zu  Bologna,  herausgegeben  von  Arthur  Lincke.  Leipzig 
1878.     5  pp.      15  Taflf.     fol.     M.  30. 

5)  L'egyptologie.  T.  II  et  dernier.  Paris  1878.  4.  fr.  50.  —  Vgl.  RC. 
1878.     I.   286. 

6)  (i.  Maspero.  Le  conti-  des  deux  t'reres:  RA.  N.  8.  XXXV,  164 — 179. 
(Auch  separat  erschienen.)  —  Vgl.  Ac.  XIV,  237.  Hierzu  vergleiche  man  noch: 
K.  Cosquin  In  probleme  historique  ä  propos  du  conte  egyptien  des  deux 
freres.     Le  Maus    1878.     lExtrait)    lö   pp. 

7)  G.  Maspero.  Le  conte  du  prince  predestine .  transcrit,  traduit  et 
commente.     Suite  et  tin:  JA.   1878.     I,  336 — 359. 

8)  G.  Maspero.  Comment  Thoutii  prit  la  ville  de  Joppe,  conte  egyptien 
conserve  au  papyrus  Harris  No.  500  du  British  Museum:  JA.  1878.    II,  93 — 116. 


72  Erman,  Aegypten. 

aegyptischen  Texte 9)  gab  auch  für  dieses  Jahr  die  Society  of 
biblical  archaeology  heraus  -  -  ein  höchst  dankenswerthes  Unter- 
nehmen. Freilich  werden  Nichtfachmänner  derartige  Arbeiten  immer 
noch  mit  Vorsicht  benutzen  müssen,  denn,  abgesehen  davon, 
dass  das  Verständniss  vieler  Texte  oft  noch  grosse  Schwierig- 
keiten bietet,  vergreifen  sich  manche  Aegyptologen  völlig  im  Ton 
ihrer  Uebertragungen.  Sehr  bemerkenswerthe  Mahnungen  in  dieser 
Hinsicht  enthält  eine  Recension  der  Brugsch'schen  Oasenreise  von 
Pietschmann10),  die  wir  aus  diesem  Grunde  hier  nachtragen.  Sonst 
sind  noch  der  Aufsatz  Lauth's11)  über  den  geometrischen  Papyrus, 
die  Publikation  zweier  Stelen  durch  Rossi12)  und  Naville13),  die 
eines  Statuenfragments  späterer  Zeit  durch  Miss  Austin1*)  und 
die   einer  Mumieninschrift  durch  Ebers15)  zu   erwähnen. 

Wenig  ist  für  die  Grammatik  geschehen.  Nur  eine  grössere 
Arbeit  von  Erman1?)  ist  zu  nennen,  die  an  der  Behandlung  eines 
Theiles  der  Formenlehre  zeigen  will,  welchen  Weg  die  aegyptische 
Sprachforschung  einzuschlagen  hat,  soll  sie  endlich  einmal  auf 
sicheren  Boden  gelangen.  Zwei  kleine  Notizen  über  Demonstrativa 
gaben  Brugsrh11)  und  Masperots),  besonders  die  erstere  ist 
wichtig.  Sonst  sei  noch  Masjyero's 10)  Recension  der  Rossi'schen 
Grammatik  erwähnt. 

Eine  reiche ,  leider  aber  durchaus  unfruchtbare,  Litteratur 
knüpft  sich  an  Abel's  „Koptische  Untersuchungen"  20)  und  desselben 
Schriftchen  über  Etymologie21);  die  meist  noch  milde  zu  nennenden 


9)  Kecords  of  the  Past.     Vol.  X.     Egyptian  Texts.     London    1878. 

10)  JLZ.    1870,    L90. 

11)  Lauth.      Der  geometrische  Papyrus:  AAZ.    1878,  Beil.   '263. 

12)  Rossi.  Illustrazione  di  mia  stela  funeraria  dell'  XI.  dinastia  del 
Museo  di  Torino:  Atti  della  R.  Aecad.  delle  scienze  di  Torino  XIII,  905 — 925. 
(Auch   separat  22   pp.      2   Taff. ) 

13)  E.  Naville.  Sur  im  monument  de  la  troizieme  dyn.  conserve  au 
musee  de  Marseille :  Compte  rendu  des  travaux  du  congres  d'Orient.  ii  Marseille. 
3  fasc.   1878. 

14)  Gertrude  Austin  On  a  fragmentary  inseription  of  Psametik  l  in  the 
Museum  of  Palermo:  Trans,  of  the  Soc.  of  Hihi,  archaeol.  VI,  287  —  288. 
1   Taf. 

15)  Georg  Ebers.  Ein  strophisch  angeordneter  Text  auf  einer  Miimien- 
1,111(1. ■:  Arg.   Ztschr.    1878,   50—55. 

Ii'ii  Adolf  Erman.  l>ie  Pluralbildung  des  Aegyptischen.  Ein  gram- 
matischer Versuch  Leipzig  1878.  47  pp.  4.  M.  6.  --  Vgl  Ebers  LC. 
1879,    808. 

17)  //.  Brugsch  Offenes  Sendschreiben  an  Herrn  Ed.  Naville:  Aeg. 
Ztschr.    IS7  8,  .".2—37. 

IS)   G.   Maspero.     Sur  l'auxilaire  nu:  Aeg.  Ztschr.   1878,  84— 8fi. 

19)  RC.    1S7S.     II.  357. 

20)  Siehe  Jahresber.  1877,  p.  165.  —  Vgl.  Le  Page  Renouf  Ac  XIV, 
92;    Erman  ZDMG.   XXXII,  7C,:i 

21)  Carl  Abel.  Zur  ägyptischen  Etymologie.  Berlin  1878.  17  pp.  4. 
Bf. '1.60.  —  Vgl.  Erman  ZDMG.  XXXII,  763;  Ath.  1878.  1,  825;  Maspero 
HC.   1878.     II,  341. 


Erman,  Aegypten.  73 

Beurtheilungen  dieser  Arbeiten  'veranlassten  heftige  Erwiderungen 
Abel's 22—  23)  sowie  eine  vertheidigende  Recension 24) ,  die  freilich 
nicht  von  fachmännischer  Seite  ausging. 

Lexicalische  Arbeiten  fehlen  in  diesem  Jahre  ganz ;  auch  für 
die  Vergleichung  des  Aegyptischen  mit  den  verwandten  Sprachen 
liegt  nichts  vor  als  eine  wohl  missverstandene  Notiz25),  wonach 
Briujsch  der  Geogr.  Gesellsch.  in  Kairo  Mittheilungen  über  die 
Verwandtschaft  des  Altaethiopischen  mit  dem  Altaegyptischen, 
Koptischen ,    Arabischen    und  Griechischen  (!)    gemacht    haben  soll. 

Wie  immer  bilden  auch  dieses  Jahr  die  historischen  Arbeiten 
den  umfangreichsten  Theil  der  aegyptologischen  Litteratur;  leider 
entspricht  der  wissenschaftliche  Gehalt  nicht  ganz  diesem  Umfang, 
da  gerade  hier  die  populäre  und  dilettantische  Litteratur  am 
üppigsten  wuchert.  Den  Anfang  einer  umfassenden,  für  weitere 
Kreise  berechneten  Geschichte  verdanken  wir  Dümtchenis) ;  auch 
Lauth21)  hat  ein  ähnliches  Unternehmen  begonnen,  ob  freilich  die 
eigenthümlichen  Anschauungen  dieses  Gelehrten  geeignet  sind, 
kritiklosen  Lesern  mitgetheilt  zu  werden,  bleibe  dahin  gestellt. 
Briujsch  28)  hat  zu  seiner  Geschichte  Zusätze  geliefert ;  die  Mängel 
dieses  nur  bei  vorsichtiger  Benutzung  brauchbaren  Buches  zeigt 
Ebers29)  in  einem  sehr  beachtenswerthen  Aufsatze. 

Die  schwierigen  chronologischen  und  kalendarischen  Fragen 
behandelten  Pessl30),  Ri'el3*)  und  Robiou32),  Uebereinstimmung 
herrscht  hier  am  wenigsten;  die  jüngeren  Aegyptologen  gestehen 
jetzt  meist  die  Hoffnungslosigkeit  der  bisherigen  Untersuchungen 
ein  und  erwarten  resignirt  das  Bekanntwerden  etwaiger  neuer 
Quellen. 


22)  Carl  Abel.  Zur  ägyptischen  Kritik.  Berlin  1878.  16  pp.  8. 
M.  1.20. 

23)  C    Abel.     Egyptian   Etymology:  Ath.    1878.     II,   78. 

24)  Von   K.  Bruchmann   in  Ztschr.  für  Völkerpsychologie   XI,   328. 

25)  Ac.   1878.     I,  322.  —   Vgl.  oben  p.   69,  No.    17. 

26)  Joh.  Dümickeri.  Geschiente  des  alten  Aegyptons.  Mit  Illustr.  und 
Karten.  Berlin  1878.  Lief.  I.  8(1  pp.  8.  .  M.  3.  (Aus:  Allgem.  Gesch.  in 
Einzeldarstellungen,  herausgeg.  von    W.    Oncken.) 

27)  F.  J.  Lauth.  Aus  Aegyptens  Vorzeit.  Heft  1:  Die  praehistorische 
Zeit.      Berlin    1878.      100   pp.      8.     M.  2. 

28)  Heinrich  Brugsch  Bey.  Zusätze  und  Verbesserungen  zur  Geschichte 
Aegyptens  unter  den  Pharaonen.  Leipzig  1878.  p.  819 — 836.  —  Vgl.  noch 
Kamphausen  ThLZ.  1877-,  Quarterl.  Rev.  1879,  430  und  H.  Scheube. 
Aus  Altägypten:  Ausland   1878,   423—426.   451 — 453.   468—471. 

29)  Georg  Ebers.  Die  Geschichte  des  alten  Aegyptens  und  ihre  neueste 
Behandlung  durch  Maspero   und  Brugsch-Bey:   DR.    1878.      XV,   318 — 325. 

30)  H.  v.  Pessl.  Das  chronologische  System  Manetho's.  Leipzig  1878. 
XI,  268  pp.     8.     M.  6.  —  Vgl.    Gutschmid  LC.   188(1,  773. 

31)  C.  Riel.  Der  Thierkreis  und  das  feste  Jahr  von  Dendera.  Leipzig 
1878.      100  pp.      1    Taf.     4.     M.  10. 

32)  F.  Robiou.  Recherches  sur  le  calendrier  macedonien  en  Egypte  et 
sur  la  Chronologie  des  Lagides.  Paris  1878.  64  pp.  4.  (Aus:  Mem.  pres.  par 
div.  sav.  ä  l'acad.  des  inscr.) 


74  Er  man,  Aegypten. 

Einen  Herrscher  der  ältesten  Zeit  behandelte  JSJaville33). 
Wiedemcmn3*)  vollendete  seine  treffliche  Arbeit  über  die  18te 
Dynastie,  die  vielleicht  das  beste  ist,  was  seit  Jahren  für  aegyptische 
Geschichte  geleistet  wurde.  Die  grosse  Zeit  des  neuen  Reiches 
behandelte  in  seiner  Art  Lauth35~36).  Für  die  so  dunkle  Epoche 
der  2  lsten  Dynastie  liegt  eine  Arbeit  Naville' s31)  vor,  für  die  der 
22sten  fand  Bru<jsch3S)  einen  werthvollen  Anhaltspunkt.  Höchst 
wichtig  ist  ein  Fund  Wiedemanns3ü~i{>),  der  den  bisher  allgemein 
bezweifelten  Einfall  Nebucadnezar's  in  Aegypten  bestätigt.  Auf 
Artaxerxes  bezieht  Krall41)  eine  Inschrift,  die  man  sich  gewöhnt 
hatte  auf  Alexander  zu  beziehen.  Ebenfalls  als  Denkmäler  persischer 
Herrschaft  stellen  sich  nach  Ganneau's42)  Forschungen  die  ara- 
maeischen  Texte  Aegyptens,  welche  auch  Lauth43)  behandelt  hat, 
heraus.  Der  letztgenannte  Gelehrte  hat  auch  über  Alexander  in 
Aegypten44)  geschrieben.  Die  schon  von  Revillout  in  demotischen 
Texten  aufgefundenen  selbständigen  Herrscher  Oberaegypten's  in 
ptolemaeischer  Zeit  hat  Brugsch45)  scharfsinnig  nun  auch  in 
hieroglyphischen  Inschriften  nachgewiesen. 

Die  Grenzgebiete  zwischen  Bibel  und  Aegypten  bringen  eine 
wenig  nützliche  Litteratur  hervor.  Naville' s46)  Aufsatz  über  den 
Aufenthalt    der   Juden    in    Aegypten    bringt   nichts   Neues.      Desto 


33)  Ed.  Naville.  Le  roi  Teta  Merenptah:  Aeg.  Ztschr.  187"8.  69 — 72. 
1   Taf. 

34)  Alfred  Wiedema/nn.  Geschichte  der  achtzehnten  egyptisehen  Dynastie 
bis    zum    Tode    Tutmes    III.     II:    ZDMG.    XXXII,    113—153.     (Vgl.  Jahresher. 

1877,  p.    160.) 

35 1  Lauth.  Trojas  Epoche:  Abh.  der  philos.-philol.  Cl.  der  K.  bayer.  Ak. 
der  Wiss.     XIV,  Abth.  II,    1  —  64.  —  Vgl.  A.  von    Gutschmid  LC.   1880,   707. 

36;  Lauth.  Busiris  und  Osymandyas :  Abh.  der  philos.-philol.  Cl.  der  K. 
bayer.  Ak.  der  Wiss.  XIV,  Abth.  III,  73 — 146.  (Auch  separat.  München  1878. 
74  pp.     4.     M.  2.20.) 

37)  Ed.  Naville.  Tröis  reines  de  la  XXI.  dynastie:  Aeg.  Ztschr.  1878, 
p.  29 — 32.     Mit   1   Taf. 

38)  H.  Brugsch.  Ein  wichtiges  Denkmal  aus  den  Zeiten  König  Sesonq  I.: 
Aeg.  Ztschr.   1878,   37 — 43. 

39)  Alfred  Wiedemann.  Der  Zug  Ncbucadnezars  gegen  Aegypten,  be- 
stätigt durch  eine  gleichzeitige  hieroglyphische  Inschrift:  Aeg.  Ztschr.  1878,   2 — 6. 

40)  Alfred  Wiedemcmn.  Nebucadnezar  und  Aegypten:  Aeg.  Ztschr.  1878, 
87— 89. 

11)  ■/.   Krall.     Die  Stele  von  Neapel:  Aeg.  Ztschr.    1878,   6 — 9. 

42)  CleriHOiit  Ganneau.  Origine  perse  des  monuments  arameens  d'Egypte. 
—   I:    HA.   N.  S.  XXXVI,   93—107    mit   1    Taf.  —  Vgl.   oben   p.   62,  No.  6. 

13)  Lauth.  Aegyptiseli-arainaoische  Inschriften :  Sitz.-Ber.  der  philos.-philol. 
ii  bist  Cl.  der  K.  bayer.  Ak.  der  Wiss.  187  8.  II,  97 — 149.  —  Vgl  ölten 
p    62,   No.   5. 

11 1  Lauth,  Alexander  in  Aegypten:  Abh.  der  philos.-philol.  Cl.  der  K. 
bayer.   Ak.   der   AViss       XIV,    Abth.  I,   95 — 164. 

15)    //.    Brugsch.      Historische  Notiz:  Aeg.  Ztschr.    1878,  p.   43 — 46. 

46)   Edouard  Naville.     Los  Israelites  en  Egypte:  Revue  Chretienne  XXV 

1878,  65—82. 


Erman,  Aegypten.  75 

Unerhörteres  hat  Lauthil)  zu  Tage  gefördert,  der  —  wenn  anders 
sein  umfangreiches  Buch  ernst  zu  nehmen  ist  —  Moses  mit  seiner 
ganzen  Familie  auf  einer  Stele  gefunden  zu  haben  glaubt!  Andere 
Versuche  auf  diesem  Felde  lieferten  Raskai%).  Strong*9),  Scholz50) 
und  Schaff'01). 

Einer  den  Engländern  eigentümlichen  Form  der  Curiosa- 
litteratur,  den  Pyramidenforschungen  von  Piazzi  Smyth  und  Genossen, 
gehören  die  Schriften  von  French52)  und    Wilson53)  an. 

Für  die  Geographie  des  alten  Aegyptens  brachte 
das  Jahr  fast  nichts  —  abgesehen  natürlich  von  einzelnen  Lieferungen 
des  grossartigen  geographischen  Wörterbuches  von  Brugsch54), 
das  erst  1879  vollendet  wurde.  Maspero55)  behandelte  die  Fahrten 
der  Aegypter  auf  dem  rothen  Meer;  Brugsch5s)  hat  der  Societe 
Khediviale  de  Geographie  eine  Arbeit  über  die  Ausbeutung  der 
Goldminen  des  Hammamatthales  (die  von  Purdy  Pascha  und  Mitchell 
neu  untersucht  sind)  vorgelegt.  Auch  sei  hier  noch  eines  Artikels 
Rieses51)  über  die  Nilquellen  erwähnt,  sowie  einer  Arbeit  von 
Kubisztal5*)  die  mir  nicht  zu  Gesicht  gekommen  ist. 

Die  kulturgeschichtliche  Litteratur  hat  einen  wichtigen 
Zuwachs  erhalten  durch  die  neue  Ausgabe  des  klassischen  Werkes 


47)  Moses-'Hosarsyphos-Sali'hus  Levites,  A'haron  frater,  Ziphorah-Debariah 
eonjux,  Miriam-Bellet  soror,  Elisheba-Elizebat  fratria.  Ex  monumento  inferioris 
Aegypti  per  ipsum  Mosen  abhiuc  annos  MMMCT)  dedicato  nunc  primum  in 
lucem  protraxit  Fr.  Jos.  Lauih.  Cum  tabulis  II  et  uno  photogrammate.  Monaclii 
1878.     VI.  248  pp.     4.     M.  25. 

48)  Joh.  Rasha.  Chronologie  der  Bibel  im  Einklänge  mit  der  Zeitrechnung 
der  Egypter  und  Assyrier.  Wien  1878.  XIV,  354  pp.  8.  M.  6.  --  Vgl. 
Ath.   1878,   209   und  oben  p.   26,  No:    117. 

49)  J.  Strang.     Egyptian  chronology:  Method.  Quart.  April.  July. 

50)  A.  Scholz.  Die  Aegyptologie  und  die  Bücher  Mosis.  Würzburg  1878. 
139   pp.      2   Taff.     8.     M.  2.40.  —  Vgl.  oben  p.   26,  No.   118. 

51)  P.  Schaff.     Egyptology  and  the  Bible:   Intern.  Review,  May.   June. 

52)  J.  French.  The  great  pyramid  in  eonnection  with  chronology:  Kansas 
City  Review,  Nov. 

53)  Wm.  H.  Wilson.  The  scientific  and  religious  discoveries  in  the 
great  pyramids  recently  made  by  Prof.  P.  Smyth  and  other  noted  scholars. 
Cincinnati   1878.     S.     doli.  0.25. 

54)  Vgl.  Jahresber.   1877,  p.   169. 

55)  G.  Maspero.  De  quelques  navigations  des  Egyptiens  sur  les  cotes 
de  la  mer  Erythree:  Revue  historique  1879  IX.  4 — 33.  (Auch  separat:  Paris 
1878.     32   pp.     8.) 

56)  Vgl.  Ac.  XIII.  p.  322. 

57)  A.  Riese.  Die  Ansichten  der  Alten  über  die  Nilquellen:  Neue  Jahrb. 
für  Philol.  u.  Paedag.   1878,  695—701. 

58)  Stanisl.  Kubisztal.  lieber  die  wichtigsten  Kulturstätten  des  alten 
Aegyptens  bis  zur  Eroberung  durch  die  Perser,  nebst  einer  Uebersicht  der 
gegenwärtigen  Kultur  und  Civilisation  in  diesem  Lande.  Lemberg  1878.  40  pp. 
8.     (Progr.  des   Stauropigianischen  Instituts.) 


76  Erman,  Aegypten. 

von  Wilkinson5?).  Browne6")  behandelte  die  Steinwerkzeuge 
Aegypten's;  Reilei)  zeigte  uns  das  Leben  der  ältesten  Zeit  in  den 
prächtig  realistischen  Bildern  der  Pyramidengräber.  Aehnliche 
Darstellungen  späterer  Zeit  behandelte  Maspero*2~ 63)  mit  Bezug 
auf  ihre   Benutzung  durch  die  Kunst  der  klassischen  Völker. 

Maass  und  Gewicht  wurden  besprochen  in  dem  Buche  Bor- 
tolotti's6*)  und  von  Maspero^)  in  einer  Recension  der  Chabas'schen 
Recherches  sur  les  poids. 

Wohl  durch  die  aegyptische  Abtheilung  der  Pariser  Welt- 
ausstellung66) angeregt,  erschienen  in  Paris  drei  Aufsätze  über 
aegyptische  Kunst  von  Clement 67) ,  Duranty68)  und  Rhone6'-'). 
Eine  hübsche  Sammlung  kleiner  Statuetten  u.  s.  w.  besprach  Miss 
Edwards10),  eine  andere  Buckland71),  eine  interessante  Gemme 
Pierret1'1).  Ueber  gewisse  Mumien  der  spätesten  Zeit  erschien 
eine  Arbeit  in  der  Gazette  archeologique  7ä);  die  englische  Obelisken- 
litteratur     des    vergangenen    Jahres    rief    einen    Ableger    in    einer 


59)  J.  Gardner  Wiücinson.  The  mauners  and  customs  of  the  ancient 
Egyptians.  A  new  edition ,  revised  and  correeted  by  Samuel  Birch.  London 
1878.  8.  V  I:  XXX,  510  pp.  12  Taff.  V.  II:  XII,  515  pp.  1  Tai'.  1  Karte. 
V    III:   XI,   528   pp.      4   Taff.      £.i.   4  s.   —   Vgl.  Ac.    1879.      I,  p.   251. 

60)  A.  J.  J.  Browne:  On  some  flint  implements  from  Egypt:  Journal  of 
the  anthropol.  Instit,     Vol.  VII,  397—412. 

61)  W.  Beil  Wanderungen  durch  die  Gräber  des  alten  Reichs  in  Saceara: 
Westermanns  illustr.  deutsche  Monatshefte   1878,  Jan.  Sept. 

62)  (t.  Maspero.  Les  peintures  des  tombeaux  egyptiens  et  la  mosaiquo 
de  Palestrine:  Melanges  publ.  par  la  sect.  histor.  de  l'ecole  des  hautes  etudes 
pour  le  10  cme  anniv.  de  sa  fondation.  Paris  1878.  8.  p.  45 — 50  (a.  u.  d. 
T.:  Biblioth.  de  l'ecole   des  hautes  etudes  ....  fasc.   35). 

63)  (t.  Maspero.  Les  peintures  des  tombeaux  egyptiens  et  la  mosa'ique 
de  Palestrine:  Gaz.  archeol.   1879,   77 — 84. 

64)  P  Bortolotti.  Del  primitive  cubito  egizio  e  de'  suoi  geometriei  rap- 
porti  colle  altre  unita  di  misura  e  di  peso  egiziane  e  straniere.  Fasc.  I.  Modena 
1878.     77   pp.      8. 

65)  RC.   1878.     I,   185. 

66)  Auguste  Mariette  Bey.  La  galerie  de  l'Egypte  ancienne  ä  l'exposition 
retrospective  du  Trocadero.  Description  sommaire.  Paris  1878.  126  pp. 
8.     fr.  1. 

67)  t.  Clement.  L'art  egyptien,  l'art  grec ,  l'art  romain.  Conferences. 
Paris    1878.      43   pp.      8. 

68)  Duranty.  Promenades  au  Louvre.  Remarques  ä  propos  de  l'art 
egyptien:  Gazette  des  beaux  arte.      1S7S.     Mars. 

69)  A.  Rhone".  Exposition  universelle.  L'Egypte  antique:  Gazette  des 
beaux   arts.      1878.      Oct. 

70)  Ann  lin  fl.  Edwards.  M.  Allemant's  Egyptian  collection.  —  Vgl  Ac. 
XIII,  308. 

71)  F.  Blickland  Mummy  heads  and  Egyptian  antiquities  from  Thebes: 
Kansas  City   Review,  Jan 

1-1 1  /'.  Pierret.  I'n.  pierre  gravee  au  nom  du  roi  d'Egypte  Thoutmes  III.: 
Gaz.   archeol.      1878,    II       12. 

73)  LeS  moinics  Greco-egyptiennos  avec  portraits  peints  sur  panneaux:  Gaz. 
archeol.   1877. 


Erman,  Aegypten.  77 

populären    französischen    Zeitschrift74)    hervor.      Die    Pflanzen    des 
alten  Aeg-yptens  behandelt  ein  anonymer  Aufsatz 75). 

Ueber  aegyptische  Religion  ist  zunächst  eine  Reihe  von 
Schriften  zu  nennen,  die  aus  dem  Wust  mehr  oder  minder  absurder 
Göttergestalten  einen  philosophischen  Grundgedanken  zu  abstrahiren 
suchen.  Dahin  gehören  die  Arbeiten  von  Rossi16).  Hoare11), 
Reinisch1*)  und  Robiou1^).  Aegyptische  und  jüdische  Religion 
verglich  Mannheimer"6")  und  erklärte  sich  entschieden  gegen  die 
Annahme  enger  Beziehungen  zwischen  beiden.  In  das  weite  Gebiet 
des  Unsinns  fällt  das  Buch  von  BonwicJc81).  Auf  solidem  Boden 
dagegen  befinden  wir  uns  wieder  mit  den  Arbeiten  von  Rietsch- 
onann62) und  Brugsch93).  Ueber  den  Sonnencultus  hat  Broivnu) 
geschrieben.  Den  Namen  des  Osiris  behandelt  eine  Notiz  von 
Clermont  Ganneau*b),  Baillet*6)  seine  Identification  mit  Bacchus. 
Fränkel91)  ein  Denkmal  spätesten  Isiskultus.  Ueber  den  Phoenix 
liegt   die    gründliche    Arbeit    Wiedemann's 88)   vor,    Pietrement89) 


74)  Histoire  et  origine  de  l'aiguille  de  Cleopatre:  Monde  de  la  scieo.ce. 
1878.     Mai   14.     No.  4. 

75)  Die  Pflanzen  des  alten  Aegyptens:  Ausland   1878.     No.   47. 

7G)  F¥.  Rossi.  Delle  credenze  degli  Egizii  sulla  vita  ftttura  ricavate 
specialmente  dal  Libro  dei  Morti  con  illustrazione  di  «na  stela  funeraria  del 
Museo  cgizio  di  Torino:  Atti  della  R.  Accad.  delle  scienzedi  Torino  XII,  p.  457  ft'. 

77)  J.  N.  Hoare.  The  religion  of  the  ancient  Egyptians:  Nineteenth 
Century.     Dec. 

78 1  L.  Heimisch.  Ursprung  und  Entwickelungsgeschiehte  des  aegyptischen 
Priestertums  und  Ausbildung  der  Lehre  von  der  Einheit  Gottes.  Vortrag  gehalten 
zu  Gunsten  des  Lesevereins  der  Deutschen  Studenten  Wiens  am  2G.  März  1878 
im  Oesterr.  Ingenieur-  und  Architectenvereinssaale.  Wien  187S.  30  pp.  8. 
M.  0.60.  —  Vgl.  Maspero  RC.   1878.     II,  341. 

79)  F.  Robiou.  Des  doctrines  religieuses  de  l'ancienne  Egypte  d'apres  les 
travaux  recents:  Revue  de  quest.  hist.   1878.     Oct. 

80)  M.  Mannheimer.  Der  Mosaismus  und  das  Aegypterthum  in  religiöser 
und  politisch-socialer  Beziehung.  Magdeburg  1878.  34  pp.  8.  (Separat- 
abdruck aus  Dr.  Rahmers  Jüd.  Literaturblatt.)  —   Vgl.  oben  p.   2G,  No.   123. 

81)  James  Bonwick.  Egyptian  Belief  and  Modern  Thought.  London 
1878.     8.      10  s.   G  d.  —  Vgl.  Ath.    1878.     II,   229;    Ac.  XIV,   163. 

82)  R.  Pietschmann.  Der  aegyptische  Fetischdienst  und  Götterglaube : 
Ztschr.  f.  Ethnol.   1878,   153—182. 

83)  Heinrich  Brugsch  Hey.  Die  Mysterien  der  alten  Aegypter:  Deutsche 
Revue   1878,  April— Juni,  p.   28—43. 

84)  R.  Brown  jr.  The  archaic  Solar-Cult  of  Egypt:  Theol.  Review  187  8 
Oct.,   1879   Jan. 

85)  Clermont  Ganneau.  Le  dieu  Satrape.  Note  additionnelle  sur  le  nom 
d'Abdousiros  et  la  prononciation  du  nom  d'Osiris  par  les  Pheniciens:  JA.  1878. 
II,  237—241 

80)   A.   Baillet.     Osiris-Bacchus :  Aeg.  Ztschr.   1878,  p.   106—108.      1  Taf. 

87)  Max  Fränkel.  Die  Isisinschrift  von  los.:  Archaeol.  Zeitung  1878, 
131  —  132. 

88)  Alfred  Wiedemann.  Die  Phönix-Sage  im  alten  Aegypten:  Aeg. 
Ztschr.    1878,   89—106. 

89)  C'.-A.  Pietrement.  lmportance  physiologique  d'un  signe  du  boeuf 
Apis  expliquee  par  un  principe  zootechnique  connu  des  anciens,  mais  ignore  des 
traducteurs  de  Pline  et  d' Aristo te:  Rev.  de  Lingu.  XI,  344 — 357. 


78  Erman,  Aegypten. 

besprach  eins  der  Apismerkmale.  Mit  der  schwierigen  Frage  des 
Unsterblichkeitsglaubens  beschäftigten  sich  Wiedemann 90)  und 
Guieysse91);  mit  gewissen  kleinen  Stelen,  die  als  Talismane 
dienten,  Ledru92). 

Wir  kommen  nunmehr  zu  der  mittleren  Epoche  Aeg}rpten's, 
zu  den  d  e  m  o  t  i  s  c  h  -  g  r  i  e  c  h  i  s  c  h  e  n  und  k  o  p  t  i  s  c  h  -  c  brist- 
liehen  Jahrhunderten  —  einer  Epoche,  die  immer  mehr  und  mehr 
an  Interesse  gewinnt.  Der  gründlichste  Kenner  dieses  schwierigen 
Feldes,  Revillout ',  hat,  während  das  Erscheinen  seiner  grossen 
Chrestomathie  durch  widrige  Umstände  noch  immer  verzögert 
wurde,  die  Frucht  seiner  letzten  Studienreisen  in  einem  kleineren 
ähnlichen  Werk93)  veröffentlicht.  Demselben  verdanken  wir  die 
Auffindung  eines  Heirathskontraktes94).  Brugsch**')  gab  eine  neue 
Uebersetzung  des  Setnaromans ,  an  welchem  auch  Maspero 9(i)  die 
Entstehung  der  demotischen  Schrift  zu  erläutern  fortfuhr.  Die 
schon  1868'  von  Lauth  publicirte  Entdeckung  demotischer  Thier- 
fabeln  war  damals  unbeachtet  geblieben,  jetzt,  wo  auch  Brugsch  i>1~ 98) 
dieselben  auffand,  machte  der  Münchener  Gelehrte  sein  Prioritäts- 
recht geltend 99_1(,ü).  Soweit  sich  aus  dem  bis  jetzt  bekannten 
Theile  schliessen  lässt,  sind  diese  Fabeln  den  Aesopischen  auf  das 
allei'näcbste  verwandt;  der  aegyptische  Text  ist  nur  etwas  aus- 
geführter als  der  griechische.  Nicht  minder  wichtig  ist  eine  andere 
Entdeckung,  die  kurzer  demotischer  Paradigmen  durch  Brugsch101); 
es  ist  dies  die  erste  Spur  grammatischen  Studiums  der  Äegypter. 


90)  A.  Wiedemann.  Une  stele  du  musee  Egyptien  de  Florence  et  l'im- 
mortalite  de  l'äme  chez  les  auciens  Egyptiens :  Congres  provincial  des  orien- 
talisics  lYancais.  Extrait  du  compte-rendu  de  la  session  de  St.  Etienne  1875, 
145—168.     8. 

91)  P.  Guieysse.  Les  idees  morales  et  la  vie  future  dans  l'aiiciemie 
Egypte:  Revue  politique  et  litteraire   1878,   1079— 108G. 

92)  E.  Ledru.  Les  monuments  egyptiens  connus  sous  le  nom  de  Cippes 
d'Horus  et  les  intailles  talismaniques  des  Pheniciens:   Gaz.  archeol.  1878,  35 — 38. 

-   Daran  schliesst  sich  eine  Notiz   von    C.    W.  Mansell  1.  1.  38 — 40. 

93)  Eugene  Revillout.  Nouvelle  Chrestomathie  demotique.  Mission  de 
1878,   contrats  de  Berlin,   Vienne,  Leyde   etc.      Paris    1878.      ICO   pp.      4. 

94)  /'-".'/•  Revillout.  Un  eontrat  de  mariage  (No.  2433  du  Louvre):  Trans. 
of  fche  soc.  of  bibl.  arehaeol.:  VI,  284 — 286.  —  Vgl.  auch  Kecords  of  the  past 
X.   75—78. 

115)  Heinrich  Brugsch-JBey.  Setna.  Ein  altaegyptischer  Roman :  Deutsche 
Revue   is7.s      Oct./Dec.  1—21. 

96)  Gr.  Maspero.  Une  page  du  Roman  de  Satni  transcrite  en  hi4roglyphes : 
Aeg.  Ztschr.    1S78,  72—84.      1   Tal'. 

97)  //.  Brugsch.  Aesopisehe  Fabeln  in  einem  aegyptischen  Papyrus :  Aeg. 
Ztschr    1S7S.    17      5n.     i   Tat. 

98)  //.  Brugsch.  La  fable  du  lion  et  de  la  souris  fl'aprfes  un  manuscrit 
demotique:   RA.   N    S.   XXXVI.  54—57. 

99)  RA.  N.  S    XXXVI,    Uli. 

100)   //.    Brugsch.     Erklärung:  Aeg.  Ztschr.   1878,   87. 

luli    //.    Brugsch.      Demotische  Paradigmen:  Act;    Ztschr.    1878,  p.   1. 


Erman,  Aegypten.  79 

Noch  sei  hier  ein  Fund  griechischer  Papyrus  aus  Valeriana  Zeit 
erwähnt,  über  den   Bauer102)  berichtet. 

Die  Kopten  sind  jetzt  auch  in  weitere  Kreise  durch  einen 
Roman  von  Ebers10'6)  und  einen  trefflichen  Aufsatz  Stern's10i) 
eingeführt  worden.  Interessante  kleine  Schriftstücke  des  täglichen 
Lebens  verdanken  wir  Stern105  1"c).  Im  Kajjuin  ist  ein  koptisches 
Archiv  gefunden  worden,  das,  ebenso  wie  der  eben  erwähnte  Papyrus- 
tünd,  zum  grössten  Theil  unter  den  Schätzen  des  Berliner  Museums 
seinen  Platz  fand.  Einige  der  arabischen  Acten  behandelte  Rogers  107), 
die  Pehlevifragmente  fanden  in  Sachau10*)  und  in  West109)  Be- 
arbeiter. Ueber  späte  liturgische  Handschriften  berichtete  Wüsten- 
fehl110);  die  moderne  koptische  Kirche  tritt  uns  in  einem  Aufsatze 
von  Güssfeldt xlx)  und  in  einem  Missionsberichte  Trautvetter' 's112) 
entgegen. 

Es  bleibt  uns  noch  jene  umfangreiche  Litteratur  zu  besprechen, 
die,  meist  für  ein  grösseres  Publikum  berechnet,  Aegypten  und 
seine  Denkmäler  schildert,  wie  sie  sich  heut  dem  Reisenden 
darstellen.  In  erster  Linie  steht  hier  die  Sammlung  herrlicher 
Ansichten  aegyptischer  Ruinen,  die  Mariette113)  (dessen  Jtineraire" 
in  englischer  Uebertragung U4)  erschien)  herausgab.  Ein  kleineres 
Buch  von  Adams116)  ward   neu  aufgelegt.      Ebers116    n't  begann 


102)  A.  Bauer.  Neue  Funde  griechischer  Papyrusrollen  in  Aegypten: 
Aeg.  Ztschr.   1878.  p.   108—110. 

103)  Georg  Ebers.  Homo  sum.  Stuttgart  1878.  XII,  376  pp.  8.  M.  6. 
—  Vgl.  Kreyssig  DR.   1878.     XIV.  319;    Ath.   1878.     I.  85. 

104)  L.  Stern.     Die  Litteratur  der  Kopten:  Ausland   1878.  844 — S77 

105)  Ludwig  Stern.    Sahidische  Inschriften:  Aeg.  Ztschr.  1878,  9 — 28.    1  Taf. 
lnO)   L/udwig  Stern.     Koptische  Briefe:  Aeg.  Ztschr.   1878,  55 — 56. 

107)  E.  T.  Rogers.  Arahic  and  other  Papyri:  Ae.  XIV,  244.  -  Vgl 
oben  p.  47,  No.   15. 

108)  Ed.  Sach.au.  Fragmente  von  Pehlevi-Papyren  aus  Aegypten:  Aeg. 
Ztschr.    1878.    114—  1  IG   mit   2   Tüll'. 

109)  E.     W.     West.      Papyri   tVom   the    Fajjuin:  Ac    XIV,   544. 

110)  Ferd.  Wüstenfeld.  Coptisch-Arahische  Handschriften  der  Königl. 
Universitäts-Bibliothek:  Nachrichten  von  der  K.  Ges.  der  Wiss.  zu  Göttingen 
1878,  p.  285—326.  —   Vgl.  oben   p.   47,  No.   13. 

111)  P.  Güssfeldt.  Die  Arahische  Wüste  und  ihre  Klöster:  DR.  1878. 
XVII.   95 

112)  D.  Trautvetter.  Die  holländische  evangelische  Missionsstation  zu 
Caliuh   bei   Kairo:    Neueste  Nachrichten   aus  dem  Morgenlande  XXII,   130 — 135. 

113)  Auguste  Mariette  Hey.  Voyage  dans  la  haute  Egypte.  Explication 
de  83  vms  photographiees  d'apres  les  monuments  antiques  compris  entre  le 
Caire  et  la  premiere  cataracte.     T.  I.     Caire  1878.     98   pp.     fol. 

1 1 4  i  The  monuments  of  Upper  Egypt ,  a  translation  of  the  „Itineraire  de 
la  Haute  Egypte"  of  Auguste  Mariette  Bey.  By  Al/phonse  Mariette.  Alexan- 
dria 1877.     7  s.  6  d.  —  Vgl.  Amalia  Li.   Edwards  Ac.  XIII,  p,  385. 

115»  W.  H.  D.  Adams.  The  Land  of  the  Nile  or  Egypt  past  and  present. 
New   ed.     London   1878.     3  s.   6  d. 

ll(i)  Georg  Ebers.  Aegypten  in  Bild  und  Wort.  Lieft".  1 — 10.  Stutt- 
gart   187  8.      fol.      ä  M.  2. 

117)  Georg  Ebers.  L'Egitto  deseritto  e  illustrato  con  circa  700  incisioni 
di  primari   artisti.     Milano   1878.     fol.     läse.    1.     1.  1.50. 


30  Emu  in,  Aegyptem. 

ein  Prachtwerk,  das  im  Reichthum  künstlerischer  Ausstattung  seines 
Gleichen  sucht.  Baedeker  s  treffliches  Handbuch  erschien  in  eng- 
lischer Ausgabe118)  und  Isambertfs  Itineraire  liegt  in  neuer  Auf- 
lage 119)  vor.  Eine  kartographische  Uebersicht  der  Denkmäler 
Aegyptens  verdanken  wir  IiJ/onr12'-).  Die  aegyptiscken  Monumente 
des  Sinai  sind  in  einem  Schriftchen  von  Palmer121)  besprochen: 
Ebers  Sinaireise122)  erschien  in  holländischer  Uebersetzung.  Eine 
Reihe  von  Notizen,  meist  archaeologischen  Inhalts,  findet  sich  in 
englischen  Zeitschriften123-125):  über  die  Universität  Aegyptens 
berichtet  ein  Aufsatz  von  Kleinpaul126).  Für  Kenntniss  des 
heutigen  Yolksaberglaubens  u.  ä.  scheint  MiekeWs  Kalender127) 
von  grossem  Interesse. 

Klunzinger,  dessen  treffliche  „Bilder" 12b)  in  zweiter  Auflage 
erschienen  sind,  giebt  höchst  interessante  Notizen  über  Fauna129) 
und  Flora130)  der  östlichen  aegyptischen  Wüste,  welche  auch  von 
Selnrtiuft)rti?jl~Vi2)  erforscht  wurde.  Die  berüchtigten  Hamsin- 
stürme  behandelt  eine  anonyme  Notiz 133).  Die  Prostitutions- 
verhältnisse Aegyptens  sind  von  2\icole13i)  geschildert  worden. 

Der  Touristenlitteratur  gehören  die  Schriften  von  Kayserlih), 


118)  K.  Baedeker.  Egypt.  Handbook  for  travellers.  Vol.  1.  Leipzig 
1878.     XIV.   526  pp.     8.     M.  15.  —   Vgl.  Ac.  XIV,  p.   281. 

119)  E.  Isambert.  Itineraire  de  l'ürient.  2.  partie.  Malte.  Egypte,  Nubie, 
Abyssinie,   Sinai.      2.  ed.     Paris   1878.     LIV,   77    pp.      8.     fr.  30. 

120)  A.   Rhone.     Carte  archeologique  de  l'Egypte.     Paris   1878.     fr.  1. 

121)  H.  S.  Pul  nur.  Sinai  t'rom  tlie  Fourth  Egyptian  Dynasty  to  the 
Present  Day.  iAus  den:  Populär  historical  works  of  the  Soc.  for  promoting 
Christian  knowledge.)   —   Vgl.  Ath.   1878,  p.   4üö. 

122)  G.  Ebers.  Reis  van  (iosen  naar  den  berg  Sinai.  Enschede  1878. 
8.     f.  3.60. 

123)  Uoland  L.   N.   Michell.      Notes  from   Cairo:  Ac.   XIII,   p.   415. 

124)  Roland  L.  N.  Michell.     Letter  from   Egypt:  Ac,   XIV,  p.    192. 

125)  Grevüle  J.  Chester.  Notes  from  Egypt:  Ac.  XIII,  p.  154.  —  Vgl. 
oben  p.   6G.  No.   65. 

126)  J{.   Kleinpaul.     El-Azhar,  die  Blühende:  Ausland   1878.     No.    1 

127)  Vgl.  oben  p.   55,  No.   87. 

128)  Vgl.  Jahresher.   1877,  Heft  II.  p.   156. 

11". 1 1  ('.  B.  Klunzinger.  Zur  Wirbelthierfauna  in  und  am  Ruthen  Meer: 
Ztschr    der  Ges.  für  Erdkunde   XIII,  p.   61  —  90. 

130)  C.  Li.  Klunzinger.  Die  Vegetation  der  egyptisch-arabischen  Wüste 
bei   Koseir:  Ztschr.  d.  Ges.  für  Erdk.  XIII.  p.   432—462. 

131)  Dr  Schweinfiirth  in  the  Arahian  Desert  of  Egypt:  Ath.  1878.  II,  p.  19. 
146    --'14.   246.  --'Ts 

132)  ( ''.  Sr/urriiifnrl/i.  Li'  terra  incognita  dell'  Egitto  propriamente  detto. 
lllustr.  con  0  incisioni  e  una  carta  geogratica.  Milano  1878.  48  pp.  8.  (aus: 
L'Esploratore  Ann    II.  pp.   97.    144.  "169.) 

133)  Der  Chamsihn:  Ausland    1*7*,  No.  32. 

134)  (•'.  Sirole.  La  prostitution  en  Egypte.  Paris  1878.  12  pp.  8. 
(Extr.  des  annales  d'hygiene  publique  i 

135)  F.   Kayser.     Eine  Nilfahrl      Köln  1878.     VIII,  96  pp      8.     M.  1.80. 


Erman,  Aegypten.  81 

L.  L.  Ä.13ß),  Whately131),  Ebeling1**)  an.  Die  letztere  wird 
von  Brugseh1™)  in  einem  Artikel  gelobt,  der  zugleich  eine  Art 
Ehrenrettung  des  abgesetzten  Chediwe  bezweckt.  Gewiss  verdient 
Ismail  Pascha  nicht  alle  die  Schmähungen,  die  ihm  nach  seinem 
Sturze  zu  Theil  geworden  sind  —  jedenfalls  aber  sind  die  Ver- 
hältnisse, in  denen  er  sein  Land  zurückgelassen  hat,  traurig  genug. 
Man  vergleiche  den  Aufsatz  von  Campbell140),  das  Buch  von 
Delchevalerie1*1),  die  verschiedenen  Schriften  über  die  Finanz- 
iVage142"144),  über  den  Handel145-148),  über  den  Suez-Canal149-150). 
Den  Inhalt  der  Vorlesungen  von  Matthey161),  die  mir  nicht 
zu  Gesicht  gekommen  sind,  vermochte  ich  nicht  zu  ermitteln. 


136)  L.  L.  A.     Three    months  in   Egypt.     New  York   1878.      197    pp.     8. 
doli.  1.25. 

137)  M.    L.    Whately.     Diary    of   nine    days    on    a  Nileboat:    Sunday    at 
Home.      1878,  July. 

138)  Adolf  Ebeling.     Bilder  aus  Kairo.     Stuttgart    1878.     Bd.   I:  X,   228 
pp.     Bd.  II:  240  pp.     8.     M.  7. 

139)  Bruguch.    Moderne  Zustände  in  Kairo:  Deutsehe  Revue  1879,  Oct./Dec, 
p.  40G— 412. 

140)  G.  Campbell.    An  inside  view  of  Egypt:  Fortnigthly  Reviow  Jan.  1878. 

141)  Delchevalerie.    L'Egypte  agricole,  industrielle,  commerciale  et  artistique. 
Paris   1878.      110  pp.      8.     fr.  3.50. 

142)  J.  C.    Histoire  nuanciere  de  l'Egypte  depuis  Said-Pascha  1857 — 187C. 
Paris   1878.     VIII,  2G4  pp.     8.     fr.  4. 

143)  La  verite  sur  les  finances  egyptiennes.    Paris  1878.     51  pp.    8.    fr.  0.50. 

144)  Glossen    zur    egyptischen    Finanzfrage  :    Oosterr.    Monatssehr.    für    den 
Orient   1878,  34—37. 

145)  Cl.    Lamarre   et    Ch.    Fliniaux.     Egypte,    Tunisie,   Maroc.     Paris 
1878.     8.     fr.  2.     (Aus:  Les  pays  etrangers  et  l'exposition  de   1878.) 

14G)  J.    G.  Colvafru.     Les  Francais  en  Egypte.     Les  etablissements  agri- 
coles  de  Com-el-Akdar  et  de  l'Atfeh.     Paris   1878.     38   pp.     8. 

147)  Preussisches  Handelsarchiv    1878.     I,  p.  435.     II,  p.  75. 

148)  Projecte  betreffend  die  Hebung  der  Cultur  Aegyptens:  Globus  XXXII, 
p.   192. 

149)  Preussisches  Handelsarohiv   1878.     II,  p.   145—147. 

150)  Oesterr.   Monatssehr.  für  den   Orient   1878,^158. 

151)  A.  Matthey.     Explorations  modernes  en  Egypte.     8  seances  donnees 
ä  Geneve   et  Lausanne.      Lausanne    1878.      258   pp.      8.     fr.  2.50. 


Jahresbericht  187». 


Die   libyschen   Länder   und   Völker. 

Von 

K.  Pietschmann. 

Von  Arbeiten  über  die  vori  sl  amische  Z  eit  dieser  Länder 
ist  zunächst  eine  Untersuchung  von  Thomas  über  eine  jener  in 
dem  ganzen  Gebiete  verbreiteten,  im  alten  Numidien  besonders 
häufigen,  megalithischen  Fundstätten  zu  erwähnen  1).  In  die  ge- 
schichtliche Zeit  führt  uns  ein  Buch  von  Smith2),  mit  welchem 
dieser  dem  Mangel  an  einer  auf  die  Ergebnisse  der  Forschungen 
der  letzten  Jahrzehnte  gegründeten  Darstellung  der  Geschichte  der 
Karthager  abzuhelfen  trachtete;  doch  fehlt  diesem  Versuche  sowohl 
die  unparteiische  Würdigung  des  Geschehenen  wie  die  kritische 
Sichtung  der  Ueberlieferung.  Eine  fleissige  pariser  Dissertation 
beschäftigt  sich  mit  Scipio  Africanus 3) ,  und  Hennebert  gab  den 
zweiten  Theil  seiner  gelehrten  Lebensbeschreibung  des  Hannibal 
heraus 4).  Boissiere's  Werk  über  die  Eroberungen  und  die  Ver- 
waltungsmassregeln der  Römer  in  Nordafrika 5)  kann  kaum  ein 
anderes  Verdienst  zugesprochen  werden,  als  dass  es  zu  weiteren 
Untersuchungen  anregt  und  gelegentlich  brauchbare  Bemerkungen 


1)  Thomas.  La  necropole  megalithique  de  Sigus  (province  de  Constantine). 
Materiaux  pour  servir  a  l'histoire  de   l'homme   1878.     27.     [Koner]. 

2)  R.  Bosworth  Smith.  Carthage  and  the  Carthaginians.  Mit  11  Plänen 
und  Karten.  London  1878.  XXVII,  440  pp.  8.  10s.  —  Vgl.  Herrn.  Schiller 
JLZ.  1879,  263;  W.  Wolfe  Capes  Ac.  XIII,  546;  Ath.  1878,  I,  693;  Sat.  Rev. 
1878,  I,  827;  Gst.  Masson  Revue  des  questions  historiques  XXIV,  302  und 
Polybiblion.  Part,  litter.  1878.  II.  Ser.,  VIII,  433;  Alb.  Reville  Les  guerres 
puniques:  Revue  des  deux  mondes  III.  Per.  XXI,  412 — 445. 

3)  E.  Person.  De  P.  Cornelio  Scipione  Aemiliano  Africano  et  Numantino. 
Saint-Cloud  1878.  164  pp.  8.  (Diss.  Paris.)  —  Vgl.  Paul  Guiraud  RC. 
N.  S.  Vn,  404. 

4)  Hennebert.  Histoire  d'Annibal.  T.  II.  Mit  4  Tafeln  und  vielen  Holz- 
schnitten.    Paris   1878.     596  pp.      8. 

5)  Gust.  ßoissihre.  Esquisse  d'une  histoire  de  la  conquete  et  de  l'ad- 
ministration  romaines  dans  lo  nord  do  l'Afrique  et  particulierement  dans  la  pro- 
vince de  Numidie.  Paris  1878.  438  pp.  8.  fr.  7.50.  —  Vgl.  G.  Fagniez 
Revue  historique  VII,   132;  P.    Giraud  ebd.   XI,   183. 


Pietschmann ,    die  libyschen  Länder  und   Volker.  83 

enthält,  denn  der  Verfasser  beherrscht  das  von  ihm  mit  Fleiss 
gesammelte  Material  sehr  unvollkommen  und  versuchte  es  dafür 
vergeblich  durch  beständige  sehr  gesuchte  Vergleiche  mit  Begeben- 
heiten und  Zuständen  der  neuesten  Zeit  zu  beleben,  zu  denen  ihn 
einige  wenige  äusserliche  Analogien  zwischen  der  Gegenwart  und 
Vergangenheit  verleiteten.  Neues  Material  für  d^e  Geschichte  des 
numidischen  Reichs  wird  durch  eine  von  Homolle  auf  Delos  aus- 
gegrabene Inschrift  eines  Standbildes  Massinissa's,  in  welcher  dieser 
Masanasa  und  sein  Vater  Gaia  heisst 6) ,  durch  Rühl's  7)  eingehende 
Untersuchung  über  das  Todesjahr  Juba's  IL  und  durch  de  Saulcy's8) 
Veröffentlichung  einer  römischen  Lagermünze  geboten.  Masqueray 
entdeckte  ein  altes  Forum  zu  Chenschela  im  Gebiete  des  Auräs- 
Gebirges 9)  und  im  heutigen  Marokko  wurden  nordöstlich  von 
Meknes  die  Ruinen  der  alten  Römer-Kolonie  Volubilis  von  der 
preussischen  Gesandtschaft  und  von  LearedU})  aufgefunden.  Im 
Anschlüsse  an  diese  dem  klassisch-philologischen  Gebiete  mehr  als 
dem  unsern  angehörigen  Untersuchungen  sind  auch  noch  eine  kurze 
Notiz  über  eine  geographische  Glosse  des  Stephan  von  Byzanz  * x) 
und  die  Veröffentlichung  von  Inschriften  durch  Heron  de  Välefosse12) 
und  durch    Tissot13)  zu  verzeichnen. 

Aus  der  christlichen  Zeit  würden  zunächst  eine  neue  Ausgabe 
des  von  den  Gebrüder  Böhringer  geschriebenen  trefflichen  Lebens- 
bildes   des  Kirchenvaters  Augustin  14)    und   antiquarische  Aufsätze 


6)  Th.  Homolle.  Inscriptions  de  Delos.  Remarques  sur  deux  marbres 
d'Oxtbrd :  Ecole  franeaise  d'Athenes.  Bulletin  de  correspondance  hellenique  II, 
321 — 344.  —  Vgl.  Th.  Mfommsen].  Inschrift  des  Massinissa:  Hermes 
XIII,  560. 

7)  Franz  Rühl.  Das  Todesjahr  Jubas  II. :  Neue  Jahrbücher  für  Philologie 
und  Pädagogik  CXVII,  542—544. 

8)  F.  de  Saulcy.  Moneta  castrensis  employee  en  Afrique  pendant  la  guerre 
contre  Tacfarinas.  (Anno  urbis  conditae  778,  anno  Christi  20):  RA.  N.  S., 
XXXVI,   176—179. 

9)  E.  Masqueray.  Ruines  anciennes  de  Khenchela  (Mascala)  ä  Besseriani : 
Revue  africaine  XXII,  No.    132  [Koner]. 

10)  Arthur  Leared.  The  Site  of  the  Roman  City  of  Volubilis :  Ac.  XIII, 
580 — 581.  —  Vgl.  PM.  XXIV,  318.  —  Vgl.  auch  H.  Duveyrier.  La  mission 
diplomatique  allemande  et  la  position  de  Volubilis:  L'annee  geographique  II 
Ser.,  D,  3Q8— 309. 

11)  E.  T.  Sur  Etienne  de  Byzance  au  mot  Avatyha:  Revue  de  philo- 
logie  II,   175. 

12)  Ant.  Heron  de  Villefosse.  Inscription  de  Thala  et  de  Haidrah 
(Tunisie):  RA.  N.  S.,  XXXVI,  32—41. 

13)  Ch.  Tissot.  Incription  grecque  et  latine  de  Tunisie.  Inscription  de 
Naxos:  Ecole  franeaise  d'Athenes.  Bulletin  de  correspondance  hellenique  II, 
587—588. 

14)  Friedr.  und  Paid  Böhringer.  Aurelius  Augustinus,  Bischof  von 
Hippo.  n.  Hälfte.  Stuttgart  1878.  VII,  428  pp.  8.  M.  9.  (A.  u.  d.  T. 
Friedr.  und  Paul  Böhringer.  Die  Kirche  Christi  und  ihre  Zeugen.  2.  völlig 
umgearbeitete  Aufl.  Bd.  II.)  —  Vgl.  Th.  Weber  ThLZ.  1879,  5;  E.  Egli 
JLZ.   1879,  217. 

6* 


g4  Pietschmaim ,  die  libyschen  Länder  und  Völker. 

von  Clierbonneau  15)  und  von  de  Mossi  16~17)  zu  erwähnen  sein. 
Eine  Reihe  werthvoller  Urkunden  über  die  spanischen  Eroberungen 
sammelte  de  la  Primaudaieli).  Eine  Schrift  über  das  christlicbe 
Tunesien  ist  mir  nur  dem  Titel  nach  bekannt 19).  Wegen  der 
vielfachen  Beziebungen  der  Geschichte  Malta's  zu  derjenigen  des 
gegenüberliegenden  afrikanischen  Gestades  erwähne  ich  ein  Buch 
von  Winterberg  über  diese  Insel20),  dessen  historischer  Theil 
freilich  durchweg,  und  mehrfach  ohne  Verständniss,  aus  dem  1841 
erschienenen  Buche  von  Miege  entlehnt  ist. 

Gesammtuntersuchungen  über  die  libysche  Rasse,  sowie  Arbeiten 
über  ihre  Sprachen  und  über  die  libyschen  Inschriften  liegen  mir 
in  den  mir  zugänglichen  Publikationen  nicht  vor. 

Wenden  wir  uns  zu  den  Arbeiten  über  die  neuere  Erd-  und 
Völkerkunde  der  nordafrikanischen  Länder,  so  ist  zu- 
erst zu  erwähnen ,  dass  die  französische  Marine  4  neue  Blätter 
ihrer  Küstenaufnahme  herausgab  21).  Aus  einer  zu  Malta  befind- 
lichen bis  jetzt  nur  spärlich  benutzten  arabischen  Hs.  veröffentlichte 
Krause 22)  Mittheilungen ,  welche  eine  Ausgabe  des  Originaltextes 
recht  wünschenswerth  erscheinen  lassen.  Nachtigal  gab  ausführ- 
liche Nachricht  von  demjenigen  Theil  seiner  grossen  innerafrikani- 
schen Reise,  welcher  die  Strecke  zwischen  Tripolis  und  Fezzän 
berührte23).  Aehnlich  umfassend  wie  die  Pläne,  welche  diese 
denkwürdige  Reise  in  ihrem  Verlaufe  verwirklichte,  waren  diejenigen, 
zu    deren  Ausführung  Rohlfs    sich    nach  Tripolis    begab,    um    zu- 


15)  Cherbonneau.  Notice  sur  une  inscription  de  l'an  508  de  notre  ere, 
trouvee  ä  Hadjar-er-Roum,  province  d'Oran:  CR.  IV  Ser.,  VI,  29 — 32. 

IC)  6r.  JJ.  de  Rossi.  Nuove  scoperte  africane:  Bullettino  di  archeologia 
cristiana  III.  Ser.,  III,  7— 3G. 

17)  G.  li.  de,  Rossi.  Ai'n  Sultan,  presso  Mediana  Zabuniorum  neu'  Afirica. 
Arco   d'un   ciborio:  Bullettino  di  archeologia  cristiana  III  Ser.,  III,   115 — 117. 

18)  Documents  inedits  sur  l'histoire  de  l'occupation  espagnole  en  Afrique 
(1506 — 1574),  recueillis  et  rais  en  ordre  par  F.  Elie  de  la  Primaudaic. 
Alger   1878.     324  pp.      8.     (Separat  aus  Revue  africaine   1875—1877.) 

1  9  i  /'>'.  de  Hainte- Marie.  La  Tunisie  chretienne.  Avec  gravures ,  plans 
et  carte.     Lyon   1878.     152  pp.     8.     fr.  4. 

20)  A.  Winterberg.  Malta.  Geschichte  und  Gegenwart.  Nach  den  besten 
Quellen  und  persönlicher  Anschauung  bearbeitet.  Mit  18  Illustrationen  und  2 
Plänen.  Wien  1879.  VIII,  296  pp.  8.  M.  4.  —  Vgl.  Die  maltesische  Insel- 
gruppe:  Das  Ausland   1878,  932—937.  —  Vgl.  ferner  Koner  VGEB.  VI,  114. 

üli  Depot  de  la  marine:  Cöte  septentrionale  d'Afrique.  Golfe  de  la  Grande 
Syrte  Nu  3602.  —  Partie  comprise  entre  le  eap  Carthage  et  la  coto  sud  de  la 
baie  de  Tunis  No.  3603.  —  Partie  comprise  entre  Zarzis  et  Tripoli  No.  3604. 
—  Golfe  de  (Jahrs,  partie  comprise  entre  la  pointe  Elousa  ei  El  Biban  Nu. 
3584.     Paris   1878. 

22)  Gottlob  Adolph  Krause.  Zur  Geschichte  von  Fesän  und  Tripoli  in 
Afrika.  Auszug  aus  einer  bisher  unveröffentlichten  arabischen  Bandschrift, 
welche  sieb  in  der  öffentlichen  Bibliothek  in  Valetta  auf  der  Insel  Malta  be- 
findet: ZGEB.   XIII.  35C— 373.  —   Vgl.  jetzt  ZDMG.   XXXIV,  XLIX. 

23)  G.  Nachtigal.  Von  Tripolis  nach  Fezzän.  Mit  l  Karte,  1:2.000.000: 
iwi    \\i\,  45     h; 


Pietschmamn,  die  libyschen   Länder  und,   Völker.  85 

nächst  die  von  Europäern  noch  nicht  besuchte  Oase  Kufra  und 
von  da  aus  Wadai  zu  erreichen  zu  versuchen 24).  Leider  hat  ein 
ungünstigeres  Geschick  als  sonst  ihn  begleitet.  Sein  früheres 
Wagniss,  bei  dem  es  ihm  Afrika  von  Tripolis  bis  zum  Golf  von 
Benin  zu  durchkreuzen  gelang,  wurde  spanisch  von  Garcia  Ayuso 
geschildert 25).  Ausschliesslicher  das  hier  in  Betracht  kommende 
Gebiet  besprechen  zwei  Aufsätze  aus  der  Feder  des  verstorbenen'26) 
von  Bary,  der  eine  charakterisirt  die  politischen  Verhältnisse  der 
mittleren  Sahara27),  der  andere  die  Vegetation  des  von  ihm  zuerst 
seit  Barth  wieder  besuchten  Hochlandes  von  Air  oder  Asben,  eine 
Monographie  die  auch  in  linguistischer  Hinsicht  durch  Anführung 
der  einheimischen  Pflanzennamen  dankenswerth  ist 2S).  Auf  die 
Wichtigkeit  der  Erforschung  des  Ahaggar-Plateaus  wies  Duveyrier 
hin 29).  Sehr  beifällige  Aufnahme  fanden  Chavanne's  populäre 
Schilderungen  der  Sahara-Länder  und  ihrer  Bewohner 30). 

Der  wichtigen  Keise  Rae's  nach  Kairuän  31)  ist  im  vorjährigen 
Jahresberichte  bereits  gedacht  worden.  Sonst  sind  aus  dem 
tunesischen  Gebiete  nur  noch  kleinere  Reiseberichte32-34)  und  die 


24)  A.  Petermann.  Gerhard  Rohlfs'  neues  Afrikanisches  Forsehungs- 
Unternehinen.  Mit  1  Karte  1  :  12  500  000:  PM.  XXIV,  20—22.  —  Vgl. 
F.  v.  Hellwald.  Rohlfs'  Project  zur  Erforschung  der  östlichen  Sahara :  Das 
Ausland  1878,  81—85;  vgl.  ebd.  960.  —  Nachrichten  von  Gerhard  Rohlfs' 
neuester  Expedition  nach  Inner- Afrika:  MGGW.  1878,  498.  —  Globus  XXXIV, 
48.  269 — 70.  362.  —  Spedizione  nel  Sahara  e  nel  Sudan:  Cosmos  di  Cora  V, 
140.  222.  259. 

25)  F.   Garcia   Ayuso.      Viaje    de  Rohlfs   de    Tripoli    ä  Lagos.     Madrid 

1878.  61   pp.     8.     R.  5. 

26)  Herrn.  Mendelssohn.  Tod  Erwin  von  Bary 's:  Mitteilungen  des  Ver- 
eins für  Erdkunde  zu  Leipzig   1877,  Jahresbericht,   21 — 22. 

27)  Erwin  von  Bary.  Bericht  über  die  politischen  Zustände  bei  den 
Tuareg:  VGEB.  IV,  241—251.  —  Vgl.  Die  politischen  Verhältnisse  in  der 
mittleren  Sahara:  Das  Ausland    1878,  498—500. 

28)  Erwin  von  Bary.  Ueber  den  Vegetatiouscharakter  von  Air.  Schreiben 
au  P.  Ascherson:  ZGEB.  XIII,  350—356. 

29)  H.  Duveyrier.  Note  sur  l'importance  de  l'exploratiou  du  Ahaggar: 
Congres  international  des  sciences  geographiques  I,   618 — 620. 

30)  Jos.  Cliavanne.  Die  Sahara  oder  von  Oase  zu  Oase.  Bilder  aus 
dem  Natur-  und  Volksleben  in  der  grossen  afrikanischen  Wüste.  Mit  7  Illu- 
strationen   in  Farbendruck,    64  Holzschnitten    und    1   Karte    der  Sahara.     Wien 

1879.  XVI,  639  pp.  8.  M.  10.80.  —  Vgl.  Kirchhoff  JLZ.  1878,  628;  Globus 
XXXIII,  272;  XXXIV,  270;  Das  Ausland  1878,  436;  E.  Behm  PM.  XXIV, 
239  ;    Cora  Cosmos  V,  64. 

3 1)  Mr.  Rae's  Journey  from  Tripoli  in  Barbary  to  the  Holy  City  of  Kairwan, 
the  Country  of  de  Moors.  With  maps  and  illustrations.  London  1878.  s.  12. 
—  Vgl.    G.  R.  Das  Ausland   1878,  537. 

32)  Ph.  Chevarrier.  Voyage  de  Gabes  au  Zaghouan  par  El  Hamma,  les 
plaines  de  Segui.  Thala,  Oued  Rhaue,  Zlass,  Kairouan.  Mit  1  Karte :  Archives 
des  missions  scientifiques  III  Ser.,  V,  233 — 246.     [Duveyrier.] 

33)  Delsol.  Sbitla  (Tunisie) :  Bulletin  de  la  soeicte  de  geographie  com- 
merciale  de  Bordeaux   1878,  473.     [Koner.      PM] 

34)  Sombrun.  Notes  sur  la  Tunisie;  Bizerte.  Souse  et  le  Kef:  Bulletin 
de  la  societe  de  geographie  commerciale  de  Bordeaux  1878,   161  — 165.  212 — 216. 


gg  Pietschmann ,  die  libyschen  Länder  und   Völker. 

zweite  Auflage  des  dasselbe  gemeinsam  mit  Algierien  behandeln- 
den Reisehandbuches  aus  der  Sammlung  von  Murray 35)  zu  ver- 
merken. 

Bedeutend  stärker  ist  die  Literatur  über  Algierien  vertreten. 
Mit  Feraud's  kurzem  historischen  Abrisse 36)  bin  ich  nicht  näher 
bekannt  geworden.  Cauro's  im  vorjährigen  Berichte  genanntes 
Buch  erschien  in  französischer  Sprache 37).  Den  Bericht  eines 
französischen  Protestanten  über  seine  Gefangenschaft  in  Algier  gab 
H.  de  France  heraus38).  Ein  Kapitel  aus  der  neuesten  Geschichte 
erörterte  Booms  39).  Die  geographische  Literatur  hat  neben  einer 
Anzahl  von  Karten40-46)  und  einem  topographischen  Wörterbuche47) 
eine  besonders  werthvolle  Bereicherung  durch  den  II.  Band  des 
Werkes  von  JViel*8)  aufzuweisen.  Touristischen  Zwecken  scheint 
ein  Buch  von  Portier*9)  bestimmt  zu  sein.     Für  diese  werden  der 


35)  JR.  L.  Playfair.  Murray' s  Haudbook  for  Travellers  in  Algeria  and 
Tunis:  Algiers,  Oran,  Constantine,  Carthage  etc.  2.  Ed.  revised  and  augmented. 
With  maps  and  plans.     London   1878.     310  pp.     8.     s.   10. 

36)  L.  Charles  Feraud.  Algerie,  archeologie  et  histoire.  Alger  1878. 
32  pp.     8.     (Exposition  universelle  de  Paris  en   1878.) 

37)  Andre  Cauro.  Souvenir  de  l'Algerie  avant  la  conquete  francaise. 
Livourne  1878.     245   pp.     8.    —    Vgl.  Jahresbericht  1876—77  II,   179  No.   52. 

38)  Relation  de  la  captivite  de  M.  Brassard  ä  Alger  (1687  — 1688):  Societe 
de  l'histoire  du  protestantisme  francais.  Bulletin  historique  et  litteraire  XXVII, 
349—355. 

39)  P.  G.  Booms.  Een  Maarschalk  van  het  tweede  Keizerrijk  en  eene 
fransche  Kolonie.  Studien  over  Algerie:  BTLVNI.  IV  F.,  II,  113.  (Auch  separat 
u.  gl.  T.  's  Hage   1878.     212  pp.     8.     F.   2.50.) 

40)  Carte  administrative  et  judiciairo  du  departement  d'Alger.  Carte  ad- 
ministrative et  judiciaire  du  departement  de  Constantine.  Carte  administrative 
et  judiciaire  du  departement  d'Oran.     Paris   1878. 

41)  L'Algerie  politique  et  routiere.  Paris  1878.  1  Bl.:  Revue  geogr.  inter- 
nationale.    [Duveyrier.] 

42)  Revue  geographique  internationale:  Environs  d' Algers.  —  Chotts  algc- 
riens.     Paris  1878.     1  Bl. 

43)  Depot  de  la  guerre.  Environs  de  Nemours  (Algerie)  1  :  20  000.  Paris 
1878.      1.  Bl.     fol.     fr.    1.50. 

44)  Mediterranean :  Oran  Harbour  and  Marsa-el-Kabir  Bay.  Hydrographical 
Office  No.   812.     London   1878.     s.   1   d.  6. 

45)  Environs  d'Oran  au  40,000  e.     Paris   1878.     fr.  2. 

46)  Carte  de  la  province  d'Oran.     Paris   1878. 

47)  Achille  Fillias.  Dictionnaire  des  communcs,  villes  et  villages  de 
l'Algerie,  indiquant  pour  chaque  localite,  d'apres  le  dernier  recensement  officiel, 
la  condition  administrative,  donnant  les  renseignements  judiciaires,  ecclesiastiques, 
etc.,  et  precede  d'une  introduetion  sur  l'Algerie.  Alger  1878.  XXIV,  146  pp. 
8.     fr.   2. 

48)  O.  Niel.  Geographie  de  l'Algerie.  2.  Ed.  T.  II.  Geographie  politique 
et  itineraire  de  l'Algerie,  avec  carte  drossce  par  Levasseur.  Bone  1878.  XV, 
542  pp.  8.  fr.  6.  —  Vgl.  Aug.  Cherbomneau.  Revue  des  questions  histori- 
ques  XXVI,  330. 

49)  (J.  Portier.  Guide-catalogue  pour  la  province  d'Algor.  Alger  1878. 
100  pp.      8. 


Pietschmann,  die  libyschen   Länder  und   Völker.  §7 

III.  Band  des  durch  die  ganze  Provinz  führenden  Buches  von 
Schneide)'  5U)  und  die  Beschreibung  der  Stadt  Algier  von  Seguinbl) 
von  sachkundiger  Seite  bestens  empfohlen.  Während  die  Unter- 
nehmungen der  im  vorjährigen  Berichte  bereits  mehrfach  erwähnten 
Reisenden  Largeau  52-53)  und  Holeület  54-55)  vorwiegend  den 
handelspolitischen  Zweck  der  Anknüpfung  dauernder  Verkehrs- 
Verbindungen  zwischen  der  französischen  Kolonie  und  dem  west- 
lichen Sudan  56)  verfolgen,  sind  von  denen  Masqueray'?,  57~ 58),  soweit 
diese  bisher  bekannt  wurden59),  sehr  beachtenswerthe  rein  wissen- 
schaftliche Ergebnisse  zu  erwarten.  Für  unsere  Zwecke  dürfte  es 
genügen,  aus  den  übrigen  Itineraren  und  Schilderungen  der  Ge- 
birgsgegenden, des  Teils  und  der  Sahara  Algieriens  eine  kurze 
Auswahl  in  den  Anmerkungen  60—  63)  zusammenzustellen  und  diesen 


50)  Otto  Schneider.  Der  elimatische  Curort  Algier.  Schilderungen  nach 
dreijährigen  Beobachtungen  in  Stadt  und  Provinz,  zugleich  ein  Rathgeber  für 
Reise  und  Aufenthalt.  Bd.  III.  Dresden  1878.  XI,  216  pp.  8.  M.  4.  (A.  u. 
d.  T.  Otto  Schneider  und  Herrn.  Hans.  Von  Algier  nach  Oran  und  Tlemcen. 
Algierische  Reise-  und  Lebensbilder.)  —  Vgl.  E.  Behm  PM.  XXD7,  441-,  LC. 
1879,  543. 

51)  L.  G.  Seguin.  Walks  in  Algiers  and  its  Surroundings.  London  1878. 
502  pp.     8.     s.  12.  —  Vgl.  Ac.  XHI,  256. 

52)  V.  Largeau.  Nel  letto  dell'  Igharghar  1875.  Mit  1  Karte:  Cosmos 
di  Cora  IV,  424—425. 

53)  Mohammed  Ben  Driss.  Largeau  ä  Touggourt:  Revue  geographique 
internationale   1878  No.   27.     [Friedend.] 

54)  Paul  Soleillet.  Voyage  ä  In-Calah  :  Congres  international  des  scieuces 
geographiques  I.  615 — 618. 

55)  Paul  Soleillet.  De  l'oasis  d'El-Golea  ä  l'oasis  d'In-^alah:  Bulletin 
de  la  societe  de  geographie   d'Anvers  II,   10 — 24. 

56)  H.  Duveyrier.  La  voie  naturelle  indiquee  pour  le  commerce  de 
l'Algerie  avec  la  Nigritie:  Congres  international  des  sciences  geographiques  I, 
516—523. 

57)  Em.  Masqueray.  Le  Djebel  Chechar:  Revue  africaine  XXII,  26—48. 
129—144.  202—213.   259—281.     [Duveyrier.] 

58)  E.  Masqueray.  Les  chroniques  du  Mezäb.  Lettre  adressee  :i  M. 
Duveyrier:  BSGP.  1878,  75—78.  —  Vgl.  H.  Duveyrier.  Note  sur  le 
schisme  Ibädhite  ä  propos  d'une  lettre  de  M.  E.  Masqueray:  ebd.   74 — 75. 

59)  Vgl.  besonders  H.  Duveyrier.  Le  Chechär  et  ses  habitants ,  d'apres 
les  explorations  de  M.  Emile  Masqueray,  en  1877  :  L'annee  geographique  LI  Ser. 
II,   281—294. 

60)  R.  L.  Play  fair.  Exploration  of  the  Aures  Mountains :  Report  of  the 
45'h  Meeting  of  the  British  Association  for  the  Advancement  of  Science,  195. 
[Friederici.] 

61)  Perrier.  Determination  des  longitudes,  latitudes  et  azimuts  terrestres 
en   Algerie.     I  fasc.     Mit  8  Tafeln.     Paris   1878.     XV,  232  pp.     4. 

62)  D'Oran  ä  l'oasis  de  l'Oued-Guir.  Mit  1  Karte:  Spectateur  militaire 
Nov.   1878.     [PM.] 

63)  L.  Ch.  Feraud,.  Ferdjiour  et  Zouar'a.  Notes  historiques  sur  la  pro- 
vince  de  Constantine :  Revue  africaine  XXII,  4—25.  81—104.  161—182. 
241—258.     [Duveyrier.] 


g$  Pißbschmtmn ,  die  libyschen  Länder  und   Völker. 

ein  Verzeichniss  der  in  eines  Wissens  meist  mehr  populär  als  wissen- 
schaftlich gehaltenen  Veröffentlichungen  geographischen  Charakters 
anzuschliessen  64—71)  Ueber  die  Eingebornen  libyscher  Abkunft 
im  Innern  erschienen  Aufsätze  von  Larg&au72),  Sayls)  und 
Trumelet 74) ,  sowie  eine  Schrift  von  Dugas  75).  Mit  Uebergehung 
der  grossen  Zahl  von  Arbeiten,  welche  den  Interessen  der  franzö- 
sischen Verwaltung  dienen  sollen,  oder,  besonders  aus  Anlass  der 
pariser  Weltausstellung,  über  die  Fortschritte  der  Kolonisation 
allgemein  orientieren  sollen ,  würden  schliesslich  noch  einige  in 
kulturgeschichtlicher  Beziehung  als  wertbvolle  Hülfsmittel  beachtens- 
werthe  officielle  Werke76-78)  anzuführen   sein.     Die  gelehrten  Ge- 


64)  H.  Beijermann.  Drio  Maanden  in  Algorie.  's  Hugo  1878.  Bd.  I. 
220  pp.     Bd.  II.     186   pp.     8.     F.  4.25. 

65)  A.  Aubanel  et  J.  Maistre.  Notes  sur  l'Algerie.  Nimes  1878. 
44  pp.     8. 

66)  Champanhet  de  Sarjos.  L'Algerie  ancienno  actuelle  et  future.  Mit 
1  Karte:  Bulletin  de  la  societe  de  geographie  de  Lyon  II,  326 — 373.  (Auch 
separat  u.  gl.  T.  Lyon   1878.     47   pp.     8.) 

67)  M>c  la  comtesse  Drohojowska,  nee  Symon  de  Latreiche.  L'Algerie 
franeaise.  9.  Ed.  Paris  1878.  304  pp.  8.  fr.  3.50.  (Bibliotheque  des  cam- 
pagnes.)   —   Vgl.  Jahresbericht   1876  —  1877   II,    181   No.   82. 

68)  Henri  Dumont.  Alger,  ville  d'hiver.  Notes  de  voyage.  Paris  1878. 
242  pp.     8.     fr.   3. 

69)  Horace  Fabiani.  Souvenirs  d'Algerie  et  d'Orieut.  Paris  1878.  169  pp. 
8.     fr.  2. 

70)  Eugene  Fromentiu.  Sahara  et  Sahel.  I.  Un  ete  dans  lo  Sahara. 
II.  Une  annee  dans  le  Sahel.  Edition  illustree  de  12  eaux  fortes ,  d'une  helio- 
gravure  et  de  45  gravures  on  relief  d'apres  les  tableaux ,  les  dessins  et  les 
croquis  d' 'Eugene  Fromentiu.     Paris  1878.     XIV,  404  pp.     8.     fr.  40. 

71)  A.  Papier.  Deux  jours  it  Constantine.  Lettres  ä  un  ami.  Böne 
1878.  72  pp.  8.  (Separat  aus  Revue  savoisienne.)  —  Vgl.  Jahresbericht 
1876  —  1877    II,   182  No.  91. 

72)  V.  Largeau.  Les  Touareg:  Congics  international  des  scionces  geo- 
graphiques  I,   622 — 624. 

73)  L.  Say.  Les  Beni-M'zab:  Revue  geographique  internationale  1878 
No  30.     [Friederici.     Koner.] 

74)  Trumelet.  Les  Touareg  et  lo  commerce  du  Sahara:  Revue  geographi- 
que internationale   1878,   237 — 239. 

75)  Josejm  Dugas.  La  Kabylie  et  le  peuple  Kabyle.  Mit  9  Abbildungen 
und    1    Karte.      Lyon   1878.      VII,   266   pp.      8.      fr.   3. 

76)  Etat  actuel  de  l'Algerie,  public  d'apres  les  documents  officiels  par  ordre 
de  M.  le  general  Chanzy  sous  la  direction  de  M.  Le  Myre  de  Vilers.  Alger 
1878.     204  pp.     8.     fr.  0.60. 

77)  Topographie  agricole.  Etat  de  l'agriculture  algerienno.  Pasc.  1 — IV. 
Arrondissements  de  Hone,  de  Philippeville ,  de  Bougie  et  do  Guelma.  Publik 
par  Le  comite  agricole  d'Alger.     Alger   1878.     195  pp.     8.     fr.  7. 

78)  Catalogue  special  de  l'Algcrio  ä  l'oxposition  universelle  de  Paris  en 
1878,  coütenaüt  des  renseignements  statistiques  et  des  notices  sur  les  prineipaux 
produits  agricoles  et  indnstriels  de  la  colonie,  public  par  los  commissairos  dcle- 


Pietsckmann,  die  libyschen  Länder  und,   Völker.  89 

Seilschaften  in  Böne  79)  und  Constantine  8U)  haben  auch  in  diesem 
Jahre  ihre  Veröffentlichungen  fortgesetzt.  Leider  konnten  dieselben 
für  diesen  Bericht  nicht  verwandt  werden.  In  Oran  wurde  am 
14.  Juli  1878  die  erste  Sitzung  einer  geographischen  Gesellschaft 
gehalten. 

Auf  dem  marokkanischen  Gebiete  ist  zunächst  der  eifrigen 
Thätigkeit  der  spanischen  Gelehrten,  besonders  von  der  madrider 
geographischen  Gesellschaft,  zu  gedenken.  Fernandez  Douro's 
werthvolle  bibliographische  Mittheilungen  aus  der  älteren  Literatur 
wurden  fortgesetzt81),  ein  Gesandtschaftsbericht  aus  dem  An- 
fange des  Jahrhunderts  herausgegeben 82)  und  die  Lage  von 
Santa  Cruz  de  Mar  Pequena  wiederholt  und  eingehend  unter- 
sucht 83~86).  Einen  sehr  rühmenswerthen  Beitrag  zur  Kenntniss 
des  Landes  und  seiner  Bewohner  gewannen  wir  durch  die  Heraus- 
gabe des  Berichts  über  Hooker  und  Ball's  1870  nach  Mogador, 
Marokko ,  dem  Hohen  Atlas ,  den  Landschaften  Mtuga  und  Haha 
unternommenen  Reise,  bei  der  es  in  erster  Linie  auf  geologische 
und  botanische  Studien  ankam,  ethnologische  Untersuchungen  jedoch 
nicht  ausser  Acht  gelassen  wurden  87).     Frisch  aus  dem  unmittel- 


gues  du  gouvernement  general  de  l'Algerie.  Paris  1878.  XXVII,  190  pp.  8. 
fr.  4.  —  [2  Ed.]  Mit  1  Karte.  1878.  XXVII,  225  pp.  8.  —  Vgl.  F.  X. 
von  Naumann- Spallart  Statistische  Monatsschrift  IV,  58!);  Berard-Varagnac. 
L'Algerie  ä  l'exposition  de  1878:  ses  progres,  d'apres  les  derniers  documents 
officiels :  Leconomiste  francais   1878  II,  583 — 585. 

79)  Bulletin  de  l'academie  d'Hippone,  societe  de  recherches  seientifiques  et 
d'acclimatation  No.  13.     1877—1878.    Mit  1  Tafel.     Bone  1878.    XVI,  157  pp.    8. 

80)  Recueil  des  notices  et  memoires  de  la  societe  archeologique  du  departe- 
ment  de  Constantine.  1876—77.  II  Ser.  T.  VIII.  Vol.  XVIII  de  la  collection. 
Mit   16   Tafeln.     Constantine   1878.     XXII,  656   pp.     8. 

81)  Cesdreo  Fernandez  Domo.     Apuntes   para  la  bibliografta  Marroqui: 

Boletin  de  la  sociedad  geogräfica  de  Madrid  V,  33 — 58. 

82)  Viaje  ä  la  capital  del  imperio  de  Marruecos  de  uini  comisiön  espanola, 
el  ano   1800:  Boletin  de  la  sociedad  geogräfica  de   Madrid  V,  273—283. 

83)  F.  Coello.  Nota  sobre  los  resultados  geogräficos  de  la  exploracion 
de  la  costa  noroeste  de  Africa:  Boletin  de  la  sociedad  geogräfica  de  Madrid  IV, 
242—248. 

84)  Cesdreo  Fernandez  Douro.  Exploracion  de  una  parte  de  la  costa 
noroeste  de  Africa,  en  busca  de  Santa  Cruz  de  Mar  Pequena,  conferencia  pro- 
nunciada  en  la  sesiön  ordinaria  del  dia  26  de  marzo.  Mit  1  Karte :  Boletin 
de  la  sociedad  geogräfica  de  Madrid  IV,   157 — 247.     V,   18—58. 

85)  Pelayo  Alcald  Galiano.  Memoria  sobre  la  situaciou  de  Santa  Cruz 
de  Mar  Pequena.     Mit  einer  Karte.     Madrid   1878.     48  pp.     8. 

86)  Pelayo  Alcald  Galiano.  Memoria  sobre  Santa  Cruz  de  Mar  Pequena 
y  las  pesquerias  en  la  costa  noroeste  de  Africa.  Mit  3  Karten.  Madrid  1878. 
79  pp.     8. 

87)  Jos.  D.  Hooker  and  John  Ball.  Journal  of  a  Tour  in  Marocco 
and    the    Great  Atlas  with  an  Appendix,    including  a  Sketch  of  the  Geology  of 


90  Pietschmann,  die  libyschen  Länder  und   Völker. 

baren  Eindruck  heraus  sind  die  Reisebriefe  von  Pietsch  geschrieben, 
dem  es  vergönnt  war  1877  die  deutsche  Gesandtschaft  zu  be- 
gleiten88). Fritsch  setzte  seine  Reiseberichte  fort89),  lissot's  in 
der  vorjährigen  Uebersicht  verzeichnete  Itinerare  wurden  von  den 
Begleitern  des  französischen  Bevollmächtigten  Vernouillet  Des 
Portes  und  Frangois  auf  einer  Tour  über  Laraisch ,  Meknes  und 
Kasr-el-Kebir  sehr  genau  befunden  und  vervollständigt 9Ü).  Ausser 
den  Mittheilungen  dieser  Reisenden  sind  noch  die  von  Deciußs 91) 
und  von  Adamoli92) ,  sodann  eine  britische  Admiralitäts-Karte  93) 
und  der  officielle  Katalog  der  marokkanischen  Abtheilung  der 
pariser  Weltausstellung  von  dem  General-Commissarius  derselben  94) 
anzuführen. 

Aus  dem  libysch-nigritischen  Grenzlande  am  Senegal  ist 
wenig  mehr  zu  berichten,  als  dass  Soleillet,  nicht  entmuthigt  durch 
die  Hindernisse,  welche  seinem  Versuche,  Timbuktu  von  Algerien 
her  zu  erreichen,  sich  entgegensetzten,  nunmehr  von  St.  Louis 
aus,  nachdem  er  noch  kurz  vorher  ein  Werk  über  sein  neues 
Forschungsgebiet  veröffentlicht  hat 95),  die  „Königin  des  Westens" 
zu   besuchen    gedenkt 96).      Bibliographisch    bekannt    wurden    mir 


Marocco  by  G.  Maw.  Witt)  Illustrations  and  Map.  London  1878.  XVI, 
499  pp.  8.  21s.  —  Vgl.  Globus  XXXVI,  263—267.  279—283.  295—298. 
311 — 314;  Helen  Zimmern  Magazin  für  die  Literatur  des  Auslandes  1879, 
340;  Artli.  Leared  Ac.  XV,  156. 

88)  Ludic.  Pietsch.  Marokko.  Briefe  von  der  deutschen  Gesandtschafts- 
reise nach  Fez  im  Frühjahr  1877.  Leipzig  1878.  III,  370  pp.  8.  M.  7.  — 
Vgl.   H.   LC.   1878,  767;   Das  Ausland   1878,  536;  f.  DR.  XV,  496 

89)  H.  von  Fritsch.  Reisebilder  aus  Marocco:  Mittheilungen  des  Vereins 
für  Erdkunde  zu  Halle  1878,  24—63.  —  Vgl.  Jahresbericht  1876—1877  II, 
183  No.   105. 

90)  Des  Portes  et  Francois.  Itineraire  de  Fez  et  de  Meknes :  BSGP. 
1878,  213—229.  (Auch  separat  u.  gl.  T.  Paris  1878.  16  pp.  8.)  —  Vgl. 
E.  Behm  PM.-  XXIV,  276;  H.  Duveyrier.  La  mission  diplomatique  de  M. 
Vernouillet;  travaux  geographiques  de  MM.  des  Portes  et  Francois:  L'annee 
geographique  II  Ser.  II,  304 — 308. 

91)  C.  F.  D&cugis.  Relation  d'un  voyage  dans  l'interieur  de  Maroc  en 
mars  et  avril   1877:  BSGP.    1878.  41—75.  121—150.  241.    [Koner.    Duveyrier.] 

92)  G.  Adamoli.  Lettere  dal  Marocco:  L'esploratore  I,  3.  40.  113.  168. 
289.  328.  373.  404.  [Koner.]  —  Vgl.  H.  Duveyrier.  Excursion  de  M.  Ada- 
moli  dans  la  province  de  Doukkäla:   L'annee  geographique   II  Ser.  II,   309 — 310. 

93)  Anchorages  on  the  Coast  of  Marocco.  Zafarin  Islands,  Mazari  Bay  and 
Melilla.     Hydrographical  Office  No.   1692.     London   1878.     s.   1. 

94)  /'.  Goltdammer.  Note  geographique  et  commerciale  sur  l'empire  du 
Maroc.     Catalogue  de  1'oxposition  marocaine.     Paris   1878.      12   pp.  8. 

95)  Paul  Soleillet.  L'Afrique  occidentale.  Mit  1  Karte.  Bruxellos  1878. 
280  pp.     8.     fr.  4. 

96)  G.  Gramer.  Le  voyage  de  M.  Soleillet  en  Afrique:  Bulletin  do  la 
societe  commerciale  de  Bordeaux  1878,  504.  —  Expedition  from  Senegal  to 
Timbuktu  and  Algiers:  Geographica!  Magazine  1878,  162.  —  Globus  XXXIV,  320. 


Pietschmann ,  dir  libyschen  Länder  und   Völker.  91 

sonst  noch  einige  Schriften  Eteil's91).  Robert' s98~"),  Feravd's100) 
und  das  Jahrbuch  der  französischen  Kolonie  101). 

Bei  der  Geschichte  der  Entdeckung  und  der  Kartographie 
der  dem  nordwestlichen  Afrika  benachbarten  Inseln  hat  bekannt- 
lich die  auch  bei  den  arabischen  Geographen  gelegentlich  ver- 
wertete Sage  von  den  wundersamen  See-Fahrten  des  heil.  Bran- 
dan  eine  solche  Rolle  gespielt,  dass  ich  die  Ausgabe  einer  neuen 
Version  derselben  von  Michel 102)  hier  nicht  übergehen  will. 
Wenig  mehr  historischen  Gehalt  als  dieser  „mittelalterlichen  Mönchs- 
odyssee" darf  man  seit  Majors  Untersuchungen  darüber  den  ten- 
denziösen Nachrichten  von  der  angeblichen  Priorität  der  Entdeckung 
der  nordwestafrikanischen  Küsten  durch  normannische  Seefahrer 
beimessen,  für  deren  Glaubwürdigkeit  Gravier-  noch  immer  ein- 
tritt 103).  Eine  touristische  Schilderung  der  atlantischen  Inseln 
wird  als  brauchbar  empfohlen104).  Längst  erwünscht  war  Alcafo- 
rado's  Bericht  über  Madeiras  Entdeckung,  den  Fernandez  Douro 
herausgab  105).  Wichtiger  für  unsere  Zwecke  ist  die  Fortsetzung 
des  umfassenden  Werkes  von  Chil1{}6),  welches  diesmal  neben  der 


97)  A.  d'Eteü.     Du  Senegal  au  Niger:  L'exploration   1878,  340—343. 

98)  Robert.  Du  Senegal  au  Niger.  Etüde.  Paris  1878.  46  pp.  8. 
fr.   1.50.      (Bibliotheque  coloniale  et  maritime.) 

99)  Robert.  Du  Senegal  au  Nigre.  Reponse  aux  observations  de  MM. 
Foncin  et  Ardin  d'Eteil  Paris  1878.  10  pp.  8.  (Bibliotheque  coloniale  et 
maritime.) 

100)  J.  L.  Berenger-Feraud.  Etudes  sur  les  Soninkes  (Senegal):  Revue 
d'anthropologie   1878,  584—607. 

101)  Annuaire  du  Senegal  et  dependances  pour  l'aunee  1878.  St.  Louis 
1878.     242    pp.     8. 

102)  Les  voyages  merveilleux  de  Saint  Brandan  ä  la  recherche  du  paradis 
terrestre,  legende  en  vers  du  XII'*  siecle  publiee  d'apres  le  manuscrit  du  musee 
britannique  avec  introduetion  par  Fr  ancisque- Michel.  Paris  1878.  XXV, 
94  pp.  8.  fr.  7.50.  —  Vgl.  G.  Gröber  Zeitschrift  für  romanische  Philo- 
logie UI,    133. 

103)  Gab.  Gravier.  Recherches  sur  les  navigations  europeennes  faites 
au  moyen  äge  aux  cötes  occidentales  d'Afrique  en  dehors  des  navigations  portu- 
gaises  du  XVIe  siecle:  Congres  international  des  sciences  geographiques  I,  459 
—498.  (Auch  separat  u.  gl.  T.  Paris  1878.  43  pp.  8.  fr.  2.50.)  —  Vgl. 
Kirchhof  JLZ.   1878,  355. 

104)  S.  G.  W.  Benjamin.  The  Atlantic  Islands  as  Resorts  for  Health 
and   Pleasure.     London   1878.     8.     s.   16.  —   Vgl    Ac.  XIV,  292. 

105)  C'esdreo  Fernandez  Douro.  Cömo  se  deseubriö  la  isla  de  Madera : 
Boletin  de  la  sociedad  geogräfica  de  Madrid  V,  65 — 80. 

106)  Gregorio  Civil  y  Naranjo.  Estudios  histöricos  climatologicos  y  pato- 
lögicos  de  las  islas  Canarias.  I  Parte,  historia.  T.  I.  Entrega  32 — 59.  Mit 
9  Karten  und  3  Tabellen.  Las  Palmas  de  Gran  Canaria  1878.  p.  211 — 434. 
4.     Jede  Entrega  fr.   1.  —  Vgl.  Jahresbericht   1876—1877  II,   184  No.  116. 


92  Piebschmaim ,  die  libyschen  Länder  und  Völker. 

Entdeckungsgeschichte  der  Kanaren  die  Nachrichten  über  die 
Ethnologie  und  Linguistik  Lanzarote's  auf  Grund  zum  Theil 
noch  nicht  benutzten  Materials  behandelt ,  und  ein  Aufsatz  des 
um  die  Kenntniss  dieses  Archipels  hochverdienten  Berthelot  über 
Alterthümer  von  Fuerteventura 107).  Als  Quelle  für  autochthone 
Ortsnamen  kann  schliesslich  noch  eine  Karte  Tenerife's  verzeichnet 
werden  108). 


107)  Sabin  Berthelot.     Nouvelles  decouvertes  d'antiquites  ä    Fortaventure, 
(Caiiaries):  Revue  d'anthropologie  II.  Scr.  I,  252 — 266. 

108)  Carte   de  l'ile  de  Teneriffe,  la  premiei-e   iudiquaut  les  chemins  royaux; 
carte   des  iles  Cauarieuiies.     Paris   1878. 


Malaiisch  -  polynesische    und    melanesische 
Sprachen   und   Literaturen. 

Voll 

H.  Kern. 

Im  vorigen  Jahresbericht  haben  wir  bereits  darauf  hingewiesen, 
dass  die  malaiisch  -  polynesischen  Sprachen  wegen  ihrer  grossen 
Mannigfaltigkeit  das  Interesse  der  Sprachforscher  in  hohem  Maasse 
beanspruchen  können.  Trotz  des  Nachtheils,  dass  diese  Sprachen 
mit  einer  einzigen  Ausnahme  keine  ältere  Literatur  aufzuweisen 
haben  und  deshalb  für  historische  Sprachforschung  keinen  Anhalt 
gewähren,  daif  doch  wohl  behauptet  werden,  dass  sie  eben  durch 
ihre  Mannigfaltigkeit  und  die  Verschiedenheit  ihrer  Entwickelungs- 
stufen  gewissermassen  den  Nachtheil  ersetzen. 

Es  ist  aber  auch  ein  andrer  Umstand,  welcher  die  Erforschung 
der  westlichen  Abtheilung  dieser  Sprachen  anziehend  macht.  Bekannt- 
lich haben  die  Insulaner  des  indischen  Archipels ,  wie  auch  die 
Vorfahren  der  jetzigen  Bewohner  Madagaskars,  den  Einfluss  der 
indischen  Cultur  erfahren,  einer  Cultur,  welche  ihr  unvertilgliches 
Siegel  auf  die  Bewohner  des  Archipels  gedrückt  und  einheimische 
Literaturen  hervorgerufen  hat,  die  dem  Inhalte  wie  der  Form 
nach  ein  indisches  Gepräge,  wenn  auch  nicht  rein,  zur  Schau  tragen. 
Die  Art  and  Weise,  wie  die  Völker  malaiischen  Stammes  die  in- 
dischen Bestandtheile  assimilirt  haben,  in  jeder  Richtung  zu  ver- 
folgen, ist  eine  Aufgabe,  die  dem  Culturhistoriker  nicht  weniger 
als  dem  Sprachforscher  lohnend  erscheinen  muss. 

Unsere  Kenntniss  der  javanischen  Volksliteratur  hat  sich  ver- 
mehrt durch  zwei  nicht  unverdienstliche  Textausgaben.  Palmer 
van  den  Broek  bearbeitete  das  Buch  von  dem  Kantjil l) ,  ein 
javanisches  Thierepos ,  worin  der  Zwerghirsch  (kantjil)  eine 
ähnliche  Rolle  spielt  wie  unser  Reineke  Fuchs.     Von  Humme  er- 


1)  W.  Pcdmer  ran  den  Broek.  Serat  Kantjil,  Javaansche  vertellingen 
bevattende  de  lotgevallen  van  een  kantjil,  een  reebok  en  andere  dieren.  Uitgeg. 
door  het  K.  Iust.  voor  Taal- etc.  Kunde  van  N  I  's  Gravenhage  (Nijhoff)  1878. 
VIII,  213   pp.     8.     Fl.   1.90. 


94        Kern,  Malaiisch -polynes.  u.  melanes.  Sprachen  u.  Literaturen, 

schien  Text  und  holländische  Uebersetzung  des  javanischen  Schau- 
spiels Abiasa,  das  die  Geschichte  des  Abiasa  (Vyäsa)  und  seines 
Stiefsohnes  Dewabrata  (Bhishma)  zum  Gegenstande  hat 2).  Einen 
Aufsatz  rein  grammatischer  Art  über  die  Verdoppelung  des  Wort- 
stammes im  Altjavanischen  lieferte  Kern 3). 

Von  dem  grossen  malaiischen  Wörterbuch  von  de  Wall's, 
das  wegen  des  Todes  des  Verfassers  einige  Jahre  unedirt  dalag, 
ist  jetzt  der  erste  Theil,  durch  van  der  Tuuk  besorgt,  im  Druck 
erschienen  *).  Grashuis  lieferte  eine  verbesserte  Ausgabe  des 
holländisch-malaiischen  Wörterbuches  von  Roorda  van  Eysinga  5). 
Die  zwei  Theile  der  Blumenlese  aus  malaiischen  Schriften  von 
Niemann  wurden  mit  Zusätzen  vermehrt  neu  abgedruckt 6).  Ein 
paar  bekanntere  Werke  wurden  fürs  erste  Mal  in  das  Französische 
übersetzt,  nämlich  die  Krone  der  Könige  von  Bokhari  und  die 
Sadjarat  Malayu;  ersteres  von  Marre1),  letzteres  von  JDevica). 

Um  das  Studium  des  Maduresischen  hat  sich  Vreede  wiederum 
verdient  gemacht,  derselbe,  dem  wir  fast  alle  unsere  Hülfsmittel 
zur  Erlernung  dieser  im  Grunde  vom  Javanischen  weit  abweichen- 
den, aber  stark  durch  dieses  beeinflussten  Sprache  verdanken.  Er 
gab  einige  der  seltenen  literarischen  Erzeugnisse  des  madure- 
sischen Volkes  heraus ,  eine  poetische  „Erzählung  von  der  Iguan- 
Eidechse",  nebst  maduresisch-javanisch-holländischem  Glossar  und 
Anmerkungen  9). 

Die  Sprache  der  Bewohner  Atchin's  oder  Atjeh's  ist  lange  ein 
völlig  geschlossenes  Buch  gewesen  und  noch  jetzt  besitzen  wir 
darüber  nur  höchst  dürftige  Nachrichten.     Als  in  Folge  eines  lang- 


2)  H.  C.  Humme.  Abiasa,  een  Javaansch  tooneelstuk  (Wajang)  met  eene 
Hollandsche  vertaling  en  toelichtende  nota.  Uitgeg.  door  het  K.  Inst,  voor 
Taal-  etc.  Kunde  van  N.  I.  's  Gravenhage  (Nijhoff)  1878.    IV,  148  pp.  8.  Fl.  1.  25. 

3)  H.  Kern.  Stainverdubbeling  in  't  Kawi:  BTLVNI.  4.  Volgr.  I, 
p.   519—524. 

4)  H.  von  de  Wall.  Maloisch-Nederlandsch  woordenboek  op  last  van 
het  Gouvernement  van  Nederlandsch  Indie,  uitgegeven  door  H.  N.  van  der  luuk. 
D.  I.     Batavia  (Landsdrukkerij)   1877.     8.     Fl.   2.50. 

5)  Roorda  van  Eysinga.  Algemeen  Hollandsch-Maleisch  Woordenboek 
herzien  en  verbeterd  door  G.  J.  Grashuis.  Leiden  (Kolff)  1878.  XVI, 
1005   pp.     Fl.   15. 

6)  G.  K.  Niemann.  Bloemlezing  uit  Maleisehe  geschritten.  Uitgeg.  door 
het  K.  Inst,  voor  Taal-  etc.  Kunde  van  N.  I.  's  Gravenhage  (Nijhoff)  1878. 
le   stuk,  3de  dr.   51,   263  pp.      Fl.  3.50.      2^  stuk,   2<le  dr.   32,   140  pp.     Fl.  1.50. 

7)  A.  Marre.  Bokhari  de  Djohore.  Makota  Radjarädja  ou  Couronne  des 
Rois,  traduit  pour  la  premiere  fois  du  Malais  en  francais  et  accompagne  de  notes. 
Paris  (Maisonneuve)   1878.     375   pp.      12.     fr.   5. 

8)  L.  M.  Devic.  Legendes  et  traditions  historiques  de  l'Archipel  indien 
(Sedjaral  Malayou),  traduit  pour  la  premiere  fois  du  Malais  en  francais  et  accom- 
pagne de  notes.     Paris  (Leroux)   1878.     VII,  151  pp.     8.     fr.  3. 

9)  A.  C.  Vreede.  Tjarita  Brakaj.  Madoereesche  Dongeng  met  madoe- 
reesch-javaanscli-nederlandsche  woordenlijst  en  aanteekeningen.  Leiden  (Brill) 
1878.      VIII,    150  pp.     8.     Fl.   2.25. 


Kern,  Malaiisch-polynes.  u.  melanes.  Sprachen  u.  Literaturen.        95 

wierigen  Krieges  die  Holländer  einen  Theil  des  Landes  in  Besitz 
nahmen,  haben  sie  an  verschiedenen  Orten  eine  verhältnissmässig 
bedeutende  Menge  von  Handschriften,  besonders  religiösen  Inhalts, 
gefunden.  Diese  waren  aber  entweder  in  Malaiisch  oder  in  Ara- 
bisch abgefasst.  Trotzdem  ist  es  nicht  zweifelhaft,  dass  die  Be- 
wohner Atchin's  eine  eigene  Landessprache  besitzen,  wenn  nicht 
sogar  mehrere  Sprachen  in  den  locker  zusammenhängenden  Bundes- 
staaten anzunehmen  sind.  Merkwürdig  ist  es  jedenfalls,  dass  eine 
kleine  malaiisch-atjehische  Wörtersammlung  10)  zwei  Reihen  atjehi- 
scher  Wörter  giebt ,  welche  vielfach  sehr  von  einander  abweichen. 
Im  Grossen  und  Ganzen  ist  ersichtlich,  dass  die  Sprache  dem  Malaii- 
schen jedenfalls  näher  steht  als  z.  B.  dem  Battakischen. 

Ueber  die  Sprache  der  Insel  Enden,  sonst  Flores  und  Man- 
garai  genannt,  finden  sich  recht  interessante  Mittheilungen  in  einem 
Aufsatz  von  Hoos11).  Der  Verfasser,  der  längere  Zeit  auf  der 
Insel  zugebracht  hat,  giebt  nicht  blos  ein  ausführliches  und  reich- 
haltiges Wörterverzeichniss,  sondern  auch  eine  Sprachprobe  und 
eine  Schrifttafel.  Das  Alphabet  ist  das  auch  auf  der  Insel  Bima 
gebräuchliche  der  Mangkasaren  und  Bugis  auf  Celebes ,  unter- 
scheidet sich  aber  durch  etwas  alterthümlichere  Form  der  Buch- 
staben, besonders  durch  die  Beibehaltung  der  alten  Ligaturen. 

Ueber  die  formenreichen  und  in  jeder  Beziehung  merkwürdigen 
Sprachen  der  Minahasa  (Nord-  Celebes)  ist  leider  nichts  erschienen. 
Nur  werden  in  dem  oben  genannten  Aufsatz  Kerns  über  die  Ver- 
doppelung des  Wortstammes  im  Altjavanischen  die  Gesetze,  welche 
die  Verdoppelung  in  der  Sprache  der  Tou'm-bulu  (Bulu-Leute)  be- 
herrschen, mit  den  im  Kawi  geltenden  verglichen.  Wir  heben 
dies  hervor,  um  bei  dieser  Gelegenheit  darauf  hinzuweisen,  dass 
eine  nicht  umfangreiche,  aber  sehr  gute  Grammatik  der  Bulu- 
sprache  zusammengestellt  wurde  von  Niemann  in  seinen  Beiträgen 
zur  Kenntniss  der  Alfurschen  Sprache  in  der  Minahasa,  deren 
erster  Theil  bereits  1866  erschienen,  aber  nie  fortgesetzt  ist. 

Bibliographisches  über  die  Sprachen  der  Philippinen  findet 
man  in  einem  Buche  von  Ledere 12). 

Eben  so  wenig  wie  im  vorigen  Jahresbericht  vermögen  wir 
mitzutheilen ,  wie  weit  das  vergleichende  Wörterbuch  der  poly- 
nesischen  Dialekte  von  Wliitmee  fortgeschritten  ist.  Wohl  aber  hat 
derselbe  einen  Aufsatz  über  unsere  jetzige  Kenntniss  der  Sprachen 
Polynesien's13)  veröffentlicht  und  eine  zweite  Ausgabe  von  Pratt's 


10)  Maleisch-Atjehsch  woordenlijstje :  TITLV.  XXIV,  p.   337  —  347. 

11)  S.  Roos.     Iets  over  Endeh:  TITLV.  XXIV,  p.   530—582. 

12)  Ch.  Ledere.  Bibliotheca  americana.  Histoire ,  Geographie,  Voyages, 
Archeologie  et  Linguistique  des  deux  Ameriques  et  des  iles  Philippines.  Paris 
1878.     XX,  737   pp.     8.     fr.   15. 

13)  S.  J.  Whitmee.  Our  present  knowledge  of  the  languages  of  Poly- 
nesia:  Trans.   Philolog.  Soc.    1877—1879,  Part  2. 


96        Kern,  Malaiisch -polynes.  u.  mein  w  es.  Sprachen  v.  Literaturen. 

Grammatik  und  Wörterbuch  der  Samoa-Sprache  14)  besorgt,  Tn  der 
Sprache  der  Bewohner  der  Wallis-Inseln  erschienen  einige  religiöse 
Texte  I5).  Sehr  verdienstlich  ist  das  von  Grezel  veröffentlichte 
Wörterbuch  16)  der  mit  dem  Dialekte  von  Faka-afo  nahe  ver- 
wandten Sprache  der  Insel  Futuna  (westlich  von  den  Samoa-Inseln). 
Auch  Hess  derselbe  eine  Grammatik  des  Futunischen  17)  erscheinen. 

Unsere  Kunde  der  Sprachen  der  kraushaarigen  Stämme ,  die 
bald  alleinstehend,  bald  unter  schlichthaarige  Bevölkerungen  ge- 
mischt über  das  ganze  Gebiet  der  malaiisch-polynesischen  Völker 
vorkommen,  ist  noch  lückenhaft.  Soviel  steht  aber  fest,  dass  der 
Unterschied  zwischen  dem  melanesischen  Viti  (Fidji)  und  dem  ost- 
polynesischen  und  malaiischen  unbedeutend  ist  im  Vergleich  mit 
demjenigen,  der  zwischen  dem  Viti  und  der  Mafoor'schen  Sprache 
Neu-Guinea's  obwaltet.  Es  dürfte  vorläufig  rathsam  scheinen,  dass 
die  Sprachforscher  ihren  eignen  Weg  wandern  ohne  sich  um  die 
Rassenverschiedenheit  der  betreffenden  Stämme  zu  kümmern  und  dass 
die  Ethnologen  ihrerseits  die  sprachlichen  Verwandtschaften  ausser 
Acht  lassen.  Nachher,  wenn  die  Specialuntersuchung  geschlossen 
ist,  kann  und  soll  man  die  Resultate  vergleichen.  Eine  Vermischung 
von  Ethnologie  und  Linguistik  kann  die  schon  jetzt  schwierigen 
Probleme  nur  noch  verwickelter  machen.  Hauptsächlich  die  ethno- 
logische Seite  der  Frage  über  die  ursprüngliche  Ausdehnung  der 
papuanischen  und  Negrito-Rasse  ist  von  Allen  18)  behandelt  worden. 
Für  das  Studium  der  Mafoor'schen  (Nufoor'schen)  Sprache  liefert  die 
Uebersetzung  des  Lukas  -  Evangeliums  von  dem  Missionar  van 
Has'seltli>)  einen  sehr  willkommenen  neuen  Beitrag. 

Ueber  die  australischen  Sprachen  und  Ueberlieferungen  ist 
eine  Abhandlung  erschienen  20),  die  dem  Referenten  aber  nicht  zu 
Gesicht  gekommen  ist. 

14)  G.  Pratt.  A  grammar  and  dictionary  of  the  Samoan  language,  ed. 
by  S.  J.    WMtmee.     2<1  ed.     London  (Trübner)    1878.     384    pp.     8.      18s. 

15)  Ko  te  Tohi-Lotu  katoliko  Faka  Uvea.  Freiburg  i  B.  (Herder)  1878. 
XXV.  504  pp.  8.  M.  2.80.  [Einem  Catalog  von  Maisonneuve  in  Paris  entnehmen 
wir  die  folgende  Notiz:  „Ce  volume  eontient:  le  calendrier,  l'alphabet  uveen,  les 
prieres  eatholiques,  les  epitres  et  evangiles,  le  chemin  de  la  croix,  des  eantiques. 
les  mysteres  du  rosaire,  le  grand  et  le  petit  catechisme:  le  tout  traduit  en 
langue  wallisienne  (uveenne),  par  Mgr.  Bataillon:-] 

16)  Lei'.  Grezel.  Dictioniiaire  futunien-francais  avec  notes  gi-ammatieales. 
Paris  (Maisonneuve)   1878.     303  pp.     8.     fr.   10. 

17)  Ders.  Grammaire  fatunienne:  Kevue  de  linguistiquo  X,  321 — 350. 
XI,   33— G9. 

18)  F.  -I.  Allen.  On  the  original  ränge  of  the  Papuan  and  Negrito 
races:  .1    Anthrop.   Inst.   G.  B.  &  I.     vol.   VII,  August. 

19)  Bar  bie  Isreen  faas  kwaar  ro  Loekas  kiamer  kwaar  ro  woos  Woranda 
be  woos  Noefoor.  Hei  heilig  Evangelie  besebreven  door  Lukas  vertaald  uit 
de  Hollandscbe  in  de  Noefoorsche  taal.  Utrecht  (Kemink  en  Zoon)  1878  IV. 
65   pp.     8. 

20)  Australian  languages  and  traditions  communicated  by  the  Colonial 
Office:  .1    Antbrop    [nsl    <;    B.  &   I    vol.  VII,  No.   111. 


97 


China,  Japan  und  die  isolirten  Völker  Nord- 
ostasien's. 

Von 

(Jeorg-  von  der  (xabeleutz. 

Die  Sinologie  tritt  je  länger  je  mehr  in  ein  Stadium,  wo  es 
dem  Einzelnen,  will  er  nicht  ausschliesslich  Sinolog  oder  aus- 
schliesslich Bibliograph  sein,  unmöglich  wird,  die  ganze  Masse  der 
literarischen  Leistungen  mit  gleich  achtsamem  Auge  zu  verfolgen. 
Es  kann  nicht  ausbleiben,  dass  ich  meine  Sonderliebhabereien  — 
ich  meine  die  sachlichen  — •  auch  an  dieser  Stelle  merklich  bevorzuge, 
-  ich  müsste  denn  um  der  lieben  Gleichheit  willen  mich  überall 
der  gleichen  Trockenheit  und  Kühle  befleissigen.  Insofern  und  in 
Rücksicht  mancher  nicht  zu  vermeidender  Unterlassung  bin  ich  der 
Nachsicht  meiner  Leser  gewiss.  Unheimlicher  ist  mir  dies,  dass 
ich  von  mir  selbst  mehr  reden  muss,  als  mir  lieb  ist.  Zudem 
sind  die  mir  zunächst  zugänglichen  Bibliotheken  mit  ostasiatischen 
gelehrten  Zeitschriften  nur-  mangelhaft  versehen,  und  so  wird  das 
ärgerliche  relata  refero  auch  diesmal  wieder  öfter  gelten,  als  meinen 
Lesern  und  mir  selbst  lieb  sein  kann*). 

Seit  dem  1.  April  1878  hat  die  Königlich  Sächsische  Regierung 
einen  Lehrstuhl  für  die  ostasiatischen  Sprachen  an  der  Landes- 
universität zu  Leipzig  gegründet  und  mir  übertragen.  Es  ist  dies 
der  zweite  seiner  Art,  der  an  deutschen  Hochschulen  besteht,  und 
man  darf  hoffen ,  dass  mit  der  Zeit  auch  anderwärts  in  unserem 
Vaterlande    Sprache   und   Literatur    des  Mittelreiches    gleiche    An- 


*)  [Um  den  einheitlichen  Charakter  des  vorliegenden  Berichts  nicht  zu  schädigen, 
haben  wir  von  Einschaltungen  in  denselben  gänzlich  abgesehen.  Wir  verweisen 
zur  Vervollständigung  des  hier  gebotenen  bibliographischen  Materials  namentlich 
auf  The  China  Review:  or,  Notes  and  CJueries  on  the  Far  East.  Published  every  two 
Months.  Hongkong  (China  Mail  Office).  Vol.  VI,  4 — VII,  3.  January — December 
1878;  ferner  auf  Friederici's  Bibl.  orient.  1878,  p.  15 — 26.  1879,  No.  109. 
112.  136.  138.  147.  148.  158.  171.  173.  177.  —Ausserdem  sind  von  cCHervey 
de  Saint-Denys'  Uebersetzuug  des  Matuanlin  (s.  JB.  1877,  I,  p.  51)  während 
des  Berichtjahrs ,  soviel  wir  wissen ,  einige  weitere  Bogen  erschienen.  Anm. 
d.   Red] 

Jahresbericht  187«.  J 


98  '"""  d*'r    Gabel&ntz,   China,  Japan 

erkennung  finden.  Li  dieser  Hinsicht  sind  uns  selbst  Holland 
und  Italien  noch  voraus,  —  von  England  und  Frankreich  zu 
geschweigen. 

Der  internationale  Congress  der  Orientalisten ,  welcher  im 
September  zu  Florenz  tagte,  führte  auch  eine  Anzahl  namhafter 
Sinologen  zusammen.  In  unsrer  Section  sprach  der  Präsident,  der 
allverehrte  Professor  Legge  aus  Oxford,  über  den  Stand  unserer 
Wissenschaft  und  über  Probleme  der  chinesischen  Schriftkunde, 
Leon  de  Rosny  über  ethnographische  Fragen  aus  dem  indo- 
chinesischen und  malaiischen  Gebiete,  Herr  Alex.  Wylie  aus 
Shanghai  über  die  Eroberung  Corea's  durch  die  Chinesen,  unser 
Schriftführer,  Herr  Henri  Cordier,  dessen  epochemachendes  biblio- 
graphisches Werk1)  in  der  jüngst  erschienenen  ersten  Lieferung 
auslag,  über  die  Arbeiten  der  asiatischen  Gesellschaft  von  Shanghai, 
der  zweite  Vicepräsident,  Advocat  Alfonso  Andreozzi  aus  Florenz, 
ein  eminent  kenntnissreicher  Liebhaber,  über  naturhistorische  Syno- 
nymik ,  ich ,  durch  das  Wohlwollen  der  Versammlung  zum  ersten 
Vicepräsidenten  ernannt,  über  die  Nachweisbarkeit  einer  leiblichen 
Verwandtschaft  zwischen  den  indochinesischen  Sprachen.  Professor 
Ant.  Seoerini  war  leider  durch  Krankheit  am  Erscheinen  verhindert, 
aber  gut  vertreten  durch  zwei  vorzügliche  Schüler,  die  Herren 
Giov.  Hoffmp/nn  und  Lud.  Nocentini,  deren  Letzterer  u.  A.  den 
Anfang  seiner  inzwischen  (1880)  erschienenen  Uebersetzung  des 
s.  g.  heiligen  Ediktes  vorlegte  und  eine  interessante  Mittheilung 
über  den  ersten  Sinologen,  den  P.  Matteo  Ricci,  machte. 

Noch  manch  anderes  schätzbares  Novum  lag  auf  unserem  Tische. 
Eines  derselben  will  ich  hier  erwähnen,  weil  es  der  chinesischen 
Sprachkunde  angehört :  John  Chalmers'  verkürzte  Bearbeitung  des 
bekannten  Khang-hi'schen  Wörterbuchs2).  Das  Buch  wirkte  auf 
die,  welche  es  noch  nicht  kannten,  sichtlich  überraschend,  und  ich 
glaube,  ich  habe  vor  demselben  einige  Köpfe  schütteln  und  einige 
Achseln  zucken  sehen.  Von  den  sonstigen  Verdiensten  des  Ver- 
fassers, seinen  Kenntnissen,  seinem  Fleisse  wussten  wohl  Alle :  aber 
was  wollte  er  mit  dieser  Arbeit?  Wer  den  „grossen  Khang-hi* 
kennt,  weiss  von  seiner  Reichhaltigkeit,  aber  auch  von  vielen  recht 
bedenklichen  Mängeln  des  Werkes  zu  erzählen.  Der  Kaiser,  dessen 
Namen  das  Buch  trägt,  einer  der  bedeutendsten  und  besten,  die 
das  Mittelreich  gehabt,  schein!  die  Redaktion  etwas  übereilt  zu 
haben;  die  ljearbeitung  ist  nicht  gleichmässig ,  der  Phrasenschatz 
von    Vollständigkeit   weit    entfernt.     Auf   diesen    aber   pflegt    man 


i  i  Henri  Cordier.  Bibliotheca  sinica.  Dietionnuiro  bibliograi>hiqiui  des 
ouvxages  relatifs  a  l'empire  chinois.  I,  l  fasc.  Paris  (Leroux)  1878.  XIX,  223  pp. 
8      Preis  <l<-s  ganzen  Werks  fr.  50  —   Vgl.   Ath.   1879,  I,  757.     TB.  XII,  5. 

ü»  ./.  Chalmers.  A  concise  Khang-hsi  Chinese  dictäonary.  Canton.  :> 
ll.it.-  MI.  XVI,  5(iii  IM.  •}  chines.  Holzdruck.  (Chines.  Titel:  Khang-hi  fcsi- 
tion  tsui-yao).  [London,  Trübner:  21s.]  —  Vgl.  Ac.  XIV.  455,  ChR.  IV, 
307—311.     VI,   72   sc!       VI,  38G  sq.     ROA.  III,  9,  83  sq. 


und  die  isolirten    I  "olker  Nordostasien'' s.  99 

vor  Allem  zu  sehen.  Etwa  drei  Viertkeile  von  den  Schriftzeichen, 
welche  es  erklärt,  kommen  in  der  Praxis  kaum  je  vor.  Und  nun 
erscheint  ein  Buch,  eingestandenermaassen  eine  Abkürzung  des 
vorigen,  fast  genau  so  reich  an  Schriftzeichen,  und  der  Phraseologie 
tasl  ganz  entbehrend,  dabei  nach  einer  ganz  neuen  Anordnung  ein- 
gerichtet.  Es  war  interessant  zu  beobachten,  wie  sich  die  Kritik 
zu  dem  merkwürdigen  Unternehmen  stellte.  Die  Einen  verurth eilten 
es  ziemlieh  unverhohlen:  das  Neue  ist  nicht  gut,  und  das  Gute 
ist  nicht  neu,  —  das  war  so  etwa  das  Ergebniss.  Von  anderer 
Seite  begeisterte  Vertheidigung :  eine  grosse  wissenschaftliche 
Leistung,  nur  zu  hoch  für  Euch  und  Euresgleichen;  in  fünfzig 
Jahren  wird  die  Welt  wissen,  was  sie  an  dem  Buche  hat!  Ich 
meinestheils  freue  mich,  die  Anschaffung  desselben  nicht  bis  zum 
Jahre  1928  hinausgeschoben  zu  haben.  Ich  besitze  es  freilich  erst 
seit  Kurzem,  aber  seitdem  ist  es  mein  steter  Begleiter  und  mir 
in  seiner  Weise  unersetzlich.  Ich  halte  es  für  eine  sehr  bedeutende 
Leistung,  und  darum  sei  es  mir  gestattet,  der  Sache  noch  etwas 
näher  zu  treten. 

Die  Chinesen  haben  drei  Arten,  die  Wörter  in  ihren  Wörter- 
büchern zu  ordnen:  nach  der  Bedeutung,  nach  den  Lauten,  und 
nach  der  graphischen  Beschaffenheit  des  Zeichens.  Nur  die  letzt- 
gedachte  ist  für  uns  Leser  chinesischer  Bücher  unter  allen  Um- 
ständen geeignet:  wir  sehen  ein  unbekanntes  Schriftzeichen  und 
wollen  wissen,  wie  es  laute  und  was  es  bedeute.  Da  muss  uns 
also  die  Gestalt  des  Zeichens  selbst  den  Weg  ins  Wörterbuch 
weisen.  Von  den  chinesischen  Charakteren  sind  nun  nicht  viel 
mehr  als  zweihundert  einfache  Bilder  oder  Symbole,  alle  Uebrigen 
sind  aus  und  mit  diesen  zusammengesetzt.  Und  hiervon  wieder 
bestellt  die  überwiegende  Mehrzahl  aus  zwei  Theilen,  deren  einer 
den  Sinn,  deren  anderer  mehr  oder  minder  genau  den  Laut  andeutet. 
Die  bekannten  214  „Schlüssel",  Badicale  oder  Classenhäupter  sind 
in  der  Regel  ideographische  Elemente;  die  phonetischen  Schrift  - 
bestandtheile,  deren  man  je  nach  der  Zählmethode  etwa  800 — 1500 
annimmt,  sind  ihrerseits  der  grossen  Mehrzahl  nach  zusammen- 
gesetzte Zeichen,  also  entweder  selbst  Badicale  oder  einem  Badicale 
zugehörig.  Ihre  Bedeutung  leuchtet  ein:  sie  gehören  zu  den 
ältesten  und  unverdächtigsten  Zeugen  über  den  ehemaligen  Laut- 
befund  des  Chinesischen.  Der  gelehrte  Priester  J.  M.  Callery  hat 
in  seinem  berühmten  Systema  phoneticum  scripturae  shücae  (Macao 
1841,  2  voll.  8.)  ein  kurzes,  nach  den  phonetischen  Elementen 
geordnetes  Wörterbuch  gegeben;  jene  Elemente  aber  hat  er  ein- 
fach nach  der  Zahl  der  Striche  geordnet,  aus  welchen  sie  bestehen. 
Dies  erschwerte  die  Benutzung  des  Buches,  welches  übrigens  bis- 
her innerhalb  seines  Bestimmungskreises  unentbehrlich  war.  Auch 
Chalmers  legt  die  laut  angebenden  Schriftbestandtheile  zu  Grande, 
allein  er  ordnet  sie  wiederum  nach  den  214  Kadicalen.  Manches 
hätte  vielleicht  im  Einzelnen  noch  besser  gemacht  werden  können ; 

7* 


100  von  der  Gabelentz,   China,  Japan 

aber  auch  so  schon  ist  das  Aufsuchen  der  Zeichen  in  seinem 
Buche  bequemer  als  in  irgend  einem  andern.  Mittels  eines  ver- 
hältnissmässig  einfachen,  jedenfalls  sinnreichen  Apparates  theilt  er 
bei  jedem  Zeichen  mit  einem  Male  seine  Aussprache  nach  den 
alten  Wörterbüchern  (2. — 6.  Jahrh.  u.  Z.),  die  des  reinen  Mandarinen- 
dialektes, die  der  Pekinger  Mundart  und  die  des  Canton-Dialektes 
mit.  Die  Sinnerklärungen  sind  chinesisch.  Allein  der  Verfasser 
dürfte  Recht  haben,  wenn  er  den  Lernenden  empfiehlt,  so  bald  und 
so  oft  wie  möglich  den  europäischen  Worterklärungen  den  Rücken 
zu  kehren.  Sein  Buch,  so  handlich  es  ist,  will  eben  nichts  weniger 
als  eine  Eselsbrücke  sein ;  es  will  belehrend,  weiterbildend,  anregend 
wirken ,  und  das ,  meine  ich,  thut  es  im  vollsten  Maasse.  Darum 
sollte  man  ihm  auch  wegen  seiner  Dürftigkeit  in  phraseologischer 
Hinsicht  keine  zu  starken  Vorwürfe  machen.  Wer  mit  gutem 
logischen  Verstände  die  chinesische  Grammatik  gründlich  getrieben 
hat,  der  findet  sich  in  den  meisten  chinesischen  Wortverbindungen, 
wenn  er  die  Elemente  kennt,  ebenso  leicht,  wo  nicht  leichter,  zurecht, 
wie  etwa,  in  den  Compositis  der  Sanskritsprache.  Wo  freilich  die 
Regeln  der  Grammatik  nicht  ausreichen,  da  wird  man  sich  nach 
anderen  Hülfsmitteln  umsehen  müssen. 

Auch  nach  dieser  Richtung  hin  ist  Manches  und  doch  noch 
immer  nicht  genug  geschehen.  Der  leider  zu  früh  verstorbene, 
treffliche  William  Frederik  Mayers,  dessen  Chinese  reader's  manual 
ein  allbeliebtes  Hülfsbuch  geworden  ist,  hat  ein  vorzügliches  Hand- 
buch des  chinesischen  Verwaltungswesens  herausgegeben,  ein  ge- 
drängtes, doch  reichhaltiges  Verzeichniss  der  Aemter  und  Titel, 
das  eine  willkommene  Ergänzung  zu  den  Wörterbüchern  bildet3). 
Einen  hierher  gehörigen  Beitrag  verdanken  wir  auch  dem  Fleisse 
des  Herrn  Play  fair*),  einen  anderen  einem  Herrn  Bourneh).  Ein 
kürzeres  Nachschlagebuch  von  Herrn  H.  A.  Giles0)  ist  mir  leider 
nicht  zu  Händen  gekommen;  es  wird  gut  empfohlen,  soll  aber 
vorzugsweise  Pitchin  English  enthalten  und  mehr  für  Reisende  und 
Geschäftsleute  als  für  eigentliche  Sinologen  bestimmt  zu  sein.  - 
/Stents  handliches  Wörterbuch  der  Pekinger  Mundart  hat  eine 
zweite  Auflage  erlebt7),  und  wieder  sind  zwei  Bücher  zum  prak- 


.ii  Will.  Fred,  Mayers.  The  Chinese  government.  A  manual  of  Chinese 
titlos,  categorically  arranged  and  oxplained,  with  au  appondix.  Shanghai  and 
London  (Trübner)    1878.     VI,   15!)  pp.     8. 

4)  G.   M.    II.  Playfair.     Chinese  official  titlos:  ChR.  VI,  242—25:5. 

5)  Fred.  S.  A.  Bemme.  Tabular  view  of  tho  officials  composing  the 
Chinese  provincial  governments:  ChR.   VI,  351 — 362. 

i',)  Herbert  A.  Chiles.  A  glossary  of  roference  on  subjects  connected  with 
the  Par  Käst.  London  (Trübner)  1878.  VI,  182  pp.  8.  7  s.  6  d.  —  Vgl. 
ChR.   VI,  332.     Ac.  XIV,  357. 

1)  G.  C.  Stent.  A  chinose  aml  english  dictionary  in  Pokinese  dialect. 
2d  ed.     Shanghai  (Am.  Presb.   Miss.    Press)   1877.      710   pp.      8.     doli.  G. 


und  die  isolirten   Völker  Nordostasieii's.  101 

tischen  Unterrichte  im  s.  g.  Mandarinendialekte  erschienen8"9). 
Hirih  hat  seine  anonym  begonnenen,  zum  Theil  recht  schätzbaren 
Bemerkungen  zur  chinesischen  Grammatik10)  fortgesetzt.  Es  sind 
dies  Beobachtungen  über  die  heutige  amtliche  Geschäftssprache, 
welche  ihrerseits  eine  dem  Zeitbedürfnisse  angepasste  Umbildung 
des  classischen  Stiles  ist. 

Wir  besitzen  nun  ungefähr  zwanzig  chinesische  Grammatiken, 
welche  nach  Umfang  und  Anlage  unglaublich  verschieden  und  doch 
zum  grossen  Theile  von  unbestreitbarem  Verdienste  sind.  Es  ist 
ja  natürlich,  eine  uns  so  gänzlich  fremdgeartete,  dabei  so  reiche, 
so  vielseitig  und  fein  durchgebildete  Sprache  musste  lange  Zeit 
hindurch  die  Forscher  verdutzen.  Man  ist  hin-  und  hergetappt. 
hat  es  bald  auf  diesem,  bald  auf  jenem  Wege  versucht,  und  noch 
heute  fehlt  es  nicht  an  Solchen,  welche  behaupten,  das  Chinesische 
habe  überhaupt  keine  Grammatik.  In  ihrer  Weise  mögen  sie  recht 
haben.  Sind  die  unregelmässigen  Verba  oder  etwa  die  Taddhita- 
Suffixa  das  Aeusserste,  was  eine  rechtschaffene  Grammatik  in  ihr 
Bereich  ziehen  darf:  so  muss  man  für  die  systematische  Lehre  von 
dem  Baue  einer  isolirenden  Sprache  einen  anderen  Namen  suchen. 
Dass  nun  aber  auch  eine  solche  ihr  System,  ihre  Gesetze  haben 
müsse,  werden  auch  Jene  nicht  in  Abrede  stellen,  und  so  läuft  am 
Ende  das  Ganze  auf  einen  Wortstreit  hinaus.  Eine  andere  Frage 
ist  die,  wie  eine  solche  Sprache  organisch  aufzufassen,  wie  sie  ihrem 
eigenen  Systeme  gemäss  darzustellen  sei.  Einen  Versuch  zur  Lösung 
dieser  Frage  habe  ich  in  unsrer  Zeitschrift  veröffentlicht11),  und 
an  einer  anderen  Stelle  habe  ich  an  einem  Beispiele  die  Tragweite 
eines  einzelnen  syntaktisch-stilistischen  Grundsatzes  erläutert12). 

Es  wird  noch  geraumer  Zeit  bedürfen,  ehe  die  chinesische 
Grammatik  auch  nur  annähernd  so  gründlich  durchforscht  ist,  wie 
die  so  vieler  minder  bedeutender  Literatursprachen.  Der  Stoff  ist 
zu  gewaltig,  und  man  kann  es  Keinem  verübeln,  wenn  er,  einmal 
fähig  sich  die  Schätze  einer  wunderbaren  Literatur  nach  Gefallen 
anzueignen,  lieber  immer  weiter  liest  und  allenfalls  übersetzt,  als 
trockene  Collectaneen  zu  einer  trockenen  Monographie  sammelt. 
Vor  Allem  muss  endlich  nach  Möglichkeit  mit  den  Synonymen 
aufgeräumt  werden,  mit  den  lexikalischen,  wie  mit  den  syntaktischen. 


8)  Goncalvez.  Dialogues  francais  -  chinois.  trad.  du  Portugals  par  A.  M. 
Hamelin.     Rennes  et  Paris  (Leroux,l   1878.     8.  autogr.     fr.  6. 

9)  John  Ross.  Mandarin  primer,  being  easy  lessons  for  beginners.  Trans- 
literated  according  to  the  european  mode  of  using  roman  letters.  Shanghai  1877. 
VIII,  212  pp.     8.     [London,  Trübner:   6  s.] 

10)  Notes  ou  Chinese  grammar.  With  special  reference  to  the  doeumontary 
style:  ChR.  VI,   107— 114.  VII,   120—124. 

I  I )  Georg  von  der  Gabelentz.  Beitrag  zur  Geschichte  der  chinesischen 
Grammatiken  und  zur  Lehre  von  der  grammatischen  Behandlung  der  chines. 
Sprache:  ZDMG.  XXXII,  601—664.  —  Vgl.  ChR.  VII.   199. 

12)  Georg  von  der  Gabelentz.  Ein  Probestück  von  chinesischem  Paralle- 
lismus: ZVöS.  X,  230—234. 


]02  '"""  dw  Gabeleidz,   China,  Japan 

Synonymen  sind  ein  Luxusartikel ,  und  die  Sprache  iässt  sich  auf 
die  Dauer  keinen  Luxus  gefallen:  entweder  räumt  sie  ihn  hinweg 
oder  sie  macht  ihn  nutzbar,  d.  h.  in  unserem  Falle,  sie  dissimilirt 
die  Bedeutungen.  Noch  immer  wimmelt  die  chinesische  Philologie 
von  Fällen,  wo  es  heisst:  statt  a  könnte  auch  b  stehen,  dieses 
Hülfswort  ist  inhaltlos ,  ist  nur  zum  Ausfüllen  da  u.  s.  w.  Das 
mag  hingehen,  solange  es  der  Eigenart  eines  einzelnen  Schriftstellers 
gilt:  wo  es  aber  der  Sprache  als  solcher  zur  Last  gelegt  wird, 
da  heisst  es  den  Thatbestand  verdrehen,  da  heisst  es,  jene  eines 
Ueberfiusses  beschuldigen  statt  eine  Lücke  des  eigenen  Wissens 
einzugestehen.  Sollen  unsere  Jahresberichte  vom  Stande  der  Wissen- 
schaft Zeugniss  ablegen,  so  müssen  sie  auch  ein  Soll-Conto  ent- 
halten. —  und  dies  ist  einer  der  stärksten  Posten,  welchen  ich 
hier  einzutragen  finde. 

Tiefer  und  doch  anscheinend  den  Zeitgenossen  näher  liegt 
eine  zweite  Aufgabe  der  chinesischen  Sprachforschung,  die  laut- 
geschichtliche. Auf  die  Verdienste  des  Chcdmers' sehen  Wörter- 
buches in  dieser  Hinsicht  wurde  bereits  hingedeutet.  Der  gelehrte 
Verfasser  hat  nun  über  die  Keime  des  alten  Liederbuches  Schi- 
king Untersuchungen  angestellt,  welche  ihrer  Natur  nach  freilich 
fast  nur  zu  relativen  Ergebnissen  führen  konnten  13).  Die  Aufgabe 
ist  eben  eine  ungemein  verwickelte .  und  Reime  können  für  sich 
allein  nur  etwa  so  viel  ergeben,  dass  x  =  y  =  z ,  dass  diese  un- 
bekannte Grösse  gleich  jener  anderen  sei.  Schon  auf  dem  Londoner 
Congress  wurde  die  lautgeschichtliche  Frage  von  Edlcins  und 
de  Rosny  in  fördernder  Weise  besprochen14  15),  während  eine 
einschlägige  Notiz  von  Kingsmill16)  höchstens  als  Curiosum  Er- 
wähnung  verdient.  Für  die  Dialektenkunde,  welche  auch  in  dieser 
Hinsicht  so  wichtig  ist ,  scheint  wenig  Neues  geschehen  zu  sein : 
ich  finde  nur  eine  einschlägige  Arbeit17). 

Der  Biblioteca  Vittorio  Emanuele  zu  Rom  ist  eine  werthvolle 
Sammlung  chinesischer  und  japanischer  Werke  zugegangen,  von 
welcher  Prof.  Valenziani  ein  Verzeichniss  veröffentlicht  hat18). 
Prof.  Douglas  in  London  macht  uns  mit  einer  chinesischen  Ency- 


L3)  •/.  Chabners.  The  rhymes  of  theShi-king:  ChR,  VI.  75  sq.  166  sq. 
—  Vgl.  JB.   1877,   I.  p.   47,  No.   13. 

I  1 1  ./.  Edkins.  The  state  of  the  Chinese  language  at  the  time  of  the 
invention  of  writing:  Transact.  Congr.  <  >r      London    1874,  98 — 119. 

I  .'i  i  Leon  de  Rosny.  Kur  La  reconstitution  de  La  langue  chinoise  archa'ique: 
Transact.  Congr    Or.     London    L874,    L20— 131. 

16)  /.  lt.  Kingsmill.  Comparison  <>{  the  ancient  and  modern  sounds  in 
Chincsi  :  .1  RAS    N    S    X.  301   -  30  I. 

17 1  Tonic  and  vocal  modification  in  thu  Foochow  dialect:  ChR.  VII, 
L82      IST. 

iSi  (arlii  Valenziani.  Catalogo  'li  Libri  giapponesi  o  cinesi  [acquistati  ili 
recente  dalla  biblioteca  Vittorio  Emanuele  di  Roma.  Parte  seconda  -  Libri 
cinesij :   BISO.   I.   459      460,     N    S    59      60    99—100.   119—120.    139—140. 


und  die  isolirten   Völker  Nordostasieu's.  103 

clopädie  bekannt ' 9) ,  und  von  Mayers  erschien  ein  schätzbarer 
Beitrag  zur  Bibliographie  2"). 

Ein  neues  Buch  über  die  Geschichte  des  Confucius 21)  ist 
mir  nur  dem  Titel  nach  bekannt  geworden.  Das  Tschung-yung 
hat  eine  sehr  gewaltsame  und  phantastische  Bearbeitung  glücklich 
überstanden22).  Von  einem  Ungenannten  wurde  ein  Theil  der 
Schi-king-Lieder  zum  Theil  recht  hübsch  ins  Englische  übersetzt23); 
Victor  von  Strauss'  classische  Uebersetzung  des  ganzen  Werkes 
musste  aber  noch  immer  der  Veröffentlichung  harren.  Die  davon 
publicirten  Proben  (vergl.  vorigen  Bericht)  gaben  mir  indessen  zu 
einer  kleinen  philologischen  Arbeit  Anlass 24).  Herr  Mac  Intyrc 
hat  das  Li-ki  zum  Gegenstande  einer  Reihe  lesenswerther  Studien 
gemacht25).  Die  philosophisch  -  kritischen  Erörterungen  Wang- 
Tschung's ,  welche  uns  Herr  Hutchinson  mittheilt 26) ,  liefern  eine 
Probe  von  einem  Kampfe  der  Geister,  wie  ihn  die  landläufige 
Meinung  schwerlich  im  Mittelreiche  suchen  dürfte. 

Ein  unermessliches  Arbeitsfeld  bietet  die  chinesische  Geschichts- 
schreibung ,  vielleicht  die  ausführlichste  und  zuverlässigste ,  deren 
sich  ein  Volk  rühmen  kann.  Die  Reichsannalen  allein  umfassen 
gegen  achthundert  Bände ,  eine  Geschichte  und  Beschreibung  der 
Provinz  Kuang-tung  deren  160,  das  grosse  historisch-topographische 
Werk  der  jetzigen  Dynastie  vierhundert,  — ■  und  so  könnte  ich 
noch  eine  Weile  nach  Buddhistenweise  mit  fabelhaft  klingenden 
Zahlen  fortfahren.  Ueber  den  Stand  dieser  Geschichtsschreibung 
in  einem  literarisch  bedeutenden  Zeitalter,  10.  bis  13.  Jahrh.,  giebt 
eine  Arbeit  Pfizmaier  s21)  Auskunft,  dem  wir  auch  zwei  neue 
Arbeiten  über  Episoden  aus  der  Geschichte  selbst  verdanken28-29). 

19)  Robert    K.    Douglas.     A    Chinese    encyclopaedia:   Ac.  Febr.   9,   1878. 

20)  Will.  Fred.  Mayers.  Bibliography  of  the  Chinese  imperial  collections 
of  literature:  ChR.  VI,  213—223.   285—299. 

21)  Jean  Senamaud.  Histoire  de  Confucius.  Bordeaux  (Feret  et  fils) 
1878.     212   pp.     8.     fr.  5. 

22)  R.  v.  Plänclcner.  Confucius,  Tchöng-yong,  der  unwandelbare  Seelen- 
grund. Aus  dem  Chinesischen  übersetzt  und  erklärt.  Leipzig  (Brockhaus). 
IX,  255  pp.     8.     M.  6.   —  Vgl.  LC.   1878,   1605. 

23)  V.  W.  X.  The  ballads  of  the  Shi-king:  ChR.  VII,  51—52.  115—117. 
176—177. 

24)  Georg  von  der  Gahelentz.  Proben  aus  Victor  von  Strauss'  Schi- 
king-Uebersetzung  mit  Text  und  Analyse:  ZDMG.  XXXII,  153—166.  Mit 
1    Tafel. 

25)  J.  Maclntyre.  Jottings  from  the  Book  of  Rites:  ChR.  VII,  11— 24. 
125—128.   143— MI». 

26)  A.  B.  Hutchinson.  The  critical  disquisitions  of  Wang  Ch'ung:  ChR. 
VII,   39—46.   85—91.  167—175. 

27)  Aug  Pfizmaier.  Der  Stand  der  chinesischen  Geschichtsschreibung 
in  dem  Zeitalter  der  Sung.  Wien  (Gerold)  1878.  98  pp.  4.  M.  4.80.  (Aus 
Denkschr.   d.  A.   d.  W.) 

28)  Aug.  Pfizmaier.  Zur  Geschichte  der  Gründung  des  I Luises  Thang. 
Wien   (Gerold)   1878.     82   pp.     8.     M.  1.40.     (Aus  Sitzungsber.   d.  A.  d.  W.) 

29)  Aug.  Pfizmaier.  Zur  Geschichte  der  Aufstände  gegen  das  Haus  Sui. 
Wien   (Gerold)   1878.     80  pp.     8.     M.  1.20.    (Desgl.) 


J04  von  der   Gabelentz,    China,  Japan 

Die  Herren  Kmgs7nillS())  und  Imbault  Huart31~32)  haben  chinesische 
Quellen  zu  Forschungen  über  einzelne  Partien  der  asiatischen  Ge- 
schichte verwerthet.  Eine  Geschichtsschreibung  in  unserm  modernen 
Sinne  muss  man  freilich  im  Mittelreiche  nicht  suchen,  wenigstens 
keine,  welche  dort  als  solche  anerkannt  würde.  Historisch-politische 
Weisheit  enthalten  wohl  manche  der  eingestreuten  amtlichen  Schriften, 
—  Lehren,  die  aus  der  Erfahrung  vergangener  Geschlechter  geschöpft 
sind;  aber  von  dem  Historiker  erwartet  der  Chinese  nur  That- 
sachen,  —  was  darüber  hinausgeht,  überlässt  er  dem  historischen 
Romane .  welchen  er  der  niederen  Literatur  zuzählt.  In  dieses 
Gebiet  gehört  die  romantische  Lebensgeschichte  K'ung-ming's,  deren 
Uebersetzung  Herr  Stent33)  fortgesetzt  hat. 

Viel  ist  auch  diesmal  wieder  zur  Kunde  des  Volkes ,  seiner 
Sitten,  seiner  Rechts-  und  Staats einrichtungen,  seiner  Gewerbe  und 
Künste  geschrieben  worden.  Ich  begnüge  mich,  Einiges  hiervon 
in  der  Anmerkung  aufzuzählen34-43),  will  aber  nicht  für  die 
Richtigkeit  meiner  Auswahl  einstehen;  wo  des  Guten  soviel  ist, 
hält  es  schwer,  zu  entscheiden,  was  das  Beste  sei. 

Herrn  JBeal's  neuer  Verdienste  um  die  Kenntniss  der  chinesischen 


30)  1.  W.  Kingsmill.  Short  notes  on  the  identification  of  the  Yue-t1 
and  Kiang  tribes  of  ancient  Chinese  history :  JNChBRAS.  N.   S.     X,   71  —  73. 

31)  C.  Imbault-Huart.  Histoire  de  la  conquete  de  la  Birmanie  par  les 
Chinois,  sous  le  r*egne  de  Tc'ienn  Long  (Khien-long),  trad.  du  Chinois :  JA.  VII, 
XI,   135—178. 

32)  C.  Imbault-Huart.  Histoire  de  la  conquete  de  Nepal  par  les  Chinois, 
sous  le  regne   de  Tc'ienn  Long  (1792),  trad.  du  Chinois  :  JA.  VII,  XII,  348— 377. 

33)  G.  C.  Stent.  Brief  sketches  from  the  life  of  K'ung-ming:  ChR.  VII, 
33—38.   79—84. 

34)  Ch.  H.  Eden.  China,  historical  and  descriptive.  With  an  appendix 
on   Corea  .   .  .  illustrations  and  maps.     London  (Ward)  1877.     330  pp.     8.     5  s. 

35)  Herbert  A.  Giles.  Chinesische  Skizzen.  Ins  Deutsche  übertr.  von 
W.  Schlösser.     Berlin  <  Wohlgemuth)   1878.     VI,   266  pp.     8.     M.  4. 

36)  Ernst  Faber.  Bilder  aus  China.  I.  II.  Barmen  (Missionsh.)  1877. 
48  u.  48  pp.     8.     M.  0.60. 

37)  John  Henry  Gray. China:  a  history  of  the  laws,  manners,  andcustoms 
of  the  people.  Edited  by  William,  Gow  Gregor.  With  140  illustrations. 
2  Vols.  London  (Macmillan)  1878.  772  pp.  8.  32s.  —  Vgl.  Ac.  XIII,  453. 
Ath.  1878,  I,  373. 

38)  Jos.  Edhins.  Religion  in  China .  containing  a  brief  account  of  the 
three  religions  of  the.  Chinese,  with  observations  on  the  prospects  of  Christian 
conversion  amongst  that  people.  2'1  ed.  London  (Trübner)  1878.  276  pp.  8. 
7s.  6  d.  —  Vgl.  ChR.   VI.  337. 

39)  P.  Dahry  de  Thiersant  Le  Mahometisme  en  Chine  et  dans  lc  Tur- 
kestan  oriental.  Ouvrage  orne  de  dessins  orig.  par  Regamey,  et  dune  carte  du 
Turkestan  oriental.    2  voll.    Paris  (Loroux)   1878.  VIII,  335.  514  pp.    8.    fr.   15. 

10)  C.  Lamarre  et  F.  de  Fontpertuis.  La  Chine  et  le  Japon  et  l'ex- 
position  de  1878.  Paris  i  Delagrave)  1878.  VIII,  312  pp.  8.  avec  carte  et  plan. fr.  2. 

41 1  Report  on  the  system  of  public  Instruction  in  China.  Circular  of 
Information  of  the   Bureau  of  Education.     Washington    1 S7 7 

42;  ('.  Daumas.  Notice  sur  la  medecine  et  les  medecins  en  Chine.  2e  ed. 
Vichy  (Bougarel)   1877.     53  pp.     8. 

43)  F.  Scherzer.  La  puissance  patornolle  en  Chine  (23°  de  la  Bihlioth. 
Orient,   elzev.).      Paris   (Loroux)    1878.      VII,  80  pp.      8.      fr.  2.50. 


und  die  isolirten    Völker  Nordostasien's.  105 

Buddhistenliteratur44- 45)  gedenke  ich  nur  deshalb  an  letzter  Stelle, 
weil  sie  vom  Indianisten  besser  gewürdigt  werden  dürften,  als  vom 
Sinologen. 

In  Japan  spielt  sich  jetzt  eben  ein  wissenschaftlicher  Streit 
ab.  welcher  die  Aufmerksamkeit  auch  unsrer  gelehrten  Welt  in 
hohem  Grade  verdienen  möchte.  Das  merkwürdige  Inselvolk  gehört 
zu  den  wenigen,  welche  —  zunächst  vielleicht  auf  indische  An- 
regung hin ,  jedenfalls  aber  in  ganz  eigenthümlicher  Weise  eine 
grammatische  Wissenschaft  ausgebildet  haben.  An  seltsamen  Aus- 
wüchsen hat  es  nicht  gefehlt;  die  lautarme,  rasch  verwitternde 
Sprache  selbst  lädt  den  Kühnen  zu  allerhand  etymologischen 
Spielereien  ein.  Allein  in  den  wichtigsten  Punkten,  in  der  Con- 
jugations-  und  Partikellehre  und  in  der  Syntax  ist  doch,  wie  heute 
schon  erkennbar,  sehr  Tüchtiges  geleistet  worden.  Eine  Sammlung 
einschlägiger  Werke,  welche  ich  zum  grössten  Theile  der  Güte 
meines  Freundes,  des  Herrn  Professor  0.  Korscheit  m  Tokio  ver- 
danke, umfasst  bereits  gegen  fünfzig  (japanische)  Bände,  und  ich 
weiss ,  dass  sie  noch  lange  nicht  vollständig  ist.  Neuerdings  nun 
hat  sich  der  europäische  Einfluss  auch  auf  diesem  Gebiete  Geltung 
zu  verschaffen  gesucht:  zwei  einheimische  Gelehrte  haben  Gram- 
matiken nach  europäischem  Zuschnitte  angefertigt,  ein  dritter,  der 
berühmte  Hori ,  und  vermuthlich  noch  so  mancher  Andere  treten 
dieser  Neuerung  entgegen.  Die  Regierung  scheint  auf  Seiten  der 
Neuerer  zu  stehen ;  dafür  spricht  ein  kleines  auf  ihre  Veranlassung 
gedrucktes  Lehrbuch.  Die  Gegner  aber  sind  nicht  gewillt,  ihre. 
Sache  aufzugeben ;  der  Streit  geht  vor  sich ,  suaviter  in  modo, 
soviel  ich  sehe,  aber  fortiter  in  re.  Die  Wissenschaft  kann  dabei 
nur  gewinnen .  und  man  möchte  einen  Kielhorn  als  Zeugen  des 
Kampfes  hinzuwünschen. 

Von  europäischen  Arbeiten  zur  Kunde  der  japanischen  Sprache 
ist  diesmal  wenig  zu  berichten.  Der  Druck  des  gewaltigen  JJoJf- 
mann'schen  Wörterbuches  schreitet  sehr  langsam  vorwärts.  Der 
immer  thätige  Pfizmaier  hat  seine  Dialektforschungen  fortgesetzt46), 
und  dies  kann  ihm  nicht  genug  gedankt  werden.  Ich  weiss,  welche 
Schwierigkeiten  es  meinem  freundlichen  Agenten  gemacht  hat,  mir 
auch  nur  einige  Hefte  dialektischer  Wörter-  und  Textsammlungen 
zu  verschaffen :  die  Japaner  scheinen  diesen  Zweig  der  Sprach- 
forschung noch  am  wenigsten  zu  würdigen  und  zu  pflegen. 

Die   japanische  Poesie   im   engeren  Sinne  besteht  aus  Liedern. 


44)  Sa/m.  Beul.  Texts  from  the  buddhist  canon,  commonly  known  as 
Dhammapada.  witb  accompanying  narratives.  Transl.  from  the  Chinese.  London 
(Trübner)   1878.     VIII,   176   pp.     8.     7  s.   6  d.   —  Vgl.   ChE.  VII,   68. 

45)  S.  Bcal.  On  a  Chinese  version  of  the  Si'mkhva  Kärikä,  etc.,  found 
among  the  buddhist  books  eomprising  the  Tripitaka,  and  two  other  works:  JRAS. 
N.  S.  X,  355—360. 

46)  Auf).  Pfizmaier.  Nachträge  zu  japanischer  Dialektforschung.  Wien 
1878.      82   pp.      8.     M.  1.20.     fSitzgsber.  Akad.  Wiss.) 


106  von  der  Gabelentz,   China,   Japan 

uta,  fast  immer  lyrischen  Inhaltes.  Ihre  Formen  sind  scharf 
bestimmt:  reimlose  Zeilen  von  fünf  und  sieben  Sylben  in  fest- 
stehender Reihenfolge  und  Zahl.  Das  Wortspiel,  bei  uns  eine  der 
untergeordnetsten  Arten  des  Witzes ,  gilt  dort  für  eine  ernstliche 
Schönheit;  die  Sprache  bietet  sich  ihm  von  selbst  dar:  ich  weiss 
nicht  wieviele  Procente  ihres  Wortschatzes  lautliche  Doubletten 
—  Homophone  — ■  sind ,  —  aber  ich  begreife ,  dass ,  Dank  ihnen, 
der  Doppelsinn  das  ästhetische  Gefühl  nicht  mehr  so  schelmisch 
neckt.  Eine  Besonderheit  der  japanischen  Dichtkunst  beruht 
wesentlich  auf  ihm,  ich  meine  die  so  genannten  Polsterwörter, 
makura  kotoba,  über  deren  Gebrauch  Chamberlain  geschrieben 
hat47).  Professor  de  Rosny  hat  eine  Uebersetzung  aus  einer 
beliebten  Gedichtsammlung  geliefert48). 

Eine  zusammenfassende  aber,  soweit  ich  es  beurtheilen  kann, 
nicht  in  allen  Punkten  gerechte  Schilderung  der  japanischen  Literatur 
erschien  in  der  Revue  des  deux  mondes49).  Die  Schwierigkeiten 
einer  solchen  Arbeit  liegen  auf  der  Hand.  Der  Bücherschatz  der 
Japaner  ist  zu  gross  und  uns  noch  zu  wenig  bekannt ,  und  eine 
einheimische  Literaturgeschichte ,  wie  sie  die  Chinesen  in  kaum 
erreichbarer  Vollkommenheit  entwickelt  haben ,  scheint  in  dem 
Reiche  des  Sonnenaufganges  noch  zu  fehlen.  Einen  einzelnen,  leicht 
übersehbaren  Zweig  der  Literatur  hat  Herr  Chamberlain  behandelt50). 

Eine  Uebersicht  des  japanischen  Strafrechtes  giebt  Herr  Loncj- 
ford61),  Nachrichten  über  ihre  Wappenkunde  Herr  M'Clatchie52).  Es 
betrifft  dies  einen  der  vielen  Punkte,  in  welchen  das  japanische  Mittel- 
alter so  merkwürdig  bis  ins  Einzelne  mit  dem  unsrigen  übereinstimmt. 

In  jenes  Mittelalter  führt  uns  nun  auch  eine  neue  Ueber- 
setzungsarbeit  Pf'izmaier's 53).  Von  den  neueren  Büchern  zur 
Landes-  und  Volkskunde  Japans,  deren  Titel  mir  bekannt  geworden, 
führe  ich  einige  in  der  Anmerkung  auf54"56). 


47)  B.  H.  Chamberlain.  On  the  use  of  pillow  words  and  plays  upon 
words  in  Japanese  poetry:  Transact.  As.   Soc.  Jap.  V,  I. 

48)  Leon  de  Rosny.  Les  distiques  populaires  de  Nippon.  Extrait  du 
Gü-retu  Hiyaku-nin  is-syu ,  trad.  pour  la  premiere  fois  du  japonais.  (Mem.  Soc. 
et.  jap.  I,  I.)     Paris  (Maisonneuve)    1878.      16    pp.      8. 

49)  George  Bousquet.  Le  Japon  litterairo :  Rev.  d.  d.  m.  15.  Oct.  1878, 
747—780. 

50)  B.  II.  Chamberlain.  Edueational  literature  for  Japanese  women : 
JRAS.  N.  S.  X,  325—343. 

51)  J.  II.  Long  for  d.  A  summary  of  tho  japaneso  pönal  codus :  Transact. 
As.  Soc.  Jap.  V,  II. 

52)  T.    />'.    MacClatchie.     Japanoso  hcraldry:  Transact.   As.  Soc.  Jap.  V,  I. 

53)  Aug.  Pfizmaier.  Dor  Palast  Josi-teru's.  Wien  1878.  82  pp  8. 
M.   1.20.    (Sitztfsbor.  Akad.  Wiss.) 

54)  K.  W.  Clark.  Life  and  adventuro  in  Japan.  Illustratöfl  from  original 
photographs.    New  York  i  Am.  TractSöc.)  1878.    250  pp.    8.   [London,  Nisbet:  5  s.] 

55)  Rutherford  Alcoch.  Art  and  art  industries  in  Japan.  With  aumerous 
illustrations.     London  (Virtue)   1878.     210  pp.     8.      lös. 

56)  M.  Dubard.  Le  Japon  pittoresquo.  Avec  grav.  Paris  (Plön)  1878. 
III,   388  pp.     8.    fr.    4. 


und  die  isolirten    Völker  Nordostasien's.  107 

Ueber  die  sprachlich  und  anthropologisch  so  interessanten 
Ainos  besitzen  wir  zwei  neue  Aufsätze  von  de  Rosny  und 
Maget 57"58). 

Eine  sehr  willkommene  Gabe  ist  ein  kleines  Lehrbuch  des 
Koreanischen  von  Boss59),  meines  Wissens  das  erste,  welches  einen 
nennenswerthen  Vorrath  von  Proben  der  lebendigen  Sprache  enthält. 


57)  Leon  de  Rosny.  Sur  le.s  Arno.  (Comptes  rendus  congr.  intern,  geogr.) 
Paris  (Martinet)  1878.     7   pp.     8. 

58)  G.  Maget.  Los  Ainos  ou  Yebis  du  Japon:  La  Nature,  Aout  10, 
1878. 

59)  Jöhn  ftoss.  A  Corean  primer,  boing  iessons  in  Corean  on  all  ordinary 
subjects,  transliterated  on  the  prineiples  of  the  Mandarin  primer  by  the  same 
autbor.  Shanghai  (Am.  Presb.  Miss.  Press)  1877.  89  pp.  8.  [London, 
Trübner:   10  s.] 


108 


Tibet  und  Hinterindien. 

Von 

E.  Kuhn. 

Die  Erforschung  der  in  der  Ueberschrift  genannten  Gebiete 
hat  während  des  Berichtjahres  einen  sehr  erfreulichen  Aufschwung 
genommen.  Eine  neu  begründete  französische  Zeitschrift ')  widmet 
unbeschadet  ihres  umfassenderen  Programms  namentlich  der  hinter- 
indischen Halbinsel  ihre  besondere  Aufmerksamkeit.  Ueber  die 
Sprachen  des  Gesammtgebietes  hat  Oust  sowohl  in  einem  kürzeren 
Aufsatze  2)  als  in  den  bei  Vorderindien  des  näheren  zu  besprechen- 
den „Modern  Languages  of  the  East  Indies"  dankenswerthes  Material 
gesammelt  und  in  zwei  mit  Brandreth  gemeinsam  bearbeiteten  Karten 
zur  Darstellung  gebracht.  In  des  letzteren  3)  Abhandlung  über  die 
nicht  -  arischen  Sprachen  haben  die  Himälaya  -  Dialekte  besondere 
Berücksichtigung  gefunden,  deren  Verwandtschaftverhältnisse  zu  den 
nächststehenden  hinterindischen  Idiomen  Forbes*)  speci eller  zu  be- 
stimmen sucht;  die  nüchterne  Besonnenheit,  welche  diese  Arbeit 
auszeichnet,  vermissen  wir  gar  sehr  in  einem  Aufsatz  Hyde  Clarke's  5) 
aus  dem  Jahre  1877,  der  mit  seinen  überraschenden,  zum  Theil 
selbst  dem  Akkadischen  sowie  afrikanischen  Sprachen  entnommenen 
Aufschlüssen  wohl  nur  wenige  überzeugen  wird. 


1)  Annales  de  l'Extreme  Orient.  Kevuo  illustree  asiatiqne  et  oecanieiine 
mensuelle,  sous  ladirection  de  M.  In  comte  Meyners  dEstrey.  Paris.  1"'  Aimöe.  — 
1878.  No.  L— 6.  pp.  1—200.  8.  Prix  <iu  numero  en  France  fr.  1.50.  Mit 
Illustrationen  und  Karten. 

2)  Roh.  Oust.  Language-Maps  of  the  Käst  Indies.  1  British  India  and 
its  Border  States.  II.  Purther  [ndia,  and  the  Lndian  Archipelago:  Geogr.  Mag. 
V,  1—4.  25 — 28.  Mit  zwei  Karten.  — Vgl.  schon  Jahresbericht  1877,  1.  67,  No.51. 

3)  E,  L.  Brandreth.  On  the  Non-Aryan  Languages  of  [ndia:  .IK'AS. 
\    S      x  .   1      32      Mit  einer  Kart, 

4)  C.  ./.  /•'.  S.  Farbe*.  On  Tibeto-Burman  Languages:  .1KAS.  N.  S. 
X  ,   210      227. 

5)  Hyde  ClarJce.  Himalayan  Origin  and  Connection  of  the  Magyar  and 
Ugrian:  JAI.      VII,  44—65. 


Kuhn,   Tibet  und  Hinterindien.  109 

Auf  dem  Gebiete  des  Tibetischen  giebt  Schiefner G)  die  Fort- 
setzung seiner  indischen  Erzählungen  aus  dem  Kanjur  und  Beer1) 
eine  Uebersetzung  des  Sütra  der  zweiundvierzig  Sätze,  von  Schlag- 
intweit- SaJcünlünsM8)  beschrieb  einen  der  Stempel,  mit  denen  die 
tibetischen  Oberpriester  die  durch  ihre  Hände  gehenden  Documente 
zu  signiren  pflegen.  In  seinen  Skizzen  über  Land  und  Leute, 
Kirche  und  Geistlichkeit  in  Ladak  giebt  Pashe y)  auch  einige  Mit- 
theilungen über  die  dortige  Herrnhutermission;  neben  ihm  mögen  noch 
die  Artikel  des  Globus  über  Sir  Forsyth's  10)  Gesandtschaftsreise  ge- 
nannt sein,  weil  die  beiden  ersten  derselben  über  den  Buddhismus  in 
Ladak  gleichfalls  einige  Notizen  beibringen.  Kentzler's11)  Aufsatz 
ist  eine  unselbständige  und  nicht  einmal  ganz  verlässige  Com- 
pilation.  —  Anhangsweise  mag  noch  erwähnt  sein,  dass  Feer11) 
seine  Recension  von  Wright's  Geschichte  Nepäl's  im  Separatabdruck 
erscheinen  Hess  und  lrnbault-  Huart12)  einen  chinesischen  Bericht 
über  den  zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  von  China  gegen  Nepal 
geführten  Krieg  übersetzt  hat. 

Für  die  Dialekte  von  Assam  ist  ausser  einigen  christlichen 
Schriften  in  Garo 14)  und  Bodo  oder  Kachäri 15)  ein  werthvolles 
Vocabular  des  Mikir  von  Neighbor1(i)  zu  erwähnen,  welches  nebst 
Mainwaring's  Lepcha  -  Grammatik  von  Feer  in  einer  beachtens- 
werthen   Recension   besprochen   wurde.     In  Schlagint  weit' &    ethno- 


6)  A.  Schiefner.  Indische  Erzählungen  XLV — XL VII:  Bull,  de  l'Ac.  Imp. 
d.   Sc.  de    St.-Petersb.     XXIV,  449—508  =  Mel.  As.  VIII,  449— 5.J4. 

I)  Le  Dhammapada  avec  introduction  et  notes  par  Fernand  Hu,  suivi 
du  Sutra  en  42  articles,  traduit  du  tibetain  avec  introduction  et  notes  par  Leon 
Feer.  Paris  1878.  LXV,  100.  LIX,  82  pp.  8.  fr.  5.  (Bibliotheque  Orien- 
tale elzevirienne  XXI.) 

8)  Herrn,  v.  Schlagintweit-Sakünlünski.  Ethnographische  und  archäolo- 
gische Daten  über  tibetische  Priestersterapel :  Globus  XXXIV,  44 — 45. 

9)  Edward,  Pasice.  Buddhism  in  the  British  Provinces  of  Little  Tibet: 
JAI.     VIII,   195—210. 

10)  Von  Sir  Forsyth's  Gcsandtsehaftsreise  nach  Kaschgar:  Globus  XXXIV, 
49—56.  65—71.  81—86.  97—102.  113—118.  129—135.  145—152  mit  Holz- 
schnitten. —  Vgl.  Jahresbericht   1877,  I,    79,  No.   39. 

II)  W.  Kentzler.  Thibet  und  seine  Bewohner:  Im  neuen  Reich  1878, 
II,  632—645. 

12)  JA.  VII  Ser.,  XII,  178—208.  Auch  separat  unter  dem  Titel  Leon 
Feer.  Notice  sur  l'histoire  du  Nepal  de  Daniel  Wriyld.  Paris  1878.  32  pp. 
8.  fr.  1.25.  —  Vgl.  Ann.  de  l'Extr.  Or.  II,  266—270  und  Jahresbericht  1877, 
I,   122,  No.  313. 

13)  Histoire  de  la  eonquete  du  Nepal  par  les  Chinois,  sous  le  regne  de 
Tc'ienn  Long  (1792),  traduite  du  chinois  par  M.  Camille  Imbaidt -Huart : 
JA.  VII  Ser.,  XII,  348—377. 

14)  M.  C.  Mason.  Navinmani.  Calcutta  (Baptist  Mission  Press)  1878. 
16   pp.     8.  —  Ders.     Thekächu  Minna.     Desgl. 

15)  First  Catechism,  in  Kacliari.  [Folgt  Titel  in  bengalischer  Schrift.]  By 
Apinta.     Sibsagor  Mission  Press   1878.      13   pp.     8. 

16)  R.  E.  Neighbor.  A  Vocabulary  in  English  and  Mikir.  With  Sen- 
teuces  illustratiug  the  Use  of  Words.  Calcutta  (Baptist  Mission  Press)  1878. 
84  pp.     8.  —  Vgl.  L.  Feer     JA.    VII  Ser.,  XIII,  549—556. 


HO  Kuhn,   Tibet  und  Hinterindien. 

graphischer  Schilderung17)  der  Völker  an  der  britisch -barmanischen 
Grenze  ist  auch  auf  volksthümliche  Ueberlieferungen  derselben 
Rücksicht  genommen. 

Von  nicht  geringem  Interesse  ist  das  Buch  von  Forbes 18)  über 
Britisch  Barma,  der  Verfasser  bringt  u.  a.  eine  eingehende  ethno- 
logische Schilderung  der  eingeborenen  Bevölkerung  mit  Einschluss 
der  wilden  Stämme  des  Innern,  eine  objective  Beschreibung  des 
barmanischen  Buddhismus  und  seiner  Mönche ,  sowie  eine  wohl 
orientirte,  leider  nur  zu  kurze  Skizze  über  Sprache  und  Literatur. 
Barbe19)  kritisirt  ziemlich  scharf  mehrere  in  letzter  Zeit  über 
Barma  erschienene  Bücher,  darunter  die  im  vorigen  Jahresbericht 
erwähnten  von  Gordon  und  Mac  Mahon.  Das  zweibändige  Werk 
Fytche's20),  des  früheren  britischen  Agenten  am  Hofe  zu  Man dalay, 
ist  uns  leider  nicht  zu  Gesicht  gekommen.  Auch  zur  Geschichte 
Barma's  hat  1  inbaidt-Ifuart'11)  aus  chinesischer  Quelle  einen  dankens- 
werthen  Beitrag  geliefert  und  Rdjendraläla  Mitra12)  handelte  kurz 
von  fünf  in  der  Nachbarschaft  der  Stadt  Sittang  gefundenen  Münzen, 
die  er  buddhistischen  Königen  von  Arakan  zuschreibt.  -  Die 
Reihe  der  Arbeiten  über  Sprache  und  Literatur  mag  die  Elementar- 
grammatik von  Lonsd,ale 23)  eröffnen.  Barbe 24)  lieferte  wohldurch- 
dachte Bemerkungen  über  Transscription  des  Barmanischen,  welche 
die  Schwierigkeit,  der  Schrift  wie  der  Aussprache  gleichzeitig  ge- 
recht zu  werden,  gebührend  hervorheben;  auf  eine  andere  Arbeit 
über  denselben  Gegenstand  werden  wir  sogleich  zu  sprechen 
kommen.  Von  Bigandet's  25)  Leben  Gaudama's  ist  eine  französische 
Uebersetzung    erschienen.      Te?nple2ii)    übersetzte    die    barmanische 


17)  Emil  Schlagintweit.  Die  Garo- ,  Khassia-  und  Naga-Völker  au  der 
indisch-birmanischen  Grenze:  Globus  XXXIV,  262—265.  279—282.  295—297. 

18)  C.  J.  F.  S.  Forbes.  British  Burma  aud  its  People:  being  Sketches 
of  Native  Manners,  Customs,  and  Religion.  London  1878.  XI,  364  pp.  8. 
10  s.   6  d.  —  Vgl.    W.  F.  S.     IAnt.  IX,   87;  Ac.  XV,  280. 

19)  H.  L.  St.  Barbe.  Some  Books  about  Bunnah:  Calc.  Rev.  LXVI, 
367—389.  —  Vgl.  Jahresbericht   1877,   1,  64,  No.   14  u.   18. 

20)  Albert  Fytehe.  Burma,  Past  and  Present,  with  Personal  Reminiscences 
of  tlic  (Joinitry.  With  Portraits,  many  coloured  Plates  and  Map.  London  1878. 
■J.    Vols.     700  pp.     8.     32  s. 

21)  Histoire  de  la  conquete  de  la  Birmanie  par  les  Chinois,  sous  le  regne 
de  Tc'icnn  Long  (Khien  Long),  traduite  du  chinois  par  M.  Camille  Imbault- 
Ihuirt:  JA.     VII  Ser.,  XI,    135—178.     (Auch  separat   fr.   2.) 

22)  Rdjendraläla  Mitra.  Silver  Coins  from  Burmah:  PASB.  1878, 
102—103. 

23)  A.  W.  Lousdale.  The  First  Stop  in  Burmese ,  being  an  Easy  ln- 
troduction  to  the  Language.  For  the  Uso  of  Schools  and  for  Private  Instruction. 
Rangoon   (C.  Bennett)    1878.      66   pp.      8.     Re.   1.      [London,  Trübner:   3  s.J 

24)  II.  L.  St.  Barbe.    Burmese  Transliteration:  JRAS.  N.  S.   X,  228—233. 

25)  P.  Bigandet.  Vio  ou  legende  de  Gaudama  le  Boudha  des  Birmans 
et  noticc  sur  les  Phongyies  ou  moines  birmans.  Traduit  en  francais  par  Victor 
Gauram.  Paris  1878.  VIII,  540  pp.  8.  fr.  10.  —Vgl.  LC.  1880,  723;  Ac. 
XVI.   84;  IAnt.  IX,   234. 

26)  /»'.  ('.  T&mple.  The  Lokaniti  translated  from  the  Burmese  Paraphrase: 
JAS15    Vol.  XLVII,   1  .  239     257. 


Kuhn,   Tibet  und  Hinterindien.  111 

Paraphrase  eines  Päli -Textes  ethischen  Inhalts,  der  Ueb erlief erung 
nach  ursprünglich  in  Sanskrit  abgefasst,  welcher  dem  bekannten 
Cänakya  (Sännekgyaw)  zugeschrieben  wird.  Barbe21)  giebt  in- 
teressante Notizen  über  das  barmanische  Theater  und  skizzirt  drei 
beliebte  dramatische  Stoffe  nach  Anleitung  des  einheimischen  Ge- 
schichtswerkes Mahäräzawen.  Räjendraldla  Mitral)  endlich  publi- 
cirt  in  seinem  grossen  Werke  über  Buddha  Gayä  Text  und  Ueber- 
setzung  zweier  daselbst  gefundenen  barmanischen  Inschriften.  - 
Forbes 2U)  verwirft  eine  ursprüngliche  Verwandtschaft  der  Mön  mi1 
den  kolarischen  Stämmen  Vorderindien's,  gesteht  aber  die  Möglichkeit 
eines  Verkehrs  in  präkistoi'ischer  Zeit  zu,  der  einige  sprachliche 
Uebereinstimmungen  erklären  könnte.  Temple's30)  Auseinander- 
setzungen über  die  Transscription  des  barmanischen  Alphabets  und 
das  Lautsystem  des  Talaing,  die  freilich  schon  dem  Jahr  187(3 
angehören,  bedauern  wir  um  so  mehr  nicht  gesehen  zu  haben,  als 
die  Angaben  Haswell's  in  seiner  Grammatik  an  Klarheit  manches 
zu  wünschen  übrig  lassen. 

Was  Siam  anbetrifft,  so  kömmt  -  ■  neben  einer  neuen  Auf- 
lage des  geographischen  Handbuches  von  GrShan31)  -- für  unsere 
Zwecke  namentlich  der  durch  genaue  Umschreibung  der  siamesischen 
Wörter  und  Namen  ausgezeichnete  Bericht  in  Betracht,  welchen  de 
Croizierzt)  über  Bastians  Reise  von  Bangkok  nach  Kamboja  zu- 
sammengestellt hat.  Brichaut  33J  giebt  die  Beschreibung  einer 
neueren  siamesischen  Münze,  die  übrigens  in  Europa  geprägt  ist, 
und  Notizen  über  die  jetzt  seltener  gewordenen  Porcellanmünzen, 
die  früher  seitens  der  chinesischen  Colonie  zu  Bangkok  in  Cir- 
culation  gesetzt  wurden,  ///////•/ :14)  handelt  über  die  chinesische, 
siamesische  und  malaiische  Aufschrift  einer  Münze  der  Stadt  Singora. 


27)  H.  L.  St.  Barbe.  Three  Burmese  Heroines:  Cornhill  Magazine 
XXXVIII,  723—732. 

28)  P.  206—228  des  Werkes:  Räjendraldla  Mitra.  Buddha  Gayä,  the 
Hermitage  of  Säkya  Muni.  Published  linder  Orders  of  the  Government  of  Bengal. 
Caleutta  (Bengal  Secretariat  Press)  1878.  XV,  257  pp.  4.  mit  LI  Tafeln  und 
5  Holzschnitten  im  Text.  [London,  Trübner:  CUs.]  —  Vgl.  Hob.  C'ust  Ae.  XVII 
208;  Ath.   1879,  II,  427. 

29)  C.  J.  F.  S.  Forbes.  On  the  Connexion  of  the  Möns  of  Pegu  with 
the  Koles  of  Central  India:     JEAS.     N.  S.  X,  234—243. 

30)  R.  C.  Temple.  Notes  on  the  Transliteration  of  the  Burmese  Alphabet 
into  Roman  Characters,  also  Note  of  the  Vocal  and  Consonantal  Sounds  of  the 
Peguan  or  Talaing  Language.     Rangoon   1876. 

31)  Ämedee  Grehan.  Le  royaume  de  Siam.  Publicatiou  ornee  de  por- 
traits,  autographes  et  d'une  carte  geographique,  d'apres  des  documents  nouveaux. 
4'    i'dition.     Paris   1878.      108  pp.     8.  —  Vgl.  Ann.   de  l'Extr.  Or.   H,   149. 

32)  Marquis  de  Croizier.  Le  Siam  et  le  voyage  du  Dr.  Bastian:  Actes 
de  l'Institution  ethuographique.  Compte-rendu  de  l'Athenee  oriental.  T.  VIII, 
311 — 318.  —  Indo- Chine.  Etudes  d'apres  les  voyages  du  Dr.  Bastian:  Ann. 
de  l'Extr.  Or.  I,   152—158.   169—178. 

33)  A.  Brichaut.  Numismatique  siamoise:  Revue  beige  de  nuruismatique 
1878,  417—420  mit  Holzschnitten. 

34)  K.  Hiiidy.  Eine  Münze  von  der  malaiischen  Halbinsel.  Mit  einer 
Tafel:  ZDMO.   XXXII,  399—400. 


112  Kuhn,    Tibet  and  Hinterindien. 

Von  der  geographischen  Literatur  über  das  östliche  Hinter- 
indien  erwähnen  wir  ausser  einer  zusammenfassenden  Uebersicht 
von  Wisdius'iS)  nur  die  vorläufigen  Nachrichten  über  Harmand's*6) 
letzte  Reisen,  die  der  Geographie,  Ethnologie  und  Alterthumskunde 
in  gleicher  Weise  zu  Statten  kommen,  ferner  die  Erzählung  eines 
chinesischen  Reisenden  aus  den  dreissiger  Jahren  dieses  Jahr- 
hunderts3'), die  Leyer  nach  der  russischen  Uebersetzung  des 
Hieromonachos  Eulampios  vom  Jahre  1S72  in  das  Französische 
übertragen  hat ,  und  Brossard  de  Gorbigny's 3S)  anschauliche 
Schilderungen  von  der  Reise  der  französischen  Gesandtschaft  nach 
Bue  im  Jahre  1875,  die  uns  allerdings  nur  durch  die  Bearbeitung 
im  Globus  bekannt  geworden  sind.  M&rice39)  giebt  nach  Mit- 
theilungen eines  Missionärs  eine  eingehende  anthropologisch-ethno- 
graphische Beschreibung  der  Bahnar  und  im  Verlaufe  derselben 
kurze,  aber  dankenswerthe  Notizen  über  ihre  jedenfalls  mit  dem 
K Inner  verwandte  Sprache,  von  der  schon  Bastian  im  vierten  Bande 
seines  Reisewerkes  ein  kleines  Vocabular  veröffentlicht  hatte. 
Gleichfalls  anthropologisch  -  ethnographischen  Inhalts  ist ,  was 
Hamyi0)  nach  Harmand  über  die  Penong  Piäk  an  der  Grenze 
von  Laos  und  Kamboja  mittheilt;  wir  entnehmen  daraus  auch, 
dass  von  den  Stämmen  jener  Gegend  die  Charai's  und  die  Rodes 
nach  Harmand's  Erkundigungen  Sprachen  reden  sollen,  die  sich 
wie  die  der  Cham  entschieden  dem  malaiischen  Stamme  anreihen; 


35)  J.  A.  B.  WiseMus.  De  Franschen  iu  Indo  -  China.  Geograrisch,  ad- 
ministratief  en  ecouomisch  overzicht  van  Fransch  Cochiu  China,  Annam  en 
Kanibodja.  Zalt -  Bommel  1878.  VIII,  291  pp.  8.  mit  Tafel  u.  Karte.  Ü.  3.  — 
Vgl.  Ann.  de  l'Extr.  Or.  I,  200. 

36)  A.  de  Quatrefages.  Kapport  sur  le  voyage  d'exploration  fait  par  le 
Dr.  Harmand,  du  mois  de  Decembre  1875  au  mois  de  Fevrier  187G.  dans  les 
provinces  de  Mulu-Prey,  Toule-Repau  et  Compong-  Soa'i,  sur  la  rive  droite  du 
.Me-kong:  Archives  des  Missions  scientinques  et  litteraires  III  Ser.  V,  9 — 17.  — 
Harmand.  Kapport  sur  une  mission  en  Indo-Chine,  de  Bassac  ä  Hue  (16  Avril 
— 14  Aoüt  1877J:  ebd.  247 — 281.  — •  Vgl.  auch  den  dem  Berichterstatter  nicht 
zugänglichen  Artikel:  Harmand.  Voyage  dans  le  Cambodge:  liev.  geogr 
intern.,  No.   32,   1878. 

37)  P.  63 — 161  des  Werkes:  Kecueil  d'itineraires  et  de  voyages  dans 
lAsie  centrale  et  l'extreme  Orient.  Journal  dune  mission  en  Coree.  Memoires 
d'uu  voyageur  chinois  dans  l'empire  d 'Annam.  Itineraires  de  TAsie  centrale. 
Itineraires  de  la  vallee  du  moyen  Zerefchan.  Itineraires  de  Pichaver  a  Kaboul, 
de  Kaboul  ä  Qandahar  et  de  Qandahar  ä  Herat.  Paris  1878.  380  pp.  8. 
mit  Karte,     fr.  15.     (Publications  «le  l'Ecole  des  langues  orientales  Vivantes  \\\ . i 

38)  Eine  Gesandtschaft  in  Hüe.  (Nach  dem  Französischen  des  Schiffslieutenant. 
Brossard  de  Corbigny,  Attaches  der  Gesandtschaft):  Globus  XXX1I1.  337 — 343. 
353—360.  369—375   mit  Holzschnitten. 

39)  A.  Murin..  Notes  sur  les  Hahnars:  Eev.  d'anthrop.  VII  Annee.  II  s.'-r . 
I  (1878),  626     665. 

40)  /•-'.-  I.  Haut ii.  Sur  Les  Penongs  Piäks:  Bulletins  de  la  Soc.  d'Anthr 
de  Paris  II  Ser.,  XII  (1877),  524—537  mit  Holzschnitten  im  Text.  (Auch 
separul  L6  pp  8.)  —  Vgl.  auch  Ann.  de  l'Extr.  Or.  1,  37  und  den  dem  Be- 
richterstatter nicht  zugänglichen  Artikel  desselben  Verfassers:  La  province  de 
Somboc    SomboT  ei   l'immigration  des   Piäks:    I^a   Natura    1S77,  Sept.  8. 


Kuhn,  TiLet  und  Hinterindien.  113 

sollte  sich  das  bewahrheiten ,  so  würde  natürlich  die  Frage  nach 
der  Urheimath  der  Malaien  in  ein  ganz  neues  Stadiuni  treten,  de 
Croizier,  der  schon  oben  genannte  verdienstvolle  Begründer  der 
Societe  Indo-chinoise41),  orientirt  über  den  Gang,  welchen  die  Er- 
forschung Kamboja's  genommen  hat42),  und  classificirt  dessen 
Ruinen43),  denen  auch  Martinetii)  eine  orientirende  Uebersicht 
gewidmet  hat.  Einige  Inschriften  übersetzt  Aymonier*5),  dem  wir 
schon  mehrere  tüchtige  Arbeiten  auf  diesem  Gebiete  verdanken 
und  der  uns  dieses  Jahr  mit  einer  umfangreichen  Textpublication46) 
sowie  mit  einem  reichhaltigen  Wörterbuche47)  beschenkt  hat. 
Letzteres  giebt  auch  eine  dankenswertke  Einleitung  über  das 
Alphabet  und  einige  grammatische  Gegenstände  und  ist  die  Er- 
lernung des  Alphabets  durch  massige  Anwendung  einer  verständigen 
Transscription  nicht  wenig  erleichtert.  Leider  huldigt  Aymonier 
einem  freilich  durch  keinen  geringeren  als  Garnier  zuerst  veran- 
lassten Irrthume,  indem  er  das  Khmer  von  seinen  Nachbarsprachen 
trennt  und  seine  Verwandtschaft  mit  dem  Malaiischen  behauptet; 
der  Fall  ist  hier  ein  ganz  anderer  als  bei  der  Sprache  der  Cham, 
deren  malaiische  Beziehungen  sich  beim  ersten  Blick  aufdrängen, 
lexicalisch  stellt  sich  die  Sprache  entschieden  dem  Talaing  und 
Annamitischen  zur  Seite  und  in  grammatischer  Beziehung  sehen 
wir  auch  im  Gebrauche  von  Infixen  nicht  den  gerinsrsten  zwingen- 


41)  Legrand.  La  nouvelle  Societe  Indo-chinoise  fondee  par  M.  le  Marquis 
de  Croizier  et  son  ouvrago  intitule  L'Art  Khmer.  Paris  1878.  IG  pp.  8. 
fr.  1.  25.  Mit  4  Holzschnitten.  (Extrait  de  la  Revue  Orientale  et  americaine. 
No.  de  Juillet-Septerabre  —  Tome  I — 1877.)  —  Mit  einigen  Zusätzen  neu  ab- 
gedruckt unter  dem  Titel:  L'art  Khmer  et  la  Societe  academique  Indo-Chinoise: 
Ann.  de  l'Extr.  Or.  I,  24 — 32.  —  Die  in  Friederici's  Bibl.  or.  1878,  No.  Gll  und 
627  angeführten  Abhandlungen  von  Legrand  und  Soldi  sind  dem  Bericht- 
erstatter nicht  zugänglich  gewesen. 

42)  Marquis  de  Croizier.  Les  explorateurs  du  Cambodge:  Ann.  de  l'Extr. 
Or.  I,  57 — 62  mit  5  Portraits  (davon  drei  im  Text).  [Auch  separat  8  pp.  4. 
mit  den  drei  Portraits  im  Text.] 

43)  Marquis  de  Croizier.  Les  monuments  de  landen  Cambodge :  Ann.  de 
l'Extr.  Or.  I,  96 — 100.  (Neu  abgedruckt  u.  d.  T.:  Les  monuments  de  l'ancien 
Cambodge  classes  par  provinces.     Paris   1878.      12  pp.     8.) 

44)  Ludovic  Martinet.  Les  ruines  khmers  dans  le  Cambodge :  Rcv. 
d'anthrop.     VII  Annee.     II  Ser.,  I  (.1878),  666—684. 

45)  Inscriptions  Cambodgiennes ,  traduites  par  M.  Aymonier :  Actes  de 
l'Institution  ethnographique.  Compte-rendu  des  seances  de  l'Athenee  oriental. 
T.  VIII,  299—303. 

46)  Textes  Khmers  publies  avec  une  traduction  sommaire  par  E.  Aymonier, 
l,re  Serie.  Chors  de  Contes  populaires.  Thmenh  Chey.  Le  Juge  Lievre.  Satra 
Keng  Kantray.  Mea  Joeung  (fragment).  Editication  d'Angkor  Vat.  Saigon 
1878.  4,  84,  299  pp.  (autogr.)  4.  3  Piastres  [Paris  (Leroux):  fr.  25].  —  Vgl. 
Ann.  de  l'Extr.  Or.  I,  396. 

47)  E.  Aymonier.  Dictionnaire  Khmer  -  Francis.  Saigon  1878.  Auto- 
graphie  par  Son  Die'p.  XVIII,  436  pp.  4.  [Paris  (Leroux):  fr.  40.]  —  Vgl. 
L.  Feer  Ann.  de  l'Extr.  Or.  III,  37 — 41.  —  Die  zwei  von  Renan  JA.  VII  Ser., 
XII,  63  erwähnten  Abhandlungen  Aymoniefs  in  der  Eevuo  Orientale  et  ame- 
ricaine sind  dem  Berichterstatter  leider  nicht  zugänglich  gewesen. 

Jahresbericht   187$.  8 


114  Kuhn,   Tibet  und  Hinter  Indien. 

den  Grund  zur  Annahme  von  malaiischer  Verwandtschaft.  Ein  sehr 
nützliches  Vocabular  in  Transscription  verdanken  wir  Moura*s). 
—  Für  das  Annamitische  ist  in  erster  Linie  eine  vermehrte  Aus- 
gabe des  Taberd' sehen  Dictionariums 49)  namhaft  zu  machen;  von 
den  in  Trübner's  Record 50)  erwähnten  Annamiticis  mag  nur  ein 
annamitisch  -  lateinisches  Wörterbuch51)  und  ein  sehr  reichhaltiges 
grammatisch-phraseologisches  Werk52)  besonders  hervorgehoben  wer- 
den; Anfangern  empfiehlt  sich  ein  Wörterbüchlein  von  des  Michels53). 
Für  die  Andamanen  und  Nicobaren  nennen  wir  ethnographische 
Notizen  von  de  Röepstarff  und  Distant^),  Lane  Foxs  und  Jtfem's55) 
Bemerkungen  über  allerlei  Geräthe  u.  s.  w. ,  endlich  zwei  Aufsätze 
vorwiegend  ethnographischen  und  historischen  Inhalts  von  Birch 56). 


48)  M.  Moura.  Vocabulaire  francais-canibodgien  et  cambodgien-francais 
contenant  une  regle  ä  suivre  pour  la  prononciätion,  les  locutions  en  usage  pour 
parier  au  roi,  aux  bonzes,  aux  mandarius,  la  numeration,  la  division  du  temps, 
les  poids,  les  mesures,  les  monnaies  et  quelques  exercices  de  traduction.  Paris 
1878.     235  pp.      8.     fr.   10. 

49)  Dictionarium  anamitico  -  latinum  ex  opere  ill.  et  rev.  Taberd  constans 
necnon  ab  ill.  et  iev.  J.  S.  Theurel  episc.  Acanthensi  et  vicario  apost.  Tunquini 
Occideutalis  recognitum  et  notabiliter  adauctum  ad  quod  accedit  Appendix  de 
vocibus  sinicis  et  locutionibus  minus  usitatis.  Ninh  Phü  ex  typis  Missionis  Tun- 
quini  Occideutalis   1877.     XXX,  566,  71   pp.   ,4.     [Paris,  Leroux:  fr.   50.] 

50)  TR.     N.  S.     II,  133.   168. 

51)  Lexicon  anamitico  -  latinum  tu  vi  annam-latinh  tom  lai  bet  moi  tieng 
da  co  trong  säch  thema.  8vo.  In  tai  ninh  phü  duong,  1878.  [London  (Trübner): 
10  s.  6   d.] 

52)  J.  M.  J.  Notions  pour  servir  ä  l'etude  de  la  langue  annamite.  Tan  Dinh 
(Imprimerie  de  la  Mission)  1878.    382  pp.    8.    fr.  2.50.    [London  (Trübner) :  8  s.] 

53)  Abel  des  Michels.  Chu  nöm  an  nam.  Petit  Dictionnaire  pratique  ä 
l'usage  des  eleves  du  cours  d' Annamite.    Paris  1877.    60  pp.  (autogr.)     8.    fr.  7.50. 

54)  Fr.  Ad.  de  Röepstorf.  The  Inland  Tribe  of  Great  Nicobar:  Geogr. 
Mag.  V,  39—44.  —  W.  L.  Distant.  The  People  inhabiting  the  Interior  of 
Great  Nicobar  Island:  JAI.  VIII,  336. 

55)  Observations  on  Mr.  Man's  Collection  of  Andamanese  and  Nicobarese 
Objects  by  Major-General  A.  Lane  Fox:  JAI.  VII,  434 — 451.  —  Extract  of 
Letter  from  E.  11.  Man,  Esq.,  to  his  Father,  Col.  Man:  ebd.  451 — 457.  — 
List  of  Andamanese  and  Nicobarese  Implements,  Ornaments,  etc.,  presented  to 
Major-General  Lane  Fox  by  E.  H.  Man,  Esq.,  and  thus  described  by  Mr. 
Man,  18  September,  1877:  ebd.  457  —  469.  —  Mit  5  Tafeln  und  Holzschnitten 
im  Text. 

56)  Wm.  B.  Birch.  The  Andaman  Islands:  Calc.  Rev.  LXVI,  152  —  177. 
—  Ders.     The  Nicobar  Islands:  ebd.  LXVII ,   586—615. 


Nachtrag  zu   S.  110. 

In  Indien  erschien  der  erste  Theil  eines  bengalisch  abgefassten 
Handbuchs  des  Manipuri  (Kunja  Kisor  De.  Manipuri  bhasa  Praves 
Pratham  Bhag  a  Manual  of  Manipuri  Language.  Sylhet  [Srihatta 
Prakas  Jantra]   1878.     32  pp.     8.     4a.). 


115 


Central- Asien. 

Von 

C.  Salemami. 

Da  die  Literatur  über  Central  -  Asien  vorhei*rscbend  geo- 
graphischen Charakters  ist,  so  kann  der  Berichterstatter  leicht  in 
den  Fehler  verfallen,  Manches  anzuführen,  was  für  den  Philologen 
nur  gei'inges  oder  gar  kein  Interesse  bietet.  Andererseits  befindet 
sich  bei  derartigen  Arbeiten  wohl  niemand  in  der  günstigen  Lage, 
die  ganze  weit  und  breit  verstreute  Literatur  selbst  kennen  lernen 
zu  können,  um  darnach  die  richtige  Auswahl  zu  treffen.  Und  von 
diesem  Standpunkte  aus  mögen  auch  die  folgenden  Notizen  be- 
uilheilt  werden. 

Schon  in  den  sechziger  Jahren  hatte  der  bekannte  Bibliograph 
Mezov  in  officiellem  Auftrage  die  ganze  auf  Turkestan  und  Central- 
Asien  überhaupt  bezügliche  Literatur  im  Original  zusammen  zu 
bringen  begonnen,  und  im  Berichtsjahre  bestand  das  einzige  Exemplar 
dieser  Sammlung,  welches  sich  in  Taschkent  befindet  und  den 
Namen  „Turkestanski  Sbornik*  trägt,  aus  200  grossen  Bänden.  Zu 
den  ersten  150  Bänden  hat  Mezov1)  selbst  einen  Index  geliefert, 
welcher  als  bibliographisches  Hülfsbuch  auch  für  diejenigen  seinen 
Werth  behält,  denen  die  Collection  selbst  unzugänglich  ist. 

Allgemeinere  Werke  über  das  ganze  unter  Central-Asien  ver- 
standene Gebiet  oder  grössere  Theile  desselben  verdanken  wir 
Girard  de  RicdleVz)  und  Minajev-).  Letzteres  Werk,  ein  Com- 
pendium  der  Resultate  aller  bis  zum  Jahre  1878  unternommenen 
Forschungen  im  Gebiete  des  oberen  Amu,  ist  allerdings  erst  1879 

1)  CacTeMaTHiecKi«   h   a3oyHHbiii   yna3aTeaH   conaueHiH  h   cTaTefi,   Ha 

pyCCKOMt   H   HHOCTpaHHHX'B    fl3HKaXT>,   BOmeAniHX'i.   Bl   COCTaBl  1  —  150  TOMOB-b 

TypnecTaHCKaro  CöopaHKa,  cocTaBjiaeMaio  no  nopyneHiio  T.  TypnecTaHCKaro 
BoeHHaro  reHepaii.-ryö'epHaTopa  K.  II.  4>oht>  KayijwaHa  B.  IL  MeoKoouwt. 
Cn6.   1878.     8.     pp.  VIII.  184. 

1 a)  Memoire»  sur  l'Asie  centrale.  Par  Girard  de  Rlalle.  Paris,  Leroux, 
1878.     8.     fr.  3.50. 

2)  Gv-kpjbmn  o  cTpaHaxi.  no  BepxoBbflMb  Aiiy-^aptH.  (no  1878  rojrt). 
CocTaBHJi'B  IL  MiiHaen.  C%  npH.ioseHieMt  KapTti.  H3,a,aHie  Kinn.  PyccKaro 
reorpa(j)H^eCKaro  06m,eCTBa.  (Nachrichten  über  die  Länder  am  obern  Lauf 
des  Amu-Darja.  Bis  1878.  Von  J.  Minajev.  Mit  e.  Karte.  Hrsg.  v.  d.  K. 
Kuss.   Geogr.  Ges.)     St.  Petersburg  1879.     pp.  VIII.  270.     8.     R.   1.50. 


\  \  Q  Salemann ,   Central  -Asien. 

erschienen,  durfte  aber  seiner  Wichtigkeit  wegen  durchaus  nicht 
übergangen  werden.  Es  bietet  nach  einer  kurzen  geographischen 
Skizze  des  genannten  Gebietes  eine  Uebersicht  aller  dahin  unter- 
nommenen Reisen,  von  den  Nachrichten  der  Alten  über  Baktrien  be- 
ginnend bis  auf  die  neueste  Zeit.  Hierauf  folgen  ethnographische 
und  linguistische  Bemerkungen  und  reichhaltige  Nachträge ;  das 
Ganze  wird  durch  eine  möglichst  vollständige  Bibliographie  ab- 
geschlossen. Seinen  Aufsatz  über  Turkestan  hat  du  Laurent3) 
weiter  fortgesetzt,  und  Ilettwald's4)  schon  im  vorigen  Jahre  er- 
wähntes Buch  ist  in  neuer  Titel- Ausgabe  erschienen.  Hier  seien 
noch  ein  paar  kleinere  Artikel  von  Barrandeh) ,  Ujfalvy®)  und 
einem  Ungenannten7)  erwähnt. 

Gehen  wir  zu  den  Reisen  über,  so  ist  zunächst  eine  Samm- 
lung alter  Itinerarien8)  zu  erwähnen,  welche  manche  wichtige  Nach- 
richten über  Central- Asien  enthält.  Petzholdt's®)  umfangreiche  Be- 
sprechung des  im  vorigen  Bericht  genannten  Schuyler* 'sehen  Reise- 
werkes gibt  manche  Erläuterung  und  Berichtigung ,  und  auch 
liossel10)  zollt  dem  tüchtigen  Reisenden  die  gebührende  ;  An- 
erkennung von  russischer  Seite.  Ferner  wird  noch  die  Reise- 
beschreibung von  Villeroyu)  genannt.  Von  des  Akademikers 
Middendwf'1-)  Expedition  gelangten  schon  einige  Nachrichten  in 
die  Oeffentlichkeit ,  während  von   ZJj'falvy's13)  Reisewerk  der  erste 


3)  Q.  du  Laurent.  Le  Turkestan  (suite).  Revue  geogr.  internal  No.  34 
pp.   232—234. 

4)  Frdr.  v.  Hellwald.  Die  Russen  in  Centralasieu.  Eine  Studie  über 
die  neuere  Geographie  und  Geschichte  Centralasieus.  Neue  (Titel-)  Ausg. 
Augsburg,  Lampert  &  Co.   1878.     pp.  VII.  233.     8.     M.   4. 

5)  J.  Barrande.  L'Asie  centrale  russe.  Revue  de  France  V  fevr., 
15e  mars. 

6)  Ch.  E.  de  TJjfalvy.  Le  Turkestan.  Rev.  de  geogr.  Oct.  1878.  — 
Eiusd.  Discours  d'ouverture  du  cours  historique  et  politique  de  l'Asie  centrale 
ä  l'Ecole  des  langues.     Paris,  Leroux,   1878.     8.     fr.   1.50. 

7)  Russian  Turkistan.     By  R.  H.  F.     Calc.  Rev.  Jan. 

8)  Recueil  d'itineraires  et  de  voyages  daus  l'Asie  centrale  et  i'extreme  Orient. 
Journal  d'une  mission  en  Coree;  memoires  d'un  voyageur  chinois  dans  l'einpire 
d'Annam;  itim'raires  de  l'Asie  centrale;  itineraire  de  la  vallee  du  moyen  Zeref- 
ehan;  itineraires  de  Pichaver  ä  Kaboul,  de  Kaboul  ;i  Qandahar  et  de  Quandahar 
:i  Ilerat.  Paris,  Leroux,  1878.  pp.  380.  M.  e.  Karte,  fr.  15.  [Publications  do 
1'Ecole  des  langues  orientales  Vivantes  VII.]  —  Vgl.  PM.  XXV,   113. 

9)  Zur  Literatur  über  Russisch-Turkestan.  Von  Aleopd.  Petzholdt.  RR. 
1878:  XII,  pp.  433—459.  XIII,  pp.  40—63.  152  —  185.  251  —  269.  Ver- 
besserungen p.   384. 

10)  10p.  A.  PoecG.ib.  CpeÄHeasiaTCKaa  KyjibTypa  h  iiama  nojHTHKa  na 
BOCTOKi.  Wcstnik  Jovropy.  LXXI.  (Juni)  pp.  578 — 610.  LXXII.  (Juli) 
pp.  111  — 158.  (Jur.  Rössel.  Die  mittelasiatische  Cultur  u.  unsere  Politik 
im   Orient,  i 

11)  B.  de  Viller oy.  A  trip  thröugh  Central  Asia.  Calcutta,  Thacker, 
1878.     pp.   47.     8.     2   s. 

12)  Ac.  301   p.  120-,  340  p.  451.  —  Ath.  2621  p.  91.  —  PM.  XXIV,  114. 

13)  Expedition  scientifique  fran$aise  en  Russio,  en  Siberio  et  dans  lo  Tur- 
kestan (T.  I.).     Le  Kohistan,    le  Ferghanali  &  Kouldja    avec   im  appendice  sur 


Salemann,  Central  -  Asien.  117 

Band  erschienen  ist.  Ausser  dem  im  Titel  schon  angegebenen 
Inhalte  finden  sich  hier  noch  statistische  Tabellen  über  den 
Kuldschadistrikt  für  1876  (nach  offiziellen  Daten  des  Herrn 
N.  Pantussov)  und  viele  Tabellen  über  anthropologische  Messungen. 
Ob  aber  diese  archäologisch-ethnographische  Expedition,  über  welche 
last  all  zu  viele  Vor-  und  Nachberichte  die  Zeitschriften14)  in  An- 
spruch nehmen,  entsprechende  Resultate  ergeben  wird,  lassen  wir 
fürs  Erste  dahingestellt  sein.  Linguistische  Forschungen,  welche 
uns  nicht  minder  Noth  thun,  als  Körpermessungen  u.  dgl.  sind 
von  Herrn  Ujfalvy  wohl  kaum  in  grösserem  Umfange  zu  erwarten. 
Uebersichten  der  wissenschaftlichen  Expeditionen  in  diese  Länder 
finden  sich  für  1877 15)  und  1878 lfi).  Letzteres  Büchelchen  ist 
auf  Veranlassung  des  Turkestanischen  General  -  Gouverneurs  als 
Manuscript  gedruckt  und  so  summarisch  abgefasst,  dass  jeder  der 
14  besprochenen  Expeditionen  kaum  über  eine  Druckseite  ge- 
widmet ist.  Das  Kaspische  Meer  behandelt  v.  Kleiden17),  während 
dem  Amu  Darja  eine  ganze  Reihe  von  Veröffentlichungen18)  ge- 
widmet  ist,    zumeist  im  Anschluss  an  die  von  der  K.  Russischen 


la  Kachghario  par  Ch.  E.  de  Ujfalvy  de  Mezö-Kovesd,    Paris,  Loroux,   1878. 
pp.  V.   186.     8.     Mit  3  Lithogr.,  3  Karten  u.  vielen  Tabellen,     fr.   15. 

14)  Voyage  au  Zarafchane,  au  Ferghanah  et  ä  Kouldja  par  Ch.  de  Ujfalvy. 
Bull,  de  la  Soc.  de  geogr.  7e  ser.  XV,  481 — 510.  M.  2  151.  Karten.  —  Sur  un 
voyage  d'exploration  dans  lo  Kohistan.  Bull.  soc.  d'anthrop.  3e  ser.  I,  113 — 116  IT. 
—  Eiusd.  Kapport  sur  une  mission  scientifique  en  Kussie.  Arehives  dos  mis- 
sions  scientif.  3e  ser.  IV.  —  K.  E.  von  Ujfalvy.  Keiseskizzeu  aus  Central- 
asien.  Unsere  Zeit.  XIV.  H.  9.  12.  —  M.  Ujfalvy's  Travels  in  Central  Asia. 
Geogr.  Mag.  Nov.  —  Ch.  de  Ujfalvy.  La  chasse  en  Asie  Centrale.  L'Ex- 
ploration  No.  89  pp.  543 — 551.  id.  Le  caccie  nell'  Asia  centrale.  L'Esploratore 
No.  3  pp.  84—88.  —  Ac.  296    p.    10.  —  PM.  XXIV,   37. 

15)  Die  wissenschaftlichen  Expeditionen  der  Kaiserlichen  Geographischen 
Gesellschaft  im  Jahre   1877.     RR.  XIII,  pp.   78—86. 

16)  y^ieHHa  aKcneÄHiriii,  aamiMaBmiaca  H3CJi'BÄOBaHieM'L  TypKecTaucKaro 
Kpaa  bi  1878  rojiy.  —  TaraKeHrt  1879.  Tanorpadüa  Boenno-IIapojiHaro 
JlHJiHma.  pp.  22.  8.  (Die  wissenschaftlichen  Expeditionen  zur  Erforschung 
des  Turkestanischen  Gebietes  im  Jahre  1878.  Taschkent,  Druckerei  der  Militär- 
Volksschule.) 

17)  v.  Klöden.     Das  Kaspische  Meer.     Die  Natur     N.   F.  IV  No.   3.   4. 

18)  Astronomische  Ortsbestimmungen  und  magnetische  Messungen  am  Unter- 
laufe des  Amu-Darja  von  F.  Dohrandt.  Repert.  f.  Meteorol.  VI  No.  2.  St.  P. 
1878.     pp.  36.     4.  —  Vgl.  PM.  XXIV,  70.  237. 

19)  TpyflH  AMy-^aptHHCKofi  BKcneßHuin.  Bhii.  II.  MaTepiajH,  coöpan- 
HHe  MeTeopojiorHiecKHMt  otä'e.ioms  3KcneÄ0ii,iE  Ha  Aiuy  ,3,apt.K)  1874 — 1875. 
Beobachtungsmaterial,  gesammelt  von  der  Meteorologischen  Abtheilung  der  wissen- 
schaftlichen Expedition  an  den  Amu-Darja  1874 — 1875.  St.  Petersburg  1877. 
pp.  XV.  243.  4.  [bearb.  von  F.  Dohrandt].  —  III.  rHÄporpainH'iecKbi 
paöo™  Ha  pini  A&iy  h  bt.  ea  Äe-ü-ri  bi  1874  r.  —  Ottcti>  KanHTaHt-jieii- 
TenaHTa  3yöoea.  ib.  1878.  pp.  31  u.  3  Tafeln.  —  IV.  rH^porpar^niecKi« 
H3CJiiÄ0BaHifl  Ha  Aiuy-^aphi.  l.  H3CJTE,noBaHie  rHjipoMeTpHTCCKia  öjnisb 
HyKyca  h  y  ÜHTH^Ka.  2.  ILiHcrae  ocajiKH  bi  bojte  Aiiy-^apLH.  Tpyjtt 
i-pa  Kap.m  lU.midma  h  <Z>.  E.  flopemdma.  ib.  1878.  pp.  l-f-41.  (III.  von 
Zubov,  IV.  von  K.  Schmidt  und  F.  Dohrandt:  Hydrographie.)  V.  1.  Adpo- 
HoimiecKia  oiipeitjenia  .neBjiTH  iiyHKTOBi.  na  Amy-^api/E.    2.  AöcojiBOTHHa 


JJg  Salemann,   Central- Asien. 

Geographischen  Gesellschaft  ausgerüstete  Expedition11').  Den  ganzen 
Lauf  des  Flusses  verfolgt  L.  Kostenko'-0) ,  während  Karasin21) 
dessen  Delta  behandelt  hat. 

Unsere  Uehersicht  der  specielleren  Literatur  mit  dem  Osten 
beginnend  erwähnen  wir  zunächst  Hellwald' 's2*)  kurzen  aber  lehr- 
reichen Artikel,  um  ihm  einige  Nachläufer  der  im  vorigen  Be- 
richte besprochenen  Forsyth'schen  Expedition  nach  Kaschgar  und 
Jarqand  an  die  Seite  zu  stellen23).  Eine  historische,  geographische 
und  militärische  Skizze  von  Kaschgar  entwirft  Kurofxitlciri2*),  wäh- 
rend Boulger2b)  dem  vielgenannten  Ja'qüb-Bek  eine  Biographie  ge- 
widmet hat,  welche  auch  eine  vollständige  Geschichte  des  Landes 
von  den  ältesten  Zelten  an  enthält.  Ueber  die  jüngsten  Ereignisse 
in  Kaschgar  veröffentlichte  Delmar  Morgan'2*)  einen  an  Sir  Forsyth 
gelichteten  Brief  eines  Eingeborenen  „Nubbi  Bux"  (.JL^U  <->J?). 
Von  Oschantris-1)  Expedition  durch  Hisär  in  das  bisher  nur  nach 
Erkundigungen  bekannte  Karategin  sind  im  „Globus"  einige  Briefe 
abgedruckt,  und  eine  kurze  Beschreibung  desselben  Landes  gibt 
Arandarenko2*)    auf  Grand  von  Nachrichten,    welche  er  bei  nach 

warHHTHHa  onpeÄtJieHifl.  TpyÄt  <P.  E.  ßopaudma.  ib.  1878.  pp.  29. 
(1.  Astronomische  Bestimmung  von  9  Punkten  am  Amu-Darja.  2.  Absolute 
magnetische  Bestimmungen.  Von  I.  Dohrandt.)  Arbeiten  der  Amu  -  Darja- 
Expedition.     Hgg.  v.  d.  K.  R.  Geogr.  Ges. 

20)  Jl.  EocmeHKO.  Pina  Amv  -  ^apta.  Cboät.  hob4huihxi.  CBi.n'EniH  o 
ßaceiiHi  3T0H  piKH.  (Der  Fluss  Amu-Darja.  Znsammenstellung  der  neuesten 
Data  über  das  Bassin  dieses  Flusses.  Wojennyj  Sbornik  Jahrgg.  XXI ,  H.  6. 
Juni.     Bd.  CXXI.     Abth.  I.     S.  252—283. 

21)  R.  Karasin.  Das  Amu-Delta,  deutsch  bearb.  von  H.  v.  Lankenau. 
Aus  allen  Welttheilen.     VII.    1876.     S.  326.  361. 

22)  Ein  Blick  auf  Ostturkestan.  Von  Frdr.  v.  Hellwald.  Oesterr.  Mo- 
natschr.  f.  d.  Or.     IV,  85—90. 

23)  Von  Sir  Forsyth's  Gesandtschaftsreise  nach  Kaschgar.  Globus  XXXIV, 
No.  3 — 10.  —  H.  Trottet.  On  the  geographical  results  of  the  mission  to 
Kashgar,  unter  Sir  T.  Douglas  Forsyth,  in  1873 — 4.  Proc.  RGS.  XXII, 
287—291.  —  Zu  PM.  Erg.-Heft  No.  52  (Ost-Turkestan)  vgl.  Kirchhoff  JLZ. 
1878  No.  21  Art.  309  S.  317.  —  Ferner:  Chapman  et  Gordon.  Souvenirs 
d'une  ambassade  anglaise  a  Kachgar  (Asie  Centrale).  Le  Tour  du  Monde.  1878. 
B  sem.  No.  891 — 894  p.  65  ff.  —  Meteorologia  e  clima  di  Jarkand  e  Kaschgar 
da  un  rapporto  di   H.  F.  Blandford.     Cosmos  vol.  IV,   9   pp.   329 — 333. 

24)  A.  KyponamKum.  OiepKH  KamrapiH.  BoeHHHH  C6opHHKi>  1877.  Nov. 

Dec.   1878  Jan.  April  =  Jahrg.  XX,  Bd.     CXVIII.  Abth.   1.     S Jalirg. 

XXI,  Bd.  CXIX.  Abth.  I.  S.  106—129.  289—304.  Bd.  CXX.  Abth.  I.  S.  95 
—122.278—298.  (Mit  variierendem  Titel.)  Auch  separat.  St.  P.  1878.  pp.  141.   8. 

25)  The  life  of  Yakoob  Beg,  Athalik  Ghazi  and  Badaulet  Ameer  of  Kashgar. 
By  Demetrius  Charles  Boiäger.  With  map  and  appendix.  London ,  Allen 
&  Co.,  1878.  pp.  36  (?).  8.  16  s.  —  Vgl.  C.  Trotter  Acad.  (14.  Dec.  78) 
XIV,  556.  —  Vgl.  desselben  The  late  Yakoob  Beg  of  Kashgar.  Westm.  Rev. 
N.  S.  LIV,   74—105   (July   1878).     Vgl.  Ac.  No.  328  p.   164. 

26)  Recent  events  in    Kashgaria.     Ac.  No.  341   (16.  Nov.  1878)  XIV,  475. 

27)  Globus  XXXIV  No.  21.  22.     XXXV.  No.  2.    Vgl.  PM.   XXV,  30.   71. 

28)  F.  A.  Apanöapcnm.  KapaTerHHT,.  (IIo  pa3cnpocHHMi>  CBtÄiniKMi). 
BoCHHHH  CöopHHKt.  CXXI,  I.  116 — 136  (Mai  1878).  —  Karategin.  Ein  Bei- 
trag zur  Kunde  von  Central-Asien  von  G.  Arandarenho.  RR.  XIII,  223 — 236. 
Danach:  Ausl.   No.   48   S.   952—956. 


Salemann,  Central- Asien.  liy 

Samarkand  gekommenen  Bergbewohnern  eingezogen  hat.  Ueber 
Hisar  und  Kulab  brachte  das  mir  unzugängliche  Geographical 
Magazine20)  einen  Artikel. 

Sehr  reichhaltig  ist  wiederum  die  Litei*atur  über  das  Pamir- 
plateau30) und  das  sich  zu  beiden  Seiten  des  Qyzylsee  hinziehende 
Alaigebirge,  von  welcher  hier  einiges  angeführt  werden  mag.  Ueber 
Mfy'ew's31)  neue  Reise  nach  Buchara  liegen  einige  Notizen  vor,  und 
während  Onody3-)  seinen  Besuch  Chiwa's  besprochen  hat,  sind 
auch  einige  Briefe  des  Grafen  Perowski33)  an  A.  J.  Bulgakow 
über  den  Feldzug  nach  Chiwa  im  Jahre  1829  abgedruckt  worden. 

Zur  Ethnographie  Centralasien's  seien  einige  auf  Ujfalvy's 
Forschungen  beruhende  Artikel34)  erwähnt.  Die  Verbreitung  und 
Lage  des  Islam  in  China  und  Turkestan  behandelt  Dabry  de 
Thiersant3'3)  und  im  Anschluss  an  dessen  Werk  Drouyn  de 
Lhuys36). 

Zum    Schlüsse    fügen    wir   hier   noch    einiges    die   politische 


29)  Hissar  and  Kulap.     Geogr.  Mag.  III,  1876. 

30)  II  Pamir.  L'Esploratore.  Maggio  1878.  —  Ssewerzew's  Reise  nach 
Pamir.  RR.  XIII,  379—381.  Vgl.  RR.  XII,  394.  Ausl.  No.  28  p.  559.  PM. 
XXIV,  160.  315.  474.  —  R.  Michell.  The  Russian  Expeditions  to  the  Alai  and 
Pamir.  Geogr.  Mag.  June  1878  p.  154.  —  Säwerzows  Forschungsreise  nach 
dem  Alaigebirge.  Ausl.  No.  38  S.  754.  —  Die  geologische  Reise  von  J.  W.  Muscli- 
hetow  nach  dem  Alai  und  nach  Pamir  im  Jahre  1877.  RR.  XIII,  185 — 191. 
Vgl.  PM.  XXIV,  114.  436.  Ath.  No.  2621  p.  91.  Ac.  XIV,  451.  —  Altezze 
nell'  Alai  e  Pamir  del  cap.  Kostenko.  Cosmos  IV,  9.  —  H.  A.  EopocmOGiififö. 
HicKOJii.KO  cjobi  o  ropHoft  .ho.ihh'e  Ajiaii  n  o  üaMHpt.  Iswestija  d.  K.  R. 
Geogr.  Ges.  XIII,  Abth.  II.  S.  249—252.  (Einige  Worte  über  das  Gebirgs- 
thal  Alai  und  den  Pamir).     Vgl.  GGA.  St.  30   S.   940.     PM.  XXIV,   160. 

31)  Des  Hrn.  A.  Majew  zweie  Fahrt  nach  Buchara.  RR.  XIII,  378.  Vgl. 
PM.  XXIV,   436.     Ac.  XIV,  451. 

32)  B.  v.  Onody.  Khiva  1875.  Skizzen  einer  Reise  nach  Mittelasien. 
Dtsch.  geogr.  Blätter  II.   1878  H.    1.     S.   1—28.     Vgl.  PM.  XXIV,  160. 

33)  ÜHCbMa  rpaijia  B.  A.  üepoecnaio  kt>  A.  R.  ByjiraKOBy.  Russki  Archiv 
XVI,  2.  S.  34—46  (Mai  1878).  Besonders  die  Briefe  No.  4  (p.  36)  u.  6—11 
(pp.  38—44). 

34)  Ch.  E.  de  Ujfalvy.  Wepses,  Baschkirs,  Mechtcheriaks.  Bull.  Soc.  de 
geogr.  XIII,  1877  p.  320.  —  Die  Galtschen,  Baschkiren,  Meschtscherjaken  und 
Tepteren  nach  K.  v.  Ujfalvy.  Globus  1877.  XXXII,  No.  17  p.  266—268.  — 
Eiusd.  Les  habitants  du  Kohistan.  Rev.  de  philol.  et  d'ethnogr.  III,  278 — 282. 
(Nebst  einigen  Notizen  über  den  Yaghnaubi- Dialekt;  vgl.  über  diesen  auch 
p.  26  des  unter  No.  13  genannten  Werkes.)  —  P.  lopinard.  Sur  un  eräne 
galtschar  (sie)  de  Pendjakend  (region  de  Tashkend,  Turkestan  oriental).  Bull. 
Soc.  d'anthrop.  3e  ser.  I,  247 — 251.  —  Eiusd.  Sur  les  eränes  galtschas. 
ibid.  381—389  ff. 

35)  P.  Dabry  de  Thiersant.  Le  Mahometisme  en  Chine  et  dans  le 
Turkestan  oriental.  Ouvrage  orne  de  dessins  originaux  par  Regamey  et  dune 
carte  du  Turkestan  oriental.  Paris,  Leroux,  1878.  2  vols.  pp.  VIII.  860.  8. 
Vgl.  Ac.  XVI,   227. 

36)  Le  Mahometisme  en  Chine  et  dans  le  Turkestan  oriental;  par  M.  Dabry 
de  Thiersant.  Compto  rendu,  par  M.  Drouyn  de  Lhuys ,  a  l'Academie  des 
sciences  morales  et  politiques.     Orleans,  impr.   Colas,   1878.     pp.   8.     8. 


120  Salemann,   Central- Asien. 

Lage37),  sowie  den  Handel38)  und  die  allmählich   sich  entwickelnde 
Industrie39)  Centralasien's  Betreuende  hinzu. 


37)  England  and  Russia  in  Central-Asia.  By  D.  C.  Boulger.  London, 
Allen  &  Co.  Vgl.  Ac.  XV,  432.  —  II.  Vämb&ry.  Die  englisch-russische  Ki- 
valität  in  Centralasien  und  die  orientalische  Frage.  Unsere  Zeit.  N.  F. 
XIV,  No.   11. 

38)  W.  J.  Br et  Schneider.  Chinese  intercourse  with  the  countries  of 
Central  and  Western  Asia  during  the  fifteonth  Century.  Hongkong  1877.  8.  — 
Cr.  Gerland.  Centralasien  und  China.  Nord  u.  Süd  IV,  12.  —  Zu  Kuss- 
lands handelspolitischen  Fortschritten  in  Mittelasien.  Von  Nile.  v.  Nasaclcin. 
Oest.  Monatsschr.  f.  d.  Or.  No.  3  S.  33 — 34.  —  Die  Sande  Kara-Kum,  in 
ihren  Beziehungen  zur  Central- Asiatischen  Eisenhahn.  [Verf.  vom  Grossfürsten 
Nikolai  Konstantinovitsch.}  PM.  XXIV,  293—299.  Andere  Redaction:  Die 
Sandwüste  Kara-Kum  in  Bezug  auf  die  centralasiatische  Eisenhahn.  Ausl. 
No.  28  S.  541 — 547.  (Zu  notieren  sind  hieraus  einige  kirgisische  Pflanzen- 
namen).  —  Choix  de  la  direction  la  plus  courte  pour  le  chemin  de  fer  de 
TAsie  centrale.  (Trad.  du  russe  par  M.  J.  Barrande.)  Bull.  Soc.  geogr.  XVI, 
97 — 117.     Mit  eingedruckter  Karte. 

39)  J.  Mouchhetoff.  Les  richesses  mineralos  du  Turkestan  russe.  Paris, 
impr.  Arnous  de  Kiviere,  1878.  pp.  34.  4.  —  Industrie-Ausstellung  iu  Central- 
asien.    Ausl.  No.   33   p.   660. 


121 


Türkische    und   tatarische   Literatur. 

Von 
J.  Th.  Zenker. 

Unser  diesjähriger  Bericht  über  die  Leistungen  auf  dem  Ge- 
biete des  Türkischen  und  Tatarischen  kann  leider  nur  kurz  sein, 
denn  gerade  auf  diesem  Felde  ist  von  europäischen  Orientalisten 
während  des  Berichtjahres  auffallend  wenig  gearbeitet  worden  und 
von  den  im  Orient  selbst  gedruckten  Werken  ist  keine  oder  nur 
ungenügende  Kunde  zu  uns  gedrungen ,  oder  sie  sind  der  Art, 
dass  ihre  Erwähnung  in  einem  Berichte  über  wissenschaftliche 
Leistungen  unpassend  erscheint. 

Unter  den  Arbeiten  europäischer  Gelehrten  verdient  zuerst 
Erwähnung  das  etymologische  Wörterbuch ,  mit  dem  Vämberij ') 
die  allgemeine  vergleichende  Sprachwissenschaft  auf  ein  bisher  noch 
unbeachtetes  Gebiet  führt.  Die  Sprachvergleichung  über  den  ge- 
sammten  türkischen  Sprachstamm  auszudehnen,  ist  allerdings  noch 
nicht  an  der  Zeit  und  dürfte  bei  unserer  noch  fragmentarischen 
Kenntniss  der  östlichen  und  nördlichen  Dialekte  und  der  noch 
völligen  Unkenntniss  der  ältesten  Form  der  Sprache  sehr  gewagt 
erscheinen;  eine  Zusammenstellung  und  Vergleichung  jedoch  der 
Wurzeln  und  Stämme,  in  erster  Linie  des  cagataisch-osmanischen 
Wortschatzes,  wie  sie  Vdmben/  giebt,  ist  zunächst  als  ein  Versuch 
anzusehen,  den  ursprünglichen  Wurzeln  und  deren  Bedeutungen 
in  den  mehr  oder  weniger  bekannten  neueren  und  älteren  Dialekten 
nachzuspüren,  und  verdient  die  Beachtung  der  Sprachforscher  als 
Grundlage  zu  weiteren  Forschungen  und  zu  einem  systematischen 
Wurzelverzeichniss  der  türkisch-tatarischen  Sprachen,  welches  Vdm- 
bery  für  spätere  Zeit  in  Aussicht  stellt. 

Das  Studium  des  Tatarischen,  speciell  des  kazanischen  Dialekts, 


1)  Herrn.  V&rribery.  Etymologisches  Wörterbuch  der  turko- tatarischen 
Sprachen.  Ein  Versuch  zur  Darstellung  des  Familienverhältnisses  des  turko- 
tatarischen  Wortschatzes.  Leipzig  (Brockhaus)  1878.  XXIV,  228  pp.  8.  M.  8. 
—  Vgl.  LC.  1879,  678;  Ath.  1879,  II,  107;  Pavct  de  Courteille  JA.  VII  Ser., 
XII,  208—216. 


J22  Zenker,  türkische  und  tatarische  Literatur. 

ist  durch  ein  tatarisch-russisches  Wörterbuch  von  Abdul  Kajüm2) 
gefördert  worden.  Leider  nur  wird  das  Werkchen  europäischen 
Orientalisten  voraussichtlich  zum  grössten  Theil  unzugänglich  bleiben. 
Von  tatarischen  Textausgaben  ist  aus  den  Pressen  derkazanischen 
Universitätsdruckerei  eine  neue  Ausgabe  der  „Kysasi  rabghuzi"3) 
betitelten  mohammedanischen  Prophetenlegenden  des  Kadhi  Bur- 
haneddin  hervorgegangen.  Ausserdem  erschienen  in  Kazan  mehrere 
Schriften  in  christlich-tatarischer  und  tschuwaschischer  Sprache4-8), 

2)  ^jLfSj^ü    .oLü!   C^~k£.  m^ÄÜ  iA*£     c^-^  <1*JÄ  K^^Gj  »I  \^>  \li\li 

fjib  (*)  bpwkx*  0ijLi     -^iJLi  |jj.-w  0^Lj  0U5"  »wNJljlä  *—>^ 

x-o..*.  1878.  iV.  pp.  8.  TaTapoKO-pyocKift  ciOBapt — cocTaBjeHt  KaäiOMOMi 
Hochpobhmii.  H3ji,aHie  KHiironpo^OBna  $HTxyji.iH  AjioinoBa.  [(*)  russ. 
MKM,aHHHKt,  Bürger.] 

iriö  0»js.  jJ5j  ^äx^ö  a,Aii  ^u  ^i  üpJi  0i*j  ^  ^ii 

n*.oIj    siAJo«    *iL>    «>*-b   ü5>-o     JOJCw    .Jj-Ujl  £jjj-2   V^lÄy  jJ.     Öu\.L 

qjAÜ  \J^+J^  \^xj     J»l  Laoj^  ^jLjj-j  ^y«j$l  q|j-*  ^j^-^--1«*-*-»"}  _j5 

555  pp.     8.  —  Vgl.  ZDMG.  XXXIV,  XXI.  XXIX. 

4)  GsyjKeÖHHK'L  Ha  u.epKOBHO-ejiaBflHCKOMi,  n  TaTapcKOMt  a3HK4.  Ü3Äa- 
irie  npaBOc.iaBHaro  MnccioHepcKaro  oßmecTBa.  Ka3aHb.  Tniiorpadüa  A.  Ko- 
KOBHHOfi  1878.  [Agenda;  Kirchenslavisch  und  Tatarisch.  Herausgegeben  von 
der  orthodoxen  Missionsgesellsehaft.  Kazan  (Druckerei  von  A.  Kokowin).]  227  pp. 
8.     Rb.  0.50. 

5)  JKirrie  cb.  AßpaaMbt,  MyienHKa  öyjirapcitaro.  ILsjioaeHO  na  Kpeuieno- 
TaTapcKOMt  a3HKi,  cb  nepn^pasHpoBaHHHMT.  pyccKHMt  nepeBOAOMi,  aiyma- 
Te.ieMi,  lacTHaro  MHcdoHepcKaro  npiioTa  ^MHTpieMi  TiiMoeeeBNM'h  MeßBliÄe- 
BHM'b.  Ü3Ä.  np.  M.  OÖUL.  Ka3.  Tun.  J'hhb.  1878.  [Das  Leben  des  Heil,  bulga- 
rischen Märtyrers  Abraham.  In  christlich-tatarischer  Sprache,  mit  paraphrasirender 
russischer  Uebersetzung  dargelegt  von  einem  Zögling  des  kazanischen  Missions- 
asyls, Dmitri  Timofejew  Medwjedew.    Kazan  (Universitätsdruckerei).]     12  pp.    8. 

6)  II.  CodnücKift.  3aroBopn  h  3aK.iHHaHin  KpemeHHXt  TaTapt  Ka3aHCKaro 
Kpaa.  (.ieKu;ifl  Bb  Ka3aHCKOMi>  MHCcioHepcKOMi  npiiOTi.)  18  pp.  8.  {J.Sofijskij. 
Zauber-  und  Heilsprüche  der  getauften  Tataren  des  kazanischen  Kreises.  Vor- 
lesung im  kaz.  Missionsasyl.)  S.-A.  aus  den  H3B'BCTifl  no  KasaHCKOH  anapxiH 
1878.  No.  2  (Nachrichten  über  die  kazanisehe  Eparchie).  Kazan  (Universitäts- 
druckerei). 

7)  „IJaBTpa  itpinjy"  —  „Il)>mnt>i  mutepeM"  —  H3i  TBopemii  cBOTHTejia 
THxoiia  eiincKona  BopoiiesKCKaro  h  E.ieii,Karo.  —  H3ß.  np.  m.  oöm,.  („Morgen 
komme  ich"  aus  den  Werken  dos  heiligen  Tichon,  Bischofs  von  Woroncsch  und 
Elec).     Kazan  (Druckerei  von  A.  Kokowin)   1878.     9  pp.     8. 

8)  Hmib  HCiiOBlAaiiia  h  Kant  npniama™  öojibnaro  na  'lyBamcKOMt  asu- 


Zenker,  türkische  und  tatarische  Literatur.  123 

welche  als  Materialien  zur  Sprachkenntniss  hier  verzeichnet  sein 
mögen. 

In  Deutschland  erschien  in  Bezug  auf  das  Westtürkische  von 
Mordtmann9)  eine  übersichtliche  Würdigung  neuerer  türkischer 
Literatur  auf  historischem  Gebiete  und  von  Murad  Efendi  eine 
neue  Bearbeitung  der  Schwanke  Nassreddin's10),  zwei  Auflagen  in 
einem  Jahre. 

Wichtiger  und  nicht  uninteressant  ist  die  in  Frankreich  von 
Decourdemanche11)  veröffentlichte  Sammlung  türkischer  Sprüch- 
wörter, wenngleich  bei  dem  Mangel  des  türkischen  Textes  und 
ausführlicher  Anmerkungen  weder  die  Ansprüche  der  Orientalisten, 
noch  die  eines  grösseren  Publicums  vollständig  befriedigt  werden. 


Ki.      1I3Ä.    np.    M.   06m.     Ka3.   thii.    r.iaAHineBOH    1878.     (Beichtordnung   und 
wie    einem    Kranken    das    Abendmahl    zu    reichen    in    tschuwaschischer  Sprache. 
Kazan  (Druckerei  von   Gladyschew).     48   pp.     8.     Rb.  0.10. 
9)   Vgl.  oben  p.  59,  No.  36.  37. 

10)  Nassreddin  Chodja.  Ein  osmanischer  Eulenspiegel,  von  Murad  Efendi. 
1.   u.   2.  Auflage.      Oldenburg   1878.      114  pp.     8.     M.   2. 

11)  Mille  et  un  proverbes  turcs,  recueillis ,  traduits  et  mis  en  ordre  par 
J.  A.  Decourdemanche.  Paris  1878.  VII,  122  pp.  8.  fr.  2.50.  (Biblio- 
theque  Orientale  elzevirienne  XX.)  —  Vgl.  Barbier  de  Meynard  JA.  VII 
Ser.,  XI,  275. 


124 


Ural-altaische     Sprachwissenschaft.      Fin- 
nisch-ugrische   Sprachforschung.      Mongo- 
lisch.    Tungusisch. 

Von 

0.  Donner. 

Für  das  Jahr  1878  ist  die  Thätigkeit  auf  dem  Gebiete  der 
finnisch-ugrischen  Sprachforschung  nicht  sehr  bedeutend  ge- 
wesen. Von  Lönnrot's  ')  grossem  finnisch-schwedischen  Wörterbuch 
kam  das  zwölfte  Heft  heraus,  hauptsächlich  den  Buchstaben  £  umfassend. 
Ählgyist*)  lieferte  ein  vollständiges  Wörterverzeichniss  zu  Kalevala, 
mit  Angabe  der  Stellen,  wo  jedes  Wort  vorkommt.  Bizonfj/ 3)  gab 
ein  magyarisch-englisches  Wörterbuch  heraus. 

Seit  1874  veröffentlicht  die  sprachwissenschaftliche  Commission 
der  magyarischen  Akademie  eine  Sammlung  alter  magyarischer 
Sprachdenkmäler,  welche  für  die  Geschichte  dieser  Sprache  von 
grosser  Bedeutung  ist.  Den  Inhalt  des  in  diesem  Jahre  erscheinenden 
sechsten  Bandes  bilden  Predigten,  zum  Theil  auch  Legenden,  welche 
zwischen  den  Jahren  1522 — 1541  geschrieben  wurden.  Bisher 
nicht  veröffentlicht,  wurden  sie  für  den  Druck  vorbereitet  von 
Georg  Volf*) .  der  mit  dankenswerther  Sorgfalt  und  Mühe  vier 
der  früher  erschienenen  Bände  redigirt  hat.  Ein  Sprachtext  ganz 
anderer  Art  ist  die  von  Genetz5)  angefertigte  Uebersetzung  des 
Evangeliums  Matthaei  ins  russisch-lappische,  die  erste  Publikation 
in  diesem  alterthümlichon  Dialekt,  die  es  überhaupt  giebt. 


1)  Suomalainen  ja  Ruotsalainen  Sanakirja.  12.  Heft.  Helsingissä  1878.  8. 
Bd.  II,  p.   641—800.     M.  4. 

2)  Aug.  Ahlgvist.  Täydollinen  Kalevalan  sanasto.  (Bidrag  tili  kännedom 
af  Kinlands  Natur  och  Kolk.     27.  Heft.)    Helsingfors  1878.     145  pp.     8.     M.  1.80. 

3)  F.  Bizonfy.  English-Hungarian  Dictionary.  Angol-magyar  szötär.  Buda- 
pest  1878.     469   pp.     8.     fi.  4. 

4)  Nyelvemlektär.  Regi  magyar  codexek  es  nyomtatvänyok.  VI  köt. 
Tihanyi  codex.  Kazinczy  codex.  Horvät  codex.  Közzeteszi  Volf  G-yörgy. 
Budapest   1877   ("erschien   1878).     XVIII,   359   pp.     fl.  2. 

5)  MaxbTBeecT  Ilacb-EBaiireJH  Caiuac.      Helsingissä  1878.     87  pp.     8. 


O.  Donner,   Ural-altaische  Sprachwissenschaft  etc.  \2Ö 

In  einer  eingehenden  Studie  über  die  rumänische  Sprache  und 
Sprachforschung  behandelt  Hunfalvy 6)  besonders  auch  die  in  diese 
Sprache  aufgenommenen  magyarischen  Wörter,  welche  auf  nominalem 
wie  verbalen  Gebiete  zahlreich  genug  sind,  während  umgekehrt 
das  Magyarische  keine  derartigen  Entlehnungen  aus  dem  Rumänischen 
aufzuweisen  hat.  Hunfalvy1)  hat  später  die  Resultate  seiner 
früheren  Untersuchungen  in  dieser  Richtung  nochmals  dargestellt 
in  den  von  ihm  redigierten,  von  der  Akademie  herausgegebenen, 
„Literarischen  Berichten  aus  Ungarn",  welche  dem  Auslande  eine 
treffliche  Uebersicht  der  literarischen  Thätigkeit  in  Ungarn  auf 
sämmtlichen  Gebieten  der  Wissenschaft  darbieten.  In  dem  dies- 
jährigen Bande  des  seit  1872  von  Szarvas*)  herausgegebenen 
Magyar  Nyelvor  werden  zahlreiche  Nominalsuffixe  des  Ungarischen 
besprochen;  Simonyi,  dessen  Schrift  über  das  finnisch-ugrische 
Verbum 9)  Graf  G.  Kuun  in  einer  beachtenswerthen  Recension 
besprochen^hat,  handelt  darin  über  die  Metathesis  10)  und  Könnye11) 
über  den  Örseger  Dialekt.  Einen  der  zahlreichen  finnischen  Dialekte, 
welche  im  Vergleich  mit  der  Schriftsprache  viel  mehr  Eigenthümlich- 
keiten  darbieten,  als  die  Dialekte  in  Ungarn,  beschreibt  Grotenfelt 12). 
Es  ist  dies  der  Savo-Dialekt  im  nördlichen  Häme  (Mitte  des  Landes), 
welcher  mehrere  Alterthümlichkeiten  bewahrt  hat. 

Keines  der  im  inneren  Russland  lebenden  Völker  hat  eine 
Literatur  aufzuweisen,  hin  und  wieder  erscheinen  aber  kleinere 
Schriften  geistlichen  Inhalts,  welche  dadurch  für  die  Sprachforschung 
von  Interesse  sind,  dass  sie  der  sprachlichen  Untersuchung  neues 
Material  darbieten.  Von  solcher  Erbauungsliteratur  ist  für  dieses 
Jahr  die  Ermahnung  des  h.  Tichon13)  in  Wotjakischer  Sprache 
zu  verzeichnen.  Aus  Castren's  handschriftlichem  Nachlass  bearbeitete 
AnmiqffXi)  sieben  syrjänische  Hochzeitslieder,  die  Castren  während 

6)  Hunfalvy  Pdl.  A  rumun  uyolv.  Nyelvtud.  Közlemenyek.  B.  XIV, 
265—308  und  376—464.     Budapest  1878.     8.     (Separat  u.  g.  T.      132  pp.) 

7)  Literarische  Berichte  aus  Ungarn  über  die  Thätigkeit  der  Ungarischen 
Academie  der  Wissenschaften  und  ihrer  Commissionen ,  des  ungar.  National- 
Museums  u.  s.  w. ,  herausgegeben  von  Paul  Hunfalvy.  II.  Band.  Budapest 
1878.     656  pp.     8.     fl.  4. 

8)  Magyar  Nyelvo  i  (Ungarischer  Sprachwart)  szerkeszti  s  kiadja  Szarvas 
Gabor.     Yli  kötet.     Budapest   1878.     576  pp.     8.     H.a. 

9)  Simonyi  Zs.  Az  ugor  niödalakok.  Nyelvtud.  Közlemenyek.  B.  XIII, 
I.  —  Vgl.   Giza  Kuun  BISO.  N.  S.  112—116. 

10)  Simonyi  Zs.  A  hangätvetesrol.  Adalek  a  magyar  nyelvhangtanähoz. 
[Ueber  die  Metathesis.  Ein  Beitrag  zur  Lautlehre  der  ungar.  Sprache.]  Buda- 
pest   1878.      23    pp.      8.    „  (Abdruck  aus  Magy.  Nyelvor  VII,  339 — 357.) 

11)  Könnye  N.  Az  Örsegi  täjszöläs.  Magy.  Nyelvor  VII,  320 — 323,  371 
—373,  417—420,  466—470. 

12)  Ossian  Grotenfelt.  Pohjois  Hämecn  kielimurteesta.  Ilelsingissä  1878. 
63  pp.  8.  „M.  0.80.     (Abdruck  aus  Suomi,  2   Folge   12  Th.,  s.   305—367.) 

13)  YreT  cbatoh  Thxoh  ÄÖmeTeM  atec  khjimoq.  HacTaBJienie  xpncTiaHCKoe 
Cb.  TnxoHa.  Ü3ä.  IIpaBOCJi.  Mhcc.  06di.  Ka3ani>.  Tnn.  Kokobhhoh.  1878. 
35  pp.  8.     Rb.  0.15. 

14)  Syrjäniläisiä  Häälauluja,  koonnut  M.  A.  Castren,  alkutokstistä  suo- 
mentanut  ja  saksalaisella  käännoksellä  varustanut    T.    G.  Anminoff.     Syrjänische 


126  O.  Donner,   Ural-altaische  Sprachwissenschaft  etc. 

seines  Aufenthaltes  unter  den  Einwohnern  der  Gegend  von  Petschora 
im  Jahre  1843  aufgezeichet  hatte.  Beim  Vergleich  mit  den  finnischen 
Hochzeitsliedern  des  Kalevala  tritt,  wie  auch  der  Herausgeber  her- 
vorgehoben hat,  sogleich  die  gemeinschaftliche  Grundanschauung 
und  derselbe  charakteristische  Ton  an  den  Tag.  Auch  Parallelismus 
oder  Gedankenreim,  wie  auch  Assonanz  ist  in  ihnen  ziemlich  all- 
gemein verbreitet;  doch  ist  kein  regelmässiges  Metrum  ausgebildet. 
Da  gerade  die  Hochzeitslieder  zu  den  ältesten  Elementen  der 
finnischen  Volksdichtung  zu  zählen  sind,  dürfte  die  Form,  welche 
uns  in  den  syrjänischen  Gesängen  begegnet,  so  ziemlich  die  älteste 
Stufe  der  Volkspoesie  bei  den  Völkern  des  speciell  finnischen 
Zweiges  repräsentiren,  zumal  da  Anklänge  auch  unter  den  Mordwnen 
und  Lappen  vorkommen  und,  soviel  bisher  bekannt  ist,  die  russischen 
Volkslieder  davon  abweichen. 

Ueber  die  Mongolen  und  ihre  Sprache  erscheinen  fast 
jährlich  kleinere  Schriften  in  Russland,  leider  sind  sie  aber  äusserst 
schwer  zu  erhalten.  Die  Missionsgesellschaft  in  Kazan  veröffentlichte 
die  h.  Geschichte  des  alten  und  neuen  Bundes  im  Dialekte  der 
nördlichen  Baikal  -  Buräten 15).  Die  Schrift  ist  fast  die  einzige, 
welche  Aufklärung  über  diesen  Dialekt  bietet  und  enthält  viel 
nützliches  Material  für  linguistische  Forschungen.  Die  kleine  mon- 
golische Grammatik  von  Puini16)  ist  nur  ein  Auszug  aus  J.  I.  Schmidt's 
mongolischer  Grammatik,  dessen  Typen  dem  jetzigen  Standpunkt  der 
Typographie  in  keiner  Weise  entsprechen. 

Zum  tungusischen  Gebiete  gehören  eine  nicht  in  den  Buch- 
handel gekommene  Schrift  von  Teza11),  die  der  Berichterstatter 
leider  nicht  zu  Gesicht  bekommen  hat,  und  die  von  Czekanowski 
aufgezeichneten  Wörter  und  Sätze  der  Kondögir  -  Mundart ,  welche 
Schiefner16)  herausgegeben  und  mit  werthvollen  Bemerkungen  über 
die  Lautgesetze  und  die  Wortbildung  der  tungusischen  Dialekte 
begleitet  hat. 


Hochzeitsgesänge,  gesammelt  von  M.  A.  C.  mit  finnischer  und  deutscher  Ueber- 
setzung  herausgegeben  von  T.  G.  A.  Helsinki  1878.  29  pp.  4.  M.  1.  (Ab- 
druck aus   Acta    Soc.    scient.  Fenn.      T.  XI,  203 — 231.     Helsingfors  1880.) 

15)  Svjasconna  istorija  votchago  i  novago  zavota  na  narecii  Severo-Baikal'- 
skich  Burjat,  s  prilozeniem  kartin.  Izdanie  pravoslavnago  missionerskago 
obscestva.  Kazan'  (Tipografia  Gladysevoj)  1878.  147,  VIII  pp.  8.  mit  40  Holz- 
schnitten.    Kb.  0.60. 

16)  Carlo  Paini.  Elementi  dolla  grammatica  Mongolica.  Firenzo  1878. 
X,   42  pp.     8. 

17)  Mangiurica,  nute  raccolte  da  K.  Teza.  —  Sommario :  I.  La  Gram- 
matica mangese  del  Gerbillon.  —  II.  Una  grammatica  mongola.  —  III.  II 
Criilier  o  il  Magalotti.  —  IV.  Correzioni  fatte  da  C.  v.  d.  Gabelentz  al  suo 
lessico  mangese.  —  V.  Luoghi  tolti  alle  Trauslations  del  Meadows.  —  VI.  II 
sesto  libro  del  Li-ki,  in  mangese.  —  VII.  II  primo  libro  di  Mencio  in  mangese 
o  in  giapponeso.  —  Luoghi  scelti  dal  Vangelo,  nello  duo  lingue.  —  Pisa  (Nistri 
e  C)    1878.     88  pp.     ibl.  —  Vgl.  A.  Severini  BISO.  N.  S.  338. 

18)  Alexander  Czekanowski's  tungusischos  Wörtorvorzeichniss ,  heraus- 
gegegen  von  A.  Schiefner:  Bull,  de  l'Ac.  Imp,  d.  Sc.  de  St.-Petersb.  XXIV 
89— 14C. 


127 


Kleinasien   und  Cypern. 

Von 

It.  Pietschmaiiii. 

Es  fehlt  zur  Zeit  noch  an  einer  zusammenfassenden  Schilderung 
der  alten  Geschichte  und  der  ehemaligen  ethnographischen  Ver- 
hältnisse Kleinasien's.  In  der  ihrem  Titel  nach  die  Vergangenheit 
und  Gegenwart  dieses  Ländergebietes  umfassenden  Schrift  von 
Roslcoschny  J)  würde  man  etwas  derartiges  vergeblich  suchen.  Sie 
enthält  nur  zwei  aus  Touristeneindrücken  hervorgegangene  populäre 
Schilderungen.  Auf  Schliemann's  in  diesem  Berichtjahre  mit  grossem 
Erfolge  wiederaufgenommene 2)  archäologische  Untersuchungen  in 
der  Troade  können  wir  hier  nicht  eingehen,  da  deren  Ergebnisse 
zumeist  der  prähistorischen  Forschung  und  der  klassischen  Alter- 
thumswissenschaft  zu  Gute  kommen.  Von  den  durch  seine  Thätig- 
keit  angeregten  Arbeiten  nennen  wir  die  von  Lindenschmit3), 
Schröder*),   MeMisr°),    Hildebrand6),   Undset1),    Walhouse8)  und 


1)  Herrn.  Roskoschny.  Aus  Kleia-Asien.  Skizzen  aus  der  Gegenwart  und 
Vergangenheit.  Leipzig  [1878].  79  pp.  8.  M.  1.  —  Vgl.  Kirchhoff  JLZ. 
1878,  628. 

2)  Schliemann.  Ausgrabungen  in  Troja:  Verhandlungen  der  Berliner  Ge- 
sellschaft für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte   1878,  425 — 426. 

3)  Heinr.  Lindenschmit.  Schliemann's  Ausgrabungen  in  Troja  und  Mykenae. 
Vortrag  gehalten  im  Vereine  zur  Erforschung  rheinischer  Geschichte  und  Alter- 
thümer.     Mainz   1878.     38  pp.     8.     M.   1. 

4)  Herrn.  Schrader.  lieber  Schliemann's  Trojanische  Ausgrabungen:  Mit- 
theilungen der  geographischen  Gesellschaft  in  Hamburg  1876 — 1877,  71 — 86. 

5)  C.  M[ehlis],  Ueber  die  neuesten  Funde  Schliemanns  auf  Hissarlik: 
Das  Ausland  1878,  1019  [nach  Scheels:  Nürnberger  Correspondent  4.  Nov.  1878.] 

6)  H  Hildebrand.  Fynden  i  Troas.  Mit  42  Figuren.  Stockholm.  120  pp. 
8.  —  Vgl.  J.  Mestorf  Archiv  für  Anthropologie  XII,  522  und  Verzeichniss 
der  anthropologischen  Literatur  ebd.   17. 

7)  Ingvald  Undset.  Schliemann's  Udgravninger  i  Troas  og  Mykenae. 
Kristiania  1878.  127  pp.  8.  —  Vgl.  J.  Mestorf  Archiv  für  Anthropologie 
XI,  484. 

8)  M.  J.  Walhouse.  Archaeological  Notes.  No.  XX.  Trojan  and  Indian 
Prehistoric  Pottery,  and  the  Svastika  Symbol:  IAnt.  VII,  176 — 179.  —  Additions 
to  Archaeological  Note  No.  XX :  ebd.  289. 


J28  Pietschmann,  Kleinasicn  und  Cypern. 

Westropp9).  Die  bekannte  Hypothese,  nach  der  verschiedene  in 
der  Ilias  erwähnte  Völkerschaften  der  Troade  in  ägyptischen  In- 
schriften genannt  sein  sollen,  wurde  von  Eyssenhardt10)  mit  Er- 
folg bekämpft.  Ueber  die  phrygischen  Inschriften  veröffentlichte 
Thomas11)  einige  paläographische  und  chronologische  Bemerkungen, 
die  wohl  einstweilen  mit  Vorsicht  aufzunehmen  sind.  Eine  wichtige 
chronologische  Untersuchung  über  den  Untergang  des  lydischen 
Reiches  verdanken  wir  ßüdmger12).  Savelsberg's  Versuch,  die 
lykischen  Inschriften  zu  übersetzen13),  muss  leider  als  völlig  fehl- 
geschlagen betrachtet  werden.  Wir  tragen  hier  eine  Recension  der 
im  vorjährigen  Berichte  erwähnten  Schrift  von  Wieseler  über  die 
Galater  nach14)  und  verzeichnen  eine  neue  Auseinandersetzung  des- 
selben über  die  angeblich  germanische  Herkunft  dieses  Volkes15). 
Beiträge  zur  Geschichte  Kleinasien's  in  der  griechisch  -  römischen 
Zeit  enthalten  die  numismatischen  Arbeiten  von  v.  Hallet  und 
Friedländerl%) ,  Six11)  und  Bompois™) ,  sowie  die  epigraphisch- 
antiquarischen  Mittheilungen  von   Collignon19—'20),  Homolle21),  Ne- 


9)  Hoddcr  M.    Westropp.     The  Hissarlik  Kelics.     The  'Svastika:  IAnt. 

VII.  119.     [From  the  Athenaeum   12.  Jan.   1878.] 

10)  Eyssenhardt.  Ueber  die  Resultate  der  neuesten  Forschungen  Glad- 
stone's  über  Homer:  Mittheilungen  der  geographischen  Gesellschaft  in  Hamburg 
1876—77,  404. 

11)  Edu:  Thomas,  The  Eock-cut  Phrygian  Inscriptions  at  Doganlu:  JRAS. 
N.  Ser.  X,  3G 1—372.  —  Vgl.  ebd.  Annual  Report  LXXVII  und  E.  Thomas 
The  Phrygian  Inscriptions  at  Doganlu:  IAnt.  VII,  228—231. 

12)  Max  ßüdinger.  Krösus'  Sturz,  eine  chronologische  Untersuchung: 
Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Classe  der  kaiserl.  Akad.  d.  Wiss.  XCII,  197 — 215.  — 
Dazu:  Anhang.     Zu  den  Quellen  der  Kyropädie:  ebd.   216 — 222. 

13)  J.  Savelsberg.  Beiträge  zur  Entzifferung  der  lykischen  Sprachdenk- 
mäler. II.  Th.  Erklärung  von  55  lykischen  Inschriften.  Gedruckt  mit  Unter- 
stützung der  Kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien.     Bonn   1878. 

VIII,  232    pp.     8.     Mit   drei   Tafeln.     M.  8.    —    Vgl.   H.    Hübschmann    JLZ. 
1879,   61. 

14)  Fuchs  Zeitschrift  für  die  gesammte  lutherische  Theologie  und  Kirche 
XXXIX,    550. 

15)  Dr.  Karl  Wieseler.  Das  Volk  der  Galater  in  den  Institutionen  des 
Gajus.     Eine  Miscello:  Zeitschrift  für  Kirchengeschichte  II,    112 — 116. 

16)  A.  von  Sollet.  Ceramus  in  Carien  unter  dem  Namen  Ptolemais: 
Zeitschrift  für  Numismatik  VI,  51 — 58.  —  Vgl.  dazu:  Friedländer.  Ptolemais 
in   Pamphylien  nicht   Ceramus  unter  dem  Namen  Ptolemais:  ebd.   239 — 241. 

17)  J.  P.  Six.  Zur  Münzkunde  Pisidicns  und  angrenzender  Ländor: 
Zeitschrift  für  Numismatik  VI,   75—100. 

18)  Jl.  Fi  rd.  Bompois.  Monnaies  d'argeut  frappees  a  Hgradea  de  Bi- 
thynie.     Lo  tyran  Kb-archos.     Paris   1878.     39  pp.     8.     fr.  5. 

19)  Max  ('iil/iijmm.  Inscriptions  de  Cibyra:  Ecolo  francaise  d'Athenes. 
Bulletin  do  correspondaneo  helk'nhuio  II,   592 — 614. 

20)  Max  Collignon.  Inscriptions  d'Ormellee,  en  Phrygie:  Ebd.  II,  53  —  64. 
170—174.    243—265. 

21;  Th.  Homolle.  Inscriptions  publikes  ä  Smyrne.  II.  Senatus  consulte 
d'Adramytte:  Ebd.   II.   128—132. 


Pietschmann,  Kleinasten  und  Cypern.  129 

rutf>os-'2~2Z)  und  Papadopulos  Kerameus2i~26).  Durch  Fergusson's 
unter  den  Publikationen  des  vorigen  Jahres  genanntes  Werk  wurde 
Cliiptez  zu  einer  Besprechung  desselben  und  einer  sehr  sach- 
kundigen archäologischen  Abhandlung-7)  veranlasst.  Variot  schrieb 
über  die  in  der  Briefsammlung  des  jüngeren  Plinius  enthaltenen 
Nachrichten  über  die  bithynischen  Christen28).  Wood's  Werk  über 
Ephesus  rief  eine  lebhafte  Diskussion  über  die  dortigen  christlichen 
Alterthümer  hervor29-  ai).  Zur  Geschichte  der  christlichen  Kirche  in 
Kleinasien  erhielten  wir  Beiträge  von  L/ipsius?'2  i.  GörresP3),  II<int<i<l:?A) 


22)  Neroutsos.  La  forteresse  d'Antiochc  en  Isaurie  et  le  praeses  Bassidius 
Lauricius:  Ebd.  II,   16—19.  —   Vgl.    dazu:    Th.   Homolle:  Ebd.   19—22 

23)  Neroutsos.  Travaux  d'Au  xentius  sur  le  Sarus  ä  Adana  en  Cilicie. 
Ebd.   359—363. 

24)  A.  Papadopulos  Kerameus.  Inschriften  aus  Thira  in  Lydien:  Mit- 
theilungen des   deutsehen   archäologischen   Institutes  in   Athen  II,  55  —  59. 

25)  A.  Papadojmlos  Kerameus.  Liste  des  agoranomes  de  Smyrne: 
Eeole  fnunjaise  d' Äthanes.    Bulletin  de  correspondance  hcllenique  II,  28 — 31. 

26)  IlanaSoTiovloi  Kegausvs.  'Envzvftßtov  aväy).v(fOv,  7106t  itfiijv 
tov   JlfivQvaiov  iargov  L4ot£uovo$ :  Ebd.  489 — 492. 

27)  Ch.  Chipiez.  K.  arch.  N.  Ser.  XXXV,  131.  —  Vgl.  Ch.  Chipiez 
Memoire  sur  le  temple  hypaethre  (Lu  ;t  l'Academie  des  inscriptions  et  belles- 
lettres,  dans  la  seance  du  28  decembre  1877):  K.  arch.  XXX\',  180 — 184. 
184—187.  209—219. 

28)  Joseph  Variot.  Les  lettres  de  Pline  le  Jeune.  Correspondance  avec 
Trajan  relativement  au.\  Chretiens  de  Pont  et  de  Bithynie:  Kevue  des  cpiestions 
historiques  XXIV,   80—153. 

29)  J.  T.  Wood.  On  the  Antiquities  of  Ephesus  having  Relation  to 
Christianity:  TSBA.   VI,   327—338. 

30)  William  Simpson.  The  Supposed  Tomb  of  St.  Luke  at  Ephesus: 
TSBA.  VI,  323—326. 

31)  Jean  Paul  Richter.  The  Monuments  of  Christian  Art  at  Ephesus: 
Ac.  XIV,  97—98.  —  Vgl.  dazu:  W.  Simpson.  The  supposod  Tomb  of  St. 
Luke  at  Ephesus  ebd.  117;  J.  T.  Wood.  The  Tomb  of  St.  Luke  at  Ephesus 
ebd.  143;  TT.  Simpson.  The  supposed  Tomb  of  St.  Luke  at  Ephesus.  Mit 
einem  Holzschnitt,     ebd.   170. 

32)  R.  A.  Lipsius.  Das  Todesjahr  Polykarps:  Jahrbücher  für  protestan- 
tische Theologie  IV,   751 — 768. 

33)  Dr.  Frz.  Görres.  Kritische  Erörterungen  über  den  apokalyptischen 
Märtyrer  Antipas  von  Pergamum :  Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Theologie 
XXI,  257 — 279.  —  Vgl.  dazu:  Dr.  Joh.  Karl  v.  Otto.  Ueber  das  Zeitalter 
des  Erzbischofs  Arethas:  ebd.  539  —  540. 

34)  Ad.  Harnach.  Die  Zeit  des  Ignatius  und  die  Chronologie  der  anti- 
ochenischen  Bischöfe  bis  Tyrannus  nach  Julius  Africanus  und  den  spätem 
Historikern.  Nebst  einer  Untersuchung  über  die  Verbreitung  der  Passio  S. 
Polycarpi  im  Abendlande.  Leipzig  1878.  92  pp.  8.  M.  3.  —  Vgl.  LC.  1878 
1527;     A.    Hilgenfeld    Zeitschrift    für    wissenschaftliche    Theologie    XXI,    409; 

W.  Sadnay  Ac    XV,  5:>4. 

Jahresbericht  187S,  9 


130  Pietsclimann ,  Kleinasien  und  Cypern. 

und  Duchesne36).  Eine  Karte  für  die  Zeit  der  Kreuzzüge  ent- 
warf Lognon36). 

Von  kartographischen  Arbeiten  über  das  gegenwärtige  Klein- 
asien sind  besonders  die  Kulturkarte  von  v.  Schweiger  -  Lerchen  - 
feld37)  und  die  von  Petermann  veröffentlichten  Darstellungen  der 
russisch-türkischen  Grenzgebiete  3s~ 39)  zu  erwähnen,  und  unter  den 
erschienenen  Reiseberichten  die  interessanten  Schilderungen  von 
Favre  und  Mandrot40) ,  sowie  eine  neue  Auflage  von  Burnaby's 
„Ritt  durch  Kleinasien"41)  hervorzuheben.  Die  Verwaltungsverhält- 
nisse im  Bahr  i  sefid  wurden  von  zur  Helle  von  Samo  dar- 
gestellt42) ;  Smyrna  wurde  von  Saad  in  einem  kurzen  topographischen 
Aufsatze  besprochen.43). 

Unter  der  reichen  Literatur  über  Cypern,  die  zum  grossen 
Theil  dem  durch  die  englisch-türkische  Convention  vom  4.  Juni 
1878  angeregten  allgemeinen  Interesse  für  diese  Insel  ihre  Ent- 
stehung verdankt,  zeichnet  sich  ein  Werk  von  Loher  aus,  dessen 
künstlerisch  abgerundete  Schilderungen  durch  die  feine  Beobach- 
tungsgabe des  Verfassers  und  seine  Kenntniss  der  mittelalterliehen 
Geschichte    bleibenden    Werth    erhalten44).      Neben    einer    mangel- 


35)  L.  Duchesne.  Inscription  chretienne  de  Bithynie:  Ecole  francaise 
d'Athenes  II,  289—299. 

36)  Auguste  Lognon.  Carte  de  l'Asio  Mineure,  pour  servir  ä  l'intelligence 
de  Guillaume  de  Tyr.     Paris   1878. 

37)  Armand  v.  Scliiceiger-Lerchenfeld.  Kulturkarte  von  Kleinasien  nach 
den  authentischen  Quellen  entworfen  im  Maasse  1:2000000:  MGGW.  1878 
Taf.  IV.  —  Vgl.  A.  v.  Schweig  er -Lerchenfeld.  Erläuterungen  zu  der  Cultur- 
karte  von  Klein-Asien :  ebd.   257 — 269.  —   Vgl.  ferner:  Nature  XVII,    434. 

38)  Das  von  Russland  beanspruchte  Gebiet  in  Vorder-Asien :  PM.  XXIV, 
285—292. 

39)  Die  durch  den  Vertrag  von  Berlin  13.  Juni — 13.  Juli  1878  an  Russ- 
land gekommeneu  Türkischen  Gebiete  von  Ardahan,  Kars  und  Batum.  Nebst 
Spezialkarte:  PM.  XXIV,  321. 

40)  C.  Favre  et  B.  Mandrot.  Voyage  en  Cilicio  1874:  BSGP.  XV, 
5—38.  HC— 155.  (Auch  separat  u.  gl.  T.  Paris  1878.  75  pp.  8.)  —  Vgl. 
C.  Favre  und  li.  Mandrot^  Reise  in  Kilikien  1878.  I— III:  Globus  XXXIV, 
71—75.   231—236.   283—287. 

41)  F.  Bwrndby.  On  Horseback  through  Asia  Minor.  2  Vols.  7  th  ;ln,l 
Cheaper  Ed.  London  1878.  422  pp.  8.  10  s.  6  s.  —  Vgl.  -I.  Im  neuen 
Reich    1878   I,   1022. 

42)  .1.  Ritter  zur  Helle  ran  Samo.  Das  Vilajet  der  Inseln  des  weissen 
Meeres  (Babi  i  sefid  dscheza'fri),  das  privilegirte  Beylik  Samos  (Syssam)  und 
das  Mutessariflik  Cypern  (Kybris).  Statistische  und  militärische  Notizen  1876. 
Mit  2  Kartenbeilagen:  MGGW.  XXI,  97—127.  145—176.  193—219.  —  Vgl. 
Ac.   XIV.  35. 

I.'ii  Ln mee  Sund.  Smyrna:  Mittheilungen  des  Vereins  für  Erdkunde  zu 
Leipzig    i.s7  7.  Jahresbericht,  12 — 15. 

il     Frz.  r.   höher.     Cypern.     Reiseberichte   über   Natur   und    Landschaft, 

Volk    I    Geschichte      Stuttgarl    ls?s.     iv,  376   pp.     8.     AI.  6.    —    Vgl.   Die 

Insel    Cypern:    Das  Ausland    1878,    646—649     ßf68     673.    —    Vgl.  ferner:    Im 


Pietschmann,  Kleinasien  und  Cypern.  131 

haften  englischen  Ueb ertragung  dieses  Buches45)  ist  auch  ein  po- 
pulärer Vortrag  Löher's  über  die  Geschichte  Cyperns4'5)  zu  nennen. 
Raveiistein's  übersichtliche  Darstellung  bietet  das  für  Reisende 
wünschenswerthe47).  Ein  langjähriger  Aufenthalt  setzte  Lang  in 
den  Stand,  Land,  Volk  und  Alterthümer  genau  zu  studiren48)  und 
um  die  Erforschung  dieser  Insel  sich  hohe  Verdienste  zu  erwerben. 
Besonders  archäologisch  und  geographisch  wichtig  sind  ferner 
Schr'öder's  Reiseberichte49).  Das  im  vorigen  Jahresberichte  schon 
genannte  grundlegende  Werk  Cesnolas  ist  nunmehr  auch  in  New 
York  erschienen00).  An  die  von  diesem  amerikanischen  Forscher 
entdeckten  Alterthümer  knüpft  ein  Aufsatz  von  Gorresio  an51). 
Eine  kurze  Darlegung  der  Geschichte  Cypern's  vor  Amasis  gab 
nach  den  Arbeiten  englischer  Assyriologen  und  Aegyptologen 
Furrell^2).  Rogers1  Notiz  über  die  bei  arabischen  Schriftstellern 
erwähnten  Eroberungszüge  nach  Cypern53)  ist  leider  wenig  aus- 
führlich gehalten.  Eine  Episode  aus  der  Geschichte  des  Mittel- 
alters wurde  von  höher  wenn  auch  nicht  erschöpfend ,  so 
doch    eingehend    geschildert54).     Durchweg  Neues    bietet  eine  Ab- 


neuen  Reich  1878  II,  200;  Blätter  für  litterarische  Unterhaltung  1879,  625; 
The  Edinburgh  Review  CXLVIII,  558;  The  Quarterly  Review  CXLVI ,  414; 
C.    W.    Wilson  Ac.  XIV,   103. 

45)  Franz  von  Loher.  Cyprus:  Historical  and  Descriptive.  Adapted  from 
the  Gorman ,  with  much  Additional  Matter  by  Mrs.  A.  Batson  Joijner,  and 
2  Maps.  London  1878.  324  pp.  8.  10  s.  6  d.  —  Vgl.  The  Edinburgh  Re- 
view CXLVIII,  558. 

46)  Frz.  v.  Löher.  Cypern  in  der  Geschichte.  Berlin  1878.  48  pp.  8. 
M.  1.     (=z  Sammlung  gemeinverständlicher  wissenschaftlicher  Vorträge  No.  307. \ 

47)  E.  G.  Ilavenstein.  Cyprus,  its  Resources  and  Capabilities,  with  Hints 
for  Tourists,  with  Maps  and  Plans.  London  1878.  56  pp.  8.  1  s.  6  d.  — 
Vgl.  MGGW.   1879,  498;  Ac.  XIV,  338. 

48)  R.  Hamilton  Lang.  Cyprus :  Its  Ilistory,  its  present  Resources,  and 
future  Prospects.  With  2  Illustrations  and  4  Maps.  London  1878.  370  pp.  8. 
14  s.  —  Vgl.  E.  H.  Bunbury  Ac.  XIV,  395;  Nature  XVIII,   693. 

49)  P.  Schröder.  Meine  zweite  Reise  auf  Cypern  im  Frühjahr  1873. 
(Aus  Briefen  an  Heinr.  Kiepert  in  Berlin.):  Globus  XXXIV,  135—139.  152—156. 
168—172.  183—186  mit  Holzschnitten.  —  Vgl.  auch  Cypern :  Globus  XXXIV, 
105  —  108.   124—128. 

50)  L.  Palma  di  Cesnola.  Cyprus,  its  Ancient  Cities,  Tombs  and 
Temples.  A  Narrative  of  Researches  and  Excavations  during  ten  Years  Residence 
in  that  Island.     Mit   2   Karten  und  vielen  Abbildungen.     New  York   1878. 

51)  Gasp.  Gorresio.  Nota  sulla  croce  gammata  dei  monumenti  recen- 
temente  scoperti  nell'  isola  di  Cipro.     Torino   1878.     4  pp.     4. 

52)  James  W.  Furrell.  Cyprus,  betöre  the  Time  of  Amasis:  Calc.  Rev. 
LXVII,  692—711. 

53)  E.    T.  Rogers.     The  Arabs  in  Cyprus:  Ac.  XIV,   220—221. 

54)  Frz.  v.  Löher.  Kaiser  Friedrich  II.  Kampf  um  Cypern :  Abhandlungen 
der  Historischen  Ciasso  der  Königlich  Bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften 

9* 


232  Pietschmann ,  Kleinasien  und  Cypern. 

handlung  von  Tlioinashb) ,  die  auf  den  gründlichsten  Studien 
beruht. 

Von  der  mehr  oder  minder  ephemeren  oder  uns  nicht  ge- 
nügend bekannt  gewordenen  Literatur  führen  wir  hier  als  biblio- 
graphische Ergänzung  eine  Auswahl  von  Titeln  an56"-60). 

Unter  den  Karten  von  Cypern  ist  neben  der  in  Ravenstem's 
Buche  enthaltenen  besonders  die  von  Kiepert"10-11)  rühmend  zu 
erwähnen.     Eine    frühere    Karte    desselben    verdienten    Geographen 


XIV,  II,  109—180.  (Auch  sep.  u.  gl.  T.  München  1878.  72  pp.  4.  M.  2.10.) 
—  Vgl.  F.  Hirsch  Historische  Zeitschrift  N.  F.  VIII,  151;  Th.  Lr.  LC. 
1878,   1694. 

55)  G.  M.  Thomas.  Ein  Bericht  über  die  ältesten  Besitzungen  der  Ve- 
nezianer auf  Cypern:  Sitzungsberichte  der  philosophisch-historischen  Classe  der 
k.  b.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  München  1878,  143 — 157.  —  Vgl.  Ar- 
chivio  storico  italiano  IV  Ser.  II,  4G0. 

56)  Cyprus:  Past  and  Present.     London   1878.     0   d. 

57  Cyprus  and  Asiatic  Turkey.  A  Handy  General  Description  of  out  New 
Eastern  Protectorate,  from  'The  English  Encyclopaedia'.  With  a  Map.  London 
1878.     248  pp.     8.     3   s.   6    d. 

58)  T.  Thain  Davidson.  Cyprus,  England's  New  Possession:  its  Place 
in   Bible  History.     London   1878.     58  pp.      1   s. 

59)  F.  H.  Fischer.  Cyprus,  our  New  Colony,  and  What  wo  know  about 
it.      With  Maps.      London   1878.      128   pp.      8.      1   s. 

60)  ArcMbald  Forhes.  The  Fiasco  of  Cyprus:  The  Nineteenth  Century 
1878,  October.  —  Vgl.  Eine  englische  Stimme  über  über  den  Werth  Cyporns: 
Das   Ausland   1878,  849—854. 

61)  Rieh.  Glover.  Cyprus:  the  Christian  History  of  our  New  Colonial 
Gem.     London    1878.     22   pp.     8.     6   d. 

62)  J.  J.  Lake.  Ceded  Cyprus:  its  History,  Conditiou,  Prospects ,  and 
Products.     London   1878.     8.      1   s. 

63)  Phene.  On  the  Acquisitum  of  Cyprus  and  Observations  on  somo  Is- 
lands in  the  Levant  with  Keference  to  Recent  Discoveries:  Nature  XVIII.   183 

64)  11.  Stuart  Poole.  Cyprus  Its  Present  and  Future:  The  Contein- 
porary  Review  XXXIII,  137  — 155. 

65)  Our  New  Protectorate:  Nature  XVIII,  302—306. 

66)  Ph.  Jiohinson.  Cyprus:  its  Physical,  Economical ,  Historical,  Com- 
mercial,  and  Social  Aspects,  compilod  from  Encyclopaedias,  Official,  Trade,  and 
other  Reports,  and  Foreign  Publications.  With  Map.  London  1878.  32  pp. 
8.      1   s. 

67)  L.    C.     L'ile  de   Chypre:    Lo  Tomps  25.  Juli    1878.    —    Vgl.  L'annee 
raphique    II   Ser.,   II,   269 — 278. 

G8)   //.    Capitame.     Chypre:   L'exploration   1878,  241—250. 

69)  De  Cheon.  L'ile  de  Chypre  et  la  republique  francaise  au  congres 
do   Berlin.      Paris   1*78.     .il    pp.     8.     fr.   1. 

70)  Hemr.  Kiepert.  Karte  der  Insel  Cypern.  1:400,000.  Berlin  1878. 
1    Hl.  fol.      M     2 

71  i  Henry  Kiepert.  New  Original  Map  of  the  Island  of  Cyprus.  1:400,000. 
Berlin   1878.     M    2  Vgl.  Ac.   XIV,   190. 


Pietschmann,  Kleinasien  und  Cypern.  133 

ist  von  Stanford12)  lediglich  überarbeitet.  Ein  gelegentlich  auch 
historische  Fragen  behandelnder  Aufsatz  von  Wundt13)  schliesst 
sich  im  wesentlichen  an  die  geologischen  Untersuchungen  Unger's 
und  Kotschy's  (1865)  sowie  an  die  von  Gaudry  an  (Memoires  de 
la  Soc.  geol.  de  France  VII,  1859). 


72)  Stanfords  Map  of  Cyprus,  showing  the  Administrative  Divisions  and 
the  identified  Ancient  Sites.  1  :  410,000.  London  1S78.  1  Bl.  In  Mappe.  5  s. 
—  Vgl.  Ac.  XIV,   190. 

73)  Wundt.  Geologisches  aus  Cypern:  Das  Ausland  1878,  816 — 819.  — 
Vgl.  auch  Ac.  XIV,  248. 


134 


Iran,    Armenien   und   Kaukasusländer. 

Von 

0.  Salemann. 

Für  die  iranischen  Studien  ist  das  Berichtsjahr  in  mancher 
Hinsicht  ein  günstiges  zu  nennen :  einerseits  haben  schon  bewährte 
Kräfte  ihre  Arbeiten  eifrig  weiter  gefördert,  andererseits  berechtigt 
es  zu  den  besten  Hoffnungen,  dass  der  Kreis  der  Mitforscher  sich 
in  erfreulicher  Weise  erweitert  hat. 

Mit  Freuden  ist  allgemein  der  Abschluss  von  Spiegeln  x)  Alter- 
thumskunde  begrüsst  worden,  welche  die  Ergebnisse  langjähriger 
und  grundlegender  Forschungen  darlegt,  und  für  so  manche  der 
noch  streitigen  Fragen  Anregung  zu  fernerer  Untersuchung  geben 
wird.  Der  jetzt  erschienene  dritte  und  letzte  Band  des  Werkes 
enthält  den  Schluss  der  vorislamischen  Geschichte  Irans,  von  der 
Diadochenzeit  bis  zum  Falle  des  Säsänidenreiches ;  daran  schliessen 
sich  eingehende  Untersuchungen  über  die  Staatsverfassung,  die 
Gliederung  der  Stände,  die  religiösen  Verhältnisse,  und  ferner  über 
Sprachen,  Literatur  und  Kunst  des  alten  Iran.  Durch  Reichhaltig- 
keit des  Gebotenen  und  anziehende  Darstellung  ausgezeichnet, 
bildet  dieses  Werk  einen  Abschnitt  in  der  Geschichte  der  iranischen 
Philologie.  Eine  Geschichte  des  alten  Persien's  in  kürzerer 
Fassung  hat  Justi'1)  begonnen;  nach  dem  Plane  der  Sammlung 
sollen  die  zu  derselben  gehörigen  Monographien  von  nach  wissen- 
schaftlichen Grundsätzen  angelegten  und  den  besten  Quellen  ent- 
nommenen Illustrationen  und  Karten  begleitet  werden.  Neben 
diesen    Gesammtdarstellungen    hat    es    auch    an    Einzelforschungen 


1)  Fr.  Spiegel.  Eränische  Altcrtliumskundo.  Bd.  III.  Geschichte,  Staats- 
u.  Familienleben.  Wissenschaft  u.  Kunst.  —  Mit  vollständigem  Register  über 
alle  3  Bde.  Leipzig  1878.  IV,  8G3  pp.  8.  M.  13.  —  Vgl.  B.  Lindner  LC. 
1880,  358;  Ath.  No.  2G27  p.  288;  C.  de  Harlez  JA.  VII  Scr.  XIII,  159— KM; 
iL    Pizzi  BISO.  X.  S.  5,  88—90;  ./.  Dariiiesteter  RC.   1880,  I,   145. 

2)  Allgemeine   Geschichte    in    Einzeldarstellungen.     Unter  Mitwirkung  von 
A.  Brüchner  u.  s.  w.  licrausg.   von    Willi.   Onclcen.    Abtli.  I.    Berlin   1878.    8. 
M    3.     Darin  2.  Hälfte:    F.  Justi.     Geschichte   des  alten   Persiens.     so   pp, 
Vgl.    F.   Hirsch    Mitthlgn.   a.  d.  Inst.  Lit.  VII,  99;    F.  Spiegel   Jahresberichte 
d.   Geseliielit.iwisseiiscli.  I,   9. 


Salcinann,  Iran,  Armenien  und  Kaukasusländer.  135 

zur  Geschichte  Persien's  nicht  gefehlt.  Erwähnen  wir  zuerst  der 
Bereicherung  des  Quellenmaterials  durch  die  von  den  Herren  Bos- 
cawen3)  und  Pinches  im  British  Museum  entdeckten  Backstein- 
tafeln, welche  aus  der  Regierungszeit  des  Cyrus4),  Cambyses  5)  und 
Darius  Hystaspis6)  datirt  sind.  Für  die  Geschichte  des  ersten 
ist  auf  die  oben  p.  128  No.  12  bereits  erwähnte  Abhandlung  von 
Büdinger  zu  verweisen;  einen  Artikel  über  den  letzteren  ver- 
danken wir  Kautzsch1).  Die  Alexandersage,  wie  sie  sich  bei  den 
Parsen  gestaltet  hat,  behandelt  Darmesteter^).  Er  weist  nach, 
dass  die  parsische  Auffassung  Alexanders  als  eines  Feindes  ein- 
heimischer Religion  und  Wissenschaft,  welche  sich  auch  bei  den 
älteren  muhammedanischen  Historikern  findet ,  die  wahrhaft 
nationale  ist,  und  stimmt  ihr  bedingungsweise  zu.  Der  Lage 
der  Christen  im  persischen  Reiche  bis  zum  Falle  der  Säsä- 
niden  hat  Rehatsek9)  eine  cpuellenmässige  Darstellung  gewidmet, 
während  Nöldeke10)  eine  neue  syrische  Quelle  zur  Geschichte 
Jazdegird's  IL  und  seiner  Christenverfolgung  kurz  bespricht. 
Auch  können  wir  nicht  umhin  einer  für  persische  Alterthums- 
kunde  überaus  wichtigen  Quelle  zu  erwähnen,  nämlich  der  Chro- 
nologie Berüni's11),  deren  Herausgabe  Saekau  jetzt  rühmlichst  be- 
endet hat.  Wenn  auch  an  rein  geschichtlichen  Daten  arm  zu 
nennen ,  bereichert  doch  dieses  Werk  des  grossen  chwärezmischen 
Gelehrten  unsere  Kenntnisse  um  so  manches  Neue,  besonders  Dank 
der  ausführlichen  Darstellung  des  parsischen  und  ostiranischen 
Kalenders,  und  durch  reichhaltige  Notizen  betreffs  Ostiran's.  Leider 
gestattet  der  Zustand  der  Manuscripte  nicht,  die  aus  den  Dialekten 
von  Chwärezm  und  Sogdiana  angeführten  Wörter  mit  voller  Sicher- 
heit  herzustellen,    doch    lässt  sich  von  der  in  Aussicht  gestellten 


3)  W.  St.  C'had  Boscawen.  Babylonian  dated  tablets,  and  tho  Canon  of 
Ptolemy.  Transact.  Soc.  Bibl.  Arch.  VI,  1 — 78.  Discussion  on  the  same, 
ebd.  79 — 133.  —  Vgl.  Theo.  G.  Pinches.  Remarks  on  Babylonian  contract 
tablots  and   the  Canon  of  Ptolemy.     Ebd.  484 — 493. 

4)  Vgl.  Ath.  No.  2657   p.  404. 

5)  Vgl.  Ath.  No.  2647  p.  81.  2693  p.  728.  —  Eh.  Schröder  Berl.  MB. 
1879,  120  —  121  und  Leps.  Zts.   1879,  39—45. 

6)  Vgl.  Ath.  No.  2649  p.  145,  No.  2651  p.  212;  Ac.  No.  326  (3.  Aug. 
1878)  p.   124. 

7)  E.  Kautzsch.     Darius,  in  Herzog's  Realeneyelopädie  III. 

8)  James  Darmesteter.  La  legende  dAlexandre  chez  les  Parses:  Me- 
langes  publies  pur  l'Ecole  des  bautes  etudes.  Paris  1878,  83 — 99.  —  Vgl. 
Spiegel  JB.  d.  Geschichtswissensch.  I,  11. 

9)  E.  Rehatseh.  Christianity  in  the  Persian  dominions,  from  its  beginning 
tili  the  fall  of  the  Sassanian  dynasty.    JBBAS.  XIII  No.  35   art.  II.  p.  18—108. 

10)  LC.   1878,  954. 

11)  S.  p.  51,  No.   48    und  vgl.  namentlich     Th.  Nöldeke    GGA.    1879,  417 
—  •132   (wichtig  für  Iranisten);  LC.   1879,   326. 


136  Sälemann,  Iran,  Armenien  and  Kaukasusländer. 

englischen   Uebersetzung  Sachau's    manche    Berichtigung    und    Er- 
läuterung erwarten. 

Zur  älteren  Geographie  Irans  ist  nur  Weniges  anzuführen. 
Ein  Aufsatz  TMrlwatt's12)  über  die  Lage  von  Susa  wurde  wieder 
abgedruckt ,  die  schon  im  vorigen  Jahre  mehrfach  behandelte 
Endung  kart  in  Städtenamen  bespricht  von  Neuem  Mordfv/ann13) 
und  über  die  Endung  -stän  in  Namen  nicht  iranischer  oder  arischer 
Länder  sucht   Gaikvädi14)  Belehrung. 

Die  hohe  Bedeutung  der  Inschriften  und  Münzen  für  die 
altiranische  Geschichts-  und  Sprachforschung  hat  auch  in  diesem 
Jahre  verschiedene  Untersuch ungen  hervorgerufen.  Die  frühe  Ent- 
stehung der  altpersischen  Keilschrift  behauptet  Deecke'10),  indem 
er  fast  alle  Zeichen  derselben  auf  die  altbabylonische  Keilschrift 
zurückführen  will;  während  Oppert16)  auf  dem  Florentiner  Con- 
gresse  die  Ansicht  vertrat ,  das  persische  Keilalphabet  habe  sich 
aus  ideographischer  Schreibung  bei  den  Persern  selbständig  ent- 
wickelt, indem  der  Anlaut  des  durch  das  Ideogramm  bezeichneten 
Wortes  späterhin  als  Buchstaben-  oder  Silbenwerth  des  Zeichens 
gegolten  habe.  Einen  kurzen  Artikel  über  die  altpersischen  In- 
schriften wiederholt  Hovelacque17).  Die  schon  von  Rawlinson 
und  Gutschmid  behandelte  Gotarzesinschrift  bei  Kirmänschäh 
unterwirft  Olshemsen1*)  erneuerter  Besprechung,  und  weist  die 
Inschrift  sowohl,  wie  eine  Münze  mit  demselben  Namen  einem 
Arsakiden  zu.  Hieran  schliesst  sich  eine  Reihe  höchst  be- 
achtenswerther  Bemerkungen  über  mehrere  Säsanideninschriften, 
welche  chronologisch  näher  bestimmt  werden.  Leider  aber 
müssen  alle  Untersuchungen  dieser  Art  Stückwerk  bleiben,  so- 
lange nicht  genauere  und  vollständigere  Copien  aller  noch  er- 
haltenen Säsanideninschriften  vorliegen ;  und  hier  liegt  Gefahr 
im  Verzuge.     Um    so    erfreulicher   ist    die  Entdeckung  von  Denk- 


12)  C.  Thirlwall.  On  the  position  of  Susa.  Repriuted  from  Ihc  Pliilo- 
logieal  Museum.     (Romains  Literary   and  Tlieological  III,   98 — 107.) 

13)  A.  D.  Mordtmann.  Ueber  die  Endung  kart,  kert,  gird  in  Städte- 
namen.    ZDMG.  XXXII,  724—728. 

14)  Gaikvädi.  Names  of  countries  ending  in  'stän.'  IAnt.  VII,  27 — 28, 
vgl.  ebd.  235. 

15)  W.  Deeclee.  Ueber  den  Ursprung  der  altpersischen  Keilschrift.  (Mit 
\  autogr.  Taff.)  ZDMG.  XXXII,  271—289.  —  Vgl.  Atli.  Nu.  2649  (.'5.  Aug. 
1878)  p.  146. 

16)  «/.  Oppert,  Origine  de  l'alphahet  euneiforme  perse.  CK.  des  seances 
de  l'Athenee  oriental  VIII,  2«  part.  —  Vgl.  TR.  XII  (No.  135—7)  p.  2;  BISO. 
N.  S.   No.   S    -15   p.   183. 

17)  A.  Ilovelacque.  Los  inscrintimis  cunelformes  de  La  Porse.  (Extr.  de 
La  „Rdpublique  I'nuir."  du  L9.  Octobre  1877.)  (Ilovelacque  et  Vinson  Etudcs 
de  linguistique  p.  314 — 328.) 

18)  ( tlslianseii.  Ueber  ilus  Zeitalter  einiger  Inschriften  auf  arsaeidischen 
und  säsänidischen  Monumenten,  Berl.  MR.  1878,  172 — 188.  -  -  Vgl.  Spiegel 
J1J.  d.  Geschichtswissensch.  I,  12  u.   13. 


Salemann,  Iran.,  Armaden  und  Kaukasusländer.  \'dl 

malern ,  welche  die  grosse  Kluft  zwischen  den  sasänidischen  In- 
schriften und  Münzen  einerseits ,  und  den  ältesten  pehlevischen 
Handschriften  andererseits  einigermassen  zu  überbrücken  geeignet 
sind.  Wir  meinen  die  aus  Fayyüm  stammenden  Pehlevi  -  Papyrus 
des  Berliner  Museums,  zu  deren  Entzifferung  Sachaui&)  die  ersten 
»Schritte  gethan  hat,  während  West20)  schon  einzelne  Fragmente 
zu  übersetzen  versuchte.  Bei  weiterer  Vermehrung  des  Materiales, 
wozu  die  beste  Hoffnung  vorhanden  ist  —  sind  doch  vor  Kurzem 
noch  zwei  ziemlich  wohlerhaltene  Papyrus  nebst  mehreren  Frag- 
menten nach  St.  Petersburg  in  Privathände  gelangt  — ,  wird  die 
Lesung  dieser  alterthümlichen  Schriftstücke  und  die  Erklärung 
ihres  Inhaltes  weitere  Fortschritte  machen.  Eine  numismatische 
Abhandlung  von  Promis21)  ist  uns  nur  dem  Titel  nach  bekannt  ge- 
worden. Zur  sasänidischen  Münzkunde  finden  wir  einiges  Material  in 
einer  Abhandlung  Blau's22),  dessen  im  vorigen  Bericht  erwähnte 
Hypothese  über  die  älteren  persepolitischen  Münzen  nun  von 
Mordtmann23)  endgiltig  beseitigt  ist.  Eine  kleine  Anzahl  Säsä- 
nidenmünzen  im  Museum  zu  Neapel  besprach  Ascoli2i)  bei  Ge- 
legenheit des  schon  öfters  erwähnten  Congresses.  —  Ausserhalb 
des  rein  iranischen  Gebietes  fällt  eine  Abhandlung  von  Malonica&\ 
in  welcher  die  bisher  bekannt  gewordenen  Darstellungen  von 
Mithra's  Felsengeburt  übersichtlich  zusammengestellt  sind  und 
gleichzeitig  eine  Erklärung  dieser  Vorstellung  aus  dem  Doppel- 
sinne des  Wortes  asman  versucht  wird.  Ueber  die  Darstellung 
von  Iraniern  auf  den  Frescogemälden  von  Ajantä  handelte  Rdjen- 
draldla  Mitra2G). 


19)  Ed.  Sachau.  Fragmente  von  Pahlavi  -  Papyri  aus  Aegypten.  Mit 
Taf.  VII  u.  VIII.  Leps.  Zts.  1878,  114— 1  IG.  --  Vgl.  E.  T.  Rogers  Arabic 
and  other  papyri.  Ac.  XIV,  244.  —  Derselbe.  Discovery  of  fragments  of  pa- 
pyri  in  tho  Fayüm.  ib.  XV,  391.  —  Derselbe.  More  papyri  from  tlie  Fayüm. 
ib.  XVI,  177. 

20)  E.    W.    West.     Papyri  from  the  Fayüm.     Ac.  XIV,  544. 

21)  Vincenzo  Promis.  Su  due  monete  di  Kamniskire  re  dei  Parti.  Cenno. 
Torino  1878.     8  pp.     8. 

22)  Otto  Blau.  Mesenisches:  Num.  Ztschr.  IX,  263 — 283.  (Darin:  III. 
Istandara  de  Meschon.     Ein  Beitrag  zur  Münztopographie  der  Sassaniden.) 

23)  A.  D.  Mordtmann.  Ueber  die  persepolitanischen  Münzen:  ebd.  X. 
181—217. 

24)  TR.  XII,  2.     BISO.  N.  S.  No.  8—15  p.   182. 

25)  E.  Maionica.  Mithras  Felsengeburt.  Arch.-epigr.  Mitth.  aus  Oester- 
reich  II,  33 — 44  mit  einer  Tafel  und  einem  Holzschnitt.  —  Vgl.  C'ouze.  0eog 
hx   Ttirqas.    ebd.   119  — 120. 

26)  Räjendraläla  Mitra.  On  Representations  of  Foreigners  in  the  Ajantä 
Frescoes  (with  4  Plates).  JASB.  Vol.  XLVII,  I,  62—72.  —  Vgl.  PASB.  1878, 
94  und  Jahresber.  1879,  p.  65  No.  25. 


138  Salemann,  Iran,  Armenien  und  Kauhasusläiidcr. 

Von  Arbeiten  'über  die  altiranische  Religion  nennen  wir  an 
erster  Stelle  West's  neue  Ausgabe  der  llaug'schen  Essays27),  welche 
durch  zahlreiche  Zusätze  aus  Haug's  späteren  Werken  und  seinen 
nachgelassenen  Papieren  sowie  durch  werthvolle  Ergänzungen 
des  Herausgebers  in  dankenswertester  Weise  bereichert  ist. 
Historisch-referirend  ist  der  erste  Theil  einer  Gesamrntdarstellung 
von  Hovelacque28).  Barthil&my  Saint- Hilaire29)  gibt  neben  einer 
kurzen  Uebersicht  des  Entwicklungsganges  der  Zendphilologie 
eine  Analyse  der  Zendavesta,  in  der  er  den  monotheistischen  Zug 
der  Religion  besonders  hervorhebt.  Postons30)  populäre  Skizze 
kennen  wir  nicht  aus  eigener  Anschauung.  In  zwei  längeren  Ar- 
tikeln wendet  sich  de  Harlez31)  gegen  das  mythologische  Ver- 
fahren Darmesteter's  und  betont  in  seinen  Auseinandersetzungen 
über  Asha,  die  Ameshaspenta,  Ahuramazdä  u.  s.  w.  zum  Theil  wobl 
etwas  zu  einseitig  den  theologisch  -  moralischen  Charakter  dieses 
ganzen  Vorstellungskreises. 

Zur  Exegese  des  Avesta  haben  wir  für  dieses  Mal  keine 
grösseren  Werke  zu  nennen,  de  Harlez3-)  hat  das  Register  zu  seiner 
Uebersetzung  nachgeliefert.  Geringeren  Umfanges  sind  Spiegets33) 
geographisch  -  etymologischer  Artikel  über  Varena,  welcher  gegen 
dessen  Zusammenstellung  mit  Varuna  und  ovgavug  gerichtet  ist, 
und  NoldeJee's34)  Beitrag  zur  iranischen  Heldensage.  Der  Verfasser 
belegt  die  Uebereinstimmung  des  avestischen  Mythus  mit  den 
Nachrichten  der  jüngeren  Quellen  durch  neu  gefundene  interessante 
Beispiele. 


27)  Martin  Haucj.  Essays  011  the  Sacred  Language,  Writings  and  Re- 
ligion of  the  Parsis.  Second  Edition.  Edited  by  K.  W.  West.  London  (Trübner) 
1878.  XVI,  427  pp.  8.  16  s.  (Trübner's  Oriental  Series  I.)  —  Vgl. 
H.  Hübschmann  JLZ.  1878,  682;  J.  Jolly  Ac,  XV,  102;  Calc.  Kov.  Vol. 
LXVII.  No.  CXXX1V,  p.  XXXIII;  J.  D armesteter  RC.    1879,  II,  181. 

28)  Abel  Hovelacque.  L' Avesta,  Zoroastre  et  le  Mazdeisme.  Ire  partie. 
Introduction :  decouverte  et  Interpretation  de  1' Avesta.  Paris  1878.  V,  145  pp. 
8.  fr.  3.50.  —  Vgl.  Spiegel  JLZ.  1878,  522.  -  -  Vgl.  ferner  den  Abdruck 
eines  älteren  Artikels:  LAvesta  (Extr.  de  la  Republique  francaise  du  4  mai  1877) 
in    llorelacque  et    Vinson.     Etudes  de  linguistiquo  p.   300 — 313. 

29)  Barthilemy  Saint- Hilaire.  Le  Zend-  Avesta  de  Zoroastre.  Journ 
de  Sav.  1878,  17—31.  74—87.  139—153.  193—207.  —  De  la  religion  de 
Zoroastre:  ebd.  338—351.  403—417. 

30)  alias.  J).  Poston.  The  Sun  Worshippers  of  Asia.  San  Francisco  (A. 
Roman  and  Co.)     1878.     106  pp.     8.  —  Vgl.  TR.  XI,  131;  IAnt.  VII,  292. 

:;  I  t  ('.  de  Harlez.  Des  origines  du  Zoroastrisine  (ler  et  2  '•■<®v  article). 
.IA  VII  Ser.,  XI,  10]  134.  XII,  117  —  176.  (Auch  separat  u.  gl.  T.  Paris 
1879      93   \>['      8.     IV.  3.50.)  —   Vgl.   E.  Renan  ebd.  XII,  21—22. 

:;'_'i  Index  de  In  traduetion  de.  L'Avesta,  de  M.  de  Harlez,  par.M.  Charles 
Michel.     Liege   is7s.     28  pp.     8. 

33)  /w.   Spiegel.     Varena      ZDMG.  XXXII,  716—723. 

34)  'l'li.   Nöldeke.     Kajänier  in  Awustä.     ZDMO.   XXXII,  570—572. 


Salemonn,  Iran,  Armenien  und  Kaukasusländer.  139 

Mit  um  so  regerem  Eifer  dagegen  werden  die  sprach- 
lichen Studien  betrieben.  Hubschmann^)  untersucht  in  zwei 
zu  einem  Artikel  zusammengefassten  Aufsätzen  den  Lautwerth 
des  Zendalphabetes  auf  palaeographischer  und  etymologischer 
Grundlage,  wobei  der  Excurs  über  das  Verhältniss  von  consonan- 
tischem  y  und  v  zu  vocalischem  besonderes  Interesse  für  sich  be- 
ansprucht. Im  zweiten  Theile  wird  die  durchgehende  Ueberein- 
stimmung  der  einzelnen  iranischen  Sprachen  in  den  lautlichen 
Eigentümlichkeiten  nachgewiesen,  durch  welche  sich  diese  Sprach- 
gruppe von  der  indischen  unterscheidet.  Eine  neue  Auflage  hat 
ffovelacque's™)  Zendgrammatik  erlebt,  doch  bleibt  sie  ihrer  aus- 
gesprochen sprachvergleichenden  Tendenz  wegen  für  den  Avesta- 
philologen  von  untergeordneter  Bedeutung;  auch  hat  der  Verfasser 
versäumt  die  gerade  für  die  vergleichende  Behandlung  so  überaus 
wichtigen  Resultate  der  neuerdings  vielseitig  betriebenen  metrischen 
Forschungen  sich  zu  Nutze  zu  machen.  Ganz  den  entgegen- 
gesetzten Zweck  hatte  de  Harlez31)  im  Auge.  Er  wollte  nach  dem 
Vorbilde  Justi's  ein  Handbuch  zunächst  für  Anfänger  liefern ,  das 
in  sich  Grammatik,  Chrestomathie  und  Glossar  vereinige.  Leider 
ist  die  Ausführung  der  Aufgabe  nichts  weniger  als  gelungen  zu 
nennen,  trotz  verschiedener  lobender  Anzeigen  und  der  bei  aller 
Nervosität  wenig  stichhaltigen  Erwiderung  des  Verfassers38)  auf 
Bartholomae's  strenge  Kritik.  —  Besondere  Beachtung  wurde  dem 
Verbum  geschenkt.  Nach  dem  Vorbilde  Delbrücks  bearbeitet 
Bartholomae™)  das  altiranische  Verbum  (avestisch  und  altpersisch), 
und  giebt  zuerst  das  vollständige  Material  systematisch  geordnet. 
Der  erste  Theil  des  Buches  erschien  auch  als  Dissertation40).  Mit 
gleich  anerkennenswerther  Gründlichkeit  behandelt  Wilhelmil)  die 


35)  H.  Hübsehmann.  Iranische  Studien.  Th.  I:  Ueber  den  Lautwerth 
des  Zendalphabets.  Mit  3  Taff.  von  Dr.  Euting.  —  Th.  II:  Was  heisst  'iranisch'? 
ZVglS.  XXIV,  323—371.  372—415. 

36)  Abel  Hovelaeque.  Grammaire  de  la  langue  zende.  Deuxieme  ed. 
Paris  1878.  VIII,  308  pp.  8.  fr.  10.  —  Vgl.  H.  Hübschmann  LC.  1870, 
1568;  F.  Sjx'egel  JLZ.  1879,  108;  Saturday  Review  No.  1201  (2.  Nov.  1878) 
p.  572;  It.  Pizzi  BISO.  N.  S.  18/19  p.  3C0. 

37)  C.  de  Harlez.  Manuel  de  la  langue  de  l'Avesta.  Grammaire,  antho- 
logie,  lexique.  Louvain  1879.  IX,  114,  245  pp.  8.  fr.  10.  —  Vgl.  Chr. 
Bartholomae  JLZ.  1879,  401;  Adalb.  Bezzenberger  GGA.  1879,  700—703 
(vgl.  1880,  665);  It.  Plzzi  BISO.  N.  S.  18  19  p.  359;  E.  J.  Dillon  JA. 
VII  Ser.,  XV,   84. 

38)  C.  de  Harlez.  La  critique  et  la  science  de  M.  Bartholomae.  Louvain 
1879.      15  pp.     8.     Bei  einigen  Exemplaren  ist  die  letzte  Seite  ausgeschnitten. 

39)  Christian  Bartholomae.  Das  altiranische  Verbum  in  Formenlehre 
und  Syntax  dargestellt  München  1878.  III,  245  pp.  8.  M.  5.  —  Vgl.  LC. 
1879,  485;    W.   Geiger  JLZ.  1879,  236. 

40)  Chr.  Bartholomae.  Das  Verbum  im  Avesta  dargestellt.  (Leipziger 
Diss.)     München   1878.     37   pp.     8. 

41)  Jahresbericht  über  das  Grossherzogl.  Gymnasium  zu  Jena  von  Ostern 
1877   bis  Ostern   1878.    —    Vorangeschickt  ist  eine  Abhandlung:   E.    Wilhelm, 


140  Salemann,  Iran,  Armenien  und  Kauhasusländer. 

denominutiven  Verba  der  Avestasprache.  Etymologisch-lexikalische 
Beiträge  verdanken  wir  Benfey*31),   GeldneriZ)  und  Bezzenhergeru). 

Der  letztere  will  sechs  avestische  Monatsnamen  nachweisen,  die  als 
solche  bisher  nicht  erkannt  waren  und  erklärt  zugleich  auch  einige 
altpersische  Monatsnamen.  Die  Wurzel  karet  hat  P£zzii5)  auf  dem 
Florentiner  Congresse  besprochen.  Von  hervorragender  Wichtig- 
keit ist  de  Lagarde'si6)  gelehrte  Besprechung  iranischer  Lehn- 
wörter im  Chaldäischen.  Endlich  mag  hier  noch  nachträglich 
Darmesteter's11)  Kritik  von  Geldner's  Metrik  des  jüngeren  Avesta 
erwähnt  sein. 

Wenden  wir  uns  zum  Mittelpersischen,  so  ist  zu  den 
vielen  Etymologien  des  Namens  Uzväresch  eine  neue  Hypothese 
West's48)  hinzugekommen  (vom  unbelegten  Verbum  ^)^jW))  • 
Beiträge  zur  Erklärung  und  Berichtigung  der  Pehleviglossare, 
welche  noch  so  vieles  Dunkele  enthalten ,  hat  Olshausen^)  der 
Berliner  Akademie  vorgelegt,  und  sehen  wir  der  Veröffentlichung 
derselben  mit  Spannung  entgegen.  Zur  Literatur  ist  zunächst 
Geiger's50)  Ausgabe  und  Bearbeitung  eines  bisher  unedierten  Pär- 
sitractates  über  den  Tod,  dessen  pehlevische  Recension  noch  in 
Indien  handschriftlich  vorhanden  ist,  zu  erwähnen.  Wichtig  ist 
dieses  Schriftchen  wegen  mannigfacher  Citate  aus  verlorenen 
Theilen  des  Avesta,  welche  fast  alle  metrisch  abgefasst  sind  und 
das  Zendlexikon   um    mehrere  Wörter   bereichern.     Ein  Theil    der 


de  verbis  denomiuativis  Linguae  bactricae.  Jena  1878.  Progr.  Nr.  555.  24  pp. 
4.  M.  1.  —  Erschien  auch  besonders :  Eng.  Wilhelm.  De  verbis  denomiuativis 
linguae  bactricae.  E  programmate  gymnasii  Jenensis  separatim  editum.  Eisenach 
1878.  24  pp.  4.  M.  1.50.  —  Vgl.  F.  Spiegel  JLZ.  1878,  408;  J.  D arme- 
steter KC.    1879   I,  439. 

42)  Th.  Benfey.  Altpersisch  mazdäh  =  zendisch  mazdäonh  =  sanskritisch 
medhä's.  Eine  grammatiscli-etymologische  Abhandlung.  A.  d.  XXIII.  Bde.  der 
Abhdlgn.  d.  Kgl.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  zu  Göttingen.  Göttingen  1878.  44  pp. 
4.     M.  2.40.  —  Vgl.  77.   Hübschmann  LC.   1880,  620. 

43)  Karl  Geldner.  Beiträge  zur  altbaktrischen  Loxicographie :  ZVglS. 
XXIV,   128—158. 

44)  A.  Bezzenberger.  Einige  avestische  Wörter  und  Formen.  Gott. 
Nachr.  251— 277. 

45)  Ac.   1878   II,  300.     TR.  XII,  2. 

46)  Paul  de  Lagarde.  Erklärung  chaldäischer  Wörter:  Erstes  Stück: 
Semitica  I,  33—68.  —  Vgl.  oben  p.  45,  No.   13. 

47)  KC.   1879   II,   361. 

48)  E.    II.    West.     Possible   etymology  of  'Huzvärish'.     Ac.   1878  II,   l  *.  *  I 
19)   Bert    Monatsber.   1877,  765.  —  Vgl.  jetzt  ZV-IS.  XXVI,  521— 569 
50)  Aogemadaeca   ein    Pärsentractai    in   Päzend,  Altbaktrisch    und   Sanskrit 

herausg.,  übersetzt,  erklärl  und  mit  Glossar  versehen  von  Dr.  Willi.  G-eiger. 
Erlangen  ists  VI,  L60  pp  8.  M.  5.  —  Vgl.  //.  Hübschmann  JLZ.  L879, 
453;  /'•  Lmdner  \A'.  L880,  587;  ./.  Darmesteter  RC.  L879  11,  161;  (■'.  de 
Hark  -  JA    vil    8er    XU,  216. 


Salemann,  Iran,   Armenien  wind  Kaukasusländer.  141 

Schrift  erschien  auch  als  Erlanger  Habilitationsschrift51).  Die  be- 
deutendste Erscheinung  des  Berichtsjahres  ist  gewiss  Nöldekes5-) 
Uebersetzung  des  Ardeschirromanes,  durch  welche  wir  zum  ersten 
Male  mit  einem  Erzeugnisse  der  Pehleviliteratur  nicht  religiösen 
Inhalts  bekannt  gemacht  werden.  Besonders  werthvoll  sind  die 
reichen  Anmerkungen  mit  der  ausgesprochenen  Tendenz ,  das 
Bücherpehlevi  als  ein  ganz  künstliches  Product  zu  erweisen,  welches 
nimmermehr  eine  lebendige ,  wirklich  gesprochene  Sprache  habe 
sein  können.  Sollte  es  gestattet  sein  noch  einen  Wunsch  aus- 
zusprechen, so  ist  es  der,  dass  der  Urtext  —  selbst  in  der 
corrumpierten  Gestalt  wie  er  dem  muthvollen  Uebersetzer  vor- 
gelegen hat,  —  veröffentlicht  werden  möchte.  Erst  dann  würde  die 
Arbeit  Nöldeke's  wahrhaft  fruchtbringend  sein  für  die  mittel- 
persische Sprachforschung. 

Zur  Literatur  über  Land  und  Volk  im  gegenwärtigen  Persien 
sind  neben  den  Auszügen,  welche  in  Petermann's  Mittheilungen 
aus  den  in  unserem  vorigen  Berichte  erwähnten  Arbeiten  der 
englisch-persisch-afghanischen  Grenzcommission  erschienen  und  mit 
dem  zweiten  Artikel03)  abgeschlossen  sind,  nur  einzelne  Journal- 
artikel54) zu  nennen,  welche  als  solche  keine  besondere  Beachtung  zu 
beanspruchen  vermögen.  Ueber  Persien's  Betheiligung  an  der  Pariser 
Weltausstellung  vergleiche  man  Lamarreho).  Welche  Gegenden 
Persiens   Cluzel™)    und   Masonbl)    durchreist   haben,    ist   mir    un- 


51)  W.   Geiger.     lieber  eine   Parsenschrift.     Erlangen  1878.     37  pp.     8 

52)  Geschichte  des  Artachsir  i  Päpakän,  aus  dem  Pehlewi  übersetzt,  mit 
Erläuterungen  und  einer  Einleitung  versehen  von  Th.  NÖldeke.  Beitr.  z.  Kunde 
d.  indog.  Spr.  IV,  22—69.  Auch  separat  erschienen.  40  pp.  8.  M.  1.60.  — ■  Vgl. 
C.  E.  LC.  1879,  1621;  A.  von  Gutschmid  ZDMG.  XXXIV.  585;  J.  Darme- 
steter  EC.  1880,  I,  305. 

53)  Persien  nach  den  Arbeiten  der  Englischen  Grenz-Commission,  1870/72. 
II.  Verzeichniss  von  Breiten,  Längen  und  Höhen  in  Persien  und  Belutschistan. 
Zusammengestellt  und  corrigirt  von  O.  St.  John.  P.M.  XXIV,  25 — 27  (be- 
arbeitet nach  „Table  of  latitudes,  longitudes ,  and  altitudos  in  Persia  and  Balu- 
chistan.  Compiled  and  correctod  by  Capt.  O.  St.  Jolin.  R.  E.,  Dehra  Dun, 
Printed  at  the  office  of  the  Superintendent  G.  T.   Survey,   1875.      10  pp.     8.) 

54)  Sketches  of  Persia.  Geogr.  Mag.  Aug.  1878.  —  Gust.  v.  Rieder. 
Die  Post  in  Persien.  ÖM.  f.  d.  Or.  1878  No.  2  p.  17 — 22.  —  Ernst.  Zur 
Münzreform  in  Persien.     ibid.  No.  7  p.  104 — 106. 

55)  Lamarre,  F.  de  Fontpertuis,  Sahalcini  et  Pharaon.  Perso,  Siam 
et  Cambodge.  Les  pays  etrangers  et  l'Exposition  de  1878.  Paris,  Delagrave, 
1878.     fr.  2. 

56)  Mgr.  Cluzel.  Voyage  en  Perse.  Missions  cathol.,  Lyon  1876.  VIII' 
annee.     p.   238,  250,  262,   274,  285,  298,  308,  333,  345. 

57)  G.  N.  P.  Mason.  Travels  in  Persia.  Colburn's  United  Service  Mag. 
Dec.   1878. 


142  Salemann,   Iran,  Armenien  und  Kaukasusländer. 

bekannt;  dagegen  haben  Andreas^)  und  Stolze™)  über  ihre 
Reisen  und  archäologischen  Forschungen  im  südlichen  Persien 
mehrfach  Bericht  erstattet.  ScMndle7-'s5da)  im  vorigen  Berichte  er- 
wähnte „Routen  in  Choräsän"  sind  in's  Russische  übersetzt  worden. 
Auch  die  Geschichte  mit  ihren  Hilfswissenschaften  ist  für  dieses 
Mal  sehr  schwach  vertreten.  So  schrieb  Reliatsehm)  über  die 
Lage  des  Christenthums  im  Mongolenreiche,  und  Ermanm)  über 
die  Münzen  der  Seldschuken  in  Kirmän. 

Reicher  bedacht  sind  persische  Sprache  und  Literatur.  Als 
recht  nützlich  erscheint  Cltwke's62)  praktisches  Handbuch  der  mo- 
dernen Umgangssprache,  besonders  was  die  Phraseologie  angeht; 
doch  wäre  etwas  grössere  Genauigkeit  in  der  Transscription  nicht 
unerwünscht.  Die  Entstehung  des  Nominalstammes  behandelt 
Müller63) ,  während  Fleischer^)  seine  dankenswerthen  Glossen  zu 
Rückert  -  Pertsch  mit  einem  zweiten  Artikel  zu  Ende  geführt  hat. 
Hieran  mögen  sich  einige  Notizen  über  eine  bekannte  Sammlung 
persischer  Handschriften  schliessen.60) 

Wenden  wir  uns  zur  Literatur  der  persischen  Dichtkunst,  so 
nimmt  Firdausi  nach  wie  vor  hier  immer  noch  den  ersten  Platz  ein. 


58)  Dr.  Andreas.  Geographische  und  archäologische  Forschungen  in 
Persien.  Bericht  von  Dr.  Polak  nach  der  „Times  of  India."  Mitth.  d.  geogr. 
Ges.  Wien   187G.     XIX.  II.  4. 

59)  Verhandlgn.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.  Berl.  VIII,  222.  —  Ac.  No.  340. 
(9.  Nov.)  p.   451. 

V 

59  a)  Opisanije  malo-izvestnych  dorog  v  Chorasane  (s  kartoju)  A.  G.  Svnd- 
lera  generala  Persidskoj  sluzby.  Perevel  P.  P.  Kuljbery.  Beil.  zum  3.  H. 
d.  V.  Bd.  d.  Izvestija  d.  Kauk.  Ahth.  d.  K.  R.  Geogr.  Ges.  Tiflis  1878.  19  pp. 
8.  —  Vgl.  Jahresber.   1878.  II,   11   Nr.   14. 

60)  Christianity  among  the  Mongols  tili  their  expulsion  from  China  in  13GS: 
comprising  the  Eastem  Grand  Khans  or  Emperors,  with  tho  Western  or  Persian 
Khans.     By  E.  Rehatselc.     JBBAS.  XIII  No.  35  art.  5  p.   152—302. 

61)  Adolf  Krinan.  Die  Münzen  der  Seldschuken  in  Kerman.  Zeitschrift 
f.  Numismatik  IV  (1878)  p.   133—135.      Vgl.  Ac.   22.   März   1879  p.  266. 

62)  The  Persian  Manual,  a  pocket  companion  intended  to  facilitate  the 
csscntial  attainments  of  conversing  with  fiuency  and  composing  with  aecuracy, 
in  tho  most  graceful  of  all  the  languages  spoken  in  the  East.  —  P.  I.  — 
A  concise  grammar  of  the  language,  etc.  P.  II.  —  A  vocahulary  of  useful 
words,  English  and  Persian,  etc.  By  Capt.  II.  Wilherforce  Ciarice.  London: 
Allen  &  Co.  1878.  pp.  XV,  439.  kl.  8.  7  s.  6  d.  —  Vgl.  Calc.  Kev.  Vol. 
EX  VII,  No.  CXXXIV,  p.  XXXIV. 

63)  Bemerkungen  über  den  Ursprung  dos  Nommalstammes  im  Neupersischon. 
Von  Dr.  I'nlr.  Müller.  Wien  ((ierold's  Sohn  in  Comm.)  1878.  8  pp.  8. 
M  o,20.  [Aus  dem  Oct.-Nov.-Hefto  des  Jahrgangs  1877  der  Sitzungsberichte 
der  phil.-hist.  Classe  der  kaiserl.  Akademie  d.  Wiss.  (LXXX.  Bd.  S.  223— 228) 
besonders  abgedruckt.] 

64)  Zu  Rückerts  Grammatik,  Poetik  und  Khotorik  der  Perser.  Von  Prof. 
//.   L.   Fleischer.     II.  Einzelne  Berichtigungen.    ZDMG.  XXXII,  p.  225—270. 

65)  Tlio  Kllint  Collection  of  oriental  manuscripts  (im  Britischen  Museum). 
Ath.   8.    .Juni    ls?S   p.    7.1 1. 


Salemann,  Tran,  Armenien,  und  Kauleasusländer.  143 

Obwohl  durch  Mohl's  vielbetrauertes  Dahinscheiden  die  Beendigung 
der  Prachtausgabe  des  Schähnäme66)  einige  Verzögerung  erlitt,  ist 
sie  doch  jetzt  Dank  den  eifrigen  Bemühungen  seines  Nachfolgers 
Barbier  de  Meynard  mit  dem  siebenten  Bande"7)  zu  glücklichem 
Abschlüsse  gediehen.  Der  stattliche  Band,  von  welchem  schon 
fast  zwei  Drittel  von  Mohl  selbst  redigirt  sind,  enthält  die  Ge- 
schichte der  Säsäniden  von  Chusrau  I'arwez  bis  auf  Jazdegird, 
und  ein  reichhaltiges  Namen-  und  Sachregister,  durch  welches 
diese  grossartige  Fundgrube  iranischer  Mythe  und  Geschichte  erst 
recht  zugänglich  gemacht  wird.  Gleichzeitig  mit  der  grossen  Aus- 
gabe erschien  auch  der  Schlussband  der  Uebersetzungtih);  leider 
ist  aber  in  diese  Separat  -  Ausgabe  der  Index  nicht  mit  auf- 
genommen. In  nicht  minder  erfreulicher  Weise  schreitet  die 
Vullers' 'sehe69)  Textausgabe  von  Firdausi's  „Königlichem  Buche", 
wie  Einige  den  Titel  haben  übersetzen  wollen,  vorwärts.  Einen 
Zeitgenossen  des  grossen  Epikers,  Näsir  i  Chusrau  (geb.  :'>(.'4, 
wahrscheinlich  in  Choräsän,  gest.  481),  von  welchem  im  nächsten 
Berichte  noch  mehr  die  Rede  sein  wird,  besprach  Schefer70)  in 
der  Academie  des  inscriptions.  Eine  immer  sicherere  Stellung  in 
der  Weltliteratur  erwirbt  sich  der  geistreiche  Spötter  'Umar 
Chaiyäm71),  während  S'adi  die  seinige  fest  behauptet,  und  sein 
Büstän72)  durch  immer  neue  Uebersetzungs versuche  bald  ebenso 
bekaimt    sein    wird,    wie    der  Gulistän.     Herders13)  Uebersetzung 


66)  Le  Schahnameh  in  E.  Renan  Melanges  d'liistoire  et  de  voyages.  Par. 
1878  p.  135 — 145.  —  Saggio  di  im'  Antologia  persiana,  del  prof.  Italo  Pizzi. 
Parma,  Ferrari,  1877.  16  pp.  8.  (enthält  ein  Fragment  des  Schahnameh).  BISO. 
N.  S.  No.  4  p.  73. 

67)  Le  livre  des  rois  par  Abou'lkasim  Firdousi  publie,  traduit  et  (.'(111111111110 
par  M.  Jules  Mohl.  T.  VII.  Paris.  Impr.  nat.  1878.  XV,  765  pp.  fol. 
frs.  90  oder  100. 

68)  Le  livre  des  rois  par  Abou'lkasim  Firdousi  traduit  et  commente  par 
Jules  Mohl.  .  .  .  publie  par  Mme.  Mohl.  T.  VII.  Paris.  Impr.  nat.  1878.  XV, 
451   pp.      12.     frs.   7.50. 

69)  Firdusii  liber  regum  qui  inscribitur  Schahnameh  etc.  [ed.]  Joa.  Aug. 
Vullers.    Tomi  II  fasc.   1.  (p.  521—680).    fl.   3.    fasc.   2   (p.  681—872).    fl.  3.60. 

Lugdimi  Batavorum,  J.  Brill.      1878.     8. 

70)  Vgl.  RC.  1878  No.  47  p.  337:  Seanco  du  30  oct:  M.  Schefer  lit  an 
memoiro  intitule :  Notice  sur  les  voyages  de  Nassiri  Khosrau  en  Syric,  en  Pa- 
lostine,  en  Egypte  et  en  Arabie,   1045 — 1056   de  notre  ere. 

71)  F.  Bodenstedt.  Omar  Cheijam  (Bodenstedt,  Kunst  und  Leben. 
II.  Jahrg.  1878).  —  T.  B.  Aldrich.  O.  Kbayyam,  a  Persian  Poet,  in  Atlantic 
Monthly,  Apr.  1878  ■ —  Rübayat  of  Omar  Khayyam,  the  Astronomer  -  Poet  of 
Persia.  Rendered  into  English  verse.  New  York,  1877,  Osgood.  79  pp. 
16.     doli.   1. 

72)  Flowers  from  the  Büstän.  A  few  Flowers  trom  the  Gardon  of  Sheikh 
Saadi  Shirazi:  Being  translations  into  English  Verse  of  portions  of  the  Büstän. 
Calcutta  (Thaeker,  Spink  and  Co.)  1877.  —  Vgl.  Calc.  Rev.  Vol.  LXVII.  No. 
CXXXIV,   p.   XXXIV;  Sat.   Rev.  XLV  p.  478;  Ac.   13.  Apr.   1879   p.   320. 

73)  Zu  Horders  Gedichten.  Von  lleinr.  Dünlzer.  Arch.  f.  Lit.-gesch. 
VII,  p.   519—523. 


144  Salemann,   Iran,  Armenien  und  Kaukasusländer. 

der  Einleitung  des  letzteren  Werkes  veröffentlichte  Dilntzer.  Sie 
erschien  zuerst  in  Wieland's  Merkur  1782,  später  aber  ganz  um- 
gearbeitet und  in  Hexametern  in  den  „Blumen  aus  morgen- 
ländischen Dichtern".  Zwölf  Ghazelen  des  Häfiz  nebst  dem  Com- 
mentare  Südi's  hat  Lowe14)  übersetzt.  Auf  welchen  Quellen 
endlich  die  unten75)  aufgeführten  Uebersetzungen  beruhen,  haben 
wir  nicht  erfahren  können. 

Schon  im  Vorjahre  war  eine  Auswahl  persischer  Schauspiele 
von  Chodzko's16)  Kennerhand  angemeldet;  das  jetzt  erschienene 
Bändchen  enthält  ausser  der  Uebersetzung  von  fünf  religiösen 
Dramen  eine  interessante  Einleitung,  welche  vom  Charakter  und 
der  Einrichtung  des  persischen  —  recht  primitiven  —  Theaters 77) 
ein  anschauliches  Bild  entwirft. 

Aus  der  historischen  Literatur  können  wir  die  Fortsetzungen 
des  Aini  Akbari78)  und  des  Akbarnärnek 79)  erwähnen,  und  aus  der 
theologischen  eine  Sammlung  von  Gebeten80)  der  chinesischen  Mu- 
hammedaner  in  arabischer  und  persischer  Sprache,  von  welchen 
auch  eine  französische  Uebersetzung81)  erschienen  ist.  Zum  Schluss 
sei  noch  eine  persische  Uebersetzung  des  Robinson  Crusoe82) 
genannt. 


74)  Twelve  Ödes  of  Hafiz  done  literally  into  English.  Together  with  the 
eorresponding  portion  of  the  Turkish  commentary  of  Sudi,  for  the  first  time 
translated  by  W.  H.  Lowe.  Cambridge,  Spalding,  1878.  —  Vgl.  F.  J.  Gold- 
smid  Ac.  27.  Juli  1878  p.  80. 

75)  Fortune  and  Misfortune,  two  tales  translated  from  the  Persian  by  Edw. 
Reliatseh,  published  by  Janardan  Romchcmdraji.     Bombay  187G.     8. 

76)  Theatre  persan  choix  de  teazies  ou  drames  traduits  pour  la  premiere 
fois  du  persan  par  A.  Chodz/co.  Paris,  Leroux,  1878.  XXXVI,  219  pp.  18. 
frs.  5.  (Bibliotheque  Orientale  elzevirienne.  XIX.)  —  Vgl.  Ac.  24.  Aug. 
1878  p.   189. 

77)  E.  Renan.  Theatre  persan.  Journ.  des  debats,  9.  10.  juillct  1878. 
—  Vgl.  denselben  JA.  VII  Ser.,  XU,   23—25. 

78)  The  Ain  i  Akbari,  by  Abul  Fazl  i  Mubarak  i  'Allami  edited  by 
//.  Blochmann.  Fase.  21.  22  =  Part  II  6.  7  (Bibl.  Ind.  N.  S.  No.  378.  387.) 
Calcutta   1877.      4. 

79)  Akbar  Xameh.  By  Abu  Fazl  i  Mubarak  i  Allami.  Editod  by  Mau- 
Imri  <Abd  Ur-Rahwn.  Vol.  I.  fasc.  7.  8.  II.  2.  3.  (Bibl.  Ind.  N.  S.  No.  374. 
375.  379/80.  411/12.)     Calc.   1877.   1878.     4. 

80)  Da'ouat  el-Moslomin.  Priores  des  musulmans  chinois,  ouvrage  cn  arabe 
et  eil  persan,  par  Ma  Ico-tsuy,  imam  de  Canton.  Imprune  ä  Canton,  sur  plan- 
ches  de  bois,  avec  le  titre  chinois  de  Houci'-kiao  li-paY  kouei'-y.  (Paris, 
Leroux.     fr.  9.) 

81)  Priores  des  musulmans  chinois.  Traduites  sur  l'original,  cn  arabe  et 
•  ii    i»  rsan.     Paris,  Leroux,   1878.     8.     fr.  3.50. 

;s-_'i  ßabinsan  Krüso.  Translated  from  the  Urdü  into  Persian  by  Slier  Ali 
of  Kabul  and  edited  in  the  roman  character  Ux  '/'.  W.  II.  Tolbort.  London, 
Allen.    1S7K      XXXVI,  354   j-i»       12.      7   s 


Salemann,  Iran,  Armenien  und  Kaulcasusländer.  145 

Zur  Kenntniss  der  neuiranischen  Dialekte  weiss  ich  für  dieses 
Mal  nur  Justi's83)  Aufsatz  über  die  Thiernamen  im  Kurdischen, 
und  Schindlers**)  dankenswerthe  Aufzeichnungen  über  den  Sem- 
minischen  Dialekt  zu  erwähnen.  Je  mehrere  dieser  sogenannten  Dia- 
lekte bekannt  werden,  desto  deutlicher  tritt  die  Eigenthümlichkeit 
hervor,  dass  sie  alle  sich  unter  einander  bedeutend  näher  stehen, 
als  der  neupersischen  Schriftsprache ;  darum  wäre  eine  gründliche 
Erforschung  wenigstens  einiger  derselben  eine  der  dankbarsten 
Aufgaben,  welche  aber  nur  nach  längeren  Studien  an  Ort  und 
Stelle  gelöst  werden  könnte. 

Bemerkten  wir  schon  im  vorigen  Berichte ,  dass  sich  das  In- 
teresse für  die  nicht  zum  persischen  Reiche  gehörigen  iranischen 
Länder,  wie  fürs  erste  ja  auch  nicht  anders  zu  erwarten,  vor- 
herrschend in  geographischer  Hinsicht  äussert,  während  ethno- 
graphische und  philologische  Forschungen  auf  diesem  Gebiete  nur 
sporadisch  auftreten,  so  gehört  die  Literatur  des  diesmaligen  Be- 
richtsjahres ausschliesslich  der  erstgenannten  Richtung,  —  eine  Folge 
des  indisch  -  afghanischen  Krieges.  Aus  der  Fülle  der  durch  das 
Tagesinteresse  hervorgerufenen  Veröffentlichungen  über  die  Grenz- 
länder des  anglo-indischen  Reiches ,  welche  zum  Theil  wohl  auch 
unberufenen  Händen  ihre  Entstehung  zu  verdanken  scheinen,  eine 
richtige  Auswahl  zu  treffen,  ist  mir  ebenso  wenig  möglich,  wie 
etwa  alles  anzuführen,  was  von  bleibender  Bedeutung  sein  möchte, 
und  somit  bitte  ich  für  die  folgenden  Literaturangaben  um  gütige 
Nachsicht. 

Ueber  Balucistan  liegen  zwei  zusammenfassende  Abhandlungen 
vor,  von  Goldsmid^0)  (welcher  als  Herausgeber  einer  officiellen 
Karte8')  des  Landes  für  durchaus  competent  gelten  muss),  und 
von  v.  0  esterreicher  *~').  Ueber  alte  Geographie  von  Mekran  han- 
delte Mockler^)  vor  der  Royal  Asiatic  Society,  während  der 
neuesten  Geschichte  Kelats  ein  Unbekannter  einige  Seiten  ge- 
widmet hat.89) 


83)  Les  noms  d'animaux  en  kurdo  par  F.  Justi.  Paris  Impr.  nat.  [Mai- 
sonneuve  &  Cie]  1878.  32  pp.  8.  frs.  4.  [Separat-Abdr.  aus  der  Rev.  de 
linguistique  XI  p.   1—32.]  —  Vgl.  LC.   1879  p.  552. 

84)  Bericht  über  den  Ssemnamschen  Dialect.  Von  A.  H.  Schindler. 
ZUMG.  XXXII,  p.  535—541. 

85)  F.  Goldsmid.  Le  Belouchistan  et  ses  frontieres  maritimes.  Congres 
Internat,   des  sc.  geogr.     Paris    1878.     I,  p.   G26 — 641. 

86)  Major  General  Sir  Fred.  J.  Goldsmid.  Map  of  Western  Bälü- 
chistän  compiled  by  order  of  H.  M.  Secretary  of  State  for  India,  to  show  the 
western  frontier    of  the  territories  of  II.  H.  the  Khan  ot  Kalät.     London    1878. 

87)  Kherat-Beludschistan  von  Frlir.  v.  Oester reicher.  (M.  einer  Karte.) 
Deutsche  Kundschau  f.  Geogr.  u.  Statistik.  I.     II.  4. 

88)  Vgl.  Ac,   312,  Apr.   27,  p.   375   u.  JRAS.  XI,  p.   129  ff. 

89)  Die  neueste  Geschichte  Kelats.     Ausl.  No.   27   p.   529  —  534. 

J:ihresb.  rieht  1878.  10 


146  Sälemann,  Iran,  Armenien  und  Kaukasusländer. 

Ueberaus  zahlreich  ist  die  auf  Afghanistan  bezügliche 
Literatur,  zunächst  die  Karten,  von  denen  einige  hier  genannt 
werden  mögen,90)  und  dann  längere  Aufsätze,  welche  den  plötzlich 
erwachten  Wissendurst  zu  befriedigen  suchen.  Hauptsächlich  die 
physikalische  Geographie  des  Landes  behandelt  eine  Abhandlung 
im  Geographical  Magazine91),  und  als  flüchtig  wird  Robinsons*2) 
Schrift  getadelt.  Die  deutsche  Literatur  dagegen  weist  tüchtige 
Arbeiten  auf,  von  Trwmpp9*),  v.  Sfein9i),  Chavanne9'0),  Delitzsch96) 
und  Ludwig*"').    Mehr  auf  politische  und  militärische  Fragen  lassen 


90)  Map  of  the  Indian  and  Afghan  frontiers  17'/2  to  22'/2.  London,  Stan- 
ford, 1878.  1  s.  —  F.  Handtke.  Karte  von  Afghanistan,  Turkestan ,  Be- 
lutschistan  nebst  Carton  des  indisch  -  afghanischen  Grenzgebietes.  Lithogr.  u. 
color.  Glogau,  Flemming,  1878.  fol.  M.  1.  —  Karte  von  Afghanistan  und 
den  angrenzenden  Ländern.  1  :  1,250,000  (fl.  0,30)  oder  1  :  5.000,000  (fl.  0,15). 
Wien,  Hartleben,  1878.  —  Kriegskarte  von  Afghanistan.  Amsterdam,  Seyffardt, 
1878.  M.  0,50.  —  Carte  de  l'Afghanistan.  Paris,  impr.  Chaix ,  1878.  — 
Theätre  de  la  guerre  en  Afghanistan.  Paris,  Dufrenoy,  1878.  —  Map  of  the 
theatre  of  war  in  Afghanistan  1878—79.  1  :  1,000,000.  St.  Petersburg,  Russ. 
Milit.  Topogr.  Dept.  1879  (wohl  russisch?)  —  Stanfords  Shilling  Map  of  Afgha- 
nistan and  adjoining  countries.  1  :  4.235,000.  London,  Stanford,  1878.  1  sh. 
—  Itineraires  de  llndus  a  Caboul.  Paris,  Dep.  de  la  guerre,  1879.  —  R.  Hauser- 
mann. Theätre  du  conflit  anglo-afghan.  1878.  Paris,  Becquet.  —  H.  Kiepert. 
Karte  von  Iran.  Oestliche  Hälfte:  Afghanistan,  Belutschistan  und  die  Oezbeghi- 
sehen  Khanate  am  Oxus.  1:3.000,000.  Chromolith.  Berlin,  Reimer,  1878. 
fol.  M.  2.  —  Eiusd.  Specialkarto  der  Landschaft  zwischen  Kabul  und  dem 
Indus.  1  :  600,000.  Chromolith.  ibid.  1878.  fol.  M.  1,20.  —  J.  Wyld.  Military 
Staff  Map  of  Central  Asia  and  Afghanistan.  1  :  2.027,500.  London  1878.  — 
Vgl.  ferner  Ac.  nr.  336  (12  Oct.)  p.  359,  nr.  337  (19  Oct.)  p.  381.  383,  nr.  339 
(2  Nov.)  p.  429,  nr.   341   (16   Nov.)  p.   473. 

91)  Afghanistan  by  C.  E.  D.  B.  Geogr.  Mag.  1878  Nr.  10  p.  256—61. 
Vgl.  Ac.  nr.  336  (12  Oct.)  p.  359. 

92)  Cabul,  the  Ameer,  his  Country  and  his  People.  By  Phil.  Robinson. 
London,  Sampson  Low  &  Co.,  1878.  —  Vgl.  A.  Wilson  in  Ac.  nr.  338 
(26   Oct.)  p.  396. 

93)  E.  Trumjyp.  Afghanistan  und  die  Afghanen.  AAZ.  1878,  4317 
—4318.  4357—4359.  4437—4438.  4462—4463.  4509—4510.  4526—4527. 
4541—4542. 

94)  Afghanistan  in  seiner  gegenwärtigen  Gestalt.  Zur  Orientirung  in  der 
Afghanischen  Frage.  Von  F.  von  Stein.  (Mit  Karte,  s.  Tafel  25.)  PM.  XXIV. 
1878  p.  466—474.     XXV,   1879  p.  23—28.    60—64. 

95)  Afghanistan.  Von  Dr.  Josef  Chavanne.  Deutsche  Rundschau  f. 
Geogr.  u.  Stat.  I  No.  2 — 4.  (M.  1  Karte  u.  2  Illustr.)  —  Afghanistan ,  Land 
ii ii (1  Leute  mit  Rücksicht  auf  den  englisch-afghanischen  Krieg.  M.  111.  u.  Karte. 
Wien,  Hartlehen,    1878.     80  pp.     kl.  8.     fl.   0,55.  —  Wohl  Sep.-A.  dos  vorigen. 

96)  O.  Delitzsch.  Afghanistan.  Geschichte  und  geographische  Skizze. 
Aus  allen   Welttheilen  X  No.  2.  p.  33  —  36. 

97)  E.  Ludir/'y.  Afghanistan  und  sein  Emir  Schir  Ali.  N-u-Ulm,  Stahl, 
1878.     8.     M.   0,50. 


Salemann,  Iran,  Armenien  und  Kaukasusländer.  J47 

sich  die  Abhandlungen  ein  von  Williams09),  Clarlce") ,  Coxe100), 
Andreiv101)  (letztere  absolut  werthlos),  und  Artikel  eines  po- 
litischen102) und  eines  Fachblattes103).  Die  für  die  Communication 
in  den  riesigen  Gebirgsmassen ,  welche  Indien  von  Afghanistan 
trennen ,  so  überaus  wichtigen  Pässe ,  die  auch  als  Schauplatz 
blutiger  Kämpfe  dienen  mussten,  sind  mehrfach  besprochen  und 
beschrieben  wurden,  so  von  MarJcham10*)  und  Saundersm).  Das 
Hezaregebiet  im  Norden  des  Landes  behandelte  ein  Zeitungs- 
artikel 106) ,  und  eine  Tour  im  Norden  Afghanistans  beschrieb 
Kay101).  Ganz  dem  Interesse  des  Tages  gewidmet  ist  eine  Reihe 
von  Artikeln  der  Saturday  Review108)  und  anderer  Zeitschriften1011), 
wobei  auch  die  Möglichkeit  einer  Einmischung  Russlands110)  nicht 
ausser  Acht  gelassen  wird. 

Die    Geschichte    Afghanistans    soll    Malleson's111)    Buch    dar- 


98)  M.  Williams.    Afghanistan  and  the  Punjab.    Contemp.  Rev.  1879.  Jan. 

99)  E.    Clarhe.     Notes  on  Afghanistan.     Macmillan's  Mag.     Dec. 

100)  The  Punjaub  and  the  North-West  Frontier  of  India.  By  an  Old  Pun- 
jaubee  [General  H.  Coxe.]  London,  C.  Kegan  Paul  &  Co.,  1878.  8.  3  sh.  6  d. 
—  Vgl.  Ac.  nr.  327  (10  Aug.)  p.  135;  Ath.  nr.  2645  (6  Juli)  p  17;  nr.  2653 
(31   Aug.)  p.  265;  Sat.  Rev.  XLVI  nr.  1192  (31  Aug.)  p.  284. 

101)  India  and  her  neighbours.  By  W.  P.  Andreiv.  With  3  maps.  London, 
Allen  &  Co.,  1878.  420  pp.  8.  15  sh.  —  Vgl.  Ath.  nr.  2652  (24.  Aug.)  p.  236; 
Sat.  Rev.  XLVI  nr.   1196  (28.  Sept.)  p.  404. 

102)  Grenzverhältnisse  von  Afghanistan.     AAZ.  No.   349. 

103)  Wachs.  Militärisches  über  Afghanistan  und  Central-Asien.  Milit. 
Wochenbl.    No.  91. 

104)  The  Mountain  Passes  on  the  Afghan  Frontier  of  British  India.  By 
C.  R.  Marhham.     Proc.  RGS.     N.  S.  I,  p.  38—62   mit  Karte. 

105)  'Drelawney  Saunders.  Map  of  the  Kaibar,  Karkatcha  and  Kurram 
Passes.  Geo.  Mag.  Nov.  1878.  Text  dazu  p.  277—279.  --  Vgl.  Ac.  nr.  341 
(16  Nov.)  p.  473.  —  Eiusd.  Map  of  the  Bolam  Mula  and  other  Passes. 
Geo.  Mag.    Dec. 

106)  Hazaristan.     Aliens  Indian  Mail   1876,   1239.    40—42. 

107)  Lieut.-Gen.  Kay.  From  Peshawer  to  Kabul.  From  Kabul  to  Ba- 
mian.     From  Ghojan  to   Ghuznee.     Aliens  Indian  Mail   1878  No.   1354—58. 

108)  Afghanistan.  Sat.  Rev.  XLVI  No.  1193  p.  292;  1196  p.  385;  1198 
p.  445;  1200  p.  509.  —  English  policy  in  Afghanistan  ib.  No.  1195  p.  355; 
1203  p.  607.  —  The  Afghanistan  difticulty.  ib.  No.  1197  p.  415.  —  Conditions 
of  an  advance  on  Cabul.  ib.  No.  1197  p.  424.  —  The  military  Situation  on 
the  Indian  frontier.     ib.  No.   1198  p.   454. 

109)  England,  Afghanistan  und  Beludschistan.  AAZ.  Beil.  160  —  166.  — 
India  and  Afghanistan.  Blackwood's  Magazine.  DCCLVII.  Nov.  1878.  -- 
The  Indian  expeditionary  force.  By  Lieut.-Gen.  J.  L.  Vaughan.  Contemp. 
Rev.  July   1878.    —    Der  Krieg  gegen  die  Afridis.     Globus  XXXIII  No.   8—9. 

110)  Russlands  Wege  nach  Afghanistan  und  Indien.     AAZ.  No.   327. 

111)  A  History  of  Afghanistan,  from  the  earliest  Period  to  the  Outbreak 
of  the  War  in  1878.  By  Colonel  G.  B.  Malleson.  London,  Allen  &  Co. 
840  pp.  8.  18  sh.  -  -  Vgl.  F.  J.  Goldsmid  Ac.  No.  349  (11.  Jan. 
1879)  p.  21. 

10* 


148  Salemann,  Iran,  Armenien  und  Kaukasusländer. 

legen;  es  ist  jedoch  zu  eilig  und  flüchtig  gearbeitet,  um  auf  wirk- 
lichen Werth  Anspruch  machen  zu  können.  Von  Maverty112)  steht 
ein  englisch-afghanisches  Wörterbuch  zu  erwarten. 

Das  durch  die  politischen  Ereignisse  der  Jahre  1877/78  er- 
weckte Interesse  für  Armenien  und  die  angrenzenden  Länder  hat 
auch  der  hier  zu  besprechenden  Literatur  eine  gewisse  Reich- 
haltigkeit verliehen,  und  besonders  sind  es  die  durch  die  Verträge 
von  St.  Stephano  und  Berlin  an  Eussland  abgetretenen  Gebiete, 
deren  nähere  Kenntniss  durch  Karten113)  und  Aufsätze114)  ver- 
mittelt werden  soll. 

Ueber  Armenien  können  wir  mehrere  zusammenfassende 
Darstellungen  anführen,  von  Schweu]er-Lerehenfeldiif>)  (sehr  ober- 
flächlich),  Klein116)  und  Bryce117),    während  andere  Schriften  von 


112)  Vgl.  Ath.  No.   2657    (28  Sept.)  p.  405. 

113)  F.  Handtke.  Generalkarte  der  Balkan-Halbinsel  nebst  Uebersichts- 
karte  der  Gebietsveränderungen  in  Klein -Asien.  Glogau,  Flemming,  1878. 
Lithogr.  fol.  M.  1,20.  —  Ergänzungsblatt  zu  Pauliny's  Karte  der  Russisch- 
Türkischen  Grenzgebiete  in  Kleinasien.  1  :  750,000.  Photolithogr.  Wien, 
Lechner,  1878.  70  kr.  —  Spezialkarte  von  Armenien  zur  Uebersicht  des  nach 
dem  Frieden  von  S.  Stefano,  3.  März  1878  zu  Russland  gekommenen  Gebietes. 
Nach  der  officiellen  Russischen,  dem  Friedensvortrage  beigegebenen  Karte  von 
Stebnizky  von  A.  Petermann.  1:1,200,000.  Gotha,  J.  Perthes,  1878.  M.  0,50 
(=  P.  M.  XXIV.  1878.  Taf.  16).  —  A.  Petermann.  Süd-Russland  und  Kau- 
kasien ,  mit  den  neuen  Grenzen  in  Asien  (Stieler's  Hand -Atlas  No.  55). 
1  :  3,700,000.  Ebd.  1878.  M.  0,80.  —  Die  politischen  Verhältnisse  und  neuen 
Staaten-Grenzen  von  Südost-Europa  und  Vorder-Asien  nach  dem  Berliner  Ver- 
trage 13.  Juni— 13.  Juli  1878.  Von  A.  Peter  mann.  1:7,500,000.  Ebd.  1878. 
M.  0,50  (=  P.  M.  XXIV.  Taf.  20.)  —  A.  Rivet.  Carte  de  la  frontiere  russo- 
turque  dans  l'Asio  Mineure.      1  :  840,000.     Wien,  Artaria,   1877.     fl.    1. 

114)  Das  von  Russland  beanspruchte  Gebiet  in  Vorder-Asien.  Nebst  einer 
Karte,  s.  Tafel  16.  P.  M.  XXIV,  285—292.  -  -  Die  durch  den  Vertrag  von 
Berlin  13.  Juni — 13.  Juli  1878  an  Russland  gekommenen  Türkischen  Gebiete 
von  Ardahan,  Kars  und  Batum.  Nebst  Spocialkarte,  s.  Tafel  16.  Ebd.  321.  — 
Die  politische  Umgestaltung  des  Türkischen  Reiches  in  Europa  und  Vorder- 
Asien  nach  dem  Berliner  Vortrage  vom  13.  Juli  1878.  Begleitworte  zu  Tafel 
Nr.  20.  Ebd.  365 — 368.  —  H.  Kiepert.  Die  neue  russisch-türkische  Grenze 
in  Asien.     Globus  XXXIV  No.   7. 

115)  Armenien.  Ein  Bild  seiner  Natur  und  seiner  Bewohnor.  Von  Aimiiid. 
Frhr.  v.  Schweiger- Lerchenfeld.  Im  Anhang:  Anabolische  Fragmente.  Mit 
einem  Vorwort  von  Frdr.  V.  Hellwald.  Jena,  Costenoble,  1878.  pp.  XXVIII, 
227.  8.  M.  4,50.  --  Vgl  LC.  1568;  Sat.  Rev.  XLVI,  1186  p.  94;  Mtthlgn. 
d.  geogr.   Ges.   zu    Wien     XXI,   p.   498  11'.   von    Dr.    Cliaritiiiir. 

116)  D.  Klein.  L'Armdnie  et  Les  Armeniens.  L'Exploration  1877  No.  50 
p.  267—272. 

M7i  .James  linjce.  <)n  Armcnia  and  Mount  Ararat.  Proo.  Geogr.  Soc. 
Lond    XXII    No    :;   p    L69      i«:; 


Salemann,  Iran,  Armenien  und  Kaukasusländer.  ]  49 

Williams11*),  Norman1™)  und  Wyrouboffi120)  mehr  den  Charakter 

von  Kriegscorrespondenzen  haben.  Dazu  kommen  einige  kleinere 
Monographien  geographischen  Inhalts121),  und  die  Reiseskizzen  von 
Pauli12-)  und  einem  Ungenannten123).  Zur  alten  Geographie  Ar- 
menien's  lieferte  Kiepert l24)  einen  Beitrag ,  während  die  von 
Layard  in  der  Umgegend  des  Van -Sees  aufgefundenen  und  jetzt 
im  British  Museum  aufbewahrten  Alterthümer  aus  Bronze  im 
„Athenaeum" l25)  kurz  beschrieben  wurden.  Mit  des  Landes  cultur- 
historischer  Stellung  beschäftigt  sich  ein  Zeitimgsartikel126),  und 
das  Büchlein  von  Achwerdow121)  erzählt  die  erbitterten  Kämpfe 
mit  Jazdegird  IL  in  etwas  wohl  zu  apologetischen  Tone.  Das 
Leben  der  heutigen  Armenier  schildern  Smith1-*),  von  Löher129) 
und  Fuchs130),  während  eine  Correspondenz131)  der  „Academy"  über 
die  Verbreitung  der  Schul-  und  höheren  Bildung  unter  ihnen,  so- 
wie über  ihre  periodische  Presse  orientirt. 

Für  armenische  Sprache  und  Literatur  muss  ich  mich  auch 
für  dieses  Mal  auf  das  wenige  mir  zugängliche  Material  be- 
schränken. F.  Müller132)  lieferte  wiederum  einige  Beiträge  zur 
Grammatik    und    Lexicographie.      Zu    de    Lagardes    Armenischen 


118)  The  Armonian  Campaign.  Diary  of  the  Campaign  of  1877  in  Armenia 
and  Koordistan.  By  Charles  Williams,  etc.  With  two  special  maps.  London, 
Kegan  Paul  &  Co.,  1878.  8.  10  s.  6  d.  —  Vgl.  Ac.  No.  301  p.  117;  Ath. 
No.  2621   p.  82;  Sat.  Rev.  XLV,   1159   p.  55  ff. 

119)  C.  B.  Norman.  Armenia  and  the  Campaign  of  1877.  London  & 
New  York,  Cassell,  Petter  &  Galpin,  1878.  8.  21  doli.  Mit  Karten.  —  Vgl. 
Ac.  No.   306   p.   230;  Ath.  No.   2619  p.   22;  No.  2624  p.    183. 

120)  Lettres  d'Asie,  theätre  de  la  guerre;  par  G  Wyrouhoff.  Versailles, 
impr.  Cerf  et  fils.  pp.  16.  8.  (Extrait  de  la  Philosophie  positive,  janv. — 
fevr.   1878.) 

121)  Zur  Geographie  von  Armenien.  AAZ.  Beil.  No.  7  — 13.  —  Erzerum 
und  Erzingdjan.  Ausl.  No.  13  S.  253 — 255.  —  Am  Wan-See  in  Türkisch- 
Armenien.     Aus  allen  Weltth.  VIII,   1877. 

122)  G.  Pauli.  Aon  Wan  bis  an  den  Tigris  bei  Hesu  Refa.  Wester- 
mann's  Monatsh.     April — Juni. 

123)  Von  Tiflis  nach  Alexandropol.     Europa  No.   16. 

124)  Kiepert.     Die  Lage  Tigranokertas.     Hermes  IX,   2,   129. 

125)  Antiquities  from  lake  Van.     Ath.  No.   2625   p.   226 — 7. 

126)  Armeniens  eulturhistorische  Stellung.     Europa  No.   22. 

127)  Armenija  v  pjatom  veke.  Socinenije  Ivana  Achvcrdova.  St.  Peterb. 
1878.     pp.  102.     8.     R.  0,90.      (Joh.   Achwerdow.     Armenien   im    V.  Jahrh.) 

128)  G.Smith.    The  Armenians:  their  past  and  future.   Good  Words,  March. 

129)  F.  V.  Löher.    Die  Armenier.    Wiener  Abendpost  No.  49   S.  255 — 258. 

130)  P.  Fuchs.     Eine  armenische  Familie.    Ueber  Land  u.  Meer  XL,  30. 

131)  Armenian  literature  and  education.     Ac.  No.   332   p.   267 — 8. 

132)  Armeniaca.  V.  Von  Dr.  Friedrich  Müller.  "Wiener  bist.  - philol. 
Sitzungsber.  LXXXVIII,  H.  1  —  2.  Oct.  Nov.  1877.  p.  9—16.  —  Auch  se- 
parat:  Wien,   1878.     In  Commissiou    bei   K.  Gerold's  Sohn.     pp.    10.     M.   0,30. 


150  Salernann,  Tran,  Armenien  und  Kaukasusländer. 

Studien  mag  Hübschmann's133)  Recension  nachgetragen  werden. 
Brosset  besprach  zwei  armenische  Redactionen  der  Legende  von 
Barlaam  und  Iosaphat134).  Ueher  die  armenischen  und  syrischen 
Uebersetzungen  der  Geschichte  des  Eusebius  hielt  Merxx3h)  auf 
dem  Florentiner  Congresse  einen  Vortrag,  während  Sasselm)  bei 
seinen  Studien  über  Aphraates'  Homilien  auch  die  (unter  dem 
Namen  von  Jacob  von  Nisibis  edierte)  armenische  Uebersetzung 
derselben  berücksichtigt  hat.  Von  den  Mekhitaristen  zu  San  La- 
zaro  sind  die  armenischen  Geoponica137)  und  lateinische  Ueber- 
setzungen von  armenischen  Versionen  geistlicher  Reden  des  Ari- 
stides13S)  und  Johannes  Chrysostomus 139)  herausgegeben  worden. 
Apostellegenden  übersetzten  Catergianli0)  und  Moesinger. ul).  Eine 
Geschichte  der  modernen  armenischen  Literatur  verfasste  Ga- 
reginU2).  Von  Journalen  ist  mir  blos  der  „Polyhistor"  zugäng- 
lich, aus  dessen  Inhalte  unten  einiges  angeführt  werden  mag.143) 


133)  LC.  1879,  844.  —  Vgl.  de  La  gar  de  Symmicta  II,  108  ff. 

134)  Sur  deux  redactions  armeniennes,  en  vers  et  eu  prose,  de  la  legende 
des  saints  Baralam  =  Varlaam  et  Ioasaph  —  Iosaphat.  Par  M.  Brosset.  Bull, 
de  l'Ac.  Imp.  de  St.  P.  XXIV,  561—567  =  Mel.  asiat.  VIII,  535—543. 

135)  Ac.  No.  333  p.  300.  —  BISO.  N.  S.  No.  8—15  p.  172  =  Boll. 
del  IV  Congr.  etc.  II  p.  7. 

136)  C.  I.  Franc.  Sasse.  Prolegomena  in  Apliraatis  sapientis  Persae 
sermones  homileticos.     Diss.  inaug.     Lipsiae   1878.     pp.  40.     8. 

137)  Girq  wastakoc.  rewnoviy.n.  Thargmanouthiun  na^neac  yarabaci 
lezoue.     Wenetik   1877.     19,  263  pp.     8.  —  Vgl.  Bibl.  or.   1879,  No.   750. 

138)  S.  Aristidis  Philosophi  Atheniensis  sermones  duos  quorum  originalis 
testus  desideratur  ex  antiqua  Armenica  versione  nunc  primum  in  latinam  linguam 
translatos  ....  ed.  Patres  Mechitaristae  Congr.  S.  Lazari  Venetiis  1878.  5  Bl„ 
23   pp.     4  Bl.     8.    —  Vgl.  Ac.  XV,  545. 

139)  Joh.  Chrysostomi  oratio  Panegyrica  de  vita  et  laboribus  sancti  Gregorii 
llluminatoris  Patriarchae  Armeniae,  cujus  originalis  textus  desideratur  ex  antiqua 
Armeniaca  versione  Mechitaristicae  congregationis  opera  in  Latinam  linguam 
translata.     Venetiis   1878.     2   BL,  VIII,   76  pp.     8. 

140)  Ecclesiae  Epbesinao  de  obitu  Joannis  apostoli  narratio  ex  versione 
armeniaca  saeculi  V.  nunc  primum  latine  cum  notis  prodita.  Curavit  P.  Jo- 
sephus   Catergian.     Viennae,  Mechith.   1877.     pp.  58.     8. 

141)  Vita  et  martyrium  S.  Bartholomaei  apostoli ,  ex  sinceris  fontibus  ar- 
meniacis  in  linguam  latinam  conversa ,  a  G.  Mocsingcr.  Salisburgi ,  in  libr. 
soc.   catbol.    1877. 

142)  [P.  Garegin.]  Patmouthiun  hayeren  dproutheanc  i  pets  ousman 
azgayin  warzaranac.  II.  Nor  matenagrouthiun.  Wenetik  1878.  XIII.  510  pp. 
12.     Der  I.  Band  (Hin  matenagrouthiun)  erschien  ebd.   1865.     8.      16.   649  pp. 

143)  Bazmawep  handisaran.  Nor  sar  wecerord  (VI)  tari.  Hator  36.  We- 
netik 1878.  8.  pp.  384.  Jährlich  10  frs.  Enthält  unter  Anderem:  Die  Volks- 
oder moderne  Sprache,  p.  213 — 228.  —  Ein  Urtheil  über  den  Khorener  und 
dessen  Beurtheiler  [d.  h.  v.  Gutschmid]  von  H.  Ners.  Zntonean.  —  Agathangelos 
von  demselben,  p.  229 — 232.  —  Agathangelos  nach  Alfred  Gutschmid  dem 
Deutschen,  p.  297  —  304  (wird  fortges.).  —  Die  Apologie  des  h.  Aristides  des 
Athenischen  Philosophen,  p.  320 — 324.  —  Allgemeine  Uebersicht  über  die 
neue  armenischo  Bibliographie  [mit  Erfindung  der  Buchdruckerkunst],  p.  305 — 320 


Salemann,  Iran,  Armenien  und  Kaukasusländer.  J5J 

Bei  den  theils  von  Gesellschaften,  theils  im  officiellen  Auf- 
trage herausgegebenen  verschiedenen  Sammelwerken,  in  welchen 
das  wissenschaftliche  Material  über  den  Kaukasus  zusammen- 
strömt, hat  sich  gerade  für  das  Berichtsjahr  ein  gewisser  Still- 
stand bemerkbar  gemacht.  Da  aber  in  dem  schon  gedruckten  Be- 
richte für  1879  die  zu  erwähnenden  Schriften  haben  ganz 
unberücksichtigt  bleiben  müssen,  so  glaube  ich  dem  Leser  einen 
Gefallen  zu  erweisen,  wenn  ich  für  dieses  Mal  die  mir  gestellten 
zeitlichen  Schranken  etwas  überschreite.  Die  kaukasische  Ab- 
theilung der  K.  Russischen  Geographischen  Gesellschaft  hat  meh- 
rere Lieferungen  ihrer  Bulletins144)  und  Memoiren145)  erscheinen 
lassen,  aus  deren  reichen  Inhalte  unten  einiges  angeführt  werden 
mag.  Von  der  „Gesellschaft  der  Liebhaber  der  kaukasischen  Ar- 
chaeologie"  scheint  nichts  veröffentlicht  worden  zu  sein,  doch 
können  wir  einen  kurzen  Bericht  über  ihre  Thätigkeit  in  den  Jahren 
1877—78  nennen 14ti).  Das  im  vorigen  Berichte  erwähnte  „Kau- 
kasische Archiv"147)  ist  mit  zwei  neuen  Bänden  fortgesetzt  worden; 

—  Der  dreissigjährige  Krieg  in  Armenien  und  das  Ende  des  Königs  Arsak. 
Von  H.  Arsen  Souqrean.  Art.  IV.  p.  1  — 14.  —  Geschichte  der  Stadt  Byzanz. 
Von  demselben,  p.  58 — 63.  —  Allgemeine  Uebersicht  der  Bevölkerung  des 
westlichen  Asiens  oder  der  Asiatischen  Türkei.  Von  A.  W.  Agheqsandrean. 
p.  241—254.  —  Afghanistan,  p.  345—351.  —  Batum.  p.  351—355.  —  Ueber- 
setzung  des  Berliner  Vertrages,  p.  370 — 380.  —  Shakespeare's  Macbeth  (Fort- 
setzung der  metrischen  Uebersetzung).  pp.  69 — 84.  174 — 195.  273 — 296. 
325—344. 

144)  Izvestija  Kavkazskago  Otdela  Imperatorskago  Geograficeskago  Ob- 
scestva.  Tom  V.  Tiflis  1877—78.  8.  Heft  3.  4.  pp.  153—320  und  Bei- 
lagen (den  Inhalt  von  Heft  4  s.  bei  P.  M.  XXV,  364).  —  T.  VI.  1879—81. 
Heft  1.  p.  1 — 136.  Enthält  unter  Anderem:  L.  P.  Zagurshi.  Betreffs  einer 
Hypothese  über  die  Verwandtschaft  der  alten  Etrusker  mit  den  Osseten, 
p.  22 — 26.  —  K.  Paikanov.  Ueber  die  Stellung  des  Armenischen  im  Kreise 
der  indoeuropäischen  Sprachen,  p.  27 — 50.  [Erschien  auch  separat:  Tiflis, 
1879.  8.  pp.  24.]  —  N.  G.  Petrusevic.  Kurze  Nachrichten  über  die  turk- 
menische   Bevölkerung    zwischen    dem    alten    Bette    des    Amu  -  Darja    und    der 

Nordgrenze  Persiens.  p.  51 — 57.  —  Nachrichten  über  Cikislär,  Hasan -Quly 
und    die    Ga'farbai- Turkmenen    [nach    dem    „Russ.    Invaliden"]    p.   57  —  64.    — 

V  v  .       v  .  V 

Beilage:    Ekspedicija  inzenera  Josifa  Cernika   dlja  izsledovanija  v  techniceskom 

otnosenii  bassejna  Jefrata  i  Tigra,  a  takze  opisanije  putei,  projdennych  no  se- 
vernoi  Sirii.  Tiflis  1879.  8.  pp.  202  u.  II.  [Von  W.  F.  Juschkov  gemachte 
Uebersetzung  des   44.   45.   Erg. -Heftes  zu  PM.] 

145)  Zapiski    Kavk.   Otdela    Imp.  R.   Geogr.  Obscestva.     X  Heft  3.     Tiflis 

1878.  8.  pp.  III.  219.  Mit  7  Tafeln.  {Abich.  ^Ueber  krystallischen  Hagel  etc. 
Uebersetzt  von  R.  K.  Schönger.)  Beil.:  Izsledovanije  proryvov  reki  Amu- 
Darji,  obrazovavsichsja  vo  vremja  jeja  razliva  letom  v  1878  godu ,  inzenera 
C'h.  W.  Geljmana  [wohl  Hellmann]  (S  kartami  i  certezami).  Tiflis  1879. 
8.  pp.  77  u.  II.  Mit  2  Karten  u  7  Tafeln.  (Untersuchung  der  Durchbrüche 
des  Amu-Darja,  welche  sich  bei  seinem  Austreten  im  Sommer  1878  ge- 
bildet haben.) 

146)  Izwestija  d.  kauk.  Abth.  d.  K.  R.  Geogr.  Ges.  V,  282  ff. 

147)  Kavkazskij  Sbornik,  izdavajemyj  po  ukazaniju  Jego  Imperatorskago 
Vysocestva     Glavnokomandujuscago    Kavkazskoju    Armijeju.       Tom    III.       Tiflis 

1879.  8.     pp.  591.  —  IV."  1879.     pp.  436.  ä  2  Rbl. 


]52  Salemann,  Iran,  Armenien  und  Kauhasitsländer. 

doch  kann  ich  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  in  Betreff  der  dort 
sich  findenden  Inhaltsangabe  —  , ethnographische ,  linguistische, 
archaeologische  und  geographische  Mittheilungen'  —  wegen  der 
Aehnlichkeit  der  Titel  sich  eine  Verwechselung  dieses  Archivs  mit 
dem  „Archiv  von  Nachrichten  über  die  kaukasischen  Bergvölker" 
oder  dem  „Archiv  von  Nachrichten  über  den  Kaukasus"  ein- 
geschlichen hat.  Das  erste  „Archiv"  hat  rein  militärischen  Cha- 
rakter und  bringt  vorherrschend  längere  Memoiren  aus  der  Feder 
von  Officieren  der  kaukasischen  Armee.  Dagegen  ist  das  an  zweiter 
Stelle  genannte  Sammelwerk 1JS)  für  Philologen  und  Ethnologen 
von  der  grössten  Wichtigkeit,  während  das  zuletzt  erwähnte149) 
schon  vom  dritten  Bande  an*  sich  ganz  auf  die  Sammlung  von 
statistischem  Materiale  beschränkt  hat.  In  den  beiden  ersten  Bän- 
den findet  sich  manches  Interessante  über  Gewohnheitsrecht,  Sitten 
und  Volksliteratur  verschiedener  Stämme.  Auch  das  „Archiv  von 
Nachrichten  über  das  Terekgebiet"149;')  enthält  manche  bemerkens- 


148)  Sbornik  svedenij  o  kavkazskich  gorcach  izdavajemyj  s  soizvolenija 
Jego  Imp.  Vys.  Glavnok.  Kavk.  Arm.  pri  Kavkazskoni  Gorskom  Upravlenii. 
Tiflis.  8.  I.  1868  pp.  VIII.  88.  79.  72.  36.  64.  72.  2.  Mit  4  Taff.  —  II.  1869 
pp.  24.  17.  48.  44.  16.  76.  24.  70.  85.  Mit  2  Taff.  —  III.  1870.  pp.  25.  18. 
44.  11.  32.  40.  32.  46.  40.  30.  28.  28.  Mit  2  Taff.  —  IV.  1870.  pp.  II.  78. 
62.  32.  28.  23.  33.  24.  30.  90.  Mit  1  Karte.  —  V.  1871.  pp.  30.  68.  2.  100. 
71.  32.  16.  58.  Mit  4  Taff.  —  VI.  1872.  pp.  48.  4.  62.  20.  128.  59.  Mit 
2  Karten.  Beil.  pp.  65.  Mit  5  Tabellen  u.  1  Karte.  —  VII.  1873.  pp.  2. 
76.  55.  12.  20.  128.  42.  80.  Mit  1  Karte.  Beil.  pp.  22.  —  VIU.  1875. 
pp.  104.  40.  72.  14.  25.  12.  43.  40.  24.  Beil.  pp.  54.  —  IX.  1876.  pp.  20. 
212.  64.  119.  48.  —  X.  1881.  pp.  LXXXIII.  581.  Mit  1  Portr.  ä  2  Rbl. 
(Da  die  Angabe  des  Inhalts  dieser  Bände  zu  vielen  Raum  einnehmen  würde, 
sehe  ich  mich  genöthigt  sie  hier  wegzulassen.) 

N       V      .  v 

149)  Sbornik  svedenij  o  Kavkaze.  Izdannyj  pod  redakcijeju  glavnago  re- 
daktora  Kavkazskago  Statisticeskago  Komiteta  N.  Zeidlica  (v.  SeidlitsJ.  Tiflis. 
gr.  8.  Tom  I.  1871.  pp.  342.  Mit  6  Taff.  —  II.  1872.  pp.  353.  III.  Mit 
2  Karten.  —  III.  1875.  pp.  III.  629.  Mit  4  Taff.  —  IV.  1878.  pp.  370. 
XIII.  u.  8  unpag.  Bll.  —  I.  II.  ä  2  Rbl.,  HI.  IV.  a  4  Rbl. 

V     V 

149a»  Sbornik  svedenij  o  Terskoj  oblasti.  Vypusk  I.  Izdnije  Terskago  O- 
blastnago  Statisticeskago  Komiteta,  pod  redakcijeju  i.  d.  sekrotarja  Komiteta,  JV. 
Bktgovescemhago.  Vladikavkaz  1878.  pp.  381.  V.  8.  Rbl.  2.  —  Inhalt: 
p.  1  —  8.  Von  der  Redaction.  —  p.  9 — 218  Abth.  I.  Statistische  Nachrichten. 
—   p.   219—  324   Abth.  II.     Materialien  zur  Ethnographie,    Geschichto  und   Geo- 

v    v 

graphio    des  Terekgebietes.     Darunter    p.    241 — 276.     Notizen    über    die    Cecua 

v    v 
und   die  Ceccnzen.    (5  Artikel  verschiedener  Autoren.)  —  p.  276 — 290.    Notizen 

V  v 

über  die  Ingusen.  (4  Artikel  von  Cach  Arijev.)  —  p.  290 — 297.  P.  I.  Gu- 
lovinsl.ij.  Dir.  Kumyken,  ihre  Spiele,  Lieder  und  Sitten.  —  p.  297 — 304.  No- 
tizen  über    die  Osseten.     (2  Artikel.)   —    p.  304 — 308.     Z.     Aus    den  kabardi- 

nischen  (adigeschen)  CJeberlieferungen.  —  p.  309 — 314.  /.  Ja.  Cerni/j.  Die 
Bergjuden  im  Terekgebiet.  Kurze  historische  Notizen.  —  p  314  —  315.  P.  A. 
Goluinnshi.  Die  kumykischen  Nogaier.  —  p.  315 — 317.  P.  Die  Berg- 
dialekte  &c.   —    p.   324 — 381.      Statistisches  Material  u.  Beilagen. 


Salemann,  Iran,  Armenien  und  Kaulasusländer.  J53 

werthe  Aufsätze,  meistens  Wiederabdrucke  aus  der  officiellen  Zeitung 
„Terskija  Vedomosti." 

Nicht  wenig  zur  Kenntniss  des  Landes  tragen  auch  die  Reise- 
beschreibungen bei,  welche  wir  Heyking150),  v.  Seydlitz151), 
Radde152)  und  Becker15'6)  verdanken.  Mehr  populäre  Darstellungen 
bieten  Fritzlelbi) ,  Schmidt  -  Meilin155)  und  zwei  ungenannte  Ver- 
fasser150-157).     Transkaukasien    ist    von    Colexm)   und    Karsten159) 

geschildert  worden,  und  CernfavsM160)  hat  eine  Skizze  Abchasien's 
geliefert,  während  Rauchhaupt161),  v.  Nasackine162)  und  Schweiger- 
Lerchenfeld163)  das  von  Russland  neu  erworbene  Gebiet  von  La- 
zistan  besprochen  haben.    Zur  Ethnographie   desselben  Landstriches 


150)  Edm.  Heyhing.  Reisebilder  aus  dem  europäischen  Russland  und  dem 
Kaukasus.     Lpz.,  Steinacker,   1878.    8.    pp.  VIII.    124.     M.   2,40. 

151)  N.  v.  Seidlitz.  Wege  und  Stege  im  Kaukasus.  1.  Von  Gori  nach 
dem  Bergwerke  Ssadön  im  Alagir-Thale.  RR.  XII,  26 — 44.  2.  Vom  Bergwerke 
Ssadön  durch  Digorieu  und  die  Kabardä  nach  Pjatigorsk.  Ebd.  113 — 120.  — 
Vgl.  PM.  XXIV,  161. 

152)  Vorläufiger  Bericht  über  die  im  Sommer  1876  ausgeführten  Reisen, 
von  Dr.  Gustav  Radde.  Nachrichten  über  die  Chefsuren.  PM.  XXIV,  248 
—263.  —  Vgl.  Verhdlgn.  d.  Ges.  für  Erdkunde  zu  Berlin  V,  196—198.  — 
Gust.  Radde.  Die  Chews'uren  und  ihr  Land  [ein  monographischer  Versuch], 
untersucht  im  Sommer  1876.  Kassel,  Fischer,  1878.  gr.  8.  pp.  VIII,  357. 
Mit  13  lithogr.  u.  chromolithogr.  Taf. ,  Abbildgn. ,  vielen  eingedr.  Holzschn.  u. 
1  chromolithogr.  Karte  in  gr.-fol.  M.  12.  —  Vgl.  LC.  1879,  515;  J.  Rein 
JLZ.  1879,  Art.  244.  Erschien  auch  russisch  als  Zapiski  d.  Kauk.  Abth.  d. 
K.  R.  Geogr.  Ges.  XI,  2 :  Chewsurija  i  Chewsury  (Opyt  monografii)  —  Opisanije 
putesestvija,  soversennago  letom  1876  goda  D-rom  G.  Radde.  S  13  tablicami 
i  mnogimi  risunkami  v  tekste.  Perevod  s  nemeckago.  Izdan  pod  redakcijei 
E.   G.    Weidenbauma.     Tifiis  1881.     pp.  344. 

153)  Reise  nach  Krasnowodsk  und  Daghestan  von  Alex.  Becher.  Bull, 
de  la  Soc.  Imp.  des  naturalistes  de  Moscou.  Annee  1878  t.  LIII.  lri>  partie 
p.   109—126. 

154)  Is.  Iritzle.  Wie  man  im  Kaukasus  fährt  und  reist.  Ueb.  Land  u. 
Meer  XXXIX  No.    18. 

155)  Schmidt-Mellin.    Erinnerung  an  Tifiis.     Sonntags-Blatt   1877.    No.  53. 

156)  Briefe  aus  dem  Kaukasus.     Illustr.  Ztg.  LXIX.  LXX.  No.   1800  ff. 

157)  Auf  der  Strasse  nach  Baku.    Ueb.  Land  u.  Meer  XXXIX.  No.  20. 

158)  G.  R.  Fitz-Roy    Cole.     Transcaucasia.    Fräsers  Mag.  Dec.   1877. 

159)  K.  Karsten.  Natur-  und  Kulturbilder  aus  Transkaukasien.  Aus 
allen  Welttheilen    X,   1878  No.   2.   3. 

160)  V.  Cernjavskij.  Kratkij  ocerk  Abchazii.  lzwestija  d.  K.  R.  Geogr. 
Ges.  XIII,  415—430.  —  Vgl.  GGA.  No.  30  p.  935—938. 

161)  A.  Rauchhaiqyt.     Batum  und  Lazistau.     Grenzboten  No.  28. 

162)  N.  v.  Nasacl'ine.  Die  Erwerbung  Batums  und  die  commercielle  Be- 
deutung dieses  Seehafens  für  Russland.     Welthandel  No.   10  S.  446 — 450. 

163)  Schweiger  -  Lerchenfeld.  Lazistän  und  die  Lazen.  ÖMfdO.  1877 
No.  8  S.  121—123, 


154  Salemann,  Iran,  Armenien  und  Kaulcasusländer. 

ist  eine  kurze  Notiz164)  zu  erwähnen.  Seine  mit  reichem  Erfolge 
gekrönte  archaeologische  Forschungsreise  in  Gurien  und  Adscharien 
hat  Bakradze1Gb)  ausführlich  beschrieben. 

Zur  Geschichte  des  Kaukasus  unter  rassischer  Herrschaft 
müssen  wir  zunächst  des  neuesten  YII.  Bandes  der  von  der  Kau- 
kasischen Archaeographischen  Commission  unter  Redaction  von 
A.  Berge  herausgegebenen  Akten166)  Erwähnung  thun.  Dieser 
auch  typographisch  geschmackvoll  ausgestattete  Band  umfasst  die 
Jahre  1827 — 31 ,  während  welcher  die  oberste  Leitung  der  Ver- 
waltung und  das  Oberkommando  dem  Grafen  Paskeviß  und  dem 
General  Pankratjev  anvertraut  waren,  und  enthält  auch  manches 
wichtige  Material  für  Geographie  und  Ethnographie.  Zur  Geschichte 
der  Colonisation  des  westlichen  Kaukasus  liefert  Wenjukov16"1) 
einige  Beiträge,  während  Przeslavski l6S)  seine  Aufzeichnungen  über 
Schamil  weiter  fortgeführt  hat.  Eine  Uebersicht  der  ethnographischen 
Verhältnisse  des  Kaukasus  gab  Smirnowim),  die  von  den  Berg- 
völkern heilig  gehaltenen  Haine  und  Bäume  besprach  auf  Grand 
der  Quellen  Weidenbaum  l7°) ,  und  auch  die  Volksfeste171)  und 
sonstigen  Vergnügungen 172)  der  Eingeborenen  sind  nicht  un- 
beschrieben geblieben. 

Unter  den  vielen  Völkerschaften  des  vielsprachigen  Kaukasus 
besitzen  eigentlich  nur  die  Grusinier  eine  selbständige  Literatur, 
und  es  geht  aus  den  Tifüser  Pressen  auch  manches  hervor,  was 
mir  aber  nicht  zugänglich  ist.     So  muss  ich  denn  mich  beschränken 


164)  Etnograficeskij  sostav  naselenija  byvsago  Erzerumskago  vilajeta,  i 
Lazistanskago  saudzaka.  Izwestija  d.  Kauk.  Abth.  d.  K.  K.  Geogr.  Ges.  V, 
238 — 39.  (Die  ethnographische  Zusammensetzung  der  Bevölkerung  des  früheren 
Vilajets  Erzerum  und   des  Sandschakes  Lazistan.) 

165)  Archeologiceskoje  putesestvije  po  Gurii  i  Adcare  Dm.  Bahradze. 
(S  atlasom).  St.  Peterb.,  Akad.  1878.  8.    pp.  XIX.  370.    Atlas  in  4.  5  Taff.   Rbl.  2. 

166)  Akty  sobranuyje  Kavkazskoju  Archeografieeskoju  Kommissijeju.  Archiv 
glavnago  Upravlenija  Namestnika  Kavkazskago.  Tom  VII.  Izdan  pod  redakcijeju 
predsedatelja  Kommissii  Ad.  Berze.  Tiflis  1878.  gr.  fol.  pp.  XI.  994.  Mit 
2  Titelbildern  u.  3  Portr.  —  Vgl.  Izwestija  d.  Kauk.  Abth.  d.  K.  R.  Geogr. 
Ges.  V,  285  ff. 

167)  „Zur  Geschichte  der  Colonisation  des  westlichen  Kaukasus  in  den 
Jahren  1861 — 63.  Mitgetheilt  von  M.  Yenjukov."  (russ.)  Russkaja  Starina. 
Juni   1878. 

168)  P.  Przeslavshij.  „Scliamil  u.  seine  Familie  in  Kaluga  in  den  Jabron 
1862—65."     (russ.)     Ebd.  Jan.  Febr.   1878. 

169)  Michel  Smirnow.  Apercu  sur  l'ethnographio  du  Caucase.  Kev. 
d'anthrop.  VII  annee,  2e  serio,  I  (1878),  237 — 251. 

170)  E.  Weidenbaum.  Svjascennyja  rosci  i  derevja  u  Kavkazskich  na- 
rodov.     Izwestija  d.   Kauk.  Abtb.   d.  K.  R.  Geogr.  Ges.  V,  3  p.   154 — 179. 

171)  Die  grusinischen  Volksfeste.  (Aus  d.  Ztg.  „Kawkas",  No.  229  u.  230, 
1878.)     RR.   XII,   460—468. 

172)  Wanjura.     Hammelkämpfe  im    Kaukasus.     Daheim  XIV  Nr.  45. 


Salemann,  Iran,  Armenien  und  Kaukasusländer.  |55 

Brosset'$ns)  Uebersicht  der  romantischen  Literatur  der  Grusinier 
zu  nennen,  sowie  Cagareli' %Vii)  Uebersetzung  einer  dem  Fürsten 
Orbeliani,  der  auch  als  geistlicher  Schriftsteller  und  Politiker  be- 
rühmt ist,  zugeschriebenen  paraenetischen  Fabelsammlung,  von 
welcher  der  Uebersetzer  auch  eine  Textausgabe  zu  liefern  ver- 
spricht. Für  die  übrigen  Sprachen  und  Dialekte  weiss  ich  nichts 
weiter  anzuführen,  als  einige  Notizen  über  desselben  Cagareli 
ethnographisch  -  linguistische  Reise  in  Mingrelien l75) ,  und  Za- 
gurski's l7,i)  „Bemerkungen  über  die  Erforschung  der  daghestanischen 
Sprachen". 


173)  De  la  litterature  romanesquo  georgienne.  Par  M.  B rosset.  Bull,  de 
l'Acad.  des  Sc.   de  St.  Petersb.  XXIV,  282— 300  =  Mel.  asiat.  VIII,  417—442. 

174)  Kniga  raudrosti  i  lzi.  (Gruzinskija  basni  i  skazki  XVII — XVIII  stol.) 
Savvy-Sulchana  Orbeliani.  —  Perevod  i  objasnenija  AI.  Cagareli.  Stptbg. 
1878.  8.  pp.  XIX,  217.  (Das  Buch  der  Weisheit  und  Lüge  Grusinische 
Fabeln  und  Erzählungen  des  XVII — XVIII.  Jahrh.)  Uebersetzt  und  erläutert 
von  A.    C. 

175)  Izwestija  d.  Kauk.  Abth.  d.  K.  K.  Geogr.  Ges.  V,  3.  pp.  102—197 
—  Vgl.  Jahresber.   1877.     II,   29   Nr.  21. 

176)  L.  Z—sl'ij.  Zapiska  ob  izsledovanii  dagestanskich  jazykov.  Ebd. 
pp.   188—191. 


156 


Vorderindien. 

Von 

£.  Kuhn. 

Unseren  Bericht  über  Indien  beschränken  wir  dieses  Mal  auf 
das  sprachliche  und  literarische  Gebiet,  indem  wir  für  Geschichte, 
Religion  und  Denkmälerkunde  auf  Klaff  s l)  Referat  in  den  neu 
begründeten  Jahresberichten  der  Geschichtswissenschaft  verweisen. 
Wir  verzeichnen  zunächst  zwei  Beitrage  zur  älteren  Geschichte  des 
indischen  Sprachstudiums,  Mascarenlias  2)  biographisch-literarische 
Notiz  über  den  englischen  Jesuiten  Thomas  Stephens  (f  1619) 
und  seine  schriftstellerische  Thätigkeit  über  und  in  der  Konkani- 
Sprache  und  de  Gubernatis' 3)  Ausgabe  der  Arbeiten  des  Marco 
della  Tomba,  unter  denen  die  Uebersetzung  zweier  Gesänge  des 
Rämayana  hervorgehoben  zu  werden  verdient.  Mehr  und  mehr  ver- 
breitet sich  das  Sanskritstudium  auch  in  den  Ländern,  in  welchen 
es  bisher  keine  Vertreter  gefunden  hatte.  Lissabon  besitzt  seit 
1877  neben  F.  A.  Coelho  als  Professor  der  Sprachwissenschaft 
einen  Professor  des  Sanskrit  in  G.  de  Vasconcellos  Äbreu4),  einem 
Schüler  von  Haug  und  Bergaigne ;  derselbe  5)  sucht  in  zwei  kleinen 
Arbeiten  seine  Landsleute  über  die  spi-achliche  und  historische  Be- 
deutung des  Sanskritstudiums  zu  orientiren.  Zu  Bukarest  hat 
Georgiern**)  im  November  1877  einen  Cursus  des  Sanskrit  eröffnet. 


1)  J.  Klatt.  Indien:  Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft  1878, 
1—8.  598—  6dl. 

2)  F.  M.  Mascarenhas.  Pather  Thomas  Estevaö,  S.  J.:  IAnt.  VII, 
117  —  118. 

3)  A.  de  Gubernatis.  GH  scritti  del  Padre  Marco  della  Tomba,  missio- 
nario  uello  In  die  orientali.  Raccolti  sopra  gli  autograri  del  Museo  Borgiano. 
Pironze    1878.     XLVIII,  306  pp.    8.    —  Vgl.  TR.  XI,   131=  IAnt.  VII,  292. 

4)  II   Sanscrito  nel  Portogallo :  BISO.  N.  S.   19—20.    117. 

5)  G.  de  Vasconcellos  Abreu  Investigacdes  sobre  o  caracter  da  civili- 
saeäo  arya-hindu.  Lisboa  1878.  VI,  56  pp.  4.  M.  2,50.  (Kelatorio  acerca 
do  primeiro  anno  de  estudios  orientaes  .  .  .).  —  Importancia  capital  do  Säos- 
krito  como  base  da  glottologia  ärica  no  ensino  superior  das  lettras  e  da  historia. 
Lisboa  1878.     VI,  39   pp.     4.     M.  2.     (2°  Kolatorio.) 

6)  S.  TK.  XI,  95. 


Kuhn,    Vorderindien.  157 

Die  wissenschaftlichen  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Sanskrit- 
grammatik —  von  Elementarbüchern  und  dergleichen  glauben  wir 
absehen  zu  dürfen  —  stehen  mit  denen  auf  dem  Gebiete  der  ver- 
gleichenden Grammatik  der  indogermanischen  Sprachen  im  engsten 
Zusammenhang,  es  ist  daher  auf  diese  zur  Ergänzung  des  hier  ge- 
gebenen hinzuweisen.  Auf  der  Grenze  von  vergleichender  Gram- 
matik, Sanskritgrammatik  und  Vedaexegese  bewegen  sich  die  inhalt- 
reichen Abhandlungen  Bcnfey's1),  in  denen  diesmal  das  etymologische 
Element  bevorzugt  erscheint.  Eine  Untersuchung  JBenloew's  b)  über 
den  Ursprung  der  Declination  im  Sanskrit  enthält  viel  Problema- 
tisches und  verläuft  ohne  rechtes  Resultat.  Hillebrandt91)  will 
den  Unterschied  der  starken  und  schwachen  Casus  statt  auf  die 
Verschiedenheit  des  Accents  auf  die  des  Gewichtes  der  Casus- 
endungen zurückführen.  Havet10)  erklärt  die  Genitive  auf  -ur 
von  -r-Stämmen  aus  dem  im  Zend  erhaltenen  -ars  und  JBrugman11) 
erörtert  in  weiterem  Zusammenhange  die  Casusformen  der  auf  -as 
ausgehenden  Nomina.  Waclcernagel 1 2)  findet  zu  den  durch  -u  von 
Denominativen  abgeleiteten  Nomina  agentis  auf  -ayu  eine  inter- 
essante Parallele  in  den  griechischen  Wörtern  auf  -sv-g  und  Bezzen- 
betyer13)  erkennt  in  dem  schon  aus  dem  Veda  belegten  Suffix 
-eru  mit  Eecht  eine  Prakrtisirung  von  -aryu.  Eine  willkommene 
Ergänzung  zu  der  im  vorigen  Berichte  I  p.  88,  No.  17  erwähnten 
Arbeit  Garbe's  bildet  tichroeders1'1)  vergleichende  Betrachtung 
der  Accentgesetze  homerischer  und  vedischer  Composita;  dieselbe 
enthält    auch    über   die  Classification  der  Composita  mehreres  Be- 


7)  Theod.  Benfey.  Altpersisch  mazdäh  =  zendisch  mazdäohh  =  sans- 
kritisch medhä's.  Eine  grammatisch-etymologische  Abhandlung.  Göttingeu  1878. 
44  pp.  4.  M.  2,40.  (Abh.  d.  K.  Ges.  d.  Wiss.  z.  Gott.  XXIII.  Bd.)  —  Vgl. 
H.  Hübschmann  LC.  1880,  620.  —  Einige  Derivate  des  Indogermanischen 
Verbums  ANBH  =  NABH.  Ein  Beitrag  zur  Bedeutungsentwicklung.  Göttingen 
1878.  67  pp.  4.  M.  3,60.  (Abh.  u.  s.  w.  XXIII.  Bd.)  —  Vgl  LC.  1879, 
932.  —  Die  eigentliche  Accentuation  des  Indicativ  Präsentis  von  es  „sein" 
und  ifä  „sprechen",  so  wie  einiger  griechischen  Präpositionen:  Gott.  Nachr.  1878, 
165 — 189.  —  Mahä'm,  Nominativ  Singularis  von  mahänt,  drittes  Beispiel  Eig- 
veda  IV,  23,  1:  ebd.  190—195. 

8)  L.  Benloeic.  Recherehes  sur  l'origine  de  la  declination  en  sanscrit: 
RL.  XI,  70—89.  305—327. 

9)  Alfr.  Hillebrandt.  Zur  Lehre  von  den  starken  und  schwachen  Casus: 
BKIS.  II,  305—335. 

10)  L.   Havet.     Les    genitifs    indiens    des    themes    en    r   voyelle:    MSLP. 
III,  414—415. 

11)  Karl  Brugman.  Zur  Geschichte  der  Nominalsuffixe  -as- ,  -jas-  und 
-vas-:  ZVglS.  XXIV,   1—99. 

12)  Jac.  Waclcernagel.  Griech.  imtev  =  skr.  äcvayo:  ZVglS.  XXIV, 
295—303. 

13)  Adalb.  Bezzenberger.  Ved.  maderü ,  mitreru,  saneru:  BKIS.  II, 
269—270. 

14)  Leop.  Schroetter.  Die  Accentgesetze  der  homerischen  Nominalcomposita, 
dargestellt  und  mit  denen  des  Veda  verglichen:  ZVglS.  XXIV,   101 — 128. 


158  Kuhn,    Vorderindien. 

achtenswerthe.  Brugman15)  erörtert  die  Entstehung  der  achten 
Conjugationsclasse  mit  dem  zumeist  auf  seine  Ergebnisse  über 
die  Nasalis  sonans  begründeten  Resultate,  dass  —  von  dem  beson- 
ders zu  erklärenden  karoti  abgesehen  —  die  auf  n  ausgehenden, 
derselben  zugewiesenen  Wurzeln  ganz  regelmässige  Verba  der 
fünften  Classe  sind  und  schliesst  daran  den  Nachweis ,  dass  das 
lautliche  Verhalten  von  Verben  wie  bandh  badhnä'ti  und  stambh 
stabhnöti  gleichfalls  auf  die  Eigentümlichkeit  der  Nasalis  sonans 
zurückzuführen  ist.  J.  Schmidt™)  zeigt  an  dem  gut  gewählten 
Beispiel  des  Optativs  und  der  auf  -ä  auslautenden  Praesensstämme, 
wie  sehr  die  Analogiewirkung  auch  im  Sanskrit  die  ursprünglichen 
Flexionen  des  Verbums  umgestaltet  hat.  Brugman  1T)  sucht  ferner 
den  Zusammenhang  der  besonderen  arischen  Passivbildung  auf  -ya  mit 
den  Futurparticipien  auf  -ya  wahrscheinlich  zu  machen.  Die  früher 
erwähnte  Abhandlung  Wilhelms18)  über  die  Denominativa  der  Avesta- 
Sprache  nimmt  auch  auf  die  indischen  Denominativa  mehrfach  Be- 
zug. Aus  dem  Bereiche  der  Syntax  behandelt  Holzman19)  den 
Locativ  des  Zieles  im  Rigveda  unter  Vergleichuug  der  homerischen 
Sprache  und  Delbrück 20)  erörtert  nach  Hervorhebung  ein- 
zelner charakteristischer  Züge  der  Brähmana  -  Sprache  ausführ- 
lich die  Wortstellung  des  Sanskrit  auf  Grund  des  Catapatha- 
Brähmana;  seine  Ergebnisse  berühren  sich  vielfach  mit  den  Resul- 
taten, zu  denen  Bergaigne  in  seiner  Jahresber.  1877  I,  p.  30 
No.  78  erwähnten  Abhandlung  auf  dem  vergleichenden  Wege  ge- 
langt ist.  —  Aus  dem  zweiten  Capitel  von  Vägbhata's  Commentar 
zu  seinem  Kävyänucäsana  hat  Aufrecht2')  eine  Stelle  ausgehoben, 
welche  die  technische  Bezeichnung  verschiedener  Töne  und  Ge- 
räusche angibt. 

Die    indische   Palaeographie   ist    durch    eine    neue ,   nicht    un- 
erheblich   vermehrte  Auflage  von   BurneU's2'2)  grundlegenden  Ele- 


15)  Karl  Brugman.  Die  achte  Conjugationsclasse  des  Altindischen  und 
ihre  Entsprechung  im  Griechischen:  ZVglS.  XXIV,  255 — 286.  —  Ueher  einige 
altindische  Verha  der  V.  und  IX.  Conjugationsclasse:   ebd.  XXIV,   286 — 293. 

16)  Joh.  Schmidt.  Die  ursprüngliche  Flexion  des  Optativs  und  der  auf 
ä  auslautenden  Präsensstämme:  ZVglS.  XXIV,  303—322. 

17)  Karl  Brugman.  Die  arische  Passivbildung  mit  Suffix  -ya-  und  die 
Futurparticipia  auf  -ya- :  MU.  I,   187 — 206. 

18)  S.  oben  p.   139   No.  41. 

19)  M.  Holzman.  Der  sogenannte  Locativ  des  Zieles  im  Rigveda  und  in 
den  homerischen   Gedichten:  ZVöS.  X,   182 — 230. 

20)  B.  Delbrück.  Die  altindische  Wortfolge  aus  dem  Catapathabrähuiana 
dargestellt.  Halle  1878.  VIII,  80  pp.  8.  M.  2,80.  (Auch  unter  dem  Titel: 
B.  Delbrück  und  E.  Windisch.  Syntaktische  Forschungen.  III.)  —  Vgl. 
//.    W.  LC.   1879,   1493;   A.  Bergaigne  RC.    1880,  I,  65. 

21)  Th.   Aufrecht.     Miscelle:  ZDMG.  XXXII,   734—735. 

22)  A.  C.  Burnell.  Elements  of  South -Indian  Palaeography  from  tho 
Fourth  to  tho  Seventeenth  Century  A.  1).  being  an  Introduction  to  the  Study 
"l   S'iuth-Indian   Inscriptiuns   and   Mss.     Second    enlarged    and   improved  Edition. 


Kuhn,    Vorderindien.  \  59 

ments  of  South-Indian  Palaeography  in  dankenswerther  Weise  be- 
reichert worden.  Die  Oriental  Series  der  Palaeographical  Society 23) 
bringt  drei  Facsimiles  älterer  Sanskrithandschriften  und  Bhaga- 
vänläl  Indraji'2*)  neue  Beiträge  zur  Geschichte  der  indischen 
Zahlzeichen. 

Die  officiellen  Actenstücke  über  die  Verzeichnung  der  in  In- 
dien vorhandenen  Sanskrithandschriften  und  was  damit  zusammen- 
hängt hat  Gough 25)  im  Auftrage  der  Regierung  herausgegeben 
und  die  Fortsetzungen  früherer  Verzeichnisse 26  29)  gewähren  ein 
erfreuliches  Zeugniss  für  die  erfolgreiche  Weitelführung  dieses 
Unternehmens.  Die  in  Indien  gedruckten  Bücher  verzeichnen  wie 
früher  die  vierteljährlichen  Cataloge  und  die  nach  Ablauf  des  Jahres 
auf  Grund  derselben  zusammengestellten  Reports30);  für  den  kleinen 
Bruchtheil,  der  davon  auf  den  europäischen  Büchermarkt  gelangt, 


London  1878.  XII,  149  pp.  4.  Mit  36  Tafeln.  £  2  12  s.  6  d.  —  Vgl.  Calc. 
Kev.  Vol.  LXIX.  No.  CXXXVII,  IV;  F.  Max  Müller  Ac.  XVI,  89;  Oust 
Ath.   1879,  I,   216. 

23)  The  Palaeographical  Society.  Facsimiles  of  Ancient  Manuscripts  etc. 
Oriental  Series.  Edited  hy  William  Wright,  Part  III.  No.  31.  Ashtasa- 
hasrika- prajnr.paramita.  Sanskrit  A.  D.  1015.  32.  Kalyanavarman,  Saravali. 
Sanskrit  A.  D.   1286.     33.   Kalachakra-tantra.     Sanskrit  A.  D.   1446. 

24)  Pandit  Bhagavdnldl  Indraji.  On  Ancient  Nägari  Numeration;  from 
an  Inscription  atNäneghät:  JBBAS.  XII,  404 — 406.  Mit  einer  Tafel.  —  Daran 
schliesst  sich  eine  Table  of  Numerais  prepared  from  Walahhi  Copper  Plate 
Grants  by  Pandit  Bhagavdnläl  Indraji  and  presented  by  Rao  Sdheh  V.  N. 
Mandlik:  ebd. 

25)  Papers  relating  to  the  Collection  and  Preservation  of  the  Records  of 
Ancient  Sanskrit  Literature  in  India.  Edited  by  Order  of  the  Government  of 
India  by  Archibald  Edicard  Gough.  Calcutta  (Government  Printing  Office) 
1878.  VIII,  234  pp.  8.  —  Enthält  auch  das  Jahresbericht  1877,  I,  p.  90, 
No.  37   erwähnte  Document;  Auszüge  aus  demselben  auch  PASB.  1878,  80 — 84. 

26)  Notices  of  Sanskrit  MSS.  by  Rdjendraldla  Mitra.  Published  under 
Orders  of  the  Government  of  Bengal.  Vol.  IV — Part  II.  No.  XIII.  For  the 
Year  1877.  Calcutta  (Baptist  Mission  Piess)  1878.  pp.  97 — 319  nebst  Titel 
und  Index  von  15  pp.  zu  Vol.  IV.     8. 

27)  Catalogue  of  Sanskrit  MSS.  existing  in  Oudh.  Prepared  by  John  C. 
Nesfield,  assisted  by  Pandita  Devzprasdda.  Edited  by  Rdjendraldla  Mitra. 
Fase.  X.  XI.     Calcutta  (Ganesa  Press)   1878.      27.  39   pp.     8. 

28)  List  of  Sanskrit  Manuscripts  discovered  in  Oudh  during  the  Year  1876. 
Prepared  by  John  C.  Nesfield,  assisted  by  Pandit  Deviprasdda.  Edited  by 
Rdjendraldla  Mitra.  Calcutta  (Calcutta  Central  Press  Company)  1878.  37  pp. 
8.  —  List  of  Manuscripts  discovered  in  Oudh  during  the  Year  1877.  Prepared 
by  Pandit  Deviprasdda.  Allahabad  (N.  W.-P.  and  Oudh  Government  Press) 
1878.     65  pp.     8. 

29)  A  Catalogue  of  Sanskrit  Manuscripts  in  Private  Libraries  of  the  North- 
Western  Provinces.  Compiled  by  Order  of  Government,  N.-W.  P.  Part  II. 
III.    Allahabad  (N.-W.  P.  and  Oudh  Government  Press)   1878.     151.  123  pp.    8. 

30)  Selections  from  the  Records  of  the  Government  of  India,  Home  De- 
partment. No.  CXLVII.  Reports  on  Publications  issued  and  registered  in  the 
several  Provinces  of  British  India  during  the  Year  1877.  Published  by  Autho- 
rity.  Calcutta:  Office  of  the  Superintendent  of  Government  Printing.  1878. 
III,  139  pp.  8.  —  Dass.  No.  CLIX.  Reports  on  Publications  ....  during 
the  Year   1878.      ebd.   1879.     III,   171    pp.      8. 


1  (30  Kuhn,   Vorderindien. 

verweisen  wir  auf  die  Zusammenstellungen  in  Trübners  Record.31) 
Ueber  die  literarische  Bewegung  in  Südindien  ist  ausserdem  eine 
Notiz  von  Burnell32)  zu  nennen.  Die  zweite  Auflage  von  Webers33) 
Literaturgeschichte  wurde  in  das  Englische  übertragen  und  gleich- 
zeitig die  vom  Verfasser  zu  dieser  Uebersetzung  beigesteuerten 
Zusätze  den  Benutzern  der  deutschen  Ausgabe  in  einem  beson- 
deren Nachtrage  zugänglich  gemacht.  Von  den  indischen  Studien 
fällt  in  das  Berichtsjahr  der  fünfzehnte  Band34),  von  der  neuen 
Reihe  des  Pandit35)  der  Schluss  des  zweiten  und  die  ersten  Hefte 
des  dritten  Bandes;  über  den  Stand  der  Bibliotheca  Indica  bis  in 
das  Jahr  1877   referirt  ein  Artikel    Webers 3fi). 

Die  Arbeiten  auf  vedischem  Gebiete  mögen  Max  Müllers 31) 
Hibbert  Lectures  eröffnen,  ihrem  Kern  nach  Betrachtungen  über 
die   vedische  Literatur  in  ihrer  religionso-eschichtlichen   Bedeutung 


31)  Bücher  aus  den  Jahren  187  7  und  1878  unter  den  Rubriken:  Indian 
Literature:  TR.  XII,  60  und  Sanskrit  Books  printed  in  India:  TR.  XII,  92  und 
ebd.  N.  S.  II,   73.   16G— 1G7. 

32)  A.  Burnell.  The  Intellectual  Tendencies  of  South  India  as  shown 
by  Current  Publications :  Ac.  XIV,  603—604. 

33)  Albr.  Weher.  The  History  of  Indian  Literature.  Translated  from 
the  German  by  John  Mann  und  Theodor  Zachariae  with  the  Sanction  of 
the  Author.  London  1878.  XXIII,  3G0  pp.  8.  18  s.  (Trübner's  Oriental  Series. 
III.)  —  Nachtrag  zur  zweiten  Auflage  von:  Akademische  Vorlesungen  über  in- 
dische Literaturgeschichte  von  Albrecht  Weber.  Berlin  1878.  18  pp.  8. 
M.  0,60.  —  Vgl.  H.  Jacobi  JLZ.   1879,  191;  Calc.  Rev.  Vol.  LXVIII,  I. 

34)  Indische  Studien.  Beiträge  für  die  Kunde  des  indischen  Alterthums. 
Im  Vereine  mit  mehreren  Gelehrten  herausgegeben  von  Albr.  Weber.  Mit 
Unterstützung  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft.  Bd.  XV.  Leipzig 
1878.     484  pp.      8.     M.   15.  —  Vgl.  LC.   1879,    1353. 

35)  Kacividyäsudhanidhih.  The  Pandit.  A  Monthly  Publication  of  the 
Benares  College,  devoted  to  Sanskrit  Literature.  New  Series.  Vol.  II,  No.  8 — 12. 
pp.  449 — 7G8.  Vol.  III,  No.  1  —  7.  pp.  1—448.  Benares  (E.  J.  Lazarus  and 
Co.)  1878.  8.  Rs.  12  jährlich.  [London,  Trübner:  24  s.]  —  In  das  Berichts- 
jahr fällt  auch  A.  Weber's  bereits  im  vorigen  Bericht  genannte  Recension  von 
Vol.  I  und  II,   1.   2:  ZDMG.   XXXII,  208—212. 

3G)  ZDMG.  XXXII,  411—414. 

37)  F.  Max  Müller.  Lectures  on  the  Origin  and  Growth  of  Religion 
as  illustrated  by  the  Religions  of  India.  Delivored  in  the  Chapter  House,  West- 
minster  Abbey,  in  April,  May,  and  June  1878.  London  1878.  XVI,  394  pp. 
8.  10  s.  6  d.  (The  Hibbert  Lectures.  1878).  —  Vgl.  A.  M.  Fairbairn  IAnt. 
IX,  29—31;  A.  H.  Sayce  Ac.  XIV,  555;  Ath.  1878,  II,  753;  ferner:  A.  Lang. 
Max  Müller  and  Fotishism:  Mind  IV,  453—469;  C.  P.  'fiele.  De  „Hibbert 
Lectures":  Theologisch  Tijdschrift  XIII,  301 — 309.  —  Folgende  Vorlesungeii 
sind  daraus  einzeln  gedruckt  worden:  Ueber  die  Wahrnehmung  des  Unond- 
lichen:  DRundsch.  XV,  2G8 — 292.  Ueber  Henotheismus  ,  Polytheismus,  Mono- 
theismus und  Atheismus:  ebd.  XVI,  374 — 404.  Ueber  Fetischismus:  Nord 
und  Süd,  Dec.  1878,  292—314.  —  On  the  Origin  and  Growth  of  Religion  as 
illustrated  by  tbe  Religions  of  India.  I.  <  >n  the  Perception  of  the  Infinite: 
Contemporary  Review  1878,  2(»9 — 233.  On  Henotheism,  Polytheism,  Mono- 
tlicisui  and  Atheism:  ebd.  7 <>7  —  7 .*;.'>.  —  II  problema  della  religione.  La  per- 
ce/.iiiiit)   deH'   i 1 1 1  i 1 1 i t r • :    Nuova  antologia   IX,   21 — 50. 


Kuhn,    Vorderindien.  \Q\ 

und  zugleich  durch  Uebersetzung  und  Erörterung  zahlreicher  Text- 
stellen ein  werthvoller  Beitrag  zur  Veda- Exegese.  In  gleichem 
Sinne  ist  des  im  Jahresbericht  1877  I,  p.  125  No.  349  vorläufig 
angekündigten  Werkes  von  Bergaigne 38)  zu  gedenken,  von  dem 
nunmehr  die  erste  Abtheilung  erschienen  ist.  Bergaigne  beab- 
sichtigt einen  „index  des  idees  du  Rig- Veda"  zu  geben ,  welcher 
in  erster  Linie  als  ein  neues  Hilfsmittel  für  das  Verständniss  des 
Textes  der  Hymnen  selbst  dienen  soll;  die  bis  jetzt  vorliegende 
Darstellung  der  „elements  de  la  mythologie  V(;dique  dans  les 
phenomenes  naturels  et  dans  le  culte"  beruht  wesentlich  auf  dem 
Grundsatze,  das  Opfer  sei  nichts  anderes  als  eine  Nachahmung 
bestimmter  Himmelserscheinungen;  Bergaigne  betritt  damit  dieselbe 
Bahn  mythologischer  Methode ,  welche  mit  gleicher  Energie  von 
Senart  auf  buddhistischem,  von  Darmesteter  auf  iranischem  Gebiete 
geltend  gemacht  worden  ist.  Der  dritte  Band  von  Ludwig'?, 39) 
Rigveda  ist  ein  durch  Belesenheit  und  Combinationsgabe  ausge- 
zeichneter Versuch ,  alle  auf  den  Rgveda  bezüglichen  literarischen, 
historischen  und  religionsgeschichtlichen  Fragen  zusammenhängend 
zu  behandeln ,  welchen  trotz  manches  problematischen  Resultates 
spätere  Forscher  nicht  werden  bei  Seite  lassen  dürfen.  An  weitere 
Kreise  wendet  sich  ein  Gymnasialprogramm  von  KaegiiU);  dasselbe 
handelt  nach  einer  literarischen  Einleitung  über  Land  und  Leute 
des  Rgveda,  ihr  Handeln  und  Denken  und  wendet  sich  danach 
zu  den  religiösen  Liedern,  von  denen  unter  Mittheilung  ausgewählter 
Proben  zunächst  die  an  die  Götter  der  Erde  und  des  mittleren 
Luftgebietes  besprochen  werden;  in  den  Anmerkungen  sind  gelegent- 
lich die  Vorstellungen  der  verwandten  Völker  berücksichtigt.  Der 
Vedärthayatna 4  J)  schreitet  langsam ,  aber  stetig  vorwärts.  Auf- 
rechtil)  übersetzt  eine  über  Vorzeichen  des  Todes  handelnde  Stelle 
des  Aitareyäranyaka  und  gibt  gleichzeitig  einige  Verbesserungen 
zur    zweiten  Auflage    seiner  Rgveda-Samhitä.     Das  Rgvidhäna   hat 


38)  Abel  Bergaigne.  La  religion  vedique  d'apres  les  hymnes  du  Rig-Veda. 
T.  Ier.  Paris  1878.  XXVI,  329  pp.  8.  fr.  12.  (Bibliotheque  de  l'Ecole  des 
hantes  etudes.  XXXVIe  fascicule.)  —  Vgl.  R.  Pischel  GGA.  1879,  161  —  172; 
J.  Muir  IAnt.  VIII,  322 — 326;  Ath.  1879,  I,  18;  E.  Renan  in  JA.  VII  Ser., 
XIV,  26—29;  XVI,   15  —  16. 

39)  Der  Rigveda  oder  die  heiligen  Hymnen  der  Brähmana.  Zum  ersten 
Male  vollständig  ins  Deutsche  übersetzt  mit  Commentar  und  Einleitung  von 
Alfr.  Ludwig.  Bd.  III.  Prag  1878.  XXXVI,  554  pp.  8.  M.  15.  (A.  u.  d.  T. 
Alfr.  Ludwig.  Die  Mantralitteratur  und  das  alte  Indien  als  Einleitung  zur 
Ueborsetzung  des  Rigveda.)  —  Vgl.  H.  Zimmer  ADA.  V,  307 — 318;  R.  Pischel 
GGA.   1879,  563—576;  J.  Muir  IAnt.  VIII,  326—328. 

40)  Ad.  Kaegi.  Der  Rigveda,  die  älteste  Literatur  der  Inder.  Erster 
Theil.     Zürich   1878.     33   pp.     4.     (Progr.  d.  Kantonssch.) 

41)  S.  Jahresbericht   1877   I,  p.   94,  No.   67. 

42)  Th.  Aufrecht.  Ueber  eine  Stelle  des  Aitareyäranyaka:  ZÜMG.  XXXII, 
573  —  575.  —  Nachträgliche  Bemerkungen  zu  der  zweiten  Auflage  des  Rigveda: 
ZDMG.  XXXII,  575 

I  ihresbericht  1878.  11 


]  (32  Kuhn,   Vorderindien,. 

mit  einer  sehr  gründlichen  Einleitung  7?.  Meyer*3)  herausgegehen. 
Von  der  Ausgabe  der  Sämaveda-Samhitä  in  der  Bibliotheca  Indica 
liegt  der  fünfte  Band44)  abgeschlossen  vor,  während  Burnell  mit 
bekannter  Urnsicht  das  Samhitopanishad-Brähmana45),  den  Jaiminiya- 
Text  des  Arsheya-Brähmana 46)  und  eine  Legende  aus  dem  von 
ihm  kürzlich  entdeckten  Talavakära-Brahmana47)  herausgegeben 
hat.  Landner*81)  hat  den  auf  die  Diksha  bezüglichen  Abschnitt 
des  Catapatha-Brähmana  übersetzt  und  kurz  erläutert.  Garbe*9) 
verdanken  wir  Text  und  Uebersetzung  des  Vaitäna-Sütra ;  in  den 
Anmerkungen  zur  Uebersetzung  sind  die  Parallelstellen  anderer 
Qrauta-Sutra  u.  s.  w.  z,  Th.  nach  handschriftlichen  Quellen  heran- 
gezogen. 

Seine  Uebersetzungen  aus  dem  Mahäbhärata  hat  Muir  50)  fort- 
gesetzt, Kerbaher 51)  das  Nalopäkhyäna  in  Ottave  rime  übertragen 
und    Holtzmann 5'2)  Agni    imd  Indra    nach    den  Vorstellungen    des 


43)  Rgvidhänam  edidit  cum  praefatione  Rud.  Meyer.  Berlin  1878. 
XXXVIII,'  50  pp.     8.     M.  3. 

44)  Säma  Veda  Sanhitä.  W'ith  the  Commentary  of  Säyana  Achärya.  Edited 
by  Satyavrata  Sdmasrami.  Vol.  V.  Calcutta  (Ganesa  Press)  1878.  4,  38, 
G74  pp.     8.     (Bibliotheca  Indica.     New  Series.) 

45)  The  Samhitopanishadbrähmana  (being  the  Seventh  Brähmana)  of  the 
Sama  Veda.  The  Sanskrit  Text  with  a  Commentary,  an  Index  of  Words  etc. 
edited  by  A.  C.  Burnell.  Mangalore  (Basel  Mission  Press)  1877.  XXI,  49, 
XIII  pp.    8.   [Basel  (Missionsbuchhandlung):  M.  5.  —  London  (Trübner):  7  s.  6  d.] 

46)  The  JaiminTya  Text  of  the  Arsheyabrahmana  of  the  Säma  Veda  edited 
in  Sanskrit  by  A.  C  Burnell.  Mangalore  (Basel  Mission  Press)  1878.  XXI, 
31  pp.  8.  [Basel  (Missionsbuchhandlung  i:  M.  G.40.  —  London  (Trübner) : 
7   s.   C   d.]  —   Vgl.  TR.  XI,   115. 

47)  A.  C.  Burnell.  A  Legend  from  the  Talavakära  or  JaiminTya  Bräh- 
mana of  the  Sämaveda.  Mangalore  1878.  10  pp.  8.  —  Vgl.  TR.  XII,  42; 
Ac,  XV,  353. 

48)  Bruno  Lindner.  Die  Diksha  oder  Weihe  für  das  Somaopfer.  Leipzig 
1878.     48  pp.     8.     M.   1.60.     (Hab.  Sehr.) 

49)  Sanskrit  Text  Society.  Vaitäna  Sötra,  the  Ritual  of  the  Atharvaveda 
Edited  with  Critical  Notes  and  Indices  by  Rieh.  Garbe.  London  1878.  VIII. 
119  pp.  8.  5  s.- —  Vaitäna  Stitra,  das  Ritual  des  Atharvaveda.  Aus  dem 
San>krit  übersetzt  und  mit  Anmerkungen  versehen  von  Rieh.  Garbe.  Strass- 
burg  1878.  V,  116  pp.  8.  M.  4.  —  Vgl.  E.  Windisch,  LC.  1879,  1285; 
AI  fr.  Hillebrandt  JLZ.  1879,  236;  dazu  R.  Garbe.  Einige  Bemerkungen 
zur  Ausgabe  und  Uebersetzung  des  Vaitäna  Sütra:  Wiss.  Monats-Blätter  von 
Ose.  Schade  VII,  162—163. 

50)  ./.   Muir.     Metrical  Versions    from    the   Mahäbhärata:    IAnt.   VII.    137 

—  139.  203— 207.  292.  308.  —  Die  Bibl.  or.  1878,  No.  896.  897,  vgl.  TR. 
XI,  93.  XII,  6  erwähnten  Privatdrucke  sind  dem  Berichterstatter  leider  nicht 
zu    (I (.-sieht  gekommen. 

51i  M.  Kerbalcer,  Storia  di  Nalo,  episodio  del  Mahäbhärata,  tradotto  in 
ottava  rima.  Homa-Torino-Firenze  (E.  Loescher)  1878.  —  Vgl.  Gr.  I.  Ascoli 
Nuova  Antologia  2^a  Sit.   Vol.  X.     Anno  XIII,  153 — 156. 

52)  Ad.  HbUsniOmn.  Agni  nach  den  Vorstellungen  des  Mahäbhärata. 
Stcassburg    1H7S.     36    i>\>.     8.     M     l       -   Vgl.    /■-'     Wmdisch    LC.   1879,   486 

—  Indra  nach  den  Vorstellungen  des  Mahäbhärata:  ZDMG.  XXXII.  290— 34(>. 


Kuhn,  Vorderindien.  163 

Mahabbärata  ausführlich  geschildert.  Vom  dritten  Bande  des  Agni- 
Puräna  sind  in  der  Bibliotheca  Indica  zwei  weitere  Hefte 53)  er- 
schienen ;  sonst  sind  aus  Indien  zu  nennen  Stücke  des  Skanda-  54) 
und  Matsyapurana 55)  und  ein  Telugu-Druck 56) ,  welcher  den  An- 
fang des  Rämäyana  zu  enthalten  scheint.  Vecanaräma  57)  hat 
seine  Ausgabe  der  Anandavrndävana-Campü  im  Pandit  zu  Ende 
geführt. 

Für  die  Fabelliteratur  ist  von  hervorragender  Bedeutung 
Webers58)  reichhaltige  Arbeit  über  die  Simhäsana-Dvätrimcikä, 
deren  Hauptbestandteil  eine  eingehende  Analyse  der  Jaina-Recen- 
sion  dieses  Werkes  bildet,  welcher  eine  Einleitung  über  die  sonst 
bekannten  Recensionen  vorausgeschickt  ist.  Eine  kleine,  aber  un- 
gemein fleissige  Arbeit  über  die  sechzehnte  Erzählung  der  Vetäla- 
paücavimcati  verdanken  wir  Zachariae  59);  dieselbe  bringt  den  Text 
nach  der  Recension  des  (^ivadäsa  mit  Uebersetzung  und  beachtens- 
werthen  Anmerkungen  (auch  über  anderweitige  Versionen  derselben 
Erzählung);  angehängt  sind  ausserdem  umfangreiche  Auszüge  aus 
dem  Päli-Texte  des  Ummadanti-Jätaka  und  dem  Sanskrit-Texte 
des  Ummädayanti-Jataka  in  der  Jätakamälä  des  Äryacüra.  Den 
Anfang  des  Jainawerkes  Antarakathasangraha  hat  Pulle  60)  heraus- 
gegeben. Eine  geschmackvolle ,  für  ein  grösseres  Publicum  be- 
stimmte Bearbeitung  einiger  indischen  Erzählungen  lieferte  Mari/ 
Summer01).  Auch  auf  die  von  Schiej her  6-)  aus  tibetischer  Quelle 
mitgetheilten  Erzählungen  ist  hier  nochmals  hinzuweisen.  —  Die 
spätere  religiöse  Poesie  ist  durch  die  Auszüge  aus  einem  Hymnus 


53)  Agni  Puräna,  a  Collection  of  Hindu  Mythology  and  Traditions.  Edited 
by  Rdjendraldla  Mitra.  Vol.  III.  Fase.  3—4.  Calcutta  (Ganesa  Press) 
1878.  pp.  193 — 384.  8.  pro  Fase.  10  a.  [London  (Trübner) :  2  s.]  (Biblotheca 
Indien.     New  Series.) 

54)  Häläsyamähätmya  of  the  Skandapuräna.  In  Grantha.  Madras  1878. 
344,  III  pp.     [London  (Trübner):   7   s.   6   d.] 

55)  Prayägamähätmya  of  the  Matsyapurana.  Benares  1877.  23  Bl.  lith. 
[London  (Trübner):   2   s.   6  d.] 

5C)  Rämäyana,  edited  by  Sarasvati  Tiruvenkatächärya.  (In  Telugu  ebaracter). 
Madras   1878.     IV,  472  pp.     [London  (Trübner):   18  s.] 

57)  Anandavrindävana-champü ,  Stabaka  17,  49  bis  zu  Ende:  The  Pandit 
N.  S.  II,  468—497.  530—552.  597—014.  CGI— G91.  725  —  768.  III,  22—64. 
Kto— 128.   153—192. 

58)  Albr.  Weber.     Ueber  die  Sinhasanadvätrincikä :  IS.  XV,   185 — 453. 

59)  Th.  Zachariae.  Die  sechzehnte  Erzählung  der  Vetälapaficavincati : 
BKIS.   IV.  360—383. 

60)  Amtarakathäsamgraha  [sie!]  jainiyah.  Novelliere  Gainico  edito  e  vol- 
garizzato  da  Franc.  Lor.  Pulle.    12  Settembre  1878.    Firenze  1878.    12  pp.    8. 

Gl)  Mary  Summer.  Contes  et  legendes  de  l'Inde  ancienne  avec  une 
introduetion  par  Ph.  Ed.  Foucaux.  Paris  1878.  X,  153  pp.  8.  fr.  2.50. 
(Hibliotheque  Orientale  elzevirienne   XVII.)   —   Vgl.  Sat.   Rev.   XLV,   445. 

62)  Vgl.  oben   p.   109   No.   6. 

11* 


|(34  Kuhn,   Vorderindien. 

an  die  Rädhä  vertreten,  welche  Growse63)  in  einer  später  noch- 
mals zu  erwähnenden  Abhandlung  in  Text  und  Uebersetzung  mit- 
getheilt  hat ;  daran  schliesse  sich  die  Erwähnung  eines  angeblich 
dem  Sagenkreise  des  Krshna  angehörigen  Druckes  64) ,  der  uns 
nicht  näher  bekannt  geworden  ist.  —  Aus  der  Spruchliteratur  ver- 
mögen wir  nur  Tawney'%  65)  Uebersetzung  der  zweiten  und  dritten 
Centurie  des  Bhartrhari  namhaft  zu  machen. 

Mehr  ist  für  die  dramatische  Poesie  geschehen.  B'nldUmjl^%  G6) 
Uebersetzung  des  Mrcchakatika  ist  nicht  zum  wenigsten  durch 
die  sorgfältigen  Anmerkungen,  in  welchen  ausser  Regnaud's  Ueber- 
setzung auch  eine  neuere  Calcuttaer  Ausgabe  mit  Erklärungen 
schwierigerer  Stellen  durchgängig  berücksichtigt  ist,  von  hohem 
Werth  für  das  Verständniss  des  schwierigen  Stückes.  Von  der 
Urvaci 67)  ist  einiges  in  das  Cechische  übertragen  worden.  Zur 
Kenntniss  der  modernen  Traditionen  über  Kälidäsa  hat  ein  Inder68) 
einen  neuen  Beitrag  geliefert  und  Gri'erson  69)  weitere  Mittheilungen 
in  Aussicht  gestellt.  Anundoram  Borooah  verdanken  wir  eine 
Ausgabe  des  Mahäviracarita  7")  mit  Sanskrit-Commentar  und  Sans- 
krit-englischem Glossar,  sowie  einen  literarhistorischen  Essay  über 
Bhavabhüti  n).  In  Calcutta  ist  eine  Ausgabe  des  Mahänätaka "'-) 
gedruckt  worden.    Die  zweite  Auflage  einer  in  bengalischer  Sprache 


63)  JAS13.   Vol.  XLVII,  I,    103—105.    131—133.  —   Vgl.    unten    No.   168. 

64)  Garag  Sanghita.  (Stories  about  Krishna,  describing  bis  frolics  and  his 
adventures.)  Sanskrit  text.  In  oblong.  Lahore  1877.  (Lithogr.)  [Catalog 
No.  379  von  K.  F.  Koehler's  Antiquarium  p.    15:      M.   18.] 

65)  Two  Centuries  of  Bbartribari.  Translated  by  C.  IL  Tawney.  Calcutta 
(Thaeker,  Spink  and  Co.)   1877.      108  pp.     8.     Rs.  2. 

66)  Mrk'kbakatika ,  d.  i.  das  irdene  Wägelcben ,  ein  dem  König  Cudraka 
zugeschriebenes  Schauspiel.  Uebersetzt  von  Otto  Böhtlingk.  St.  Petersburg 
1877.     IV,  214  pp.     8.     M.  2.  80. 

67)  Ukäzka  z  prekladu  „Urvaii"  dramatu  Kälidasova.  Podävä  C'enef: 
Vyhni8.     [Probe    aus    einer  Uebersetzung    der  Urvasi.]     Pribrarn    1878.     31   pp. 

8.     (Progr.  d.  Realgymn.) 

68)  Rävaji  Väsudeva  Tuttu.  Traditionary  Account  of  Kalidasa:  IAnt. 
VII,   115—117. 

69)  G.  A.  Griersou.  Some  t'urther  Notes  on  Kälidäsa:  PASB.  1878, 
176—177. 

70)  Mahaviracharita  of  Bhavabhüti.  Edited  by  Anundoram  Borooah. 
With  a  Sanskrit  Commentary  and  a  Sanskrit-English  Glossary.  Calcutta  (Sa- 
rasvati  Press)  1877.  XII,  312  pp.  8.  [London  (Trübner):  14  s.]  —  Vgl. 
TR.  XI.   104. 

71)  Anundoram  Borooah.  Bhavabhüti  and  his  Place  in  Sanskrit  Litera- 
ture.  Calcutta  (Sarasvati  Press)  1878.  70  pp.  8.  Rs.  2.  [London  (Trübner): 
5  s.]  _  Vgl.   -I.    Barth  RC.   1880,  II,  441. 

72)  Mahanataka  a  dramatic  history  of  king  Rama,  in  9  acts  and  in  verse, 
attributed  to  Ilanumat.  Compiled  by  Madhusudan  Mishra.  Calcutta  187  8. 
130  i •  4 *      8      [London  (Trübner):  4   s.  6  d.] 


Kuhn,  Vorderindien.  \Q§ 

abgefassten  Schrift  von  Sourindro  Mohvn  Tagore 73)  gibt  eine 
I  Erstellung  der  indischen  Dramaturgie  nach  den  Originalquellen 
und  schliesst  daran  eine  kurze  Uebersicht  der  hervorragendsten 
Sanskrit-Dramen.  Endlich  mag  hier  noch  Mary  Summer's  74)  Ver- 
gleichung  der  Heldinnen  Kälidäsa's  mit  denen  Shakespeares  ge- 
nannt werden. 

Unter  den  Arbeiten  zur  grammatischen  Literatur  behauptet 
der  Anfang  von  Kielhorn  s  75)  kritischer  Ausgabe  des  Mahabhäshya 
den  gebührenden  Vorrang;  derselbe  Gelehrte  76)  machte  auch  eine 
kurze  Bemerkung  über  eine  chronologisch  wichtige  Stelle  dieses 
Werkes.  Bdla  (Jästris  Ausgabe  der  Käcika  ist  im  dritten  Bande 
des  Pandit  glücklich  zu  Ende  geführt77)  und  gleichzeitig  auch 
der  zweite  Band  des  Separatdruckes78)  veröffentlicht  worden.  Das 
fünfte  und  sechste  Heft  von  Eggelincfs 79)  Kätantra  bringen  uns 
den  Schluss  des  Textes,  die  Noten  und  den  Anfang  des  Index  der 
Sütra.  Ein  späteres  grammatisches  Werk  ist  von  Jivänanda  Vidyd- 
sdgara80)  herausgegeben  worden.  Ein  älterer  Aufsatz  Rena7i'ssi) 
über  die  indische  Grammatik  wurde  neu  abgedruckt.  —  Zur 
Lexicographie   sind   ausser  dem  unvermeidlichen  Amarakoca 82)  zu 


73)  Sourindro  Mokun  Tagore.  Bhärati'ya  Nätya  Rahasya,  or  a  Treatise 
011  Hindu  Drama.  Second  odition.  Calcutta  (New  Bengal  Press)  1878.  8,  24, 
268  pp.     8.  —  Vgl.  A.  Weber  DLZ.  1881,   144. 

74)  Mary  Summer.  Les  heroines  du  Kalidasa  et  les  hero'iiies  de  Shake- 
speare. Paris  1878.  V,  141  pp.  8.  fr.  2.  50.  (Bibliotheque  Orientale  elze- 
viriunne  XXIV.) 

75)  The  Vyäkarana-Mahäbhäshya  of  Patanjali.  Edited  by  F.  Kielhorn. 
Vol.  1,  Parts  1  and  2.  Bombay  (Government  Central  Book  Depot)  1878.  400  pp. 
8.  Rs.  4.  [London  (Trübner):  17  s.]  --  Vgl.  A.  Weber  JLZ.  1878,  157. 
1879,  99;  M.  Müller  Ac.  XVI,  9.  —  Vgl.  noch  über  Kielhorris  Kätyäyana 
aud  Patanjali:  E.  Windisch  LC.  1879,  458. 

76)  F.  Kielhorn.     Arunad  yavano  madhyamikäm:    IAut.  VII,  266 — 267. 

77)  Käsikä,  Adhyäya  7  Päda  3  Sütra  82  —  Adhyäya  8  Päda  4  Sütra  68: 
The  Pandit  N.  S.  II,  449—468.  513—530.  577—597.  641—661.  705—724. 
III,   1—22. 

78)  Käsikä,  a  Commentary  ou  ^Pänini's  Grammatical  Aphorisms  by  Pandit 
Jayäditya,  edited  by  Pandit  Bäla  Sästri.  Second  Part.  Benares  (Medical  Hall 
Press)  1878.  575  pp.  8.  Rs.  5.  [London  (Trübner) :  16  s.]  —  Vgl.  M.  Müller 
Ac.  XVIII,  223.   242. 

V'.ii  The  Kätantra,  with  the  Commentary  of  Durgasimha.  Edited,  with 
Notes  and  Indexes,  by  Julius  Eggeling.  Pasc.  V  and  VI.  Calcutta  1878. 
pp.  385 — 576.     8.     (Bibliotheca  Iudica.     New  Series.) 

80)  Shabdashaktiprakashika,  by  Pandit  Jagadisha  Tarkaiankara.  Edited 
by  Pandit  Jibananda  Vidyasagara.  Calcutta  1878.  210  pp.  8.  [London 
(Trübner):   5   s.] 

81)  E.  Renan.  La  primitive  grammaire  de  finde:  E.  Renan.  Melanges 
d'histoire  et  de  voyages,  441 — 451. 

82)  Amarakosa  with  Mahesvara's  Commentary.  Benares  1877.  186  pp. 
[London  (Trübner):  12  s.  6  d.] 


\QQ  Kuhn,   Vorderindien. 

nennen  eine  neue  Ausgabe  von  Hemacandra's  Abhidhänachitamani 83), 
die  Schlusslieferung  der  zweiten  Ausgabe  des  Qabdakalpadruma  Hi) 
und  das  zwölfte  Heft  des  Väcaspatya 85) ,  welches  bis  in  das  ca 
hineinreicht. 

Besonders  reichhaltig  ist  die  Philosophie  vertreten.  Gowjh 86) 
hat  seinem  Artikel  über  altindische  Metaphysik  den  Anfang  einer 
längeren  Abhandlung  über  die  Philosophie  der  Upanishads  folgen 
lassen  und  Regnaud 87)  den  Schlussband  seines  demselben  Gegen- 
stande gewidmeten  Buches  veröffentlicht.  Gowell88)  gab  im  Pandit 
die  Fortsetzung  des  Sarvadarcanasangraha.  ■ —  JBeal89)  bespricht 
kurz  (ausser  zwei  chinesischen  Biographien  Buddha's  und  der  weiter 
unten  zu  erwähnenden  chinesischen  Uebersetzung  des  Dhammapada) 
eine  chinesische  Uebersetzung  der  Sänkhya-Kärikä.  - —  Vecanarä- 
ma90)  veröffentlichte  im  Pandit  die  Yoga-Candrikä.  —  Ein  Artikel 
von  Windiscli 91)  beschäftigt  sich  hauptsächlich  mit  der  Nyäya- 
philosophie,  während  Kegava  Gästrt  92)  seine  Ausgabe  des  Nyäya- 
Dareana  fortgesetzt  hat;  nicht  näher  bekannt  ist  uns  eine  Schrift 
von  Pratap  Narain  Singli 93).  Zur  Vedänta-Philosophie  gehören 
ausser  einer  Studie  Megnaud's <J4) ,  die  uns  nur  durch  ein  Citat 
Renan's    bekannt    geworden  ist ,    und    einem   von  Praiuadd,  Ddsa 


83)  Abhidhänacintämanih  |  (sankshiptatikasahitah)  äcäryya  crihemacandra- 
süriviracitah  |  vedäntavägicopanämaka-crikälivara  carmmanä  brahmapura-västa- 
vyena  crirämadäsa  senena  ca  samskrtah  |  kalikätänagare  criyukta  vävu  bhuva- 
nacandravasäka  -  samsthäpitasamväda  jnänaratnäkarakhya  yantre  taddväraiva 
1934   samvatsare  mudritarn  prakäcitanca.     2,   231   pp.     8. 

84)  Cabdakalpadrumah  Räjarädhäkäntadevavähädurena  viracitah.  Soeond 
Edition.     Part  LXXV.     Calcutta  (New  Bongal  Press)   1878.     81   pp.     4.    Ks.  2. 

85)  Väebaspatya,  a  Comprebensive  Sanskrit  Dictionary,  compiled  by  Tdrd- 
ndtha  Tärkavachaspati.  Part  XII.  Calcutta  (Sarasvati  Press)  1878.  240  pp. 
4.      Ks.   5.      [London  (Trübner):   18   s.] 

86)  A.  E.  Gough.  The  Philosophy  of  the  Upanishads.  Parts  I  and  II: 
Galc.  Rev.  LXVI,  1  —  37.  312—355. 

87)  P.  Regnaud.  Materianx  pour  servir  ä  l'histoire  de  la  philosophie  de 
l'Inde.  Deuxieme  partie.  Paris  1878.  212  pp.  8.  fr.  1.0.  (Bibliotheque  de 
l'Ecole  des  hautes  etudes.     Trente-quatrieme  fascicule.) 

88)  Sarva-Darsana-Sangraha.  Chapter  XII — XIV.  [Edited  and  translated 
by  E.  B.  Cuwell}:  The  Pandit  N.  S.  II,  497—512.  562—576.  614—640.  691 
—704. 

89)  Sinn.  Beal.  On  a  Chinese  Version  of  the  Sänkhya  Kärikä,  etc.,  found 
among  the  Buddhist  Books  coinprising  tho  Tripitaka,  and  two  other  vrorks: 
JKAS.  N.  S.  X,   355—360. 

90)  Yoga-chandrika:  The  Pandit  N.  S.  III,  216—256. 

91)  E.  Windisch.  Ueber  die  brabmaniscbe  Philosophie:  Im  Neuen  Reich 
1878,  I,  801-  817. 

92)  Tho  Nyayadarsanav  With  the  Commentary  by  Vätsyayana.  [Edited 
and   translated  by  Ke.surn   Sdstrz]:    The  Pandit  N.   S.  II,  552  —  561. 

93)  Pratap  Narain  Singh.  [syara  Tatva.  A  Treatise  on  Nyaya  Philo- 
sophy.     1877.  —   Vgl.  Bibl.  or".   1878,  Np.   781. 

94;   /•-.    Renan  in  JA.  VII  Ser.,  XII,  18.  XIV,  29. 


Kuhn,  Vorderindien.  \Q1 

Mitära  95)  verfassten  Dialoge,  in  welchem  von  einem  europäischen 
Gelehrten  und  einem  Pandit  die  Frage  erörtert  wird,  ob  der  Gott 
der  Vedantin  ein  bewusstes  oder  unbewusstes  Wesen  sei,  aus  der 
Bibliotheca  Indica  die  Fortsetzung  der  Bhämati  96)  und  CotoeWs21) 
Uebersetzung  der  Candilya-Sütra,  aus  dem  Pandit  Vecanarämas  98) 
Ausgabe  des  Carrramimämsänyäyasangraha ,  ferner  eine  Calcuttaer 
Ausgabe  des  Vedäntatattvasara  und  Mohamudgara  ").  —  Für  die 
Mimämsä-Philosophie  sind  zu  nennen  aus  der  Bibliotheca  Indica 
die  Fortsetzung  des  Mimämsädarcana  10°),  aus  dem  Pandit  der  An- 
fang einer  Ausgabe  des  Tantravärtika 101),  ausserdem  die  von 
Goldstücke)-  begonnene,  von  Cowell10*)  zu  Ende  geführte  Ausgabe 
des  Jaiminiyanyäyamälävistara.  —  Endlich  mag  hier  neben  einem 
nichts  neues  bietenden  Aufsatze  Hoffwiann's  ,03)  eines  europäischen 
Leitfadens  der  Metaphysik104)  gedacht  sein,  in  dem  gelegentlich 
auf  indische  Philosopheme  mit  Sachkenntniss  Bezug  genommen  ist. 
Im  Gebiete  von  Recht,  Sitte  u.  s.  w.  begegnen  wir  zunächst 
drei    auf    die    ältere    Sutra  •  Literatur    bezüglichen    Publicationen : 


95)  Pramadd  Ddsa  Mittra.  A  Dialogue  on  tlie  Vedantic  Conception 
of  Brahma:  JKAS.  N.  S.  X,  33— 48.  —  Vgl.  The  Pandit  N.  S.  III,  444—448. 
502—512. 

96)  Bhämati,  a  Gloss  on  Sankara  Aehärya's  Commentary  on  the  Brahma 
Sütras.  By  Vachaspati  Misra.  Edited  by  Pandit  Bdla  Sdstri.  Benares  (Be- 
nares Printing  Press).  8.  Fase.  V.  1877.  pp.  385 — 480.  Fase.  VI.  1878. 
pp.  481 — 576.  pro  Fase.  10  a.  [London  (Trübner):  2  s.]  (Bibliotheca  Indica. 
New  Series.) 

97)  The  Aphorisms  of  Sändilya.  With  the  Commentary  of  Swapueswara : 
or,  the  Hindu  Doctrine  of  Faitli.  Translated  by  E.  B.  Cotcell.  Calcutta 
(Baptist  Mission  Press)  1878.    VIII,  114  pp.    8.    (Bibliotheca  Indica.    New  Series.) 

98)  Sarira-mi'mänsä-nyäya-sangraha :  The  Pandit  N.  S.  III,  275 — 311.  348 
—384.  410—429. 

99)  The  Vedäntatattvasara  of  Kämänujächärya  and  the  Mohamudgara  of 
Sankarächärya  with  an  English  Translation  of  the  latter  edited  by  Pandit  Bän- 
kay  Behary  Bajpaie.     Calcutta   1878.     8.  —  Vgl.  Bibl.  or.   1879,  No.  439. 

100)  The  Mimäfisä  Darsana.  With  the  Commentary  of  Savara  Svämin,  edited 
by  Mahemchandra  Nydyaratna.  Fase.  XIV.  Calcutta  (Baptist  Mission  Press) 
1877.  pp.  385—480.  8.  10a.  [London  (Trübner):  2  s.]  (Bibliotheca  Indica. 
New  Series.) 

101)  Tantra-värtika:  The  Pandit  N.  S.  III,  65—100.  129—153.  193—215. 
257—274.  321—347.  385—410. 

102)  The  Jaimini'ya-Nyäya-Mälä- Vistara  of  Mädhavächärya.  Edited  for  the 
Sanskrit  Text  Society  by  the  Late  Theod.  Goldstücker  and  completed  by 
E.  B.  Cowell.  With  Various  Readings ;  an  Alphabetical  Iudex  of  Words ;  and 
an  Iudex  to  the  Passages  quoted  in  the  Commentaries  to  the  Taittiriya  Samhitä 
and  Brähmana.     London  1878.     582  pp.     4.     £  3    13   s.   6   d. 

103)  Franz  Hoffmann.  Die  Philosophie  der  Inder:  Franz  Hoffmaniis 
Philosophische  Schriften  Bd.  V  (Erlangen   1878),  447 — 468. 

104)  Paul  Deussen.  Die  Elemente  der  Metaphysik.  Als  Leitfaden  zum 
Gebrauche  bei  Vorlesungen  sowie  zum  Selbststudium  zusammengestellt.  Aachen 
1877.  XII,  188  pp.  8.  M.  4.  —  Vgl.  Fortlage  JLZ.  1878,  318;  E.  Pßeiderer 
ebd.   1879,  514. 


Ißg  Kuhn,  Vorderindien. 

Stenzler  105)  bat  seiner  Ausgabe  des  Päraskara  die  Uebersetzung 
folgen  lassen,  Oldenburg  106)  das  Cänkhäyana-Grhya-Sütra  in  Text 
und  Uebersetzung  herausgegeben  und  in  Benares  ist  die  Väsishtha- 
Smrti  107)  nebst  einem  brauchbaren  Commentare  veröffentlicbt 
worden.  Die  Ausgabe  des  Caturvarga-Cintämani 108)  ist  um  einige 
weitere  Hefte  vermehrt  worden  und  in  Benares  erschien  eine  Aus- 
gabe von  Haläyudha's  Brähmanasarvasva  109)  und  der  Anfang  einer 
modernen  Compilation  Namens  Ahalyakamadhenu  no),  ausserdem  ein 
Paar  Texte  über  häusliche  Gebräuche  und  Sühnceremonien111  ~U3). 
Mayne1'14)  verdanken  wir  ein  Handbuch  des  geltenden  Rechts,  in 
welchem  jedoch  auch  die  historische  Entwickelung  desselben  be- 
rücksichtigt ist.  Von  West's  und  Bühler's  uö)  Digest  ist  eine 
zweite  Auflage  erschienen.  Eine  Schrift  von  Mumset/116),  deren 
wir  schon  im  vorigen  Berichte  kurz  gedachten ,  gibt  eine  Dar- 
stellung   des  Erbrechts    nach    der    bengalischen  Schule,    mit    einem 


105)  Grhyasüträni.  Indische  Hausregeln.  Sanskrit  und  Deutsch  heraus- 
gegeben von  Ad.  Friedr.  Stenzler.  II.  Päraskara.  Zweites  Heft.  Uebersetzung. 
Leipzig  1878.  XII,  111  pp.  8.  M.  4.  40.  (AKM.  VI,  No.  4.)  —  Vgl.  E.  Win- 
disch  LC    1879,   179. 

106)  Das  (^änkhäyanagrihyam.     Von   Herrn.  Oldenberg:    IS.  XV,   1  — 166. 

107)  Vasishthasmriti  with  Krishna  Pandita's  Commentary  called  Vidvan- 
modini.  Benares  (Pandit  Dhundhiräj  Sästri)  1878.  135  ff.  obl.  8.  lith.  Rs.  2. 
[London  (Trübner):  12  s.]  —  Vgl.  The  Institutes  of  Vishnu  translated  by  Julius 
Jolly  p.  XVI. 

108)  Chaturvarga  Chintämani.  By  Hemädri.  Edited  by  Pandita  Bhara- 
tachandra  Siromani.  Vol.  II.  Vrata-khanda.  Part  I.  4,  20,  4,  1222  pp.  8. 
(13  Fase.)  Part  II.  Fase.  1  —  5.  480  pp.  8.  Calcutta  (Ganesa  Press)  1878. 
pro  Fase.   10  a.     [London  (Trübner):   2   s.J   (Bibliotheca  Indica.     New  Series.) 

109)  Brähmanasarvasva,  on  the  duties  of  Brahmans,  by  Haklyudha.  Benares 
1878.     136  ff.    obL   8.     lith.     12   s. 

110)  Ahalyakamadhenu,  Hindu  religious  law,  compiled  by  Kkusdltrdm 
Ray  1  and  dedicated  to  Ahalya,  the  widow  of  the  Maratha  chief  Khundee  Rao 
Holkar.  Published  in  monthly  parts  of  32  ff.  each.  lith.  Parts  I  to  VIII.  Be- 
nares (Pandit  Dhundhiräj  Sastri)  1877  —  1878.  Pro  part  8a.  [London  (Trübner):  5  s.] 

111)  Krityasärasainuchchaya,  on  pious  works ,  by  Amritanätha  Sarman. 
Benares   1877.     50  Bl.   obl.   8.     lith.     [London  (Trübner):  4  s.]  ^ 

112)  Vivähakarmapaddhati,  ou  Marriage  Ceremonies.  Benares  1878.  24  Bl. 
lith.      [London  (Trübner):   3   s.] 

113)  Suddhiviveka,  by  Rudradhara.  Benares  1878.  74,  I  Bl.  lith.  [London 
(Trübner):  6  s.] 

114)  John  D.  Mayne.  A  Treatise  on  Hindu  Law  and  Usage.  Madras 
and   London    1878.     XXXIX,   607    pp.    8.  —   Vgl.  J.  Jolly  ZVR.  II,  460—462. 

115)  Raymond  West,  and  ./.  G.  Bühler.  A  Digest  of  the  Hindu  Law 
of  Inheritance  and  Partition,  from  the  Replies  of  the  Sästris  in  the  several 
Courts  of  Hu'  Mombay  Presidency.  With  Introduction ,  Notes  and  Appendix. 
Second  Edition.  Bombay  i  Education  Society  's  Press)  1878.  674  pp.  8.  [London 
(Trübner):   31   s.   6   d.] 

116)  Mnidiir  Uwnsey.  \  Chart  of  Hindu  Family  Inheritance,  with  an 
Explanatory  Treatise  Second  Edition,  much  eidargod.  London  1877.  VIII, 
74  pp.     8.    Mit  drei  Tabellen.      6   s.   6   d. 


Kuhn,    Vorderindien.  1(39 

Schlusscapitel  über  die  Abweichungen  der  anderen  Schulen.  End- 
lich nennen  wir  noch  Jolli/s117)  Abhandlung  über  die  Systematik 
des  indischen  Rechts,  einen  Aufsatz  von  Fink  ll8)  über  das  Gerichts- 
verfahren und  den  Anfang  einer  juristischen  Studie  über  Manu 
von  GuUlet-Desgrois  119).  Eine  Compilation  ethischen  Inhalts  auf 
Grund  der  Smrtis  und  des  Mahäbhärata  begann  Gangädhara- 
mstrin  120). 

Für  die  Medicin  sind  ausser  Drucken  des  Caraka121)  und 
Qärngadhara122)  zwei  Werke  über  die  Materia  medica123)  von 
Wichtigkeit.  —  Rodet 124)  bespricht  in  einer  längeren  Abhandlung 
das  Verhältniss  der  arabischen,  indischen  und  griechischen  Algebra. 
Eine  Frage  aus  der  sphärischen  Trigonometrie  wurde  im  Pandit 125) 
erörtert  und  Thibaut126)  lieferte  werthvolle  Beiträge  zur  Erklärung 
des  Jyotisha;  Kern1'21)  beendete  seine  Ausgabe  und  Uebersetzung 
der  astrologischen  Yogayäträ;  ein  astrologischer  Text 128)  ist  auch 
in  Benares  gedruckt  worden.  Was  eine  Abhandlung  von  Brevior129) 
etwa  zur  Kenntniss  der  astrologischen  Literatur  enthalten  mag, 
ist  uns  leider  unbekannt  geblieben. 


117)  Jolly.  Ueber  die  Systematik  des  indischen  Rechts:  Zeitsehr.  f.  vergl. 
Rechtswiss.  I,  234 — 260.     (Auch  separat  27   pp.     8.) 

118)  H.    R.    Fink.      Ancient    Hindu    Tribunals:    Calc.    Rev.   LXVII,  561 
573. 

110)  Guillet-Desgrois.  Etüde  sur  le  droit  hindou:  Revue  maritime  et 
colouiale,  dec.  1877,  LV,  522—561;  janv.  1878,  LVI,  114—126;  mars  1878, 
LVI,  620—650;   aout  1878,  LVIII,  308—431. 

120)  Säsvata-dharma-dipika:  The  Pandit  N.  S.  III,  430—444. 

121)  Charakasanhita;  or,  fche  Most  Ancient  and  Authoritative  Hindu  System 
of  Medicine ,  taught  by  Punarvashu ,  and  composed  by  his  disciple  Ägnibesha, 
modified  and  arranged  by  Charaka.  Edited  by  Pandit  Jibananda  Vidyasagara. 
Calcutta  1877.     X,  862  pp.     8.     [London  (Trübner):  £  2.] 

122)  Särngadhara  Samhitä  (in  Telugu  character);  with  Telugu  Commentary. 
II,  XVIII,   406  pp.     Madras   1878.     [London  (Trübner):    18  s.] 

123)  Rasendrachiutämani  and  Rasaratnäkara,  two  Works  on  Materia  Medica. 
Calcutta   1878.     XXIV,   782   pp.     [London   (Trübner):  £  1   1   s.] 

124)  Leon  Rodet.  L'Algebre  dAl-Khärizmi  et  les  methodes  indienne 
et  grecque:  JA.  VII  Ser. ,  XI,  5—08.  (Auch  separat  u.  gl.  T.  Paris  1878. 
fr.  5.)  —  Vgl.  E.  Renan  ebd.  XII,  51—52. 

125)  Katipaya-prasua-vichära :    The  Pandit  N.  S.  III,  311  —  320. 

126)  G.  Thibaut.  Contributions  to  the  Explanation  of  the  Jyotisha -Ve- 
dänga:  JASB.  Vol.  XL  VI,  Part  I,  411—437.  (Auch  separat  u.  gl.  T.  27  pp. 
8.     [London  (Trübner):   1   s.   6   d.]) 

127)  Die  Yogayäträ  des  Varähamihira  (Fortsetzung  und  Schluss).  Von 
H.  Kern:    IS.  XV,  167-184. 

128)  Jaiminisütra ,  on  horoscopy,  with  Nilakantha  Jyotirvid's  commentary, 
called  Subodhini.  Benares  1877.  37  Bl.  obl.  8.  lith.  [London  (Trübner): 
3  s.   6   d.j 

120)  Th.  Brevior.  Experiences  of  Astrology  in  India:  Psychol.  Rev. 
April,   1878. 


170  Kuhn,   Vorderindien. 

Unsere  Kenntniss  der  Literatur  des  nördlichen  Buddhismus 
hat  einige  daukenswerthe  Bereicherungen  erfahren.  Rajendraldia 
Mitra13l])  lieferte  einen  Auszug  aus  dem  Acoka  - Avadäna  und 
Feer  131)  hat  mehrere  Erzählungen  aus  nördlichen  Avadäna- Werken 
und  dem  südlichen  Jätakabuche  einer  vergleichenden  Untersuchung 
unterworfen,  während  Murr  132)  die  Legende  des  Lalitavistara  von 
der  Verehrung  Buddha's  durch  Asita  in  englische  Verse  übertragen 
hat.  Von  besonderer  Wichtigkeit  ist  Beal's  133)  Uebersetzung  eines 
chinesischen  Werkes,  welches  auf  einen  mit  dem  südlichen  Dhamma- 
pada  im  wesentlichen  identischen  nordbuddhistischen  Text  zurück- 
geht. Die  hauptsächlichsten  früheren  Publicationen  Beal's  134) 
bespricht  ein  Artikel  der  Westminster  Review. 

Kleinere  Notizen  zur  Päli- Grammatik  gaben  E.  Kuhn  135)  und 
Zimmer  136) ;  ersterer  bespricht  das  Wort  khujja  in  seinem  Ver- 
hältniss  zu  skr.  kubja,  nyubja  und  ubj .  die  Endung  se  für  die 
zweite  Person  Singularis  im  Imperfect,  Aorist,  Conditional  des 
Mediums ,  die  Wurzel  pum  „blasen"  und  den  Ablativ  bei  Verben 
des  Für-etwas-haltens,  Erkennens  u.  s.  w. ;  letzterer  zieht  aus  den 
metrischen  Unregelmässigkeiten  in  der  Einleitung  des  Jätaka-Buches 
sehr  kühne  Schlüsse  beziehentlich  der  Art,  wie  in  der  vorliegenden 
Recension  der  Päli-Schriften  Eigenthümlichkeiten  des  zu  Grunde 
liegenden  Dialekts  (wie  Instrumentale  des  Pluralis  auf  e  =  skr. 
ais  und  mangelnde  Flexion  von  Pronominibus  und  Adjectivis  neben 
dem  dazu  gehörigen  Substantiv)  beseitigt  worden  seien.  Von  Texten 
sind  die  wichtigsten  Qhildevs  137)  Ausgabe  des  Mahaparinibbäna- 
sutta,  nach  des  Herausgebers  Tode  aus  dem  Journal  of  the  Royal 
Asiatic  Society  besonders  abgedruckt,  und  Fryer's 138)  sorgfältige 
Bearbeitung   des  Vuttodaya,    der   schon    früher  von  Mlnayev  und 

130) Rtyendraläla Mitra.   On  the  Early  Life  of  Asoka:  PASB.  1878,  8—21. 

131)  Leon  Feer.  Etudes  Bouddhiques.  Maitrakanyaka-Mittavindaka ,  Ia 
piete  filiale:  JA.  VII  Ser.,  XI,  360 — 443.  (Auch  separat  als  Etudes  bouddhiques. 
Hie  Serie.     84  pp.     8.     fr.  3.   50.) 

132)  J.  Muir.  Asita  and  Buddha,  or  the  Indian  Siineou:  IAnt.  VII. 
232—234. 

133)  Texts  from  the  Buddhist  Canon,  commonly  known  as  Dhammapada, 
with  accompanying  Narratives.  Translated  from  the  Chinese  by  Sam.  Heal. 
London  1878.  VIII,  17G  pp.  8.  7  s.  6  d.  (Trübner's  Oriental  Series.  II.)  — 
Vgl.  Ä.  Schiefner  JLZ.  1878,  551;  Ath.  1878,  II,  113;  IAnt.  VIII,  207; 
Calc.  Rev.  Vol.  LXVII.     No.  CXXXIV,  p.  XVIII;  ChR.  VII,  68. 

L34)  Populär  Buddbism  according  to  the  Chinese  Canon:  Westminster 
Review  N.  S.  LIII,  328—354. 

135)  E.  Kuhn.     Miscellen:  ZVglS.  XXIV,  99  —  100. 

136)  Heinr.  Zimmer.     Zur  Päli-Grammatik:  ZVglS.  XXIV,  220—226. 

137)  The  Mahäparinibbänasutta  of  the  Sutta-Pitaka.  The  Pali  Text.  Edited 
by  the  Late  Prof.  7»'.    C.    Childers.     London   1878.     71  pp.     8.     5  s. 

138)  G.  E.  Fryer.  Pali  Studios.  No.  II.  —  The  Päli  Text  of  the  Vutto- 
daya,  or  'Exposition  of  Metre',  by  Sangharakkbita  Thera,  with  Translation  and 
Notes:    JASB.   Vol.    XLVI,    Part    I,  369—410.      (Auch    separat    als:    Vuttodaya 


Kulm,  Vorderindien.  171 

( 'hilders  behandelten  Pali-Metrik.  In  Hinterind  en  veröffentlichte 
Gray  für  den  Schulgebrauch  mit  Uebersetzung,  Noten  etc.  das 
Mahämangala-Suita 13y)  und  das  Ajjhatta-  Jaya-Mangala  14°) ,  eine 
Art  Gebet,  resp.  Lobpreisung  Buddhas,  welche  den  Eingang  der 
Paritta-Texte  zu  bilden  pflegt;  ebendaselbst  sind  auch  ein  Paritta 
und  das  von  Childers  so  gerühmte  Compendium  Abhidhammattha- 
sangaha141)  gedruckt  worden.  Das  Dhammapada  hat  Huli2)  in 
das  Französische  übertragen.  Barthelemy  Saint-Hüaire  143)  begann 
eine  Besprechung  der  aus  Grimblol's  Nachlass  edirten  Sütra  und 
Hartshorne  144)  behandelte  die  populäre  Literatur  des  Buddhismus 
mit  Rücksicht  auf  die  singhalesische  Uebersetzung  des  Jätaka- 
Buches. 

Von  grosser  Wichtigkeit  für  die  ältere  Periode  der  indischen 
Volkssprachen  sind  endlich  noch  die  Inschriften  des  Acoka,  von 
denen  Ou/nningham  145)  eine  Gesammtausgabe  geliefert  hat,  die 
allerdings  den  Anforderungen,  welche  man  an  ein  solches  Werk 
zu  stellen  berechtigt  wäre,  nur  unvollkommen  entspricht.  Wegen 
derartiger  dialektischer  Inschriften  ist  hier  auch  noch  eine  Publi- 
cation  Fleets  146)  namhaft  zu  machen. 

Beim  Präkrit  gedenken  wir  zunächst  der  Literatur  der  Jaina. 
Von   den   heiligen  Texten  derselben  ist  in  Calcutta  das  Acäränga- 


(Exposition  of  Metre),  by  Sangharakkhita  Thera.  A  Pali  Text,  edited,  with 
Translation  and  Notes,  by  G.  E.  Fryer.  Calcutta  (Baptist  Mission  Press)  1877. 
44  pp.     8.     [London  (Trübner) :  2  s.  6  d.]  —  Vgl.  Ac.  XVI,  71. 

139)  The  Päli  Text  of  the  Mahä-mai'igala-Sutta  with  Vocabulary,  Gramina- 
tical  Notes,  Translation,  and  Examination  Questions  edited  by  James  Gray. 
Maulmain  (Friend  of  Maulmain  Press)   1878.     IV,  40  pp.     8. 

140)  The  Päli  Text  of  the  Ajjhatta-Jaya-Mangalarh  with  Vocabulary,  Grara- 
matical  Notes,  Translations,  and  Examination  Questions.  Edited  by  James  Gray. 
Maulmain  (Advertiser  Press)  1878.    35  pp.    8.    8  a.    [London  (Trübner):   2  s.  6  d.J 

141)  Paritta  und  Abhidhammatthasangaha.  Moulmein  („Friend  of  Moul- 
mein"  Press)    1877.     20.   61   pp.     8. 

142)  Le  Dhammapada  avec  introduetion  et  notes  par  Fernand  Hü,  suivi 
du  Sutra  en  42  articles,  traduit  du  tibetain  avec  introduetion  et  notes  par 
Leon  Feer.  Paris  1878.  LXV,  100.  LIX,  82  pp.  8.  fr.  5.  (Bibliothequo 
Orientale  elzevirionne  XXI.) 

143)  Barthelemy  Saint-Hüaire.  Sept  Suttas  Pälis.  Premier  et  deuxieme 
Article:  Journ.  des  Sav.   1878,   645—659.  721—734. 

144)  Bertram  Falke  Hartshorne.  A  Chapter  of  Buddhist  Folk-Lore: 
Fortnightly  Review  XXIV.  N.  S.,  214—230.  —  Vgl.  TR.  XI,   131. 

145)  Corpus  Inscriptionum  Indicarum.  Vol.  I.  Inscriptions  of  Asoka.  Pre- 
pared  by  Alex.  Cunningham.  Calcutta  (Government  Printing  Office)  1877. 
III,  XI,  141,  V  pp.  fol.  Mit  31  Tafeln.  —  Vgl.  Ac.  XV,  501;  Cust  Ath.  1879, 
I,  216;  E.  Senart  JA.  VII  Ser.,  XIII,  522—545;  L.  Feer  RC.  1879,  II,  393. 

146)  Archaeological  Survey  of  Western  India.  Pali ,  Sanskrit  and  Old 
Canarese  Inscriptions  from  the  Bombay  Presidency  and  Parts  of  the  Madras 
Presidency  and  Maisur.  Arranged  and  Explained  by  J.  F.  Fleet.  Prepared 
under  the  Direction  of  J.  Burgess.  Printed  by  Order  of  H.  M.'s  Secretary  of 
State  for  India  in  Council.  London  1878.  30  pp.  und  286  Taf.  4.  —  Vgl. 
JRAS.  N.  S.  XI,  Ann.  Rep.  CVII. 


172  Kuhn,   Vorderindien. 

Sutra147)  mit  verschiedenen  Commentaren  im  Dmck  erschienen, 
während  eine  von  Bombay  aus  angekündigte  Gesammtuusgabe  148) 
über  die  Probenummer  nicht  hinausgekommen  zu  sein  scheint. 
Die  Cobhana-Stutayas  des  Cobhana-Muni,  eine  Anrufung  der  sämmt- 
lichen  Tirthakara  und  zugleich  Musterkunststück  eines  der  zweiten 
Hälfte  des  zehnten  Jahrhunderts  angehörigeu  Verskünstlers  hat 
Jacobi1*9)  in  Text  und  Uebersetzung  herausgegeben.  Eine  kurze 
Notiz  Bähler's  150)  über  die  Digambara-Jaina  enthält  auch  einige 
Bemerkungen  über  deren  Literatur.  —  Ueber  eine  neu  entdeckte 
Prakrit- Grammatik  hat  Uoernle151)  kurz  Bericht  erstattet,  während 
Bilhler  152)  das  Prakrit- Wörterbuch  von  Dhanapäla,  dem  Bruder 
des  eben  genannten  Cobhana-Muni,  mit  einem  dankenswertheil 
Glossar  herausgab.  —  Von  europäischen  Arbeiten  zur  Präkrit- 
Grammatik  nennen  wir  vor  allem  die  deutsche  Uebersetzung  der 
im  vorigen  Berichte  erwähnten  Aufsätze  Ascoli's  153) ,  deren  einer 
die  präkritische  Umwandlung  von  m  in  v,  der  andere  die  Umstelluno- 
der  Lautgruppe  h  -j-  Consonant  im  Indischen  überhaupt  zum 
Gegenstande  hat;  letzterer  ist  auch  für  die  Lautlehre  des  Sanskrit, 
speciell  für  die  Geschichte  der  Umwandlungen,  welche  die  alten 
Aspiraten  in  Consonantenverbindungen  zu  erleiden  hatten ,  von 
ganz  besonderer  Wichtigkeit.  Goldschmidt I54)  behandelt  in  seinen 
Präkrtica  die  Wörter  ana-  =  skr.  a-  privativum,  vahutta,  khandaa 
=  skr.  skandhaka  und  einige  mit  diesem  Worte  vorgekommene 
Irrthümer,  kilim  =  skr.  klam  und  sumir  =  skr.  smar,  vimbhi  = 
skr.    vismi    und    parinta;     eine    anderen    Orts    veröffentlichte    Be- 


ll?) Qriyukta  räya  dhanapatasimha  bähädura  kä  ägamasaingraha  lma  bhä- 
ga  |  äcärämgasütra  lprathama  amga  |  ganadharasudharmasvämikrta  mülasütra 
tadupari  crihamsasürikrta  dipikä  tikä  cricilangäcäryakrta  äcärängatika  evaip 
cripäyacandaji  krtabhäshä  |  crimän  paramasamvegi  crivumtaräyaji  taccai'anare- 
nudäsänudäsa  cribhagavän  vijayasädhunä  sarpcodhitaip  |  criharimohana  mukhopä- 
dhyayena  prakä^itam  |  kalikätänagaryärn  nütanasamskrtayantre  1935  sainvatsaro 
frigopälacandradevena  mudritam  .  2  Vol.  437,  283  pp.  4.  —  Vgl.  The  Äyä- 
ramga  Sutta,  ed.  by  H.  Jacobi,  Londou   1882,  p.  XV. 

148)  TR.  XI,   105. 

140)  Die  Qobhana  stutayas  des  Cobhana  muni.  Von  Herrn.  Jacobi:  ZDM6. 
XXXII,  509—534. 

150)  G.  Bühler.     The  Digambara  Jainas:  IAnt.  VII,  28—29. 

151)  A.  F.  Rad.  Hoerulc.     A  New  Prakrit  Grammar  by  Chanda:   PASB 

1878,  178—180.     (Auch  separat  3   pp.     8.) 

152)  The  Paiyalachchhi  Nämamälä,  a  Prakrit  Kosha,  by  Dhanapäla.  Edited 
with  critical  notes,  an  introduction  and  a  glossary  by  Georg  Bühler:  BKIS 
IV,   70—166    [davon    163 — 166    doppelt].     (Auch    separat    u.  gl.  T.     Göttingen 

1879.  106  pp.     8.     M.  4.).   —  Einige  Berichtigungen  stehen  GGA.   1879,   226; 
vgl.  ferner  LC.    1881,  415. 

153)  G.  /,  Ascoli.  Kritische  Studien  zur  Sprachwissenschaft.  Autorisirte 
Uebersetzung  von  Reinh.  Merzdorf  zu  Ende  geführt  von  Beruh.  Mangold. 
Weimar  1878.  VIII,  XXXVII.  418  pp.  8.  M.  10.  —  Vgl.  A.  Bezzenberger 
GGA.   1879,  555—563. 

154)  Siegfr.    Goldschmidt.     Präkrtica:   ZDMG.  XXXII,   99—112. 


Kuhn,  Vorderindien.  173 

merkung  155)  bezieht  sich  auf  das  Verhältniss  jenes  ana-  zu  ähn- 
lichen Formen  der  verwandten  Sprachen. 

Für  die  modernen  Sprachen  haben  wir  in  erster  Linie  der 
zusammenfassenden  Uebersicht  Oust's  156)  zu  gedenken,  einer  Arbeit, 
auf  welche  viel  Fleiss  verwendet  worden  ist  und  welche  trotz 
mancher  kleinen  Schwächen  und  Ungenauigkeiten  des  Dankes  der 
Fachgenossen  sicher  sein  darf;  die  beigegebenen  Karten,  von  Oust 
und  Brandreth  gemeinsam  bearbeitet,  sind  dieselben,  welche  schon 
bei  Hinterindien  erwähnt  sind.  Ueber  die  Verbreitung  und  die 
specielleren  Verwandtschaftsverhältnisse  der  modernen  arischen 
Sprachen  orientirt  Hoernlelbl). 

Aus  Garcin  de  Tassy's1»8)  Nachlass  erhielten  wir  seine  Ueber- 
sicht über  die  Hindi-  und  Hindüstäni-Literatur  des  Jahres  1877. 
Von  Fallon's  159)  Hindüstani- Wörterbuch  sind  sechs  weitere  Hefte 
erschienen  und  in  Delhi  ist  das  erste  Heft  eines  anderen  Wörter- 
buchs 16°)  veröffentlicht  woi'den,  welches  uns  leider  nur  durch 
Friederici's  Bibliotheca  orientalis  bekannt  geworden  ist.  Einen 
brauchbaren  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Dialekte  hat  Reid161)  ge- 
liefert, während  Ottley  16'2)  die  Pluralbildung  der  Dakhni  behandelt 
hat.     Ob   Crawford's  163)  Notiz    über  Personennamen   hierher  oder 


155)  Siegfr.    Goldschmidt,     ana-:  ZVglS.   XXIV,  426. 

156)  Roh.  N.  Cust.  A  Sketch  of  the  Modern  Lauguages  of  the  East 
Ladies.  Accompanied  by  Two  Language-Maps.  London  1878.  XII,  198  pp.  8. 
12  s.  (Trübner's  Oriental  Series.  IV.)  —  Vgl.  oben  p.  108,  No.  2—3  und  The 
Languages  of  the  East  Ladies:  Calc.  Rev.  LXVII,  506  —  535;  —  ferner  LC.  1879, 
415;  Ath.  1879,  I,  16;  Ac.  XV,  306;  IAnt.  IX,  317;  Calc.  Rev.  Vol.  LXVILT, 
XXXIV;  L.  Feer  JA.  VII  Ser.,  XV.  75  und  Ann.  de  l'Extr.  Or.  III,  109  —  115 
(vgl.  ebd.  154);  A.  Barth  RC.  1880,  II,  281;  J.  Vinson.  Les  langues  moder- 
nes de  l'Inde:  La  Republique  francaise,  Avril  4,   1879. 

157)  A.  F.  Rud.  Hoernle.  The  Local  Distribution  and  Mutual  Affinities 
of  the  Gaudian  Languages:  Calc.  Rev.  LXVII,  752  —  7  82  mit  Karte.  (Auch 
separat  32   pp.    8.) 

158)  Garcin  de  Tassy.  La  langue  et  la  litterature  hindoustanies  en  1877. 
Revue  annuelle.     Paris   1878.      1()4  pp.     8.     fr.   4. 

159)  /S.  W.  Fallon.  A  New  Ilindustani-English  Dictionary,  with  Qlustra- 
tions  from  Hindüstani  Literature  and  Folk-Lore.  Parts  XI — XVI.  Benares 
(E.  J.  Lazarus)    1878.     Jeder  Theil  48  pp.     8.     Rs.   2. 

160)  Armougan-i-Delhi.  —  A  Dictionary  of  written  and  spoken  Hindüstani 
by  Mounchi  Saiyad  Ahmad.     Part  I.     Delhi   1878.     fol. 

161)  J.  R.  Reid.  Appendices  Nos.  II.  and  III.  Notes  on  the  dialects 
current  in  Azamgarh.  [Hindi  and  English.  Vocabulary.]  E.  J.  Lazarus  &  Co., 
Printers,  and  J.  R.  Reid,  publisher,  Benares.  April,  1877,  100  pp.  fol.  [Ap- 
pendix No.  11.  treats  of  the  grammar  of  the  dialects  spoken  in  Azamgarh,  and 
Appendix  No.  III.  gives  a  large  number  of  words  used  in  those  dialects  together 
with   their  meanings  in  English.] 

162)  Ottleu.  Memorandum  on  a  Point  of  Dakhni  Grammar.  London  1878. 
16   pp.     8.     6   d.  —  Vgl.  TR.  XI,   130. 

163)  G.  E.  Gor  dort  Crawford.  Personal  Names  in  the  Southern  Part 
of  Ahmadäbäd  Collectorate  and  Neighbouring  Country:  IAnt.  VII.   165  — 168. 


|74  Kuhn,  Vorderindien. 

zum  Gujaräti  zu  stellen  ist,  mag  unentschieden  bleiben.  Aus  dem 
Gebiete  der  Cbronikenliteratur  ist  vor  allem  zu  nennen  die  Fort- 
setzung von  Hoernles16*)  Ausgabe  des  Prithiraja  Räsau,  daneben 
eine  neue  Ausgabe  von  Forbes  l6h)  Ras  Mala  und  kleinere  Beiträge 
in  Aufsätzen  von  Watson  166) ,  Walhouse  167)  und  Growse 168) ; 
RajeitdrahU«  Mifra  169)  besprach  vier  Manuscripte  historisch-bio- 
graphischen Inhalts  und  in  einem  Aufsatze  Irvtne's110)  zur  Ge- 
schichte Bengalen's  finden  sich  auch  Notizen  über  einige  in  Urdu 
und  Hindi  abgefasste  Chroniken,  während  die  im  Kaisarnämah  i 
Hind171)  mitgetheilten  Texte  wohl  sämmtlich  in  persischer  Sprache 
abgefasst  sein  dürften.  Groivse11'2)  hat  seine  Uebersetzung  des 
Rämäyana  von  Tulsi  Das  fortgesetzt  und  Garcin  de  Tassy*13) 
übersetzte  eine  in  Versen  geschriebene  Bearbeitung  des  B.  o  B. 
nach  einem  in  Lakhnau  lithographirten  Texte.  Eine  Uebersetzung 
des  Raghuvamca174)  ist  uns  leider  nicht  näher  bekannt  geworden. 
Märchen  und  Legenden  aus  Kamaon  hat  Minajev-115)  in  russischer 
Uebersetzung  mitoetheilt. 


164)  The  Prithiraja  Räsau  of  Chand  Bardai  edited  in  the  Original  Old 
Hindi  by  A.  F.  Rudolf  Hoernle.  Part  II.  Fase.  II.  Calcutta  (Baptist  Mission 
Press)  1878.  pp.  97  —  192.  8.  10a.  [London  (Trübner):  2  s.]  (Bibliotheca 
Indica.     New  Series.) 

165)  Ras  Mala;  or  Hindoo  Annais  of  the  Province  of  Goozerat  in  Western 
India,  by  the  late  Alexander  Kinloch  Forbes.  New  Edition.  With  an  Intro- 
duetion  by  J,  W.  Watson  and  a  Meinoir  of  the  Author  by  A.  K.  Nairne. 
London   1878.     XXIV,  715  pp.      8.     Mit  einer  Karte.      12   s. 

166)  J.  W.  Watson.  Fragments  relating  to  Änandapura  in  Sauräshtra: 
IAnt.  VII,  7—15. 

167)  M.  J.  Walhouse.  Archaeological  Notes.  No.  XVI.  —  Chivalry  in 
Lower  India:  IAnt.  VII,   21—26. 

168)  F.  S.  Growse.  Mathurä  Notes  (With  eleven  Plates):  JASB.  Vol. 
XLVII,   I,  97—133. 

169)  Räjendraläla  Mitra.  Hindi  MSS.  from  Jaipur :  PASB  1878, 
194—195. 

17i>)  William  Irvine.  The  Bangash  Nawäbs  of  Farrukhäbäd  —  A  Chro- 
nicle  (1713—1857).  Part  I:  JASB.  Vol.  XLVII,  I,  259—383.  —  Vgl.  PASB. 
1878,   142—144. 

171)  The  Kaisarnämah  i  Hind;  or,  Lay  of  the  Empress.  A  Poem  in  Nine 
Cantos,  with  Appendices  containing  the  Histories  of  the  Princes  of  India.  Dedi- 
eated,  by  Gracious  Permission,  to  H.  M.  the  Queen,  Empress  of  India.  By 
E.  B.  Eastwiek.    Vol.  I.  —  Vgl.  TR.  XI,  130;  Arthur  Arnold  Ac.  XV,  155. 

17'Ji  The  Rämäyana  of  Tulsi  Das.  Translated  by  F.  S.  Growse.  Book 
II.  —  Ayodhyä,  Allahabad  (N.  W.  P.  Govt.  Press)  1878.  175  pp.  8.  Rs.  2 
8  a.  —   Vgl.   Ath.    1878,  II,   113. 

173;  Bag  o  Bahar.  Le  jardin  et  le  printemps.  Poi:ini'  hindoustani  traduit 
en  francais  par  Garcin  de  Tassy.  Paris  1878.  V,  238  pp.  8.  fr.  12.  (Publi- 
cations   de   l'Ecole   des  langues  orientales  Vivantes   VIII. i 

174)  Luchmaiut  Smgh.  Hindi  Translation  of  Kälidäsa's  ßaghuvansa. 
Etawa  1878.    8.  —  Vgl.  Bibl.  or.   1880,  No.  485. 

175j  /.  /'.  Minajev.  tndejskija  skazki  i  legend;  sobrannyja  \  liamaone 
v   187.0  g.     Sanktpeterburg  1877.     XX,  252  pj).     8. 


Kuhn,  Vorderindien.  175 

Die  Kermtniss  eines  Gedichtes  im  Rangpuri-Dialekt  verdanken 
wir  Griwson116),  der  sich  auch  in  einigen  Zeilen  über  die  Genitiv- 
bildung dieses  Dialekts177)  ausgesprochen  hat.  Shirt118)  behandelte 
die  drävidischen  Elemente  des  Sindhi.  Shaw 179)  verdanken  wir 
Grammatik  und  Vocabular  des  Dialekts  der  an  der  Grenze  von 
Tibet  wohnenden  Brök-pä,  unsere  Kenntniss  der  nordwestlichen 
Gebirgsdialekte  hat  dadurch  eine  dankenswerthe  Bereicherung  er- 
fahren;  bei  dieser  Gelegenheit  mag  darauf  hingewiesen  sein,  dass 
die  einer  geographischen  Notiz  Wialker's  18°)  beigegebene  Karte 
einen  grossen  Theil  Dardistan's  mit  umfasst,  während  eine  Notiz 
Liffners  181)  kaum  etwas  Neues  enthalten  dürfte. 

Zahlreich  genug  ist  wieder  die  Literatur  über  die  Zigeuner. 
Von  Simson,s1$2)  umfassenden  Buche  über  die  Zigeuner,  das  1865 
zuerst  erschien,  ist  eine  neue  Auflage  erschienen.  Hudson'*,  183) 
Auszüge  aus  Borrow,  denen  einige  Bemerkungen  über  die  Sprache 
der  ungarischen  Zigeuner  beigegeben  sind ,  bieten  nichts  Neues. 
Ein  Artikel  der  Edinburgh  Review  l84)  handelt  orientirend  über 
Ursprung  und  Wanderungen  der  Zigeuner,  während  in  Batail- 
lard's 185— 186)  Abhandlungen  aus  mitunter  recht  dankenswerthem 
Material  ganz  unzulässige  Schlüsse  gezogen  werden.  Lieder  und 
Märchen  der  rumänischen  Zigeuner  hat  in  Text  und  Uebersetzung 


176)  G.  A.  Grierson,  The  Song  of  Mäuik  Chandra:  JASB.  Vol.  XL VII, 
I,   135 — 238  mit  zwei  Tafeln  und  Holzschnitten. 

177)  PASB.   1878,  64. 

178)  George  Shirt.  Traces  of  a  Drävidian  Element  in  Sindhi:  IAnt. 
VII,   293-295. 

179»  R.  B.  Shaw.  Stray  Arians  in  Tibet  (With  one  plate):  JASB.  Vol. 
XLVII,  I,  26—62.  —  Vgl.  PASB.   1878,  88. 

180)  Reeent  Trans-Frontier  Exploi-ations ,  communicated  by  Colonel  J.  T. 
Walker  (.with  a  Map):  JASB.  Vol.  XLVII,  I,  78—80.  —  Vgl.  PASB.  1878, 
107—108. 

181)  G.  W.  Leitner.  A  Note  on  Classical  Allusions  to  the  Dards  and  to 
Greek  Influence  on  India:  Calc.  Key.  LXVI1.   637—639. 

182)  Walter  Sinison.  History  of  the  Gipsies,  with  Specimens  of  the  Gipsy 
Language.  Edited,  with  Introduction ,  Notes  etc.,  by  James  Simson.  Second 
Edition.     New  York   1878.     575   pp.     8. 

183)  Guglielmo  Hudson.  Gli  Zingari  in  Ispagna.  iDai  viaggi  del 
Borrow.)     Milano   1878.     254  pp.     8.     L.   1.   50. 

184)  Origin  and  Wanderings  of  the  Gypsies:  Edinb.  Rev.  Vol.  CXLVIIT. 
No.  CCCIII.   117—146.     Art.  IV. 

185)  Paul  Bataillard.  Etat  de  la  question  de  l'aneiennete  des  Tsiganes 
en  Europe  pour  servir  d'introduetion  ;i  la  question  de  l'importation  du  bronze 
dans  le  nord  et  l'occident  de  l'Europe  par  les  Tsiganes.  Paris  1877.  8.  fr.  3. 
( K.xtrait  du  Compte  rendu  du  Congres  danthropologie  et  d'archeologie  pre- 
historique,  VIII1'    session.      Budapest,    1876.) 

186)  Paul  Bataillard.  Les  Zlotars,  dits  aussi  Dzvonkars,  Tsiganes  fon- 
«leurs  en  bronze  et  en  laiton  dans  la  Galicie  Orientale  et  la  Bukovine :  Mem. 
de  la  soc.  d'anthrop.  de  Paris  II  Str..  I.  499 — 568.  1  Tat'.  (Auch  sep  Paris. 
Leroux  1878.     8.     fr.  3.) 


276  Kuhn,  Vorderindien. 

Gonstaniinescu  187)  herausgegeben,  achtzehn  kurze,  z.  Th.  nur  vier- 
zeilige  Lieder  aus  dem  benachbarten  Siebenbürgen  von  Meltzl 188) 
mitgetheilt.  Das  vierte  Heft  von  Miklosteh's  189)  Beiträgen  bringt 
ausser  Berichtigungen  und  Ergänzungen  zu  früheren  Publicationen 
des  Verfassers  Proben  von  Zigeunermundarten  aus  Ungarn,  der 
Bukowina,  Rumänien,  Russland,  Sibirien  und  Armenien,  endlich 
eine  gründliche  Abhandlung  „über  die  indische  Heimath  der  Zigeuner 
und  die  Zeit  der  Auswanderung  dieses  Volkes  aus  Indien" ,  in 
welcher  der  nahe  Zusammenhang  ihrer  Sprache  mit  den  Dialekten 
des  indischen  Kaukasus  dargelegt  ist.  Wegen  einiger  anderer  Ab- 
handlungen aus  dem  Jahre  1877  verweisen  wir  auf  die  Biblio- 
graphie in  No.  XII  von  Miklosich's  Werk  Ueber  die  Mundarten 
und  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa's. 

Eine  kurze  singhalesische  Grammatik  für  Eingeborene  hat  der 
Oberpriester  Sumangala190)  verfasst  und  Ferguson191)  ein  singha- 
lesisches  Gesprächbüchlein  veröffentlicht.  P.  Goldschmidfs  Nach- 
folger E.  Müller192)  gab  einen  weiteren  Bericht  über  Inschriften 
des  Hambantota-Districts.  Von  Texten  sind  zu  verzeichnen  eine 
neue  Ausgabe  des  grammatischen  Werkes  Sidatsangaräva  193),  die 
singhalesischen  Uebersetzungen    des  Milindapanha 194)   und  Hitopa- 

187)  Barbu  Constantinescu.  Probe  de  limba  si  literatura  Tiganilor  diu 
Romänia.     Bucuresci  1878.     112  pp.     8. 

188)  Jile  Romane.  Volkslieder  der  transilvanisch  -  ungarischen  Zigeuner. 
Originaltexte  mit  gegenüber  stehenden  Verdeutschungen.  Proben  einer  grösseren 
Sammlung  Inedita.  Von  Hugo  von  Meltzl.  Sonder-Abdruck  aus  den  Brassai- 
Meltzl'schen :  „Összehasonl.  Irodalomtortenelmi  Lapok"  (Zeitschr.  f.  vgl.  Litt.,). 
Bd.  I  (1877)  u.  II  (1878).  Klausenburg  1878.  41  pp.  8.  —  Vgl.  Ac  XV, 
164;  Ath.    1879,  I,   37G. 

189)  Franz  Mildosich.  Beiträge  zur  Keimtniss  der  Zigeunermundarten. 
IV:  Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Classe  d.  kais.  Akad.  d.  Wiss.  XC,  245  —  290. 
(Auch  separat  u.  gl.   T.     Wien   1878.     54  pp.     8.     M.  0.60.) 

190)  H.  Sumangala.  Tbe  Warnariti  and  Sinhalese  Grammar.  Commended 
by  W.  P.  Ranesinghe.  Published  by  G.  H.  Perera.  Printed  at  tbe  Lakriviki- 
rana  Press  [Colombo].     1878.     II,  60  pp.     8. 

191)  (A.  M.  Ferguson  jr.)  Sinhalese  made  easy:  or  Phrase  Book  of 
Colloquial  Sinbalese  in  Roman  and  Sinbalese  Characters.  Revised  and  enlarged 
Edition.  Colombo  (Wesleyan  Mission  Press)  1877.  (A.  M.  and  J.  Ferguson, 
1878).     131   pp.  —  Vgl.  Bibl.   or.   1879,  No.  432;  TR.  XII,  6. 

192)  E.  Müller.  Report  on  the  Inscriptions  in  the  Hambantota  District. 
Ordered  by  Ilis  Excellency  the  Governor  to  be  printed.  Colombo  (William 
Henry    Herbert,   Government  Printer)    1878.     7   pp.    fol.  —  Vgl.  Ac,  XV,  353. 

193)  Sidatsangaräwl  purätana  sannaya.  Don  Dandris  da  Silva  Batu- 
wantudäwe  panditumäwisin  sakaskaranaladi.  Colombo,  1877.  p.  1 — 88  Text, 
88 — 11"  Elu-singhalesisches  Glossar. 

194)  Milindapprashnaya;  or,  Mirror  of  the  Sacred  Doetrines.  Translated 
tVum  l'ali  into  Sinbalese  at  tbe  Request  of  the  Great  King  Kirtissri  Rajasinha 
by  tbe  Ven'blo  Sumangala  of  Hinatikumbura  tbo  Lineal  Pupil  of  Sangharaja 
Saranankara  with  Explanatory  Notes  and  Glossaries.  Printed  at  tbe  Sarvagna 
Sasanabhiwurdhidayaka  Press  of  Kotahena.  1878.  VIII,  628,  12,  IV,  4  pp. 
kl    -l      Rs    li»      [London  (Trübner):  24   s.| 


Kuhn,  Vorderindien.  177 

de<;a  l95)  und  die  von  C.  Alwis 1!)6)  in  Text  und  Uebersetzung 
veröffentlichten  Auszüge  aus  historischen  Werken.  Sehr  dankens- 
werth  ist  Gray"&  197)  Abhandlung  über  die  Maldiven,  in  welcher 
namentlich  die  Nachrichten  Ibn  Batüta's  und  aus  späterer  Zeit  des 
Franzosen  Pyrard  zusammengestellt  sind;  besonders  hervorzuheben 
ist  die  Vergleichung  von  Pyrard's  Voeabular  mit  dem  in  den 
vierziger  Jahren  dieses  Jahrhunderts  von  Christopher  zusammen- 
gestellten, wobei  den  einzelnen  Wörtern  ihre  singhalesischen  (resp. 
arabischen,  malaiischen  u.  a.)  Aequivalente  zur  Seite  gestellt  sind. 
Einige  ältere,  meistens  in  der  Revue  de  linguistique  veröffent- 
lichte Aufsätze  Vinson's  198)  aus  dem  Gebiete  der  drävidischen 
Sprachen ,  besonders  des  Tamulischen ,  sind  von  ihm  in  einem  in 
Gemeinschaft  mit  Hovelacque  herausgegebenen  Sammelwerke  neu 
abgedruckt  worden.  Eine  Grammatik  des  Tamulischen,  welche 
sich  sehr  nahe  an  die  einheimischen  Muster  anschliessen  soll,  ver- 
fasste  Lazarus199),  während  Ferguson200)  ein  rein  praktisches 
Handbuch  herausgab.  In  Pondichery  2ni)  ist  ein  religiöses  Gedicht 
eines  christlichen  Tamulen  gedruckt  worden.  Pope  20'2)  begann 
Anmerkungen    zum  Kurral    des  Tiruvalluvar    und  Burnell  2°3)   hat 


195)  Hitöpadesa:  as  edited  by  the  Eminent  Politician  Vishnu  Sarma.  Trans- 
lated  into  Sinhalese  by  VVelligama  Sri  Sumangala  Terunnanse ,  at  the  Request 
of  S.  de  Soysa  Dissonayaka.  Colombo  1878.  VIII,  236  pp.  —  Vgl.  Bibl.  or. 
1879,  No.  380. 

196)  C  Alwis.  History  of  tbe  Island  of  Lanka  from  the  Earliest  Period 
tu  the  Present  Time.  Chapter  I.  Visits  of  Buddhas  to  the  Island,  extracted 
from  Püjävaliya  and  Sarvajnagunälank&raya,  with  a  Literal  Translation  into 
Euglish.  Colombo  (F.  Coore'y)  1876.  XXVIII,  21  pp.  8.  Re.  1  25  a.  [London 
(Trübner):  4  s.]  —  Vgl.  Ac.  XVI,  71. 

197)  A.  Gray.  The  Maldive  Islands:  with  u  Vocabulavy  taken  from 
Francois  Pyrard  de  Laval,   1602—1607:  JRAS.  N.   S.  X,   173—209. 

198)  Julien  Vinson.  Les  langues  dravidiennes.  —  Les  langues  et  les 
etudes  dravidiennes.  —  Le  mot  dien  en  basque  et  dans  les  langues  dravidien- 
nes. —  La  religion  des  J'äinas.  —  Les  castes  de  l'Inde  (L'Agaval  de  Kapila). 
—  Le  Tasse  dans  la  poesie  tamoule:  A.  Hovelacque  et  Julien  Vinson.  Etudes 
de  Linguistique  et  d'Ethuographie  54  — 142. 

199)  John  Lazarus.  A  Tamil  Grammai'  designed  for  Use  in  Colleges  and 
Sehools.  Madras  1878.  VII,  230  pp.  8.  [London  (Trübner):  5  s.  6  d.]  — 
Vgl.  KL.  XIV,  68  und  Jahresber.   1880,  p.  41,  No.   291. 

200)  A.  M.  Ferguson,  jun.  „Inge  vä!"  or  the  Sinua  Durai's  Pocket  Tamil 
Guide.  Colombo  (A.  M.  and  J.  Ferguson)  1878.  67  pp.  8.  —  Vgl.  TR.  XII,  43; 
RL.  XIII,  60. 

201)  Perinba  Malei,  ou  Guirlande  Celeste  Offerte  a  la  Samte  Vierge,  poeme 
lyrique  en  langue  tamoule,  compose  par  Z.  Savarayalounaiker.  Pondichery 
(Imprimerie  du  Gouvernement)  1878.     19  pp.    8.  —  Vgl.  Bibl.  or.  1878,  No.  915. 

202)  6r.  U.  Pope.  Notes  un  the  Kurral  of  the  Tamil  Poet  Tiruvalluvar. 
Nu.   1:  IAnt.  VII,   220—224. 

203)  A.  C  Burnell.  Specimens  of  8.  liidian  Uialects  (consisting  of  ver- 
sions  of  the  Parable  of  the  Sower,  St.  Matthew,  XIII.  1 — 34).  With  grammati- 
cal  and  ethnographical  Introductions.  10.  In  the  Tanjore  Tamil,  Brahman 
Dialect.     Tranquebar  1877.     12  pp.     8. 

Jahresbericht  1878.  12 


178  Kuhn,  Vorderindien. 

einen  Beitrag  zur  Dialektkunde  geliefert.  Ein  durch  Bemerkungen 
von  Walter  Elliot  und  Surneil  vermehrter  Aufsatz  des  verstorbenen 
Ellts  204)  handelt  über  das  Malayalma.  Graeter  205)  verdanken  wir 
interessante  Lieder  des  Kurg -Volkes  in  Text  und  Uebersetzung. 
Auf  das  Räjmahäli  beziehen  sich  die  Bemerkungen  von  Swinton  806) 
und  ein  in  Kurrachee  von  einem  Eingebornen  2u7)  veröffentlichtes 
Handbuch  des  Brahui  enthält  ein  dankenswerthes  grammatisch- 
phraseologisches Material,  dessen  Werth  leider  dadurch  beeinträchtigt 
wird,  dass  der  angewandten  Urdu-Schrift  nur  im  eigentlich  gram- 
matischen Theile  eine  Umschrift  in  lateinischen  Buchstaben  bei- 
ffeweben  ist. 


204)  The  late  F.  W.  Klinik  Es»;iys  011  South-Indian  Languages.  Disser- 
tation  on   the   Malayalma  Language :  IAnt.   VII.   274 — 287. 

205»   -1.  Graeter.     Die  Lieder  des  Kurgvolkes:  ZDMG.  XXXII,  665—  693. 

•_'ni;,i  R.  B.  Swinton.     Knjmahali  Words:  IAnt.   VII,   130—132. 

2Ü7j  Alla  Bux.  Hand-Book  of  the  Birouhi  Language,  comprising  Gram- 
mar ,  Sentences ,  Translations  from  Forbes'  Manual ,  etc.  etc.  Kurrachee  (Com- 
missioner's  Press)   1877.     III,  XII,   134,   7   pp.     8. 


G.  Kreysing  m  Leipzig. 


Zeitschrift 


der 

Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft. 


Herausgegeben 

von  den  Geschäftsführern, 

in  Halle  Dr.  Müller,  in  Leipzig  Dr.  Krekl, 

Dr.  Schlottmanu,  Dr.  Windisch, 

unter  der  verantwortlichen  Redaction 

des   Prof.   Dr.    E.  Windisch. 


Supplement  zum  drei  und  dreissigsten  Bande. 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht  für  1879. 


Leipzig  1881, 

in  Commission  bei   F.  A.  Brockhaus. 


Wissenschaftlicher  Jahresbericht 


über  die 


Morgenländisclien  Studien 


im  Jahre    1879. 


Unter  Mitwirkung  mehrerer  Fachgelehrten 
herausgegeben 

von 

Ernst  Kulm  und  August  Müller. 


Leipzig  1881, 

in  Commission  bei  F.  A.  Brockhaus. 


Malaiisch  -  polynesische   un d   m elanesis c h e 
Sprache  11   und  Literaturen. 

Von 

H.  Kern. 

Auf  diesem  Gebiete  hat  sich  während  des  Zeitraumes,  über 
den  sich  unser  Bericht  erstreckt,  eine  verhältnissmässig  grosse 
Produktivität  entfaltet,  in  gewisser  Beziehung  sogar  eine  zu  grosse, 
insofern  die  praktischen  Hilfsmittel  zur  Erlernung  der  besser  be- 
kannten unter  den  Sprachen  des  indischen  Archipels  durch  etliche 
neue  Bücher,  welche  ihrem  Inhalte  nach  weder  praktisch  noch 
neu  sind,  sich  vermehrt  haben.  Unseni  früher  ausgesprochenen 
Grundsätzen  gemäss  werden  wir  derartige  Werke  nur  ausnahms- 
weise erwähnen.  Uebrigens  wollen  wir  nicht  läugnen,  dass  neben 
vielem  unnützen  uns  auch  manches,  was  einen  bleibenden  Werth 
beanspruchen  darf,  geboten  ward. 

Zu  den  holländischen  Zeitschriften  r) ,  welche  diesem  Gebiete 
gewidmet  sind,  ist  seit  1878  ein  neues  englisches  Unternehmen  2) 
hinzugetreten,  welches  dem  in  den  Straits  Settlements  bisher  dar- 
niederliegenden Betrieb  der  einschlägigen  Studien  3)  hoffentlich  einen 
kräftigeren  Aufschwung  verleihen  wird. 

Unter  die  brauchbaren,  wenn  auch  durchaus  mittelmässigen 
Hilfsbücher  zählt  die  kurzgefasste  javanische  Grammatik  von  Jansz, 


1)  Tijdschrift  voor  Indische  taal-,  land-  en  volkenknnde,  uitgegeven  door 
liet  Bataviaaseh  genootschap  van  kunston  en  wetenschappen.  Onder  redaktie 
van  ./.  E.  Albrecht  en  K.  L.  van  Schonwenburg.  Ueel  XXV.  Batavia  (Brui- 
ning)  1879.  II,  57 G  pp.  8.  —  Bijdragen  tot  de  taal-,  land-  en  volkenknnde 
van  Nederlandsch  Indie  uitgegeven  door  het  Koninklijk  instituut  voor  de  taal-, 
land-  en  volkenkunde  van  Nederlandsch  Indie.  Vierde  volgreeks.  Derde  deel. 
's  Gravenhage  (Nijhöff)  1879.     CXXVIII,  340  pp.     8. 

2)  Journal  of  the  Straits  Brauch  pf  the  Royal  Asiatic  Society.  Puhlished 
half-yearly.  Singapore  (Straits  Times  Press,  später  Mission  Press).  8.  No.  1.  July, 
1878.  pp.  XI,  1-122  mit  Tafeln.  No.  2.  Decemher,  1878.  pp.  VIII,  4,  122- 
241.  No.  3.  July,  1879.  pp.  III,  1-14:").  Die  Nummer  doli.  2.  —  Vgl.  G.  K. 
Niemann  BTLVNI.     IV  Volgr.  III,  232. 

3)  Vgl.  namentlich  die  a.  a.  0.  No.  1,  p.  45-51.  No.  2,  p.  199-204. 
2  38-239   gegehenen   Auseinandersetzungen. 

Jahresbericht  187-9".  1 


2  Kern,  Malaüsch-polynes.  u.  melanes,  Sprachen  u.  Literaturen. 

von  der  eine  dritte  Auflage  erschienen  ist4).  Eine  höchst  ver- 
dienstliche Arbeit  ist  die  von  te  Mechelen  besorgte  Ausgabe  einer 
Sammlung  Wayangstücke  oder  Lakons  in  kurzer  Fassung 5).  Die 
23  Stücke  dieser  Sammlung  gehören  sämmtlick  zu  der  Wayang 
purwa .  dem  Drama  mit  Figuren  aus  der  altindischen  Heldensage. 
Bei  der  Beliebtheit,  deren  die  Wayangvorstellungen  sich  bei  allen 
Klassen  der  javanischen  Bevölkerung  erfreuen,  ist  der  Werth  dieser 
Erzeugnisse,  wenn  sie  auch  nicht  zu  der  klassischen  Literatur  ge- 
rechnet werden,  für  die  Erforschung  der  Sagenentwicklung  wie 
der  einheimischen  Anschauungen  und  Gebräuche  sehr  hoch  anzu- 
schlagen. Bekanntlich  besitzen  die  Javaner  neben  den  Wayang- 
stücken  in  skizzenartiger  Redaktion  auch  ausführlichere  Texte 
derselben,  wovon  einzelne  schon  veröffentlicht  wurden,  u.  A.  der 
Pandu  (Pandu),  der  jetzt  von  van  der  Vliet  ins  Holländische  über- 
setzt vorliegt6).  Beiträge  zur  Lexikographie  lieferten  Tjondro 
Negoro1),  Vreede9)  und  Meinsma9);  einiges  lexikalische  Material 
findet  man  auch  in  einem  Miscellanartikel  der  Tijdschrift  10).  te 
Mechelen 's  u)  Skizzen  aus  dem  javanischen  Leben  sind  wegen  der 
eingestreuten  Proben  der  gegenwärtigen  Umgangssprache  erwähnens- 
werth.  Die  Fragen  van  der  Tuuk's  ]  2)  zur  Erklärung  altjavanischer 
(Kawi)  Wörter  enthalten  zugleich  Beiträge  zur  altjavanischen  Lexi- 
kographie. Ein  Aufsatz  Meinsma's  über  die  Zeitrechnung  der 
heidnischen  Bewohner  des  Tenggergebirges ,  die  soviel  altertüm- 
liches treu  bewahrt  haben,  bietet  manches  interessante13).     Ueber 


4)  P.  Jansz.  Kleine  Javaansche  spraakkunst.  3e  clruk.  Samarang  (v. 
Dorp)   1879.     XXIV,   326   pp.     8.     Fl.   6. 

5)  C.  te  Mechelen.  Punika  serat  pakem  gantjar-ipun  lampahan  ringgit 
wayang  purwa,  katah-ipun  23  lampahan  ingkang  kangge  ing  tan  ah  pulo  Djawi 
sadaya,  kagelaraken  ing  akatah  dening  para-pakempalan  Genootschap  ing  Ba- 
tawi  kaetjap  dening  tuwan  W.  Bruining  ing  nagari  Batawi,  tahun  1879.  Drie- 
en-twintig  schetsen  van  Wayangstnkken  (Lakons)  trebrnikelijk  by  de  vertooning 
der  Wayang-poerwa  op  Java  (Verh.  Bat.  Gen.  K.  en  W.  XL.)  Batavia  (Bruining) 
1879.  437  pp.  Fl.  10.20.  —  Ueber  die  Wayangs  vgl.  auch  Ch.  te  Mechelen. 
Een  en  ander  over  de  Wayang:  TITLV.  XXV,  72-107.  —  H.  N.  ran  der 
TuvJc.  Wayang:  ebd.  199-200.  — ■  F.  Een  Javaansch  Wayangverhaal :  ebd. 
ÖG9-573. 

6)  J.  van  der  Vliet.      Pandoe  (Wayang-verhaal) :    BTLVXI.     IV.  Volgr. 

III,  273-329. 

7)  Tjondro  Negoro.  Over  de  beteekenis  van  sommige  Javaansche  uit- 
drukkingen:  BTLVXI.     IV.  Volgr.  II,  507-510. 

8)  A.  C.  Vreede.  Nog  iets  over  „koemijoes",  .,ngoendoeh  mantoe"  en 
„kajoet":  BTLVN1.     IV.  Volgr.   III.   150-154. 

9)  J.  J.  Meinsma.  Eenige  toevoegsels  bij  het  Javaansch-Nederduitseh 
Ilandwoordcnboek  van  T.  Eoorda:  BTLVNI.     IV."  Volgr.  III,  241-267. 

10)  Vrageu  en  mededeeüngen :  TITLV.     XXV,  196-214.  565-575. 
t  I  )    Ch.    te  Mechelen.      Kenige    dagen    het    desaleven  meegeleefd:    TITLV. 
XXV.    165-195.      256-318. 

12)  //.  N.  van  der   Tu  nie.      Vragen  ter  opheldering  van  Oud-Javaansehe 
woorden:   TITLV.     XXV,   132-139;  329-336;  432-440. 

13)  J.  J.  Meinsma.     Over  de  tijdrekening  liij  de  Tenggerezon :  BTLVNI. 

IV.  Volgr.  III,   131-149. 


Kern,  Malaiisch-polynes.  u.  melanes.  Sprachen  u.  Literaturen.         3 

Inschriften  von  Java  (und  Sumatra)  liegen  nur  einige  kürzere 
Notizen  vor14). 

Um  das  Sundanesische  hat  Oosting  sich  verdient  gemacht 
durch  ein  sorgfältig  bearbeitetes  neues  sundanesisch-holländisches 
Wörterbuch,  wovon  zwei  Lieferungen  erschienen15).  Grashuis  be- 
sorgte eine  zweite  Ausgabe  seines  „Sundanesischen  Dolmetschers'* lt!). 
Eine  Sammlung  Sundanesischer  Briefe,  welche  Coolsma11)  nebst 
holländischer  Uebersetzung  veröffentlicht  hat,  kann  als  Hilfsmittel 
zur  Erlernung  der  Sprache  betrachtet  und  soll  als  solches  hier 
erwähnt  werden.  Ueber  sundanesische  und  andere  Pflanzennamen 
handelte  Scheffer x%). 

Zu  den  noch  ungedruckten  und  deshalb  nur  unvollkommen 
bekannten  Erzeugnissen  der  malaiischen  Literatur  gehören  die 
Wayang-Erzählungen,  denen  offenbar  javanische  Vorbilder  zu  Grunde 
liegen,  aber  in  weit  älterer  Fassung  als  die  entsprechenden  jetzigen 
Lakons  zeigen.  Einzelne  der  zum  Mahäbhärata-Cyclus  gehörigen 
dramatischen  Erzählungen  hat  van  <!<■>■  Tuuk19)  analysirt,  mit  den 
javanischen  verglichen  und  dadurch  einen  in  jeder  Beziehung  wich- 
tigen Beitrag  zur  Erforschung  der  indischen  Sagenentwicklung  ge- 
liefert, Maxwell  veröffentlichte  eine  Sammlung  malaiischer  Sprich- 
wörter20) und  gab  über  zwei  die  Geschichte  von  Perak  behandelnde 
Manuskripte  21)  ausführlichere  Nachricht,  Ein  kleineres  historisches 
Stück  wurde  von  Murre2'1)  übersetzt,  Auch  der  erneute  Abdruck 
von  Maßles'23)  Uebersetzung  des  Seerechts  von  Malaka  mag  hier 
erwähnt  sein.     Meursznge's  Lesebuch  24)  wurde,  mit  Zusätzen  von 

14)  Facsimile  van  een  tweetal  beschreven  koporen  platen  afkomstig  uit 
Bandjar  Negara:  TITLV.  XXV,  120  mit  einer  Tafel.—  Een  Palembangsche 
piagem:  ebd.  127-131.  —  K.  F.  Holle.  Beschreven  metalen  plaatjes  van  de 
desa  Pasindoer,  afd.  Ledok  (Bagelen):  ebd.  464-465  mit  einer  Tafel.  —  Vgl. 
auch  Inscriptions  cambodgiennes  et  javanaises:  Ann.  de  .l'Extr.  Or.  II,  168-169 
mit  zwei  Tafeln  (vgl.  315). 

15)  H.  J.  Oosting.  Soendasch-Nederduitsch  woordenboek  op  Last  van  het 
Gouvernement  van  Nederlaudseh  Iudie  zamengesteld.  Batavia  (Ogilvie  &  C.) 
1879.     2  st.     pp.  XII,   1-288.     XVI,  289-584.     8. 

16)  G.  J.  Grashuis.  De  Soendanesche  tolk.  Hollandsch-Soendanesche 
woordonlijst.     2   dr.     Leiden  (Sijthoff)   1879.     VIII,   175  pp.     8.     Fl.  2.90. 

17)  S.  Coolsma.    Soendaneesche  brieven :  BTLVNI.  IV.  Volgr.  III,  70-130. 

18)  R.H.  O.  C.  Scheffer.  Inlandsehe  plantennamen :  TITLV.  XXV,  319-328. 

19)  H.  N.  van  der  rlhuk.  Eenige  Maleische  Wajang  verhalen  toegelicht: 
TITLV.  XXV,  489-537. 

20)  W.  E.  Maxwell.   Malay  Proverbs  :  JStrBAS.  No.  1,  85-99  ;  No.  2, 136-162. 

21)  Ders.  Notes  on  two  Perak  Manuscripts:  JStrBAS.  No.   2,   183-193. 

22)  Une  revolution  de  palais  ä  Malaka  en  1334  de  l'ere  chretienne.  Epi- 
sode de  l'histoire  des  rois  malais  de  Malaka  (Extrait  du  Per-atör-an  segala  radja- 
rädja,  et  traduit  par  Aristidc  Marrc):  Ann.  de  l'Extr.  Or.  II,   6-9. 

23)  The  Maritime  Code  of  the  Malays:  JStrBAS.  No.  3,  62-84;  vgl. 
143-144.  [Aus  Jahrgang  1840  des  in  Malaka  erschienenen  Weekly  Register. 
Der  Abdruck  zeigt  mehrfache  Abweichungen  von  dem  durch  Raffles  selbst  in 
As.  Res.  XII,   129-158   veröffentlichten.] 

24)  A.  Meursinge.  Maleisch  leesboek  voor  eerstbeginnenden  en  meer- 
govorderden.      1   st.     Leiden  (Kolff)   1879.     VI,  90  pp.     8.     Fl.   2.20. 


4         Kern,  Malaiiseh-polynes.  u.  melanes.  Sprachen  u.  IMeraPwreh. 

Grashuis,  neu  aufgelegt,  während  van  Eck25)  eine  kurzgefasste 
Sprachlehre  nebst  Gesprächen  und  Glossar  erscheinen  liess.  Das 
Material  zur  Kunde  der  malaiischen  Dialekte,  besonders  des  Me- 
nangkabauschen,  hat  sich  bedeutend  vermehrt  und  zwar  dermassen, 
dass  eine  stätige  Zunahme  des  Eifers  in  Bezug  auf  die  Erforschung 
der  Dialekte  nicht  zu  verkennen  ist.  Habbema  gab  Proben  des 
westsumatranischen  Malaiischen  26)  und  behandelte  menangkabausche 
Sprichwörter27);  van  den  Town  theilte  Erzählungen  mit  über 
Aberglauben  der  Malaien  im  Lande  Menangkabau  2S),  Sprichwörter 
der  Bewohner  der  Padang'schen  Gebirgslande 29)  und  eine  Be- 
schreibung der  bei  den  Malaien  des  Hochlandes  gebräuchlichen 
Feste  30),  nebst  holländischer  Uebersetzung. 

In  seiner  Beschreibung  eines  Ausfluges  in  das  Innere  von 
Malaka  giebt  Hervey 3 1)  u.  a.  auch  neue  Nachrichten  über  den 
eigenthümlichen  Jargon,  dessen  sich  die  Eingebornen  beim  Kampfer- 
sammeln bedienen  und  in  dem  Reste  ihrer  ursprünglich  nicht 
malaiischen  Sprache  bewahrt   sind. 

Das  Verhältniss  der  an  der  Nordspitze  Sumatras,  in  Atjin, 
gesprochenen  Landessprache  zu  dem  Malaiischen,  besonders  dem 
Menangkabauschen  Dialekte ,  ist  noch  nicht  aufgehellt.  Die  Er- 
wartung, dass  in  Folge  der  Niederlassung  der  Holländer  in  Atjin 
unsere  dürftige  Kunde  der  Landessprache  sich  allmälig  erweitern 
würde,  ist  aber  theil weise  schon  in  Erfüllung  gegangen.  Dias  hat 
eine  Liste  atjinesischer  Wörter32)  mitgetheilt,  die,  wenn  sie  auch 
nicht  reichhaltig  ist,  uns  doch  in  die  wichtigsten  phonetischen 
Eigenthümlichkeiten  der  Sprache  einen  Einblick  verstattet. 

Um  unsere  Kenntniss  der  auf  den  westlich  von  Sumatra 
liegenden  Inseln  gesprochenen  Sprachen  ist  es  nicht  viel  besser 
bestellt.  Deshalb  ist  das  von  Oudemans  zusammengestellte  Ver- 
zeichniss  von  Wörtern  der  Inselbewohner  auf  Enggano ,  Mentawei 
und  Nias 33)  immerhin  dankenswerth ,  wäre  es  auch  nur  weil  es 
zeigt,  dass  die  Sprache  Enggano's  viel  weiter  von  den  auf  Mentawei 
und  Nias  gesprochenen  abweicht,  als  die  letztern  unter  sich. 


25)  R.  van  Eck.      Beknopte    spraakkunst    van  het  Maleisch  benevens  op- 
stcllcu  ter  verklaring,  samenspxaken  en  woordenboekje.    Breda  1879.     212  pp.     8. 

26)  ./.  Habbema.    Proeven  van  West-sumätraansch  Maleisch:  TITLV.  XXV, 
337-3G1. 

27)  Ders.  Menangkabausche  spreekwoordeu:  TITLV.  XXV,  417-431.  538-552. 

28)  J.  L.  van  den    'loorn.      Verscheidene    verhalen  omtrent  het  bijgeloof 
van  de  Maleiers  in  het  land  Minangkabau:  TITLV.  XXV,  441-459. 

29)  Ders.   Iets   over    de   spreekwoordelijke   uitdrukkingen    bij  de  bewoners 
van  de  Padangsehe  bovenlanden:  TITLV.  XXV,  553-564. 

20)   Ders.  Over  de  feesten,  die  in  gebruik  zijn  bij   de  Maleiers  van  de  Bo- 
venlanden: TITLV.  XXV,  466-483. 

31)  D.  F.  A.  Hervey.     A  Trip  to  Gunong  Blumut:  JStrBAS,  No.  3,  85- 
115.  —   Uober  die  Kampfer-Sprache  vgl.   ebd.  No.   1,   39-40. 

32)  •/•   Dias.     Lijst  van  Atjehsche  woorden:  TITLV.  XXV,   140-162. 

33)  J.  A.    C.    Oudemans,     Woordenlyst  van  de   talen  van  Enggano,  Men- 
tawei en  Nias:  TITLV.  XXV,  484-488. 


Kern,  Mala  ivtch-poh/ neu.  u.  melanes.  Sprachen  u.  Literaturen.  5 

In  Betreff  Borneo's  können  wir  nichts  mittheilen  als  einen 
Aufsatz     Perham's  über  einen  Festgesang  der  Dayak  34). 

Auch  über  das  Mangkasarisehe  und  Buginesische  ist,  unseres 
Wissens,  nichts  erschienen  mit  Ausnahme  einzelner  Miscellen  Nie- 
mann's35}.  Vom  Balinesischen  ist  nur  zu  erwähnen,  dass  van 
Eck's  Wörterbuch,  welches  1876  die  Presse  verliess,  durch  van 
der    Tnak 36)  scharf  angegriffen  worden  ist. 

Unter  den  Sprachen  der  Molukken  nimmt  das  Ternatanische, 
wegen  seiner  grossen  Verbreitung  einen  hohen  Rang  ein,  womit 
unsere  jetzige  Kunde  desselben  freilich  wenig  im  Einklang  steht. 
Jeder  Beitrag  zum  Studium  einer  solchen  Sprache  soll  mit  Freude 
begrüsst  werden,  nicht  am  wenigsten,  wenn  uns  ein  durchlaufender 
Text  geboten  wird  wie  die  Geschichte  von  Ternate,  in  der  Landes- 
sprache verfasst,  welche  mit  einer  Malaiischen  Paraphrase  des  Ein- 
geborenen Naidah  wie  mit  holländischer  Uebersetzung  versehen 
durch  van  der   <  rab  31)  herausgegeben  wurde. 

Wenden  wir  uns  zu  den  Philippinen,  so  müssen  wir  unser 
Bedauern  aussprechen,  dass  es  uns  nicht  gelungen  ist  eine,  sei  es 
auch  nur  annähernd  vollständige  Uebersicht  der  verdienstlichen 
Leistungen  der  spanischen  Gelehrten,  namentlich  Geistlichen,  zu 
bekommen.  Aus  Trübner's  Record  entnehmen  wir  die  Notiz,  dass 
Gonzatja  von  Mentrida's 38)  Grammatik  der  Bisaya  -  Sprache  auf 
Panay  eine  Ausgabe  besorgt  hat. 

Aus  chinesischer  Quelle  hat  Playfair39)  ein  Vocabular  des 
Formosanischen  und  einige  formosanische  Lieder  in  Uebersetzung 
mitgetheilt ;  ersterem  sind  Vergleichungen  mit  einem  von  Bidlocfc 
früher  veröffentlichten  Vocabular  beigegeben. 

In  Malagasi40)  ist  während  des  letzten  Decenniums  vorzüglich 
von  Europäern  eine  schriftstellerische  Thätigkeit  entwickelt  worden. 
In  Trübner's  Record  (N.  S.  I.  2-3.  59-60.  139-140;  vgl.  XII,  109) 
wird  eine  stattliche  Anzahl  Bücher,  zum  Theil  freilich  bescheidenen 
Umfanges,  sogar  über  Anatomie,  Algebra  und  Astronomie,  auf- 
geführt.    Die  specielle  Erwähnung  zweier  Werke,  nämlich  Sewell's 


34)  J.  Perham.  The  Songofthe  Dyak  Head-Feast:  JStrBAS.  No.  2,  123-135. 

35)  G.  K.  Niemanu.  Mengelingen.  Djaja  Langkara.  Infixen  in  het  Ma- 
k.issaarseh.     Dewi  Sri.     Doode  vogels:  BTLVNI.  IV.  Volgr.  111,236-240. 

36)  II.  N.  van  dir  Tuuk.  Naar  aanleiding  van  R.  van  Eck's  „Ben  eerste 
proeve  van  een  Balineesch  woordenboek" :  TITLV.  XXV.   242-255. 

37)  P.  van  der  Grab.  Geschiedenis  van  Ternate,  in  ternataanschen  en 
maleischen  tekst ,  beschreven  door  den  Ternataan  Naidah  met  vertaling  en 
aanteekeningen:  BTLVNI.   IV.  Volgr.  II,  381-493. 

38)  Fr.  Alonso  de  Mentrida.  Arte  de  la  lengua  Bisaya  Hiliguayna  de 
la  isla  de  Panay.  Impreso  por  D.  Anastacio  Gonzaga.  Manila  (D.  M.  Memije) 
1878.     IV,  248  pp.     4.    —   Vgl.  TR.  N.  S.  I,  53. 

39)  G.  M.  H.  Pla/jfair.  Notes  on  the  Language  of  the  Formosan  Sa- 
vages:  Chß.  VII,   342-345. 

40)  Vgl.  W.  E-.  ÜOUSins.  The  Malagasy  Language:  Transactions  of  the 
Philol.  Soc.   1877-8-9,   283-315. 


f>  Kern.  Malaiisch-poh/nes.  u.  melanes.  sprachen  u.  Literatw&n. 

Englisch-Malagasisches  Wörterbuch41)  und  zwei  Lieferungen  eines 
Malagasisch-Englischen  Wörterbuchs42),  dürfte  hier  am  Orte  sein. 
Die  Verwandtschaftsnamen  dieser  Sprache  wurden  von  &ibree*'A) 
erörtert. 

Unter  den  poljnesischen  Dialekten  des  Stillen  Oceans  hat  die 
Samoa-Sprache  eine  neue  Bearbeitimg  von  Violette**)  erfahren. 
Nachträglich  erwähnen  wir,  dass  derselbe  Verfasser  schon  früher 
Schusters  biblische  Gescbichteu  in's  Samoanische  übersetzt4"')  hat; 
eine  Tonga  -  Uebersetzung  derselben  verdankt  man  Chevron**). 
Theilweise  der  Linguistik .  hauptsächlich  aber  der  Anthropologie 
und  Ethnologie  gewidmet  ist  Lessoris  4  7)  umfassend  angelegtes  Werk 
über  die  Polynesien  neben  welchem  etwa  noch  die  ethnologischen 
Aufsätze  des  sprachkundigen    Whitmee*%)  hervorzuheben  sind. 

Auf  dem  Gebiete  der  melanesischen  Sprachforschung  ist  unseres 
Wissens  nichts  zu  nennen  als  die  (im  Separatabdruck  allerdings 
schon  1873  erschienene)  Fortsetzung  der  gründlichen  sprachver- 
gleichenden Abhandlung  von  von  der  Oaielentz*9). 

Einige  wenige  Wörter  aus  der  Sprache  der  Karon  auf  Neu- 
Guinea,  darunter  die  Zahlwörter,  sind  durch  einen  Brief  von  Bruyn 
in  Ternate  an  die  geographische  Gesellschaft  zu  Amsterdam 50) 
bekannt  geworden. 

Die  Erforschung  der  australischen  Dialekte  schreitet  aus  be- 
greiflichen Gründen  nur  langsam  vorwärts.    Indessen  zeigt  Bennets 


41)  J.  S.  Seicell.  Diksionary  Englisy  sy  Malagasy,  ho  any  izay  mianatra 
teny  Englisy.     Antananarivo   1875.     388  pp.      12.      7s.  6d. 

42)  Malagasy  and   English  Dictionary,  Letter  A  and  B.     24,   26  pp.    8.    5s. 

43)  James  Sibree,  jr.  Relationships  and  the  Names  used  for  them  among 
thc  Pcoples  of  Madagascar,  chiefly  the  Hovas;  togethex  with  Observations  upon 
Marriage  Customs  and  Morals  of  the  Malagasy:  JAI.  IX.  35-50. 

44)  L.    Violette.      Grammaire  samoane :  KL.   XII.   379-454. 

45)  J.  Schuster.  0  Tala  filifilia  mai  Tusi  paia  mai  le  feagaiga  tuai  ma 
le  feagaiga  fou.  Fribourg  en  Bade  (Herden  1S75.  355  pp.  8.  fr.  8.  (L.  I  io- 
lette.  Biblische  Geschichten  aus  dem  alten  und  neuen  Testamente  in  Saraoa- 
Sprache.) 

46)  Ders.  Koe  Gaobi  Talanoa  meihe  tohi  tapu  kihe  mama  motna,  moe 
fuakava  foou  ihe  lea  fakatoga.  Fribourg  en  Bade  (Herder)  1876.  200,  171  pp. 
8.     fr.  8.     (Dass.  Werk  übers,  ins  Tonga  von  P.    Chevron.) 

47)  A..  Lesson.  Les  Polynesiens,  leur  origine,  leurs  migrations,  leur  lan- 
gage.  Ouvrage  redige  d'apres  le  manuscrit  de  l'auteur  par  L.  Martiiiet.  T.  I 
Paris  (Lemuxi  1880.  VII.  523  pp.  8.  Mit  Karte.  fr.  15.  (Ist  auf  vier 
Bände  berechnet.) 

48)  S.  J.  Whitmee.  The  Ethnology  of  Polynesia:  JAI.  VIU,  261-275  mit 
einer  Karte.  —  A  Revised  Nomcuclature  of  the  Inter-Oceanic  Races  of  Men : 
ebd.   300-369. 

49)  H.  C.  von  der  Gnbclentz.  Die  melanesischen  Sprachen  nach  ihrem 
grammatischen  Bau  und  ihrer  Verwandtschaft  unter  sich  und  mit  den  malaiisch- 
polynesischen  Sprachen  untersucht.  2.  Abh.  Leipzig  1873.  VI,  186  pp.  4. 
(Abb.    d.   phil.-hist.   Cl.   d.  sächs.   Ges.   d.   A\'is>    VII.   No.  I.) 

50)  Vgl.  Les  Karmi>.  les  Kebars  et  les  Ambcrbaks  (communique  a  la 
Societe  Academique  Indo-Chinoise,  par  M.  Mcyners  d/Kstrey):  Ann.  de  l'Extr 
Or.  I,  338-343. 


Kern,  Mialaiisch-polynes.  u.  melam.es.  Sprachen  u.  Literaturen.  7 

Vocabular  des  Woolner  Gebietes51)  in  dem  Sammelwerke  über 
die  Stämme  der  Eingebornen  in  Süd-Australia  und  das  Capitel 
über  die  Sprache  in  Smyth's  ■'-)  umfangreicher  Publikation  über 
die  Eingebornen  von  Victoria,  dass  der  Eifer  der  Forscher  noch 
nicht  erloschen  ist.  Eine  linguistische  Betrachtung  über  die  austra- 
lischen Sprachen  im  Anschluss  an  die  Sprache  in  der  Gegend  der 
Encounter  Bay  verdanken  wir  Steinthal 53). 

Zum    Schlüsse    mag    noch    auf   verschiedene    bibliographische 
Notizen  54j  aufmerksam  gemacht   sein. 


51)  J.  W.  O.  Bennet.  Vocabulary  ofWoolner  District:  The  Native  Tribes 
of  South  Australia.  With  an  introductory  chapter  by  J.  I>.  Wood.  Adelaide 
(Wigg).  —  Vgl.    Friederici  Hihi.  Or.   1879.  No.   193 

52)  R.  Brough  Smyth.  The  Aborigines  of  Victoria:  with  Notes  relating 
to  the  Habits  of  the  Natives  of  other  Parts  of  Australia  and  Tasmania.  Com-. 
piled  from  various  sources  for  the  Government  of  Victoria.  Two  Vols.  LXX11. 
488.  VI,  45G  pp.  With  Maps,  Plates.  and  Woodcuts.  £  3  3s.  —  Vgl.  TK. 
XII.   36. 

53)  Steinthal.  Heber  die  Sprache  der  Australier:  Verh.  d.  Berl.  Ges  f. 
Anthr.      1879,  20-28. 

54)  Australian  Languages.  —  Australian  Aboriginal  Language.  —  New 
Zealand.     Aboriginal   Language:  TR.  XII,   l(i'.»-110. 


China    und    Japan1). 

Von 
W.  Grube. 

Das  Jahr  1879  darf,  obwohl  die  in  demselben  erschienenen  ein- 
schlägigen Schriften  keineswegs  besonders  zahlreich  sind,  doch  als 
ein  für  die  Sinologie  ungewöhnlich  fruchtbares  bezeichnet  werden : 
denn  es  hat.  abgesehen  von  einer  Anzahl  anderer  mehr  oder  minder 
werthvoller  Arbeiten,  zwei  Werke  geliefert,  die,  ein  jedes  in  seiner 
Weise,  auf  diesem  Gebiete  einzig  dastehen.  Das  eine  derselben 
ist  Zottoli's  Cursus  litteraturae  Sinicae2),  ein  Riesenwerk,  welches 
schon  durch  seinen  ungewöhnlichen  Umfang  die  Aufmerksamkeit 
auf  sich  lenkt.  Der  Verfasser  ist  Jesuit,  eine  in  diesem  Falle 
wahrlich  nicht  zu  verachtende  Empfehlung  —  :  sind  es  doch  die 
Jesuiten  gewesen,  die  durch  ihre  bahnbrechenden  Werke  Europa 
zu  allererst  mit  der  Geschichte,  den  Sitten,  der  Literatur  und  der 
Sprache  China's  bekannt  gemacht  haben.  Die  Jesuiten  befolgen 
seit  jeher  das  sehr  richtige  Piincip,  sieh  dadurch  für  ihren  Missions- 
beruf vorzubereiten,  dass  sie  vor  allen  Dingen  den  Erfordei'nissen 
einer  gelehrten  und  zugleich  vornehmen  chinesischen  Bildung  ge- 
recht   zu   werden    suchen.      Dies    zu  ermöglichen  ist  nun  auch  in 


1)  Von  den  dieses  Gebiet  betreffenden  Zeitschriften  ist  dem  Bericht- 
erstatter neben  den  ..Mittheilungen  der  deutschen  Gesellschaft  für  Natur-  und 
Völkerkunde  Ostasiens.  Herausgegeben  von  dem  Vorstaude.  Yokohama  (Buch- 
druckerei des  Echo  du  Japon).  17.  Heft.  Mai  1879"  u.  s.  w.  nur  noch  zu- 
gänglich gewesen:  The  China  Review:  or,  Notes  and  Queries  on  the  Far  East. 
Puhlished  every  two  Months.  Hongkong  (China  Mail  Office);  die  grösseren 
Artikel  derselben  sind  von  Vol.  VII,  No.  4.  January  and  February.  1879  bis 
Vol.  VIII,  No.  3.  November  and  üeeember,  1879  berücksichtigt  worden:  auf 
die  zahlreichen  kleineren  Mittheilungen  und  bibliographischen  Notizen  mag  hier 
summarisch  verwiesen  sein.  —  Auf  das  in  JA.  und  TR.  enthaltene  Material  ist 
Referent  zu  spät  aufmerksam  geworden,  um  es  noch  für  diesen  Bericht  ver- 
werthen  zu  können;  dasselbe  wird  jedoch  im  nächsten  Jahre  nachträglich  Be- 
rücksichtigung  rinden. 

2)  1'.  Angelo  Zottoli.  Cursus  litteraturae  Sinicae  neo-missionariis  aecom- 
modatus.  Chang-hai  (Typographia  Missionis  Catholicae).  8.  Vol.  I:  pro  infima 
(lasse  Lingua  familiaris.  IN,  791  pp.  Vol.  II:  pro  inferiore  classe  Studium 
Classicorum.    VII,  655  pp.    [Paris  (Leroux) :  pro  Vol.  fr.  50.]  —  Vgl.  ChR.  VII,  4U5. 


Grrube,   China  und  Japan.  9 

erster  Linie  der  Zweck  von  Zottoli's  Cursus  litteraturae  Sinicae. 
Das  ganze  Werk  ist  auf  6  Bände,  resp.  auf  einen  fünfjährigen 
Cursus  berechnet,  Zur  Zeit  liegen  zwei  Bände  vor,  von  denen 
der  erste  eine  Reihe  im  Stile  der  Umgangssprache  gehaltener 
Lesestücke  enthält,  denen  sich  eine  grosse  Anzahl  höchst  lehr- 
reicher „selectae  dictiones"  anschliesst,  Der  zweite  Band  bietet 
zunächst  in  den  „Notae  praeviae"  eine  Fülle  kurzer  Bemerkungen 
über  Geschichte  und  Literatur,  Sitten  und  Bräuche.  Musik  u.  dgl.  m. 
Alsdann  folgen  das  San-tsi-king,  Ts'ien-ts'i-wen,  Sing-tung-si,  Ta-hio, 
Cung-yung,  Lün-yü  und  Meng-ts'i.  '  Den  chinesischen  Texten  sind 
wörtliche  Uebersetzungen  und  ein  Commentar  beigegeben.  Das 
Werk  verspricht  einen  vorzüglichen  Ersatz  für  die  Arbeiten  Gon- 
galves'  und  Premare's  zu  liefern. 

Ein  Werk  ganz  anderer  Art,  auch  von  eminenter  Bedeutung. 
auch  unerreicht  dastehend,  ist  die  endlich  erschienene  Uebersetzung 
des  Si-king  von  Viel,  von  Sfruiiss*).  Nur  ein  Mann  wie  V.  r.  Sfnmss, 
welcher  in  so  seltener  Weise  den  Dichter  und  den  Gelehrten  in 
sich  vereinigt,  vermochte  es  aber  auch,  ein  Meisterwerk  zu  schaffen, 
welches,  wie  das  hier  besprochene,  der  Sinologie  und  der  vater- 
ländischen Literatur  in  gleichem  Maasse  zur  Zierde  gereicht.  Das 
Si-king,  eines  der  fünf  King  oder  kanonischen  Bücher,  enthält  die 
älteste  Sammlung  chinesischer  Lieder.  Einzelne  der  darin  ent- 
haltenen Lieder  reichen  bis  in  das  XVII.  Jahrh.  v.  Chr.  zurück, 
wahrend  die  jüngsten  dem  VII.  Jahrh.  v.  Chr.  angehören.  Es 
braucht  nicht  erst  bewiesen  zu  werden,  dass  eine  Liedersammlung, 
welche  sich  über  einen  Zeitraum  von  mehr  als  1000  Jahren  er- 
streckt, ganz  abgesehen  von  ihrem  ästhetischen  Gehalt,  von  dem 
grössten  culturhistorischen  Interesse  sein  muss.  Und  dies  ist  in 
der  That  bei  dem  Si-king  in  hohem  Grade  der  Fall.  Eine  Fülle 
charactei'istischer  Züge  und  fein  entworfener  Schilderungen  führen 
uns  gleichsam  mit  einem  Schlage  in  das  gesammte  Leben  und 
Treiben  des  alten  Chinesenthums  ein,  von  dem  pomphaften  Hof- 
leben mit  seinen  Intriguen  bis  herab  zum  Alltagsleben  kleinbürger- 
licher Verhältnisse  mit  seinen  kleinen  und  grossen  Unannehmlich- 
keiten, mit  seinen  Liebesleiden  und  Liebesfreuden.  Aber  nicht 
nur  für  den  Literatur-  und  Culturhistoriker,  auch  für  den  Sprach- 
forscher bietet  das  Si-king  reiches,  Erfolg  verheissendes  Feld  — 
man  denke  nur  an  die  Versuche  Edkins  und  Chalmers,  mit  Zu- 
hülfenahme  der  Reime  des  Si-king  die  alte  Lautform  chinesischer 
Wörter  zu  eruiren.  Bereits  Rückert,  und  nach  ihm  mit  weniger 
Erfolg  Gramer,  hat  den  Versuch  gemacht,  das  Si-king  zu  ver- 
deutschen.     Ihre   Uebersetzungen    haben    als   solche  keinen  Werth, 


3)  Schi-king.  Das  kanonische  Liederbuch  der  Chineson.  Aus  dem  Chi- 
nesischen übersetzt  und  erklärt  von  Victor  von  StrauSS.  Heidelberg  (Winter) 
1880.  528  pp.  8.  M.  17  —  Vgl.  GGA.  1880,  225-234;  Beil.  z.  Augsb.  Postz. 
No.  23.   22.  März   1879;  ZUMCI.  XXXIV,  587. 


\Q  Grube,   China  und  Japan. 

da  beiden  Männern  die  Kenntniss  des  Chinesischen  abging  und 
sie  daher  genöthigt  waren,  auf  die  höchst  unbefriedigende  Ueber- 
setzung  des  -P.  Lacharme  zu  recurrh-en.  V.  r.  Strattss  liingegen 
hat .  vermöge  seiner  gründlichen  Sach-  und  Sprachkenntniss  auf 
der  einen  und  seiner  unvergleichlichen  Fonngewandtheit  auf  der 
anderen  Seite,  eine  Uebersetzung  zu  liefern  gewusst.  welche  die 
Vorzüge  einer  fast  wörtlichen  Wiedergabe  mit  denen  einer  freien 
dichterischen  Schöpfung  verbindet.  Wer  mit  dem  Baue  der  chi- 
nesischen Sprache  vertraut  ist  und  weiss,  wie  sehr  derselbe  von 
dem  der  deutschen  abweicht,  wird  die  Schwierigkeit  des  Unter- 
nehmens beurtheilen  können  und  den  Werth  einer  solchen  Leistung 
zu  würdigen  wissen.  Ueberaus  interessant  und  lehrreich  ist  auch 
die  Einleitung,  welche  V.  v.  tifrauss  seiner  Uebersetzung  voraus- 
schickt, und  welche  in  gedrängter,  aber  klarer  Darstellung  Religion 
and  Cultus,  Sitten  und  Lebensweise.  Reichsordnung  und  Regiment. 
Geschichtliches  und  endlich  die  altchinesiche  Poesie  und  das  Schi- 
king  behandelt. 

Im  Anschluss  an  Zottoli's  Cursus  wären  noch  einige  wenige 
Arbeiten  sprachlichen  Inhalts  zu  erwähnen,  und  zwar  in  erster 
Linie  ein  höchst  anregender  Aufsatz  von  J.  Legge  über  den  chi- 
nesischen Stil4).  Ref.  muss  freilich  gestehen,  dass  er  sich  mit 
den  meisten  der  darin  verfochtenen  Ansichten  nicht  einverstanden 
erklären  kann.  Dahin  gehören  namentlich  folgende  beiden  Thesen, 
welche  das  eigentliche  punctum  saliens  der  ganzen  Abhandlung 
bilden:  erstens,  es  gäbe  für  das  Chinesische  keine  Grammatik,  und 
zweitens,  es  sei  verfehlt,  von  einem  allgemeinen  Stellungsgesetz 
zu  reden.  Den  ersten  dieser  Sätze  könnte  man  durch  die  einfache 
Frage,  wie  denn  bei  einer  Sprache  ohne  Grammatik  überhaupt  eine 
Verständigung  möglich  sei.  widerlegen,  wenn  nicht  der  Verfasser 
ein  anderes  Verständigungsmittel  ausfindig  gemacht  hätte  —  die 
sog.  „rules  of  composition".  Untersucht  man  nun  aber  diese  „rules 
of  composition"  ein  wenig  näher,  so  führen  dieselben,  sofern  sie 
nicht  rein  stilistischer  oder  rhetorischer  Natur  sind,  sämmtlich  auf 
die  Stellungsgesetze  zurück,  und  die  beiden  obigen  Sätze  erweisen 
sich  somit  als  haltlos.  Mit  den  Stellungsgesetzen  steht  und  fällt 
die  chinesische  Grammatik.  Unbeschadet  dieser,  wie  Ref.  glaubt, 
verfehlten  Ansichten,  bietet  der  Aufsatz  doch  mannigfache  An- 
regung und  Belehrung. 

Hirth 5)  hat  seine  schätzbaren .  hauptsächlich  den  amtlichen 
Stil  berücksichtigenden  Mittheilungen  fortgesetzt.  Ueber  gewisse 
charakteristische  Eicrenthümlichkeiten  des  Chinesischen,  namentlich 


4 1  J.  Legge,  Principles  of  Composition  in  Chinese,  as  deduced  ßrom  tli< 
written  Characters;  JEAS    N .  S.   XI.  238-277. 

5)  /•'.  Hirth.  Notes  on  Chinese  Q-rammar.  A\'i t h  Special  Reference  to 
the   Documentary  Style :  ChR.   VIII.   157-163. 


Grube,    China  und  Japan.  \\ 

seiner  lautlichen  Beschaffenheit,  handelte  Maule6).  Lesenswerth 
ist  auch  ein  Aufsatz  von  (liles1)  über  die  chinesische  Bücher- 
sprache ,  welcher  namentlich  die  bildliche  Redeweise  in's  Auge 
fasst.  Der  Lexikographie  gehört  die  lehrreiche  Untersuchung  an, 
welche  V.  r.  Strangs*)  über  einige  altchinesische  Farbenbezeich- 
nungen angestellt  hat. 

Eine  Uebersetzung  des  Johannes-Evangeliums  in  den  Dialekt 
von  Hang-^eu9),  die  Fortsetzung  von  EitePs10)  Wörterbuch  des 
Canton-Dialektes  und  Parkers11)  Beiträge  aus  dem  dialektischen 
Wortschatz  müssen  wie  jeder  Beitrag  zur  chinesischen  Dialekt- 
kunde mit  Freuden  begrüsst  werden,  denn  die  mundartlichen  Ver- 
schiedenheiten werden  einst  einen  der  »Schlüssel  sowohl  zur  Ge- 
schichte, als  auch  zu  den  Verwandtschaftsverhältnissen  des  Chine- 
sischen liefern. 

Endlich  mag  hier  noch  ein  Aufsatz  von  Chalmers1*)  zur 
Schriftlehre  und  ein  Artikel  von  I)ennysVi)  über  das  sprachwissen- 
schaftlich   nicht    uninteressante    Pidgin-English   Erwähnung    rinden. 

Bei  dem  regen  Eifer,  mit  dem  so  viele  Seiten  des  chinesischen 
Lebens  seit  langer  Zeit  durchforscht  werden ,  musste  es  einiger- 
massen  befremden,  dass  man  bis  vor  Kurzem  ein  Gebiet  des  chi- 
nesischen Geisteslebens  fast  ganz  unberücksichtigt  gelassen  hat, 
und  zwar  gerade  dasjenige  Gebiet,  welches  so  recht  eigentlich  den 
höchsten  und  reinsten  Ausdruck  der  geistigen  Entwickelung  der 
Nation  bildet  -  -  die  Philosophie.  Man  kannte  wohl  die  sog. 
klassischen  Bücher,  die  fünf  King  und  die  vier  Su,  von  sonstigen 
philosophischen  Bestrebungen  der  Chinesen  wusste  man  jedoch 
eigentlich  nichts.  Aber  ist  denn  die  chinesische  Spekulation  wirk- 
lich so  gedankenarm  und  so  wenig  entwickelungsfähig,  dass  sie 
mit  Confucius  anfing  und  mit  Confucius  endete?  Keineswegs! 
Weit  entfernt  davon,  hat  vielmehr  die  chinesische  Philosophie,  wie 
besonders  die  Forschungen  der  letzten  Jahre  bis  zur  Evidenz  dar- 
gethan  haben,  die  verschiedenartigsten  Umgestaltungen  erfahren, 
eine  ganze  Reihe  von  Entwickelungsphasen  durchgemacht,  und  wie 


6)  G.  E.  Moule.     Tone  and«  other  Characteristics  of  Chinese :  Journ.   of 
Philol.  VIII,  249-259. 

7)  H.  A.    Giles.      The    Book    Language    of    China:    Nineteenth    Century 
VI,  904-914. 

8)  Victor  von  Strauss  und  Torney.     Bezeichnung  der  Farben  Blau  und 
Oriin  im  chinesischen  Alterthum:  ZDMG.   XXXIII,  502-508. 

9)  Gospel  of  St.  John.     Translated  into  Hangchow  for  tho  Uso  of  C.  M.  S.'s 
Mission  at  Hangchow.    London  (Christian  Knowledge  Society).    88  pp.     8.     ls.  6d. 

10)  E.  J.  Eitel.     A  Chinese  Dictionary  in   the  Cantonoso  Dialekt.     Part  II. 
Hongkong  (Lane,  Crawford  and  Co.).     202  pp.     8.     Doli.  2.50. 

11)  E.  H.  Parker.     New  Fooehow  Colloquial  Words:  ChR,  VII,  415-418. 
—  New  Cantonoso  Words:   ebd.  VIII,   18-22. 

12)  John   Chalmers.      Chinese    Running  Hand:    ChR.  VH,  301-305    (with 
4  pp.  of  Spccimens). 

13)  N.   B.  Dcnnys.     „Pidgin"   English:  JStrBAS.  No.  2,   168-174. 


12  Grube,   China  und  Japan. 

bei  uns,  gerade  so  kann  auch  bei  den  Chinesen  von  einer  realisti- 
schen und  idealistischen,  von  einer  pessimistischen  und  optimisti- 
schen Richtimg  u.  dgl.  m.  gesprochen  werden.  Ein  kurzer  Entwurf 
von  Eitel1*)  giebt  ein  recht  anschauliches  Bild  von  dem  Ent- 
wickelungsgange  der  chinesischen  Philosophie.  Höchst  lesenswerth 
sind  femer  vier  einschlägige  Aufsätze  in  V.  v.  Strauss'  Essays  zur 
allgemeinen  Religionswissenschaft15-18),  und  unter  diesen  nament- 
lich der  Aufsatz  über  Lao-tsi  und  sein  System.  Der  geistvolle 
Uebersetzer  und  Interpret  des  Lao-tsi  zieht  in  diesem  Essay  gleich- 
sam ein  Facit  aus  den  Speculationen  des  grossen  Mystikers.  Aber 
nicht  nur  die  ältere ,  auch  die  neuere  Philosophie  der  Chinesen, 
zumal  wie  sie  uns  in  ihrer  zweiten  Blütheperiode  zur  Zeit  der 
Sung-Dynastie  entgegentritt,  ist  wohl  geeignet,  unser  Interesse  in 
Anspruch  zu  nehmen.  Der  geniale  Reformator  der  älteren  Philo- 
sophie Ceu-ts'i  und  der  berühmte  Polyhistor  Cu-hi  sind  die  Führer 
dieser  neuen  geistigen  Strömung,  welche  die  besten  Geister  des 
Mittelreiches  mit  sich  fortriss.  Die  hervorragendsten  Schriften 
dieser  Schule  sind  in  dem  berühmten,  in  China  allgemein  ver- 
breiteten Sammelwerk  Sing-li  tsing-i  niedergelegt,  welchem  auch 
der  kleine,  vom  Ref.  herausgegebene  Text19),  das  Verhältnis*  von 
Vernunft  und  Materie  behandelnd,  entnommen  ist.  Einen  Beitrag 
zur  Kenntniss  der  philosophischen  Literatur  Chinas  hat  auch  Pf'iz- 
mau r2n)  geliefert  und  Hutclunson21)  hat  seine  Uebersetzung  der 
kritischen  Erörterungen  Wang  C'ung's  fortgesetzt. 

Der  Chinese,  vorwiegend  praktisch  angelegt,  inclinirt  wenig 
zu  theologischer  und  theosophischer  Spekulation:  es  fehlt  ihm  der 
religiöse  Sinn  dazu.  Das  geht  so  weit,  dass  man  von  einer  chi- 
nesischen Religion  in  des  Wortes  wahrer  Bedeutung  überhaupt 
nicht  reden  kann.  Wenn  man,  wie  dies  ja  oft  zu  geschehen  pflegt, 
von  drei  in  China  herrschenden  Religionen  spricht,  so  beruht  das 
auf  einer  irrigen  Auffassuno-.     Weder  der  Confucianismus  noch  der 


14)  K.  J.  Eitel.  Outlines  of  a  History  of  Chinese  Philosophy:  Travaux 
de  la  'S''  session  du  Congr.  des  Orient,  ä  St.  Petersbourg  II,  1-14.  —  Vgl.  von 
demselben  Verfasser    Chinese  Philosophy    before  Confucius:    ChK.   VII,  388-392. 

15)  Victor  von  Strauss  und  Torney.  Ueber  Laö-tse  und  sein  System: 
Essays  zur  Allgemeinen  Religionswissenschaft  75-108. 

16 1  Ders.  Laö-tse  Täo-te-king.  Der  Weg  zur  Tugend.  Aus  dem  Chi- 
nesischen übersetzt  und  erklärt  von  Keinhold  von  Plänckner:  ebd.    109-125. 

17)  Ders.     Zur  chinesischen  Literatur:   ebd.   126-133. 

18)  Ders.  Thai-khi-thu.  des  Tscheu-tsi  Tafel  des  Urprinzipes  mit  Tschü-hl's 
Commentare  von  G.  v.   d.   Gabelentz:   ebd.   134-138. 

19)  Zur  Naturphilosophie  der  Chinesen.  Li  Khi.  Vernunft  und  Materie 
Uebersotzt  und  erläutert  von  Wilhelm.  Grube:  Bull,  de  l'Ae.  Imp.  d.  Sc.  de 
St.-Pct.  XXV,  554-570. 

20)  A.  Pfizrnaier.  Die  philosophischen  Werke  Chinas  in  dem  Zeitalter 
der  Thang.  Wien  (Gerold)  1878.  82  pp.  8.  M.  1.40.  (Aus:  Sitzungsber.  d. 
k.  Akad.   d    Wiss.) 

21)  A.  B.  Hutchinson.  The  Critical  Disquisitions  of  Wang  Ch'ung :  ChK. 
VII,  237-242.    305-3U8.   373-377.   Vlll,   39-17 


Grube,   China  und  Japan.  13 

Taoismus  darf  eine  Religion  genannt  werden,  vielmehr  ist  der 
erstere  nichts  Anderes  als  ein  Inbegriff  allgemein  ethischer  und 
rechts-  und  staatsphilosophischer  Lehren,  während  der  letztere  eben 
nur  ein  fratzenhaftes  Zerrbild  der  tiefsinnigen  Lehre  des  Lao-tsi 
darstellt.  Und  der  Buddhismus?  Er  ist  und  bleibt  eine  impor- 
tirte  Pflanze ,  die  niemals  in  China  so  recht  hat  Wurzel  fassen 
können;  sein  Einfluss  auf  die  Grundan schauungen  der  Nation,  wenn 
von  einem  solchen  überhaupt  die  Rede  sein  kann ,  ist  ein  ver- 
schwindender. Immerhin  haben  jedoch  auch  die  Chinesen,  wie 
jedes  andere  Kulturvolk ,  ihre  eigentümlichen  religiösen  Vor- 
stellungen, nur  dass  dieselben  nicht  in  einem  Kanon  zusammen- 
gefasst  sind,  sondern  sich  hie  und  da  zerstreut  vorfinden.  Es  ist 
daher  gewiss  eine  lohnende  Aufgabe,  solche  Aeusserungen  religiösen 
Empfindens  zu  sammeln  und  zu  sichten.  Ein  Versuch  nach  dieser 
Richtung  ist  neuerdings  von  Chalmers  22)  gemacht  worden.  Eben- 
falls der  Religioswissenschaft  gewidmet  sind  die  „Sacred  Books  of 
China"23),  von  Legye  übersetzt,  von  welchen  der  erste  Band  vor- 
liegt. Auf  die  Geschichte  der  Nestorianer  in  China  beziehen  sich 
kleinere  Notizen  von  Phillips  und  Wylie 24).  Die  französische 
Uebersetzung  von  Premare's  Nachweis  von  Spuren  christlicher 
Dogmen  in  den  Schriften  der  Chinesen  25)  ist  Ref.  unbekannt  ge- 
blieben. 

Dasjenige  Gebiet,  welches  den  eigentlichen  Glanzpunkt  der 
chinesischen  Literatur  ausmacht,  sind  die  Werke  historischen  und 
geographischen  Inhalts.  Es  ist  zur  Genüge  bekannt,  wie  zahlreiche 
und  wichtige  Aufschlüsse  beispielsweise  die  Reiseberichte  des  Hüen- 
ts'ang,  des  Fa-hien26)  und  auch  des  C'ang-c'ün  für  die  älteren 
geographischen,  ethnographischen  und  geschichtlichen  Verhältnisse 
Asiens  dargeboten  haben.  Es  ist  auch  auf  diesem  Gebiete  bereits 
viel  und  darunter  manches  Hervorragende  zu  Wege  gebracht  worden, 
aber  es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  die  Summe  dessen,  was  noch 
zu  leisten  ist,  die  des  schon  Geleisteten  weit  übersteigt.     Da  gilt 

22)  J.  Chalmers.  Chinese  Natural  Theology:  Travaux  de  la  3e  session 
du  Congr.  des  Orient,  a  St.  Petersbourg  II,  15-40  nebst  XV  pp.  chinesischer 
Texte.      (Der  englische  Text  ist    identisch  mit  Jahresber.   1877,  I,  49,  No.   28.) 

23)  The  Sacred  Books  of  China.  The  Texts  of  Confucianism  translated  by 
./.  Legge.  Pt.  I:  The  Shu  King,  the  Religious  Portions  of  the  Shi  King,  the 
Bsiäo  King.  Oxford  (Clarendon  Press).  XXX,  492  pp.  8.  12s.  6d.  (Sacred 
Books  of  the  East.  Vol.  III.)    —    Vgl.  Douglas  Ac.  XVI,   114;  ChR.  VIII,    58. 

24)  Geo.  Philips.  Supposed  Mention  in  Chinese  History  of  the  Nestorian 
Mission*  to  China  in  the  7th  and  S"'  Centimes:  ChR,  VII,  412-415.  Nestorians 
at  Canton:  ebd.   VIII,  31-34.  —  A.   Wylie.    Nestorians  in  China:  ebd.   190-191. 

25)  P.  de  Primäre.  Vestiges  des  priueipaux  dogmes  chretiens,  tires  des 
anciens  livres  chinois,  avec  reproduetion  des  textes  chinois.  Traduits  du  latin, 
accompagnes  de  differents  complements  et  remarques  par  MM.  A.  Bonnetty  et 
P.  Perny.  Paris  (Buroaux  des  Annales  de  philosophie  chretienne)  1878.  XV, 
515  pp.     8.     fr.  20.  —  Vgl.  J.  Brucker  Et.  relig.  Mars. 

26)  T.  Watters.  Pa-hsien  and  his  Englisb  Translators:  ChR  VIII,  107- 
116.   131-140. 


14  Grube,   China  und  Japan. 

es  vor  Allem  jene  riesenhaften  Enzyklopädien ,  an  denen  Chinas 
Literatur  so  reich  ist,  gehörig  auszuheuten.  Welch'  eine  Fülle  von 
neuem  Material  ist-  noch  aus  diesen  Pundgruhen  für  die  Wissen- 
schaft zu  gewinnen!  Schon  längst  hat  sich  die  berühmte  Ency- 
klopädie  des  Ma  Tuan-lin  einer  besonderen  Beachtung  von  Seiten 
der  europäischen  Gelehrten  zu  erfreuen  gehabt.  Das  Wen-hien 
t'ung-k'ao  —  so  lautet  der  chinesische  Titel  dieses  Werkes  -  -  ist 
der  Zeit  nach  die  dritte  unter  den  chinesischen  Encyklopädien :  es 
datirt  aus  der  Zeit  der  Mongolenherrschaft  und  umfasste  in  seiner 
ursprünglichen  Gestalt  348  Bücher,  doch  hat  sich  sein  Umfang  in 
der  Folgezeit  durch  mehrfache  Ergänzungen  noch  um  ein  Beträcht- 
liches vergrössert.  Es  wäre  insbesondere  zu  wünschen,  dass  das 
in  demselben  enthaltene  historische  Material  allmählich  ein  wenig 
mehr  zugänglich  gemacht  würde,  und  zwar  nach  dieser  Richtung 
vor  Allem  die  die  Sung-Dynastie  betreffenden  Nachrichten,  welche 
das  Wen-hien  t'ung-k'ao  in  einer  von  den  Reichsannalen  ganz  un- 
abhängigen Darstellung  bietet.  Einen  recht  lehrreichen  Beitrag  zur 
Geschichte  dieser  Dynastie  liefert  zwar  Oxenkam27),  allein  leider 
giebt  der  Verfasser  seine  Quellen  nicht  an.  ein  Mangel,  der  um  so 
fühlbarer  ist,  als  die  officielle  Geschichte  der  Sung-Dynastie,  von 
einem  Mongolen  Namens  T'o-t'o  verfasst,  überaus  fehlerhaft  ist. 
Einer  älteren  Zeit  gehören  die  Annalen  der  Han-Dynastie  an,  aus 
denen  Wylie  2S)  einige  besonders  interessante  Abschnitte  übersetzt 
hat.  Von  der  grössten  Bedeutung  für  die  politische  Geschichte 
Chinas  in  der  Gegenwart  ist  der  Pekinger  Regierungsanzeiger,  von 
welchem  der  Jahrgang  1878  in  englischer  Uebersetzung  erschienen 
ist 29).  Von  speciellerem  Interesse  ist  eine  Mittheilung  von  d'IIervey 
de  Saint-Denys  30).  Sonstige  historische  Arbeiten  verdanken  wir 
Desprez31),  Pfizmaier32),  Ilosie33)  und  Allen  u).     Mit  Fragen  der 


27)  E.  L.  Oxeriham.  A  Chip  from  Chinese  History,  or  the  last  two  Em- 
perors  of  the  Great  Sung  Dynasty,  1101—1126:  ChR.  VII,  392-399.  VIII, 
167-17G. 

28)  History  of  the  South-Western  Barbarians  and  Chaou-Seen.  Translated 
from  the  „Tseen  Han  Shoo",  Book  95,  by  A.  Wylie.  With  Introduction,  by 
7/.  H.  Howorth:  JAI.  IX,  53-87.  —  Dazu  Appendix.  Memoir  of  Yen  Ts'oo. 
Translated  from  the   „Tseen  Han  Shoo",   Book  LXIV,  fol.  1-7  :  ebd.   87-96. 

29)  Translations  of  the  Peking  Gazette  for  1878.  Reprinted  from  North 
China  Herald  and  Supreme  Court  and  Consular  Gazette.  Shanghai.  XXX,  245  pp. 
8.     [London:   10s.  6d.] 

30)  d'Hervey  de  Saint-Denys.  Sur  une  notice  de  M.  August  Strindberg 
concernant  les  relations  de  la  Suede  avec  la  Chine  et  les  pays  tartares,  depuis 
Le  milieu  du  XVIIe   sieclc  jusqua  nos  jours:  CRAI.  IV.  Ser.,  VII,   137-140. 

31)  A.   Desprez.     La  Chine  au  XHI    Siecle:   Rep.  franc.  Mai  9. 

32)  A.  Pfizmaier.      Nachrichten    von    Gelehrten  China's.      Wien  (Gerold) 

1878.  82   pp.     8.     M.  1.40.  —  Seltsamkeiten  aus  den  Zeiten  der  Thang.     ebd. 

1879.  desgl.     (Aus  Sitzungsber.   d.  k.   Akiul.   d.   Wiss.) 

33)  Alex.  Hoste.    V\ ls  in  China.    A.  D.,  630— 1630:  ChR,  VII,  371-372. 

34)  Herbert  J.  Allen.  The  Lewchew  Islands:  ChR.  VIII,  140-143;  vgl. 
VII,  283. 


Grube,    China  und  Japan,  15 

Ethnographie  und  historischen  Geographie  beschäftigte  sich  de 
Rosny35)  und  in  seiner  Weise  KingsmiU36).  Von  Bretschneider's31) 
trefflichen  Untersuchungen  über  Peking  ist  eine  französische  Ueber- 
setzung  erschienen.  Von  Arbeiten  zur  rein  geographischen  Literatur 
kommen  für  unsere  Zwecke  etwa  nur  eine  Notiz  über  Heddes 38) 
Hoa-fa-ti-li-ci  und  ein  Aufsatz  Htmly'^ 3i))  in  Betracht. 

Dass  China,  welches  sich  eines  Jahrtausende  langen  Bestehens 
rühmen  kann,  ohne  dass,  wie  es  scheint,  während  dieses  ganzen 
Zeitraumes  irgend  welche  fundamentalen  Umwälzungen  auf  dem 
Gebiete  seiner  Rechtsgrundsätze  und  Rechtsverhältnisse  stattge- 
funden hätten,  auch  für  den  Juristen  gar  manches  Neue  und  Be- 
achtenswerthe  bieten  muss,  liegt  auf  der  Hand.  Dies  beweist  hin- 
länglich eine  ebenso  eingehende  wie  gehaltreiche  Studie  Parker'?, 
über  das  chinesische  Fainilienrecht40),  zu  welcher  der  Verfasser 
durch  v.  Möllendorff's  vorzügliches  Buch  über  diesen  Gegenstand 
die  Anregung  erhalten  zu  haben  scheint.  Nicht  minder  interessant 
sind  ferner  die  von  Janueson  gebotenen  Uebersetzungen  aus  dem 
Lü-li41),  dem  Gesetzescodex  des  Chinesen,  und  der  Aufsatz  eines 
Anonymus  über  Gesetzgebung  und  Gesetz  im  alten  China42). 
Seine  Studien  über  das  Li-ki  hat  Mac  Intyrei3)  weitergeführt. 

Am  Schlüsse  dieser  Uebersicht  der  wissenschaftlichen  Literatur 
sei  endlich  noch  auf  einen  Artikel  über  Alchemie  44)  in  China  und 
auf  TUy/iVs45)  höchst  interessanten  Beitrag  zur  chinesischen  Astro- 
nomie hingewiesen. 


35)  L.  de  Rosny.  Les  peuples  orientaux  connus  des  anciens  Chinois. 
Etüde  de  philologie  ethnographique.  Avoc  une  planche  et  une  carte.  Paris 
(Leroux).      8.     fr.  5.     (Aus :   Moni.   d.  1.  Soc.   d'etlmogr.  N.  S.  vol.  I.) 

36)  W.  T.  KingsmiU.  Ethnological  Sketches  from  the  Dawn  of  History: 
ChR.  VII,  382-388.  —  Ancient  Geographica]  Names  in  Central  Asia:  ebd.  VIII, 
163-1GG. 

37)  E.  Bretsclineider.  Recherches  areheologiques  et  historiques  sur  Pekin 
et  ses  environs.  Ouvrage  couronne  par  l'aeademie  des  inscriptions  et  belles- 
lettres.  Traduction  fra119ai.se  par  V.  C.  de  Plancy.  Paris.  135  pp.  8.  fr.  10. 
(T.  XII  der  Puhlications  de  l'ecole  des  langues   orientales  Vivantes.) 

38)  J.  Hedde.  Hao-Fa-Ti-Li-Tchi,  dictionnaire  geographique  chinois-fran- 
r.iis.  Lyon  (impr.  Pitrot).  36  pp.  8.  (Extr.  du  Bull.  d.  1.  Soc.  do  Geogr. 
Lyon   1877.)  —  Vgl.  Jahresbericht   1877,  I,  53   No.  60. 

39)  Ä\  Himly.  Ueber  zwei  chinesische  Kartenwerke:  Z.  d.  G.  f.  Erdk.  z. 
Berlin   XIV,   181-196. 

40)  E.  H.  Parker.  Comparative  Chinese  Family  Law:  ChR.  VIII,  67-107. 
Auch  separat  Doli.   1.50. 

41)  G.  Jamieson.  Translations  from  the  Lü-li,  or  General  Code  ofLaws: 
Will.  VIII,   1-18. 

42)  Legislation   and  Law  in  Ancient  China:  ChR.  VII,   285-290. 

43)  J.  Mac  Intyre.  Jottings  from  the  Book  of  Rites:  ChR.  VII,  212-219. 
290-301.  355-364. 

44)  W.  A.  P.     Alchemy  in  China:  ChR.  VII,   242-255. 

45)  A.  Wylie.  The  Mongol  Astronomical  Instruments  in  Peking:  Travaux 
de  la  3e  session  du  Congr.  des  Orient,  k  St.  Petersbourg  II,  431-456  mit  2  Tafeln 
und  4  Bl.   chinesischer  Texte. 


\Q  Grube,    China    und  .Japan. 

Ausser  der  klassischen  und  der  wissenschaftlichen  Literatur 
giebt  es  in  China,  wie  bei  uns.  eine  sehr  ausgedehnte  Belletristik. 
Ohne  als  ein  berechtigter  Zweig  der  Literatur  anerkannt  zu  sein, 
spielt  sie  doch  eine  bedeutende  Rolle.  Der  Chinese  liest  gern 
und  liest  viel,  und  es  ist  unter  solchen  Umständen  leicht  erklärlich. 
wenn  neben  der  besseren  Romanliteratur  auch  die  niedrigsten  Sorten 
einer  gemeinen  Strassenlectüre  in  grosser  Anzahl  vertreten  sind. 
Der  chinesische  Roman  ist  für  uns  von  doppeltem  Interesse,  in- 
dem er  erstlich  das  getreuste  Spiegelbild  der  socialen,  intellectuellen 
und  sittlichen  Zustände  des  Mittelreiches  repräsentirt  und  zweitens 
dem  Sprachforscher  die  besten  Muster  der  modernen  chinesischen 
Umgangssprache  darbietet.  Zahlreiche,  früheren  Jahren  angehörige 
Uebersetzungen  haben  bereits  den  Westen  auch  mit  diesem  Zweige 
des  chinesischen  Schriftwesens  vertraut  gemacht,  welcher  diesmal 
durch  einen  von  Piry*6)  übersetzten  Roman,  die  Fortsetzung  der 
romanhaften  Lebensgeschichte  K'ung-ming's  47J  und  eine  Mittheilung 
v.m   Wells  WtUtamsi&)  vertreten  ist. 

Die  poetische  Literatur,  soweit  sie  nicht  schon  oben  zur  Er- 
wähnung kam.  ist  vertreten  durch  die  Fortsetzung  der  metrischen 
Paraphrase  des  Si-king  von  einem  Ungenannten 49),  der  gleichzeitig 
Kmgsmüts50)  Phantasien  über  das  Si-king  die  angemessene  Wider- 
legung zu  Theil  werden  liess. 

Erwähnenswerth  sind  ferner  ein  Artikel  über  chinesische  Poesie 
von  Medhurst 51)  und  eine  gründliche  literarhistorische  Studie  aus 
Pfizrnaier's  52)  Feder. 

Die  Unterrichtsliteratur  tritt  uns  entgegen  in  den  fortgesetzten 
Uebersetzungen  chinesischer  Schulbücher 5S)  und  einem  Vortrage 
von    Wells  Williams  54j ,   zu  denen  AlbrecJ/t's  55)  Artikel  über  das 


46)  Ehr-tou-Mei,  ou  les  primiers  merveilleux,  roman  chinois,  traduit  et 
accompagne  de  notes  philologiques  par  A.  Theopht  Piry.  Paris  (Dentu).  2  vol. 
XXI.   078   pp.     8.     fr.  7. 

47)  G.  C.  S.  Brief  Sketches  from  the  Life  of  K'ung-ming:  ChR.  VII, 
219-228.   377-381.     VIII.   47-51.   117-122. 

48)  S.  Wells  Williams.  On  the  Lieh-Kwoh  Chi,  a  Chinese  historieal  novel: 
PAOS.  Oct.   1878-Oct.   1879,   XIV-XVI 

49  i  V.  W.  X.  The  Ballads  of  the  Shi-king :  ChK.  VII,  229-232.  3G7-.;70. 
VIII,  27-31.  143-146.  —  Vgl.  von  demselben  Verf.  The  Sadness  of  Separation 
.,r   Li   S:io:   ebd.  VII.   309-314. 

50)    V.   W.  X.     Mr.  Kingsmill  and   the  Shi-king:  ChR.  VII,  330-33G. 

51 1    W.  Medhurst.     Chinese  Poetry:  Macmillan's  Magazine,  Febr. 

52)  A.  Pfizmaier.  Ueber  einige  chinesische  Schriftwerke  des  7.  und  8.  Jahr- 
hunderts a.Chr.  Wien  (Gerold).  82  pp.  8.M.1.4Ü.(AusSitzungsber.  d.k.  Akad.d.Wiss  l 

53)  Translations  of  Chinese  School-books:  ChR.  VII,  232-237.  3C4-3C7. 
VIII,  23-27.    1  16-149. 

54 1  S.  Wells  Williams.  On  Female  Edueation  and  the  Legal  Position 
of  Women  in  China,  with  a  Translation  of  a  Chinese  l'rimer  for  Girls:  PAOS 
Oet.  1878-Oct.  1S79.  11-111.  —  Vgl  von  demselben  Verfasser  Female  Edueation 
and  Authors  in   China:  The  New   Engländer.     March,    1S79. 

55 1  ./.  /-.'.  Albrecht.  Bei  schoolonderwijs  onder  de  Chineezen  op  Java,: 
TITLV.   XXV.    225-241. 


Grube,   China  und  Japan.  17 

Schulwesen  der  Chinesen  auf  Java  eine  praktische  Ergänzung  bildet. 
Die  Frage  über  die  Stellung  der  Frauen  wurde  ferner  noch  von 
Ly-Chao-Pee™)  und  Nocentmi51)  behandelt.  Von  Stents,  58)  Auf- 
satz über  die  Eunuchen  ist  eine  deutsche  Uebersetzung  erschienen, 
die  jedoch  viel  zu  wünschen  übrig  lässt.  Die  chinesischen  Aemter 
behandelten  Pfizmaier59)  und  Bourne60),  das  Münz-  und  Geld- 
wesen Kirkivood 61)  und  Ly-Chao-Pee62).  Einen  äusserst  inter- 
essanten authentischen  Beitrag  zur  Kenntniss  der  geheimen  Ge- 
sellschaften in  den  chinesischen  Kolonien  hat  Pickefing  63)  geliefert. 
Wells  Williams  64)  verdanken  wir  eine  Schilderung  von  Land  und 
Leuten  überhaupt. 

Endlich  hat  Edkins G5)  einen  Brief  kritischen  Inhalts  ver- 
öffentlicht und  Gordier 6G)  eine  zweite  Lieferung  seiner  hochver- 
dienstlichen Bibliographie  herausgegeben. 

Wir  gehen  nunmehr  zu  Japan  über,  welches  in  letzter  Zeit, 
und  mit  Recht,  die  Aufmerksamkeit  Europas  in  hohem  Grade  in 
Anspruch  nimmt.  Die  ungewöhnliche  Energie,  man  möchte  fast 
sagen  Ueberstürzung,  mit  welcher  die  civilisatorischen  Maassregeln 
daselbst  durchgeführt  werden,  die  auffallende  Leichtigkeit,  mit 
welcher  dieselben  Aufnahme  finden,  geben  zu  denken.  Beides 
spricht  für  die  hohe  Begabung  und  Entwickelungsfähigkeit  der 
Nation.  Noch  sind  unsere  Kenntnisse  auf  dem  Gebiete  der  japa- 
nischen Philologie  äusserst  mangelhaft,  wohl  in  Folge  der  ausser- 
ordentlichen Schwierigkeiten,  mit  denen  man  hier  zu  kämpfen  hat. 
Immerhin  lässt  sich  constatiren,  dass  die  wissenschaftliche  Forschung, 
weit  entfernt,  sich  durch  jene  Schwierigkeiten  abschrecken  zu 
lassen,    mit  jedem  Jahre  neue  Gebiete  erobert  und  sowohl  in  ex- 


50)  Ly-Cliao-Pee.  De  la  condition  de  la  femine  en  Chine  comme  tille, 
epouse  et  mere.  Conference  faite  a  Chartres  le  0.  juin  1878.  Chartres  (impr. 
Garnier).     12   pp.     8. 

57)  L.  Nocentini.  La  donna  cinese.  Estr.  della  Rassegna  nationale,  Fase. 
II  anno   1879.     Firenze.     8. 

58)  Chinesische  Eunuchen  oder  der  Ursprung,  Charakter,  Habitus,  Obliegen- 
heiten und  Zurichtung  der  Hämmlinge  Chinas  nach  (J.  Carter  Stent.  Leipzig 
(Otto   Schulze).     47   pp.     8.     M.  0.50. 

59)  A.  Pfizmaier.  Darlegung  der  chinesischen  Aemter.  Wien  (Gerold). 
98  pp.     4.     M.  4.80.     (Aus  Denksehr.   d.  k.  Akad.   d.  Wiss  i 

60)  F.  S.  A.  Bourne.  Historical  Table  of  the  High  Officials  comp'osing 
the  Central  and  Provincial   Governments  of  China:  ChR.   YH,  314-329. 

61)  James  Kirkwood.  Appendix  to  Wylie's  „Goins  of  the  Ta-Ch'ing 
Dynasty"  „Hien  Pung"   Period:  ChR.   VII,  255-269. 

62)  Ly-  Chao-Pee.  L'interet  de  l'argent  en  Chine:  Journ.  des  econo- 
mistes   IV.   8er.,  V,  79-86. 

63)  W.  A.  Pichering.  Chinese  Secret  Societies:  JStrBAS.  No.  1,  63-84. 
No.  3,   1-18. 

64)  yS.  W.  Williams.  On  China,  the  Country  andPeople:  Journ.  Americ. 
Geogr.  Soc.  VIII,  269-284. 

65)  J.  Edkins.     Letter  from  Peking:  Ac.    XVI,   102-105. 

66)  Henri  Cordier.  Bibliotheca  Sinica.  Dictionnaire  bibliographique  re- 
latif  a  l'empire  chinois.     T.  1,  fasc.   2.      Paris  (Leroux).     pp.   225-448.     8. 

Jahresbericht  1879.  2 


lg  Grube,   China  und  Japan. 

tensiver  als  auch  in  intensiver  Beziehung  die  erfreulichsten  Fort- 
schritte macht.  Das  historische  Interesse  tritt  hier  erklärlicher 
Weise  in  den  Vordergrund,  und  es  darf  daher  nicht  Wunder 
nehmen,  wenn  Arbeiten  geschichtlichen  Inhalts  unter  den  uns  vor- 
liegenden Schriften  das  Hauptcontingent  ausmachen.  Ein  Aufsatz 
von  L.  de  Rosny61)  befasst  sich  mit  den  Ereignissen  in  dem  Zeit- 
räume von  585  v.  Chr.  bis  313  n.  Chr.  Die  Gegenwart  ist  durch 
ein  gut  empfohlenes  Buch  von  Mounsey  68)  vertreten.  Dem  durch 
seine  Grammatik  rühmlichst  bekannten  Aston,  einem  der  gründ- 
lichsten Kenner  Japan's,  verdanken  wir  ebenfalls  eine  interessante 
historische  Monographie 69).  Mehr  allgemein  schildernd  verhält 
sich  das  bekamite  Buch  von  Grvffis 7o) ,  von  welchem  die  dritte 
Auflage  vorliegt. 

Neben  der  eigentlichen  Geschichtsschreibung  im  engeren  Sinne 
und  unabhängig  von  derselben  hat  sich  in  Japan  eine  besondere, 
ganz  eigenartige  Literaturgattung  herausgebildet :  das  sind  die 
sogenannten  Monogatari,  eine  Art  biographischer  Geschichte,  in 
welcher  das  romantische  Element  eine  hervorragende  Kolle  spielt. 
Der  Hang  zum  Romantischen  ist  —  im  Gegensatz  zu  dem  nüchtern 
reflectirenden  Chinesen  —  dem  Japaner  eigenthümlich ;  derselbe 
giebt  der  ganzen  Geschichte  des  Landes  ein  charakteristisches 
Gepräge,  und  nicht  selten  wird  man  dadurch  in  überraschender 
Weise  an  unser  Mittelalter  erinnert.  Eines  jener  Monogatari  liegt 
in  der  Uebersetzung  von  Lange  71)  vor. 

Die  japanische  Literatur  wird  in  einem  kleinen  Aufsatze  von 
L.  de  Rosny12)  behandelt.  Auch  auf  diesem  Gebiete  verdanken 
wir  der  rastlosen  Thätigkeit  Pf'izmmer's  zwei  werthvolle  Ab- 
handlungen 73—74^  j)[e  philosophische  Literatur  Japan's  ist  eben- 
falls   durch    einen  Beitrag   vertreten  75), "  doch  ist  dies  ein  Gebiet, 


67)  L.  de  Rosny.  Les  suceesseurs  des  Zin-mu  jusqu'ä  l'epoque  de  la 
guerre  de  Coree:  Rev.  Or.  et  Am.     Paris  III,  89-112. 

68)  A.  H.  Mounsey.  The  Satsuma  Rebellion :  an  Episode  of  Modem 
Japanese  History.     London   (Murray).     8.      10s.   6d.  —  Vgl.  Ae.  XV,  53G. 

69)  W.  G.  Aston.  Hideyoshi's  Invasion  of  Korea:  Trans.  As.  Soc. 
Japan.     VI,   2. 

70j  W.  E.  Griffe.  The  Mikado's  Empire.  IlPd  ed.  106  Illustr.  with 
2   maps      New  York  (Harper).     641,  51,   16  pp.   —  Vgl.  TR.  XU,  46. 

71)  K.  Lange.  Das  Taketori  Monogatari:  Mitth.  d.  Ges.  f.  Natur-  u.  Völkerk. 
Ostasiens.      17.  Heft,  303-318.      (Auch  separat  erschienen.) 

72)  Li'on  de  Rosny.  La  litterature  des  Japonais.  Conference  faite  a 
l'eeole  speciale  des  langues  orientales:  RL.  XIII,   141-165. 

73)  A.  Pfizmaier.  Fortsetzungen  der  Zeichnung  der  zwei  Pa.  Wien 
(Gerold).     82   pp.     8.     M.  1.40.     (Aus:  Sitzungsber.   d.    k.  Akad.  d.   Wiss.) 

74)  Ders.  Der  Schauplatz  von  Fudzi-No-Mori.  Wien  (Gerold).  62  pp.  8. 
M.  0.90.      (Aus:   Sitzungsber.   d.   k.   Akad.  d.   Wiss.) 

75)  Extraits  du  Kiu-o  Dau-wa  traduits  du  Japonais  par  le  comte  Charles 
de  Montblanc:  Mem  do  la  Soc.  des  etudcs  japonaises,  chinoises,  tartares  et 
indo-chinoises  II.   135-153 


Grube,   China  und  Japan.  ]9 

auf  welchem  die  Japaner  nichts  Selbständiges  geleistet  haben.  Von 
L.  de  Rosnys  Uebersetzungen  buddhistischer  Schriften  ist  das 
erste  Heft 76)  erschienen.  Mit  den  Religionen  Japan's  beschäftigte 
sich  Maget11). 

Lagus  veröffentlicht  einige  Notizen  über  Laxman's  Expedition 
nach  Japan  78)  und  macht  den  Vorschlag,  die  Strasse  von  Jezo  nach 
dem  berühmten  finnischen  Reisenden  zu  benennen. 

Eine  Fülle  der  interessantesten  Fragen  bietet  die  Sprache 
Japan's;  doch  hat  hier  der  Sprachforscher  keine  leichte  Arbeit. 
Das  Japanische  befindet  sich  gegenwärtig  in  einem  Zustande  voll- 
ständigen lautlichen  Verfalls,  dem  es  in  einem  verhältnissmässig 
kurzen  Zeiträume  erlegen  ist.  Es  ist  daher  die  Wiederherstellung 
der  älteren  Lautformen  ein  unumgängliches  Erfordemiss ,  wenn 
anders  das  Japanische  sprachwissenschaftlich  verwerthet  werden 
soll.  Einen  interessanten  Beitrag  zur  Sprachgeschichte  liefert 
Chamberlain 79).  Zur  historischen  Erforschung  der  Sprache  muss 
aber  die  ihrer  Dialekte  als  nothwendige  Ergänzung  hinzukommen, 
und  mit  Vergnügen  constatiren  wir,  dass  auch  diese  Richtung  der 
japanischen  Philologie  durch  eine  schätzenswerthe  Arbeit  Pfiz- 
mayer's*0)  vertreten  ist.  Noch  immer  sind  wir  gänzlich  im  Un- 
klaren hinsichtlich  der  Stellung,  welche  das  Japanische  innerhalb 
der  Sprachenwelt  einnimmt,  eben  weil  sich  mit  der  Sprache  in 
ihrer  gegenwärtigen  Gestalt  absolut  nicht  wissenschaftlich  operiren 
lässt.  Zwar  hat  Boller  schon  vor  24  Jahren  einen  „Nachweis  dass 
das  Japanische  zum  ural-altaischen  Stamme  gehört"  veröffentlicht, 
jedoch  ist  durch  diesen  vermeintlichen  „Nachweis"  im  besten  Falle 
Manches  wahrscheinlich  gemacht ,  aber  nichts  erwiesen  worden. 
Neuerdings  hat  sich  Aston*1)  dieser  Frage  angenommen.  Er  be- 
müht sich,  den  Zusammenhang  des  Japanischen  und  Koreanischen 
nachzuweisen.  Allerdings  lässt  sich  nicht  läugnen,  dass  seine 
Untersuchung,  welcher  überdies  viel  Scharfsinn  und  maassvolle 
Besonnenheit  nachzurühmen  ist,  sehr  anregend  ist,  und  das  dürfte 

76)  L.  de  Rosny.  Le  Lotus,  recueil  de  documents  originaux  relatit's  h 
l'Orient  bouddhique ,  traduits  du  chinois,  du  mongol,  du  mandchou,  du  coreen, 
du  japonais,  de  l'annamite,  du  siamois,  du  cambodgien,  du  birman,  du  sanskrit, 
etc.  I.  Zitu-go  kyau ,  Dö-zi  kyau ,  l'enseignemeiit  des  verites  et  l'enseignement 
de  la  jeunesse,  traduits  du  japonais.  Fase.  1.  Paris.  VIII,  48  pp.  avec  vign. 
et   15  fac-simile  lithographiques  du  texte«  original.     8.     fr.   15. 

77)  Maget.  Les  religions  du  Japon.  Le  Sinto'isme  ou  religion  nationale: 
Ann.  de  l'Extr.  Or.  I,  105-111.  137-144  mit  zwei  Tafeln.  —  Le  Bouddhisme. 
Les  libres-penseurs :  ebd.  247-252.   272-276. 

78)  W.  Lagus.  Quelques  remarques  et  une  proposition  au  sujet  de  la 
premiere  expedition  russe  au  Japon:  Trav.  du  Congr.  des  Orient.    St.-Pet.  II,  41-58. 

79)  B.  H.  Chamberlain.  On  the  Mediaeval  Colloquial  Dialect  of  the 
Comedies:  Trans.  As.  Soc.  Japan.     VI,  3. 

80)  A.  Pfizmaier.  Nachträge  zu  japanischer  Dialectforschung.  2.  Abth. 
Wien  (Gerold)   1878.     82  pp.     8.     M.   1.40. 

81)  W.  6r.  Aston.  A  Comparative  Study  of  the  Japanese  and  Korean 
Languages:  JRAS.  N.  S.  XI,  317-364. 

2* 


20  Grube,   China  und  Japan. 

wohl  das  Günstigste  sein,  was  sich  bei  dem  heutigen  Stande 
unserer  Kenntnisse  über  Versuche  dieser  Art  sagen  lässt.  Es  mag 
an  dieser  Stelle  zugleich  erwähnt  sein,  dass  die  China  Review 
zwei  das  Koreanische  betreffende  Aufsätze  enthält82-83),  und  dass 
CkistSi)  die  noch  spärliche  Literatur  über  diese  Sprache  kurz  zu- 
sammengestellt hat.  Dem  Yokohama-Pidgin  ist  in  einer  englischen 
Zeitschrift 85)   ein  kleiner  Artikel  gewidmet. 

Die  japanische  Keramik  findet  sich  in  einem  grossen  Pracht- 
werk von  Audsley  und  Bowes  86)  behandelt ;  daran  schliesseu  wir 
die  Erwähnung  einer  Abhandlung  von  Satow 87).  Das  japanische 
Schachspiel  hat  Hindi/ 88)  eingehend  erörtert.  Kraus'  Arbeit  über 
japanische  Musik 89)  liegt  in  zweiter  Auflage  vor. 


82)  Korean  Pronunciation  of  Chinese:  ChR.   VIII,  34-38. 

83)  J.  Maclntyre.     Notes  on  the  Corean  Language:  ChR.  VIII,   149-156. 

84)  R.  N.  Cust.  On  Korean:  Transactions  of  the  Philol.  Soc.  1877-8-9, 
613-617. 

85)  A  New  Dialect;  or,  Yokohama  Pidgin:  New  Quart.  Mag.  July. 

86)  G.  A.  Audsley  and  J.  L.  Bowes.  Keraniic  Art  of  Japan.  Contai- 
ning  63   Plates.      London.      2  vols.      £  9    9s. 

87)  K.  Satow.    The  Korean  Potters  in  Satsuma:   Trans.  As.  Soc.  Japan.  VI,  2. 

88)  A".  Hwily.  Das  japanische  Schachspiel:  ZDMG.  XXXIII,  672-679  mit 
einer  Tafel. 

89)  A.  Kraus.  Ethnographie  musicale.  La  Musique  au  Japon.  Avec 
85  rigures  representant  les  Instruments  japonais  du  Musee  Kraus  ä  Plorence. 
2e  ed.  88  pp.      8.     Florence   1879.     M    10 


n 


Hinterindien. 

Von 
E.  Kahn. 

Für  Hinterindien  erwähnen  wir  an  erster  Stelle  des  lüstigen 
Fortgangs  der  Annales  de  l'Extreme  Orient,  deren  erster  Theil  *) 
während  des  Berichtjahres  vollendet  wurde.  Die  Societe  Aca- 
demique Indo  -  Chinoise ,  deren  Verhandlungen  die  Annales  vom 
Schlusshefte  des  ersten  Theils  an  mittheilen,  hat  einen  Band  ihrer 
Memoires  2)  herausgegehen,  welcher  der  Geographie  Tongkin's  und 
den  zu  Anfang  des  letzten  Jahrzehnts  daselbst  vorgefallenen  Er- 
eignissen gewidmet  ist  und  an  philologischem  Interesse  dem  noch 
in   der  Presse   befindlichen    ersten  Bande 3)    bei   weitem  nachsteht. 

Einen  neuen  Naga-Dialekt  haben  wir  durch  ein  von  Clark 4) 
veröffentlichtes  Vocabular  kennen  gelernt.  Peal5)  sammelte  die 
mit  ti  und  di  in  der  Bedeutung  „Wasser,  Fluss"  zusammengesetzten 
Flussnamen  in  und  um  Assam,  nicht  ohne  seine  Vermuthungen  in 
unberechtigter  Weise  auch  auf  andere  asiatische  Gegenden  aus- 
zudehnen. 

Zwei    von    Fryere)    im  Distrikt    von  Sandwe    in  Arakan  auf- 


1)  Annales  de  l'Extreme  Orient.  Bulletin  de  la  Societe  Academique  ludo- 
Chinoise.  Revue  Asiatique  et  Oceauienne  sous  la  direction  du  Docteur  C'e 
Meyners  d'Estrey  avec  la  collaboratiou  de  MM.  le  Mls  de  Croizier  etc.  Tome 
premier.  Juillet  1878-Juin  1879.  Paris.  VIII,  434  pp.  8.  Mit  Tafeln  und 
Karten,     fr.   15. 

2)  J.  Dupuis.  L'ouverturo  du  Fleuve-Rouge  au  commerce  et  les  evene- 
ments  du  Tong-Kin  1872-1873.  Journal  de  voyage  et  d'expedition.  Ouvrage 
orne  d'uue  carte  du  Tong-Kin  d'apres  des  documents  inedits  et  precede  d'une 
preface  par  M.  le  M's  de  Croizier.  Paris  1879.  XIII,  324  pp.  4.  fr.  15. 
(Memoires  de  la  Societe  Academique  Indo-Chinoise.  Tome  II.)  —  Vgl.  Ann. 
de  l'Extr.  Or.  II,  103-107. 

3)  Vgl.  Ann.  de  l'Extr.  Or.  I,  286. 

4)  Clark.  A  Specimen  of  the  Zoongeo  (or  Zurngee)  Dialect  of  a  Tribe 
of  Nagas,  bordering  on  the  Valley  of  Assam,  between  the  Dikho  and  Desoi 
Rivers,  embracing  over  Forty  Villages:  JRAS.     N.  S.  XI,  278-286. 

5)  S.  E.  Peal.  A  peculiarity  of  the  river  names  in  Asam  and  some  of 
fche  adjoining  countries:  JASB.  XLVIII,  I,   258-270. 

6)  Letter  from  Lieut.-Col.  G.  E.  Fryer,  forwarding  copies  of  two  Buddhist 
Inscriptions.     (With  plate  VII):  PASB.    1879,   201-202. 


22  Kahn,   Hinterindien. 

gefundene  Inschriften  sind,  obgleich  sie  an  lesbarem  Material  nur 
den  sehr  entstellten  Text  des  Ye  dharmä  hetuprabhaväh  darbieten, 
wegen  ihres  von  nordindischen  Typen  abgeleiteten  Schriftcharakters 
von  besonderem  Interesse ;  nach  Räjendralala  Mitra  würde  die 
eine  wahrscheinlich  in's  fünfte ,  die  andere  frühestens  ins  achte 
Jahrhundert  zu  setzen  sein.  Ueber  Päli-  (und  Sanskrit-)  Wörter 
im  Barmanischen  gab  Barbe 7)  eine  dankenswerthe  Zusammen- 
stellung. Von  Bigandet's  8)  Uebersetzung  der  barmanischen  Buddha- 
Legende  erschien  eine  neue  unveränderte  Auflage.  Ueber  die 
barmanische  Version  des  als  Schulbuch  vielgebrauchten  Mangala- 
sutta  9)  und  ihr  Verhältniss  zum  Päli-Text  belehrt  uns  der  Indian 
Antiquary.  Einiges  die  im  vorjährigen  Bericht  erwähnte  Lokaniti 
betreffende  wird  bei  der  Päli-Literatur  zur  Erwähnung  kommen. 
Judsoris  barmanische  Grammatik  ist,  mit  mehreren  Zuthaten  ver- 
mehrt, von  Vossion10)  in  das  Französische  übersetzt  worden.  Sonst 
mögen  von  Publikationen  aus  Britisch  Barma  der  Neudruck  eines 
beliebten  Märchenbuches11)  und  Drapes'1'2)  Index  zum  Damathat 
hier  eine  Stelle  finden.  —  Bronm's  13)  Notiz  über  eine  karenische 
Inschrift  hat  uns  leider  nicht  vorgelegen. 

Ein  Artikel  der  Hlustrirten  Zeitung  bringt  Mittheilungen  eines 
Bangkok  ansässigen  Deutschen  über  das  siamesische  Schachspiel 14), 
interessant  durch  den  Versuch,  gewisse  Eigenthümlichkeiten  des- 
selben, welche  auch  beim  japanischen  Schach  wiederkehren,  auf 
den    Einfluss    buddhistischer   Anschauungen    zurückzuführen.     Von 


7)  H.  L.  St.  Barbe.  Pali  Derivations  in  Burmese:  JASB.  XLVIII, 
I,  253-257. 

8)  P.  Bigandet.  The  Life  or  Legend  of  Gaudama,  the  Buddha  of  the 
Burmese.  With  Annotations,  the  Ways  to  Neibban,  and  Notice  on  the  Phongyies, 
or  Burmese  Monks.  Third  Edition.  2  Vols.  London  1879.  288.  336  pp.  8. 
21  s.     (Triibner's  Oriental  Series.  X.  XI.)  —  Vgl.  JAnt.  IX,  234. 

9)  The  Mengla  Thut:  IAnt.  VIII,  82.  —  R.  C.  Temple.  Note  on  the 
Mengala  Thok:  ebd.  329-330.  —  Vgl.  die  in  JB.  1877,  I,  65  No.  25  ver- 
zeichneten Ausgaben. 

10)  A.  Judson.  Grammaire  birmane,  traduite  de  l'anglais  et  augmentee 
de  quelques  exemples  et  de  la  prononciation  figuree  des  mots  birmans  par 
Louis  Vossion.  Rangoon  (Imprimerie  de  la  Mission  americaine)  1878.  76  pp. 
8.     (Nicht  im  Handel.)  —   Vgl.  L.  Feer  Ann.  de  l'Extr.  Or.  II,   121. 

11)  The  Decisions  of  the  Princess  Thoodamasari  (in  Burmese).  Fifth 
Edition.  Rangoon  (C.  Bennett)  1879.  48  pp.  8.  4  a.  —  T.Rogers.  Buddha- 
ghosha's  Parables.  London  1870,  p  CLXXII  erwähnt  den  Druck  in  Latter's 
Selections  from  the  Vernacular  Boodhist  Literature  of  Burmah  und  eine  Ueber- 
setzung. Der  genauere  Titel  der  letzteren  ist:  The  Decisions  of  Princess 
Thoodhamma  Tsari,  translated  by  T.  P.  Sparks.  Maulmain  1851.  8.  [Berliner 
K.  Bibl.  unter  der  Sign.  Zw.  20088.] 

12)  G.  F.  T.  Drapes.  Index  to  the  Damathat.  Akyab  (Lapothoo)  1879. 
31  pp.  8.  —  Ueber  die  in  JB.  1877,  I,  65  No.  27  verzeichnete  Ausgabe  des 
Damathat  vgl.  jetzt  J.  Jolly  ZVR.  II,   462. 

13)  N.  Brown.  A  Karen  Inscription:  Transactions  of  the  Asiatic  Society 
of  Japan.     Vol.  VII.     Part  II.     March    1879,  p.   127. 

14)  Das  siamesische  Schachspiel:  Ulustr.  Zeitung  LXXIII  Bd.,  299-300 
jnit  einer  Abbildung.    —  Ueber  das  japanische   Schach  vgl.  oben  p.  20. 


Kulm,    Hinterindien.  23 

geringerer  Wichtigkeit  sind  einige  Notizen  über  siamesisches  Titel- ,5) 
und  Ordenswesen16).  —  Cuslunxj11)  verdanken  wir  eine  Ueber- 
setzung  der  Apostelgeschichte  in  die  Sprache  der  Shan. 

Auf  dem  Gebiete  von  Kamboja  hat  zunächst  de  Croizier  l8)  sein 
Resume  von  Bastians  Reise  von  Siam  nach  Kamboja  zu  Ende  ge- 
führt. Weitaus  die  wichtigsten  Mittheilungen  aber  verdanken  wir 
dem  unermüdlichen  Harmand19),  welcher  über  die  Bevölkerung  wie 
über  die  alten  Denkmäler  des  nördlichen  Kamboja  ganz  neue  Auf- 
schlüsse gegeben  hat,  unter  denen  wir  neben  seinen  sehr  beachtens- 
werthen  Bemerkungen  über  Ursprung  und  Charakter  der  alten 
Cultur  des  Landes  ein  leider  nur  kurzes  Vocabular  von  vier  Kouy- 
Dialekten  und  die  interessanten  Inschriften-Fragmente  hervorheben 
wollen.  Letztere  sind  nach  Kerns  2n)  durchschlagendem  Nachweise 
zum  Theil  in  reinem  Sanskrit  abgefasst  —  ein  Faktum,  welches 
den  auch  sonst  deutlichen  Zusammenhang  Kamboja's  mit  der 
indischen  Besiedelung  Java's  von  einer  neuen  Seite  her  bestätigt. 
Ein  reichhaltiges  Referat  über  die  Kamboja  und  Cochinchina  be- 
treffende Literatur  verdanken  wir  Quartes  van  Ufford21).  Du- 
treuil  de  Rhins 22)  gab  eine  anschauliche  Beschreibung  Annam's 
und  seiner  Bewohner,  während  Tritony  Vinli  Ky2Z)  eine  Reihe 
anziehender  Sittenschilderungen  begonnen  hat,  die  für  jetzt  den 
jungen  Annamiten  bis  an  den  Schluss  des  ersten  Lebensjahres  ge- 
leiten. Derselbe  einheimische  Gelehrte  hat  endlich  ein  zweites 
Bändchen  seines  Cursus  der  annamitischen  Geschichte 24)  heraus- 
gegeben. 


15)  Siamese  Titles:  JStrBAS.  No.   1,   117-118. 

16)  Arthur  Williamson  Taylor.  Les  distinetions  honorifiques  ä  Siam: 
Ann.   de  l'Extr.   Or.   II,   90-92. 

17)  Acts  of  the  Apostles  in  Shan  by  Cashing.  Kangoon  (C.  Bennett)  1879. 
100  pp.     8.     4  a. 

18)  Marquis  de  Croizier.  Indo-Chine.  Etudes  d'apres  les  voyages  du  Dr. 
Bastian:  Ann.  de  l'Extr.   <  >r.   I,  277-282.    306-310.   380-390. 

19)  J.  Harmand.  Notes  de  voyage  en  Indo- Chine.  Les  Kouys.  — 
Pouthcy-Kakeh.  Cousideratious  sur  les  monuments  dits  Khmers :  Ann.  de  l'Extr. 
Or.  I.  .529-337.  361-379  mit  einer  Karte  und  fünf  Tafeln.  —  Weiteres  über 
die  Denkmäler  und  Inschriften  Kamboja's  ebd.  I,  345-346.  II,  139-141.  168-169 
mit  zwei  Tafeln  (vgl.  315)  und  über  Harmand's  geographische  Forschungen 
ebd.  I,  347-349.  II,    136^139. 

20)  H.  Kern.  Opschriftcn  op  oude  Bouwwerken  in  Kambodja:  BTLVNI. 
IV.  Volgr,  III.  268-272. 

21)  Chevalier  J.-K.-W.  Quartes  d'U/ford.  La  Cocbinehine.  Litterature 
concernant  ce  pays:  Ann.   de   l'Extr.   Or.   I,   311-319. 

22)  J.  L.  Dutreuil  de  Rldns.  Le  royaume  d'Annam  et  les  Annamites. 
Journal  de  voyage.  Ouvrage  aecompagne  de  cartes  et  de  gravures  d'apres  les 
croquis  de  l'auteur.  Paris  1879.  317  pp.  8.  fr.  4.  —  Vgl.  Ann.  de  l'Extr. 
Or.  II,    141-144 

23)  Truong  VinJl  K/j.  Institutions  et  moeurs  annamites:  La  Philosophie 
positive.     II.  Scr.,  XXIII,  401-413. 

24»  P.  J.  B.  Truony-Vinli-Ky.  Cours  d'histoire  annamite  ä  l'usage  des 
ecoles  de  la  Basse-Cochinchine.  2«'  vol.  Saigon  1879.  278  pp.  8.  —  Vgl. 
RC.   1880,  I,  279. 


24 


Tibet. 

Von 

W.  Grube. 

Die  tibetischen  Studien,  ohnehin  nicht  viele  Vertreter  zählend, 
haben  durch  den  Tod  A.  Schiefners  x)  einen  herben  und,  zur  Zeit 
wenigstens ,  unersetzlichen  Verlust  erlitten.  Abgesehen  von  den 
überaus  zahlreichen  und  werthvollen  Arbeiten  Sckiefner's  auf  dem 
Gebiete  der  uralaltaischen  und  der  kaukasischen  Sprachen ,  war 
doch  die  Sprache  und  Literatur  Tibet's  dasjenige  Gebiet,  welches 
er  mit  Vorliebe  pflegte  und  auf  welches  er  sich,  zumal  in  den 
letzten  Jahren,  immer  mehr  und  mehr  concentrirte.  Seiner  rast- 
losen wissenschaftlicben  Thätigkeit  verdanken  wir  eine  ganze  Reihe 
höchst  schätzenswerther  Beiträge  zu  der  Geschichte,  der  Literatur 
und  den  Lehren  des  nördlichen  Buddhismus;  aber  auch  die  Kennt- 
niss  der  tibetischen  Sprache  selbst  hat  durch  seine  bahnbrechenden 
„tibetischen  Studien"  eine  wesentliche  Förderung  erhalten.  Schiefner 
war  der  Wenigen  Einer,  die  da  im  Stande  sind,  ein  so  ausge- 
dehntes Gebiet  zu  umspannen ,  ohne  bei  der  Vielseitigkeit  ihres 
Forschens  die  wissenschaftliche  Gründlichkeit  und  Tiefe  ausser 
Acht  zu  lassen,  und  ist  ihm  auf  diese  Weise  ein  dauernder  Platz 
in  der  Geschichte  der  Wissenschaft  gesichert,  so  nicht  minder  ein 
liebevolles  und  dankbares  Andenken  in  den  Herzen  derer,  denen 
es  vergönnt  gewesen  ist,  ihm  persönlich  nahezustehen.  In  unser 
Berichtjahr  gehören  von  Schiefners  letzten  Arbeiten  die  für  die 
buddhistische  Literaturgeschichte  wichtige  Ausgabe  und  Ueber- 
setzung  von  Vasubandhu's  Gäthäsangraha  2)  und  die  ausführlichen 
Mittheilungen  aus  einer  bisher  unbekannten  Londoner  Handschrift 3) ; 


1)  F.  Wiedemcmn.  Zum  Gedächtnis«  an  F.  A.  Schiefner.  Kede  gehalten 
am  11.  December  1870  in  der  Sitzung  der  Kaiserl.  Ak.  d.  Wiss.:  Bull,  de  l'Ac. 
Imp.   d.  Sc.    de    St.-Petersb.    XXVI,   30-44   (auch  separat  20  pp.     8.)   —   Albr. 

Weber.  Franz  Anton  von  Schiefner:  TR.  XII,  143.  —  R.  Rost.  Prof  Schiefiier: 
IAnt.  IX,  111-113.  —  E.  Teza.  Antonio  Schiefner:  Nuova  Antologia  XLIX, 
148-149. 

2)  A.  Schiefner.  Ueber  Vasubandhu's  Gäthäsamgraha:  Bull.  etc.  XXV, 
69-94  =  Mel.  As.  VIII,  559-593. 

3)  Ders.  Ueber  eine  tibetische  Handschrift  des  India  Office  in  London: 
ebd.  XXV,  321-333  =  Mel.  As.  VIII,  623-640. 


Grube,    Tibet.  25 

den  Abschluss  einer  dritten  im  Druck  befindlichen  Arbeit  hat  der 
unermüdliche  Forscher  nicht  mehr  erleben  sollen. 

Lewiris  Grammatik  der  tibetischen  Umgangssprache  4)  ist  Ref. 
leider  nicht  zu  Gesichte  gekommen;  natürlich  muss  jeder  Beitrag 
zu  diesem  noch  so  wenig  durchforschten  Gebiete  mit  Freuden  be- 
grüsst  werden.  Die  Oriental  Series  der  Palseographical  Society 
bietet  diesmal  auch  tibetische  Schriftproben  5). 

Von  geographischen  Arbeiten  dürfte  die  neue,  stark  vermehrte 
Auflage  der  von  Markham  6)  herausgegebenen  Reiseberichte  Bogle's 
und  Manning's  auch  für  den  Philologen  von  Interesse  sein.  Des- 
godins' 7)  ethnographische  Bemerkungen  werden  mit  ihrer  vor- 
sichtigen Skepsis  auch  für  denjenigen  beachtenswerth  sein,  der 
ihnen  nicht  überall  beizustimmen  vermag. 


4  t  'Jh.  11.  Lewm.  A  Manual  of  Tibetan.  being  a  Guide  to  the  Colloquial 
Speech  of  Tibet,  in  a  Series  of  Progressive  Exereises,  prepared  with  the  assi- 
stance  of  Yapa  Ugyen  Gyatsho.  XI,  17G  pp.  4.  Calcutta  1879.  (London: 
Trübner:   £   1    ls.) 

5)  The  Pala'ographieal  Society.  Facsimiles  of  Ancient  Mss  Oriental  Series 
Edited  by    W.    WrigU.     P.   IV.   No.  45.  46. 

6)  Xarratives  o(  the  Mission  of  George  Bogle  to  the  Tesbu  Lama,  and  of 
the  Journey  of  Thomas  Manning  to  Lhassa.  With  Notes,  an  Introducti<>ii,  and 
Lives  of  Mr.  Bogle  and  Mr.  Manning.  Also  an  Appendix,  containing  Letteis 
of  Fathers  Grueber,  Desideri,  and  lloraee  de  la  Pelina,  describing  their  Travels 
in  Tibet.  By  Clements  R.  Markham.  Published  by  Direction  of  H.  M.'s  Se- 
cretary  of  State  for  India.  Second  Edition.  CLXI,  314  pp.  8.  With  Maps 
and  Illnstratiimv      21s. 

7)  A.  Desgodins.  Le  Thibet.  Notes  ethuographiiiues:  Ann.  de  l'Extr 
Or.      II,    129-135    mit   einer   Karte,   vgl.    10-12. 


26 


Mandschu,   Mongolisch,   Samoj  edisch. 

Von 

W.  Grube. 

Wenn  gerade  das  Mandschu  sich  seit  längerer  Zeit  einer 
besonderen  Bevorzugung  von  Seiten  der  europäischen  Gelehrten 
zu  erfreuen  hat,  so  dürfte  der  Grund  dafür  weniger  in  seiner 
sprachlichen  Beschaffenheit,  als  vielmehr  in  dem  Umstände  zu 
suchen  sein,  dass  dasselbe  dem  Sinologen  ein  wichtiges  Hülfsmittel 
zum  Verständniss  chinesischer  Texte  an  die  Hand  giebt.  Wir  be- 
sitzen bereits  eine  beträchtliche  Anzahl  von  Grammatiken  dieser 
Sprache,  unter  denen  wohl  noch  immer  die  von  H.  C.  v.  d.  Gabelentz 
verfasste,  obwohl  eine  Erstlingsarbeit,  die  erste  Stelle  einnimmt. 
Auch  in  diesem  Jahre  haben  wir  das  Erscheinen  einer  neuen 
Mandschugrammatik  von  Zacharow  x)  zu  begrüssen,  welche  an  Um- 
fang alle  ihre  Vorgängerinnen  weit  übertrifft,  was  sich  rücksichtlich 
des  Inhaltes  leider  nicht  behaupten  lässt.  Es  ist  hier  nicht  der 
Ort,  um  auf  die  Einzelheiten  des  Buches  einzugehen,  und  es  sei 
daher  nur  bemerkt,  dass  dasselbe  ja  allerdings  in  einigen  wenigen 
Punkten  die  bisherigen  Grammatiken  in  dankenswerther  Weise 
ergänzt,  aber  im  Ganzen  und  Grossen  bezeichnet  es  doch  nur  einen 
sehr  geringen  Fortschritt  in  unserer  Kenntniss  der  Mandschusprache. 

Einen  Auszug  aus  dem  Romane  Kin-ping-mei  hat  Cr.  V.  d. 
Gabelentz2)  aus  dem  Mandschu  übersetzt.  Der  genannte  Roman 
gehört,  ungeachtet  seiner  zahlreichen  Lascivitäten,  zu  den  besten 
Produkten  der  chinesischen  Belletristik,  und  als  eine  getreue  Schil- 
derung des  gesellschaftlichen  und  sittlichen  Lebens  in  China  ist 
derselbe  von  hohem  Interesse. 

Quellenangaben  zu  den  1875  von  Röchet  übersetzten  Sentences, 
maximes  et  proverbes  mantchoux  et  mongols  hat  Teza3)  im  Appendix 
seines  bei  der  indischen  Literatur  zu  erwähnenden  Laghucanakyam 
zusammengestellt. 


N  ET.  3axapoei.  FpaMMaiHKa  Maiih'HKypcKaro  ;i3HKa.  OaHKTneTepöyprs 
1879.     V1I1,  322,  2  pp.     8.     Üb.  2. 

2)  Georg  von  der  Gabelentz.  Kin-ping-mei".  Los  aventures  galantes 
i| Hu  epicier  Roman  räaliste,  traduit  pour  la  promifere  fois  du  Mandchou:  Rev, 
or.  ei  am.  III,   169-197. 

:!i  Laghucanakyam,  ed.    leza,  30-32, 


Grube,  Mandschu,  Mongolisch,  Samojedisch.  27 

Zur  älteren  Geschichte  der  tungusischen  Stämme  hat  Schott4) 
einen  Beitrag  geliefert,  in  welchem  die  Zusammenstellung  der  aus 
der  Sprache  der  Kitan  (mongol.  Kitat,  chines.  Khi-tan)  überlieferten 
Wörter  und  der  Nachweis  ihrer  Verwandtschaft  mit  dem  Tungu- 
sischen besondere  Beachtung  verdient. 

Die  wenigen  Leistungen,  welche  wir  auf  dem  Gebiete  der 
mongolischen  Sprache  und  Literatur  zu  verzeichnen  haben, 
gehören  Russland  an.  Wir  erwähnen  an  erster  Stelle  Orlow's  bur- 
jatische Grammatik5).  Es  lässt  sich  nicht  behaupten,  dass  der 
Verf.,  welcher  sich  bereits  durch  eine  Mandschugrammatik  nicht 
gerade  rühmlich  bekannt  gemacht  hat,  durch  die  gegenwärtige 
Arbeit  seinen  Ruhm  vergrössert  hätte.  Die  Grammatik  bietet 
wenig  Neues,  und  auch  dieses  Wenige  ist  nicht  immer  richtig. 
Die  Darstellung  ist  eine  überaus  mangelhafte.  Mit  Zugrundelegung 
hauptsächlich  mongolischer  Quellen  behandelt  Pozdnejew  die  buddhi- 
stische Hierarchie6). 

Zum  Schlüsse  seien  noch  einige  von  der  russischen  „recht- 
gläubigen Missionsgesellschaft''  herausgegebene  Schriften  in  bur- 
jatischer und  ostjäk-samojedischer  Sprache7-11)  erwähnt,  die  dem 
Linguisten  manches  Interessante  bieten.  Bibliographisches  Material 
aus  russischen  Zeitschriften  zur  Ethnographie  und  Linguistik  der 
sibirischen  Völkerschaften,  namentlich  der  Altai-Kalmücken,  liefern 
endlich  die  leider  nur  km-zen  Notizen  des  Dr.  Duhmberg12)  in 
Barnaul. 


4)  Schott.  Kitai  und  Karakitai  ein  Beitrag  zur  Geschichte  Ost-  und 
Innerasiens.  20  pp.  4.  Philol.  und  histor.  Ahh.  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin. 
Aus  dem  Jahre    1870.      Abh.  I.      (Auch    separat  u.  gl.  T.  Berlin   1879.     M.   1.) 

5)  A.  0$ao6%.  TpaMMaTHKa  MOHro.io-6'ypflTCKaro  pa3roBopHaro  fl3Hi;a. 
Il3ÄaHie  iipaBocu.  mhccIoh.  oömecTBa.  Ka3aHb  (THnorpacJria  rjiaAHiueBOH) 
1878.  X,  265  pp.  8.  Rh.  1.50.  [A.  Orlow.  Grammatik  der  mongolisch- 
burjatischen  Sprache.  Herausgegeben  v.  d.  rechtgläubigen  Missionsgesellschat't]. 
—  Vgl.  Pozdnejew  in:  JKypH.  MHHHCTepcTBa  Hapo^Haro  npocB-femeHia  [Journal 
des  Ministeriums  d.  Volksaufkl.]  CCVI   otä.  II.  ßeK.   1879.  CTp.   170-208. 

6)  A.  Ilo3dmbeoo.  YprimeKie  Xvtvxth.  HcTopH^ecKift  oieptn.  hxi 
iipomjiaro  ii  cOBpeneHHaro  OHTa.  [A.  Pozdnejew.  Die  Chutukten  von  Urga.  Hi- 
storisclio  Uebersicht  ihres  früheren  und  gegenwärtigen  Bestandes.]  C.  IIeTep6ypi"b 
1876.     84  pp.     8.     (Aus  den  Trav.   de  la  3e  sess.  du  Congr.  intern,  des  Orient.) 

7)  JKnTie  CBATHrejui  ÜHKOJiaa,  enncKona  MopjinKificKaro.  Ha  Hapi'iin 
C'BBepo-BaiiKa.iBCKHx'b  EypaTt.    KasaHb  1879.    31  pp.    Rb.  0.10. 

8)  A36yKa  Cioccoroii  rpaira.  CocTaBJieHa  H.  II.  TpuiopoecKUXb  Am 
HiiopoÄueB't  HapuMCKaro  Kpaa.  Ka3aHb  1879.  48  pp.  Ostjak-samojedisch. 
Enthält  4  Originalmärchen.      Rh.  0.25. 

9)  OßiacHeme  npasÄHHKOBt  cb.  iiepKBH.  Ha  ocTan.KO-caMO'BÄCKOMt 
33HK/B.     H.  II.  TpiMOpoeenaiO.     KasaHB  1879.     Ostjak-sam.  u.  russisch.     34  Bl. 

10)  MOJIHTBH  H  O  CepÄeiHOH  MOJIHTB-B  Kl  liory.    Ha  OCTflllK.O-CaMO'BÄCKOM'b 

JI3HK"B.     H.  II.  FpmopoeCKaiO.    Ka3am>   1879.     8.     Ostjak.-sam.  u.  russisch:  je 
103  gegenüberstehende  Seiten. 

11)  CßauieHHaa  IIcTopia.  Ha  ocT,aii,KO-caMo:E,ncKOM'B  jtchk'e.  Ka3anb  1879. 
8.     Je  57   gegenüberstehende  Seiten. 

12)  Verh.  d.  Berl.  Ges.   f.  Anthrop.   1879,  300. 


28 


Türkische   und   tatarische   Literatur.     Ge- 
schichte und  Ethnographie  von  Gentralasien. 

Von 

J.  Th.  Zenker. 

Das  türkische  Sprachgebiet  im  Allgemeinen  behandelt  Vdm- 
bcry's1)  neuestes  Werk,  in  welchem  er  die  Resultate  seiner  ety- 
mologischen Forschungen  in  Bezug  auf  die  früheste  Cultur  der 
türkischen  Stämme  zusammengestellt  hat.  Das  ausserordentlich 
reichhaltige  Buch  ist,  wenn  auch  nicht  frei  von  sprachlichen  Irr- 
ihümern  im  Einzelnen,  doch  für  den  Turkologen  in  hohem  Grade 
lehrreich  und  auch  für  grössere  Leserkreise  in  anthropologisch- 
ethnographischer Beziehung  von  nicht  geringem  Interesse. 

Unsere  Kenntniss  der  osttürkischen  Dialekte  ist  durch  Vdm- 
bdry's  2)  Mittheilungen  über  die  Sprache  der  Turkomanen  und  den 
Divan  Machdumkuli's  in  dankenswerthester  Weise  erweitert  worden. 

Für  das  Tatarische  ist  auch  in  diesem  Jahre  in  Kazan  einiges 
geschehen  durch  Herausgabe  eines  Werkes  von  Osrnan  el  Hübüi3) 
betitelt  , Perle  der  Rathgeber",  welches  erbauliche  Betrachtungen 
enthält,  im  Anschlüsse  an  Koranstellen,  arabisch  mit  theilweise 
tatarischer  Erklärung,  nebst  einer  tatarischen  Gebetssanunlung; 
ferner  durch  ein  in  der  Universitätsdruckerei  gedrucktes  tatarisches 
Werk,  betitelt  Agaib  ul-mahlükat 4)  d.  i.  Wunder  der  Schöpfung, 
eine  Beschreibung    alles    dessen,    was  auf  Erden,  im  Himmel  und 


1)  Herrn.  Väiiätery.      Die   primitive  Cultur   des  turko-tatarischen  Volkes 
auf  Grund  sprachlicher  Forschungen  erörtert.     Leipzig  1879.     IX,   27(3  pp.     8. 

Vgl     Pavet  de,   CourteilU  JA.  VII  Ser.,  XIV,  543-554;    W.  Schott  ZDMG. 
XXXIII,  536-545;  Fleischer  LC   1880,  1190. 

2)  II.    I  Vnii  firr//.     Die  Sprache    der  Turkomanon    und    der   Diwan   Mach- 
dumkuli's:   ZDMG.    XXXIII,  387-444. 

3)  ^a:£?'LÜI    ö.O  von  ^5j^»>    (-\.4-=>!    ,-^.J   rr**-5*  rr?    n^-*"^  Kazan 
1879.  lo.    PIa  pp.     8. 

4)  OuSj-LsÜi     ^oL>Ui   Kazan  1879.   Ifö  pp.     8. 


Zenker,    Türkische  und  tatarische  Literatur  u.  s.  w.  29 

in  der  Unterwelt  Wunderbares  existirt,  ähnlichen  Inhalts  wie  das 
gleichnamige  Werk  Kazwini's. 

Ausser  diesen  beiden  tatarischen  Texten  erschien  in  Kazan 
ein  Lehrbuch  der  tschuwaschischen  Sprache  von  Dobroljubow 5) ; 
in  christlich-tatarischem  Dialekt  wurde  eine  Osterliturgie 6)  neu 
aufgelegt  und  ein  Bändchen  Gedichte  des  Diakon  Jemeljanow 7) 
veröffentlicht. 

Von  Arbeiten  europäischer  Gelehrten  über  das  Westtürkische 
ist  für  unsere  Zwecke  zunächst  eine  kleine  Abhandlung  von  Red- 
house 8)  über  türkische  Poesie  (mit  einigen  Proben  in  türkischem 
Text  mit  englischer  Uebersetzung)  namhaft  zu  machen:  die  Arlicii 
scheint  jedoch  mehr  bestimmt,  Nichtkennern  des  Türkischen  eine 
Vorstellung  von  türkischer  Dichtkunst  zu  geben,  als  den  Gegen- 
stand gründlich  zu  erschöpfen.  Aus  Frankreich  ist  nur  eine  zweite 
Ausgabe  der  Uebersetzung  des  Zenän-name  von  Decourdemanche  '•') 
zu  verzeichnen.  Aus  Oesterreich  erhalten  wir  den  Versuch  einer 
Dame,  Gamilla  Ruzicka-Ost&'ic1®),  auf  dem  Gebiete  der  türkischen 
Lexikographie,  der  deutlich  zeigt,  dass  auch  bei  dem  besten  Willen 
ohne  die  nöthige  philologische  Vorbildung  das  angestrebte  Ziel 
nicht  zu  erreichen  ist. 

In  Constantinopel  und  dem  türkischen  Reiche  ist  natürlich 
in  neuester  Zeit  ungleich  mehr  türkisches  gedruckt  worden  als  im 
ganzen  übrigen  Europa;  ob  aber  ein  wirklicher  Fortschritt  der 
türkischen  Literatur  zum  Besseren  stattfindet,  scheint  uns  fraglich  1 '). 


5)  AAeKcimüpi  He.  floöpoMOÖOffi.  03HaKOMJieHie  bi.  (jiOHeTiiKofi  h 
ijjopitaMH  Hj'BauiCKaro  a.ibiKa.  [Alex.  Iv.  Dobroljubow.  Einführung  in  die 
Phonetik  und  Formenlehre  der  tschuwaschischen  Sprache  vermittelst  Analyse  und 
Uebersetzung  tschuwaschischer  Originaltexte.  Redigirt  von  N.  I.  ZolotnicM.] 
Kazan   1879.     8.     Rb.  0.30. 

6)  Hocji'EAOBaHie  nacxn.  —  Ojio  köh  HiwaHHapn.  IIsä.  iip.  m.  oom,.  Ivan. 
THN.  rjiaÄHmeBOM  1879.  80  pp.  Rb  0.50.  —  Die  frühere  weniger  vollst. 
Ausg.  führt  den  Titel:  Ojio  köh  HSiaHHapH  —  Ojio  köh  flHJlflHe  iHcyct  XpHCTOCT, 
yrjrflHeHHflHe  Tepejieu  TopraH  köh.     KanaHb  1874.     22  pp.     8. 

1)  R.  E.  EMeAbXHoei.  Cthxh  Ha  Kpeu;eHO-TaTapcKOMi>  flauKt.  Ka:mHb 
1879.     37  pp.     8. 

8)  J.  W.  Redhouse.  On  tho  History,  System  and  Varieties  of  Ttirkish 
Poetry.  lllustrated  by  Selections  in  the  Original,  and  in  English  Paraphrase, 
with  a  Notice  of  the  Islamic  Doctrine  of  the  Immortality  of  Woman's  Soul  in 
the  Future  State.  London  1879.  C4  pp.  8.  (Reprinted  from  the  Transactions 
of  the  Royal  Society  of  Literature.)      1  s.   Cd.  —    Vgl.  auch  TR.  XII,  41-42. 

9)  Le  livre  des  femmes  (Zenan-Nameh)  de  Fazil-Bey.  Traduit  du  Türe 
par  J.  A.  Decourdemanche.  2<?  ed.  Paris  1879.  VII,  200  pp.  8.  fr.  2.50. 
(Bibl.  orient.   elzev.  XXV.) 

10)  Camilla  Kuzicka-Üstoic.  Türkisch-deutsches  Wörterbuch  mit  Trans- 
scription des  Türkischen.  Wien  1879.   XII,  556  pp.   8.  M.  14. — Vgl.  LC.  1881,  607. 

11)  Herr  ./.  //.  Mordtmann,  Dragoman  der  Kaiserl.  Deutschen  Botschaft 
in  Pera,  hat  mit  grösster  Bereitwilligkeit  seine  bibliographischen  Sammlungen 
dem  Berichterstatter  für  das  Jahr  1879  zu  freier  Verfügung  gestellt,  wofür  ihm 
dieser  hier   seinen  verbindlichsten  Dank  ausspricht;  da  jedoch  Herr  Mordtmann 


30  Zenker ,   Türkische  und,  tatarische  Literatur  u.  s.  w. 

Unter  den  diesjährigen  Erzeugnissen  der  türkischen  Pressen 
hnden  sich,  eben  so  wie  in  den  Vorjahren,  verschiedene  neue  Ab- 
drücke älterer  arabischer  Werke  über  Grammatik,  Logik,  Lexiko- 
graphie12), Theologie,  Rechtslehre,  Rhetorik,  die  in  dem  Berichte 
über  die  arabische  Literatur  zu  nennen  sind.  Das  Meiste,  was  in 
neuester  Zeit  aus  türkischen  Federn  hervorgegangen,  ist  ausser 
einigen  selbständigen  Werken,  meist  politischen  und  geschichtlichen 
Inhalts,  Nachahmung  und  Uebersetzung.  Besonders  reich  vertreten 
ist  die  französische  Roman-Literatur13),  doch  sind  auch  manche 
lehrreiche  und  nützliche  Werke  anderer  Art  übersetzt  worden14). 
Die  Produkte  der  neuesten  türkischen  (richtiger  osmanischen)  Poesie 
und  Novellistik  kommen  zum  Glück  grossen  Theils  gar  nicht  in 
den  eigentlichen  Buchhandel  oder  verschwinden  wenigstens  sehr 
bald  wieder  aus  dem  Verkehr.  Es  sind  meist  dramatische  Versuche, 
die  nur  selten  zur  Aufführung  gelangen  und  oft  sehr  geschmack- 
lose Erzählungen. 

Nach  europäischem  Muster  hat  man  angefangen  eine  belehrende 
und  unterhaltende  Tagesliteratur  ins  Leben  zu  rufen.  Unter  den 
neu  begründeten  Zeitschriften  gilt  als  die  gehaltreichste  Magmüa-i- 


selbst  eine  Bibliographie  der  in  Constantinopel  erschienenen  Drucksachen  unter 
der  Feder  hat  und  in  nächster  Zeit  zu  veröffentlichen  gedenkt,  und  da  ausser- 
dem auch  Herr  Cl.  Huart  erst  kürzlich  im  JA.  VII  Sei-.,  XVI  ein  Verzeichniss 
der  in  den  Jahren  1877-79  in  Constantinopel  erschienenen  Werke  gegeben  hat, 
als  Fortsetzung  der  Mittheilungen  des  verstorbenen  Belin ,  so  scheint  es  un- 
passend Herrn  Mordtmann  hier  vorzugreifen  und  das  von  Huart  bereits  ge- 
gebene zu  wiederholen.  Der  Berichterstatter  beschränkt  sich  daher  auf  eine 
kurze  Uebersicht,  welche  nur  zeigen  soll,  welche  Richtung  die  türkische  Lite- 
ratur in  neuester  Zeit  genommen  hat. 

12)  Das  bedeutendste  unter  den  neu  aufgelegten  Werken  dieser  Art  ist  das 

rK*S    i  c.X;>L   das  bekannte,  bereits   1242  (1827)  gedruckte  arabisch-türkische 

Wörterbuch  des  Mustafa  heil  Schemseddin  von  Karahisar,  2  Bände  mit  durch- 
gehender Pagination  1198  Seiten  gr.  8.,  im  Druck  vollendet  in  der  Mitte  des 
Monats  Rebi'   ul-ähar   1297. 

13)  Im  Jahre  1879  erschienen  die  Uebersetzungen  einiger  Romane  von 
P.  Soulic,  X.  Montepin,  J.  Verne  u.  andern.  Der  Preis  ist  gewöhnlich  ziem- 
lich  hoch, 

14)  Z.   B.   Vainbery's  Reisen  in  Centralasien :  t>>»-/iX_j  »,  .l>    xJC_;>L.*«    . — j 

-*h  sA-kzA^j»  Uxwj  ^L*~wS      -a*J     -Ä^-Ly*    1297.  1  Bd.   8.    192  pp.  aus  der 
Druckerei    des  Mihran    (der   Uebersetzer    nennt  sich  _    c   und  ist  vermuthlich 

Äbdulhakk  Hamid,  der  Verfasser  mehrerer  dramatischer  Stücke).  —  Aus  dem 
Englischen    wurde    übersetzt    Robertsons  Geschichte   der  Entdeckung  Amerika's 

A^S  £oii'   MÜ./4    (Druckerei    der  (Wäib)    1297.       1    Bd.    21 C    pp.      Der 
Uebersetzer  nennt  sich  ^tA.o!    u**-*^     ,1-ÄxJt   >_\.>-c 


Zenker,   Türkische  und  tatarische,  Literatur  u.  s.  y.  %\ 

ulüm  15);  sie  enthält  Kritiken,  populäre  Aufsätze  über  Astronomie, 
Politik,  Industrie,  Socialpolitik,  Pädagogik  u.  s.  w.  Unter  den 
Mitarbeitern  erscheint  gelegentlich  Ahmed  WefiJc  Pascha  mit  einem 

Briefe  aus  ^y^uS  (Kepsid)  über  sein  bekanntes  türkisches  Wörter- 
buch. Aus  obiger  Angabe  des  Inhalts  erkennt  man  leicht,  dass 
das  meiste  aus  europäischen  Quellen  geschöpft  ist. 

Eine  andere  Zeitschrift  mit  ähnlichem  Titel 16)  soll  jeden 
ersten  des  Monats  erscheinen ;  an  der  Spitze  derselben  steht  Abu 
Zid  n),  als  Mitarbeiter  werden  genannt  Kemäl  Pascha,  der  Marine- 
minister Ahmed  Efendi,  ein  Armenier  Progos  Efendi,  Beamter 
des  Pressbüreaus  und  ein  Deutscher,  Herr  Weiss.  Der  Inhalt  ist 
belletristisch,  meist  Uebersetzungen.    Hauptverdienst  ist  die  Sprache. 

Zur  Verbreitung  europäischer  Bildung  tragen  auch  andere 
lieferungsweise  erscheinende  Werke  bei,  wie  z.  B.  eine  Taschen- 
bibliothek18), eine  Reihe  von  Abhandlungen  aus  der  Feder  Sdmi's 
enthaltend ,  welche  eigentlich  nur  höhere  Uebungen  im  populären 
Stil    sind;   wichtig    sind   nur   die  Hefte  6 — 9,    die   unter  dem  be- 

sonderen  Titel  oLoOl  *J».*j  eine  auch  für  Europäer  beachtenswerthe 

Anthologie  aus  den  classischen  Prosawerken  der  türkischen  Lite- 
ratur, eine  Art  Literaturgeschichte  vom  8.  Jahrhundert  der  Hgr. 
bis  auf  die  neueste  Zeit  /bilden.  In  Lieferungen  erscheint  auch 
seit  1296  ein  Werk  von  Oewdd  Bey19),  welches  geschichtliche  und 
mathematische  Fragen  behandelt. 

Dies  wenige  mag  hier  genügen  um  die  Richtung  anzuzeigen, 
der  sich  in  neuester  Zeit  die  osmanische  Literatur  in  Constan- 
tinopel,  zuneigt.  Ob  mit  weiterem  Eindringen  der  europäischen 
Civilisation  diese  Richtung  sich  weiter  verbreiten  wird,  muss  die 
Zeit  lehren;  bis  jetzt  lässt  sich  darüber  nicht  urtheilen,  weil  in 
den  Provinzen  sehr  wenig  geschrieben  und  das  Wenige  nur  sehr 
selten    durch    den    Druck    veröffentlicht    wird,    daher  nicht   bis    zu 


15)  (»jJlfi    f*£y+^A   1.    Jahrgang    1296.      Preis    des    Heftes,    zu    5   Bogen, 

5  Piaster,   erscheint  den   1.  und   15.  jeden  Monats  in  der  Druckerei  des  Mekteh 
Senäja  (Gewerbeschule).      Die  Zeitschrift  scheint  ins  Stocken  gerathen  zu  sein. 

16)  LyüaJf    »j5    Wi».4-^X  (Druckerei  des  Mihran).     8. 

17)  Abu  Zid  Tewfik,  Beij,  ein  neuerer  türkischer  Literat,  nicht  zu  ver- 
wechseln mit  Abu  Ziä  Pascha  oder  richtiger  Abdul-Hamid  Ziä  Pascha, 
der  im  vorigen  Jahr  als  Statthalter  des  Wilajet  Adana  starb. 

18)  -**2Ül.5^U.X}  *_^c>-  herausgegeben  von  der  Druckerei  des  Mihran, 
seit   1296.    kl.  4.  in  Heften  von  8  Bogen  zu  4  Piaster. 

19)  \J  J>Lj  (Memoiren);  beigegeben  ist  eine  Karte  des  osmanischen  Reichs 
unter  Osman. 


32  Zenker,    TUrkzscJie  und  tatarische  Literatur  u.  .<?.  w. 

uns  dringt.  Für  die  türkische  Literatur  im  Ganzen  würde  die 
Europäisirung  kein  Voiiheil  sein,  denn  die  vielen  dadurch  ein- 
dringenden Fremdwörter  sind  für  die  Weiterbildung  der  Sprache 
auf  nationaler  Grundlage  im  höchsten  Grade  verderblich.  Lieber 
diese  Verhältnisse  handelt  ein  kurzer  Artikel  von  Vdmbery  -°), 
während  Barbier  de  Mei/nard21)  über  einen  durch  polizeiliches  Ein- 
schreiten geschlichteten  sprachlichen  Streit  eine  amüsante  Notiz  gab. 
Um  die  ältere  Geschichte  der  türkisch-tatarischen  Stämme 
haben  sich  Baverfi/'2)  und  Soworth23),  namentlich  aber  Kunik2*) 
durch  eine  sehr  gelehrte  Abhandlung  verdient  gemacht.  Mejow  25) 
hat  die  erste  Abtheilung  einer  sehr  dankenswerthen  Bibliographie 
der  Literatur  über  Centralasien  und  Ujfalvy 26)  den  zweiten  Band 
seines  Reisewerks  herausgegeben,  in  welchem  für  die  Ethnographie, 
Archäologie  und  historische  Geographie  der  behandelten  Land- 
schaften ein  reiches  Material  zusammengestellt  ist. 


20)  H.   Vdmhery.     Sprachreform  in   der  Türkei:  MLA.   XCV,   218-220. 

21)  Barbier  de  Meynard.  Une  quereile  de  mots:  JA.  VII.  Ser. ,  XIV, 
271-272. 

22)  H.  G.  Raverty.  On  the  Turks,  Tattars,  and  Mughals:  Trav.  de  la 
3e  sess.   du  Congr.  intern,  des  Orient.  II,  71-124. 

23)  Henry  H.  Howorih.  The  Khazars.  Were  they  Ugrians  or  Turks? 
ehd.    125-149. 

24)  A.  KynuKi.  0  po.ncTB'fe  Xarano-Eojirap'L  ci>  HyBainaMii  no  cjiaB^uo- 
6oJirapCKOMy  HMemiKy.  [Ueher  die  Verwandtschaft  der  Chagano-Bulgaren  mit 
den  Tschuwaschen  nach  dem  slavisch-hulgarischen  Wörterbuch]:  Il3B'BCTifl  Aji- 
liespii  h  .npyrHxt  aBTopoBB  o  PycH  h  CiaBflHax'i.  I,  118-161. 

25)  B.  IL  MeoKOß^.  TypKecTaHCKiH  cöopuiiKi  CTaTeii  h  coiiHHeHiii, 
OTHocain,Hxc«  äo  CpeÄHeii  Aain  Booöiiie  n  äo  TypKecraHCKaro  itpan  bt. 
ocoßeHHOCTH.  CocTaßjeHO  no  iiopyieinio  reH.-ryft.  It.  II.  4>0H'i.-Kayii»MUHn. 
yKaaaTejit  cHCTeMaTH'ieciuii  k.%  l — 150  TOMaiw'B.     |  V.  I.  Mejow.     Recueil  du 

Turkestan,  eompi-enant  des  livres  et  des  articles  sur  l'Asie  Centrale  en  general 
et  la  province  du  Turkestan  en  particulier.  Compose  sous  les  auspices  du  Gen. 
Gouv.  du  Turkestan  K.  P.  von  Kaufmann.  Tomes  1 — 150.  L'indicateur 
systematique  et  alphabetique.]  St.-Petorsbourg  1878.  VIII,  184  pp.  8.  Kb.  2. 
—  Vgl.  TR.   XII,  90. 

20)  Ch.  E.  de  Ujfalvy  de  Mezb-Kövesd.  Le  Syr-Daria,  le  Zerafchäne, 
le  pays  des  Sept-Rivieres  et  la  Siberie-Üccidentale  avevc  quatre  appendices. 
Paris  1879.  XVI,  208  pp.  8.  mit  Karten  und  Tafeln.  fr.  15.  (Expedition 
scientifique   Franchise  en   Russie,  en   Siberie   et  dans  le  Turkestan.  II.) 


33 


F i n n i  s  c h  -  Ugr i s  c h  e   Sprachforschung. 

Von 
0.  Dünner. 

Wenn  auch  hin  und  wieder  einzelne  Versuche  gemacht  werden 
das  über  den  weiten  Norden  Asiens  imd  Europas  sich  erstreckende 
Sprachgebiet  schon  jetzt  zusammenfassend  zu  bewältigen,  so  geht 
doch  die  Hauptströmung  der  sprachlichen  Forschung  darauf  hinaus, 
in  die  Eigentümlichkeiten  der  Einzelsprachen  immer  tiefer  ein- 
zudringen. Besonders  auf  dem  Gebiete  der  finnisch  -  ugrischen 
Sprachforschung  ist  eine  rege  Thätigkeit  wahrzunehmen,  die  in 
den  drei  Ländern  Ungarn,  Estland.  Finnland  durch  immer  neue 
Mitarbeiter  vertreten  wird.  Mit  dem  fieissigen  Einsammeln  des  fak- 
tischen Sprachmaterials  geht  die  wissenschaftliche  Verwerthung  des- 
selben Hand  in  Hand. 

In  der  Lexikographie  begegnet  uns  zuerst  wiederum  der  um 
die  finnische  Sprache  und  Literatur  hochvei'diente  Elias  L'önnrot, 
der  schon  vor  45  Jahren  die  erste  Auflage  des  Nationalepos  Kale- 
vala  herausgab.  Im  Verlaufe  des  Berichtjahres  kam  das  13.  Heft 
seines  finnisch  -  schwedischen  Wörterbuchs  heraus  l) ,  ein  Werk, 
welches  eine  ausserordentliche  Fülle  des  Wortschatzes  enthält. 
Aus  dem  Vogulischen  gab  Bensengre2)  ein  kleines  Wörterverzeichniss. 
Die  wissenschaftliche  Kenntniss  des  Magyarischen  hat  nach  Riedl 
bedeutende  Fortschritte  gemacht  und  findet  ihren  Ausdruck  in  der 
magyarisch  geschriebenen  Grammatik  von  tSimonyi3),  von  der  eine 
Uebersetzung  in  eine  der  grösseren  Kultursprachen  gewiss  von 
Nutzen,  wäre.  Von  Euren's  finnischer  Grammatik4)  erschien  eine 
unveränderte  vierte  Auflage  und  für  den  Unterricht  berechnete 
Grammatiken    der    finnischen    Sprache    sind    von    Länkelä 5)    und 


1)  Suomalainen  ja    Ruotsalaiuen    Sanakirja.      13.    Heft.      Helsingissä    1879 
B.  II,  801-960.     8.     M.  4. 

2)  Bensengre.     Fragment  d'un  lexique  vogoul:  RL.  XIII,  109-113. 

3)  Simonyi  Zsigmond.     Rendszeres  Magyar  nyelvtan  fölsöbb  osztälyoknak 
tis  magänhasznälatra.     Budapest  1879.     VIII,  232  pp.     8.     fl.  2. 

4)  G.  E.  Euren.     Suomalainen  kielioppi  suomalaisille.     4.  Aufl.     Turussa 
1879.      134  pp.     8.     M.  1. 

5)  J.  Länkelä.      Suomen    kielen    kielioppi.     4.  Aufl.      Jyväskylüssü    1879. 
140  pp.     8.     M.  1.20. 

Jahresbericht  1879.  3 


34  Donner,  Pinnisch-TJgrisehe  Sprachforschung. 

Sattmen 6)  veröffentlicht  worden.  Für  das  Estnische  hat  WesJce  7) 
eine  ausführliche  Lautlehre  mit  Anwendung  einer  seinen  Ansichten 
über  die  Aussprache  angepassten  Orthographie  herausgegeben.  Die 
finnische  Literaturgesellschaft  in  Helsingfors  sendet  hin  und  wieder 
Stipendiaten  nach  verschiedenen  Gegenden  des  Landes  zu  Dialekt- 
forschungen, die  dann  in  die  Zeitschrift  Suomi  aufgenommen  werden. 
Eine  verdienstliche  Arbeit  dieser  Art,  deren  schon  mehrere  ver- 
öffentlicht wurden,  gab  Lönnbohm  8)  über  eine  ostfinnische  Mund- 
art heraus.  Einige  Eigenthümlichkeiten  des  magyarischen  Dialekts 
von  Mezo-Tür  beschrieb  Meszdros-]),  wie  Weshe  lü)  ähnliches  aus 
der  estnischen  Mundart  von  Kodavere.  Die  1878  von  Genetz  in 
russischen  Typen  veröffentlichte  Uebersetzung  des  Evangeliums 
Matthaei  in  den  russisch-lappischen  Dialekt  ist  jetzt  auch  in  la- 
teinischer Transscription  1 ')  erschienen,  vermehrt  durch  Original- 
texte und  von  einer  ungarischen  Uebersetzung  begleitet. 

Im  neuen  Jahrgang  des  Magyar  Nyelvor1-)  setzt  der  Heraus- 
geber seine  eingehende  Musterung  des  grossen  Wörterbuchs  der 
Akademie  fort,  andere  Verfasser  lassen  sich  auf  Wort-  und  Suffix- 
erklärungen oder  lautliche  Untersuchungen  ein  u.  s.  w.  In  den 
NyelvtudoinanyiKözlemHnyek(SprachwissenschaftlichenMittheilungen) 
veröffentlicht  tbzigethy  I3)  eine  Abhandlung  über  lautliche  Eigenthüm- 
lichkeiten des  im  Jahre  1527  geschriebenen  sehr  umfangreichen 
Erdy-Codex,  Kissxi)  eine  über  die  Sprache  Pazmäny's  und  Szin- 
nyeilb)  eine  über  die  Sprachvergleichungen  Revai's.  In  der  Zeit- 
schrift für  Sprachforschung  und  Aesthetik  handelt  Imre16)  über  die 


G)  A.  Hj.  Sallmen.  Valmistelova  oppikirja  Suomen  kielossä.  Viipurissa 
1879.     5G   pp.      8.     M.  0.80. 

7)  M.  Weshe.  Eesti  koelo  hoalte  opetus  ja  kirjutuso  wiis.  Tartus  1879. 
VIII,   110   pp.     s. 

8)  O.  A.  F.  Lönnbohm.  Jääsken  Kirvun  ja  osittain  Rautjärven  ja  Ruo- 
kolahden  pitäjien  kielimurteesta:  Suomi.  2.  Folge  13.  B.,  1-163.  Helsingissä 
1879.  8  —  In  ungarischer  Bearbeitung  von  J.  Szimiyei:  Nyolvt.  Közlemenyek 
XVI,  97-119.     Budapest   1880. 

9)  Meszdros  Istvdn.  A  Mezo-türi  nyelvjäräs:  Magyar  Nyolvor  VIII,  357- 
3G2.   443-44G.   497-498. 

10)  M.  Weshe.  Täliendusod  Kodavere  keolemurdest:  Eesti  kirjamoeste 
seltsi  aastar  (7.  Jahrgang).     Tartus    1879.     8.     p.   G2-G5. 

11)  Genetz  Arvid.  Orosz-lapp  nyelvmutatvanyok.  Mute  evangeliomfl  ('s 
öredeti  toxtusok:  Nyelvtudom.  Küzlemiinyek  XV,  74-152.  —  Ueborsotzung  der 
Originaltexte  (Az  oredeti  läpp  textusok  förditasa):  ib.  XV,  287-303. 

12)  Magyar  Nyolvö'r  —  szerkeszti  s  kiadja  Szqrvas  Gdhor.  B.  VIII, 
Budapest  1879.     8.     h\  5. 

L3)  Szigethy  Istvdn.  Az  Erdy-codex^emely  hangtani  sajatsägai:  Nyclvtud. 
Közlemenyek  XV,  55-73. 

14)  AV.v.y    Tgndcz.     Päzmäny  nyolve:  ib.    17  7-248. 

15)  Szmriyei  Jözsef.  Revai  magyar-ugor  nyelvhasonlitasa :  ib.  218-287. 
(Auch  separat  u.  g.  T.) 

16)  hurt'  S.  A  aevek  ak  «'s  ük  szemelyragairöl:  Ertekez^sek  a  nyelv  is 
s/.i'-pnuloni.  körebol.  VII,  7.  Heft.     Budapest  1  st:».    8.    (Separat  u.  g.  T.  :!l    pp.) 


Donner,  Finnisch-ugrische  Sprachforschung.  35 

possessiven  Personalsuffixe  uk,  ük  an  Hauptwörtern.  Eine  Schrift 
über  die  magyarische  Rechtschreibung  kenne  ich  nur  dem  Titel 
nach17).  —  Zwei  kleine  bisher  nicht  bekannte  Texte  aus  dem 
16.  Jahrhundert  sind  nach  einer  Handschrift  der  Münchener  Staats- 
bibliothek von  Kemz1&)  veröffentlicht  worden. 

Die  vergleichende  Betrachtung  der  finnisch-ugrischen  Sprachen, 
welche  schon  vor  einem  Jahrhunderte  mit  Gyarmathi  ihre  ersten 
Anläufe  versucht  hatte,  lag  lange  wegen  Mangels  an  hinreichendem 
Material  aus  den  betreffenden  Sprachen  darnieder.  In  den  letzten 
Jahrzehnten  ist  dieser  Mangel  einigermassen  ausgeglichen  worden, 
wodurch  eine  ordnende  Zusammenstellung  ermöglicht  wurde.  In 
seiner  jetzt  zum  zweiten  Male  vorgenommenen  lexikalischen  Durch- 
musterung desjenigen  Wortvorraths .  welchen  das  Magyarische  mit 
den  verwandten  Sprachen  theilt,  isl  Budenz19)  bis  zum  vierten 
Hefte  vorgeschritten.  Er  behandelt  darin  mit  gewöhnlichem  Scharf- 
sinn die  mit  m,  r  und  l  anlautenden  Wörter  und  ist  somit  zum 
Schluss  der  konsonantisch  anlautenden  gekommen.  Die  Vokalreihe 
dürfte  bald  folgen  und  somit  diese  für  die  vergleichende  Forschung 
wichtige  Arbeit  in  Kurzem  vollendet  sein.  Seine  von  den  übrigen 
Forschern  abweichende  Ansicht  über  die  Verwandtschaftsverhältnisse 
der  finnisch-ugrischen  Völker,  denen  er  insgesammt  den  sonst  nur 
für  einige  gebrauchten  Namen  „ugrisch"  beilegen  will,  hat  Budenz'10) 
in  einer  besonderen  Schrift  dargelegt,  worin  er  das  Lappische  mit 
den  permischen  und  ostjak-vogul-magy arischen  Sprachen  in  eine 
s.  g.  nordugrische  Gruppe  vereinigt,  während  die  übrigen  Sprachen 
an  der  Ostsee  sammt  dem  Mordwino-Tscheremissischen  eine  süd- 
ugrische  Gruppe  bilden  sollen.  Gegen  diese  Ansicht  und  für  die 
frühere  nahe  Verbindung  des  Finnischen  mit  dem  Lappischen  tritt 
Donner'11)  in  einem  besonderen  Aufsatze  ein,  behandelt  aber  dann 
ausführlicher  auf  Grundlage  ihrer  grammatischen  Formen  die  gegen- 
seitige Stellung  der  finnisch-ugrischen  Sprachen  zu  einander2-). 
Diese  Schrift  ist  zugleich  die  erste  ausführlichere  Zusammenstellung 


17)  A  magyar  helyesiras  olvei  es  szabälyai.     Budapest   1879. 

18)  Zwei  alte  Ungarische  Texte  aus  einer  Handschrift  der  K.  Bayer.  Hof- 
und  Staatsbibliothek  herausgegeben  von  Fricdr.  Keinz.  München  1879.  18  pp. 
8.     M.  0.50. 

19)  Budenz  Jözsef.  Magyar-Ugor  összehasonlitö  szötär.  IV  füzet.  Buda- 
pest   1879.     p.  595-712.     8.     Ü.  1. 

20)  Jos.  Budenz.  Ueber  die  Verzweigung  der  Ugrischen  Sprachen  :  Bei- 
träge z.  Kunde  der  Indogermanischen  Sprachen  IV,  192-258.  (Auch  separat 
u.  g.  T.  Göttingen  1879.  68  pp.  8.)  —  Vgl.  Nyelvt.  Közlem.  XV,  157-168: 
A.  Markovics  in  Egyetemes  Philologiai  Közlöny.  III.     Budapest   1879. 

21)  O.  Donner.  Finnish  and  Lappish  and  their  mutaal  relationship:  Trans- 
aetions  of  the  Philol.   Soc.   1877-8-9,   602-612. 

22)  O.  Donner.  Die  gegenseitige  Verwandtschaft  der  Finnisch-ugrischen 
Sprachen:  Acta  Soc.  Scieut.  Fennicae.  Tom.  XI„  409-566.  Helsingfors  1879.  4. 
(Auch  separat  u.  g.  T.  158  pp.)  —  Vgl.  E.  Beauvois  in  RC.  1880.  No.  38; 
./.  Budenz  in   Nyelvtudom.  Közlemenyek  XVI,   120-144. 

3* 


36  Donner,  Finnisch-Ugrische  Sprachforschung. 

auf  dem  Gebiete  der  vergleichenden  Grammatik  der  betreffenden 
Sprachen. 

In  noch  weiterem  Umfange  nimmt  Anderson2*)  die  schon  seit 
Grimm  und  Diefenbach  gelegentlich  berührte  Frage  von  einer 
möglichen  Urverwandtschaft  der  finnischen  und  indogennanischen 
Sprachen  zur  ausführlichen  Erörterung  auf,  indem  er  sowohl  ge- 
meinschaftliche Wurzeln  als  auch  Bildungen  aus  diesen  mit  ge- 
meinschaftlichen Suffixen  nachzuweisen  sucht.  Wenn  auch  eine 
Entscheidung  dieser  weitgreifenden  Frage  bei  dem  jetzigen  Stand- 
punkt der  wissenschaftlichen  Forschung  und  der  noch  geringen 
Kenntniss  mehrerer  der  bezüglichen  Sprachen,  wie  auch  anderwärts 
hervorgehoben  worden  ist,  nicht  erwartet  werden  kann,  so  bietet 
doch  einerseits  das  Indogermanische  andererseits  das  Finnisch- 
Ugrische  so  viel  Aehnliches  in  Form  und  Stoff,  dass  eine  nähere 
Prüfung  dieser  auffallenden  Erscheinung  wünschenswerth  sein  muss. 
Jedenfalls  ist  eine  Zusammenstellung  der  Thatsachen  von  Nutzen, 
wodurch  die  Abscheidung  des  später  entlehnten,  dann  die  Fest- 
stellung der  Beschaffenheit  des  übrigen  scheinbar  oder  wirklich 
identischen  Materials  ermöglicht  wird. 

Ein  nahestehendes  Gebiet  berührt  Leo  Meyer 24)  in  einem 
Vortrag  bei  der  Jahresversammlung  der  Gelehrten  Estnischen  Ge- 
sellschaft, indem  er  den  Einfluss  der  germanischen  Sprachen  auf 
die  finnischen  durch  verschiedene  Perioden  andeutet.  Jung25) 
sucht  die  sprachliche  Grenze  zwischen  Esten  und  Letten  zu  be- 
stimmen und  Amelung26)  berichtet  über  das  Kartenspiel  der  Esten. 
Die  mordwinische  Götterlehre  und  Feierlichkeiten  behandelt  Barna21), 
die  bei  alten  magyarischen  Rechtsgewohnheiten  übliche  Becher- 
erhebung Hunfalvy  2b). 


23)  N.  Anderson.  Studien  zur  Vergleichung  der  indogermanischen  und 
ugrofinnischen  Sprachen.  I:  Verhandlgn.  d.  gel.  Estnischen  Ges.  IX,  49-370. 
Dorpat  1879.  8.  (Auch  separat  u.  g.  T.  322  pp.)  —  Vgl  J.  Budenz  in 
Nyelvtud.  Közlem.  XV,  309-324. 

24)  Leo  Meyer.  Ueber  Lehnworte  im  Finnischen:  Sitzungsber.  d.  gel. 
Estn.  Ges.  zu  Dorpat  1879.  Dorpat  1880.  8.  p.  3-27.  (Auch  separat  u.  d.  T. : 
Ueber  vorhistorische  Beeinflussung  tinnischer  Sprachen  durch  germanische.  Dor- 
pat 1879.     27   pp.) 

25)  J.  Jung.     Ueber  die  estnisch-lettische  Sprachgrenze:  ib.   p.   66-73. 

26)  F.  Amelung.  Das  Kartenspiel  des  estnischen  Landvolkes  in  Livland: 
ib.  p.  33-48. 

27)  Barna  F.  A  Mordvaiak  Pogäny  istenei  es  iinnepi  szertartasai :  Er- 
tekezesek   VIII,  H.  2.      Budapest   1879.      8.      84   pp. 

28)  Hunfalvy  P.  Ukkonpohar.  A  regi  magyar  jogi  szokäsnak  egy  töre- 
deku:   ib    VIII,  H    G.     Budapest  1879.     8.     32   pp 


37 


Vorderindien. 

Von 
E.  Kulm. 

Unser  Bericht  über  Indien  darf  sich  auch  dieses  Mal  rein  auf 
das  sprachliche  und  literargeschichtliche  Gebiet  beschränken,  da 
für  die  sonstigen  Zweige  der  indischen  Alterthumswissenschaft 
wiederum  auf  Klalt's  ')  nunmehr  weit  ausführlicheres  und  geradezu 
musterhaftes  Referat  verwiesen  werden  kann. 

Im  Gebiete  der  Sanskrit -Grammatik  -  bei  welcher  wir  wie 
früher  von  Elementar-Grammatiken  und  ähnlichen  Hilfsbückern 
keine  Notiz  nehmen,  dagegen  zu  mehrfacher  Ergänzung  auf  die  in 
der  Einleitung  behandelte  Sprachvergleichung  zu  verweisen  haben 
-  tritt  uns  in  Whitneys  !)  gleichzeitig  englisch  und  deutsch  er- 
schienenem Werke  eine  epochemachende  Leistung  entgegen.  Mit 
umfassendster  Kenntniss  der  Sprache  ausgerüstet,  hat  Whitney  es 
vortrefflich  verstanden,  die  Darstellung  der  gesammten  Grammatik 
von  der  immer  noch  sehr  bemerkbaren  Nachahmung  der  alten 
Nationalgrammatiker  wie  der  früheren  europäischen  Bearbeiter 
glücklich  zu  befreien  und  auf  Grund  sorgfältigsten,  namentlich 
auch  statistischen  Studiums  der  hervorragenderen  Werke  in  den 
verschiedenen  Literaturzweigen  ein  allseitiges  und  wenigstens  in 
gewissem  Umfange  vollständiges  Bild  der  Sprache  in  ihrem  histo- 
rischen Verlaufe  zu  entwerfen.  Aus  dem  überreichlichen  Material, 
das  indische  wie  europäische  Wissenschaft  zusammengetragen,   hat 


1)  J.  Klatt.  Indien:  Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft  1879.  I,  1-26. 

2)  William,  Dwight  Whitney.  A  Sanskrit  Grammar,  including  both  the 
Classical  Langnage ,  and  the  Older  Dialects ,  of  Veda  and  Brahmana.  Leipzig 
1879.  XXIV,  .085  pp.  8.  M.  10.  —  Indische  Grammatik,  umfassend  die  klassi- 
sche Sprache  und  die  älteren  Dialecte.  Aus  dem  Englischen  übersetzt  von 
Heinr.  Zimmer.  Leipzig  1879.  XXVUI,  520  pp.  8.  M.  10.  (Auch  u.  d.  T. 
Bibliothek  indogermanischer  Grammatiken.  Bd.  II.)  —  Vgl.  LC.  1880,  44; 
A.  Hülebrandt  BKIS.  V,  338-345;  B.  Delbrück  GGA.  1881,  394-403;  TR. 
N.  S.  I,  128;  R.  AtMnsön  Ac.  XVII.  476. 


g£  Kuhn,  Vorderindien. 

er  mit  sicherem  Blicke  das  Facit  gezogen  und  dadurch  auch  der 
allerdings  sehr  nöthigen,  aher  im  gegenwärtigen  Zeitpunkt  unend- 
lich schwierigen  Bearbeitung  der  Sanskrit-Grammatik  vom  corn- 
parativen  Standpunkte  aus  eine  zuverlässige  Grundlage  bereitet. 
Dass  eine  genauere  Durchsicht  der  Nationalgrammatiker  manche 
Ergänzung  im  Einzelnen  an  die  Hand  geben  würde .  soll  übrigens 
mit  diesem  Urtheil  keineswegs  geleugnet  sein.  Als  besonders, 
lesenswerth  für  jeden,  der  Whitneys  Buche  näher  zu  treten 
wünscht,  müssen  noch  die  kurzen  aber  lichtvollen  Bemerkungen 
bezeichnet  werden,  mit  denen  er  selbst3)  die  wichtigsten  Neue- 
rungen in  seiner  Grammatik  näher  begründet  hat.  Mit  Whitneys 
Werke  in  methodischem  Zusammenhange  und  in  demselben  mehr- 
fach verwerthet  sind  Arbeiten  seiner  Schüler ,  wie  wir  deren 
schon  im  Bericht  für  1877  zu  erwähnen  hatten;  der  Art  sind 
auch  die  Abhandlungen  von  LannHin,  Edgren ,  Bloomfield  und 
Avery*),  über  welche  die  diesmaligen  Proceedings  der  American 
Oriental  Society  vorläufige  Nachricht  bringen.  Auf  dem  Grenzge- 
biete zwischen  Grammatik  und  Vedaexegese  bewährte  sich  wiederum 
Benfei/s  5)  unermüdliche  Thätigkeit.  Von  vier  grösseren  Abhand- 
lungen desselben  ist  die  eine  einigen  Wörtern  mit  dem  Bindevokal  i 
im  Rigveda  gewidmet,  während  drei  andere  die  gründliche  Unter- 
suchung der  Quantitätsverschiedenheiten  in  den  Samhitä-  und  Pada- 
Texten  fortsetzen.  Unter  den  drei  kleineren  behandelt  die  erste 
den  Ursprung  des  Suffixes  ina  aus  ya  =  ia-f-na;  die  zweite  erweist 
für  shashti  in  einer  Stelle  des  Rigveda  die  Bedeutung  Sechsheit, 
wobei  eine  ehemalige  lautliche  Verschiedenheit  dieses  shashti  von 
dem  sechzig  bedeutenden  Worte  äusserst  wahrscheinlich  gemacht 
wird  -.  die  dritte  endlich  bespricht  zwei  Fälle,  in  welchen  Formen 
des  Acc.  PI.  auf  an  vor  Vocalen  in  femininer  Bedeutung  gebraucht 


3)  W.  D.  Whitney.     On  certain  points  in  Sanskrit  Grammai-:  PAOS.  Oct. 
*1878-Oct.   1870,   XVII-XIX. 

4)  C.  R.  Lanman.  On  Tentative  Linguistic  Forms:  PAOS.  Oct.  1878- 
Oct.  1879,  II.  —  A.  H.  Kdgren.  On  tlie  Relation  in  the  Rig-Veda  between 
tho  Palatal  and  Labial  Vowels  (i,  i,  u,  ü  i  and  their  corresponding  Semivowels 
(y,  vi:  ebd.  III-V.  —  Maurice  Bloomfield.  On  the  Vedic  Compounds  having 
an  apparent  Genitive  as  prior  member:  ebd.  V.  —  John  Avery.  On  the  Elision 
of  initial   a   after  final   e  and  o  in  the  Vedas:  ebd.   VII- VIII. 

5 1  Theod.  JBenfey.  Ueber  einige  Wörter  mit  dem  Biudcvocal  i  im  Rig- 
veda. Göttingen  187'J.  42  pp.  4.  M.  2.40.  —  Die  Quantitätsverschiedenheiten 
in  den  Samhitä-  und  Pada-Texten  der  Vedcn.  Vierte  Abhandlung.  Alphabeti- 
sches Verzeichniss  der  ein-  und  mehrsilbigen  Wörter,  welche  auslautende  a.  i.  u 
an  irgend  einer  Stelle  des  Stollens  in  der  Samhitä  lang  im  Pada  kurz  zeigen. 
Brate  bis  dritte  und  letzte  Abtheihmg.  Göttingen  1879.  42.  41.  41  pp.  1. 
(Abb.  d.  K.  Ges.  d.  W'bs.  z.  Gott.  XXIV.  und  XXV.  Bd.)  —  Das  sanskritischo 
Sufißx  ina.  insbesondere  im  Rigveda:  Gott.  Nachr.  1879,  in9-127.  —  Rigveda 
VII.   1S,    14:    ebd.  355-378.  Rigveda   III    :i  l  .    21    und  VIII.  41,    10  ;.Is  Er- 

gänzung   zu    dem    Aufsatz   >\;iv:k    und    svätavas    in   Jahrgang   1877.      No.   1")    S. 
341  ff.:  ebd.  38:»   1=05 


Kuhn,  Vorderindien.  39 

sind,  als  neue  Beispiele  der  nasalen  Tilgung  eines  nach  Ausfall 
von  s  entstandenen  Hiatus.  Scharfsinnige  und  anregende  Beobach- 
tungen über  die  verschiedensten  Punkte  vedischen  Sprachgebrauchs 
und  vedischer  Metrik  sind  gewohnter  Weise  in  die  Untersuchung 
verflochten.  Unregelmässige  Formen  des  Aorists  der  Wurzel  kri  im 
Bhägavata-Puräna  bespricht  Barth 6)  und  sucht  unter  Heranziehung 
einiger  weiteren  Unregelmässigkeiten  und  der  bekannten  Angaben 
über  die  Verschiedenheiten  der  Ritis  mit  grossem  Scharfsinn  nach- 
zuweisen, dass  das  Sanskrit  innerhalb  kleinerer  Kreise  lange  Zeit 
als  lebende  Sprache  mit  lokalen  Verschiedenheiten  fortbestanden 
habe.  Nach  Hävet's  7)  fast  haarspaltender  Deduction  soll  die  An- 
ordnung des  indischen  Alphabetes,  speciell  die  Stellung  der  Vocale 
vor  den  Consonanten  durch  das  Schwanken  der  alten  Phonetiker 
über  die  eigentliche  Natur  der  Aspiraten  -  -  ob  einfach  oder  zu- 
sammengesetzt —  bedingt  sein.  Almkvist*)  stellt  unter  Heran- 
ziehung semitischer,  finnischer  u.  a.  Analogien  die  Ansicht  auf, 
dass  aham  in  seinem  m  ein  Personalsuffix  enthalte  und  somit 
eigentlich  „meine  Hierheit"  bedeute,  was  uns  angesichts  der  übrigen 
pronominalen  Nominative  auf  am  nicht  allzu  wahrscheinlich  vor- 
kommt. Berhtel")  hält  strenges  Gericht  über  Lindners,  altindische 
Nominalbildung.  Die  vedische  Verbindung  von  Locativen  mit  ä 
bespricht  Osthoff i,})  in  einem  weiteren  sprachlichen  Zusammenhange. 
Wenzel's  l ')  Uebersicht  des  Instrumentalgebrauchs  im  Rigveda 
musste  bei  dem  in  dieser  Beschränkung  äusserst  undankbaren  Stoffe 
so  gut  wie  ergebnisslos  bleiben. 

Böhtlingk  12)  veröffentlichte  den  ersten  Band  eines  sehr  be- 
quemen Sanskrit-  Wörterbuches  in  kürzerer  Fassung;  dasselbe 
bringt  unter  Weglassung  der  Citate  in  der  Hauptsache  den  Wort- 
schatz des  grösseren  Werkes,  dazu  mit  den  nöthigen  Stellen-An- 
gaben eine  Fülle  von  Ergänzungen  und  Verbesserungen,  zu  denen 
auch    andere    Gelehrte    in    dankenswertester   Weise    beigesteuert 


6)  A.  Barth.  Formes  irregulieres  dans  le  Bhagavata  -  purana :  MSLP. 
IV,    8-13. 

7)  L.  Havet.  Notes  de  phonetique.  II.  L'ordre  de  f aiphabet  devanägarT : 
MSLP.  IV,   27-29. 

8)  Herrn.  Almkvist.  Om  det  sanskritiska  ahäm:  Upsala  Univcrsitots  Ars- 
skrift  1879.     Filosofi   ...  IV.     (Auch  separat  Upsala  1879.     18  pp.     8.) 

9)  GGA.  1879,  269-280.  —  Vgl.  über  dieses  Buch  auch  noch  LC. 
1879,   774. 

10)  Herrn.  Osthoff'.  Das  determinierende  ä  bei  Casusformen  im  Altirani- 
schen: MU.  II,  76-100;  vgl.  22-26. 

11)  Heinr.    Wenzel.      Ueber    den    Instrumentalis    im    Rigveda.      Tübingen 

1879.  VII,   110  pp.     8.     M.  4.  —  Vgl.   G.  LC.   1880,   494;   H.  Zimmer  ÖLZ. 

1880,  94. 

12)  Otto  Böhtlingk.  Sanskrit-Wörterbuch  in  kürzerer  Fassung.  Erster 
Theil.  Die  Vocale.  St.  Petersburg  1879.  VI,  299  pp.  4.  M.  11.70.  —  Vgl. 
Ac.  XVil,   123. 


40  Kuhn,  Vorderindien. 

Imben.  In  seiner  Anzeige  von  Scherer's  Werk  „Zur  Geschichte 
der  deutschen  Sprache"  erörtert  Zimmer13)  den  Ursprung  der 
Wurzel  khyä  aus  dem  in  caksh  reduplicirt  vorliegenden  kas  auf 
Grund  ihrer  in  den  Präticäkhya  erörterten  Eigenthümlichkeiten 
und  mit  Hinweis  auf  Ableitungen  der  gleichen  Wurzel  kas  im 
Irischen.  Bezzenberger 14)  stellt  duxvä  „Hirsengras"  passend  mit 
litauisch  dirya  „Acker,  Saatfeld"  zusammen.  In  einem  Artikel  von 
Postgate  1 5)  zeigt  Cowell ,  dass  hastin  im  Anfange  von  Compositis 
zur  Bezeichnung  des  Grossen  verwendet  zu  sein  scheint.  Auf  die 
erotischen  Termini  upakridä,  uparikrida  und  uparisambhoga  weist 
BiMcnell16)  hin.  Zerstreute  Bemerkungen  zur  Sanskrit  -  Lexico- 
graphie  enthält  auch  ein  seinem  eigentlichen  Thema  nach  weit 
abliegender  Aufsatz  Kern's11).  Zum  Schlüsse  dieses  Abschnitts 
gedenken  wir  des  uns  leider  nicht  vorliegenden  zweiten  Bandes 
von  Anundoram  Borooah's  18)  English-Sanskrit  Dictionary  mit 
seinem  gewiss  recht  lehrreichen  grammatischen   Supplement. 

Bei  der  Schriftkunde  ist  zuerst  der  lehrreichen  Studie  >Se- 
nart's  I9)  über  den  ersten  Band  von  Oumungham's  Corpus  In- 
scriptionum  Indicarum  zu  gedenken,  in  welcher  die  Zusammen- 
hänge der  beiden  in  Acoka's  Inschriften  gebrauchten  Alphabete 
unter  sich  und  mit  dem  semitischen  und  griechischen  Alphabet 
in  besonnener  und  vorsichtiger  Weise  erörtert  sind.  Für  das 
Alphabet  der  indoskythischen  Münzen  haben  wir  auf  Hoernle's 
beim  Uebergang  zu  den  Volkssprachen  zu  erwähnende  Abhandlung 
über  die  Goldmünzen  von  Ahin  Posh  zu  verweisen.  Unter  den 
einschlägigen  Schrifttafeln  der  Palseographical  Society20)  verdient 
die  Reproduction  der  alten  nepalesischen  Handschrift  des  Ganda- 
vyüha  besondere  Hervorhebung. 

Fortgesetzt    wurden    die    Handschriftenverzeichnisse    für  Ben- 


13)  BKIS.  III,  329-331. 

14)  A.  Bezzenberger.     Skr.  dürvä:  BEIS.  V,   104 

15)  J.  P.  Postgate.  On  the  Word  ßovydtos  and  the  Prefix  ßov- :  Jon  in. 
of  Philol.  VIII,  116-121. 

16)  IAnt.  VIH,  88. 

17)  H.  Kern.      Uit  de  Frieseho  Wetten:  Taalkundigo  Bijdragen  II,  171-209. 

18)  Anundoram  Borooah.  A  Practical  English-Sanskrit  Dictionary.  Vol.  II. 
Falsification  to  Oyster.  With  a  Supplementary  Trcatise  on  Higher  Sanskrit 
Grammar;  or,  Gender  and  Syntax.  Oalcutta  (Kshetra  Mohun  Mukherji)  187  9. 
pp,  VI,  296  (Grammar).  581-1060  (Dictionary).  8.  Ks.  15.  [London  (Trübner): 
l  1  Lls.  6d.j  --  Vgl.  Ac.  XVII,  123  und  über  Vol.  I  C.  Caff  eller  JLZ. 
1879,  454. 

19)  JA.  VII   Ser.,   XIII,   522-545.  —  Vgl.  Ac.   XVI,   308. 

20)  rrh<>  Palseographical  Society.  Pacsimiles  of  Arcient  Manuscripts  etc. 
Oriontal  Seriös.  Edited  by  William  Wriijiil.  Part.  IV.  No.  43.  Arya-.Gan- 
davyuha.     Sanskrit  A.  D.    1166.     No.  44.     Maharnava.     Sanskrit  (XVI'1'  Cent.). 


Kuhn,  Vorderindien.  41 

galen  21),  Audh22)  und  die  Nordwest-Provinzen23)  und  Burnell2i) 
begann  die  Publication  seines  musterhaften  Cataloges  der  reich- 
haltigen und  ungemein  werthvollen  Bibliothek  zu  Tanjore.  Klatt2'0) 
gab  ein  vorläufiges  Verzeichniss  der  zu  Berlin  vorhandenen  Jaina- 
Manuscripte,  d.  h.  nicht  nur  heiliger  Texte  der  Jainas,  sondern  auch 
anderer  Werke,  unter  denen  wir  die  sprachlichen  Arbeiten  Hema- 
candra's  besonders  hervorheben  wollen;  eng  daran  schliesst  sich 
das  Verzeichniss  der  in  Jacobt's 26)  Besitze  befindlichen  Hand- 
schriften. Die  wenigen  von  Bühler21)  beschriebenen  Wiener  Manu- 
scripte  sind  für  das  Käthaka  und  die  Grihya-Literatur  von  In- 
teresse. Verzeichnisse  von  neueren  Sanskrit  -Drucken  aus  Indien 
findet  man  in  Trübner's  Record28). 

Regnaud's 29)  Ausführungen  über  den  gegenwärtigen  Stand 
wie  über  die  Zukunft  des  Sanskrit-Studiums  sind  uns  leider  nicht 
zu  Gesicht  gekommen.  Räm  Das  Sen30)  handelt  im  dritten 
Theil  seiner  bengalisch  geschriebenen  Essays  in  buntem  Wechsel 
von  den  Jaina,  von  Vopadeva  und  dem  Bhagavata,  von  der  Ein- 
theilung    der  Veden,  von  Kumarapäla,  von  Vidyäpati  und  Vilhana, 


21)  Notices  of  Sanskrit  MSS.  by  Räjendralnhi  Mitra.  Published  imder 
Orders  of  the  Government  of  Bengal.  Vol.  V  —  Part  I.  No.  XIV.  For  the 
Year   1878.     Calcutta  (Baptist   Mission  Press)   1879.      152,  8  pp.     8. 

22)  List  of  Sanskrit  Manuseripts  discoverod  in  Oudh  during  the  Year  1870. 
Prepared  by  Pandit  Dein  Prasüda.  Allahabad  (N.-W.  P.  and  Oudh  Govern- 
ment Press)   1879.     63  pp.     8. 

23)  A  Catalogue  of  Sanskrit  Manuseripts  in  the  Nnrth-Western  Provinces. 
Compiled  by  Order  of  Government,  N.-W.  P.  Part  IV.  Allahabad  (N.-W.  P. 
and  Oudh   Government  Press)   1879.     53   pp.     8. 

24)  A  Classified  Index  to  the  Sanskrit  Mss.  in  the  Palace  at  Tanjore. 
Prepared  for  the  Madras  Government  by  A.  C  ßurnell.  Part  I.  Vedic  and 
Technical  Literature.  Part  II.  Philosoph)-  and  Law.  London  1879.  pp.  1-152. 
4.     20s.  —  Vgl.  A.  Weber  DLZ.     1880,  432. 

25)  Joh.  Klatt.  Die  Jaina-Handschriften  der  K.  Bibliothek  zu  Berlin: 
ZDMG.  XXXIII,  478-483.  [Anhang  zu  dessen  Artikel:  Dhanapäla's  Rishabha- 
paneäcikä.] 

26)  Liste  der  indischen  Handschriften  im  Besitze  des  Prof.  H.  Jacobi  in 
Münster  i.  W.     ebd.   693-697. 

27)  G.  Bühler.  Eine  Notiz  über  einige  Sanskrit  MSS.  aus  Kacmir  in 
der  K.  K.  Hof-Bibliothek  zu  Wien:  Monatsber.  d.  K.  Pr.  Akad.  d.  Wiss.  1879, 
200-202. 

28)  Indian  Literature:  TR.  XH,  60.  —  Sanskrit  Books  printed  in  India: 
TR.  XH,  92. 

29)  Paul  Regnmid.  La  langue  et  la  litterature  sanscrites,  etat  present 
de  leur  etude  en  Europe.  Discours  prononce  ä  l'ouverture  du  cours  de  Sanscrit 
ä  la  faculte  des  lettres  de  Lyon.  Paris  1879.  36  pp.  8.  fr.  1.  —  Ders. 
L'avenir  des  etudes  sanscrites:   La   Republique  francaise.     Juin  20,   1879. 

30)  Räm  lh'is  Seil.  Aitihäsika  Rahasya,  or  Essays  on  the  History,  Philo- 
sophy,  Arts,  and  Sciences  of  Ancient  India  [in  Bengali].  Part  III.  Calcutta 
(I.  C.  Böse  and  Co.)    1879.     IX,  234  pp.     8.     Re.   1.      [London,   Trübner:   5s] 

-  Vgl.  Calc.  Rev.  Vol.  LXVIU,  XL1X.     Vol.   LXIX ,    No.  CXXXVIII,  XXIV 
A.  Weber  DLZ.   1880,  113. 


42  Kuhn,   Vorderindien. 

von  allerhand  Sitten  und  Gebräuchen,  von  den  buddhistischen 
Jätaka,  von  den  sieben  svara,  von  Panini  und  von  Musik.  Gold~ 
stüökers  31)  zerstreute  Aufsätze  und  Recensionen,  namentlich  seine 
Beiträge  zu  mehreren  englischen  Encyclopädien  und  seine  das 
indische  Recht  betreffenden  Aufsätze  sind  in  zwei  Bänden  gesammelt 
erschienen,  welchen  eine  biographische  Notiz  aus  Rost's  Feder 
beigegeben  ist.  Die  zweite  Auflage  des  ersten  Bandes  von  Max 
Müllers  bekannten  Essays  ist  wegen  der  die  vedische  und  buddhi- 
stische Literatur  behandelnden  Aufsätze  auch  an  dieser  Stelle  zu 
erwähnen.  Seine  seit  1869  erschienenen  Recensionen  hat  Weber32) 
in  einem  stattlichen  Bande  zusammengestellt,  welcher  von  den 
Fortschritten  der  indischen  Philologie  im  letzten  Jahrzehnt  ein 
anschauliches  Bild  gewährt.  Dankenswerth  als  erster  Versuch 
seiner  Art  —  wenn  wir  von  de  Gtbbernatis'  Enciclopedia  indiana 
absehen  —  ist  ein  von  Dowson33)  compilirtes  Nachschlagewerk, 
welches  freilich  in  einer  neuen  Auflage  noch  mehrfach  verbessert 
und  vervollständigt  werden  müsste,  um  ähnlichen  der  classischen 
Philologie  gewidmeten  Werken  als  gleichberechtigt  zur  Seite  zu 
treten.  Mwir  3i)  gibt  eine  Zusammenfassung  seiner  früher  privatim 
gedruckten  wie  der  in  Band  II  und  V  der  Sanskrit  Texts  ver- 
öffentlichten metrischen  Uebersetzungen  nebst  Prosaversionen  der 
sämmtlichen  mitgetheilten  Stücke  und  andern  Beigaben,  unter  denen 
die  in  der  Einleitung  gegebene  Darstellung  der  über  das  Ver- 
hältniss  der  Bhagavadgita  zu  den  Lehren  des  Christenthums  ge- 
äusserten Ansichten  ein  besonderes  Interesse  in  Anspruch  nimmt. 
Von  Zeitschriften  gewähren  reiches  literarisches  Material  der  Indian 
Antiquary 35),     der    nunmehr    mit    dem    dritten    Bande    leider    ein- 


31)  Literary  Remains  of  the  Late  Professor  Theodore  Goldstücker.  In 
two  Volumes.  London  1879.  XVI,  330  and  244  pp.  8.  £  1  ls.  —  Ueber 
den  Inhalt  vgl.  Friedend  1879,  No.  376.  —  Vgl.  ferner  A.  Burneil  IAnt. 
IX,  204. 

32)  Albr.  Weber.  Indische  Streifen.  Band  III  mit  Register  für  alle  drei 
Bände.  Leipzig  1879.  XVI,  645  pp.  8.  M.  20.  (A.  u.  d.  T.  Kritisch-biblio- 
graphische Streifen  auf  dem  Gebiete  der  indischen  Philologie  seit  dem  Jahre  1869.) 
—  Vgl.  E.  Windisch  LC.  1880,  588;  Ac.  XVII,  51. 

33)  John  Dowson.  A  Classical  Dietionary  of  Hindu  Myfhology  and  Re- 
ligion, Geography,  History,  and  Literature.  London  1879.  XIX,  411  pp.  * 
L6s  (Triibner's  Oriental"  Series.  VI.)  —  Vgl.  IAnt.  IX.  31;  Calc.  Rev.  Vol. 
LXIX.  No.  (XXXVIII,  III;  A.  Burnell  Ac.  XVI,  52. 

.,  I  i  ./.  Muir.  Metrical  Translation*  from  Sanskrit  Writers.  With  an 
Introduction ,  Prose  Versions,  and  Parallel  Passages  from  Classical  Authors. 
London  1879.  XLIV,  376  pp.  8.  14s.  (Triibner's  Oriental  Series.  VIII.j  — 
Vgl.  LC.    1880,    1786;  IAnt.    IX,   235;  Ac.  XVII,   124. 

35)  The  Indian  Antiquary,  a  Journal  of  Oriental  Research  in  Archaeology. 
History.  Literature.  Languages,  Philosophy ,  Religion.  Folklore,  etc.  etc.,  etc. 
Edited  by  Jas.  Burgess.     Vol.  VIII.    —     1K79.     Bombay  (Education  Society 's 

Press)    1879.     VI,  358   pp.     4.     Mit  23  Tafeln.     Subscriptionspreis  Rs    20. 


Kuhn,  Vorderindien,.  43 

gegangene  Pandit36)  und  eine  in  Pirna  begonnene  Sammlung37), 
der  Publication  ungedruckter  historischer  und  poetischer  Texte 
in  Sanskrit  und  Maräthi  gewidmet,  deren  erster  Band  in  diesem 
Jahre  vollendet  wurde. 

Für  die  vedische  Literatur  erwähnen  wir  zunächst  einige 
Werke  und  Abhandlungen  allgemeineren  Inhalts.  In  einer  inter- 
essanten literarischen  Notiz  bespricht  Burneil 38)  namentlich  die 
Erwähnung  der  Veden  in  dem  bekannten  Liber  de  tribus  impos- 
toribus.  Eine  Abhandlung  von  Gorresio 39)  ist  uns  nicht  näher 
bekannt  geworden.  Dem  Vernehmen  nach  nicht  ungeschickt  ist 
eine  Uebersicht  des  wichtigsten  aus  der  vedischen  Literatur-  und 
Culturgeschichte  von  Rdmaehandra  Ghosh*0);  dieselbe  ist  im 
Wesentlichen  eine  erweiterte  Neubearbeitung  des  von  ihm  1870 
als  „Main  Results  of  the  Modern  Vaidik  Researches"  veröffentlichten 
Buches.  Wegen  Uebersetzung  und  Besprechung  vieler  vedischer 
Stellen  sind  die  zweite  Auflage  von  Max  Müllers**)  Vorlesungen 
über  Ursprung  und  Entwickelung  der  vedischen  Religion  sowie 
eine  französische  42)  und  eine  holländische  Uebersetzung  43)  desselben 
Werkes  namhaft  zu  machen.  Weitaus  aber  das  bedeutendste, 
dessen  wir  in  diesem  Zusammenhange  zu  gedenken  haben,  ist 
Zimmers**)  Altindisches  Leben,  eine  erschöpfende  Schilderung 
der  altindischen  Cultur   wie   sie    sich  nach  den  Samhitäs  darstellt, 


36)  Käeividyäsudhänidhil.i.  The  Pandit.  A  Monthly  Publicatiun  of  the 
Benares  College,  devoted  to  Sanskrit  Literature.  New  Series.  Vol.  III.  Be- 
naros  (E.  J.  Lazarus)  1879.    7fi8  pp.    8.    Rs.  12  jährlich.    [London.  Triibncr:  24s.] 

.">7i  Käwyetihäs  Sangraha;  or  a  Collection  ofHistories,  Poems,  etc.,  in  the 
Form   of  a   Serial.      Edited   by    Kdshindth    N&räyan    Sdne   and   Jandrdan 
Bdldji  Modale.     Vol.  I,  No.   1-12.     Poona  (Kiran  Press,  später  Dnyän  Prakäsh 
Press   und    Shiwäji    Press)    1878-187!».      Gegen    600  pp.      8.      Pro  No.    8a.   - 
Vgl.  K.   T.   Telang  IAnt.  IX.  50. 

38)  A.  C  Burnell  On  some  Early  Keferences  to  the  Vedas  by  European 
Writers:  IAnt.  VIII,   98-100. 

39)  Gaspare  Gorresio.  I  Vedi.  Torino  (Stamperia  reale)  s.  a.  [1879]. 
16  pp.     8.     (Estr.) 

40)  Rdmaehandra  Ghosh.  A  Peep  into  the  Vaidik  Age.  Calcutta  (Ghosh 
and  Brothers)    1879.      189   pp.     8.     Rs.   6. 

41)  Siehe  TR.  XII,  98. 

42)  F.  3[.  Midier.  Origine  et  developpement  de  la  religion  d tu  dies  ;'i 
la  Iumiere  des  religions  de  l'Inde,  lecons  faites  ä  Westminster-Abbey.  Traduit 
de   l'anglais  par  J.  Darmestcter.     Paris  1879.     XV,  347  pp.     8.     fr.  7. 

43)  F.  Max-Müller .  De  oorsprong  en  ontwikkeling  van  den  godsdienst, 
nagegaan  in  de  godsdiensten  van  Indie.  Uit  het  Engelsch  vertaald  door  A.  H. 
Raabe.  Utrecht  1879.  XXIII,  380  pp.  8.  rl.  3.60.  (Godgeleerde  BibJio- 
tlieek.     N.  Serie.     3e  jaarg.     2e  arl.) 

44)  Heinr.  Zimmer.  Altindisches  Leben.  Die  Cultur  der  vedischen 
Arier  nach  den  Sarhhitä  dargestellt.  Eine  vom  vierten  internationalen  Orien- 
talistencongress  in  Florenz  gekrönte  Preisschrift.  Berlin  1879.  XVI,  460  pp. 
8.  M.  10.  —  Vgl.  Ad.  KaegiJuhrh.  f.  elass.  Piniol.  CXXI,  433-469;  R.  Garbe 
Wiss.  Monats-Blätter  von  Ose.  Schade  VII,  98;  J.  Jolly  AAZ.  1879,  2897. 
2914;  «/.  Muir  IAnt.  IX,  53;  Ac.  XVII,  368;  J.  Guieu  Annales  de  philos. 
ehret.    Aoüt  1880. 


44  Kuhn,  Vorderindien. 

durch  umfassende  Gelehrsamkeit  wie  durch  Selbständigkeit  des 
Urtheils  gleich  ausgezeichnet.  Das  Buch  gibt  natürlich  eine  Fülle 
von  einzelnen  Beiträgen  zur  Veda-Exegese  und  darf  auch  in  dieser 
Beziehung  als  ein  erfreulicher  Portschritt  begrüsst  werden,  da  der 
Verfasser,  indischen  wie  europäischen  Erklärern  mit  gleicher  Un- 
befangenheit gegenübertretend,  vor  allem  nach  Klarheit  und  Prä- 
cision  in  der  Auffassung  strebt  und  dadurch  viele  Stellen  zum 
ersten  Mal  in  das  richtige  Licht  gestellt  hat.  In  der  Fortsetzung 
von  Kaegi's  45)  Programmabhandlung  über  den  Rigveda  finden 
wir  eine  Reihe  ausgewählter  Uebersetzungsproben,  welche  sich  an 
die  Schilderungen  der  himmlischen  Lichtgötter  und  der  Adityas, 
des  Soma  und  Brihaspati,  endlich  an  eine  kurze  Uebersicht  der 
nicht  speciell  an  Gottheiten  gerichteten  Lieder  anschliessen ;  in 
den  sehr  nützlichen  Anmerkungen  tritt  diesmal  die  Rücksichtnahme 
auf  die  Vorstellungen  der  verwandten  Völker  noch  entschiedener 
hervor.  Der  Vedärthayatna 46)  nähert  sich  allmählich  dem  Ab- 
schlüsse des  dritten  Bandes  und  damit  dem  Ende  des  ersten 
Mandala.  Eine  sorgfältige  Monographie  über  die  Ushas  mit  Ueber- 
setzung  sämmtlicher  an  sie  gerichteten  Hymnen  verdanken  wir 
dem  Dänen  Brandes*1).  Mit  einzelnen  schwierigen  Stücken  be- 
schäftigen sich  EhniAS)  und  Hillebrandt 49) ,  die  in  Schleichers 
Chrestomathie  abgedruckten  Hymnen  hat  Kruäeüshefi60)  ins  Russi- 
sche übertragen.  Aufreckt51)  verdanken  wir  eine  kritische  Aus- 
gabe des  Aitareya  -  Brähmana ;  ein  Anhang  enthält  umfangreiche 
Auszüge  aus  dem  Commentare  des  Säyana  und  sonstige  werthvolle 
Beigaben,  unter  denen  wir  die  grammatischen  Bemerkungen  und 
die  Verbesserungen  zu  Aufrecht's  Ausgabe  des  Rigveda  besonders 
hervorheben  wollen.  Burneil5'1)  gab  eine  kurze  Notiz  über  das  von 
ihm  entdeckte  Talavakära-Brähmana.  Ueber  die  älteren  Cäkhäs  des 
Yajurveda   verdanken    wir    Sekroeder53)   neue    und  bahnbrechende 


45)  Ad.  Kaegi.  Der  Rigveda,  die  älteste  Literatur  der  Inder.  Zweiter 
Theil.     Zürich   1879.     pp.  35-78.     4.     (Progr.  d.  Kantonssch.) 

46)  The  Vedärthayatna  or  an  Attempt  to  interpret  the  Vedas  etc.  Vol. 
II,  Part  13-16.  Vol.  III,  Part  1-15.  Bombay  (Nirnayasägar  Press)  1879.  Das 
Heft  gewöhnlich  64  pp.     8.     Rs.   6  jährlich  oder   10a.  pro  Heft. 

47)  Edvard  Brandes.  Ushas  og  Ushashymnerne  i  Rigveda.  En  myto- 
logisk  Monografi.     Köbenhavn   1879.     123  pp.     8.     Kr.  3.     (Diss.) 

48)  J.  Ehni.  Rigv.  X,  85.  Die  Vermählung  des  Soma  und  der  Suryä: 
ZDMG    XXXIII,   166-176. 

49)  Alfr.    IliUrhnntdt.     Zu  Rigveda  5,  2,   1-6:  ZDMG.  XXXIII,  248-251. 

50)  Nile.  Krusevrfrij .     Vosem'  gimnov  Rig-vedy.    Kazan    1879.     12  pp.     8. 

51)  Das  Aitareya  Brähmana.  Mit  Auszügen  aus  dem  Commentare  von 
Säyanäcäryu  und  anderen  Beilagen  herausgegeben  von  Theod.  Aufrecht.  Bonn 
1879^     VIII,  447   pp.     8.     M.    11.  —  Vgl.  LC.   1880,  391. 

52)  AI    Ihn  ndl.     A  New   Brähmana  of  the  Säma  Veda :  Ac.   XV,    126. 
58)    deop.   Schroeder*     Ueber  die  Mäiträyani   Samhita,  ihr  Alter,  ihr  Ver- 

hältniss  zu  den  verwandten  (jäkhä's,  ihre  sprachliche  und  historische  Bedeutung. 
(Mit  einer  lithofjr.  Tafel):  ZDMG.  XXXIII,  177-207.  —  Das  Käthakam  und 
die  Mäiträyani  Samhitä:  Mouatsber.  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  z.  Berlin  1879,  675-704. 


Kuhn,  Vorderindien.  45 

Aufschlüsse.  Es  ergibt  sich  vor  Allem,  dass  die  Maiträyani  Samhitä 
und  nach  ihr  das  Käthaka  an  die  Spitze  der  ganzen  Yajus-Lite- 
ratur  zu  stellen  sind,  sowie  dass  das  Gesetzbuch  des  Manu  aus 
der  Maiträyani  Cäkhä  hervorgegangen  ist.  Eine  eingehende  sprach- 
liche Durchmusterung  der  beiden  Texte  bringt  im  Einzelnen  viel 
Interessantes ,  z.  B.  den  faktischen  Nachweis  der  bisher  nur  aus 
den  Dhätupätha  bekannten  Wurzel  stigh,  und  zeigt  namentlich, 
in  wie  ausgedehnter  Weise  dieselben  in  der  älteren  grammatischen 
Literatur  berücksichtigt  sind.  Auf  die  literargeschichtliche  Be- 
deutung der  Käthaka-Schule  werden  wir  übrigens  bei  der  Rechts- 
literatur nochmals  zurückzukommen  haben.  Von  der  Calcuttaer 
Ausgabe  der  Taittiriya-Samhitä 54)  ist  ein  neues  Heft  erschienen 
und  eine  vor  Jahren  begonnene  Ausgabe  der  Väjasaneyisamhitä 
mit  Mahidhara's  Commentar55)  gelangte  in  diesem  Jahre  endlich 
zum  Abschluss.  Hundert  Lieder  des  Atharva-Veda,  deren  Aus- 
wahl dem  Leser  einen  möglichst  umfassenden  Einblick  in  den 
mannigfaltigen  Inhalt  desselben  gewähren  soll,  hat  Grill™)  über- 
setzt und  mit  Anmerkungen  begleitet ;  besonderen  Werth  erhält 
die  Arbeit  dadurch,  dass  der  Uebersetzer  Mittheilungen  RotJis 
über  die  Paippaläda-Recension  benützen  durfte.  Das  Gespräch 
zwischen  Varuna  und  Atharvan  ist  von  Garbe  57)  übersetzt  worden. 
Massig  dem  gegenüber  ist  die  von  den  europäischen  Gelehrten 
dem  alten  Epos  und  den  verwandten  Literaturzweigen  zugewendete 
Aufmerksamkeit.  Holtzviann5s~5^)  hat  seine  auf  erschöpfendster 
Kenntniss  des  Gedichts  beruhenden  Beiträge  zur  Mythologie  und 
Sagengeschichte  des  Mahäbhärata  fortgesetzt.  Einzelne  Stellen 
sind    wieder   von  Muir6u)    metrisch  übersetzt,    auf   rein  iambisch 


54)  The  Sanhitä  of  the  Black  Yajur  Veda,  with  the  Commentary  of  Mä- 
dhava  A'chärya.  Edited  by  Mahesachandra  Nydyaratna.  Fase.  XXXI.  Cal- 
cutta  (Baptist  Mission  Press)  1879.    pp.  577-672.    8.    10a.    [London,  Trübner:   2s.] 

55)  (^rimanmahidharakritavedadipanämabhäshyasahitä  udättädisvaracihna- 
samanvitä  crieuklayajurvedah  väjasaneyisamhitä  mädhyandinicäkhä  etc.  [White 
Yajurveda  with  the  Commentary,  called  Vedadipa,  of  Mahidhara.  Edited  and 
annotated  by  Satyavrata  Säniacramin.]  No.  34-30.  Calcutta  (Satya  Press) 
1879.  8.  —  Part  1-36.  1142  pp.  8.  London,  Trübner:  £  4  10s.  [Nach 
Haas,  dem  Bengal  Library  Catalogue  und  TK.  XII,  61  vermuthungsweise  zu- 
sammengestellt.] 

56)  Hundert  Lieder  des  Atharva-Veda,  übersetzt  und  mit  Bemerkungen 
versehen  von  Professor  Dr.  Grill.  Tübingen  1879.  72  pp.  4.  (Progr.  des 
Seminars  Maulbronn.) 

57)  Rieh.  Garbe.  Atharvaveda  5.  11:  Wiss.  Monats-Blätter  von  Ose. 
Sehade  VU,  12-141 

58)  Adolf  Holtzma/nn.  Die  Apsaras  nach  dem  Mahäbhärata:  ZDMG. 
XXXIH,  631-644. 

59)  Ad.  Holtzmann.  Arjuna.  Ein  Beitrag  zur  Reconstruction  des  Mahä- 
bhärata. Strassburg  1879.  69  pp.  8.  M.  1.60.  —  Vgl.  E.  Windisch  LC. 
1879,   1708;   Ac.   XVI,   198. 

60)  John  Muir.  Metrical  Versions  from  the  Mahäbhärata.  (Continued 
from  p.   308,  vol.  VII):  IAnt.  VIII,  86-87.   152.   204-205.   321.  338-339. 


4(3  Kuhn,   Vorderindien. 

gebildete  Cloken  im  Cäntiparvan  ist  von  Tezar'1)  aufmerksam  ge- 
macht worden;  auch  bat  derselbe6')  das  neunte  Capitel  des  Itihä- 
sasamuccaya  nach  einer  Pariser  Handschrift  zum  Abdruck  gebracht. 
Für  die  Bhagavadgitä  ist  der  der  Philosophie  gewidmete  Abschnitt 
zu  vergleichen;  dagegen  mag  hier  noch  auf  eine  von  Trübner  zum 
Verkauf  angebotene  Handschrift  der  persischen  Uebersetzung  des 
Mahabharata03)  hingewiesen  sein.  Vom  Jaimini  Bharata  64)  ist  in 
Indien  eine  neue  Ausgabe  erschienen.  Jivänanda  Vidyäsägara 
hat  weitere  Stücke  des  Bälakända 65),  wie  es  scheint  mit  ßämä- 
nuja's  Commentar,  und  das  Campürämayana66)  herausgegeben. 
In  der  Bibliotheca  Indica  ist  die  Ausgabe  des  Agni  Puräna") 
zum  Abschluss  gelangt,  eine  des  Väyu  Puränafis)  begonnen  worden. 
Aus  Indien  erhielten  wir  ferner  Ausgaben  des  Märkandeya  6ü)  und 
Garuda  Puräna 70)  und  nach  dem  Pretakalpa  des  letzteren  gab 
Teza 1 1)  eine  Beschreibung  der  Höllenstrafen.  Dem  Gebiete  des 
eigentlichen  Kunstepos  gehört  eine  Ausgabe  von  Buch  1-8  des 
Kumarasambhava  mit  Mallinätha's  Comment;ir 72) ,  die  neue  Auf- 
lage von  Griff Yth's  73)  versrfieirter  Uebersetzung  der  sieben  ersten 
Bücher    des    genannten   Gedichts ,    endlich    eine  Ausgabe    der  fünf 


61)  Laghucänakyam  ed.  Teza   47-48. 

62)  Laghucänakyam  ed.  Teza   33-40. 

63)  TR.  XII,'  63. 

64)  Jaimini  ashwamedha;  or  the  Hurse  Sacrifice  as  described  by  Jaimini. 
Bombay  (Bäpu  Sadäshiwshet  Sbete  Hegishte's  Press)  1879.  162  leaves.  4. 
Rs.   2      8a.   lith.  Reprint. 

65)  Rämäyanam;  or  the  Rämayaua.  Cantos  46  to  57.  58  to  70.  Edited 
by  Jivdnanda  Vidyäsägara.  Calcutta  (Saraswati  Press)  1879.  48.  54  pp. 
8.     Rs.  2. 

66)  Champuramayana,  a  Poem  in  Prose  and  Verse,  by  Bboja  Raja.  Edited 
by  Pandit  Jibanamda  Vidyasagara.  Calcutta  (Saraswati  Press)  1878.  126  pp. 
8.     Re.    1.     [London,  Trübner:   5s.] 

67)  Agni  Purana,  a  (Jollection  of  Hindu  Mythology  and  Traditions.  Edited 
by  Räjendraläla  Mitra.  Vol.  III,  Chaps.  269  to  382.  Calcutta  (Ganesa  Press) 
1879.     3,  XXXIX,  385   pp.     8.     5   Fase,  ä  10a.     [London,  Trübner:   2s.] 

68)  The  Väyu  Puräna:  a  System  oi'  Hindu  Mythology  and  Tradition.  Edited 
by  Räjendraläla  Mitra.  Fase.  I-III.  Calcutta  (Ganosa  Press)  1879.  pp.  1-288. 
8.      Pro  Fase.    10a.      [London,   Trübner:   2s.] 

69)  Märkandeya  Puräna.  Hindu  Mythology  and  Tradition  as  contained  in 
the  Puräna  of  that  Name.  Edited  by  Pandit  Jihänanda  Bidyäsägara.  Cal- 
cutta  (Saraswati  Press)    1879.     608   pp.     8.     Rs.  5. 

70)  Garuda  Purän;  or  a  Purin  told  to  Garuda.  Bombay  (Jagadishwar 
Press)    1879.      96   leaves.   oblong.     Re.   1    8a.     Lith.  Reprint. 

71)  Laghucänakyam  ed.    'Teza  41-47. 

72)  The  Kumarasambhava  of  Kalidasa  with  the  Commentary  (1-8  Sargas) 
of  Mallinatha.  Edited  with  various  readings  by  Kasläiuitha  Panduranga 
Paraba.  Bombay  (Nirnaya  Sagar  Press)  1879.  232  pp.  8.  Reprint.  Re.  1  8a. 
[London,  Trübner:  8s.] 

73)  The  Birth  of  the  War  Cod.  A  Poem  by  Kalidasa.  Translated  frorii 
the  Sanskrit  into  English  Verse  by  Ralph  T.  II.  Griffith:  Second  Edition. 
London  1x79.  XII.  116  \>\>.  8.  5s.  (Trübner's  Oriental  Series.  V.)  —  Vgl. 
Calc.   Ruv.    VoL    LXIX.     Nu.  CXXXV11,   Yül. 


Kuhn,  Vorderindien.  47 

ersten  Gesänge  des  Bhattikävya 74)  mit  den  Commentaren  des 
Jayamangala  und  Bbaratamallika.  Bei  der  Chronikenliteratur  be- 
gegnen wir  zuerst  einer  von  Jogesh  Chunder  Dutt 75)  begonnenen, 
bis  jetzt  sieben  Bücher  umfassenden  Uebersetzung  der  Räjatarangini, 
welche  leider  ohne  weiteres  den  früher  bekannten  Text  zu  Grunde 
legt  und  durch  diese  Ignprirung  von  JBükler's  Entdeckungen  auch 
dann  an  Werth  verlieren  müsste,  wenn  sie  den  an  eine  gute 
Uebersetzung  zu  stellenden  Anforderungen  mehr,  als  thatsächlich 
der  Fall  ist,  entsprechen  würde.  Ein  die  Geschichte  Hammira's 
und  seiner  Vorfahren  behandelndes  Gedicht  des  Jaina's  Nayacandra 
Süri  hat  Nükantha  Janärdan  Kirtane  7(;)  eingehend  analysirt  und 
herausgegeben.  Ein  merkwürdiges  Document,  die  der  Verherr- 
lichung der  Magabrähmana  gewidmete  Magavyakti  hat  Weber11) 
herausgegeben  und  mit  einer  ausführlichen  Einleitung  begleitet, 
in  welcher  der  Zusammenhang  des  Sonnendienstes  der  Maga- 
brähmana mit  dem  Mithrasdienste  genauer  erörtert  und  die  Ver- 
breitung iranischer  lieligionselenienie  nach  Indien  vielfach  in  ein 
neues  Licht  gestellt  wird.  Für  die  Märchenliteratur  haben  wir  eine 
Notiz  Jacoöi'H1*)  zum  Viracaritra  sowie  die  von  Tanmey  und 
Gvierson J9)  angemerkten  Parallelen  zu  »Somadeva  zu  erwähnen, 
auch  die  von  Falle  80j  veröffentlichte  Chrestomathie  mag  wegen 
ihrer  Mittheilungen  aus  dem  Antarakathäsangraha  hier  ange- 
schlossen sein. 

Auf  dem  Gebiete  der  Spruchpoesie  gibt  TezuHl)  Text  und 
Uebersetzung  des  Laghucänakya  nach  einer  durch  Guidi  ange- 
fei'tigten    Copie     der    im    Vatican    aufbewahrten    Handschrift    des 


74)  Bhatti-kävyam;  or,  Poem  relating  to  Eäma.  Edited  by  Jaganmohan 
larhälanhdra  Calcutta  (Kävya-prakäsha  and  Girishvidyäratna  Presses)  1879. 
360  pp.     8.     Re.   1   8a. 

75)  Kings  of  Käshmira:  being  a  Translation  of  the  Sanskrita  Work  Räja- 
taranggini  of  Kahlana  Pandita.  By  Jogesh  Chunder  Dutt.  Calcutta  (I.  C. 
Böse  and  Co.)  1879.  V,  303,  XXIII  pp.  8.  Rs.  2.  [London,  Trübner:  4s] 
—  Vgl.  IAnt.  IX,   264;  A.   Weber  DLZ.   1880,   113. 

76)  Nükantha  Janärdan  Kirtane.  Tho  Hammira  Mahäkävya  of  Naya- 
chandra  Süri:  IAnt.  VIII,  55-73;  vgl.  234.  —  The  Hammira  Mahäkävya  of 
Nayachandra  Süri.  Edited  by  Nilkanth  Janärdan  Kirtane.  Bombay  (Edu- 
cation  Society's  Press)  1879.  XL VIII,  136  pp.  8.  Re.  1  8a.  [London  (Trüb- 
ner): 7s.   6d.]  —  Vgl.  Ac.  XVI,  252. 

77)  Weber.  Ueber  die  Magavyakti  des  Krishnadäsa  Micra:  Monatsb.  d. 
K.  Preuss.  Ak.  d.    W.   1879,  446-488.   810-814. 

78)  H.  Jacobi,     Ob  Talaprahäri:  IAnt.   VIII,   201. 

79;  C.  H.  Tawnetj.  A  Folklore  Parallel:  IAnt.  VIII,  37-38.  230-231.  — 
Geo.  A.    Grierson.     A  Further  Folklore  Parallel:  ebd.   288-289. 

80)  Crestomazia  Sanscrita  e  Vediea  compilata  per  lo  studio  di  Padova  da 
F.  L.  Pullt;.     Padova  1878-79.     XI,   160  pp.     4.   —   Vgl.  TR.  XII,   42. 

81)  Laghucä/iakyam.  Sentenzo  di  Visnugutto  figlio  di  Cianaco  il  furbo 
pubblicato  sul  codiee  Galaniano  [da  E.  Teza}.  Pisa  1878.  50  pp.  4.  [Dazu 
nach  Mittheilungen  ./.  Klatt'a:  Varianti  al  Laghucänakyam.  3  pp.]  (Estratto 
dal  tomo  XVI0.  degli   Annali  dello  Universitä  Toscane.) 


48  Kuhn,  Vorderindien. 

Demetrios  Galanos,  mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  sonstigen 
einzeln  erwähnten  Beigaben  —  Zeugnissen  einer  merkwürdig  aus- 
gebreiteten Gelehrsamkeit.  Uhle8-)  bringt  beachtenswerthe  Vari- 
anten aus  Ifatt's  Handschriften  der  Vetälapancavimcati  zu  zwei 
von  B'öhtlingk  nach  dem  Sübhäshitärnava  mitgetheilten  Sprüchen. 
An  die  Spruchpoesie  mag  auch  noch  Fritze's  *3)  metrische  Ueber- 
tragung  des  Meghadüta  angeschlossen  werden.  Für  die  Kritik 
des  Gedichtes  wird  eine  in  Kandy  entdeckte  Palmblatthandschrift 
mit  singhalesischer  Paraphrase  aus  dem  Jahre  1639  der  Cäka- 
Aera 8i)  möglicherweise  neues  Material  darbieten. 

Fritze 85)  lieferte  auch  eine  recht  lesbare  Uebersetzung  der 
Mricchakatikä,  während  Regnaud8*)  über  den  im  zweiten  Act 
derselben  erwähnten  Spielerkreis  aus  einem  Reisewerke  des  sech- 
zehnten Jahrhunderts  treffende  Aufklärung  gab.  Ziemlich  reich 
ist  Kälidäsa  vertreten.  Es  erschien  BoUensens8"1)  längst  ersehnte 
Ausgabe  des  Mälavikägnimitra  mit  z.  Th.  sehr  ausführlichen  kri- 
tischen und  erklärenden  Anmerkungen  und  von  tihankar  P.  Pan- 
dit88)  eine  sehr  sorgfältige,  gleichfalls  mit  kritischen  Apparat  und 
Anmerkungen  ausgestattete  Ausgabe  des  Vikramorvaciya,  Ueber- 
setzungen  dieser  Stücke  haben  Gopal  Raghunatha  Nandargikar89) 
und  Foucaux 90)  veröffentlicht.  Hammer ich' 's91)  verdienstliche 
Uebersetzung  der  Cakuntalä    erlebte  eine  neue  Auflage  und  sogar 


82)  H.  Uhle.    Zu  Boehtlingk's  Indischen  Sprüchen  (2):  ZDMG.  XXXIII,  512. 

83)  Meghadüta  das  ist  Der  Wolkenbote.  Ein  Gedicht  von  Kalidasa.  Aus 
dem  Sanskrit  metrisch  übersetzt  von  Laidiv.  Fritze.  Chemnitz  1879.  56  pp. 
8.     M.  1.50. 

84)  Vgl.  Ac.  XV,  395. 

85)  Mricchakatikä  oder  das  irdene  Wägelchen.  Ein  indisches  Schauspiel. 
Metrisch  übersetzt  von  Ludw.  Fritze.  Chemnitz  1879.  XVI,  315  pp.  8. 
M.  4.50.  (A.  u.  d.  T.  Indisches  Theater.  Sammlung  indischer  Dramen  in 
metrischer  Uebersetzung  von  Ludic.   Fritze.     Bd.  III.) 

86)  Paul  Regnaud.  Sur  un  passage  de  la  Mricchakatikä:  RC.  1879,  I, 
491-492.  —  Vgl.  auch  die  Anzeige  von  Regnaud's  Uebersetzung  IAnt.  VIII, 
266-267. 

87)  Mälavikägnimitram  das  ist  Malavika  und  Agnimitra.  Ein  Drama  Kali- 
dasa's  in  fünf  Akten.  Mit  kritischen  und  erklärenden  Anmerkungen  heraus- 
gegeben von  Friedr.  Bollensen.  Gedruckt  auf  Kosten  der  Deutschen  Morgen- 
l;indischen  Gesellschaft.     Leipzig   1879.     XVI,  261  pp.     8.     M.   12. 

88)  The  Vikramorvasiyam  a  Drama  in  Five  Acts  by  Kälidäsa  edited  with 
English  Notes.  By  Shankar  P.  Pandit.  Bombay  (Government  Central  Book 
Depot)  1879.  pp.  12,  162,  102A-129A,  136,  10,  2.  8.  (Bombay  Sanskrit 
Sories.     No.  XVI.)     Rs.   2.     [London,  Trübner:   10s.  6d.] 

89)  Mälavikägnimitra,  a  Sanskrit  Drama,  by  Kalidasa,  literally  translated 
into  Prose  by  Gopal  Raghunatha  Nandargikar.  Poona  (Shiwaji  Press)  1879. 
51   pp.     8.     Ke.   1.     [London,  Trübner:  6s.] 

90)  Vikramorvaci.  Ourvaci  donnee  pour  prix  de  l'heroisme.  Drame  en 
cinq  actes  de  Kalidasa.  Traduit  du  Sanskrit  par  Ph.  E.  Foucaux.  Paris 
1879.      136   pp.      8.     fr.  2.50.     (Bibliotheque  Orientale  olzevirienne.     XXVI.) 

91)  Sakuntala,  Skuespil  i  syv  Optrin  af  Kalidasas,  oversat  og  forklaret  af 
Martin  Ihuirnirrifh.  Tredie  gjennemsete  Udgave.  Med  Tra:snit,  skaarne  hos 
Flincli  efter  Tegninger  af  J.  Sonne.      Kjobenhavn  1879.     204  pp.     8.     Kr.  4.50. 


Kuhn,  Vorderindien.  49 

der  alten  Förster "sehen 92)  ist  eine  solche  zu  Theil  geworden. 
Griers'on  93)  schildert  Kalidasa,  wie  er  sich  heut  zu  Tage  in  der 
indischen  Ueberlieferung  darstellt.  In  Calcutta  erschien  eine  Aus- 
gabe des  Mallikamäruta 94)  mit  dem  Comnientave  des  Ranganätha 
Acärya.  Das  Nägänanda  hat  Beryaigne 95)  in  das  Französische 
übertragen. 

Eine  werthvolle  Bereicherung  erhält  unsere  Kenntniss  der 
älteren  grammatischen  Literatur  durch  BumelPs  96)  Ausgabe  des 
Riktantravyakarana ,  eines  an  die  Kauthuma-Cäkhä  des  Sämaveda 
sich  anschliessenden  Präticäkhya- Werkes,  welches  nach  des  Heraus- 
gebers Nachweis  mit  Unrecht  dem  Cäkatäyana  zugeschrieben  wird ; 
die  vorliegende  erste  Abtheilung  bringt  zunächst  eine  sehr  gründ- 
liehe Einleitung  über  die  näheren  Beziehungen  zu  den  nächst  ver- 
wandten Säman  -  Werken  wie  zu  der  phonetisch  -  grammatischen 
Literatur  überhaupt,  wobei  die  Vertheilung  der  technischen  Lite- 
ratur des  Sämaveda  unter  seine  verschiedenen  Cäkhäs  sowie  das 
Verhältniss  der  Präticäkhya  zu  der  älteren  und  jüngeren  Schule 
der  Sanskrit-Grammatiker,  zu  den  Aindra  und  zu  Pänini .  vielfach 
in  ein  neues  Licht  treten;  dann  folgen  Text  und  Commentar  mit 
Indices  der  Sütra  und  der  citirten  Säman  -  Stellen.  Eine  sehr 
tüchtige  Arbeit  für  die  spätere  Zeit  ist  Zachariae's91 )  Abhandlung 
über  Citate  in  Kramadicvara's  Samkshiptasära,  eine  allseitige,  von 
ausgebreitetster  Gelehrsamkeit  unterstützte  Studie  über  den  ge- 
nannten Grammatiker,  dessen  Standpunkt  in  der  literarischen  Ent- 
wickelung  damit  endgiltig  bestimmt  sein  dürfte.  Tara  auf  I/o 
Tarkaväcaspati's 98)    Wörterbuch    ist   mit    dem   vierzehnten  Hefte 


92)  Kalidasa.  Sakontala  oder  der  entscheidende  Ring.  Aus  den  Ur- 
sprachen Sanskrit  und  Prakrit  in's  Englische  und  aus  diesem  in's  Deutsche 
übersetzt  von  G.  Forster.  Mit  Vorrede  von  J.  G.  von  Herder.  Leipzig 
1879.      136  pp.      8.     M.  0.50. 

93)  Geo.  A.  Grierson.  Some  further  Notes  on  Kalidasa :  JASB.  XLV1II. 
I,  32-48.  —  Von  demselben  angekündigt  Addenda  to  further  notes  on  Kalidasa: 
PASB.   1879,  107-108. 

94)  Mallikamäruta,  a  Drama  in  ten  Acts,  by  Dandi.  With  the  Commen- 
tary    of    Ranganath    Acharya.      Edited    and    published   by    Pandit    Jibananda 

Vidyasagara.     Calcutta  (Saraswati  Press)  1878.     340  pp.    8.    Rs.  2.     [London, 
Trübner:    7s.   Gd.] 

95)  Nägänanda,  la  Joie  des  Serpents:  Drame  Bouddhhpie  attribue  au  roi 
Cri-Harcha-Deva.  Traduit  pour  la  premiere  fois  du  Sanskrit  et  du  Präkrit  en 
francais,  par  Abel  Bergaigne.  Paris  1879.  XVI,  144  pp.  8.  fr.  2.50. 
(Bibliothcque  Orientale  elzevirienne.     XXVII.  I  —  Vgl.  IAnt.  IX,  263. 

96)  Riktantravyakarana.  A  Präticäkhya  of  the  Sämaveda.  Edited  with 
an  Introduction,  Translation  of  the  Sütras,  and  Indexes  by  A.  C.  Burnell. 
Part  I.     Mangalore   (Basel   Mission  Press;   1879.     LVIII,  84  pp.     8. 

97)  Th.  Zachariae.  Citate  in  Kramadicvara's  Samkshiptasära:  Indische 
Grammatiker,  Lexicographen  und  Kunstdichter:  BKIS.  V,  22-63;  vgl.   352. 

98)  Vachaspatya,  Comprehensive  Sanskrit  Dictionary  in  Twenty  Parts.  — 
Part  XIII-XIV.  Compiled  by  Taranatha  Tarkavochaspati.  Calcutta  (Printed 
at  the  Saraswati  Press.  Published  by  Pandit  Jibananda  Vidyasagara)  1879. 
pp.  2879-3354.     4.     pro  Part  Rs.  ß.     [London.  Trühner:  18s.] 

Jahresbericht  1879.  4 


5()  Kuhn,   Vorderindien. 

bis    zum  Worte  toyasüeaka  fortgeschritten.     In  Indien  sind  ferner 
Mugdhabodha "_)  und  Dacarupa  10°)  neu  gedruckt  worden. 

Die  Anfänge  der  indischen  Philosophie  sind  durch  die  von 
Max  Müller 101)  begonnene  Uebersetzung  der  hervorragenderen 
Upanishads  und  die  Fortsetzung  der  Gough'schen 102)  Abhandlung 
gut  vertreten.  Die  der  Gesammtheit  der  orthodoxen  Systeme 
gewidmete  Shaddarcana  Cintanikä 103)  schreitet  rüstig  vorwärts 
und  eine  Anzahl  von  Ballantyne's 104)  Abbandlungen  aus  dem 
Gebiete  der  Philosophie  wurden  in  Calcutta  noch  einmal  abgedruckt. 
Zur  Vaiceshika- Philosophie  gehört  eine  neue  Ausgabe  des  Kusu- 
manjali105), zur  Vedänta  -  Philosophie  die  Fortsetzung  der  Phä- 
mati10ß),  eine  im  Pandit  durch  Vecanaräma  begonnene  Ausgabe 
des  Brahmasütratatparyavivarana   von  Närayanadäsa 107),    die  Apa- 


99)  Mugdhabodha  Byäkarana.  Deep  Knowledge  of  Grammar.  Edited  by 
Baradä  Prasäd  Majumddr.  Second  Edition.  Calcutta  (Bar ad ä  Prasäd  Rfa- 
jumdär)    1879.      116   pp.      8.      8a. 

100)  Dasharupa  (Hindu  Canons  of  Dramaturgy),  by  Dhananjaya  ,  with  the 
Commentary  of  Dhanika.  Edited  by  Pandit  Jibananda  Vidyasagara.  Cal- 
cutta (Saraswati  Press)   1878.     230  pp.     8.     Re.  1  14a.     [London,  Trübner:   6s.] 

101)  The  upanishads,  translated  by  F.  Max  Müller.  Part  I.  The  KJihn- 
dogy a-upanishad ,  the  Talavakära-upanishad,  the  Aitareya-äraMyaka,  the  Kaushi- 
taki-brähmawa-upanishad,  and  the  Vä^asaneyi-samhitä-upanishad.  Oxford  1879. 
CI,  .;20  pp.  8.  10s.  6d.  (The  Sacred  Books  of  the  East.  Vol.  I.)  —  Vgl.  ./. 
Muir  IAnt.  VIII,  294-298;  A.  Burneil  Ac.  XVI,  95  und  Max  Müller.  Sacred 
Books  of  the  East:  The  North  American  Review.      June,   1879,   031-646. 

102)  A.  E.  Gough.  The  Philosophy  of  the  Upanishads.  Part  III:  Calc. 
Rev.  Vol.  LXIX.  242-259. 

103)  The  Saddarshana  Chintanikä;  or  Studies  in  Indian  Philosophy.  Vol. 
II,  No.  12.  Vol.  III,  No.  1-8.  Poona  (Dnyän  Prakäsh  Press)  1879.  8.  Die 
No.  40    pp.     8a. 

104)  J.  K.  Ballantyne.  Hindu  Philosophy.  Calcutta  (Kar  Press)  1879. 
86  pp.  8.  Rs.  6.  [„Contains  the  following:  —  The  Nyaya  System  of  philo- 
sophy ,  and  the  correspondence  of  its  divisious  with  those  of  modern  science. 
The  Tarka  Sangraha  of  Anna  Bhatta.  A  ■compendium  of  the  Nyaya  philosophy; 
tho  argumentative  portion  of  the  same,  with  Sanskrita  quotations;  the  ontology 
of  the  Vedanta.  An  attempt  herein  has  been  made  to  give  an  approximate 
sketch  of  the  gradual  growth  of  theories  into  complete  philosophical  Systems  as 
propounded  by  the  Hindus".  Bengal  Library  Catalogue  1879,  I,  39.  Danach 
dürfte  die  Seitenzahl  kaum  richtig  sein.] 

105)  Kusumanjali  Shodhani  Tikä.  Commentary  correcting  the  logical  Work 
Kusumanjali.  By  Qangddhar  Rdya.  Sayadäbäd  (Rämnäth  Siddhänta)  1879. 
1i>6  pp.  8.  14a.  [,,One  object  of  this  commentary  is  to  defend  the  theistical 
doctrine  of  the  great  logical  work  called  Kusumanjali  against  the  atheistical 
philosophy  of  the  school  of  Charbak  by  arguments  drawn  from  the  logical  and 
philosophical  Systems  of  Gotama,  Kapila,  Patanjala,  Kanäd,  and  others.  The 
other  object  is  to  supply  the  defects  of  previous  commontators.  The  text  is 
given  with   the  commentary".] 

106)  Bhämati,  a  Gloss  on  Sankara  Achärya's  Commentary  on  the  Brahma 
Sütras,  by  V&chaspati  Misra.  Edited  by  Pandit  Bdla  Sdstri.  Fase.  VII.  Be- 
nares (Benares  Printing  Press)  IST1.»,    pp  577-072.    8.    (Bibliotheca  Indica.  N.  S.) 

107)  Brahma-sütra-tatparya-vivarana,  Adhyaya  1  und  2:  The  Pandit  N.  S. 
III,  469-495.  537-562.   605-618.  657-672.  712-736. 


Kuhn,  Vorderindien .  51 

rokshänubhüti  des  Cankara  108)  und  zwei  commentirte  Ausgaben 
der  Bhagavadgitä  10!1~ ni);  die  Fortsetzung  von  Ilegnaud's  112) 
Studien  über  die  Vedänta-Philosophie  ist  uns  nicht  näher  bekannt 
geworden.  Das  zur  Mimämsä  gehörige  Tantravärttika 1 1 3)  liegt 
nunmehr  abgeschlossen  vor. 

Bei  der  Literatur  der  Grihya-  und  Dharmasütra  sind  neben 
der  Portsetzung  des  Gobhiliya  Grihyasütra 114)  und  dem  ersten 
Bande  der  von  Bühler 115)  für  die  „Sacred  Books  of  the  East" 
übersetzten  Rechtsbücher  zwei  tüchtige  Abhandlungen  von  Speyer  ' lü) 
und  Jollyxu)  namhaft  zu  machen.  Ersterer  gibt  werthvolle  kri- 
tische und  exegetische  Bemerkungen  zu  den  bisher  edirten  Grihya- 
sütra, letzterer  erweist  durch  eine  eingehende  Vergleichung  den 
nahen  Zusammenhang  der  Vishnusmriti  mit  dem  Käthakagrihyasütra 
und  gibt  damit  einen  neuen  Beleg  für  die  so  bedeutsame  lite- 
rarische Stellung  der  Käthaka  schule.  Eine  Ausgabe  des  Mänava 
Dharmacästra    mit    Kullüka's    Commentar 118)  erschien  in  Bombay. 


108)  Aparokshänubhuti ;  or  the  knowledge  of  the  soul  or  the  all-pervading 
spirit.  Bombay  (Jagadishwar  Press)  1879.  42  leaves.  8.  lith.  8a.  [Wie  es 
scheint,  mit  Commentar  des  Vidyäranya.] 

109)  Shrimat  Bhagawata  Gritä;  or  a  discourse  on  Philosophy.  Edited  by 
Gangd  Wishnu.  Bombay  (Jagadishwar  Press)  1879.  650  pp.  4.  lith.  Rs.  5. 
[„The  present  edition  gives  the  commentaries  of  three  well-known  commentators 
on  the  text;  Rämänuja,  Shankarächärya  and  Sridhar  Swämi".] 

110)  Srimat  Bhagabatgita.  A  religious  and  philosophical  discourse  from 
the  Mahäbhärata.  PMited  by  Pandit  Jibänaiuhi  Bidyds&gara.  Calcutta  (Sa- 
raswati  Press)  1879.  878  pp.  8.  Rs.  5.  [„With  the  commentary  of  Sankara- 
charya  and   notes  by  Anandagiri  and  Sridharaswami".] 

111)  Srimat  Bhagabatgita.  A  religious  and  philosophical  discourse  from 
the  Mahäbhärata.  Edited  by  Rameswara  Tarkdlankdra.  Calcutta  (Käbya  Pra- 
käs  Press)  1879.  196  pp.  8.  Rs.  2  8a.  [„Contains  only  the  text  and  notes 
of  Sridharaswami".] 

112)  P.  Regnaud.  Etudes  de  philosophie  indienne.  L'ecole  vedanta: 
Rev.  philos.  Avril   1879. 

113)  Tantra-värtika:  The  Pandit  N.  S.  III,  449-469.  513-537.  577-605. 
641-656.  705-712. 

114)  Gobhiliya  Grihya  Sütra.  with  a  Commentary  by  the  Editor.  Edited 
by  Chandrakdnta  larkdl&nkdra.  Fase.  VIII-X.  Calcutta  (Baptist  Mission 
Press)  1879.  pp.  673-960.  8.  Pro  Fase.  10a  [London,  Trübner:  2s.]  (Biblio- 
theca  lndica.    N.  S.) 

115)  The  Sacred  Laws  of  the  Aryas  as  taught  in  the  Schools  of  Apastamba, 
Gautama,  VasisMAa,  and  Baudhäyana  translated  by  Georg  Bühler.  Pt.  I. 
Apastamba  and  Gautama.  Oxford  1879.  LVII,  312  pp.  8.  10s.  6d.  (The 
Sacred  Books   of  the  East.     Vol.  II.) 

116)  J.  S.  Speyer.  Bemerkungen  zu  den  Grhyasütra:  BTLVNI.  IV. 
Volgr.,  III,   155-201. 

117)  Jul.  Jolly.  Das  Dharmasütra  des  Vishnu  und  das  Käthakagrihyasü- 
tra: Sitzungsber.  d.  philos.  -  philol.  u.  hist.  Cl.  d.  k.  b.  Akad.  d.  Wiss.  1879, 
II,  22-82. 

118)  Manusmriti  Satika,  or  the  Institutes  of  Manu  with  a  Commentary  by 
Kuhik  Bhatta,  with  an  elaborate  Index.  Bombay  (Ishwar  Tattwa  Prakash  Press) 
1879.     448  pp.     obl.  4.      Rs.  5.     [London,  Trübner:  4"   1    10s.] 

4* 


52  Kulm,  Vorderindien. 

Führer119)  veröffentlicht  in  seiner  Darstellung  der  Lehre  von  den 
Schriften  in  Brihaspati's  Dharmacästra  einen  Abschnitt  aus  einer 
grösseren  Abhandlung  über  die  Erwähnungen  der  Schrift  in  den 
indischen  Gesetzbüchern;  die  Arbeit  gibt  den  Text  der  vierund- 
achtzig aus  dem  betreffenden  Capitel  des  Brihaspati  von  späteren 
Rechtsquellen  citirten  Cloken  mit  den  nöthigen  Quellenangaben, 
Variantenverzeichniss ,  Uebersetzung  und  Anmerkungen :  nach  der 
Einleitung  würde  Brihaspati  wahrscheinlich  zwischen  das  sechste 
und  zehnte  Jahrhundert  zu  setzen  sein,  er  lehrt  demgemäss  einen 
sehr  ausgedehnten  Gebrauch  schriftlicher  Urkunden.  Von  späteren 
Compilationen  sind  eine  Ausgabe  des  Viramitrodaya  12°)  und  die 
Fortsetzung  der  Ahalyäkämadhenu 121)  zu  nennen.  Gooroodas 
Banerjee  Vi'2)  behandelt  ausführlich  die  Gesetze  über  Ehe  und  Stri- 
dhana.  Die  Fortsetzung  des  Caturvarga  Cintämani  123)  schliesst 
mit  dem  zweiunddreissigsten  Adhyäya  des  Vratakhanda.  Mehr 
ethischen  Inhalts  ist  eine  von  G  angädharacästrin  ] 24)  begonnene 
Compilation,  welche  nach  den  Smritis  und  vorzüglich  nach  dem 
Mahäbhärata  eine  allgemeine  Pflichtenlehre  zu  geben  beabsichtigt. 
Die  bereits  im  vorjährigen  Berichte  genannte  Cukraniti 125),  ein 
wohl  ziemlich  modernes  Werk  über  die  Staatskunst,  ist  in  Indien 
gedruckt  worden. 

Auf   dem  Gebiete    der  Medicin   ist  neben  einer  neuen  in  ein- 
zelnen Heften  erscheinenden  Ausgabe  des  Caraka  l2ti)  mit  Commen- 


119)  Alois  Anton  Führer.  Darstellung  der  Lehre  von  den  Schriften  in 
Brihaspati's  Dharmacästra.  Ein  Beitrag  zum  Schriftwesen  im  alten  Indien 
Leipzig   1879.     30   pp.     8.     (Wiirzb.  Diss.) 

120)  The  Law  of  Inheritance  as  in  the  Viramitrodaya.  Edited  by  Goldj) 
Chandra  Sarkdr  Shdstri.  Calcutta  (Thacker,  Spink  and  Co.)  1879.  28G  pp. 
8.  Rs.  10.  [„The  original  Sanskrit  text,  with  an  English  translation  and  a 
preface  briefly  explaining  the  nature  of  the  Hindu  Dharma  Shästras".] 

121)  Ahalyäkämadhenu,  Hindu  religious  law,  compiled  by  Khusäliram  Ray, 
and  dedicated  to  Ahalya,  the  widow  of  the  Maratha  chief  Khundec  Rao  Holkar. 
Published  in  monthly  parts  of  32  ff.  each.  lith.  Parts  IX-XV.  Benares  (Pandit 
Dhundhiraj   Sastri)   1879.     Pro  Part  8a. 

122)  Gooroodas  Banerjee.  Tagore  Law  Lectures,  1878.  The  Hindu 
Law  of  Marriage  and  Stridhan.  Calcutta  (Thacker,  Spink  and  Co.)  1879. 
487   pp.     8.     Rs.   10. 

123)  Chaturvarga  Chintämani.  By  Hemädri.  Edited  by  Pandita  Yoge.srora 
Bhattdchdrya  and  Pandita  Kdmdhhyandtha  Tarkaratna.  Vol.  II.  Vrata- 
Khanda.  Part  II.  Calcutta  (Ganesa  Press)  1879.  9,  3,  1088  pp.  8.  (Biblio- 
theca  Indica.    N.  S.) 

124)  Näsvata- dharma -dipikä:  Tho  Pandit  N.  S.  III,  495-502.  5G2-57G. 
G18-640.  672-704.  73G-7G8.         • 

125;  Qri  ^'ukraniti  präkritasainacloki  saha.  Allibng  (Satyasadan  Press) 
1879.  307  pp.  8.  Rs.  3.  [Socond  Edition,  Sanskrit  and  Maräthi.J  —  Vgl 
A.  Weher  DLZ.    1881,  63. 

12G)  Charak  ganhita;  or,  Digest  of  Charak.  Edited  by  Kavirdj  Gangd- 
dhara  Kaviratna.  Vol.  I.  No.  1-10.  Sayddabäd  (Pramäd  Bhanjana  Press) 
1879.     4       I  >:is  Heft  zu  40   pp.     8a. 


Kulm.,   Vorderindien.  53 

tar  des  Herausgebers  die  Portsetzung  des  von  Amvika  Charan 
Rakshit1*1)  in  bengalischer  Sprache  veröffentlichten  Handbuchs  der 
Materia  medica  zu  erwähnen ,  in  welchem  die  europäischen  Ter- 
mini den  indischen  zur  Seite  gestellt  sind;  dasselbe  scheint  in 
Indien  beifällige  Aufnahme  gefunden  zu  haben. 

Für  die  Mathematik  ist  ausser  einem  Neudrucke  des  Bija- 
ganita 12b)  liodet's  129)  mit  ausführlichen  Anmerkungen  versehene 
Uebersetzung  eines  Capitels  aus  Aryabhata  in  erster  Linie  namhaft 
zu  machen.  Brahmagupta's  Stellung  zu  einem  wichtigen  geomet- 
rischen Problem  wird  in  einer  Abhandlung  Weisscnborns  13<l)  näher 
erörtert.  Unter  den  astrologischen  Texten,  die  in  Indien  gedruckt 
sind,  finden  wir  diesmal  zwei,  welche  sich  eines  grösseren  Ansehens 
erfreuen,  das  Compendium  des  Paräcara131)  und  die  Täjika-Ab- 
theilung  von  Nilakantha's  13-)  Werke. 

Sourmdro  Mohun  Tcupre  133)  hat  auf  dem  musikalischen  Ge- 
biete an  (Jdradä  Prasdda  Ghosha  einen  Mitbewerber  gefunden, 
welcher  seinen  kritischen  Bedenken  134)  durch  die  im  Verein  mit 
Kälivara  Vedäntavägi(ja136~13,s)  unternommene  Herausgabe  von 
zwei  einschlägigen  Sanskrit -Werken  einen  festeren  Rückhalt  zu 
geben  bestrebt  ist. 

Eine  Sammlung    der    Sanskrit-Autoritäten    für  Edelsteinkunde 


127 1  Amvika  Charan  Rahskit.  Bharata  Bhaishajya  Tattwa,  or  a  Hand- 
book of  Materia  -  Medica  and  Therapeutics  on  Indian  Drugs.  Vol.  II.  Part  II. 
Caleutta  (Chikitsa  Tattwa  Press)  1879.  277  pp.  8.  Es.  2.  —  Vgl.  Calc.  Rev. 
Vol.  LXIX,  No.  CXXXVII,  XXV. 

128)  Bijaganita,  a  treatise  on  Algebra,  by  Bhaskaracharya.  Edited  by 
Pandit  Jihananda  Vidyasagara.  Caleutta  (Saraswati  Press)  1878.  166  pp. 
8.      Re.  1.      [London.   Trübner:   5s. J 

129)  Leon  Rodet.  Äryyabhatiye  gardtapädah.  Lecons  de  ealcul  d' Arya- 
bhata: JA.  VII  Ser.,  XIII,  393-434.'     (Auch  separat  fr.  3.50.1 

130)  H.  Weissenhorn.  Zur  Geschickte  der  Mathematik  I.  Das  Trapez 
bei  Euklid,  Heron  und  Brahmegupta:  Abh.  z.  Gesch.  d.  Math.  Heft  II  (Zeitschr. 
f.  Math.  u.  Phys.  Jahrg.  XXIV,  Supplement),  167-184.  —  Vgl.  M.  Cantor 
JLZ.   1879,  271. 

131)  Paräshari  Satfk.  Labore  (Husaiui  Press)  1879.  44  pp.  8.  la.  6p. 
Reprint,  litb. 

132)  Satikä  tajikaiiilkanthi ;  or,  the  Work  of  Nilkantha  on  the  Tajak  Brauch 
of  Astrology,  together  with  a  Commentary.  Bombay  (Dnyan  Darpan  Press) 
1879.     139  leaves.     obl.  4.     lith.  Reprint.    Re.  1   8a.    [London,  Trübner:   10s.  6d.] 

133)  Vgl.  A.  Weber  DLZ.  1881,  143-144;  List  of  Musical  Works  and 
Compilatious  by  Sourindro  Mohun    Tayore:  TR.  XII,  21  und  ebd.  78. 

134)  Sdradd  Prasdda  Ghosha.  The  Music  of  Hindustan:  Calc.  Rev. 
Vol.  LXIX,  18-42. 

135)  Sangita  Ratnäkara;  or,  The  Ocean  of  Songs,  by  Särangadeva.  Bevised 
by  Kälivara  Vedäntavägisha  and  Sdraddprasdd  Ghosha.  Caleutta  (Nütana 
(new)  Aryan  Press)   1879.     176   pp.     8.     Rs.   5. 

136)  Sangita-pärijäta;  or,  Songs  of  the  Coral  Tree  of  Paradise.  by  Ahobalä. 
Editod  by  Kälivara  Vedäntavägisha  and  Säradäprasäd  Ghosha.  Caleutta 
(New   Sanskrita  Press)   1879.     81   pp.     8.     Ks.   2   8a. 


54  Kuhn,  Vorderindien. 

begann  derselbe  Sourindro  Mohun   Tagare131)  und  Hultzsch's  13®) 

Prolegornena  zu  Vasantaräja's  Qäkuna  gewähren  eine  willkommene 
Einleitung  in  diesen  bisher  wenig  erforschten  Literaturzweig. 

Unsere  Kenntniss  des  buddhistischen  Sanskrit  wird  durch 
Senart's  Ausgabe  des  Mahävastu,  deren  Druck  nunmehr  in  Angriff 
genommen  ist139),  einen  erheblichen  Zuwachs  erhalten.  Feer  14") 
belehrt  uns  in  der  neuen  Probe  seiner  buddhistischen  Studien  aus- 
führlich über  den  Inhalt  des  Avadäna  Cataka  und  dessen  specielles 
Verhältniss  zu  anderweitigen  Erzählungswerken  des  nördlichen  Ca- 
nons; eine  in  extenso  übersetzte  Erzählung  gewährt  gleichzeitig 
genügenden  Einblick  in  die  Darstellungsweise  des  Werkes.  Go- 
tvell's1*1)  in  dem  Bericht  für  1877  erwähnte  Uebersetzung  aus 
dem  Kärandavyüha  ist  im  Indian  Antiquary  neu  abgedruckt  worden, 
desgleichen  ein  von  Beul142)  schon  1874  aus  dem  Chinesischen 
übersetztes  Jätaka.  In  Schiefher's  143)  schon  früher  erwähnter  Ar- 
beit über  die  tibetische  Spruchsammlung,  welche  dem  Vasubandhu 
zngeschrieben  wird,  finden  wir  auch  ein  Paar  Beiträge  zum  Lexikon 
des  buddhistischen  Sanskrit  sowie  zwei  Sanskrit-Sprüche  aus  dem 
Divya  Avadäna  mitgetheilt. 

Lautliche  und  grammatische  Notizen  zum  Dialekt  der  indo- 
skythischen  Münzen,  unter  Anderem  auch  über  das  viel  behandelte 
raonano  rao  lesen  wir  in  Hoernle's  und  Cunningham's 144)  Auf- 
sätzen über   die   neuerlich   bei  Jaläläbäd    gefundenen  Goldmünzen. 

Höchst  erfreuliches  ist  wiederum  für  das  Päli  geleistet  worden. 
Die  Regierung  von  Ceilon  hat  eine  Anzahl  Documente  über  die 
beabsichtigte  Verzeichnung  der  auf  der  Insel  vorhandenen  Hand- 
schriften drucken  lassen145).    Von  Oldenberg's  146)  Ausgabe  des  Vi- 


137)  Sourindro  Mohun  Tagore.  Manimälä  or  a  Treatise  on  Gems. 
Part  I.  Calcutta  (I.  C.  Böse  and  Co.)  1879.  506  pp.  8.  —  Vgl.  A.  Weber 
DLZ.   1881.    144. 

138)  Eug.  Hultzsch.  Prolegornena  zu  des  Vasantaräja  Qäkuna  nebst  Text- 
proben. Leipzig  1879.  88  pp.  8.  (Diss.)  —  Vgl.  LC.  1880,  146;  R.  Kost 
lAnt.  VIII,  298;  Ac.  XVI,  308. 

139)  Vgl.  JA.  VII  Ser.,  XIV,  25.  61. 

140)  Leon  Feer.  Etudes  bouddhiques.  Le  livre  des  cent  legendes  (Ava- 
däna-Cataka):  JA.  VII  Ser.,  XIV,   141-189.   273-307. 

141)  Edward  B.  Cowell.  The  Northern  Buddhist  Legend  of  Avalo- 
kiteswara's  Descent  into  the  Hell  Avichi:  IAnt.  VIII,  249-253. 

142)  S.  Beal.  The  Story  of  the  Faithful  Deer  [From  The  Oriental,  Nov. 
6,   1875]:  IAnt.  VIII,  253-254. 

143)  A.  Schiefner.  Ueber  Vasubandhu's  Gathäsaingraha :  Bull,  de  l'Ac. 
Imp.  d.  Sc  de  St.-Petersb.  XXV.  69-94  =  Mel.  As.  VIII,  559-593. 

144)  Hoernle.  Description  of  the  gold  coins  found  by  Mr.  \V.  Simpson 
in  the  Ahin  Posh  Tope  at  Jaläläbäd:  PASB.  1879,  122-138.  —  A.  Cunning- 
kam.  Notes  on  the  gold  coins  found  in  the  Ahin  Posh  Tope:  ebd.  205-212. 
Mit  zusammen  sechs  Tafeln.     (Auch  separat.)  —  Vgl.  oben  p.  40. 

145)  Papers  on  the  Subject  of  the  Literary  and  Scientific  Work  carriod  on 
by  the  Government  of  Ceylon.  —   Vgl.  JS.AS.  N.  S.   XI,  Annual  Report,  p.   LI. 

146)  The  Vinaya  Pitakam:  ono  of  the  Principal  Buddhist  Holy  Scriptures 
in  the  Päli  Languago.     Editod  by  Herrn.  Oldenberg.     Vol.  I.     The  Mahävagga. 


Kahn,  Vorderindien.  55 

nayapitaka,  welche  auf  fünf  Bände  berechnet  ist,  erschien  ein  erster 
Band,  den  Mahävagga  enthaltend,  mit  umfangreicher  literarhisto- 
rischer Einleitung,  welche  über  die  Geschichte  des  südlichen  Canons 
viel  beachtenswerthes  enthält,  FausböU 147)  vollendete  mit  uner- 
müdlichem Fleisse  den  zweiten  Band  des  Jätaka  -  Werkes  und 
Pischel14*)  gab  Text  und  Uebersetzung  eines  für  die  buddhistische 
Auffassung  der  Kastenverhältnisse  wichtigen  Sütras.  Aus  Hinter- 
indien erhielten  wir  Ausgaben  resp.  Uebersetzungen  des  Mahäsati- 
patthänasutta149),  der  Parittä  150)  und  von  Grat/151)  Text  und 
Uebersetzung  eines  sehr  populären  Gebets  mit  einigen  für  Anfänger 
berechneten  Beigaben;  letzterer  Text  ist  auch  mit  dem  Mangala- 
sutta,  der  Lokaniti  und  einigen  anderen  zusammen  gedruckt 
worden152).  llhys  Davids153)  verdanken  wir  eine  Analyse  von 
Buddha's  erster  Predigt,  welcher  er  die  Uebersetzung  eines  Jätaka 
angehängt  hat.  BarthMemy  Saint- Hilairel5i)  beendete  seine  Be- 
sprechung der  aus  Grimblotfs  Nachlass  veröffentlichten  Sütra.  In 
der  historischen  Literatur  steht  Oldenbery's  l55)  sorgsame  Ausgabe 
und  Uebersetzung  des  Dipavamsa  in  erster  Linie;  zu  ihm  gesellt 
sich  Irenckner156)  mit  Text  und  Uebersetzung  des  Eingangs  zum 


Published  with  the  Assistance  of  fche  Royal  Academy  of  Berlin  and  of  the  Se- 
cretary  of  State  for  India  in  Council.  London  187!».  LVI,  306  pp.  8.  £  1  ls. 
[Subscriptionspreis  für  sämmtlicho  fünf  Bände  £  3  15s.]  —  Vgl.  H.  Jacobi 
ZDMG.  XXXIV,   183-188;  Ath.    1879,  II,   203'. 

147)  The  Jätaka  together  with  its  Commontary  being  Tales  of  the  Anterior 
Births  of  Gotarna  Buddha.  For  the  first  time  edited  in  the  Original  Päli  by 
V.  Faushöll  and  translated  by  T.  W.  Rhys  Davids.  Text.  Vol.  II  London 
1879.     VI,  452   pp.     8.     28s. 

148)  The  Assaläyanasuttam.  Edited  and  translated  by  Rieh.  Pischel. 
Chemnitz  1880.  42  pp.  8.  M.  2.25.  —  Vgl.  E.  Smart  RC.  1880,  I,  285; 
Ac.  XVII,   144, 

149)  Maha-tha-te-pa-hta-na-thote.  Edited  by  Tsayadaw  Phay.  Second 
Edition.    Rangoon  (Mg.  Poh   O)   1879.      161    pp.     4.     Rs.  2.     [Pali  Burmese.] 

150)  Maha-paraik-ta  w-gyee-pali-anek.  Edited  by  Moung  Pho  Kyaw. 
Second  Edition.  Rangoon  (Mg.  Poh  O)  1879.  111  pp.  4.  Re.  1  8a.  [Bur- 
mose and  Pali.]  —  Vgl.  Parait-kyee.  Second  edition.  Rangoon  (IL  Afoke) 
1879.      113  pp.     8.     Re.   1.     [Burmese,] 

151)  The  Ratana -Panjaraiii  edited,  with  Vocabulary  and  Notes,  by  James 
Gray.  Maulmain  („Friend  of  Maulmain"  Press)  1879.  32  pp.  8.  4a.  [Lon- 
don, Trübner:  3s.] 

152)  Vgl.  die  unter  No.  157   erwähnte  Abhandlung. 

153)  T.  W.  Rhys  Davids.  Buddha's  First  Sermon:  Fortnightly  Review 
Dec.   1,   1879,  899-912. 

154)  Barthelemy  Saint- Hilaire.  Sept  Suttas  Pälis.  Troisieme  et  dernier 
article:  Journ.  des  Sav.   1879,  5-18. 

155)  The  Dipavamsa:  an  Aneient  Buddhist  Historical  Record.  Edited  and 
translated  by  Herrn.  Oldcnberg.  London  1879.  227  pp.  8.  £  1  ls.  — 
Vgl.  Herrn..  Jaeobi  GGA.     1880,  851. 

156)  V.  Trenckner.    Pali  Miscellany.    Parti.    London  1879.    84  pp.    8.    4s 


5g  Kuhn,    Vorderindien: 

Milindapanha  (einem  Vorläufer  seiner  vollständigen  Ausgabe  dieses 
Textes),  denen  sehr  verdienstliche  Noten,  vorzüglich  grammatischen 
und  lexikalischen  Inhalts  beigegeben  sind.  Teza 157)  bespricht  die 
literarhistorisch  wichtigeren  Sprüche  der  Lokaniti  nach  dem  eben 
erwähnten  Drucke  des  Päli-Textes.  Fryer 158)  weist  nach,  dass 
der  bekannte  Vers,  in  welchem  das  Magadhi  als  die  Ursprache 
bezeichnet  ist,  in  der  ßüpasiddhi  vorkommt.  Aus  der  von  Ghil- 
ders159)  beabsichtigten  Grammatik  hat  Host  das  Capitel  über  den 
Sandhi  nach  zwiefachem  Entwürfe  veröffentlicht.  Pisehel 160)  con- 
statirt  die  Zugehörigkeit  von  acchati  zu  Wurzel  äs.  Den  weit- 
gehenden Schlüssen,  zu  welchen  Zimmer  die  Unregelmässigkeiten 
der  Päli-Verse  veranlasst  hatten,  tritt  Jacobi161)  mit  Entschieden- 
heit entgegen ,  indem  er  unter  Heranziehung  sanskritischer  und 
prakritischer  Analoga  den  rein  metrischen  Charakter  jener  Unregel- 
mässigkeiten einleuchtend  nachweist. 

Für  die  Präkrit-Literatur  der  Jainas  steht  desselben  Jacobi162) 
Ausgabe  des  Kalpasütra  obenan,  nicht  nur,  weil  in  ihr  ein  um- 
fangreicher Text  in  kritischer  Behandlung  vorliegt,  sondern  auch 
durch  ihre  Einleitung,  in  welcher  die  Uebereinstimmung  zwischen 
Buddhismus  und  Jainathum  aus  der  Gleichzeitigkeit  der  beiden 
Religionsstifter  erklärt  wird,  eine  ganz  unerwartete  Lösung  des  bis- 
herigen Käthsels,  an  welcher  jedoch  die  beigebrachten  Beweisstellen, 
namentlich  die  aus  der  Literatur  der  südlichen  Buddhisten  kaum 
noch  einen  Zweifel  gestatten.  Mit  dem  Nirayävaliyäsutta  hat  uns 
Warren  163)  bekannt  gemacht.  In  Dhanpat  Sincjh  Bdhädur's16*"165) 
Sammlung  von  Jaina-Texten  sind  ausser  einer  in  dem  unten  genannten 
Cataloge  nicht  namhaft  gemachten  Schrift  das  Uttarädhyayana  und  die 


157)  E.  Teza.  Sul  Lokaniti.  Studj  sulla  gnomologia  buddiana:  Memorie 
del  reale  Istituto  lombardo  di  scienze  e  lettere.  1879,  125-134.  (Auch  separat 
10  pp.     4.)  —  Vgl.  seine  Ausgabe  des  Laghucänakya  48-50. 

158)  Letter  from  Lieut.-Colonel  G.  E.  Fryer,  on  the  Pali  lauguage  being 
the   original  lauguage:  PASB.   1879,   155-156. 

159)  R.  C.  Childers.  On  Sandhi  in  Pali:  JKAS.  N.  S.  XI,  99-121. 
(Auch  separat  23  pp.     8.) 

160)  R.  Pisehel.     Pali  acchati:  BKIS.  III,  155-156. 

161)  Herrn.  Jacobi.  Ueber  den  Cloka  im  Pali  und  Prakrit.  Bemer- 
kungen zu  Dr.  Zimmer 's  Abhandlung:  „Zur  Päligrammatik" :  ZVglS.  XXIV, 
610-614. 

162)  The  Kalpasütra  of  Bhadrabähu  edited  with  an  Introduetion ,  Notes 
and  a  Prakrit  -  Samskiit  Glossary  by  Herrn.  Jacobi.  Leipzig  1879.  VIII, 
176  pp.  8.  M.  10.  (AKM.  VII,  No.  1.)  —  Vgl.  H.  Oldenbenj  ZDMG. 
XXXIV,  748-757;  E.  Windisch  LC.  1880,  1042;  T.  W.  Rhys  Davids  Ac. 
XVI,   196. 

163)  Nirayävaliyäsuttam,  een  Upänga  der  Jaina's.  Met  Inleiding,  Aanteeke- 
ningon  en  Glossaar.  Van  S.  Warren.  Uitgegeven  door  de  Koninklijko  Aka- 
demie van  Wetenschappen  te  Amsterdam.  Amsterdam  1879.  4,  34,  24  pp.  4. 
(Aus:  Verhandelingen  der  K.  Akad.  van  Wetensch.  Afd.  Lotterkunde.  D.  XII.) 
—  Vgl.  //.  Jacobi  ZDMG.  XXXIV.  178-183:  J.  Klatt  Jahresb.  d.  Geschichts- 
wiss.      1879.     I,  16;  Ac,  XVII,   51;  H.  Kern  Indische  Gids  II,   1,  939. 

164-105)  Vgl.  Bengal  Library  Catalogue  of  Books  1879,  III,  60.  IV,  36. 


Kulm.  Vorderindien.  57 

Fortsetzung  des  Nandisutra  erschienen.  Einen  in  mehrfacher  Hin- 
sicht unter  Anderem  auch  für  die  Geschichte  des  Schachspiels  inter- 
essanten Hymnus  auf  den  Adinätha  Rishabha  von  Dhanapäla,  dem 
Verfasser  der  Päiyalacchi,  hat  Klatt1Ge)  herausgegeben.  —  In  Gold- 
schmidfs  167)  Ausgabe  des  Setubandha  begrüssen  wir  das  Resultat 
einer  langen  und  mühsamen  Arbeit,  durch  welches  das  Prakrit- 
studium  eine  sehr  erhebliche  Förderung  erhalten  hat.  Hoernle  l6S) 
berichtete  über  eine  neue  Handschrift  des  Vararuci.  Piscliel 169) 
hat  seiner  Ausgabe  des  Hemacandra  Uebersetzung  und  Erläute- 
rungen folgen  lassen,  welche  durch  die  stete  Rücksichtnahme  auf 
die  modernen  Sprachformen,  mit  denen  Piscliel  sich  in  hohem  Grade 
vertraut  zeigt,  einen  ganz  besonderen  Werth  erhalten.  Eine  Art 
Ergänzung  zu  dieser  Arbeit  bilden  seine  etymologischen  Darlegungen 
über  die  Decicabdäs  bei  Trivikrama  17°),  deren  weiterem  Verlaufe 
wir  mit  grossem  Interesse  entgegensehen.  Goldschmidt's  m)  scharf- 
sinnigen und  im  Einzelnen  oft  recht  verdienstlichen  Präkritica  dürfte 
eine  gewisse  Vorliebe  für  lautliche  Künsteleien  nicht  ganz  abzu- 
sprechen sein. 

Bei  den  modernen  Sprachen  müssen  wir  uns  mit  wenigen 
Ausnahmen  auf  das  beschränken,  was  uns  selbst  zu  Gesicht  ge- 
kommen ist.  Oiist11'2)  stellt  übersichtlich  zusammen,  was  in  den 
letzten  dreissig  Jahren  für  die  Kenntniss  der  indischen  Volks- 
sprachen geschehen  ist.  Vinsoris113)  Artikel  ist  nur  eine  Anzeige 
des   im  Vorjahr  besprochenen   CW^'schen  Buches.    —    Beames'11*) 

166)  Joli.  Klatt.    Dhanapäla's  Rishabhapaficävikä :  ZDMG.  XXXIII,  445-477. 

167)  Rävanavaha  oder  Setubandha  Präkit  und  Deutsch  herausgehoben  von 
Siegfr.  Goldschmidt.  Mit  einem  Wortindex  von  Paul  Goldschmidt  und 
dem  Herausgeber.  1.  Lieferung:  Text,  Index.  Strassburg  1880.  XXIV,  194  pp. 
4.  M.  25.  —  Vgl.  E.  Windisch  LC.  1880,  559;  R.  Pischel  GGA.  1880, 
321;  A.  Weber  DLZ.   1880,  124;  TR.  X.  S.  I,  128. 

168)  PASB.   1879,  79-80. 

169)  Hemacandra's  Grammatik  der  Präkritspraehen  (Siddhahemacandram 
Adhyäya  VIII)  herausgegeben  übersetzt  u.  erläutert  von  Rieh.  Pischel.  Th.  II. 
Uebersetzung    und    Erläuterungen.      Halle  a.  S.   1880.      VII,  248  pp.     8.     M.  8. 

-  Vgl.  C.  Cappeller  LC.  1880,   1544.  —   Zu  Th.  I  kann  jetzt  noch  R.  Garbe 
Wiss.  Monats-Blätter  von   Ose.  Schade  VII,  102  verglichen  werden. 

170)  R.  Pischel.     Die  decicabdäs  bei  Trivikrama:  BKIS.  IH,  235-265. 

171)  Siegfr.  Goldschmidt.  Präkrtica.  Strassburg  1879.  IV,  33  pp.  8. 
M.  1.  —  Vgl.  E.  Windisch  LC.  1880,  559.  —  S.  Goldschmidt,  päikka: 
Monatsber.  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  z.  Berlin  1879,  922.  [Nachtrag  zu  der  unter 
No.  77  genannten  Abhandlung  A.  Webers,  in  der  auch  einige  Sanskrit-  und 
Präkritwörter  iranischer  Herkunft  besprochen  werden.] 

172)  Robert  N.  C'ust.  Notice  of  the  Scholars  who  have  Contributed  to 
the  Extension  of  our  Knowledge  of  the  Languages  of  British  India  during  the 
last  Thirty  Years:  JRAS.  N.  S.  XI,  61-71. 

173)  J.  Vinson.  Les  langues  modernes  de  Ünde :  Republique  francaise, 
Avril  4,   1879. 

174)  John  Beames.  A  Comparativo  Grammar  of  the  Modern  Aryan  Lan- 
guages of  India:  to  wit,  Hindi,  Panjabi,  Sindhi,  Gujarati,  Marathi,  Oriya,  and 
Bangali.  Vol.  III.  The  Verb.  London  1879.  VIII,  316  pp.  8.  16  s.  —Vgl. 
Calc.  Rev    Vol.  LXIX.  No.   CXXXVIII,  I. 


58  Kuhn,  Vorderindien. 

vergleichende  Grammatik  der  modernen  arischen  Sprachen  Indien 's 
ist  mit  dem  dritten  Bande  nunmehr  zum  Abschluss  gelangt;  freilich 
mangelt  es  dem  Werke  nicht  an  unhaltbaren  Annahmen  und  posi- 
tiven Irrthümern,  als  erstem  seiner  Art  darf  ihm  jedoch  manches 
nachgesehen  werden.  Brandreili  175)  hat  das  dankbare  Thema  einer 
Vergleichung  dieser  Sprachen  mit  den  romanischen  in  ausführlicherer 
Weise  in  Angriff  genommen  und  zunächst  die  lautlichen  Parallelen 
nicht  ohne  Geschick  zusammengestellt.  , 

Fallon'si76)  reichhaltiges  Hindustani- Wörterbuch  liegt  jetzt 
vollendet  vor.  Einiges  lexikalische  Material  bietet  Griersons111) 
Notiz  über  Eigennamen.  Von  Hoemle11*)  wird  uns  eine  Arbeit  über 
Hindi-Wurzeln  in  nahe  Aussicht  gestellt.  Einige  der  ältesten  Er- 
zeugnisse religiöser  Lyrik  im  Adi  Granth,  welche  dem  Jayadeva  und 
Namadeva  zugeschrieben  werden,  hat  Trwnppi19)  eingehend  erörtert. 
Andere  religiöse  Dichter,  z.  Th.  auch  Stellen  aus  ihren  Werken  treten 
uns  in  den  Notizen  von  Gi'Oiose16n),  Ilaris'ehandra1*1),  P.  W.  P. 182) 
und  Badley 183)  entgegen.  Eine  lithographirte  Ausgabe  von  Tula- 
sidasa's  Ramayana  m)  finden  wir  in  Trübner's  Record  verzeichnet. 
Die  historische  Balladenliteratur  ist  durch  Uebersetzungen  von 
Bandyopädhyäya lö5)  und  Watson  186)  vertreten.  Auch  die  von 
Miss  Stokcsl)il)  gesammelten  Märchen,  welche  den  Forscher  auf 
diesem  Specialgebiete  manche  interessante  Variante  verbreiteter 
Märchen    kennen    lehren,    sind    ursprünglich    in  Hindustani   erzählt 


175)  F.  L.  Brandreth.  The  Gaurian  compared  with  the  Romance  Lan- 
guages.     Part  I:  JRAS.  N.  S.  XI,  287-316. 

176)  S.  W.  Feilion.  A  New  Hindustani-English  Diotionary,  with  Illustra- 
tions  from  Hindustani  Literature  and  Folk-Lore.  Banäras  (E.  J.  Lazarus)  187  9. 
XXIV,   1217,   IX  pp.     8.     Es.  52. 

177)  Geo.  A.   Grierson.     Proper  Names:  IAnt.  VIII,  321-322. 

178)  A.  F.  Rudolf  Hoernle.  A  Collection  of  Hindi  Roots,  with  remarks 
on  their  dorivation  and   Classification:  PASB.   1879,  281-282. 

179)  Trumyyp.  Die  ältesten  Hindul-Gedichte :  Sitzungsber.  d.  philos.-philol. 
u.  hist.  Cl.   d.  k.  b.  Akad.  d.  Wiss.   1879,  I,   1-48. 

180)  F.  S.  Growse.    The  Sect  of  the  Pran-näthis:  JASB.  XLVHI,  1, 171-180. 

181)  Harischandra.  On  a  new  Hindi  hook  —  Drista-küta  of  Sür  Das: 
PASB.    1879,  5-8. 

182)  P.  W.  P.      The  Saint    of  Mewat:    Calc.  Rev.   Vol.  LXVIII,   104-112. 

183)  B.  H.  Badley.  Jagjivandäs  the  Hindu  Reformer  [From  the  Ind. 
Evangelical  Review,   Vol.  VI.    1879,  pp.  309  ff.]:   IAnt.  VIII,  289-292. 

184)  Tulsidas  Ramayana,  in  Hindi.  Lithographed  at  the  Bapu  Sadashiv 
Press.     620  pp.     4.     £  1    11s.   6d. 

185)  Hamir  liäsä,  or  a  History  of  Hamir,  prince  of  Ranthambor.  Trans- 
lated  from  the  Hindi.  —  By  Brajan&tha  Bandy opddhydya:  JASB.  XLVHI, 
I,   186-252. 

186)  ./.  II'.  Watson.  The  Fall  of  Patau  Somanäth.  Bailad  of  the  fall  of 
Pätan:  IAnt.  VIII.    153-161;  vgl.  207. 

187)  Indian  Fairy  Tales  collected  and  translated  by  Maive  Stokes.  One 
bundred  copies  privately  printed.  Calcutta  1879.  VIII,  303  pp.  8.  —  Vgl. 
C.  IL  Taumey  IAnt.  IX,  57;  F.  Liebrecht  GGA.  1879,  1435-1438;  Ac.  June 
12,   1880,  433. 


Kuhn,  Vorderindien.  59 

worden.  In  Rivett-Carnacs 188)  Abhandlung  über  das  Schlangen- 
symbol ist  ein  in  Hindi  abgefasstes  Sarpamantra  mitgetheilt. 

Was  die  übrigen  arischen  Dialekte  anbetrifft,  so  ist  für  das 
Bengaliscbe  ein  durch  Billigkeit  ausgezeichnetes  Wörterbuch189) 
erschienen.  Grierson  19u)  verspricht  uns  Grammatik  und  Chresto- 
mathie des  Dialektes  von  Mithila,  der  eine  ziemlich  selbständige 
Stellung  zwischen  Hindi  und  Bengalisch  einzunehmen  scheint.  In 
seiner  Notiz  über  Maräthi-Schulen  und  -Schulmeister  gibt  Raghu- 
ndthji191)  auch  einige  auf  diesen  Gegenstand  bezügliche  Volks- 
verse und  Sprichwörtei".  Gonsalves 192)  verdanken  wir  eine  gram- 
matische Skizze  des  Dialekts  von  Goa,  einer  südlichen  Abzweigung 
des  Maräthi.  In  Kurracbee  erschien  ein  ziemlich  umfangreiches 
Sindhi- Wörterbuch  193). 

Einen  neuen  Dialekt  an  der  Grenze  von  Kafiristan  werden  wir 
hoffentlich  durch  Tanner19*)  bald  näher  kennen  lernen.  Miklo- 
sieh  19S)  gibt  im  neunten  Hefte  seiner  Mundarten  und  Wanderungen 
der  Zigeuner  eine  übersichtliche  Darstellung  des  Lautsystems  der 
Zigeunersprache,  dabei  deren  vielfache  Verschiedenheiten  von  den 
anderen  indischen  Dialekten  mit  Recht  betonend.  Groome's196) 
Artikel  über  die  Zigeuner  in  der  Encyclopsedia  Britannica  verdient 
wegen  seiner  Literaturangaben  hervorgehoben  zu  werden.  Ein  im 
Auszug  mitgetheilter  Vortrag  von  Sundberg191)  über  die  norwegi- 
schen Zigeuner  bietet  unter  Anderem  mindestens  beachtenswerthe 
Vermuthungen  über  den  Gottesnamen  Dundra  (—  Devendra)  und 
die  im  Norden  gebräuchliche  Bezeichnung  Tater  (=  bind,  thather 
„a  brazier").     In    der  Academy    findet    sich    eine  ganz  kurze  Notiz 


188)  J.  H.  Rivett-Carnac.  The  Snake  Symbol  in  India,  especially  in 
connection  with  the  worship  of  Siva:  JASB.   XL VIII,  I,  17-31.    • 

189)  DurrjA  Charan  Gupta.  Gupta  Press  Abhidhän;  or,  The  Gupta 
Press  Dietionary.  Cheap  Series.  Calcutta  (Gupta  Press)  1879.  1207  pp.  8.  8a. 
[„Containing  30,000  Bengali  words  with  English  equivalents".] 

190)  G.  A.  Grierson.  A  Maithili  Grammar  or  the  Accidence  of  the 
Language  of  Mithila  (North  Bihar);  with  a  brief  Chrestomathy  compiled  from 
various  sources:  PASB.   1879,   177-178. 

191)  K.  Raghunäthji.  Maräthi  Schools  and  School-Masters :  IAnt.  VIII, 
246-249. 

192)  Joannes  Gonsalves.  Esquisse  grammaticale  de  la  langue  de  Goa: 
RL.  XU,  341-366. 

193)  G.  Shirt,  Udharam  Thavurdas  and  S.  F.  Mlrza.  A  Sindhi- 
English  Dietionary.  Kurrachee  (Commissioner's  Printing  Press)  1879.  XIV, 
919  pp.     8.     Rs.  10. 

194)  Extraet  from  a  demi-offieial  letter.  dated  21st  February,  1879,  from 
Major  H.  C.  B.  Tanner  to  Major-Genl  Wolker,  Surveyor  General  of  India: 
PASB.   1879,  75-77. 

195)  Franz  Miklosich.  Ueber  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der 
Zigeuner  Europa's.  IX.  Wien  1879.  52  pp.  4.  M.  2.40.  (Separatabdruck  aus 
dem  XXX.  Bande  d.  Denkschr.  d.  phil.-hist.  Cl.  d.  kais.  Akad.  d.  Wiss.) 

196)  FfrancisJ  H.   GfroomeJ.     Gipsies:  Encyclop.  Brit.  X,  611-618. 

197)  Sundberg.  On  the  Norwegian  Taters,  their  language  and  its  relation 
to  Hindi:  PASB.   1879.   108-109. 


Q{)  Kuhn,  Vorderindien. 

über  eine  durch  von  Meltzl  aufgezeichnete  Zigeunerballade  l98),  die 
uns  leider  nicht  zu  Gesicht  gekommen  ist,  im  Athenaeum  der 
Auszug  eines  Vortrags  über  den  Ursprung  der  Zigeuner,  welchen 
Leland  vor  der  Philological  Society  gehalten  hat 199).  Das  bekannte 
Wort  für  den  Nicht-Zigeuner  ist  von  Crofton  und  Burton200) 
besprochen  worden. 

Ed.  Müller 201)  hat  einen  weiteren  Bericht  über  die  alten 
Inschriften  Ceilon's  veröffentlicht.  Die  singhalesische  Sprache  selbst 
ist  nach  der  Untersuchung  des  Referenten202)  ihrem  Wortschatze 
nach  ein  entschiedener  Präkrit-Dialekt,  welcher  durch  den  Einfluss 
einer  von  ihm  verdrängten  Sprache  lautlich  wie  grammatisch  viel- 
fach modificirt  worden  ist.  Ein  einzelnes  singhalesisches  Wort, 
welches  in  die  anglo-indische  Umgangssprache  aufgenommen  worden 
ist,  wurde  von  Yule  und  Burnell,  sowie  von  Ferguson203)  be- 
sprochen. Erfreulich  wäre  es,  wenn  die  Nachricht  von  einem  Neu- 
drucke des  Sidat  Sangaräwa  aus  d!  Alwis  Hinterlassenschaft  204)x 
sich  wirklich  bestätigte.  Endlich  mag  ein  ethnographischer  Aufsatz 
Ilartshorne's  2Ü5)  deswegen  hier  aufgeführt  sein,  weil  in  ihm  die 
Sprache  der  wilden  Vseddä  im  Inneren  der  Insel  ausdrücklich  als 
ein  alterthümliches  Singhalesisch  bezeichnet  wird. 

Ueber  das  Studium  des  Tamulischen  gab  Vinson 206)  einige 
Bemerkungen.  Pope'101)  hat  seine  sehr  zweifelhaften  arisch-dra- 
vidischen  Wörtervergleichungen  fortgesetzt,  während  sein  erster 
Artikel   über   dieses  Thema  von  Kittel209)  zur  Genüge  beleuchtet 


198)  Vgl.  Ac.  XV,   188. 

199)  Vgl.  Ath.   1879,  I,  382. 

200)  IL  T.  Crofton.  The  Moaning  of  „Gorjer":  Ac.  XVI,  125.  —  Ri- 
chard F.  Burton.     Tho  Meaning  of  „Gorjer":  ebd.   177. 

201)  E.  Müller.  Report  on  Ancient  Inscriptions  in  tho  North-Wostern 
Provinco  Ordered  by  His  Exeellency  tho  Governor  to  be  printed.  Colombo 
(William  Henry  Herbert,  Government  Printer)  1879.  7  pp.  fol.  —  Der  vor- 
jährige und  dieser  Bericht  wieder  abgedruckt  lAnt.  VIII,  221-227.  IX,  8-14. 

202)  Kuhn.  Ueber  den  ältesten  arischen  Bestandtheil  des  singhalesischen 
Wortschatzes.  [Vorläufiger  Abriss  einer  später  in  erweiterter  Form  zu  veröffent- 
lichenden Abhandlung]:  Sitzungsbcr.  d.  phil.-phil.  und  bist.  Cl.  d.  k.  b.  Akad. 
d.  Wiss.  zu  München   1879,  II,    399-434. 

203)  //.   Yule    and    A.    C.  Burnell.      Cobily-mash :    lAnt.  VIII,    201.    - 
Donald  Ferguson.     Cobily-mash:   ebd.  321. 

204)  Vgl.  TR.  XII,  78. 

205)  Bertram  F.   Hartsliorne.      Tho  Wcddas   [Reprinted    from  tho  Fori 
nightly  Review  vol.  XIX.  (March   1876)  pp.  406-4171:  lAnt.  VIII.  311-320. 

206)  ./.  Vinson.  L'llindoustan  et  la  langue  tamoule :  Rovuo  sciontifiquo, 
.luillet  5,   1879. 

207)  Gr.  U.  Pope.  Notes  on  tho  Drävidian  or  South  Indian  Family  of 
Languages.     (Continüed   from   Vol.  V.  p.  361):  IAnt.  VIII,  80-81. 

208)  /•'.  Kittel.  Sonre  Remarks  on  Dr.  Pope's  „Notes  on  tho  South-Indian 
or  Drävidian  Family  of  Languages".  (Ind.  Ant.  vol.  V.  pp.  157,  158):  IAnt. 
VJ11,    17-51. 


Kuhn,  Vorderindien.  gl 

wurde.  Immerhin  brauchbar  sind  Pope's  2<l9)  Anmerkungen  zum 
Kurral,  in  welchen  diesmal  die  Anfangsverse  des  Gedichts  über- 
setzt und  ausführlich  erläutert  sind.  Eine  Geschichte  des  tamu- 
lischen  Königreichs  im  Norden  von  Ceilon  ist  von  Brito  210)  über- 
setzt worden.  Cain211)  verdanken  wir  ein  kurzes  Vokabular  des 
Koi,  welches  mit  Caldwell's  Ku  identisch  zu  sein  scheint. 

Um  das  Santäli  hat  sich  Cole21---13)  durch  eine  Sammlung 
von  Wörtern  und  Sätzen,  wie  durch  eine  Uebersetzung  der  Apostel- 
geschichte verdient  gemacht. 

Endlich  nennen  wir  Yule  9,  und  Bumelts  21i)  gelehrte  Unter- 
suchungen über  Wörter  der  anglo-indischen  Umgangssprache,  Vor- 
läufer eines  umfassenderen  Glossars,  dessen  Veröffentlichung  schon 
1878  von  Murray  in  London  in  Aussicht  gestellt  wurde,  das  aber 
unseres  Wissens  noch  immer  nicht  erschienen  ist,  und  die  Notizen 
über  Namen  indischer  Produkte,  die  wir  in  der  Einleitung  zu 
MacCrmdle's  Uebersetzung  des  Periplus  215)  mitgetheilt  finden. 


209)  G.  U.  Pope.  Notes  on  thc  Kurraj  of  thc  Tamil  Pont  Tiruvalluvar. 
(Continued  from  Vol.  VII.  p.  224):  IAnt.  VIII, '.305-309. 

210)  Tho  Yalpana-Vaipava-Malai  or  tho  Histoiy  of  the  Kingdom  of  Jaffna, 
translated  from  the  Tamil,  with  an  Appendix  and  a  Glossary,  by  C.  Brito. 
Colombo  1879.  VIII,  58,  CXII,  7  pp.  --  Vgl.  J.  Klatt  Jahresberichte  der 
Geschichtswissenschaft  1879.  I,  25. 

211)  John  Cain.  Vocabulary-  of  Koi  Words:  IAnt.  VIII,  34-3C.  [Bildet 
einen  Theil  von  dessen  grösserer  Abhandlung:  The  Bhadrachellam  and  Kekapalli 
Taluqas.] 

212)  F.  T.  Cole.  List  of  Words  and  Phrases  with  their  Santäli  Equiva- 
lents:  IAnt.  VIII,   194-19 G. 

213)  Prerit  Koa  Kamiko.  The  Acts  of  tho  Apostles.  Translated  by  F.  T. 
Cole.  Calcutta  (Auxiliary  Bible  Society)  1879.  100  pp.  8.  [Santäli,  written 
in  Roman  character.] 

214)  H.  Yule  and  A.  C.  Burnell.  Specimen  of  a  Discursive  Glossary  of 
Anglo-Indian  Terms :  IAnt.  VIII,  52-54.  83-8G.  173-17G.  201-204.  231-233;  vgl. 
206.  321   und   oben  No.  203. 

215)  Articles  of  Commerce  mentioned  in  the  Periplus:  IAnt.  VIII,  110-118, 
vgl.  207. 


62 


Alt-Iran. 

Von 
£.  Kuhn. 

Das  diesmalige  Berichtsjahr  ist  an  Arbeiten  zur  alt-  und  mittel  - 
iranisehen  Geschichte*)  besonders  fruchtbar  gewesen.  Justix)  hat 
seine  Geschichte  des  alten  Persiens  bis  zum  Untergange  des  sasa- 
nidischen  Reiches  zu  Ende  geführt,  welche  als  eine  im  Grossen  und 
Ganzen  zuverlässige  Zusammenfassung  der  bisher  gewonnenen  Resul- 
tate dankbare  Anerkennung  verdient  und  gewiss  einer  richtigeren 
Würdigung  der  altpersischen  Cultur  auch  in  weiteren  Kreisen  den 
Weg  ebnen  wird;  dass  der  Fachmann  vielfach  strengere  Kritik  und 
klarere  Disposition  gewünscht  hätte ,  ist  damit  selbstverständlich 
nicht  ausgeschlossen.  Seine  schon  früher  bekannt  gegebenen  An- 
sichten über  Sprache  und  Volk  der  Meder  hat  Oppert  -)  durch  eine 
eingehende  Behandlung  der  zweiten  Gattung  der  Achämeniden-In- 
schriften  genauer  zu  begründen  gesucht;  das  Werk  bringt  ausser  einer 
historischen  Einleitung  eine.  Grammatik  dieser  medischen  Sprache, 
dann  die  Umschreibung  und  Erklärung  der  Inschriften  selbst,  wobei 
sich  mehrfach  auch  zu  Emendationen  des  persischen  Textes  Anlass 
geboten  hat,  endlich  ein  Glossar.  Ganz  überflüssig  ist,  was  Fligt'er :1) 
über  die  Herkunft  der  Meder  zu  bemerken  für  nöthig  gehalten  hat. 
Von  der  neuen  Deutung  einer  Keilinschrift  durch  Chodzkiewicz 4) 
hegen  wir  nach  seiner  früher  einmal  veröffentlichten  Interpretation  des 


*)  Vgl.  F.  Spiegel.  Medien  und  Persien:  Jahresberichte  der  Geschichts- 
wissenschaft 1879.     I,  2G-30. 

1)  Ferd.  Justi.  Geschichte  des  alten  Persiens.  Mit  Illustrationen  und 
Karten.  Berlin  1879.  VIII,  250  pp.  8.  M.  6.  (Allgemeine  Geschichte  in 
Einzeldarstellungen.  Herausgegeben  von  Willi.  Oncken.  Erste  Hauptabtheilung. 
Vierter  Theil.)  —  Vgl.  E.  Meyer  LC.  1880,  518;  E.  DLZ.  1881,  443;  ./. 
Darmesteter  HC.  1880,  I,  148  (vgl.  241.   415-417.  500). 

2)  Jules  Oppert.  Le  peuple  et  la  langue  des  Medes.  Paris  1879.  XI, 
290  pp.  8.  fr.  10.  -  Vgl.  F.  Spiegel  DLZ.  1881,  748;  J.  Darmesteter 
RC.  1880,  I,  485  und  schon  früher  6ty>pcr£'s  Aufsatz  Uebor  die  Sprache  der 
alten   Meder:  ZDMG.   XXX,   1-5;  s.  auch  unten  p.   90,  No.   44. 

'.',)  Fligi&r.  üeher  die  Herkunft  der  alten  Moder:  Mitth.  d.  anthrop.  Ges. 
zu    Wien    VIII.   62-64. 

4)  Li.  Chodzkiewicz.  Uno  inscription  cun&forme  de  Persepolis,  nouvelle 
Interpretation:  Actes   de  la  Societe  philol.     IX,  I. 


Kuhn,  Alt- Iran.  63 

persischen  Textes  in  Aristophanes'  Achamem  nicht  allzu  günstige  Er- 
wartungen. Die  babylonische  Thontafel  aus  dem  elften  Jahre  des 
Cambyses  wird  in  dem  Berichte  über  die  Keilinschriften  zur  Sprache 
kommen.  Die  achämenidische  Numismatik  ist  durch  zwei  Aufsätze  von 
Blau5—6)  vertreten,  von  denen  uns  jedoch  nur  der  erste  näher  bekannt 
geworden  ist.  Blau  versucht  in  demselben  eine  Lösung  des  bisher 
unter  dem  Namen  Baaltars  oder  Baal  von  Tarsus  umlaufenden  nu- 
mismatischen Problems ,  durch  welche  für  unsere  Kenntnisse  von 
der  Verwaltung  des  persischen  Reichs  eine  neue  Phase  angebahnt 
werden  soll ;  leider  erreicht  er  dieselbe,  wie  wir  bei  aller  Achtung 
vor  der  ausgebreiteten  Gelehrsamkeit  des  Verstorbenen  aussprechen 
müssen,  durch  eine  Reihe  von  Wort-  und  Namendeutungen,  welche 
jedem  Kenner  des  Altiranischen  als  Unmöglichkeiten  erscheinen 
müssen.  Clermont-Ganneau7)  setzt  seine  Untersuchung  über  den 
persischen  Ursprung  der  aramäischen  Denkmäler  in  Aegypten  fort 
und  Srhlotfmann 8)  bespricht  kurz  eine  am  Kasbek  gefundene 
Silberschale  mit  „persisch-aramäischer"  Inschrift. 

Was  die  griechischen  Quellen  für  das  alte  Persien  anbetrifft,  so 
gab  Keiper 9)  einige  Ergänzungen  zu  seiner  Arbeit  über  die  Perser 
des  Aeschylus.  welch  letzterer  übrigens  das  Verdienst  kaum  ab- 
zusprechen sein  dürfte,  Sjn'egel's  Gleichung  "Aroüaa  =  Hutaosa 
vor  dem  Erscheinen  von  de  Lagarde's  Semitica  an  die  Oeffentlich- 
keit  gebracht  zu  haben,  obgleich  erst  dieser  eine  lautliche  Begrün- 
dung für  dieselbe  gefunden  hat.  Mit  den  Nachrichten  des  Aman, 
Ptolemäus  und  Marcian  über  Gedrosien  beschäftigt  sich  Mockler  10), 
mit  verschiedenen  Notizen  über  iranische  Stämme  namentlich  der 
Nordpontusländer  Bonnell x ')  —  ohne  gerade  viel  Neues  über  die- 
selben   beizubringen.      Wegen    der  Frage  über  den  Periplus  Maris 


5)  Otto  Blau.  Die  aehaemenidischen  Feldzeugmeister  und  ihre  Münzen: 
Numism.  Zeitschr.  XI,  1-52.  (Auch  separat  u.  d.  T.  Persis  rediviva  I.  Die 
a.  F.  u.  s.  w.     Wien   1879.     58   pp.      8.) 

C)  O.  Blau.  Persis  rediviva.  II.  Die  Sarpedoniden.  Odessa  1879.  8. 
Privatdruek.  —  Vgl.  K.   F.   Köhlers  Catalog  No.  338,  p.  20,  no.   4GG. 

7)  Ch.  Clermont-  Ganneau.  Origino  perse  des  monuments  arameens 
d'Egypte  (notes  d'areheologie  Orientale).  Deuxieme  article.  III.  —  Indices 
d'une  influence  perse  dans  los  autres  papyrus  arameens  d'Egypte.  IV.  —  Syn- 
chronisme  des  papyrus  et  des  monuments  Iapidaires  arameens  deeouverts  en 
Egypte:  Rev.  arch.  XXXVII,  21-39. 

8)  K.  Schlottmann.  Zur  semitischen  Epigraphik.  VII.  Persisch-ara- 
mäische Inschrift  auf  der  Silberschale  von  Moskau:  ZDMG.  XXXIII,  292-293 
mit  einer  Tafel. 

9)  Ph.  Keiper.  Zu  Aischylos  Persern:  N.  Jahrb.  f.  Phil  u  Paed 
CXIX,  93-96. 

10)  E.  Modder.  On  the  Identification  of  Places  on  the  Makrän  Coast 
mentioned  by  Arrian,  Ptolemy,  and  Marcian:  JRAS.  N.  S.  XI,  129-154.  Mit 
einer  Karte. 

1  1 )  Ernst  Bonnell.  Einige  Nachrichten  der  alten  griechischen  und  römi- 
schen Schriftsteller  über  die  Skythen,  Sarmaten,  Kimmerier,  Perser  und  andere 
Völker:  Trav.  de  la  3e    sess.  du  Congr.  intern,  dos  Orient.     II,  371-387. 


g4  Kuhn,  Alt- Iran. 

Erythraei,  welche  auch  die  iranische  Alterthumskunde  in  einigen 
Punkten  näher  berührt,  genüge  es  auf  Klaff  & 12)  Zusammen- 
stellungen zu  verweisen.  Wie  weit  sich  in  den  Zeiten  nach  Ale- 
xander griechischer  Einfluss  in  die  ostiranischen  Länder  verbreitete, 
zeigt   Gardner 13)  an  Münzfunden  aus  Buchara  und  Kaschgar. 

Dem  sasanidischen  Zeitalter  nähern  uns  A.  D.  Mordtmann's  14) 
weitere  Beiträge  zur  Kenntniss  der  persepolitanischen  Münzen. 
Nöldelce  15)  unterzieht  die  Ortsnamen  auf  kert  u.  s.  w.  einer  noch- 
maligen kritischen  Erörterung  und  vertheidigt  gegen  Blau  den 
echt  iranischen  Ursprung  derselben ,  welchen  er  auch  für  einige 
andere  transoxanische  Ortsnamen  einleuchtend  nachweist;  ferner 
bespricht  er16)  nach  griechischen  und  orientalischen  Quellen  zwei 
kleinere  Völkerschaften,  welche  vielleicht  als  Vorfahren  kurdischer 
Stämme  zu  betrachten  sind,  die  im  sechsten  Jahrhundert  oft  ge- 
nannten Kadischäer  und  Ortäer.  Als  epochemachende  Leistung 
begrüssen  wir  seine  Uebersetzung  des  die  Sasanidenzeit  umfassenden 
Abschnitts  von  Tabari's  Geschichtswerk  1 7) ;  er  hat  damit  nicht  nur 
die  Hauptautorität  der  nachfolgenden  arabischen  und  persischen 
Historiker  für  diese  Periode  allgemein  zugänglich  gemacht,  sondern 
dieselbe  auch  mit  sicherem  Blick  und  umfassender  Kenntniss  alles 
nur  irgend  wie  in  Betracht  kommenden  Materials  aus  der  Literatur 
der  Syrer,  Armenier,  Griechen  u.  s.  w.,  durch  kritische  Quellen- 
untersuchungen wie  durch  freiere  historische  Charakteristiken  nach 
allen  Seiten  hin  in  das  richtige  Licht  gestellt  und  jetzt  erst  eine 
richtige  Erkenntnis  jenes  ganzen  Zeitraums  ermöglicht.  Ein  anderes 
Quellenwerk  für  die  mitteliranische  Periode.  Beruni's  Chronologie 
der  orientalischen  Völker,  ist  uns  durch  Sachaus  Uebersetzung 
näher  gerückt  worden,  welche  in  einem  späteren  Abschnitte  dieses 
Jahresberichts  eingehender  zu  würdigen  sein  wird. 

Auf  dem  Gebiete  der  Pehlevi- Münzkunde  ist  vor  allem  wieder 
A.  D.  Mordhaannls)  zu  nennen.  Derselbe  bespricht  in  einer  aus- 
führlichen  Abhandlung    zunächst    die    ältesten   muhammedanischen 


12)  Jahresberichte   der  Geschichtswissenschaft   1879.  I,   21. 

13)  Percy  Gardner.  New  Coins  from  Bactria:  Numismatic  Chroniclo 
N.  S.  XIX,   1-12  w.  pl.  —  ders.  Coins  from  Kashgar:  ebd.  274-281. 

14)  A.  D.  Mordtmann.  Weitere  Beiträge  zur  Kenntniss  der  persepo- 
litanischen Münzen:  Zeitschr.  f.   Numism.      VII,   40-53. 

15)  Th.  NÖldeke.  Ueber  iranische  Ortsnamen  auf  kert  und  andere 
Endungen:  ZDMG.  XXXIII,   143-156. 

16)  Th.  Nöldelce.  Zwei  Völker  Vorderasiens.  1.  Die  Kadischäer.  2. 
Di,.  Ortäer:  ZDMG.  XXXIII,  157-165. 

17j  Th.  Nöldelce.  Geschichte  der  Perser  und  Araber  zur  Zeit  der  Sasa- 
niden.  Aus  der  arabischen  Chronik  des  Tabari  übersetzt  und  mit  ausführlichen 
Erläuterungen  und  Ergänzungen  versehen.  Leiden  1870.  XXVIII,  503  pp.  8. 
11  7.  —  Vgl.  Th.  Nöldeke  GGA.  1879,  134.0-1348;  A.  von  Gutschmid  ZDMG. 
XXX IV,   7  21-74  8;    C.   d.    hyall  Ac.   XVII,    191. 

18)  .1    /).  Mord/man,,.    Zur  Pehlevi-Münzkunde :  ZDMG.  XXXIH,  82-142. 


Kuhn,  Alt-Iran.  (35 

Pehlevi- Münzen,  stellt  dann  seine  jetzigen  Deutungen  der  die 
Prägestätten  bezeichnenden  Abbreviaturen  übersichtlich  zusammen 
und  tritt  schliesslich  gegen  die  von  Nöldeke  1877  geäusserten 
kritischen  Bedenken  in  eine  längere  Polemik  ein,  welche  Nöldeke 
selbst19)  zu  nochmaliger  klarer  Präcisirung  seines  Standpunktes 
und  zu  einigen  scharfsinnigen  Bemerkungen  betreffs  der  Prägestätten 
veranlasst  hat.  Aeusserst  lehrreich  ist  Salemann's 20)  gründlich 
verbesserte  Deutung  einer  schon  von  Mordtmann  und  Thomas 
behandelten  späteren  Münze.  Gelegentliches  Material  zur  Erklärung 
der  Pehlevi-Münzen  findet  sich  auch  in  den  Auseinandersetzungen 
zwischen  Stichel  und  von  Tiesenhausen 21).  Nachahmungen  sasa- 
nidischer  Typen  seitens  der  Fürsten  von  Buchara  mit  Inschriften 
in  eigenthümlichen  „soghdischen"  Charakteren  behandeln  Lerch  2'2) 
und  auf  dessen  Entdeckung  fussend  Thomas 23).  Schliesslich  er- 
wähnen wir  noch  eines  Aufsatzes  von  Aspelin 2i),  in  welchem  die 
Funde  sasanidischer  Silberschalen  u.  s.  w.  in-  Südrussland  kurz 
zusammengestellt  sind  und  Fergusson's25)  interessanter  Darlegung 
über  ein  indisches  Frescogemälde ,  welches  Chosru  den  zweiten 
mit  Weibern  und  Sklaven  darzustellen  scheint. 

Für  die  Religionsgeschichte  nennen  wir,  ausser  dem  Abdruck 
älterer  Aufsätze  in  der  neuen  Auflage  von  Max  Müllers  Essays, 
zunächst  de  Harlez  -h)  weitere  Artikel  über  den  Ursprung  des 
Zoroastrismus,  in  welchen  die  zu  einem  nicht  geringen  Theile  ja 
durchaus  berechtigte  Polemik  gegen  die  Anschauungen  von  Darme- 
steter  mit  der  früheren  Einseitigkeit  fortgesetzt  wird.  Unbefangener 
scheint   hier  eine  allerdings  bisher  nur  im  Auszüge  veröffentlichte 


19)  Th.  Nöldeke.  Zur  Pehlewi-Sprache  und  Münzkunde:  ZDMG.  XXXIII, 
687-693. 

20)  C.  Salemann.  Ueber  eine  pebleviseh  -  arabische  Münze:  ZDMG. 
XXXIII,  511. 

21)  Sticket  und  von  Tiesenhausen.  Die  Werthbezeichnungen  auf  mu- 
hammedanischen  Münzen:  ZDMG.  XXXIII,  341-386. 

22)  Pierre  Lerch.  Sur  les  monnaies  des  Boukhär-Khoudahs  ou  princes 
de  Boukhara  avant  la  conquete  du  Maverennahr  par  les  Arabes :  Trav.  de  la 
3e  sess.  du  Congr.  intern,  des  Orient.  II,  417-429  mit  Holzschnitten.  (Auch 
separat  u.  gl.  T.     Leiden  1878.     13  pp.     8.) 

23)  Edivard  Ihomas.  On  some  Bilingual  Coins  of  Bokhärä,  struck  in 
the  Und  Century  of  the  Hijrah  —  contiuuative  of  Sassanian  Types  and  Devices: 
IAnt.   VIII,  269-273. 

24)  J.  R.  Aspelin.  De  la  civilisation  prehistorique  des  peuples  peraiiens 
et  de  leur  commerce  avec  l'orient.  Notice  archeologique :  Trav.  de  la  3P  sess. 
du  Congr.  intern,  des  Orient.     II,   389-415. 

25)  Jas.  Fergussun.  Ou  the  Identification  of  the  Portrait  of  Chosroes  II. 
among  the  Paintings  in  the  Caves  at  Ajauta:  JRAS.  N.  S.  XI,  155-170.  Mit 
einer  Tafel. 

26)  C.  de  Harlez.  Des  origines  du  Zoroastrisme.  (3f'  et  4  article)  : 
JAs.  VII  Ser.,  XIII,  241-290.  XIV,  89-140.  —  Vgl.  E.  Renan  ebd.  XIV, 
34-35.  XVI,  26-27. 

Jahresbericht  1879.  5 


ßß  Kuhn,  Alt-Iran. 

Kritik  des  Amerikaners  Liiquiens21).  Aus  Indien  bringt  Eatnägar28) 
weiteres  über  parsiscbe  Bestattungsgebräuche,  Gerson  da  Cunha 29) 
Bemerkungen  über  vediscb-avestiscbe  Zusammenhänge  im  Opfer- 
ritual u.  s.  w.,  beide  wegen  ihrer  thatsächlichen  Kenntniss  der  Dinge 
beachtenswerth ;  femer  erhielten  wir  die  Fortsetzung  der  im  Vor- 
jahr erwähnten,  in  Gujaräti  abgefassten  Geschichte  der  Parsi- 
Gemeinden  in  Indien30)  und  von  Navalkar31)  einen  wohl  nicht 
ganz  unbefangenen  Abriss  der  Parsi-Religion.  Spiegel3'1)  erörtert 
Namen  und  Localität  eines  der  heiligen  Feuer.  Von  den  alt- 
iranischen  Helden  bei  Firdusi  hat  Pizzi33)  gehandelt.  Ueber  das 
rein-iranische  Gebiet  hinaus  führt  uns  Gori's  34)  Bericht  über  die 
Ausgrabung  eines  römischen  Mithrastempels.  bei  welcher  ein  Altar 
mit  der  bekannten  kurzen  Weiheinschrift  gefanden  wurde. 

Wiederum  erschien  in  Indien  eine  neue  Ausgabe  der  avesti- 
schen  Texte  in  Gujaräti -Schrift 35).  In  Spiegel'*,  3tiJ  Recension  des 
Schlusses  von  de  Harlez'  Avesta-Uebersetzung  finden  wir  u.  A. 
Notizen  über  Namen  und  Umfang  des  Avesta.  Erklärungen  einzelner 
Stellen  aus  den  Yashts  und  dem  neunten  Capitel  des  Yasna,  sowie 
bei  Gelegenheit  der  Gäthäs  abermalige  methodologische  Erörte- 
rungen. Geigers31)  äusserst  dankenswerthes  Handbuch  der  Avesta- 
Sprache  enthält  einen  recht  brauchbaren  Abriss  der  Grammatik, 
geschickt  ausgewählte  Texte,  bei  denen  auch  die  Metrik  zu  ihrem 


27)  J.  Luqutens.  A  Criticism  of  J.  Darmesteter's  Ormazd  et  Ahriman : 
PAOS.     Oct.   1878-Oct.   1879,  XII-XI1I. 

28)  N.  J.  Ratnagar.     Pärsi    Sagris,    Nasasälärs,  etc.:  lAnt.  VIII,  29-30. 

29)  J.  Gerson  dci  Cunha.  Contributions  to  the  Study  of  Avestaic  and 
Vedic  Analogies:  JBBAS.     Vol.  XIV,  ö- 15. 

30)  Bomanji  Bairdmji  Patel.  Parsee  Prakäsh,  beiiig  a  Record  of 
Important  Events  in  the  Growth  of  the  Parsee  Community  in  Western  India, 
chronologieally  arranged  from  the  Date  of  their  Immigration  iuto  India  to  tho 
Present  Day.  Part  II.  III.  Bombay  (Daftar  A'shkära  Press)  1879.  92.  92  pp. 
4.    Es.  2. 

31)  Ganpatrao  R.  Navalkar.  An  Inquiry  into  the  Parsi  Keligion. 
Bombay  (Education  Society's  Press)  1879.  40  pp.  8.  Ke.  1.  [Loiul<in, 
Trübner:  3s.]  (Reprinted  from  the  Indian  EvangelicaJ  Review.)  —  Vgl.  TR. 
XII,  78;  Catalogue  of  Books  printed  in  the  Bombay  Presidency  1879,  II,   12-13. 

32)  F.  Spiegel.     Ädar  Gushasp:  ZI>M(i.  XXXIII.   496-501. 

33)  Italo  Pizzi.  Gli  eroi  del  Libro  dei  Re  di  Firdusi:  Memorie  della 
Reale  Aeeademia  dello  Scienze  di  Torino  II  Ser.,  XXXII.  (Auch  separat  Torino 
1879.     75  pp.     4.) 

34)  Arch.  stör,  della  citta  e  prov.  di   Roma  III,  5G-62. 

35)  Tamäm  Khordeh  Awastä  bä  Mäyeni;  or  all  the  Religious  Texts  of  the 
Zoroastrian  Keligion  (Zend  in  Gujaräti  Characters)  with  a  Translation  in  Guja- 
räti. By  Ddddbhdi  Kdwasji.  Bombay  (Akhbäre  Sowdagar  Press)  1879. 
Reprint.  1296  pp.  [nach  TR.  2  vols  in  one.  VIII,  413,  .'iöl  pp.  with  a  plate.] 
8.   Rs.   5   8a.      [London,  Trübner:  jC    1    10s.] 

36)  ZDMG.  XXXIII,  303-320. 

37)  Willi.  Geiger.  Handbuch  der  Awestasprache  Grammatik,  Chresto- 
mathie und  Glossar.  Erlangen  1879  XII,  .'559  pp.  8.  M.  12.  —  Vgl.  C.  . . 
E.  LC.   1880.    180;  Ac.   XVI,    102. 


Kuhn,   All-lrau.  (iV 

Rechte  gekommen  ist,  und  ein  sorgfältiges  Glossar,  dessen  Nütz- 
lichkeit noch  durch  die  Beigabe  der  traditionellen  Erklärungen 
gewonnen  hat.  Einzelne  Capitel  des  Vendidad  übersetzte  Geldnei'**). 
Bartliolomae  lieferte  nach  vorhergehender  Darstellung  des  dem 
Gäthä-Dialekt  eigenen  Vokalismus 39)  in  etwas  unbequemer  Um- 
schreibung eine  neue  Ausgabe  der  Gäthäs  und  der  im  gleichen 
Dialekt  abgefassten  Gebete40);  dieselben  sind  der  Silbenzählung 
gemäss  reconstruirt  und  von  Metrik,  Grammatik  und  Wortverzeich- 
niss  begleitet.  Garbe*1)  deutet  das  änai  Äeyo/uevov  käskayeiti 
Vd.  18,  4  als  Causativum  der  Wurzel  kart.  Ueber  gewisse  alt- 
iranische Declinationsformen  handelte  Osthoff'42).  Dillons43)  Ab- 
handlung über  das  baktrische  Alphabet  ist  uns  nicht  näher  bekannt 
geworden. 

Von  Minochelierji  Jamasp  Asana's44)  Pehlevi- Wörterbuch  ist 
ein  zweiter  Band  erschienen,  vielleicht  der  letzte,  da  die  Fort- 
setzung des  kostspieligen  und  offenbar  viel  zu  weitläufig  angelegten 
Werkes  wenig  gesichert  zu  sein  scheint.  Nachricht  über  eine  aus- 
führlichere Recension  des  Bundehesh  verdanken  wir  West45).  In 
seiner  an  anderer  Stelle  nochmals  zu  nennenden  Uebersetzung  eines 
syrischen  und  arabischen  Textes  aus  Kaiila  und  Dinma  giebt  Nöl- 
deke4e)  gelegentlich  auch  Bemerkungen  über  Namen  und  Worte 
des  verlorenen  Pehlevi- Originals,  de  Lagarde 47)  bespricht  das 
mittel-  und  neupersische  Wort  für  Silber  in  seinem  Zusammen- 
hange mit  dem  Aegyptischen  u.  s.  w.  In  Bezug  auf  den  Urspnmg 
der   in    Aegypten    entdeckten    Pehlevi  -  Papyrus    macht    Rogers4*) 


38)  Karl    Geldner.      Uebersetzungen   aus    dem    Avesta.     I.     Vendidad  3. 
22.    17.     II.     Vendidad  2.   15.   5:    ZVS.    XXIV,    542-555.    XXV,    179-212.    - 
Vgl.    C.  de  Harlez  JA.  VII  Sei-.,  XIII,  564. 

39)  Christian  Bartliolomae.  Der  Gä  '  ädialekt.  Leipzig  1879.  24  pp.  4. 
(Hall.  Hab.  Sehr.) 

40)  Die  Ga  'ä's  und  heiligen  Gebete  des  altiranischen  Volkes.  (Metrum, 
Text,  Grammatik  und  Wortverzeichniss.)  Von  Christian  Bartliolomae.  Halle 
1879.     172  pp.     8.     M.  5.  —  Vgl.  B.  Lindner  LC.  1880,  273. 

41)  11.     Garbe.       käshajeiti:    Wiss.    Monats -Blätter    von     Ose.     Schade 

VII,  121-122. 

42)  Herrn.  Osthoff.  Das  determinierende  ä  bei  Casusformen  im  Altiran- 
ischen:  MU.  II,  76-110;  vgl.   22-26. 

43)  E.  J.  Dillon.  L'alphabet  de  la  langue  bactrienne:  Actes  de  la  Societe 
philol.  IX,  111,  89-136.     (Auch  separat  Paris   1879.     48  pp.     8.     fr.  4.) 

44)  Jamaspji  Dastur  Minoclieherji  Jamasp  Asana.  Pahlavi,  Gujaräti 
and  English  Dictionary.  Vol.  II.  Bombay  (Jehangir  Bejanji  Karani)  1879. 
pp.  XXXIII,  169-440.  8.  Rs.  5.  [London,  Trübner:  14s.]  —  Vgl.  LC.  1880, 
753;  J.  Darmesteter  RC.   1880,  I,  431. 

45)  E.   W.   West.     The  „Bundahish":  Ac.  XV,  391-392;  abgedruckt  IAnt. 

VIII,  262. 

46)  Th.  Nöldehe.  Die  Erzählung  vom  Mäusekönig  und  seinen  Ministern. 
Ein  Abschnitt  der  Pehlewi-Bearbeitung  des  altindischen  Fürstenspiegels.  Göttingen 
1879.     68  pp.     4.     M.  3.50.     (Abb..  d.  K.  Ges.  d.  Wiss.  z.  Gott.  XXV.  Bd.) 

47)  Paul  de  Lagarde.     äarj^ios:  Gott.  Nachr.  1879,  237-239. 

48)  E.  T.  Rogers.  Discovery  of  Fragments  of  Papyri  in  the  Fayüm : 
Ac.  XV,  391. 

5* 


(38  Kuhn,  Alt-Iran. 

darauf  aufmerksam ,  dass  arabische  Historiker  von  zeitweiliger 
persischer  Herrschaft  über  Aegypten  während  des  sechsten  Jahr- 
hunderts zu  berichten  wissen.  Mehrere  Gebiete  der  altiranischen 
Philologie  berührt  endlich  Sälen i ami  lil)  mit  seiner  ausführlichen 
Beschreibung  einer  Parsenhandschrift  persischen  Ursprungs  zu 
St.  Petersburg.  Die  Abhandlung  enthält  namentlich  paläogra- 
phische  und  lautliche  Untersuchungen  über  die  Pehlevi  -  Alpha- 
bete und  die  Avesta-Schrift  und  ausser  sonstigen  bisher  gar  nicht 
oder  nur  durch  indische  Drucke  bekannten  Texten  in  Pehlevi 
und  Päzend  sowie  ausführlichen  Variantenverzeichnissen  zu  mehreren 
Avesta-Texten  den  vollständigen  Abdruck  zweier  Pehlevi-Pazend- 
Glossare,  deren  erstes  sich  als  eine  andere  Eecension  des  von 
Hoshangji  Jamaspji  Asa  und  Haug  im  Jahre  1870  veröffentlichten 
herausstellte ,  welche  durch  ihre  theilweise  besseren  Lesarten  wie 
durch  viele  in  der  Ausgabe  fehlenden  Worte  und  Formen  für  die 
Kritik  von  besonderer  Wichtigkeit  ist.  Als  sehr  erfreulich  darf  am 
Schlüsse  dieses  Abschnitts  die  in  den  Ansichten  über  die  Pehlevi- 
Sprache  sich  allmählich  einstellende  Uebereinstimmung  hervorge- 
hoben werden,  welche  hoffentlich  ein  gedeihlicheres  Aufblühen  ihres 
Studiums  ermöglichen  wird. 


49)  Carl  Salemunn.  Ueber  eine  Parsenhandschrift  der  Kaiserlichen 
Oeffentlichen  Bibliothek  zu  St.  Petersburg:  Trav.  de  la  3e  sess.  du  Congr.  intern, 
des  Orient.  II,  491-592  mit  3  Tafeln.  (Auch  separat  u.  gl.  T.  Leiden  1878. 
102   pp.     8.) 


69 


Neu-Iran. 

Von 

J.  Th.  Zenker. 

Unsere  Kenntniss  der  neupersischen  Literatur  ist  durch  den 
ersten  Band  von  Rieu's  l)  auf  drei  Bände  berechneten  Catalog  der 
Handschriften  des  Britischen  Museums  erheblich  bereichert  worden; 
derselbe  beschreibt  nicht  weniger  als  947  Manuscripte,  grössten- 
teils theologischen  und  historisch-geographischen  Inhalts.  Vier 
persische  Manuscripte  wurden  in  Trübner's  Record  *)  kurz  be- 
schrieben. Vullers  3)  Ausgabe  von  Firdüsi's  Shäh-Näma  ist  bis 
zum  ersten  Heft  des  dritten  Bandes  vorgeschritten.  Aus  dem,  was 
lliinly*)  nach  Mittheilungen  eines  Persers  über  das  vielgenannte 
Brettspiel  Nerd  berichtet,  hat  sich  auch  für  einige  Stellen  des 
Shäh-Näma  eine  einleuchtende  Erklärung  ergeben.  Daneben  mag 
noch  Palme)'?, 5)  in  Kürze  orientirender  Artikel  über  Firdüsi  erwähnt 
sehr.  Literarisch-biographische  Notizen  über  Näsir  Khosrü  gab 
fagnan  6),  welcher  der  Meinung  zuneigt,  dass  zwei  Persönlichkeiten 
dieses  Namens  zu  unterscheiden  seien.  Von  Etlie1)  erhielten  wir 
bald  darauf  die  erste  Probe  seiner  eingehenden  Beschäftigung  mit 
diesem  Dichter,  welche  nach  kurzer  biographischer  Einleitung  uns 


1)  Catalogue  of  the  Persian  Manuscripte  in  fche  British  Museum  by  Charles 
Rieu.  Vol.  I.  London  1879.  432  pp.  4.  25s.  —  Vgl.  Ath.  1879,  II,  49; 
Barbier  de  Meynard  JA.  VII  Ser.,  XV,  87. 

2)  Description  of  four  Persian  Manuscripte  for  Säle  by  Messrs.  Trübner  and 
Co.:  TR.  XII,  63. 

3)  Firdusii  liber  regum  qui  inscribitur  Schahname.  Editionem  Parisiensem 
diligenter  recognitam  et  emendatam  lectionibus  variis  et  additamentis  oditionis 
Calcuttensis  auxit  notis  maximam  partem  criticis  illustravit  Joa.  Aug.  Vullers. 
T.  II,  fasc.  3  et  4.  T.  III,  fasc.  1.  Lugduni  Batavorum  1879.  pp.  XIII,  873- 
1062.   1063-1222.     8.     fl.  10.80. 

4)  K.  Himly.  Einige  Worte  über  das  persische  Brettspiel  Nerd :  ZDMG. 
XXXIII,   679-681. 

5)  E.  H.  P[ almer].     Pirdousi:  Encyclopasdia  Britannica  IX,  225-227. 

6)  E.  Fagnan.     Note  sur  Näcir  Ibn  Khosroü:  JA.  VII  Ser.,  XIII,  164-168. 

7)  Näsir  Chusrau's  Rüsanäinäma  (\/)li  -jÜLÄj.)  oder  Buch  der  Erleuch- 
tung, in  Text  und  Uebersetzung ,  nebst  Noten  und  krititisch-biographischem 
Appendix.     Von  Herrn.  Etlie.  I.:  ZDMG.  XXXIII,  645-665. 


70  Zenker,  Neu-Iran. 

die  bisher  nur  in  der  einen  Handschrift  zu  Gotha  vorliegende 
Einleitung  des  Rüshanai-Näma  in  Text  und  Uebersetzung  vorführt. 
Ein  Essay  über  'Omar  Khajjäm 8) ,  welcher  wahrscheinlich  auf  die 
vierte  Auflage  der  Uebersetzung  von  Fitzgerald9)  Bezug  nimmt, 
ist  dem  Berichterstatter  leider  nicht  näher  bekannt  geworden.  Als 
erste  grössere  Frucht  seiner  im  dreissigsten  Bande  der  ZDMG.  vor- 
läufig mitgetheilten  Sa'di-Studien  gab  uns  Barher lu)  Text  und  Ueber- 
setzung von  Sä'di's  Sähib-Näma  unter  Zugrundelegung  des  in  der 
Gothaer  Handschrift  enthaltenen  Textes  mit  Verzeichniss  der  von 
der  Breslauer  Handschrift  und  zwei  in  Calcutta  und  Cawnpore  ge- 
druckten Sä'di-Ausgaben  dargebotenen  Varianten.  Eine  englische 
Uebersetzung  des  Büstan  ist  von  WHberforce  Clarhe11)  veröffentlicht 
worden  und  eine  handschriftliche  polnische  Uebersetzung  des  Guli- 
stän  von  Oturinowshi  wurde  durch  Janichi ' 2)  herausgegeben.  Ein 
Werk  Gämi's  über  Gottes  Existenz  und  Attribute  haben  wir  durch 
eine  fleissige  Dissertation  von  Ecker13)  zum  ersten  Male  genauer 
kennen  gelernt,  während  in  Constantinopel  eine  neue  Ausgabe  des 
Behäristän 14)  gedruckt  wurde.  Schlechta-Wssehrd's J5)  Ueber- 
setzung der  Bruchstücke  des  Ihn  Jemin  erschien  in  neuer  Auflage. 
Endlich  mögen  von  Constantinopeler  Drucken  lyrischen  und  ethi- 
schen Inhalts  noch  der  erste  Theil  eines  mystischen  Gedichts,  Ruhe 
der  Seelen  betitelt,  von  einem  bisher  noch  unbekannten  Dichter 
Ahmed    Surajja    Efendi    aus    Baghdäd 16)    und    eine    Ausgabe    von 


8)  The  true  Omar  Khayyarn:  Fraser's  Magazine,  May   1879. 

9)  Kubäiyät  of  Omar  Khayyäm  (Fourth  Edition);  and  the  Salämän  and 
Absäl  of  Jami  rendered  into  English  Verse.  London.  —  Vgl.  F.  J.  Gold- 
smid  Ac.  XVI,  204. 

10)  Muslicheddin  Sa'di's  Aphorismen  und  Sinngedichte.  Zum  ersten  Male 
herausgegeben  und  übersetzt.  Mit  Beiträgen  zur, Biographie  Sa'di's.  Von  Willi. 
Bacher.  Mit  Subvention  des  Autors  durch  die  Kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien.  Strassburg  1879.  LXXIV ,  200  pp.  8.  M.  6.  —  Vgl. 
Fleischer  ZDMG.  XXXIV,  389-402;  LC.  1879,  1459;  Ac.  XVI,  198;  E.  Fagnan 
RC.   1879,  II,   235. 

11)  The  Büstän  by  Shaikh  Muslihu-d-din  Sa'di  ShTräzT.  Translated  for 
the  first  time  into  Prose,  with  explanatory  Notes  and  Index  by  H.  Wilberforcc 
Clarke.     London   1879.     424  pp.     8.     30s. 

12)  Giulistan  to  jest  ogröd  rözany,  ksi<;ga  perska  na  j'.zyk  polski  przetozona 
od  Imci  Pana  Samueln  OttßinowsJciego.  Z  dawnego  rekopismu  wydal  Dr. 
J.  Janicki.     XVIII,  285  pp.     8.     Warszawa  1879.     Rh.  1.50. 

13)  Jacubus  Ecker.     Gämii  de  Dei   existentia  et  attributis  libellus  Ja.^~ 

üXlc*.    „Stratum    solve"    sive    ä_S>läJ!    S.vAÜ     „Unio    pretiosus".      Pars    prior. 

Prolegomona  mia  cum   capitibus  selectis  in  latinum  sermonem  translatis.    Bonnae 
1879.     XLIV  pp.     8.      (Diss.) 

14)  (.5Lü*w.Lg.J.     Constantinopel   1295. 

15)  Ibn  Jemin's  Bruchstücke,  aus  dem  Persischen  übertragen  von  Ottokar 
ScMechta    Wssehrd.     2.  Aufl.     Wien  1879.     VII,  180  pp.     8.     M.  2. 

16)  ,,1.^1    c^»>L.      Constantinopel   b.  a.   (1879). 


Zenker,  Neu-Iran.  71 

Husain  Vaiz  Käshefi's  Ahläk-i-muhsini 17)  erwähnt  sein.  Aus  einer 
von  letzterem  zusammengestellten  Anekdotensammlung  hat  Re- 
hatsek  18)  einiges  in  Uebersetzung  mitgetheilt.  Loiseleur-Deslong- 
cha/mps'19)  ihrer  Zeit  verdienstliche  Erneuerung  von  Petis  de 
Lacroix's  Tausend  und  einem  Tag  ist  nochmals  abgedruckt  worden. 
Mit  einem  interessanten  Stücke  volkstümlicher  Poesie,  dem  reli- 
giösen Drama  vom  Tode  Hasan' s  und  Husain's,  hat  uns  Pelly20) 
bekannt  gemacht;  dazu  mag  man  vergleichen,  was  Chesfer21)  über 
die  Feier  der  Lailet  'Ashüra  bei  den  in  Aegypten  sich  aufhaltenden 
Persern  berichtet  hat.  Von  Baverty's22)  Uebersetzung  der  Taba- 
kät-i-Näsiri  sowie  vom  Akbarnäma  23)  sind  weitere  Fortsetzungen 
erschienen  und  fehlt  letzterem  zur  Vollendung  des  zweiten  Bandes 
nur  noch  der  Index.  Schefer  2i)  veröffentlichte  die  Uebersetzung 
des  von  ihm  1876  im  Original  herausgegebenen  Berichts  über  eine 
Gesandtschaftsreise  nach  Khwärezm. 

Das  Studium  des  kurdischen  Wortschatzes  nach  dem  that- 
sächlichen  Bestände  wie  nach  der  etymologischen  Seite  hin  hat 
durch  Justi's  25)  sorgfältige  Bearbeitung  eines  von  Jaba  zusammen- 
gestellten Wörterbuchs  eine  erweiterte  Grundlage  erhalten.   Dorn 26) 


17)  cXm*j^#  ö^L>i.     Constantinopel  s.a.  (zwischen   1877 — 1879). 

18)  E.  Rehatselc.  Oriental  Humour  illustrated  by  Anecdotes:  Calc.  Rev. 
Vol.  LXVIII,   251-266. 

19)  Les  mille  et  im  jours,  contes  persans,  traduits  en  francais  par  Petis 
de  Lacroix.  Suivis  de  plusieurs  autres  recueils  de  contes,  traduits  des  langues 
orientalos.  Nouvelle  edition ,  accompagnee  de  notes  et  de  notices  historiqnes 
par  A.  Loiseleur-Desloiu)champs,  publiee  sous  la  direction  de  M.  L.  Aime- 
Martin.     Paris  1879.     711  pp.     8.     fr.  7.50.     (Pantheon  litteraire.) 

20)  The  Miracle  Play  of  Hasan  and  Husain.  Collected  from  Oral  Tradition 
by  Sir  Lewis  Pelly.  Revised,  with  Explanatory  Notes,  by  Arth.  N.  Wollaston. 
2  Vols.  London  1879.  XXXII,  303.  VIII,  352  pp.  8.  32s.  —  Vgl.  IAnt. 
VIII,  263-266;  F  J.  Goldsmid  Ac.  XVI,  26;  Ath.  1879  II,  140;  Gust. 
Masson  Polyblion  XI,  48. 

21)  Greville  J.  Chester.  Letter  from  Egypt.  Cairo:  Jan.  4,  1879:  Ac. 
XV,  76. 

22)  The  Tabakät-i-NäsirT:  of  Minhäj-i-Saräj ,  Abu  'Umr-i-'Usmän ,  Son  of 
Muhammad-i-Minhäj,  al-JurjänT.  Translated  from  the  Persian,  by  H.  G.  Ravcrty. 
Fase.  IX    and   X.    'London   1879.     pp.  761-968.     8.     (Bibl.  Ind.  N.  S.) 

23)  The  Akbarnämah  by  Abul-Fazl  i  Mubarak  i  'Allämf.  Vol.  II.  Edited 
for  the  Asiatic  Society  ofBengal.  By  Maulawi  'Abd-ur-Rahtm.  Calcutta  1879. 
4,   393  pp.     4.     (Bibl.  Ind.  N.  S.) 

24)  Relation  de  l'ambassade  au  Kharezm  de  Riza  Qouly  Khan,  traduito  et 
annotee  par  Charles  Schefer.  Paris  1879.  XXIV,  334  pp.  8.  Mit  Karte, 
fr.  15.  (Publications  de  l'Ecole  des  langues  orientalos  Vivantes.  T.  IV.)  —  Vgl. 
Th.  Nöldeke  LC.   1880,  206;    Coutts  Irotter  Ac.  XVI,  440;  Ath.  1879,  II,  394. 

25)  A.  Jaba.  Dictionnaire  kurde-francais.  Publie  par  ordre  do  l'Academie 
imperiale  des  sciences  par  Ferd.  Justi.  St.-Petersbourg  1879.  XVIII,  463  pp. 
8.     M.   6.20. 

26)  B.  Dorn.  Ueber  die  Semnanische  Mundart:  Bull,  de  l'Ac.  Imp.  d.  Sc. 
de  St.-Petersb.  XXV,  265-276. 


72  Zenker,  Neil-Iran. 

bespricht  nach  Schindlers  im  volljährigen  Bericht  erwähnten  Mit- 
theilungen und  den  wenigen  anderen  Quellen  den  semnanischen  Dia- 
lekt und  erweist  seine  nahe  Verwandtschaft  mit  Mazanderanisch, 
Gilanisch,  Tat  und  Talysch.  Ujf'alvi/'s  27)  interessante  Nachrichten 
über  die  weite  Verbreitung  der  Iranier  in  Centralasien  lassen  den 
Sprachforscher  das  fast  gänzliche  Fehlen  linguistischen  Materials 
um  so  mehr  bedauern. 

Vom  nördlichen  Dialekt  des  Balüci  wird  uns  ein  Vocabular 
mit  Abriss  der  Grammatik  28)  in  baldige  Aussicht  gestellt.  Für 
Afghanistan  erwähnen  wir  ausser  Yules'2i))  gründlichem  Artikel 
über  Ghazni  von  den  durch  den  letzten  Krieg  veranlassten  Schriften 
nur  einen  orientirenden  Aufsatz  von  Saehau  30)  und  die  auch  die 
Vergangenheit  berücksichtigenden  Bücher  der  auf  diesem  Gebiete 
wohlbewanderten  Engländer  Betteio'il)  und  Malleson3'1). 


27)  C'h.  E.  de  Ujfalmj  de  Mezö-Kövesd.  Le  Syr-Daria  etc.  (s.  o.  p.  32): 
Appendice  II.  Quelques  observations  sur  les  Eraniens  de  1'Asie-Ceiitrale :  p.  143- 
157.  —  Appendice  III.  Essai  d'une  carte  ethnographique  de  l'Asie-Centrale: 
p.  159-168,  dazu  Carte  ethnographique  de  la  region  du  Pamir.  —  Quelques 
mots  usites  des  langues  tadjiques  et  usbegues:  p.   187-197. 

28)  M.  Longworth  Dames.  A  Balüchi  Vocabulary  with  an  Outline  of 
Balüchi   Grammar:  PASB.   1879,   177. 

29)  H.    YfideJ.      Ghazni:   Encyclopsedia  Britannica  X.  559-562   mit  Plan. 

30)  Ed.  Sachau.     Ueber  die  Afghanen:  Deutsche  Rundschau  XIX,  72-86. 

31)  H.  W.  Bellew.  Afghanistan  and  the  Afghans  being  a  Brief  Review 
of  the  History  of  the  Country  and  Account  of  its  People,  with  a  Special  Kefe- 
rence  to  the  Present  Crisis  and  War  with  the  Amir  Shore  Ali  Khan.  London 
1879.     230  pp.     8.      6  s.   —   Vgl.  Ath.   1879,  I,   273. 

32)  G.  B.  Malleson.  History  of  Afghanistan,  from  the  Earliest  Period 
to  the  Outbreak  of  the  War  of  1878.  London  1879.  840  pp.  8.  18s.  — 
Vgl.  F.  J.   Goldsmid  Ac.  XV,  21. 


Armenien   und    Kaukasus -Länder. 

Von 

E.  Kuhn. 

Für  das  Armenische  und  die  Kaukasus-Sprachen  ist  das  Be- 
richtsjahr nur  wenig  ergiebig  gewesen. 

Ein  handliches  armenisch-englisches  Wörterbuch  hat  auf  Grund- 
lage des  älteren  Aueher' sehen  von  1825  Bedrossian^)  zusammen- 
gestellt, de  Lagarde2)  constatirt,  dass  schon  vor  ihm  Schott 
armenisch  oski  mit  finnisch  vaski  verglichen  hat.  Brosset 3)  be- 
schreibt eine  armenische  Handschrift,  welche  hauptsächlich  kalen- 
darisch-astrologische und  apokalyptische  Stücke  enthält,  und  schliesst 
daran  eine  Besprechimg  des  araienischen  Kalenders,  der  sich  unter 
No.  607  =  1540  in  der  Bibliothek  der  DMG.  befindet,  veranlass! 
durch  die  darin  enthaltene  Version  der  Baiiaam-  und  Ioasaph- 
Legende,  welche  sich  mit  der  von  Brosset  im  Vorjahre  besprochenen 
poetischen  Version  identisch  erweist.  Eine  kirchengeschichtliche 
Studie  über  Agathangelos  verdanken  wir  Tkoumaian4),  eine  Ueber- 
setzung  des  Faustus  von  Byzanz  Lauer  5).    Endlich  hat  PatJcanian  6)" 

1)  Matthias  Bedrossian.  New  Dictionary  Armenian-English.  Veuico 
1875-1879.     XXX,   786  pp.     4.     fr.  20.     (Auch  mit  armenischem  Titel.) 

2)  Gott.  Nachr    1879,  238-239. 

3)  M.  Brosset  Notice  sur  un  manuscrit  armenien  nouvellement  acquis 
pour  la  Bibliotheque  Imperiale  Publique:  Bull,  de  l'Ac.  Imp.  d.  Sc.  de  St.-Petersb. 
XXV,  277-282. 

4)  Garabed  Thoumaian.  Agathangelos  et  la  doctrine  de  l'Eglise  arme- 
iiienne  au  V«  siecle.  These  presentee  k  la  Faculte  de  theologie  de  l'Eglise 
libre   du   canton  de  Vaud.     Lausanne    1879.      189  pp.     8. 

5)  Des  Faustus  von  Byzanz  Geschichte  Armeniens.  Aus  dem  Armenischen 
übersetzt  und  mit  einer  Abhandlung  über  die  Geographie  Armeniens  eingeleitet 
von  M.  Lauer.     Köln  1879.     XI,  218  pp.     8.     M.  4. 

6)  *ljuiLnLfnL(3-hLCli  (Jkpt^nufi  kuihuhnuinu^  ji  -^Lbnui— 
Ij^lt     li    u'||i(I    Pli   'linnuiO-liLin    uiutimTni-ß-lzuhi    iTfuh(3-umiiii 


74  Kuhn,  Armenien  und  Kaukasusländer. 

den  Historiker  Sebeos ,  der  in  der  Constantinopeler  Ausgabe  von 
1851  bisher  nur  Wenigen  zugänglich  war,  neu  herausgegeben, 
wobei  der  Text  leider  nur  nach  der  modernen  St.  Petersburger 
Handschrift  und  den  Citaten  aus  Sebeos  bei  späteren  Schriftstellern 
verbessert  werden  konnte;  hinzugefügt  ist  nach  einer  Tifliser  Hand- 
schrift der  Anfang  einer  dem  Mkhitar  von  Ani  (Ende  des  12.  Jahr- 
hunderts) zugeschriebenen  Geschichte .  welche  bisher  als  gänzlich 
verloren  galt. 

Schiefner1)  gab  eine  allgemeine  Uebersicht  der  kaukasischen 
Sprachen  mit  kurzer  Charakteristik  ihrer  hervorragendsten  Eigen- 
thümlichkeiten.  Von  der  historischen  Bedeutung  der  georgischen 
Urkunden  und  den  Bemühungen  der  Herren  Tziujarcli  und  Ba- 
Jcradze  um  dieselben  handelt  Brosset 8).  In  dem  Artikel,  welchen 
die  Encyclopaedia  Britannica  9)  Georgien  gewidmet  hat,  ist  nament- 
lich das  historische  und  sprachlich-ethnographische  Moment  berück- 
sichtigt worden.  In  der  Russischen  Revue  finden  wir  die  Ueber- 
setzung  einer  georgischen  Erzählung10)  und  aus  von  Seidlitz  u) 
Feder  dankenswerthe  historische  und  ethnographische  Bemerkungen 
über  das  östliche  Transkaukasien. 


uiO-  ..£.  *lj.  —  \J.  M|kuiknpnLnrj-  ^  imijLimuflifi  l|mjubnui_ 
Imhi  'Xk iTuinuiU^hi  n-fnnm-ß-hriihiii.  1879  p  203  pp.  8 
Daran  angebunden  JJ  iuh(crtiinmj  uflirrnLni  iuuiuu/L(crhi_tli  (J'i- 
fiq   p'li         ^ijilJijp      jiL^     li      i^iiiLfc-jriLiiiO-p     ^i     iniu      mO~ 

•h*      *')•     1879   L/,     t*)t'mt"npnLna..      71    pp.      8.     Am   Schluss   ein 

gemeinsames  Register  für  beide  Theile,  die  also  ein  Ganzes  bilden  sollen.  — 
Vgl.  JA.  VII   Ser.,  XIU,  548. 

7)  Schiefner.  The  Languages  of  the  Causasus:  Transactions  of  the  Philol. 
Soc.    1877-8-9,  593-602. 

8)  Sur  an  projet  d'etudo  dos  chartes  gdorgiennes.  Rapport  de  M.  Brosset: 
Bull,   de  l'Ac.  Imp."  d.  Sc.   de  St.-Petersb.   XXV,  54-63. 

9)  J.  B.  Te[lfer]  and  A.   H.  KfeemJ.     Georgia:   Enc.  Brit.  X,  431-434. 

10)  Kaukasische  Skizzen.  I.  Aus  der  alten  dunklen  Zeit  Grusiens.  Die 
Festung  Shuran.  (Erzählung  des  verstorbenen  grusinischen  Dichters  Tschonkadse  I 
[Aus:  „Kawkas"    1878,  No.  244]:    Russ.  Rev.  XIV,  272-280. 

I  1  i  N.  von  SeidUtz.  Historisch-ethnographische  Skizze  des  Gouvernements 
Baku  auf  physikalisch -geographischer  Grundlage  gezeichnet:  Russ.  Rev.  KV, 
193-236.  445-467.   492-513. 


75 


Kleinasien. 

Von 

Ed.  Meyer. 

Das  Jahr  1879  ist  für  die  Alterthumskunde  Kleinasien's  von 
epochemachender  Bedeutung.  Bisher  war  die  Herkunft  der  in 
Stil  und  Gegenstand  aufs  engste  verwandten  Monumente  von  Boghaz- 
kiöi  und  Üyük  in  Kappadokien,  von  Giaurkalessi  in  Phrygien.  der 
Sesostrisbilder  in  Lydien.  der  lykaonischen  Sculpturen  völlig 
räthselhaft.  Nur  für  die  Sculpturen  an  der  Felswand  von  Ibriz 
in  Lykaonien  Hess  sich  seit  der  Publication  von  Davis  l)  syrischer 
Ursprung  vermutln-n.  da  sie  Inschriften  in  unzweifelhaft  hamathe- 
nischem  Charakter  aufweisen.  Seitdem  indessen  die  Ueberreste 
von  Karkemish  bei  Djeräbis  entdeckt  sind,  hat  sich  ergeben,  dass 
die  letzteren  mit  den  oben  aufgezählten  Denkmälern  Kleinasiens 
im  Stil  wie  im  Detail  völlig  übereinstimmen,  und  mit  vollem 
Rechte  hat  daher  Sayce  in  einer  Reihe  von  Aufsätzen 2)  ausge- 
sprochen, dass  die  Monumente  Kleinasiens  den  Bewohnern  Nord- 
syrien's.  d.  h.  wahrscheinlich  den  Chetitern,  angehören,  und  dass 
diese  etwa  im  14.  und  13.  Jahrh.  ihre  Herrschaft  über  ganz  Klein- 
asien ausgedehnt  hatten.  Sayce  glaubt  auch  auf  dem  Sesostrisbild 
von  Nymphi ,  bei  den  Sculpturen  von  Boghaz  -  kiöi ,  und  sonst 
hamathenische .  d.  i.  chetitische ,  Schrift  nachweisen  zu  können, 
und  hält  wohl  mit  Recht  die  cyprische  Silbenschrift  und  die 
Schriftzeichen  auf  troischen  Vasen  und  Terracotten  für  eine  Um- 
gestaltung der  hamathenischen.  Er  hat  diese  Ansicht  in  einer  Bei- 
lage zu  ISchMemann's  erst  1880  erschienenem  Werke  Ilios  3)  weiter 
ausgeführt.  Bei  der  grossen  Wichtigkeit  der  kleinasiatischen  Denk- 
mäler  für   die  Frage    nach  dem  Ursprung  der  griechischen  Kunst 


1)  E.  J.  Davis.  On  a  New  Hamatbite  Inscription  at  Ibreez:  Transact. 
Soc.  Bibl.  Arch.   IV   1876,  336-346   mit  Tafel. 

2)  A.  H.  Sayce.  The  Origin  of  Early  Art  in  Asia  Minor:  Ac.  XVI,  124. 
-   Letter  from  Srnyrna:  ebd.  288-290.  —  The  Hittites  in  Asia  Minor:  ebd.  321. 

3)  A.  H.  Sayce.  Die  Inschriften  von  Hissarlik,  in  Schliemanris  Ilios, 
766-781.  —  Zu  der  Inschrift  S.  781  vgl.  Kirchhoff,  Monatsber.  Berl.  Ak. 
1879,  493-497. 


76  Meyer,  Kleinasien. 

bedarf  die  Bedeutung  dieser  Entdeckungen  keiner  weiteren  Aus- 
führung. Eine  willkommene  Ergänzung  der  Sayce'schen  Annahmen 
bietet  die  scharfsinnige  Vermuthung  von  HeadA),  dass  die  Mine 
von  561  Gramm  (sog.  leichte  babylonische  Silbermine),  welche 
Kroesos  seiner  Silberprägung  zu  Grunde  legte ,  mit  der  in  assy- 
rischen Dokumenten  erwähnten  „Mine  von  Karkemish"  identisch  sei. 

Unter  den  Reiseberichten  ist  in  erster  Linie  zu  nennen  der 
Schluss  von  G.  Hirschfeld's  Vorläufigem  Reisebericht,  welcher  das 
nördliche  Pisidien  und  die  Route  durch  Karien  umfasst  und  für  die 
moderne  und  antike  Geographie  gleich  ergiebig  ist.  Auch  einzelne 
neue  Inschriften  werden  bekannt  gemacht.  Davis  hat  in  Tage- 
buchform seine  Reise  in  Cilicien,  durch  den  Taurus  und  in  einem 
Theil  der  lykaonisch  -  isaurischen  Hochebene  beschrieben  6).  Das 
mir  nur  aus  kritischen  Notizen  bekannte  Werk  enthält  auch  In- 
schriften und  Angaben  über  Denkmäler.  Sayce  gab  einen  kurzen 
Bericht  über  seine  Reise  nach  Troas,  Sardes  und  Smyrna7).  Die 
Aufsätze  von  ScJdiemann ,  Virchow  u.  a.  über  die  wieder  aufge- 
nommenen Ausgrabungen  Schliemann's  in  Troja  haben  sämmtlich 
in  Schliemann's  grossem  Ende  1880  erschienenem  Werke  über  Ilios 
Aufnahme  gefunden. 

Von  sonstigen  Aufsätzen  erwähne  ich  nur  was  für  die  Kennt- 
niss  der  einheimischen  Nationen  oder  die  älteste  Geschichte  von 
Wichtigkeit  ist,  während  alles  auf  rein  griechische  Verhältnisse 
Bezügliche  ausgeschlossen  bleibt. 

Archaischen  Goldschmuck  aus  einem  Grabe  bei  Aidin ,  wahr- 
scheinlich lydischen  Ursprungs,  publicirt  Dumonts),  eine  Bronze- 
platte aus  Kleinasien,  auf  der  der  Sonnengott,  Kybele,  und  — 
wahrscheinlich  —  eine  Reihe  anderer  Götter  dargestellt  sind, 
Carapanos 9).  Von  Inschriften  kommen  in  Betracht:  pisidische 
und  pamphylische ,  von  Oolliynon1")  publicirt,  welche  für  die 
Kenntniss  der  einheimischen  Culte  und  Personennamen  nicht  ohne 
Bedeutung  sind,  einige  bithynische,  mitgetheilt  von  J.  H.  Mordt- 
mann x !),  eine  Weihinschrift  aus  Smyrna  und  ein  Dekret  aus  Tralles, 


4)  Barclay  V.  Head.     The  Weight  of  Carchemish:  Ac.  XVI,  376. 

5)  G.  Hirschfeld.  Vorläufiger  Berieht  über  eine  Reise  im  südwestlichen 
Kleinasien   III.     Mit  1    Karte:  Monatsher.  Berl.  Ak.    1870,   299-333. 

6)  E.  ./.  Davis.  Life  in  Asiatic  Turkey;  a  Journal  of  Travel  in  Cilicia 
(Fedias  und  Tracboea  [!]),  Isauria,  and  parts  of  Lycaonia  and  Cappadocia. 
London.  —  Vgl.   //.   F.    lozer  Ac.   XV,  273;  Ath.   1879,  I,  310. 

1)  s.  o.  No.  2. 

8)  Alb.  Dumont.  Note  sur  des  bijoux  d'or  trouves  en  Lydio:  Bulletin 
de  corr.  hell.  III,    1879,  129-130.     PI.  IV.  V. 

9)  Const.   Carapanos.     Bx-voto  ä  Helios:  Gaz.  arch.  V,  1879,  92-94. 
10)  Max.    Collignon.     Inscriptions    de    l'isiilie    et  de  Pamphylie:    Bull,  de 

corr.    hell.  III.    1879,  333-347.  —   Vgl.  die   früheren  Aufsätze    ebd.   1.  338.  II, 
53.  170.  243.  593 

11;   Mitth.   d.   arch.   Inst,   in   Athen   IV,    1879,    18-20. 


Meyer,  Kleinasien.  77 

mitgetheilt  von  Ar.  Fontrier12)  und  zwei  Inschriften  aus  Phrygien, 
mitgetheilt  von  Duchesne13).  Ueber  die  Ruinen  von  Komana 
bringt  der  Globus I4)  eine  kurze  Notiz.  In  seiner  Habilitations- 
schrift behandelt  Ref.  auch  die  Ethnographie  und  ältere  Geschichte 
der  politischen  Landschaften  ' 5). 

Für  Cypern  kommt  in  erster  Linie  die  Uebersetzung  des  di 
Cesnola 'sehen  Werkes  durch  Stern  ie)  in  Betracht,  die  durch  eine 
Reihe  sehr  werthvoller  Bemerkungen  des  Uebersetzers  sowie  durch 
die  Aufsätze  von  King  und  Murray  über  die  Ringe  und  Gemmen 
des  Schatzes  von  Kurion  und  über  die  cyprischen  Thongefässc 
vermehrt  ist.  Hauptsächlich  über  Lang's  und  di  Cesnola's  Aus- 
grabungen handelt  ein  Artikel  von  Perrot^1).  Pottier  gibt  einen 
Catalog  cyprischer  Gegenstände  religiöser  und  profaner  Natur  aus 
Funden  in  Lamaka,  Amathus,  Kurion18).  Ohnefalsch- Richter19) 
schildert  die  Ausgrabungen  auf  der  Akropolis  von  Larnaka  (Kition) 
und  sucht  zugleich  die  -  -  unzweifelhaft  richtige  —  Ansicht,  dass 
die  aus  zahllosen  cyprischen  Funden  bekannte  weibliche  Figur  die 
syrische  [rect.  phönikische]  Astarte  darstelle,  weiter  zu  begründen. 
Sehr  erwünscht  ist  endlich  die  Publikation  des  seit  1873  in  Con- 
stantinopel  befindlichen  „assyrischen"  Herakles  aus  Amathus  durch 
Sorlin-Dwigny 20). 

Die  weiteren  Funde  und  Entzifferungen  cyprischer  Inschriften 
gehören  ebenso  wenig  hierher  wie  die  zahlreichen  mehr  oder 
weniger  populären  Werke  über  die  gegenwärtigen  Zustände  der 
Insel,  welche  durch  die  englische  Occupation  veranlasst  sind. 


12)  Bull,  de  corr.  hell.  III,  1879,  328.  466-468. 

13)  L.  Duchesne.  Sur  deux  villes  de  la  Phrygie  Pacatienne :  Bull,  de  corr. 
hell.  IU,   1879,  478-482. 

14)  Komana  in   Kappadokien  :  Globus   XXXYI.   :365. 

15)  Ed.  Meyer.  Geschichte  des  Königreichs  Pontes.  Leipzig  1879.  VIII 
109  pp.     8.     M.  2.  —  Vgl.  A.  v.   Gutschmid  LC.   1880,  868. 

16)  L.  Palma  di  Cesnola.  Cypern,  seine  alten  Städte,  Gräber  und 
Tempel.  Bericht  über  zehnjährige  Forschungen  und  Ausgrabungen  auf  der 
Insel.  Autorisierte  deutsche  Bearbeitung  von  L.  Stern.  Mit  einleitendem 
Vorwort  von  G.  Ebers.  Mit  mehr  als  560  in  den  Text  und  auf  96  Tai', 
gedruckten  Holzschnitt-Illustrationen,  12  lithographierten  Schrifttaf.  und  2  Karten 
Jena  1879.  XXII,  442  pp.  8.  M.  36,  geb.  M.  38.40.  —  Vgl.  R.  Pietsch- 
mann  DLZ.  1881,  857;   C.  Barsian  LC.   1880,  498. 

17 )  George  Perrot.  L'ile  de  Cypre,  son  role  dans  l'histoire.  II.  Fouilles 
et  decouvertes.  —  Le  general  de  Cesnola  et  le  musee  metropolitain  de  New- 
York:  Rev.  d.  deux  mondes,   1  Fevr.   1879,  564-605. 

18)  E.  Pottier.  Description  de  quelques  monuments  figures  de  l'ile  de 
Chypre:  Bull,   de  corr.  hell.  III,   1879,   83-96. 

19)  Max  Ohnefalsch -1\ 'ii:hU. r .  Neue  Funde  auf  Cypern.  Die  Akropolis 
von  Kition  und  ein   Sanctuarium   der  syrischen  Astarte:  Ausland  1879,  970-974. 

20)  AI.  Sorlin-Dorigny.  Statue  colossale  decouverte  ä  Amathonte:  Gaz, 
areb.  V,  1879,  230-236.     PI.  XXXI. 


78 


Semiten   im   Allgemeinen. 

Von 

August  Müller. 

Wir  eröffnen  die  Zusammenstellung  der  den  Semitismus 
im  Ganzen  betreffenden  Arbeiten  des  Berichtjahres  mit  dem 
Ueberblick  der  Literatur  des  Jahres  1878,  welchen  Neubauer1) 
wiederum  gegeben  hat,  um  uns  dann  der  allgemeinen  Schrift  ge- 
schiente und  Epigraph ik  zuzuwenden.  Ueber  beide  orientiren 
kurz  und  zweckmässig  zwei  Artikel  Berger' 's2-3)  in  der  Encyclo- 
pedie  Lichtenberger4),  die  zusammen  auch  als  Einzelheft5)  ausge- 
geben worden  sind,  während  der  Schriftgeschichte  insbesondere  die 
schönen  Tafeln  der  Palaeographical  Society  zu  dienen  fortfahren, 
für  welche  Wright6)  auch  diesmal  Proben  aus  interessanten  Manu- 
scripten  verschiedener  Dialekte  zusammengestellt  hat.  Die  orien- 
talischen Inschriften  des  Kopenhagener  Museums  verzeichnet  V. 
Schmidt1);  eine  Zusammenstellung  orientalischer  Documente  in 
italienischen  Archiven  wird  unten  8)  erwähnt  werden.  Gegenstand 
mehrfacher  Betrachtung  ist  auch  die  immer  noch  bestrittene  Ent- 
stehung der  fast  bei  allen  semitischen  Schriftarten  auftretenden 
Vocalpunkte  gewesen,  und  wenn  Schwab9)  sich  im  Wesentlichen 
begnügt,  eine  nützliche,  obwohl  nicht  eben  tiefgehende  Uebersicht 
der    verschiedenen   Systeme    (besonders    unter  Benutzung   der  Ar- 


1)  A.  Neubauer.     The  Semitic  Literature  of  1878:  Ath.   1879,  I,  50. 

2)  Ph.  Berger.     Ecriture:  Encycl.  des  sc.  relig.  IV,  227-245. 

3)  Ders.     Inscriptions  semitiques:  ebd.  VI,  752-774. 

4)  s.  Ber.  f.   1878,  No.  42. 

5)  l'h.  Berger.     L'icriture  et  los  inscriptions  semitiques.     Paris  1880.     8. 

6)  The  Palaeographical  Society.  Facsimiles  of  Ancient  Manuscripts.  Oriental 
Series.  Part  IV.  Edited  hy  William  Wright.  London  1879.  fol.  [Plates 
43-56.] 

7)  Valdema/r  Schmidt.  Österlandske  Inskrifter  fra  den  K.  Antiksamling. 
Kjöbenhavii    L879.     63  pp.     8. 

8)  s.   S.    Ml    No.  24. 

9  i  Möwe  Schwab.  Dos  points-voyelles  dans  los  langues  semitiques:  Actes 
de  La  Soc.  phü.  VII,  105-2P2  (Auch  separat  a.  gl.  T.  Paris  187!)  4$  \>\>.  8. 
fr.  3.)  —    Vgl.  unten   p     L24   No.  51. 


Müller,  Semiten  im  Allgemeinen.  79 

beiten  Martins  und  NöldeJce's)  zu  geben,  so  hat  J.  Derenbourg 
gelegentlich  einer  Recension  in  der  Revue  critique  1")  scharfsinnig, 
obwohl  vielleicht  doch  nicht  vollkommen  überzeugend,  die  einzelnen 
Vocalzeichen,  zunächst  die  hebräischen,  auf  verkleinerte  Andeutungen 
der  entsprechenden  schwachen  Consonanten  zurückgeführt,  wie  es 
scheint  dem  vollkommen  analog,  was  kurz  nachher  Halevy  1 l)  auf 
der  Trierer  Philologenversammlung  vortrug.  Ich  glaube  doch, 
dass  eine  definitive  Entscheidung  der  Sache  nur  nach  weiterer 
Aufhellung  der  Geschichte  und  nach  genauer  Vergleichung  aller 
semitischen  Punctationssysteme  getroffen  werden  kann. 

Gehen  wir  von  der  Schrift  auf  Sprache  und  Geschichte 
der  semitischen  Urvölker  über,  so  haben  wir  hier  zunächst 
deren  Verhältniss  zu  den  übrigen  Racen  ins  Auge  zu  fassen, 
vorzüglich  das  zu  den  Indogermanen,  welches  Hammel1'2)  in  einem 
mir  leider  unzugänglich  gebliebenen  Aufsatze  bespricht.  Bedauerlich 
ist  es,  die  ungeschwächte  Anziehungskraft  beobachten  zu  müssen, 
welche  die  bei  dem  gegenwärtigen  Stande  unseres  Wissens  doch 
wohl  unlösbare  Frage  nach  der  Urverwandtschaft  der  semitischen 
und  indogermanischen  Sprachen  ausübt.  So  erreichte  schon  in 
früheren  Jahren  Nöldechen1'6)  trotz  gleichen  Pleisses  und  grösserer 
Vorsicht  nichts ,  was  Räumers  bekannte  Leistungen  —  von  der 
Schrift  Grotemeyer's  l4)  nicht  zu  reden  —  an  Wissenschaftlichkeit 
überträfe;  und  wenn  Mc  Curat/  in  der  Fortsetzung  einer  schon 
früher  begonnenen  grossen  Abhandlung  15)  seine  ausgebreitete  Ge- 
lehrsamkeit durch  Strenge  und  Nüchternheit  der  Methode  für 
dasselbe  Problem  fruchtbar  zu  machen  sucht,  so  dürfte  doch  auch 
diese  Bemühung  daran  scheitern,  dass  die  statistischen  und  laut- 
physiologischen Grundlagen  eben  noch  zu  unsicher  sind,  um  die 
bei  weiterem  Vordringen  in  die  Urzeit  stets  grösser  werdende 
Wahrscheinlichkeit  von  Fehlern  tragen  zu  können.  Weniger  kühn, 
aber  auch  ohne  erhebliche  Resultate ,  ist  ein  kurzer  Aufsatz  von 
Sayce  16);  als  Curiosa  führe  ich  noch  die  Schriften  von  Yeatman  I7) 


10)  Vgl.  unten  p.   92  No.    5;  p.   124  No.   50. 

11)  Vgl.  Verhandlungen  der  XXXIV.  Versammlung  Deutscher  Philologen 
in  Trier  p.   128. 

12)  Fritz  Hommel.  Arier  und  Semiten:  Correspondenzbl.  der  Dtsch.  Ge- 
sellsch.  f.  Authropol.   1879,  52-55.   54-GG.    —  Vgl.  Ausl.   1879  No.   18. 

13)  s.  Bericht  für   1877,  p.  27   No.  48. 

14)  J.  H.  Gfrotemeyer.  Ueber  die  Verwandtschaft  der  indogermanischen 
und  semitischen  Sprachen.     Kempen   1877.     IV,  25  pp.     4.     (C4ymu.-Progr.) 

15)  F.  F.  McCurdy.  Relation  of  the  Aryan  and  Semitic  Languages. 
No.   III.      Comparative  Phonology:  Bihlioth.   Sacra  XXXVI,   G74-706. 

16)  A.-H.  Sayce.     La  position  de  l'article  defini:  Mem.  Soc.  ling.   IV,  1-7. 

17)  John  Ptjm  Yeatman.  The  shemetic  Origin  of  the  Nations  of  Western 
Europe  and  more  especially  of  the  English,  French,  and  Irish  Brauches  of  tho 
Gaelic  Raco.     London   1879.     XX,  292   pp.     8.  —   5s. 


80  Müller,  Semiten  im  Allgemeinen. 

und  Backhaus  18)  an,  deren  Titel  ihre  beste  Kritik  ist,  sowie  die 
zweite  Auflage  (!)  der  „vergleichenden  Grammatik"  van  Drival's  19). 
Festeren  Boden  betreten  wir,  wenn  wir  wirklich  historischen  Be- 
ziehungen zwischen  Semiten  und  Indogermanen  nachgehen :  so 
zeigen  deutlich  Spuren  des  alten  Verkehrs  zwischen  den  Völker- 
stämmen mit  gewohnter  Feinheit  zwei  Studien  Olshausen's  20~21)  auf, 
von  denen  besonders  die  erste  ganz  sichere  Besultate  bieten  dürfte, 
wenn  auch  Ganneau"1'1-)  in  Betreff  des  Namens  Adrumetum  in- 
zwischen eine  abweichende  Meinung  geäussert  hat.  Interessant 
ist  auch  das  von  Er  man  *23)  bemerkte  Auftreten  semitischer  Boten 
in  ägyptischen  Diensten.  —  In  weit  spätere  Epochen  führt  uns 
die  anziehende  Parallele ,  welche  Ldttre  24)  zwischen  dem  kar- 
thagisch-römischen und  dem  arabisch-romanischen  Kampf  um  die 
Weltherrschaft  gezogen  hat. 

Innerhalb  des  Semitismus  selbst  ist  die  Frage  über 
die  Ursitze  der  semitischen  ßace  von  Hommel'2b)  und  Guidi,  wie 
nach  der  mir  bisher  allein  bekannt  gewordenen  Notiz  26)  über  einen 
Vortrag  des  letzteren  scheint,  übereinstimmend  wesentlich  in  v. 
Kremer's  Sinne  beantwortet  worden,  obwohl  diesem  über  Meso- 
potamien ,  bezw.  den  Südrand  des  Kaspischen  Meeres  hinaus  bis 
auf  das  Plateau  des  Pamir  zu  folgen  beide  sich  doch  nicht  das 
Herz  fassen  konnten.  Daneben  will  mir  der  Artikel  eines  Ano- 
nymus über  „die  Söhne  des  Kusch" 2?)  erst  recht  problematisch 
vorkommen. 

In  der  semitischen  Sprach  wissen  schaff  hat  es  Weniges, 
aber  darunter  Neues  und  Interessantes  gegeben.    Ein  Aufsatz  llad- 


18)  S.  Backhaus.  Die  Germanen  ein  semitischer  Volksstamm.  Geschicht- 
licher und  sprachlicher  Nachweis.     Berlin   1879.     57  pp.     8.     M.  1.50. 

19)  K.  van  Drival.  Graminaire  comparee  des  langues  semitiques  et  de 
l'i'gyptien.  Seconde  edition.  Paris  1879.  206  pp.  8.  fr.  7.50.  —  Vgl.  Bericht 
für   1878,  p.  2   No.   11.    " 

20)  J.  Olshausen.  Ueher  die  Umgestaltung  einiger  semitischer  Volksnamen 
bei  den  Griechen:  Monatsb.  d.  Berl.  Ak.  1879,  555-586;  vgl.  ebd.  855  —  vgl. 
ferner  M.  Griiii.irald  in  Graetz'  Monatsschr.  XXVIII,  572  f.  (Auch  sep.  u.  gl.  T. 
Berlin    1879.      8.) 

21)  J.   Olshausen.     2TTPAZ  —   Storax:  Hermes   1879,    145-148. 

22)  s.  JA.  XIV,  538  f.  =  RC.   1880,  I,  338  f. 

23)  A     Erma/fl.     Tagebuch   eines  Grenzbeamten:  ZAegSp.  XVII,   31. 

24)  E.  Ldttre.  Comment,  dans  deux  situations  historiques,  les  Semites 
entrerenl  en  competition  avec  les  Aryens  pour  l'hegemonie  du  monde,  et  comment 
ils  y  faillirent.  (Tire  de  la  Kevuc  de  la  philosophie  positive.)  Leipzig  (Schulze) 
1879.  52  pp.  8.  M.  1.  —  Vgl.  Baudissin  ThLZ.  1880,  85;  Kw.  LC.  1880, 
452;  Sat.   Rev.    1880,  31;  Ath.  beige  1880,  No.  19. 

25)  Namen  der  Säugethiere  p.   406  ff.;  vgl.   unten  No.  32. 

26)  /.  Guidi.  Sopra  la  primitiva  sede  dei  popoli  semitici:  Atti  Accad. 
Line.   CCLXXVI,    121. 

27)  I    figlioli   di   Cus:  Arch.   di  lett.  bibl.   ed  or.    1879,   91-95;   115-124. 


Müller,   iSemüen  im  Allgemeinen.  31 

IthsJci's  ib)  freilich  „über  Renan's  System  der  semitischen  Sprachen 
und  die  neuesten  Entdeckungen  in  der  Keilschrift"  scheint  von 
wirklich  wissenschaftlichen  Gesichtspunkten  nicht  auszugehen;  lieber 
erwähnen  wir  jedenfalls  die  in  de  Lagarde's  29)  Semitica  I  nach 
Gewohnheit  verstreuten  (und  gewürzten)  Beiträge  zur  Lautlehre 
und  Lexikographie.  Besonderes  Interesse  hat  mir  ausserdem  der 
Versuch  zweier  Assyriologen  abgewonnen,  das  moderne  Dogma 
von  den  unfehlbaren  Lautgesetzen  auch  in  die  semitische  Sprach- 
wissenschaft einzuführen.  Ich  unterschätze  die  pädagogische  Be- 
deutung jenes  Dogma' s  für  solche,  welche  einer  Schärfung  ihres 
lautphysiologischen  Gewissens  bedürfen,  in  keiner  Weise,  und  gebe 
zu,  dass  uns  —  aber  jedenfalls  mit  Ausnahme  grade  Einiger  der 
hervorragendsten  Gelehrten  —  eine  solche  mindestens  nicht  schaden 
kann;  es  ist  aber  gegen  das  dabei  beobachtete  Verfahren  auf  das 
bestimmteste  Einsprach  zu  erheben.  Derselbe  trifft  weniger  den 
jugendlich  anmassenden  Ton,  welcher  uns  die  Würdigung  insbe- 
sondere von  Haupts  Arbeiten  bis  jetzt  erschwert,  als  die  Art 
und  Weise,  in  welcher  uns  ein  selbst  deduktiv  doch  nur  in  gewissem 
Sinne  erweisliches  Dogma  aufgedrängt  werden  soll,  ohne  dass  ein 
irgendwie  ernstlicher  Versuch  gemacht  wird,  die  Geltung  desselben 
durch  eine  Anzahl  neuer  und  eclatanter  Fälle  rationeller  Erklä- 
rung von  sogenanntem  sporadischen  Lautwechsel  wahrscheinlich  zu 
machen:  denn  die  genauere  Formulirung  der  von  den  Zischlauten 
der  Dialekte  eingehaltenen  Entwickelung ,  welche  das  hervor- 
stechendste (obwohl  auch  bereits  wieder  bestrittene)  Resultat  der 
in  Hommel's 3Ü)  und  Haupts31)  Arbeiten  mit  enthaltenen  lin- 
guistischen Studien  bildet,  fusst  nach  des  ersteren  ausdrücklichem 
Zugeständniss  durchaus  auf  den  Arbeiten  älterer,  jener  Unfehl- 
barkeit keineswegs  huldigender  Gelehrten;  bemerkt  man  gleich- 
zeitig], dass  jeder  von  beiden  Verfechtern  der  neuen  Lehre  dem 
anderen  noch  zu  wenig  consequent  ist,  und  begegnet  man  nebenbei 
einer  Anschauung  Haupts,  wie  der  vom  Assyrischen  als  Sanskrit 
der  semitischen  Sprachen  —  einer  Anschauung,  welche  den  sonst 
von  ihm  angerufenen  Indogermanisten  mindestens  ein  zweifelhaftes 
Kopfschütteln  entlocken  möchte  — ,  so  wird  man  bei  aller  Nach- 
sicht gegen  den  begreiflichen  Eifer  für  ein  neues  Princip  doch  vor 
allem  Vorsicht,  Bescheidenheit  und  Studium  der  Vulgärdialekte 
für  die  Zukunft  empfehlen  müssen. 


28)  Ignac  Radltu.sk/.  Sistema  semiticeskich  jazykov  Renana  i  novei'sija 
otkrytija  v  klinopisi:  Journ.  des  Russ.  Unterrichtsministeriums  Bd.  199,  Abth.  '2, 
220-257. 

29)  P.  de  Lagarde.  Semitica  I:  Aldi.  Gott.  G.  d.  W.  XXIII;  s.  darin 
besonders  p.   22-27. 

30)  Zwei  Jagdinschriften  Asurbanibals  nebst  einem  Excurs  über  die  Zisch- 
laute im  Assyrischen  wie  im  Semitischen  überhaupt:  s.  unten  p.   86   No.   10. 

31)  SFG   passim  (z    ß.  p.    11):  s.  unten  p.  8.'!  No.   1. 
Jahresbericht  1S79  G 


32  Müller,   Semiten  im  Allgemeinen. 

Es  schien  nicht  überflüssig,  die  neue  Richtung  hier  etwas 
ausführlicher  zu  besprechen,  als  sonst  im  Jahresbericht  Gewohnheit 
ist:  um  so  mehr  aber  eilen  wir  jetzt  zum  Schluss,  indem  wir 
Hommets32)  nunmehr  vollendetes  Buch  über  die  Säugethiernamen 
als  eine  trotz  mancher  Unfertigkeiten  und  Versehen,  mit  welchen 
die  manchmal  auch  bei  ihm  hervortretende  Sicherheit  des  Tones 
etwas  contrastirt,  doch  durch  Fleiss  und  Scharfsinn  gleich  ver- 
dienstliche Arbeit  empfehlen,  und  darauf  aufmerksam  machen,  dass 
Kessler33)  die  Resultate  seiner  religionsgeschichtlichen  For- 
schungen über  die  Zusammenhänge  des  Manichäismus  mit  dem 
Mandaismus  und  durch  diesen  mit  dem  altsemitischen  Heidenthum 
einerseits,  wie  mit  christlichen  Sekten  und  dem  Islam  andrerseits 
vorläufig  formulirt  hat,  allerdings  so  kurz,  dass  man  zu  seiner 
interessanten  These  noch  nicht  recht  Stellung  nehmen  kann. 


32)  Fritz  Hommel.  Die  Namen  der  Säugethiere  bei  den  südsemitischen 
Völkern  als  Beiträge  zur  arabischen  und  äthiopischen  Lexicographie,  zur  semi- 
tischen Kulturforschung  und  Sprachvergleichung  und  zur  Geschichte  der  Mittel- 
meerfäuna.  Mit  steter  Berücksichtigung  auch  der  assyrischen  und  hebräischen 
Tliiernamen  und  geographischen  und  literaturgeschichtlichen  Excursen.     Leipzig 

1879.  XX,  472  pp.     8.     M  40.  —  Vgl.    Th.  Nöldeke  GGA.  1879,  1254;   F. 
Praetorius  LC.  1880,    429;   A.  v.  Kremer.     Altsemitische  Thiernamen:   Ausl. 

1880,  201;  Z.   f.  Ethn.    1879,  43G. 

33)  Kessler  in  Justi,  Geschichte  des  alten  Persiens  (s.  oben  p.  G2  No.  1) 
p.    184-180. 


Keilinschriften. 

Von 

Friedrich  Delitzsch. 

An  die  Spitze  des  assyriologischen  Jahresberichtes  für  1879 
verdienen  ohne  Zweifel  Haupt'a  l)  Sumerische  Familiengesetze  ge- 
stellt zu  werden.  Wohl  lässt  der  Titel  des  Werkes  auf  eine  Mo- 
nographie mit  ziemlich  engen  Grenzen  schliessen,  ja  der  Inhalt 
dieses  ersten  Heftes,  welches  sich  nur  mit  Einem  dieser  sogen. 
Familiengesetze  beschäftigt,  scheint  noch  enger  begrenzt  zu  sein; 
indess  bildet  der  akkadiscke  und  assyrische  Wortlaut  jenes  Einen 
Gesetzes  nur  den  Rahmen  für  eine  erstaunliche  Fülle  neuer  Ge- 
sichtspunkte und  kleinerer  Funde  auf  dem  Gebiete  der  sumerisch- 
akkadischen  und  nicht  minder  der  assyrischen  Grammatik.  Die 
Forderungen,  welche  das  Buch  an  eine  wahrhaft  wissenschaftliche 
Behandlungsweise  der  Keilschrifttexte  stellt  und  welche  in  streng- 
ster philologischer  Akribie  und  unbestechbarer  Gewissenhaftigkeit 
gipfeln,  mögen  sehr  einfach  und  selbstverständlich  scheinen;  aber 
man  braucht  wahrlich  nur  einen  Blick  auf  die  vielen  von  assyrio- 
logisc'her  Seite  noch  immer  erscheinenden  Textübersetzungen  zu 
werfen,  welche  jedweden  begründenden  Kommentares  entbehren, 
dafür  aber  oft  mit  geradezu  schwindelnder  Kühnheit  und  zügelloser 
Ungenauigkeit  angefertigt  sind,  um  zu  erkennen,  dass  es  hohe 
Zeit  war,  jene  Forderungen  mit  schneidender  Schärfe  von  neuem 
zur  Geltung  zu  bringen.  Wem  freilich  richtige  d.  h.  soweit  gegen- 
wärtig erreichbar  peinlichst  genaue  Transkription  auch  der  sume- 
rischen und  akkadischen  Texte  „ziemlich  unwesentlich"  ist,  der 
wird,  wenn  nicht  auf  assyrischem,  so  erst  recht  nicht  auf  sumerisch- 
akkadischem  Gebiet  das  Bedürfniss  fühlen  fortzuschreiten,  jede 
Form   bis   ins    kleinste    hinein    zu  analysiren,  auf  ihre  Grundform 


1)  Paul  Haupt.  Die  sumerischen  Familiengesetze  in  Keilschrift,  Tran- 
scription und  Uebersetzung ,  nebst  ausführlichem  Commentar  und  zahlreichen 
Excursen.  Eine  assyriologische  Studie.  Leipzig  1879.  XII,  75  pp.  4.  M.  12. 
—  Vgl.  Fritz  Hammel  J~L7>.  1879,  Art.  467;  Schröder  LC.  1880,  658;  J. 
Oppert  GGA.  1879,  p.  1601-1628;  Lenormant  Ac.  1879,  8.  Nov.;  J.  Halt  nil 
EC.   1880,   225-232   (sehr  gehaltvolle  Anzeige).     Vgl.   hier  S.  81   No.   31. 

6* 


84  Delitzsch,  Keilinschriften. 

zuiückzuführen ,  die  Vokale  —  was  oft  sehr  schwierig  und  ohne 
umfassende  Belesenheit  überhaupt  unmöglich  ist  —  auf  ihre  Länge 
oder  Kürze  hin  zu  prüfen  u.  s.  w.,  und,  wo  dies  nicht  möglich, 
einstweilen  lieber  ganz  auf  Uebersetzung  zu  verzichten:  der  wird 
vielmehr  nach  der  hergebrachten  Weise,  pochend  auf  die  ver- 
wickelte Schrift,  sich  mit  annähernden  Umschriften,  halbgerathenen 
Uebersetzungen  und  verschwommenen  Fomiauffassungen  begnügen. 
Dass  aber  diese  Behandlungsweise  der  assyrischen  Literaturdenk- 
mäler nahe  daran  war,  die  Assyriologie  in  den  Augen  der  Sprach- 
forscher im  allgemeinen  und  der  Semitisten  im  besonderen  zu  dis- 
kreditiren,  kann  niemand  leugnen.  Dass  der  Verf.  selbst  mit  seinen 
Forderungen  es  emst  nimmt,  lehrt  jede  Seite  des  Buches  und 
eine  Fülle  neuer  Blicke  und  Erkenntnisse  hat  ihn  dafür  belohnt: 
für  das  Assyrische  mag  die  endgiltige  Beseitigung  der  scheinbaren 
Aphelformen,  die  Pluralbildung  auf  ü  (neben  e  und  ä,  äni),  der 
Ursprung  des  d  in  nadänu  „geben" ,  die  glückliche  Hervorhebung 
associativer  Neubildungen,  für  das  Sumerisch-Akkadische  die  Lesung 
der  Postposition  ku  als  su,  der  Kopula  sa,  die  Fassung  der  Wurzel 
pa  „beschwören"  als  urspr.  päd,  endlich  der  Wechsel  von  ü  und  e 
hier  besonders  hervorgehoben  werden.  Die  wenig  umfangreiche 
Schrift,  völlig  unbeeinfiusst  durch  ' Lenormant's  fast  mit  jedem 
neuen  Buch  ■  modificirte  Erklärungsweise  akkadischer  Formen  und 
Texte,  stellt  zum  ersten  Mal  die  sumerisch  -  akkadische  Sprach- 
wissenschaft auf  solide  Grundlagen.  Das  Gesagte  wird  durch  einen 
Vergleich  des  Haupt 'sehen  Werkes  und  der  gleichzeitig  erschienenen 
Etudes  accadiennes  Lenormant's  2)  bestätigt.  Lenormant  nimmt 
mit  dieser  Schrift  nach  vierjähriger  Unterbrechung  seine  „akkadischen 
Studien"  wieder  auf  und  bezeichnet  selbst  in  unmissverständlicher 
Weise  diese  seine  „neuen  akkadischen  Studien"  als  eine  Umkehr 
von  seiner  früher  für  das  Sumerisch-Akkadische  befolgten  Methode ; 
trotzdem  können  auch  diese  „neuen  Studien",  deren  erste  Lieferung 
eine  akkadische  Chrestomathie  (ohne  Keilschrifttext,  alles  lediglich 
transkribirt)  enthält,  wissenschaftlich  nicht  befriedigen  und  ist  er- 
hebliche Förderung  der  sumerisch-akkadischen  Sprachwissenschaft 
leider  nicht  zu  constatiren.  Von  seiner  Uebersetzung  und  Erklärung 
eines  akkadisch-assyrischen  Hymnus  an  den  Sonnengott  gab  Le- 
normant*) gleichzeitig  Fortsetzung  und  Schluss. 

Auf  assyrisch-semitischem  Gebiet  ist  in  erster  Linie  Poynons 4) 

2)  Frangois  Lenormant.  Lottres  assyriologiques.  Seconde  serio:  Etudes 
accadiennes.  Tome  troisieme.  Ire  livraison.  Paris  1879.  III,  200  pp.  4. 
fr.   15.   —  "Vgl.  dazu   IId<=  livraison,  pp.   201-240. 

.'ii  Ders.  Hymne  au  Soleil  ä  texte  primitif  accadion,  avec  Version  assyrionno, 
traduit  et  commente.  Suite  et  fin:  JA.  VII  Ser.,  XIII,  1879,  5-98.  —  Vgl.  Post- 
seriptum  au  qpmmentaire  do  l'hymne  chaldeen  au  solcil:  JA.  XIV,  1879,  2C4-2G7. 

4 »  Henri  Pognon.  L'inscription  do  Pavian.  Texte,  traduetion  ot  commen- 
tairo  pbilologique  avec  trois  appendices  ot  im  glossaire.  Premiere  partie.  Paris 
1S79.  iPild.  de  l'c'c  des  liaiit.es  dt  Sciences  pliilol.  ot  bist.  XXXIX.  l'asc.i 
Deuxieme   partie      Paria    1880.     (XLU.  i'asc).     100  und   120  pp.     8.     a  fr.  u. 


Delitzsch,  Keilinschriften.  $5 

Bearbeitung  der  Sanherib  -  Inschrift  an  den  Felsen  von  Bawian 
rühmend  hervorzuheben:  eine  gewissenhafte,  durch  selbständiges, 
klares  und  feines  Urtheil  in  grammatischen  wie  lexikalen  Fragen 
ausgezeichnete  und  vielfach  anregende  Arbeit.  Das  nachgelassene 
Werk  Smt'th's5),  welches  die  zur  Zeit  bekannten  Texte  Sanheribs 
in  genau  der  nämlichen  Weise  behandelt  wie  die  bekannte  History 
of  Asurbanipal  die  Texte  Asurbanipal's,  wurde  von  Sayce  zu  Ende 
geführt  und  dem  Publikum  übergeben :  der  Werth  dieses  Buches 
ist  weniger  in  den  Uebersetzungen  zu  suchen  als  in  den  Texten, 
von  welchen  insonderheit  die  revidirte  Ausgabe  der  Stierinschriften 
Sanheribs  (III  R  12  und  13)  werthvolle  Dienste  leistet.  Die 
Tafelfragmente,  welche  die  babylonische  Weltschöpfungserzählung 
und  den  Kampf  Merodachs  wider  Tiamat  behandeln,  hat  Oppert6) 
bei  Gelegenheit  des  internationalen  Orientalisten  -  Kongresses  in 
Florenz  zum  Gegenstand  eingehenderer  Prüfung  gemacht:  die  Ueber- 
setzungen lesen  sich  gut  und  enthalten  manchen  vorzüglichen  Blick, 
aber  die  philologische  Rechtfertigung  fehlt  leider  auch  hier  wie 
in  den  später  gelegentlich  der  israelitischen  Geschichte  Ledrain's 
zu  erwähnenden  Fragments  de  Cosmogonie  chaldeenne 7).  Dass 
sich  Delattre  h)  durch  die  einander  auf  Schritt  und  Tritt  wider- 
sprechenden Uebersetzungen  Menant's  einerseits  und  der  Records 
of  the  Past  andrerseits  hindurchgearbeitet  hat  und  schliesslich 
dennoch  zu  dem  Resultate  kommt,  dass  aus  den  Annalen  der 
assyrischen  Könige  bereits  einiges  für  die  alte  Geschichte  und 
Geographie  Brauchbare  und  Verlässige  gewonnen  worden  sei, 
zeugt  eben  so  sehr  von  seltener  Geduld,  als  von  bescheidenem 
und  doch  scharfem  Urtheil.  Die  Records  of  the  Past9),  welche 
der  Assyriologie  weder  in  England  noch  Frankreich  (von  Deutsch- 


5)  George  Smith.  History  of  Sennacherib,  translated  from  the  Cuneiform 
Inscriptions.     Edited  by  A.  H.  Sayce.     London   1878.     IV,   182  pp.     4. 

6)  Jules  Oppert.  Traductions  de  quelques  textes  assyriens:  Atti  del  IV. 
congr.  internaz.  degli  orientalisti  ten.  in  Firenze  nel  settembre  1878.  Vol.  I. 
Firenze   1880.     Con  nove  tavole.   229-238. 

7)  s.  unten  S.   110  No.   124. 

8)  A.  Delattre.  Les  inscriptions  historiques  de  Ninive  et  de  Babylone. 
Aspect  general  de  ces  documents,  examen  raisonne  des  versions  francaises  et 
anglaises.  Gand  1879.  90  pp.  8.  fr.  2.  —  Vgl.  Oppert  GGA.  1880,  1473- 
1478;  RC.  No.  37;  Rev.  d.  quest.  hist.  XXVI,  658;  Ac.  XV,  368. 

9)  Records  of  the  Past.  Vol.  XI.  Assyrian  Texts.  8.  3s.  6d.  (Krnest 
A.  Budge:  Nebbi  Yunus  Inscription  of  Sennacherib,  p.  45-58;  Assyrian  Incan- 
tations  to  Fire  and  Water,  133-138.  W.  Booth  Finlay.  Inscription  of  Assur- 
izir-pal,  11-14.  J.  Halevy.  Assyrian  Fragments,  157-162.  W.  Houghton:  Re- 
cord  of  a  Hunting  Expedition,  7-10.  Fh'ancois  Lenormant:  Chaldean  Hymns 
to  the  Sun,  119-128.  Julius  Oppert:  Bull  Inscription  of  Khorsabad,  15-26; 
The  Inscriptions  of  the  Harem  of  Khorsabad,  27-30;  Texts  on  the  Foundation 
Stone  of  Khorsabad,  31-40;  Babylonian  Legends  found  at  Khorsabad,  41-44; 
The  Latest  Assyrian  Inscription,  105 f.  Theo.  G.  Pinches:  Oracle  of  Istar 
of  Arbela,  59-72;  Assyrian  Report  Tablets,  73-78;  The  Egibi  Tablets,  85-98. 
A.   H.   Sayce:    Inscription    of  Rimmon-Nirari  I,   1-6;  Texts  relatiug  to  the  Fall 


gß  Delitzsch,  Keilinschriften. 

land  ganz  zu  schweigen)  einen  tüchtigen  Mitarbeiter  gewonnen 
haben  dürften ,  sind  in  ihrem  elften  Bändchen  mit  einer  solchen 
Fülle  zumeist  schon  anderwärts  veröffentlichter  populärer  Text- 
übertragungen bereichert  worden,  dass  die  Hoffnung  auf  einen 
dauernden  Abschluss  dieser  theuren  kleinen  Sammlung  alter  Ueber- 
setzungen  mit  erneuter  Zuversichtlichkeit  wachgerufen  wird.  Zwei 
bereits  mehrfach  veröffentlichte  und  besprochene  sog.  Jagdinschriften 
Asurbanipals  hat  Hommellf))  zum  Anlass  gewählt,  um  an  ihre 
Uebersetzung  und  Erklärung  einen  Anhang  über  den  Lautwandel 
der  semitischen  Zischlaute  zu  fügen.  Dass  die  Assyriologen  mit 
ihrer  Bestimmung  der  betreffenden  Keilschriftzeichen  als  sa  si  su, 
as  is  us  mit  iä  einerseits  und  als  sa  si  su  etc.  mit  D  andrerseits 
trotz  Stade  und  Philippi  Recht  haben,  darf  als  ausgemacht  gelten, 
doch  liesse  sich  dieser  Thatbestand  in  klarerer,  schärferer  Beweis- 
führung erhärten.  Ueberhaupt  bietet,  fürchte  ich,  die  kleine  Mono- 
graphie insonderheit  dem  Gegner  eine  Reihe  allzu  leicht  verwund- 
barer Stellen.  Die  Namen  des  Erzes  und  Kupfers  im  Akkadischen 
und  Assyrischen  behandelt  ein  ziemlich  umfangreicher  Aufsatz  Lc- 
normant's  ll);  der  eingeschobene  Abschnitt  über  die  Bedeutung 
des  geographischen  Namens  Makan  fordert  Widerspruch  heraus. 
Guyard12)  setzte  seine  schätzbaren  Beiträge  zum  assyrischen  Lexi- 
kon fort.  Das  assyrische  Wort  qatu  „Hand"  behandelte  Deren- 
bourej1'6)  in  dankenswerther  Weise.  Ueber  den  hieroglyphischen 
Ursprung  der  assyrischen  Keilschriftzeichen  veröffentlichte  Howjh- 
ton1*)  eine  geistreiche,  sehr  beachtenswerthe  Abhandlung.  De 
Chossat's  I5)  grosses  und  jedenfalls  sehr  gründliches  Repertorium 
der  assyrischen  Keilschriftzeichen  und  Zeichenvarianten  ist  mir  bis- 
lang leider  noch  entgangen. 


of  the  Assyrian  Empire,  70-84;  Ancient  Babyloniau  Legend  of  the  Creation, 
107-114;  Two  Accadian  Hymns,  129-132;  Assyrian  Tribute  Lists,  130-144;  An 
Assyrian  Fragment  of  Geography,  145-150;  Accadian  Proverbs  and  Songs  157- 
162.     H.  Fox    Talbot:    The  Defence   of  a  Magistrate  falsely  aceused,    99-104.) 

10)  Fritz  Hömmel.  Zwei  Jagdinschriften  Asurbanipafs  nebst  einem  Excurs 
über  die  Zischlaute  im  Assyrischen  wie  im  Semitischen  überhaupt.  Mit  einer 
photolithographischen  Abbildung.  Leipzig  1879.  VIII,  63  pp.  8.  M.  5.60.  — 
Vgl.  Paul  Haupt  ZDMG.  XXXIV,  757-763;  Fr.  Philippi  Z.  f.  Völkerps. 
XIII,  143;  Guyard  RC.  IX,  48;  Kev.  crit.  intemat.  No.  1.  S.  auch  obon  S.  81, 
No.   30. 

11)  Francois  Lenormaut.  Les  noms  de  l'airaiu  et  du  cuivre  dans  lus 
deux  langues  des  inscriptions  euneiformes  de  Ia  Chaldee  et  de  l'Assyrie:  Trans, 
of  the  Soc.  Bibl.  Arch.  VI,  334-417. 

12)  Stamslas  Guyard.  Notes  de  lexicographie  assyrienne.  Deuxicme 
articlo:  JA.  XIII,   1879,  435-455. 

13)  J.  Derenbourg.  Lc  mot  qatu  est-il  semitique?  JA.  XIII,  560-564. 
—  Vgl.  dazu  517-521. 

14)  William  Houghton.  On  the  Ilieroglyphic  or  Picture  Origin  of  the 
Characters  of  the  Assyrian  Syllabary:   Trans.  Soc.  Bibl.  Arch.  VI,  454-483. 

15)  E.  de  Chossat.  Repertoire  Assyrien.  (Traduction  et  lecture).  Lyon- 
Paris  1879.  VIII,  184  und  204  pp.  ä  2  col.  4.  fr.  25.  —  Vgl.  Em.  B. 
Polybiblion  XI,  237. 


Delitzsch,  Keilinschriften.  87 

Wenden  wir  uns  zur  Geschichte,  Chronologie  und  Geographie, 
so  ist  vor  allem  eine  russisch  geschriebene  Abhandlung  Patkanov's  lü) 
zu  erwähnen,  welche  sich  in  erfreulicher  Weise  auch  ihrerseits 
gegen  den  Irrthum  richtet,  als  habe  Tiglathpileser  IL  Persien  und 
Afghanistan  bis  an  den  Indus  erobert,  während  sich  der  von  ihm 
berichtete  Feldzug  durchaus  auf  die  Grenzen  Mediens  beschränkte: 
die  beigegebene  Karte  Vorderasiens  bekundet,  was  die  Eintragung 
nicht  weniger  keilschriftlicher  geographischer  Namen  unverkennbar 
lehrt,  gründliche  Kenntniss  der  assyrischen  Literatur  und  nüchternes 
Urtheil.  Ueber  einen  im  Besitz  des  Berliner  Kgl.  Museums  be- 
findlichen kleinen  Cylinder  des  babylonischen  Königs  Gamil-Sin 
und  etliche  andere  Siegel  und  Gemmen  handelt  Schrader  17);  andere 
dieser  kleinen  babylonisch-assyrischen  Alterthümer,  welche  bedauer- 
licher Weise  recht  verstreut  sind,  wurden  von  Menant16-2")  und 
Lenormant2*)  bekannt  gemacht,  von  jenem  insonderheit  die  Cylinder 
des  Medaillen-Kabinets  im  Haag,  von  diesem  drei  kleine  Denk- 
mäler in  römischen  Sammlungen.  Ein  Tafelfragment  historischen 
Inhalts  aus  der  Regierungszeit  Nebukadnezars  (das  erste,  das  bis 
jetzt  gefunden)  wurde  von  Wtedemann 2 -)  und  Schrader26)  kurz 
besprochen,  während  das  auf  Nr.  377  der  im  Besitz  des  Britischen 
Museums  befindlichen  Kontrakttafeln  monumental  beglaubigte,  in 
scheinbarem  Widerspruch  zum  ptolemäischen  Kanon  stehende  XL 
Jahr  des  Kambyses  von  Pinches 24)  und  Schröder  2b)  in  vorläufige 


16)  K.  P.  Pathanov.  O  mnimom  pochode  Taklat-Palasara  k  beregam 
Inda:  Trudy  tret.  mezdunarodn.  sjezda  Orieutalistov  T.  I.  (Mit  1  Karte.  Auch 
sop.,  St.  Peterb.   1879.     4U   pp.     8.) 

17)  Eberhard  Schrader.  Uebor  einen  altbabylonischen  Königscylinder 
des  Königl.  Museums  und  einige  andere  Cylinder  und  Gemmen:  Monatsber.  der 
Kgl.   Akad.   d.   Wiss.  zu  Berlin   1879,   288-298. 

18)  Joachim  Mcnant.  Catalogue  des  cylindres  orientaux  du  Cabinet 
royal  des  Medailles  de  la  Haye.  8  planches  photogr.  La  Haye  1878.  84  pp. 
4.     Fl.  5. 

19)  Ders.  Les  cylindres  orientaux  du  Cabinet  royal  des  Medailles  ä  la 
Haye.  Paris  1879.  74  pp.  8.  fr.  4.  (Extr.  des  Arch.  des  Miss,  scientif. 
3e  Serie.  T.  V.) 

20)  Ders.  Notice  sur  quelques  empreintes  de  cylindres  du  dernier  empire 
de  la  Chaldee.     5  planches.     Paris   1879.     24  pp.     8.     fr.   3.50. 

21)  Francesco  Lenormant.  Tre  Monumenti  Caldei  ed  Assiri  di  Collezioni 
Romane  dichiarati:  Bull.  Comm.  arch.  Korn.  1879,  19-35.  (1  Tat".  Auch  sep. 
Koma  1879.  8.)  [Trübner:  2s.]  —  Vgl.  auch  Ders.  Sur  la  signitication  des 
sujets  de  quelques  cylindres  babyl.   et  assyr.:  Gaz.  archeol.   1879,   249. 

22)  Alfred    Wiedemann.      Nebucadnezar   und    Aegypten :    Z.    f.    äg.    Spr. 

1878.  S.  87-89. 

23)  Eberhard  Schrader.  Weitere  Bemerkungen  zu  der  neugefundenen 
babylonischen  Nebucadnezar-Inschrift:  Z.  f.  äg.  Spr.   1879,  S.  45-47. 

24)  Theo.  Q.  Pinches.  Remarks  on  Babyloniau  Contract  Tablets  and 
the  Canon  of  Ptolemy:  Trans.  Soc.  Bibl.  Arch.  VI,  484-493. 

25)  Eberhard   Schrader.      Das    elfte  Jahr  des  Kambyses:    Z.  f.  äg.  Spr. 

1879.  S.  39-45.  —  Ders.  Ueber  die  Datirung  einer  babylonischen  Thoutafel 
aus  dem  elften  Jahre  des  Cambyses:  Monatsber.  d.  K.  Pr.  Akad.  d.  Wiss.  1879, 
120-121.  Mit  einer  Photographie. 


38  Delitzsch,  Keilimchriften. 

Untersuchung  genommen  wurde.  Dass  die  biblische  Chronologie 
und  ihr  Verhältniss  zu  den  Ergebnissen  der  Aegyptologie  und 
Assyriologie  durch  die  Arbeit  tichäfer's 26)  erheblich  aufgehellt 
worden  sei,  wage  ich  nicht  zu  behaupten.  Was  für  die  Namen 
der  den  Babyloniern  und  Assyrern  bekannten  Meere  der  Keilschrift- 
literatur zu  entnehmen,  hat  Schröder  27)  mit  ziemlicher  Vollständig- 
keit zusammengestellt;  eine  kurze  Notiz  über  das  Land  Lakü  28) 
am  mittleren  Euphrat  stromabwärts  von  Gargamis  wird  den  Aegypto- 
logen  wahrscheinlich  willkommen  sein.  Die  im  übrigen  dankens- 
werthen  Untersuchungen  Brüll's  'i9)  über  den  Umfang  der  Mauern 
von  Babylon  und  die  Lage  des  Belostempels  enden  mit  einem 
leicht  erklärlichen  Non  liquet.  Den  Namen  von  Gargamis  (Kar- 
kemisch)  besprach  Boscauien  30). 

Für  die  Religion  der  Babylonier  und  Assyrer  ist  ein  Aufsatz 
Slrassmayer's  31),  welcher  mit  umfassender  Kenntniss  der  Schätze 
des  Britischen  Museums  gesundes,  vorurtheilsfreies  Urtheil  paart, 
wohl  zu  beachten.  Guyard 32)  wird  mit  dem  assyrischen  Gott 
Ni-ni-ip  wenig  Glück  haben.  Die  religionsgeschichtlichen  Aufsätze 
Boscawen's 33)  und  Budge's 34)  fördern  die  Wissenschaft  wenig. 
Dagegen  liest  sich  eine  Abhandlung  Modona's 35)  über  die  Keil- 
schriftfragmente mit  der  sog.  Sündenfallerzählung  mit  Interesse 
(obwohl  Gewge  Smith's  genialer  Blick  betreffend  die  ausnehmende 


26)  A.  Schäfer.  Die  biblische  Chronologie  vom  Auszuge  aus  Aegypten 
bis  zum  Beginne  des  babylonischen  Exils  mit  Berücksichtigung  der  Resultate 
der  Aegyptologie  und  Assyriologie.  Von  der  theol.  Facultät  in  Würzburg  ge- 
krönte Preisschrift.  Münster  1879.  VIII,  141  pp.  8.  M.  3.  —  Vgl.  Wolf 
Baudissin  ThLZ.  1880,  1180;  LC.  1880,  No.  11;  Bew.  d.  Gl.,  Mai  1880; 
Raska  Lit.  Rundsch.  1880,  No.  12;  B.  Schäfer  Lit.  Handw.  1880,  No.  24; 
Oppert  GGA.  1880,  1478-1500;  F.  H.  Th.  LB.  1881,  No.  10.  —  Vgl.  unten 
S.  110,  No.  119. 

27)  Eberhard  Schröder.  Die  Namen  der  Meere  in  den  assyrischen  In- 
schriften. Berlin  1878.  (Aus  den  Abh.  d.  Kgl.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin  1877. 
S.    169-195). 

28)  Ders.  Die  Leka  Rainses  des  Zweiten  und  das  Land  Laki  (Laki)  der 
assyrischen  Inschriften:  Z.  f.  äg.   Spr.    1879.     S.   47f. 

29)  Joh.  Brüll.  Herodots  babylonische  Nachrichten.  Uebersicht  des  In- 
haltes mit  Beiträgen  zur  sachlichen  Erläuterung.  I.  Zur  Geographie  und  Topo- 
graphie von  Babylon.  [Beilage  des  Programms  des  Kgl.  Gymnasiums  zu  Aachen.] 
Leipzig   1878.     32    pp.     4.     M.   1.50.  —  Vgl.  LC.   1879,   633. 

30)  Boscaicen.     The  Name  of  Carchemish:  Ath.   1879,  Nov.  29. 

31)  J.  N.  Strassmayer.  The  Assyrian  and  Babylonian  Guds:  The  Month 
1879,  June. 

32)  Stauislav   Guyard.     Le  dien  assyrien  Ninip:  RC.  1879,   l1"'  Mars. 

33)  William  St.  C'had  Boscaicen.  Notes  on  Assyrian  Religion  und 
Mythology:  Trans.  Soc.  Bibl.  Arch.  VI,  535-542. 

34)  Emest  A.  Budrje.  Assyrian  Incantations  to  Fire  and  Water:  ibid. 
VI,  420-435. 

35)  Leonello  Modona.  La  leggonda  cristiana  della  ribelliono  e  caduta 
degli  angell  in  rapporto  a  duo  tavolette  assire  del  museo  britannico  a  proposito 
di  aleuni  articoli  apparsi  sopra  vari  giornali  cattolici.  Esamc  storico-critico 
Bologna    1878.     XIV,  57   pp.     8. 


Delitzsch,  Keilinschriften.  $9 

religionsgeschichtliehe  Wichtigkeit  jener  unscheinbaren  Tafelfrag- 
mente für  alle  Zeiten  rühmenswerth  genug  bleibt),  ferner  gab 
Lenormant 36)  zum  Adonismythus  und  Kultus,  wie  nicht  anders 
zu  erwarten,  geistvolle  und  lehrreiche  assyriologische  Beiträge.  Cler- 
mont-Ganneau31)  lieferte  eine  eingehende  Beschreibung  einer  von 
dem  ersten  Dragoman  des  französischen  Consulats  in  Beirut,  Mr. 
Beretie,  erworbenen  Bronzeplatte,  welche  assyrischen  Ursprungs 
zu  sein  scheint  und  augenscheinlich  die  Hölle  nach  assyrischem 
Glauben  darstellt;  die  Fortsetzung  dieses  hochinteressanten  Auf- 
satzes, welche  die  Erklärung  jenes  Denkmals  bringen  soll,  ist  mit 
Spannung  zu  erwarten. 

Ueber  Massam's  einzigartigen,  unschätzbaren  Fund,  die  Bronze- 
thore  von  Balawat,  berichtete  Pinches  3ö~ 39)  in  zwei  Aufsätzen. 
Der  babylonischen  Astronomie  widmeten  sich  Bosanquet  und 
Saycei0). 

An  populär  gehaltenen  längeren  oder  kürzeren  Mittheilungen 
über  die  neuen  assyrischen  Entdeckungen  sowie  über  die  Bedeutung 
der  Keilschriftforschung  für  das  alte  Testament  war  auch  im  Jahr 
1879  kein  Mangel.  Die  Schriften  Buddensieg's*1)  und  Vigouroux'*2) 
verdienen  hervorgehoben  zu  werden,  andere  finden  sich  in  Friede- 
rici's  Bibliotheca  Orientalis  aufgezählt.  Einige  gut  geschriebene 
italienische  Aufsätze  gemeinverständlichen  Inhalts  trage  ich  bei 
dieser  Gelegenheit  für  1878  nach43). 

Die  Frucht  „mehr  als  zwanzigjähriger  Untersuchungen"  über 
die  Sprache  der  zweiten  Gattung  der  Achämenideninschriften,  über 


36)  Francesco  Lenormant.  II  mito  di  Adone-Tammuz  noi  documenti 
euneiformi:  Atti  del  IV.  eongresso  internazionale  degli  oriontalisti.  Vol.  I. 
Firenze  1880.     143-173. 

37)  Ch.  C'lermont-  Ganneau.  Etudos  d'archeologie  Orientale.  L'Enfer 
assyrien:  RA.  XXXVIII,  337-349. 

38)  Theo.  G.  Pinches.  The  Bronze  Gates  of  Balawat  in  Assyria  Journ. 
Brit.  Arch.  Assoc.  XXXV,  233-237. 

39)  Ders.  The  Bronze  Gates  from  Balawat  and  their  chasod  Pietures: 
Ath.   1879,   12.  April.     5.  July. 

40)  R.  H.  M.  Bosanquet  and  A.  H.  Sayce.  Preliminary  Paper  ou  the 
Babylonian  Astronomy :  Monthly  Notices  of  the  Royal  Astronomieal  Society 
XXXIX,  453-460. 

41)  R.  Bnddensieg.  Die  assyrischen  Ausgrabungen  und  das  alte  Testa- 
ment.    Heilbronn   1880.     (Zeitfragen  des  christl.  Volkslebens.     V.  Bd.,   3.  Heft). 

—  Vgl.  Schröder  ThLZ.   1880,  53. 

42)  F.  Vigourotix.  La  Bible  et  l'Assyriologie:  Les  invasions  assyriennes  dans 
lo  royaume  d'Israel,  d'apres  les  decouvertes  recentes,  und :  L'invasion  de  Senna- 
cherib  et  les  derniers  jours  du  royaume  de  Juda  d'apres  les  decouvertes  recentes: 
Rev.   des  quest.  hist.   1879,  1™  Avril;  1er   Oct.  —   Vgl.  unten  S.   111  No.   132. 

43)  La  scrittura  cuneiforme  dei  monumenti  assiri  e  caldoi.  —  La  torre 
delle  lingue  a  Babilonia.  —  La  cosmogonia  de'  Caldei   comparata  alla  Mosaica. 

—  Le  moderne  esplorazioni  della  Caldea :  sämmtlich  in  La  civiltä  cattolica. 
Anno  vicesimo  nono.  Vol.  VIII  della  serje  decima  1878,  pag.  157-175.  410-432, 
537-555.   653-672 


[)()  Delitzsch,  KeiU u Schriften. 

das  sog.  Medische  hat  Oppert**)  in  einem  durch  grosse  Ueber- 
sichtlichkeit  ausgezeichneten  Werke  über  Volk  und  Sprache  der 
Meder  niedergelegt.  Einen  wie  grossen  Fortschritt  dieses  Buch 
gegenüber  den  Forschungen  von  Norris  bezeichnet,  vermag  ich 
nicht  anzugeben.  Meine  eigenen  Untersuchungen  über  dieses  Idiom 
sind  noch  nicht  zu  einem  Abschlüsse  gelangt;  bevor  dies  aber 
geschehen,  erscheint  es  mir  rathsamer,  die  Oppert'schen  Paradigmen 
der  medischen  Deklination  mit  ihrem  Nominativ,  Genitiv,  Akkusativ, 
Dativ,  Ablativ,  Abessiv,  Lokativ,  Inessiv,  Distributiv,  Komitativ  und 
Relativ,  sowie  der  medischen  Konjugation  mit  ihren  primitiven, 
desiderativen,  reeiproken  und  factitiven  Stämmen  bei  Seite  zu 
lassen.  Diese  Nichtberücksichtigung  des  Oppert'schen  Buches  ist 
geradezu  ein  Akt  wissenschaftlicher  Selbsterhaltung,  da  die  Vorrede 
jeden,  der  sich  jemals  auch  seinerseits  mit  dieser  zweiten  Gattung 
der  dreisprachigen  Keilinschrifteu  befassen  sollte  und  arbeitete  er 
auch,  nur  an  Grotefend  anknüpfend,  noch  so  selbständig,  von  vorn- 
herein zu  einem  „Schüler"  Oppert's  stempelt,  ihn  der  Undankbarkeit 
gegen  seinen  „Lehrer"  anklagt  und  seine  etwaigen  ganz  unabhängig 
von  Norris  wie  von  Oppert  gewonnenen  Funde  ohne  Weiteres  als 
.Plagiat"  brandmarkt. 


44)  Jules   Öppert.     Lo  peuple  et  la  langue  des  Medes.     Paris   1870.    XI, 
296  pp.     8.     fr.    10. 


91 


Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche 
Exegese  und  biblische  Theologie,  Geschichte 

Israels. 

Von 

E.   Kautzsch. 

Als  Einleitung  zu  dem  nachfolgenden  Bericht  möge  die  Be- 
merkung genügen,  dass  auch  diesmal  die  Arbeiten  über  Geographie 
und  Topographie  von  Palästina  nicht  in  den  Kreis  der  Besprechung 
gezogen  worden  sind,  weil  für  dieses  Gebiet  ein  eingehendes  Ee- 
ferat  von  Prof.  A.  Soein  bereits  in  der  Zeitschrift  des  deutschen 
Palästinavereins  III,  57  ff.  veröffentlicht  worden  ist.  Die  übrigen 
Disciplinen  findet  der  Leser  in  der  Reihenfolge:  Bibliographie, 
Textkritik,  Lexicographie ,  Grammatik  und  Metrik,  Hermeneutik, 
Einleitungs Wissenschaft,  Encvclopaedien,  Exegese  und  Kritik  der 
einzelnen  Bücher  des  A.  T.,  Chronologie,  Geschichte  Israels,  Ar- 
chaeologie,  Biblische  Theologie,  endlich  Arbeiten  aus  dem  an- 
grenzenden neutestamentlichen  Gebiet. 

Die  hebräische  Bibliographie  ist  diesmal  nur  durch  die 
Fortsetzung  von  Steinschneider 's  l)  Mazkir  vertreten.  Die  maso- 
retische  Textkritik  erfuhr  eine  sehr  dankenswerthe  Bereicherung 
durch  die  sorgfältige  Herausgabe  der  grammatisch-masoretischen 
Lehrstücke  des  Aliron  ben  Ascher  u.  a.,  welche  von  Baer2)  und 


1)  "PDTttri.  Hebräische  Bibliographie.  Blätter  für  neuere  und  ältere  Lite- 
ratur des  Judenthums,  nebst  einer  literarischen  Beilage  redigirt  von  M.  Stein- 
schneider, herausgegeben  von  Julius  Benzian.  Zugleich  eine  Ergänzung  zu 
allen  Organen  des  Buchhandels.    Band  XIX.    Berlin  1879.    VIII,  138  pp.    8.    M.  8. 

2)  Die  Dikduke  ha-te  amim  des  Ahron  ben  Moscheh  ben  Ascher  und  andere 
alte  grammatisch-massorethische  Lehrstücke  zur  Feststellung  eines  richtigen  Textes 
der  hebr.  Bibel  mit  Benutzung  zahlreicher  alter  Handschriften  zum  ersten  Male 
vollständig  herausgegeben  von  S.  Baer  und  H.  L.  Strack.  Leipzig  1879. 
XLI1,  95  pp.  8.  M.  3.50.  (Auch  mit  hebr.  T.:  D^ün  ^"Hpi  1E0). 
—  Vgl.  B.  Stade  ThLZ.  1879,  No.  26;  E.  Kautzsch  ZDMG.  XXXIV,  384  ff.; 
J.  Deutsch  Jüd.  LB.  1879,  No.  46;  C.  Siegfried  Prot.  KZ.  1880,  No.  20; 
LC.  1880,  No.  5;  Literar.  Beil.  z.  Allg.  Ev.-Luth.  KZ.  1879,  No.  41;  Israelit 
1879,  2.  Beil.  zu  No.  40.  41;  Athen.  6.  Sept.  1879;  Ac.  29.  Nov.  1879;  A. 
Kuenen  Theol.  Tijdschr.  Nov.  1879;  H,  Vuilleumier  Rev.  de  theol.  et  de  philos. 
Nov.   1880. 


92       Kautzsch,  Hebräische  Sprachsünde,  alttestamentUche  Exegese 

Strack  auf  Grund  von  20  Bibel-  und  Masoracodices  (darunter  der 
berühmte  Cod.  Petrop.  B  19 l  und  11  Codices  aus  der  Sammlung 
von  Tschufutkale)  veranstaltet  wurde.  Wenn  auch  die  Herkunft 
des  hebr.  Textes  von  dem  grossen  Masoreten  Ben  Ascher  bei 
vielen  Abschnitten  zweifelhaft  ist,  so  thut  dies  doch  der  Wichtig- 
keit der  darin  niedergelegten  grammatischen  Anschauungen  und 
Punktationsvorschriften  keinen  Eintrag.  Leider  hairt  die  schwierige 
Keimprosa  einzelner  Abschnitte  trotz  der  beigefügten  Anmerkungen 
und  Fingerzeige  noch  der  Deutung.  —  Gegen  Phüippi  (ZDMG. 
XXXII,  85  fg.)  beharrt  Strack3)  bei  der  Angabe,  dass  im  Cod. 
Babyl.  Petropol.  ü?PN|J  überall  erst  recentissima  manu  in  D^nä  um- 
geändert sei.  Eine  andere  Notiz  von  Strack*)  bezieht  sieb  auf 
den  Aufsatz  von  Graetz  (s.  Bericht  über  1878,  No.  6)  über  das 
Spatium  in  Mitte  des  Verses ;  eine  Tabelle  der  von  Graetz,  Barr, 
Buxtorf,  Ginsburg  und  Fürst  hierher  gezogenen  Stellen  soll  die 
Untersucher  von  Handschriften  auf  diese  Frage  aufmerksam  machen. 
Derenbotirg's5)  Theorie  über  die  Entstehung  der  Punktation  sei 
hier  noch  einmal  kurz  erwähnt. 

Von  Textausgaben  nennen  wir  Sharpe's 6)  Ausgabe  eines 
Theils  der  Genesis  ohne  Vocale ;  die  Sätze  sind  mit  Interpunktion 
versehen,  die  Nomina  propria  und  D^nbN  im  Druck  hervorgehoben, 
Praefixe  und  Suffixe  vom  Stamm  abgesondert  —  das  Ganze  also 
in  usum  tironum.  Wichtiger  ist  die  von  Nestle  7)  auf  Kosten  des 
englischen  Pfarrers  Perry  besorgte  Ausgabe  eines  Psalterium  tetra- 
glottum.  Der  griechische  Text  stammt  aus  dem  Vaticanus  (nach 
Bd.  III  der  Ausgabe  von  Vercellone  und  Cozza,  Rom  1871);  der 
syrische  aus  Ceriani's  Ausgabe  des  Cod.  Ambrosianus ;  der  chal- 
däische  aus  de  Lagarde's  „Hagiographa  chaldaice",  der  lateinische 
aus  dem  Cod.  Amiatinus ,  soweit  sich  derselbe  aus  den  Angaben 
der'  Hey se-  Tischendo rf 'sehen  Vulgata  (Lpz.  1878),  welche  be- 
kanntlich nur  die  Varianten  des  Amiatinus  zum  Texte  der  Editio 
Clementina  bietet,  reproduciren  Hess.  Eine  anonyme  unvocalisirte 
Ausgabe  der  Psalmen 8)  ist  mir  nicht  zu  Gesicht  gekommen. 

In    das  Gebiet   der   Lexieographie    gehört  zum  Theil  ein 


3)  Henna ii ii  Strack  in  einem  Briefe  an  die  Redaction  der  ZDMG.,  ab- 
gedruckt daselbst  Bd.  XXXIII,  301  fg. 

I  i  //.  L.  Strack.  Notiz:  Monatsschr.  für  Gesch.  u.  Wissensch.  des  Judenth. 
1879,  p.   26-29. 

5)  Vgl.  p.  79,  No.   10   und   unten  p.   124,  No.   50. 

6)  Samuel  Sharpe.  The  Book  of  Genesis  Ch.  1-18.  20-25,  10.  London 
1879.     8.  —  Vgl.  Ac.   26.  Apr.   1879. 

7)  Psalterium  tctraglottum  graece,  syriace,  chaldaice.  latine,  quadringento- 
simo  post  primain  hebraici  psalterii  editionem  anno  (1477 — 1877)  adjuvante 
Domino  reverendo  S.  G.  F.  Perry,  M.  A.,  Cantab.  Vicario  Tottingtoniensi  ex 
optimis  codieibus  et  editionibus  in  usus  academicos  imprimendum  curavit  Dr. 
Eberardus  Nest/r,  Tnbingensis.  Tubingae  1879.  XVI  pp.  161  Doppelseiteu. 
I.    M.  15.   —    Vgl.  //.  Strack  ThLZ.  1879,  No.  21.  —  Vgl.  unten  S.  123,  No.  45. 

8)  The  Psalms   in  llobrew  without  points.     London    1879.     8.  —   3s.  6d. 


■und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  93 

insiructiver  religionsgeschichtlicher  Aufsatz  von  Smith  (vergl.  u. 
No.  152),  sofern  er  auch  die  zu  Nomina  propria  verwendeten 
Thiemamen  behandelt.  Eine  Erörterung  des  Ausdruckes  „Schein 
hammephorasch"  von  Fürst  '•')  (gegen  Nestle's  Deutung  in  ZDMG. 
XXXII,  465  ff.)  mag  im  Hinblick  auf  den  Streit  über  das  biblische 
„mephoräsch"  (Neh.  8,  8)  erwähnt  werden.  Graetz10)  versucht 
den  Nachweis,  dass  die  Praepos.  -?£  überall  „hinter"  bedeute :  eine 
unnöthige  Beschränkung  der  auch '  von  Graetz  acceptirten  allge- 
meinen Bedeutung  „Abstand,  Entfernung".  Eine  Eigentümlichkeit 
der  hebr.  Sprache  glaubt  Weissmann  l  *)  in  dem  gelegentlichen  Ver- 
schlingen des  radicalen  Beth  entdeckt  zu  haben;  die  von  ihm  bei- 
gebrachten 12  Beispiele  sind  jedoch  entweder  an  sich  hinfällig 
oder  höchstens  auf  eine  Cori'uption  des  Textes  zurückzuführen. 

Ehe  wir  zu  den  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  hebräischen 
Grammatik  übergehen,  gedenken  wir  zuvor  eines  frisch  ge- 
schriebenen Aufsatzes  von  Young12);  die  Bedeutung  der  hebräi- 
scben  Stadien  für  den  Geistlichen  wird  mit  den  üblichen  Gründen 
dargethau,  dabei  auch  manches  Interessante  über  die  Geschichte 
dieser  Studien  in  Nordamerika  mitgetheilt.  Eine  sehr  gehaltvolle 
Broschüre  von  Berliner  13)  erörtert  die  Spuren  einer  grammatischen 
Theorie,  resp.  die  ersten  Ansätze  zu  einer  solchen,  im  Talmud  und 
Midrasch ;  neben  den  Aussagen  über  Namen  der  Sprache  und  Schrift, 
das  Alter  der  Sprache,  Ausdrücke  für  Buchstabe  und  Alpbabet, 
sowie  die  Gruppirung  des  letzteren,  werden  besonders  Name,  Form 
und  Aussprache  der  einzelnen  Consonanten  ausführlich  behandelt, 
sodann  noch  die  Finalbuchstaben,  Vocale,  Dagesch  und  Chatef, 
Accente,  Dikduk,  Wurzel  und  Stamm  der  Wörter,  endlich  einzelne 
grammatische  Erscheinungen,  wie  Genus,  Numerus,  Casus,  Tem- 
pora u.  s.  w. 

Unter  den  neuen  Darstellungen  der  hebräischen  Grammatik  ver- 
dient vor  allen  das  Lehrbuch  von  Stade  u)  den  Namen  einer  epoche- 


9)  Fürst.  Sehern  hammephorasch  oder  Askara,  der  ausdrücklich,  doutlich 
ausgesprochene  Gottesname  Jhvh:  ZDMG.  XXXIII,  297-301. 

10)  //.  Graetz.  Die  hebräische  Präposition  1"3:  Monatsschr.  für  Gesch. 
u.   Wissensch.   des  Judenthums  Febr.   1879,  p.  49-G1. 

11)  A.  S.  Weissmann.  Eine  Eigentümlichkeit  der  hebr.  Sprache:  Jüd. 
LB.   1879,  No.   14,  p.  54  fg. 

12)  Edward  J.  Young.  The  value  of  the  study  of  Hebrew  for  a  minister: 
Unitarian  Review  Mai  1879.  (Auch  separat:  Boston  1879.  28  pp.  8.)  —  Vgl. 
E.  Kautzsch  ThLZ.  1879,  No.  16. 

13)  A.  Berliner.  Beiträge  zur  hebräischen  Grammatik  im  Talmud  und 
Midrasch.  Berlin  1879.  59  pp.  8.  M.  2.  (Beilage  zum  Programm  des  Rab- 
binerseminars zu  Berlin  pro  1878—1879.)  —  Vgl.  H.  Strack  ThLZ.  1879, 
No.  25;  Steinschneider  HB.  1880,  p.  4;  Th.  Nöldeke  LCB.  1880,  No.  8;  J. 
Goldziher  ZDMG.  XXXIV,  375-384.  —  S.  auch  unten  S.   124,  No.  49. 

14)  Beruh.  Stade.  Lehrbuch  der  hebr.  Grammatik.  Theil  I.  Schriftlehre. 
Lautlehre.  Formenlehre.     Leipzig  1879.     XVIII,  42G  pp.    8.    Mit  2  Schrifttafeln. 

-    Vgl.   ThLB.    1880,    No.  12;    LC.  1880,   No.    37;    E.   Kautzsch  ThLZ.   1880, 
No    24;  A.  Kamen  Theol.  Tijdschrift  Nov.   1880. 


94       Kautzsch,   Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

machenden  Leistung.  Ausgerüstet  mit  einer  gründlichen  Kenntniss 
des  semitischen  Sprachgebietes  überhaupt,  geht  der  Verfasser  auf 
eine  Synthese  zwischen  den  Systemen  von  Ewald  und  Olshausen  aus. 
An  den  letzteren  als  „den  Grammatiker  der  Hebräischen  Sprache" 
schliesst  sich  Stade  sowohl  in  der  Methode  der  Forschung,  wie  in 
zahlreichen  Einzelurtheilen  an ,  jedoch  mit  häufigen  Restrictionen 
gegenüber  der  starren  Consequenz,  mit  welcher  Olshausen  die  Sprach- 
gestalt des  Ursemitischen  wesentlich  aus  dem  Altarabischen  zu  recon- 
struiren  suchte ;  in  dieser  Frage  tritt  Stade  vielmehr  mit  Ewald 
für  die  theilweise  Ursprünglichkeit  des  Hebräischen  ein.  Die  streng 
wissenschaftliche  Haltung  des  Buches  offenbart  sich  nicht  nur  in 
der  Akribie ,  mit  welcher  die  nur  einmal  oder  nur  in  Ableitungen 
vorkommenden  Formen  besonders  kenntlich  gemacht  werden,  sowie 
in  den  fast  erschöpfenden  Literaturangaben,  sondern  auch  in  der 
Anordnung  des  Stoffs.  Derselbe  wird  unter  völligem  Verzicht 
auf  Paradigmen  und  Uebersichten  und  in  Folge  dessen  auch  auf 
Uebersichtlichkeit  nur  nach  wissenschaftlichen  Gesichtspunkten  vor- 
geführt; die  unvermeidlichen  Nachtheile  dieses  Verfahrens  werden 
indess  durch  ein  sehr  specielles  Register  so  gut  wie  aufgehoben. 
—  Steigen  wir  aus  diesen  hohen  Regionen  wieder  herab  in  den 
Bereich  der  Schulbänke,  so  haben  wir  ausser  einer  dritten  Auflage 
des  Abrisses  von  Scholz15),  die  Referent  im  Anschluss  an  seine 
Neubearbeitung  des  Gesenms  besorgte,  auf  deutschem  Boden  noch 
der  Paradigmentafeln  zu  gedenken,  welche  Müller  lü)  nachträglich 
seiner  Schulgrammatik  (s.  Bericht  über  1878,  No.  18)  beifügte. 
In  England  gab  Ball11)  ein  Uebungsbuch  zu  der  von  ihm  besorgten 
Grammatik  (s.  Bericht  über  1877,  No.  28)  heraus,  welches  neben 
Uebungsstücken  zum  Uebersetzen  eine  Chrestomathie  aus  dem  A. 
Test.,  sowie  Texte  zum  Uebersetzen,  resp.  Nachbilden  moderner 
Vorlagen  enthält.  Ueber  das  Lehr-  und  Uebungsbuch  von  Bow- 
'man  18)  vermag  ich  nichts  näheres  zu  sagen.  Das  Manuale  des  Wal- 
denserprofessor's  Bevel 19)  ist  ein  achtungswerther  Versuch,   einem 


15)  IL  Scholz's  Abriss  der  Hebräischen  Laut-  u.  Formenlehre  nach  Ge- 
senms-Jiöd/'ger's  Grammatik.  3.  Aufl.  Im  Anschluss  an  die  22.  Aufl.  der 
Grammatik  umgearbeitet  von  E.  Kautzsch.  Leipzig  1879.  IV,  32  pp.  8. 
M.  0.75.  —  Vgl.  E.  Nestle  LCB.   1880,  No.  12. 

16)  Aug.  Müller.  Paradigmentafeln  zur  hebräischen  Schulgrammatik.  Halle 

1879.  19  pp.     8.     M.  0.30. 

17)  C.  J.  Ball.  A  Hebrew  Primer  adapted  to  the  Merchant  Taylor'* 
Hebrew  Grammar.  London  1879.  202  pp.  8.  and  Glossaries.  —  Vgl.  Ac. 
22.  März   1879. 

18)  T.  Bowma/n.  A  new,  casy  and  complete  Hebrew  courso,  containing 
a  Hebrew  grammar.  With  copious  Hebrew  and  English  exoreises,  strictly  gra- 
duated,  also  a  Hobrew-English  and  English-Hebrew  Lexicon.  In  2  parts.  Parti: 
Regulär  verbs.     Edinburgh   1879.     208  pp.     8.  —   7s.  Cd 

19)  Alb.  Jlevel.  Manuale  per  lo  studio  dolla  lingua  hobraica,  compilato 
e  autografato.     Pirenze   1879.      280  pp.     8      L.  7.50.  —    Vgl.    /'Ä  Nestle  ThLZ. 

1880,  No.    17. 


und  biblische   Theologie,    Geschichte  Israel*.  95 

soliden  Studium  des  Hebräischen  auch  in  Italien  Eingang  zu  ver- 
schaffen. Die  Beiträge  zur  hebr.  Grammatik  von  Ley 20)  gehen 
von  der  Annahme  aus,  dass  die  Nominalformen  sowie  das  Wesen 
der  Tempora  vor  allem  aus  den  Betonungsgesetzen  zu  erklären 
seien ,  welche  Ley  in  seinen  „Grundzügen  des  Rythmus"  (Halle 
1878)  aufgestellt  hat.  Ob  jedoch  diese  Enthüllungen  auch  einem 
solchen  einleuchten  werden,  dem  zur  wissenschaftlichen  Erklärung 
der  hebräischen  Sprachformen  wenigstens  einige  Kenntniss  der 
übrigen  semitischen  Dialekte  nöthig  zu  sein  scheint,  ist  dem  Refe- 
renten sehr  zweifelhaft.  —  Die  von  A.  Müller  2  x)  nach  dem  Vorgange 
Böttchers  versuchte  Herleitung  der  Verba  -\'y  und  y'v  aus  bi- 
literalen  Stämmen  durch  einfache  Verstärkung  des  vocalischen 
Elements  (in  den  i'y)  oder  des  consonantischen  (in  den  y'y)  ver- 
dient um  so  mehr  Erwähnung,  als  auch  Stade  zu  demselben  Re- 
sultate gelangt  ist;  letzterer  fordert  sogar  die  Unterscheidung  der 
l'y  von  den  eigentlichen  i'y  und  betrachtet  die  triliteralen  y'y- 
formen  gleichfalls  erst  als  künstliche  Erweiterung,  nicht  umgekehrt 
die  biliteralen  als  Contraction  eines  triliteralen  Stammes.  —  Eine 
englische  Uebersetzung  von  Ewald's  22)  Syntax  erinnert  uns  an 
zwei  kleinere  Arbeiten  auf  syntaktischem  Gebiet  von  Rieder 23) 
und  Mitchell2*).  Im  Anschluss  an  die  Grammatik  haben  wir 
endlich  noch  der  Bemühungen  um  die  biblische  Metrik  zu  ge- 
denken. Bickell's  25)  Gesetze  der  biblischen  Metrik,  die  er  nach- 
mals mit  einem  Supplement26)  versehen  und  gegen  die  Einwürfe 
Schlottmanns  (s.  u.)  vertheidigt  hat,  entstammen  der  Hypothese, 
dass  die  alttestamentliche  Metrik  analog  der  syrischen  einfach  auf 


20)  Jul.  Ley.  Beiträge  zur  hebr.  grammatik.  I.  Die  ablautungen  der 
nomina  und  verba.  II.  Ueber  den  gebrauch  und  die  bildung  der  tempora: 
Neue  Jahrbb.  f.  Philol.  und  Pädagog.   1879,  H.  9,  p.  411-423. 

21)  Aug.  Müller.     Verba  l"y  und  $"$:  ZDMG.  XXXIII,  698-700. 

22)  H.  Ewald.  Syntax  of  the  Hebrew  language  of  the  Old  Test.,  trans- 
lated  from  the  8">  German  edition  by  J.  Kennedy.  Edinburgh  1879.  320  pp. 
8.  —   8s.  6d.  —  Vgl.  Brit.  Quart.  Rev.   1879,  Apr.  1,  536. 

23)  Rieder.  Quo  loco  ponantur  negationes  NT  et  5N,  eoniunctio  DS, 
particula  N2,  cum  conjuncta  leguntur  cum  intinitivo,  quem  absolutum  grammatici 
vocant,  verbo  finito  ejusdem  radicis  addito?:  Ztschr.  f.  Gymnas.-Wesen  Juni  1879, 
p.    395-398. 

24)  H.  G.  1.  Mitchell.  An  examination  of  some  of  the  final  constructions 
of  Biblical  Hebrew;    a    part    of  a  dissertation.     Leipzig   1879.     VII,  40  pp.     8. 

25)  G.  Bickell.  Metrices  biblicae  regulae  exemplis  illustratae.  Innsbruck 
1879.  72  pp.  8.  M.  1.60.  —  Vgl.  Heller  Ztschr.  f.  kath.  Theol.  III,  1;  Roh- 
ling LR.  1879,  No.  2;  Hilgenfeld  Ztschr.  f.  wissensch.  Theol.  1879,  p.  527  ff.; 
Smend  ThLZ.  1880,  No.  23;  B.  Schäfer  Lit.  Hdw.  1881,  No.  3;  Günzburg 
RC.   1880,  No.  21;  Athen.   22.   Febr.   1879. 

26)  G.  Bichell.  Supplementum  metrices  biblicae  (p.  73-92).  Innsbruck 
1879.  —  Vgl.  hierzu  den  Brief  BichelVs  au  die  Redaction  der  ZDMG.  XXXHI, 
701  fg.,  eine  Vertheidiguug  gegen  die  Einwendungen  Schlottmann 's  in  ZDMG. 
XXXHI,   278  sq.  —  Vgl.   ferner  Smend  ThLZ.   1880,  No.  23. 


96       Kautzseh,   Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

der  Gleichzahl  der  Sylben  beruhe.  So  soll  z.  B.  Deut.  32.  Hab.  3, 
Ps.  18  etc.  aus  Siebensylbnern,  Ihren.  3  und  4  aus  Zwülfsylbnern 
bestehen;  anderwärts  fänden  sich  Fünf-,  Sechs-  oder  Achtsylbner, 
sowie  gemischte  Metra.  Dass  hierbei  der  natürliche  Tonfall  gar 
nicht  in  Betracht  kommen  soll  (so  ist  z.  B.  Ps.  14,  2  hischqif 
zu  betonen!),  lassen  wir  im  Hinblick  auf  die  syrische  und  selbst 
die  classisehe  Metrik  auf  sich  beruhen.  Wenn  wir  aber  sehen, 
mit  welchen  Reservationen  und  Textveränderungen  Bickell  operiren 
muss.  um  den  widerspenstigen  Text  auf  die  angenommene  Sylben- 
zahl  zu  reduciren,  so  ist  wohl  die  Befürchtung  gerechtfertigt,  dass 
der  gelehrte  Verfasser  seinen  Scharfsinn  an  eine  verlorene  Sache 
verschwendet  hat,  Der  Versuch  JVeteler's'21),  in  einer  Anzahl  von 
Psalmen  ein  ziemlich  complicirtes  System  von  Hebungen  und 
Senkungen  nachzuweisen,  braucht  uns  schon  darum  nicht  lange 
aufzuhalten,  weil  der  Verfasser  selbst  zuletzt  an  der  Durchführ- 
barkeit seiner  Hypothesen  irre  geworden  ist. 

Die  Hermeneutik  ist  durch  eine  inhaltreiche  Abhandlung 
von  Merx*b)  vertreten,  welche  aus  einem  am  3.  Juli  1878  zu 
Heidelberg  gehaltenen  Vortrag  hervorging.  Der  Verfasser  dringt 
statt  der  üblichen  „grammatisch-historischen"  Exegese  vielmehr  auf 
„sprachlich  -  sachliche"  (ein  Quidprocpao ,  dessen  eigentlicher  Sinn 
uns  nicht  recht  klar  geworden  ist),  bestreitet  die  Möglichkeit  einer 
theologischen  Auslegung  und  zeigt  sodann ,  warum  die  einzelnen 
Confessionen  nicht  zu  einer  allgemeingültigen  Hermeneutik  gelangen 
konnten.  Der  zweite  Haupttheil  giebt  einen  sehr  beachtenswerthen 
Abriss  der  Geschichte  der  Auslegung  vom  apostolischen  Zeitalter 
bis  auf  Nicolaus  von  Lyra.  Dem  Gebiete  der  Kritik  gehört  die 
Habilitationsschrift  von  König  29)  an.  Der  Verfasser  offenbart  auch 
hier,  wie  in  der  bekannten  Dissertation  über  „Gedanke,  Laut  und 
Accent  als  die  drei  Factoren  der  hebr.  Sprachbildung"  seine  Be- 
gabung für  penible  Detailforschung.  Der  an  Gen.  1 — 11  voll- 
zogene Nachweis,  dass  die  Analyse  der  Sprachgestalt  sichere  kritische 
Resultate  (im  gegebenen  Falle  die  zeitliche  Priorität  der  Quelle 
I  vor  Q)  zu  begründen  vermöge,  dürfte  schwer  zu  erschüttern 
sein.      Als    eines    Curiosums    gedenken    wir   noch    eines  Aufsatzes 


27)  H .  Neteler.  Orundzüge  der  hebr.  Metrik  der  Psalmen.  Münster  1879. 
24  pp.  8.  M.  0.50.  —  Vgl.  Smend  ThLZ.  1880,  No.  23 ;  B.  Schäfer  Lit. 
Handweiser   1881,  No.   .'!. 

28)  Adalbert  Merx.  Eine  Kedo  vom  Auslegen  insbesondere  des  Alton 
Testaments.  Halle  a.  S.  1879.  75  pp.  8.  M.  1.60.  —  Vgl.  Nestle  ThLZ.  1879, 
No.  17;  Stech  Prot.  KZ.  1879,  No.  29;  7/.  ./.  JlüUzmanii,  Ztschr.  f.  wissonsch. 
Theol.  1881,  II.  2;  Ae.  7.  Juni  1879;  A.  Kuenen  Theol.  Tijdsehr.  Nov.  1879; 
./.  /'.  Valeton  Studien  VI,  1,  p.  50-75;  HC.  1879,  No.  24;  H.  Vullhumirr 
Kev.  de  theol.  et  de  philos.   Sept.  1879. 

29)  Fiilr.  Ed.  König.  Do  criticao  sacrae  argumento  o  linguao  legibus 
repetito.  Ratione  ducta  maxime  Geneseos  eapp.  1-11  «'jus  historiam,  naturam, 
vim  examinavit.  Lipsiae  1879.  62  pp.  8.  M  2.  —  Vgl.  //.  StraeJc  ThLZ, 
1879,  No.   19. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  97 

von  de  Chai-encey30),  der  den  Schlüssel  zu  den  Stammeslisten  im 
Buche  Numeri,  wie  zur  Erklärung  der  Daniel'schen  Weltreiche 
und  des  Traumes  Nebukadnezar's  in  einer  geheimnissvollen  Farben- 
symbolik erblickt,  Referent  hat  davon  in  der  That  den  Eindruck 
gehabt,  dass  es  einen  Tiefsinn  giebt,  ob  dessen  es  dem  Leser  grün 
und  blau  vor  den  Augen  werden  kann. 

Von  grösseren  Darstellungen  der  Einleitungswissen  - 
schaft  ist  ausser  der  Fortsetzung  von  Ubaldi's31)  introductio 
(vgl.  Bericht  über  1877,  No.  38),  neben  welcher  gleich  der  an- 
spruchslose Abriss  eines  anderen  Katholiken,  Neteler 32),  genannt 
sein  mag,  besonders  die  Literaturgeschichte  des  A.  T.  von  Revel33) 
zu  erwähnen,  welche  die  literargeschichtlichen  Resultate  der  deutschen 
und  französichen  Bibelforschung  {Keil,  Delitzsch ,  Lange,  Bleeh, 
Beuss,  Lenormant)  dem  weiteren  Kreise  der  Gebildeten  in  Italien 
zugänglich  zu  machen  sucht.  Einzelne  Fragen  der  biblischen  Ein- 
leitung behandeln  Biehell3i).  Nestle3'0),  welcher  in  Lands  Anecdota 
Syriaca  III,  11  für  D^ETNi  vielmehr  D^ü'^TSN  (Ebionites,  als  Bei- 
name des  Symmachus)  lesen  will ;  Ziegler  36),  dessen  tüchtige  Arbeit 
nur  wegen  der  Annahme  zahlreicher  selbständiger  Versionen  vor 
Hieronymus  beanstandet  worden  ist;  endlich  Niepce31)  und  De- 
lisle38).    Beider  Arbeiten   beziehen    sich    auf   einen  merkwürdigen 


30)  H.  de  Charencey .  Fragments  sur  la  symbolique  hebraique :  Eev.  de 
linguistiquo,  T.  XII  (Apr.   1879),  fasc.   2,  p.   164-193. 

31)  U.  Ubaldi.  Introductio  in  sacram  scripturam  ad  usum  scholarum  pontif. 
seminarii  romani  et  collegii  Urbani.  Vol.  II :  Introductio  critica,  pars  II.  llomae 
1879.     644  pp.     8.     L.  7.50.  —  Vgl.  Dublin  Keview  Juli   1879. 

32)  B.  Neteler.  Abriss  der  alttestam.  Literaturgeschiente.  Münster  1879. 
II,  80  pp.     8.     M.  2. 

33)  Alberto  Revel  Storia  letteraria  dell'  Antico  Testamente.  Libri  quattro. 
Poggibonsi  1879.  VIII,  621  pp.  8.  L.  7.50.  —  Vgl.  E.  Nestle  ThLZ.  1880, 
No.   21;  Nuova  Antol.  XXV,   733. 

34)  Bickell.  Die  Lucianische  Septuagintabearbeitung  nachgewiesen:  Ztschr. 
f.  kath.  Theol.  III,  2,  p.   407-409. 

35)  E.  Nestle.  Ein  griechischer  Bibelübersetzer  ö^Ü^NS  neben  Aquila, 
Symmachus  und  Theodotion'?:   Theol.  Stud.   u.   Krit.    1879,   4.  p.   733 fg. 

36)  L.  Ziegler.  Die  lateinischen  Bibelübersetzungen  vor  Hieronymus  und 
die  Itala  des  Augustinus.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  heil.  Schrift.  München 
1879.  VIII,  135  pp.  4.  M.  15.  —  Vgl.  O.  v.  Gebhardt  ThLZ.  1879,  No.  4; 
F.  Kaulen  LR.  1879,  No.  1;  HR.  LCB.  1879,  No.  5;  FG.  Hist.-polit.  Bl. 
1879,  H.  6,  p.  473-480;  Allg.  ev.-luth.  KZ.  1879,  No.  13;  Seifenberger  Ztschr. 
f  kath.  Theol.  III,  527-538;  Athen.  18.  Jan.  1879;  J.  Wordsworth  Ac.  26.  Apr. 
1879;  Dublin  Keview  Oct.   1879. 

37)  Leopold  Niepce.  Les  manuscrits  de  Lyon  et  memoire  sur  Tun  de 
ces  manuscrits,  le  Pentateuque  du  VI1'  siecle.  Accompagne  de  deux  fac-simile 
par  L.  Delisle.  Lyon  1879.  XV,  190  pp.  8.  —  Vgl.  O.  F.  Fritzsche 
Ztschr.  f.  wissensch.  Theol.   1880,   3,  p.   379  ff. 

38)  Leopold  Delisle.  Notice  sur  un  manuscrit  de  Lyon  renfermant  une 
ancienne  version  latine  inedite  de  trois  livres  du  Pentateuque :  Biblioth.  de 
l'ecole  des  chartes,  tome  XXXIX,  5  et  6,  p.  421-431.  Paris  1879.  Avec  deux 
planches.     Vgl.  E.  R.  LC.   1879,  No.  24. 

Jahresbericht  1879.  7 


98       Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

Uncialcodex  aus  dem  6.  Jahrb. ,  welcher  eine  lateinische  Version 
des  Pentateuch  aus  der  altgallicanischen  Periode  (vor  Hieronynius) 
enthält.  Davon  befinden  sich  in  Lyon  noch  64  Blätter  und  zwar 
in  einem  Bedacodex,  der  zwischen  841  und  852  dem  Dom  zu 
Lyon  geschenkt  worden  war.  Daraus  wurde  1847  fast  der  ganze 
Leviticus  und  Numeri  von  dem  Italiener  Libri  gestohlen  und  an 
Lord  ÄsTtburnharn  verkauft,  1868  in  London  edirt  und  neuestens 
nach  Entdeckung  der  Fundstätte  an  den  rechtmässigen  Besitzer 
zurückgegeben.  Delisle  erhärtet  die  hohe  Wichtigkeit  des  Codex 
für  Kritik  und  Sprachgeschichte  durch  die  Mittheilung  zahlreicher 
Fragmente  aus  Gen.  Exod.  Deuter.;  das  Ganze  soll  seiner  Zeil 
von  Ulysse  Robert  edirt  werden.  Auf  die  Geschichte  der 
Bibelauslegung  und  Bibelkritik  beziehen  sich  zwei  Ar- 
beiten von  Berge r 39  40),  deren  erste  neben  interessanten  Notizen 
über  die  Bibelpreise  und  das  Bibelstudium  im  Mittelalter  in  der 
Hauptsache  die  Geschichte  der  Lehre  von  der  Bibel  im  16.  Jahrb. 
darstellt,  während  die  zweite  einen  speciellen  Ausschnitt  aus  der 
Geschichte  der  Schriftforschung  mit  anerkennenswerther  Gründlich- 
keit behandelt.  Den  Lebensgang  und  die  Bedeutung  des  grossen 
Hebraisten  Job.  Bu.rtorf  des  Aelteren  schildert  Kaufzsehir)  nach 
zum  Theil  bisher  unbekanntem  Material  aus  den  Basler  Archiven. 
Eine  in  vieler  Hinsicht  instructive  Darstellung  des  Streits  der 
Buxtorfe  mit  Cappellus  bietet  die  sorgfältig  und  gründlich  ge- 
arbeitete Broschüre  von  Schnedennann**). 

Unter  den  ency  cl  o  pädis  ch  e  n  Hülfsmitteln   für   das 


39)  Samuel  Berger.  La  Bible  au  seizifcmo  siecle.  Etüde  sur  les  origines 
de  la  critique  biblique.  Paris  1S79.  VIII,  179  pp.  8.  M.  3.84.  —  Vgl. 
C.  R.  Gregory  ThLZ  1879,  No.  21;  Allg.  ev.-luth.  KZ.  1879,  lit.  Beil.  zu 
No.  26;  LC.  1880  No.  5;  Cheyne  Ac.  21.  Febr.  1880;  Church  Quarterly  Rev., 
Juli  1880;  A.  Kuenen  Theol.  Tijdschr.  Nov.  1879;  L.  Massebieau  Kev.  chre- 
tienne  1879,  No.  7,  p.  440-452;  P.  CJuqmis  Rev.  de  theol.  et  de  philos. 
März  1880. 

40)  Samuel  Berger.  De  glossariis  et  eompendiis  exegetieis  quibusilam 
medii  aevi  sive  de  libris  Ansileubi  Papiae  Hugotionis  Guill.  Britonis  de  Catho- 
licon  Mammotrecto  aliis  dissertatio  eritica.  Paris  1879.  56  pp.  8.  M.  1.92. 
—  Vgl.  C.  R.  Gregory  ThLZ.  1879,  No.  21;  LC.  1880,  No.  2;  A.  Kuenen 
Theol.  Tijdschr.  Nov.   1879;  P.  CJuqmis  Rev.  de  theol.  et  de  philos.  März  1880. 

41)  E.  Kautzach.  Johannes  Buxtorf  der  Aeltere.  Basel  1879.  45  pp. 
8.  M.  1.  (Rectoratsrede.)  —  Vgl.  E.  Engelhardt  Bew.  d.  Gl.  Apr.  1880; 
E.  Nestle  LC.  1880,  No.  19;  H.  Strack  ThLZ.  1880,  No.  16;  H.  Yullleu- 
mier  Rev.  de  theol.  et  de  philos.  Febr.   1880. 

42)  Georg  Sei  nieder  mann.  Die  Controverse  des  Ludovicus  Cappellus 
mit  den  Buxtorfen  über  das  Alter  der  hehr.  Punktation.  Ein  Beitrag  zu  der 
Geschichte  des  Studiums  der  hebr.  Sprache.     Leipzig  1879.    68  pp.    8.    M.  L60. 

-  Vgl.  IL  Strack  ThLZ.  1879,  No.  6:  C.  Siegfried  Ztschr.  f.  wissensch. 
Theol.  XXIII,  H.  2;  LCB.  1879,  No.  22;'  J.  Dererthourg  RC.  1879.  No.  25 
(vgl.  über  dieso  Rec.  S.  79  No.  10;  S.  92  No.  5;  S.  124  N>.  ">(M;  //.  Vailleu- 
mier   Revue  de  theol.   et  de  philos    Mar/.    1879. 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  Israels.  99 

Bibelstudium  ist  die  zweite  Auflage  der  Herzog-Plitt'schen*3) 
Realencyclopädie  im  Berichtjahr  um  zwei  Bände  gewachsen;  aus 
Band  IV  heben  wir  hervor  die  Artikel  Edom  von  Bau&issin, 
Einleitung  ins  A.  T.  von  Köhler,  Elia,  Elisa,  Ezechiel  von  Orelli, 
Esra  und  Nehemia  von  Nägelsbach ,  Feste  von  Delitzsch;  aus 
Band  V  die  Artikel:  Geld  bei  den  Hebräern  von  Rüetschi,  Haba- 
kuk  von  Volk,  Hadad-Rimmon,  Haine  von  Baudissm,  Haggai  von 
Delitzsch.  Das  Handwörterbuch  von  Riehm*4)  schritt  mit  der 
12.  Lieferung  bis  zum  Art.  „Paulus"  von  Bey schlag  vor;  von 
grösseren  Artikeln  nennen  wir  aus  der  11.  und  12.  Lieferung: 
Medien,  Ninive  von  Schröder,  Moses  von  Diestel,  Musik  von  Riehm, 
Opfer  von  Delitzsch,  Palästina  von  Mühlau.  Von  der  Encyclo- 
paedia  Britannica45),  welche  auch  bibbsche  Artikel  enthält  und 
neuerdings  bei  Gelegenheit  des  Robertson  Smith'schen  Handels  viel 
genannt  worden  ist,  erschien  1879  Vol.  IX  und  X.  Das  biblische 
Handwörterbuch  der  beiden  Conder46)  lässt  in  Bezug  auf  philo- 
logische Kenntnisse,  historische  Kritik  und  Bekanntschaft  mit  den 
wirklichen  Resultaten  der  ausländischen  Forschung  zu  vieles  zu 
wünschen  übrig,  um  sich  mit  den  verwandten  deutschen  Werken, 
wie  z.  B.  Riehm's  Handwörterbuch,  auch  nur  annähernd  vergleichen 
zu  können.  Die  im  Bericht  über  1877  unter  No.  55  erwähnte 
New-Yorker  Cyclopaedia47)  wird  nach  dem  Tode  Mc.  Clintock's 
von  den  Methodisten  Strong  und  Stury,  Lehrern  am  Drew-Prediger- 
Seminar,  fortgeführt;  die  zahlreichen  Mitarbeiter  gehören  jedoch 
den  verschiedensten  evangelischen  Denominationen  an.  Das  uns 
vorliegende  Register  des  8.  Bandes  zählt  weit  über  2000  Artikel 
auf.  Einzelne  Proben  von  solchen,  die  wir  einem  Mitarbeiter, 
Rev.  Pick  in  Rochester,  verdanken,  erwecken  trotz  ihrer  sehr 
knappen  Fassung  ein  günstiges  Vorurtheil  für  das  ganze  Unter- 
nehmen; insbesondere  sind  die  modernen  Bibelversionen  in  weitestem 
Umfang  berücksichtigt.  Von  der  französischen  Encyclopedie  Lichten- 


43)  Real-Encyclopaedie  für  protest.  Theologie  und  Kirche.  2.  Aufl.  Herausg. 
von  J.  J.  Herzog  und  G.  L.  Plitt.  Bd.  IV  (Eadmer  bis  Geissler).  Bd.  V 
(Geist  bis  Herder).  Leipzig  1879.  SOG  u.  800  pp.  8.  h  M.  10.  —  Vgl.  zu 
Bd.  1-VI  H.  J.  Holtzmann  ffistor.  Ztschr.   1881,  No.  2;  Athen.  2 C.  Juni  1880. 

44)  Handwörterbuch  des  Biblischen  Alterthunas  für  gebildete  Bibelleser. 
Herausg.  von  Eduard  C  Aug.  Riehm.  11.  u.  12.  Lieferung  (p.  961-1152) 
ä  M.  LG0.  Bielefeld  u.  Leipzig  1879.  8.  —  Vgl.  zu  Lief.  1-12:  C.Siegfried 
Prot.  KZ.   1880,  No.  5. 

45.)  Encyclopaedia  Britannica.  A  dictionary  of  arts,  sciences  and  gcneral 
literature.  Ninth  editiou.  Vol.  IX  (Falaba-Pyzabad).  Vol.  X  (G-Götz).  Edin- 
burgh  1879.     Je  856  pp.     4. 

46)  F.  R.  and  C  R.  Conder.  Hand-Book  to  the  Bible,  being  a  guido 
to  the  holy  scriptures,  derived  from  ancient  monuments  and  modern  explanation. 
London  1879.  456  pp.  8.  —  7s.  6d.  —  Vgl.  Saturd.  Rev.  9.  Nov.  1879;  Athen. 
24.  Jan.   1880. 

47)  Cyclopaedia  of  Biblical,  Theological  and  Ecclesiastical  Literature.  Vol. 
VI11  (Petachia-Rezon).     New  York   1879.      1086  pp.     8.     doli.  5. 

7* 


100     Kautzsch,  Hebräische  Sprachhunde,  alttestameiitliche  Exegese 

bergers  (vgl.  Bericht  über  1878,  No.  42)    erschien  im  Berichtjahr 
der  4.  und  5.  Band. 

Unter  den  exegetischen  und  kritis  chen  Leistungen 
zu  einzelnen  Büchern  des  A.  Test,  eröffnet  würdig  den  Reigen  der 
dritte  Theil  des  französischen  Bibelwerkes  von  Reuss 48).  Aus 
der  eingehenden  und  fesselnden  Einleitung  zur  Kritik  des  Hexa- 
teuchs  (p.  1-271  des  ersten  Bandes)  erfahren  wir,  dass  Reuss 
bereits  1833  in  den  für  seine  Zuhörer  bestimmten  Thesen  die 
Priorität  des  Ezechiel  vor  dem  Priestercodex  behauptete.  Somit 
ist  Reuss  als  der  eigentliche  Urheber  der  gewöhnlich  nach  seinem 
Schüler  Graf  benannten  Hypothese  zu  betrachten.  Die  der  Ueber- 
setzung  des  Hexateuch  beigegebenen  Anmerkungen  enthalten,  ob- 
schon  zunächst  für  Laien  bestimmt,  so  viele  neue  Fingerzeige  und 
Anregungen,  dass  auch  der  Exeget  von  Fach  noch  manches  aus 
ihnen  lernen  kann.  Dagegen  hat  das  Werk  von  Pop2)eri9),  das 
zwar  nicht  dem  Titel,  wohl  aber  dem  Inhalte  nach  hierher  gehört. 
die  von  manchen  gehegten  Erwartungen  gründlich  getäuscht.  Sind 
uns  auch  die  Umdeutungen  der  Patriarch  engeschichte  in  reine 
Mythologie  nicht  neues  mehr,  so  überbietet  doch  Popper  seine 
Vorgänger  auf  diesem  Gebiet  noch  um  ein  Beträchtliches  in  schauder- 
haften Etymologien  und  in  dem  aller  Methode  baaren  Zusammen- 
brauen der  tollsten  Einfälle;  seiner  Zersetzung  der  israelitischen 
Geschichte  fällt  auch  die  geschichtliche  Persönlichkeit  Mose's,  Jo- 
sua's,  der  Richter  und  zum  Theil  sogar  Davids  zum  Opfer.  Von 
ausländischen  Arbeiten  wurde  die  vielgenannte  Hexateuchkritik  des 
Bischofs  Colenso60)  mit  dem  7.  Bande  abgeschlossen.  Die  im 
Bericht  von  1878  unter  No.  46  gemachten  Bemerkungen  sind  dahin 
zu  ergänzen,  dass  Colenso  seinen  ersten  Elohisten  unter  Samuel, 
den  zweiten  unter  David,  den  Jehovisten  unter  David  und  Salomo, 
den  Priestercodex  in  oder  nach  dem  Exil  ansetzt.  Die  Bedeutung 
des  ganzen  Werkes  dürfte  mehr  auf  den  kritischen  Einzelbeobach- 
tungen, als  auf  dem  Gesammtresultat  beruhen,  welches  in  der 
Hauptsache  auf  eine  ziemlich  mechanische  Wiederaufnahme  der 
Ergänzungshypothese  hinauskommt.  Gegen  Wellhausen's  Aufstel- 
lungen  über    den  Priestercodex  sind  die  Abhandlungen  von  Hoff- 


48)  Edouard  Reuss.  L'histoire  sainte  et  la  loi  (Pentateuque  et  Josue). 
2  Tomes.  Paris  1879.  T.  I:  452  pp.  T.  II:  416  pp.  8.  (A.  u.  d.  T. :  La 
Bible.  Traduction  nouvelle  avec  introductions  et  commentaires.  Ancien  Testa- 
ment. Troisieme  Partie).  —  Vgl.  Giesebrecht  ThLZ.  1880,  No.  8;  A.  Cour- 
voisier  Prot.  KZ.  1880,  No.  51. 

49)  Julius  Popper.  Der  Ursprung  des  Monotheismus.  Eine  historische 
Kritik  des  Hohr.  Alterthums,  insbes.  der  Offenbarungsgeschichte.  Kritik  der 
Patriarchongcschiehtc.  Berlin  1879.  XI,  456  pp.  8.  M.  10.  —  Vgl.  B.  Stade 
LCB.  1879,  No.  44;    Wellhausen  ThLZ.   1879,  No.  26. 

50)  J.  MV.  Colenso.  The  Pentateuch  and  Book  of  Joshua  critically  exa- 
mined.  Part  VII.  London  1879.  8.  —  24s.  —  Vgl.  Athen.  1.  Febr.  1879; 
Contemporary  Review  Sept.  1879;  Brit.  Quart,  liov.  Apr.  1,  1879,  530;  A. 
Kuenen  Theol.  Tijdschr.,  Nov.   1879. 

\ 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  Israels.  101 

mann51),  Block52)  und  Gerhard53)  gerichtet.  Dem  Greifswalder 
Kritiker  an  eindringendem  Scharfsinn  und  Verständniss  für  die 
eigentlichen  Probleme  zu  wenig  gewachsen,  gehen  die  erste  und 
dritte  dieser  Arbeiten  (die  zweite  ist  wesentlich  Referat)  von  dem 
Glauben  aus,  dass  durch  ein  mehr  oder  weniger  plausibles  Ab- 
handeln in  einzelnen  Punkten  die  Position  Wellhausens  überhaupt 
erschüttert  werden  könne.  Die  Apologie  der  Tradition  wird  jedoch 
erst  dann  Aussicht  auf  einen  theilweisen  Erfolg  haben,  wenn  sie 
sich  bequemt,  das  zweifellos  Stichhaltige  von  den  Resultaten  der 
neuesten  Pentateuchkritik ,  d.  h.  vor  allem  die  Priorität  des  Jeho- 
visten  und  in  der  Hauptsache  auch  Ezechiels  vor  dem  Priester- 
codex, zu  acceptiren.  So  lange  man  aber  z.  B.  in  der  Levitenfrage 
Ezech.  44  absolut  rathlos  gegenübersteht,  hat  man  kein  Recht  zur 
sittlichen  Entrüstung  über  den  Kritiker,  der  mit  der  Ansetzung 
dieses  Capitels  vor  Numeri  3  u.  s.  w.  das  Räthsel  in  überzeugender 
Weise  zu  lösen  vermag.  —  In  Bezug  auf  das  Josianische  Gesetz- 
buch macht  Lewinski5i)  gegen  Rabhinowicz  geltend,  dass  es  sich 
dabei  nicht  um  eine  einzelne  Urkunde,  etwa  einen  von  Jeremia 
verfassten  und  Josia  in  die  Hände  gespielten  Drohbrief,  sondern 
um  ein  Werk  Mose's  gehandelt  habe.  Dass  nach  der  Auffindung 
nicht  Jeremia,  sondern  Hulda  von  dem  Könige  befragt  wurde,  er- 
klärt Lewinshi  durch  die  Verlegung  des  Vorfalls  in  das  18.  Lebens- 
licht Regierungs-)Jahr  des  Josia. 

Auf  einzelne  Bücher  und  Stellen  des  Pentateuch 
beziehen  sich  Arbeiten  von  Oibson55),  Campbell  5*>)  und  einem 
Anonymus57),  welcher  die  Paradiesflüsse  Pison  und  Gichon  mit 
den  1878  von  Friedrich  Delitzsch  in  assyrischen  Topographien 
aufgefundenen  Kanälen  Pisan  und  Guchon  identificirt.  Ein  anderer 
Anonymus  58)  behandelt  Gen.  22;  in  Gen.  23,  14  conjicirt  Deutsch59) 
nach   den  LXX  Nb    für  ib   und   verbindet  ersteres  mit  dem  nach- 


51)  D.  Hoffmann.  Die  neueste  Hypothese  über  den  pentateuchischen 
Priestercodex:  Magazin  f.  d.  Wissensch.  d.  Judenth.  1879.  H.  I,  1-19;  II,  90-114. 
IV,  209-237. 

52)  J.  S.  Bloch.  Prof.  J.  Wellhausen  über  das  Alter  des  bibl.  Priester- 
gesetzbuches: Jüd.  LB.  1879,  No.  1,  p.  2;  No.  2,  p.  6-7;  No.  3,  p.  10-11; 
No.   15   und   16,  p.  59-61;  No.  41   und  42,  p.   163-165;  No.  52,  p.  206-208. 

53)  P.  Gerhard.  Ist  die  Stiftshütte  eine  tendenziöse  Fiction  der  nachexil. 
Zeit  od.   eine   mosaische  Institution V :  Bew.  d.  Gl.,  Okt.   1879,  p.    515-538. 

54)  D.  Leivinsky.  Das  unter  Josija  aufgefundene  "DD:  Jüd.  LB.  1879, 
No.  37. 

55)  J.  M.  Gibson.  The  ages  before  Moses:  a  series  of  lectures  on  the 
book  of  Genesis.     New  York   1879.     "258  pp.      12.     doli.   1.25. 

56)  M.    Campbell.     The  Story  of  Creation.     New  York  1879.     doli.  1.50. 

57)  Die  Lage  des  Gartens  Eden:  Jüd.   LB.   1879,  No.   38. 

58)  W.  Abrahams  Opfer:  Ergänzungsbl.  zur  Allg.  Ev.-Luth.  KZ.  1879, 
No.   17,  Sp.   302-306. 

59)  Immanuel  Deutsch.  Einige  exegetische  Analecten  zur  Genesis-Ueber- 
setzung  der  LXX:  Jüd.  LB.   1879,  No.   26,  p.    103. 


102     Kautzsch,  Hebräische,  SpracJikunde,  alüestamentliche  Exegese 

folgenden  *:"N;  auch  V.  13  sei  mit  den  LXX  ^b  für  ib  zu  lesen. 
Demselben  Capitel  gelten  die  durch  Deutsch  veranlassten  Bemer- 
kungen von  Fürst00).  Eine  Notiz  von  Nestle61)  bespricht  die 
Frage  eines  Zusammenhangs  zwischen  Deut.  34,  7  und  Gen.  6,  3, 
sowie  die  von  der  Bibel  abweichende  Tradition  über  eine  125jährige 
Lebensdauer  Mose's  bei  Trebellius  Pollio  (Vita  Claudii  Cap.  1)  und 
Gregorius  Barhebraeus.  —  Die  von  Schaff"  inaugurirte  englische 
Uebersetzung  von  Lange's  62)  Bibelwerk  schritt  im  Berichtjabre  bis 
zum  dritten  Bande  vor.  Eine  ganz  neue  Kritik  übt  Steinthal 6S) 
an  dem  Deuteronomium.  Dasselbe  sei  eine  Diaskeuase  aus  zahl- 
reichen einzelnen  Bestandtheilen,  wie  sie  unter  Lianasse  und  den 
letzten  jüdischen  Königen  in  Umlauf  gewesen  seien.  Aus  dieser 
„deuteronornischen  Literatur"  habe  irgend  ein  Redactor  gegen  Ende 
des  Exils  das  gegenwärtige  Buch  eomponirt,  indem  er  die  ursprüng- 
liche Anlage  der  Einzelschriften  beibehielt.  So  unterscheidet  Stein- 
thal in  Cap.  12  nicht  weniger  als  sieben,  in  28,  15 — 68  sechs 
Bestandteile.  Einen  Hexateuch  habe  es  nie  gegeben,  vielmehr  sei 
die  Redaction  des  jetzigen  Deuteronom  erst  zum  Behuf  seiner  An- 
fügung an  den  Tetrateuch  erfolgt.  Von  den  kritischen  Resultaten 
Sh  nifhal's  in  Betreff  der  erzählenden  Stücke  des  Deuteronom  wird 
im  nächstjährigen  Berichte  zu  reden  sein.  — ■  Gleichfalls  dem  Deute- 
ronom gelten  die  noch  unvollendeten  Untersuchungen  von  Valeton6*) 
und  eine  Miscelle  von  Hochstädte?-65),  nach  welcher  Deut.  23,  21 
nicht  von  Wucher,  sondern  nur  von  einem  bestimmten  Zins  die 
Rede  sein  soll. 

Vor  dem  Uebergang  zu  den  geschichtlichen  Büchern 
gedenken  wir  noch  eines  Werkes  von  Heilprin66),  welches  eine 
Uebersetzung  und  Kritik  aller  der  dichterischen  Stücke  bietet,  in 
denen  zugleich  geschichtliche  Aussagen  enthalten  sind.  Die  Kritik 
des  Verf.  schliesst  sich  im  Allgemeinen  an  Kuenen  an;  die  Texte 
sind  nach  der  Zeit  geordnet,  die  sie  behandeln  (Lied  des  Lemekh, 


60)  Fürst.  Bemerkungen  zu  Genes,  c.  23  :  Jüd.  LB.  1879,  No.  29,  p.  114-115. 

61)  E.  Nestle.  Die  menschliche  Lebensdauer  und  das  Alter  des  Moses: 
ZDMG.  XXXIII,  509  fg. 

62)  J.  P.  Lange.  Commentary  on  the  lloly  Scriptures,  edit.  by  P.  Schaff. 
The  Old  Test.  Vol.  3.  Numb.  and  Deut.  Translated  by  Rev.  A.  Gosmmni 
and  S-    T.  Lotvrw.     New  York  1879.     VI,  192,  172  pp.     8.     doli.  5. 

63)  H.  Steinthal.  Das  fünfte  Buch  Mose.  Ein  Beitrag  zur  epischen 
Frage:   Ztschr.  für  Völkerpsychologie  und  Sprachwiss.  XI,   1-28. 

64)  J.  J.  P.  Valeton.  Deuteronomium  I:  Studien  V,  2,  p.  169-206;  II: 
ibid.  V,  3  en  4,  p.  291-313. 

65)  Hochstädter.  War  nach  dum  mosaischen  Gesetze  der  Wucher  gegen 
Nicht-Israeliten  je  erlaubt?:   Jüd.  LB.   1879,  No.  30,  p.  118. 

66)  Michael  Heäprm.  The  historical  Poetry  of  the  Ancient  Hebrews, 
translated  and  critically  examined.  Vol.  I.  New  York  1879.  243  pp.  8. 
doli.  2.  —  Vgl.  Bauäia&vn  ThLZ.  1879,  No.  25;  E.  N.  LCB.  1880,  No.  2; 
Ac.  6.  Sept.  1879;  C.  11.  'log  Amor.  Journ.  of  Philol.  I,  469;  The  Nation 
22.  Juli  1880. 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  Israels.  103 

Ps.  105  u.  s.  w.).  —  Von  Ai'beiten  über  das  Rieht  er  buch  sind 
die  Dissertationen  von  Doorninch 67)  und  Gessner66),  sowie  ein 
Aufsatz  von  Gautier69)  zu  erwähnen;  einzelne  Abschnitte  und 
Stellen  des  2.  Buch  Samuelis  behandeln  Köhler  7u)  (neben  Ps.  8) 
und  Fürst11);  letzterer  conjicirt  2.  Sam.  17,  3  wenig  plausibel  nbr; 
für  b^ij  und  wiederholt  zu  Num.  23,  10  die  längst  bekannte  Con- 
jeetur  1ED  "'731. 

Auf  dem  Gebiete  der  Prophetenerklärung  erwähnen  wir 
zuerst  den  beachtenswerthen  Versuch  von  Köstlüi12),  das  Ver- 
ständniss  der  beiden  grössten  Propheten  dem  Laien  durch  eine 
Vorfühining  ihrer  Hauptreden  in  chronologischer  Anordnung  zu  er- 
leichtem. Dabei  sind  der  fliessenden  und  im  Ganzen  wohlgelungenen 
Uebersetzung  jeweilen  die  nöthigen  geschichtlichen  Erläuterungen 
vorangeschickt.  Misslich  ist  nur,  dass  bei  diesem  Verfahren  auch 
solchen  Stücken  eine  feste  chronologische  Stellung  angewiesen 
werden  muss,  deren  Ansetzung  noch  durchaus  streitig  ist.  Von 
Delitzsch' 73)  Jesajacommentar  erschien  eine  dritte  „durchaus  über- 
arbeitete" Ausgabe  mit  den  hinlänglich  bekannten  Vorzügen  der 
beiden  ersten  Auflagen.  Die  seit  1869  erschienene  Literatur  über 
Jesaja  ist  eingehend  berücksichtigt ;  an  Stelle  der  fünf  werthvollen 
Excurse,  die  Wetzstein  der  2.  Auflage  beifügte  und  die  er  nach- 
mals in  erweiterter  Gestalt  zu  ediren  beabsichtigt,  sind  jetzt  zwei 
neue  Excurse  desselben  Verfassers  (über  FttJI  Jes.  11,  8,  sowie 
über  ybp  und  !T"I2£5i)  getreten.  Von  dem  Jesajacommentar  Nagels- 
baök's1*)  erschien  eine  englische  Uebersetzung  (vgl.  oben  No.  62); 
für    die    Geschichte    der    Exegese    ist    von  Interesse    die    treffliche 


67)  Adam  V.  Doorninch.  Bijdrage  tot  de  tekstkritiek  van  Richteren 
I-XVI.     Leiden   1879.     XII,   134  pp.     8.     (Inaug.-Dissert.) 

68)  Theod.  Gessner.  Das  Lied  der  Deborah,  erläutert  und  übersetzt. 
Quakenbrück   1879.     21   pp      4.     (Progr.  der  Realschule.) 

69)  L.  Gautier.  Abimelek,  Gaal  et  Zeboul.  Juges  IX,  22-49 :  Revue  de 
theol.  et  de  phil.  Nov.   1879,  p.   603-612. 

70)  K.  Kohler.  Two  ancient  Hebrew  songs  (2  Sain.  1,  19-27  und  Ps.  8): 
Hebraica,  Supplement  zum  Jewish  Messenger  April   1879. 

71)  Jul.  Fürst.  Ueber  2  Sam.  17,  3  und  Num.  23,  10:  Brüll's  Jahrbb. 
für  jüd.  Gesch.  u.  Liter.   1879,  H.   4. 

72)  Friedr.  Köstlin.  Jesaia  und  Jeremia.  Ihr  Leben  und  Wirken  aus 
ihren  Schriften  dargestellt.  Mit  einer  (lith.)  Karte  von  Südpalästina.  Berlin 
1879.  VIII.  184  pp.  8.  M.  3.  —  Vgl.  Hönes  Prot.  KZ.  1879,  No.  10; 
Diestel  ThLZ.  1879,  No.  10;    W.  Nowack  JLZ.  1879,  No.  23. 

73)  Franz  Delitzsch.  Biblischer  Commentar  über  den  Propheten  Jesaia. 
3.  durchaus  umgearb.  Ausgabe.  Mit  neuen  Beiträgen  von  H.  L.  Fleischer 
und  J.  G.  Wetzstein.  Leipzig  1879.  XXII,  720  pp.  8.  M.  14.  (A.  u.  d.  T.: 
Bibl.  Commentar  über  das  A.  T.  von  C.  F.  Keil  und  Fr.  Delitzsch.  Th.  III  V 
—  Vgl.  H.  Strack  LC.   1879,  No.  41;  B.  Stade  ThLZ.   1879,  No.  26. 

74)  C.  W.  E.  Nägelsbach.  The  Prophet  Isaiah.  Translated  by  S.  J. 
Lowrie  and  D.  Moore.  New  York  1879.  —  Vgl.  Church  Quarterl.  Rev.  Apr. 
1879;   New  Englander,  Mai   1879. 


104    Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

Nutt'sche  Ausgabe  der  Jesajaauslegung  des  Eleazar  von  Beaugenci75). 
Von  sonstigen  Bemühungen  um  Jesaja  sind  zu  erwähnen  ein  Auf- 
satz des  Katholiken  Knabenbauer10)  (vgl.  Bericht  über  1878,  No.  75), 
eine  Auslegung  des  ersten  Buches  von  Volf71)  und  ein  zweiter 
Aufsatz  von  iStuder  78)  (vgl.  Bericht  über  1877,  No.  5)  zur  Text- 
kritik. Danach  soll  Cap.  7  von  einem  Schüler  Jesaja's  herrühren, 
der  nach  treuer  Erinnerung,  aber  nicht  ohne  Ausschmückungen 
schrieb,  um  die  Sehergabe  des  Propheten  desto  heller  leuchten  zu 
lassen :  dazu  borgte  er  die  Einkleidung  aus  Cap.  8  und  substituirte 
der  Prophetin  die  "Alma.  Ein  zweiter  Aufsatz  von  Löhrld)  (vgl. 
Bericht  über  1878,  No.  73)  behauptet  engste  Zusammengehörigkeit 
von  Cap.  38.  39  mit  40—66;  in  Cap.  13.  14.  21  müsse,  da  das 
Buch  im  Allgemeinen  streng  chronologisch  geordnet  sei.  unter 
Babel  das  assyrische  Weltreich  verstanden  werden;  schon  34,  1 
erkenne  sich  Jesaja  als  eine  typische  Incarnation  des  Messias.  Das 
„Gesetz  der  Gliederung"  nach  der  Grundzahl  4  erinnert  lebhaft  an 
die  Zahlenspielereien  Ilengstenberg's.  Auf  Jes.  53  bezieht  sich 
eine  Studie  von  Mosel80),  auf  den  '•"  "2"  überhaupt  eine  Disser- 
tation von  Payot  81).  Zu  Hos.  3,  1.  4,  4.  18  Hegen  Bemerkungen 
von  Hermann**)  vor;  zu  Joel  ein  umfängliches  Werk  von  Merx*3). 


75)  Commentaries  on  the  Later  Prophets  by  R.  Eleazar  of  Beaugenci.  I.  Isaiah. 
Ed.  from  a  unique  Bodleian  MS.  with  a  Notice  on  Mediaeval  French  and  Spanish 
Exegesis  by  John  W.  Nutt.  London  1879.  XXX,  145  pp.  8.  (Mit  1  Tat", 
in  4.)  —  Vgl.  H.  Strack  LG  1879,  No.  39;  A".  Jiid.  LB.  1879,  87;  Stein- 
schneider HB.   1880,   1;  Ath.  31.  Mai   1879. 

76)  J.  Knabenbauer.  Plan  und  Gedankengang  des  Isaias:  Ztschr.  f.  kath. 
Theol.   1879,  3,  p.  449-472. 

77)  R.  Volf.  Profeten  Esaias'  Bog,  udlagt  til  Opbyggelse  for  Menigheden- 
1.  Del.     Kap.    1-12.     Schov.   1879.      140  pp.     8.      1  Kr.  50  Öre. 

78)  G.Studer.  Zur  Textkritik  des  Jesaia.  2.  Art.:  Das  Wechselverhältniss 
zwischen  Cap.  7   und  8:  Jahrbb.  f.  protest.  Theol.   1879,   1,  p.   63-94. 

79)  Löhr.  Zur  Frage  über  die  Echtheit  von  Jes.  40-66.  Heft  II.  Berlin 
1879.  74  pp.  Heft  HI.  1880.  51  pp.  8.  (II:  M.  1.25.  HI:  M.  1.)  —  Vgl. 
zu  H.  I-III:  ThLB.  1880,  No.  2  und  17;  zu  H.  II:  Ennelhardt  Beweis  des  GL, 
Mai   1880;  zu  H.  II  und   111:    //.    G  uthe  ThLZ.   1880,  No.   15. 

80)  A.  Mazel.     Esai'e  LIII.      Etüde  hermeneutique  II:    Kev.  theolog.  Apr. 

1879,  p.  342-362. 

81)  D.  Payot.  Le  serviteur  de  l'Eternel.  Lausanne  1877.  (Diss.)  — 
Vgl.    G.  Revue  de  theol.  et  de  philos.  März   1879,  p.   161-170. 

82)  T.  Hermann.  Exegetisch-kritische  Bemerkungen  zu  einigen  Stellen 
aus  Hosea:  Stud.  u.  Krit.   1879,  3,  p.  515-517. 

83)  Adalbert  Merx.  Die  Prophetie  des  Joel  und  ihre  Ausleger  von  den 
älteston  Zeiten  bis  zu  den  Reformatoren.  Eine  exegetisch-kritische  und  herme- 
neutisch-dogmengeschichÜiche  Studie.  Beigegeben  ist  der  äthiopische  Text  des 
Joel,  bearh.  von  Dr.  A.  DiUmann.  Halle  a.  S.  1879.  VIII,  458  pp.  8.  M.  10. 
—  Vgl  Baudissvn  ThLZ.  188(»,  No  3;  E.  Nestle  LCB  1880,  No.  10;  F. 
Köstlin  Prot.  KZ.  1880,  No.  36  u.  37;  M.  Mannheimer  Jüd.  LB.  1880,  No.  42; 
S.  Driver  Ac.  7.  Febr.  1880;  F.  B.  Preshyterian  Kev.  Jan.  1880;  A.  Kucnen 
Theol.  Tijdschr.  März  1880;    J.  F.  Valeton  Studien  VI,  2.  3,  p.  243-270;  RC. 

1880,  No.  7. 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  Israels.  105 

Dasselbe  enthält  in  seltsamer,  die  Benutzung  nicht  wenig  erschwe- 
render Anordnung  zuerst  Untersuchungen  über  das  Zeitalter  Joel's 
und  die  Grundlagen  für  die  sachliche  Erklärung,  dann  die  sach- 
liche Erklärung  selbst,  ferner  Text  und  Uebersetzung  mit  zahl- 
reichen textkritischen  Anmerkungen,  weitere  kritische  und  exege- 
tische Bemerkungen,  endlich  (p.  110-447!)  eine  Geschichte  der 
Auslegung,  in  deren  Labyrinthen  man  des  alten  Joel  nicht  selten 
ganz  vergisst.  Wir  lassen  hier  unerörtert,  ob  es  nicht  besser 
gewesen  wäre,  die  reichhaltigen  Mittheilungen  dieses  zweiten  Haupt- 
theiles  in  eine  Geschichte  der  alttestamentlichen  Hermeneutik  über- 
haupt zu  verarbeiten,  und  halten  uns  an  die  Aufstellungen  des 
ersten  Theiles.  Danach  ist  die  Prophetie  des  Joel  eigentlich  eine 
Apocalypse;  der  Prophet  versetzt  sich  in  das  Ende  der  Zeiten  und 
redet  zu  der  Generation ,  welche  das  Endgericht  erleben  wird ; 
demgemäss  seien  auch  die  Heuschrecken  zwar  als  wirkliche,  aber 
nicht  als  historische,  sondern  als  „apocalyptische"  zu  betrachten. 
Der  Raum  verbietet  uns  hier  ein  näheres  Eingehen;  nur  so  viel 
glaubt  Referent  prophezeien  zu  dürfen,  dass  die  Aufstellungen  des 
Verf.  über  das  Zeitalter  mehr  Beachtung  finden  werden,  als  die 
Umsetzung  des  historischen  Hintergrunds  in  einen  apocalyptischen. 
Ueber  die  seltsam  betitelte  Schrift  von  Baum8i)  weiss  Referent 
nichts  Näheres.  Der  Zachaija-Commentar  von  Bredenkamp  85)  er- 
blickt die  vornehmste  Aufgabe  der  Prophetenauslegung  in  dem 
Nachweis  der  Erfüllung  des  Prophetenworts;  die  Authenticität  von 
9 — 14  wird  der  Tradition  zu  Liebe  festgehalten.  Der  Exegese  ist 
ein  redliches  Bemühen  um  den  Context,  minder  jedoch  die  nöthige 
Akribie  in  philologischer  Hinsicht  nachzurühmen.  Der  Commentar 
von  Wright86)  über  denselben  Propheten  verräth  eingehende  Ge- 
lehrsamkeit und  massvolles  Urtheil :  in  kritischer  Beziehung  steht 
der  Verf.  gleichfalls  auf  dem  Boden  des  strengsten  Conservativismus. 
Den  Propheten  folgen  die  Hagiographa.  Bezüglich  der 
Psalmen  versucht  Sinclair81),  die  originalen  Rhythmen,  z.  Th.  in 
Stanzen  und  ähnlichen  Formen,  in  der  autorisirten  englischen  Ueber- 


84)  J.  Baum.  Jona,  die  bibl.  Fischsage  und  der  israel.  Versöhnungstag. 
Ein  Bild  höherer  sittl.  Weltordnung.     Löbau   1879.     47   pp.      8.     M.  0.75. 

85)  C.  J.  Bredenhamp.  Der  Prophet  Sacharja  erklärt.  Erlangen  1870. 
IV,  212  pp.  8.  M.  3.  —  Vgl.  O.  Zöckler  Bew.  d.  Gl.,  Juli  1879;  Kloster- 
mann ThLZ.  1879,  No.  24;  Allg.  Ev.-luth.  KZ.  1879,  lit.  Beil.  zu  No.  26; 
B.  Stade  LCB.   1880,  No.  6;  Kautzsch  Deutsche  LZ.  1881,  No.  4. 

86)  Charles  Henry  Hamilton  Wright.  Zechariah  and  his  Prophecies, 
considered  in  Relation  to  Modern  Criticism ,  with  a  Critical  and  CJrammatical 
Commentary  and  New  Translation.  (Bampton  lectures  for  1878.)  London  1879. 
680  pp.  8  —  14s.  —  Vgl.  W.  E.  Addis  Dubl.  Rev.  1880  July ;  Athen.  12.  Apr. 
1879;  Church  Quart.  Review  Juli  1879;  Brit.  Quart.  Rev.  1879  July;  Contemp. 
Rev.   1880  Nov.;  A.  Kuenen  Theol.  Tijdschr.  Nov.   1879. 

87)  W.  Macdonald  Sinclair.  vThe  Psalms.  The  Authorized  Version  in 
the   Original  Rhythm.     London   1879.  —   Vgl.  Ac.  4.   Oct.   1879,  p.   244. 


106     Kautzsch,    lieh  rätselte  Sprach  Lun  de,  alttcstttmetdUche  Exegese 

Setzung  nachzubilden.  Der  erste  Band  der  Noten  von  Bnrness98) 
umfasst  Psalm  1 — 68  und  enthält  Bemerkungen  zu  den  schwieri- 
geren Stellen ;  der  Recensent  in  der  Acad.  vermisst  die  Bekannt- 
schaft des  Verfassers  mit  mehreren  der  besten  Exegeten.  Die 
Psalmenerklärungen  von  Revel*9)  geben  eine  italienische  Ueber- 
setzung  mit  kurzen  Erläuterungen  in  verständiger  Auswahl.  Die 
Aufsätze  von  Stier 90)  über  die  Tempelpsalmen  sind  durch  eine 
Arbeit  von  Graetz  (s.  Bericht  über  1878,  No.  91)  veranlasst.  Nach 
Stier  nahm  die  Auswahl  der  sieben  Wochentagspsalmen  nicht  auf 
den  Toratext,  sondern  auf  den  jeweiligen  Prophetenabschnitt  Rück- 
sicht. Ueber  die  Halleluja-  und  Hallel-Psalmen  schrieben  Graetz91) 
und  Ghotiner92).  Nach  ersterem  ist  Halleluja  immer  Aufforderung 
des  Liturgen  an  die  Gemeinde,  die  betreffenden  Psalmen  sind 
also  liturgische;  aus  liturgischen  Rücksichten  erkläre  sich  auch 
die  Trennung  z.  B.  von  Ps.  117  und  118,  von  135  und  136.  Das 
Festhallei  sei  im  Hinblick  auf  die  syrische  Drangsal  und  die  Tempel- 
erneuerung aus  älteren  Psalmen  und  Psalmenfragmenten  componirt 
worden ;  ein  drittes  Capitel  behandelt  die  Psalmen  des  grossen 
Hallel,  ein  viertes  die  übrigen  Halleluja-Psalmen.  Den  23.  Psalm 
erklärte  Bagot93),  den  100.  der  Abt  Wolter9*)]  den  Gedankengang 
des  122.  suchte  Gitidi95)  auf  Grund  von  Ewald's  und  ITupfelcPs 
Zeitbestimmung  klarer  zu  legen;  mit  den  Psalmenüberschriften  be- 
schäftigte sich  ein  Anonymus  96). 

Unter  einem  nicht  glücklich  gewählten  Titel  veröffentlichte 
der  unermüdliche  Lutherforscher  Eberle  91)  den  dritten  Band  eines 
aus  den  Werken  Luthers  gezogenen  Commentars  zu  den  poetischen 
Büchern  — -  ein  guter  Gedanke  in  sorgfältiger  und  trefflicher  Aus- 


88)  W.  R.  Burgess.  Notes,  chiefly  critical  and  philological,  on  the  Hebrew 
Psalms.     Vol.  I.     London   1879.    436  pp.     8.  —  9s.  —  Vgl.  Ac.   13.  Dec.   1879. 

89)  Alb.  Revel.  Esposizione  de'  Salmi  X1X-XLI :  Rivista  Cristiana  (Torino), 
Jan.,  Febr.,  Apr.  bis  Dec.  1879. 

90)  Joseph  Stier.     Die  Tempelpsalmen:    Jüd.  LB.   1879,  No.   19-23. 

91)  H.  Graetz.  Die  Halleluja-  und  Hallel-Psalmen:  Monatsschr.  f.  Gesch. 
u.  Wissensch.  d.  Judenth.  Mai   1879,  p.  193-215;   Juni.  p.  241-259. 

92)  A.  Chotiner.  Kritische  Beleuchtung  der  Hallel-Psalmen.  Hallo  1879. 
26   pp.     8.     (Inaug.-Diss.) 

93)  D.  Bagot.  The  Twenty-Third  Psalm:  a  Brief  Exposition ,  and  four 
Paraphrases  in  English  Verse.     London  1879.     24   pp.     8.  —   ls. 

94)  Maurus  Wolter.  Der  Psalm  100  erklärt.  Freiburg  i.  B.  1879.  20  pp. 
8.     M.  0.50. 

95)  Igii<i"io  (htidi.  II  Salmo  C'XXII.  (Estratto  dall'  Antologia  Israelitica 
di  Corfü,  fascicolo  9.  Settembre  1879.)  3  unpaginirte  Seiten  in  4.  —  Vgl.  ZDMG. 
XXXIV,   p.    XXI.   No.   3993. 

96)  The  Titles   of  the  Psalms:   Church   Quart.   Kcv.  Jan.    1879,   p.    370-392. 

97)  Luthers  Psalmen-Auslegung.  Ein  Commentar  zu  den  poot.  od.  Lehr- 
büchern d.  A  Test.  Aus  seinen  Werken  gesammelt  und  bearb.  von  C'h.  G. 
Eb&rle.  3.  Bd.  Die  Salomon.  Schriften:  H.  L.,  Pred.,  Spr.,  Hiob.  Stuttgart  1879. 
224   pp.     8.     M.  1.80. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  107 

führang.  Der  Mischlecommentar  des  Katholiken  Rohling9*)  über- 
rascht uns  im  Anschluss  an  den  „Beweis"  BtckelPs  (s.  o.  No.  25) 
mit  der  neuen  Entdeckung,  dass  die  (durchgängig  von  Salomo  her- 
rührenden) Sprüche  in  lauter  Siebenfüssern  abgefasst  seien.  Die 
grimmige  Abneigung  des  Verfassers  gegen  alles  Nichtkatholische, 
u.  a.  auch  gegen  Luther,  hat  doch  nicht  gehindert,  dass  der  Mischle- 
commentar des  Lutheraners  Delitzsch  offenbar  mit  grossem  Nutzen 
von  ihm  gelesen  worden  ist,  so  dass  man  unwillkürlich  an  das 
Urtheil  Brander's  über  die  Weine  der  Franzen  erinnert  wird.  Die 
zweite  Auflage  eines  Hiobcommentars  von  Thomas 90)  ist  mir  nicht 
zu  Gesicht  gekommen.  Die  Dissertation  von  Giesebrecht100)  ver- 
ficht in  eindringender,  wenn  auch  etwas  schwerfälliger  Darstellung 
die  Ursprünglichkeit  von  Hiob  Cap.  28  gegen  Wellhausen,  erblickt 
den  Wendepunkt  des  Gedichts  (von  27,  7  an)  in  dem  schmerzvollen 
Verzicht  auf  einen  Antheil  an  der  göttlichen  Weisheit  als  intellec- 
tuellem  Gut  und  lässt  die  eigentliche  Lösimg  des  Problems  für 
Hiob  erst  durch  die  Jahwe-Erscheinung  herbeigeführt  werden.  Den 
Elihureden  gilt  die  Preisschrift  von  Boelieke101).  Das  Buch  von 
Raabe  102)  über  Ruth  und  das  Hohelied  giebt  zuerst  auf  99  Seiten 
ein  Glossar  zu  beiden,  das  aus  lauter  Sanskrit  Wörtern  zusammen- 
gesetzt scheint,  dann  eine  Transcription  des  Textes  in  eine  Art 
Sanskrit,  endlich  eine  Uebersetzung,  die  wesentlich  auf  die  land- 
läufige hinauskommt.  Man  könnte  bei  dem  Ganzen  an  eine  Mysti- 
fikation denken,  wenn  nicht  der  Verf.  unterdess  auch  die  Klagelieder 
und  den  Prediger  nach  neuester  Kenntniss  der  Sprache  „behandelt" 
hätte.  Auch  damit  ist  es  dem  Verf.  sicherlich  Ernst,  dass  Salomo 
das  Hohelied  zu  seiner  eigenen  Beschämung  gedichtet  habe,  nach- 
dem er  durch  göttliche  Erleuchtung  die  Idee  einer  reinen  Jungfrau 
erfasst  hatte.  Wie  aber  der  Verf.  zu  seinen  philologischen  Orakeln 
gelangt  ist,  wird  wohl  für  Jedermann  ein  Räthsel  bleiben.  —  Der 


98)  August  Rohling.  Das  Salomonische  Spruchbuch.  Uebersetzt  und  er- 
klärt. Mit  Erlaubniss  der  Obern.  Mainz  1879.  XLIII,  415  pp.  8.  M.  7.  — 
Vgl.  G.  Bickell  Ztschr.  f.  kath.  Theol.  IV,  1 ;  Zschokke  Lit.  Rdsch.  1880, 
No.  5;  ThLB.  1880,  No.  10;  W.  Baudissin  ThLZ.  1880,  No.  12;  E.  Nestle 
LC.   1881,  No.  4. 

99)  D.  Thomas.  Problematica  mundi.  The  book  of  Job  practically  and 
exegetically  considered,  critically  revised,  with  introduction  by  S.  Davidson. 
2  ed.     London   1879  (?).     510  pp.     8.  —   10s.  6d. 

100)  Friedr.  Giesebrecht.  Der  Wendepunkt  des  Buches  Hiob.  Capitel 
27  und  28.  Berlin  1879.  48  pp.  8.  M.  1.  (Inaug.-Diss.)  —  Vgl.  E.  Kaatzsch 
ThLZ.   1879,  No.   20. 

101)  Mart  Boelieke.  Die  Elihu-Beden  nach  ihrem  Zusammenhange  mit 
dem  übrigen  Theil  des  Buches  Hiob  und  nach  ihrem  sprachlichen  Charakter. 
Halle   1879.     51   pp.     8.     (Gekrönte  Preisschrift.) 

102)  Andreas  Raabe.  Das  Buch  Ruth  und  das  Hoho  Lied  im  Urtext 
nach  neuester  Kenntniss  der  Sprache  behandelt,  übersetzt,  mit  Anmerkungen  und 
einem  Glossar  vorsehen.  Leipzig  1879.  157  pp.  8.  M.  4.50.  —  Vgl.  Kamp- 
liausen  ThLZ.  1879,  No.  26. 


108     Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentlicke  Exegese 

in  vieler  Hinsicht  nützliche  Commentar  von  Kämpf 10Z)  zum  Hohen- 
lied (vgl.  Bericht  über  1877,  No.  132)  erschien  in  zweiter  ver- 
besserter Auflage.  Die  elegant  ausgestattete  lateinische  Ueber- 
setzung  des  Hohenliedes  von  Kossowicz 104)  beabsichtigt  nur  das 
sprachliche  Verständniss  und  den  Einblick  in  die  dramatische  Glie- 
derung zu  fördern;  die  das  Sachliche  und  den  Context  betreffenden 
Bemerkungen  sind  meist  in  die  ziemlich  wörtliche  Uebersetzung 
eingestreut.  Mag  auch  die  Vertheilung  des  Textes  an  die  einzelnen 
Personen,  wie  bei  jedem  solchen  Versuche,  auf  sich  beruhen,  so 
kann  doch  die  Arbeit  als  ein  rasch  orientirendes  Compendium  em- 
pfohlen werden.  In  seinen  Aufsätzen  über  die  jüdischen  Erklärer 
des  Hohenliedes  im  Mittelalter  hat  sich  Salfeld105)  besonders  durch 
ein  Register  über  die  betr.  Exegeten  des  9. — 16.  Jahrh.  verdient 
gemacht.  Das  Buch  Esther  wird  von  Bloch106),  den  wir  hier 
zum  Bericht  von  1878  nachzutragen  haben,  für  eine  antihasmo- 
näische  Tendenzschrift  erklärt,  die  darauf  berechnet  gewesen  sei, 
die  Juden  von  Judas  Makkabi  (Haman!)  abzuziehen  und  zum  Ge- 
horsam gegen  die  seleucidische  Obrigkeit  zurückzuführen.  Gegen 
diese  kühne  Hypothese  macht  Hause 107)  den  Gesetzeseifer  des 
Verfassers  der  Megilla  geltend;  allerdings  sei  dieselbe  unter  Antio- 
chus  Epiphanes  aus  der  ursprünglichen  Urkunde  in  die  jetzige 
Gestalt  umgearbeitet  worden,  um  einen  Anstoss  bei  der  hellenisti- 
schen Partei  zu  vermeiden.  Das  Buch  von  Desprez 10S)  über 
Daniel  und  die  Offenbarung  Johannis  giebt  den  üblichen  Erklärungs- 
stoff mit  unbefangener  Kritik.  Von  einer  auf  Daniel  bezüglichen 
Schrift  von  Seiss 109)  weiss  ich  nur  den  Titel  mitzutheilen.  Die 
Frage  nach  der  ursprünglichen  Zusammengehörigkeit  von  Ezra  und 
Nehemia  mit  der  Chronik  erörtert  Nestle110). 


103)  S.  J.  Kämpf.  Das  Hohelied  aus  dem  hebräischen  Originaltext  ins 
Deutsche  übertragen,  wie  auch  sprachlich  und  sachlich  erläutert  und  mit  einer 
umfassenden  Einleitung  versehen.  2.  vermehrte  und  verbess.  Aufl.  Prag  1879 
L1V,   230  pp.     8. 

104)  Cajetanus  Kossowicz.  Canticum  canticorum.  Ex  hebraeo  convertit  et 
explicavit.     Petropoli   1870.     VIII,  58  pp.     8. 

105)  S.  Solfeld.  Das  Hohelied  bei  den  jüd.  Erklärerr  des  Mittelalters: 
Mag.  f.  d.  Wiss.  d.  Judenth.  1878,  p.  110-139.  141-178;  1879,  p.  1-48.  129-169. 
189-209  (A.  sep.  u.  d.  T. :  Das  H.  L.  Salomo's  b.  d.  jüd.  Erkl.  des  MA.  Nebst 
e  Anh.:  Erklärungsproben  aus  Hss.)  Berlin  1879.  Vlli,  180  pp.  8.  M.  4.  (Velinp. 
M   6.)  —  Vgl.  Nestle  LC.  1881,  No.  17;  HB.  1S79,  p.  101;  hier  p.  125,  No.  55. 

L06)  ./  S.  Bloch.  Hellenistische  Bestandteile  im  bibl.  Schriftthum.  Eine 
kritische  Untersuchung  über  Abfassung,  Charakter  und  Tendenzen,  sowio  die 
rrsadicn    ilrr   Kaiumisirung  des   Buches   Esther,      Leipzig    1878. 

lii7)   B  Harne.  Noch  einmal  das  Buch  Esther:  Jüd.  LB.  1879,  No.  tl,p.42fg. 

ins,  Philip  S.  Desprez.  Daniel  and  John:  or,  the  Apocalypse  of  tlio  Old 
and  thal  of  the  New  Testament.  Eondon  1879.  —  Vgl.  Ac.  7.  Juni  1879; 
Contemp.   Rev.   März   1880,  p.  523. 

L09)  ./  .1.  Sem.  Voices  from  Babylon  or  the  Rocords  of  Daniel  the 
Prophel      Philadelphia   ist:»      doli.  L.50. 

HO)  E.  Nestle.  Zur  Präge  aacb  der  urspr.  Einheit  der  Bücher  Chronik, 
Esra,   Xoh. :   Sind.   u.    Kritik.    1879,   3,   p.   517-521. 


vmd  biblische   Theologie,   Geschichte  Israels.  109 

Zu  der  Apokryphenforschung  hat  vor  allem  Kneueker111) 
durch  seine  überaus  gründliche  Bearbeitung  des  Baruchbuches  einen 
rühmenswerthen  Beitrag  geleistet.  Im  Anschluss  an  Hitzig  lässt 
Kneucher  das  Buch  nach  70  p.  Chr.  von  drei  Verfassern  und  zwar 
durchaus  hebräisch  gesehrieben  sein.  Zur  Begründung  dieser  Hypo- 
these sucht  er  auch  in  dem  zweiten  Theil  (3,  9  ff.),  welcher  von 
anderer  Hand  übersetzt  sei,  zahlreiche  Uebersetzungsfehler  zu  con- 
statiren.  Wie  in  diesem  Punkte  hat  ihn  wobl  auch  bei  der  Auf- 
spürung von  Anspielungen  an  den  vorausgesetzten  zeitgeschicht- 
lichen Hintergrund  sein  Scharfsinn  zu  weit  geführt.  Eine  Besprechung 
des  Kneucher 'sehen  Buches  von  Hilgenfeld112)  verdient  als  selb- 
ständige Erörterung  der  Baruchfrage  besondere  Erwähnung.  Ueber 
Nöldeke's  113J  Beurtheilung  der  Tobittexte  war  schon  im  Bericht 
von  1878  unter  No.  102  die  Rede.  Als  Tendenz  des  Tobitbuches 
betrachtet  Graetz114)  die  Empfehlung  der  Almosen,  der  legitimen 
Ehen  und  der  Bestattung  von  Märtyrerleichen.  Nach  demselben 
Gelehrten  wurde  Tobit  zwischen  139  und  141  v.  Chr.  in  Südjudäa 
und  zwar  ursprünglich  im  neuhebräischen  Dialekt  verfasst.  Die  Ge- 
schichtlichkeit des  zweiten  Makkabäerbuches  behandelte  Kasten115); 
Sinket'11*)  gab  einen  werthvollen  Appendix  zu  seiner  Ausgabe  der 
Patriarchentestamente  von  1869. 

Auf  dem  Gebiete  der  israelitischen  Geschichte  hat 
Bloch111)  die  Frage  nach  den  Quellen  des  Josepbus  durch  seine 
summarische  Erörterung  nur  wenig  gefördert;  das  fleissige  Lexicon 
Boettger's118)    zu    den    geographischen    Eigennamen    bei    Josepbus 


111)  J.  J.  Kneucher.  Das  Buch  Baruch.  Geschichte  und  Kritik.  Ueber- 
setzung  und  Erklärung  auf  Grund  des  wiederhergestellten  hebr.  Urtextes.  Mit 
einem  Anhang  über  den  pseudepigraphischen  Baruch.  Leipzig  1879.  XII,  361  pp. 
8.  M.  12.  —  Vgl  Schürer  ThLZ.  1879,  No.  14;  Allgem.  Ev.-luth.  KZ.  1879, 
liter.  Beil.  zu  No.   14;  H.  Stretch  LG.   1879,  No.  38. 

112)  A.  Hilgenfeld.  Das  Buch  Baruch  und  seine  neueste  Bearbeitung: 
Ztschr.  für  wissensch.  Theol.  XXII,  4,  p.  437-454. 

113)  Th.  Nöldehe.  Die  Texte  des  Buches  Tobit:  Monatsber.  der  kön. 
Akad.   d.  W.  zu  Berlin   20.  Jan.    1879,  p.  45-69. 

114)  H.  Graetz.  Das  Buch  Tobias  od.  Tobit,  seine  Ursprache,  seine  Ab- 
fassungszeit und  Tendenz  (Forts.):  Monatsschr.  f.  Geschichte  u.  Wissensch.  d. 
Judenth.   1879,  p.   145-163.  385-408.  433-455.  509-520. 

115)  E.  Kasten.  Der  histor.  Werth  des  zweiten  Buches  der  Makkabäer 
im   Vergleich  zum  ersten  Buche.     Stolp   1879.     24  pp.     4.     (Gymn.-Progr.) 

116)  R.  Sinker.  Testamenta  XII  Patriarcharum.  Appendix  containing  a 
collatiou  of  the  Roman  and  Patmos  MSS.  and  Bibliographieal  Notes.  Cambridge 
1879.  VIQ,  79  pp.  8.  —  5s.  —  Vgl.  Harnach  ThLZ.  1879,  No.  22;  Athen. 
23.  Aug.   1879. 

117)  Heinr.  Bloch.  Die  Quellen  des  Flavius  Josephus  in  seiner  Archäo- 
logie. Leipzig  1879.  X,  169  pp.  8.  M.  4.  —  Vgl.  E.  Schür  er  ThLZ.  1879, 
No.  24;  J.  v.  D.  LC.  1879,  No.  41;  D.  Kaufmann  Jüd.  LB.  1880,  No.  14.  15; 
Hausrath  Histor.  Ztschr.   1880,  H.   6;  Ac.   3.  Jan.   1880. 

118)  Gustav  Boettg er.  Topographisch-historisches  Lexicon  zu  den  Schriften 
des  Flavius  Josephus.  Compilatorisch  zusammengestellt  u.  herausgeg  Leipzig 
1879.  XIV,  286  pp.  8.  M.  8.  —  Vgl.  Schürer  ThLZ.  1879,  No.  23;  H.  Strack 
LCB.   1879,  No.  41 ;  Schanz  Theol.  Quartalschr.  62,  1. 


110     Kautzsch,   Hebräische  Sprachkamle,  aUtestamentliehe   Exegese 

würde  nach  der  richtigen  Bemerkung  Schüre/s  grösseren  Nutzen 
gestiftet  haben,  wenn  es  der  Verf.  in  Gestalt  einer  vollständigen 
Concordanz  der  betr.  Nomina  propria  gegeben  hätte. 

Die  Räthsel  der  biblischen  Chronologie  versucht  Schäfer119) 
auf  dem  nicht  ungewöhnlichen  Wege  zahlreicher  Textemendationen 
zu  lösen.  Da  die  ursprüngliche  Richtigkeit  der  chronologischen 
Angaben  in  der  Bibel  durch  deren  Inspiration  verbürgt  sei,  so 
können  Widersprüche  und  Unrichtigkeiten  erst  nachträglich  in  den 
Text  eingedrungen  sein.  Den  Zusammenhang  der  alttestamentlichen 
Chronologie  mit  der  Profangeschichte  behandelt  Neteler 120),  und, 
in  Beschränkung  auf  eine  specielle  Frage,  Lelievre121). 

Die  jüdische  Geschichte  und  Literatur  fand  in  Dariil  <  'kssi  I >-'-) 
einen  nicht  ungeschickten  Darsteller,  dem  wir  es  zu  gute  halten, 
dass  ihm  der  apologetische  Eifer  zu  Gunsten  der  Juden  keine  Zeit 
übrig  Hess,  etwas  von  dem  geistigen  Einfluss  des  Christenthums 
im  Mittelalter  zu  bemerken.  Von  dem  Handbuch  von  Hecht1'23) 
hat  der  neue  Herausgeber  fast  nur  den  Titel  beibehalten;  übrigens 
gehören  aus  demselben  nur  die  ersten  25  Seiten  hierher,  Avelche 
die  Geschichte  bis  70  n.  Chr.  behandeln  und  u.  a.  auch  die  von 
Ezra  und  Nehemia  begründete  grosse  Synagoge  aufmarschiren  lassen. 
In  den  späteren  Partien  scheint  der  Stoff  nicht  übel  ausgewählt. 
Der  erste  Theil  des  Werkes  von  Ledrain12*)  läuft  bei  ziemlich 
hochgehenden  Ansprüchen  auf  eine  biblische  Geschichte  mit  ge- 
lehrten Zuthaten  hinaus ;  die  letzteren  sind  ohne  Sichtung  und 
Kritik  überallher  vom  Nil  und  Euphrat,  aus  Phönicien  und  Deutsch- 
land zusammengerafft:  von  Quellenscheidung  im  A.  Test,  scheint 
der  Verf.  noch  nichts  gehört  zu  haben,  desto  mehr  aber  von  den 
mythologischen  Phantasien  über  die  Ethnographie  der  Genesis; 
viele  Räthsel  lösen  sich  ihm  durch  den  Verweis  auf  altüberlieferte 


119)  Vgl.  oben  p.   88.  No.   26. 

120)  Li.  Neteler.  Zusammenhang  der  alttestamentlichen  Zeitrechnung  mit 
der  Profangeschichte.     Münster   1879.     82  pp.      8.     M.  2. 

121)  J.  li.  Lelievre.  Do  l'origine  commune  de  la  Chronologie  cosmogonicjuo 
des  Chaldeens  et  des  dates  de  la  Genese  k  propos  dun  article  de  M.  Oppert: 
Etev.  des  questions  hi.storiques  Jan.   1879,  p.  197-201. 

122)  David  Cassel.  Lehrbuch  der  jüdischen  Geschichte  und  Literatur. 
Leipzig  IST'.*.  XI.  564  pp.  8.  M.  10.  —  Vgl.  Jüd.  LB.  1878,  No.  50.  51; 
//.  Strack  LC.  1879,  No.  1;  O.  Zöekler  Bew.  d.  Gl.  Jan.  1879;  Neue  Ev.  KZ. 
L879,  No.  G;  Asher  Bl.  f.  lit.  Unterh.  1879,  No.  9;  Steinschneider  HB.  1880.  i ; 
Wünsche  Archiv  f.   Litteraturgesch.  IX,  2;   H.  Oort  Theol.  Tijdschr.  Mai  1879. 

—  S.  auch   unten   S.    L27,   No.    72. 

123)  Eman.  Hecht.  Handbuch  der  Israelitischen  Geschichte  von  der  Zeit 
des  Bibel  •Abschlusses  bis  zur  Gegenwart  Für  Schäler  Jüd.  Lehranstalten, 
Böherer  Bürgerschulen  u.  Gymnasien,  für  Familien  u.  Schulbibliotheken.  Dritte 
gänzlich  umgearb.  Auflage  von  J\[.  Kayserling.  Leipzig  1879.  VI,  170  pp.  8. 
Bl  3,          Vgl    Tmm.  Deutsch  Jüd.  LB.  1880,  163,  —  S.  auch  unten  S.  127,  No.  7.i. 

124)  I..  Ledrain.  Bistoire  d'Israel.  Promiere  partie,  so  terminant  ä  la 
elnite  des  Omrides  <ss7  ans  avanl  J.-Chr.).  Avec  un  appendice  par  J.  Oppert. 
Paris   187'.«.     XII,  436  pp.     12.     fr.  2.50.  —  Vgl.  M.  Vernes  RC.  1880,  No.  25. 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  Israels.  W\ 

Aggada.  Der  Appendix  von  Oppert  (p.  411 — 434)  enthält  eine 
Uebersetzung  von  „fragments  de  cosmogonie  ehaldeenne".  Die 
israelitische  Geschichte  eines  nordamerikanischen  Anonymus  l25) 
scheint  nach  den  Proben,  die  mir  zu  Gesichte  gekommen  sind, 
einen  ganz  unberufenen  Dilettanten  zum  Verfasser  zu  haben.  In 
HerzfelcFs  126)  Handelsgeschichte  der  Juden  des  Alterthums  ist  der 
hierher  gehörige  Abschnitt  über  die  biblische  Zeit  weniger  gelungen, 
als  der  über  die  nachbiblische  Zeit,  weil  dem  Verf.  die  Bekannt- 
schaft mit  der  nichtjüdischen  Bibelforschung,  sowie  mit  den  Resul- 
taten der  Assyriologie  allzusehr  gebrach.  Ein  Thema  aus  der 
Patriarchengeschichte  behandelt  ein  italienischer  Anonymus127).  Die 
Enthüllungen  von  Lauth  l28)  über  ein  Mosesmonument  empfehlen 
sich  schon  durch  den  Titel  hinlänglich  einem  jeden,  der  noch  einigen 
Sinn  für  Humor  hat;  wem  der  Titel  noch  nicht  genügt,  der  lese 
auch  die  Vorrede,  in  welcher  Lauth  über  angebliche  Kritiklosig- 
keit und  Unwissenschaftlichkeit  seiner  Gegner  zu  Gericht  sitzt. 
Eine  andere  auf  Moses  bezügliche  Schrift  von  Curtiss  129)  ist  mir 
nur  dem  Titel  nach  bekannt.  Bezüglich  des  Wüstenzugs  der  Israe- 
liten plaidirt  ein  anonymer  englischer  Dilettant ' 30)  für  die  Identi- 
ficirung  des  Sinai  mit  dem  Berge  Hör  bei  Petra;  die  Sinaihalbinsel 
sei  von  den  Israeliten  überhaupt  nicht  betreten  worden.  Das  Reise- 
werk von  Bartlett  131)  ist  hier  wegen  seiner  Rücksichtnahme  auf 
Fragen  der  israelitischen  Geschichte  gleichfalls  zu  erwähnen.  Die 
Bereicherung  der  israelitischen  Geschichte  aus  den  assyrischen 
Denkmälern  hat  sich  auch  in  diesem  Jahre  Vigouroux  132)  angelegen 


125)  History  of  the  Israelites  and  Judaeans,  Philosophical  and  Critical. 
New- York    1879.     2  Vols.     XU,  386.    VI,  416  pp.      12.     doli.  3.50. 

126)  L.  Herzfeld.  Handelsgeschichte  der  Juden  des  Altertimms.  Aus 
den  Quellen  erforscht  und  zusammengestellt.  Braunschweig  1879.  VIII,  341  pp. 
8.  M.  6.  —  Vgl.  Kamphausen  ThLZ.  1879,  No.  11;  ThLB.  1880,  No.  19; 
M.  Grünwald  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch.  des  Judenth.  1879,  p.  239; 
Ac.  3.  Mai  1879;  Athen.  9.  Aug.  1879;  //.  Oort  Theol.  Tijdschr.  Mai  1879; 
Schäfer  Lit.  Rdsch.  1881,  No.  7. 

127)  La  dominazione  elamitica  ai  tempi  di  Abramo:  Civiltii  Cattolica  1879, 
p.   693-694. 

L28)  Franc.  Jos.  Lauth.  Moses-'Hosarsyphos-Sali  'Hus,  Levites-A'haron 
frater,  Ziphora-Debariah  conjux,  Miriam-Bellet  soror,  Elisheba-Elizebat  fratria. 
Ex  monumento  inferioris  Aegypti  per  ipsum  Mosen  abhinc  annos  MMMCD  dedi- 
cato  nunc  primum  in  lucem  protraxit  .  .  Cum  tabulis  II  (autogr.)  et  uno  photo- 
grammate.     Monachi   1879.     VI,  248  pp.;  autogr.  4.     M.  25. 

129)  S.  J.  Curtiss.  Ingersoll  and  Moses:  a  reply.  Chicago  1879.  118  pp. 
12.     doli.   1.25. 

130)  The  Hebrew  Migration  from  Egypt.  London  1879.  XI,  436  pp.  8. 
Mit  1  lithogr.  Karte.  —  Vgl.  W.  Baudissin  ThLZ.  1881,  No.  7;  H.  Oort 
Theol.  Tijdschr.  Mai   1880. 

131)  Ä.  C.  Bartlett.  From  Egypt  to  Palestine,  through  Sinai,  the  Wilder- 
aess  and  the  South  Country.  Observations  of  a  Journey  made  with  Special 
Iieference  to  the  History  of  the  Israelites;  with  Maps  and  lllustr.  New- York 
1879.  555  pp.  8.  doli.  3.50.  —  Vgl.  des  Verf.'s  Aufsatz  The  Exodus  of  Israel: 
North  Amer.  liev.  vol.  CXXXI,  26-43;   Merrill  Biblioth.  sacra  Juli   1879. 

132)  Vgl.  oben  S.  89,  No.  42. 


112     Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestaraentliche  Exegese 

sein  lassen  (vgl.  Bericht  über  1877,  No.  161;  1878,  No.  116).  Aus 
der  späteren  Zeit  behandelt  Graetz  133)  die  Geschichte  der,  besonders 
von  den  babylonischen  Juden  gegen  die  Palästinenser  geschleuderten 
Vorwürfe  in  Betreff  der  Mischehen,  sowie  die  wiederholten  Ver- 
suche zu  ihrer  Abstellung;  Gonder13*)  den  Aufstand  des  Judas 
Makkabaeus,  zugleich  mit  Rücksicht  auf  die  Topographie  jener 
Zeit.  In  die  Neutestament  liehe  Zeitgeschichte  treten 
wir  ein  mit  der  dritten  Auflage  des  hinlänglich  bekannten  Werkes 
von  Ifausrath  135),  einem  ähnlichen  Werke  von  Clodd130)  und  den 
neuen  Auflagen  zweier  rühmlich  bekannter  Broschüren  von  De- 
litzsch Vil~ 138).  Von  einem  in  neuer  Auflage  erschienenen  Werke 
von  Allen139)  weiss  ich  nicht  zu  sagen,  ob  es  mehr  geschichtlichen 
oder  archäologischen  Inhalts  sei. 

In  den  Bereich  der  Archäologie  gehören  Aufsätze  von 
Morgenstern liü),  Levy  141)  und  eine  gediegene  Abhandlung  des  nun- 
mehr verewigten  Diestel1*2).  Eine  verwandte  Arbeit  von  Bloch1*3), 
die  ursprünglich  als  Jahresbericht  der  Rabbinerschule  zu  Budapest 
für  1878  —  79  erschien,  enthält  eine  fleissige  Stoffsammlung  in  guter 
Anordnung;  nach  Bloch  tragen  die  bezüglichen  Gesetze  wesentlich 
den  Charakter  von  Präventivmassregeln,  durch  welche  der  Unkennt- 
niss  des  Gesetzes  vorgebeugt  werden  sollte.  Andere  archäologische 
Fragen  behandeln  die  Arbeiten  von  Lichtschein1**),    dem  Esseker 


133)  H.  Graetz.  Illegitime  Mischehen  in  Judäa  vor  u.  nach  dem  zweiten 
Untergang  des  jüdischen  Staates  u.  ihre  Folgen :  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss. 
des  Judenth.  Nov.    1879,  p.  481-508. 

134)  Claude  R.  Conder.  Judas  Maccabaeus  and  the  Jewish  War  of 
Independence.     London   1879.  —  Vgl.  Athen.   23.  Aug.   1879,  p.  237. 

135)  A.  Hausrath.  Neutestamentliche  Zeitgeschichte.  3.  Aufl.  1.  Theil: 
Die  Zeit  Jesu.     München   1879.     XVI,  515  pp.     8.     M.  10. 

136)  E.  Clodd.  Jesus  of  Nazareth,  embracing  a  Sketch  of  Jewish  Uistory 
to  the  Time  of  his  Birth.  London  1879.  386  pp.  12.  —  6s.  —  Vgl.  Picton 
Acad.   17.  Jan.   1880. 

137)  Franz  Delitzsch.  Jüdisches  Handwerkerleben  zur  Zeit  Jesu.  Nach 
den  ältesten  Quellen  geschildert.  3.  revidirte  Aufl.  Erlangen  1879.  83  pp. 
8.     M.  1.  —  Vgl.  Leivin  Jüd.  LB.   1879,  No.  27. 

138)  Franz  Delitzsch.  Jesus  und  Hillel.  Mit  Rücksicht  auf  Renan  und 
Geiger    verglichen.       3.    revidirte  Aufl.      Erlangen   1879.      40  pp.     8.     M.   0.60. 

—  Vgl.  LetL-in  Jüd.  LB.   1879,  No.  32   u.   33. 

139)  J.  H.  Allen.  Hebrew  Men  and  Times.  From  the  Patriarchs  to  tho 
Messiah.      New  and  revised  edition.     Boston   1879.     8.     doli.   1.50. 

140)  J.  Morgenstern.  Das  Justizwesen  bei  den  alten  Hebräern  :  Vossische 
Ztg.,    Sonutagsbeil.    No.   44-49.  —  Dagegen  Nathanson  Jüd.  LB.    1880,  S.   59. 

—  Vgl.   unten  S.   128  No.   83. 

1  1  1  i  J.  Levy.  La  jurisprudence  du  Pentateuque  et  du  Talmud.  Con- 
stantino   187  9.      51    pp.      8.  —   Vgl.  unten  S.    128  No.   82. 

142)  Ludw.  Diestel.  Die  religiösen  Delicte  im  israel.  Strafrecht:  Jahrbb. 
f.  prot.  Theol.   1879,  2,  p.  246-313. 

14.li  M.  Bloch.  Das  mosaisch-talmudische  Polizeirecht.  Budapest  1879. 
43  pp.  8.  M.  1.50.  —  Vgl.  H.  Oort  Theol.  Tijdschr.  Nov.  1880,  unds.  unten 
S.   128   No.  84. 

141;   Vgl.   unten   S.    128  No.   77. 


und  biblische   Theologie,  Geschichte  Israels.  H3 

Oberrabbiner  Spitzer1**),  von  Simonus),  in  dessen  Broschüre  der 
Hauptaccent  auf  die  nachbiblische  Zeit  fällt,  von  Wolf1*1)  und 
Stainer 148). 

Unter  den  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  biblischen  Theo- 
logie erwähnen  wir  primo  loco  die  Fortsetzung  des  ausgezeichneten 
Werkes  von  Zöchler  l49)  (vgl.  Bericht  über  1878,  No.  141).  Auch 
diese  zweite  Abtheilung  bietet  fast  noch  mehr,  als  der  vielver- 
heissende  Titel  in  Aussicht  stellt;  sie  war  an  dieser  Stelle  zu 
erwähnen,  weil  sie  zugleich  eine  vollständige  Geschichte  der  über 
Gen.  1  vorgetragenen  Ansichten  enthält.  Aus  den  unter  dem  Titel 
„La  Bible"  gesammelten  Aufsätzen  des  verstorbenen  de  Gasparin1*0), 
welche  einzeln  1850 — 71  erschienen,  kommen  hier  besonders  die 
Auseinandersetzungen  mit  Edmund  Scherer  über  die  Kritik  und 
den  Glauben  (Vol.  1)  in  Betracht.  Ein  Aufsatz  von  Arndt1*1) 
enthält  in  der  Hauptsache  ein  Referat  über  die  2.  Auflage  von 
Schultz'  alttestamentlicher  Theologie.  Der  Abhandlung  von  Smith1*2) 
über  die  Spuren  des  Thierdienstes  im  A.  T.  haben  wir  bereits  oben 
bei  der  Lexicographie  gedacht.  Einzelne  Partien  der  biblischen 
Theologie  behandeln  Sundelin153),    Hecker  x**)  (vgl.  Bericht  über 


145)  Sa/m.  Spitzer.  Das  Heer  und  Wehrgesetz  der  alten  Israeliten, 
Griechen  und  Römer  verglichen  mit  den  diesfälligeu  Bestimmungen  für  Oestor- 
reich-Ungarn.  Zweite  ganz  umgearbeitete  Ausgabe.  Vinkovce  1879.  110  pp. 
8.     (Huldigungsschr.  zur  silbernen  Hochzeit  des  Österreich.   Kaiserpaares.) 

146)  Vgl.  unten  S.   128,  No.  78. 

147)  E.  F.  H.  Wolf.  Gewijde  vrouwen  (JTlFpb  TJJN  3^:):  Studien 
V,  3  en  4,  p.  325-340. 

148)  J.  Stainer.  Music  of  the  Bible-,  with  an  Account  of  tho  Development 
of  Modern  Musical  Instruments  from  Ancient  Types.  London  1879.  192  pp. 
8.  —   2s.   6d. 

149)  O.  Zöchler.  Geschichte  der  Beziehungen  zwischen  Theologie  und 
Naturwissenschaft,  mit  besond.  Rücksicht  auf  Schöpfungsgeschichte.  2.  Abth. 
Von  Newton  und  Leibniz  bis  zur  Gegenwart.  Gütersloh  1879.  XII,  835  pp. 
8.  M.  15.  —  Vgl.  Neue  Ev.  KZ.  1879,  No.  4;  Scheidemacher  Lit.  Hdw. 
1879,  No.  4;  Diestel  ThLZ.  1879,  No.  9  sowie  Prot.  KZ.  1879,  No.  23-25  und 
AAZ.  1879,  Beil.  142-144;  Brachmann  Bew.  d.  Gl.  Apr.  1879;  Schanz  Lit. 
Rdsch.  1879,  No.  6  und  Theol.  Quartalschr.  61,  2;  Allg.  Ev.  luth.  KZ.  1879, 
Beil.  zu  No.  8;  A.  B.  LCB.  1879,  No.  31;  W.  Schmidt  Stud.  u.  Krit.  1880, 
3,  p.  564ff.;  C.  H.  van  Rhijn  Studien  V,  p.  383-400;  G.  v.  S.  Theol.  Tidskr. 
1879,  H.  4;  H.  Vuilleumier  Rev.  de  theol.  et  de  philos.  Juli  1879. 

150)  Le  comte  Agenor  de  Gasparin.  La  Bible.  2  Vols.  Paris  1879. 
349   u.  277   pp.      8.     a  fr.   1.25. 

151)  T.  Arndt.  Zur  alttestamentlichen  Theologie:  Protest.  KZ.  1879, 
No.  50  u.  51. 

152)  W.  Robertson  Smith.  Animal  Worship  and  Animal  Tribes  among 
tho  Arabs  and  in  the  Old  Testament:  Journal  of  Philology,  Vol.  IX,  p.   75-100. 

153)  R.  Sundelin.  Mosaismens  teologi  och  antropologi,  företrädosvis  ur 
etisk  synpunkt:  Theologisk  Tidskrift   1879,  6,  p.  381-417. 

154)  W.  Hecker.  Die  Israeliten  und  der  Monotheismus.  Aus  dem  Holland, 
übersetzt.  Leipzig  1879.  66  pp.  8.  M.  1.50.  —  Vgl.  Baudissin  ThLZ. 
1879,  No.   14;  Athen.   19.  Apr.   1879. 

Jahresbericht  1879.  8 


114     Kautzsch,    Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

1878,  No.  145),  Jacobs1™),  Mühlau™*),  Volcki5T),  7v?W158), 
dessen  Programm  die  geschichtlichen  Belege  zu  dem  Locus  de 
prophetia  in  der  katholischen  Dogmatik  enthält,  Adeney159),  der 
eine  Vereinigung  der  dogmatischen  und  geschichtlichen  Auffassung 
der  Propheten  dadurch  anstrebt,  dass  er  in  den  Schilderungen  des 
idealen  Gottesstaats  eine  hochpoetische  Färbung  zugesteht;  femer 
Gloag  16°),  dessen  sieben  zu  Glasgow  gehaltene  Vorträge  den  streng 
traditionellen,  durch  keinerlei  Kritik  behelligten  Standpunkt  ver- 
treten; Bfchoii  161),  dessen  Werk  mir  nicht  zu  Gesicht  gekommen, 
Gautier16-)  in  einem  frisch  und  elegant  geschriebenen  Aufsatz, 
und  Sabatier  163) ,  dessen  Monographie  über  den  hebr.  Begriff  des 
Geistes,  obschon  sie  dieses  Thema  nicht  völlig  erschöpft,  doch  eine 
besondere  Hervorhebung  verdient.  Gleichfalls  specielle  Fragen  be- 
handeln noch  G oodspeed  164) ,  Orawford 165) ,  Kosters166),  nach 
welchem  die  Cherubim  ursprünglich  als  Wesen  zur  Vertheidigung 
und  Beschirmung  göttlicher  Orte  und  Personen  gedacht,  später 
aber  unter  dem  Eintluss  von  Jes.  6  den  Seraphim  gleichgestellt 
wurden,  und  endlich  Gres167).  Die  Stellung  des  A.  T. ,  resp. 
der   altjüdischen    Theologie,    zum   Unsterbiichkeitsglauben    erörtert 


155)  J.  Jacobs.     The  God  of  Israel,  a  history:  Nineteenth  Century  Sept.  1879. 

156)  Ferdin.  Mühlau.  Die  Theokratie  in  Israel.  Dorpat  1879.  25  pp. 
4.    (Festrede  zur  Jahresfeier  der  Stiftung  der  Univers.    Dorpat  am  12.  Dec.  1878.) 

157)  W.  Volck.  Der  Messias  im  alten  Test.:  Mittheilungen  u.  Nachr.  f.  d. 
ev.  Kirche  in  Russl.   Sept.   1879,  p.  381-392. 

158)  Leo  Keel.  Die  Wirksamkeit  der  jüd.  Propheten.  II.  (Th.  I  er- 
schien 1876).  Maria  Einsiedeln  1879.  32  pp.  4.  fr.  2.  (Progr.  des  Bene- 
dictiuer-Stifts.) 

159)  Walter  F.  Adeney.  The  Hebrew  Utopia;  a  Study  of  Messianic 
Prophecy.  London  1879.  380  pp.  8.  —  6s.  —  Vgl.  A.  Kuenen  in  Theol. 
Tijdsehr.    1880,  p.   232fg. 

160)  Paston  James  Gloag.  The  Messianic  Prophecies:  being  the  Baird 
Lectures  for  1879.  Edinburgh.  370  pp.  8.  —  7s.  6d.  —  Vgl.  Ac.  7.  Juni  1879; 
C.  A.  Briggs  Presbyter.   Review  Jan.   1880. 

161)  L.  Richou.  Le  Messie  dans  les  livres  historiques  de  la  Bible  et 
Jesus-Christ  dans  les  Evangiles.  Introduction  a  l'histoire  de  l'eglise.  2  Vols. 
Paris    1879.      XI,    1108  pp.      12. 

162)  L.  Gautier.  De  la  lecture  des  prophetes:  Chretien  evangel.  1879. 
p.  497-512. 

163)  A.  Sabatier.  Memoire  sur  la  notion  hebraique  de  1'esprit.  L'Ange 
d'Astarte ,  etude  sur  la  seconde  inscription  d'Oum-el-Awamid  par  F.  -Berger. 
Paris    1879.     55   pp.     4.     fr.   4.    —    Vgl.    W.  Batidtisin  ThLZ    1880,  No.   16; 

T.  K.  Cheyne  Ac.  21.  Febr.  1880;  H.  Gort  Theol.  Tijdsehr.  Nov.  1879; 
C.  C'lermout  Ganneau  RC.  1880,  No.  2  und  die  Replik  von  A.  Sabotier 
RC.    1880,  No.   9.  —  Vgl.  unten  S.   133,  No.    15. 

164)  C.  Goodspeed.  The  Angel  of  Jehovah:  Biblioth.  Sacra  Oct.  1879, 
p.   593-615. 

L65)  ./.    Orawford.     The   Cherubim:   Bibl.  sacra  April    1879,  p.  225-247. 
106)    W.    11.    Kosters.      Do    Cherubim:    Theol.    Tijdschrift  Juli    und   Sept. 
1879,  p.  445-476. 

167)  •/    Gres.      Demönologia  judaica:    Revista  contemporanea  März   1879. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  U5 

Grübler  168)  in  einer  formell  und  exegetisch  sehr  tüchtigen,  kritisch 
unbefangenen  Abhandlung,  Teichrnann169)  in  einem  populär-wissen- 
schaftlichen Vortrag.  Die  Eschatologie  der  Apokryphen  untersucht 
Bisseil 17n).  Schliesslich  gedenke  ich  noch  der  Arbeiten  von 
BaissacUi)  und  Reelus11*),  von  denen  mir  nur  die  Titel  be- 
kannt sind. 

Dem  Grenzgebiet  zwischen  der  alttestamentlichen  und  der 
nachkanonisch-jüdischen,  resp.  neutestamentlichen  Wissenschaft  ge- 
hören an:  die  tüchtige  Arbeit  von  Ritter113),  welche  bei  Philo  das 
Handinhandgehen  der  allegorischen  Auslegung  mit  dem  Dringen 
auf  buchstäbliche  Gesetzeserfüllung  nachweist;  die  Dissertation  von 
Harnoch11*)  über  den  Philonischen  Logos  und  das  Buch  von 
GuillemardUb),  eine  erweiterte  und  in  vieler  Hinsicht  nützliche 
Umarbeitung  des  „Greek  Testament,  Hebraistic  Edition",  welches 
Cambridge  1875  von  demselben  Verfasser  erschien.  Die  von 
Herbst*16)  besorgte  Neuherausgabe  der  Matthäusversion  des  Schem- 
tob  ben  Schaphrut  wird  unten  besprochen  werden.  Den  Spuren 
des  A.  Test,  im  Johannisevangelium  ist  Thoma  m)  fleissig  nach- 
gegangen. 

Von  samaritanischen  Studien  ist  dem  Referenten  im  Be- 
richtsjahre nichts  zu  Gesicht  gekommen. 


168)  Paul  Gröbler.  Die  Ansichten  über  Unsterblichkeit  und  Auferstehung 
in  der  jüdischen  Literatur  der  beiden  letzten  Jahrhunderte  vor  Chr.:  Theol. 
Stud.  u.  Krit.   1879,  H.  4,  p.  651-700. 

169)  Teichrnann.  Die  christl.  Auferstehungsidee  in  ihrer  biblischen  Ent- 
wickelung:  Wissenschaftl.  Vorträge  über  relig.  Fragen.  3.  Sammlung.  Frankf. 
a.  M.   1879.     IV,  96  pp.     8.     M.   1.20. 

170)  E.  C.  Bissell.  Eschatology  of  the  Old  Testament.  Apocrypha: 
Biblioth.  sacra,  Apr.    1879,  p.   320-341. 

171)  J.  Baissac.  L'äge  de  Dien  (annus  Dei).  Etüde  sur  les  grandes 
periodes  cosmiques  et  l'origine  de  la  fete  de  Päques,  pour  faire  suite  aux  Ori- 
gines  de  la  religion,  du  memo  auteur.     Paris   1879.     XII,   164  pp.     8. 

172)  E.  Reclas.  La  cireoncision ,  sa  signitication :  Revue  internationale 
des  sciences   1879,  No.   3. 

173)  Vgl.  unten  S.   129,  No.  95. 

174)  Agathon  Hanioch.  De  Philonis  Judaei  Aoyw  inquisitio,  quam  in 
usum  theologorum  scripsit  .   .   .     liegiomouti    1879.     38  pp.     8.     M.    1. 

175)  William  Henry  Guillemard.  Hebraisms  in  the  Greek  New  Testa- 
ment. Exhibited  and  illustrated  by  Notes  and  Extracts  from  the  Sacred  Text. 
With  Speeimens  of  1)  the  Influence  of  the  Septuagint  on  its  Character  and 
Construction ;  2)  the  Deviations  in  it  from  Pure  Greek  Style.  Cambridge  187  9. 
VI,  XIU,  63,  120  pp.  8.  —  Vgl.  Schürer  in  ThLZ.  1880,  No.  22;  F.  Brown 
in  Presbyter.  Review  Jan.   1881. 

176)  Vgl.  S.   126,  No.   66. 

177)  Albr.  Thoma.  Das  Alte  Testament  im  Johannes-Evangelium :  Ztschr. 
für  wissensch.  Theol.   1879,  p.   18-76.   171-223.   273-312. 


8* 


116 


R  a  b  b  inic  a   u  n  d  J u  d  a i  c a. 

Von 
H.  L.  Strack. 

Vorbemerkung. 

In  den  „Grunds ätzen  für  die  Neugestaltung  des  Jahresberichts" 
(Ber.  f.  1877,  S.  XI)  ist  unter  II,  G.  5  für  die  Rubrik  „Rabbinica 
und  Judaica"  folgender  Inhalt  in  Aussicht  genommen:  „Geschichte 
der  Juden  vom  Aufstande  des  Barkochba  bis  zu  ihrer  Vertreibung 
aus  Spanien  und  Portugal.  Geschichte  der  jüdischen  Literatur  von 
den  Targumim  bis  eben  dahin.  Mittelalterliche  hebräische  In- 
schriften". Da  man  nun  bestreiten  kann  und  auch  bestritten  hat, 
dass  dies  alles  in  einen  „Wissenschaftlichen  Jahresbericht  über  die 
Morgenländischen  Studien"  gehöre,  da  aber  andererseits  eine  in 
wenigen  Worten  ausgedrückte  und  doch  wissenschaftliche  Abgren- 
zung des  Materials  kaum  möglich  ist  —  vielleicht  wird  sie  es  durch 
das,  was  die  Erfahrung  der  folgenden  Berichte  lehrt  — ,  hat  Ref. 
mit  der  Redaktion  ein  wenigstens  dem  praktischen  Bedürfnisse  im 
Wesentlichen  entsprechendes  Abkommen  dahin  getroffen,  dass  in 
diesem  und  in  den  späteren  Berichten  nicht  eine  zeitliche  Schranke, 
sondern  die  Rücksicht  auf  die  überwiegende  Mehrzahl  der  Leser 
des  Wissensch.  Jahresber.  das  Massgebende  sein  soll,  mit  anderen 
Worten,  dass  aus  der  umfänglichen  Literatur,  welche  man  als  Rabbi- 
nica  und  Judaica  zu  bezeichnen  pflegt,  das  ausgewählt  werde,  wovon 
Keimtniss  zu  nehmen  dem  Orientalisten  oder  (und)  dem  Theologen 
(spec.  dem  „Alttestamentier")  wünschenswerth  sein  könne. 

Ausgeschlossen  sind  daher  von  jetzt  an  z.  B.  a)  die  Arbeiten 
über  die  Geschichte  der  abendländischen  Juden  während  des  Mittel- 
alters, soweit  diese  Geschichte  nicht  für  das  Verständniss  der  zu 
berücksichtigenden  Literatur  erforderlich  ist,  b)  die  halachischen 
Schriften  des  späteren  Mittelalters,  namentlich  die  Novellen  und 
sonstigen  Bemerkungen  zu  talmudischen  Traktaten,  c)  alle  neueren 
in  hebräischer  Sprache  abgefassten  Bücher,  die  nicht  ihres  Inhalts 
wegen  in  diesen  Bericht  gehören. 

Wer  über  diese  und  ähnliche  hier  nicht  berücksichtigte  Er- 
scheinungen   aus    der   jüdischen  Literatur  sich  belehren  will,    den 


Strack,  Rabbirtiea  und  Judaica.  ]J7 

verweisen  wir  auf  die  von  Steinschneider  x),  Rahmer  2),  Brüll 3), 
Graetz*),  Berliner  und  Hoff  mann5)  herausgegebenen  Zeitschriften, 
sowie  auf  die  übrige  in  der  „Hebräischen  Bibliographie"  zusammen- 
gestellte „Periodische  Literatur"  6)  und,  hinsichtlich  der  Geschichte, 
auf  Steinschneider' 's  Artikel  in  den  „Jahresberichten  der  Geschichts- 
wissenschaft" 7).  

Den  schon  in  der  „Vorbemerkung"  erwähnten  bibliographischen 
Hilfsmitteln  glauben  wir  am  besten  das  anreihen  zu  können,  was 
für  die  Handschriftenkunde  geschehen  ist.  Lattes8)  be- 
schrieb die  hebräischen  Manuscripte  von  S.  Marco  in  Venedig.  Stein- 
schneider 9)  gab  einige  Notizen  über  die  von  De  Lagarde  in  den 
Symmicta  (1877)  wohl  etwas  überschwenglich  gepriesenen,  jeden- 
falls aber  werthvollen,  im  J.  1880,  zum  Theil  auf  Veranlassung  des 
Ref. ,  in  den  Besitz  der  kgl.  Bibliothek  zu  Berlin  übergegangenen 
Erfurter  Handschriften;  ausserdem  behandelte  er  die  derselben 
Bibliothek  gehörigen  hebräischen  Papyrusfragmente  aus  dem  Faj- 
jum  10).  Vorzügbche  Facsimiles  hebräischer  Handschriften  findet 
man  in  der  grossen  noch  immer  nicht  nach  Verdienst  gekannten 
Publication  der  Palaeographical  Society11).  Wir  geben  hier  eine 
Zusammenstellung  aller  bisher  erschienenen  hierher  gehörigen  Tafeln, 
da  die  ersten  drei  Lieferungen  in  den  früheren  Berichten  nicht 
erwähnt  sind,  die  eigentlich  vorzeitige  Berücksichtigung  der  fünften 
die  Benutzung  des  Werkes  bequemer  machen  wird.  Der  erste 
Theil  enthält:  Blatt  13,  Machbereth  (hebräisches  Wörterbuch)  des 
Menachem  ben  Saruk,  British  Museum,  Additional  27,214,  v.  J. 
1091;    Blatt  14,   andre  Handschrift  desselben  Werkes,    Brit.  Mus., 

1)  s.  oben   S.   91,  No.   1. 

2)  Das  Jüdische  Literaturblatt.  Wissenschaftliche  Beilage  zur  „Israelitischen 
Wochenschrift".  Herausgegeben  von  M.  Rahmer.  Achter  Jahrgang.  1879. 
Magdeburg.     Verlag  von  ßob.  Friese  in  Leipzig.      208  pp.     gr.   4.     M.  6. 

3)  N .  Brüll.  Jahrbücher  für  Jüdische  Geschichte,  u.  Literatur.  IV.  Jahr- 
gang. Frankfurt  a.M.  1879.  VI,  194  pp.  8.  M.  6.  (Enthält  S.  59-194  Recen- 
sionen,  meist  von  Büchern,  die   1876-1878   erschienen  sind.) 

4)  H.  Graetz.  Monatsschrift  für  Geschichte  und  Wissenschaft  des  Juden- 
tums XXVIII  (N.  F.,  Bd.  XI).     Krotoschin   1879.     II,  576   pp.     8.     M.  9. 

5)  Magazin  für  die  Wissenschaft  des  Judenthums.  Herausgegeben  von 
A.  Berliner  u.  D.  Hoffmann.    VI.  Jahrg.    Berlin  1879.    IV,  268  pp.    8.    M.  12. 

6)  HB.   1879,  p.  25-28.   121.    122;  1880,  p.   49-54. 

7)  Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft  im  Auftrage  der  Historischen 
Gesellschaft  zu  Berlin  herausgegeben  von  jF!  Abraham,  J.  Hermann,  Edm. 
Meyer.     I.  Jahrgang  (1878).     Berlin   1880.     p.   38-49. 

8)  M.  Lattes.  Notizie  e  documenti  di  letteratura  e  storia  giudaica.  Padova 
1879.  48  pp.  4.  (Estratto  dall'  Antologia  israelitica)  [Artikel  XII,  p.  36  ff. 
nach  HB.   1880,  p.  58]. 

9)  HB.   1879,  p.   28-30. 

10)  M.  Steinschneider.  Hebräische  Papyrus-Fragmente  aus  dem  Fajjüm : 
Z.  f.  ägypt.  Spr.  1879,  p.  93-96  mit  einer  Tafel,  die  5  Facsimiles  enthält.  Ohne 
die  Tafel:  Magazin  f.  d.  Wiss.  d.  Judenth.  VI  (1879),  250-254.  —  Vgl.  J. 
Derenbourg  Magazin  VII,  133. 

11)  s.  oben  S.  78,  No.  6. 


\\$  Strack,   Jliihhinica  und  Judaica. 

Arandel  Orientai  51,  v.  J.  1189;  Blatt  15,  Raschi,  Comm.  zu  Baba 
Mesi'a  [Talm.  Bl.  86a],  Brit.  Mus.,  Orientai  73,  v.J.  1190.  Der 
zweite  Theil:  Blatt  29,  Epitaph  of  Mashtä,  the  daughter  of  David, 
who  died  at  Aden,  in  South  Arabia,  on  the  12*  of  Ab.  A.  contr. 
[10]29  =  A.  D.  718  (vgl.  Levy,  ZDMG.  XXI,  156—160  und 
Lenormant,  Essai  sur  la  propagation  de  l'Alphabet  Phenicien  I,  2, 
p.  275);  Blatt  30,  Moscheh  ben  Schem-tob  aus  Leon  (Verf.  des 
Zohar),  Sepher  ha-mischkal  (auch  Sepher  schekel  ha-kodesch  oder 
Sepher  nephesch  ha-chakhamah),  Cambridge,  Univ.  Library,  Dd. 
11.  22,  v.J.  1363—64,  Algier.  Der  dritte  Theil:  Blatt  40,  Pro- 
phetae  priores  et  posteriores  [2  Bg.  19,  22 — 35],  Brit.  Mus.,  Har- 
leian  Ms.  5720,  Orient.  Handschr.,  „seems  to  be  of  the  XIIth  Cen- 
tury"; Blatt  41,  Hagiographa  mit  Targum  und  drei  Comment. 
[Dan.  1,  1  —  4],  Cambridge,  Univ.  Libr.,  Ee.  5.  9,  v.  4.  Jan.  1347. 
Vierter  Theil:  Blatt  54,  Pentateuch,  unvollst.,  mit  Targ.  Onkelos, 
mit  babylon.  Vocalzeichen  u.  den  üblichen  Accenten  [Num.  22,  41 — 
23,  15],  Brit.  Mus.,  Orientai  1467,  „written  in  Babylonia  or  Persia, 
abouth  the  Xüth  Century  ...  At  any  rate  it  cannot  be  brought 
down  into  the  XIV*  cent.,  because  the  Targum  on  the  sacerdotal 
benediction  (Num.  VI,  24 — 26),  which  was  introduced  in  the  latter 
part  of  that  Century,  is  wanting  here";  Blatt  55,  Jehuda  ben 
Schelomo  al-Charizi,  Tachkemoni,  Brit.  Mus.,  Additional  27,113, 
orient.  Handschr.  v.  J.  1282;  Blatt  56,  jerus.  Talmud  (Schebu'oth, 
Kap.  5),  Leiden,  Univ.-Bibl.,  Cod.  ms.  Hebr.  Scaliger  3,  v.  J.  1288—89 
in  Rom.  Der  fünfte  Theil:  Blatt  68,  Isaak  ben  Joseph  aus  Corbeil, 
p"730,  und  zwar  der  Züricher  Semak,  Cambridge,  Univ.  Libr.,  Ad- 
ditional ms.  560,  v.  19.  Aug.  1401.  —  Die  Angaben  des  Alters 
der  für  Blatt  40  und  54  benutzten  Codices  scheinen  uns  zweifelhaft. 

Dass  das  Epitaph  der  „Mashtä",  durch  welches  wir  zu  den 
Inschriften  geführt  werden,  aus  dem  Jahre  718  n.  Chr.  sei, 
glauben  wir  schon  wegen  der  Abbreviaturen  (b?2h  vgl.  Jes.  11,  10, 
und  rnn  s.  Jes.  63,  14;  Zunz,  Zur  Gesch.  u.  Lit.  S.  345.  355) 
nicht.  Wahrscheinlich  ist  in  der  Jahreszahl  (mnttiüb  üb)  nicht  nur 
das  Jahrtausend,  sondern  auch  die  Bezeichnung  des  Jahrhunderts 
ausgelassen.  Letzteres  wird  freilich  von  den  Herausgebern  mit  den 
Worten  abgelehnt:  „but  that  a  hundred  or  hundreds  should  also 
be  left  out  is  very  unlikely";  wir  verweisen  aber  dagegen  auf 
O.  G.  TycJisen's  Beurtheilung  der  Jahrzahlen  in  den  Hebräisch- 
1  Jüdischen  Handschriften,  Rostock  1786,  S.  33. 

Gegen  die  von  Chwolson  noch  immer  behauptete  Glaubwürdig- 
keit der  von  Abr.  Firkovritecli  bearbeiteten  Krim'schen  Grabschriften 
hat  sich  v.  Dorn1'1)  erklärt,  und  Strack  13~li)  hat  den  früher  von 

12)  In  einen]  Briefe  an  H.  Strack,  der  abgedruckt  ist  in  ThLtz.  1878, 
No.   25,  S].    619.   620',  und   in  Mag.  f.   d.  Wiss.  d.  Judenth.   Vi,   125-127. 

13)  s.  oben  S.   92,   No.  3. 

14)  in  seiner  Einleitung  zu  den  Pikduke  ha-t^amim  (s.  oben  S.  91,  No.  2), 
p.  30.  32.  33.  34.  36.  39. 


Strack,  Rabbinica  und  Judaica.  \\Q 

ihm  gegebenen  Beweisen  für  die  Fälscherthätigkeit  Firleowitsch's 
neue  hinzugefügt.  —  Ueber  die  von  Fidel  Fifa  gesammelten 
hebräischen  Inschriften  in  Spanien  machte  Loeblh)  einige  Angaben. 
Neubauers  Mittheilungen  über  eine  Synagogeninschrift  in  Toledo 
berichtigte  Berliner16).  Von  einer  weiteren  Studie  Ganneaus11) 
über  jüdische  Aschenkrüge  und  Gegenbemerkungen  J.  Derenbourg's18) 
dazu  erhalten  wir  einstweilen  nur  Auszüge.  Sieben  hebräische 
Grabsteine  in  Ueberlingen  veröffentlichte  Löwenstein19). 

Ueber  den  Talmud  im  Allgemeinen  schrieben  Wünsche20), 
in  dessen  Skizze  aber  nur  die  Lichtseiten  hervorgehoben  sind,  so 
dass  sie  auf  einen  Kecensenten  fast  den  Eindruck  machte,  als  habe 
der  Verfasser  unter  der  Censur  eines  jüdischen  Traktatvereins  ge- 
schrieben, Kirassewskij21)  und  ein  Ungenannter  22).  Raph.  Rabbi- 
notvicz  23)  seit  dem  Jahre  1868  erscheinende  Variantensammlung 
hat  wieder  einen  Schritt  vorwärts  gethan ;  aber  noch  immer  ist  kein 
Ende  abzusehen.  Auch  nach  ihrer  Vollendung  wird  das  Fehlen 
einer  handlichen  und  korrekten,  auf  Grund  der  Münchener  Hand- 
schrift hergestellten  Textausgabe  des  Talmuds  schmerzlich  em- 
pfunden werden.  Lowe 24)  hat  ein  aus  vier  alten  Pergamentblättern 
bestehendes,  der  Universitäts-Bibliothek  zu  Cambridge  gehöriges 
Fragment  des  Traktates  Pefsachim  mit  ausführlichen  kritischen 
Noten  herausgegeben.  Zwei  sehr  nützliche  Anhänge  (S.  49 — 100), 
die    freilich    richtiger  besonders  veröffentlicht  worden  wären ,    ent- 


15)  Magazin  f.  d.  Wiss.  d.  Judonth.  VI,   114-116. 

16)  Neubauer:  Israel.  Letterb.  IV,   133.    144;  Berliner:  das.  V,  31.  32. 

17)  C'h.  Clcrmont-Ganneau.  Notice  sur  Salamsion  fille  de  Simeon  le 
pretre:  CR.  VII,  99.   101-103  s.  =  RC.  VII,  292.  324. 

18)  J.  Derenbourg:  CR.  VII,  100  f. 

19)  L.  Liöwenstein.  Geschichte  der  Juden  am  Bodensee  und  Umgebung. 
Constanz   1879.     1,  p.    107  ff. 

20)  Aug.  Wünsche.  Der  Talmud.  Eine  Skizze.  Zürich  1879.  40  pp.  8. 
M.0.60.  —  Vgl.  H.  Oort  Theol.  Tijdschr,  Mai;  W.  Nowack  JL.  No.  27;  St. 
Monatsschr.   f.   Gesch.  u.  Wiss.  d.  Judeuth.  XXVIII,  91-94. 

21)  W.  B.  Kirassewskij.  Kritische  Analyse  des  Talmuds,  seiner  Ent- 
stehung, seines  Charakters  und  Einflusses  auf  den  Glauben  und  die  Sitten  des 
jüdischen  Volkes.  Moskau  1879.  IV,  270  pp.  8.  [Russisch;  Titel  aus  ThLtz. 
1880,  Sp.  374.] 

22)  The  Talmud:  Church  Quart.   Rev.    1879,  April,  p.   157-192. 

23)  Raph.  Rabbinoivicz.  Variae  lectiones  in  Mischnam  et  in  Talmud 
Babylonicum  quum  ex  aliis  libris  antiquissimis  et  scriptis  et  impressis  tum  e 
codice  Monacensi  praestantissimo  collectae ,  annotationibus  instructae.  Pars  X : 
Tract.  Abodah  Sarah,  Makkoth,  Schebuoth,  Horajoth  et  Idioth.  München  1879. 
8,   150,  50,   111,   48,   10  pp.     8.     (A.  u.  d.  T.    CP-IDIÖ    ^pinpn    1DD.) 

24)  W.  H.  Loive.  The  fragment  of  Talmud  Babli  P^sachim  of  the  ninth 
or  tenth  Century,  in  the  University  Library,  Cambridge,  editod,  with  notes  and 
an  autotypo  faesimile.  Cambridge  1879.  XVI,  100,  8  pp.  gr.  4.  —  rec.  von 
H.  Strack  ThLtz.  No  19;  Raphael  Kirchheim  Jüd.  Litbl.  p.  103.  104;  M. 
Grünwald  Monatsschr.  i.  Gesch.  u.  Wiss.  d.  Judenth.  p.  527.  528;  Steinschneider 
HB.  p.  70-72;  Ath.  9.  Aug.;  H.   Oort  Theol.  Tijdschr.  1880,  p.  653.  654. 


\2{J  Strack,  Rdbbirdca  and  Judaica. 

halten  1)  ein  alphabetisches  Verzeichniss  der  524  Kapitel  der 
Mischna  mit  Erläuterungen,  2)  bibliographische  und  biographische 
Notizen,  besonders  über  Werke  und  Autoren,  die  in  den  vorher- 
gehenden Theilen  des  Buches  citiert  werden.  —  D.  Hojfmann 25) 
machte  wahrscheinlich,  dass  das  zehnte  Kapitel  des  Traktates  Baba 
mesi'a  ursprünglich  zu  Baba  bathra  gehört  habe.  —  Den  merk- 
würdigen Aussprach  des  R.  Chanina  (1.  Hälfte  des  3.  Jahrh.),  dass 
der  Sohn  Davids  nicht  eher  kommen  werde,  als  bis  man  den  für 
einen  Kranken  gesuchten  Fisch  nicht  mehr  finden  werde  (Sanhe- 
drin  98a),  erklärt  Bhimenstcin 26)  für  antichristlich:  51  sei  das 
bekannte  ly&vq,  vgl.  Tertullian  (De  baptismo  libero) :  Sed  nos  pisci- 
culi  secundum  i%&vv  nostrum  Jesum  Christuiu  in  acpia  nascimur. 
Den  Inhalt  der  beiden  Talmude  durch  Uebersetzung ,  bezw. 
Bearbeitung  auch  solchen ,  die  der  zum  Verständniss  der  Grund- 
texte nöthigen  sprachlichen  Vorkenntnisse  ermangeln .  zugänglich 
zu  machen,  bemühten  sich  Sammter,  Schwab  und  Isr.  Mich.  Rabbi- 
noiviez.  Der  Erstgenannte27)  vollendete  seine  im  Verhältniss  zur 
Seitenzahl  des  Buches  leider  sehr  theure  Ausgabe  des  Traktates 
Baba  mesi'a;  da  Uebersetzung  und  Erläuterungen  stets  auf  der- 
selben Seite  stehen  wie  das  Textstück,  auf  welches  sie  sich  be- 
ziehen ,  kann  die  Arbeit,  obwohl  sie  in  philologischer  Hinsicht 
manches  zu  wünschen  übrig  lässt,  auch  denen,  welche  den  baby- 
lonischen Talmud  in  der  Originalsprache  lesen  lernen  wollen,  als 
bequemes  Hilfsmittel  empfohlen  werden.  Schivab  2S)  gab  den  dritten 
Band  seiner  Uebersetzung  des  jerusalemischen  Talmuds  heraus. 
Der  französische  Arzt  Rabbinouu'cz 29),    Autodidakt,    veröffentlichte 


25)  Magazin  f.   d.  Wissensch.  d.  Judenth.  VI,  116.   117. 

26)  J.  Blumentstein.     Talmud   und  Tertullian :  Jüd.  Litbl.   1879,  p.   99. 

27)  A.  Sammter.  Talmud  Babylonicum.  Tractat  Baba  Mezia,  mit  deutscher 
Uebersetzung  und  Erklärung.  Berlin  1876[-79].  Selbstverlag  des  Verfassers. 
VI,  174  pp.  fol.  M.  30.  —  Vgl.  A.  Berliner  LC.  No.  45;  H.  Oort  Theol. 
Tijdschr.    1880,  p.   652. 

28)  Moise  Schwab.  Le  Talmud  de  Jerusalem,  traduit  pour  la  premiere 
fois.  Tome  III:  Traites  Troumoth,  Maasseroth,  Maasser  Scheni,  Halla,  Orla, 
Biecurim.  Paris  1879.  IV,  396  pp.  8.  fr.  10.  —  Ueber  Band  II  s.  Bericht 
f.  1878,  S.  34,  No.  8. 

29)  Israel-Michel  Juibbinaidcz.  Legislation  civile  du  Thalmud.  Paris. 
8.  Band  I.  1880:  Les  fcmmes,  los  paiens  selon  le  Thalmud.  Nouveau  commen- 
taire  et  traduction  critique  des  traites  Berakhoth,  jusqu'ä  Khethouboth,  Ghitin, 
Kidouscliin,  de  tous  les  passages  des  26  traites  des  3  premieres  divisions  (Se- 
darim)  qui  concernont  la  legislatiou,  les  femmes,  les  paiens,  etc.  XCI,  466  pp. ; 
Band  II.  1S77:  Nouveau  comm.  et  trad.  crit.  du  traite  Baba  Kama,  LXXX1V, 
511  pp.;  Band  111.  1878:  Nouv.  comm.  et  trad.  crit.  du  traite  Baba  Metzia. 
LH,  486  pp.  [Die  abweichenden  Zahlen  im  Ber.  f.  1878  sind  falsch];  Band  IV. 
1879:  Nouv.  comm.  et  tr.  er.  du  traite  Baba  Batlira,  LI,  420  pp.;  Band  V. 
ls79:  La  medecine  du  Thalmud,  les  paiens.  Nouv.  comm.ettrad.crit.de  tous 
les    passages    dos    30  traites  des   .'!   duruieres  divisions  (Sedarim)  qui  concernont 


Strack,  Rabbinica  und  Judaica.  121 

zwei  Bände  der  Legislation  civile  du  Thalmud ,  eines  Werkes, 
welches  in  Band  2,  3,  4  den  grössten  Theil  der  drei  Babotli,  in 
Band  1,  5  Auszüge  aus  den  anderen  Traktaten  nebst  Einleitungen 
und  Erläuterungen  enthält.  In  der  Anmerkung  geben  wir,  obwohl 
damit  die  Grenzen  des  Jahres  1879  nach  zwei  Seiten  überschreitend, 
eine  Uebersicht  des  ganzen  Werkes,  sowie  den  Titel  der  dasselbe 
erst  vollständig  machenden  Legislation  criminelle.  —  Beiläufig  sei 
hier  auch  der  von  Sedier  30)  veranstalteten ,  für  die  Wissenschaft 
werthlosen  Sammlung  von  Sinnsprüchen  aus  dem  Talmud  und  der 
rabbinischen  Literatur  gedacht. 

Zucker  mandels31)  Ausgabe  der  Thofsefta  (vgl.  Ber.  für 
1877,  Heft  2,  S.  81)  ist,  was  den  Text  betrifft,  durch  die  1880 
erschienene  sechste  Lieferung  vollendet  worden;  wir  freuen  uns, 
hinzufügen  zu  können,  dass  durch  eine  Subvention  des  Preuss.  Hrn. 
Cultusministers  der  Druck  zweier  Nachtragslieferungen,  welche  Ein- 
leitung, Register,  Lexidion  u.  s.  w.  enthalten  sollen,  gesichert  ist. 
Schwarz  32)  untersuchte  das  Verhältniss  der  Thofsefta  des  Traktates 
Sabbath  zur  Mischna. 

Auf  das  umfangreiche  Gebiet  der  midraschischen  Lite- 
ratur  beziehen  sich  direkt,  soweit  unsere  Kenntniss  reicht,  nur 
zwei  Abhandlungen.  Friedmann s;i)  suchte  zu  zeigen ,  dass  die 
Pirke  Rabbi  Eli'ezer  zwischen  809  und  811  n.  Chr.  und  zwar  in 
Palästina  verfasst  seien.      Theodor  34)  behandelte  in  einem  umfang- 


la  legislation,  la  medecine ,  les  pa'iens,  etc.,  LXX,  431  pp.  ä  Band  fr.  20.  — 
Vgl.  Kroner  Jüd.  Litbl.  1870,  p.  127  f.  132.  151  f.  (Bd.  II,  III)  [Gegenbemer- 
kungen des  Verf.  p.  198f.  202]  und  1880,  p.  15f.  18  f.  (Bd.  IV);  p.  63  f.  83 
(Bd.  V).  —  Legislation  du  Talmud  [so].  Organisation  de  la  magistrature  rab- 
binique,  autorite  legale  de  la  Mischnah,  ou  traduetion  critique  des  traites  tal- 
mudiques  Synhedrin  et  Makhoth  et  des  deux  passages  du  traite  Edjoth.  Paris 
1876.  XL,  232  pp.  8.  fr.  20.  (Alles  im  Selbstverlage  des  Verf.)  —  Vgl. 
Bericht  für   1878,  S.  34,  No.  7. 

30)  F.  Sailer.  Sinnsprüche  aus  dem  Talmud  und  der  rabbinischen  Lite 
ratur.  Berlin  1879.  VIII,  90  pp.  8.  M.  2.  —  Vgl.  L.  Jüd.  Litbl.  p.  148. 
[Nach  HB.  p.   102  ist  Sailer  Pseudonym  für  Frederick  Israel.] 

31)  M.  S.  Zuckermandel.  Tosefta  nach  den  Erfurter  und  Wiener  Hand- 
schriften mit  Parallelstellen  und  Varianten  herausgegeben.  Pasewalk  1880.  XII, 
8,  16,  692  pp.  gr.  8.  (1  Facsimile.)  M.  18.  (A.  m.  hebr.  Titel:  'l3  NnSOin) 
—  Vgl.  Kroner  Jüd.  Litbl.  1879,  p.  62 f.  (Lief.  4);  1880,  p.  186f.  190f.  (Lief  6) 

32)  Adolf  Schicarz.  Die  Tosifta  des  Tractates  Sabbath  iii  ihrem  Ver 
hältnisso  zur  Mischna  kritisch  untersucht.  Karlsruhe  1879.  VIII,  142  pp.  8 
M.  5.  (A.  u.  d.  T.:  Die  Tosifta  der  Ordnung  Moed  in  ihrem  Verh.  z.  M.  krit 
unters.     I.  Th.  Der  Tr.  Sabbath.) 

33)  S.  Friedmann.  Zeit  und  Ort  der  Abfassung  der  Pirke  Rabbi  Elieser 
Jüd.  Litbl.    1879,  p.    30 f.   34  f. 

34)  J.  Theodor.  Zur  Composition  der  agadischen  Homilien:  Monatsschr 
.  Gesch.  u.  Wiss.  d.  Judenth.  XXVIII  (1879),  p.  97-112.  164-175.  271-278 
337-350.  408-418.  455-462.     Schluss  in  Bd.  XXXIV  (1880),  p.   19-23. 


]  22  Strack,  Rabbinica  und  Judaica. 

reichen  und  gründlichen  Aufsatze  (mit  einer  zu  allgemein  gehaltenen 
Ueberschi'ift)  besonders  a)  die  Pefikta  de  Rab  Kahana  (Textgestalt, 
allgemeine  Oekonornie  des  Werkes,  Beschaffenheit  der  die  einzelnen 
Vorträge  einleitenden  Proömien),  b)  den  Midrasch  Schir-ha-schirim 
Rabba  und  dessen  Quellen  (bes.  Talmud  Jeruschalmi,  Pefikta,  Ge- 
nesis Rabba,  Levit,  Rabba  und,  wie  der  Schlussartikel  zeigt,  wohl 
auch  einige  uns  nicht  mehr  erhaltene  Sammlungen). 

Die  kurzen  Bemerkungen  Pt'ck's35)  über  die  nachbiblische 
hebräische  Poesie  erwähnen  wir  hier  nur,  damit  sie  nicht 
übersehen  zu  sein  scheinen:  sie  sind  ein  Anhang  zu  einem  längeren 
Artikel  über  biblische  Poesie  und  sollen  nur  in  Kürze  eine  Vor- 
stellung von  der  Weiterentwicklung  bis  zum  J.  70  n.  Chr.  geben. 

Das  Verständniss  der  talmudischen  und  der  in  i  - 
dr aschischen  Texte  wird  gegenwärtig  besonders  erleichtert 
durch  die  sehr  dankenswerthen  lexikalischen  Arbeiten  von  Kolmt, 
J.  Levy  und  Laues.  Der  erstgenannte  Gelehrte  36)  hat  vier  Hefte 
seiner  inhaltreichen,  aber  doch  wohl  zu  weitläufig  angelegten 
hebräischen  Bearbeitung  des  Wörterbuches  Arukh  erscheinen  lassen. 
Lew/'s 37)  Neuhebräisches  und  Chaldäisches  Wörterbuch ,  welches 
in  manchen  seiner  Artikel  eine  talmudische  Realencyclopädie  er- 
setzen kann,  ist  vom  Anfang  des  Buchstaben  b  bis  zum  Worte 
"pa  gefördert.  Die  von  Lattes  38)  zu  den  ersten  zehn  Buchstaben 
gegebenen  Berichtigungen  und  Ergänzungen  zu  vergleichen  mögen 
die  Benutzer  der  Lcri/'schen  Arbeit  ja  nicht  verabsäumen! 


35)  B.  Pich.  Post-Biblical  Hebrew  Poetry:  Cyclopaedia  of  Bibl ,  Theol., 
and  Ecclesiast.  Lit.  (vgl.  oben  S.  99,  No.  47)  VIII,  326-328. 

36)  Aruch  completum  sive  Lexicon  vocabula  et  res,  quae  in  libris  Targu- 
micis,  Talmudicis  et  Midraschicis  contineutur,  explicans  auctore  Nathane  filio 
Jechielis,  saeculi  XI  Doctore  celeberrimo,  Praeside  scholarum  Talmudiearum 
Romae;  cum  appendice  ad  discendum  utili  per  Benjaminum  Mussafiam,  medicum, 
phüosophum,  philologuin  et  physicum  ad  contextum  Aruchinum  adjuncta.  Prae- 
laudatum  opus  ex  disciplinis  contextus  Aruchini  Venetiis  (anno  1531)  editi  et 
typis  mandatorum  optimi  ita  ex  hujus  cum  editione  princip.  [so]  (ante  1480), 
nee  non  cum  Septem  Aruchiuis  veteribus  manuscriptis  bono  cum  animo  facta 
comparatione  corrigit,  explet,  critice  illustrat  et  edit  Alexander  Köhut.  (Mit 
Unterstützung    der    Kais.    Akademie    der    Wiss.    in    Wien).      Bd.    II,    Fase.   1-4, 

3-N::i;..      Wien  1879.     320  pp.     8.     (A.  m.  hebr.  T.:  'l3  UbV>Tl  yr&  *1EÖ.) 
-  Vgl.   Hochstädter  Jüd.  Litbl.  p.  176  (Heft  1),  196  (H.  2),  1880  p.  47  (H.  3), 
184  (H.   4).  —  Vgl.  Bericht  f.   1878,  S.  38,  No.  55. 

37)  Jacob  Levy.  Neuhebräischos  und  Chaldäisches  Wörterbuch  über  die 
Talmudim  und  Midrasehim.  Nebst  Beiträgen  von  H.  L.  Fleischer.  Leipzig 
1879.  Lief.  10  u.  11  (=  Bd.  2,  p.  449-542,  u.  Bd.  3,  p.  1-112),  ä  M.  6.  — 
Vgl.  Bericht  f.   1878,  S.  35,  No.   15. 

38)  M.  Lattes.  Saggio  di  ginnte  e  correzioni  al  Lessico  Talmudico  Stam- 
peria  reale  di  Torino  1879.  142  pp.  8.  (Separatausgabe  aus  den  Atti  della 
R.  Acc.  delle  Scienze  di  Torino  XIII  XIV.)  —  Vgl.  Th.  Nöldelr  l.C.  1879, 
No.  37 ;  Steinschneider  HB.  p.  75-77. 


Strack,  Kabbinica  .und  Judaica.  123 

Ueber  einzelne  Ausdrücke  haben  Erörterungen  angestellt  Ad. 
Brüll™),  Fischer*0),  Fürst*1),  Hirschfeld*2)  und  Andere43). 

Rülf's 44)  Dissertation  über  die  Kehllaute  in  den  aramäisch- 
talmudischen  Dialekten  ist  eine  fleissige  Arbeit. 

In  Bezug  auf  die  Targume  ist  im  Jahre  1879  Wesentliches 
nicht  geleistet  worden.  Nestle*5)  hat  das  späte  Targum  zu  den 
Psalmen  nach  der  Recension  de  Lagarde's  (Wiederholung  der  Aus- 
gabe des  Felix  Pratensis  mit  einer  Anzahl  von  Verbesserungen 
und  Veränderungen)  abgedruckt.  Gronemann  46)  erörterte  in  einer 
tüchtigen  Abhandlung  das  Verhältniss  der  Pseudo-Jonathan'schen 
Pentateuchübersetzung  zur  Halacha.  Mc.  Turpie*1)  hat  auf  neun 
Octavbogen  eine  übersichtliche  Grammatik  des  biblischen  wie  des 
targumischen  Aramäisch  zusammengestellt  und  auf  weiteren  drei 
Bogen  eine  kleine  targumische  Chrestomathie  sammt  Glossar  folgen 
lassen.  Ueber  den  „Esel  von  Midian"48),  d.  i.  über  die  im  Pseudo- 
Jonathan Exod.  2,  16.  18,  1  vorkommende  Uebertragung  des  "jrro 
■p*H3  durch  yii2i  DiriN ,  welches  öiritt  im  'Arukh  durch  1V2U 
(ovog)  erklärt  wird,  haben  Wolf  söhn,  Deutsch  und  B,  R.  nichts 
Förderliches  bemerkt;  Hochstädter  verwies  wenigstens  auf  den  ein- 
gehenden Artikel  in  Kohut's  neuer  Ausgabe  des  'Arukh. 


39)  Ad.  Brüll.  Zwei  Bezeichnungen  für  Pussbekleidung  in  der  j.  Getnara: 
Jahrbücher  f.  Jüd.  Gesch.  u.  Lit.  IV,  47.  48  [ND^imUJ  sei  die  von  Plinius 
erwähnte  spartea;   NüDTl!"!  wird  mit  ömod'oHeTOf  comhinirt]. 

40)  Alex.  Fischer.  Was  bedeutet  NWl»?:  Jüd.  Litbl.  1879,  p.  46.  47 
[  125  sei  nicht  „scharfsinnig",  sondern  wahrscheinlich  =  D",-UJ  "\2,  der  welcher 
noch  alle  Zähne  hat,  junger  Mann]. 

41)  s.  oben  S.  93,  No.  9. 

42)  Hirschfeld.  Geserah  Schawah:  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  d. 
Judenth.  XXVIII,  368-374. 

43)  '•DT'  nN  "'DT'  TTD"*:  Jüd.  Litbl.  1879,  p.  127a.  156b.  168a.  175b. 
186.  200b.  [Levy's  Auseinandersetzung  in  Nh.  Wb.  II,  350b.  351a  (vorher 
schon  in  Kobak's  Jeschurun  IV,  hebr.  Theil)  ist  unberücksichtigt  geblieben.] 

44)  G.  Rülf.  Zur  Lautlehre  der  aramäisch-talmudischen  Dialecte.  I.  Die 
Kehllaute.  Leipzig  1879.  IV,  55  pp.  8.  M.  1.60.  —  Vgl.  Th.  Nöldele 
GGA.  1879,  St.  33;  H.  Strack  ThLtz.  No.  19;  Imm.  Deutsch  Jüd.  Litbl. 
p.   160;  Steinschneider  HB.   1880,  p.   60;  Theol.  Litbl.  No.   8. 

45)  s.  oben  S.  92,  No.  7.  (Separatausgabe  der  „chaldäischen"  Textes  u.  d. 
T. :  Psalterium  Chaldaicum,  ex  Lagardiana  recensione  in  usus  academicos  impri- 
mendum  curavit  E  Nestle.     Tübingen  1879.     XII,  XXVI,  55  pp.    4.    M.  3.50.) 

46)  S.  Gronemann.  Die  Jonathan'sche  Pentateuch-Uebersetzung  in  ihrem 
Verhältnisse  zur  Halacha.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  ältesten  Schriftexegese. 
Leipzig  1879.  VII,  164  pp.  8.  M.  3.  —  Vgl.  H.  Strack  LC.  1879,  No.  52 
u.  ThLtz.  1880,  No.  25;  Imm.  Deutsch  Jüd.  Litbl.  1879,  p.  111.  112;  H. 
Dort  Theol.  Tijdschr.    1879,  Nov. 

47)  D.  Mc.  C  Turpie.  A  manual  of  the  Chaldee  Language:  containing 
a  grammar  of  the  Biblical  Chaldee  and  of  the  Targums ,  and  a  Chrestomathy, 
consisting  of  selections  from  the  Targums,  with  a  Vocabulary,  adapted  to  the 
Chrestomathy.  London  1879.  XXIH,  147,  52  pp.  8.  —  7s.  (A.  als  2.  Band 
von:  A  series  of  manuals   of  oriental  languages  by  D.   Mc.    C.    TA 

48)  Der  Esel  von  Midjan:  Jüd.  Litbl.   1879,  p.   26.  27.   32.   36. 


"1  24  Strack,  Rabbiniea  und  Judaica. 

Die  noch  übrige  Literatur  theilen  wir,  da  hinsichtlich  der 
Rechtsgutachten  der  Geonim  diesmals  nichts  zu  bemerken  ist,  am 
besten  in  Exegese,  Religions-Philosophie  und  Poesie. 

Exegetische  Thätigkeit  gab  es  bei  den  Juden,  lange 
ehe  man  Commentare  schrieb :  Halacha  und  Midrasch  kann  man 
als  eine  nach  gewissen  hermeneutischen  Grundsätzen  geübte  Exe- 
gese betrachten;  auch  in  den  Targumen  spiegelt  sich  das  Text- 
verständniss  alter  Zeiten  ab;  ja  auch  grammatische  Betrachtung 
der  heil.  Schrift  A.  T.  findet  sich  schon  bei  den  Talmudisten,  wie 
von  Neuem  Berliners  iQ)  Arbeit  gezeigt  hat. 

Ueber  die  wohl  in  das  6.  und  7.  Jahrhundert  zu  setzende 
Erfindung  der  hebräischen  Punktation  haben  Joseph  ßerenbourg 
und  Schwab  gehandelt.  Ersterer  5,))  will  sie  aus  der  Nothwendig- 
keit  erklären,  in  welcher  die  Elementarlehrer  sich  befanden,  ihren 
Schülern  das  Behalten  der  Aussprache  der  verschiedenen  Wörter 
durch  Zeichen  zu  erleichtern,  und  meint,  que  ni  les  signes  ni  les 
noms  des  voyelles  n'etaient  connus  par  les  docteurs  avant  le 
VHP  siecle.  Diesen  Termin  für  zu  spät  zu  halten  veranlasst  uns 
schon  die  Genealogie  des  Ahron  ben  Moscheh  ben  Ascher.  Zu 
einer  eingehenden  Erörterung  der  so  schwierigen  wie  interessanten 
Frage  ist  hier  nicht  der  Ort;  doch  mög  eine  eigene  kurze  Bemer- 
kung wenigstens  über  die  babylonische  Punktation  verstattet  sein. 
Das  Zeichen  für  Kames  ist  der  seines  linken  Buchstaben  beraubte 
Buchstabe  Aleph  (s),  Schurek  wird  durch  das  zu  einer  kurzen 
senkrechten  Linie  gewordene  Vav  ())  bezeichnet,  Chirek  durch 
das  zu  einem  Punkte  verdünnte  Jod;  die  Zeichen  der  drei  anderen 
Vokale  sind  Modificirungen  dieser  drei  ältesten  Zeichen:  Cholem  (:) 
ist  Verdünnung  des  i,  Pathach  wohl  Verkürzung  des  zugleich  der 
Bequemlichkeit  des  Schreibens  wegen  etwas  anders  gestellten  Kames, 
Sere  endlich  möchte  (wenn  man  nicht  eine  doch  bedenkliche  direkte 
Entlehnung  aus  dem  tiberiensischen  System  annehmen  will)  am 
leichtesten  als  Verdoppelung  (Vereinfachung  war  ja  nicht  möglich) 
des  Chirek -Punktes  zu  erklären  sein.  Für  diese  Auffassung  spricht 
der  Umstand,  dass  die  babylonischen  Accente  die  Gestalt  des  Buch- 
staben haben,  mit  welchem  ihr  Name  beginnt  (worauf  zuerst  Ref. 
in  Ztschr.  f.  d.  ges.  luth.  Theologie,  1877,  S.  33,  Anm.  1  hin- 
gewiesen hat).     Schivab's  51)  Arbeit  ist  bereits  früher  angeführt. 

Die  in  der  ersten  rabbinischen  Bibel  (Felix  Pratensis)  und 
von  L.  Dukes  (1846)  unvollständig  und  mangelhaft  herausgegebenen 


49)  Vgl.   oben  S.  93,  No.    13. 

50)  Joseph  Derenbourg  in  einer  Keconsion  des  G.  Schnedermann'schon 
Baches  „Die  Controverso  des  Ludovicus  Cappellus  mit  den  Buxtorfen"  (s.  oben 
S.  98,  No.  42):  RC.  1879,  21.  Juni.  (Auch  separat  ohno  Haupttitel,  8  pp.  8.) 
Deutsche  UelHT.set7.iing  von  //.  Plaut  u.  d.  T.  „Zur  Geschichte  <ler  hebräischen 
l'iinktation":  Magaz.  f.  d.  Wiss.  d.  Judonth.  1879,  p.  255-267.  —  Vgl.  Stein- 
schneider  IIB     L879,  p.   120   und  s.  oben  S.  79,  No.  10;  S.  92,  No.   <>. 

51)  s.  oben  S.   78,  No.   9. 


Strack,  Rabbinica  and  Judaica.  125 

Dikduke  ha-te'amim  des  Ahron  ben  Moscheh  ben  Ascher  und 
andere  alte  grammatisch-massorethische  Lehrstücke,  die  wenigstens 
theilweise  demselben  berühmten  Massorethen  angehören,  sind  wie 
bereits  erwähnt,  von  Baer  und  Streich  52)  neu  edirt  worden.  Die 
Einleitung  enthält  u.  A.  manchen  Beitrag  zur  Geschichte  der  Massora, 
neue  Beiträge  zur  Charakteristik  Firkowitsch's  (vgl.  oben  No.  12. 
13.  14)  u.  s.  w. 

Der  von  Ntitt53)  zum  ersten  Male  herausgegebene  Jesaia- 
Commentar  des  El'azar  von  Beaugenci  erweckt  fast  nur  ein  lite- 
raturgeschichtliches Interesse.  Steinschneider  54)  machte  aus  Hand- 
schriften, die  M.  W.  Shapira  1879  aus  Jemen  nach  Europa  gebracht 
hatte,  Mittheilungen  über  einen  bisher  unbekannten,  wahrscheinlich 
dem  15.  Jahrh.  angehörenden  Exegeten  Abraham  ben  Salomo.  Die 
Codices  sind  in  den  Besitz  der  Bodleiana  übergegangen.  Ueber 
die  jüdischen  Erklärer  des  Hohenliedes  verdanken  wir  Salfeld5*) 
eine  sehr  gründliche  Monographie. 

An  die  sprachwissenschaftlichen  und  exegetischen  Leistungen 
des  Mittelalters  reihen  wir  eine  Schrift  des  bekannten  Anatomen 
//t/rtl 56)  über  das  Arabische  und  Hebräische  in  der  Anatomie, 
welche  auch  von  Orientalisten  beachtet  zu  werden  verdient. 

Erheblich  grösser  ist  die  Production  auf  dem  Gebiete  der 
Religionsphilosophie  gewesen.  Philipp  Bloch  5  7)  übersetzte 
einen  Theil  von  Sa'adja's  Emunoth  wf,de'oth  nach  zwei  hebräischen 
Versionen  ins  Deutsche ,  leider  ohne  die  nöthige  Benutzung  des 
(erst  nach  Ablauf  des  Berichtjahres  durch  Landauers,  Ausgabe 
leicht  zugänglich  gewordenen)  arabischen  Originals.  Guttmann58) 
schrieb  einen  Aufsatz  über  die  Bibelkritik  des  namentlich  wegen 
einiger  Anführungen  in  Ibn  'Ezras  Pentateuchcommentar  viel  ge- 
nannten Chiwi  Albalchi;  es  ist  ihm  aber  unsres  Erachtens  das 
Wichtigste  nicht  gelungen,  nämlich  der  Beweis,  dass  die  von  Sa'adja 
am  Ende  des  dritten  Buches  der  Emunoth  w'  de'oth  ohne  Nennung 
eines  Namens    mitgetheilten  Einwürfe    gegen    die   Göttlichkeit    der 


52)  s.  oben  S.  91,  No.  2. 

53)  s.  oben  S.  104,  No.  75. 

54)  M.    Steinschneider.     Abraham  ben  Salomo:  HB.  1879,  p.  131-136; 

1880,  p.  7-12.  39-42.  61-65. 

55)  s.  oben  S.  108,  No.  105. 

56)  J.  Hyrtl.  Das  Arabische  und  Hebräische  in  der  Anatomie.  Wien 
1879.  XLII,  311  pp.  8.  M.  12.  —  Vgl.  M.  Steinschneider  HB.  1880,  p.  99-102; 
LC.  1879,  c.  801;  D.  Kaufmann  MLA.  1880,  p.  501.  —  Vgl.  auch  unten 
S.   146,  No.  59. 

57)  Philipp  Bloch.  Vom  Glauben  und  Wissen.  Saadiah's  Emunoth  we- 
Deoth.  (Einleitung  und  Kosmologie.)  Aus  dem  Hebräischen  des  Jehudah  ibn 
Tibbon,  mit  Benutzung  einer  älteren  hebräischen  Paraphrase  übersetzt  und  er- 
läutert.    München  1879.     IV,   101,  V  pp.     8.     M.  1.60.   —   Vgl.  H.  Strack  LC. 

1881,  No.  21. 

58)  Guttmcmn.  Die  Bibelkritik  des  Chiwi  Albalchi  nach  Saadia's  Emunoth 
we-Deoth:  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  d.  Judenth.  XXVIII,   260-270.   289-300. 


12G  Streich,  Rabbinica  und  Judaica. 

Bibel  wirklich  von  Cliiwi  herrühren.  Derselbe  Autor59)  veröffent- 
lichte seine  Untersuchungen  über  die  Religionsphilosophie  des 
i.  J.  1180  gestorbenen  Spaniers  Abraham  ben  David  auch  in  Buch- 
form. ScMosberg 60)  edirte  den  dritten  Theil  des  Moreh  Nebukhim 
nach  der  Uebersetzung  des  Jehuda  Al-Charizi.  Ueber  die  Tibbon 
sehe  Uebertragung  einer  anderen  Schrift  des  Maimonides,  nämlich 
des  Commentars  zu  den  Sprüchen  der  Väter,  ist  die  Abhandlung 
von  Baneth61)  zu  vergleichen.  Eine  zusammenhangende  Darstellung 
der  maimunistischen  Streitigkeiten  im  dreizehnten  Jahrhundert  gab 
Neil.  Brüll62).  Zu  der  diese  Streitigkeiten  betreffenden  Aktensamm- 
lung Minchath  Kenaoth  des  Abba  Mari  aus  Lünel  (Pressburg  1838 
v.  Bisliches  gedruckt)  haben  Neubauer 63)  und  Halberstam  64)  Er- 
gänzungen ,  Verbesserungen  und  Varianten  mitgetheilt.  Perles 65) 
edirte  aus  einem  Münchener  Codex  eine  Streitschrift  des  Arztes 
und  Philosophen  Kalonymos  ben  Kalonymos  (Anf.  des  14.  Jahrb.) 
gegen  Joseph  Caspi.  Herbst 66)  druckte  die  von  Schemtob  Isaak 
ben  Schaprut  gefertigte  hebräische  Uebersetzung  des  Evangeliums 
Matthäi,  welche  einen  Theil  des  1385  vollendeten  gegen  die  Christen 


59)  J.  Guttmann.  Die  Religionsphilosophie  des  Abraham  ihn  Daud  aus 
Toledo.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  jüdischen  Religionsphilosophie  und  der 
Philosophie  der  Araber.  Göttingen  1879.  VIII,  240  pp.  8.  M.  4.  (Vorher 
in:  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  dos  Judth.  1877.  1878).  —  Vgl.  W.  Möller 
Th.  Ltz.  No.  20;  ß  Jüd.  Litbl.  p.  95.  96.  99.  100:  A.  Berliner  LC.  1880, 
No.   15.     Vgl.  Entgegnung  des  Verf.  u.  Replik  des  Recens.  No.   18,  Sp.  605.  606. 

—  S.  auch  unten  S.   151,  No.   105. 

60)  Rabbi  Mosis  Maimonidis  über  More  Nebuchim  sive  doctor  perplexorum 
primum  ab  aufbore  in  lingua  arabica  conscriptus,  deinde  a  Rabbi  Jehuda  Al- 
charisi  in  linguam  Hebraeara  translatus,  nunc  vero  adnotationibus  illustratus  a 
S.  Munk.  E  vetere  codice  bibliothecae  nationalis  Parisiis,  primum  editit  [so] 
Leon  Schlosberg.     London   1879.     104  pp.     8.     (A.  mit  hebr.  Titel  T\ 1112    "ISO 

"D  D"0"QT)   [dass  dies  nur  der  dritte  Theil,  ist  auf  dem  Titel  nicht  angegeben]. 

—  Ueber  die  beiden  ersten  Theile  (1851.  1876)  s.  Ber.  f.  1877,  Heft  2,  No.  172. 

61)  Ed.  Baneth.  Maimonides'  Commentar  zu  Pirke  Aboth  und  die  Tibbon'- 
sche  Uebersetzung:  Magazin  f.   d.  Wiss.  des  Judenth.   VI,   170-178.   237-249. 

62)  N.  Brüll.  Die  Polemik  für  und  gegen  Maimuni  im  dreizehnten  Jahr- 
hundert: Jahrbücher  für  Jüd.  Gesch.  u.  Lit.  IV,   1-33. 

C.'i)  Ad.  Neubauer.  Ergänzungen  und  Verbesserungen  zu  Aba  Mari's 
mX:p  nn:?3  aus  Handschriften:  Israel.  Letterbode  V,  53-58.  71-81.  —  Vgl. 
Bericht   für   1878,  p.  39,  No.  68. 

64)  S.  J.  Halberstam.  Varianten  aus  meiner  HS.  mNIp  nn:73  zu  den 
Ergänzungen  im  vorigen  Jahrgang  p.  122.   160,  in:  Isr.  Letterb.  V,  81-83. 

65)  Kalonymos  ben  Kalonymos'  Sendschreiben  an  Joseph  Kaspi,  aus  der 
Münchener  Eids,  zum  ersten  Male  hei-ausgegeben  von  Joseph  Perles.  München 
]  ssT ;t.     XVI,  28  pp.     8.  —  Vgl.  Jüd.  Litbl   p.  171.  172;   M.  Steinschneider 

III!     1879,  p.    115-118. 

66)  Des  Schemtob  ben   Scbaphrut  hebräische  Uebersetzung  des  Evangeliums 
Afatthäi   nach   den  Drucken  des  S.  Münster  und  .1    du  Tillet-Mercierj  neu  heraus- 
gegeben   vnn    Adolf   Herbst,      Göttingen    1879.     29,   64  pp.     8.    M.  2  10. 
\Li    //.  Stracl   ThLtz    No    L9;   Eberh.  Nßstle  LC.  1880,  No.  II. 


Strack,  Rabbinica  und  Judaica.  127 

gerichteten  Eben  Bochan  bildet,  nach  den  Ausgaben  von  1537  und 
1555  wieder  ab,  ohne  auch  nur  den  Versuch  zu  machen,  die  vor- 
handenen Handschriften  einzusehen.  Schliesslich  erwähnen  wir  noch, 
dass  Phil.  Bloch  ei)  ein  interessantes  Kapitel  aus  dem  Meor  Jhvh 
des  um  1400  wirkenden  spanischen  Religionsphilosophen  Chasdai 
Kreskas  in  berichtigtem  Grundtext  mit  Verdeutschung  und  Er- 
läuterungen herausgegeben  hat. 

Die  Poesie  ist  durch  drei  Nummern  vertreten:  die  von  Älhr. 
/  farkavy  6li)  publicirten  Dichtungen  von  Samuel  ha-Nagid  (1027 — 
1055  Rathgeber  der  Könige  von  Granada);  die  besonders  durch 
Graetz  üblich  gewordene  Form  seines  Beinamens  „Ibn  Nagrela" 
ist  falsch,  s.  HB.  III,  S.  89.  XIII,  S.  123),  einen  Artikel  Wagenaars  69) 
über  Jehuda  ha-Levi's  Zionide  und  gleichfaDs  von  Wagenaar™) 
herrührende  Verbesserungen  zu  dem  Texte  des  im  Anhange  zu 
■ppu  "p  "^n  gedruckten  Gedichtchens  JT"n3>b  ö"i*N  ^b  von  Abraham 
ibn  'Ezra. 

Die  letzte  Abtheilung  unseres  Berichtes  bilde  ein  Ueberblick 
über  das  für  Geschichte  und  Archäologie  Geleistete. 

Unter  den  drei  die  gesammte  jüdische  Geschichte  darstellenden 
Werken  von  BaecJc11),  Dav.  Cassel1-)  und  Hecht''3)  ist  das  an 
zweiter  Stelle  genannte  das  verhältnissmässig  am  meisten  wissen- 
schaftliche; doch  hat  es  viele  Mängel,  namentlich  in  den  Literatur- 
angaben. 

Ueber  die  jüdischen  Frauen  haben  geschrieben  Stern  (nur 
die  talmudische  Zeit  berücksichtigend,  ohne  Citate)71),  Kayserling 


67)  Philipp  Bloch.  Die  Willensfreiheit  von  Chasdai  Kreskas.  (Fünfter 
Abschnitt  des  zweiten  Traktates  aus  dessen  „Gotteslicht").  Nach  handschrift- 
lichem Material  revidirt,  übersetzt  und  erläutert.  München  1879.  IV,  IV,  42, 
12  pp.  8.  M.  1.20.  —  Vgl.  N.  Kronberg  Jüd.  Litbl.  1879,  p.  166.  167; 
Steinschneider  HB.  1879,  p.   127;  H.  Strack  LC.   1881,  No.  21. 

68)  A.  Harhavy.  Studien  und  Mittheilungen  aus  der  Kais.  Oeffentl. 
Bibliothek  zu  St.  Petersburg.  Erster  Theil:  Poetisches  von  Samuel  ha-Nagid, 
genannt  Ismail  ibn  Nagdilah,  Vezir  von  Grenada  (1027 — 1055).  Mit  Einleitung 
und  erläuternden  Anmerkungen.  St.  Petersburg  1879.  IV,  192,  XII  pp.  8. 
M.  7.     (A.  mit  hebr.  u.  russ.  Titel).  —   Vgl.  unten  S.   157,  No.   152. 

69)  L.  Wagenaar.  Juda  ha-Levi's  Tsionide:  Israel.  Letterbode  V,  18-29. 
[Anmerkungen ,  Uebersetzung,  Inhalt,  Gedankengang,  Eintheilung.  —  Der  Verf. 
kennt  zwar  Luzzatto  und  Geiger,  aber  nicht  die  Monographie  Alexanders  von 
Oettingen.     Dorpat  1853.] 

70)  L.  Wagenaar.  Een  Gedicht  je  van  ibn -Ezra  geemendeerd :  Israel. 
Letterbode  V,  30.  31. 

71)  S.  Baeck.  Die  Geschichte  des  jüdischen  Volkes  und  seiner  Literatur 
vom  babylonischen  Exile  bis  auf  die  Gegenwart  übersichtlich  dargestellt.  Lissa 
V879.     XX,  535  pp.     8.     M.  6.    --   Vgl.  Z.,  Jüd.  Litbl.    1878,    No.  50.   51. 

72)  Vgl.  oben  S.   110,  No.    122. 

73)  Vgl.  oben  S.   110,  No.   123. 

74)  ./.  Stern.  Die  Frau  im  Talmud.  Eine  Skizze.  Zürich  1879.  47  pp. 
8.     M.  1.  —   Vgl.   H.  Strack  LC.  No.  52. 


|28  Streich,  Rabbinica  und  Judaica. 

(von  den  Frauen  der  Talmudlehrer  bis  herab  auf  Lina  morgen- 
stern75)  und,  besonders  Bibliographie  sammelnd,  Steinschneider™). 
Die  mosaisch  -  talmudische  Auflassung  der  Ehe  und  das  Eherecht 
besprach.  Lichtschein17). '.  In  der  Schrift  Shnoris™)  über  Erziehung 
und  Unterrichtung  der  Kinder  bei  den  alfcen  Juden  ist  das  aus 
dem  Talmud  Beigebrachte,  wenngleich  nicht  vollständig,  doch  be- 
achtenswertber  als  die  dürftigen  der  Bibel  entnommenen  Notizen. 
Die  Handelsgeschichte  der  Juden  von  der  Einwanderung  in  Pa- 
lästina an  bis  tief  in  die  talmudische  Zeit  hinein  hat  an  dem 
greisen  Herzfeld 79) ,  dem  Verfasser  der  „Geschichte  des  Volkes 
Israel"  etc.  (1847-1857),  einen  kundigen,  freilich  nicht  erschöpfenden 
Bearbeiter  gefunden.  Franz  Delitzschs  80)  Jüdisches  Handwerker- 
leben zur  Zeit  Jesu  („und  in  der  talmudischen  Zeit  überhaupt" 
hätte  auf  dem  Titel  hinzugefügt  werden  können)  ist  in  dritter 
Auflage  erschienen.  Mit  juristischen  Materien  haben  sich  beschäftigt 
M.  Bloch  (streng  orthodox  und  daher  sehr  verschieden  beurtheilt) 81), 
Jacques  Lew)*2),  Morgenstern^),  nochmals  M.  Bloch**)  und  Herz- 
feld 85).  Dem  Gebiete  der  Sagenkunde  gehören  zwei  kleine  Artikel 
von  Grünwald*6'81)  an,  neben  denen  ein  dem  Ref.  nicht  zu- 
gänglicher Aufsatz  von  Jahne  Gres 88)  erwähnt  werden  mag. 

Nach    dieser    sachlich    geordneten   Umschau    haben   wir    die 


75)  M.  Kayserling.  Die  jüdischen  Frauen  in  der  Geschichte,  Literatur 
u.  Kunst.  Leipzig  1879.  VIII,  374  pp.  8.  M.  7.  —  Vgl.  H.  Strack  LC. 
No.  1;  Steinschneider  HB.   1879,  p.  11-15. 

70)  M.  Steinschneider.  Die  jüdischen  Frauen  und  die  jüdische  Literatur: 
HB.   1879,  p.   Uff.  33ff.   81  ff. 

77)  Ludiv.  Lichtschein.  Die  Ehe  nach  mosaisch-talmudischer  Auffassung 
und  das  mosaisch-talmudische  Ehorecht.     Leipzig   1879.     X,   172   pp.     8.    M.  3. 

78)  Joseph  Simon.  L'education  et  l'instruction  des  enfants  chez  les 
anciens  Juifs  d'apres  la  Bible  et  lo  Talmud.  3me  edition.  Leipzig  1879.  G3  pp. 
8.     M.  1.50.  —  rec.  von  H.  Strack  ThLtz.   1879,  No.  25. 

79)  Vgl.  oben  S.   111,  No.   12G. 

80)  Vgl.  oben  S.   112,  No.   137. 

81)  Moses  Bloch.  Die  Institutionen  des  Juden thums  nach  der  in  don 
Talmudischen  Quellen  angegebenen  geschichtlichen  Reihenfolge  geordnet  und 
entwickelt.  1.  Band,  1.  Theil.  Wien  1879.  XXI,  273  pp.  8.  M.  C.  (A.  u. 
d.  T.  mSpnfi  min  ^yx  1EO).  —  Rec.  v.  Irnm.  Deutsch  Jüd.  Litbl. 
p.  108;  S.  Schiffer  Magazin  f.  d.  Wiss.  d.  Judth.  VII,  p.  62-70. 

82)  Vgl.  oben  S.   112,  No.   141. 

83)  Vgl.  oben  S.    112,  No.   140. 

84)  Vgl.  oben  S.   112,  No.   143. 

85)  L.  Herzfeld.  Einiges  über  dio  civilrechtlichon  Documento  des  jüdi- 
schen Alterthums:  Jüd.  Litbl.  1879,  p.  101-103.  —  Dazu  vgl.  Zucker  nutudfl 
p.  Hl;  AI.  Rawicz  p.  114. 

HG)  M.  Grünwald.  Zur  Amlothsago:  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss  d. 
Judenth.   XXVIII  (1879),  38-43. 

87;  M.  (/rniurald.  Zum  Feuer-Mythus  (Fragmente  zur  Aufhellung  der 
Agada,  L):  das.  p.   463-467. 

HS»  Jai/me  Gres.  Demonologia  judaica:  Rovista  contemporanea  1879  (Jan., 
Febr.,  März). 


Strack,  Rabbinica  und  Judaica.  129 

einzelnen  Zeiten  zu  betrachten.  Duschak 8ö)  und  äe-Bene- 
dettid0)  haben  erörtert,  was  die  Haggada  über  Juda,  Joseph.  Hiskia 
und  Moses  zu  berichten  weiss.  —  Der  Berliner  Talmudist  J.  Lewy91) 
hat  einige  Spuren  (bes.  griechische  Sprache ,  Götzencult ,  Aber- 
glauben) des  Einflusses  besprochen ,  welchen  das  classische  Alter- 
thum  auf  das  talniudische  Schriftthum  ausgeübt  hat.  Morgen- 
stern 92)  will  die  koranische  Bezeichnung  Alexanders  des  Grossen 
■p;ipbN  ~\~\  durch  die  Annahme  erklären,  dass  Muhammed  das 
talmudische  "\-\pi2  TTSÖpbN  oder  "|Tip72  N  irrig  ppa  'n  (lies  makrin, 
Psalm  69,  32)  gelesen  habe.  iSchiirer 93)  schildert  nach  den  be- 
sonders durch  Garrucci's  Bemühungen  bekannt  gewordenen  Grab- 
inschriften die  Gemeindeverfassung  der  Juden  in  Rom  während  der 
Kaiserzeit.  Ueber  Stellen  aus  der  talmudischen  Literatur,  in  welchen 
auf  die  römischen  Kaiser  Pescennius  Niger,  Valerius  Diocletianus, 
Constantius  und  Gallus  angespielt  wird  oder  werde,  verzeichnen 
wir  einen  Artikel  von  Graetz  94). 

Ritters95)  „Philo  und  die  Halacha"  bildet  eine  willkommene 
Ergänzung  zu  der  bekannten  Schrift  Siegfried'?,.  Ueber  die  Quellen 
des  Josephus  in  seiner  Archäologie  hat  Heinr.  Bloch 96),  soweit  die 


89)  M.  Duschak.  Joseph  in  der  Agada:  Jüd.  Litbl.  1879,  p.  19.  — 
Hiskia  in  der  Agada:  das.  p.   50.   51.  —  Johuda  in  der  Agada:  das.  p.  98.  99. 

90)  Salvatore  de-Benedetti.  Vita  e  morte  di  Mose.  Leggende  ebraiche, 
tradotte,  illustrate  e  comparate.  Pisa  1879.  XI,  334  pp.  8.  —  Vgl.  Steinschneider 
HB.  1880,  p.  3. 

91)  J.  Lewy.  Ueber  die  Spuren  des  griechischen  und  römischen  Alter- 
thums  im  talmudischen  Schriftthum:  Verhandlungen  der  33.  Versammlung  deut- 
scher Philologen  und  Schulmänner  in  Gera.  Leipzig  1879.  4.  p.  77-88.  — 
Vgl.  S.  Friedmann  Jüd.  Litbl.  p.  115.  HG. 

92)  J.  Morgenstern.  pp?3  "iTOpbN:  Jüd.  Litbl.  1879,  p.  122.  123. 
Dagegen  mit  Recht  Hochstädter  das.  1879,  p.  138.  139.  —  Beiläufig  sei  be- 
merkt, dass  Albiruni  dem  pilpbN  "H  ein  ganzes  Capitel  gewidmet  hat:  s. 
Sachau's  englische  Uebersetzung  (vgl.  unten  No.   112)  p.  43-51. 

93)  Emil  Schürer.  Die  Gemeindeverfassung  der  Juden  in  Rom  in  der 
Kaiserzeit  nach  den  Inschriften  dargestellt.  Nebst  45  jüdischen  Inschriften. 
Leipzig  1879.  41  pp.  4.  M.  4.  ( Gratulationsschrift  zum  Docentenjubil.  des 
Herrn  Prof.  Ed.  Reuss.)  —  Selbstanzeige  in  ThLtz.  No.  23;  vgl.  ferner  Heinr. 
Bloch  Jüd.  Litbl.  1880,  p.  7.  8;    H  Strack  Theol.  Litbl.  1880,  No.  18;    LG 

1880,  No.  37;  Steinschneider  HB.  1879,  p.  79.  80;  H.  Oort  Theol.  Tijdschr. 
1879,  Nov.  [Die  Sprache  dieser  Inschriften  ist  vorwiegend  die  griechische, 
theilweise  die  lateinische ;  zuweilen ,  aber  nicht  in  den  von  Seh.  mitgetheilten 
Nummern,  stehen  am  Schlüsse  einzelne  hebräische  Worte  wie    D")btfJ  u.  dgl.] 

94)  H.  Qraetz.  Zur  römischen  Kaisergoschichte  aus  talmudischen  Quellen: 
Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  des  Judenth.  XXVIH,   1-16.  47.  48. 

95)  Beruh.  Ritter.  Philo  und  die  Halacha.  Eine  vergleichende  Studie 
unter  steter  Berücksichtigung  des  Josephus.  Leipzig  1879.  X,  139  pp.  8. 
M.  6.80.  —  rec.  von  C.  Siegfried  JL.  1879,  No.  35  [sehr  eingehend];  H.  Strack 
ThLtz.  1879,  No.  20  u.  LC.  No.  48;  C.  Jüd.  Litbl.  1879,  p.  187.  188;  O. 
Theol.  Litbl.    1880,   No.  6.  7;   D.  Hoffmann   Magazin    f.  d.  Wiss.  d.  Judenth. 

1881,  p.  53-57;  Ac.   1879,  6.  Sept.;  H.    Oort  Theol.  Tijdschr.  Nov.   1879. 

96)  Heinr.  Bloch.  Die  Quellen  des  Flavius  Josephus  in  seiner  Archäologie. 
Leipzig  1879.     X,    169  pp.     8.     M.  4.  —  Vgl.  E.  Schürer  ThLtz.  p.  567-572. 

Jahresbericht  187U.  9 


|30  Strack,  Rabbinica  und  Judaica. 

biblische  Geschichte  in  Betracht  kommt",  nicht  übel  geschrieben; 
hinsichtlich  der  späteren  Zeit  ist  Schürer's  in  der  Anmerkung-  an- 
geführte Recension  zu  vergleichen.  Eine  Notiz  über  Josephus 
selbst  findet  Ar.  Brüll*'')  mit  Hilfe  einer  Konjektur  in  zwei  kleinen 
talmudischen  Traktaten  (Derekh  Eres  Rab.  c.  5 ;  Kalla  c.  6). 

Graetz  98)  veröffentlichte  seinen  Vortrag  über  illegitime  Misch- 
ehen  in  Judäa  vor  und  nach  dem  zweiten  Untergange  des  judäischen 
Staates.  Bei  der  Erwähnung  der  Angabe  des  christlichen  Chro- 
nisten Africanus  (S.  481) ,  „Herodes  habe,  um  seine  Abstammung 
von  den  ...  Idumäern  vergessen  zu  machen,  die  in  den  Archiven  sorg- 
fältig aufbewahrten  Genealogien  der  judäischen  Adelsgeschlechter 
vernichten  lassen",  hätte  auf  die  talmudische  Nachricht  (P<?fsachhn 
62b)  von  der  Verb ergung  (Vernichtung)  eines  Clenealogien-Buclus 
hingewiesen  werden  sollen.  Mit  dieser  Nachricht  hat  Jacob  Brüll**) 
die  am  Schlüsse  des  Sseder  Tanna'im  wa-Amoraim  stehende  Notiz 
Mw;'?2  rpO  ",n:T'*"!  in  Verbindung  gebracht:  der  palästinische  Amora 
Jonathan  sei  der  letzte  gewesen,  der  von  diesem  Ssepher  Juchafsin 
Kenntniss  gehabt  habe.  —  Zu  Ädlw's  J0Ü)  Aufsatz  „Pharisäisrnus  und 
Sadducäismus  und  ihre  differirende  Auslegung  des  nilüri  r\lrrc"u 
(s.  Levit.  23,  11)  bemerkt  der  Herausgeber  am  Anfange,  er  betrachte 
die  „bibelkritische  Beweisführung  dafür  als  eine  petitio  principii" 
und  am  Ende :  „Die  Hauptstützen  des  Herrn  Verf.  beruhen  auf 
unrichtigen  Voraussetzungen  und  falschen  Lesarten".  —  Das  Schrift- 
chen von  Morgenstern  U)1)  über  die  im  Alterthum  gegen  die  Juden 
gerichteten  Anklagen  und  die  von  den  Juden  wider  die  Samaritaner 
ausgesprochenen  Beschuldigungen  ist  anregend,  enthält  aber  zu  viel 
unbewiesene  Einfälle.  —  Graetz  102)  besprach  das  Königreich  Me- 
sene   (Babylonien)  und  seine  jüdische  Bevölkerung. 

Friedländer's  lu:i)  Geschichtsbilder  aus  der  Zeit  der  Tannaiten 
und  Amoräer  würden  wir  wegen  der  nicht  ungeschickten  Auswahl 


97)  N.  Brüll.  Eine  talmudische  Nachricht  über  Josephus:  Jahrbücher  f. 
Jüd.   Gesch.  u.  Lit.  IV,  40-42. 

98)  H.  Graetz.  Illegitime  Mischehen  in  Judäa  vor  und  nach  dem  zweiten 
Untergang  des  judäischen  Staates  und  ihre  Folgen:  Monatsschr.  f.  Gesch.  u. 
Wiss.   d.  Judent'h.  XXVIII.  481-508. 

99)  Jacob  Brüll.  Eine  räthselhafte  Notiz  im  Seder  Tanaim  we-Amoraim : 
Jahrbücher  f.  Jüd.  Gesch.  u.  Lit.  IV.  43-45. 

L00)  S.  Adler.  Pharisäismus  und  Sadducäismus  und  ihre  differirende  Aus 
legung  des  PSTÖfl  ""717272  :  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  d.  Judcnth.  XXVII, 
522-528.  5G8-574.  XXVIU,  29-35. 

101)  ./.  Morgenstern.  Die  Verleumdungen  gegen  die  Juden  und  die  der 
Juden  gegen  dir  Samaritaner.  Berlin  [1879],  15  pp.  8.  —  Vgl.  Kusznitzlci 
Jüd.  Litbl.  i».  52. 

102)  //.  Graetz.  Das  Königreich  Mesene  und  seine  jüdische  Bevölkerung 
(Jahresbericht  des  jüd.-theol.  Seminars  zu  Breslau  1879.)  44  pp.  8.  —  Vgl. 
Kroner  .lud.  Litbl.  p.  27.  31.  35.  :;:»;  Steinschneider  HB.  1879,  p.  G.  7. 

103)  M.  II.  Friedländer,  Geschichtsbilder  aus  tlrv  Zeil  der  Tauaiten 
und  Amoräer.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Talmuds.  Brunn  1879.  VIII, 
1  is  pp      8      M  3.         rre,  von   II.  Strack  ThLtz.   1880,  No.  18. 


Strack,  Rabbinica  und  Judaica.  131 

der  behandelten  Persönlichkeiten  (diese  Wahl  war  freilich  nicht 
schwer)  gern  als  ein  brauchbares  Buch  bezeichnen,  wenn  der  Ver- 
fasser auch  nur  im  mindesten  sorgfältig  gearbeitet  hätte  und  — 
deutsch  schreiben  könnte.  Fessler's 1  04)  Monographie  über  den 
bedeutenden  Amoräer  Mar  Samuel  (1.  Hälfte  des  3.  Jahrh.)  bringt 
nach  Hoffmann 's  guter  Arbeit  (1873)  nicht  viel  Neues.  Morgen- 
sterns 105)  Bemerkungen  über  "H'iAfi  DiZTSSN  sind  von  zweifel- 
haftem Werthe. 

Das  Schriftchen  von  Marcus™*)  trägt,  nach  dem  Referate  zu 
urtheilen,  aus  welchem  allein  wir  es  kennen,  nichts  zur  Vermehrung 
unserer  Kenntnisse  über  die  Chazaren  bei. 

Von  den  Juden  in  Abessinien  handelten  der  Mindener  Rechts- 
anwalt Metz101).  Stein108)  und  ein  Artikel  in  den  Missions  catho- 
liques109). 

Der  berüchtigte  Fälscher  Mose  Botarel  (Commentar  zum  Buche 
Jesira!)  galt  bei  Lebzeiten  Etlichen  als  Messias  110).  Ueber  Paulus 
von  Burgos  und  Geronimo  de  Santa  Fe  (früher  Josua  Lorki)  gab 
JV.  Brüll111)  einige  Mittheilungen  aus  hebräischen  Quellen 

Wir  schliessen  unseren  Bericht  mit  der  Erwähnung  von 
Sachaus  112)  trefflicher  englischer  Uebersetzung  der  Chronologie 
des  Albiruni;  denn  dies  Werk  enthält  Vieles,  was  für  jüdische 
Geschichte.  Chronologie  und  Kalenderkunde  von  Wichtigkeit  ist. 
Besonders  heben  wir  hervor  das  S.  18.  19  über  die  jüdische 
Schöpfungsära  Gesagte,  sowie  Kapitel  VII:  „On  the  cycles  and 
year-points,  on  the  möleds  of  the  years  and  months,  on  their 
various  qualities,  and  on  the  leap-months  both  in  Jewish  and  other 
years"  (S.  141 — 185)  und  Kapitel  XIV :  „On  the  festivals  and  fast- 
days  in  the  months  of  the  Jews"  (S.  268—281). 


104)  Sigmund  Fessler.  Mar  Samuel,  der  bedeutendste  Amora.  Beitrag 
zur  Kunde  des  Talmud.  Breslau  1879.  68  pp.  8.  M.  1.20.  —  Vgl.  H.  Strack 
LC.  1880,  No.  30;  Imm.  Deutsch  Jüd.  Litbl.  1880,  p.  8;  Steinschneider  HB. 
1880,  p.  5. 

105)  J.  Morgenstern.  ^TüTl  ClE^nN  :  Jüd  Litbl.  1879,  p.  38.  39.  — 
Vgl.  p.  48. 

106)  Saniel  Marcus.  Chazarii,  Conferinta  tinuta  la  Barascheum.  Bueu- 
resci  1879.     20  pp.  —  Vgl.  M.   Gaster  Jüd.  Litbl.  p.  135.  136. 

107)  Metz.  Ueber  die  zu  meinem  Aufsatze  ,,zur  Gescbichte  der  Falaschas" 
benutzten  Quellen:  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch.  des  Judth.  1879,  p.  70-78. 
130-139.   184-192.  279-285.   359-368.    [Der  citirte  Aufsatz  steht  in  Jahrg.   1878.] 

108)  Ludwig  Stein.  Die  Juden  in  Abessynien  (Falaschas).  Ihr  Ursprung, 
ihre  geschichtliche  Entwickelung  und  ihre  gegenwärtigen  Zustände:  Israel.  Letter- 
bode  V,  p.   139-184.     Fortsetzung  und  Schluss  VI,  p.   1-31. 

109)  Une  race  de  Juifs  negres  en  Abyssinie  (Missions  catholiques,  6  juin 
1879).     [Angabe  nach  HB.   1880,  p.   86.] 

110)  H.  Graetz.  Ein  Pseudo-Messias  im  14.  Jahrhundert:  Monatsschr.  f. 
Gesch.  u.  Wiss.  d.  Judenth.  XXVIII,  p.   78-83. 

111)  N.  Brüll.  Paulus  Burgensis  und  Geronimo  do  Santa  Fe:  Jahrbücher 
f.  Jüd.   Gesch.  u.  Lit.  IV,  p.  50-55. 

112)  Vgl.  unten  S.   155,  No.   133. 

9* 


132 


Phönizien 

(incl.  der  hebräischen  und  altkanaanitischen  Inschriften  etc.) 

Von 

J.  Euting. 

An  die  Spitze  unseres  diesmaligen  Berichtes  stellen  wir  eine 
bibliographische  Arbeit  de  Sainte-Maries1),  ungern,  weil  sie 
ihren  Zweck  durch  eine  Reihe  von  Irrthümern  und  Druckfehlern 
selbst  vereitelt. 

Beginnen  wir  demnächst  den  Rundgang  durch  das  weite  Ge- 
biet der  phönizischen  Ansiedlungen  wieder  im  Westen,  so  bedauern 
wir,  einen  Beitrag  von  Nicolas 2)  zur  Inschriftenkunde  Karthago's 
nur  dem  Titel  nach  zu  kennen.  Ueb er  Arbeiten  von  Ganneau  3~4) 
und  lkilevy  5)  werden  wir  einstweilen  nur  andeutungsweise  unter- 
richtet, während  von  einem  (übrigens  zur  Inschrift  Carth.  356  ge- 
hörigen) Fragment,  welches  Delattre  copirt  hatte,  wohl  zuviel 
Aufhebens  gemacht  ist 6).  Ueber  die  Inschriften  von  Constantine 
handelt  Cohen  7) ;  eine  neue  Interpretation  zu  Hadrumet.  9  schlägt 


1)  E.  de  Sainte- Marie.  Kecherches  bibliographiqu.es  sur  Karthage:  Eec. 
de  Not.  et  de  Mem.  de  la  Soc.  arch.  de  Constantine  XIX,   97-186. 

2)  Nicolax.  Archeologie  phenicienne.  C'ommentaire  analytique  de  deux 
inscriptions  cartliaginoises  avec  planche:  Bulletin  de  l'Academie  d'Hyppone 
No.   14.     (Fr.) 

3)  Ch.  Clermont- Ganneau.  Sur  une  inscription  phenicienne  de  la  Biblio- 
theque  nationale,  communication  faite  ä  la  Soc.  as.  Seance  du  11. juillet  1879: 
JA    VII  Ser.  XIV,  263. 

4)  Ch.  Clermont-  Ganneau.  Note  sur  les  steles  do  Marseille  et  sur 
L'origine   du  nom  do  Monaco:  KC.  N.  S.  VIII,  422. 

5)  Jos.  llult'rij.  Observations  sur  plusieurs  mots  sdmitiques  incertains  ou 
mal  expliques  jusqu'  ici :  JA.  VII  Ser.,  XIII,  387. 

6)  Vgl.  CB.    1879,   191  f. 

7)  Ahr.  Cohen,  Inscriptions  puniques  et  udopuniques  do  Constantine  (El- 
Hofra):  Bec.  >U-  Not.  ei  Mem.  do  la  Soc.  arch.  do  Const.  XIX,  252-283.  |Er- 
klärung   der  Tafeln  1-X   in  IM.  XVIII.     1877.J 


Eullug,  Plwnizien.  133 

Ganneau  8)  vor,  ohne  Rücksicht  allerdings  auf  Olshausen's  9)  plau- 
sible Deutung  des  Stadtnamens.  Den  Spuren  der  Phönizier  in 
Italien  zwischen  Telamon  und  Luna  ist  beiläufig  Ernst  Gurtius10) 
nachgegangen. 

Von  einer  Abhandlung  Hall's  über  die  aus  C  y  p  e  r  n  nach 
Amerika  gewanderten  Inschriften  di  Gesnola's  erhalten  wir  wiederum 
nur  einen  Auszug11);  die  in  der  deutschen  Ausgabe  von  des 
glücklichen  Sammlers  Reise  werke  12)  enthaltenen  Abbildungen  der- 
selben sind  leider  unbrauchbar. 

Die  Inschriften  des  phönizischen  Mutterlandes  be- 
treffen Halevg's13)  Abhandlung  zur  Byblos-Inschrift,  Ganneau's1*) 
Bemerkungen  über  die  von  einer  griechischen  Inschrift  dargestellte 
Aussprache  'Abdrtsir  (statt  'Abdosir),  und  Bergers15)  neue  Auf- 
fassung der  Umm-el-Aw.  II,  deren  Berechtigung  freilich,  trotz  des 
vom  Verf.  aufgewandten  Scharfsinnes,  zweifelhaft  bleibt.  Berger16) 
handelte  ausserdem,  wie  Renan11)  und  Colonna  Geccaldi18)  über 
phönizische,  über  ein  karthagisches  Kunstdenkmal,  und  Ganneau 19) 
hat  zwei  phönizische  Siegel  veröffentlicht. 

Zur  phönizischen  Münzkunde  ist  nur  ein  Artikel  Codera's  20) 
anzuführen. 


8)  Vgl.  die  Notiz  im  JA.   VII  Ser.,  XIV,  538. 

9)  s.  oben  S.   80,  No.   20. 

10)  E.  Owrtius.  De  A.  Persii  patria:  Satura  philologa.  Hermanno  Sauppio 
obtulit  amicorum  conlegarum  docas.     Berol.   1879   p.  2  f. 

11)  Isaac  H.  Hall.  On  some  Phoeuician  Inscriptions  in  tho  new  Cesnola 
Collection:  Proc.  Am.  Or.  Soc,  May  29tli,  1878  p.  VIII  [=  JAOS.  X,  CLXVIII] 
No.  5;  vgl.   TR.   1879,   111. 

12)  Vgl.  oben  S.   77,  No.   16. 

13)  Jos.  Halevy.  Note  supplementaire  sur  l'inscription  de  Byblos:  JA. 
VII  Ser.  XIII,   173-214.  —  Vgl.  Bor.  f.   1878  p.   64,  No.  30. 

14)  C.  Clermont- Ganneau.  Le  dieu  satrape.  Note  additionnelle  sur  le 
nom  d'Abdousiros  et  la  prononciation  du  nom  d'Osiris  par  les  Pheniciens:  JA. 
VII  Ser.  XII,  237-241. 

15)  Philippe  Berger.  L'ange  d' Astarte.  Etüde  sur  la  seconde  inscription 
d'Oum-el-Awamid.  —  Vgl.  oben  p.  114,  No.  163  und  Ch.  Clermont- Ganneau 
JA.  VII  Ser.,  XIV,  538. 

16)  Philippe  Berger.  La  trinite  cartbaginoise  (Bandeau  d'argent  trouve 
ä  Batna):  Gaz.  archeol.   1879,   133-140  (PI.  21);  222-229. 

17)  E.  Renan.  Statuette  phenicienne  trouvee  ä  Amrit:  KA.  XXXVII, 
321-323.  —  Vgl.  E.  de   Chanot  Gaz.  arch.  1879,   187-189. 

18)  Georges  Colonna  Ceccaldi.  Le  monument  de  Sarba  (Djouni  de 
Phönicie)  et  la  site  de  Palaebyblos:  RA.  XXXV,  1-22  (mit  1  Holzschn.  u. 
PI.  I.  II). 

19)  Ch.  Clermont- Ganneau.  Deux  cacbots  pheniciens  envoyes  par  M. 
Peretie   de  Beyrout:  JA.  VII  Ser.  XI11,  99. 

20)  F.  Codera  y  Zaidin.  Sobre  la  obra  intitulada:  Numismatique  de 
1'ancienne  Afrique:  Bol.  Ac.  hist.   1879  Die. 


134  Eutmg,  Phbnizien. 

Aus  den  an  die  phönizischeAlterthumskunde  gren- 
zenden Gebieten  haben  wir  die  zweite  Ausgabe  von  de  Ville- 
fosscs21)  Uebersicht  über  die  bezüglichen  Denkmäler  im  Louvre, 
Ginsburg's22)  Uebersetzung  der  Mesa' -  Inschrift  und  Sharjje's2*) 
Abhandlung  über  das  Alter  der  letzteren  zu  erwähnen;  ein  alt- 
hebräisches Kunstdenkmal,  dem  er  ein  sehr  hohes  Alter  zuschreibt, 
hat  de  Saulcy2^)  besprochen. 


21)  A.    Her  oh   de  Villefosse.     Notice    des    monuuieuts   provonant    de    la 
Palestine  et  conserves  au  Musee  du  Louvre  (Salle  judai'que).    Paris  1879.     [1  Taf.] 

22)  Ch.  D.    Ginsburg.      Tho  Moabite  Stone    translated:    Records   of   the 
Past  XI,   163-168. 

23)  Sani.  Sharpe.    An  inquiry  into  the  Age  of  tho  Moabite  Stone.    Loudon 
1879.     21  pp. 

24)  F.  de  Saulcy.     Fragments   d'art  judai'que :  Gaz.  arch.   1879,   261-263. 
(1   Taf.) 


135 


Syrisch 
(incl.  des  Mandäischen,  der  sinaitischen  Inschriften  u.  s.  w.) 

Von 

Friedrich  Baethgen. 

Die  Arbeiten  auf  dem  Gebiet  der  syrischen  Literatur  sind  in 
dem  Berichtjahre  nicht  eben  umfangreich  gewesen.  Zur  Hand- 
schriftenkunde  sei  darauf  hingewiesen,  dass  in  den  Heften  der 
Palseographical  Society1)  sich  Abdrücke  aus  drei  Estrangelohss. 
(P.  I,  No.  11;  III,  39;  II,  27  aus  den  Jahren  411,  464  und  509: 
Br.  Mus.  Add.  12150,  14425,  14542,  alle  drei  auf  Pergament)  und 
einem  Palimpsest  (IV,  52,  unten  Estrangelo  des  VI.  Jh.,  darüber 
Cursive  v.  J.  850,  Br.  Mus.  Add.  14651)  vorfinden.  —  Einige  ge- 
legentliche Bemerkungen  zur  syrischen  Grammatik  und  Metrik  gab 
ScMotfmann*).  Ueber  eine  lebende  neusyrische  Mundart  hat  Duvalf) 
auf  Grand  von  Noten  geschrieben,  die  Fluart4)  auf  einer  Reise 
durch  Syrien  gesammelt  hatte.  Der  erste  Band  des  grossen  The- 
saurus von  Smith  5)  ist  nunmehr  vollendet;  er  umfasst  die  Buch- 
staben von  Alaf  bis  Kaf.  Der  Lexicographie  zu  Gute  kommt  auch 
der  erste  Theil  von  de  Lagardes 6)  Praetermissorum  libri  duo, 
welcher  den  zuerst  von  Thomas  a  Novaria  im  Jahre  1636  heraus- 
gegebenen arabisch-syrischen  Thesaurus  des  Elias  von  Nisibis  ent- 


1)  s.  oben  S.  78,  No.  G. 

2)  s.  unten  No.  27. 

3)  Rubens  Duval.  Notice  sur  le  dialecte  de  Ma'loulä:  JA.  VII  Ser. 
XIII,  456-475.  —  Vgl.  M.  Dukas  l'Univers  israelite  1.  Mai  1879. 

4)  Clement  Huart.  Notes  prises  pendant  im  voyage  en  Syrier  JA.  VII  Ser. 
XII,  478-489. 

5)  Thesaurus  Syriacus.  Collegerunt  St.  M.  Quatremere,  G.  H.  Bern- 
stein, S.  W.  Lorsbach,  A.  J.  Arnoldi,  C.  M.  Agrell,  F.  Field,  A.  Roediger. 
Auxit  digessit  exposuit  edidit  jR.  P.  Smith.  Oxonii  1879.  1864  col.  fol. 
£  5   5s.  —  Vgl.  Lamy  Athenee   oriental  1.  April   1881. 

6)  P.  de  Lagarde.  Praetermissorum  libri  duo.  Gottingae  1879.  IV, 
252  pp.  8.  M.  20.  —  Vgl  <7.  Hofmann  LC.  1879,  1707;  E.  Nestle  ThLZ. 
1879,  537;  Ath.   1880,   112;  Ac.   1880,  U,  369. 


136  Baetligen,  Syrisch. 

hält.  Auch  ein  Aufsatz  von  Heinrich1)  über  griechische  Fremd- 
wörter in  der  syrischen  Sprache  gehört  hierher,  und  endlich  der 
Anfang  eines  grösseren  Werkes  von  Low  8)  über  aramäische  Pflanzen- 
namen. Der  zweite  Theil  der  Praetermissa  enthält  neben  einigen 
kleineren  Stücken  die  Scholien  des  Bar  Ebräjä  zu  den  Psalmen 
aus  dem  „Schatz  der  Geheimnisse".  Spamjuth  9)  hat  aus  demselben 
werthvollen  Werke  die  Scholien  zum  Matthäus  veröffentlicht.  In 
einem  Zeitschriftartikel  suchte  FränJcel 10)  den  definitiven  Nachweis 
zu  führen,  dass  die  Pesitä  zu  der  Chronik  ein  altes  jüdisches 
Targum  sei.  Nöldeke n)  prüfte  die  syrische  Uebersetzung  des 
Buches  Tobit  in  einem  Aufsatz,  welcher  die  verschiedenen  Texte 
dieses  Buches  untersucht.  Ueber  die  von  Ceriani  herausgegebene 
syrische  Baruchapocalypse  stellte  Kneucher  l2)  in  seinem  Baruch 
Untersuchungen  an.  Für  den  Bibeltext  ist  hier  die  Fortsetzung 
der  photolithographischen  Nachbildung  des  Codex  Ambrosianus 
durch  Ceriani1^)  zu  nennen;  die  Psalmen  sind  nach  diesem  alten 
Zeugen  im  Psalterium  tetraglottum  von  Nestle1*)  wieder  abgedruckt. 
Aus  dem  Gebiet  der  Legende  hat  Gildemeister ' 5)  die  syrischen 
Acten  der  Pelagia  veröffentlicht,  einen  Zeugen,  den  Usener  16)  für 
seine  Untersuchung  der  auf  diese  Heilige  bezüglichen  Sagen  zu 
verwenden  wünschte.  Zur  Altersbestimmung  der  doctrina  Addaei 
lieferte  Nestle 17)  einen  Beitrag.    Zwei  syrische  Glaubensbekenntnisse 


7)  Heinrich  Kdroly.  A  Görög  idegenszavak  a  szyr  nyelvben:  Nyelvtu- 
doiminyi  közlemenyek  XIV,  465-511. 

8)  J.  LOW.    Aramäische  Pflanzennamen.    Leipzig  1879.    48  pp.    8.    (Diss.) 

9)  Gregorii  Abulfarag  bar  Ebräya  in  evangelium  Matthaei  scholia  e  recog- 
nitione  J.  Spanuth.  Gottingae  1879.  71  pp.  4.  M.  5.  —  Vgl.  E.  Nestle 
ThLZ.   1880,  204. 

10)  >S.  FränJcel.  Die  syrische  Uebersetzung  zu  den  Büchern  der  Chronik: 
Jahrbb.  f.  protest.  Theologie  V,  508-53G.   720-759. 

11)  Th.  NÖldeke.  Die  Texte  des  Buches  Tobit:  Monatsberichte  der  Acad. 
zu  Berlin   1879,   45-69. 

12)  J.  J.  Kneucher.  Das  Buch  Baruch,  Geschichte  und  Kritik,  Ueber- 
setzung und  Erklärung  auf  Grund  des  'wiederhergestellten  hebräischen  Urtextes. 
Mit  einem  Anhang  über  den  pseudepigraphischen  Baruch.  Leipzig  1879.  8. 
M.  12.  —   p.   190-198. 

13)  Testamenti  Veteris  translatio  Syra  Pescitto  ex  codice  Ambrosiano  sec. 
lere  VI  photolithographice  edita,  curante  et  adnotante  A.  M.  Ceriani.  T.  I, 
Pars  III.  Prov.  XXIV  ad  tiu.  Sap.  Eccl.  Cant.  Isa.  Jer.  Threni.  —  Tom  II. 
Epist.  Jer.  Epist.  I  et  II  Baruch.  Ezech.  XII  proph.  min.  Dan.  I-IX.  Medio- 
lani  1879.  p.  137-210.  fol.  —  Vgl.  Th.  Nöldclce  LC.  1880,  1105;  E.  Nestle 
ThLZ.    1881,   1. 

14)  Vgl.  oben  S.  92,  No.  7. 

15)  Acta  s  Pelagiae  syriace  edidit  J.  Gildemeister.  Bonnae  1879.  15, 
Vi  pp.  1.  M.  3.  (Univ.-Progr.)  —  Vgl.  LC.  1879,  1481;  E.  Nestle  ThLZ. 
1879,  327. 

16)  //.  Usener.  Legendes  der  Pelagia.  Festschrift  für  die  XXXIV.  Ver- 
sammlung deutscher  Philologen  und  Schulmänner.  Bonn  1879.  XXIV,  62  pp. 
8.     IM.  2.  —    Vgl.   I.e.    L880,  528;   RC.  1880,  471. 

17)  E.  Nestle.  Zur  Altersbestimmung  der  doctrina  Addaei:  Zeitschrifl  f. 
Kirchengeschichte  III,  194.  195. 


Baethgea,  Syrisch.  137 

sind  in  Gaspari's 1S)  Werk  über  das  Taufsymbol  abgedruckt  und 
untersucht,  und  in  Ua?nmond's19)  Buch  über  die  alte  antiocheni- 
sche  Liturgie  hat  Bickell  eine  ostsyrische  Anaphora  mitgetheilt. 
Referent 2Ü)  veröffentlichte  einen  melkitischen  Hymnus  an  die  Jung- 
frau Maria.  Eine  syrische  Poetik,  oder  richtiger  eine  Anweisung 
Verse  zu  machen  hat  Martin 21)  herausgegeben.  Die  leider  so 
seltene  rein  profane  Literatur  ist  in  der  vom  Referenten-2)  ver- 
anstalteten Ausgabe  des  syrischen  Sindban  und  in  der  von  Nöl- 
deke 23)  gelief erten  Uebersetzung  eines  Stückes  aus  Bickell'?,  Kalilag 
(mit  mancherlei  Bemerkungen  zum  Text)  vertreten. 

Das  Mandäische  fand,  abgesehen  von  der  Facsimilirung  eines 
Blattes  aus  dem  Sidra  Rabba  im  IV.  Heft  der  Pala?ographical  So- 
ciety 24)  (No.  53),  im  Berichtjahre  keinen  Bearbeiter. 

Unter  den  aramäischen  Inschriften  ist  die  von  South-Shields, 
über  deren  Entdeckung  und  mehrfache  Behandlung  wir  im  vorigen 
Jahre  zu  berichten  hatten,  noch  Gegenstand  einer  kurzen  Mit- 
theilung Jewitt's  25)  geworden.  Ganneau 26)  hat  seine  ebenfalls 
im  letzten  Berichte  erwähnte  Abhandlung  über  den  persischen 
Ursprung  der  ägyptisch-aramäischen  Denkmäler  beendet,  Schlott- 
mann  27)  die  Discussion  über  die  von  ihm  der  Inschrift  von  Car- 
pentras  vindicirte  poetische  Form  gegen  de  Lcujarde  weitergeführt . 


18)  C.  P.  Caspari.  Alte  und  neue  Quollen  zur  Geschichte  des  Taut- 
symbols  und  der  Glaubensregel.     Christiania   1879.     XVI,  318  pp.     8.     M.  6. 

19)  C.  E.  Hammond.  The  Ancicnt  Liturgy  of  Antioch  and  other  Litur- 
gical  Fragments,  heing  an  Appendix  to  „Liturgies  Eastern  and  Western".  Oxford 
1879.     VI,  56   pp.     8.  —   ls.   Gd. 

20)  Ein  melkitischer  Hymnus  an  die  Jungfrau  Maria.  Veröffentlicht  von 
Friedrich  Baethgen.     (Mit  1  Tafel.):  ZDMG.  XXXIII,  066-671. 

2-1)  P.  Martin.  De  la  Metrique  chez  les  Syriens.  (Abhandlungen  für 
die  Kunde  des  Morgenlandes  herausg.  von  der  Deutschen  Morgenländischen  Ge- 
sellschaft. Bd.  VII,  No.  2.)  Leipzig  1879.  71  pp.  8.  M.  4.  —  Vgl.  Tli. 
Nöldeke  ZDMG.  XXXIV,  569-578. 

22)  Sindban  oder  die  sieben  weisen  Meister.  Syrisch  und  deutsch.  Von 
Friedrich  Baethgen.  Leipzig  1879.  38,  26  pp.  8.  M.  2.80.  —  Vgl.  Th. 
Nöldeke  ZDMG.  XXXIII,  513-536-,  E.  Nestle  ebd.  707.  —  Vgl.  ferner  LC. 
1879,  1669. 

23)  s.  unten  S.   161,  No.   193. 

24)  s.  oben  S.   78,  No.   6. 

25)  Llewellyn  Jeu-itt.  Note  of  an  inscribed  Roman  Sepulcral  Slab  recently 
discovered  at  South  Shields:  The  Reliquary  XIX,  129-131.  (1  Tafel.)  —  Vgl. 
Bericht  f.    1878,  S.   63,  No.    13-17. 

26)  C.  C'lermont-  Ganneau.  Origine  perse  des  monuments  arameens 
d'Egypte.  (Notes  d'archeologie  Orientale.)  Deuxieme  article.  III.  Indices  dune 
influence  perse  dans  les  autres  papyrus  arameens  d'Egypte:  RA.  XXXVII,  21-39. 
(1   Taf.  —  Das   Ganze  auch  separat  erschienen   Paris   1879.) 

27)  K.  Schlottmann.  Zur  semitischen  Epigraphik.  VI.  Weitere  Erörte- 
rungen über  die  Frage  dos  Metrums  und  des  Reimes  in  der  Inschrift  von  Car- 
pentras.  Nebst  Untersuchungen  über  die  verschiedenen  Grundprincipien  der 
Metrik  im  Arabischen,  Hebräischen  und  Aramäischen:  ZDMG.  XXXIII,  252-291. 


138  Beteiligen,  Syrisch. 

Derselbe  28)  veröffentlichte  eine  im  Kaukasus  gefundene ,  ebenfalls 
persisch-aramäische  Silberschale. 

Aus  den  zunächst  liegenden  Gebieten  sind  etwa  noch  die  von 
Doughty  mitgebrachten  sinaitischen  Inschriften  zu  erwähnen,  über 
welche  vorläufig  allerdings  nur  Sharpe  29)  einige  gänzlich  haltlose 
Phantasien  veröffentlicht  hat,  die  glücklicher  Weise  von  Neubauer30) 
sofort  unschädlich  gemacht  worden  sind. 

Zur  aramäischen  Münzkunde  ist  aus  dem  vorigen  Jahre 
eine  kleine  Arbeit  de  Smilcy's  31)  nachzuholen. 


28)  Id.    VII.  Persisch-aramäische  Inschrift  auf  der  Silberschale  von  Moskau: 
ZDMG.  XXXIII,  292-293. 

29)  Samuel   Sharpe.      Hebrew    and   Chaldee    Inscriptions:   Ath.  1879,    I, 
346.  408. 

301   Ad.  Xeid/iui.er.     Hebrew  and    Chaldee  Inscriptions:  Ath.   1879,  I,  377. 
31)  F.  de  Saulcy.      Note  sur  deux  monnaies  inedites  de  la  suite  des  rois 
nabateens  de  Petra:  Mel.  de  Numism.   1878,   193-197. 


139 


Arabien   und    der   Islam. 

Von 

Ad.  Erman,   F.  Fraetorius  und  August  Müller-), 

mit  Beiträgen»  von  W.  Spitta-Bey  [Sp.],  J.  H.  Mordtmann   [M.]  und  A.  Socin  [Soc.]. 

Es  ist  eine  erfreuliche  Erscheinung,  dass  der  mächtige  Auf- 
schwung, welchen  in  neuerer  Zeit  die  Erforschung  zeitweilig  ver- 
nachlässigter oder  überhaupt  unberührt  gebliebener  Gebiete  der 
semitischen  Philologie,  insbesondere  der  Keilinschriften  und  des 
Aramäischen,  gewonnen  hat.  dem  Interesse  an  der  seit  lange  den 
Mittelpunkt  der  rein  orientalistischen  Studien  bildenden  arabischen 
Sprache  und  Literatur  keineswegs  Abbruch  thut.  Auch  in  diesem 
Jahre  haben  wir  nicht  nur  lebendiges  Fortschreiten,  sondern  auch 
stets  bewusster  werdendes  Insaugefassen  solcher  Ziele  anzuerkennen, 
deren  Erreichung  unseren  Studien  den  Lohn  wirklicher  Frucht- 
barkeit verspricht  und  die  uns  der  Gefahr,  unsere  Kräfte  an  ein- 
seitig erfasste  oder  innerlich  werthlose  Aufgaben  zu  setzen,  immer 
mehr  entziehen. 

Wichtige  Gaben  hat  die  Alterthumskunde  Arabiens  schon  aus 
der  Schwesterhand  der  Geographie  empfangen.  Dank  den 
Reisen  des  tüchtigen  Burton  l)  wie  des  muthigen  und  aufopfernden 
Doughty  2)  lichtet  sich  mehr  und  mehr  das  Dunkel,  welches  bisher 
über  dem  jetzt  so  unwirthlichen  und  gefahrenreichen  Nordwesten 
der  arabischen  Halbinsel  lag,  während  Manzoniz),  vom  Glücke 
wenig  begünstigt,  doch  unsere  Kenntniss  Jemens  ebenfalls  in  einigen 


*)  Ermaii  hat  die  muhammedanischen  Münzen,  Praetorius  das  südarabische 
Alterthum  bearbeitet. 

1)  Richard  F.  Burton.  The  Land  of  Midian  (revisited).  With  map, 
and  illustrations  on  wood  and  by  chromography.  London  1879.  Vol.  I:  XXVIII, 
338  pp.;  Vol.  II:  VIII,  319  pp.  8.  £  1  12s.  —  Vgl.  PM.  XXV,  156;  Globus 
XXXV,  282.  295;  A.  Sprenger  JLZ.  1879,  281;  G.  Schiceinfurth  Oest. 
Mschr.  f.  d.  Or.  1879,  48;  C.  W.  Wilson  Ac.  XV,  315;  Ath.  1879  I,  337; 
Contemp.  Rev.  XXXVI,  353:  Brit.  Quart.  Eev.  Apr.  1,  1879,  468;  Westm.  Rev. 
LV,  555;  vgl.  ferner  ZPV.  III,  85-87. 

21    C.  M.  Doughty.    Notesofa  Visit  to  Inner  Arabia:  JBBAS.  XIV.  161-163. 

3)  vgl.  PM.  XXV,   30,   157,   188    und  Boll.  Soc.  Geogr.  It.   1878   dicembre. 


140         Ermon,  Praetorius  n.  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

Punkten  fördert,  über  welche  er  selbst4)  und  Gora5)  Bericht  er- 
statten. Die  beste  Uebersicht  über  die  vorläufigen  Resultate  dieser 
Wanderungen  hat  wiederum  Zehme 6)  gegeben,  dessen  reger  Theil- 
nahine  an  Allem,  was  ..aus  und  über  Arabien"  bekannt  wird, 
wir  auch  in  diesem  Jahre  unsern  Dank  darzubringen  haben.  Auch 
die  neue  Auflage  von  Burton's  7)  rühmlich  bekannter  „Pilgerfahrt" 
erwähnen  wir  mit  Vergnügen. 

Von  dem  Lande  zur  Geschichte  seines  Volkes  und 
ihren  Denkmälern  übergehend,  beginnen  wir  mit  dem  Alterthum 
Südarabiens.  Während  hier  bisher  unveröffentlichte  himjarische 
Inschriften  aus  dem  Museum  zu  Constantinopel  von  Mordtmann*) 
bekannt  gemacht  und  erklärt  wurden,  besprach  Pridemix9)  auf 
Grund  neuer  Prüfung  der  Originale  mehrere  zum  Theil  schon 
länger  bekannte  und  öfters  erklärte  Inschriften,  welche  in  Bombay 
aufbewahrt  werden.  Wie  geläufig  die  himjarischen  Buchstaben 
den  modernen  südarabischen  Juden  geworden  sind,  sieht  man  aus 
der  loco  sigilli  einem  Briefe  der  Juden  in  San4ä  an  Sir  Moses 
Montefiore1")  beigefügten  Unterschrift. 

Eine  Abhandlung  historisch-geographischen  Inhalts  verdanken 
wir  Müller  ll),  auf  dessen  Privatmittheilungen  sich  auch  Bommel 12) 
stützt  in  dem  Abschnitt  „Die  Säugethiemamen  der  sog.  himjarischen 
Inschriften"  seines  bereits  erwähnten  Buchs.  Das  Gebiet  der  süd- 
arabischen Inschriften  und  Geschichte  wird  auch  berührt  in  einem 
Aufsatze  Dillmanns13).     Halevyli)  beendete   eine  ethnographische 


4)  R.  Manzoni.     Sanah  —  Medinet  u  Sanah:  L'Esploratore  II,  251-255 

5)  G.  Cora.     Viaggi   di  R.  Manzoni  nell'  Arabia  meridionale:   Cosmos  V, 
121-13G.     [1   Karte.] 

6)  A.  Zehme.     Aus  und  über  Arabien:    Globus  XXXV,  43-46.  282-285. 
295-298.  374-377. 

7)  Richard  F.  Burton.     Narrative  of  a  Pilgrimage  to  Meccah  and  Me- 
dinah.    3d   rev.  Ed.     London   1879.     8.  —   6s. 

8)  J.  H.  Mordtmann.     Die  himj.  Inschriften  im  Tschinili  Kiöschk:  ZDMG. 
XXXIII,  484-495.     (2   Taf.) 

9)  W.  F.  Prideaux.      Notes   on    the  himyaritic  inscriptions  contained  in 
the  Bombay  branch  of  the  R.  As.  Society:  TSBA.  VI,  305-315. 

10)  Moses  Montefiore.  GbtöTTn  nü»  ISO  (Warschau  1879)  p.  72, 
und  englisch  in  Meyer  Atierbach  und  Sam.  Serfant.  An  open  Letter  addressed 
to  Sir  Moses  Montefiore,  London   1877,  p.   136. 

11)  David  Heinrich  Müller.  Die  Burgen  und  Schlösser  Südarabiens 
nach  dem  Iklil  des  Ilamdäni:  Maiheft  des  Jahrg.  1879  der  Sitzungsberichte 
der  phil.-hist.  Classe  der  Kais.  Akad.  d.  Wissenschaften,  p.  335-423.  Wien 
1879.  (Auch  separat  u.  gl.  T.  Erstes  Heft.  Wien  1879.  91  pp.  8.  M.  1.40). 
—  Vgl.  Ausland  1880,  17-19;  ferner  A.  Sprenger.  Ein  arabischer  Geograph: 
Ausland    1879.   No.    13. 

12)  s.  S.   82,  No.   32,  p.    342-354. 

13)  Dillmann.  Zu  der  Frage  über  die  Abfassungszeit  des  Periplus  maris 
erythraei:  Monatsber.   d.  Kgl.  Akad.   d.   Wiss.   zu  Berlin. '  19.  Mai    1879,   413-429. 

14)  J.  Halevy.  Los  anciennes  populations  de  l'Arabie.  Extension  de  eer- 
taines  colonies  sab  ee  an  es  vers  lo  Nord  (3.me  et  dernior  article):  Rev.  or  ot  am. 
No.   9.  Jaav.-Mars    1879   ß.   49-60. 


Erman,  Praetorius  u.  Müller,  Arabien  vml  der  Islam.  141 

Arbeit.  Ein  Aufsatz  Head's15)  über  binijariscbe  Nachahmungen 
athenischer  Münzen  gehört  schon  dem  vorigen  Jahr  an;  von  Schlum- 
berger's  gleichartigem  Funde  gab  de  Longperier IS)  eine  vorläufige 
Notiz. 

Den  auf  die  sabäisch-hinrjarische  Zeit  folgenden  Entwickelungs- 
gang  des  arabischen  Volkes,  des  Chalifates  und  des  Islams  im  All- 
gemeinen als  ein  Ganzes  behandelnd,  wenden  wir  uns  nun  zunächst 
zur  Bibliographie  des  arabischen  Schriftthumes.  In  Betreff 
der  ältesten  dahin  gehörenden  Denkmäler,  der  Papyri,  ist,  nach 
einer  vorläufigen  Notiz  Sachaus11),  über  neue  Funde  kurz  von 
Bogers  Ib)  berichtet  worden.  Die  Verzeichnung  der  in  die  modernen 
Bibliotheken  übergegangenen  Handschriften  hat  Pertsch19)  für  Gotha 
in  bekannter  trefflicher  Weise  gefördert,  Maupas19)  für  Algier 
(1446  Nummern)  besorgt,  während  auf  die  reichen  Schätze  der 
Kairiner  Bibliothek  von  Spztta-Bey*1),  auf  eine  einzelne  christlich- 
arabische Handschrift  in  Göttingen  von  de  Lagarde  22)  hingewiesen 
wurde  und  Steinschneider 23)  seine  schon  im  vorigen  Bericht  er- 
wähnte verdienstliche  Zusammenstellung  bis  zum  Schluss  des  ersten 
Theiles  gebracht  hat.  Ein  Verzeichniss  der  orientalischen  (meist 
wohl  arabischen)  Documente  der  Staatsarchive  in  Florenz  und  Pisa  24) 
ist  dem  florentiner  Congress  gewidmet  worden.  Der  Handschriften- 
kunde  dienen  auch  die  herrlichen  Tafeln  der  Palaeographical  So- 
ciety25),  in  welche  Wright  eine   Reihe   interessanter  Proben    ara- 


15)  Barclay  V.  Head.  On  himyarite  and  other  arabian  imitations  of 
coins  of  Athens :  The  Numismatic  Chronicle  and  Journal  of  the  Numismatic  Society 
N.  S.  Vol.   18,  p.   273-284.     Mit  einer  Tafel. 

16)  s.  CK.  VII,  198. 

17)  Ed.  Sachau.  Fragmente  von  Pahlavi-Papyri  aus  Aegypten:  Z.  f.  äg. 
Spr.    1878,   115  f. 

18)  E.  T.  Rogers.  Discovery  of  fragments  of  Papyri  in  the  Fayüm:  Ac. 
XV,  391.  —  Derselbe:  More  Papyri  from  the  Fayyüm:  Ac.  XVI,    177  f. 

19)  Wilhelm  Pertsch.  Die  arabischen  Handschriften  der  Herzoglichen 
Bibliothek  zu  Gotha.  Auf  Befehl  Sr.  Hoheit  des  Herzogs  Ernst  H.  von  Sachsen- 
Coburg-Gotha  verzeichnet.  Zweiter  Band.  1.  Heft.  Gotha  1879.  240  pp. 
8.     M.  4.  —  Vgl.  Th.  Nöldeke  LC.   1879,  1705. 

20)  Maupas.  Catalogue  des  manuscrits  arabes  de  la  bibliotheque  d'Alger: 
Ulysse  Robert,  Inventaire  sommaire  des  manuscrits  des  bibliotheques  de  France, 
dont  les  catalogues  n'ont  pas  ete  imprimes.      ler  fasc.     Paris  1879,  28-62. 

21)  Wilhelm  Sputa.     The  Vice-royal  Library  in  Cairo :  Ac.  XV,  5  3  f. 

22)  Paul  de  Lagarde.  Orientalia  (in  Abh.  Gott.  GdW.  XXIV;  auch 
sep.  u.  gl.  T.;  vgl.  unten  S.  179,  No.  102)  p.  16:  vgl.  Harnach  ThLZ.  1879,  350. 

23)  M.  Steinschneider.  Manoscritti  arabici  in  caratteri  ebraici.  Art.  I. 
Autori  greci:  BISO.  N.  S.  No.  18/19,  p.  361-369.  —  Vgl.  Bericht  für  187  8 
S.  47,  No.   12. 

24)  K.  soprintendenza  degli  archivi  toscani.  Elenco  dei  documenti  orientali 
e  delle  carte  nautiche  e  geograriche  che  si  conservano  negli  archivi  di  stato  di 
Firenze  e  di  Pisa.  Pubblicato  in  occasione  del  quarto  cougresso  degli  orien- 
talisti  tenuto  in  Firenze  nel  settembre  del  MDCCCLXXVHI.  Firenze  1878. 
31  pp.     8. 

25)  s.  oben  S.  78,  No.  6  u.  vgl.  Ber.  für  1878  S.  62,  No.  1. 


142         Erman,  Praetorium  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

bischer  Mss.  aufgenommen  hat,  welche  zurückgreifend  einmal  über- 
sichtlich zusammenzustellen  lohnen  dürfte.  Aeltestes  Neschi  auf 
Papyrus  v.  J.  133  zeigt  Part  I,  No.  5  (Br.  Mus.  Or.  15,  Pass)  — 
Kufi  auf  Pergament  vom  Ende  des  2.  Jahrh.  IT.  19  (Berl.  Or. 
379  fol..  Roediger's  Blätter)  —  in  der  Mitte  zwischen  Neschi  und 
Kufi  stehen  I.  6  vom  J.  250  (Leiden  298  Warn.,  Garib-elhadit  des 
Abu  'Obeid  el  Qäsim  b.  Salläm);  III,  34  vom  J.  254-270  (Br. 
Mns.  Add.  12.137.  Dekret  des  Ahmed  b.  Tulun.  Pergament): 
II,  20  v.  J.  272  (Vatic.  Arab.  71.  Heiligenleben,  ckristl.)  —  Neschi 
ist  I,  7  vom  J.  380  (Leipz.  [Ref.]  D.  C.  33,  Diwan  des  Abu'laswad); 
IL  21  v.  J.  383  (Vatic.  Arab.  18.  Lucas);  IV.  47  v.  J.  398  (Br. 
Mus.  Add.  19.357.  Mutanabbi);  in,  35  v.  J.  475  (Cambr.  Univ. 
Qq  115,  AbuTalä  Sifcfc  mit  Autograph  des  Tebrizi);  III,  36  v.  J. 
489  (Schefer  No.  117,  Kitab  elharäg);  IV,  48  v.J.  564  (Br.  Mus. 
Or.  1617,  Magäzi);  III,  38  v.  L655  (Br.  Mus.  25,735,  Autograph 
Ibn  Challikan's)  —  magrebinisches  Neschi  v.  J.  562  enthält  III, 
37   (Cambr.   Univ.  Qq  42.  Mubarrad's  Kämil). 

Von  Aufzählungen  gedruckter  Bücher  erwähne  ich  ausser 
einigen  Beiruter  Bücherkatalogen  26~ 2ö)  ein  in  Trübner's  Record  29) 
gegebenes  Verzeichniss  tunesischer  Drucke  schon  hier,  weil  es  lauter 
Werke  älteren  Datums  enthält. 

Der  Betrachtung  der  einzelnen  Literaturgebiete  schicken  wir 
einige  Schriften  encyclopädischer  Natur  voraus.  Vorzüglich 
auch  in  dieser  Form  beginnt  der  Orient  abendländisches  Wissen 
sich,  natürlich  nicht  immer  in  der  geschicktesten  Form,  zu  assi- 
miliren :  so  ist  Butrus  Bistänis  3,))  Conversationslexikon  zu  einem 
dritten  Bande  fortgeschritten,  während  freilich  die  encyclopädi- 
sche  Uebersicht   über    die  Anfänge   der  Geschichte,   über  Muham- 


Iav1   XJ~«  O*.jo.       8.     [S.  ZDMG.  XXXI11,  XX.  No.  391G.1 

27)  Catalogue  de  l'imprimerie  catholique  des  PP.  Missionnaires  de  la  Com- 
pagnie  de  Jesus  en  Syrie.     Beyrouth  1879.     8. 

28)  Catalogue  and  Price  List  of  Publications  of  tbe  American  Mission  Press 
of  Beirut.     Beirut  1879.      8. 

2'.U  Arabic  Books  printed  at  Tunis:  TR,  N.  S.  No.  1,  15. 

2  O 

30)  wiAjuJi    äjilo  UJlXi     Encyclopedie  arabe    JjJ    .»Ic   ^j*»»l.s  j-Pj 

\Xz-  ^£.  ^iJC^J!   (j*Jaj    *.iljnJl   v-Ä^Lj   <^S^»   qS.     Band  DI,  von 

>  öS  o )  o  ( 

t^J^S»-.!    bis    o^w*-*^!    reichend.      800   zweispaltige   SS.      4.      Beirut,    ioo.-i/« 

v_i  ,L*-*J  .      1878.     [Trübner:    i  \    lls.  6d.]   —   Vgl.  Fleischer   in    Verbandl 
der  XXXIV    Vers    deutscher  Phüol    \>.   L28  und  in   ZDMG.   XXXIV.  579. 


Erman,  Praetorvus  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  143 

med,  über  allerhand  die  Theologie  und  Kosmographie  betreffende 
Fragen,  welche  der  unglaublich  fleissig  schriftstellernde  (vielleicht 
mehr  Schriftstellern  lassende)  Nabob  von  Bhopal  Mohammed  Sadiq 
Jdasan  Khan  Balladur31)  hat  veröffentlichen  lassen,  sranz  in  alten 
Gleisen  sich  zu  bewegen  scheint.  In  Kairo  hat  man  die  schon 
öfter  gedruckte  Sammlung  der  auf  el-Azhar  gebräuchlichen  Com- 
pendien  neu  aufgelegt32);  von  abendländischen  Arbeiten  allgemeiner 
Natur  haben  wir  nur  Rehatsek's33)  sich  an  das  Interesse  des  grösseren 
Publicums  wendende  Abhandlung  über  arabische  Sprache  und  Schrift - 
thum  anzuführen,  die  zugleich  mit  Rogers  34)  etwas  aphoristischen 
Bemerkungen  über  allerhand  Unterschiede  der  vulgärarabischen  Dia- 
lekte (denen  noch  Notizen  über  die  Kindersprache  und  über  das 
in  Aegypten  übliche  Rechnungssystem  beigefügt  sind)  und  mit 
Cherbonneau's 35)  mir  nicht  zugänglichen  Bemerkungen  über  ara- 
bische Conversation  den  Uebergang  zu  den  grammatischen 
Studien  vermittelt.  Den  Mittelpunkt  derselben  bildet  nach  wie 
vor  Zamahsari's  Mufassal,  dessen  tadellose  Bearbeitung  durch  Broch 
in  einer  neuen,  vermöge  Hinzufügung  eines  bei  knappster  Fassung 
ausserordentlich  reichen  kritischen  und  exegetischen  Materiales  zu 
einer  wahren  Fundgrube  philologischen  Wissens  vertieften  Aus- 
gabe 36)  erschienen  ist,  während  über  eine  durch  die  Wechselfälle 
des  letzten  orientalischen  Kriegs  nach  Sigmaringen  verschlagene, 
nicht  uninteressante  Handschrift  desselben  Werkes  Socin31)  be- 
richtet  hat   und  Jahns  Ausgabe    des    Ibn   Ja'is   von  Fleischer 38) 


3i)  ^L*o$  k>L>  Ks.x/8     J!  (jm-*.j  U./a  .j^LfuJ!  &LäS.    225  pp. 

—  Dahinter   qL*^    ^iiÄJi    ^JLc   ^\   \j\ja\   &    0]+S '  t\    £-£_*_->, 

p.  226-318,  dem  noch  8  Seiten  Lobeserhebungen  auf  den  Verfasser  folgen. 
Zusammen  32G  pp.  8.  Constantinopel,  Gawaib-Druckerei,  1296  H.  P.  20.  — 
Vgl.  Huart  Bibliographie  ottomane  (JA.  VII  Ser.  XVI,  411  ff.)  No.  31,  wo  die 
Seitenzahl  falsch.     [M.] 

32)  ..  *Ä+Jt    cy+^A.     Druck  von  Hasan  et-Tatari.     6  P.     [Sp.] 

33)  E.  Rehatselc.  Arabic.  (A  portion  of  the  Third  Series  of  the  Wilson 
Philological  Lectures  delivered  in  the  Lecture-room  of  the  University  Library 
of  Bombay  in  January  and  February   1879):  Calc.  Rev.  LXIX,  294-331. 

34)  E.  T.  Rogers.    Dialects  of  Colloquial  Arabic:  JRAS.  N.  S.  XI,  365-379. 

—  Vgl.  unten  S.    160,  No.   183. 

35)  Cherbonneau:  Revue  do  geogr.,  de  Lud.  Dra/peyron,  2e  ann.  janv. 
1879   p.  25  suiv.  [nach  Renan  JA.  VII  Ser.  XIV,  55]. 

36)  Al-Mufassal,  opus  de  re  grammatica  Arabicum,  auctore  Abu  'Ikäsim 
Mahmftd  bin  'Omar  Zamahsario.  Ad  fidem  codicum  manu  scriptorum  edidit 
./.  P.  Broch.  Editio  altera,  denuo  recoghita,  adnotationibus  criticis  aliisque 
aucta.  Partem  sumptuum  suppeditavit  Societas  scientiarum  Christianensis.  Chri- 
sti., „iae  MDCCCLXXIX.    X,  62,  IYT  pp.     8.  —  Vgl.  E.  Nestle  LG.   1880,  975. 

37)  A  Socin.  Ueber  eine  Handschrift  des  Mufassal:  ZDMG.  XXXIII, 
682-686. 

38)  In  seiner  Recension   der  Ausgabe  ZDMG.  XXXIII,   712-722. 


144  Erman,  Praetorius  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

mit  einer  Reibe  von  Textverbesserungen  bedacht  worden  ist.  Gern 
würden  wir  uns  aucb  des  Ueberblicks  erfreuen,  welchen  der  zu 
einem  solchen  besonders  berufene  Goldziher39)  schon  1878  über 
die  Entwicklung  der  sprachwissenschaftlichen  Studien  bei  den  Ara- 
bern gegeben  hat,  wäre  die  Abhandlung  nicht  in  einer  jener  inter- 
essanten Nationalsprachen  abgefasst,  welche  dutzendweis  neben  allen 
sonstigen  Arbeiten  zu  erlernen  jetzt  von  uns,  hoffentlich  überall 
vergeblich ,  verlangt  zu  werden  scheint.  Der  Orient  bringt  uns 
Neudrucke  von  einigen  der  bekannten  späteren  Compendien,  bezw. 
ihren  Commentaren40-43),  ferner  eine  Studie  über  Wurzelbildung 
unter  der  bereits  oben  erwähnten  Firma  des  Nabob's  von  Bhopal44) 
und  gelegentliche  grammatische  Notizen  zu  einem  Erbauungsbuche45). 
Auszüge  aus  Ibn  el-Hägib  sind  auch  dem  mir  leider  unzugänglich 
gebliebenen  „Bidrag"  ÄtA/'s46)  beigegeben,  der  noch  in  das  ver- 
gangene Jahr  zurückreicht.  Aber  andere  „Beiträge"  sind  diesmal 
mit    besonderer   Freude    begrüsst    worden:    Fleischers*1)    sechste 


39)  Goldziher  Ign&CZ.  A  nyelvtudomany  törtenete  az  Araboknäl:  Nyelvtud. 
Közl.  XIV,  309-375. 

o  c 

40)  &J.&ÜI    AfcAiäJl   s^^LfJ*   jLjk-Ah^sOl      Jle   i  <r.,!.JLxUl   „ £ . 

Kairo ,    Druck    von  Saraf.     P.  4.     [Einzeln  schon  früher  gedruckt ;    die    ^jy^^Ji 

sind     von     dem    jetzigen    Wekil    des    Unterrichtsministeriums    'Abdallah    Pascha 
Fikri.     Sp.] 

41)  twj»_>"b'S     Jlc  (j^LiüCSi  _  .- ii     ?Jl_c  ^(A-xL^Ul  k-kJjXj>-  . 

Kairo,  Druck  von  Castelli.     P.  4.     [Schon  früher  gedruckt.     Sp.] 

42)  jJl~>  >^^JLJ  auJ»pft   ^jl*    -JJJatl)  a> 

_,  .XiJl    XwÄ^lgjj).      Kairo,    Druck  von  Mustafa  Wahbi.     P.  6.      [Schon  früher 
gedruckt.     Sp.] 

43)  Ein  Band  in  8.,  enthaltend  a)  die  Kxvwl>  des  'Abdul-hamid  el-Hamdi 
ibn  el-hägg  'Omar  el-Na'imi  el-Harpüti  [Mufti  von  Charput  in  Armenien]  zu 
Mustafa    ibn    Ibrähim's     .,!«..5>j!    KÄ^ö    genanntem    Commentar    zu    Birgawi's 

äAjA^>Jl    A,^t»JtJi.     328  pp.;  —  b)  den    J./>Laj!    <w>.jw    genannten  Cora- 

mentar  des  Zeinizäde  zu  derselben  Schrift.     104  pp.   (mit  getrennter  Paginirung). 
Constantinopel,  Druck  von  'Izzet  Efendi,   129G.     P.   15.     [M.] 

44)  oLäJC^j!    /*~^-e   CT*   Ö^-ä^uI    -JLxjl  .     Constantinopel,  Druck  der 

Gawä/ib,   1296.      47  pp.     8.     P.  4.      [Haart  No.   1C3,    fehlerhaft,    wie   häutig; 
vgl.  ZDMG.  XXXV,  XXXI  No.  4131.     M.] 

45)  s.  unten  S.    148,  No.   80. 

4C)  Pramts  Buhl.  Sproglige  og  historiske  Bidrag  tu  den  Arabiske  Grammatik 
med  udvalgte  Tekststykke  af  [bn-al-Hägib's  as-Säfija.  Leipzig  1878.  158  pp. 
8.     (Diss.) 

47)  Fleischer.  Sechste  Fortsetzung  der  Heiträge  zur  arabischen  Sprach- 
kunde: Ber.  üb.  d.  Verb,  d.  Sachs,  <i.  d.   Wiss.  XXX,  65-146. 


Erman,  Praetorius  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  145 

Fortsetzung  hat  ihn  den  Schluss  des  ersten  Bandes  von  de  Sacy's 
Grammaire  erreichen  lassen,  und  dadurch  unsere  Hoffnung  auf  die 
Vollendung  des  durch  die  Arbeit  seines  ganzen  Lebens  voll  aus- 
gereiften Werkes ,  das  seine  Pietät  dem  grossen  Meister  widmet, 
zu  einer  nach  menschUchem  Ermessen  sicheren  Erwartung  gesteigert. 
Auch  Trumpp^)  setzte  seine  grammatischen  Studien  in  bekannter 
Weise  fort,  und  Walirmund  *■*)  hat  sein  Handbuch  des  Neuara- 
bischen mit  manchen  Verbesserungen  zum  zweiten  Male  heraus- 
gegeben; man  braucht  weder  der  Mischung  von  Neu-  und  Alt- 
arabischem noch  der  Methode  des  „kleinen  Plötz"  in  ihrer  Anwen- 
dung auf  orientalische  Sprachen  hold  zu  sein,  um  anzuerkennen, 
dass  für  gewisse  Zwecke  ausschliesslich  praktischer  Art  das  Buch 
ganz  dienlich  sein  kann.  Von  Einzeldialekten  des  modernen  Arabisch 
ist  das  Maltesische  von  Sandreczki  50),  das  Algierische  von  Houdas51) 
in  Fortsetzung  früherer  Arbeiten  behandelt  worden ;  zu  den  Vul- 
garismen in  mittelalterlich-biblischen  Texten  sei  auf  eine  Recension 
Nöldeke's52)  aufmerksam  gemacht. 

In  der  lexikographischen  Literatur  der  Araber  nimmt 
bekanntlich  Gawäliqi's  Mu'arrab  einen  hervorragenden  Platz  ein: 
um  so  mehr  waren  einige  zum  Theil  empfindliche  Lücken  in 
Sachau's  Ausgabe  zu  bedauern ,  welche  nun  Sputa 53)  mit  Hilfe 
-von  Kairiner  Mss.,  unter  Hinzufügung  anderweitiger  Textverbesse- 
rungen, glücklich  ausgefüllt  hat.  Eine  neue  Ausgabe  ist  von  dem 
arabisch  -  türkischen   Wörterbuche   des  Ahteri 54)  herausgekommen, 


48)  Trumpp.  Ueber  den  arabischen  Satzbau  nach  der  Anschauung  der 
arabischen  Grammatiker:  Sitzb.  d.  k.  b.  Ak.  1879,  II,  309-398.  (Auch  separat 
u.  gl.   T.  München   1879.     90  pp.     8.     M.  3.60.) 

49)  Adolf  Wahrmund.  Praktisches  Handbuch  der  neu-arabischen  Sprache. 
Giessen  1880  Bd.  I  (1879):  XXIV,  501,  XXI  pp.  8.  (A.  u.  d.  T.  Praktische 
Grammatik  der  neuarabischen  Sprache.  Formenlehre  mit  Beispielen;  Lektionen 
zur  praktischen  Einübung  der  Formen  und  Satzbildung  mit  Uebersetzungsstücken ; 
Lesestücke.)  Bd.  II  (1879):  VII,  146,  32  pp.  8.  (A.  u.  d.  T.  Arabische  Ge- 
spräche und  Sammlung  der  zum  Sprechen  nöthigsten  Wörter.)  Bd.  III  (1879): 
VIII,  59  pp.  8.  (A.  u.  d.  T.  Schlüssel  zum  praktischen  Handbuch  der  neu- 
arabischen Sprache  von  A.  W.  Enthält  die  arabische  Transskriptiou  der  Ueber- 
setzungsbeispiele  und  die  deutsche  Uebersetzung  der  arabischen  Lesestücke  nebst 
Erläuterungen.)  Zusammen  M.  22.  —  Vgl.  A.  Soein  LC.  1880,  816;  gegen 
die  in  dieser  Recension  gemachten  Ausstellungen  hat  W  in  einer  privatim 
versandten  Replik  (datirt  Wien,  Ende  Juni   1880.     7   pp.     8.)    sich    vertheidigt. 

50)  C.  Sandreczki.  Die  maltesische  Mundart.  II:  ZDMG.  XXXHI,  225-247. 

51)  Houdas.  Cours  elementaire  de  langue  arabe.  V.  Lettres  mauuscrites 
avec  notes  et  corriges.     Alger   1879.     8. 

52)  Th.  N.   [über  Lacjarde,  Psalterium  cet.]:  LC.  1879,  33-35. 

53)  Wilhelm  Sputa.  Die  Lücken  in  Gawäliki's  Mu'arrab:  ZDMG.  XXXIII, 
208-224. 

54)  Mustafa  ihn  Sems  ed-din  el- Ahteri,    -fuS  ic  JC3-1 .     2  Bände  mit 

durchgehender    Pagination.      Constantinopel    1296.      1198  pp.     8.    —    Preis    ge- 
bunden ca.  30  P.     [M.] 

Jahresbericht  1879.  10 


146  Erman,  Praetorius  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

und  endlich  haben  zwei  moderne  Autoren,  Selim  'Änhihri65)  und. 
der  Nahob  Muhummeä  Sadiq56),  jener  eine  Synonymik  in  pu- 
ristischem Sinne  begonnen,  dieser  eine  lexikalisch-rhetorische  Schrift 
erscheinen  lassen.  Im  Westen  begegnen  wir  dem  Anfange  des 
zweiten  Bandes  von  Dozy's 5?)  reichhaltigem  Supplement,  neben 
welchem  noch  einer  Auseinandersetzung  lau.rfers  58)  über  die  Be- 
deutungen verschiedener  afrikanisch-arabischer  Völkernamen  gedacht 
werden  mag.  Eine  fast  rührende  Erscheinung  sind  des  greisen 
Ilyrtl59)  Studien  über  die  in  unsere  anatomische  Terminologie 
eingedrungenen  arabischen  und  hebräischen  Ausdrücke :  wenngleich 
trotz  der  ihm  von  Fr.  Müller  dargebotenen  linguistischen  Hilfe 
Einiges  dem  Arabisten  auffallen  wird,  so  ist  doch  auch  für  diesen, 
wenn  er  sich  auf  dem  entlegenen  Gebiete  der  orientalischen  Medicin 
bewegen  will,  der  Nutzen  des  Buches  nicht  gering  anzuschlagen. 
Ein  nützliches  Buch  ist  die  von  einem  Jesuiten  verfasste  und  1878 
in  Beirut  neu  aufgelegte  französisch-arabische  Wörtersammlung 60). 
Der  Koran  ist  abermals  in  Indien  lithographirt  61),  Lane's6'1) 
Auszug  aus  demselben  in  zweiter  Ausgabe  erschienen.  Von  Commen- 
taren  ist  wiederum  der  Mabalri-Sujuti's ,  unter  Beifügung  von  ko- 
ranischen Abhandlungen  des  Sujüti  und  des  Ibn  Hazrn  am  Bande, 
in  Kairo  gedruckt  worden63);  auf  eine  der  juristischen  Seiten  des- 


Beirut  1878.  176  zweispaltige  SS.  4.  —  Vgl.  A.  F.  Mehren  ZÜMG.  XXXIII,  708. 

56)  üiJÜi  uyo!  ^j.  XjtJL.j!  .  Constantinopel ,  Gawäib -Druckerei,  1296. 
188  pp.     8.     P.  12.     [M.] 

57)  R.  Dozy.  Supplement  aus  dietionnaires  arabes.  5"  Li\Taisou.  Leydo 
1879.     4. 

58)  H.  Tauxier.  Note  sur  les  variations  de  sens  des  inots  Berber,  Eoum, 
Af'arek,  Beranes,  Botr,  Mazigli  et  Frank:  Kev.  Afr.   1879,  471-478. 

59)  s.  oben  S.  125,  No.  56. 

60)  Vocabulaire  francais-arabe.  Nouvelle  edition  revue  et  corrigee.  Donnant 
la  traduetion  de  plus  de  20,000  mots  francais.  Par  un  Missionnaire  de  la 
Compagnie  de  Jesus.  Beyrouth,  Imprimerie  Catholiqüe,  1878.  Vlli,  768  -/.wei- 
spaltigu  Suiten.      8. 

61)  ..J-äSS  .       Lucknow   1296.     502  pp.     8.     [Trübner:   9s.] 

62)  Edward  William  Laue.  Selections  froin  dhe  Kur-an.  A  now  Edition, 
Revised  and  Enlarged,  with  an  Introductdon  by  Stanley Lane Poole.  London  1879. 
I  MI.  L72pp.—  9s.—  Vgl.  F.J.Goldsmid Ac.  XV,  L73f.;  8at.Eev.  X.\.\XIX,64:J. 

63)  oL^wi  j,  ^JjäJI  ujLJ  ^i\  ^ii?Ji  \Jub-te  rj*^^'  J****-1' 
»•J>  ^J  <A^  *JJI   Os^c.     2  Bde.     Druck  von  Mustafa  Wal.bi.      P.  20     [Sp.] 


Erman,  Praetorius  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  147 

selben  geht  eine  Studie  von  Miclielin  und  Legrand 64)  näher  ein, 
während  Morgenstern  65)  den  Beinamen  .^iJÜi  »J>  zu  erklären  sich, 
wie  es  scheint  vergeblich,  bemüht. 

Die  theologische  Literatur  weist  zunächst  einige  dog- 
matische Werke  U6_7°)  auf,  welche,  übrigens  fast  sämmtlich  schon 
früher  gedruckt,  in  Kairo  erschienen  sind;  das  kleine,  aber  wichtige 
Büchlein  des  'Abd-errazzäq  über  die  Prädestination  hat  Guyard11) 
mit  gewobnter  Sauberkeit  herausgegeben  und  übersetzt,  während 
eine  irrige  Ansicht  über  die  muhammedanische  Lehre  von  den 
Seelen  der  Frauen  durch  Redhouse12)  berichtigt  wurde. 

Ausschliesslich  Kairiner  Drucke  habe  ich  auf  dem  Gebiete 
der  Traditions Wissenschaft  zu  verzeichnen:  so  eine  neue, 
correcte  Ausgabe  von  Bubäri's  grossem  Werke  nach  el-Kasteläni73), 


.  64)  Edmond  Michelin   et  Adolphe   Legrand.     Etüde   sur   la    condition 
des  personnes  d'apres  le  Koran.     Laguy   1879.     47   pp.     8. 
05)  Vgl.  oben  S.   129,  No.  92. 

66)  iAj-4>J)    OuvO.j    z<s* vi      _JLc   (  r»vA*il    ,-r.vA.S»  ^xXv.J)    K->*-J+k-Z>- 

_, wJI    Ä^v-*uiJ»    [von  'Abd  es-saläm  el-Laqqäni]  l\x5>».Xj)    *Xc-   \a3jIj5^J  . 

Druck  von  Saraf.     P.  11.     [Sp.] 

67)  ^+X*JJ   ,.,jkS>hjJl    *!    , w      Jx.    .'ik^jJl    «.-&.      Druck  von 

Buläq.     P.  18.     [Sp.] 

8.j.^lX*J!  Xa-ÜLsUI  -JLc  J^i3»  »J  H-^-1'  ^-^^b  •  Druck  von  Saraf. 
P.  13.     [Sp.] 

69)  ^UÜ    iAxSs-^äJI    »j%->      JLc    L5}J"-?*W"M    *^iil5>.       Druck    vom 
Wädi    n-Nil.     P.   6.     [Sp.;  TR.  N.  S.  I,    140.] 

70)  JUOkÄJi    jhX»^säJU       -*alfiJt    iA-4-^U>»   ,.--J    l>»L>    i\-x-^ül    ,.  .-£ 
/     ••-?  ••  ^J   J,  LT  •      ^       o   "  o> 

[Teftäzäni]   i_Xju*vJS  q-»  oljuÄ^Ö   «Oviwcl^Jj,  ii£j    r^2^"  ib4^  ^^t^^' 

».aC.»  .     Druck  von  Mustafa  Wahbi.     P.  4. 

71)  Ätot.   Guyard.      .JÜÜU,    ^Liaüil   ^   *JL«J| .     Traite    du  decret  et 

de  l'arret  divins  par  le  docteur  soufi  'Abd  Ar-Kazzaq.  Teste  arabe  publie  pour 
la  premiere  fois:  Rev.  d.  Ling.  XII,  239-266.  (Auch  separat  u.  gl.  T.  Paris 
1879.     28   pp.     8.) 

72)  s.  oben  S.   29,  No.  8;  vgl.  TR.   1879,  81. 

73)  ^J    fr>^\ji\    qJ  Juan.**!   qJ    lX*.-*^    *JJl    (Aa£   ^-j!  A-^bfl 

-äji^Ji   ^L^uil    ^j^jJ  qJ  8^A*J5.      Büläll  129G-     BdI:  21°-  Bd.  II: 

240.  Bd.  III:  210.  Bd.  IV:  251.  Bd.  V:  226.  Bd.  VI:  240.  Bd.  VII:  224. 
Bd.  VIII:  207  pp.     [Soc] 

10* 


148  Erman,  Praetorius  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

eine  Glosse  zu  Ibn  Abi  Gamra's74)  Auszug  aus  demselben  und  die 
umfangreiche ,  nacb  Materien  geordnete  Traditionssammlung  von 
Ibn   Taimije75)  mit  einer  Beilage. 

Diesen    reihen    wir    eine    Anzahl    von    Propheten-76-77)    und 
Heiligenlegenden78-79),  sowie  Erbauungsbüchern80-82)  und  Samm- 


•  y>U.j!    \.£w*L£Jj .       Druck  von  Mustafa  Wahbi.     P.   12.     [Sp.] 

^tX-oJÜ   ^.L^Vxif    ^y^uo    Ju^pj"      JLc   — -&  j-%-       Büläq.       7    Bde. 
4.     Preis  ungebunden  P.   190.     [Sp.] 

76)  ->JL*Üj    L-^o^I    (j^ixi'i.      Druck  von   Sarai'      P.    15.      [Schon  früher 
gedruckt.     Sp.] 

77)  -_£. <.J|    ,*_x_> !i    iA_x-*J     — *-äJ1   t\J»_X  .     Druck  von  Hasan 

et-Tatari.     P.  2.     [Sp.] 

o 

78)  ^»Jotil  q-«^^*  i^yiJS  ^wSjJIj    .L.Xc'^l  0VJ^   ;_»i  ,2.  JijS^i\  ^.l^a. 

Druck    von  Mustafa  Wahbi.     P.   9.     [Legenden    der    Heiligen    aus    Muhammed's 
Familie ;   schon  früher  gedruckt.     Sp.] 

79)  lX*£   tA*.=>oo  yi\  v^ä-Jlj   ^~^<\JuuJS  y.Jw^  J,  qaO-LiJ!  U°3j 
_<U-JI      -xs'l-JI   tXx^l    ,.^J    aJJl.     Druck   von  Castelli.    P.  12.    [Schon  früher 

gedruckt.     Sp.] 

80)  .  LyoJi    JLc  £ji  cX^^v^j  ^j/iJü  ^JL*>*yJI    ^JLc  ^~S1\  äJLwJ! 

e   "  "  •    ■  ^       J    •       ■  yj  *  -J 

,  c-_Pk._^_J)   J«-oi*«w|  .      Druckerei  des  Wädi  en-Nil.     P.   5.      [Das  auf  dem 
Rande  stehende  grammatischen  Inhalts.      Sp.] 

o 

tf.x-Xw..g,.JI    /C'.L-^"   ^_jy-0i.Jl— I  .      Druck  von  Castelli.      P.   7.     [Schon   früher 
gedruckt.     Sp.] 

82)  a^i-*!.^      .j^JLl!  QjJs.it  V^^    lXj^jÜU,    ö^LJI  J:   lAj^äit 

o 

[  c»l->^iJJ       -Ä^O^JI   xJUl   l^.v.1    _  Jm  .      Druck  von  Castelli.     P.   5.     [Schon 
früher  gedruckt.     Sp.] 


Erman,  Praetorium  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  149 

lungen  frommer  Ermahnungen  83-8*)  ailj  welche  ebenfalls  in  Kairo 
—  eine  in  Kasan85)  —  herausgekommen  sind.  Von  einem  schon 
früher  erschienenen  Hefte,  welches  die  Gebete  der  chinesischen  Mu- 
hammedaner  enthalten  soll,  ist  mir  nur  der  Titel86)  bekannt  geworden. 
Die  drei  vornehmsten  juristischen  Schulen  sind  durch 
neue  Ausgaben  mehr  oder  weniger  bekannter  Compendien  vertreten. 
Den  Hanefiten  dient  der  Auszug,  den  'Obeidallah  ihn  Mas'üd  (Sadr 
essari'a  II) 87)  aus  der  Wiqaje  seines  Grossvaters  (Mahmud  ibn 
Sadr  essari'a  I)  gemacht  hat,  sowie  Zeineddin  Mohammed's  Buch 
über  die  religiösen  Pflichten,  das  in  zwei  Ausgaben,  mit88)  und 
ohne89)  Commentar,  erschienen  ist;  die  Malikiten  erhalten  aus 
Kairo    ein   Lehrbuch9")    und     zwei    Commentare  91~ 92),    sämmtlich 


xi  ,.wkj  .L*J!  ..Uü*«J .  Druck  von  Mustafa  Wabbi.  P.  13.  [Tanbih  schon 
früher,   Bustän  hier  zum   ersten  Male  gedruckt.     Sp.] 

84)  g  bsijläX*  iyJlj^  -Ä-LoJl  l\.+.^\X  ip-yidJ  iXjlji  j,  w^^fwo 
^«-y£JU   \ «.LiJi .      Druck  von  Castelli.     P.    2.     [Schon  früher  gedruckt.     Sp.] 

85)  ^^Uil  8.0.  Kasan  1879.  15,  318  pp.  8.  [Vgl.  ZDMG.  XXXIV, 
XXII  No.  4007.] 

86)  Priores  des  Musulmans  chinois,  traduites  sur  l'original  en  arabe  et  en 
persan.  Da'aouät  el  Moslemin  imprime  ä  Canton  en  1876.  Paris  1878.  47  pp. 
8.     3  planchos.     fr.  3.50.  —   Vgl.  Ediub.  Rev.   1880,  359. 

87)  X_xbl_*_Jl   Jw^LäJLi   iütiXfcJi  JjLwwo  ^  äj^S    ->aÄ^U  v_JJü 
aju..£0)    „Lj*    ...j    0».ä«*w^o   ,.vj    \JÜI    iA^-c  iütj.^iJi     aA.o  .      Muchtasar'-ul- 

■V  (^  \J)Z       -y  LT'  "•  ">  J 

vikajet'  soc.  Sadrus-sariat'  Obe'idully.  Kurs'  musulmanskago  zakonovedi'iiija 
uceniju  Chanefi'iskom'.  Izd.  2-e,  ispravlennoje.  Kazan  1879.  198  pp.  8.  [S. 
ZDMG.  XXXIV,   XXII  Xo.   4008.] 

88)  ^..JL^Jl  K-ä_jS\_j.  Kasan  1878.  48  pp.  8.  [S.  ZDMG.  XXXIV, 
XXX   No.  4015.] 

89)  i^JuJl  Kä^o*  „  -Ü.  y5j.JLx>ai!  KjAP  \J"jS.  Kasan  s.  a.  [Censur- 
vermerk  von   1877.]     276  pp.     8.     [S.  ZDMG.  XXXIV,  XXX  No.   4016.] 

90)  ,-JpjiXSi  iX+=>\  ^xXÜJ  «5ÜU  (.LeKl  w^PÄJ  ^Juv.J!  vyf. 
Lithographie  der  Matba:a  el'inänije.     P.   5.     [Sp.] 

91)  ^_j„ä-äJl_J  ^-♦»^.-♦.JS  ^LXXJ!  ^Lc  *_^/..>wJl  yü-äJi  ÄÄJ 
^ixJl    *-wLä    ^J    lX*-^«   tJj\     iX«x     -j|   q.jlXj1    (jw-«.^v.J    [von  Abu  Sugä'] 

•  -X*Jl    *wi^oLg.J» .       Druck  von  Saraf.     P.   3.     [Sp.] 

92)  \j»U^S  JöläJi  Jjs>  J,  a^JjJi  ^>>^l   ^ic-  ^«jJLcüf   x^iils» 

&*vwcLgJj      S .'i  £ji1> .      Druck  von  Saraf      P.    10.     [Sp.] 


—  — >-. 


150         Erman,  Praetorium  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

schon  früher  gedruckt,  und  Sirazi's  sckafi'itischer  Tanbih  liegt  in 
einer  stattlichen  Ausgabe  Juynboll's 93)  vor.  Die  Ansichten  aller 
vier  Imame  über  das  Eherecht  stellt  kurz  eine  Schrift  Ahmed 
DijarM's  94)  zusammen,  und  auch  auf  juiistischem  Gebiete  begegnen 
wir  dem  eifrig  um  die  Wiederbelebung  muhammedanischer  Bildung 
in  Indien  bemühten  Nabob  von  Bhopal  mit  seinem  Sohne  Abu't- 
Tcujjib,  deren  Namen  drei  Schriften  verschiedenen  Inhalts  95~97) 
tragen.  Wissenschaftlicher  Darstellung  muslimischer  Rechtsver- 
hältnisse und  -Theorien  haben  sich  de  Azcärate98)  und  van  den 
Berg 9y)  unterzogen,  von  denen  der  erstere  in  seinem  Werke  über 
die  Geschichte  des  Eigenthumsrechtes  in  Europa  auch  die  arabische 
Periode  berücksichtigt,  während  der  letztere  sein  brauchbares  Buch 
über  die  Rechtsgrundsätze  der  Hanefiten  und  Schafi'iten  in  einer 
zweiten,  mehrfach  verbesserten  Auflage  vorlegt. 

Die  Philosophie  des  muhammedanischen  Orients  betreffen 
zunächst  wiederum  die  Arbeiten  Dieterici's,  des  unermüdlichen  An- 
waltes der  „lauteren  Brüder".  Diesmal  bietet  er  uns  neben  dem 
zweiten  Theil  seiner  Darstellung  ihrer  allgemeinen  Philosophie  10n) 


93)  Jus  Shaiiiticum  At-Tanbih  auctore  Abu  Isbäk  As-Shiräzi,  quem  e  codiee 
Leidensi  et  codiee  Oxoniensi  ed.  A.  W.  T.  Juynboll.  Lugd.  Bat.  1879. 
LXXXVIII,  350   pp.     8.     F.  5.25. 

94)  N*J,^S  2W.J^!  ^_^P!l\^o  <Jlc  OväxÜ  -I^Lxäj  ^•J  ^Aiädt  &.jLe. 
-+jjjt.l\       -J-jAJI    l\*>I   ,£sJwÄJ|    iwäjJLj.       Druck    von    Mustafa    Wahbi. 

P.  4.     [Schon  früher  gedruckt.     Sp.] 

95)  Mohammed  Sadiq.      ^±.*S%\   ,Jle   ..yo  ^•.xUJl    J».Aa;>.      Constan- 

tinopel,    Druck   der  (iawaib,   1296.     214  pp.     8.     P.    12.     [Huart,  Bibl.  ottom. 
No.  16;  vgl.  ZDMG.  XXXV,  XXXI  No.  4132.     M.] 

96)  Abu  'ttajjib.     Jv-AJLäJÜt  öS^j     Jt  dlä.Y\   £     JLiJ!  XJLjJail 

,Jyft  _*£>    L»    cLa-J'!»,.      Constantinopel,   Gawä'ib,    1296.      59   pp.      8.      P.  4. 

[Huart  No.  27.     M.] 

97)  Abu  'ttajjib.     iAxIääÜ»  i3La£>3i  idj>!  (3  iXJ&fli  .      Constantinopel, 

Gawä'ib,   1296.     47  pp.     8.     P.  4.     [Huart  No.  5.     M.] 

98)  G.  de  Azcdrate.  Ensayo  sobre  la  histöria  del  derecho  de  propiedad 
y  su  estado  actual  en  Europa.  Tomo  I.  Tiempos  prehistöricos  primitivos,  Oriente, 
Grccia,  Roma,  los  Celtas,  los  Esclavos,  los  Germaiios.  Epoca  bärbara,  la  Iglesia, 
el  Imperio  bizantino,  los  Arabes.      Madrid   1879.     XIX,   348   pp.     4.     M.  11.20. 

99)  L.  W.  ('.  van  den  Herr/.  De  beginselen  van  het  Mohammedaansche 
recht,  volgens  de  imäm's  Aboe  Hanifat  en  Sjäfe'i.  Tweede,  herz.  druk.  Batavia 
1878.  F.  5.50  (=  M.  9.24).  —  Vgl.  Ä.  W.  T.  JuijnboU  Ind.  Gids  1879,  II, 
793-821;   1880,  I,   170-206. 

100)  Fr.  Dieterici.  Die  Philosophie  der  Araber  im  X.  Jahrhundert  n.  Chr. 
Zweiter  Theil.  Mikrokosmos.  Leipzig  1879.  VIII,  204  pp.  8.  M.  7.60.  — 
Vgl.  .1.  Sprenger  .n,Z.  1879,  303;  David  Kaufmann  MLA.  XCVll,  27; 
/'.  Goergens  RC  VIII,  377.  Vgl.  ferner  den  Auszug  aus  einem  Vortrage  von 
A.  liucbscli  Proe.  Am.  Or.  Soc.  Oct.  1880  p.  VIII. 


Erman,  Praetorium  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  151 

auch  ein  Stück  ihres  Originaltextes101),  den  vielbesprochenen 
„Streit  zwischen  Thier  und  Mensch",  nebst  einem  Glossar,  das 
authentischen  Nachrichten  zufolge  in  einer  neuen  Ausgabe  vervoll- 
kommnet werden  soll.  In  das  Gebiet  der  strengeren  aristotelischen 
Schule  gehört  Qostä  ibn  Lüqä,  dessen  Schrift  über  den  Unterschied 
zwischen  Seele  und  Geist  in  einem  besseren  lateinischen  Texte,  als 
ihn  der  bisher  einzige  Abdruck  in  den  Werken  des  Constantinus 
Africanus  (Basil.  1536  p.  308)  darbot,  durch  Barach  102)  veröffent- 
licht wurde.  Einem  der  interessantesten  Punkte  der  mittelalter- 
lichen Culturgeschichte  gilt  Mehreris  103)  sorgfältige  und  eingehende 
Studie  über  die  früher  gelegentlich  von  Aman  berührten  philo- 
sophischen Briefe ,  welche  der  für  einen  Süfi  in  der  Philosophie 
nicht  übel  bewanderte  Ibn  Sab'in  an  Friedrich  II.  richtete,  einen 
im  Stillen  wohl  noch  grösseren  Ketzer  in  der  christlichen  Gemeinde, 
als  Jener  es  für  die  muhammedanische  Orthodoxie  wurde ;  die 
dänische  Bearbeitung104)  von  Mehren' s  Abhandlung  ist  mir  leider 
nicht  zu  Gesicht  gekommen.  Mit  einem  bisher  zu  wenig  beachteten 
Vorläufer  des  Maimonicles  beschäftigt  sich  Guttmann  105),  auf  Grund 
eines  philologisch  vielleicht  zu  wenig  gesichteten  Textmateriales, 
doch  nicht  ohne  Nutzen  für  die  Geschichte  der  Entwickelung  des 
orientalischen  Aristotelismus ;  eine  kurze  Berichtigung  zu  einem 
früheren  Aufsatze  giebt  Wolffi0ii).  —  Anhangsweise  seien  noch  die 
Titel  zweier  logischer  Supercommentare 107— 108)  erwähnt,  die  in 
Kairo  gedruckt  wurden. 


101)  Thier  und  Mensch  vor  dem  König  der  Genien.  Ein  arabisches  Märchen 
aus  den  Schriften  der  lautern  Brüder  in  Basra ,  im  Urtext  herausg.  und  mit 
einem  Glossar  versehen.  Leipzig  1879.  VIII,  110,  146  pp.  8.  M.  8.  — 
Vgl.  Th.  Nöldeke  LG  1879,  1259;  A.  Sprenger  JLZ.  1879,  334;  David 
Kaufmann  MLA.  XCVII,  27. 

102)  Excerpta  e  libro  Alfredi  Anglici  de  motu  cordis,  item  Costa-Ben-Lucae 
de  differentia  animae  et  Spiritus  liber  translatus  a  Johanne  Hispalensi.  Als  Bei- 
träge z.  Gesch.  d.  Anthropologie  u.  Psychologie  des  Mittelalters  nach  handschr. 
Ueberlieferung  herausg.  u.  m.  einer  einleitenden  Abhaudl.  u.  Anm.  versehen  von 
Carl  Sigm.  Barach.  Innsbruck  1878.  XI,  139  pp.  8.  M.  3.60.  (Bibliothoca 
philosophorum  med.  aetatis  II).  —    Vgl.  LC.  1879,  35;  Möller  ThLZ.   1879,  300. 

103)  A.  F.  Mehren.  Correspondance  du  philosophe  soufi  Ibn  Sab'in  Abd  oul- 
Haqq  avec  l'empereur  Frederic  II  de  Hohenstaufen,  publiee  d'apres  le  manuscrit 
de  la  bibliotheque  bodleienne,  contenant  l'analyse  generale  de  cette  correspondanec 
et  la  traduction  du  quatrieme  traite  sur  l'immortalite  de  l'äme:  JA.  XIV,  341-454. 
(Auch  sep.      Paris   1880.      8.      fr.    I  I 

104)  A.  F.  Mehren.  Ibn  Sab'ins  Sendebrev  til  K.  Frederik  II  eller  de 
Sicilianske  Spörgsmaal  om  filosofiens  Udvikling  i  det  13.  Aarhundrede.  Kjöbenh. 
1879.     55  pp.     8.     (S.-A.). 

105)  s.  oben  S.   126,   No.  59. 

106)  M.  Wolf.     Berichtigung:  ZDMG.  XXXIII,  334. 

107)  _. zii.it  *-&woLgjj  08.L2.uJf  £>  ^s-j.£L*uj  (J^c  ,j?»ä±5-  xxuilff«-. 

Druck  von  Saraf.     P.   4.     [Schon  früher  gedruckt.     Sp.;  TR.  N.  S.  I,   140.] 

108)  ,£«ä.p»^U  *.L*Ji  ^Jka  ^c  ^.^.i-Lxi!  *x^!.j|  ^x^v.i5  kjj£\s>- 

-JU.i'bi     rJ-ÄJ    N^v-*L^Jj .       Druck  von  Büläq.     P.   8.     [Sp.] 


152  Erman,  Praetorkis  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

Zu  den  mathematisch  -  naturwissenschaftlichen 
Studien  der  Araber  bringen  Allgemeineres,  wie  es  scheint,  ein  Auf- 
satz Wiedemanris  109)  und  eine  kurze  Betrachtung  Reyis  uo).  Be- 
stimmter gehen  auf  die  mathematischen  Leistungen  der  Araber 
Rodet111)  und  Favaro112)  ein,  in  dessen  Werke  sich  ausführliche 
und  werthvolle  Darstellungen  einiger  bisher  nicht  genügend  ge- 
würdigter Methoden  der  Araber  finden.  Von  Einzelwerken  habe 
ich  zunächst  Zotenbery's  113)  Publication  der  arabischen  Uebersetzung 
eines  kurzen  archimedischen  Textes  zu  erwähnen  (welcher  nach 
Mittheilungen  Zotenbery's  schon  früher  von  Thurot  benutzt  war) ; 
neben  ihr  tritt  der  zweite  Theil  von  Hochheims  114)  sachkundiger 
und  für  die  Geschichte  der  arabischen  Mathematik  wichtiger 
Bearbeitung  des  arithmetischen  Käfi  rühmlich  hervor,  während 
Marre 115— 116)  einen  kurzen  Auszug  aus  Ibn  al-bannä  mehr  für 
das  grössere  Publicum  bestimmt  und  demgemäss  an  zwei  Stellen 
veröffentlicht  zu  haben  scheint,  Wbepclce's  irrige  Auffassung  einer 
Stelle  in  der  Lebensgeschichte  Abu'lwafas  ist  von  Wiedemann1^) 
berichtigt  worden. 

Auf  dem  Gebiete  der  Medicin  ist  nur  der  rastlos  Stein  auf 
Stein  für  den  Aufbau  der  Geschichte  der  Wissenschaften  im  Mittel- 


109)  Eilardo  Wiedemann.  Materiali  per  la  storia  delle  scienze  naturali 
presso  gli  Arabi.  Traduzione  dal  tedesco  del  Dr.  Alfonso  Sparagna:  Bull,  di 
bibl.  e  di  stör.  d.  sc.  mat.  e  fis.  XII,   873-876. 

110)  Marc  Reyis.  Considerations  generales  sur  l'action  scientifique  des 
Arabes  au  moyen  äge:  La  Philos.  positive,  mars-avril  1879.  (Auch  separat  u. 
gl.  T.,  Versailles   1879.     7   pp.     8.) 

111)  Leon  Rodet.  Sur  les  notions  numeriques  et  algebriques  anterieure- 
ment  au  XVI.  siecle,  k  propos  d'un  mauuscrit  de  l'arithmetique  d'Aben  Esra: 
Actes  Soc.  philol.  VIII,   1-25. 

112)  Antonio  Favaro.  Kotizie  storieo-critiche  sulla  costruzione  delle 
equazioni.  Moderia  1878.  IV,  206  pp.  [2  Taff.]  —  Vgl.  S.  Günther  Z.  f. 
MuPh.  Hist.  Abth.   1880,  29. 

113)  Traduction  arabe  du  traite  des  corps  flottants  d'Arcbimede,  par  //. 
Zotenberg:  JA.  VII  Ser.  XIII,  509-515. 

114)  AI  Käfi  fil  Hisäb  (Genügendes  über  Arithmetik)  des  Abu  Bekr  Mu- 
liammed  Ben  Alhusein  Alkarkhi  nach  der  auf  der  Herzoglich  -Gothaischen 
Schlossbibliothek  befindlichen  Handschrift  von  Adolf  HochJieim.  II.  Hallo 
a.  S.  s.  a.  [1879].  29  pp.  4.  M.  1.50.  —  Vgl.  LC.  1879,  1322;  M.  Cautor 
•ILZ.    1879,  399. 

115)  Aristide  Marre.  Kotice  sur  trois  rögles  de  multiplication  abregee 
extraites  du  Talkhys  Amali  al-Hissab  V»Jw*>^0l  [sie]  J~»x.5  ^jd-<w^JUif  d'Ibn 
al  Banna:   Rev.  Ür.  Am.   IX  (1879)   67-72. 

116)  A.  Marre.  Trois  regles  de  multiplication  abregee  extraites  du  Tal- 
khys amali  al  hissab :  Ann.  Math,  XXXVU1,  260.  [Ist  mir  nicht  zugänglich 
gewesen]. 

117)  E/ilhard  Wiedemann.  Zur  Geschichte  Abu  '1  Wefä's:  Z.  f.  Math, 
u.   Ph.  Hist.  Abth.    1879,    121-122. 


Erman,  Praetor  ins  u.  Muller ,  Arabien  und  der  Islam.         153 

alter  herbeischaffende  Steinschneider U8— ii9)  zu  nennen:  wir  ver- 
danken ihm  wieder  zwei  Abhandlungen,  deren  erste  zugleich  eine 
Fundgrube  für  das  medicinische  Wörterbuch  ist.  Ob  Germam's120) 
historische  Studie  auch  dem  Orientalisten  Neues  bietet,  vermag  ich 
nicht  festzustellen. 

In  der  Geographie  zieht  unsere  Aufmerksamkeit  vor  allen 
Dingen  der  vierte  Band  von  de  Goeje's12*)  Bibliotheca  auf  sich, 
dessen  Inhalt  der  Erschliessung  und  Ergänzung  seiner  Vorgänger 
gewidmet  ist.  Wir  können  den  vorläufigen  Abschluss  dieses  aus- 
gezeichneten Sammelwerkes  mit  um  so  ungetrübterer  Freude  be- 
grüssen,  als  die  Herausgabe  einer  zweiten  Serie  arabischer  Geo- 
graphen bereits  fest  beschlossene  Sache ,  und  also  mit  der  Be- 
friedigung über  die  Vollendung  des  Unternehmens  die  bestimmte 
Aussicht  auf  den  Empfang  neuer  Schätze  aus  derselben  immer 
feuchten  Hand  verbunden  ist.  Es  fehlt  aber  auch  nicht  an  fördern- 
den Einzelstudien:  Sfn'tta122)  gibt  von  dem  werthvollen  Fund  einer 
alten  Handschrift  von  Huwarazmi's  Auszug  aus  der  Geographie  des 
Ptolemäus  willkommene  Kunde;  Miiller's  123)  Auszüge  aus  Hamdani 
sind  bereits  erwähnt;  Wüstenfeld 's 124)  unermüdlicher  Thätigkeit 
verdanken  wir  einen  stattlichen  Band  interessanten  Materiales  zur 
Geographie  und  Geschichte  Aegyptens  nach  dem  Gothaer  Auszug 
aus  Qalcpasandi's  Werke,  und  Einzelnotizen,  vorzüglich  aus  arabischen 
Quellen,  über  die  Lage  von  Josua's  Grab  liefert  Goldsiher's  125— 126) 
ausgebreitete  Leetüre  in  zwei  gleichzeitig  veröffentlichten  Aufsätzen. 
Ueber  Rom  bei  den  arabischen  Geographen  liegt  noch  aus  dem  Jahre 
1878  eine  geschmackvolle  und  gründliche  Abhandlung  Guidi's127) 


118)  Mor.  Steinschneider.  Constantin's  liber  de  gradibus  und  lbn  al- 
Gezzar's  Adminiculum:  D.  Arch.  f.  GdMed.  II,   1-22. 

119)  M.  Steinschneider.  Gafiki's  Verzeiehniss  einfacher  Heilmittel  [I]: 
Virch.  Arch.  LXXVH,  507-548. 

120)  A.  Germain.  La  medecine  arabe  et  la  medecine  grecque  ä  Mont- 
pellier.    Etüde  historique.     Moutpellier   1879.     4. 

121)  Bibliotheca  Geographorum  Arabicorum.  P.  IV  continens  Indiees, 
Glossarium,  et  Addenda  et  Emendanda  ad  Part.  I-III.  Auetore  M.  J.  de  Goeje. 
Lugd.  Bat.  1879.  VIII,  444  pp.  8.  F.  8.  —  Vgl.  Barbier  de  Meynard  JA. 
XIV,  271. 

122)  Wilhelm  Spitta.  Huwarazmi's  Auszug  aus  der  Geographie  des  Ptole- 
maios:  ZDMG.  XXXIII,  294-297. 

123)  s.  oben  S.   140,  No.   11. 

124)  F.  Wüstenfeld.  Die  Geographie  und  Verwaltung  von  Aegypten, 
nach  dem  Arabischen  des  Abul-'Abbäs  Ahmed  ben  'Ali  el-Calcaschandi'.  In 
2  Abtheilungen.  Göttingen  1879.  225  pp.  4.  M.  9.  (Abhh.  d.  Ges.  d.  Wiss. 
XXV).  —  Vgl.  A.   W.  LC.   1880,  260  f. 

125)  Ign.  Goldziher.  Muhammedanische  Traditionen  über  den  Grabes- 
ort des  Jos'ua:  ZPV.  II,   13-17. 

126)  /.  Goldziher.  Mohammedan  Traditions  respecting  Joshua's  Place  of 
Sepulcre:  Pal.  Expl.  F.  Q.  St.   1879,  193-195. 

127)  Ignazio  Guidi.  La  descrizione  di  Roma  nei  geografi  Arabi:  Arch.  della 
Soc.  Romana  di  Storia  Patria  I,   173-218;  vgl.  Iß,  Loeb  Rev.  et.  juiv.  I,  310  f, 


154  Erman,  Praetorius  ih.  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

vor;  einige  weitere  die  Nachrichten  der  Araber  von  fremden  Völkern 
besprechende  Arbeiten  erwähnen  wir  unten  bei  der  Geschichte. 
In  die  Gegenwart  herab  führt  uns  Huart's l28)  Mittheilung  eines 
Originalverzeichnisses  arabischer  Stämme  Mesopotamiens,  welches 
er  von  Georg  Hamdi  erhalten  hat,  und  die  in  Kairo  gedruckte, 
wie  es  scheint  theologisch  angehauchte  Kosmographie  des  ebenfalls 
noch  lebenden  Scheich's  Muhammed  ihn  Ahmed  aus  Alexandria129). 
Die  im  Eingange  dieses  Berichtes  ausgesprochene  Anerkennixng 
bezieht  sich  insbesondere  auf  die  geschichtlichen  Leistungen 
des  Jahres.  Das  Jahr  1879  wird  in  der  Geschichte  unserer  Wissen- 
schaft denkwürdig  bleiben  vor  allem  dadurch,  dass  in  ihm  der 
erste  Band  des  Tabaritextes  erschienen  ist.  Wenn  man  sich  ver- 
gegenwärtigt ,  wie  das  Riesenwerk  des  grössten  muhammedani- 
schen  Gelehrten  noch  vor  wenigen  Jahren  für  mehr  als  halb  ver- 
loren galt,  und  wie  andrerseits  eine  wirkliche  Geschichtsschreibung 
des  Chalifates  von  der  Quellenkritik  abhängt,  die  nur  Tabari  uns 
ermöglichen  kann,  so  wird  man  sich  dem  scharfblickenden  Unter- 
nehmungsgeist und  der  nie  zu  entmuthigenclen  Energie  de  Goeje's 
dankbar  neigen  und  neidlos  sich  ein  Wort  aneignßn,  welches,  ur- 
sprünglich nicht  ganz  gerechtem  Erwägen  entsprungen,  doch  in 
bestimmtem  Sinne  Wahrheit  enthält :  dass  de  Goeje  die  Herausgabe 
grade  der  werthvollsten  Werke  arabischer  Literatur  gepachtet  zu 
haben  scheine.  Ihm  und  der  wackeren  Schaar  seiner  Mitarbeiter 
wird  das  Verdienst  bleiben  das  monumentalste  Werk  geschaffen 
zu  haben,  dessen  sich,  so  lange  Lane's  Wörterbuch  unvollendet  ist, 
unsere  Wissenschaft  wird  rühmen  können.  Die  im  Berichtjahre 
erschienenen  zwei  Halbbände ,  deren  Herausgabe  in  den  kundigen 
Händen  Bartlis  13°)  und  Houtsmas  131)  lag,  haben  das  Unternehmen 
in  der  glücklichsten  Weise  eingeleitet,  und  als  ein  besonders  s?ün- 


128)  Clement  Huart,  Notice  sur  les  tribus  arabes  dans  la  Mesopotamie, 
traduite  de  l'arabe:  JA.  VII  Ser.  XIII,  215-240.  (Auch  sep.  u.  gl.  T.  Paris 
1879.     28  pp.      8.) 

129)  äjjU-*J|  »Ij-^b  UjIaäj  U.x5  \joLaJi  auiL^ül  .L-w^'i  <w sl£>S 

£n_a_,&_J|  \ ä^i'uj  *-ou\jt.Jf    ,$>\y^\.l\}  oli'lxvüL  olilj-csaJIj,  g^oji]^ 

^.-Jf.LX-Ä-X-A^t   l\.*S»I    ,-wJ  l\..*.->U>.       3  Bde.      Druck  von  Mustafa  Wahbi. 
Preis  ungebunden  P.  35.     [Sp.] 

130)  Annales  auctoro  Abu  Djafar  Mohammed  Ibn  Djarir  At-Tabari  quos 
ediderunt  J.  Barth,  Th.  Nöldeke,  0.  Loth,  E.  Prym,  H.  Thorhecke,  S. 
Främkel,  J.  Guidi,  D.  H.  Müller,  M.  Th.  Houtsma,  S.  Guyard,  V. 
Rosen  et  M.  J.  de  Goeje.  I.  Leiden.  —  E.  J.  Brill.  1879.  320  pp.  8. 
(A.  u.  d.  T. :  Annalos  auctore  Abu  Djafar  Mohammed  lbn  Djarir  At-Tabari, 
Tomi  primi  pars  prior  quam  edidit  J.  Barth.)  —  Vgl.  Th.  Nöldeke  LC.  1879. 
680;  LC.   1881,   27. 

131)  Annales  cot.  III.  Leiden  1879.  320  pp.  8.  (A.  u.  d  T. :  Annales 
cet.     Soctionis  tertiae  pars  prima  quam  edidit  M.    Th.  Houtsma.'). 


Erman,   Praetor  ms  u.  Muller,  Arabien  und  der  Islam.  155 

stiges  Omen  wird  man  es  betrachten  müssen,  dass  gleichzeitig  die 
wissenschaftliche  Verarbeitung  des  von  dem  trefflichen  Chronisten 
gebotenen  Materiales  durch  Nöldeke's  132)  dem  Texte  sogar  voran- 
eilende Uebersetzung  mit  ihren  werthvollen  Vorbemerkungen,  Noten 
und  Excursen  auf  das  Nachdrücklichste  in  Angriff  genommen  wurde. 
Anschliessend  heben  wir  gleich  auch  die  ausgezeichnete  Uebersetzung 
hervor,  durch  welche  >Sachau13H)  den  Text  seines  Biruni  den 
Historikern  zugänglich,  den  Orientalisten  leichter  verständlich  ge- 
macht hat,  und  an  der  wir  nur  bedauern,  dass  sie  die  letzte  Publi- 
cation  des  Translation  Fund  bilden  zu  sollen  scheint.  Damit  aber 
der  Dritte  im  Bunde  der  grossen  arabischen  Geschichtsschi-eiber 
nicht  fehle,  hat  der  moderne  Culturhistoriker  des  Orientes134) 
seinem  muhammedanischen  Vorgänger  eine  anziehende  Studie  ge- 
widmet, welcher  wir  gern  Auszüge  aus  Gähiz  und  AbuTala  an- 
gefügt sehen. 

Nachdem  wir  die  hervorragendsten  Publicationen  allgemeineren 
Inhalts  vorweggenommen,  folgen  wir  der  Entwicklung  der  arabisch- 
muhammedanischen  Geschichte  im  Einzelnen.  Der  Prophet  selbst 
muss  sich  diesmal  mit  zwei  in  Kairo  gedruckten  Erzählungen  seines 
ersten  135)  und  seines  letzten  ,36)  Sieges,  sowie  mit  Crastfreund's  m) 
mir  nicht  näher  bekannt  gewordener  Studie  über  seine  Arzneikunde 
genügen  lassen.  Ein  in  Japan  veröffentlichtes  chinesisches  Buch 
über  ihn  characterisirte  Edkiiis  138) ;  über  das  bei  der  mekkanischen 
Wallfahrt  übliche  Steinwerfen  handelte  Lieb  recht*39). 


132)  Geschichte  der  Perser  und  Araber  zur  Zeit  der  Sasaniden.  Aus  der 
arabischen  Chronik  des  Tabari  übersetzt  und  mit  ausführlichen  Erläuterungen 
und  Ergänzungen  versehen  von  Th.  Nöldelre.  Leyden ,  E.  ,T.  Brill,  1879. 
XXVIII,  503  pp.  8.  M.  12.  —  Vgl.  Th.  Nöldeke  GGA.  1879,  1345;  A. 
Socin  AAZ.  1879,  5259;  Alfred  von  Gutschmid  Bemerkungen  zu  Tabari's 
Sasanidengeschichte,  übersetzt  von  Th.  Nöldeke:  ZDMG.  XXXIV,  721-748;  C. 
J.  Lyall  Ac.  XVII,   191;  Ath.   1880,  I,  276;  Sat.  Rov.  XLIX,  261. 

133)  The  Chronology  of  Aneient  Nations.  An  English  Version  of  the  Arabie 
Text  of  the  Athär-ul-bäkiya  of  Albirüni ,  or  „Vestiges  of  the  Bast",  collected 
and  reduced  to  writing  by  the  Author  in  A.  H.  390-1,  A.  D.  1000.  Transl.  and 
ed.,  with  Notes  and  Index,  by  C.  Edward  Sachau.  London  1879.  XVI, 
464  pp.  4.  £  2  2s.  —  Vgl.  S.  Landauer  GGA.  1880,  777-784;  S.  Lane 
Poole  Ac.  XVIII,  197;  Ath.  1880,  I,  84;  M.  Amari  Boll.  Soc.  Geogr.  It.  V, 
778 f.;  hier  S.    131  No.   112. 

134)  A.  von  Kremer.  Ibn  Chaldun  und  seine  Culturgeschichte  der  isla- 
mischen Reiche:  Sitzb.  d.  Wiener  Ak.  XCIII,  581-640.  (Auch  sep.  u.  gl.  T. 
Wien   1879.     62   pp.     8.     M.  0.90). 

135)  (j^jLa.wJ!  aJlJl  Aac  ix-o£JU  .iAj  »3j*J  ,lX*2j|  ^«ä.  Druck 
von  Hasan  'Inäni.     P.  3.     [Sp.] 

136)  ^XJI   q.aw.^01      Si   id^U^if   iUCc  ^JCs    J,    \UX*Ü    » .i-XJt . 

Druck  von  Hasan  Abu  Zed.     P.  2.     [Schon  früher  gedruckt.     Sp.] 

137)  J.  Gastfreund.  Mohammmed's  Arzneikunde:  Jüd.Litbl.  1879, No.  43-48. 

138)  Joseph  Edkins.     Letter  from  Peking:  Ac.  XVI,  103. 

139)  F.  Liebrecht.     Zur  Volkskunde  (Heilbrorm  1879),  p.  267. 


156  Erman,   Fraetorius  u.  Muller,  Arabien  und  (Iah-  Islam. 

Die  Berichte  über  den  Siegeslauf  des  Islam  sind,  besonders 
in  den  Anfängen,  reich  an  Unklarheiten  und  Lücken;  freudig  be- 
grüssen  wir  daher  einige  Notizen  zur  Geschichte  der  Eroberung 
Aegyptens,  die  Zotenberg1*0)  aus  unsäglichem  Wüste  heraus  zu- 
gänglich gemacht  hat,  und  neben  denen  eine  legendarische  „Ge- 
schichte Behnesäs" 141)  kaum  genannt  werden  darf.  In  die  Zeit 
der  Abbasiden  führen  uns,  abgesehen  von  einer  vermuthlich  eben- 
falls stark  anekdotischen,  in  Kairo  gedruckten  Geschichte  der  Bar- 
mekiden142),  de  Goeje's1*3)  Analyse  von  Ja'qübi's  Geschichtswerk 
und  Mehreris 144)  sorgfältige  Monographie  über  As'ari,  welche 
Splfta's  1876  erschienene  grundlegende  Untersuchung  ergänzt  und 
—  ignorirt.  Ueber  die  Posteinrichtungen  des  Chalifats  handelt 
ein  Aufsatz  TMeme's  145),  eines  Fachmannes,  der  sich  in  der  ihm 
zugänglichen  Literatur  wohl  orientirt  hat.  Anhangsweise  sei  die 
Sammlung  der  Wahlsprüche  der  Omajjaden-  und  Abbasiden-Chalifen 
durch  Rogers  146)  erwähnt. 

Für  die  Geschichte  der  Kreuzzüge  mehr,  als  bisher  ge- 
schehen, auch  die  arabischen  Quellen  zu  erschliessen.  ist  ein  aus- 
gezeichneter Gedanke  Röhricht'?,  und  Goergens'  gewesen.  Leider 
hat  die  orientalische  Fachkritik  feststellen  müssen,  dass  die  Aus- 
führung des  vortrefflichen  Planes  durch  Goergeixs  147)  bisher  hinter 
den    Ansprüchen    zurückbleibt,    die    man    an    die    Genauigkeit    des 


140)  s.  unten  S.   168,  No.  3. 

141)  'uwwLj^JS  ?■>■-'*>  .  Kairo,  Druck  von  Castelli.  4  P.  [Schon  früher 
gedruckt.     Sp.] 

OwjJ.      Druck  von  Saraf.     P.  G.     [Schon  früher .  gedruckt.     Sp.] 

143)  M.  J.  de  Goeje.  Ueber  die  Geschichte  der  AbbAsiden  von  al- 
Jakübi :  Travaux  de  la  3e  Session  du  Congr.  des  Orient,  ä  St.  Petersbourg 
II,    151-166. 

144)  A.  F.  Mehren.  Expose  de  la  reforme  de  l'Islamisme  commencee  au 
Uleme  siecle  de  l'Hegire  par  Abou  1-Hasan  Ali  el-Ash'ari  et  continuee  par  son 
ecole.  Avec  des  extraits  du  texte  arabe  d'Ibn  Asäkir :  Travaux  de  la  3e  session 
du  Congres  des  Orient,  a  St.  Petersbourg  II,  167-332.  (Auch  sep.  u.  gl.  T. 
Leyden  1879.  166  pp.  8.  Leroux  fr.  7.50.).  —  Vgl.  Stanley  Lane  Poole 
Ac.  XVI,  294. 

145)  Thieme.     Posten  der  Chalifen:  Arch.  f.  Post  u.  Telegr.  1879,  Oct. 

146)  s.  unten  S.   164,  No.   224. 

147)  Arabische  Quellenbeiträge  zur  Geschichte  der  Kreuzzüge,  übersetzt 
und  herausgegeben  von  K.  P.    Goergens   unter  Mitwirkung  von  R.  Kohrtckt. 

I.  Bd.:  Zur  Geschichte  Saläh  ad-din's.  Berlin  1879.  XXIII.  295  pp.  8.  M  8. 
—  Vgl.  LC.    1879,    1692;   Dieterici  JLZ.  1879,  359;  J.   Güderheister  ZPV. 

II,  248-256;  Hirsch  Mitth.  a.  d.  hist.  Lit.  Vlll,  116;  J.  d.  Sav.  1879,  723: 
CR.  1879,  186;  Lucien  Gautier  RC.  Vlll,  405:  Rev.  de  th.  et  de  philos. 
1879  juill. :  M.  J.  de  Goeje  JA.  XVI.  552-561:  J.  Martinov  Polybibl.  XII, 
467.   —   Vgl.  ferner  Sepp,  Das  Kreuz  der  Kreuzigung:  AAZ.    1880,   1265. 


Erman,  Praetorius  v.   Müller,  Arabien  und  der  Islam.  157 

Uebersetzers  der  allerdings  schwierigen  Texte  stellen  muss,  welche 
den  des  Arabischen  unkundigen  Historikern  zugänglich  gemacht 
werden  sollen.  Es  muss  dies  um  so  unumwundener  ausgesprochen 
werden,  als  durch  Fehler  in  den  Uebersetzungen  nicht  allein  der 
Nutzen  des  Unternehmens  illusorisch  gemacht,  sondern  durch  Ver- 
leitung der  Historiker  zu  irrigen  Annahmen  direkt  geschadet  wird. 
Mit  uneingeschränkter  Anerkennung  muss  dagegen  auch  der  Orien- 
talist Beyd'sliS)  Geschichte  des  Levantehandels  begrüssen,  welche 
das  weit  zerstreute  Material,  soweit  es  ohne  nähere  Kenntniss  der 
orientalischen  Sprachen  irgend  geschehen  konnte,  zu  einem  Gesammt- 
bilde  verarbeitet,  das  durch  Erweiterung  und  Klärung  unserer  An- 
schauungen über  den  Handel  des  Ostens  auch  unsere  Studien  positiv 
fördert. 

Diesen  umfangreichen  Werken,  welchen  man  noch  Wüsten- 
feld's u9)  bereits  erwähnte  Arbeit  anreihen  kann ,  gegenüber  ist 
die  historische  Einzelforschung  etwas  zurückgeblieben.  Spitta  150) 
hat  einen  Ueberblick  über  die  Geschichte  von  Kairo  gegeben,  Kara- 
bacek  151)  auf  die  Bestätigung  hingewiesen,  welche  die  arabischen 
Berichte  über  Rudolfs  von  Habsburg  Gesandtschaft  nach  Aegypten 
durch  eine  bisher  unbekannte  abendländische  Quelle  erfahren.  Zur 
spanisch-arabischen  Geschichte  sollen  sich  Notizen  in  den  arabi- 
schen Ueberschriften  der  Gedichte  Samuel  Ha-Nagid's  finden,  welche 
Harkavy152)  herausgiebt;  einzelne  Punkte  oder  Theile  desselben 
und  des  angrenzenden  spanisch-französischen  Gebietes  behandeln 
Codera  y  Zatdin15B),  nicht  allein  Meister  der  Numismatik  sondern 
aucb  achter  Historiker,  Juste  y   Garces15i)  und  de  Hey155). 

Aus  Nordafrika   bringt   uns  Masqueray lb&)    die  Uebersetzung 


148)  Wilhelm  Heyd.  Geschichte  des  Levautehandels  im  Mittelalter. 
Stuttgart  1879.  8.  Bd.  I:  XXII,  604  pp.  M.  13.50.  Bd.  II:  VI,  781  pp. 
M.  16.50.  —  Recensiouen  von  orientalistischer  Seite  sind  mir  nicht  vorgekommen. 

149)  s.  oben  S.   153,  No.   124. 

150)  Wilhelm  Sputa.  Die  Geschichte  der  Stadt  Kairo:  I.Alt-Kairo.  AAZ. 
1879,   1841-1843.   1858-1860. 

151)  J.  Karabaceh.  Eine  Gesandtschaft  Rudolfs  von  Habsburg  nach 
Aegypten:  Oe.  M.  f.   d.  Or.    1879,  4-7. 

152)  s.  oben   S.    127,  No.   68. 

153)  Francisco  Codera  y  Zaidin,  Discursos  leidos  ante  la  Real  Aca- 
demia  de  la  Histöria,  eu  la  recepcion  publica  el  dia  20  de  Abril  de  1879. 
Contestacion  de  Vicente  Lafuente.  Ambos  con  apendices  de  documentos  e 
ilustraciones.     Madrid   1879.     95  pp.     4.  —  Vgl.  J.  Batifaud  RC.  X,  45. 

154)  Joaquin  Juste  y  Garces.  Histöria  de  Al-Kartan.  Apuntes  para 
la  histöria  de  los  origenes  del  reino  de  Aragon:  R.  d.  Esp.  LXIX,  197-205; 
LXX,  23-29;  351-360;  486-495. 

155)  Cr.  de  Hey.  Les  Invasions  des  Sarrasins  en  Provence  pendant  le 
VIII«,  le  IX''    et  le  X1?    siecle.     Marseille   1879.     237    pp.     8. 

156)  Livres  des  Beni  Mzab.  Chronique  ,dAbou  Zakaria  publiee  pour  la 
premiere  fois,  traduite  et  commentee  par  Emile  Masquer ay.  Alger  1878. 
LXXIX,  413  pp.  8.  fr.  10.  —  Vgl.  Barbier  de  Meynard  JA.  XV,  92; 
Aug.    Cherbonneau  Polybibl.  XI,  58;  Journ.  des  Deb.   1879,   15   dec. 


258  Erman,   Praetorius  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

einer  arabischen  Chronik,  von  welcher  er  unter  grossen  Schwierig- 
keiten mit  kluger  Energie  sich  eine  Abschrift  verschafft  hatte.  So 
sehr  wir  ihm  dafür  Dank  wissen,  so  wenig  ist  daran  zu  denken, 
dies  höchst  merkwürdige  Material  für  die  Religionsgeschichte,  ins- 
besondere das  Sektenwesen  des  Islam  auszunutzen,  bevor  uns  der 
arabische  Text  selbst  vorliegt;  vorläufig  können  wir  nicht  be- 
urtheilen,  in  wie  weit  der  Uebersetzer  dem  wie  es  scheint  übel 
erhaltenen  und  lückenhaften  Original  treu  bleibt,  und  dürfen  daher 
den  mancherlei  Abweichungen  von  Mas'üdi,  Ibn  Chaldün  u.  a.  nur 
mit  grösster  Vorsicht  gegenübertreten. 

Die  Geschichte  Siciliens  betrifft  eine  Monographie  Vetri's  l57), 
von  der  ich  indess  nur  den  Titel  kenne. 

Es  erübrigt,  ein  paar  Schriften  zu  nennen,  welche  sich  auf 
die  Religions-  und  Cultur geschiente  des  Islam  im  All- 
gemeinen beziehen.  Neben  einem  diesem  Gegenstande,  wie  «es 
scheint,  vorzugsweise  gewidmeten  Werke  des  Nabob  Muhammed 
Sadtq l5s) ,  erwähne  ich  Pumi's l5y)  auf  Morgan  und  Dabry  de 
Tlu'ersant  sich  stützenden  Aufsatz  und,  schon  um  des  Namens 
seines  Verfassers  willen,  einen  mir  bisher  nicht  zu  Gesicht  ge- 
kommenen Artikel  Döllinger's  160) :  die  übrige  zahlreiche  Literatur, 
welche  sich  mit  diesem  Thema  zu  populären,  politischen  oder 
Missionszwecken  beschäftigt,  wolle,  wer  sie  zu  kennen  wünscht,  in 
Klatfs  161)  gewissenhafter  Zusammenstellung  aufsuchen.  (Dozy's  162) 
mit  der  Jahreszahl  1879  erschienenes  Werk  ist  schon  im  vorigen 
Berichte  aufgeführt  worden.)  Als  wenigstens  mittelbar  hierhergehörig 
sei  noch  genannt  Colebrooke's  163)  von  Hammer  und  Garein  de 
Tassy  doch  nicht  so  ausschliesslich  als  er  selbst  bescheiden  an- 
giebt  abhängige,  übersichtliche  Studie  über  die  mohammedanischen 
Eigennamen,  neben  welcher  Ferrcvri's*6*)  Artikel  recht  unbedeutend 
aussieht. 

Anhangsweise  stelle  ich  zusammen,  was  aus  arabischen  Schrift- 
stellern für  die  Geschichte  der  nichtmuslimischen  Völker 


157)  Paolo  Vetri.     Gli  Arabi  in  Castrogiovanni.    Pagina  storica.     Caltani- 
setta  1879.     200  pp.     8.     L.  3.50.     [Brockhaus  M.  4.20!]. 

158)  0^i""^    ***=>,  s.  oben  S.    143,  No.  31. 

159)  C.  Puini.     L'islamismo  in   Cina:  Rass.  Settim.   1879,   13   avr. 

L60)    DöUmg&r.     Uebor  den  Islam:  Dtsch.  Merk.   X,  No.  16.  —  Vgl.  „Der 
Mohammedanismus  oder  der  Islam"  ebd.  No.   26. 

161)  S.  S.  248  in:    J.  Klatt.      Islam:    Histor.  Jahresberichte  II,    237-249. 

162)  s.  Bericht    für    1878    p.   58,    No.   21,    wo  in    der  Note    zweimal   1879 
statt  1878  zu  lesen. 

163)  T.   E.    Colrhroolce.      <>n    tho  Proper  Names    of  tho  Mohammadans: 
JKAS.  N.  S.   XI,   171-237. 

164)  B.  Ferrari.     La  nobilta  musulmana:  Riv.  Europ.  XII,  678-684. 


Erinan,  Praetorium  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  J59 

von  Hosen  und  Ktmik165),  von  Rehatsek166),  ZarncJce161)  und 
Harkawj  16S~i69)  geschöpft  worden  ist;  in  Bezug  auf  eine  in 
der  Academy170)  erwähnte  spanische  Uebersetzung  der  von  dem 
christlichen  Bischof  Gotmar  von  Gerona  für  den  Emir  von  Cordova 
arabisch  geschriebenen  Geschichte  der  fränkischen  Könige  ist  mir 
bisher  nichts  Näheres  bekannt  geworden. 

Ueber  die  Aechtheit  der  alten  Poesie  hat  Sir  William 
Muirui)^men  auf  Ahlwardt  und  i\ röldehe  gestützten,  klaren  und  an- 
ziehenden Aufsatz  geschrieben.  An  Texten  und  Uebersetzungen  sind 
der  Nachdruck  von  Freytag  's  Hamäsa172)  und  der  Diwan  des  Behäeddin 
Zoheir173)  zu  verzeichnen,  welche  Kairo  liefert,  ferner  Prideaux  lli) 
mir  unzugängliche  Nachbildung  der  himjarischen  Qaside.  Nach 
Arnolds  Ausgabe  übersetzt  und  erläutert  wurde  Zoheir's  Mo'allaqa 
durch  Lyallxi;>),  ebenso  der  Hudeilitendiwan  durch  Abichtlie)  —  als 


165)  Izvestija  Al-Bekri  i  drugich  avtorov  o  Rusi  i  Slavjauaeh.  Cast'  1. 
(Stat'i  i  razyskanija  A.  Kunika  i  Barona  V.  Rozena.)  Prilozenie  k  XXXII  mu 
tomu  Zapisok  I.  Akad.   Nauk  No.   2.     Sankpeterburg  1878.     VI,   192  pp.    8. 

166)  E.  Rehatseh.  Early  Moslem  Accounts  of  the  Hindu  Religion:  JBBAS. 
XIV,  29-70. 

167)  Fr.  Zarnche.  Der  Priester  Johannes  I,  p.  26ff.  (=  Abhh.  d. 
Sachs.  Ges.  d.  Wiss.   1879,   852  ff.) 

168)  A.  Harkavy.  Sur  un  passage  des  prairies  d'or  de  Macoudi  concernant 
l'histoire  ancienne  des  Slaves:  Trav.  de  la  Ulme  Session  du  Congres  Intern,  des 
Or.  II,  333-341.  —  Vgl.  Bericht  f.   1877,  II   p.   111,   No.   99. 

169)  A.  J.  Harkavy.  Die  Halbinsel  Krym  in  der  arabischen  Literatur 
bis  zum  Einfall  der  Mongolen:  vorgetragen  auf  dem  IV.  russ.  archaeol.  Congress, 
Kasan  1877  [mir  nur  aus  der  Anführung  Arch.  f.  Anthropol.  1879,  387'  oben 
bekannt]. 

170)  s.  Ac.  XV,   164. 

171)  William  Muir.  Ancient  Arabic  Poetry;  its  Genuineness  and  Authen- 
ticity:  JRAS.  N.  S.  XI,   72-92. 

172)  0t^jJi   iüo^U   «JSJoJI  j-g-^3   UO^I  0l\x«  fjW-K   f^'   f  j& 

&A\  iöwU^Jt     ,Lx*i!    0^    ^JLc   w^ii^jb.       Bulaq   1296.      Bd.  I:    4, 
234.  Bd.  II:  4,202.  Bd.  III:  197.  Bd.  IV:  9,  188  pp.   4.  [Die  Verse  vocalisirt.  Soc] 

173)  H:-^\  L  g  {J!  -j^_jJ>  .  Druck  von  Saraf.  P.  6.  [Schon  früher 
gedruckt.     Sp] 

174)  The  Lay  of  the  Himyarites.  Translated  and  edited  by  W.  F.  Pri- 
deaux. Sehore  1879  [nur  in  25  Exx.  gedruckt.].  —  Vgl.  The  Arabian  Golden 
Treasury:  Sat.  Rev.  LI,  250;  Ath.  1880,  II,   13  f. 

175)  The  Mo'allaqah  of  Zuheyr  rendered  into  English,  with  an  Introduction 
and  Notes.     By   C.  J.  Lyall:  JASB.  1878,  I,  1-26. 

176)  'As'äru-1-Hudalijjina.  Die  Lieder  der  Dichter  vom  Stamme  Hudail 
aus  dem  arabischen  übersetzt  von  Rudolf  Abicht.  S.  1.  et  a.  [Namslau  1879.] 
[VI  und]  98   pp.     4. 


1(30  Erman,  Praetorius  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

schmackhafte,  leider  bisher  auf  buchhändlerischem  Wege  kaum  zu- 
gängliche Fracht  spärlicher  Müsse  eines  für  die  arabische  Philologie 
selbstlos  interessirten  und  mit  tüchtigen  Sprachkenntnissen  ausgerü- 
steten Geistlichen  besonderer  Empfehlung  würdig.  In  die  Gegenwart 
führen  uns  ein  paar  verschiedenartige  Commentare  zur  Burda177-178) 
(für  die  auch  Nahifi  Efendi's  türkischer  Tahmis  l79)  zu  erwähnen) 
und  eine  neue  Auflage  der  beliebten  religiösen  Gedichte  Bura'i's  r  80), 
sowie  Huart's  181)  nach  einem  Beiruter  Druck  besorgte  Ausgabe 
und  Uebersetzung  noseirischer  Religionsgedichte  und  Cloldzihers  182) 
Mittheilungen  aus  der  Jugend-  und  Strassenpoesie  Kairo's,  zu  welcher 
übrigens  die  oben  angeführten  Notizen  Rogers' 183)  zu  vergleichen 
sind.  Fast  eben  so  wenig  als  wirkliche  Poesie  zu  betrachten  ist 
die  von  Arnaud  l84)  herausgegebene  und  mit  Commentar  übersetzte 
historische  Qaside ,  und  den  Uebergang  zum  Adab  bildet  die  von 
Liöper  185)  geschickt  erneuerte  Brieftaube  des  Michael  Sabbagh.  — 
Zu  zwei  in  Bacher's  Sa'di  veröffentlichten  Versen  hat  Fleischer186) 
eine  Berichtigung  gegeben. 

Die  äussere  Form  der  Poesie  betrifft,  ausser  einigen  gelegent- 


c "  ••  "■*'     ~'         ->  •        U>      ^     " 

o 

(j5>lX.aJ|    ,-yA*>  .       Bd.  I:  lithogr.  von  Hasan  et-Tatari.     Bd.  II:  Typendruck 
von  Saraf.     P.  35   (ungebunden).     [Der  Verf.  lebt  noch.     Sp.] 

178)  ^L>  ^-yiJl  _  _io  jwii^sLgj^   sJ>-J!     Ac  ^.j^>lJI  *w^il^> 

s^.>J|       Jlc.     Druck  von  Büläq.     P.   8.     [Einzeln  schon  früher.     Sp.] 

179)  sJ-J  rn\j>*ü.'£  u^jj^jj^j' .  Constantinopel,  Gawä'ib,  1297.  60  pp. 
8.     P.  3.     [M.]     S.  Huart  Bibl.  ottom.  No.  54. 

180)  -i^Ji  f*xS>Ji  Jox  q^J->.  Druck  von  Castelli.  P.  6.  [Sechste 
Auflage.     Sp. ;  TR.  N.  S.  I,   140.] 

181)  La  poesie  religieuse  des  Nosa'iris,  par  Clement  Huart:  JA.  VII  Ser. 
XIV,  190-261.     (Auch  sep.  Paris   1880.     8.     fr.  3.50.) 

182)  Ignaz  Goldziher.  Jugend-  und  Strassenpoesie  in  Kairo:  ZDMG. 
XXXIU,  608-630. 

183)  s.  oben  S.   143,  No.  34. 

184)  Arnaud.  Voyages  extraordinaires  et  nouvelles  agreables  par  Mo- 
hammed Abou  Ras  ben  Ahmed  ben  Abd  el-Kader  en-Nasi.  Histoire  de  l'Afrique 
septentrionale:  Rev.  Afr.  1879,  211-224.  273-294.  393-400.  449-459.  [Die  vor- 
hergehenden Hefte  der  Rev.  Afr.  mit  dem  Anfang  der  Qaside  konnte  ich,  weil 
bei  Mommsen  verbrannt  und  noch  nicht  ersetzt,  auf  der  Berliner  Bibliothek 
nicht  einsehen]. 

185)  M.  Sabbagh.  Die  Brieftaube,  schneller  als  der  Blitz,  flüchtiger  als 
die  Wolke.  Aus  dem  Arabischen.  Nebst  einem  Anhange:  Beiträge  zur  Ge- 
schichte der  Tauben-Post  von    C.  Löper.    Strassburg  1879.    55  pp.    8.    M.  1.50. 

VgL  W.  A.  Neumann  Gest.  Mschr.  f.  d.  Gr.    1879,   125;  N-e  LC.  1879,  582. 

186)  Fleischer.     Berichtigung:  ZDMG.  XXXIII,  512. 


Erman,  Praetorium  u.  Müller,   Arabien  und  der  Islam.  \Q\ 

liehen  Bemerkungen  Schlottnionris181),  eine  Mittheilung  Guyard's1*®), 
der  durch  eine  moderne  Vortragsweise  seine  metrische  Theorie 
bestätigt  findet,  und  Gtes'199)  tüchtige,  leider  auf  zu  spärliches 
Material  gegründete  Dissertation  über  einige  neuere  Versarten.  Im 
Anschluss  daran,  möchte  ich  auf  das  schon  1878  erschienene  Buch 
ffiemanris  19°)  aufmerksam  machen,  welches  einen  beachtenswerthen 
Beitrag  zur  arabischen  Musiktheorie  durch  Erklärung  einiger  von 
Kiesewetter  nicht  verstandener  Stellen  bietet:  es  wäre  zu  wünschen, 
dass  ein  Arabist  den  bezüglichen  Text  in  der  Wiener  Handschrift 
von  Neuem  ansähe. 

Zu  arabischen  Sprichwörtern  hat  Rehatsek19i)  englische 
und  persische  Parallelen,  Ganneau19'1)  nach  einer  Mittheilung 
Palmer's  die  Erklärung  von  No.  228  in  Socins  Sammlung  gegeben. 

Die  Roman-,  Märchen-  und  Fabelliteratur  wird 
durch  Nöldeke's  193)  Reconstruction  des  arabischen  Textes  der  ver- 
muthlich  auf  persischem  Boden  entstandenen,  jetzt  einigen  der 
Versionen  von  Kaliiah  und  Dimnah  eingefügten  Erzählung  vom 
Mäusekönig  und  seinen  Ministern,  ferner  durch  Kairiner  Neudrucke 
der  Vulgata  des  Gesammtwerkes  194)  sowie  der  1001  Nacht195) 
bereichert,  aus  welcher  letzteren  ausserdem  die  Geschichte  des 
Nüreddin  und  der  Marjam  196)  besonders  erscheint,  während  Re- 
hatsek  197)    nach    analogen    Motiven    in    lateinischen    Schriftstellern 


187)  Vgl.  oben  S.   137,  No.  27. 

188)  Stanislas  Guyard.     Note  sur  ime  particularitd  de  la  metrique  arabe 
moderne:  JA.  VII  Ser.  XII,  465-4G7. 


j-Ovi      *o     y         J  Jö- 


189)  Hermann  Gies.  '&jlj±m*j\  ...  ».Ääil  .  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss 
sieben  neuerer  arabischer  Versarten.     Leipzig  1879.     71   pp.      8.     (Diss.) 

190)  Hugo  R/'emann.  Studien  zur  Geschichte  der  Notenschrift.  Leipzig 
1878,  p.   77-85. 

191)  E.  Rehatsek.  Some  parallel  Proverbs  in  English,  Arabic,  aiid  Persian: 
JBBAS.  XIV,  86-116. 

192)  C.   Clermont-Ganneau.     JA.  VII  Ser.  XIV,  270 f. 

193)  Th.  Nöldelce.  Die  Erzählung  vom  Mäusekönig  und  seinen  Ministern. 
Ein  Abschnitt  der  Pehlewi-Bearbeitung  des  altindischen  Fürstenspiegels:  Abh. 
G.  G.  d.  W.  XXV,  4.     (Auch  sep.  u.  gl.  T.   Göttingen  1879.    68  pp.    4.    M.  3.50.) 

194)  jwOj   iwLJLj ".     Druck  des  Wädi  en-Nil.     P.   5.     [Sp.] 

195)  aLJj  üLJ  ^ftJl.  Druck  von  Mustafa  Wahbi.  4  Bde.  P.  77  un- 
gebunden.    [Nach   dem  Druck  von   1279.     Sp.] 

196)  «Jö->  W  \J  i_5->  b»5  ^5-»a^J!  rrJ^5  j_5-3  ^c-  r^r-^i  ^^ 
i_joLpjd!  £jA  Lg-^5  L«j  &^üj|  (j>Xo  c>-ÄJ  2U,liJt  /H -^  •  Druck  von 
Castelli.     P.  4.     [Schon  früher   gedruckt.     Sp.] 

197)  E.  Rehatsek.  A  few  analogies  in  the  „Thousand  and  one  Nights" 
und   in  Latin  Authors:  JBBAS.   XIV,   74-85. 

Jahresbericht  187lJ.  11 


162  Erman,  Praetorium  u.  Müller,   Arabien  und  der  Islam. 

sucht,  Le  J3lant198)  den  classischen  Ursprung  einer  allerdings  nur 
bei  Galland  überlieferten  Geschichte  wahrscheinlich  macht  und 
Poole1")  einen  vermeintlichen,  zu  seinem  Heile  anonym200)  ge- 
bliebenen Verbesserer  von  Lanes  Uebersetzung  exekutirt.  Kairo 
sendet  ferner  eine  ganze  Anzahl  von  Geschichten  und  Märchen, 
theils  zum  Abu  Zed  gehörig201-204),  theils  anderer  Herkunft205-209); 
äsopische  Fabeln  theilt  Cherbonneau2™)  mit.  Derselbe211)  be- 
wegt   sich    auf   dem    Gebiete    des    Ad  ab    mit    einer    Studie    über 


198)  Edm.  Le  Blant.     Sur   l'origine    antique    d'un   recit  insere   dans  l'hi- 
stoire  du  Cogia  Hassan:  CR.    1879,  235-240  =  EC.  VIII,  271. 

199)  Regiuald    Stuart   Poole.      Specimens    of  a    new    Translation    of  tbe 
„Thousand  and  one  Nigtats":  Ac.  XV,  369  f. 

200)  New  Quarterly  Magazine,  January- April    1879. 

201)  &ä-JL=>  (-jL5J^  ^~>$  V;*M   ^->j  3,   ^-Ä-^JiJl  Ji?L^J*b'i . 
Druck  von  Muhammed  Abu  Zed.     P.    5.     [Schon  früher  gedruckt      Sp.] 

202)  ^«Ä^_s>    ^yi    ^_yj»_gJLS    (jr~==-    U.*5  [sie]  *.x.«..*v~*.i|      .jbjJl    rjW"* 

*wJlXj| .      Druck  von  Hasan  'Inäni.     P.  4.     [Sp.] 

203)  y^Jb  ^yj  v_J.aU  ^L<Vj. ^   ..lAJuil  yXJU.il   j«Lä^  j-*a^>   r)]f^ 
^ju.xj.Aa.^.J|       _j| .      Druck  von  Hasan  'Inäni.     P.  5.     [Sp.] 

204)  a-J^LgJl   Vj*^   £-*   ^SJj   J-^    j-^8^    L5r?"    ^5    **fri-M    »^yi  • 
Druck  von  Hasan  'Inäni.     P.   6.     [Sp.] 

205)  j^iil   j^Lj   Ö5j*Jl   q^Ü    r-^.       Druck  von  CasteUi.      P.  G. 
Schon   früher  gedruckt.     Sp.] 

206)  .LXjSU   ^AÄsi    J>|.X   O^iLV   JÜUÄ^j    Li>ww   ^.J   ^C      -j|    Xdi. 
Druck   von  Sarai'.      P.   5.      [Sp.] 

207)  i«_^jj£j  ^.f.^ß  xo.»  .     Druck  von  Castelli.    P.  2.    [Schon  früher.  Sp.] 

208)  2U.il    A.C   ^J    tA+Ss»^    y^.-^uJf    vjixjjl       J.£    -AÄ4JI    N-A2-*. 
[Druck  von  Hasan  'Inäni.     P.  8.     [Schon  früher  gedruckt.     Sp.] 

209)  ÄiM  j  Ä^'jCii^  qL^ÜI  j>>  l5j^'    q.^^  (jry?*   La   x*oä 

q/s  :Jj    ^i^  (J.  Loj  öl^Ü  öl»  >->^b  ry*  200'Lftil  LwjJl    .Lu  ^^..AvJi 

Lvw.AU  A>..T  ^vi^L^    vJjLftj^l^   i_^.jL>V*il .      Druck  von  Castelli.     P.  4.    [Sp.] 

210)  Aug.  Cherbonneau.  Unrecueil  de  fables  arabes:  I'olybiblionXXV,  igtiV. 

211)  Aug.   Cherbonneau.     Hariri,    poete  arabe    et   son    genre    de    poesie: 
Polybibl     IST!»,  clc'-c.     [Ft.] 


Ermaii,  Praetorivs  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  \63 

Hariri .  neben  welcher  an  Texten  nur  eine  Leistung  des  Nabobs 
Mohammed  Hadiq'11'2)  vorliegt.  Ebenhierher  kann  man  auch  eine 
Abhandlung  ReJtatseJcs'213)  rechnen,  die  freilich  meist  wohl  aus 
persischen  Quellen  schöpft. 

Einen  Supercommentar 214)  zu  Teftazäni's  Erklärung  seines 
Talhis  hat  man  in  Kairo  abermals  gedruckt,  und  der  vielseitige 
Nabob  von  Bhopal215)  hat  sich  auch  in  der  Rhetorik  versucht. 
Ausserdem  sind  mehrere  Briefsteller,  der  des  Abu  Bekr  el-Chwä- 
rizmi  216)  in  Constantinopel  und  drei  neuere'217-219)  in  Kairo  er- 
schienen. 

Das  zweifelhafte  Gebiet  der  geheimen  und  sonstigen  After- 
wissenschaften ist  durch  eine  Schrift  über  Traumdeutung  22°),  zwei 
über    Astrologie    und    tafä'ul  221~ 2'22) ,    eine    über  Magie    und  Zau- 


212)  ...  Jiijt  .liiÄJ'  iL^._i_x3  ■+/>  ,.,I_X_.aw.JI  ä».-.w.-i  .  Constantinopel, 
Cawä'ib,   1296.      112   pp.      8.     P.   7.     [Huart  Bibl.  ottom.  No.   98.     M.] 

213)  E.  Rehatsek.  Oriental  Humor  illustrated  by  Anecdotes:  Calc.  Rov. 
LXVm,  251-266. 

214)  q-jJsJI  Jt_*_/*  pl/tfi  -aoää«  (jr^  yj^^  ^i*ii  Ou±jS& 
Ij^.^l.LJi  ..JJLa  cJLc  -itiÄäjdt.  Druck  von  Büläq.  75  P.  ungebunden. 
[Schon  früher  gedruckt.     Sp.] 

215)  ,..Lx>Jt  oLUwt^UJ  ö,j.-*Ji  ..jl—j-Jl  Q.-A2.-E.  Constantinopel, 
Gawaib,   129G.      102   pp.     8.     P.   5.     {Unart  Bibl.  ottom.  No.   ICC.     M.] 

216)  A\Sj.^\j\  jCj  _jS  J^JL-w..  Constantinopel,  Cawä'ib,  1297. 
214  pp.     8.     P.   12.      [Vgl.  Flügel,  Wiener  Hss.  I,  p.   258.     M.] 

217)  ;LL*J|  ry**^-  &*&&  L^Äitt  .  Druck  von  Mustafa  Wahbi.  P.  3. 
[Schon  früher  gedruckt.     Sp.] 

218)  ..j.ftJLxiJi  ^äa^J  xö'lX^JI    .jL^-^-J.    Druck  von Castelli.  P.2.  [Sp.] 

219)  c^r**    Lüoi .     Druck  von  Castelli.    P.  3.    [Schon  früher  gedruckt.    Sp.] 

y 

220)  .^.j-x-vw  ^So  u^^aj  fcJ^-H  f&**~*  &  ^^-J  .  Kairo.  Druck 
von  Castelli.     P.   2.     [Schon  früher  gedruckt.     Sp.] 

y 

221)  ujJjUiU,  s^^JLLtiU,  OjJlL*JJ  ^•Aöil  Mjw  £  wJLLJl  na*j 

pCUJi     ..Äjuä    kj"^    ^^^JuiÜ»,  .      Kairo.      Druck    von    Hasan  'Inani.      P.   l'/2. 
[Schon  früher  gedruckt.     Sp.] 

222)  ^/«i    a-jJC^JLJ    ». Ljyw.il    ^J)  \^f  «._x_w.Jl .     Kairo.     Druck  von 

Hasan    Inftni.      P.    l'/2.     [Schon  früher  gedruckt.     Sp.] 

11* 


164  Erman,  Praetor  ins  u.  Midier,  Arabien  und,  der  Islam, 

berei 223)  vertreten.  Rogers 224)  bespricht  einen  Talisman,  der  die 
100  Namen  in  Zifferschrift  trägt;  über  Rehatsek's  Panca  s.  unten225). 
Einige  in  Geheimschrift  abgefasste  arabische  Recepte  zur  Bereitung 
von  griechischem  Feuer  hat  Wüstenfeld226)  glücklich  entziffert, 
und  über  die  merkwürdige  „Baum Schrift"  ist  von  Burton  227)  ge- 
handelt, der  freilich  den  Ursprung  derselben  bei  den  Chaldäern 
sucht  und  zwischen  ihr  und  den  irischen  Ogham-Characteren  eine 
mir  etwas  abenteuerliche  Verbindung  herstellen  will. 

Die  christlich-arabische  Literatur  ist  von  Wiisfeufeld22S) 
durch  die  Uebersetzung  des  arabischen  Synaxariums  der  Kopten 
bereichert  worden. 

Wir  gehen  zu  den  arabisch-muhammedanischen  Inschriften, 
Münzen  und  Kunstobjecten  über.  Hier  ganz  besonders  be- 
thätigt  sich  der  rühmenswerthe  Eifer .  den  die  Spanier  auch  der 
muhammedanischen  Periode  ihrer  Geschichte  in  frischem  Auf- 
schwünge widmen,  und  dem  wir  zusammenfassende  Behandlungen 
der  Inschriften  aller  drei  Hauptstädte  des  arabischen  Spaniens  ver- 
danken: Cordova's  229)  und  Sevillas  23ü)  durch  Rodrigo  Amador  de  los 
Rios,  Granada's  durch  Cardenas  231).  Den  nicht  geringeren  wissen- 
schaftlichen Patriotismus  Amart's  232)  bezeugt  diesmal  der  Anfang 
seiner  Ausgabe  der  sicilischen  Grabinschriften. 

Wenn  wir  die  muhammedanische  Numismatik  als  ein 
zusammenhängendes  Ganzes  behandeln,  so  geschieht  dies,  weil  sie 
wirklich  als  eine  selbständige  Disciplin  gelten  kann.  Phönicische 
oder  himjarische  Münzen  haben  doch  immer  nur  ein  untergeordnetes 
Interesse  —  die    arabisch-persischen  Münzen    des  Mittelalters   hin- 


223)  l_i,Lww.4.JlÄj(   —Iä*    ,..JJ    ,l».i j\    ijny+Xü .     Kairo.     Druck  von  Castelli. 

P.   G.     [Schon  früher  gedruckt.     Sp.] 

224)  E.  T.  Rogers.     Arabic  Amulets  and   Mottoes:  JRAS.  XI.   122-128. 

225)  s.  unten  S.   167,  No.   263. 

226)  F.  Wüstenfeld.  Eine  arabische  Geheimschrift  entziffert:  Gott.  Nachr. 
1879,  349-355.  —  Vgl.   Wiistenfeld,  Heerwesen  p.   70  ff. 

227)  Richard  F.  Burton.  The  Ogham  Runes  and  el-mushajjar:  a  Study: 
Tr.  R.  Soc.  Lit.  XII,   1-46. 

228)  Vgl.  unten  S.   179,  No.   107. 

229)  Rodric/o  Amador  de  los  Rios  y  Villalta.  Inscripciones  ärabes  de 
Cordoba  precedidas  de  im  estudio  histörico-critico  de  la  Mezquita-Aljama.  Madrid 
IST'.t.      XXVI11.   432   pp.      8.      [Leroux:  fr.  15.  —   Ed.   II VJ    Vgl.   CR.   VIII,    192 

230)  Rodrigo  Amador  de  los  Rios  y  Villalta.  Inscripciones  ärabes  de 
Sevilla.  Madrid  1879.  [Leroux:  fr.  10;  mir  allein  aus  einer  Bücheranzeige  des- 
selben bekannt  und   vielleicht  nur  Neuankündigung  der   Ausgabe  von   1875]. 

231)  Antonio  Almaijro  Cardenas.  Estudio  sobre  las  inscripciones  ärabes 
de  Granada.  Sieguido  de  unos  apuntes  arqueologicos  sobre  su  Madra/.a  6  uni- 
versidad  ärabe.     Madrid   1879.     4.     [Leroux:  fr.  in.] 

232»  Michele  Amari.  Le  epigrafi  arabiche  di  Sicilia.  traseritte,  tradotte 
ed  illustrate  IV  II.  [scrizioni  sepolcrali.  Fase.  I.  Palermo  187!».  60  pp.  4. 
'Mit  Tav.  1  1.  6-9.)  (A.  u.  d.  T. :  Docum.  per  servire  alla  storia  di  Sic  pubbl. 
a  cura  della  Soc.  Sic.  per  la  storia  patria.    [11*  Serie,     ßpigrafia.    V6\    1      Pasc.  1.) 


Erman,  Praetor  ius  u.    Müller,    Arabien,  und  der   Islam.  1(35 

gegen  sind  Denkmäler  von  hoher  Wichtigkeit.  Denn  was  dem 
Historiker  der  Neuzeit  die  Urkunden  und  dem  des  Alterthums 
die  Inschriften  sind,  das  sind  sie  (oder  sollten  es  doch  sein)  für 
jeden,  der  sich  mit  muhammedanischer  Geschichte  befasst:  die 
einzige  Quelle,  die  nie  getrübt  ist,  die  einzige  Quelle,  deren  Jahres- 
zahlen und  Namen  nie  irrig  sind.  Leider  ist  die  einschlägige 
Literatur  in  zahllosen  (oft  ganz  obscuren)  Schriften  versteckt  — 
um  vollen  Nutzen  aus  diesen  Schätzen  zu  ziehen,  müsste  man  sie 
in  einem  Corpus  nummorum  vereinigen. 

Es  liegen  im  laufenden  Berichtjahre  zwei  umfangreiche  Publi- 
cationen  arabischer  Münzen  vor,  der  vierte  Band  des  Londoner 
Cataloges  233)  und  das  Verzeichniss  der  an  merkwürdigen  Stücken 
reichen  Sammlung  des  französischen  Consuls  St'oiiffi23*)  zu  Mossul. 
Lane  Poole  23b)  publicirte  einige  interessante  Münzen  der  Calvert'- 
schen  Sammlung;  die  merkwürdigste  derselben,  der  Karmatendinar, 
ist  übrigens  nur  ein  Abguss,  dessen  Original  sich  wohl  in  Paris 
befindet.  Brosset23*)  besprach  die  Münzen  der  Eremitage,  La- 
ijh.s''31)  kurz  die  Finländischen  Funde  arabischer  Münzen;  auch 
was  GMron23S)  giebt  bedeutet  wenig.  Erman239)  behandelte  die 
arabischen  Münzen  des  Fundes  von  Witzmitz.  Zwei  Funde  älterer 
Dirhems  sind  in  Persien  240)  zu  Tage  getreten. 

Sehr  werthvoll  sind  einige  Monographien.  Zunächst  Mordt- 
mann's 241)  Zusammenstellung  und  Sichtung  der  von  den  arabi- 
schen Statthaltern  geprägten  Pehlevimünzen  mit  dem  höchst  inter- 
essanten  Nachtrag    von   Salemann 242).      Diesen    Statthaltermünzen 


233)  Catalogue  of  Oriental  Coins  in  the  British  Museum.  Vol.  IV.  —  Tho 
Coinage  of  Egypt:  under  the  Fätimee  Klialeefehs,  the  Ayyoobees  and  the  Mem- 
look  Sultans.  By  Stanley  Lane  Poole.  Edited  by  Reginald  Stuart  Poole. 
London  1870.  XXX,  280  pp.  8  Taf.  8.  —  Vgl.  Erman  Ztschr.  f.  Num.  1880, 
p.  239;  Mehren  JA.  XVI,  5G1. 

234)  Privatdruck,  einzelne  unnumerirte  Blätter  in  8.,  ohne  Titel,  zu  Mossul 
gedruckt   1879-1880. 

235)  Stanley  Lane  Poole.  Unpublished  arabic  coins  from  the  collection 
of  the  Rev.  T.  Calvert :  Num.   Chron.   1879,  p.   74  ff. 

236)  Bro.sset.  Collection  numisinatique  Orientale  de  l'ermitage  imperial 
1852-1879:  Bull,  de  l'Ac.  St.  Petersb.   1879,  XXV,  391-409. 

237)  V.  Lagus.  Numi  cufici  aliaque  orieutis  monumenta  vetera  in  Fin- 
landia  reperta:  Trav.  de  la  III.  Sess.  du  Congr.  des  Or.  ä  St.  Pet.  1876.  Vol. 
II,   p.   367-370. 

238)  Isaia  Ghiron.  Di  aleune  conii  osrnaui  del  Museo  di  Modona  e  di 
una  moneta  cufica  con  imagine.    Firenze  1879.  —  Vgl.  BISO.  1879,  N.  S.,  p.  323. 

239)  Ztschr.  f.  Num.   1879,  p.   249  f. 

240)  Num.  Chroii.  1879,  p.   153. 

241)  A.  D.  Mordtmann.  Zur  Pehlevi-Münzkunde.  I.  Die  ältesten  mu- 
hammedanischen  Münzen:  ZDMG.   XXXIII,  82-142. 

242)  C.  Salemann.  Ueber  eine  pehlevisch -  arabische  Münze:  ZDMG. 
XXXIII,  511. 


166  Erman,  Praetorius  n.  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

gleichzeitig  sind  eigenthümliche  Reihen,  in  denen  Lerch 243)  durch 
eine  glückliche  Entzifferung  Münzen  von  Buchara  erkannt  hat; 
Thomas  244)  hat  sie  später  ebenfalls  besprochen.  Eine  längst  ge- 
fühlte Lücke  füllen  CWem's  Arbeiten  245~250)  über  die  arabischen 
Münzen  Spaniens,  wozu  man  in  Cainpaner's 251)  Werk  die  Münzen 
von  Majorka  vergleichen  mag.  Dinare  der  kermanischen  Seld- 
schukendynastie  wies -EVrnan202)  nach,  Mehren25*)  behandelte  aufs 
Neue  eine  Münze  des  Ilchan  Bu  Sa'id.  Hallet 254)  erkannte  scharf- 
sinnig, dass  gewisse  griechische  Kupfermünzen,  die  man  bisher 
dem  Eroberer  Konstantinopels  zugetheilt  hatte ,  vielmehr  einem 
Fürsten  der  Danischmendedynastie  angehören.  Die  Münzen  der 
Sultane  von  Kashmir  endlich  wurden  von  Rodgers 255)  behandelt, 
die  bekannten  Zodiakalmünzen  von   Gibbs'lt>6). 

Wichtig  ist  der  Nachweis  von  Heyä '257),  dass  die  abendländi- 


243)  Pierre  Lerch.  Sur  les  monnaies  des  Boukhar-Khoudahs  ou  Princes 
de  Boukhara  avant  la  conquete  du  Maverannahr  par  les  Arabes:  Trav.  de  la 
III.   Sess.   du   Congr.  intern.  T.   II.  p.   417-429. 

244)  Kdir.  Thomas.  On  some  bilingual  coins  of  Bokhara,  strack  in  the 
Und  Century  of  the  hijnih  —  continuative  of  Sassanian  types  and  devices: 
IAnt.   1879.  p.   269-273. 

245 1  Fr<iiuis<-<>  Codero  //  Zaidin.  Tratado  de  numismätica  aräbigo- 
espanola.  Madrid  1879.  319  pp.  8.  (24  Taf.)  R.  G4.  —  Vgl.  Erman  Ztschr. 
f.  Num.  1880,  p.  150;  Stanley  Laue  Poole  Ac.  XVI,  457 f.  (wo  auch  die 
folgenden  Nummern  besprochen  sind):  J.  Batifaud  RC.  1880.  p.  42;  Rene 
Basset    Rev.  de  l'Ec.   d'Alger  1.    127:    E.   Saavedra  Bol.  Ac.  Hist.   1879.  Dec 

246)  Ders.  Errores  de  varios  Numismätieos  estranjeros  al  tratar  de  las 
Monedas  Aräbigo-Espanolas  e  impugnacion.    Madrid  1879.    34  pp.    4.    Ptas  2.50. 

247)  Ders.     (,,'ecas  aräbigo-espaiiolas.     ib.  eod.     54  pp.      8.     Ptas  1.50. 

248)  Ders.  Titulos  y  Noinbres  propios  en  las  monedas  aräbigo-espanolas. 
ibd.  eod.    86  pp.    4.    Ptas.  3.50.  —   Vgl.   R.  Chalon  Rev.  belg.  num.   1879,    102, 

249)  Ders.  Estudio  critico  sobre  la  Historia  y  Monedas  de  los  Hammudies 
de  Malaga  y  Algeciras.  Publicado  en  el  T.  VIII.  del  Museo  espanol  de  Anti- 
güedades.     ib.   49   pp.     (2  Taff.) 

250)  Ders.  Estudio  historico- critico  sobre  las  monedas  de  los  Abbadies 
de  Sevilla.     Publicado  en  el  tomo  VI.  del  Museo  Espanol  de  Antigüedades. 

l'.'.Ii  Alvaro  Campaner  y  Puei'tes.  Xumismatica  Balear.  Descripcion 
historica  de  las  monedas  de  las  islas  Baleares.  acunadas  durante  las  dominaciones 
pünica,  romana,  ärabe,  .iragona  y  espanola.  Palma  de  Mallorca  1879.  XLI, 
360  pp.     4.     (11   Taff).     R.   64.  " 

252)  A.  Erman.  Die  Münzen  der  Seldschuken  von  Kerman:  Ztschr.  für 
Num.    1S79.    133-135. 

253)  A.  F.  Mehren.  Descriptiun  dune  medaille  mongole  dAbou-Said 
Behädur-Khän  du  la  dynastie  Qkhanienne:  Bull,  de  l'Ac.  Imp.  de  St.  Peter>b. 
\.\I\,  317-320. 

254)  A.  rini  Sallet.  Diu  griechischen  Münzen  der  türkischen  Dynastie 
der    Danischinende:   Ztschr.  f.   Num.    1879,  45-54. 

255)  C.  J.  Rüdgers.  The  copper  coins  of  the  Sultans  of  Kashmir:  JRASB. 
1879,  282-284. 

256)  ./.  Gfibbs.  Notes  on  the  zodiaeal  Rupees  and  Mohärs  of  Jehangir 
Shah:  .IJ5HAS    XIV,    155-160,     (3   Taffi) 

257)  W.  lltijd.  Ueber  diu  angeblichen  Münzprägungen  der  Venetianer 
in   Accon,  Tyrus  und  Tripolis:  "Wien.  Num.  Ztschr.   1879,  237-242. 


Ermcm,  Praetorius  u.  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  ]  57 

sehen  Kaufleute  des  Mittelalters  sich  ihr  Geld  in  den  orientalischen 
Münzstätten  umprägen  Hessen ,  wenn  ihre  Handelsreisen  sie  nach 
mohammedanischen  Ländern  führten.  Die  lebhafte  Controverse 
zwischen  Sticket  und  Tiesenhcmsen258),  an  der  auch  Karabacek2^9) 
theilgenommen  hat,  dreht  sich  um  einen  Gegenstand,  der  vielleicht 
kaum  eines  solchen  Streites  werth  ist.  Sehr  interessantes  Material 
auch  für  die  Numismatik  förderte  Sauvaire  260)  zu  Tage. 

Schliesslich  sei  noch  erwähnt,  dass  in  Berlin  ein  Zettel  des 
Propstes  Colerus261)  gefunden  ist,  in  dem  dieser  Gelehrte  des 
16.  Jahrhunderts  einen  Abhasidendirhem  schon  richtig  als  arabische 
Münze  bestimmt  —  gewiss  der  erste  Versuch  in  der  arabischen 
Numismatik. 

Muhammedanische  Antiquitäten  und  Kuns  t  obj  e.c  te 
stellen  ein  leider  meist  nebenher  behandeltes  Gebiet  dar,  welches 
doch  einem  Specialisten  die  lohnendste  Ausbeute  verhiesse.  Bis 
sich  ein  solcher  findet,  begnügen  wir  uns  mit  gelegentlichen  Bei- 
trägen, wie  dem  bereits  erwähnten  von  Rogers**2)  und  dem  Rehat- 
sek'sm)  über  ein  bei  den  muhammedanischen  Fakirn  Indiens  beliebtes 
symbolisches  Geräth ,  und  freuen  uns  über  die  energische  Fort- 
führung des  grossartigen  Prachtwerkes  der  spanischen  Regierung264). 
Ob  die  Abhandlung  Delgado's265)  auch  muhammedanische  Denk- 
mäler betrifft,  kann  ich  nicht  entscheiden;  was  Leivis266)  über 
die  Alterthümer  von  Tarragona  bietet,  ist,  soweit  es  die  arabische 
Periode  angeht,  unbedeutend. 


258)  Stichel  und  von  7%esenhausen.  Die  Werthbezeiclmungen  auf  mu- 
haminedanischen  Münzen:  ZDMG.  XXXIII,   341-386. 

259)  Wien.  Num.  Zts'chr.   1879,  391-411. 

260)  H.  Sauvaire.  Materiaux  pour  servir  ä  l'histoire  de  la  Numismatique 
et  de  la  metrologie  musulmane ,  traduits  011  recueillis  et  mis  en  ordre.  Paris 
1879.     8.     (=  J.  A.  XIV,  455  ff;  XV,  228  ff.;  XVI,  421ff) 

261)  Ztschr.  für  Num.    1879,   141. 

262)  s.  oben  S.    164,  No.   224. 

263)  E.  Rehätsek.  A  Punja  of  Yellow  Brass.  In  the  Museum  of  the 
Born.   Br.  E.  As.  Soc:  JBBAS.  XIV,   1-4.      1   Taf. 

264)  Monumontos  arquiteetönicos  de  Espana.  Publicadas  de  R.  Orden  y 
por  disposicion  del  Ministero  del  Fomento.  Madrid  o.  J.  Fol.  [leb  habe  im 
Herbst    1880  Guaderno  70-81  gesehen.] 

265)  -4.  Delf/ado.     Antigüedades  de  Murviedro:   Bol.  Ac.  hist.  1879.    Die. 

266)  Btmnell  Lewis.  The  Antiquities  of  Tarragona:  Archaeologieal  Journal 
XXXVII,   1-29. 


168 


Abessinien. 

Voll 

Franz  Praetorius. 

Abgesehen  von  einer  durch  die  Paheographical  Society  facsi- 
milirten  Seite  des  Gadla  Abau  Kedüsan1),  ist  nur  ein  kleiner 
äthiopischer  Text  veröffentlicht  worden,  nämlich  das  Buch  Joel  2). 
Auch  über  äthiopische  Texte  wurde  nur  von  zwei  Seiten  berichtet, 
von  Zofenberg3),  der  eine  bereits  früher  begonnene  Abhandlung 
beendete,  und  von  Rodwell*),  welcher  ganz  kurz  über  das  äthio- 
pische Baruchbuch  sprach.  An  einer  nicht  allgemein  zugänglichen 
Stelle  beschrieb  Letzterer  5)  auch  eine  Synaxarienhandschrift,  einst 
Eigenthum  des  Königs  Theodor.  Dementsprechend  sind  auch  die 
zur  äthiopischen  Grammatik  und  Lexicographie  gehörenden  Arbeiten 
sehr  wenig  zahlreich  gewesen ;  ich  kann  hier  nur  auf  Trwmpp's  6) 
Kritik  des  im  Bericht  von  1877  (Heft  IL  p.  172;  No.  12)  auf- 
geführten Buches  von  Koeniy  verweisen,  und  auf  den  zweiten  Ab- 
schnitt von  Hammel 's  7)  Säugethiemamen.  —  Praetorius  8)  vollendete 
seine  amharische  Grammatik.     Eine  kurze  Notiz  über  die  Sprachen 


1)  Taf.  51.     S.  oben  S.   78,  No.  6. 

2)  Der  äthiopische  Text  des  Joel,  herausgegeben  von  August  Dilhna/nn: 
Merx,  Die  Prophetie  des  Joel  p.  449-458. 

3)  H.  Zotenberg.  Memoire  sur  la  ehronique  Byzantine  de  Joan ,  eveque 
de  Nikiou.  (Suite  et  fin):  JA.  VII  Ser.  XIII.  291-386.  (Mit  dem  Früheren 
zusammen  auch  sep.  u.  d.  T. :  La  ehronique  de  Jean  eveque  de  Nikiou  Notice 
et  extraits  par  H.  Zotenberg.  Paris  1879.  264  pp.  8.)  —  Vgl.  Th.  Nöldeke 
GGA.  1881,  587-594. 

4)  J.  M.  Rodwell.  The  Abyssinian  or  Acthiopic  Book  of  Baruch:  Proc. 
Soc.   Bibl.  Aich.  Session    1878-79.     Eighth  meeting,   10'h  June,    1879. 

5)  Latest  purehases  in  all  departments  of  english  and  foreign  Literature ' ' 
by  Bernard   Qltaritch.     London,  November  1879.     p.  2131. 

6)  GGA.   1879,   1473-1489. 

7)  s.  oben  S.  82,  No.  32.  Der  II.  Abschnitt  p.  359-400  hat  den  Special- 
tit'el  „Die  Säugethiemamen  der  Aethiopeu  oder  die  Fauna  von  Abesinien  nach 
den  Denkmälern   der  Ge'ez-Literatur".   —  Vgl.  F.  Praetorius  LC.  1880,  429. 

8)  Franz  PruvUrriati.  Die  amharische  Sprache  Zweites  Heft  (Schluss). 
Halle   1879.      p.   277-523.      4. 


Praetorius,  Abessini&n.  \QQ 

Abessiniens  im  Esploratore  Jan.  1879,  No.  7  ist  uns  nicht  zu  Ge- 
sicht gekommen  9). 

Eine  neue  axumitische  Münze  wurde  vom  berliner  Münzkabinet 
erworben  10).  Ueber  die  Geschichte  der  Abessinier  zur  Zeit  ihrer 
Herrschaft  in  Südarabien  s.  Nb'ldeke's  Geschichte  der  Perser  und 
Araber  zur  Zeit  der  Sasaniden  S.  185  ff.11) 

Ueber  die  äthiopisch- ha  initischen  Sprachen  ist  meines 
Wissens  im  Berichtjahre  gar  nichts  veröffentlicht  worden,  abgesehen 
etwa  von  drei  Seiten  in  dem  schon  angeführten  Buche  Hommel's. 
Ueber  das  Nubische  liegt  jetzt  vor  eine  umfangreiche  Arbeit 
von  Reinisch  12).  Indem  wir  jetzt  schon  auf  das  ein  Jahr  später 
erschienene  Werk  von  Lepsuts13)  über  den  gleichen  Gegenstand 
vorausgreifen,  werden  wir  von  jetzt  an  des  Nubischen  nicht  mehr 
in  unseren  Jahresberichten  gedenken,  da  die  Stellung  desselben 
ausserhalb  der  Sprachkreise,  mit  denen  wir  uns  hier  beschäftigen, 
nunmehr  ganz  sicher  ist. 

Die  Ethnographie  des  mittleren  Ostafrikas  betreffen  zwei  Auf- 
sätze Hartmann's1*-15),  einer  von  Kirchhoff16),  sowie  Vorträge 
von  Virchow  zusammen  mit  Naclitujal11). 


9)  s.  JRAS.  Vol.  XI,  p.  XCII. 

10)  Ztschr.  für  Numismatik  redigirt  von  Dr.  A.  V.  Sollet.  VII.  Bd.  p.  229. 
—  Vgl.  Dillmann  Ueber  die  Anfänge  des  axum.  Reichs  p.    230,  Anm.   4. 

11)  Vgl.  v.    Gutschmid  ZDMG.  XXXIV,  737-743. 

12)  Leo  Reinisch.  Die  Nuba-Sprache.  1.  Theil.  Grammatik  und  Texte. 
308  pp.  —  2.  Theil.  Nubisch-Deutsches  und  Deutsch-Kubisches  Wörterbuch. 
Wien  1879.     240  pp.     8.  —  Vgl.    G.  v.  d.    Gahelentz  LC.  1880,  114. 

13)  R.  Lepsius.  Nubische  Grammatik  mit  einer  Einleitung  über  die  Völker 
und  Sprachen  Afrikas.  Berlin  1880.  CXXVI,  506  pp.  8.  —  Vgl.  F.  Prae- 
torius LC.  1880,  1080;  Ad.  Erman  GGA.  1880,  1043;  denselben  Globus 
XXXVIII,  157  f.;  R.  Pietschmanv  Deutsche  Literaturz.  1880,  157;  Steinthal 
Z.  f.  Völkerpsych.  XII,  335-360;  Verhandl.  d.  Ges.  f.  Erdkunde  zu  Berlin  VII, 
404.  448;  G.  Fritsch  Ztschr.  für  Ethnol.  XII,  293-300;  Virchow  Verhandl. 
der  Berl.  Ges.  für  Anthropologie  1880,  179-182;  Max  Müller  Mag.  Liter,  d. 
In-  u.  Auslandes  1881,  247-251;  Ebers  ZDMG.  XXXV,  207-218,  Ac.  Sept.  18, 
1880,  p.   207. 

14)  Hartmann.  Ueber  ostafrikanischo  Völkerschaften  und  Völkerbewogungen  : 
Verhandl.  d.  Ges.  f.  Erdkunde  zu  Berlin  VI,  42-52. 

15)  Robert  Hartmann.  Die  Bejah.  (Hierzu  3  Tafeln):  Ztschr.  f.  Ethnol. 
11.  Jahrg.      117-135.    195-207. 

16)  AI  fr.  Kirchhoff .  Ueber  Farbensinn  und  Farbenbezeichnung  der  Nubier  : 
Ztschr.  f.  Ethnol.  397-402. 

17)  Nubier:  Verhandl.  d.  Berl.  Ges.  f.  Anthropol.   1879,   449-455. 


170 


Alt- A  egypten. 

Von 

Ad.  Erman. 

Auch  in  diesem  Jahre  ist  die  ägyptologische  Literatur  wieder 
zu  einem  Umfange  angeschwollen,  dem  ihr  wissenschaftlicher  Ge- 
halt nicht  ganz  entspricht.  Die  zahlreichen  kleinen  Aufsätze,  die 
in  den  drei  Fachzeitschriften  1_3)  und  in  anderen  Journalen  er- 
schienen sind,  bringen  uns  ja  unleugbar  manches  Neue  und  Inter- 
essante, indess  sind  es  doch  meist  nur  einzelne  Bemerkungen,  die 
uns  geboten  werden,  an  grossen  systematisch  augelegten  Unter- 
suchungen von  bleibendem  Werth  ist  wenig  zu  verzeichnen.  Es 
giebt  Aegyptologen ,  die  alljährlich  gegen  ein  Dutzend  grösserer 
und  kleinerer  Arbeiten  liefern  —  ist  es  ein  Wunder  wenn  bei 
einer  solchen  Massenfabrikation  auch  etwas  leichte  Waare  mit 
unterläuft?  Mit  Stolz  weist  man  darauf  hin,  dass  unsere  Wissen- 
schaft alljährlich  neue  begeisterte  Anhänger  gewinne  —  mir  scheint 
das  ein  zweifelhaftes  Glück,  so  lange  die  mangelhafte  Schulung 
(besonders  in  sprachlicher  Hinsicht!)  bei  vielen  ein  wirklich  frucht- 
bringendes Arbeiten  unmöglich  macht.  Und  dann  ruht  auf  der 
Aegyptologie  noch  heute  der  Fluch ,  welchem  keine  der  neueren 
Disciplinen  ganz  entgangen  ist:  sie  ist  eine  interessante  Wissen- 
schaft, deren  Entwicklung  das  grössere  Publikum  mit  lebhafterem 
Antheil  verfolgt,  als  sie  es  vielleicht  verdient.  Ein  solcher  Zu- 
schauerkreis ,  den  nur  sensationelle  Entdeckungen  zu  befriedigen 
vermögen,  ist  für  jede  Wissenschaft  ein  Danaeigeschenk ;  am  ver- 
hängnissvollsten ist  er  für  eine,  die  noch  so  im  Werden  begriffen 


1 )  Zeitschrift  für  ägyptische  Sprache  und  Alterthumskundo  herausgegeben 
von  C.  Ji.  LepsiuH  zu  Berlin  unter  Mitwirkung  von  //.  Brugsck.  Siebzehnter 
Jahrgang.  1879.  Leipzig.  160  pp.  8  Tat".  15  M.  —  Dio  älteste  und  am 
besten  goleitote. 

2)  Recueil  de  travaux  relatifs  ä  la  Philologie  et  ä  l'archcologie  egyptieunes 
et  assyrionnes.  Paris.  --  Das  erste  Heft  von  Tom.  I.  war  1870  erschienen, 
das  zweite  1878,  das  dritte  1879  (jedes  10  M.).  Die  „Melanies  d'archeologie" 
und  die  „Kgyptologie1'  sind  eingegangen. 

3)  Transactions  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology.  Vol.  VI.  London. 
8.  —   25s. 


Erraan,  Alt-Aegypten.  171 

ist  wie  die  unsere.  Ohne  Zweifel  würde  manche  kühne  Hypo- 
these sich  nicht  hervorwagen,  wäre  nicht  die  Empfänglichkeit  der 
weiteren  Kreise    für    derartige    geistreiche  Einfälle  bekannt. 

Wem  daran  liegt  unsere  Wissenschaft  endlich  in  ein  ruhigeres 
Fahrwasser  zu  führen,  der  sollte  der  Bahn  strenger  kritischer 
Forschung  folgen,  wie  sie  ein  Lepsius  in  seinen  grossen  Arbeiten 
vorgezeichnet  hat.  Was  auf  ihr  zu  Tage  gefördert  wird,  ist  freilich 
selten  sensationeller  Natur;  aber  die  Wissenschaft  würde  wenig 
verlieren,  wenn  sie  durch  eine  strengere  Richtung  das  oberflächliche 
Interesse  der  weiteren  Kreise  einbüssen  sollte.  Möchten  wir  in 
künftigen  Berichten  eine  Literatur  von  weniger  Nummern  zu  ver- 
zeichnen haben,  die  aber  gründlicher  durchdacht  und  ernster  ge- 
arbeitet ist  als  gewöhnlich:  weniger  „Entdeckungen",  weniger  Be- 
geisterung und  mehr  Arbeit. 

Wir  stellen  auch  dieses  Mal  die  Publikationen  neuer 
Inschriften  voran.  Bergmann*)  gab  eine  Sammlung  von  Texten 
heraus,  die  meist  ptolemäischer  Zeit  angehören ;  die  Erläuterungen, 
mit  denen  er  sie  begleitet,  enthalten  vieles  Neue  und  Lehrreiche. 
Von  RougS's  Inschriftenwerk  5)  erschien  der  vierte  Band,  der  wieder 
höchst  interessante  Texte  enthält.  Desselben  Publikation  der  Edfu- 
inschriften  werden  wir  erst  im  nächsten  Hefte  besprechen.  Eine 
Reihe  kleiner  hieratischer  Handschriften  verschiedener  Zeit  und 
verschiedensten  Inhalts  veröffentlichte  Wiedemann 6).  Liebleins,1) 
Publikation  eines  Turiner  Papyrus  habe  ich  nicht  zu  Gesicht  be- 
kommen. Der  Däne  Schmidt*)  gab  einige  hieroglyphische  Texte 
aus  Kopenhagen  heraus ;  Pield  einige  Inschriften  aus  Stockholm  9). 
Mit  der  Veröffentlichung  der  sehr  werthvollen  Alterthümer  der 
Pariser  Bibliothek  begann  Ledrain  10).  Der  Catalog  der  Berliner 
Sammlung11)  wurde  neu  aufgelegt;  das  merkwürdigste  unter  dem 


4)  E.  von  Bergmann.  Bieroglyphische  Inschriften,  gesammelt  während 
einer  1877  78  unternommenen  Reise  in  Aegypten.  Wien  1879.  IV,  58  pp.  4. 
84  Taff.     M.  24.  —  Vgl.  Ebers  LC.   1879,   147. 

5)  J.  de  Rouge.  Inscriptions  hieroglyphiques  copiees  en  Egypte  pendant 
la  mission  seientifique  de  M.  le  vic.  E.  de  Rouge.  T.  IV.  Paris  1879.  pl. 
232-304.     4.     fr.  30.     (Etudes  egyptologiques,  XII.  üvr). 

6)  Alfred  Wiedemann.  Hieratische  Texte  aus  den  Museen  zu  Berlin 
und  Paris  in  Facsimile  mit  Uebersetzung  und  sachlichem  Commentar  heraus- 
gegeben.    Leipzig   1879.     23  pp.      4.     14  Taff.     M.  16. 

7)  J.  Lieblein.  En  Papyrus  i  Turin  for  forste  Gang  udgivet  og  oversat. 
Christiauia   1879.      12   pp.     2  Taff.     M.  3.50. 

8)  Textes  hieroglyphiques  inscrits  sur  pierre  tires  du  musee  de  Copenhague. 
Traduits  par  Valdemar  Schmidt.  Copenhague  1879.  20  pp.  4.  M.  3.50.  — 
Vgl.  Ed.  Meyer  LC.   1880  p.  1504. 

9)  Rec.  de  travaux  I.  p.   133  ff. 

10)  E.  Ledrain.  Les  monuments  egyptiens  de  la  Bibliotheque  nationale, 
livr.  1.  Paris  1879.  VIII  pp.  4.  30  Taff.  M.  12.  (Bildet  fasc.  39  der  Bibl. 
de  l'ecole  des  hautes  Et.). 

11)  R.  Lepsius.  Verzeichniss  der  ägyptischen  Alterthümer  und  Gypsab- 
güsse.     Berlin   1879.     87   pp.     8.     31.  0.50." 


172  Erman,  Alt-Aegypten. 

Zuwachs  derselben  ist  eine  Schreiberpalette,  die  ihrem  Besitzer 
von  dem  Hyksoskönig  Apepa  geschenkt  war.  Baület12)  berichtete 
über  eine  Privatsammlung.  Die  grossen  Ausgrabungen  Marietfe's 
mussten  bei  der  traurigen  Finanzlage  des  Landes  sistirt  werden ; 
während  dessen  plante  ihr  Leiter  neue  13). 

Grammatische  Arbeiten  fehlen  in  diesem  Jahre  fast 
ganz.  Ein  junger  norwegischer  Aegyptologe  PieJdli~15)  hat  zwei 
unbedeutende  Aufsätze  veröffentlicht ;  was  sie  Thatsächliches  ent- 
halten, hätte  besser  gelegentlich  in  einer  Anmerkung  Platz  ge- 
funden. Kleine  grammatische  und  lexikalische  Notizen  gaben 
Pierret16),  Maspero11),  Pt'eJd18)  und  Revillout19).  Während  wir 
noch  unsere  mehr  als  mangelhafte  Kenntniss  der  aegyptischen 
Grammatik  eingestehen  müssen,  konnte  Drival20)  seine  vergleichende 
Grammatik  des  Aegyptischen  und  der  semitischen  Sprachen  schon 
in  zweiter  Auflage  erscheinen  lassen  und  kann  Abel21)  bereits  ein 
grösseres  Publikum  in  die  wunderbarsten  Tiefen  seiner  ägyptischen 
Sprachforschungen  einführen. 

Für  die  noch  immer  unentzifferten  ae  thi  op  is  c  h  e  n  In- 
schriften hat  Brugsch22)  den  Schlüssel  in  einer  dreisprachigen 
Inschrift  gefunden  -  -   nähere  Nachrichten  fehlen  leider  noch. 

Ueber    das    alte  Aegypten    und  seine    Geschichte23-28)   ist 


12)  A.  Baillet.  Notice  sur  la  colleetion  egyptienne  de  M.  l'abbe  Des- 
noyers.     66  pp.     5  Taff.     8.     (Aus  Mem.  de  la  soe.  d'agric d'Orleans  1878.) 

13)  A.  Mariette-Pacha.  Extrait  d'un  memoire  intitule:  Questions  relatives 
aux  nouvelles  fouilles  ä  faire  en  Egypte,  In  dans  la  seance  publ.  ann.  de  l'Ac. 
des  Inser.     Paris   1879.     55   pp.     4.  —   Vgl.  auch   Revue  polit.  et  litt.  Dec. 

14)  K.  PieJd.  Sur  la  flexion  adjective  ou  ti  en  partie  a  propos  dune 
formule  de  l'epoque  sa'ite:  Aeg.  Ztschr.   1879  p.   143-148. 

15)  K.  Piehl.    Sur  un  emploi  particulier  der:  Aeg.  Ztschr.  1879  p.  32-34. 

16)  P.  Pierret.     Notes  diverses:  Aeg.  Ztschr,   1879  p.  136-138. 
*7)   Vgl.  unten  No.   46. 

18)  liec.  de  travaux  p.   137. 

19)  K.  Revillout.     La  valeur  lieh  du  signo  är:  Aeg.  Ztschr.  1879  p.  132. 

20)  s.  oben  S.   80,  No.   19. 

21)  C.  Abel.  Sprache  und  ägyptische  Sprache:  Nord  u.  Süd  1879.  IX, 
p.  358-369. 

22)  Aeg.  Ztschr.    1879,   p.    17    Anm. 

23)  K.  Lefebure.  L'Egypte  ancienne.  Discours  prononcc  ä  l'ouverture 
des  Conferences  d'archeologie  egyptienne  k  la  faculte  des  lettres  de  Lyon  le 
26  avril   1879.     Paris   1879.     32  pp.     8.     fr.  1. 

24)  Reg.  Poole.    Egypt:  Encyclopaedia  Britannica  9th.  ed.  VII.  p.  700-788. 

25)  S.  Birch.  The  monumental  History  of  Egypt.  A  lecture  dolivered  in 
tlio  Senate  Ilouse  of  the  University  of  Cambridge.    London  1879.    48.  pp.    8.  —  5s. 

26)  S.  Birch.  History  of  Egypt  from  the  Earliest  Times  to  B.  C.  300. 
London    1S79.  —  2s. 

27)  G.  Maspero.  Nouveau  fragment  d'un  commentairc  sur  le  second 
livre  d'IIerodote.  Paris  1879.  51  pp.  (Aus  dem  ann.  de  l'assoc.  pour  L'en- 
cour.  des  et.  groeq.   1878). 

28)  //.  Brufj.sc/t.  The  history  of  Egypt  ander  the  Pharaohs.  Derived 
cntiroly  from  the  monuments.  \\'\\)\  a  memoir  on  fche  Exodus  of  the  Israelites, 
Transl.    by    //.   />.   Seymour,    compl.    and   edit.  by    /'.  Smith.      London   1878. 


Erman,  Alt-Aegypten.  173 

wieder  eine  Reihe  von  populären  Schriften  erschienen.  Die  mane- 
thonische  Chronologie  hat  Krall  29)  untersucht  und  eigenthümliche 
Ansichten  über  dieselbe  aufgestellt.  Gegen  die  Gewaltsamkeit, 
mit  der  er  die  älteste  ägyptische  Geschichte  behandelt,  muss 
entschieden  Protest  eingelegt  werden ;  für  Nichtfachleute  bemerke 
ich,  dass  die  Bedeutungen,  die  er  den  alten  Königsnamen  zuschreibt, 
zum  grossen  Theil  unrichtig  sind.  Einen  geistvollen  Gedanken, 
den  Krall  im  Anhang  seines  Buches  entwickelt,  hat  gleichzeitig 
auch  Wiedemann30)  gehabt.  Lieblein31)  setzte  seine  chronolo- 
gischen Studien  fort.  Dass  Paulus  Cassel 32)  sich  mit  der  Phoe- 
nixaera  beschäftigt  hat,  sei  noch  der  Vollständigkeit  halber  erwähnt. 
Als  ich  in  einem  früheren  Berichte  die  Pyramidenstudien  ä  la 
Piazzi  Smyih  als  eine  England  eigenthümliche  Form  des  höheren 
Unsinns  bezeichnete,  ahnte  ich  nicht,  dass  gleichzeitig  auch  ein 
deutscher  Aegyptologe  in  den  Pyramiden  „astronomische  Horoskope" 
sehen  könnte.  Es  steht  das  aber  wirklich  gedruckt  zu  lesen;  und 
dass  der  betreffende  Aufsatz  33)  ernst  gemeint  ist,  verbürgt  der  Ort 
wo  er  steht.  Einzelne  historische  Ereignisse  wurden  von  Krall3*), 
Bobiou35)  und  Lushincjton36)  behandelt.  Auch  Haigh31)  und 
Lauth  38—39)  haben  über  ägyptische  Geschichte  geschrieben.     Für 


2  voll.  8.  £  1.  10s.  —  Vgl.  Ac.  79  I  p.  557.  Quart.  Rev.  1879,  p.  430-467. 
Zu  Jahresbericht  1878  p.  73  trage  ich  noch  Masperos  Rec.  von  Dümicheris 
Geschichte:  RC.  1879  II,  p.  217  und  desselben  treffliche  und  eingehende  Kritik 
von  Brugsch's  Geschichte:  RC.  1880  I,   p.   105-117   nach. 

29)  Jacob  Krall.  Die  Compositum  und  die  Schicksale  des  Manethonisehen 
Geschichtswerkes.  Wien  1879.  10G  pp.  8.  (Aus  den  Sitzber.  der  Wien.  Ak.) 
—  Vgl.  Maspero  RC.  1880,  p.  465-,    Wiedemann  LC.  1880,  p.  419. 

30)  Alfred  Wiedemann.  Eine  altägyptische  Aera:  Aeg.  Ztschr.  1879, 
p.   138-143. 

31)  J.  Lieblein.  Sur  im  nouvel  argument  chronologique  tire  des  recits 
dates  des  guerres  pharaoniques  en  Syrie  et  dans  les  pays  voisins:  Rec.  de  trav. 

I,  p.  95-103. 

32)  Paulus  Cassel.    Der  Phoenix  und  seine  Aera.    Berlin  1879.    76  pp.    8. 

:;:;  >   Lauth.     Die  ägyptische  Tetraeteris:   Sitzungsber.  der  Müneh.  Ak.  1878 

II,  p.   305-363. 

34)  J.  Krall.    Die  Vorläufer  der  Hyksos:  Aeg.  Ztschr.  1879,  p.  34-36.  64-67. 

35)  F.  Robiou.     Le  Souphis  II  de  Manethon:  Rec.  de  trav.  Vol.  I  p.  138. 

36)  E.  L.  Lushington.  The  victories  of  Seti  I.  recorded  in  the  great 
temple  at  Karnak:  Trans.  Soc.  Bibl.  Arch.  VI,  509-534. 

37)  Daniel  Hy  Haigh.  Ramses,  Messen,  Horus,  Horemheb:  Aeg.  Ztschr. 
1879,  p.   154-160. 

38)  Lauth.  Königin  Nitokris  —  Rhodopis  und  Aschenbrödels  Urbild: 
Deutsche  Revue   1879  II,  p.  41-56. 

39)  F.  J.  Lauth.  Siphthas  und  Amenmeses.  München  1879.  67  pp. 
4.  (Abb.  d.  Bair.  Ak.)  Dabei  sei  noch  auf  Gutschmid's  Recensionen  älterer 
Lauth' scher  Werkt-  hingewiesen:  LC.  1880.  p.  707  und  p.  739,  die  an  Deut- 
lichkeit nichts  zu  wünschen   übrig  lassen,  aber  durchaus  zutreffend   sind. 


174  l'.riiiitit,  Alt-Aegyptfii. 

die  Zeit  der  persischen  Invasion  sei  hier  noch  auf  Ganneau's 
zweiten  Aufsatz  hingewiesen  40). 

Die  geographischen  Studien  haben  einen  Abschluss 
gefunden  durch  die  Vollendung  des  Dictionnaire  geographique  von 
Brugsch^1).  Es  ist  dies  ein  Werk  in  grossem  Style,  eine  der 
wenigen  Arbeiten  von  bleibendem  Werthe,  die  das  Jahr  uns  ge- 
bracht hat.  Einige  Blätter  des  Dictionnaire  erschienen  auch  se- 
parat42); einen  Nachtrag  bildet  der  in  mehrfacher  Hinsicht  inter- 
essante Aufsatz  über  einige  Deltastädte 43).  Lehrreich  ist  es  mit 
der  alten  Provinzialeintheilung  des  Landes  die  Angaben  des  Wüsten- 
felt /'sehen  Calcaschandi  44)  zu  vergleichen;  Aegyptologen  seien  dabei 
noch  besonders  auf  seine  Nachrichten  über  „koptische"  Könige 
hingewiesen.  Interessant  für  die  Geographie  des  Fajjum  ist  ein 
Aufsatz  von  Naville45). 

Für  die  Kenntniss  der  barbarischen  Nachbarn  Aegyptens  liegen 
werthvolle  Bemerkungen  von  Maspero4*)  vor;  die  Identification 
von  Xaraka  und  "pn  „Cilicien"  muss  als  eine  sehr  glückliche 
Idee  bezeichnet  werden.  Andere  Beiträge  lieferten  Schröder41) 
und  Saulcy 48).  Nichts  neues  bringt  Lieblein's^)  Aufsatz  über 
die  Cheta.  Warum  dieses  Volk  durchaus  semitisch  werden  soll 
trotz  seiner  Namen  auf  s,  vermag  ich  nicht  einzusehen.  Wie  sollen 
i9  ä-ru-ga-en-na-sa  oder  »^ä-ru-ga-r^ä-t  a-sa  (abstrahirt  man  von  der 
barbarischen    neuägyptischen  Transscription,    so  erhält  man  trgnns 


40)  Vgl.  oben  S.   137,  No.   26. 

41i  Heinrich  Brugsch-JBey.  Dictionnaire  geographique  de  l'ancienne 
Egypte  contenant  par  ordre  alphabetique  la  nomenclature  comparee  des  noms 
propres  geographiques  qui  se  rencontrent  sur  les  monuments  et  dans  les  pa- 
pyrus  . . . .  Leipzig  1*7'.'  Xll.  1052  pp.  fol.  Dazu:  Supplement.  Leipzig  1880 
XVI  pp.  und  p.  1053-1420.  fol.  M.  450.  —  Vgl.  Ebers  LC.  1879,  p.  808; 
Masjpero  RC.   1879  II.  p.  321. 

42)  H.  Hrui/srh-Hei/.  La  geographie  dos  nomes  ou  division  administrative 
de  la  haute  et  de  la  hasse  Egypte  aux  epoques  des  Pharaons ,  des  Ptolemees 
et  des  empereurs  Romains.  Speeimen  du  dictionnaire  geographique  de  l'ancienne 
Egypte      Leipzig  1879.     30  pp.  fol.     M.  G. 

43)  Heinrich  ßrugsch.  Eine  geographische  Studie:  Aeg.  Ztschr.  1879, 
p.    1-29. 

44)  Vgl.  oben  S.   153,  No.   124. 

45)  Ed.  Naville.  Un  fonetionnaire  de  la  13«  dynastie  d'apres  un  monu- 
ment  appartenant  au   musee  de  Marseille:  Rec.  de  trav.  I,   107-112.      1   Taf. 

46)  (i.  Maspero.  Notes  sur  quelques  points  de  grammaire  et  d'histoire: 
Aeg.  Zts.-hr    1879,  p.  49-63. 

17 1  Eh.  Schröder.  Die  Loka  Ramses  des  zweiten  und  das  Land  Laki 
der  assyrischen  Inschriften:  Aeg.  Ztschr.  1879,  p.  47-48.  —  Vgl.  oben  S.  88, 
No    28. 

48)  F.  <!>'  Sdiilci/.  Villes  <lu  Leuten  superieur  (Syrie  des  anciens  Egyp- 
dens):  Bull.  Soc.  Geogr.  (i.  Ser.  XVII.  209-241.  327:^7" 

49)  lÄeblein.  Etüde  snr  les  Xt'tas:  Trav.  de  la  31'""'  ses-ii^n  du  congr. 
intern.  St.   Petersb,    1876,   tl,  p.  343-364. 


Erman,  A  It-  Aegyp  ten.  \  7  5 

und  trgtts)  semitisch  sein?  In  dem  tr<j  steckt  doch  wohl  das- 
selbe Element  wie  in  Tarcondimotns  und  wie  in  dem  Königsnamen 
von  Sayce's  hamathenischer  Bilingue.  Viel  eher  als  semitische 
Namen  Hessen  sich  griechische  herauslesen ,  aber  ohne  Zweifel  ist 
auch  das  Täuschung.  —  Wie  lebhaft  übrigens  auch  der  friedliche 
Verkehr  zwischen  Aegypten  und  Palästina  war,  mag  man  aus 
einem  Brouillon  ersehen,  das  sich  auf  der  Rückseite  eines  Londoner 
Papyrus  befindet50). 

Ueberraschend  dürfte  es  manchem  sein,  dass  die  Aegypter 
schon  die  Umdrehung  der  Erde  gekannt  haben  sollen  —  die  philo- 
logische Begründung,  die  Lieblein'01)  dieser  Behauptung  giebt,  ist 
freilich  schwach  genug.  Ueberzeugender  ist  eine  andere  kleine 
Arbeit  desselben  Gelehrten  52). 

Mit  der  ägyptischen  Mythologie  hat  es  noch  gute  Wege: 
wir  sind  noch  weit  davon  entfernt,  uns  in  dem  Gewirr  von  in 
einander  zerfliessenden  Göttern  und  Dämonen  zurecht  zu  finden. 
Ehe  man  Essays  über  die  Religion  der  Aegypter 53)  schreibt  und 
philosophische  Gedanken  in  diesen  Wust  abstruser  Gestalten  hinein 
interpretirt  (auch  OrSbaut54)  ist  nicht  frei  davon),  sollte  man  doch 
erst  das  ungeheure  Material,  das  über  die  lokalen  Culte  vorliegt, 
gründlich  durchforschen  —  in  der  Art,  wie  es  neuerdings  von 
Bruysch  und  Bergmann  begonnen  ist.  Die  Todtenbuchformel,  in 
der  man  ein  Seitenstück  zu  rrnN  TÄN  rPÜN  zu  sehen  pflegt,  be- 
deutet, wie  Ptetschmann 5S)  darthut,  nur:  „ich,  ja  ich  bin  ..."  und 
kommt  also  für  den  ägyptischen  Gottesbegriff  nicht  in  Betracht. 
Wer  noch  immer  an  die  Erhabenheit  der  ägyptischen  Religion 
glaubt,  dem  empfehlen  wir,  sich  die  Bilder  des  Buches  „Was  in 
der  Unterwelt  ist"  anzusehen,  von  welchem  Lanzone5e)  eine  gute 
Handschrift  herausgegeben  hat.  Ueber  ein  ähnliches  Opus ,  das 
mit  den  Begräbnissceremonien  zusammenhängt,  gab  Schiaparelli01) 
einen  vorläufigen   Bericht;    andere  auf  das  Todtenreich  bezügliche 


50)  Ad.    Erman.       Tagebuch    eines    Grenzbeamten:    Aeg.    Ztschr.    1879, 
p.  29-32. 

51)  J.  Lieblein.     Les  anciens  Egyptiens  connaissaient-ils  le  mouvement  de 
la  terre:  Congr.  prov.   des  or.  franc.  de   1875.     T.  II,  p.   127-140. 

52)  J.  Lieblem.     Notice  sur  les  monuments  egyptiens  trouves  en  Sardaigne 
(Christiania  vidensk.  Selsk.  Forhandl.    1879,  No.  8).     58  pp.      8.      1   Taf. 

53)  P.  Pierret.     Essai  sur  la  mythologie  egyptienne.     Paris   1879.    83  pp. 
8.     fr.  10. 

54)  Eug.  Grebaut.     Des  deux  yeux  du  disque  solaire.    Suite:  ßec.  de  trav. 
I,  p.   112-131. 

55)  R.  Pietschmann.     Nuk  pu  nuk:  Aeg.  Ztschr.   1879,  p.  67-70. 

56)  R.    V.    Lanzone.      Le    domicile    des    esprits.       Papyrus    du    inusee  de 
Turin  publie   en  facsimile.      Paris    1879.      tbl.      11   Taft'.      M.  30. 

bl)  Ernesto   SchiapareUi.      II  libro   dei  funerali.      Relazione  fatt-a  alla  I. 
Sezione    del    IV.  congresso    degli  Orientalisti.      Tprino   1879.       16  pp.     8.     fr.  2. 


176  Erman,  Alt-Aegypten. 

Arbeiten  verdanken  wir  Golenischeff  58),  Rossi™),  Ledrain G0)  und 
Wiedemann61),  während  RoyG'1)  eine  einzelne  Grabstele  publicirte. 

Ueber  das  Wesen  der  Seele  nach  ägyptischer  Anschauung,  ihr 
Verhältniss  zum  Leib  und  zum  Schemen  (dem  Ka)  liegen  drei 
interessante  Arbeiten  von  Maspero 63),  Wiedemannöi)  und  Le  Page 
Renouf65)  vor.  Textor  de  Ravisi,  der  Herausgeber  der  ,Mem. 
du  congr.  prov.  des  oriental.  franc.u  hat  von  einem  dieser  Aufsätze 
Gelegenheit  genommen,  uns  auf  250  Seiten  seine  eigenen  Ansichten 
über  dieses  Thema  mitzutheilen 66).  Noch  sei  hier  auf  die  inter- 
essanten Aufsätze  von  Hyde  CHarke67),  Mordtmann68)  und  Cha- 
bas69)  hingewiesen.  Toennies  70)  Schriftchen  über  Ammon  ist  mir 
nicbt  zu  Gesicht  gekommen ;  eine  andere  Notiz  über  diesen  Gott  ist 
ein  wildes  Dilettantenprodukt71)  und  Seyff'arth's  Aufsatz72)  erwähne 
ich   nur    als    einen  Nachklang   aus  „einer  längst  vergangenen  Zeit". 

Zur  Aufklärung  der  Privatalterthümer  tragen  insbeson- 
dere die  späteren  hieratischen  und  demotischen  Urkunden  bei. 
Erman 73)    hat    die    hieratischen    Dokumente    gerichtlichen    Inhalts 


58)  W.  Golenischeff.  Sur  un  ancien  chapitre  du  livre  des  morts:  Congr. 
prov.  de   1875,  p.   109-118. 

59)  Franc.  Rossi.  Illustrazioue  di  un  papiro  funerario  del  museo  egizio 
di  Torino.     Torino   1879.     24  pp.     8.      1   Taf.     M.  2.50. 

60)  E.  Ledrain      Le  papyrus  de  Luynes:  Eec.  de  trav.  I,  p.  89-95. 

61)  A.  Wiedemanu.  Une  stfele  du  musee  egyptien  de  Florence  :  Congr. 
prov.  de    1875   II,  p.    145-156. 

62)  Eugene  L.  Rog.  Egyptian  funeral  tablet  in  the  Sloane  Museum : 
Trans.  Soc.  Bibl.  Arch.  VI,  418-419.      1   Taf. 

63)  G.  Maspero.  Histoire  des  ämes  dans  l'Egypte  ancienne  d'apres  les 
monuments  du  musee  du  Louvre.  Conferences  de  la  Sorbonne:  Revue  scientif. 
1879,  p.  816-820.  —  Vgl.  auch  Bulletin  hebdom.  de  l'assoc.  scientif.  de  France 
No.  594,  p.   373-384. 

64)  A.  Wiedemann.  L'immortalite  de  läme  chez  les  anciens  Egyptiens: 
Congr.  prov.  de   1875.  p.    159-167. 

65)  P.  Le  Page  Renouf.  On  tbe  true  sense  of  an  important  egyptian 
word:  Trans.  Soc.  Bibl.  Arch.   1879,  p.   494-508. 

66)  Textor  de  Ravisi.  L'äme  et  le  corps  d'apres  la  theogonie  dgyptienne  : 
Congr.  prov.   ...   de   1875,    p.   171-420. 

67)  Hyde  Clarhe.  On  the  relations  between  Pasht,  the  Moon  and  the 
Cat  in  Egypt:  Trans.   Soc.  Bibl.  Arch.  VI,  p.  316-322. 

68)  M.  A.  Mordtmann  jr.  Monuments  relatifs  au  culte  d'Isis  ä  Cyzique : 
H.v    arch.  N.  S.  XXXVII,  p.  256-262.      1    Taf. 

69)  F.  J.  Cliabas.  Les  libations  chez  les  anciens  Egyptiens:  Congr. 
pinN  de    L875,  p.  69-88.     3  Taff. 

7  0)  F.  J.  Toennies.  De  Jove  Amnione  quaestionum  specimen.  Tubingae. 
I  I    pp.      8. 

71)  Amen,  Lord  of  Pount:  Sat.  Rev.   1879,  I,  p.  797-798. 

72)  G.  Seyffarih.  Egyptian  theology  according  to  a  Paris  mummy-coftiii. 
N.u-Vmk     28pp.    8.    2Taff.  —  c.  50.  (Aus  Trans.  Acad.  of  Sciences,  St.  Louis  IV.) 

73i  .1.  Erman.  Beiträge  zur  Kenntniss  des  ägyptischen  Gerichtsverfahrens: 
Aeg.  Ztschr.    l«7'.t.  p.   71-83.    148-151.      l    Tal' 


Erman,  Alt-Aegypten.  177 

einer  neuen  Bearbeitung  unterzogen.  Revillout  besprach  einen 
Process  aus  späterer  Zeit74)  und  begann  eine  interessante  Arbeit 
über  die  Beamten,  denen  die  Todtenbesorgung  oblag75).  Demselben 
verdanken  wir  einen  Aufsatz  über  die  in  demotischen  Texten  ge- 
nannten Münzen76)  und  einen  andern  über  Ackermaasse  77).  Von 
Bortolotti's18)  Metrologie  erschien  ein  zweites  Heft.  Den  Berg- 
werksbetrieb im  östlichen  Gebirge  besprach  Maspero19)',  für  das 
unzählige  Mal  erwähnte  Metall  asm,  sm,  von  dem  man  uat]fxo^ 
„Silber"  herleitet,  wies  Lagarde8")  treffend  auf  pers.  *.>..**  hin. 
Sehr  interessant  ist  das  lange  Recept  zur  Bereitung  heiliger  Oele, 
das  Dwnickm81)  übertragen  hat.  Einen  kleinen  Text,  der  uns 
eine  Reihe  von  Theilen  des  Streitwagens,  der  rQD*"iE,  nennt,  ver- 
öffentlichte Erman82);  die  Bemerkungen,  die  Textor  de  Mawst83) 
hinzufügte,  erschöpfen  den  Gegenstand  nicht.  Modefs8*)  Notiz 
über  den  mathematischen  Papyrus  habe  ich  nicht  zu  Gesicht  be- 
kommen. 

Lefort8h)  sucht  die  Bevölkerungsdichtigkeit  des  alten  Aegyp- 
tens  zu  ermitteln ;  leider  operirt  er  mit  sehr  ungenügendem  Material. 

Zu  dem  grossen  Prisse'schen  Tafelwerke  über  die  ägyptische 
Kunst  lieferte  Marehandon*6)  einen  leider  nicht  mit  der  genügenden 
Sachkenntniss  abgefassten  Text;  ist  es  doch  dem  Verfasser  be- 
gegnet, ein  bekanntes  cyprisches  Relief  trotz  des  enormen  Styl- 
unterschiedes als  ägyptisch   abzubilden  und  zu  besprechen !     Auch 


74)  Eug.  Revillout.  Un  procüs  plaide  devant  les  laocrites  sous  la  (sie) 
regne   de  Ptolemee  Soter:  Trans.  Soe.  of  Bibl.  Arch.  VI,  p.  449-453. 

75)  Eug.  Revillout.  Une  famille  de  paraschistes  nu  taricheutes  thebains: 
Aeg.  Ztschr.'  1879,  p.   83-92.     2  Taff. 

76)  E.  Revillout.     Monnaies  egyptiennes:    Aeg.  Ztschr.   1879,  p.   129-130. 

77)  E. Revillout.  Mesures  agraires  egyptiennes :  Aeg. Ztschr.  1879,  p.  133-136. 

78)  Fase.  II.  Modena  1879.  378  pp.  4.  (Vgl.  Jahresbericht  1878,  p.  76, 
No.  64.)     Beide  Theile  zusammen  M.  25. 

79)  Cr.  Maspero.  Les  monuments  egyptiens  de  la  vallee  de  Hamamät: 
Rev.  or.  et  amer.  1879,  p.  328-341. 

80)  P.  de  Lagarde.    "Aarifioe:  GN.  1879,  p.  237-239. 

81)  J.  Dümiclien.  Ein  Salbölrecept  ans  dem  Laboratorium  des  Edfutempels: 
Aeg.  Ztschr.   1879,  p.  97-128. 

82)  A.  Erman.  Hymne  sur  le  char  du  roi:  Congr.  prov.  .  .  de  1875, 
p.  430-435.      1   Taf. 

83)  Textor  de  Ravisi.  Etudes  sur  les  chars  de  guerre  egyptiens :  Congr. 
prov.  .  .  de  1875,  p.  441-472.     2  Taff. 

84)  L.  Rodet.  Sur  un  manuel  du  calculateur  decouvert  dans  un  papyrus 
egyptien.     11   pp.     8.     (Aus?) 

85)  J.  Lefort.  Histoire  de  la  population:  Les  Egyptiens:  Journ.  des 
Econom.   1879,  IV,  p.  35-41. 

86)  Prisse  d Avenues.  Histoire  de  l'art  egyptien.  .  .  Texte  par  P.  Mar- 
rliandon  de  la  Fage.  Paris  1879.  444  pp.  4.  fr.  35.  (Atlas  u.  Text  fr.  850. 
Vgl.  Jahresbericht  1877,  p.   168.) 

Jahresbericht  1879.  12 


178  Erman,  Alt-Aegypten. 

tioldi*1),  Duranty  **)  und  Perrot69)  haben  über  ägyptische  Kunst 
geschrieben.  Die  merkwürdigen  naturalistischen  Darstellungen  des 
Gottes  Besä  besprach   Heuzey90). 

Ein  werthvoller  Beitrag  zur  schönen  Literatur  der  Aegypter 
ist  die  Publication  und  Uebersetzung  der  im  Pap.  Hanris  500 
enthaltenen  Volksmärchen  durch  Maspero 91)  und  nicht  weniger 
Interesse  beanspruchen  die  neuesten*  Ueb ertragungen  der  Setna- 
geschichte92-93). Wer  den  Bombast  der  Hymnen  und  den  Wider- 
sinn der  religiösen  Schriften  kennt,  wird  überrascht  sein,  die 
Aegypter  im  Besitze  so  naiver  Märchen  zu  finden.  Li  Betreff  der 
Lmith'schen  Entdeckung  demotischer  Fabeln  sei  noch  auf  seine 
„Erklärung" 94)  hingewiesen.  Lincke,  der  im  vergangenen  Jahre 
die  Bologneser  Briefsammlung  neu  publicirte,  hat  dieselbe  jetzt 
auch  neu  bearbeitet95);  seine  Sprachkenntnisse  reichen  jedoch  zu 
dieser  Arbeit  nicht  aus  und  sie  muss  —  wo  immer  sie  von  Ghabas 
Uebertragung  abweicht  —  als  verfehlt  bezeichnet  werden.  Zu 
einigen  auf  besonderen  Wunsch  geschriebenen  Worten  96)  über  ägyp- 
tische Poesie  hat  Textor  de  Ravisi91)  lange  Zusätze  geliefert;  dass 
die  ägyptische  Metrik,  die  er  gefunden  zu  haben  glaubt,  ein  Phan- 
tasiestück ist,   braucht  wohl  kaum  bemerkt  zu  werden. 


87)  E.  Saldi.  L'art  egyptien  d'apres  les  dernieres  decouvertes.  Etudes 
des  Collections  exposees  au  Trocadero.  Paris  1879.  55  pp.  8.  fr.  3.50.  — 
Vgl.    auch  Dens,  in  L'art  (Juiu   15).  —  Vgl.  Ebers  LC.   1880,  p.  470. 

88)  Duranty.  Promenades  au  Louvre:  Remarques  a  propos  de  l'art  egyp- 
tien:  Gaz.  des  beaux-arts  1879,  I,  p.  209-225,  II,  p.  135-145.  Vgl.  auch  Jahres- 
bericht  1878,  p.   76. 

89)  Georges  Perrot.  De  l'art  egyptien  et  de  l'art  assyrien.  Qu'il  est 
necessaire  de  les  etudier  pour  se  preparer  ä  l'etude  de  l'art  grec  et  de  ses 
origines:  Ann.  de  l'assoc.  pour  l'encourag.  des  etudes  grecques.  Paris  1879. 
p.   15-36. 

90)  L.  Hettzey.  Representation  du  Dieu  Bes  chez  les  Egyptiens:  CR.  de 
l'ac.  des  inscr.   1879,  Avril.  Juin. 

91)  Gr.  Maspero.  Etudes  egyptiennes  I.  Romans  et  poesies  du  papyrus 
Harris  No.  500,  conserve  au  British  Museum,  avec  facsimile,  texte  et  traduction 
et  commentaire.  Paris  1879.  80  pp.  8.  8  Taff.  fr.  15.  (Vgl.  Jahresbericht 
1878,  p.  71.) 

92)  E.  Revillout.  Le  roman  de  Setna:  Rev.  arch.  N.  S.  XXXVII,  p. 
334-347.  XXXVIII,  p.  11-19.  (Auch  separat  mit  einem  neuen  Abdruck  des 
Textes,     fr.  15.) 

93)  In    den  Mem.   de  la  Socictc  pour  l'encouragement  des  etudes  grecques. 

94)  Aeg.  Ztschr.   1879,  p.  92. 

95)  Arthur  Einehe.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  altägyptischen  Brief- 
litteratur.  I.  Leipzig  1879.  44  pp.  8.  M.  1.60.  (Vgl.  Jahresbericht  1878, 
p.   71.)  —  Vgl.  LC.   1880,  p.   17. 

96)  A.  Erman.  La  poesie  egyptienne:  Congr.  prov.  ;  .  .  de  1875,  II, 
p.  425-429. 

97)  Textor  de  Jiavisi.  Rechorches  et  conjeetures  sur  la  poesie  pharao- 
niquo:  Congr.  prov.   ...   de   1875,   II,  p.   473-554. 


/      Erman,  Alt-Aegypten.  179 

Schliesslich  seien  noch  die  Notizen  von  Miss  Edwards 98) 
und  Szedlo")  über  kleinere  Denkmäler,  und  von  Jackson100)  und 
Loret101)  über  Botanisches  erwähnt. 

Die  koptische  Literatur  erhielt  einen  wichtigen  Zuwachs  durch 
Lagarde's  102)  Sammlung  von  Bibelfragmenten;  die  Polemik  gegen  die 
koptischen  Arbeiten  der  Hieroglyphiker  ist  leider  gerechtfertigt. 
Aus  den  im  Louvre  befindlichen  Originalpapieren  des  heil.  Pesyn- 
thios,  Bischofs  von  Koptos,  gab  Revillout 103)  einen  interessanten 
Brief  heraus;  auch  ein  koptisches  Testament104)  hat  er  veröffent- 
licht. Le  Blant105)  bespricht  christliche  Lampen  mit  dem  Bild  eines 
Frosches  und  der  Aufschrift  „ich  bin  die  Auferstehung";  sehr  plausibel 
ist  seine  Zutheilung  derselben  an  die  „Batrachiten",  die  in  der  L. 
5  C.  de  Haereticis  1 ,  5.  erwähnt  werden.  Kreuze  und  Heiligen- 
bilder bespricht  eine  Notiz  der  Academy 106).  Wüstenfeld' %  Ueber- 
setzung  des  Synaxariums  l07)  ist  ein  höchst  dankenswerthes  Unter- 
nehmen. Merkwürdig  ist  die  Grammatik 10s)  des  Bischofs  Psöi 
(„Ibsciai"),  aus  der  die  koptischen  Kinder  ihre  alte  Sprache  wieder 


98)  Amelia  ß.  Edwards.  On  some  recent  discoveries  at  Aboo-Simbel: 
Trans.  Soc.  Bibl.  Arch.  VI,  p.  57 G. 

99)  Giov.  Kminek-Szedlo.  Prolusione  al  corso  libero  di  Egittologia  nella 
Universitä  di  Bologna  e  lezione  sopra  gli  scarabei  di  Amenofi  III.  e  di  Ramesse 
III.  nel  museo  civico  di  Bologna.   1879.     32   pp.     8.      1  Tat'. 

100)  John  R.  Jackson.  Notes  on  vegetable  remains  from  the  Egyptian 
tombs:  Proc.  Soc    Bibl.  Arch.  1879,  p.  34-36. 

101)  Victor  Loret.  Le  hbni  du  papyrus  Ebers  et  l'ebenus  de  Pline:  Rec. 
de  trav.  I,  p.   132. 

102)  Paul  de  Lagarde.  Orientalin.  Erstes  Heft.  Göttingen  1879.  104  pp. 
4.  (Aus  Bd.  XXIV  der  Abb.  der  G.  d.  W.  zu  G.)  M.  6.  —  Vgl.  oben  S.  141, 
No.  22. 

103)  E.  Revillout.  Une  affaire  de  moeurs  au  7ieme  siecle:  Aeg.  Ztschr. 
1879,  p.  36-39. 

104)  E.  Revillout.  Le  testament  du  moine  Paham:  Trans,  of  the  Soc.  of 
Bibl.  Arch.  VI,  p.  441-448. 

105)  Edm.  Le  Blant.  Notes  sur  quelques  lampes  egyptiennes  en  forme 
de  grenouille.     (Aus  Mem.  de  la  Soc.  nat.  des  antiq.  de  France  1878,  p.  99-104.) 

106)  Greville  J.  Chester.  The  early  Christian  antiquities  of  Upper  Egypt: 
Acad.  1879,  I,  p.  268-269. 

107)  ^ß  .L«Xä.aw.J!  .     Synaxarium  das  ist  Heiligen-Kalender  der  coptischen 

Christen.  Aus  dem  Arabischen  übersetzt  von  F.  Wüstenfeld.  Heft  1-2.  Gotha. 
X,  324  pp.  8.  M.  6.  —  Vgl.  LC.  1879,  p.  963  und  1880,  p.  353;  Ad.  Har- 
nack  ThLZ.  1879,  447.  548;  Stanonik  Arch.  f.  kath.  Kirchenr.  V,  295;  Nilles 
Z.  f.  kath.  Th.  IV,  113.  [Der  Recensent  des  LC.  scheint  anzunehmen,  dass  das 
Buch    mit    dem    zweiten  Hefte    beendet  sei  —   es  fehlt  jedoch  noch  die  Hälfte.] 

108)  —    ÄjJaujÜb    ÄJjJtrfJi     NJ.Ai4.ii     ÄjiLJi    3*-o"il    XxSfcXAVw*     ÄJUCj.^-1 

ii  v»  •>  >  > 

(sie,  mehrfach)  wäJI  t\'i  *jj*a+Ji  äjÜJI  *.i.*^  ^Ji  tAxi+Ji    J^avJI   oLw^I 

iöoUX*vi      -JLc  L$+1äj    £  rjJ-^jA  rji^    ^Lp-'ft  Lgil^Äj    mW    »jtä^J. 

Titel  auch  koptisch;  Rom   1878.)     195  pp.     8. 

12* 


1$Q  Erman,  Alt-Aegypten. 

erlernen  sollen.  „Dies  ist  eure  wahre  Sprache,  die  sprecht  auf 
dem  Felde  und  zu  Haus"  heisst  es  in  dem  Gedichte  p.  Ili  und 
auch  die  beigefügten  Dialoge  besprechen  vorwiegend  Verhältnisse 
des  täglichen  Lebens  —  aber  schwerlich  wird  es  dem  patriotischen 
Eifer  des  Verf.  gelingen,  die  längst  erstorbene  Sprache  zu  ei'wecken! 
Von  der  populären  Literatur  sei  in  Zukunft  nur  noch 
das  Wichtigste  genannt.  Ebers  prächtiges  Aegypten  1{>^~11,))  ist 
vollendet.  Schöne  Bilder  finden  sich  auch  in  Stuart's  Reisebuch111). 
Kleinpaul112)  schildert  eine  Nilfahrt. 


109)  Georg  Ebers.  Aegypten  in  Bild  und  Wort.  Stuttgart  1879.  2  Vol. 
VI,  387   pp.  und  XII,  432   pp.     fol.     M.  100. 

110)  Georg  Ebers.  L'Egypte,  Alexandrie  et  le  Caire.  Traduction  par 
Gaston  Maspero.     Paris  1879.    fol.  —  Vgl.  Perrot  Rev.  arch.  1880,  I,  p.  121. 

111)  Villiers  Stuart  of  Dromana.  Nile  gleanings  coucerniug  the  ethno- 
logy,  history  and  art  of  ancient  Egypt  as  revealed  by  Egyptian  paintings  and 
bas  reliefs  with  descriptions  of  Nubia  and  its  great  rock  temples  to  the  second 
cataract.     London   1879.     XX,  431   pp.     8.     58  Taff.     £  1.   11s.   Od. 

112)  M.  Kleinpaul  Die  Dahabiye.  Keiseskizzen  aus  Aegypten.  Stuttgart 
1879.     8.     M.  4. 


181 


Die   ly bischen   Völker. 

Von 

Ad.  Ermiin. 

Im  folgenden  Berichte  ist  absichtlich  die  enorm  anschwellende 
geographische  Literatur  über  Nordafrika  ignorirt.  Vollständigkeit 
ist  nur  für  die  sprachlichen  Arbeiten  erstrebt  --  erreicht  ist  sie 
auch  da  schwerlich,  denn  gerade  die  algerischen  Zeitschriften  und 
Bücher  sind  in  Deutschland  schwer  zu  erlangen. 

Nur  ein  für  sprachliche  Studien  brauchbarer  Text  ist 
im  Berichtjahre  publicirt,  das  interessante  Gedicht,  welches  Basset l) 
veröffentlichte.  Denn  die  alten  Inschriften,  wie  deren  Reboud2) 
wieder  herausgegeben  hat,  entbehren  noch  immer  einer  überzeugen- 
den Erklärung. 

Eine  Vergleichung  verschiedener  Dialecte  verdanken  wir  Mas- 
queray3))  wichtig  ist  auch  Pietschmann's*)  treffliche  Arbeit  über 
die  Reste  der  Guanchensprache.  Tauxier's5)  Untersuchung  über 
den  arabischen  Sprachgebrauch  hinsichtlich  der  Völkernamen  Nord- 
afrikas ist  bereits  oben  erwähnt. 

Von  der  mehr  ethnologischen  und  geographischen 
Literatur  ist  das  Werthvollste  die  interessante  Monographie  von 
Coine6).      Für  die  Kenntniss  der  Tuarek  ist  natürlich  manches  in 


1)  Rene  Basset.     *xf^   N-of   .tx     c**2^   O^^" .     Poeme  de  ^abi  en 

dialecte  Chelha.     Texte  herbere   en  caracteres  arabes  d'apres  un  Ms.  de  la  Bibl. 
Nat.:  JA.  VII  Ser.  XIII. 

2)  V.  Reboud,  Recueil  d'inscriptions  lybico(sic)-berberes.  Inscriptions  des 
onvirons  de  Milah  et  de  Souk-Ahras:  Rec.  des  not.  et  des  mem.  de  la  Soc. 
arch.  de  Constantine  XIX,  p.    187-214,  PI.  V-XIV. 

3)  Masqueray.  Comparaison  d'un  vocabulaire  du  dialecte  des  Zenaga 
avec  les  vocabulaires  correspondants  des  dialectes  Chawia  et  des  Beni  Mzab : 
Arch.  des  miss.  scientif.   1879,  473. 

4)  R.  Pietschmann.  Ueber  die  kanarischen  Zahlworte:  Ethnol.  Ztschr. 
1879,  p.  377-391. 

5)  s.  oben  S.   146,  No.  58. 

6)  A.    Cohie,     he  Mzab;  Rev.  afr.  1879,  p.  172-210. 


1 32  Erman,  die  lybischen  Völker. 

Nachtigats 7)  Reisewerk  zu  finden,  auch  auf  die  Bücher  von  Lar- 
gemih).   Desfosses9)  und  Beienger-Feraad10)  sei  hingewiesen. 

Die  Urbewohner  der  kanarischen  Inseln  behandeln  ausser 
Pietschmann's  oben  erwähnter  schöner  Schrift  noch  drei  Aufsätze 
von  Ver7icau11~13).  sowie  das  stark  dilettantenhafte  AVerk  von 
JUrthelot1*) 


7)  Gustav  Naclitigal.  Sahara  und  Sudan.  Ergebnisse  sechsjähritrcr  Keisen 
in  Afrika.     Bd.  I.     Berlin   1879.     XXII,  748  pp.      19   Taff.     8.     M.  20. 

8)  V.  Largeau.     Le  pays  de  Rirha,  Ouargla,  Voyage  a  Rhadames.     Paris 
1879.     8. 

9)  K.  Desfosses.   Etudes  sur  la  Tunisie:  les  Kroumirs:  Rev.  de  Geogr.  1879. 

10)  L.  J.  B.  B  er  enger- Fei'atld.  Les  peuplades  de  la  Senegambie.  Hi- 
stoires .  ethnographie ,  moeurs  et  coutnmes,  legendes  etc.  Paris  1879.  XVI, 
420  pp.     8.  —  Vgl.  H.  de   G    RC.   1879,  II,  p.  243. 

11)  1\.   Verneau.    Les  habitants  primitifs  des  iles  Canaries :  La  Xature  1879. 

12)  Ders.  De  la  pluralite  des  races  anciennes  de  l'arcbipel  Canarien.  Paris. 
12   pp.     8.     (Aus  Bull,  de  la  Soc.  d'Anthrop.  de  Paris   1878.) 

13)  Ders.  Habitations  et  sepultures  des  anciens  habitants  des  iles  Canaries, 
architecture  chez  ces  populations  primitives:  Rev.  d'anthrop.   1879,  p.   250. 

141)  Sabin  Berthelot.  Antiquites  Canarienues  ou  annotations  sur  l'origiue 
des  peuples  qui  oecuperent  les  iles  Fortunees  depuis  les  premiers  temps  jusqu'ä 
fepoque  de  leur  eonquete.     Paris   1879.     4.      20  Taff.     fr.  25. 


Druck  ron  G.  Kreysing  in  Leipzic. 


Inhalt. 

Malaiisch-polynesische    und    melanesische  Sprachen  und  Literaturen.     Von 

H.  Kern 1 

China  und  Japan.     Von   W.    Grube 8 

Hinterindien.     Von  E.  Kuhn 21 

Tibet.     Von  W.   Grube 24 

Mandschu,  Mongolisch,  Samojediseh      Von   W.    Grube 2C 

Türkische    und    tatarische    Literatur.      Geschichte    und   Ethnographie    von 

Centralasien.     Von  ./.    Th.  Zenker 28 

Finnisch-Ugrische  Sprachforschung.     Von    O.  Donner 33 

Vorderindien.     Von  E.  Kuhn 37 

Alt-Iran.     Von  E.  Kuhn G2 

Neu-Iran.     Von  J.    Th.  Zenker C9 

Armenien  und  Kaukasus-Länder.     Von   E.  Kuhn 73 

Kleinasien.     Von  Ed.  Meyer 75 

Semiten  im  Allgemeinen.     Von    August  Müller 78 

Keilinschriften.     Von  Friedrich  Delitzsch 83 

Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese  und  biblische  Theologie, 

Geschichte  Israels.     Von   E.   Kautzsch 91 

Rabbinica  und  Judaica.     Von   H.  L.  Strack 1  IG 

Phönizien    (incl.    der    hebräischen    und    altkanaanitischen   Inschriften    etc.) 

Von  J.  Euting 132 

Syrisch  (incl.  des  Mandäischen,  der  sinaitischen  Inschriften  u.  s.   w.)     Von 

Friedrich  Baethgen 135 

Arabien  und  der  Islam.  Von  Ad.  Erman,  F.  Praetorium  u.  August  Müller.  139 

Abessinien.     Von  Franz  Praetorium 168 

Alt-Aegypten.     Von  Ad.  Erman 170 

Die  lybischeu  Völker.     Von   Ad.   Erman 181 


Die  Einleitungen  für   die  Jahre  1878,    1879,    1880  werden  zu  einem 
Ganzen  vereinigt  dein.  Berichte  für  1880  beigegeben  werden. 


Zeitschrift 


der 


Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft. 


Herausgegeben 

von  den  Geschäftsführern, 

in  Halle  Dr.  Müller,  in  Leipzig  Dr.  Krehl, 

Dr.  Schlottmann,  Dr.  Windisch, 

unter  der  verantwortlichen  Redaction 

des   Prof.   Dr.   E.   Windisch. 


Supplement  zum  vier  und  dreissigsten  Bande. 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht    für   1 1 


Leipzig  1883, 
in    Commission   bei    F.    A.    Brockhau-. 


Wissenschaftlicher  Jahresbericht 


über  die 


Morgenländischen  Studien 


im   Jahre    1880. 


Unter  Mitwirkung   mehrerer  Fachgelehrten 

herausgegeben 

von 

Ernst  Kuhn  und  August  Müller. 


Leipzig  1883, 
in  Commission  bei  F.  A.  Brockhaus. 


Malaiischer   Archipel   und   Polynesien.1) 

Von 

H.  Kern. 

Ein  Ueberblick  der  wissenschaftlichen  Leistungen  auf  diesem 
Gebiete  während  des  Jahres  1880  ist  wohl  dazu  angethan,  uns  zu 
überzeugen ,  dass  neben  der  emsig  fortgesetzten  Detailforschung 
auch  die  Verwerthung  der  schon  gewonnenen  Resultate  zu  sprach- 
vergleichenden und  kulturhistorischen  Studien  in  steter  Zunahme 
begriffen  ist.  Es  bleiben  auf  dem  zerstückelten  Gebiete  der  Völker, 
die  uns  hier  beschäftigen,  noch  manche  Lücken  übrig,  deren  all- 
mählige  Ausfüllung  die  Arbeit  von  mehreren  Generationen  erfor- 
dern wird,  doch  schon  jetzt  ist  es  möglich  die  Hauptresultate  der 
Forschung  übersichtlich  zusammenzustellen. 

Einen  dankenswerthen  Versuch ,  den  grammatischen  Bau  der 
besser  bekannten  unter  den  Sprachen  der  malaiischen  Rasse  in 
einer  vergleichenden  Uebersicht  uns  vorzuführen,  hat  Friedrich 
Müller  geliefert2).    Bei  der  noch    immer  herrschenden  Verwirrung 


1)  Zur  Bibliographie  des  Malaiischen  Archipels  vergleiche  mau  ausser  den 
Zugangsverzeichnissen  in  den  Notuleu  van  de  algemeene  en  bestuurs-vergaderingen 
van  het  Bataviaasch  Genootschap  van  kunsten  en  wetenschappen  (abgekürzt : 
Notulen  etc.)  XVII,  den  Bijdragen  tot  de  taal-,  land-  en  volkenkunde  van  Neder- 
landsch  -  Indie  IV  Volgr. ,  IV  und  den  Literaturverzeichnissen  im  Indische  Gids 
(abgekürzt:  IG.)  II,  1  und  2  noch  folgende  besondere  Zusammenstellungen:  Lijst 
der  uitgaven  van  het  Koninklijk  Instituut  voor  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde 
von  Nederlandsch- Indie.  (Opgemaakt  inDecember  1880):  BTLVNI.  IV  Volgr.  IV, 
CLXIII— CLXVIII.  —  J.  K.  W.  Quarles  van  Ufforcl.  Academische  ver- 
handelingen  over  koloniale  onderwerpen :  BTLVNI.  IV  Volgr.  IV,  483 — 511. 
Vgl.  dazu  ebd.  pp.  609— G10.  —  Elisa  Netseher:  IG.  II,  2,  180—184.  [Ne- 
krolog, enthält  auf  pp.  183 — 184  ein  Verzeichniss  von  Netscher's  wissenschaft- 
lichen Arbeiten.]  —  Taal-  en  andere  Studien  betreifende  den  Oost- Indischen 
Archipel:  IG.  II,  2,  948 — 950.  —  J.  A.  van  der  Chijs.  Proeve  eener  Ned. 
Indische  Bibliographie  (1659 — 1870).  Vermoerderde  en  verbeterde  herdruk  voor 
de  jaren  1659 — 1720,  Supplement  en  verbeteringen  voor  de  jaren  1721  — 1870. 
III,"  95  pp.  8.  In:  Verh.  Bat.  Gen.  K.  en  W.  XXXIX,  2.  —  Books  relating 
to  the  East  Indian  Archipelago.  and  Indian  Literature,  published  in  the  Nether- 
lands and  Dutch  East-India:  TR.  N.  S.  I,  82—83.  —  N.  B.-Dennys.  A  Con- 
tribution  to  Malayan  Bibliograph)- :  JStrBAS.     No.  5.  69 — 123.    No.  6,  225 — 272. 

2)  F.  Müller.  Grundriss  der  Sprachwissenschaft  II.  Die  Sprachen  der 
schlichthaarigen  Kassen.  II.  Abth.  Bog.  1—10.  Wien  (Hülder)  1880.  160  pp 
8.     M.   3.60. 

Jahresbericht  1880.  1 


2  Kern,  Malaiischer  Archipel  und  Polynesien. 

in  der  Terminologie  wird  es  nicht  überflüssig  sein,  zu  bemerken,  dass 
genannter  Verfasser  den  ganzen  Sprachstamm  in  drei  Zweige  abtheilt, 
von  ihm  polynesisch.  melanesisch  und  malaiisch  genannt,  und  dass  er 
über  die  geographische  Verbreitung  der  Familie  sich  folgender- 
maassen  äussert:  „Die  Sprachen  der  Inselbevölkerung  von  Mada- 
gaskar im  Westen  bis  zur  Osterinsel  im  Osten,  von  der  Halbinsel 
Malaka,  Formosa  und  der  hawaiischen  Inselgruppe  im  Norden  bis 
Neu-Seeland  im  Süden  bilden  mit  Ausschluss  der  Sprache  des 
australischen  Festlandes  und  der  Sprachen  der  ächten  Papua's  eine 
Einheit,  die  man  nach  den  beiden  Endpunkten  ihrer  Verbreitung 
unter  dem  Ausdrucke  des  malayo-polynesischen  Sprachstammes  zu- 
sammenfasst."  Kein  Sachkundiger  wird  behaupten,  dass  die  Grenzen 
des  betreffenden  Gebietes  zu  weit  gezogen  sind ;  die  Frage  kann 
nur  sein,  ob  sie  nicht  zu  enge  sind.  Wenigstens  hat  Kram-  in 
seinem  Aufsatze  über  die  Beziehungen  zwischen  den  indo  -  chine- 
sischen und  interoceanischen  Rassen  und  Sprachen  3)  den  Nachweis 
zu  liefern  versucht,  dass  die  mehrsilbigen  Sprachen  einzelner  Stämme 
in  Hinterindien ,  namentlich  der  Khmer's ,  unmittelbar  mit  der 
malaiisch  -  polynesischeu  zusammenhängen.  Nach  seiner  Ansicht 
würde  die  ganze  Familie,  welche  er  die  indo-pacifische  zu  nennen 
vorschlägt,  in  zwei  Hauptabtheilungen,  eine  continentale  und  eine 
oceanische.  zerfallen:  zu  der  ersten  gehöre  das  Khmer,  Samre. 
Kuy  u.  s.  w. .  während  die  zweite  dasselbe  umfasst  wie  Müllers 
malaiische  Rasse.  Wenn  die  von  Keane  verfochtene  Meinung  bei 
näherer  Prüfung  sich  als  richtig  erweisen  sollte,  so  werden  die 
Untersuchungen  über  die  Urheimath  und  die  Wanderungen  der 
Malayo-polynesier  in  ein  neues  Stadium  treten.  Eine  ausführliche 
Erörterung  der  mit  letzterem  Gegenstande  zusammenhängenden 
Fragen  findet  man  in  dem  Werke  Fornander's 4).  Die  von  Lesson  5) 
in  seinem  das  vorige  Mal  erwähnten,  noch  unvollendeten  Werke 
vertretene  Ansicht,  dass  Neuseeland  der  Ausgangspunkt  der  ge- 
sammten  Malayo-Polynesier  gewesen  sei ,  dürfte  einstweilen  wenig 
Anklang  gefunden  haben.  In  einer  an  Keanes  Aufsatz  sich  an- 
schliessenden Untersuchung  behandelt  Yule6)  die  Ueberemstim- 
mungen  in  Sitten  und  Gebräuchen  zwischen  den  indo-chinesischen 
Stämmen  und  denen  des  indischen  Archipels.  Interessante  Beiträge 
zur  Sittenkunde   lieferte    ferner    van  Eck. "')    in  seinen  Skizzen  aus 

3)  A.  H.  Keane.  On  thc  Relations  of  the  Lndo-Chinese  and  Inter-Oceanic 
Races  and  Languages:  JAI.  IX,  254 — 289.     (Auch  separat  36  pp.    8.     2  s.) 

4)  A.  Forna/nder.  Origin  and  Migrations  of  thePolynesian  Race.  An  Account 
of  the  Polynesian  Race  and  the  Aneient  History  of  the  Hawaian  People  to  the 
time  of  Kamehameha  1.  Vol.  II  London  (Trübner)  1880.  VII,  399  pp.  8. 
10   sb.   G   d. 

:>)  Vgl.  Ae.  XVII.  399;  F.  Ratsei  LC.   1880,   1495. 

6)  Col.  Ynlc.  Notes  on  Analogies  of  Manners  between  the  Indo -Chinese 
Races  and  the  Races  of  the  Indian   Archipelago:  JAI.   IX,  290—304. 

7i  R.  ein,  Eck.  Schetsen  uil  het  Volksleven  in  Nederl.  Oost-Indie. 
V.  Eeden   en  godsoordeelen,     VI.   De  rechtspleging.     VII    Speien  en  vermaken; 


Kern,  MalaüscJier  Archipel  und  Polynesien.  o 

dem  Volksleben  in  Niederländisch-Indien.  —  Für  die  Geschichte  der 
Europäer  im  Archipel  erwähnen  wir  nur  die  Fortsetzuno-  von  Tiele's  vi 
eingehender  Arbeit. 

Wie  in  den  nächst  vorhergehenden  Jahresberichten  beginnen 
wir  bei  der  Besprechung  der  Einzelgebiete  mit  Java.  Dem  Eifer 
/A///e's9)  verdanken  wir  die  Ausgabe  einiger  altjavaniseher  Texte  auf 
Kupferplatten.  Der  in  jeder  Beziehung  merkwürdige  Inhalt  der 
ersten  Inschrift  aus  dem  Caka-Jahre  782  ward  vom  Ref.10)  in  einer 
besonderen  Abhandlung  besprochen .  welche  zugleich  eine  Ueber- 
setzung  des  altjavanischen  Textes  enthält.  Die  von  Holle  zum 
ersten  Male  veröffentlichte  Urkunde  ist  bis  jetzt  das  älteste  Zeug- 
niss  für  das  friedliche  Bestehen  des  Buddhismus  neben  dem  Hindu- 
ismus im  alten  Java.  Dieses  Resultat  ist  wichtig,  doch  lässt  es 
uns  noch  in  völliger  Unsicherheit  über  die  Zeit ,  wann  das  be- 
kannte grossartige  Denkmal  buddhistischer  Kunst  zu  Boro-Budur 
errichtet  worden ;  dies  ist  noch  immer  eine  offene  Frage,  die  auf's 
Neue  angeregt,  aber  nicht  entschieden  ist  von  Hose11)  in  einem 
Aufsatze  über  diese  Ruinen,  der  Hauptsache  nach  einer  recht  guten 
Anzeige  des  von  der  niederländischen  Regierang  veröffentlichten 
Prachtwerkes  über  Boro-Budur.  —  Ueber  die  Bezeichnungen  Kawi 
und  Altjavanisch    äusserten    sich   der  Ref.    und   van   ihr    Tuufc12). 

Bedeutende  Werke  der  neujavanischen  Literatur  sind,  unseres 
Wissens,  nicht  erschienen.     Die  Ausgabe  des  Kantjil  von  Palmer 


IG  II,  1.  293—306;  320  —  336;  511-528;  1004  —  1023;  II,  2.  1206—1220 
—  Zu  p.  326  ist  M.  C.  Piepers.  Zeeslangen:  TITLV.  XXVI.  571—572  zu 
vergleichen. 

8)  P.  A.  Tide.  De  Europeers  in  den  Maleischen  Archipel.  Derde 
gedeelte.  1541  —  1555.  Vierde  gedeelte.  1556 — 1578.:  BTLVNI.  IV.  Volgr. 
IV.   261—340.     395—482. 

9)  K.  F.  Holle.  Kawi-Oorkonden,  Facsimile  met  transscriptie  van  een 
inscriptie  op  koperen  platen  van  782  en  1295  van  Caka  (Ao.  Di.  856  en  1369 1. 
9  pp.  8.  mit  6  Tafeln.  —  Kawi-Oorkonden  No.  2.  Transscriptie  van  koperen 
platen.  5  pp.  8.  Beides  in:  Verh.  Bat.  Gen.  K.  en  W.  XXXIX,  2.  — 
Vgl.  Ann.   de  l'Extr.  Or.  II.   312. 

10)  //.  Kern.  Over  eene  oudjavaansche  Oorkonde  van  Caka  782:  Versl. 
en  Meded.  d.  Kon.  Ak.  v.  W.  Afd.  Lett.  IIKeeks  X,  77—115.  —  Vgl.  Ann 
de   l'Extr.   Or.  III ,    186. 

11)  G.  F.  Hose.  The  Ruins  of  Boro  Budur  in  Java:  JStrBAS.  No.  6 
203—233  mit  Tafeln.  —  Vgl.  auch:  Boro-Boudour,  in  the  Island  of  Java:  Cape 
Monthly  Magazine  N.  S.  III,  125 — 126.  —  Anderweitiges  über  Alterthiimer  und 
Inschriften  Java's  und  des  indischen  Archipels  überhaupt  s.  in  den  Notulen  etc. 
XVII,  22—23.  26—28  95.  98—99.  119.  125.  142.  144.  151.  155.  158  —  159. 
163.    178—179.   183. 

12)  H  Kern.  Een  misverstand :  TITLV.  XXVI,  297—298.  —  H.  N. 
ran  der  Tiiuk.  Misverstand?  ebd.  538 — 540.  —  Kurze  Notizen  über  Alt- 
javanisches (und  Altsundanesisches)    finden  sich  in  den  Notulen  etc.     XVII,   12. 

122.  133 — 134.  159—161.  179—180.  Aus  diesem  Literaturkreise  sind  ferner 
hervorzuheben  van  der  Tuuk's  Nachrichten  über  die  in  Bali  vorhandenen 
Recensionen  des  Brahmändapuräna  und  Uttarakända:  ebd.  3.  44  —  45. 
106  —  1H7. 


4  Kern,  Malaiischer  Archipel  und  Polynesien. 

van  den  Brock  gab  dem  Ref.  »Stoff  zu  kritischen  Bemerkungen * 3), 
während  Vreede  die  Anmerkungen  Meinsma's  zum  Babad  Tanah 
Djawi  und  einzelne  Stellen  aus  Jfunwie's  Uebersetzung  des  Wayang- 
spiels  Abiäsä  einer  Kritik  unterwarf14).  Die  Notulen  bringen  eine 
Notiz  über  neue  Wayang  -  Erzählungen 15).  Knebel16)  übersetzte 
einige  Sagen  über  das  Meer  von  Grati.  Beiträge  zur  javanischen 
Lexikographie  lieferte  Ismangoon  Danoe  Winoto1''),  daran  sehliesst 
sich  passend  ein  Nachtrag  Memsma's  18)  zu  seiner  im  vorjährigen 
Bericht  unter  No.  9  genannten  Abhandlung.  Einige  Ausdrücke  für 
den  Begriff  „stehlen" 19)  stellte  nach  einer  Mittheilung  Lions  in 
einem  indischen  Blatt  der  Indische  Gids  zusammen  und  Tjondro 
Negoro 20)  behandelte  die  aus  europäischen  Sprachen  in's  Javanische 
aufgenommenen  Fremdwörter;  über  die  Aussprache  des  Javanischen 
schrieb  Kiliaan21).  Aus  dem  grossen  Werke  Veth's22)  über  Java, 
das  in  musterhafter  Darstellung  die  Geographie ,  Ethnographie, 
Geschichte  und  Cultur  der  Insel  nach  den  besten  und  neuesten 
Quellen  uns  vorführt,  ist  das  Capitel  über  Sprache  und  Literatur 
in  französischer  Uebersetzung  mitgetheilt  worden  von  Meyners 
d'Estrei/2'6).  Die  Geschichte  von  Kartasura  behandelt  eine  Mit- 
theilung von  Meinsma 24) -,  Historisches  giebt  auch  van  der  Chvjs*5) 


13)  H.  Kern.  Losse  aanteekeningen  op  liet  book  van  den  Kantjil:  BTLVNI. 
IV.   Volgr.   IV,  341  —  348. 

14)  A.,  C.  Vreede.  De  anteekeningen  van  Meinsma  op  de  Babad  Tanah 
Djawi:  BTLVNI.  IV.  Volgr.  IV,  579—590.  —  De  vertaling  der  Abiasä  door  den 
heer  H.  C.  Humme :   ebd.  591 — 593. 

15)  Verslag  over  eenige  Javaansche  wajangverhalen:  Notulen  etc.  XVII, 
IV  — XVII.  —  Vgl.  über  die  Wayang  ebd.  81  —  82  und  No.  VII  der  Skizzen 
van  Ecle's,  (s.  oben  No.  7). 

IG)  J.  Knebel.  Een  en  ander  over  het  meer  van  Grati  uit  liet  Javaansch 
overgezet:    TITLV.     XXVI,  541—555.   —   Vgl.  Notulen  etc.  XVII,    143. 

17)  Raden  Mas  Ismangoon  DanoeWinoto.  Kenige,  in  het  handwoorden- 
boek  van  Roorda,  nog  niet  opgenomen  Javaansche  woorden:  BTLVNI.  IV.  Volgr. 
IV,   594—608. 

18)  J.  J.  Meinsma.     Eene  nalezing:  BTLVNI.    IV.   Volgr.   IV,  349. 

19)  Vprschillende  Javaansche  woorden    voor  „stelen1- :   IG.  II,    1,  310 — 317. 

20)  Tjondro  Negoro.  Lijst  van  vreemde  woorden ,  welke  na  een  zeker 
tijdsverloop  in  het  Javaansch  te  Koedoes  en  omstreken  gebruiksrecht  hebben 
verkregen:    BTLVNI.    IV.  Volgr.  IV,  373—394.  —  Vgl.  IG.  II,  2,  985. 

21)  H.  N.  Kiliaan.  lets  over  de  üitspraak  der  woorden  in  het  Javaansch : 
Hi    II,   2,   163— 1G8. 

22)  P.  J.  Veth.  Java,  Geographisch,  Ethnologisch,  Historisch.  Haarlom 
(Hohn).  Eerste  deel.  1875.  VIII,  676  pp.  8.  mit  Karte:  Java  in  zijn  natuur- 
lijke  gesteldheid,  Tweede  deel.  1878.  XVI,  704  i>p.  8.  mit:  Historische 
Ka.ii't  van  Java.  Derdo  deel.  1877  und  fif.  [noch  anvollendet,  bis  Ende  1880 
528  pp.]  I:  (Physische)  Geographie  und  Ethnographie  (darin  Sprache  und 
Literatur  p.    407 — 445).      II:   Geschichte.      III:   Chorographie. 

23)  J'.-.l.  \'<>t/i.  Java,  langue  et  litteratiue:  Ann.  de  l'Extr.  Or,  II, 
197  —  205.  289 — 299.  Dazu  ein  Portrait  des  Verfassers  und  eine  Tafel  des 
Kau  i  -  Alphabets. 

24)  ./.  ./.  Meinsma.  Geschiedenis  van  Kartasoera  volgens  de  Babad  in 
prozabewerking  van  den  beer  C.  E  Winter  Sr  :   BTLVNI.   i\  Volgr.   IV,  565 — 578. 


Kern,  Malaiischer  Archipel  und  Polynesien.  5 

in  seinem  Artikel  über  Alt-Bantam.  Ueber  Aberglauben  und  Ge- 
bräuche der  Bewohner  Javas  haben  Uilkens26)  und  IL  K.21) 
einiges  mitgetheilt. 

Das  vortreffliche  sundanesisch  -  holländische  Wörterbuch  von 
Oosting  ist  mit  der  dritten  Lieferung28)  zum  Abschluss  gelangt. 
Demselben  Verfasser  verdanken  wir  eine  Skizze  des  Inhaltes  der 
Sundanesischen  Erzählung  Tjarios  Supena29). 

Vom  Maduresischen  ist  nur  zu  erwähnen,  dass  Raden  Pandji 
Adi-karo30)  eine  Uebersetzung  des  Kaiila  und  Damna  in  diese 
Sprache  hat  erscheinen  lassen,  über  deren  Werth  Ref.  nicht  urtheilen 
kann,  da  das  Buch  ihm  nur  aus  einer  bibliographischen  Notiz  bekannt 
ist.  —  Sehr  lesenswerth  sind  van  Eck's  31)  Skizzen  aus  Bali. 

Die  Hilfsmittel  zum  Studium  des  Malaiischen  sind  vor  allem 
durch  Favre' s3'2)  ausführliches  französisch-malaiisches  Wörterbuch 
vermehrt  worden.  Klinkert  hat  de  Hollanders, 33)  und  van  Eck's  34) 
malaiische  Grammatiken  einer  eingehenden  Kritik  unterzogen.  Gras- 
hius'35)  neue  Ausgabe  von  Meursinge's  Lesebuch  ist  von  erheb- 
lichen Mängeln  nicht  freizusprechen.    Einige  Handschriften  muhamme- 


25)  J.   A.   van  der   Chijs.     Oud-Bantam :  TITLV.    XXVI,   1—62. 

26)  Uilkens.  De  padipret.  —  De  oogstfeesten  in  Madioen:  TITLV. 
XXVI,   105—108. 

27)  H.  K.  Bijgeloof  onder  de  Inländers  in  den  oosthoek  van  Java:  TITLV. 
XXVI,  202—204.   299—312. 

28)  H.  J.  Oosting.  Soendasch-Nederduitsch  Woordenboek  op  last  van  het 
Gouvernement  van  Neederlandsch  Iiidie  zamengesteld.  Batavia  (Ogilvie  &  Co.) 
1880.     3  st.     p.   585—912      8. 

29)  H.  J.  Oosting.  Schets  van  den  inhoud  van  de  Tjarios  Soepana:  IG. 
II,   1,   125—148.     (Auch  separat.  —  Vgl.  Ann.  de  l'Extr.  Or.  III,   158.) 

30)  Raden  Pandji  Adi  -karo.  Gesehiedenis  van  Kalilah  en  Damina  uit 
het  Maleisch  in  het  Madureesch.  Batavia  (Landsdrukkerij)  1879.  8.  —  Vgl. 
IG.  II,  2,   658. 

31)  R.  van  Eck.  Schetsen  van  het  eiland  Bali.  VII.  Wandeling  door 
de  afzonderlijko  rijkjes  van  het  eiland :  Tijdschr.  voor  Nederl.  Indie  N.  S. 
IX,  I,  1 — 39.  102—132.  195-221.  VIII.  Zeden  en  gewoonten :  ebd.  401—429. 
II,   1  —  18.  81—96.   —   Der*.     Een    en  ander  over  Bali:    IG.  II,  2,  544-562. 

32)  P.  Favre.  Dictionnaire  francais - malais.  Vienne -Paris  (Maisonneuve) 
1880.  2  tomes.  XVIII,  931.  915  pp.  8.  fr.  50.  —  Ueber  einen  am  Institut  poly- 
glotte zu  Paris  von  Arist.  Marre  eröffneten  Cursus  des  Malaiischen  vgl.  Ann. 
de  l'Extr.  Or.  III,   186. 

33)  H.  C.  Klinkert.  (Keeension  von)  De  Maleische  Grammatica,  voor- 
komende  in  de  Handleiding  bij  de  beoefening  der  Maleische  taal-  en  letterkunde 
door  Dr.  J.  J.  de  Hollander:  IG.  II,  1,  293—306.  —  Vgl.  D.  Gerth  ran 
]\ijk.  Eenige  opmerkingen  naar  aanleiding  van  's  beeren  Klinkert's  beoor- 
deeling  der  Mal.  spraakkunst  von  Dr.  J.  J.  de  Hollander:  TITLV.  XXVI, 
182-194. 

34)  Ders.  (Recension  von)  Beknopte  Spraakkunst  van  het  Maleisch  door 
R.  van  Eck:  IG.  II,  1,  498—507.  —  Vgl.  R.  van  Eck  ebd.  932—935;  de  Hol- 
lander ebd.  II,  2,  138;   H.    C.  Klinkert  ebd.  292—293. 

35)  A.  Mcursinge'a  Maleisch  leesboek  voor  eerstbeginnenden  en  meer  ge- 
vorderden.  Verm'eerderd  door  G.  J.  Grashuts.  Tweede  stukje.  Verzameling 
van  Maleische  bricven.  Leiden  (Kolff)  1880.  —  Vgl.  de  Hollander  IG.  II, 
1,  309—312;  A.   F.  von  de    Wall  ebd.  650—653. 


(3  Kon,  Malaiischer  Archipel  und  Polynesien. 

danisch-theologischen  Inhalts  bespricht  L.  W.  C.  van  den  Berg36). 
Den  Inhalt  der  Gedichte  Sultan  Mansur  Shah  Gempita  und  Kahar 
1  Mashhur  skizzirt  Klinkcrt  u)  und  theilt  einige  Proben  daraus  mit. 
van  der  Tuukss)  liefert  nachträgliche  Bemerkungen  zu  früher  von 
ihm  mitgetheilten  malaiischen  Wayangerzählungen.  Im  JStrBAS. 
erhalten  wir  die  Fortsetzung  von  MaxweM's 3<J)  Sprichwörtern,  den 
Schluss  des  Neudrucks  von  Rajf'les ' 40.)  Seerecht  der  Malaien,  von 
Birch41)  einen  Bericht  über  die  einheimische  Presse  in  den  Straits 
Settenients  und  von  Low4'1)  die  Uebersetzung  einer  Chronik  der 
Fürsten  von  Bruni ;  auch  hat  die  Gesellschaft  einen  Neudruck  der 
Hikäyat  Abdullah  veranstaltet43).  Für  die  Erforschung  der  Dialekte 
ist  als  besonders  werthvoll  hervorzuheben  die  von  Gerth  van  Wyk44) 
besorgte  Ausgabe  und  Uebersetzung  des  Romans  „Geschichte  der 
Prinzessin  Balkis1",  welche  van  Eck4h)  zu  einer  Studie  über  den 
menangkabauschen  Dialekt,  namentlich  nach  seiner  lautlichen  Seite 
hin,  veranlasst  hat.  Habbema  hat  seine  Sammlung  menangkabauscher 
Sprichwörter40)  vervollständigt  und  einen  Beitrag  zur  Kenntniss 
der  menangkabauschen  Pronomina47)  geliefert.  Kleinigkeiten  aus 
dem  Malaiisch  von  Ambon  (Amboma)  bespricht  van  HoeveU4*). 
Die  Culturverhältnisse  der  malaiischen  Stämme  im  inneren  und 
westlichen  Sumatra  behandelte  eingehend  van  der  Toom4^)  in 
seinen  Aufsätzen  über  das  Familienleben  der  Malaien  im  Padanf'schen 


36)   Notulen  etc.      XVII.  52—53. 

;i7 1  11.    C.   Klinker!.     Twee    Maleische    handschriften.     Körte    inhoiid  van 

den  Sja'ir  Suithan  Mansoef  Sjah   Gempita.     Körte    inhoud    van   den   Sja'ir  Kahar 

1  Masjhoer.    Proeven  van   Maleische  poezie:  BTLNVI.    IV.  Volgr.  IV,  512  —  524. 

,   38)  11.    N.    va/n    der    Tuuk.      Nalezingen    op    eenige    Maleische    Wayang- 

verhalen  toegelicht:  TITLV.     XXVI,  199 — 201. 

39 1    W.   F..   Maxwell.     Malay  proverbs:  JStrBAS     No.  3.   19—51. 

40)  Sir  Stanford  Ttaffles.  The  Maritime  Code  of  the  Malays.  Part  II: 
JStrBAS.     No.  4,   1-  20. 

41 1  E.  W.  Birch.  The  Vernacular  Press  in  the  Straits:  JStrBAS. 
No.    4.   51 — 55. 

12)  Hugh  Low.  Selesilah  (Book  of  the  Deseent)  of  the  Rajas  of  Bruni: 
JStrBAS.     No.  5,   1 — 35. 

13)  Vgl.  JStrBAS.     No.   4.   i».   XV  und  p.   53. 

44)  1).  Gerth  van  Wyk.  De  Geschiedenes  van  Prinses  Balkis,  een  Ma- 
leische  vertelling.  III .  95,  2  pp.  8.  [Die  ersten  30  pp.  doppelt  in  arabischer 
iin«l  lateinischer  Schrift  einander  gegenüber.]  CVerh..  Bat.  Gen.  K.  en  W 
XU,   1.)  —  Vgl.    //.    C.  Klinkert  IG.  II,  2,  492—497. 

45)  R,  VOM  Eck.  Ken  eu  ander  over  het  Menangkabausch-Maleisch :  IG. 
II,    2,    95t;  -  97  2. 

46)  ./.  Habbema.  Menangkabausche  Spreekwoordeu :  TITLV.  XXVI . 
168—181.  234  -255. 

47  i  ./.  Habbema.  Menangkabausche  persoonlijke  voornaamworden:  TITLV. 
XXVJ .  564  -  570. 

18)  G.  W.  W.  C.  van  Hoevell.  Modedeelingen.  Over  de  beteekenis 
van  hei  woord  Papoea  of  Papoewa  Paradijsvogels ,  boerong  mati:  BTLVNI. 
IV.   Volgr.   IV.  525  —  526  Vgl.   I<;     II.   2,  984—985. 

49)  •/.  //.  van  d<r  Tamii.  Aanteekeningen  uit  het  familieleven  bij  den 
Maleier  in  de   Padangsche   Bovenlanden:   TITLV.    XXVI,  205—233.  514—528. 


Kern,  Malaiischer  Archipel  und  Polynesien.  7 

Hochlande ;  derselbe  50)  theilte  auch  einiges  über  malaiischen  Aber- 
glauben mit.  van  Hoevell51)  bespricht  die  Eidesleistung  bei  den 
Malaien  der  Westküste,  Gramberg52)  einige  auf  die  Fischerei 
bezügliche  Gebräuche  von  der  Ostküste.  Neumann™)  beschreibt 
Sitte  und  Gewohnheiten  in  der  eben  dort  belegenen  Landschaft 
Labuan  Batu  und  giebt  eine  Uebersicht  über  die  gesammte  Ge- 
schichte derselben.  Die  Resultate  der  von  der  geographischen  Gesell- 
schaft zu  Amsterdam  veranstalteten  Expedition  nach  Mittel-Sumatra54) 
können  hier  nur  theilweise  besprochen  werden,  zumal  da  sie  uns 
noch  nicht  vollständig  vorliegen.  Aus  dem  photographischen  Album 
ersieht  man,  dass  in  Djambi  indische  Alterthümer,  aber  keine  neue 
Inschriften,  entdeckt  worden  sind.  Die  Lage  der  alten  Hauptstadt 
Samudra  behandelt  eine  Notiz  des  JStrBAS. 5:')  mit  Beziehung  auf 
GroeneveliU 's  im  Jahresbericht  f.  1877  I,  p.  52  no.  53  erwähnte 
Notes  on  the  Malay  Archipelago. 

Mit  Atjin,  seinen  Bewohnern  und  seiner  Geschichte  beschäftigen 
sich  Tolson™)  und  Meyners  d Estrey 51).  Ein  ziemlich  ausführ- 
liches Vocabular  des  Atjinesischen  verdanken  wir  Arriens  5&)  Fleisse; 
freilich  ist  der  Sammler  kein  Fachmann  und  für  das  Verständniss 
des  grammatischen  Baues  der  Sprache  ist  in  dem  Buche  wenig 
Erspriessliches  zu  rinden,  wie  Meinsma  in  seiner  Anzeige  zur  Genüge 
hervorgehoben  hat ;  immerhin  ist  aber  das  Schriftchen  als  brauchbar 
zu  bezeichnen.  Ein  Battakmanuscript  beschreibt  Favre59),  J.  A.  van 
der  Chi/s60)  spricht  über  Bambus-Manuscripte  und  andere  Reste 
der  vormuhammedanischen   Cultur  bei  den  Korintji,    der  Missionär 


50)  J.  L.  van  der  Toorn.  Iets  over  het  „batoeah  en  tilakö  zijn"  bij  de 
Maleiers:  TITLV.  XXVI,   556—563. 

51)  G.  W.  W.  ('■  van  Hoevell.  Över  den  eed  der  Maleiers  ter  Su- 
matras Westkust:    TITLV.     XXVI,  5211  —  537. 

52)  J.  S.  G.  Gramberg.  De  visscherij  en  bozwering  van  troeboek:  .IG. 
II,  2,  331—346. 

53)  J.  B.  Neumann.  Schets  der  afdeeling  Laboean  Batoe,  residentie  Su- 
matras oostkust:  TITLV.     XXVI,  434—513. 

54)  Midden-Sumatra.  Reizen  en  onderzoekingen  der  Sumatra-expeditie,  uit- 
gerust  door  lict  Aardrijskundig  Genootschap  1877 — 1879,  besehreven  door  de 
leden  der  expeditie,  onder  toezicht  van  Prof.  P.  J.  Veth.  Leiden  (Brill)  1880. 
4.  Dazu:  D.  D.  Veth,  Photograpbiseh  Album.  145  Photogr.  auf  75  Bll 
Leiden  (Brill)   1879.  —  Vgl.    G.  K.  Niemann  IG.  II,  2,  300—302. 

55)  On  tlie  Name   „Sumatra":  JStrBAS.      No.   4,   58—  Cl. 

56)  G.  P.  Tolson    Acbeb,  commonly  called  Acbecn:  JStrBAS.  No.  5,  37 — 50. 

57)  Le  Comte  Meyners  d'Estrey.  L'ancien  empire  d'Atchin:  Ann.  de 
l'Extr.  Or.  II,  257—266. 

58)  P.  Arriens.  Maleisch-Hollandsch-Atjehsche  woordonlijst.  Amsterdam 
(de  Bussy)  1880.  VI,  94  pp.  8.  —  Vgl.  J.  J.  Meinsma  IG.  II,  2,  487—491. 
—  S.  aueb  über  den  Charakter  der  Sprache  die  Aeussorungen  von  L.  W.  C. 
van  den  Berg,  W.  P.  Groeneveldt  Notulen  etc.  XVII,  54.  57 — 58  und 
Tolson  in   dem   eben  erwähnten  Aufsatz   p.   49. 

59)  L'abbe  Favre.  Notiee  sur  im  curieux  manuserit  rapporte  de  l'Inde: 
Congres  provineial  des  Oriontalistes.  Compte  rendu  de  la  troisieme  Session. 
Lyon   1878.     Tome  I,   222—231   und   1   Taf. 

60)  Notulen  etc.  75—77. 


g  Kern,  Malaiischer  Archipel  und  Polynesien. 

J.  L.  Nomntensen  hat  das  Neue  Testament  in  das  Tobasche  über- 
setzt und  von    seinen  Collegen  Ä.  Schreiber   und    C   F.  Leipoldt 

wird  demnächst  eine  Uebersetzung  ebendesselben  in  den  Angko- 
laschen oder Nord-Mandailingschen Dialekt  herausgegeben  werden01). 
Sitten  der  Lampong,  namentlich  was  das  Verhältniss  der  beiden 
Geschlechter  anbetrifft,   schildert  Horst**). 

Von  Sumatra  wenden  wir  uns  zu  seiner  continentalen  und 
insularen  Nachbarschaft.  Ein  19  Dialekte  umfassendes  vergleichendes 
Vocabular63)  hat  die  Straits  Brauch  of  the  Royal  Asiatic  Society 
veröffentlicht,  dasselbe  enthält  Wörter  aus  den  Sprachen  wilder 
Stämme  der  malaiischen  Halbinsel  und  Borneo's ,  ferner  aus  den 
Sprachen  von  Nias,  Palawran  u.  s.  w.  Die  Aufsätze  von  Leech0i). 
M<i.in-c/l6:')  und  rircffcnham*'')  enthalten  allerlei  ethnographisches 
Material  über  die  wilden  Stämme  der  Halbinsel,  über  die  Sprachen 
derselben  aber  leider  nur  ganz  geringfügige  oder  gar  keine  Aus- 
kunft. Ein  Artikel  des  Globus663)  bezieht  sich  auf  das,  was 
Mtklueho - Maclay  1878  im  JStrBAS.  mitgetheilt  hat.  In  wie 
fern  der  Dialekt  der  Orang-Laut  auf  Billiton ,  wovon  Riedel61)  in 
zwei  Volksmärchen  Proben  mittheilt,  zum  Malaiischen  im  engeren 
Sinne  zu  rechnen  sei,  ist  bis  auf  weiteres  nicht  leicht  zu  ent- 
scheiden. Die  Insel  Nias  hat  den  Stoff  geliefert  zu  den  höchst  inter- 
essanten, dem  Missionar  Thomas  zu  dankenden  Mittheilungen  Cha- 
telins  über  die  Mythologie  und  Religion  der  Insulaner68).  Gerade 
wie  die  Niasser  auch  in  andrer  Beziehung  sich  der  fremden,  nament- 
lich Indischen  Einmischung  und  Cultur  ferner  gehalten  haben  und 
deshalb  den  ostpohynesischen  Stämmen  ähnlicher  sind  als  die  höher 
civilisirten  Völker  des  Archipels,  so  zeigen  auch  ihre  mythologischen 
und  religiösen  Anschauungen  eine  unverkennbare  Verwandtschaft  mit 
den  ursprünglichen  der  Polynesier.  Daran  schliessen  wir  den  Aufsatz 
von  Mess60)  über  die  Mentawei-Inseln  und  ihre  Bewohner. 


61)  Notuleu  etc.   107— 108. 

62)  D.    W.  Horst,     üit  de  Lampongs:    IG.     II,    1,   971  —  08:1 

63)  Comparative  vocabulary  of  the  dialects  of  some  of  the  wild  tribes 
inhabiting  the  Malayan  Peninsula.  Borneo  etc.:  JStrBAS.  No.  5,  125 — 156  mit 
einem   Holzschnitt.     No.  6,   293—294 

64)  II.  W.  C.  Leech.  About  Kinta.  —  Abont  Slim  and  Bernam:  JStrBAS. 
No.  4,  21 — 45. 

65)  W.  E.  Maxwell,  The  Aboriginal  Tribes  of  Perak :  JStrBAS.  No.  4,  46—50. 

66)  Frank  A.  Swettenham.  From  Perak  to  Slim,  and  down  the  Slim  and 
Bernam   Rivers:  JStrBAS.  No.   5,   51  —  68. 

66a)  N.  v.  Miklucho-Maclay.  Die  Melanesier  der  Malaiischen  Halbinsel: 
Globus   XXXVII,  7  —  10  mit  Holzschnitten. 

67)  •/.  Gr.  T.  Riedel.  De  Baning  djoekoet  singak  en  Baning  seran  njeroepak 
amang.  Twee  volksverhalen  in  het  dialekt  der  Orang  Lawut  of  Orang  Sekah  van 
Belitoeng:  TITLV.     XXVI.  264—273. 

68)  /,.  N.  II  .1.  Chatelin.  Godsdienst  en  bijgeloof  der  N iassers :  TITLV 
XXVI,  109 — 167,  vgl.  573 — 579.  —  Interessantes  über  den  auf  die  Jagd  be- 
züglichen Aberglauben  in  der  Abhandlung  von  ./.  W.  Ihomas.  De  jacht  op 
het  eiland  Nias:  ebd.  274—282. 

69)  //.    .1.   Mess.     De    Mentawei-eilahden:  TITLV.  XXVI,  63—101. 


Kern,  Malaiischer  Archipel  und  Polynesien.  9 

Einige  Stämme  der  Dayak  behandelte  van  Bcrckel1")  und  ein 
Stück  aus  der  Mythologie  der  Dayak  ist  von  Perham11)  mitgetheilt 
worden.  Demselben  Perham  verdankt  man  eine  Uebersetzung  der 
Psalmen  in  das  Dayak,  welche  schon  1879  von  der  Society  for 
Promoting  Christian  Knowledge 72)  herausgegeben  worden  ist. 

Die  Grenzen  zwischen  Mythologie  oder  Kosmogonie  und  den 
Anfängen  der  beglaubigten  Geschichte  sind  sogar  bei  sonst-  sehr 
entwickelten  Völkern,  z.  B.  den  Indern,  oft  schwer  zu  ziehen.  Es 
kann  deshalb  nicht  befremden,  dass  die  Chroniken  der  Malaien, 
Javaner  u.  s.  w.  so  manches  Fabelhafte  enthalten,  doch  soll  nicht 
verkannt  werden,  dass  neben  legendenartigen  Geschichten  doch  auch 
ganz  nüchterne  Chroniken  vorkommen.  Ein  derart  trockenes,  aber 
vollkommen  historisch  gehaltenes  und  zuverlässiges  chronologisches 
Werk  der  Mangkasaren  ist  das  von  Zdgtvoet  veröffentlichte  Tage- 
buch der  Fürsten  von  Gowa  und  Tello,  worin  die  Ereignisse  vom 
Jahre  1545  bis  1751  unserer  Aera  in  schlichtem  Stil  verzeichnet 
sind73).  Eine  auch  sprachlich  nicht  uninteressante  mangkasarische 
Erzählung  haben  wir  durch  Antje  Nanggong 74)  kennen  gelernt.  — 
Musschenbroehi:>)  leitet  den  Namen  Alfuren  von  portugiesisch  forro 
„frei"  ab. 

Ueber  die  Philippinen7")  erschien  schon  früher  von  Canamaque71) 
ein  Werk,  welches  uns  leider  blos  aus  einer  bibliographischen  Notiz 
bekannt  geworden  ist,  sodass  wir  über  den  Inhalt  nichts  näheres 
melden  können,  als  was  der  Titel  besagt.  Von  ganz  besonderem 
Interesse  ist  die  Abhandlung  Schadenberg's  über  die  Negritos  der 
Philippinen  78J.  In  dem  letzten  Abschnitt  dieser  Abhandlung  theilt 
der  Verfasser  ein  von  ihm  gesammeltes  Vocabular  mit,  woraus 
erhellt,  dass  „die  Negritos  eine  eigene  Sprache  besitzen."  Wenn 
nun  weiter  als  Resultat  aufgestellt  wird,  dass  diese  Sprache  „nicht 
frei  von  den  Einflüssen  der  Dialekte  geblieben  ist,  welche  die  ma- 


70)  J.  M.  van  Berclel.  Iets  over  de  Dajaks  van  Mountain  en  Njawan: 
TITLV.     XXVI,  423—433. 

71)  J.  Perham.  A  Sea-Dyak  Tradition  of  the  Deluge  and  Consequeut 
Events:  JStrBAS.  No.   6,   280—291. 

72)  Vgl.  Ath.   1879,  I,   536. 

73)  A.  Ligtvoet.  Transcriptie  van  het  Dagboek  der  Vorsten  van  Gowa 
en   Tollo  met  vertaling    en  aanteekeningen:    BTLVNI.      IV.   Vol^r.  IV,    1—259. 

74)  I  Koekang.  Makassaarseh  verhaal,  bewerkt  door  Antje  Nanggong. 
Makassar  (van  den  Dungeu  Bille)  1879.  —  Vgl.  G.  K.  Niemann  Tijdschr. 
voor  Nederl.  Indie  N.  S.  IX,  II,   473. 

75)  Wat  zijn  Alfoeren?  IG.  II,  1,  117  —  118.  [Aus:  Tijdschr.  van  het 
Aardrijksk.   Genootsch.] 

76)  Bibliography  of  the  Eanguages  of  the  Philippine  Islands:  TR.  N.  S. 
I,  53.   —  Vgl.  Jahresbericht   1879,  p.  5. 

77)  F.  Canamaque.  Recuordos  de  Filipinas.  Cosas,  casos  y  usos  de 
armollas  islas:  vistos,  didos  y  contados,  con  una  carta;  prologo  del  Excmo 
Sr.  Patricio  de  la  Escutmra.  Madrid  (Simon  y  Osler  &  Juan  Kodriguez)  1877 
2   Vol.   1:   XX,   310  pp.   2:  XX,   276  pp.   8.  —   Vgl.  IG.  II,  2,  948. 

78)  A.  Schadenberg.  Ueber  die  Negritos  der  Philippinen:  Ztschr.  f.  Ethnol. 
XII,   133—174. 


IQ  Kern  ,  Malaiischer  Archipel  und  Polynesien. 

lauschen  Eingeborenen  sprechen",  so  ist  diese  Darstellung  des  Sach- 
verhalts als  vollkommen  unrichtig  zu  bezeichnen.  Die  Sprache 
der  Negritos  weicht  bedeutend  von  den  übrigen  philippinischen  ab, 
gehört  aber  zu  derselben  Familie ,  nur  ist  sie  sogar  ein  wenig 
malaiischer  als  die  der  übrigen  Philippiner,  welche  Schadenberg 
„malaiische  Eingeborene"  nennt.  Mit  andern  Worten,  die  Negritos 
stehen  sprachlich  den  Malaien ,  Javanen  und  Dayak  näher  als  die 
Tagala,  Bisaya  und  übrigen  Philippiner  thun.  Die  beträchtliche 
Menge  von  Sanskritwörtern,  welche  in's  Tagala  aufgenommen  worden, 
lieferte  dem  Ref.  den  Stoff  zu  einem  diese  Lehnwörter  betreffeneden 
Aufsatz79).  —  Zwei  Wörter  der  gegenwärtig  in  Ceram  und  Ambon 
gesprochenen  Dialekte,  die  der  dort  ursprünglich  heimischen  Sprache 
entstammen,  behandelte  von  Hoevell80).  von  Rosenberg  s81)  ethno- 
graphische Skizze  der  Kei-Insulaner  ist  in  das  Französische  über- 
tragen worden. 

Die  Literatur  über  Madagaskar  ist  bereichert  worden  mit 
einem  neuen  Werke  Sibree's82),  desselben,  dem  wir  schon  mehrere 
Beiträge  zur  Kenntniss  von  Land  und  Leuten  der  grossen  afrikani- 
schen Insel  verdanken.  Obwohl  das  Buch  keine  Ansprüche  auf 
Wissenschaftlichkeit  erhebt,  gehört  es  wegen  seines  vielseitigen 
Inhalts  zu  dem  Besten,  was  über  die  Beschaffenheit  des  Landes 
und  über  die  Sitten,  Gebräuche  und  Ueberlieferungen  der  Bewohner 
in  den  letzten  Jahren  veröffentlicht  worden  ist.  Ein  anderes  vorzüg- 
liches Werk  über  die  Geographie,  Bevölkerung,  Geschichte  der 
Insel  und  die  Culturzustände  des  Volkes  ist  Dahle  s63)  Madagaskar 
und  dessen  Bewohner ,  ein  Werk ,  das  wir  nicht  umhin  können 
anzuführen ,  wiewohl  es  schon  vor  einigen  Jahren  erschienen  ist. 
In  dem  Anhange  über  Malagasische  Literatur  finden  wir  ächte 
Volksliteratur ,  nicht  die  kunstmässigen  Producte  von  Europäern, 
welche  Dahle  mit  Recht  unberücksichtigt  lässt.  Schliesslich  ge- 
denken wir  noch    der    schon    im  vorjährigen  Bericht    beiläufig  ge- 


70)  H.  Kern.  Sanskritsche  woorden  in  het  Tagala:  BTLVNI.  IV.  Volgr 
IV,  535—564. 

80)  G.  W.  W.  C  van  Hoevell.  Over  de  afleiding  en  beteekenis  der  woorden 
„pela"  en  „kakian:    T1TLV.     XXVI,  102—103. 

81)  H.  von,  Rosenberg,  Les  iles  Kei,  notes  ethnographiques :  Ann.  de  l'Extr. 
<>r.   II,   231  —  235  mit  einer  Tafel. 

82)  J.  Sibree.  The  Great  African  Island.  Chapters  on  Madagasear.  A 
populär  account  of  rccent  researches  in  the  physical  geograpby,  geology,  and 
exploration  of  llie  country,  and  its  natural  history  and  botany;  and  in  the  origin 
nid  divisions,  customs  and  language,  superstitions,  folk-lore,  and  religions  beliefs 
and  practices  of  the  different  tribes.  Together  with  illustrations  of  seripture 
and  early  church  history  frorn  Dative  habits  and  missionary  experionce.  With 
physical  and  ethnographical  maps  and  four  illustrations.  London  (Trübner  &  Co.) 
1880,  XII,  372  pp.  8.  12  sh.  —  Vgl.  Cr.  Gerland  DLZ.  1880,  380; 
/•;.   <;.   Ravemtein  A<-.  XVIII,  111. 

83)  L  Dahle.  Madagaskar  og  dets  Beboere.  Christiania  (I)ybwad)  1876. 
IS7  7       ID.  VIII,  216  pp.     2  D.  VIII,  397   pp. 


Kern,  Malaiischer  Archipel  und  Polynesien.  \\ 

nannten  bibliographischen  Zusammenstellungen  in  Trübner's  Reeord84) 
und  erwähnen,  dass  wir  von  MarreS5)  ein  Vocabular  in  Französisch, 
Mälagasy  und  Malaiisch  zu  erwarten  haben. 

Auf  polynesischem  Gebiete  ist  diesmal  Erfreuliches  geleistet 
worden.  Violette  veröffentlichte  ein  samoa  -  französisch  -  englisches 
und  französisch -samoa -englisches  Wörterbuch80),  wobei  die  im 
vorigen  Jahresbericht  erwähnte  Grammatik  desselben  Verfassers 
wieder  abgedruckt  ist.  Neues  Material  für  die  Kunde  des  Dialektes 
von  Futuna  findet  sich  in  der  von  den  französischen  Missionären  be- 
arbeiteten Chrestomathie87)  und  in  der  von  denselben  veröffentlichten 
Sammlung  88).  Unter  den  melanesischen  Sprachen  hat  die  der  Marshall- 
insulaner eine  gute  Bearbeitung  gefunden  in  Hernsheim's  Beitrag  zur 
Sprache  der  Marshall-Inseln  89).  Die  geschichtlichen  Ueberlieferungen 
und  Sagen  einzelner  polynesiseher  Stämme  bilden  den  Gegenstand 
der  folgenden  Schriften,  die  dein  Ref.  nur  dem  Titel  nach  bekannt 
sind :  Stach's  Skizze  der  Ueberlieferungen  der  Maori  auf  der  Süd- 
insel90), Btrgham's  Südseesagen  9 ') ,  Gill's  historische  Skizzen  aus 
dem  Leben  der  Wilden  in  Polynesien,  mit  Volksliedern92).  Von 
Fornander's  Werk  war  schon  oben  die  Rede.  Im  übrigen  erwähnen 
wir  von  ethnologischer  Literatur  nur  noch  eine  Abhandlung  von 
Wake*"*))  weil  in  derselben  gelegentlich  auch  die  Classification 
der  polynesischen  Stämme   berührt  wird. 

Hiermit  ist  unsere  Rundschau  auf  dem  Gebiete  der  malaiisch- 
polynesisch-melanesischen   Sprachen  beendet,  was  weiter  angeführt 

84»  Literary  Progress  in  Madagascar.  —  Hooks  printed  in  Mälagasy  and 
Euglish  in  the  Island  of  Madagascar.  —  Books  printed  in  Mälagasy  and  French: 
TR.     N.   S.     I,   2—3.   59— 60.    139— 140.  —   Vgl.  Jahresbericht'  1879   p.    .V 

85)  Vocabulaire  Francais-Malgaehe-Malais ,  par  M.  Aristide  Marre:  Ann. 
de  l'Extr.  Or.   II,   282—283. 

86)  L.  Violette.  Dictionnaire  samoa-  francais  -  anglais  et  francais  - samoa- 
anglais  precede  d'une  grammaire  de  la  langue  samoa.  Paris  (Maisonneuve) 
1S79.  XCII,  468  pp.  8.  fr.  20.  —  Vgl.  H.  C.  JA.  VII  Ser.,  XV,  355.  - 
Zu  Whittnee's  Ausgabe  von  Pratt's  Grammatik  und  Wörterbuch  der  Samoa- 
Sprache  mag  nachträglich  noch  die  Anzeige  von  A.  lf  Sayce  Ac.  XV,  285 
verzeichnet  sein. 

87)  Chrestomathie  futunienne.  Textes  dans  le  dialecte  de  Futuna  (Oceanie 
centrale)  publies  et  traduits  par  les  missionaires  maristes.  Paris  ^Leroux)  1879. 
s.     fr.  2.  50.  —  Vgl.  Friedend  BO.     V,  No.  207. 

88)  Philologie  oceanienne.  Textes  originaux,  grammaires,  vocabulaires, 
recueillis  par  les  RR.  PP.  Maristes.  I.  Textes  en  langue  Futuna  (ilesHorn)  8. 
fr.  2.  —  Vgl.   BO.     V,  No.   222. 

89)  Franz  Hernskeim.  Beitrag  zur  Sprache  der  Marshall-Inseln.  Leipzig 
(Thiel)  1880.  101  pp.  8.  mit  Tafeln.  M.  2.  —  Vgl.  A.  F.  Pott  ZDMG. 
XXXV.   506—514. 

90)  J.  W.  Stack.  Sketch  of  the  Traditional  History  of  the  South  Island 
Maoris.      YVith   a   Map:    Transactions     of    the    New    Zealand   Institute    X,     187  7. 

—  Vgl.  BO.   V,  No.   227. 

91)  F.  Birghain.     Südsee-Sagen:  Globus   XXXVIII,   72—74. 

92")    W.    W.    GUI.     Historical  Sketches  of  Savage  Life  in  Polynesia;    with 

illustrative  Clan  Songs.      Wellington   (Didbury)    1880.   —   Vgl.   BO.    V,  No.   214. 

93)    C.  Staniland  Wake.    Notes  oh  the  Polynesian  Race :  JAI.  X,  109 — 122. 

—  Dazu   Discussion:   obd.   122 — 123. 


]2  Kern,  Malaiischer  Archipel  und  Polynesien. 

wird  in  Bezug  auf  die  Papua  soll  als  Anhang  batrachtet  werden. 
In  wie  fern  einzelne  Stämme  der  Papua  mit  Recht  in  sprachlicher 
Hinsicht  gänzlich  von  den  Malayo-polynesiern  getrennt  werden,  ist 
eine  Frage ,  deren  Erörterung  nicht  hierher  gehört.  Nur  soviel 
darf  behauptet  werden,  dass  der  Gegenstand  bis  jetzt  mit  un- 
genügenden Hilfsmitteln  behandelt  worden,  und  schon  deshalb  die 
bisher  erzielten  Resultate  keinen  Werth  haben ,  abgesehen  davon, 
dass  sie  offenbar  auf  ethnographischen  Voraussetzungen  beruhen, 
mit  denen  die  Linguistik  nichts  zu  thun  hat.  Glücklicherweise  nimmt 
allmälig  das  zu  einer  gründlicheren  Untersuchung  erforderliche 
Material  zu.  Als  brauchbares  Hilfsmittel  zur  Erlernung  des  Mafor- 
(Nufoor)- Dialektes  von  Neu-Guinea  kann  gelten  die  von  Geissler  an- 
gefertigte, von  van  Hasselt  revidirte  Uebersetzung  von  Zahn's  bibli- 
schen Erzählungen94).  In  einer  Schrift  von  Stone  über  Neu-  Guiüea 
kommt,  wie  Ref.  aus  einer  Anzeige  von  Mosenberg  erfahren  hat,  ein 
kleines  Vocabular  der  Motu-Sprache  vory5).  Ein  dankenswerthes  Vo- 
cabular  mehrerer  Sprachen  von  Neu-Guinea  enthält  das  1879  von  dem 
königl.  Institut  für  Niederländisch-Indien  herausgegebene  Reisewerk96). 
Lawes'91)  Notizen  über  die  Motu  und  andere  Stämme  bringen  in 
sprachlicher  Beziehung  nichts  Neues ,  da  die  von  ihm  erwähnte 
nähere  Zusammengehörigkeit  der  von  den  Koitapu  und  Koiari  ge- 
sprochenen Dialekte  schon  früher  constatirt  worden  ist.  Zwei 
Artikel  Galton 's98),  in  denen  auch  einiges  Sprachliche  vorkommt, 
sind  nur  eine  Reproduction  von  Mittheilungen  Mihiucho-Maelay'% 
aus  dem  Jahre  1876. 


94)  J.  G.  Geissler  —  J.  L.  van  Hasselt.  Faijasi  riyo  refo  Manseren 
Allah  bieda,  kiawcr  kwaar  ro  woos  Wbrando  be  woos  Noefoor.  Bijbelsche  Ge- 
schiedenissen  van  F.  L.  Zahn,  vertaald  in  de  Papoesch -  Noetborsehe  taal. 
Utrecht  (Kemink  &  Z.)   1880.     280  pp.     8.     11.   3. 

95)  Octavius  C.  Stone.  A  few  months  in  New  Guinea.  London  1880.  — 
Vgl.   C.  H.  B.  von  Rosenberg  IG.  II,  2,  145. 

96)  Reizen  naar  Nederlandsch  Nieuw -  Guinea  ondernomen  op  last  der  re- 
geering  van  Nederlandsch-Indie  in  de  Jaron  1871,  1872,  1875—1876  door  de 
Heeren  P.  van  der  Grab  en  J.  E.  Teysmann,  J.  G.  Coorengel  en 
A.  J.  Langeveldt  van  Hemert  en  P.  Swaan  met  geschied-  en  aardrijks- 
kundige  toelichtingen  door  P.  J.  B.  C.  Robide  van  der  Aa.  Uitgegeven  door 
het  kon.  instituut  voor.  de  taal-,  land-  en  volkenkunde  van  Nederlandsch-Indie. 
Met  kaarten.  's  Gravenhage  (Nijhoff)  1879.  XLII ,  480  pp.  8.  fl.  5.  [Darin 
p.  436 — 449:  Vergelijkonde  woordenlijst  der  talen  van  Tidor,  Misool,  Toeboeroe- 
asa,  Kapauer,  Karas,  Ohin  en  van  de  Humboldtbaai  —  mit  Einleitung  und  Be- 
merkungen von   R.  v.  d.  A]    —   Vgl.  Ann.  de  l'Extr.   Or.  II,   205.     - 

97)  W.  G.  Lawes.  Ethnological  Notes  on  the  Motu,  Koitapu  and  Koiari 
Tribes  of  New   Guinea:   JAI.    VIII,  369—377. 

98)  ./.  C.  Galton.  Further  Notes  lipon  the  Papuans  of  Maclay  Coast, 
New  CJuinua:  Nature  XXI,  304—206.  226—229. 


13 


Vorderindien. 

Von 

J.  Klatt. 

Die  als  Hilfsmittel  zur  Erlernung  des  Sanskrit  bewährten  Hand- 
bücher von  Max  Malier1),  Kielhorn2)  und  Stenzler2)  sind  in  neuen 
Auflagen  erschienen,  neben  denen  das  schon  1879  erschienene  erste 
Heft  einer  Elementargrammatik  des  Portugiesen  de  Vasconcelloß- 
Abreu*)  nachträglich  erwähnt  sein  mag.  Anundoram  Sorooah's5) 
Sanskrit-Grammatik  aus  dem  zweiten  Bande  seines  English-Sanskrit 
Dictionary  ist  auch  besonders  zu  beziehen.  Dieselbe  ist  nur  ein 
Auszug  aus  einer  grossen,  auf  12  Bände  berechneten,  mit  reich- 
lichen Beispielen  aus  der  Literatur  versehenen  Sanskrit-Grammatik, 
welche  derselbe  später  zu  veröffentlichen  gedenkt6).  Die  Um- 
schreibung des  Sanskrit  behandelt  von  neuem  Whitney  ').  Hieran 
schliessen  wir  sogleich  einige  andere  grammatische  Untersuchungen 
von  demselben8-  9)  und  Lanman  l0,  n),  unter  welchen  wir  die  grössere 


1)  F.  Max  Müller.  A  Sanskrit  Grammar  for  Begiuners,  in  Devanagari 
and  Roman  Letters  throughout.  2.  Ed.,  Revised  and  Aceentuated.  London, 
Longmans  1880.     312    pp.   8.    7  s.  6  d.    (Abdruck  nach  der  2.  ed.,  London  ISTti  | 

2)  F.  Kielhorn.  A  Grammar  of  the  Sanskrit  Language.  2.  Ed.,  Revised. 
Bombay,  Education  Society's  Press  1880.  XVI,  26G  pp.  8.  Rs.  2  2  a.  [Trübner: 
8  s.].     (The  Bombay  Departmental  Sanskrit  Grammar). 

3)  Adolf  Friedr.  Stenzler.  Elementarbuch  der  Sanskrit-Sprache.  Gram- 
matik, Text,  Wörterbuch.    4.  verb.  Aufl.   Breslau,  Koehler  1880.   127  pp.   8.    M.  4. 

4)  Cr.  de  Vasconeellos-Abreii.  Principios  elementares  da  grammatica  da 
lingua  säoskrita.  Parte  I.  Phonologia.  Lisboa,  Imprensa  nacional  1879.  48  pp. 
8.  —  Vgl.  A.  Bergaigue  RC.   1879,  II,  449;  Ac.  XVI,  29. 

5)  Anundoram  Rorooah.  Higher  Sanskrit  Grammar  or,  Gender  and 
Syntax,  with  Copious  lllustrations  t'rom  Standard  Sanskrit  Authors,  and  Referencos 
to  Latin  and  Greek  Grammars.  Calcutta,  Khetramohana  Mukherjea  1880.  VI, 
296   pp.   8.     Rs.  6   [Trübner   16   s.].  —  Vgl.  Jahresber.   1879,  p.    40  No.   18. 

6)  TR.  N.  S.  II,   158.    —    Vgl.  A  New  Sanskrit  Grammar:  Ac.  XXII,   70. 

7)  Whitney.  On  the  Transliteration  of  Sanskrit:  PAOS.  Oct.  1880, 
XVII— XX.  —   Vgl.  dazu:  R.  PLsehel  BKIS.   VI,  274—5. 

8)  Whitney.  On  the  Rules  of  External  Combination  in  Sanskrit:  ebd. 
May   1  880,  XII  -  XIV. 

9)  W.  D  Whitney  and  W.  Hashell.  Statistics  of  External  Vowel  -  Com- 
bination in  the  Rig-  and  Atharva-Vedas :  ebd.   Oct.  1880,  III — V. 

10)  C.  R.  Lanman.  On  Catalectic  Vedic  Verses  of  Seven  Syllables:  ebd. 
May   1880,  VIII— IX. 

11»  Charles  R.  Lanman.  A.  Statistical  Account  of  Noun-Inflection  in  the 
Veda:    JAOS.   X,    325—601.     1    Tab.      (Auch   sep.    u.   gl.   T.    New  Haven    1880. 


14  Klaff,   Vorderindien. 

Abhandlung  Lanman's  besonders  hervorheben,  enthaltend  eine  Sta- 
tistik der  Declinationsformen  des  Rig-  und  Atharvaveda,  welche 
aus  dem  Vorkommen  der  Formen  mannichfaltige  Schlüsse  auf  das 
Alter  der  einzelnen  Hymnen  zu  ziehen  gestattet.  Statistisch  wie 
die  Arbeiten  der  Amerikaner  ist  eine  Untersuchung  von  Brunn- 
hofer12),  welche  die  vedischen  Infinitivformen  unter  den  Rubriken 
der  einzelnen  Sängerfamilien  zusammenstellt  und  daraus  Schlüsse 
auf  dialektische  Verschiedenheiten  zieht.  Eine  schöne,  erschöpfende 
Darstellung  der  Syntax  des  vedischen  Accusativs  verdanken  wir 
GaedicJce13),  so  dass  nun  beinahe  sämmtliche  Casus  des  Veda  ihre 
Monographien  erhalten  haben.  Eine  neue  Sammlung  von  Benfey's  li) 
Aufsätzen,  und  zwar  diesmal  der  in  den  Göttinger  Nachrichten 
1877 — 80  zerstreuten,  enthält  zehn  grössere  Abhandlungen  und 
einige  Kleinigkeiten  über  Sprachwissenschaft,  Sanskrit- Grammatik, 
Veda-Erklärung  u.  s.  w.  Auch  eine  Fortsetzung  von  Benfey's15) 
„(1>uantitätsverschiedenheiten'i  fällt  in  das  Berichtsjahr.  Ossowsk/'1'") 
bespricht  die  Aussprache  von  c,  c  und  ch,  Mayr™3)  handelt  „über 
den  phonetischen  Werth  der  Mediae  aspiratae  im  Altindischen" : 
Kuhn11)  giebt  eine  Notiz  zur  Geschichte  der  Tenues  aspiratae; 
Wackernagel lb)  handelt  im  Verlaufe  einer  sprachvergleichenden 
Abhandlung  über  den  Genitiv  der  Nomina  auf  tri  und  andere 
gleich  diesem  auf  ur  ausgehende  Genitivformen  ;  Vanden 
Gheyn19)  erörtert  die  bekannte  Thatsache,  dass  die  8.  Classe 
der  Sanskrit  -Verben  von  der  5.  nicht  verschieden  sei,  leider  ohne 


27G  pp.  8.  doli.  2  [Lpz.,  Harassowitz:  M.  12]).  —  Vgl.  A.  Weber  DLZ.  II,  478; 
Windisch  LC.  1881,  1651;  H.  Cullitz  BKIS.  VII,  176—84;  TR.  N.  S.  II,  G4. 
123;  A.  Barth  RC.  N.  S.  XII,  25.  —  [Dasselbe  Heft  des  JAOS.  enthält  auch 
John  Avery's  Artikel:  Contributions  to  the  History  of  Verb-Inflection  in  Sanskrit, 
dessen  schon  im  Jahresber.  f.   1877,  I,  p.   87   No.   14  gedacht  wurde.] 

12)  Herrn.  Brunnhofer.  Ueber  dialektspuren  im  vedischen  gebrauche  der 
infinitivformen :  ZVglS.    XXV,  329—77. 

13)  Carl  GaedicJce.  Der  Accusativ  im  Veda.  Breslau,  Koebner  1880. 
II,  290  pp.  8.  M.  7.20.  —  Vgl.  H.  Zimmer  DLZ.  I,  94;  M.  Holzman 
Zeitschr.  f.  Völkerpsych.  XIU,  168—78;    Osthof  LC.   1882,  87. 

14)  77/.  Jiciifey.  Vediea  und  Linguistica.  Strassb.,  Trübner;  Lond., 
Trübner  1880.  248  pp.  8.  M.  10.50.  —  Vgl.  LC.  1881,  671;  J.  Eg geling 
lAnt.   X,    156. 

15)  Th.  Benfey.  Die  Quantitätsverschiedenheiten  in  den  Samhitä-  und 
Pada-Texten  der  Veden.  Fünfte  Abhandlung.  Composita,  welche,  am  Ende  eines 
vorderen  Gliedes  a,  i.  u  in  der  Samhitä  lang,  im  Pada  kurz  zeigen.  Ahth.  1.  2. 
Göttingen    1880.     35.   34  pp.     4.     (Abh.  d.  K.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Gott.  XXVI). 

16)  •//'/  ■/.  Ossowshi.  Ueber  den  lautwerth  einiger  palatale  im  sanskril 
Königsberg,   Beyer   1880.     32  pp.     8.     M.  1.  (Diss.). 

L6 a)  Muijr  Auril.  Az  ugy  nevezett  lagy  aspiratäk  phoneticus  ertekerol 
az  6-indben.  Budapest,  Akad.  1879  (Umschl.  1880).  98  pp.  60  kr.  (lSrteke- 
zesek  a  ayelv- es  szeptudomänyok  körebol.     Kötet  VIII.     Szäm  VII.) 

17)  E    Kuhn      Miscellen.     (No.   \):  ZVglS.  XXV,  327. 
isi  ZVglS.   KXV,  287     291. 

19  ./  Vanden  Gheyn.  Note  sur  la  8e  classe  des  verbes  sanscrits:  Bull 
de  l'acad,  royale  de  Belg.  II  Scr.,  L,  49 — 64  (vgl.  45 — 47).  (Audi  sep,  Bruxelles, 
Hayez   L880     18  pp.  8.) 


Klatt,   Vorderindien.  15 

von  Brugman's  viel  gründlicherer  Untersuchung"  aus  dem  Jabre 
1878  Kenntniss  zu  haben;  Aufrecht20)  endlich  weist  für  die 
von  den  Grammatikern  gelehrten  pejorativen  Verbalformen  auf 
aki  ein  faktisches  Beispiel  aus  dem  Kaushitaki  Brahmana  nach. 
Zum  Beweise,  dass  das  Sanskrit  in  Indien  gegenwärtig  keine  todte 
Sprache  sei,  übersetzt  Williams*1)  einen  in  Sanskrit  geschriebenen, 
an  den  dem  Orientalisten  -  Congress  zu  Berlin  vorgeführten  Hindu 
gerichteten  Brief.  Beüins  22)  Aufsatz  über  das  Alter  des  Sanskrit 
ist  für  die  Wissenschaft  unfruchtbar. 

Böhtlmgk's 23)  Sanskrit  -Wörterbuch  in  kürzerer  Fassung  ist 
um  eine  Lieferung  vorgerückt.  Jacobi'li)  trennt  das  neuere  sukha 
von  dem  vedischen  sukha  „gute  Naben  habend"  und  stellt  die  An- 
sicht auf,  dass  kha  in  dem  modernen  sukha  und  duhkha  durch 
präkritischen  Lautwandel  aus  shtha  entstanden  sei.  Ueber  die  Be- 
deutung von  cramana  handelt  Beal'ih).  Kern26)  stellt  die  in  die 
Hauptsprache  der  Philippinen,  das  Tagala,  aufgenommenen  Sanskrit- 
wörter zusammen  und  führt  bei  dieser  Gelegenheit  das  vor  dem 
zehnten  Jahrhundert  nicht  nachweisbare  tulasi  wegen  des  malaiisch- 
javanischen sulasi  sulasih  auf  älteres  surasi  für  surasä  zurück,  wo- 
durch eine  Bemerkung  Jacobi's  über  den  Namen  Sulasadatta  (IAnt. 
VII,  254)  glänzend  bestätigt  wird. 

Das  diesjährige  Heft  der  Palaeographical  Society27)  enthält 
an  indischen  Handschriften  Facsimiles  zweier  Palmblätter,  und  zwar 
aus  einer  nordbuddhistischen  und  einer  Jaina-Handschrift.  Halevy 
soll  mit  einer  Untersuchung  über  den  Ursprung  der  indischen 
Schrift  beschäftigt  sein 28).  Eine  Art  Stenographie  des  Sanskrit 
(resp.  des  Hindi),  in  welcher  selbst  für  die  Ziffern  einfachere  Zeichen 
erfunden  sind,  enthält  ein  dem  Orientalisten  -  Congress  zu  Berlin 
vorgelegenes  Heft29). 


20)  Th.  Auf  recht.  Ueber  eine  seltene  Verbalforui  :  ZDMG.  XXXIV,  17;")  — G. 

21)  Monier  Williams.  Sanskrit  as  a  Living  Language:  Ath.  1880 
II,  532—3. 

22)  Gasjiard  B ellin.  Antiquite  de  la  langue  sanscrite:  Congres  provincial 
des  orientalistes.     Compte  reiidu  de  la  III«    sess.    Lyon  1879.    I   1880,   139 — 52. 

23)  Otto  Bohtlingh.  Sanskrit -Wörterbuch  in  kürzerer  Passung.  Th.  2 
Lief.   1.    St.  Petersburg   1880.    160  pp.  4.    M.   4.   20. 

24)  Herrn.  Jacobi.     Ueber  sukha  und   duhkha:  ZVglS.  XXV,  438—40. 

25)  Samuel  Beal.     Remarks  on  the  Word  Sramana:  IAnt.    IX,   122. 

26)  H.  Kern.  Sanskritsche  Woorden  in  het  Tagala:  BTLVNI.  IV  Volgr., 
IV,  535—64. 

27)  The  Palaeographical  Society.  —  Facsimiles  of  Ancient  Manuscripts. 
Oriental  Series.  Edited  by  William  Wright.  PartV.  No.  57.  Ashtasahasrikä- 
prajnäpäramitä.  Sanskrit.  [XIII  th  Cent.].  No.  58.  Achäränga.  Sanskrit.  A.D.  1291. 
London  1880.    fol. 

28)  Ath.   1881   I,  625. 

29)  Cabdoeeärana.  Hindi  Primer,  in  „New  Hindi"  Character,  illustrating 
the  Principle  of  Sanskrit  Phonetic  Writing  by  Bäbu  Narina  Chandra  Rdi. 
(Tit.  handschriftl.)  Agra  s.  a.     12  pp.     8.  lith. 


16  Klaff,    Vorderindien. 

Ueber  die  während  des  Jahres  1879/80  in  der  Provinz  Bombay 
neuaufgefundenen  Sanskrithandschriften  und  deren  Katalogisirung 
handeln  amtliche  Berichte  von  Bühler'60)  und  Bhandarkar 31). 
Dem  Bericht  Bühler's,  dem  letzten  vor  seinem  Abgang  aus  Indien32), 
entnehmen  wir,  dass  in  den  alten  Bhandärs  von  Anhilwäd-Päthan 
und  von  Cambay  wichtige  brahmanische  Handschriften  gefunden 
sind,  und  dass  ein  Katalog  der  Samghavina  Pada  Library  in  Päthan, 
welche  sehr  alte  Jaina  -  Handschriften  enthält,  in  Vorbereitung  ist 
(Juni  1880).  Die  Sanskrit  -  Handschriften  des  Mahäräjä  von  Bi- 
kaner  werden  beschrieben  in  einem  von  Hariccandra  Qästri  be- 
gonnenen und  nach  dessen  Tode  von  Räjendraldla  MitraZd)  zu 
Ende  geführten  Katalog,  welcher  ca.  1200  Werke,  darunter  besonders 
viele  Smriticästra,  aber  auch  z.  B.  eine  grössere  Anzahl  Jaina  -Werke 
enthält.  Ausserdem  nennen  wir  die  Fortsetzungen  der  Handschriften- 
Kataloge  für  Bengalen  34),  Oudh  35)  und  Nordwest-Provinzen  36),  ein 
nach  dem  Schema  dieser  Kataloge  von  Oppert*1)  im  Auftrage  der 
Regierung  von  Madras  begonnenes  Verzeichniss  der  literarischen 
Schätze  Südindien's,  dessen  vorliegender  Band  8376  Handschriften 
enthält,  und  den  Schluss  von  Burnell's 3S)  Katalog.  Räjendraldla 
Mitra s9)  handelt  über    einige    in  bengalischer  Schrift  geschriebene 

30)  No.  11  Ot  188U — 81.  From  Dr.  G.  Bühler,  Edueational  Inspector, 
N  D.  to  K.  M.  (jliatüeld,  Director  of  Public  Instruction,  Bombay.  5  pp.  fol. 
Datirt  Ahmedabad,  8*h    June   1880.  —  Vgl.  IAnt.  X,  43—6. 

31)  To  K.  M.  Chatrield,  Esq.,  Director  of  Public  Instruction,  Poona.  Bom- 
bay, 7"1    July    1880.    37    pp.  fol.    Unterzeichnet  li.    G.  Bhandarkar. 

32)  Dr.  Bühler's  Betirement:  TR.  N.  8.  I,  08.  —  Ath.  1880  II,  008 
(über  oinen  Artikel  der  Times  of  India). 

33)  A  Catalogue  of  Sanskrit  Manuscripts  in  tbe  Library  of  His  Highness 
the  Mahäräjä  of  Bikäner.  By  Räjendraldla  Mitra.  Published  ander  Orders 
of  the  Government  of  India.  Calcutta,  Baptist  Mission  Press  1881».  XII,  74;")  pp. 
8.     —  Vgl.  Ath.   1881   I,   142. 

34)  Notices  of  Sanskrit  MSS.  by  Räjendraldla  Mitra.  Published  under 
Orders  of  the  Oovernmcnt  of  B.engal.  Vol.  V — Part  II.  No.  XV.  For  the  Year 
1S7H.  Calcutta.  Baptist  Mission  Press  1880.  8.  (Vol.  V  eompl.  XXXI,  317 
pp.    5   Taf.) 

35)  A  Catalogue  of  Sanskrit  Manuscripts  in  Oudh,  prepared  by  Pandit 
Di  ri  Pra8dda.  Fase.  XII  Allahabad,  N.-W.  P.  and  Oudh  Government  Press 
1880.     :'.:>   pp.     8. 

3G)  A  Catalogue  of  Sanskrit  Manuscripts  in  the  North-Western  Pravinces 
Corapiled  by  Order  of  Government,  N.-W.  P.  Part  V.  Allahabad,  N.-W.  P 
and  Oudh  Government  Press  1880.  207  pp.  8.  (p.  141  IT.  Appendix.  — 
A  Classified  List  of  MSS.  Purchased  for  the  Library  of  Sanskrit  College,  Be 
nares,  from  Jan.,   1S7(>,  to  April,   1880.) 

37)  Lists  of  Sanskrit  Manuscripts  in  Private  Libraries  of  Southern  India 
Compiled,  arranged  and  indexed  by  Gustav  -Oppert.  Vol.  I.  Madras,  Govern- 
ment   Press    L880.     VII.   620  pp.     8.     £  1   1  s.  —  Vgl.  RC.  N.  S.    X,  341. 

38)  A  Classified  Indes  to  the  Sanskrit  Mss.  in  the  Palace  at  Tanjore.  Pre- 
pared for  the  Madras  Governmenl  by  A.  ('.  Burnell.  Part  III.  Drama,  Epics, 
Puränas  and  Tantras,  Indices  (by  11.  Host).  London.  Trübner  lsso.  XII. 
161—  239  p|i.  4  10s.  —  Vgl.  The  Sanskrit  Mss.  in  the  Palace  at  Tanjore 
Ath    issn   [,  823;  IAnt    x  .  23;   -I     Barth  Rev.  de  l'hisl    des  rel.  III,  95. 

39)  Räjendraldla  Mitra.     Old   Palm-Leaf  Mss.:  PASB.   1880,   4—5. 


Rlatt,    Vorderindien.  17 

Palmblatthandschriften ,  von  welchen  die  älteste  das  Datum  Aera 
des  Lakshmanasena  102  =  1208  n.  Chi-,  trägt,  und  über  eine 
alte  Palmblatthandschrift  des  Setubandha40).  Notizen  über  die 
in  Britisch  Barma  vorhandenen  Sanskritwerke  enthält  der  unter 
No.  198  genannte  Bericht  Forchhammer's.  —  Ueber  die  in  Britisch 
Indien  gedruckten  Bücher  geben  die  vierteljährlich  erscheinenden 
officiellen  Kataloge  (s.  E.Kuhn,  Jahresber.  1876— 77.  I  p.  37  No.  13) 
in  jeder  Beziehung  befriedigende  Auskunft.  Da  dieselben  aber  nicht 
im  Handel  und  schwer  zugänglich  sind,  so  verweisen  wir  auf  die 
Verzeichnisse  der  von  Trübner  importirten  indischen  Drucke  in 
Trübner's  Record  (bes.  N.  S.  IT,  73),  ferner  auf  Indian  Antiquary, 
Febr.  1881,  Umschlag  u.  s.  w. 

Eine  Sanskrit-Literaturgeschichte,  verbunden  mit  einer  Skizze 
der  Literaturen  der  andern  arischen  Völker  ist  von  einer  ameri- 
kanischen Dame41)  herausgegeben  worden.  Weber*2)  veröffentlicht 
in  einzelnen  Nummern  der  Deutschen  Litteraturzeitung  kurze,  aber 
inhaltreiche  literarische  Notizen  aus  Indien.  Auf  ein  Paar  indische 
Stimmen  über  seine  Literaturgeschichte  und  eine  Hindi-Uebersetzung 
derselben  macht  Weber 4:!)  selbst  aufmerksam.  Einen  Nekrolog  auf 
Westergaard  verdeutscht  Bczzenberyer**)  nach  dem  Dänischen. 
.An  Stelle  des  eingegangenen  Pandit  erscheint  in  Benares  unter 
üriffith's  und  Thi'baufsi5)  Leitung  ein  der  Herausgabe  ungedruckter 
Sanskrit  -  Texte  gewidmetes  Sammelwerk.  Die  für  den  nämlichen 
Zweck  bestimmte  Punaer  Sammlung46)  ist  bis  zum  Schluss  des 
dritten  Bandes  gelangt.  Der  erste  Band  einer  in  Calcutta  erschei- 
nenden Zeitschrift47)  enthält  Theile  des  Pätanjaladarcana,  Sämaveda, 
Däyabhäga,  Panini  u.  s.  w. 


40)  Rdjmdraldla  Mitra.  On  a  Palin-Leaf  MS.  of  the  Setubandha,  C72 
Years  old:  ebd.   119—22. 

41)  Laura  E.  Poor.  Sanskrit  and  Its  Kindred  Literatures.  Studies  in 
Comparative  Mythology.  Boston,  Roberts  Bros. ;  Lond.,  Kegan  Paul  1880.  VIII, 
468  pp.     8.     doli.   2   [Brockhaus:  M.  6].  —  Vgl.  Ac.  XX,   145. 

42)  A.  Weber.  Litterarisehe  Notizen  aus  Indien:  DLZ.  I,  81—2.  113. 
395—6.  432. 

43)  Verb.   d.  Orientalisten-Congresses   1881.     I,  p.   89. 

44)  Niels  Ludvig  Westergaard.  Von  V.  Tliomsen.  In  den  Uebersichten 
über  die  Verhandlungen  der  K.  Dänischen  Ges.  d.  Wiss.  1878.  Uebers.  von 
A.  Bezzenberger :  BKIS.     V,  248—64. 

45)  Benares  Sanskrit  Series.  A  Collection  of  Sanskrit  Works  edited  by 
the  Pandits  of  the  Benares  Sanskrit  College ,  under  the  Superintendence  of 
Ji.  T.  H.  Griffith  and  G.  Thibaut.  Fase.  I.  (Special tit.  des  ersten  Heftes 
s.  unter  Astrologie).  —  Vgl.  F.  Max  Müller.  A  new  Sanskrit  Journal:  Ath. 
1880  I,  504;   TR.  N.  S.  1 ,   100. 

46)  Käwyetihäs  Sangraha;    or   a  Collection    of  Histories,    Poems,   etc 

Vol.    II.    No.    1—12.     Vol.    III.    No.    1—12.     Poona,    Shiwäji    Press    1879—80. 
Die  No.  gewöhnlich   48  pp.     8.     Pro  No.   8a. 

47)  Arsha-vidyä-sudhanidhi.  Reservoir  of  the  Nectar  of  the  Learning  of 
the  Risbis  or  Sages.  A  Monthly  Journal.  Edited  by  Vrajandth  Vidydratna 
and  Brahmavrata  Sdmddhydyi.  Vol.  I.  No.  1 — 12.  Calcutta,  Dharuia  Press 
187  9.     Die  No.  c.  60  pp.  8.   8a.  od.  Re.  1. 

Jahresbericht  1880.  2 


13  Klatt,    Vorderindien. 

Auf  dem  Gebiete  der  vedischen  Literatur  nennen  wir  zunächst 
eine  englische  Uebersetzung  der  ersten  Abhandlung  aus  Rottis**) 
Buche  „Zur  Literatur  und  Geschichte  des  Weda".  Max  Müllers*9) 
Hibbert  Lectures  sind  auch  in  deutscher  Uebersetzung  erschienen. 
Der  Vedärthayatna 50)  gelangte  im  Decernberheft  von  1880  bis 
zum  27.  Hymnus  des  3.  mandala.  Wegen  des  von  Dayänand 
Sarasvati  herausgegebenen  Rigvedabhäshya  und  Yajurvedabhäshya, 
welche  den  Samhitä-  und  Pada-Text  des  Rig-  und  Yajurveda  nebst 
Hindi  -  Uebersetzung  enthalten,  ferner  wegen  einer  Ausgabe  des 
Rigveda  mit  bengalischer  Uebersetzung  und  einer  Ausgabe  des  für 
gewisse  Prüfungen  bestimmten  Theils  des  Rigveda  verweisen  wir 
auf  die  indischen  Kataloge  (die  Titel  findet  man  auch  in  den 
Jahresber.  d.  Geschichtswiss.  1880.  I  p.  7  f.).  KerbaheroV)  über- 
setzt sechs  auf  den  Manencult  bezügliche  Hymnen  an  Yama,  Agni, 
Mrityu,  Vicvedeväs,  Pitaras  und  Püshan.  Kluge'0'1)  handelt  in  seinen 
Kleineren  Bemerkungen  über  Rv.  I,  6,  3,  über  die  Wurzel  trip 
(rauben)  und  über  das  ana.%  AeyofASvov  äprä  (stark)  Rv.  I,  132,  2, 
Aufrecht 53)  erklärt  ni  tundate  Rv.  I,  58,  1  als  eine  Corruption 
für  nu  tandate,  Benfey 54- r>)  handelt  über  das  Wort  äsuta  „in  un- 
richtiger Weise  gepresst"  Rv.  VII,  26,  1  und  erklärt  vam,  Rv.  X, 
28,  7  aus  vram  für  varam,  Holsman56)  zieht  eine  Parallele  zwischen 
den  Psalmen  und  Rigveda  -  Hymnen  in  Bezug  auf  die  Ausdrücke 
aus  der  Enge  in  die  Weite  bringen  (aus  der  Noth  befreien)  und 
abhi  gir  und  abhi  svar.  Ueber  Gleichnisse  und  Metaphern  im 
Rigveda,  unter  anderm  auch  über  den  metaphorischen  Gebrauch 
des  Wortes  go  handelt  Bergaigne01).  Perry58)  kündigt  eine  für 
das  Journal  der  American  Oriental  Society  bestimmte  Untersuchung 


48 1  Jlud.  Roth.  On  the  Literature  and  History  of  the  Veda.  Transl.  by 
John  Muir.     Calcutta,   Ghosh   1880.     42  pp.     8.     Rs.   2. 

49)  F.  Max  Müller.  Vorlesungen  über  den  Ursprung  und  die  Ent- 
wickelung  der  Religion  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Religionen  des  alten 
Indiens.     Strassburg,  Trübner  1880.     XVI,  431)  pp.      8.     M.   7. 

50)  The  Vedärthayatna  or  an  Attempt  to  Interpret  the  Vedas  .  .  .  Vol.  III. 
No.  16.  17.  Compl.:  Vol.  III.  (Hymns  122—191.)  Bombay,  Nirnaya - Sägar 
Press.  Peb.  1880.  1029,  23  pp.  8.  —  Vol.  IV.  No.  1—10.  ib.  March-Dec. 
1880.  p.   1—640.     8.     Pro  No.   10a.     [Trübner:  3s.   Cd.]. 

öl»  M.  Kerhüker.  11  culto  dei  morti  nelle  piü  antiche  tradizioni  ärie: 
Giornale   Xanoletano  N.  S.   IV,    173  —  204. 

52)  F.  Kluge.  Kleinere  bemerkungen:  ZVglSpr.  XXV,  309—14,  vgl. 
Vi'.    Roth  ebd.  6013. 

53)  7'.    Aufrecht.      Deber   ni   tundate:   ebd.   4;}5  — G. 

54)  C'itt    Nachir.    isso,  19—20. 

55)  Theod.   Benfey.     Vam,   im   Rigveda  X.  28,  7:  ebd.  193—7. 

56)  I  M-l  Hohman.  Zu  den  Psalmen  und  den  Rgveda-Hymnen :  Zeitschr. 
f.  Völkerpsych.  u.  Bprkchir.     XII.  251 — 2. 

:>!  >  Abel  Bergaigne.  Quelques  observations  sur  los  figures  <1<'  rhetor^que 
dans  le  Rig-Veda:  MSLP.  IV,  96—137.  (Auch  sei..  Paris,  Vieweg  1880.  42 
pp.  8.  IV.  2).  —  Vgl.  C.  P.  Tide  Thcol.  Tijdschrift  XIV,  520—2;  C.  de 
Harlez  Rot    eril    Intern.   1881,  12 — C. 

58;  A'.  I).  Perry.    On  [ndrain  the  Rig-Veda:  l'AOS.  Oct.  1880,  XIII— XV. 


Klatt,   Vorderindien.  19 

über  Indra  im  Rigveda  an.  Zwei  Essays  von  K.  M.  Banerji™) 
handeln  angeblieh  über  die  Bedeutung  von  Asura  im  Rigveda  und 
über  den  Ursprung  des  Agni-Cultus.  Die  Taittiriya  -  Samhitä fi0) 
nebst  Sayana's  Commentar  wurde  in  Madras  mit  Telinga-Buchstaben 
gedruckt.  Garbe C1)  publieirt  in  seiner  Abhandlung  über  die 
Pravargya  -  Ceremonie  den  Pravargya  -  Pracna  in  Text  und  Ueber- 
setzung  als  specimen  der  von  ihm  beabsichtigten  Ausgabe  der 
Apastamba  -  Crautasutras.  Hillelrandl62)  handelt  über  das  Darca- 
ptirnamäsa-  d.  h.  Neu-  und  Vollmondsopfer  auf  Grund  von  Kätyäyana's 
und  andern  Crautasütra.  Von  Wichtigkeit  für  die  Exegese  des 
Atharvaveda  ist  die  Auffindung  von  Sayana's  Commentar  zu  dem- 
selben, über  welche  zwei  Briefe  Shankar  P.  Pandit's  und  Max 
Müllers63)  an  die  Academy  den  ersten  Bericht  geben.  Ueber  den 
im  nächsten  Jahrgang  zu  erwähnenden  Index  verborum  Whitney's 
zum  Atharvaveda  handelt  eine  vorläufige  Notiz64). 

Die  alte  epische  Poesie  hat  auch  in  diesem  Jahre  nur  in 
HbÜzmann65)  einen  wissenschaftlichen  Bearbeiter  gefunden,  und 
zwar  sind  es  diesmal  die  Sagen  vom  heiligen  Agastya,  welche  er 
einer  Kritik  unterzieht  und  in  welchen  er  noch  ein  Korn  wirklicher 
Geschichte  zu  finden  glaubt,  Auch  Murr66  7)  hat,  wieder  aus- 
gewählte Stellen  des  Mahäbharata  übersetzt.  In  Bezug  auf  das 
Rämäyana  nennen  wir  zwei  Fortsetzungen  Calcuttaer  Ausgaben 68  9), 
eine  Ausgabe  von  Madras  in  Telinga-Schrift70),    den  Anfang  einer 


.59)  K.  M.  Banerji.  Two  Essays  as  Supplement  to  the  Arian  Witness. 
Calcutta,  Thacker   1880.     VII,   79   pp.     8.     Re.   1.    , [Trübner:  3s.] 

60)  Taittiriya  Sanhitä.  Part  I— VI.  Madras,  Adi  Kala  Nidhi  Press  1879. 
240   pp.     8.     4  a.  pro  Part.     (Sansk.  in  Telugu  char.). 

61)  Richard  Garbe.  Die  Pravargja-  Ceremonie  nach  den  Apastamba- 
Qrauta-Sütra  mit  einer  Einleitung  über  die  Bedeutung  derselben:  ZDMG.  XXXIV, 
319—70.  —  Vgl.  A.  Barth  Rev.  de   l'hist.  des  rel.  III,  77. 

62)  Alfred  Hillebrandt.  Das  altindisehe  Neu-  und  Vollmondsopfer  in 
seiner  einfachsten  Form.  Mit  Benutzung  handschriftlicher  Quellen  dargestellt. 
Jena,  Fischer  1879  (Umschlag:  1880).  XVII,  199  pp.  8.  M.  7.  —  Vgl. 
R.  Garbe  GGA.  1880,  784—9;  H.  Oldenberg  BLZ.  I,  159;  Ac.  XVII, 
327;  A.  Burneil  IAnt.  IX,  292. 

63)  Shankar  Pandarang  Pandit.  Discovery  of  Sayana's  Commentary  on 
the  Atharva  Veda :  Ac.  XVII,  423—4.  (Auch  IAnt.  IX,  199—202).  -  F.  Max 
Müller,  u.  gl.  T.  Ac.  XVII,  439.     (Auch  IAnt.  IX,  202—3). 

64)  PAOS.    May   1880,  II.  VI. 

65)  Adolf  Holtzmann.  Der  heilige  Agastya  nach  den  Erzählungen  des 
Mahäbharata:  ZDMG.    XXXIV,  589—96. 

66)  John  Muir.  Metrical  Versions  from  the  Mahäbharata:  IAnt.  IX,  29. 
52.  87.   141—2. 

67)  [John  Muir.]  Further  Metrical  Translations  with  Prose  Versions  from 
the  Mahäbharata.  s.  1.  e.  a,   (Edinburgh  1880).   18  pp.    8.    nebst  1  Blatt  Nachträge. 

68)  Välmiki-Eämäyanam.  Cantos  58  to  70  of  the  Bäla  Kanda.  Edited  by 
KAU  Mohun  Bhatt/tchärya.     Calcutta  1880.     56  pp.     8.     8  a. 

69)  Rämäyana,  Part  VIII  (Ayodhyä  Kanda).  Edited  by  Mahimä  Chandra 
Bhaüächärya.     Calcutta   1880.      128  pp.     8.     Re.   1. 

70)  Rämäyana,  edited  by  Sarasvati  Tiruvenkatdchdrya.  (Telugu  Cbar.) 
Madras   1878.     IV,  472   pp.     [Trübner:   18  s.]. 


2Q  Klaff,    Vorderindien. 

für  Unterrichtszwecke  bestimmten  Ausgabe  von  Peterson11)  und 
einen  Essay  von  Ctist"'-),  der  freilich  zu  den  weniger  gelungenen 
der  Sammlung  gebort.  Von  Puräna's  sind  erschienen  das  Bhägavata- 
Puräna73),  das  Adhyätma-  Rämäyana74- 5)  (Theil  des  Brahmända- 
Puräna),  das  Devibhägavata-Puräna  76),  Saptacati77)  aus  dem  Mär- 
kandeya-,  Brahmottarakhanda78)  aus  dem  Skanda  -  Puräna.  Die 
Ausgabe  des  Väyu  -  Purana 7y)  in  der  Bibliotheca  Indica  ist  bis 
Fase.  6  und  damit  zum  Scbluss  des  ersten  Bandes  gelangt.  Ueber 
die  auf  der  Insel  Bali  vorhandenen  Recensionen  des  Brahmända- 
Puräna  und  Uttarakända  bat  H.  N.  van  der  Timk*1*)  kurze  Nachricht 
gegeben.  Von  den  sogenannten  Mahäkävya  nennen  wir  Ausgaben  des 
Raghuvanca81-  -),  Kiratarjuniya83),  Naishadhiya  84),  von  andern  äbn- 
licben  Werken  eine  des  Campubhärata85).  An  die  im  vorigen  Jahre 
(p.  47  No.   7-r>)    besprochene    neue  Uebersetzung  der  Räjataranginl 


71)  The  Rämäyana with Notes,  for  the  Use  of  Schools.  Edited  by  P.  Peterson. 
Book  I.     Bombay,  Nirnaya  Sägar  Press   1879.     229   pp.     8.      14  a. 

72)  Robert  Needham  Cust.  The  Rämäyana :  a  Sanskrit  Epie:  Linguistic 
and  Oriental  Essays.      No.   III.      p.   5G— IOC.     1    Karte. 

73)  Shrimat  Bfaägawat,  or  the  Bhägawat  Purän  by  the  Reputed  Author 
Wyäs  with  a  Commentary  in  Sanskrit,  by  Shridhar;  in  two  vols.  Bombay. 
Ganpat  Krishnäji's  Press  1880.  842  leaves.  obl.  4.  Printed  with  moveable 
types.     Rs.   12.     [Trübner:  £  2.   10s.], 

74)  Adhyätma  Rämäyan.  Benares,  Bäränasi  Prasäd,  printer,  1878.  125 
pp.     8.     lith.     Rs.  4.  4  a. 

75)  Atha  Adhyätma  Rämäyanam.  Bombay,  Nirnaya  Sägar  Press  1880. 
422  pp.   8.  Printed  with  moveable  types.  Re.    1.  4a.   [Trübner:   7  s.   6d.].  Reprint. 

76j  Atha  Shri  Dewi  Bhägawata.  A  Purän  in  Glorification  of  the  Goddess 
Dewi,  with  a  Commentary.  Bombay,  Jagadishwar  Press  1880.  1522  pp.  obl.  4. 
Lith.    Reprint.     Rs.   9.    8a.     [Trübner:  £  2.   2s.]. 

77)  Atha  Saptasatf,  from  the  Märkandeya  Puräna.  Poona,  Writta  Prasärak 
Press   1880.      170  pp.     8.     Lith.  Reprint.      12a. 

78)  Atha  Brahmottar  Khand,  or  a  Purän  of  that  Name.  Bombay,  Bäpu 
Sadäshiw's  Press  1880.  72  leaves.  4.  Lith.  Reprint.  Re.  1.  4a.  [Trübner:  7s.  6d.]. 

79)  The  Väyu  Puräna:  a  System  of  Hindu  Mythology  and  Tradition.  Edited 
by  Räjendral&la  Mitra.  Vol.  I.  Calcutta,  Kälika  Press  1880.  VII,  540  pp. 
8.     (Bibliotheca  Indica.  N.  S.) 

80)  Notulen  v.  d.  Alg.  en  Best.-Vergad.  v.  h.  Bataviaasch  Genootsch. 
v.   Künsten  en  Wetensch.     XVII,   10G— 7   (vgl.   3.   44). 

81)  The  Raghuvamsa  of  Kälidäsa,  with  the  Commentary  of  Mallinätha, 
edited  with  Various  Readings  by  Kdshindth  Pdndurang  Pundi.  Bombay, 
Nirnaya  Sägar   Press    1880.     402   pp.     8.      Ks    2. 

82)  Raghubansa  of  Kälidäs.  Edited  with  the  Commentary  of  Mallinätha 
by  Jibdnanda   Bidydsägar.     Calcutta   1880.     700  pp.     8.     Ke.   1.  8a. 

83)  Kiratarjuniya.  A  Poem  by  Bhärabi.  2  Ed.  Calcutta,  printed  by 
Bhuban  Chandra  Basäk    1879.      152  pp.     8.     8a.  (the  last  half  of  the  poem). 

8 1 1  Naishadha-charita  Näräyani  Ti'kä  Sahita.  Pürvardha,  Benares,  Kasi 
Nath  Press   1880.     542   pp.     8.     Lith.  Es.  6.  6a. 

85)  Atha  Bharat  Champu.  By  Anant  Bhatta.  With  Comm.  by  Näräyan 
Bäji  Khändekar.  A  Work  in  l'rose  and  Verse,  im  the  War  between  Pändava 
and  the  Kaurava  Princes.  2  Ed.  Bombay,  Jagadishwar  Press  1880.  250  leaves 
obl.  4.     Lith.      Es,   4   ITrübner:    18s.l. 


Klatt,    Vorderindien.  21 

schliesst  sich  ein  Artikel  von  R.  C.  Duttie).  Weber*1)  berichtet 
im  Anschluss  an  seine  Ausgabe  der  Magavyakti  über  zwei  weitere 
der  Verherrlichung  der  Maga-Brahmanen  gewidmete  Texte,  nämlich 
die  Khalavaktracapetika  des  RVjavallabha  und  den  Sämvavijaya. 
Auf  dem  Gebiet  der  Fabeln  und  Märchen  erwähnen  wir  eine  Schul- 
ausgabe des  ersten  Buchs  des  Paucatantra  von  Kielhorn88),  eine 
ebenfalls  für  Unterrichtszwecke  bestimmte  Ausgabe89)  und  Ueber- 
setzung 90)  des  Hitopadeca.  Zwei  Fabeln  aus  dem  letzteren  werden 
von  Boltz91)  metrisch  übersetzt.  Eine  schöne  Uebersetzung  des 
Kathäsaritsägara  mit  werthvollen  Verweisungen  auf  die  Märchen- 
literatur anderer  Völker  ist  von  Taicney92)  in  der  Bibliotheca 
Indica  begonnen  und  rasch  zum  Scbluss  des  ersten  Bandes  (Ende 
von  Buch  9)  geführt  worden.  Zweien  Märchenstoffen  stellt  er  in 
besonderen  Mittheilungen 93)  die  Seitenstücke  aus  andern  Literatur- 
kreisen gegenüber.  Die  erste  Hälfte  der  Kadambari  istvonPeterson94) 
herausgegeben  worden.  Schliesslich  nennen  wir  ein  Paar  Zeitungs- 
artikel95- 6). 

Auf   dem  Gebiet    der   gnomischen    und  lyrischen  Poesie  ver- 
zeichnen wir  an  erster  Stelle  Fritze*  ''')  Uebertragung  ausgewählter 


86)  R.  C.  Dutt.  History  of  Kashmira :  A  Contribution  towards  Ancient 
Indian  History:  Calcutta  Review  LXXI,  1  —  25.  —  Vgl.  auch  M.  Benfey  MLA. 
XCVIII,  592. 

87)  A.  Weher.  Uober  zwei  Parteischriften  zu  Gunsten  der  Maga,  resp. 
Cäkadvipiya  Brähmana:  Monatsber.  d.  K.  Preuss.  Akad.  d.  Wiss.  1880, 
27—78. 

88)  Panehatantra  I .,  edited  with  Notes  by  F.  Kielhorn.  3  Ed.  revised. 
Bombay,  Education  Society's  Press   1879.     1G1   pp.      8.      14a. 

89)  Hitopadesa,  Salutary  Advice.  Edited  with  the  Commentary  of  Pur- 
nananda  by  Jagan  Mohana  TarkälanMr.  Calcutta,  B.  P.  Majumdär  1880. 
332   pp.     8.     Ee.   1. 

90)  Hitopadesa.  A  New  Literal  Translation  t'rom  the  Sanskrit  Text  of 
Prof.  F.  Johnson,  for  the  use  of  Students.  By  Frederick  Fincott.  London 
1880.     8.     6  s. 

91)  Aug.  Boltz.  Aus  der  Fabelsammlung  „Hitopadeca":  MLA.  XCVII,  67 — 8. 

92)  The  Kathä  Sarit  Sägara  or  Ocean  of  the  Streams  of  Story  translated 
from  the  Original  Sanskrit  by  C.  H.  Tawney.  Vol.  I.  Calcutta,  Baptist  Mission 
Press  1880.  X,  578  pp.  8.  (Bibliotheca  Indica  N.  S.  No.  436.  438.  439. 
442.  444.  450). 

93)  Charles  H.    Tawney.     Folklore  Parallels:  JAnt.    IX,  51  —  2.    290. 

94)  Bäna's  Eädambari.  Edited  by  Peter  Pcterson.  Part  I.  Bombay, 
Government  Central  Book  Depot  1879.  237  pp.  8.  Re.  1.  10  a.  [Trübner: 
7   s.    6   d.]. 

95)  M.  Benfey.  Indische  Märchen:  Lit.  Beil.  der  Karlsruher  Zeitung  1880, 
No.   7—11. 

96)  Indische  Mährchen:   Wiener  Abendpost  1880,  Beil.  No.  205. 

97)  Indische  Sprüche.  Aus  dem  Sanskrit  metrisch  übersetzt  von  Ludw. 
Fritze.  Leipzig  1880.  84  pp.  8.  60  Pf.  (Universal -Bibliothek.  Leipzig, 
Keclam.  No.   1408.) 


22  Klatt,    Vorderindien. 

Sprüche,  ausserdem  einige  indische  Ausgaben  von  Cänakya's98- 102), 
Bhartrihari's103),  Amaru's  104)  Sprüchen  und  des  Gitagovinda105). 

Zur  dramatischen  Poesie  nennen  wir  vor  allem  einen  be- 
merkenswerthen  Aufsatz  von  Bollensen 106),  welcher  in  der  mit  so 
grosser  Erbitterung  discutirten  Streitfrage  über  die  Echtheit  der 
Devanagari-  oder  bengalischen  Recension  der  Qakuntalä  einen  Ausweg 
dahin  vorschlägt,  dass  beide  von  dem  Dichter  selbst  herrühren, 
indem  die  bengalische  das  Lesedrama,  die  Devanagari  -  Recension 
das  bühnengerechte  Spieldrama  sei.  Den  ersten  Akt  dieses 
Dramas  hat  de  Vasconcellos-Abreu101)  in  einer  Luxusausgabe, 
Jivänanda 108)  das  ganze  Drama  edirt ,  Puljataw%i)  dasselbe 
ins  Russische  übersetzt.  Die  Kopenhagener  Universität  stellt 
für  das  Jahr  1881 — 2  eine  Preisfrage  über  die  dem  Kälidäsa  zu- 
zutheilenden  Werke 109).  Von  Bhavabhüti's  Uttararämacarita  ver- 
öffentlicht  Neve110)    eine    schon    vor    geraumer    Zeit    vorbereitete 


98)  Wriddha  CMnäkhya;  or  a  Collection  of  Sanskrit  Verses,  attributed  to 
Old  CMnäkhya,  with  a  Maräthi  Translation.  Poona,  Writta  Prasärak  Press  1879. 
84  pp.     4.     8a.     Lith.  Reprint. 

99)  Wriddha  Chäuäkhya  .  .  .  with  a  Maräthi  Transl.  Poona,  Jagaddhi- 
techchhu  Press   1880.     72   pp.     4.     6a.     Lith. 

100)  Wriddha  Chänakhya  .  .  .  with  a  Maräthi  Transl.  Poona,  Wedänt 
Prakäsh  Press   1880.     66   pp.      4.     8a.     Lith. 

101)  Chänäkya  Niti  Darpan  Bhäshä  Tikä  Sahit.  The  Mirror  of  Policy  of 
Chänäkya  with  Hindi  Comm.  2  Ed.  Benares,  Gopi  Näth  Päthak,  Printer  1879. 
77   pp.     8.      6a.    Lith. 

102)  Chänäkya  Muni  Krita  Nitisära.  (Sanskrit  and  Hindi.)  Allahabad  1880. 
32  pp.     8.     2  a.   6  p.     Lith. 

103)  Bhartrihari,  Niti,  Sringär  aur  Vairägya  Satak  Bhäshä  Tikä  Sahit. 
With  a  Hindi  Transl.  by  Durga  Datt.  2  Ed.  Benares,  Gopinäth  Päthak, 
Printer   1878.      106   pp.     8.      10a.     Lith. 

104)  Amarukam.  (Sanscrit  in  Grandha  char.)  2  ed.  Madras,  Adi  Saras- 
vati  Nilayam  Press   1879.     77    pp.     8.     5a. 

105)  Jayadeva,  Gita  Govindam.  (Sanscrit  in  Telugu).  Madras,  Sri  Saras- 
vati  Nilayam  Press   1878.     34  pp.     8.     la. 

106)  Friedr.  Bollensen.  Die  Recensionen  der  Sakuntala:  Gott.  Nachr. 
1880,  365—7. 

107)  G.  de  Yaxcoiieellos-Abreu.  O  reconhecimento  de  Chakuntalä.  Im- 
pressäo  em  caracteres  devauägricos  e  traduccäo  litteral  do  acto  I  do  celebre 
drama  de  Kälidäsa,  segunda  a  reconsäo  bengali.  Edicäo  do  luxo,  specimen  da 
linprensa  Nacional,  Lisboa.     Nicht  im  Handel. 

108)  Sakuntala  by  Kälidäs.  Edited  with  Notes  by  Jibänanda  Bidyäsär/ar. 
Calcutta   1880.     262   pp.      8.     Re.    1   [Triibner:   5  s.]. 

108a)  IIpnjioHceme  kt,  PyccnoMy  BicrnHKy.  —  Ca,KynTa.ia.  IIiuiitCKa« 
J,paMa  IiajiHjiacH.  Ilepeuo^'t  et  CancKpiiTCKaro  AjieKciH  IJyTjrra.  MocKua, 
Yiihb.  thii.  1879.     148  pp.     8. 

109)  RC.  N.  S.  Xll,  520. 

11")  Lo  denouement  «le  1'bistoire  dv.  Rama,  Outtara -Rama-Charita,  drame 
do  Bhavabhouti  traduit  du  sanscrit  avec  uno  introduetion  sur  la  vie  et  les 
oeuvres  de  ce  poete  par  IViix  Neve.  Brux.,  Muquardt;  Par.,  Loroux;  Louvain, 
typogr.  de  Ch.  Peeters  1H80.  VIII,  371  pp.  8.  fr.  7.50.  —  Vgl.  Ac.  XVIII, 
K»;   /;.   Senart  JA.  VII   Scr.,  XVTI,  562—4. 


Klatt,    Vorderindien.  23 

Uebersetzung  mit  einer  reichhaltigen,  doch  etwas  weitschweifigen 
Einleitung.  Sourindro  Mohun  Tagore111)  übersetzt  das  von  dem 
angeblichen  Stammvater  seiner  Familie  verfasste  Drama.  Der 
Dhanamjayavijaya  liegt  nun  auch  in  einer  südindischen  Ausgabe 
vor112). 

Die  grammatische  Literatur  ist  durch  mehrere  vortreffliche 
Arbeiten  bereichert  worden.  Von  Kzelkorn's113)  kritischer  Ausgabe 
des  Mahabhäshya  ist  der  erste,  adhy.  1  und  2  enthaltende  Band 
nunmehr  beendet.  Eggeling' a  1U)  Ausgabe  des  Ganaratnamahodadhi 
hat  ebenfalls  zu  erscheinen  begonnen.  Zachariae115)  macht  inter- 
essante Mittheilungen  aus  einer  von  einem  Jaina  verfassten  Sanskrit- 
Grammatik  ,  welche  zu  den  ältesten  Bearbeitungen  des  Pänini  ge- 
hört. In  einer  Anzeige  von  Bälacästrin's  Ausgabe  der  Kacikä  ver- 
sucht Maos  Müller110)  nach  Angaben  des  chinesischen  Pilgers 
I-tsing  das  Todesjahr  des  Verfassers  der  Kacikä  auf  c.  660  n.  Chr. 
zu  fixiren.  Goonetilleke111)  berichtet,  dass  er  in  Ceylon  drei  Hand- 
schriften eines  bälävabodhana  zu  der  Grammatik  des  Candra,  welches 
er  herausgeben  wird,  aufgefunden  hat.  Von  indischen  Drucken 
erwähnen  wir  zuvörderst  das  erste  Heft  einer  Ausgabe  des  Nir- 
ukta118)  in  der  Bibliotheca  Indica  und  eine  Bombayer  Publi- 
cation119),    welche  die  Siddhäntakaumudi  mit  einem  Maräthi-Com- 


111)  Veni-Sanhära  Nätaka,  or  the  Binding  of  the  Braid,  a  Sanskrit  Drama, 
by  Bhatta-Näräyana.  Doue  into  English  by  Sourindro  Mohun  'lagore.  Cal- 
cutta,  I.  C.  Böse   1880.     72   pp.     8.      1   Tat". 

112)  Dhananjaya  Vijaya  Vyäyoga,  a  Sanskrit  Drama  by  Känchana  Kavi, 
edited  by  M.  G.  Sriniram  Joytsa.  Mysoro,  Vanivilasa  Press  1880.  26  pp. 
8.     la.  6p. 

113)  Tbe  Department  of  Public  Instruction,  Bombay.  —  The  Vyäkarana- 
mahäbhäshya  of  Patanjali.  Edited  by  F.  Kielhorn.  Vol  I.  Bombay,  Govern- 
ment Central  Book  Depot  1880.  10,  548  pp.  8.  Rs.  6.  —  Vgl.  A.  Weber 
JLZ.  V,  157;  VI,  99. 

114)  Vardhamäna's  Ganaratnamahodadhi.  With  the  Author's  Commontary 
Edited,  with  Critical  Notes  and  Indices,  for  the  Sanskrit  Text  Society.  By 
Jtdius  Eggeling.  Part  I  (Adhyäya  I— III,  197).  London,  Trübner  1879. 
XII,  240  pp.  8.  6  s.  (Auetores  Sanscritici.  Vol.  IV).  —  Vgl.  Th.  Zachariae 
GGA.  1880,  917. 

115)  Th.  Zachariae.  Das  Jainendravyäkaranam:  eine  Sanskritgrammatik 
der  Jainas:    BKIS.  V,  296—311. 

116)  Max  Müller.  The  Käsikä:  Ac.  XVIII,  223—4.  242—3.  (Auch 
IAnt.  IX,   305—8). 

117)  W.  Goonetillel-e.  The  Grammar  of  K'andra:  Ac.  XVII,  69  —  70. 
88.     (Auch  IAnt.  IX,  80—4).  b 

118)  The  Nirukta.  With  Commentaries.  Edited  y  Pandit  Satyavrata 
Sdmasrami.  Vol.  I.  Fase.  I.  1880.  IV,  92  pp.  8.  (Bibliotheca  Indica. 
N.  S.  No.  449). 

119)  Kaumudi-Mahotsäha,  by  Räniachandra  Bhikäji  Gunjikar  and 
Käsinäth  Pändurang  Parab.  A  Grammatical  Work  comprising  the  Siddhänta- 
Kaumudi,  Pänini's  Sütrapätha,  Ganapätha,  Dhätupätha,  Lingänusasana,  Sikshä. 
the  Unädisutras,  Phitsütras,  the  Värttikapätha,  etc.  (Sanskrit  and  Maräthi). 
Parts  i— VI.  Bombay,  Nirnaya  Sägar  Press  1877  —  79.  8.  [Trübner:  £  1.  lös.]. 
To  be  completed  iu  about  10  parts.  —  Vgl.   Eggeling  IAnt.  IX,  318. 


24  Klatt,    Vorderindien. 

mentar  und  andere  grammatische  Werke  enthält,  sämmtlich  zwar 
schon  gedruckt,  dennoch  nach  Eggeling's  Urtheil  in  einer  namentlich 
für  einheimische  Gelehrte  nützlichen  Zusammenstellung.  Ausserdem 
sind  in  Benares  u.  s.  w.  mehrere  grammatische  Werke  12"~125)  von 
neuem  erschienen.  In  Bezug  auf  die  Lexikographie  vermögen  wir 
nur  Tdrdndtha's126)  Väcaspatya,  welches  bis  zum  Worte  dikshä 
vorgerückt  ist,  namhaft  zu  machen.  Vom  Amarakosa  sind  wieder, 
wie  alljährlich,  mehrere  indische  Ausgaben  erschienen,  wegen  deren 
wir  auf  die  indischen  Kataloge  verweisen. 

Aus  Bharata's  Nätyacästra  hat  Regnaud121  128)  das  17.  und 
später  die  zweite  Hälfte  des  15.  nebst  dem  16.  Capitel,  welche 
letzteren  beiden  eine  besondere  Abhandlung  über  die  dramatische 
Prosodie  bilden,  sorgfältig,  aber  auf  ungenügendes  Material  gestützt, 
herausgegeben.  Cappeller129)  hat  im  Anschluss  an  seine  Ausgabe 
von  Vämana's  Kävjälamkäravritti  das  letzte  Capitel  dieses  Werkes 
übersetzt.  Abweichend  von  seiner  früheren  vertritt  er  jetzt  die 
Meinung,  dass  dieser  Vämana  von  dem  Commentator  des  Pänini 
verschieden  sei,  während  Zachariae  in  seiner  Recension  von  Cap- 
peller's  Schrift  an  der  Identität  der  beiden  festhält.  In  Benares 
ist  eine  neue  Ausgabe  des  Kuvalayananda13")  erschienen.  Ausserdem 
gehören    theils  hierher,   theils    zur  Musik    zwei  Publicationen    des 


120)  Bhattoji  Dikshita,  Vaiyäkarana  Siddhänta  Kaumudi  Pürvärdha.  Be- 
nares,  Gopi  Näth  Päthak,  Printer.   1870.     282    pp.     8.     Re.    1.     8a.     Lith. 

121)  Bhairavi  Sabdendu-Sekharasya  Tfkä.  Benarcs,  Hari  Shankar,  Printer, 
1879.     516   pp.     8.     Rs.  3.     Lith. 

122)  Varadaräj,  Laghu  Kaumudi.  2  ed.  Benares,  Chhanmi  Läl,  Printer, 
1879.     248  pp.     8.      12a.     Printed. 

123)  Varadaräj.  Laghu  Kaumudi.  (Sanskrit  and  Hindi).  Part  IL  2  ed. 
Benares,  Chhannu   Läl,   Printer,   1879       122   pp.      8.     Re.   1.     Printed. 

124)  Kshudra  Ghantikä.  A  Little  Bell.  By  Rajendra  Yogi.  Benares, 
Dhundhiräj  Shästri,  Printer,  1879.  129  pp.  8.  Re.  1.  Lith.  [„The  Kshudra 
Ghantikä  is  a  preface  to  the  Mani  Ratna  Prahlia  (also  contained  in  this  book), 
which   is  aCommentary  on  a  part  of  the  Grammar  of  Patanjali."] 

125)  Sabdamanjari  (Tel.   char.)   Madras  1880.    13G   pp.     [Trübner:   2  s.   6d.]. 

126)  Vachaspatya  a  Oomprehensive  Sanskrit  Dictionary  in  Twenty  Parts.  — 
Part  XV.  Compiled  by  Taranatha  Tarkavachaspati.  Caleutta,  Karasvati 
Press   1880.     pp.   3355—3602.     4.     Rs.    6   [Trübner:    18s.]. 

127)  Le  dix-scptieme  chapitro  du  Bhäratiya-Nätya-Cästra  intit.ule  Väg- 
abhinaya  par  Paul  Regnaud:  Annales  du  Musee  Guimet  I,  85  —  99.  (Auch  sep. 
Paris,  Leroux  1880.  19  pp.  4.  fr.  3).  —  Vgl.  Windisch  LG  188<>,  1545; 
Ac.  XVIII,  67;  Ath.  1880  II,  111;  A.  Barth  HC.  N.  S.  XI,  301—9,  vgl.  ebd. 
349  (zugleich  Rec.  d.  folg.). 

128)  La  nirtiique  de  Bliarata,  texte  sanscrit  de  deux  chapitres  du  Nätya- 
Cäatra,  publie  pour  la  premiere  fois  et  suivi  d'une  Interpretation  francaise  par 
Paul  Regnaud:  Aiiiiulcs  du  Mus^e  Guimet  II,  65-130.  (Auch  sep.  Paris, 
Leroux    18KO.    70   pp.    4  |  —  Vgl.  B.  J'isr/ieldGA.  1881,   319;  LC.   1881,  458. 

129)  Vämana's  StUregeln  bearbeitet  von  C.  Cappeller.  Strassb.,  Trübner; 
Lond.,  Trübner  1880.  XII,  :;k  pp,  s.  m.  1.50.  —  Vgl.  Th.  Zachariae 
«;<;.\     1880,    HUI   -21;  LC.    1881,   1760. 

130)  Apyadikshita,  Kuvalayanand  Chandrikä  Saint  Benares,  Baranasi 
Prasid,   Printer,   l  S7*.>.     L06  pp,     8.     Re.   1.  12a.     Lith. 


Klatt,   Vorderindien.  25 

S.  M.  Tagore  131132)  i\]-,eY  <jje  §  rasa  (Stimmungen)  in  der  indischen 
Musik  und  Dramatik.  In  der  einen  giebt  er  als  Beispiel  für  jeden 
der*  8  rasa  eine  Scene  aus  der  classischen  Sanskritliteratur,  dazu 
eine  Melodie  in  indischer  und  europäischer  Notenschrift  und  eine 
bildliche  Darstellung ,  zum  Zweck ,  lebende  Bilder  darzustellen ;  in 
der  andern  sind  die  dramatischen  Stücke  in  bengalischer  Sprache. 
Die  übrige  Literatur  über  Musik  wird  weiter  unten  zur  Sprache 
kommen. 

Ueber  die  Philosophie  der  Upanishads,  von  welchen  mehrere 
indische  Ausgaben133"  137)  erschienen  sind,  veröffentlicht  Gough13S) 
zwei  weitere  Artikel.  M.  M.  Kunte13**)  publicirt  einen  neuen 
Band  seiner  Shaddarcanacintanikä.  Eine  Uebersetzung  des  Sar- 
vadarcanasamgraha  durch  Coioell  und  Gotiyh,  wahrscheinlich  ein 
Separatabdruck  aus  dem  Pandit,  wird  in  Trübner's  Oriental 
Series  erscheinen,  ebenda  auch  eine  zweite  Ausgabe  von  Bal- 
lantyne's  Aphorisms  of  the  Sänkhya  Philosophy  (s.  TR.  N.  S. 
III,  23).  Das  Patanjaladarcana  hat  Jivänanda  l40)  von  neuem  edirt; 
in  der  Bibliotheca  Indica  ist  das  Mimansädarcana 141)  fortgesetzt 
und  die  Bhämati142)  beendet  worden.      Cowett's1*3)  schon  in  dem 


131)  Sourindro  Molmn  Tagore.  The  Eight  Principal  Rasas  of  the  Hindus, 
with  Mürtti  and  Vrindaka,  or  Tableaux  and  Dramatic  Pieces,  illustrating  their 
Charaeter.     Calcutta,  Stanhope  Press   1880.     III,    162  pp.     4.      0  Bilder. 

132)  Caurindramöhana  Thahura.  Räsävishkära-  vrindaka  (in  bengal. 
Sprache  u.  Schrift).     Calcutta,  Stanhope  Press,  sana   1287   (1880).     30  pp.      8. 

133)  Isopanishad  Vimalanäma  Bhäshyam.  The  Pure  Couamentary  ou  the 
Upanishad  of  l'sa  by  Babu  Tara  Charan  Tarkaratna.  Benares,  Arya  Press 
1880.     30  pp.     8.     8a. 

134)  Bajsaneyopanishad.  Edited  by  Qangüdhara  Kahiratna.  Saidäbäd, 
Pramad  Bhanjan  Press.  1880.      11   pp.     8. 

135)  Rämatäpaniyopanishad  Rämopanishach  cha.  Edited  by  Vtndhyesvari 
Frasad  Dube.     2  Ed.     Benares,  Chhannu  Lal,  Printer,   1879.     66  pp.    8.    8a. 

136)  Atha  Kaivalyopanishad.  Bombay,  Jagadishwar  Press  1880.  8  pp.  8. 
la.     Lith.  Reprint. 

137)  Kaibalyopanishad.  Edited  by  Gangädliara  Kahiratna.  Saidäbäd, 
Praraäd  Bhanjan  Press   1880.      8  pp.     8. 

138)  A.  E.  Gough.  The  Philosophy  of  the  Upanishads.  Parts  IV  and  V: 
Calc.  Rev.  Vol.  LXX,  424—444.   637—666. 

1391  The  Shaddarshana  Chintanikä;  or  Studies  in  Indian  Philosophy.  Edited 
by  MaMdew  Moreshwar  Kunte.  Vol.  III,  No.  9  —  12.  Vol.  IV,  No.  1-12. 
Poona,  Dnyän  Prakäsh  Press;  später  Bombay,  Nirnaya  Sägar  Press  1880.  8. 
Die  No.  40  pp.     8a. 

140)  Pätanjala  Darsan.  The  Pätanjala  Philosophy,  with  the  Commentary 
of  Bhojadeva.  Edited  by  Jibänanda  Bidyäsägar.  Calcutta  1880.  98  pp.  8. 
Re.   1   [Trübner:   4  s.   6d.]. 

141)  The  Mimäfisä  Darsana  .  .  .  Fac.  XV.  Calcutta  1880.  pp.  481 — 576. 
(Bibliotheca  Indica.     N.  S.  No.  435). 

142)  Bhämati,  a  Gloss  on  Sankara  Achärya's  Commentary  on  the  Brahma 
Sütras,  by  Vächaspati  Misra.  Edited  by  Pandit  Bäla  Sä.stri.  Benares,  Be- 
nares  Printing  Press  1880.  766,  2  pp.  8.  (Bibliotheca  Indica.  N.  S.  No.  328, 
336,   343,   364,   384,   405,  427   and   433). 

143)  E.  B.  Cowell.  The  Hastämalaka:  IAnt.  IX,  25  —  7.  „From  the 
Journal  of  Philology,  Vol.  VI.     (1876)  pp.   161—169." 


26  Klaff,    Vorderindien. 

Jahresber.  1876 — 7  I  p.  102  No.  143  erwähntes  Hastämalaka,  ein 
Gedicht  von  14  Versen,  welches  ein  Resume  der  Vedanta-Philosophie 
enthält,  ist  von  neuem  gedruckt  worden.  Ein  Hindu144)  hat  in 
englischer  Sprache  gehaltene  Vorträge  über  die  Yoga-  und  Vedanta- 
Philosophie  herausgegeben.  Ein  grösseres  Werk  hoffen  wir  bald 
aus  P.  Deiisseris  Feder  zu  erhalten.  Des  Weiteren  nennen  wir 
zur  Vedanta-Philosophie  die  Ausgabe  zweier  hochangesehener  Texte, 
Yogaväsishtha145)  und  Paiicadaci 146).  Bei  der  Bhagavadgitä  müssen 
wir  uns  darauf  beschränken,  von  den  zahlreichen  indischen  Drucken, 
welche  das  der  philosophischen  Speculation  in  Indien  entgegen- 
gebrachte hohe  Interesse  bekunden,  nur  zwei  Bombayer147  8),  die 
auch  von  Trübner  zu  beziehen  sind,  und  einen  von  Ratnagiri149) 
namhaft  zu  machen.  Eine  neue  Uebersetzung  dieses  philosophischen 
Gedichts  durch  John  Davies  ist  in  Vorbereitung  (s.  TR.  N.  S. 
III,  23).  Zur  Nyäya  -  Philosophie  gehört  eine  Ausgabe  von  An- 
nambhattas Tarkasamgraha  mit  5  Commentaren  150).  von  welchen 
der  eine  auch  besonders  erschienen  ist151). 

Auf  dem  Gebiet  der  Grihyasütra  und  Dharmacästra  ist  ausser 
den  beiden  Schlussheften  des  Gobhüiya  Grihyasütra152)  vor  allen 
Jolly's153)    in    den    Sacred  Books    of  the  East  erschienene  Ueber- 


144)  Sabhdpati  Svdmi.  A  Treatise  on  Vedantic  Räj  Yoga  Philosophy. 
Edited  by  Siris  Chandra  Basu.  Lahore,  Civil  and  Mil.  Gaz.  Press  1880. 
46  pp.     8.     8a. 

145)  Atha  Yogaväsishtha,  with  a  Commentary.  (Incalculating  the  Various 
Doctrines  of  Vedäntism).  Bombay,  Ganpat  Krishnäji's  Press  1880.  2372  pp. 
obl.  fol.     Rs.   25  [Trübner:  £  6.  6s,]  Printed.  Reprint. 

146)  Atha  Shri  Satfk  Panchadashi,  or  a  Book  on  Vedänta  Philosophy, 
cous.  of  15  Chapt.,  with  a  Comm.  Bombay,  Dnyän  Darpan  Press  1879.  136 
leaves  obl.   Rs.  2.   8a.     Lith.  Reprint. 

147)  Atha  Satfkä  Shrfmad  Bhagava'd  Gitä .  with  the  Comm.  of  Shridhar. 
Bombay,  Bäpu  Sadäshiv's  Press  1880.  110  leaves  obl.  4.  Ee  1  4a.  [Trübner: 
7  s.  6d.]  Lith. 

148)  Atha  Shankaränandkrit  Ti'kä  Sahitä  Shrimad  Bhagavad  Gitä.  Bombay, 
Nirnaya  Sägar  Press  1880.  300  leaves  obl.  fol.  Rs.  6  [Trübner:    l   1.5s.].  Printed. 

149)  Atha  Shrimad  Bhagavad  Gitä,  with  a  Comm.  entitled  Bhäshyotkar- 
shadipikä  by  Dhanapatikumär.  Ratnagiri,  Jaganmitra  Press  1880.  286  leaves 
obl.   Rs.   4.      Printed.  Reprint. 

150)  Tarka  Sästra  Sangraha,  Nyäya  Bodhini,  Annam-Bhatti'ya  Di'pikä,  Nila- 
kantha  Prakäsikä,  Pättulu  Rämiab  Tippanam,  and  Bhäshä  Parichheda  Karikävali. 
(Telugu   char.)    Madras,  Kavirangini  Press   1879.    168   pp.    8.   8a.   [Trübner:   5s.]. 

L51)  Atha  Tarka  Sangraha  Di'pikä-,  or  an  Abstract  Commentary  on  the 
Tarka  Sangraha,  by  Anantbhatta.  Bombay,  Jagadishwar  Press  1880.  24  leaves 
Obl.    1.      4a.    [Trübner:   2  s.   6  d.].      Lith. 

152)  The  Gobhüiya  Grihya  Sütra,  with  a  Commentary  by  the  Elditor.  Edited 
by  Chandrdk&nta  Tarkdlankdra.  Calcutta,  Baptist  Mission  Press  1880. 
1087,  44,  13,  19,  12  pp.  8.  (Bibliotheca  Indica.  N.  S.  No.  229,  241,  246, 
277,  300,  346,  383,  415,  4 16,  423,  425,  448.) 

153)  The  Institutes  of  Vishnu,  translated  by  Julius  Jolly.  Oxford,  Cla- 
rendon Press  1880.  XXXVII,  316  pp.  8.  10s.  6d.  (The  Sacred  Books  of 
the  East.  Y<>l  VII.)  —  VgL  dazu:  Aryan  Oddities:  Saturday  Review  LI, 
518—9.  —  Vgl.  ferner  A.  IL  Saycc  Ae.  XVIII,  83;  A.  Barth  Rev.  de  l'liist. 
des  rel.  III,  78. 


Klatt,   Vorderindien.  27 

setzung  der  Vishnusmnti,  deren  Text  in  der  Bibliotheca  Indica 
demnächst  folgen  wird,  zu  nennen.  Der  Uebersetzung  geht  eine 
reichhaltige  literarhistorische  Einleitung  voran,  welche  die  Stellung 
der  Vishnusmriti  zur  vedischen  Schule  der  Kathas  und  den  alten 
Gesetzbüchern  beleuchtet.  Chronologische  Fragen  sind  leider  noch 
immer  so  schwer  zu  entscheiden ,  dass  Jolly  die  Entstehungszeit 
des  Werkes  nicht  näher,  als  zwischen  dem  3.  und  11.  Jahrh.  n.  Chr. 
liegend  bestimmen  kann.  Zum  Manavadharmacästra  nennen  wir 
den  Anfang  einer  indischen  Ausgabe154),  eine  kleine  bengalische 
Abhandlung155)  über  das  Verhältniss  Kullüka's  zu  Manu  und  eine 
dilettantenhafte  Auseinandersetzung  eines  Lyoner  Advocaten 156) 
über  das  Alter  des  Gesetzbuches.  Schliesslich  erwähnen  wir  mehrere 
andere  auf  Recht  und  Religion  bezügliche  Werke157-165),  die  wohl  alle 


154)  Manu-Sanhitä.  Edited  with  a  Commentary  of  his  own  by  Gamgädhar 
Kabirafrna  Kabiröj.  Vol.  I.  Part  I — V.  Saidäbäd,  Pramäd  Bhanjan  Press  1880. 
1.     Pro  Part  40  pp.,  Re.  1. 

155)  Kallas  Chandra  Ghosi.  Manusanhita  o  Kullüka  Bhatta.  Calcutta, 
Räya  Press  1880.     36  pp.     8.     4a.  —  Vgl.  .4.    Weber  DLZ.  I,  113. 

156)  Caillemer.  Dates  des  lois  de  Manou:  Congres  prov.  des  orient. 
Compte  rendu  de  la  III.  sess.   Lyon  1878.     I,  '212—7.  II,   29—32.     Lyon  1880. 

157)  Atha  Mitaksharä  Sahit  Yädnyavalkya  Smriti.  Bombay,  Bäpu  Sadäshiw's 
Press   1880.     316  leaves.  obl.  4.     Rs.  5   [Trübner:  £  1.   1  s.].     Lith.  Reprint. 

158)  The  Vyavahära  Mayükha,  in  Original,  with  an  English  Translation, 
with  Referenees  to  the  Mitaksharä,  the  Viramitrodaya,  the  Vyavahära-Mädhava, 
Kamaläkara,  and  Ji'mütavähana's  Däyabhäga;  also  the  Yäjfiavalkya  Smriti,  Com- 
plete  in  Original,  with  an  English  Translation  and  Notes.  'With  an  Introduction 
on  the  Sources  of,  and  Appendices  containing  Notes  on,  Various  Topics  of  Hindu 
Law.  By  Räv  Säheb  Vishvandth  Näräyan  Mandlik.  Bombay,  Education 
Society's  Press  1880.  817  pp.  8.  Rs.  20.  —  Vgl.  Ac.  XLX,  103;  Harold  Litt- 
ledale Ac.  XX,  406;  Käshinäth    IHmbqk   Telang  IAnt.  XI,  50  —  6. 

159)  Atha  Pratishthä  Mayükha;  or  a  Work  on  the  Consecration  of  Monu- 
ments. By  Nilkanth  Bhatta.  Bombay  Bäpu  Sadäshiv's  Press  1880.  25  leaves. 
obl.   4.     6a.  [Trübner:  3s.   6  d.]  Lith.  Reprint. 

160)  DattakaDi'dhiti.  Edited  by  Upeiidra  Ndth  BidyaMnod.  Bhowanipore 
1880.  36  pp.  8.  3a.  [An  old  treatise  on  the  Hindu  law  of  adoption  by 
Auanta  Bhatta.] 

161)  Atha  Diväkarbhatta  krit  Dana  Chandrika;  or  a  Treatise  on  Alms- 
Giving  by  Diväkarbhatta.  Bombay.  Bäpu  Sadäshiv's  Press  1880.  56  leaves 
obl.  4.      10a.     [Trübner:   6s.]  Lith.  Reprint. 

162)  Nirnaya  Sindhao,  by  K.  Batta  Chari.  Madras  1879.  550  pp.  8. 
Rs.  3.     [Treats  of  matters  pertaining  to  Ecclesiastical  law.] 

163)  Atha  Dharma  Sindhu;  or  the  Ocean  of  Religious  Duties.  By  Kä- 
shinäth Päddhe.  Bombay,  Dnyän  Darpan  Press  1880.  285  leaves.  obl.  4. 
Rs.   2.   8a.      [Trübner:  £  1.  4  s.]     Lith.  Reprint. 

164)  Atha  Näräyan  Bhatta  krit  Prayoga  Ratna;  or  a  Collection  of  Religious 
Ceremonies  by  Näräyan  Bhatta.  Bombay,  Bäpu  Sadäshiv's  Press  1880.  obl.  4. 
Re.    1.   8a.     [Trübner:   10s.  6  d.]     Lith.  Reprint. 

165)  Sräddha  Bibek  Sangraha.  A  Treatise  on  Sräddhas.  Published  by 
MatJmrdndth  Tarkaratna.  Calcutta  1880.  299  pp.  8.  Rs.  2.  8a.  [A  well- 
known  Sanskrit  work  on  Sräddhas  by  Sulapäni.  The  present  publieation 
consists  of  Sulapäni's  text  and  the  commentary  of  Srikrishna  Tarkälankär.  The 
number  of  Sräddhas  described  is  31.1 


28  Klatt,    Vorderindien. 

schon  in  früheren  Ausgaben  vorliegen.  In  Haas'  Catalogue  stehen 
sie  sämmtlich  mit  Ausnahme  von  Dattakadidhiti  und  (,'raddhaviveka- 
samgraha.  Das  Werthvollste  darunter  scheint  V.  N.  Mandlitfs 
Werk  zu  sein,  welches  Text  und  Uebersetzung  des  Vyavaharamayükha 
und  der  Yfijnavalkvasmriti,  Analysen  von  achtzehn  andern  Smritis  etc. 
enthält.  Einen  Abschnitt  der  Qukraniti  (Buch  4,  Cap.  7)  und  Aus- 
züge aus  der  Nitiprakacika  veröffentlicht  Oppert16e).  Auch  die 
von  ihm  versprochene  vollständige  Ausgabe  der  Qukraniti  wird  mit 
Dank  aufzunehmen  sein,  wenn  auch  die  auf  diesen  Text  gegründete 
Ansicht,  dass  die  Inder  das  Schiesspulver  selbständig  erfunden 
hätten,  schwerlich  Anklang  finden  wird. 

Zur  indischen  Medicin  hat  das  Berichtjahr  von  europäischer 
Seite  nur  die  eine,  aber  bedeutende  Arbeit  August  MuUer's161) 
aufzuweisen,  welcher  aus  arabischen  Quellen  nachweist,  dass  Sucruta 
und  die  andern  medicinischen  Autoritäten  doch  nicht  so  ganz  mo- 
dernen Ursprungs  seien,  wie  Haas  annahm.  In  Indien  ist  eine 
ziemlich  ausführliche  Geschichte  der  Medicin168)  in  englischer 
Sprache  erschienen,  über  welche  die  näheren  Angaben  bis  jetzt 
noch  fehlen,  und  die  Ausgabe  des  Caraka  169)  fortgesetzt  worden. 
Von  Anna  Moreshvar  Kante110),  welcher  die  wichtigsten  medicini- 
schen Texte  herauszugeben  unternommen  hat,  erhalten  wir  Vagbhata's 
Ashtarigahridaya  in  einer  schönen ,  auf  mehrere  Handschriften 
basirten,  mit  einer  literarhistorischen  Einleitung  in  englischer  und 
Maräthi  -  Sprache  und  einem  Averthvollen  Wortregister  versehenen 
Ausgabe.     Ein  südindischer  Druck171)  scheint  dasselbe  Werk  zu  ent- 


166)  Gustav  Oppert.  On  the  Weapons,  Army  Organisation,  and  Political 
Maxims  of  the  Ancient  Hindus,  with  Special  Reference  to  Gunpowder  and  Fire- 
arms:  Madras  Journal  of  Liter,  and  Science  for  1879  fersch.  1880)  p.  167 — 310. 
Auch  sep.  Madras,  Higginbotham;  London,  Trübner  1880.  VI,  162  pp.  8. 
7  s.  6  d.  —  Vgl.  A.    Weber  DLZ.  I,  432;  II,  63;  Ac.  XVIII,  262. 

167)  Aug.  Müller.  Arabische  Quellen  zur  Geschichte  der  indischen 
Medizin:  ZDMGr.  XXXIV,  465 — 556.  —  Vgl.  Romeo  Seligmann  Jahresber.  üb. 
d.  Leist.  u.   Fortschr.  in  der  ges.   Medicin  XV,  I,  408. 

168)  Hirdji  Edalji.  History  of  the  Medical  Art,  Past  and  Present.  Bombay, 
Education   Society's  Press    1880.      406   pp.     8.     Rs.   5. 

169)  Charak  Sanhitä.  The  Institutes  of  Charak.  Edited  by  Gangüdhar 
Kabiratna  Kdbirdj.  Vol.  I.  No.  11—14.  Vol.  II.  No.  3-5.  Sayadäbäd, 
I'ramad  Bhanjan  Press   1880.     4.     Das  Heft  zu  40  pp.,  8a. 

170)  Astängahridayam.  A  Compendium  of  the  Hindu  Sytem  of  Medicine. 
Composed  by  Vägbhata.  With  the  Commentary  of  Arunadatta.  Vol.  I.  iln- 
cluding  Sütra,  Shärira,  and  Nidäna.)  Vol.  II.  Including  Chikitsä,  Kalpa  and 
Uttara.  Revised  and  collated  by  Annd  Moreshcar  Kirnte.  Bombay,  Ganpat 
Krishnaji's  Press  1880.  Vol.  1:  VI,  8,  64,  37,  12,  850,  144  pp.  Vol.  II:  IV, 
50,  16,  828.  145  —  402  pp.  8.  Rs.  20  [Trübner:  £  4.  4  s.]  Reprint.  [An 
authoritative  work  which  is  studied  in  'Western  India  by  nearly  all  woll-known 
practitioners   of  Hindu   medicine.] 

171)  Physiology  Ashtanga  Hridayam  or  Treatise  on  Manhood  with  Com- 
mentary. By  Upota  Kaiman.  (Sanscrit  and  Malayalam  in  Malayalam.)  Calicut, 
Minerva  Pros  1S7S.  234  pp.  8.  Rs.  2  8a.  Part  VI  (Malayalam)  ib.  1879. 
65  pp.     8.     Be.    1. 


Klatt,    Vorderindien.  29 

halten.  Ferner  nennen  wir  Ausgaben  von  C&rngadhara's  Samhitä172), 
Cikitsäratna 173),  Lolimbaräja's  Vaidyajivana174)  und  eine  Pharma- 
kopoeia  in  Tamil175) 

In  Cantor's*'1*')  vortrefflicher  Geschichte  der  Mathematik  hat 
auch  die  indische  Mathematik  ihre  gebührende  Stelle  gefunden. 
Einen  Beitrag  zur  Geschichte  unseres  Decimalzahlensystems  liefert 
Rodet11'1)  durch  den  Nachweis,  dass  die  von  Aryabhata  erfundene 
Schreibung  der  Zahlzeichen  vermittelst  der  Buchstaben  des  Sanskrit- 
alphabets ihm  nur  für  einen  bestimmten  Zweck,  nämlich  für  die 
Aufstellung  seiner  astronomischen  Tabellen  diente,  während  er  im 
übrigen  die  gewöhnliche  Schreibung  anwandte.  Die  Astronomie 
wurde  bereichert  durch  ThibaiU's11*)  gelehrte  Abhandlung  über 
das  astronomische  und  kosmologische  System  der  Jainas  nach 
der  Darstellung  der  Süryaprajnapti,  einer  zum  Kanon  der 
45  Agamas  gehörigen  Schrift.  Von  indischen  Ausgaben  astro- 
nomischer und  astrologischer  Texte  nennen  wir  den  Anfang 
des  bisher  ungedruckten  Siddhäntatattvaviveka179)  in  der  Benares 
Sanskrit  Series  und  neue  Ausgaben  von  Varähamihira's  Brihat- 
samhitä180)    und    Brihajjätaka181),     Bhäskara's    Ganitädhyäya182) 


172)  Sarangadhara  Samhita,  with  Commentary.  (Sanscrit  and  Telugu 
in  Telugu).  Madras,  Vartamana  Tarangini  Press  1878.  II,  XVIII,  4UC  pp.  8. 
Rs.  3   8a.     [Trübner:   18  s.] 

173)  Chikitsaratnamu,  by  Sri  Venketa  Dasatmaja  Jayakristna  Dress.  Madras, 
Vartamana  Tarangini  Press  1879.  VIII,  148  pp.  8.  Ke.  1  4a.  [Trübner:  G  s.] 
[A  Sanscrit  medical  work  with  a  Telugu  commentary  un  maladies  peculiar  to 
women.) 

174)  Vaidya  Jivanam  by  Lolimbaraja.  (Sanskrit  and  Kanarese.)  Bangalore, 
Vichara  Darpana  Press  187  8.  107  pp.  8.  Thick  Copy  12  a.,  Thin  Copy  8a. 
—  Dasselbe,  with  Sukhdnandanätha's  Sansk.  Commentary  and  a  Comm.  in  Hindi. 
Benares   1880.     136   pp.     Litb.     [Trübner:   10s.   Cd.] 

175)  M.  Jagannadam  Naidu.  Hindu  Pharmacopoeia.  (Tamil.)  Madras, 
Foster  Press   1879.     363   pp.     8.     Ks.  3. 

176)  Mor.  Cantor.  Vorlesungen  über  Geschichte  der  Mathematik.  Bd.  I. 
Von  den  ältesten  Zeiten  bis  zum  Jahre  1200  n.  Chr.  Leipzig,  Teubnor  1880. 
VIII,  804  pp.      8.      1   Taf.     M.   20.  —  Darin  Cap.  V.     Inder:  p.  505— G2. 

177)  Leon  Rodet.  Sur  la  veritable  signitication  de  la  notatiou  numerique 
inventee  par  Aryabhata:    JA.  VII  Ser.   XVI,   440 — 85. 

178)  G.  Thibaut.  On  the  Süryaprajnapti:  JASB.  XLIX,  I,  107 — 27. 
181—206.     (Auch  sep.  48  pp.     8.     2  s.) 

179)  Siddhäntatattva -Viveka ,  a  Treatise  on  Astronomy.  By  Bhatta  Ka- 
maläkara.  Edited  by  Pandit  Sudhdkara  JDtibe.  Fase.  I.  Benares,  Printing 
Press   1880.     96  pp.    8.    12a.    [Trübner:  3s.]     (Benares  Sanskrit  Series.  No.  I.) 

180)  Varähamihira.  Brihat  Sanhita.  Edited  by  Jibdnanda  Bidy dsdgar. 
Calcutta   1880.     283  pp.     8.     Rs.   4   6  a. 

181)  Mehr'  Acharya.  Brihajjätak  Satik.  Lucknow,  Munshi  Nawal  Kishor's 
Press  1879.  189  pp.  8.  Lith.  7a.  —  In  derselben  Druckerei  und  demselben 
Jahre  erschienen  noch  folg.  kleinere  Texte:  Laghusamgraha,  Muhürtadipaka, 
Horämakaranda,  Jätakäbharana,  Jätakälamkära. 

182)  Ganitädhyäya.  A  Treatise  on  Astronomy  by  Bhaskaracharya.  Edited 
by  Pandit  Jibananda  Vidyasagara.  Calcutta  1880.  XII,  300  pp.  8. 
[Trübner:  6s.] 


30  Klatt,    Vorderindien. 

und  Grolädhyäya183),  Muhürtacintämani i84) ,  Muhurtamartanda  185) 
^ilakanthi186). 

Auf  dem  Felde  der  Zauberei,  Wahrsagekunst  u.  s.  w.  ist  eine 
umfangreiche  Compilation  aus  dem  Prapaiieasära187),  eine  neue 
Ausgabe  der  Pranatoshini 188)  und  ein  Traumbuch189)   erschienen. 

Um  die  indische  Musik  macht  sich  fortdauernd  Sourindro 
Mohun  Tagore  verdient.  Doch  begnügen  wir  uns  für  dieses  Mal 
auf  das  Verzeichniss 190)  von  fünfundvierzig  von  ihm  und  andern 
Mitgliedern  seiner  Familie  verfassten  Werken,  die  sämmtlich  dem 
Orientalisten-Congress  zu  Berlin  vorlagen,  hinzuweisen  und  aus  dem 
Jahre  1879  Chrysander'sia])  Referat  über  eine  frühere  Schrift  des 
musikkundigen  Räjä  nachzutragen.  Ein  andrer  Hindu192)  hat  einen 
Vortrag  über  die  Geschichte    der  indischen  Musik  gehalten:    über 


183)  Cxolädhyäya.  A  Treatise  on  Astronomy  by  Bhaskara.  Edited  by 
Jibdnanda   Bidydsdgar.     Calcutta  1880.     164  pp.     8.     Re.  1. 

184)  Muhürtachintamani  by  Daivajnaräma,  with  tbe  Autbor's  own  Com- 
mentary.  Lucknow,  Munshi  Nawal  Kislior's  Press  1879.  334  pp.  8.  12a. 
Litb.  Reprint.  —  Dasselbe  Bombay,  Dnyän  Darpan  Press  1880.  158  leaves. 
obl.  4.  Re.  1  4a.  [Trübner:  10s.  Cd.]  Litb.  —  Dasselbe  Bombay.  Ganpat 
Krisbnaji's  Press  1880.  146  leaves.  8.  Re.  1  12a.  Printed.  —  Dasselbe 
Bombay,  Sadashiw's  Press  1880.      160  leaves.    obl.  Re.   1    8a.     Litb.. 

185)  Mubürt  Märtand  Satik,  by  Anant  Närayan.  Lucknow,  Munsbi  Nawal 
Kisbor's  Press   1879.     203  pp.     8.     7a.     Litb. 

186)  Nilakanthi  Rasälätikä.  Nilakanth  with  tbe  Commentary  of  Rasälä. 
Benares,  Badal's  Press   1880.      160  pp.     4.     Rs.  5.     Litb. 

187)  Girrämendra  Sarasvati.  Prapanebasära  Sangraba.  A  Compilation 
froin  tbe  Prapanebasära,  „tbe  Essence  of  Illusion ."  Benares,  Dhundhi  Räj  Sastri 
1879.  876  pp.  8.  Rs.  5.  Lith.  [Contains  magic  diagrams.  charms,  prayers, 
mystical  forms  and  rites  for  tbe  worship  of  tbe  deities ,  and  tbe  attainment  of 
superhuman  power.] 

188)  Prantoshini,  the  Comforter  of  the  Heart,  by  Pränkrisbna  Biswas 
(richtiger:  verf.  v.  Rämatosbana  Vidyälainkära  im  Auftrage  des  Präiiakrishna 
Vicväsa.  s.   Haas  Catal.  p.   121t>).    2   Edition.    Calcutta  1879.    446  pp.   8.  Rs.   14. 

189)  Swapnädhyaya ;  or  a  Chapter  consisting  of  Verses  giving  Interpretations 
of  Dill'erent  Kinds  of  Dreams.  (Sanskrit  and  Maräthi.)  Poona,  Writta  Pra- 
särak  Press  1880.     24  pp.     8.    la.     Lith.  Reprint. 

190)  The  Catalogue  of  Works  forwarded  for  Submission  to  the  Pifth 
Oriental  Congress  at  Berlin,  1881,  by  Sourindro  Mohun  Tarjore.  Calcutta, 
Stanhope  Press  1881.  5  pp.  8.  (Auch  Verhandl.  d.  Orient.  -  Congr.  zu 
Berlin  I,   120-2.) 

191)  Dr.  Tagorc's  Streitschrift  gegen  C.  B.  Clarke  über  das  Verhältniss 
ihr  indischen  Musik  zur  europäischen  [analysirt  und  erläutert  von  Frtct/r. 
Chrpsaääer]:  Allg.  Musikal.  Zeitung  XIV,  561  —  565.  577—583.  657-660. 
673-677.  6 H 9  — 694.  705-712.  721—724.  —  Vgl.  über  S.  M.  2!'s  sonstige 
Werke  und  seine  Musikschule  in  Calcutta  ebd.  537—542  [auf  letzterer  Seite 
wird  eine  Bemerkung  A.  Weber's  über  Guido  von  Arozzo  richtig  gestellt]. 
550—557.  737—741.  753—756.  -  Vgl.  ferner  Jahresber.  1877,  1,  107 
No.   185  ff. 

L921  Pdnchkari  Ba/nerji.  Ilistory  of  Hindu  Music.  Hughli,  printed 
Bhowanipbre  1S80.  28  pp.  8.  8a.  [Recounts  briefly  the  legendary  hktory 
of  Hindu  music,  and  gives  in  some  detail  ils  history  in  tliis  country  witbin 
recenl  timesj 


Klatt,   Vorderindien.  31 

orientalische ,  darunter  indische  Musik ,  handelt  ein  Journalartikel 
von  Pearce1^3). 

Eine  weitgehende  Perspective  eröffnet  die  Auffindung  nord- 
buddhistischer Sanskrittexte  in  den  alten  Tempelbibliotheken 
Japan's.  Ein  derartiges  Werk,  das  Sukhavativyüha-mahäyänasütra 
veröffentlicht  Max  Müller  194)  in  Text  und  Uebersetzung  nach  einer 
in  Japan  aufgefundenen  Handschrift,  die  freilich  nur  eine  Copie 
einer  älteren  ist.  Später  berichteter195),  dass  auch  Original-Manu- 
skripte auf  Palmblättern,  angeblich  aus  dem  6.  Jh.  n.  Chr.,  auf- 
gefunden worden  sind.  Nach  einer  Handschrift  aus  Nepal  theilt 
Bendalli96)  ausgewählte  Stellen  des  Meghasütra  mit,  Feer191) 
handelt  in  der  Fortsetzung  seiner  nordbuddhistischen  Studien  über 
die  Vorbedingungen  zur  Erlangung  der  Buddha- Würde  auf  Grund 
der  ersten  Dekade  des  Avadänacataka.  Für  Beal's  Uebersetzungen 
nordbuddhistischer  Texte  aus  dem  Chinesischen  mag  auf  die  Jahres- 
berichte der  Geschichtswissenschaft  1880  I  p.  21  f.  verwiesen  sein. 
Auch  die  von  Bhagvänläl  Indraji  und  Bühler 198)  gemeinschaftlich 
edirten,  an  mannichfaltigem  historischen  Material  reichen  nepa- 
lesischen Inschriften  mögen  hier,  obgleich  sie  nicht  buddhistisch 
sind,  erwähnt  werden. 

Die  Kenntniss  des  Päli  ist  namentlich  durch  hervorragende 
Leistungen  in  der  Herausgabe  der  alten  Texte  gefördert  worden 
und  wird  durch  die  neugegründete  Pali  Text  Society199)  noch 
einen  besondern  Aufschwung  nehmen.  Zuerst  nennen  wir  aber 
dasjenige,  was  für  die  Grammatik  gethan  ist.  Wohldurchdachte 
Bemerkungen  zu  verschiedenen  Theilen  der  Päli- Grammatik  ver- 
öffentlicht Oldenberg-00).  Von  Äw/m's201)  „Miscellen"  gehören 
hierher   No.    2,    über    das    Verhältniss    von    päli    milakkha  zu  skr. 


193)  S.  Austin  Pearce.  Oriental  Music :  Populär  Science  Montlily,  Dec.  1880. 
Vgl.  American  Antiquarian   III,    160. 

194)  F.  Max  Müller.  On  Sanskrit  Texts  discovered  in  Japan:  JRAS. 
N.  S.  XII,  153  —  88.  1  Taf.  (Auch  separat.  —  Auch  Selected  Essays,  1881.) 
—  Vgl.  H.  Yule.  Prof.  Max  Müllers  Paper  at  the  Royal  Asiatic  Society:  Ath. 
1880  I,  285;  A.  Burnell  IAnt.  IX,  233  —  4;  Meyners  d'Estrey.  Manuscrits 
sanscrits  au  Japon:  Amiales  de  l'extr.  or.     II,  353  —  5. 

195)  Max  Müller.  Sanskrit  Texts  discovered  in  Japan:  Ath.  1880  I, 
409 — 10;  Sanskrit  Manuscripts  in  Japan:  ebd.  II,  177. 

196)  Cetil  Bendali.     The  Megha-Sütra:  JKAS.  N.  S.  XII,   286—311. 

197)  Leon  Feer.  Etudes  houddhiques.  Comment  on  devient  Buddha: 
JA.  VII  Ser.,  XVI,  486-514. 

198)  Bhagvänläl  Indraji  and  G.  Bühler.  Inscriptions  from  Nepal:  IAnt. 
IX,   163  —  94.     16  Taf. 

199)  Subscription  1  Guinea  für  1  Jahr,  5  für  6  Jahre.  Vgl.  die  von  Wil- 
liams &  Norgate  versandte  Preliminary  Notice;  Ac.  XIX,  378;  H.  Oldenberg 
DLZ.  II,  1493.  —  Eine  wieder  dementirte  Nachricht  über  die  Gründung  einer 
ähnlichen  Gesellschaft  in  Kangoon,  s.  Ath.  1881  I,  561  ;  J.  George  Scott: 
The  Burmese  Sacred  Books:   ebd.  II,   497. 

200)  H.  Oldenberg.  Bemerkungen  zur  Päli-grammatik:  ZVglS.  XXV, 
314—27;  vgl.  440. 

201)  E.  Kuhn.     Miscellen;  ZVglS.  XXV,  327—8. 


32  Klatt,    Vorderindien. 

mleccha,  und  No.  3,  Nachweis,  dass  skr.  kacchura  und  kkasa  auch 
im  Päli  vorkommen.  Grammatische  Bemerkungen  und  Verbesserungs- 
vorschläge  zu  verschiedenen  in  den  Jahren  1875 — 80  erschienenen 
Päli-Texten  enthält  Morris''10'1)  Bericht.  Verzeichnisse  von  Päli- 
Handschriften  erhalten  wir  von  Forchhammer  2{yi)  und  Fecr'10i). 
Von  Oldenberg 's*"5)  Ausgabe  des  Vinayapitaka  ist  der  zweite, 
den  Cullavagga  enthaltende  Band  erschienen.  Von  der  von  Childers 
begoimenen,  von  Rhys  Davids  2<>ii)  weitergeführten  Uebersetzung 
der  Jätaka  -  Sammlung  liegt  der  erste,  vierzig  Jätakas  umfassende 
und  mit  einer  reichhaltigen  Einleitung  über  die  Geschichte  der 
Vorgeburtslegenden  in  und  ausserhalb  Indien's  versehene  Band  vor. 
Ein  anderes  hochwichtiges  und  längst  erwartetes  Werk  ist  der  von 
Trenckner  207)  herausgegebene  Milindapanha.  Thiessen20*)  hat  sich 
durch  die  Mittheilung  des  authentischen  Textes  einer  schönen,  dem 
Inhalt  nach  schon  früher  bekannten  buddhistischen  Legende  ver- 
dient gemacht.  Auszüge  aus  drei  Suttas  des  Samyutta  Nikäya, 
nämlich  dem  Jambukhädaka-,  Samandaka-  und  Asankhatasamyuttam, 
welche  über  das  Nirväna  und  den  zu  demselben  führenden  achtfachen 
Weg  harfdeln,  theilt  Frankfurter 209)    mit.     Ueber  die  Eintheilung 

202)  [Richard]  Morris.  OnPäli:  Transactions  of  the  Philol.  Soc.  1880 — 1. 
I,   162 — 74.     (Auch  sep.  London   1880.      15   pp.     8.     2  s.   6  d.) 

203)  Report  by  E.  Forchhammer,  Professor  of  Pali,  Rangoon  High  School. 
For  the  Year  1879—80.  [Rangoon  1880.]  8,  XX  pp.  fol.  [Trübner:  7  s.  G  d. 
A  very  few  copies  privately  printed.] 

204)  Leon  Leer.  Les  nouveaux  manuscrits  pälis  de  la  Bibliotheque  Natio- 
nale.    La  Colleetion  Rabardelle:  Annales  de  l'extr.  or.  II,  327 — -32. 

205)  The  Vinaya  Pitakam:  one  of  the  Principal  Buddhist  Holy  Scriptures 
in  the  Päli  Language.  Edited  by  Herrn.  Oldenberg.  Vol.  II.  The  Culla- 
vagga. Published  with  the  Assistance  of  the  Royal  Academy  of  Berlin  and  the 
Secrotary  of  State  for  India  in  Council.  London,  Edinb.,  Williams  &  Norgate 
1880.  VII,  364  pp.  8.  £  1  ls.  —  Vgl.  R.  Rost  IAnt.  IX,  233;  A.  Barth 
Rev.  de  l'hist.  des  rel.  III,  81. 

206)  Buddhist  Birth  Stories;  or,  Jätaka  Tales.  The  Oldest  Colleetion  of 
Eolk-Lore  extant:  being  the  Jätakatthavannanä,  for  the  first  time  edited  in  the 
Original  Päli  byF.  Fausböll,  and  translated  by  T.  W.  Rhys  Davids.  Trans- 
lation. Vol.  I.  London  1880.  XII,  CHI,  347  pp.  8.  18s.  (Trübner's  Oriental 
Series.)  -  Vgl.  W.  R.  S.  Ralston  Ac.  XIX,  53;  Ath.  1881  I,  810;  Rieh. 
Morris.  The  Book  of  Birth-Stories:  Contemp.  Kev.  XXXIX,  728 — 49,  in  italieni- 
scher Uebersetzung  „II  libro  delle  nascite":  Rivista  europea  XXVII,  105 — 34; 
A.   Barth  Rev.  de  l'hist.   des  rel.  III,  82  —  5. 

207)  The  Milindapaiiho :  being  Dialogues  between  King  Milinda  and  the 
Buddhist  Sa^r  Xägasena.  The  Pali  Text  edited  by  V.  Trenckner.  London, 
Edinb.,  Williams  &  Norg.  (printed  Copenhagen)  1880.  VIII,  431  pp.  8.  £  1  ls. 
—  Vgl.  dazu:  Rieh.  Morris.  Buddhagosha  (sie)  and  the  „Milindapanha": 
Ac.  XIX,  46.  (Auch  IAnt.  X,  153.)  —  Vgl.  ferner  //.  Oldenberg  DLZ. 
1,  447;  A.    Barth  Kev.   de  l'hist.  des  rel.  III,  87. 

208)  Jakob  II.  Thicssc.ii.  Die  Legende  von  Kisagotami.  Eine  literar- 
historische Untersuchung.  Breslau,  Koebner  L880.  70  pp.  8.  M.  2.  (Der 
Anfang,  34  pp.,  als  Kieler  Diss.)  —  Vgl.  /»'.  Garbe  DLZ.  II,  78;  E.  Windisch 

LC.    1881,    .17  6;   Ac.    XIX,    123. 

209)  Oscar  Frankfurter.  Buddhist  Nirväna  and  the  Noble  Eightfold 
Path:  JKAS.  N.  S.  XII,  548—74.  —  Vgl.  A.  Barth  Rev.  de  l'hist.  des  rel. 
III,    86. 


Klatt,    Vorderindien.  33 

der  buddhistischen  Schriften  in  9  anga  handeln  Morris210)  und 
Max  Müller'11).  Von  einem  in  Rangoon  erschienenen  Päli-Text'212) 
erhielten  wir  durch  R.  Rost  Kenntniss.  Die  Ac.  (XVII,  311) 
schreibt,  dass  Sumangala  Unnänse  den  ältesten  und  vollständigsten 
Commentar  zu  der  Päli- Grammatik  Bälävatära,  Namens  Gadalädeni 
Sannaya  herausgegeben  hat.  Einen  Aufsatz  über  die  Atthakathas  213) 
soll  der  Oriental  Miscellany  enthalten.  Die  in  Cunningham's  Corpus 
inscriptionum  indicarum  Bd.  I  edirten  Inschriften  des  Ayoka,  an 
denen  in  philologischer  Beziehung  mancherlei  auszusetzen  war, 
unterzieht  Senart2ii)  der  eingehendsten  philologischen  Kritik.  Der 
Schluss  dieser  bedeutenden  Untersuchungen  und  der  Separatabdruck 
fallen  in  das  nächste  Berichtsjahr.  In  ähnlicher  Weise  behandelt 
Kern215)  die  beiden  besonderen  Edicte  von  Dhauli  und  Jaugada. 
Allgemein  gehalten  ist  ein  Aufsatz  über  die  Inschriften  Acoka's  von 
Cust21i>).  Zwei  kleinere  Pali-Inschriften  werden  von  Räjendraläla 
Mitra211)  und  Hoernle21*)  mitgetheilt. 

Aus  der  Jaina-Literatur  veröffentlicht  JacoM210)  eine  Prakrit- 
Bearbeitung  der  Legende  von  Kalakäcarya,  welche  eine  Art  Anhang 
zum  Kalpasütra  bildet.  Derselbe  versucht  eine  nähere  Begründung 
der  Ansicht,  dass  Mahavira   nicht   Gründer   einer   neuen,    sondern 


210)  Rieh.  Morris.  Division  of  tho  Buddhist  Scriptures:  Ac.  XVIII, 
136—7.     (Auch  IAnt.  IX,  288—9.) 

211)  F.  Max  Müller.  Division  of  tho  Buddhist  Scriptures:  Ac.  XVIII. 
154-5.     (Auch  IAnt.  IX,  289—90.) 

212)  Laukäsäsanavisuddhikathä.  Rangoon,  Burmah  Herald  Press  1880. 
151  pp.  8.  [„Uehrigens  gehören  in  das  Jahr  1880  (1241)  noch  folgende 
Pali-Birmanische  Puhlicationen :  Dhammapada.  Rangoon,  Burmah  Herald  Steam 
Press,  pp.  1  —  35  Pali  Text,  36 — 260  Birm.  Commentar.  Dhammapadadesanä 
Kyam:  ib.,  Br.  Burma  News  Press,  pp.  470.  In  dieser  Ausgabe  sind  die  Pali- 
Verse  in  die  Erzählungen  verwebt;  sie  bietet  viele  Varianten  zu  F's  Text.  Abhi- 
dhammatthasangaho.  R.,  Br.  Burma  News  Press.  3  pp.  Errata,  p.  1 — 48 
Pali  Text,  49 — 249  Birm.  erklärende  Ueborsetzung.  Mahäparittam.  R.,  Br. 
Burma  News  Press,  p.  1  —  27  Pali  Text,  28 — 113  Uehers.  u.  Commentar.  Ma- 
häparittam. R.,  Burmah  Herald  Steam  Press,  p.  1 — 16  Text,  16 — 63  Ueber- 
setzung  und  Erklärung."   —   Nachträgliche  Mittheilung  des  Herrn  Prof.  R.  Rost.] 

213)  The  Atthakathas  of  Buddhism:  Oriental  Miscellany  Vol.  II.  No.  XX. 
Calcutta  1880. 

214)  [F.]  Senart.  Etüde  sur  les  inscriptions  de  Piyadasi:  JA.  VII  Ser., 
XV,  287—347.  479—509.  XVI,  215—67  m.  2  Taf.  289—410.  —  In  englischer 
Uebersetzung  „Seitart.  On  the  Inscriptions  of  Piyadasi"  IAnt.  IX,  282 — 7 
(to  be   continued). 

215)  H.  Kern.  On  the  Separate  Edicts  of  Dhauli  and  Jaugada:  JRAS. 
N.  S.  XII,  379  —  94. 

216)  Roberto  Cust.  I  piü  antichi  monumenti  epigrarici  nell'India  setten- 
trionale.   —  Le  iscrizioni  di  Re  Asoka:  Nuova  Antol.  II  Ser.,  XVI,  309 — 18. 

217)  Räjendraläla  Mitra.  Remarks  on  a  Päli  Inscription  from  Bharhat: 
PASB.  1880,  58—63.  —  Vgl.  Hoernle  ebd.  55. 

218)  A.  F.  Rudolf  Hoernle.  Note  on  a  Rock-cut  Inscription  from  Riwä: 
IAnt.  IX,   120—1. 

219)  Herrn.  Jacobi.  Das  Kälakäcärya-Kathänakam:  ZDMG.  XXXIV, 
247—318. 

Jahresbericht  1880.  3 


34  Klatt,    Vorderindien. 

nur  Reformator  einer  schon  bestehenden  Religion  gewesen  sei2'20) 
und  theilt  eine  Stelle  aus  Qilänka's  Cornmentar  zum  Acäränga 
Sütra  über  Sulasä  mit2'21).  Von  indischen  Drucken  nennen  wir 
hier  nur  die  Ausgabe  des  Sthänänga  Sütra'222)  und  ein  Handbuch 
für  Anhänger  des  Kharataragaccha  '2'23)  und  verweisen  im  übrigen 
auf  die  Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft  1880  I  p.  24  f., 
wo  sämmtliche  in  den  Jahren  1879  und  1880  in  Britisch  Indien 
erschienenen  Jaina-Bücher  zusammengestellt  sind.  Von  grossem 
Werthe  ist  das  von  Bühler  entdeckte  und  von  ihm  und  Pt'sc/tel22i) 
gemeinschaftlich  veröffentlichte  Präkrit-Wörterbuch  des  Hemacandra. 
Wegen  Pischel's  Präkyit-Grammatik  des  Hemacandra,  Thl.  2,  sowie 
Goldschmidt's  Setubandha,  Lief.  1,  die,  obwohl  die  Jahreszahl  1880 
tragend,  in  der  That  schon  1879  erschienen  sind,  vgl.  man  den 
vorjähr.  Bericht  p.  57.  Sehr  verdienstlich  ist  Iloernle's2-^)  Aus- 
gabe von  Canda's  Grammatik  des  Jaina  -  Prakrit,  besonders  auch 
durch  die  Vergleichung  dieser  Grammatik  mit  denen  des  Vararuci 
und  Hemacandra.  Derselbe  lloernle'1'1*)  berichtet  über  eine  bisher 
unbekannte  Prakrit-Grammatik,  Präkritänanda  von  Raghunätha  und 
giebt  eine  cursorische  Uebersicht  der  in  der  Präkrit-Philologie  bis 
jetzt  erlangten  Resultate'2'27).     Pischel228)  setzt  seine  Besprechung 


220)  H.  Jacobi.  On  Mahävira  and  his  Predecessors:  IAnt.  IX,  158—63. 
—  Vgl.  A.  Barth  Rev.  de  l'hist.  des  rel.  III,  89—91. 

221)  H.  Jacobi,     On  Sulasä:  IAnt.  IX,  28  (vgl.  oben  No.   26). 

222)  Sthänänga  Sütra  Tritiyänga.  By  Gandhar  Sudliann  Svämi.  Witli 
the  Commentary  of  Abliaydev  Süri  and  a  Gujräti  Transl.  by  Meghräjgani.  Be- 
nares, Nänakchand  Jati  Jairi  Prabhäkar  press  (jmblisher:  Jain  Book  Society, 
Azamganj,  Murshidabad)  1880.  1200  pp.  8.  Rs.  37  8a.  [Remarkablo  as 
tho  nrst  treatise  of  the  kind  published  in  tliese  provinces,  there  being  a  strong 
objection  among  Jains   to  publish  their  sacred  books.] 

223)  Ratnasägara,  (vä)  Mohanagunamälä  |  prathamabhägah  |  Vikramapura- 
västavya  (Vrihatkharatarabliattärakagaeehel  püjya  upädhyäyaji  i;ri  108  9ri  eri  (,-ri 
cri Lakshmipradhänaji  ganih  |  (tacchishya  mukliya)  i>a.nt\itsi-Mu/.tikamalaniuiiiiii< 
bahn  pustakät  samgraha  kritvä  (cuddhikritam).  (Snerävaka  Sethiyä  gotre)  criyukta 
Rüpacandraji  saliayena  (prakäcitam).  Kalakattä  ||  Nutana  Samskiita  yantre  i;n 
Gopälacandrena  mudritam  samvat  1936  |  (dvitiya)  äcvina  <;ukla  tritiyayäm  |  4, 
L6,608  pp.  8.  Rs.  21.  [Trübner:  £Z  3  s.]  [Hindi,  Präkrit  u.  Sanskrit  in 
Dcvanägari-Schrift] 

224)  The  Desinämamälä  of  llomachandra.  Edited  with  Critical  Notes,  a 
Glossary,  and  aHistorical  Introduction,  by  R.  Pischel  and  G.  Bühler.  Part  I.  Text 
and  Critical  Notes,  by  Pischel.  Bombay:  Government  Central  Book  Depot  1880. 
in,  300  pp-  8-  Rs.  3'/4  [Trübner:  10s.]  (Bombay  Sanskrit  Seriös.  No.  XVII.) 
—  Vgl.  Siegfr.  Goldschmidt  DLZ.  II,  1109. 

225)  The  Präkrita  -  Lakshanam  or  Chanda's  Grammar  of  tho  Ancient 
(Arsha)  JPrakrit,  Edited  by  A.  F.  /lud.  lloernle.  Part  1.  Text  with  a  Critical 
[ntroduction  and  [ndexes.  Calcutta,  Asiatic  Socioty  1880.  LXIV,  74  pp.  8. 
2  Taf.     [Trübner:  :is.|     (Bibliotheca  Endica  N.  S.  No.  447.) 

226)  Hoernle.     On  a  Prakrit  Grammar:  PASli.   1880,   100—2. 

227j  A.  F.  h'at/..  lloernle.  A  Sketch  of  the  History  of  Prakrit  Philology: 
Calc     Be\    LXXI,  311—32.     (Auch  sep.  22   pp.     8.) 

228,1  II  Pischel.  Die  docicabdäs  bei  Trivikrama,  (Fortsetzung):  BKIS 
VI,  84-105. 


Klatt,    Vorderindien.  35 

der  Deeicabdas  bei  Trivikrama  fort,  Goldschmidt'229)  behandelt  die 
Wörter  dumttara,  dävaT,  pamussati  und  den  acc.  pl.  auf  e,  und 
Jacobi23U)  wendet  sich  gegen  eine  von  Goldschmidt  schon  früher 
(Präkrtica    1879  p.  28)  aufgestellte  Behauptung. 

Ueber  die  neueren  Sprachen  Indiens  handelt  ein  Essay  von 
öustril)  und  ein  Abdruck  des  im  voi\  J.  p.  57  No.  173  erwähnten 
Artikels  von  Vinson232). —  In  Hoemle's233)  vergleichender  Gram- 
matik der  indischen  Sprachen  arischen  Stammes  oder,  wie  sie  von 
ihm  genannt  werden,  gaudischen  (gaurischen)  Sprachen  ist  die 
grammatische  Darstellung  des  östlichen  Hindi,  welche  zunächst  im 
Plane  des  Verf.  gelegen  hatte,  und  die  er  bei  dem  Mangel  einer 
Literatur  aus  dem  Munde  des  Volkes  schöpfen  musste,  zu  Grande 
gelegt.  Durch  die  stete  Rücksichtnahme  auf  die  Präkrit-Sprachen 
ist  das  Werk  auch  für  die  Präkrit  -  Philologie  von  hervorragender 
Bedeutung.  Brandreth  234)  ist  in  seiner  interessanten  Vergleichung 
der  vom  Sanskrit  abgeleiteten  indischen  Sprachen  mit  den  romani- 
schen zur  Flexion  der  Nomina  und  Verba  fortgeschritten.  Ueber 
den  Einfluss  der  Aboriginer  auf  die  arischen  Sprachen  handelt 
Avery235)  in  einer  uns  nicht  zugänglichen  Zeitschrift.  Schliesslich 
mag  hier  Lethbridge's236)  Aufsatz  über  die  Zeitungsliteratur  der 
modernen  Sprachen  erwähnt  sein. 

Eine  Liste  mehrerer  in  den  letzten  Jahren  in  Lucknow 
erschienener  Hindustani-  und  Hindi -Bücher  findet  man  in  TR. 
N.  S.  II,  97 — 9.  Kurz,  aber  mit  Sachkenntniss  geschrieben  sind 
zwei  Artikel  der  Encyclopaedia  Britannica  von  Platts23')  und 
LnjalV23*).  Auch  LyaU's  239)  warm  empfohlene  Skizze  der  Hindustani- 

229)  Siegfr.   Goldschmidt.     Präkrtische  miscellen:  ZVglS.  XXV,  436—8. 

230)  H.  Jacobi.  Das  Quantitätsgesetz  in  den  Präkritsprachen:  ZVglS. 
XXV,   292—8. 

231)  Hob.  N.  Cust.  The  Languages  of  the  East  Indies:  Linguistic  and 
Oriental  Essays.  No.  V.  p.  144  —  Tl.  —  Ins  Eranzösische  übersetzt  in:  R.  Cust. 
Les  roligions  et  les  langues  de  l'Inde.  Traduit  de  l'anglais.  Paris,  Leroux  1880. 
203  pp.     8.     fr.   2.50.     (Biblioth.  Orient,  elzevir.) 

232)  J.  Vinson.  Les  langues  modernes  de  l'Inde:  Mel.  de  ling.  et  d'anthr. 
34—49. 

233)  A.  F.  Rud.  Hoernlc.  A  Comparativo  Grammar  of  the  Gaudian 
Languages,  with  Special  Reference  to  the  Eastern  Hindi  accompanied  by  a 
Language-Map  and  a  Table  of  Alphabets.  London,  Trübner  1880.  15,  XL, 
418  pp.  8.  18s.  —  Vgl.  G.  v.  d.  Gabelentz  LC.  1880,  1786;  E.  L.  Brand- 
reth Ac.  XVII,  459;  R.  Rost  lAnt.  IX,  232;  Calc.  Rev.  Vol.  LXXI.  No.  CXLII. 
p.  I— V;  A.  Barth  RC.    N.   S.  XIV,   81—6. 

234)  E.  L.  Brandreth.  The  Gaurian  compared  with  the  Roinance 
Languages.  Part  II.  The  Morphology  :  JRAS.  N.  S.  XII,  335 — -64.  (Auch  Transact. 
of  the   Philol.  Soc.    1880—1.     Part  I.     Appendix  I.  p.   1* — 32*). 

235)  J.  Avery.  Inttuence  of  the  Aboriginal  Tribes  upon  the  Aryau 
Speech:  Oriental  and  Biblical  Journal  V.  I.   pt.  2. 

236)  Moper  Lethbridge.  The  Vernacular  Press  of  India.  An  Historical 
Sketch:  Contemp.  Rev.  XXXVII,  459—473.  —Vgl.  IG.  II,    1,   612. 

237)  J.    T.  Platts.     HindüstänT:  Encycl.  Brit.     9  Ed.     XI,  840—3. 

238)  C.  J.  Lyall.     Hindustani  Literature:  Encycl.  Brit.  9  Ed.  XI,  843— 50. 

239)  C.  J.  Lyall.     A    Sketch    of  the    Hindustani    Language.     Edinburgh, 

3* 


36  Klatt,    I  'order  Indien. 

Grammatik  war  ursprünglich  für  dieselbe  englische  Encyclopaedie  be- 
stimmt, wurde  aber  als  zu  detaillirt  besonders  veröffentlicht.  Prakti- 
schen Zwecken  dienen  zwei  lexikalische  Arbeiten  von  Fallon-i{)~r). 
Hoernle's2*2)  besonders  auch  für  die  Prakrit  -  Studien  wichtige 
Arbeit  über  die  Hindi  -Wurzeln  liegt  nunmehr  vor  und  enthält 
eine  alphabetische  Liste  von  398  primären  und  189  secundären 
Verbal  wurzeln.  Das  Rämäyana  des  Tulsidäs  ist  in  zwei  indischen  Aus- 
gaben243) erschienen;  die  Uebersetzung  desselben  durch  Growse2*4) 
ist  beendet.  Aus  dem  Nachlass  Garem  de  Tassy's  245)  hat  Deloncle 
einen  Auszug  aus  dem  Hindi-Gedicht  Svargarohana  des  Vishnudäs 
herausgegeben.  Grterson2*6)  verlangt  Reformen  in  Bezug  auf  die 
Amtssprache  der  Behörden  in  Bengalen,  weil  das  Hindi  der  amt- 
lichen Schriftstücke  von  dem  Volke  nicht  verstanden  werde.  Schliess- 
lich nennen  wir  zwei  für  Untern ebtszwecke  bestimmte  Publicationen 
von  Baness24'l~'2is),  von  welchen  die  erstere  den  Hindi-Text  ausser 
in  Devanägari  -  Schrift  versuchsweise  auch  in  lateinischer  Trans- 
scription enthält,   die    neue  Ausgabe    der    voriges    Jahr  erwähnten 


Black;  London  1880.  IV,  55  pp.  S.  1  s.  —  Vgl.  Ac.  XVIII,  315;  R.  IAnt. 
X,   155. 

240)  S.  W.  Falloit.  A  Hindustani-English  Law  and  Commercial  Dictio- 
nary.  Banäras,  E.  J.  Lazarus  1879.  II,  283,  II  pp.  4.  Rs.  10  [Trübner: 
£   1    ls.]   [faetisch   1880,  cf.  Vorrede.] 

241 1  S.  W.  Fallon.  A  New  English-Hindustani  Dictionary.  With  Ulu- 
strations  from  English  Literatnre  and  Colloquial  English  translated  into  Hin- 
dustani.  Part  I.  Benares,  Lazarus  1880.  48  pp.  8.  Re.  1  8a.  [Trübner  3  s.] 
[vollständig  in   12  Heften  zu  48  pp.] 

242)  A.  F.  Rad.  Hoernle.  A  Collection  of  Hindi  Roots,  with  Remarks 
on  their  Derivation  and  Classification  aecompanied  by  an  Index  of  Sanskrit 
Roots  and  Words:  JASB.  XLIX,  I,  33 — 81  u.  VI  pp.  Appendix.  (Auch  sep. 
Calcutta  1880.     8.) 

243)  Tulsi  Das  Rämäyan,  in  Hindi.  Delhi,  Hindu  Press  1879.  416  pp. 
8.  Re.  1  4a.  Lith.  Reprint.  —  Dasselbe:  Calcutta,  Nrityaläl  Sil  1879. 
494  pp.     8.     5   Ed. 

244)  The  Rämäyana  of  Tulsi  Das.  Translated  from  tho  Original  Hindi. 
By  F.  S.  (iroir.se.  Books  IU — VI.  The  Forest.  —  Kishkindhya.  —  The 
Beautiftd.  —  Lanka.  Allahabad,  N.-W.  P.  and  Oudh  Govt.  Press  1880.  Ylll, 
186  pp.  8.  [Trübner  12  s.]  --  Vgl.  Ac.  XVIII,  440.  —  Book  I.  Childhood. 
2    Ed;   ib.   1880.     226  pp.     8.     Rs.  3. 

245)  Tahleau  du  Kali-Youg  ou  äge  de  fer  par  Vichnou-Das  traduetion 
posthume  do  riiindoui  par  Garcin  de  Tassy:  Annales  du  Musee  Guimet 
I,    77—84. 

246)  George  A.  Grterson.  A  Plea  for  the  People's  Tongue:  Calc.  Rov. 
LXXI,    151—  68. 

2.47)  J.  F.  Bwiess.  Selections  from  the  History  of  India.  Calcutta, 
Nr«  man  1879.  112  pp.  8.  Rs.  5.  [The  authorized  text-book  for  examination 
of  Govemmenl  officers  of  every  grade  in  tho  lo.wer  Standard  in  Hindustani.] 
—  Vgl.  ,,()n  Romanizing  the  Vernaculars":  Priend  of  India  XLV,  591 — 2. 

248)  ./  /•'  Baness.  Selections  from  the  Prem  S.igar.  2  Ed.  Calcutta, 
Newman  1879  "-'•_'!  pp.  8.  lxs  (i  [The  authorized  text-book  for  the  exami- 
nation   ,   .   .  in    the  higher  Standard   in    Hinclustani.j 


Klatt,   Vorderindien.  37 

von    Miss    $tokes2i9)    gesammelten   Märchen    und    einen   Journal- 
artikel von   Gorch250). 

Für  das  Bengalische  erwähnen  wir  drei  von  Bengalen  ver- 
fasste  Wörterbücher-"'1  253)  und  einen  Versuch,  das  Bengalische 
in  lateinischer  Schrift  zu  schreiben,  von  Browne25*).  Drei  Märchen 
aus  Bengalen  hat  Damant255)  mitgetheilt.  In  Calcutta  ist  eine 
Gesellschaft  zur  Förderung  der  bengalischen  Literatur  unter  Rd- 
jendraläla  Mibra's  und  K.  M.  Bauer/ 7V  Mit  Wirkung  gegründet 
worden,  s.  Ac.  XIX,  354.  Von  den  Gujarati-Büchern  dürfte  das 
für  uns  Interessanteste  eine  Sammlung  von  Sprichwörtern  sein 
(s.  Catal.  of  books,  Bombay  1879  III  p.  14),  ferner  ein  Verzeichniss 
der  ins  Gujarati  aufgenommenen  Fremdwörter  (s.  ebd.  1880  II  p.  2) 
und  ein  kleines  Englisch-Gujarati  Wörterbuch  -;,ü).  Das  Maräthi  ist 
durch  eine  neue  Ausgabe  von  Navalkar's251)  Manual  of  Marathi 
Grammar  vertreten,  das  Konkani  durch  ein  Messbuch-58).  Die 
von  Mrs.  Steel259)  im  Panjäb  gesammelten  Volkserzählungen  sind 
wegen  der  von  Ternple  zugefügten  Anmerkungen  auch  von  sprach- 
lichem Interesse.  Leitner260)  analysirt  ein  zur  Information  der 
Criminalbeamten  verfasstes  Wörterbuch  der  Verbrechersprache  des 
Panjäb  und  leitet  die  Ausdrücke,  die  theils  dem  künstlichen  Jargon 

249)  Maive  Stokes.  Indian  Fairy  Tales.  Colleeted  and  translated,  with 
Notes,  and  an  Introduction  by  W.  R.  S.  Ralston.  London.  Ellis  and  White 
1880.     334    pp.  8.     7  s.  6d.  —  Vgl.  J.  F.    Camphell  Ac.  XVII,  433. 

250)  N.  Gorch.  The  Later  Hindi  Translation*  of  the  Bible :  Indian  Evang. 
Rev.  VII  No.  25. 

251)  Durgä  Clin  ran  Banerji  and  Fwrna  Chandra  Chalcrdbarti.  Pra- 
kritinirnaya  Abhidhäna;  or  an  Dlustrated  and  Comprehensive  Dietionary  of  the 
Bengali  Language.  Calcutta,  B.  P.  Majumdär  1880.  1230  pp.  8.  Es.  4. 
[Beug.,  Engl,  and  Sansk.  —  Educational.  ■ —  Ineludes  many  words  of  provincial 
application  and  mxstic   usage  not  found  in  other  works  ot'  its  kind] 

252)  Gopdl  Chandra  Bandyopädhyäya.  A  Dietionary  of  Bengali  and 
English.     Calcutta   188i».     525   pp.     8.     Rs.  2   SY     [Educational] 

253)  Kshetra  Ndth  Hälddr  and  others.  An  Enlarged  Dietionary  in 
English  and  Bengali.  Calcutta,  B.  P.  Majumdär  1880.  530  pp.  8.  Rs.  2  8a. 
[Educational.] 

254)  J.  F.  Browne.  A  Transliterated  List  of  Selected  Bengali  Words  in 
Roman  Character.     Calcutta   1880.      91   pp.     8.     2a. 

255)  Gr.  H.  Damant.  Bengali  Folklore  Legends  Crom  Dinagepore :  IAnt. 
IX,   1—8. 

256)  A  Compendium  of  an  English  and  Gujarati  Dietionary.  Compiled 
by  Ardesar  Framji  Moos,  Narmadashankar  Lalshankar,  Nänäbhäi  Rastamji 
Räninä  and  Javerilal  Umiäsbankar.  3  Ed.  Bombay,  Union  Press  1880.  XII, 
578  pp.     8.     Rs.   3   8a.  [Trübner:   14s.] 

257)  Gampatrdo  R.  NavalTear.  The  Student's  Maräthi  Grammar.  New 
Edition.    Bombay,  Education  Society's  Press  1880.    XV,  341  pp.    8.  [Trübner:  18  s.] 

258)  O  manual  da  missa,  confissäo  e  communhäo,  Portugueze  Concanim. 
2  Ed.  Bombay,  English  and  Gujarati  lob  Printing  Press  1878.  540  pp.  8. 
Re.    1   8  a. 

250)  Folklore  in  the  Panjäb.  Colleeted  by  Mrs.  F.  A  Steel,  with  Notes 
by   /)'.    C.    Ternple:  IAnt.  IX,  205—10.  280—2.  302  —  4. 

260)  G.  W.  Leitner.  Appendix.  —  A  Detailed  Analysis  of  Abdul  Ghafur's 
Dietionary  of  the  Terms  used  by  Criminal  Tribes  in  the  Panjäb.  Lahore, 
Punjab  Govt.  Civil  Secretariat  Press  18S0.     XXVIII  pp.  fol. 


38  Klaff,    Vorderindien. 

der  Diebe  und  Ganner,  theils  der  wirklichen  Volkssprache  angehören 
und  mannichfaltige  Beziehungen  zum  Zigeunerischen  aufweisen, 
grossentheils  aus  dem  Panjabi  und  Urdu  ab.  Derselbe261-2)  han- 
delt über  die  Sprache  der  Gangars  und  giebt  das  in  seinem  Werke 
über  Dardistan  publicirte  Material  über  die  Kalasha-Sprache  der 
Bashgeli  Kafirs  mit  einigen  Beigaben,  namentlich  Karten  und  Ab- 
bildungen, nochmals  besonders  heraus.  Von  hervorragender  Wichtig- 
keit ist  ein  Werk  von  Biddulph263)  wegen  der  beigefügten  Vo- 
cabnlarien  von  10  und  grammatischen  Skizzen  von  3  Sprachen 
des  Hindukusch.  Bemerkungen  zur  Charakteristik  der  Dialekte  des 
Hindukush  und  Dardistan's  linden  sich  auch  in  der  im  iranischen 
Berichte  unter  No.  87  genannten  Schrift  von   Tomascln  /,'. 

Mi/closich's 264)  grossartiges  Werk  über  die  Zigeuner  nähert 
sich  dem  Ende :  das  zehnte  Heft  der  „Mundarten"  umfasst  die  Lehre 
von  der  Bildung  der  Nominal-  und  Verbalstämme.  Kuhn'165)  han- 
delt über  zigeunerisch  bes  sitzen.  Wlislocki266)  veröffentlicht 
Volkslieder  in  Text  und  Uebersetzung,  welche  er  in  Siebenbürgen 
aus  dem  Munde  von  Zigeunern  gesammelt  hat,  darunter  auch  eine 
Ballade  von  einem  Kampf  zwischen  Vater  und  Sohn,  Gaster 267) 
ein  Märchen  eines  rumänischen  Zigeuners ,  aber  nur  in  deutscher 
Uebersetzung.  Eine  Abhandlung  über  Zigeunerlieder  von  llosen- 
feld2i5S)  und  eine  böhmische  Grammatik  des  Zigeunerischen  von 
Jesina2e9)  kennen  wir  nur  aus  der  erst  im  nächsten  Jahr  zu 
erwähnenden  Bibliographie   am   Schlüsse  von  Miklosich's  Zigeuner- 


261)  G.  W.  Leibner.  A  Sketch  of  the  Changars  and  of  their  Dialect. 
Labore   1880.  fol. 

2C2)  G.  TTr.  Leitner.  Kafiristan.  Section  I.  Tlie  Bashgeli  Kafirs  and 
their  Language.  iReprinted  from  the  Journal  of  the  United  Service  Institution 
of  India.  [No.  43.  June  1880.])  Lahore,  Albert  Press  1880.  50  pp.  8. 
3  Taf.  und  2  Kart.  Nicht  im  Handel.  [Trübner:  8  s.  G  d.]  —  Vgl.  Calc.  Rev. 
Vol.  LXXI.     No.  CXLII.     p.  XVII  -XIX. 

263)  J.  Biddubph.  Tribes  of  the  Ilindoo  Koosh.  Calcutfca,  <  »ffice  Superint. 
Gov.  Print.;  London,  Trübner  1880.  VI.  164.  CLXIX  pp  S.  Mit  lllustr., 
Taf.   u.    1   Karte.      [Trübner:    15  s.]  —  Vgl.   IAnt.   IX.   220:  Ath.   1881   I,   553. 

204 1   Franz  Miklusicli.     liier  die  Mundarten    und   die  Wanderungen    der 
Zigeuner  Europa's.     X:    Denkschr.    d.   Wiener    Akad.    XXX,   391—486.     (Auch 
sep  Wien,  Gerold  lssu.  00  pp.  4.     M.  4.80.)  —   Vgl.   G   v.  d  Gabelentz  LC. 
L623 
265)  E.  Kuhn.     MisceUen.  (No.    4):  ZVglS.  XXV,  32S. 
ji'iii,   Jfrinr.   ■■•    Wlixlucli.     Ilaideblüten.    Volkslieder  der  transsilvanischen 
Zigeuner.    Inedita.  Originaltexte  und   Verdeutschungen.     Leipzig,  Friedrich    1880. 
IT    pp    8.    M.  1.  Vgl.    Ungar.   Rev.  Jan.    1881,  85.   —  Volkslieder  der  trans- 

silvanisch-ungarischen  Zigeuner.  (Klausenburger  Dialekt) :  MLA.  XCVII,  111 — 2. 
—  Eine  Hildebrands-Ballade  der  transsilvanischen  Zigeuner:  ebd.  267 — 8.  (Auch 
sep    Leipzig,  friedlich   1880.     8  pp.     8.     50  Pf.) 

'_'G7 1  jM  Gaster  /  Zigeunerische  Märchen  aus  Rumänien.  Her  Eisen- 
mann:     Ausland    Uli,   '.'.".7—9. 

268)  .1/  Ro8enfeld.  Die  Zigeunerlieder  und  ihre  Sänger:  Ans  allen  Welt- 
theilen,  Sept.    1879 

./"     ./'   ina      Komäni  i*ib   cili  eikänsky  jazyk.    Die  Ant.  Puchmayera 
osporädal  a   rozsiril      V   Praze   1880. 


Klatt,   Vorderindien.  39 

werk.  Einen  anonymen  Artikel270)  über  die  Herkunft  der  Zigeuner 
aus  Indien  enthält  die  Saturday  Review.  Diefenbach'-11--)  bringt 
in  seiner  Völkerkunde  Osteuropas  auch  einen  Abschnitt  über  die 
Zigeuner  und  theilt  ein  Paar  anekdotische  Erinnerungen  aus  seinen 
persönlichen  Berührungen  mit  Zigeunern ,  darunter  auch  einiges 
Sprachliche  mit.  Daneben  sei  auch  der  Skizze  von  8vdteh2n) 
gedacht.  Statistische  Daten  über  die  Seelenzahl  und  die  Lebens- 
verhältnisse der  Zigeuner  in  der  Bukowina  veröffentlicht  Ficker2U). 
Simson215)  plädirt  für  die  zigeunerische  Abstammung  Bunyan's  und 
bespricht  den  im  vorjährigen  Bericht  erwähnten  Artikel  von  Groome, 
Mit  den  englischen  Zigeunern  beschäftigt  sich  eine  kleine,  aber  werth- 
volle  Monographie  von  Orofton2™)  und  ein  grösseres,  jedoch  mei- 
stens andern  Werken  entlehntes  Buch  von  Smith2"),  ferner  ein 
zunächst  für  Unterhaltungszwecke  bestimmtes,  aber  auch  dem  Eth- 
nologen mancherlei  darbietendes  Buch  von  Groome-1*).  Eine  Schrift 
von  Raf'aellim)  ist  dem  Ref.  nicht  näher  bekannt  geworden. 

Eine  erst  jetzt  erschienene  Abhandlung  des  verstorbenen  Gold- 
schmtdt280)  enthält  eine  Analyse  sämmtlicher  Wortformen  der  in 
seinem  letzten  Report  an  die  ceylonische  Regierung  (Sept.  1876) 
übersetzten    singhalesischen    Inschriften.     Ed.  Müller2*1)  publicirt 


270)  The  Origin  of  the  Gipsies:   Saturd.  Rev.  XLVHI,    718—720. 

271)  Lorenz  Diefenbach.  Völkerkunde  Osteuropas,  insbesondere  der 
Haemoshälbinsel  und  der  unteren  Donaugebiete.  Bd.  II.  2.  Die  Finnische 
Familie.  Zigeuner  I  Korn).  Armenier  oder  Hajer.  Kaukasier.  Nachträge  und 
Berichtigungen.  Darrnstadt,  Brill  188«>  p.  VIII,  195-414.  8.  —  Vgl.  Fligier 
Mag.  f.  d.  Lit.  d.  In-  u.  Ausl.  C,  554;  AI  fr.  Kirchhoff  Zeitschr.  f.  wissensch. 
Geographie  I,  220—2.  II,  147  —  8. 

272)  L.  Diefenbach.  Die  Zigeuner.  Skizzen  zu  einem  Volksbilde: 
Deutsche  Revue  V,  2G5— 72. 

273)  Jos.  Svdtek.  Culturhistorische  Bilder  aus  Böhmen.  Wien,  Brau- 
müller 1879.  VI,  311  pp.  8.  M.  G.  —  Vgl.  LC.  1880,  302.  —  Darin  No.  9 
p.   275  ff.     Die  Zigeuner  in  Böhmen. 

274)  Adolf  Ficker.  Die  Zigeuner  in  der  Bukowina.  Ein  Beitrag  zur 
Ethnographie  internationale:  Statist.   Monatsschr.  V,  249 — 65. 

275)  J.  Simson.  TheEnglish  üniversities  and  John  Bunyan  and  the  Ency- 
clopaedia  Britannien  and  the  Gipsies,  s.   TR.  N.  S.   I.    129. 

276)  Henry  T.  Crofton.  Annais  of  the  English  Gipsies  under  the  Tudors. 
Manchester.  Heywood  1880.     (Papers  of  the  Manchester  Literary  Club,  vol.  VI.) 

Vgl.  F.  H.   Groome  Ac.   XVIII,  20. 

277)  George  Smith.  Gipsy  Life:  being  an  Account  of  our  Gipsies  and 
their  Children.  With  Suggestions  for  their  Improvement.  London,  Haughton 
1880.  —  Vgl.  Ath.  1880  I,  662;  F.  H.   Groome  Ac.  XVIII,  20. 

278)  Francis  Hindes  Groome.  In  Gipsy  Tents.  Edinburgh,  Nimmo. 
c.  400  pp.  —  Vgl.  H.  T.  Crofton  Ac.  XVIII,  287;  Ath.  1880  II,  460;  Edw. 
Scott.  The  Gipsies  in  Northern  Europe:  ebd.  499-500;  ebd.  532;  F.  H.  Groome 
ebd.  569. 

279)  F.  Raffaelli.  Saggio  di  mattinate  nel  parlare  di  Cingoli;  con  note. 
Fano,  V.  Pasqualis  succ.  Lana  1880.     [Müldener  Bibl.  philol.    1880  p.   279.] 

280)  P.  Goldschmidt.  Notes  on  Ancient  Simhalese  Inscriptions:  Jouru 
Ceylon  Br.  RAS.    1879,    1  —  45. 

281)  [E]  Müller.  Text  and  Translation  of  the  Inscription  of  Mahindo 
III  at  Mihintalo:  ebd.   1880,  5  —  36. 


40  Klatt,    Vorderindien. 

eine  singhalesische  Inschrift  von  ca.  1000  n.  Chr.  unter  Beigabe 
einer  Grammatik  der  Sprache  der  Inschrift  und  eines  Glossars; 
von  den  in  seinem  letzten  officiellen  Report282)  veröffentlichten 
Inschriften  gehören  die  vier  grössten  dem  10.  und  11.  Jahrhundert 
an,  unter  den  kleineren  bietet  die  vierte  durch  Bewahrung  der 
Aspiraten  und  eine  entschieden  präkyitiscke  Verbalform  ein  beson- 
deres sprachliches  Interesse.  C.  Älwis'2*3)  singhalesisches  Hand- 
buch, welches  eine  Grammatik,  Gespräche  und  ein  Wörterbuch  ent- 
hält, ist  von  neuem  erschienen,  ebenso  in  Colombo  eine  Elementar- 
grammatik284) zum  Gebrauche  der  Eingebornen.  Die  von  C.  Aliois 
mit  Uebersetzung  publicirten  pseudohistorischen  Stücke  hat  de  Mil- 
loue2S5)  in  das  Französische  übertragen.  Mendis'286)  Sprichwörter- 
sammlung hat  denselben  Inhalt,  wie  ein  von  dem  verstorbenen 
Vater  des  Verf.  A.  Mendis  Mudaliyar  unter  gleichem  Titel  ver- 
öffentlichtes Buch;  hinzugefügt  sind  jedoch  eine  englische  Ueber- 
setzung und  einige  Anmerkungen.  Von  der  Uebersetzung  eines 
im  Jahre  1818  verfassten  singhalesischen  Textes287)  berichtet  die 
Ae.  Von  Wiptmaleri~ss)  erhalten  wir  eine  mit  verschiedenen  nütz- 
lichen Anmerkungen  begleitete  Bibliographie  der  in  den  Jahren 
1737—90  zu  Colombo  gedruckten  singhalesischen  und  tamulischen 
Bücher. 


282)  E.  Müller.  Report  on  the  Ancient  Iuscriptions  in  the  North-Western 
Province  and  in  the  Districts  of  Matale  and  Trinkomali,  Ceylon:  IAnt.  IX, 
2  G  8— 274. 

283)  C.  Alwis.  The  Sinhalese  Hand-Book,  in  Roman  Characters.  See. 
Ed.,  with  Improvements  and  Additions.  Colombo:  W.  II.  Herbert,  Government 
Printer  188U.     XXIII,  240  pp.     8.     [Trübner:   14s.]   —  Vgl.  Ac.  XIX,  212. 

284)  A  Sinhalese  Grammar  for  the  use  of  beginners.  Compiled  by  Dun 
Eustahius  Johannes,  ateacher  in  the  normal  Institution.  Approved  by  Henry 
Pereira,  Esq.  (Folgt  derselbe  Titel  singhalesiseh.)  Colombo  1880.  XI,  140  pp. 
Ganz  singhalesiseh. 

285)  Visites  des  Bouddhas  dans  l'ile  de  Lanka  extraits  du  Poujavaliya 
et  du  Sarvajnagounalankaraya  d'apres  la  traduetion  anglaise  du  reverend  C.  Aliris, 
traduit  de  l'anglais  par  L.  de   Milluue:    Ann.  du   Musee  Guimet  I,   117 — 38. 

286)  Athetha  Wakya  Deepanya  or  a  Collection  of  Sinhalese  Proverbs, 
Maxims,  Fahles  etc.  Compiled  and  translated  into  English  by  Alexander  Mendis 
Senanayaka  Aratehy.  Printed  at  the  Catholic  Press,  Colfombo]  s.  a.  [1880  od. 
81].  II.  II.  84  pp.     8.     2  s.  6d. 

287)  Niti-Nighanduwa;  or,  the  Vocabulary  of  Law,  translated  by  J.  B.  Pä- 
ndbohlca,  with  an  Introduction  by  C.  7!  B.  LeMesurier.  —  Vgl.  Ac.  XIX, 
'.'12.  [„Niti-nighantuva;  <>r  the  vocabulary  of  law,  as  it  existed  in  the  last  days 
of  tlii'.  Kandyan  Bangdom.    Translated  by  Ü.  J.  R.  LeMesurier,  Ceylon  CS.,  and 

'/'.  /!.  Pdnabokke,  President  of  Dumbara,  Kandy.  Colombo  1880.  XXXVHI, 
120  pp.  Dieses  isl  ein  Gesetzbuch.  Die  Einleitung  ist  sehr  interessant,  handelt 
auch  über  ordeals.  —  Nitinighantuva,  der  singhal.  Text  allein,  herausgegeben 
von  7.  /.'.  P&nabohlce  Col.  1880.  XX,  127  pp."  Nachträgliche  Mittheilung 
des    Herrn  Prof.   R.  Rosl 

288)  '/'//.  ('Ii.  L  Wijnmalm.  De  Drukpers  te  Colombo.  Proeve  eener 
Singaleesche  Bibliographie:  Bibliographische  Adversaria  IV,  1C1 — 83.  (Auch 
sep.  's  Gravenhage,  Nijhoffl879.  8.  —  Vgl.  TNI.  N.  S.  IX,  I.  147;  AEO.  11,281.) 


Klatt,   Vorderindien.  41 

Auf  die  dravidischen  Sprachen,  insbesondre  das  Tamil,  beziehen 
sich  einige  Abhandlungen  Vinson's'-s'J),  von  welchen  die  eine 
Ph.  v.  Balde's  Einleitung  zu  seiner  grammatischen  Skizze  „Kurtze 
Anleitung  zu  der  malabarischen  Sprachkunst,  1671"  und  Mit- 
theilungen über  einige  andere  Werke  des  17.  und  18.  Jahrh.  ent- 
hält. Ein  Verzeichniss  von  119  tamulischen  Büchern,  welche 
Ziegenbalg  für  seine  Bibliotheca  Malabarica  verwerthet  hat'"10),  findet 
sich  in  den  letzten  Heften  der  eingegangenen  Hallischen  Missions- 
nachrichten. Eine  Tamil-Grammatik  von  Lazarus2-'1)  dient  zu 
Unterrichtszwecken.  Die  von  Branfill2'®)  zusammengestellte  Liste 
von  Ortsnamen  in  Tanjore  ist  auch  sprachlich  beacbtenswerth,  da 
den  Namen  in  der  Regel  auch  etymologische  Erklärungen  beigefügt 
sind.  Ueber  das  Tamil  -Wort  tögei,  aus  welchem  hebr.  thukiim 
abgeleitet  wird,  handelt  I  rmson  -', ■'')  in  einem  schon  früher  erschienenen, 
jetzt  von  neuem  gedruckten  Artikel.  In  der  Fortsetzung  seiner 
Anmerkungen  zum  Kurral  geht  Pope29*)  zum  2.  Capitel  des  Kurral 
über.  Von  Walkouse's295)  Archaeological  Notes  erwähnen  wir  hier 
nur  den  einen  Aufsatz,  in  welchem  er  zum  Kurral  und  dem  Telugu- 
Dichter  Veraana  occidentalische  Seitenstücke  sucht.  Hierher  ge- 
hören noch  zwei  Schriften  von  Adam-'M~ 7),  ein  Hinweis  Mawsi's298) 
auf  einen  jetzt  lebenden  tamulischen  Dichter  und  vier  kleine  Ge- 
dichte, in  welchen  sich  Vinsonm)  als  tamulischer  Dichter  versucht ; 


289)  Julien  Vinson.  Les  langues  dravidiennes ,  discours  d'ouverture  du 
cours  d'hindoustani  et  de  langue  tamoule  ä  l'ecole  des  langues  Orientale»  Vi- 
vantes: Abel  Hovelacquo  etc.,  Mel.  de  lingu.  et  d'anthrop.  p.  60 — 81.  (Abdruck 
des  im  vor.  J.  p.  60  No.  206  angeführten  Artikels.)  —  Les  etudes  tamoules. 
Discours  prononce  le  19  nov.  1879.  .  .  .:  EL.  XIII,  49 — 67.  —  Documenta 
pour  servir   ä  l'histoire   des  etudes  dravidiennes:   ebd.    241      8.    402-    8. 

290)  Ziegenbalgs  Bibliotheca  Malabarica:  Missionsnachr.  d.  ostind.  Missions- 
anstalt zu  Halle  XXXII,    1-20.   62—94.     -    Vgl.   A.    Weher  DLZ.  II,  586. 

291)  John  Lazarus.  A  Tamil  Grammar  for  use  in  Schools  and  Colleges. 
Madras,  Addison    1879.     237   pp.     8.     Re.   1.  (based   upon  Nannül.) 

292)  R.  B.  (rectius  B.  R.)  Branfill.  On  the  Names  of  Places  in  Tanjore : 
Madras  Journ.    for   1879,  43—92. 

293)  J.  Vinson.  Sur  l'origine  du  mot  thuki-im  (paons)  de  la  bilde : 
A.  Hovelacque  etc.,  Mel.  de  lingu.  et  d'anthrop.  p.  50—9.  [Abdruck  aus  KL. 
IV,   120—8,    1873.] 

294)  G.  U.  Pope.  Notes  on  the  Kurral  of  the  Tamil  1'oet  TiruvaUuvar. 
(Continued  from  Vol.  VIII.  p.  309):  IAnt.  IX,   196—9. 

295)  M.  J.  Walhouse.  Archaeological  Notes.  No.  XXIV.  Ethieal  Pa- 
rallels:  JAnt,  IX,  71—3. 

296)  J.  B.  Adam.  Notice  historique  sur  Tirouvallouver.  Karikal,  impr. 
de  Cassim  Monga'idineravouttar  1879.     IV,  28  pp.     4. 

297)  Les  petits  poemes  tamouls ,  comprenant:  Attisoudi,  Kondreyvcnden, 
Vettiverkey,  Moudourei,  Nalvaji,  Nanneri  et  Nidinerivilakkam.  Trad.  en  fran^ais 
par  J.  B.  Adam,  et  public  par  C.  Doressamypoulli,  ebd.  1880.    IV,  61  pp.   4. 

298)  Textor  de  Ravisi.  La  langue  tamoule:  Congres  prov.  des  orient. 
Compte  rendu  de  la  Ulf  sess.     Lyon   1878.     T.  I  p.    137  —  9.      1880. 

299)  J.  Vinson.  Essais  poetiques  tamouls:  A.  Hovelacque  etc.,  Mel.  de 
lingu.  et  d'anthrop.  p.   315 — 7. 


4  O  Klatty   Vorderindien. 

letzterer300)  sprach  auch  in  Veranlassung  eines  c,ivaitische  Gedichte 
enthaltenden  Manuscripts  über  die  Herstellung  der  tamulischen  Palm- 
blatthandschriften. Eine  kurze  grammatische  Skizze  der  mit  dem 
Tamil  verwandten  Yerukala- Sprache  erhalten  wir  von  Cam301),  von 
Mrfcalfe30-)  eine  Sammlung  von  Wörtern  und  Eedensarten.  Ein 
Artikel  des  „Ausland"  über  die  Telugu303)  ist  aus  Schlagintweit's 
Indien  in  Wort  und  Bild  entlehnt.  In  Indien  erschien  ein  Wörterbuch 
der  in  Telugu  -  Puranas  und  Gedichten  vorkommenden  Personen- 
und  Ortsnamen301).  Das  von  der  Baseler  Mission  herausgegebene 
polyglotte  Vocabular  des  Canaresischen,  Tulu  und  Malayalam3'5) 
ist  von  neuem  gedruckt  worden.  Für  das  Canaresische  nennen 
wir  noch  eine  Ausgabe  des  Jaimini  Bhärata306)  und  eine  in  Sanskrit 
abgefasste  Grammatik307),  für  das  Tulu  zwei  christliche  Schriften3'18-9), 
für  das  Malayalam  eine  Uebersetzung  des  Alten  Testaments310). 
Die  Zugehörigkeit  des  Brähüi  in  Belutschistan  zu  den  Drävida- 
Sprachen  ist  durch  Trumpp's311)  Untersuchungen  nunmehr  über 
allen  Zweifel  gestellt.  Er  gelangt  zu  diesem  Resultat  durch  die 
Vergleichung  des  Brähüi  mit  den  drävidischen  Sprachen  einerseits 
und  seinen  beiden  Nachbarsprachen,  dem  Balüci  und  Sindhi  andrer- 
seits. -  -  Für  das  Säntäli  ist  eine  Uebersetzung  christlicher  Lieder 


300)  Julien  Vinson.  Sur  im  manuscrit  tamoul:  Bulletins  de  la  Soc 
rl'Anthr.   de  Paris  III  Ser.,  III  (1880),  362—365. 

301)  J.   Cain.     The  Yerakala  Language:  IAnt.  IX,  210-2. 

302)  [Metcalfe.]  A  Brief  Sketch  of  the  Yerukala  Language,  as  spoken  in 
Rajahmandry,  communicated  by  the  late  Direetor  of  Public  Instruction  [11  M. 
Macdonald]:  Madras  Journ.  for   1879,   93—102. 

303)  Die  Telugu:  Ausland  LIII,   375—7. 

304)  V.  Veriketaramidh.  Puräna  Näma  Chandrikä.  Madras,  Kalarat- 
nakaram  Press   1879.     254   pp.     8.     Ks.  3   8  a.     [Telugu.] 

305)  A  Polyglott  English,  German,  Canarese,  Tulu  and  Malayalam  Voca- 
bulary,  containing  1600  of  the  most  usual  Words  of  the  Language  classified 
under  Practical  Headings  and  printed  in  Parallel  Columns  both  in  the  Veraa- 
cular  and  in  Roman  Letters,  with  a  füll  Alphabetical  Index  in  English,  m  Key 
to  tho  Pronunciation  etc.  Tentative  Ed.  8.  Mangalore ,  Basel  Missions-Buchh. 
1880.     XVI,   98   pp.     8.     Re.    1.     [M.   2.40.] 

306)  Lakshmisa.  Jaimini  Bhärata,  a  celebrated  Kanarese  Poem.  Bangalore, 
Mysore  Book  Depot  Press  1880.     282  pp.     8.     14  a. 

:in?  i  Naga  Varma.  Karnätaka  Bhäsha  Bhüshana.  Kanarese  Grammar  in 
Sanskrit.     Mysore,  Jagan  Mohan  Press  1880.     88  pp.     8.     4  a. 

308)  .1  Mariner.  Tulu  Hymns  for  Children.  Mangalore,  B.  M.  15.  and 
T.   Dejjository    1879.     66  pp.     8.     2  a. 

309)  .!.  Buhrer.  Short  Bible  Storios.  [Tulu.]  Mangalore,  B.  M.  B.  and 
T.   Depos.    1879.     96   pp.     8.     9   p. 

310)  <>hl  Testament  [Malayalam],  Mangalore,  M.  A.  Bible  Soc  Madras 
1  H7(.»       L296   pp.     s.     Re.   1 

311)  [Ernst]  7)-/i iit/'/i.  Grammatische  Untersuchungen  über  die  Sprache 
der  BräbüTs:  Sitzungsber.  d.  phil.-phil.  u.  bist.  Cl.  d  k.  b.  Akad.  d.  Wiss.  zu 
München.  L880.  (Supplement-)  Heft  VI,  126  pp.  (Auch  sop.  München,  Acker- 
mann   1881.      L26   pp.     s.     M.  4.) 


Klatt,   Vorderindien.  43 

von  Cole312)  und  eine  Abhandlung  von  Pachamba313)  erschienen. 
Ueber  die  Vedas  in  Travancore  und  Cochin  (nicht  zu  verwechseln 
mit  den  Veddas  auf  Ceylon)  handelt  Jagör3U),  über  die  Bhils  im 
Vindhya  KincaidAXh),  das  Mondari  (eine  der  Kol-Sprachen)  ist  durch 
eine  Uebersetzung  des  Ev.  Marc.316)  vertreten.  —  Hodgsons,311) 
Abhandlungen  über  die  Himälaya-Spi'achen,  welche  ein  reiches  und 
fast  das  einzige  Material  für  diese  interessanten  Sprachen  enthalten, 
sind  von  R.  Rost  sorgfältig  herausgegeben  worden.  Mit  dieser 
vortrefflichen  Publication  schliessen  wir  unsern  Bericht  und  ver- 
weisen für  die  fehlenden  Abtheilungen ,  Geschichte ,  Archaeologie, 
Religion  u.  s.  w.  auf  die  Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft. 


312)  Dharom  Serenko  Hör  Rorte.  Säntäli  Hymns.  By  F.  T.  Cole.  [Sän- 
täli  in  tho  Roman  Char.]  2  Ed.  Dhurmpore ,  printed  Bhowanipore  188Ü. 
148  pp.      8.     6  a. 

313)  A.  Campbell  Pachamba.  The  Santals:  Ind.  Evang.  Rev.  Vol.  VII. 
No.  25. 

314)  F.Jagor.    Die  Vedas:  Zeitschr.  f.  Ethnologie.    XI.  Verhandl.  166 — 76. 

315)  W.  Kincaid.  On  the  Bheel  Tribes  of  tlie  Vindhyan  Range:  Joura. 
of  the  Anthrop.   Institute   IX,   3!»7— 40G. 

316)  Miirka  Oläkada  Mangala  Samächär.  The  Gospel  of  St.  Mark.  Transl. 
into  the  Mondari  Language  by  the  Calcutta  Bible  Soc.  2  Ed.  Calcutta  1880. 
125  pp.     8. 

317)  Brian  Hougläon  Hodijson.  Miscellaneous  Essays  relating  to  Indian 
Subjeets.  London,  Trübner  1880.  Vol.  1:  VII,  KU  \<\>.  Vol.  II:  VII,  348  pp. 
8.  £  1  8  s.  (Trübner's  Oriental  Series.)  -  -  Vgl.  G.  v.  d.  Gabelentz  LC. 
1880,  1230;  Saturd.  Rev.  XLIX.  178;  Rob.  Cust  Ac.  XVII,  366;  IAnt.  IX, 
234;  A.  Barth  Rev.  de  l'hisl  des  rel.  III,  94  und  KU.  N.  S.  XI,  481-5.  — 
Vgl.  dazu:  Not  published.  Notes  of  the  Services  of  B.  H.  llodgson,  Esq.  Lato 
British  Minister  at  tho  Court  of  Nepal.  Collected  by  a  Friend.  s.  1.  e.  a. 
75   pp.      8. 


44 


Iran,   Armenien,   Kaukasusländer. 

Voll 

E.  Kuhn. 

Von  den  in  der  Ueberschrift  genannten  Gebieten  hat  nament- 
lich das  iranische  in  diesem  Jahre  manche  erhebliche  Förderung 
aufzuweisen. 

Einzelne  Notizen  zur  ältesten  Geographie  der  iranischen  Länder, 
namentlich  der  Küstengebiete  des  erythräischen  Meeres,  enthält  ein 
von  Rawlinson  mit  Bemerkungen  begleiteter  Bericht  Durand'^1). 
Olshausen-)  identificirt  die  Elymäer  am  Kaspischen  Meere  mit 
den  Deilem.  Nöldeke 3)  vertheidigt  die  in  seiner  Uebersetzung 
des  Karnamak  vorgetragene  Herleitung  des  Namens  Atropatene 
gegen  die  von  Darmesteter  in  seiner  Recension  dieses  Werkes 
geäusserten  Bedenken.  Geradezu  bahnbrechend  für  die  historische 
Geographie  der  Sasanidenzeit  sind  Hoffmann 's 4)  Auszüge  aus 
syrischen  Märtyrerallen,  welche  ausserdem  durch  verschiedene 
religionsgeschichtliche  und  andere  Excurse  und  durch  den  Versuch, 
für  die  Erklärung  der  indoskvthischen  Münzlegenden  das  Iranische 
in  noch  weiterem  Umfange  heranzuziehen,  als  dies  schon  von 
Benfey  geschehen  ist,  unsere  ganz  besondere  Aufmerksamkeit  in  An- 
spruch nehmen.  Ein  Reisebericht  Houtwn- Schindlers5)  bringt 
mancherlei  topographisches  Detail  aus  dem  griechischen  und  sasa- 


1  I  Extracts  frorn  Report  od  the  Islands  and  Antiquitios  of  Bahrein.  By 
Captain  Duramd.  With  Notes  by  Major-General  Sir  IL  C.  Rawlinson: 
JKAS    N    S.  XII.   189—227   mit  einer  Karte. 

_•  ./  Olshausen.  I>i.-  Elymaeer  am  Caspischen  Meere  bei  Polybius  and 
Ptolemaens:   Bermes  XV.  ;J,21 — 330. 

3)  Th.   Nöldeke.     Atropatene:  ZDMG.  XXXIV,  692—697. 

4)  Auszüge  ans  syrischen  Akten  persischer  Märtyrer  übersetzt  und  durch 
Untersuchungen  zur  historischen  Topographie  erläutert  von  Georg  Hoffmann. 
i.  pzig  1880  325  pp.  8.  M.  14.  (AKM.  Vll.  3.)  -  Vgl  dazu  ZDMG 
XXXIV,  567—568;  ferner  J.   Gildemeister  LC.  1881,  532. 

5)  .1.  Houtum  Schindler.  Historical  and  Archaeologieal  Notes  on  a 
Journey  in   South-Western   Persia,   L877— 78:  JKAS.  X.  S.  XII.  312 — 326. 


Kuhn,  Iran,  Armenien,  Kaukasusländer.  45 

nidischen  Zeitalter.  Was  Rwadeneyra's6)  Reise  in  das  innere 
Persien  für  den  Philologen  und  Historiker  wichtiges  bietet,  haben 
wir  leider  nicht  ermitteln  können. 

Für  die  archaeologisch-epigraphischen  Denkmäler  mag  an  erster 
Stelle  ein  Artikel  JSoldi's1)  genannt  sein,  der  wohl  die  altpersische 
Kunst  zum  Gegenstande  haben  wird.  Der  Numismatik  des  schon 
berührten  indisch-iranischen  Grenzgebietes  gehören  ferner  an  ein 
noch  in  das  Jahr  1879  fallender  Nachtrag  v.  Sallet's8)  zu  seinem 
Werke  über  die  Nachfolger  Alexanders  des  Grossen  in  Baktrien  und 
Indien  und  zwei  Aufsätze  von  Gardner9)  und  Le  Strange10),  auch 
parthische  und  Khalifenmünzen  sind  von  letzterem  bei  dieser  Gelegen- 
heit besprochen  worden.  Die  letzten  Resultate  seiner  Forschungen 
über  die  Sasaniden-Münzen  hat  A.  D.  Mordtmann11)  in  einer  um- 
fangreichen Arbeit  zusammengefasst ;  die  Münzen  sind  nach  der 
Reihenfolge  der  Könige  übersichtlich  verzeichnet  und  in  dankenS- 
werther  Weise  auch  die  sonst  noch  von  einzelnen  derselben  her- 
rührenden Denkmäler  unter  den  betreffenden  Rubriken  zusammen- 
gestellt ;  einige  nachträgliche  Bemerkungen  zu  Mordtmanns 
früheren  Arbeiten  und  einzelnen  gegen  dieselben  geltend  ge- 
machten Bedenken  sind  am  Schlüsse  angehängt.  Für  die 
Kunstdenkmäler  der  sasanidischen  Zeit  dürfen  als  eine  Ergänzung 
zu  dem  im  vorigen  Bericht  p.  65  No.  24  bemerkten  Aspelin'sli) 
Antiquites  du  Nord  Finno  -  Ougrien  nicht  unerwähnt  bleiben ;  die 
zweite  schon  1877  erschienene  Lieferung  dieses  noch  unvollendeten 
Werkes  bringt  unter  den  im  Gouvernement  Perm  gefundenen  Alter- 
thümern  auch  die  Abbildungen  mehrerer  Silberschalen  sasanidischen 
Stiles ,  von  denen  zwei  neben  dem  plastischen  Schmuck  auch  mit 
Inschriften  versehen  sind.    Fergusson's  im  Bericht  für  1879  p.  65 


6)  A.  Rivadeneyra.  Viaje  al  interior  de  Persia.  3  Bde.  Madrid  (Mu- 
rillo).     M.   20.  —  Vgl.  MLA.    1881,  367. 

7)  E.  Soldi.     L'Art  persan:  L'Art,  Avril  25.   1880. 

8)  Alfred  von  Sallet.  Die  Nachfolger  Alexanders  des  Grossen  in  Baktrien 
und  Indien.  Nachtrag:  Zeitschr.  f.  Num.  VII,  296—307.  —  Vgl.  auch  IAnt. 
IX,  255—263. 

9)  Percy  Gardner.  On  some  Coins  of  Syria  and  Bactria:  Num.  Chron. 
N.  S.  XX,   181—191  mit   einer  Tafel. 

10)  Guy  Le  Strange.  Notes  on  some  Inedited  Coins,  from  a  Collection 
made  in  Persia  duriug  the  Years   1877  — 1879:  JKAS.  N.   S.  XII,  542 — 547. 

11)  A.  D.  Mordtmann.  Zur  Pehlevi-  Münzkunde.  IV.  Die  Münzen  der 
Sassaniden:   ZDMG    XXXIV,   1—162   mit  einer  Tafel  und  Holzschnitten. 

12)  Antiquites  du  Nord  Finno-Ougrien  publikes  k  l'aide  d'une  Subvention 
de  l'Etat  par  J.  R.  Aspelin.  Dessins  de  C.  Nummelin  d'apres  les  originaux 
Graves  par  K.  Jacobson.  Traductiou  francaise  par  6r.  Biaudet.  Livraison 
I— IV.  Helsingfors  (Edlund)  1877—1880.  X,  318  pp.  4.  fr.  57.  [Soll  in 
fünf  Lieferungen  vollständig  sein ,  jede  enthält  etwa  400  Figuren.  Die  vier 
Lieferungen  enthalten:  I  Ages  de  la  pierre  et  du  bronze.  II  L'äge  du  fer. 
Antiquites  Permiennes.  III  L'äge  du  fer.  Antiquites  Morduines ,  Meriennes  et 
Tschoudes.  IV  L'äge  du  fer.  Antiquites  de  la  Finlande.  —  Der  begleitende 
Text  ist  nur  kurz,  nach  Vollendung  des  Ganzen  soll  ein  ausführlicherer  folgen.] 
—  Vgl.  LC.    1878,   78.      1881,   128. 


4ß  Kuhn,  Tran,  Armenien,  Kaukasusländer. 

No.  25  genannte  Abhandlung  über  das  Bild  Khosru's  des  zweiten 
in  den  Fresken  von  Ajanta  bat  Rdjendraläla  Mitra  zu  einer  Ent- 
gegnung und  Fergusson 13)  zu  einer  Replik  ciarauf  Veranlassung 
gegeben ;  sie  verharren  einstweilen  jeder  bei  seiner  Meinung.  Die 
Pahlavi-Inschriften  der  Höblen  von  Kanheri  bat  West14)  gründlich 
erörtert:  sie  rubren  von  Parsen  hei*,  welche  zu  Anfang  des  elften 
Jahrhunderts  diese  Höhlen  besuchten;  beachtenswerth  ist,  dass  sie 
in  verticalen  Reiben  von  oben  nach  unten  geschrieben  sind.  -  -  Mit 
Münzen  aus  der  Zeit  der  Mongolenherrschaft  beschäftigte  sich 
Iloutttv)  -  Schindler151).  Ueber  eine  neupersische  Inschrift  aus 
Kaschmir  hat  Jarret16)  geschrieben. 

Wir  wenden  uns  nun  zu  einer  Reihe  historischer  Unter- 
suchungen ,  deren  enger  Zusammenhang  mit  der  Denkmälerkunde 
gerade  dieses  Mal  besonders  deutlich  hervortritt.  Spiegel11)  spricht 
über  den  König  Vishtäspa  und  das  alte  Reich  von  Baktra  im  Zu- 
sammenhange mit  Zoroaster's  Lebensgeschichte;  es  ergiebt  sich 
ihm ,  dass  diesen  Sagen  eine  direkte  historische  Bedeutung  nicht 
beizumessen  ist.  Derselbe lh)  handelte  ferner  über  die  Geschichte 
der  Meder  nach  Oppert's  und  Lenormant's  Forschungen.  Bil- 
dinger19)  verdanken  wir  eine  kritische  Untersuchung  über  das 
Ende  des  medischen  Reiches ,  in  welcher  auf  Grund  des  Buches 
Daniel,  der  Behistan  -  Inschrift,  der  Perser  des  Aesehylus  und  der 
Cyropädie  der  Nachweis  versucht  wird,  dass  das  Mederreich  ohne 
Kampf  und  auf  Bedingungen  gleichen  Rechtes  von  Cyrus  gewonnen 
wurde ;  dabei  ergeben  sich  ihm  die  Grundzüge  von  Xenophon's 
Erzählung  der  medischen  Tradition  bei  Herodot  und  der  Dar- 
stellung des  Ctesias  gegenüber  als  die  nationalpersische  Auffassung, 
wie  sie  sich  im  Anfange  des  vierten  Jahrhunderts  vor  Christi  Ge- 
burt   Gestaltet   hatte.     Ganz    neues  Material    für    diese  Fragen    ist 


13)  Rdjendraläla  Mitra  Rat  Balladur.  On  the  Age  of  the  Ajanta 
Cavcs:  JRAS.  N.  S.  XII,  126 — 139.  —  James  Fergusson,.  Notes  on  Babu  Ka- 
jendraläla  Mitra's  Paper  on  the  Age  of  Hu;  Caves  at  Ajanta:  ebd.  139 — 151.  — 
Vgl.  ./.   Burgess.     Age  of  the  Ajanta   I'aintings:  Ac.   XVII,   198 — 199. 

14)  E.  W.  West.  The  Pahlavi  Inscriptions  at  Kanheri:  IAnt.  IX, 
2G5— 2C8  mit  4  pp.  Tafeln. 

15)  A.  Houtum- Schindler.  Tho  Goinage  of  the  Declino  of  the  Mongols 
in   Persia:  Num.   Chron.  N.  S.  XX,   320 — 331. 

IG)  //.  S.  Jarrett.  Note  on  an  Inscription  found  lipon  a  stone  lying 
mar  tlic  riiins  of  a  Masjid  on  Lanka  Island,  Wular  Lake,  Kashmir :  JASH. 
XLIX,   I,    L6— 20.  —  Vgl.   PASB.   1880,  54—55. 

17)  /'.  Spiegel.  Vistäcpa  oder  Ilystaspos  und  das  Reich  von  Baktra: 
Hist.   Zeitschr.  XL1V=  N.   F.  VIII,   1—21. 

18)  /•'.  Spiegel.  Das  Volk  der  Medor  und  seino  Geschichte  nach  den 
oeuesten   Forschungen:   Ausland   1880,  581  —  587.  631—636. 

I'.ii  Ma.r  Büdmger.  Der  Ausgang  des  medischen  Reiches,  eine  Quellen- 
untersuchung :  Sitzungsber,  d.  phil.-hist.  Cl.  dir  kaiserl.  Akad.  d.  Wiss.  XCV1, 
477  —  504.     (Auch  sep.   Wien   1880,     30  pp.     8.     M.  0.5U.) 


Kuhn,  Iran,  Armenien,  Kaukasusländer.  47 

dann  in  den  von  Sir  IL  Mawlinson20)  und  Pinches21)  zuerst  aus- 
führlicher erörterten  babylonischen  Cyrusinschriften  zugänglich  ge- 
worden, denen  nachher  noch  G.  Raivlinson2'2) ,  Büdinger^) ,  Ha- 
levy2i)  und  Sayce2b)  ihre  Aufmerksamkeit  zugewendet  haben,  ohne 
dass  bis  jetzt  ein  Abschluss  der  schwebenden  Controversen  erzielt 
worden  ist;  wir  werden  im  Jahresbericht  für  1881  auf  diesen 
Gegenstand  zurückzukommen  haben.  Schrader*6)  gab  einen  Nach- 
trag zu  seiner  Abhandlung  über  das  elfte  Jahr  des  Cambyses. 
Mit  den  Persern  des  Aeschylus  haben  sich  von  neuem  van 
lloffs^1)  und  Keiper'b)  beschäftigt;  des  letzteren  Dissertation 
ist  nachträglich  noch  von  Darmesteter-8')  besprochen  worden.  — 
Auf  die  in  früheren  Berichten  schon  genannten  für  die  Sasaniden- 
geschichte  wichtigen  Besprechungen,  die  von  Gutschmid^)  Nöl- 
deke's  Karnämak  und  Tabari  gewidmet  hat,  sei  hier  nochmals  aus- 
drücklich hingewiesen. 

Für  die  altpersische  Sprache  sind  zu  erwähnen  eine  Notiz 
Brugmans™) ,  welche  die  Formen  akunaus  und  adarsnaus  für 
Aoriste  vom  Präsensstamme  erklärt  und  Lindner's31)  Anzeige  des 
dritten  Bandes  von  Spiegel's  Alterthumskunde,  diese  wegen  einiger 
Bemerkungen  über  die  altpersischen  Inschriften,  unter  denen  die 
Deutung  des  Namens  Däraya-va'u-s  =  skr.  dhärayad-vasu-s  be- 
sonders hervorgehoben  zu  werden  verdient. 


20)  Sir  H.  C.  Raivlinson.  Notes  on  a  newly-discoverod  Clay  Cylinder  of 
Cyrus  the   Great:  JRAS.  N.  S.  XII,   70—97. 

21)  Iheo.  G.  Pinches.  On  a  Cuneiform  Inscription  relating  to  the  Cap- 
ture  of  Babylon  by  Cyrus,  and  the  Events  whieh  preceded  and  led  to  it:  TSI5A. 
VII,   139—176  mit   1    Holzschnitt, 

22)  Geo.  Rawlinson.  The  Character  and  Writings  of  Cyrus  the  Great: 
Contemp.  Rev.  XXXVII,  86—98. 

23)  Max  Büdinger.  Die  neuentdeckten  Inschriften  über  Cyrus.  Eine 
kritische  Untersuchung:  Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.  d.  kaiserl.  Akad.  d.  \Yiss. 
XCV1I,  711—725.     (Auch   separat.     Wien  1881.      17   pp.      8.     M.  0.40.) 

24)  Joseph  Halcvy.  Cyrus  et  le  retour  de  l'exil.  Etüde  sur  deux  in- 
seriptions  cuneiformes  relatives  au  regne  de  Nabonide  et  ä  la  prise  de  Babylone 
par  Cyrus:  Revue  des  Etudes  juives  I,  9 — 31.  —  Vgl.  Wellhausen  DLZ. 
1881,  610—612. 

25)  A.  H.  Sayce.    The  Rise  of  the  Persian  Empire:  Ac.  XVIII,   276—277. 

26)  Kb.  Schrader.  Das  elfte  Jahr  des  Kambyses.  Nachtrag :  Zeitschr. 
f.  cägypt.  Spr.  XVIII,  99—103. 

27)  Friedr.  van  Hoffs.  Zu  den  Persern  des  Aeschylus:  Beil.  z.  Oster- 
progr.  d.    Gymn.  zu  Emmerich   1880,   15 — 23. 

28)  [Keijoer.]  Atossa  nach  Äschylus'  „Persern"  und  nach  Herodot:  Blätter 
für  das  haierische  Gymnasial-  und  Roal-Schulwesen.  Fünfzehnter  Band  1.  Heft. 
1879,  6—22. 

28  a)  RC.   1880  II,  121. 

29)  ZDMG.  XXXIV,  585—587.   721—748. 

30)  Karl  Brugman.  Altpersiseh  akunaus  und  adarsnaus:  ZVglS.  XXV, 
307—308. 

31)  LG  1880,  357—359. 


4g  Kuhn,  Iran,  Armenien,  Kaukasusländer. 

Auf  das  Gebiet  der  altiranischen  Religion  und  ihrer  heiligen 
Urkunden  führt  uns  das  Buch  von  Hovelacque^2) ,  dessen  erste 
Abtheilung  schon  in  dem  Berichte  für  1878  erwähnt  worden  ist. 
Dasselbe  bietet  eine  durch  Klarheit  ausgezeichnete  encyclopädisehe 
Uebersicht  der  auf  das  Avesta  und  die  Avesta-Religion  bezüglichen 
Forschungen  und  ist  wegen  der  reichhaltigen  bibliographischen 
Angaben  zur  ersten  Einführung  in  das  Studium  besonders  zu 
empfehlen.  Daran  schliessen  wir  sogleich  einen  zur  Orientirung 
für  weitere  Kreise  bestimmten  Aufsatz  von  Robiou™).  Isuquiens'34) 
massvolle  Kritik  des  Darmesteter' sehen  Ormazd  et  Ahriman,  auf  die 
wir  schon  im  vorjährigen  Bericht  hinwiesen,  liegt  jetzt  ausgeführt 
vor.  de  Harlez6b)  hat  seine  Untersuchungen  über  den  Ursprung 
der  Zoroastrischen  Religion  mit  einem  fünften  und  sechsten  Artikel 
zum  Abschluss  gebracht;  während  die  früheren  Artikel  sich  vor- 
wiegend mit  der  Kritik  entgegenstehender  Ansichten  beschäftigten, 
bringt  diesmal  der  sechste  de  Harlez's  eigene  positive  Ansichten, 
in  denen  dem  Einflüsse  der  nichtarischen  Naehbarstämme  ein  sehr 
erheblicher  Antheil  an  der  Ausbildung  des  Religionssystems  ein- 
geräumt und  namentlich  den  Medern  eine  hervorragende  Rolle  zu- 
gewiesen wird.  Dieser  letzte  Punkt  ist  im  Anschluss  an  Sm/ce's 
Recension  des  Darmesteter  sehen  Vendidad,  auch  noch  von  Darmesteter 
und  Sayce™)  sowie  de  Harlez'61)  besonders  erörtert  worden.  Ueber 
den  Namen  Magu  vergleiche  man  noch  die  im  vorjährigen  Be- 
richte p.  62  No.  1  verzeichneten  Stellen  der  Revue  Critique.  Ob 
ein  Artikel  von  liehafsek3*)  hierher  gehört,  konnten  wir  einstweilen 
noch  nicht  feststellen.  In  einigem  Gegensätze  gegen  die  eben  be- 
sprochenen Anschauungen  steht  ein  Aufsatz  Hottis',J),  welcher  auf 
Grand  des  Afringän  Gahanbar  die  Eintheilung  des  iranischen  Jahres 
in  der  frühesten  uns  erreichbaren  Form  klar  zu  machen  sucht  und 
in  einem  „Land  und  Volk"  überschriebenen  Capitel  entschieden 
für  den  ostiranischen  Ursprang  der  Avestacultur  eintritt.  Be- 
deutungslos sind  die  in  den  Verhandlungen  des  Lyoner  Orientalisten- 


32)  Abel  Hovelaeque.  LT  Avesta  Zoroastre  et  le  Mazdeisme.  Paris  1880. 
521   pp.     8.     fr.   10.     (Les  Litteratures  de  l'Orient.     Tome  IV.) 

33)  Felix  Jlobiou.  Li  Avesta  et  son  origine  d'apres  les  travaux  les  plus 
recents:  Hev.  des  quest.  histor.  XXVII,   1  —  82. 

34)  [Jules  Luquiens.J  The  Avesta  and  the  Storm-Myth:  The  New  Eng- 
lander Sept.   1880,  635—652.  —  Vgl.  Americ.  Antiquarian  III,  70. 

35)  ('.  t/r  Iftirlez.  Des  origines  du  Zoroastrismc.  (Cinquiemo  article) : 
.1 A  VII  Sri-,  XV,  171—227.  (Sixieme  et  dernier  article):  ebd.  VII  Ser. 
XVI,   105—176. 

36)  James  Darmesteter  and  A.  IL  Sayce.  The  Origin  of  Magism  and 
the   Zend- Avesta:  A.c.   Will.  n<). 

37)  C  de    Harlez.     The  Medjc   Origin   of  Zoroastrism:  Ac.   XVIII,   155. 

38)  /•-'.   Rehatsele.     Magic:  .IHHAS.  No.  XXXV11. 

:\'.\ i  li.  Roth.  Der  Kalender  des  Avesta  und  die  sogenannten  Gahanbar: 
ZDMG.  XXXIV,  G98— 720. 


Kuhn,  Iran,  Armenien,  KauTcasusländer.  49 

congresses  enthaltenen  Notizen  über  das  Avesta40-41).  HübscJi- 
rnann4®)  hat  die  parsische  Lehre  vom  Jenseits  und  jüngsten  Gericht 
in  einem  schon  1879  erschienenen  Aufsatze  ausführlich  dargelegt. 
Ein  1878  erschienener  Artikel  von  Hovelacque^)  ist  neu  ab- 
gedruckt worden.  Ueber  die  Parsigemeinden  in  Persien  und  Indien 
schrieb  anknüpfend  an  das  1858  erschienene  Buch  von  Dosabhoy 
Framjee  Geigeru),  über  die  Parsen  in  Persien  nach  eigener  An- 
schauung von  Gödel-Lannoy^b);  von  Mäjendraldla  Mitra^)  erschien 
ein  Vortrag  über  die  Parsen  von  Bombay.  Für  die  Erkenntniss  des 
parsisch-iranischen  Einflusses  in  Indien  sind  die  von  Weber  be- 
handelten und  oben  p.  21  No.  87  bereits  genannten  Texte  Khala- 
vaktracapetikä  und  Säinvavijaya  von  hohem  Interesse;  was  in  dieser 
Abhandlung  über  iranische  Beziehungen  in  den  Veden  bemerkt 
wird,  will  uns  einigermassen  fraglich  vorkommen,  freilich  lange  nicht 
so  fraglich  wie  die  kühnen  Schlüsse,  durch  welche  Brunnhofer  in 
der  oben  p.  14  No.  12  erwähnten  Abhandlung  über  vedische  In- 
finitivformen die  Ansicht  von  einem  Zusammenleben  der  Iranier 
und  Inder  zur  Vedenzeit  weiter  unterstützen  will. 

Wenden  wir  uns  danach  zu  den  heiligen  Texten  selbst  und 
den  sprachlichen  Arbeiten,  welche  sich  an  deren  Exegese  anschliessen. 
Darmesteter'sil)\]ebevsetz\mg  des  Vendidäd  wird  wie  jede  Arbeit  dieses 
scharfsinnigen  und  gründlichen  Gelehrten  von  jedem  unbefangenen 
freudig  begrüsst  worden  sein  und  auch  dem,  welcher  Darmesteter' s 
mythologische  Ansichten  nicht  zu  billigen  vermag,  werthvolle  Be- 
lehrung  bieten.      Geldneri8)   hat    seine    Uebersetzungen   aus    dem 


40)  Le  baron  Textor  de  Ravisi.  Origine  du  Zeud-Avesta:  Congres  pro- 
vincial  des  Orientalistes.  Compte  rendu  de  la  troisieme  Session  Lyon  1878. 
I,  209 — 210.  —  Discussion  sur  ce  sujet  211 — 212. 

41)  J.  Darmstetter  [sie].     Ormuzd  et  Arhinian  [sie]:  ebd.  I,  311 — 313. 

42)  H.  Hübschmann.  Die  parsische  Lehre  vom  Jenseits  und  jüngsten 
Gericht:  Jahrbücher  f.  prot.  Theol.  V,  203—245. 

43)  A.  H.  La  renaissance  du  Zoroastrisme  au  moyen  äge:  Abel  Hove- 
lacque  etc.     Mel.  d.  lingu.  et  d'anthr.  298 — 314. 

44)  Wilh.  Geiger.  Die  Parsigemeinden  in  Persien  und  Indien :  Die  Gegen- 
wart XVH,   199—202. 

45)  Emil  Frhr.  v.  Gödel-Lannoy.  Die  Reste  der  alten  Parsen  in 
Persien:  Allg.  Zeitung  1880,  1321  —  1322.  1338  —  1340.  1354  —  1356. 
1370—1372. 

46)  Rdjendraldla  Mitra.  The  Pärsi's  of  Bombay:  a  Lecture  delivered  in 
Febr.  26,  1880,  at  a  Meeting  of  the  Bethune  Society,  Calcutta.  Calcutta  (Thacker) 
1880.    43  pp.    8.    Re.  1.  —  Vgl.  Calc.  Rev.  Vol.  LXXI,  No.  CXLU,  p.  XIV— XVI. 

47)  The  Zend-Avesta.  Part  I.  The  Vendidäd.  Translated  by  James 
Darmesteter.  Oxford  1880.  CII,  240  pp.  8.  (The  Sacred  Books  of  the  East 
Vol.  IV.)  —  Vgl.  A.  H.  Sayce  Ac.  XVIU,  83;  E.  W.  West  IAnt.  IX, 
290 — 292;  Jules  Luguiens.  The  Vendidäd  as  translated  by  M.  Darmesteter: 
Americ.  Journ.  of  Piniol.  II,  323—341;  M.  Breal  RC.  1880  I,  445—449; 
E.  Dillon  RL.  XIII,  409—416;  C.  de  Harlez  Bull.  crit.  I,  173  —  176  und  JA. 
VII  Ser.,  XVI,  545—552. 

48)  Karl  Geldner.  Uebersetzungen  aus  dem  Avesta.  III.  Jasht  5.  6. 
Vend.   13:  ZVglS.  XXV,  378—419. 

Jahresbericht  1880.  4 


50  Kuhn,  Iran,  Armenien,  Kaukasusländer. 

Avesta  fortgesetzt  und  Geiger®)  den  dritten  Fargard  des  Vendidäd 
nach  Geldner  mit  Rücksicht  auf  die  Tradition  einer  neuen  Be- 
arbeitung unterworfen.  Dillon'00)  behandelte  den  achten  Fargard 
und  Pietrement31)  besprach  Yasht  VIII,  20.  21  und  einige  andere 
Stellen  des  Avesta  mit  Rücksicht  auf  die  Nachweisbarkeit  der  von 
ihm  unterschiedenen  arischen  und  mongolischen  Pferderasse.  Eine 
versificirte  Uebersetzung  der  Gätha  Ahunavaiti 51  ;|)  gab  im  An- 
schluss  an  Hübschmann  der  Indian  Antiquary  mit  Hinzufügung 
von  Haug's  Prosaübersetzung.  de  IJarlez0'2)  polemisirt  gegen 
Hübschmann's  Aufsatz  über  den  Lautwerth  des  Zend  -  Alphabets, 
nach  unserer  Meinung  grösstentheils  unglücklich,  da  ihm  die 
neueren  lautphysiologisch  -  sprachvergleichenden  Arbeiten  unver- 
ständlich oder  unbekannt  geblieben  zu  sein  scheinen  und  ein 
grosser  Theil  seines  Tadels  sich  gegen  rein  nebensächliche  Dinge 
richtet ;  angehängt  ist  eine  metrische  Restitution  von  Yasna 
11,  1 — 3,  Yasna  52  und  Vendidäd  22.  Iniquicns63)  handelte  vor- 
läufig über  das  anomale  6  in  mävöya  und  ähnlichen  Formen.  Die 
scheinbar  anomale  Lautform  von  khumba  gegenüber  skr.  kumbha 
ist  vom  Referenten54)  auf  ihren  wahren  Grund  zurückgeführt  wor- 
den. Kluge03)  vindicirt  der  Verbalform  terefyät  in  Yasna  11,  5 
den  Begriff  des  Raubens  und  weist  dieselbe  Wurzel  trp  im  Veda 
nach.  Darmesteter06)  bringt  in  der  neuen  Folge  seiner  Iranica 
scharfsinnige  Bemerkungen  etymologisch  -  exegetischen  und  laut- 
geschichtlichen Inhalts  aus  den  drei  Perioden  der  iranischen  Sprach- 
entwickelung, unter  denen  etwa  die  Auseinandersetzungen  über  den 
„Hund  Madhakha"  (der  sich  als  Heuschrecke  ausweist),  die  Aus- 
führungen über  den  Ursprung  von  1  im  Neupersischen  und  die 
über  3>  im  Pahlavi  besonders  genannt  zu  werden  verdienen.  Das 
Pahlavi  ist  im  Uebrigen  nur  durch  wenig  Arbeiten  vertreten,  unter 
denen    jedoch    zwei    von    ganz    hervorragender   Wichtigkeit   sind: 


49)  Das  dritte  Capitel  des  Vendidäd :  Von  Wilh.  Geiger:  ZDMG. 
XXXIV,  415—427. 

50)  Ei.  J.  Dillon.  Quelques  remarques  sur  lo  VIH1'  Fargard  du  Vendidäd: 
EL.  XIII,  125—140. 

51)  C.-A.  Pietrement.  Les  chevaux  de  1' Avesta  et  le  mythe  de  Tistrya 
et  Apaosha  transformes  en  chevaux:  RL.  XIII,  315 — 325. 

51a)  The  Gätha  Ahunavaiti  of  tho  Pärsis:  IAnt.  IX,  84 — 85. 

52)  C.  de  llarlez.  De  l'alphabet  avestique  et  de  sa  transcription.  Mt'- 
trique  du  Gatba  Vahistoistis  et  du  Fargard  XXII:  RL.  XIII,  1  —  48.  (Auch 
separat  als  Etudes  eraniennes.  I.  Paris  1880.  52  pp.  8.  fr.  2.50.  —  Vgl. 
A.  Bezzenberger  GGA.  1880,  G65-,  C. .  . .  E.  LC.  1880,  849  und  C.  de  Harlez 
Quelques  mots  sur  l'alphabet  avestique.  Reponse  ä  Mr.  C.  .  .  E.  Louvain 
1880.     4  pp.     8.) 

53)  Luquiens.  On  a  certain  Phonotic  Change  in  Zend:  l'AOS  May 
1880,  XI. 

54)  ZVglS.  XXV,  327. 

55)  F.  Kluge.     Wurzel  trp  rauben:  ZVglS.  XXV,  311—312. 

50;  ./.  Darmesteter.     [ranica.     (Seconde  serie):  MSLP.  IV,  210—226. 


Kuhn,  Iran,  Armenien,  Kaukasusländer.  51 

Olshausen's51)  Erläuterungen  zur  Geschichte  der  Pahlavi  -  Schrift 
und  die  „Pahlavi  Texts",  welche  West5*)  zu  den  Sacred  Books  of 
the  East  beigesteuert  hat;  dieselben  enthalten  ausser  den  im  Titel 
genannten  Stücken,  nämlich  dem  Bundahish,  dem  schon  von  Spiegel 
kurz  besprochenen  Bahman  Yasht  und  dem  rituellen  Tractat  Shäyast 
lä  -  shäyasht  („the  proper  and  improper")  noch  die  mit  Bundahish 
I — XVII  sich  berührenden  Stücke  einer  A.  D.  881  von  dem  Herbad 
Zädsparam  verfassten  Compilation,  dazu  eine  gedrängte  Einleitung 
über  die  Pahlavi-Literatur  überhaupt  und  ausführlicheres  über  die 
übersetzten  Stücke  und  deren  Handschriften,  endlich  einen  vortreff- 
lichen Index,  welcher  die  allseitige  Ausnützung  des  Buches  un- 
gemein erleichtert.  Ueber  ein  interessantes  Kopenhagener  Frag- 
ment des  Bundahish,  das  auch  in  der  Einleitung  der  Pahlavi  Texts 
ausführlich  behandelt  ist,  hat  West59)  schon  vorher  im  Indian  An- 
ticpjary  eine  besondere  Notiz  veröffentlicht,  de  Harlez  seo)  Hand- 
buch des  Pahlavi  ist  eine  fleissige  Arbeit,  über  deren  Werth  man 
freilich  erst  nach  mehrfachem  praktischen  Gebrauche  ein  endgiltiges 
Urtheil  wird  aussprechen  können ;  einstweilen  hat  uns  manches  den 
Eindruck  gemacht,  als  sei  de  Harlez  über  das  eigentliche  Wesen 
der  Sprache  doch  nicht  nach  allen  Richtungen  hin  zur  wünschens- 
werthen  Klarheit  gelangt. 

Wir  betreten  nun  das  Gebiet  des  Neupersischen.  Hier  ver- 
danken wir  zunächst  Guyard61)  ein  freilich  nicht  allseitig  be- 
friedigendes Handbuch  der  gegenwärtigen  Umgangssprache.  Die 
in  Indien  erschienenen  Bücher  von  Doctor6'2)  (ein  Wörterbuch 
und  zwei  Grammatiken)  sind  uns  nur  durch  Friederici's  Bibliotheca 
orientalis  bekannt  geworden.  Mteu63)  gab  eine  Uebersicht  des 
Consonantismus.  Ein  alterthümliches  Persisch  tritt  uns  in  dem 
Vocabularium  des  bei  der  türkischen  Literatur  zu  erwähnenden 
Codex  Cumanicus  entgegen.   Ueber  historische  Manuscripte  in  Indien 


57)  Olshausen.  Erläuterungen  zur  Geschichte  der  Pahlavischrift :  Monats- 
ber.  d.  K.  Preuss.  Akad.  d.  Wiss.   1880,  897—910. 

58)  Pahlavi  Texts  translated  hy  E.  W.  West.  Part  I.  The  Bundahis, 
Bahman  Yast,  and  Shäyast  lä- shäyast.  Oxford  1880.  LXXIV,  438  pp.  8. 
(The  Sacred  Books  of  the  East  Vol.  V.)  —  Vgl.  A.  H  Sayce  Ac.  XVIII,  83 ; 
C.  de  Harlez   Bull.    crit.    I,1  184—186    und   JA.  VII  Ser.,   XVII,    558—562. 

59)  E.    W.    West.     Bundahish  MSS:  IAnt.    IX,   28—29. 

60)  C.  de  Harlez.  Manuel  du  Pehlevi  des  livres  religieux  et  historiques 
de  la  Perse.  Grammaire,  anthologie,  lexique  avec  des  notes,  un  fac-simile  de 
manuscrit,  les  alphabets  et  im  specimen  des  legendes  des  sceaux  et  monnaies. 
Paris  1880.  XII,  347  pp.  8.  mit  Tafeln,  fr.  10.  —  Vgl.  E.  Dillon  RL. 
XIII,  335. 

61)  Stanislas  Quyard.  Manuel  de  la  langue  persane  vulgaire.  Vocabu- 
laire  frainjais,  anglais  et  persan,  avec  la  prononciation  iiguree  en  lettres  latines, 
precede  d'un  abrege  de  grammaire  et  suivi  de  dialogues  avec  le  mot  a  mot. 
Paris  1880.  II,  XXXI,  257  pp.  8.  fr.  5.  —  Vgl.  LC.  1881,  1222—1224; 
Barbier  de  Meynard  RC.  1880  I,  345—348  und  JA.  VII  Ser.,  XV,  361—363. 

62)  Friedend  Bibl.  or.  1881,  No.  645—647. 

63)  Charles  Rieu.  Remarks  on  some  Phonetic  Laws  in  Persian :  Trans. 
Philol.  Soc.  1880—1,  Part  I,   1—22. 

4* 


52  Kuhn,  Iran,  Armenien,  Kaulcasusländer. 

enthält  der  Indian  Antiquary  eine  kurze  Notiz.63a).  Zum  ersten 
Bande  von  Rieu's6i)  Catalog  sind  einige  Anzeigen  nachzutragen. 
Ueber  indische  Drucke  persischer  Classiker  orientiren  uns  Trübner's 
Record05)  und  das  Athenaeum.66)  Von  Vullers'67)  Ausgabe  des 
Shäh-Nämah  ist  ein  weiteres  Heft  erschienen.  Ein  Artikel  Pizzi'sGS) 
über  das  persische  Epos  blieb  uns  unerreichbar.  Ethe6d)  hat  in 
der  Fortsetzung  seiner  Arbeit  über  das  Rushanäi-Nämah  des  Näsir 
Khosrü  den  Text  des  Gedichtes  mit  Uebersetzung  und  An- 
merkungen zu  Ende  geführt  und  im  Anschluss  daran  Fagnan70) 
das  Sa'ädat-Nämah  desselben  gleichfalls  mit  Uebersetzung  und  An- 
merkungen herausgegeben.  Sa'di  ist,  abgesehen  von  den  in  Indien 
erschienenen  Ausgaben  (s.  die  Anm.  65  —  66),  durch  Barbier'  de 
Meynard's71)  Uebersetzung  des  Bustän  und  die  neue  Ausgabe  der 
von  EastwickTi)  1852  bei  Stephen  Austin  veröffentlichten  Ueber- 
setzung des  Gulistän  gut  vertreten.  Ueber  die  im  vorjährigen  Be- 
richt erwähnte  erwähnte  polnische  Uebersetzung  des  Gulistän  von 
Otwinowski  mag  man  jetzt  Nehring's13)  Anzeige  nachlesen.  WMn- 
fieldu)    verdanken    wir    eine    im    Ganzen    recht    zufriedenstellende 


63a)  Native  Histories  of  Indian  States:  IAnt.  IX,  308—309. 

64)  J.  Gildemeister  LC.  1881,  225-,  Ath.  1879  II,  49;  E.  Fagnan  RC. 
1881  II,  41. 

65)  Persian  and  Urdu  Books  lithographed  at  Lucknow:  TR.  N..  S  II, 
97—99.  —  Vgl.  ebd.  III,  35. 

66)  Ath.   1880  II,  776. 

67)  Firdusii  liber  regum  qui  inscribitur  Schahname.  Editionen!  Parisiensem 
diligenter  recognitam  et  emendatam  lectionibus  variis  et  additamentis  editionis 
Calcuttensis  auxit,  notis  maximam  partem  criticis  illustravit  Joa.  Aug.  Vullers. 
T.  III,  fasc.   2.     Lugduni  Batavorum   1879.     pp.   1223—1382.     8.     fl.    3. 

68)  Pizzi.    L'Epopea  persiana:    Rassegna  settimanale   148,   13  ottobre  1880. 

69)  Nä->ir  Chusrau's  Rüsanäinäma  (iosü  _jLÄ-i^ .)  oder  Buch  der  Er- 
leuchtung, in  Text  und  Uebersetzung,  nebst  Noten  und  kritisch-biographischem 
Appendix.     Von  Herrn.  Ethe.  II.  III.:    ZÜMG.  XXXIV,  428—464.   617—642. 

70)  Ee  livre  de  la  ielicite,  par  Näcir  ed-Din  ben  Khosroü.  Par  Edm. 
Fagnan:  ZDMG.  XXXIV,  643—674.  (Auch  separat.  —  Vgl.  üefremery  CR. 
de  l'Ac.  des  Inscr.  IX,  63.) 

71)  Eo  Boustan  ou  verger.  Poeme  persan  de  Saadi  traduit  pour  la  pro- 
miere  fois  en  francais  avec  une  introduction  et  dos  notes  par  A.  C.  Barbier 
de  Meynard.  Paris  1880.  XXXV,  391  pp.  8.  fr.  10.  (Collection  Ernost 
Leroux  I.)  —  Vgl.  JA.  Vll  Ser.,  XV,  363  und  E.  Renan  ebd.  XVI,  30;  St. 
Guyard  RC.  1880  II,  341—344;  H.  A.  Cherbonneau  Polybiblion  XXXI, 
124—127. 

72)  Tho  Gulistän;  or,  Rose  Garden,  of  SheM  Muslihu'd-dTn  SädT  of 
ShTräz,  translated  for  the  first  time  into  Proso  and  Verse,  with  an  Introductory 
Preface,  and  a  Eifo  of  tho  Author,  from  the  Ätish  Kadah,  by  Edw.  B.  Eastwick. 
Second  Edition.  London  1880.  XXVI,  243  pp.  8.  10  s.  6  d.  (Trübner's 
Oriental  Series.) 

73)  Archiv   f.  slav.   Philol.    IV,  323-325. 

74)  (Julsli.ui  i  Raz:  tho  Mystie  Rose  Gardon  of  Sa'd  ud  Diu  Mahmud 
SlmlmUri  The  Persian  Text,  with  an  English  Translation  and  Notes,  chiefly 
from  the  CJommentary  <>f  Muhammad  Bin  üahya  Lahiji.  By  E.  11.  Whinfield. 
London    1880.      XVI,   95,  60  pp.      4.      10  s.   6    d. 


Kulm,  Trau,  Armenien,  Kaukasusländer.  53 

Bearbeitung  des  von  Hammer  1838  in  seiner  Weise  edirten  „Rosen- 
flors des  Geheimnisses"  von  Sa'd  ud  din  Mahmud  Shabistari  (A.  H. 
717).  Daran  schliessen  wir  die  Charakteristik,  welche  Bacher15) 
von  einer  in  der  Breslauer  Stadtbibliothek  befindlichen  persischen 
Bearbeitung  eines  bekannten  Werkes  über  die  Terminologie  des 
Süfismus  gegeben  hat.  Hafiz  ist  durch  eine  neue  Ausgabe  des 
Bodenstedt'schen76)  Sängers  von  Schiras  und  einen  Artikel  Palr 
mer's77)  vertreten.  Oraetz78)  bespricht  auch  persische  Parallelen  zum 
Shylock  und  BehatseJe79)  übersetzt  aus  persischer  Quelle,  wie  es 
scheint,  Erzählungen  von  den  Sasaniden  und  Kbalifen.  Zur  natur- 
wissenschaftlichen Literatur  gehört  Knobel's80)  Notiz  über  einen 
persischen  Stem-Catalog;  daneben  mag  ein  Nachtrag  zu  Bedhouse's81) 
Abhandlung  über  die  auch  von  persischen  Dichtern  erwähnte  falsche 
Morgenröthe  genannt  sein,  derselbe  bringt  zustimmende  Erklärungen 
von  Astronomen  zu  Bedhouse's  Deutung  auf  das  Zodiakal  -  Licht. 
Von  der  Uebersetzung  der  Tabakat-i-Näsiri82)  ist  ein  neues  Doppel- 
heft erschienen  und  in  Wien  ein  in  Photolithographie  schön  her- 
gestellter Abdruck  des  von  A.  D.  Mordtmann  ZDMG.  XXVIII, 
506 — 508  besprochenen  Werkes83),  welches  ein  persischer  Prinz  in 
puristischem  Persisch  der  alten  Geschichte  seines  Vaterlandes  ge- 
widmet hat.  Das  Tagebuch  des  gegenwärtigen  Shähs84)  über  seine 
Reise  in  Europa  ist  in  das  Englische  übertragen  worden. 


75)  Eine  persische  Bearbeitung  der  sufischen  Terminologie  (Isfcilähät  -  assü- 
fija)  des  'Abdurrazzäk  al-Käschäni.     Von  Bacher:  ZDMG.  XXXIV,  597—609. 

76)  Der  Sänger  von  Sehiras.  Hansische  Lieder,  verdeutscht  von  Friedr. 
Bodenstedt.  Mit  7  Titel  -  Illustr.  von  Fr.  Skarbina.  Berlin  1880.  XXII, 
214  pp.      16.     (Diamant-Ausg.)     M.  5. 

77)  E.  H.  PfalmerJ.     Häfiz:  Enc.  Brit.     9«i  Ed.     XI,  367—368. 

78)  [H.  Graetz.]  Shylock  in  der  Sage,  im  Drama  und  in  der  Geschichte: 
Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch.  d.  Judenthums  XXIX  (1880),  337—354. 
385—403. 

79)  E.  Rehatsek.  Oriental  Folklore.  I.  Shapur,  the  King  of  Persia,  and 
the  Roman  Emperor:  Calc.  Rev.  LXX,  745 — 761.  II.  Educatiou  of  Bahram 
Gur,  King  of  Persia:  ebd.  LXXI,  86—105.  III.  Dialogue  of  the  Khalif  Walid, 
with  a  poor  Man:  ebd.   287 — 300. 

80)  E  B.  Knobel.  Notes  on  a  Persian  MS.  of  Ulugh  Beigh's  Catalogue 
of  Stars  belonging  to  the  Royal  Astronomie  Society:  Monthly  Notices  of  the 
Roy.  Astron.  Soc.    Vol.  XXXIX,  337 — 363. 

81)  J.  W.  Redhouse.  Identification  of  the  „False  Dawn"  of  the  Muslims 
with  the   „Zodiacal  Light"  of  Europeans:  JRAS.  N.  S.  XII,  327—334. 

82)  The  Tabak ät-i-NäsirT:  of  Minhäj-i-Saräj  ,  Abu  'Umr-i-'Usmän ,  Son  of 
Muhammad-i-Minhäj  al  JurjänT.  Translated  from  the  Persian,  by  H.  G.  Ra- 
ver ty.     Fase.  XI  and  XII.     London   1880.     pp.   969—1176.     (Bibl.  Ind.  N.  S.) 

83)  Buch  der  Könige  vom  Beginn  der  Geschichte  bis  zum  Ausgang  der 
Sasaniden,  von  Jelaleddin  Mirza.  Wien  1880.  408  pp.  8.  mit  56  Bild- 
nissen und  einer  Münztafel.  M.  10.  —  Vgl.  O.  Loth  ZDMG.  XXXIV,  764; 
E.  Irumpp  GGA.  1881,  673—694;  F.  Spiegel  Hist.  Zeitschr.  LXV  =  N.  F. 
IX,  325— 

84)  Diary  kept  by  His  Majesty  the  Shah  of  Persia  during  his  Journey  to 
Europe  in  1878.  From  the  Persian  by  A.  Houtum-  Schindler  and  Baron 
Louis  de  Norman.     London   1879.     308  pp.     8.     12  s. 


54  Kuhn,  Iran,  Armenien,  Kaukasusländer. 

Von  den  dem  eigentlichen  Neupersisch  näher  stehenden  Dia- 
lekten Charakter isirt  Pozders5)  das  Tati  und  Mäzandaräni.  Schon 
weiter  ab  führt  uns  Justi's86)  grundlegende  Kurdische  Grammatik 
und  vollends  TomascheJtfs*7)  gelehrte,  in  ihrem  Scharfsinn  wohl 
gelegentlich  etwas  überkühne  Bearbeitung  der  Pamir  -  Dialekte , 
welche ,  zugleich  ethnographisch  -  historische  Probleme  verfolgend, 
die  Fortsetzung  bildet  zu  seiner  jetzt  auch  durch  von  Gutschmidm) 
beifällig  begrüssten  Studie,  über  Sogdiana.  Willkommene  Nach- 
richten über  einen  weiteren  hierher  gehörigen  Dialekt  verdanken 
wir  Biddulph89).  Ujfalvy90)  gab  eine  orientirende  Uebersicht 
über  das  iranische  Element  in  Centralasien.  Dames'  Balüci-Gram- 
matik  werden  wir  erst  im  nächsten  Jahre  zu  besprechen  haben. 

Ueber  die  Yezidis  hat  Siouffii90*)  interessante  Notizen  gegeben 
und  ausführlichere  Mittheilungen  versprochen. 

Für  Afghanistan  gedenken  wir  zunächst  einer  historischen  Arbeit 
Wheeler's91)  über  Indien,  in  der  auch  Afghanistan  und  die  anderen 
Grenzländer  berücksichtigt  sind,  eines  historisch-ethnographischen 
Abrisses  von  Bellew92)  und  einer  noch  gedrängteren  ethnographischen 
Uebersicht  von  Keane92).  Auszüge  aus  orientalischen  Schriftstellern 
geographischen ,  ethnographischen  und  historischen  Inhaltes  über 
Afghanistan  und  einen  Theil  Balucistan's  hat  JRaverty94)  für  einen 
Parlamentsbericht,  wie  es  scheint,  zusammengestellt.  Eine  Parallele 
zwischen  Afghanen    und  Mainoten    zog   Temp>lei3h) ,    dem    wir  auch 


85)  Pozder  Käroly.  Ujperzsa  nyelvjäräsok.  Budapest  1880.  85  pp.  8.  in: 
Ertekezesek  a  Magyar  Tudomänyos  Akademia  nyelv-  es  szeptudomanyi  osz- 
tälya   körebbl  VIII. 

8G)  Ferd.  Justi.  Kurdische  Grammatik.  St.  Petersburg  1880.  XXXIV, 
256  pp.      8.     M.   3.70. 

87)  Willi.  Tomasehek.  Ceutralasiatische  Studien.  Die  Pamir- Dialekte: 
Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.  d.  kais.  Akad.  d.  Wiss.  XCVI,  735—900.  (Auch 
separat  u.  gl.  T.  Wien  1880.  168  pp.  8.  M.  2.60.)  —  Vgl.  G.  von  der 
Gabelentz  LC.  1881,  458. 

88)  LC.   1880,   742—744. 

89)  J.  Biddtdph.  Tribes  of  tho  Hindoo  Koosh,  p.  CLIV — CLXIX:  Appeudis 
J.   Yidghah.     Spokeu    in  the  upper  part  of  the  Ludkho  Valley,  and   in  Munjan. 

90)  C  K.  de  Ujfalvy  de  MezÖ-Kövesd.  Die  Eranier  Centralasiens : 
Deutsche  Rundschau  f.  Geographie  u.  Statistik  II,  146 — 149  mit  einem  Holz- 
schnitt. Dazu:  Ethnographische  Karte  von  Mittelasien,  hauptsächlich  nach 
Wenjukow,  Rittich,  Ujfalvy  und  Cust  bearbeitet  von  Jos.    Chavanne. 

90a)  N.  Siou/fi.  Une  courto  conversation  avec  le  chef  de  la  secte  des 
Yezidis,  ou  les  adorateurs  du  diablo:  JA.  VII  Ser.,  XV,  78 — 83. 

'.» I )  ./.  T.  Wheeler.  A  Short  History  of  India  and  the  Frontier  States 
of  Afghanistan,  Nipal  and  Burma.  With  Maps  and  Tables.  London  1880. 
730   pp.      8.      12  s. 

:i:!/  //.  W.  Bellen'.  The  Kaces  of  Afghanistan  being  a  brief  Account  of 
the  principal  Nations  inhabiting  that  Country.  Calcutta  (Thackor)  1880.  124  pp. 
8  Rs.  3  8a.  | London,  Trübner:  7  s.  6  d.]  —  Vgl.  G.  Gerland  DEZ.  1881, 
1269;  Calc.   Bev.  Vol.  LXX,  No.  CXL,  p.  XXV. 

:t:i)  A.    II.   Kmnc.     Afghan  Ethnology:  The  Naturo  XXI,  276—281. 

94)  8.   Prlederici  Bibl.  or.   1880,  No.  513;  vgl.  1881,  No.  632. 

95)  II.    C.    2'emple.     An   Eüstorical   Parallel  —  tho  Afghans  and  tho   Mai- 


Kuhn,  Iran,  Armenien,  Kaukasusländer.  55 

Notizen'16)  über  einzelne  afghanische  Stämme  und  deren  Wohnsitze 
zu  verdanken  haben ;  ein  sprachlich  -  onomatologisches  Capitel  ver- 
dient dabei  für  unsere  Zwecke  besonders  hervorgehoben  zu  werden. 
Ueber  Herat  handelt  ein  Buch  Matteson's9"1)  und  zwei  Artikel  von 
Mawlinson'J8)  und  de  Fontyertuis^).  Ravertyw0)  hat  ein  hauptsäch- 
lich für  praktische  Zwecke  bestimmtes  Handbuch  des  Pashto  abgefasst. 
Was  uns  an  Schriften  über  Armenien  und  die  Kaukasusländer 
vor  Augen  gekohimen,  ist  wieder  nicht  viel.  Die  Vorzeit  Armeniens 
berührt  ein  kleiner  Aufsatz  Guyard'sm)  über  die  Inschriften  von 
Van,  in  dem  er  nach  einigen  kritischen  Bemerkungen  zu  Mordtmann's 
bekannter  Arbeit  seine  Lesung  der  Fluchformel  mittheilt,  die  er  am 
Schlüsse  der  Inschriften  glaubt  constatiren  zu  können.  Von  Blau102) 
erhielten  wir  einen  neuen  Beitrag  zur  griechisch-armenischen  Münz- 
kunde. Ueber  die  Lage  von  Tigranokerta  handelt  eine  eingehende  Mono- 
graphie Sachaus 103),  mit  der  noch  sein  kurzer  Reisebericht 104)  aus 
dem  kurdisch-armenischen  Grenzlande  verglichen  werden  kann.  Die 
Reihe  der  Regenten  des  armenischen  Königreichs  in  Cilicien  gibt 
das  bei  Kleinasien  nochmals  zu  erwähnende  Buch  von  Davis106). 
Creagh's106)  Buch  über  Armenier,  Türken  und  Kurden  ist  uns 
nicht  näher  bekannt  geworden.  Für  die  armenische  Sprache  ist 
zunächst  zu  nennen  die  Uebersetzung  einer  nicht  gerade  bedeuten- 
den Abhandlung  Patkanoto's 107)  aus  den  Izvestija  der  Kaukasischen 
Section  der  K.  R.  Geogr.  Gesellschaft;  das  Armenische  ist  nach 
P.  der  Repräsentant  einer  selbständigen  Gruppe  des  indogermanischen 


notes:  Journ.  of  the  United  Service  Institution    of  India.     Simla  (Station  Press) 
1880.     Vol.  IX,   111—129. 

96)  R.  C.  Temple.  Eough  Notes  od  the  Distribution  of  the  Afghan  Tribes 
about  Kandahar  (with  two  maps):  JASB.  XLVIII,  I,  181 — 185.  —  Remarks 
on  the  Afghäns  found  along  the  Route  of  tho  Tal  Chotiali  Field  Force,  in  the 
Spring  of  1879.  (With  3  Pla-tes  and  2  Maps):  JASB.  XLIX,  I,  91—107. 
141—180. 

97)  G.  B.  Malleson.  Herat:  the  Granary  and  Garden  of  Central  Asia. 
London   1880.      196   pp.     8.     8  s.     Mit  einer  Karte. 

98)  H.    C.  Rfawlinsonj.     Herat:  Enc.  Brit.     9tli  Ed.     XI,  713—715. 

99)  A.  de  Fontpertuis.     La  ville  de  Herat:  Rev.  de  Geogr.     Aoüt  1880. 

100)  H.  G.  Raverty.  The  Pushto  Manual.  Comprising  a  Concise  Gram- 
inar,  Exercises  and  Dialogues,  Familiär  Phrases,  Proverbs,  and  Vocabulary. 
London   1880.     246  pp.     8.      5   s.     [Bibl.  philol.] 

101)  [St.  Guyard.]    Les  inscriptions  de  Van:  JA.  VII  Ser.,  XV,  540—543, 

102)  O.  Blau.  Zwei  Mithridate  von  Armenien.  I.  Mithridates  Kallinikos. 
II.  Mithridates  Philopator:  Zeitschr.  f.  Numism.  VII,  33 — 39. 

103)  Ed.  Sachau.  Über  die  Lage  von  Tigranokerta.  Mit  2  Karten. 
92  pp.  4.  In:  Abh.  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin.  Aus  dem  Jahre  1880. 
(Auch  separat.     Berlin   1881.     M.  5.)  —   Vgl.    Th.  Nöldehe  LC.   1881,  689. 

104)  Vgl.  unten  p.   63,  No.  8. 

105)  The  Armenian  Kings  of  Cilicia:  E.  J.  Davis.  Life  in  Asiatic  Turkey 
p.   485—491. 

106)  J.  Creagh.  Armenians ,  Koords  and  Turks.  2  vols.  London 
1880.     8.     24  s. 

107)  K.  P.  Patkanov.  Ueber  die  Stellung  der  armenischen  Sprache  im 
Kreise  der  indo-europäischen:  RR.  XVII  Bd.,  70 — 89. 


56  Kuhn,  Iran,  Armenien,  Kaulcasusländer. 

Stammes ,  dessen  Wortschatz  jedoch  turanische  und  in  weitem 
Umfange  iranische  Einwirkungen  erfahren  hat.  Hieher  gehören 
auch  die  durch  den  zweiten  Band  von  de  Lagarde's  Symmicta  ver- 
anlassten und  auf  dessen  armenische  Arbeiten  bezüglichen  Ent- 
gegnungen von  Weber108)  und  Hübsch mann109).  Eine  historische 
Elegie  aus  der  Zeit  der  arabischen  Occupation  übersetzte  Gattey- 
riasxl°).  In  Venedig  erschien  eine  uns  nicht  näher  bekannte,  wohl 
neuarmenisch  abgefasste  Geschichte  des  alten  Orients111).  —  Aus 
dem  Kaukasusgebiete  vermögen  wir  an  grösseren  sprachlichen  Ar- 
beiten nur  zwei  Hefte  Mingrelischer  Studien  von  Tzagareli112)  nam- 
haft zu  machen,  enthaltend  Texte  mit  Uebersetzung  und  Anmerkungen 
und  den  Versuch  einer  Phonetik.  Die  Russische  Revue  bringt  uns 
die  deutsche  Bearbeitung  eines  Aufsatzes  von  Tschub  inoio 113) ,  in 
welchem  —  namentlich  auf  Grand  von  Ortsnamen  —  eine  ehemals 
weitere  Verbreitung  des  grusinisch  -  lasischen  Volksstammes  dar- 
gethan  werden  soll  und  auch  dankenswerthe  Bemerkungen  über  das 
Verhältniss  des  Lasischen  zum  Grusinischen  mitgetheilt  werden. 
v.  tieidlitzni)  gibt  eine  Uebersicht  der  gesammten  kaukasischen 
Ethnographie.  Endlich  mag  auch  eine  im  Indian  Anticpiary  ab- 
gedruckte Notiz115)  über  den  Hindu-Tempel  von  Baku  erwähnt  sein. 


108)  A.    Weber.     Zur  Klarstellung:  ZDMG.   XXXIV,  405—414. 

109)  H.  Hübschmann.  Entgegnung.  11  pp.  8.  [Beilage  zu  ZDMG. 
XXXIV.  IV  Heft.] 

110)  Elegie  sur  les  malheurs  de  l'Armenie,  et  le  martyre  de  Saint  Valian 
de  Kogthen,  episode  de  l'occupation  arabe  en  Armenie,  traduit  pour  la  premiere 
fois  de  l'armenieu  litter al,  sur  l'edition  des  rr.  pp.  Mechitaristes ,  par  J.  A. 
Gatteyrias:  JA.  VII  Ser.,  XVI,  177—214. 

111)  Storia  antica  d'Oriente:  testo  armeno.  Venezia,  tip.  Armena,  1879. 
327   pp.     24. 

112)  MHHrpejn.cKie  9tȊbi.  IlepBhiii  BbinycKt.  Munrpe.ibCKie  TeKCTH 
ct,  nepeBOÄOM'L  h  ofiiflcneuiaMH.  Co6p.  h  H3ä-  A.i.  IJauzpeAu.  —  BTopoii 
BbinycK/L.  OnaT'B  (JioHeTHKn  MnHrpe.ibCKaro  jwbnca.  A.i.  Ifaiape.iu.  CaHKT- 
neTepoypri.  1880.     XV,  97  und  XI,  92  pp.     8. 

113)  [Ischubinow.]  Ethnographische  Untersuchung  über  die  Bevölkerung 
des  alten  Kappadokiens  oder  des  Lasistans:  RK.  XVII  Bd.,  321 — 328. 

114)  N.  v.  Seidlitz.  Ethnographie  des  Kaukasus,  in  Karte  (s.  Tafel  15) 
und  Taholle  dargestellt:  PM.  XXVI,  340—347. 

115)  A  Hindoo  Shrine  on  tho  Caspian:  IAnt.  IX,  109 — 111,  [„From  Mid- 
night  Marches  through  Porsia.  By  H.  Balantine  of  Bombay,  (Boston,  1879), 
pp.  229—238."] 

Nachträge. 

Zu  S.  45.  Schröder  (Kino  angeblich  antike  Dariusstele:  Monatsber.  d.  K. 
Preuss.  Akad.  d.  Wiss.  1880,  1038)  gedenkt  kurz  einer  gefälschten  Dariusstelo 
mit  babylonischer  Inschrift. 

Zu  S.  47.  Olshausen  (Zur  Erläuterung  einiger  Nachrichten  über  das  Reicli 
der  Arsacidcn:  Monatsber.  d.  K.  Preuss.  Akad.  d.  Wiss.  1880,  344—362)  handolte 
über  die  Benennungen  des  höchsten  Adels  zur  arsacidischen  und  sasanidischen 
Zeit  und  gab  bei  dieser  Gelegenheit  eine  sohr  ansprechende  neue  Deutung  der  bis- 
her nicht  befriedigend  erklärten  Legende  auf  einer  mehrfach  behandelten  Goldmünze 
Ehosrä's  I   (No.  .r.l)(;   in  der  unter  No.  11  genannten  Arbeit  A.  />.  Mordtmanris). 


57 


Armenische   Drucke 
von   Smyrna   und    Constantiriopel. 

Zusammengestellt  von 
J.  H.  Mordtmann. 

NB.  Die  Namen  nach  hiesiger  westarmenischer  Aussprache  und  entsprechend 
dem  fremden  Etymon  z.  B.  Etmekdjian  =  türk.  J<£-*\  -^>VX*J'I ,  Tütündjian 
=  ,-l£»)  _^ö».J».J,  Berberian  =  Jlc-»!  J.J.  Hervorhebung  verdienen 
höchstens  No.  4,  8,   12,   13,  von  den  Uebersetzungen  No.   5. 

No.  1.  *RnJP  iTp  [Eine  Schwester.]  Roman  von  ui£  i|nL[i(3- 
Aus  dem  Französischen  übers,  von  if  .  L| .  Smyrna  1880.  168  pp. 
8.    fr.  1,50. 

No.  2.  [  ficftifi  unLn^ufUii  uifm  (Lniio-  U^f1"?/1^  Uf1" 
nnin^lifi       li    ^n  JuijjnLn[i  aus  dem  Französischen  übersetzt  von 

IjnnLiifcri  hui  (THiin'iuiqbui'li  Cornelia  Papazian.  Smyrna  1880. 
116  pp.     8.     5  Piaster. 

No.  3.      tZ  tli/3"""i  p      |i      n_nnri       puinpuin.    [Lehrbuch  der 

Schriftsprache  von]    [T*']/1?^    ifmprf  u'iijkui  *y»ni_nf;-ui<ii  .    Erster 

Cursus.     Constantinopel  1880.     144  pp.     5  Piaster. 

No.  4.   »r^.  tfl.  HJuinnlibu/ii  [Baronian]  Lllif-11'!^1  lintitn 

3  Theile.  1)  Cpl.  1879  p.  1—160  4  pp.  8.  2)  ib.  1880  p.  161 
—320.  8.  3)  ib.  1880.  48  pp.  8.  Zusammen  10  Piaster. 
Biographien  der  Notabein  der  Armenischen  Nation. 

No.  5.  [— ciiD<iioa-tiinL(<}-[ii_<ii  (Selfhelp)  Werk  von  Samuel 
Smiles  enthaltend  die  Biographien  der  selfmade  men  übersetzt  von 
U-  t^P-ifl^ptfkui'ü  Etmekdjian  2.  Aufl.  Cpl.  1880.  552  pp. 
8.     12  Piaster. 

No.  6.    {/nriLtruwi  [^nl|uijiiuifyknni_(3-fi-ui<li  Die  Kunst  lange 


58   Mordtmann,  armenische  Drucke  von  Smyrna  und  Constantinopel. 

zu  leben  von  (_£ürpji^-uiu  cj)ni/ini^[7<  Andreas  Popovitsch.  2.  Aufl. 
Cpl.   1880.     455  pp.     8.     10  Piaster. 

No.  7.  iTn pjL (3- hu iu  ifn  qn^tnn  von  {K/uiLnriL'iih 
Amaduni.     Jugendschrift.     Cpl.  1880.    110  pp.    8.    5  Piaster. 

No.  8.  ^.  t^.  Hjuinniibiuu  [Baronian]  'TjinnjLn  ifn  in°Lr 
unj    /3-u/rjbnni_    1/^9      [Ein  Gang  durch  die   Quartiere  Constan- 

tinopels].  Cpl.  1880.  224  pp.  8.  12  Piaster.  [Derselbe  Autor 
wie  No.  4.] 

No.  9.    ^»uiLiun-ui  h  uhi  (3-ujLnntrna_nL.(3-|iL<li  von 'p».  InLu_ 

u{iainn<Lj!xmtü    [Gabriel    Luisbaronian].      Cpl.    1880.      48   pp.      8. 

21/»  Piaster. 

No.  10.  U^i-^^-fiui4!!    ^rufum.^jAi  [La  C^sse  de  St.  Ge- 

rand  par  AI.  Dumas  übersetzt  von  Mgrditsch  Melikian].  Cpl.  1880. 
55  pp.     8.     6  Piaster. 

No.  11.     *TJ  p i^ii i|_  fi j_[i t^-    ifuin  njiqni-^^ii    La  Marquise   de 

Brinvilliers  par  AI.  Dumas  übersetzt  von  demselben.  Cpl.  1880. 
88  pp.     8.     7  Piaster. 

No.  12.  tHrn-^uiquintrui^  von  Kalust  Thirakian.  [Samm- 
lung echt  armenischer  Wörter  um  die  Fremdwörter  zu  ersetzen.] 
Cpl.  1880.     218  u.  15  pp.     8.     4  Piaster. 

No.    13.    (JuifJ-^AiliLj      V^nriuiLn      [l/J^"/     er  u  j  1/111*11  mlmifjfir/l 

Erotischer  Eoman  von  Rupen  Tütündjian.  Cpl.  1880.  257  u. 
11  pp.     8.     10  Piaster. 

No.  14.  p>m<iim[uoi-nL(3-|iL<iip  [Vorträge von]  J  p.  *q.  Ijl^n- 
u^nbuht   Berberian.     Cpl.  1880.     74  pp.  u.  1  p.    8.    4  Piaster. 

No.  15.  von  demselben,  [^nljnt.  pm<iiui[uounL(3-[7Ltiip  „zwei 
Vorträge"  populären  Inhalts.     Cpl.  1880.     91  pp.     5  Piaster. 

No.  16.  Ijfft',  (uiiin  ,  tf-fft'fi  Roman  von  Paul  de  Kock 
übersetzt  von  einem  Ungenannten.    Cpl.  1880.    184  pp.   8.    5  Piaster. 


59 


Kleinasien. 

Von 

Eduard  Meyer. 

Das  wichtigste  im  Berichtsjahr  erschienene  Werk  ist  Schlie- 
mann's  Darstellung  seiner  troischen  Ausgrabungen  1),  durch  welche 
die  frühere  äusserst  mangelhafte  Publication  seiner  älteren  Aus- 
grabungen überflüssig  gemacht  und  das  ganze  auf  Ilios  bezügliche 
Material  zusammengefasst  wird.  Eine  Reihe  von  Beilagen  von 
Virchow,  Sayce,  Max  Mülle)-  u.  a.  behandeln  einzelne  Streitfragen 
oder  ergänzen  den  Schliemann'schen  Bericht.  Nur  der  Vollständig- 
keit halber  mag  daneben  noch  auf  eine  bereits  1879  erschienene 
Abhandlung  von  Burnouf2)  verwiesen  sein. 

Sehr  dankenswerth  ist  eine  ausführliche  Darstellung  der  alten 
Monumente  des  Sipylos  und  Smyma's  durch  G.  Weber2),  an  die 
sich  eine  mitunter  etwas  phantastische  Geschichte  Altsmyrna's  an- 
schliesst.  Den  Abschnitt  über  die  von  ihm  als  „Hieron  de  Cybele* 
bezeichneten  Tempelreste  am  Sipylos  hat  der  Verf.  gleichzeitig 
in  dem  Museum  der  evangelischen  Schule  zu  Smyrna  veröffent- 
licht4). Dasselbe  enthält  auch  einen  Bericht  über  einen  Grabhügel 
und  Trümmer  bei  Belevi  am  Kaystros 5).  Das  bekannte  roh 
gearbeitete  Felsbild  am  Sipylos,  welches  man  als  Niobe  oder  rich- 
tiger  als    eine   Kybele   bezeichnet,    wird   von   Dennis   genau   be- 

1)  Heinr.  Schliemann.  Ilios.  Stadt  und  Land  der  Trojaner.  Forschungen 
und  Entdeckungen  in  der  Troas  und  besonders  auf  der  Baustelle  von  Troja. 
Mit  einer  Selbstbiographie  des  Verfassers,  einer  Vorrede  von  Rud.  Virchow  und 
Beiträgen  von  P.  Ascherson,  H.  Brugsch-Bey,  E.  Burnouf,  Frank  Calvert, 
A.  J.  Duffield,  J.  P.  Mahaffy,  Max  Müller,  A.  Postolaccas,  A.  H.  Sayce 
und  R.  Virchow.  Mit  circa  1800  Abbildungen,  Karten  und  Plänen  in  Holz- 
schnitt und  Lithographie.    Leipzig   1881.    XXIV,  880  pp.    8.    M.  42,  geb.  M.  45. 

—  Vgl.  Buryian  LC.   1881,  539;  Ath.  1880  II,  748  f.  820  f. 

2)  In:  Emile  Burnouf.    Memoires  sur  l'antiquite.    Lage  de  bronze  —  Troie 

—  Santorin  —  Delos  —  Mycenes  —  le  Parthenon  —  les  courbes  —  les  Pro- 
pylees  —  un  faubourg  d'Athenes.  Paris  1879.  338  pp.  8.  mit  4  Tafeln.  — 
Vgl.  Bursian  LC.  1879,  1710. 

3)  G.  Weber.  Le  Sipylos  et  ses  monuments.  Ancienne  Smyrna  (Nav- 
lochon).  Monographie  historique  et  topographique,  contenant  une  carte,  4  planches 
lithographiques,  et  2  photographies.  Paris  1880.  120  pp.  8.  —  Vgl.  J.  Schmidt 
LC.   1881,  462. 

4)  G.  Weber.  Hieron  de  Cybele  et  trono  de  Pelops:  Movoe'iov  xni 
ßißliofrvyr]  rije  evnyyeXuefjs  J5//i).r;s  lv  2fivQvr\   III,    105 — 118. 

5)  Ders.  Tumulus  et  Hieron  de  Belevi  sur  l'ancienpe  route  d'Ephese  ä 
Sardes:  ebd.  90 — 104. 


(30  Meyer,  Kleinasien. 

schrieben 6) ;  er  hat  auch  hieroglyphische  Zeichen  an  ihm  entdeckt 
und  publicirt7).  —  Die  Entzifferung  der  hamathenischen  oder 
cheti  tischen  Hieroglyphen  Syrien's  und  Kleinasien's  —  zu  denen 
ausser  der  eben  erwähnten  Kybeleinschrift  zwei  von  Wilson  in 
Ghurun  am  Euphrat  entdeckte  8)  hinzukommen  — ,  welche  Sayce  9), 
Jleath10)  und  Hyde  ClarTee11)  in  Angriff  genommen  haben,  ist 
noch  nicht  über  die  ersten  problematischen  Tastversuche  hinaus- 
gekommen. Ueber  diesen  Gegenstand  sind  ferner  ausser  einer' 
anderweitigen  Abhandlung  von  Sayce12)  drei  anonym  veröffent- 
lichte Artikel13-15)  und  eine  kurze  Notiz  Biirton's16)  zu  ver- 
gleichen. 

Fontricr  behandelt  die  Topographie  von  Klaros,  Kolophon 
und  Notion17),  Collignon  beschreibt  eine  neuentdeckte,  mit  Sculpturen 
und  Inschriften  versehene  Grotte  bei  Korykos  in  Kilikien18),  ferner 
einen  am  Felsen  von  Chodja  Tasch  vielfach  in  Reitergestalt  ab- 
gebildeten Gott,  den  er  als  Qeog  2wl,(dv  bestimmt.19)  Von  In- 
schriften ist  in  erster  Linie  die  neugefundene  grosse  Inschrift  von 
Halikarnass,  die  Newton-0)  und  Haussoullier 21)  publicirt  haben, 
von  Bedeutung,  vor  allem  wegen  ihrer  zahlreichen  karischen  Eigen- 
namen; Haussoullier  hat  im  Anschluss  an  dieselbe  sämmtliche  be- 


6)  Geo.  Dennis,  The  earliest  rock-hewn  monument  in  Asia  Minor:  Ac. 
XVIII,   160  (mit  Nachschrift  von  A.  H.  Sayce  160  f.).    442. 

7)  Proceedings  Soc.   Bibl.  Arch.    11.  Jan.    1881. 

8)  A.   H.  Sayce.     The  Hittite  Inscriptions :  Ac.  XVIII,   223. 

9)  A.  H.  Sayce.  The  Decipherment  of  the  Hittite  Inscriptions:  Ac. 
XVIII,  137.  —  The  Bilingual  Hittite  Inscription:  ebd.  172.  —  Hittite  In- 
scriptions: ebd.   384.  —  Proceedings  Soc.  Bibl.  Arch.  July  6  and  Nov.  2,  1880. 

10)  Dunbar  J.  Heath.  Hittito  Inscriptions:  Ac.  XVIII ,  155.  —  The 
Bilingual  C'ilician  Inscription:  ebd.  190.  —  Squeezes  of  Hamath  Inscriptions: 
JAI.  IX,  369 — 375  mit  einer  Tafel.  —  History  of  the  Hittite  Inscriptions: 
P[alaestine]  Exploration]  F[und]   1880,  206-210. 

11)  Hyde  ClarTee.  The  Decipherment  of  Khita:  Bilingual  Seal  of  King 
Tarkondemos:  Ath.  1880  II,  341.  —  On  HI  jn  Khita:  ebd.  467.  —  Khita: 
PEF.   1880,  210  f. 

12)  A.  H.  Sayce.  A  forgotton  Empire  in  Asia  Minor:  Frazer's  Mag. 
1880,  Aug.,  223—233. 

13)  The  Empire  of  the  Hittites.  Kepriuted  from  the  Times  of  January  23  d, 
1880:  PEF.   1880,   118—124. 

14)  Le  royaume  des  Hittites:  L'Exploration  X.    1880,  201.     [Koner.] 

15)  Carchemish.    (From  a  Correspondent):  The  Times,  August  19,  1880,  p.  4. 

16)  Rick.  F.  Burton.    Midianite  and  Hittite  Inscriptions:  Ath.  1880  II,  750. 

17)  Ar.  M.  Frontrier.     JJepl   kIJqov  KoXo<p(övos  Noriov.   Movo.  x. 

ftißl.  tfje  Fvayy.   nyol.  III,    185 — 221. 

18)  Max.  Collignon.  Note  sur  uno  grotte  decoree  de  bas-reliefs  pres  de 
Korykos:  Bull,  corresp.  hellen.   IV,   133 — 138. 

19)  Hers.     Bx-voto  au  dieu  Cavalier:  ebd.  291 — 295.  pl.  IX,  X. 

20)  P.  427 — 451  dos  Werkes:  Charles  Thomas  Newton.  Essays  on  Art 
and   Archaeology.      London   1880.     472   pp.     8.  mit  4  Tafeln. 

21)  B.  Ilniissoallicr.  Inscription  d'IIalicainasse:  Bull,  corresp.  hellen.  IV, 
295—320.  522  —  524. 


Meyer,  Kleinasien.  61 

kannten  karischen  Eigennamen  zusammengestellt21  a).  Zahlreiche 
kleinasiatische  Inschriften  sind  im  Museum  der  evangelischen  Schule 
von  Smyrna  publicirt22);  ebendaselbst  gibt  Kerameus  einen  Katalog 
antiker  Gewichte  aus  Smyrna 23).  Sonst  sind  noch  inschriftliche 
resp.  numismatische  Publicationen  und  Notizen  von  Haussotdlier  24), 
Fontrier25),  Mordtmann26)  und  Fränkel26*)  zu  verzeichnen.  Da- 
neben mag  der  genauere  Titel  des  schon  im  vorigen  Jahr  ge- 
nannten Buches  von  Davis21)  nachgetragen  sein. 

Der  Inhalt  eines  Aufsatzes  von  Ganneau2*)  über  die  Aera 
von  Kition  und  den  Namen  seines  letzten  Königs  Pygmalion,  den 
er  für  Pumjatön  erklärt,  ist  mir  nur  durch  Notizen  der  Revue 
Critique  und  des  Journal  asiatique 29)  bekannt.  Einige  Angaben 
über  eine  zeitweilig  in  London  ausgestellte  Sammlung  von  Alter- 
thümern  aus  Salamis,  Kurion,  Kition  u.  a.  im  Besitze  des  Majors 
di  Cesnola,  eines  Bruders  des  Generals,  enthält  das  Athenaeum30). 
Hall's31)  Artikel  über  einige  cypriotische  Inschriften,  der  eigentlich 
schon  in  das  Jahr  1874  zurückreicht ,  gehört  ganz  dem  Gebiete 
der  classischen  Philologie  an.  Auf  Cypern  bezieht  sich  endlich 
noch  eine  Notiz  Halevy's 32). 

Schliesslich  mögen  hier  noch  die  treffende  Schilderung  der 
modernen  Bewohner  Kleinasien's  durch  Ilumann33)  und  die 
historische  Skizze  IJirschfeld's3*)  erwähnt  werden. 


21a)  Ebd.  315—320. 

22)  Mnvo.  x.  ßißf..   tf,g  evayy.   a^ol.  III,    121—184. 

23)  A.  Papadojwulos  Kerameus.  Catalogue  descriptif  des  poids  antiques 
du  Musee  de  l'ec.  ev. :  ebd.  p.  57 — 86. 

24)  B.  Haussoullier.  Inscription  de  Chio:  Bull,  corresp.  hellen.  IV,  130. 
Inscriptions  d'Halicarnasse :  ebd.   395 — 408. 

25)  Ar.  Fontrier.    Inscription  de  Tralles:  ebd.  IV,  336—338  mit  1  Tafel. 

26)  J.  H.  Mordtmann.  Metrische  Inschriften:  Mitth.  d.  D.  Arch.  Instit. 
in  Athen  V,   1880,  83 — 84. 

26  a)  M.  Fränkel.  Zu  den  Münzen  von  Ptolemais  in  Pamphylien :  Zeitschr. 
f.  Numism.  VII,   31 — 32. 

27)  E.  J.  Davis.  A  Life  in  Asiatic  Turkey.  A  Journal  of  Travel  in  Cilicia 
(Pedias  and  Trachcea)  ,  Isauria ,  and  Parts  of  Lycaonia  and  Cappadocia.  Map 
and  Illustrations,  from  Original  Drawings  by  the  Author  and  Mr.  M.  Aneketill. 
London   1879.     XX,  536  pp.     8. 

28)  Clermont-  Ganneau.  Le  dernier  roi  phenicien  de  Citium:  L'Instruct. 
publique,  Mars.     [Friederici.] 

29)  Rev.  Cr.  1880  I,  181.  —  JA.  VII  Ser.,  XV,  351. 

30)  Ath.   1880  I,  829  f. 

31)  Isaac  H.  Hall.  The  Cypriote  Inscriptions  of  the  di  Cesnola  Collection 
in  the  Metropolitan  Museum  of  Art,  in  New  York  City:  JAOS.  X,  201—218 
mit  7   Tafeln. 

32)  JA.  VII  Ser.,  XV,  353. 

33)  C.  Ilumann.  Über  die  Ethnologie  Kleiuasiens:  Verb.  d.  Ges.  f.  Erdk. 
zu  Berlin  VII,  241—254. 

34)  Gust.  Hirschfeld.  Wanderungen  und  Wandelungen  in  Kleinasien: 
Deutsche  Rundschau  Bd.  XXV,  406—422. 


62 


Semiten  im   Allgemeinen. 

Von 
August  Müller. 

Dass  die  Zeit  noch  nicht  gekommen  ist,  den  Semitismus  als 
Ganzes  in  zusammenfassenden  Arbeiten  zu  behandeln,  wird  bei 
ruhiger  Ueberlegung  keinem  Kundigen  zweifelhaft  sein  können. 
Wir  haben  noch  zu  viel  mit  den  Problemen  zu  thun,  welche  uns 
die  einzelnen  Völker  und  Sprachen  in  einer  für  die  geringe  Zahl 
der  Arbeiter  allzu  grossen  Fülle  stellen,  als  dass  wir  den  Versuch 
wagen  könnten,  der  verwirrenden  Menge  der  Einzelheiten  grosse 
Perspectiven  abzugewinnen.  Die  historische  Forschung  muss  sich 
vorläufig  noch  begnügen,  bestimmte  einzelne  Perioden  oder  Ereig- 
nisse aufzuklären,  die  philologische  und  sprachwissenschaftliche 
ringt  überall  mit  der  Aufgabe,  innerhalb  der  einzelnen  Dialekt- 
und  Literaturgebiete  die  für  grössere  Bauten  tragfähigen  Grund- 
mauern herzustellen;  man  muss  es  als  ein  Zeichen  einer  in  unsern 
Fachkreisen  überwiegenden  gesunden  Einsicht  in  die  wahre  Natur 
wissenschaftlicher  Aufgaben  mit  Freuden  begrüssen,  dass  auch  in 
diesem  Jahre  so  wenig  „allgemein  Semitisches"  gescln*ieben  worden 
ist.  Und  wirklich  fördernde  Beiträge  zu  dieser  Disciplin  der  Zu- 
kunft finden  sich  jedenfalls  nur  in  ein  paar  Specialuntersuchungen, 
die  von  ganz  concreten  Einzeldingen  ausgehen. 

Mehr  eine  Sammlung  von  kurzen  Einzelberickten  als  ein  von 
allgemeinen  Gesichtspunkten  ausgehender  Ueberblick  ist  auch  dies- 
mal der  Athenaeumsartikel  über  „Semitische  Literatur"1);  ebenso 
vertheilen  sich  unter  die  verschiedenen  Dialekte  die  unter  Wright's 
Leitung,  wie  immer,  mit  ausgezeichneter  Sauberkeit  hergestellten 
und  mit  grösster  Genauigkeit  bearbeiteten  Blätter  des  fünften 
Heftes  aus  der  Orientalischen  Reihe  der  Palaeographical  Society2). 
Ebenfalls     verschiedene    Gebiete    semitischer    Philologie    berühren 


li  Srrnitic  Litoraturo  in   1879:  Ath.   1880,   I,   152  f.;  439. 

V)  The  Palaeographical  Society.  Facsimiles  of  Ancient  Manuscripts.  Oriontal 
Seriös,  l'art  V.  Ed.  by  William  Wright.  57  —  08.  London  1880.  Fol.  — 
Vgl.  Ras3.  Sott.   1880,  No.   153. 


Müller,  Semiten  im  Allgemeinen.  63 

zwei  von  Cust's3)  gesammelten  Abhandlungen,  die,  ihrem  Zwecke 
gemäss,  in  geschmackvoller  Darstellung  den  Fachmann  weniger 
belehren  als  erfreuen;  Bei-ger's  im  vorigen  Bericht  (S.  78  No.  2.  3) 
erwähnte  Artikel  sind  inzwischen  im  besonderen  Abdruck4)  aus- 
gegeben worden. 

Als  werthvolle  Beiträge  zur  Geographie  der  semitischen 
Gebiete  sind  hier  die  glänzenden  topographischen  Untersuchungen 
in  Hoffmann's 5)  noch  weiter  zu  erwähnendem  Werke  zu  nennen, 
welche  sich  auf  mesopotamisch  -  kurdischem  Gebiete  bewegen, 
während  über  Sachaus  Eeise  in  Syrien  und  Mesopotamien  erst 
vorläufige  Notizen  6— 8)  bekannt  geworden  sind. 

Weit  hinaus  in  das  uferlose  Meer  geologisch-anthropologisch- 
prähistorischer Phantasien  würden  ein  paar  Aufsätze  von  Fligier<}) 
und  Redhousew)  den  entführen  können,  der  an  des  ersteren  Zu- 
sammensetzung der  Semiten  aus  summerischen  [sie]  (akkadischen??), 
hamitischen  und  semitischen  Elementen,  denen  sich  ein  blonder 
Volksstamm  von  dolichokephaler  Schädelbildung  angeschlossen  hat, 
oder  an  des  letzteren  mittelafrikanischen  Ursitzen  dieser  Bace  ein 
mehr  als  humoristisches  Interesse  nehmen  wollte.  Damit  darf 
man  die  uns  nunmehr  zugegangene  ernste,  von  acht  wissenschaft- 
lichem Geiste  getragene  Untersuchung  Guidi's11)  vom  Jahre  1879 
kaum  auf  demselben  Blatte  zusammennennen;  ihm  ergiebtsich  aus  sorg- 
fältiger Betrachtung  der  Bezeichnungen,  welche  geographische  und 
meteorologische  Begriffe,  Thiere  und  Pflanzen  in  den  Einzeldialecten 
führen,  dass  die  Heimath  der  Semiten  im  Lande  des  Weinstocks, 
also  am  Kaspischen  Meere  zu  suchen  ist  und  er  gewinnt  aus  einer 
geistreichen  Interpretation  von  Gen.  10,  22  ff.  die  Hauptstationen 
der  Wanderung  bis  Mesopotamien  und  Arabien.  Schüchtern  wage  ich 
dem  gegenüber  daran  zu  erinnern,  dass  das  Fehlen  bestimmter 
Wörter  in  einzelnen  Dialecten  doch  nur  Schlüsse  von  dem  be- 
schränkteren Werth  eines  argumentum  a  silentio  ermöglicht ;  jedenfalls 


3)  Robert  Needham  Cust.  Linguistic  and  Oriental  Essays,  London  1880, 
p.  342—369:  Chap.  XII.  The  Phenician  Alphabet.  —  p.  370—410:  Chap.  XIII. 
Monumental  lnscriptions  in  all  Parts  of  the  World. 

4)  S.  unten  S.  153  No.  37. 

5)  Vgl.  S.  44  No.  4;  S.  151  No.  19. 

6)  Edward  Sachau  [Brief,  veröffentlicht  von  R.  Gwynne],  Exploration 
in  Mesopotamia:  Ath.   1880,  I,  p.  22. 

7)  Aus  einem  Briefe  des  Herrn  Professor  Dr.  Sachau:  ZDMG.  XXXIV, 
172—174. 

8)  Ed.  Sachau.  Reisebericht:  ZDMG.  XXXIV,  564— 567.  —Vgl.  Globus 
XXXVII,  48;  hier  S.  55  No.   104. 

9)  Fligier.  Zur  Anthropologie  der  Semiten :  Mitth.  d.  anthr.  Ges.  in  Wien 
1879,  155—157. 

10)  J.    W.  Redhouse.     A   Theory    of   the   Chief  Human    Raees   of  Europe 
and  Asia:    Trans.    Soc.  Lit.  XII,    377  —  399. 

11)  Ignazio   Guidi.      Della   sede   primitiva    dei   popoli    Semitici    (Mem.    d. 
Acc.   d.  Lincei  Anno  CCLXXVI.)     Roma  1879.     52  pp.     4. 


64  Müller,  Semiten  im  Allgemeinen. 

aber  beabsichtigt  dieser  Einwand  nicht  sowohl,  Guidis  Resultaten 
geradezu  entgegenzutreten,  als  zukünftiger  weiterer  Prüfung  der 
schwierigen  Frage  ihr  Recht  vorzubehalten.  In  ähnlichem  Sinne  wie 
Guidi  betont  Hammel12),  dass  die  einzelnen  Stämme  von  Mesopa- 
tamien  ausgegangen  sein  müssen;  was  sie  vor  dieser  Zeit  gegessen  und 
getrunken  haben,  scheint  man  aus  einer  Schrift  von  Pomeranz13) 
erfahren  zu  können,  von  der  mir  nur  ein  unvollständiger  Titel  zu 
Gesichte  gekommen  ist.  lieber  eine  uralte  Kulturstätte  auf  den 
Bahreininseln,  welcher  die  Civilisation  der  Nordsemiten  ihre  Haupt- 
uniegungen  zu  verdanken  hätte,  berichtet  Durand1*),  zu  dessen 
Aufsatze  Raioltnson  Anmerkungen  gegeben  hat.  Die  Besprechung 
von  Lenormant's 15)  Origines  überlassen  wir  dem  assyriologischen, 
beziehungsweise  alttestamentlichen  Berichte. 

Die  Stellung  der  Semiten  in  ethnographischer 
Beziehung  und  ihre  etwaigen  Verwandtschaftsver- 
hältnisse zu  den  übrigen  Racen  sind  bekanntlich  ebenfalls  ein 
Tummelplatz  für  die  Phantasie  der  Dilettanten.  Einer  der  merk- 
würdigsten davon  scheint  nach  dem  aus  naheliegenden  Gründen 
allzuliebenswürdigen  Referenten  der  Revue  des  etudes  juives  Herr 
Levy- Bingw)  zu  sein;  er  leitet  alle  Sprachen  der  Welt  vom 
Phönizischen  ab,  welches  in  dieser  Function  allerdings  auch  einmal 
an  die  Reihe  kommen  musste.  Was  Sayce 17)  über  den  Unterschied 
zwischen  Semiten  und  Lidogermanen  sagt,  habe  ich  nicht  prüfen 
können,  ebensowenig  Moratti's  iS)  Versuch,  eine  Brücke  nach  Aegypten 
zu  schlagen.  M  Cwdy19)  setzt  seine  im  vorigen  Bericht  (S.  79 
No.  15)  bereits  erwähnte  grosse  Untersuchung  mit  gleichem  Fleisse. 
gleichem  Scharfsinn  und  gleicher  Bedenklichkeit  der  Resultate  fort. 
Ein  Essay  von  Gladstone  20),  der  sich  auf  mythologischem  Gebiete  be- 

12;  Fritz  Hommel.  La  Patrie  originaire  des  Semites:  Atta  IV  Congr.  d. 
Or.  I,  217—228. 

13)  Pomeranz.  lieber  Speisen  und  Getränke  der  Ursemiten.  Wilna  [1880?] 
8.  [Titel  im  Jahresber.  d.  Fränek.  Stift.  1SS1  S.  X.  Z.  26;  nach  Friederici  B.  O. 
No.   008  Breslau,  38  pp.] 

14)  Durand.  Extracts  from  Keport  on  the  Islands  and  Antiquities  of 
Bahrein:  JRAS.  XII,  189 — 201.  —  H.  C.  Rawlimon.  Notes  on  Capt.  D.'s 
lteport  etc.  ib.  201—227.  —  Vgl.  oben  S.  44  No.  1;  unten  S.  71  No.  21  und 
S.   144  No.  3. 

15)  S.  S.   73   No.   36   und  S.   99  No.   88. 

16)  L.  Levy-Bing.  La  linguistique  devoilee  (l«  fascicule).  Paris  1880. 
112   pp.     8.  —   Vgl.  likt.I    I.   .'KIT. 

17;  A.  II.  Sayce.  Introduction  to  the  Science  of  Language.  2  voll.  London 
1880.     Bd.  I:    X,    441   pp.      Bd.   II:   421   pp.      8.    —    Vgl.    LC.    18S0,    1666    f. 

18)  Moratti.  Sulla  flessione  nominale  semitica:  Note  semitico-egizie. 
ill  K.  Liceo  ed  il  R.  Ginnasio  „Vittorio  Emanuele"  di  Palermo  neu'  anno 
scolastico  1877 — 78:  Cronaca,  Prospetti  degli  insegnamenti,  ecc.)  Palermo  1879. 
HM)    pp.      4. 

19;  ./.  F.  AL  Owrdy.  Rolations  of  the  Aryan  and  Semitic  Languages. 
IV.  —  Morphology  ><\  K...,k:  ü  Saara  XXXVII,  028—060.  V.  —  Comparison 
o/ Boots:   Ebd.  XXXVII,  752—776. 

20;  W.  F..  Gladstone.  Ki'ligiou,  Aehaian  and  Semitic:  XIX  Cent. 
18»n,  April. 


Müller,  Semiten  im   Allgemeinen.  65 

wegt,  ist  mir  nicht  zugänglich  gewesen ;  dagegen  kann  ich  eine  Aus- 
führung Tiele's  -')  über  den  gemeinsamen  Ursprung  der  Istar-Astoret- 
Hathor-Aphrodite-Venus-Freya  nur  der  Aufmerksamkeit  der  Leser 
empfehlen,  wenngleich  sie  auch  in  die  graue  Vorzeit  zurückführt. 
Hieran  schliesse  ich  noch  zwei  Versuche  von  J.  Darvnesteter 22) 
und  Rohde2d),  semitischen  Einfluss  auf  indogermanischem  Gebiete 
nachzuweisen,  von  denen  freilich  der  erstere  mich  im  Einzelnen 
nicht  vollkommen  überzeugt  hat ;  Bevgers  24)  Studie  über  den  orientali- 
schen Ursprung  der  beiden  Pygmalionmythen,  sowie  die  Fortsetzung 
von  Ganneaus 25)  Untersuchungen  über  den  etwaigen  Einfluss 
orientalischer  Bildwerke  auf  die  Entstehung  und  Entwicklung  grie- 
chischer Mythen  erwähnen  wir  später. 

Innerhalb  des  Semitismus  selbst  haben  wir  Einiges 
sprachwissenschaftliche  erhalten:  drei  kürzere  Ausführungen  To?/V26--8), 
der  sich  mit  amerikanischer  Energie  in  die  verschiedenen  Dialekte 
hineingearbeitet  hat  und  wohl  befähigt  ist,  seine  Landsleute  über 
die  von  ihm  gewählten  Themata  zu  orientiren ,  dessen  Arbeiten 
indess  nicht  mit  den  ausserordentlich  interessanten  Forschungen 
verglichen  werden  können,  welche  de  Lagarde's  -9)  und  Nöldckes  30) 
Discussion  über  den  Gottesnamen  bN  uns  zugänglich  macht.  Ein 
wahrer  Hochgenuss  für  kriegsfrohe  Semitisten,  zwei  solche  Klingen 
sich  kreuzen  zu  sehen;  ob  es  einem  der  Streiter  gelingen  wird, 
den  andern  aus  seiner  Position  zu  drängen,  darüber  darf  ein  min- 
derer Mann  eine  Voraussetzung  nicht  wagen.  Ein  Resume  der 
beiderseitigen  Ausführungen  überlasse  ich  dem  Specialberichte 
über  das  Hebräische,  indem  ich  nur  noch  darauf  aufmerksam  mache, 
dass  die  angezogene  Arbeit  de  Lagarde's  auch  den  Nachweis  des  se- 
mitischen Ursprungs  von  'AolXvfJog  und  ßvgiy^  und,  ebenso  wie 
dessen  Symmicta  H3l)>  mancherlei  Bemerkungen  zu  den  ver- 
schiedenen Einzeldialecten  enthält. 


21)  C.  P.    Tiele.     Over  vreemde  Bestanddeelen    in    de  Grieksche    Mytho- 
logie: Th.  Tijdscbr.     XIV,  545  —  578;  vgl.  Acad.    1880,  II,   382. 

22)  J.  D armesteter .    Cabires,  Bene  Elohim  et  Dioscures :  Mem.   Soc.  ling., 
IV,  89—95.  —   Vgl.  unten  S.   100  No.   100. 

23)  E.  Rohde.     Die  Sardinischo  Sage  von    den  Neunschläfern:    Rh.  Mus. 
XXXV,   157—163. 

24)  S.  unten  S.   146  No.    16. 

25)  S.  unten  S.   145  No.   12. 

26)  C  H.   Toy.     Problems    of  General    Seniitic  Grammar:    Am.  Journ.   of 
Philol.  I,  416—426. 

27)  C.  H.    Toy.     On  Shemitic    Derived    Sterns:    Proceed.     XI.    am.    sess. 
Am.   Philol.   Assoc.  p.   22. 

28)  C.  H.    Toy.     Expression  of  Modal  Ideas   in  Shemitic :    Proc.  XI.   ann. 
sess.  Amer.  Philol.  Assoc.  p.   27   f. 

29)  S.  unten  S.  93  No.   65    und  vgl.  jetzt    dazu    noch  Paul    de  Lagarde 
Gott.  Nachr.   1882,   173—192. 

30)  S.  unten   S.   86  No.   32. 

31)  Symmicta  II  (s.  unten  S.  93  No.  64),    bes.  S.   91  —  103.   106.    121   f. 

Jahresbericht  1880.  5 


QQ  Müller,  Semiten  im  Allgemeinen. 

Pick's  32)  Artikel  über  die  semitischen  Sprachen  habe  ich  nicht 
gesehen. 

Sehr  anregend  ist  Robertson  Smith!  s 33)  Versuch,  Thierdienst 
bezw.  Totemismus  im  semitischen  Alterthum  aus  den  Eigennamen 
von  Stämmen  und  Personen  bei  den  Arabern  und  im  A.  T.  nach- 
zuweisen, ein  Versuch,  der  mir  im  Ganzen  gelungen  scheinen  will, 
jedenfalls  aber  die  aufmerksamste  Berücksichtigung  verdient. 


32)  B.  Pich.  Shemitic  Languages:  MacClintoch  and  Strong,  Cyclopaedia, 
vol.  IX.  (Fr.  No.   607.) 

33)  W.  Robertson  Smith.  Animal  Worship  and  Animal  Tribcs  among 
fche  Arabs  and  in  tho  Old  Testament:  Journ.  of  Phil.  IX,  7ö — 100.  —  Vgl. 
/.   Goldziher.     Eudogamy  and  Polygamy  [sie]  among  the  Arabs :  Ae.  XVIII,  26. 


67 


Keilinschriften. 

Von 

Friedrich  Delitzsch. 

Während  im  Osten  durch  die  von  Hormuzd  Rassam  in  Ba- 
bylon, Ninewe  und  anderen  Ruinenstätten  zurückgelassenen  Arbeiter- 
abtheilungen die  babylonisch  -  assyrischen  Ausgrabungen  auch  im 
Jahr  1880  erfreulichen  Fortgang  nahmen  und  viele,  bislang  nur 
zu  einem  geringen  Theil  gehobene,  Literaturschätze  dem  Britischen 
Museum  zuführten,  war  man  daheim  im  Westen  rastlos  damit  be- 
schäftigt, immer  neue  Keilschriftdenkrnäler  zu  veröffentlichen  und 
den  Fachgenossen  nah  und  fern  zugänglich  zu  machen,  die  assyrische 
Sprache  nach  ihrem  Wortschatze  und  Formenbau  immer  gründ- 
licher zu  erforschen  und  eben  hiermit  für  alle  weiteren  Unter- 
suchungen die  einzig  sichere  Basis  zu  gewiimen,  sowie  auf  allen 
Gebieten  des  durch  die  Keilinschriften  neu  erschlossenen  semitischen 
und  nichtsemitischen  Alterthums  die  bis  dahin  erworbenen  An- 
schauungen betreffend  Geographie  und  Geschichte,  Religion  und 
Kunst  zu  verbessern,  zu  vermehren  und  zu  vertiefen. 

Von  Textveröffentlichungen  ist  selbstverständlich  in 
weitaus  erster  Linie  die  erste  Hälfte  des  fünften  Bandes  des 
grossen  Londoner  Inschrifteuwerkes  zu  nennen.  Die  Assyriologie 
schuldet  den  Trustees  des  Britischen  Museums  und  obenan  Sir 
Henry  Rawlinson1)  innigsten  Dank  nicht  allein  dafür,  dass  dieses 
seit  1875  unterbrochene  monumentale  Werk  nunmehr  wieder  auf- 
genommen worden  ist,  sondern  vor  allem  auch  dafür,  dass  dieser 
fünfte  Band,  abweichend  von  den  früheren  Bänden,  bereits  nach 
Fertigstellung  seiner  ersten  Hälfte  der  Oeffentlichkeit  übergeben 
wurde.    Die  Hochherzigkeit,  mit  welcher  die  Trustees  des  britischen 


1)  A  Seloction  from  the  Miseellaiieous  Iuscriptions  of  Assyria.  Prepared  for 
Publication ,  under  the  Directum  of  the  Trustees  of  the  British  Museum ,  by 
Major-General  Sir  //.  C.  Ilawlinson,  assisted  by  TheopMlus  G.  Pinches. 
London:  lithographed  by  J.  Jankowsky.  1880.  Vol.  V:  35  pp.  fol.  10  s.  — 
Vgl.   A.  Delattre  Kev.  crit.  intern.  I,   16—19. 

5* 


ßg  Delitzsch,   Keilinschriften. 

Nationalmuseuins  dieses  unschätzbare  Werk  von  neuem  den  Assy- 
riologen  von  Fach  als  Geschenk  übersandten,  auch  hier  dank- 
bar zu  rühmen  ist  angenehmste  Pflicht.  Nicht  minderer  Dank 
gebührt  gleichzeitig  dem  Nachfolger  des  der  Wissenschaft  so  jäh 
entrissenen  George  Smith,  Mr.  Ptnches,  welcher  mit  der  ganzen 
ihm  eigenen  Umsicht  und  peinliehen  Gewissenhaftigkeit  diesen 
fünften  Band  zur  Veröffentlichung  vorbereitet  und  dadurch  der 
Assyriologie  nicht  nur  werthvollstes,  sondern  zugleich  zuverlässigstes 
Material  zugeführt  hat.  Die  bis  jetzt  vorliegenden  35  Blätter  des 
fünften  Inschriftenbandes  beginnen  und  schliessen  mit  hochwichtigen 
geschichtlichen  Denkmälern :  die  ersten  zehn  enthalten  das  von 
Rassam  gefundene ,  fast  unversehrt  erhaltene  zehnseitige  Thon- 
prisma  Asurbanipals  mit  den  Annalen  dieses  Königs ,  die  drei 
letzten  je  einen  Text  von  dem  altbabylonischen  König  Agü,  von 
Nebukadnezar  und  endlich  den  berühmten  Cyrus-Cylinder,  welchem 
wir  die  Genealogie  des  Eroberers  von  Babylon  sammt  dessen 
eigenem  Berichte  über  Babylons  Einnahme  verdanken.  Alle  übrigen 
Blätter,  von  11 — 32,  enthalten  eine  überaus  reiche  Fülle  bilinguer 
Texte  lexikalischen  Inhalts  sowie  assyrischer  Synonymenverzeich- 
nisse. —  Neben  dieser  Fortsetzung  des  grossen  Fundamentalwerkes 
der  assyriologischen  Wissenschaft  wurden  noch  einzelne  kleinere 
Texte  veröffentlicht,  bez.  neu  veröffentlicht  und  gleichzeitig  mit 
Uebersetzung  und  Kommentar  versehen.  Die  zuerst  von  Ogpert 
signalisirte  Chammurabi- Inschrift,  deren  rechte  Columne  einen 
phonetisch  geschriebenen  gut  assyrischen  Text  bietet,  während  die 
linke  lediglich  Ideogramme  erkennen  lässt,  veröffentlichte,  über- 
setzte und  kommentirte  Amiand2):  der  Text  scheint  ursprünglich 
ziemlich  lang  gewesen  zu  sein,  ist  jetzt  aber  nur  in  einigen  ver- 
stümmelten Zeilen  erhalten;  ebendarum  dürfte  es  auch  zweifel- 
haft erscheinen,  ob  er  ohne  Weiteres  als  bilinguer  Text  aufgefasst 
werden,  ob  aus  ihm,  wie  Menant  sich  ausdrückt,  „le  fait  immense" 
sicher  geschlossen  werden  darf,  dass  zu  Chammurabi's  Zeit  jene 
älteste  nichtsemitische  Sprache  Babyloniens  bei  einem  Theil  der 
Bevölkerung  noch  als  Umgangssprache  in  lebendigem  Gebrauch 
war.  Eine  andere ,  ausschliesslich  semitische  Inschrift  ebendieses 
altbabylonischen  Königs,  welche  von  Bagdad  nach  Paris  gebracht 
und  dort  1880  für  den  Louvre  angekauft  wurde,  behandelte 
Mt'iKiut'6)  in  einem  kürzeren  Aufsatz:  auch  er  giebt  den  Text  in 
Keilschrift  und  verbindet  damit  Uebersetzung  und  Analyse.  Die 
zwei  von  Rassam  in  Asurnasirpals  Tempel  zu  Balawat,  das  ist  der 
issyrischen   Ortschaft    Imgur-Bel,    entdeckten  Alabastertafeln    mit 


2)  A.  Amiaud.  Uno  inscription  bilingue  de  Haminourabi,  roi  de  Baby- 
lono.  (I>n  XV.'  au  XX.-  siede  avant  J.  Chr.):  Rtoc.  <lc  Travaux  rel.  ä  la 
Philo!    et  a  l'Archeol.  egypt    et  assyr.,  I,  fasc.  4,   180  —  l'.in. 

:ii  ./.  Menant.  Une  nouvelle  inscription  de  Hanimouvabi ,  Roi  de  Baby- 
tone (XVIe  siede  avant  .1  Chr.):  ttec  <lo  trav.  rel.  h  la  Philo!  etc.,  II.  76  ff 
(Auch  separat   u    gl    T.     Paris   L880      12  i>i>      4  | 


Delitzsch,  Keilinschriften.  (39 

fast  gleichlautender  Inschrift  hat  sich  Budge*)  zur  Bearbeitung 
gewählt.  Der  Text  ist  kurz  und  leicht,  und  wenn  auch  die  ein- 
zige schwerere  Stelle,  nämlich  der  Schluss,  unverstanden  geblieben 
ist  (vor  allem  deshalb,  weil  das  assyr.  sasü  nicht  in  seiner  doppelten 
Bedeutung  „rufen,  sprechen"  und  „lesen"  erkannt  wurde)  und  auch 
sonst  die  philologische  Erklärung  noch  mancherlei  Mängel  aufweist, 
so  dürfte  doch  diese  Abhandlung  nicht  ganz  unverdienstlich  sein. 
Dass  dagegen  ebendieses  Verfassers  5)  neue  Ausgabe  der  Asarhaddon- 
Texte  auch  hinter  bescheidenen  wissenschaftlichen  Ansprüchen  weit 
zurückbleibt  und  der  Assyriologie  wenig  zur  Ehre  gereicht,  wurde 
anderwärts  eingehend  dargethan.  Der  schon  am  8.  December  1878 
gehaltene  Vortrag  von  Pinches G)  über  zwei  kleine  Thontafel- 
fragmente,  welche  von  Nebukadnezars  37.  Jahr  handeln  und  in 
freilich  sehr  fragmentarischer  Weise  eine  kriegerische  Unter- 
nehmung wider  Aegypten  berichten,  ist  jetzt  im  VII.  Bande  der 
vorzüglich  redigirten,  den  Assyriologen  von  Jahr  zu  Jahr  unent- 
behrlicher werdenden  Transactions  der  biblisch-archäologischen  Ge- 
sellschaft erschienen;  er  bietet  Einleitung,  Text  und  Uebersetzung. 
Besondere  Aufmerksamkeit  wurde  aber  von  allen  Seiten  zwei  Keil- 
schriftdenkmälern aus  den  letzten  Jahren  des  babylonischen  Welt- 
reiches zu  Theil,  nämlich  jenem  bereits  erwähnten,  auf  dem  35.  Blatte 
des  fünften  Inschriftenbandes  veröffentlichten  Cyrus-Cylinder  und 
sodann  einer  leider  recht  zerbrochenen  Thontafel  mit  kurzer  An- 
gabe der  Hauptereignisse  während  der  Regierung  Nabonids  bis 
zum  Falle  Babylons.  Der  Cyrus-Cylinder,  als  „neueste  keil- 
schriftliche Entdeckung"  von  Sayce1~8)  nach  verschiedenen 
Seiten  hin  bekannt  gemacht,  wurde  für  Sir  Henry  Pawlin- 
son 9)  Gegenstand  eingehender  Untersuchung :  Sir  Henry  gab 
Transscription  und  Uebersetzung ,  begleitet  von  vielen ,  vor 
allem  Geschichte  und  Geographie  betreffenden  geistvollen  Be- 
merkungen ;     in     lexikalischer     Beziehung     dürfte     nicht     selten 


4)  Emcat  A.  Budrjc.  On  a  recently  discovered  Text  of  Assur-natsir- 
pal:  Transactions  of  the  Soc.  of  Bibl.  Arcbaeol.  VII,  Part  I,   59—82. 

5)  Ders.  The  History  of  Esarhaddon  (Son  of  Sennacherib) ,  King  of 
Assyria,  13.  C.  681 — 668,  translated  from  the  Cuneiform  Inscriptions  upon  Cy- 
liuders  and  Tablets  in  tho  British  Museum  Collection,  together  with  Original 
Texts,  a  Grammatical  Analysis  of  each  Word,  Explan ations  of  the  Ideographs 
by  Extracts  from  the  Bilingual  Syllabaries,  and  List  of  Eponyins,  etc.  London 
1880.  XII,  164  pp.  8.  —  10  s.  6  d.  —  Vgl.  Friedrich  Delitzsch  LC.  1881; 
Ern.  B.  Polyblbl.  XXXI,  432  -  434. 

6)  Theophi  G.  Pinches.  A  New  Fragment  of  the  History  of  Nebuchad- 
nezzar  III:  Transactions  of  the  Soc.  of  Bibl.  Archacol.  VII,  Part  II  (1881), 
210—225. 

7)  A.  II.  Sayce.  The  Latest  Cuneiform  Discovery:  Oriental  and  Biblical 
Journal  V,  I,   Part  2. 

8)  Ders.  Tho  Latest  Cuneiform  Discovery:  The  American  Antiquarian  II, 
No.   4  «Chicago    1880),   287—290. 

9)  Sir  II.  C.  Rawlinson.  Notes  on  a  nowly-  discovered  Clay  Cylindrr 
of  Cyrus  tho   Great:  JEAS.      N.   *.,   XII,   70—97. 


70  Delitzsch,  Keilinschriften. 

anderen  Erklärungen  der  Vorzug  zu  geben  sein.  Die  Thontafel 
Nabonids,  welche  die  der  Schlusskatastrophe  vorausgegangenen 
Ereignisse  berichtet,  wurde  von  Pinches  10)  veröffentlicht  und,  so- 
weit möglich,  erklärt.  Beide  genannten  Texte  machte  Halevy11) 
zum  Gegenstand  einer  Studie ,  welche  die  historischen  Resultate, 
wie  sie  sich  aus  Nabonids  fragmentarischen  Annalen  und  aus  dem 
Cyrus -  Cylinder  ergeben,  zusammenfasst  und  kritisch  beleuchtet. 
Obne  Beigabe  des  Keilsckrifttextes ,  welcher  ja  im  ersten  Band 
des  Londoner  Inschriftenwerkes  schon  mustergültige  Edition  ge- 
funden, wohl  aber  mit  Transscription  des  assyrischen  Grundtextes 
gab  Lotz12)  die  Annalen  Tiglathpilesers  I.  neu  heraus.  Das  sehr 
sorgfältige  Buch  dürfte  besonders  auch  von  solchen  mit  Nutzen 
gebraucht  werden,  welche  sich  ohne  Lehrer  leicht  und  doch  sicher 
in  die  assyrische  Schrift  und  Sprache  einführen  wollen;  der  reich- 
haltige, durch  Beigaben  von  Friedrich  Delitzsch  vermehrte  Kom- 
mentar enthält,  ebenso  wie  die  sehr  anregenden  mannigfachen 
lexikalischen  Notizen  GuyarcPs 1S) ,  welche  zumeist,  obwohl  nicht 
ausschliesslich,  im  Journal  Asiatique  erschienen,  manche  treffliche 
Bereicherung  des  wohl  schon  bald  so  sicher  wie  für  jede  andere 
semitische  Sprache  zu  begründenden  assyrischen  Wörterbuches. 
Auch  einige  neue  Sylbenwerthe  glaubte  Guyard1*)  beweisen  zu 
können,  und  PognonXf>)  (der  wohl  auch  die  von  Lotz  missverstandene 
Stelle  Tig.  VII  25  mit  im  Auge  gehabt  haben  dürfte?)  gab  eine 
Notiz  zum  assyrischen  Verbum  laisü,  läsü  „nicht  sein".  Von  zwei 
in  den  Transactions  VI  zu  pag.  489  f.  von  Pinches  in  Keilschrift 
mitgetheilten  Contracttafeln  und  von  zwei  anderen  noch  unedirten 
gab  Opjiert1*)  eine  Uebersetzung ,  leider  ohne  den  Grundtext 
der    beiden    letzteren    hinzuzufügen.      Die    assyrische    Grammatik 


10)  Theoph.  O.  Pinches.  On  a  Cuneiform  lnscription  relating  to  the 
Capture  of  Babylon  by  Cyrus  and  the  Events  which  preceded  and  led  to  it: 
Transact.  of  tho  Soc.  of  Bibl.  Archaeol.  VII,  Part  I,    139— 17G. 

11)  J.  Halivy.  Cyrus  et  le  retour  do  l'exil.  Etüde  sur  deux  inscriptions 
euneiformes  relatives  au  regne  de  Nabonido  et  ä  la  prise  de  Babylono  par  Cyrus: 
vgl.  CR.  IV.  Ser.,  VII,  261  —  265.  (Vollständig  erschienen  in  Kevuo  dos  Etudes 
juives,  No.   1,   1880.)  —  Vgl.  S.   115  No.  210. 

12)  Wilhelm  Lotz.  Dio  Inschriften  Tiglathpilesor's  I  in  transskribiortom 
assyrischem  Grundtext  mit  Uebersetzung  und  Kommentar.  Mit  Beigaben  von 
Friedrich  Delitzsch.  Leipzig  1880.  XVI,  224  pp.  8  M.  20.  —  Vgl.  Ebcrh. 
Schröder  LC.   1880,  1585;  Ern.  B.  Polybibl.  XXXI,  432—434. 

13)  Stcmislas  Ghiyard.  Notes  de  lexicographie  assyrienne.  Troisieme 
Article:  JA.  VII  Ser.  XV,  35—60.  Quatrieme Article:  ibid.,  510—529.  —  Ders. 
Xuii-,  assyriologiques:  Rec.  de  trav.  rel.  etc.  II,  fasc.  1,  13—16.  —  Ders. 
Notes  sur  quelques  termes  assyriens:  Memoires  de  la  Soc.  de  linguistique  IV,  3. 
204—209. 

14)  Siehe  .JA.   VII  Ser.,   XV,  350. 

15)  Siehe  JA.   VII   Sri-.,  XV,  352. 

IC)  Jules  Oppert.  Les  tablettes  juridiques  de  Babylonc:  JA.  VII  Ser., 
XV,  543- 


Delitzsch,  Keilinschriften.  71 

Menimt's*1),  welche  ebensowohl  des  Verfassers  im  Jahre  1868  er- 
schienene Elementargrammatik  als  auch  sein  Syllabaire  Assyrien 
in  zweiter  Auflage  und  knapperer  Fassung  darstellt,  steht  leider 
nicht  auf  der  wissenschaftlichen  Höhe,  auf  welche  sie  mit  Hülfe 
der  Errungenschaften  eines  Zeitraumes  von  zwölf  Jahren  hätte  ge- 
bracht werden  können,  und  leidet  dazu  unter  einer  fast  übergrossen 
Anzahl  von  Ungenauigkeiten  im  Einzelnen;  immerhin  dürfte  das 
glänzend  ausgestattete  Werk  französischen  Lesern  die  Einführung 
in  das  Keilschriftstudium  erleichtem.  Dagegen  wird  Budye's  18) 
Chrestomathie  nicht  allein  wegen  der  Dürftigkeit  der  Texte,  son- 
dern vor  allem  wegen  der  beigegebenen  „philological  notes"  zu 
irgendwie  sicherer  Einführung  nicht  geeignet  sein.  Schrader's 19) 
Assyrisches  Syllabar  endlich  ist,  wie  der  Titel  selbst  hervorhebt, 
zum  Zwecke  seiner  eigenen  Vorlesungen  und  der  in  dieser  zu 
gebenden  mündlichen  Erläuterungen  bestimmt. 

Auch  für  das  Gebiet  der  alten  Geographie  Vorderasiens 
sind  mehrere  assyriologische  Beiträge  zu  verzeichnen.  Ein  Auf- 
satz Homviel'^)  behandelt  die  noch  immer  nicht  endgültig  gelöste 
Frage  betreffs  Sumers  und  Akkads.  So  unumstösslich  es  ist,  dass 
Akkad  ganz  Babylonien  von  Erech  bis  nordwärts  jenseits  des 
Tigris  und  weiter  bis  an  das  linke  Ufer  des  unteren  Zab  bezeich- 
net, so  wenig  fest  steht  die  Gleichung  Sumer  =  Südbabylonien. 
Auch  Hommel  vermag  sie  nicht  zu  beweisen,  und  es  bleibt  darum 
unbenommen,  Sumer  für  einen  besonderen  Theil  Nordbabyloniens 
zu  halten.  Den  Ursitz  der  Assyrer  und  Phönizier  besprach 
Oppcrt21),  bei  welcher  Gelegenheit  die  Inselstadt  Dilmun  oder, 
nach  Oppert's  Lesung,  Tilvun  mit  der  Insel  Tylos  Arrians  und 
Plinius',  der  jetzigen  Insel  Samak-Bahrei'n  an  der  arabischen  Küste 
des  persischen  Golfs,  identificiert  wird.  Karkemisch  und  der  hohe 
Werth  der  dortigen  Ausgrabungen  war  der  Times22)  Anlass  zu 
einem  dreispaltigen  Artikel.  „Resen  und  Bethel  in  den  assyrischen 
Inschriften"  betitelt  sich  eine  an  die  Academy  gelichtete  briefliche 


17)  J.  Menant.  Elements  d'epigraphie  assyrienne.  Manuel  do  la  langue 
assyrienne:  I.  Le  syllabaire;  II.  la  graminaire;  III.  choix  do  loctures.  Paris 
1880.      V,  383  pp.     8.     fr.    18. 

18)  Kniest  A.  Budge.  Assyrian  Tcxts  being  Extracts  from  the  Annais 
of  Shalinaneser  IL,  Sennaeherib,  and  Assur-bani-pal.  With  Phüological  Notes. 
London  1880.  44  pp.  4.  —  7  s.  6  d  (Nach  Fricdericis  Bibliotheca  Orien- 
talis scheint  noch  1880  eine  2.  Aufl.  mit  5 2  pp.  erschienen  zu  sein).  —  Vgl. 
Friedrich  Delitzsch  LC.  1881. 

19)  Eberh.  Schrader.  Assyrisches  Syllabar  für  den  Gebrauch  bei  seinen 
Vorlesungen  zusammengestellt.  Mit  den  Jagdinschriften  Asurbanipal's  in  Anlage. 
Berlin,  Dümmler,   1880.     8  pp.      4.     M.  2. 

20)  Fritz  Hammel.  Zur  ältesten  Geographie  Vorderasiens:  Ausland  1880 
(17.  Mai),  381—386. 

21)  Jules  Oppert.  Le  siege  primitif  des  Assyriens  et  des  Pheniciens: 
JA.  VII  Ser.,  XV,  90—92,  vgl.  ebd  349  f.  —  Vgl.  dazu  die  Bemerkung  Ha- 
levy's  ebd.   538  und  s.  hier  S.   64  No.   14;  S.   144  No.   3. 

22)  Carchemish:  The  Times  1880,  Aug.   19. 


72  Delitzsch,  Keilinschriften. 

Mittheilung  Sayce's.23)  Ninewe's  wahre  Lage  jetzt  endlich  erkannt 
zu  haben ,  mag  sieh  Porter  G.  Bliss 24)  in  New  -York  rühmen : 
seine  Ansicht  ist  „that  we  are  to  accept  the  authority  of  Ctesias 
und  Diodorus  Siculus  as  superior  to  that  of  Herodotus,  and  to 
place  the  ancient  Nineveh  upon  the  upper  Euphrates  with  the  two 
irrst,  rather  than  upon  the  Tigris  with  the  last"! 

IJalevy's25)  Bemerkungen  zu  einem  „sowohl  geographischen 
als  historischen  Text"  (un  texte  assyrien  ä  la  fois  geographicpie  et 
historique),  nämlich  zu  den  beiden  Listen  der  22  Könige  des  Landes 
Chatti  am  und  im  Meer,  welche  ziemlich  übereinstimmend  in 
Asarhaddons  wie  Asurbanipals  Annalen  vorkommen  und  für  uns  son- 
derlich wegen  der  zehn  cyprischen  Königs-  und  Städtenamen  Interesse 
haben,  mögen  den  Uebergang  von  Geographie  zu  Geschichte 
bilden.  Auch  Schröder2®)  behandelte  diese  beiden  Listen,  indem 
er  sie  gleichzeitig  in  Keilschrift  mittheilte,  in  einer  vor  allem  den 
Inschriften  Tiglathpilesers  II  gewidmeten,  durch  Gründlichkeit  aus- 
gezeichneten kritischen  Abhandlung.  In  nicht  minder  scharfsinniger 
und  gründlicher  Weise  prüfte  ebenderselbe  Forscher27)  die  Glaub- 
würdigkeit des  Alexander  Polyhistor  und  des  Abydenus  und  be- 
sprach noch  überdies  in  einem  ganz  besonders  werthvollen  Anhang, 
welcher  für  den  kleinen,  aber  wichtigen  Text  I  E  8  No.  6  in  Zu- 
kunft stets  beigezogen  werden  muss,  einige  Fragmente  von  Königs- 
inschriften aus  der  Zeit  der  Ausgänge  der  assyrischen  Geschichte. 
Zur  Chronologie  der  Bibel,  des  Manetho  und  Berosus  entwickelte 
Floi(jl2S)  neue  precäre  Hypothesen.  Dagegen  haben  sich  HoHnnel's~'J) 
chronologische  Tabellen  der  babylonisch-assyrischen  und  israelitischen 
Geschichte,  obwohl  sich,  wie  nicht  anders  möglich,  mancherlei  Be- 
denken gegen  geographische  Aufstellungen  und  vor  allem  gegen 
die  chronologische  Einfügung  mancher  altbabylonischer  Könige  auf- 
drängen,   dem  Anscheine    nach  viele  Freunde  erworben.     Als  Ein- 


23)  A.  H.  Sayce.  Kesen  and  Both-El  in  the  Assyrian  Inscriptions:  Ac. 
1880,  May    1  st. 

24)  Porter  C.  Bliss.  On  the  True  Site  of  Nineveh:  Proceedings  of  tho 
American  Oriental  Society,  in  Journ.  Amor,  Or.  Soc.  XI,  No.  I  (New  Htiveu 
1882),  p.  XXV  f. 

25)  Siehe  CR.  IV  Ser.,  VII,  304. 

26)  Eberh.  Schröder.  Zur  Kritik  der  Inschriften  Tiglath-Pileser's  IL,  des 
Asarhaddon  und  des  Asurbanipal.  (Aus  den  Abhh.  d.  Kgl.  Akad.  d.  Wiss.  zu 
Berlin    1879.)     Mit  3  Textbeilagen  u.   1  Tafel.     Berlin   1880.    36  pp.    4.    M.  3 

27  i  Ders.  Zur  Kritik  der  chronologischen  Angaben  des  Alexander  Poly- 
histor und  'Ics  Abydenus.  (Aus  den  Berichten  d.  Kgl.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss. 
L880).     Leipzig   1880.      11   pp.     8. 

28)  I  Flpigl,  Die  Chronologie  der  Bibel,  des  Manetho  und  Beros.  Leipzig 
1880.     VIII,   286   pp.     8.     M.   8.  —  S.   unten  S.    112   No.    183. 

29)  Fritz  Hommel.  Abriss  der  babylonisch-assyrischen  und  israelitisches 
Geschichte  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Zerstörung  Halteis  in  Tabellenform. 
Leipzig  i S80.  20  pp.  4.  M.  1.50.  —  Vgl,  Fr.  Lenormant  Rev.  crit.  in- 
tern.   1.7       10:   liier  S     113    Nu.    190. 


Delitzsch,  Keilinschriften.  73 

leitung  zu  diesem  Abriss  will  Hommel30)  selbst  seinen  längeren 
Aufsatz  über  Keilschriftforscbung  und  biblische  Chronologie  be- 
trachtet wissen.  Ueber  die  von  so  verschiedenen  ägyptischen  wie 
assyrischen  Königen  stammenden  Sculpturen  und  Inschriften  im 
Felsenpasse  des  Hundsflusses  bei  Beirut  berichtete  nach  Au- 
topsie und  mit  Zusammenstellung  des  einschlägigen  keilschrift- 
lichen Materials  Boscawen31),  indem  er  gleichzeitig  zwei  recht 
anschauliche  topographische  Skizzen  beifügte.  Die  chronologische 
Methode  im  Allgemeinen  bildete  das  Thema  einer  grösseren  Ab- 
handlung Oppert's 32),  welcher  auch  die  dunkle  Frage  nach  dem 
Ursprung  der  Aera  Nabonassars  und  dieses  Königs  Persönlichkeit 
scharfsinnig  untersuchte  s"3) :  Oppert  giebt  —  neben  anderen  Ver- 
muthungen  —  die  Hypothese  der  Prüfung  anheim,  dass  Nabünäsir 
der  Name  sei,  welchen  Tiglathpileser  II  vor  der  Usurpation  des 
assyrischen  Thrones  geführt  habe.  Zu  den  schon  in  der  ersten 
Rubrik  der  Textveröffentlichungen  und  Texterklärungen  namhaft 
gemachten  Aufsätzen,  welche  zum  Theil  auch  hierher  unter  Ge- 
schichte gehören,  möge  noch  ein  Aufsatz  Sayce's  34)  über  Mediens 
und  Babyloniens  Eroberung  durch  Cyrus  erwähnt  werden  und 
schliesslich  die  Bemerkung  Platz  finden,  dass  HalevyZb)  betreffs 
der  in  der  Inschrift  des  (letzten  ?)  assyrischen  Königs  Asarhaddon 
erwähnten  Namen  Kastaritu,  des  Herrn  von  Karkassi,  und  Mami- 
tiarsu,  des  Herrn  der  Meder,  Karkassi  mit  der  armenischen  Stadt 
Carcathiocerta  und  Mamitarsu  (Wawitarsu)  mit  dem  Heldennamen 
Guderz  zu  combiniren  geneigt  ist. 

Mit  Lenormant's36)  Origines  de  l'histoire,  deren  erster  Band 
die  Geschichte  von  der  Schöpfung  des  Menschen  bis  zur  Sintfluth 
behandelt,  wird  wohl  am  besten  zu  dem  nächsten  Abschnitte  über 
Religion  übergeleitet,  in  welchem  dieses  geistvollen  Verfassers 
gross  angelegtes  und  doch  dabei  übersichtliches,  von  seiner  erstaun- 
lichen Belesenheit  und  genialen  Combinationsgabe  von  Neuem 
rühmliches  Zeugniss  ablegendes  Werk  nothwendig  die  erste  Stelle 
einzunehmen    den  Anspruch    hat.     Eine    kurze  Besprechung  dieses 


30)  Ders.  Die  Keilschriftforsehung  und  die  biblische  Chronologie:  Beil. 
AAZ.  1880,  No.  111—113.     S.  S.   113  No.   191. 

31)  W.  St.  Chad  Boscawen.  The  Monuments  and  Inscriptions  on  the 
Rocks  at  Nahr-el-Kelb.  (Read  (3'1'  January  1880):  Transaetions  of  the  Soc. 
of  Bibl.  Archaeol.  VII,  Part  II,  331—352. 

32)  J.   Oppert.    La  methode  chronologique :  Rev.  hist.  XIII,  279 — 308. 

33)  Siehe  JA.  VII  Ser.,  XV,  532—535. 

34)  A.  H.  Saijce.  The  Conquest  of  Media  and  Babylonia  by  Cyrus:  Ac. 
1880,  March   13. 

35)  Siehe  JA.  VII  Ser.,  XV,  531. 

36)  Franrois  Lenormant.  Les  origines  de  l'histoire  d'apres  la  Bilde  et 
les  traditions  des  peuples  orientaux.  De  la  creation  de  riiomme  au  deluge. 
Paris  1880.  [2.  Ed.]  XX,  630  pp.  8.  fr.  10.  —  Vgl.  Baudissin  ThLZ. 
1880,  427;  F.  Brou-n  Presbyterian  Review  Apr.  1881;  Maspcro  RA.  XL,  122; 
Maurice  Verlies  Rev.  de  l'histoire  des  religions  II,  123 — 128;  Polybiblion 
XXIX,  200  1".;  hier  S.   99  No.  88. 


74  Delitzsch,  Keilinschriften. 

wohl  allen  Lesern  bekannten  Werkes,  dessen  erste  Auttage  in 
weniger  als  vierzehn  Tagen  vergriffen  war,  mag  dem  Jahresberichte 
für  1882,  welcher  die  Vollendung  des  Werkes  registriren  kann, 
vorbehalten  bleiben.  Für  diesmal  genüge  der  Hinweis,  dass  die 
Appendices  unter  anderm  auch  Transcription  und  Uebersetzung  der 
keilschriftlichen  Weltschöpfungs-  und  Sintfluthfragmente  enthalten. 
Ueber  die  assyrisch-babylonische  Religion  entstammt  auch  der  Feder 
Guyard's3T)  ein  leicht  und  anziehend  geschriebener  Artikel:  nach 
einer  kurzen  Einleitung  über  die  Geschichte  der  Entzifferung  und 
die  Verwendbarkeit  ihrer  Resultate  giebt  der  Verf.  auf  den  letzten 
acht  Seiten,  da  ein  System  der  chaldäischen  Glaubensanschauungen 
zu  geben  bislang  noch  kaum  möglich  sei.  „un  aper^u",  welches  im 
Wesentlichen  eine  Besprechung  von  Lenormants  Origines  darstellt. 
Der  Aufsatz  Bü:bi/'s3b)  über  Akkad  und  seine  Religion  ist  mir  ebenso 
wie  der  Mitter's?9)  über  die  assyrisch-babylonische  Eschatologie 
nach  den  Keilinschriften  bislang  unzugänglich  geblieben. 

Religion  und  Mythus  einerseits,  beide  zusammen  und  die 
bildlichen  Darstellungen  der  Kunst  andrerseits  sind  unzertrennlich 
verbunden  —  so  kommen  wir  unversehens  auf  das  Gebiet  der 
babylonischen  Kunst  und  zunächst  der  babylonischen  Siegel- 
cy linder,  deren  Bilder  ja  für  das  Verständniss  der  religiösen  Vor- 
stellungen jenes  Volkes  die  allergrösste  Bedeutung  haben.  Hier 
verdanken  wir  Menant,  einer  Hauptautorität  auf  dem  Gebiete  dieser 
kleinen  unscheinbaren  Kunstdenkmäler,  mehrere  dankenswerthe, 
werthvolle  Abhandlungen.  Die  eine40)  behandelt  den  nachgerade 
berühmt  gewordenen  kleinen  Cylinder  mit  der  vielumstrittenen 
iSündenfallscene.  Ward,  der  über  die  Schlange  als  Verführer 
in  der  orientalischen  Mythologie,  dabei  auch  über  Schlangenmythen 
im  Allgemeinen  gesprochen  hat 41),  hält  gegenüber  den  von  Menant 
in  dessen  Empreintes  de  cylindres  assyro-chaldeens42)  gemachten 
Einwänden  mit  Recht  an  der  Auffassung  jener  Scene  als  Sünden- 
fallscene    fest43);    ob     sich    aber    auch  jetzt   noch  gegenüber   der 

37)  Stanislas  Guyard.  Bulletin  critique  de  la  religiou  assyro-babylonienne  : 
Kev.   de  l'liistoire  des  religions  I,  327 — 345. 

38)  J.  T.  Bixby.  Aneient  Akkad  and  its  Religion:  Unitarian  Eoview 
1880,  May. 

39)  O.  D.  Miller.  The  Assyro-Babylonian  Doctrine  of  the  Future  Life 
following  the  Cuneiform  Inseriptions:  Orieiital  and  Biblieal  Journal  I,  part  2. 

4U)  J.  Menant.  Remarques  sur  im  cylindre  du  Museo  Britannique:  CK. 
IV  Ser..  VII,   270—286. 

41)  William  Hayes  Ward.  The  Serpent  Tempter  in  Oriente]  Mytho- 
logy:  Bibl.   Sacra  XXXVIII,  209—230. 

42)  ./  Menant.  Empreintes  de  cylindros  assyro  -  chalddens  rolevces  sur 
les  contrats  d'interet  privd  du  Musee  Britannique,  classees  et  expliquees.  (Ex- 
tr;iit  des  Arcliives  des  missions  .seicntitiques  et  litteraires,  .'J'1  scrie ,  t  VI, 
79—132.)  Paris  1880.  54  pp.  8.  fr.  3.50.  —  Vgl.  CB.  VI,  270  ff.; 
\  i  I     19  ff. 

13)  W.  H  Ward.  On  Certain  Points  eonnected  with  Chaldean  Seals: 
Journal  of  the  American  Oriental  Society  XI,  No.  I  (1882),  Proceedings  p. 
XXXIX— XU. 


Delitzsch,  Keilinschriften.  75 

besseren  Beweisführung  Menant's  und  den  von  ihm  vorgebrachten, 
allerdings  frappirenden  Analogien  betreffs  des  Baumes  mit  den 
Früchten  und  der  Schlange  gleich  zuversichtlich  daran  festhalten 
lassen  wird?  In  einem  zweiten44)  kürzeren  Aufsatz  bespricht 
Menant  die  Cylinder,  welche  Noah  in  der  Arche  und  den  Thurmbau 
von  Babel  darstellen  sollen;  in  einem  dritten45),  auf  Grund  zweier 
vom  Louvre  acquirirter  Cylinder,  den  Mythus  des  Mannweibes, 
für  welchen  er  zu  dem  überzeugenden  Resultate  gelangt:  „dans 
toutes  les  scenes  que  j'ai  observees,  les  figures  ä  double  visage 
repondent  ä  une  exigence  pureinent  artistique,  etrangere  aux  legendes 
de  la  Chaldee,  et  dont  les  cylindres  du  Louvre  nous  donnent  la 
demonstration  la  plus  complete".  Unter  dem  Titel  „La  Bible  et 
les  Cylindres  Chaldeens"  hat  Menant46)  diese  seine  drei  Aufsätze 
selbständig  erscheinen  lassen.  Auch  über  drei  andere  solcher  Cy- 
linder handelte  ebenderselbe  Gelehrte47).  BoscaivcniH)  trug  eben- 
falls zu  diesen  Forschungen  bei,  indem  er  über  assyrische  Gemmen, 
die  sich  im  Besitze  Tommasini's  in  Aleppo  befinden,  mit  be- 
sonderer Rücksicht  auf  die  Mythologie  einen  Aufsatz  verfasste. 
Einen  kleinen,  aber  sehr  interessanten  Beitrag  zur  babylonisch- 
assyrischen Kunstgeschichte  gab  Heuzey^)  in  einer  von  vier  Ab- 
bildungen begleiteten  Besprechung  einiger  unscheinbaren  Thon- 
hguren  des  Louvre ,  in  welcher  er  in  lehrreicher  Weise  die  all- 
mählichen Umgestaltungen  des  Typus  der  babylonischen  Venus 
entwickelte.  Er  spricht  u.  a.  den  Satz  aus,  dass  abgesehen  von 
Babylonien  „il  est  peu  de  regions  oü  ces  figurines  d'argile  four- 
nissent  des  indications  aussi  neuves  et  aussi  interessantes  pour  la 
science".  Die  berühmten  Bronzethore  von  Balawat  beschrieb 
Pinches50)  ausführlich,  indem  er  zugleich  die  Thorinschrift,  welche 
Salmanassars  II.  neun  erste  Jahre  behandelt  und  vor  allem  seinen 
babylonischen  Feldzug  eingehend  berichtet,  im  Urtext  veröffent- 
lichte und  erklärte.  Der  Kommentar  enthält,  worauf  beiläufig  auf- 
merksam gemacht  werden  mag,  mehrere  lehrreiche  Auszüge  aus 
noch  unveröffentlichten  Texten,  betreffend  die  Namen  des  Pferdes 
und  anderer  Hausthiere.     Eine    hübsche  Reconstruction  der  Thore 


44)  J.  Menant.  Empreinto  d'un  cylindre  assyrien:  CR.  IV  Scr.,  VIII, 
19—24. 

45)  Ders.  Le  Mythe  de  l'Androgyne  et  les  cylindres  assyro-ehaldeens: 
CR.  IV  Ser.,  VIII,  154— 1G7. 

46)  Dem.  La  Bible  et  les  cylindres  chaldeens.  Paris  1880.  44  pp.  8. 
fr.   3. 50.     (Tire  ii  50  oxempl.). 

47)  Ders.  Observations  sur  trois  cylindres  orientaux:  Gazette  des  Beaux- 
Arts  1879,  Dec.     (Auch  separat  u.   gl.   T.     Paris   1880.      15  pp.     8.) 

48)  W.  St.   C.  Boscawen.     Chaldean  engraved  Seals:  Ath.   1880,  41«. 

49)  Leon  Heuzey.  Les  torres  cuites  babyloniennes :  RA.  N.  S.,  XXXIX,  1—  10. 

50)  Theoph.  G.  Pinches.  The  Bronze  Gates  discoverod  by  Mr.  Rassam 
at  Balawat.  Part  I:  Transactions  of  the  Soc.  of  Bibl.  Arehaeol.  VII,  Part  I, 
83 — 118.  —  Vgl.  Ders.  The  Balawat  Gates  and  their  Relation  to  Assyrian 
Art:  American  Art  Review   1880,  Oct. 


7(3  Delitzsch,  Keilinschriften. 

dient  dem  interessanten  Artikel  noch  zum  weiteren  Schmucke. 
Am  wichtigsten  aber  ist,  dass  auch  mit  dem  unter  der  Sanction 
der  Gesellschaft  für  biblische  Archaeologie  in  Angriff  genommenen 
Prachtwerk51),  welches  die  Reliefplatten  dieser  Bronzethore  in 
künstlerisch  vollendetster  Weise  reproduciren  soll,  ein  Anfang  ge- 
macht wurde,  indem  im  Laufe  des  Jahres  1880  die  beiden  ersten 
Tbeile  erschienen  —  eine  reiche  Fundgrube  für  das  Studium  des 
assyrischen  Alterthums,  des  Heerwesens  und  bürgerlichen  Lebens, 
des  Opferrituals  u.  s.  w.,  und  zwar  mit  Hülfe  lebendigen,  wir 
möchten  fast  sagen,  handgreiflichen  Anschauungsmaterials.  Erwähnen 
wir  schliesslich  noch,  da  wir  einmal  auf  das  Gebiet  der  A  n  t  i  - 
quitäten  gekommen  sind,  dass  Oppert^'2)  zu  den  ehelichen  In- 
stitutionen der  Assyrer  mehrere  Beiträge  gegeben,  Sai/ce^)  über 
babylonische  Geometrie  und  im  Verein  mit  ßosanquet5*)  über  die 
Astronomie  der  Chaldäer  gehandelt,  endlich  Pmches55)  über  die 
Schreibkunst  der  Babylonier,  über  den  Thon  als  Schreibmaterial, 
die  verschiedenen  Formen  der  zum  Beschreiben  dienenden  Thon- 
stücke,  über  den  Griffel,  die  Kennzeichen  der  Echtheit  einer  Thon- 
tafel  u.  ä.  Fragen  seine  Ansichten  entwickelt  hat  —  und  zwar  mit 
einem  autographirten  neubabylonischen  Heirathscontracte  aus  dem 
o4.  Jahre  Nebukadnezars  als  Beilage  — ,  so  dürften  die  wichtigsten 
Schriften  der  Fachgenossen,  soweit  sie  das  semitische  baby- 
lonisch -  assyrische  Alterthum  behandeln,  ziemlich  erschöpfend  auf- 
geführt sein. 

Das  Studium  der  nichtsemitischen  Sprache  Babyloniens 
wurde  durch  die  Fortsetzung  des  dritten  Theiles  der  Etudes  Acca- 
diennes  Lenormant's 56),  welche  ohnehin  zum  grösseren  Theil  nur 
ein  bis  jetzt  unvollendet  gebliebenes  Glossar  der  in  den  voraus- 
gegangenen Texten  enthaltenen  assyrischen  AVörter  enthält,  und 
eine    andere   Abhandlung57)    des    nämlichen    Gelehrten    wenig   ge- 

51)  Society  of  Biblical  Archaeology  Publications.  The  Bronze  Ornaments 
of  tho  Palace  Gates  of  Balawat  [Shalmaneser  II.  B.  C.  859  —  825],  edited,  with 
an  Introduction,  by  Samuel  Birch,  with  Descriptions  and  Translations  by 
'Jhcojyh.  G.  Pinchcs.  Part  I.  II.  London,  published  at  the  Offices  of  tho 
Society,   1880. 

52)  J.  Oppßrt.  Sur  l'ititerventiou  des  enfants  dans  les  actes  chez  les  Assy- 
riens. Sur  lo  divorco  assyrien.  Sur  le  regime  matrimonial  chez  les  Assyriens: 
Kovuu  egyptologique  I,  87.   98.   llü. 

53)  A.  H  Sayce.     Babylonian  Geomotry:  Ac.   1880,   Aug.    14. 

54)  R.  IL  M.  Bosciiquct  and  A.  II  Sayce.  Tho  Babylonian  Astronomy 
N"     1.   2.   3:    Monthly  Notices    of  tho  Royal   Astronomical   Society   XXXIX.   XL. 

55)  Theoph  G.Pinches.  The  Terra-Cotta  Tablets  ofBabylonia  and  Assyria, 
(Kead  February  18,  1880  vor  der  British  Archaeological  Association).  Der 
mir  zugängliche  Separatabzug  ist  :j:ts      mi   paginirt. 

5t;  i  Frcmgois  Lenormant.  Etudes  Accadiennes.  Tome  III,  2r  livraison 
Paris  1880.  p.  201-  292.  1  fr.  7.50.  (Bricht  mit  n:p  ab:  der  Schliß 
ist,  soweit   unsere  Erkundigungen   ergeben  haben,  noch  nicht  erschienen) 

.">7  i  Dem.  Becherches  philologiques  sur  quelques  ezpressions  accadiennes 
et  assyriennes:   Recueil  de  travaus  relat.  etc    1. 


Delitzsch,  Keilinschriften,.  77 

fördert.  Dagegen  nahm  der  Sturmlauf  Halevy's  :'6)  gegen  die 
Existenz  einer  sumerisch-akkadischen  Sprache  —  wir  behalten  jene 
Namen  einstweilen  hier  bei  —  unaufgehalten  seinen  Fortgang  und 
es  kann  nur  bedauert  werden,  dass  jetzt  auch  Guyard59)  sich  auf 
Halevy's  Seite  geschlagen  hat  und  die  nichtsemitische  Sprache  für 
eine  Geheimschrift  erklärt.  Wir  gehen  auf  beider  Beweisführung 
hier  nur  deshalb  nicht  ein,  weil  ihre  bezüglichen  Sclmften  noch 
vor  Haupt's69),  wie  uns  dünkt,  bahnbrechender  Abhandlung  er- 
schienen sind,  in  welcher  die  wohl  schon  früher  auf  Grund  eines 
„Frauensprache "  bedeutenden  Ideogramms  von  andern ,  auch  von 
Lenormant,  geahnte  Existenz  eines  Dialektes  innerhalb  der  nicht- 
semitischen Sprache  Babyloniens  zum  ersten  Male  bewiesen  ist. 
Dieses  Verdienst  verbleibt  einzig  und  allein  Haupt.  Denn  es  ist 
daran  festzuhalten,  dass,  so  viele  Assyriologen  auch  II  R  31  und 
40  in  Händen  gehabt  oder  die  zu  beiden  neu  hinzugefundenen 
Ergänzungsfragmente  abgeschrieben  haben,  keiner  in  den  beiden 
ersten  Spalten  die  ältere  nichtsemitische  Sprache  und  ihren  jüngeren 
Dialekt,  d.  i.  eben  die  „Frauensprache",  erkannt  hat;  dass  Haupt 
jene  dialektischen  Verschiedenheiten  auch  gleich  noch  in  zusammen- 
hängenden Texten  wiedei'fand,  ist  nur  ein  weiteres  Verdienst  dieses 
scharfsinnigen  Forschers.  Wie  sich  Halevy  und  Guyard  dieser 
neuen  Entdeckung  gegenüber  verhalten  werden,  bleibt  abzuwarten. 
Uns  wird  durch  den  neugefundenen  Dialekt  mit  seinen  jüngeren, 
auch  lautgesetzlich  greifbaren  und  begreifbaren  Spracherscheinungen 
das  von  jeher  unumstösslich  gewesene,  von  Oppert  mit  genialem 
Blicke  erkannte  Factum  der  Existenz  eines  zweiten,  nichtsemiti- 
schen Idioms  auf  dem  Boden  Babyloniens  nunmehr  um  so  unum- 
stösslicher. 

Einige  Betrachtungen  zu  den  Keilinschriften  von  Van  gab 
Guyard61),  indem  er  gleichzeitig  die  Irrthümer  der  Mordtmann'schen 
Entzifferung  aufzeigte :  sein  Versuch ,  die  Schlussformel  jener  In- 
schriften zu  deuten,  ist  ausserordentlich  ansprechend.  Das  Nachbar- 
gebiet der  Keilschriftforschung,  nämlich  die  sog.  hettitischen  In- 
schriften, berührte  Sayce 62)  in  kleineren  Aufsätzen,  den  Vorläufern 
grösserer,  im  nächsten  Jahresberichte  ausführlich  zu  besprechender 
Abhandlungen. 


58)  J.  Halevy.  Documenta  religieux  de  l'Assyrie  et  de  la  Babylonie. 
l'i  t'asc.  128  pp.  8  (chez  l'auteur).  —  Vgl.  Stein.  Guyard  RC.  1882,  31.  mai. 
Beachte  auch  Halevy's  Bemerkungen  JA.   VII.  Ser.  XV,   349. 

59)  Vgl.  Revue  de  l'histoire  des  religions  I,  334  note  2.  RC.  •  1880, 
425  -430  (t.  I,   No.  22). 

60)  Paul  Hawpt.  Ueber  einen  Dialekt  der  sumerischen  Sprache:  Nach- 
richten von  d.  Kgl.  Ges.   d.  Wiss.  zu  Göttingen   1880,  513 — 541. 

61)  Stanislas  Guyard.  Les  Inscriptions  de  Van  :  JA.  VII  Ser.  XV, 
543—556. 

62)  A.  H.  Sayce.  Tho  Deciphermcnt  of  the  Ilittito  Inscriptions  :  Ac.  1880, 
Aug.  21.  —  Th.'  Bilingual  llittite  Inscription:  Ac.  1880,  Sept.  4.  Hittite  In- 
scriptions: Ac.   1880,  Nov.  27. 


73  Delitzsch,  Keilinschriften. 

Für  dieses  Jahr  schliessen  wir  unsern  Bericht,  indem  wir 
llnrmuzd  Rassam  63)  für  den  interessanten,  mit  sehr  schönen  Plänen 
der  Hügel  von  Kujundschik  und  Balawat,  sowie  des  Nordpalastes 
Asurbanipals  und  des  Tempels  Asurnasirpals  geschmückten  Bericht 
über  seine  Nachgrabungen  in  Ninewe,  Kelach  und  Imgur-Bel  danken, 
welcher  doppelte  Bedeutung  dadurch  hat.  dass  Rassam  darin  zeigt, 
dass  er  der  Entdecker  des  Palastes  und  damit  der  Bibliothek  Sar- 
danapals  gewesen,  und  indem  wir  endlich  eine  Reihe  populärer 
Schriften64-70)  verzeichnen,  welche  unbeschadet  sonstiger  Trefflich- 
keit doch  nur  aus  sekundären  Quellen  geschöpft  sind ;  Einiges  andre 
der  Art  findet  sich  unten  S.  113—14  No.  191.  192.  195.  196 
verzeichnet. 


63)  Hörmuzd  Rassam.  Excavations  and  Diseoveries  in  Assyria:  Trans- 
actions  of  the  Soc.    of  Bibl.  Archaeol.  VII,  Part  I,  37 — 58. 

64)  Joachim  Menant.  La  bibliotheque  du  palais  de  Ninive.  Paris  1880. 
VIII,   164  pp.      18.     fr.  2.50.  (Bibl.  orient.  elzevirienne). 

65)  O.  Zöclclcr.  Ninivehs  und  Babylons  Zeuguiss  für  den  Geschichtsinhalt 
des  Alten  Testaments:  Zeitschr.  f.  kirchl.  Wiss.  1880,  Heft  VI,  289—307.  — 
8.  unten  S.   114  No.    193. 

66)  Schulze.  Die  Ausgrabungen  in  Assyrien  und  das  Alte  Testament: 
Beweis  des  Glaubens  1880,  561—570;   617—637.  —  S.   unten  S.  114  No.  194. 

67)  Rudolf  Buddensieg.  Die  biblische  und  chaldäische  Sintfluthversion : 
Zeitschr.  f.  kirchl.  Wiss.   1880,  Heft  VII,  347—367.     S.   unten  S.  100  No.   101. 

68)  J.  Saury.     La  genese  ehaldeenne:  Le  Ternps   1879,  Nov.   10. 

68)  M.  Sctrrasi.  L'antique  orient  devoile  par  les  hierogiyphes  et  los  in- 
scriptions  cuneiformes.     Toulouse   1881.      8. 

70)  J.  Radlilislci.  Jezyk  asyryjski  w  rodzinio  jezyköw  semickich.  Study  um 
hystönyorno-linguistyczne.     Warszawa   1880.      59   pp.      8.     M.  3.50. 


79 


Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche 
Exegese  und  biblische  Theologie,  Geschichte 

Israels. 

Von 

E.  Kautzsch. 

Indem  ich  mich  zum  vierten  Male  anschicke,  über  die  lite- 
rarischen Erscheinungen  auf  alttestamentlichem  Gebiete  zu  berichten, 
sehe  ich  mich  diesmal  durch  verschiedene  Erfahrungen  veranlasst, 
mit  einer  oratio  pro  domo  zu  beginnen.  Der  vorliegende  Bericht 
umfasst  262  Nummern,  von  denen  111  (incl.  8  lateinische)  auf 
Deutschland,  93  auf  England  und  Nordamerika,  G  auf  Holland, 
35  auf  Frankreich  und  die  französische  Schweiz,  12  (incl.  4  lateinische), 
auf  Italien,  2  auf  Dänemark,  je  1  auf  Norwegen,  Russland  und 
Griechenland  entfallen.  Dass  der  Referent  nicht  alle  diese  Bücher, 
Broschüren,  Zeitschriften  und  Zeitungsartikel  selbst  gesehen,  ge- 
schweige gelesen  haben  kann,  liegt  auf  der  Hand ;  besonders  aus- 
ländische Zeitschriften  sind  oft  nur  äusserst  schwer  und  auch  dann 
vielleicht  nur  fragmentarisch  zu  haben,  und  dass  er  sich  nach  drei 
vergeblichen  Versuchen  noch  an  eine  vierte  Bibliothek  wenden  soll, 
wird  dem  Ref.  Niemand  zumuthen.  Ob  er  trotzdem  nach  Kräften  be- 
müht gewesen  sei,  einen  relativ  zuverlässigen  Bericht  zu  beschaffen, 
darf  er  getrost  einem  billigen  Urtheil  überlassen.  Nur  möchte  er 
den  Lesern,  die  schnell  zu  einer  Reclamation  wegen  ungenauer 
Titelangabe  bereit  sind,  einmal  zu  bedenken  geben,  mit  welchen 
Schwierigkeiten  die  genaue  Titulatur  zu  kämpfen  hat.  Von 
deutschen  Büchern  lassen  sich  die  Titel,  Dank  der  mustei'haften 
Akribie ,  die  in  bibliographischer  Hinsicht  in  Hchürer  -  Harnack's 
Theol.  Literaturzeitung  herrscht,  meist  ganz  zuverlässig  geben; 
anders  aber  steht  es ,  sobald  man  einen  Fuss  ins  Ausland  setzt. 
Hier  muss  Referent  vor  allem  bittere  Klage  darüber  führen,  dass 
die  englischen  Zeitschriften  (so  besonders  auch  das  Athenäum)  sich 
selten  bemüssigt  finden,  Ort  und  Jahr  des  Erscheinens,  geschweige 
die  Seitenzahl  der  besprochenen  Bücher  in  der  Ueberschrift  zu 
notiren  -  -  von  Büchera ,    die    der  Recensent    doch    eben  vor  sich 


SO       Kautzsch,  Hebräische  Sprachhwnde,  cdttestamentliche  Exegese 

hat  und  mit  geringer  Mühe  genau  bezeichnen  könnte !  Diese  Klage 
ist  um  so  berechtigter/als  The  English  Catalogue  of  Books  (London, 
Sampson  Low  etc.)  auch  die  bescheidensten  Ansprüche  des  Biblio- 
graphen im  Stich  lässt;  ein  Hauptgesichtspunkt  bei  Abfassung 
dieses  Katalogs  scheint  ausser  der  Preisangabe  das  Bestreben  zu 
sein,  nie  mehr  als  eine  Zeile  für  einen  Titel  zu  verwenden.  Mit 
den  bibliographischen  Uebersichten  in  den  ausländischen  Zeit- 
Schriften  steht  es  meist  (abgesehen  von  rühmlichen  Ausnahmen, 
wie  die  Revue  des  etudes  juives)  nicht  besser.  Ohne  jede  weitere 
Bemerkung  fand  ich  da  z.  B.  1878  in  einem  angesehenen  englischen 
Journal  unter  den  neuen  Erscheinungen  Wht'stons  Ueber- 
setzung  von  Josephus  Antiquitt.  und  B.  J.  (vergl.  Bericht  über 
1878,  No.  105  und  106);  hinterher  werde  ich  von  Nordamerika 
aus  in  freundlicher  Weise  belehrt,  dass  dies  nur  ein  Wiederabdruck 
der  im  vorigen  Jahrhundert  (London  1737  fol.)  erschienenen  Ueber- 
setzung  sei.  Dieses  Versehen,  das  ich  hiermit  rectificire,  war  mir 
um  so  ärgerlicher,  als  ich  mich  dann  wohl  sogleich  auf  jenen  alten 
Whistxm  besann  —  wer  soll  aber  bei  jedem  Titel  unter  der  Ueber- 
schrift  ,Neue  Erscheinungen"  dai'über  nachdenken,  dass  sich  darunter 
möglicherweise  auch  Neudrucke  halbverschollener  Bücher  befinden 
können?  Rechnet  man  nun  noch  dazu,  dass  der  Bibliograph  ge- 
legentlich auch  erlebt,  wie  ein  Autor  seine  eigenen  Bücher 
zweimal  verschieden  und  vielleicht  beide  Male  ungenau  citirt,  so 
wird  man  schliesslich  geneigt  sein,  von  einem  solchen  Bericht 
nicht  das  Unmögliche  zu  verlangen;  das  Möglichste  hofft  Ref.  ge- 
leistet zu  haben.  Und  damit  der  Leser  selbst  über  den  Grad  der 
Zuverlässigkeit  in  den  bibliographischen  Angaben  urtheilen  könne, 
so  bemerke  ich:  da  wo  nur  der  Titel  ohne  jede  weitere  Angabe 
aufgeführt  ist,  übernimmt  Ref.  keine  Garantie  für  unbedingte  Ge- 
nauigkeit; dagegen  können  im  Allgemeinen  alle  die  Titel  für  zu- 
verlässig gelten,  deren  Erwähnung  von  sonstigen  Bemerkungen  be- 
gleitet ist.  Eingehendere  Besprechungen  und  Beurtheilungen  eines 
Buches  etc.  beruhen  selbstverständlich  auf  Autopsie.  Die  Anord- 
nung des  Berichts  ist  dieselbe,  wie  im  vorigen  Jahrgang  (vergl. 
daselbst  p.  91);  in  Betreff  der  geographischen  Literatur  ist 
wiederum  auf  Prof.  Hocin's  Bericht  (ZDPV.  1881,  p.  127—156) 
zu  verweisen. 

Von  den  Arbeiten  über  hebräische  Bibliographie  ge- 
denken wir  zuerst  des  Berichts  von  Zöckler1)  über  die  alttestament- 
liche  Literatur  von  1879  und  1880;  derselbe  giebt  indess  mehr 
eine  fragmentarische  Auswahl,  als  eine  systematische  Uebersicht; 
über  den  theologischen  Standpunkt,  kraft  dessen  z.  B.  Smend  der 
„naturalistischen"  Schule  auf  pentateuchkritischem  Gebiet  zugetheilt 
wird,  wollen   wir  nicht  mit  dem  Verfasser  rechten.     Ein  ähnlicher 


li    O.  Zöckler.     Die  biblische  Literatur  der  beiden  letzten  Jahre:  Ztschr. 
l'iir  kiivhl.   Wissenseh.  n.  Irirchl.  Lehen  1881,  I,  p.    1 — 18.   II.  p.   70  —  78. 


und  biblische  Iheologie,   Geschichte  Israel' 8.  81 

Bericht  im  Londoner  Athenäum2)  beschränkt  sich  wesentlich  auf 
die  (keineswegs  vollständige)  Aufzählung  der  neuen  Erscheinungen. 
Die  gesammte  Bibliographie  bis  1863  sucht  Benjacob'?,3')  Ozar 
hasepharim  zu  umspannen.  Nach  der  Vorbemerkung  des  Heraus- 
gebers wurde  das  Werk  von  seinem  Vater  (Isaah  Eisik  Benjacob) 
durch  viele  Jahre  gesammelt  und  drei  bis  vier  Mal  umgearbeitet. 
Der  Verfasser  beabsichtigte  ursprünglich  eine  möglichst  vollständige 
Bearbeitung  der  Sifte  jeschenim  von  Sabbati  Bass  mit  der  Fort- 
setzung von  Bubinstein.  Ausgenutzt  sei  besonders  das  bio-biblio- 
graphische  Werk  Asxdai'%  [schem  hagedolim] ,  welches  Benjacob 
Wilna  1854  zuerst  in  einer  bequemen  Bedaction  herausgab.  Die 
Druckschriften  bis  1732  hat  Steinschneider  bis  zum  Buchstaben 
n  mit  seinem  Bodlejanischen  Katalog  verglichen.  Ein  Supplement- 
heft (D^nVsM)  mit  Beigaben  und  Nachträgen  soll  später  erscheinen. 
Nach  einer  mit  abgedruckten  Bemerkung  von  Zum  , verdient  die 
fleissige  Arbeit  alles  Lob  und  wird  jedem  mit  der  jüdischen  Lite- 
ratur sich  beschäftigenden  Gelehrten  unentbehrlich  sein."  Referent 
kann  aus  eigener  Benutzung  des  Buches  constatiren,  dass  es  schön 
und  sorgfältig  gedruckt  ist;  dass  die  Titelnummern  in  jedem  Buch- 
staben von  vorn  beginnen,  erschwert  die  Citirung,  war  aber  behufs 
Vermeidung  zu  grosser  Zahlen  in  den  letzten  Buchstaben  unver- 
meidlich (die  Gesammtzahl  der  Nummern  ist  14978;  die  auf  dem 
Titel  genannten  17000  kommen  heraus  unter  Berücksichtigung  der 
verschiedenen  Auflagen,  die  oft  unter  derselben  Nummer  zusammen- 
gefasst  sind).  Ein  unglücklicher  Gedanke  war  jedoch  der  durch- 
gängige Gebrauch  der  hebräischen  Sprache.  Dass  man  in  diesen 
hebräischen  Uebersetzungen  lateinischer  etc.  Titel  das  Original,  be- 
sonders die  nichtjüdischen  Namen,  oft  gar  nicht  wiedererkennt, 
versteht  sich  von  selbst.  Dazu  kommt,  dass  man  bei  der  Anord- 
nung nach  den  hebräischen  Titeln  (nicht  nach  den  Verfassern) 
nur  finden  kann,  was  man  dem  hebräischen  Titel  nach  bereits  kennt; 
übrigens  ist  von  diplomatisch  genauer  Wiedergabe  der  Titel  keine 
Rede  und  die  Ausdehnung  des  Abbreviaturwesens  (z.  B.  iS  = 
gedruckt  zu  Venedig)  bildet  für  den  nichtjüdischen  Benutzer  eine 
harte  Geduldprobe.     Kurz,  zur  Controlirung  von  Fürst's  Bibliotheca 


2)  Semitic  literature  in   1880:  Athen.     2  Apr.   1881,  p.   459c— 4G0c. 

3)  Ozar  Ha-Sepharim.  Thesaurus  Librorum  Hebraicorum  tum  impressorum 
quam  manu  scriptorum.  Auetore  /.  A..  Benjacob  Wilnensi.  [Dann  unter 
Doppelstrich:]  Ozar  Ha-Sepharim  (Bücherschatz)  Bibliographie  der  gesammten 
Hebräischen  Literatur  mit  Einschluss  der  Handschriften  (bis  1863).  Nach  den 
Titeln  alphabetisch  geordnet  von  7.  A.  B.  Herausgeg.  vom  Sohne  Jacob 
Benjacob.  Wilna  1880.  XXXIV,  678  pp.  8.  M.  12.  [Obiges  isf  der  Titel 
auf  dem  3.  Blatt;  voran  auf  dem  1.  Blatt  hebräischer  Titel  D^IBDlH  ^IltlN  etc. 
mit  der  Notiz,  dass  sich  die  Zahl  der  behandelten  Werke  auf  17000  beläuft; 
darunter  ein  kurzer  russischer  Titel;  auf  Blatt  2a  ein  noch  ausführlicherer 
hebräischer  Titel,  auf  2b  ein  längerer  russischer  Titel.]  —  Vgl.  Ac.  27.  Nov. 
1880;  hier  S.   126   No.   6. 

Jahresbericht  1880.  6 


82       Kautzseh,  Hebräische  S-prachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

Judaica  kann  das  Werk  mit  Nutzen  gebraucht  werden;  überflüssig 
aber  wird  die  genannte  „Bibliothek"  durch  Betijacob's  Bücherschatz 
nicht  —  trotz  aller  ihrer  traurigen  Mängel.  —  Die  Mittheilungen 
von  Berliner*)  über  Mailänder  Handschriften  betreffen  u.  a.  aucb 
22  Handschriften  von  biblischen  Büchern  oder  Bibelcoinmentaren. 
Der  Katalog  von  Peyron5)  zu  den  Turiner  Handschriften  zählt 
274  Nummern  verschiedensten  Inhalts  in  bunter  Reihenfolge  auf. 
Die  Beschreibung  ist  sehr  kurz  gehalten,  oft  nichtssagend.  Gut 
scheinen  die  Indices.  Perreaus6)  Ergänzung  zu  de  Rossi's  Be- 
schreibung der  Codices  von  Parma  ist  mir  nur  dem  Titel  nach 
bekannt,  ebenso  ein  Aufsatz  7)  über  die  Vaticanischen  Codices  nach 
B.  de  Rossi. 

Auf  dem  Gebiete  der  Textkritik  tritt  uns  als  ein  Unter- 
nehmen ersten  Ranges  die  „Massorah"  von  Ginsburg8)  entgegen. 
Ueber  diese  mit  grossen  Mitteln  auf  Grund  grossartiger  Vor- 
arbeiten unternommene  Ausgabe,  welche  auf  3 — 4  Bände  berechnet 
ist,  behalten  wir  uns  vor,  nach  ihrem  Abschluss  Näheres  zu  be- 
richten. Vol.  I  und  H  sollen  die  grosse  und  kleine  Massorah  in 
lexikalischer  Anordnung,  Vol.  III  eine  englische  Uebersetzung  mit 
erklärenden  Noten  enthalten.  Da  schon  der  Prospect  3310  Pf.  St. 
von  Donations-  und  Subscriptionsgeldern  verzeichnet  (der  Preis 
von  10  Pf.  soll  später  erhöht  werden),  so  ist  an  der  glücklichen 
Vollendung  nicht  zu  zweifeln.  In  dasselbe  Gebiet  gehört  ein  Auf- 
satz von  Herzfeld^)  über  die  massoretische  Punctation  (besonders 
über  Pathach  in  Pausa)  und  ein  didaktisches  Gedicht  von  Oemmel10) 
über  die  Accentuation.     Strack11)  berichtet  in  einem  interessanten 


4)  A.  Berliner.  Hobraeische  Handschriften  in  Mailand:  Mag.  f.  d.  Wissensch. 
d.  Judenth.   1880,  2,  p.   111—120.  —  Vgl.  hier  S.   126  No.   10. 

5)  Beruh.  Peyron.  Codicis  Hebraici  manu  exarati  Regiae  Bibliothocao 
quao  in  Taurinensi  Atbenaeo  asservatur.  Recensuit,  illustravit.  .  .  .  Turin  1880. 
XLIX,  326  pp.     8.    fr.  25.  —  Vergl.  Athen.  24.  Juli  1880;  hier  S.  126  No.   7. 

6)  Pietro  Perreau.  Catalogo  dei  codici  ebraici  della  biblioteca  di  Parma, 
non  descritti  dal  de  Rossi  [bildet  p.  109 — 197  des  Cataloghi  dei  codici  orientali 
di  alcune  biblioteche  d'Italia,  stampati  a  spese  dei  ministero  della  pubblica 
istruzione.  Fase.  2.  Firenze  1880.  241  pp.  8.  L.  4,25].  —  S.  hier 
S.   126  No.  8. 

7)  Les  manuscrits  do  la  bibliotheque  Vaticano  d'apres  M.  J.-B.  de 
Rossi:  Polybiblion  Juni   1880,  p.  538—541. 

8)  Tho  Massorah ,  compiled  from  Manuscripts ,  alphabetically  and  loxically 
arranged  by  Ch.  D.  Gimburg.  Vol.  I.  "• — N.  London  1880.  VIII,  758  pp. 
fol  Vgl,  //.  Strack  LCB.  1881,  No.  23;  Church  Quarterly  Reviow,  Oct. 
1881;  hier  S.    131    No.   54. 

lt.  llcrzfeld.  Zur  massoretischon  Punktation:  Jüd.  LB.  1880,  No.  14 
u.  15,  pp.  55 — 56.  (Vergl.  dazu  die  Entgegnung  von  Hochstädter  ibid 
p.  7(1—71). 

in,  ./.  Qemimd.  Tho  Tiboriad.  Art  of  Hebrew  Accentuation.  Didactic 
Poem      London    ls.so,     12.     3  d. 

11 1  //.  L.  Strack.  Abraham  Firkowitseh  und  der  Werth  seiner  Ent- 
deckungen: ZDMG     \.\\IV.    163—168;  vgl,  hier  S    1L'7   No,    1* 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  IsraeVs.  83 

Aufsatz  (hervorgegangen  aus  seinem  Vortrag  auf  der  Philologen- 
versammlung zu  Trier)  über  die  Fälscherthätigkeit  des  Karäers 
Firkoioitsch  (vergl.  hierzu  besonders  die  Einleitung  zu  Harkavy's 
und  Strack's  Catalog  der  Hebräischen  Handschriften  zu  Petersburg, 
1875).  •  H.  Graetz'2)  sucht  in  Zeph.  2,  2.  3,  14.  12,  1.  Jer. 
32,  21.  33,  5  f.  51,  49.  Klag.  2,  5  eine  Verwechslung  von  Israel 
und  Jerusalem  zu  erweisen;  ebenso  soll  nach  Graetzu)  !"inN  für 
nny  stehen :  1  Sam.  28,  2.  2  Sam.  20,  6.  Jes.  64,  4.  Zach.  3,  7. 
Ps.  40,  6.  85,  7.  89,  39.  102,  14.  Spr.  22,  19.  Hi.  11,  16. 
(Ps.  76,  8?);  dagegen  nny  für  nnN:  2  Sam.  18,  3.  Neh.  6,  9. 
Hi.  16,  7.  19.  —  Ein  Aufsatz  von  Shairpeu)  plaidirt  wieder  ein- 
mal für  den  einstigen  Gebrauch  von  Buchstaben  als  Zahlzeichen 
im  hebräischen  Text;  so  soll  1  Sam.  13,  1  ursprünglich  gestanden 
haben  n:;:;  :  "p:  durch  den  Ausfall  des  Nun  wurde  der  50  jährige 
Saul  zum  einjährigen  [ganz  ähnliches  siehe  schon  bei  Tlienius  zu 
dieser  Stelle !] ;  die  40  Jahre  2  Sam.  15,  7  seien  aus  Missverständ- 
niss  von  n("l)n:,c:  „zwei  Jahre"  entstanden;  Gen.  14,  14  entstammen 
die  318  (idti)  Knechte  einem  verstümmelten  ;ü"rn  —  letztere 
Form  wahrscheinlich  nach  dem  Grundsatz,  dass  man  es  bei  text- 
kritischen Conjecturen  mit  grammatischen  Schnitzern  nicht  so  ge- 
nau nehmen  darf.  Wiefern  die  Geschichte  des  n  von  H.  K.Vo)  hier- 
her gehört,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden. 

Von  Textausgaben  ist  zuerst  eine  solche  (Wiederabdruck?) 
des  hebräischen  Textes lc)  mit  gegenüberstehender  englischer  Ueber- 
setzung  zu  nennen.  Von  den  höchst  verdienstlichen  textkritischen 
Separatausgaben  einzelner  Bücher  durch  Baer  und  Delitzsch  er- 
schienen im  Berichtsjahr  die  Psalmen17)  (vielfach  noch  correcter 
als    die   Ausgaben   von    1861    und    1874)    und   die    Proverbien lS), 


12)  H.  Graetz.  Der  Wechsel  von  bNlÜS"1  u.  D:>;ö"!tar:  Monatsschr.  f. 
Gesch.  u.  Wissensch.  d.  Judenth.,  März   1880,  pp.   97 — 101. 

13)  H.  Graetz.  Die  Verwechselung  von  51  PN  u.  !"!P":  Monatsschr.  f. 
Gesch.  u.  Wissensch.  d.  Judenth.,  Febr.   1880,  p.  49—57. 

14)  S.  Sharpe.     Numerais  in  the  Bible.    Letter:  Athen.  17.  Jan.   1880. 

15)  H.  K.  Geschichte  des  hebräischen  Buchstaben  Thau  (p).  Ein  Bei- 
trag zur  Urgeschichte  des  christlichen  Kreuz-Symboles :  Jüd.  LB.  1880,  No.  32, 
p.   125  sq.;  No.  33,  p.   129  sq. 

16)  Old  Testament,  Hebrew  and  English  in  Parallel  Columns.  London 
1880.     4.     12  s. 

17)  Liber  psalmorum.  Textum  masoreticum  accuratissime  expressit,  e  fon- 
tibus  Masorae  varie  illustravit,  notis  criticis  confirmavit  S.  Baer.  Praefatus 
est  edendi  operis  adjutor  F.  Delitzsch.  Leipzig  1880.  Xu,  160  pp.  8.  M.  1,50 
(Velinp.   1,80).  —  Vgl.  H.  Strack  ThLZ.   1880,  No.   17. 

18)  Liber  proverbiorum.  Textum  masoreticum  accuratissime  expressit,  e 
fontibus  masorae  codicumque  varie  illustravit,  expositionem  de  legibus  dagessa- 
tionis  adjecit  S.  Baer.  Praefatus  est  edendi  operis  adjutor  F.  Delitzsch. 
Leipzig  1880.  XV,  G7  pp.  M.  1,20.  —  Vergl.  Bew.  d.  Gl.,  Febr.  1881; 
B.  Stade  LCB.   1881,  No.  12;    H.  P.  Smith  Presbyterian  Review,  Juli  1881. 

6* 


84       Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

beide  Texte  mit  den  bekannten  werthvollen  Beigaben  (vergl.  be- 
sonders die  Vorrede  von  Delitzsch  zu  dem  Psalmen text  und  den 
Aufsatz  von  Baer  über  die  Dagessirung  des  Anlauts,  vor  dem 
Proverbientexte).  Eine  6.  Auflage  von  Tischendorf'' sl'J)  Recension 
des  LXXtextes  (resp.  der  editio  Sixtina  desselben  von  1587)  re- 
pi'äsentirt  zunächst  einen  Wiederabdruck  der  Stereotypplatten  von 
1850  (1.  Aufl.);  beigefügt  ist  in  einem  besonderen  Bande  (der 
nunmehr  nach  energischen  Reclamationen  auch  separat,  d.  h.  ohne 
Miterkaufung  der  6.  Auflage  des  Textes,  zu  haben  ist)  eine  ebenso 
mühevolle,  wie  sorgfältige  und  verdienstliche  Collation  des  Codex 
Vaticanus  (nach  der  Ausgabe  von  Vercellone  und  Cozza,  1868 — 72) 
und  des  Codex  Sinai ticus  von  E.  Nestle20).  Von  der  vorzüglichen 
Ausgabe  zweier  Dubliner  Palimpseste  durch  Abbott21)  gehören  hier- 
her die  Fragmente  des  Jesaja  (Cap.  30,  2—31,  7.  36,  17—38,  1) 
aus  dem  6.  Jahrhundert ,  welche  schon  Holmes  (als  Cod.  VIII) 
zum  Theil  verwerthete.  Im  Anschluss  hieran  gedenken  wir  noch 
der  Untersuchung  des  LXX-Textes  der  kleinen  Propheten  durch 
Völlers22).  Dieselbe  gilt  vor  allem  dem  sprachlichen  Charakter 
des  griechischen  Textes  und  seinem  Verhältniss  zum  Original. 
Nach  Völlers  war  der  betreffende  Uebersetzer  mit  einem  aramäischen 
Dialekt  vertraut,  der  dem  Syrischen  und  der  Sprache  der  Jeru- 
salemer Targume  nahe  verwandt  war,  also  wohl  Palästinenser.  Die 
Feminin-  und  Pluralzeichen  (nnw)  habe  er  in  seinem  hebräischen 
Text  nicht  geschrieben  gefunden ,  sondern  vermuthlich  nur  durch 
leicht  verwischbare  oder  leicht  zu  verwechselnde  diakritische 
Zeichen  angedeutet.    Dem  Referenten  scheint  letzteres  wenig  wahr- 


19)  Vetus  Testamentum  graece  juxta  LXX  interpretes.  Textum  Vaticanum 
Uli  man  um  emendatius  edidit,  argumenta  et  locos  novi  test.  paralleles  notavit, 
omnem  lectionis  varietatem  codicum  vetustissimorum  Alexandrini,  Ephraemi 
Syri ,  Friderico  -  Augustani  subjunxit,  prolegomenis  uberrimis  instruxit  C  de 
Tischendorf.  Ed.  VI.  Prolegoraona  recognovit,  collatiouem  codicis  Vatieani  et 
Sinaitici  adjeeit  Eberardus  Nestle.  2  tomi.  Lipsiae  1880.  LXXXI,  684  u. 
803  pp.     8.     M.   15.  —  Vergl.  E.  Schürer  ThLZ.  1880,  No.  21. 

20)  Eberardus  Nestle.  Veteris  Testamonti  Graeci  Codices  Vaticanus  et 
Sinaiticus  cum  textu  reeepto  collati.  Supplementum  editionum  quae  Sixtinam 
sequuntur  omnium,  in  primis  Tischendorlianarum.  Lipsiae  1880.  V,  187  pp. 
8.  —  Vgl.  E.  Schürer  ThLZ.  1880,  No.  21;  ThLB.  1881,  No.  15;  J.  Hollen- 
berg GGA.  1881,  St.  40;  K.  K.  LCB.  1882,  No.  4;  H.  Dort  Theol.  Tijdschr. 
1881,  p.  493  f. 

21)  T.  K.  Abbott.  Par  palimpsestorum  Dublinensium.  The  codex  rescriptus 
Duhlinonsis  of  St.  Matthew's  gospel  (Z)  .  .  .  also  Fragments  of  the  Book  of 
Isaiah ,  in  the  LXX  Version ,  from  an  Ancient  Palimpsest ,  now  tirst  published 
....  Dublin  und  London  1880.  23,  LXIV,  8  [4]  pp.  4.  Mit  2  facsimil.  Tafeln. 
M.  10.  —  Vergl.  A.  HÜgenfdd  Ztschr.  f.  wiss.  Theol.  XXIV,  2;  CK.  Gregory 
ThLZ.  1881,  No.  10  und  LCB.  1881,  Nr.  51;  O.  v.  Gebhardt  GGA.  1880, 
St.  44;  E.  Maunde   Thompson  Ac.  25.  Sept.   1880,  p.  215. 

22)  K.  A.  Völlers.  Das  Dodckapropheton  der  Alexandriner.  Erste  Hälfto: 
Naüm,  Ambaküm,  Sophonias,  Angaios,  Zacharias ,  Malachias.  Berlin  1880. 
IV,  80  pp.     8.     M.   1,50.  —  Vergl.  llollenberg  ThLZ.  1881,  No.  6. 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  Israels.  35 

scheinlich ;  die  Abweichungen  vom  masoretischen  Text  dürften, 
wie  auch  sonst  vielfach  in  den  LXX,  eher  auf  Eigenthümlich- 
keiten  des  Uebersetzers,  als  auf  anderen  Lesarten  beruhen.  —  In 
den  Bereich  der  LXX-Studien  gehört  noch  die  Arbeit  von  Papa- 
georgios-3)  über  den  Aristeasbrief.  Der  Bemerkungen  von  Knieger2i) 
über  eine  neueste  französische  Bibelübersetzung  mag  im  Vorbei- 
gehen gedacht  sein. 

Die  hebräische  Lexicographie  ist  zunächst  durch  eine 
dritte  Auflage  des  in  England  viel  verbreiteten  Wörterbuchs  von 
Davies-0)  vertreten ;  ein  kleines  Bagster sches  Lexikon26)  ist  wohl 
Auszug  aus  der  bei  Bagster  erschienenen  Uebersetzung  des  Ge- 
senius  von  Tregelles.  Ebenso  ist  die  Concordanz  von  Omden21) 
ein  seit  langer  Zeit  in  England  gebrauchtes  "Werk.  An  der  Con- 
cordanz von  Young-b)  rühmt  ein  Recensent  in  der  Academy  die 
relative  Vollständigkeit,  indem  sie  mit  ihren  311,000  Verweisungen 
die  Concordanz  von  Cniden  um  118.000  übertreffe;  im  Neuen 
Testament  sind  nicht  weniger  als  30,000  Varianten  mit  berück- 
sichtigt. Gerügt  wird  dagegen  (nach  den  mitgetheilten  Proben 
sehr  mit  Recht)  die  merkwürdig  falsche  Betonung  der  hebräischen 
Eigennamen.  Von  einer  andern  hebräisch- englischen  Concordanz29) 
ist  mir  nur  der  Titel  bekannt.  —  H.  Derenbourg30)  zählt  aus 
den  himjarischen  Inschriften  51  Nomina  propria  auf,  die  sich  auch 
im  Alten  Testament  finden ,  und  folgert  daraus ,  dass  die  Juden 
wenigstens  drei  Jahrhunderte  lang  in  Jemen  mächtig  und  einfluss- 
reich gewesen  sein  müssen.  Allerdings  sind  nicht  wenige  von 
diesen  Identifikationen  zweifelhaft;  theils  lässt  die  himjarische  Form 


23)  Sp.  C.  Papageorgios.  Ueber  den  Aristeasbrief.  München  1880.  8, 
—  Vergl.  Zeitschr.  f.  wissensch.   Theol.   1881,  H.  3. 

24)  G.  A.  Krüger.  Remarques  sur  la  version  de  la  Bible  de  M.  Louis 
Segond.  Paris  1880.  X,  84  pp.  8.  —  Vergl.  H.  Vuilleumier,  Revue  de 
theol.  et  de  philos.,  März  1882. 

25)  B.  A.  Davies.  Hebrew  and  Chaldee  Lexicon  to  the  Old  Testament 
with  an  English-Hebrew  Index.  3ri1  ed.,  revised  with  a  Concise  Statement  of 
the  Principles  of  Hebrew  Grammar  by  E.  C.  Mitchell.  London  1880. 
778   pp.     8.     12   s. 

26)  Hebrew-English  Lexicon.     London  1880.     12.     3  s.   6   d. 

27)  A.  Gruden.  Complete  Concordance  to  the  Old  and  New  Testament. 
London  1880.     8.     7   s.  6   d. 

28)  R.  Young.  Analytical  Concordance  to  the  Bible  on  an  entirely  New 
Plan,  containing  Every  Word  in  Alphabetical  Order,  with  the  Literal  Meaning 
of  each  and  its  Pronunciation.  Edinburgh  1880.  4.  36  s.  —  Vergl.  Athen. 
17.  Apr.   1880,  p.  501;  Ac.   17.  Apr.   1880,  p.   285. 

29)  Englishmans  Hebrew  and  Chaldee  Concordance  of  the  Old  Testament. 
London   1880.     4.     42   s. 

30)  Härtung  Derenbourg.  Les  noms  de  personnes  dans  l'ancien  testament 
et  dans  les  inscriptions  Himyarites:  Revue  des  etudes  juives  1880,  p.  56 — 60. 
[Auch  als  „Extrait"  Paris  1881.  7  pp.  8.]  Vergl.  Wellhausen  DLZ.  1881, 
610;  E.  D.  Rev.   de  ling.  Bd.   15,  1882,  p.   106  sq. 


gß       Kautzsch,  Hebräische  Spruchkunde,  alttestamentliche  Exegese 

auch  eine  andere  Lesung  zu,  theils  brauchen  die  wirklich  gleich- 
lautenden Namen  als  genuin  semitische  noch  nicht  specifisch 
jüdische  zu  sein :  immerhin  verdient  die  Frage  noch  eine  weitere 
Prüfung.  —  Das  Räthsel,  welches  vielfach  über  den  zusammen- 
gesetzten hebräischen  Eigennamen  schwebt,  suchte  de  Jong31)  auf 
eine  Weise  zu  lösen,  die  mir  sehr  plausibel  erschienen  ist.  Die 
mit  'ab,  'ach  etc.  zusammengesetzten  Namen  seien  ursprünglich 
ganz  wörtlich ,  als  Ausdruck  eines  Verwandtschaftsverhältnisses 
(„Bruder  des  Königs"  etc.)  gemeint,  das  zweite  Glied  also  logischer 
Genitiv ;  allmählich  aber  seien  die  Compositionselemente  in  bunter 
Mischung  ohne  Rücksicht  auf  Sinn  und  Bedeutung  verwendet  und 
so  auch  Namen  wie  'Abiel,  'Abijja  möglich  geworden.  Auch  wenn 
man  für  die  letztgenannten  Beispiele  noch  die  Deutung  als  Nominal- 
satz festhalten  wollte,  so  bleibt  doch  eine  grosse  Zahl  von  Fällen 
(z.  B.  Abigail  als  Frauenname !) ,  die  sich  nur  durch  de  Jong's 
Hypothese  befriedigend  erklären  lassen.  —  Von  lexicographischen 
Detailarbeiten  ist  in  erster  Linie  NöldeJce's32)  Erörterung  des  Gottes- 
namens El  hervorzuheben.  Der  Verf.  geht  zuerst  den  ursprüng- 
lichen Formen  des  Namens  nach,  wie  sie  sich  theils  inschriftlich, 
theils  aus  Transscriptionen  für  die  einzelnen  semitischen  Dialekte 
feststellen  oder  doch  vermuthen  lassen,  und  kommt  bezüglich  des 
hebräischen  bN  zu  dem  Resultat,  dass  das  e  ursprüngliche  Länge 
zu  sein  scheine.  Dies  führe  auf  die  übliche  Ableitung  vom  Stamm 
biN ,  nur  dass  diesem  nicht  die  Bedeutung  „stark  sein",  sondern 
„vorn  sein"  (vergl.  besonders  abiN  „Vorhalle",  vielleicht  auch  b^Klti 
„anfangen")  zu  vindiciren  sei.  bN  wäre  somit  nicht  „der  Starke", 
sondern  „der  Führer,  Herr."  Die  Verbindung  i'vsö  bfi*  will  Nöldekc 
lieber  el  schedi  (der  Herr,  mein  Gebieter)  lesen;  überdies  hält  er 
einen  Zusammenhang  von  btf  und  rribtt  „bei  der  proteusartigen 
Natur  der  schwachen  Wurzeln"  für  sehr  wahrscheinlich.  Dem 
Referenten  ist  bezüglich  des  letzteren  Punktes  allerdings  fraglich, 
ob  man  den  Stamm  T  btf  zu  den  „schwachen  Wurzeln"  rechnen 
kann;  dazu  bedürfte  es  doch  des  Beweises,  dass  das  in  erst  nach- 
träglich und  irrthümlich  zum  festen  Consonanten  geworden  sei.  uh 
welcher  es  in  D^nbN  erscheint;  auch  die  Begründung  der  Bedeu- 
tung von  blN  „vorn  sein"  scheint  mir  im  Hinblick  auf  die  Baum- 
namen  r:bN  und  pbN  ziemlich  prekär.  Doch  hindern  diese  Ein- 
wendungen nicht  den  Dank  für  die  sonstige  reichhche  Belehrung, 
die    auch    aus    dieser  Arbeit    des  Verfassers    zu    schöpfen   ist.    — 


31)  P.  de  Jong.  »»vor  de  mot  ab,  ach  enz.  zamengestelde  Hebreeuwsche 
Eigennamen.  Bijdrage  van  .  .  .  overgedrukt  uit  de  Verslagen  en  Mededeelingen 
der  Koninklijke  Akademie  van  Wetenscbappen,  Afdeeüng  Letterkunde,  2,lr  Reeks, 
Deel  X.    Amsterdam  1880.    15  pp.    8.  —   Vergl.  Baudissin  ThLZ.  1881,  No.   1 

32)  Th.  Nöldeke.  Ueber  den  Gottesnamen  El  (bN):  Monatsber.  d.  Berl. 
Akad.,  14.  Oct.  1880,  pp.  760—776.  —  Vergl.  W.  Bavdi.^lu  ThLZ.  1881. 
Nu    8;  hier  S.   65  No.  30. 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  IsraeVs.  87 

Die  Etymologie  von  D";ruö  behandelt  Deutsch'6'6);  Loewy'61)  die 
Partikel  DN.  An  der  Arbeit  von  Moses  ledeschi'65)  über  die 
hebräischen  Synonymen  rügt  der  Recensent  im  Jüd.  L.  B.  die 
oft  bedenkliche  Zurückführung  aller  Stämme  auf  zweibuchstabige 
Grundwurzeln,  sowie  die  mangelhaften  Vorstellungen  des  Verfassers 
über  die  Grenzen  des  Möglichen  in  den  Lautübergängen. 

Auf  das  Gebiet  der  hebräischen  Grammatik  führen  uns 
hinüber  die  Erörterungen  von  Bankowicz  und  Grünwald6*6).  Von 
den  Arbeiten  zur  Charakteristik  und  Geschichte  der  hebräischen 
Sprache  gedenken  wir  vor  allem  des  ausgezeichneten  Artikels  von 
W.  R.  Smith  in  der  Edinburger  Encyclopädie  (s.  unten  No.  58), 
in  welchem  der  Verfasser  seine  Vertrautheit  mit  der  Methode  und 
dem  gegenwärtigen  Stand  der  deutschen  Forschung  wiederum  in 
rühmlicher  Weise  bethätigt.  Den  Dank  für  diese  Arbeit  (und  den 
Artikel  „Haggai",  s.  unten)  bezahlte  ihm  die  Schottische  Freikirche 
am  27.  October  1880  in  Gestalt  einer  erneuten  Verurtheilung 
wegen  Irrlehre,  die  schliesslich  seine  Absetzung  als  Professor  zu 
Aberdeen  zur  Folge  hatte.  Dagegen  läuft  der  Aufsatz  von  An- 
sefone68)  über  das  Hebräische  als  Ursprache  nicht  Gefahr,  wegen 
polizeiwidriger  Wissenschaftlichkeit  angefochten  zu  werden;  übrigens 
wäre  es  ungerecht,  den  Dilettantismus  eines  ancien  officier  supe- 
rieur  auf  so  heterogenem  Gebiet  allzu  streng  zu  nehmen.  A.  Ber- 
liner'6'6) erörtert  im  Anschluss  an  seine  1879  unter  No.  13  von 
uns  besprochene  Abhandlung  besonders  die  Frage  einer  phonetischen 
Aehnlichkeit  zwischen  3  und  iS  und  setzt  sich  dabei  auch  über 
einige  andere  Punkte  mit  den  Recensenten  jener  Broschüre  aus- 
einander. Die  vorzügliche  Ausgabe  der  kleineren  grammatischen 
Arbeiten  des  Abu'l  Walid  von  J.  und  IL  Berenbourgw)  können 
wir,    obwohl    sie  zugleich  der  Rubrik  „Rabbinica"  zugehört,    doch 


33)  J.  Deutsch.  Etwas  zur  Etymologie  des  Wortes  DTllÜ  :  Jüd.  LB.  1880, 
No.  50,  p.  198a— 199  a. 

34)  J.  Loewy.  Zur  Deutung  der  Partikel  nN:  Jüd.  LB.  1880,  No.  33, 
p.   130  -31.  —  Vergl.  hier  S.   131  No.  53. 

35)  Maises  Tedeschi.  Thesaurus  synoniimorum  linguae  hebraicae  cum 
dissertatioue  de  eorum   vi  quoad  etymon  atque  usum  in  biblicis  libris.     Padova 

1880.  327   pp.     8.     M.  3,40.     [Auch  mit  hebr.  Titel.]  —  Vgl.  M.  G.  Jüd.  LB. 

1881,  No.   31;  hier  S.   133  No.   64. 

36)  S.  Dankowicz  u.  M.  Grünwald.  Noch  einmal  p'TD  "p\25b :  Jüd. 
LB.   1880,  No.  38  u.  39,  p.   152—53. 

37)  W.  RfoberisonJ  SfmithJ.  Hebrew  Language  and  Literature:  En- 
cyclopaedia  Britannica  XI,  594  —  602. 

38)  H.  d1  Anschrie.  De  l'hebreu  comme  langue  primitive.  Essai  de  Con- 
ference. Paris  1880.  78  pp.  8.  Fr.  1,50.  -  -  Vergl.  C.  J  Polybibl. 
XXXI,  483  f. 

39)  A.  Berliner.  Zur  Schrift  „Beiträge  zur  hebräischen  Grammatik  im 
Talmud  und  Midrasch":  Magazin  f.  d.  Wissenseh,  des  Judenthums  1880, 
p.   135  —  136. 

40)  S.  unten  S.   132   No.  56. 


3g        Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

auch  an  dieser  Stelle  nicht  unerwähnt  lassen.  Von  den  Dar- 
stellungen der  hebräischen  Grammatik  ist  zunächst 
eine  vierte  Auflage  des  bekannten  Buches  von  Nägelsbach4'1)  zu 
erwähnen;  der  Herausgeber  hat  von  den  Fortschritten  der  hebrä- 
ischen Grammatologie  mehrfach  Notiz  genommen;  in  der  directen 
Verwerthung  dieser  Fortschritte  hätte  er  wohl  etwas  weniger  zag- 
haft sein  dürfen.  Das  Schulbuch  von  Hollenberg*-)  rechtfertigt 
durch  seine  vielfachen  Vorzüge  gleichfalls  das  Erscheinen  einer 
vierten  Auflage ;  nicht  minder  darf  das  Uebungs-  und  Lesebuch 
von  Stier4'6)  als  eine  recht  zweckmässige  Arbeit  bezeichnet  werden. 
Weniger  kann  dies  Referent  zu  seinem  Bedauern  von  Baltzer'su) 
Schulgrammatik  sagen;  solche  rein  empirisch  verfahrende  Zurecht- 
machungen des  Stoffs,  die  u.  a.  der  lieben  Bequemlichkeit  wieder 
das  Imperfectum  zu  Gunsten  des  Futurum  opfern,  müssen  in  dem 
Schüler  nothwendig  die  Befähigung  für  ein  nachmaliges  wissen- 
schaftliches Studium  der  Sprache  ertödten.  Das  Elementarbuch 
von  Levy4b)  mag  der  Vollständigkeit  wegen  mit  genannt  sein ; 
ebenso  eine  Neubearbeitung  (?)  der  Davis'schen  Uebersetzung  des 
GesenitLS^)  und  eine  andere,  anonyme,  englische  Grammatik17)  für 
Autodidakten.  In  Betreff  des  englischen  Uebungsbuches  von 
MasoniS)  verweisen  wir  auf  das  1877,  No.  29  Bemerkte.  Die 
griechische  Grammatik  von  Pantaxides49)  beruht  nach   Grünwald 


41)  Karl  Wilh.  Ed.  Nägelsbach.  Hebr.  Grammatik  als  Leitfaden  für 
den  Gymnasial-  und  akademischen  Unterricht.  4.  verb.  u.  verm.  Auflage.  Im 
Auftrag  des  verewigten  Verf.  besorgt  von  Karl  Nägelsbach.  Leipzig  1880. 
XII,  310  pp.     8.     M.  2,80.  —  Vergl.  ThLB.   1881,  No.   20. 

42)  Wilh.  Hollenberg.  Hebräisches  Schulbuch.  Bearb.  von  Gymnasial- 
Oberlehrer  Joh.  Hollenberg.  4.  Aufl.  Berlin  1880.  VIII,  141  pp.  8.  M.  2,40. 
—  Vergl.  Budde  ThLZ.  1880,  No.   15. 

43)  G.  Stier.  Hebraeisches  Uebungs-  und  Lesebuch.  Mit  hebräischem 
und  deutschem  Wortregister.  Zusammengestellt  von  .  .  .  Leipzig  1880.  VII, 
154  pp.     8.     M.  2.  —  Vergl.  H.  Strack  ThLB.  1881,  No.  21. 

44)  J.  P.  Baltzer.  Hebräische  Schulgrammatik  für  Gymnasien.  Stuttgart 
1880.  XII,  115  pp.  8.  M.  1,50.  —  Vergl.  Correspondenz-Blatt  für  die  Ge- 
lehrten- u.  Realschulen  Württembergs,  Nov.  u.  Dec.  1880,  p.  483  ff. ;  Schubach 
Tüb.  Theol.  Quartalschrift  1881,  II,  p.  338  ff;  H.  Strack  ThLB.   1881,  No.  21. 

45)  M.  A.  Levy.  Elementarbuch  der  hebräischen  Sprache.  Kurze  Gram- 
matik und  Uebungsbuch.     5.  Aufl.     Leipzig   1880.     IV,  84  pp.     M.  0,75. 

46)  W.  Gesenius.  Hebrew  Grammar;  translated  by  B.  Davis  from 
Roediger's  Edition;  revised  and  enlarged  on  Basis  of  Latest  Edition  of 
E.  Kautzsch  and  from  other  Kecent  Authorities,  by  E.  C.  Mitchell.  London 
u.  Andover,  Massachusetts   1880.     450  pp.      8.     7    s.  6   d. 

47)  Hebrew,  Lingua  Sancta,  a  Book  for  the  Unassisted  Student.  London 
1880.     12.     2  s. 

48)  P.  H.  Mason.  Key  to  the  Exercises,  Hebrew  -  English ,  English- 
Hebrew.     Cambridge  u.  London   1880.     66  pp.     8.     4  s.   6   d. 

49)  Eßoal'xTj  PonftfiaTixri  ovvTa%del<in  vno  Peeooyinv  Hnvza£ioov. 
To  not  npßroe.  'Ev  'sieupia  (?)  1880.  199  pp.  8.  —  Vergl.  M.  Grün- 
vxdd  Jüd.  LB.   1881,  No.  24. 


und  biblische  Theologie,    Geschichte  Israel1  s.  §9 

(s.  unten)  auf  Gesenius,  Ewald  und  Böttcher  und  führt  den  Stoff 
in  „klassischer  Sprache"  vor.  —  In  die  Syntax  schlägt  eine  Ab- 
handlung von  Graetzb0)  ein;  dieselbe  führt  zuerst  20  (event.  23) 
Beispiele  auf,  in  welchen  Fragesätze  durch  Verkümmerung  des 
He  interrog.  unkenntlich  seien;  umgekehrt  seien  in  10  Fällen 
kategorische  Sätze  durch  Dittographie  des  He  unkenntlich  geworden. 
Die  angeführten  Beispiele  dürften  indess  noch  zu  sichten  sein. 

Auch  die  hebräische  „Metrik"  ist  im  Berichtsjahr  nicht  leer 
ausgegangen.  Bickell"*)  bemüht  sich  angelegentlich,  seine  1879 
unter  No.  25  und  26  von  uns  erwähnte  Hypothese,  nach  welcher 
die  hebräischen  Metra  einfach  auf  der  Gleichzahl  der  Sylben  be- 
ruhen sollen,  weiter  zu  begründen.  Eine  glänzende  Probe  für  die 
Richtigkeit  seiner  Beobachtungen  erblickt  er  in  der  metrischen 
Restitution  des  Stückes  Nah.  1,2 — 10,  dessen  alphabetischer  Cha- 
rakter theilweise  schon  von  Pfarrer  Frohnmeyer  (gest.  1880  zu 
Lienzingen  in  Württemberg)  erkannt  worden  war  (cf.  Delitzsch 
Psalmen  3,  p.  117).  Nach  Bickell  ist  Nah.  1,  2 — 10  „ein  aus 
Strophen  zu  je  vier  siebensilbigen  (jambischen)  Stichen  bestehen- 
der Hymnus,  in  welchem  jede  Strophenhälfte  mit  einem  der  Buch- 
staben von  N  bis  73  beginnt,  jedoch  so,  dass  N  zweimal  steht  und 
die  erste  wie  die  letzte  Strophe  nur  je  einen  Buchstaben  der 
Reihenfolge  hat."  Im  Hinblick  auf  des  Verfassers  Bemerkung  über 
das  „fast  unüberwindlich  scheinende,  weitverbreitete  Vorurtheil 
gegen  hebräische  Metrik"  hat  Referent  die  „Restitution"  von  Nah. 
1,  2 — 10  gewissenhaft  nachgeprüft,  ist  aber  aufs  neue  gi'ündlich 
enttäuscht  worden.  Wenn  schon  die  alphabetische  Reihenfolge  von 
N — 73  in  6  (von  13)  Fällen  durch  Umstellungen,  andere  Vers- 
abtheilung und  selbst  kühne  Conjecturen  (z.  B.  4b  piri  für  bb73N) 
herausgezwungen  werden  muss ,  wie  kommt  nun  vollends  die 
Siebensylbigkeit  zu  Stande!  Wo  es  passt,  wird  Schema  mobile 
und  copulatives  u  gezählt,  meist  aber  unterdi'ückt  (z.  B.  el  qännö 
vnöqem  jähwe ;  dagegen  Vers  3 :  ärk  äppaim  ügedöl  koch ! !) ; 
Vers  6  am  Ende  hat  man  gefälligst  *HW3  zweisylbig  zu  lesen ,  von 
zahllosen  anderen  Gewaltsamkeiten  zu  schweigen.  Nach  dieser 
Probe  dürfen  wir  wohl  von  der  anderen,  der  „Restitution"  von 
Psalm  9  und  10  absehen;  desto  weniger  können  wir  aber  auch 
diesmal  die  Bemerkung  unterdrücken,  dass  es  uns  aufrichtig  leid 
thut,  einen  anerkannten  Gelehrten,  wie  Bickell,  mit  solchem  Eifer 
für  eine  rettungslos  verlorene  Hypothese  eintreten  zu  sehen.  In 
den  Fusstapfen  Bickell' s  geht  auch   die  Metrik  von   G ' ietmann*'2) ; 


50)  H.  Graetz.    Verkannte  fragende  und  kategorische  Verse  in  der  heiligen 
Schrift:    Monatsschr.    für  Gesch.    und  Wissensch.  des  Judenth.,   1880,  p.   1 — 18. 

51)  G.  Bickell.  Die  hebräische  Metrik.  I:  ZDMG.  XXXIV  (1880),  557— 63. 

52)  P.  Gerardus  Gietmann.    De  re  metrica  Hebraeorum.    Freiburg  i.  Br. 
1880.     135   pp.     8.     M.  2,40.    —     Vergl.    Bickell    Zeitschr.    f.    kathol.   Theol. 

1880,  3;    Smend  ThLZ.   1880,  No.  23;    Siegfried  Ztschr.  f.  wissensch.  Theol. 

1881,  I,  p.  125  ff.;    B.  Schäfer   Lit.  Handw.  1881,    No.  3;    E.  Nestle  LOB. 


90       Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

redlich  bemüht,  die  Gewaltsamkeiten  in  JBicJcett's  System  zu  re- 
duciren,  muss  er  deren  doch  noch  viel  zu  viel  stehen  lassen,  um 
auf  Zustimmung  rechnen  zu  können. 

Unter  der  Rubrik  Hermeneutik  ist  um  des  vom  Verfasser 
und  Herausgeber  gewählten  Titels  willen  die  „Biblische  Her- 
meneutik" von  Hof mann 's53)  zu  verzeichnen,  nur  dass  man  sich 
unter  diesem  Buche  nicht  das  vorstellen  darf,  was  andere  Sterb- 
liche eine  Hermeneutik  nennen,  d.  h.  nicht  eine  Anwendung  der 
allgemeinen  hermeneutischen  Gesetze  und  Regeln  auf  die  Bibel, 
sondern  eine  Belehrung  darüber,  wessen  man  ausser  der  allge- 
meinen Hermeneutik  nun  noch  speciell  für  das  Schriftverständniss 
bedürfe.  Dazu  bedarf  es  erstlich  der  Erfassung  der  Schrift  in 
ihrer  Ganzheit  und  geschlossenen  Einheit;  der  Ausleger  hat  mit 
dem  Vorurtheil  an  sie  heranzutreten,  dass  sie  sich  in  ihrer  Ein- 
heitlichkeit ihm  als  das  bewähren  werde,  was  sie  seinem  Glauben 
ist  Im  zweiten  Theil  wird  er  dann  belehrt,  wie  er  sich  ihrer 
Unterschiedlichkeit  bewusst  werden  soll.  Wie  die  Encyklopädie 
v.  Hofmanns  kommt  auch  diese  Hermeneutik,  die  übrigens  an 
W.  Volck  einen  sorgfältigen  Redactor  und  Herausgeber  gefunden 
hat,  in  vielen  Punkten  wieder  auf  eine  Darlegung  der  Schrift- 
anschauung und  des  gesammten  theologischen  Systems  v.  Hof- 
mann's  hinaus.  .  Wer  ein  Organ  für  beide  besitzt,  wird  sich  um 
so  mehr  des  vielen  Originellen  und  Anregenden  erfreuen,  was 
selbstredend  auch  dieses  Werk  des  Verfassers  bietet;  wer  dagegen 
der  Meinung  ist,  dass  man  ein  Ganzes  nach  dem  thatsächlichen 
Befund  seiner  Theile  zu  beurtheilen  hat,  anstatt  die  Einzelthat- 
sachen  nach  dem  Vorurtheil  über  das  Ganze  zu  meistern ,  dem 
wird  diese  Hermeneutik  schwerlich  zu  tieferer  Schrifterkenntniss 
verhelfen  können. 

In  das  Gebiet  der  biblischen  Einleitung  gehört  eine 
dritte  sehr  erweiterte  Auflage  des  Werkes  von  Davidson0*),  dessen 
wir  schon  1877  unter  No.  39  rühmend  gedacht  haben.  Ferner 
ziehen  wir  hierher  das  etwas  weitschweifig  geschriebene,  aber  sehr 
beachtenswerthe    Buch    von   Kihn00).      Dasselbe    behandelt   zuerst 


1881,    No.   15;     C.  J.  Polybiblion  XXIX,  203;     Günzburg   RC.    1881,    No.   7, 
p.   121  — 126;   C.   Weste  Bulletin  crit.  I,  pp.   126—128. 

53)  J.  Chr.  K.  von  Hofmann.  Biblische  Hermeneutik.  Nach  Manu- 
skripten und  Vorlosungon  herausgeg.  von  W.  Volck.  Nürdlingon  1880.  X, 
267  pp.  8.  M.  4,50.  --  Vergl.  ThLB.  1880,  No.  22;  Leimne  ThLZ.  1880, 
No.  22;  L.  Schulze  Beweis  d.  Gl.,  Jan.   1881;  E.  Nestle  LCB.  1881,  No.  19; 

W.  H.  Green  Presbyter.  Review,  Jan.  1881;  H.  Vuilleumier  Revue  de  theol. 
ei   <!<:   iibilos.,  Sept.   1880,  p.   449 — 487. 

54)  S.  Davidson.  The  Canon  of  the  Bible:  its  Formation,  History  and 
Pluctuations.     3r<1  Edition  revised  and  enlarged.     London  1880.    292  pp.    8.    5  s. 

55)  Heinr.  Kihn.  Theodor  von  Mopsuestia  und  Junilius  Africanus  als 
Exegeten.  Nebst  einer  kritischen  Tcxtausgabc  von  des  letzteron  Instituta  regu- 
laria  divinae  legis.  Freiburg  i.  B.  1880.  XIII,  528  pp.  8.  M.  6,80.  (Die 
Instituta  regularia  auch  besonders  „in  usum  praelcctionum  publicarum  edita", 
64  pp.     8.)  —  Vergl.   LD.  RC.    1880,  No.  27. 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  IsracVs.  91 

auf  200  Seiten  Theodorus  von  Mopsvestia  und  seinen  Einfiuss 
als  Exeget,  sodann  auf  264  Seiten  Junilius  Africanus.  Kihn  zeigt 
jedoch,  dass  dieser  nicht  Afrikanischer  Bischof,  sondern  hoher 
Beamter  (quaestor  sacri  palatii  und  zwar  Nachfolger  Trihonian's) 
am  Hofe  Justinian's  gewesen  sei  —  übrigens  ein  feiler  Jurist. 
Ausserdem  macht  Kihn  sehr  wahrscheinlich,  dass  Paulus,  der  eigent- 
liche Verfasser  der  instituta  regularia  und  seit  ca.  550  Bischof 
von  Nisibis,  nicht  identisch  ist  mit  dem  „Paulus  Persa  genere", 
dessen  Junilius  in  der  Vorrede  gedenkt.  Die  beigefügte  Ausgabe 
der  Instituta  (deren  innige  Verwandtschaft  mit  den  Werken  des 
Theodorus  von  Mopsvestia  ausführlich  begründet  wird)  beruht 
auf  13  Manuscripten,  darunter  einem  Palimpsest  aus  dem  6.  Jahr- 
hundert. 

Unter  den  Encyclopädien,  die  an  dieser  Stelle  nähere 
Erwähnung  verdienen,  hatte  die  Herzog'sche  Real-Encyclopädieof') 
im  Berichtsjahr  den  Verlust  ihres  verdienten  Mitherausgebers 
Prof.  Plitt  (gest.  10.  September  1880;  vergl.  die  ansprechende 
biographische  Skizze  vor  dem  7.  Bande)  zu  beklagen.  An  seine 
Stelle  ist  Prof.  A.  Ilauck  in  Erlangen  getreten.  Von  grösseren 
Artikeln  heben  wir  hervor  im  6.  Band:  Biblische  Hermeneutik 
(Wold.  Schmidt);  Hiob  (Fr.  Delitzsch);  F.  Hitzig  (eine  ebenso 
pietätsvolle,  wie  unparteiische  Würdigung  desselben  von  Kamp- 
hausen); von  Hofmann  (A.  Hauch);  Hupfeld  (Kamphatisen); 
ferner :  Höhendienst  (v.  Baudissin) ;  Hoherpriester  und  Jehova  (nach 
Oehler  bearbeitet  von  Fr.  Delitzsch);  Hohes  Lied,  Jakob,  Klage- 
lieder (v.  Oreili);  Hosea  (Volck);  Jar  bei  den  Hebräern  (Leyrer); 
Jeremia  (Nägelsbach);  Jerusalem  (Schultz);  Jesaja  (Klostermann). 
In  Band  7:  Josephus  (Schürer);  Josia  (Kautzsch);  Isi'ael  in  der 
biblischen  Zeit  (v.  Oreili  nach  Oehler);  goldenes  Kalb  (v.  Bau- 
dissin); Kanon  des  Alten  Testaments  (Strack).  —  Von  grösseren 
Artikeln  in  Riehm  sbl)  Handwörterbuch,  Lieferung  13  und  14,  sind 
zu  nennen  :  Paulus  (Schluss,  von  Beyschlag) ;  Persepolis  (Schröder) ; 
Perser,  Prophet,  Salomo  (Kleinert);  Pferd,  Priester,  Purpur,  Reinig- 
keit  und  Reinigungen,  Sabbat,  Sabbatjahr,  Sacharja  (Riehm);  Pha- 
risäer, Sadducäer  (Schüre)) ;  Räucheraltar  und  Räuchern  (Delitzsch). 
—  Die    Encyclopaedia   Britannica5s)    brachte    im   Berichtsjahr  die 

56)  Real-Encyklopädie  für  protestantische  Theologie  und  Kirche.  Unter 
Mitwirkung  vieler  protestantischer  Theologen  und  Gelehrten  in  durchgängig  ver- 
besserter und  vermehrter  Auflage  herausgeg.  von  J.  J.  Herzog  und  G.  L.  Plitt. 
Sechster  Band:  Heriger  bis  Johanna.  Siebenter  Band:  Johanna  d' Albret  bis 
Kirchenstrafen.  Leipzig  1880.  798  und  802  pp.  8.  je  M.  10.  —  Vgl.  zu 
Bd    VI  Athen.   26.  Juni   1880,  p.   821;  zu  VII  ThLB.    1880,  No.  49. 

57)  Handwörterbuch  des  Biblischen  Alterthums  für  gebildete  Bibelleser. 
Herausgeg.  von  Eduard  C.  Aug.  Riehm.  Mit  vielen  Illustrationen ,  Plänen 
und  Karten.  13.  u.  14.  Lieferung,  (p.  1153 — 1344:  Paulus— Salz).  Bielefeld 
und  Leipzig   1880.     8.     je  M.   1,60. 

58)  Encyclopaedia  Britannica.  A  Dictionary  of  Arts,  Sciences  and  General 
Literature.  Ninth  Edition.  Vol.  XI  (Gouda  -  Hippopotamus).  Edinburgb 
1880.     856   pp.     4. 


92       Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

Artikel  Habakkuk  von  W.  L.  Alexander,  Haggai  und  Hebrew 
Language  and  Literature  (pp.  594 — 602)  von  Robertson  Smith 
(vergl.  oben  nach  No.  36).  —  Die  New  Yorker  Cyclopaedia59) 
(vergl.  Näheres  über  dieselbe  im  Bericht  für  1879,  No.  47)  enthält 
im  9.  Bande  zahlreiche  biblische  Artikel  von  Strong,  solche  über 
romanische ,  skandinavische  und  slavische  Bibelübersetzungen ,  sa- 
maritanische  Sprache  und  Literatur,  Septuaginta,  semitische  Spra- 
chen von  Rev.  Pick.  —  Die  von  F.  Lichtenberger  herausgegebene 
Encyclopedie  des  sciences  religieuses  (vergl.  Bericht  für  1878, 
No.  42)  ist  im  Berichtsjahr  bis  zum  9.  Bande  (Buchstabe  N)  ge- 
diehen. —  lieber  das  Handbuch  der  beiden  Condevr'°),  das  nun 
bereits  in  2.  Auflage  vorliegt,  müssen  wir  das  vorjährige  Urtheil 
in  seinem  vollen  Umfang  aufrecht  erhalten.  Das  sehr  geschickt 
und  einheitlich  redigirte  Bibellexikon  von  Schaff^1)  geht  darauf 
aus,  dem  bibellesenden  Laien  überall  nur  die  nöthigste  Belehrung 
zu  spenden;  der  kritische  Standpunkt  ist  im  allgemeinen  der  streng 
conservative ;  als  sehr  zweckentsprechend  sind  die  Anhänge  zu  be- 
zeichnen. Ein  anonymes  englisches  Hülfsbuch62)  für  Bibelleser  ist 
mir  nicht  näher  bekannt. 

In  die  Reihe  der  Zeitschriften,  welche  sich  die  Pflege 
der  alttestamentlichen  Disciplinen  zur  Aufgabe  machen,  ist  im  Be- 
richtjahr das  Organ  der  1880  in  Paris  gegründeten  Societe  des 
etudes  juives  getreten.  Diese  neue  Revue03),  als  deren  Mitarbeiter 
uns  die  hervorragendsten  jüdischen  Gelehrten  Frankreichs  ent- 
gegentreten, dürfte  nach  den  schon  vorliegenden  Heften  zu  ur- 
theilen  unter  den  verwandten  jüdischen  Organen  bald  den  ersten 
Rang  einnehmen.  Der  eleganten  äusseren  Ausstattung  entspricht 
fast  durchweg  auch  die  wissenschaftliche  Haltung  der  einzelnen 
Artikel.  Die  letzteren  haben  wir ,  so  weit  sie  uns  angehen ,  in 
diesem  Berichte   je    an    ihrem    Orte   berücksichtigt.     Für    etwaige 


59)  Cyclopaedia  of  Biblical,  Theological  and  Ecclcsiastieal  Literature  by 
M'CUntoch  and  Strong.  Vol.  IX.  Rh.-St.  1880.  1083  pp.  8.  Doli.  5.  —  Vergl. 
Pich  (nordamerikan.)  Vierteljahrsschr.  f.  wissensch.  u.  prakt.  Theologie,  Oct. 
1881,  p.  321  f. 

60)  F.  R.  and  C.  lt.  Concler.  Handbook  to  the  Bible  etc.  (vergl.  Be- 
richt für  1879,  No.  46).  2»<1  ed.  London  1880.  XVIII,  439  pp.  8.  Vergl. 
die  Analyse  des  Inhalts  in  Socin's  Jahresbericht  für  1880  in  der  ZDPV.  IV,  138. 

61)  Ph.  Schaff.  A  Dictionary  of  the  Bible,  including  Biography,  Natural 
llist.ory,  (ieography,  Topography,  Archaeology  and  Litorature.  With  12  colorod 
Maps  and  over  four  hundred  Illustrations.  Philadelphia  (American  Sunday 
School  Union)  1880.  IV,  958  pp.  8.  Doli.  2,50.  —  Vergl.  H.  Guthe  ThLZ. 
1881,  No.   24. 

62)  Aids  to  Bible  Students ,  comprising  Indices,  Concordance ,  Atlas  etc. 
London   1880.      18.      1   s. 

63)  Kevue  des  Etudes  Juives.  Publication  trimestrielle  de  la  Societe 
des  Etudes  Juives.  No.  1:  Juli— Sept.  1880.  Paris.  VIII,  164  pp.  8.  No.  2: 
Oct— Dec.  p.  165—324.  je  Vr.  7.  —  Vergl.  Schürer  ThLZ.  1881,  No.  3;  über 
Heft  1  u.  2  S.  Löwenfeld  GGA.  1881,  No.  20 — 21;  A.  Franclc  Journal  des 
Savants.  Apr.    1881,   p.  212  f.;  vergl.  hier  S.   125  No.  5. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  IsraeVs.  93 

Interessenten  bemerken  wir  noch,  dass  die  oben  erwähnte  Societe 
des  etudes  juives  laut  Statuten  (Revue  von  1880,  p.  162  f.)  rein 
wissenschaftliche  Zwecke  verfolgt  (literarische  Publicationen ,  Er- 
muthigung  solcher,  Vorträge,  Gründung  einer  Bibliothek  etc.); 
durch  die  Spendung  von  1000  Fr.  wird  man  membre  fondateur, 
von  400  Fr.  membre  perpetuel,  von  25  Fr.  membre  souscripteur. 
Zur  Aufnahme  bedarf  es  der  Empfehlung  durch  zwei  Mitglieder 
und  der  Ernennung  durch  den  Vorstand. 

Von  gesammelten  Abhandlungen,  die  sich  zum  Theil 
auch  auf  unser  Gebiet  erstrecken,  sind  zwei  Publicationen  de  La- 
garde'$  zu  nennen.  Das  2.  Heft  der  „Symmicta"61)  desselben  bringt 
pp.  149 — 216  „Des  Epiphanius  buch  über  masse  und  gewichte  zum 
ersten  Male  vollständig"  in  einer  Ausgabe ,  die  alle  die  bekannten 
Vorzüge  der  de  Lagar de' sehen  Textpublicationen  in  sich  vereinigt. 
Zu  den  bisher  bekannten  24  Kapiteln  des  Buches,  von  denen  1—23 
über  den  Kanon  und  die  Versionen  des  Alten  Testaments  handeln, 
kommen  jetzt  nach  zwei  Handschriften  von  einer  syrischen  Ueber- 
setzung  im  Britischen  Museum  noch  weitere  60  Kapitel  und  es 
ergiebt  sich,  dass  Kapitel  24  nur  die  Inhaltsübersicht  zu  dem 
eigentlichen  Werk  des  Epiphanius  de  mensuris  et  ponderibus  ent- 
hält. Auch  der  schon  bekannte  Text  erscheint  durch  de  Lagarde 
nunmehr  in  ganz  anders  brauchbarer  Gestalt.  Uebrigens  erschliesst 
de  Lagarde  aus  dem  Charakter  des  Werkes,  dem  abrupten  Schluss 
u.  a. ,  dass  wir  in  demselben  mehr  die  Sammlungen  und  Vor- 
arbeiten des  Epiphanius,  als  eine  fertige  Arbeit  zu  erblicken  haben. 
Von  dem  2.  Heft  der  Orientaliaü:')  desselben  Gelehrten  gehört  be- 
sonders die  erste  Abhandlung  „Erklärung  hebräischer  Wörter" 
(p.  1 — 42)  hierher.  Dieselbe  giebt  zuerst  eine  höchst  beachtens- 
werthe  Zusammenstellung  der  wahren  Aufgaben,  die  es  für  die 
Lexicographie  zu  lösen  gilt;  daran  schliesst  sich  in  11  Artikeln 
eine  Besprechung  einzelner  Wörter  oder  Wortgruppen.  Von  be- 
sonderer Wichtigkeit  sind  darunter  die  Ausführungen  über  den 
Gottesnamen  el  (pp.  3 — 10),  welchen  de  Lagarde  dem  Stamm  **bN 
zuweist  (er  bezeichne  darnach  vielleicht  den,  „welchem  man  zu- 
strebt"), und  die  über  Jahwe  (pp.  13 — 27),  eine  erneute  Begrün- 
dung der  hiphilischen  Deutung  des  Namens,  der  nur  entweder 
den  Fallenden    (als    Bätyl)   oder   Fällenden   (als  Gewittergott)    be- 


64)  Paul  de  Lagarde.  Symmicta  II.  Göttingen  1880.  VIII,  224  pp. 
8.  —  Vergl.  E.  Nestle  ThLZ.  1880,  No.  23;  Robertson  Smith  Ac.  20.  Nov. 
1880;  Bibl.  Sacra  1881,  p.  388  ff.;  hier  S.   65  No.  31. 

65)  Paul  de  Lagarde.  Orientalia.  2.  Heft.  (Aus  den  „Abhandlungen 
der  Königl.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  zu  Göttingen"  Bd.  XXVI.)  Göttingen 
1880.  64  pp.  4.  M.  3.  —  Vergl.  E.  Nestle  ThLZ.  1880,  No.  23; 
CGA.  LC.  1880,  No.  42;  Zuckermandel  JLB.  1880,  No.  43;  I.  Monatsschr. 
für  Gesch.  u.  Wissensch.  d.  Judenth.  1880,  p.  378  ff;  Robertson  Smith  Ac. 
20.  Nov.  1880;  Bibl.  Sacra  1881,  p.  385  ff;  L.  Gautier  Revue  de  theol.  et 
de  philos.,  Sept.   1880;  hier  S.  65  No.  29. 


94       Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

zeichnen  könne.  Die  zweite  Abhandlung  „über  den  Hebräer 
Ephraims  von  Edessa  zu  Gen.  1 — 38"  untersucht  die  Frage,  wo 
sich  die  an  31  Stellen  der  Genesis  von  Ephräm  Syrus  citirten  Er- 
klärungen „des  Hebräers",  resp.  die  von  demselben  bekämpften 
Meinungen,  noch  anderweitig  nachweisen  lassen.  —  In  einem  An- 
hange deutet  de  Layarde  den  22.  Psalm  auf  die  Bedrängniss  Ne- 
hemia's  durch  die  feindseligen  Nachbarn. 

Unter  den  Bibelwerken  gedenken  wir  hier  nachträglich 
einer  wohl  schon  1879  begonnenen  norwegischen  Ausgabe  des  be- 
kannten Werkes  von  Däcliselm),  sowie  einiger  verspäteten  Be- 
sprechungen des  Bibelwerkes  von  Meuss1*1).  Von  zwei  anderen 
französischen  Bibelwerken  ü8-69);  resp.  den  Fortsetzungen  derselben, 
vermag  ich  nur  die  Titel  zu  geben.  Das  biblische  Museum  von 
Gray10)  ist  mit  dem  8.  Bande  bis  zu  Jesaja  gediehen.  Ueber  ein 
anonymes  englisches  Commentarwerk71),  sowie  über  diejenigen  von 
Fidler1-)  und  Deedesn)  weiss  ich  nichts  Näheres  zu  sagen. 

Den  Uebergang  zur  E x e g e s e  und  Kritik  der  einzelnen 
biblischen  Bücher  bildet  ein  Aufsatz  von  Duffu) ,  der  in 
der  Hauptsache  auf  ein  Referat  über  die  Reuss- Graf 'sehe  Hypo- 
these hinausläuft.  Damit  sind  wir  bei  der  Materie  angelangt, 
welche  auch  in  diesem  Jahre  fast  alle  anderen  literargeschichtlichen 
Interessen  in  den  Hintergrund  gedrängt  hat,  bei  der  Pentateuch- 
frage.    Von  hoher  Bedeutung  sind  hier  vor  allem  die  12  penta- 


66)  Aug.  Dächsei.  Bibelvaerk.  De  fem  Moseboger.  Med  2  Karten  og 
13  Traesnit.     H.  4  (p.   193—256).     Bergen  1880. 

67)  S.  den  Titel  im  Jahresber.  für  1879,  No.  48.  —  Vergl.  V.  Courda- 
veaux.  Une  nouvello  traduetion  de  la  Biblo:  l'Ancion  Test.:  Nouv.  Rev.  XI, 
760—785;  E.  Renan  JA.  XVI,  p.  41—43. 

68)  Bacuez  et  Vigouroux.  Manuel  biblique,  ou  cours  d'Ecriture  sainto 
ä  l'usage  des  seminaires.  Ancien  Test,  par  F.  Vig.  T.  II.  Livres  historiques, 
sapientiaux,  prophetiques.  Paris  1880.  660  pp.  12.  (compl.  4  Voll.)  Sub- 
script.-Pr.  Fr.  12. 

69)  La  sainte  Bible.  Texte  de  la  Vulgate,  traduetion  francaise  en  regard, 
avec  commentaires  theologiques,  moraux  etc.,  rediges  d'apres  les  meilleurs  travaux 
anciens  et  eontemporains.  Les  Prophetes  par  l'abbe  Th'ochon.  Paris  1880. 
Von  domselbon  Bibelwerk  erschienen  noch :  Le  Livre  de  la  Sagosso.  Introduction 
critique  etc.  par  l'abbe  H.  Lestire.  151  pp.  8.  Fr.  3,80  (Subscr.-Pr.  Fr.  2,60). 
—  Les  Machabees  par  l'abbe   Gillet.    313  pp.    Fr.  8,80  (Subscr.-Pr.  Fr.  4,60). 

70)  Jatnes  Cowper  Gray.  The  Biblical  Museum.  Old  Testament.  Vol.  6 — 8. 
London  1880.     8.    je  5  s. 

71)  Old  Testament  with  Brief  Commentary.  1.  Isaiah  to  Malachi.  2.  Esdras 
to  Maccabeos.     London   1880.     8.     je  4  s. 

72)  J.  M.  Fidler.  Studonts  Commentary  founded  on  Spoakors  Common- 
tary.     V.   3.     London   1880..     8.     7   s.   6   d. 

73)  E.  E.  Deedes.  Elemontary  Lessons  on  tho  Old  Tostamont.  1.  Sories: 
(Jiincsis   to  Ruth;  2'">  Sories:  Samuel  to  Malachi.    London  1880.    16.  je  1  s.  6  d. 

74)  Archibald  Duff.  Tbc  History  of  Research  concerning  tho  Structure 
of  tho  O.  T.     Historien!  Books:  Bibliotboca  Sacra,  Oct.    1880,  p.   729—751. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  IsraeVs.  95 

teuchkritischen  Studien  von  Delitzsch10),  die  sämmtlich  in  mehr 
oder  weniger  directer  Beziehung  auf  die  Geschichte  Israels  von 
Wellhausen  geschrieben  sind.  Zum  ersten  Mal  tritt  hier  ein 
Gegner  Wellhausen's  auf  den  Plan,  der  (was  man  leider  auch 
nicht  entfernt  von  den  meisten  bisherigen  Gegnern  rühmen  kann) 
die  vorliegenden  Probleme  und  ihre  Schwierigkeit  gründlich  kennt 
und  der  zu  ihrer  Erörterung  mit  einer  Gelehrsamkeit,  wie  kaum 
ein  anderer,  ausgerüstet  ist.  Da  darf  man  wohl  in  hohem  Grade 
gespannt  sein,  wieweit  es  einem  solchen  Gegner  gelungen  sei,  die 
„wilden  Wasser  der  Kritik"  zu  stauen.  Benennen  wir  die  einzelnen 
Aufsätze  der  Kürze  halber  nach  den  unten  verzeichneten  Nummern, 
so  betont  I  die  Notwendigkeit  und  daher  Unanfechtbarkeit  einer 
Aussatz-Thora  schon  lange  vor  dem  Exil ;  No.  II  wendet  sich  gegen 
die  Behauptung,  dass  die  Stiftshütte  —  No.  III  gegen  die  Be- 
hauptung, dass  der  Räucheraltar  eine  Fiction  sei;  No.  IV  ist  eine 
Zurückweisung  der  argumenta  e  silentio,  die  für  den  späten  Ur- 
sprung des  grossen  Versöhnungstages  geltend  gemacht  worden 
sind  —  allerdings  eine  Beschränkung  auf  die  Defensive,  der  man 
stark  anmerkt,  dass  sie  sich  ihrer  verzweifelten  Situation  wohl  be- 
wusst  ist.  No.  V  giebt  nach  einem  sehr  massvollen  Urtheil  über 
das  gute  Recht  der  Pentateuchkritik  verschiedene  überzeugend  be- 
gründete Modificationen  der  Aufstellungen  Wellhausen's  u.  a.  über 
die  Gestalt  und  Bedeutung  des  Hohenpriesters,  insbesondere  über 
die  angebliche  königliche  Würde  des  nachexilischen  Hohenpriesters ; 
nach  Delitzsch  war  die  Stellung  des  Hohenpriesters  vor  dem  Exil 
nicht  wesentlich  anders,  als  nachher.  In  No.  VI  stützt  sich  De- 
litzsch besonders  auf  die  Thatsache,  dass  in  den  Memoiren  Esras 
und  Nehemias  die  strenge  Scheidung  zwischen  Priestern  und  Le- 
viten bereits  für  die  erste  Rückkehr  aus  dem  Exil  vorausgesetzt 
wurde;  Zadok  sei  nicht  ein  Emporkömmling,  wie  Wellhausen  nur 
aus  1  Sam.  2,  27  ff.  herausspinne,  Ezechiel  44  sei  also  nur  eine 
Erneuerung  des  uralten,  d.  h.  mosaischen  Herkommens.  Diese 
Deutung  von  Ezech.  44  vermag  Referent  allerdings  nur  zu  begreifen 
als  Ausfluss  einer  zur  Exegese  mitgebrachten  moralischen 
Ueberzeugung ,  dass  Ezech.  unmöglich  das  könne  sagen  wollen, 
was  er  in  der  That  sagt.  Um  so  höher  aber  müssen  wir  es  an- 
schlagen,   wenn    sich   Delitzsch  in  No.  VII    zu    Concessionen    ent- 


75)  Franz  Delitzsch.  Pentateuch  -  kritische  Studien:  Zeitschr.  f.  kirchl. 
Wisseusch.  u.  kirchl.  Leben  1880  (in  jedem  Monatshefte  je  ein  Aufsatz).  I.  Die 
Aussatz-Thora  des  Leviticus:  p.  3 — 10.  II.  Die  Stiftshütte:  p.  57 — 66.  III.  Der 
Räucheraltar:  p.  113—121.  IV.  Der  Versöhnungstag:  p.  117 — 183.  V.  Der 
Hohepriester:  p.  223 — 234.  VI.  Die  Degradation  der  Leviten  bei  Ezechiel: 
p.  279—289.  VII.  Das  Passah:  p.  337—347.  VUI.  Der  doppelgeschlechtige 
Gebrauch  von  Nlfl  und  ^1^3 :  p.  393 — 399.  IX.  Elohistische  Voraussetzungen 
des  Deuteronomiums :  p.  445 — 449.  X.  Die  Entstehung  des  Deuteronomiums: 
p.  503 — 509.  XI.  Der  Gesetzcodex  des  Deuteronomiums:  p.  559 — 567. 
XII.  Das  Hoiligkeitsgesetz:  p.  617 — 626.  —  Vergl.  zu  I  und  II  Deutsch  Jüd. 
LB.   1880,  No.   20. 


96       Kautzsch,  Hehräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

scbliesst,  die  ihn  sicher  nicht  geringe  Uebei-windung  gekostet  haben. 
Wir  bezeugen  ihm  gern,  dass  er  dafür  ein  volles  Recht  hat,  in 
den  Punkten  gründlich  gehört  zu  werden,  die  ihm  noch  nicht 
spruchreif  erscheinen;  liefert  er  doch  in  diesem  7.  Artikel  den  Be- 
weis ,  dass  er  auch  tiefeingewurzelte  moralische  Ueberzeugungen 
aufzugeben  vermag,  wenn  der  zweifellose  Befund  der  Thatsachen 
dies  fordert.  So  erklärt  er  es  erstlich  für  wahrscheinlich,  dass 
das  Bundesbuch,  das  Gesetz  der  zweiten  Tafeln  und  mancherlei 
dem  sogenannten  2.  Elohisten  angehörige  Erzählungen  bereits  in 
das  jehovistische  Werk  eingearbeitet  waren,  als  das  Deuteronomium 
entstand  und  an  jenes  sich  anschloss.  „Eine  Erkenntniss,  welcher 
man  die  Anerkennung  nicht  versagen  darf,  ist  die,  dass  nicht,  wie 
man  bisher  annahm ,  der  Jehovist  sich  ergänzend  zum  Elohisten 
[d.  h.  zu  Q],  sondern  umgekehrt  der  Elohist  zum  Jehovisten  ver- 
hält." Sodann  (p.  340) :  „Das  deuteronomische  Gesetz  fusst  zwar 
auf  älteren  Gesetzeswerken  und  setzt  sich  mosaikartig  daraus  zu- 
sammen, aber  unter  diesen  älteren  Gesetzeswerken  ist  kein  einziges 
elohistisches ;  sie  sind  alle  dem  jehovistischen  Buche  und  den 
in  dasselbe  eingegangenen  älteren  Festbestimmungen  entnommen" 
(Delitzsch  zeigt  dies  sehr  instructiv  an  Deuteronom  16,  1 — 8.  16  f.). 
Weiter  p.  342 :  „Die  Wahrscheinlichkeit,  dass  die  elohistische  Reihe 
nicht  blos  dem  Inhalt,  sondern  auch  der  Zeit  nach  die  secundäre 
sei,  steigert  sich  zur  Unleugbarkeit"  (nur  seien  deshalb  nicht  alle 
von  elohistischer  Hand  später  codificirten  Bestimmungen  auch 
später  entstanden).  In  No.  VIII  constatirt  der  Verfasser  die  That- 
sache,  dass  die  Redaction  des  Textes,  welche  195  mal  im  Penta- 
teuch  NIM  für  fcfn  setzte  oder  stehen  liess ,  von  der  einstigen 
Doppelgeschlechtigkeit  des  NIM  fest  überzeugt  gewesen  sein  müsse ; 
die  Möglichkeit,  dass  es  sich  in  der  That  so  verhielt,  sei  in  Hin- 
blick auf  den  Archaismus  *)3>3  für  JTi5>3  noch  immer  in  Betracht 
zu  ziehen.  In  No.  IX  rechnet  Delitzsch  zu  den  elohistischen  Vor- 
aussetzungen des  Deuteronomiums  :  die  Aussatzthora  (Lev.  13  f., 
cf.  Deut.  24,  8);  den  Inhalt  von  Deut.  14,  3 — 20  (erweitert  nach 
Lev.  11,  2—19)  und  Deut.  23,  22—25;  Deut.  17,  1  setze  Lev. 
22,  20  ff.  voraus,  23,  1  weise  auf  Lev.  18,  7  ff.  hin;  22,  12  sei 
ohne  Num.  15,  37  ff.  unverständlich  und  Cap.  12  enthalte  eine 
Abrogirung  von  Lev.  17  (wie  solche  starke  Differenzen  auch  zwi- 
schen 15,  7  fF.  und  Lev.  25,  35  ff.,  ferner  zwischen  14,  1  und  Lev. 
19,  28.  21,  5  entgegenträten);  dagegen  sei  Deut.  4,  41  ein  Voll- 
zug von  Num.  35.  No.  X  und  XI  führen  aus,  der  Gesetzes- 
codex Deut.  12 — 26  enthalte  der  Substanz  nach  letztwillige  Ver- 
fügungen Mose's,  die  vom  Deuteronomiker  frei  reproducirt  und 
theilweise  dem  Bedürfnisse  seiner  Zeit  angepasst  seien.  Beweis 
dafür  seien  die  Stellen,  die  nur  aus  der  Zeit  Mose's  verstanden 
werden  könnten  (20,  15  ff.;  25,  17ff.  vergl.  1  Chr.  4,  42  f.;  23,4—7). 
Die  Forderung  des  Centralheiligthums  müsse  als  mosaisch  gelten; 
Exod.  20,  24  ff.  gehe  nur  (?)  von  der  Vorstellung  eines  Wechsels 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  IsraeVs.  97 

des  Ortes  im  Laufe  der  Geschichte  aus.  Auch  das  Königsgesetz 
17,  14  ff.  ruhe  auf  mosaischer  Grundlage,  denn  die  Befürchtung 
eines  ausländischen  Königs  sei  nie  in  der  Geschichte  eingetreten. 
Nicht  minder  sei  18,  1  —  8  der  Substanz  nach  mosaisch,  in  18,  9  ff . 
eine  mosaische  Weissagung  eingeflochten.  Auch  21,  13  —  21. 
20,  5 — 8  seien  eher  aus  Mose's  Zeit,  als  ein  halbes  Jahrtausend 
jünger.  Endlich  nach  No.  XII  hat  Ezechiel  Lev.  17 — 26,  resp. 
Bestandteile  dieses  Gesetzes,  bereits  gekannt.  Sehr  bemerkens- 
werth  ist  das  Zugeständniss  (p.  620),  dass  die  Weiterbildung  der 
Thora  vielleicht  sogar  in  der  Zeit,  wo  der  samaritanische  Penta- 
teuch  und  die  LXX  (zum  Pentateuch)  entstanden,  noch  nicht  zur 
Ruhe  gekommen  war. 

Ziehen  wir  aus  alledem  die  Bilance ,  so  müssen  wir  sagen : 
in  dem  Punkte,  auf  welchen  zunächst  alles  ankommt,  einweist  sich 
Delitzsch  nicht  als  ein  Gegner,  sondern  als  ein  Anhänger  der  mo- 
dernen Pentateuchkritik.  Dieser  Punkt  ist  und  bleibt  die  Reihen- 
folge der  Hauptcpiellenschichten  in  ihrer  gegenwärtigen  Gestalt. 
Nicht  das  ist  die  Frage,  wie  viele  oder  wenige  Thorot,  z.  B. 
über  den  Aussatz,  unreine  Speisen  u.  dergl. ,  schon  lange 
vor  dem  Exil  aufgezeichnet  waren,  sondern  das  ist  die  Frage, 
ob  man  eine  Bewegung  des  geschichtlichen  Verlaufs  in  der 
Reihenfolge  J-D-Q  oder  Q-J-D,  resp.  J-Q-D  anzunehmen  habe. 
Sowohl  D  als  Q  sind  doch  wahrhaftig  nicht  blos  ein  Con- 
glomerat  von  Einzelbestimmungen,  sondern  aller  ihr  mannig- 
faltiger Stoff  wird  durch  ein  sehr  spürbares  einheitliches  Band, 
eine  identische  religiöse  Grund  -  und  Gesammtanschauung  zu- 
sammengehalten. Dass  das  Deut,  auch  priestergesetzliche  Be- 
stimmungen enthält,  ändert  nichts  an  seinem  Grundcharakter,  d.  i. 
einer  Codificirung  im  Geiste  des  Prophetismus.  Und  dass  der 
PC  auch  Gesetze  enthält,  deren  Vorhandensein  und  praktische 
Geltung  lange  vor  dem  Exil  gelten  kann,  ändert  nichts  an  der 
Thatsache,  dass  diese  Gesetze  nunmehr  unter  einen  Gesichtspunkt 
und  in  eine  Beleuchtung  gerückt  sind,  die  andersartig  ist,  als  im 
Deuteronom.  Sobald  man  also  mit  Delitzsch  einräumt ,  dass  im 
Ganzen  genommen  der  Weg  von  D  zu  PC  gegangen  ist  und  nicht 
umgekehrt,  so  kann  man  sich  auch  der  Consequenz  nicht  entziehen, 
dass  der  Levitismus  in  dem  Sinn,  wie  ihn  der  PC  repräsentirt, 
nicht  am  Ausgang  der  religionsgeschichtlichen  Entwickelung  steht, 
und  damit  ist  für  das  Verständniss  der  letzteren  allerdings  ein 
fester  Punkt  gewonnen.  Nicht  die  „stellen  die  Geschichte  auf  den 
Kopf,  welche  sich  dieses  festen  Punktes  bemächtigen,  sondern 
die,  welche  nach  wie  vor  das  Ende  zum  Anfang  machen.  Die 
12  Artikel  von  Delitzsch  sind  uns  jedoch  eine  erfreuliche  Bürg- 
schaft, dass  das  zweifellos  Haltbare  an  der  Reuss- Graf 'sehen  Hy- 
pothese über  kurz  oder  lang  zu  allgemeiner  Anerkennung  gelangen 
wird.    —    Jedenfalls    wird   dieser  Process  nicht  aufgehalten  durch 

Jahresbericht  18o0.  7 


98       Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

die  Antikritik  Hoffmanris™);  er  beweist  uns  in  No.  V  seiner 
Artikel  gegen  Wellhausen  (vergl.  Bericht  für  1879,  No.  51),  dass 
die  Einkünfte  der  Priester  im  PC  die  im  Deuteronom  geforderten 
an  Quantität  nicht  übertreffen,  an  Werth  aber  weit  hinter  ihnen 
zurückstehen  (! !).  In  No.  VI  behauptet  Hof  mann,  das  Deuteronom 
betrachte  die  Gesetze  des  PC  als  göttliche  und  durch  Mose  ge- 
botene ;  überhaupt  setze  das  Deuteronom  die  vier  ersten  Bücher 
in  ihrer  gegenwärtigen  Gestalt  voraus  und  sei  von  vorn  herein 
dem  ganzen  Gesetzbuch  als  Abschluss  hinzugefügt  worden.  Der 
Verfasser  gehört  in  die  Kategorie  von  Kritikern,  mit  denen  eine 
Discussion  einfach  unmöglich  ist.  —  Die  fleissige  und  auf  gründ- 
licher Vertrautheit  mit  der  gesammten  Streitfrage  beruhende  Arbeit 
von  Marti1'1)  untersucht  die  Anspielungen  an  den  PC  in  den  vor- 
exilischen  Propheten  und  findet  deren  genug,  um  an  der  vor- 
exilischen  Existenz  des  PC  festzuhalten ;  freilich  zeigt  sich  auch 
hier  wieder,  dass  die  von  Citaten  und  Anspielungen  hergenommenen 
Beweise  meist  nur  für  den  schon  Ueberzeugten  Ueberzeugungs- 
kraft  haben.  Kuenen18)  setzt  sich  in  No.  VI  seiner  Beiträge  be- 
sonders mit  Dillmann  über  die  Composition  und  ßedaction  von 
Gen.  34  auseinander;  in  No.  VII  erklärt  er  Ex.  16,  22—30 
für  eine  grössere  Interpolation,  vorbereitet  durch  V.  4.  5;  kleinere 
Zusätze  fänden  sich  in  V.  15  und  34 a;  in  6 — 12  sei  der  Text  in 
Verwirrung  gerathen.  Die  (seither  bis  Ex.  24  fortgesetzte) 
Abhandlung  von  Jülicher79)  giebt  eine  scharfsinnige  Analyse  der 
Quellen  in  der  Weise  von  Kuenen  und  Wellhausen.  Die  Schrift 
von  Maybaum80)  schliesst  sich  gleichfalls  ziemlich  eng  an  Well- 
hausen an.  Erwähnung  verdient  nur  die  Hypothese  in  Cap.  6, 
der  PC  sei  so  wenig,  wie  die  sogenannte  Grundschrift ,  jemals 
selbständige  Quellenschrift  gewesen;  der  wirkliche  PC  enthielt 
keine  Darstellung  der  Urgeschichte :  alles  für  die  sogenannte 
Grundschrift   in    der    Genesis    Ausgeschiedene    gehöre    der  Ueber- 


76)  D.  Hoffmann.  Die  neueste  Hypothese  über  den  pentateuchischen 
Priestercodex.  V.  Die  Ausstattung  des  Clerus:  Mag.  für  die  Wissensch.  des 
Judenth.  1880,  p.  137 — 156.  VI.  Das  Deuteronomium  und  der  Priestercodex: 
ibid.  p.   237—254. 

77)  Karl  Marti.  Die  Spuren  der  sogen.  Grundsehrift  des  Hexateuchs  in 
den  voroxil.  Propheten  des  A.Test.:  Jahrbb.  f.  prot.  Theol.  1880,  I,  p.  127 — 161; 
II,  p.  308—354.  —  Vergl.  A.  Kuenen  Thool.  Tijdschr.,  Nov.   1880. 

78)  vi.  Kuenen.  Bijdragen  tot  de  critiek  van  Pentateuch  en  Jozua. 
VI.  Diana  en  Sichein  (Gen.  34).  VII.  Manna  en  Kwakkelen  (Ex.  16):  Theol. 
Tijdschr.,  Mai   1880,  p.  257—302. 

79)  A.  Jülicher.  Die  Quellen  von  Exodus  I — VII,  7.  Ein  Beitrag  zur 
Hoxateuchfrage.      Hallo    1880.      34   pp.      8.      Dissertation. 

80)  S.  Maybaum.  Die  Entwickolung  dos  altisraolitischen  Priesterthums. 
Kin  Beitrag  zur  Kritik  der  mittleren  Bücher  des  Pentateuchs.  Breslau  1880. 
VIII,  126  pp.  8.  M.  2,80.  —  Vergl.  P.  de  Lagarde  GGA.  1881,  No.  1 
und  2;  //.  Strack  LCB.  1881,  No.  13;  Jüd.  LB.  1881,  No.  15  u.  16;  H.  Dort 
Theol.  Tijdschr.,  März   1881. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  IsraeVs.  99 

arbeitung  des  letzten  Redactors  an.    Ueber  den  Aufsatz  des  Abbe 
de  Broglie 8l)  weiss  ich  nichts. 

Von  Comnientaren  zum  P  entat  euch  oder  einzelnen 
Büchern  und  Abschnitten  desselben  nennen  wir  zunächst 
Meklenburg^),  die  Genesis  von  LangeSB)  in  englischer  Ueber- 
setzung  und  zwei  andere  anonyme*4-85)  englische  Commentare  zur 
Genesis.  Die  Bemerkungen  von  Schröring*6)  beziehen  sich  auf 
Gen.  6,  4.  9,  6  (wo  niNn  gefasst  wird:  für  den  [ermordeten]  Men- 
schen); 23,  5  ff.  und  14  ff.  —  Die  Vorlesungen  von  Parker-*7)  bringen 
Allerlei  von  allerlei  Qualität  und  aus  allerlei  Quellen  zur  erbau- 
lichen Auslegung  herbei.  Als  eine  Art  Commentar  zu  Gen.  1 — 9 
ziehen  wir  hierher  auch  die  zweite  Auflage  der  Origines  etc.  von 
Lenarmantm).  Die  8  Capitel  dieses  Werkes  behandeln  Schöpfung, 
Sündenfall,  Kerubim  und  rollendes  Schwert,  Brudermord  und  erste 
Städtegründung,  Sethiten  und  Kainiten,  die  10  Patriarchen  vor 
der  Fluth,  die  Kinder  Gottes  und  die  Menschentöchter,  die  Fluth. 
Als  Appendices  folgen:  die  kosmogonischen  Berichte  der  Chaldäer, 
Babylonier,  Assyrer  und  Phönizier;  die  antideluvianischen  gött- 
lichen Offenbarungen  bei  den  Chaldäem;  classische  Texte  über  die 
astronomischen  Systeme  der  Chaldäer ;  Kalenderwesen ;  der  chaldä- 
ische  Fluthbericht  in  Text  und  Uebersetzung.  Ein  colossales  Ma- 
terial, nur  leider  ohne  rechte  Sichtung  und  wissenschaftliche 
Methode.  Der  Mangel  der  letzteren  offenbart  sich  besonders  in 
der  Neigung ,  auch  Quellen  von  kaum  tertiärem  Rang  (wie  z.  B. 
der  jüdischen  Haggada)  gelegentlich  eine  grosse  Wichtigkeit  bei- 
zulegen. —  Dem  mosaischen  Schöpfungsbericht  gelten  ausser  dem 


81)  Abbe  de  Broglie.  L'unite  du  sanctuaire  dans  la  religion  d'Israel  et 
la   date  du  Pentateuque:  Ann.  de  philos.  ehret.     Nov.   1880. 

82)  J.  Z.  Meklenburg.  Schrift  und  Tradition.  Hebr.  Commentar  zum 
Pentateuch.  4.  Aufl.  2  Bde.  Frankfurt  a.  M.  1880.  XXXII,  352  u.  422  pp. 
8.     M.  10.  —  Vergl.  unten  S.   131  No.   62. 

83)  J.  P.  Lange.  Genesis.  Translated  from  German  by  T.  Lewis  and 
A.   Gosman.     New-York  1880.     8.     25  s. 

84)  Cottage  Readings  in  Genesis,  Explanations ,  Reflections  etc.  London 
1880.     12.     3  s.   6   d. 

85)  Pulpit  Commentary.     Genesis.     London   1880.     8.      15   s. 

86)  Fr.  Schröring.  Zur  Erklärung  der  Genesis:  Ztschr.  f.  wissensch. 
Theol.   1880,  4,  p.  385—90. 

87)  Joseph  Parker.  Adam,  Noah  and  Abraha  Expo.msitory  Readings 
on  Genesis.     London   1880.     8.     3  s.  —  Vergl.  Ac.     Oct.   116.880. 

88)  Francois  Lenormant.  Les  origines  de  l'histoire  d'apres  la  Bible  et 
les  traditions  des  peuples  orientaux.  De  la  creation  de  l'homme  au  deluge. 
2e  edition.  Paris  1880.  XXII,  618  pp.  8.  Fr.  10.  —  Vergl.  Baudissin 
ThLZ.  1880,  No.  18:  Vetter  Lit.  Rundschau  1881,  No.  3;  Kamphausen  Hist 
Ztschr.  N.  F.  XI,  292—294;  Athen.  31.  Juli  1880  u.  30.  Apr.  1881,  p.  592; 
Church  Quarterly  Rev.,  Jan.  1881;  C.  J.  Polybibl.  XXIX,  200;  J.  Halevy 
RC.  1880,  No.  50 — 52;  E.  Renan  JA.  XVI,  39 — 41;  C.  Trochon  Bull.  crit. 
I,  50;  Guyard  Revue  de  l'hist.  des  relig.  I,  338—345;  M.  Vernes  ibid.  II, 
123—128;  hier  S.  73  No.  36. 

7* 


]00     Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

Vortrag  von  Zöckler89)  die  Arbeiten  von  Krencker90),  Gigli91), 
Le  Savoureux92) ,  Chopin96)  [Professor  der  Geologie  und  Mine- 
ralogie ;  die  Bibliotheca  Sacra  nennt  dieses  Werk  bündig,  populär 
und  fesselnd,  zumal  der  Verfasser  ehrliche  Wissenschaft  und  Ehr- 
furcht vor  der  Bibel  vereinige],  Pioger9*)  und  das  von  Masetti95) 
herausgegebene  Werk  des  Dominikaners  Ptolemaeus  Lucensis  (gest. 
um  1322).  —  Miller96)  sucht  den  Garten  Eden  auf  dem  Pamir; 
Egli91)  hat  aus  dem  Petersburger  Wörterbuch  gelernt,  dass  der 
Lebensbaum  mit  der  Erythrina  indica,  der  Erkenntnissbaum  mit 
dem  Bodhibaum  identisch  sei.  Auf  Gen.  III  bezieht  sich  ein  Auf- 
satz von  J3oardman9S) ,  auf  Gen.  IV  (vergl.  oben  No.  88)  ein 
solcher  von  Lenormant").  Die  Gottessöhne  in  Gen.  VI,  3  erklärt 
Darmesteter  10u)  für  identisch  mit  den  7  Kabiren  (Dioskuren),  welche 
in  der  phönizischen  Mythologie  Söhne  des  höchsten  Gottes  seien; 
übrigens  hänge  das  mythische  Fragment  in  Gen.  VI  mit  dem 
griechischen  Mythus  von  der  Ermordung  der  Lemnier  durch  ihre 
Weiber  zusammen.  —  Buddensteg101)  giebt  in  drei  Columnen  eine 
instructive  Vergleichung  des  elohistischen ,  chaldäischen  und  jeho- 
vistischen  Fluthberichts ;  der  babylonische  ist  nach  ihm  aus  einem 
Guss,  ohne  Differenzen  und  Wiederholungen  (gegen  Bickell,  der 
sowohl  die  elohistische ,  wie  die  jehovistische  Relation  im  baby- 
lonischen Texte  finden  wollte) ;  die  Fluthchronologie  des  Elohisten 


89)  O.  Zöckler.  Der  mosaische  Schöpfuhgsbericht  und  die  neuere  Wissen- 
schaft.    Vortrag:  Ev.  KZtg.   1880,  No.   25,  Sp.   473—86. 

90)  M.  Krencker.  Die  biblische  Schöpfungslehre  nach  Gen.  1 — 2.  ?  — 
Vergl.    O.  Zöckler  Bew.  d.  Gl.,  Jan.  1881. 

91)  Andr.  Gigli.  Studii  biblico  -  esegetico  -  polemici  sul  priino  o  secondo 
capitolo  della   Genesi,  ossia  il  Sacro  Esamerone.    Lecce   1880.    317  pp.    8.    L.  4. 

92)  E.  Le  Savourcux,  La  terre  au  moment  de  sa  creation  d'apres  l'ancien 
testament:  Rev.  theol.,  Juli   1880,  p.   281  —  91. 

93)  James  H.  Chajun.  The  Creation  and  the  Early  Developments  of 
Society.  New  York  1880,  274  pp.  12.  9  s.  —  Vergl.  Bibl.  Sacra  1881, 
p.  205  ff. 

94)  L.  Pioger.  L'oeuvre  de  six  jours  en  face  de  la  science  contemporaine: 
quostion  de  l'anciennete   de  l'espece  humaine.     Paris   1880.    XXII,   340  pp.    18. 

95)  Tholomaeus  de  Luca.  Exaemeron  seu  de  opere  sex  dierum  tractatus, 
quem  ex  vetusto  codico  bihliothecae  Casanatensis  in  lue  ein  protulit  notisque 
illustravit  P.  F.  P.-T.  Masetti.     Senis  1880.     XVI,   239  pp.     8.     L.  3. 

96)  O.  D.  Miller.  The  Gan-Eden  of  Genesis:  Amorican.  Antiquariat 
III,  39—51. 

97)  C.  Egh.  Die  Bäume  dos  Paradieses.  1.  Zum  Lebensbaum,  Gen. 
.'!,  22,  2.  Zum  Baum  der  Erkenntnis» ,  Gen.  2  und  3:  Ztsehr.  f.  wissensch. 
Theol.   1880,  4,  p.  471—77. 

98)  G.  D.  Boardman.  Genesis  of  Sin;  a  Study  in  the  third  Chapter  of 
Genesis:  Princeton  Review,  Juli   1880,  p.  42 — 61. 

Uli)  F.  Lenormant.  The  first  Murdcr  and  the  Founding  of  the  first  City: 
Cuiitompor.  Review,  Fein-.    1880,  p.  263 — 74. 

100)  Vorgl.  oben   S.   65   No.   22. 

101)  Vorgl.   oben    S.    78    No.   67     und     vergl.    Allg.   Missionsztschr. ,    Aug.  u. 
Sept.   1880. 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  Israel'«.  101 

entspreche  im  Wesentlichen  den  klimatischen  Veränderungen  und 
ergebe  354  +  11,  der  jehovistische  Bericht  40  +  40  +  3  +  7  =  101 
Tage.  Letztere  entsprächen  der  Dauer  der  Frühlingsfluthen  der 
beiden  chaldäischen  Ströme  (75  Tage  Ueberschwemmung,  25  Tage 
Abtrocknung).  —  Mit  Gen.  10  beschäftigen  sich  Hochstädter 102) 
und  der  Katholik  Roderich  m),  letzterer  besonders  nach  Josephus 
und  Fürsfs  Lexikon;  doch  werden  auch  Knobel,  Duncker  und 
Gfroerer  beigezogen;  im  Vorbeigehen  sucht  Guidi  (s.  oben  S.  63 
No.  11)  die  Namen  von  Arpachschad  bis  Joqtan  zu  deuten.  — 
Das  Programm  von  Stade10*),  das  wir  wegen  seiner  Beziehung 
auch  auf  Gen.  10,  2  an  dieser  Stelle  erwähnen,  bezweckt  den 
Beweis,  dass  es  kein  südarabisches  Volk  Javan  gegeben  habe,  son- 
dern dass  auch  Ez.  27,  19.  Joel  4,  6.  Sach.  9,  13  die  Jonier 
gemeint  seien  und  zwar  im  Joel  und  Sach.  die  Jonier  aus  per- 
sischer Zeit.  —  IJaehnelt l05)  erklärt,  ausgehend  von  Kaulbach' s 
Wandbild  im  Berliner  Museum,  den  Thurmbau  für  den  historischen 
Anfang  des  Völkerthums ;  das  Hebräische  gilt  diesem  Historiker 
als  der  älteste  Grundtypus  des  semitischen  Sprachstammes.  — 
Efjlim)  giebt  zu  Gen.  23  eine  kritische  Vergleichung  des  maso- 
retischen  Textes  mit  den  LXX;  Bernstein101)  versucht  den  Nach- 
weis ,  dass  Gen.  Cap.  36  von  Jerobeam  I.  oder  einem  Schreiber 
desselben  herrühre  und  ca.  5  Jahre  vor  dem  Tode  Salomo's  ver- 
fasst  sei;  die  Hypothese  beruht  auf  Combination  von  Gen.  36  mit 
1   Kön.   11,   14  ff. 

Eine  allseitig  mit  Spannung  erwartete  und  mit  Dank  be- 
grüsste  Leistung  ist  Dillmann' ^  lü8)  Umarbeitung  des  Knobel'schen 
Commentars  zu  Exodus  und  Leviticus.  Dillmann  hat  das  Buch 
nach  seiner  eigenen  Angabe  zu  drei  Fünfteln  neu  gestaltet.     Dass 


102)  Hochstädter.  Die  mosaische  Völkertafel  und  die  griechischen  und 
römischen  Geschichtsschreiber:  Jiid.  LB.    1880,  No.  43,  p.   170a — 171a. 

103)  Friedr.  Willi.  Roderich.  Die  Völkertafel  des  Moses.  I.  Prüm 
1880.     26   pp.     4.     (Programm  des  Progymnasiums.) 

104)  Beruh.  Stade.  De  populo  Javan  parergon  (in  deutscher  Sprache). 
Giessen  1880.  20  pp.  4.  (Akad.  Progr.  zum  Ludwigstag.)  —  Vergl.  E.  Kautzsch 
ThLZ.    1881,  No.  2;  ThLBl.    1881,  No.  3. 

105)  \V.  Haehnelt.  Der  Thurmbau  zu  Babel:  Sammlung  von  Vorträgen, 
h'erausgeg.  von  W.  Frommel  und  F.  Pfaff.  Bd.  II,  Heft  9.  Heidelberg  1880. 
27   pp.     8.     M.  0,60.  —  Vergl.  ThLB.   1881,  No.  7. 

106)  Egli.  Zur  Textkritik  von  Gen.  cap.  23:  Ztschr.  f.  wissensch.  Theol. 
1880,  p.  344—58. 

107)  A.  Bernstein.  Ueber  den  Verfasser  der  Regententafel  von  Edom  im 
ersten  Buche  Moses,  Kap.  36.    (Als  Manuscr.  gedruckt.)    Berlin  1880.    5  pp.     8. 

108)  Aug.  Dillmann.  Die  Bücher  Exodus  und  Leviticus.  Für  die  2.  Aufl. 
nach  Dr.  Aug.  Knobel  neu  bearbeitet.  [Auch  u.  d.  T. :  Kurzgef.  exeget.  Hand- 
buch zum  A.  T.  12.  Lief.  Die  Bücher  Exodus  u.  Levit.  von  A.  D.  2.  Aufl.] 
Leipzig  1880.  VIII,  639  pp.  8.  M.  10,80.  —  Vergl.  R.  K.  LCB.  1881, 
No.  6;  ThLB.  1881,  No.  23;  B.  Stade  ThLZ.  1881,  No.  16;  F.  Broo-n 
Presbyterian  Review,  Juli  1881;  A.  Duff  Bibl.  Sacra,  Apr.  1882;  M.  Vernes 
RC.  1881,  No.  47. 


102     Kautzsch,  Hebräische  Spraehlunde,  alttestamentliche  Exegese 

diese  drei  Fünftel  eine  Fülle  von  werthvollen  Bereicherungen  der 
Wissenschaft  —  an  exegetischem,  besonders  linguistischem,  Material 
wie  in  der  kritischen  Analyse  des  Textes  —  enthalten,  versteht 
sich  bei  einer  Arbeit  Dillmanns  von  selbst.  Weniger  ist  es  von 
vielen  Verehrern  des  Verfassers,  darunter  auch  von  dem  Referenten, 
verstanden  worden,  dass  dieser  Commentar  auch  gegen  solche 
Aufstellungen  der  neuesten  Pentateuchkritik  entschieden  Front 
macht,  die  —  wie  wir  nun  einmal  überzeugt  sind  —  nicht 
mehr  blos  als  luftige  Hypothesen  behandelt  werden  können.  Hierher 
rechne  ich  nicht  einmal  den  Widerspruch  Dzllmanris  gegen  die 
Ansetzung  der  Quelle  B  (d.  i.  E  bei  Wellh.)  nach  C  (d.  i.  J  bei 
Wellh.),  wohl  aber  den  Widerspruch  gegen  die  Annahme,  dass  A 
(=  Q  Wellh.)  in  die  vorher  zusammengearbeiteten  BC  eingearbeitet 
sei.  Auch  die  Zeitfolge  C  D  Ez.  A  verwirft  Dillmann  durchaus. 
Die  ältesten  und  sehr  alte  Gesetze  habe  B  und  S  (Lev.  17 — 27); 
aus  ihnen,  namentlich  aus  S,  haben  A  C  D  geschöpft,  C  D  wört- 
licher, A  in  freierer  Bearbeitung.  „Dass  auch  die  Priesterschaft 
des  Centralheiligthums  schon  in  alter  Zeit  ihre  Thoroth  aufschrieb, 
ist  die  natürlichste  Annahme  von  der  Welt  und  ist  aus  A  C  D 
noch  zu  erweisen;  dass  man  erst  im  Exil  und  in  Babylonien,  wo 
man  gar  keinen  Gottesdienst  hatte,  die  priesterlichen  und  gottes- 
dienstlichen Gesetze  aufgeschrieben  oder  sogar  erst  gemacht  habe, 
ist  widersinnig."  Wir  könnten  dem  entgegnen,  dass  es  gar  vieles 
Widersinnige  giebt,  was  wir  doch  gelten  lassen  müssen,  weil  wir 
durch  die  Brutalität  der  Thatsachen  dazu  genöthigt  werden ;  lieber 
aber  constatiren  wir  zum  Schluss,  dass  sich  Dillmann  unter  allen 
Umständen  das  Verdienst  erworben  hat,  seine  Gegner  zu  erneuter 
Prüfung  vieler  Punkte  und  wohl  auch  zu  manchen  heilsamen  Re- 
strictionen  genöthigt  zu  haben;  ob  seine  Stellung  zu  den  Haupt- 
fragen nicht  auch  einer  Restriction  bedarf,  mag  die  Zukunft  lehren. 
—  Von  den  Arbeiten  Flemming's^00)  und  Jones'11")  kenne  ich 
nur  die  Titel.  Ueber  die  Erzählungen  im  Deuteronom  kommt 
Steinfhid111)  (vergl.  Bericht  für  1879,  63)  zu  dem  Resultat,  dass 
selbst  die  jüngsten  Stücke  Cap.  1 — 3.  9,  8 — 10.  11  und  Cap.  5 
ursprünglicher  seien,  als  die  entsprechenden  Stücke  in  Exodus 
und  Numeri,  welches  wohl  durchweg  die  jüngsten  Stücke  des 
Pentateuch  enthalte.  Zu  Valetoris n2)  Untersuchungen  über  das 
Deuteronom  vergleiche  den  Bericht  für  1879,  No.  64. 


109)  J.  Flemming.    The  Gospel  in  Leviticus.    London  1880.    8.    2  s.  6  d. 

110)  W.  Jones.     A  Homiletical    Commentary    on    tho    Book    of  Numbers, 
with  Critical  and  Explanatory  Notes.     London   1880.     640  pp.      8.      10  s. 

111)  H.    Steinthal.      Die    erzählenden    Stücke    im    fünften    Buche    Mose: 
Ztschr.  f.  Völkerpsych.    u.  Sprachwissensch.  XII,  p.  253 — 289. 

112;  J.J.  P.  Valeton.     Deuteronomium.    III:  Studien  VI,  2.  3,  p.  133— 74. 
IV:  ibid.  VI,    1,  j».  :so:j  — 20. 


and  biblische   Theologie,   Geschichte  Israels.  103 

Den  Uebergang  zu  den  Geschichtsbüchern  machen  wir 
auch  diesmal  mit  Heilpriris11*)  geschichtlicher  Poesie  (vergl.  1879, 
No.  66).  Der  zweite  Band  geht  ziemlich  weit  über  den  ursprüng- 
lichen Plan  hinaus,  indem  der  Geschichtsverlauf  nicht  nur  durch 
die  poetischen  Stücke  der  Bibel  (und  zwar  auch  der  Propheten, 
namentlich  Arnos,  Hosea,  Micha),  sondern  auch  durch  ausser- 
biblische  Quellen,  wie  den  Mesastein  und  die  assyrischen  Monu- 
mente, illustrirt  wird. 

Zu  den  eigentlichen  Geschichtsbüchern  notiren  wir  die 
Namen  Murby  1U)  zu  Josua,  Kirk putride  n5)  und  den  englischen 
„Kanzelcommentar"  u6)  zu  1  Samuelis.  Besser111)  erklärt  1 
Sam.  31,  12  f.:  sie  verbrannten  die  Leichen,  um  sie  vor  weiterer 
Schändung  zu  bewahren,  trugen  aber  Sorge,  dass  die  Gebeine 
nicht  mit  verbrannten,  um  dieselben  nachher  zu  begraben.  Mit 
2  Sam.  17,  3  beschäftigt  sich  DuscJiaklls),  mit  dem  ersten  Buch 
der  Könige  Mason119).  Soetbeer120)  führt  zu  1  Kön.  9,  28  aus, 
dass  ein  Ertrag  von  420  Talenten  Gold  in  drei  Jahren  die  Aus- 
beute reicher  Goldfelder  durch  zahlreiche  Menschen  unter  mili- 
tärischem Schutz  voraussetze :  nach  ihm  lagen  diese  Goldfelder  auf 
der  Westküste  Arabiens  an  der  Grenze  von  Hedschas  und  Jemen ; 
die  Phönizier  hätten  inzwischen  die  Zufuhr  besoi'gt  und  dem 
Handel  obgelegen. 

An  der  Spitze  der  Arbeiten  über  die  alttestamentlichen  Pro- 
pheten steht  der  erste  Band  des  Jesajacommentars  von  Cheyne121). 
Obschon  nicht  ausschliesslich  für  Gelehrte  berechnet,  hat  derselbe 
doch  wegen  seiner  selbstständigen  wissenschaftlichen  Haltung  auch 
in  Deutschland  bereits  die  verdiente  Beachtung  gefunden.  Der 
Uebersetzung  sind  zunächst  kurze  kritische  Anmerkungen  unter 
dem  Text,  sodann  weitere  sachliche  Ausführungen  beigegeben. 
Sein  Urtheil  über  die  Aechtheitsfragen  hält  der  Verfasser  in  diesem 
ersten   Band    noch    zurück.     Aus    der   vielfach    seltsamen  Exegese 


113)  Mich.  Heilprin.  The  Historical  Poetry  of  the  Aucient  Hebrews, 
translated  and  critieally  examined.  Vol.  II.  New  York  1880.  213  pp.  8. 
10  s.  6  d.  —  Vergl.  W.  Baudissin  ThLZ.  1881,  No.  4;  E.  Nestle  LCB. 
1881,  No.  26;  C.  A.  Briggs  Presbyter.  Keview,  Jan.  1881;  Ac.  16.  Oct.  1880, 
p.  272a;  A.  Kuenen  Theol.  Tijdsehr.   1880,  p.   645. 

114)  Murby's  Scripture  Manuals.     Joshua.     London   1880.      12.     9   d. 

115)  A.  F.  Kirhpatrich.  Samuel  I  with  Notes  and  Introduction.  London 
1880.      12.     3   s.   6   d. 

116)  Pulpit  Commentary.  I  Samuel.  Homilies  by  Various  Authors.  London 
1880.     8.     15  s. 

117)  V.  F.  Besser.  Saul's  u.  seiner  Söhne  Begräbniss:  Ztschr.  f.  kirchl. 
Wissensch.  u.  kirchl.  Leben  I,   5,  p.   234 — 36. 

118)  M.  Duschak.     II  Sam.  17,  3:  Jüd.  LB.  1880,  No.  47. 

119)  W.  T.  Mason.  Questions  and  Notes  on  1  Kings.  London  1880.   12.  9  d. 

120)  Ad.  Soetbeer.  Das  Goldland  Ofir.  Eine  wirthschaftsgeschichtliche 
Untersuchung.  (Separatabdr.  aus  der  Vierteljahrsschr.  für  Yolkswirthschaft. 
Politik  u.  Kulturgesch.  Jahrg.  XVII,  Bd.  IV.)  Berlin  1880.  68  pp.  8.  — 
Vergl.  H.  Schultz  ThLZ.   1881,  No.  3. 


]04     Kautzsch,  Hebräische  Sprachlcunde,  alttestamenüiche  Exegese 

BredenkavqSs,1-2)  von  Jes.  7,  1 — 9,  6  heben  wir  hervor  die  finale 
Fassung  des  insnb  7,  15  „damit  er  wisse"  (was  Ahas  nicht  wusste); 
von  einem  Zeitpunkt  sei  keine  Rede,  sondern  es  werde  nur  vilissima 
conditio  vor  der  Geburt  des  Messias  vorausgesetzt;  letztere  solle 
also  erst  in  späten  Zeiten,  jedenfalls  erst  nach  der  assyrischen 
Bedrängung  erfolgen.  —  Mit  Jes.  11,  6 — 8  beschäftigt  sich  Zin- 
qerle1'23),  mit  39,  3 — 8  Kusiiitzlävu).  —  Bezüglich  des  Deute ro- 
jesaja  gedenken  wir  der  englischen  Uebersetzung  des  Commentars 
von  Ewaldl2b),  ferner  des  3.  Heftes  der  Untersuchung  von  LöAr126), 
über  dessen  in  den  Fusstapfen  Hengstenberg's  einhergehende  „Keal- 
kritik"  wir  uns  bereits  zweimal  (s.  u.)  geäussert  haben,  endlich 
einer  Studie  von  Taylor1-7)  über  52,  15.  —  Ueber  die  LXX  zu 
Jesaja  urtheilt  »Scholz*-*),  dass  dieselbe  nach  165  v.  Chr.  amtlich 
von  einem  ägyptischen  Juden  „mit  grosser  Gewissenhaftigkeit  und 
einer  gerechte  Bewunderung  verdienenden  Kenntniss  der  Sprache  und 
Tradition"  abgefasst  sei.  Wenn  diese  Leistung  Schofa's  im  ThLB. 
als  ein  Cabinetstück  gründlicher  Spezialuntersuchung  gepriesen 
worden  ist,  so  bedauern  wir,  abweichender  Meinung  zu  sein ;  hinter 
der  übertriebenen  Schätzung  der  LXX  steckt  offenbar  die  Ab- 
neigung des  katholischen  Gelehrten  gegen  den  masorethischen  Text. 
Zeigt  sich  dieser,  wenn    an    den    LXX  gemessen,    so    vielfach  un- 


121)  T.  K.  Cheyne.  The  Prophecies  of  Isaiah.  A  New  Translation  with 
Commentary  and  Appendices.  Vol.  I.  London  1880.  VIII,  4,  303  pp.  8. 
12  s.  6  d.  —  Vergl.  H.  Guthe  ThLZ.  1880,  No.  26  ;  Franz  Delitzsch  Ac.  10.  Apr. 
1880;  Athen.  26.  Juni  1880,  p.  821b;  Nineteenth  Century,  Aug.  1880;  West- 
minster  Review,  Juli  1880;  Brit.  Quart.  Review,  1.  Oct.  1880,  p.  544 ff.; 
Church  Quarterly  Review,  Apr.   1881;  A.  Kaenen  Theol.  Tijdschr.  Nov.   1880. 

122)  C.  J.  Bredeiikarnj).  Vatieinium  quod  de  Immanuele  edidit  Jesajas 
(VII.  I— IX.  6)  explieavit  .  .  .  Erlangen  1880.  39  pp.  8.  M.  0,80.  —  Vergl. 
S.  Mittheilungen  u.  Nachrichten  für  die  evang.  Kirche  in  Russl.,  Mai  1880; 
ThLB.  1880,  No.  30;  E.  N(estle)  LCB.  1880,  No.  34;  E.~  Bew.  d.  Gl.,  Okt. 
1880;  H.    Guthe  ThLZ.   1880,  No.   15. 

123)  J.  Zingerle.  Die  Weissagung  des  Propheten  Isaias  11,  6 — 8  vom 
mossianischen  Friedensreich:  Ztschr.  für  kath.   Theol.  P7,  4,  p.   651 — 61. 

124)  Kusnitzki.  Beleuchtung  einer  nicht  ganz  aufgehellten  Bibelstelle: 
Jes.  39,   3— 8.     2   Kon.  20,   14—19:   Jüd.  LB.    1880,  No.   7,  p.   26  sq. 

125)  G.  H.  A.  V.  Ewald.  Commentary  on  the  Prophets  of  the  Old 
Testament.    Vol.  IV  Hezeqiel-Yesaya  XL — LXVI,  transl.  by  J.  Smith.    London 

1880.  8.      10  s.   6   d.    —    Vergl.  Brit.   Quart.  Review,    1.  Oct.   1880,  p.  545  f.; 
Ac.   16.  Oct.   1880;  Church  Quart.  Rev.,  Jan.   1881. 

\^i))  Löhr.  Zur  Frage  über  die  Echtheit  von  Jesaja  40 — 66.  Ein  real- 
kritischer  Beitrag.  3.  Heft.  Berlin  1880.  51  pp.  8.  M.  1.  —  Vergl.  Be- 
richt über   1878,  No.   73   und   1879,  No.   79. 

127)  C.  Taylor.  An  Interpretation  of  D","3  !"!T  Is.  52,  15:  Journal  of 
Philology   VIII.   p.   62—66. 

128)  A.  Scholz.  Die  alexandrinische  Uebersetzung  des  Buches  Jesaias. 
IRectoratsrede.]  Würzburg  1880.  47  pp.  8.  M.  1.  —  Vergl.  „der  Katholik" 
März  1880,  p.  320 — 33;  ThLB.  1880,  No.  18;  Zscholche  Lit.  Rundsch.  1880, 
No.  9;    Himpel    Tüh.    Theol.   Quartalschr.   1880,   4,   p.  648  ff.;    Guthe  ThLZ. 

1881,  No,    1:    //.    Oort  Theol.  Tijdschr.,  Mai   1880. 


und  biblische  Theologie,  Geschichte  IsraeVs.  105 

sicher  und  correcturbedürftig,  dann  fällt  von  diesem  Resultat  auch 
etwas  zu  Gunsten  der  Vulgata  ab.  Uebrigens  bedürfte  es  zu 
einem  solchen  Urtheil  über  die  LXX,  wie  das  oben  citirte,  doch 
etwas  näherer  Kenntniss  des  wahren  Standes  der  LXX -Kritik 
und  ihrer  Aufgaben,  als  sie  der  Verfasser  zu  besitzen  scheint. 
Dieselbe  Ueberschätzung  der  LXX  tritt  uns  auch  in  dem  Jeremias- 
commentar  von  8cholzm)  entgegen.  Da  soll  der  wohldurchdachte 
Plan  des  Buches  (c.  6  Dekaden,  zu  denen  auch  Cap.  50 — 51  ge- 
hört) aus  den  LXX  deutlich  hervorleuchten;  dabei  gilt  jedoch  dem 
Verfasser  jedes  Plus  im  LXXtexte  ebenso  für  iuterpolirt,  wie 
jedes  Plus  im  masorethischen  Texte,  abgesehen  von  anderen  an- 
geblichen Interpolationen  in  beiden  Texten.  Die  Erzählungen 
des  Buches  seien  wohl  von  Baruch  verfasst.  In  philologischer 
Hinsicht  lässt  der  Commentar  auch  sehr  bescheidene  Erwartungen 
im  Stich;  namentlich  erwecken  die  horriblen  „Druckfehler"  in  den 
hebräischen  Worten  eigenthümliche  Gedanken.  —  Die  Dissertation 
von  Zimmer130)  über  die  Aramaismen  im  Jeremia  ist  dem  Ref. 
nicht  zu  Gesicht  gekommen.  —  Der  Prophet  Ezechiel  erfuhr  eine 
treffliche  Neubearbeitung  von  Smendm)  an  Stelle  des  Ilitzuf sehen 
Commentars  im  kurzgefassten  exegetischen  Handbuch.  Als  An- 
hänger der  Reuss- Graf 'sehen  Hypothese  hat  Smend  den  mit  der 
Pentateuchkritik  zusammenhängenden  Fragen  gründlich  Rechnung 
getragen  und  das  Verständniss  des  Propheten  u.  a.  auch  durch 
ausführliche  Uebersichten  über  die  einzelnen  Textgruppen  zu  för- 
dern gesucht;  auch  in  philologischer  Hinsicht  zeigt  sich  der  Verf. 
völlig  für  seine  Aufgabe  ausgerüstet.  Bei  dieser  Gelegenheit  be- 
merken wir  noch,  dass  die  Recension  des  Sinend'schen  Commentars 
von  Kamphausen  (s.  u.)  zugleich  den  Werth  einer  selbstständigen 
Studie  über  Ezechiel  beanspruchen  darf.  —  Auf  die  Gesammtheit 
der  kleinen  Propheten  erstreckt  sich  der  homiletische  Com- 
mentar von  Wolfendale132).  Als  eine  tüchtige  Leistung  ist  der 
ausführliche  (in  der  Widerlegung   fremder  Meinungen  nur  zu  aus- 


129)  Anton  Scholz.  Commentar  zum  Buche  des  Propheten  Jeremias. 
Würzhurg  1880.  IV,  XXXV,  609  pp.  8.  M.  10.  —  Vergl.  Zschokke  Lit. 
Rundschau  1880,  No.  9;  B.  Schäfer  Lit.  Hdw.  1880,  No.  13;  ThLB.  1880, 
No.  41;  Guthe  ThLZ.  1881,  No.  5;  Noivack  Deutsche  LZ.  1881,  No.  3;  C.  J. 
Polybibl.  XXXI,  486  f. 

130)  K.  Zimmer.  Aramaismi  Jeremiani.  Pars  I.  Dissertatio  philologica. 
Halis  Sax.  (Quedlinburg)   1880.     33  pp.      8.     M.   1. 

131)  Rudolf  Smend.  Der  Prophet  Ezechiel.  [A.  u.  d.  T. :  Kurzgefasstes 
exegetisches  Handbuch  zum  Alten  Test.  8.  Lieferung.  Ezechiel  von  R.  S. 
2.  Aufl.]  Mit  8  Holzschnitten  u.  einem  lithograph.  Plan.  Leipzig  1880.  XXX, 
397  pp.  8.  M.  7,50.  —  Vergl.  E.  Kautzsch  ThLZ.  1880,  No.  23;  B.  Stade 
LCB.  1880,  No.  47;  ThLB.  1881,  No.  18;  A.  Kamphausen  Th.  Studien  u.  Krit. 
1882,  p.  169 — 199;  W.  E.  Addis  Dublin  Review,  Jan.  1882;  Bibl.  sacra 
1881,  p.   389  f.;  A.  Kuenen  Theol.   Tijdschr.,  Nov.   1880. 

132)  J.  Wolfendale.  Minor  Prophets.  Homiletical  Commentary.  London 
1880.     9  s. 


106     Kautzsch,  Hebräische  Spraehhinde,  alttestamentliche  Exegese 

führliche)  Hoseacomrnentar  von  Nbwacklss)  zu  bezeichnen.  Da- 
gegen mangelt  es  dem  Commentar  Töttermann  sni)  zu  Hos.  1 — 6, 
3  an  gehöriger  Verarbeitung  des  (namentlich  auch  aus  den  Kab- 
binen) beigebrachten  Materials;  zudem  ist  der  allegorischen  Aus- 
legung ein  bedenklicher  Spielraum  gewährt.  Eine  andere  Arbeit 
Töttermann  s,Uo)  zu  Hosea  ist  mir  nicht  zugänglich.  Vieles  Neue 
und  darunter  manches  Beachtenswerthe  trägt  Oortm)  über  den 
Propheten  Arnos  vor.  Als  Interpolationen  bezeichnet  er  2,  4.  5. 
4,  13.  5,  1—3.  8.9.  9,  5.6,  aber  auch  6,  14  und  vielleicht  3.  1, 
sowie  5,  13 — 15.  Das  Vaterland  des  Propheten  sei  nicht  Juda, 
sondern  das  nördliche  Reich  (so  schon  Cyrillus  und  Kimchi).  Thekoa 
folglich  nicht  das  jüdische.  Die  Aufzeichnung  der  Orakel  erfolgte 
erst  ziemlich  viel  später  (weil  natürlich  erst  nach  dem  Erdbeben) 
und  zwar  wegen  der  Ausweisung  aus  Israel  in  Juda;  jüdische 
Einflüsse  seien  daher  a  priori  anzunehmen.  Der  religiöse  Stand- 
punkt des  Propheten  offenbare  sich  vor  allem  in  seinem  Gottes- 
begriff und  der  Polemik  gegen  den  Opfercultus;  „Jahve  suchen" 
heisse  ihm  vor  allem  „nach  Recht  und  Gerechtigkeit  trachten."  — 
In  Betreff  des  Propheten  Joel  setzt  sich  Hügenfeld'1"')  besonders 
mit  Merx  (vergl.  1879.  No.  83)  auseinander,  unter  Beziehung  auf 
seine  schon  früher  (Zeitschr.  f.  wiss.  Th.  1866.  4)  publicirte  An- 
sicht, dass  in  den  Heuschrecken  Joels  eine  verblümte  Darstellung 
der  vier  Perserheere  von  458  v.  Chr.  zu  erblicken  sei.  Die  Ab- 
handlung Ekman'sriS)  über  Joel  ist  mir  nur  dem  Titel  nach 
bekannt. 

Zu  den  poetischen  Büchern  übergehend  gedenken 
wir  zuerst  des  mit  trefflichen  Uebersetzungsproben  ausgestatteten 
Vortrags  von  Beteiligen  ,3i1).     Er  findet  die  Anmuth  bedingt  durch 


133)  W.  Nowack.  Der  Prophet  Hosea  erklärt.  Berlin  1880.  XXXVII, 
255  pp.  8.  M.  8.  —  Vergl.  E.  Beweis  des  Gl.,  Juli  1880;  H  Strack  ThLB. 
1880,  No.  33  u.  34;  B.  Stade  ThLZ.  1880.  No.  22;  C.  Siegfried  Theol.  Stud. 
u.  Krit.  1881,  2.  p.  350  ff.;  E.  Nestle  LCB.  1881,  No.  5;  A.  Jülicher  Prot. 
KZ.  1881,  No.  18;  V.  Ryssel  GGA.  1881,  No.  27.  28,  p.  851  —  874;  //.  Gort 
Theol.  Tijdschr.,  März   1881. 

134)  Klas  Aug.  Reinhold  Töttermann.  Die  Weissagungen  Hosea's  bis 
zur  ersten  assyr.  Deportation  (I — VI,  3)  erläutert.  Nebst  dem  Commentar  des 
Karäers  Jephet  ben  Ali  zu  Hos.  Cap.  I — II,  3.  Academ.  Abhandig.  Leipzig 
1880.  IV,  131  pp.  8.  M.  2.  —  Vergl.  B.  Stade  ThLZ.  1880,  No.  22;  H.  Oort 
Theol.   Tijdschr.,  März   1881. 

135)  K.  A.  R.  Töttermann,  Varianten  zum  Propheten  Hosea:  Acta  soc. 
scient.  fonnicae,  tom.  XI. 

136)  H.  Oort.  De  Profeet  Arnos:  Theolog.  Tijdschr.,  März  1880, 
p.    114—159. 

137)  A.  HÜgenfdd.  Joel  undBaruch:  Ztschr.  f.  wissensch.  Theol.  1880, 
4,   p.  390—422. 

138)  ./.  A.  Ehruin.  Om  tiden  för  profeten  Joels  lefnad:  Theol.  Tidskrift 
1880.     3;  Forts,  ibid.  H.  4,  p.  241—54. 

139)  F.  Beteiligen.  Anmuth  u.  Würde  in  der  alttestamentl.  Poesie.  Ein 
Vortrag.     Kiel    1880.     28  pp.     8.     M.   1.     —    Vergl.    Lewin   Jüd.    LB.    1880. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  IsraeVs.  107 

das  Erscheinen  des  Sittlichen  in  sinnlicher  Form,  die  Würde  durch 
die  Beherrschung  der  Triebe ;  das  Charakteristicum  der  hebräischen 
Poesie  ist  das  musische  (lyrische)  Element  gegenüber  dem  plasti- 
schen der  griechischen  Poesie.  Die  Schrift  Berthoud'su0)  ist  aus 
zwei  Vorträgen  (zu  Lausanne  und  Strassburg)  entstanden,  deren 
erster  die  Form  und  den  Charakter  der  heiligen  Poesie  im  All- 
gemeinen behandelt  („die  Poesie  der  Bibel  ist  die  des  realisirten 
Unendlichen") ,  während  der  zweite  den  einzelnen  Dichtern  der 
Bibel  nachgeht.  Der  kritische  Standpunkt  ist  trotz  mancher  freieren 
Urtheile  doch  der  traditionelle.  —  Von  Ewald'sUi)  poetischen 
Büchern  des  Alten  Testaments  wurde  eine  englische  Uebersetzung 
begonnen.  Der  literärgeschiehtlichen  Kritik  der  Psalmen  gilt 
eine  Dissertation  von  Mei/erUJ).  Der  Commentar  von  Tkalhofer1™) 
giebt  Noten  zum  lateinischen  Text  in  4.  Auflage;  dass  die  Bück- 
sicht auf  praktische  Zwecke  vorwiegt,  zeigt  schon  der  Titel.  Eine 
Abweichung  von  der  mittelalterlichen  Tradition  findet  insofern 
statt,  als  der  Verfasser  die  Zahl  der  Davidischen  Psalmen  auf 
88  berechnet.  Die  praktische  Auslegung  der  Psalmen  von  TaubeU4), 
zum  Theil  Titelauflage,  mag  nebenher  mit  erwähnt  sein.  Ueber 
die  Compilation  von  FIetligstedtH'n),  deren  Anfang  bereits  1876 
erschien,  vergl.  den  Bericht  für  1877,  No.  113.  —  Die  neun  Vor- 
lesungen Murray' 's'46),  gehalten  im  Winter  1878  auf  1879  an  der 


No.  27;    ThLB.   1880,    No.  26;    E.  Bew.   d.  GL,    Okt.   1880;    B.  Stade  LCB. 
1881,  No.  7. 

140)  Aloys  Berthoud.  La  poesie  de  la  Bible.  Lausanne  1880.  VI,  222  pp. 
12.  —  Vergl.  H.  Vuilleumier  Revue  de  theol.  et  de  philos.  1880,  p.  176—183. 

141)  H.  A.  von  Ewald.  Commentary  on  the  Poetical  Books  of  the  Old 
Testament.     Part  I.     London   1880.     8.      10  s.   6   d. 

142)  Ralph  Meyer.  Ex  libro  Chronicorum  quaecumque  ad  eruendam 
Psalterii  historiam  literariam  et  illustrandum  ejus  usum  sacrum  Psalmorum  titulis 
caeterisque  additamentis  significatum  proficere  possunt  colliguntur  et  examinantur. 
Halle   1880.     38  pp.     8.     (Diss.  inaug.) 

143)  Valentin  Thalhofer.  Erklärung  der  Psalmen,  mit  besond.  Rücksicht 
auf  deren  liturg.  Gebrauch  im  römischen  Brevier,  Pontificale  und  Rituale,' nebst 
einem  Anhang,  enthaltend  die  Erklärung  der  im  Brevier  vorkommenden  alt-  u. 
neutestam.  Cantica.  Vierte  vermehrte  u.  verbess.  Aufl.  Regensb.  1880.  IV. 
884  pp.  8.  M.  9,60.  —  Vergl.  Schäfer  Lit.  Rundschau  1881,  No.  1;  Himpel 
Theol.  Quartalschr.,    1881,  H.  3,  p.   473  ff. 

144)  Emil  Taube.  Praktische  Auslegung  der  Psalmen  zur  Anregung  und 
Förderung  der  Schrifterkenntniss  den  Hirten  wie  der  Herde  Christi  dargeboten. 
6  Hefte  (1   und  2  in  2.  neubearb.  Aufl.,  3—6  Titel-Aufl.  von  1869).     Bromberg 

1880.  IV,   178.    190.    179.   190.   219.     152.  pp.     8.     ä  M.  2. 

145)  A.  Heilicjstedt.  Die  Psalmen.  Hebr.  Text  mit  einer  kurzen  Aus- 
legung.    3.  Heft:  Ps.  49—78.     Halle   1880.      128  pp.     8.     M.  2. 

146)  Thomas  Chalmers  Murrai/.  Lectures  on  the  Origin  and  Growth 
of  the  Psalms.  New  York  1880.  VIII,  319  pp.  8.  doli.  1,50.  —  Vergl. 
O.  Zöckler  Bew.  d.  Gl.,  Sept.  1880;  W.  Baudissin  ThLZ.  1880,  No.  26; 
E,  Nestle  LCB.  1881,  No.  1;  H.  Strack  ThLB.  1881,  No.  6;    Kroner  Jüd.  LB. 

1881,  No.  2;  L.    Gautier  Rev.  de  theol.  et  de  philos.,  Nov.  1880;   C.  Bruston 
Rev.  theologique,  Oct.   1880;  A.  Kuenen  Theol.  Tijdschr.   1880,  p.  645  f, 


108     Kauteseh,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

John  Hopkins  University  zu  Baltimore,  sind  von  Rev.  C.  H.  Toy 
edirt  worden,  da  der  Verfasser  wenige  Tage  nach  der  Beendigung 
des  Buches  starb.  Dasselbe  ist  für  Laien  berechnet  und  erörtert 
mit  besonnener  Kritik  ausser  den  Psalmenüberschriften  besonders 
eingehend  die  Einzelsammlungen,  aus  denen  zwischen  537  und 
337  der  Psalter  entstanden  sei.  Der  Verfasser  zeigt  sich  mit  dem 
gegenwärtigen  Stand  der  Psalmenkritik  wohl  vertraut:  eine  För- 
derung derselben  hat  er  wohl  selbst  nicht  beabsichtigt.  Von  den 
Büchern  Perowne's U1),  Johnson'sm),  Warren' sliJ),  Vacqueries1™) 
und  Evaldsen's1'01)  weiss  ich  nur  die  Titel  zu  nennen.  Die  kriti- 
schen Noten  von  Baethgen162)  beziehen  sich  auf  Psalm  12,  8.9. 
16,  3.  22,  30  ff.;  46,  5;  51,  10.  52,  9.  58,  3.  62,  9.  75,  6, 
85,  7.9.  118,  12.  Ueber  de  Lagarde's  Deutung  des  22.  Psalms 
s.  o.  No.  65  a.  E.  Einzelne  Psalmenstellen  behandeln  auch  die 
Noten  von  Leiois1'*'').  In  Psalm  36,  2  conjicirt  GraetzxhX)  c;;: 
für  es:  und  in  Vers  12  TDinn  bN  (es  zertrete  mich  nicht  etc.); 
am  Schlüsse  ist  eine  neue  Uebersetzung  des  36.  Psalms  beigefügt. 
Zu  welcbein  Behufe  BlacJcwood1  5)  430  Seiten  über  Psalm  49  ge- 
schrieben hat,  weiss  ich  mir  aus  dem  Titel  nicht  zu  deuten ;  ebenso 
ist  mir  von  Cox'a l5fi)  Buche  über  die  sogenannten  Stufenpsalmen 
nur  der  Titel  bekannt.  —  Ein  dem  Ibn  Ezra  zugeschriebener 
Proverbien-Commentar  erfuhr  eine  treffliche  Herausgabe 
durch  Driver 15~) ;  gegen  des  letzteren  Behauptung,  dass  auch  dieser 

147)  J.  J.  S.  Perowne.  The  Book  of  Psalms.  New  translated  with 
Notes.     London   1880.     8.      10  s.   6   d. 

148)  G.  H.  S.  Johnson,  C.  J.  Elliot  and  F.  C.  Cook.  The  Book  of 
Psalms,  with  an  Explanatory  and  Critical  Commentary.  New  and  revised 
Edition  reprinted  from  the  „Speakers  Commentary".  London  1880.  374  pp. 
8.      10  s.   6   d. 

149)  S.  L.  Warren.  The  Five  Books  of  the  Psalms  with  Marginal 
Notes.     London   1880.     8.     5   s. 

150)  Le  livre  sacre  des  Psaumes,  traduit  en  francais  d'apres  le  texte  hebreu, 
avec  indication  de  l'antique  marche  dialoguee  des  chants  par  Benoit  Vacquerie. 
Paris   1880   (?).     242   pp.     8. 

151)  C.  Fvaldsen.  Ti  Psalmer  udlagte  i  Bibellaesning.  Kopenhagen 
1880.      190  pp.     8. 

152)  Friedr.  Baethgen.  Kritische  Noten  zu  einigen  Stellen  des  Psalmen- 
textes: Theol.  Stud.  u.  Kritiken   1880,  4,  p.   751—64. 

153)  1.  Lewis.  Exegetical  Notes  on  Ps.  93,  3.  5,  4.  12,  3.  90,  3:  Pres- 
byterian  Review,  Jan.    1880,   p.    164 — 66. 

154)  H.  Graetz.  Die  Auslegung  des  Psalmes  36:  Monatssehr.  f.  Gesch. 
u.   YVissensch.  d.  Judenth.,   Dec.   1880,  p.  529—42. 

l.r>."n  J.  »S.  Blackwood.  Almuth,  the  Messianic  Enigma  of  Psalm  XL1X 
suggested,    explained  and  vindicated.     London    1880.     430  pp.      8.      10  s.   6   d. 

156)  S.  Cox.  The  Pilgrim  Psalms.  Exposition  of  the  Song  of  Degree. 
London  1880.     8.     5  s. 

157)  S.  R.  Driver.  A  Commentary  on  the  Book  of  Proverbs  attributed 
to  Abraham  Ibn  Ezra.  Ed.  from  a  Ms.  in  the  Bodl.  Libr.  Oxford  (dar. 
Press)  1880.  3  s.  6  d.  —  Vergl.  Grünwald  Jüd.  LB.  1881,  No.  4  und  5; 
H.  Oort  Theol.  Tijdschr.  1880,  p.  257;  Ac.  20.  Nov.  1880;  Athen.  11.  Dec. 
1880.  ,,.   777;  hier  S.   132  No.  57. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  IsraeVs.  109 

Commentar  schwerlich  von  lbn  Ezra  herrühre,  ist  Grünwald 
(s.  u.)  mit  dem  Versuch  aufgetreten,  die  Aechtheit  dennoch  plau- 
sibel zu  machen.  —  Zu  dem  Buch  Hiob  liegen  vier  englische 
und  vier  französische  Arbeiten  vor.  Dem  Commentar  von  C'occ168) 
wird  von  Z'öckler  wissenschaftliche  Haltung  nachgerühmt.  Glar- 
ke's 159)  Uebersetzung  in  „blank  verse"  schliesst  sich  fast  Wort  für 
Wort  an  den  Text,  in  der  Exegese  meist  an  Delitzsch  an.  Rod- 
wett's160)  Uebersetzung  erscheint  bereits  in  3.  Auflage.  Die  Studie 
von  Cheynem)  war  mir  nicht  zugänglich;  ebensowenig  die  fran- 
zösische Uebersetzung  des  Buches  Hiob  von  Bonnefoyw2).  Der 
Aufsatz  von  DoretWd)  erinnert  stark  an  Hengstenberg.  Aus- 
gehend von  der  Behauptung,  dass  man  immer  nur  herausgeworfen 
habe,  was  der  vorgefassten  Theorie  widersprach,  hält  Da» et  die 
Aechtheit  der  Elihureden  aufrecht  und  kommt  nach  einem  Verhör 
der  bisherigen  Ansichten  (besonders  Godet's)  über  das  Buch  zu  dem  Re- 
sultat, dass  von  der  Idee  des  Leidens  des  Gerechten  nichts  zu  finden 
sei;  man  müsse  vom  philosophischen  auf  den  praktischen  Boden  hin- 
übertreten, da  sich  das  Gedicht  selbst  überall  (bes.  Cap.  29  ff.) 
auf  den  letzteren  stelle.  Da  zeige  sich  denn,  dass  Hiob  als  Typus 
der  legalen  und  interessirten  Frömmigkeit  aufzufassen  sei,  welche 
Verdientermassen  von  Gott  gezüchtigt  wird,  damit  die  wahre,  reine 
Frömmigkeit  an  ihre  Stelle  trete ,  die  Gott  an  sich  wegen  seiner 
Grösse  und  souveränen  Majestät  zu  lieben  vermag.  Alles  ganz 
schön,  aber  nach  wie  vor  schon  mit  Hiob  1,  1  in  schreiendem 
Widerspruch  und  darum  gründlich  verfehlt.  —  Die  Bemerkungen 
Derenbourg's164)  erörtern  9  Punkte:  1.  Hiob  als  Typus  einer 
hebräischen  Legende:  die  Namen  seien  nicht  erfunden,  weil  sie 
keine  allegorische  Deutung  zulassen.  2.  Das  Axiom  der  göttlichen 
Gerechtigkeit  als  Basis  des  Buchs.  3.  Das  Citat  Ezechiels.  4.  Das 
Land  Us.  5.  Hiob  ein  Buch  der  Chokhma.  6.  Hiob  von  jabab 
Jud.  5,  28  mit  N  prosthet.  =  l'homme,  cpii  se  plaint  dans  son 
isolement.     7.  die  drei  Freunde.     8.  Elihu  (Buzi  sei  nomen  gentile 


158)  S.  Cox.  A  Commentary  on  the  Book  of  Job.  With  a  Translation. 
London  1880.     552  pp.     8.     15  s.    —    Vergl.    T.  K.    Cheyne   Acad.    16.  Apr. 

1881;  Church  Quarterly  Review,  Apr.   1881. 

159)  Henry  James  Ciarice.  The  Book  of  Job.  A  Metrical  Translation 
with  Introduction  and  Notes.  London  1880.  210  pp.  8.  6  s.  —  Vergl.  Ac. 
16.  Oct    1880;  Dublin  Review,  Juli   1881,  p.   264  ff. 

160)  J.  M.  Rodwell.  The  Book  of  Job,  translated  from  the  Hebrew, 
3«1   edit.     London   1880.     8.      3  s.  6   d.  —   Vergl.  Ac.   17.  Juli   1880. 

161)  T.  K.  Cheyne.  The  Book  of  Job:  a  Literary  and  Biographical 
Study.     Frazer's  Mag.     Juli   1880,  p.   126  —  134. 

162)  Marius  Bonnefoy.  Job  et  le  Christ.  I.  Traduction  en  Vers  francais 
du  livre  de  Job.     IL  Une  journee  du   Christ.     Aix   1880.     252   pp.     8. 

163)  M.  Doret.  Une  hypothese  sur  l'idee  mere  du  livre  de  Job:  Revue 
de  theol.  et  de  philos.,  Mai   1880,  p.   209—245. 

164)  J.  Derenbpurg.  Etudes  bibliques.  Reflexions  detachees  sur  le  livre 
de  Job:  Revue  des  Etudes  Juives.     Paris  188U,  I,  p.  1 — 8. 


HO     Kautssch,  Hebräische  Sjyrachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

von  Bo'az).  9.  Parallele  zwischen  Hiob  und  Bileam.  Auf  Hiob 
40  f.  bezieht  sich  wohl  das  Schriftchen  von  Boylesve1^).  Die 
Klagelieder  hat  Tietzim)  in  holprige  Sechszeiler,  oft  geradezu 
fürchterliche  Knittelverse,  übersetzt.  Ueber  die  „Behandlung"  des 
Bibeltextes  durch  Raabe 16?) ,  diesmal  der  Klagelieder  und  des 
Predigers,  s.  den  Bericht  für  1879,  No.  102.  Wie  der  Verfasser 
zu  seiner  Sanskritisirung  des  hebräischen  Textes  gelangt,  bleibt 
auch  diesmal  räthselhaft.  In  seinen  Noten  über  den  Prediger 
erklärt  es  Derenbouvg lüs)  für  eine  Eigentümlichkeit  der  Chokhma- 
literatur,  dass  sich  in  ihr  nicht  die  Idee  eines  stellvertretenden 
Strafleidens  der  Gerechten  finde  (eine  an  dieser  Stelle  vom  Zaune 
gebrochene  Bemerkung  mit  unmissverständlichem  Seitenblick, 
übrigens  in  seichter  und  schiefer  Ausführung) ;  2.  Qoheleth  sei 
wohl  durch  chokhma  zu  ergänzen,  also  die  Weisheit,  die  sich  an 
die  Gesammtheit  wendet,  die  philosophie  populaire.  3.  Qoheleth 
solle  Salomo  vorstellen,  gegen  Graetzs  Herodeshypothese  zu  4, 
13  ff.  —  4.  und  5.  giebt  Derenbouvg  eine  Analyse  des  Buches, 
b'.  wird  die  Entstehung  desselben  in  das  2.  Viertel  des  2.  Jahr- 
hunderts v.  Chr.  in  die  Zeit  der  Hohenpriester  Jason  und  Me- 
nelas  verlegt.  7.  der  Stil  des  Qoheleth  verrathe  bisweilen  ein 
Element,  welches  älter  sei,  als  das  Buch  selbst;  solche  Sentenzen 
aus  älterer  Quelle  seien  7,  1—8.  9,  17.  10,  8  ff.  12,  3  ff.  — 
Ein  ergötzliches  Buch  ist  das  eines  englischen  Anonymus 169)  über 
den  Verfasser  des  Qoheleth.  Den  gegen  Salomos  Verfasserschaft 
aus  der  späten  Sprache  geführten  Beweis  sucht  unser  Anonymus 
dadurch  zu  entkräften,  dass  er  aus  Driver's  Hebrew  Tenses  syn- 
taktische Parallelen  zwischen  dem  Qoheleth  einerseits  und  Exodus 
und  anderen  älteren  Büchern  anderseits  mit  Eifer  zusammenklaubt. 
Ausserdem  wird  in  dem  Buche  noch  bewiesen,  dass  Matth.  27,  9  f. 
nicht  aus  Sacharja,    sondern  thatsächlich  aus  Jeremia  stamme.  — 


165)  Marin  de  Boylesve.  Behemoth  et  Leviathan.  Bourges  et  Paris 
1880.     24  pp.      12. 

IG 6)  Hermann  Tietz.  Das  Buch  der  Elegieen  metrisch  übersetzt  und  mit 
einem  hebräischen  Commentar,  Sichron  Jehuda  genannt,  versehen.  Schrimm 
188Ü.  XIV,  94  pp.  8.  [Auch  mit  hebräischem  Titel:  MD"1»  nb373  etc.]. 
—   Vergl.  Jüd.  LB.   1881,  No.   21. 

167)  Andr.  Raabe.  Die  Klagelieder  des  Jeremias  und  der  Prediger  des 
Salomon.  Im  Urtext  nach  neuester  Kenntniss  der  Sprache  behandelt,  (erstere 
metrisch)  übersetzt.  Mit  Anmerkungen  und  einem  Glossar  versehen.  Neuer 
Gesichtspunkt  Cur  hebräisches  Versmaas  eröffnet.  Leipzig  1880.  VI,  224  pp. 
8.  M.  6.  —  Vergl.  ThLB.  1880,  No.  52;  J.  Wellhausen  GGA.  1881, 
No.  9  u.   10. 

168)  James  Derenbourg.  Ktudes  bibliques.  II.  Notes  detachees  sur 
l'Ecclesiaste:  Revue  des  Ktudos  Juives  1880,  Oct. — Decbr.,  p.  165 — 185. 

169)  A  Treatise  on  the  Authorship  of  Ecclesiastes.  To  which  is  added  a 
Dissertation  on  that  which  was  spnken  through  Jercmiah  the  Prophet,  as  quoted 
in    Matthew    XXVII.    9—10.      London    1880.      590  pp.      8.      14  s.    —    Vergl. 

W.   li.  Smith  Ac.   24.  Juli   1880-,  Athen.   21.   Aug.   1880. 


und  biblische  Theologie,  Geschichte  IsraeVs.  \\\ 

In  Qoh.  3,  11  fasst  Grimm™)  Dbii*  als  notio  aeternitatis  (wesentlich 
wie  Delitzsch),  i'^m  =  ausgenommen,  dass.  Von  den  Werken 
Mason's m)  und  Rawlinsoris  l7-)  über  Ezra,  Nehemia  und 
Esther,  Maleigh's1"'3)  über  Esther  mögen  die  Titel  genügen. 
Von  Auberlen's11*)  Daniel  und  Apokalypse  erschien  eine  fran- 
zösische Uebersetzung;  zum  Daniel  notire  ich  auch  die  Abhandlung 
eines  Anonymus 176) ;  den  Büchern  der  Chronik  gelten  die  Ar- 
beiten von  Murphy™)  und   Clair111). 

Die  Bearbeitung  der  Apokrypha  durch  Bissell118),  eine  Er- 
gänzung zur  englischen  Ausgabe  von  Lange's  Bibelwerk  (s.  u.), 
wird  von  Schürer  als  eine  sorgfältige  und  solide  Arbeit  gerühmt. 
Den  ausführlichen  Einleitungen  folgt  die  autorisirte  englische 
Uebersetzung  in  genauer  Revision.  Aufgenommen  sind  auch  1.  und 
4.  Esdras,  3.  Makkab.  und  der  Brief  Jeremiä;  im  Anfange  finden 
sich  Notizen  über  Henoch,  die  Sibyllinen,  den  Psalter  Salomos, 
die  assumtio  Mosis,  ascensio  Jesajae  etc.  „Homiletische  Andeu- 
tungen" sind  nicht  beigegeben.  In  Betreff  des  Baruch  setzt  sich 
Hügenfeld  (s.  o.  unter  No.  137)  mit  Kneucker  auseinander, 
nachdem  Kneucker™)  selbst  auf  die  Recensionen  seines  Baruch 
(s.  Bericht  für  1879,  No.  111)  von  Hügenfeld,  Schürer,  Strack 
und  einem    Anonymus    in    der   Luth.  KZ.    replicirt    hatte.    —  Das 


170)  Wilibald  Grimm.  Ueber  die  Stelle  Koheleth  3,  ll1':  Ztschr.  f. 
wissensch.  Theol.   1880,  3,   p.  274  —  79. 

171)  W.    T.  Mason.     Questions  on  Ezra,  Nehemiah,  Esther  etc.     London 

1880.  12.     6   d. 

172)  Pulpit  Commentary.  Ezra,  Nehemiah  and  Book  of  Esther  by  G.  Raw- 
linson.     London   1880.      8.      12  s.   6   d. 

173)  A.  Raleigh.  The  Book  of  Esther:  its  Practical  Lessons  and  Dramatic 
Scenes.     London   1880.      250  pp.     8.     4  s.   6   d. 

174)  Ch.-A.  Auberlen.  Le  prophete  Daniel  et  l'Apocalypse  de  Saint 
Jean  consideres  dans  leurs  rapports  reciproques  et  etudies  dans  leurs  principaux 
passages.  Traduit  de  l'allemand  de  la  2«  edition  par  H.  de  Rougemont. 
Lausanne  1880.  XLVII,  399  pp.  8.  —  Vergl.  P.  C'hapuis  Revue  de  theol. 
et  de  phil.   1880,  p.   491—497. 

175)  L'aramaico  ed  i  grecismi  di  Daniele:  Arch.  lett.  bibl.  II,    90 — 92. 

176)  J.  G.  Murphy.  The  Books  of  Chronicles.  London  1880.  8.  1  s.  6  d. 
(Books  for  Bible  Classes.) 

177)  C'lair  (l'Abbe).  Les  Paralipomenes.  Introduction  critique  et  commen- 
taire.  Trad.  franc.  par  M.  l'abbe  Bayle.  Paris  1880.  400  pp.  8.  Fr.  8.60. 
—   Vgl.    C.  J.  Polybibl.  XXXI,  484  f. 

178)  Edwin  Cone  Bissell.  The  Apocrypha  of  the  Old  Testament,  with 
Historical  lntroductions ,  a  revised  Translation  and  Notes  Critical  and  Explana- 
tory.  New  York  1880.  IV,  680  pp.  8.  s.  25.  [Als  Bd.  XV  Schafs  eng- 
lischer Ausg.  von  Lange's  Bibelwerk  beigegeben.]  —  Vergl.  E.  Schürer  ThLZ. 

1881,  No.    9;    E.   Nestle   LCB.    1881,   No.  50;    New   Englander,    Jan.    1881; 
J.  Evans  Presbyt.  Rev.,  Apr.  1881. 

179)  J.  J.  Kneucker.  Die  Baruch-Frage.  Eine  Replik:  Ztschr.  f.  wissensch. 
Theol.   1880,   3,  p.  309—323. 


112     Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

Buch  Jesus  Sirach  bearbeitete  Lesetrem).  —  Nestle181)  verweist 
zu  IV  Esra  6,  51  auf  Psalm  50,  10  und  emendirt  die  Inter- 
punction  in  Fräzsche's  Text  von  IV  Esra  9,  34  f.  (Sunt,  .  .  . 
exterminentur  ohne  Komma,  aber  haec,). 

Wenden  wir  uns  zur  Geschichte  Israels,  so  dürfen  wir 
uns  fürs  erste  an  etlichen  neuen  chronologischen  Systemen  erfreuen. 
Ein  Anonymus18-),  der  sich  seitdem  in  einem  „offenen  Brief  an 
alle  Bibel-  und  Geschichtskundigen"  als  Kanzleirath  Paret  in 
Stuttgart  zu  erkennen  gegeben  hat,  bringt  das  Resultat  seiner 
Forschungen  sinnig  scbon  auf  dem  Titel  an.  Ausgehend  von  einer 
schlechthin  mechanischen  Inspirationstheorie  hat  er  es  doch  als 
ein  Unrecht  erkannt,  dass  man  seit  der  Reformation  den  hebräischen 
Text  als  Grundtext  anzusehen  pflege;  dies  geschehe  nur  deshalb, 
weil  die  Vulgata  sich  auf  ihn  (den  hebräischen  Text)  gründe, 
Luther  aus  ihm  übersetzt  habe  und  die  Theologen  seinetwegen 
hebräisch  lernen  müssen.  Statt  dessen  sei  aber  vielmehr  mit  dem 
alten  KW.  die  im  2.  Jahrhundert  vor  Chr.  von  70  Dolmetschern 
unter  „Demetrius  Phaleraeus"  gefertigte  LXX  zu  Grunde  zu  legen. 
—  Aus  Floigl'slSi)  Chronologie  erfahren  wir,  dass  der  Auszug 
aus  Aegypten  1137,  der  Uebergang  über  den  Jordan  im  März  1105 
vor  Chr.  erfolgte.  34atzatm)  rühmt  sich  selbst,  die  biblische 
Chronologie  rein  auf  Grund  der  biblischen  Zahlen  reconstruirt  zu 
haben.  Da  aber  zugleich  auch  die  assyrische  Chronologie  aufrecht 
erhalten  wird,  so  greift  der  Verfasser  zu  Auswegen,  wie  die  Statui- 
rung  zweier  Ahab,  zweier  Hazael  u.  s.  w.  Pul  ist  der  Name  eines 
Generals,  der  sich  als  Grosskönig  Tiglath  Pileser  nannte.  Bezüglich 
der  chronologischen  Differenz  zwischen  der  jüdischen  und  israeliti- 
schen Königsreihe  verfährt  Matzat  mit  edler  Unparteilichkeit. 
Für    die  Periode    von    der  Theilunar    des  Reiches    bis    zur   Thron- 


180)  H.  Lesctre.  L'Ecclesiastique,  introduction  critique,  traduction  Franchise 
et  commentaires.  Paris  1880.  283  pp.  8.  Fr.  6  (Subscr.-Preis  Fr.  4.20).  — 
Vergl.    C.  J.     Polybibl.  XXXI,  485  ff. 

181)  E.  Nestle.  Bemerkungen  zu  dem  Esra-Propheten:  Ztschr.  f.  wissensch. 
Theol.   1880,  3,  p  358—59. 

182)  K.  L.  P.  Forschungen  über  die  wahrscheinlichste  Weltaera  zur 
Klärung  der  biblischen  und  weltgeschichtlichen  Chronologie  zur  Apologie  und 
zum  Schutz  der  Bibel.  Tübingen  1880  n.  Chr.,  7461  der  Welt.  101  pp.  8. 
M.   1.   80.  —  Vergl.  ThLB.   1881,  No.  9. 

183)  Victor  Floigl.  Die  Chronologie  der  Bibel,  des  Manetho  u.  Beros.  Lpz. 
1880.  X,  28G  pp.  8.  M.  8.  —  Vergl.  Raslca  in  Lit.  Rundschau  1880, 
No.  22;  ThLB.  1881,  No.  4;  Nowacle  Deutsche  LZ.  1881,  No.  7;  J.  Oppert 
QGA.  1881,  No.  4;  Joh.  Hollenberg  ThLZ.  1881,  No.  9;  W.  J.  Beecher 
I'rosbytorian  Review,  Juli   1881;  hier  S.   72  No.  28. 

184)  Heinrich  Matzat.  Chronologische  Untersuchungen  zur  Geschichto 
der  Könige  von  Juda  und  Israel.  Weilburg  a.  Lahn  1880.  24  pp.  4.  M.  1. 
(Programm  der  Landwirthschaitschule].  —  Vergl.  E,  Schrader  ThLZ.  1880, 
No.  12;  O.  Zöckler  Bew.  d.  Gl.,  Sept.  1880;  Nowack  Deutsche  LZ.  1880, 
No.   13;  F.  H.  ThLB.  1881,  No.   25. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  113 

besteigung  Jehu's  acceptirt  er  die  95  Jahre  der  jüdischen  Könige 
(960 — 865);  von  da  bis  zur  Zerstörung  Samariens  die  144  Jahre 
der  israelitischen  Könige  (statt  der  hier  unbequemen  165  jüdischen 
Jahre).  Demselben  Thema  gilt  ein  Aufsatz  von  BeecheiAS5) ;  die 
Chronologie  des  Josephus  behandelt  Destinon186). 

Von  Darstellungen  der  israelitischen  Geschichte 
ist  eine  15.  Auflage  des  bekannten  Buches  von  Kurtz*87)  und  ein 
4.  Abdruck  der  biblischen  Geschichte  von  Ehrmann 188)  zu  erwähnen. 
Henne- Am  Rhyn189)  schrieb  eine  Kulturgeschichte  der  Juden,  wie 
sie  ein  Atheist  ohne  Kenntniss  des  Hebräischen,  aber  mit  vielfacher 
Anlehnung  an  Graetz  schreiben  kann.  Die  Religion  Israels  ist 
nach  ihm  aus  den  gröbsten  heidnischen  Anschauungen  heraus  all- 
mählich zur  Jehovareligion ,  nach  dem  Exil  zur  blossen  National- 
religion geworden.  Eine  wirkliche  , Kulturgeschichte  des  Juden- 
thums"  würde  mit  mehr  Vorbereitung  und  weniger  Flüchtigkeit 
zu  schreiben  sein,  als  es  hier  geschehen  ist.  —  Das  beliebte  Thema 
des  Synchronismus  zwischen  Bibel  und  Keilinschriften  hat  auch  im 
Berichtjahr  wieder  zahlreiche  Darstellungen  gefunden.  Die  Tabellen 
von  Bommel1^)  sind  ein  recht  brauchbares  Hülfsmittel  zur  raschen 
Orientirung  über  den  gegenwärtigen  Stand  der  Untersuchung; 
allerdings  ist  auch  ihm  gegenüber  Vorsicht  von  Nöthen ,  damit 
man  sich  nicht  neueste  Hypothesen  als  urkundliches  Material  auf- 
heften lässt.  Eine  andere  Arbeit  von  Hommel191)  beschäftigt  sich 
mit  dem  Verhältniss  der  keilinschriftlichen  Chronologie  zu  der 
biblischen.  Eine  Popularisirung  des  Ertrags  der  Keilschriften- 
forschung  bezwecken    die    Arbeiten   von    Buddensiegvn),    der   be- 


185)  W.  J.  Beecher.  The  Chronology  of  the  Kings  of  Israel  and  Judah: 
Presbyterian  Review.     Jan.    1880. 

186)  Justus  von  Destinon.  Die  Chronologie  des  Josephus.  Kiel  1880. 
35  pp.  4.  M.   1,60.  —  Vgl.  11.  Bloch  Jiid.  LB.  1880,  No.  25;  hier  S.  141  No.  121. 

187)  Joh.  Heinrich  Kurtz.  Lehrbuch  der  heiligen  Geschichte.  Ein  Weg- 
weiser zum  Verständniss  des  göttl.  Heilsplans  nach  seiner  geschichtlichen  Ent- 
wickelung.      15.    revid.    Aufl.     Königsberg   1880.     VIII,    331   pp.     8.     M.   2,80. 

188)  Dan.  Ehrmann  (Rabb.).  Geschichte  der  Israeliten  von  den  urältesten 
Zeiten  bis  auf  die  Gegenwart.  Zum  Gebrauche  für  Schule  und  Haus.  I.  Theil. 
Biblische  Geschichte.    4.  unveränd.  Aufl.  Brunn  1880.    XVI,  117  pp.    8.    M.  1,40. 

189)  Otto  Henne- Am  llhyn.  Kulturgeschichte  des  Judenthums  von  den 
ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegenwart.  Jena  1880.  XIV,  527  pp.  8.  M.  10.  ■ — 
Vergl.  Neue  Ev.  KZtg.  1880,  No.  32;  H.  Strack  ThLZ.  1881,  No.  4;  Well- 
hausen DLZ.   1881,  No.  24;  hier  S.   140  No.   114. 

190)  F.  Hoinmel.  Abriss  der  babylonisch-assyrischen  u.  israelitischen  Ge- 
schichte von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Zerstörung  Babels  in  Tabellenform. 
Leipzig  1880.  III,  20  pp.  8.  M.  1,50.  —  Vergl.  O.  Zöckler  Bew.  des  GL, 
Sept.  1880;  Theol.  LB.  1880,  No.  43;  J.  Oppert  GGA.  1881,  No.  4,  p.  103—126  ; 
E.  M.  LCB.  1881,  No.  14;  L.  Gautier  Rev.  de  theol.  et  de  philos.,  Nov.  1881, 
p.  597 — 604;  hier  S.   72  No.   29. 

191)  F.  Hommel.  Die  Keilschriftforschung  und  die  biblische  Chronologie: 
Augsb.  allg,  Ztg.   1880,  Beil.  No.   111—113;  hier  S.   73   No.  30. 

192)  Rucl.  Buddensieg.  Die  assyrischen  Ausgrabungen  u.  das  Alte  Testa- 
ment.    (Zeitfragen  des  christl.  Volkslebens.    27.  Heft.)    Heilbronn   1880.     76  pp. 

Jahresbericht  1880.  8 


114     Kautzsch,  Hebräische  Sprachkwnde,  alffeslamentliche  Exegese 

sonders  bei  den  babylonischen  Berichten  über  die  Urgeschichte 
verweilt,  ZöcJderl9s),  dessen  Referat  vielleicht  etwas  zu  vertrauens- 
selig gehalten  ist,  Schulze1'-*4)  und  wohl  auch  Cosqwin190)  und 
MenantVM). 

Wenden  wir  uns  zu  der  Behandlung  einzelner  Punkte  oder 
Perioden  der  israelitischen  Geschichte,  so  ist  Vuilleu- 
mier'sm)  Aufsatz  über  den  ägyptischen  Moses  ein  Referat,  über  die 
bekannten  Enthüllungen  Lauth's  (s.  Bericht  über  1879,  No.  128). 
Der  Verfasser  wundert  sich  zu  unserer  Verwunderung,  dass  Lauttis 
Entdeckungen  bisher  von  den  Aegyptologen  todtgeschwiegen  worden 
seien,  und  wünscht  fachmännischen  Aufschluss  über  dieselben. 
Den  letzteren  glauben  wir  unfachmännisch  dahin  geben  zu  können, 
dass  die  Aegyptologen  als  höfliche  Leute  ihrem  Collegen  nicht 
widersprechen  mögen.  In  Betreff  des  Exodus  der  Kinder  Israel 
hat  sich  Sayce1^)  jetzt  an  Ort  und  Stelle  überzeugt,  dass  der 
Durchzug  gemäss  Brugsch's  Annahme  durch  den  Sirbonissee 
erfolgt  sei.  Was  man  nicht  Alles  durch  Autopsie  lernen  kann ! 
Ueber  Dods'im)  Geschichte  der  Richterzeit  weiss  ich  nichts  Näheres. 
Die  oberhirtlich  approbirte  Geschichte  Davids  und  seiner  Zeit  von 
Weiss200)  zeigt  sich  wohl  vertraut  mit  der  einschlagenden  prote- 
stantischen Literatur,  ohne  jedoch  für  die  Kritik  der  Quellen 
irgend  welchen  Gebrauch  von  ihr  zu  machen.  Statt  dessen  zieht 
es  der  Verfasser  vor,  die  differirenden  Berichte  (auch  der  Chronik) 
vermittelst  aller  der  Kunststückchen  zu  vereinigen,  die  aus  Keil's 
Commentar  zur  Genüge  bekannt  sind.  Dieses  Verfahren  ist  ihm 
offenbar  Gewissenssache  und  darum  mögen  wir  nicht  mit  ihm 
darüber  rechten.     Die  Zeit  von  Salomo  bis  Ahab  behandelt  Eders- 


8.  M.  1,40.  —  Vergl.  E.  Schröder  ThLZ.  1880,  No.  3;  E.  liiehm  Deutsches 
LB.,  15.  März  1880;  Folie  Prot.  KZ.  1880,  No.  12;  J.  Deutsch  Jüd.  LB.  1880. 
No.   2G;  LCB.   1880,  No.   27;    C.  J.  Polybibl.  XXIX,    197. 

193)  S.  oben  S.   78  No.   65. 

194)  S.  oben  S.   78   No.   GG. 

195)  E.  Cosquin.  Los  monuments  nssyriens  et  la  Bible:  Le  Francais, 
8.  Jan.    1880. 

196)  J.  Minant.  La  Bible  et  les  Cylindres  chaldeens.  Paris  1880.  44  pp. 
8.  avec  figures.  Fr.  3.50.  [Extr.  des  Comptes  rendus  de  l'Academie  des  in- 
seriptions.] 

197)  //.  Vuilleumier.  Le  Moi'se  cgyptien  d'apres  le  Dr.  Lauth :  Revue 
de  theol.  et  de  philos.,  Nov.   1880,  p.   569—582. 

198)  A.  11.  Sayce.  Brugsch-Bey's  Tlioory  of  tho  Exodus.  Letter:  Acad. 
10   Apr.   1880,  p.   270. 

199)  Marcus  Dods.  Lsrael's  Iron  Age.  The  Period  of  the  Judges.  4"'  cd. 
London   1880.     8.     3   s.  G  d. 

200)  Hugo  Weiss.  David  und  seine  Zeit.  Historisch-exegetische  Studien 
vornehmlich  zu  den  Büchern  Samuel's.  Mit  oberHrtlicher  Approbation.  Münster 
1880,     271    pp     8.    M.  4.  —   Vergl.    E.  Kautzsch   Deutsche  LZ.   1880,  No.  12; 

B.Schäfer  Lit.  iidw.  188<>,  No.  21;  Rohling  Lit.  Edsoh.  1880,  No.  22;  Giese- 
brecht  ThLZ.  1881,  No.  13;  Seifen  berger  Ztschr.  f.  kath.  Theol.  VI,  2;  C.  J. 
Polybibl.   XXXI,  484. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  IsraeVs.  115 

heim201).  Der  Legendenstoff,  welcher  sich  in  der  arabischen  und 
äthiopischen  Literatur  an  den  Namen  Bilqis  angesetzt  hat,  ist  sammt 
seinen  Berührungen  mit  der  jüdischen  Haggada  in  einer  gelehrten 
und  gründlichen  Studie  von  Bosch-02)  zusammengestellt  worden. 
Patterson'sios)  „Elias"  scheint  mehr  erbaulichen  Charakters  zu  sein. 
Das  Yerhältuiss  der  Namen  Phul  und  Tiglathpileser  bespricht  ein 
italiänischer  Anonymus204);  mit  Jeremia  und  seiner  Zeit  beschäftigt 
sich  ein  Vortrag  von  C&rnill-05).  Ein  englisches  Werk206),  für 
dessen  richtigen  Titel  ich  nicht  einstehen  kann,  begründet  nach 
dem  Athenäum  die  geniale  Hypothese,  dass  der  Name  Cymry,  mit 
welchem  sich  die  Welsh  (Walliser)  noch  jetzt  benennen,  eigentlich 
„das  Volk  Omri's"  bezeichne.  Dagegen  will  der  anonyme  Verfasser 
des  „Anglo-Israelism"2lJ7)  nichts  von  der  Identificirung  der  Engländer 
mit  den  verlorenen  10  Stämmen  wissen.  Oort20*)  giebt  in  den 
beiden  Schlussbänden  seiner  Jugendbibel  (vergl.  Bericht  für  1877, 
No.  47)  eine  sehr  eingehende  und  nach  dem  holländischen  Kritiker 
Kosters  auch  formvollendete  Darstellung  der  jüdischen  Geschichte 
von  Nehemia  bis  auf  Bar  Kochba  mit  streng  wissenschaftlicher 
Kritik.  Das  Programm  von  Werther -0d)  plädirt  mit  einer  Apologetik 
a  tout  prix  für  eine  Wegführung  der  Juden  vor  der  ersten  Weg- 
führung, da  die  geschichtliche  Notiz  des  mitbetheiligten  Daniel 
(1,  3.  5)  natürlich  schwerer  wiegt,  als  das  Schweigen  des  Königs- 
buches. Die  Studie  Halevy's210),  zuerst  im  Juni  1880  in  der 
Academie  des  inscriptions  vorgetragen,  bezieht  sich  auf  ein  Täfelchen, 


201)  A.  Ederslieim.  History  of  Judah  and  Israel  from  the  Birth  of  Salomon 
to  the  Reign  of  Ahab.  London  (Eeligious  Tract  Society)  1880.  8.  2  s.  6  d. 
(Vol.  5    der  Bible  History.) 

202)  Gustav  Rösch.  Die  Königin  von  Saba  als  Königin  Bilqis.  Eine 
Studie:  Jahrb.  protest.  Th.  1880,  524—572.  (Auch  sep.  u.  gl.  T.  Leipzig  1880. 
52  pp.     8.     M.    2.) 

203)  R.  M.  Patterson.  Elijah  the  favoured  Man.  A  Life  and  its  Lessons. 
Philadelphia  1880.      12.     5   s. 

204)  II  Phul  e  il  Theglathphalasar  della  Bibbia:  Civiltk  cattolica  1880. 
p.   722—23. 

205)  Carl  Heinr.  Cornill.  Jeremia  und  seine  Zeit:  Sammlung  von  Vor- 
trägen, hrsg.  von  W.  Prommel  u.  F.  Pf  äff.  Bd.  IV,  Heft  7.  Heidelberg  1880. 
39  pp.     8.     M.  0,80.  —  Vergl.  Beweis  des  Gl.,  Juli    1881. 

206)  Lazarus  and  Philo-Israel.  Proofs  for  the  Welsh  that  the  British  are 
the  lost  Tribes  of  Israel.      1880.  —  Vergl.  Athen.   IG.  Oct.   1880,  p.  497  f. 

207)  Anglo-Israelism :  Church   Quarterly  Review,  Juli  1880. 

208)  H.  Oort.  De  laatste  eeuwen  van  Israels  volksbestaan  (7.  u.  8.  Theil 
von  Dorfs  „Bijbcl  voor  Jongelieden").  Haag  1880.  293  u.  404  pp.  8.  ti.  5. 
—  Vergl.    W.   H.  Kosters  Theol    Tijdschr.   1880.  p.   192—217. 

209)  Max  Werther.  Zwei  Acte  der  Wegfubrung  von  Juden  iu  die  Babyl. 
Gefangenschaft.  Eiue  Untersuchung  nach  der  Heil.  Schrift.  Pless  (Progr.  der 
evang.  Fürstensch.)   1880.      17   pp.     4. 

210)  Jos.  Halevy.  Cyrus  et  le  retour  de  l'exil.  Etüde  sur  deux  in- 
scriptions cuneiformes  relatives  au  regne  de  Nabonide  et  a  la  prise  de  Babylone 
par  Cyrus:  Revue  des  Etudes  Juives  I,  p.  9 — 31.     Vgl.  hier  S.  70  No.  11. 


116     Kautzsch,  Hebräische  Sprachhunde,  alttestamentliehe  Exegese 

welches  die  Hauptereignisse  aus  den  letzten  17  Jahren  des  Na- 
bonned  und  dem  ersten  des  Cyrus  enthält,  und  sodann  auf  einen 
Cylinder  des  Cyrus,  welcher  über  seinen  Einzug  in  Babel  und  die 
Massregeln  zur  Wiederherstellung  des  Cultus  der  Babylon.  Götter 
berichtet;  u.  a.  ist  hier  auch  die  Erlaubniss  zur  Kückkekr  der 
Exulanten  erwähnt.  Im  Anschluss  hieran  bespricht  Haien/  auch 
als  in  diese  Zeit  gehörig  Jes.  13  f.:  44 — 48;  «Ter.  50 — 51;  Psalm 
42 — 44.  132.  137.  Zum  Schluss  folgt  noch  eine  Tirade  über  die 
Unmöglichkeit  der  Kedaction  des  Pentateuch  durch  Ezra,  mit  ob- 
ligaten Schmähungen  der  soi-disant  Kritiker,  die  solches  für  mög- 
lich halten.  Wenn  wir  wünschen  möchten,  dass  sich  Halevy  diesen 
Schluss  lieber  erspart  hätte .  so  ist  er  doch  in  einer  Beziehung 
sehr  instructiv,  er  bestätigt  nämlich  aufs  neue  die  Thatsache,  dass 
die  jüdischen  Kritiker  —  und  zwar  auch  solche  von  dem  Scharf- 
sinn und  der  Gelehrsamkeit  Hal&vy's  —  für  die  Pentateuchfrage 
noch  zwei  besondere  Augen  neben  den  sonst  für  kritische  Blicke 
verwendeten  im  Kopfe  haben.  —  Annähernd  dasselbe  Thema,  wie 
Oort  (s.  o.  No.  206)  behandelt  Wise211),  die  Geschichte  der 
Makkabäer  de  Saulcy212),  eine  ganz  specielle  Frage  Friedmann213), 
endlich   Chiirch2ii)  die  letzten  Tage  Jerusalems  nach  Josephus. 

Bevor  wir  zu  den  literarischen  Erscheinungen  auf  dem  Ge- 
biete der  sogenannten  biblischen  Archäologie  übergehen, 
gedenken  wir  noch  ausnahmsweise,  um  ihrer  besonderen  Wichtig- 
keit willen,  einer  Leistung  zur  Geographie  Palästina's.  nämlich  der 
nun  glücklich  vollendeten  grossen  englischen  Karte  des  Westjordan- 
landes215). Welcher  ausserordentliche  Fortschritt  in  der  Darstellung 
der  Bodenbeschaffenheit  und  ganz  besonders  in  der  genauen  Fest- 
stellung der  Ortslagen  hier  vorliegt,  zeigt  schon  die  Vergleichung 
des  ersten  besten  Ausschnitts  der  Karte  mit  der  entsprechenden 
Partie  bei  van  de  Velde;  man  überzeugt  sich  da  mit  Verwunderung, 
wie  ehemals  so  sehr  Vieles  (besonders  in  den  von  der  Touristen- 
strasse    seitab    liegenden    Strichen;    nur  nach   vagen  Angaben   und 


211)  J.  M.  Wise.  History  of  the  Hebrews'  second  Commonwealth  with 
Special  Keference  to  its  Literature,  Culture  and  the  Origin  of  Rabbinism  and 
Christianity.    Cincinnati  1880.    386  pp.    8.    doli.  2.  —  Vgl.  unten  S.  141  No.  116. 

212)  F.  de  Saidcy.  Histoire  des  Machabees  ou  prinees  de  la  dynastie 
asmontienne.     Paris  1880.     II,  319  pp.     8.     Fr.   10. 

213)  S.  Friedmann.  Simon  I  oder  II  „der  Gerechte"?:  Jüd.  LB.  1880, 
No.   49,  p.   194.  —   Vgl.  unten  S.   141   No.   119. 

214)  Alfred  J.  Church.  The  Story  of  the  Last  Days  of  Jerusalem,  from 
Josephus.    London   1880.     8.     3   s.   6   d.  —  Vergl.  Acad.  24.   Dec.   1880,  p.  457. 

215)  Map  of  Western  Palestine  in  26  Sheets  from  Surveys  conducted  for 
the  Committee  of  the  Palestine  Exploration  Fund  by  Lieutenants  C.  R.  Conder 
and    //.    //.    Kitchener    during    the    years    1872 — 1877.     Scale:   one  Inch    to  a 

Mile  =  Photozincographed    and  printed  etc.     London  1880.  —  Vergl. 

A.  Sonn  ZDPV.   III,    179   und   IV,   142;    W.   /.'.    Smith  Acad.   6.   Mai   1882. 


und  biblische    Theologie,    Geschichte  Israel*.  117 

ungefähren  Schätzungen  eingezeichnet  worden  ist.  Zu  bedauern 
ist  nur,  dass  die  Namenlegenden,  wie  sich  Referent  aus  eigenem 
Gebrauch  der  Karte  überzeugt  hat,  nicht  selten  undeutlich  sind. 
Diesem  Mangel  werden  allerdings  die  Memoirs,  von  welchen  unterdess 
der  erste  Band  in  prächtiger  Ausstattung  erschienen  ist,   abhelfen, 

—  freilich  nur  für  diejenigen,  welche  sich  eine  Ausgabe  von 
400  Mark  für  das  gesammte  Werk  gestatten  können.  Die  Karte 
allein  ist  für  60  Mark    auf   buchhändlerischem  Wege  zu  beziehen. 

Das  Werk  Turano's 2l6),  welches  ich  wegen  der  zweiten  Hälfte 
des  Titels  an  dieser  Stelle  anführe,  finde  ich  als  breit  und  —  wie 
bei  seiner  Bestimmung  begreiflich  —  gut  katholisch  bezeichnet. 
Sjjencer's-1"')  Sociology  berücksichtigt  vorwiegend  die  Hebräer  und 
bietet  für  diese  —  auch  in  Auszügen  aus  den  deutschen  Exegeten 
und  Kritikern  —  ein  überaus  reiches  Material.  Bezüglich  der 
Phönizier  ist  der  von  Movers  gebotene  Stoff  besonders  aus  den 
Werken  Renan's,  Duncker's  und  Maspero's  ergänzt.  In  kritischer 
Beziehung    steht    der  Verfasser    auf    dem   Standpunkte    Kuenen's. 

—  Fenton's-1* ,  Early  Hebrew  Life  ist  aus  einer  Reihe  von  Artikeln 
in  Theological  Review  hervorgegangen  und  ergeht  sich  u.  a.  auch 
in  Vergleichungen  zwischen  der  socialen  Entwickelung  der  Hebräer 
und  derjenigen  anderer  Völker ;  freilich  dürfte  das  Maass  historischer 
Kritik,  über  welches  der  Verfasser  verfügt,  zur  Lösung  der  hier 
vorliegenden  schwierigen  Aufgabe  nicht  ausreichen.  Nur  die  Titel 
weiss  ich  zu  nennen  von  den  Arbeiten  Sehih  Mcrrill's219),  eines 
englischen  Anonymus'2-0),  Gilly's221)  über  die  Künste  bei  den 
Hebräern,    abermals    eines  englischen  Anonymus-22),    des  Italiäners 


216)  Domenico  Turano.  Filosofia  della  storia  sacra,  e  notizie  archeo- 
logiehe  bibliche,  ad  uso  di  seminarii  di  chierici.  Torino  1880.  254  pp.  8. 
L.   3,50.  —   Vergl.    C.  J.  Polybibl.  XXXI,  482  f. 

217)  Descriptive  Sociology  or  Croups  of  Sociological  Facts.  Classified  and 
arranged  by  Herb.  Spencer.  Hebrews  and  Phoenicians.  Compiled  and  arranged 
by  Rieh.  Scheppig.  London  1880.  —  Vergl.  Westm.  Rev.  CXV,  p.  282;  Sat. 
Rev.,  Nov.  1880,  p.  623;  Ac.  16.  Oct.  1880,  p.  272  f.;  W.  Quart.  Rev.  1.  Jan. 
1881,  p.  203  f. 

218)  John  Fenton.     Early   Hebrew    Life:    a  Study    iu  Sociology.     London 

1880.  XXUI,  120  pp.     8.    5  s.  —  Vergl.  W.  H.  Simcox  Acad.  4.  Dec.  1880, 
p.   398;    Athen.    12.  März   1881;    The  Nation,    8.  Sept.   1881;     P.    Viollet  RC. 

1881,  No.    15. 

219)  Selah  Merrill.  On  Palestinian  Archaeology:  Proc.  Am.  Or.  Soc, 
Mai  1880,  p.  III- V. 

220)  Curiosities  of  the  Bible.  Pertaining  to  Persons,  Places  and  Things. 
London  1880.     12.     2   s. 

221)  A.  Gillg.  Les  Arts  chez  les  Hebreux.  Nimes  1880.  11  pp.  8. 
[Extr.  du  Bull,  de  l'art  chretien.] 

222)  The  System  of  Land  Tenure  in  Ancient  Palestine:  Church  Quarterly 
Review,  Juli   1880,  p.  404  —  435. 


113     Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alt  testen»  entliehe  Exegese 

BarJu2-3)  und  des  für  1879  hier  nachgeholten  Abbe  Meinain224) 
über  das  hebräische  Kalenderwesen.  Die  kalendarische  Bedeutung 
des  Jobeljahres  tindet  Kloster  mann--0)  in  der  Bestimmung  des- 
selben, als  eine  Art  von  Schaltjahr  den  Ausgleich  zwischen  der 
Rechnung  nach  Sonnenjahren  und  derjenigen  nach  Mondjahren 
herbeizuführen  (öl1^  Mond-  =  50  Sonnenjahren).  Trotz  des  sehr 
gelehrten  Nachweises ,  dass  der  Wortlaut  des  Jobeljahrgesetzes 
eine  solche  Auffassung  nicht  ausschliesse .  kann  ich  doch  nicht 
leugnen ,  dass  mir  die  Rechnung  etwas  sehr  verwickelt  und  von 
mancherlei  „wenn"  und  ,abera  bedingt  erschienen  ist;  immerhin 
getraue  ich  mich  nicht,  über  das  Resultat  der  jedenfalls  sehr 
scharfsinnigen  Untersuchung  abzusprechen.  Nach  Beendigung  seiner 
Arbeit  entdeckte  übrigens  Klostennann ,  dass  fast  genau  dieselbe 
Hypothese  bereits  von  dem  Hohenstedter  Superintendenten  Franke 
in  seinem  Novum  systema  chronologiae  fundamentalis  (Göttingen 
1788)  vorgetragen  worden  sei.  —  Schick*26)  zeigt,  dass  das  im  Tractat 
Joma  erwähnte  bet  hadüdü,  bis  zu  welchem  der  Sündenbock  in 
die  Wüste  geführt  wurde ,  identisch  sei  mit  dem  heutigen  bet 
Inidedün ,  12  römische  Meilen  (nach  der  englischen  Karte  in 
gerader  Linie  9  römische  Meilen)  östlich  von  Jerusalem ;  übrigens 
schreibt  die  englische  Karte  Hadedun.  Ueber  Cidtreras227)  Fauna 
biblica  ist  mir  Näheres  nicht  bekannt.  Conder22*)  giebt  Bemer- 
kungen zu  einem  Artikel  BesvtocJds,  welcher  (in  den  Quart.  State- 
ments, Oct.  1879.  p.  181)  die  althebräische  Elle  auf  17.  7  inches 
(=  449,   58  Mm)  bestimmt  hatte. 

Wie  in  der  Archäologie ,  so  haben  wir  auch  unter  der 
Rubrik  Biblische  Theologie  allerlei  sehr  verschiedenartige 
Arbeiten  zusammenzufassen.     Die  Vorlesungen  F.  Hitzig 's229)  über 


223)  F.  Bachi.  I  mesi  dell'  anno  ebraico,  con  brevi  nozioni  di  archeo- 
logia  biblica.     Letture.     Torino   1880.      231   pp.      16.     L.  2,50. 

224)  Memain,  l'abbe.  Notice  sur  l'ancien  calendrier  hebraique  et  sur  ses 
rapports  avec  les  autres  calendriers.  Bar-le-Duc  1879.  36  pp.  8.  —  Vgl. 
S.   140  No.   113. 

225)  Klostermann.  Über  die  kalendarische  Bedeutung  des  Jobeljahres: 
Theol.  Stud.  u.   Krit.   1880.  p.   7  20—748. 

226)  C.  Schiele.  In  welche  Gegend  der  Wüste  wurde  der  Sündenbock 
geführt:  Ztschr.   des  Deutschen  Pal.  Ver.   III,    4,  p.   214  —  219. 

227)  P.  Oultrera.  Fauna  biblica,  ovvero  spregazione  degli  animali  men- 
zionati   nella  S.  Scrittura.    Palermo  1880.    Till,  478  pp.    8  con  25  tavole.     L.  7. 

228)  Conder.  Length  of  the  cul.it:  Quarterly  StMtements  des  Palestine 
Exploration    Fund   1880,  p.   98  —  100. 

229)  F,  Hitzig.  Vorlesungen  über  biblische  Theologie  und  messianische 
W<i>sagungen  des  A.  Testaments.  Herausgeg.  von  J.  J.  Kneucker.  Mit  dem 
(phototyp.)  Brustbilde  Hitzig's  und  einer  Lebens-  und  Charakter-Skizze.  Karls- 
ruhe 1880.  XIV,  64,  224  pp.  8.  M.  6.  —  Vergl.  W.  Bauäissin  ThLZ. 
1880,  No.  14;  ThLB  1880,  No.  32;  Schönfelder  Lit  Kundschau  1880,  No.  17 
Hirrvpel   Tüb.  Th.  Quartalschr.    1881,    p.   149—160;    Egli  Ztschr.  f.  wissensch. 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  Israels.  119 

biblische  Theologie  des  Alten  Testaments  und  messianische  Weis- 
sagungen sind  von  Kneucker  mit  liebevoller  Sorgfalt  edirt  worden. 
In  der  „ Biblischen  Theologie"  ist  nach  der  Einleitung  zuerst 
(p.  13 — 47)  vom  Princip  der  alttestamentlichen  Religion  die  Rede; 
sodann  folgt  als  1.  Haupttheil  die  „Allgemeine  Glaubenslehre" 
(Lehre  von  Gott  nach  seiner  absoluten  Selbstständigkeit,  Idee  Gottes 
nach  seinem  Verhältniss  zur  Welt,  Verhältniss  Gottes  zum  Men- 
schen); als  2.  Haupttheil  „Der  Particularismus"  vom  Wesen  der 
Theokratie;  von  der  Gliederung  und  Fortbildung  der  Theokratie ; 
von  der  idealen  Theokratie  oder  vom  Messias).  In  den  Messiani- 
schen  Weissagungen  (p.  185 — 214)  wird  zwischen  „Unechtem 
Messianismus"  (Gen.  3,  15;  12,  2  f.;  49,  10  etc.)  und  „Echter 
messianischer  Weissagung"  geschieden.  Dass  Vorlesungen,  deren 
Grundlagen  auf  1835  zurückgehen,  gegenwärtig  in  vielen  Stücken 
als  ein  Anachronismus  erscheinen  müssen,  versteht  sich  von  selbst ; 
ebenso  aber  auch,  dass  es  in  einer  Arbeit  Ht'tzig's,  die  er  viele 
Jahre  lang  eifrig  gepflegt  hat,  nicht  an  vielem  Originellen  und 
Anregenden  fehlen  kann.  Sehr  dankenswerth  ist  endlich  die  vor- 
angeschickte  biographische  Skizze  sammt  den  Leichenreden  auf 
Hitzig  und  Auszügen  aus  Briefen  desselben.  Dass  Kneucker  nicht 
nur  an  dem  Menschen,  sondern  auch  an  dem  Gelehrten  nichts  als 
Licht  sieht,  halten  wir  der  Pietät  des  treuen  Schülers  gern  zu 
Gute;  was  er  von  dem  Charakter  Hitzig's  rühmt,  wird  durch  das 
sehr  wohlgetroffene  Portrait  vor  dem  Titel  nicht  Lügen  gestraft. 
—  Von  Bestmann's250)  Geschichte  der  christlichen  Sitte,  Bd.  I, 
gehört  hierher  das  3.  Buch,  welches  die  Sitte  Israels  behandelt. 
Referent  muss  bekennen,  diesen  Abschnitt  mit  steigendem  Unwillen 
gelesen  zu  haben.  Von  einem  Standpunkt  aus.  dem  die  Theologie 
von  Hofmanns  identisch  ist  mit  der  Theologie  überhaupt,  sitzt 
der  Verfasser  bald  mit  wegwerfendem  Hohn,  bald  mit  achsel- 
zuckendem Mitleid  über  alle  die  Unglücklichen  zu  Gericht,  welche 
sich  einbilden,  geschichtliche  Probleme  mit  gewissenhafter  Unter- 
suchung des  Thatbestandes.  anstatt  mit  theologischen  Orakelsprüchen 
lösen  zu  wollen.  Auf  welcher  Seite  dann  die  Construction  der 
Geschichte  aus  vorgefassten  Meinungen  zu  suchen  ist,  darüber 
wollen  wir  kein  Wort  weiter  verlieren.  Nur  davon  wünschten 
wir  den  Verfasser  zu  überzeugen,  wie  sehr  er  durch  seine  Mass- 
losigkeit  der  Sache  schadet,  der  er  mit  seinen  unleugbar  guten 
Gaben  zu  dienen  trachtet.  —  Ueber  den  Offenbarungscharakter  des 


Theol.  1880,  4,  p.  488  ff. ;  E.  Nestle  LCB.  1881,  No.  2;  A.  Kuenen  Theol. 
Tijdschr.,  Nov.  1880;  H.  Vuilleumier  Revue  de  theol.  et  de  philos.,  Juli  1880; 
M.    Fernes  EC.   1880,  No.  48. 

230)  H.  J.  Bestmann.  Geschichte  der  christlichen  Sitte.  I.  Theil:  die 
sittlichen  Stadien.  Nördlingen  1880.  [3.  Buch  (p.  231-337)  die  Sitte  Israels.] 
XII,  461  pp.  8.  M.  8.  —  Vergl.  ThLB.  1880,  No.  47;  A.  Harnack  ThLZ. 
1881,  No.   7:   O.  Pfieiderer  Deutsche  LZ.  1881,  No.  41. 


120     Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

Alten  Testaments  handeln  Brodie231),  Given232),  der  allein  98  Seiten 
der  Vertheidigung  der  Verbalinspiration  widmet  und  auf  weiteren 
143  Seiten  die  Tradition  über  den  Bibelcanon  u.  a.  auch  gegen 
Robertson  Smith  in  Schutz  nimmt;  Mercer233)  und  Boyce23i). 
Ueber  den  Inhalt  der  Schrift  von  Hight-Steioard23'0)  weiss  ich 
nichts  zu  sagen;  der  Aufsatz  von  Fernes236)  ist  trotz  des  Titels 
nur  ein  Referat  über  das  Bibelwerk  von  Reuss.  —  EicJithcd23') 
erklärt  Jahveh  für  die  wahrscheinlichste  Aussprache  des  Tetra- 
gramms; ungewiss  aber  sei  die  Etymologie,  wenn  schon  Ableitung 
von  t-rn  wahrscheinlich ;  nicht  minder  ungewiss  sei  die  Correspon- 
denz  des  Namens  mit  dem  !"P—N  "itZJN  !~p:tn  Ex.  3,  14,  denn  diese 
Formel  sei  als  eine  metaphysische  offenbar  jünger  als  andere  De- 
finitionen Gottes.  Dagegen  plädirt  Lieblein23S)  wieder  für  die 
Entlehnung  Jahve's  aus  dem  ägyptischen  Pantheon.  Der  populäre 
Aufsatz  von  Fabioli23l))  beruht  auf  naturalistischer  Basis.  Simcho- 
ivitz210)  erweist  aus  Talmud  und  ßabbinen,  dass  Mose  der  Be- 
gründer eines  deistisch-materialistischen  Systems  auf  naturwissen- 
schaftlicher Grundlage  gewesen  sei,  welches  sich  unter  Vermittelung 
der  Prophetenschulen  weiterhin  als  Geheimlehre  erhalten  habe.  — 


231)  F.  Brodie.  The  Revelation  viewed  by  the  Light  of  Old  Testament 
Scriptures  and  thus  criticising  many  of  the  commonly  reeeived  Opinions  regar- 
ding  the  Meaning  of  its  Prophecies.     London   1880.     234  pp.     8.     2   s.   6    d. 

232)  John  James  Given.  The  Truth  of  Scripture  taken  in  Conneetion 
with  Revelation  ,  Inspiration  and  the  Canon.  Edinburgh  und  New  York  1880. 
370  pp.  8.  —  Vergl.  C.  W.  Hodge  Presbyterian  Review,  Juli  1880;  Bibl. 
Sacra   1881,   p.   780. 

233)  L.  P.  Mercer.  The  Bible.  Its  True  Character  and  Spiritual  Mea- 
ning.    Chicago   1880.     12.     5  s. 

234)  W.  B.  Boyce.  The  Higher  Criticism  and  the  Bible:  a  Manual  for 
Students.     London  (Wesleyan  Conference  Office)    1880.      488  pp.     8.      9    s. 

235)  C.  F.  W.  Hight-Steward.  Origine  della  religione  israelitica,  romana 
e  cristiana.     Conghietture.     Parma   1880.     58   pp.     8. 

236)  M.  Vernes.  La  religion  juive  (Judai'sme  ancien) :  Revue  de  l'histoire 
des  Religions   1880,  No.   2,  p.  20G  f. 

237)  G.  d 'Fichthai.  Sur  le  nom  et  le  caractere  du  dieu  d'Israel  Jahveh: 
Revue  de  l'histoire  des  religions,  I,  3,  Mai  — Juni   1880,  p.  356 — 373. 

238)  Lieblein.  Etüde  sur  le  nom  et  le  eulte  primitif  du  Dieu  hebreu 
Jahvo:  Compte  rendu  de  la  3«  Session  du  Congres  provincial  des  Orientalistes 
(Lyon    1878).     Tome  I.     Lyon    1880.     334  pp.     4.     Fr.   17. 

239)  G.  Fabioli.  La  Religione  e  il  Dio  degli  Ebrei :  Riv.  Europ.  XXIII, 
411-422. 

240)  S.  S.  Simchov:itz.  Der  Positivismus  im  Mosaismus  erläutert  und 
entwickelt  auf  Grund  der  alten  und  mittelalterlichen  philosophischen  Literatur 
der  Hebraeer.  Wien  1880.  XXIV,  206  pp.  8.  M.  3.  —  Vergl.  Neue  Ev.  KZ. 
1881,  No.  3;  S.  Friedmann  Jüd.  LB.  1881,  No.  7;  E.  Nestle  LCB.  1881, 
No.  20;  T.  Giesebrechl  ThLZ.  1881,  No.  19;  H.  Oort  Theol.  Tijdschr. 
1881,  p.   498  f.;  hier  S.    133   No.   65. 


und  biblische   Theologie,  Geschichte  IsraeVs.  121 

Anderen  Kalibers  ist  das  Buch  von  Lemmem)  über  den  Dekalog. 
Derselbe  gilt  dem  Verfasser,  weil  authentisches  Denkmal  des  Mo- 
saismus ,  als  Ausgangspunkt  der  alttestamentlichen  Religionsent- 
wickelung. Wie  die  alttestamentliche  Religion  „die  Religion  der 
Negation  der  Sünde  ist",  so  wird  in  den  drei  ersten  Geboten  „die 
Scheidung  vom  Heidenthuin  in  directer  Bestreitung  desselben  hin- 
sichtlich des  religiösen  Gebiets  postulirt,  dagegen  vom  fünften  bis 
zum  zehnten  in  den  sittlichen  Forderungen  des  Mosaismus  indirekt 
die  Scheidung  vom  Heidenthum  hinsichtlich  des  ethischen  Lebens 
statuirt"  (p.  18\  Somit  fordert  der  Dekalog  keinen  Kult  (die 
Ausbildung  desselben  in  Gestalt  des  Levitismus  verlegt  der  Ver- 
fasser als  Anhänger  der  Graf 'sehen  Hypothese  an  das  Ende  der 
Entwickelung) ,  sondern  nur  Sittlichkeit.  Diese  Auffassung  des 
Entwickelungsganges.  nach  welcher  zu  allen  im  Verlauf  der  Ge- 
schichte Israels  hervortretenden  religiösen  Gedanken  schon  im 
Dekalog  —  und  zwar  mit  bewusster  Absicht  —  der  Grund  gelegt 
ist ,  dürfte  nun  allerdings  mehr  an  den  Dekalog  anhängen ,  als  er 
zu  tragen  vermag;  die  religiöse  Gedankenwelt  des  Alten  Testaments 
erschöpft  sich  doch  offenbar  nicht  in  der  Tendenz,  die  Sünde  zu 
negiren.  Uebrigens  aber  verdient  die  Schrift  Letmne's  als  eine 
sorgfältige  und  wohldurchdachte  Arbeit  und  nicht  am  wenigsten 
auch  wegen  des  überall  würdigen  Tones  in  Kritik  und  Polemik 
der  näheren  Beachtung  empfohlen  zu  werden.  —  Das  Buch  von 
Willis2*-),  der  sich  für  die  Lösung  seiner  Aufgabe  auch  durch 
das  Studium  deutscher  Werke,  nämlich  Hemgstenberg's,  Kurtz's  und 
Bähr's  ausgerüstet  hat,  verfolgt  vor  allem  eine  praktische  Tendenz ; 
der  Geistliche  soll  sich  in  allen  zweifelhaften  ritualischen  Fragen 
einfach  an  die  Bestimmungen  des  mosaischen  Gesetzes  halten.  - 
Die  Geschichte  des  Kultus  der  Hebräer  nach  Wellhausen2^)  ist 
ein  Referat  über  dessen  Aufstellungen  im  ersten  Bande  der  „Ge- 
schichte Israels".  Die  Untersuchung  Grill's-1'1)  über  das  Nasiräat 
betont  richtig  die  Differenz  zwischen  der  geschichtlichen  Erscheinung 
(bei  Simson  und  Samuel)  und  den  gesetzlichen  Bestimmungen. 
Der  Nasiräer  bringe,    wie    der  Priester,    die  Grundidee    der  „voll- 


241)  Ludw.  Lenwic.  Die  religionsgeschichtliche  Bedeutung  des  Dekalogs. 
Prolegomena  zu  einer  alttestam.  Lehre  von  der  Sünde.  Breslau  1880.  XIII, 
147  pp.  8.  M.  3.  —  Vergl.  H.  Schultz  ThLZ.  1880,  No.  17;  Theol.  LB. 
1880,  No.  45;  Lewin  Jüd.  LB.  1880,  No.  48.  49;  L.  Lemme  GGA.  1880, 
St.  52,  p.   1655  fr.;  LCB.   1881,  No.  14;  F.  Köstlin  Prot.  KZ.   1881,   No.   40. 

242)  E.  F.  Willis.  The  Worship  of  the  Old  Covenant  considered  more 
especially  in  Relation  to  that  of  the  New.  Oxford  and  London  1880.  270  pp. 
8.     5  s.  —  Vergl.  Ac   16.   Oct.   1880,  p.  272. 

243)  Histoire  du  eulte  ehez  les  Hebreux  d'apres  J.  Wellhausen:  Revue 
de  l'histoire  des  Religions  Tome  I,  No.  1  (Turnte  des  sanetuaires  chez  les 
Hebreux);  II,  No.  5  (les  sacrifices  et  les  fetes). 

244)  Julius  Grill.  Über  Bedeutung  und  Ursprung  des  Nasiraeergelübdes : 
Jahrbb.  f.  protest.  Theol.   1880,  4,  p.  645-80, 


122     Kauttsch,   Hebräische  Sprachhunde,  alttestamentliche  Exegese 

ständigen,  persönlichen  Angehörigkeit  und  Hingehung  an  Gott" 
zum  Ausdruck:  das  unberührte  Haar  ist  Symbol  der  „ungeschwächten 
physischen  Kraftausstrahlung  und  unbeeinträchtigten  Lebensfülle," 
das  ganze  Nasiräat  eine  Geltendmachung  .der  Idee  Gottes  als  der 
Quelle  des  Lehens,  der  heiligen  und  vollkommenen  Lebenskraft". 
—  Das  Nasiräat  erinnert  uns  an  die  (im  Hinblick  auf  die  Temperenz- 
frage  unternommene)  Untersuchung  von  Bich-i7)).  Derselbe  stellt 
13  alttestamentliche  Namen  für  geistige  Getränke  fest  und  gelangt 
schliesslich  zu  der  These:  die  Getränke  der  Hebräer  dienten  ur- 
sprünglich als  Nahrungsmittel;  Gott  gestattet  nirgends  den  Verkauf 
und  Genuss  alkoholischer  Getränke.  Quod  erat  demonstrandum. 
Dem  Gebiet  der  Angel ologie  gehören  an  die  Schriften  von 
Bunsen246),  Schäfer™),  Rcmscr'2^).  de  Visser2™).  Der  letztere 
leitet  nach  /iawh'ssin's  Eeferat  den  Einfluss  Jahves  auf  das  Böse 
von  der  göttlichen  Allmacht  ab,  erblickt  in  den  Aussagen  vom 
Satan  Hiob  1  f.  und  Sach.  3,  sowie  letztlich  1  Chron.  21.  3,  eine 
Fortbildung  der  1  Kön.  22.  10  f.  vorliegenden  Personification:  die 
Annahme  einer  eranischen  oder  ägyptischen  Grundlage  sei  somit 
abzuweisen.  Die  unreinen  Geister  (Asasel  etc.)  sind  Reste  des 
alten  Volksglaubens,  die  Schlange  in  Gen.  3  dem  Parsismus  ent- 
lehnt. Schliesslich  wäre  an  dieser  Stelle  die  schon  1879,  No.  152 
besprochene  Abhandlung  von  Robertson  Smith  zu  nennen. 

Den  Prophetismus  des  Alten  Testaments  betreffen :  die 
englische  Uebersetzung  der  Vorlesungen  von  Delitzsch2*0)  über  die 
messianischen  Weissagungen,  und  das  Programm  von  Rosenslock25l)\ 
in  einem  gewissen  Zusammenhang  mit  dem  Prophetismus  steht 
auch  Rtehm's23i)  Aufsatz  über  den  Missionsgedanken  im  Alten 
Testament. 


•_'4."ii  .1.  B.  Ri<-h.  Do  the  Seriptures  prohibit  the  Use  of  Alcoholie  Bevc- 
rages:  Bibliotheca  Sacra  1880,  p.  99—1335  •'> < ; ^  —  327  (p.  401  —  418  die  Namen 
u.  Aussagen  des  X.  T.  und  Gesammtresultat). 

246)  E.  de  Bunsen.  The  Angel  -  Messiah  of  Buddhists,  Essenes  and 
Christians.  London  1880.  8.  10  s.  r,  d.  -  Yergl.  .-1.  M.  Fairbairn  Ac. 
11.   Dee.    1880;  Westminster  Eev.  Jan.    1881. 

247.    Schäfer.      Cherubim:  Der  Katholik.  Apr.   1880.  p.   384  —  400. 

248)  W.  A.  Hauser.  Fabulous  gods  denouneed  in  the  Bilde.  London 
1880.     8.     6   s. 

249)  Joh.  Theodor  de  Visser.  De  Daemonologie  van  het  Oude  Testament. 
Proefscdiritt  ter  verkrijging  van  den  graad  van  Doctor  in  de  Godgeleerdheit. 
Utrecht   1880.     X.  177  pp.     8.  —  Vergl.  Baudissin  ThLZ.   1881,  No.  2. 

250)  Franz  Delitzsch.  Messianic  Prophecics.  Leetures.  Tran-dated  t'rom 
the  Manuscripl  by  S.  J.  Curtiss.  Edinburgh  u.  London  1880.  120  pp.  8. 
.'.  s.  _  Vergl  //.  /..  Strack  ThLB.  1882,  No.  17:  Acad.  22  Jan.  1881; 
C.     I.    Briggs   I'resbyt.  Review,  Apr.   1881. 

251 1  M.  Uosenstock.  Heidnische  Mantik  u.  israelitische  Prophetie.  Wolfen- 
büttel  1880.     [Bericht  der  Samsonschule.] 

252)  E.  Riehm.  Der  Mässionagedanke  im  Alten  Test.:  Allg.  Miss.-Ztschr. 
Okt.    1880,  p.  453-  (',:, 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  IsraeVs.  123 

Die  biblische  Psychologie  behandelt  Laidlaw 25s)  im 
Anschluss  an  Beck  und  Delitzsch,  bisweilen  auch  mit  Rücksicht- 
nahme auf  v.  Hof  mann,  Ludern  ann ,  Ilausrafh  und  Pßeiderer, 
von  dogmatisirendem  Standpunkt  aus.  So  hindert  ihn  z.  B.  die 
Anerkennung  einer  geschichtlichen  Entwickelung  in  den  religiösen 
Anschauungen  des  Alten  Testaments  nicht,  in  Gen.  1,  26  die  Drei- 
einigkeit redend  zu  finden.  Das  Buch  von  Mead-54)  (Professor 
am  theolog.  Seminar  zu  Andover)  über  „die  Seele  hier  und  künftig" 
wird  in  der  Bibliotheca  Sacra  als  tüchtig  gerühmt.  Der  schon 
1876  verfasste  Artikel  von  Cobb25")  zählt  alle  754  Stellen  auf,  in 
denen  das  Wort  "i-p5  vorkommt,  und  zwar  unter  den  Rubriken: 
creature,  person,  body,  life ,  vital  principle,  mind,  feeling,  seif. 
Die  Zusammenstellung  ist  allerdings  nicht  ohne  Nachprüfung  ent- 
gegenzunehmen ,  zumal  der  Verfasser  mit  der  ausserenglischen 
Literatur  über  sein  Thema  ganz  unbekannt  war.  —  Die  biblische 
Lehre  von  der  Unsterblichkeit  behandelt  Challis-™)  und  (?)  3Iann- 
heimei-961),  die  nachbiblische  (besonders  nach  dem  Talmud) 
Wünschem)  in  einer  fleissigen  Stoff-  Sammlung,  die  indess  noch 
einiger  kritischen  Sichtung  bedürfte. 

In  die  Neutestamentliche  Zeitgeschichte  führt  uns 
Pick's 259)  „Jüdisches  Volksleben  zur  Zeit  Jesu",  gleichfalls  eine 
fleissige  Stoffsammlung,  hinüber.  Den  altjüdisehen  Klatsch,  der  sich 
um  den  Namen  Panthera  gruppirt,  behandelt  Rösch-60)  mit  ge- 
wohnter Gelehrsamkeit.  Stecfc261)  verficht  gegen  Keim  die  alte 
Tradition  von  dem  peräischen  Pilgerweg  der  Galiläer;  galt  auch 
Samarien   als    Land    nicht  für  unrein,    so  fürchtete    man  doch  die 


253)  John  Laidlaw.  The  Bible  Doctrine  of  Man.  Edinburgh  1870. 
397  pp.  8.  (The  Seventh  Series  of  Cunningham  Lectures).  —  Vergl.  S.  D.  F. 
Salmond  Ac.   24.  Apr.   1880;  Bibl.  Sacra   1880,  p.   789  f. 

254)  Charles  M.  Mead.  The  Soul  here  and  hereaftcr.  A  Biblical  Study. 
Boston  (Congregational  Publishing  Society)  1880  (?).  462  pp.  12.  —  Vergl. 
Bibl.  Sacra  1880,  p.  202. 

255)  William  Henry  Cobb.  The  Meaning  of  ÖS?..  A  Contribution  to 
Biblical  Psychology:  Bibl."  Sacra,  Jan.   1880,  p.   134  —  152". 

256)  J,  Challis.  Scripture  Doctrine  of  Immortality.  London  1880. 
135  pp.     8.     4  s.  6   d. 

257)  M.  Mannheimer.  Zum  Unsterblichkeitsglauben  bei  den  Juden:  Jüd. 
LB.   1880,  No.   8,  p.  30-  31. 

258)  Aug.  Wünsche.  Die  Vorstellungen  vom  Zustande  nach  dem  Tode 
nach  Apokryphen,  Talmud  und  Kirchenvätern:  Jahrbb.  f.  protest.  Theol.  1880, 
H.   2,  p.  355-83  u.  H.  3,  p.   495—523.  —   Vgl.  hier  S.   137  No.   8G. 

259)  Beruh.  Pick.  Jüdisches  Volksleben  zur  Zeit  Jesu.  Kochester  1880. 
75  pp.  8.  25  c.  —  Vergl.  Schürer  ThLZ.  1881,  No.  3-,  ThLB.  1881,  No.  10. 
—   Vgl.  unten  S.   138  No.  92. 

260)  G.  Rösch.  Panthera.  Eine  geschichtl.  Studie:  Theol.  Studien  aus 
Württemberg.      1880,  H.   2,  p.   150-63. 

261)  R.  Steck.  Der  Pilgerweg  der  Galiläer  nach  Jerusalem:  Jahrbb.  für 
protest.   Theol.   1880,  4,  p.   706—716. 


124     Kantzsch,  Hebräische  Spraehkibnde,  alttestamentl.  Exegese  etc. 

Gefahr  der  Verunreinigung  durch  unreine  Speisen,  Todtengebeine 
und  dergleichen.  --Zu  Joh.  13,  26  versucht  Levi'M2)  den  Nach- 
weis, dass  die  Darreichung  des  Bissens  an  Judas  eine  symbolische 
Aufforderung  sei,  hinzugehen  und  Jesum  zu  denunciren  (vergl. 
Dan.  3,  8). 

Die     samaritanischen     Studien     sind     im     Berichtjahr 
wenigstens  durch  Aphorismen  Loewy'sm)  vertreten. 


262)  Israel  Leüi.      Manger    le    morceau:    Revue  des  etudes  juives    1880, 
p.    105  —  108.  —  Vgl.  unten  S.   131   No.   48. 

263)  J.    Locicy.      Samaritanische    Aphorismen:    Jüd.    LB.    1880,    No.    9, 
p.   34—35. 


125 


Rabbinica   und  Judaica. 

Voll 

Hermann  L.  Strack. 

Hinsichtlich  der  Zwecke,  welchen  unser  Bericht  über  „Rabbinica 
und  Judaica"  dienen  will,  und  der  diesen  Zwecken  gemäss  noth- 
wendigen  Auswahl  aus  der  sehr  umfangreichen  Literatur,  die  man 
unter  der  gedachten  Bezeichnung  zusammenzufassen  pflegt,  erlauben 
wir  uns  auf  die  „Vorbemerkung"  zu  dem  vorjährigen  Berichte  zu 
verweisen. 

Die  Zeitschriften  von  Steinschneider1),  Bahn/er  -) ,  Grätz3), 
Berliner  und  Hoffmann*)  sind  in  gewohnter  Weise  erschienen. 
Von  Brüll' &  Jahrbüchern  für  Jüdische  Geschichte  und  Literatur 
haben  wir  keinen  neuen  Band  anzukündigen;  dafür  hat  in  Frank- 
reich eine  neue  mit  nicht  geringen  Mitteln  ausgerüstete  und  viel 
versprechende  Vierteljahrsschrift5)  ihr  Leben  begonnen. 


1)  ^Dfüir.  Hebräische  Bibliographie.  Blätter  für  neuere  und  ältere  Li- 
teratur des  Judenthums,  nebst  einer  literarischen  Beilage  redigirt  von  31.  Stein- 
schneider, herausgegeben  von  Julius  Benzian.  Zugleich  eine  Ergänzung  zu 
allen   Organen  des  Buchhandels.     Bd.  XX.     Berlin   1880.     VI,   138  pp.     8. 

2)  Das  Jüdische  Literaturblatt.  Wissenschaftliche  Beilage  zur  „Israelitischen 
Wochenschrift".  Hrsg.  v.  31.  Rahmer.  Neunter  Jahrgang  1880.  Leipzig,  Roh. 
Friese.     IV.  208  pp.     gr.  4.     M.   8. 

3)  Monatsschrift  für  Geschichte  und  Wissenschaft  des  Judenthums.  Heraus- 
gegeben .  .  .  von  H.  Grütz.  XXIX.  Jahrgang  (N.  F.  XII).  1880.  Krotoschin. 
II,  576  pp.     8. 

4)  Magazin  für  die  Wissenschaft  des  Judenthums.  Herausgegeben  von 
A.  Berliner  und  D.  Hoffmann.  VII.  Jahrgang.  1880.  Berlin.  IV,  206  pp. 
8.  Dazu:  Ozar  Tob,  hebräische  Beilage  zum  Magazin  etc.  Berlin  1880.  IV, 
106  pp.     8.     (Hebräischer  Titel:  '•"d    ^1D12   D^pTD»    W>"\^T\    bb"D  I31E3  "IlMN 

N'Tnri—  öSn  naiö  D"»pn3n»). 

5)  Revue  des  Etudes  Juives,  publication  trimestrielle  de  la  Societe  des 
Etudes  Juives.  Tome  premier.  Paris  1880.  A  la  Societe  des  Etudes  Juives. 
VIII,  324  pp.  8.  —  Vgl.  Jüd.  LB.  1881,  p.  39  f.  44.  51  f.;  hier  S.  92  No.  63. 
—  Auszüge:  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch.  d.  Judenth.  1881,  p.  459 — 470. 
1882,   p.   276—286. 


■J26  Streich,  Rabbinica  und  Judaica. 

Ein  sehr  dankenswerthes  Hilfsmittel  zur  Kenntniss  der  ge- 
summten bis  1863  gedrucktem  tbeihveise  aueb  der  handschriftlichen 
bebräiseben  Literatur  bat  J.  A.  Benjacob 6)  (gestorben  1865  in 
Wilna)  geschaffen :  ein  hauptsächlich  von  Steinschneider  zu  be- 
arbeitender Ergänzungsband  ist  in  Aussiebt  gestellt. 

Zur  Handschriften  künde.  Peyron's  7)  Katalog  der 
bebräiseben  Codices  in  Turin  ist  nützlich,  könnte  aber  zuverlässiger 
sein.  Der  unermüdliche  Perreau8)  gab  genaue  Kunde  über  die 
von  de  Bossi  noch  nicht  beschriebenen  hebräischen  Manuscripte 
der  Bibliothek  zu  Parma:  derselbe9)  bebandelte  schon  1879 
einige  Kommentare  zu  Avicenna's  Kanon.  A.  Berliner 10)  be- 
richtete über  die  von  ihm  gesehenen  bebräiseben  Handschriften  in 
Mailand.  Nur  der  Vollständigkeit  halber  erwähnen  wir  die  Notiz 
J.  Derenbourg's  n)  über  ein  unbedeutendes  Stückchen  Papyrus  im 
Louvre. 

Inschriften.  Ueber  Ursprung  und  Verbreitung  der 
bebräiseben  Buchstabenschrift  sowie  über  Inschriften  auf  Denk- 
mälern sind  die  Essays  (XII  u.  XIII)  von  B.  N.  Oust12)  zu  ver- 
gleichen. Von  hervorragendem  Interesse  sind  die  durch  As- 
coli19)   veröffentlichten    und  gelehrt  kommentirten  Grabinschriften. 


G  i  J.  A.  Benjacob.  Ozar  ha-sepharim.  Thesaurus  librorum  Hebraieorum 
tarn  irnpressorum  quam  manu  scriptorum.  [Deutscher  Titel:  Bibliographie  der 
gesammten  hebräischen  Literatur  mit  Einschluss  der  Handschriften  (bis  18G3) 
nach  den  Titeln  alphabetisch  geordnet.  Herausgegeben  vom  Sohne  Jacob  Ben- 
jacob. Wilna  188U].  XXXII,  2,  078  S.  Lex.-8.  M.  12  od.  15  Fr.  od.  7  fl.  ö.  W. 
[Auch  m.  hebr.  u.  russ.  Titel.]  —  Vgl.  Brann  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch. 
d.  Judenth.   1881,  S.    375—384.  570—572;  hier  S.   81  No.  3. 

7  i  Bern.  Peyron.  Codices  hebraici  manu  esarati  Regiae  bibliothecae  quae 
in  Taurinensi  Athenaeo  asservatur.  Taurini  1880.  Fratres  Bocca  IL,  327  S.  8. 
L.  25.  —  Vgl.  A.  Berliner  HB.  p.  127  — 131;  Ad.  Neubauer  ebd.  p.  131. 
132;  M.  Steinschneider  1881,  p.  26 — 29;  hier  S.  82  No.  5. 

8)  Pietro  Perreau.  Catalogo  dei  codici  ebraici  della  biblioteca  di  Parma 
non  descritti  dal  de  Rossi.  Firenze  1880.  89  S.  8.  (S.-A.  aus  Cataloghi  dei 
Codici  orientali  di  aleune  biblioteche  d'Italia,  stampati  a  spese  dei  Ministero 
della  pubblica  istruzione).    Vgl.  Steinschneider  HB.  S.  90;  hier  S.  82  No.  6. 

9)  Pietro  Perreau.  Correzioni  ed  aggiunte  al  Catalogo  Derossiano.  In- 
torno  ad  aleuni  comenti  dei  Canone  di  Avicenna,  in  lingua  ebreo-rabbinica: 
BISO.  X.  S.  344—346. 

10)  A.  Berliner.  Hebräische  Handschriften  in  Mailand:  Magazin  f.  d. 
\\ rissensch.  d.  Judenth.  VII,    111—120.  —  Vgl.  hier  S.  82   No.    4. 

1  1  i  Magazin  f.   d.  Wissensch.  d.  Judenth.  VH,  p.   133  f. 

12)  Hob.  Needham  Cust.  Linguistic  and  Oriental  Essays.  London  1880, 
Trübner.  496  pp.  8.  18  s.  Rec.  v.  G.  von  der  Gabelentz  LC.  No.  49.  — 
Vgl.  S.  63  No.  3. 

1 .!  i  ff.  ./.  Ascoli.  Iscrizioni  iuedite  o  mal  note ,  greche ,  latine,  ebraiche. 
di  antichi  sepolchri  giudaici  dei  Napolitano,  edite  e  illustrate  da  G.  J.  Ascoli. 
Con  otto  Tavole  fotolitografiche.  Torino  e  Roma  1880,  Loeschcr.  120  pp.  8. 
(Estratto  dagli  Atti  dei  IV  Congresso  Internazionale  degli  Orientalisti  tenutosi 
in  Finn/.c  nel  1878.  p.  7  der  Sonderausgabe  =  p.  239  der  Atti).  — r  Vgl. 
/;.    Schürer    ThLZ.    1880,    c.  485—488;     A.   Darmesteter    Revue    des    Etudes 


Strack,  Rabbinica  und  Judaica.  127 

M.  Harnes**)  spricht  von  acht  altjüdischen  Sarkophagen  auf  dem 
Felde  von  Mostar,  ohne  jedoch  die  Inschriften  selbst  mitzutheilen; 
AI.  Kisrlilb)  von  mittelalterlichen  Judensiegeln  (aus  Zürich); 
J.  J.  L.  Bar<jesX{i)  über  eine  hebräische  Inschrift  an  der  Kanzel 
von  San  Marco  in  Venedig.  Fidel  Fifa12)  theilte  eine  hebräische 
Grabschrift  vom  18.  Nov.  1100  mit,  welche  sich  im  archäologischen 
Museum  zu  Leon  befindet.  77.  L.  Strack16)  war  zu  seinem  Be- 
dauern genöthigt,  sich  nochmals  über  Werth  und  —  Unwerth  der 
Entdeckungen  des  Karäers  Abr.  Firkowitsch  auszusprechen.  Wann 
wird  Herr  Prof.  Dr.    Chwolson  seinen  Widerspruch  aufgeben?! 

Talmud.  Der  kleine  Aufsatz  von  S.  de  Benedetti19)  ist 
im  Wesentlichen  bibliographisch.  Die  deutsche  Uebersetzung  der 
einseitig  talmud-freundlichen  Schrift  des  vor  mehreren  Jahren  ver- 
storbenen Em.  Deutsch 20)  hat  eine  dritte  unveränderte  Auflage 
erlebt.  Von  Wertheimer's21)  Geschichte  des  Talmud's  ist  ein  Heft- 
chen erschienen,  welches  sich  besonders  mit  den  Schulen  und  den 
Methoden  vor  der  Zerstörung  des  zweiten  Tempels  beschäftigt.  — 
Einzelne  Stellen  und  Wörter  der  Mischna  machte  J.  Derenbourg-'2) 
zum  Gegenstand  von  theilweise  mehr  scharfsinnigen  als  über- 
zeugenden Erörterungen.  Die  Abhandlung  von  Grätzri)  über 
Thamid  III,  6  hat  Widerspruch  erfahren  (s.  Anm.). 


Juives  I,  133 — 137;  J.  Derenbourg  ebd.  II.  131  — 134;  D.  Kaufmann  GGA. 
1881,  p.  9G4— 981;  //.  Strack  ThLB.  1882,  c.  18.  19;  H.  Grätz  Monats- 
schrift XXiX   (1880)  p.  433—451. 

14)  Moritz  Hör  lies.  Alterthümer  der  Hercegovhia:  Sitzungsber.  d.  Wiener 
Akad,  phil.  Kl.,   1881»,  Bd.   97,   2.  p.  517   (Wien   1881). 

15)  Illustrirte  Zeitung  1880,   2.  Juli,  No.  1982   [Angabe  nach  Etudes  Juives], 
IG)  J.  J.  L.  Borges.     Dissertation  sur  l'inscription  hebraique  de  la  chaire 

de  S.  Marc  a  Venise :  Annales  de  philosophie  chrctienne.  Dec.  1880.  51.  annee, 
N.  S.  Tome  II,  p.   222—256;  auch  besonders:  Paris  1881.     39  pp.     8.  avec  fig. 

17)  Fidel  J-'/to.  Antiguedades  hebreas  en  la  ciudad  y  provincia  de  Leon 
(Revista  de  Asturias,  Anno  IV,  num.  21,  p.  333,  15  nov.  1880).  —  Vgl.  Isidore 
Loeb  Revue  des  Etudes  Juives  II,  135.  13G,  wo  der  Text  der  oben  erwähnten 
Inschrift  abgedruckt  ist. 

18)  Herrn.  L.  Strack.  Abraham  Firkowitsch  und  der  Werth  seiner  Ent- 
deckungen. (Auszug  aus  einem  am  2G.  Sept.  1879  vor  der  Generalversammlung 
der  DMG.  zu  Trier  gehaltenen  Vortrage):  ZDMG.  XXXIV,  1G3— 168.  —  Vgl. 
hier  S.   82  No.   11. 

19)  Salvatore  de  Benedetti.  Dei  presenti  studi  sul  Talmud  e  special- 
mente  sull'  Aggada:  Atti  del  IV.  Congresso  Internazionale  degli  Orientalisti ,  I, 
p.   175—187.     (Florenz   1880.) 

20)  Eman.  Deutach.  Der  Talmud.  Aus  dem  Englischen  übertragen. 
3.  Aufl.     Berlin   1880.     77   pp.      8.     M.    1,20. 

21)  Werihelmer.  Le  Talmud.  I.  Histoire  de  la  formation  du  Talmud. 
Geneve  et  Bäle   1880.    H.  Georg.     32   S.     8.     Fr.   1,50. 

22)  «/.  Derenbourg.  Aphoristische  Bemerkungen  zur  Mischna:  Monats- 
schrift f.  Gesch.  u.  Wiss.  des  Judenth.  XXIX  (1880),  p.  135—139.  176—178. 
230 — 233.  Gegen  D.'s  Deutung  der  Mischna  Gittin  IX,  10  s.  Ben  Sceb  Jüd. 
LB.   1880,  p.   115. 

23)  H.  Grätz.  Eine  dunkle  Stelle  in  der  Beschreibung  der  Tempelein- 
richtung:   Monatsschrift    f.  Gesch.  u.   Wiss.  des  Judenth.  XXIX  (1880),   p.   289 


228  Streich,  Rabbinica  und  Judaica. 

Die  haggadischen  Bestandtheile  des  jerusalemischen  Talmud's 
übersetzte  Aug.  Wünsche2*).  Da  das  Unternehmen  ohne  Zweifel 
nützlich  und  die  Arbeit  nicht  leicht,  verdient  Herr  W.,  obwohl  er 
bei  langsamerem,  d.  h.  gründlicherem  Arbeiten  Besseres  hätte 
leisten  können,  unseren  Dank.  J.  M.  Iiabbinoioicz2:>)  hat  seine 
Uebersetzung'  der  auf  das  Civilrecht  bezüglichen  Talmudstellen 
vollendet.  Von  den  drei  hier  zu  nennenden  Anthologieen  ist  die 
von  Hershon26)  die  beste;  denn  die  Uebersetzung  ist  treu,  der 
Fundort  überall  angegeben  und  Schwieriges  kurz  erläutert.  In 
Folge  dessen ,  dass  die  Auszüge  aus  dem  Talmud  nicht  sachlich, 
sondern  nach  den  in  den  einzelnen  Stellen  vorkommenden  Zahlen 
geordnet  sind,  kann  der  Leser  sich  unbeeinflusst  eine  wirklich  un- 
parteiische ,  wenn  auch  nicht  vollständige  Ansicht  über  grosse 
Theile  des  Talmud's  bilden.  Ehrmann21)  hat  oft  unterlassen,  die 
Stellen  anzugeben,  an  welchen  die  von  ihm  mitgetheilten  Er- 
zählungen, Sprüche  u.  s.  w.  in  Talmud  und  Midrasch  vorkommen ; 
auch  leisten  die  Anmerkungen  nicht  das,  was  in  der  Vorrede  ver- 
sprochen ist :  doch  kann  seine  Arbeit  immerhin  als  eine  der 
besseren  ihrer  Art  bezeichnet  werden.  Geller  % 28)  Talmudschatz, 
der  besonders  den  Traktat  Berakhoth  (Mischna,  Halacha,  Haggada) 
excerpirt,  lässt  namentlich  hinsichtlich  des  Stils  zu  wünschen  übrig. 


—301.     Dagegen    „Die    Mischnasteile    Tamid  III,  6":    Jüd.   LB.   1880,    S.    174. 
175.    178.   179. 

24)  Aug.  Wünsche.  Der  Jerusalemische  Talmud  in  seinen  haggadischen 
Bestandtheilen  zum  ersten  Male  ins  Deutsche  übertragen.  Zürich  1880.  Verlags- 
magazin. VIII,  297  S.  8.  M.  5,60.  —  Eee.  v.  H.  Streich  ThLZ.  No.  16, 
Sp.  386—390  u.  LC.  No.  35;  Imm.  Deutsch  Jüd.  LB.  S.  127  f.  131  f.  134  f. 
vgl.   a.  S.   140;  ThLB.   Sp.  211.   212. 

25)  Israel  -  Michel  Rabbinoiciez.  Legislation  civile  du  Talmud.  Bd.  I, 
Paris  1880.  XCI,  466  pp.  8.  [Genaue  Titel  aller  Theile  s.  Ber.  f.  1879, 
S.  120,  No.  29].  —  Vgl.  Kroner  Jüd.  LB.    1881,  p.  31  f.  35  f.  51. 

26)  A  Talmudic  Miscellany.  "IEC"?~  "2172"  „He  who  counts  the  number" 
Ps.  147,  4,  or  a  Thousand  and  One  Extracts  from  the  Talmud  the  Midrash 
and  the  Kabbalah  compiled  and  translated  by  Paul  Isaac  tiershon.  With 
introduetory  Preface  by  F.  W.  Farrar.  With  Notes  and  copious  Indexes.  Lon- 
don 1880.  Trübner  &  Co.  XXVII,  361  pp.  8.  sh.  14  [p.  1—279  Talmud, 
p.  281 — 316  hundert  Midraschstellen,  p.  317 — 343  Auszüge  aus  kabbalistischen 
Schriften]. 

27)  Dan.  Ehrmann.  Aus  Palästina  u.  Babylon.  Eine  Sammlung  von 
Sagen,  Legenden,  Allegorien,  Fabeln,  moralischen  und  sinnreichen  Erzählungen, 
Gleichnissen  und  geistvollen  Bibel  -  Auslegungen ,  Dichtungen  und  Sprüchen, 
Morallehren,  Maximen  und  Lebensregeln,  Sprüchwörtern,  Redensarten  und  ander- 
weitigen Sentenzen  aus  Talmud  und  Midrasch,  mit  sachlichen  und  sprachlichen 
Anmerkungen  nebst  einer  allgemeinen  Einleitung  über  Geist  und  Form  der 
Agada.  Wien  L880,  Holder.  XV,  309  S.  8.  M.  6.  —  Vgl.  H.  Strach  LC. 
No.    17;  Max    Weinberg  Jüd.   LB.  S.   57.  58;  ThLB.  No.  37. 

28)  Mor.  Geller.  Talmud-Sehatz.  Fragmente  aus  dem  babilonisehen 
Talmud.  Budapest  1880.  Selbstverlag.  VI,  3,  183  S.  8.  M.  3.  —  Vgl. 
S.   F.  Jüd.  LB.    1880,  p.   203.   204. 


Strack,  Rabhinica  und  Juda'tca.  129 

Dass  Zucklermandel29)  den  Druck  des  Textes  seiner  Ausgabe 
der  Thofsefta  beendet  hat,  haben  wir  schon  im  vorigen  Be- 
richt bemerkt,  Möchte  der  ebenda  angekündigte  Supplementband 
bald  vollendet  werden!  Derselbe  Autor  hat  Thofsefta-Varianten30) 
besprochen  und  eine  Stelle  der  Thofsefta31)  erklärt. 

Rege  Thätigkeit  herrsehte  auf  dem  Gebiete  der  Midrasch- 
Literatur.  8al.  Buber32)  edirte  zum  ersten  Male  den  gewöhn- 
lich, aber  irrig  Pefsiqta  zutarta  genannten  haggadischen  Kommentar 
des  Tobia  ben  Eliezer  zu  den  ersten  beiden  Büchern  des  Penta- 
teuch's;  A.  M.  Padwa33)  veranstaltete  einen  Neudruck  der  seltenen 
Venediger  Ausgabe  dieses  Kommentars  zu  Leviticus.  Numeri  und 
Deuteronomium  und  fügte  Anmerkungen  hinzu.  M.  Friedmann?,  34) 
Edition  der  sogenannten  grossen  Pefsiqta  hat  einen  guten  Kom- 
mentar; doch  ist  zu  bedauern,  dass  zur  Feststellung  des  Textes 
keine  Handschriften  benutzt  sind. 

Eine  recht  fleissige  Erstlingsarbeit  ist  M.  Lerners  ib)  Unter- 
suchung über  Anlage  und  Quellen  des  Midrasch  Bereschith   Rabba. 


29)  M.  S.  Zuckermandel.  Tosefta  .  .  [Titel  u.  s.  w.  s.  Ber.  f.  1879, 
S.  121,  No.  31].  —  Vgl.  A.  Schwarz  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch.  des 
Judenth.   1881,  S.  85—95. 

30)  M.  Zuckermandel.  Tosefta- Varianten :  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss. 
d.  Judenth.  XXIX  (1880)  p.  45—47.  139—141.  234—238.  322—328.  [Fort- 
setzung im  Jahrgang    1881.] 

31)  M.  Zuckermandel.  Erklärung  einer  Tosefta -Stelle  (Jebamoth  1,  13. 
Edujoth  2,  3):  Jüd.   LB.   1880,  p.   39. 

32)  Sal.  Buber.  Lekach-Tob  (Pesikta  sutarta).  Ein  agadischer  Cominentar 
zum  ersten  und  zweiten  Buche  Mosis  von  Rabbi  Tobia  ben  Elieser  (lebte  im 
XI.  Jahrb.).  Zum  ersten  Male  herausgegeben  nach  einer  Jerusalemischen  Hand- 
schrift ,  mit  Vergleichungen  der  betrefendeu  [so]  Handschriften  aus  den  Biblio- 
theken in  Florenz  und  St.  Petersburg.  Kritisch  bearbeitet  mit  einem  Commentar 
und  einer  ausführlichen  Einleitung  versehen.  Wilna  1880.  Wittwe  u.  Gebr. 
Komm.  Bd.  I,  69  S.  [Einleit.]  u.  244  S.  [Genesis].  Bd.  II,  222  S.  [Exod.] 
(Deutscher  Gesammttitel  vor  Band  I ,  hebr.  u.  russ.  Titel  vor  beiden  Bänden). 
—  Vgl.  -m-m.  Jüd.  LB.  S.  154  f.  158  ff.;  Goldfahn  ebd.  p.  176;  Isidore 
Loeb  Revue  des  Etudes  Juives  I,  313—315;  D.  C.  BISO.  N.  S.  No.  20/21, 
p.  407  f.;  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  d.  Judenth.  1881,  S.  332—335; 
Steinschneider  HB.  1881,  p.  29 — 32. 

33)  ^73in  nwan  by  arnDlT  Nnp-'oc  nb^bört  sm  npb  ta-n?: 
fViNp»   NmsB  nuj7j  prts  mm  .  . .  -nNn  oy  ...  min .    wilna 

1880,    Wittwe  u.  Gebr.  Romm.     3  Bde.     8.     Levit:    Bl.   1 — 80;    Numeri:    Bl. 
81—143;  Deut.:  68  +  1   Bl. 

34)  M.  Friedmann.  Pesikta  Rabbati,  Midrasch  für  den  Fest-Cyklus  und 
die  ausgezeichneten  Sabbathe  kritisch  bearbeitet,  commentirt,  durch  neue  hand- 
schriftliche Haggadas  vermehrt,  mit  Bibel-  und  Personen-Indices  versehen.  Nebst 
einem  Lexidion  der  vorkommenden  griechischen  und  lateinischen  Fremdwörter 
von  Mor.  GüdeiiKiuit.  Wien-1880;  Selbstverlag  des  Herausgebers  [Lector  am  Beth 
ha-Midrasch  in  Wien].  205  Bl.  8.  M.  6.  —  Vgl.  Jüd.  LB.  S.  195.  196;  Mo- 
natsschr. f.  Gesch.  u.  Wiss.  des  Judenth.   1881,  S.   286—288.  328—332. 

35)  M.  Lerner.  Anlage  des  Bereschith  Rabba  und  seine  Quellen:  Magazin 
f.  d.  Wissensch.  des  Judenth.  VII,  157 — 174.  197 — 237  (Fortsetzung  u.  Schluss 
in  Bd.  VIII  [1881)]. 

Jahresbericht  1880.  9 


230  Strack,  Rabbinica  und  Judaica. 

J.  Theodor 3G)  beendete  seinen  Aufsatz  über  die  Quellen  des  Mi- 
drasch  zum  Holienliede.  Erklärungen  einzelner  Stellen :  Bereschitli 
Rabba  Kap.  64 37),  Levitikus  Rabba  Kap.  11  (Entblössung  des 
Hauptes) 38),  Sifre  zu  Deut.  34,  7  39). 

Die  alten  Midrasche  zu  übersetzen  ist  Aug.  Wünsche  durch 
langjähriges  Studium  wohl  befähigt.  Leider  beeinträchtigt  er  den 
Werth  seiner  „Bibliotheca  Rabbinica.  Eine  Sammlung  alter 
Midrascbim,  zum  ersten  Male  ins  Deutsche  übertragen"  durch  die 
Schnelligkeit  seines  Arbeitens;  sind  doch  im  Jahre  1880  nicht 
weniger  als  sieben  Lieferungen  oder  etwa  700  Seiten  erschienen. 
Die  von  J.  Fürst  und  .anderen  jüdischen  Gelehrten  am  Schlüsse 
jedes  fertig  gewordenen  Midrasch  gegebenen  Verbesserungen  mil- 
dern den  Nachtheil  wenigstens  erheblich,  erschweren  aber  durch 
ihre  grosse  Zahl  die  Benutzung  der  vorstehenden  Uebersetzung. 
Fertig  wurden  der  Midrasch  zum  Prediger  Salomonis40)  und 
der  zum  Holienliede41),  begonnen  ist  Bereschith  Rabba  (s.  Ber. 
f.  1881). 

Die  Arbeit  von  S.  Se7desi2)  über  die  Dichtkunst  im 
Talmud  haben  wir  nicht  selbst  prüfen  können. 

Da  das  Verständniss  der  Talmude  und  der  Mi- 
drasche mit  vielen  Schwierigkeiten  verbunden  ist,  bedauert  man 
allgemein,  dass  J.  Levy'si3)  gehaltreiches  Wörterbuch  nur  langsam 


3G)  J.  Theodor.  Zur  Composition  der  agadischen  Homilien:  Monatsschr. 
f.  Gesch.  u.  Wiss.  des  Judenth.  XXIX  (1880),  p.  19—23  [Vgl.  Ber.  f.  1879. 
S.   121.   122]. 

37)  S.  Gronemann  Jiid.  LB.  1880,  p.  8G.  87.  Dagegen  Goldfahu 
ebd.  p.   102.  103. 

38)  Jüd.  LB.   1880,  p.   lG4b.   176b.   192b;  vgl.   1881,  p.  3G. 

39)  Caro.  Erklärung  einer  dunkeln  Stelle  in  Sifri  (Deut.  34,  7):  Jüd.  Ll> 
1880,  p.    190.     Dagegen  vgl.  Jüd.  LB.   1881,  p.  24.  52. 

40)  Aug.  Wünsche.  Der  Midrasch  Kohelet  zum  ersten  Malo  ins  Deutsche 
übertragen.  Leipzig  1880.  XVI,  165  pp.  8.  (Auch  mit  d.  Titel:  Bibliotheca 
Rabbinica.  Eine  Sammlung  alter  Midraschim  zum  ersten  Malo  ins  Deutsche 
übertragen  von  Dr.  A.  W.  Lief.  1.  3.)  —  Vgl.  J.  Derenbourg  KC.  No.  14; 
Engelhardt  Beweis  des  Glaubens,  Mai;  A.  Holding  Archiv  f.  kathol.  Kirchen- 
recht, Sept.-Oct.;  Sammter  Magazin  f.  d.  Wiss.  d.  Judenth.  S.  121 — 12G; 
J.  Theodor  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  d.  Judenth.  S.  181  —  190;  ThLB. 
No.  46;    M.  Ratcicz  Jüd.  LB.  S.  31.   43.   44.   1Q3.   104;  vgl.  ebd.  p.  52. 

41»  Aug.  Wünsche.  Der  Midrasch  Schir  ha  -  schirim.  Zum  ersten  Male 
ins  Deutsche  übertragen.  Leipzig  1880.  XII,  208  pp.  8.  (Nebentitel:  Biblio- 
theca Rabbinica  etc.,  Lief.  6.  7).  —  Vgl.  Imm.  Deutsch  Jüd.  LB.  1881, 
p.  74.   75. 

42)  S.  Sekle8.  The  Poetry  of  tho  Talmud.  Now-York  1880.  X,  14G  S. 
8.     (nach    Uli.    1880,   S.   88.] 

43)  Jacob  Levy.  Neuhebräisches  und  ChaldäischeH  Wörterbuch  über  die 
Talmudim  und  Midraschim.  Nebst  Beiträgen  von  //.  L.  Fleischer.  Leipzig 
1880,  Lief.  12  u.  13  (=  Bd.  3,  p.  113— 33G).  —  Vgl.  C.  Siegfried  Ztsclir  f. 
\\i>s   Tl logie  XXIV  (1881),  p.  507—510.  —   Vgl.  Ber.  f.  1879*,  p.  122,   No.  37. 


Strack,  Rabh'm'ra  und  Judaica.  J31 

fortschreitet  (~"Z'; — rs:).  Von  AI.  Kohufsu)  Ausgabe  des  'Arukh 
ist  erst  der  Buchstabe  i  zum  Abschluss  gekommen.  A.  Berliner*5) 
gab  eine  Skizze  der  Geschichte  der  talmudischen  Lexikographie 
und  Nachträge  zu  Levy's  Wörterbuch.  Einzelne  Wörter  behan- 
delten Isidor  KaUschiG),  M,  Grünwald*1),  Isr.  Levi*s)  (dessen 
Erklärung  des  evangelischen  Berichts  über  die  Bezeichnung  des 
Verräthers  durch  Jesum  beim  letzten  Mahle  E.  Schürer  „eine 
ebenso  neue  als  thörichte"  genannt  hat)  und  Andere49).  —  Ueber 
die  Grammatik  des  babylonischen  Talmuds  hat  Isr.  Levi50)  sich 
zu  äussern  begonnnen. 

Targume.  Schefflet51)  lieferte  einige  Bemerkungen  zur 
Massora  über  das  Targum  Onkelos. 

Exegese.  Güdemann52)  illustrirte  den  Satz,  dass  der 
Midrasch  einen  grösstentheils  noch  ungehobenen  Schatz  rationeller 
Exegese  enthalte,  durch  etliche  Beispiele.  Wegen  der  Deutung 
der  nota  accusativi  rN  im  talmudischen  Schriftthum  vergleiche 
man  die  Notizen  J.  Löioy's^'6).  —  Als  ein  Werk  grossartigen,  in 
mehr  als  einer  Hinsicht  aufopfernden  Fleisses  verdient  Chr.  D. 
Ginsburys^*)  fast  ganz  aus  Handschriften  gesammelte  „Massorah" 
bezeichnet  zu  werden.  Der  erste  Band  umfasst  die  Buchstaben 
N  bis  \  der  demnächst  erscheinende  zweite  enthält  die  zweite 
Hälfte  des  Alphabets,  der  dritte  wird  Erläuterungen  und  Quellen- 

44)  Alexander  Kohut.  Aruch  completum  .  .  .  [vollst.  Titel  s.  Ber.  f.  1879, 
p.  122,  No.  36J,  Bd.  II,  fase.  5.  Wien  1880,  p.  321—392.  Lex.-8.  —  Vgl. 
HB.   1881,  p.  5.  6. 

45)  A..  Berliner.  Zur  Lexicographie  des  Talmud:  Magazin  f.  d.  Wiss.  des 
Judenth.  VII  (1880),  S.   49—58,  vgl.  S.   134. 

46)  Isidor    Kaliseh.      Beiträge    zur    talmudischen    Lexicographie    (Pflanze 

-p-r,  a:p,  ■jTV372n):  jüd.  lb.  1880,  s.  166.  igt. 

47)  M.  Grünwald.  Beiträge  zur  talmudischen  Lexicographie  (",'^Tp',*T  ^ 
C1L2-1730) :  Jüd.  LB.  1880,  S.  194.   195. 

48)  Israel  Levi.    Manger  le  morceau:  Revue  des  Etudes  Juives  I,  105 — 108. 

—  Vgl.  ohen  S.   124  No.   262. 

49)  "OT  TN  "OT  fiDV  Jüd.  LB.  1880,  p.  36.  48  [vgl.  Ber.  f.  1879, 
S.  123,  No.  43]. 

50)  Israel  Levi.  Notes  de  f  grammaire  judeo  -  babylonienne.  Sur  la  con- 
jugaison  des  verbes:  Revue  des  Etudes  Juives  I,  212 — 221. 

51)  S.  B.  Schefftel.  Bemerkungen  zur  Massora  auf  Onkelos:  Jüd.  LB. 
1880,  p.  202.  203.     [Fortsetzung   1881,  p.  38.  39.] 

52)  Güdemann.  Midraschische  Exegese:  Monatsschrift  f.  Gesch.  u.  Wiss 
des  Judenth.  XXIX  (1880),  S.  84—88. 

53)  J.  Lmcy.    Zur  Deutung  der  Partikel  TN:  Jüd.  LB.  1880,  p.  130.  131. 

—  Vgl.  hier  S.   87   No.   34. 

54)  The  Massorah  compiled  from  Manuscripts  alphabetically  and  lexieally 
arranged  by  Christian  D.  Ginsburg.  Vol.  I,  Aleph-Yod.  London  1880.  VIII, 
758  pp.  C4r.-fol.  (Hebr.  Titel:  '"O  D^pT*  T  "OrO  "<E  b»  miüm).  — 
Vgl.  J.  B.  Courtenay  Brit.  Quart.  Rev.  v.  1.  Apr.  1881,  p.  310—341; 
H.  Strack  LC.   1881,  No.  23-,  hier  S.  82  No.  8. 

9* 


]32  Strack,  Rabhinica  und  Judaiea. 

nachweise  bringen.  —  Eine  neue  Probe  karäischer  Exegese  erhalten 
wir  durch  Th.  Hofmann65),  welcher  Jefeth's  Uebersetzung  und 
Erklärung  des  22.  Psalms  veröffentlichte.  Musterhaft  ist  die  von 
den  beiden  Derenbourg 56),  Vater  und  Sohn,  besorgte  Ausgabe  der 
kleinen  sprachwissenschaftlichen  Abhandlungen  Abu'l  Walid's. 
Einen  Abraham  ihn  'Ezra  zugeschriebenen  Kommentar  zu  den 
Proverbien  edirte  mit  bekannter  Sorgfalt  S.  R.  Drwev51),  mit 
eignem  Urtheil  über  den  Autor  vorsichtig  zurückhaltend.  Die 
Monographie  D.  Rosiris58)  über  Raschi's  Enkel  Samuel  ben  Mei'r 
erweckt  das  Verlangen  gleich  gute  Arbeiten  über  manchen  anderen 
bedeutenden  Exegeten  zu  besitzen.  Pietro  Perreau  autographirte 
und  veröffentlichte  die  Erklärung  des  freilich  wegen  seiner 
Dichtungen  und  seines  Verhältnisses  zu  Dante  wichtigeren  Imma- 
nuel ben  Salomo  zu  den  Psalmen59)  und  zum  Buche  Esther60). 
M.    Steinschneider61)   beendete   seine    Abhandlung   über   Abraham 


55)  Th.  Hofmann.  Dio  arabische  Uebersetzung  u.  Erklärung  des  22.  Psalms 
von  R.  Jepheth  Ben  Eli  Ha-Baeri.  Nach  Handschriften  veröffentlicht  und  ins 
Deutsche  übersetzt.  Tübingen  1880.  30  pp.  4.  M.  1,20.  (Zuerst  als  Progr. 
des  Gymn.  zu  Ehingen).  —  Vgl.  unten  S.   17G  No.   188. 

56)  Jos.  Derenbourg  et  Hartwig  Derenbourg.  Abou'l-Walid  Merwan 
ibn  Djanah  de  Cordoue,  opuscules  et  traites.  Texte  arabe  public  avec  une  tra- 
duction  francaise.  Paris  1880.  Imprimerie  nationale.  CXXIV,  400  S.,  Lex.  8, 
1  Taf.  Facsim.  4to.  M.  20.  —  Vgl.  H.  Strack  LC.  No.  45;  W.  Bacher  Ma- 
gazin f.  d.  Wiss.  d.  Judenth.  S.  255 — 260;  Steinschneider  HB.  S.  20—24; 
Bernhard  Stade  ThLZ.  1881.  c.  393  f.;  Isidore  Loeb  Revue  des  Ktudes  Juives 
1,  137—140;  Ernest  Renan  JdSav.  1882,  98—106;  Reg.  Lome  Poole  Ac. 
XVII,  345  f.  Abu'l  Walid's  Leben  ist  deutsch  nach  der  Einleitung  J.  Deren- 
bourg's  geschildert:  Monatsschrift  f.  Gesch.  u.  Wissensch.  des  Judenth.  1880. 
145—166.   205—216. 

57)  S.  R.  Driver.  A  commentary  on  the  book  of  Proverbs  attributed  to 
Abraham  ibn  Ezra.  Edited  from  a  manuscript  in  the  Bodleian  library.  Oxford 
1880.  Clarendon  press.  XV,  57  S.  8.  3  s.  6  d.  — ■  Vgl.  M.  Grünwald 
Jüd.  LB.  1881,  p.  14.  18,  welcher  mit  nicht  zureichenden  Argumenten  für  die 
Autorschaft  des  Abr.  ibn  'Ezra  eintritt;  hier  S.    108  No.   157. 

58)  Dav.  Rosin,  R.  Samuel  b.  Meir  (D  30"))  als  Schrifterklärer.  Breslau 
1880.  Koebner.  IV,  158  S.  M.  4.  (A.  im  Jahresbericht  des  jiid.-theol.  Se- 
minars in  Breslau).  —  Vgl.  IL  Strack.  LC.  No.  38;  ThLB.  No.  35;  T.  in  Jüd. 
LB.  S.  139.  140;  Berliner  Magazin  f.  d.  Wiss.  d.  Judenth.  S.  182 — 190; 
Steinschneider  HB.  S.  86.  87;  D.  Kaufmann  GGA.  S.  399 — 410;  St.  Mo- 
natsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  des  Judenth.  S.  190 — 192.  Berichtigungen  u.  Zu- 
sätze des   Verf.:   ebd.   p.   95.   96.    142.   143.   238—240. 

59)  Gomento  sopra  i  Salmi  (mD~n  O  D)  inedito  e<l  iinico  de!  Rabbi  Im- 
manuel ben  Salomo  Romano  trascritto  o  pubblicato  da  Pietro  Perreau  secondo 
il  codier  ebreo-rabbinico  derossiano  No.  615  (Autografia).  Parma  kl.-fol.  1879, 
läse  1—5,  p.  1—43;  1880,  fasc.  6—16,  p.  44 — 122  u.  Parte;  11  p.  L — 40  [1881 
erschienen  Lieff,   1 7—  2&J. 

60;  Commento  sopra  il  libro  di  Ester  ("inotf  n?3M  D)  .  .  .  secondo  il 
Codice  .   .   .  No.   615   .   .   .   Parma   1880.      70   pp.      kl.-fol. 

Uli  .1/  Steinschneider.  Abraham  ben  Salomo:  1115.  1880  7  —  1 J  39  1 2 
61-65      [Vgl.   Ber.   f    1879,  S.    125,  No.  54.J 


Strack,  Rdbbinica  und  Judaica.  133 

ben  Salomo.  —  Von  neueren  Autoren  nennen  wir  hier  nur  drei, 
welche  sich  der  hebräischen  Sprache  bedienten .  im  übrigen  auf 
den  unsrer  Uebersicht  vorangehenden  Bericht  von  E.  Kautzsch 
verweisend.  Meklenburg62),  dessen  Kommentar  zum  Pentateuch 
zum  ersten  Male  1839  (in  Leipzig)  erschien,  bemüht  sich  die 
zwischen  dem  einfachen  Wortsinne  und  der  Tradition  bestehenden 
Widersprüche  auszugleichen.  David  KoJui63)  tritt,  den  Konjek- 
turen Neuerer  entgegen,  mit  Wärme  für  die  massorethischen  Les- 
arten in  den  Psalmen  68.  107.  76  ein.  Fast  nur  als  Sammlung 
von  Rohmaterial  hat  Werth  die  Synonymik  von  M.  Tedeschi6*), 
da  der  Verfasser  über  Etymologie  ganz  verkehrte  Ansichten  hat. 
Auf  das  umfangreiche ,  weil  in  der  jüdischen  Literatur  nicht 
mit  Bestimmtheit  von  andren  Disciplinen  abzugrenzende  Gebiet  der 
Religionsphilosophie  beziehen  sich  folgende  Schriften  und 
Allhandlungen.  Simchowitz65)  bemüht  sich  die  Uebereinstimmung 
des  „Mosaismus"  mit  der  modernen  empirischen  Naturphilosophie 
zu  beweisen.  Die  Absicht  ist  an  sich  verkehrt;  daher  rnuss  der 
Verfasser  die  hl.  Schrift  in  ein  Prokrustesbett  spannen:  immerhin 
hat  seine  Arbeit  einigen  Werth  durch  Citate  aus  den  Midraschen 
und  religionsphilosophischeii  Büchern.  Der  Artikel  von  Ed.  Beuss6*) 
über  die  Qabbala  ist  nicht  ungeeignet  zur  ersten  Orientirung  in 
dieser  Welt  des  Unsinns,  bedarf  aber  mancher  Berichtigung  (z.  B. 
in  Betreff  des  Sohar,  dessen  Abfassung  durch  Moses  de  Leon 
zweifellos  ist,  s.  Juchafsin,  London  1851,  S.  95).  Ueber  ein  theil- 
weise  hierher  gehöriges  Buch  Joel's  s.  unten  Nr.  125.  Isr.  Levi01) 
behauptet,  dass  die  Talmudisten  „des  Apocalypses  messianiques 
juives"  hatten  und  citirten;  seine  Gründe  bedürfen  mindestens  der 


62)  Jacob  Zebi  Meklenburg.  1-  ~52p~"i  2n:"  .  Hebräi>eher  Com- 
nientar  zum  Pentateuch.  4.  Aufl.  mit  Zusätzen  aus  dem  literarischen  Nachlasse 
des  Verfassers.  Frankf.  a.  M.  1880,  J.  Kauffmann.  —  Vgl.  D.  Hoffmann 
Magazin  f.  d.  Wissenseh.  d.  Judenth.   1881,  S.   119.   120;  hier  S.  99   No.   82. 

63)  Nrrrr  Tn  PNE  ttSin  TN  ISO.  Warschau  1880.  34  pp.  8.  (Auch 
mit  russischem  Titel.)  [Selbstverlag  des  Verfassers  in  Odessa.]  —  Vgl.  Imm. 
Deutsch  Jüd.  LB.   1880,  p.  204. 

64 1  Thesaurus  Synoniimorum  [sie]  linguae  Hebraicae  cum  dissertatione  de 
eorum  vi  quoad  etymon  atque  usum  in  biblicis  libris  edidit  Moyses  Tedeschi 
Tergestinus.  (Hebr.  Titel:  '"D  "nn?  "plüb  ^STO  nSIN).  Padua  1879  [Um- 
schlag 1880.]     327   pp.     8.  —   Vgl.  hier  S.  87   No.  35. 

65)  S.  Seh.  Simchowitz.  Der  Positivismus  im  Mosaismus  erläutert  und 
entwickelt  auf  Grund  der  alten  und  mittelalterlichen  philosophischen  Literatur 
der  Hebräer.  Wien  1880.  IX,  206  pp.  8.  M.  3.  —  Vgl.  S.  Friedmann 
Jüd.  LB.   1881,  p.  25.  26. 

66)  Real-Encyklopädie  für  protest.  Theologie  und  Kirche,  2.  Aufl.,  Leipzig, 
Bd.  VII,  p.  375 — 390.  [Wie  es  scheint,  ein  wenig  veränderter  Abdruck  aus 
der   1.  Auflage.] 

67)  Israel  Levi.  Apocalypses  dans  le  Talmud:  Revue  des  Etudes  Juives 
1,   108—114. 


134  Strack,  Rabbinica  and  Judaica. 

Sichtung.  M.  Wulff6*)  gab  mit  Benutzung  des  arabischen  Ori- 
ginals weitere  Bemerkungen  zu  dem  hebräischen  Wortlaute  der 
Emunoth  wede'oth  Sa'adja's.  David  Castelli69)  edirte  und  er- 
läuterte den  Kommentar  des  Schabbathai  Donnolo  zum  Buche 
Jesira.  Mit  der  Nachweisung  der  Spuren  Al-Bataljüsi's  (d.  i.  aus 
Badajoz,  f  c.  1030)  in  der  jüdischen  Religionsphilosophie  be- 
schäftigte sich  I).  Kaufmann1").  Ueber  „die  Herzenspflichten* 
des  Bachja  ben  Josef  ihn  Paquda  schrieb  P.  Perreaa11)  einen 
kleinen,  aber  leseuswerthen  Artikel.  B.  Ziemlich1'1)  zeigte,  dass 
der  Ansicht  des  Jehuda  ha-Levi  von  der  Erblichkeit  der  Prophetie 
Verwandtes  sich  schon  bei  Abraham  ben  Chijja  (-}-  1135  6)  findet. 
Der  Grundgedanke  des  Buches  "irö  ist  nach  M.  Steckelmacher  73>. 
„dass  die  jüdische  Religion  zwar  .  .  .  vor  den  Gesetzen  des  Ver- 
standes ohne  inneren  Widerspruch  .  .  .  erscheinen  muss ;  aber  sie 
bedarf  nicht  ferner  .  .  .  einer  positiven  Begründung  von  Seiten 
der  .  .  .  Vernunft,  weil  der  geschichtliche  Boden,  aus  welchem 
allein  die  jüdische  Religion  erwachsen  ist  ... ,  auch  allein  un- 
widerleglich ihre  Wirksamkeit  bezeugt  und  alle  philosophische 
Stütze  durchaus  entbehrlich  macht. a  Zacloc  Kahn1*)  berichtet 
über  das  Pariser  Manuskript  des  unter  dem  Namen  N:p?:~  Epv 
bekannten,  noch  ungedruckten  antichristlichen  Werkes ,  welches  in 
der    zweiten    Hälfte    des    13.    Jahrhunderts    von    einem    gewissen 


68)  M.  Wolf}'.  Bemerkungen  zu  dem  Wortlaute  der  Emunot  we-Deot: 
Magazin  f.  d.  Wissensch.  des  Judenth.  VII,  S.  73 — 100  (vgl.  Bericht  für  1878, 
Heft  1,  S.  38,  Anm.  49).  Berichtigungen  zu  den  Bemerkungen  ebd.  VIII 
(1881),  S.  60. 

69)  II  commento  di  Sabbatai  Donnolo  sul  libro  della  creazione  pubblicato 
per  la  prima  volta  nel  testo  ebraico  con  note  critiche  e  introduzione  da  David 
CasteUi.  Firenze.  IV,  72,  86  pp.  8.  (Pubblicazioni  del  R.  Istituto  di  studi 
superiori  pratici  e  di  perfezionamento  in  Firenze.  Sezione  di  filosoria  e  filologia. 
Accademia  Orientale.) 

70)  David  Kaufmann.  Die  Spuren  Al-Batlajüsi's  [sie]  in  der  jüdischen 
Keligions-Philosophio  nebst  einer  Ausgabe  der  hebräischen  Uebersetzungen  seiner 
bildlichen    Kreise.      Leipzig    1SS0.      64  -j-  55    pp.      8.       (Auch    mit    hebr.    Titel: 

"O  nrri^'ir;  mbiayn  ~EO).  (Vorher  im  Jahresbericht  der  Landes- 
Rabhinerschule  in  Budapest  f.  das  Schuljahr  1879 — 80.)  —  Vgl.  Isidore  Loch 
Kevue  des  Etudes  Juives  I,  315 — 317;  David  Rosin  Monatsschrift  f.  Gesch. 
u.  Wissensch.  des  Judenth.  S.  566 — 573;  Frankl  Jüd.  LH.  1881,  p.  31.  35; 
Steinschneider  HB.  1881,  p.  32 — :)ö;  //.  Hirschfeld  Magazin  f.  d.  Wiss.  des 
Judenth.   1882,  p.  öl — 53;  Rassegna  settim.   1881,   7.  August. 

71  i  tntorno  all'  opera  Chovoth  lia-Levavoth  e  la  teologia  di  Bachia  Um 
Pakudaj  Antologia  [sraelitica  di  Corfü.  Febbrajo  1879.  8.  [Mir  in  einem 
sechs  Seiten   füllenden  Separatabdrucke  vorliegend.] 

72)  Him/,.  Ziemlich.  Abraham  ben  Chija  und  Jehuda  Halewi:  Monats- 
schrift f.  Geseb.  u    Wiss.  des  Judenth.   XXIX  (1880)  S.  366—374. 

73)  M.  Steckelmacher.  Der  bleibende  Grundgedanke  Jehuda  Halewy's: 
Jüd.  LH.   1880,  S,  :,:;.  54.  61.  <\-2. 

71i  Zadoc  Kal,u.     Etüde   sur   lo   livre    de  Joseph  le  Zelateur,    recueil   de 

controverses    religieuses    du  moyen  äge:    Kevue  des   Etudes  Juives  I,  222—246. 


Strack',  Rabbinica  and  Judaiea.  135 

Elijjahu  besonders  aus  der  im  übrigen  verloren  gegangenen  Schrift 
des  Josef  ben  Nathan  compilirt  worden  ist  (vgl.  Steinschneider, 
Katal.  der  hebr.  Hdschrr.  in  Hamburg  p.  71—73.  176  —  180). 
Der  kleine  Artikel  von  Leon  Alegre 75)  über  Levi  ben  Gerson  ist 
unbedeutend  und  enthält  gleich  im  Titel  einige  Irrthümer. 

M.  Steinschneider16)  veröffentlichte  seine  Uebersetzung  der 
nur  einmal  und  zwar  inkorrekt  gedruckten  Polemik  des  Simon  ben 
Semach  Duran  (1361 — 1444)  gegen  den  Islam.  Schliesslich  sei 
noch  P.  Perreau's'n)  üeissige  Studie  über  die  mystischen  Expo- 
sitionen des  Nathan  ben  Abigdor  (Ende  des  13.  od.  Anf.  des  14. 
Jabrh,  Provence  od.  Rom,  vgl.  HB  XI.  24)  erwähnt, 

Die  karäische  Literatur  ist  abgesehen  von  der  oben 
(Nr.  55)  erwähnten  Arbeit  Hofmann's  nur  durch  Notizen  M.  Stein- 
schneiders18) über  Elia  Dajj an,  Elia  ben  Abraham,  Israel  Ma'arabi, 
die  Familie  Begi,  Abraham  Bali,  Mose  ben  Jakob,  Josef  Tischbi  u.  s.  w. 
vertreten. 

Für  Diejenigen,  welche  sich  mit  der  mittelalterlichen  hebräischen 
Poesie  beschäftigen,  ist  von  grossem  Interesse  Sani.  Dav. 
Luzzatto's19)  Verzeichniss  der  ihm  aus  Drucken  und  Handschriften 
bekannt  gewordenen  Pajtanim.  Besonderen  Werth  hat  dies  Ver- 
zeichniss dadurch,  dass  es  nicht  nur  die  Anfänge  der  von  jedem 
Autor  herrührenden  Pijjutim,  sondern  auch  die  Fundstellen  oder 
doch  eine  Fundstelle  für  jedes  Gedicht  angiebt.  Um  die  Reich- 
haltigkeit dieser  Arbeit  kenntlich  zu  machen,  bemerken  wir,  dass 
z.  B.  auf  Moscheh  ben  Ja'qob  ibn  'Ezra  nicht  weniger  als  228 
Nummern  kommen. 

Da  Levy's  „Neuhebräisches  und  chaldäisches  Wörterbuch"  (ob. 
Nr.  43)  nur  auf  die  Talmude  und  Midrasche  Rücksicht  nimmt,  ist 


75)  Leon  Alegre.  Levi  ben  Gerson,  philosophe,  astronome  et  medecin, 
ne  ä  Bagnols  en  1288,  mort  ä  Perpignan  vers  1370.  Extrait  des  Notices  bio- 
graphiques  du  Gard,  canton  de  Bagnols.  Bagnols  1880.  Aug.  Baile.  19  pp. 
8.  —  Vgl.  Isid.  Loeb  Revue  des  Etudes  Juives  I,  306. 

761)  Mor.  Steinschneider.  Islam  und  Judenthum.  Kritik  des  Islam  von 
Simon  Duran  (1423),  aus  dem  Hebräischen  übersetzt  und  erläutert:  Magazin 
f.  die  Wissenschaft  des  Judenthums  VII  (1880),  S.  1 — 48.  [S.  hatte  in  der 
Einleitimg  zu  seinem  I"i"QN  "pH  (Erklärung  der  Sprüche  der  Väter)  Christen- 
thum  und  Islam  kritisirt.  Dieses  in  der  Ausgabe  Livorno  1785  aus  Censur- 
rücksichten  weggelassene  Stück  wurde  bald  darauf  (ebd.  4)  unter  dem  Titel 
p721    niup   gedruckt.]  —  Vgl.  unten  S.  176   No.   192. 

77)  Intorno  alle  esposizioni  mistiche  in  lingua  ebreo-rabbinica  del  R.  Nathan 

ben  Abigdor  (-mroN  i-'^sn  -,r:  Srtb  nro:n  *pn  hy  cttin-o).    r6- 

lazione  di  Pietro  Perreau.    Padova   1880.     48  pp.    8.     Estratto  dal   Mose,  An- 
tologia  Israelitica  di  Corfü,  anno  II  e  III,   1879 — 80. 

78)  M.  Steinsehneider.  Karaitische  Literatur:  Hebr.  Bibliogr.  1880, 
S.  69—72.   91—99.   121 — 124. 

79)  oicin  ■'-ieoe  D^narn  b^n  apib?3  n^üT'Srti  a^aa^cn  mb 

Ti   DSVO   a^SOöT:    Ozar  Tob  (s.  ob.  No.  4),  p.   1—106. 


|3(j  Strack,  Rabbinica  und  Judaica. 

in  Ermangelung  eines  besseren  Hülfsmittels  das  neuhebräisch - 
deutsche  Wörterbuch  von  M.  Schulbaum  6{))  trotz  nicht  weniger 
Lücken  und  Mängel  willkommen  zu  heissen.  Die  Erörterungen 
dreier  Rabbiner  über  den  Ausdruck  -,;-:3  -,-nZ)b  (Slavisch)81)  haben 
keine  erwähnenswerthe  Frucht  gezeitigt. 

Archäologie.     Hamburgers  Real-Encyklopädie82)  ist  zwar 
sehr    ungleichmässig    gearbeitet,    indem    man    über    viele  Personen 
und  Realien    den  gesuchten  Aufschluss  nicht    findet,    wogegen  an- 
deren   Artikeln    ein    unverhältnissmässig    grosser  Raum    gewidmet 
ist;  doch  verdient  das  Buch  mehr  als    bisher  beachtet  zu  werden, 
weil  andere  deutsche  Nachschlagebücher  nicht  existiren.    Störender 
als    manche    Irrthümer   und    schiefe    Urtheile    sind    die    zahlreichen 
Fehler  in  den  Citaten.     Da    das  ganze   jüdische  Leben   durch    das 
Gesetz  normirt  ist,  gedenken  wir  nun  eines  Artikels  von  M.  Bloch  83) 
über  die  Entstehung  der  üblichen  Zählung  von   613  Satzungen  im 
Pentateuch.     Das  Resultat    des  Verfassers  ist    in  Kürze  folgendes: 
Während   der  Misclma-Periode  zählte  Niemand  die  mosaischen  Vor- 
schriften, um  die  Autorität  der  auf  die  Thora  gegründeten  münd- 
lichen   Gesetze  nicht   zu    schwächen.      Das   konnten   vielmehr   erst 
die  Amoräer    thun,    welche    nur    die   Bestimmungen    der  Mischna- 
lehrer  kommentirten  und  weiter  ausbildeten.     Durch   die  religiösen 
Streitigkeiten    mit    den  Christen   wurde    man    zu    der    bestimmten 
Behauptung   genöthigt,    dass    alle  Gesetze    des  Pentateuchs    gleich 
heilig  und  offenbart  seien,  dass  Niemand  sie  theilweise  modificiren 
dürfe.     Diesen  Gedanken  drückt  R.  Simlai  allegorisch  aus,    indem 
er  die  Zahlen  für  beide  in    der  Thora  enthaltenen  Arten  von  Ge- 
setzen auf  zwei  gleich  unveränderliche  Ausdrücke  zurückführt:   365 
Gebote    wie    365  Tage  im  Jahre,    248  Verbote    entsprechend    den 
248  Gliedern   des   menschlichen   Körpers.      Ph.    B.  Benny**)   gab 
eine  populäre  Darstellung   des  jüdischen   Kriminalkodex  nach    dem 


80)  Muses  Sehulbcmm.  Allgemeines,  vollständiges  neuhebräisch-deutsches 
Wörterbuch  mit  Inbegriff  aller  in  den  talmudisehen  Schriften  und  in  der  neuen 
Literatur  überhaupt  vorkommenden  Fremdwörter.  Lemberg  1880.  Midi.  Wolf. 
(Hebräischer    Titel:    'iD    ^br~   D'b?2n  IST»).     IV,  IV,  290    p.      8.    -  -    Vgl. 

Trcilel   Monatsschrift  f.  Gesch.  u.   Wissensch.  des  Judenth.   1881,    S.   428—432. 

81)  ■p>D=)  "ptab  s.  Jüd.  LB.  1880,  S.  84.  '.16.  152.  15:$;  vgl.  1881,  p.  107  f.: 
Nochmals   über  die  slawischen  Wörter  hei  Raschi. 

82)  ./.  Hamburger.  Real-Encyklopädie  für  Bibel  und  Talmud.  Wörter- 
buch zum  Schulgebrauch  für  Bibelfreunde,  Theologen,  Juristen,  Gemeinde-  und 
Schulvorsteher,  I. einer  etc.  Abtheilung  II,  Heft  5:  Krankengebet— Mystik.  Lpz. 
IKKii,  p.  657—816.  (lieber  den  Messias  s.  p.  735—779.)  —  Vgl.  Lewin 
.lud.   LH    L880,  p.  35;  IIB.  p.  ,!G. 

s:ti   Mo'i.sc  Bloch.     Les  613  lois:  Revue  des  Etudes  Juives  I,    107—211. 

sli  Philip  Bert/er  Benny.  The  ('riminal  Code  of  the  Jews  aecording 
to  the  Talmud  Massechetb  Synhedrin.  London  1880.  Smith,  Eider  &  Co.  X, 
L33   S       8.      1    s.    li   d.     (Zuers!    in   der   1  * .- 1 1 1   Mall  Gazette,  Oct.   1870). 


Strack,  Rabbinica  und  Judaica.  137 

Traktat  Sanhedrin.  —  Ferd.  Weber*5)  hat  mit  liebevollem  und 
unparteilichem  Fleisse  das  System  der  altsynagogalen  palästinischen 
Theologie  aus  den  Quellen  geschildert.  Gerade  aus  des  Verfassers 
Bestreben  unparteilich  zu  sein  ist  der  im  Verhältniss  zu  dem  vielen 
Guten,  das  geboten  wird,  unerhebliche  Mangel  zu  erklären,  dass 
die  in  dem  erhaltenen  Schriftthum  der  Synagoge  fast  ganz  zurück- 
gedrängte Vorstellung  vom  stellvertretenden  Leiden  des  Messias 
in  seiner  Arbeit  als  gar  nicht  vorhanden  erscheint.  Wer  wissen 
will ,  welche  Vorstellungen  die  Juden  zur  Zeit  des  Talmuds  vom 
Zustande  nach  dem  Tode  hatten ,  findet  auch  in  einem  von  A. 
Wünsche 86)  verfassten  Aufsatze  Auskunft. 

TJeber  Entstehung  und  Bedeutung  des  TH  p?2  genannten 
Zeichens  (ob  Davidsschild,  ob  Drudenfuss?)  brachte  das  Jüd.  Litbl. 
mehrere,  freilich  nicht  abschliessende  Notizen87).  Ueber  Hagio- 
graphenlektion  am  Sabbathnachmittag  schrieb  AI.  Kisch**)  einen 
kleinen  Aufsatz.  Isaac  Weill's89)  Schrift  über  das  Proselyten- 
wesen  ist,  nach  einer  Recension ,  aus  der  allein  wir  sie  kennen, 
mittelmässig.  Wer  dasselbe  von  dem  Vortrage  sagt,  welchen  der 
Herr  Landesrabbiner  Dr.  J.  Hamburger00)  vor  der  Generalver- 
sammlung der  DMG  in  Stettin  besser  nicht  gehalten  hätte,  urtheilt 
milde.  Auch  von  dem  Vortrage  des  Lehrers  Black- Gudensberg91) 
über  das  Pädagogische  im  Talmud  kann  Günstigeres  nicht  gesagt 
werden. 

Jüdisches  Volksleben    zur  Zeit  Jesu  schilderte    in    anspruchs- 


85)  Ferd.  Weber.  System  der  altsynagogalen  palästinischen  Theologie 
aus  Targum ,  Midrasch  und  Talmud.  Nach  des  Verfassers  Tode  herausgegeben 
von  Franz  Delitzsch  und  Georg  Schnedermann.  Leipzig  1880.  XXXIV, 
399  pp.  8.  —  Vgl.  H.  Strack  ThLB.  1881,  No.  1.  2;  C.  Siegfried  GGA. 
1881,  p.  372—394;  E.  Schürer  ThLZ.  1881,  c.  513—517;  Caro  Jüd.  LB. 
1881,  p.   3  f.    11  f.   19.   23. 

86)  A.  Wünsche.  Die  Vorstellungen  vom  Zustande  nach  dem  Tode  nach 
Apokryphen,  Talmud  und  Kirchenvätern:  Jahrbb.  t*.  prot.  Theol.  1880,  S.  355 
—383.   495—523.  —  Vgl.  hier  S.   123   No.   258. 

87)  Bedeutung  des  -p-,  pj •  M.Brann  Jüd.  LB.  1880,  p.  35.  36.  Vgl. 
p.   40.  59.      1881,  p.   7.  8. 

88)  Alexander  Kisch.  Hagiograph.enlek.tion  am  Sabbatnachmittag:  Monats- 
schrift f.  Gesch.  u.  Wissenseh.  des  Judenth.  XXIX  (1880)  S.  543 — 548. 

89)  Isaac  Weill.  Le  proselytisme  chez  les  Juifs  selon  la  Bible  et  le 
Talmud.  Strasbourg  1880,  Derivoux.  109  pp.  8.  —  Vgl.  L.  Jüd.  LB. 
1881,  p.    15. 

90)  J.  Hamburger.  Die  NichtJuden  und  Sekten  im  talmudischen  Schrift- 
thum. Vortrag  Neu-Strelitz  1880.  16  pp.  8.  60  Pf.  [Fast  dasselbe  in  der 
oben  (No.  82)  erwähnten  Keal-Encykl.]  —  Vgl.  Jüd.  LB.  1880,  p.  195.  199. 
1881,  p.   20. 

91)  Bloch- Gudensberg.  Das  Pädagogische  im  Talmud.  Vortrag,  gehalten 
auf  der  Jahresversammlung  der  israelit.  Lehrer  Hessens  zu  Fulda  am  5.  Juli 
1880.     Halberstadt   [1880].     26  pp.     8.     40  Pf. 


138  Strack,  Rabbindca  und  Judaica. 

loser,  für  ein  grösseres  Publikum  berechneter  Darstellung  JB.  Pick92). 
Ignaz  Goldziher93)  machte  aus  muhammedanischen  Schriften  Mit- 
theilungen über  jüdische  Sitten  und  Gebräuche ;  insbesondere  ent- 
hält die  Arbeit  eine  Uebersetzung  des  Kapitels  in  dem  muhammeda- 
nischen Rechtsbuche  des  Mari  b.  Jüsuf  (7  1033),  welches  Vor- 
schriften über  die  von  den  Juden  zu  beobachtende  Haltung  giebt, 
und  zieht  Schlüsse  auf  jüdische  Gebräuche  aus  den  von  Muhammed 
wie  von  Späteren  ausgesprochenen  Warnungen  vor  solchen. 

Stern's 94)  Schriftchen  über  Thierquälerei  und  Thierleben  in 
der  jüdischen  Literatur  hat  keinen  wissenschaftlichen  Werth,  zumal 
gerade  für  das  nachbiblischen  Schriften  Entnommene  keine  Beleg- 
stellen angegeben  sind. 

Jos.  Rergel95)  verspottet  nicht  ohne  mannigfaltiges  Wissen 
die  Naturerkenntniss  der  Talmudisten ;  aus  den  bezüglichen  Irr- 
thümern  der  Talmudisten  folge  die  Hinfälligkeit  mindestens  der  auf 
sie  gegründeten  halachischen  Bestimmungen.  Ohne  solche  Absicht, 
lediglich  um  über  die  Vergangenheit  zu  belehren,  hat  J.  M.  Rab- 
binowicz96)  aus  dem  ersten  und  dem  fünften  Bande  seiner  „Legis- 
lation civile  du  Talmud"  (s.  ob.  Nr.  23)  alle  die  Talmudabschnitte 
in  französischer  Uebersetzung  zusammengestellt,  welche  sich  auf 
die  Heilkunde  beziehen.  M.  Rawitz/a91)  bestritt,  dass  der  Kaiser- 
schnitt den  Talmudisten  bekannt  gewesen  sei.  Die  Gegengründe 
der  in  der  Anmerkung  citirten  Recension  scheinen  dem  Referenten 
nicht  stichhaltig  zu  sein. 

Isidor  Loeb's 9H)  Verzeichniss  jüdisch  -  arabischer  Aerzte  ist, 
weil    zumeist    nach    Leclerc    und    Carmoly  (!)    zusammengestellt, 


92)  Jüdisches  Volksleben  zur  Zeit  Jesu  von  Bernhard  Pick,  75  pp.  S. 
Rochester,  N.  Y.   1880.  —  Vgl.  oben  S.   123  No.  259. 

93)  Ign.  Goldzilier.  Ueber  jüdische  Sitten  und  Gebräuche  aus  muham- 
medanischen Schriften :  Monatsschi-,  f.  Gesch.  u.  Wiss.  des  Judenth.  1880,  p.  302 
—315.  355—365.  —  Vgl.  unten  S.   176  No.    191. 

94)  Stern.  Thierquälerei  und  Thierleben  in  der  jüdischen  Literatur. 
I'en  Thierschutzvereinen  gewidmet.     Zürich   1880.     Verlagsmagazin.     48  S.     8. 

-  Vgl.  H.  Strack  ThLB.  1881,  Sp.  35.  36;  Lewin  Jüd.  LB.  1880,  S.  179. 

95)  Jos.  Berget.  Studien  über  die  naturwissenschaftlichen  Kenntnisse  der 
Talmudisten.  Leipzig  1880.  Friedrich.  IV,  102  S.  8.  M.  4.  —  Vgl.  H.  Strack 
LC.  No.  35;  H.    Gort  Theol.  Tijdschr.  p.  650—652. 

96  1  ,/.  M.  Jlahbinoiricz.  La  medecine  du  Thalmud  ou  tous  les  passages 
concernanl  la  medecine  extraits  dos  21  traites  du  Thalmud  de  Babylone.  Paris 
1880  chez  fauteur,  Rue  de  Seine,  63.  LI,  176  S.  8.  —  Vgl.  Kornfeld  Jüd. 
LB.   1880,  p.    160 

!)7)  .1/.  lüurii-.l,-!.  L'i'ber  die  Lehre  vom  Kaiserschnitte  im  Talmud:  Vir- 
chows    Archiv    für    pathologische  Anatomie  etc.     Bd.   80    (1880),   p.   494 — 503. 

Vgl    dagegen: r    Magazin    f.  d.  Wissenschaft    dos  Judenth.   1881, 

S.   48—53. 

!tSi  ./.  /.</<//.  Jüdisch-arabische  Aerzte:  Magazin  f.  d.  Wissensch.  des  Ju- 
denth.  VII     iu|  -no.     Vgl.   unten  S.   169  No.   122. 


Streich,  Rabbinica  und  Judaica.  139 

nutzlos.  Mit  den  Leistungen  zweier  einzelner  Aerzte  beschäftigten 
sich  P.  Perreau")  und  J.  Dakas100). 

Die  unter  dem  Namen  Mischnath  ha-middoth  bekannte  älteste 
geometrische  Schrift  in  hebräischer  Sprache  hat  M.  Schapira101) 
mit  deutscher  Uebersetzung  neu  herausgegeben.  M.  Steinschnei- 
der's 102)  Abhandlung  über  Abraham  ibn  'Ezra  ist  nicht  nur  für 
die  Geschichte  der  Mathematik  von  Wichtigkeit,  wie  eine  kurze 
Inhaltsangabe  der  ersten  9  (von  20)  ij§  zeigen  wird:  Abraham  bar 
Chijja  und  I.  'E.;  Lebensverhältnisse;  Daten;  I.  'E.  und  Jehuda 
ha-Levi;  Auswanderung;  Reisen;  Hat  I.  'E.  arabisch  geschrieben*?; 
Kenntniss  und  Anwendung  des  Arabischen  und  der  arabischen 
Literatur;  Mystik  und  Kabbala.  Leon  Modet103)  machte  Mit- 
theilungen über  die  von  Abraham  ibn  'Ezra  angewendeten  Zahl- 
bezeichnungen und  algebraischen  Zeichen. 

Ueber  die  Verwandtschaft  der  in  der  jüdischen  Lite- 
ratur vorkommenden  Sagen .  Märchen ,  Fabeln  u.  s.  w.  mit 
den     anderwärts     sich    findenden     haben     M.    Gaster  10i~i05)    und 


99)  Pietro  Perreau.  Della  medieina  teorio-prattica  del  rabbi  Natan  ben 
Joel  Palquera:  Atti  del  IV.  Congresso  Iuternazionale  degli  Orientalist!.  I,  189 
—197  (Firenze  1880).  —  Vgl.  M.  Steinschneider  HB.  1880,  p.  17—20. 

100)  Jules  Dulcas.  L'Apologie  du  Medecin  juif,  de  David  de  Pomis. 
Etüde  de  l'ouvrage  aux  points  de  vue  de  la  eonditiou  sociale  des  juifs  et  de 
l'histoire  litteraire  ä  la  lin  du  XVP'  siecle:  Eevue  des  Etudes  Juives  I,  145 — 152. 

101)  nVlWl  rCW2  Mischnath  ha-mmiddoth  [sie]  (Lehre  von  den  Maassen). 
Aus  einem  Manuscripte  der  Münehener  Bibliothek,  bezeichnet  Cod.  Hebr.  36, 
als  erste  geometrische  Schrift  in  hebräischer  Sprache  herausgegeben  und  mit 
einigen  Bemerkungen  versehen  von  M.  Steinschneider  (Berlin  1864);  ins 
Deutsche  übersetzt,  erläutert  und  mit  einem  Vorwort  versehen  von  Hermann 
Schapira :  Abhandlungen  zur  Geschichte  der  Mathematik.  Drittes  Heft  (Suppl. 
z.  hist.-lit.  Abth.  d.  Ztschr.  f.  Math.  u.  Phys.)  p.  1—56.  8.  [p.  1—34  Ein- 
leitung, Uebersetzung  mit  kurzen  Noten;  p.  36 — 45  Text  der  nahe  verwandten 
ersten  arabischen  Geometrie  von  Muhammed  ben  Musa;  p.  46 — 54  hebr.  Text 
der  M.  ha-middothl. 

102)  Moritz  Steinschneider.  Abraham  ihn  Esra  (Abraham  Judaeus.  Ave- 
nare).  Zur  Geschichte  der  mathematischen  Wissenschaften  im  XH.  Jahrhundert: 
.Supplement  zur  histor.-literar.  Abtheilung  der  Zeitschr.  f.  Mathematik  u.  Physik. 
25.  Jahrg.  1880.  Leipzig,  p.  57  — 128.  Vgl.  Isidore  Loeb  Revue  des  Etudes 
Juives  I,  317.  318  und  s.  hier  S.   168   Xo.    114. 

103)  Leon  Rodet.  Sur  les  notations  numeriques  et  algebriques  anterieure- 
ment  au  XVI«  siecle ,  ä  propos  dun  manuscrit  de  l'aritlnnetique  d  Aben  Ezra : 
Actes  de  la  Societe  philologique  tome  VIII,  annee  1878.  Paris  1880,  p.  1 — 25. 
8.  [p.  1 — -6  Description  du  manuscrit  1052,  fonds  hebreu,  de  la  Bibliotheque 
Nationale;  p.  7- — 25  Des  notations  employees  par  Aben  Ezra].  Auch  als  erster 
Theil  (j>.  1 — 25)  einer  separat  erschienenen  Abhandlung:  Sur  les  notations  .  .  . 
XVI*  siecle,  Paris  1881. 

lull  3/.  Crcister.  Beiträge  zur  vergleichenden  Sagen-  und  Märchenkunde: 
Monatsschrift  f.  Gesch.  u.  Wiss.  des  Judenth.  XXIX  (1880),  p.  35—44.  78—84. 
115—131.  215—225.  31G— 322.  422—427.  472—480.  549—565  [Fortsetzung 
n  Jahrgang   1881]. 

105>  M.  Gaster.  Zur  Quellenkunde  Deutscher  Sagen  und  Märchen:  Ger- 
mania, Vierteljahrsschrift  für  deutsche  Alterthumskunde  XXV  (1880),  p.  274 
—294.     Vgl.  HB.   1881,  p.  53.     [Fortgesetzt  in  Bd.  XXVI  (1881,),  p.  199—213.] 


140  Strack,  Rabbznica  und  Judaica. 

'S.   Bark'106)    ausführlich.    J.  Dam  testete r107)    und    Güdemann10*) 

kürzer  geschrieben.  In  Betreff  der  Legende  vom  ewigen  Juden 
vergleiche    man    die  Artikel    von    C.  Bertheau 109)    und  Blind110). 

M.  Grünwald1*1)  begann  Zusätze  zu  Zunz'  bekannter  Arbeit 
über  die  Namen  der  Juden  (zuerst  1836,  dann  1876  im  2.  Bande 
der  gesammelten  Schriften)  zu  veröffentlichen. 

Isidor  Loeb112)  hat  beachtenswerthe  und  wohl  auch  entschei- 
dende Gründe  für  die  schon  1860  von  Joel  ausgesprochene  An- 
sicht angeführt,  dass  der  von  französischen  Autoren  besonders  des 
13.  Jahrhunderts  oft  genannte  Ort  SiTN  identisch  sei  mit  dem 
nördlich  von  Avignon  gelegenen  Orange. 

Die  Broschüre  Memains113)  über  den  althebräischen  Kalen- 
der ist  uns  leider  nicht  zu  Gesicht  gekommen. 

Geschichte.  Die  Kulturgeschichte  des  Judenthums  von 
Otto  Henne- Am-Rhyn  J 14)  beginnt  mit  der  Schöpfung  und  reicht 
bis  zu  Ed.  Lasker,  könnte  also  des  Lehrreichen  viel  enthalten  und 
ist  daher  von  uns  nicht  ohne  Erwartungen  geöffn  't  worden.  Leider 
wurden  wir  arg  enttäuscht;  denn  das  genannte  Buch  des  „berühmten 
Kulturhistorikers"  ist  eine  leichtfertige  Fabrikarbeit,  deren  Kom- 
pilator  nicht  einmal  die  zu  einem  solchen  Werke  unerlässlicbe 
Kenntniss  des  Hebräischen  besitzt,  Wenn  eine  Buchhändleranzeige 
der  Schrift  „strengste  Unparteilichkeit"  nachrühmt,  so  kann  dies 
Urtheil  wobl  nur  aus  der  Thatsache  gefolgert  sein,  dass  der  Ver- 
fasser die  gläubigen  Christen  und  die  gläubigen  Juden  in  gleicher 
Weise  schmäht.     Wilh.  JPressel's115)  Artikel  über  die  nachbiblische 


106)  Samuel  Back.  Die  Fabel  in  Talmud  und  Midrasch:  Monatsschrift  f. 
Gesch.  u.  Wissensch.  des  Judenth.  XXIX  (1880)  p.  24—34.  68—78.  102—114. 
225—230.   267—274.  374—378.  417—421.   144  [Fortsetzung  in  Jahrgang  1881]. 

107)  James  Darmesteter.  Les  six  feux  dans  le  Talmud  et  dans  le  Bun- 
dehesh:  Revue  des-Etudes  Juives  I,   186—196. 

108)  Griidemann.  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch.  des  Judenth.  1880, 
S.    134:  Ein  Midrasch   im   Koran,  S.    135:  Ein  Midrasch   in   Dante. 

109)  Carl  Bertheau.  Der  ewige  Jude  (Real-Encyklop.  f.  prot.  Theol.  u. 
Kirche,   2.  Aufl.,  Leipzig,  Bd.  VII,  S.  281—284). 

110)  Karl  Blind.  Wodan,  der  wilde  Jäger,  und  der  wandernde  Ahasver: 
Deutsche  Revue   1880,  Augustheft.     Auszug  in  Jüd.  LB.    1881,  p.   81.   82. 

111)  M.  Griimtoald.  Additamenta  zu  Zun/.'  Namen  der  Juden:  Jüd.  LB. 
S.    182.    183   [Fortsetz.   1881,  p.  41.  42]. 

112)  Isidore  Loeb.    La  ville  d'Hysope:  Revue  des  Etudes  Juives  I,  72 — 82. 
L13)   M<' ntitiit.    Notice  sur  l'ancien  calendrier  bebraique  et  sur  ses  rapports 

avec  les  autres  calendriers.  Bar-le-Duc  L879,  impr.  Bertrand.  36  pp.  8.  [Fr. 
Bibl.   Or.   1880,   No    702].    —  Vgl.  S.   118   No.   224. 

illi  Otto  Henne- Am-Rhyn.  Knitargeschichte  des  Judentums  von  den 
ältesten  /eilen  |,js  zur  Gegenwart.  Jena  1880.  H.  Costenohlu.  XIV.  527  S. 
8.  M.  in.  -  Vgl  //.  Strack  ThLZ.  L881,  No.  4;  Coro  Jüd.  LB.  1880, 
p.    124;' hier  S.    113   No.    189. 

llüj  Willi.  Presset.  Israel,  uachbibliscbe  Geschichte  desselben  (Real-En- 
cyklop, f   prot.  Theologie  u    Kirche,    2.  Aufl.,  Leipzig,  Bd.  VII,  S.  224—250). 


Strack,  Rabbiniea  and  Judaiea.  |4l 

Geschichte  Israels  ist  etwas  dürftig,  zumal  Literaturangaben  fehlen; 
die  Statistik  nimmt  verhältnissmässig  viel  Raum  ein.  Ausserdem 
sind  an  dieser  Stelle  des  Berichts  zu  nennen  das  Buch  des  christen- 
feindlichen Amerikaners  1.  M.  IIYse116)  und  ein  Aufsatz  von 
Aug.  Kluckhohn x  1 7). 

Wir  haben  nun  noch  dessen  zu  gedenken,  was  über  einzelne 
Zeiten,  Ereignisse  und  Personen  geschrieben  ist.  M.  Duschak118) 
erzählte,  was  die  Haggada  von  Jojaqim  meldet.  8.  Frtedmann119) 
entschied  sich  dafür,  dass  Simeon  IL  den  Beinamen  „der  Gerechte" 
gehabt  habe.  H.  Strack1***)  gab  eine  kurze  Würdigung  des  sicher 
achtungswerthen.  jetzt  aber  oft  überschätzten  Hillel.  J.  v.  Desti- 
ncm121)  behandelte  die  Chronologie  des  Josephus.  Güdemann122) 
brachte  für  das  von  Josephus  B.  J.  V,  11,  5  Erzählte  aus  der 
sog.  grossen  Pefsiqta  eine  erläuternde  Parallele  bei.  Den  Vortrag 
L.  Adler'?,123')  über  „die  Bedeutung  des  Essäerbundes"  kann  man 
ohne  Bedenken  ungelesen  lassen.  A.  Darmesteter12*)  hat  die  Ge- 
schichte der  Juden  unter  Vespasian,  Titus,  Domitian  und  Hadrian 
aus  (meist  lateinischen)  Inschriften  illustrirt.  Zu  M.  Joel's126) 
scharfsinnigen,  aber  mit  nüchterner  Kritik  zu  beurtheilenden  Blicken 
in  die  Religionsgeschichte  vergleiche  man  besonders  die  Anzeigen 
von   C.  Siegfried  und  H.  Strack. 

116)  Isaac  M.  Wise.  History  of  tlie  Hebrews'  second  commomvealtb. 
with  special  reference  to  its  literature,  culture  and  the  origin  of  Rabbinism  and 
Christianity.  Cincinuati  1880.  Bloch  &  Co.  386  pp.  2  Doli.  —  Vgl.  oben 
S.   116   No.   211. 

117)  Aug.  Kluckhohn.  Zur  Geschichte  der  Juden  im  Alterthum  und 
Mittelalter:  Deutsche  Revue  1880,  Jahrg.  IV,  p.  52—63;  Jahrg.  V,  p.  167  —  181. 

118)  M.  Duschäk.     Jojakim  in   der  Agada:    Jüd.  LB.   1880,  p.   153.   154. 

119)  S.  Friedmann.  Simon  I.  oder  II.  —  „der  Gerechte- V:  Jüd.  LB. 
1880,  p.  194.  —   Vgl.  oben  S.   116  No.  213. 

120)  H.  L.  Strack.  Hillel  (Real-Encyklop.  f.  prot.  Theol.  und  Kirche 
2.  Aufl.,  Leipzig,  Bd.  VI,  S.   113—115). 

121)  J.  v.  Destinon.     Die  Chronologie  des  Joseplms.     Kiel   1880.     35  pp. 

4.  M.  1.60.  —   Vgl.  H.  Bloch  Jüd.  LB.  1880,  p.  1)9.   100;   hier  8.  113   No.  186. 

122)  Güdemann.  Josephus  und  die  grosse  Pel'sikta:  Monatsschr.  f.  Gesch. 
u.   Wiss.  des  Judenth.   1880,  S.   132—134. 

123)  L.  Adler.  Die  Bedeutung  des  Essäerbundes  in  der  fortschreitenden 
Culturentwickelung  der  Menschheit.  Vortrag.  Kassel  1880.  26  pp.  8.  — 
Vgl.  Kroner  Jüd.  LB.   1881,  p.  36. 

124)  A.  Darmesteter .  Notes  epigraphiques  touchaut  quelques  points  de 
l'liistoire  des  juifs  sous  l'empire  romain:  Revue  des  Etudes  Juives  I,  32 — 55. 

125)  M.  Jo'el.  Blicke  in  die  Religionsgeschichte  zu  Anfang  des  zweiten 
christlichen  Jahrhunderts.  I.  Der  Talmud  und  die  griechische  Sprache  nebst 
zwei  Excursen,  a.  Aristobul,  der  sogenannte  Peripatetiker,  b.  die  Gnosis.  Breslau 
1880.     S.  Schottländer.    VII,   177   S.    8.  —   Rec.  v.    C.  Siegfried  GGA.  St.  40, 

5.  1261  — 1277  [zugleich  Darlegung  des  Gedankenganges];  M.  Grünwald  Jüd. 
LB.  S.  132.  135  f.;  D.  Rosin  Magazin  f.  d.  Wissenschaft  des  Judenth.  S.  174 
— 181;  Schanz  Lit.  Rundschau  No.  17;  H.  Oort  Theolog.  Tijdschrift  p.  499 
— 505;  Rosenthal  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  des  Judenth.  S.  274 — ^284; 
//.   Strack  ThLZ.    1881,  Nu.   8,   Sp.    184—188   u.   LC.   1881,  No.    11. 


142  Streich,  Rahhinica  und  Judaica. 

S.  Gelbhaus126)  suchte  in  einer  mehr  anregenden  als  bewei- 
senden Broschüre  darzuthun,  erstens  dass  das  Wirken  des  Mischna- 
redacteurs  Jehuda  wesentlich  durch  den  Gegensatz  gegen  das 
Christenthum  bestimmt  gewesen  sei  und  zweitens  dass  das  rabbi- 
nische  Judenthum  aus  dem  über  Jesu  Leben  und  Charakter  Be- 
richteten Manches  mit  entsprechender  Umgestaltung  auf  Jehuda 
übertragen  habe.  Zu  Abr.  Geigers  bekannter  Schrift  „Was  hat 
Mohammed  aus  dem  Judenthume  aufgenommen?"  bilden  J.  Gast- 
freund's121)  Hefte  eine  Ergänzung. 

M.  II.  Friedländer- 128)  arbeitet  oberflächlich  und  kann  nicht 
richtig  deutsch  schreiben.  Eine  gründliche .  übrigens  auch  nach 
Verdienst  anerkannte  Leistung  ist  dagegen  M.  Güdemanns129) 
Buch,  dessen  weitläufigen  Titel  die  Fussnote  angiebt.  Speziell  der 
Geschichte  der  Juden  in  Frankreich  sind  Aufsätze  von  H.  Gross13"), 


126)  S.  Gelblums.     Rabbi  Jehuda  Hanassi  und  die  Redaction  der  Mischna, 
eine    kritisch -historische  und  vergleichende  mythologische  Studie.     Wien   187C. 
Selbstverlag  des  Verf.  [Rahb.   in  Carlstadt].     VI,  98   S.     8.   [gedruckt   1880].  - 
Rec.   v.    H.  Streich    ThLZ.    1881,    No.    3.      Vergl.   auch    Steinschneider    HB. 
1880,    S.   83. 

127)  J.  Gastfreund.  Mohammed,  nach  Talmud  und  Midrasch  kritisch 
bearbeitet.  3.  Abth.  Leipzig  1880  (Wien,  Löwy).  28  pp.  8.  —  1.  Abth. 
1875.     32   pp.;  2.  Abth.   1877.     32   pp.  —  Vgl.  S.   170  No.  132. 

128)  M.  H.  Friedländer.  Chachme  Hadorot.  Geschichtsbilder  aus  der 
nachtalmudischen  Zeit  (500  — 1500).  Nach  den  Quellen  bearbeitet.  Brunn 
1880.  Epstein.  VIII,  151  S.  8.  M.  3.  —  Vgl.  H.  Stretch  ThLB.  1881,  No.  24. 
[Vgl.   Bericht  f.   1879,  p.   130,  No.   103]. 

129)  M.  Güelemaun.  Geschichte  des  Erziehungswesens  und  der  Cultur 
der  Juden  in  Frankreich  und  Deutschland  von  der  Begründung  der  jüdischen 
Wissenschaft  in  diesen  Ländern  bis  zur  Vertreibung  der  Juden  aus  Frankreich 
(X.— XIV.  Jahrh.).  Nebst  handschriftl.  Beilagen.  [A.  u.  d.  T. :  Gesch.  des 
Erz.  u.  der  Cultur  der  abendländischen  Juden  während  des  Mittelalters  u.  der 
neueren  Zeit.  Bd.  I].  Wien  1880.  Holder.  V,  299  S.  8.  M.  6.  —  Vgl. 
H.  Streich  ThLB.  Sp.  217—221;  A.  Berliner  LC.  Sp.  1755—1757;  Rosen- 
thal  Jüd.  LB.  S.  111  f.  115  f.  123  f.;  Isidore  Lveb  Revue  des  Etudes  Juives 
II,  158 — 164;  J.  Perles  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  des  Judcnth.  S.  328 
— 336;  ferner  vgl.  Educazione  e  coltura  degli  Israeliti  in  Francia  e  Germania 
Relazione  di  Pietro  Perreeiu:  Mose,  Antologia  Israelitica  di  Corfü,  Anno  III, 
Ottobre  1880  (auch  Separatabdruck,  15  pp.  8.).  Ueber  den  Text  des  von  Güd. 
abgedruckten  u^pnfi  "1£0  vgl.  IL  Oort  Monatsschr.  p.  427 — 430  u.  die  „Nach- 
bemerkungen des  Verfassers"  ebd.  S.  430 — 432.  —  Auszüge:  Jüd.  LB.  S.  65  ff. 
69  f.  74  f. 

130)  //.  Gross.  Zur  Geschichte  der  Juden  in  Arles :  Monatsschr.  f.  Gesch. 
u.  Wissensch.  des  Judenth.  Bd.  XXVII  (1878)  —  XXIX  (1880).  Abschnitte: 
I  römische  Herrschaft  1878,  p.  63 — 71;  II.  goth.  u.  fränkische  Herrscher  p.  130 
— 137;  III.  eigene  Könige  und  deutsches  Roich  p.  145 — 153;  IV.  Grafen  der 
Provence  p.  L53-  160.  193— 199;  V.  franz.  Herrschaft  p.  199—201;  VI. 
geistiges  Leben  der  J.  bis  zum  Ende  des  13.  Jahrb.  p.  248 — 256.  377  —  383. 
470—477.      1879,    p.    17  —  25.    62—69.    121—130.    228—238.    323—332.    350 

—  359;  VII.  geistiges  Loben  vom   Beginne  des    14.  Jahrh.  an  p.  418 — 431.  468 

—  474.    5-11—56.1.      1880,   p.   58     67.   167—175.   404—416.  514—528. 


Stretch,  Rahhin  im  und  Judaica.  143 

L.  Bardinet131~133),  S.  Loewenfeld13*),  Noel  Vcdois135)  und  Jsidor 
Loebl3(i~131)  gewidmet. 

Den  Sehluss  unseres  Berichtes  bilde  eine  kurze  Erwähnung  dessen, 
was  über  Juden  der  Gegenwart  geschrieben  worden  ist138-143). 


131)  Leon  Bardmet.  Antiquite  et  Organisation  des  juiverios  du  Comtat 
Venaissin:  Revue  des  E  tu  des  Juives  I,  262 — 292. 

132)  —  —  De  la  condition  civile  des  Juifs  du  comtat  Venaissin  pen- 
dant  le  sejour  des  papes  ä  Avignon  (1309 — 1376):  Kevue  historique  1SS0, 
janvier-fevrier. 

133)  —  —  Les  Juifs  du  Comtat  Venaissin  au  moyen  äge,  leur  role  econo- 
mique  et  intelleetuel:  Revue  historique  1880,  sept.-octobre,  60  pp.  [wie  No.  132 
nach  Et.  Juives], 

134)  S.  Loewenfeld.  Regesten  zur  Geschichte  der  Juden  unter  Philipp 
August  von  Frankreich:  HB.    13 — 17. 

135)  Noel  Valois.  Guillaume  d'Auvergne,  eveque  de  Paris  (1228 — 1240). 
sa  vie  et  ses  ouvrages ;  these  de  doctorat  presentee  ä  la  Faculte  des  lettres  de 
Paris,  par  M.  Noel  Valois,  beende  es  lettres  et  en  droit,  archiviste  -  paleo- 
graphe.  Paris  1880,  A.  Picard.  393  pp.  8.  —  Vgl.  A.  Darmesteter  Revue 
des  Etudes  Juives  I,   140 — 145;  vgl.  auch   das.  S.   131. 

136)  Isidore  Loeh.  La  controverse  de  1240  sur  le  Talmud:  Revue  des 
Etudes  Juives  I,  247—261.  [Fortsetzung  und  Sehluss  in  Bd.  II.  III]. 

137)  Isidore  Loeh.  Le  role  des  Juifs  de  Paris  en  1296 — 1297:  Revue 
des  Etudes  Juives  I,  61 — 71. 

138)  S.  Gfroneniann.  Jüdische  Einflüsse  auf  einen  kaukasischen  Volks- 
stamm: Jüd.  LB.   1880,  S.   54.   55.  63.  67. 

139)  Mardochee  Ahy  Serour.  Les  Däggatoun ,  tribu  d'origine  juive  de- 
meurant  dans  le  desert  du  Sahara,  traduit  de  l'hebreu  et  annote  par  Isidore 
Loeh.  Supplement  au  Bulletin  mensuel  de  l'Alliance  isr.  univ. ,  janvier  1880. 
Paris,  imp.  Marechal.      12   pp.     8. 

140)  Affaires  etrangeres.  Documents  diplomatiques.  Questions  de  la  pro- 
tection diplomatique  et  consulaire  au  Maroc.  Paris,  imprim.  nat.  278  pp.  4. 
[Divers  concernant  la  Situation  des  Juifs  au  Maroc,  p.  52,  142,  171,  172,  188. 
241   ä  243,    250  ä  254]   (wie   139  nach  Et.  Juives). 

141)  Die  Juden  in  Marocco:  Jüd.  LB.  1880,  p.  90.  91  (nach  Joseph  D. 
Ilooker's  Reise  in  Marocco');  p.  93.  94.  97.  98  (Abdruck  eines  Artikels  v.  Gerh. 
Rohlfs  in  AAZ.i. 

142)  Ludteig  Stein.  Die  Juden  in  Abessynien  (Falaschas):  Israel  Letter- 
bode  VI,   1—31   (vgl.  Ber.  f.   1879,  p.   131,  No.   108). 

14.'!)  Elie  Schwarz.  Le  peuple  de  Dieu  en  Chine.  Strasbourg,  impr 
Schultz.     52   pp.     8. 


144 


Phönizien 

(incl.   der  hebräischen  und  altkanaanitischen   Inschriften  etc.) 

Von 
J.  Eutins?. 

An  der  geographischen  Anordnung  unseres  Beliebtes  nach  den 
Fundorten  festhaltend,  schicken  wir  einige  Arbeiten  allgemeinerer 
Tendenz  voraus.  Die  Autorität  des  Verfassers  verleiht  der  von 
Lepsius l)  voi'geschlagenen  Identifizierung  der  älteren  Phönizier 
mit  den  Punt  der  Hieroglyphen  (welche  gleichzeitig  Hammel'2)  mit 
Bruysch  nach  Afrika  setzt)  den  Anspruch  auf  ernstliche  Beachtung, 
wenn  auch  vielleicht  nicht  auf  sofortige  Beistiramung;  wie  unsicher 
solche  Hypothesen  heutzutage  noch  bleiben  müssen,  kann  man 
jedenfalls  daraus  ersehen,  dass  gleichzeitig  Oppert3)  im  Zusammen- 
hange mit  den  bereits  S.  64  Nr.  14  erwähnten  Entdeckungen  auf 
den  Bahreininseln  die  letzteren  zum  Ursitze  des  Volkes  macht, 
worin  ihm  ein  amerikanischer  Anonymus  (S.  Merrill  f)*)  beizu- 
stimmen scheint.  Eine  frohe  Aussicht  eröffnet  Berger's 5)  Anzeige 
über  die  demnächst  im  Corpus  Inscriptionum  Semiticarum  zur  An- 
wendung gelangenden  phönizischen  Typen. 


1)  K.  Jl.  Lepsius.  Ueber  die  Ur- Phönizier  in  Südarabien  und  Nubien 
(Pirna  im  Lande  Pun-t)  u.  die  mitteilend.  Phönizier  oder  Kefa  (Krjtf>i]vei)  s.  in 
dessen  Nubischer  Grammatik.     Berlin   18K0.     Einl.  u.  XCV — CXI. 

2)  /•'.  lloiHiiicl.  Sulla  posizione  del  Paese  di  Punt:  Alti  IV.  Congr.  d. 
0     I,   77  f. 

3)  Jules  Oppert.  Le  siege  primitif  des  Assyriens  et  Pln'niciens:  JA.  1880, 
I.  90—02.  —  Vgl.  oben  S.   71   No.   21. 

4)  (S.  Merrill  t)  The  original  set  of  the  Phenicians:  The  oriental  and 
biblical  Journal  ed.  Stephen  D.  Peet.  Chicago,  Jameson  and  Morse  1880.  8. 
i,  i  p.  ii;. 

:,i  l'lul.  Berger.  Notice  sur  les  caracteres  ph£niciens  destiinis  ä  l'im- 
pression  du  Corpus  inscriptionum  semiticarum,  Paris,  Empr.  nat.  1880.  8. 
;;-_'   pp      (Extr,  du  Journ    as    L880  I 


Euting,  Phönizien.  145 

Aus  Spanien  erbalten  wir  Erklärungen  einiger  Ortsnamen 
durch  den  rühmlichst  thätigen  Sanpere  y  Miquel6),  der  gleichzeitig7) 
einen  inschriftlosen  punischen  Löffel  veröffentlicht.  Was  sich  in 
dem  Buche  von  Zobel  de  Zangromz8)  über  phönizische  Münzen 
etwa  vorfindet,   sind  wir  ausser  Stande  anzugeben. 

Von  karthagischen  Denkmälern  ist  Bergers  Silberplatte 
nochmals  zur  Besprechung  gelangt ,J);  über  einen  sardinischen 
Stein  berichtet  Servi10). 

Ganneau' s  Untersuchung  über  den  in  Italien  gefundenen 
Becher  von  Palestrina  ist  zum  Abschluss  gekommen11)  und  als 
Ganzes  separat  erschienen1'-);  man  darf  gespannt  sei,  ob  seine  be- 
stechenden Aufstellungen  über  den  Einfluss  orientalischer  Sculp- 
turdarstellungen  auf  die  Entwicklung  griechischer  Mythen  durch 
weitere  Forschungen  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  Bestätigung  finden 
werden.  Die  auf  griechischem  Boden  von  Homolle  entdeckte 
Bilinguis  ist  von  Renanri)  behandelt  worden. 

Li  der  Erklärung  der  cy prischen  Denkmäler  sind  wir  um 
einige  erhebliche  Schritte  voiwärts  gekommen.  JBerger's  u)  Com- 
bination  des  phönizischen  Gottes  Pa'arn,  der  in  dem  Königsnamen 
Pumaijaton  steckt,  mit  dem  griechischen  Pygmalion  ist  mit  einer 
ähnlichen  Gleichsetzung  Ganneau's15)  zusammengetroffen  (der  in 
seinem  Artikel  auch    ein  paar  neue  Erklärungen    zu  Idalion  IL  V 


C)  Salvador  Sanpere  y  Miquel.  Associaeiö  d'exeursions  catalana.  Un 
Estudi  de  Toponomästica  catalana.  Obra  llorejada  en  lo  certamen  de  1879. 
Barcelona  1880.     XVI,   172  pp.      8. 

7)  S.  SfanpereJ  y  M[iquel].  Una  cuchara  punica:  R.  Cienc.  H.  I,  298  f. 
(mit  Abbild.) 

8)  Jacobo  Zobel  de  Zangroniz.  Estudio  histörico  de  la  moneda  espanola 
desde  sa  origen  hasta  el  imperio  romano.     [s.  Rev.   er.   1880,  II,   520.] 

9)  Gaz.  arch.  1880,  p.  18—31.  PI.  3.  —  Vgl.  Bericht  für  1879,  p.  133 
No.   IG. 

10)  Fl.  Servi.  Sopra  una  lapide  fenicia  di  Nora  in  Sardegna:  II  Vessillo 
israelitico.    Casale-Montferrat.    29.  Aunee.    No.  2.    [Titel  aus  REU.  No.  3  p.  155.] 

11)  C.  Clermont-  Ganneau.  Etudes  d'archeologie  Orientale:  La  coupe 
phenicienne   de  Palestrina.     3e  Art.:  JA.   1880  I,   93—111    [m.   2   Taft'.]. 

12)  C  Clermont  -  Ganneau.  L'imagerie  phenicienne  et  la  mythologie 
icouologique  chez  les  Grecs.  I«  Partie:  La  coupe  phenicienne  de  Palestrine, 
avec  huit  planches.  (Et.  d'archeologie  Orientale  I.)  Paris  1880.  XXXIX, 
156  pp.  8.  [8  Taff.]  Fr.  7.50.  —  Vgl.  Bursian  LG  1881,  1288  f.;  P.  De- 
charme  RC.  1880,  II,  82—87;  A.  H.  Sayce  Ac.  1880,  II,  3  f.  —  8.  Bericht 
für  1879,  p.  62  No.  6;  ein  Theil  der  Vorrede  ist  abgedruckt  in  R.  Hist.  Rel. 
I,   145  —  147. 

13)  F.  Renan.  Inscription  bilingue  de  Dolos,  decouverte  par  M.  Homolle : 
Bull.  Corr.  Hell.  IV,   2,  p.  69—71.   —  Vgl.   Berieht  für   1878  p.  64  No.   28.   29. 

14)  FhilipjJe  Berger.  Notes  mythologiques.  I.  Pygmee,  Pygmalion.  II. 
Sur  le  nom  propre  Baal-Maleac:  Mem.  Soc.  Ling.  IV,  347 — 358.  (Auch  sep. 
Paris   1881.     Fr.    1.50.) 

15)   Clermont- Ganneau.     JA.  VII  Ser.  XV,  p.  5311'. 

Jahresbericht  18S0.  10 


]40  Eh ti inj,  Phöniziern. 

bietet);  von  da  aus  hat  Berger16)  an  die  beiden  griechischen 
Mvtheu  über  Pygmalion  angeknüpft  und  die  Möglichkeit  eines 
ägvptisch-phünizisch-griechisehen  Zusammenhanges  hervorgehoben, 
während  Ganneau1"1)  nicht  ohne  Wahrscheinlichkeit,  mit  einem  in 
der  ersten  Abhandlung  ßerger's  hingeworfenen  Gedanken  überein- 
kommend, in  dem  letzten  phönizischen  König  Citium's  Pumaijaton 
Diodor's  Pygmalion  wiederfindet  und  dadurch  zu  der  historisch 
wichtigen  Aufstellung  einer  Reihe  der  betreffenden  Dynastie  ge- 
laugt. Demselben  scharfsinnigen  Gelehrten  lS)  ist  es  geglückt,  durch 
richtige  Anordnung  der  von  Renan  im  Journ.  des  Sav.  1877 
p.  4ö7  veröffentlichten  Fragmente  uns  eine  authentische  und  höchst 
interessante  Inschrift  des  Königs  Hiram  -wiederzugeben.  Von  einem 
Berichte  Renan's19)  über  drei  farbige  Scherbeninschriften  aus 
Larnaka  erfahren  wir  vorläufig  Nichts  Näheres;  dagegen  hat  der- 
selbe20) eine  nicht  unwahrscheinliche  Herstellung  der  von  Zoten- 
berg nach  einer  Zeichnung  Deveria's  im  JA.  18G8,  VI,  443  edirten 
Inschrifi   aus  Aegypten  veröffentlicht. 

Aus  der  Zahl  der  Denkmäler  des  phönizischen  Mutter- 
landes ist  der  Sarkophag  Esehmunazars  von  J.  Derenbourg 21), 
Jtrtiston2-),  Ganneau  und  de  Vogüe"25)  nach  verschiedenen 
Seiten  von  Neuem  behandelt  worden;  Ganneau  hat  die  Stele  von 
Gebal24)  und  Umm  el  Awamid  1 25)  ausführlicher  besprochen.  Der- 
selbe 26)  hat  eine  ausführliche  Recension  von  Berger?,  Ange  d'Astarte 


16)  Phil.  Berger.  Le  mythe  de  Pygmalion  et  le  Dieu  Pygmee:  CK. 
VIII,   GO— GS. 

17  i  C.  Clermont- Ganneau.  Lore  autonome  de  Citium  et  le  dernier  roi 
phenicien  de  cette  ville  PUl.MAYYATAX  (Pygmalion):  L'Instruction  publique 
G  Mars  1880,  No.  10,  p.  150.  151.  —  Vgl.  Rev.  er  1880.  1  Mars  No.  9,  p.  181; 
Renan  JA.  XVI.  34. 

18)  C.  Clermont-  Ganneau.  King  Hiram  aud  Baal  of  Lebanon:  Ath. 
1880,  17.  Apr.  p.  502— 5U4;  Pal.  Expl.  F.  Q.  St.  18S0,  174  —  181;  vgl.  Rev. 
er.    1880,  I,  p.  401  f. 

19)  E.  Renan.     CR.  VIII,  313;  Rev.  er.  1880,  II,  4Go. 

20)  E.  Renan.  Sur  un.  graffito  d"Abydos:  Atti  del  IV  Congr,  intern,  d. 
Orient.   I,   215  f. 

21)  J.  Derenbourg.  Encore  quelques  observations  sur  l'inscription  d'Esch- 
moun-'azar:  RA.  XXXIX,   380 — 386.     (Auch  sep.,    7   pp.      b.i 

22)  Gh.  Bruston.  L'inscription  d'Eschmoun-azar:  RA.  XL,  179 — 181; 
vgl.  Reponse  de  Mr.    Clermont- Ganneau  ib.  246. 

23)  Melchior  Cte.  de  Vogiie.  Note  sur  la  forme  du  tombeau  d'Eschmou- 
nazar:  JA.    1880,  I,  278— 286   (m.   2   Holzschn.j. 

•_'  I  i  Ch.  Clermont- Ganneau.  La  stele  de  Byblos :  Etudes  d'archeologic 
Orientale  1,  1,  p.  1 — 36.  83.  84;  s.  Bibl.  de  Tee.  des  hautes  et.  Fase.  44. 
Paris  1880.     4. 

25)  Ch.  Clermont- Ganneau.  Nouvel  essai  d'interpretatioa  de  la  I«1  inscr. 
phenicienne  d'Uumm  el-' Awamid:  Et.  d'arch.  or.  1.  1,  p.  37  —  82;  Bibliotheque 
de  l'eeole  des  hautes  ätudes,  fasc.    14. 

C.  Clermont- Ganneau.  RC.  I.  i*si>,  85—94;  vgl.  Acad.  21.  Febr.  p.  132 


Euting,  Phönizier*.  147 

geliefert,  an  welchem  der  Verfasser  festhält,  obgleich  er  in  einer 
weiteren,  von  ähnlichen  Gesichtspuncten  ausgehenden  Abhandlung27) 
weniger  zuversichtlich  wird.  —  Ganneau 28)  hat  auch  ein  phöni- 
zisches  Siegel  veröffentlicht;  aus  einer  topographischen  Abhandlung 
de  Berton's,  welcher  früher  ausgesprochene  Ansichten  zu  recht- 
fertigen und  einige  Behauptungen  Renan  s  zu  widerlegen  sucht, 
ist  bisher  nur  ein  kurzer  Auszug29)  vorhanden. 

Aus  den  benachbarten  epigraphischen  Gebiet en 
ist  die  erste  Kunde  von  Schick's3,))  immerhin  ausserordentlich  in- 
teressantem und  paläographisch  wichtigem  Funde  der  Siloah-In- 
schrift  hervorzuheben.  Eine  nichts  Neues  bietende  Uebersetzung 
der  Mesa-Inschrift  steht  im  zweiten  Bande  von  Heüpriris  bereits 
oben  S.  103  Nr.  113  angeführtem  Werke.  —  De  Lagarde's31)  Akten- 
sammlung zur  Geschichte  der  Moabitica  bitten  wir  einfach  re- 
gistrieren zu  dürfen. 


27)  S.  oben  S.   145  No.    14. 

28)  Clermont- Ganneau.     JA.  VII  Ser.  XV,   p.  537  f. 

29)  Le  comte  de  Berton.     La  topographie  de  Tyr:  CR.  VIII,  350  f. 

30)  C.  Schiel-.    Phenician  Inscription  in  the  pool  of  Siloam :  Pal.  Expl.  F. 
Quarterly  Stat.     Oct.   1880.     p.  238  f. 

31)  P.  de  Lagarde.     Moabitica:  Symmicta  II,  41 — 87. 


101 


148 


Syrisch 
(incl.  des  Maudäischen,  der  sinaitiscben  Inschriften  u.  s.  w.) 

Von 

Friedrich  Baethgreu. 

An  erster  Stelle  ist  in  diesem  Jahr  Nöldeke's *)  syrische 
Grammatik  zu  nennen,  welche  die  Wünsche  Vieler  erfüllt  hat. 
Nestle's 2)  kleine  Grammatik  wird  von  denen  benutzt  werden, 
welche  sich  zum  Zweck  der  beiläufigen  Lectüi'e  einige  Kenntnisse 
des  Syrischen  verschaffen  wollen.  Auch  ist  der  dieser  Grammatik 
angehängte  Ueberblick  über  die  syrische  Literatur  von  Nutzen, 
und  endlich  enthalten  die  Lesestücke  einige  Anecdota.  Ich  nenne 
im  Anschluss  hieran  gleich  die  von  mir  herausgegebene  Original- 
grammatik des  Elias  von  Tirhan3),  sowie  eine  in  syrischer 
Sprache  abgefasste  Grammatik  Davül's*),  deren  Titel  freilich  nur 
ein  Curiosum  erwarten  lässt.  Ueber  die  syrischen  Hand- 
schriften   des    britischen  Museums    verbreitet  sich    ein    Aufsatz 


1)  Th.  Nöldeke.  Kurzgefassto  syrische  Grammatik.  Leipzig  1880.  XXXH, 
282  pp.  8.  M.  12.  —  Vgl.  Th.  Nöldeke  GGA.  1880,  St.  51;  G.  Hofmann 
LG.  1882,  318—322;  H.  Streich  ThLB.  1882,  No.  5;  P.  Martin  Bull.  crit. 
II,   132—135. 

2)  Porta  linguarum  orientalium,  edidit  J.  H.  Petermann.  Tom.  V.  Brevis 
Linguae  syriacae  grammatica,  litteratura,  clirestomathia  cum  glossario.  In  usum 
praclectionum  et  studiorum  privatorum  scripsit  Dr.  Eberardus  Nestle.  Carols- 
ruhae  et  Lipsiae.  H.  Reuther,  1881.  VI,  128  pp.  8.  M.  5.50.  —  Vgl.  Fr. 
/!<><■//,,/<'„  Dl./  lssi.  :;i7;  //.  Strack  ThLB.  1882,  No.  5;  P.  Martin  Bull, 
crit.  ii,  132  —  135;    V.  Ryssel  ThLZ.  1882,  07  ff. 

3)  L_»1QQD    JJ-^SQSO      .10L    oder    syrische  Grammatik    des   Mar  Elias   von 

Tirhan  herausgegeben  und  übersetzt  Mm  Friedrich  Baethgen.  Leipzig  1880. 
<;:;  pp.  u.  17  pp  syr.  Text.  8  Bf.  10.  —  Vgl.  Th.  Nöldeke  GGA.  L880, 
721-734;  LC.   1881,  No.   4. 

4)  Dand.  Grammaire  de  la  langue  arameenne  selon  les  deux  dialectes 
syriaque  et  chaldaique  comp,  avec  l'arabc,  l'hebreu  et  le  babylonien  [sie],  pre- 
c£d£e  il'un  p.iii  abregt  de  la  langue,  de  l'dcriture  et  de  Im  litterature  arameenne. 
Mossoul  imp  des  peres  dominicains  1879.  (Paris,  Challamel,  1880).  8.  (Trübner 
12  s.  mit  dem  Beifügen:  „Title  in  Frenen,  tho  Grammar  itself  in  Syriac:  TE. 
N   s.  in.  p   .;.".  . 


Baethgen,  Syrisch.  149 

von  Lau) >/'');  er  enthält  Nachrichten  über  Herkunft  und  Inhalt 
derselben ,  ohne  jedoch  wesentlich  Neues  beizubringen.  Wie 
sich  ein  gleichnamiger  Aufsatz  desselben  Verfassers  im  Athenetim 
beige  hierzu  verhält  weiss  ich  nicht  anzugeben.  Mall6)  giebt  Nach- 
richt von  einem  syrischen  Manuscript,  welches  ein  Evangelistarium 
und  ein  Menologium  enthält.  Geschrieben  ist  es  nach  dem  Schrift- 
character  in  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrh.  Das  Menologium 
enthält  mehrere  Heiligennamen,  welche  Hall  sonst  nicht  gefunden 
hat.  —  Die  Palaeographical  Society  (P.  V  Nr.  66)^)  bringt  ein 
Blatt  des  Syrischen  Neuen  Testaments  vom  Jahre  768.  —  Von  Text- 
publicationen  sind  weiter  mehrere  werthvolle  Werke  zu  nennen. 
Aus  der  durch  Paul  von  Tela  verfassten  syrischen  Uebersetzung 
des  hexaplarischen  Bibeltextes  hat  de  Lagarde8)  die  Bücher  Exodus 
Numeri  Josua  und  die  beiden  BB.  der  Könige  hei-ausgegeben. 
Derselbe  Band  enthält  des  Epiphanius  Buch  über  die  Maasse  und 
Gewichte  in  syrischer  Uebersetzung;  der  griechische  Text  steht 
im  zweiten  Bande  der  Symmicta9).  —  Zu  Elias  von  Nisibis  s.  S.  178 
Nr.  202.-  —  Der  syrische  Roman  vom  Kaiser  Julian  war  seinem 
Inhalt  nach  schon  bekannt  durch  Nöldeke's  ausführliche  Besprechung 
in  ZDMG.  XXVIII  263  ff.,  660  ff.  Hof  mann™)  hat  nunmehr 
das  legendarische  Werk .  welches  in  sprachlicher  Beziehung  von 
grosser  Wichtigkeit  ist,  vollständig  abdrucken  lassen.  Desselben 
Opuscula  Nestoriana11)  gewähren  einen  neuen  Einblick  in  die 
grammatischen  und  biblischen  Studien  der  Nestorianer.     Ein  Theil 


5)  7.  J.  Lamy.  Les  manuscrits  syriaques  du  musee  britannique :  Bulletins 
de  l'Aeademie  royale  des  seiences  des  lettres  et  des  beaux-arts  de  Belgique.  Ser. 
II,  49.      1880,  p.   223—253.    —    Vgl.  Atheneum  Beige,  No.   8.      15.  Apr.    1880. 

6)  Isaoc  H.  Hall.  On  a  Manuscript  Syriac  Lectionary:  Proe.  Araer.  Or. 
Soc.   1880  Oct.     p.  IX— XL 

7)  S.  oben  S.   62  No.  2. 

8)  Veteris  testamenti  ab  Origene  recensiti  fragmenta  apud  Syros  servata 
quinque.  Praemittitur  Epiplianii  de  raensuris  et  ponderibus  liber  nunc  primiun 
integer  et  ipse  syriacus.  Paulus  de  Lagarde  edidit.  Gottingao  1880.  IV, 
356  pp.  8.  M.  20.  —  Vgl.  E.  Nestle  ThLZ.  1880,  554  f.;  W.  Robertson 
Smith  Ac.  1880,  396  (20.  Nov.);    Cr.  Hoffmann  LC.  1881,  416. 

9)  Paul  de  Lagarde.  Symmicta  II.  Göttingen  1880.  VIII,  224  pp.  8. 
M.  5.  —  Vgl.  E.  Nestle  ThZ.  1880,  552;  L.  Gautier  Eevue  de  theol.  et 
de  philos.  Mars  1880;  W.  Robertson  Smith  Ac.  1880.  20.  Nov.;  hier  S.  93 
No.   64. 

10)  Julianus  der  Abtrünnige.  Syrische  Erzählungen  herausgegeben  von 
Johann  Georg  Ernst  Hoffmann  in  Kiel.  Leiden,  E.  J.  Brill,  1880.  XVIII  u. 
250  pp.  4.  M.  20.  —  Vgl.  E.  Nestle  LC.  1881,  1721  f.;  Fr.  Baethgen 
ThLZ.   1881.  402  ff. 

11)  Opuscula  Nestoriana  syriace  tradidit  Georgias  Hoff/nann.  'Nänisö'nis 
Hdhaiyabheni  et  Hunaini  Hertheni  liber  canonum  de  aequilitteris.  'Ab  disö'nis 
Gäzarteni  Carmen  heptasyllabum  de  aequilitteris.  Anonymi  interpretatio  vocum 
difficilium  biblicarum.  Anonymi  scholia  biblica.  Kiel  1880.  XXIII.  163  auto- 
graphirte  pp.  4.  M.  20.  —  Vgl.  Fr.  Baethgen  GGA.  1881,  St.  29;  Th. 
Nöldeke  ZDMG.  XXXV,  491—501. 


i  PjQ  Beteiligen,  Syrisch. 

der  in  diesem  Sammelbande  enthaltenen  Aufsätze  zeigt  in  rohen 
Anfängen  den  Ursprung  der  Synonymik  bei  den  Syrern,  welcher 
mit  dem  Streben  zusammenhängt,  solche  Worte,  die  mit  gleichen 
Consonanten  geschrieben  werden,  aber  verschiedene  Vocalaussprache 
haben,  durch  diakritische  Zeichen  zu  unterscheiden.  Ausserdem  ent- 
halten die  Opuscula  Erklärungen  schwieriger  Worte  der  Pesitä  und 
endlich  sachliche  Scholien  zu  einer  Anzahl  von  Büchern  des  alten 
und  neuen  Testaments.  —  Das  allegorische  Gedicht  des  Barhe- 
braeus  „von  der  göttlichen  Weisheit"  ist  von  dem  Syrer  Johannes 
Notayn  12)  veröffentlicht.  Die  arabischen  adnotationes  des  Heraus- 
gebers sind  fast  ausschliesslich  grammatischer  und  lexicalischer 
Art  und  kommen  einer  Uebersetzung  des  Textes  ins  arabische 
nahe.  Ich  benutze  diese  Gelegenheit,  um  darauf  aufmerksam  zu 
machen,  dass  ein  sachlicher  Commentar  (in  syrischer  Sprache), 
ohne  welchen  das  Gedicht  inhaltlich  nicht  verständlich  ist.  in  Cod.  9 
des  India  Office  handschriftlich  vorhanden  ist.  —  Cardahy's13) 
arabisch  geschriebenes  Werk  über  Grammatik  und  Metrik  der  Syrer 

ist  interessant  durch  die  in  demselben  citirten  Namen  .  j  ^ys^l\ 
,  vO -x    und    ...Usi    v  ,wJu:._i\  —   Syrische  Fragmente   aus    der 

Schrift  des  Cyrillus  von  Alexandrien  gegen  Julian  hat  Nestle14) 
in  Neumanns  Ausgabe  der  libri  contra  Christianos  jenes  berühmten 
Christenfeindes  veröffentlicht.  —  In  dem  syrisch-römischen  Rechts- 
buch von  Bruns  und  Sachau 15)    ist   im    ersten  Theil    der   zuerst 


n_<_£     -.sL—     ^iwl^Li   .«»  »,r>  S    wÄ>^_j  rj#*Jü!    ~ä]»c;   &.äkc  ^>j   tt*"' 

Carmen  de  divina  sapientia  auetore  eeleberrimo  viro  Abulpharagio  Grogorio  filio 
Hamms  Bar-Hebraeo.  Accedunt  adnotationes  et  interpretationes  P.  Joemnis 
Notayn  Darauni  Libanensis.  Romae  ex  typographia  polyglott»  s.  c.  de  Pro- 
paganda Ede  MDCCCLXXX.     46  pp.     8.     [Löscher  M.  2.50.] 

13)  (j~._A.Jl    O^i«-'   LPju&j    _**_>_»    ä-olj_wJ(    _»._o   ^    »LCs^t 

Ü-waX-».—  !    ,%     JÜoLj.JwJt»     K>.J_Xvi     .».Jl—«.-^        ,-j__>.LI         _5»|jJiil     ,Lo__>> 

^5.*Xvl    'i*A+.l    jLuu.J).      AI  'yhkam   seu    linguae    et    artis  metricae  Syrorum 

institutiones  auetore  P.  Gabriele  Cardahi  Libanensi  Romae  MDCCCLXXX. 
82   pp.     8.     [Löscher  M.    I  j 

14)  Cyrilli  Alexandrini  librorum  contra  Julianum  fragmenta  syriaca  edidit 
/.  Nestle:  s.  C.  J.  Naumann.  Juliani  imperatoria  librorum  contra  Christianos 
quae  supersunt.     Lipsiae  1880.     p.  42 — 63. 

15)  Karl  Georg  Jim,,*  und  Eduard  Sachau.  Syrisch-römisches  Rechts- 
buch    aus    dem  5.  Jahrhundert,    mit  Unterstützung    der    Akademie    der  Wissen- 


ßaethgen,  Syrisch.  J5J 

von  Land  (Anecdota  I  S.  30—64)  veröffentlichte  Text  der  ins 
Syrische  übersetzten  „weltlichen  Gesetze"  wieder  abgedruckt;  ferner 
ein  Fragment  derselben  Version  aus  einer  zweiten  Handschrift  des 
britischen  Museum;  endlich  eine  andere  kürzere  Redaction  des- 
selben Werks  nach  einer  pariser  Handschrift.  Die  arabische  und 
armenische  Uebersetzung  sind  an  einer  andern  Stelle  zu  nennen. 
Der  zweite  Theil  des  Rechtsbuches  giebt  deutsche  Uebersetzungen 
der  verschiedenen  Recensionen.  Im  dritten  Theil  behandelt  Sachau 
die  Ueberlieferung  des  Rechtsbuches  im  Orient ;  Bruns  erklärt  die 
einzelnen  Paragraphen  desselben  und  unterzieht  es  einer  allgemeinen 
juristischen  Beurtheilung.  Ein  auf  denselben  Gegenstand  bezüg- 
licher Artikel  von  Esviem1G)  ist  nur  ein  Referat.  Dagegen  hat 
Perles11)  einige  kritische  und  sachliche  Nachträge  zum  Rechtsbuch 
gegeben,  neben  welchen  es  gestattet  sein  mag,  v.  Hube's18)  wich- 
tigen Nachweis,  dass  dieses  Gesetzbuch  in  den  kaukasischen  Län- 
dern bis  ins  XVII.  Jahrhundert  Geltung  gehabt  hat,  vorgreifend 
gleich  mit  zu  erwähnen. 

In  deutscher  Uebersetzung  giebt  Hoffmann19)  Auszüge  aus 
handschriftlichen  syrischen  Acten  persischer  Märtyrer ;  ausgedehnte 
Anmerkungen  und  Excurse  bieten  reiche  Belehrung  über  sprach- 
liche, geographische  und  archäologische  Fragen.  —  Ryssel21*)  hat 
zwei  in  de  Lagarde's  Analecta  abgedruckte  Aufsätze  des  Gregorios 
Thaumaturgos  übersetzt.  Ob  der  Wunderthäter  wirklich  der  Ver- 
fasser ist  wird  von  einer  Seite  bezweifelt.  Auch  stellte  sich  heraus, 
dass  für  den  einen  jener  zwei  Tractate  das  griechische  Original 
noch  vorhanden  ist.  Von  Recensionen  und  weiteren  Untersuchungen, 
welche  durch  Ryssel's  Buch  hervorgerufen  sind,  ist  unten  nur  das 
genannt ,    was  philologisches  Interesse  hat,  -  -  Von  Abhandlungen, 


schaften  zu  Berlin  aus  den  orientalischen  Quellen  herausgegeben,  übersetzt  und 
erläutert.  Leipzig  1880.  X,  141  u.  347  pp.  4.  M.  3ü.  —  Vgl.  LC.  1880, 
937  f.;  Ath.*1880,  II.   112;  hier  S.   167   No.   106. 

16)  A.  Esmein.  Un  traite  de  droit  Syro-Romain  du  Vf  siecle:  Journ.  des 
Savants  1880,  316—326. 

17)  Perles.  Bemerkungen  zu  Bruns -Sachau:  „Syrisch -Römisches  Rechts- 
buch aus  dem  5.  Jahrhundert":  ZDMG.  XXXV,   130—141.  725—727. 

18)  R.  v.  Habe.  Zur  Beleuchtung  der  Schicksale  des  sogenannten  Syrisch- 
Römischen  Rechtsbuchs.  —  Sachau.    Nachtr.  dazu:  Ztschr.  f.  Rechtsgesch.  III,  1. 

19)  G.  Hoffmann.  Auszüge  aus  syrischen  Acten  persischer  Märtyrer  über- 
setzt und  durch  Untersuchungen  zur  historischen  Topographie  erläutert,  ( Abhandl. 
f.  d.  Kunde  des  Morgenlandes  VII,  3).  Leipzig  1880.  325  pp.  8.  M.  14.  — 
Vgl.  Th.  Nöldehe  GGA.  1880,  St.  28;  J.  Gildemeister  LC.  1881,  532; 
A.  Harnach  ThLZ.  1881,  208;  E.  Nestle  DLZ.  1881,  No.  16.  —  Vgl.  auch 
ZDMG.  XXXIV,  567—568. 

20)  F.  Ryssel.  Gregorius  Thaumaturgus,  sein  Leben  und  seine  Schriften. 
Nebst  Uebersetzung  zweier  bisher  unbekannter  Schriften  Gregors  aus  dem  Sy- 
rischen. Leipzig  1880.  VIII,  160  pp.  8.  M.  5.  —  Vgl.  Fr.  Baethrjen  GGA. 
1880,  St.  44;  J.  Dräsche  Jahrb.  f.  protest,  Theol.  1881,  379—384;  E.  Nestle 
ZDMG.  XXXV,  784—786. 


152  Baethgen,  Syrisch. 

welche  unter  die  Rubrik  Syriaca  lallen,  ist  hier  zu  nennen  Lipsius"21) 
Buch  über  die  edessenische  Abgarsage.  Der  Verfasser  untersucht 
die  Legende  von  der  Bekehrung  des  Königs  Abgar,  seinen  Brief- 
wechsel mit  Christus  und  andere  hiermit  zusammenhängende  Sagen 
(Veronica,  Kreuzesauffindung  u.  s.  w.).  Ein  auf  die  Kreuzesauf- 
findung bezüglicher  Text  ist  in  Nestle's  Grammatik  abgedruckt.  — 
Eine  kirchengeschichtliche  Notiz  über  Simeon  den  Töpfer  giebt 
Nestle22).  —  Hall'13)  sucht  die  durch  Cureton,  Philoxeniana  und 
editio  princeps  der  Pesitä  bezeugte  Lesaii  ;-Q-  Lucas  24,  32  als 
wahrscheinlich  ursprünglich  zu  erweisen.  Textkritische  Unter- 
suchungen in  Bezug  auf  die  aus  dem  Griechischen  in's  Syrische 
übersetzten  Profanschriftsteller  stellt  Ri/ssel2i)  an.  —  Die  Abhand- 
lung de  Lagarde's 25)  über  den  Hebräer  Ephraems  von  Edessa 
kommt  der  hebräischen  Lexicographie  und  biblischen  Kritik  zu  Gute, 
ist  Ephraem's  wegen  jedoch  auch  hier  zu  nennen.  —  Im  zweiten 
Bande  der  Symmicta26)  werden  vielfach  Fragen  erörtert,  welche 
sich  auf  das  Syrische  beziehen.  —  Eine  Anzahl  von  Arbeiten 
kenne  ich  leider  nur  dem  Titel  nach,  nämlich  eine  von  Wildeboer21) 
über  den  Werth  der  Cureton'schen  Evangelien;  eine  von  Merx-*) 
über  die  sjnnsche  und  armenische  Uebersetzung  von  Eusebius' 
Kirchengeschichte;  eine  von  Martin'29)  über  Ephräms  Hymnen 
auf  den  heiligen  Eremiten  Abraham;  ein  Buch  von  Q ermann30) 
über  die  Kirche  der  Thomaschristen;  endlich  einen  Artikel  von 
Phillips31)  über  syrische  Accente,  und  einen  von  Zscholcke32)  über 
die  Maroniten  am  Libanon. 


21)  A.  Lipsius.  Die  edessenische  Abgarlegende  kritisch  untersucht.  Braun- 
schweig 1880.  92  pp.  8.  M.  2.40.  —  Vgl.  E.  Nestle  GGA.  1880,  St.  48; 
RC.  1880,  No.  49;  Ac.  1881,  I,  78;  Lipsius  .Jahrb.  f.  prot.  Theol.  1881,  187—192 
imit  Nachträgen  von  NöldeJee);  1882,  190— 192;'  A.  v.  Gutschmid  LG.  1881, 
279;    H.  Holtzmann  DLZ.   1881,  353;  Bonwetsch   ThLZ.    1881,   256. 

22)  ZDMG.  XXXIV,   170  f. 

23)  Isaac  H.  Hall.  On  the  reading  of  the  Syriac  Versions  of  Luke  XXIV, 
32:  Proc.  Amer.  Or.  Soc.     Oct.   1880.     p.  II  f. 

24)  V.  Ryssel.  Ueber  den  textkritischen  Werth  der  syrischen  Ueber- 
setzungen  griechischer  Klassiker.  I.  Theil  Leipzig  1S80.  48  pp.  4.  M.  2.40. 
II.  Theil,  ibid.    1881.     56   pp.     4.     M.  2.80. 

25)  S.  oben  S.  93  No.  65. 

26)  S.  oben  S.  93  No.   64. 

27)  G.  Wildeboer.  De  Waarde  der  Syrische  Evangelien  door  Gareton 
ontdckt  en  uitgegcven.     Leiden   1880.      79   pp.     8.     (Diss.) 

28)  Adcdbertus  Merx.  De  Eusebianac  Hi.storiae  Ecclesiasticae  versionibus, 
Syriaca  et   Armeniaea:  Atti   IV.   Congr.   d.   Or.   I,    199 — 214. 

29)  1'  Muri 'in.  Ueber  Ephräms  Hymnen  auf  den  heil.  Eremiten  Abraham : 
Z    f.  kathol.  Theol.   1880,  426— 4.17. 

30)  \Y.  Germcmn.  Die  Kirche  der  Thomaschristen.  Vergl.  Amer.  Anti- 
quary  III,   248  f. 

31)  Geo.  Phillips.  Syriac  Accents:  Journal  of  Philol.  Vol.  IX,  No.  18, 
p.  221—229. 

32)  //.  Zechokke.  !>;••  Maroniten  am  Libanon;  Wien.  Abendpost  1880, 
22     März. 


Baethgen,  Syrisch.  153 

Mit  den  Mandäern  beschäftigte  sich  ein  Mann,  der  leider  den 
Schwierigkeiten  nicht  gewachsen  ist.  Nicolaus  Siouffi  ist  ein  in 
Damascus  geborener  Christ.  Als  Kanzler  des  französischen  Con- 
sulats  in  Bagdad  lernte  er  einen  jungen  Mandäer  kennen,  der  zum 
Katholicismus  übergetreten  war  und  von  dem  er  sich  viel  über 
Sitten  und  Gebräuche  der  Mandäer  hat  erzählen  lassen.  Doch 
wird  die  Zuverlässigkeit  dieses  Gewährsmannes  vielfach  ange- 
zweifelt. Für  das  Buch  Siouffis**)  ist  es  ein  bedenkliches  Zeichen, 
dass  er  die  Arbeiten  von  Petermann ,  Euting  und  Nöldeke  nicht 
einmal  dem  Namen  nach  kennt.  Drei  Aufsätze  von  de  Sanlcy 34) 
enthalten  einige  lexicalische  Bemerkungen,  sind  sonst  aber  nur 
ein  Referat  über  Sionffi's  Buch.  Mehr  bietet  ein  anonymer 
Artikel  in  der  Edinburgh  Review35).  Derselbe  giebt  einen 
übersichtlichen  historischen  Abriss  der  Studien ,  welche  seit  dem 
Anfang  der  neueren  Zeit  den  Sabiern  gewidmet  sind,  unter- 
zieht Siouffis  Buch  einer  eingehenden  Kritik,  weist  auf  die  Schwie- 
rigkeiten hin,  welche  sich  dem  Verständniss  des  mandäischen 
Religionssystems  entgegenstellen  und  recapitulirt  Abschnitte  aus 
Petermann's  Reisen  im  Orient  (1860)  und  Siouffis  Werk.  —  In 
den  Facsimiles  der  Palaeogr.  Soc.  (V  Nr.  67) 36)  ist  ein  Blatt 
eines  mandäischfn  Manuscripts  v.  Jahre  1529 — 30  enthaltend  Ge- 
bete etc.  wiedergegeben. 

Von  der  auf  Inschriften  bezüglichen  Literatur  ist  mir  folgen- 
des bekannt  geworden.  Ueber  aramäische  Schrift  und  Inschriften 
im  Allgemeinen  verbreitet  sich  Berger  31).  Ein  Facsimile  der 
Carpentras-Inschrift  giebt  Nr.  64  P.  V  der  Palaeogr.  Society38). 
de  Lagarde39)  hat  einen  Aufsatz  zur  Erklärung  dieser  Inschrift 
wieder  abdrucken  lassen.  Auch  ein  Artikel  von  Lundi<])  gehört 
hierher.  Seine  Ausführungen  gipfeln  in  dem  aufs  Neue  versuchten 
Nachweis ,  dass  lnn:72  der  bekannten  Vaticaninschrift  und  Nn^:n 
der  Carpentrasinschrift    sprachlich    und    sachlich    das  Prototyp  für 


33)  N.  Siouffi.  Etudes  sur  la  religion  des  Soubbas  ou  Sabeens  leurs 
dogmes,  leurs  moeurs.  Paris  1880.  XI,  211  pp.  8.  fr.  7.50.  —  Vgl.  Th.  Nöl- 
deke LC.  1880,  17.  Apr.;  Ath.  1880  II,  777;  E.  Renan  Rapport  annuel  JA. 
Ser.  VII,   16,  p.  50—52;  Edinburgh  Rev.  CLII,   117  —  139. 

34)  F.  de  Saulcy.  Etüde  sur  la  religion  et  les  moeurs  des  Soubbas  par 
M.  N.  Siouffi,  viceconsul  de  France  ä  Mossoul:  Journal  dos  Savants  1881,  Mai, 
p.  287—297;  Juin,  p.  376—382;  Juillet  p.   393-403. 

35)  Sabians  and  Christians  of  St.  John:  Edinburgh  Review  July  1880, 
p.    59b— 7ia. 

36)  S.  oben  S.  62  No.   2. 

37)  Ph.  Berger.  L'ecriture  et  les  inscriptions  semitiques.  Paris  1880. 
51  pp.  8.  [1  Taf]  (Extrait  de  l'Encyelopedie  des  Sciences  Religieuses.)  — 
Vgl.  H.    Vuilleumier  Rev.  de  theol.  et  de  philos.  1880,  Mai. 

38)  S.  oben  S.   62  No.   2. 

39)  P.  de  Lagarde.  Zur  Erklärung  der  aramäischen  Inschrift  von  Car- 
pentras:  Symmicta  II,  p.  56 — 65  und  p.  79.  80  [Wiederabdruck  aus  den  Nachr. 
v.   d.  Gesellschaft  der  Wissenschaften   zu   Göttingen   1878,  No.   10]. 

40)  H.  V.  Lund.     Oprindelsen  til  ordet  munk  (uovaxög)  (Med  en  avto- 


154  Baethgen,  Syrisch. 

[iova%6g  sei.  Eine  kurze  Notiz  für  die  Geschichte  der  Erklärung 
dieser  Inschrift  gaben  Fleischer41)  und  Wright*2).  --  Clermont- 
Ganneau*3)  hat  seine  Arbeit  über  den  persischen  Ursprung  der 
ägyptisch  -  aramäischen  Monumente  in  Separatausgabe  erscheinen 
lassen.  Die  Sakkarastele  ist  auf  Blatt  63  P.  V  der  Palaeogr.  Soc.44) 
facsimilirt ;  ebendaselbst  auf  Blatt  65  die  Inschrift  von  Siah.  — 
Ueber  zwei  palnryrenische  Bas-reliefs,  von  denen  eins  mit  der  In- 
schrift „Selem  Matabol  bereh"  berichtet  Meinach*5).  Ghevarrier*6), 
französischer  Viceconsul  in  Jaffa,  hat  Mittheilungen  gemacht  über 
eine  kleine  in  Palmyra  gefundene  Terracotte  mit  Inschrift  in  pal- 
myrenischen  Characteren,  angeblich  „Malkou  ftls  de  Valabath". 
Ein  Grabdenkmal  aus  Palmyra  beschreibt  und  erläutert  Wright*7); 
zugleich  werden  vier  andere  schon  bekannte  kleinere  palmyrenische 
Inschriften  (davon  zwei  bilingues)  wieder  abgedruckt.  Wie 
ich  höre ,  schliesst  sich  hieran  eine  Arbeit  von  Fabiani*%). 
Eine  andei'e  Arbeit  desselben  Verf.49)  ist  mir  nur  dem  Titel 
nach  bekannt.  —  Sachau50)  hat  einen  Bericht  über  seine  Reise 
auf  aramäischem  Gebiet  veröffentlicht.  Ueber  syrische  und  pal- 
myrenische Inschriften,  die  er  auf  dieser  Reise  fand,  geben  zwei 
Briefe 50)  vorläufige  kurze  Mittheilungen.  —  Ob  ein  Aufsatz  von 
Gardner51),  den  ich  bei  Friederici  angeführt  finde,  hierhergehört, 
kann  ich  nicht  sagen. 


graferet  tavle):  Nordisk  Tidskrift  for  Filologi  N.  R.   IV,  3,  p.  213—222.    Kjöben- 
havn   1880.     8. 

41)  Fleischer.     Berichtigung:  ZDMG.  XXXIV,  568. 

42)  W.    Wright.     Nachtrag:  ZDMG.  XXXIV,   764. 

43)  Ch  Clermont-  Ganneau.  Origine  perse  des  monuments  arameens 
d'Egypte.  I*  Partie.  Paris  1880.  40  pp.  8.  1P.  [Extr.  de  la  Rev.  arch.  Aoüt 
1878  et  Janv.   1879.] 

44)  S.  oben  S.   62  No.  2. 

45)  J.  Reinach.     CR.  1880,  10  —  11;  vgl.  RC.   1880,  I,  163. 

46)  Chevarrier.     CR.  1880,  303  f. 

47)  W.  Wright.  Note  on  a  Sepulcral  Monument  from  Palmyra  (Postscript 
by  W.  Harry  Rylands):  Transactions  Soc.  Bibl.  Arch.  VII,  1,  p.  1  —  5  (Plate) 

-   Vgl.   Ath.   1880,  II,  440. 

48)  E.  Fabiani.  Nuove  Iscrizioni  Semitiche:  Gli  Studi  in  Italia  anno  III. 
Vol.   I,  p.  377—79.  —  Vgl.  Ath.   1880,   17  Apr. 

49)  E.  Fabiani.  Anfora  aramaica  dol  Castro  Pretorio  (mit  2  Tai.):  Bull. 
comm.  arch.   comm.   di  Roma  VIII,  82  — 117. 

50)  S.  oben  S.  63  No.   6—8. 

51 1  /'.  (iardiivr.  On  some  coins^  of  Syria  and  Bactria:  Numismatic  Chro- 
nicle   1880,  Pt.  3. 


155 


Arabien  und  der  Islam. 

Von 

Ad.  Erman,  F.  Praetorius  und  Aug-ust  Müller.*) 

Unser  diesjähriger  Bericht  unterscheidet  sich  leider  von  seinem 
Vorgänger  in  der  unvortheilhaftesten  Weise.  Grade  der  Bestand- 
theil,  welcher  dem  letztern  in  Vergleich  zu  andern  Berichten  und 
bibliographischen  Arbeiten  einen  eigenthümlichen  Werth  verlieh, 
die  vollständigen  und  zuverlässigen  Angaben  über  ägyptische  Drucke, 
wird  diesmal  und  voraussichtlich  auch  für  die  Zukunft  vermisst 
werden:  eine  der  zahlreichen  empfindlichen  Folgen  der  Absetzung 
Spittds  von  seinem  in  siebenjährigem  Kriege  mit  orientalischem 
Schlendrian  ehrenvoll  und  zu  höchstem  Nutzen  für  unsere  Studien 
behaupteten  Bibliotheksamte  in  Kairo.  Man  wird  erst  allmälich 
den  ganzen  Umfang  des  Schadens  ermessen  können .  der  uns  aus 
der  Einziehung  unseres  einzigen  wissenschaftlichen  Vorpostens  in 
Aegypten  erwächst:  der  Jahresberichterstatter  ist  jedenfalls  nicht 
in  der  Lage,  sich  auf  anderem  Wege  die  erforderlichen  Notizen 
zu  beschaffen,  und  der  Leser  wird  somit  die  empfindliche  Lücke 
dulden  müssen. 

Die  Länder-  und  Völkerkunde  Arabiens  hat  nicht 
unwesentliche  Fortschritte  gemacht.  Eine  zusammenhängende  Dar- 
stellung des  arabischen  Landes  und  Volkes  hat  Urrestarazu *) 
unternommen,  Wetzstein 2)  einen  Beitrag  zur  Kenntniss  des  Volks- 
glaubens gegeben.    Burton's3)  Beisewerk  habe  ich,  durch  eine  un- 


*)  Erman  hat  die  muhammedanischen  Münzen,  Praetorius  das  südarabische 
Alterthum  bearbeitet. 

1)  F.  A.  Urrestarazu  o  sea  Taleb  Sidi  Abd-El-Kader  ben  elchilali. 
Los  Arabes.  Descripcion  geogräfiea  e  histörica  de  la  Arabia,  tradicioues,  reli- 
gion,  sectas,  usos  y  costumbres,  gobierno,  vida  publica  y  privada,  literatura,  etc. 
Madrid  1880.  25*6  pp.  8.  R.  5.  [Nur  Titel  gesehen:  Polybiblion  p  t.  VI. 
p.   161a.] 

2)  Wetzstein.  Ueber  den  Glauben  der  Araber,  dass  der  Neffe  dem  mütter- 
lichen Oheim  nachgerathe:  Ztschr.  f.  Ethnol.  XII.  Verh.  244 — 50. 

3)  R.  F.  Burton.  Pilgrimage  to  Meccah  and  Mediuah  ,  uew  revised  ed. 
Lond.  1880.     534   pp.     8.  —  6  s. 


156  Enuan  ,  Praetor  ins,  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

genaue  Notiz  irregeführt,  schon  im  vorigen  Berichte  genannt,  ihm 
schliesse  ich  den  Titel  eines  Aufsatzes  von  Mohammed  Sad/tg*) 
an,  dessen  etwaige  Wichtigkeit  für  die  historische  Topographie  ich 
nicht  habe  prüfen  können.  Von  Burton*-6)  erhalten  wir  ferner 
ausführliche  und  werthvolle  Darlegungen  der  wissenschaftlichen 
Ausbeute  seiner  Reise  im  nordwestlichen  Arabien,  während  über 
Doughty's  gefahr-  und  verdienstvolle  Wanderungen  kürzer  von 
Sprenger1)  berichtet  wird.  Robertson  Smith9)  gibt  zur  Berich- 
tigung von  Hommel's  Thiernamen  einige  auf  Autopsie  beruhende 
Notizen;  über  die  Araber  des  Higäz  im  Allgemeinen  scheint  Pavie9) 
zu  handeln.  Von  den  auf  die  Touristenfahrten  des  Blunt'schen 
Ehepaares  bezüglichen  Veröffentlichungen  haben  wir  hier  nur  einen 
Artikel  Blunt's  10)  zu  erwähnen,  der  wichtige,  von  Polgrqve's  u.  A. 
Berichten   abweichende   Mittheilungen    über    die    Configuration    der 

Nofüd,  insbesondere  über  die  ^Jj  genannten  eigenthümlichen  Wasser- 
en 

lachen  enthält;  dieselbe  Reise  behandelte  übersichtlich  Zehme11), 
dessen  treuer  Aufmerksamkeit  für  Alles,  was  „aus  und  über  Arabien" 
bekannt  wurde,  wir  leider  hier  den  letzten  Dank  zu  erstatten  haben. 
Arbeiten  über  himj arische  Inschriften  sind  meines 
Wissens  im  Jahre  1880  nicht  erschienen.  Wenigstens  nur  ganz 
beiläufig  äusserte  Oanneau12)  seine  Ansicht  über  den  Sinn  der 
Darstellungen  auf  der  Stele  des  Sa'dawam,  und  ebenso  gelegentlich 
gab  Sayce  13)  eine  Vermuthung  über  die  Herkunft  himjarischer  Buch- 
staben.    Derenbotirg 14)  erklärte  die  Uebereinstimmung  hebräischer 


4)  Mohammed  Saddik-Bey.  Medine  il  y  a  vingt  ans:  Bull.  Soc.  Khediv. 
de  Geogr.   1880,  mai,  p.   16 — 32. 

5)  Richard  F.  Burton.  Itineraries  of  the  Second  Kliodivial  Expedition: 
Memoir  explaining  the  New  Map  of  Midian  made  by  the  Egyptian  Staff-officers: 
Journ.  K.  Geogr.   Soc.  XLIX,   1  —  150.     (1    Karte.) 

6)  Richard  F.  Burton.  The  Ethnology  of  Modem  Midian:  Trans.  R.  Soc. 
Lit.  XII,    249—330. 

7i  .1.  Sprenger.  Doughty's  Forschungen  im  nördlichen  Arabien:  Globus 
XXXVII,   201.  —  Vgl.  ebd.  2.55;  XL,  04. 

8)  Aus  einem  Briefe  des  Herrn  Prof.  W.  Robertson  Smith  an  Prof.  Nöl- 
deke:  ZDMG.  34,  373  f. 

9)  T.  Pavie.  Les  anciens  Arabes  du  Hedjaz:  Eev.  trimestriollo ,  juillct. 
[Fr.   1880,  n.    817.1 

1<M  Wilfrid  Scawen  Blaut.  A  Visit  fco  Jebel  Shammar  (Nejd).  New 
Routes  through  Northern  and  Central  Arabia:  Proc.  Geogr.  Soc.  Lond.  N.  S. 
II,  81—102.  —  Vgl.  H.    Wichmann  PM.  1881,  214. 

1  I  i   Zehne.      Aus  und   über   Arabien:   Globus  XXXVII,   251—54. 

12)  RC.   1880,  S.  80  Anm.   2. 

13)  Sayce.  The  Inscriptions  of  Taif:  Athen.  1880,  I,  S.  412.  —  Vergl. 
Robertson   Smith  ebd.  S.  380;  Burion  ebd.  II,  750. 

Ili  Hartwig  Derenbourg.  Les  noms  de  personnes  dans  l'Ancien  Testa- 
menl   et   dans  les  inscriptions  himyarites :   Revue  des  ctudesjuives  I,  S.  56 — 60. 

Vgl.  Wetthaw&n  DLZ.  1881,  610;  /•;.  D.  Rev.  d.  ling.  t.  XV,  106—107; 
hier  s    85   So    30. 


Erman,  Praetor ins,  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  157 

Eigennamen  mit  solchen  in  himj.  Inschriften  aus  dem  be- 
kannten Einfluss  des  jüdischen  Elementes  in  Südarabien.  Toylh) 
versuchte  eine  etwas  gewagte  Herleitung  der  Casusbildung  aus  der 
Mimation. 

Das  Wenige  was  ich  sonst  noch  über  Südarabien  anzu- 
führen weiss,  scheint  dem  Titel  nach  zu  den  Inschriften  in  keiner 
direkten  Beziehung  zu  stehn,  und  mehr  als  der  Titel  ist  mir  ausser 
von  Möseh's l6)  sagengeschichtlicher  Arbeit  nicht  bekannt  ge- 
worden. Es  sind  zu  nennen  zwei  oder  drei  Textausgaben  von 
Prideauxu~ la),  sowie  Schlumberger's'20)  Veröffentlichung  seiner 
bereits  im  Vorjahre  angekündigten  Münzen,  zu  welcher  <•/.  //. 
Mordtmann'11)  und  Head*2)  willkommene  Ergänzungen  bieten; 
endlich  eine  geographische  Arbeit  Manzonfs'13).  Ein  kurzer  Reise- 
bericht JShapird's  ist  im  Athenäum  mitgetheilt.24) 

Zur  Geschichte  der  himjarisch-äthiopischen  Kriege  vgl.  unten 
S.  170  Nr.  124  und  S.  183  Nr.  8;  über  das  „Volk  Jawan" 
S.  101  Nr.  104. 

Die  Handschriftenkunde  des  Arabischen  ist  durch 
mannigfache  und  wichtige  Beiträge  bereichert  worden.  In  dem 
bereits  erwähnten  Hefte  der  Palaeographical  Society25)  finden  sich 
Facsimile's  eines  kufischen  Korans  des  VIII.  Jahrhunderts  Chr. 
(Br.  Mus.  Orient.  2165),  der  Bodlejanischen  Hs.  von  des  Gramma- 
tikers Alfäräbi  Diwänu'1-adab  (A.  974  Chr.?  —  Hunt.  228;  Neshi), 
und  eines  Korans  in  magribinischem  Neshi  vom  J.  1254  Chi'. 
(Br.   Mus.    Orient.    1270).     Unter    den  Beschreibungen    von  Hand- 


15)  C.  H.  rloy.  On  Noun-Inflection  in  the  Saboan:  Proc  Amer.  Or.  Soc. 
1880,  may,  p.  IX— XI. 

16)  S.  oben  S.   115  No.   202   und    unten  S.   1G5   No.    88. 

17)  The  Himjaritic  kassidet. 

18)  The  poems  of  the  himjaritic  king  As'aa  Tohba. 

19)  The  lay  of  the  Himyarites  by  the  Kadhi  Neshwan  Ihn  Said.  Trans- 
lated  and  edited  by  Capt.  W.  F.  Pr/'deau.r.  XX,  66  pp.  8.  mit  10  Tafeln. 
Sehoro  1879.  —  Vgl.  Athen.  Apr.  17,  1880  S.  505;  July  3,  1880  S.  13--14; 
SBA.  May  4,  1880;  JRAS.  Vol.  XII;  An.  Rapport  XCV;  Friederici  BO.  No.  821. 

20)  G.  Schlumberger.  Le  tresor  de  Sana  (monnaies  himyaritiques).  Paris 
1880.  69  pp.  8.  3  Taff.  fr.  12.  —  Vgl.  J.  H.  Mordtmann  ZDMG.  XXXV, 
501—506;  Maspero  und  Halevy  RC.  1881,  I,  281—285;  A.  de  Longperier 
JdSav.  1881,  42—52,  CR.  VIII,  298  f.;  J.  HaUvy  JA.  VII  ser.  XVIII,  84  f.; 
Ath.   1881,  II,   87. 

21)  J.  H.  Mordtmann.  Neue  himjarische  Münzen:  Wiener  Z.  f.  Num. 
XII,  289—320. 

22)  Barclay  V.  Head.  On  a  himyaritic  tetradrachm  and  the  Tresor  de 
Sana:  Num.  Chron.     N.  S.  XX,   303—310.      1   Taf. 

23)  R.  Manzoni.  L'Arabia  Feiice.  Geogratia  antica  e  mcidertia:  Esplor. 
IV,  No.   1   p.    12—17.   —  Vgl.  Globus  XXXVII,   158. 

24)  M.  W.  Shapira.  Arabia  Felix.  S.  Ath.  Mar.  13,  1880  S.  346—347. 
—  Vgl.   11.  Kiepert  Schapira's  Reise  in  Jemen:    Globus  XXXVIII,    183 — 187. 

25)  S.  oben  S.   62   No.   2. 


158  Erman,  Praetorium,  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

Schriften  steht  wieder  in  erster  Linie  die  Portsetzung  von  Pertsch's  -6) 
Musterkatalog;  den  Eindruck  einer  soliden  und  gewissenhaften 
Ai'beit  macht  aber  auch  Bonazm's 27)  Verzeichniss  der  freilich  un- 
bedeutenden neapolitanischen  Sammlung.  Unter  den  aus  Atjeh  an 
das  Bataviaasch  Genootschap  gekommenen  Mss.,  welche  van  den 
Berg28)  bestimmt  hat,  befindet  sich  ein  Theil  des  Ihjä  und  eine 
Anzahl  der  bekannten  juristischen  und  grammatischen  Compendien 
und  Commentare.  Merkwürdig  ist  ein  vom  J.  6551  der  Welt 
(=  1043  Chr.)  datiertes  arabisch-griechisches  Exemplar  des  Lukas 
in  magribinischem  Character,  welches  Miller23)  der  pariser  Aka- 
demie vorgelegt  hat,  und  nicht  minderes,  wenngleich  andersartiges 
Interesse  erregt  de  Jbng's 30)  Mittheilung  über  den  Inhalt  des  Cod. 
ar.  40  der  Utrechter  Bibliothek,  welche  gleichzeitig  Steinschneider 's 
Angaben  (Polem.  u.  apolog.  Lit.  Nr.  114)  ergänzt  und  berichtigt.; 
ebenfalls  dem  christlich-arabischen  Gebiete  gehört  die  Münchener 
Hs.  243  an,  welche  sich  in  Trumpp's31)  nachher  zu  erwähnender 
Schrift  S.  IV — VII  beschrieben  und  später  mannigfach  benutzt 
findet.  —  Ueber  zwei  wichtige  Quellenwerke  der  moslemischen 
Litteratur  berichtet  in  bekannter  praktischer  und  doch  gründlicher 
Weise  v.  Rosen:  einmal32)  über  eine  Hs.  des  bisher  unbekannten 
Verzeichnisses  der  von  Ibn  Hagar  (f  852)  gelesenen  oder  weiter 
überlieferten  Schriften ,  eines  Verzeichnisses ,  aus  dem  viel  neues 
bibliographisches  Material  zu  schöpfen  ist,  und  dann  über  Ibn 
Quteiba's33)  wichtige  Prosa- Anthologie ,    die  'Ujün  al-ahbär,    unter 


20)  Die  Arabischen  Handschriften  der  Herzogl.  Bibliothek  zu  Gotha.  Auf 
Befehl  Sr.  Hoheit  des  Herzogs  Ernst  H.  von  Sachsen-Coburg-Gotha  verzeichnet 
von  Wilhelm  Pertech.  II.  Bd.  2.  Heft.  Gotha  1880.  VIII  u.  p.  241—495. 
8.  M.  9.  III.  Bd.  1.  Heft.  Gotha  1880.  8.  —  Vgl.  Th.  Nöldeke  LC.  1881, 
258  1'.;  //.  Derenbourg  RC.  N.  S.  XIU,  201—11.  221—9;  //.  Zotenberg  JA. 
7    ser.   XVII,  566  f. 

27)  Cataloghi  dei  Codici  Orientali  di  aleune  Biblioteche  d'Italia  stampati 
a  spe.se  del  Ministero  della  pubblica  lstruzione:  Fase.  II.  R.  Biblioteca  di 
Parma:  Codici  ebraici  non  descritti  dal  De-Rossi.  Biblioteca  nazionale  di 
Napoli:  Codici  arabici.  Firenze  1880.  8.  Darin  p.  199 — 241:  Catalogo 
dei  Codici  arabi  della  Biblioteca  nazionale  di  Napoli  per  Lujjo  Bonazia.  — 
Vgl.  Fausto  Lasinio  Museon  I,  212 — 214. 

28)  L.    W.    C.  van  den  Berg.     Notulen  Bat.  Gen.  XVII,  171-177. 

29)  CR,  VIII,  130  =  RC.  XIX,  503. 

31»)  P.  de  Jong.  Een  arabisch  Handschrift,  beheizende  eene  Bestrijding 
van  't  Christendom.    Mededeeling:  Versl.  en  Meded.  Ak.     Amst.  VIII,  217 — 234. 

31)  S.  unten  S.    182   No.   2. 

32;  Victor  Hosen.  Notiz  über  eine  merkwürdige  arabische  Handschrift, 
betitelt  ff*?*  qjI  ^Ji  U^U^O  üU^s  vü**«^  (L«  lo  2  octobre  1879): 
Bull.  Ac.  Ret.   1880,   18 — 26. 

33)  Victor  Rosen.  Zur  arabischen  Literaturgeschichte  der  älteren  Zeit 
(Lu  lo    9.  septombre   1880).     I.  Ibn  Quteiba:    Kitäb    Ujfin  al-akhbär:    Bull.  Ac. 

9 
IVt.  1881,  p.  55— 78<=Mel.  as.  —  Sept.   1880,  p.    745 — 779. 


Erman,  Praetorium,  Müller,  Arabien  und.  der   Islam.  159 

gleichzeitiger  Würdigung  der  ganzen  litterarischen  Thätigkeit  des 
Verfassers,  Mittheilung  der  Vorrede  des  Werkes  und  Hinzufügung 
anderer  interessanter  Notizen.  Kürzer  fassen  sich  ein  paar  Be- 
merkungen Lasinios  34  35)  über  ein  schönes  Exemplar  der  Moqaddhna 
des  Abulleit  es-Samarqandi  und  über  die  Mss.  der  italienischen 
Bibliotheken  im  Allgemeinen.  Was  Wauters36)  aus  der  Kairiner 
Bibliothek  mitgebracht  hat,  ist  mir  nicht  zu  Gesicht  gekommen; 
dagegen  habe  ich  nachträglich  Kenntniss  von  einer  werthvollen 
Ahhandlung  Saavedra  s31)  über  die  Litteratur  und  Geschichte  der 
Morisco's  zur  spanischen  Zeit  erhalten,  welcher  ein  sorgfältiges  Re- 
pertorium  der„  literatura  aljamiada"  (Spanisch  mit  arabischen  Buch- 
staben geschrieben ,  =  L^-*^c')  auf  den  europäischen  Bibliotheken 
angefügt  ist. 

Auf  die  gedruckte  Litteratur  beziehen  sich  biblio- 
graphische Arbeiten  v.  Klöderis 3S)  und  Huart's 39),  von  denen 
indess  die  erstere  mancherlei  Zusätze  G.  J.  Dozy*  nöthig 
machte,  während  Huart,  wenn  einige  von  mir  mit  den  Originalen 
verglichene  Titel  einen  Schluss  auf  das  Ganze  gestatten ,  die- 
jenige Genauigkeit  fehlt,  welche  allein  das  an  sich  verdienstliche 
Unternehmen  wirklich  nutzbringend  machen  könnte.  Neuere  ara- 
bische Drucke  aus  Indien  und  Kairo  finden  sich  auf  einer  Beilage 
der  Gawaib40)  verzeichnet;  zu  den  im  vorigen  Berichte  erwähnten 
Drucken    aus  Tunis41)    fügt   Trälmeri2)    ein  Verzeichniss   von  Er- 


34)  F.  Lasiuio.  Di  im  Codice  arabico  della  Biblioteca  Gambalunga  di 
Bimini:  II  Bibliofilo  I,  186. 

35)  F.  Lasinio.  I  codici  orientali  delle  biblioteche  italiane:  Bibliotilo 
I,  No.   10. 

36)  A.  J.  Wauters.  La  bibliotheque  khediviale  du  Caire,  lo  Bostan  de 
Sadi  et  les  manuscrits  du  Coran:  l'Athen.  beige  No.   13,   1er  juill.   1880. 

37)  Discursos  leidos  ante  la  Eeal  Aeademia  Espanola  en  la  recepcion  publica 
del  excino.  Senor  D.  Eduardo  Saavedra  el  29  de  diciembre  de  1878.  Madrid 
1878.  190  pp.  8.  —  Darin:  1)  Discurso  del  excmo.  Senor  Don  Eduardo 
Saavedra  [über  die  Litteratur  der  Moriscos  zur  span.  Zeit,  Austreibung  der- 
selben etc.]  2)  Contestacion  por  el  excmo.  Senor  D.  Antonio  C'anovas  del 
Castillo.  3)  Apendices  al  discurso  del  excmo.  Senor  Don  Eduardo  Saa- 
vedra. I.  Indice  general  de  la  literatura  Aljamiada.  II.  Glosario  de  las  pa- 
labras  arabes  aljamiadas  6  poco  conocidas  que  se  encuentran  en  el  discurso  y 
en  el  apendice  anterior. 

38)  G.  A.  V.  Klöden.  Zur  Bibliographie  Arabiens  und  Afghanistans:  Z. 
f.  wiss.  Geogr.  I,  230—232.  —  Vgl.  G.  J.  Dozy.  Nachtrag  zu  Klöden's  Ara- 
bischer Bibliographie:  ebd.  II,   161. 

39)  C'l.  Huart.  Bibliographie  ottomane.  Notice  des  livres  turcs ,  arabes 
et  persans,  imprimes  ä  Constantinople,  durant  la  periode  1294 — 1296  de  l'hegire 
(1877—1879):  JA.  7  ser.  XVI,  411—439.  [Mit  Anhang  (p.  437—9):  Ouvrages 
publies  ä  Beyrouth.]  —  Vgl.  ZDMG.  35,  S.  XXX  No.  4130—4132;  Ber.  für 
1879   S.   143   No.   31;  S.   144  No.  44;  S.   150  No.  95. 

40)  Ifiv  ä-U«  <3ij-&  ff  -tl*Jj"$  j^J  ,%  yüU'Jl  5»^Lc.  Constan- 
tinopel.      1   Bl.     Fol. 

41)  S.  Ber.  f.   1879  S.  142  No.  29. 

42)  Arabic  Bonks  printed  at  Cairo:  TR.  N.  S.  I.   140  f. 


160  Erman,  Praetorius,  Mülle}-,   Arabien  und  der  Islam. 

Zeugnissen  der  Pressen  Kairo's,  in  welchem  aber  die  Titel  unzu- 
verlässig wiedergegeben  sind. 

Unter  den  Schriften  zur  Encyclopädie  und  allgemeinen 
Litte raturgeschi chte  (soweit  letztere  nicht  schon  oben  bei 
der  Handschriftenkunde  erwähnt  sind)  ist  zunächst  die  Fortsetzung 
von  Bistdni's 43)  Encyclopädie  zu  nennen.  Einen  Ueberblick  über 
arabische  Litteratur  (meist  historischen  Inhaltes)  im  Sudan  gab 
Ckerbonneau4*),  leider  aber,  ohne  seinen  Angaben  die  nöthigen 
Belege  hinzuzufügen.  Hier  nenne  ich  auch  den  Titel  eines  Con- 
stantinopler  Druckes45),  über  dessen  Gegenstand  und  Verfasser  ich 
nichts  habe  feststellen  können. 

An  Texten,  welche  sich  auf  dem  Gebiete  der  Grammatik 
bewegen,  ist  das  fünfte  Heft  von  Johns*6)  Ihn  Ja'is  zu  nennen  — 
dessen  langsames  Fortschreiten  wir  recht  bedauern  müssen,  ohne 
es  dem  gewissenhaften  Herausgeber  zum  Vorwurf  machen  zu 
können  — ,  ausserdem  ein  Abdruck  der  Agrümije47),  der  gramma- 
tischen ßisäle  el-Igi's48)  nebst  Cpmmentar  und  Glossen  und  der 
bekannten  Erklärungsschriften  zu  Gorgätns  Hundert  Regenten49)  — 
letztere  sämmtlich  in  Constantinopel  erschienen.  Mit  der  siebenten 
Fortsetzung  seiner  „Beiträge"  hat  Fleischer*0)  den  zweiten  Band 
de  Sacy's  in  Angriff  genommen,  während  die  in  seiner  Schule  ent- 


43)  Leider  bin  ich  bis  jetzt  nicht  im  Stande,  über  diese  Fortsetzung  be- 
stimmtere Angaben  zu  machen;   es  steht  nur  fest,  dass  sie  erscheint. 

4  4)  Aug.  Cherbonneau.  Essai  sur  la  litterature  arabe  au  Soudan :  Poly- 
bibl.   XXIX,   1G6— 9;   270—3;  3G7—  75;  432— 3G. 

45)  ...IPJjI  tifMKA*  ,.,ucj!  ä.S  Kurratu  al  Aian  wa  Masarrat  al  Adhan. 
In  Arabic.     Const.   1298.      159   pp.     8.      Trübner  7s.   Cd.:    TR.   N.  S.    II,   101. 

46)  Ihn  Ja'is  Commentar  zu  Zamachsari's  Mufassal.  Nach  den  Handschriften 
zu  Leipzig,  Oxford,  Constantinopel  und  Cairo  auf  Kosten  der  Deutschen  Morgen- 
landischen Gesellschaft  herausg.  von    Cr.  Jahn.    Fünftes  Heft.    Leipzig  1880.    4. 

(p.     1fl-A..). 

47)  Adjorroumiye,  nouvelle  edition  de,  la  grammaire  arabe  d'Es-Sanhädji  Ihn 
Adjorroum,  trad.  en  turc  par  Emin  Efendi.  Const.  1296.  [S.  Bibl.  phil. 
1880  p.   378]. 

48)  Ein   Hand  von   104  pp.    8.,  enthaltend   1)      -/toLäJU    's^.jl*Oj.1\    äJlwJI 
-^VjjI     .^.jAj!    iAaüc    (p.  102 — 103);  2)   den  Commentar  des   Ali  KüM  dazu 

(p.  84  — 100);  3)  die  Glossen  des  Häfix  Sejjid  (p.  2  —  83).  Am  Rand  von  2.  3. 
iAjUi  von  Scheich  Räzt,  Mollazäde,  Hamid  Celebi  u.  a.  Constantinopel, 
Druck   v.  Essad  Efendi,  beendet  Anfang   Ramazän  1297.     P.   5.     [Mordtm.] 

1Jl  L?***  'v*-;;*1*-s'  J-*!^-11  [mit  Randnoten  und  dem  J~*5yiJl  UjuJ,  Con- 
stantinopel. Es'ad  EfFendi,  1297.  3/4  Megidije.  [Huart  JA.  7  ser.  XIX 
p.  204,  No.  196.  Danach  könnte  das  Buch  mit*  dorn  Her.  1879  S.  144  No.  43 
genannten  nicht  identisch  sein.] 

50)  /■  Irtscltt'r.  Siebente  Portsetzung  der  Beiträge  zur  arabischen  Sprach- 
kunde: Ber,  d,  ph.-hist.  Cl.  d.  Sachs.  Ges,  d,  Wiss.   1880,  23.  April,  S.  89—160. 


Erman,  Praetorius,  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  \Q\ 

standene  Grammatik  Gasparis  nach  der  neubearbeiteten  vierten 
Auflage  von  dem  leider  inzwischen  bereits  verstorbenen  Üricoeehea^1) 
mit  einigen  Aenderungen  gewissenhaft  in's  Französische  übersetzt 
worden  ist.  Bedeutender  als  diese  ist  die  Arbeit  Howell's 52), 
welcher  besonders  als  einer  ausserordentlich  reichen ,  aus  den 
Originalquellen  geschöpften  Beispielsammlung  hervorragender  Werth 
zuzusprechen  ist.  Die  zweite  Auflage  (!)  von  dem  Buche  des  Pater 
Göschl53)  ist  dagegen  ein  Anachronismus,  was  freilich  das  „Magazin 
für  die  Literatur  des  Auslandes"  nicht  hindert,  dieselbe  seinen 
Lesern  zu  empfehlen.  Eine  Nukte  aus  der  Grammatik  der  classischen 
Sprache  behandelt  de  Goeje 54) ;  unmittelbar  in  das  Leben  der 
heutigen  Volkssprache  aber  führt  uns  das  Meisterwerk,  in  welchem 
Spitta05)  mit  ebenso  feinem  Sprachgefühl  als  unübertrefflicher 
Treue  zum  ersten  Mal  einen  lebenden  arabischen  Dialekt  so  dar- 
gestellt hat,  dass  er  als  Grundlage  für  die  sprachwissenschaftliche 
Forschung  dienen  kann.  Von  ihm  ist  zum  wenn  auch  kleineren 
Theil  abhängig  Hartinarun's  56)  zunächst  praktischen  Zwecken  dienen- 
der Abriss,  aus  welchem  indes  über  den  Beiruter  Dialekt  manches 
Nützliche  zu  erfahren  ist;  weniger  interessieren  uns  die  zweiten 
Auflagen  von    Wahrmund 's  5T)  Lesebuch  und  Mallouf's  58)  Conver- 


51)  Grammairo  arabe  de  C.  P.  Caspari  traduite  de  la  quatrieme  edition 
allemande  et  en  partie  remaniee  par  K.  üricoeehea.  Bruxelles  1880.  XII, 
532  pp.  8.  fr.  '20.  —  Vgl.  Aug.  Cherbonneau  Polybibl.  XXIX,  131—134; 
Luden  Gautier  Kev.  de  l'Instr.  publ.  XXIII,  1.  (Letztere  gründliche  Kec. 
auch  sep.  u.  d.  T. :  Grammairo  arabe  de  C.  P.  Caspari.  Traduite  de  la  quatrieme 
edition  allemande  et  en  partie  remaniee  par  E.  Üricoeehea.  Examen  critique 
par  Luden   Gautier.     Gand   1880.     7   pp.     8.) 

52)  Mortimer  Sloper  Howell.  Grammar  of  the  Classical  Arabic  Lan- 
guage,  translated  and  compiled  from  the  Works  of  the  Most  Approved  or  Na- 
turalized  Authorities.  Publ.  uuder  the  Authority  of  the  Government,  N.-W.-P. 
In  an  Introduction  and  Four  Parts.  Part  II.  —  The  Verb :  and  Part  III.  — 
The  Particle.     Allahabad   1880;  pp.  XXXIII,  XXIII,   735;   1 A— 30  A.      8. 

53)  Leopold  Göschl.  Kurze  Grammatik  der  Arabischen  Sprache  mit  einer 
Chrestomathie  und  dem  hierzu  gehörigen  Wörterverzeichniss  für  den  Schul-  u. 
Selbstunterricht.  Zweite,  verbesserte  Auflage.  Wien  1881.  IX,  198  pp.  8.  — 
Vgl.  MLA.    1880,  GG7. 

54)  M.J.  de  Goeje.       -xx^.i|    oder      -*-y£JS  ?  ZDMG.   34,  p.  371—373. 

55)  Wilhelm  Spitta-Bey.  Grammatik  des  Arabischen  Vulgärdialectes  von 
Aegypten.  Leipzig  1880.  XXXI,  519  pp.  8.  M.  25.  --  Vgl.  Th.  Nöldeke 
GGA.  1881,  303—17;  Ign.  Goldziher  ZDMG.  XXXV,  514—529;  LC.  1881, 
1141 — -3;  W.  Robertson  Smith  Ac.  XX,  92  f.;  Auguste  Cherbonneau  Poly- 
bibl. XXXI,  421  f. 

56)  M.  Hartmann.  Arabischer  Sprachführer  für  Reiseude.  Leipzig  o.  J. 
[1880].  XII,  367  pp.  16.  M.  6.  —  Vgl.  A.  Socin  LC.  1880,  765;  S.  Fraenkel 
DLZ.    1881,   1654  f.;  H.    Vämbery  ÖMfdO.   1881,  52;  Ac.  XX,   95. 

57)  Adolf  Wahrmund.  Lesebuch  in  neu-arabischer  Sprache  zum  „Prak- 
tischen Handbuch  der  neu-arabischen  Sprache."  2.  Aufl.  I.  u.  II.  Th.  Giessen 
1880.  Th.  I.:  Arabischer  Text.  188  pp.  8.  Th.  II.:  Deutsche  Uebersetzung: 
IX,  288,  8   pp.     8.     M.   12. 

58)  N.  Mallouf.     Guide    de    la    conversation    en    trois    langues :    francais, 

Jahresbericht  1880.  11 


162  KriiKiii,  Praetorius,  Muller,  Arabien   und  der  Islam. 

sationsführer :  auch  neue  Ausgaben  von  des  verdienten  Caussin 
<l<  Perreual™)  vulgäravabischer  Grammatik  würden  wir  gerne 
missen,  wollte  man  uns  den  Essai,  das  Hauptwerk  seines  Lebens, 
in  einem  nicht  zu  tbeuren  Neudruck  zugänglich  machen.  —  Von 
den  Nebendialekten  des  Xeuarabischen  ist  der  Zanzibar's  durch 
Praetoriibs 60)  bebandelt  worden,  während  MonroG1)  den  allgemeinen 
Character  des  Maltesischen  kurz  gegen  Sayce  richtig  stellt.  Der 
Vollständigkeit  wegen  erwähne  ich  noch  einige  Artikel  von  Bel- 
trame62),  Parmentier 63) ,  Trumelei64)  und  einem  Anonymus65), 
die  mehr  oder  weniger  mit  der  Grammatik  zusammenhängen. 

Der  Lexikographie  haben  wir  zur  Vollendung  von 
Dozy's  °6)  Supplement  zu  gratulieren.  Es  ist  insbesondere  für  den- 
jenigen, welcher  sich  mit  nachclassischer  historischer  und  wissen- 
schaftlicher Litteratur  beschäftigt,  schwer,  seiner  Erkenntlichkeit 
für  dieses  ausgezeichnete  Werk  den  richtigen  Ausdruck  zu  geben ; 
ein  Werk,  welches  als  reife  Frucht  einer  grossartigen  wissenschaft- 
lichen Thätigkeit  der  jüngeren  Generation  in  den  Schooss  fällt,  und 
dem  —  experimentum  hat  in  corpore  vili  —  der  Berichterstatter 
schon  in  hunderten,  ja  tausenden  von  Fällen  zu  danken  hat,  wenn 
ihm  stundenlanges  und  schliesslich  doch  oft  vergebliches  Suchen 
erspart  geblieben  ist.  Jedenfalls  wird  sich  jetzt  niemand  mehr 
finden ,    der   diesem  Buche    einen  Ehrenplatz    in  der  Nachbarschaft 


anglais,  arabe  (dialeete  d'Egypte  et  de  Syrie)  avec  la  prononciation  figuree ,  en 
lettre«  latines.  2c  ed.  Paris  1880.  288  pp.  ä  4  col.  12.  fr.  4.  [Bibl.  phil. 
1880   p.   380.] 

59)  Caussin  de  Perceval.  Grammaire  arabe  vulgaire  pour  les  dialectes 
d'Orient  et  de  Barbarie.      5<-    ed.     Paris   18S0.     XVI,    IGT,  XV  pp.      4.     Fr.  5. 

60)  Frans  Praetorius.  Ueber  den  arabischen  Dialekt  von  Zanzibar: 
ZDMG.  34.   217  —  231.     Vgl.  ib.   7G7. 

61)  C.  J.  Monro.     Mixed  Languages:  Ac.  XVill.    100. 

62)  Pult  nunc  Gli  Arabi  d'Abu-Zet.  I  Baggaza  -  Salem.  Linguaggio  mi- 
mico  degli  Arabi:  Atti  Ist.  Veneto  Ser.  V,  t.  VI,  disp.  IX. 

63)  Parmentier.  De  la  transcription  pratique,  au  point  de  nie  francais, 
des  noms  arabes  en  caracteres  latins.  Alemoire  präsente  a  la  section  de  geo- 
graphie  de  lAssoc.  franc.  ponr  l'avane.  d.  sciences,  au  congres  de  Montpellier, 
1-  ler  septembre  1879.  Paris  1880.  34  pp.  8.  [Renan  JA  7  ser  Will.  .".7. 
Anm.   3.] 

64 1  Truiiu'let.  De  la  transcription  orthographique  des  aoms  arabes  et 
bcrlicTs:  lii'v.  ireogr.  intern.  1880  Xo.  52.  Gl.  i>2.  [Kotier  Ztschr.  d.  Ges.  i 
Erdk.  XVI,  431.J 

65)  A.  v.  II.  Beiträge  zur  Volksetymologie:  Magazin  f.  d.  Lit.  d.  Ausl. 
No     11       9.  Oct.   188U.  49.  Jahrg.     Bd.  98,  S.  580. 

66)  Vi'.  />"'.//.  Supplement  aus  dictionnaires  arabes.  6  livr. :  pp.  201 
—440.  d.  9,30.  —  7'  livr.:  pp.  441—632  11.  7,20.  —  8«  livr.:  pp.  XXXII: 
857—864,  633—855.  tl.  10,35.  Leyde.  1.  (Dazu  Titelblätter,  mit  denen  das 
Ganze  nun  sich  so  darstellt: 

11.  Dozy.  Supplement  aus  dictionnaires  arabes.  Tome  premier.  Leyde 
1881.     XXXII,  864   pp.     4.   —  Tom,',  second.     Leyde   1881.     855  pp.      \  ,' 


Erman,  Praetorius,  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  163 

von  Lomes  unerreichbarem  Werke  weigern  möchte.  —  Eine  von 
grossem  Fleisse  zeugende  Publication  ist  Gasselins61)  umfangreich 
angelegtes  französisch-arabisches  Wörterbuch,  welches  dem  zunächst 
angestrebten  praktischen  Zwecke  gewiss  gute  Dienste  leisten  wird : 
wäre  es  aber  auch  unbillig,  einen  allzu  strengen  wissenschaftlichen 
Massstab  an  dasselbe  anzulegen,  so  wird  man  doch  immer  das  Be- 
denken äussern  dürfen ,  dass  der  Verfasser,  wie  es  scheint ,  durch 
keine  eigentlich  philologische  Schule  gegangen  ist:  so  begegnet 
man  schon  beim  flüchtigen  Blättern  an  den  Stellen ,  wo  er  Alt- 
arabisches geben  will ,  mancherlei  Fehlern  und  muss  es  für  die 
Wissenschaft  bedauern,  dass  er  es  nicht  hat  unternehmen  können 
oder  wollen,  die  in  seiner  amtlichen  Stellung  erlangte  Uebung  im  Ma- 
grebinischen  zu  einer  mehr  speciellen  Darstellung  des  Wörterschatzes 
und  Sprachgebrauches  dieses  Dialektes  auszunutzen.  Wie  das  Werk  sich 
jetzt  gibt,  wird  es  kaum  möglich  sein,  die  darin  vorkommenden 
Angaben  zu  einem  einigermassen  genügenden  Gesammtbilde  zu  ver- 
einigen, selbst  wenn  jemand  den  Aufwand  an  Zeit  und  Mühe  nicht 
scheute,  das  Ganze  nach  dieser  Richtung  hin  durchzuarbeiten.  — 
Ein  Specialwörterbuch  zum  Koran  ist  in  Lucknow68)  heraus- 
gekommen ;  die  Fremdwörter  im  Koran  und  in  der  alten  Poesie 
sind  von  FraenJcel69)  in  eindringlicher  Weise  studiert  worden.  — 
Die  Namen  der  Schiffe  im  Arabischen  hat,  unter  Zugrundelegung 
eines  Auszugs  aus  Ibn  Mammati,  Wüstenfeld10)  gesammelt,  die 
„falsche  Morgenröthe"  der  Orientalen  Redhouse11)  als  identisch  mit 
dem    Zodiakallicht    nachgewiesen ;    eine    weniger    lexikalische    als 


67)  Ed.  Gasselin.  Dictioimaire  francais-arabe  (arabe-vulgaire  —  arabo- 
grammatical)  contenaiit  1°  tous  les  mots  de  la  langue  franeaise  et  tous  les  termes 
speciaux  aus  arts,  scienees,  metiers,  etc.,  avec  la  prononciation  des  mots  arabos 
figuree  en  francais  2  °  la  traduction  en  arabe  de  tous  ces  mots  avec  les  difte- 
rences  speciales  aux  divers  pays  musulmans  3  °  la  declinaison  des  noms  et  ad- 
jectife,  la  conjugaison  des  verbes  reguliers  et  irreguliers,  leurs  noms  d'action, 
ainsi  que  les  noms  de  temps,  de  lieu,  etc.  4°  les  difterentes  acceptions  des  mots 
avec  de  nombreux  exemples,  savoir:  exemples  d'arabe  grammatical  tires  du  Co- 
ran,  d'Ibn  Khaldoun,  d'Ibn  Batouta,  d  Aboulfeda  et  des  meilleurs  auteurs  arabes, 
exemples  d'arabe  parle  dans  les  divers  pays  ou  localites  d  Algerie ,  Tunisie, 
Maroc ,  du  Sabara  et  du  Levant  5  °  l'etymologie  des  mots  derives  des  verbes 
arabes  ou  de  langues  etrangeres.  Ouvrage  honore  des  souscriptions  du  Mini- 
störe des  affaires  etrangeres  et  du  Ministere  de  Tinstruction  publique.  Fase. 
I— VII  (entb.  p.  I— XXVIII  u.  1—250).  Paris  1880.  4.  [Druck  v.  Holz- 
hausen in  Wien].  Jedes  Heft  fr.  3,75.  [Es  sollen  2  Bde.  in  72  Heften  wer- 
den, von  denen  alle  Monat   eins  ersebeint.] 

G8)  Wörterbuch  zum  Koran,  litliogr.   Lucknow:  TR.  N.  S.  II,  99. 

69)  Sigismundus  Fraenkeh  De  vocabulis  in  antiquis  Arabum  carininilms 
et  Corano  peregrinis.     Lugduni  Batavorum   1880.     VI,  27   pp.     8.     (Diss.) 

70)  F.  Wüstenfeld.  Die  Namen  der  Schifte  im  Arabischen:  Gott.  Nachr. 
1880,   133—143. 

71)  ./.  W.  Redhouse.  Identification  of  the  „Palse  Dawn"  of  fche  Muslims 
with  tbe  „Zodiacal   IJight"  of  Europeans :  JRAS.  XII,  327—34. 

11* 


164  Erman,  Praetorius,  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

archäologische  Studie  Karabaceh's12)  erwähne  ich  später.  --  An- 
hangsweise sei  noch  hinzugefügt,  dass  Hfrth13)  den  öfter  behaupteten 
arabischen  Ursprung  des  Wortes  „Teifun"  wohl  mit  Recht  zurück- 
gewiesen und  dass  Ducere14)  mit  den  aus  dem  Arabischen  ab- 
geleiteten Worten  des  Baskischen  sich  beschäftigt  hat. 

Zur  Metrik  liegt  nur  ein  Aufsatz  Jßonazi'as'15)  vor. 

Die  vor  islamische  Religion  wird,  abgesehen  von  Robert- 
son &mittis16)  schon  erwähnter  Abhandlung,  in  einem  ihrer  wich- 
tigsten Puncte  von  Snouck  Hurgronje11)  behandelt,  der  die 
betreffenden  muhammedanischen  Traditionen  als  nichtig  erweist, 
demnächst  aber  die  Umgestaltung  des  alten  Festes  durch 
Muhammed  eingehend  untersucht.  Vom  Q  o  r  ä  n  sind  wieder 
mehrere  lithographierte  Ausgaben 78— 83)  im  Orient  erschienen, 
darunter  eine  mit  dem  persischen  Commentar  des  Käsifi84); 
das  Abendland  erhält  einen  Wiederabdruck  von  Kasimirski's85) 
Uebersetzunff ,     sowie     eine     neue     Uebertragung     in's    Englische 


72)  S.  unten   S.   178  No.   201. 

73)  Frederich  Hirth.  The  word  „Typhoon".  Its  History  and  Origin: 
Journ.   Geogr.  Soc.  L,   260—267. 

74)  E,  Ducere.  Essai  d'un  glossaire  des  mots  basqucs  derives  de  l'arabe  : 
Rev.   de  Ling..  avril   1880.  —  Vgl.  Rev.   de  cienc.   bist.   I,  p.   319 — 20. 

75)  Lupo  Bonazia.  Del  metodo  da  tenersi  nelle  ricerche  sulla  metrica 
araba:  Atti  IV   Congr.  d.    Or.  I,  457 — 465. 

76)  Vgl.  oben  S.   66   No.   33. 

77)  C.  Snouclc  Hurgronje.  Het  Mekkaanscho  Peest.  Leiden  1880.  IV, 
191  pp.  8.  M.  3.  —  Vgl.  S.  Fraenhel  DLZ.  1881,  157  f.;  A.  W.  1. 
Juynboll.  Jets  meer  aangaande  de  Moslimsche  Bedevaart:  Ind.  Gids  1881, 
I,  42—59. 

78)  wÄj.Ui  ^Jls>\*2A  .  Constantinopel  [1296  V].  8.  P.  6'/2  (gebunden 
P.   10):  s.  Huart  JA.  VII  ser.  t.  XVI,  420  Nr.  35. 

79)  Ju.«  ^JL^Vaa*.  Constantinopel  1297.  8:  Huart  JA.  VII  ser., 
XIX,   174  No.   28. 

80)  Qurän  Sharif.  (Arabic)  Lahore,  Aftäb-i-Punjäb  Press  1879.  486  pp. 
8.     Lith.  Reprint.   12  a.:  s.  Punjab  Catal.   1879   II,  p.   16. 

81)  Dgl.  Delhi,  Mujtabäi  Press  1879.  672  pp.  8.  Lith.  Reprint.  Rs.  2: 
s.  ebd.   1879  III,  p.   12.' 

82)  Dgl.  Delhi,  Hindu  Press  1879.  360  pp.  8.  Lith.  Repr.  12a.:  s. 
ebd. 

83)  Kuran  Sharif.  The  Holy  Kurän.  (Arabic).  Munshi  Nawal  Kishor, 
printer  and  publisher,  Cawnporo  1879.  482  pp.  8.  Lith.  10a.  6p.:  s.  N.-W. 
Prov.  &  Oudh  1879  I,  p.  13.  —  2<1  Ed.  ib.  1880.  482  pp.  8.  Lith.  10a.  6  p.: 
S.   ebd.    1880   III,   p.    11. 

84)  Tafsrr-i-Hosaini ;  or  the  Koran  with  a  commentary  by  Hosain  Kashefee 
of  JIcr.it  (the  author  of  Anwar-i-Sohailec).  Bombay,  Haidri  Press;  Publisher, 
Nurdin  Jiwäkhan  1880.  908  pp.  4.  2<1  Edition.  Lithogr.  Rs.  4.  6  a.  [The 
Koran   with   a  copious  Persian  Commentary]:    s.   Bombay  Catal.   1880  III,  p,   20. 

85)  Le  Koran  do  Mahomet.  Traduction  nouvelle  faite  sur  le  texte  arabe 
par  M.  Kasi in irahi.  Nouvelle  edition,  augmentee  de  notes,  commentaires  et 
d'un  index.    Paris  1880.    XXXVI,  537  pp.    8.    fr.  3,50.    [Bibl.  phil.   1880  p.  380.] 


Erman,  Praetor  ius,  Midier,  Arabien  und  der  Islam.  165 

von  Paktier86),  dem  einerseits  allzugrosses  Streben  nach  Wört- 
lichkeit, andrerseits  doch  nicht  überall  ausreichende  Accuratesse  die 
Möglichkeit  raubt,  einen  erheblichen  Portschritt  über  Roduell  hinaus 
zu  erreichen.  Freilich  muss  man  dabei,  um  nicht  ungerecht  zu 
sein,  hervorheben,  dass  den  Ansprüchen,  welche  der  Qoran  an 
seinen  Uebersetzer  stellt  —  gleichmässige  Beherrschung  der  ara- 
bischen und  der  betreffenden  abendländischen  Sprache,  Fähigkeit 
zu  poetischer  Anempfindung  und  schöpferischer  Gestaltung  neuer 
Worte  und  Ausdrücke,  vollkommenes  Vertrautsein  mit  der  Tra- 
dition, der  Exegese  und  dem  Kaläm  wie  mit  den  Grundsätzen  der 
modernen  philologischen  und  historischen  Kritik,  endlich  ebenso 
freie  und  unabhängige  als  vorsichtige  und  methodische  Handhabung 
aller  dieser  Eigenschaften  —  dass  diesen  Ansprüchen  seit  Pückert's 
Tode  wohl  Niemand  vollkommen  gerecht  zu  werden  vermöchte.  ■ — ■ 
Mehr  nach  Missionsrücksichten  gewählte  Excerpte  aus  dem  Qoran 
verdanken  wir  Sir  William  Miiir*1);  zur  Erklärung  einzelner  Stellen 
haben  beigetragen  Bösch&&),  Gaston  Paris89)  (Sur.  XVIII,  64 — 81; 
jüdische  Legende,  auch  bei  Qazwini),  Güdetnann90)  (midraschische 
Parallele  zu  Sur.  XXXVIII),  und  Sayous91)  hat  die  auf  Christus 
und  das  Christenthum  bezüglichen  Aeusserungen  des  Korans,  meist 
auf  Sprenger  gestützt,  zusammengestellt  und  trotz  seines  theologi- 
schen Standpuncts  leidlich  objectiv  beleuchtet. 

Auf  die  Theologie   bezieht    sich ,    dem  Titel   nach    zu    ur- 
theilen,  ein  im  Orient  gedruckter  Supercommentar  des  Hamzäwi 92) ; 


86)  The  Quran  translated  by  E.  iL  Palmer.  Oxford  1880.  8.  Part  I. 
Chapters  I  to  XVI.  CXVIII,  268  pp.  —  10  s.  6  d.  Part.  II.  Chapters  XVII 
to  CXIV.  X,  302  pp.  —  10  s.  6  d.  [A.  u.  d.  T.  The  Sacred  Books  of  the 
East  translated  by  Various  Oriental  Scholars  and  edited  by  F.  Max  Midier. 
Vol.  VI.  IX).  —  Vgl.  Ath.  1881,  I,  92  f.;  George  Percy  Badger  Ac.  XVIII, 
433—435;  452—454;  Sat.  Rev.  LI,  212—214;  Westm.  Kev.  1881,  April, 
p.   558  f.;  Ed.  Rev.   1881,  Oct.,  p.  358—362:  Ath.  beige   1880,  No.   23. 

87)  Extracts  from  the  Coran  in  the  Original.  With  English  Rendering.  Com- 
piled  by  Sir  William  Muir.  London  1880.  VIII,  63  pp.  8.  —  3  s.  G  d. 
—  Vgl.  E.  Nestle  LC.   1880,  1787  f.;  IAnt.   1880,  Sept.     235. 

88)  S.   oben  S.    157   No.   16   und  S.   115  No.  202. 

89)  Gastoii,  Paris.  L'ange  et  l'hermite.  Etüde  sur  une  legende  religieuse: 
CR.  VIII,  427—449. 

90)  Vgl.  oben  S.  140  No.   108 

91)  Edouard  Sayous.  Jesus  -  Christ  d'apres  Mahomet  ou  los  notions  et 
les  doetrines  musulmanes  sur  le  christianisme.  Leipzig  1880.  92  pp.  8, 
M.  1,50.  —  Vgl  E.  Nestle  LC.  1881,  171  f.;  Wolf  Baudissin  ThLZ.  1881, 
76  f.;  O.  P.  DLZ.  1881,  393  f.;  Westm.  Rev.  vol.  CXV,  272;  Sat.  Rev.  L,  313; 
H.  Derenbourg  RC.  N.  S.  XIII,  149—52. 

92)  K-obli»  ^  lXj.*^  S\jkj£  Ä>.i  (J^c  ^q^\-.4-^\l\  ^xXi.Ji  K.^w5> 
iA;>.5»-»xJ!  /tXz- .  Ilashiat  as  Sheikh  al  Hamzawi  ala  Sharhihi  li-irshad  al 
Märid  [sie]  fi  Khulasah  'ihn  at  Tawhid.     Commentary  of  Sheikh  Hamsawe.     On 


166  Krind.it,  Praetorius,  Muller,  Arabien  and  der  Islam. 

ferner  von  abendländischen  Arbeiten  Redhouse's 93)  fleissige  Samm- 
lung von  552  „schönen  Namen"  Gottes,  aus  der  sich  ergibt,  dass 
es  nicht  einen  bestimmten  Kanon  von  100  dergleichen,  sondern 
verschiedene,  im  einzelnen  von  einander  abweichende  Listen  zu  je 
95  (nach  der  Zahl  der  Kugeln  des  Rosenkranzes)  gibt;  beigefügt 
sind  einige  Notizen  über  das  Gebet.  Eine  ausführliche  und  lehr- 
reiche Abhandlung  über  die  Heiligenculte  verdanken  wir  Gold- 
ziher's  94)  staunenswerther  Belesenheit.  Die  Polemik  eines  indischen 
Muhammedaners  gegen  das  Christenthum ,  bezw.  die  englischen 
Missionäre,  in  zwei  dicken  Bänden  ins  Französische  zu  übersetzen 
und  mit  einer  ebenso  weitschweifigen  als  salzlosen  Einleitung  im 
Stile  des  ächten  libre  -  penseur ,  bezw.  libre  -  phraseur  zu  versehen 
hat  Carletti95)  Vergnügen  gemacht;  bemerken  will  ich.  dass  sich 
darin  ein  in  der  Hs.  dem  Sojüti  zugeschriebenes  Glaubens- 
bekenntniss  findet.  — -  Von  den  Secten  des  Islams  hat  Cahun90) 
die  von  ihm  besuchten  Nosairier  in  einem  Aufsatz  besprochen, 
welcher  auch  in  deutschem  Gewände97)  erschienen  ist;  über  die 
Jezidi's  (die  ja  freilich  selbst  keine  Muslime  zu  sein  behaupten) 
erfahren  wir  weder  von  v.  Schweiger  -  Lerchenfeld9*)  noch  von 
Siouffi")  erheblich  Neues. 

Die  Tradition  ist  diesmal  nur  durch  einen  indischen  Neu- 
druck des  Muwatta'  mit  Commentar  10°)  vertreten,  von  dem  es  mir 
freilich,  da  ich  ihn  nur  aus  einer  Pariser  Bücheranzeige  vom  Sep- 


the  Koran    [sie;    unmöglich].      Cairo    1298.      180  pp.     8.    —    10  s.    6   d.:    TR. 
N.  S.  II,  101. 

93)  J.  W.  Eedhouse.     On  ,,The  Most  Comely  Names",     _ä»*w-^u|    pL***^! 

i.  c.     The  Laudatory  Epithets,  or  The  Titles  ofPraise,  bestowed  on  God  in  the 
Qur'än  or  by  Muslim  Writers:  JKAS.  XII,   1—69. 

94)  J.  Goldziher.  Le  eulte  des  Saints  chez  les  Musulmans:  Rev.  bist, 
rel.  II,  257—351.  (Auch  sep.  u.  gl.  T.  Paris  1880.  95  pp.  8.)  —  Vgl.  Th. 
Nöldeke  LC.  1881,  817;  A.  Socin  ThLZ.   1881,  325. 

95)  Idh-har  [sie]  -ul-haqq  ou  Manifestation  de  la  verite  par  El-Hago  Rah- 
mat- Ullah  Efendi,  de  Delhi  (im  des  descendants  du  Calife  Osman - ben - Affan). 
Traduction  de  l'arabe,  revue.  corrigee  et  augmentee  dun  appendice  et  de  notes 
par  P.  V.  Carletti.  2  voll.  Paris  1880.  Bd.  I:  CLII,  423  pp.  8.  Bd.  II: 
VI,   472   pp.     8.     fr.  25.   —  Vgl.  LC.    1881,   87  f. 

D6)  Leon  Cahun.  Les  Ansaries:  Tour  du  Monde  XXXVIII,  369  —  400, 
mit   18  Abbildungen  im  Text.      1879. 

97)  Die  Nosairier.  Nach  dem  Französischen  des  Reisenden  Leon  Cahun: 
Globus   XXXVII,   .1H5—312;  321—326;  337—343. 

98)  Amand  Freiherr  von  Schweiger -Lerchenfeld.  Die  Teufelsanbeter. 
Kiii   Culturbüd   aus  dem  südlichen  Kurdistan:  West.  Mh.   1880  Febr.,  586— 603. 

99)  N.  Siouffi.  lue  courte  conversation  avec  le  chef  de  la  secte  des 
Vczidis,  ou   les  adorateurs  du  diable:  JA.  VII  ser.,  XV,  78 — 83. 

L00)  Iniain  Muhammed  and  Maulavi  Äbdulhayyi.  Muwatta  mai  Hasbiyah- 
i-Talik-ul-Mumajjad.    The  Muwatta,  with  tlie  Commentary  „The  Talik-ul-Mumaj- 

jad."     Luckiiow.     s.  .  -  Leroux  fr.  8. 


Erman,  Praetorius,  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  \Q1 

tember  1881  kenne,  sehr  zweifelhaft  ist,  ob  er  dem  Berichtjahre 
angehört.  In  Kasan  ist  Qodüri's 101)  hanefitisches  Rechtscom- 
pendium,  in  Bulaq  ein  ebenfalls  hanefitischer  Commentar  des  Na- 
bob's  von  Bhopal102)  gedruckt.  Im  Abendlande  gedeihen  Arbeiten 
über  muslimisches  Recht  hauptsächlich  bei  den  Nationen,  welche 
durch  coloniale  Interessen  auf  das  Studium  desselben  hingewiesen 
werden:  so  liefert  diesmal  der  Franzose  Hngues103)  eine  mir  leider 
nur  dem  Titel  nach  bekannt  gewordene  Studie  über  die  Ursprünge 
des  muhammedanischen  Rechtes ,  der  Engländer  llumsey 104)  eine 
nicht  direct  aus  den  Quellen,  aber  fleissig  und  solide  gearbeitete 
Darstellung  des  Erbrechtes.  Besondere  Aufmerksamkeit  verdient 
das  in  englischer  Sprache  geschriebene  Buch  des  Sejjid  Emir 
{Ali105)  über  das  Personalrecht:  der  Verfasser,  M.  A.,  Barrister-at- 
Law,  President  Magistrate  of  Calcutta,  Member  of  the  Faculty  of 
Law  etc.  etc.,  ist  nicht  allein  seines  Gegenstandes  vollkommen  Herr, 
sondern  auch  ein  sorgfältiger  und  umsichtiger  Arbeiter;  auf  die 
Gefahr  hin,  protestantenvereinlicher  Schwäche  geziehen  zu  werden, 
will  ich  gestehen,  dass  ich  mit  besonderer  Theilnahme  die  Vorrede 
gelesen  habe .  in  welcher  der  massvolle  und  wohlgesinnte  Mann 
sich  als  Mu'taziliten  bekennt  und  allerhand  Reformpläne  für  den 
Islam  im  Sinne  dieser,  in  Ueberresten  auf  indischem  Boden  noch 
mehrfach  vertretenen  Richtung  in  Vorschlag  bringt.  —  Endlich 
sei  auch  an  dieser  Stelle  auf  Bruns-Sachau's  106)  Syrisch-rörnisches 
Rechtsbuch  hingewiesen ,  welches  auch  arabische  Bruchstücke  in 
Text  und  Uebersetzung  umfasst  und  ein  helles  Licht  auf  die  Frage 
wirft,  ob  man  —  was  nun,  wenigstens  für  einzelne  Fälle,  nicht 
mehr  zu  bestreiten  sein  wird  ■ —  directes  Eindringen  römischer 
Rechtsbestimmungen  in  das  arabische  Recht  annehmen  darf. 

101)  jc^iAäJf  -*2Ä^U.  Kasan,  Univ.  -  Druckerei ,  1880.  144  pp.  8. 
[S.  Verh.  des  V.  Or.-Congr.  1  p.  48.] 

102)  Sadiq   Hasan    Klaut.      iL-xX-i-il  ÜäJjJI      [Commentar    zu    ä.iAJl 

SUiJj].     Bulaq.  Regierungsdruckerei,    1297.    —    P.   18 :    s.  Huart   JA.   7«  ser. 

XIX.  172,  No.  13,  und  vgl.  die  im  vorigen  Berichte  S.  143.  150.  158.  163  er- 
wähnten  früheren   Arbeiten  des  Verf. 

103)  //.  Hugues.  Les  origines  du  droit  musulman:  La  France  judiciaire, 
mars.     [S.  Friedend  Bibl.  or.  1880  n.  801.] 

104)  Almaric  Ttumsey.  Moohuinmudan  Law  of  Inheritance,  and  Rights 
and  Relations  affecting  it  Sunni  Doctrine.  Comprising  together  with  much 
collateral  Information,  the  Substance,  greatly  e.xpanded ,  of  the  Author's  „Chart 
of  Family  Inheritance."  London  1880.  XXVIII,  470  pp.  8.  —  12  s.  —  Vgl. 
Acad.    1880,   II,   61;  Westm.    Rev.    1880,  July,   241)  f.;  Sat.  Rev.  L,   403  f. 

105)  &)/ed  Ameer  AH.     The  Personal  Law   of  the  Mohammodans.    (Aren:'! 
ing    to    all    the  Schools).     Together    with    a  Comparative  Sketch  of  the  Law  of 
Inheritance  among  the  Sunnis  and  the  Shiahs.    London    1880.    XII,  430  pp.    8. 
—   15   s.  —  Vgl.  Westm.  Rev.   1881,  April,   582  f. 

106)  S.  oben  S.   150  No.   15. 


Ißg  Erman,  Praetorlus,  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

Die  Philosophie  ist  in  dem  Berichtjahre  schlecht  weg- 
gekommen: ausser  einem  neuen  Vortrage  Dieterici's  107)  über  die 
lauteren  Brüder,  zu  dem  HuebschlQS)  nichts  Selbständiges  hinzu- 
fügt, ist  nur  noch,  und  zwar  lediglich  der  Vollständigkeit  wegen, 
ein  gut  geschriebener,  aber  oberflächlicher  und  nichts  Neues  ent- 
haltender Essai  von  Sayous109)  zu  nennen.  Die  jüdisch-arabische 
Philosophie  behandeln  wir  an  andrer  Stelle 110);  Mehren's U1)  Vor- 
trag auf  dem  Florentiner  Congress  ist  durch  die  im  vorigen  Be- 
richt S.  151  No.  103  erwähnte  ausführliche  Studie  im  Journal 
asiatique  überholt  worden. 

Auf  dem  Gebiete  der  Mathematik  und  der  Natur- 
wissenschaften begegnen  wir  in  Ganters l J  2)  erstem  Bande 
einer  sorgfältigen  und  durch  grosse  Vollständigkeit  ausgezeichneten 
Uebersicht  dessen,  was  bisher  über  die  Geschichte  der  erstgenannten 
Wissenschaft  bei  den  Arabern  gearbeitet  worden  ist.  Verschiedene 
kleinere  Beiträge  zur  Geschichte  der  Naturwissenschaften,  welche  wir 
Wiedemann  schon  seit  einigen  Jahren  verdanken,  mögen  hier  zu- 
sammenfassend aufgeführt  werden113),  und  gleichzeitig  sei  darauf 
Iringewiesen,  dass  Steinschneiders11*)  bereits  augeführte  Abhand- 
lung mancherlei  lehrreiche  Notizen  auch  für  die  arabische  Mathe- 
matik und  Litteraturgeschichte  enthält,  während  der  Text  der  Geo- 
metrie   des    Muhammed    ibn    Musa    bei    Schapira's  ll5)    ebenfalls 


107)  F.  Dieterici.  Sur  les  etudes  philosophiques  des  Arabes  au  Xme  siecle: 
Atti  IV  Congr.  Or.  I,  385—394.  (A.  sep.  u.  gl.  T.  Plorence  1880.  12  pp. 
8).  —  Vgl.  Pietro  Perreau.  Intorno  agli  Atti  del  IV  Congr.  Intern,  d.  Or. 
Corfü   1881.     p.   47—51. 

108)  A.  Huebsch.  On  the  ITchwan  as-Safa  or  'Pure  Brothers':  Proc. 
Am.   Or.  Soc.     Oct.    1880.     p.   VIII  f. 

109)  Edouard  Sayous.  Theologiens  et  philosophes  musulmans  VIII' — XI« 
siecle:  Rev.  suisse  VII,  429—440:  VIII,  88—100. 

110)  S.  oben  S.   134  No.   68.   70. 

111)  A.  F.  Mehren.  Correspondance  philosophique  d'Ibn  Sab'in  avec 
l'Empereur  Frederic  II.  Discours:  Atti  IV  Congr.  d.  Or.  I,  371—383.  —  Vgl. 
Pietro  Perreau.  Intorno  agli  Atti  del  IV  Congr.  d.  Or.  Corfü  1881.  p.  42 — 7. 
—  [Zum  vorigen  Bericht  S.  151  No.  104  ist  nachzutragen,  dass  die  danische 
Abhandlung  sich  in  der  Oversigt  over  det  Kongel.  Dansku  Vidensk.  Selsk.  for- 
handl.   i   aaret   1880   (erschienen   Kjöbenhavn   1880)  zu  finden  scheint.] 

112)  Moritz  Cautor.  Vorlesungen  über  die  Geschichte  der  Mathematik. 
1.   Bd.      Von    den    ältesten  Zeiten    bis    zum  Jahre   1200    n.  Chr.      Leipzig   1880. 

vin.  sin  lip.  8.  (l  Taf.)  M.  20.  —  Vgl.  e LC.  1880,  1700—1702;  M.  Curtze 
DLZ.  L881,  768—771;  Siegmund  Günther  AAZ.  1881,  Beil.  112—114; 
Treutlein  l.it  Beil  d.  Karlsr!  Z  1881,  No.  14;  J.  L.  Heiberg  Rcr.  1881,  1, 
p   :;77;   (•'.   V.  Schiaparelli  Bendic.  Ist.  Lomb.  XIV,  62 — 69;   Favaro  Boncomp. 

Bull.    18S2    mar/... 

113)  Eilhard  Wiedemann.  Beiträge  zur  Geschichte  der  Naturwissen- 
schaften   bei    den    Arabern.     I — V:    Ann.    d.   Phys.    u.    Chemie  CLIX,    656 — 8; 

N.   F.   I,    18ii;  IV,  320;  VII,  679  f. 
Uli  s.  oben  S.    L39   No.    L02. 

1  15 1  s,  .,!,.  n  s.   i:j<i   No.   101. 


Erman,  Praetorms,  Müller,  Ar  alten  und  der  Islam.  \QQ 

oben  genannter  Uebersetzung  der  Middoth  abgedruckt  ist. —  Daneben  ist 
die  Vollendung  von  Hochheim' s116)  dankenswertherUebertragung  des 
Käf  i  zu  melden,  an  welcbe  zwei  mit  der  lateinischen  Uebersetzungs- 
litteratur  sich  beschäftigende  Veröffentlichungen  Henrys111)  und 
Weissenbvrn's118)  angeschlossen  werden  können:  der  letzteren  ist 
freilich  von  einem  Referenten  des  Lit.  Centralblattes  119)  inzwischen 
baldige  Vernichtung  angekündigt  worden,  mit  welchem  Rechte,  wird 
sich  hoffentlich  demnächst  ergeben.  —  Für  die  M  e  d  i  c  i  n  ist 
wenig  geschehen:  Perreaus120)  Notizen  über  hebräische  Commen- 
tare  zum  Kanon  gehören  kaum  hierher:  eher  eine  von  Röhricht121) 
an  Steinschneide)-  gelangte  Notiz  über  Farag,  den  Uebersetzer  des 
Häwi,  nebst  einer  immerhin  nicht  entscheidenden  Bemerkung  über 
den  Anhang  zu  diesem  Buche.  Loeo's  l2-)  schon  oben  mitgetheilte 
Idee  mag  hier  noch  als  ein  Beweis  gekennzeichnet  werden,  wie 
unrathsam  es  ist  sich  auf  Gebiete  zu  wagen ,  von  denen  man  gar 
nichts  versteht. 

Während  die  Geographie  diesmal  gänzlich  ausfällt,  erfährt 
die  Geschichte  nach  verschiedenen  Seiten  hin  erwünschte  För- 
derung. Von  dem  Text  des  Tabari  sind  zwei  weitere  Halb- 
bände123) erschienen,  den  Beschluss  von  Barth's  musterhaft  ge- 
arbeiteter Abtheilung  und  die  Fortsetzung  der  durch  Houtsma 
und  Guyard  ebenfalls  vortrefflich  herausgegebenen  Abbasiden- 
geschichte  enthaltend;  zu  dem  von  Nöldeke  übersetzten  Abschnitt 


116)  Adolf  Hochheim.  AI  Käfi  t'il  His;'ib  (Genügendes  über  Arithmetik) 
des  Abu  Bekr  Muhammed  Ben  Albusein  Alkarkhi  nach  der  auf  der  Herzoglich- 
Gothaischen  Schlossbibliothek  befindlichen  Handschrift.  III.  Magdeburg  o.  J. 
[1880].     28  pp.     4.     M.    1,20.     (I— III  zus.  M.   3,90.) 

117)  Prologus  N.  Ocreati  in  Helceph  ad  Adelardum  Batensem  Magistruin 
suum.  Fragment  sur  la  multiplication  et  la  division  public  par  Charles  Henry: 
Z.  f.  Math.  u.  Phys.  Suppl.  XXV  (Abhh.  z.  Gesch.  d.  Math.  UI)  p.  129—139. 
—  Vgl.  M.   Curtze  DLZ    1881,  535  f. 

118)  H.  Weissenbom.  Die  Uebersetzung  des  Euklid  aus  dein  Arabischen 
in  das  Lateinische  durch  Adelhard  von  Bath  nach  zwei  Handschriften  der  Kgl. 
Bibliothek  in  Erfurt:  Z.  f.  Math.  u.  Phys.  XXV.  Suppl.  (Abhh.  z.  Gesch.  d.  Math. 
III)  p.   141—166.  —  Vgl.  M.    Curtze  DLZ.   1881,  535  f. 

119)  LC.   1880,   1702,  Note. 

120)  S.  oben   S.   126  No.   9. 

121)  Steinschneider  HB.   1880  p.   136  f. 

122)  Vgl.  oben  S.   138  No.   98. 

123)  Annales  auctore  Abu  Djafar  Mohammed  lbn  Djarir  At-  Tabari  quos 
ediderunt  J.  Barth,  Th.  Nöldeke,  O.  Loth ,  E.  Frym,  II.  Thorbecke, 
S.  Fraenkel,   J.   Guidi,    D.   H.  Müller,   M.   Th.   Houtsma,   S.   Guyard, 

V.  Rosen  et  M.  J.  de  Goeje.  I.  (P.  321—640).  [Vgl.  Ber.  für  1879  S.  154 
No.  130  f.]  —  Id.  Sectionis  tertiae  pars  secunda  quam  ediderunt  M.  Th.  Houtsma 
(p.  320—459)   et  S.    Guyard    (p.  459—640).     Lugd.  Bat.   1880.     8.    —    Vgl. 

Th.  Nöldeke  LC.  1880,   1121  f.;    Derselbe   D.  Rev.  VII.  Jahrg.  p.   115—117-, 

BISO.  N.  S.  No.   20/21   p.  425  f. 


170  Erman,  Praetorius,  Müller,   Arabien  und  der  Islam. 

(s.  Ber.  f.  1879  S.  155  No.  132)  verzeichnen  wir  wertholle  Be- 
merkungen v.  Gutschmid's, 124)  und  James  Darmesteter's125),  als 
Curiosum  auch  eine  Recension  des  die  armenische  Geschichts- 
litteratur  als  Norm  der  Quellenkritik  gläubig  verehrenden 
Milde 126) ,  dem  der  Name  v.  Gutschmid's  niemals  vorgekommen 
sein  muss.  —  Seiner  Uebersicht  der  grossen  Seuchen  des  Orients 
nach  Sujüti's  bezüglicher  Schrift  und  dem  Abdruck  des  die  ein- 
zelnen Pestjahre  aufzählenden  Kapitels  aus  der  letzteren  schickte 
v.  Kremer127)  eine  wieder  von  acht  historischem  Blick  zeugende 
Einleitung  voraus.  Auf  die  vormuhammedanische  Zeit  be- 
zieht sich ,  abgesehen  von  dem  unten  zu  nennenden  Aufsatz  Tau- 
xier'sV2S),  eine  lehrreiche  Stellensammlung  Rekatsek's129)  über  den 
Gebrauch  des  Weins  bei  den  alten  Arabern.  Für  die  Zeit  des 
Propheten  begrüssen  wir  mit  Freuden  die  endlich  eingetroffene 
Fortsetzung  von  Abdul  TIajj's1?'°)  Ausgabe  des  Ibn  Hagar;  die 
Geschichte  Muhammed's  selbst  betreffen  die  Verneinung  der  alten 
Frage  nach  seiner  Schreib-  und  Lesekunst  durch  Weil131)  und  die 
bereits  erwähnten  Studien  Gastfreund's132).  —  Zur  Khalifen- 
g  e  s  c  h  i  c  h  t  e  im  Allgemeinen  führen  wir  Jarrett's 133)  Uebersetzung 
von  Sojüti's  Ta'rih  an  (Poole's  Dynastienverzeichniss  s.  unten 
S.  179  No.  212);  im  Einzelnen  haben  Krehliu)  und,  wie  es 
scheint,    Bartlielemyl3b)    die  Unhaltbarkeit    der    Tradition   von  der 


124)  Alfred  von  Gutschmid.  Bemerkungen  zu  Tabari's  Sasanidongeschichte, 
übersetzt  von  Th.  Nöldeke:  ZDMG.  XXXIV,  721—748. 

125)  Rev.  bist.  XVI,   190—201,  mai-aoüt   1881. 

126)  Lionel  Milde.  Une  histoire  des  Sassanides:  Rev.  quest.  bist.  XXVIII, 
254—262. 

127)  A.  V.  Kremer.  Ueber  die  grossen  Seucben  des  Orients  nach  ara- 
bischen Quellen:  Sitzb.  W.  Ak.  96,  p.  69—156.  (Auch  sep.  u.  gl.  T.  Wien 
1880.     90  pp.     8.     M.   1.40.)     Vgl.  David  Kaufmann  REtJ.  III,   135. 

128)  S.  unten  S.   194  No.   3. 

129)  E.  Rehatsek.  The  use  of  Wine  among  the  Ancient  Arabs :  JBBrRAS. 
XIV  (1879)  p.   164—172. 

130)  Biographical  Dictionary  of  Persons  who  knew  Mohammad,  by  Ibn 
Hajar.  Edited  in  Arabic,  by  Maulawi  Abd-ul-Hai.  Fascic.  XVIII  (Vol.  II,  5). 
(Bibl.  Ind.  Old  Ser.  No.  242.)     Calcutta   1880.     p.  409—504.     8. 

131)  (x.  Weil.  Mahomet  savait-il  uro  et  ecrire?  Discours:  Atti  IV  Congr. 
d.  Or.  I,  357—366.  —  Vgl.  P.  Perreati  Intorno  agli  Atti  del  IV  Congr.  In- 
tern, d.  Or.  Corfü   1881.     p.  40—1. 

132)  S.  oben   S.   142   No.   127. 

133)  History  of  the  Caliphs  by  Jalälu'ddin  a's  Suyi'itf,  by  //.  S.  Jarrett. 
Fase.  1—4.  (Bibl.  Ind.  N.  S.  No.  440.  441.  443.  446.)  Calc.  1880.  384  pp. 
8.  —  Vgl.  Sat.   Rev.  Ell,  24  f. 

134)  Ludolf  Krehl.  Ueber  die  Sage  von  der  Verbrennung  der  Alexan- 
drinischen  Bibliothek  durch  die  Araber:  Atti  IV  Congr.  d.  Or.  I,  433 — 454. 
(Auch  sep.  u.  gl.  T.  Floren/  1880.  8.)  —  Vgl.  P.  Perreau  Intorno  a^li 
Atti   de]    IV  Congr.   Intern,   il.  Or.     Corfü   1881.     p.  55—9. 

135)  Ch.  Barthilemy.    Omar  a-t-il  fait  brtiler  la  bibliotheque  d'Alexandrie  ? 


Ernian,  Praetorius,  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  171 

Verbrennung  der  alexandrinischen  Bibliothek  nachgewiesen  (die 
freilich  dadurch  leider  ihres  zähen  Lebens  in  Compendien  und 
Lehrbüchern  noch  lange  nicht  beraubt  ist)  und  Palmer156)  hat  eine 
Biographie  Härün's  geliefert,  die  nach  den  mir  allein  zu  Gesicht 
gekommenen  sehr  wohlwollenden  Besprechungen  auf  Quellenkritik 
sich  wenig  einlässt.  indess  als  Anecdotensammlung  neben  Reliat- 
sek'fi1'6'1)  gleichartiger  Studie  ihren  Werth  behalten  mag.  Eine  Zu- 
sammenstellung der  arabischen  Nachrichten  über  die  Fatimiden 
begann  Wüstenfeldm)  mit  bekannter  Gelehrsamkeit  und  Gründ- 
lichkeit. 

Für  die  Geschichte  der  Kreuzzüge  finde  ich  nur  einen 
Beitrag  Rey'sl3'J)  zu  erwähnen. 

Weiter  nach  Westen  vordringend,  begegnen  wir  dem  ersten 
Theile  von  Arnari'sm)  italienischer  Bearbeitung  seiner  Bibli- 
oteca;  zur  Geschichte  W  e  stafrika's  giebt  Mercierux)  u.  A.  den 
Abdruck  einiger  arabischer  Documente,  Aniaudli2)  die  Fortsetzung 
einer  historischen  Qaside;  Fourncl'sHi)  Ausführungen  über  die  se- 
cundäre  Rolle  des  arabischen  Elementes  gegenüber  dem  berberischen 
habe  ich  nicht  einsehen  können.  In  Spanien  zeitigt  die  seit 
einigen  Jahren  in  überraschender  Weise  entwickelte  Triebkraft  der 
nationalen  Geschichtsforschung  fortdauernd  die  schönsten  Früchte, 
von  denen  wir  freilich  in  Deutschland  wenig  zu  sehen  bekommen ; 


in:    C'h.  Barthel&mg.     Erreurs  et  mensonges  historiques.    XI   Ser.    Paris  1879. 
8.     p.  170—90. 

136)  E.  H.  Palmer.  Haroun  Alraschid,  Caliph  of  Bagdad.  (New  Plutarch 
Series.)  London  1881.  228  pp.  8.  —  2  s.  6  d.  —  Vgl.  Ath.  1881,  I,  361t'.; 
Acad.  XIX,  p.  95  f. ;  Sat.  Rev.  LI,  85—87  ;  Barbier  de  Meynard  JA.  VII  Ser., 

XVII,  564—6;  Arvede  Barine  Rev.  pol.  et  litt.  III  ser.  T.  I,  599—602. 

137)  E.  RehatseJc.  Gastronomical  Anecdotes  of  tho  Earlier  Khalifs:  Calc. 
Rev.  CXXXIX.     (Jan.   1880.) 

138)  F.  Wüstenfeld.  Geschichte  der  Fatimiden  Chalifen  nach  den  Ara- 
bischen Quellen:  Ahh.   d.   Ges.   d.  Wiss.  zu  Goett.  XXVI.     97   pp.     4. 

139)  G'uillaume  Rey.  Sommaire  du  Supplement  des  familles  d'outre-mer. 
Chartres     [1880    oder    1881?].      36   pp.       8.       [Titel    aus    Renan    JA.     7.    ser., 

XVIII,  57.] 

140)  Biblioteca  Arabo-sicula  ossia  Raccolta  di  testi  arabici  che  toccano  la 
geogralia,  la  biografia  e  la  bibliografia  della  Sicilia,  raecolti  e  tradotti  in  italiano 
da  Michele  Amari.  Vol.  I.  Tor.  e  Roma  1880.  LXXXIII,  570  pp.  8.  —  L.  15. 
(Id.  Ed.  in  Fol.  Supplomento  al  Muratori  Rer.  It.  Ser.  T.  I  p.  IIa.  Disp.  1". 
144  pp.    L    22,50.)  —   Vgl.  R.  Starrabba  Arch.  stör.  Sic.  N.  S.  IV,  471—478. 

141)  Emest  Mercier.  Constantine  au  XVI  e  siecle.  Elevation  de  la  famille 
El-Feggoun :  Rec.  Soc.  Arch.  Constantine  XIX,  215 — 251. 

142)  Amaud.  Voyages  extraordinaires  et  nouvelles  agreables  par  Mo- 
hammed Abou  Ras  ben  Ahmed  ben  Abd  el-Kader  en-nasri.  Histoiro  de  lAfrique 
septentrionale:  Rev.  afr.  XXIV,  70—80;  133—146;  459—473.  —  Vgl.  Bericht 
für   1879  p.   160  No.   184. 

143)  Henri  Fournel.  Les  Berbers,  Etudes  sur  la  conquete  de  TAfrique  par 
les  Arabes.  T.  II.  IV,  381  pp.  4.  Paris.  —  Vgl.  Renan  JA.  7<-  ser.  XVIII, 
58,  Note   1. 


172  Erman,  Fraetorius,  Muller,   Arabien  und  der  Islam. 

aus  eigener  Anschauung  kenne  ich  nur  Coderas 1U)  Nachweis  über 
die  Mühelosigkeit  der  arabischen  Eroberung  Aragoniens  (welchem 
gleichzeitig  die  Begründung  seiner  Ansicht  hinzugefügt  wird,  dass 
Musa  nicht ,  wie  die  gewöhnliche  Annahme  ist ,  bereits  über  die 
Pyrenäen  gegangen  sei),  sowie  ein  Verzeichniss  von  vier  Festungen 
nebst  historischen  Notizen,  welches  Fernandez- Guerrali'°)  gelief ei*t 
hat.  Daneben  kann  ich  Fernandez  y  Gonzalez'1^)  Uebersetzung 
der  arabisch  geschriebenen  Chronik  Bischof  Gotmar's,  Coderas 147) 
Aufsatz  über  Abderrahmän  I,  Roblesiih)  Werk  über  das  muslimische 
Malaga  und  Menendez  Pelayo'su'J)  Culturgescbichte  der  spanischen 
Araber  und  Juden  bis  zum  Ende  des  XIV.  Jahrhunderts  nennen, 
welche  letztere  ausserordentlich  gelobt  wird;  über  Saavedra's 
Untersuchungen  s.  oben  S.  159  No.  37.  —  Eine  Touristenschrift 
de  Stu7'ler'sm)  und  eine  Notiz  Bragas161)  über  die  arabische 
Civilisation  in  Portugal  habe  ich  ebensowenig  gesehen. 

Kehren  wir  zu  den  späteren  Entwicklungen  des 
Ostens  zurück .  so  treffen  wir  auf  den  ersten  Halbband  von  des 
Grafen  von  Noerm)  mit  begeistertem  Eifer  in  Angriff  genommenem 
Werke  über  Akbar,  das  trotz  seiner  Abneigung  gegen  den  Zopf 
der  Schule  auf  gründlichen  eignen  und  fremden  Studien  beruht. 
—  Von  Gfibb's153)  Uebersetzung  eines  türkischen  Berichts  über  die 


144)  Francisco  Codera  y  Zaidin.  Conquista  de  Aragon  y  Cataluiia  por 
los  Musulmanes:  Bol.  hist.  I,   1 — 7. 

145)  Aureliano  Fernandez-  Gruerra.  Fortalezas  del  guerrero  Omar  ben 
Hafson  hasta  ahora  desconocidas:  Bol.  hist.  I,  33 — 37. 

146)  Crönica  de  los  Reyes  Francos  por  Gotmaro  II,  Obispo  de  Gerona. 
Publicada  y  precedida  de  un  estudio  histörico  por  D.  Francisco  Fernandez  y 
Gonzalez.  Madrid  188U.  21  pp.  4.  —  Vgl.  Rev.  de  Arq.  I,  187  f.  —  Vgl. 
Ber.  f.    1879   S.   159  No.   170. 

147j   F.    Codera,     Abde-r-Rhaman  I:  Revista  Conteinporanea ,  April   1880. 

148)  F.  Gwillen  Hohles.  Malaga  musulmana.  Sucesos  autigüedades  cien- 
cias  y  letras  rnalagiiefias  durante  la  edad  media.  (Parte  I.)  Malaga,  Oliver 
Navarro   1880.     XXII.  370  pp.     4.     5  Taff. 

149)  M.  Menendez  Pelayo  Historia  de  los  Hetorodoxos  espaiioles.  Tomo  I. 
Madrid  1880  [?].     Vgl.    Wenüvorth    Webster  Ac.  XVIII.  92. 

150)  J.  de  Sturler.  Granada  en  de  Alhambra.  Geschiedenis  en  reisber- 
inneringen.  Leiden  1880.  8.  IV,  272  pp.  8;  m.  5  Phot.  u.  Titelbl.  in  Chromo- 
litli.  —  Fl.  3  50.     [Bibl.  phil.   1880  II,   205.] 

151i  Theophilö  Braga.  A  eivüisacäo  arabe  em  Portugal:  L'Era  Nova  I, 
88—9.     1880. 

152»  Graf  F.  A.  von  Xocr.  Kaiser  Akbar.  Ein  Versuch  über  die  Ge- 
schichte  Indiens  im  sechzehnten  Jahrhundert.  [I.  1.]  Leiden  1880.  XXIII, 
216  pp.  8.  --  Vgl.  LC.  1881,  1274;  Sat.  Rev.  L,  498;  E.  DLZ.  II,  1965; 
A.   Barth  BC.  N.  s.  XIII.  27—30;  E.  Fagnan  Rev.  bist.  XVIII,  196f. 

153)  E.  ./.  W.  Ghibb.  The  Capture  of  Constantinople  from  the  Täj-ut- 
Tevärlkh,  „The  Diadem  of  Histories".  Written  in  Turkish  by  Khöja  Sa'd-ud- 
DTn.  Translated  into  English,  Glasgow  1879.  36  pp.  8.  —  2  s.  6d.:  TR. 
N.  S.  I,  p.  37. 


Erman,  Praetorium,  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  173 

Eroberung  C  o  nstantin  op  el's  geht  mir  erst  jetzt  der  Titel 
zu;  einige  historische  Verhältnisse  zur  Zeit  desselben  Ereignisses 
hat  ebenso  fein  als  sicher   Olsliausenlu)  erläutert. 

Wir  gehen  zu  den  Werken  über,  welche  in  allgemeinerer  Weise 
das  Wesen,  die  Geschichte  und  die  Entwicklung  des 
Islams  behandeln,  ohne  indess  Vollständigkeit  in  Bezug  auf  die 
populäre  und  ähnliche  Litteratur  zu  erstreben.  Hier  gewährt  es  ein 
eigenartiges  Interesse,  einem  hochgebildeten  Türken155)  zu  begegnen, 
dessen  Darstellung  natürlich  von  gelegentlichen ,  fein  ironischen 
Seitenhieben  auf  Christenthum  und  Abendland  durchsetzt  ist.  Mit 
Freude  begrüssen  wir  die  neue  Ausgabe  von  Dozy's I5e)  Werke,  an 
dessen  ungleichmässiger  Ausführung  doch  nur  anstossen  kann,  wer 
gegen  die  Grossartigkeit  seiner  historischen  Anschauung  und  die 
Fruchtbarkeit  seiner  Ideen  blind  ist  oder  sein  will.  Aus  Juyn- 
boll's161)  Recension  der  „Beginselen"  van  den  Berg's  beginnt 
allmälig  selbst  ein  Buch  zu  werden.  iSell's1:)S)  allerdings  im 
Missionsinteresse  unternommener  Darstellung  der  Glaubens-  und 
Pflichtenlehre  wird  doch  Objectivität  nachgerühmt.  In  denselben 
Zusammenhang  gehören  Badger's l5y)  und  Guyard'?, 160)  Encyclopädie- 
artikel  und  Garriere's, lGl)  neu  aufgelegte  culturgeschichtliche  Be- 
trachtungen. —  Den  Islam  in  Indien,  beziehungsweise  China  be- 
handeln eine  besonnene  Studie  Keene's  16~)  und  der  Aufsatz  eines 
Anonymus163);    einzelne  Seiten  des  Wesens  und  der  Aeusserungen 


154)  J.  Olshausen.  Eine  merkwürdige  Handschrift  der  Geographie  des 
Ptolemaeus:  Hermes  XV,  417-424. 

155)  SubM  Pascha.  ^LSi\  -V./-J  J.  f^lxi!  ,  ^.jU=>  .  Stambul  1297 
H.     357   pp.     8.  —  Vgl.  ZDMG.  XXXIV,  p.  XLII  No.  4071. 

15G)  P.  Dozy.  Het  Islamisme.  2e,  herziene  druk.  Haarlem  1880.  VIII, 
357  pp.  8.  (13  lith.  Taff.)  f.  3,50.  —  Vgl.  Poole's  Recension  von  Chauviris 
Uebersetzung  Ac.  XVI,  294  f.;  Lüttke  Hist.  Ztschr.     N.  F.  XI,  487—496. 

157)  A.  W.  T.  Juynboll.  Een  handleiding  voor  de  studie  van  den  Islam, 
beoordeeld:  Ind.  Gids  1879,  II.  793—821;  1880,  I,  170—206.  [Auch  sep.  u. 
gl.  T.  (le  gedeelte)  Amsterdam  1880,  2,  68  pp.  8.  f.  1.]  —  Vgl.  Ber.  f.  1879 
8.   150  No.  99. 

158)  E.  Seil.  The  Faith  of  Islam.  Madras  1880.  XIII,  269  pp.  8. 
Trübner  6  s.  6  d.  —  Vgl.  Siegmund  Fraenkel  DLZ.  1881,  1917;  Sat.  Rev. 
1881,  I,  765;    S.  Lane  Poole  Ac.  XIX,  245  f.     [Identisch    mit   Fr.  No.   840?] 

159)  Padger.  Muhammad  and  Muhämmadanism ,  in:  Will.  Smith  and 
Henry  Wace's  Dictionary  of  Christian  Biography,  vol.  III.    [S.  Ac.  XVIII,  422.] 

160)  Stanislas  Guyard.    Musulmans:  Encycl.  Lichtenberger  IX,  501 — 511. 

161)  Moritz  Carriere.  Die  Kunst  im  Zusammenhang  der  Culturentwicke- 
lung  und  die  Ideale  der  Menschheit.  3.  Bd.  Das  Mittelalter.  2  Abtheilungen. 
3.  neu  durchges.  Aun.  Leipzig  1880.  8.  M.  14.  (Darin:  1.  Das  christlicho 
Älterthum  und  der  Islam.     XIII,  317   pp.     M.  5.50.) 

162)  H.   G.  Keene.     Islam  in  India:  Calc.  Rev.  vol.  LXX,  239—256. 

163)  Mohammedanism  in  China  (so  Columnentitel):  Edinb.  Review,  CLI, 
359  —  379. 


]  74  Erman ,  Praetorius,  .Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

des  Volksgeistes  scheinen  die  Aufmerksamkeit  Rehatsefcs164)  und 
Gherbonneau's1651)  auf  sich  gezogen  zu  haben. 

Die  Nachrichten  arabischer  Schriftsteller  über 
fremde  Völkerschaften  werden  fortdauernd  eifrig  gesammelt 
und  verarbeitet,  Der  Anfang  einer  sehr  gründlichen  Arbeit  des 
rührigen  Fernandez  y  Gonzalez166)  führt  uns  in  die  vormuham- 
medanische  Zeit  zurück,  während  de  Goeje161)  den  bereits  früher 
(s.  Bericht  f.  1879  S.  159  No.  165)  erwähnten  Reisebericht  des 
Ibrahim  ibn  Ja'qüb  übersetzt,  commentirt  und  mit  Textverbesse- 
rungen versieht,  und  Lagusx6H)  sich  über  den  Ursprung  von  Idrisi's 
Kenntniss  der  baltischen  Länder  ausspricht.  In  A.  Müller's169)  Ab- 
handlung über  die  früher  von  Haas  behandelten  arabischen  Quellen 
zur  Geschichte  der  indischen  Medicin  wird  das  XII.  Buch  des  Ibn 
Abi  Useibi'a  in  Text  und  Uebersetzung  gegeben  und  der  Nachweis 
geführt,  dass  Fragmente  einer  älteren  Recension  des  Sucruta  bei 
den  Arabern   erhalten  sind. 

Einem  Vortrage  Basset's1''0)  über  die  vorislamische  Poesie 
wird  geschmackvolle  Darstellung  und  sichere  Beherrschung  des 
Stoffes  nachgerühmt;  aus  der  Zahl  der  Dichter  selbst  tritt  uns 
Lebid  in  einem  von   orientalischer  Hand  mehr  als  ungeschickt  ihm 


1C4)  E.  Rehatseh.  Oriental  Folklore:  Calc.  Rev.  No.  CXLI.  July  1880. 
No.  CXLII.   October   1880.     No.  CXLIII.  Jan.   1881. 

165)  A.  C'herbonneau.  L'enseignement  en  pays  musulman:  Rev.  de  Geogr. 
1880,  oct. 

166)  F.  Fernandez  y  Gonzalez.  Arqueologia  de  la  Espana  ärabe.  Pro- 
vincia  cartaginense.  —  Monumentos  de  la  Cartaginense,  pertenecientes  ä  epoca 
anterior  ä  la  dominacion  musulmana,  meneionados  y  descritos  por  autores  arä- 
bigos:  Rev.  Arq.  Esp.  I,   9—32.   135—158. 

167)  M.  J.  de  Goeje.     Een  belangrijk  arabisch  beriebt  over  de  slavische 

volkon  omstreeks  965   n.   Chr.:    Versl.  en  Mededel.  Ak.    Amsterd.    Afd.  Letterk. 

Reek  II,  D.     IX,   187—216.     Vgl.    Wiggcr    Jahrb.   d.   Ver.  f.  Mecklenb.   Gesch. 

Bd.    XLV,;    Handehnann    Z.    f.    Ethu.    XIII,    (48);     Virchow    ebd.  (48)— (50); 

L.  Schneider  ebd.  (242)  [citirt  eine  mir  sonst  nicht  bekannt  gewordene 
cechische  Uebersetzung  des  Berichts  von  J.  Jireceh  in  der  cech.  Museums- 
zeitschrift]. 

168)  V.  Eagus.  Idrisii  notitiam  terrarum  balticarum  ex  eommereiis  Scan- 
dinavorum  et  Italorum  mutuis  ortam  esse:  Atti  IV  Congr.  d.  Or.  I,  395 — 401. 
—  Vgl.  P.  Perrean  Intorno  agli  Atti  del  IV  Congr.  d.  Or.  Corfü  1881. 
p.  51—53. 

L69)  August  Müller.  Arabische  Quellen  zur  Geschichte  der  indischen 
Medicin:  ZDMG.  XXXIV,  465 — 556;  vgl.  Selignuinn  Jahresb.  üb.  d.  ges.  Medicin 
XV,  408--410. 

17<»)  1,'ciir  /lasset..  La  poi'sie  arabe  ante  -  islamique.  Lecon  d'ouverture 
faite  :'i  l'dcole  sup6rieure  des  lettres  d'Alger  le  12.  mai  1880.  Paris  1880. 
82  pp.  8.  i  Bibl.  or.  Ki/.evir.  XXX).  —  Vgl.  E.  Nestle  LC.  1881,  1580;  Barbier 
de  Meynard  CR.  IX,  55 f.;  Auguste   Cherbonneau  Polybibl.  XXXI,  202. 


Krnian,  Praetorius,  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  175 

umgeworfenen  Gewände  entgegen,  auch  gibt  Ckalidis171)  Ausgabe 
nur  die  eine  Hälfte  der  in  seinem  Besitz  befindlichen  Handschrift 
wieder.  Amari's l72)  Uebersetzungsprobe  aus  Ibn  Hamdis  ist  ein 
Vorläufer  des  zweiten  Bandes  seiner  oben  S.  171  No.  140  er- 
wähnten Biblioteca. 

Unter  den  A  d  a  b  -  Schriftstellern  hat  Ta'älibi  den  als  „Ge- 
fährten des  Einsamen"  von  Flügel  ihm  zugesprochenen  Text 
auf  Veranlassung  Gildemeister 's173)  wieder  an  Rägib  herausgeben 
müssen.  Eine  ganz  moderne  Sammlung  von  schöngeistigen  und 
poetischen  Produktionen  des  in  Paris  lebenden  Rusaid  Dahdäh174)  ist 
lediglich  um  des  Bestandteiles  willen  interessant,  dessentwegen 
sie  nicht  hierher  gehört ,  nämlich  wegen  der  christlich  -  russen- 
freundlichen politischen  Einleitung;  da  ich  das  Buch  indes  nennen 
musste,  sei  auch  Wahrmund's 175)  Artikel  über  dasselbe  erwähnt, 
in    welchem    gleichzeitig    des    Mekkanischen    Professors  Ahmed  el- 

Berzingi  el-Huseini  iosljJU  -bL^'l  u$»JU  x*L*Ji  K^aa^äJI  besprochen 

wird.  —  Die  Märchen-  und  Fabellitte ratur  ist  durch 
einen  neuen  Bulaqer  Druck  der  1001  Nacht176)  vertreten;  in  einer 
ihrer  Erzählungen  will  Bacher171)  die  Sage  von  Eginhard  und 
Emma  wiederfinden,  während  GooteUii)  als  wahrscheinlich  hinstellt, 
dass  die  in  den  Handschriften  fehlenden  Märchen  Galland' s  von 
diesem  nach  irgend  einer  in  Smyrna  oder  Constantinopel  von  ihm 
gehörten    mündlichen    Recitation    der    Sammlung    einq-efücrt,    seien. 


£      o     y     -    ^ 


_A«L\Ä*Ji      Der  Diwan  des  Lebid.     Nach    einer  Handschrift    zum  ersten  Male 

hrsg.  von  Jusuf  Dijd-ad-din  al-  Chdlidi.     Wien  1880.     \oY  pp.     8.   —  Vgl. 

LC.   1881,   1508  f.;    DLZ.   1881,  997;    Hammel  GGA.   1881,    1537  —  1551    [sehr 
gehaltreiche  Anzeige  mit  Beiträgen  Fleixcher's]. 

172)  Michele  Amari.    Un  poeta  Araho  di  Siracusa:  N.  Ant.  XXIV,  49 — 54. 

173)  J.   Gildemeister.     Der  angebliche  Ettseälibi:  ZDMG.  34,   171t'. 

174)  Rochaid  Dahdah,  Melanges.  Paris  1880.  21,  1f  pp.  8.  [Ge- 
druckt von  Holzhausen  in  Wien.]   —  Trübner.     6  s. 

175)  Ad.  Wahrmund.  Zur  geistigen  Bewegung  im  Islam:  AAZ.  1881 
No.   243  Beil.  p.  35G1  — 35G3. 

176)  aULJj,  &JLJ  ^ftit.  Vols.  I  and  II:  4G1,  431  pp.  8.  £  1  5  s.: 
TR.  N.  S.   II,   143. 

177)  Bacher.  Karl  der  Grosse  und  seine  Tochter  Emma  in  Tausend  und 
eine  Nacht:  ZDMG.  XXXIV,  G10— 61G.  Vgl.  Charlemagne  in  the  „Arabian 
Nights":  Sat.  Rev.  LH,  4G  f. 

178)  H.  C.  Coote.  Ae.  XVIII,  371.  [Auszug  aus  einem  Vortrage  in  der 
Folk  Boro  Society.] 


176  Erman,  Praetorium,  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

Von  Che?'bonneausm)  Lokman  scheint  eine  neue  Ausgabe  er- 
schienen zu  sein.  —  Islamische  Legendenstoffe  treten  auch  in 
Gaster 's  oben  S.  139  N«.  104  angeführten  Untersuchungen  auf. 

Die  an  eigenthümlichen  Schwierigkeiten  so  reichen,  aber  grade 
deswegen  eines  weit  regeren  Interesses,  als  ihnen  meist  gewidmet 
wird,  würdigen  Forschungen  über  die  arabische  Musik  haben 
eine  sehr  wirksame  Förderung  durch  Land180)  erfahren,  der  in 
arabischer  wie  in  abendländisch-moderner  Theorie  gleich  zu  Hause 
zu  sein  scheint,  und  auch  die  vorhandenen  Quellen  durch  neue 
Angaben  bereichert.  Möchten  doch  im  Orient  lebende,  musikalisch 
veranlagte  Europäer  diesen  Dingen  einmal  näher  treten!  —  Van 
der  Lindes 181)  Untersuchungen  über  das  Schachspiel  erstrecken 
sich  auch  auf  die  arabische  Litteratur,  wo  er  freilich  auf  die 
Hilfe  orientalistischer  Freunde  angewiesen  ist;  von  Pharaoris W2) 
Uebersetzung  eines  Tractates  über  das  edle  Waidwerk  ist  mir 
ausser  dem  Titel  Nichts  vorgekommen.  Eine  Uebersicht  der  ver- 
schiedenen Arten  der  Zauberei,  Mantiku.  dergl.  hat  Reliat- 
sek18i)  gegeben. 

In  das  Gebiet  der  jüdischen  und  christlichen  Geschichte 
und  Litteratur  auf  islamischem  Boden  gehört,  abgesehen  von  den 
bereits  genannten  Arbeiten  und  Ausgaben  de  Jony's  18i),  Trumpp's185), 
der  beiden  Derenbourg 186),  Th.  Hofmann's181),  Kaufmanns188), 
Wolff's189),  Goldziher'sm),  Steinschneiders191)  (von  denen  beson- 
ders die  beiden  letztern  auch  den  Arabisten  interessieren  müssen), 
insbesondere  Landauers192)  gute  und  sorgfältige  Ausgabe  des 
arabischen  Textes  von  Sa'adja's  Emunoth. 


179)  Cherbonneau.  Fables  de  Lokman.  Paris  1880.  [Unsicher,  fehlt  in 
der  Bibliogr.  franc.] 

180)  J.  P.  N.  Land.  Over  de  Toniadders  der  Arabische  Muziek:  Versl. 
en  Mededel.  Ak.  Amst.  IX,   246—297. 

181)  A.  v.  d.  Linde.  Das  erste  Jahrtausend  der  Schachlitteratur  (850 
—1880).  Berlin  1881.  112  pp.  8.  —  M.  5  —  Vgl.  William  Wayte  Ac. 
XX,  42  f.;  83  f. 

182)  Sid  Mohammed  el  Mangali.  Traite  de  Veneria.  Traduit  de  l'arabe 
par  Florian  Pharaon,  avec  une  introduction  par  M.  lo  Marquis  G.  de  Cher- 
ville.  Paris  1880.  XI,  143  pp.  8.  (Tire  ä  300  exempl.  numerot.)  [Bibl. 
Ire.  5596.] 

183)  E.  Rehatsek.     Magic:  JBrRAS.  XIV.  (1879)   199    -218. 

184)  S.  oben  S.  158  No.  30. 

185)  S.  oben  S.   158   No.   31. 

186)  S.  oben  S.   132  No.  56. 

187)  S.  oben   S.    132  No.   55. 

188)  S.  oben  S.   134   No.   70. 

189)  S.  oben  S.   134  No.  68. 

190)  S.  oben   S.   138  No.   93. 

191)  S.   oben   S.    135   No.   76. 

192)  Kitäb  al  Amiinät  wa'1-I'tiqädät  von  Sa'adja  hon  Jusuf  al-Faijümi.  Heraus- 
gegeben von  S.  Landauer.  Leiden  1881.  XXI,  320  pp.  8.  M.  8.  —  Vgl. 
Moritz  Steinschneider  DLZ.  1881,  1186-— 89;  Tgn.  Goldziher  ZDMG.  XXXV, 
773—783. 


Errnan,  Praetorius,  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  177 

Ein  angeblicher  Brief193)  eines  zum  Judenthum  übergetretenen 
Bischofs  an  einen  glaubenstreuen  Collegen  ist  in  Wien ,  wie  es 
scheint  nicht  fehlerfrei,  gedruckt  worden. 

Recht  erfreuliche  Beiträge  hat  das  Jahr  für  die  arabisch - 
muhammedanische  Archaeologie  gebracht.  Wüstenfeld l94)  hat 
bemerkenswerthe  Texte  über  das  Heerwesen  der  Muhammedaner 
veröffentlicht  und  übersetzt,  Ja/m,?195)  das  Kriegswesen  überhaupt 
in  den  betreffenden  Abtheilungen  seines  grossen  Werkes  sachver- 
ständig dargestellt,  soweit  seine  secundären  Quellen  ihm  dies  ge- 
statteten; das  Seewesen  ist  dabei  freilich  ziemlich  schlecht  wegge- 
kommen. Daran  schliesst  sich  Rehatsek'sm)  vortreffliche  Zu- 
sammenstellung von  Nachlichten  über  alte  Waffen  und  Kriegswerk- 
zeuge. —  Gehen  wir  zu  friedlicheren  Geräthen  über,  so  haben  wir 
allein  über  Astrolabien  vier  längere  oder  kürzere  Mittheilungen 
aufzuführen :  zwei  von  da  Schio 197— 198),  deren  zweite  eine  mit 
grosser  Sorgfalt  ins  Einzelne  gehende  Beschreibung  der  betreffen- 
den Instrumente  darstellt,  je  eine  von  Remondinim)  und  £>aa- 
vedra'm).      Mit    ausgezeichneter   Sicherheit    in    Beherrschung    des 


193)  PpDNbN  t^5"N373  flSSp  Controverse  d'un  eveque.  Lettre  adressee 
a  un  de  ses  collegues  vers  l'an  514.  Texte  arabe.  Publie  d'apres  un  ancien 
manuscrit  de  la  Bibliotheque  nationale  de  Paris.  Vienne  1880.  26  pp.  8.  — 
Vgl.  Steinschneider  HB.  1880,  74  f. 

194)  F.  Wüstenfeld.  Das  Heerwesen  der  Muhammedaner  nach  dem  Ara- 
bischen: Abhh.  der  kgl.  Gesellsch.  d.  Wiss.  zu  Göttingen.  XXVI.  Bd.  VH, 
39  pp.  8.  —  Die  Arabische  Uebersetzung  der  Taktik  des  Aelianus:  ib.  p.  40 — 73. 
p.  1 — 32  [letzteres  arab.  Text.)  (Auch  sep.  u.  d.  T. :  Das  Heerwesen  der  Mu- 
hammedaner und  die  arabische  Uebersetzung  der  Taktik  des  Aelianus.  Aus  einer 
arabischen  Handschrift  der  Herzoglichen  Bibliothek  zu  Gotha  übersetzt  von 
F.  Wüstenfeld.  Mit  Zeichnungen  und  dem  Plan  eines  muhammedanischen 
Lagers.  Göttingen  1880.  VII,  73,  32  pp.  4.  —  M.  6).  —  Vgl.  LC.  1881, 
1105  f.,  Philol.  Anz.  XI,  43—45. 

195)  Max  Jahns.  Handbuch  einer  Geschichte  des  Kriegswesens  von  der 
Urzeit  bis  zur  Renaissance.  Technischer  Theil:  Bewaffnung,  Kampfweise,  Be- 
festigung, Belagerung ,  Seewesen.  Nebst  einem  Atlas  von  100  Tafeln.  Leipzig 
1880.  1288  pp.  4.  M.  48.  (Darin  auf  die  Moslemin  bezüglich  p.  489—508. 
517—521.   1233  f.) 

196)  E.  Rehatseh.  Notes  on  some  Old  Arms  and  Instruments  of  War, 
ehiefly  among  the  Arabs  (with  Drawings) :  JBBrRAS.  1879  vol.  XIV. 
p.  219—263. 

197)  A.  da  Schio.  Sur  deux  astrolabes  arabes.  Note:  Atti  IV  Congr.  d. 
Or.  I,   367—369. 

198)  Almerico  da  Schio.  Di  due  astrolabi  in  caratteri  cufici  occidentali 
trovati  in  Valdagno  (Veneto):  Atti  Ist.  Ven.  ser.  V,  t.  VI.  6  Taff.  (Auch  sep. 
u.  gl.  T.     Venezia  1880.     71   pp.     4.     L.   10.) 

199)  Pier  Costantino  Remondini.  Intorno  all'  astrolabio  arabico  posse- 
duto  dalla  Societä  Ligure  di  Storia  Patria  di  Genova.  Memoria:  Atti  IV  Congr. 
d.  Or.   I,  403—431. 

200)  Eduardo  Saavedra.  Note  sur  un  astrolabe  arabe:  Atti  IV  Congr. 
d.  Or.  I,  455—456. 

Jahresbericht  1880.  12 


178  Erman,  Praetorius,  Müller,  Arabien  und  der  Islam. 

sprachlichen  wie  des  technischen  Materials  führt  Karabacek201) 
seine  Untersuchungen  üher  einige  Arten  mittelalterlicher  Gewebe, 
Farbstoffe  u.  dergl.  —  Eine  Lücke  in  seiner  Uebersetzung  von 
Elias  von  Nisibis  Tractat  über  Maasse  und  Gewichte  hat 
Sauvaire202)  mit  Hilfe  der  Gothaer  Handschrift  Arab.  1331  aus- 
füllen können. 

Für  die  Schriftgeschichte  des  Arabischen  sehr  wichtig 
sind  Rehatsek's20i)  Sammlung  von  Zeugnissen  der  Schriftsteller 
und  Loth's20i)  mit  gewohnter  Sauberkeit  veranstaltete  Ausgabe 
zweier  ziemlich  alter  Papyri :  die  Priorität  des  Neshi  vor  dem  Küfi 
wird  den  sich  häufenden  Beweisen  gegenüber  Niemand  mehr  be- 
streiten können.  Für  die  Epigraphik  im  engern  Sinne  ist 
wiederum  Amari20'0-206)  thätig  gewesen  durch  Erläuterung  paler- 
mitanischer  Inschriften  sowie  durch  erneute  Besichtigung  der  in 
zwei  Messinaer  Kirchen  verzettelten  Fragmente  einer  von  ihm 
schon  1875  (Epigr.  arab.  di  Sic.  I)  veröffentlichten  Inschrift  Rug- 
giero's,  die  nun  zum  Theil  im  Museum  zu  Messina  aufbewahrt 
werden:  eine  verbesserte  Lesung  erscheint  in  den  Memorie  der 
Acc.  dei  Lincei  vom  J.  1881.  —  In  Spanien  ist  in  erster  Linie 
Rodrigo  Amador  de  los  Rios  der  berufene  Vertreter  der  Epi- 
graphik :  neben  der  zweiten  Ausgabe  seiner  Inschriften  von  Cör- 
doba  (deren  Titel  hier207)  genauer  als  im  Ber.  1879  S.  164  Nr.  229 
gegeben  werden  kann)  bietet  er  uns  den  Anfang  epigraphischer 
Studien208),   in  welchen    er    zunächst  Einiges   über    die  Geschichte 


201)  Joseph  Karabacek.  Ucber  einige  Benennungen  mittelalterlicher  Ge- 
webe: Mitth.  d.  Oest.  Mus.  f.  Kunst  u.  Ind.  1879,  273—283;  301—309;  343 
—349;  1880,  77—86;  97  —  103.  (Auch  sep.  u.  gl.  T.  I.  Mit  einer  Tafel. 
Wien   1882.     40  pp.     4.) 

202)  H.  Sauvaire.  A  Treatise  on  Weights  and  Measures,  by  Eliyä,  Arch- 
bishop  of  Nisibin  (Supplement):  JKAS.  XII,   110—125. 

203)  E.  Rehatsek.  On  the  Arabic  Alphabet  and  Early  Writings  (with 
a  Table  of  Alphabets):  JBBrRAS.     vol.  XIV  (1879),   173—198. 

204)  Zwei  arabische  Papyrus.  Beschrieben  von  O.  Loth.  (M.  2  Taff.  in 
Lichtdruck):  ZDMG.  XXXIV,  685  —  691.   —  Vgl.  unten  S.   193  No.   102. 

205)  Michele  Amari.  Interpretazione  delle  iscrizioni  arabiche  della  Cap- 
pella di  S.  Pietro  nella  Reggia,  Palermo.  (In:  Andrea  Terzi.  La  cappella 
di  S.  Pietro  nella  Reggia  di  Palermo  dipinta.  Palermo  [1879  ?  ff.]  Folio") 
[Darin  ist  bis  jetzt  erschienen  als  Tafeln:  No.  65:  Cassettina  araba;  No.  67  bis 
(sie):  Iscrizione  culica  nel  coperchio  della  cassettina  araba;  No.  66:  Cassettina 
araba.     Coperchio;  No.  67:  Iscrizione  trilingue  dell'  orologio.] 

206)  Aman'.  Ragguaglio  di  una  recente  sua  gita  a  Messina,  per  assistere 
al  trasferimento  delle  iscrizioni  arabiche  che  ornavano  gli  stipiti  della  porta 
maggiore  di  una  chiesa  intitolata  l'Annunziata  dei  Catalani:  Atti  Acc.  Line. 
1880—81   Trans.  V,   142  f. 

207)  Rodrigo  Amador  de  los  Rios.  Inscripciones  ärabes  de  Cördoba, 
precedidas  de  im  estudio  historico-critico  de  la  Mezquita-Aljama.  II.  Ed.  Madrid 
1880.     XXVIII,  429   pp.     8.      18  TaiF.     R.  42.     [Trübner   15  s.] 

•_'<i8j  Rodrigo  Amador  de  los  Rios.  Estudios  de  epigraffa  aräbigo-espa- 
nola.     Articulo   primero   (No.  1 — IV]:  Rev.   arq.   esp.    I,  65—90. 


Erman,  Praetorium,  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  179 

der  arabisch-spanischen  Epigraphik  und  über  die  verschiedenen 
Schriftcharactere  bemerkt.  Zwei  Siegel  mit  christlich-arabischen 
Inschriften,  deren  eine  er  in  die  Zeit  von  1018  —  1296  setzt,  hat 
Girbal'20'J)  herausgegeben.  Arabische  Inschriften  mit  Lesungen  von 
Amador  de  los  Rios  und  Erman  enthält  auch  das  Werk  des 
Portugiesen  da    Veiga210). 

Eine  sehr  nützliche  Uebersicht  der  ganzen  russischen  Litteratur 
über  arabische  Numismatik  veröffentlichte  Tiesenhausen211). 
Stanley  Lane  Poole212)  gab  ein  Schema  zur  Anordnung  der  mu- 
bammedanischen  Dynastien ;  ob  es  nicht  besser  wäre  die  arabischen 
Münzen  rein  geographisch  zu  ordnen,  und  mit  dem  alten  Schlen- 
drian der  Dynastieneintheilung  ganz  zu  brechen ,  scheint  mir  der 
Erwägung  werth. 

Vom  Katalog  des  Britischen  Museums  erschien  der  fünfte 
Band213),  der  die  Münzen  Nordafrikas  enthält;  der  wichtige  Katalog 
der  Stouf/ischen  Sammlung214)  wurde  fortgesetzt  und  soll  auch 
Tafeln  haben,  die  Ref.  nicht  zu  Gesicht  gekommen  sind.  Aus  Central- 
asien  kam  eine  Anzahl  interessanter  Münzen,  die  Tiesenhausen21'0) 
bearbeitet  hat;  Le  Strange*™)  sammelte  in  Persien.  In  Nord- 
deutschland traten  wieder  zwei  Schätze  älterer  arabischer  Münzen 
zu  Tage,  der  eine  zu  Camitz  in  Pommern217),  der  andere  bei 
Bautzen218). 

Die  sehr  schwierige  Numismatik  der  Chane  von  Turkestan 
fand   in  Dorn'™)    einen   Bearbeiter.      Zu  Poole's    bekanntem    Buch 


209)  Enrique  Claudio  Girbal.  Seilos  ärabes  de  la  Catedral  de  Gerona: 
RCiencffist.  I,  388—392. 

210)  *S.  P.  M.  Estacio  da  Veiga.  Memoria  das  Antiguidades  de  Mertola 
observadas  em  1877  e  relatadas.  Lisböa  1880.  191  pp.  8.  (1  lith.  Plan  u.  in 
den  Text  gedr.  Abbild.):  vgl.    E.   Hühner    DLZ.   1881,    1118  f. 

211)  V.  E.  Tiesenhausen.  Obzor  soversennych  v  Rossii  trudov  po  Vo- 
stocno'i  Numizmatike:  Trav.  de  la  III  eine  Sess.  du  Congr.  int.  des  Orient. 
I,  p.   1—32. 

212)  Stanley  Lane  Poole.  A  scheine  of  the  Muhammedan  Dynasties  dur- 
ing  the  Khalifate:  Num.  Chron  1880  p.  202— 2G7.  1  Taf.  (Auch  sep.  u.  gl. 
T.,  London  1880,  8  pp.     8.,   with  a  Plate.  —   2   s.) 

213)  Derselbe.  Catalogue  of  Oriental  Coins  in  the  British  Museum.  Vol.  V: 
The  coins  of  the  Moors  of  Africa  and  Spain:  and  the  Kings  and  Imäms  of  the 
Yemen  in  the  British  Museum  (Classes  XIV  B.  XXVII.)  London  1880.  175  pp. 
7   Taff.     8. 

214)  Vgl.  Jahresber.  1879  S.  165  No.  234;  nach  JA.  1880  I,  p.  536.  539 
auch:  Tableaux  de  numismatique  musulmane.     Mossoul    1880.     2  u.  4   Taff. 

215)  W.  de  Tiesenhausen.  Notice  sur  une  collection  de  monnaies  orien- 
tales  de  M.  le  comte  S.  Stroganoff.     St.  Petersbourg    1880.     58  pp.     3  Taff.     8. 

216)  Guy  Le  Strange.  Note  on  some  inedited  coins  from  a  collection 
made  in  Persia  during  the  years   1877—79:  JRAS.    1880  p.  542 — 547. 

217)  A.  Erman.  Der  Fund  von  Camitz:  Ztschr.  f.  Numismatik  1880, 
p.   131—134. 

218)  Fleischer.  Morgenländischer  Silberfand  in  der  Oberlausitz:  ZDMG. 
XXXIV.  p.   176—177. 

219)  ß.   Dorn.     Ueber  die  Münzen  der  Ileke  oder  ehemaligen  Chane  von 

12* 


180  Erman,  Praetorius,  Müller,  Arabien  und  der  Islam,. 

über  die  Ortokiden  lieferte  Erman220)  einen  Nachtrag.  Die  ara- 
bischen Prägungen  zur  Zeit  der  Kreuzzüge  wurden  von  Blancard22x) 
bearbeitet.  An  v.  Sallet's  Entdeckung  der  griechischen  Münzen 
der  Daniscbmend-Dynastie  knüpften  Schlumberger222)  und  Mordt- 
mann223)  an.  Münzen  der  Gemahlin  des  Mongolen  Gaichatu  wies 
Erman22i)  nach;  die  Schlusszeile  des  Dinars  ist  natürlich  jdi> 
LgXLo  zu  lesen. 

Die  Numismatik  der  Könige  von  Delhi  wurde  durch  Stülp- 
nagel225) und  ßodgers226)  bereichert;  der  letztere227)  publicirte  auch 
neue  Varietäten  der  Kupfermünzen  Akbars.  Endlich  sei  erwähnt, 
dass  in  Haas'228)  siamesischer  Numismatik  auch  arabische  Münzen 
der  Vasallen  von  Siam  publicirt  sind. 

Die  Kunstdenkmäler  des  Islam  sind  auch  diesmal  nicht 
viel  berücksichtigt  worden.  Von  einem  Vortrage  Goldziher's229) 
erhalten  wir  einstweilen  einen  Auszug,  der  uns  sehr  auf  das  ver- 
heissene  Werk  über  die  Entwicklungsgeschichte  des  Islam  gespannt 
macht,  in  welchem  er  das  fünfte  Kapitel  bilden  soll.  Von  den 
Monumentos  der  spanischen  Kegierang230)  sind  mehrere  neue  Hefte 
erschienen ;  einzelne  Oertlichkeiten  behandeln  die  Arbeiten  von  Hein231), 


Turkistan:    Bull,  de  l'Ac.  de  St.  Pet.  XXVI,  p.   542—571   (auch:  Mel.  as.  VTII, 
p.  703—744]. 

220)  A.  Erman.  Eine  übersehene  Ortoqidenmünze :  Ztschr.  f.  Numismatik 
1880  p.   135. 

221)  Blancard.  Le  besant  d'or  sarrazinas  pendant  les  croisades.  Etüde 
comparative  sur  les  monnaies  d'or,  arabes  et  d'imitation  arabe,  frappees  en  Egypte  et 
en  Syrie  aux  XII.  et  XIII.  siecles.  Marseille  1880.  48  S.  1  Taf.  8.  — 
Vgl.  LC.   1880,  p.   1181. 

222)  G.  Sclilumberger.  Les  monnaies  ä  legendes  grecques  de  la  dynastie 
turque  des  fils  du  Danichmend:  Eev.   archeol.  N.  S.  vol.  39  p.  273—284.    1  Taf. 

223)  Mordtmann.  Zu  den  Münzen  der  Danischmende:  Ztschr.  f.  Num. 
1880  p.   210—211. 

224)  A.  Erman.  Die  Münzen  der  Padischah  Chatun,  Gemahlin  des  Ilchan 
Kaichatu:  Ztschr.   f.  Num.   1880  p.   136—138. 

225)  C.  R.  Stülpnagel.  Coins  of  Ghias-ud-din  and  Mu'azz  -  ud  -  di'n  bin 
Säm:  JASB.   1880  p.  29—32.      1  Taf. 

226)  C.  J.  Rodgers.  Coins  supplementary  to  Thomas'  Chronicles  of  the 
Pathan  Kings:  JASB.   1880,  I,  p.   81—86.   207—217.     4  Taff. 

227)  Ders.     Copper  coins  of  Akbar:  JASB.  1880,  I,  p.  213—217.    2  Taff. 

228)  Joseph  Haas.     Siamese  coinage.     Shanghai  1880.     30  pp.     8. 

229)  Ignaz  Goldziher.  Ueber  die  Baudenkmäler  des  Islam:  Lit.  Ber.  a. 
Ung.  IV,  618. 

230)  Monumentos  arquitectönicos  de  Espana  publicados  de  R,  Orden  y 
por  disposicion  dol  Ministero  de  Pomento.  Guaderno  81 — 84.  Madrid  s.  a. 
Grösstos  Fol. 

231)  R.  Hein.  Die  Albambra.  Progr.  dos  Real-  u.  Obergymn.  zu  Ober- 
hollabrunn.     36  pp.     8.     [Titel  LC.   1880,   1271] 


Erman,  Praetor  ius,  Müller,  Arabien  und  der  Islam.  \Q\ 

G  arnacho231) ,  da  Veiga233),  Masqueray2U) ,  deren  keine  ich  selbst 
zu  Gesicht  bekommen  habe ;  Fernandez  y  Gonzalez'  einleitende 
Abhandlungen  sind  bereits  oben  S.  174  No.  166  erwähnt  worden. 


232)  Tomas  Maria  Gamacho.  Breve  noticia  de  algunas  antigüodades 
de  la  ciudad  y  provincia  de  Zamora.  296  pp.  y  laminas.  8.  —  R.  14.  [Ich 
habe  nicht  ermitteln  können,  ob  darin  auch  Arabisches  vorkommt.] 

233)  S.  P.  M.  Estacio  da  Veiga.  Antiguidades  de  Mafra  ou  relacäo 
archeologica  dos  caracteristicos  relatives  aos  povos  que  senhorearam  aquelle 
territorio  antes  da  instituicäo  da  monarchia  portugueza  .  .  .  Lisboa,  typ.  da 
Acad.  1879.  117  pp.  4.  8  Taff.  [Asher:  M.  9.  —  Darin  p.  57 — 86  über 
die  arabische  Epoche.] 

234)  E.  Masqaeray.  Ruinös  anciennes  de  Khenchela  (Mascula)  a  Besse- 
riani  (Ad  Majores).  Alger,  Jourdan  1879.  59  pp.  8.  2  Taff.  fr.  2,50.  [Rö- 
mische Denkmäler,  nur   wenig  arabisches.] 


182 


A  b  e  s  s  i  ni  e  n. 

Von 

Franz  Praetorius. 

Abgesehen  von  einem  durch  die  Palaeographical  Society  facsi- 
milirten  kurzen  Textstück l)  ist  nur  e  i  n  äthiopischer  Text  ver- 
öffentlicht worden2).  Der  Herausgeber  desselben,  Trumpp,  gab 
ferner  auf  Grund  bisher  unbenutzter  Handschriften  kritische  Be- 
merkungen zu  zwei  bereits  von  Anderen  herausgegebenen  Texten  3~4). 
Desgleichen  gab  Cornill5)  eine  sachliche  Berichtigung  zu  seiner 
vor  vier  Jahren  erschienenen  äthiopischen  Uebersetzung  des  Glaubens- 
bekenntnisses des  Jac.  Baradaeus.  Füge  ich  hierzu  eine  mir  zufällig 
bekannt  gewordene,  an  abseits  gelegener  Stelle  gedruckte  Beschreibung 
einer  Handschrift6),  so  ist  alles  genannt,  was  meines  Wissens  im 
Berichtjahr  zur  äthiopischen  Sprach-  und  Literaturkunde  bei- 
gesteuert worden  ist. 

Denn  ein  kritikloser  Aufsatz  Sapeto's 7)  berührt  schon  mehr 
ethnologisch-historische  Fragen.  —    Seine  Untersuchungen  der  alten 

1)  The  Palaeographical  Society.  Oriental  Series.  Part  V.  London  1880. 
No.    62.     The  epistles  of  S.  Paul.  Ethiopic. 

2)  Ernst   Trumpp.      *2rP'/V    "   /\J?*P^  '.     Der    Kampf  Adams    (gegen 

die  Versuchung  des  Satans),  oder:  Das  christliche  Adambuch  des  Morgenlandes. 
Aethiopischer  Text ,  verglichen  mit  dem  arabischen  Originaltext.  Aus  den  Ab- 
handlungen der  k.  bayer.  Akademie  der  Wiss.  I.  Cl.  XV.  Bd.  III.  Abth. 
München  1880.  XIII,  172  pp.  4.  M.  15.  —  Rec.  v.  Dillmann  LC.  16.  Apr. 
1881  Sp.  559.    -  Vgl.  oben  S.   158  No.  31. 

3)  E.   Trumpp.     Zum  Brief  buch :  ZDMG.   XXXIV.  Bd.   S.   241  —  246. 

•i  i  hl.  Trump]).  Kritische  Bemerkungen  zum  „Sapiens  Sapientium"  in 
Dillmann's  Chrestomathia  Aethiopica:  ZDMG.  XXXIV.  Bd.  S.   232—240. 

5)  C.  H.  Cornill.  Die  Mönche  Maximus  und  Dümätewös  :  ZDMG. 
XXXIV   S     ir,S — 17  1. 

6)  Legends  and  Commemoration-  Services  of  thc  Abyssinian  Cimrch,  in 
Ethiopic,  stout  royal  4*".  Manuscript  on  Vellum,  with  92  fine  Miniatures  etc.:  A 
miscellaneous    catalogue    .   .  .    by    Bernhard    Quaritch ,    15    Piccadilly ,    London, 

January   188i>.     S.  -2«. 

7)  Giuseppe  tiupcto.  IVodromo  alle  studio  della  Cussitide  Abissina  e 
delle  due  lingue  ({lue/,  od  Amhara:  Atti  del  IV  congresso  internazionale  degli 
Orientalisti  tenuto  in  Firenze  nel  Settembre  1878.  Vol.  primo.  Firenze  1880. 
S.  97-   140, 


Praetorius,  Ahessinien.  183 

Geschichte  Abessiniens  setzte  Dülmann  fort8),  zu  den  himjarisch- 
äthiopischen  Kriegen  s.  oben  S.   170  No.  124. 

Nicht  zu  Gesicht  gekommen  sind  mir  drei  Arbeiten  über  die 
Falaschas9);  ebensowenig  eine  Studie  über  die  Somalis  10).  Ueber 
letzteres  Volk  handelt  auch  ein  Anonymus11)  auf  Grund  der  Angabe 
neuerer  Reisenden,  namentlich  Mevoil's12).  Zur  Ethnographie  der 
verwandten  Gallas  kann  ich  nur  auf  eine  Stelle  verweisen13). 
Wichtiger  aber  als  alle  diese  Notizen  und  Skizzen  —  soweit  mir 
dieselben  zugänglich  gewesen  —  ist  eine  Grammatik  der  Somali- 
sprache, welche  zur  Beurteilung  der  Sprache  wenigstens  ein  etwas 
reichhaltigeres  Material  beibringt.14) 

Der  Vollständigkeit  wegen  erwähnen  wir  noch  einige  Er- 
örterungen, welche  sich  an  die  schon  im  vorigen  Jahresbericht  auf- 
geführte Nubische  Grammatik  von  Lepsius  knüpfen.15) 


8)  A.  Dillmann.  Zur  Geschichte  des  Axumitischen  Reiches  vom  vierten 
his  sechsten  Jahrhundert.  Aus  den  Abhandlungen  der  Kgl.  Akademie  der 
Wissenschaften   zu  Berlin   1880.     51   pp.     4. 

9)  S.  Wissensch.  Jahresbericht  von    1879  S.   131,    No.   107 — 109. 

10)  Etüde  sur  les  Somalis:  Les  missions  catholiques   1880,  No.  588  f. 

11)  Die  Medschertm-Somali :  Globus  38.  Bd.  S.   44—45;  280—282. 

12)  Revoil.  Voyages  au  cap  des  aromates.  Paris  1880.  X,  299  pp.  8- 
Vgl.  Globus  XLI,  189. 

13)  Chiarini.  Nota  sugli  usi  e  costumi  dei  Galla:  Bollettino  della  societk 
geogr.  ital.     II.  ser.     IV.     1879.     pp.  456—462. 

14)  Hunter.  A  grammar  of  the  Somali  language;  together  with  a  short 
historical  notice,  and  a  few  exercises  for  beginners;  concludiug  with  an  English- 
Somali  and  Somali-English  vocabulary.     Bombay   1880.     XXVIII,   181   pp.     8. 

15)  Fritsch.  Verhandlungen  der  Gesellschaft  f.  Erdkunde  zu  Berlin.  Bd. 
VIII,  S.  240—247.  Schuchardt.  Ausland  30.  Oct.  1882  S.  867—869.  Whit- 
ney. The  American  Journal  of  Philology  II,  362 — 372.  —  Derselbe.  On  Lepsius's 
Views  of  African  Languages:  American  Oriental  Society.  Proceedings  at  Boston, 
May  18.  1881.     Athen.  July  24.   1880,  S.  112. 


184 


A  e  g  y  p  t  e  n. 

Von 

Adolf  Erman. 

Das  Jahr  1880  ist  für  die  Aegyptologie  nicht  fruchtlos  ge- 
wesen; die  zur  Zeit  wichtigste  Seite  unserer  Disciplin,  das  Stu- 
dium der  ägyptischen  Sprache,  weist  einen  bedeutenden 
Fortschritt  auf.  Fast  zu  gleicher  Zeit  erschienen  Brugsctis1)  Er- 
gänzung und  Neubearbeitung  seines  Wörterbuchs ,  die  koptische 
Grammatik  Sterns 2)  und  die  neuägyptische  des  Referenten.3) 

Die  Supplementbände  des  Wörterbuchs  bekunden  einen  wesent- 
lichen Fortschritt  gegen  das  frühere  Werk  und  bringen  eine  Menge 
interessanten  lexicalischen  Materials  zu  Tage;  Fernerstehende  mögen 
sich  nicht  durch  das  oft  etwas  wilde  Heranziehen  koptischer  und 
semitischer  Worte  gegen  die  Methode  des  Verfassers  einnehmen 
lassen:  die  Erklärung  der  ägyptischen  Worte  beruht  nicht  auf 
diesen  Etymologien,  sondern  meist  auf  guten  zwingenden  Bei- 
spielen. An  das  Wörterbuch  schliessen  sich  einige  kleine  lexi- 
calische  Notizen.4-6). 

Der  Bau  und  die  Geschichte  der  ägyptischen  Sprache  war 
vor  1880  nur  höchst  unvollkommen  bekannt;    selbst  für  die  kop- 


1)  Heinrich  ßrugsch-ßey.  Hieroglyphisch  -  demotisches  Wörterbuch  ent- 
haltend in  wissenschaftlicher  Anordnung  und  Folge  den  Wortschatz  der  heiligen- 
und  der  Volks  -  Sprache  und  -Schrift  der  alten  Aegypter  nebst  Erklärung  der 
einzelnen  Stämme  und  der  davon  abgeleiteten  Formen  unter  Hinweis  auf  ihre 
Verwandtschaft  mit  den  entsprechenden  Wörtern  des  Koptischen  und  der  Semi- 
tischen Idiome.  Bd.  V.  VI.  VII.  1418  S.  4.  Leipzig  1880—1882.  M.  400.  — 
Vgl.  Erman  DLZ.   1880  p.  292;    Piehl  Museon  1882  p.   104—115,  586—594. 

2)  Ludwig  Stern.  Koptische  Grammatik.  XVI  u.  470  S.  1  Tafel.  8. 
Leipzig  1880.  M.  18.  —  Vgl.  Praetorium  treffliche  Beurtheilung  ZDMG.  XXXV 
p.  750—761;  Ebers  LC.   1881   p.   673. 

3)  Adolf  Erman.  Neuägyptische  Grammatik.  276  S.  4.  Leipzig  1880. 
M.   10.  —  Vgl.  Revillout  Rev.  eg.  I  p.   144;  Ebers  LC.   1881   p.  152. 

4)  H.  Brugsch.     Le  mot  Ädon:  Revue  egyptologiquo  I  p-   22 — 32. 

5)  Derselbe.     Ueber  das  Silbenzeichen  ses:  ÄZ.  1880  p.   1—15. 

6)  K.  Piehl.     Notico:  ÄZ.   1880  p.  135. 


Erman,  Aegypten.  185 

tische  Epoche  waren  wir  eigentlich  nur  auf  Peyron's  kleinen  Ab- 
riss  der  Formenlehre  angewiesen.  Die  ägyptische  Syntax  war 
bisher  völlig  terra  incognita,  der  Willkür  der  Uebersetzer  war 
keinerlei  Schranke  gesetzt.  Diesem  unerträglichen  Zustand  ist  jetzt 
in  etwas  abgeholfen,  wenn  auch  natürlich  die  beiden  neuen  Gram- 
matiken nur  ganz  provisorische  Bauten  sind ,  und  wenn  auch  die 
älteste  und  wichtigste  Epoche  der  Sprache  noch  unerforscht  bleibt. 
Eins  ist  doch  erreicht :  niemand  darf  heute  über  ägyptische  Sprache 
urteilen,  der  das  Koptische  nicht  von  Grund  aus  kennt;  niemand 
darf  heute  einen  Vulgärtext  des  neuen  Reiches  übertragen,  ohne 
auf  die  Syntax  Rücksicht  zu  nehmen.  Die  Grammatik  trennt  von 
nun  an  die  wissenschaftliche  Aegyptologie  von  der  dilettantischen. 

Abweichend  von  den  beiden  genannten  Werken ,  die  eine  rein 
empirische  Methode  befolgen,  construirt  ein  Aufsatz  Maspero's1) 
ein  ägyptisches  Verbum,  wie  es  vielleicht  sein  könnte.  Die  kleinen 
Notizen  eines  seiner  Schüler8)  enthalten  einiges  Grammatische. 
Levi's 9)  fleissige  Sammlung  der  hieratischen  Schriftzeichen  soll 
wohl  praktischen  Zwecken  dienen. 

Von  grösseren  Publicationen  ägyptischer  Denk- 
mäler liegt  nicht  viel  vor,  das  Wichtigste  ist  Mariette's  Catalog 
der  auf  den  Todtenfeldern  von  Abydos  gefundenen  Stelen.10)  Von 
seinem  Werke  über  den  Tempel  von  Abydos  erschien  der  zweite 
Band11);  zu  dem  über  den  Tempel  von  Denderah12)  veröffentlichte 
er  den  Text.  Inschriften  des  Edfutempels  publicirte  Jacques 
de  Rouge13)  nach  Abschriften  seines  Vaters;  das  Buch  ist  wichtig, 
aber  der  Recensent  des  L.  C.  betont  mit  Recht,  dass  Ausgaben 
solcher  ohnehin  so  schwierigen  Ptolemäertexte  nicht  ohne  detaillirte 
Inhaltsangabe  erscheinen  sollten.  Es  ist  ja  auch  für  den  Geübteren 
nicht  ganz  leicht  diese  Inschriften  schnell  zu  überblicken,  wer  sie 
also  nicht  zu  jeder  Arbeit  immer  aufs  neue  durchlesen  will,  braucht 


7)  Q.  Maspero.  Sur  la  formation  des  themes  triliteres  en  egyptien :  Mem. 
soc.  de  ling.  IV,  p.  185—203. 

8)  Karl  Piehl.  Petites  notes  de  critique  et  de  philologie:  Rec.  de  trav. 
I  p.    196—205. 

9)  Simeone  Levi.  Raccolta  dei  segni  ieratici  egizi  nelle  diverse  epoche 
con  i  corrispondenti  geroglifici  ed  i  loro  differenti  valori  fonetici.  Torino  1880. 
15   S.     56  Taff.     4.     f.   10. 

10)  A.  Mar iette- Pädia.  Catalogue  general  des  monumeDts  d'Abydos  de- 
couverts  pendant  les  fouilles  de  cette  ville.  Paris  1881.  VII.  596  S.  1  Taf. 
4.    f.   60.  —  Vgl.  Revillout  Rev.  eg.   1880  p.   192. 

11)  Derselbe.  Abydos.  Description  des  fouilles  executees  sur  l'emplacement 
de  cette  ville.     T.  II.     Paris   1880.     58   S.     68  Taff.     Fol.     f.   120. 

12)  Derselbe.  Denderah.  Description  generale  du  grand  temple  de  cette 
ville.     Paris   1880.     351   S.     Fol. 

13)  Jacques  de  Rouge.  Inscriptions  et  notices  recueillies  ä  Edfou  pen- 
dant   la    mission    scientifique    d'Emmanuel    de    Rouge.      T.  I.    II.      Paris   1880. 

.  164  Taff.     4.     f.  60.  —  Vgl.  Ed.  Meyer  LC.  1881  S.  226. 


186  Erman,  Aegypten. 

nothwendig  einen  erläuternden  Text.  —  Erman1*)  veröffentlichte 
hieratische  kleine  Texte  verschiedenen  Inhalts.  Eine  Privatsamm- 
lung15) kleinerer  Alterthümer,  die  wie  man  hört  der  Stadt  Aachen 
geschenkt  ist,  wurde  catalogisirt. 

Für  ägyptische  Geschichte  ist  ziemlich  viel  geschehen. 
Von  chronologischen  Arbeiten  ist  hervorzuheben  Geher?, 16)  wichtige 
Bearbeitung  des  Africanus;  Floigl11)  und  Krall191)  haben  sich 
wieder  mit  Manetho  beschäftigt.  Lzeblein19)  sammelt  jetzt  datirte 
Ernteberichte ,  um  aus  ihnen  zu  ermitteln ,  wie  sich  das  Wandel- 
jahr in  den  verschiedenen  Dynastien  zu  dem  wirklichen  verhielt; 
daraus  lassen  sich  dann  Schlüsse  auf  die  ungefähre  Epoche  dieser 
Dynastien  ziehen.  Wenn  man  schon  zu  solchen  Mitteln  seine  Zu- 
flucht nehmen  muss ,  so  ist  damit  die  Aussichtslosigkeit  der  bis- 
herigen Methoden  ziemlich  eingestanden.  Schneiders20)  Dissertation 
über  Diodor  erkennt  in  Hekataeus  von  Abdera  die  Quelle  des 
ersten  Buches. 

Krall21)  kommt  noch  einmal  auf  den  Beduineneinfall  in  der 
sechsten  Dynastie  zurück ;  ich  fürchte  fast ,  er  misst  diesem  uns 
zufällig  bekannten  Ereigniss  etwas  zu  grosse  Wichtigkeit  bei.  Für 
die  Kenntniss  der  staatlichen  Verhältnisse  während  des  mittleren 
Reiches  ist  Masperda22)  treffliche  Arbeit  über  die  grossen  In- 
schriften von  Benihassan  von  hohem  Werth.  Derselbe223)  behandelte 
eine  der  gleichen  Epoche  angehörige  Inschrift,  die,  als  ältestes  Bei- 
spiel eines  Hymnus  auf  den  König,  wichtig  ist.  Erman23)  recon- 
struirt  das  Manethoexcerpt,  das  Africanus'  Angaben  über  die  Hyksos- 
zeit  zu  Grunde  liegt  und  das  dem  entsprechenden  Citat  des  Josephus 
sehr  ähnlich  ist ;  die  fragliche  Rechnung  stimmt  auf  das  Jahr,  aber 
wer  sich  einmal  mit  manethonischer  Chronologie  befasst  hat,  weiss 
auch,  dass  diese  Zahlen  sich  zu  allerhand  schönen  Experimenten  her- 


14)  A.  Erman.     Hieratische  Ostraka:  ÄZ.  1880  S.  93—99. 

15)  Catalog   der   Sammlung    ägyptischer   Alterthümer    des   Grafen    Gregor 
Stroganoff.     Aachen  1880.     28  S.     8.     M.  1,50. 

16)  Heinr.  Geizer.    S.  Jul.  Africanus  und  die  Byzantinische  Chronographie. 
Bd.  I.     Leipzig  1880.     8. 

17)  S.  oben  S.  72  No.  28  und  S.  112  No.  183. 

18)  Jacob  Krall.    Manetho  und  Diodor.    Wien   1880.     8.    M.  2.    (Sitzungs- 
ber.  phil.-hist.  Cl.  Wien.  Ak.  XCVI  p.   237—284). 

19)  J.  Lieblein.    Les  recits  de  recolte  datcs  dans  l'ancienne  Egypte  comme 
ele.ments  chronologiqu.es :  Rec.  de  trav.  I  p.  141 — 152. 

20)  G.  Jul.  Schneider.    De  Diodori  fontibus.    Dissert.  inaug.  philol.    Borol. 
1880.     8.     76  S. 

21)  ./.  Krall.     Noch  einmal  die  Her u sä:  ÄZ.  1880  p.   121—123. 

22)  G.  Maspero.     La  grande  inscription  de  Benihassan:    Koc.  de  trav.  I 
p.    160—181. 

22  a)    G.  Mas'pero.     Sur  une  stfele  du  musee  de  Boulaq  (Mar.  Abyd.  T.  II, 
j>1.   24  —26):  Atti  Congr.  intern.   Orient.     Firenze  I,  p.   37 — 56. 

23)  Ad.  Erman.     Zur  Chronologie  der  Hyksos:    ÄZ.   1880,  p.   125—127. 


Erman,  Aegypten.  187 

geben,  selbst  wenn  wie  hier  die  Ueberlieferung  nicht  angetastet 
wird.    Auch  diese  Rechnung  könnte  daher  auf  einem  Zufall  beruhen. 

Sehr  interessant  ist  ein  Fund  von  Bruysch2i):  der  mächtige 
Amenophis  III.  heirathete  eine  Tochter  eines  Fürsten  von  Nhrna, 
also  des  Landes,  welches  für  die  Aegypter  das  wichtigste  unter 
den  Euphratländern  ist.  Die  Arbeit  von  Naville20)  über  die  Stele 
von  Abusimbel  hat  insofern  historisches  Interesse,  als  hier  wieder 
ein  Beispiel  vorliegt,  dass  Ramses  III  seinen  berühmten  Vorgänger 
gleichen  Namens  genau  copirt  hat ;  ich  weiss  nicht  ob  man  bemerkt 
hat,  dass  er  dieses  absichtliche  Copiren  bis  auf  die  Namen  und 
Würden,  die  er  seinen  Söhnen  gab,  erstreckt  hat.  Birch26) 
weist  aus  den  traurigen  Resten  einer  Inschrift  des  Aethiopenkönigs 
Taharka  nach ,  dass  derselbe  wahrscheinlich  jung  zur  Regierung 
kam;  ein  kleines  Denkmal  aus  der  Zeit  dieses  Königs  publicirte 
Macalister}1)  Die  Geschichte  Aegyptens  unter  den  letzten  natio- 
nalen Königen  stellte  Wiedemann2*)  ausführlich  dar.  Wahrschein- 
lich in  die  Perserzeit  gehört  ein  von  Berymann2^)  aus  der 
Wiener  Sammlung  herausgegebenes  Fragment,  welches  „die  Zeit 
der  Griechen"  (also  wohl  eine  Invasion  derselben)  erwähnt.  Auch 
die  sogenannte  demotische  Chronik,  in  der  Bevillout30)  neuerdings 
Bruchstücke  eines  nationalen  Propheten  mit  späterem  Commentar 
fand,  nimmt  auf  die  letzten  einheimischen  Dynastien  oft  Bezug. 

Für  die  Ptolemäergeschichte  sind  zwei  Aufsätze  von 
Bevilloutu~32)  zu  nennen;  eine  Notiz  von  Krall3'*)  und  zwei  von 
Bailletu)  beziehen  sich  auf  den  ägyptischen  König  Harinachis,  den 


24)  H.  Brugsch.  Ueber  ein  merkwürdiges  historisches  Denkmal  aus  den 
Zeiten  Königs  Amenophis  III:  ÄZ.   1880  p.  81—87. 

25)  Ed.  Naville.  Le  decret  de  Phtah  [sie]  Totunen  en  faveur  de  Ramses 
II  et  de  Ramses  III:  Transact.  soc.  bibl.  arch.  VU,  I,  p.   119—138.      1  Taf. 

26)  Sam.  Bircli.     Inscription  of  Tahraka:  ÄZ.  1880  p.  22—24. 

27)  Alex.  Macalister.  On  a  funeral  cone,  beariug  an  Inscription  of  Tir- 
hakah :  Proc.  Ir.  Ac.  II  No.   2   (ebenda  derselbe :  on  a  cone   of  User-ha). 

28)  Alfred  Wiedemann.  Geschichte  Aegyptens  von  Psammetich  I.  bis 
auf  Alexander  den  Grossen  nebst  einer  eingehenden  Kritik  der  Quellen  zur 
ägyptischen  Geschichte.  Leipzig  1880.  VIII,  312  S.  8.  M.  6.  —  Vgl.  Ed. 
Meyer  in  LC.  1880  S.  998;    F.  Robiou  in  Rev.  int.  I  p.  71—79,  136—143. 

29)  E.  v.  Bergmann.     Varia:  ÄZ.   1880  p.  49—53. 

30)  E.  Bevillout.  Premier  extrait  de  la  chronique  demotique  de  Paris. 
Le  roi  Amasis  et  les  mercenaires  selon  les  donnees  d'Herodote  et  les  renseig- 
nements  de  la  chronique:  Rev.  eg.  I  p.  49 — 82.  ■ —  Second  extrait.  Les  pro- 
pheties  patriotiques :  1.  1.  p.   145 — 153. 

31)  Derselbe.  Quelques  notes  chronologiques  sur  l'histoire  des  Lagides: 
Rev.  eg.  I  p.  2—22. 

32)  Derselbe.    Notes  historiques  sur  les  Ptolemees:  Rev.  eg.  I  p.  182 — 187. 

33)  Rev.  eg.  I  p.   190. 

34)  Baillet.  Le  roi  Hor-em-hou  et  la  dynastie  thebaine  au  III me  siecle 
avant  notre  ere.  Paris,  Maisonneuve  s.  a.  —  Derselbe.  Sur  la  date  exaete  du 
regne  de  Hor-em-hou:  Soc.   scientif.    d'Orleans   1880. 


138  Erman,  Aegypten. 

thebanischen  Gegenkönig  des  Epiphanes.  Auch  Krall's35)  Tacitus- 
coinmentar  behandelt  ein  Ereigniss  der  ptolemäischen  Geschichte. 
Endlich  sei  noch  bemerkt,  dass  von  den  im  vorigen  Jahre  er- 
wähnten populären  Geschichtswerken  zwei36-37)  fortgesetzt  wurden 
und  ein  drittes38)  ins  Russische  übertragen  ward. 

Zu  JBrugscJi's  grossem  geographischen  Wörterbuch  er- 
schien das  sehr  wichtige  Supplement39);  eine  Ergänzung  dazu 
bildet  sein  Aufsatz  über  den  Mareotissee40).  Zusammen  mit  ihm 
versuchte  Revillout41)  auf  Grund  der  demotischen  Kaufkontrakte 
eine  Topographie  Thebens  in  ptolemäischer  Zeit  zu  entwerfen : 
Namen  und  Lage  wenigstens  einiger  Strassen  ergiebt  sich  leicht  — 
aber  wie  die  Stadt  in  ihrer  Blüthezeit  beschaffen  war,  davon  wissen 
wir  leider  nichts. 

Zur  Geographie  der  semitischen  Nachbarn  Aegyptens  ist  ausser 
einem  Aufsatze  von  Lieblein4-)  ein  Artikel  von  Maspero{Z)  zu 
nennen,  der  viel  Interessantes  über  die  palästinensische  Liste  des 
Sasanq  beibringt.  Wichtig  für  die  Kenntniss  der  südlichen  Nach- 
barvölker ist  die  Einleitung  zu  Lepsius'^)  nubischer  Grammatik. 
HommelU3)  verlegt  Punt  nach  Afrika,  da  nur  dort  Giraffen  vor- 
kommen. Eine  Uebersicht  der  Fremdvölker  giebt  ein  Aufsatz  von 
Lefebureib). 


35)  Jakob  Krall.  Tacitus  und  der  Orient.  Sachlicher  Commentar  zu  den 
orientalischen  Stellen  in  den  Schriften  des  Tacitus.  I.  Theil:  Historien  IV, 
83—84:  die  Herkunft  des  Sarapis.  Wien  1880.  VI,  67  S.  8.  M.  1,60.  (Un- 
tersuch, zur  alten   Geschichte,     Heft  I.)  —  Vgl.  LC.   1880  p.   1124. 

36)  J.  Dilmichen.  Geschichte  des  alten  Aegyptens.  H.  S.  81 — 196. 
21  Taff.     Berlin  1880. 

37)  Lauth.  Aus  Aegyptens  Vorzeit.  II.  p.  101—188.  Berlin  1880. 
M.  2.  —  Vgl.  LC.   1880  p.   1347;  Ed.  Meyer  LC.   1881   p.   1433. 

38)  Russisch:  Brugsch's  Geschichte  übersetzt  von  G.  R.  Wlastoff.  Mit 
Einleitung,  Anmerkungen  und  Beilagen.  St.  Petersburg  1880.  8.  (Die  Chro- 
niken und  Denkmäler   der  alten  Völker.) 

39)  Vgl.  Jahresbericht   1879  p.   174. 

40)  H.  Brugsch.  Etudes  geographiquos.  A.  Le  lac  Mareotis:  Kev.  eg.  I 
p.  32—48. 

41)  Brugsch  et  Jievillout.  Donnees  geographiques  et  topographiques  sur 
Thebes  extraites  des  contrats  deniotiques  et  des  piöccs  correlatives :  Rev.  ig.  I 
p.    172—182. 

42)  Lieblein.  Sur  la  villo  de  Tyr:  Atti  Congr.  intern.  Orient.  Firenze 
I   p.   15—35. 

43)  G.  Maspero.  Notes  sur  quelquos  points  de  grammaire  et  d'histoire : 
VA.    1880  S.   41—49. 

44)  Jl.  Lepsius.  Nubische  Grammatik  mit  einer  Einleitung  über  die  Völker 
und  Sprachen  Afrikas.  Berlin  1880.  CXXVI  u.  506  S.  —  Vgl.  Erman  GGA. 
Ikkii  [..  KU:;;  1'ietxchniann  DLZ.  18SO  p.  157;  Practorius  LC.  1880  p.  L08Ö; 
Eber«  ZDMG.  XXXV  p.  207. 

44a)  F.  Hammel.  Sulla  posizione  del  paese  da  Punt:  Atti  Oongr.  intern, 
i  »rient      Firenze  I.  p,  77 — 78. 

45)  E.  Lcfrlmrc.  Los  raccs  connues  des  Egyptiens:  Annales  du  mus6e 
Guimel   I    p.  61 — 76. 


Erman,  Aegypten.  189 

Die  ägyptische  Religion,  die  sonst  mit  Vorliebe  von  Di- 
lettanten zu  ihren  Uebungen  erwählt  wird,  hat  diesmal  eine  kleine 
streng  wissenschaftliehe  Arbeit  aufzuweisen,  Bergmann'**6)  Osiris- 
Reliquien.  Die  Wahrheit  wird  auch  hier  sich  allmählig  Bahn 
brechen  und  man  wird  mit  Verwunderung  sehen,  wie  wenig  Ge- 
danken dieser  Glauben  enthält,  in  dem  man  so  gerne  tiefsinnige 
Weisheit  fände.  Die  modernste  Auffassung  ist,  ihn  aus  einem  ur- 
sprünglichen Monotheismus  abzuleiten;  leider  wird  sie  durch  keinen 
Geringeren  als  Le  Page  Benouf*1)  dem  grösseren  Publikum  ver- 
kündet. —  Ledram**)  besprach  die  in  Aegypten  eingeführten 
semitischen  Götter,  vornehmlich  mit  Rücksicht  auf  die  bildende 
Kunst. 

Für  das  Studium  des  Todtenkultus  und  seiner  Literatur 
ist  wie  immer  viel  geschehen.  Maspero^*— h)  lieferte  zwei  Auf- 
sätze über  Grab  und  Begräbniss.  iV#w$!ß's49c-d)  Notizen  hängen 
mit  seiner  Todtenbuchausgabe  zusammen,  die  hoffentlich  bald  er- 
scheint. Bevillout50)  publicirte  eine  demotische  Uebersetzung  von 
Theilen  des  officiellen  Todtenbuches,  ein  auch  philologisch  höchst 
wichtiges  Denkmal.  tichiaparelli:,x)  begann  eine  luxuriöse  Publi- 
cation  des  von  ihm  entdeckten  Begräbnissbuches.  Ein  anderes 
Fragment  aus  dieser  öden  Literatur  übersetzte  ScMlbach  52). 

Ueber  die  Statuen  des  Todten,  auf  denen  nach  ägyptischer 
Anschauung  ein  Theil  seiner  Persönlichkeit,  der  ka,  zu  verbleiben 
scheint,    hat  Maspero 53_  54)    zwei  wichtige  Aufsätze  veröffentlicht. 


46)  E.  v.  Bergmann.  Die  Osiris-Reliquien  in  Abydos,  Busiris  und  Men- 
des:  ÄZ.   1880  S.   87—93. 

47)  Le  Page  Renouf.  Leetures  on  the  origin  and  growth  of  religion  as 
illustrated  by  the  religion  of  ancient  Egypt.  London  1880.  259  S.  8.  (Hibbert 
Leetures  1879.)  —  Vgl.  Pietschmann  DLZ.  1882  p.  853. 

48)  E.  Ledrain.     Aegypto  -  Semitiea.     II:  Gaz.  arch.   1880,    p.    197 — 203. 
49  a)    G.  Maspero.     Etüde    sur    quelques   peintures    et  sur  quelques  textes 

relatifs  aus  funerailles:  JA.   VII  Serie:  XV.    1880  p.   112—170,  365—420. 

49  b)  G.  Maspero.  Sur  les  steles  funeraires:  Congr.  prov.  des  Orient,  de 
Lyon  p.  235—247. 

49  c)  Ed.  Naville.  La  grande  edition  du  livre  des  morts:  Atti  congr. 
intern.  Firenze  I  p.  91 — 95. 

49  d)  Ed.  Naville.  Un  ostracon  egyptien:  Ann.  du  musee  Guimet 
p.  51—60.      2  Taff. 

50)  E.  Revillout.  Eituel  mneraire  de  Pamonth  en  demotique  avec  les 
textes  hieroglyphiques  et  hieratiques  correspondants.  Fase.  1 — 2.  Paris  1880. 
30  pp.     4.     f.   20. 

51)  E.  Schiaparelli.  II  libro  dei  funerali  degli  antichi  Egiziani  rieavato 
da  monumenti  inediti.     Tavole.     Torino  (1880)— 1881.     70  Taff.     4.     f.    100. 

52)  Arth.  Schilbach.  Der  Todtenpapyrus  des  Au^  -  f  -  en  -  Am  en.  In- 
augural  Dissertation.     Leipzig   1880.     56   S.     8. 

53)  G.  Maspero.  Notes  sur  differents  points  de  grammaire  et  d'histoire: 
Rec.  de  trav.  I  p.  152—160. 

54)  G.  Masp>ei'0.  Egyptian  documeuts  relating  to  statues  of  the  dead: 
Transact.  soc.  bibl.  arch.   VII,  I,  p.  6 — 36. 


]90  Erman,  Aegypten. 

Eine  dem  ka  verwandte  Bedeutung  will  Naville 55)  einem  Aus- 
druck zuerkennen,  den  man  der  Etymologie  nach  „städtischer  (d.  i. 
heimischer)  Gott"  übersetzen  muss.  Ptehl56)  erklärt  sich  dagegen. 
Stelen  und  andere  Gräberrequisiten  besprachen  Naville51),  Rossi59)  und 
Ebers5*);  die  von  Rossi  besprochenen  Stelen  sind  merkwürdiger 
Weise  in  Form  eines  Dekretes  abgefasst,  das  König  Osiris  zu 
Gunsten  des  Todten  erlässt.  Zu  den  koptischen  Grabschriften,  die 
eine  zwar  sehr  menschliche  aber  sehr  wenig  christliche  Todesfurcht 
athmen,  giebt  es  in  der  That  ägyptische  Parallelen;  derjenige  Text 
indess ,  den  Revillout 60)  hinzuzieht ,  scheint  mir  nicht  ganz 
passend  gewählt.  Derselbe61)  setzte  seine  werthvolle  Arbeit  über 
die  Todtenpriester  fort  und  unterwarf  auch  die  Einkünfte  der 
Tempel  einer    Untersuchung.62) 

Dass  die  Anfänge  der  ägyptischen  Cultur  in  einer  „Stein- 
zeit" bestanden  haben  mögen ,  will  ich  nicht  bezweifeln ;  ein  Be- 
weis ist  indess  bis  jetzt  dafür  nicht  erbracht,  auch  Mook's63)  Buch 
kann  ich  nicht  als  solchen  ansehen.  Wer  sicheren  Boden  vorzieht, 
wird  sich  lieber  zu  dem  überreichen  Stoff  wenden ,  den  ihm  die 
historische  Zeit  Aegyptens  für  die  Culturgeschichte  bietet.  Ma- 
speroGi)  weist  nach,  dass  der  Kleinhandel  sich  etwa  in  den- 
selben Formen  bewegte  wie  noch  heute  vielfach  im  Sudan ; 
Ghabas,&5)  kleine  Studie  ist  auch  nicht  ohne  Interesse. 

Aegyptisches  E  h  e  r  e  c  h  t  lernen  wir  wieder  durch  Revillout's 


55)  Ed.  Naville.    Sur    le    sens  du  mot  nutr  nuti:  ÄZ.  1880  p.  25 — 27. 

56)  K.  PieM.     Sur  le  sens  du   mot  nutr  nuti:  ÄZ.   1880  p.   64  — G9. 

57)  Ed.  Naville.  Les  quatre  steles  orientees  du  musee  de  Marseille.  Lyon 
1880.    23   S.    4  Taft".    4.    (Aus:  Congr.  prov.  des  Orient,  de  Lyon  p.  275 — 293.) 

58)  Franc.  Rossi.  Wustrazione  di  due  stele  funerarie  del  Museo  Egizio 
di  Torino.  1880.  IC  S.  2  Taff.  (Aus:  Atti  della  R.  Acad.  di  Tor.  XV 
p.   843—856.) 

59)  G.  Ebers.     Einige  Inedita:  ÄZ.   1880  S.  53—63. 

60)  E.  Revillout.  Les  affres  de  la  mort  chez  les  Egyptiens:  Kev.  eg.  I 
p.    139—142. 

61)  Derselbe.  Taricheutes  ot  choachytes:  ÄZ.  1880  S.  70—80.  103—120. 
136—148. 

62)  Derselbe.  La  syntaxis  des  temples  ou  budget  des  cultes  sous  les  Pto- 
lemees:   Rov.  eg.    1880  p.   82—87. 

63)  Fr.  Mooh.  Aegyptens  vormetallische  Zeit.  Würzburg  1880.  V  u. 
-1»    SS.      14  Taff.     4.     M.   20. 

64)  G.  Maspero.  Sur  une  representation  de  bazar  egyptien  remontant  a 
fanden  empire:  Gaz.  arch.  1880  p.  97 — 100.     1  Taf. 

i;.rn  Chabas.  De  l'usage  des  bätons  de  main  ebez  les  Hebreux  et  dans 
['ancienne  Egypte:  Annales  du  inuseo   Guimet  I  p.  35 — 49. 


Erman,  Aegypten.  191 

demotische  Forschungen  kennen;  8  kleinere  Aufsätze66-73)  gehören 
dahin,  die  in  seiner  neuen  Zeitschi'ift 74)  erschienen.  Eine  grössere 
Arbeit  deselben 75)  ist  vielleicht  ein  Separatabdruck  aus  der  Chresto- 
mathie  demotique. 

Die  Kenntniss  der  ägyptischen  Medicin  hat,  wenn  man  von 
einem  kleinen  Aufsatze  von  Ueblein16)  absieht,  nur  einen  Fort- 
schritt negativer  Art  gemacht:  PieJd11)  hat  unstreitig  richtig  gezeigt, 
dass  der  angebliche  alte  ägyptische  Arzt  „Nebsechet"  einem  Miss- 
verständniss  sein  Dasein  verdankt.  Hoffentlich  ist  er  noch  nicht 
zu  fest  in  der  Geschichte  der  Medicin  eingebürgert.  Eine  gute 
kleine  Arbeit  ist  Laret's  78)  Bestimmung  verschiedener  oft  erwähnter 
Pflanzen.  Die  ägyptische  Zauberei  behandelte  Revillout 79)  meist 
auf  Grund  demotischer  Quellen. 

Die  mathematischen  Kenntnisse  der  Aegypter  hat  Can- 
tar80)  zusammengesllt ;  Aures'*1)  Metrologie  scheint  mir  etwas 
dilettantisch.    Von  dem  verdrehten  Buch  von  Piazzi  Smyth  82)  er- 


66)  E.  Revillout.  Les  regimes  inatrimoniaux  dans  le  droit  egyptien  et  par 
comparaison  dans  le  code  civil  francais:  Rev.  eg.  I  p.  98 — 114. 

67)  Derselbe.  Sur  le  regime  dotal  mixte  avec  communaute  partielle:  Rev. 
eg.  I  p.   115—116. 

68)  Derselbe.  Hypotheque  legale  de  la  femme  et  donations  entre  epoux: 
Rev.  eg.  I  p.   122—136. 

69)  Derselbe.  L'omnipotence  des  femmes  et  le  decret  de  Philopator  sur 
l'autorite  maritale :  Rev.  eg.  I  p.   136 — 138. 

70)  Derselbe.  La  question  du  divorce  chez  les  Egyptiens:  Rev.  eg.  I 
p.  87—97. 

71)  Derselbe.     Union  legitimee  apres  seduction:    Rev.   eg.   I  p.   117—121. 

72)  Derselbe.  Sur  la  reconnaissance  d'enfant  avec  legitimation  par  ma- 
nage subsequent:  Rev.  eg.  I  p.   114 — 115. 

73)  Derselbe.    Sur  les  droits  du  fils  aine  comme  kurios:  Rev.  eg.   I  p.  97. 

74)  Revue  egyptologique  publiee  sous  la  direction  de  Mm.  H.  Brugsch, 
F.  Chabas,  Eug.  Revillout.  Premiere  annee.  Paris  1880.  192  S.  18  Taff. 
4.  fr.  27.  —  Vgl.  Erman  GGA.  1880  p.  1089;  Wiedemann  LC.  1880  p.  621; 
Robiou  Museon  1882  p.  295. 

75)  E.  Revillout.  Etudes  sur  divers  points  de  droit  et  d'histoire  Ptole- 
maique.     Paris   1880.     4. 

76)  J.  Lieblein.    Bemerkungen  zum  Papyrus  Ebers:  ÄZ.  1880  S.  127 — 129. 

77)  K.  Piehl.     Un  passage  du  papyrus  Ebers:  ÄZ.   1880  S.   129—135. 

78)  Victor  Loret.     Varia:  Rec.   de  trav.  I  p.   190 — 196. 

79)  E.  Revillout.     Les  arts  egyptiens:  Rev.  eg.  I  p.   163 — 172. 

80)  Cantor.  Vorlesungen  über  Geschichte  der  Mathematik.  Bd.  I. 
Leipzig   1880.     8.  —  Vgl.  oben  S.   168  No.   112. 

81)  Auguste  Aures.  Metrologie  egyptienne.  Determination  geometrique 
des  mesures  de  capacite  dont  les  anciens  se  sont  servis  en  Egypte ,  precedee 
d'explications  relatives  aux  mesures  de  capacite  grecques  et  romaines.  Nimes 
1880.      172  S.     8.     [Trübner:   10s.] 

82)  C.  Piazzi,  Smyth.  Our  inheritance  in  the  great  pyramid.  Fourth  and 
much  enlarged   edition.     London   1880.     677   S.     25  Taff.     8. 


192  Erman,  Aegypten. 

schien  bereits  die  vierte  Auflage  —  ein  Erfolg,  wie  ihn  kein  ernst- 
haftes Werk  der  Aegyptologie  aufweisen  kann. 

Zusammenhänge  griechischer  und  ägyptischer  Philosophie 
endlich  behandelte   Tannery 83). 

Für  ägyptische  Kunst  geschah  wenig.  Ein  populärer  Auf- 
satz von  Brugsch94),  eine  russische85)  und  eine  englische86)  Arbeit 
über  Architectur  —  das  ist  alles.  Wichtig  sind  zwei  kleine  Kunst- 
gegenstände, welche  die  Gazette  archeologique  publicirte:  der  eine 
durch  seinen  griechischen  Fundort87),  der  andere  durch  seinen 
Stoff88),  er  ist  in  Weissgold  gearbeitet  und  bekanntlich  hält  man 
das  so  oft  erwähnte  äsm  jetzt  für  dieses  Metall. 

Für  die  demotischen  Texte  der  Ptolemäerzeit  hat 
Revülout  höchst  wichtige  Arbeiten  geliefert,  die  ich  zum  Theil 
schon  oben  besprochen  habe.  Endlich  ist  seine  Chrestomathie 
demotique89)  erschienen,  die  eine  Sammlung  verschiedenartiger 
Texte  mit  Interlinearversion  enthält  —  ein  für  das  Studium  des 
Demotischen  unentbehrliches  Buch.  Derselbe^)  besprach  demotische 
Schriftstücke  des  bekannten  Serapeumseremiten ;  es  sind  Moral- 
lehren und  ein  Verzeichniss  von  Träumen.  Die  viel  besprochene 
demotische  Fabel  vom  Löwen  und  der  Maus  zeigt  sich  jetzt  als 
Episode  einer  grösseren  Thiergeschichte91).  Maspero^2)  setzte  seine 
nützliche  Arbeit  über  die  Entstehung  des  Demotischen  fort;  eine 
lesenswerthe  Uebersicht  über  einige  Arbeiten  von  Revülout  gab 
EbersW6). 


83)  Paul  Tannery.  Thaies  et  ses  emprunts  ä  l'Egypte:  Revue  philoso- 
phiquo  dirigee  par  Ribot.  1880.  p.  299 — 318.  —  Vgl.  G.  leichmüller  in 
GGA.   1880  p.   1063. 

84)  H.  Brugsch.  Dio  Kunst  in  ihren  ersten  Anfängen:  Deutsche  lievuo 
IV,  3  S.   192—206. 

85)  Kussisch:  Adrian  Prachow.  Kritische  Beobachtungen  über  die  Formen 
der  schönen  Künste.  Heft  I:  die  Architectur  von  Alt-Aegypten.  St.  Petersburg 
1880.      104  S.     25  Taff.     4. 

86)  Waldo  S.  Pratt.  Two  essays  on  the  columnar  architecture  of  the 
Egyptians.  1880.  52  S.  8.  Trübner:  7  s.  6  d.  (Aus:  Proceed.  of  the  Amer. 
Acad.   of  arts  and  sciences.     N.  S.     Vol.  VII.     Boston   1880   p.   313—367.) 

87)  Leon  Heuzey.  Sur  un  petit  vase  en  forme  de  tete  casquee  portant 
uno    inscription  hieroglyphique:   Graz,  archeol.    1880  p.   145 — 160.      1   Taf. 

88)  Paul  Pierret.     Egide  de  Sekhot:  Gaz.  archeol.   1880  p.  85—86. 

89)  Efug.  Revülout.  Chrestomathie  demotique.  Paris  1880.  CLXVII  u. 
504  S.  4.  "fr.  100.  —  Vgl.  Pierret  in  Rov.  archeol.  N.  S.  1880  II,  p.  252; 
Elrman  in  GGA.  1881  p.  812. 

90)  Derselbe.  Lg  reclus  du  Scrapeum,  sa  bibliotheque  et  ses  occupations 
mystiques    selon    de   nouveaux    documents  demotiques :    Rev.  eg.  I  p.   160 — 163. 

9 1  i  Derselbe.  Entretiens  philosophiques  d'un  petit  chacal  koufi  et  d'une 
chatte   ethiopionno  :    14ov.   eg.  I  p.    143 — 144,   153 — 160. 

92)  Gr.  Maspero.  Uno  pago  du  roman  de  Satni  transcrito  en  hiero- 
glyphes.     (Fortsetzung):  ÄZ.   1880  p.  15 — 21. 

93)  Georg    Ebers,      Neue    Ergebnisse     der    ägyptologischen    Studien    auf 


Erman,  Aegypten.  193 

In  seiner  griechischen  Palaeographie  hatte  Gardthausen  be- 
hauptet, einer  der  griechischen  Kaufkontrakte  sei  vom  König  und 
der  Königin  eigenhändig  unterzeichnet;  Leemans9i)  weist  diese 
Vermuthung  energisch  zurück,  die  ohnehin  wenig  Wahrschein- 
liches hat.  Einen  Theil  der  griechischen  Inschriften  Aegyptens 
hat  Puchstein95)  kritisch  gesäubert;  es  ist  eine  Freude  auf 
ägyptologischem  Gebiet  einem  so  streng  geschulten  Gelehrten 
zu  begegnen,  hoffentlich  bleibt  er  dem  Studium  des  hellenistischen 
Aegyptens  treu. 

Einige  koptische  Bibelfragmente  wurden  aus  Schwartzds96) 
Abschriften  abgedruckt.  Ueber  den  koptischen  Hiob  berichtete 
Torlolidl).  Kirchengeschichtliches  Interesse  hat  ein  Aufsatz 
von  Revälout9*),  von  dem  freilich,  wie  von  den  meisten  Ar- 
beiten dieses  fruchtbaren  Gelehrten,  nur  ein  Anfang  erschienen 
ist.  Gelegentlich  einer  Polemik  gab  Lagarde ")  Beweise  von 
einer  Kenntniss  des  Koptischen ,  wie  schwerlich  sie  ein  anderer 
Gelehrter  besitzt;  möchte  er  einmal  zu  einer  systematischen 
Darstellung  seiner  Forschungen  Zeit  finden.  Enrman  l0°)  gab  eine 
recht  bedenkliche  Erklärung  eines  schweren  Wortes.  Endlich  sei 
auch  hier  noch  auf  die  koptischen  Archive  oder  Bibliotheken  hin- 
gewiesen, deren  traurige  Reste  in  den  letzten  Jahren  im  Fajjüm 
gefunden  werden.101-102). 

Murray 's103)  treffliches  Reisebuch  erschien  in  erweiterter  Ge- 


dem    Gebiete    der    hieroglyphischen    Volksschrift:    Deutsche    Rundschau     1880 
S.  271—287. 

94)  C.  Leemans.  Die  Unterschrift  eines  griechisch-ägyptischen  Kaufkon- 
tractes  auf  Papyrus  aus   dem  zweiten  Jahrhundert  v.Chr.:  ÄZ.  1880  S.   27 — 34. 

95)  Epigrammata  graeca  in  Aegypto  reperta  ad  summos  in  philosophia 
honores  rite  impetrandos  retractavit  Otto  Puchstein.  Argentorati  1880. 
78  S.     2  Taff. 

96)  A.  Erman.  Bruchstücke  der  oherägyptischen  Uebersetzung  des  alten 
Testamentes.  Göttingen  1880.  40  S.  M.  1,50.  (Aus:  GN.  1880  p.  401  ff.) 
—   Vgl.  Pietschmann  in  DLZ.   1880  p.  365. 

97)  Giovanni  Tortoli.  Sulla  versione  copta  del  Giob  in  dialetto  saidico 
col  saggio  di  un    edizione  di  essa:  Atti  Congr.     Firenze  I  p.  79 — 90. 

98)  E.  Revillout.  Recits  de  Dioscore  exile  ä  Gangres  sur  le  concile  de 
Chalcedoine:  Eev.  eg.  I  p.    187 — 189. 

99)  Paul  de  Lagarde.  Aus  dem  deutschen  Gelehrtenleben.  Aktenstücke 
und  Glossen.     Göttingen  1880.     S.   25—65. 

100)  A.  Erman.     Holokotsi:  ÄZ.   1880  S.   123—125. 

101)  F.  Bloss.     Fragmente    griechischer  Handschriften    im   Königl.    ägyp- 
tischen Museum  zu  Berlin:  ÄZ.   1880  S.   34—40. 

102)  S.  oben  S.   178  No.   204. 

103)  John  Murray.  A  handbook  for  travellers  in  Lower  and  Upper 
Egypt.      6.  odit.      Part  I.  (5   Taff.)      IL  (3   Taff.)     London    1880.      8. 

Jahresbericht  1880.  13 


2Q4  Erman,  Aegypten. 

stalt ;  auch  von  Mariette's 104)  itineraire  liegt  eine  neue  Auflage 
vor.  Das  populäre  Werk  von  Ebers 105)  ist  in  deutscher  und 
französischer  Ausgabe  vollendet.  Zum  Schluss  sei  noch  eines 
frommen  Curiosums  10G)   gedacht. 


104)  A,  Mariette-Pacha.     Itineraire    de   la  Ilaute  Egypte.     3.  ed.     Paris 
1880.     237   S.     3  Taft".     8.     fr.  4.     Vgl.  LC.   1880  S.   919. 

105)  Vgl.  Jahresbericht   1879   p.   180. 

106)  F.  B.     Das  alte  —  christliche  —  und  heutige  Aegypten.    Pesth  1880. 
781   S.     8.     M.   8. 


Libysche   Sprachen. 

Von 

Adolf  Erman. 

Ernstliche  sprachliche  Arbeiten  sind  dem  Referenten  nicht  zu 
Gesicht  gekommen.  Eine  Uebersicht  seiner  bisherigen  Studien  gab 
Newman  ').  Eine  libysche  Spur  in  einem  nubischen  Dialect  wies 
Erman 2)  nach.  Nicht  sehr  glaublich  klingt,  was  Tau.rier 3)  über 
eine  arabische  Einwanderung  in  vormohammedanischer  Zeit  vorbringt. 
Die  einzigen  Denkmäler  der  libyschen  Völker,  ihre  alten  Inschriften, 
haben  wieder  französische  Gelehrte,  Letourneuxi)  und  Faidherbe-') 
beschäftigt. 


1)  F.  W.  Newman,  Notes  on  the  Libyan  languages  in  a  letter  addressed 
to  Robert  N.    Cust:  JRAS.   1880  p.   417  —  434. 

2)  GGA.  1880  p.  1056. 

3)  H.  Tauxier.  Uno  emigration  arabe  en  Afrique  un  siöcle  apres  Jösus- 
Christ.  Reponse  aux  questions  de  M.  l'interprete  Mercier:  Rev.  afr.  1880, 
p.   373—397. 

4)  A.  Letourneux.  l>u  dechiffremenl  dos  Inscriptions  libyeo-berberes : 
Atii   del  IV.  Congr.  intern.     T.  I  p.  hl  —  7ö. 

5)  CR.    IX   y    16—19. 


195 


Finnisch-ugrische    Sprachforschung. 

Von 

0.  Donner. 

Was  im  Verlaufe  des  hier  betreifenden  Berichtsjahres  er- 
schienen ist,  gehört  zum  grössten  Theile  dem  descriptiven  For- 
schungsgebiete an.  Von  Lönnrot's  finnisch -schwedischem  Wörter- 
buch x)  kam  das  14.  Heft  heraus  und  somit  ist  diese  umfassende 
Arbeit,  an  welcher  der  greise  Verfasser  ausser  vieljährigen  voran- 
gehenden Sammlungen  siebzehn  Jahre  lang  fortwährend  gearbeitet 
hat,  vollendet.  Er  bezeichnet  dieselbe  selbst  nicht  als  ein  kritisch 
durchgearbeitetes  Wörterbuch,  sondern  vielmehr  als  eine  Zusammen- 
fassung des  reichen  Sprachmaterials ,  welches  durch  die  von  ihm 
und  anderen  gesammelten  Volkslieder,  Märchen,  Sprichwörter  u.  s.  w. 
zugänglich  gemacht  wurde.  Wie  werthvoll  für  die  Sprachforschung 
dies  Material  ist,  geht  daraus  hervor,  dass  das  Wörterbuch  nach 
ungefährer  Schätzung  etwa  100,000  finnische  Wörter  enthält  und 
ausserdem  eine  grosse  Fülle  genuiner  Ausdrücke  und  volksthüm- 
licher  Redensarten,  die  keinem  Anderen  in  demselben  Grade  zu 
Gebote  standen  wie  dem  Verfasser.  Neben  dieses  Werk  muss  mit 
Recht  Wiedemanns  Syrjänisch  -  deutsches  Wörterbuch 2)  gestellt 
werden ,  durch  welches  nunmehr  unter  allen  finnisch  -  ugrischen 
Sprachen  ausser  dem  Finnisch  -  Estnischen  und  Magyarischen  das 
Syrjänische  lexikalisch  viel  vollständiger  vorliegt  als  irgend  eine 
andere.  Zum  grössten  Theile  stammt  das  Material  aus  einer  der 
Petersburger  Akademie  gehörigen  Handschrift  in  vier  Foliobänden, 
welche  auf  Veranlassung  Sjögrens  von  einem  geborenen  Syrjänen 
Namens  Popov  ausgearbeitet  wurde.  Dieses  nach  Wiedemann's 
Aeusserung    sehr    verdienstvolle    und    mit    durchaus    consecpienter 


1)  Suomalaiuen  ja  Ruotsalainen  Sanakirja.  14.  Heft.  Helsingissä  1880.  B.  II, 
961—1083.     8.     M.  4. 

2)  F.  J.  Wiedemann.  Syrjänisch  -  Deutsches  Wörterbuch  nebst  einem 
Wotjakisch -Deutschen  im  Anhango  und  einem  deutschen  Register.  St.  Peters- 
burg 1880.  G92  pp.  8.  M.  7.  —  Vgl.  Leo  Meyer  Sitzungsber.  d.  G.  Estn.  Ges. 
zu  Dorpat   1880,   G8. 

13* 


1 96  Donner,  Finnisch  -  ugrische  Sprachforschung. 

Orthographie  geschriebene  Material  hat  der  Herausgeber  mit  ge- 
wohnter Umsicht  und  Sorgfalt  kritisch  behandelt,  unter  Benutzung 
der  gedruckten  Wörtersammlungen  von  Savvaitov,  Castren  und 
Michailov.  Für  die  lexikalische  Vergleichung  des  permischen 
Zweiges  mit  den  übrigen  verwandten  Sprachen  enthält  Wiedemann's 
Arbeit  viel  neues,  und  es  wäre  sehr  wünschenswerth,  dass  der  ver- 
dienstvolle Verfasser,  da  er  sich  nun  wiederum  eingehend  mit 
diesen  Sprachen  beschäftigt  hat,  dem  Wörterbuch  auch  eine  um- 
fassende Behandlung  der  Grammatik  folgen  Hesse.  Unzweifelhaft 
wäre  er  der  am  meisten  dazu  geeignete. 

Unter  den  lexikalischen  Arbeiten  ist  noch  zu  erwähnen  ein 
umfassendes  Ungarisch  -  Französisches  und  Französisch  -  Ungarisches 
Wörterbuch  von  Pokorni/3),  welches  jedoch  in  diesem  Jahre  nicht 
vollendet  wurde.  Sowohl  Wortmaterial  als  Sprachtexte  liefert 
Älüqvist  in  der  ersten  Hälfte  seiner  Darstellung  der  Sprache  der 
Nord-Ostjaken 4),  des  Theiles  der  Ostjaken,  dessen  Wohnplätze  sich 
von  Irtysch  und  Ob  bis  zur  Grenze  des  Samojedenlandes  nördlich 
von  Obdorsk  erstrecken.  Ahlcp/ist  studirte  während  zweier  Reisen 
1858  und  1877  die  drei  Dialekte  dieser  Sprache,  welche  sich  viel- 
fach von  der  von  Castren  beschriebenen  Sprache  der  Ostjaken  am 
Irtysch  und  am  mittleren  Ob  unterscheidet.  Unter  den  Texten 
finden  sich  Märchen,  Räthsel  und  Lieder,  die  letzteren  in  trochä- 
ischem Maasse,  mit  derselben  Freiheit  behandelt  wie  in  vielen  der 
verwandten  Sprachen,  mit  offenbar  verwandten  Zügen  auch  im  Pa- 
rallelismus. Die  zehn  ersten  Kapitel  des  Evangelium  Matthäi,  welche 
Wiedemann  für  die  Bonapartesche  Ausgabe  bearbeitete  und  später 
auch  Hunfalvy  edirte ,  hat  Ahlqvist  aufs .  neue  nach  dem  Original 
transskribirt  und  seiner  Sammlung  einverleibt. 

Das  Studium  der  gegenseitigen  Sprachen  ist  in  letzter  Zeit 
sowohl  in  Ungarn  als  in  Finnland  mit  lebhaftem  Eifer  betrieben 
worden.  Als  Früchte  dieses  Strebens,  immer  eingehender  die  ge- 
schichtliche Entwickelung  des  eigenen  Volkes  kennen  zu  lernen, 
sind  zwei  gleichzeitig  erschienene  Arbeiten  anzusehen,  eine  Finnische 
Grammatik  mit  Lesestücken  und  Wortsammlung  ungarisch  heraus- 
gegeben von  Budenz5),  und  eine  ungarische  Grammatik  mit  vielen 
Leseproben  nebst  Wörterverzeichniss  finnisch  herausgegeben  von 
Hzmnyei  und  Jaiava 6).    Die  erstere,  wovon  die  Formenlehre  schon 


3 i  /.  A.  Pokornij.  Franczia-niagyar  s  magyar-franczia  szötär.  Budapest 
1880.     8.     Bisbw  22    Befte,  524  pp. 

4)  A.  Ahlqvist.  Uebor  die  Sprache  der  Nord  -  Ostjaken.  I.  Sprachtexte 
und  Wörtersammlung.  Eelsingfors  1880.  194  pp.  8.  M.  5.  —  Vgl.  O.  Donner 
in   Kirj.   Kuukaiisluliti,  Oktober-Heft  1880;   G.v.  d.  Gabelentz  LC.   1880,  1707. 

5)  ./.  Budenz.  Pinn  Nyelvtan  olvasmanyokkal  is  szötärral.  Budapest 
1880.      205   pp.      8. 

6)  J.  Szvnmyei  ja  A.  Jaiava.  ünkarin  kielen  oppikirja.  Helsingissä  1880. 
Kirjall.  Seuras  Toim.  61.)     VII,  303,  20  pp.     8.     M.  6,40 


Donner,  Finnisch-ugrische  Sprachforschung.  197 

im  Jahre  1873  erschienen  ist,  umfasst  jetzt  auch  eine  ziemlich 
vollständige  Satzlehre.  Eine  neue  finnische  Satzlehre ,  vermehrt 
durch  viele  Beobachtungen  aus  der  Volkssprache ,  wurde  von 
Setälä  herausgegeben 7).  Nach  wiederholtem  längeren  Aufenthalte 
am  Orte  selbst  lieferte  Genetz  8)  eine  sehr  eingehende  und  verdienst- 
volle Beschreibung  der  Sprache  der  Karelier  an  der  östlichen  Grenze 
Finnland's  im  russischen  Gouvernement  Olonetz.  Sie  enthält  zahl- 
reiche Sprachproben,  Wörterbuch  und  Grammatik  und  giebt  sonach 
ein  vollständiges  Bild  dieses  karelischen  Dialektes,  der  in  vielen 
Beziehungen  Uebereinstimmung  mit  dem  Vepsischen  zeigt.  Auf 
Grund  der  von  Lönnrot,  Ahlqvist,  Genetz  gegebenen  Darstellungen 
der  Vepsischen  Sprache  hat  Szinnyei  diese  geschildert9),  wie 
Ilaldsz  in  ähnlicher  Weise  das  Schwedisch-Lappische  10)  behandelt 
und  Budenz  das  Matthäus-Evangelium  in  der  Mokscha-Mordvinischen 
Sprache 1  x)  mit  Einleitung  und  Wörterbuch  herausgegeben  hat.  Als 
Leiter  der  magyarischen  sprachlichen  Gesellschaft  an  der  Uni- 
versität hat  ßimonyi  die  Veröffentlichung  einer  Reihe  dialektischer 
und  handschriftlicher  „Studien"  begonnen,  die  im  Magyar  Nyelvor 
früher  erschienen  sind.  Davon  kam  in  diesem  Jahre  das  erste 
Heft  heraus.12) 

Ueber  die  estnischen  Partikeln  ehk  und  voi  liefert  Htirt13) 
eine  eingehende  syntaktische  Untersuchung,  vin  der  er  mit  steter 
Berücksichtigung  des  Finnischen  ihre  verschiedenen  Bedeutungen 
als  disjunctive  oder  concessive  Conjunctionen  und  als  adverbiale 
Partikeln  hervorhebt.  Hermann  untersucht  in  einer  Dissertation 
die  drei  Lautstufen14)  in  der  estnischen  Sprache,  auf  welche  zu- 
erst Weske  aufmerksam  gemacht  hat.  Ueber  anlautende  Media  im 
Ugrischen  berichtet  Munkdcsi15),  sowie  Budenz16)  über  Sorokin's 


7)  E.  N.  SfetäläJ.  Suomen  kielen  lause-oppi.  Oppikirjan  koe.  Helsiugissä 
1880.     54  pp.     8.     M.  1. 

8)  A.  Genetz.  Tutkimus  Venäjän  Karjalan  kielestä.  Kielennäytteitä,  sa- 
nakirja  ja  kielioppi.  Helsingissä  1880.  XII,  254  pp.  8.  (Später  in  Suomi  2 
F.   14  13.   1—254.     Helsingissä   1881.)     M.   2. 

9)  In  Nyelvtud.  Közlemenyek.    XVI.   2  Heft.     Budapest  1880. 

10)  Haldsz  Ign.  Sved  läpp  nyelvtan :  Nyelv.  Közlem.  XVI,  1 — 97.  Buda- 
pest  1880. 

11)  In  Nyelvtud.  Közlemenyek.     XVI.   2.  Heft.     Budapest   1880. 

12)  Simonyi  Zsigm.  Tanulmänyok  az  egyetemi  magyar  Nyelvtani  Tar- 
sasäg.     I.  1.  Heft,     Budapest   1880.     65  pp.     8. 

13)  J.  Hurt.  Ueber  die  estnischen  Partikeln  ehk  und  voi.  Ein  Beitrag 
zur  estnischen  Syntax:  Verhandlgn.  d.  gel.  Estn.  Ges.  B.  X,  3.  Heft,  37—104. 
Dorpat   1880.      8.     [Auch  separat  u.  d.  T.] 

14)  K.  A.  Hermann.  Der  einfache  Wortstamm  und  die  drei  Lautstufen 
in  der  estnischen  Sprache,  mit  vergl.  Hinweisen  auf  das  Suomi.  Ohne  Druckort 
und  Jahreszahl.      63   pp.     8. 

15)  und  16)  Beide  in  Nyelvtudom.  Közlemenyek  B.  XVI,  3.  Heft.  Buda- 
pest  1880. 


198  Donner,  Finnisch-ugrische  Sprachforschung. 

wogulisches  Glossar.  In  das  Jahr  1880  gehört  auch  das  iiTthüm- 
lich  schon  im  vorjährigen  Berichte  unter  No.  2  erwähnte  wogulische 
Wörterverzeichniss  von  Benscnyre.  Hier  ist  auch  noch  zu  erwähnen 
eine  von  Csopey  veröffentlichte  Untersuchung  über  die  magyarischen 
Elemente  im  Kuthenischen  n).  Der  Verfasser  weist  darin  über  400 
ungarische  Worte  nach,  welcbe  gegenwärtig  einen  Bestandtheil  des 
rutheniscben  Wortschatzes  bilden,  darunter  nahezu  fünfzig  Zeit- 
wörter. Ferner  hat  das  Kuthenische  selbst  einige  Bildungssilben 
dem  Magyarischen  entlehnt,  welche  es  an  slavische  Originalworte 
anzufügen  beginnt.  Diese  bisher  angezweifelte  Erscheinung  kann 
auch  an  anderen  osteuropäischen  Sprachen  beobachtet  werden. 

In  einer  besonderen  Schrift  prüft  Hunfalvy  die  in  Ungarn 
bei  Einigen  noch  unklare  Frage  über  die  Abkunft  der  Szekler18). 
Er  weist  darin  nach,  wie  fabelhaft  die  Annahme  der  hunnischen 
Verwandtschaft  sei,  und  zeigt,  dass  die  Szekler  Sprache  das  reinste 
Magyarische  ist,  welches  noch  die  vier  Tempora:  Imperfectum, 
Praeteritum  historicum  .  Perfectum  und  Futurum  exactum  besitzt, 
die  nach  dem  übereinstimmenden  Zeugniss  der  alten  Literatur,  be- 
sonders der  Bibelübersetzungen  von  1466  u.  s.  w.,  früher  allgemein 
in  der  ungarischen  Sprache  vorhanden  waren.  Eine  Biographie 
Paul  Beregszäszi's  von  Imre19)  schildert  die  Wirksamkeit  dieses 
für  die  ungarische  Sprachforschung  so  thätigen  Mannes ,  mit 
sorgfältiger  Charakteristik  seiner  Werke  und  seiner  Bedeutung  für 
die  Entwicklung  der  Landessprache.  Barna,  der  sich  auch  früher 
mit  vergleichenden  mythologischen  Studien  beschäftigt  hat.  hielt 
in  der  sprachwissenschaftlich-belletristischen  Classe  der  ungarischen 
Akademie  am  1.  März  einen  Vortrag  über  die  Götter  der  magya- 
rischen Urreligion 20).  Ob  dieser  noch  in  demselben  Jahre  ge- 
druckt worden,  ist  mir  unbekannt. 

Der  linguistischen  Forschung  nahe  stehen  das  Studium  der 
volksthümlichen  Poesie  und  die  Untersuchung  der  Metrik.  In 
letzterer  Hinsicht  lieferte  Greguss  eine  durch  Gründlichkeit  und 
selbständige  Forschimg  hervorstehende  Arbeit  über  die  Behandlung 
der  poetischen  Formen  imd  Guttungen  in  der  ungarischen  Litera- 
tur'21). Zunächst  ist  sie  für  Mittelschulen  berechnet,  hat  aber  zu- 
gleich wissenschaftlichen  Werth.  Von  besonderer  Bedeutung  ist  aber 
die  von  Elias  L'önnrot  herausgegebene  grosse  Sammlung  finnischer 


17)  Nyelvtud.  Közlemenyek  XVI,  2.  Heft. 

18;    Himfalvy  Pal.     A  Szekelyek.    Felelet  a  Szekelyek  Scytha-hun  erede- 

Budapest  1880.     79  pp.     8. 
19)   Imre  S.     Beregszäszi  Kagy  Pal   cleto  es  immkai:    Ertekez.  a  nyelv  i;s 
szeptudom.     körebol.     15.  VIII,    II.  X.      Budapest    1880.     8.     [Separat   u.    d.    T. 
47   pp.     fl.  0,30.] 

Vm-I    Liter    Berichte  aus  Ungarn.    B.  IV,  Heft  4,  619.    Budapest  1880. 
21)    <irc<jny:<   .  I.      KölWszettan.     Budapest   1880.      123  pp.     8. 


Donner,  Finnisch  -  ugriscJie  Sprachforschung,  19Ü 

Zauberlieder22),  die  er  und  zahlreiche  andere  Forscher  während 
eines  Zeitraumes  von  mehr  als  fünfzig  Jahren  in  den  verschiedenen 
Theilen  Finnland's  aus  dem  Volksmunde  gesammelt  haben.  Die 
meisten  sind  in  Ost  -  Finnland  längs  der  karelischen  Grenze  auf- 
gezeichnet. Es  giebt  deren  Tausende,  aus  denen  Lönnrot  durch 
Zusammenstellung  mehrerer  die  jetzt  vorliegende  vollständigere 
Form  zu  Stande  gebracht  hat.  In  einer  Einleitung  setzt  er  die 
Natur  des  finnischen  Zauberliedes  auseinander.  Zauberworte  und 
Gebete  könne  ein  Jeder  gebrauchen ,  die  Anwendung  der  Zauber- 
lieder aber  gehöre  besonders  kenntnissreichen  „Wissenden", 
„Zauberern"  u.  A. ,  für  welche  die  Sprache  über  ein  Dutzend 
besondere  Namen  besitzt.  Die  meisten  Zauberlieder  bestehen 
aus  mehreren  Abtheilungen,  von  denen  die  erste  eine  Art  Ein- 
leitung ausmacht.  Durch  Lieder,  Gebete  und  Opfer  glaubte  man 
sich  die  Götter  und  Geister  gewogen  machen  zu  können,  gegen  die 
bösen  Geister  wurde  Drohung  und  Beschwörung  angewendet.  So- 
bald man  einmal  den  Ursprung  des  Bösen  erkannt  hatte,  konnte  es 
der  Zauberer  auch  in  irgend  einer  Weise  bewältigen  oder  zu  seinem 
Ursprung  zurück  verbannen,  wenn  es  nur  nicht  von  Gott  geschaffen 
war.  Die  durchaus  heidnische  Naturanschauung  der  alten  Finnen 
tritt  uns  in  der  vorliegenden  Sammlung  mit  ihrer  Geisterwelt  un- 
mittelbar vor  Augen.  Nirgends  ausser  in  Indien  giebt  es  eine  Natur- 
auffassung, in  der  die  sinnliche  Welt  dermassen  von  Millionen 
Geistern  in  jedem  Gras  auf  der  Erde,  in  jedem  Blatte  der  Bäume, 
kurz  in  jedem  einzelnen  Dinge  so  durchdrungen  wäre  wie  hier. 
Unmittelbar  dem  Volksbewusstsein  abgelauscht,  hat  daher  diese 
Sammlung  ausser  der  Bedeutung  für  die  finnische  Sprachforschung 
und  Mythologie  auch  für  die  Völkerpsychologie  ein  grosses  In- 
teresse. Es  wäre  nur  zu  wünschen,  dass  eine  Uebersetzung  in  eine 
der  Cultursprachen  bald  erscheinen  könnte,  die  freilich  dem  Ueber- 
setzer  wegen  der  kurzen ,  prägnanten  Ausdrücke  und  der  Not- 
wendigkeit, die  Art  des  Vortrages  mit  den  dabei  gebrauchten  Ce- 
remonien  zu  verdeutlichen,  nicht  geringe  Schwierigkeiten  bereiten 
würde. 


22)  Suomen  kausan  muinaisia  loitsurunoja.    Suomal.  kirjall.  seuran  toimitu- 
ksia   62   osa.     Helsingissä   1880.     XX,   .IT:;   pp.     8.     M.   3,20. 


200 


Türkisch. 

Von 
J.  H.  Mordtmann.*) 

Der  osmanische  Reichsalrnanach  für  das  Jahr  1298  H.  (begann 
3.  December  1880)  führt  S.  465  über  hundert  Werke  auf,  welche 
hier  im  Laufe  des  vorhergehenden  Jahres  gedruckt  sein  sollen; 
aber  abgesehen  davon,    dass  die  Titel  meist  sehr  vage,    manchmal 

nur  mit  einem  dürren  £*)-*  >  o^ü  0üne  Nennung  des  Autors 
und  sonstige  Angaben  bezeichnet  sind,  hat  es  sich  herausgestellt, 
dass  jenes  Verzeichniss  nur  diejenigen  Bücher  enthält,  zu  deren 
Drucklegung  die  gesetzlich  vorgeschriebene  Erlaubniss  des  Meglis 
im  Unterrichtsministerium    eingeholt   worden  ist;    wir  müssen  also 

auf  solche  interessante  Sachen  wie  Abu'l  'Alas  pjJj  ^  ^  py 
(Huart  No.  88)**),  den  Divan  des  Abu  Nuwäs  (ib.  No.  37),  ein  ost- 
türkisches Wörterbuch,  ^5^*-^  ^**-$,  von  Scheich  Suleiman  Efendi 

und  Anderes  vorläufig  noch  warten,  hoffend,  dass  die  neuerdings 
verschärfte  Censur  eine  und  die  andere  Publication  nicht  ganz 
hindern  möge. 

Trotzdem  hat  die  hiesige  Presse  im  Berichtsjahre  noch  genug 
producirt,  freilich  mehr  im  Sinne  des  multa  non  multum. 

Mit  der  von  Sa'id  Pascha  inaugurirten  Justizreform  stehen  in 
Zusammenhang  verschiedene  juristische  Publicationen ,  welche  sich 
mit  der  älteren  und  neueren  Gesetzgebung  beschäftigen ;  sie  basiren 

i  Zu  Zenker's  Berieht  für  1879  erlaube  ich  mir  Folgendes  zu  bemerken: 
1'.  31,  Zeile  2  ff.  enthält  eine  Unrichtigkeit,  deren  Schuld  ich  trage.  Es  ist  zu 
lesen:  Einer  der  Mitarbeiter  sendet  gelegentlich  von  Kepsid  (J^/^^i  )  eine 
Notiz  zu  Ahmed  Vefyk's  bekanntem  Wörterbuche  ein.  —  Ebd.  Z.  9.  10  lies 
Marineofficier  luv  Marineminister    und  Boghos  bez.  Bogos  (^o*.xj)  für  Progos. 

Ebd.  No  17  lies  Hamid  (A^.*>)  für  Hamid,  dagegen  p,  30  No.  14  lies 
Hamid  (Aä->). 

**)  Vgl.  unten  No.  35, 


Mordtmann,   Türkisch.  201 

theils    auf  europaischen  Rechtsgrundsätzen,    theils  wie  die  Megelle 

(code  civil)  selbst  auf  dem  kanonischen  ^A^  pj-^.     Ebenso  sind 

Uebersetzungen  des  Civilrechts  in  die  Landessprachen,  z.  B.  ins 
Arabische  erschienen. 1_4) 

Der  Reichsalmanach  für  1297  H.5)  ist  wichtig  für  die  Kennt- 
niss  der  administrativen,  statistischen  und  industriellen  Verhältnisse 
der  Türkei,  und  giebt  u.  A.  ein  Verzeichniss  der  hiesigen  Biblio- 
theken :  nach  seinem  Muster  erscheinen  in  fast  allen  Vilajets  Pro- 
vinzialalmanache ,  welche  auch  für  die  Geographie  mancher  ent- 
legenen Landstrecke  werthvoile ,  bis  jetzt  wenig  ausgebeutete  Ma- 
terialien enthalten.  Wir  erwähnen  nur  den  Almanach  für  Jemen6) 
und  Kastamüni 7),  ersteren  auch  desshalb,  weil  er  das  erste  in  San'ä 
gedruckte  Buch  sein  dürfte. 

Zu  bedauern  ist,  dass  auf  dem  Gebiet  der  historischen  Wissen- 
schaften schon  seit  Jahren  nichts  Selbständiges  und  Bedeutendes 
mehr  geleistet  wird ;  so  verdienstlich  und  förderlich  für  den  Unter- 
richt der  Einheimischen  diese  Compilationen  und  Uebersetzungen 
auch  sein  mögen,  so  dürften  sie  doch  in  Europa  weniger  Interesse 
erregen,  und  wir  heben  hier  nur  einige  besonders  hervor. 

Subhi  Pascha,  der  bekannte  Numismatiker  und  Historiker, 
veröffentlichte  den  ersten  Band  seiner  Geschichte  des  Islam8), 
welcher  bis  zur  Schlacht  bei  Siffin  geht  und  eine  Einleitung  über 
die  Geschichte  der  Religion  und  der  verschiedenen  Glaubenslehren 


1)  &_xJt\_x;    JSi&A    xL>V^    der    Civilcodex    in    nicht    officieller  Ausgabe 
683  pp.     30  Pr.     [5'/2  Pr.  —  1  M.] 

2)  ^o.^iö      cP"?*1    ^^F^1  Commentar  zu   1)  von    (CiAxsl     ,Ü0*J|   iAa£ 

bis  Ende  1880  7  Hefte    (jj->) .  8.  zu  31/,,  Pr. 

3)  )j->    ,-.  »~Jl_5    <?*r-*"    (Huart   25)   von    -j^lXäS)       ..  «^.^w      .J8.-Ä. ? 

TmgUr  Simon.     (Mihrän)   1297.     Bd.  I:  IV,   128  pp.     8.     20  Pr. 

4)  *JLS\*Jj   Gewa'ib   1297.     318  pp.      8.     25  Pr. 

5)  2U.SO      -^U-w-J    ;  »-J»!       NäJ.+Xc   c>.J»J>    JosLÄJU*.    Lith.    der  Staats- 
druckerei.    522  pp.     8.      12   Pr. 

6)  ICIa    &j„:^P    &k*n      _*m*->oLÜU*    rj+l    berausgeg.  von      >-^j    lXa*> 

Officiu     des    ..San'ä"    in    San'ä.      Theils    Druck,    theils  Lith.       112   pp.      8.     mit 
4  Blättern  himj.  Inschriften,   2   Karten  und   3  Bl.  lith.  Abbildungen.     20   Pr. 

7)  iflv    \Äa*         j»  i  *"»  —  *   o-j^S.    RjCLaJLw.  aus  der  Vilajets  druckerei  von 
Kastamüni.      Lith.      112  pp.     8.  mit   1   Karte.      10   Pr. 

8)  »^Lw^i    ^%J,Ij    j,    (»blXJi    /  ä_jLß-£>    Staatsdruckerei    1297.      357   pp. 
8.      25   Pr. 


202  Mordtmann,    Türkisch. 

enthält.  lUfat  Efendts  '■>)  in  tabellarischer  Form  angelegter  Ab- 
riss  der  Weltgeschichte  von  Adam  bis  1295  H.  beansprucht  keinen 
selbständigen  Werth.  Geradezu  enttäuschend  wirkt  Hassan 
Tahsin's    Geschichte    und    Geographie    des    Higäz10);    es    ist    eine 

ärmliche   Compilation  aus  Jaqüt,  Abulfida,  den  ,-s^ol   tj5L*U/i .  Ibn 

Chaldün  etc.,  sowie  aus  europäischen  Compendien  der  Geographie, 
aus  der  kaum  Etwas  Neues  zu  lernen  sein  dürfte.  Eine  Geschichte 
des  letzten  Krieges  von  Tal'at  bey '  x)  ist  leider  noch  nicht 
vollendet. 

Andere  geschichtliche  Werke,  wie  ein  Buch  über  Russland, 
eine  Geschichte  Spaniens  und  Portugals  stammen  aus  europäischen 
Quellen12);  unbedeutend  ist  Vassa's1'5)  Brochure  über  die  Alba- 
nesen;  Näzim  bey's1*)  Geschichte  der  Inquisition  aus  dem  Fran- 
zösischen des  Xavier  de  Montepin  zeugt  mehr  für  das  Interesse, 
das  man  hier  an  der  Geschichte  Spaniens  nimmt,  als  vom  kritischen 
Sinn  des  Uebersetzers. 

Bemerkenswerth  ist  der  Eifer,  mit  dem  man  sich  neuerdings 
dem  Studium  der  Nationalökonomie  zuwendet.  Hussein  Kiazim  15) 
übersetzte  das  Werk  von  Paul  Leroy  Beaulieu  über  Finanzwissen- 
schaft;    Oliannes    tiakiz    gab    ein    System    der    Staatsöconomie  lü). 


9)  ^j.LäJS   «AÜi    iHv  818  pp.     S.     30  Pr. 

c   ">-' 

10)  ,.Y.>..ä_j„^.Jt   ,.Y^/J.s>  jL/o.l.    &j:L^5>    ^iii>  i^j.LJ.    Lii.x> 

Druckerei   des  Polytechnieums  IHv   36   pp.     lex.   8.     4  Pr. 

11)      cJ-5>    ;_\j,Ij    NJjlJ   —   eX-1  >^s*x.\.1d    Jfc^^>V/)    erschien  :ils   Feuille- 

ton   im    v^vÄ^ä^-    .  .l*:>-.j    und    separat    in    der    Sammlung    2uL^l*ÄJ       ^Xj 

Qirq  anbär  Druckerei   1296  ff.     S.    t — 640.     8.     20  Pr. 

L2)    ,j».jx-^as,»  .  sJx^äv.  ,  aus  dem  Englischen  des    ».  »_^a    J»_j»._i  ._£■    von 

Ijo^Ji-i    Boghos    und        „>\j,Ij    ALäj.i j»     LLjLiuwI    von   ,*.-?J     Näzim 

bey,    ursprünglich    Feuilletons    im    „Vakyt"    c^5»  ,    nachher   auch   separat   er- 
schienen. 

L3)    „_v.J,u    .  äJOjLi .i    Mihrän  1297.     111  pp.     8.     5  Pr.     (Uebersetzung 
der  ursprünglich  französischen  Brochure  L'Albanie  et  les  Albanais  durch  J.    c). 
II.  je^l^wj    ^^.«o^Xji   Mihrän    1298.     8:;:;  pp.     8.     35  Pr. 
L5)  NaJL«  &yo\  jJLe  —  *l?li    ■-***£>  Mihrän  1297.     165  pp.     8.     L0  Pr. 

L6)  }~U   Oj.Jj   tXc  ijjO^a!  _    iäu<   ^JJ-Ji    iw.iUE>.i    Mihrän  L297. 
1\'     III    pp.     8.     25    Pr, 


Mördtmann,   Türkisch.  203 

Zla   bey11)    bearbeitete    ein    Buch   von    Bluntschli        Löö».ta    über 
Völkerrecht. 

Stilistik  und  Compositionslehre  (Lccoi)  sind  durch  neue  Auf- 
lagen zweier  älterer  Werke  von  Izzet18)  und  Ahmed  Aassim19) 
vertreten. 

In  der  Gewa'ibdruckerei  wurden  die  fünfzeiligen  Glossen  des 
Nahifi  zur  Burda  aus  dem  vorigen  Jahrhundert  gedruckt20),  in 
Särüchän  eine  Paraphrase  der  100  Spräche  'Ali's  von  'Ali  Haidar 
lithographirt21). 

Die  eigentliche  Unterhaltungsliteratur  hat,  abgesehen  von  den' 
jedes  Jahr  neu  erscheinenden  Volksbüchern  wie  Hatim  Tai,  Aschiq-i- 
Garib,  Kerem  etc.,  welche  unsern  civilisirten  Beys  nicht  mehr  ge- 
nügen, zeitgemässere,  wenn  auch  nicht  sehr  erfreuliche  Früchte  in 
Uebersetzungen  französischer  Sensationsromane22)  getragen.  Höhere 
Zwecke  verfolgt  der  bekannte  Litterat  und  Patriot  Kemäl  bey  mit 
einem  historischen  Roman 23),  dessen  bombastischer  Stil  uns  schon 
aus  früheren  Prosaschriften  desselben  Autors  bekannt  ist.  An- 
spruchsloser ist  eine  Erzählung  von  Suleimän  Bessim  mit  türkischem 
Hintergrund.24)     Ahmed    Vef'yh,    der    classische    Uebersetzer   Mo- 


17)  t-iy'^i  ^Si^kW    ,.~o      V |^Ä5»  tä$0    Luto  Druck  des  „Vakyt"  1297. 

130  pp.     8.      10  Pr. 

18)  0;c  .LSI  Mahmud  bey  1297  =  Mihrän  1298.  Bd.  V:  II,  128  pp 
8.      10  Pr.     Bd.   VI:  III,   189   pp.     8.     10  Pr. 

19)  Liol    ^y+i  .«.voLc    CK+sA  Mihrän   1297.      127   pp.     8.     5   Pr. 

20)  s^.J    8t\ju*a3   y^^^j*  60  pp.      8.      4  Pr. 

21)  .Lw^Sl    JU-&  52   pp.      8.     ca.  2l/a  Pr. 

22)  Z.  B.  ^J.Lj  jLj  y^Jux^  Uebersetzung  der  Memoires  du  Diablo 
von  Soulie  durch  Sämi ,  .il^s.^,  Los  Miserables  vou  Victor  Hugo,  übersetzt 
von  demselben,  ,  _iLj  8.L^\xJ  s,l\J»J  von  Pierre  Zaccone ,  Jk\\  ,  ».^Li»! 
Sous  les  tilleuls  von  Alphonse  Karr,  j«u  .L^V/>  .JLioL'i  La  guerre  des 
femmes  von  AI.  Dumas  (übersetzt  von  ij>.j  L.L2_c  Ata  bey),  LjüSvoL'J  »I  +\S3 
La  Dame  aux  Camelias    von  AI.  Dumas  übersetzt  von  Ahmed  Midliat  u.  AA. 


o  - 


23)  »jLXo    JUX-w^a   \^Vj  Lj   r^r?"  ^Uj"  /  i-oLi  Mihrän  1297. 

I  u.  II    II.    p.    1—160  ä  5   Pr. 

24)  /  ö.i.j-CfciD    —     *^y*o      ...L*.a.Lw     Druckerei    Suleimän    Efendi's;    bis 
Ende   1297   3  Hefte,     lex.  8.  ä   l'/2  Pr.  p.   1—48. 


204  Mordtmann,   Türkisch. 

liere's,  hat  eine  neue  Uebersetzung  des  Telemaque  25),  der  Viel- 
schreiber Mehemed  Hilmi  eine  Bearbeitung  von  Moliere's  Monsieur 
de  Pourseaugnac  2G)  herausgegeben. 

Das  Drama  pflegt  das  erste  Versuchsgebiet  angehender 
türkischer  Literaten  zu  bilden;  als  Beispiel  für  Viele  nennen  wir 
eine  historische  Tragödie  in  Versen  von  'Äbdidhaqq  Hamid21), 
welche  unter  'Abdurrahinän  III  in  Spanien  spielt  und  deren  poe- 
tischer Werth  nicht  einmal  das  Durchschnittsmaass  ähnlicher  Pro- 
ductionen  erreicht.  Wenig  Interesse  bieten  die  zahlreichen 
paränetischen  und  pädagogischen  Schriften.  Sa'id  Efendi28)  hat 
die  Ethik  'Adud  ed  din's  übersetzt  und  ( mit  Zusätzen  aus  Gazzäli 
und  Taschköprizade  versehen;  Mahmud  Geläleddin  predigt  den 
Chanums  Ehrbarkeit  und  Moral  in  Briefform  29) ;  Anderes  ist  aus 
fremden  Sprachen  übersetzt.30). 

Zum  Schluss  sei  noch  auf  die  zahlreichen  periodischen  Zeit- 
schriften31) verwiesen,  deren  Inhalt  ein  sehr  mannigfacher  ist  und 
alle  Gebiete  literarischer  Production  begreift.  Ihr  Hauptverdienst 
liegt  weniger  in  dem  bis  zur  Flachheit  populären  Inhalt,  als  viel- 
mehr in  der  Behandlung  von  Sprache  und  Stil,    welche  mehr  und 

mehr    den  Zopf    des  alten    Liöf   ablegt   und  eine  Assimilirung  der 

gebildeten    Schrift-    und    Umgangssprache    anstrebt;    sonst   dürften 

dieselben   wenig    tiefe  Spuren   hinterlassen.     Die  *jJLc   &c.j**.£?  ist 

seit  Beginn  des  Berichtsjahres,  wie  es  scheint,  definitiv  eingegangen. 3a) 


25)  ~*n  X*.^r"...J'      »,L*Ai"    J"/  ö->j-5»    (A^^-i]   Vilayetsdruckerei  von  Brussa 
1297.      178,  VIII  pp.     8.      3  Pr. 

26)  Oj._s>Lj    j»J>I     _J       -Jl.Ä_^..s?-       -j«jXj    _      -_+J»5>    l\*.5^x> 

i^. )L_j     JjJ    &jL^mJ|    ry^)    .♦«L/LS .      Druckerei  des  Polytechnikums    1297. 

37   pp.     lex.  8.     5  Pr. 

27)  viJLS  0Us>.Ji   «Axt   «3y>Li    .ji  Mihran  1297.     128  pp.     8.     5  Pr. 

28)  s<Aa*5>      »j^Ü>l   ftewa'ib   1297.     84  pp.      8.      4   Pr. 

29)  0U»**J    aJl^=>  Mihran   1297.     120  pp.     8. 

30)  Vj.  B.  (C-il^   ^^>-tS  aus  dorn  Französischen  von     '»jLo    »_>!;    *Jac 

iAj  **Jl    Druckerei  des    tA*j*|    i\*^\»<   1297.      80  pp.     8.     4   l'r.   —     .yw.5> 

'ibl_i>!    von     rä*^-    1297.      38   pp.      8. 
O  ;      '  .   .  .    .. 

31)  Vgl.   Jahresber.    1879    No.  15)  IC).     Neu    erschienen:     ...Lwo.j    ,L_'i) 

monatlich    ein«    Lieferung      l    Pr.       •,—&    vom    i    Zilhieee    1297    ah  monatlich 
eine  Nummer.      -1   pp.     8.     2%  Pr. 

32)  Vgl.  Jahresber.   1879  No.  15).     Die  letzte  No.  6,   datierl   vom   15  Sefcr 


Mordtmanh,    Türkisch.  205 

In  Europa  ist  das  bekannte  Wörterbuch  von  Redhouse  in 
neuer  Auflage,  von  Wells  besorgt,  erschienen33);  letzterer  ver- 
öffentlichte eine  Grammatik  des  Türkischen,  welche  auf  lang- 
jähriger practischer  Kenntniss  der  Sprache  beruht  und  bei  dem 
Mangel  eines  solchen  Lehrbuches  für  das  englische  Publicum  dop- 
pelt verdienstlich  ist.34) 

Mit  Freude  begrüssen  wir  die  Wiederaufnahme  der  seit  Belin's 
Tod  unterbrochenen  Uebersichten  über  die  Bibliographie  Ottomane 
durch  Huart3i);  nur  wünschten  wir,  dass  bei  einer  Fortsetzung 
dieser  verdienstlichen  Arbeit  die  eigentlichen  bibliographischen  An- 
gaben etwas  reichhaltiger  ausfielen. 

Von  hervorragendem  sprachgeschichtlichem  Interesse  ist  die 
correcte  Publication  des  Petrarca'schen  Glossars  durch  Graf  Geza 
Kuun'S(i),  welcher  in  der  Einleitung  auch  die  geographischen  und 
historischen  Verhältnisse  der  Cumanen  behandelt. 

Eine  neue  Quelle  zur  Geschichte  der  Türkei  im  vorigen  Jahr- 
hundert  veröffentlichte  Legrand*'1). 

Ein  unvollendetes  Posthumum  Mordtmann's  behandelt  die  Be- 
völkerungsstatistik der  Türkei  nach  einheimischen  Angaben38);  über- 
raschende Aufschlüsse  über  die  ethnographischen  Verhältnisse  Klein- 
asien's  gab  aus  eigener  Anschauung  Carl  Humatin.™) 


1297,  reicht  bis  p.  432;  dazu  zwei  Beilagen:  *JL_£.  q..,*.,^  von  Hassan 
sinTah  und  „L^j._i  ^1  *~w~i  ^lkjJo  _j,wJ  von  Ahmed  Hamdi  zu  je 
2  Bogen,  beides  unvollendet. 

33)  Redhouse 's  Turkish-Englisli  and  Euglish-Turkish  Dictionary.  2»''  edi- 
tion  by  Dr.    C.    Wells.     London,  Quaritch.     1880.     XVI,  884  pp.    8.     40  s. 

34)  WelVs  Practical  Grammar  of  the  Turkish  Language.  London ,  Qua- 
ritch.     1880.     XII,  272   pp.     8.      15   s. 

35)  Clement  Huart.  Bibliographie  Ottomane.  Notice  des  livres  turcs, 
arabes  et  persans  imprimes  ä  Constantinople  durant  la  periode  1294 — 1296  do 
l'Hegire  (1877  —  1879):  JA.  VII  Ser.,   XVI,  411—440. 

36)  Codex  Curaanicus  bibliothecae  ad  templum  divi  Marci  Venetiarum 
primum  ex  integro  edidit  prolegoinenis  notis  et  compluribus  glossariis  instruxit 
Comes  Gesa  Kuun.  Budapestini,  1880,  editio  scient.  academiae  Hung.  CXXXIV, 
395  pp.  8.  M.  10.  —  Vgl.  H.  Vambery  ZDMG.  XXXV,  767—772;  W.  To- 
maschek  DLZ.  1881,  1222. 

37)  Dapontis  Ephemerides  Daces  traduction  francaise,  notes  et  glossaire  par 
E.  Legrand.     Paris,  Leroux  1880.     8.     20  fr. 

38)  A.  D.  Mordtmann.  Ofticielle  Bevölkerungsziffern  aus  der  asiatischen 
Türkei:  Berl.  Ztschr.  f.  Erdk.  XV,   132—137. 

39)  Carl  Humann.  Ueber  die  Ethnologie  Klein-Asiens:  Verhandl.  d.  Ge- 
sellseh,  f.   Erdkunde  zu  Berlin   VII,   241-  254. 


206 


China,   Japan   und   Korea. 

Von 

W.  Grube.  *) 

Wenn  der  diesjährige  Bericht  über  die  sinologischen  Studien 
an  Vollständigkeit  und  eingehender  Beurtheilung  viel  zu  wünschen 
übrig  lässt,  so  liegt  das  zum  Theil  an  gewissen  äusseren  Uni- 
ständen, welche  Ref.  nöthigten,  mit  grösster  Eile  zu  Werke  zu 
geben,  zum  Theil  aber  auch  an  der  grossen  Mangelbaftigkeit  des 
dem  Ref.  zu  Gebote  stehenden  Materials.  Uebrigens  bietet  auch 
unser  Berichtsjahr  auf  sinologischem  Gebiete  keine  besonders 
reiche  Ernte. 

Um  mit  den  Arbeiten  sprachlichen  Inhalts  zu  beginnen,  sei 
zunächst  ei'wähnt,  dass  wir  P.  G.  von  Möllendorf  eine  Grammatik 
der  „hochchinesischen"  Sprache  zu  verdanken  haben1).  Das  kleine 
Buch  beschäftigt  sich  mit  der  Pekinger  Hofsprache  und  zeichnet 
sich  durch  eine  ziemlich  reiche  Auswahl  gut  gewählter  Beispiele 
aus.  Da  das  Buch  einen  rein  praktischen  Zweck  hat,  wird  man 
eine  besondere  wissenschaftliche  Bedeutung  bei  demselben  nicht 
voraussetzen  dürfen.  Anders  die  höchst  werthvolle  Monographie 
über  die  Partikel  wei  von  Uhle2),  die  allen  denen,  welchen  es  um 
eine  gründliche  philologische  Bebandlung  der  Sprache  zu  thun  ist, 
aufs  Wärmste  empfohlen  sei.  Die  Schrift,  welche  sich  durch 
gründlichen  Fleiss,  viel  Scharfsinn  und  grosse  Akribie  auszeichnet, 
ist  ein  erster  Beitrag  zur  Grammatik  des  vorklassischen  Chinesisch 
und  verdient  schon  als  solcher  besondere  Beachtung.    Da  der  Verf. 


*)  Um  das  Erscheinen  des  ganzen  Jahresberichts  nicht  länger  zu  ver- 
zögern, habe  ich  auf  die  von  mir  bereits  in  Angiüff  genommene  Ergänzung  und 
Umarbeitung  des  obigen   Berichts  zu  meinem   Bedauern  verzichten  müssen. 

K.   K  u  h  n. 

I  i  /'.  (r.  von  Möllendorf.  Praktische  Anloitung  zur  Erlernung  der 
hochchinesischen  Sprache.   Shanghai.   126,  42  pp.  8.  [Görlitz,  Tzschaschel:  M.  15.] 

2i  Mn.r  HJi/r.  Beiträge  zur  Grammatik  des  vorklassischen  Chinosisch. 
I  Di.-  Partikel  wei  im  Schu-king  und  Schi-king.  Leipzig  1880.  10G,  18  pp. 
8,      M.    1. 


Grube,   China,  Japan  und  Korea.  207 

besonders  auf  dem  Gebiete  des  grammatischen  Fimctionswechsels 
in  seiner  historischen  Entwicklung  zu  höchst  lehrreichen  Resultaten 
kommt,  darf  er  wohl  für  seine  Arbeit  das  Interesse  nicht  bloss 
der  Sinologen,  sondern  auch  der  Linguisten  im  Allgemeinen  in 
Anspruch  nehmen,  und  es  ist  ihm  zu  wünschen,  dass  seine  Schrift 
—  es  ist  eine  Doktordissertation  —  nicht  das  Schicksal  der  meisten 
übrigen  Doctordissertationen  theilen  möge.  Die  Dialektstudien  haben 
eine  wesentliche  und  sehr  dankenswerthe  Förderung  durch  die 
einschlägigen  Arbeiten  von  Parker*—5)  erfahren.  Wilde  Phantasien 
über  Verwandtschaft  des  Alt-Chinesischen  mit  dem  Sanskrit  bringt 
wiederum  Kingsrmll6).  Die  Verwandschaft  des  Chinesischen  mit 
dem  Akkadischen ,  ein  Gedanke .  der  sich  wenigstens  durch  seine 
Neuheit  auszeichnet,  sucht  Terrien  de  Laeoiqjerie1)  zu  erweisen; 
indessen  dürfte  die  Aehnlichkeit  zwischen  dem  Akkadischen  und 
der  chinesischen  Ursprache  zunächst  wohl  nur  darin  bestehen,  dass 
Beide  zur  Zeit  gleich  wenig  bekannt  sind.  Die  Lexikographie  ist 
durch  eine  neue  Ausgabe  von  Gonsalves'  lateinisch-chinesischem 
Wörterbuche0)  und  durch  einen  Index  zu  W.  Williams  Syllabic 
Dictionary9),  von  Acheson  verfasst ,  vertreten.  Es  ist  in  dem 
letzteren    Wade's  Orthographie  zu  Grunde  gelegt. 

Unter  den  Arbeiten  historischen  Inhalts  nimmt  wohl  lmhault- 
Huart's  Documentensammlung  zur  Geschichte  Centralasien's10)  den 
ersten  Platz  ein.  Demselben  Verfasser  verdanken  wir  auch  einen 
aus  chinesischen  Quellen  geschöpften  Bericht  über  die  chinesisch- 
koreanischen Kriege  in  den  Jahren  1618 — 1637  u).    Ein  Buch  von 


3)  E.  H.  Parker.  The  Comparative  Study  of  Chinese  Dialects:  JNChBAS. 
N.  S.  XII,  19—50. 

4)  Derselbe.     Canton  Syllahary:  ChR.  VIII,  383—382. 

5)  Derselbe.  Syllahary  of  the  Hakka  Language  or  Dialect:  ChR.  VIII, 
205—207. 

6)  Thos.  W.  Kingsm.Ul.  The  Ancient  Language  and  Cult  of  the  Chows; 
heing  Notes  Critieal  and  Exegetical  on  the  Shi-king,  or  Classic  of  Poetry  of 
the  Chinese:  JNChBAS.  N.   S.  XII,  97  — 125.     Dazu  III  pp.    chinesische  Texte. 

7)  Terrien  de  Lacouperie.  Early  History  of  the  Chinese  Civilisation. 
With  a  Plate.  London.  35  pp.  8.  2  sh.  —  Vgl.  R.  K.  DfouglasJ.  The 
Progress  of  Chinese  Linguistic  Discovery:  TR.  N.  S.  I,  125 — 127  (wiederholt 
aus  „The  Times",  April  20,  1880). 

8)  J.  A.  Gonsalves.  Lexicon  manuale  Latino-Sinicum.  Editio  nova,  typis 
Pe-t'ang,   1879.      555   pp.      8. 

9)  James  Acheson.  An  Index  to  Dr.  Williams'  Syllahic  Dictionary  of  the 
Chinese  Language.     Hongkong,  Shanghai   1879.   —  Vgl.  ChR.  VIII,    179. 

10)  Camille  Imbault-Huart.     Recueil    de  Documents  sur  l'Asie  Centrale. 

—  I.  Histoire  de  lTnsurrection  des  Tounganes  sous  le  Regne  de  Tao  Konang  (1820 

—  1828),  d'apres  les  Documents  chinois.  —  II.  Description  orographique  du  Tur- 
kestau  chinois ,  traduite  du  Si  yu  t'ou  tche.  —  III.  Notices  geographiques  et 
historiques  sur  les  Peuples  de  l'Asie  centrale,  traduite  du  Si  yu  t'ou  tche. 
Paris   1880.      8.      10   frs. 

1 1 1  Derselbe.  Memoire  sur  les  Guerres  des  Chinois  contre  les  Coreens, 
de  1618  a  1G37,  d'apres  les  Documents  chinois:  JA.  Oct.  -  Dec.  1879. 
(fr.  2.:."./ 


208  Grube,   China,  Japan  und  Korea. 

Deveria  beschäftigt  sich  mit  den  Beziehungen  China's  zu  Annani 
vom  XVI.  bis  zum  XIX.  Jahrhundert a  2).  Oxenham's  Untersuch- 
ungen, die  Geschichte  der  Süng-Dynastie  betreffend13),  deren  bereits 
im  vorjährigen  Berichte  gedacht  wurde,  werden  weitergeführt 
Interessante  Beiträge  zur  Zeitgeschichte  bi'ingt  Hurst  in  seinen 
Notizen  über  hervorragende  chinesische  Staatsmänner  der  Gegen- 
wart14). Im  Kaiser  Shung  hat  Kmgsmill15)  glücklich  einen  Sonnen- 
gott entdeckt !  Mit  einigen  zum  Theil  recht  modernen  Inschriften 
befasst  sich  eine  Notiz  von  Rhein  l6). 

Unsere  Kenntniss  der  chinesischen  Philosophie  hat  durch  ein 
sehr  werthvolles  Werk  von  Watters11)  wesentliche  Erweiterung 
erfahren.  Der  Verf.  beschenkt  uns  darin  mit  biographischen  An- 
gaben über  fast  sämmtliche  hervorragende  Nachfolger  des  Con- 
fucius, deren  Namen  sich  auf  den  Ehrentafeln  in  dem  Tempel  des 
Confucius  verewigt  finden.  Mit  dem  Taoismus  beschäftigten  sich 
Balfour18)  und  Phüastre19)  in  seiner  Uebersetzung  und  Besprechung 
des  Yin  phu  king.  Des  Confucius  Leben  und  Lehren  bilden  den 
Gegenstand  eines  Vortrages  von  Haug 20).  Mit  der  Lehre  von 
den  drei  Mächten  befasst  sich  ein  Aufsatz  von  Alabaster21).  Auch 
die  neuere,  nachconfucianische  sog.  Sing-li-Philosophie  ist  durch 
eine  vom  Bef.  herausgegebene  Schrift  vertreten22).  Was  ferner 
die  mit  der  Geschichte  der  Philosophie  eng  verknüpfte  Religions- 
geschichte betrifft,   so    sind   auf  diesem  Gebiete  zwei  bemerkens- 


12)  G.  Deveria.  Histoire  des  Relations  de  la  Chine  avee  l'Annam  (Vietnam) 
du  XVI  e  au  XIX  e  Siecle,  d'apres  des  Documents  chinois.  Paris.  8.  avec 
Cartes.   7.50  frs.    (Publications  de  l'Ecole  de  Langues  orientales  Vivantes  T.  XIII). 

13)  K.  L.  Oxenham.  A  Chip  from  Chinese  History,  or  the  Last  two  Em- 
perors  of  the  Great  Sung-Dynasty,   1101—1126:  ChR.  VIII. 

14)  Hurst.  On  some  eminent  Chinese  Statesmen  of  the  Preseut  Time: 
ChR.  VIII. 

15)  Thos.  W.  Kingsmill.  The  Story  of  the  Emperor  Shun:  JNChBAS. 
N.  S.  XIII,   123—132. 

16)  J.  Rhein.  Rock  Inscriptions  at  the  North  Side  of  Yentai  Hill:  JNChBAS. 
N.  S.  XIV,  31—34   mit  Tafel. 

17)  T.  Watters.  A  Guide  to  the  Tablets  in  a  Templo  of  Confucius. 
Shanghai  1879.     XX,  259  pp.     8. 

18)  F.   II.  Balfour.     The  Book  of  Recompenses:  ChR.  VIII,  6. 

19)  P.-L.-F.  Fhilastre.  Exegese  chinoiso:  Annales  du  Musee  Guimet  I, 
255—318. 

20)  M.  Haug.  Confucius,  der  Weise  China's.  Berlin.  32  pp.  8.  (Holtzen- 
dorff,  Sammlung  von  Vorträgen  No.  338.)     M.  0.75. 

21)  C.  Alabaster.  Occasional  Papers  on  Chinese  Philosophy  No.  4  The 
Triune  Powers,  known  in  the  Classics  as  the  San-Huang  of  the  San-Ts'ai. 
No.  5.     A   Chapter    from    the    Chinese  Gospel.     Amoy   1879.     8.     Pro  No.   3  s. 

l'-.'i  W.  Grube.  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Chinesischen  Philosophie. 
T'üng-sü    ■  mit   Cii-ln's  <  ,'ommentaro  nach  dem   Smg-ll  tsing-i,   chine- 

sisch mit   mandschuiseher  und  deutscher  uebersetzung  und  Anmerkungen.    Tb..  1. 
Cap    l      8      Wien.      L5   pp      8. 


Grube,   China,  Japan  und  Korea.  209 

werthe  Leistungen  in  erster  Linie  anzuführen:  Legge's  Buch,  über 
die  Religion  China's  23)  und  Edldns'  Chinesischer  Buddhismus24). 
Das  erstere  der  beiden  Werke  befasst  sich  in  vier  Vorträgen  mit 
dem  Confucianismus  und  dem  Taoismus  und  gehört  (von  der 
Parallele  mit  dem  Christentbum  abgesehen)  eigentlich  mehr  in  das 
Gebiet  der  Philosophie  als  in  das  der  Religionsgeschichte ;  das 
letztere  hingegen,  die  dritte  der  „drei  Lehren"  behandelnd,  bildet 
eine  willkommene  Ergänzung  zu  jenem  und  ist  als  die  erste 
grössere  und  zusammenfassende  Darstellung  des  chinesischen  Bud- 
dhismus von  besonderem  Interesse.  Eine  Reihe  kleinerer  Mit- 
theilungen aus  dem  Gebiete  der  buddhistischen  Literatur  verdanken 
wir  wiederum  Beal 25).  Faber's  Introduction 26)  enthält  haupt- 
sächlich eine  Polemik  gegen  Max  Müller  und  eine  ausführliche 
Auseinandersetzung  über  des  Verfassers  eigene  Ansichten.  Ueber 
„chinesische  Religion"  erfährt  man  darin  nicht  viel.  Religions- 
geschichtlichen Inhalts  ist  auch  ein  Aufsatz  von  Cordier21).  Die 
endlose  Controverse  über  die  Termini  Ti  und  Sang-ti  findet  sich 
in  einem  an  M.  Müller  gerichteten  Briefe  von  Legge  vertreten  28). 
Mit  dem  in  China  herrschenden  Aberglauben  befasst  sich  die  bereits 
bekannte  Schrift  von  Eitel:  Feng  -  shui 29),  welche  nunmehr  in 
französischer  Uebersetzung  vorliegt,  und  ein  kleiner  Artikel  von 
Hubrig  30). 

Einen    sehr   interessanten   Beitrag   zur    Geschichte    der  chine- 
sischen Literatur  haben   wir   dem   bekannten  russischen  Sinologen 


23)  J.  Legge.  The  Religion  of  China:  Confucianisra  and  Täoism  described 
and  compared  with  Christianity.  London.  310  pp.  8.  6  s.- — ■  Vgl.  Ac.  XVI, 
368;  TR.  N.  S.  I,  26. 

24)  J.  Eclkins.  Chinese  Buddhism.  A  Volume  of  Sketches,  Historical, 
Descriptive  and  Critical.     With  an  Index  by  John  Wylie.     London.     8. 

2.5)  S.  Beal.  The  Swastika.  —  Avalambana.  —  The  Tooth  -  Seal  of 
Asoka.  —  The  Sütra  called  Ngan-shin-niu  i.  e.  "Silver  White  Woman."  — 
Succession  of  Buddhist  Patriarchs.  —  The  Buddhist  Inscription  at  Keu-yung- 
kwan.  —  Cinderella  —  Hephaestus  —  Kuvera.  —  Story  of  tho  Merchant  who 
Struck  his  Mother.  —  The  Eighteen  Schools  of  Buddhism:  IAnt.  IX,  67 — 68. 
85  —  86.   86.   145—148.   148—149.   195  —  196.   203—204.   224—226.  299—302. 

26)  E.  Faber.  Introduction  to  the  Science  of  Chinese  Religion.  A  Cri- 
tique  of  Max  Müller  and  other  authors.  Hongkong  (Lane ,  Crawford  and  Co.) 
1879.     XII,   154  pp.      8. 

27)  H.  Cordier.  Bulletin  eritique  des  Religions  de  la  Chine:  Revue  de 
l'Histoire  des  Religions,  Mai — Juin   1880. 

28)  J.  Legge.  A  Letter  to  Professor  F.  Max  Müller.  Chiefly  on  the 
Translation  into  English  of  the  Chinese  Terms  Ti  and  Shang  Ti  in  Reply  to  a 
Letter  to  him  by  „Inquirer"  in  the  Chinese  Recorder  and  Missionary  Journal  for 
May— June,   1880.     London.     32   pp.     8. 

29)  Ernest  J.  Eitel.  Feng-Shoui  ou  Principes  de  Science  naturelle  en 
Chine.  Traduit  de  l'anglais  par  M.  L.  de  Milloue:  Ann.  du  Musee  Guimet 
I,  203—253  mit  einer  Tafel. 

30)  Hubrig.  Fung  Schui  oder  chinesische  Geomantie:  Allgem.  Missions- 
zoitschr.  Jan. 

Jahresbericht  1S80.  14 


210  Grube,   China,  Japan  und  Korea. 

Wassßjew31)  zu  verdanken.  Bei  aller  Anerkennung  der  vielfachen 
Belehrung  und  Anregung,  die  das  Buch  bietet,  kann  Ref.  doch 
nicht  umhin ,  zu  gestehen ,  dass  er  nach  der  Leetüre  desselben 
einigermassen  enttäuscht  war.  Es  soll  keineswegs  in  Abrede  ge- 
stellt werden,  dass  der  Verf.  eine  ganze  Reihe  neuer  Gesichtspunete 
zur  Geltung  zu  bringen  sucht  —  ob  er  aber  mit  dem  Neuen  auch 
immer  das  Richtige  getroffen  habe ,  bleibt  doch  noch  fraglich. 
Obwohl  es  gewiss  richtig  ist,  dass  man  auf  dem  Gebiete  der  älteren 
chinesischen  Geschichte  mit  den  Jahrhunderten  und  Jahrtausenden 
ein  wenig  haushälterischer  umgehen  muss,  als  man  es  meist  zu 
thun  pflegt,  so  geht  der  Verf.  in  seiner  Skepsis  doch  viel  zu  weit, 
wenn  er  z.  B.  das  Sü-King  für  nachconfucianisch  hält.  Abgesehen 
von  mancherlei  historischen  Bedenken  richtet  sich  schon  die  Sprache 
des  Sü-King,  welche  sehr  bedeutend  von  der  der  confucianischen 
Zeit  abweicht,  auf's  Entschiedenste  gegen  eine  derartige  Auffassung. 
Geradezu  bedauernswerth  ist  aber  der  beschränkte  Gesichtskreis, 
den  der  Verf.  bei  Beurtheilung  des  chinesischen  Geisteslebens  an 
der  Tag  legt.  Die  philosophischen  Bestrebungen  der  Chinesen 
z.  B.  werden  mit  einem  gewissen  blasirten  Cynismus  lächerlich 
gemacht,  der  jedenfalls  dem  Verf.  selbst  mehr  zum  Nachtheil  ge- 
reicht, als  der  chinesischen  Philosophie.  Nichtsdestoweniger  kann 
das  Buch,  schon  wegen  des  reichen  Stoffes,  den  es  enthält,  bestens 
empfohlen  werden.  Dem  chinesischen  Drama  hat  Douglas  einen 
kleinen  Essay32)  gewidmet. 

Unter  den  Reisewerken  und  sonstigen  Arbeiten  geographischen 
Inhalts  sind  ein  grösseres  Werk  von  Rocher  über  die  Provinz 
Yün-nan  33),  sowie  Gill's  interessante  Beschreibung  seiner  Reise  durch 
China  und  das  östliche  Tibet  34)  zu  erwähnen.  Ein  sehr  werthvolles 
geographisches  Nachschlagewerk  von  Playfair 35)  gehört  ebenfalls 
hierher.  Kleinere  Beiträge  zur  Geographie  haben  L'örcher36),  Lullies31) 


31)  B.  BacuMeuo.  Oiepiet  KuTaficKoii  JlmepaTypu:  Bcco6iu,aa  Ilc- 
Topia  .luTepaTypH  cocTaßjeHa  no  ntTO'iiiHKaM'h  h  uobMuihmi»  nncji^OBa- 
iii;iML  iipa  yiacriH  pyccKHXB  yieuHX'i  h  jiHTepaTopoBt  no^'t  pejuiKuieii 
B.  0.  Kopnia.  C.  IlerepSypri.  1880,  bhiijcki.  III  h  IV,  cxp.  426 — 588 
(W.  Wassiljew.  Skizze  der  chinesischen  Literatur:  Allgem.  Geschichte  der 
Literatur,  herausgeg.  von  W.  Korsch  ,  St.  Petersburg  1880.  8.  Lieferung  111 
u.   IV,  S.  426—588). 

32)  11.  K.  Douglas.     The  Chinese   Drama:  Contemporary  Review,  Jan. 

33)  /'„'.  Kocher.  La  Province  chinoi.se  de  Yün-Nan.  Paris.  2  vol.  8. 
avec  carte  et  plan.     25  frs.  —  Vgl.  ChR.  IX,    K»7. 

34)  W.  GUI.  The  River  of  Golden  Sand.  The  Narrative  of  a  Journey 
through  China  and  Eastern  Tibet  to  Burmah.  With  an  Introductory  Essay 
by  Col.  II.  Yule.  London.  2  vols.  8.  420  and  453  pp.  with  maps, 
illustr.  &c.     30  s. 

35)  G.  M.  II.  Playfair.  Tho  Cities  and  Towns  of  China.  A  Geographica] 
Dictionary.     Hongkong  (printed  by  Noronha  and  Co.)  1879.    608  pp.    8.    25  s. 

36)  Jjörrlar.  Register  of  Names  to  the  Maps  of  the  Province  of  C  an  ton. 
Basel    1879.     98  pp.     8. 

37)  Haus  Lulhes.  Das  chinesisch -tibetanische  Grenzgebiet,  besonders 
seine  Gebirgs    und   Plusssysteme      Königsberg,     62  pp.     8.     2  M. 


Grube,    China,  Japan  und  Korea.  21 1 

und  Regel38)  geliefert.  Watters  hat  seine  Bemerkungen  über  die 
englischen  Uebersetzer  des  Fa-hien  zum  Abschluss  gebracht 39). 
Historisch-geographischen  Inhalts  und  u.  A.  auch  für  die  Geschichte 
des  indoskythischen  Reichs  und  der  ostiranischen  Länder  von 
Interesse  ist  Wylie'si0)  Uebersetzung  eines  Abschnittes  aus  dem 
Ts'ien  Han  Su.  Stan.  Julien's  Uebersetzung  des  Abschnittes  über 
Indien  aus  Ma  Tuan-lin's  Encyclopädie  ist  in  englischer  Ueber- 
setzung erschienen  4 '). 

Auf  dem  Gebiete  der  Culturgeschichte  ist  eine  Reihe  recht 
lesenswerther  Essays  von  Martin,  dem  Leiter  des  T'ung-wen-Col- 
lege  zu  verzeichnen42).  Mehr  sittenschildernd  ist  das  kleine  Buch 
von  Piton43). 

Jamiesoris  für  die  Rechtsverhältnisse  höchst  werthvollen  Ueber- 
setzungen  aus  dem  Lü-li  werden  fortgesetzt44). 

Ein  nicht  zu  unterschätzendes  Material  für  das  Studium  der 
sittlichen  und  socialen  Zustände  im  modernen  China  bieten  die 
zahlreichen  Uebersetzungen  neuerer  chinesischer  Literaturproducte. 
Es  haben  sich  in  dieser  Hinsicht  Gües4h)  und  Grisebach4^)  durch 
grössere  Uebersetzungen  verdient  gemacht.  Kleinere  Beiträge  haben 
Balfour41)  und  Imbatdt-Hiiart48)  geliefert.  Die  Ausgabe  des 
„heiligen  Edictes"  von  Piry49)  ist  als  Hülfsmittel  zum  Elementar- 
studium eine  recht  dankenswerthe  Leistung. 

Endlich    sei  noch  zum  Schlüsse  unseres  Ueberblicks  auf  eine 


38)  A.  Regel.     Türfan:  Petermann's  Mitth.  VI. 

39)  1.    Watters.     Fa-Hien  and  his  English  Translators:    ChE.  VIII,  5,   6. 

40)  A.  Wylie.  Notes  on  the  Western  Regions.  Translated  from  the 
„Tse'en  Han  Shoo",  Book  96,  Part  1 :  JAI.  X,  20 — 48.  —  Dazu  zwei  Appendices 
aus  Buch  70  und  61:  ebd.  49 — 73. 

41)  Thien-Chu-India.  Extract  from  Ma-Twan-Lin,  Book  CCCXXXVIII. 
Fol.   14.     Translated  from  the  French  of  M.  St.  Julien:  IAnt.  Jan. 

42)  Martin.     Han-lin  Papers.  —  Vgl.  Chr.  IX,  109. 

43)  C.  JPiton.  La  Chine,  sa  religion,  ses  moeurs,  ses  missious.  Toulouse. 
157   pp.     8.     1   fr.     (Public  par  la  Soc.  des  livres  religieux  de  Toulouse.) 

44)  G.  Jamieson.  Trauslations  from  the  Lü-li,  or  General  Code  of  Laws 
of  the  Chinese  Empire:   ChR.  VIII,  No.  5,  6. 

45)  H.  A.  Giles.  Strange  Stories  from  a  Chinese  Studio.  Translated  and 
annotated.     London.      2  vols.     8.     15  s. 

46)  Kin-Ku-Ki-Kuan.  Neue  und  alte  Novellen  der  chinesischen  1001 
Nacht.     Deutsch  von  Ed.    Grisebach.     Stuttgart.     XV,   145  pp.     8.     M.  3. 

47)  F.  H.  Balfour.     The  flowerfairies:  ChR.  VIII,  No.  5. 

48)  C.   Imbault- Haart.     Miscellanees  chinois:  JA.  Aoüt — Sept. 

49)  K'ang  ehi  —  Lo  Saint  Edit,  etude  de  litterature  chinoise  par  A.  Tit. 
Piry,  Shanghai  1879,  Bureau  des  statistiques,  inspectorat  general  des  douanes. 
XIX,  317   pp.     4.     21   s. 

14* 


2^2  Grube,    China,  Japan  und  Korea. 

Eeibe    kleinerer    Aufsätze    vermischten    Inhalts     summarisch    ver- 
wiesen. 5°-6S) 

Auch  anf  dem  Gebiete  der  Japanologie  ist  mancher  Fort- 
schritt zu  verzeichnen.  In  erster  Reihe  ist  es  hier  die  Litteratur, 
die  sich  einer  besondern  Bevorzugung  von  Seiten  der  europäischen 
Wissenschaft  erfreut.  So  hat  Chamberlavn  ein  sehr  lesenswerthes 
Buch  über  die  classische  Dichtkunst  der  Japaner  herausgegeben  69), 
neben  welchem  auch  ein  gewandt  geschriebener,  aber  wenig  ins 
Tiefe  gehender  Aufsatz  von  L.  de  Rosny  erwähnt  sei 70).  Ein 
Werk    mythologischen  Inhalts    von    Ettiot  Griff'is    mag    bier  auch 


50)  D.    Ch.  Boulger.     Three  Chinese  Generals :  Calcutta  Rev.,  Oct. 

51)  Derselbe.     Chinese  Art  of  War:  The  Army  and  Navy.  Xo.   1. 

52)  A.  Pfizmaier.  Darlegung  der  chinesischen  Aemter.  (Sehluss.)  Wien. 
88   pp.     4.     4  M. 

53)  Derselbe.  Die  Sammelhäuser  der  Lehenkönige  China's.  Wien.  60  pp. 
8.     0.90  M. 

54)  Derselbe.  Seltsamkeiten  und  Unglücke  aus  den  Zeiten  der  Thang.  II. 
Wien.     76  pp.     8.     1.20  M. 

55)  C.  de  Varigny.  Un  Socialiste  chinois  du  Xe  Siecle:  Rev.  des  deux 
Mondes,  Fev.   15. 

56)  Axton.     Notes  on  Chinese  Libraries:   Library  Journ.  Feb. 

57)  Der   Buchdruck  in  China:  Archiv   für  Buchdruckerkunst  XVII,  7,  8,  9. 

58)  Die  Bronzen  Chinas  und  Japans  und  die  Sammlung  Cernuschi  zu 
Paris:  Wiss.  Beilage  d.  Leipz.  Zeitg.  No.   5. 

59)  F.  Dieffenbach.  Das  chinesische  Porzellan,  seine  Geschichte  und 
Herstellung:  Die  Natur.     N.  F.  VI.  Jahrg.  No.   13—31. 

60)  William  Frederich  Mayers.  On  the  Stone  Figures  at  Chinese  Tombs 
and  the  Offering  of  Living  Sacrifices:  JNChBAS.     N.  S.  XU,   1—17. 

61)  J.  Broekaert.     L'infanticide  eu  Chine:  Precis  historiques,  Nov. 

62)  S.  W.  Williams.  Perpetuity  of  Chinese  Institutions:  North  American 
Rev.,  Sept. 

63)  Wagner.  Sur  l'etude  de  la  langue  chinoise:  Revue  catholique  de 
Louvain,  Sept. — Oct.   1879. 

64)  R.  Buddensieg.  Das  kanonische  Liederbuch  der  Chinesen:  Daheim 
XVI.  Jahrg.  No.   10. 

65)  Alex.  Hoste.  Droughts  in  China,  A.  D.  620  to  1643:  JNChBAS. 
N.  S.  XII,  51—89. 

66)  Derselbe.  Sunspots  and  Sun-Shadows  observed  in  China,  B.  C.  28  — 
A.  D.   1617:  das.   91—95. 

67)  6r.  Schlegel.  Reponse  aus  critiques  de  l'Uranographio  chinoise: 
BTLVNI.  IV.  Volgr.,  IV,  350—372.  —  Auch  separat:  La  Haye  1880.  23  pp. 
8.  —  Vgl.  ChR.   VIII,  385. 

68)  1h.  v.  Oppolzer.  Ueber  die  Sonnenfinsterniss  des  Schu-King:  Mo- 
oatsber.  d.  Berliner  Akad.  d.  Wiss.,  Febr. 

69)  B.  II.  Chamberlain.    The  Classical  Poetry  of  the  Japanese.    London. 

XII,  227   pp.     8.     6  s. 

70)  L.  de  Rosny.  La  litterature  dos  Japonais.  Conference  faite  &  l'ecole 
speciale  des  langues  orientales :  RL.  XIII,  141  — 105  (irrthümlich  schon  im  vor- 
jährigen Berichte  erwähnt). 


Grube,   China,  Japan  und  Korea.  213 

genannt  werden.71).  Vorwiegend  sind  es  Uebersetzungen ,  durch 
welche  unsere  Kenntniss  der  japanischen  Literatur  wesentliche 
Erweiterungen  erfahren  hat,  und  unter  diesen  verdienen  die  „segen- 
bringenden Reisähren",  von  denen  der  zweite  und  dritte  Band  er- 
schienen ist,  besondere  Beachtung,  da  dieselben  ein  reiches  Material 
zur  Cultur-  und  Sittengeschichte  Japans  enthalten 72-73).  Auch 
dem  unermüdlichen  Pßzmaier  verdanken  wir  wieder  eine  Reihe 
von  kleineren  Arbeiten  (ausschliesslich  Uebersetzungen),  theils  in 
das  Gebiet  der  Literaturgeschichte,  theils  in  das  der  Geschichte 
gehörend74-77).  R.  Lange,  der  Uebersetzer  des  Taketori-Mono- 
gatari.  theilt  eine  Reihe  japanischer  Sprüchwörter  mit 7S).  Unter 
den  Werken  allgemein  culturgeschichtlichen  Inhalts  ist  das  reich- 
haltige Buch  von  Eeed19)  das  einzige,  welches  zur  Zeit  vollständig 
vorliegt.  Von  Heines  „Japan",  einer  billigeren  Ausgabe  des  1875 
erschienenen  Prachtwerkes,  ist  Abth.  1  und  2  80),  von  Metchnikof's 
l'Empire  japonais  Lieferung  24  bis  42  erschienen81).  Eine  Ab- 
handlung über  japanische  Costümkunde  von  Condei^2),  sowie  ein 
Aufsatz  historischen  Inhalts  von  Gubbins83)  gehören  ebenfalls 
hierher. 

Mit  der  Religionsgeschichte  Japans  befasst  sich  Puini,  dessen 
im  Jahre  1872    erschienene  Abhandlung:    I    sette  Genii    della  Fe- 


71)  W.  Elliot  Griffis.  Japanese  Fairy  World.  Stories  from  the  Wonder 
Lore  of  Japan.     111.  by  Ozawa.  of  Tokio.     Schenectady,  N.  Y. 

72)  F.  A.  Junker  von  Langegg.  Midzuho-gusa.  Segenbringeude  Reis- 
ähren.  Nationalroman  und  Schilderungen  aus  Japan.  II.  Bd.  Schilderungen 
aus  Japan.     Leipzig.     VI,  417   pp.     8.     M.   6.50. 

73)  Derselbe.  Segenbringende  Reisähren  (Midzuho-gusa).  Nationalroman 
und  Schilderungen  aus  Japan.  III.  Bd.  Schilderungen  aus  Japan.  Leipzig. 
VI,   474  pp.     8.     M.   7.50. 

74)  A.  Pfizmaier.    Der  Kesselsprung  Isi-Kawa's.    Wien.    70  pp.    8.    M.  1. 

75)  Derselbe.     Die  Reise  zu  dem  Berge  Fu-Zi.     Wien.     82  pp.    8.    M.  1.20. 

76)  Derselbe.  Der  Anfang  der  japanischen  Erklärungen  der  Werke  des 
kleinen   Sprechens.     Wien.      98   pp.      4.     M.   4.80. 

77)  Derselbe.  Begebenheiten  neuerer  Zeit  in  Japan.  Wien  1879.  82  pp. 
8.     M,   1.50. 

78)  R.  Lange.  Japanische  Sprichwörter:  Mitth.  d.  D.  Ges.  f.  Naturkunde 
Ostasiens,  Juni   1880. 

79)  E.  J.  Reed.  Japan:  its  Ilistory,  Traditions  and  Religions;  with  the 
Narrative  of  a  Visit  in  1879.  With  Map  and  Illustr.  London.  2  vols.  8. 
770  pp.     28  s. 

80)  W.  Heine.  Japan.  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Landes  und  seiner 
Bewohner  in  Wort  und  Bild.     Dresden.     8.      1.  u.   2.  Abth. 

81)  L.  Metchnikoff.  L'Empire  japonais.  3e  partie.  Livr.  24  ä  42,  pp. 
361   ä  648.     La  Livr.  fr.  2.50. 

82)  Josiah  Conder,  Tho  History  of  Japanese  Costume:  TrASJ.  VUI, 
333—368. 

83)  J.  U.  Gubbins.  Hideyoshi  and  the  Satsuma  Clan  in  the  Sixteenth 
Century:  ebd.   p.   92  — 143. 


214  Grube,   China,  Japan  und  Korea. 

licitä  etc.  in  englischer  Uebersetzung  vorliegt84).  In  das  Gebiet 
des  Buddhismus  gehört  ein  Aufsatz  in  den  Annales  du  Musee 
Guimet 85). 

Zwei  eingehende  geographische  Studien  verdanken  wir  At- 
kinson  86)  und  Rein  87).  Archäologischen  Inhalts  sind  die  werth- 
vollen  Beiträge  von  Siebold6S),  Milne*9)  und  Satov)90).  Endlich 
seien  noch  eine  Anzahl  Abhandlungen,  das  Gebiet  der  Kunst- 
geschichte betreffend,  erwähnt91-93). 

Für  das  Studium  der  koreanischen  Sprache  ist  das  Jahr  1880 
durch  das  Erscheinen  des  von  der  französischen  Mission  heraus- 
gegebenen grossen  koreanisch -französischen  Wörterbuches94)  von 
geradezu  epochemachender  Bedeutung  geworden.  Gleich  dem  Ja- 
panischen besitzt  auch  das  Koreanische  eine  sehr  grosse  Anzahl 
chinesischer  Lehnwörter,  scheint  jedoch  im  Uebrigen  sowohl  seinem 
ursprünglichen  Woi^tschatze  als  auch  seinem  Baue  nach  eine  voll- 
ständig isolirt  dastehende  Sprache  zu  sein.      Mit  der  koreanischen 


84)  The  seven  Gods  of  Happiness.  Essay  on  a  Portion  of  the  Keligious 
YVorship  of  the  Japanese.  Translated  from  the  Japanese  by  Carlo  Puini,  and 
from  the  Italian  into  English  by  F.    V.  D  ich  ins :  TrASJ.  VIII,  427 — 461. 

85)  Shidda.  Resume  historique  de  la  transmission  des  quatre  explications 
donnees  sur  le  Sanscrit.  Traduction  francaise  de  MM.  Yinatzound  et  Yamata : 
Annales  du  Musee  Guimet  I,  319 — 333  mit  einer  Tafel. 

86)  R.  W.  Athinson.  Yatsu-ga-take,  Haku-san,  and  Tate-yama.  Notes  of 
a  Summer  Trip:  TrASJ.  VIII,   1—57. 

87)  Der  Nakasendö  in  Japan.  Nach  eigenen  Beobachtungen  und  Studien 
im  Anschluss  an  die  Itinerar- Aufnahme  von  E.  Knvpping  und  mit  Benutzung 
von  dessen  Notizen  dargestellt  von  J.  J.  Rein.  Mit  3  Tafeln:  Petermann's 
Mitth.  Erg.-Heft  59.     Gotha.      38  pp.     M.  3.20. 

88)  H.  V.  Siebold.  Notes  on  Japanese  Archaeology  with  Especial  Refe- 
rence  to  the  Stone  Age.  With  12  photogr.  Plates.  Yokohama.  III,  21  pp. 
fol.     M.  40. 

89)  John  Milne.  Notes  on  Stone  Implements  from  Otaru  and  Ha- 
kodate ,  with  a  few  General  Remarks  on  the  Prehistoric  Romains  of  Japan : 
TrASJ.  VIII,  61—91. 

90)  F.  Satow.     Ancient  Sepulchral  Mounds  in  Kandzuke:   ebd.  313 — 332. 

91)  Le  Blanc  du    Verriet.     L'Art  japonais:  L'Art  Juin   13,  Sept.  5. 

92)  C.  Pfoundes.     Art  in  Japan:  The  Architect,  April    17. 

93)  Japanese  Pottery:  being  a  Native  Report,  with  an  Introduction  and 
Cataloguo  by  A.  W.  Franks.  With  Illustr.  and  Marks.  London.  112  pp. 
8.     2  s.   6   d. 

94)  Dictionnaire  Coreon-francais  coutenant,  1.  Partie  lexicographique :  le 
raol  ecrit  on  caracteres  alphabetiques  coreens;  sa  prononciatiou:  le  texte  chinois 
correspondant,  la  traduction  francaise.  2.  Partie  grammaticale :  les  terminaisons 
d'un  verbe  modele  arrangöes  par  ordre  alphabetique.  3.  Partie  geographique: 
les  noms  et  la  position  des  villes,  des  montagnes,  des  cours  d'eau  etc.,  les  di- 
visions  administratives  etc.,  avec  une  carte  de  Corde.  Par  les  Missionnaires  de 
Coree  de  la  Societd  des  Missions  etrangeres  de  Paris.  8.  \TII,  615,  IV,  57, 
II.    23   pp.      Yokohama,   C.   Li'vy.      100   frs. 


Grube,   China,  Japan  und  Korea.  215 

Grammatik  befasst  sich  Maclntyre95),  mit  der  Schrift  Aston 96). 
Zwei  ausführliche  Werke  über  Korea97-99)  bieten  ein  anschauliches 
Bild  der  Geschichte,  Geogi'aphie  und  Ethnographie  dieses  bisher 
so  gut  wie  unbekannten  Landes. 


95)  J.  Maclntyre.     Notes  on  the  Corean  Language:  ChR.  VIII,  4.  IX,  1. 

96)  W.  6r.  Aston.  Proposed  Arrangement  of  the  Korean  Alphabet: 
TrASJ.  VIII,  58—60. 

97)  J.  Rons.  History  of  Corea,  Ancient  and  Modern;  with  Description  of 
Manners  and  Customs,  Language  and  Geography.  With  Maps.  London.  404  pp. 
8.  —  Vgl.  ChR.  IX,   233;  TE.  N.  S.   I,  3. 

98)  E.  Oppert.  A.  Forbidden  Land.  Voyages  to  the  Corea,  with  an 
Account  of  its  Geography,  History,  Productions  and  Commercial  Capabilities. 
With   3   Maps  and  Illustr.     London.     349   pp.     8.     21   s. 

99)  Derselbe.  Ein  verschlossenes  Land.  Reisen  nach  Corea.  Nebst  Dar- 
stellung der  Geographie ,  Geschichte ,  Producte  und  Handelsverhältnisse  des 
Landes,  der  Sprache  und  Sitten  seiner  Bewohner.  Deutsche  Orig.-Ausg.  Mit 
38  Abbildgu.  u.  2   Karten.     Leipzig.     XX,   315   pp.      8.     8  M. 


216 


Tibet  und   Hinterindien. 

Von 

E.  Kuhn. 

Für  Tibet  und  Hinterindien  haben  wir  aus  dem  Jahre  1! 
eine  nicht  unbedeutende  "Anzahl  Bücher  und  Abhandlungen  zu  ver- 
zeichnen, die  von  dem  regen  und  erfolgreichen  Eifer  auf  diesen 
Gebieten  ein  erfreuliches  Zeugniss  geben. 

Von  den  Annales  de  1'Extreme  Orient *)  wurde  der  zweite 
Band  vollendet,  Hodgson's2)  berühmte  Abhandlungen  über  die 
Sprache  des  Himälaya  und  der  östlichen  Grenzgebiete  des  britischen 
Indien's  wurden  von  Host  nach  den  Handexemplaren  des  Verfassers 
in  zwei  stattlichen  Bänden  mit  bekannter  Sorgfalt  herausgegeben. 
Kurz  berührt  sind  die  uns  hier  beschäftigenden  Sprachen  auch  in 
einem  bereits  oben  erwähnten  Buche  Oust's3).  Ueber  den  Bud- 
dhismus in  Tibet  und  Hinterindien  berichten  Fecr*)  und  wohl  auch 
de  Rosny'0).  Die  Geschichte  von  Nepal  und  Barma  beschäftigte 
Wheeler6)  in  weiterem  Zusammenhange. 

Dem  Studium    des  Tibetischen    steht  eine  dankenswerthe  Be- 
reicherung bevor  in  einem  neuen  Wörterbuche  des  hochverdienten 


1)  Annales  de  1'Extreme  Orient.  Bulletin  de  la  Soeiete  Academiquo  Indo- 
Chinoise  sous  la  direction  du  Docteur  Cte  Meyners  d'Estrey  avec  la  colla- 
boration  de  MM.  le  M's  de  Crolzier  etc.  Tome  Second.  Juillet  1879 — Juin 
1880.      Paris.      VII,   384  pp.      8.  mit  Tafeln  u.   Karten,      fr.    15. 

2)  Brian  Houglüon  Hodgson.  Miscellaneous  Essays  relating  to  Indian 
Subjects.  Vol.  1.  II.  London  1880.  VII,  407.  VII,  348  pp.  8.  [Trübner's 
Oriental  Series.]     £  1   8  s.  —  Uoher  Recensionen  vgl.  oben  S.   43   No.  317. 

3)  S.  oben  S.  35   No.   231. 

4)  L.  Fcer.  Bulletin  critique  du  bouddhismc  extra-indien  (Tibet  et  Indo- 
Chine):  Kov.   de  l'hist.   des  rel.   II,  363 — 37  C>. 

5)  Li.  de  Rosny.  Le  bouddhisme  dans  L'extreme  Orient:  Rov.  scientif. 
2.  Ser.,  XVII,  581—585.  (Nach  J.  Klcdt  im  Jaliresber.  d.  Geschichtswissen- 
schaft  1880,  21). 

6)  J.  1.  Wheeler.  A  Short  Bistory  of  India  and  tho  Frontier  States  of 
Afghanistan,  Nipal  and  Burma.  With  Maps  and  Tables.  London  1880.  730  pp. 
8.      12  s.  —  Vgl.  Jas.  S.    Cut  tun  Ae.  XVII,  297. 


Kulm,  Tibet  und  Hinterindien.  217 

JäschJce,  über  dessen  ganze  Anlage  uns  Reichelt1)  vorläufig  orien- 
tiert hat.  Letzterem8)  verdankt  man  auch  eine  Abhandlung  über 
den  Dialekt  des  östlichen  Tibet,  die  uns  leider  nicht  zugänglich 
gewesen  ist.  Desgodins 9)  äussert  sich  ziemlich  ablehnend  über 
die  Verwandtschaft  zwischen  Tibetisch  und  Chinesisch.  Aus 
Schiefners10)  Nachlass  erhielten  wir  die  Uebersetzung  einer  Re- 
ligionsschrift der  Bonpo  -  Sekte;  die  Einleitung,  welche  der  ver- 
ewigte Forscher  dazu  zu  geben  beabsichtigte,  ist  leider  über  die 
allerersten  Anfänge  nicht  hinausgekommen ;  die  hervorragende  Rolle, 
welche  der  Text  den  Näga  zuweist,  hat  übrigens  in  Hinterindien 
entschiedene  Analoga.  Eine  neue  Uebersetzung  des  Sütra  der  42 
Sätze  haben  wir  von  Rockliilln)  zu  erwarten.  Bushell's12)  älteste 
Geschichte  Tibet's  nach  chinesischen  Quellen  ist  eine  Uebersetzung 
aus  der  officiellen  Geschichte  der  T'ang  -  Dynastie ;  ein  Anhang 
handelt  über  zwei  zu  Lhasa  befindliche  Inschriften  in  chinesischer 
und  tibetischer  Sprache.  Ein  grösseres  Werk  über  die  chinesischen 
Inschriften  Tibet's  ist  von  Jametel13)  in  Angriff  genommen  worden. 
—  Anhangsweise  mag  hier  der  Khajüna  als  eines  Nachbarvolkes 
der  Tibeter  gedacht  sein,  in  deren  Zahlwörtern  Tomascheku)  frei- 
lich nur  sehr  zweifelhafte  Anklänge  an  das  Tibetische  und  seine 
Verwandten  nachzuweisen  vermochte.  Eine  eingehende  Dar- 
stellung ihrer  Sprache  finden  wir  in  dem  früher  genannten  Werke 
Biddidplis'b). 

Vocabularien    aus    den  Grenzgebieten    zwischen    Tibet,    China 
und    Hinterindien    hat  Desgodins™)    mitgetheilt.     Zur    Geographie 


7)  G.  Th.  Reichelt.     Tibetan  and  English  Dictionary  by  H.  A,  JäschJce: 
ZDMG.  XXXIV,  582—584. 

8)  Warneck's  Allgemeine  Missionszeitschrift,  März   1880. 

9)  A.  Desgodins.     Lo    Tbibet.     Notes    linguistiques :    Ann.   de  l'Extr.  Or. 
II,  225—230  mit  einer  Tafel. 

10)  A.  Schiefner,  Ueber  das  Bonpo-Sütra:  „Das  weisse  Näga  -Hundert- 
tausend". St.  Petersburg  1880.  IV,  86  pp.  4.  M.  2,30.  (Mein,  de  l'Ae.  Imp. 
des  Sc.  de  St.-Petersb.   VII  Ser.,   XXVIII,  No.   1.) 

11)  The  Sutra  in  Forty-two  Chapters,  translated  from  the  Tibetan  by 
W.    W.  RochhiU:  PAOS.  October  1880,   XV—  XVII. 

12)  S.  W.  Bushell.  The  Early  History  of  Tibet.  From  Chinese  Soürces: 
JRAS.  N.  S.  XII,  435 — 541.  3  Tai'.  —  Vgl.  Maurice  Jametel  Rov.  de  l'extr. 
orient  I,   151. 

13)  L'Epigraphie  chinoise  au  Tibet,  inscriptions  recueillies ,  traduites  et 
annotees  par  Maurice  Jametel.  1  re  livraison.  Peking ,  typographie  du  Pe- 
t'ang.  V,  34  pp.  8.  [Paris,  Leroux:  fr.  2,50.]  —  Vgl.  C.  Imbault - Huart 
JA.  VII  Ser.,  XV,  357. 

14)  S.  oben  S.  54  No.  87. 

15)  S.  oben  S.  38  No.  263. 

16)  Desgodins.  Vocabulaire  de  plusieurs  tribus  des  bords  du  Lan-tsang- 
kiang  ou  Haut  Me-kong,  Lou-tse-kiang  ou  Haute  Salouen  et  Haut  Irraouaddy : 
Ann.  de  l'Extr.  Or.  III,  42—48. 


21S  Kuhn,   Tibet  und  Hinter  Indien 

dieser  Region  mögen  Gill's17)  Reisewerk  mit  der  beachtenswerthen 
Einleitung  von  Yule  und  Lullies'1*)  zusammenfassende  Darstellung 
hier  nochmals  erwähnt  sein. 

Aus  dem  Brahmaputragebiete  sind  Ayersifs19)  Schilderung 
der  Garo  und  Cockburn's 20)  Beschreibung  von  Steindenkmälern 
aus  dem  Khasi-Lande  namhaft  zu  machen.  Wichtiger  ist  Oushings21) 
äusserst  dankenswerthe  Skizze  über  das  Kakkyen  und  Damant's22) 
lehrreicher  Versuch,  die  Stämme  zwischen  Brahmaputra  und  Ningthi 
auf  Grund  der  vorhandenen  Vocabularien  genauer  zu  classificiren. 
—  Ueber  Münzen  aus  Arakan  sprach  Rajendraläla  Mitra'-A). 

Für  Barma  nennen  wir  in  erster  Linie  einen  äusserst  in- 
teressanten Bericht  Forchhammers24)  über  die  in  Britisch  Barma 
handschriftlich  vorhandene  Literatur  in  Barmanisch,  Talaing,  Sans- 
krit und  Päli,  welcher  namentlich  auch  über  die  barmanischen 
Gesetzbücher  indischer  Herkunft  einige  weitere  Aufklärungen  bei- 
bringt. Ueber  die  Presserzeugnisse  von  Britisch  Barma  mag  man 
die  ofhciellen  Cataloge25)  und  Bennett's26)  Mittheilungen  an  die 
American  Oriental  Society  vergleichen.  Das  Hervorragendste  der 
dort  gedruckten  barmanischen  Bücher  ist  nach  einer  gütigen  Notiz 
Rost's  die  Kavilakkhanadipani27),  eine  Art  Encyclopädie  alles  bar- 
manischen Wissens  mit  Indices  und  Inhaltsverzeichnissen.  Von 
Bigandet's28)  Leben  Buddha's  ist  eine  dritte  Auflage  erschienen, 
ein  getreuer  Abdruck  der  zweiten  zu  Rangoon  1866  erschienenen 
mit  den  Vorreden  von  1858  und  1866.  Ueber  Buddhisten  und 
Buddhismus    in    Barma    schrieb    Yoe29).      Endlich    mag   hier    auf 


17)  S.  oben  S.   210  No.  34. 

18)  S.  oben  S.   210   No.   37. 

19)  W.  Ayerst.     The  Gäros:  IAnt.  IX,    103—106. 

20)  J.  Coclburn.  Notes  on  Stone  Implements  from  the  Khasi  Hills,  and 
the  Banda  and  Vellore  Distriets:  JASB.  XL VIII,  Part  II,  133—143  mit  3  Tafeln. 

21)  J.  N.  Gushing.  Grammatical  Sketch  of  the  Kakhyen  Language:  JRAS. 
N.  S.  XII,  395—416. 

22)  G.  H.  Damant.  Notes  on  the  Locality  and  Population  ot"  the  Tribes 
dwelling  between  the  Brahmaputra  and  Ningthi  Rivers:  JRAS.  N.  S.  XII, 
228—258. 

23)  Rajendraläla  Mitra.     Note  on  Arakan  coins:  PASB.   1880,  53 — 54. 

24)  Report  by  E.  Forchhammer,  Professor  of  Pali,  Rangoon  High  School. 
For  the  Year   1879—80.     8,  XX   pp.     fol.     [London,  Trübner:  7  s.   6  d.] 

25)  Catalogue  of  Books  and  Pamphlets  printed  in  British  Burma  during 
the    Ist.   2ud.   3rd.  4th.  Quarter  of  1880.     4  Bl.  fol. 

26)  PAOS.  October   1880,  I.  XIV— XV. 

27)  Mingyee  Siri  Mahazayyathoo.  Ka»wee-letkana-deepanee-kyan.  Ran- 
goon  (Moung  Po  0)   1880.     624   pp.      8.     Rs.   8. 

28)  P.  Bigandet.  The  Life  or  Legend  of  Gaudama  the  Buddha  of  the 
Burmese.  With  Annotations.  The  Ways  to  Neibban,  and  Notice  on  the  Phon- 
gyies  or  Burmese  Monks.  In  two  Volumes.  Third  Edition.  London  1880.  8. 
\'.>l     I:    XX,   267.     Vol.  II:  VIII,   326   pp.     (Trübner's  Oriental  Series.) 

29)  SA.    Yoe.    Buddhists  and  Buddhism  in  Burma:   Cornhill  Mag.  Nov.  Dec. 


Kuhn,    Tibet  und  Hinterindien.  219 

ein  wohl  1880  gedrucktes  Büchlein30)  hingewiesen  sein,  in  welchem 
zwei  barmanische  Spiele  neben  anderen  indischen  beschrieben  sind. 

Ein  nützliches  Handbuch  des  Shan,  enthaltend  einen  Abriss 
der  Grammatik,  Texte  und  ein  Vocabular  in  Englisch  und  Shan, 
verdanken  wir  Cushing31).  Harmand,  dessen  Artikel  über  Laos 
und  die  wilden  Stämme  Hinterindien's32)  uns  leider  nicht  zu  Ge- 
sicht gekommen  ist,  hat  ein  kleines  Gebet  der  Laos33)  mitgetheilt. 

Leben  und  Treiben  in  Siam  tritt  uns  in  Senn  van  BaseVs3*) 
trefflichen  Schilderungen  anschaulich  entgegen.  Haas3b)  beschreibt 
nach  einer  historischen  Einleitung  eingehend  das  Münzwesen  Siam's 
und  seiner  Vasallenstaaten  und  hat  damit  eine  frühere  Abhand- 
lung von  Pereira36)  entbehrlich  gemacht.  Sonst  mag  noch  eine 
Notiz  Winckel's31)  über  die  siamesischen  Porzellanmarken  ge- 
nannt sein. 

Besonders  reich  ist  dieses  Mal  das  östliche  Hinterindien  ver- 
treten. Kea?ie3S)  sucht  in  längerer  Darlegung  die  Verwandtschaft 
zunächst    der  Khmer   und    anderer    südöstlicher   Stämme    mit    der 


30)  Patschisi.  Pa-te-en.  Deiam  Sadurangan.  Pinna -Domino,  s.  1.  et  a. 
[Druck  von  Gebr.  Unger  (Th.  Grimm)  in  Perlin.]  16  pp.  8.  mit  fünf  Ab- 
bildungen im  Text. 

31)  J.  N.  Cushing.  Elementary  Handbook  of  the  Shan  Language.  Ran- 
goon  (C.  Bennett  .  .  .  American  Mission  Press)  1880.  X,  121  pp.  4.  Rs.  5. 
[London,  Trübner:   12  s.    6  d.] 

32)  J.  Harmand.  Le  Laos  et  les  sauvagus  de  l'Indo- Chine:  Tour  du 
monde,  Avril   1880.     (Bibl.  or.   1880,  No.   259.) 

33)  Harmand.  Priere  laotienne:  Ann.  de  l'Extr.  Or.  III,  149 — 150  mit 
einer  Tafel. 

34)  W.  H.  Senn  van  Basel.  Schetsen  van  Siam.  II.  Bangkok  längs  de 
rivier.  III.  Bangkok  längs  den  landweg.  IV.  Een  olifantenjacht :  IG.  II,  1,  149 
— 160.  681 — 694.  984 — 1003.  V.  Een  terechtstelling.  VI.  Een  muziek- 
uitvoering  in  den  tum  van  den  Minister  van  Buitenlandsche  Zaken.  VII.  Het 
pandelingschap.  VIII.  Het  financiewezen.  IX.  De  politieke  en  administratieve 
toestand:  ebd.  II,  2,  169—179.  347—372.  574—596.  (Auch  separat  u.  d.  T.: 
W.  H.  Senn  van  Basel.  Schetsen  uit  Siam.  Amsterdam  1880.  —  Vgl. 
TNI.     N.  S.  IX,  H,  305. 

35)  Joseph  Haas.  Siamese  Coinage:  JNChBAS.  N.  S.  No.  XIV,  35—64 
mit  Holzschnitten.  (Auch  separat  u.  gl.  T.  Shanghai  („Celestial  Empire"  Office) 
1880.  30  pp.  8.  —  Eine  z.  Th.  etwas  verkürzte  Bearbeitung  ist:  Joseph 
Haas.     Ueber  siamesische  Münzen:  Num.  Zeitschr.  XII,  458  —480. 

36)  „Moedas  de  Siam"  por  Marques  A.  Pereira,  com  una  Carta  do  Sr. 
A.    C.    Teixeira  de  Aragäo  —   1879.    Lallemant  Freres  Typ.  Lisboa.     30  pp. 

37)  Lettre  de  M.  le  Dr.  C.-P.-K.  Winckel  ä  M.  R.  Chalon,  president 
de  la  Societe  royale  beige  de  numismatique:  Ann.  de  l'Extr.  Or.  III,  156- — 157. 

—  Vgl.  auch  Zeitschr.  f.  Numism.  VIII,   16. 

38)  A.  H.  Keane.  On  the  Relations  of  tho  Indo-Chinese  and  Inter-Oceanic 
Races   and  Languages :    JAI.    IX,    254 — 289.     (Auch    separat  36  pp.     8.     2  s.) 

—  Ders.     The  Indo-Chinese  and  Oceanic  Race-Types  and  Affinities:  The  Nar 
ture,  Dec.  30,  1880. 


220  Kuhn,   Tibet  und  Hinterindieu. 

nialaiisch-polynesischen  Race  zu  erweisen,  eine  Ansiebt,  die  Yule39) 
mit  ethnologischen  Gründen  zu  unterstützen  bestrebt  ist.  Wir 
sind  dieser  Ansicht  schon  in  unserem  Berichte  für  1878  nach- 
drücklichst entgegengetreten.  Ein  mir  unzugänglich  gebliebener  Ar- 
tikel von  Harmand40)  dürfte  auch  wohl  vor  Allem  die  südöst- 
lichen Stämme  in's  Auge  fassen.  Die  reichen  Ergebnisse  seiner 
archäologischen  Expedition  nach  Kamboja  hat  Delajiorte11)  in  einem 
prachtvollen  Werke  zusammengestellt;  über  eine  kleinere  Expe- 
dition berichtet  Spooner42).  Eine  Reihe  anderweitiger  Artikel13) 
zeugt  von  dem  regen  Interesse,  welches  die  überraschenden  Ent- 
deckungen in  Kamboja  überall  hervorrufen.  Kern's44)  im  vor- 
jährigen Bericht  erwähnter  Aufsatz  über  die  Inschriften  in  Kamboja 
wurde  in  das  Französische  übertragen  und  so  die  Veranlassung, 
dass  Kern45)  zu  weiteren  Entzifferungen  durch  Harmand  in  den 
Stand  gesetzt  wurde.  Die  zwei  entzifferten  Inschriften  sind  in 
historischer  wie  religionsgeschichtlicher  Beziehung  von  ganz  ausser- 
ordentlichem Interesse.  Eine  spätere  Inschrift  veröffentlichte  Lor- 
geau46).  Bilder  aus  dem  gegenwärtigen  Leben  gab  Posfei4'').  — 
Unter  einer  Reihe  annamitischer  Bücher,  die  Trübner's  Record4s) 
genauer  verzeichnet ,    wollen  wir  hier  nur  ein  annamitisch  -  franzö- 


39)  Yule.  Notes  ou  Analogies  of  Manners  between  the  Indo-Chinese  Eaees 
and  the  Races  of  the  Indian  Arehipelago:  JAI.  IX,  290 — 304. 

40)  J.  Harmand.  Les  races  de  l'Indo-Chine :  Bull,  geogr.  du  Nord  de 
la  France,  Dec.   1880.     (Bibl.  or.   1881,  No.   321.) 

41)  L.  Delaporte.  Voyage  au  Cambodge.  L'architecture  Khmer.  Ouvrage 
orne  de  175  gravures  et  d'une  carte.  Paris  1880.  462  pp.  8.  fr.  20.  —  Vgl. 
Ann.  de  l'Extr.  Or.  II,  212—213  mit  Tafel:  Emile  Saldi  L'art  Khmer:  L'Art 
No.  289—290  und  danach  E.  Camp  De  kunst  in  Cambodja:  IG.  II,  2, 
1171—1176. 

42)  fJ.J  Spaoner.  Exploration  aux  ruines  des  monuments  roligieux  de  la 
province  de  BatJ  (Cambodge):  KHK.  I  (1880),  83  —  101  mit  zwei  Tafeln. 

43)  S.  Jahresbericht  der  Geschichtswissenschaft   1880,  20   No.   12—14. 

1  l  i  //.  Kern.  Inscriptions  Gambodgiennes :  Ann.  de  l'Extr.  Or.  II,  193 — 196. 
—  Vgl.  Inscriptions  Cambodgiennes.  Lettre  de  M.  le  Dr.  Harmand  aecom- 
1  ■ : '->"' ■  de  quatre  dessins:  Ann.  de  l'Extr.  Or.  II,  271 — 272;  ferner  Uarmand's 
kurze  Notiz  über  Kenia  Entzifferungen:  Bulletins  de  la  Soc.  d'Anthr.  de  Paris 
MI   Sei  .   III.   192. 

15)  //.  Kern.  Inscriptions  Cambodgiennes.  Article  1 IT.  [nscription  de 
Prea-Khan  (Compong  Soai):  Ann.  du  l'Extr.  Or.  11,333—341  mit  Tafel.  Article 
II.     [nscription  de  Bassac:  ebd.  III.  65—76  (vgl.  125)  mit  Tafel. 

46)  A.  Lorgeau.  Inscription  Cambodgienne  trouvee  a  Lophabouri  (Siam): 
Ann    de   l'Extr.  Or.   III,  33—36  mit  einer  Tafel 

47)  Raoul  Postel.  Uu  bonze  charmeur:  Ann.  de  l'Extr.  Or.  11,208 — 212. 
-   dem.      Une  recoption    royale   au   Cambodge:  ebd.  II,   358 — 362. 

48)  TR.  N.  S.  II,   133.   168. 


Kuhn,   Tibet  und  Hinterindien.  221 

sisches  Wörterbuch49)  hervorheben,  dem  Bavier50)  mit  einem 
lateinisch  -  annamitischen  zur  Seite  tritt.  Bouillevaux'"1)  lieferte 
einen  interessanten  Aufsatz  über  die  Geschichte  der  Tschainpa. 
Ueber  die  späteren  Beziehungen  Annam's  zu  China  handeln  die 
von  Deveria0-)  übersetzten  chinesischen  Docuniente.  Eine  merk- 
würdige anthropologische  Eigenthümlichkeit  der  Annamiten,  aus 
der  sich  ihre  chinesische  Benennung  als  „Giao-Chi —  crossed  toes" 
erklärt,  ist  von  Tremlet£°3)  besprochen  worden.  Truong  I  inJi 
Ky'oi)  hat  seine  lehrreiche  Schilderung  der  annamitischen  Ge- 
bräuche zu  Ende  geführt.  Ein  in  der  China  Eeview  veröffent- 
lichter Artikel  von  Troeung55)  bezieht  sich  auf  ein  von  der  Re- 
gierung herausgegebenes  Werk  über  das  französische  Cochinchina. 
Ebenso  wenig  wie  dieses  ist  uns  eine  Schrift  von  Landes t6)  zu 
Gesicht  gekommen.  Von  geographischer  Literatur  mögen  hier  nur 
das  von  Dupuis'3"')  veröffentlichte  Tagebuch  und  Dulreuil  de 
ffliins' 5S)  Uebersicht  der  neuesten  geographischen  Arbeiten  ge- 
nannt sein. 

Betreffs  der  Andamanen  und  Nicobaren  sind  für  uns  nur  die 


49)  Dictionnaire  Anuamite-Francais.    (TuVi  AnNam-PhaLangSa.)    Tan-Dinh 

1879.  XVI,  916   pp.     8.     [London,  Trübner:  £  1   1  s.] 

50)  M.  II.  Ilavier.  Dietionarium  latino-annamiticuin  completum_  et  novo 
online  dispositum  cui  accedit  appendix  praecipuas  voces  proprias  cum  brevi 
expositione  continens.  Ninh  Phu  1880  ex  typis  miss.  Tnnquini  occid.  XII, 
1270,  72  pp.     4.     [Paris:  fr.   75.]     (Bibl.  or.   1881,  No.  325.) 

51)  C.-E.  Bouillevaux.  Le  Ciampa:  Ann.  de  l'Extr.  Or.  II,  321—326. 
III,  77—82.  99—108. 

52)  Histoire  des  relations  de  la  Chine  avec  l'Annam-Vietnam  du  XVIe  au 
XIXe  siecle  d'apres  des  documents  chinois  traduits  par  la  premiere  tbis  et  an- 
notes  par  G.  Deveria.  Ouvrage  accompagne  d'une  carte.  Paris  1880.  X, 
102  pp.  8.  fr.  7,50.  (Publications  de  l'Ecole  des  langues  orientales  Vi- 
vantes XIII.) 

53)  Charles  F.  Tremlett.  The  Great  Toe  of  the  Annamese:  JAI.  IX, 
460—462. 

54)  Truong  Vinh  Ky.  Institutions  et  moeurs  annamites :  La  philosophie 
positive  n  Ser.,  XXIV,   117—127.   256—272.     XXV,   102—117. 

55)  Troeung.     Annam:  China  Kev.  IX,  37 — 42. 

56)  A.  Landes.      La    commune    annamite    en   Basse -Cochinchino.     Saigon 

1880.  8.     (Bibl.  or.   1881,  No.  323.) 

57)  J.  Dupuis.  Voyage  au  Yun-nan  et  Ouvertüre  du  fleuvo  rouge  au 
commerce:  Annales  du  Musee    Guimet  I,   139 — 201   mit  Karte. 

58)  J.-L.   Dutreuil  de  Turins,     Resume    des    travaux    geographiques    sur 

l'Indo-Chine  Orientale:  Bull,  de  la  Soc.  de  geogr.   VI  Ser.,  XIX,  5 — 33   mit  Karte. 
(Auch  separat.  —  Vgl.  Ann.  de  l'Extr.   Or.  III,  321—330.) 


222  Kuhn,  Tibet  und  Hinterindien. 

Mittheilungen    de  Moepstorffs69) ,    Brander's60)  und  Batt's61)   von 

Interesse. 


59)  F.-A.  de  Roepatorff.  Les  iles  Ändaman  (et  leurs  häbitants):  Eev. 
scientif.  2.  Ser.,  XVIII,  632—639.  (Nach  ./.  Klatt  im  Jahresbericht  der  Ge- 
schichtswissenschaft  1880,  35.) 

60)  E,  S.  Brander.  Remarks  on  tho  Aborigines  of  the  Andaman  Islands: 
Proceedings  of  the  R.  Soc.  of  Edinb.  X,  415 — 424  mit  einer  Tafel.  (Nach 
J.  Klatt  im  Jahresbericht  der  Geschichtswissenschaft  1880,  35.) 

61)  V.  Ball.  On  Nicobarese  ldeographs:  JAI.  X,  103 — 105.  —  Authori- 
ties  on  the  Nicobar  Islands  not  included  in,  and  subsequent  to  Mr.  Dis tont's 
List:  ebd.  106 — 108.  Dazu  eine  Tafel,  (lieber  Distant  vgl.  Jahresbericht 
1877,   68  No.  54.) 


(I.  Kieyoing  in  Leipzig. 


Inhalt. 

Malaiischer  Archipel  und   Polynesien.     Von    IL   Kern 1 

Vorderindien.     Von  J.  Klatt 13 

Iran,  Armenien,  Kaukasusländer.     Von  E.  Kuhn 44 

Armenische    Drucke    von    Smyrna    und   Constantinopel.     Zusammengestellt 

von  J.  H.  Mor (Umarm 57 

Kleinasien.     Von  Eduard  Meyer 59 

Semiten  im  Allgemeinen.     Von  August  Müller G2 

Keilinschriften.     Von  Friedrich  Delitzsch ,     .     .     .     .  67 

Hebräische  Sprache,  alttestamentliche  Exegese  und  biblische  Theologie,  Ge- 
schichte Israels.     Von  E.  Kautzsch 79 

Rabbinica  und  Judaica.     Von  Hermann  L.  Strack 125 

Phönizien    (incl.    der   hebräischen    und    altkanaanitischen    Inschriften   etc.) 

Von  J.  Euting 144 

Syrisch  (incl.  des  Mandäischen,  der  sinaitischen  Inschriften  u.  s.  w.)     Von 

Friedrich  Baethgen 148 

Arabien  und  der  Islam.    Von  Ad.  Erman,  F.  Praetor  ius  u.  August  Müller  155 

Abessinien.     Von  Franz  Praetorium 182 

Aegypten.     Von  Adolf  Erman 184 

Libysche  Sprachen.     Von  Adolf  Erman 194 

Finnisch-ugrische  Sprachforschung.     Von    O.  Donner 195 

Türkisch.     Von  J.  H.  Mordtmann 200 

China,  Japan  und  Korea.     Von    W.    Grube  .     . 206 

Tibet  und  Hintcrindien.     Von  E.  Kuhn 216 


Wissenschaftlicher  Jahresbericht 


über  die 


Morgenländischen  Studien 


im  Jahre   1881. 


Von 


H.  Kern,  F.  Praetorius.  F.  Baethgen,  J.  Klatt, 
E.  Kautzsch,  H.  Ethe,  F.  Hommel. 


Für  die  Deutsche  Morgenländtsche  Gesellschaft. 


Leipzig  1885, 

in  Commission  bei  F.  A.  Brockbaus. 


Inhalt. 

Malaiisch-polynesische  Völker.     Von  H.   Kern 1 

Abessinien.     Von  F.  Praetorius 10 

Syrisch  (incl.  des  Mandäischen,  der  sinaitischen  Inschriften  u.  s.  w.).     Von 

F.  Baethgen 12 

Vorderindien.     Von  J.  Klatt 20 

Hebräisch,  Alttestamentliche  Exegese  und  biblische  Theologie,  Geschichte 

Israels.     Von  E.  Kautzsch 60 

Neu-irän.     Von  H.  EtM 108 

Arabien  und  der  Islam.     Von  Fritz  Hommel  .         .  .         .115 


Malaiisch-polynesische  Völker. 


Von 

H.  Kern. 


Wie  das  Gebiet  dieser  Völker  eine  Inselwelt  ist  und  der  von 
Madagaskar  bis  zur  Osterinsel  herrschende  Sprachstamm  mehr  zer- 
splittert ist  als  irgend  ein  andrer,  so  ist  auch  in  den  Bestrebungen 
der  Forscher  auf  diesem  Felde  ein  gewisser  Mangel  an  Zusammen- 
hang zu  verspüren.  Bei  der  fortschreitenden  Entwicklung  unserer 
Kenntmss  soll  und  wird  dieses  Verhältniss  sich  ändern  und  da  wird 
es  zeitgemäss  sein,  bei  der  Besprechung  der  Einzelforschungen  und 
einschlagiger  Schriften  ein  anderes  Princip  zu  befolgen  als  das  in 
diesem  Jahresbericht  angenommene.  Vor  der  Hand  scheint  eine  blosse 
Aulzanlung  noch  am  zweckmässigsten. 

;  Ueber  die  Insel  Java  in  geographischer,  historischer,  antiqua- 
rischer linguistischer  Beziehung  erschien  von  der  Hand  Webster  S 
ein  vortrefflicher  Artikel,  der  in  verhältnissmässig  ausführlicher 
Fassung  aUes  enthält  was  zur  Orientirung  über  diesen  Gegenstand 
nothig  ist').  Unsere  bisherige  fast  ausschliesslich  dem  verstorbenen 
Friederich  zu  verdankende  Kenntnis«  der  altjavanischen  Literatur- 
schatze, insoweit  sie  auf  Bali  bewahrt  sind,  erhielt  eine  wesentliche 
Bereicherung  durch  einen  gehaltvollen  Aufsatz  van  der  Tuuh's  der 
eingehend  das  Verhältniss  der  poetischen  Erzeugnisse  in  Kawisprache 
zu  den  indischen  Vorbildern  bespricht,  zugleich  interessante  Be- 
merkungen zur  Lexikologie  und  Grammatik  des  Kawi  daran- 
knupfend-).  Das  für  die  Geschichte  der  indischen  Cultur  und  des 
Buddhismus  auf  Java  so  wichtige  Bauwerk  von  Boro-Budur  bildet 
den  Gegenstand  einer  Abhandlung  von  Feer,  welche  zu  gleicher  Zeit 
als  eine  recht  gute  Anzeige  des  von  der  niederländischen  Regierung 
veröffentlichten  Prachtwerkes    über  Boro-Budur  zu  betrachten  tat}. 

1)   H.  A     Webster.     Java:  Encyclopaedia  Britannica  XIII,   600-010 
JRAS}  f  l xTlI,  tJS?'     N°teS    °"    the    Kawi    *W    -d  KteratUre: 

Jahresbericht  1881 


2  Kern,  Mcdaiisch-polynesische   Völker. 

Die  Auffindung  von  drei  brahmanischen  Sanskritinschriften  in  Kutei 
auf  der  Ostküste  Borneo's  veranlasste  den  Ref.  zu  der  Mittheilung 
der  Texte  mit  Uebersetzung,  wie  auch  zu  dem  Versuch,  die  Grund- 
linien einer  Geschichte  der  indischen  Schrift  im  Archipel  an- 
zudeuten4). Der  Aufsatz  wird  an  dieser  Stelle  nicht  unter  Borneo 
erwähnt,  weil  der  Verf.  alle  jetzt  bestehenden  Hauptalphabete  der 
Archipel  -Völker ,  insofern  dieselben  indischen  Ursprungs  sind ,  von 
der  mit  der  späteren  Cambodjischen  Schriftgattung  enge  zusammen- 
hängenden altjavanischen  herleitet  imd  die  Kutei  -  Inschriften  mit 
denen  im   westlichen  Java  zusammenstellt. 

Die  wissenschaftlichen  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  neu- 
javanischen Sprache  und  Literatur  sind  im  Jahre  1881  weder  zahl- 
reich, noch  besonders  bedeutend  gewesen.  Das  Wichtigste  dem  Gegen- 
stände ,  nicht  aber  der  Behandlung  nach ,  war  ein  von  Gunniny 
veröffentlichter  Text  in  einem  alterthümlichen  und  dialektisch  ge- 
färbten Javanisch,  aus  einer  Handschrift  des  16.  Jahrhunderts.5) 
Einen  interessanten  Beitrag  zur  Kenntniss  der  javanischen  Zeit- 
messung lieferte  Ario  Tjondro  Negoro  durch  die  Beschreibung 
eines  im  javanischen  Jahre  1646  (=  1722  A.  D.)  aufgestellten 
Sonnenzeigers  oder  Jahrzeitindicators  zu  Gresik ,  wobei  eine  Ueber- 
setzung der  zu  dem  Instrumente  gehörigen  Gebrauchsanweisung, 
nebst  nachträglichen  Bemerkungen  van  der  JStok's 6).  Meinsma 
besorgte  eine  neue  Ausgabe  des  Buches  Radja  Pirangon  (Pharao), 
das  bekann tlich  eine  freie  javanische  Bearbeitung  der  Geschichte  des 
Moses  enthält 7).  Knebel  theilte  in  Uebersetzung  eine  javanische 
Legende  über  den  Gratisee  mitb),  während  Winter  zusammenstellte, 
was  die  einheimischen  Ueberlieferungen  berichten  über  den  Ursprung 
der  Kalangs ,  einer  Menschenklasse ,  deren  Stellung  ehemals  grosse 
Aehnlichkeit  hatte  mit  derjenigen  der  Atawika  oder  gar  der  Mä- 
tanga  in  Indien1').  Für  die  Lösung  der  Frage,  ob  die  Kalangs  wirk- 
lich Ueberbleibsel  einer  Urrasse  sind ,  wie  die  Ethnologen  gewöhn- 
lich annehmen ,  haben  jene  Ueberlieferungen  oder  Mährcheu  keinen 
Werth. 


4)  H.  Kern.  Over  de  opsehriften  uit  Koetei  in  verband  met  de  ge- 
scMedenis  van  het  schrift  in  den  Indischen  Archipel:  Versl.  en  Meded.  Kon. 
Ak.  d.   Wetenseh.  XI,   182—203  mit  3   Tafeln. 

5)  J.  G.  H.  Gunning.  Een  Javaansch  geschrift  uit  de  IG'  eeuw  hande- 
lende over  den  Mohammedaanschon  godsdienst  naar  een  Leidsch  handschrift  uit- 
gegeven  en  met  aanteekeuingen  voorzien.  Leiden  (Brill)  1881.  XXVII.  112  pp. 
8.     (Doctordiss.)  —  Vgl.  die  Anzeige  dieser  Schrift:  IG.   III,   2,   128—130. 

6)  Ario  Tjondro  Negoro  und  J.  P.  van  der  Stok.  De  koperen  zon- 
newijzer  van  Gresik:  TITLV.  XXVII,  47 — 68. 

7)  ./.  ./.  Meinsma.  Het  hoek  Radja  Pirangon  of  de  Geschiedenis  van 
N.il.i  Moesa.  2  dr.  Leiden  (Brill)  1881.  1G3  pp.  8.  Fl.  2,50.  —  Vgl 
Hwmme,   Anzeige:   Ki.   III,    1,   1157. 

8)  J.  Knebel.  Ken  en  ander  over  het  meer  van  Grati  uit  het  Javaansch 
overgezet:  TITLV.    XXVII,  541—555. 

9)  G.    Winter.     De  Kalangs  op  Java:  IG.  III,  1,  559—585. 


Kern,  Malaiisch-polynesiaohe   Völker.  3 

Das  Studium  des  Suudauesischeu  macht  erfreuliche  Fortschritte. 
Oosling,  dem  wir  das  ausgezeichnete  Wörterbuch,  dessen  in  den  zwei 
letzten  Jahresberichten  Erwähnung  geschah,  verdanken,  veröffentlichte 
diesmal  den  Text  des  Tjarios  Supena,  wovon  er  schon  früher  einen 
Auszug  in  Uebersetzung  mitgetheilt  hatte10).  Mehrere  kleinere  Le- 
genden über  den  Ursprung  abergläubischer  Observanzen  unter  dem 
Sundavolke  wurden  von  Holle  herausgegeben  und  mit  einer  nieder- 
ländischen Uebersetzung  versehen11).  Derselbe  besorgte  ein  neues 
Facsimile  der  in  alt-sundanesisch  verfassten  Inschrift  auf  dem  Batu 
Tulis  und  gab  zu  gleicher  Zeit  eine  Sprachprobe  aus  einer  Hand- 
schrift Tjarita  Parahyangan  genannt,  welche  dem  Inhalte  nach  als 
ein  Puräna  in  Prosa  bezeichnet  werden  kann1-).  Aus  jener  Sprach- 
probe geht  unwiderleglich  hervor,  was  Holle  eben  zeigen  wollte, 
dass  es  ein  altsundanesisches  Kawi  gegeben  hat  sowohl  wie  ein  alt- 
javanisches  ,  womit  aber  keineswegs  geläugnet  wird ,  dass  selbst  in 
den  Sundalanden  mehr  Werke  der  altjavanischen  als  der  altsunda- 
nesischen  Literatur  erhalten  sind. 

Was  das  Maduresische  betrifft,  welches  bekanntlich  nicht  nur 
auf  der  Insel  Madura,  sondern  auch  in  verschiedenen  Gegenden  Ost- 
java's  gesprochen  wird ,  erwähnen  wir  hier  nur  die  Erscheinung 
eines  rein  praktischen,  aber  nicht  unverdienstlichen  Lehrbuches  zur 
Erlernung  der  Sprache  von  Elzevt'er  Stokmans  und  MarinissenVi). 
Das  Werk  hat  auch  desshalb  seinen  Nutzen,  weil  es  manche  mund- 
artliche Eigenthümlichkeiten  der  auf  Java  ansässigen  Maduresen 
verzeichnet. 

Im  Studium  des  Malaiischen  und  seiner  Dialekte  herrscht  ein 
höchst  erfreulicher  reger  Eifer.  Swettenham  Hess  ein  englisch- 
malaiisches und  malaiisch-englisches  Vocabular  mit  Zwiegesprächen 
erscheinen14).  Inwiefern  dieses  Werk  als  eine  Erweiterung  der  aus 
andern  Wörterbüchern  zu  schöpfenden  Kenntnisse  zu  betrachten  sei, 
kann  Ref.  nicht  sagen ,  da  das  Buch  ihm  nicht  zu  Gesicht  ge- 
kommen ist ;  dem  Titel  nach  scheint  es  ein  praktischen  Zwecken 
angepasstes  Werk  zu  sein,   grade  wie  Klinkert's  Conversationsbuch 


10)  H.  J.  Oosting.  Tjarios  Soepena  of  Geschiedenis  van  Soepena,  door 
Mas  Wangsa  di  Pradja.  Amsterdam  (Müller)  1881.  79  pp.  8.  Fl.  1,80.  — 
Vgl.   Ann.  de  l'Extr.  Or.  III,    158. 

11)  H.  F.  Holle.  Snippers  van  den  regent  van  Galoeh,  Raden  Adipati 
Aria  Koesoema  di  Ningrat  met  vertaling  eu  toelichting:  TITLV.  XXVII, 
99—127. 

12)  Ders.  De  Batoe  Toelis  te  Buitenzorg:  ebd.  90 — 98  mit  einer  Tafel. 
—  Nog  een  woord  over  den  Batoe  Toelis  te  Buitenzorg:  ebd.    187  — 189. 

13)  W.  J.  Elzevier  Stokmans  en  J.  C.  P.  Marinissen.  Handleiding 
tot  de  beoefening  der  Madoereescbe  taal  met  woordenboek.  Soerabaja  (Thieme 
&  Co.),  Goes  (Kleeuwens  &  Zoon)   1880.     288  pp.     8.     Fl.   C.    —    Vgl.  A.    C. 

Vreetle,  Anzeige:  IG.  III,    1,   329—335. 

14)  F.  A.  Swettenham.  Vocabulary  of  the  English  and  Malay  languages 
with  notes.  Vol.  I.  English-Malay  Vocabulary  and  Dialogues.  Vol.  II.  Malay- 
Euglisb  Vocabulary.     Singapore.     £  1.  —  Vgl.  TK.     N.  S.  III,  43. 

1* 


4.  Kirn,  Malaiisch-pölynesische   Völker, 

für  das  Malaiische  b).  Höhere  wissensehaftüche  Ansprüche  macht 
eine  neue  von  Maxwell  veröffentlichte  Grammatik,  welche  mit  einer 
Einleitung  über  den  Einfluss  des  Sanskrit  auf  das  Malaiische  ver- 
sehen ist16).  Warum  dieser  Einfluss  in  einer  Grammatik  besprochen 
wird,  ist  nicht  leicht  abzusehen,  da  er  sich  bloss  auf  das  Lexikon 
erstreckt  und  anerkanntermassen  den  Bau  der  Sprache  gar  nicht  be- 
rührt. Zerstreute  Bemerkungen  über  einzelne  Ausdi'ucksweisen  lin- 
den sich  in  einem  Aufsatze  von  Dewall's1'1).  KMnlcert  gab  eine 
Uebersicht  des  Inhaltes  des  bekannten  Gedichtes  Ken  Tambuhan18), 
während  Maxwell  zwei  malaiische  Mythen15')  in  Uebersetzung  mit- 
theilte und  in  einem  anderen  Aufsatze  auf  Spuren  arischer  Mytho- 
logie in  malaiischen  Ueberlieferungen  wies'-0).  Derselbe  behandelte 
auch  verschiedene  Fassungen  eines  angeblichen  Sanskritformulars, 
welches  aber  bei  näherer  Betrachtung  sich  herausstellt  als  eine 
Reihe  von  pomphaften,  aus  dem  Sanskrit  entlehnten  und  entstellten 
Herrschertiteln2').  Ferner  verdankt  man  demselben  einen  Beitrag 
zur  Kunde  des  malaiischen  Aberglaubens--).  Zur  Sittenkunde  ge- 
hört die  Fortsetzung  der  Notizen  van  der  Toorn's  über  das  Fa- 
milienleben der  Malaien  im  Padanger  Hochland-3),  wie  auch  van 
Hoevell's  Aufsatz  über  den  Eid  der  Malaien  au  der  Westküste  Su- 
matras-4). Hier  lässt  sich  eine  Abhandlung  von  Willcen  anreihen 
über  das  Institut  des  Matriarchats,  wiewohl  diese  Schrift  nur  einen 
Abschnitt  aus  einem  grösseren,  auf  ein  weiteres  Gebiet  bezüglichen 
Werke  bildet-5,). 

Die  Erforschung  der  Dialekte,  worunter  der  Menangkabausche 
die  erste  Stelle  einnimmt,  hat  in  den  letzten  Jahren  bedeutende 
Fortschritte,  aufzuweisen  und  verspricht  noch  werthvollere  Resultate 


15)  H.  C  Klinkert.  Conversatieboek  voor  het  Maleisch,  bevattende 
vijfduizend  alphabetisch  geordende  zinnen  en  een  paar  gesprekken.  Haarlem 
(van   Dorp)   1881.     VIII,  273   pp.      8.     Fl.   2,50. 

IG)  W.  K.  Maxwell.  A  manual  of  the  Malay  langoage.  "Wibh  an  in- 
troductory  sketch  of  the  Sanskrit  element  in  Malay.  London  (Trübner)  1881. 
112    pp.      8. 

17)  .1.   F.  von.  Dewatt.     Maleische  taalstudien:  IG.  III.  2,  349—361. 

ISi  IL  C.  Klinkert.  Körte  iuhoud  van  het  Maleische  gedieht  Sjai'r  Ken 
Tambuhan:  IG.  III,   1,   1165—1187. 

19)  W,  E.  Maxwell.  Two  Malay  Myths:  the  Princess  of  the  F. .am,  and 
the   Etaja  of  the  Bamboo:  JßAS.     N.  S.  XIII.  498—523. 

20)  Ders.     Aryan  Mythology  in  Malay  Traditions:   ebd.   399—404. 

21)  Ders.  An  aecount  of  the  Malay  Cbiri,  a  Sanskrit  formula:  ebd. 
42—58. 

22)  Ders.     The  folklore  of  the  Malays:  JStrBAS.  III.  No.   I.    11—31. 

23)  •/.  L.  ran  der  loom.  Aanteekeningen  uit  het  familieleven  bij  den 
Maieier  in   de   Padangsche  bovenlanden,  II:  TITLV.  XXVII,  514—528. 

24)  G.  II.  II.  C.  '■<in  Hoevell.  Ovei  den  eed  der  Maleiers  ter  Su- 
matras  Wotknst:  ebd.   529 — 537. 

•_'5i  Gr.  .1.  Wilken.  Oyer  de  primitieve  vormen  van  he)  huwelijk  en  den 
oorsprong  van   bei   gezin.      IV    Hei   Matriarchaat:   Hi    111,  2,  '_'.'!'_' — 288. 


Kern,  Mälaüsch-polynesisehe   Völker.  5 

als  die  jetzt  schon  errungenen.  Je  vollständiger  und  genauer  die 
Eigentümlichkeiten  des  Menangkabauschen  erkannt  werden,  desto 
mehr  stellt  es  sich  heraus,  dass  dieser  Dialekt  an  Fonnenreichthuin 
das  klassische  Malaiisch  weit  übertrifft  und  überhaupt  in  mancher 
Beziehung  alterthümlicher  ist.  Die  schon  oft  angeregte  Frage,  ob  das 
Menangkabausche  als  dem  literarischen  Hauptdialekt  untergeordnet 
oder  als  demselben  ebenbürtig  zu  betrachten  sei,  wäre  vielleicht 
schon  erledigt,  wenn  die  Menangkabauer  nicht  die  Gewohnheit  hätten 
beim  Schreiben  so  viel  wie  möglich  der  klassisch-malaiischen  Ortho- 
graphie zu  folgen,  trotzdem  sie  ihre  eigene,  sehr  abweichende  Aus- 
sprache beibehalten.  Das  Verhültniss  des  Dialektes  zu  der  Haupt- 
sprache, die  Schreibweise,  Transscription  und  Aussprache  haben  den 
Stoff  geliefert  zu  etlichen  Aufsätzen  von  Klinkert,  van  der  Toom, 
Juynboll  und  Habbema2l]~30).  Letztgenannter  lieferte  auch  einen 
Beitrag  zur  Lehre  der  Pronomina  im  Menangkabauschen31)  und  ein- 
zelne Bemerkungen  über  eine  früher  erschienene  Schliff  von  Hoog- 
kamer32).  Bei  weitem  die  bedeutendste  Leistung  auf  diesem  Ge- 
biete verdanken  wir  einem  Mitgliede  des  Zuges  zur  Erforschung  von 
Mittel  -  Sumatra ,  van  Hasselt.  Das  von  diesem  sprachkundigen 
Reisenden  gesammelte  Material  ist  in  mehreren  Beziehungen  äusserst 
werthvoll ;  ausser  einer  Menge  menangkabauscher  Texte,  giebt  von 
Hasselt  Verzeichnisse  von  Wörtern  aus  der  malaiischen  Mundart 
der  Kubu,  aus  den  Sprachen  der  Leute  am  Ober-  und  Unter-Rawas, 
von  Napal  Litjin  und  der  Redjang.  Nicht  weniger  interessant  sind 
die  im  Werke  vorkommenden  Proben  von  Rentjong-Schrift,  welche 
allgemein  unter  den  Redjang  in  Gebrauch  und  deshalb  seit  Mars- 
den's  Mittheilungen  darüber  als  Redjangschrift  bekannt  ist.  Dass 
dieses  mit  den  Lampongschen  am  Nächsten  verwandte  Alphabet 
nicht  bloss  unter  den  Redjang  gebräuchlich  ist,  hat  man  längst  ge- 
wusst .  doch  hatte  man  von  der  Verbreitung  desselben  auch  unter 
den  Malaien  keine  klare  Vorstellung53).     Die  bei  verschiedenen  Völker- 


26)  H.  C.  Klinkert.  Welke  plaats  komt  aan  het  Menangkabausch  Ma- 
leisch toe:  IG.  III,   1,  990—905. 

27)  J.  L.  van  der  Toom.  Het  Minangkabousch  teil  opzichte  van  het 
Maleisch:  ebd.  III,   1,  525—542. 

28)  Ders.  Beantwoording  der  vragen  dour  den  Heer  Klinkert  gesteld: 
ebd.  III,  2,  510—528. 

29)  A.  W.  1-  Juynboll.  De  beoefening  der  Menangkabausche  taal  en 
hare  transscriptie :   ebd.   1.   1011 — 1017. 

30)  J.  TTdbbema.  Naar  aanleiding  van  's  Heeren  K.  van  Ecks  Bijdrago 
tot  de  kennis  van  het  Menangkabausch-Maleisch :  ebd.   763  ff. 

.".1  i   Ders.     Menangkabausche  voornaamwoorden :  TITLV.  XXVII,  564 — 570. 

,;-_'i  Ders.  Naar  aanleiding  van  den  Heer  Hoogkamer's  toelichtingen  tot 
de  door  Prof.  Pijnappel  uitgegeven  Menangkabausch  -  Maleische  Zamenspraken : 
BTLVNI.  IV  Volgr.  V,  136—146. 

33)  A.  L.  van  Hasselt.  De  talen  en  letterkunde  van  Midden- Sumatra 
(Reizen  en  onderzoekingen  der  Sumatra- expeditie  1877  —  79).  III,  2.  Leiden 
(Brill)   1881.      180  pp. 


ß  Kern,  Malaäsch-pulynesische   Völker. 

Schäften  des  innern  Sumatra  gebräuchliche  Schrift  ist  übrigens  nicht 
der  einzige  Rest  der  alten  indischen  Cultur  in  jenen  Gegenden.  Tief 
ins  Land  hinein ,  zu  Muara  Takus  am  Kamparfluss  finden  sich 
Ruinen  von  Heiligthümern  buddhistischen  Ursprungs,  welche  schon 
früher  von  de  Qroot  und  du  Ry  van  Beest  Holle  entdeckt,  auf's 
Neue  von  Verbeek  und  van  Beiden  untersucht,  abgebildet  und  ge- 
nau beschrieben  wurden'1).  Aus  einer  gelegentlichen  Bemerkung 
van  Delden's  erfahren  wir,  dass  ausser  den  fünf  Bauwerken  zu 
Muara  Takus,  worunter  der  Stüpa  am  Besten  erhalten  ist,  es  noch 
andere    derartige  Ruinen    giebt    zu  Bangkinang  und  Durian  Tinggi. 

Die  einstmalige  Existenz  der  brahmanischen  Cultur  auf  der 
Insel  Borneo  ist  auf  überraschende  Weise  zu  Tage  getreten  in  den 
Sanskritinschriften  von  Kutei ,  deren  oben  schon  Erwähnung  ge- 
schehen ist.  Ueber  die  jetzigen  Zustände  in  Kutei  und  dem  süd- 
lichen Borneo  enthält  der  Reisebericht  Boden  einzelne  brauchbare 
Mittheilungen35)'  ln  Banjermassin  erschien  eine  von  der  Rheinischen 
Missionsgesellschaft  besorgte  Uebersetzung  von  Bunyan's  Pilgrim's 
Progress3G). 

Schriften  über  die  Sprachen  der  Philippinen  sind  uns  nicht  zu 
Gesicht  gekommen,  mit  Ausnahme  eines  Aufsatzes  des  Ref.  über  die 
Sanskritlehnwörter  im  Visaya37). 

Ueber  die  mit  den  philippinischen  Sprachen  nahe  verwandten 
Dialekte  der  Minahassa  auf  Nord  -  Celebes  ward ,  unseres  Wissens, 
Nichts  veröffentlicht ,  es  sei  denn ,  dass  man  hieher  rechnen  wolle 
eine  kurze  Notiz  Graafla?id's  über  die  Gaunersprache  in  der  Mina- 
hassa3*). Der  Kniff  in  diesem  Jargon  besteht  hauptsächlich  in  der 
einfachen  Umstellung  der  Silben.  Nach  demselben  Princip,  das  ge- 
wissermaassen  durch  die  vorherrschende  Wortform  in  den  malaiisch- 
polynesischen  Sprachen  von  selbst  sich  darbietet ,  verfahrt  auch  die 
von  van  Hasselt  beprochene  Gaunersprache  der  Malaien39). 

Eine  kurze  Mittheilung  über  eine  buginesische  Uebersetzung  des 
Buches  der    „Tausend  Fragen"  verdanken  wir  Niemann40).     Skizzen 


34)  R.  D.  Verbeek  en  E.  1\  ran  Deldcn.  De  Hindurninen  bij  Moeara 
Takoes  van  de  Kamparrivier.  Met  aanteekeningen  van  W.  P.  Groeneveldt : 
Verh.  Bat.  Gen.  K.  en  W.  XLI,  3,  1!»  pp.  mit  einer  Tafel.  —  Vgl.  T1TLV 
IX,  531—033;  XXV,  '217—220. 

35)  C.  Hock.  Rois  in  Oost-  en  Zuid-  Borneo  van  Koetei  naar  Banjer- 
massing,  ondernomen  op  last  der  Indische  regeering  in  1879 — 1880.  I,  's  Graven- 
liago   (Nijhoff)    1881.      64  pp.     4.     Mit  Atlas  von   30  Tafeln. 

36)  Palisang  oloh  Kristen  marintu  lewu  sorga  tumon  djetä  injarita  aui  John 
Bunjan.  Banjermasin ,  ilambagan  aui  Rijnsch  Zendinggenootscliap  1879.  II, 
104  pp.     4. 

37)  //.  Kern.  Snnskritsche  woorden  in  het  Bisaya:  BTLVNI.  IV  Volgr. 
V.   128—135 

38)  N.    Graafland.     Bargoensch  in   de  Minahassa:    IG.    III,  2,   123—125. 

39)  A.  L.  van  Hasselt.     Inlandsche  dieventaal:  IG.   111,  '_',    125  —  126. 

40)  G.  K.  Niemann.  Ken  Boeginoesch  handsthrift:  BTLVNI.  IV  Volgr. 
V,  330—331, 


Kern,  Malaiisch-polynesische   Völker.  7 

aus  dem  Volksleben  der  Mangkasaren  und  Buginesen  lieferte  van 
Eck  n).  Zwei  Volkslieder  in  der  Landessprache  von  Ambon,  welche 
allmählig  durch  ein  Gemisch  von  Malaiisch  und  Holländisch  verdrängt 
zu  werden  bestimmt  scheint,  wurden  in  Text  und  Uebersetzung 
herausgegeben  von  van  Hoevett*2).  Die  Lieder  sind  nicht  bloss 
als  Sprachproben,  sondern  auch  wegen  ihres  rein  historischen  In- 
haltes sehr  beachtenswerth. 

Ehe  wir  den  indischen  Archipel  verlassen,  wollen  wir  erwähnen, 
dass  eine  übersichtliche  knappgefasste  Gesammtdarstellung  dieser 
Inselgruppe  von  der  Hand    Webster' s  erschien43). 

Das  Studium  des  Malagasi  wird  mit  stets  wachsendem  Eifer 
gepflegt.  Das  von  Sibvee  und  später  von  Cousins  edirte  „Anta- 
nanarivo Annual"44) ,  dessen  Ausgabe  leider  ins  Stocken  gerathen 
zu  sein  scheint,  enthält  mehrere  werthvolle  Beiträge  zur  Literatur-, 
Sprachen-  und  Sittenkunde  von  Madagaskar.  Wir  finden  darin  u.  A. 
eine  Abhandlung  von  Dahle  über  den  Einfluss  der  Araber  auf  das 
Malagasi45),  und  eine  andere  über  das  malagasische  Verbum46);  von 
Cousins  über  das  Verhiiltniss  des  Malagasi  zu  den  übrigen  malaiisch - 
pol vnesischen  Sprachen 4T)  ;  von  Richardson  zwei  Mittheilungen  über 
Volkssagen  und  Erzählungen,  worunter  eine  Thierfabel48),  und  über 
die  Monatsnamen41');  von  Clemes  über  Sprichwörter50).  Die  Hülfs- 
mittel  zur  Erlernimg  der  Sprache  sind  vermehrt  mit  zwei  von  den 
französischen  Missionären  verfassten  Werken,  die  dem  Ref.  nur  dem 
Titel  nach  bekannt  sind:    ein  französisch-malagasi  Vokabular51)  und 


41)  R.  van  Eck.  Schetsen  uit  het  volksleven  in  Nederlandscb  Indie : 
De  Mangkasaren  en  Boegineezen :  IG.  III,  2,  824—843.   1020 — 1040. 

42)  G.  W.  W.  C.  van  Hoevell.  Twee  zangen  in  de  Anabolische  landtaal 
vertaald  en  verklaard :  TITLV.  XXVII,  69—89. 

43)  H.  A.  Webster.  Indian  Archipelago:  Encyclopaedia  Britannica  XII, 
815—820. 

44)  The  Antananarivo  Annual  and  Madagascar  Magazine,  edited  by  James 
Sibree  Jr.,  Missionary  of  the  L.  M.  S.  Antananarivo  1875 — 1878.  —  Vgl. 
G.  K.  Niemann:  BTLVNI.    IV  Volgr.   V,  328—330. 

45)  L.  Dahle.  The  influence  of  the  Arabs  ou  the  Malagasy  language: 
Antan.  Ann.  II,  75 — 92. 

46)  Ders.  Studies  in  the  Malagasy  Language.  On  the  infiection  of  the 
verb  in  Malagasy:  ebd.  IV,    12 — 21. 

47  i  W.  E.  Cousins.  The  Malagasy  Language,  a  member  of  the  Malayo- 
Polynesian:  ebd.  IV,   12—21. 

48)  ./.  Richardson.  The  folklore  of  Madagaskar :  ebd.  III.  More  folklore: 
ebd.  IV,  44—53. 

49)  Ders.     Names  of  the  Malagasy  mouths:  ebd.   124. 

50)  S.    Clemes.     Malagasy  proverbs:  ebd.  26 — 31. 

51)  Vocabulaire  francais-  malgache  redige  par  les  missionnaires  catbo- 
liques  a  l'usage  de  leurs  eleves  qui  apprennent  le  francais.  Tananarivo  1880. 
418  pp.     8.  —  Vgl.  Friederici  Bibl.  Cr.   1881.  No.   1235. 


g  Kern,  Malaüsch-polynesische   Völker. 

französisch-malagasi  Dialoge'-).  Eine  Abhandlung  Wafce's  über  den 
Ursprung  des  Malagasi  giebt  gar  nicht  was  der  Titel  verspricht03); 
über  die  Sprache  wird  fast  gänzlich  geschwiegen  und  ist  der  Verf. 
vielmehr  bemüht,  aus  der  Uebereinstimmimg  einzelner  Gebräuche 
darzuthun,  dass  die  Bewohner  Madagaskars  mit  den  Siamesen  in 
engerer  Verbindung  stehen.  Da  der  Verf.  mehrere  wichtige  Factoren 
ausser  Acht  gelassen  hat,  z.  B.  den  intensiven  Einfluss  der  Inder 
sowohl  auf  Siam  als  auf  den  Archipel,  die  mannigfachen  bekannten 
W  tihselbeziehungen  zwischen  Malaien  und  Siamesen,  und  die  Spuren 
indischen  Einflusses  auf  das  Malagasi,  so  will  es  uns  bedünken,  als 
ob  er  das  Problem  nicht  einmal  richtig  gefasst,  geschweige  ge- 
löst habe. 

Eine  andere  Abhandlung  des  genannten  Verf.  über  die  poly- 
nesische  Raceu4)  führt  uns  hinüber  zu  der  östlichen  Abtheilung  der 
malaiisch-pofynesischen  Völker.  Hier  soll  eine  gediegene  Anzeige  von 
Hemheim's  Beitrag  zur  Sprache  der  Marshall-Inseln  aus  der  Feder 
des  Altmeisters  Pott  die  Reihe  eröffnen r5).  In  Bezug  auf  Mythen- 
kunde nimmt  Bastians  Buch  über  die  Kosmogonie  und  Theogonie 
der  Polynesier,  eine  sehr  reichhaltige  Sammlung  heiliger  Sagen,  die 
erste  Stelle  ein™),  und  zuversichtlich  darf  mau  behaupten,  dass  aus 
den  in  diesem  Werke  niedergelegten  Thatsachen  die  vergleichende 
Mythologie  reichlichen  Gewinn  ziehen  kann.  Culturhistorisch  wichtig 
sind  die  Proben  der  allem  Anschein  nach  ursprünglich  polynesischen, 
oder  gar  malaiisch  -  polynesischen  Bilderschrift,  welche  Meyer  ver- 
öffentlicht hat  in  nicht  genug  zu  rühmender  schöner  Ausstattung"). 
Ueber  religiöse  Anschauungen  und  Gebräuche  in  Melanesien  ver- 
breitet sich  Codrington-s):  über  Leichenbestattung  bei  den  Fiji- 
insulanem  theilt  Fison  einzelnes  mit-'9).  Ein  Reisewerk  Andersons, 
das  dem  Ref.  nur  aus  einer  bibliographischen  Notiz  bekannt  ist.  ent- 
hält   dem    Titel    nach    auch   Betrachtungen    über    die  Sprachen    der 

52)  Dialogues  francais-malgaehes  compos.  par  les  missionnaircs  eatholiques. 
Antananarivo   1879.     84  pp.     8.  —  Vgl.  ebd.  No.   1218. 

53)  C.  L.  Wake.     Notes   on  tlie  origin  of  the  Malagasy:  JAS.  XI,  21 — 31. 

54)  Ders.     Notes  on  the  Polynesian  race:  JAS.  XI,  109 — 129. 

55)  A.  F.  Pott.  Anzeige  von  Hemheim's  Beitrag  zur  Sprache  der  Mar- 
shall-Inseln: ZDMG.  XXXV,  506—514. 

56)  A.  Bastian.  Die  heilige  Sage  der  Polynesier.  Kosmogonie  und  Theo- 
gonie.  Leipzig  (Brockhaus)  1881.  XIII,  302  pp.  gr.  8.  6  M.  —  Vgl.  Ders. 
Aus  einem  Hawaiischen  Manuskript:  Ztschr.  d.  Ges.  i".  Erdkunde  zu  Berlin 
XVI,   142—150. 

."iT  i  .1  B.  Meyer.  Königliches  Ethnographisches  Museum  zu  Dresden. 
I.  Bilderschriften  des  Ostindischen  Archipels  und  der  Südsee  herausgegeben  mit 
Unterstützung  der  Generaldirection  der  Königlichen  Sammlungen  für  Kunst  und 
Wissenschaft  zu  Dresden.  Mit  6  Tafeln  Lichtdruck.  Leipzig  (Naumann  & 
Schroeder)   1881.     fol.     M.  20. 

58)  K.  II.  Codrington.  Religious  beliefs  and  practices  in  Melanesia:  JAS. 
X,  261—315. 

59)  L.  Füon.     Notes  on  Fijian  Burial  Customs:  JAS    X.  137—149. 


Kern,  Malaüsch-polynesische   Völker.  9 

Fiji- Inseln  und  Neu-Caledonien6').  In  Bastians  Buche  über  den 
Völkergedanken  werden  so  häutig  polynesische  Sagen  und  An- 
schauungen berührt,  dass  der  Titel  an  diesem  Orte  nicht  unerwähnt 
bleiben  soll61). 

Schliesslich  sei  erwähnt,  dass  im  Laufe  des  Jahres  1881  eine 
Uebersetzung  des  Matthäus  -  Evangelium  in's  Maforische  veröffent- 
licht worden  ist62). 


60)  J.  W.  Anderson.  Fiji  and  New  Caledonia,  Notes  of  travel  and  on 
the  South  Sea  Islanders  and  their  language.  London  (Ellissen)  1880.  8. 
10  sh.  6  d.  —  Vgl.  Friederici  Bibl.  Or.   1881,  No.  266. 

61)  A.  Bastian.  Der  Völkergedanke  im  Aufbau  einer  Wissenschaft  vom 
Menschen  und  seine  Begründung  auf  ethnologische  Sammlungen.  Berlin  (Diimra- 
ler)   1881.     XXVII,   184  pp.     gr.   8.     4  M. 

62)  Bar  hie  Isreen  faas  kwaar  ro  Matteoes,  kiaweer  ro  woos  Noefoor.  Het 
heilig  Evangelie  naar  de  beschrijving  van  Mattheus,  vertaald  in  de  Noefoorsche 
taal  door  J.  L.  van  Hasselt,  Zendeling  te  Mansinam  (N.  Guinea).  Utrecht 
(Kemink  &  Zoon)    1881. 


10 


Abessinien. 

Von 

F.  l'raetoriüs. 

An  den  Beginn  des  Studiums  der  äthiopischen  Sprache ,  an 
Potkens  äthiopischen  Psalter  erinnert  eine  Notiz  des  Athenee  orien- 
tal  ]) ;  die  Zeit  der  ersten  Bekanntschaft  des  Abendlandes  mit  Land 
und  Leuten  von  Abessinien  wird  uns  ins  Gedächtniss  gerufen  durch 
die    englische  Uebersetzung  eines  alten  portugisischen  Reisewerks  2). 

Neues  wird  uns  geboten  durch  Basset,  der  eine  ziemlich  mo- 
derne äthiopische  Chronik  veröffentlichte,  übersetzte  und  mit  aus- 
führlichen Erläuterungen  versah3),  sowie  von  Cornill,  der  aus  einer 
Frankfurter  Handschrift  Varianten  zu  Dillmanns  Text  des  Sapiens 
Sapientium  mittheilte 4).  Fell  übersetzte  gelegentlich  auszugsweise 
aus  Londoner  Handschriften  die  Märtyrergeschichte  des  hl.  Hirut 
und  seiner  Genossen  5).  —  Dem  schwedischen  Missionar  Lundal  ver- 
danken wir  eine  mit  Gesangsnoten  versehene  amharische  Ueber- 
setzung geistlicher  Lieder  6).  Ungleich  wichtiger  aber  ist  d'Abbadte's 
sehr  vollständiges  amharisch -französisches  Wörterbuch  7). 


1)  Schwab.  Les  incunables  orientaux  ot  la  liturgie  catholique:  Bulletin 
de   l'Athenee  oriental.   1881.     208  f. 

2)  Narrative  of  the  Portuguese  Embassy  to  Abyssinia  during  the  years 
1520 — 27.  By  Father  Francisco  Alvaroz.  Translated  from  the  Portuguese  by 
Lord  Stanley  of  Alderley.  Vgl.  Athen.  Sept.  17,  1881  S.  362—363;  Ac.  Oct. 
29,   1881   S.  324—325. 

3)  Basset.  Etudes  sur  l'histoire  d'Ethiopie:  JA.  VII.  serie,  tome  17,  p.  315 
—434;  tome  18,  p.  93—183,  285—389.  (Auch  separat  Paris  1882.  318  pp. 
8.).  —  Vgl.  aVAbbadie  JA.  VII  ser.  tome  19,  p.  248 — 252;  Renan  JA.  tome 
20,  p.  52. 

4)  Cornill.  Noch  eine  Handschrift  des  „Sapiens  Sapiontium":  ZDMG. 
XXXV,  646—653. 

5)  ZDMG.  XXXV  S.  48—74. 

6)  p^klä,  :  <^höo^^::  Q^-frC? :  $"?£  :  -t- 
T£Y<r* : :  YiÄ^Ch  :  A-"?J?A : :  avm :  <^Aft 

n  wvitq  :  &cf>^  : :  so  PP.  %. 

7)  D'Abbadie.  Dictionnaire  de  la  langue  Amarifina.  Audi  unter  dem 
Titel:    Actes    de    la    societe    philologique,     Tome   10.     Paris  1881.     XLVII  pp., 


Praetorius,  Äbessinien.  \\ 

Auf  dem  Gebiet  der  hamitischen  Sprachen  Ostafrika's  tritt  uns 
diesmal  eine  wichtige  Arbeit  entgegen,  nämlich  Almkvtsfs  ausführ- 
liche Beschreibung  der  Bischarisprache  8),  welcher  eine  vergleichende 
Darstellung  folgen  soll.  Ausserdem  ist  uns  eine  Uebersetzung  bib- 
lischer Geschichten  in  die  Gallasprache  bekannt  geworden  9). 

Hartmann  vollendete  seine  ethnologische  Arbeit  über  die  Bejah10). 
Ausserdem  liegen  ethnologische  Skizzen  über  äth.-hamitische  Völker 
vor  von  Berghojf"11)  und  von  Abbadi'e12).  Mancherlei  Sittenschil- 
derungen bringt  auch  der  Reisebericht  Vigoni's,  der  überdies  noch 
ein  kleines  amharisches  Specialen  enthält  13).  Ueber  die  Rohlfs 'sehe 
Expedition  nach  Äbessinien  sind  uns  verschiedene  Berichte  bekannt 
geworden,  theils  zusammenfassende  theils  Einzeldarstellungen  14). 


1336    col.   8.  —    Vgl.  Praetorius,    ZDMG.  XXXV,    761—767;    Sai/cc,    Aead 
8.  Oct.  1881,  p.  280;  Dermhourg,  Acad.  des   inscr.   et  b.  lettres,   eomtes  rendus 

4.  serie   tome   X   (1882)  p.   159—161. 

8)  Abnhvist.  Die  Bischari-Sprache  Tu  -  Bedäwie  in  Nordost-Afrika  be- 
schreibend und  vergleichend  dargestellt.  Erster  Band.  Einleitung.  —  Gramma- 
tik. I.  Beschreibender  Theil.  Upsala  1881.  302  pp.  4.  (Nova  Acta  Reg. 
Soc.  Sc.  Ups.  Ser.  III).  —  Vgl.  v.   d.    Gabelentz  LC.   1882,  540. 

9)  Dr.  Barths  Bible-stories,  translated  into  the  Galla  Language  by  J.  J. 
Greiner,  rnd  bis  assistant  Joseph  Galla  from  Ilu  in  the  Galla  Country.  Basle 
1881   (folgt  Titel  in   Gallasprache).     262   pp.     8. 

10)  Roh.  Hartmann.     Die  Bejah:    Zeitschrift  f.  Ethnol.    13.  Jahrg.    1881. 

5.  1—10. 

11)  Bert/hoff.  Notizen  über  die  nubischen  Wüstenbewohner  Ababdeh  und 
Bischarib:  Globus   1881.     S.   285  f.,  301  f. 

12)  Ahhadic.  Sur  les  Oromo,  ou  Galla,  nation  Africaine:  Annales  de  la 
societe  scientifique  de  Bruxelles   [mir  nicht  zu   Gesicht  gekommen]. 

13)  Vigoni.  Abissinia.  Giornale  di  un  viaggio.  con  3  panorami,  33  tavole 
illustrative,  un  faesimile  di  una  lettera  del  re  Giovanni  ed  una  carta  itineraria. 
Milano  1881.     248  pp.     8. 

14)  G.  Rohlfs.  Bericht  über  seine  Reise  nach  Äbessinien :  Verh.  d.  Ges. 
f.  Erdk.  zu  Berlin  VIII,  222 — 228.  —  G.  Rohlfs.  Eine  Audienz  in  Samara, 
der  Residenz  des  Negus  Negest  Johannes  von  Äbessinien :  Westermanns  illustr. 
deutsche  Monatshefte.  26.  Jahrg.  1881.  104-116.  —  Die  Rohlfs'sche  Exped. 
nach  Äbessinien.  Berichte  von  Anton  Stecker:  Mittheilungeu  der  Afrikanischen 
Gesellsch.  in  Deutschi.  II  p.  193.  236,  III  p.  21.  —  Dr.  Anton  Steckers  Auf- 
nahme des  Tana-See's:  Globus   1881,  344 — 347;  360—363. 


12 


Syrisch 
(incl.  des  Mandäischen,  der  sinaitischen  Inschriften  u.  s.  w.). 

Von 

Friedlich  Baetligen. 

An  erster  Stelle  nenne  ich  dies  Mal  einen  encyclopädischen 
Artikel  von  Pich  '),  ungern,  weil  ich  ihn  nur  dem  Titel  nach  kenne. 
Featherman' s 2)  „Aramäer"  umfassen  ein  viel  weiteres  Gebiet  als 
der  Titel  erwarten  lässt.  Der  Verf.  gehraucht  den  Namen  für  die 
gesammten  Semiten  im  weitesten  Sinne  und  subsumirt  unter  ihn 
sogar  die  Aegypter,  Kopten  etc.  Es  ist  daher  unter  der  Rubrik 
„Semiten  im  Allgemeinen"  über  das  Buch  als  ganzes  zu  referiren; 
hier  sei  nur  hervorgehoben,  dass  in  zwei  Capiteln  über  die  socialen 
Verhältnisse  der  spärlichen  Ueberreste  der  alten  Syrer,  nämlich  der 
jetzigen  Nestorianer  und  Maroniten  gehandelt. wird.  Prym  und  Socin's 
unten  zu  nennendes  Werk,  aus  welchem  sich  reicher  Stoff  für  eine 
ähnliche  Schilderung  der  Jacobiten  schöpfen  lässt,  hat  Featherman 
hei  seiner  Arbeit  noch  nicht  verwenden  können.  Einen  religions- 
geschichtlichen Aufsatz  Gonder's 3)  kenne  ich  nur  dem  Titel  nach. 
de  Lagarde4)  hat  eine  bibliotheca  syriaca  angekündigt,  welche  unter 
anderen  den  Antonius  Rhetor  und  den  vollständigen  Aucar  'räze 
enthalten  wird.  Dass  zugleich  ein  syrisches  Handwörterbuch  er- 
scheinen soll  wird  allen  denen  besonders  lieb  sein,  die  sich  den 
P.  Smith  nicht  anschaffen  können  oder  auch  sich  nur  geringe 
Hoffnung  machen,  die  Vollendung  des  Thesaurus  zu  erleben.  Auf 
eine    verlorene  Handschrift ,    welche    die  Geschichte  der  Kreuzesauf - 


1)  B.    Pich.      Syriac    Literature.      (Mac    Clinstock    and    Strong's    Cyclop. 
Vol.  X.) 

2)  A,  Featherman,  Social  History  uf  the  Races  of  Mankind.     Fifth  [zuerst 
erschienene]  Division:  Aramaeans.     London   1881.     XVII,  664  pp.     8. 

3)  C  Ji.    C'under.     Sun   vrorship    in    Syria.     (Palestine    Exploration   Fund. 
Quarterly  Statement,  A.pril) 

1 1   /'.   de  Lagarde.     Zur  Nachricht.     Nachrichten  der  K.  Gesellschaft  dei 
Wissenschaften  zu  Göttingen   1881    S.  357 — 360. 


Baethgen,  Syrisch.  y\ 

hudung  enthält ,  hatte  Nestle 5)  hingewiesen ;  Naville  c)  meint ,  dass 
sich  dieselbe  in  Dublin,  Trinity  College,  befindet.  In  den  Heften  der 
Palaeographical  Society  7)  (Or.  Series  P.  VI  No.  76)  findet  sich  ein 
Blatt  aus  den  Annalen  des  Elias  Bar-Sinaeus  syrisch  und  arabisch 
aus  dem  Jahre  1019. 

Ein  in  sprachlicher  und  inhaltlicher  Beziehimg  gleich  interes- 
santes Buch  ist  Pri/iu  und  Soctn's b)  „neuaramäischer  Dialect  des 
Tür  'Abdin".  Der  erste  Theil  enthält  eine  grosse  Anzahl  von  Texten 
in  der  neusyrischen  noch  heute  gesprochenen  Mundart  des  an  den 
südlichen  Abhängen  des  Kurdengebirges  gelegenen  Tür  'Abdln. 
Prym  und  Socin  haben  diese  Texte  (Erzälüungen,  Sagen  und  Mähr- 
chen,  besonders  Thierfabeln)  auf  ihrer  Reise  im  Jahre  1869  aus 
dem  Volksmunde  aufgezeichnet ,  so  dass  der  Ethnolog  hier  eine 
unverfälschte  und  reine  Quelle  findet.  Der  zweite  Theil  giebt  eine 
sinngetreue  Uebersetzung  und  ermöglicht  so  auch  dem  Nichtorien- 
talisten  die  Benutzung.  Noch  wichtiger  ist  das  Buch  in  formeller 
Beziehung.  Die  Sprache  ist  eine  durchaus  volksthümliche  und  in 
keiner  Weise  von  der  altsyrischen  Schriftsprache  beeinflusste.  Bei 
der  Leetüre  wird  man  unwillkürlich  an  die  alten  volksthümlichen 
Erzählungen  aus  dem  alten  Testament  erinnert.  Die  Herausgeber 
haben  eine  Grammatik  und  ein  Wörterbuch  in  Aussicht  gestellt. 
Vorläufig  hat  Nöldeke 9)  höchst  instruetive  Noten  über  Bildung 
und  Bau  dieser  Mundart  "gegeben  und  dadurch  auf  ihre  Wichtig- 
keit hingewiesen.  Es  empfiehlt  sich,  Soctn's10)  freilich  erst  1882 
erschienene  Urmiatexte  hier  gleich  anzuschliessen.  Dieselben  ent- 
halten Stücke  im  Dialect  der  Nestorianer,  der  sogenannten  Chaldäer 
bei  Mossul  und  anhangsweise  der  Juden  in  Kurdistan.  Die  Stücke 
stammen  zum  Theil  aus  dem  Munde,  eines  Nestorianers  Audischu, 
den  Socin  und  G.  Hoffmann  1868  in  Berlin  kennen  lernten  und 
Texte  niederschreiben  Hessen ;  andere  hat  Socin  im  Orient  selbst 
gesammelt.  Auch  diese  Stücke  sind  inhaltlich  interessant,  vor  allem 
die  weltlichen  Lieder.     Nöldeke11)  giebt  seiner  Gewohnheit  gemäss 


5)  E.  Nestle.  An  old  syriac  Ms.  lost  or  hidden  in  England  or  Ireland. 
Ac.    1881.  II  No.  493  (p.   296). 

6)  R.L.  Naville.  An  old  syriac  Ms.  lost  or  hidden  in  England  or  Ire- 
land.    Ac.   1881.    II  No.  494  (p.   313). 

7)  Siehe  Jahresber.  von   1879   S.   78,  No.   6. 

8)  E.  Prym  und  A.  Socin.  Der  neuaramäische  Dialect  des  Tür  'Abdin. 
Erster  Theil.  Die  Texte.  Zweiter  Theil.  Uebersetzung  (Unter  dem  separaten 
Titel:  Syrische  Sagen  und  Mährchen  aus  dem  Volksmunde  gesammelt  und 
übersetzt).  Göttingen  1881.  XXX,  257  und  IV,  420  pp.  8.  —  Vgl.  J.  Barth 
DLZ.    1881,  880  ;  LC.    1882,   216;  R.  Duval  EC.   1881.    II,   125—129. 

9)  77/.  Nöldeke  in  ZDMG.   1881,  218—235. 

10)  A.  Socin.     Die  neu-aramäischen  Dialecte  von  Urmia  bis  Mosul.    Texte 
und  Uebersetzung.    Tübingen  1882.    X,  224  pp.    Davon  169  autographirt.    M.  20. 

11)  Th.   Nöldeke  in   ZDMG.    1882,  669  —  682. 


14  Baethgen,  Syrisch. 

eine  ausführliche  und  lehrreiche  Besprechung.  Zu  dem  Sagenstoff 
giebt  Liebrecht  1L')  einige  vergleichende  Bemerkungen.  Zur  Geo- 
graphie des  von  ihm  bereisten  Tür  'Abdin  schrieb  Socin  l3)  einen 
Aufsatz,  zu  welchem  Kiepert  eine  Karte  lieferte.  Charmes'14) 
Reise  durch  Syrien  ist  unter  der  Palästinaliteratur  zu  besprechen. 
Pelagaud's  15)  Reisebericht  habe  ich  nicht  lesen  können.  Noch  sei 
hingewiesen  auf  lifuh-h -/•'s  1C)  und  Met/er*  1?)  Reisebücher.  Eine 
Notiz  von  Hoffmann  lh)  betrifft  den  Namen  der  auf  dem  Wege  von 
Antiochia  nach  Aleppo  gelegenen  Stadt  'Imm. 

Im  Berichtjahre  ist  wiederum  eine  umfangreiche  Grammatik 
erschienen.  R.  Dural 1 9)  ist  der  erste,  der  seinen  Landsleuten  eine 
in  französischer  Sprache  geschriebene  Grammatik  bietet,  dieselbe 
verdient  aber  auch  in  Deutsehland  neben  der  von  Nöldeke  volle 
Aufmerksamkeit.  In  drei  Büchern  behandelt  der  Verfasser  1)  Schrift- 
und  Lautlehre  nebst  Orthographie ;  2)  Formenlehre ;  3)  Syntax. 
Durchgängig  ist  auf  die  Originalgrammatiker,  im  Besonderen  auf 
Bar  Hebraeus  bei  der  Darstellung  Rücksicht  genommen:  aber  ebenso 
durchgängig  sind  die  verschiedenen  aramäischen  Dialecte,  sowie  das 
Arabische,  Hebräische  und  in  beschränkterem  Masse  das  Aethiopische 
zur  Vergleichung  herangezogen.  Infolge  der  umfangreicheren  An- 
lage des  Werks  konnten  viele  Partieen  bedeutend  eingehender  be- 
handelt werden  als  die  entsprechenden  Abschnitte  bei  Nöldeke. 
Dies  gilt  besonders  von  der  Lautlehre,  welche  durch  Duval's  Gram- 
matik vielfach  Bereicherung  erfahren  hat.  Die  Darstellung  der 
Lehre  von  den  Accenten  ist  wohl  die  bis  jetzt  ausführlichste :  doch 
fürchte  ich ,  dass  die  ganzen  syrischen  Accente  die  auf  sie  ver- 
wendete Zeit  und  Mühe  nicht  verdienen.  In  der  Formenlehre  wird 
die  festgehaltene  Ansicht  einer  ursprünglichen  Trilitteralität  der 
schwachen  Wurzeln  den  meisten  Widerspruch  hervorrufen.  Bei  der 
Darstellung  der  Syntax  ist  Duval  Nöldeke's  Methode  gefolgt,  dessen 
Grammatik    er    für   den  ersten  Theil  seines  Werks  nicht  mehr  ver- 


12)  F.  Liebrecht,  ibid.   1882,  708-711. 

13)  A.  Socin.     Zur  Geographie  des  Tür  'Abdin.     ZDMG.    1881,  237—269. 

14)  G.  Charmes.  Voyage  en  Syrie.  Impressions  et  Souvenirs.  Revue 
des  deux  mondes   1881.     15.  Mai  p.   303 — 327. 

15)  Pelagaud.  Une  mission  scientitique  en  Syrie.  Vgl.  La  nonvelle  revue 
1.  Novbr.   1881. 

1  6  i  Baedeker.  Palestine  et  Syrie.  Avec  cartes ,  plans  etc.  Leipzig 
1881.     M.    16. 

17)  Meyer's  Reisebücher,  Der  Orient.  2.  Band.  Palästina,  Syrien,  Grie- 
chenland   und   die  Türkei,   Leipzig   1881.     594   S.   mit   Karten  ete.     M.    12,50. 

18)  (,'.  Hofmann.  'Imm.  Zeitschrift  f.  Kirchengesch.  Bd.  V.  1881/2. 
S.  509  f. 

19)  II.  hur, it.  Traite  de  grammaire  syrinque.  Paris  1881.  8.  XL, 
447  pp.  Vgl  /.'.  Drouin,  Revue  de  iinguistique  15  Jan  1882.  S.  108-  112 
IL  Derenbourg  RC    1881,   II    433      li: 


Baethgen,  Syrisch.  J5 

wenden  konnte.  Eine  reiche  Fülle  von  Beispielen ,  die  aus  den 
besten  Schriftstellern  gesammelt  sind,  dient  zur  Erläuterung.  Ein 
Anhang  giebt  eine  Uebersicht  über  die  bei  den  syrischen  National- 
grammatikern üblichen  tennini  technici  und  einen  Index  über  etwa 
900  erklärte  Worte.  Das  Werk  ist  seiner  ganzen  Anlage  nach  nicht 
für  Anfänger  bestimmt ;  durch  vorausgeschickte  umfangreiche  gram- 
matische Tabellen  hat  der  Verfasser  jedoch  seinem  Buch  eine  Art 
von  Elementargrammatik  einverleibt.  Zu  bedauern  ist  der  Mangel 
einer  Schrifttafel.  Noch  sei  bemerkt,  dass  in  Derenbourg's  Anzeige 
der,  wie  mir  scheint,  erfolgreiche  Versuch  gemacht  ist,  den  Terminus 
Kärsüni  zu  erklären.  —  Einen  bedeutenden  Beitrag  zur  aramäischen 
Lexikographie  liefert  das  nun  vollständig  vorhegende  Werk  von 
Löio  20)  über  Pnanzennamen.  de  Lagarde21)  untersucht  die  semi- 
tischen Namen  des  Feigenbaums  und  der  Feige,  ferner  die  syrischen 
Wörter  yno3  und  "j-pbü  und  das  hebräisch-aramäische  "<:y. 

Die  Kirchengeschichte  hat  dies  Mal  aus  der  syrischen  Literatur 
mehrfach  Bereicherung  erfahren.  Das  Werk  von  Ducfi&ne*2)  über 
die  Kirche  des  Orients  kenne  ich  freilich  nur  dem  Titel  nach  und 
ebenso  das  von  Cunningham  2i),  über  die  Kirchen  Asiens,  der  ausser- 
dem, soviel  sich  aus  einer  Anzeige  in  der  Academy  ersehen  lässt, 
sonderbarer  Weise  die  syrische  Kirche  nicht  herangezogen  zu  haben 
scheint.  Der  Syrer  Tatian  und  seine  Evangehenharmonie  ist  im 
Berichtjahr  mehrfach  Gegenstand  der  Untersuchung  gewesen.  Im 
Jahre  1876  veröifentlichte  Moesinger  eine  lateinische  Uebersetzung 
von  Ephraems  Commentar  zum  Diatessaron,  von  dessen  Vorhanden- 
sein in  armenischer  Sprache  de  Lagarde  die  Kunde  vei-breitet  hatte. 
Auf  Grund  von  Moesingers  Uebersetzung  stellte  zuerst  llarnack  24) 
Untersuchungen  über  dies  für  die  Geschichte  des  neutestamentlielien 
Canons    so    wichtige  Werk    an,    die    in    einem    späteren  Aufsatz 25) 


20)  J.  Löte.  Aramäische  Pflanzennamen.  (Mit  Unterstützung  der  K.  Aka- 
demie der  Wissenschaften  in  Wien).  Leipzig  1881.  8.  II,  490  pp.  Vgl. 
Th.Nöldeke  LC.  1881,  766.  S.  D-aenkel  DLZ.  1881,  1470.  J.  Loeb  Rev. 
et.  j.   1881,  313.     Jüd.  Literaturblatt  1882  No.  6. 

21)  P.  de  Lagarde.  I.  Ueber  die  semitischen  Namen  des  Feigenbaums 
und  der  Feige.  II.  Astarte.  III.  Die  syrischen  Wörter  "JT'Oj  und  "|V53 . 
IV.  Das  hebräische  ",35>.  Nachrichten  von  der  K.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zu  Göttingen.    1881,  368—406.    Vgl.  J.  Halevy  KC.  1882,  I,  161—166. 

22)  L.  Duchene.  L'Eglise  d'orient  de  Diocletian  k  Mahomet.  1881.  Vgl. 
tunk  Lit.  Kundschau   1881,  4. 

23)  W.  Cunningham.  The  churches  of  Asia.  A  raethodical  sketch  of 
the  second  Century.     Vgl.    W.  H.  Simcox  Ac.   1881   I,   146. 

24)  A.  Harnach.  Tatians  Diatessaron  und  Marcions  Commentar  zum 
Evangelium  bei  Ephraem  Syrus.     Ein  Bericht.    Zeitschrift  f.  Kirchengesch.   Bd.  4. 

1881,  471—505.     Vgl.  A.  Hilgenfeld.     Zeitschrift  f.  wissensch.  Theol.   26.  Jahrg. 

1882,  111—124. 

25)  A.  Harnack.  Die  Oratio  des  Tatian ,  nebst  einer  Einleitung  in  die 
Zeit  dieses  Apologeten  (in  der  Schrift:  Die  Ueberlieferung  der  griechischen 
Apologeten  des  zweiten  Jahrhunderts  in  der  alten  Kirche  und  im  Mittelalter. 
1882  §    11.   S.    196      232).     Vgl.  A.   Hilgenfeld  a.  a.  O. 


\Q  Baethgen,  Syrisch. 

nach  dem  Erscheinen  von  Zahn's  sofort  zu  erwähnendem  Werke  wie- 
der aufgenommen  und  erweitert  wurden.  Das  mit  umfassender 
Gelehrsamkeit  geschriebene  Buch  von  Zahn  26)  beantwortet  im  ersten 
Abschnitt  die  Frage,  in  welchen  Kreisen  das  Diatessaron  verbreitet 
gewesen  ist.  Der  Verfasser  kommt  zu  dem  Ergebniss ,  dass  es 
sowohl  der  älteren  lateinischen  wie  griechischen  Kirche  so  gut  wie 
unbekannt ,  dagegen  auf  grossen  Theilen  des  syrischen  Kirchen- 
gebiets, in  specie  zu  Edessa,  im  dritten  Jahrhundert  einziges  Evan- 
gelium war  und  diese  Alleinherrschaft  bis  gegen  Mitte  des  vierten 
Jahrhunderts  behauptete,  um  welche  Zeit  es  von  der  Pesittä  der 
Evangelien  verdrängt  wurde.  Das  Werk  war  nach  Zahn  dieser 
Verbreitungszone  entsprechend  ursprünglich  syrisch  abgefasst ,  das 
heisst,  es  lag  als  Diatessaron  überhaupt  nicht  griechisch  vor.  Die 
Bedenken,  welche  sich  aus  der  griechischen  Namensform  JiareOüUQCCV 
sowie  aus  dem  Umstand  ergeben,  dass  die  lateinische  Harmonie,  welche 
Victor  von  Capua  auffand,  von  Tatian's  Werk  abhängig  ist,  scheinen 
mir  durch  Zahn  nicht  erledigt  zu  sein.  In  einem  zweiten  Abschnitt 
versucht  Zahn  den  Text  des  Diatessaron  so  weit  wie  möglich  wie- 
der herzustellen.  Er  stützt  sich  dabei  in  erster  Linie  auf  Ephraems 
Commentar  und  die  Citate  in  den  Homilien  des  Aphraates ,  der, 
wie  Zahn  schon  früher  wahrscheinlich  gemacht  hatte,  das  Diatessaron 
gebrauchte.  Der  diitte  Abschnitt  handelt  vom  Ursprung  der  Har- 
monie. Sie  entstand  unter  starker  Benutzung  der  ältesten  syrischen 
Evangelienübersetzung ,  deren  Fragmente  durch  Cureton  bekannt 
gemacht  sind.  Daneben  machte  der  Verfasser  freien  Gebrauch  vom 
griechischen  Evangelien text.  Dieser  Verfasser  war  der  Syrer  Tatian, 
dessen  Lebensverhältnisse  S.  268  ff.  festgestellt  werden.  Ueber  den 
vierten  Abschnitt,  welcher  von  Nachbildungen  des  Diatessaron  in 
andern  Sprachen  handelt,  ist  hier  nicht  der  Ort  zu  referieren.  Da- 
gegen  sind  zwei  Anhänge  noch  kurz  zu  berühren.  Der  erste  handelt 
vom  Evangeliarium  Hierosolymitanum,  dessen  letzten  Ursprung  Zahn 
in  die  östlich  vom  Jordan  angesessenen  judenchristhchen  Gemeinden 
verlegt.  Der  zweite  „Ueber  die  Lehre  des  Addai"  bekämpft  das 
Buch  von  Lipsms 27)  über  die  edessenische  Abgarsage,  welches  im 
letztjährigem  Bericht  erwähnt  wurde.  Hier  möge  gleich  augefügt 
werden  eine  auf  denselben  Gegenstand  bezügliche  Untersuchung  von 
Matihes28),  welcher  sich  das  Ziel  gesetzt  hat,   den  Entwickelungs- 


26)  77t.  Zahn.  Forschungen  zur  Geschichte  des  neutestamentlichen  Kanons 
und  der  altkirchlichen  Literatur.  I.  Theil.  Tatian's  Diatessaron.  Erlangen 
L881.  IV  38G  pp.  8.  Vgl.  A.  Hilgenfeld  a.  a.  O.  und  ibid.  S.  124—128. 
Vgl.  ferner  P.  de  Lagarde  GGA.  1882,  321—334.  F.  Zimmer  Beweis  des 
Glaubens  1882  April.  Theol.  Quartalschrift  1882,  695  ff.  LC.  1882,563.  Ac. 
1882.      18.   März.     Ath.   1882   No.   2821. 

27)  S.  den  vorjähr.  Bericht  S.  152  No.  21  und  vgl.  noch  A.  Hilgenfeld 
a.  a.  0.    (oben  No.  26)    S.   124 — 128.      Knöjtfel   Literar.  Rundschau   1882,  24. 

28)  K.  ('.  .  I.  Matihes.  Die  edessenische  Abgarsage  auf  ihre  Portbildung 
untersuch!      Leipzig    1882,   87   pp      8      M     1,50.      Y-l     .1.    Hilgenfeld  a.  a.  <> 


Beteiligen,  Syrisch.  17 

gang  darzulegen,  den  die  Sage  genommen  hat.  —  Nestle29),  hat 
eine  vom  Abbe  Martin  veröffentlichte  Stelle  aus  einem  Briefe  des 
Philoxenus  von  Mabug  über  das  Verwandtschaftsverhältniss  des 
Theodor  von  Mopsuestia  und  Nestorius  übersetzt.  Eine  vollständige 
noch  nicht  veröffentlichte  Homilie  des  Xenaias  habe  ich  30)  in  Ueber- 
setzung  mitgetheilt.  Endlich  ist  durch  Guidi31)  ein  Fragment  aus 
einem  Briefe  desselben  Kirchenvaters  an  die  Mönche  von  Teleda 
veröffentlicht,  welches  monophysitische  Streitfragen  betrifft  und  auf 
die  Christenverfolgung  in  Negrän  Bezug  hat.  In  seinem  Artikel 
über  diese  Verfolgimg  hat  Fell 32)  auch  syrische  Quellen,  in  erster 
Linie  den  Brief  des  Simeon  von  Beth  Arsäm  verwerthet.  Mordt- 
mann's33)  Versuch,  diesen  Brief  als  unecht  zu  erweisen  ist  hin- 
fällig geworden,  seitdem  Giu'dt"Ai)  nach  zwei  Handschriften  eine 
neue  Ausgabe  desselben  veranstaltet  hat ,  in  welcher  zum  ersten 
Mal  der  volle  Wortlaut  gegeben  wird,  während  er  in  der  bis  dahin 
allem  bekannten  Gestalt,  wie  Johannes  von  Ephesus  sie  bietet,  ver- 
kürzt ist. 

Der  französische  Vice-Consul  in  Mosul,  Siouffi  ss),  giebt  Nach- 
richt von  einem  in  seinen  Händen  befindlichen  arabischen  Manuscript, 
welches  für  die  Geschichte  der  syrischen  Nestorianer  wichtig  zu  sein 
scheint.  Dasselbe  enthält  zuerst  das  nestorianisehe  Glaubensbekennt- 
niss  und  bandelt  über  Controversen  zwischen  den  Nestorianern  und 
den  anderen  Secten.  Dann  folgt,  eine  knapp  gehaltene  Biographie 
der  Patriarchen  seit  Mär  Märi  dem  angeblichen  Nachfolger  des  sagen- 
haften Mär  Addai.     Siouffi    theilt  in  französischer  Uebersetzuno-  die 


(oben  No.  27).  Knöpf el  Literar.  Rundschau  1882,  24.  O.  Zöchler.  Evangel. 
Kirchenzeitung  1882  No.  18.  A.  Lipsius.  ThLZ.  1882,  199  fi'.  LC.  1882, 
531.     Theol.  Literaturbl.   1882,  253. 

29)  E.  Nestle.  Theodor  von  Mopsuestia  und  Nestorius.  Eine  Mittheilung 
aus  syrischen  Quellen.  In :  Theol.  Studien  aus  Würtemberg  herausgegeben  von 
Hermann  und  Zeller  II.  Jahrg.  3.   Heft   S.  210—211. 

30)  Friedrich  Beteiligen.  Philoxenus  von  Mabug  über  den  Glauben.  Zeit- 
schrift f.  Kirchengesch.    1881   Bd.  V  S.   122—138. 

31)  Ign.  Guidi.  Mundhir  III  und  die  beiden  monophysitischen  Bischöfe 
ZDMG.   1881,   142—146. 

32)  Winand  Fell.  Die  Christenverfolgung  in  Südarabien  und  die  himja- 
ritisch-äthiopischen  Kriege  nach  abessinischer  Ueberlieferung.  ZDMG.  1881, 
1—74. 

33)  J.  H.  Mordtmann.  Die  himjaritisch-äthiopischen  Kriege  noch  einmal. 
ZDMG.   1881,   G93— 7K>. 

34)  Ignazio  Guidi.  La  lettera  di  Simeone  vescovo  di  Beth-Arsäm  sopra 
i  martiri  Omeriti ,  pubblicata  e  tradotta.  In :  Atti  della  R.  Accadeinia  dei 
Lincei.  Anno  CCLXXVIII.  1880—81.  Serie  terza.  Memorie  Vol.  VII  p.  471 
—515.  Auch  separat.  Koma  1881.  32  und  15  S.  4.  M.  2,50.  Vgl.  Th. 
Nöldeke  GGA.  1882,   198—212. 

35)  M.  Siouffi.  Notice  sur  un  patriarche  nestorien.  JA.  1881.  Serie 
VII.     T.    17   p    89     96. 

Jahresbericht  1881.  2 


■J  8  Baethgen,  Syrisch. 

Biographie  Jahballähä's  III.  mit,  welcher  1282  n.  Chr.  zum  Patri- 
archen erwählt  wurde  und  1318  u.  Chr.  starb.  Die  Zahl  der 
Patriarchen  von  Mär  Märi  bis  auf  Jahballähä  III. ,  den  letzten  im 
Manuscript  behandelten,  beträgt  79.  Angefügt  ist  eine  Liste  der 
2  7  erzbischöflichen  Sitze  des  Patriarchats  Orient.  —  Der  Vollständig- 
keit halber  sei  hier  noch  eine  von  le  Blant3F)  aus  dem  Griech. 
übersetzte  Heiligengeschichte  aus  Edessa  erwähnt. 

Schliesslich  berühre  ich  kurz  einige  kleine  textkritische  Artikel. 
Hbffinann31)  bringt  eine  Notiz  zur  Geschichte  des  syrischen  Bibel- 
textes. In  der  Ausgabe  der  Opera  Patrum  apostolicorum  durch 
Funk 3h)  ist  die  lateinische  Uebersetzung  von  den  syrischen  Briefen 
des  Pseudo-Clemens  de  virginitate  öfters  aus  dem  syrischen  Original 
emendirt.  Bickell3i))  giebt  einige  Textberichtigungen  zu  früher 
veröffentlichten  Gedichten  des  Cyrillonas.  Zu  Hoffmann's  Julian  und 
meinem  Elias  von  Tirhän  liefert  Nestle40)  nachträglich  einige  Emen- 
dationen. 

Ueber  die  Mandaeer  hat  Kessler i ' )  einen  zusammenfassenden 
Artikel  veröffentlicht. 

Für  aramäische  Inschriftenkunde  hat  Sachau  reiches  Material 
auf  seiner  Reise  durch  Syrien  gesammelt  und  auf  noch  reicheres  in 
und  bei  Edessa  hingewiesen.  Für  das  laufende  Berichtjahr  ist  an 
erster  Stelle  zu  nennen  die  Trilinguis  Zebedaea  aus  dem  Jahre  512 
n.  Chr.  (griechisch  -  syrisch  -  arabisch).  Nachdem  Sachau  *'*-**)  in 
einem  Brief  an  Kiepert  vorläufige  Nachricht  von  seinem  Funde 
gegeben  hatte,  liegt  nun  ein  Facsimile  und  eine  Erklärung  von  dem 
Entdecker  vor.  Einige  Schwierigkeiten  des  syrischen  Textes  suchte 
Praetorius 44)  zu  lösen  —  diesmal  weniger  glücklich.  Dagegen  hat 
Sachau**)    selbst    in    einem    nachträglichen  Aufsatz   Berichtigungen 

3G)  E.  le  Blant.  Histoire  d'un  soldat  Gotli  et  d'une  jeunc  fille  d'Edesse. 
Academie  des  inscriptions  et  belles-lettres.  Comptes  rendus.  1881.  Serie  IV 
T.   9   p.  370—377. 

37)  G.  Hoffmann.  Zur  Geschichte  des  syrischen  Bibeltextes.  ZatW. 
1881,   159  —  160. 

38)  Opera  patrum   apostolicorum   ed.   Funk.     Tübingen   1881. 

39)  G.  Bichell.     Berichtigungen  zu  Cyrillonas.     ZDMG.   1881,  531—532. 

4i>)   ZDMG.   1882,   703— 7ns. 

11  i  K.  Kessler.  Mandaeer,  in:  Realencyklopädie  für  protest  Theologie 
und   Kirche      2.  Aufl.     Leipzig  1881     IM.  9    S.   205—222.     Vgl.  auch   daselbsl 

den    Artikel    Muni    und    Manichaeer. 

42)  Globus   1880,  1  p.  47—48. 

43)  E.  Sachau.  Eine  dreisprachige  Inschrift  von  Zehed.  Monatsberichte 
der  k  preussischon  Academie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  1881,  169  — 190 
|  mit  zwei  Tafeln], 

44)  Franz  Praetorvus.  Zur  dreisprachigen  Inschrift  von  Zebed.  ZDMG. 
L881,  Ö3(i—531. 

45)  Ed.  Sachau.     Zur  Trilinguis  Zebedaea*      ZDMG.  1882,  345—352. 


Baethgen,  Syrisch.  19 

und  Ergänzungen  zu  seinem  ersten  Versuch  gegeben.  Ich  referire 
im  Anschluss  hieran  gleich  über  die  ed essenischen  Inschriften ,  ob- 
gleich dieselben  erst  1882  veröffentlicht  sind.  Sachauie)  hat  bei 
Edessa  vollständige  Katakomben  entdeckt  und  aus  diesen  sowie  von 
altem  Mauerwerk  höchst  interessante  Inschriften  und  Inschriften- 
fragmente gesammelt ,  welche  für  Epigraphik  wie  für  Geschichte 
gleich  wichtig  sind.  Die  syrische  Inschrift,  von  welcher  Renan*1) 
gesprochen  hat,  ist  die  dritte  von  Sachau's  edesseuischen.  Eine 
Schale  mit  Estrangelo  im  britischen  Museum  und  eine  weitere 
fragmentarische  wird  erwähnt  in  der  Revue  des  etudes  juives  48).  — 
Auch  pahuyrenische  Inschriften  hat  Sachau49)  auf  seiner  Reise 
gesammelt  und  in  der  ZDMG.  veröffentlicht.  Gelegentlich  wird  in 
diesem  Aufsatz  auch  eine  Uebersetzung  der  Inschrift  von  South- 
Shields  mitgetheilt ,  über  welche  früher 50)  berichtet  ist.  Zu  den 
palmyrenischen  und  edessenischen  Inschriften  hat  Nöldehe  5 1)  einige 
Nachträge  und  Berichtigungen  geliefert.  Die  Photolithographie  einer 
griechisch-palmyrenischen  Inschrift  vom  Jahre  134  n.  Chr.  in  den 
Heften  der  Palaeographical  Society  (Or.  Series  P.  VI  P.  75)  52)  hat 
W.  Wright  erklärt.  Endlich  ist  noch  zu  erwähnen  ein  kurzer  Auf- 
satz von  PraetormsTyy):    Aegyptisch- Aramäisches. 


-16)  E.  Sachcm.     Edessenische  Inschriften.     ZDMG    1882,   142—  167    [mit 
einer  Tafel]. 

17)    /•;    Hemm.     RC.    1882  11,420,  und   dazu  Sacliau  in  DLZ.    1882,   1 7 y 2 . 
■IS)  Revue  dos  etudes  juives.     IV,    1882   No.   8   p.   165  Anin. 

49)  E.    Sacliau.      Palmyrenische    Inschriften.      ZDMG.    1881,    728—748 
[mit  zwei  Tafeln]. 

50)  S.  Jahresber.  f.   1878   S.   63,  No.    LS— 17. 

51)  Th.    Nöldehe.      Bemerkungen    zu    den  von    Sacliau    herausgegebenen 
palmyrenischen  und  edesseuischen  Inschriften-     ZDMG.    1882,  664 — 668. 

52)  S.   oben  No.    7. 

53)  Franz  Praetorius.    Aegyptisch-Aramäisches     ZDMG.   1881,  442 — 141. 


2U 


Vorderindien. 

Von 

J.  Klatt. 

Lehrbücher  der  Sanskrit -Grammatik  sind  i.  J.  1881 
unseres  Wissens  nicht  erschienen,  wenn  man  nicht  dazu  ein  Buch  von 
Vasconcellos 1)  rechnen  will ,  welches  angeblich  ein  „grammatisches 
Resume"  enthält  und  wahrscheinlich  seinen  Hauptwerth  darin  hat, 
die  Verbreitung  des  Sanskrit  in  Portugal  zu  fördern.  Für  indische 
Schulen  berechnet  ist  das  unter  amtlicher  Autorität  erscheinende 
Elementarbuch  y  von  Bhanddrkar 2)  und  ein  Werk  über  Sanskrit- 
Syntax    von    Apte  3),  welches  gut  empfohlen  wird. 

Dagegen  sind  mehrere,  zum  Theil  vortreffliche  Einzelarbeiten 
zur  Grammatik  und  Metrik  des  Sanskrit  zu  nennen,  vor 
allen  die  beiden  letzten  Abhandlungen  des  am  26.  Juni  1881  gest. 
Benfei) 4) ,  mit  dessen  Tode  die  Hoffnimgen  auf  eine  Grammatik 
der    vedischen  Sprache   zu   nichte    geworden    sind.     In    der  einen 5) 


1)  G.  de  Vasconcellos  Abreu.  Curso  de  litterätura  c  lingua  säoskritica 
classica  e  vedica  (2a  cadeira  do  curso  superior  de  lettras).  I.  Manual  para  o 
estudo  do  säoskrito  classico.  Lisboa,  Imprensa  Nacional  1881.  144  pp.  8. 
18500  Reis  [Trübner:   12  s.] 

2)  Rdmkrishna  GojmI  Bhdnddrhar.  Second  Book  of  Sanskrit,  beiug 
a  Treatise  on  Grammar,  with  Exercises.  5.  Ed.,  rev.  Bombay,  Education  So- 
ciety's  Press   1881.     214  pp.     8.      12  a. 

3)  Wüman  SMwrdm  Äpte.  Tho  Student's  Guide  to  Sanskrit  Compo- 
situm, being  a  Treatise  on  the  Sanskrit  Syntax,  for  the  Use  of  Schools  and 
Colleges.  1.  Ed.  Poona,  Arya  Bhüshan  Press  1881.  VIII,  259,  LH,  12  pp. 
8.     Re.    1    12a.     [Trübner:    6  s.]  —  Vgl.  TR.  III,   108. 

4)  Nekrolog  v.  Max  Müller:  Ac.  XX,  29  (nach  der  Times),  vgl.  ebd. 
382;  MLIA.  C,  509  (nach  der  Times);  Ath.  1881  II,  48;  Denkrede  v.  Jus. 
Bud&nZy  geh,  in  d.  Ges.-Sitz.  d.  ung.  Ak.  d.  W.  v.  28.  Nov.  1881;  JKAS. 
N    S     XIV.  Ann    Rep.   p.   XVII— XXI;   Bcnfoy  Bibliography :    TR.   N.  S.  II,   93. 

5)  Theodor  Benfey.  Behandlung  dos  auslautenden  a  in  nä  „wie"  und 
ii. i  nicht"  im  Rigveda  mit  einiget)  Bemerk,  über  die  ursprfingl.  Aussprache  u. 
Accentuation  d.  Wörter  im  Veda.  48  pp.  4:  Abb.  d.  K.  Ges.  d.  W.  zu  Götl 
X.WI1.     (Auch  sep.  Gott,  Dieterich  L881.     M,  2.40).  —  Vgl.  /•.'.  Windisch  LC. 

1882.   7 TS 


Klatt,    Vorderindien.  21 

folgert  er  aus  dem  Metrum ,  dass  in  den  Samhitäs  der  Veden  nä 
in  der  Bedeutung  „nicht"  mit  dem  anlautenden  Vocal  eines  folgen- 
den Wortes  zusammengezogen  wird,  in  der  Bedeutung  „wie"  dagegen 
nicht.  In  der  andern  6)  sammelt  er  die  Stellen ,  in  welchen  Aug- 
ment und  Reduplicationssilbe  in  der  Samhitä  einen  langen,  im  Pada 
einen  kurzen  Vocal  haben.  Beide  Untersuchungen,  denen  das  Greisen- 
alter des  Verf.  nicht  anzumerken  ist,  enthalten  auch  verschiedene 
Beiträge  zur  vergleichenden  Sprachforschung  und  zur  Interpretation 
des  Veda. 

Wichtig  ist  Bloontfield'a  7)  Nachweis  eines  echten  (nicht-diph- 
thongischen) langen  e  und  o  im  Sanskrit,  wovon  diesmal  nur  der 
Auszug  zu  erwähnen  ist ,  während  die  ausführliche  Abhandlung  im 
nächsten  Bericht  zur  Sprache  kommen  wird.  Fortunatov s)  erklärt 
in  mehreren  Sanskritwörtern  den  Lingual  aus  1  -f-  Dental.  Ein 
werthvoller  Beitrag  zur  Syntax  ist  de  Sa/ussure's 9)  Monographie 
über  den  Genitivus  absolutus  des  Sanskrit;  Avery lü)  stellt  die 
Relativverbindungen ,  Haskell 1  *)  die  Metra  des  Rigveda  in  der 
bekannten  statistischen  Weise  zusammen.  Bollensen's  12)  Unter- 
suchungen zur  Vedametrik  beziehen  sich  auf  die  Versmasse  Viral, 
Svarät,  Nicrit  und  Bhurik,  während  er  in  einem  Anhange  dazu  die 
Formen  asmäkam  und  yushmäkam  als  wirkliche  Genitive  Pluralis 
erklärt.  In  einem  zweiten  Artikel i  3)  führt  er  aus ,  dass  der  Rig- 
und  Sämaveda  Tonstäbe ,  aber  keine  Accente  habe.  Oldenberg 14) 
verdanken  wir  feinsinnige  Bemerkungen  über  den  Cloka,  den  er 
von  dem  Gesichtspunkte  aus  betrachtet,  wie  das  Metrum  des  einen 
Fusses  durch  das  des  andern  bestimmt  wird. 

Boefatlvngfös  15)    neues  Sanskrit-Wörterbuch    ist    diesmal  um  2 


6)  Th.  Benfey.  Die  Quantitätsverschiedenheitcn  in  den  Samhitä-  und 
Pada-Texten  der  Veden.  Sechste  Abhandlung.  Unzusammengesetzte  Wörter, 
oder  einfacho  Theilo  von  Zusammensetzungen ,  welche  im  Anlaut  oder  Inlaut 
a,  i,  u  in  der  Samhitä  lang,  im  Pada  kurz  zeigen.  Abth.  1.  45  pp.  4:  Abh. 
d.  K.  Ges.  d.W.  zu  Gott.  XXVII.  (Auch  sep.  Gott.,  Dieterich  1881.  M.  2.40. 
—  I— VI,  1.     M.   19.60.) 

7)  Maurice  Bloomfield.  On  Non-diphthongal  e  and  o  in  Sanskrit :  PAOS. 
Oct.   1881,  p.  LXXIV— LXXVII. 

8)  Pli.  Fortunatov.     L  +  dental    im   altindischen:    BKIS.  VI,   215—20. 

9)  Ferdinand  de  Saussure.  De  l'emploi  du  genitif  absolu  en  sanscrit. 
Geneve,  Fick   1881.     95   pp.     8.     (Diss.  Leipz.) 

10)  J.  Avery.     On  Relative  Clauses  in  the  Rig-Veda:  PAOS.    May  1881, 
p.  LXIV-LXVI. 

11)  W.  Hashell.     On  the  Metres   of    the  Rig-Veda:    ebd.    p.  LX— LXIII. 

12)  F.  Bollensen.     Zur  Vedametrik:    ZDMG.  XXXV,  448—55. 

13)  F.  Bollensen.     Die  Betonungssysteme    des  Rig-    und  Sämaveda:    ebd. 
456—72. 

14)  H.    Oldenberg.     Bemerkungen  zur  Theorie  des   Cloka:     ebd.    181 — 8. 

15)  Otto   Böhtlingh.     Sanskrit- Wörterbuch    in    kürzerer    Fassung.     Th.   2. 
Lief.    2.     (^TIT  —  W)-     St-  Petersb.    1881.     IV,    101—301    pp.     4.      M.  4. 


22  Klatt,    Vorderindien. 

Lieferungen  vorgerückt.  Anundoram  Borooah  "')  hat  «ein  schwie- 
riges Unternehmen,  für  die  Wörter  der  englischen  Sprache  Aequi- 
valente  im  Sanskrit  herauszufinden,  beendet,  und  es  wird  ihm  nach- 
gerühmt ,  dass  ihm  viele  Uehersetzungen  gut  gelungen  seien.  Zur 
Unterstützung  der  Bemerkung  Beal's,  dass  cramana  keine  ausschliess- 
lich buddhistische  Bedeutung  habe  (s.  Jahresber.  1880  p.  15  n.  2 -Vi 
bringt  Ndrdyana  Aiyengar u)  Stellen  des  Rämäyana  etc.  bei 
Die  Bedeutimg  von  siddham  am  Anfang  von  Inschriften  präcisirt 
Buhler  18)  als  „Success",  während  es  sich  nach  einer  gelegentlichen 
Bemerkung  Burneil's  19)  auf  die  Herstellung  der  Inschrift  bezieht 
und  „vollendet"  bedeutet.  Kern 20)  lässt  seiner  Liste  der  in  die 
Tagala-Sprache  aufgenommenen  Sanskrit-Wörter  (s.  Jahresber.  1880 
p.   15   n.   26)   eine  eben  solche  für  die  Bisaya- Sprache  folgen. 

Doicson  21)  tritt  in  der  letzten  Arbeit  seines  Lebens  für  die 
seil. ständige  Erfindung  der  Schrift  auf  indischem  Boden  ein,  da 
das  indische  Alphabet  wesentliche  Eigentümlichkeiten  besitze ,  die 
seine  Unabhängigkeit  von  fremdem  Einftuss  wahrscheinlich  machen. 
Die  Palaeographical  Society  22)  bringt  in  diesem  Jahr  ein  specimen 
bengalischer  Schrift  und  eine  Stelle  aus  einer  auf  Palmblätter  ge- 
schriebenen Rigveda-Handschrift,  beide  erklärt  von  E.   Haas. 

Die  Handschriftenkunde  ist  besonders  durch  Kielhorn 
gefördert  worden,  der  zuerst  in  vorläufiger  Notiz  23),  darauf  in  einem 
ausführlichen  Katalog  2i)  von  75  durch  ihr  hohes  Alter  ausgezeich- 
neten,   meist  Jaina- Werke    enthaltenden  Palmblatthandschriften    be- 


lli.. 2:  eR  —  TTT.  M.  7.80).  —  Th.  3.  Lief.  1:  r{  —  ^ffafff^  ■  Ebd 
1881.      120  pp.      4.     M.   3.30. 

16)  Anundoram  Borooah.  A  Practical  English-Sanskrit  Dicläonary.  Vol. 
III.  P  to  Z.  With  a  Prefatory  Essay  on  the  Ancient  Geography  of  India. 
Calcutta,  Khetramohana  Mukerjea  1881.  157,  1061 — 1508,  10  pp.  8.  Es.  13. 
[Trübner:  £    1    11  s.   6  <!.].  —   Vgl.  F.  Max  Müller  Ac.  XX,   122. 

17  i  Näraijaija  Aiyengar.     Sramanas:  JAnt  X,   143 — 5. 

18)  G.  Bühler.  A  Note  on  the  Word  Siddham  used  in  Inscriptions: 
ebd.  273. 

19)  Ac.   XX.   387. 

20)  II.  Ken,.  Sanskritsche  Woorden  in  het  Bisaya:  BTLVNI.  IV  Volgr.* 
V,    128—35. 

21)  John  Dowson.  The  Invention  of  the  India n  Alphabet:  JBAS.  N.  S. 
XIII,  102—20.  -  Dowson  -4-  23.  Aug.  1881,  vgl.  Ac.  XX,  203;  TB.  N.  8. 
II.    126. 

22)  The  Palaeographical  Society.  Facsimiles  of  Ancient  Manuscripts.  Orien- 
tal  Series.  Pari  VI.  (No.  69—80.)  Ed.  by  Will.  Wright.  London  1881. 
Fol,  —  Darin:  69.  Buddhiviläsinl.  Sanskrit  A.D.  1658.  70.  Rigveda.  Sans- 
krit.    [XVIth  Cent.?] 

23)  F.  Kielhorn  Ancient  Palm-leaf  MSS.  lately  acquired  for  the  Govern- 
meul  of  Bombay:  JAnt.  X,  100—2.  —  Vgl.  dazu:  Ancient  Palm-leaf  MSS.  in 
\\  estern   India .-  TB.   X.  S.   1,    127. 

24)  /■'.  Kielhorn.  By  Order  of  Government.  Report  on  the  Search  for 
Sanskrit  .MSS.  in  the  Bombay  Presidency,  during  the  Fear  L880 — 81  Bombay: 
(iovt.  Central   Book    Dep6t    1881.     XIV,   104  pp.     8.     [6  s.] 


Klatt,    Vorderindien.  23 

richtet,  unter  denen  die  älteste  sicher  datirte  samvat  1138,  eine 
andere  nach  Kielhorn's  Vermuthung  samvat  962  geschrieben  ist. 
Der  Katalog  enthält  ausserdem  ein  Verzeichniss  von  etwa  350  Papier- 
handschrifben ,  brahmanischen  und  jainischen ,  und  im  Anhang  eine 
Liste  der  i.  J.  1873/4  von  der  Bombayer  Regierung  erworbenen 
Handschriften ,  die  bisher  noch  nicht  veröffentlicht  war.  Hier- 
hin gehören  einige  weitere  amtliche  Publieationen  25— 2')  über  die 
Sanskrit  -  Handschriften  in  der  Präsidentschaft  Bombay.  Ueber  3 
Privatbibliotheken  in  Lahore  und  Gujränwäla  berichtet  der  Pandit 
Käslti  Näih  Knute  28).  Von  den  Handschriftenkatalogen  für  Ben- 
galen 29),  Oudh30)  und  Nord westprovinzen  3 x)  sind  Fortsetzungen  er- 
schienen. Ueber  ein  im  Panjäb  gefundenes  Sanskrit-MS.  wurde  fast 
gleichzeitig  im  Athenaeum  und  auf  dem  Berliner  Orientalisten- 
Congress  nach  Mittheilungen  Bühler's'62)  berichtet.  Doch  haben 
sich  die  daran  geknüpften  Hoffnungen,  es  möchte  eines  der  Tripi- 
takas  sein,  die  Kanishka  in  Stüpas  niederlegen  liess,  nicht  bewährt, 
wenn  es  auch  immerhin  eine  interessante  Handschrift  zu  sein 
scheint  ss). 

Für  die  Bibliographie  der  in  Indien  gedruckten  Bücher 
sind  die  Hauptquelle  die  indischen  amtlichen  Bücherlisten  (s.  Jahres- 
bericht 1876/7  I  p.  37  n.  13),  und  es  haben  uns  dieselben,  die 
wir  der  Gefälligkeit  R.  Rost's  verdanken,  bei  der  Zusammenstellung 
des  Berichts  wesentliche  Dienste  geleistet.  Jedoch  haben  wir  die 
Kataloge    für   Nordwestprovinzen,    III.    Quartal    1881    und    Assam, 


•J."d  F.  Kielhorn.  Lists  of  thc  Sanskrit  Manuscripts  purchased  for  Govern- 
ment during  the  Years  1877 — 78  and  1879 — 80,  and  a  List  of  the  Manuscripts 
purchased  by  me  for  Government  from  May  to  Nov.  1881.  To  the  Director 
of  Public  Instruction.     Poona,  30th  Nov.   1881.      8. 

26)  Proposais  ...  of  a  Catalogue  of  Sanscrit  Manuscripts  belonging  to  the 
Gm  ernment  of  Bombay.     8. 

27)  Extract  from  the  Proceedings  of  the  Government  of  India  in  the  Home 
Department  (Public),  —  under  Date  Simla,  the  22d  July  1881.  3  pp.  Fol. 
[Nachtr.  zu  Jahresber.   1880  p.    IG  n.  30 — 1.] 

28)  Catalogue  of  newly  discovered,  Kare  and  Old  Sanskrit  Manuscripts  in 
the  Lahore  Division.  Punjab  Govt.  Press.  20.  1.  81.  23  pp.  [Catalogue], 
5   pp.     [Report].     Fol. 

29)  Notices  of  Sanskrit  MSS.  by  Rdjendraläla  Mitra.  Published  under 
Orders  of  the  Government  of  Bengal.  Vol.  VI.  Part  I.  No.  XVI.  For  the 
Fear   1880.     Calcutta,  Baptist  Mission  Press   1881.     VI,   152   pp.     8.      1   Taf. 

30)  A  Catalogue  of  Sanskrit  Manuscripts  existing  in  Oudh  for  the  Year 
1880.  Prepared  by  Pandit  Devi  Prasdda.  Fase.  XIII.  Allahabad,  N.-W.  P. 
arid  Oudh  Gov.  Press  1881.     119  pp.     8.     [Trübner:  6  s.] 

31 1  A  Catalogue  of  Sanskrit  Manuscripts  in  the  North-Western  Provinces. 
Compiled  by  Order  of  Government,  N.-W.  P.  and  Oudh.  Part  VI.  Allahabad, 
N.-W.  P.  and  Oudh   Gov.  Press   1881.     71   pp.     8.     [Trübner:   8  s.] 

32)  Ath.  1881  II,  372,  vgl.  dazu  Ac.  XX,  244.  —  Verh.  d.  Orientalisten- 
Congr.   1881,   1.   79. 

:;:;i  Gr.  Bühler.  Ueber  ein  altes  kürzlich  im  Panjäb  gefundenes  Sanskrit 
MS.:  Monatsber.  d.  K.  Pr.  Akad.  d.  W.  zu  Berlin  1881.  1145— (i.  —  Bemer- 
kungen dazu  von  A.    Weber:  ebd.   114C — 8. 


24  Klatt,    Vorderindien. 

III.  Quart,  nicht  erlangen  können ;  die  Kataloge  von  Madras  sind 
noch  nicht  weiter  als  bis  zum  III.  Quart.  1881  erschienen,  und 
für  die  Centralprovinzen  und  Hyderabad  scheinen  gar  keine  Listen 
veröffentlicht  worden  zu  sein,  vielleicht  weil  in  diesen  beiden  Pro- 
vinzen i.  J.  1881  keine  Bücher  gedruckt  worden  sind.  Die  Ge- 
sammtberichte  über  die  Publicationen  in  Britisch  Indien  erscheinen 
leider  in  der  Regel  zu  spät ,  um  sie  noch  verwerthen  zu  können ; 
in  diesem  Jahre  ist  der  Gesammtbericht  für  1879  34)  erschienen. 
Eine  Liste  von  140  auf  der  K.  Bibliothek  zu  Berlin  vorhandenen 
Sanskritdrucken ,  die  in  Haas'  Katalog  fehlen ,  hat  Ref.  35)  ver- 
öffentlicht. 

Weber 36)  hat  wieder  mehrere  den  Fachgenossen  interessante 
Neuigkeiten  bietende  literarische  Notizen  aus  Indien  veröffentlicht, 
ohne  sie,  wie  es  leider  scheint,  fortsetzen  zu  wollen.  Max  Müllers 
Selected  Essays  37)  und  der  zweite  Band  seiner  Essays  38)  in  deutscher 
Uebersetzung  enthalten  viele  Bezüge  zum  Sanskrit  und  dessen  Lite- 
ratur ,  sind  aber  sämmtlich  schon  früher  erschienen ,  weshalb  wir 
uns  auf  diese  kurze  Erwähnung  beschränken.  Das  erste  Heft  der 
Anecdota  Oxoniensia,  Aryan  Series  findet  man  unter  No.  274,  die 
Fortsetzung  der  Benares  Sanskrit  Series  unter  No.  258.  Von  dem 
vorzugsweise  für  die  indischen  Pandits  berechneten  Sammelwerk 
Kävyetihäsasamgraha 39)  ist  wieder  ein  Band  erschienen,  dgl.  von 
der  in  Labore  erscheinenden  Zeitschrift  Vidyodaya *°).  Eine  für 
indische  Schulen  bestimmte  Anthologie  der  Sanskrit-Literatur 4 1) 
enthält  Stücke  aus  Purushaparlkshä,  Kathäkoca,  Vetälapancavirieati, 
Mahäbhärata,  Rämäyana  u.   s.   w. 


34)  Selections  from  the  Records  of  tlio  Government  of  India,  Home  .  .  . 
Dept.  No.  174.  Reports  on  Publications  issued  and  registered  in  the  Several 
Provinces  of  British  India  during  the  Year  1879.  Published  by  Authority. 
Calcutta:  Office  of  the  Superintendent  of  Govt.  Printing.  1881.  136  pp. 
8.     1  Tab. 

35)  Joh.  Klatt.     Indische  Drucke:    ZDMG.   XXXV,   189—206. 

36)  A.  Weber.  Litterarische  Notizen  aus  Indien:  DLZ.  II,  63.  143—4. 
182—3.    586—7.    908—9.    1636.     1675  —  6. 

37)  F.  Max  Müller.  Selected  Essays  on  Language,  Mythology,  and  Re- 
ligion.  In  2  Vols.  London,  Longmans  1881.  16  s.  Vol.  I:  VIII,  623  pp.  8. 
Vol.    II:     VI,   588  pp.     8.      1   Taf.  —  Vgl.  Ac.  XIX,   212;    Ath.   1881    II,  237. 

38)  Max  Müller.  Essays.  Bd.  II.  Beiträge  zur  vergleichenden  Mytho- 
lo^i«^  und  Ethologie.  Mit  ausf.  Reg.  z.  I.  und  11.  Bde.  2.  verm.  Aufl.,  besorgt 
v.  O.  Francke.  Leipzig,  Engelmann  1881.  666  pp.  8.  M.  10.  --  Vgl. 
A.   H.   \)\/A    III,   11 80. 

39)  Käwyetihäs  Sangraha  .  .  .  Pustak  IV.  Ank  1 — 12.  Poona,  Dnyan 
Cliakshu   und  Arya  Bhüshan   Press   1881.     Die  No.  48   pp.     8.      8a. 

40)  Vidyodaya  (a  monthly  Journal  of  literature ,  science  and  philosophy). 
Ed.  by  Pandit  liishi  Kesh  Bhattdchdrß.  Labore .  Albert  Press,  Jan.  —  Dee. 
1881.     Die  No.   16    pp.     8.      Lithogr.   4a. 

41)  Sähityaparichaya ,  an  Introduction  to  Sanskrit  Literature;  with  Notes 
and  an  English  Transl.  by  Nilamani  MukJiopddhydya  Nydydlamkdra.  2  Parts 
Calcutta   1880.  81.      L20,    152  i»]i      8.     Re.    I.     [Trübner:  5s.] 


Klatt,    Vorderindien.  25 

In  seinen  „vedischen  Studien"  untersucht  Roth 4 2)  das 
Verhältniss  zwischen  Pada  und  Samhitä;  der  Pada  sei  auch  nichts 
anderes  als  ein  Erklärungsversuch ,  dessen  Verfasser ,  wenn  auch 
älter  als  die  Commentatoren ,  doch  noch  immer  durch  einen  langen 
Zeitraum  von  den  Verfassern  der  Texte  getrennt  sei.  In  der  bei- 
gefügten zweiten  Studie  handelt  er  über  das  Wort  purisha,  welches 
im  Veda  nicht  „Wasser" ,  sondern  „Land  und  Erdiges"  bedeute.  In 
seiner  Abhandlung  über  den  Soma  geht  Roth  43)  von  dem  Gesichts- 
punkte aus,  dass  der  Mensch  den  Göttern  das  giebt,  was  ihm  selbst 
werth  ist,  dass  also  der  Soma  für  den  Arier  einer  der  Lebens- 
genüsse sein  muss ,  nicht  das  von  Haug  beschriebene  widerlich 
schmeckende  Kraut ;  die  Entdeckung  der  eigentlichen  Soma  -  Pflanze 
würde  zur  Entscheidung  der  Frage  über  die  Stammsitze  der  beiden 
arischen  Völker  wesentlich  beitragen.  Diesen  beiden  mustergültigen 
Abhandlungen  schliessen  wir  die  Fortsetzung  von  Ludwigs**)  be- 
deutendem Werk  über  den  Rigveda  an.  Der  vierte  Band,  welcher 
den  Commentar  zum  ersten  Theil  der  Uebersetzung  liefert,  ist  ge- 
wissermasseu  die  ausführliche  Begründung  und  Rechtfertigung  der- 
selben und  enthält  für  die  Interpretation  des  Rigveda  zahlreiche 
wichtige  Einzelheiten.  Kaegi's*5)  Buch,  eine  vermehrte  Neuausgabe 
der  nicht  in  den  Handel  gekommenen  Züricher  Programmabhand- 
lungen von  1878  u.  79,  ist  für  einen  weitern  Leserkreis  berechnet, 
bietet  aber  auch  dem  Fachmann  vielfache  Anregung.  Geiger 4(1) 
fasst  die  Hauptergebnisse  der  Forschung  mit  besonderem  Anschluss 


42)  R.  Roth.  Vedische  Studien:  ZVglS.  XXVI,  45—68.  —  Vgl.  A.  Barth 
Rev.  de  l'hist.  des  rel.  V,    108. 

43)  R.  Roth.     Ueber  den  Soma:    ZDMG.  XXXV,  680—92. 

44)  Der  Rigveda  oder  die  heiligen  Hymnen  der  Brähmana.  Zum  ersten 
Male  vollständig  ins  Deutsche  übersetzt  mit  Commentar  und  Einleitung  von 
Alfred  Ludwig.  Bd.  IV.  (Des  Commentars  erster  Teil.)  Prag,  Tempsky 
1881.  XXXVIII,  436  pp.  8.  M.  12.  (A.  u.  d.  T  :  Alfr.  Ludwig.  Com- 
mentar zur  Rigveda  -  Uebersetzung.  I.  Teil:  zu  dem  ersten  Bande  der  Ueber- 
setzung.) —  Vgl.  R.  Pischel  GGA.  1881,  1528—34;  Alfr.  Hillehr andt  DLZ. 
III,  5 ;  A.  Barth  Kev.  de  l'hist.  des  rel.  V,  105—8 ;  Emile  J.  de  Dillon  Mu- 
seon II,  161 — 4;  Max  Müller  Ueber  die  Familienbücher  im  Rigveda:  Essays, 
2.  Aufl.,  II,  368 — 75.  [„Abdruck  der  Anzeige  der  Rigveda-Uebersetzung  Grass- 
manns    und   Ludwigs  aus  dem  LC,   1876,  Nr.   51."] 

45)  Adolf  Kaegi.  Der  Rigveda,  die  älteste  Literatur  der  Inder.  2.,  um- 
gearb.   u.   erweit.,   m.  vollst.   Sach-  u.   Wortreg.  vers.  Aufl.      Leipzig,    O.   Schulze 

1881.  VI,  266  pp.  8.  M.  4.  —  Vgl.  E.  Windisch  LC.  1881,  574;  A.  Hille- 
brandt  DLZ.  II,   614;    F.  Kattenbusch    ThLZ.  VI,   465;    Theol.  Literaturblatt 

1882,  59;  Der  Rigveda,  die  älteste  Litteratur  der  Inder.  Auf  Grund  der  betr. 
Schrift  von  Prof.  A.  Kaegi,  betrachtet  von  L.  Krummel:  Beweis  des  Glaubens 
XVIII,  344—8.  4(11—17;  Ac,  XX,  54;  Michel  Athen,  beige  1882  No.  1; 
A.  Barth  Rev.  de  l'hist.  des  rel.  V,   104. 

4tii  Willi.  Geiger.  Die  älteste  Literatur  des  indischen  Volkes:  Nord  u. 
Süd   XVI,   83-  -105.  ' 

Jahresbericht  1'    1  3 


26  Klatt,    I  "ordrriiidien. 

an  Kaegi  zusammen.  Max  Müller 's47)  berühmte  Lecture  on  the 
Vedas  ist  von  rleuem  gedruckt  worden.  Kerbaker**)  übersetzt  vier 
Hymnen  des  Rigveda  (vgl.  Jahresber.  1880  p.  18  n.  51).  Pisckel*9) 
erklär!  das  erste  Wort  des  Compositums  äcvaprishtha  (Rv.  \'1II, 
26,  24)  als  acua  „scharf,  übersetzt  vadhü'mant  „mit  weiblichen 
Thieren  versehen,  weist  te,  me,  asme  als  Accusative  nach  und  giebt 
eine  Erklärung  der  Stelle  Rv.  1.  32,  8.  Aufrecht-'0)  liefert  einen 
Reitrag  zur  Erklärimg  von' Rv.  I,  69,  8  und  VI,  31,3.  Der  Ve- 
därthayatna 51)  ist  bis  zum  Schluss  des  4.  Bandes  und  damit  zum 
Sehluss  des  3.  mandala  gelangt.  Wir  nennen  schliesslich  die  Port- 
setzung des  Rigvedabhäshya 52)  und  ein  indisches  Schulbuch.53)  - 
Der  Sämaveda54)  erscheint  in  Calcutta  mit  bengalischer  Uebersetzung. 
Eine  Legende  aus  dem  für  verloren  gehaltenen  Talavakärabrähmana 
des  Sämaveda,  welche  eine  ältere  Form  der  im  Qat.  Br.  XI,  6,  1  ff. 
enthaltenen  Legende  repräsentirt,  wird  von  Burnett55)  in  Text  und 
Uebersetzung  edirt.  Zwei  andere  Brähmana 5ü)  desselben  Veda  er- 
scheinen von  neuem  in  Calcutta.  Die  Ausgabe  der  Taittirfyasarabitä 57) 


47)  F.  Max  Müller.  Lecture  im  the  Vedas  or  the  Sacred  Books  of  the 
Brahmans,  delivered  at  the  Philos.  Instit,  Leeds,  March,  1865:  Sei.  Ess.  II, 
109— 59. 

48)  M  Kerbaker.  E  ancora  inni  vedici:  Giornale  Napoletano.  N.  S. 
V,  26—35. 

49)  K.  Fischet.     Miscellanea:  ZDMG.  XXXV,  711  —  24. 

50)  T.  Aufrecht.  üeber  rapas:  ZVglS.  XXV,  601—2;  vgl.  E.  Roth 
ebd.   tili-.'. 

51)  The  Vedärthayatna  or  an  Attempt  to  Interpret  the  Vedas.  .  .  .  Vol.  IV. 
No.  11 — IG.  Jan.-— June  1881.  Monthly  Part  58— G3.  Compl. :  Vol.  IV. 
Mund.  II.  III.  (Hymns  192 — 29C.)  Bombay,  "Nirnaya  -  Sägar"  -  Press ,  June 
1881.  1005,  12  pp.  8.  —  Vgl.  Maxe  Müller.  Ueber  einheimische  Be- 
arbeitungen des  Rigveda:  Essays,  2.  Aufl.,  II,  37G — 87.  [Abdruck  der  Anzeige, 
Ac.    187G,  Nov.   11   u.   18.] 

52)  Rig-Veda  Bhäshyam,  Commentary  on  the  Rig-Veda,  hy  Svämi  Dayd- 
nand  Sarasvati.  (Vedic,  Sanskrit  and  Hindi.)  Vols.  4G  —  49.  Parts  30  33 
Allahabad,  Vedic  Press,   sambat  1938.     8.     G4  pp.,   11   a.  euch. 

53)  Sayana's  Bhäshya  on  the  Rigveda,  Portion  for  the  B.  A.  Examination. 
Poona,  Shiwäji  Press   1881.     99  pp.     8.     Re.   1   4  a. 

:">  1 1  Sämaveda  Sanhitä,  with  Sayana's  Commentary  and  a  Bengali  Trans- 
lation, ed.  hy  Satyabrata  Sdraa^rami.  No.  1.  2.  Calcutta.  Satya  Press  1881. 
128,    121    pp.     8.     Re.    1    pro  No.     [„The   Kauthumi  Säkhä."] 

55)  .1.  ('.  Burnell.  A  Legend  from  the  Talavakära  or  JaiminTya  Bräh- 
mana of  the  Sämaveda:  Atti  del  IV  congr.  intern,  d.  Orient,  ten.  in  Firenze 
1878.     II,  97—111. 

56)  Daivatabrähmana  and  Shadbinsabrähmana  of  the  Sämaveda,  with  the 
Comm.  of  Säyanäcbarya ,  ed.  by  Jibdnanda  Bidydsdgar.  2.  Ed.  Calcutta 
1881.      20,   38,   114   pp.      Ks.   2.     [Trübner:   7   s.   G   d..  später  5  s.] 

57)  The    Sanhita    of   the    Black    Yujur    Veda.  ...    Fase.    XXXII.     pp.    G73 
7  11.     (I'.ihl    Ind.   N.  S.  No.  466  i         Titel   des  ganzen   Bandes:    The  Sanhitä 

of  the   Black    Fajur  Veda.     With    the  Comm.   of  Madhava  Achärya  ed.  by    Ma 
heäaehanclra    Nydyaralna.      Vol.    |\'.     Kanda  1\'.      Calcutta,    Baptist    Mission 


Klatt,    Vorderindien.  27 

in  der  Bibliotheca  Indica  ist  bis  zum  Schluss  des  4.  kända  ge- 
diehen, von  der  südindischen  Ausgabe58)  erscheint  allmonatlich  ein 
Heft,  das  Yajurvedabhäshya  5y)  ist  ebenfalls  fortgesetzt  worden.  Von 
Garbe s60)  Ausgabe  des  Apastambacrautasütra  sind  die  ersten  beiden 
Hefte  (bis  IV,  1)  erschienen,  von  Schr'oeder's^1)  Maiträyani  Samhitä 
das  erste  Buch,  welchem  eine  Einleitung  über  die  Stellung  der 
Maiträyaniya-Schule  und  die  sich  daran  knüpfenden  Fragen  vorher- 
geht ,  in  welcher  er  seine  früheren  Untersuchungen  recapitulirt.  - 
Zum  Atharvaveda  publicirt  Whitney  ^  einen  vollständigen  Wort- 
thesaurus, welcher  jedes  Wort  und  jede  Wortform  und  sänuntliche 
Stellen,  an  welchen  sie  vorkommen,  verzeichnet,  eine  schon  1851  be- 
gonnene, ausserordentlich  fleissige  und  gewissenhafte  Arbeit.  Roth03) 
handelt  von  neuem  über  die  Paippaläda  -  Schule  des  Atharvaveda 
nach  einem  aus   Kashmir  stammenden  Bhürja-MS. 

Für  das  Mab  ä  b  h  ä  rata  nennen  wir  ein  ungarisches  Werk 
über  die  grossen  Epen  der  Weltliteratur  von  Karl  Szdsz  64),  dessen 
erster  Band  die  epischen  Dichtungen  des  Orients  und  des  classischen 
Alterthums,  darunter  auch  das  indische  Epos  behandelt.  Von  Holtz- 
mann  wird  zuerst  in  einem  Zeitungsartikel ü5),  sodann  ausführlicher 
in    einem   ( Jvmnasialprogramm06)    mit    vielem  Scharfsinn    eine    doch 


Press    1881.     3,   744  pp.       8.      (Bibl.    Ind.    Old.  Ser.    No.  229.   230.  231.   233. 
236.   239.   241.  N.  S.   466.) 

58)  Taittiriya  Samhitä,  with  Comm.  (in  Telugu  char.)  No.  7 — 24.  Madras, 
Adi  Kahl  Nidhi  Press   1879—80.     8.     40  pp.     4  a.   pro  No. 

59)  Yajur-Veda  Bhäshyam,  Commentary  on  the  Yajur-Veda,  by  Svämi  Dayd- 
ikiikI  Saraxrali.  (Vedic,  Sanskrit  and  Hindi.)  Vols.  44 — 49.  Parts  28 — 33. 
Benares  u.  Allahabad,  Vedic  Press,  sambat   1938.      8.     64  pp.,   IIa.  each. 

60)  The  Srauta  Sütra  of  Apastamba  belonging  to  the  Black  Yajur  Veda, 
with  the  Commentary  of  Rudradatta  edited  by  Richard  Garbe.  Fase.  1.  2. 
Calcutta   1881.      pp.    1  —  192.      2   s.   pro   Fase.      (Bibl.   Ind.    N.   S.  No.   461.   469.) 

61)  Maiträyani  Samhitä  herausgeg.  v.  Leop  von  Schroeder.  Buch  I. 
Gedruckt  auf  Koston  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft.  Leipzig, 
Brockhaus  in  Comm.  1881.  XLVI,  173  pp.  8.  M.  8.  [Für  Mitglieder  der 
DMG.  M.  6.]  —  Vgl.  R.  Garbe  GGA.   1882,   110—28. 

62)  William  Dwight  Whitney.  Index  Verborum  to  the  Published  Text 
of  the  Atharva-Veda:  '  JAOS.  XII,  1—383.  (Auch  sep.  New  Haven  1881. 
383  pp.  8.,  auf  grösserem  Papier,  übereinstimmend  mit  der  Ausg.  des  Textes  des 
Atharvaveda:  Doli.  5,  Trübner  £  1  5  s.)  —  Vgl.  TR.  N.  S.  II,  106;  A.  Barth 
RC.  N.  S.  XV,  21. 

63)  R.  Roth.  Un  manuscrit  de  1' Atharvaveda:  Atti  del  IV  congr.  int.  d. 
orient.   ton.  in  Firenze   1878.      II,   89—96. 

64)  Szdsz  K.  A  vilägirodalom  nagy  eposzai.  K.  I.  Budapest,  Akad. 
1881.     631   pp.  —  Vgl.  Ung.  Rev.   1882,  456. 

65)  Adolf  Holtzmann.  Ueber  das  Mahabharata:  Literar.  Beilage  der 
Karlsruher  Zeitung   1881.     (Auch  sep.     8  pp.     4.) 

66)  A.  Holtzmann.  Ueber  das  alte  indische  Epos  Beigabe  z.  Progr.  d 
grossh.  Pro-  u.  Realgymn.  Durlach  f.  d.  Schulj.  1880 — 81.  Durlach,  Dups  1881. 
25  pp.  I  Vgl.  A.  Barth  Rev.  de  l'liist  des  rel.  V,  247  und  RC.  N.  S. 
XV.   2—5. 

3* 


23  Klatt,    Vorderindien. 

wohl  unhaltbare  Sache  vertheidigt,  nämlich  dass,  wie  er  im  Anschluss 
an  den  älteren  Holtzmann  ausführt ,  in  der  ursprünglichen  Fassung 
des  Mahäbhärata  die  jetzigen  Siegel-,  Krishna  und  die  Pändavas  als 
besiegte  Rebellen  und  Frevler  dargestellt,  dagegen  die  Kauravas  ver- 
herrlicht ,  und  dieses  ältere  Gedicht  von  einem  Buddhisten  verfasst 
und  später  in  buddhafeindlichem  Sinne  umgearbeitet  worden  sei. 
Ein  für  Schulen  bestimmtes  Buch  von  Wheeler61)  erwähnen  wir 
hier  deshalb ,  weil  es  nach  seinem  Hauptinhalt  aus  Analysen  des 
Mahäbhärata  und  Rämäyana  besteht.  Arnold08-9)  übersetzt  die 
beiden  letzten  Bücher  (Mahäprasthänika-  und  Svargarohanaparvan) 
-  auch  enthalten  in  No.  130  --  und  den  Anfang  des  10.  Buches 
(Sauptikaparvan),  Muir10)  ausgewählte  Sentenzen  des  Mahäbhärata. 
Für  classische  Philologen ,  welche  das  Sanskrit  privatim  erlernen, 
ist  ein  Buch  von  Peile  7 ' )  über  das  Nalopäkhyäna  bestimmt,  welches 
aber  nach  Lanman's  Urtheil  viele  Felder  enthält.  Ein  Seitenstück 
zur  Erzählung  von  Nala  rindet  Prato'1")  in  der  italienischen  Volks- 
literatur. Das  4.  Buch  (Virätaparvan) 72)  ist  in  Calcutta  besonders 
erschienen. 

Von  Puränas  nennen  wir  eine  Fortsetzung  des  Agni- 7ä)  und 
eine  vollständige  Ausgabe   des  Bhägavatapuräna 74),    ferner  Adhyät- 


67)  J.  Talboys  Wheeler.  Tales  from  Indian  History  :  beiug  the  Annais 
of  India  retold  in  Narratives.  London,  Thacker  1881.  272  pp.  8.  5  s.  — 
Vgl.  Ath.    1881  II,  428. 

68)  Edwin  Arnold.  A  Book  from  the  Iliad  of  India:  Internat.  Rev.  X, 
36—51.   297—306. 

69)  E.  Arnold.    From  the  „Iliad  of  India" :  Contemp.  Rev.  XXXIX,  565—7. 

70)  John  Muir.  Metrical  Translatious  from  the  Mahäbhärata:  IAnt.  X, 
90—3.  —  Muir  |  7.  März  1882;  vgl.  A.  H.  Sayce  Ac.  XXI,  196;  Ath.  1882 
I,  346;  TR.  N.  S.  III,  No.  1  —  2,  Suppl.  2  pp.  (nach  der  Times);  F.  Justi  AAZ. 
Beil.  No.  85.  26.  März  1882.  p.  1257—8;  RC.  N.  S.  XIII,  320;  C.  P.  liele  Theol. 
Tijdschr.  XVI,  388;  JRAS.  N.  S.  XIV,  Ann.  Rep.  p.  IX;  Rev.  de  l'hist.  des  rel. 
V,  411;  TR.  N.  S.  III,  26  (nach  A.  Weber  in  der  National-Zeitung);  BTLVNI. 
IV.  Volgr.,  VI,  128  (nach  der  Times);  Rev.  d'etlmogr.  I,  364;  Trans.  Philol.  Soc. 
1882—3—4.  Part.  I  p.   1. 

71)  John  Peile.  Notes  on  the  Nalopäkhyänam  or  Tale  of  Nala,  for  the 
Use  of  Classical  Students.  Cambridge,  Univ.  Press  1881.  VII,  244  pp.  8. 
12  s.  —  Vgl.  C.  R.  Lanman  Amer.  Journ.  of  Philol.  II,  516- — 9.  [Die  An- 
führung von  Jarrett,  Nalopäkhyänam,  Cambridge,  in  Friederici's  Bibl.  or.  1881 
No.  576  ist  wohl  ein  Versehen,  vgl.  Jahresber.    1876/7   I  p.   87   No.   7.] 

71a)  Stanislao  Prato.  La  leggenda  indiana  di  Nala  in  una  novellina  po- 
polare  pitiglianese.  Como  1881.  [„Scertryk;  hvoraf,  angives  ikke",  vgl.  Kr. 
Nyrop.     Nyere  folklore-litteratur :  Nordisk  Tidskrift  f.  Filol.  Ny  raekke.  VI,  51.] 

72)  Birat  Parba.  The  Fourth  Book  of  the  Mahäbhärat.  Calcutta  1881. 
240  pp.  H.  Rs.  2  8  ;i.  [Republished  in  the  form  of  a  puthi  or  native  manu- 
script,  bocause  it  is  recited   on   the  occasion  of  Hindu  shradhs.j 

73)  Agni  Puranam.  Parts  VI  and  VII.  Madras,  Vartamana  Tarangini  Press 
lh8u       144    pp       8.      Re.    1. 

74)  Atha  Shrimad  Bhägawat;  or  the  Bhägawat  Purän ,  by  the  reputed 
autlior  Wyäs,  with  a  comm.  3.  Ed.  Bombay,  Nirnaya  Sägar  Press  1881. 
1384  pp.     Ob!    Printed.     Rs    9.     [Trübner:    L    1    16  s.| 


Khtlt,    Vorderindien.  29 

marämäyana  75)  (aus  dem  Brahmända-)  und  Krishnajanmakhanda  76) 
(aus  dem  Brahmavaivartapuräna).  Das  bisher  noch  nicht  veröffent- 
lichte Civapuräna  wird  nach  einem  Prospect  vom  2.  October  1881, 
welchem  der  erste  Bogen  des  Werkes  als  Probe  beilag,  in  Bombay 
in  Ganpat  Krishnäji's  Press  gedruckt.77)  Das  Devtbhägavata  78)  er- 
scheint in  Madras.  Ein  ganz  modernes  Product  scheint  das  Goma- 
tipuräna 79)  zu  sein.  Aus  dem  Märkandeyapuräna  ist  die  Durgä- 
saptacati  80)  wieder  in  mehreren  Ausgaben  erschienen ;  die  beiden, 
die  Legende  von  Hariccandra  enthaltenden  Bücher  dieses  Puräna 
sind  von  Wortham  81)  metrisch  übersetzt  worden.  Aus  dem  Skanda- 
puräna  ist  der  Käcikhanda S2)  und  der  Brahmottarakhanda 83)  er- 
schienen. Die  Ausgabe  des  Väyupuräria  84)  in  der  Bibliotheca  Indica 
ist  um  ein  Heft  weiter  genickt.  Beiläufig  erwähnen  wir  eine  Gar- 
gasamhitä  85) ,  welche  dem  Rishi  Garga  zugeschrieben  wird  und  die 
Abenteuer  des  'Krishna  enthalten  soll. 

Vom  Rämäyana  sind  2  vollständige  indische  Ausgaben  86  " 7), 
eine    Ausgabe     des     5.    Buches88)     und    eine    Fortsetzung89)     er- 


75)  Adhyätma  Rämäyanam.  Madras,  Sarada  Nilayam  Press  1881.  229  pp.  8.  8a. 

76)  Sri  Krishna  Janma  Khaudam.     Part  II.     Ebd.   1881.     40  pp.     8.     8a. 

77)  Vgl.  Ath.   1881  II,   705. 

78)  Devi  Bhägavatam.  Nos.  6 — 8.  Madras,  Vartamana  Tarangini  Press 
1881.     8.     80  pp.     8  a,  pro  No. 

79)  Gomati  Purän;  or  a  Purän  in  glorification  of  the  sacred  Tank  of  Gomati 
at  Däkor.  By  Shästri  Jayashankar  Gowindrdm  (nicht  angegeben,  ob  Autor 
oder  Herausgeber).    Däkor  (printed  Ahmedabad)  1881.    788  pp.  Obl.  Lith.    Ks.lt». 

80)  Durga  Saptashati.  Bombay,  Jagadishwar  Press  1881.  214  leaves  8. 
Lith.  Re.  1  8a,  [Trübner:  7  s.  6  d.]  —  Bombay,  Ganpat  Krishnäji's  Press 
1881.  150  leaves  8.  Printed.  8  a.  [Trübner:  2  s.  6  d.]  —  Bombay,  Jagad- 
ishwar Press  1881.  78  leaves  8.  Lith.  12  a.  [Trübner:  3  s.  6  d.].  — 
Durgä.     2.  Ed.     Lucknow   1881.      180  pp.     8.     8  a. 

81)  Translation  of  the  Märkandeya  Puräna.  Books  VII.  VIII.  By  B.  Haie 
Wortham:  JRAS.  N.  S.  XIII,  355—79.  —  Vgl.  A.  Barth  Rev.  de  l'hist.  des 

rel.  V,  247. 

82)  Atha  Shri  Käshikhand ,  or  a  descr.  of  the  rel.  importance  of  Käshi  or 
Benares,  with  a  comm.  by  Kämänand.  Reprint.  Bombay,  Ganpat  Krishnäji's 
Press  1881.  491  1.  Obl.  Printed.  Rs.  7  8  a.  [It  contains  many  mythol.  stories 
of  sages,  of  sacred  mountains,  rivers,  cities  &c] 

83)  Brahmottara  Khaudam.     Madras   1880.      136  pp.     8.     8  a. 

84)  The  Väyu  Puräna.  A  System  of  Hindu  Mythology  and  Tradition. 
Edited  by  Rdjendraldla  Mitra.  Vol.  II.  Fase.  I.  Calcutta  1881.  p.  1 — 96. 
8.     (Bibl.  Indica.     N.  S.     No.   457.) 

85)  Atha  Shrimad  Garga  Sanhitä;  or  the  work  of  Garga  Rishi.  Reprint. 
Bombay,  Jagadishwar  Press  1881.     230  1.  obl.     Lith.     Rs.    4.     [Trübner:   18  s.] 

86)  Wälmiki  Rämäyan,  in  2  Vols.  Bombay,  Ganpat  Krishnäji's  Press  1881. 
927  1.   obl.  fol.     Printed.     Rs.    18.     [Trübner:   £  3    13   s.   6   d] 

87)  Rämäyanam  and  Uttara  Rämäyanam  (in  Malayalam  char.).  2.  Ed. 
Cochin,  P.  Itti  Mattu   1880.     370  pp.     8.     Rs.  2. 

88)  Valmiki  Sundra  Kanda,  2.  Ed.  Madras,  Adi  Sarasvati  Nilayam 
Press   1880.      192  pp.     8.     8  a. 

89)  Rämäyanam.  Cantos  71  to  77  of  the  first  book ,  with  the  comm.  of 
Rämänuj.    Ed.  by  Jibdnanda  Bidydsdgar.    Calcutta  1881.    30  pp.    8.    Re.  1. 

Bälarämäyana  [Epitome  of  the  Rämäyaiia  used  in  schools]  ist  in   3  Ausgaben 
erschienen:    Madras   1880.   14  pp. ,    ebd.   1880.   16  pp.,    Bangalore   1881.    16  pp. 


3Q  Klatt,    Vorderindien. 

schienen.  Darmesteter'J0)  vergleicht  eine  Erzählung  des  Talmud, 
wie  sich  Satan  dem  jagenden  David  in  Gestalt  einer  Gazelle  ent- 
o-egenstellt,  mit  der  Erzählung  des  Rämäyana  (III,  48  ff.  ed.  Gorresio). 

Raghuvanca91- 3)  und  Kumärasambhava94)  sind  wieder,  wie  ge- 
wöhnlich, vertreten.  Ueher  eine  caka  1326  geschriebene  bengalische 
Handschrift  des  Bhattikävya,  welches  hier  den  Titel  Rävanavadha 
führt,  handelt  Rajendraldla  Mitra.95)  Ferner  nennen  wir  Aus- 
gaben (resp.  Fortsetzungen)  des  Naishadhiya  y(i),  Campürämäyana97- 8), 
Bhojacaritra9'-'),  Camkaravijaya  10°) ,  auch  eines  Bilhanacaritra i  ° ' ) 
(modern  und  unbedeutend ,  angeblich  nur  ein  Liebesabenteuer  des 
Bilhana  erzählend).  Die  im  Jahresber.  1879  p.  47  n.  76  erwähnte 
Ausgabe  des  Hammiramahakävya  hat  A.  Barth*01)  ausführlich  re- 
censirt.  Nach  einer  Mittheilung  der  DLZ.  IV,  101  werden  das 
Gaudavadhakävva  und  die  Kirtikaumudi ,  ein  historisches  Gedicht 
der  Jainas,  in  Indien  nächstens  ei'scheinen. 

Im  Bereich  der  Fabeln  und  Märchen  nennen  wir  Bilh- 
ler's 103)  Schulausgabe  des  Paficatantra,  andere  von  Hindus  besorgte 
Ausgaben    (bez.  Uebersetzungen)  desselben  Werkes104-5),  des  Hito- 


90)  James  D armesteter.  David  etKama:  ßev.  des  et.  juives  II,  300 — 2. 
—  Die  Acad.  des  inscr.  hat  folgende  Preisaufgabe  gestellt:  Etudier  le  Rämä- 
yana au  point  de  vne  religieux  .  .,  s.  CR.  IV  Ser.,  X,  325. 

91)  Kälidäs  Raghuvamsa,  -nith  Mallinätha  Suri's  comm.  Madras,  Sarasvati 
Nilayam  Press  1880.     193   pp.     8.      6  a. 

92)  Dasselbe,  ebd.    1881.      170  pp.     8.     8a. 

93)  Atha  Shri  Raghuwanshe  Mahd  Käwye  dwitiya  Sarga ,  w.  Mallinäth's 
comui.     Poona,  Jagaddhitechchhu  Press   1881.      14  1.  obl.     Lith.   4a. 

94)  Kälidäsa  KumärasambhaVam  Kävyam  Savyäkhyänam.  (Malayalam  char.) 
Cochjn,  P.  Itti  Mattu   1880.     85   pp.      8.     Re.   1. 

95)  R.  MÜra.  Note  on  a  Mannscript  of  the  Bhatti  Kävya:  PASB.  1881, 
134—8.      1   Taf. 

96)  Naishadha  Charita,  the  life  of  Kala.  Part  VIII.  2.  Ed.  Calcutta  1881. 
48  pp.     8.     8  a. 

97)  Atha  Champu  Rämäyan.  By  Bhoja  Räja  and  Lakshuman.  Poona, 
Writta  Prasärak  Press   1881.      112   pp.     4.     Lith.      12a. 

98)  Champu  Rämäyanam  (in  Telugu  char.).  Madras.  Viveka  Dipika  Press 
1881.     460  (?)  pp.     8.     Re.    1. 

99)  Bhoja  Charitram  (in  Grantha  char.).  Madras,  Parabramah  Press  1881. 
72   pp.     8.     2   a.  6   p. 

100)  Sankaravijaya.  The  Life  and  Polemies  of  Sankarächärya.  By  Anan- 
dagiri.     Ed.  by  Jibänanda  Bvdydsdgar.     Calcutta  1881.     217  pp.    8.    Re.   1 

8  a.      [Trübner:   5   s] 

101)  Bilhana  Charitram.  Madras,  Sri  Vani  Nilayam  Press  1880.   24  pp.  8.   1  a. 

102)  RC.  N.   8.   XI,  441—51. 

lo.d  Paiichatantra.  II  and  III.  IV  and  V.  Ed.  with  notes  by  G.  Bühler. 
Bombay,  Education  Society's  Press   1881.     85  u.   81   pp.     8.     9   u.   9  a. 

104)  Panchatantra.  Ed.  by  Jibänanda  BidyAsdgar.  2.  Ed.  Calcutta 
1881.     314  pp.     8.     Rs.   2   8  a.     [Trübner:  8  s.] 

105)  Panchatantra  (Eiiglish).  C.  K.  S.  Press,  Yepery,  Madras  1881.  124  pp. 
8.     6  a.     [A   translation  of  five  Tamil  tales  for  the  use  of  students.  .  .  .] 


Klatt,    Vorderindien.  31 

pade^a106-8)  und  der  Sinhäsanadvätrin^ikä  109).  Eine  Uebersetzung 
der  letzteren  nach  dem  Bengalischen  von  L.  Feer  wird  in  der  Col- 
lection  de  contes  et  chansons  populaires  erscheinen.110)  Die  Vetäla- 
pancavincatikä  liegt  mm  endlich  in  Ukle's1*1)  Ausgabe  vor,  welche 
den  Text  in  sorgfältiger  Herstellung  und  einen  umfassenden  kritischen 
Coinmentar,  zu  welchem  H.  Jacobi  Beiträge  geliefert  hat,  enthält. 
Die  Arbeit  wurde  schon  1867  auf  Brockhaus'  Anregung,  und  zwar 
zuerst  von  Uhle  und  Windisch  gemeinschaftlich,  unternommen ,  sie 
ist  ein  schönes,  der  Sammlung,  in  welcher  sie  erschienen  ist,  würdiges 
Werk.  Tawnei/11-)  hat  seine  Uebersetzung  des  Kathäsaritsägara 
bis  in  das  12.  Buch  hinein  fortgeführt.  Derselbe113)  vergleicht 
eine  Erzählung  des  jainischen  Kathäkoca,  welche  in  Nilmani  Mukh- 
erji's  Sanskrit-Chrestomathie  (s.  oben  No.  41)  veröffentlicht  ist,  mit 
der  Geschichte  von  „Rieh  Peter  the  Pedlar"  in  Dasent's  Norse  Tales, 
und  eine  Erzählung  des  Ucchangajätaka  (ed.  Fausböll  No.  67)  mit 
der  Erzählung  von  dem  Weibe  des  Intaphernes  (Herodot  III,  118 
— 20).  Grierson11*)  theilt  zwei  Erzählungen  aus  dem  Munde  von 
Pandits  in  Maithila  mit.  über  Vararuci  als  Auflöser  von  Akrostichen, 
wozu  Weber  bemerkt .  dass  eine  ähnliche  Geschichte  auch  in  der 
Sinhäsanadvätrincikä  erzählt  werde.  Die  Märchensammlung  der 
Man/  Frere115)  ist  in  dritter  Auflage  erschienen  und  die  der  Maive 


106)  Hitopadesh.  Good  Advice.  By  Vishnu  Sarma.  Ed.  with  notes  by 
Jibänanda  Bidy dsdgar.  3.  Ed.  Calcutta  1881.  331  pp.  8.  Re.  1. 
[Trübner:  4  s.  6   d.] 

107)  Hitopadesh.  Good  Advice.  Transl.  and  ed.  by  Baradd  Kdnta  Bi- 
dydratna.  3.  Ed.  Bhowanipore  1881.  225  pp.  8.  Re.  1.  [Seleetions  from 
Vishnu  Sarma's  work  with  notes  and  an  English  transl.] 

108)  Heetawpadaytha  and  populär  Jataka  stoi'ies  (Burmese).  2.  Ed.  Ran- 
goon,  Bennett  1881.      146  pp.      8.     Re.   1.     [Trübner:  5  s.] 

109)  Dwätrinsatputtalika.  The  Story  of  the  Thirty-Two  Thrones.  Ed.  by 
Jibänanda  Bidy&sdgar.    Calcutta   1881.     130   pp.     8.    Re.   1.    [Trübner:  4  s.] 

110)  RC.  N.  S.  XV,   214. 

111)  Die  Vetälapancavincatikä,  in  den  Recensionen  des  Civadäsa  und  eines 
Ungenannten  mit  kritischem  Coinmentar  herausgegeben  von  Heinrich  Uhle. 
Leipzig,  Brockhaus  in  Comm.  1881.  XXX,  236  pp.  8.  M.  8.  [Für  Mitglieder 
der  DMG.  M.   6.]     (AKM.  VIII,  No.   1.) 

112)  Kathä  Sarit  Sägara  or  Ocean  of  the  Streams  of  Story  transl.  from 
the  Original  Sanskrit,  by  C.  H.  Tawney.  Vol.  II.  Fase.  VII — IX.  Calcutta 
1881.     p.   1—292.     8      M.  3   pro  Fase.     (Bibl.  Ind.    N.  S.  No.  456.  459.  465.) 

113)  C.  H.   Tawney.     A  Folk-lore  Parallel:  IAnt.  X,  190—1.  370—1. 

114)  George  A.  Grierson.  Maithila  Folk-lore,  —  Vararuehi  as  a  Guesser  of 
Acrostics:  IAnt.  X,  366—70.  —  Vgl.  dazu  A.  Weber.  Story  of  Vararuehi: 
ebd.  XI,   146. 

115)  Old  Deccan  Days;  or,  Hindu  Fairy  Legends  current  in  Southern 
India.  Collected  from  Oral  Tradition  by  Mary  Frere.  With  an  Introd.  and 
Notes  by  Sir  Bartle  Frere.  Illustrated  by  Catherine  Frances  Frere.  3.  Ed., 
revised.     London,   Murray   1881.      8.     7   s.   6   d.  —   Vgl.  Ac.  XX,  470. 


32  Klatt,    Vor  der  Indien, 

Stokes  J ' 6)  ins  Holländische  übersetzt  worden.  In  welcher  Beziehung 
dazu  ein  ungarisches  Buch 1 ' 7)  steht ,  ist  uns  nicht  bekannt.  An 
M.  Stokes'  Fairy  Tales  schliesst  sich  ein  Artikel118)  der  Calcutta 
Review  an,  welcher  zu  einem  methodischen  Sammeln  der  indischen 
Volkssagen  auffordert. 

Zur  gno mischen  und  lyrischen  Poesie  nennen  wir 
einige  Spruchsammlungen119-27),  eine  Ausgabe  des  Amarucataka1'28) 
mit  Maräthi  -  Uebersetzung  und  des  Gitagovinda.  12°).  Letzterer  ist 
von  Arnold130)  unter  Weglassung  des  letzten  sarga  übersetzt  wor- 


116)  Maive  Stokes.  Indische,  Sprookjes.  Uit  het  Engelsch  vertaald  door 
H.   Scheiternd.     Mit  ecn  Vorword  door  A.  Mulder.     Haag,  van  Cloet*. 

117)  Vdmbcry  Armin.  Indiai  tündermesek.  [Ind.  Feenmärchen  v.  Herrn. 
Vämbery,  aus  d.  Engl.  v.  Joh.  Jonas.}  2.  Aufl.  Budapest,  Franklin  1881.  362  pp. 
—  Hierher  gehört  vielleicht  auch  ein  nicht  näher  bekanntes  Buch :  Early  Ideas. 
A  Group  of  Hindoo  Stories.  Collected  and  collated  by  an  Aryan.  London,  Allen 
1881.      156   pp.     8. 

118)  Indian  Folktales.  What  should  he  and  what  canbedone:  Calc.  Rev. 
LXXII,  424—9. 

119)  Subhäshitä-Ratna-Bhändägäram;  or,  Geras  of  Sanskrit  Poetry.  Being 
a  Collection  of  Witty,  Epigrammatic,  Instructive  and  Deseriptive  Verses.  Selected 
and  arranged  by  Kasinätha  Pänduranga  Paraba.  Bombay,  Nirnaya  Sägar 
Press   1881.     466  pp.     8.     Rs.   3   8  a.     [Trübner:   15   s.] 

120)  Subhäshita  Sangraha.  (Sanskrit  with  Gujaräti  transl.)  Part  I.  Bom- 
bay, Nirnaya  Sägar  Press   1881.      54  pp.     8.      4  a. 

121)  Pathya  Väkya,  or,  Niti-Sästra.  Moral  Maxims,  extracted  from  the 
Writings  of  Oriental  Philosophers,  corrected,  paraphrased  and  transl.  into  Eng- 
lish,  by  A.  D.  A.  Wijayasiriha.  VIII ,  54  pp.  8.  3  s.  [Now  ready  TR. 
N.  S.  HI,  17.] 

122)  Chanakya  Satakam  ,  with  Telugu  Comm.  Madras,  Vartamana  Taran- 
gini  Press   1880.     25  pp.     8.      1  a.    3   p. 

123)  Nitisara.  3.  Ed.  Cochin,  St.  Thomas'  Press  1880.  32  pp.  8.  2  a. 
[123   Sanscrit  verses  with  Malayalam  transl.] 

124)  Ni'tisästram,  in  Grantha  char.,  w.  a  comm.  in  a  mixed  style  of  Sans- 
krit and  Tamil.    Madras,  Vyavahära  Tarangini   Press  1880.    76  pp.    8.    1  a.  6  p. 

125)  Niti  Sästram,  with   Canarese  Comm.    Madras,  Sarasvati  Nilayam  Press 

1880.  58  pp.     8.     4  a. 

126)  Niti  Sästram,  with  Telugu  Comm.  2.  Ed.  Madras,  Adi  Sarasvati 
Nilayam  Press   1880.     48  pp.     8.      1  a. 

127)  Jagannatha  Panditaraja  Sataka  Slokamulu,  with  Telugu  Transl.  2.  Ed. 
Vizagapatam,  Arsha  Press   1880.      66  pp.     8.      5  a. 

128)  Shrimachcbhankaraeharya  Wirach.it  Amarushataka.  Poona,  Dnyän 
Prakäsh  Press   1881.     90   pp.     8.     6  a. 

129)  Jayadeva.  Gita  Govinda  Ashtapadi  (in  Grantha  char.).  Madras,  Vya- 
vahära Tarangini  Press   1880.     36   pp.     8.      1  a. 

130)  Edwin  Arnold.  Indian  Poetry;  containing  a  New  Edition  of  the 
"Indian  Song  of  Songs",  from  the  Sanscrit  of  the  "Gita  Govinda"  of  Jayadeva, 
two  Books  from  "the  lliad  of  India"  (Mahabharata),  "Proverbial  Wisdom"  from 
the  Shlokas    of   tho   Hitopadesa,    and    other  Oriental  Poems.     London,    Trübner 

1881.  VIII,    270  pp.      8.     7   s.   6   d.     [Brockhaus:    M.   9,]    -     Vgl.  LC.    1881, 


Klatt,    Vorderindien.  33 

den.  Hieran  schliessen  wir  eine  Auswahl  von  Stotra131"8)  an  ver- 
schiedene Gottheiten ,  einen  Abdruck  aus  den  Werken  des  Sir 
W.  Jones1™)  (Lond.  1807,  vol.  XIII,  p.  211—333),  welcher  haupt- 
sächlich Hymnen  an  verschiedene  Götter  enthält,  und  als  Curiosa  die 
dichterischen  Erzeugnisse,  zu  welchen  Sourindro  Mohwi  Tagore**0), 


1798;  TR.  N.  S.  II,  77;  TV.  W.  Hunter  Ac.  XX,  81;  Calc.  Rev.  Vol.  LXXIII, 
No.  146,  p.  II— IV;  A.  Barth  RC.  N.  S.  XV,  321;  F.  Nannarelli  La  Cul- 
fcura,  Anno  I.    Vol.  I,  p.   22—8. 

131)  Mayura  Kavi.  Surya  Dandakam.  Madras,  Vartamana  Tarangini  Press 
1880.     15   pp.     8.      1  a. 

132)  Jagannäth  Räya.  Gangälahari.  Bombay,  Jagadishwar  Press  1881. 
8  1.  8.  Lith.  1  a.;  Poona,  Jagaddhitechchhu  Press  1881.  32,1.  4.  Lith.  4  a.; 
15.  Ed.  Meerut  1881.  56  pp.  8.  Lith.  1  a.  3  p.  —  Anandnäth.  Rewä- 
lahari.     Poona,  Jagaddhitechchhu  Press   1881.     20  1.     8.     Lith.      2  a.   6  p. 

133)  Sankra  Chari.  Soundarya  Lahari.  2.  Ed.  Madras,  Adi  Sarasvati 
Nilayam  Press  1880.  24  pp.  8.  1  a.  —  Shankarächärya.  Shiwamänaspujä. 
Poona,  Datta  Prasärak  Press  1881.  4  1.  8.  Lith.  6  p.  --  Sankaracharlu. 
Sri  Rama  Karnamrutam.     Madras,  Sri  Vani  Nilayam  Press   1881.    67  pp.    8.    2  a. 

134)  Kälidäs.  Syämalä  Dandakam.  Madras.  Sarasvati  Nilayam  Press  1880. 
8  pp.  8.  3  p.;  ebd.,  Viveka  Kalanidlii  Press  1880.  6  pp.  8.  3  p.  (Grantha 
char.);  ebd.,  Parahramah  Press  1881.  8  pp.  8.  6  p.  (Gr.  eh.).  —  Kälidäs. 
Devi  Stotra  Panchakam.    ebd.,  Adi  Sarasvati  Nilayam  Press  1880.    24  pp.    8.    1  a. 

135)  Pushpadanta.  Mahimna  Stotra.  Bombay,  Jagadishwar  Press  1881. 
8   1.      8.      Lith.      1  a.      [Trübner:    1   s] 

136)  Stotraratnäkara ,  or  a  collection  of  hymns  and  prayers  by  different 
authors  Part  I.  Reprint.  Bombay,  Ganpat  Krishnäji's  Press  1881.  304  pp. 
8.  Printed.  Re.  1.  —  Dwädasha  Stotra,  in  praise  of  Krishna,  by  Madhwaeh- 
arya.  Poona  1880.  24  1.  Obl.  [2  s.]  —  Devi  Stotra  Kadambam.  4.  Ed  Madras 
1880.  84  pp.  8.  3  a.  —  In  Madras  erschienen  ferner  1880:  Stotra  Patam, 
a  collection  of  hymns  (106  pp.);  Indrakshi  Siva  Kavacha  Stotram  (16  pp.);  Isäna 
Stuti  (70  pp.);  1881  :  Müka  Panchäsati,  2.  Ed.  (77  pp.)  [in  praise  of  the  goddess 
Kämäkshi,  ascribed  to  a  dumb  Brahmin  ...  4  centuries  ago];  in  Poona  1881: 
Ganapati  Atharwashirsha  (4  1.);  Rämastawaraj  (8  1.);  Manimanjari  by  Näräyan, 
with  a  comm.  by  Krishna  (36  1.,  poems  on  different  subjeets);  in  Cuttack  1881: 
Nabagraha-Stotra  (9   pp.) 

137)  Visvesvar  Datt.  Räma-näma - Mähätmyam  Patitapävana - stotran  cha. 
Benares  1881.  32  pp.;  Säligram  Misra.  Vaidyanätha-Mähätmyam.  ebd.  1881. 
82  pp.;  Vyäsa  Maharshi.  Garalapurf  Mähätmya.  Bangalore  1881.  37  pp. ; 
Vyasji.     Ekädasi  Mähätmya.     Meerut  1881.      64  pp.;  Cochin   1880.      110  pp. 

138)  Vishnu  Sahasranäma,  Bombay  1881  dreimal  (46  1.,  14  1.,  56  pp); 
Poona  1881.  57  pp. ;  Lucknow  1881.  28  pp.;  Lahore  1881.  32  pp.;  Madras 
1880—1  fünfmal  (159,  103,  194,  93,  98  pp.).  —  Räma  Sahasranäma  Stotram. 
Madras  1880.  62  pp.  —  Gopälsahasranäma  Stotra.  Bombay  1881.  38  1. 
|  Trübner:  1  s.  6  d.]  —  Siva  Sahasranäma.  Madras  1880.  71  pp. ;  ebd.  1881. 
14  pp.;  Bombay   1881.     56   pp.  —  Ganapati  Sahasranäma     ebd.    1881.     56   pp. 

139)  William  Jones.  The  Hindu  Wife  and  the  Hymns.  Calcutta  1881. 
126   pp.     8.      1.  Ed.:  Rs.  5.     2.  Ed.:  Rs.  7. 

140)  Atha  Järmanistotram,  in  No.  270,  p.  23 — 4.  (Auch  Verh.  d.  Orient- 
Congr.   1881   I  p.   139.  -    Ebd.  p.  140 — 3  auch  die  beiden  folg.  Nummern.) 


34  Klatt,    Vorderindien. 

Räm  Das  Sen1**),  die  Dame  Ramdbdiuß)  und  FlecJrialia)  durch 
den  letzten  Orientalistencongress  begeistert  wurden. 

Von  Dramen  ist  die  Mricchakati  U4)  in  Calcutta  erschienen. 
Eine  Inhaltsübersicht  nebst  ästhetischer  Würdigung  dieses  Dramas 
giebt  Berthold  Müller u5).  Eine  ähnliche  Arbeit  macht  ein  Ben- 
gale146) für  die  Qakuntalä,  von  welchem  Drama  eine  Ausgabe147) 
mit  dem  Commentar  eines  südindischen  Pandits  erschienen  ist.  Die 
Universität  Göttingen  stellt  für  das  Jahr  1883  die  Preisfrage,  ob 
die  Mälavikä  dem  Kälidäsa  mit  Recht  zugeschrieben  werde.14*) 
Einen  kleinen  Artikel  über  Kälidäsa  schreibt  Macdonell.li-])  Das 
Uttararämacarita  15")  ist  in  Indien  mehrfach  edirt  worden,  ferner 
Priyadarcikä    (oder    Ratnävali  ?)151),    Anargharäghava  152) ,    Mudrä- 


141)  Rani  Das  Seil.  Address  to  tlie  Fifth  International  Oriental  Congress 
1881.  1  Bl.  fol.  —  Abgedr.  u.  d.  T. :  A  Sanskrit  Ode  addresscd  to  the  Con- 
gress of  Orientalists  at  Berlin.  By  Ränia  Ddsa  Sena,  the  Zemindar  of  Ber- 
hampore.  With  a  Transl.  by  Shyämaji  Krishnavarmä  ,  of  Balliol  College: 
JRAS.  N.  S.  XIII,  573—6.  —  Die  englische  Uebersetzung  allein:  Ath.  1881 
II,    177.  —  Vgl.  Ac.   XX,  423. 

142)  Sanskrit  Ode  addressed  to  the  Fifth  Intern.  Congress  of  Orientalists 
assembled  at  Berlin,  Sept.  1881.  By  the  Lady  Bandit  Ramä-bäi,  of  Silchar, 
Kächär,  Assam.  With  a  Transl.  by  Monier  Williams:  JRAS.  N.  S.  XIV, 
66—73.  —  Vgl.  M.    Williams.     Lady  Pandits:  Ath.   1881  II,  779—80. 

143)  Giovanni  Flechia.  Versione  sanscrita  doli'  episodio  Dautesco: 
Francesca  da  Rirnini.  Ricordo  ai  colleghi  indologi  del  congresso  orientalistico 
di  Berlino.      1881.      8  pp.      8. 

144)  Mrichhakatika.  The  Claycart.  Ed.  with  a  Comm.  by  Jibänanda 
Bidyfis&gar.     Calcutta   1881.     425   pp.     8.     Rs.   2   [Trübner:   6  s.] 

145)  Berthold  Müller.  Das  Thonwägelchen ,  ein  altindisches  Schauspiel. 
Eine  literarhistorische  Skizze:  Ausland  LIV,  961—7.  993—6.   1011—5. 

146)  Chandra  Näth  Basu.  Sakuntalä-tattwa.  A  review  of  Kälidäs's 
Sakuntala.     (Bengali.)     Calcutta,    New  Arya    Press    1881.      159   pp.     8.     Re.   1. 

-  Vgl.  Calc.  Rev.  Vol.  LXXV,  No.    150,  p.   XXIX— XXXII. 

147)  Sakuntala  Nätakam  with  comm.  by  V.  Srinivasa  Charlu.  (Telugu 
char.)     2.  Ed.     Madras,  Sarasvati  Nilayam  Press   1881.     820   (?)  pp.     8.    Re.    1. 

148)  Gott.  Nachr.    1882,   571. 

I  19)   A.  A.  Macdonell.      Kälidäsa:    Eneyel.    Brit.     9.  Ed.     XIII,   828—9. 

150)  Bhavabhüti's  Uttar  Räma  Charita,  with  Copious  Extracts  from  two 
Sanskrit  Comm.,  and  Explan.  Notes  in  English ,  ed.  by  Krishnöji  Böjmji 
Mdnde.  Poona,  Shiwaji  Press  1881.  92  pp.  8.  Re.  12a.  —  Dasselbe, 
with  a  comm.  by  a  modern  writer  Madras  1880.  122  pp.  8.  12  a.  — 
Dasselbe  (Grantha  char.)  Madras,  Vivekakalä  Nidhi  Press  1881.    150  pp.  8.   12  a. 

L51)  Priya  Darsana  by  Sri  Dhavaka,  with  a  comm.  called  the  Adarsa  or 
Mirror  by  Sii  Paravastu  Srinivasa  Jagannadasami.  Vizagapatam,  Arsha  Press 
L880.  102  pp.  8  9  a.  [This  is  the  first  printed  edition  of  the  Sanscrit  Na- 
tika  Drama,  enl  the  Ratnävali  (sie),  by  thr  celebr.  poet  Sriharsha  .  .  .  C f.  Haas 
Catal    p    44  b.] 

152)  Murary  Bhat.  Anargha  Räghava  Nätakam.  Madras,  Gnana  Suryodaya 
Press   1880.      7  6   pp.      8.      4  a. 


Klatt,    Vorderindien.  35 

räkshasa  153),  Prabodhacandrodaya ' 54)  und  ein  Paar  nicht  näher  be- 
kannte Dramen,  wahrscheinlich  Productionen  der  jetzigen  Zeit.155-6) 
Eine  kurze  Beschreibung  der  verschiedenen  Abarten  des  indischen 
Dramas,  der  Rasa  etc.  erhalten  wir  von  Sourindro  Mohun  Tagore.151) 
Zur  wissenschaftlichen  Literatur  des  Sanskrit, 
und  zwar  zunächst  zur  Grammatik  übergehend,  verzeichnen  wir 
die  Fortsetzungen  des  Nirukta158)  und  von  Eggeling's 159)  Ganarat- 
namahodadhi.  KieUwrn uo)  handelt  über  mehrere  Handschriften 
des  Jainendravyäkarana  in  der  Bibliothek  des  Deccan  College  zu 
Puna.  Er  giebt  den  Inhalt  dieser  Grammatik  an,  über  welche  er 
das  Urtheil  fällt ,  dass  keine  mehr  der  Originalität  ermangele  und 
werthloser  sei,  und  weist  nach,  dass  sie  von  der  Tradition  der  Jainas 
dem  Mahävira  selbst  (Püjyapäda)  zugeschrieben  werde ,  dass  aber 
der  wirkliche  Verfasser  Devanandin  sei.  In  Benares  sind  einige  zur 
Grammatik  des  Pänini  gehörende  kleine  Texte101),  in  Bombay  die 
Laghukaumudi l62)  erschienen.  Nach  einer  Nachricht  der  DLZ.  IV, 
101    ist    der   Druck   einer  Ausgabe    der  Prakriyäkaumudi    von    der 

153)  Mudräräkshasa  by  Bisäkhadatta.  Ed.  with  a.  Comm.  by  Jibünanda 
Bidydsögar.     Calcutta   1881.     218  pp.     8.     Re.   1    8  a. 

154)  Satikam  Prabodha  Chandrodayam  nama  Nätakam,  w.  the  comm.  of 
Rämdäs  Dikshit.   Poona.  Jagaddhitechcbhu  Press  1881.   140  pp.    4.  Lith.  Re.  1  4  a. 

155)  Visvanäth  Sinh.  Ananda  Raghunandana  Nätak.  The  happiness  of 
Raghunandana.  (Sanskrit,  Prakrit  and  Hindi.)  Lucknow,  Munshi  Nawal  Kishor 
1880.  128  pp.  8.  Lith.  4  a.  [A  play  in  7  acts  about  the  aecession  of  Ra- 
machandra  to   the  throne  of  Ajodhia] 

156)  Sri  Krishna  Viläsam,  a  Drama  (Grantha  char. )  Madras,  Parabramah 
Press  1881.  60  pp.  8.  2  a.  6  p.  [This  contains  cantos  3  and  4  only  of  a 
Sanscrit  poem  based  on  the  story  of  the  tenth  book  of  the  Bhägavatam  with 
commentary.] 

157)  Sourindro  Mohun  Tagore.  The  Dramatic  Sentiments  of  the  Aryas. 
Calcutta,   Stanhope  Press   1881.     40  pp.     8. 

158)  *WrePffSrT-f'r^'3W    I      The    Nirukta.     With    Commentaries.     Ed. 

by    Pandit    Satyavrata    Sämasrami.      Vol.    I.     Fase.    II — IV.     Calcutta    1881. 
p.  93—380.    8.    2  s.  pro  Fase.     (Bibliotheca  Indica.     N.   S.  No.  454.  460.   471.) 

159)  Sanskrit  Te.xt  Society.  ^^^TTf^Tf^T-  ^fifafffWff ?ft 
7TTTr^(jJ?T^'<2"f^n  II  Vardhamäna's  Ganaratnamahodadhi ,  with  the  Author's 
Commentary.  Edited,  with  Critical  Notes  and  Indices,  by  Jidius  Eggeling. 
Part.  II.  London,  Trübner  (printed  Hertford)  1881.  pp.  IV,  241—480.  8. 
6  s.  —  Vgl.  über  die  Sanskrit  Text  Society  Verb.  d.  Orient. -Congr.  1881  I. 
91.   92 — 4. 

160)  F.   Kielhorn.     On  the  Jainendra-vyäkarana:  IAnt.  X,   75 — 9. 

161)  Pänini.  Gana-pathah.  72  pp.  8.  4  a.  ■ —  Pänini.  Dhätu -päthah. 
50  pp.  8.  2  a.  —  Kätyäyana.  Värtika- päthah.  7  2  pp.  8.  4  a.  —  Pa- 
ribhäshä-päthah,  ed.  by  Brajbhilshau  Das.  8  pp.  8.  6  p.,  sämmtlich  Benares, 
Bäränasi  Das  1880.  Lith.  (Ebd.  auch  Upasarga  Vritti,  16  pp.,  und  Laghu- 
upasarga  Dipikä,   10  pp.) 

162)  Ayam  Laghukaumudi  Grantho.  By  Waradräj.  Ed.  by  Ga/hg&wishnu 
and  Kliemnij.  Bombay,  Ganpat  Krishnäji's  Press  1881.  173  pp.  8.  Printed. 
12  a.     [Trübner:   2   s.   6    d.] 


3(J  Kluft,    Vorderindien. 

indischen  Regierung  bewilligt  worden.  In  Bhowanipore  ist  die  Ka- 
läpa- (Kätantra-)  Grammatik163)  zu  drucken  begonnen  worden.  Ferner 
sind  erschienen  Anubhütisvarüpäcärya's  Särasvatam  1G4— 5),  die  darauf 
gegründete  Siddhäntacandrikä 10b)  und  ein  Commentar  zum  zweiten 
Theil  der  letzteren167).  Wir  erwähnen  schliessbch  die  Qabdaman- 
jari168)  und  ein  Paar  Versuche  heutiger  Hindus  in  der  Sanskrit- 
grammatik.169) 

Auf  dem  Gebiet  der  L  e  x  i  k  o  g  r  a  p  h  i  e  vermögen  wir  nur  die 
Fortsetzung  von  Tdrdnäthas  ,7°)  Väeaspatya  (von  dikshä  bis  niyama 
reichend) ,  ein  medicinisch.es ,  mit  dem  Werke  Haläyudha's  gleich- 
namiges Lexikon171),  wahrscheinlich  eine  Production  der  Gegenwart, 
und  mehrere  Ausgaben  des  Amarakoca172)  zu  verzeichnen. 


163)  Satika  Kaläp  Byäkaranam.  Part  I.  Bhowanipore,  publ.  by  Sasibhushan 
Majumdär  1881.  752  pp.  8.  Es.  4.  [The  publisher  says  in  the  preface  that 
the  Sanskrit  grammar,  ent.  Mugdhabodh .  is  used  in  Nabadwip  and  on  the 
Eastern  and  Western  banks  of  the  Bhägirathi,  Supadma  and  Sanksbiptasär  are 
used  in  Midnapore  and  the  adjoining  country,  Sanksbiptasär  is  used  in  Burd- 
wan,  Bankura  and  other  districts,  and  Kaläp-Byäkaran  is  in  use  in  Daeca,  Fur- 
reedpore,  Backergange,  Mymensingh ,  Tipperah,  Noakholly,  Chittagong,  Sylhet, 
Jessore,  parts  of  Orissa,  and  other  places.] 

164)  Anubhüti  Svarüpäcbärya.     Särasvata.     2.  Ed.     Meerut,   Lälä  B;'isudev 

1880.  84  pp.     8.     Lith.     4  a. 

165)  Atha    Säraswata,    Pürwärdha.     Reprint,     Bombay,    Jagadisbwar  Press 

1881.  55  1.  Obl.  Lith.      12  a.     [Trübner:   3  s.] 

166)  Atha  Siddhänta  Chandrikä  Sawyäkhyä;  or  the  work  ent.  ,, Siddhänta 
Chandrikä"  by  Rämäshrama ,  with  a  comm.  by  Sadänand.  Reprint.  Bombay, 
Jagadishwar  Press   1881.     512  pp.     Obl.  Lith.     Rs.   5. 

167)  Tattwa  Di'pikä.  Tikä  Siddhänt  Chandrikä  Dttra  Sanskrit  ärdh  kl 
(Essential  light,  being  notes  on  the  latter  half  of  the  Siddhänt  Chandrikä).  By 
Loke  Shankar.     Amritsar,  Chashma-i-Nur  Press   1880.     80  pp.     8.    Lith.     8  a. 

168)  Sabdamanjari.  110  pp.  3  a.  —  102  pp.  2  a.  6  p.  Beide  Madras 
1880.     8.     (Grantha  char.) 

169)  Bhäshämanjari.      (Tel.    char.)      Madras    1880.      118   pp.     8.     2  a.    - 
Christaniya  Watsa.     An  Elementary  Sanscrit  Grammar  (Can.  char.).    Mangalore 
1880.      106  pp.     8.     Re.   1.      [Based    on    the    Sanskrit    grammar    of   M.    Müller. 
Benfey  .  .  .] 

17H|  ^Jx|^cM  .  .  .     Vachaspatya   a  Comprehensive    Sanskrit   Dictionary, 

l'w.nty  Parts  —  Part  VIII  (Druckfehler  für  XVT).  XVII.  Compiled  by  Tura- 
natha  Tarleavachaspati,  Calcutta,  Saraswati  Press  1881.  p.  3603 — 4078. 
4.     Rs.   6   eacb  part. 

171)  Abbidhäna  Ratna  Mala.  Madras,  Adi  Sarasvati  Nilayam  Press  1881. 
62  pp.  8.  8  a.  [A  medical  lexicon  in  Sanscrit  with  Telugu  parapbrase  giving 
the   Sanscrit  names  of  various  medicinal  things.] 

L72)  Atha  Sawigrahamar  Kosha.  Poona,  Datta  Prasärak  Press  1881.  298  1. 
um  Lith.  5  a.  (?)  —  Amaresam  (Malayalam  char.)  Cochin  1880.  97  pp.  8. 
lila.;  ebd.  1881.  99  pp  8.  10a.  —  Ainafam  Trikhändam  (Tel.  char.)  Ma- 
dras 1880.  72  pp.  8.  1  a.  6  p.;  Book  I.  ebd.  1880.  16  pp.  8.  6  p.  — 
Amaram  (Grantha  char.)  ebd.  1881.  88  pp.  8.  3  a.-  Nämalingänusasana  (Kan- 
uada char.)  3  Parts.  5.,  6.  Ed.  Bangalure,  Vichara  Darpana  Press  1881.  80  pp. 
8.     3a.   6p.;  Parti.      7  —  9.  Ed.     ebd.    1881.      16  pp.     8.      1  a. 


Klatt,    Vorderindien.  37 

Die  Metrik  und  Poetik  ist  durch  eine  Ausgabe  von  Käli- 
däsa's  Qrutabodha m) ,  das  erste,  über  vedische  Metrik  handelnde 
Heft  eines  Chandahsära 1 74)  bezeichneten  Textes,  die  Fortsetzung 
eines  Commentars  zum  Kävyaprakäca175)  und  Ausgaben  der  Rasa- 
mafij  ari 1 7  ü)  vertreten. 

Zur  P  h  i  1  o  s  o  p  b  i  e  nennen  wir  eine  Ausgabe  der  1 0  üblichen 
Upanishads. ' 7 ' ).  Regnaud  nb)  handelt  auf  C4rund  von  Brihadäranya- 
kopanishad  I,  4,  o  über  den  Ursprung  der  Vorstellung  vom  Andro- 
gynismus.  Von  der  Shaddarcanacintanikä ' 7 ")  ist  ein  neuer  Band, 
4  Essays  Ballantyne'x  IS0)  über  die  Nyäya-  und  Vedänta-Philosophie, 
abgedruckt  aus  dem  Benares  Magazine,  sind  von  neuem  erschienen. 
Eine  bengalisehe  Abhandlung  181)  über  die  Stellung  der  sechs  philo- 
sophischen Systeme  zu  den  Vedas  wird  lobend  erwähnt.  Die  Nyäya- 
Philosophie    ist    durch    2  Ausgaben    des    Tarkasamgraha182- 3)    und 


173)  Shruta  Bodha  Satik;  or  an  elementary  treatise  on  S;mskrit  prosody, 
by  Kälidäsa.    Labore  (printed  Bombay,  Nirnaya  Sägar  Press)  1881.    14  pp.    8.    2  a. 

174)  Chhandahsäram.  Of  Metre.  Ed.  by  Gangddhara  Rüga.  Part  I, 
No.    1.     Syädäbad   1881.      44  pp.      8.     Re.   1. 

175)  Kävya  Darpanam ,  by  Sri  Raja  Sudra  Mani  Dikshatar,  ed.  by  Sri 
Paravastu  Srinivasa  Bhatta  Nada  Charya.  (Sanscrit  and  Prokret.)  Chapt. 
7  —  9.     Vizagapatam,  Arsha  Press   1880.      191   pp.     8.     Re.   1. 

176)  Bhanu  Kavi  (?).  Rasamanjari  (Tel.  char.)  Madras,  Sarasvati  Nilayam 
Press  1881.  40  pp.  8.  2  a.-,  (Grantha  char.)  ebd.  1881.  40  pp.  8.  2  a. 
[A  Standard  work  on  poetical  t'eelings  .  .  .] 

177)  Dasopanishad  Brahma  Sutram  Bhagavad  Gita.  2.  Ed.  Madras,  Vi- 
veka  Kala  Nidhi  Press  1880.  278  pp.  8.  Re.  1.  [Contains  the  text  of  the 
ten   Upanishads  for  daily   recitation.] 

178)  Paul  Regnaud.  Note  sur  la  legende  indo-europeenne  de  l'androgy- 
nisme  primitif:  RC.  N.  S.  XI,  76 — 7.  —  Vgl.  dazu  J.  Halevy.  L'androgynisme 
primitif  est-il  une  legende  indienne?  ebd.  196 — 8,  und  Paul  Regnaud.  En- 
core  un  mot  sur  la  legende  de  l'androgynisme  primitif  dans  la  Brhad-äranyaka- 
Upauishad:    ebd.   297 — 8. 

179)  The  Shaddarshana  Chintanikä;  or  Studies  in  Indian  Philosophy.  Ed. 
by  Mdhddew  Moreshwar  Kante.  Vol.  V,  No.  1 — 12.  (Sanskrit,  Marathi  and 
English.)  Poona,  später  Ahmedabad  (gedruckt  Bombay,  Nirnaya  Sägar  Press) 
1881.     8.     Die  No.  40  pp.      8  a. 

180)  J.  R.  Ballantyne.  Hindu  Philosophy.  2.  Ed.  Calcutta ,  Ghosh 
1881.     86   pp.     8.     Rs.   5.  —  Vgl.  Jahresber.   1879    p.   50  n.   104. 

181)  Prasanna  Kurnär  Bidydratna  Sanskrit  Philosophers  on  the  Vedas. 
(Bengali.)  Printed  by  Rajkrishna  Sinha  at  the  Berhampore  Dhanasindhu  Press, 
and  publ.  by  Prasanna  Kumär  Bidyaratna.  1288  B.  S.  (1881).  —  Vgl.  Calc. 
Rev.  Vol.  LXXIII,  No.    146,  p.  XIX 

182)  Atha  Tarka  Sangraha;  or  a  small  treatise  on  the  doctrine  of  Nyaya 
or  logical  philosophy.  By  Aiinaui  Bhatta.  Reprint.  Poona ,  Jagaddhitechchhu 
Press  1881.      9  1.  Obl.  Lith.      1  a.     [Trübner:  6   d.] 

183)  Siddhänta-Chandrodaya  Ti'kä  sahitas  Tarka  Sangrahah.  The  Tarka 
Sangraha  with  the  comm.  of  Krishna  dhurjatidikshil       Benares,  Banärasi  Prasad 

1881.      37    pp.      8       Lith        III  a. 


38  Klatt,    Vorderindien. 

ein  Paar  andere  Texte184"5)  vertreten,  die  Sämkhya  -  Philosophie 
durch  Davies  18t)  Uehersetzung  der  Sämkhyakärikä,  welche  sich  an 
Colebrooke-Wilson's  Uehersetzung  anlehnt ,  und  durch  eine  Abhand- 
lung JEverett's  187),  die  besonders  über  die  Natur  der  Seele  (purusha) 
nach  dem  Sämkhya  -  System  handelt.  Das  Textbuch  der  Yoga- 
Philosophie186)  ist  in  der  Bibliotheca  Indica  begonnen,  das  der 
Mimänsä  189)  fortgesetzt  worden.  Jacob's1'30)  Uehersetzung  des  Ve- 
däntasära ,  welche  laut  Vorrede  „für  Missionäre  und  andere  Leute, 
die  nicht  Müsse  zu  Quellenstudien  haben,"  bestimmt  ist,  ist  eine 
sorgfältige,  auf  Hall's  Uehersetzung  fassende  Arbeit.  Vedäntasära191). 
I'aiicadaci  iy"2~3)   und   einige  andere  zur  Yedänta- Philosophie  gehörige 


184 1  Chaturdasa  Lakshani.  Vizägapatäm,  Arsha  Press  1880.  98  pp.  8. 
8  a.  [A  book  of  Indian  logic  in  Sanscrit  prose  by  Jagadisa,  a  Pundit  that  lived 
two  centuries   ago.] 

185)  Pancha  Lakshani  of  Chintämani,  with  comm.  By  Sri  Gangesa  Upadya 
Madhuranadha  Battä  Chäri.  Vizägapatäm,  Arsha  Press  1880.  18  pp.  8.  2  a. 
[One  of  thc  Sanscrit  text-books  in  logie.] 

180)  John  Davies.  Hindu  Philosophy.  The  Sänkhya  Kärikä  of  Iswara 
Krishna.  An  Exposition  of  the  System  of  Kapila.  With  an  Appendix  on  the 
Nyäya  and  Vaiseshika  Systems.  London,  Trübner  1881.  VI,  15 1  pp.  8.  6  s. 
[Brockhaus:  M.  7.20.]  (Trübner's  Oriental  Series.)  --  Vgl.  E.  Windisch  LC. 
1882,  676;  Karl  Blind.  Ein  Darwinscher  Denker  vor  Buddha:  Gegenwart 
XXIII,   150—3;  Calc.  Rev.     Vol.  LXXI1I,  No.   146,  p.  I. 

187)  C.  C.  Everett.  On  the  Sänkhya  Philosophy  of  the  Hindus:  PAOS. 
May   1881,  p.  LXIII— LXIV. 

188»  UTrT^^t    *fij|&m(    I    TT^wrä^T^fffraffcR    I      The 

Yoga.  Aphorisms  of  Pataniali,  with  the  Conunentary  of  Bhoja  Räjä  and  an  Eng- 
lish  Translation,  by  Röjendraläla  Mitra.  Fase.  I.  Calcutta  1881.  64,  32  pp. 
8.      (Bibliotheca  Indica.   N.   S.   No.   462.) 

189)  jfYjJT*rp21J«nR  ■  •  •  The  MimäBsä  Darsana  .  .  .  Pasc.  XVI.  Cal- 
cutta   1881.     p.   577  —  672.     8.     (Bibl.  Ind.  N.   S.  No.  470.) 

190)  A  Manual  of  Hindu  Pantheism.  The  Vedäntasära,  transl.  with  Copious 
Annotations  by  Cr.  A.  Jacob.  London,  Trübner  1881.  X,  129  pp.  8.  6  s. 
| Blockhaus:  M.  7.20.]  (Trübner's  Oriental  Series.)  —  Vgl.  E.  Windisch.  LC. 
1882,  713;  Ac.  XX,  496;  Calc.  Rev.  Vol.  LXXIV,  No.  148,  p.  VIII— IX; 
./.    M.    M.    LVnt.   XI,    116;    C.    W.   Park   Bibl.  Sacra  XXXIX,   580  —  9. 

191)  Vedänta  Sara  (Tel.  char.).  Vizägapatäm,  Arsha  Press  1881.  119  pp. 
8.     10a. 

192)  Sri    Vedänta   Panchadasi,  by  Vidyaranya  Muni,    with  2  commentaries 

2    Ed.     Madras,  Adi  Sarasvati  Nilayam  Press   1880.     402  pp.     8.     Rs.  2. 

193)  Atha  Satikäpanchadashi ;  or  a  book  on  Vedänta  Philosophy,  cons  of 
15  chapters,   with  a  comm.    Reprint.    Bombay,  Jagadishwar  Press    1881.     134  1 

I  »hl.   Lith.     Rs.  2   ITiiil r:    10  s.  6  d.l 


Klatt,    Vorderindien.  39 

Publicationen  194_s),  endlich  mehrere  Ausgaben  der  Bhagavadgltä199) 
hndet  man  unten  verzeichnet. 

Auf  dem  weiten  Gebiel  von  Recht  und  Religion  (Dharma) 
nennen  wir  zuerst  das  von  Bloom  field'2{)0)  in  Text  und  Ueber- 
setzung  edirte  Grinyasamgrahaparicishta ,  welches  eine  Ergänzung 
zum  Grihyasütra  des  Gobhila  bildet  und  auch  im  neunten  Heft  der 
Calcuttaer  Ausgabe  des  letzteren  (s.  Jahresber.  1879  p.  51  n.  114) 
abgedruckt  ist.  Eine  Sammlung  von  LS  Smritis201)  ist  von  neuem 
publicirt  worden.  Vom  Mänavadharmacästra  ist  die  Fortsetzung 
einer  indischen  Ausgabe2"-)  imd  ein  Neudruck  der  Uebersetzung 
des    Sil-    William  Jones-"'6)    erschienen.     Neue  Uebersetzungen    von 


194)  Atha  Charpat  Panjarikä;  or  religious  advice.  By  Shankarächärya- 
Reprint.  Bombay,  Jagadishwar  Press  1881.  8  1.  8.  Lith.  G  p.  [Describes 
the  transitory  state  of  the  world.     The   work  is  very  populär.] 

195)  Atha  Wedänt  Stotra  Sangraha;  or  a  coli,  of  Vedäntic  hymns,  by  Shan- 
karächärya and  otliers.  3.  Ed.  Bombay,  Nirnaya  Sägar  Press  1881.  IG  1.  8. 
Printed.      2  a. 

196)  The  Life  and  Letters  of  Gokulaji  Sampattkäma  Zalä  and  his  Views 
of  the  Vedänta,  ed.  by  Mansukhrdm  Suryardm.  (Guj.  and  Sansk.)  Bombay, 
Oriental  Press  1881.  372  pp.  8.  Ke.  1.  [Gokulji  was  the  late  Diwan  or 
prime  minister  of  the  Junägad  State  and  a  student  of  Vedäntic  philos.  The 
biogr.  in  Guj.  and  Engl,  and  the  exposition  of  the  Vedäntic  doctrine  .  .  .  are 
well  written] 

197)  Mansukhrdm  Suryardm  Tripdthi.  A  Sketch  of  the  Life  of  Go- 
kulaji Zalä  and  of  the  Vedänta.  (English.)  ebd.  1881.  4G  pp.  8.  2  a.  [An 
extract  from  the  above  named   work.] 

198)  Pydri  Chdnd  Mitra.  On  the  Soul:  its  Nature  and  Development. 
(English.)  Calcutta ,  Stanhope  Press  1881.  81  pp.  8.  Re.  1.  [...  based 
chiefly  upon  aneient  Hindu  philosophy.] 

199)  Atha  Shrimad  Bhagawadgitä  .  .  .  and  the  4  other  extracts  from  the 
Mahäbhärat.  Bombay,  Jagadishwar  Press  1881.  247  1.  8.  Lith.  Rs.  2 
[Trübner:  9  s.]  —  Atha  Bhagawad  Gitä.  ebd.,  Native  Opinion  Press  1881. 
GO  1.  8.  Printed.  7  a.  [Trübner:  2  s.  G  d.]  —  Atha  Shri  Madhusudanatikä- 
yuta  Bhagawad  Gitä.  ebd.  1881.  210  1.  8.  Printed.  Rs.  5  [Trübner:  18  s.j 
—  Bhagavadgi'tä  (Tel.  char.).  Madras,  Viveka  Kala  Nidhi  Press  1880.  93  pp. 
8.  1  a.  6  p.  —  Desgl.  (Grantha  char.).  ebd.,  Vidyavinoda  Press  1881.  72  pp. 
8.  2  a.  G  p.  —  Desgl.,  w.  Tel.  comm.  2.  Ed.  ebd.,  Adi  Sarasvati  Nilayam 
Press  1880.  150  pp.  8.  4  a.  —  Desgl.,  w.  comm.  Bangalore,  Mysore  Book 
Depot  Press   1881.      197   pp.      8.      12  a. 

200)  M.  Bloomfield.  Das  Grhyasanigrahaparicishta  des  Gobhilaputra: 
ZDMG.  XXXV,   533—87.      Berichtigungen  und  Nachträge:   ebd.   788. 

201)  Atha  Ashtädasha  Smritayah.  Reprint.  Indore  (printed  Bombay,  Ja- 
gadishwar  Press)  1881.  152  1.  Obl.  Lith.  Rs.  2  8  a.  ]Atri,  Vishnu,  Härita, 
Ucanas  u.   s.   vr.,   dieselben  wie  in  Jivänanda's  Ausgabe,  ohne   Yäjnavalkya.] 

202)  Manu-Sanhitä.  Ed.  by  Gangädhar  Kabiräj.  Vol.  I.  Part  VI— VIII. 
Sayädäbäd   1881.      4.     Pro  Part  40  pp.,  Re.   1. 

203)  Mänava  Dharma  Sästra  or  tlie  Institutes  of  Manu  aecording  to  the 
(iloss  of  Kulluka  ...  4.  Ed.  By  F.  Percival.  Madras,  Higginbotham  1880. 
403  pp.  8.  Rs.  7.  [This  is  a  reprint  of  Sir  W.  Jones'*  Edition  (Translation) 
of  the  „Institutes  of  Manu"  .  .  .  Die  uns  vorliegende  3.  Ed.  hat  XXIII,  378  pp., 
also   \\ < '1 1 1   unveränderter  Abdruck!! 


40  Klatt,    Vorderindien. 

Bälder  und  Burnell'20*)  stehen  in  Aussicht.  Die  auf  die  vier 
Kasten  bezüglichen  Stellen  in  Manu's  Gesetzbuch  hat  Hopkins''2'05') 
in  einer  Erstlingsarbeit  gesammelt  und  verarbeitet.  G.  des  Grois 
(oder,  wie  er  sich  in  den  1877  und  78  erschienenen  ersten  Theilen 
seiner  Abhandlung  schrieb:  Guillet-Desgrois206)  behandelt  Manu's 
Gesetzbuch  unter  juristischen  Gesichtspunkten,  und  zwar  diesmal  das 
Strafrecht.  Jolly -{)'),  der  mit  einer  kritischen  Ausgabe  des  Manu 
beschäftigt  ist,  beginnt  eine  Uebersetzuug  des  VIII.  und  IX.  Buches 
(in  diesem  ersten  Artikel  Buch  VIII  v.  1—300).  Derselbe208)  lässt 
seiner  im  vorigen  Jahr  erschienenen  Uebersetzung  der  Vishnusmriti 
den  in  2  Heften  der  Bibliotheca  Indica  publicirten  Text  folgen, 
welchem  er  kurze  Auszüge  aus  dem  Commentar  des  Nandapandita 
beigiebt.  In  Köhler 's209)  Abhandlung  erhalten  wir  sehr  schätzens- 
werthe  Untersuchungen  über  das  indische  Obligationen-  und  Pfand- 
recht ,  seitens  eines  Juristen ,  der  zugleich  Kenner  des  Sanskrit  ist, 
und  der  den  Gegenstand  vom  rechtswissenschaftlichen,  nicht  vom  phi- 
lologischen Standpunkt  aus  behandelt.  Foulkes'210)  bearbeitet  das 
indische  Erbrecht  nach  dem  um  1515  verfassten  Sarasvativiläsa, 
einem  in  einem  grossen  Theile  Südindiens  hochangesehenen  Werke, 
welches  er  in  Text  und  Uebersetzung  herausgiebt.  Wir  nennen 
ferner    einige    Publicationen     zum    Adoptions--11- -)     und    Wittwen- 


204)  Atli.    188'.'   II,    147;   TR.  N.  S.   111,    121. 

205)  Edward  W.  Hopkins.  The  Mutual  Relations  of  the  Four  Castes 
according  to  tlie  Mänavadharmacästram.  Leipzig,  Breitkopf  1881.  VI,  114  pp. 
8.     M.  2.50.     (Diss.)    —  Vgl.  J.  Jolly  LC.  1881,   1684. 

206)  6r.  des  Grois.  Etüde  sur  le  droit  Irinclou:  Rev.  inarjt.  et  col.  LXXI, 
77  —  109.' 

207)  Julius  Jolly.  Die  juristischen  Abschnitte  aus  dem  Gesetzbuch  des 
Manu:  Zeitschr.  f.  vergl.   Rechtswiss.   III,   232 — 83. 

208)  f^U!Hüf?T    II      The  Institutes  of  Vistanu  together  with  Extracts  from 

tlie  Sanskrit  Commentary  of  Nanda  Pandita  called  Vaijayanti ,  edited  with  Cri- 
tical  Notes,  an  Anukramanika  (sie),  and  Indexes  of  Words  and  Mantras  by 
Julius  Jolly.  Calcutta  1881.  7,  213,  X,  3  pp.  8.  (Bibliotheca  Indica. 
N.  S.  No.  458.  4G3).  —  Vgl.  A.  Weber  DLZ.  III,  926;  E.  Windisch  LC. 
1882,   1746 

200)  [Josef]  Kohler.  Rechtshistorische  und  rechtsvergleichende  For- 
schungen: Zeitschi.  f.  vergl.  Rechtswiss.  III,  161 — 218.  [Darin:  1)  Indisches 
Obligationen-   und   Pfandrecht,  p.    101 — 201.] 

210)  The  Daya  Bhaga:  The  Hindu  Law  of  Inheritance  according  to  the 
Sarasvati-Viläsa.  Transl.  from  the  Original  Sanskrit  by  Thomas  Foulkes. 
London,  Trübner  1881.  XXVIII,  194,  162  pp.  8.  10  s.  6  d,  [Brockhaus: 
M.   12.50.]  —   Vgl.  Julius  Jolly  DLZ.  III,  749. 

211)  The  Dattaka  Chandrikä.  The  Moonlight  of  the  Law  of  Adoption. 
Ed.  by  l'rasaiiua  Kumdr  Sen.  2.  Ed.  Serampore  (printed  Calcutta)  1881. 
71  pp.  8.  Ks.  3.  [Contains  Sutherland's  translation  of  the  Dattaka  Chandrikä 
and  Synopsis  of  the   Law  of  Adoption.] 

212)  D.M.  Gardner.  The  Hindu  and  Roman  Law  of  Adoption.  London 
1881.     8.     (Pamphlel  i 


Klatt,   Vorderindien.  41 

recht213),  auch  eine  neue  Ausgabe  des  Commentars  zum  heutigen 
indischen  Strafgesetzbuch214).  Nelson21*  ~G)  tadelt  das  Missverhält- 
niss,  dass  in  der  Präsidentschaft  Madras  30  Millionen  nicht- 
brahmanische  Eingehorne  nach  dem  Rechtsbuch  von  1  Million  Brah- 
manen  abgeurtheilt  werden ;  er  sucht  nachzuweisen  ,  dass  im  alten 
Indien  überhaupt  keine  eigentliche  Rechtspflege  geübt  worden  sei; 
wenigstens  keinenfalls  in  Südindien,  und  auch  das  zugegeben,  es 
wenigstens  nicht  das  in  der  Mitäksharä  u.  s.  w.  enthaltene  Recht 
gewesen  sei.  Wichtig  ist  ein  Werk  von  Tuppern7)  über  das  im 
Panjäb  herkömmliche  Recht,  weil  sieb  in  diesem  Theile  Indiens  Reste 
ältesten  Rechtes  erhalten  haben.  Wir  erwähnen  schliesslich  zwei 
allgemeinere  Werke218-9)  und  zwei  Wörterbücher  indischer  juristi- 
scher Ausdrücke.220-1). 

Für  die  andere  Seite  des  Dharma,  die  religiösen  Ge- 
bräuche nennen  wir  zuvörderst  Bourquiris'm)  Uebersetzung  der 
ersten  drei  ( Japitel  von  Käcinäthopädhyäya's  Dharmasindhu.  Obwohl 
ein  ganz  modernes  Werk  (1790  n.  Chr.  verfasst),  ist  es  gegenwärtig 
in   Indien  von  besonderer  Autorität,  und   sein  Inhalt  ist  in  der  That 

213)  Trailökyanath  Mitra.  Tagore  Law  Lectures,  1879.  The  Law  re- 
lating  to  the  Hindu  Widow.  Calcutta,  Thacker  1881.  480  pp.  8.  Rs.  10. 
[Vgl.  Jahresber.   1879   p.   52  n.   122.] 

214)  J.  D.  Mayne.  Commentaries  on  the  Indian  Penal  Code  (Act  XLV. 
ol'   1860).      11.  Ed.,  rev.  and  enl.      Madras   1881.      8.      [Trübner:    £    2    2   s.] 

215)  J.  H.  Nelson.     Hindu   Law  at  Madras:  JRAS.  N.  S.  XIII,   208— 3G. 

216)  J.  H.  Nelson.  A  Prospectus  of  the  Scientific  Study  of  the  Hindu 
Law.  London,  Paul;  Madras,  Higginbotham  1881.  XIV,  208  pp.  8.  9  s. 
[Abgedruckt  aus  dem  Journal  „Indian  Jurist",  Madras].  —  Vgl.  Ath.  1881  II, 
398;  A.  Burneil  Ac.  XX,  251  ;  Calc.  Rev.  Vol.  LXXIV,  No.  148,  p.  IV—  VIII; 
A.  Barth  RC.  N.  S.  XIV,  161. 

217)  C.  L.  Tujyper.  Punjab  Customary  Law.  3  Vols.  Calcutta,  Govt. 
Printing  Off.  1881.  —  Vgl.  H.  S.  Maine.  Dissertations  on  Early  Law  and 
Custom,  London  1883,  p.  8;  J.  Minqjew.  PoflOBOH  6HTt  Bl  COBpeMeHHOii 
llHÄin:  jKypu.  mhh.  Hap.   npoCB.     CCXXVI,   164 — 80,  März   1883. 

218)  Reginald  Thompson.  A  Manual  of  Hindu  Law.  3.  Ed.  Madras, 
Higginbotham  1881.  399  pp.  8.  Rs.  6.  [Tliis  manual  for  the  Student  has 
been    made    the  text-book  for  the  special  text  examinatiou  in  this  Presidency.] 

219)  P.  Sdrna  Rao.  Principles  of  Hindu  Law.  [English.]  Madras  1881. 
9  4    pp.     8.     Rs.   3.     [Based  on  the  works  of  Strange  and  Mayne.] 

220)  A  Dictionary  of  Law  Terms.  2.  Ed.  Madras,  Higginbotham  1881. 
366  pp.  8.  Rs.  4.  [A  revised  and  enlarged  edition  with  a  Vocabulary  of 
Indian  Revenue  and  Judicial  Terms  selected  from  Wilsons  expensive  and  rare 
glossary.] 

221)  Prasanna  Kumdr  Sen.  A  Glossary  of  Indian  Law  Terms.  Seram- 
pore  (printed  Calcutta)  1881.  16  pp.  8.  Re.  1.  —  Friedend,  Bibl.  Or.  VI 
n.  67  6  führt  ferner  an:  Raja-vyavahara-kosha ,  a  metrical  glossary  of  Persian 
and  Arabic  ofricial  terms  with  their  equivalents  in  Sanskrit,  composed  for  Si- 
v.iji  I.     Ed.    by  K.  N.  Seme.     Puna,  K.  S.  Office    1881. 

222)  Dharmasindhu,  or  the  Ocean  of  Religious  Rites.  By  Kasinatha  P&dhye. 
Transl.  from  the  Sanscrit  and  commented  upon  by  A.  Bourqu/n :  JBBKAS. 
XV,   1—24. 

Jahresbericht  lssi,  4 


42  Klatt,    Vorderindien. 

aus  alten  Quellen  geschöpft.  In  der  Ausgabe  des  Caturvargacintä- 
mani223)  ist  das  erste  Heft  des  Pariceshakhanda,  enthaltend  Qräddha- 
kalpa,  adhy.  1  —  3  ,  erschienen.  Ferner  lagen  uns  vor  zwei  Werke 
des  Vaters  des  Sourindro  Mohun  Tagore224-5),  von  denen  das  eine 
die  Ansichten  verschiedener  Autoritäten  über  religiöse  Fragen  zu- 
sammenstellt ,  das  andere  über  gewisse  Ceremonien  handelt ,  beide 
in  Sanskrit  abgefasst  und  mit  bengalischen  Buchstaben  gedruckt. 
Ausserdem  nennen  wir  nach  den  indischen  Katalogen  eine  Reibe  von 
Publicationen  über  religiöse  Pflichten  im  allgemeinen226 ~:i2) ,  bei  der 


223)  ^■fHp|f^f«rrr*T'ftr'    I     Chaturvarga-Chintämani.     By  Hemädri.     Ed. 

by  Pandita  Jogeävara  Smritiratna,  and  Pandita  Kdm&khyän&iha  Tarka- 
ratna.  Vol.  III.  Part.  I.  Parishesakhanda  (sie).  Fase.  I.  Calcutta  1881. 
p.    1— 9G.     8.     (Bibl.  Ind.  N.   S.  No.   404.)' 

224)  Ilaratattva-didhitih  or  a  Commentary  on  the  Religious  Vyavasthas  of 
tho  Hindus  quoted  from  various  Tantras,  Puränas  and  other  Ancient  Authorities 
by  the  Illustrious  Haraknmdra  Tagore,  published  by  Sourindra  Moltan 
Tagore.     Calcutta,  Girisa-Vidyäratna  Press   1881.     8,  20,   384,    13    pp.     8. 

225)  Purascharana-Bodhini,  or  Instructions  regarding  certain  Ceremonials, 
compilcd  from  the  various  Tantras,  with  copious  illustrations,  by  the  Illustrious 
Hara  Kumdra  Tagore:  ed.  and  publ.  by  Sourindro  Mohun  Tagore.  Parti. 
Calcutta,  Stanhope  Press   1881.     .02   Bl.  schm.  fol.  [gelbes  Papier]. 

220)  Sarba  Satkarma  Paddhati.  Proeedure  for  the  Performance  of  all  re- 
ligious acts.  By  Chandra  Kunidr  Bhatt&chärya.  2.  Ed.  Calcutta  1881. 
503  pp.     8.     Rs.  3. 

227)  Sankar  Bhatt,  son  of  Nilakanth  Vratäika.  With  the  comm.  ofPandit 
Mahesa  Datt  Tripathi  and  Svämi  Dayäl  Srivastav.  [Sansk.  and  Urdu.]  Cawn- 
pore,  Munshi  Nawal  Kishor  1881.  754  pp.  8.  Lith.  Ks.  2  4  a.  [Vgl.  Weber 
Verz.  d.  Sansk.-Hs.  No.    1178  f.] 

228)  Wishwanath  Daiwadnya.  Atha  Wrataräj;  or  the  book  on  religious 
observances.  Reprint.  Bombay,  Bäpu  Sadäsliiwshct  Shetye's  Press  1881.  413 
1.  Obl.  Lith.     Rs.  4. 

229)  Madhava  Charlu.  Kala  Mädhavyam  Dharma  Sästram.  Madras,  Sri'väni 
Nilayam  Press  1881.  229  pp.  8.  Re.  1  4  a.  Tel.  char.  [A  Standard  San- 
scrit  work  on  the  appropriate  times  for  the  Performance  of  religious  rites  and 
fasts  by  Madhava  Charia,  the  commentator  of  Paräsara   Smriti.] 

230)  Prayoga  Darpanam.  By  Viraraghava  Suri.  Madras,  Vyavahara  Taran- 
gini  Pross  1881.  117  pp.  8.  8  n.  Grantha  char.  [Treats  of  tb.e  observances 
and  expiations  in  various  cases  of  ceremonial  disqualifieation  .  .  .] 

231)  Atha  Sankalpa  Kalpanä;  or  a  coli,  of  formulae  for  solemn  and  formal 
enunciation  of  purpose  as  preparatory  to  entrance  lipon  any  important  rite  .  .  . 
Repriirl  Bassein  (printed  Bombay,  Jagadishwar  Press)  1881.  97  1.  8.  Lith. 
Ro.    1    4   a. 

232)  Rigwedi  Brähmanänkaritan  Atyupayogi  Brahma  Karma  Pustak;  or  a 
meist  usii'iil  collection  of  the  daily  prayers  and  rel.  ceremonies  performed  by 
Br&hmans  of  the  Rigweda  sect.  5.  Ed.  Alibag,  Satya  Sadan  Press  1881.  63  1. 
8.  Re.  1  8  a.  — -  Vici-  ähnliche  Bücher,  Poona,  Wedänt  Prakash  Press  1881. 
138  pp.,   32  I.,    19   1.,   (i  pp.   [die  Titel   der  beiden  letzten   s.  TR.  N.  8.   III,  100  f.], 

233)  Atha  Mangalashtakam;  or  verses  ropeated  at  the  marriage  and  thread 
ceremonies,  by  Kälidas  and  others.  |S;msk.  and  Maräthi.]  2.  Ed.  Poona,  Ja- 
gaddhitechchhu  Press   L881.     11   pp,     8.     Lith.     9  p.     [Trübner:  9   d] 


Klatt,   Vorderindien.  43 

Hochzeit  und  Anlegung  der  heiligen  Schnur233  ~4),  beim  Tode235'8), 
Sühnceremonien 23i') ,  Feueropfer240),  Ceremonien  bei  verschiedenen 
Gelegenheiten  u.   s.   w.241). 

Die  Medicin  ist  durch  die  Fortsetzung  des  Caraka242)  und 
Ausgaben  von  Vaidyämrita243) ,  Vaidyajivana244) ,  Kälajfifma245),  Ci- 
kitsäratua240),  Cikitsäsära247-8),  Särakaumudl249)  u.  a.250  _1)  vertreten. 


234)  Shibnäth  Bächaspati.  Din  Chandrikä.  Sherpur  1881.  13  pp.  8. 
1  a.  [Gives  the  rules  of  the  Sastras  for  fixing  days  for  the  Performance  of  the 
ceremony  of  investiture  with  tho  sacred  thread.] 

23a)  Atha  Shri  Shräddha  Wiweka;  or,  a  treatise  on  the  Performance  of 
various  funeral  ceremonies.  By  Rudradhara.  Bombay,  Jagadishwar  Press  1881. 
75  1.     Obl.  Lith.     Re.    1    8  a.     [Trübner:   7   s.   C   d.] 

236)  Tryambak  Bhat.  Ashauclia  Nirnaya;  or,  a  treatise  on  the  ceremonial 
impnrity  in  consequence  of  the  deatli  of  a  relative.  Reprint.  Poona,  Jagad- 
dhitechchbu   Press   1881.      12   1.     8.     Lith.      1   a.   3   p. 

237)  Näräyana-bali,  a  peculiar  funeral  ceremony.  [Ved.  and  Sansk.]  Meerut, 
Lala  Glnisi  Räm    1881.     48  pp.     8.     Lith.      1  a. 

238)  Pärban  sräddha.  Reprint.  Dehli,  Naräini  Press  1880.  30  pp.  8. 
Lith.  9  p.  [Ritual  of  the  offering  of  funeral  cakes  to  deceased  ancestor.  — 
Vgl.    Weber  Verz.  d.  Sansk.-Hs.  Nu.   1118  f.] 

239)  Prayaschittabyäbasthä  Sangraha.  2.  Ed.  Calcutta,  New  Bengal  Press 
1881.  28  pp.  8.  6  a.  [Compiled  by  the  late  Pandit  Käshi  Nath  Tarka- 
lankär  .  .  .] 

240)  Atha  Wäsishthi  Hawaii  Paddhati;  or,  the  mode  of  performing  oblation 
by  fire  to  a  deity,  as  prescribed  by  Wasishtha.  Reprint.  Bombay,  Jagadishwar 
Press   1881.     37   1.     Obl.  Lith.     8  a.     [Trübner:   2  s.   6   d.] 

241)  Rädhä-Janmäshtami-Brata.  Burdwan  1881.  12  pp.  —  Upängalalita 
Püja.  Poona  1881.  22  1.  —  Chandi  Prayoga  Vidhi.  Benares  1880.  10  pp. 
—  In  Madras  1880 — 1:  Sri  Satya  Näräyana  Vrata  Kalpam ,  04  pp. ;  Sri  Päu- 
charatrakshai ,  104  pp. ;  Rudram,  32  pp.;  Tattva  Darpanam  ,  67  pp.;  Vislmu 
Tattva  Rahasya  Vivaranam,   69  pp. 

242)  Charaka  Sanhitä.  Ed.  by  Gangddhar  Kabiräj.  Vol.  II.  Part  6—8. 
Syädäbäd   1881.     40  pp.     4.     8  a.  pro   Part. 

243)  Vaidyämrutam.  3.  Ed.  Madras,  Särada  Nilayam  Press  1880.  158  pp. 
8.     Re.    1. 

244)  Lolimbaraja.  Sadvaidya  Jivanam.  3.  Ed.  Madras ,  Vartamana  Ta- 
rangini  Press   1881.      102  pp.     8.     8  a. 

245)  Kälagnyänam.  2.  Ed.  Madras  1880.  49  pp.  8.  8  a.—  Vgl.  Auf- 
recht Catal.   p.   317  a. 

246)  Chikitsäratnam.  2.  Ed.  Madras,  Särada  Nilayam  Press  1881.  159  pp. 
8.     Re.   14  a. 

247)  Gopäldäs.  Chikitsä  Sara;  or  substance  of  the  practico  of  medicine. 
[Sansk.  and  Mar.]  3.  Ed.  Poona,  Jagaddhitechehhu  Press  1881.  241  pp.  4. 
Lith       Rs.   2.      [A  work,  based  on  Susruta  and  Vagbhata.] 

248)  Chikitsä  Sara  and  Sarira  Ratnävali.  2.  Ed.  Madras,  Vartamana  Ta- 
rangini  Press   1880.      397    pp.      8.      Rs.   2    8  a. 

249)  Sarkaumudi.  Calcutta,  Bidyäratna  Press  1881.  168  pp.  8.  Rs.  2. 
[A  Sanskrit  work  on  medicine.) 

250)  Nädignänam.  2.  Ed.  46  pp.  8.  4  a.  [Treats  of  the  mode  of  feeling 
the  pulse  .  .  .]  —  Nädignäua  Prakäsika.  65  pp.  8.  4  a.  Canar.  char.  — 
Nädi   Nakshatra  Mala.      69   pp.      8.      4  a.  (sämmtlich   Madras   1880.) 

251)  Sri  Visva  Nath.  Pathyäpathyam.  Benares,  EL  K.  Bhattächärya  1880. 
26   pp.     8.     Re.   1.     [A  treatise    on  regimen.J 

4* 


44  Klatt,    Vorderindien. 

Der  als  Herausgeber  des  Ashtängahridaya  im  vorigen  Jahresbericht 
(p.  28  n.  170)  erwähnte  Annci  Moreshvar  Kunte252)  bandelt  in 
Maräthi-Sprache    über    Frauenkrankheiten    nach    einheimischen    und 

europäischen  Quellen. 

Zur  Mathematik,  Astronomie  und  Astrologie  nennen 
wir  zwei  Aufsätze  von  Smith253- i),  welche  zuerst  1844  im  Anschluss 
an  damals  erschienene  Werke  und  jetzt  von  neuem  gedruckt  worden 
sind,  übrigens  nur  noch  historisches  Interesse  haben.  Menrin235) 
will  aus  Stellen  des  Süryasiddhänta  und  Siddhäntaciromani  nach- 
weisen, dass  den  alten  Indem  die  Länge  des  Erddurchmessers,  das 
( iravitationsgesetz  u.  s.  w.  bekannt  gewesen  sei,  Behauptungen,  für 
welche  die  Asiatische  Gesellschaft  von  Ceylon  in  einer  beigefügten 
Bemerkung  ausdrücklich  die  Verbindlichkeit  ablehnt,  obwohl  sie  den- 
selben einen  Platz  in  ihrer  Zeitschrift  eingeräumt  hat.  Auf  festerem 
(i runde  ruht  eine  Mittheilung  von  Gricrson256) ,  dass  ein  modernes 
arithmetisches  Räthsel,  nämlich  die  Zahlen  1 — 16  in  4  Reihen  so 
zu  ordnen,  dass  die  Summe  und  Quersumme  jeder  Reihe  34  ist, 
schon  in  dem  Jyotistattva  des  Raghunandana  aufgegeben  und  ge- 
löst ist.  Von  indischen  Drucken  nennen  wir  Bhäskara's  Lüävati257), 
die  Fortsetzung  des  Siddhäntatattvaviveka -r>8)  in  der  Benares  Sans- 
krit Series,  ferner  Kälämrita259),  Camatkäracintamani260),   Käcinätha's 


252)  Anna  Moresli »rar  Kunte.  Strirogwidmän ;  or  the  diseases  of  women. 
und  their  treatment.  [Maräthi]  Bombay,  Nirnaya  Sägar  Press  1881.  122  pp. 
8.     Re.   1. 

253)  Thomas  Smith.  The  Astronomy  of  tlie  Hindus:  Selections  from  tlie 
Calc.  Rev.  I,  83— 11G.     [Abgedruckt  aus  Calc.  Rev.  I,  257—90.   1844.] 

254)  Th.  Smith.  Tlie  Algebra  of  the  Hindus:  ebd.  I,  488—512.  [Ab- 
gedr.   aus  Calc.  Rev.  U,   536—60.   1844.] 

255)  S.  Merrin.  Hindu  Astronomy:  as  compared  with  the  European 
Science:  Journ.  Ceylon  Br.  RAS.     Vol.  VII,  Part.  I.  p.   1—8. 

256)  George  A.  Grierson.  An  American  Puzzle:  IAnt.  X,  89 — 90.  — 
Vgl.  ./.   Vinson  RL.   XV,   196 — 8  und  Goonetillelce  1882,  s.  nächsten  Jahresber. 

257)  Bhäskarächärya.  Lilavati.  Lucknow  .  fifunshi  Nawal  Eisbor  1881. 
118   pp.     4.     Lith.     8  a. 

258)  Siddhäntatattva-Viveka  ...  s.  Jahresbor.  1880  p.  29  n.  179.  Fase. 
II  III.  Benares  1881.  96  pp.  8.  12  a.  | Trübner :  3  s.]  pro  Fa^c.  (Benares 
Sanskril  Series.  No.  II.  III.)  —  Der  Herausgeber  Pandit  Sudhdkara  Dvivedi 
li.it  auch  verfasst:  Dirgha  Vrittalakshanam.  Properties  of  the  ellipse.  Benares 
1881.      8ii   pp.     8.     Re.    1. 

259)  Kalämrutam.  |Sansk.  and  Tel.]  Madras,  Vibhuta  Manohärani  Press 
1880.  251  pp.  8.  5  a.  [.  .  .  treating  of  the  days  for  tlie  Performance  of  auspi- 
cious  ceremonii  s 

260)  Chamatkara  Chintamani,  with  the  comm.  of  NAräyan.  Meerut,  Jväla- 
prakäs   Press  1881.     44  pp.     s      Lith.     1  a. 


Klatt,    Vorderindien.  45 

Lagnaeandrikä261)  und  Särasamgraha262),  Makarandavivarana 263),  Ho- 
räcakra264),  Pracnabhairava265)  etc.266-7),  und  einiges  zui*  Wahrsage- 

kuiist268-"). 

Durch  fünf  mythologische  Repräsentanten  der  indischen  M  u  s  i  k 
lässt  IS.  M.  Tayore210)  den  berliner  Orientalisten  -  Congress  be- 
grüssen.  Von  demselben271)  wurde  Dämodara's  Samgitadarpana 
herausgegeben. 

Desselben  Autors272)  Werk  über  Edelsteinkunde  (s.  Jahres- 
ber,  1879  p.  54  n.  137)  endigt  mit  dem  nun  erschienenen  zweiten 
Bande,  welcher  den  geringeren  Edelsteinen  gewidmet  ist  und  in 
mehreren  Appendices  die  medicinischeu  Eigenschaften  der  Steine, 
die  Beziehungen  zur  Astrologie ,  verschiedene  Erzählungen  und  Le- 
genden, die  Ansichten  arabischer  und  persischer  Schriftsteller  über 
die  Edelsteine  u.  s.  w.  behandelt. 

Um  die  nordbuddhistische  Sanskritliteratur  macht 
sich  wieder  Max  Mililer  besonders  verdient,  theils  indem  er  durch 
den  weitreichenden  Einfluss  seines  Namens  Nachforschuugen  nach 
Sanskrithandschriften    nicht    nur    in    Japan,    sondern    nun    auch    in 


261)  Käsi  Näth.  Lagna  Chandrikä.  Meerut,  Ghäsi  Räm  1881.  71  pp.  8. 
Lith.     2   a. 

262)  Käshi  Näth.  Sär  Sangrah,  a  treatise  on  astrology.  Lahore,  Shu'lä-i- 
Tiir  Press   1880.     32   pp.     8.     Lith.      1  a. 

263)  Diväkara.  Makaranda  Vivaranam.  2.  Ed.  Benares,  Bäränasi  Das 
1880.      10  pp.     8       Lith.     2  a. 

264)  Hora  chakr.      Lahore,    Mustafäi  Press    1881.     8  pp.     8.     Lith.     6   p 

265)  Prashna  Bhairaw,  a  book  of  divination.  [Sansk.  and  Mar.]  Part  I. 
3.  Ed.  Poona,  Jagaddhitechchhu  Press  1881.  44  pp.  4.  Lith.  7  a.  [Trübner: 
1   s.   6   d.] 

266)  Muhurta  Di'pikä  and  Muhürta  Darpanam,  with  comm.  Madras,  Adi 
Sarasvati   Nilayam  Press   1881.      146   pp.      8.     4  a. 

267)  Putmanabah  Daivagaudi  (sie).  Laghu  Lampäkamu.  Madras,  Sriväni 
Nilayam  Press  1881.  54  pp.  8.  6  a.  [An  astrol.  work,  being  an  abridgment 
of  a  larger  Sansc.  work-,  treats  of  the  art  of  preparing  a  new  horoscope  for  ono 
whose  original  h.  has  been  lost  .  .  .] 

268)  Samudrika  Sastra  Sangraha.  Madras,  Sarasvati  Nilayam  Press  1880- 
20  pp.  8.  2  a.  Can.  char.  [A  small  work  on  palmistry  in  Sansc. ,  with  a 
Cau.  comm.] 

269)  Ramal  Navaratnam,  the  nine  gems  of  geomancy,  by  the  son  of  Sita 
Rain.  Benares,  Bäbu  Bäränasi  Prasäd  1880.  26  pp.  8.  Lith.  6  a.  —  Ramal 
Chintämani,  geomancy  by  Chintämani  ('sie),    ebd.   1880.     36  pp.     8.     Lith.    5  a. 

270)  Rajah  Sourindru  Molmn  Tagore.  The  Five  Principal  Musicians 
of  the  Hindus,  or  a  Brief  Exposition  of  the  Essential  Elements  of  Hindu  Music, 
as  set  forth  by  the  Eive  Celestial  Musicians  of  India.  An  Offering  to  the  Fifth 
Internat.  Congress  of  Orientalists  .  .  .  Calcutta,  Stanhope  Press  1881.  IV,  28  pp. 
fol.      1   Taf. 

271 1  Sangita-Darpana ,  a  San*krit  work  on  music  by  Dämodar  Misra.  Ed. 
witli  notes  by  Raja  S.   M.   Tagore.      ebd.    1881.      107   pp.     8. 

272)  Raja  S.  M.  Tagore.  Mani-Mälä  ,  or  a  Treatise  ou  Gems.  Part  II. 
ebd.  L881.  XIV,  II,  507  —  1046  pp.  8.  10  Taf.  (Auch  Tit.  in  Sansk.,  Hindi 
u.   Bengali.) 


45  Klatl,    Vorderindien. 

Korea273)  veranlasst,  theils  durch  Herausgabe  eines  Textes,  nämlich 
der  Vajrachedikä271),  worüber  er  auch  eine  Vorlesung  vor  der  Pa- 
riser Academie  des  inscriptions  hält275).  Seinen  über  den  nämlichen 
Gegenstand  vor  dem  Berliner  Orientalistencongress  gehaltenen  Vor- 
trag werden  wir  erst  im  nächsten  Jahr  zu  erwähnen  haben.  Er 
weist  ferner  auf  den  Nutzen  hin,  den  das  Studium  der  chinesischen 
buddhistischen  Werke  für  die  Chronologie  der  Sanskritliteratur  haben 
witd.276)  Seine  Abhandlung  über  die  in  Japan  aufgefundenen  Sans- 
krithandschriften, in  welcher  er  das  Sukhavativyühasütra  in  Text 
und  Uebersetzung  veröffentlichte  (s.  Jahresber.  1880  p.  31  n.  194), 
ist  auch  französisch277)  erschienen,  begleitet  von  einer  Uebersetzung 
nach  der  nur  wenig  abweichenden  chinesischen  Version  des  Kumä- 
rajiva278) ,  welcher  als  interessante  Beigabe  der  Sanskrittext  in 
Originalschrift  (facsimilirt)  beigefügt  ist.  Die  aus  Japan  stammen- 
den Sanskrithandschriften,  welche  durch  Max  Müller  an  die  Bodleiana 
gekommen  sind,  werden  zusammen  mit  den  von  A.  Wylie  und 
S.  Arnos  herrührenden  japanesisehen  und  chinesischen  Werken  von 
Bunyvu  Nanj/'o219),  einem  der  beiden  Japanesen,  die  in  Max  Müllers 
Begleitung  auf  dem  Berliner  Orientalistencongress  erschienen ,  be- 
schrieben. Auch  die  American  Oriental  Society  ist  in  den  Besitz 
einiger  buddhistischer  Gegenstände  aus  Japan  gelangt.289)  Die 
buddhistischen  Handschriften  (Sanskrit  imd  tibetisch ,  zum  Theil 
auch  Newäri,  persisch  u.  s.  w.),  welche  Hodgson  in  Nepal  gesammelt 
und  unter  die  Bibliotheken  in  Calcutta,  London,  Paris  und  Oxford 


273)  F.  Max  Müller.     Sanskrit  Mss.  in  Corea:  Ath.    1881   II,  738. 

274)  Anecdota  Oxoniensia.  Texts ,  Docurnents ,  and  Extracts  chiefly  from 
Manuscripts  in  the  Bodleian  and  other  Oxford  Libraries.  Aryan  Series.  Vol.  I. 
Part  I.  Buddhist  Texts  from  Japan  ed.  by  F.  Max  Müller.  Oxford,  Claren- 
don Press  1881.  46  pp.  4.  4  Taf.  3  s.  6  d.  -  -  Vgl.  Ernst  Kuhn  DLZ. 
III,  638;  E.  Windisch  LC.  1882,  1075;  Ac.  XIX,  353;  Ath.  1882  I,  726; 
Sanskrit  MSS.  in  Japan:  ebd.  1882  II,  16;  A.  Barth  Rev.  de  l'hist.  des  rel. 
V,    117;   E.    Teza  La  Cultura  Anno  I,  Vol.   2,  Parte   2,  p.   37. 

275)  Max  Müller,  Dicouverte  de  manuscrits  sanscrits  au  Japon:  CK. 
IV  Ser.,  IX,   194—9. 

276)  F.  Max  Müller.  Chinese  Translations  of  Sanskrit  Texts:  Ac.  XIX, 
137 — 8.  (Auch  IAnt.  X,  121 — 2.)  [Nachtrag  zu  dem  Artikel  über  die  Kacikä, 
s.  Jahresber.   1880  p.   23  n.   116] 

277)  F.  Max  Müller.  Textes  sanscrits  decouverts  au  Japon,  locture  faite 
dovant  la  „Royal  Asiatic  Soc.  of  Gr.  Brit.  and  Irel."  traduit  de  l'anglais  par 
M.  de  Milloue,  revu,  corrige  et  annote  par  1'autcur:  Ann.  du  mus.  Guimet  II, 
1—37.  —  Vgl.  E.    Windisch  LC.   1882,  1033. 

278)  O-Mi-To-King  ou  Soukliavati-Vyouha-Soutra  d'apres  la  version  chinoise 
de  Koumarajiva.  Traduit  du  chinois  par  MM.  Imatzoumi  et  Yamata:  Ann. 
du  mus.  Guimet  II,  39 — 64. 

279)  A  Catalogue  of  Japanese  and  Chinese  Books  and  Manuscripts  latoly 
added  to  the  Bodleian  Library  prepared  by  Bunyiu  Nanjio,  Priest  of  the  Mo- 
nastery,  Lastern  Hongwanzi,  Japan.  Oxford,  Clarendon  Press  1881  28  Spalten. 
4.      I  s.   6   d.  —    Vgl.  TR.  N.  S    III,   26. 

280)  PAOS.     Oct.    1881,  p.   LXXII. 


Klatt,    Vorderindien.  47 

vertheilt  hat,  werden  von  Hunter**1)  katalogisirt.  Ein  Katalog  der 
von  Wright  aus  Nepal  nach  Cambridge  gebrachten  buddhistischen 
Sanskrithandsclirit'ten  ist  in  Vorbereitung.282)  —  Eine  Uebersetzung 
des  Lalitavistara283)  beginnt  in  der  Bibliotheca  Indica  zu  erscheinen. 
Feer-U)  handelt  in  Fortsetzung  seiner  auf  das  Avadänacataka  ge- 
gründeten buddhistischen  Studien  über  den  mittleren  und  niederen 
Grad,  nämlich  die  bodhi  der  pratyekabuddhas  und  erävakas  (arhats). 
Von  demselben285)  ist  auch  ein  selbständiges  Buch  erschienen,  von 
dem  wir  nicht  wissen,  ob  es  die  angekündigte  vollständige  Ueber- 
setzung des  Avadänacataka  oder  ein  Separatabdruck  der  Inhalts- 
angabe desselben  aus  dem  Journal  asiatique  ist  (s.  Jahresber.  1879 
p.  54  n.  140). 

Auf  dem  Gebiet  des  Päli  herrscht  eine  ungemein  rege  Thätig- 
keit,  weniger  in  der  grammatischen  Durchforschung  der  Sprache, 
für  welche  wir  nur  eine  Leipziger  Dissertation  von  Torp*m)  an- 
zuführen haben ,  als  in  der  Publication  von  Texten.  Für  die  Pali 
Text  Society  (s.  Jahresber.  1880  p.  31  n.  199)  werden  demnächst 
folgende  Texte  veröffentlicht  werden :  Thera-  und  Therigäthä  von 
Oldenberg  und  Pischel,  Müla-  und  Khuddasikkhä  von  Ed.  Müller, 
Dighanikäya  von  Morris  und  Illu/s  Davids,  Aiiguttaranikäya  von 
Morris ,  Itivuttakam  von  Windisch ,  Jätakamälä  von  Kern ,  Visu- 
ddhimagga  von  Lanman ,  ausserdem  das  Acärängasütra  der  Jainas 
von  Jacobi.281)  Ein  Verkaufskatalog  Trübner 's1'88)  bringt  eine  sorg- 
fältige   und    reichhaltige  Liste    von  Büchern    und   Separatabdrücken 


281)  Catalogue  of  Sanskrit  Manuscripts  collected  in  Nepal,  and  presonted 
to  Various  Libraries  and  Learned  Societies  by  Brian  Houghton  Hodgson  .  .  . 
Compiled  by  W.  W.  Hunter.  [London]  Trübner  1881.  27  pp.  8.  2  s.  [A 
few  copies  only  are  for  sale.] 

282)  Buddhist  Sanskrit  MSS.  from  Nepaul:  TK.  N.  S.  III,  58;  Ath.  1882  II,  17. 

283)  The  Laiita  -  Vistara ,  or  Memoirs  of  the  Early  Life  of  Säkya  Siiiha. 
Transl.  from  the  Original  Sanskrit.  By  Rdjendraläla  Mitra,  Fase.  I.  Cal- 
cutta  1881.  p.  1 — 96.  8.  (Bibl.  Ind.  N.  S.  No.  455).  —  Ueber  eine  von  Fou- 
caux   zu  erwartende  Uebersetzung  des  Lalitavistara  vgl.   RC.  N.  S.  XV,  214. 

284)  Leon  Feer.  Etudes  bouddhiques.  Comment  on  devient  Pratyoka- 
buddha.  JA.  VII  Ser.,  XVII,  515 — 50.  —  Comment  on  devient  Arhat:  ebd. 
XVIII,   160—98.  —   Vgl.  A.   Barth  Rev.   de  l'hist.   des  rel.  V,    114 — 5. 

285)  L.  Feer.  Etudes  bouddhiques.  Le  livre  de  cent  legendes  (Avadäna 
Cataka).     Paris,  Maisonneuve   1881. 

286)  Alf  Torj).  Die  Flexion  des  Päli  in  ihrem  Verhältniss  zum  Sanskrit. 
Christiania,  Brögger  1881.  93  pp.  8.  M.  1.40.  (Diss.  Leipzig.  —  Auch  u. 
gl.  T.  Universitäts-Programm  für  das  erste  Halbjahr  1881  herausgeg.  v.  Sopluis 
Bugge.  Christiania  1881.)  —  Ueber  eine  Päli-Grammatik  von  llltys  Davids, 
welche  in  Trübner's  Cullection  of  Simplitied  Grammars  erscheinen  wird ,  vgl. 
TB.  N.  S.  III,  46. 

287)  Vgl.  T.  W.  Rlujs  Davids.  Lectures  on  the  Origin  and  Growth  of 
Religion  .  .  .  p.   232 — 5. 

288)  A  Catalogue  of  Leading  Books  on  Pali,  Prakrit,  and  Buddhist  Lite- 
rature,  to  which  is  added  a  List  of  Books  on  Ceylon.  To  bo  had  at  the  Aftixed 
Prices,   of  Trübner  &  Co.     London,  Trübner   1881.     28  pp.     8.      1  s. 


4g  Klatt,    Vorderindien. 

über  Päli- ,  Präkrit-  und  buddhistische  Literatur.  Der  dritte  Band 
von  Oldenberg' s2SQ)  Vinayapitaka  enthält  den  ersten  Theil  des  Sutta- 
vibhanga  unter  Beifügung  der  historischen  Einleitung  zu  Buddha- 
ghosa's  Commentar,  welche  über  die  drei  Concile  und  die  Bekehrung 
Ceylon's  zum  Buddhismus  handelt.  Zur  Uebersetzung  für  die  Sacred 
Books  of  the  East  sind  von  llhys  Davids  und  Oldenberg*90)  aus 
dem  Vinayapitaka  die  Beichtformel  Pätimokkha ,  nach  der  Meinimg 
der  Uebersetzer  einer  der  ältesten  buddhistischen  Texte ,  und  die 
Khandhakas  ausgewählt  worden.  Der  XI.  Band  der  Sacred  Books 
enthält  eine  Uebersetzung  von  7  Päli  Suttas  durch  llhys  Davids1®1), 
imd  der  X.  Band  eine  neue  Ausgabe  von  Max  Müllers2*2)  Ueber- 
setzung des  Dhammapada  imd  eine  Uebersetzung  des  Suttanipäta 
durch  Fausböll2™) ,  sämmtlich  Publicationen  ersten  Ranges.  Vom 
Dhammapada  ist  auch  eine  Uebersetzung  von  Gray234)  in  Rangoon 
erschienen,  ebendort  eine  Ausgabe  des  Päü-Textes  mit  birmanischer 
Interlinear  -  Uebersetzung.*95)     In    der  Academy    und  im  Athenaeum 


289)  The  Vinaya  Pitakam  ...  Ed.  by  Herrn.  Oldenberg.  Vol.  III.  The 
Suttavibhanga,  First  Part.  (Paräjika,  Samghädisesa,  Aniyata,  Nissaggiya.j  London, 
Edinb.,  Williams  and  Norgate  1881.  343  pp.  8.  £  1.  -  -  Vgl.  A.  Barth 
Rev.   de  l'hist.  des  rel.  V,   120. 

290)  Vinaya  Texts  translated  from  the  Päli  by  T.  W.  llhys  Davids  and 
Herrn.  Oldenberg.  Part  I.  The  Pätimokkha.  The  Mahävagga,  I — IV.  Ox- 
ford, Clarendon  Press  1881.  XXXVII,  360  pp.  8.  10  s.  6  d.  (Sacred  Books 
of  the  East.    Vol.  XIII.)  —  Vgl.  R.  Morris  Ac.  XXII,   32;  Ath.   1882  II,  459. 

291)  Buddhist  Suttas  translated  from  Päli  by  T.  W.  llhys  Davids. 
1.  The  Mahä-Parinibbäna  Suttanta.  2.  The  Dhamma-K'akka-Ppavattana  Sutta. 
3.  The  Tevigga  Suttanta.  4.  The  Äkarikheyya  Sutta.  5.  The  K'etokhila  Sutta. 
6.  The  Mahä-Sudassana  Suttanta.  7.  The  Sabbäsava  Sutta.  Oxford,  Clarendon 
Press  1881.  XLVIII ,  320  pp.  8.  10  s.  6  d.  (Sacred  Books  of  the  East. 
Vol.  XI).  —  Vgl.  Ath.  1881  II,  426-,  11.  Morris  Ac.  XX,  261;  W.  S.  Lilly 
Dublin  Rev.  III  Ser.,  VIII,  17—27;  Charles  W.  Park  Bibl.  Sacra  XXXIX, 
567—74;  A.  Barth  Rev.  do   l'hist,  des  rel.  V,    119. 

292)  The  Dhammapada,  a  Collcction  of  Verses,  being  one  of  the  Canonical 
Books  of  the  Buddhists,  translated  from  Päli  by  F.  Max  Müller.  Oxford, 
Clarendon  Press  1881.  LV,  99  pp.  8.  (Sacred  Books  of  the  East.  Vol.  X, 
Part  I.)  —  Recensionen  s.  die  folg.  Nr.  —  Ueber  eine  japanesische  Uebersetzung 
des  Dhammapada,  wolche  nach  dieser  englischen  gemacht  ist,  s.  Ac.  XXIII,  1 19. 

293)  The  Sutta- Nipäta,  a  Colloction  of  Discourses,  boing  ono  of  the  Ca- 
nonical Books  of  the  Buddhists,  transl.  from  Päli  by  V.  Fausböll.  Oxford, 
Clarendon  Press  1881.  XVI,  224  pp.  8.  Preis  dieser  u.  der  vor.  Nr.:  10  s. 
6  d.  (Sacred  Hooks  of  the  East.  Vol.  X,  Part  II.)  —  Vgl.  '/'.  W.  llhys 
Davids  Ac.  XX.  12;  Ath.  1881  II,  426;  R.  A.  Neil  IAnt.  X,  372—3; 
A.  Barth  Rev.  de  l'hist,  dos  rel.  V,  118—9.  —  Vgl.  ferner  11.  Morris. 
The  Existence  of  the  „Sutta-Nipata"  in  Chinese:  Ac.  XX,  421  und  S.  Beal 
ebd.  438. 

294)  The  Dhammapada;  or,  Scriptural  Texts.  A  Book  of  Buddhist  Pro- 
verbs, Precepts,  and  Maxims.  Transl.  from  l'ali  by  James  Gray.  Rangoon, 
Bennett  1881.     111,  49  pp.     8      Rs.  2.     [Trübner:  7    s.  <i  d.] 

295)  hhammapada  l'alidaw  Pathnissaya.  Rangoon,  Moung  Po  O  1881. 
259  pp  8.  Re.  1.  —  Nachträglich  sei  noch  erwähnt:  The  Dhammapada,  with 
Sinbalese  Translation,  by   //.   Devamitta.     Colombo  1879. 


Klatt,    Vorderindien.  49 

veröffentlicht  Franhfurter^)  einige  Kleinigkeiten  über  den  „acht- 
fachen heiligen  Weg"  nach  dem  Abhidhammapitaka,  über  das  Datum 
des  Nirväna,  über  Jätaka-Handschriften,  über  die  Stellung  der  Frauen 
im  buddhistischen  System ,  Morris297  ~*>)  sucht  Parallelen  zum  Si- 
renenmythus im  Jätaka  und  zu  den  mittelalterlichen  Bestiarien  im 
Milindapanha.  Zoysa2m)  übersetzt  das  Nakkhatta-  und  Nämasiddhi- 
jätaka,  Vasconcellos300)  findet  Spuren  buddhistischer  Legenden  in 
Camoens'  Lusiaden.  Einige  in  Rangoon  gedruckte  Päli-Bücher  sind 
unten301-5)  verzeichnet,  aus  Colombo  erhielten  wir  zwei  von  einem 
jetzt    lebenden  ceylonesischen  Gelehrten  verfasste  Werke306-7).     Se- 

296)  Oscar  Frankfurter.  The  Buddhist  „Noble  Path":  Ac.  XIX,  63.  — 
Buddhist  Chronology:  ebd.  209.  (Auch  IAnt.  X,  153.)  --  Ath.  1881  II,  81, 
vgl.  Fausböll  ebd.  145  und  Frankfurter  ebd.  175 — 6.  —  The  Buddha  on 
Women:  Ac.  XX,    296 — 7 

297)  R.  Morris.  Jätaka  Stories.  --  The  Myth  of  the  Sirens:  Ac.  XX, 
161.  —  Vgl.  dazu:  Will.  E.  A.  Axon.  The  Myth  of  the  Sirens:  ebd.  120—1, 
und  D.  Fitzgerald  ebd.    182.     (No.   1   u.   2  auch  IAnt.  X,   291—3.) 

298)  it.  Morris.  An  Oriental  Bestiary:  Ac.  XX,  475—6.  (Auch  IAnt, 
XI,  86 — 7.)  —  [»Dr.  Richard  Morris  has  englished  for  the  Chaucer  Society's 
"Originals  and  Analogues  of  the  Canterbury  Tales",  part  of  the  Vedabbhajätaka, 
containing  the  original  story  of  the  double  crime  in  the  Pardoner's  Tale'',  Ac. 
XX,  204.] 

299)  Louis  de  Zoysa.  Translation  of  two  Jätakas:  Journ.  Ceylon  BrRAS. 
1880  Part  II,  29—33. 

300)  Q.  de  Vasconcellos  Abreu.  Fragmontos  de  uma  tentativa  de  estudo 
scoliastico  da  epopea  portugueza.  Lisboa ,  Cruz  1881.  80  pp.  8.  500  Reis. 
[Trübner:  5  s.  —  Inhalt:  Lendas  buddhicas.  Origem  de  reino  dos  Leöes  e  do 
nome  de  Ceyläo.     Vestigios  de  uma  lenda  buddhica  nos  Lusiadas.] 

301)  The  Prccedents  of  Princess  Thoodhamma  Tsari.  Transl.  with  Nu- 
merous  Explanatory  Notes,  and  a  Vocabulary  of  the  Pali  and  Difficult  Burmese 
Words  in  tho  Text  by  Chr.  «7.  Bandow.  Rangoon,  Bennett  1881.  84  pp. 
8.  Rs.  2.  —  The  Decisions  of  Princess  Thoodamasaree.  [Burmese]  By 
H.  Soltau.     6.  Ed.     ebd.   1881.     50  pp.     8.     3  a. 

302)  Mingalathoke.  2.  Ed.  Rangoon,  Moung  PoO  1881.  46  pp.  8.  4  a. 
[The  well  known  text  of  the  Mangala  Sutta,  with  a  Burm.  interl.  transl.,  intended 
for  tho  use  of  childreu  .  .  .] 

303)  Pareik  Kyee.  ebd.  1881.  63  pp.  8.  8  a.  —  2.  Ed.  Rangoon, 
Burma  Herald  Press  1881.  66  pp.  8.  6  a.  —  Akyab,  printcd  at  the  Akyab  Press 
Lab.  Po  Thoo  1881.  108  pp.  8.  [The  well  known  text  in  Pali  of  the  Paritta 
hymns  with  an  interl.  transl.   in  Burm.] 

304)  Chaturärakkha.  3.  Ed.  Rangoon,  Moung  PoO  1881.  176  pp.  8. 
Re.  1.  —  4.  Ed.  ebd.  1881.  176  pp.  8.  Re.  18  a.  [A  modern  religious 
tract,  Burm.   and  Pali  ] 

305)  Abhidhammattha  Amay  apyay.  ebd.  1881.  120  pp.  8.  Re.  1.  [A 
catechism  on  metaphysical  doctrine,  modern.     Burm.  and  Pali.] 

306)  The  Säsanavansa  Dipo  or  the  History  of  tho  Buddhist  Church  in  Pali 
Verse,  compiled  from  Buddhist  Holy  Seriptures,  Commentaries,  Histories,  &c,  &c 
By  Acariya  Yimalasara  Thera.  A.  B.  2423  [1880].  Colombo:  printed  at  the 
Satthaloka  Press  for  Balatäsara  Virasinha  [sie]  Amacca  and  Othcrs.  A.  B.  2424 
[1881].      VII,    163   pp.      8.     Nicht  im  Handel.      (Auch   m.  singhal.  Tit.) 

307)  Simälakkhanadipani ,  verf.  i.  J.  Buddha's  2422  [1879]  von  Acariya 
Vimalasära-tihera.      Gedruckt    für    Balatäsara   Virasihämacca    in    der    Satthä- 


50  Klatt,    Vorderindien. 

nart30s)  beendigt  seine  meisterhaften  »Studien  über  die  vierzehn 
Felseninschriften  Acoka's ,  welche  von  Pischel  eingehend  recensirt 
werden.  Senart's  sämmtliche  im  voiigen  imd  in  diesem  Jahr 
darüber  veröffentlichten  Artikel  sind  auch  in  Buchform309)  erschienen 
und  auszugsweise  ins  Englische  übersetzt  worden.310)  Wichtig  ist 
auch  BhagwärdäVs*11)  Arbeit  über  das  erste  Edict  Acoka's,  in 
welcher  er  ein  neues  Facsimile  desselben  gibt.  Zu  den  in  Cunning- 
ham's  Werke  über  den  Bharhut  Stüpa  publicirten  Inschriften  und 
zu  der  Sue  -  Vihär  -  Inschrift  vom  Jahre  1 1  des  Kanishka  liefert 
Hoemle3i2~3)  zahlreiche  Verbesserungen.  Eine  Abhandlung  über 
die  letztere  Inschrift  von  Bhaywänläl  werden  wir  im  nächsten 
Jahre  anzuführen  haben. 

Für  das  Präkrit  steht  obenan  Webern31'1)  Ausgabe  des  Sap- 
tacatakam.  Während  er  bei  seiner  früheren  Ausgabe  dieses  Textes 
auf  ein  einziges,  nur  die  Hälfte  umfassendes  Manuscript  beschränkt 
war,  standen  ihm  jetzt  4  Texthandschriften  und  8  Commentare  in 
12  Handschriften  zu  Gebote.  Das  Werk  ist  nicht  nur  für  die  Kennt- 
niss  des  Präkrit,  sondern  auch  für  die  indische  Literatur-  und 
Gulturgeschichte  epochemachend.  Stemthal'ilh)  veröffentlicht  als  Vor- 
läufer einer  Gesammtausgabe  des  sechsten  Anga  der  Jainas  den  An- 
fang desselben,  enthaltend  eine  Legende  von  Megha,  dem  Sohne  des 
Königs  Seniya    und    seiner  Bekehrung    durch  Mahävira.     In    Indien 


dhära-Druckerei  [Colombo]    i.   J.  Buddha's   2424   [1881].      75   pp.     8.     Nicht  im 
Handel.     [Titel  und  das  ganze  Buch  in  singhal.   Schrift.] 

308)  Senart.  Etüde  sur  les  inscriptions  de  Piyadasi:  JA.  VII  Ser., 
XVII,   97—158. 

309)  E.  Senart.  Les  Inscriptions  de  Piyadasi.  T.  I.  Les  quatorze  edits. 
Paris,  impr.  nat.  1881.  326  pp.  8.  2  Tat",  fr.  16.  (Extrait  du  Journal 
Asiat.)  —  Vgl.  R.  Pischel  GGA.  1881,  1313—37;  Ac.  XX,  55;  IAnt.  X,  276; 
E.  Renan  JA.  VII  Ser.,  XVIII,   23—5   und  Journ.  des  Sav.   1883,  259-  64. 

310)  E.  Senart.  On  the  Inscriptions  of  Piyadasi  (continued) :  IAnt.  X, 
83—5.   180—2.  209—11.   269—73. 

311)  Pandit  Bhagwänlal  Indraji.  Tho  Inscriptions  of  Asoka:  IAnt.  X, 
105 — 9,  with    Facsimile. 

312)  A.  F.  Rudolf  Hoerale.  Keadings  from  the  Bharhut  Stüpa:  IAnt. 
X,  118—21.  255—9.  1  Taf.  —  Vgl.  dazu  S.  Beul  ebd.  XI,  49 — 50.  146. 
(From   a  private  letter.) 

313)  A.  F.  R.  Hoernle.  Keadings  from  the  Arian  Päli :  IAnt.  X,  324 — 31. 
1    Tat.  —  Vgl.  dazu  Senart  JA.  VII  Ser.,  XIX,  242. 

:;iii  D;is  Saptacatakam  des  Kala.  Herausgegeben  von  Albrecht  Weber. 
Leipzig,  Brockhaus  in  (.'omni.  1881.  LXIII,  597  pp.  8.  M.  32  [für  Mitglieder 
der  DMG  :  M.  24].  (AKM,  VII.  No  1.)  —  Vgl.  Adolf  Kaegi.  DLZ.  111,709; 
//.  Jacobi  LC  1883,  253;  //■  Brunnhofer.  Uober  den  Geist  der  indischen 
Lyrik,    Leipz.    1882,  p,   VI.   25—40. 

315)  /'.  Steinthal.  Specimen  der  Näyädhammakahä.  Leipzig,  Druck  von 
(;  Kroysing  1881  84  pp,  8.  Berlin,  Mayer  &  Müller:  M.  2.40.  (Diss. 
Müii  irr.)  —  Vgl.  //.   Oldenberg  DLZ,  [II,  125. 


Klatt,    Vorderindien.  51 

sind  das  2.  Anga31(i)  und  das  1.  Upänga317)  gedruckt  worden. 
Ausser  diesen  beiden  bietet  Trübner  noch  7  andere  in  den  letzten 
Jahren  in  Indien  gedruckte  Jaina- Werke  an,  nämlich  das  6.,  7.,  10. 
und  11.  Aiiga,  das  Uttarädhyayanasütra ,  Jainarämäyana  und  Qri- 
pälacarita318).  In  Trübner's  Oriental  Series  werden  Uebersetzungen 
des  7.  und  11.  Aiiga  von  Hoernle  erscheinen319).  Ein  in  Bombay 
erschienener  Sammelband320)  enthält  3  Präkrit-Schriffcen  der  Jainas. 
—  Anknüpfend  an  eine  Stelle  in  Olclenberg's  Beurtheilung  der  Aus- 
gabe des  Kalpasütra  hält  Jacobi'6-1)  an  der  Identität  des  Udäyin 
der  Jainas  mit  dem  Käläcoka  der  Buddhisten  fest.  Derselbe322)  ver- 
öffentlicht zu  der  von  ihm  herausgegebenen  Jaina-Legende  Berich- 
tigungen und  Nachträge  (theilweise  von  Pischel) ,  nebst  einem  Ex- 
curs  über  Anusvära  im  Präkrit  und  einigen  Worten  über  ein  Ms. 
des  Kälakäcäryakathänaka  des  Bhävadevasüri ,  welches  ihm  zufolge 
vielmehr  ein  Ms.  des  Kalpasütra  ist.  Derselbe323)  benutzt  eine 
Wunderlichkeit  der  indischen  Grammatiker  zu  einem  Erklärungs- 
versuch für  die  Assimilation  der  Consonantengruppen  im  Präkrit. 
Goldschmidt3'24)  fährt  fort,   verschiedene  Punkte  der  Prakrit-Gram- 

316)  *rqf*Ft*T  *Ht  I  f/rafTTf^f  I  The  second  of  the  „Angas." 
On  j'ain  philosophy  and  ethics,  with  some  legendary  illustrations ;  with  preface, 
table  of  Contents,  and  expl.  Version  in  Gujerati,  by  Shä  Bhlmasimha  Mäna- 
käkhya  [sie];  and  two  Sanskrit  Commentaries,  the  rirst  („dipikä")  by  Harsha- 
kula,  the  second  („tlkä")  by  CTläcärya.  Bombay,  Nirnaya  Sagar  Press  1879  [so 
nach  TR.  N.  S.  III,  36;  wirklich  im  März  1881  publicirt,  s.  Bombay  Catal. 
1881  II,  p.  24,  No.  144].  XXVIII,  1020  pp.  4.  Rs.  50.  [Trübner:  #66  s.] 
Printed    w.  moveable  type  and  pnbl.  under  the  ausp.  of  Räya  Dhanapatasimha. 

317)  ^^cfcfTT  fl"^  |  Uvaväl  Siltra.  An  „Upänga"  siitra.  Short  prelace 
in  Hindi,  giving  plan  of  work.  A  discourse  of  MahävTra  on  the  births  of  the 
soul  and  the  attainment  of  final  emancipation.  Text  by  Sudharmä,  with  comm. 
(tlkä)  in  Sansk.  by  Abhayadova,  and  „bäläbodha"  or  simple  exposition  by  Amri- 
tacandra.  Calcutta  [apparently  no  date].  II,  164  pp.  Obl.  [Trübner:  £  2.] 
Printed  w.  mov.  type  and  publ.  und.  the  ausp.  of  Räya  Dhanapatasimha.  [Fehlt 
in  den  indischen  Katalogen,  wenn  es  nicht  die  in  Kuhns  Jahresb.  1879  p.  56 
n.    164 — 5   erwähnte  „nicht  namhaft  gemachte  Schrift"  ist.] 

318)  Jain  Literature:  TR.  N.  S.  III,  36. 

319)  Ebd.  III,   128;  Ac.  XXIII,   173. 

320)  Shri  Prakarana  Ratnakara,  Bhäg  4  tho;  or  a  compilation  of  various 
works,  P.  IV.  Bombay,  Nirnaya  Sagar  Press  1881.  948  pp.  4.  Printed. 
Rs.  6  4  a.  [The  vol.  contains  reprints  of  three  works.  They  are  of  dift'  sizes 
and  are  in  Magadhi  w.  an  expl.  in  Guj.  The  tirst  and  the  third  treat  of  Jain  re- 
ligion  and  philos.,  while  the  second  is  a  small  work  on  Jain  geogr.] 

321)  Herrn.  Jacobi.     Ueber   Käläcoka-Udäyin:    ZDMG.    XXXV,   667  —  74. 

322)  H.  Jacobi.  Berichtigungen  und  Nachträge  zum  Kälakäcärya-Kathä- 
nakain:   ebd.   675 — 9. 

323)  H.  Jacobi.     Zur  Genesis  der  Präkritsprachen  :  ZVglS.   XXV,   603 — 9. 

324)  Siegfr.  Goldschmidt.  Praktische  Miscellen.  5.  Meru.  6.  sumi- 
rämi  7.  purusha  pürusha:  ebd.  610 — 7.  —  8.  viddavia  ciddavia.  9.  liakkhai. 
10.  acchijja'i.  11.  attai.  12.  wz.  hud;  ebd.  XXVI,  103—12.  —  13.  fahs. 
14.   nibbhara;  bharia:  ebd,   327—8. 


52  Klatt,    Vorderindien. 

liuiiik  zu  behandeln,  wobei  er  u.a.  bei  seiner  früheren  Aufstellung, 
class  Doppeleonsonanz  nur  ein  graphischer  Ausdruck  für  die  Länge 
des  Vocals  sei  und  dass  e  und  o  stets  lang  seien,  beharrt,  wogegen 
sich  JacobP'2'0)  von  neuem  wendet  (vgl.  Jahresber.  1880  p.  35 
n.  229—30). 

Für  die  neueren  Sprachen  Indiens  im  allgemeinen  ver- 
mögen wir  nur  einen  Vortrag  von  Brandreth™) ,  welcher  schon 
1878  gehalten,  aber  erst  1881  im  Druck  erschienen  und  durch  die 
inzwischen  veröffentlichten  Abhandlungen  (s.  Jahresber.  1879  p.  58 
n.  175,  1880  p.  35  n.  234)  überholt  ist,  und  zwei  aus  Scldag- 
intiveit's321)  „ Indien  in  Wort  und  Bild"  abgedruckte  Artikel  zu  er- 
wähnen. 

Ein  neues  Hindus  tani -Wörterbuch  von  Platts'm)  ,  welches 
übrigens  nicht  nur  das  Hindustani,  sondern  auch  das  Hindi  enthält, 
ist  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Etymologie  verfasst ,  was  bei 
einer  aus  so  verschiedenartigen  Elementen  gemischten  Sprache  sehr 
zweckmässig  ist.  Der  erschienene  erste  Theil  reicht  bis  zum  An- 
fang des  dritten  Buchstabens  (bis  pratidän).  Wir  nennen  ferner  die 
Fortsetzung  des  Englisch-Hindustanischen  Wörterbuchs  von  Fallov''-1') 
und  zwei  Wörterbücher  von  Craverim~l).  Den  ausführlichen  Titel 
von  E.  Sell's  in  Urdu-Sprache  abgefasster  Urdu-Grammatik  (3.  Ed. 
Madras  1880)  findet  man  in  TR.  N.  S.  III,  35.  Unter  den  Ge- 
sehenken G.  W.  Leitner's  an  den  Orientalisten-Congress  in  Berlin  be- 
fanden sich  auch  zwei  in  Lahore  1881  erschienene  Werke,  A  Manual 
of  Medical  Jurisprudence  in  Urdu  und  Besant's  Hydrostatics  in  Urdu 
(s.  Verh.  d.  Orient. -Congr.  1881,  I,  123),  von  denen  er  das  letztere 
mit  der  handschriftlichen  Notiz  versehen  hatte  „Proof  of  the  capacity 
of  the  Urdu  language  to  render  European  works  on  science."  Aus 
den  zahllosen  Werken  in  Hindustani-Sprache,  die  sich  in  den  indischen 
Katalogen    verzeichnet    finden,    wählen  wir  nur  eine  Sammlung  von 


.'!L'.">i  Herrn.  Jacobi.  Noch  einmal  das  präkritische  Quantitätsgesetz:  ebd. 
314—20. 

326)  /'>.  L-  Brandreth.  Paragone  delle  lingue  gauriane  con  le  romanze 
o  romane:  Atti   del  IV  congresso  internaz.   d.   orieut.  II,   75 — 80. 

327)  Emil  Schlagintiweit.  Die  indische  Zeitungspresse:  MLIA.  XCIX, 
294  —  6.  —  Zur  Geschichte  der  indischen  Presse:  ,ebd.   C,  433 — 4. 

328)  J.  T.  Platts.  A  Hindüstänl  Dictionary.  [Part  I.]  London,  Allen 
1881.     VI,  240  pp.     8.      10  s.   G   d. 

329)  S.  W.  Fallon.  A  New  English  -  Hindustani  Dictionary  ...  Part 
II— VI.     Benares  1881.     8. 

330)  '/'■  Craven.  The  Populär  Dictionary  in  English  and  Hindustani,  and 
Hindustani  and  English.  Lucknow,  Methodist  Episcopal  Church  Press  1881. 
122   pp.     8.     Kc.   14  a.     [Trübner:  3  s.  6  d.] 

3.'ilj  T.  Craven.  Gern  Dictionary  in  English  and  Hindustani,  ebd.  1881. 
107   ihp.     8.     4  a. 


Klatt,    Vorderindien.  53 

Ilindustani-Liedern332)  aus.  Scott333)  macht  einige  Bemerkungen 
über  Hindustani  -  Metrik  und  Poetik,  sowie  über  mehrere  Dichter 
unter  Beifügung  von  Textproben. 

Von  Pritniräja,  Räsau,  einem  historischen  Gedichte  in  Alt- 
Hin  d  i  -  Sprache,  welches  von  Hoemle33i)  in  Text  und  Uebersetzung 
herausgegeben  wird,  ist,  nachdem  in  den  Jahren  1873 — 79  vier 
Hefte  vom  Text  erschienen  sind,  nunmehr  auch  ein  Heft  von  der 
Uebersetzung  erschienen,  und  zwar  der  27.  Gesang,  die  Revätata- 
Episode  enthaltend,  und  der  Anfang  des  die  Anangapäla  -  Episode 
enthaltenden  28.  Gesanges.  Tulsidäs'  Rämäyan  a  ist  wieder  in  meh- 
reren Ausgaben  erschienen.335)  Vorschriften  zur  Schreibung  des 
KayathT  -  Alphabets  giebt  Grierson330).  Gegenüber  der  von  dem 
letzteren  entwickelten  Ansicht  (s.  Jahresber.  1880  p.  86  n.  246) 
vertheidigt  ein  Hindu337)  die  Meinung,  dass  mit  Recht  das. Buchhindi 
niid  nicht  die  Volkssprache  von  den  Behörden  in  Biliär  adoptirt 
werde,  worauf  Grierson33^)  noch  einmal  seine  Ansicht  darlegt  und 
die  Hauptpunkte ,  in  welchen  sich  Bihäri  und  Hindi  unterscheiden, 
zusammenstellt.  Eine  weitere  Entgegnung  desselben  Hindus  werden 
wir  hn  nächsten  Jahr  zu  erwähnen  haben.  Grierson  und  Hoernle33'*) 
beabsichtigen,  wenn  sich  genug  Subscribenten  hnden,  ein  vergleichen- 
des Wörterbuch  der  Bihäri-Sprache,  bei  welchem  der  Maithili-Dialekt 
zu  Grunde  gelegt  werden  soll,  herausgegeben.  Diese  Sprache  bietet 
um  so  höheres  Interesse,  als  sie  nach  der  Meinung  der  Herausgeber 
mit  dem  Zigeunerischen  nahe  verwandt  ist.     Die  im  Jahresber.  1879 


.'!:>2)  Hindustani  Gäyan  Sangraha,  or  a  coli,  of  Hindustani  songs.  P.  I. 
[Urdu  in  Gujar.  char.]  2.  Ed.,  rev.  and  enl.  Bombay,  Nirnaya  Sägar  Press 
1881.     248  pp.     8.     Re.   1. 

333)  T.  J.  Scott.  Hindustani  Poets  and  Poetry:  Calc.  Rev.  LXXIII, 
184—98. 

334)  The  Prithiräja  Räsau  of  Chand  Bardäf,  transl.  from  the  Original  <  >1<1 
Hindi,  by  A.  F.  Rudolf  Hoernle.  Part  IL  Fase.  I.  Calcutta  1881.  74, 
11    pp.     8.      3   Tat'.     (Bibliotheca  Indica.  N.  S.  No.  452.) 

335)  Tulsidäs.  Rämäyan  Satik.  The  Rämäyan,  with  comm.  by  Srf-Gosvämi 
and  Sukhdev  Läl  of  Mainpuri.  In  2  Vols.  Lueknow,  Mimshi  Nawal  Kishor 
1881.  762  pp.  8.  Lith.  Re.  1  12  a.  [„This  is  a  good  commentary  on  the 
R.  of  T."]  —  Ausserdem:  Calcutta  (848  pp.) ,  Bombay  (600  pp.  4  i,  Lueknow 
(032  pp.),  Meerut  (616   pp.),  Dehli  (580  pp.). 

336)  George  A.  Grierson.  A  Handbook  to  the  Kayathi  Character.  Cal- 
cutta, Thacker  1881.  60  pp.  fol.  Rs.  7  8  a.  [nach  TR.:  VI,  4  pp.  1.  With 
:',()   plates  in  Facsimile,   with  translations.      18  s.] 

337)  Rddhikd  Prasanna  Mukherji.  A  Few  Notes  on  Hindi.  Calcutta, 
J.  G.  Chatterjea.    (Pamphlet.)   —  Vgl.  Calc.  Rev.   Vol.  LXXII,  No.  143,   p.  XIII. 

338)  G.  A.  Grierson.  Hindi  and  the  Biliar  Dialects :  Calc.  Rev.  LXXIII, 
363—77. 

339)  G.  A.  Grierson  and  A.  F.  Riad.  Hoernle.  A  Comparative  Dic- 
tionary  of  the  Bihäri  Language.  Prospectus,  unterz.:  Calcutta  Apr.  1882,  und 
4  Probeseiten  in  4.,  versandt  durch  Breitkopf  &  Härtel,  Leipzig.  Das  Werk 
wird  ca.  1500  Seiten  enthalten,  Subscription  Rs  2  oder  4  s.  pro  part  (von  ca. 
im)  Seiten).  —    Vgl.  TR.  N.  S.  III,  89. 


54  Klatt,    Vorderindien. 

p.  -59  n.  190  angekündigte  Grammatik  des  Maithili  von  GV&rsow340) 
ist  erschienen,  während  die  dazu  gehörige  Chrestomathie  nebst 
Wörterbuch  erst  im   nächsten  Jahre  zu  erwähnen  sein  wird. 

Für  das  Bengalische  nennen  wir  zwei  von  Einheimischen311-2) 
zusammengestellte  Wörterbücher  und  ein  Elementarbuch  in  lateinischer 
Umschrift  von  Browne3 ki) ,  welchem  in  den  nächsten  Jahren  ähn- 
liche für  die  andern  indischen  Sprachen  folgen  sollen.  Syamacharan 
GanguliHi)  empfiehlt  in  einer  kenntnissreichen  und  verständigen 
Abhandlung  die  Anwendung  des  lateinischen  Alphabets  für  die  in- 
dischen Sprachen,  wobei  er  auf  das  Bengalische  näher  eingeht.  Doch 
wird  es  sich  in  Europa  schwer  einbürgern,  nach  seineu  Vorschlägen 
/.  11.  den  Namen  Civacarana  im  Bengalischen  Sibcaron  und  im  Hindi 
Siucaran  zu  schreiben.  -  -  Abgesehen  von  den  zahllosen  Productionen 
religiösen  Inhalts,  die  alljährlich  in  den  indischen  Volkssprachen  er- 
scheinen und  die  wir  hier  ohne  Ausnahme  übergehen,  wird  beson- 
ders die  bengalische  Literatur  von  poetischen  Werken ,  die  nichts 
weniger  als  eine  Bereicherung  derselben  sind,  überschwemmt.  Einige 
derselben  finden  eine  Besprechimg  in  der  Calcutta  Review.345)  Eine 
Abhandlung  über  bengalische  Sprichwörter346)  soll  in  einer  englischen 
in  Calcutta  erscheinenden  Zeitschrift  enthalten  sein. 

Für  das  dem  Bengalischen  nahe  stehende  Assamische  sei 
als  speeimeii  eine  Uebersetzung  aus  dem  Sanskrit  erwähnt.34') 

Für  das  G  u j  a  r  ä  1 1  nennen  wir  ausser  einer  Phrasensammlung 
von  Greem348)  die  Uebersetzung  von  Max  Müllers  Hibbert  Lectures 

340)  G.  A.  Grierson.  An  Introduction  to  the  Maithili  Language  of 
North  Biliär  contaiiiing  a  Grammar,  Chrestomathy  &  Vocabulary.  Part  I. 
Grammar.  Extra  Nuraber  to  Journal,  Asiatic  Society,  Bengal,  Part  1.  for  1880 
[muss  heissen  1881].  Calcutta.  J.  N.  Banerjee  1881.  VIII,  114,  3  pp.  8. 
3  Taf.  Rs.  2.  —  Vgl.  A.  H.  Keane  Ac.  XXII,  138;  G.  A.  Grierson.  The 
Language   of  Biliar:   ebd.   40(1 — 1. 

341)  Gopdl  Chandra  Mitra.  A  Dictionary  in  Bengali  and  English. 
Calcutta,   Sudhänidhi   Press   1881.      371   pp.     8.     Re.    18  a.      [Non-educational] 

342)  TraUohya  Natli  Bardt.  A  Pronouncing,  Etymological,  and  Pietorial 
Dictionary  of  the  English  and  of  the  Bengali  Language.  No.  18 — 20.  Calcutta, 
Bar.U  Press   1881.     32,  32,   29   pp.     4.      10  a.  pro  No. 

343)  ./.  F.  Browne.  A  Bangäli  Primer  in  Roman  Characters.  London, 
Trübner  1881.  VI,  .11  pp.  8.  2  s  —  Vgl.  Calc.  Kev.  Vol.  LXXIV, 
No.   147.   p.   VII. 

344)  Syamacharan  Ganguli.  A  Universal  Alphabet  and  the  Transliteration 
of  Indian  Languages:  Calc.  Kev.  LXXII.   354  —  71.     (Auch  sep.      18  pp.     8.) 

345)  Vernacular    Literature:    Calc.    Rev.    Vol.    LXXII,    No.    143,    p.    XX 
—XXVIII       Vol.   LXXIII,    No.   145,    p.  XII— XIX.     No.    140,    p.  X— XXI 
Einige  moderne  bengalische  Schriften  s.  JRAS.  N.  S.  XIV,  Ann.  Rop.  p.  LXXI  f., 
Bulletin   de  l'Athenee  oriental   1881   No.    I.  p.    15. 

346)  Bengali  Proverbs:  The  Bengal  Magazine,  a  monthly  paper,  No.  109, 
Au:       1881. 

.!47i  Srimadbhagbat:  Dasam  Skandha.  The  tenth  book  of  Srimadbhagbat, 
transl.  into  Assamese  verse     Calcutta,  Bengal  Press  1881.    öU'J  pp.    8.    Re.  1   4  a 

348)  //.  Green.  A  Collection  of  English  Phrases  witli  their  Idiomatic 
Gujaräti   Equivalents,    7.  Ed.    Bombay,  Ganpat   Krishnaji's   Press   1881.     233  pp. 

I  1    a.     [A    sei l-book.] 


Klatt,    Vorderindien.  55 

durch  Behramji  M.  Malabari,  welche  von  James  Darmesfeterztöa) 

besprochen  worden  ist.  Bei  demselben  findet  man  den  Titel  dieser 
und  zweier  anderer  Gujaräti-Schriften. 

Das  Konkani  (nicht  der  gleiclmamige  Dialekt  des  Maräthl, 
sondern  die  eigentliche  Konkani  -  Sprache)  ist  der  Gegenstand  einer 
Abhandlung  Gerson  da  Qunkds3*9),  in  welcher  noch  besonders  die 
Literaturangaben  Beachtung  verdienen. 

Einige  weitere  Volkserzählungen .  welchen  diesmal  der  1'  a  u  - 
j  ab i- Text  zum  Theil  beigefügt  ist,  werden  von  Mrs.  Steel-'1'"')  mit- 
getheüt  und  von  Temple  mit  philologischen  Anmeldungen  begleitet. 
Letzterer351)  veröffentlicht  einen  Nachtrag  zu  der  Geschichte  von 
dem  Herrn  des  Todes  Malik-ul-Maut ,  der  dritten  in  der  Smnmlung 
der  Volkserzählungen  aus  dem  Panjäb  (s.  Jahresber.  1880  p.  37 
n.  259) ,  ferner35-)  ein  Lied  über  den  Heiligen  des  Panjäb  Sakhl 
Sarwar  (XII.  Jahrh.  n.  Chr.)  nebst  Bemerkungen  über  verschiedene 
metrische  Punkte  der  Panjäbi^Poesie  und  theilt  auch  noch  in  einem 
andern  Artikel353)  einige  Verse  mit.  Der  Granth  der  »Sikhs  ist  in 
Labore  in  5  Ausgaben  erschienen354).  Wegen  der  zahlreichen 
andern  Schriften  in  Panjabi-Sprache  verweisen  wir  auf  die  indischen 
Kataloge. 

Ein  Mittelglied  zwischen  dem  Panjäbi  und  Sindhi  bildet  die 
Mul t an i- Sprache,  von  welcher  O'Br/en3™)  mit  Unterstützung  der 
indischen  Regierung  ein  Wörterbuch  herausgegeben  hat. 

Aus  dem  Sindhi  übersetzt  Hart-DaviesrM)  50  Balladen.  — 
Leitner^"')  veröffentlicht  in  Tabellenform  ein  vergleichendes  Vocabular 

348a)  RC.  N.  S.  XV,  101.  —  Vgl.  dazu:  Verna'cular  Literature  in  India: 
Ac.  XXII,  417. 

349)  J.  Gerson  da  Cunha.  The  Konkani  Language  and  Literature.  For 
tlie  Bombay  Gazetteer.     Bombay,  Govt.   Central  Press   1881.     50  pp.     8.     [5  s] 

350)  Folklore  in  tlie  Panjäb.  Collected  by  Mrs.  F.  A.  Steel,  witli  Notes 
by  R.  C.  Temple:  IAnt.  X.  40—3.  80—2.  147—52.  228—33.  331—3. 
347 — 52;  vgl.  R.  C  Temple  ebd.  XI,  88;  Opprobrious  Names.  Chhajjä  Singh: 
ebd.  XI,   175. 

351)  R.    C.    Temple.     Note  on  Malik-ul-Maut:  ebd.  X,  289—90. 

352)  R.  C.  Temple.  A  Song  about  Sakbi  Sarwar:  Calc.  Rev.  LXXIII. 
253—74. 

353)  R.  C.  Temple.  Muhammadan  Belief  in  Hindu  Superstition:  IAnt. 
X.   371—2. 

354)  Arjun  Prakash  Press  (200  pp.);  ebd.  (256  pp.) ,  Gurmukln  ehar.; 
ebd.  (144  pp.) ,  Pers.  ehar  ;  Victoria  Press  (384  pp.);  Qädiri  Press  (80  pp.), 
Gurm.  ehar. 

355)  [Ei.  O'Brien.]  Glossary  of  the  Multani  Language  compared  with 
the  Punjabi  and  Sindhi.  (In  both  the  Roman  and  Arabic  Characters.)  Labore 
1881.  XIII,  293  pp.  8.  With  a  Map.  [Koehler,  Leipzig:  M.  36.]  --  Vgl. 
Ath.   1881   1,  816. 

356)  L  Sind  Ballads :  Translated  from  the  Sindi  by  T.  Hart- Davies. 
Bombay,  Education  Society's  Press   1881.  —   Vgl.    W.  F.  S.     IAnt.  X,  374. 

357)  [G.  W.J  Leittier.  Vocabulaire  comparatif  des  langues  parlees  entre 
Kaboul    ot   Kaehmir:    Congres    intern,    des    sc.    ethnogr. ,    tenu    ä  Paris  .  .    1878. 


56  Klatt,    Vorderindien. 

iiclist  Grammatik  der  in  Dardistan  gesprochenen  Sprachen  und 
van  den  Gfoeyn3®6)  berichtet  über  Tomaschek's  Studien  über  die 
L'  a  in  i  r  -  D  ia  lekt  e. 

Für  die  Zigeunersprachen  ist  durch  Miklosich's359)  Werk, 
welches  in  diesem  Jahre  zum  Schluss  gekommen  ist,  eine  dauernde 
Grundlage  geschaffen.  Das  11.  Heft  enthält  die  Wortbüdungslehre, 
das  12.  die  Syntax  und  am  Schluss  eine  Bibliographie.  Ausserdem 
haben  wir  diesmal  nur  einige  Kleinigkeiten  zu  erwähnen.  Gaster360) 
hat  wieder  im  „Ausland"  zwei  Zigeunermärchen  aus  Rumänien  in 
deutscher  Uebersetzung  mitgetheilt.  Die  in  Siebenbürgen  erscheinende, 
von  Hugo  Meltzl  redigirte  Zeitschrift  für  vergleichende  Litteratur 
bringt  manchmal  Zigeunerisches,  vgl.  Kuhn  Jahresber.  1876- -7  I 
p.  114.  Auch  eine  uns  zufällig  zu  Gesicht  gekommene  Nummer 
dieser  Zeitschrift  aus  dem  Jahre  1881  enthält  ein  Zigeunerlied  in 
Text  und  deutscher  Uebersetzung361).  Leland36'2)  hielt  auf  dem 
Orientalistencongress  zu  Florenz  einen  Vortrag,  welcher  nun  gedruckt 
vorliegt,  in  welchem  er  einige  Vergleichspunkte  zwischen  den  Zi- 
geunern verschiedener  Länder  und  indischen  Stämmen  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  die  englischen  Zigeuner  zusammenstellt.  Ein  schon 
im  vorigen  Jahre  (p.  39  n.  270)  erwähnter  Aufsatz  über  die  Her- 
kunft der  Zigeuner  aus  Indien  ist  im  Indian  Antiquary  abgedruckt 
worden363). 

Singhalesisches  (resp.  Päli  in  singhalesischer  Schrift) 
scheint  in  Colombo  alljährlich  mancherlei  gedruckt  zu  werden, 
worüber  jedoch  nur  dürftige  Notizen  nach  Europa  gelangen.  Amt- 
liche Kataloge,  wie  für  die  Provinzen  des  britisch-indischen  Reiches 
giebt  es  für  Ceylon  leider  nicht,  und  auch  die  ceylonesischen  Zeit- 
schriften wie  Ceylon  Friend .  Ceylon  Observer  sind  uns  nicht  zu- 
gänglich.    Aus    dem   letzteren364)   reproducirt  TR.  eine  Notiz,    dass 


Comptes  rendus  stenogr.  Paris  1881.  8.  p.  898 — 943.  Darauf:  Gramm aire 
comparee:  ebd.  p.   M4Ö — 1003. 

358)  Bull,  de  l'Athenee  oriental  1881,  217  —  44.  vgl.  Ac.  XX.  49G.  —  Vgl. 
Ferner    Willi.    Geiger  ZDMG.  XXXVII,   128—31. 

359  i  Franz  MiLlosicli.  Lieber  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der 
Zigeuner  Europas.  XI.  XII:  Denksehr.  d.  Wiener  Akad.,  pbil.-hist.  CL  XXXI, 
1—54.  55—114.  (Auch  sep.  Wien.  Gerold  1881.  54  pp.  62  pp.  4.  M.  2.80. 
M.  3.         1— XII  M.  40.40.)  —  Vgl.   G.  v.  d.    Gabelentz  LC.   1881,  579 

360)  Zigeunermärchen  aus  Rumänien.  Mitgeteilt  von  M.  Gasten  Aus- 
land  LIV.   745  —  9. 

361)  Erdelyilyika  rromane  zilya.  Volkslieder  der  transilvanisch-ungarischen 
Zigeuner,  tnedita.  Neue  Folge.  II:  Acta  comparationis  litterarum  universarum. 
Zeitschr.  f.  vergl.  Litt.  [Titel  in  11  Sprachen.]  Novae  Seriei  vol.  IV.  Nr.  1. 
Totius  Seriei  vol.  XIII  Nr.  LXXXI.  Claudiopoli  (Kolozsvar)  1881  die  XV. 
Jan.     Sp.    L6. 

362)  Charles  G.  Leland.  On  the  linglish  Gipsy  <<r  ßommani  Language : 
Atta   de!   IV  Congr.  intern    d.  Orient.  II,  31 — 7. 

363)  The  Origin  of  the  Gipsies:  IAnt.  X,  50—3. 

364)  Ceylon  Observer,  8th  Dec.  1881.  Abgedruckt  in  TR.  N.  S.  II,  159. 
—  Vgl.  Ac    XXI.  87. 


Klatt,    Vorderindien.  57 

ein  Council  paper  Uebersetzungen  von  11  jetzt  im  Museum  zu  Co- 
li »ml  »o  befindlichen  Inschriften  aus  dem  Anuradhapura-  und  Ham- 
bantota-District  mittheile,  von  welchen  6  indessen  schon  in  P.  Gold- 
schrnidt's  und  E.  Müller's  Reports  enthalten  seien.  100  weitere 
singhalesische  Sprichwörter  (No.  167 — 266)  theilt  Zoysa36b)  in 
Text  und  Uebersetzung  mit.  Von  singhalesischen  Büchern  haben 
wir  nur  eins  zu  Gesichte  bekommen ,  nämlich  ein  Lesebuch  für 
Schulen  von  Alwfs:',m) ,  enthaltend  50  Lesestücke  und  ein  Wörter- 
buch. 

Ueber  die  nichtarischen  Sprachen  Indiens  hielt  Oust367) 
auf  dem  vierten  Orientalistencongress  einen  Vortrag.  Avery3es)  be- 
bandelt im  Anschluss  an  seinen  früheren  Artikel  über  den  Einttuss 
der  Aboriginer  auf  die  arischen  Sprachen  diesmal  umgekehrt  die 
Frage  nach  den  Einwirkungen  der  Arier  auf  die  Sprachen  der  Abo- 
riginer und  Vinson3m)  berichtet  über  die  neuesten  literarischen  Er- 
scheinungen auf  dem  Gebiet  der  dravidischen  Sprachen.  —  Fergu- 
son370) macht  einen  verunglückten  Versuch,  das  Tamil  mit  dem 
Maori  zu  vergleichen.  Pope311)  fährt  in  seinen  Bemerkungen  zmn 
Kanal  fort.  Vinson37'2)  übersetzt  ein  Capitel  aus  dem  Periya- 
puräna,  einem  Werke  der  neutamulischen  Literatur,  welches  die  Ge- 
schichte   der    68    Heiligen    der   Caivas    erzählt.      Ein    aus    Baum- 


365)  Louis  de  Zoysa.  Specimens  of  Sinhalese  Proverbs.  Continued  from 
No.  17,  Vol.  V.  (1871 — 72),  p.  32:  Journ.  Ceylon  BrRAS.  Vol.  VII,  Part  1. 
p.    15—26. 

366)  Public  Instruction  Department.  Swabhäshä  Ratnadämaya.  A  Reading 
Book  for  the  Use  of  Schools,  intended  as  an  Introduction  to  the  Study  of  Clas- 
sical  Sinhalese  Literature.  By  the  Rev.  C.  Alwis.  Colombo ,  Skeen  1881. 
75  pp.  8.  [,,We  have  also  to  note  for  Sinhalese  the  appearance  at  Colombo 
of  Parts  1  and  2  of  a  Scientific  Grammar  of  the  language  (all  in  Sinhalese),  by 
the  Rev.  S.  Coles;  also  a  Sinhalese-Euglish  Grammar  and  Exercise  book  on 
the  Ollendorf  System .  by  S.  de  Silva",  s.  W.  S.  W.  Vaux,  JRAS.  N.  S.  XIV, 
Ann.  Rep.  p.  LXXV.  —  Eine  Grammatik  des  Singhalesischen  von  B.  Guna- 
sekhara  und  H.  C.  R.  Bell  wird  in  Triibner's  Collection  of  Simplified  Gram- 
mars  erscheinen,  s.   TR.  N.  S.  III,  79.] 

367)  Roberto  Cust.  Sülle  Iingue  non  ariane  delle  Indie  Orientali:  Atti 
del   IV   Congr.  int.  d.  or.  II,   123—8, 

368)  John  Avery.  Influence  of  the  Aryans  upon  the  Aboriginal  Speech 
of  lndia:  American  Antiquarian   III,   121 — 7.    236 — 43. 

369)  Julien  Vinson.  La  science  du  langage  et  les  etudes  dravidiennes 
en  1879 — 1880.  (Discours  prononce  a  l'ouverture  du  ^cours  d'hindoustani  et  de 
langue  tamoule  pour  l'annee  scolaire  1880 — 1881,  ä  l'Ecole  nationale  des  langues 
orientales  Vivantes  le  16  nov.  1880):  RL.  XIV,  59—79.  (Auch  sep.  Paris 
1881.     23  pp.     8.) 

370)  A.  M.  Ferguson.  Tamil  and  Maori:  IAnt.  X,  46 — 7.  —  Vgl. 
./.    Vinson   RL.  XV,   196. 

371)  G.  U.  Pope.  Notes  on  the  Kurral  of  the  Tamil  Poet  Tiruvalluvar. 
(Continued  from  Vol.  IX.     p.   199):  IAnt.  X,  352—5. 

372)  J.  Vinson.  Specimen  de  la  poesie  civaiste  du  sud  de  l'Inde:  RL. 
XIV,   172—86. 

Jahresbericht  1881.  5 


53  Klatt,    I  Orderindien. 

gartens^3)  Werke:  „Der  Orient,  Stuttgart  1882"  abgedruckter 
Artikel  verdient  kaum  Erwähnung.  Von  den  vielen  in  Madras  und 
an  anderen  Orten  Südindiens  erschienenen  Tamil-Büchern  haben  wir 
die  eine  unten374)    verzeichnete  Probe  ausgewählt.  Für  das  T  e  - 

lugu  nennen  wir  drei  in  Madras  erschienene,  zu  Unterrichtszwecken 
bestimmte  Bücher375-7).  —  Eine  von  Rice37*)  veröffentlichte  In- 
sel i  ritt  aus  der  Zeit  der  Mahävali  -  Dynastie  enthält  nach  seiner 
Meinung  das  älteste  Sprachdenkmal  des  Canaresischen.  Von 
Kittets6™)  Anthologie  ist  eine  neue  Ausgabe  (die  wievielte,  ist 
nicht  angegeben)  erschienen.  Als  Proben  canaresischer  Bücher 
führen  wir  an  eine  Ausgabe  des  Jaiminibhärata380)  und  eine  Ueber- 
setzung  des  Rämäyana381). 

Ueber  die  wilden  Bergstamme  Indiens  handelt  ein  ethno- 
graphischer Artikel  von  Knigkton382).  Com383)  giebt  eine  Skizze 
des  in  der  Umgegend  von  Dummagüdem  gesprochenen  Dialekts  der 
Koi -Sprache,  über  welche  er  auch  am  Schlüsse  einer  die  Sitten 
und  Gebräuche  der  Kois  beschreibenden  Abhandlung384)  einige  No- 
tizen beifügt.  Der  letzteren  Althandlung  ist  ein  Vocabular  der 
Savara-Sp räche  angehängt.     In  die  Mondari-  Sprache  sind 


373)  J.  Baumgarten.     Die   Parialiteratur:  MLIA.  C,   G73 — 4. 

374)  Pannirendu  Nikandu,  the  12  Standard  lexicons  in  Tamil  by  the 
celebrated  Mandala  Purusha.  2.  Ed.  Madras.  Vidya  Vinodini  Press  1880. 
270  pp.     8.     6   a. 

375)  Telugu  Selections,  compiled  from  the  several  Text  Books  in  that  Lan- 
guage,  for  the  Use  of  Officers  in  the  Civil,  Military,  and  Public  Works'  Depart- 
ment, ete.  By  Order  of  the  Board  of  Examiners.  2.  Ed.  Madras  1881. 
[Trübner:  £  1    1  s.] 

376)  H.  T.  Rogers.  First  Lessons  in  Telugu.  Madras,  Foster  1880. 
98  pp.  8.  Re.  1  8  a.  [Contains  25  short  stories  transl.  from  the  Tamil  Ka- 
thamanjari  into  both  colloquial  and  gramm.  styles  in  Tel..  w.  copious  notes  and 
transl.   for  the  use  of  other  than   native   students.] 

377)  L.  Garthwaite.  Anglo-  Telugu  First  Reader.  Madras,  Govt.  of 
Madras   1880.     64  pp.     8.      2   a. 

378)  Lewis  Rice.     The  Mahävali  Dynasty:  IAnt.   X,  36—40.      1   Tal'. 

379)  F.  Kittel.  Minor  Canarese  Poetical  Anthology.  Mangalore,  B.  M.  B. 
and  T.   Depositors-   1881.      151   pp.      8.      8   a. 

380)  Lakshmisa.  Jaimini  Bhärata.  4.  Ed.  Bangalore ,  Viehara  Darpana 
Press    1881.     276  pp.     8.     8  a. 

381)  Välmiki.  Torave  Rämäyana.  [Kannada].  2.  Ed.  ebd.  1881.  667  pp. 
8.     Thick  copy  Rs.  3.     Thin  copy  Re.    1    12   a. 

382)  W.  Knighton.  Savage  Life  in  India:  Contemp.  Review  XXXIX, 
403—  lö. 

383)  •/.  Cain.  The  Bhadrachellam  and  Rekapalli  Taluqas.  (Continued 
from    Vol.    VIII       p.   221):   IAnt.   X.   259r-ß4. 

384)  John  Cain.  The  Koi,  a  Southern  Tribe  of  the  Gond:  JRAS.  N.  S. 
XIII,  410     28 


Kielt,    Vorderindien.  59 

diesmal  das  Ev.  Matth.385)  und  Joh.386),  in  die  Santali-Sp  räche 
ausgewählte  Bibelstellen  3<J7)  übersetzt  worden.  Auch  für  das  Gare 
ist  eine  kleine  Missionsschrift388)  erschienen.  Rein  ethnographisch 
ist  eine  Abhandlung  von  Woodthorpe3^9)  über  die  Naga-Stämme 
an     der    Nordostgrenze     Britisch  -  Indiens.  Die     Himälaya- 

Sprachen  sind  durch  eine  Abhandlung  Schott's'm)  über  die 
Röng-  oder  Leptscha-Sprache  vertreten,  in  welcher  er  auf  Grund 
von  Mainwaring's  Grammatik  (s.  Kuhn,  Jahresber.  1870 — 7  I  p.  116 
n.  26't)  die  Zahl-  und  andere  Wörter  analysirt  und  einzelne  gram- 
matische Eigentümlichkeiten  mit  ähnlichen  Erscheinungen  im  Ti- 
betischen. Chinesischen  und  anderen  Sprachen  vergleicht,  ohne  jedoch 
über  die  Verwandtschaft  der  Sprache  ein  schliessliches  Urtheil  zu 
fallen. 

Den  Bericht  über  indische  Geschichte,  Alterthümer,  Inschriften, 
Religion  u.  s.  w.  findet  man  in  den  Jahresberichten  der  Geschichts- 
wissenschaft. 


385)  Matti  Oläkada  Mangal  Samäehär.  The  Gospel  of  St.  Matthew.  Transl. 
into  the  Mondari  Language  by  A.  Nuihall.  Calcutta,  Baptist  Mission  Press 
1881.     198  pp.     8. 

386)  .1  < 'In Mi  Olakada  Mangal  Samäehär.  The  Gospel  of  St.  John.  Trans- 
lated  .  .  by  L.   Beyer*,     ebd.   1881.      162   pp.     8. 

387)  Bochor  Bhor  Kea  Koe.  [Säntäli.]  Translations  of  several  passages 
from  the  Bible  by  F.  T.  ('nie.  Dhurmpore,  printed  Bhowanipore  1881. 
1  12   pp.     8.     2   a. 

388)  .Tisu  Kristani  Japhangho  Antisa  Skiani,  or  a  brief  Catechism  of  the 
life  of  Jesus  Christ.  [Gäro.]  Tura .  Gäro  Mission  of  the  Amer.  Baptist  Miss 
Union   1881.      10  pp.     8.     3  p. 

389)  R.  ('.  Woodthorpe.  Notes  on  the  Wild  Tribes  inhabiting  the  so- 
called  Naga  Hills,  on  our  North-east  Frontier  of  India.  Part  I :  Journ.  Anthrop. 
Institute  XI,   56—73.     2   Taf. 

390)  ]]'.  Schott,  üeber  die  spräche  des  vulkes  Röng  oder  Leptscha  in 
Sikkim:  Abh  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin.  Aus  d.  J.  1881.  Abth.  V.  p.  1-  15. 
i  Auch   sep.      15   pp.     4.      80    Pf.) 


60 


Bericht  über  die  1881  auf  d  e  m  Gebiete  der 
hebräischen  Sprachkunde,  alttestamentlichen 
Exegese  und  biblischen  Theologie,  sowie  der 
Geschichte  Israels  erschienenen  Bücher 
und  Aufsätze 

erstattet  von 

E.  Kautzsch. 

Wie  im  vorigen  Jahre  schicken  wir  auch  diesmal  unserem  Be- 
richt eine  kurze  Statistik  der  287  von  uns  besprochenen  Nummern 
voraus,  indem  wir  zugleich  die  entsprechenden  Ziffern  des  vorjährigen 
Berichts  in  Klammern  beifügen.  Von  obigen  287  (262)  gehören 
an:  Deutschland  150  (111)  incl.  3  (8)  lateinischen;  England  und 
Nordamerika  77  (93),  Frankreich  und  französ.  Schweiz  39  (38), 
Holland  10  (6)  incl.  1  lateinischen;  Italien  4  (12)  incl.  3  (4)  latei- 
nischen ;  Dänemark  1  (2),  Schweden  und  Norwegen  je  1 ,  in  hebr. 
Sprache  4.  Unter  den  Verfassern  waren  als  katholische  zu  er- 
mitteln 22 ,  als  jüdische  59 ;  letztere  repräsentiren  somit  einen 
Procentsatz  von  fast  20  °/0.  Die  Reihenfolge  der  Disciplinen  ist  die- 
selbe wie  in  den  früheren  Berichten.  Bezüglich  der  Geographie  Pa- 
lästina's  verweisen  wir  auf  den  Bericht  Soein's :  Ztschr.  des  deutschen 
hilästina- Vereins  1882,  p.  219—269. 

Auf  dem  Gebiete  der  B  ibli  o  g  r  a  p  h  i  e  ist  uns  bereits  Sieg- 
fried1)  mit  einem  trefflichen  Bericht  über  die  Literatur  zum  alten 
Testament  von  1881  zuvorgekommen.  Wenn  wir  uns  anschicken, 
dieser  Weinernte  Abiesers  eine  Nachlese  Ephraims  folgen  zu  lassen, 
so  «fi'schit'ht  dies  jedenfalls  nicht  mit  dem  Anspruch,  dass  erstere 
dadurch  überflüssig  werde.  Einige  von  Siegfried  entlehnte  Titel 
haben  wir  im  nachfolgenden  Bericht  als  solche  bezeichnet;  ebenso 
ist  bei  den  Titeln ,  die  wir  nur  aus  Friederici's  Bibliotheca  orien- 
fcalis  oder  aus  der   Bibliographie  Stade' s  (s.  u.)  kennen,    die  Quelle 


1)  Carl  Siegfried.  Literatur  zum  alten  Testament,  p.  1—34  des  „Theolog. 
Jahresbericht  heransgeg.  von  />'.  Pümjer".  Erster  Band  (enthaltend  die  Li 
teratur  des  .Jahns  1881).  Leipzig  1882.  389  pp.  8.  M.  8.  —  Vgl.  ThLB. 
1882.  No    36:  Modem    Review,   Oc<    1882. 


Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese  etc.     Q\ 

namhaft  gemacht;  für  einen  grossen  Theil  der  übrigen  Titel  sind 
wir  wiederum  der  trefflichen  Bibliographie  Gregorys  in  Schiirer- 
HarnacJc's    Theol.    LZ.     zu    Danke     verpflichtet.  Der    Bericht 

ZocJder's2)  über  die  biblische  Literatur  von  1881  hat  wenigstens 
ein  rasches  Erscheinen  nach  dem  Jahresschluss  für  sich.  Freilich 
scheinen  auch  diesmal  die  ca.  50  Nummern  mehr  zufällig  heraus- 
gegriffen, als  systematisch  gesammelt.  Das  Urtheil  ist  bei  bekanntem 
Standpunkt  immerhin  massvoll  und  nur  gegen  die  „radical-kritisehe" 
Schule  der  von  Dillmann  abweichenden  Pentateuchkritiker  unnöthig 
animirt;  für  Zöclder  fallen  die  letzteren  so  sehr  in  dieselbe  Ver- 
dammniss,  dass  z.  B.  Maybawm's  Entwickelung  des  altisraelitischen 
Priesterthums  (erschien  1880)  für  einen  Artikel  der  Stade 'sehen 
Zeitschrift  ausgegeben  wird.  —  Die  Handschriftenkunde  ist 
vertreten  durch  den  trefflichen  Katalog  der  Strassburger  Hand- 
schriften von  /j<itt<l<ni<r3).  Von  den  52  hebräischen  Handschriften 
verdient  besonders  No.  32  Hervorhebung,  ein  sogenanntes  Manuel 
du  lecteur,  dessen  Text  vielfach  von  dem  1870  durch  J.  Deren- 
bourg  veröffentlichten  abweicht,  lieber  hebräische  Handschriften  des 
Britischen  Museum  macht   Ginsburg*)  Mittheilung. 

Von  neuen  Zeitschriften,  die  speciell  dem  Anbau  unserer 
Disciplinen  gewidmet  sind,  gedenken  wir  nochmals  rühmend  der 
Revue  des  etudes  juives5)  (Jahrg.  1881:  350  pp.  8).  An  der  treff- 
lichen Revue  bibliographique,  welche  J.  Loeb  diesem  Jahrgang  bei- 
gegeben hat,  hat  Referent  nur  die  häutige  Weglassung  der  Jahrzahl 
zu  rügen;  sehr  nützlich  sind  dagegen  besonders  die  kurzen  Auszüge 
aus  anderen  (zum  Theil  schwer  zugänglichen)  jüdischen  Zeitschritten. 
Auf  deutschem  Boden  haben  wir  im  Berichtsjahr  vor  allem  das  erst- 
malige Erscheinen  der  von  Stade6)  begründeten  „Zeitschrift  für  die 
alttestamentliche  Wissenschaft"  zu  begrüssen.  Von  dem  reichen  In- 
halt der  drei  ersten  Halbbände  hat  Referent  bereits  anderwärts  aus- 


2)  O.  Zöckler.  Die  biblische  Literatur  des  vergangenen  Jahres.  A.  Altes 
Testament:  Ztschr    f.  kirchl.  Wissensch.  u.  kirchl.   Leben   1882,  I,  p.   48 — 56. 

3)  Katalog  der  Kaiserlichen  Universitäts-  und  Landesbibliothok  in  Strass- 
burg.  Orientalische  Handschriften.  Theil  I.  A.  u.  d.  T.:  Katalog  der  Hebrä- 
ischen, Arabischen,  Persischen  und  Türkischen  Handschriften  der  Kaiserl.  Uni- 
versitäts- und  Landesbibliothek  in  Strassburg,  bearbeitet  von  S.  Landauer. 
Strassburg   1881.     IV,   75   pp.     4.     M.  5.  —  Vgl.  dhm  LC.   1881,  No.  34. 

4)  C.  D.  Ginsburg.  Hebrew  MSS.  at  the  British  Museum.  Letter:  Aca- 
demy,   18.  Juni   1881,  p.  455c— 456a. 

5)  Vergl.  die  ausführlichen  Notizen  über  diese  Zeitschr.  im  Jahresbericht 
für  1880,  No.  63;  ausserdem  über  Jahrgang  I  und  II.  H.  Strack  ThLB. 
1883,  No.   6. 

6)  Zeitschrift  für  die  alttestamentliche  Wissenschaft.  Herausgeg.  von  Ber)t- 
hard  Stade.  Mit  Unterstützung  der  Deutschen  Morgenland.  Gesellschaft.  1881. 
Erster  Jahrgang.  Giessen  1881.  346  pp.  8.  M.  10.  —  Vgl.  ThLB.  No.  16; 
Kautzsch  ZDMG.  1882,  p.  690—702;  R.  Smend  Theol.  Stud.  u.  Krit.  1883, 
H.  2;  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  d.  Judenth.  1881,  p.  230  f.,  277  ff.,  317  ff. 
(zu  Heft  I);   Kueneu  Theol.  Tijdschr.    1881,  p.   481  f.   und   657  f. 


(32        Kautzsch,  Hebräisch   Sprachhunde,  alttestamenüiche  Exegese 

ruhrhehe  Rechenschaft  gegeben  und  möchte  nur  auf  Grund  der  ihm 
gewordenen  Mittheilungen  auch  an  dieser  Stelle  constatiren.  dass  es 
nicht  die  Schuld  des  Herausgebers  ist,  wenn  bisher  nur  Anhänger 
der  Beuss- Graf  sehen  Hypothese  in  dieser  Zeitschrift  das  Wort  er- 
griffen haben.  Uebrigens  sind  die  einzelnen  Artikel  des  Jahrgangs 
1881  im  nachfolgenden  Berichte  je  an  ihrem  Ort  verzeichnet.  Ueber 
eine  neue  Amerikanische  Hebrew  Review  vernehmen  wir,  dass  sie 
unter  der  Redaction  des  Rabbiners  Max  1/ilien.thal  vierteljährlich 
in  Cincinnati  erscheint  und  namentlich  Aufsätze  bringen  will.  An 
Z/ippes7)  bibliographischem  Lexikon  interessirt  uns  vor  allem  die 
Aufzählung  aller  jetzt  erscheinenden  jüdischen  Zeitschriften ;  nach 
dem  Jüd.  LB.  sind  dies  22  hebräische,  25  deutsche,  15  jüdisch- 
deutsche, 5  französische,  15  englische  und  18  andere,  nebst  8  Jahr- 
büchern und   Sammelschriften. 

Dem  Gebiete  der  Textkritik  gehört  zunächst  ein  zweimal 
gedruckter  Aufsatz  Grihwald's^)  an,  der  abgesehen  von  anderen 
prekären  Behauptungen  die  eigentliche  Masora  bereits  von  Ezra  an 
und  sogar  noch  früher  datirt,  während  sie  spätestens  im  6.  Jahrb. 
n.  Chr.  vollendet  sei ;  für  das  Alter  der  Masora  spreche  schon  die 
aramäische  Sprache  der  Termini ,  denn  aramäisch  sei  die  Sprache 
der  Zeit  kurz  nach  Gründimg  des  zweiten  Tempels.  Wie  in  den 
angeführten  Sätzen  zeigt  sich  der  Verf.  auch  anderwärts  viel  zu  sehr 
in  den  Banden  der  jüdischen  Tradition  befangen.  Demselben  Thema 
gilt  ausser  einem  englischen  Aufsatz  von  Wise 9)  auch  eine  Studie 
von  Graetz.10)  Derselbe  sucht  an  dem  masoretischen  Gebrauch  der 
Bezeichnung  h^ybiz  und  y"072  (zur  Hervorhebung  gewisser  Differenzen 
in  paarweise  aufgezählten  Wörtern)  nachzuweisen,  dass  die  ersten 
Ivudimente  der  hebräischen  A'oealisation  in  Punkten  über  oder  unter 
dem  Worte  zu  erblicken  seien,  analog  den  Punkten ,  welche  als  die 
Urelemente  der  syrischen  Vocalisation  erwiesen  seien.  Das  syrisch- 
abendländische System  sei  frühestens  nach  710  allgemein  in  Ge- 
brauch gekommen,  an  Entlehnung  des  jüdischen  Systems  von 
den  Syrern  jedoch  nicht  zu  denken.  Dringender  nöthig,  als 
das  syrische,  dürfte  es  vielmehr  gleichzeitig  oder  noch  früher  von 
den  Elementarlehrern,  die  zugleich  Copisten  waren ,  eingeführt  sein. 
Uebrigens  hält  der  Verfasser  das  tiberiensische  System  für  älter  als 
das    babylonische    seinem  Haupttheile    nach,   dagegen  für  jünger  in 


7)  Cli.  1).  Lippe.  Bibliographisches  Lexikon  der  tresammten  jüdischen 
Literatur  der  Gegenwart  und  Adress-Anzeiger  etc.  etc  7.  u.  8.  [Schluss-j  Lief. 
"Wien    1881.      7d4  pp.     8.     (Complet)  M.   12.    —    Vgl.  Jüd.   LI!.    L881,  No.   13. 

Si  ,1/.  Grvmwald.  Zur  Geschichte  der  Massora:  Ztschr.  f.  wissensch. 
Theol.    issl,    l,  p.  88—98  und  Jüd.   LB.   1881,  No.   2   und  3. 

9)  Isaac  M.  Wise.  Th<  Massorah  and  fche  Massoretic  Text:  Hebrew  Re- 
view (Cincinnati)    1881.      B.   2. 

LO)  //.  Cfrätz.  Eine  masoretische  Studie.  Die  Anfange  der  Vocalzeichen 
im  Hebräischen:  Monatsschr  f  Gesch.  u.  Wissensch.  des  Judentb.  1881,  p.  348 
—367   und  395—405. 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  krach.  (j3 

seineu  Erweiterungen.  Eine  Spur  des  einstigen  diakritischen  Punktes 
ist-  nach  Graetz  noch  das  angebliche  Dagesch  forte  in  einigen  Resch. 
Erwähnung  verdient  noch,  dass  Graetz  (p.  366)  nach  wie  vor  daran 
festhält,  dass  die  beiden  ben  Ascher  Karäer  gewesen  seien.  —  Eine 
ebenso  minutiöse ,  wie  sorgfältige  und  dankenswerthe  Leistung  ist 
das  Büchlein  von  Wickes  u)  über  die  Accente  der  drei  poetischen 
Bücher ,  in  welchem  der  Verf.  mit  nicht  wenigen  verjährten  Irr- 
thümem  aufräumt.  Der  Aufsatz  von  Ginsburg*2)  berichtet,  dass 
der  (Durlacher)  Codex  No.  55  zu  Carlsruhe  vom  Jahre  1105  sehr 
häufig  dagessirte  Aleph  zeige  (z.  B.  Mal.  3,  10  —  24  nicht  weniger, 
als  11  von  30)  und  dass  die  übliche  Beschränkung  dieser  Er- 
scheinung auf  vier  Fälle  (so  auch  Referent  in  Gesen.  Gramm. 
§.  14,  1,  Anm.)  trotz  der  Masora  parva  ungerechtfertigt  sei. 
Die  nicht  seltene  Verwechselung  von  b"  und  iy  erklärt  Graetz J  3) 
aus  Hörfehlern  (?) ;  den  zum  Theil  unrichtig  von  der  Masora  auf- 
gezählten neun  Fällen  fügt  Graetz  noch  bei:  Ezech.  48,  28.  21. 
45,  7.  47,  18.  41,  17.  Ps.  108,  5:  ny  für  by  stehe  Dan.  4,  14. 
Jes.  47,  7.  Obadja  1,  7.  Num.  21.  30.  Dan.  8,  11.  Ezra  10,  14. 
Wie  diese  Stellen  bedürfen  auch  die  bezüglich  der  Verwechslung  von 
by,  bN  und  bNt,  "13'  und  "ny  aufgezählten  sehr  der  Sichtung.  Die 
textkritischen  Bemerkungen  Hollenberg' 's14)  zu  Josua  und  Richter 
t'ussen  auf  der  Vergleichung  des  LXX-Textes ,  wobei  bezüglich  des 
Richterbuchs  eine  streng  wörtliche,  bezüglich  des  Josua  eine  freiere 
Uebertragung  constatirt  wird. 

Von  den  Arbeiten  über  die  antiken  Versionen  des  Alten 
Testaments  ist  mir  ein  Aufsatz  über  die  Pentateuch-  Targume  15) 
nur  dem  Titel  nach  bekannt.  Auf  die  Wichtigkeit  der  von  de  La- 
garde     seit     .fahren     mit     ausserordentlichen     Opfern     vorbereiteten 


11)  William  Wickes.  D  73N  ^"fcVX- .  A  Treatise  on  the  Accentuation 
of  the  three  so-called  Poetical  Books  of  the  Old  Testament,  Psalms,  Proverbs 
and  .loh.  With  an  Appendix  eontaining  the  Treatise,  assigned  tu  II.  Jehuda 
Beu-Bil'am,  on  the  same  Subject;  in  the  Original  Arabic.  Oxford  1881.  XI, 
IUI  pp.  8.  5  s.  —  Vergl.  H.  Strack  ThLB.  1882,  No.  25;  E.  Kautzsch 
ThLZ.  1882.  No.  15;  F.  Baeihgen  Deutsche  LZ.  1882,  No.  28;  Kroner  Jüd. 
LB.  1882,  No.  22;  Athen.  25.  Febr.  1882;  S.  R.  Driver  Acad.  20.  Mai  1882; 
S.  J.    Curtiss  Bibl.   Sacra,  Jan.   1883. 

12)  Ginsburg.  The  dageshed  Alephs  in  the  Karlsruhe-MS.,  being  an  Ex- 
planation  of  a  Difiicult  Massorah:  Verhandlungen  des  internationalen  Orientalisten- 
Congrosses  zu  Berlin,  Sept.   1881,  p.   136 — 141. 

13)  Tl.  Grats.  Verwechselung  der  Partikeln  b?  mit  "I",  ferner  b? 
(bN)  mit  b^  und  T"  mit  T13>  :  Monatsschrift  f.  Gesch.  u.  Wissensch.  des 
Judenth,    1881,  p.   218—235. 

14)  Job  Hollenberg.  Zur  Textkritik  des  Buches  Josua  und  des  Buches 
der  Richter:  Ztschr.  für  die  alttestam.   Wissensch.    1881,   II.    1,   p.   07 — 105. 

15)  The  Targums  on  the  Pentateuch:  Chu-rch  Quai'terly  Review,  Apr. 
1881,  p.   48—84. 


64       Kawtzsch,  Hebräische  Sprachktmde,  alttestaiueutliehe  Exegese 

LXX-Ausgabe  macht  Wright16)  aufmerksam;  ein  anderer  englischer 
Aufsatz17)  bespricht  die  neueren  Uebersetzungen  des  LXX- Textes. 
Von  Editionen  berühmter  Codices  ist  die  von  Gotch16)  auf  26  Seiten 
in  Uncialen  mitgetheilte  Nachlese  von  Lesungen  des  Codex  Cotto- 
nianus  (zur  Genesis,  nach  Tischendorf  aus  dem  5.  Jahrh.)  zu  er- 
wähnen ,  ferner  der  Abschluss  der  grossen  römischen  Ausgabe  des 
Codex  Vaticanus.19)  Ad  dem  betr.  6.  Bande  rügt  indess  Nestle 
sehr  den  Mangel  an  philologischer  Akribie ,  die  ganz  ungenügende 
Darstellung  der  Geschichte  der  Handschrift  und  die  Menge  der 
Druckfehler  in  den  Zahlen ,  sowie  in  der  Bezeichnung  der  ver- 
schiedenen Hände  imd  sogar  in  den  citirten  Texteslesarten.  Somit 
hätte  das  Verhängniss,  das  bisher  über  den  Editionen  und  Colla- 
tionen  dieser  wichtigsten  Bibelhandschrift  geschwebt  hat,  auch  in 
dieser  höchst  kostspieligen  Ausgabe  ein  neues  Opfer  gefordert. 
Günstigeres  lässt  sich  über  das  prachtvolle  Facsimile  des  Codex 
Alexandlinus 20)  sagen,  von  welchem  im  Berichtsjahr  der  erste  Band 
des  Alten  Testaments  erschien,  nachdem  die  Edition  1879  mit  dem 
Neuen  Testament  begonnen  worden  war.  -  •  Bezüglich  der  Lesart 
//  BccaX  in  den  LXX  (vergl.  auch  Rom.  11,4)  weist  Dillmann21) 
nach,  dass  damit  die  Lesung  i]  ct\o%vvr)  angedeutet  werde,  durch 
welche  man  ö  BdaX  umging,  ohne  doch  letzteres  Wort  aus  dem 
geschriebenen  Text  zu  entfernen.  Consecpient  ist  dieses  Qeri  im 
Jeremiatext  durchgeführt ;  auch  im  Volkstargum  werde  b  a  a  1  fast 
durchaus    vermieden.      Die    mythologischen    Phantasien    von    einem 


16)  W.  Wright.  Prof.  de  Lagarde's  Septuagiut.  Letter:  Acad. ,  5  Nov. 
1881,  p.   348  c-  Athen.   5  Nov.   1881,  p.  597  bc. 

17)  Recent  Translations  of  the  Septuagiut:  Church  Quarterly  Review,  Oct. 
1881,  p.   67—84. 

18)  \t.  W.  Gotch.  A  Supplement  to  Tischendorfs  „Reliquiae  ex  incendio 
ereptae  codicis  celeberrimi  Cottoniani"  contained  in  his  „Monumenta  Sacra  In- 
edita.  Nova  collectio.  Tom.  II"  together  with  a  Synopsis  of  the  Codex.  London 
1881.  XII,  26  pp.  4.  7  s.  6  d.  —  Vergl.  E.  M.  Thompson  Acad.  19.  Mai 
1881;  Athen.  25.  Juni   1881. 

19)  Bibliorum  sacrorum  Graecus  codex  Vaticanus  auspice  Leone  XIII  pon- 
tifice  maximo  cum  prolegomenis,  commentariis  et  tabulis  Henrici  canonici  Fa- 
bicmi  et  Josephi  Cozza  abbatis  Cryptaeferratae  editus.  Tomus  VI  complectens 
prolegomena  commentarios  et  tabulas.  Romae  [auch  Leipzig,  Brockhaus]  1881. 
XXXVI,  170  pp.  fol.  et  4  tabulae.  Fr.  125.  —  Vergl.  E.  Nestle  LCB.  1882, 
N».  4  und  ThLZ.  1882,  No.  6  (woselbst  der  Gesammttitel;  Preis  M.  720); 
Athen.,  5.  Nov.    1881. 

20)  Facsimile  of  the  Codex  Alexandrinus :  <  >ld  Testament.  Vol.  I.  Ge- 
nesis —  2  Chronicles.  Published  by  Order  of  the  Trustees  of  the  British  Mu- 
seum. London  1881.  12,  530  pp.  fol.  (276  Doppeltafeln).  £  10.  —  Vergl. 
Athen.,   5.  Nov.   1881. 

21)  Aug.  DÜlmcmn.  l'ebcr  Baal  mit  dem  weiblichen  Artikel  (fj  BänH); 
Monatsber  dir  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  vom  16.  Juni 
1881.  —  Vergl.  R.  Kittel  ThLZ.    1882,  No.  7. 


und  biblische    Theologie,   Geschichte  Israels.  65 

weiblichen  Baal  werden  damit  von  selbst  hinfällig.  --  Oorssen2'1) 
erneuert  die  Conjectur  Bentley's,  dass  Augustin  De  doctr.  Christ. 
II,  15  für  Itala  .  .  .  nam  vielmehr  illa  .  .  .  quae  zu  lesen  sei.  Da- 
mit liele  die  einzige  Stelle,  auf  welche  sich  die  Annahme  einer  be- 
stimmten altlateinischen  Version  Namens  Itala  stützt,  und  es  bliebe 
nur  die  Thatsache  mehrfacher  Uebersetzungsversuche  vor  Hieronymus. 
Die  Reconstruction  des  Italatextes  komme  demnach  (zumal  im  A. 
Test. !)  auf  reine  Fiction  hinaus.  Viele  angebliche  Italalegenden  seien 
nichts,  als  der  ursprüngliche  oder  verderbte  Hieronymus.  Dem  Re- 
ferenten ist  die  Argumentation  Corssen's  in  hohem  Grade  plausibel 
erschienen.  Ueber  die  Schicksale  des  nunmehr  trefflich  von  11.  Ro- 
bert23) edirten  Lyoner  Pentateuchcodex  haben  wir  bereits  1871) 
unter  No.  37  und  38  ausführlich  berichtet.  Die  Ausgabe  bietet 
p.  1  — 128  das  Facsimile  des  Textes  (Gen.  16,  9  —  Deut.  11,  4), 
dann  p.  129  ff.  die  Transscription  mit  gegenüberstehendem  LXX- 
Texte.  In  den  Prolegomena  zeigt  Robert  den  starken  Einfluss  der 
LXX  (in  einer  nicht  näher  zu  bestimmenden  Recension)  auf  den 
ITebersetzer ,  der  wahrscheinlich  dem  3.  Jahrh.  und  Nordafrika  an- 
gehört habe.  Anderweitige  altlateinische  Pentateuchfragmente  hat 
Ziegler*4)  aus  39  Palimpsestblättern  eines  Münchener  Codex  edirt, 
mit  ausführlicher  Beschreibung  der  Handschrift  und  einer  Uebersicht 
über  die  wichtigsten  sprachlichen  Erscheinungen,  sowie  über  das 
Verhältniss  des  Textes  zu  sonst  bekannten  vorhieronymianischen  Texten. 
Der  betr.  Codex  stammt  aus  Freising  und  ist  zum  Theil  in  sehr 
schlechtem  Zustand;  nach  Ziegler  gehört  er  spätestens  dem 
6.  Jahrh.  an.  Ob  die  Fragmente  sämmtlich  derselben  Version  ent- 
stammen, sei  nicht  auszumachen;  die  Abschnitte  sind  Ex.  9,  15 — 20, 
5  (mit  Lücken);  31,  15—33,  7.  36,  13—40,  32.  Lev.  3,  17—4, 
25.  11,  12—15,  10  (mit  Lücken);  18,  18—20,  3.  Num.  3, 
34—5,  8.  7,  37—73.  11,  10—12,  14.  29,  6—30,  3.  31,  14- 
Schluss.     Deut.  8,  19—10,  12.    22,   7—23,  4.    28,  1—31.    30, 


22)  P.  Corssen.  Die  vermeintliche  'Itala'  und  die  Bibelübersetzung  des 
Hieronymus:  Jahrbb.  für  protest.  Theol.   1881,  III,  p.  506 — 519. 

23)  Ulysse  Robert.  Pentateucbi  e  codice  Lugdunensi  versio  Latina  anti- 
((iiissima.  Version  latine  du  Pentateuque  anterieure  a  samt  Jerome  publiee 
d'apres  le  manuscrit  de  Lyon.  Avee  des  facsimiles,  des  observations  paleo- 
graphiques,  philologiques  et  litteraires  sur  l'origine  et  la  valeur  de  ce  texte. 
Paris  (Firmin  Didot)  1881.  CXLIV,  341  pp.  4.  Fr.  50.  —  Vergl.  L.  Du- 
chesne  Bulletin  critique,  1.  Juli  1881;  X.  Polybiblion,  Juli  1881;  A.  de  Bar- 
thelemy  Revue  des  questions  historiques,  Juli  1881;  H.  d'Arbois  de  Jubain- 
ville  Bibliotheque  de  l'ecole  des  chartes  1881,  2;  A.  Huemer  Ztschr.  f.  österr. 
Gymnasien   1882,  No.  8  u.   9. 

24)  Leo  Ziegler.  Bruchstücke  einer  vorhieronymianischen  Uebersetzung 
des  Pentateuch  aus  einem  Palimpseste  der  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek  zu 
München  zum  ersten  Male  veröifentlicht.  Mit  einer  photo-lithogr.  Tafel.  München 
1883.  VI,  XXX,  88  pp.  4.  M.  15.  —  Vergl.  E.  R.  LCB.  1883,  No.  8; 
Mezger  Deutsche  LZ.  17.  März  1883. 


66       Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

16 — 32,  29.  --  Baethgen25)  berichtet  über  einen  Bibel -Codex  der 
Eamburger  Stadtbibliothek,  welcher  den  Psalter  des  Hieronymus  in 
einem  dem  St.  Galler  Codex  (G  bei  de  Lagarde)  nahe  verwandten 
Texte  enthält. 

Auf  dem  Gebiete  der  Lexikographie  haben  war  zunächst 
zwei  neue  Editionen  älterer  rabbinischer  Werke  zu  verzeichnen,  des 
:-■;•"  'o  (vergL  Fürst,  bibl.  jud.  III,  18)  und  des  Ohel  moed  26) 
des  Salomon  von  Orbino.  Letzteres  Werk  (vollendet  1480,  gedruckt 
Venedig  1558,  nach  Grünwald  schon  Constant.  1526)  kann  Dach 
Straclc's  Ortheil  nur  als  Sammlung  von  Rohmaterial  dem  Forscher 
einige  Dienste  leisten,  ßchulbawm  27)  hat  dem  1880  edirten  neu- 
hebräisch -  deutschen  Wörterbuch  ein  deutsch  -  hebräisches  beigefügt. 
Manches  Originelle  bietet  das  aus  reicher  Erfahrung  und  erfolg- 
reicher Wirksamkeit  hervorgegangene  Vocabular  von  Kapff28);  eine 
ähnliche  Idee  verfolgt  das  Vocabular  Hei'bert's  29).  Dem  Gebiete  der 
speciellen  Wortforschimg  gehören  an  das  Programm  über  die  Derivate 
des  Stammes  p-jit  von  Kautzsch30),  welcher  an  diesem  Beispiel  zu 
zeigen  versucht,  wie  nothwendig  wir  einer  systematischen  Erforschung 
lies  thatsächlichen  Sprachgebrauchs  in  seiner  geschichtlichen  Ent- 
wickelung  bedürfen  gegenüber  den  lediglich  auf  die  Etymologie  ge- 
bauten Theorien:  ferner  die  Erörterungen  de  Lagarde 's31)  über 
einen  etwaigen  Zusammenhang  des  Namens  Astarte  mit    Ulc  =  Aäc, 


•_'.'>>  Friedr.  Baethgen.  Nachricht  von  einer  unbekannten  Handschrift  des 
Psaltei'ium  juxta  Hebraeos  Hieronymi :  Ztschr.  f.  die  alttestam.  Wissenseh.  1881, 
H.    1.  p.   105—112. 

26)  Salomon  von  Orbino.  Ohel  Moed.  Hebräische  Sinonima  (sie!). 
Herausgeg.  von  Jonas  Willheiiiter.  Enthält  auch  eine  gelehrte  Studie  über 
hebräische  Sinonima  von  Leopold  Dukes,  betitelt  ..Bezire  Jehuda1',  dann  An- 
merkungen von  Wolf  Heidenheim  und  einem  (sie!)  kurzen  Commentar  unter 
dem  Titel  ..Michse  Haohel"  vom  Herausgeber.  Wien  1881.  IV,  355  pp.  8. 
M.  5  [in  hebräischer  Sprache].  Vergl.  M.  Grünwald  Jüd.  LB.  1881,  No.  14: 
Strack  ThLB.   1882,  No.   22. 

27)  M.  Schulbaum.  Neues,  vollständiges  deutsch  -  hebr.  Wörterbuch  mit 
Berücksichtigung  der  talmudischen  und  neu -hebr.  Literatur.  Lemberg  1881. 
VI.   468   pp.     8.     M.   5. 

28)  L.  H.  Kapff.  Hebräisches  Vocabularium  in  alfabetischer  Ordnung  mit 
Zusammenstellung  von  Synonymen,  gleich-  und  ähnlich  lautenden  Wörtern  und 
analogen  Formen,  nach  dem  Manuscript  bearbeitet  und  herausgeg.  von  Dr. 
/..  Ahleiter.  Leipzig  1881.  VIII,  178  pp.  8.  M.  2.  —  Vergl.  H.  Strack 
ThLB.  1882,  No.  35;  L.  Mezger  Neue  Jahrbb.  f.  Philol..  Bd.  126,  4,  p.  210  ff. : 
/•-'.    N.  LCB.   1882,  No.   38. 

"_'!i  i  //  Heibert,  Hebräisches  Vocabuhirium.  Leipzig  1881.  VI,  46  pp. 
8      M.   0.60.   —  Vergl.   H.  Strack  ThLB.   1882.  No.  35. 

30)  Emil  Kautzsch.  Ueber  die  Derivate  des  Stammes  p"I2£  im  alt- 
testamentlichen  Sprachgebrauch.  Tübingen  (Fues)  1881.  [Univers. -Programm.) 
59  pp.     8.     M    :;  Vergl.   //.   Strack  ThLB.   1881,  No.  30:    W.  Baudissin 

ThLZ.   iss-j.   Nu    i:;:   .1.   Kuenen  Theol.  Tijdschr.   1881,  p.  492  1'. 

:;  1  i  1 >c  Lagarde.  Astarte:  Nachr.  der  Königl.  Gesellsch.  d.  Wiss.  zu 
Göttingen  1881,  No.   15,  p.  396—400. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  67 

dem  oberer  von  zwei  zum  Feuermaehen  verwendeten  Hölzern,  so- 
wie32) über  -rr  (=  ri:£  ein  geduckter,  während  1D3>  ein  sich 
duckender).  Aul'  die  Schreibung  Jeve  als  Randscholion  in  einem 
Pariser  Codex  von  Justins  Cohortatio  aus  dem  11.  oder  12.  Jahrh. 
macht  Stade33)  aufmerksam.  Rothschild 34)  vermuthet,  mit  "i3-';r> 
=  Gerichtsstätte  werde  wohl,  wie  mit  „Pforte",  ein  besonderes  Ge- 
bäude, mit  -P3>ln  ~:ra  also  wohl  ein  „Stadtpalast ,  Stadthaus"  be- 
zeichnet. Ueber  Millers35)  syrische  Morgenröthe  weiss  ich  nichts 
näheres.  Güdernann36)  versucht  den  Nachweis,  "pa^ft  als  Terminus 
teehnicus  des  Molochdienstes  bedeute  eigenthch  „auf  die  Seite  (in*;) 
bringen,  d.  h.  für  einen  religiösen  Zweck  absondern,  weihen";  in 
denselben  Notizen  erklärt  er  (No.  IV)  die  Unterscheidung  der 
Monate  im  Pentateuch  durch  Zahlen  für  absichtliche  Unterdrückung 
der  fremden,  weil  heidnischen  (ägyptischen':')  Monatsnamen.  Das 
Thema  der  hebräischen  Monatsnamen  behandelt  auch  ein  Artikel  von 
Weill.31)  Derenbourg 38)  macht  aufmerksam,  dass  der  Monatsname 
Etanim  (vergl.  1  Kön.  8,  2)  nunmehr  auch  auf  einer  phöniziseheu  In- 
schrift in  Cypern  (jetzt  im  brit.  Museum)  gefunden  sei,  wie  schon 
früher  bül  (1  Kön.  6,  38)  auf  dem  Sarkophag  des  Eschmunazar, 
während  ziv  noch  immer  nur  aus  1  Kön.  6,  37  (woraus  auch  6,  1 
stammt)  zu  belegen  ist.  Sicher  irrig  ist  nun  die  weitere  Folgerung 
Derenbourg 's,  jene  Namen  seien  specifisch  - phönizische  und  nur  in 
diesem  besonderen  Fall  „bei  einem  durch  phönizische  Arbeiter  aus- 
geführten Hau"  von  den  Phöniziern  entlehnt  worden.  In  Wahrheit  sind 
es  offenbar  die  altkanaanitischen  Monatsnamen,  die  bei  den  Hebräern 
frühestens  seit  dem  7.  Jahrb.  durch  die  assyrisch  -  babylonischen 
Namen  verdrängt  wurden.  --  Nachzutragen  ist  noch,  dass  dieselbe 
phönizische  Inschrift,  welche  den  Namen  Etanim  enthält,  auch  Ke- 
labim  deutlich  =  2v£>7.j?  braucht,  wozu  Deut.  23,  19  zu  ver- 
gleichen ist.  Unter  No.  I  desselben  Aufsatzes  (p.  123  f.)  vergleicht 
Derenbourg  den  auf  einer  Stele  des  Asurbanipal  (nicht  Asarhaddon, 
wie  D.  schreibt)  gefundenen  Namen  des  Anunonitenkönigs  'Ammi- 
nadab  mit  Kemoschnadab  und  folgert  daraus,  dass  'Ainmi  eigent- 
lich   die  Localgottheit  Amnions    sei    und   le  Dieu  cache  aux  yeux 


32)  /'.   de  Lagarde.     Das  hebräische    *-"'  :    Nachrichten    der    Gesellschaft 
der   Wissenschaften  zu    Göttingen    1881,   St.    15:  p.   404 — 4()6. 

33)  Beruh.    Stade.      Jeve    aSeovdsi:    Ztschr.    für    die    alttest.    Wissensch. 
1881,  p.   346. 

34)  Rothschild.      "13>tt>:  Jüd.  LR   1881,  No.  28. 

35)  Miller.      Syrische    Worte     in     der     Bibel:     inCJfi    die    Morgenröthe. 
Wiener  jüd.  Monatsschrift   1881,  No.   8. 

36)  M.   Güdernann,      Notizen:    Monatsschr.    f.    Gesch.    u.    Wissensch.    des 
Judenth.   1881,  p.  268—276. 

37)  Mo'ise  Weill.    Les  noms  des  moisHebreux:  L'Univers  israeÜte.     Paris 
1881,  No    9 

38)  ./.    Derenbourg.      I.    Sur    le    nom    d'Amminadab.       II.    Le    mois    de 
Etanim:  Revue  des  etudes  Juives   1881,  p.   123 — 127, 


ßg       Kautzsch,  Hebräische  Sprachkumde,  alttestamentliche  Exegese 

des  mortels  bedeute,  indem  er  zugleich  an  'Ammihud  und  'Animiel 
neben  Jonadab  und  Joel  erinnert.  -  Von  den  Aufsätzen  Good- 
wins39)  und  Smith' si0)  mögen  wenigstens  die  Titel  genannt  sein. 
Ein  Aufsatz  von  Robbinsil)  gehört  hierher  wegen  der  miteingefloch- 
tenen  Untersuchung  des  Begriffes  von  übl"r.  Auch  die  „exegetischen 
Notizen"  Grünioald's*2)  betreffen  eigentlich  Worterklärungen:  iiat73 
sei  der  Teig ,  der  nicht  getrieben  hat ,  weil  er  des  Sauerteigs  ent- 
behrt; die  D^lD  «Ter.  7,  18  seien  „Formen,  Gestalten"  zur  Darstellung 
des  sexuellen  Götzendienstes  in  den  Naturreligionen  der  Heiden. 
Denselben  Grund  habe  das  Verbot  der  Weinspende  (sc.  im  Dienste 
des  unzüchtigen  Bachuscuttus)  Jer.  7,  18.  HutchesoniZ)  bemüht 
sich,  die  Berechtigung  des  Apostels  Paulus  zu  der  Gal.  3,  16  ge- 
übten Exegese  nachzuweisen. 

Auf  dem  Gebiete  der  hebräischen  Grammatik  haben 
wir  zuerst  die  Rathschläge  Bieder' 's44)  betreffend  systematisches 
Vocabellernen  und  dergl.  zu  verzeichnen;  er  ertheilt  sie  von  einem 
Standpunkt ,  der  nächst  Ewald  in  Seffier  und  Mezger  die  höchste 
wissenschaftliche  Instanz  erblickt.  Das  Lehrgebäude  von  König45) 
bietet  in  seiner  ersten  Hälfte  einen  Theil  der  Formenlehre  in  ein- 
gehender Darstellung  auf  Grund  minutiöser  und  selbständiger  Vor- 
arbeiten. Dabei  verfolgt  König  vor  allem  den  Zweck,  die  genuine 
Tradition  der  jüdischen  Originalgrammatiker  reichlich  zu  Worte 
kommen  zu  lassen  und  so  zugleich  die  wissenschaftliche  Discussion 
über  die  grammatischen  Streitfragen  aufs  neue  in  Fluss  zu  bringen. 
Trotz  mancher  formellen  Mängel  hat  sich  das  Buch  in  Kurzem  neben 
Olshausen  und  Stade  einen  ehrenvollen  Platz  erobert  und  kann 
für  tiefer  gehende  Studien  so  wenig ,  wie  die  genannten ,  entbehrt 
werden.    Von  der  Neubearbeitung  des   Gesenius*e)  durch  Kautzsch 


39)  D.  R.  Goodwin.  On  the  Use  of  3b  and  ycngSla  in  the  Old  and 
New  Testaments:  Journal  of  the  Society  for  Biblical  Literature  and  Exegesis, 
Juni— Dec.   1881,  p.  67—72. 

40)  H.  P.  Smith.  The  Root  UHp  in  the  Old  Testament:  Prosbyterian 
Review,  Juli   1881,   p.  588—592. 

41)  R.  D.  C.  Robbins.  Does  the  New  Testament  Warrant  the  Hope  of 
a  Probation  beyond  the  Grave:  Bibl.   Sacra  XXXVIII,  460  f. 

42)  Rothschild.    Exegetische  Notizen:  Jüd.  LB.  1881,  No.  15  u.  16,  p.  60  ff. 

43)  Robert  Hutcheson.  The  Syntax  of  ^TT:  Bibliotheca  Sacra,  Apr. 
1881,  p.   317—322. 

44)  A.  Rieder.  Zum  Unterricht  in  der  Hebräischen  Sprache:  Neue  Jahrbb. 
für   Philologie  und  Paedagogik.   1881,  2,  p.  94 — 98. 

45)  F.  E.  Koenig.  Historisch  -  kritisches  Lehrgebäude  der  hebräischen 
Sprache  mit  steter  Beziehung  auf  Qimchi  und  die  anderen  Autoritäten.  I.Hälfte: 
Lehre  von  der  Schrift,  der  Aussprache,  dem  Pronomen  und  dem  Verbum. 
Leipzig    1881.     X,    710  pp.      8.      M.    16.    -       Vergl.    II.    LCB.    1882,    No.    6; 

W.  Nov-ack    Deutsche  LZ.     1882,  No.   11;    //.   Struck    ThLB.    1882.    No.   20; 
Athen.    21.  Jan.    1882;    S.    R.  Dricer  Acad.   20.   Mai   1882. 

46)  Wilhelm  Gesenius^  hebräische  Grammatik.  Nach  E.  Rüdiger  völlig 
umgearbeitet    und    herausgeg.    von    E.    Kautzsch.     23.    vielfach    verbesserte    u. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels,  (39 

(zuerst  1878)  ist  im  Berichtjahre  eine  neue  Auflage  nöthig  ge- 
worden; im  Anschluss  an  diese  23.  Auflage  wurde  von  Kautzsch*'1) 
zugleich  ein  Uebungsbuch  ausgearbeitet ,  welches  rasche  Einübung 
des  Sprachstoffs  in  einem  gewissen  Umfang  anstrebt,  um  so  eine 
solide  Basis  für  die  systematische  Erörterung  der  Laut-  und  Formen- 
lehre zu  gewinnen.  Von  anderweitigen  Elementarbüchern  ist  die 
Grammatik  von  Stier  iS)  nicht  ohne  Rücksichtnahme  auf  den  jetzigen 
Stand  der  Wissenschaft  verfasst:  die  Anleitung  Voseris*9)  (vergl. 
Bericht  f.  1878,  No.  20)  wurde  neu  bearbeitet  von  Kaulen.  Von 
Klein50),  Ghabot51),  Felsenthal52)  und  Ballin™)  kenne  ich  nur 
die  Titel ;  letzteres  Buch  wird  in  der  RC.  als  ein  praktisches  ge- 
rühmt ,  wenn  man  von  den  vielen  Druckfeldern  absehe.  Die  Be- 
lehrungen ,  welche  Brome 54)  über  den  Ursprung  des  hebräischen 
Alphabets  spendet,  werden  von  Frt'ederici  als  „wüd  and  ignorant 
lucubrations"  bezeichnet;  dasselbe  Zeugniss  kann  Referent  dem  Auf- 
satz von  Clarke55)  ausstellen,  nach  welchem  die  phönizischen  Zahlen 
auf  eine  turanische  Sprache  von  der  „khita  class"  zurückgehen 
müssen,  woraus  sich  auch  der  Zahlenwerth  der  Buchstaben  erkläre. 
—  Für  die  ursprünglich  durchgängige  Aspirirung  des  D  beruft  sich 


verm.  Aufl.  Mit  einer  Schreibtafel  von  J.  Euting.  Leipzig  1881.  XII,  388  pp. 
8.  M.  4.  —  Vergl.  Pick  (7iordamerikan.)  Vierteljahrsschrift  für  wissensch.  u. 
prakt.  Theol.,  Jan.  1882;  J.  Barth  Deutsche  LZ.  1882,  No.  16;  77.  Strack 
ThLB.   1882,  No.   33;  Ztschr.  f.   d.   «isterr.  Gymnasien,  Sept.   1882. 

47)  E.  Kautzsch.  Uebungsbuch  zu  Gesenius-Kautzscli1  hebr.  Grammatik. 
Herausgeg.  von  .  .  .  Leipzig  1881.  VII,  ICO  pp.  8.  M.  2,25.  —  Vergl. 
Pick  (nordamerik.)  Vierteljahrsschr.  für  wissensch.  u.  prakt.  Theol.  ,  .Tan.  1882, 
J.  Barth  Deutsche  LZ.  1882,  No.  16;  77.  Strack  ThLB.  1882,  No.  33; 
Ztschr.  f.  d.   Österreich.   Gymnasien,  Sept.   1882;  Nestle  LOB.   1883,  No.   2. 

48)  G.  Stiei'.  Kurzgefasste  hebräische  Grammatik  für  Gymnasien.  Leipzig 
1881.  X,  122  pp.  8.  M.  1,80.  —  Vergl.  77".  L.  Strack  ThLB.  1882,  No.  33; 
E.  Nestle  LOB.  1882,  No.  37. 

49)  C.  77.  Vosen.  Kurze  Anleitung  zum  Erlernen  der  hebräischen  Sprache 
für  Gymnasien  und  für  das  Privatstudium.  Neu  bearbeitet  und  herausgeg.  von 
Dr.  Er.  Kaulen.  Vierzehnte  Auflage.  Freiburg  im  Br.  1881.  III,  128  pp. 
8.     M.   1,30. 

50)  L.  Klein.  Hebräische  Sprach-  u.  Lesefibel  mit  Bildern.  Pilsen  1881. 
44  pp.     8.     M.  0,50. 

51)  Alj)honse  Chabot.  Grammaire  hebraique  elementaire.  2e  ed.  rev.  et 
corr.  Freiburg  1881.  IV,  114  pp.  8.  M.  1,60.  —  Vergl.  C.  J.  Polybibl. 
XXXII,   491. 

52)  B.  Felsenthal.  Lema'an  yilmedu.  Second  Hebrew  for  Jewish  Schools 
and  Private  Instruction.     Chicago   1881.      113  pp.     8.      1   s.   6   d. 

53)  Ada  S.  Ballin  and  F.  L.  Ballin.  A  Hebrew  Grammar  with  Exer- 
cises,  selected  from  the  Bible.  London  1881.  XVI,  509  pp.  16.  7  s.  6  d. 
—  Vergl.  J.  Darmesteter  RC.   1881,  No.  48. 

54)  J.  77.  Brome.  Astral  Origin  of  the  Emblems  and  Hebrew  Alphabet. 
London   1881. 

55)  Hyde  Clarke.  Phoenician,  Hebrew  and  Canaanitic  Alphabet  and  Nu- 
merals.     Letter:  Athen.   1.  Oct.   1881,  p.  433a— c. 


70       Kautssch,  Hebräische  Sprachkunde,  aUtestamentliche  Exegese 

Graetz56)  auf  Hteronymus  zu  Dan.  11,  45,    welcher  i:"£N  mit  p 

als  Ausnahme  von  der  sonst  üblichen  Aussprache  des  z  (wie  grie- 
chisches phi)  hervorhebe.  Die  Unterscheidung  des  aspirirten  und 
iiirhtaspirirten  2  stammt  nach  Graetz  erst  aus  dem  7.  oder  8. 
Jahrh.  n.  Chr.  (Wie  steht  es  dann  mit  dem  überschüssigen  •:  am 
Ende  von  Ps.  25  und  34?)  -  -  Die  eingehende  Arbeit  Wvjnkoops51) 
sucht  das  sehr  häufige  Unterbleiben  der  Zurückwerfung  des  Tons 
aus  euphonischen  und  syntaktischen  Gründen  zu  erklären :  von  dem 
Aufsatz  To//'s-'s)  über  das  sogenannte  paragogische  un  kenne  ich 
nui-  den  Titel.  Driver's59)  rühmlichst  bekannte  Darstellung  des 
Gebrauchs  der  hebräischen  Tempora  (1.  Autt.  Oxford  1874)  lieg! 
in  /weiter,  vielfach  verbesserter  Auflage  vor,  überdies  vermehrt 
durch  ein  Kapitel  über  die  Apposition,  über  den  Casus  pendeus 
(d.  h.  den  sogen,  absolut  vorausgesetzten  Nominativ),  den  Gebrauch 
des  Infinitiv  mit  b  ,  und  die  Arten  der  Wortstellung.  Im  Anscliluss 
hieran  mag  auch  ein  Artikel  Bertin  s60)  Erwähnung  finden.  Bickell61) 
unternimmt  eine  Rechtfertigung  seines  metrischen  Systems  in  Ge- 
stalt einer  präcisen  Zusammenstellung  der  von  ihm  gewonnenen  Re- 
sultate. Referent  muss  bedauern,  dass  ihm  auch  nach  Anhörung 
i lieser  neuen  Botschaft  der  Glaube  nicht  hat  kommen  wollen,  dass 
er  vielmehr  von  den  1879  zu  No.  25  und  26  und  1880  zu  No.  51 
gemachten  Bemerkungen  nichts  zurücknehmen  kann.  Von  der  Re- 
ponse   Gimzburg's62)  kenne  ich  nur  den  Titel. 

Die  Literatur  der  sogenannten  Einleitungswissenschaf t 
erfreut  sich  im  Berichtjahre  einer  namhaften  Bereicherung  vor 
allem  durch  das  monumentale  Werk  von  Reuss03),  die  Frucht   von 


56)  II.  Graetz.  Die  ursprüngliche  Aussprache  des  2 -Lautes  im  Hehr.: 
Monatsschr.  f.  Gesch.   u.  Wissensch.  des  Judenth.   1881,  p.  511 — 514. 

:'i7i  Jos.    Wijrtlcoop.     Dav.    f.    darche    hannesigah   sive   leges    de    accentus 

Eebraicae    linguae  ascensione.     Lugduni  Batavorum   1881.     115  pp.     8.     M.  .'! 

-    Vergl.  H.  Strack   LCB.   1881,  No.  30;    F.  Baethgen    Deutsche  LZ.   1882, 

Nu    .1:  Jüd.  LB.  1882,  No.  14—15,  A.  Kuenen  Theol.  Tijdschr.  1881,  p.  4s.ur.-, 

I).    Günzburg  MC.  1881,  No.  26,  p.  501—510. 

58)  C.  H.  Toy.  The  Hebrew  Verbtermination  un :  Transactions  of  tlie 
American   Philplog.  Assoc,  Bd.   XI 

59)  S.  Tt.  Driver.  A  Treatise  on  the  Use  of  the  Tenses  in  Hehre«  and 
Some  other  Syntactie.il  Questions.  Second  Edition,  revised  and  enlarged.  Ox- 
ford (Clarendon  Press)    1881.     XVI,  320  pp.     8.     7  s.   6   d.  —  Vergl.  Jüd.   LB. 

1881,  No.  20,  21;   F.  Baethgen  Deutsche  LZ.  1881,  No.  34:  //.  Strack  ThLB. 

1882,  No.   22;    W.   E.   Addis  Dublin   Review,  Jan.    1882. 

tlih  ( ,'.  Bertin.  Suggestions  on  the  Formation  of  the  Semitic  Tenses: 
Journal  of  the   R.  Asiat    Society   XIV.   1,  p.   105  ff. 

61)  (■'.  Bickell.  Die  hebräische  Metrik.  II:  ZDMG.  35,  II.  2  u.  3, 
p.   415—422. 

62)  David  de  Gfünzburg.  Monsieur  Bickell  <-t  la  metrique  hebraique. 
Reponse.     Paris   1881.     23  i»i>.'     8. 

63)  Eduard  Reuss.  Die  Geschichte  der  heiligen  Schriften  Alten  Testa- 
ments     Entworfen   von   ..  .     Braunschweig  1881.     XV,  74:',  pp      8.     AI.    14     - 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels,  71 

mehr  denn  50  jährigen  Studien  und  anderseits  ein  Repositorium  von 
wissenschaftlichen  Resultaten ,  mit  denen  Reuss  den  heutigen  Kri- 
tikern schon  vor  laugen  Jahren  in  aller  Stille  zuvorgekommen  war. 
Oebrigens  enthält  das  Werk  weit  mehr,  als  der  Titel  zu  versprechen 
scheint :  die  politische ,  die  Cultur  -  und  Literaturgeschichte  der 
Israeliten  von  Anfang  bis  zur  zweiten  Zerstörung  Jerusalems  wird 
in  künstlerischer  Verflechtung  und  überaus  fesselnder  Darstellung 
erzählt.  Der  literarische  Apparat  ist  sammt  dem  kritischen  Detail 
in  die  Anmerkungen  verwiesen,  wird  aber  auch  hier  mit  einer  Prä- 
cision  vorgeführt ,  resp.  mit  so  feinem  und  überlegenem  Humor 
kritisirt ,  dass  der  Leser  von  dem  Gefühl  der  bleiernen  Schwere, 
welches  ihn  sonst  im  Angesichte  eines  so  massenhaften  Apparates 
leicht  überkommt,  ganz  verschont  bleibt.  Auf  die  einzelnen  Auf- 
stellungen des  Verfassers,  die  den  Leser  je  nach  seinem  Standpunkt 
bald  unerwartet  conservativ.  bald  unerwartet  radikal  bedünken  mögen, 
können  wir  hier  natürlich  nicht  eingehen;  nur  die  Bemerkung  möchte 
Referent  noch  beifügen,  dass  ihm  selbst  durch  diese  Meisterleistimg 
das  Bedenken  nicht  benommen  worden  ist,  ob  die  rein  literatur- 
geschichtliche Behandlung  der  alttestamentlichen  Bücher  bei  dem 
gegenwärtigen  Stande  der  Kritik  bereits  durchführbar  sei.  oder  rich- 
tiger, ob  nicht  die  Vortheile  dieser  Behandlung  wenigstens  im 
Unterricht  mit  sehr  bedenklichen  Nachtheilen  (man  denke  z.  B.  nur 
an  die  Zersprengimg  der  pentateuchkritischen  Kragen !)  erkauft  wer- 
den müssen.  Dem  Werke  von  Reuss  gegenüber  kann  die  Fort- 
setzung der  Einleitung  von  Kaulene4)  als  ein  Carpzovius  redivivus 
bezeichnet  werden,  und  zwar  ebensowohl  hinsichtlich  der  aufgewen- 
deten Gelehrsamkeit,  wie  hinsichtlich  der  Zähigkeit,  mit  welcher  an 
der  synagogalen  Tradition  -  -  für  das  Buch  Esther  so  gut,  wie  für 
den  sresammten  Pentateuch  -  -  festgehalten  wird.  Höchstens  ver- 
steht  sich  der  Verfasser  noch  zu  solchen  Concessionen ,  wie  die, 
dass  schwerlich  jemals  werde  entschieden  werden,  ob  in  den  Penta- 
teuch Glossen  von  späterer  Haud  eingedrungen  seien,  oder  auch, 
dass  das  von  Josua  verfasste  Josuabuch  schon  bald  nach  seinem 
Tode  von  anderer  Hand  erweitert  wurde.  Dagegeu  bereitet  die 
Authenticität    des  Koheleth    diesem    glücklichen  Kritiker  schliesslich 


Vergl.  Neue  Evang.  KZ.  1882,  No.  14;  A.  L.  M.  Bew.  d.  d.  Gl..  Juni  1882; 
Wellhausen  Deutsche  LZ.  1882,  No.  25:  ThLB.  1882,  No.  28;  Guthe  ThLZ 
1882,  No.  25;  A.  Hügenfeld  Ztschr.  f.  wissenseh.  Theo!.  XXVI,  2.;  Wünsche 
.lud.  LB.  1883,  No.  8.  —  Kuenen  Theol.  Tijdsehr..  Nov.  1881,  p.  G:")9  ff.,  und 
Nov.  1882;  C.  A.  Briggs  Presbyter.  Review,  Apr.  1882;  P.  H.  Wicksteed 
Modem  Review,  Jan.  1883,  p.  1 — 23;  H.  Vuilleumier  Rev.  de  theol.  et  de 
philos.,  Mai   1882;  M.    Fernes  RC.   1883,  No.  4. 

64)  Franz    Kaulen.     Einleitung   in    die    heilige    Schrift   Alten    und    Neuen 
Testaments.     Mit  Approbation    des    hoehw.    Capitels-Vicai-iats  Freiburg.     Zweite 
Hälfte,    erste  Abtheilung.     Besondere  Einleitung    in    das  Alte  Testament.     Frei- 
burg  im   Br.    1881.      228   pp.      8.   (p.    153—370   des  Gesammtwerks).      M.    3.    - 
Vergl.   Baudissin  ThLZ.   1882,  No.    14;   E.  Nestle  LC.   1882,  No,  39. 


72        Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

keine  Schwierigkeit.  -  -  Unter  den  mehr  populär  gehaltenen  Werken 
hat  die  Bibelkunde  von  Kübel65)  ihre  weite  Verbreitung  durch  das 
Nöthigwerden  einer  3.  Auflage  documentirt ;  das  Buch  bezweckt 
vor  allem  eine  Orientirung  über  den  Inhalt  der  biblisch-theologisch 
hervorragenden  Abschnitte,  unter  Beifügung  wohlerwogener  Winke 
l'üv  die  praktische  Auslegung;  die  eigentlich  kritischen  Fragen  wer- 
den mehr  nur  beiläufig  und  dann  mit  einer  durch  den  Zweck  des 
Buches  gerechtfertigten  Zurückhaltimg  herangezogen.  Der  Grund- 
riss  von  Lange66)  geht  gleichfalls  vor  allem  auf  Einführung  in  den 
Inhalt  der  biblischen  Bücher  aus;  dabei  fehlt  es  jedoch  nicht  an 
kritischen  Expectorationen ,  bei  denen  der  Mangel  an  Bekanntschaft 
mit  den  eigentlichen  Problemen  durch  seltsame  Orakel  ersetzt  wird. 
Die  Einleitung  Webers67)  vertritt  den  traditionalistischen,  der  Ab- 
riss  ZittePs68)  den  kritischen  Standpunkt;  über  das  Buch  von 
Fuchs69)  weiss  ich  nichts  Näheres.  -  -  Von  ausländischen  Arbeiten 
ist  an  dieser  Stelle  vor  allem  das  Buch  von  Robertson  Smith70) 
zu  nennen,  entstanden  aus  Vorlesungen,  die  er  während  der  Sus- 
pension von  seinem  Lehramt  (vergl.  Bericht  für  1878,  No.  52  und 
für  1880,  nach  No.  36)  zu  Glasgow  und  Edinburgh  gehalten  hat. 
Dieselben  behandeln  die  Notwendigkeit  der  biblischen  Kritik,  die  Ver- 
dienste der  Reformatoren  um  den  Wortsinn,  die  Wandelungen,  denen 
der  alttestamentliche  Text  vor  seiner  endgültigen  Fixirung  unter- 
worfen war,  die  Entstehung  des  Bibelkanons,  das  Psalmenbuch  und 


G5)  Robert  Kübel.  Bibelkunde.  Erklärung  der  wichtigsten  Abschnitte 
der  beil.  Schrift  und  Einleitung  in  die  biblischen  Bücher.  Erster  Theil.  Das 
Alte  Testament.  Dritte  verm.  Auflage.  Stuttgart  1881.  38C  pp.  8.  M.  3,60. 
—  Vergl.  Neue  Ev.  KZ.  1882,  No.  17;  Bew.  d.  Gl.,  März  1882,  p.  173  f.  und 
Juli   1882,  p.   418  f. 

66)  J.  P.  Lange.  Grundriss  der  Bibelkunde.  Heidelberg  1881.  XII, 
298  pp.  8.  M.  6.  —  Vergl.  Holtzmann  ThLZ.  1881,  No.  22;  L.  Schulze 
Beweis  des  Gl.,  Dec.  1881;  Neue  Ev.  KZ.  1882,  No.  17;  Bew.  d.  Gl.,  März 
1882,  p.   174. 

67)  F.  W.  Weber.  Kurzgefasste  Eiideitung  in  die  heiligen  Schriften  Alten 
und  Neuen  Testamentes.  Zugleich  ein  Hilfsmittel  für  kursorische  Schriftlektüre. 
Für  höhere  Schulen  und  gebildete  Schriftleser  bearbeitet.  Sechste  Auflage, 
herausgeg.  von  Lic.  theol.  Füller.     Nördlingen  1881.    VII,  344  pp.     8.     M.  3,60. 

-  Vergl.  ThLZ.   1881,  No.   19,  Sp.  460. 

68)  Emil  Zittel.  Die  Entstehung  der  Bibel.  4.  Aufl.  Karlsruhe  1882. 
VI,    180  pp.     8.     M.   1,50. 

69)  /*'.  W.  Fuchs.  Evangelische  Bibelkunde  für  Schule  und  Haus.  Berlin 
1881.      XII,  236  pp.      8.     M.  3,20. 

7m  W.  Robertson  Smith.  The  Old  Testament  in  the  Jewish  Church. 
Twelve  Lectures  on  Biblical  criticism.     Edinburgh  1881.    XII,  446  pp.     7  s.  6  d. 

Vergl  Wellhausen  ThLZ.  1881,  No.  11;  Strack  ThLB.  1882,  No.  41; 
'/'.  K.  Cheyne  Acad.  7.  Mai  1881;  Athen.  21.  Mai  1881;  Toy  The  Nation, 
16.  Juni  1881;  W.  II.  Green  Presbyter.  Review,  Oct.  1881;  ./.  P.  Taylor 
Biblioth.  Sacra,  Apr.  1882,  p.  291—344;  The  Nation  (New- York i.  ü  Nov.  1S82; 
A.  Kuenen  Theol.  Tijdschr.  1881,  p.  485  1V.;  G.  Wüdeboer  Studien  VII,  4, 
p.    100  -416;   Revue  de  theol    et  de  philos.,  März  1881,  p.  152—163. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  73 

(in  5  Vorlesungen)  den  Pentateuch.  Der  ganze  Tenor  der  überaus 
klaren  und  fesselnden  Darstellung  nöthigt  dem  Leser  die  Frage  auf: 
wie  muss  es  um  eine  evangelische  Kirche  beschaffen  sein,  die  einen 
solchen  Lehrer  nicht  zu  ertragen  vermochte !  Die  Antwort  auf 
diese  Frage  giebt  uns  die  gegen  M.  Smith  gerichtete  Replik  von 
Watts11),  von  welcher  nach  wenigen  Wochen  eine  zweite  und  noch 
1882  eine  dritte  Auflage  nöthig  wurde.  Der  pfäffische  Eifer,  wel- 
cher z.  B.  in  Betreff  des  Buches  Koheleth  nur-  die  Wahl  lässt ,  ob 
man  es  für  ein  Werk  Salomo's  oder  für  eine  Lüge  erklären  wolle, 
wird  nur  überboten  durch  die  Ignoranz ,  welche  den  Mesastein  mit 
Keilschrift  beschrieben  sein  lässt.  Das  sind  die  Gegner,  denen  ein 
Smith  weichen  musste!  Ueber  die  introductio  Ubaldi's12)  giebt 
der  Titel  hinlängliche  Auskunft ;  vergl.  übrigens  den  Bericht  für 
1877,  No.  38  und  1879,  No.  31.  Die  in  4.  Auflage  in  Turin  er- 
schienene anonyme  Introductio73)  wurde  zuerst  1842  in  Belgien  edirt; 
die  ersten  6  Capitel  sind  entlehnt  aus  einem  Buche  des  Franziskaners 
Heinrich  von  Bukentop  (f  1706),  die  beiden  letzten  aus  der  bib- 
lischen Archäologie  von  F.  Ackermann  (1826,  eigentlich  3.  Aufl. 
der  Archäologie  von  Jahn).  Uebrigens  kennt  der  glückliche  Ver- 
fasser Sekel  aus  der  Zeit  Salomo's  und  setzt  auf  der  beigegebenen 
Karte  Damaskus  in  Cölesyrien  an.  Einzelne  kritische  Fragen  behan- 
delt Vemes74)  von  einem  ziemlich  radicalen  kritischen  Standpunkt 
(Ursprung  und  Zusammensetzung  des  Pentateuch  nach  den  neuesten 
Untersuchungen,  die  Quellen  der  Genesis,  die  biblische  Urgeschichte, 
den  Schöpfungsbericht ,  die  biblische  Chronologie ,  den  hebräischen 
Prophetismus ,  das  Buch  Joel  u.  a.  m.) ;  Näheres  darüber  berichtet 
die  unten  citirte  Recension  v.  Baudissiris.  Die  Bibelgeschichte  des 
Grossrabbiners  Wogue15)  bietet  in  der  Hauptsache  eine  Recht- 
fertigung   der   im   Traktat  Baba    bathra    14 b  f.    niedergelegten  Tra- 


71)  Robert  Watts.  The  Newer  Criticism  and  the  Analogy  of  the  Faith : 
A  Reply  to  Lectures  by  W.  Robertson  Smith  on  the  Old  Testament  in  the 
Jewish  Chureh.  Edinburgh  1881.  XI,  320  pp.  8.  5  s  —  Vergl.  Strack 
ThLB.  1882,  No.  41;  ibid.  1882,  No.  48  über  die  3.  Aufl.  von  1882  [XXIV, 
326  pp.     8]. 

72)  U.  Ubaldi.  Introductio  in  saeram  scripturam  ad  usum  seholarum 
collegii  de  propaganda  fide.  Vol.  III.  Romae  1881.  8.  L.  22,50.  —  Vergl. 
Dublin  Review  15.  Apr.  1882. 

7:;i  Introductio  ad  libros  sacros  Veteris  et  Novi  Testamenti  usui  eorum, 
qui  a  disciplinis  philosophicis  ad  Scripturae  Sacrae  et  Theologiae  studia  gradum 
facere  parant.  Editio  quarta.  Turin  1881.  248  pp.  12.  —  Vergl.  C.  J.  Po- 
lybibl.  XXXI,  481  ff. 

74)  Maurice  Vemes.  Melanges  de  critique  religieuse.  Paris  1881.  XV, 
348  pp.     8.  —  Vergl.  Baudissin  ThLZ.  1882,  No.  18. 

75)  L.  Wogue.  Histoire  de  la  Bible  et  de  l'exegese  biblique  jusqu'ä  nos 
jours.     Paris    1881.     VI,  389   pp.     8.     Fr.    12.    —    Vergl.  E.  Kautzsch  ThLZ. 

18SI,  No.  26;  Athen.  3.  Sept.  1881;  L.  Duchesne  Bulletin  critique,  1.  März 
1882;  A.  Neubauer  EC.  1881,  No.  38;  Mo'ise  Schwab  Rev.  int.  I,  Ulf; 
Revue  des  etudes  juives  1881,  p.  316  f. 

Jahresbericht  1881.  6 


74        Kautzsch,  Hehräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

dition ,  die  sich  im  Jahre  1881  um  so  ergötzlicher  liest,  als  sie 
trotz  dem  Talmud  sogar  die  letzten  8  Verse  des  Pentateuch  noch 
nach  dem  Dictat  Gottes  von  Mose  niedergeschrieben  sein  lässt ,  so- 
dann eine  Uebersicht  über  die  von  den  Rabbinen  geübte  Exegese. 
Wenn  die  christliche  Bibelwissenschaft  für  diesen  Historiker  „bis  auf 
unsere  Tage"  so  gut,  wie  nicht  vorhanden  ist,  so  wird  sie  sich  mit 
dem  Schicksal  Carpzov's  trösten  müssen ,  den  er  zum  Ahnherrn  der 
deutschen  Rationalisten  macht,  oder  mit  demjenigen  Olshausen's, 
der  auch  in  dem  Appendix  über  die  christlichen  Hebraisten  keiner 
Erwähnung  gewürdigt  wird.  Von  den  deutschen  Einleitungsschriften 
kennt  Woque  die  zweite  Auflage  von  Eichhorn,  den  Namen  von 
Michaelis  und  Jahn's  Introductio  von  1814,  sonst  absolut  nichts. 
So  schreibt  ein  Grossrabbiner  von  Frankreich  1881  die  Geschichte 
der  biblischen  Exegese  jusqu'ä  nos  jours.  Anhangsweise  nennen  wir 
hier  noch  die  Aufsätze  von  Zimmer76)  (der  sich  übrigens  vorwiegend 
auf  das  neue  Testament  bezieht) ,  von  Elliot71)  (nach  Friederici, 
No.  876),  Vuilleumierls),  der  auf  Grund  sorgfältiger  Ennittelungen 
ein  ansprechendes  Lebensbild  Heinrich  Oth's  zeichnet  (al.  Otho  oder 
Ottho,  geb.  zu  Bern  1651,  veröffentlichte  1672  zu  Oxford  die  Hi- 
storia  doctorum  misnicorum  ,  wirkte  1673 — 1682  als  Professor  der 
Philosophie  zu  Lausanne,  da  der  Lehrstuhl  des  Hebräischen  an  einen 
Mediciner  vergeben  war,  und  zog  sich  endlich  enttäuscht  auf  eine 
Pfarre  zurück,  wo  er  16.  Juli  1719  starb;  für  eine  zweite  Auflage 
seines  überaus  verbreiteten  Lexicon  rabbinico-philologicum  hatte  er 
keinen  Verleger  finden  können),  endlich  von  Marti19),  der  in  wohl- 
thuender  Weise  für  die  Möglichkeit  eines  Ausgleichs  zwischen  den 
Interessen  der  Wissenschaft  und  der  praktischen  Verwerthung  des 
Alten  Testamentes  eintritt. 

Von  den  encyklopädischen  Hülfsmitteln ,  die  -  -  sei  es  aus- 
schliesslich oder  neben  anderen  Zwecken  -  der  Bibelforschung 
dienen ,  ist  die  Protestantische  Realencyklopädie 80)  um  zwei  Bände 
gewachsen  (Bd.  8  :  Kirchentag — Lücke ;  Bd.  9  :  Lüge — Mieczislaw). 
In    unseren    Bereich    gehören    aus  Band  8    die  Artikel    von  Leyrer 


76)  F.  Zimmer,  lieber  Aufgabe  und  Methode  einer  Geschichte  der  Schrift - 
auslegung:  Ztschr.   f.   kirchl.   Wissensch.  u.   kirchl.   Leben    1881,    1,  p.    18 — 28. 

77)  C.J.  Elliot.  Hebrew  Learning  among  the  Pathers:  Smith  and  Wace, 
Dictionary  of  Christ.  Biogr.   1881. 

78)  H.  Vuilleumier.  Un  Hebraüsant  Suisse  du  XVII  Sifecle,  J.-Henri  Oth, 
professeUi  ä  Lausanne:  Revue  de  theologie  et  de  philos.,  Jan.  1881  (auch  se- 
paraf   als  Extrait  erschienen).     28  pp.     8. 

79)  Karl  Marti.  Das  Alte  Testament  in  Kritik  und  Kirche:  Volksblatt 
für  die  reform.   Kirche   der  Schweiz   1881,  No.  36 — -39. 

80)  Real-Encyklopädie  für  Protestant.  Theologie  und  Kirche.  Unter  Mit- 
wirkung vieler  protestantischer  Theologen  und  Gelehrten  in  zweiter  durch- 
gängig verbesserter  und  vermehrter  Auflage  herausgeg.  von  D.  •/.  J.  Herzog, 
1)  Gr.  L.  J'/itt  und  Lic.  A.  Hauch.  8.  u.  9.  Hand.  Leipzig  1881.  798  u. 
8D4   pp.     8.     ä  M.   10.  -    Vergl.  zu  I5d    9  ThLB.   1882,  No.   7. 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  Israels.  75 

(Kleider  und  Geschmeide  der  Hebräer:  Krankheiten  der  Israeliten 
in  Palästina,  Leviratsehe,  Los  bei  den  Hebräern) :  Zöckler  (Knobel) ; 

Volch  (Bücher  der  Könige) ;  von  Orelli  (Königthum  in  Israel ;  Levi, 
Leviten,  Levitenstädte ;  Lot) ;  Rüetschi  (Kreti  und  Pleti,  Krieg  und 
Kriegsheer  bei  den  Hebräern,  Kusch,  Leibes-  und  Lebensstrafen  bei 
den  Hebräern,  heil.  Leuchter,  Libanon) ;  Fritzsehe  (lateinische  Bibel- 
übersetzungen, 40  pp.);  Fresse!  (Laubhüttenfest) ;  in  Band  9 :  Ban- 
dissin  (Male,  Malzeichen  bei  den  Hebräern ;  Merodach  und  Merodach 
Baladan) ;  Volck  (Maleachi ,  Micha) ;  Rüetschi  (Manasse ,  Menahem, 
Mesech ,  Mesopotamien) :  Leyrer  (Maasse  und  Gewichte  bei  den 
Hebräern :  ehernes  Meer) ;  Strack  (Massora,  Mi  drasch) ;  F.  W.  Schultz 
(Melchisedek ,  Metalle  in  der  Bibel);  Orelli  (Messias).  —  Aus  der 
15.  Lieferung  von  Riehm's81)  Handwörterbuch  heben  wir  hei'vor 
die  Artikel  von  Mühlau  (Samaria) ,  Kautzsch  (Samaritaner) ,  Baur 
(Samuel,  Saul) ,  Schrader  (Sankerib ,  Sargon) ,  Delitzsch  (Satan, 
Schaubrote  und  Schaubrottisch,  Schuldopfer),  Riehm  (Schafe,  Schiffe, 
Schiffahrt,  Schild,  Schilf  und  Bohr,  Schlangen),  Schlottmann  (Schrift 
und  Schriftzeichen),  Schürer  (Schriftgelehrte),  Kamphausen  (Schuhe). 
Das  Handwörterbuch  Naglers*'2)  kenne  ich  nur  dem  Titel  nach. 
Aus  dem  12.  und  13.  Band  der  Encyclopaedia  Britannica 83)  heben 
wir  hervor  die  ausgezeichneten  Artikel  Hosea  (Bd.  12,  p.  295 — 298) 
und  Joel  (Bd.  13,  p.  704 — 706)  von  W.  Robertson  Smith,  Isaiah 
von  T.  K.  Cheyne  (Bd.  13,  p.  377 — 384)  und  Israel  von  Wellhausen 
(Bd.  13,  p.  396 — 432).  Der  letztgenannte  Artikel  enthält  gleich- 
sam   in    nuce    den    leider    noch    immer    ausstehenden    2.    Band    von 

Wellhausens  „Geschichte  Israels" :  zugleich  widerlegt  er  glänzend 
das  absurde  Gerede ,  als  habe  Wellhausen  selbst  davon  abstehen 
müssen,  auf  Grund  der  kritischen  Prämissen  des  1.  Bandes  eine 
Darstellung  der  Geschichte  Israel's  zu  geben.  Zu  beklagen  ist  nur, 
dass  diese  höchst  instructive  Arbeit  nicht  durch  einen  Separatabdruck 
(am  liebsten  des  deutschen  Manuscripts)  einem  grösseren  Leserkreis 
zugänglich  gemacht  ist.     Die  Newyorker  Oyelopaedia Si)  ist  mit  Bd.  X 


81)  Handwörterbuch  des  Biblischen  Alterthums  für  gebildete  Bibelleser. 
Herausgeg.  von  Ed.  C  Aug.  Riehm.  Mit  vielen  Illustrationen.  Plänen  und 
Karten,  15.  Lieferung.  Mit  zahlreichen  Holzschnitten  im  Text.  Bielefeld  und 
Leipzig   1881.     [p.   1345  —  1440.     Salzmeer— Schuldopfer.]     M.   1,60. 

82)  Fh'anz  L.  Nagler.  Allgemeines  Handwörterbuch  der  heiligen  Schrift. 
Eine  kurzgef.  Beschreibung  und  Erklärung  der  in  der  Bibel  genannten  Städte, 
Länder,  Völker,  Personen,  Namen,  Lehren,  Symbole  etc.  nebst  einem  Yerzeich- 
niss  [745]  bedeutender  Männer  der  christl.  Kirche  vom  1.  Jahrh.  bis  zur  Gegen- 
wart. Cincinnati  1881  (?)  512  pp.  8.  Doli.  2,50.  —  Vergl.  die  nordamerik. 
Vierteljahrsschr.  f.  wissensch.  u.  prakt.  Theol.,  Okt.   1881,  p.   322. 

83)  Encyclopaedia  Britannica.  A  Dictionary  of  Arts,  Sciences  and  General 
Literature.  Ninth  Edition.  Vol.  XII  (Hiring— Indus).  Vol.  XIII  (Infant — Kant). 
Edinburgh   1881.     848  und   854  pp.     4. 

84)  Cyclopaedia  of  Biblical ,  Theological  and  Ecclesiastical  Literature  by 
M'Clintock  and  Strong.  Vol.  X:  Su— Z.  New  York  1881.  1120  pp.  8.  — 
Vergl.  Pich  (nordamerikan.)  Vierteljahrsschr.  für  wiss.  u.  prakt.  Theologie, 
Oct.    1881. 

6* 


76       Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

zum  Abschluss  gediehen  —  ein  Werk,  zu  welchem  man  der  pro- 
testantischen Wissenschaft  Nordamerika' s  nur  Glück  wünschen  kann. 
Aus  dem  Schlussband  nennen  wir  die  Artikel  „Syrische  Bibelüber- 
setzung, Talmud,  Targum,  Theodotion1'  von  Rev.  Pich,  dem  wir  seit 
Jahren  auch  über  dieses  Unternehmen  zuverlässige  Notizen  verdanken 
(vergl.  Bericht  für  1877,  No.  55;  1879,  No.  47;  1880,  No.  59). 
—  Die  Encyklopädie  Lichtenberge)-' 's85)  wurde  im  Berichtjahre  bis 
zum  11.  Bande  fortgeführt ;  als  Mitarbeiter  finden  wir  in  Bd.  10 
u.  11  u.  a.  M.  Vernes  (Pentateuch,  Bücher  Samuel),  E.  Stapfer 
(Pharisäer,  Sadducäer),  Berger  (Phönizien),  Bruston  (Prophetismus). 
An  die  Encyklopädien  schliessen  wir  die  Bibelwerke  an.  Vil- 
mar's86)  Collegium  biblicum  bietet  eine  cursorische  Erklärung  des 
Schrifttexts  von  bekanntem  Standpunkt,  mit  allerlei  möglichen  und 
unmögbehen  Nutzanwendungen  und  Excursen,  die  einen  anders  ge- 
richteten Leser  bald  durch  ihre  Originalität  frappiren ,  bald  wieder 
recht  läppisch  anmuthen.  Von  dem  sogen.  Sprecher-  Commentar87) 
(s.  den  genaueren  Titel  und  die  Erklärimg  desselben  im  Bericht  für 
1877,  No.  48)  erschien  der  6.  Bd.  in  neuer  Auflage,  von  6rra?/'s88)  bib- 
lischem Museum  (s.  1880,  No.  70)  der  9.  Band;  nur  die  Titel  kenne 
ich  von  den  Bibelwerken  Be7isonsss)  und  Whedons9").  Die 
Jüdische  Familienbibel91)  wird  nach  Zöchler's  Bericht  von  Fried- 
länder unter  der  Autorität  Adla-'s  herausgegeben ;  dem  hebräischen 
Grundtext  ist  die  neue  englische  Version  zur  Seite  gestellt.  Weiter 
sind  hier  noch  zu  nennen   Geihte02),  DäcJisel93)  (s.  1880,  No.  66) 


85)  F.  Lichtenberger.  Encyclopedie  des  sciences  religieuses.  Tome  X 
und  XI.     Paris   1881.      1882   Bd.   XII  u.  XIII. 

86)  Aug.  F\  Chr.  Vilmar.  Collegium  biblicum.  Praktische  Erklärung 
der  heil.  Schrift  Alten  und  Neuen  Testaments.  Aus  dem  handschriftl.  Nachlass 
der  akadem.  Vorlesungen.  Herausgeg.  von  Chr.  Müller.  Des  Alten  Testam. 
I.  Theil.  (Einleitung.  Der  Pentateuch  oder  die  5  Bücher  Mose.)  Gütersloh 
1881.     VI,  378   pp.     8.     M.  6.  —    Vergl.  K.    P.  Beweis  des  GL,  Jan.   1882. 

87)  The  Holy  Bible  etc.  (Speakers  Commentary).  Edit.  by  F.  C.  Cook. 
Old  Test.  Vol.  0.  Ezekiel,  Daniel  and  the  Minor  Prophets.  New  ed.  London 
1881.     744   pp.     8.     25   s. 

88)  James  Cmrper  Gray.  The  Biblical  Museum.  Vol.  IX.  Containing 
the  Books  of  Jeremiah,  Lamentations  and  Ezekiel.  London  1881.  384  pp. 
8.     5  s. 

89)  J.  Benson.  The  Holy  Bible,  containing  the  Old  and  New  Testament. 
9th  edit.     Vol.   1.   2.  4.   5.     London   1881.     8. 

90)  Whedon.  Commentary  on  the  Old  Testament  Vol.  G :  Job  by  J.  K. 
linrr.  Proverbs  by  \V.  \V.  Haider.  Ecclesiastes  and  Salomons  Song  by 
.1.    />'.    Hyde.     New  York   1881.     557   pp.      8. 

91)  The  Jewish  Family  Bible,  containing  the  Pentateuch,  Prophets  and 
Hagiographa      Part.   [.     London   1881   (?). 

92)  C.  Geikie.  Bours  with  the  Bible:  or  the  Scriptures  in  the  Light  of 
Modern  Discovery  and  Knowledge.  Vol.  I.  From  Creation  to  the  Patriarchs. 
Vol  II.  From  Moses  to  Judges,  with  Illustrations.  Vol.  III  ?.  London  1881. 
Vol.    I:   XV.   500;    Vol     II:  (?)   520:  Vol.   III:  XVI,  490   pp.     8.     ä   G   s. 

93)  A.  Dächsel.     Bibelvaerk.    De  fem  Moseboger.    II.  6.  7.    Bergen  1881. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  77 

und  Vigcmroux9*)  (s.  1880,  No.  68).  Von  der  1878  begonnenen 
illustrir'ten  Bible  annotee95)  (vergl.  Bericht  für  1878,  No.  35)  ist 
nunmehr  der  erste  Band  abgeschlossen.  Unseren  früheren  Bericht 
ergänzen  wir  dahin,  dass  die  Redaction  dieses  Werkes  durch  ein  be- 
sonderes Comite  besorgt  wird ;  der  Standpunkt  ist  ein  populärwissen- 
schaftlicher, die  Ergebnisse  der  modernen  Assyriologie  u.  s.  w.  werden 
eingehend  berücksichtigt,  die  kritischen  Fragen  jedoch  mit  grosser 
Zurückhaltung  behandelt,  wie  sich  denn  z.  B.  bei  Jes.  40 — 66 
die  Gründe  für  und  wider  angeblich  die  Waage  halten  sollen. 
Nur  die  Titel  wissen  wir  zu  nennen  von  dem  französischen 
Bibelwerk  des  Abbe  Arnaud 96)  und  dem  Pentateuchwerk  von 
Fürst91). 

Damit  sind  wir  bei  dem  Punkte  angelangt,  der  noch  heute  weit- 
aus das  grösste  Interesse  absorbirt,  bei  der  Pentateuchkritik.  An 
erster  Stelle  gedenken  wir  hier  der  drei  Aufsätze,  in  welchen  ein 
berufener  Mitforscher,  Kayser88) ,  aus  dem  bisherigen  Verlauf  des 
Streits  das  Facit  zieht.  Ausgehend  von  einer  Besprechung  des  Pen- 
tateuchs  in  Reuss'  französischem  Bibelwerk  zeigt  Kayser,  dass  die 
Reuss-  Graf  'sehe  Hypothese  weder  durch  die  Angriffe  von  Seiten 
der  Cultusgeschichte  (Ourttss ,  vergl.  zu  1877,  No.  59  und  1878, 
No.  48),  noch  der  Literärgeschichte  (Marti,  s.  zu  1880,  No.  77), 
noch  der  Sprachgeschichte  (Ryssel,  s.  zu  1878,  No.  50)  erschüttert 
worden  sei.  Im  2.  Aufsatz  stellt  Kayser  die  bisher  gewonnenen 
Resultate ,  resp.  die  durch  die  wissenschaftliche  Discussion  herbei- 
geführten Modihcationen  der  früheren  Ansichten  klar  und  bündig 
zusammen.     Ueber   einige    dieser  Resultate  mag  allerdings  mit  Fug 


94)  F.  Vigouroax.  Manuel  bibliquo,  ou  Cours  d'Ecriture  sainte.  Ancien 
Testament.  2.  ed.  T.  I.  Introduction  generale.  Pentateuque.  T.  II.  Livres 
historiques,  sapient.,  prophetiques.     Besancon   1881.     572  und  688  pp.     8. 

95)  La  Bible  annotee  par  une  societe  de  theologiens  et  de  pasteurs.  An- 
cien Testament.  Les  Prophetes.  I.  Esa'ie,  Jeremie,  Lamentations.  Paris,  Neu- 
ehatel,  Geneve  [1881].     V,   524  pp.     8.     M.   10. 

96)  La  sainte  Bible.  Traduction  francaise,  commentaires  au  bas  de  la  page. 
en  tete  de  chaque  livre,  prefaces  et  arguments  ä  la  fin  du  volume,  notes ,  dis- 
sertations ,  eclaircissements ,  tableaux  ebronologiques  par  l'abbe  A.  Arnaud. 
Tome  I.  Le  Pentateuque,  Josue ,  les  Juges ,  Les  Rois  I  et  II.  Tome  II.  Les 
rois  III  et  IV.  Les  Paralipomenes,  Esdras,  Nehemie,  Tobie,  Judith,  Esther,  Job, 
Psaumes ,  Proverbes,  l'Ecclesiaste.  Avignon  et  Paris  1881.  XXXI,  710  und 
796  pp.     8. 

97)  J.  Fürst.  Pentateuch.  Illustrirte  Volksausgabe  der  5  Bücher  Mosis 
in  dem  masoret.  Text,  neuer  deutscher  Uebersetzung  und  mit  erläuternden  Be- 
merkungen ethnographischen,  geschichtlichen  und  archaeologischon  Inhalts.  [In 
15  Heften.]      1.— 6.  Heft.     Prag   1881.      192  pp.      8.     k  50  Pf. 

98)  Kayser.  Der  gegenwärtige  Stand  der  Pentateuchfrage  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  Ed.  Reuss  „La  Bible,  Ancien  Test.,  3e  Partie,  L'histoire  sainte 
et  la  Loi".  2  Tornes.  Paris  1879.  I:  Jahrbb.  f.  protest.  Theol.  1881,  2,  p.  326 
—365.     II.  ibid.  H.  3,  p.   520—564.     HI.  ibid.  H.  4,  p.  630—665. 


78       Kautzsch,  Hebräische  Sprachlewade,  alttestamentliche  Exegese 

noch  weiter  zu  streiten  sein,  wie  z.  B.  über  die  Entlehnungen  aus 
E  von  Seiten  des  Jahvisten  oder  über  die  Herstammung  nicht  nur 
E.'s,  sondern  auch  I.'s  aus  dem  nördlichen  Reiche  oder  auch  über 
die  Entstehung  des  PC.  erst  in  Jerusalem  —  anderes  scheint  uns 
dafür  um  so  fester  zu  stehen,  wie  die  Gesammtredaction  des  Penta- 
teuch  nach  Ezra  und  spätere  Einschaltimgen  auch  in  den  PC.  (so 
dass  sich  also  die  Vorlesung  Neh.  8  nicht  einmal  auf  den  ganzen 
Priestercodex,  geschweige  den  ganzen  Pentateuch  erstreckte).  Er- 
wähnung verdient  noch,  dass  Kayser  Deut.  5 — 11  und  28,  1 — 46 
als  ursprüngliche  Bestandtheile  des  Buches  festhält  (nicht  aber 
17,  14 — 20  und  11,  26 — 31)  und  das  vielfach  interpolirte  Buch 
Lev.  17 — 26  im  Exil,  aber  vor  Ezech.  40 — 48  geschrieben  sein 
lässt.  Der  dritte  Aufsatz  enthält  eine  Auseinandersetzung  mit  De- 
litzsch''s  pentateuch-kritisehen  Studien  (s.  1880,  No.  75)  und  mit 
Dülmanns  Commentar  zu  Exodus  und  Leviticus  (s.  1880,  No.  108). 
Instructiv  ist  hier  besonders  die  Tabelle,  welche  die  Parallelen  zwi- 
schen Lev.  17 — 26,  dem  Bundesbuch  und  dem  Deuteronomium  auf- 
zeigt. -  -  Unter  den  Gegnern  WeUkcmseris  hat  besonders  Breden- 
Jcamp")  den  lebhaften  Beifall  aller  derjenigen  gefunden,  denen  die 
Qualität  der  Behauptungen  gleichgültig  ist ,  wenn  nur  behauptet 
wird,  was  sie  gern  hören  möchten.  Denn  nur  vollständige  Urtheils- 
losigkeit  kann  solche  Sätze  eingeben,  wie  sie  der  Recensent  Breden- 
kamjj's  im  ThLB.  zum  Besten  giebt:  ,,?/.  Wellhausen  ist  der 
D.  F.  titrauss  der  alttestamentlichen  Kritik :  in  beiden  weht  das- 
selbe nvevpia  Ttlavriaewg  mit  seinem  alles  vei'sengenden  Gifthauch, 
beide  Werke  sind  die  Produkte  des  vollständigen  theologischen  und 
religiösen  Bankerotts  eines  vavayijüag  Tisgt-  tijv  tiigtiv."  Mit  sol- 
chen gewissenlosen  Schmähungen  eines  Mannes,  von  dessen  persön- 
lichem Charakter  er  offenbar  gar  keine  Ahnung  hat,  mag  jener  Re- 
censent die  Ohren  seines  Lesepub] ikums  kitzeln;  er  ändert  damit 
nichts  an  der  Thatsache,  dass  die  von  ihm  so  freudig  begrüsste  Po- 
lemik Bredenkamp's  gänzlich  verunglückt  ist.  Er  bespricht  die 
allgemeinen  Voraussetzungen  und  Grundbegriffe  der  prophetischen 
Literatur ,  dann  den  Kultus  in  derselben ,  speciell  den  Ort  und  das 
Personal  des  Kultus.  Und  das  Resultat  V  Das  Gesetz  hat  im  All- 
gemeinen die  Priorität  vor  der  prophetischen  Literatur,  nur  war  es 
während  langer  Perioden  latent  —  also  das  bekannte  klägliche  Aus- 
kunftsmittel !  Freilich  so  latent,  dass  sogar  der  Priester  Jeremia 
nichts  davon  gewusst  hat.  Aber  da  weiss  Bredenkamp  zu  helfen. 
Jer.  7,  22  ist  ^T[  \>9  (! !)  zu  lesen.     Wer  verdreht  nun  die  Texte 


99)  C.  J.  Bredenkamp.  Gesetz  und  Propheten.  Ein  Beitrag  zur  alt- 
testamentlichen Kritik.  Erlangen  1881.  III,  203  pp.  8.  M.  3.  -  -  Vgl. 
O.  Zöckler  Beweis  des  Gl.,  Dec.  1881;  ThLB.  1882,  No.  9;  B.  Stade  ThLZ. 
1882,  No.  11;  Neue  ev.  KZ.  L882,  No.  1  :i :  Tl'.  Nowack  Deutsche  LZ.  1882, 
No.  33;  Acad.  18.  März  1882;  W.  IL  Green  Presbyterian  Review,  Jan.  1883; 
A.  Kuenen.  Theol.  Tijdschr.,  Nov.   1882. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte,  Israels  79 

und  „construirt"  die  Geschichte?  Uebrigens  ist  nach  Bredenkamp 
sowohl  die  elohistische ,  wie  die  deuteronomische  Gesetzgebung 
„authentisch" ;  dabei  seien  aber  vielleicht  noch  zahlreichere  Quellen 
anzunehmen ,  als  man  meist  glaubt ;  die  sogen.  Grundschrift  trage 
wahrscheinlich  ihren  Namen  mit  Unrecht  und  sei  der  Abfassung 
nach  die  jüngste !  So  wären  wir  also  schliesslich  ganz  einig.  — 
Der  Kritik  Kittel's  10°)  ist  nachzurühmen,  dass  sie  sich  mit  der 
Arbeit  des  Gegners  und  mit  dem  jetzigen  Stand  des  Problems  ver- 
traut zeigt  und  nicht  minder,  dass  sie  den  Ton  wissenschaftlicher 
Discussion  einhält.  Das  Resultat  wird  p.  293  des  dritten  Artikels, 
den  wir  hier  gleich  mit  berücksichtigen,  so  formulirt :  es  folgten  auf 
einander  PC1  (alte  Schicht  des  Priestercodex),  Deuter.,  PC2,  Ezech. 
Dass  der  PC  Abschnitte  enthalten  kann ,  die  auf  eine  vordeutero- 
nomische  Grundlage  zurückgehen ,  dürfte '  von  manchem  Anhänger 
der  Reiiss-  Graf  sehen  Hypothese  ohne  Bedenken  concedirt  werden; 
dagegen  ist  die  Ansetzimg  des  PC2  zwischen  Deut,  und  Ezech.  eine 
Abschlagszahlung  an  die  Kritik ,  mit  der  sie  sich  nicht  begnügen 
kann.  Wie  weit  es  Kittel  gelungen  ist ,  im  I.  Artikel  (in  Betreff 
der  Einheit  des  Cultus  und  der  Opfer)  einiges  von  den  Aufstellungen 
Wellhausens  abzuhandeln,  lassen  wir  auf  sich  beruhen ;  wenn  dagegen 
nach  Art.  II  Ezech.  44  nur  von  einer  Dislocirung,  nicht  Degradirung 
der  Leviten  die  Rede  sein  soll  (es  stehe  nirgends,  dass  sie  nicht 
mehr  Priester  sein  sollen,  kurz,  Ezech.  44  lasse  „ebensogut"  eine 
andere  Fassung  zu)  -  -  so  war  dieses  Resultat  nur  mit  einer  recht 
gezwungenen  Argumentation  zu  erreichen,  die  der  exegetisch  wohl- 
geschulte Verfasser  offenbar  mit  Unbehagen  vollzogen  hat.  Ganz 
denselben  Eindruck  hat  Referent  von  dem  III.  Art.  gehabt ,  nach 
welchem  das  Deuter,  den  Unterschied  von  Priestern  und  Leviten  ge- 
kannt, aber  möglichst  auf  friedlichem  Wege  ausgeglichen  haben  soll. 
Dabei  wird  dem  Deuter,  die  ganz  unbegreifliche  Taktik  aufgebürdet, 
es  habe  den  Unterschied  zwar  festhalten ,  anderseits  aber  möglichst 
verwischen  und  theilweise  bis  zur  Unkenntlichkeit  verhüllen  wollen. 
Aller  dieser  Subtilitäten  bedarf  man  nicht,  sobald  man  schlicht  und 
einfach  den  Thatbestand  gelten  lässt:  das  Deuteron,  kennt,  wie 
Jerem.  und  noch  Jes.  II. ,  nur  eine  Art  von  Cultuspersonal :  erst 
Ezech.  44,  15  werden  mit  aller  nur  denkbaren  Deutlichkeit  aus  der 
Gesammtheit  der  „Levitenpriester"  die  bene  Sadoq  als  nunmehr 
alleinberechtigte  Priester  herausgenommen.  Und  wenn  die  andern, 
die  bisher  auch  Priester  waren,  nur  noch  niedere  Dienste  verrichten 
dürfen  ,  so  sind  sie  damit  eben  d  e  g  r  a  d  i  r  t.  -  -  Mit  dem  Problem 
der  Pentateuchkritik   im  Allgemeinen    beschäftigen    sich    noch  Steb- 


100)  Rad.  Kittel.  Die  neueste  Wendung  der  pentateuchischen  Frage. 
Versuch  einer  Kritik  von  Wellhausens  Geschichte  Israels.  Erster  Artikel: 
Theol.  Studien  aus  Württemb.  1881.  H.  1,  p.  29—62.  Zweiter  Artikel:  ibid. 
H.    2,  p.   147—169.     Dritter  Artikel:  ibid.    1882.  p.   278—314. 


80       Kautzsch,   Hebräische  SpraeJikunde,  alttestamentliche  Exegese 

bins1Qi)  und  Van  Groens102),  beide  mit  specieller  Rücksicht  auf 
^4.  Kuenen.  Halevy  l03)  greift  besonders  die  Behauptung  an,  dass 
Nah.  8 — 10  von  der  Proklamation  eines  neuen  Gesetzes  die  Rede 
sei:  übrigens  weiss  Haler)/,  dass  Ezra  gar  nicht  der  Mann  dazu 
war,  eine  solche  angebliche  Neuerung  in  Scene  zu  setzen.  Die  1878 
von  Ixyssel  begonnene  Untersuchung  über  den  sprachlichen  Charakter 
des  Priestercodex  wurde  wieder  aufgenommen  von  (riesebrecht104). 
Derselbe  führt  den  Wortschatz  des  PC  alphabetisch  vor  und  giebt 
dann  in  sechs  anderen  Columnen  (1.  Periode;  700 — 600;  Exilisch; 
Hexateuch-Redactor ;  Nachexilisch ;  Aramäisch)  Notizen,  wie  oft  sich 
jedes  Wort  in  den  verschiedenen  Sprachperioden  belegen  lasse.  Dass 
über  die  Abgrenzung  dieser  Pei'ioden,  über  die  Columnen  „Hexateuch- 
redactor"  und  „Aramäisch",  sowie  über  die  Beweiskraft  der  Statistik 
im  einzelnen  Fall  gestritten  werden  kann ,  versteht  sich  von  selbst. 
Halten  wir  uns  aber  an  das ,  was  nicht  bestritten  werden  kann ,  so 
bleibt  mindestens  der  strikte  Beweis ,  dass  von  einer  Priorität  des 
PC  vor  IE  keine  Rede  mehr  sein  kann,  und  weiter  die  Thatsache, 
dass  sich  der  Sprachgebrauch  des  PC  eben  doch  am  meisten  mit 
Ezechiel  berührt.  Von  den  Excursen  zu  dieser  Tabelle  ist  besonders 
die  eingehende  Untersuchung  über  die  allmähliche  Verdrängung  der 
Form  "o:N  durch  ">;n  zu  erwähnen.  Die  Broschüre  vcmMolehow105)  bringt 
nach  Sjnnozas  tractatus  theol.-politicus,  Nöldekes  alttestamentlicher 
Literatur  in  Aufsätzen  und  der  3.  Auflage  von  Bleek's  Einleitung  die 
landläufigsten  Argumente  gegen  die  Authenticität  des  Pe^tateuchs. 
Specielle  Fragen  der  Pentateuchkritik  behandeln  A.  Kuenen 106), 
der  sich  über  Exod.  19  f.  besonders  mit  Dillmann,  dann  Colenso  etc. 
auseinandersetzt,  und  E.  Meyer101).  Der  letztere  analysirt  die  in 
Num.   20    bis    Rieht.  2.  5    enthaltenen  Bestandteile    von  J    und    E 


101)  Rufus  P.  Stebbins.  A  Study  of  the  Pentateuch  for  Populär  Re- 
ading:  Inquiry  into  the  Age  of  the  so-called  Books  of  Moses,  with  an  Introduc- 
tory  Examination  of  Recent  Dutch  Theories  as  represented  hy  Dr.  Kueneris 
„Religion  of  Israel".  Boston  1881.  223  pp.  12.  Doli.  2,25.  —  Vgl.  P.  H.  W. 
Modern  Review,  Oct.   1882. 

102)  F.  C.  J.  Van  Goena.  La  methode  de  la  critiquo  d' apres  A.  Kuenen: 
Revue  de  theologie   et  de  philosophie,  März   1881,  p.   164 — 207. 

103)  J.  Halevy.  Esdras  et  le  code  sacerdotal:  Revue  de  l'histoire  des 
religions,  Tom.  IV,  p.  22 — 45.  —  Vergl.  Kuenen  Hibbert  Lectures,  Note 
IX,  p.   323  ff. 

104)  F.  Giesebrecht.  Zur  Hexatuuchkritik.  Der  Sprachgebrauch  des  hexa- 
teuchischen  Elohisten:  Ztschr.  für  die  alttestamentl.  Wiss.  Jahrg.  1.  1881, 
p     177—276. 

105)  /'.'.  Molchow.  Im  dir  Pentateuch  von  Moses'  verfasst?  Zürich  (Ver- 
lags-Magazin)  1881.     40  pp.     8.     M.  0,80.  —  Vergl.  ThLB.   1881,  No.  26. 

inr,  i  A.  Kuenen.  Bijdragon  tot  de  eritiek  van  Pentateuch  en  Jozua.  VII. 
Israel    bij   den  Sina'i  (Ex.    19  f.):  Theol.   Tijdschr.,  März   1881,  p.    164  —  223. 

in?  i  Eduard  Meyer.  Kritik  der  Berichte  über  die  Eroberung  Palaestinas 
(Num,  20,  14  —  Jud.  "_'.  5).  Mit  einem  Nachwort  von  Beruh.  Stade:  Ztschr. 
für  die  alttestam.   Wissensch.    1881,  II.    1,  p.   117  —  150. 


und  biblische  Theologie,    Geschichte  Israels.  81 

und  dedueirt  daraus,  dass  es  eine  Tradition  über  die  Geschichte  der 
Eroberung  nicht  gebe ,  so  wenig  wie  eine  historische  Person  Josua. 
Die  Angaben  über  Sichon  etc.  bezögen  sich  eigentlich  auf  viel  spätere 
Kämpfe  (sc.  die  Nordisraels  mit  Moab) ,  höchstens  könne  noch  der 
Uebergang  über  den  Jordan  bei  Jericho  und  die  Eroberung  dieser 
Stadt  an  erster  Stelle  als  historische  Reminiscenz  gelten  (doch  wird 
auch  diese  Concession  von  Stade  in  einem  Nachwort  cassirt;  die 
betreffenden  Sagen  bezögen  sich  vielmehr  auf  die  Festsetzung 
josephidischer  Clans  im  Südosten  des  Landes).  Den  eigentlichen 
Anfang  der  beglaubigten  Geschichte  Israels  erblickt  Meyer  in  den 
Jehovistischen  Stücken  Jud.  I  (Ib.  2—4.  6.  7*.  9.  20.  11—17. 
19.  21 — 33).  Referent  kann  sich  der  ganzen  Argumentation  gegen- 
über nach  wie  vor  des  Eindrucks  nicht  erwehren ,  dass  hier  der 
kritische  Scharfsinn  etwas  ins  Kraut  geschossen  ist.  —  Horst 10S) 
sucht  die  Möglichkeit  zu  erweisen,  dass  Lev.  17 — 26  (wozu  auch  11, 
1 — 23.  41 — 47  gehöre)  von  Ezechiel  und  zwar  in  den  früheren  Jahren 
desselben  redigirt  sei;  nachmals  sei  dann  das  Corpus  von  später 
Hand  mit  dem  PC  ausgeglichen  worden.  —  Zu  Gen.  8,  7  ff.  er- 
innert Egli109),  dass  auch  sonst  von  Raben  die  Rede  ist  und  folgert 
zu  Ex.  1,  16  aus  dem  alttürkischen  öreke  „Gebärstuhl''  (aber  auch 
Spindel  oder  Spinnrocken),  dass  das  fragliche  Geräth  weit  älter  sei, 
als  man  glaubt. 

Von  den  einzelnen  Büchern  des  Alten  Testaments  erfuhr 
die  Genesis  eine  populäre  Commentirung  durch  Wangemann  no)  im 
Anschluss  an  die  bekannten  apologetischen  Muster;  von  dem  Com- 
mentar  Chambrun  de  Eosemont's111),  der  nur  in  100  nummerirten 
Exemplaren  abgezogen  ist,  weiss  ich  nichts  zu  sagen.  —  Das  un- 
erschöpfliche Thema  „Schöpfungsbericht  und  sein  Verhältniss  zu  den 
Naturwissenschaften"  hat  wiederum  eine  zehnfache  Behandlung  ge- 
funden. In  klarer,  aber  auch  durch  die  religiöse  Wärme  ansprechen- 
der Darstellimg  zeigt  Riehm  x  1 2) ,    dass  der  müssige  Streit  zwischen 


108)  L.  Horst.  Leviticus  XVII— XXVI  und  Huzekiel.  Ein  Beitrag  zur 
Pentateuchkritik.  Colmar  1881.  96  pp.  8.  M.  3.  —  Vergl.  Baudissin  ThLZ. 
1882,  No.  0;  E.  Nestle  LCB.  1882,  No.  33;  Wellhausen  Deutsche  LZ.  1882, 
No.  41;  ThLB.  1882,  No.  46;  Kuenen  Theol.  Tijdschr.,  Nov.  1882;  J.  Weill 
Revue  des  etudes  juives,  Juli — Sept.   1882,  p.   149  ff. 

109)  C.  Egli.  Pentateuchisches.  I.  Zu  Noa's  Raben.  Gen.  8,  7  ff.  II. 
Zu  Exod.   1,    16:  Ztsehr.  f.  wissensch.  Theol.  XXIV,   2.  p.  205—210. 

110)  Wangemann.  Das  1.  Buch  Mosis  oder  die  Genesis  nach  Wortlaut 
und  geschichtlichem  Zusammenhang  erklärt  für  bibelforschende  Christen.  Berlin 
1881.     388  pp.     8.     M.   1,80. 

111)  A.  de  Chambrun  de  Rosemont.  Essai  d'un  commentaire  scientifique 
de   la  Genese.     Lyon   1881.     208  pp.     8.     (Nicht  im  Buchhandel.) 

112)  Ed.  C.  Aug.  Riehm.  Der  biblische  Schöpfungsbericht.  Vortrag  ge- 
halten in  Erankf.  a.  M.  am  7.  April  und  in  Darmstadt  am  8.  April  1881.  Halle 
1881.  30  pp.  8.  M.  0,75.  —  Vergl.  Kamphausen  ThLZ.  1881,  No.  20; 
ThLB.  1881,  No.  43;  C.  Siegfried  Prot.  KZ.  1881,  No.  45;  L.  Gautier  Rev. 
de  theol.  et  de  philos.,  Juli   1882. 


32       Kcmtzsch,  Hebräische  SprachJcunde,  alttestamentliehe  Exegese 

den  vermeintlichen  Vertretern  der  Offenbarung  und  denen  der  Geo- 
logie nur  so  zu  schlichten  ist,  dass  man  als  Offenbarungsgedanken 
nur  in  Anspruch  nimmt,  was  ausserhalb  der  naturwissenschaftlichen 
Discussion  steht.  Denselben  Zweck  verfolgt ,  ausgehend  von  einer 
Besprechung  des  bekannten  Werkes  von  Zöckler  (s.  Bericht  für 
1878,  No.  141,  und  1879,  No.  149)  der  Aufsatz  von  Siegfried11*), 
von  ihm  selbst  als  ein  „Versuch  bezeichnet ,  durch  Absteckung  der 
richtigen  Grenzen  zwischen  Bibel  und  Naturwissenschaften  dergleichen 
Auseinandersetzungen  für  die  Zukunft  möglichst  zu  beseitigen."  Für 
diesmal  haben  wir  jedoch  noch  mancherlei  apologetische  Sprünge  zu 
registriren.  Lahr11*)  giebt  zwar  die  buchstäbliche  Geschichtlichkeit 
der  Kosmogonie  und  Urgeschichte  auf,  verhilft  aber  dem  apolo- 
getischen Interesse  angeblich  durch  eine  symbolisch  -  ideale  (vulgo : 
allegorische)  Deutung  zu  seinem  Recht.  Seisenberger115)  trägt  in 
einem  Programm  der  Freisinger  Studienanstalt  an  der  Hand  der 
Vulgata ,  jedoch  auch  mit  Rücksichtnahme  auf  den  masoretischen 
Text  und  die  Versionen,  die  übliche  Apologetik  vor,  dass  die  Tage 
Perioden  seien  u.  s.  w.  Wunderbare  Dinge  lehrt  uns  Glaubreckt116) 
im  zweiten  Bande  des  1878  (s.  daselbst  No.  142)  begonnenen 
Werkes ,  von  dem  Mond  als  dem  Sitz  des  Satans  vor  dem  Sünden- 
fall und  künftig  wieder  während  des  1000jährigen  Reichs,  von  der 
500  jährigen  Dauer  der  Schöpfungstage  und  der  Entstehung  der 
Sintfluth  durch  die  Zertrümmerung  von  Planeten  u.  a.  m.  Einen 
durchaus  besonnenen  Standpunkt  nimmt  dagegen  die  Darstellung 
Schaefer's111)  ein  (zuerst  1878 — 80  in  Aufsätzen  im  „Katholik" 
veröffentlicht) ;  der  Verf.  bekämpft  eifrig  die  apologetischen  Ueber- 
griffe  in  das  profan  wissenschaftliche  Gebiet  und  will  den  Schöpfungs- 
bericht    nach    dem  Massstab    der    prophetischen  Ausdrucksweise   be- 


ll 3)  C.  Siegfried.  Theologie  und  Naturwissenschaft;  ein  Rückblick  auf 
die  Geschichte  ihrer  Beziehungen:  Jahrbb.  f.   protest.  Theol.   1881,  p.   1 — 59. 

114)  F.  Löhr.  Die  Geschichte  der  heiligen  Schrift  vom  Anfang  der  Dinge. 
Für  Gebildete  erläutert.  Berlin  1881.  164  pp.  8.  M.  2,25.  —  Vgl.  O.  Zöckler 
Beweis  des  GL,  Okt.   1881;  K.  Streich  in  ThLZ.   1882,  No.  2. 

115)  M.  Seisenberger.  Der  biblische  Schöpfungsbericht  (Gen.  1,  1  —  2,  3) 
ausgelegt.  Freising  1881.  IV,  96  pp.  8.  M.  2,50.  —  Vergl.  B.  Schäfer 
Bit.   Hdw.   1882,  No.  23. 

116)  C.    Glaubrecht.     Bibel    und  Naturwissenschaft    in    vollständiger  Har- 
monie  nachgewiesen  auf  Grund  einer  neuen  empirischen  Naturphilosophie.    2.  Bd.: 
Nachweis  der  Uebereinstimmung    auf  Grund   der  im    1.   Bde.   aufgestellten   empir. 
Naturphilosophie.     Leipzig  1881.     VII,    309  pp.     8.     31.  6.    (compl.   16  M.)    - 
Zu  Bd.   II  vergl.  Zöckler  Bew.   des   Gl.,  Jan.  1881;  Neue  Ev.  KZ.  1881,  No.  2. 

117i  Bernhard  Scheiefer.  Bibel  und  Wissenschaft.  Zehn  Abhandlungen 
über  das  Verhältnis  der  heiligen  Schrift  zu  den  Wissenschaften.  Mit  kirch- 
lich, r  Gutheissung.  Münster  1881.  VIII,  284  pp.  8.  M.  3,60.  —  Vergl. 
Schanz  Liter.  Rundschau  1881,  No.  22  und  Theol  Qnartalschr.  1882,  2, 
]i  323ff.;  Gt.  Histor.-polit.  Bl.  89,  5,  p.  347—368;  L.  W.  Beweis  des  GL, 
Juni   1882;    Thönea  ThLZ.   1882,  No.   20. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  83 

urtheilt  wissen.  —  Von  den  Arbeiten  van  Rhifns11*),  BruntonX19) 
und  Griines120)  nennen  wir  wenigstens  die  Titel.  Die  Abhandlung 
des  katholischen  Bischofs  W.  Cliffiord121)  hat  durch  ihre  Auffassung 
von  Gen.  I  als  einem  uralten,  ungefähr  aus  Moses  Zeit  herrührenden 
Hymnus  heftigen  Widerspruch  erregt.  Nach  dem  Beweis  des  Gl. 
(s.  u.),  dem  wir  diese  Notiz  verdanken,  hat  Cliford  im  Dublin  Re- 
view vom  October  1881  seine  Skepsis  in  Betreff  der  Authenticität 
zurückgenommen.  Im  Anschluss  hieran  verzeichnen  wir  noch  die 
neue  Herausgabe  (nach  Siegfried  1.  1.  p.  2  Umarbeitung)  von 
G.  Smith' 's122)  chaldäischer  Genesis,  deren  erste  Auflage  1875  er- 
schien, durch  Sayce.  Das  gelehrte  Werk  von  Friedr.  Delitzsch12'6) 
über  die  Lage  des  Paradieses  wird  sich  ohne  Zweifel  mehr  durch 
seine  sonstigen  geographischen  und  ethnographischen  Untersuchungen 
dauernde  Beachtung  sichern ,  als  durch  die  darin  vorgetragene  Pa- 
radies-Hypothese selbst ;  nach  dem  Verfasser,  'der  hierin  H.  llaivlin- 
son  folgt ,  ist  Eden  identisch  mit  der  Landschaft  Kardunias ,  d.  i. 
Garten  oder  Park  des  Gottes  Dunias ;  der  Pischon  ist  identisch  mit 
dem  Pallakopaskanal  des  Euphrat,  der  Gichon  mit  dem  Kanal  Gu- 
gände  (assyrisch  arahtu).  Alle  aufgewandte  Gelehrsamkeit  kann  frei- 
lich das  Bedenken  nicht  beseitigen ,  dass  Ströme ,  die  mit  dem 
Euphrat  und  Tigris  in  gleichem  Range  stehen  (und  das  ist  doch 
die  Meinung  der  Erzählung)  keine  Kanäle  sind,  auch  nicht  das  Be- 
denken ,  dass  von  den  Hebräern  selbst  sicherlich  keinem  diese  Deu- 
tung je  in  den  Sinn  gekommen  ist.     Ein  ausführliches  Referat  über 


118)  C.  H,  van  Ithijn.  De  beteekenis  van  het  Bijbelsch  scheppings- 
verhaal:  Studien  VII,  3,  p.   228—248. 

119)  T.  L.  Brunton.  The  Bible  :uid  Science.  New  York  1881.  415  pp. 
12.     doli.   2,50.     [Auch  London   1881.      426   pp.      8.      10  s.   G   d] 

120)  J.  S.  Grimes.  Problems  of  Creation.  Chicago  1881.  IV,  58, 
207   pp.      12.     doli.   1,25. 

121)  William  Clifford.  Les  jours  de  la  semaine  et  les  oeuvres  de  la 
creation:  Dublin  Review.  April  1881.  —  Vergl.  L.  Duchesne  Bulletin  critique, 
1.  Aug.   1881;  Z.  Bew.  d.  Gl.,  Apr.   1882. 

122)  George  Smith.  The  Chaldean  Account  of  Genesis  containing  tho 
Description  of  the  Creation,  the  Deluge,  the  Tower  of  Babel  etc.  New  ed.  by 
A.   H.  Sayce.     London   1881.     XIV,  337   pp.     8.      18  s. 

123)  Friedrich  Delitzsch.  Wo  lag  das  Paradies?  Eine  bibliseh-assyrio- 
logische  Studie.  Mit  zahlreichen  assyriologischen  Beiträgen  zur  biblischen  Län- 
der- und  Völkerkunde  und  einer  Karte  Babyloniens.  Leipzig  1881.  XI,  346  pp. 
8.  M.  20.  --  Vergl.  Neue  Evang.  KZ.  1881,  No.  50;  Rohling  der  Katholik, 
Jan.  1882,  p.  57  —  78;  Zscholcke  Lit.  Kundschau  1882,  No.  4;  V.  Baudissin 
ThLZ.  1882,  No.  7;  H.  L.  Strack  ThLB.  1882,  No.  12;  Nöldeke  ZDMG. 
1882,  I,  p.  173  —  184;  J.  Oppert  GGA.  1882,  No.  26—27,  p.  801—831; 
O.  Zöclcler  Ev.  KZ.  1882,  No.  26;  A.  H.  Sayce  Acad.  5.  Nov.  1881; 
C.  11.  Wright  Nineteenth  Century,  Oct.  1882,  p.  556 — 571;  J.  P.  Valetun 
Studien  VII,  4,  p.  363—388;  C.  P.  Tide  Theol.  Tijdschr.,  März  1882,  p.  247 
—269;  Halevy  RC.  1881,  No.  50  und  51. 


84       Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

das  Werk  von  Delitzsch  giebt  Hommel12*) ,  zum  Schluss  mit  be- 
rechtigte!* Polemik  gegen  die  von  Friedr.  Delitzsch  beliebte  Herab- 
setzung des  sogen.  Jehovisten  bis  ins  Exil.  Der  anonyme  Aufsatz125) 
im  „Israelit"  ist  mir  nicht  bekannt;  ebensowenig  Lenormant'sl2G) 
Studie  über  Ararat  und  Eden.  Der  „keilinschriftliche  Sintfluth- 
bericht"  Haupt's12"1)  verdient  auch  an  dieser  Stelle  Erwähnung, 
nachdem  unterdess  Schröder  eine  anderweitige  Bearbeitimg  dieses 
Themas  von  demselben  Gelehrten  als  Excurs  in  die  zweite  Auflage 
von  „die  Keilinschriften  und  das  Alte  Testament"  (1883)  aufgenommen 
hat.  Ueber  B 'oder ich' 's  128)  Völkertafel  nach  Josephus ,  Pürst's  Le- 
xikon, Dunker  u.  s.  w.  vergl.  den  Bericht  für  1880,  No.  103.  Die 
Schrift  von  Wieseler123)  über  die  alten  Germanen  behandelt  auch 
Gen.  10,  2  ff.;  die  Väter  des  Germanenvolkes  sind  nach  ihm  Magog, 
d.  h.  die  Scythen,  und  Gomer,  d.  i.  Gimmerier  (Kimmerier,  Kim- 
bern). Hötzl130)  zeigt  in  einer  Geschichte  der  Auslegung  von  Gen. 
27,  19  in  der  alten  und  mittelalterlichen  Kirche,  dass  man  nur 
ganz  allmählich  und  zögernd  eine  Lüge  Jakobs  zugestanden  habe. 
Durch  Vereinigung  der  Typik  oder  Allegorese  mit  der  Casuistik 
oder  historischen  und  moralisirendeu  Auslegung  gelangt  Hötzl  zu 
dem  Trost,  dass  die  kleine  und  bis  zu  einem  gewissen  Grade  ent- 
schuldbare Täuschung,  in  der  er  die  Züge  der  Pietät  und  der  Scho- 
nung nicht  verkennen  könne  (!),  jedenfalls  die  Leitung  Isaaks  auf 
dem  Wege  des  göttlichen  Willens  bezweckte.  L'öwy131)  behauptet 
zu  Gen.  36,  24,    die    D^KP    seien    doch  Maulesel;    Moses  wählte  (!) 


124)  F.  Hommel.  Die  Lage  des  Gartens  Eden  nach  den  neuesten  keil- 
inschriftlichen  Forschungen:  AAZ.  wissensch.  Beil.  No.   229 — 231. 

125)  Nochmals  ein  Wort  über  die  Lage  des  Gartens  Eden:  der  Israelit 
Mainzer  jiid.  Wochenschrift)  Jahrg.  23,  No.  5.  (Fortsetzung  von  Aufsätzen  in 
1880,  Nr.  42—44.) 

126)  F.  Lenormant.  Ararat  and  Eden.  A  Biblical  Study.  I:  Contem- 
porary  Review,  Sept.   1881,  p.   453  —  478. 

127)  Paul  Haupt.  Der  keilinsehriftliche  Sintfluthbericht.  Eine  Episode 
des  babyl.  Nimrodepos.  Mit  dem  authogr.  Keilschrifttext  des  babylon.  Sintfluth- 
fragments.  (Habilitations-Vorlesung  zu  Göttingen  am  18.  Dec.  1880.)  Leipzig, 
Hinrichs,  1881.  VI,  30  pp.  8.  M.  2.  —  Vergl.  C.  H.  H.  Wright  Nineteenth 
Century,  Febr.   1882,  p.  232—241. 

128)  Friedr.  Willi.  Roderick.  Die  Völkertafel  des  Moses.  II.  Thoil. 
Prüm    1881.     22   pp.     4.     (Programm   des  Progymnasiums.) 

129)  K.  Wieseler.  Untersuchungen  zur  Geschichte  und  Religion  der 
alten  Germanen  in  Asien  und  Europa.  Mit  religionsgeschichtlichen  Parallelen. 
Leipzig   1881. 

130)  Petrus  Hötzl.  Jakob  und  Esau,  Typik  und  Casuistik.  Eine  historisch- 
dogmatische Untersuchung.  München  1881.  VI,  04  pp.  8.  M.  1,80.  —  Vergl. 
A.  Harnach  ThLZ.  1882,  No.  5;  ThLB.  1882,  No.  5;  Bardeidtewer  Ztschr. 
f.  kathol.  Theol.  VI,  2;  Liter.  Handweiser  1882,  No.  2;  Linsenmann  Theol. 
Quaxtalschr.  65,  1,  p.  122—136. 

L31)  Jos.  Jjöwy.  Zur  Erklärung  dos  Wortes  Diff  Gen.  36,  24:  Jiid.  LB. 
L881,   No,   35,  p.    139b — 140». 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  85 

das  dunkle  Wort,  weil  er  sein  Volk  mit  jenem  widrigen  Mischungs- 
produkt nicht  vertraut  machen  wollte.  Ein  anderer  Gelehrter132) 
des  jüdischen  Literaturblatts  lässt  die  Söhne  Jakobs  darum  streiten, 
wer  der  Erbe  der  Tradition  werden  solle.  Den  Segen  Jakobs  be- 
handelt Doorninck13B). 

Zum  Buche  Exodus  übergehend  gedenken  wir  zuerst  der 
2.  Auflage  von  Ebers 134)  „durch  Gosen  zum  Sinai"  und  der  Vor- 
lesungen von  Gibson135)  über  die  vier  letzten  Bücher  des  Penta- 
teuch.  Den  Durchgang  durch  das  rothe  Meer  behandelt  Vigou- 
rouxi36);  nach  ihm  stand  Moses  in  Tanis  vor  dem  Pharao; 
Ramesses  lag  zwischen  Tell-el-kebir  und  dem  Timsachsee,  der  Durch- 
zug Israels  ging  durch  die  Bitterseen.  Nur  Schade,  dass  den  alten 
Hebräern  diese  Erkenn tniss  durch  den  geographisch  ganz  zweifel- 
losen Namen  jäm  süph  gänzlich  verschlossen  war.  Auf  die  Arbeit 
Vigouroux  bezieht  sich  in  der  Hauptsache  der  Aufsatz  von  M. 137). 
Zu  Ex.  17,  16  behauptet  Weissinann138),  es  sei  doch  od  zu  lesen, 
nur  sei  dieses  nicht  ein  Stuhl,  sondern  der  Altar,  und  -p  sei  nicht 
die  Hand,  sondern  eine  Art  Feldzeichen  oder  Panier  in  Form  einer 
Hand.  Dieses  Panier  also  legte  Mose  auf  den  Altar  nieder  und 
der  masoretische  Text  ist  sonach  gerettet.  Philipps139)  bricht  aufs 
neue  eine  Lanze  für  .  die  Richtigkeit  der  Eintheilung  des  Dekalogs 
im  lutherischen  Katechismus.  Das  9.  und  10.  Gebot  unterscheide 
sich  nach  den  Verbis,  nicht  nach  den  Objecten  des  Begehrens.  Zwar 
steht  Ex.  20  beidemal  Tonn,  aber  Ex.  20  muss  nach  Deut.  5  er- 
klärt werden,  wo  niNnn  steht;  somit  meint  das  10.  Gebot  das  im 
Begehrenden  selbst  entstehende  Verlangen,  die  Erblust,  als  Sünde, 
während  I72n  das  von  aussen  her  geweckte  Verlangen  bezeichnet. 
Wieder  einer  der  Fälle ,  wo  man  fragen  muss :  sollte  und  kann  je 
ein  alter  Hebräer  an  eine  so  subtile  Auslegung  gedacht  haben.    Holtz- 


132)  Der  Streit  der  Söhne  Jakobs:  Jüd.  LB.   1881,  No.  44—46. 

133)  A.  van  Doorninck.     De  Zegen  van  Jakob.    27  pp.    4.    (o.  0.  u.  J.) 

134)  G.  Ebers.  Durch  Gosen  zum  Sinai.  Aus  dem  Wanderbuche  und 
der  Bibliothek.  2.  verb.  Aufl.  Mit  e.  Ansicht  des  Serbai  u.  des  St.  Katharinen- 
Klosters  vom  Sinai,  3  Karten  und  mehreren  Holzschnitten.  Leipzig,  Engelm. 
1881.  XVI,  626  pp.  8.  M.  10.  —  Vergl.  L.  L.  Bew.  d.  GL,  Apr.  1882;  Furrer 
Deutsche  LZ.  1882,  No.   46;  Fr.  Delitzsch  LCB.   1.  Apr.   1882. 

135)  J.  M.  Gibson.  The  Mosaic  Era:  a  Series  of  Lectures  on  Exodus, 
Leviticus,  Numbers  and  Deuteronomy  London  1881.  370  pp.  8.  7  s.  6  d. 
—   Vergl.  S.  J.    Wilson  Presbyterian  Review,  Juli   1882. 

136)  F.  Vigouroux.  La  Bible  et  l'Egyptologie.  Le  passage  de  la  mer 
rouge  par  les  Hebreux:    lievue  des  questions  historiques,    Jan.   1881,  p.   5 — 61. 

137)  M.  Der  Durchgang  der  Israeliten  durch  das  i-othe  Meer:  Ztschr.  f. 
kathol.  Theologie,  V,  2,  p.  373—374. 

138)  A.  S.  Weissmann.  DD  oder  Di  (Exod.  17,  16:  Jüd.  LB.  1881, 
No.  28. 

139)  F.  A.  F.  Philifpi.  Zur  Eintheilung  des  Dekalogs:  Ztschr.  f.  kirchl. 
Wissensch.  u.  kirchl.  Leben   1881,  H.  9  u.   10,  p.  449—468. 


86       Kautzsch ,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestarnentliche  Exegese 

heuer140)  findet  im  tiefsten  Grunde  Einklang  zwischen  Hebr.  9,  18  ff. 
und  Ex.  24,  6  ff. ;  das  ßißhiov  des  Hebräerbriefs  gehe  auf  die 
2^131  im  Exodus.  Rothschild141)  belehrt  uns,  der  Tanz  um  das 
goldene  Kalb  sei  ganz  gegenstandslos,  da  b}V  Ex.  32  vielmehr  etwas 
rundes,  sc.  den  Phallus  bezeichne;  nach  32,  18  komme  der  Tanz 
vielmehr  auf  einen  von  den  Aegyptern  angenommenen  obscönen 
Cultus  des  Osirisphallus  hinaus.  Darauf  gehe  auch  die  Anklage  Ex. 
20,  7  und  23,  3  ff.  Dagegen  erinnert  freilich  Appel142)  weise  an 
Ps.  106,  19,  worauf  Rothschild  (s.  No.  142)  wiederum  1  Kön.  15,  13 
als  Beleg  für  den  Phallusdienst  ins  Feld  führt.  Trotzdem  gedenken 
wir  vorläufig  noch  bei  der  Tradition  zu  bleiben ,  welche  alle  Zeit 
ein  Kalb  für  ein  Kalb  erklärt  hat.  Den  Aufsatz  Mead's  * 4  3J  über 
Ex.  33,  7  ff.  kenne  ich  nicht.  In  Betreff  des  englischen  Kanzel  - 
commentars  I44)  (einer  Homiliensammlung)  vergleiche  1880,  No.  116. 
Valeton^)  vollendete  die  1879  (s.  dort  No.  64  und  1880,  No.  112) 
begonnenen  Studien  über  das  Deuteronomium.  Die  englischen 
Noten 146)  über  das  Deuter,  bieten  nach  Siegfried  erbauliche  Be- 
trachtungen über  die  sechs  ersten  Capitel  ohne  irgendwelche  Ahnung 
von  den  kritischen  Problemen.  Eine  wahrhaft  köstliche  Blüthe  der 
höheren  Kritik  bietet  uns  Löun/lil)  dar.  Nachdem  er  gebührend 
die  Freimüthigkeit  bewundert  hat,  mit  welcher  mehrere  der  Tanaim 
den  Josua  als  Schreiber  der  letzten  acht  Verse  des  Pentateuchs  be- 
trachteten ,  kann  er  doch  vom  Standpunkt  der  Religion  nicht  zu- 
geben, dass  ein  anderer  als  Mose  auch  nur  ein  Tüpfelchen  vom  Jod 
zum  Pentateuch  hinzugethan  habe ,  sonst  sei  es  mit  der  Aechtheit 
der  Thora  im  Allgemeinen  vorbei.  Was  habe  auch  Josua  bewegen 
können ,  diese  acht  Verse  dem  Werke  Mose's  anzuhängen ,  anstatt 
sie  seinem  gleich  darauf  folgenden  „Buch  Josua"  voranzustellen? 
Bei  alledem  bleibt  aber  doch  das  nwn  etc.  ein  böser  Knochen. 
Aber  warum  konnte  denn  Mose  nicht  kraft  der  göttlichen  Inspiration 
P73"1"]  „und  er  wird  sterben"  etc.  niedergeschrieben  haben?  Denn  Inter- 
punktion   (soll  heissen  Vokale)    gab    es   ja    bekanntlich  damals  noch 

14IM  Holtzheuer.  7>u  Hebr.  9,  18—20  und  Exod.  24,  6—8:  Ztschr.  für 
kirchl.  Wissensch.  u.  kirchl.  Leben   1881,  I,  p.  28—34. 

141)  Rothschild.     Das  „goldene  Kalb"?     Jüd.  LB.    1881,   No.   9. 

142)  Appel.  Das  goldene  Kalb:  Jüd.  LB.  1881,  No.  12,  p.  48a;  ibidem, 
sowie  No.   l.r>.  -IG.  die  Replik  Rothschild' s. 

143)  C.  M.  Mead.  Examination  of  Exodus  XXXIII,  7  — 11:  Journal  of 
the  Society  for    Biblieal  Literature  and  Exegesis,  Juni — Dec.  1881,  p.  155 — 168. 

144)  Pulpit  Commentary.  Numbers.  Introduction  by  Th.  Whitelaw. 
Exposition  and   Homil.  by  R.    Winterhotham.     London   1881.     470  pp.     8. 

14;".)  ./.  ./.  P.  Valeton.  Deuteronomium.  V.:  Studien  VII,  1,  p.  39—  56. 
VII,  3,  p.  205—227  (Schluss). 

146)  Notes  on  tbe  Hook  of  Deuteronomy.  Vol.  I.  London  1881.  416  pp. 
12.     2   s 

147 1  Läwy.  IM*'  letzten  acht  Verse  d<>s  Pentateuch:  Jüd.  LB.  1881,  No. 
29,  p.    115''— 116''. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  87 

nicht!  Dabei  sieht  dieser  geniale  Kritiker  nicht,  dass  man  dann 
V.  6  auch  übersetzen  müsste :  niemand  wird  sein  Grab  erfahren  bis 
auf  diesen  Tag!  Die  in  die  historischen  Bücher  eingestreuten  poe- 
tischen Stücke  vom  Lamekhslied  bis  zu  2  Sani.  23 ,  1  ff.  führt 
PalmliS)  in  einem  stichisch  abgesetzten  Text  und  einer  recht  les- 
baren, an  die  besten  Exegeten  sich  anschliessenden  Uebersetzung 
vor.  Die  strophische  und  stichische  Anordnung  lassen  wir  gern  auf 
sich  beruhen ,  in  der  Ueberzeugung ,  dass  über  diese  Dinge ,  wenn 
sie  überhaupt  einst  existirten,  niemand  mehr  etwas  wissen  kann. 
Wenn  der  Verfasser  z.  B.  in  Jud.  5,  17 — 20  siebenmal  den  Stichos 
nur  aus  einem  Wort  bestehen  lässt,  dem  ein  Stichos  von  2 — 4  Worten 
vorhergeht,  so  kann  er  sich  dabei  doch  auf  nichts  anderes  berufen, 
als  auf  den  rein  subjectiven  Eindruck ,  den  er  von  dem  Rhythmus 
empfangen  hat.  Von  Lias' 149)  Josua  und  Hervey's150)  „Richter 
und  Ruth"  mögen  die  Titel  genannt  sein.  Im  vordeuteronomischen 
Richterbuch  gehen  nach  Stade151)  die  deuteronomischen  Einleitungen 
2,  6  ff.  und  10,  6  ff.  auf  eine  kürzere  Vorlage  zurück,  die  sich 
schon  bei  dem  Redactor  von  I  und  E  vorfand;  10,  6  ff.  stamme  in 
der  Hauptsache  aus  E ,  als  Portsetzung  von  3 ,  13  ff.  Da  nun 
1,  1 — 2,  5  aus  I  stamme ,  so  stelle  sich  somit  auch  das  Richter- 
buch als  eine  jehovistische  Bearbeitung  von  I  und  E  dar.  Der 
theologische  Pragmatismus  gehöre  bereits  E  an  und  diese  Quelle 
erweise  sich  auch  dadurch  wieder  als  die  um  vieles  jüngere  (gegen- 
über I).  Auf  einem  ähnlichen  kritischen  Standpunkt  steht  ein  Auf- 
satz von  Matthes 152),  in  welchem  sich  der  Verfasser  besonders  mit 
Wellhausen,  van  Doornineh,  Reuss  und  E.  Meyer  auseinandersetzt. 
Von  den  Arbeiten  Rieh's 153)  über  das  Deboralied,  und  Thomas' ,54) 
über  die  Parallelen  in  Samuel  und  Chronik  kenne  ich  nur  die  Titel. 
Fürst155)  bietet  zu  einer  Reihe  von  Samuelissteilen  Conjecturen 
(z.  B.  I,  2,  29  "W  TN  für  "J15>73),  vornehmlich  aber  Vermuthungen, 


148)  Aug.  Palm.  Alt-Hebräische  Lieder.  Die  in  den  histor.  Büchern  des 
A.  Test,  enthaltenen  poetischen  Stücke.  1.  Theil.  Strophische  Textausgabe  und 
Uebersetzung.  Zürich  1881.  IV,  82  pp.  8.  [Wissenschaftl.  Beilage  zum  Oster- 
programm   des  Gymnasiums  Schaffhausen.] 

149)  J.  J.  Lias.     Joshua.     With  Homilies  by  Aldridge.      1881.     4. 

150)  A.  C.  Hervey.  Judges  and  Ruth  (Pulpit  Commentai-y).  Lon- 
don   1881.     8. 

151)  Beruh.  Stade.  Zur  Entstehungsgeschichte  des  vordeuteronomischen 
Richterbuches:  Ztschr.  für  die  alttestam.   Wissensch.   1881,  p.   339—343. 

152)  J.  C.  Matthes.  Het  Richterenboek:  de  samenstelling :  Theol.  Tijdschr., 
Nov.   1881,  p.   589— 61G. 

153)  T.  II  Hielt.  A  Paraphrase  of  the  Song  of  Deborah:  Journal  of  the 
Society  for  Biblical  Literature  and  Exegesis,  Juni — Dec.   1881,  p.   56 — 58. 

154)  R.  O.  Thomas.  A  Key  to  the  Books  of  Samuel  and  the  correspon- 
ding   Parts  of  Chronicles.     London    1881.     96  pp.     8. 

155)  J.  Fürst.  Beiträge  zur  Kritik  der  Bücher  Samuels :  Ztschr.  für 
wissensch.   Theol.    XXIV,   2,  p.    170  —  78. 


38       Kautzsch ,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

wie  LXX  oder  Targum  zu  der  oder  jener  auffallenden  Uebersetzuug 
gekommen  seien.  Schick1^6)  sucht  die  topographischen  Schwierig- 
keiten 1  Sam.  9,  4  ff.  durch  die  Annahme  zu  lösen,  dass  es  zwei 
verschiedene  Gräber  Raheis  gegeben  habe  und  dass  hier  die  heutige 
Kubbet  'abd  el-'aziz  (mitunter  auch  Kubbet  Rahel  genannt)  nördlich 
von  dem  Dorfe  Kastal  gemeint  sei.  Zu  1  Sam.  15,  4  sucht  Löwy  157) 
mit  nicht  gerade  glücklichen  Argumenten  zu  erweisen ,  dass  ü^Nbü 
identisch  sei  mit  n^'bo  und  „ Geldstücke"  bezeichne.  Sidon158) 
möchte  2  Sam.  1,  18  am  liebsten  nifip  («das  Schwere,  das  Miss- 
geschick")  für  ntt3]?  lesen :  andernfalls  sei  in  dem  Liede  eine  An- 
spornung zur  Waffenübung  behufs  Befreiimg  von  den  Philistern  zu 
finden ;  dem  Bogen  habe  man  die  Ueberlegenheit  des  Feindes  auf 
dem  Gilboa  zugeschrieben.  Auf  die  weiteren  Missgriffe  in  /Sai&m's158*) 
Aufsätzen  können  wir  nicht  näher  eingehen ;  ebensowenig  auf  die  gleich- 
artigen Nachträge  dazu  von  Wolffisohn159)  und  Weissmann160); 
nach  letzterem  enthält  2  Sam.  1,  18  Anfang  und  Ende  des  Citats 
aus  dem  sepher  hajaschar;  dieses  Citat  glaubt  der  glückliche  Kri- 
ticus  in  Ps.  60,   1 — 6   wiedergefunden  zu  haben! 

An  der  Spitze  der  Arbeiten  über  die  prophetische  Lite- 
ratur nennen  wir  die  histoire  critique  von  BrustonlG1)\  es  wird 
derselben  von  Baudissin  (s.  unten)  neben  anderen  Vorzügen  das 
Bestreben  nachgerühmt,  die  deutsche  Kritik  in  Frankreich  ein- 
zubürgern, ausser  Kuenen  und  Reuss  seien  nur  deutsche  Vorgänger 
benutzt.  Für  die  kritische  Zurückhaltung  des  Verfassers  spricht 
seine  chronologische  Anordnung  der  Propheten:  Obadja,  Joel,  Jes. 
15  f.,  Deut.  32,  Arnos,  Hosea,  Jesaja  (dem  er  13  f.  und  24 — 27 
lässt,  aber  nicht  40 — 66),  Micha,  Sach.  9  f.  etc.  —  Ueber  das  Werk 
Pemper's  l62)  weiss  ich  nichts  näheres.  -  Der  Prophet  Jesaja  er- 
fuhr eine  Commentirung  durch  den  Jesuiten  Knabenbauer iea),  in 
welcher  die  Abweichungen  des  Urtexts  von  der  Vulgata  erklärt,  die 


156)  C.  Schick.  Sauls  Reise  1  Sam.  9:  Ztschr.  d.  deutschen  Pal.  Ver. 
1881,  p.   247—249. 

157)  Lötry.    Was  ist  EPfcÖÜ   1  Sam.  15,  4:  Jüd.  LB.  1881,  No.  48.  p.  191a. 

158)  Sidon.  Die  Construction  und  Auslegung  des  Klageliedes  II  Sam  1. 
17— 27:  Jüd.  LB.    1881,  No.   2,  p.   6b  — 7'';  No.  3,  p.    10»>—  1H>. 

159)  S.  Wolfsohn.     Davids  Klagelied:  Jüd.  LB.  1881,  No.  12.  p.  46  a — 17 a. 

160)  Weissmaun.     David's  Klagelied:  Jüd.  LB.   1881,  No.    12. 

161)  Charles  Braston.  Histoire  ci-itique  de  la  litteraturo  prophetique  des 
Behrens  depuis  les  origiues  jusqu'ä  la  mort  d'Isaie.  Paris  1881.  VIII,  272  pp. 
8.  Fr.  5.  —  Vergl.  O.  Zöckler  Beweis  des  GL,  Dec.  1881;  TV.  Baudissin 
ThLZ.  1882,  No.  17:  F.  ff.  Krüger  Revue  theol.  Oct.  —  Dec.  1881, 
p.  373—381. 

162)  G.  II.  Pemper.  The  Great  prophecies  concerning  the  Gentiles,  the 
Jews  and  the  Church  of  God.     London  1881.     398   pp.     8.     7   s.  6  d. 

163)  -Ins.  Knabenbauer.  Erklärung  des  Propheten  Isaias.  Freiburg  LB. 
1881  IX.  Tis  pp.  8.  M.  10.  --  Vergl.  O.  Zöckler  Beweis  des  GL,  Dec. 
1881;  der  Katholik,  Nov.  1881;  B.  Stade  ThLZ.  1882.  No.  9;  W.  Nowack. 
Deutsche    LZ.    1882,    No.    21;    A.   L.   M.    Bew.  des   Gl.,   März  1882,   p.   172; 


und  biblische   Theologie,   Geschichte  Israels.  39 

kritischen  Fragen ,  soweit  sie  der  Verf.  als  solche  gelten  lässt ,  im 
Anschluss  an  Delitzsch  erledigt  werden.  Protestantische  Ausleger 
können  allenfalls  aus  den  reichen  Proben  patristischer  und  nach- 
reformatorischer  katholischer  Exegese  einigen  Nutzen  ziehen.  Der 
rühmlichst  bekannte  Commentar  CÄeyne's164)  fand  mit  dem  zweiten 
Bande ,  welcher  die  Auslegung  von  Cap.  48 — 66 ,  die  (sehr  reser- 
virten)  kritischen  Noten  zum  ganzen  Buche  und  eine  Reihe  von  Ex- 
cursen  enthält,  seinen  Abschluss  (vergl.  hierzu  Siegfried  1.  1.  p.  26). 
Die  Jesaj aÜbersetzung  RodweWs  1<55)  wird  von  dem  Kritiker  im 
Athenäum  allzu  holperig  genannt  und  auch  sonst  vielfach  be- 
anstandet. Zu  der  Fortsetzung  des  Commeutars  von  Volf166)  vergl. 
1879,  No.  77.  Aus  dem  dritten  Artikel  Studer's161)  zur  Text- 
kritik des  Jesaja  (s.  1877,  No.  5  und  1879,  No.  78)  aotiren  wir 
die  Conjectur  b^  für  ib  *-;.  9,  2 ;  desgl.  V.  3  motat  (Joch)  für 
matte:  der  in  iMDn  ü3ffi  sei  der  Herrscherstab,  nicht  der  Treiber- 
stecken. Cap.  3,  8 — 15  gehöre  eigentlich  nach  5,  1 — 7  und  Cap. 
10,  1 — 4  nach  5,  25;  dafür  sei  5,  25 — -30  als  vierte  Strophe  zu 
Cap.  9  zu  ziehen.  —  Der  Aufsatz  von  Cliambers l6S)  gehört  hier- 
her, falls  sich  der  Titel  auf  Jes.  9,  6  bezieht,  Graetz169)  findet 
Spuren  des  Deuterojesaja  besonders  in  Psalm  96 — 99  (96,  11  f., 
98,  7  f.,  98,  1).  113.  '37,  22.  69,  14.  106.  32,  wahrscheinlich 
auch  102;  Ps.  90,  12  sei  zu  lesen  -i:->72-'  mfiOEb;  Ps.  40  stamme 
wegen  V.  10  f.  vom  Deuterojesaja.  —  Dem  Buche  Krügers170) 
über  die  Theologie  Jesaja's  werden  von  Kuenen  (s.  unten)  gründ- 
liche Studien,  grosser  Fleiss  und  ein  unbefangener  Standpunkt  nach- 
gerühmt.     Cobb111)    zercpiält    sich    in  zwei  Aufsätzen,    die  Authen- 


Bichell   Ztschr.    f.    kath.    Theol.    VII,    1,    p.    147  —  155;    ThLB.    1883,    No.    2; 
A.    Beilesheim  Dublin  Rev.,  Juli   1882. 

164)  T.  K.  Cheyne.  The  Prophecies  of  Isaiah.  A  New  Translation,  witli 
Commentary  and  Appendices.  Vol.  II.  London  1881.  XV,  294  pp.  8. 
12  s.  G  d.  —  Vergl.  Athen.  14.  Mai  1881;  W.  E.  Addis  Dublin  Review,  Juli 
1881;  A.  Kuenen  Theol.  Tijdschr.  1881,  p.  489  ff. 

165)  J.  M.  Rodwell.  The  Prophecies  of  Isaiah.  Translated  from  the 
Hebrew.     London   1881.      174   pp.     8.     5   s.  —  Vgl.  Athen.   9.   Juli   1881. 

160 1  R.  Volf.  Profeten  Esaias'  Bog,  udlagt  til  Opbyggelse  for  Menigheden. 
11   llalvdel.     Kap.   13—27.     Kjöbenh.   1881.      158  pp.      8. 

167)  G.  Studer.  Zur  Textkritik  des  Jesaia.  3.  Artikel:  Jahrbb.  für  Pro- 
testant. Theol.   1881,  I,  p.   16U— 186. 

108,1  T.  TV.  Chambers.  The  Everlasting  Pather:  Journal  of  the  Society 
for  Biblical  Literature  and  Exegesis,  Juni — Dec.   1881,   p.   169 — 171. 

169)  H.  Grätz.  Spuren  des  deuterojesaianischen  Ideengangs  in  der  zeit- 
genössischen und  späteren  Literatur:  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch.  des 
Judenth.    1881,  p.   1 — 18. 

17»'i  Hermann  Krüger.  Essai  sur  la  theologie  d'Esaie  XL — LXVI.  Paris 
1881.  X,  178  pp.  8.  Fr.  3,50.  —  Vergl.  L.  Gautier  Revue  de  theol.  et  de 
philos.,   März    1881,   p.   208 — 216;  A.  Kuenen  Theol.  Tijdschr.,   Nov.    1881. 

171)  William  Henry  Cobb.  Two  Isaiahs  or  one?  Bibiiotheca  Sacra, 
April  1881,  p  230—253;  The  Language  of  Isaiah  XL — LXVI:  ibid.  p.  658—686. 
Jahresbericht  lb81.  7 


90       Kautzsch,  Hebräische  Sprachbunde,  alttestamentltche  Exegese 

ticität  des  Deuterojesaja  durch  eine  mechanische  Wortstatistik  zu 
retten.  Von  den  6226  Wörtern  der  hebräischen  Sprache  brauche 
Jes.  1—39:  1828;  Jes.  40—66:  1311,  von  denen  474  nicht  im 
Protojesaja  vorkommen.  Folgt  1)  eine  Liste  von  50  Wörtern,  die 
sich  ausser  Jes.  40  ff.  nur  einmal  finden;  von  diesen  Stellen  sollen 
nur  5  nachexilisch  sein  (in  Wahrheit  ca.  20;  der  Verf.  rechnet  aber 
z.  B.  Psalm  1 — 72  in  Bausch  und  Bogen  zu  der  Zweitältesten  von 
5  Classen):  2)  Liste  von  34  Wörtern,  die  sich  nur  Jes.  40  ff.  und  in 
einer  einzigen  der  5  (Hassen  finden ;  3)  98  Wörter,  die  sich  nur  in  Jes. 
40  ff.  und  in  2  Classen  finden;  4)  Wörter,  die  sich  ausser  Jes.  40  ff. 
4 — 15  Mal  finden.  Nachdem  so  erhärtet  ist,  dass  die  Authenticität 
auf  „philologischer"  Basis  ganz  wohl  aufrecht  erhalten  werden  kann, 
entschliesst  sich  der  Verfasser  nachträglich,  statt  5  lieber  7  Classen 
anzusetzen  und  giebt  nun  die  Listen  nochmals  in  anderer  Gestalt. 
Der  2.  Artikel  bringt  noch  eine  Liste  der  Wörter  aus  Jesaja  40  ff, 
die  er  nicht  in  den  hebräischen  Index  aufgenommen  habe ;  dieser 
Index  folgt  dann  auf  23  Seiten  sammt  dem  Nachweis,  wie  oft  sich 
jedes  Wort  in  den  7  Classen  der  anderen  Bücher  finde !  Angesichts 
s<  lieber  redlieh  gemeinten ,  aber  natürlich  ganz  nutzlosen  Quälereien 
muss  man  mit  Betrübniss  fragen :  wird  wohl  noch  einmal  die  Zeit 
kommen ,  wo  die  Gewissen  und  der  einfache  Wahrheitssinn  nicht 
mehr  durch  die  Forderungen  einer  falschverstandenen  Apologetik 
irre  geleitet  werden?  --  Der  Aufsatz  Mazel's11'1)  scheint  die  Fort- 
setzung des  1878,  No.  76  erwähnten  zu  sein.  Aus  dem  Propheten- 
commentar  des  Joseph  Kara  (saec.  XII ;  cf.  Fürst  Bibl.  jud.  II, 
169  f.)  hat  Schlosbenj1'13)  den  Commentar  zu  Jeremia  edirt. 
Der  Jeremiacommentar  von  Schneedorfer*74)  giebt  Uebersetzung, 
exegetische  Erklärung  und  „sittlich  religiöse  Erwägung"  des  Textes ; 
in  der  letzteren  werden  auch  recht  moderne  Streitfragen  incl.  Cultur- 
kampf  und  Leichenverbrennung  mit  behandelt.  Die  Exegese  schliesst 
sich  bald  an  katholische,  bald  an  protestantische  Vorgänger  an,  aus- 
genommen natürlich,  wo  die  letzteren  kritische  Anwandlungen  zeigen ; 
die  Uebersetzung  ist  nicht  übel.  Der  Jeremiacommentar  Slreane's  175) 
1  lüdet  einen  Bestandtheil  der  Cambridge  Bible  for  Schools,  als  deren 
General  Editor    der  Dean  of  Peterborouedi ,  J.  8.  Peroione  fungirt: 


172)  A.  Mazel.  Los  soutTraneos  et  le  triomphe  du  serviteur  <le  l'Eternel; 
etude  hermeneutique  et  exegetique  sur  Esaie  LEU:  Revue  theologique ,  Juli 
—Sept.    1881,  p.   2C7— 282. 

173)  Joseph  ben  Simeon  Korn.  Commentaire  sur  Jercmie.  Public  pour 
la  premiere  fois  par   Leon   Schlosberg.     Paris   1881.     f><;  pp.     8. 

174)  Leo  Adolf  Schneedorf  er .  Das  Weissagungsbuch  dos  Profeten  Je- 
remia  erklärt.  Prag  L881.  XX,  765  pp.  8.  M.  9,60.  --  Vergl.  Katholik, 
Febr.  1881;  Nowach  Deutsche  LZ.  1881,  No.  .'55;  Neue  Evang.  KZ.  1882, 
No.   15. 

175)  -1.  II'.  Streane.  The  Book  of  the  Prophet  Jereniiäh,  together  with 
tha Lamentations.  WithMap,  NTotes  and  [ntroduetion.  Cambridge  1881,  KXXVIII, 
404    pp.      8.      4    s.    G   d. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  9  t 

die  Haltung  ist  nach  Siegfried  durchaus  conservativ,  ohne 
doch  eine  Auseinandersetzung  mit  kritischen  Einwürfen  zu  ver- 
schmähen. Ueber  die  Aufsätze  Cheyne's 176) ,  Gardiner-'s111)  und 
'Zw/s178)  zu  Ezechiel  weiss  ich  Näheres  nicht  zu  sagen.  Der  Com- 
mentar  Hitzig  s  179)  zu  den  kleinen  Propheten  wurde  mit  pietätvoller 
Sorgfalt ,  unter  schonender  Beseitigung  des  ganz  Unhaltbaren  und 
unter  Beifügung  der  nöthigsten  Zusätze ,  von  Steine)'  neu  heraus- 
gegeben. Zu  Hos.  3,  1  bemerkt  BuhllS0),  dass  die  Traube  wohl 
cultisches  Symbol  sei,  erinnert  zu  4,  7  daran,  dass  DTaD  tikkun 
sopherim  sei  für  "H-DS,  fasst  6,  7  D1N3  „wie  die  anderen  Menschen", 
d.  i. :  die  übrigen  Völker,  und  schliesst  sich  9,  8  an  Ewald  und 
Nowach  an,  nur  dass  er  D"  nicht  mit  riDlC,  sondern  mit  qi'ien  ver- 
binden will  („Ephraim  in  seinem  Verhältniss  zu  Gott,  d.  h.  in  seinem 
Kampfe  mit  ihm,  lauert  auf);  10,  11  bedeute  b"  inj-  ein  schonendes 
Vorübergehen,  10,  14  sei  für  ]üblB  vielleicht  r:":biT  (cf.  Rieht.  6,  33) 
zu  lesen.  Cap.  12,  9  bedeute  -,TS'  so  gut,  wie  N^n,  „Sünde";  13,  2 
stehe  Qi*V2H  absolut:  13,  13  sei  für  n"  vielleicht  n;'  zu  lesen. 
Eine  durchgreifende  Kritik  übt  Stadt'1*1)  an  dem  Propheten  Micha. 
Demselben  gehöre  ursprünglich  nur  Cap.  1 — 3  (ausser  den  exilischen 
oder  nachexilischen  Versen  2,  12  f.)  an,  während  6,  1 — -7,  6  aus 
der  Zeit  Manasses  und  4,  1 — 4.  11.  14.  5,  1- — 3.  6 — 14  aus  nach- 
exilischer  Zeit  stammten ;  ein  noch  späterer  Redactor  vermehrte  das 
so  entstandene,  vermeintlich  michajanische  Buch  mit  anderweitigen 
Weissagungen ,  um  das  Ganze  mit  den  Erfahrungen  und  An- 
schauungen seines  Zeitalters  in  Einklang  zu  setzen.  -  -  Der  Psalm 
Habakkuks  wurde  von  Schneider1*-)  behandelt.  Die  englische  Ueber- 
setzung    von    Ewald's183)    Propheten    des    alten    Bundes    (s.    1878, 


176)  T.  K.  Lheyne.  The  Prophecies  of  Ezekiel,  ehap.  I— XVIII:  Christian 
World   Oct.    1881;  Juni   1882. 

177)  F.  Gardiner.  Tho  Relation  of  Ezekiel  to  the  Levitical  Law:  Jour- 
nal of  the  Society  for  Biblieal  Literature  and  Exegesis,  Juni — Dec.  1881, 
p.   172—205. 

178)  C.  H.  Toy.  The  Babylonian  Element  in  Ezekiel:  Journal  of  the  So- 
ciety for  Biblieal  Literature    and   Exegesis,  Juni-Dec.    1881,  p.   51) — 66. 

17!i)  Ferdinand  Hitzig.  Die  zwölf  kleinen  Propheten.  Vierte  Auflage 
besorgt  von  Dr.  Heiur.  Steiner.  Leipzig  1881.  X,  433  pp.  8.  M.  7,50. 
[Auch  u.  d.  T.:  Kurzgefasstes  exeget.  Handb.  zum  Alten  Test.  Erste  Lieferung.] 
-  Vergl.  E.  Schrader  Deutsche  LZ.  1881,  No.  30;  H.  Strack  ThLB.  1881, 
No.  32;  Kautzsch  ThLZ.  1881,  No.  23;  B.  Stade  LCB.  1882,  No.  3;  A.  Kuenen 
Theol.  Tijdschr.,  Nov.   1881. 

180)  F.  Buhl.  Beiträge  zur  Erklärung  des  Propheten  Hosea :  Ztschr.  f. 
kirchl.  Wissensch.  u.  kirchl.  Leben,   1881,  H.   5,  p.  227  —  235. 

181 1  Bernh.  Stade.  Bemerkungen  über  das  Buch  Micha:  Ztschr.  für  die 
alttestam    Wissensch.    1881,  I,  p.   1G1  — 172. 

182)  G.  Schneider.  De  carmine  Chabbaccuci  commentatio.  [Dissertation.] 
Halle   1881.     44   pp.     8. 

183)  H.  von  Ewald.  Commentary  on  the  Books  of  Haggai,  Zakkarya, 
Mal  aki,  Vona.  Bärukh,  Daniel.  With  Translation.  Translated  by  J.  Frederick 
Smith.  [Auch  u.  d.  T.:  Commentary  on  the  Prophets  of  the  O.  Test.  Vol.  5] 
London   1881.     328  pp.     8.  —   Vergl.  Athen.    17.  Sept.    1881. 

7* 


92        Kautztseh,  Hehr  lutsche  Spruchhande,  alttetstameatUche  Exegese 

No.  69;  1880,  No.  125)  wurde  mit  einem  5.  Baude  abgeschlossen; 
übrigens  wird  von  dem  Recensenten  im  Athenäum  das  Englisch  des 
Uebersetzers  getadelt.  Von  hervorragender  Bedeutung  ist  die  Unter- 
suchung Stades1**)  über  Zach.  9 — 14.  Nach  ihm  ist  die  Ueberschrift 
12,  1  erst  von  einem  »Späteren  der  von  9,  1  nachgebildet,  letztere  so- 
mit die  ursprüngliche  Ueberschrift  zu  Cap.  9 — 14.  Cap.  11  werde  fort- 
gesetzt durch  13,  7 — 9;  12,  1 — 13,  6  bilde  eine  zusammenhängende 
Weissagung,  Cap.  14  dagegen  eine  Doublette  zu  12, 1 — 14.  13, 1 — 6. 
Nach  14.  4  war  der  Deuterozacharja  kein  Jerusalemit,  sondern  ein 
Judäer  vom  Lande.  In  eingehender  Analyse  zeigt  sodann  Stade, 
wie  sich  fast  zu  jedem  Verse  von  Cap.  9  und  10  die  Vorlage  bei 
den  älteren  Propheten  nachweisen  lasse :  kurz  alles  führe  zu  dem 
Resultat,  dass  der  gesammte  Habitus  dieser  Weissagung  im  All- 
gemeinen nachezechielisch ,  im  Besonderen  nachexilisch  sei.  Soweit 
dieser  erste  Artikel ;  Näheres  s.  ZDMG.  36,  691  ff.  —  Zingerle  l85) 
findet  in  Mal.  1,  11  eine  Verkündigimg  des  neutestamentlichen  Opfers 
und  zwar  des  unblutigen  (Altar-)Öpfers.  Letzteres  hege  besonders 
in  mincha,  während  in  muqtar  der  Opferbrand  betont  werde,  der 
die  Blutvergiessung  und  Schlachtung  zur  Voraussetzung  habe. 

Die  Abfassungszeit  der  Psalmen  hehandelt  Giesebreckt1*6), 
indem  er  zunächst  für  Buch  IV  und  V  aus  sprachlichen  Gründen 
(besonders  den  Aramaismen)  die  Unwahrscheinlichkeit  erweist ,  dass 
sich  dort  ein  vorexilischer  Psalm  finde,  dann  aber  —  freilich  weniger 
überzeugend  —  dieselbe  Unwahrscheinlichkeit  auch  für  sämmtliche 
Psalmen  des  2.  und  3.  Buches  zu  erhärten  sucht.  Die  Unter- 
suchungen Yonye's 187)  sind  nach  Siegfried  nur  erbaulichen  Cha- 
rakters. Von  den  neuen  Psalmenübersetzern  macht  sich  Ghraetz 188) 
anheischig,  nicht  wie  in  den  bisherigen  unzulänglichen  Versionen  den 
Text  als  einen  unnahbaren  und  heiligen  zu  behandeln.  Referent  muss 
indess  bekennen,  dass  er  in  den  meisten.  Fällen  das  unzulängliche 
Alte  den  Conjekturen  von  Grätz  noch  immer  vorzieht.  Ander- 
weitige Uebersetzungen  erschienen  von  Langer1*9)  nach  der  Vulgata, 


184)  Beruh.  Stade.  Deuterozacharja.  Eine  kritische  Studie.  I:  Ztschr. 
f.   .1.   alttest.   Wissenseh.    1881,  Heft  I,  p.    1  —  90. 

185)  Joseph  Zingerle.  Beiträge  zur  Erklärung  der  Prophetie  des  Ma- 
lachias  (1,   11):  Ztschr.  f.   katbol.  Theologie  V,  3.  p.   499—527. 

I  Ml  i  F.  (riesehrecht.  [Jeber  die  Abfassungszeit  der  Psalmen.  I.  Buch 
II— V:  Ztschr.  für  die  alttest.  Wiss.  Jahrg.  I,   1881,  p.   27G— 332. 

lsTi  ('.  M  Yonge.  Questions  on  the  Psalms.  London  1881.  298  pp. 
12.      in   d. 

188)  //.  Grraetz.  Die  Psalmen.  Aus  dem  Original  übersetzt.  Breslau 
|1881],     V,   330  pp.      12.     M.   3,50. 

189)  ./.  Langer.  Das  Buch  der  Psalmen  in  neuer  und  treuer  Uebersetzung 
nacli  der  Vulgata  mit  fortwährender  Berücksichtigung  des  Urtextes  Luxemburg 
L881       VII,  269   pp.     8.     M.  3,50;    mit   gegenüberstehendem   latein.  Texte  (VII, 

17:;  pp.    si  M.  -l 


und  biblische  Theologie^   Geschichte  Israels.  93 

Vacquerie ' 90)  (Titel  nach  Siegfried)  und  Gicquot191)  Der  Psalmen- 
coinmentar  Ewald' 's19'2)  ei-schien  in  englischer  Uebersetzung  von 
Johnson;  derjenige  Spurgeon's l93)  (zu  Ps.  1 — 26)  scheint  wesent- 
lich erbaulichen  Charakters.  Aus  dem  Beitrag  Jos,  Derenbourg's19i) 
zur  Psahnenerklärung  notiren  wir:  zu  16,  2  die  Conjectur  '"pbi'EQ 
(in  deinen  Handlungen  für  .  .  .)  statt  '■pby'bä;  zu  V.  4  DTÖ  für 
Q"i?:;  74,  11  sei  das  Athuach  zu  ";t  zu  rücken  und  flbö  für  tibi 
zu  lesen;  Ps.  122,  2  f.  übersetzt  Derevbourg :  „wir  halten  an  bei 
deinen  Thoren,  Jerusalem,  -  Jerusalem,  das  Gebaute,  wie  in  einer 
Stadt,  das  sich  ihm  anschliesst."  Bezüglich  der  Asaphpsalmen  geht 
/{ofrfstein1*5)  von  der  These  de  Lagarde's  aus  (Orientalia  II,  13), 
dass  die  fünf  Theile  des  Psalters  für  fünf  verschiedene  Theile  des 
Gottesdienstes  bestimmt  gewesen  seien.  Diese  These  erscheint  auch 
dem  Verf.  plausibel;  übrigens  leitet  er  die  Asaphpsalmen  von  einem 
nahverwandten  Dichterkreis  im  makkabäischen  Zeitalter  ab.  Den 
36.  Psalm  commentirt  Feilchenfeld196);  Co?-nill19T)  behauptet, 
Ps.  84  sei  (wegen  V.  10)  von  einem  Priester  nach  der  Gultusreform 
Josia's,  Psalm  85  von  demselben  auf  den  Tod  Josia's  gedichtet, 
ebenso  Ps.  42  und  43,  etwa  15  Jahre  nach  Ps.  84.  Wirkliche 
Gründe  für  diese  Aufstellungen  hat  Referent  nicht  entdecken  können. 
Beiläufig  gedenken  wir  hier  noch  eines  hebräischen198)  Commentars 
zu  Ps.  68  aus  dem  vorigen  Jahre.  -  -  Die  Uebersetzung  und  kritische 
Erläuterung    des    Buches    Hiob    von    Sfuderldd),    die    Frucht    einer 


190)  Benoit  Vacquerie.  Le  livre  sacre  des  Pseaumes  traduit  en  francais 
d'apres  le  texte  hebreu  avec  indication  de  l'antique  marche  dialoguee  des  chants. 
Paris   1881.     242   pp.      8. 

191)  L.  F.  Clicquot.  Les  Psaumes  de  David  traduits  en  vers  francais. 
Reims  1881.     521   pp.     8. 

192)  H.  Ewald.  Commentary  on  the  Psalms.  Translated  by  E.  Johnson. 
London   1881.     354  pp.     8. 

193)  C.  H.  Spurgeon.  The  Treasury  of  David,  containing  an  Original 
Exposition  of  the  Book  of  Psalms,  a  Collection  of  Illustrative  Extraets  from  the 
Whole  Range  of  Literature ,  a  Series  of  Homiletieal  Ilints  upon  almost  every 
Verse  and  Lists  of  Writers  upon  each  Psalm.  London  1881.  ca.  500  pp.  8. 
—  Vergl.  Saturday  Review,   3  Febr.   1883. 

194)  Joseph  Dercnbourg.  Zur  Psahnenerklärung :  Ztschr.  für  die  alttest. 
Wiss.   1881,  p.   332—333. 

195)  Marcus  Kopfstein.  Die  Asaph  -  Psalmen.  Historisch -kritisch  unter- 
sucht. Marburg  1881.  41  pp.  8.  M.  0,80.  —  Vergl.  E.  Nestle  LC.  1882, 
No.   39;    Caro  Jüd.  LB.   1882,  No.  42. 

196)  W.  Feilchenfeld.  Der  sechsunddreissigste  Psalm,  (ohne  Textverände- 
rungen)  commentirt:    Magazin   f.   d.   Wissensch.  d.  Judentli.    1881,   I,  p.   20 — 29. 

197)  C.  H.  Cornill.  Ein  Wort  über  die  Psalmen  84.  85.  42  und  43; 
Ztschr.  f.  kirchl.  Wissensch.    u.    kiichl.  Leben   1881,    No.   7    u.   8,    p.   337—343. 

198)  David  Kohn  ^"in  "1"IN  "lOO  (Commentar  zu  Ps.  68).  Warschau 
1880.     34  pp.     8. 

199)  Göttlich  Ludw.  Siuder.  Der  Pessimismus  im  Kampf  mit  der  Ortho- 
doxie.   Das  Buch  Hiob  für  Geistliche  und  gebildete  Laien   übersetzt  und  kritisch 


94       Kaatzsch,  Hebräische  Sprachku/nde ,  alttestameutliche  Exegese 

vierzigjährigen  Beschäftigung  mit  dem  Buche,  lässt  dasselbe  stufen- 
weise aus  folgenden  Bestandteilen  erwachsen  :  Cap.  29.  30.  2, 11 — 13. 
Cap.  3—27,  7.  31  (eingeschaltet  27,  7—23);  sodann  Cap.  28. 
38—40,  5  (dazu  sei  40,  15—41,  26  ein  Anhang);  32—37,  end- 
lich 1.  2.  40,  6 — 14.  42.  In  der  ersten  Hälfte  werde  das  Problem 
des  Widerspruchs  zwischen  der  Lehre  von  einer  gerechten  Welt- 
regierung und  dem  Schicksal  Hiobs  aufgestellt,  zugleich  aber  auch 
die  traditionelle  Lösung  widerlegt;  in  der  zweiten  Schicht  von  Er- 
weiterungen werden  die  anderweitigen  Versuche ,  das  Problem  zu 
lösen ,  von  einem  Redactor  mit  dem  Grundstock  zu  einer  gross- 
artigen Theodicee  verbunden.  Referent  hat  sich  indess  nicht  über- 
zeugen können,  warum  die  Entstehung  dieser  grossartigen  Theodicee 
nicht  viel  einfacher  aus  der  Conception  eines  Dichters  (abgesehen 
natürlich  von  Cap.  32 — 37),  als  aus  der  Zusammenwürfeluqg  un- 
begreiflicher Fragmente  erklärt  werden  soll.  Ueber  Barnes  20°) 
Noten  zum  Hiob  weiss  ich  nichts  zu  sagen.  -  -  Die  gangbaren  Er- 
klärungen des  Hohen  Liedes  trachtet  0 essner201)  durch  eine  „weit 
natürlichere"  zu  ersetzen.  Der  Geliebte  des  HL.  ist  der  auf  und 
mit  der  Bundeslade  in  den  Tempel  einziehende  Gottesgeist;  die  Ge- 
liebte ist  als  geschmückte  der  Tempel,  als  einwandernde  das  vom 
Libanon  kommende  Baumaterial,  dem  es  auf  der  Reise  gut  gegangen. 
Dem  Buche  Ruth  ist  eine  Notiz  von  Rens20'1)  gewidmet;  den  Qohe- 
leth  setzt  Plumptre-{)Z)  in  einer  Abtheilung  der  Cambridge  Bible 
for  Schools  zwischen  240  und  180  und  wittert  in  ihm  Beziehungen 
auf  stoische  und  epicuräische  Philosophie  (so  nach  ZöcMer's  Bericht 
für  1881).  Von  der  Einleitung  Kohn's 204)  zum  Qoheleth,  einem 
Aufsatz    Brustoris 205)     über     dasselbe     Buch     und     der    Einleitung 


erläutert.     Bremen   1881.     VIII,   232   pp.     8.     M.   4.  —   Vergl.  Lewin  Jüd.  LB, 

1881,  No.  4;    O.  Zöckler    Bew.    d.   Gl.,    Febr.    1881;    ThLB.    1881,    No.     20; 
A.  Kamphausen    ThLZ.     1881,    No.   21;     Holtzmann    Ztschr.    f.    prakt.    Theol. 

1882,  Heft  4;   H.  Dort  Theol.   Tijdschr.    1881,   p.  494  ff.;   M.  Vernes  RC.  1881, 

No.   52. 

20(1)  A.  Barnes.  Notes  on  the  Book  of  Job.  New  ed.  2  Voll.  New- 
York   1881.     822   pp.     8. 

201)  Theodor  Gessner,  Realscliuldireetor.  Das  hohe  Lied  Salomonis  er- 
klärt  und   übersetzt.    Osnabrück   und    Quakenbrück    1881.     130   pp.    8.     M.   2,50. 

Vergl.  E.  Nestle  LCB.  1882,  No.  8;  B.  Stade  ThLZ.  1882,  No.  0; 
A.  L.  M.  Bew.   d.    Gl.,  Mai   1882;  Nowach  Deutsche  LZ.   1882,  No.   35. 

202)  M.  S.  Rens.     Notiz  über  Ruth  3,  15:  Jüd.  LB.   1881,  No.  22,  p.  88. 

203)  E.  H.  Plumptre.  Ecclesiastes  or  the  Preacher.  With  Notes  and 
Introduction.  Cambridge  1881.  8.  ■ —  Vergl.  T.  Tyler  Modern  Review,  Apr. 
1881,  p.  225—  25t'». 

204)  David  Kohn.  nbiip  'ob  NiS72  Nim  Til  -p  nblnp  "nprra  'o 
~-\1  "Oiön  TUN  1ÜK73  T>bN  jTlbri.  Wilna  1881.  83  pp.  8.  —  Vergl. 
Jüd.    LB.   1882,  No.  23. 

205)  C  Bruston.  Le  pretendu  Epicurisme  de  l'Ecclesiaste:  Revue  theo- 
logiquo  Oct. — Dec.   1881,   p.  310—342. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  95 

Kohn's206)  zum  Buche  Esther  kenne  ich  nur  die  Titel.  Zu  Dan.  4 
zeigt  Schrader 207),  dass  der  verwandte  Bericht  des  Abydenus  chal- 
däischen  Ursprungs  und  vom  biblischen  Bericht  durchaus  unabhängig 
sei;  beide  Berichte  seien  somit  gesonderte  Ausgestaltungen  derselben 
babylonischen  Volkssage.  Von  den  Namenlisten  in  Ezra  und  Ne- 
hemia  giebt  Smend20*)  in  zahlreichen  Columnen  unter  Beifügung 
ausgewählter  Varianten  aus  den  LXX  und  Ezra  III  eine  instruetive 
Zusammenstellung ;  die  hauptsächlichsten  Ergebnisse  derselben  werden 
in  dem  vorausgeschickten  Text  erörtert.  -  Die  Bearbeitung  des 
Buches  der  Weisheit  durch  Deane'Z{)*)  ward  von  Schärer  sehr  ge- 
rühmt ;  der  textkritische  Apparat  (aus  5  Uncialhaudschriften ,  sonst 
in  Auswahl)  werde  unabhängig  von  Fritzsche  mitgetheilt ;  nur  die 
Ansetzung  des  Buches  zwischen  217 — 145  vor  Chr.  findet  Schürer 
nicht  hinreichend  begründet.  In  Betreff  des  Buches  Tobit  versucht 
Grimmi10)  den  Nachweis,  dass  es  kurz  vor  Antiochus  Epiphanes 
in  Palästina  und  zwar  in  hebräischer  Sprache  verfasst  sei,  haupt- 
sächlich zu  dem  Zweck ,  die  Verbindung  mit  Jerusalem  und  dem 
Tempel  zu  empfehlen ;  der  ethische  Charakter  des  Buches  sei  ziem- 
lich hoch  anzuschlagen.  Die  Studie  Grünwald' 's211)  zu  Jesus  Sirach 
44  ff.  ist  ohne  Belang. 

Vor  den  Arbeiten  zur  Geschichte  Israels  haben  wir  ver- 
schiedener chronologischer  Lucubrationen  zu  gedenken.  Ein  Ano- 
nymus212), der  sich  zuvor  verwahrt,  dass  er  mit  seinen  Ergebnissen 
nicht  etwa  gegen  das  Tridentinum  Verstösse,  stellt  auf  Grund  einer 
neuen  Hypothese,  nämlich  der  Rechnimg  nach  6/10  Sonnenjahren, 
die  Chronologie  von  der  Erschaffung  Adams  bis  zur  Geburt  Abra- 
hams   dar,    vergleicht    diese  Chronologie    im   2.  Theil  mit  den  Aus- 


206)  David  Kahn.  ^nDN  nb^ttb  8 1273  Nim  IPON  121  ICD. 
Warschau   1881.      48  pp.      8. 

207)  Eberh.  Schrader.  Die  Sage  vom  Wahnsinn  Nebukadnezar's:  Jahrbb. 
für  protest.  Theol.   1881,  p.   618—629. 

208)  Rudolf  Sraend.  Die  Listen  der  Bücher  Esra  und  Nehemia.  Zu- 
sammengestellt und  untersucht.  Basel  1881.  28  pp.  4.  [Univ.-Progr.J  M.  2. 
—  Vergl.  Strack  Theol.  LB.  1883,  No.  4;   Kuenen  Theol.  Tijdschr.,  Nov.  1882. 

209)  Sophia  Salomon.  The  Book  of  Wisdom.  The  Greek  Text,  the  Latin 
Vulgate  and  the  authorized  English  Version  with  an  Introduction,  Critical  Appa- 
ratus    and    a  Commentary    hy    W.  J.  Deane.     New  York  (Oxford  and  London) 

1881.  VII,  224   pp.     4.     doli.   3    (12   s.   6   d.).     —    Vergl.   E.  Schürer    ThLZ. 

1882,  No.  18;  C.  J.  Ball  Acad.  17.  u.  24.  Dec.  1881;  W.  E.  Addis  Dublin 
Review,  Apr.  1882;  R.  L.  Poole  Modern  Review,  Juli  1882,  p.  442—461: 
H.   Gort  Theol.  Tijdschr.,  März   1882;  M.    Fernes  RC.   1883,  No.  9. 

210)  Wilibald  Grimm.  Ueber  einige  das  Buch  Tobit  betreffende  Fragen: 
Ztsehr.  f.  wissensch.  Theologie   1881,    1,  p.   38 — 56. 

211)  M.  Grünwald.  Welche  Schriften  setzt  Sirach  in  seinem  "Tftros 
Tcnrsgcov   voraus?:  .Jüd.  LB.   1881,  No.   33.   36. 

212)  E.  A.  Die  Chronologie  der  Genesis  (I  Mosis)  im  Einklang  mit  der 
profanen.  Nach  den  Quellen  dargestellt.  Regensburg  1881.  VI,  253  pp. 
8.      M.   5. 


96        Kautssch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

sagen  der  profanen  Chroniken  und  zeigt  im  3.  Theil,  welche  Rech- 
nung sich  aus  obiger  Hypothese  für  die  Zeit  von  der  Gehurt  Abrn- 
hams  bis  zum  Einzug  Jakobs  in  Aegypten  ergiebt.  Die  Arbeit 
Vigouroux  213)  über  die  Chronologie  der  Urzeit  kenne  ich  nicht; 
bezüglich  der  Chronologie  der  Königsbücher  zeigt  R.  Smith-14)  in 
scharfsinniger  Ausführung ,  dass  die  wenigen  Daten  derselben  (ab- 
gesehen von  den  Regierungsjahren)  den  Tempel  betreffen  (Plünderung 
durch  Schischaq,  Aenderung  des  Systems  der  Tempelrevenüen  im 
23.  Jahr  des  Joas).  Diese  Daten  entstammen  keinem  System,  son- 
dern wohl  den  Temple  Records.  Der  Vorgang  unter  Joas  bedeutete 
aber  einen  Schritt  weiter  zur  Centralisiruug,  sofern  dabei  die  Priester- 
gilde unter  die  unmittelbare  Controle  des  Hohenpriesters  gestellt 
wurde.  Nach  der  traditionellen  Chronologie  nun  war  das  23.  Jahr 
des  Joas  =  dem  161.  des  Tempels  =  dem  Beginn  des  zweiten 
Drittels  des  Cyclus  von  480  Jahren.  Mit  weiteren  161  Jahren  ge- 
langt man  in  das  1.  Jahr  des  Manasse ;  mit  ihm  beginnt  also  das 
3.  Drittel  des  Cyclus,  die  Periode  des  Verfalls.  Im  Weiteren  ver- 
sucht dann  Smith  nachzuweisen,  welche  Zahlen  für  die  verschiedenen 
Drittel  gegeben  waren  und  in  welcher  Weise  der  zu  160  fehlende 
Rest  von  Jahren  auf  die  einzelnen  Könige  vertheilt  scheint.  -  -  Für 
das  Jahr  701  als  das  14.  Jahr  des  Hiskia  tritt  wiederum  No- 
rvach'nh)  ein;  2  Kön.  18,  17 — 19,  35  stamme  aus  besonderer 
Quelle,  wozu  Cap.  20  einen  Nachtrag  aus  späterer  Zeit  bilde;  Jes.  1 
sei  gleichzeitig  mit  Cap.  22  und  etwa  29 — 32 ,  aus  der  Zeit  des 
Zugs  der  Assyrer  gegen  Asdod  (712  oder  711).  Lassen  wir  letztere 
Annahmen  auf  sich  beruhen,  so  finden  wir  zu  obiger  Hypothese  in 
Betreff  des  14.  Jahres  Hiskia's  so  lange  keine  Nöthigung,  als  nicht 
die  höchst  einfache  Beziehimg  dieses  Datums  auf  die  Jes.  Cap.  38 
und  39  erzählten  Ereignisse  mit  triftigen  Gründen  widerlegt  ist. 
Als  man  aus  irgend  welchem  Grunde  die  Erzählungen  Cap.  36  f. 
voranstellte ,  Hess  man  irrthümlich  die  Datirung  an  der  Spitze 
stehen.  Die     Parallelen     zwischen     dem     Bericht     der     Bibel 

und  der  Profandenkmäler  werden  diesmal  aufgezeigt  in  einer  zweiten 
(wohl  Titel-)  Ausgabe  des  1877  unter  No.  157  besprochenen  Buches 
von  lleibcrt'21*),  einer  Compilation  aus  Schrade.ru  KAT,  Delitzsch' 's 
und  Dil/manris  Commentaren  zur  Genesis  und  Iliehm's  Bibelwörter- 


213)  F.  Vigouroux.  La  Chronologie  biblique  avant  le  deluge:  Questions 
controversees  de  l'Histoire.     2e  Serie.     Soc.  bibliogr.  1881. 

214)  Robertson  Smith.  The  Chronology  of  the  Books  of  Kings:  Journal 
of  Philology,   Vol    X   ilssii,  p.  210   -213. 

215)  Nowack.  Bemerkungen  über  das  1 4.  Jahr  des  Hiskia:  Stud.  u.  Krit. 
1881,  '-'.  p    300     310. 

216)  Heinrich  Heibert.  Vom  Paradies  bis  zum  Schilfmeer.  Parallelen 
zwischen  biblischen  und  ausserbiblischen  Berichten.  Zweite  Ausgabe.  Gera 
1881.     VI,   127   pp.     8. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  97 

buch,  ferner  durch  die  recht  brauchbare  Darstellung  von  Würdter21"1), 
der  zuerst  Altbabylonien  und  Assyrien  getrennt,  dann  Neubabylonien 
behandelt,  und  die  zweite  Auflage  der  Broschüre  von  Richter218), 
die  nach  Siegfried  in  rein  populär-apologetischem  Ton  gehalten  ist. 
Von  dem  vierbändigen  Werke  Vigouroux  219)  (vergl.  1877,  No.  161; 
1878,  No.  116),  dessen  Karten,  Pläne  und  Illustrationen  von  dem 
Architekten  Abbe  Douillars  nach  den  Monumenten  gefertigt  sind, 
erschien  1881  und  1882  bereits  eine  3.  Auflage.  Den  Titel  eines 
Aufsatzes  von  Plumptree220)  entnehmen  wir  dem  Katalog  Friede- 
rici's  (1881,  No.  789),  ebenso  die  Notiz  über  Cosquin221)  (vielleicht 
identisch  mit  dem  von  uns  1880,  No.  195  erwähnten  Artikel).  All- 
gemeine Betrachtungen  über  die  Geschichte  Israels  bieten  Detroit'1'12) 
und  Darmesteter220)]  der  letztere  erklärt  nach  einer  kurzen  Ueber- 
sicht  über  die  einschlägigen  Quellen  für  die  beiden  Grunddogmen 
des  Judenthums  die  Lehre  von  der  Einheit  Gottes  imd  den  Messi- 
anismus,  das  heisse  in  der  modernen  Sprache  die  Lehre  von  der  Ein- 
heit der  Kräfte  und  den  Glauben  an  den  Fortschritt,  resp.  an  den 
irdischen  Triumph  der  Gerechtigkeit  in  der  Menschheit.  Der  Talmud 
war  eines  der  nützlichsten  Hülfsmittel  zur  Emancipation  des  jüdischen 
Denkens,  nur  die  Methode  darin  war  servil:  das  Christenthum  hat 
selbstverständlich  alles  Gute,  was  es  etwa  besitzt,  dem  Judenthum 
entlehnt.  Die  Sprache ,  in  der  der  Verfasser  seine  Orakel  vorträgt, 
erinnert  bisweilen  lebhaft  an  die  Prosa  Victor  Hugos.  Ueber  Well- 
hausens22i)   Artikel   „Israel"    s.    oben   No.  83.    -  -   Das    1875    be- 

217)  F.  Würdter.  Kurzgefasste  Geschichte  Babyloniens  und  Assyriens 
nach  den  Keilscbriftdenkmälern.  Mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Alten 
Testaments.  Mit  Vorwort  von  Friedr.  Delitzsch.  Nebst  28  Abbildungen. 
Stuttgart  1882.  VIII,  279  pp.  8.  M.  3.  —  Vergl.  B.  Stade  ThLZ.  1882, 
No.   9;   S.  A.  Bew.  d.  GL,  Apr.   1882. 

218)  C.  Richter.  Wie  die  alten  Denkmäler  in  Aegypten .  Ninive  und 
Babylonien  die  geschichtliche  Wahrheit  des  Alten  Testaments  beweisen?  2.  Aufl. 
Schwerte   1881.      24  pp.     M.  0,75. 

219)  F.  Vigouroux.  La  Bible  et  les  decouvertes  modernes  en  Palestine, 
en  Egypte  et  en  Assyrie.  3e  ed.  revue  et  augmentee.  4  Tom.  Paris  1881 
und  (Tom.  III— IV)  1882.  I:  IX,  459  (11  planches);  II:  526  (22  planches); 
III:   563;  IV:  576    pp.      12.  —  Vergl.  Polybibl.  XXXII,   412  f. 

220)  T.  H.  Plumptree.  Assyrian  and  Babylonian  Inscriptions  in  their 
Bearing  on  the  Old  Testament  Scriptures:  Expositor,  März,  Apr.,  Oct.    1881. 

221)  E.  Cosquin  Les  monuments  assyriens  et  la  Bible:  Questions  con- 
troversees  de  l'Histoire.     2  e  Serie.     Soc.  bibliogr. 

222)  L.  Detroit.  Zur  Geschichte  des  Volkes  Israel.  Eine  Studio  über 
die  Bedeutung  und  die  Schicksale  dieses  Volkes.  Königsberg  1881.  44  pp 
8.     M.   0,50. 

223 1  James  Darmesteter.  Coup  d'oeil  sur  l'histoire  du  peuple  juif.  21  pp. 
8.  Fr.  1.  —  Vergl.  Jüd.  LB.  1881,  No.  20;  Athen.  2.  Juli  1881;  H.  Oori 
Theol.  Tijdschr.  1881,  p.  586  f.;  C.  J.  Polybibl.  XXX.  488;  RC.  1881,  II, 
377  f.;  H.  R.  crit.  int.  I,  135  f.;  Isidore  Loeb  Revue  des  etudes  juives  1881, 
p.   164  ff. 

224)  J.  Wellhausen.  Israel:  Eneyclopaedia  Britannica.  Bd.  XIII.  p.  396 
—432.  —  Vergl.  S.  R.  Driver  Acad.  25.  Febr.  1882. 


93       Kautzsch,  Hebräische  Sprachlcunde,  nltlestamentllche  Exegese 

gonnene  Lehrbuch  der  biblischen  Geschichte  von  Köhler2251)  (vergl. 
auch  1877,  No.  152)  wurde  hn  Berichtjahre  vom  Anfang  der 
Richterzeit  bis  zum  Tode  Ischboscheths  fortgesetzt.  Werthvoll  durch 
umfassende  und  sorgfältige  Literaturangaben,  nimmt  es  in  kritischer 
Beziehung  fast  durchweg  einen  streng  conservativeri  Standpunkt  ein, 
immerhin  nicht  bis  zu  dem  Grad  auf  Kosten  der  Exegese,  dass  nichl 
z.  B.  1  Sam.  17,  12 — 31  und  V.  55—18,  5  als  späteres  Einschiebsel 
concedirt  würde.  Gleichsam  das  Gegenstück  zu  Köhlers  Lehrbuch 
bildet  die  Geschichte  Israels  von  Stade226),  welche  in  ihren  beiden 
ersten  Lieferungen  bis  zur  Darstellung  des  salomonischen  König- 
thums  herabreicht.  Mit  einer  Entschiedenheit,  welche  vor  keinen 
Com  Sequenzen  der  Literarkritik  zurückschreckt,  nach  Ansicht  des  Re- 
ferenten nicht  selten  auch  unnöthige  Consequenzen  zieht,  behandelt 
der  Verf.  zuerst  unser  Interesse  an  der  Aufgabe,  dann  die  Besonder- 
heit und  zeitliche  Begrenzung  derselben,  die  einzuschlagende  Methode 
und  die  Schwierigkeiten,  die  sich  der  Lösung  der  Aufgabe  in  der 
Beschaffenheit  der  Quellen  entgegenstellen  (bei  dieser  Gelegenheit  mo- 
tivirt  der  Verf.  ausführlich  seinen  an  Beuss,  Graf,  Wellhausen  etc. 
sich  anschliessenden  kritischen  Standpunkt),  endlich  die  bisherigen 
Versuche  zur  Lösung  der  Aufgabe.  Der  eigentlichen  Geschichts- 
darstellung  ist  als  1.  Buch  noch  eine  sehr  klare  und  bündige 
Uebersicht  über  die  alttestamentlichen  und  profanen  Quellen  der 
vorexilischen  Geschichte,  soAvie  über  die  Chronologie  (d.  h.  in  der 
Hauptsache  die  künstliche  Erzeugung  derselben)  vorausgeschickt. 
Das  2.  Buch  behandelt  zuerst  Allgemeines  über  Land  und  Leute, 
die  ethnographischen  Verhältnisse,  die  Festsetzung  Israels  östlich  und 
westlich  vom  Jordan  (letztere  nach  Stade  mehr  durch  Kauf  und  Vertrag 
vom  mittleren  Jordan  aus  durch  allmählich  eindringende  Sippschaften 
bewerkstelligt),  das  Verhältniss  zu  den  Nachbarn  und  die  Entstehung 
des  genealogischen  Systems  der  12  Stämme  (im  Westjordanland!), 
endlich  die  Zustände,  welche  die  Entstehung  des  Königthums  ver- 
anlassten, und  den  Kampf  gegen  Sisera  als  die  älteste  eigentlich 
geschichtliche  Erinnerung.  Als  solche  wird  im  3.  Buch  auch  das 
manassitische  Königthum  Jerubbaals  und  Abimelechs  vorgeführt, 
Das  vierte  Buch  gilt  dem  Königthum  Sauls  und  Eschbaals,  das 
fünfte  dem  jüdischen  Volkskönigthuin  Davids  und  Salomos ;  beide 
Bücher  können  zugleich  als  ein  fesselnder  Commentar  zu  den  Büchern 
Samuelis  bezeichnet  werden.  An  Widerspruch  gegen  die  Grundauf- 
fassung und   die  bisweilen  allzuschneidige  Art  der  Darstellung  Stade's 

225)  A.  Köhler.  Lehrbuch  der  biblischen  Geschichte  Alten  Testamentes. 
2.  Hälfte.  2.  Lieferun-'  (p.  129—266).  Erlangen  1881.  M.  2.  —  Vergl. 
/■;.  Schröder  Deutsche  LZ.   1881,  No.  41;   C.  F.  K.  ThLB.   1881,  No.  40. 

226)  Beruh.  Stade.  Geschichte  des  Volkes  Israel.  Mit  Illustrationen  und 
Kurten.  Berlin  1881.  (Auch  u.  d.  T. :  Allgemeine  Geschichte  in  Einzel- 
darstellungen, herausg.  von  Willi.  Oncken.  Erste  Bauptabtheilung.  Sechster 
Theil).     Bis  jetzt   zwei   Hefte  (p.    1—304   a  3   M.  (für  Nichtsubscribenton   6  M.). 

Vergl    G.  Rosa:  Arehivio  storico  italiano  L882,  I;  Academy,   18.  März,  1882. 


und  biblische   Theologie,  Geschichte  Israels.  99 

hat  es  schon  bisher  nichl  gefehlt;  eine  unbefangene  Kritik  wird  je- 
doch dem  Werke  bei  allen  Differenzen  im  Einzelnen  eine  hervor- 
ragende Bedeutung  nicht  absprechen  können.  Die  Darstellung  der 
Geschichte  Israels  in  der  Weltgeschichte  L.  v.  Rankes*'21)  flösst 
in  erster  Linie  dadurch  Interesse  ein,  dass  sie  uns  die  Resultate 
einer  angewöhnlich  langen  und  die  weitesten  Räume  der  Ge- 
schichte umspannenden  Forscherarbeit  vorführt:  dabei  geht  ein 
aufrichtiges  Interesse  an  der  weltgeschichtlichen  Bedeutung  der 
Religion  und  der  Geschicke  Israels  Hand  in  Hand  mit  einer 
historischen  Kritik,  die  auch  der  neuesten  Phase  der  biblischen 
Literarkritik  ihre  Aufmerksamkeit  zugewendet  hat.  Wenn  trotz- 
dem der  mit  den  Quellen  und  dem  Stand  ihrer  Kritik  genau 
Vertraute  eine  wirkliche  Durchdringimg  und  Beherrschimg  des  Stoffs 
vermissen  muss,  so  ist  dies  nur  ein  Beweis  für  die  Thatsache,  dass 
eine  eingehendere  Darstellung  der  Weltgeschichte  durch  eine  Feder 
bei  aller  historischen  Kunst  immer  nur  relativ  gelingen  kann.  — - 
Das  1876  begonnene  Handbuch  von  Langhans228),  eine  populär- 
wissenschaftliche Darstellung  der  modernen  Literarkritik,  wurde  im 
Berichtjahre  zum  Abschluss  gebracht.  Zur  Vervollständigung  nennen 
wir  hier  noch  die  Arbeiten  von  Brill223)  (nach  Stades  Ztschr.  II, 
318),  Katie  Magnus2™),  deren  für  junge  englische  Juden  berech- 
nete Darstellung  von  Siegfried  als  eine  ansprechende  Causerie  be- 
zeichnet wird,  Mayer231)  und  Cave232),  dessen  Aufsatz  sich  auf 
das  1880,  No.  217  von  uns  besprochene  Werk  bezieht,  Eine  Ver- 
gleichimg  der  reinen  altjüdischen  Sitten  mit  denen  der  Griechen 
stellt  Güdemann233)  an.  Die  genealogischen  Sagen  der  Hebräer 
lässt  Stade2™)  in  den  Priesterkreisen  der  westjordanischen  Stammes- 
hciligthümer  durch  Rückschlüsse  aus  den  historisch  vorliegenden 
Zuständen   entstanden  sein,    und  zwar  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  erst 


227)  Leojwld  von  Ranke.  Weltgeschichte:  Th.  I  in  2  Abtheill.  Leipzig 
1881.     VIII,  375   und  IV,   300  pp.     8.     M.    18. 

2281  E.  Langhans.  Handbuch  der  biblischen  Geschichte  und  Literatur. 
Nach  den  Ergebnissen  der  heutigen  Wissenschaft.  2  Bde.  Bern  (Dalp)  1881. 
844    pp.     8.     Fr.    12,50.  —  Vergl.  Nowack  Deutsche  LZ.   1881,  No.   33. 

229)  W.  G.  Brill.  De  geschiedenis  der  volken  in  schetsen.  1.  deel. 
Inleiding.  Schets  der  geschiedenis  van  bot  Israelitsehe  volk.  's  Gravenhage 
1881.     VII,  217   pp.      8. 

230)  Katie  Magnus.  About  the  Jews  since  Bible  Times.  From  the  Ba- 
bylonian  Exile  tili  the  English  Exodus.     London    1881.     XII,   320   pp.     8.     6  s. 

231)  M.  Mayer.     Lecons  sur  l'histoire  sainte.    Paris  1881.    XII,  523  pp.    8. 

232)  A.  Cave.  Evolution  and  the  Hebrews.  A  Review  of  II.  Spencers 
Hebrews  and  Phoenicians:  Evangel.  Review,  Jan.   1881. 

233)  Güdemann.  Juden  und  Griechen:  Jüd.  LB.  1881,  No.  9  (nach  dem 
Londoner  „Examiner",   19.  Febr.    1881). 

234)  Bernh.  Stade.  Wo  entstanden  die  genealogischen  Sagen  über  den 
Ursprung  der  Hebräer?:  Ztschr.  für  die  alttestam entliche  Wissensch.  1881, 
p.   347  —  350. 


100     Kautzsch,  Hebräische  Sprctc7ücundef  alttestamentliche  Exegese 

unter  der  Königsherrschaft.  Lea  und  Rahel  sind  nach  Stade23*) 
ursprünglich  Namen  von  nachmals  verschollenen  Unterstämmen 
Jakobs ;  die  Zutheilung  gewisser  Jakobsstänrme  an  Lea  bedeutet 
eine  frühere,  die  Zutheilung  anderer  an  Rahel  eine  spätere  Ueber- 
siedelung  ins  Westjordanland.  Die  Dissertation  Labhardt's 236)  be- 
spricht unter  Beifügung  zahlreicher  Quellen-  und  sonstiger  Belege 
das  Verhältniss  der  Juden  zu  den  Griechen  und  Römern,  dann  die 
verschiedenen  Aufstellungen  der  alten  Schriftsteller  über  die  Herkunft 
der  Juden  von  den  Indem,  Magiern,  aus  Theben,  von  den  Solymem, 
aus  Damaskus  oder  endlich  von  den  Kindern  der  Semiramis.  Ein- 
zelne Fragen  der  Vorgeschichte  Israels  erörtern  Campbell231), 
Lund23s),  Bmisen239),  der  in  gewohnter  dilettantischer  Weise  den 
Exodus  auf  1563  a.  Chi-,  ansetzt,  und  Welch2*«).  Das  Buch  Gro- 
sers2*1) kenne  ich  nur  aus  Stades  Ztschr.  II,  176.  Halevy242) 
bespricht  auf  Grund  neuer  Untersuchung  die  jetzt  in  London  be- 
findlichen Listen  Asarhaddon's  und  Asurbanipals ,  auf  denen  sich 
König  Manasse  als  Menase ,  beziehungsweise  Mttxsre  findet  (vergL 
Schröder  KAT2  p.  355,  wo  die  Namen  Minasü  und  Miinsii 
lauten.  Auf  Grund  dieser  Listen  findet  Hah'ry  die  Notiz  der  Chronik 
über  die  Wegführung  Manasse's  glaubwürdig.  Eine  Studie  von 
Graetz2*3)  giebt  Notizen  über  Matthia  ben  Theophil  I  unter  He- 
rodes,  Simon  ben  Kamithos  unter  Valerius  Gratus,  Anan  ben  Anan 
um  60  p.  Chr.,  Matthia  ben  Theophil  II  während  des  Kriegs,  Simon 
Kantheras ,  der  identisch  sei  mit  Simon  dem  Gerechten ,  unter 
Agrippa  I.     Von    Agrippa  II    sucht    Graetz2ii)    zu   erweisen,    dass 


235)  Bernh.  Stade.  Lea  und  Rahel:  Ztschr.  f.  die  alttestam.  Wissensch. 
1881,  p    112—116. 

236)  P.  Theobaldus  Labhardt.  Quae  de  Judaeorum  origine  judicaverint 
veteres.     Dissertatio  inauguralis.     Augustae  Vindelicorum   1881.     46   pp.      8. 

237)  ./.  Campbell.  The  Pharao  of  Joseph:  Proceedings  of  the  Society  of 
Biblical  Archaeology.     Nov.   1880— Juni   1881.     London    1881. 

238)  L.  Lund.  The  Epoch  of  Joseph:  Amenhotep  IV  as  the  Pharaoh  of 
the  Famine:  Proceedings  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology.  Nov.  1881 
— Juni   1882. 

239)  E.  de  Bimsen.  The  Times  of  Israels  Servitude  and  Sojourning  in 
Egypt:  Proceedings  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology.  Nov.  1880 — Juni 
1881.  London  1881.  [Die  Aufstellungen  Bunseu's  umfassen  daselbst  nur 
p.   79 — 80;  angeschlossen  ist  sodann   die   durch  ihn  veranlasste  Discussion.] 

240)  M.  C  Welch.  Moses  and  bis  Wife:  New  Engländer.  Sept.  1881. 
p.   604—614. 

241)  TU  H.  Groser.  Joshua  and  his  Successors:  an  Introduction  to  the 
Books  of  Joshua.  Judges.  Ruth  and  Samuel  I.     London  (?)   1881.      178  pp.     8. 

242)  J.  llnh'rij.  Manasse.  roi  de  Juda.  et  ses  cmitemporains-  Etüde  sur 
deine  li>tr>  euneiformes  de  rois  Syriens  et  chypriotes  feributaires  de  l'Assyrie: 
ßevue  des  etudes  juives   1881.  Jan.— März,  p.   1  — 14. 

243)  //.  Grätz.  Zur  Geschichte  der  nachexilischen  Hohenpriester:  Monats- 
schr    f.   Gesch    u.  Wiss.  des  Judenth.   1881,  p.   4!t  —  64   und   97—112. 

244)  //.    Graetz.      Agrippa   II    und    der  Zustand  Judäas    nach    dem  Unter- 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  101 

derselbe  den  Gesetzeslehrem  im  Wesentlichen  freundlich  gegenüber- 
gestanden habe.  Anhangsweise  gedenken  wir  hier  noch  der  Schrift 
von  Lucius  *245),  welcher  für  den  rein  jüdischen  Ursprung  des  Esse- 
nismus eintritt  -  -  die  Essener  (vom  syrischen  chäse'  =  hebr. 
Tön)  repräsentirten  eine  Reaction  der  strenggesetzlichen  Juden 
gegen  die  Misswirthschaft  der  Hohenpriester;  endlich  des  von 
Vogel -46)  versuchten  Nachweises,  dass  die  unter  dem  Namen  des 
IJegesipp  (dies  sei  wohl  verderbt  aus  Josippi  =  Josephi  historia) 
umlaufende  Uebersetzung  des  Bellum  Judaicum  nicht  von  Ambrosius 
herrühren  könne.  Nach  dem  Urtheile  Schürer's  (s.  unten)  hat 
Vogel  diesen  Nachweis  überzeugend  geführt;  von  Rönsch  dagegen 
(s.  unten)  wird  dies  durchaus  in  Abrede  gestellt. 

Unter  der  Rubrik  „Archäologisches"  fassen  wir  hier  noch 
eine  Reihe  von  Schriften  ins  Auge,  denen  wir  sonst  keine  geeignete  Stelle 
anzuweisen  haben.  In  Retreff  des  Kalenderwesens  der  Israeliten 
kommt  Dillmann2*1)  zu  dem  Resultat,  dass  man  während  der  Königs- 
zeit ein  mit  dem  Herbstmonat  beginnendes  Kalenderjahr  kannte  und 
wohl  auch  bei  der  Zählung  der  Königsjahre  zu  Grunde  legte,  dass 
aber  deshalb  nicht  zu  behaupten  sei,  vor  dem  Exil  habe  n  u  r  dieses 
mit  dem  Herbst  beginnende  Kalenderjahr  existirt;  denn  die  Fest- 
gesetze des  Pentateuch  und  zwar  nicht  bloss  die  des  Priestercodex, 
sondern  auch  Ex.  23,  14  ff.  34,  18  ff.  ( J) ,  Deut.  16,  1  ff.  legten 
lautes  Zeugniss  für  ein  anderes  Kalenderjahr  ab ,  da  sie  sämmtlich 
mit  dem  Passah  -  Mazzothfest  beginnen  und  mit  dem  Herbstfest 
schliessen.  Ebensowenig  ergebe  sich  aus  den  Ueberresten  der  alt- 
kanaanitischen  Monatsnamen  und  dem  Gebrauch  von  rH"1. ,  dass  die 
Israeliten  vor  dem  Exil  ausschliesslich  jene  kanaanitischen  Monate 
im  Gebrauche  gehabt  hätten;  vielmehr  gehe  aus  dem  durchherrschen- 
den Sprachgebrauch  tfj'iri  für  „Monat"  hervor,  dass  ihnen  von  Haus 
aus  Mondmonate  geläufiger  waren ;  die  im  Priestercodex  durch- 
geführte Sitte,  das  Jahr  mit  dem  Frühlingsmonat  zu  beginnen  und 
von  diesem  an  die  folgenden  Monate  mit  Ordnungszahlen  durch- 
zuzählen, sei  sicher  zuerst  in  priesterlichen  Kreisen  gepflegt  worden 


gang    Jerusalems:     Monatsschr.    f.    Gesch.    u.    Wissensch.     des    Judenth.     1881, 
p.  481—499. 

245)  P.  E.  Lucius.  Der  Essenismus  in  seinem  Verhältnis*  zum  Juden- 
thuni.  Eine  kritische  Untersuchung.  Strassburg  1881.  132  pp.  8.  M.  3.  — 
Vergl.  E.  Schürer  ThLZ.  1881,  No.  21;  A.  Hilgenfeld  Ztschr.  f.  wissensch. 
Theol.  1882,  3,  p.  257  ff.;  R.  S.  Beweis  d.  GL,  Juni  1882;  R.  Lipsius  LC. 
1882,  No.  29;  H.  L.  Streich  ThLB.  1882,  No.  32;  Chapuis  Kev.  de  theol.  et 
de  philos,   Sept.   1882. 

246 )  Erclr.  I  ogel.  De  Hegesippo  qui  dicitur  Josephi  interprete.  Erlangen 
1881.  62  pp.  8.  M.  1,50.  —  Vergl.  H.  Rönsch  Ztschr.  f.  wissensch.  Theol. 
XXV,   1;  Schürer  ThLZ.   1881,  No.  23;  H.  Bloch  Jüd.  LB.  1881,  No.  47. 

247 1  A.  Dillmann.  Leber  das  Kalenderwesen  der  Israeliten  vor  dem 
babylonischen  Exil:  Monatsbericht  der  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu 
Berlin,   27.  <  >ct.    1881,   p.   914—935. 


102     Kautzsch,  Hebräische  Sprachhwnde,   alttestamentliche  Exegese 

und  erst  von  da  aus  ins  übrige  Volk  hinausgedrungen  —  und  zwar 
sicher  noch  vor  dem  Exil.  Denn  dass  man  sich  in  der  Zeit  des 
schlimmsten  Hasses  gegen  Babel,  im  Exil,  die  babylonische  Monats- 
rechnung angeeignet  habe ,  sei  desshalb  schwer  glaublich ,  weil  die 
Scheu  vor  dem  Gebrauch  der  fremden  Namen  noch  jahrhundertelang 
angedauert  habe.  —  Der  Rabbiner  Fluegel2**)  erklärt  die  Dege- 
nerirung  der  Juden  in  Nordamerika  aus  ihrem  Abfall  von  den  mo- 
saischen Speise-  und  Ehegesetzen :  andere  medicinische  Fragen  be- 
handeln Wolffsohn249)  und  der  jüdische  Oberstabsarzt  Oppler250); 
letzterer  erinnert  an  die  Desinfectionsmassregeln  während  des  Wüsten- 
zugs, vermuthet,  dass  die  Priester  und  Leviten  nicht  bloss  Haut- 
krankheiten studirt  haben  und  bringt  dann  die  Legende  (Tesachim 
c.  4)  von  der  Abschaffung  der  medicinischen  Bücher  durch  Hiskia, 
sowie  die  Notiz  des  Talmud  (nidda  fol.  30)  über  Sectionen  in 
Alexandrien.  -  Graetz251)  handelt  über  die  Instrumente  kinnör 
und  nebel  und  deducirt  aus  der  mischnischen  Tradition ,  dass  ein 
Levitenchor  in  der  Regel  aus  zwölf  Choristen  (einem  Beckenschläger, 
zwei  Nablaspielem  und  neun  Kinnorschlägem)  bestanden  habe ;  diese 
zwölf  hätten  wohl  eine  zusammengehörige  levitische  Familie  reprä- 
sentirt;  Ps.  ,46 ,  1  (9,  1.  48,  15)  stehe  pw  b'J  elliptisch  für 
'"'  bn:  =  zum  Alamotnabla  (?).  Klein252)  bespricht  die  Totaphot, 
welche  nach  ihm  ursprünglich  Einritzungen  an  Stirn  und  Hand  ge- 
wesen wären,  nach  den  Aussagen  der  Bibel  (wobei  die  Grundschrift 
nach  Knobel,  Schrader,  JS'öldeke  bestimmt  wird)  und  der  Tradition, 
wobei  nicht  nur  die  tephillim  der  Juden,  sondern  auch  der  kosti 
oder  heil.  Gürtel  der  Parsen,  die  Halacha  über  die  Totaphot  in  den 
alten  Uebersetzungen  und  die  Praxis  bezüglich  derselben  bei  Sama- 
ritanern,  Sadducäern  und  Karäern  erörtert  werden.  König253)  bespricht 
die  Frauenideale  im  Alten  Testament  und  verweist  auf  Prov.  31,  lOif. 
als  eine  Zusammenfassung  aller  Einzelschilderimgen.  Die  Eheverhältnisse 
der  alten  Juden  behandelt  Bergelzu),  die  Erziehung  derselben  (bis 


248)  M.  Fluegel.  Die  mosaische  Diät  und  Hygiene  vom  physiologischen 
und  ethischen  Standpunkte  und  deren  Resultat  auf  Körper  und  Geist.  Vortrag. 
Kalamazzo  (?)  in  Michigan   1881.   —  Vergl.    C.  Jüd.  LB.    1881,  No.   49. 

249)  S.  Wolffsohn.  Die  Pleuropneumonie  nach  jüdischem  Ritualgesetz : 
Jüd.   LB.   1881,  No.   25,  p.   98»— 99»;   No.   26,   p.    102a— 103*. 

250)  Oppler.  Einiges  aus  der  altjüdischen  Medicin  2.:  deutsches  Archiv 
für  Geschichte  der  Medicin  IV,   1,  p.   62 — 67. 

251)  H.  Graetz.  Die  musikalischen  Instrumente  im  jerusalemischen  Tem- 
pel und  der  musikalische  Chor  der  Leviten:  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch. 
des  Judentb.   1881.   p.  241—259. 

252)  Gottlieb  Klein.  Die  Totaphot  nach  Bibel  und  Tradition :  Jahrbb.  für 
Protestant   Theol.    1881,  II.  4,  p    666 — 689. 

253)  F.  E.  König.  Das  Ideal  des  Weibes  nach  dem  Alten  Testament: 
Ztschr.  f.   kirchl.   Wissensch.   u.  kirchl.   Leben    1881,  3,  p.    148—153. 

254)  ./.  Berget.  I>h'  Eheverhältnisse  der  allen  Juden  im  Vergleiche  mit 
den  griechischen  und   römischen      Leipzig   1  «81.     III,  33   pp.     8.     M.   1,50. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  103 

zum  Ende  der  talmudischen  Periode)  Astruc'255)  in  populärer  Dar- 
stellung. Neubauer256)  zeigt,  dass  eine  jetzt  im  Britischen  Museum 
befindliche  schön  ausgeführte  Medaille,  welche  aus  Gazza  stammt  und 
einen  Mann  auf  einem  Wagen  nebst  der  Aufschrift  "|!"P  zeigt,  nicht 
von  dem  israelitischen  Könige  Jehu  herrühren  könne;  es  sei  eine 
gräco-phönizische  Münze  von  ca.  400  a.  Chr.  üultrera261)  hat  seiner 
1880  erschienenen  fauna  bibliea  eine  mineralogia  biblica  folgen 
lassen;  Rahmer26%)  verficht  unter  einem  seltsamen  Titel  die  Hypo- 
these, dass  sich  Jes.  5,  30.  6,  4.  Cap.  24  (nach  Rahmer  eine  der 
ersten  und  feurigsten  Reden  Jesajas!)  und  28,  21  auf  das  Erdbeben 
unter  Usia  beziehen  und  zwar  Jes.  6  wegen  2  Chr.  26,  16  ff.;  auch 
Jes.  24,  5  werde  das  Vergehen  des  Usia  „scharf  gezeichnet.  Auf 
l!»  Seiten  zeigt  der  Verf.  auch,  dass  das  hereinbrechende  grosse  Erd- 
beben als  Hintergrund  der  ganzen  Prophetie  des  Arnos  (cf.  2,  13. 
3,  11  ff.)  zu  betrachten  sei;  auch  Joel  3,  3  ff.  wird  hereingezogen. 
Die  Weine  der  Bibel  bespricht  Laune269);  Bwmstead260)  beweist 
mit  physiologischen,  historischen  und  linguistischen  Gründen,  dass 
die  Bibel  innerhalb  gewisser  Grenzen  den  Weingenuss  gestatte.  Eine 
Untersuchung  über  das  Manna  veranstalteten  Renandvmä  Lacour261); 
Schick262)  berechnet  an  der  Hand  alter  Nachrichten  und  der  Raum- 
verhältnisse ,  dass  das  alte  Jerusalem  (wann?)  leicht  200 — 250,000 
ständige  Einwohner  gehabt  haben  könne.  Bei  dieser  Gelegenheit  ge- 
denken  wir  einiger  trefflicher  topographischer  Arbeiten,  von  KLav 
ber263),  der  die  Identität  des  Zion  mit  dem  Tempelberg  (nicht  mit 
dem  höheren  Südwesthügel,  welcher  verjährte  Irrthum  besonders  in 
England    hartnäckig  aufrecht  erhalten   wird!)    diesmal   aus   1.   Makk. 


255)  Aristide  Astruc.  L'enseignement  chez  les  anciens  Juifs.  Extrait  de 
la  Revue  de  Belgique.     Bruxelles   1881.     32   pp.     8. 

25C)  A.  Neubauer.  La  inonnaie  de  Jehu:  Revue  des  etudes  juives  1881, 
April— Juni,  p.   290. 

257)  P.  Üultrera.  Mineralogia  biblica  ovvero  spiegazione  dei  corpi  in- 
orgätiici    menzionati    nella  Sacra  Scrittura.     Palermo   1881.     254  pp.     8.     L.  4. 

258)  M.  Rahmer.  Die  biblische  Erdbeben -Theorie.  Eine  exegetische 
Studie.  Magdeburg  1881.  40  pp.  8.  M.  1.  —  Vergl.  Rippner  Jüd.  LB. 
1881,  No.  23;  A.  Wünsche  Jüd.  LB.  1881,  No.  34;  C.  Siegfried  Ztschr.  für 
wissenseh.  Theol.  XXV,   1;  ThLB.   1881,  No.  33. 

259)  T.  Laurie.  The  Wines  of  the  Bible:  New  Englander,  Mai  1881, 
p.  366—378. 

260)  Horace  Bumstead.  The  Biblical  Sanction  for  Wine:  Bibl.  Sacra 
1881,  p.  47  —  116. 

261)  E.  Renard  et  E.  Lacour.  De  la  manne  du  desert  ou  manne  des 
Eebreux:  Critique  historique,  histoire  naturelle,  analyso  chimique.  Alger  (Fon- 
tana  u    Co.)   1881.     20  pp.     8.     Fr.    1,25. 

262)  C.  Schick.  Studien  über  die  Einwohnerzahl  des  alten  Jerusalem: 
Ztschr.  des  deutschen  Pal.-Ver.   1881,  p.   211—221. 

263)  Klaiber.  Zion.  Davidsstadt  und  die  Akra  innerhalb  dos  alten  Jeru- 
salem. 2.  Artikel:  Ztschr.  des  deutschen  Pal.- Vereins  1881,  p.  18—50.  (Arl  I 
ibid.   1880,  p.   189—213.) 


104     Kautzsch,  Hebräische  Sprachkunde,  alttestamentliche  Exegese 

und  Josephus  erhärtet,  und  zweier  von  Spiess  2iii~'J):  bezüglich  der 
zweiten  ist  nur  die  Heranziehung  der  Mischna  mit  Recht  verraisst 
worden.  Der  alte  Streit  über  die  Lage  des  Tempels  wird  von 
Fergusson*66)  und    Warren'1*1)  fortgesetzt. 

In  das  Gebiet  der  biblischen  Theologie  gehört  — •  wenig- 
stens nach  dem  Titel  --  eine  Broschüre  Molchoic's'16*),  welche  u.  a. 
die  Sage  von  der  Befreiung  Israels  aus  Aegypten  von  der  judäischen 
Priesterschaft  nach  der  Theilung  des  Reichs  in  Umlauf  gesetzt  sein 
lässt.  Ein  Aufsatz  von  Stanley  Poole'2^)  führt,  wenn  identisch 
mit  dem  im  Jüd.  LB.  1881,  No.  24  besprochenen,  den  Nachweis, 
dass  von  einer  Entlehnung  des  hebräischen  Monotheismus  aus  dem 
ägyptischen  wegen  der  tiefen  Differenzen  zwischen  beiden  keine  Rede 
sein  könne.  Preiss210)  folgert  aus  Arnos  5,  25  f.,  dass  die  Juden 
in  der  Wüste  den  Saturn  (Kevan)  verehrten ;  weiter  aber  sei  mrr 
=  —™p  lautverwandt  mit  "ji^a  Kevan.  Darnach  sei  auch  der 
Kälberdienst  der  Juden  ganz  erklärlich ,  da  der  Stier  überall  Bild 
des  Saturn  sei.  Unerklärlich  bleibt  dagegen  dem  Referenten,  wie 
diese  Probe  von  Lautverschiebung  in  einer  Zeitschrift  für  „wissen- 
schaftliche" Theologie  stehen  kann.  Die  Aufsätze  Valeton's'211)  zur 
israelitischen  Religionsgeschichte  sind  mir  nicht  zugänglich.  Das 
Buch  von  Oswald'11'2)  folgt  nach  der  Theol.  Quartalschrift  der  seit 
Suarez    und  Bellarmin    herrschenden  Schuhneinuno;    und  enthält  im 


264)  F.  Spiess.  Das  Jerusalem  des  Josephus.  Ein  Beitrag  zur  Topographie 
der  heil.  Stadt.  Berlin  1881.  IV,  112  pp.  8.  M.  2.80.  —  Vergl.  H.  L  Strack 
ThLB.  1882.  No.  20;  Klaiber  ZDPV.  IV,  p.  273;  Furrer  Deutsche  LZ.  30.  Juli 
1881:    Oort  Theol.  Tijdschr.  Jan.   1882. 

2G5)  F.  Spiess.  Der  Tempel  zu  Jerusalem  während  des  letzten  Jahr- 
hunderts seines  Bestandes  nach  Josephus :  Sammlung  gemeinverständl.  wissensch. 
Vorträge,  358.  Heft.  Berlin  (Habeli  1881.  36  pp.  8.  Mit  einer  lithogr.  Tafel. 
M.    1.  —   Vergl.  Schürer  in  ThLZ.    1881,  No.    11. 

266;  «7.  Fergusson.  The  temple  of  Jerusalem.  Letter:  Athen.  15.  Jan. 
1881,  p.  C5«-'— 66b. 

267)  Warren.  The  Site  of  the  Temples  of  the  Jews.  With  5  Plates: 
Transactdons  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology,  VII,   2. 

268)  E.  Molchow.  Egypten  u.  Palästina  oder  Religion  u.  Politik.  Ein 
neues  Licht  über  Sagen  u.  Gesetze  des  Pentateuch  und  die  Entstehung  des  isra- 
elitischen Monotheismus.  Zürich  i  Verlags-Magazin)  1881.  47  pp.  8.  M.  0,80. 
—  Vergl.  ThLB.   1881,  No.  26. 

269)  Reginald  Stanley  Poole.  Hebrew  Ethics  in  Evidence  of  the  Date 
of  Hebrew  Documents:  Contemporary  Review,  Apr.    1881,  p.   629 — 636. 

270)  H.  Preise.  Der  Ursprung  des  Jehovakultus :  Ztschr.  f.  wissensch. 
Theol.  XXIV.   2,  p.   210—213. 

271)  J.  J.  P.  Valeton  jr.  Bijdragen  tot  de  kennis  en  waardeering  van 
den  israelitischen  godsdienst.  I:  Studien  VII,  1,  p.  1 — -27.  II:  Monothei'sme, 
ibid.   VII.   :.'-.   p.   81—120. 

272)  ./.  //.  Oswald.  Religiöse  Urgeschichte  der  Menschheit,  das  ist  der 
i  md  des  Menschen,  der  Sündenfall  im  Paradiese  und  die  Erbsünde  nach  der 
Lehre  der  kathol  Kirche  dargestellt.  PaderborD  1881.  —  Vergl.  //  Roder- 
feld (Tab.)  Theol    Quartalschr    1882,   II.   p    313  ff. 


und  biblische   Theologie,  Geschichte  Israels  105 

Anhange  „eine  schöne  und  anziehende"  Abhandlung  der  Lehre 
von  der  unbefleckten  Empfängniss  Mariens.  Von  einem  Aufsatze 
Oort's213)  ist  ein  Theil  (Abschnitt  III,  p.  19 — 29)  dem  israelitischen 
Staate  gewidmet.  Wurm27*)  versucht  den  Nachweis,  dass  Elohini 
nicht  die  im  Wesen  Gottes  liegende  Machtfülle  an  sich,  sondern  „die 
Erscheinung  aus  einer  höheren,  unsichtbaren  Welt,  vor  welcher  der 
Mensch  sich  -fürchten  muss ,  die  Offenbarung  Gottes"  bezeichne :  so 
soll  sich  auch  der  Wechsel  der  Gottesnamen  (Jahve  und  Elohim)  er- 
klären. In  dem  Plural  Elohim  aber  werde  der  eine  Gott  mit 
den  seine  Umgebung  bildenden  höheren  Geistern  zusammengefasst. 
Von  den  Schriften  Goths215)  und  Keerl's216)  kenne  ich  nur  die 
Titel.  Krei/her211)  erklärt  die  biblischen  Wunder  aus  der  mystischen 
Kraft  der  Imagination;  Jos.  10,  12  aber  sei  eigentlich  als  Wunsch 
gemeint ,  der  erst  vom  Erzähler  in  ein  Wunder  umgesetzt  wurde. 
Die  von  Curtiss  übersetzten  Vorlesungen  von  Delitzsch'21*)  behandeln 
die  alttestamentliche  Heilsgeschichte  in  sieben  Perioden  (nach  der 
Zahl  der  Schöpfungstage) :  Urgeschichte ,  Patriarchenzeit ,  mosaische, 
davidisch-salomonische  Periode,  Israel  und  Juda  bis  zum  Exil,  vom 
Exil  bis  auf  Christus,  von  Christi  Begräbniss  bis  zur  Auferstehung, 
wobei  die  Parallelisirung  mit  den  7  Schöpfungstagen  auch  im  Ein- 
zelnen durchgeführt  und  besonders  auch  die  Typologie  eingehend 
berücksichtigt  wird.  Erwähnung  verdient  noch,  dass  Delitzsch  nun- 
mehr nach  S.  141  f.  die  Authentie  des  Deuterojesaja  so  gut  wie 
ganz  aufgegeben  hat  [Vorstehendes  nach  dem  Referat  Strack's  ThLB. 
1882,  No.  17].  Ueber  die  Theorie  des  Opfers  handelt  Gretillat.2™) 
Ein  Artikel   von  SeltJcou)itsch2S0) ,    der    zuerst   im  Athenee   orienta] 


273)  H.  Oort.  De  Godsdieust  en  de  Wording  van  den  Staat:  Theol. 
Tijdschr.    1881,  p.    1  ff. 

274)  Paul  Wurm.  Der  Gottesname  Elohim  und  das  Verhältniss  von  Gott 
und  Engeln  im  Alten  Testament:  Theol.  Studien  aus  Württemberg  1881,  H.  3, 
p.   173—182. 

275)  C.   Goth.     Les  anges.     These.     Geneve  1881.     64  pp.     8.     Fr.  2. 

276)  Phil.  Fr.  Keerl.  Grunddragen  af  den  heiige  skrifts  lära  om  Che- 
rubim, de  goda  englarna  samt  satan  och  hans  englar.  Utdrag  ur  ett  större  verk. 
Öfr.  ok  utg.  af   V.  Hwmbla.     Lund   1881.      100  pp.     8. 

277)  Johannes  Kreyher.  Die  mystischen  Erscheinungen  des  Seelenlebens 
und  die  bibl.  Wunder.  Ein  apologetischer  Versuch.  Erster  Theil :  Die  mystischen 
Erscheinungen  des  Seelenlebens.  Zweiter  Theil:  Die  bibl.  Wunder.  Stuttgart 
1881.  VIII,  328  und  IV,  216  pp.  8.  M.  8.  —  Vergl.  Beweis  des  Gl. 
Febr.   1883. 

278)  Franz  Delitzsch.  Old  Testament  History  of  Redemption.  Leetures. 
Translated  from  Manuscript  with  Notes  by  Samuel  Ives  Curtiss.  Edinburgh, 
1881.  XV.  213  pp.  8.  4  s.  6  d.  —  Vergl.  //.  L.  Strack  ThLB.  1882, 
No.    17;    TP.   E.  Addis  Dublin    Review  Jan.   1882. 

279)  Gretillat.  De  la  theorie  du  sacrifice  levitique  d'apres  Baehr  et 
Oehler:  Revue  de  theol.  et  de  philos.,  Juli   1881,  p.  313 — 341. 

280)  G.  Sclikowitseh.  Le  Scheol  des  Hebreux  et  le  Sest  des  Egyptiens: 
etude  archeologique  relative  h  l'cxpression  de  la  Bible  comparee  ä  celle  des 
textes  hieroglyphiques.     Bar-le-Duc  1881.     18  pp.     8, 

Jahresbericht  1881.  8 


106     Kautzsch,  Hebräische  SprachJcunde,  alttestamentliche  Exegese 

erschien,  leitet  bNTü  wieder  einmal  von  bN23  demander  ab,  sintemal 
das  Grab  immer  neue  Schlachtopfer  fordere ;  übrigens  habe  die  Vor- 
stellung vom  Scheol  nichts  zu  thun  mit  der  Idee  der  Strafe  oder 
Belohnung,  enthalte  überhaupt  kein  eschatologisches  Moment  und 
stehe  somit  auf  einer  Stufe  mit  dem  Sest  der  Aegypter.  Im  An- 
schluss  hieran  nennen  wir  gleich  einen  durch  tSelikowitsch  veran- 
lassten Aufsatz  Roh iou 's281),  dessen  Titel  wir  Friederici  entnehmen. 
Lippert^'1)  weiss  mit  Hülfe  einer  Exegese,  der  kein  Ding  unmög- 
lich ist,  zahlreiche  Spuren  des  Seelencultus  im  Alten  Testament  auf- 
zudecken, die  bis  jetzt  jedermann  entgangen  sind.  Immerhin  hat 
sich  Lippert  wenigstens  das  Verdienst  erworben,  durch  seine  Schrift 
einen  gehaltvollen  Aufsatz  von  Oort'2S3)  über  das  gleiche  Thema 
veranlasst  zu  haben.  Die  biblischen  Aussagen  über  die  Unsterblich- 
keit wurden  behandelt  von  Pettingell284)  und  einem  Anonymus285). 
Wegen  ihrer  vielfachen  Beziehung  auf  Fragen  der  alttestamentlichen 
biblischen  Theologie  möge  hier  noch  die  Neubearbeitimg  des  treff- 
lichen biblischen  Wörterbuchs  von  Cremer2*6)  (1.  Aufl.  1866)  Er- 
wähnung finden. 

In  den  Bereich  der  Samaritanischen  Studien  gehört 
ein  Aufsatz  von  Fürst'1*'1),  sofern  er  zeigt,  in  welcher  Weise  die 
Juden  C4en.  4,  7.  49,  6  f.  und  Deut.  31,  16  gegen  die  Samaritaner 
und  ihre  Lehren  zu  verwenden  wussten. 


281)  RoblOU.  Lettre  au  sujot  de  l'article  intitule:  „Le  Scheol  des  Hebreux 
et  le  Sest  des  Egyptiens".     Bulletin  de  l'Athenee  oriental.     I.     Paris   1882. 

282)  Julius  Lippert.  Der  Seelencult  in  seinen  Beziehungen  zur  alt- 
hebräischen Religion.  Eine  ethnologische  Studie.  Berlin  1881.  VIII,  181  pp. 
8.  M.  3, CO.  --  Vergl.  st.  Deutsche  LZ.  1881,  No.  1;  L.  F.  ThLB.  1881, 
No.  14;  Ztschr.  f.  Völkerpsychol.  u.  Sprachwissensch.  XIII,  H.  4;  R.  K.  LC. 
1882,  No.  13-,  Ä".  Bruchmann  Ztschr.  f.  Völkerpsych.  u.  Sprachwissensch.  XIV, 
1,  p.  91  —  120. 

283)  //.  Oort.  De  doodenvereering  bij  de  Israelieten:  Thcol.  Tijdschr., 
Mai  1881,  p.  350— 3G3. 

284)  J.  H.  Pettingell.  Biblo  terminology  Relative  to  the  Future  Lite:  an 
Inquiry  into  the  Meaning  of  the  Principal  Scriptural  Terms  touching  the  Natura 
and  Destiny  of  Man.  Philadelphia  (Bible  Banner  Association)  1881.  368  pp. 
8.     Doli.   0,75. 

285)  Eternal  Purpose.  Study  of  the  Scripturc  Doetrine  of  Immortality. 
Philadelphia   1881.     325  pp.      12.     Doli.    1,50. 

286)  Hermann  Cremer.  Biblisch-theologisches  Wörterbuch  der  Neutesta- 
tnentlichen  Gräcitat.  Dritte  sehr  vermehrte  und  verbesserte  Auflage.  Lieferung 
1  u  2  (p.  1  —  256).  Gotha  1881.  —  Vergl.  Hülsten  Deutsche  LZ.  1882,  No.  1; 
ThLB.    1882,  No.   9   (betr.  Lief.   2). 

287)  Fürst.  Zur  Differenz  zwischen  Juden  und  Samaritanern ■  ZDMG  35, 
I,  p.    132-    138. 


und  biblische  Theologie,   Geschichte  Israels.  107 

Nachtrag  (zu  S.  65,  Z.  1).  Gegen  Dillmann  versucht 
Cassel1)  zu  erweisen,  dass  der  Apostel  Paulus  Rom.  11,  4  mit  r// 
Baal  dennoch  nichts  anderes,  als  t7j  sixovi  gemeint  hahe,  erblickt  in 
nvän  als  Götzenname  nicht  eine  Bezeichnung  Baal's ,  sondern  der 
ägyptischen  Bast  =  Aschera.  U.  E.  ist  durch  diese  Hypothesen 
der  wohl  fundirte  Beweis  Dillmanns  in  keiner  Weise  erschüttert 
worden. 

Berichtigung  (zu  S.  65,  Z.  19  ff.).  Die  unter  No.  24  an- 
geführte Edition  Ziegler's  ist  irrthümlich  dem  Bericht  für  1883 
vorw  eggenommen. 

Berichtigung  zu  p.  8Ö,  Z.  9  ff.  Unter  No.  136  wird  hier 
1 1 .-trii  F.  Vigouroux  die  Behauptung  zugeschrieben,  dass  der  Durch- 
zug Israels  durch  die  Bitterseen  erfolgt  sei,  während  diese  Hypothese 
vielmehr  von  ihm   bekämpf!    wird. 


1)    P    CfasselJ.      Baal    im    neuen    Testament.       //    Barth      Berlin    1881. 
S.-A.  aus  V   p.   431—443.  -    Vergl.   Kittel  ThLZ.   1882,  No.   7,  Sp.   153  f. 


108 


Neu- Iran. 

Von 
Hermann  Eth6. 

Als  die  weitaus  bedeutsamste  Leistung  für  die  Geschichte  der 
persischen  National-Literatur  muss  die  Veröffentlichung  des  zweiten 
Bandes  von  Rieu'a x)  meisterhaft  gearbeitetem  Catalog  angesehen 
werdon,  der  uns  mit  1128  weiteren  Nummern  aus  dem  Gebiete  der 
Philologie,  Philosophie,  Mathematik,  Astronomie,  Medicin,  Alchemie, 
Naturgeschichte ,  hauptsächlich  aber  der  Poesie  und  Kunstprosa  be- 
kannt macht  und  durch  eine  wahrhaft  staunenswerthe  Fülle  bahn- 
brechender Forschungen  alle  ähnlichen  Specialarbeiten  in  den  Schatten 
stellt.  Für  eine  erschöpfende  Uebersicht  des  Entwickelungsganges 
neupersischer  Dichtkunst,  die  durch  dieses  Werk  so  wesentlich  ge- 
fördert ist,  bedarf  es  jetzt  nur  noch  der  mit  Spannung  erwarteten 
Beschreibung  der  Berliner  Handschriften  durch  W.  Pertsch,  und 
der  beiden  vom  Ref.  bearbeiteten  Cataloge  der  Bodleiana  und  des 
India  Office ,  von  denen  der  erstere  bereits  seit  einigen  Jahren  im 
Druck,  der  andere  seinem  Abschluss  im  Manuscripte  nahe  ist.  Die 
24  persischen  Handschriften  der  Strassburger  Bibliothek,  unter  denen 
freilich  nur  das  ziemlich  seltene  „Shiräznäma"  auf  besonderen  Werth 
Anspruch  erheben  kann ,  sind  von  Landauer 2)  mit  Sorgfalt  und 
eingehender  Kenntniss  bearbeitet.  Als  ein.  ganz  brauchbares  Hand- 
buch für  den  akademischen  Unterricht  im  Persischen  erweist  sich 
Grünert's3)  Chrestomathie,  die  freilich  nichts  Neues  bringt.  Von 
Werken  allgemeineren  Inhaltes  sind  hier  ferner  anzuschliessen :  Beale's*) 


1)  Catalogue  of  the  Persian  Mss.  in  the  British  Museum.  Vol.  II.  London 
1881,  VI  u.  pp.  433—877.  —  Vorgl.  JA.  VII  Se>.  XVIII  (1881)  557—559; 
E[th(]  BLZ.  1881,  1736—37;  W.  PfertschJ  LC.  1882,  55  und  den  Artikel 
von   F.  J.    Goldsmid:   „Persian  Mss.  in    the   Brit.  Mus."    Atli.    1881,    Sept.   24. 

2)  Katalog  der  hebräischen ,    arabischen ,    persischen  und  türkischen  Hand- 
schriften der    kaiserlichen  Universitäts-  und  Landesbibliothek  zu  Strasshurg,  be- 
arbeitet  von    Dr.  S.  Landauer.     Strasshurg  1881.     Trübner.     4U.     75  pp.    - 
Verg]    LC.   1881,  1884. 

3)  Neupersische    Chrestomathie    von    M.     Grünert.      2    Theile    (I.    Texte, 
II.   Vocabular).     Prag,  Calve ,   1881.     XI,    116  u.   264  pp.     Autogr.     gr.   8.    - 
Vergl.    E.   Sachcm  DLZ.    1882,   751. 

4)  The  Oriental  Biographical  Dictionary,  by  the  late  Thomas  William 
llinlc,   editod  by   the  Asiatic  Society  of  Hongal ,    undor  the  superintendence  of 

//.  G.  Keene.    Caleutta  1881.    291  pp. 


Ethe,  Neu-Irdn.  100 

biographisches  Lexicon  des  mohammedanischen  Orients ,  dem  trotz 
seiner  vielfach  verschrobenen  Transcriptionsmethode,  seiner,  zumeist 
auf  Nichtkenntniss  europäischer  Forschungen  beruhenden  Irrthümer 
und  einer  oft  ganz  unverzeihlichen  Nachlässigkeit  doch  bei  gehöriger 
Vorsicht  ein  gut  Th'eil  Brauchbarkeit,  besonders  zur  schnellen  Orien- 
tirung  über  Namen  und  Daten  aus  der  persischen  Geschichte  und 
Literatur,  nicht  abgesprochen  werden  kann ,  -  -  und  die  beiden  auf 
die  Geschichte  Indiens  bezüglichen ,  aber  selbstverständlich  zum 
grössten  Theil  auf  neupersischen  Quellen  fussenden  Arbeiten  von 
Talboys  Wheeler5)  und  dem  --  leider  durch  einen  jähen  Tod  noch 
am  Ende  dieses  Berichtsjahres  aus  der  Fülle  seines  Schaffens  ab- 
berufenen —  Grafen  von  Noer&).  Wheeler's  Darstellung  des  letzten 
Jahrhunderts  muhammedanischer  Herrschaft  in  Indien  von  Aurang- 
zib's  Regierungsantritt  1658  bis  zur  Schlacht  von  Paniput  1761 
leidet  an  denselben  Unzulänglichkeiten  wie  die  früheren  Bände  seines 
Werkes  —  ungenügender  Benutzung  orientalischer  Quellen  und 
Mangel  an  acht  wissenschaftlicher  Kritik ;  statt  wirklicher  Geschichte 
erhalten  wir  einen  elegant  geschriebenen ,  aber  jeder  exaeten  Chro- 
nologie entbehrenden  historischen  Roman  mit  pikanten  Memoiren 
im  Geiste  Vehse's,  und  das  einzig  Werthvolle  darin  sind  die  Cultur- 
und  Sittenbilder,  die  auf  Berichte,  europäischer  Reisender  und  officielle 
englische  Regierungsannalen  basirt  sind,  sowie  die  aus  den  Mackenzie 
Mss.  geschöpften  „Hindu  Annais".  Eine  bei  weitem  grössere  kritische 
Schärfe  und  gerechtere  Würdigung  der  einheimischen  Ueberlieferung 
documentirt  sich  in  dem  ersten  Bande  von  Noer's  „Kaiser  Akbar",  der 
uns  in  fesselndem  Styl  und  ebenso  lichtvoller  wie  gesättigter  Darstellung 
die  Geschichte  der  ersten  12  Regierungsjahre  dieses  genialsten  und  vor- 
urtheilsfreiesten  aller  orientalischen  Monarchen  entrollt.  In  die  all- 
gemeinere Rubrik  fällt  endlich  noch  Colebrooke's 7)  neuer  Beitrag  zur 
Kenntniss  muhammedanischer  Eigennamen.  —  Wenden  wir  uns  nun  zu 
den  Arbeiten  über  einzelne  persische  Autoren  selbst,  so  müssen  wir 
in  erster  Linie  der  bedeutsamen  Publication  Sckefer's6)  gedenken, 
die  uns  das  lange  sehnsüchtig  erwartete  Reisetagebuch  Näsir  Khus- 
rau's    in    persischem  Text  und  französischer  Uebersetzung  mit  einer 


5)  The  History  of  India  from  the  earliest  ages,  by  J.  Talboys  Wheeler. 
Vol.  IV,  part  II.  Moghul  Empire-Aurangzeb.  London,  1881,  Trübner.  pp.  XVII 
u.  322—600.  —  Vergl.  Efthe]  DLZ.   1881,   1478—80. 

6)  Kaiser  Akbar,  ein  Versuch  über  die  Geschichte  Indiens  im  sechzehnten 
Jahrhundert,  von  Graf  F.  A.  von  Noer.  1.  Lieferung.  XXIII  u.  216  pp.: 
2.  Lief.  IV  u.  217—516  pp.  8.  Leiden,  Brill,  1880—1881.  M.  10.  —  Vergl. 
LC.   1881,  1274;  Efthe]  DLZ.   1881,  1965—67. 

7)  On  the  proper  names  of  the  Mohammedans,  by  Sir  T.  E.  Colehroolce. 
Bart,  M.  P.  in  JKAS.     New  Series.     Vol.  XIII,  part.  II.     London,  April   1881. 

8)  Sefer  Nameh,  Eelation  du  Voyage  de  Nassiri  Khosrau  en  Syrie,  en  Pa- 
lestine,  en  Egypte,  en  Arabie  et  en  Perse,  pendant  les  annees  de  l'Hegire  437 
— 444  (1035—1042),  publie ,  traduit  et  annote  par  Charles  Schefer.  Paris, 
1881,  Leroux.  (Tublications  de  l'ecole  des  langues  orientales  Vivantes,  2'eme 
serie,  I.)     25  Fr.  —  Vergl.   Th.  Nöldeke  LCB.   1882,  282  ff. 


\\0  Ethij  Neu- trän. 

Fülle  werihvoller  geographischer  und  Inpu^TapliisclnT  Noten,  sowie 
einer  kritischen  Einleitung,  bringt.  Die  Daten  über  Näsir's  Leben 
und  Werke  sind  im  Ganzen  dieselben,  die  Ref.  schon  zwei  Jahre 
früher  in  seiner  Einleitung  zum  Rüsanäinäma  fixirt  hat,  über  noch 
erheblich  gestützt  durch  neue,  blichst  dankenswerthe  handschrift; 
liehe  Zeugnisse.  Die  Identität  des  Dichters  und  des  Reisenden 
Näsir  ist  dadurch  man  wohl  endgültig  allen  Zweifeln  entrückt. 
Unter  den  Dichtern  --  sehen  wir  von  Pizzfs9)  interessanter  Notiz 
über  eine  Handschrift  des  Shähnäma  und  einem  kurz  zusammen- 
fassenden englischen  Vortrage  des  Ref.  über  die  Resultate  seiner 
dem  Berliner  Congress  vorgelegten  Untersuchungen  über  persische 
Tenzonen 10)  ab  —  hat  wieder  'Ulnar  Khayyäm ,  der  grosse  Frei- 
denker und  unvergleichliche  Epigranunatist,  die  grösste  Anziehungs- 
kraft geübt.  Mit  der  1878  vom  Grafen  Schack  veröffentlichten 
metrischen  Nachbildung  seiner  Rübä'is  wetteifert  in  gewandter  Sprache 
und  möglichster  Treue  JBodenstedt's  n)  neue  poetische  Uebertragung, 
und  nicht  minder  tüchtig  ist  die  englische  Uebersetzung  von  Wkin- 
field12),  die  Trübners  unternehmende  Firma  noch  am  Schlüsse  dieses 
.la!i res  ihrer  „Oriental Series"  einzuverleiben  im  Stande  war.  Clarl<,ey?i) 
hat  dem  englischen  Publicum  Nizämi's  Alexanderbuch  durch  eine 
mit  kritischen  Noten ,  Einleitung  und  Biographie  des  Dichters  ver- 
sehene zusammenhängende  Prosa  -  Uebersetzung  zugänglich  gemacht, 
während  gleichzeitig  das  erste  Buch  von  Jaläl-uddin's  Mathnawi,  so- 
wie   Jäml's   Yüsuf   und    Zalikhä    in   Rcdhouse14)    und    Gri,fßihxs) 


9)  J.  Pizzi.  Di  im  codice  persiano  dolla  R.  Bibliotcca  medico-laurenziana 
in  „Atti  del  IV  Congresso  Internazionale  degli  Orientalisti  touuto  in  Firenze  nel 
Settembre    1878".     Vol.  II.     Fironze   1881. 

UM  Persian  Strife  -  Poems ,  notes  of  a  loeture  by  Dr.  Etile  to  the  students 
at  the  meeting  of  the  Debating  and  Literary  Society,  Nov.  4"1  1881  in  „The 
University  College  of  Wales  Magazine".  Aberystwith.  Vol.  IV.  Dec.  1881. 
pp.   83—90. 

11)  Omar  Chajjam,  Lieder  und  Sprüche,  verdeutscht  durch  Friedr.  Poden- 
stedt.  Breslau  1881,  Schletter.  XXII  u.  217  pp.  8.  —  Vergl.  Ed.  Sackau 
BLZ.   1881,   302;  LC.   1881,   1G13. 

12)  The  Quatrains  of  Omar  Khayyäm,  translated  into  English  verse  by 
E.   H.    Whinfield,  M.  A.,  lato  of  the  Bengal  Civil  Service.     91   pp.     5  sb. 

13)  The  Sikandar  Näma,e  Bara  or  Book  of  Alexander  the  Groat,  by  Abu- 
Muhammed  bin  Tusuf  bin  Mu'ayyid-i-Nizämu'-d-DTn,  translated  for  the  first  time 

out  of  the  Persian  into  prose ,  with  critical  and  explanatory  remarks ,  with  an 
introduetory  prefaco  and  with  a  life  of  the  author ,  collected  from  various 
sources,  by  Capt.  H.  Wüberforce  Clarhe.  London  1881,  Allen.  XXXI  u. 
831    pp.     42   sh. 

14)  The  Mesnevi  (usually  known  as  the  Mesneviyi  Sherif  or  Holy  Mesnevi ) 
of  Mevlänä  (our  Lord)  Jelälu'd-Dln  Muhammed  er-Rfiml.  Book  I.  Together 
with  some  aecount  of  the  lifo  and  acts  of  the  author,  of  his  ancestors  and  of  his 
descendants.  Illustratod  by  a  selcction  of  characteristic  anoedotes,  _as  collectod  by 
their  historian,  Mevlänä  Shemsu'd-DTn  Ahmed  ol  EfläkT,  ol  'Arifi,  translated 
and  the  pootry  vorsified  in  English,  by  James  Win,.  Redhousc.  MltAS.  London, 
1881,  Triibner.     pp.   XV  u.   135,  V  u.  290.     21    sh. 

15)  Yüsuf  and  Zulaikha,   a  poem  by  Jami,  translated  from   the  Persian  into 


Ethe,  Neu- Iran.  \\\ 

poetische  Bearbeiter  gefunden  haben.  Gelegentlich  der  Nizämi'schen 
Dichtung  mögen  hier  noch  eine  indische  Ausgabe  des  bekannten 
Gommentars  zum  Makhzan-ulasrär 1C)  sowie  Rehatsek's1"1)  Artikel 
über  die  Alexandermythe  Erwähnung  finden,  der  aber,  fast  aus- 
schliesslich auf  Firdausi  und  Nizämi  basirt,  um  so  nutzloser  ist, 
als  er  nicht  einmal  die  einschlägigen  Arbeiten  Spiegel's,  Bachers 
und  des  Ref.  „Alexanderzug  zum  Lebensquell"  zur  Benutzung  heran- 
gezogen hat.  Ueber  Sa'di  als  Moralisten  handelt  Nevels)\  czechische 
Uebertragungen  aus  dem  Diwan  des  Häfiz  geben  Kohtt  und 
Vrchlichy.1*).  In  Indien  sind  ferner  von  modernen  persischen 
Dichtern  der  Diwan  des  Raswä20),  die  Elegien  des  Munis21)  und 
eine  persische  Anthologie22)  gedruckt  worden.  Die  Bibliotheca  In- 
dica  bringt  uns  an  Fortsetzungen  (resp.  Schlusslieferungen)  das  erste 
Fascikel  vom  dritten  Bande  des  Akbarnäma23),  die  Jahre  980 — 982 
umfassend,  den  Index  zum  zweiten  Bande  desselben  Werkes24),  so- 
wie Fascikel  13  und  14  der  englischen  Uebersetzung  der  Tabakät- 
i-Näsiri 2Ö),  die  den  Schluss  des  Textes,  4  Appendices  (hauptsächlich 
mit  kritischen  Widerlegungen  einiger  Ansichten  Blochmann's  ge- 
füllt), Titelblatt,  Vorrede,  ein  Memoire  des  Autors,  des  Autors  Vor- 
rede und  Widmung ,  einen  vollständigen  Index  und  nachträgliche 
Emendationen  enthalten.  — 

Von  dem  Gebiet  persischer  und  persisch-indischer  Geschichte,  in 
das  auch  ein  ausführlicher  Essay  von  Hoivorth^)  über  Chingizkhän  und 


English  verse  by  Ralph   T.  II.    Griffith.     London,  Trübner.     XIII  u.  303  pp. 

8  sh.   G   d. 

16)  ,L.wl    ...:^/5    _,-£     Lucknow   1881.     286  pp.     6   sh. 

17)  The  Alexander  Myth  of  the  Persians,  by  E.  Rehatsek.  JBBAS.  1881. 
Vol.  XV,  No.  39,  pp.  37—64. 

18)  F.  Neve.  Le  poete  Sadi,  moraliste  oriental  du  XIII  e  siccle.  Lou- 
vain,   1881. 

19)  Häfiz,  z  divänu.  Prelozili  J.  B.  KoSut  a  J.  Vrchlicky.  Poznämkami 
opatril  Dvorak  (Häfiz,  Aus  dem  Diwan.  Uebersetzt  von  J.  B.  Kohlt  und 
J.    Vrcldiehy.    Mit  Anmerkungen  von  li.  Dvorak).    Prag,   1881,  Otto.    p.  151. 

20)  \y*.    ,-,Uj^.     Lucknow   1881.      150  pp.     3   sh.   6   d. 

21)  <f*iy>  *-tß"*  2W^*^-*.  Lucknow  1880  —  1881  (3  Bände,  jeder 
320  pp.).      18  sh. 

22)  o.S-x^  ..UCv^J,  a  Persian  poetical  anthology,  by  Balm  Madhu  Das. 
witli   a  few  Urdu  tracts.     Lucknow   1881.      281  pp.     5  sh. 

23)  The  Akbarnäma,  edited  by  Maulawi  ' Abd-ur-RaMm.  Vol.  III,  fasc.  I. 
Calcutta  1881.     96  pp. 

24)  'Abd-ur-Rahim.  Index  of  names  of  persons  and  geographica!  names 
oecurring  in  the  Akbar  Nämah.     Vol.  II.     Calcutta.     Fol. 

2")i  The  Tabakät-i-Na>iri,  translated  from  the  Persian  by  Major  TT.  G.  T'a- 
verty.      Faso.  XIII  and  XIV.     London,   1881,  Trübner. 

26)  77.  IL  Hoirorth.  Cb.ingb.iz  Khan  and  bis  ancestors.  IAnt.  Bombay, 
1881.     May — September  and  November. 


\\2  Ethi,  Nett- Iran. 

seine  Vorfahren,  sowie  kürzere  Notizen  über  die  Revenuen  der  indischen 
Grossmoghuls  -'')  hinübergreifen,  führt  uns  ein  kurzer  Schritt  in  das 
der  Numismatik  über,  auf  dem  zunächst  der  sechste  Band  von  Lane- 
PooZe's28)  Catalog  der  orientalischen  Münzen  des  Britischen  Museums 
hervorgehoben  werden  muss ,  der  die  Zeit  der  Mongolen  behandelt 
und  mit  gleicher  Sorgfalt  wie  seine  Vorgänger  gearbeitet  ist.  Wei- 
tere Arbeiten  auf  diesem  Gebiete  sind  die  von  Ihomas2*)  über 
zweisprachige  Münzen  von  Bukhärä,  von  Gibbs6")  über  Gold-  und 
Silbermünzen  der  Bahmaniden  im  Deckan,  von  Rodgers31)  über 
Kupfermünzen  Akbars  und  die  Münzen  der  Sikhs ,  sowie  die  kurze 
Notiz  8aiiva/ress-)  über  einen  Sattaridenobolus.  Unsere  Kennt- 
nisse über  die  geographischen  und  ethnographischen  Verhältnisse 
Persiens  und  seiner  Nachbarländer  sind  nicht  unwesentlich  gefördert 
durch  zwei  weitere  Arbeiten  Houtitm->Sr/iindler's'ia)  über  das  süd- 
liche Persien,  Rawlinsoiis6*)  Artikel  über  Ispahän ,  Holdicli&Sf>) 
historisch  -  topographische  Beschreibung  von  Kandahar,  einen  Essay 
über  Khelataö),  Tanners''')  Bemerkungen  über  einzelne  Stämme 
Katiristäns  und  Yules'M)  eingehende  Darstellung  dieses  interessanten 
Gebirgslandes  im  Norden  Afghanistans.  Ein  modernes  persisches 
Werk  über  allgemeine  Geographie,  das  um  A.  H.  1190  begonnen 
wurde  und  von  dem  auch  die  Bodleiana  eine  Handschrift  besitzt, 
ist  in  Indien  gedruckt.39) 


27)  Keene.  On  the  revenues  of  the  Mughal  Empire;  Thomas,  The  reve- 
nues  of  the  Mughal  Empire.     JASB.     Vol.   50,  Nr.  II.      1881. 

28)  Catalogue  of  Oriental  Coins  in  the  British  Museum.  Vol.  VI.  The 
Coins  of  the  Mongols  in  the  British  Museum.  Classes  XVIII — XXII,  hy  St. 
Laue  Poole.  Editeil  by  R.  Stuart  Poole.  London,  1881.  Trübner.  LXXV 
u.  300  pp.     8. 

29)  Bilingual  Coins  of  Bukharä.  by  E.  Thomas.  Num.  Chron.  1881. 
No.  2.  3. 

30)  Gold  and  Silver  Coins  of  the  Bahmani  dynasty,  by  J.  Gibbs.  ibid. 
1881. 

31)  Copper  Coins  of  Akbar,  by  (Jh.  J.  Rodgers.  JASB.  Vol.  49,  No.  4. 
With  two  plates.  Calcutta  1881.  On  the  coins  of  the  Sikhs,  by  the  same. 
ibid.     Vol.  50,  No.   1.      1881. 

32)  H.  Sauvaire.  Lettre  ä  M.  St.  Lane-Poole  sur  im  Fels  Saftäride  in- 
edit  de  la  eollection  de  M.  Ch.  de  l'Ecluse.     Num.  Chron.,   1881,  No.   2.   3. 

33)  A.  Houtum-Schindler.  Notes  on  Marco  Polo's  Itinerary  in  Southern 
Persia.  Chapters  16  —  21,  Col.  Yule's  transl.:  JKAS.  XIII,  No.  4.  1881;  und 
..Reisen  im  südliehen  Persien  1879'',  mitgetheilt  von  H.  Kiepert.  Mit  Karte: 
'/.    Berl.  Ges.  f.  Erdk.,  No.  94.  95.     1881. 

34)  Ispahän.  by  //.    C.  Raidinson.     Euc.  Brit.     9tl>  Ed.    XIII,  393—396. 

35)  Kandahar,   by    T.   If.   IToldlch.     ibid.  XIII,   835 — 37. 

36)  Calc.  Kev.     Vol.   70.  No    475.     July   1881. 

:;7 1  //.  ('.  Tanner.  Notes  on  the  Chugani  and  neighbouring  tribes  of 
Kafiristan:  Proc.  Roy.  Geogr.  Soc.     London,  May   1881. 

38)  Kafiristän,  by  Col.  Henry  Yule.  Enc.  Brit.  9tli  Ed.  XIII. 
820—823   pp.   . 

39j  *-Jwi^S!    ä.äjA>  by  Murtuza  Husain.   Lucknow  1881.    697  pp.    18  sh. 


Ethe,  Neu-Irun.  \\% 

Auf  dem  Gebiete  neu  -  iranischer  Philologie  und  Lexicographie 
begegnen  wir  zunächst  der  ausführlichen  und  höchst  schätzens- 
werthen  Arbeit  Jiisti'si(>)  über  die  Mundart  von  Yezd,  die  sich  auf 
die  nachgelassenen  Papiere  des  verstorbenen  Petermann  gründet. 
Daran  reihen  sich  zwei  Handbücher  persischer  Grammatik41),  >Sane'si2) 
Ausgabe  eines  persisch -arabisch -sauskritischen  Glossars,  sowie  ein 
kurzes  technisches  Lexicon.43)  Die  Sprache  der  Belutschen  hat  durch 
Damesu)  eingehende  Würdigung  gefunden. 

Indem  wir  ein  paar  Legendensammlungeu  über  des  Propheten 
Geburt  und  Offenbarungswunder45),  die  neue  Ausgabe  von  Thon- 
nelier's16)  französischer  Uebersetzung  eines  schon  1832  von  Atkin- 
son  ins  Englische  übertragenen  persischen  Anstandsbuches  und 
Chodzko'si7)  Beschreibung  eines  persischen  Metzgerschildes  nur 
flüchtig  erwähnen,  wollen  wir  zum  Schluss  noch  auf  Karabacek's18) 
Werk  über  persische  Nadelmalerei,  sowie  Gödel-Lannoy's4'*)  Artikel 
über  den  persischen  Curiositätenliandel  als  zwei  interessante  und 
werthvolle  Beiträge  zur  Kenntniss  des  realen  Lebens  im  modernen 
Iran  aufmerksam  machen. 


40)  Ueber  die  Mundart  von  Yezd,  von  Ferdinand  Justi:  ZDMG.  1881, 
pp.  327—414. 

41)  E.  Seil.  Munadhar  al  Kawand.  Persian  grammar ,  rhetoric.  pi-osody 
etc.  in  Persian.  Roy.-8.  2«<l  ed.  London,  1881.  148  pp.  und  Bdrid,  Shap. 
Bhikaji,   manual  of  Persian   grammar.     Bombay   1881.     VIII  u.   152   pp. 

42)  Raja-vyavahara-kosha,  a  metrical  glossary  of  Persian  and  Arabic  official 
terms,  with  their  equivalents  in  Sanskrit,  composed  for  Sivaji  I.  Edited  by 
K.  N.  Seine.     Pirna.     K.  S.  Office   1881. 

43)  ,,o.Ä£  ^.j  ,t .  The  t'our  elements.  A  dictionary  of  technical  terms  in 
English,  Arabic,  Persian  and  Hindüstäni.    Roy.-8.    Lucknow,   1881.    öl  pp.    .'>  sh 

44)  Dames.  Balochi  grammar  and  vocabulary:  Extra  number  of  JASB.  to 
part  I  of  vol.  49  (1880). 

45)  oü.ÄC  -3jLy*  Birth  of  the  Prophet,  by  Wazir.  Lucknow  1881. 
145  pp.  3  sh.  und  ,..L*jI  ;>J)  Birtli  and  miracles  of  the  Prophet.  2  parts 
in  one.     Lucknow   1881-      122   pp.     3   sh. 

46)  Kitabi  Kulsum  Naneh,  ou  le  livre  des  Dames ,  contenant  les  regles  de 
leurs  moeurs,  usages  et  superstitions  d'iuterieur,  traduit  et  annote  par  J.  Thon- 
nelier  in  „Bibliotheque  Orientale  elzcvirieune".  Tom.  XXXI.  Nouvelle  (idition. 
18.     Paris,   1881,  Leroux.      154  pp. 

47)  ChodzJco.  L'enscigne  d'un  boucher  sentimental  en  Perse:  Bull,  de 
l'Athenee  oriental   1881,  No.  3.     Paris,   Maisonneuve. 

48)  Die  persische  Nadelmalerei  Susandschird.  Ein  Beitrag  zur  Entwickelungs- 
geschichte  der  Tapisserie  de  Ilaute  Lisse.  Mit  Zugrundelegung  eines  auf- 
gefundenen Wandteppichs,  nach  morgenländischen  Quellen  dargestellt  von 
,/.    Karabucelc.     Leipzig,    1881,  Seemann.     VIII  u.   208  pp.     gr.   8.     M.    10. 

49)  Ueber  den  Curiositätenliandel  in  Persien,  von  II.  ran  Crödel  Lmmmj: 
Oest.  Monatsschr.   f.  d.  Orient    VII,  No.    11.     1881. 


sn 


115 


Arabien  und  der  Islam. 

Von 

Fritz  Hoimnel. 

Die  empfindliche  Lücke ,  die  durch  die  rücksichtslose  Amts- 
entsetzung des  nun  verstorbenen  unvergesslichen  Spüta-Bey  l)  für 
den  vorjährigen  Jahresbericht  entstanden  war,  wird  einigermassen 
jetzt  ausgefüllt  durch  die  Kataloge  Bulaker  Drucke,  welche  die 
Leidener  Firma  Brill  seither  veröffentlicht  hat 2) ,  obwohl  dabei 
auf  das  Wort  „einigermassen"  der  meiste  Nachdruck  zu  legen  ist. 
Denn  von  einer  Ausfüllung  jenes  unersetzlichen  Verlustes  wird  auf 
lange  Zeit  hinaus  leider  nicht  die  Rede  sein  können.  Recht  zu 
beklagen  ist  es ,  dass  Prof.  Aug.  Müller  genöthigt  war ,  die  Re- 
daction  des  Jahresberichts  niederzulegen,  die  er  in  so  vortrefflicher 
Weise  für  1879  und  1880  geführt,  denn  abgesehen  davon,  dass 
heuer  auch  die  kürzeren  Berichterstattungen  A.  Erman's  über  die 
muhammedanischen  Münzen  und  F.  Pnitorivs  über  das  südarabisehe 
Alterthum  aufhören  und  von  mir,  der  ich  in  orientalischer  Numis- 
matik überaus  wenig  orientirt  bin,  mit  übernommen  werden  mussten. 
fühlte  ich  bei  Zusammenstellung  dieses  Berichts  auch  sonst  einen 
recht  unvorteilhaften  Abstand  von  demjenigen  meines  Vorgängers. 
Man  sollte  denken,  dass,  wer  das  (llück  hat,  an  der  grössten 
Bibliothek  Deutschlands  und  der  drittgrössten  Europa's  angestellt 
zu  sein ,  in  ganz  eminentem  Mass  vor  andern  dazu  befähigt  wäre 
(bei  Voraussetzung  auch  nur  einiger  Sach-  und  Fachkenntnisse  einen 
solchen  Jahresbericht  zu  verfassen  und  denselben  auf  grösstmögliche 
Vollständigkeit  (besonders  auch  was  Angabe  der  Besprechungen 
anlangt)  zu  bringen.  Da  aber  bei  den  gegenwärtigen  Verhältnissen 
an    der  Münchner  Hof-    und  Staatsbibliothek    während  der  Bureau- 


1)  f  G.  Sept.  1883;  vgl.  vor  allem  den  Nekrolog  Eduard  Meyer\  im 
Centralbl.  f.  Bibliothekswesen  (1884),  I,  105  — 112  (März),  auch  separat  Leipzig, 
Harrassowitz   1884,  7   S.   8. 

2)  Catalogue  periodique  de  livres  orientaux.  No.  I — III.  Leide,  E.  J.  Brill 
1883  und  (III)  1884;  56  pp.  (No.  1 — 303).  Vergleiche  ferner  einiges  wenige 
von  1881  auch  in  M.  Hartmann's  Artikel  „Presserzeugnisse  Syriens  in  den 
Jahren  1882—3  in  Kuhn's  L.  O.  Ph„  I,  S.  222—244. 

Jahresbericht  1881.  i» 


\\Q  Hoinmel,  Arabien  und  der  Islam. 

zeit  Nebenarbeiten  bibliographischer  Natur,  die  doch  selbst  wieder 
bibliothekarischen  Zwecken  zu  Gute  kommen  würden,  schon  wegen 
der  Fülle  des  täglich  sich  mehrenden  mechanischen  Arbeitsstoffes 
sich  durchaus  verbieten,  und  ich  ausserdem  noch  mannigfache 
andere  Verpflichtungen  habe,  so  konnte  ich  mit  dem  besten  Willen 
leider  nicht  die  Zeit  und  den  Eifer  auf  diesen  Bericht  verwenden, 
die  ich  unter  andern  Umständen  darauf  hätte  verwenden  können. 
So  war  ich  auch  anfänglich  den  234  Nummern  des  vorigen  Berichtes 
gegenüber  im  Stand  nur  c.  150  Nummern  in  meinem  zu  bringen,  da 
ich  mich  im  wesentlichen  aus  den  angegebenen  Gründen  darauf  be- 
schränken musste,  die  Titel  in  Frieder ici's  Bibliotheca  orientalis8)  so- 
weit möglich  zu  rectificiren,  zu  ergänzen  und  aus  den  bedeutenderen 
literarischen  Zeitschriften  die  bis  jetzt  erschienenen  Besprechungen 
dazu  zu  notiren.  Bei  dieser  Arbeit,  die  mehr  Zeit  raubt,  als 
mancher  sich  einbildet,  hat  mich  mein  lieber  Schüler,  Herr  stud.  phil. 
Simon  Weindl  in  der  dankenswerthesten  Weise  unterstützt ;  auch 
ist  noch  zu  bemerken,  dass  viele  ausländische  Zeitschriften,  welche 
in  den  vorigen  Berichten  stets  berücksichtigt  sind,  auf  der  Münchener 
Bibliothek  fehlen  (so  das  Athen.  Beige,  Fräsers  Magazine,  Poly- 
biblion,  Bull.  Soc.  Khediv.  de  Geogr.,  Revue  africaine,  Indian  Gids, 
Revue  Soc.  archeol.  Constant. ,  Museon,  Theol.  Tijdsch. ,  Rassegna 
settimanale  und  noch  einige  andere)  und  also  für  diesen  Bericht 
einfach  unberücksichtigt  gelassen  werden  mussten. 

Leider  sind  auch  die  Mehrzahl  der  aufgeführten  selbständigen 
Werke  nicht  auf  der  hiesigen  Bibliothek  bis  jetzt  (Herbst  1884) 
angeschafft  worden,  so  dass  ich  ein  „nicht  gesehen"  weit  öfter  hätte 
notiren  müssen ,  als  ich  es  wirklich  gethan  (nämlich  blos  da ,  wo 
es  mir  besonders  wichtig  schien,  dies  besonders  hervorzuheben). 
Doch  konnte  ich  von  S.  126  ab  mehrere  mir  freundlichst  von  Herrn 
Dr.  Klatt  in  Berlin  zur  Verfügung  gestellte  Notizen,  von  S.  19  ab 
den  historischen  Jahresbericht  „Islam"  1881  desselben  Gelehrten 
benutzen,  wodurch  manche  Lücke  ausgefüllt  und  in  manchen  Punk- 
ten der  erwähnte  Uebelstand  ausgeglichen  werden  konnte. 

Was  die  Länder-  und  Völkerkunde  Arabiens  anlangt,  so 
hat  in  anziehender,  "wenn  auch  nicht  immer  gründlicher  Weise  einen 
allgemeinen  Ueberblick  Schweiger- Lerchenfeld 4)  gegeben.  Oold- 
ziher  hat  aus  dem  reichen  Schatz  seiner  staunenswerthen  Belesenheit 


3)  Bibliotheca  orientalis  or  a  complete  list  of  books,  papers,  serials  and 
essays  published  in  1881  in  England  and  the  colonies,  Germany  and  France 
on  the  history ,  languages,  religions ,  antiquities  and  literature  of  the  East, 
compiled  by  Charles  Friedend  (Sixth  year).  Leipz.  (1882),  Otto  Schulze  — 
darin  Arabia  p.  53—58  (No.   944—1048). 

4)  Der  Orient  geschildert  von  Arnand  von  Schweiger  -  Lerchenfeld. 
Wien  1882  [die  hiohergehörige  Partie  aber  schon  in  den  1881  erschienenen 
Lieferungen]  2.  808.  CXLII  pp.  Darin  p.  399—488  [mit  0  Vollbildern  und 
lf.  Holzschnitten  im  Text]  und  p.  L — LVI  Arabien.  —  Vgl.  O.  D(elitzsch) 
LC.    1882,   350—1. 


Hammel,  Arabien  und  der  Islam.  ]  1 7 

in  arabischen  Autoren  die  richtige  Erklärung  einiger  auf  alte  Volks- 
bräuche sich  beziehenden  Redensarten ,  die  schon  in  der  vor- 
islamischen  Poesie  begegnen ,  gegeben 5).  Ueber  Volkseigentküm- 
lichkeit  der  Araber  handeln  zwei  anonyme  Aufsätze,  nach  Friedend 
vielleicht  von  Palmer  (i—  7).  Ueber  muslimische  Begräbnissfeierlich- 
keiten und  andre  Volkssitten  verzeichnet  tiocin  in  seinem  Jahres- 
bericht mehrere  Nummern  "— 10).  Eine  vollständige  Uebersicht  über 
die  in  den  assyrischen  Königsinschriften  erwähnten  arabischen  Orts- 
und Stämmenamen  und  damit  zugleich  ein  anschauliches  Bild  der 
geographischen  Verhältnisse  Nordarabiens  in  der  1.  Hälfte  des 
1.  vorchristl.  Jahrtausends  gibt  Friedr.  Delitzsch  in  seinem  für 
altoriental.  Geographie  so  reichhaltigen  Buche  über  die  Lage  des 
Pax-adieses  n) ;  zu  beachten  ist  auch,  dass  damals  die  Aramäerstämme 
(im  angeführten  Werk  p.  237 — -241)  noch  halbe  Araber  waren, 
und  dass  gewiss,  wenn  wir  aus  jener  Zeit  aramäische  und  arabische 
Sprachproben  hätten,  die  ersteren  noch  weit  näher  dem  arabischen 
als  dem  phöniko-hebräischen  stehend  sich  zu  erkennen  geben  wür- 
den (vgl.  fürs  spätere  uns  bekannte  aramäisch  nur  Formen  wie 
den  Plural  der  Nomina  auf  -in  oder  in  der  Lautlehre  die  Be- 
handlung der  Zischlaute  o ,  J> ,  Jö  u.  a.).  Für  die  geographische 
Kenntniss  Arabiens  im  Mittelalter  sind  werthvolle  auf  Autopsie 
beruhende  Nachrichten  erhalten  in  der  von  Schefer  herausgebenen 
und  übersetzten  persischen  Reisebeschreibung  des  Nassiri  Khosrau 
1035 — 1042  n.  Chr.12).  Für  die  Erforschung  des  heutigen  Arabiens, 
das  ja  bis  vor  kurzem  noch  weit  mehr  terra  incognita  für  uns  war 
als  Afrika,  beginnt  doch  nun  immer  mehr  zu  geschehen,  vor  allem 


5)  Ign.  Golds/her ,  Ueber  den  Ursprung  einiger  metaphorischer  Aus- 
drücke der  arabischen  Sprache  (1.  Das  Knüpfen  des  Stricks.  2.  Das  Feuer  des 
Kriegs.     3.  Das  Zerreissen  der  Kleider)    Z.  f.  Völk.-Ps.  XIII  (1881),   250— 261. 

6)  Arabic  Humour,  in  Temple  Bar,  June — Sept.  1881  [By  E.  H.  Palmer?]. 
—  Vgl.  BO.,  No.   947. 

7)  Arabs  and  Arabic  Humour  [By  E.  H.  Palmer?},  Times,  30.  Sept. 
u.   1.  Oct.  1881.  —  Vgl.  BO.,  No.  948. 

8)  Funerailles  chez  les  musulmans:  La  Terre  Sainte  1881  (1.  Oct.), 
p.   792  f.  —  Vgl.  Socin,  Z.  P.  V.,  V  (1882).  p.   233,   No.   98. 

9)  liich.  Andree,  Die  Eigenthumszeichen  der  Naturvölker  [bei  den  Arabern 

>  > 
die    den    Thieren    eingebrannten    (*++"*]    Globus  40    (1881),    p.  310  f.  —  Vgl. 

Socin,  No.   100. 

10)  K.  Haberland,  Die  Sitte  des  Steinwerfens  und  der  Bildung  von  Stein- 

häufen    [bei    d.    Arabern    die    +y>J  Z.  f.  Völkerps.   XII,   3   (1881),  p.   289  f.  — 
Vgl.  Socin,  No.  101. 

11)  Wo    lag    das  Paradies?     Eine  bibl.-assyriol.   Studie  ....  von  Friedr. 
Delitzsch  [siehe  diesen  Jahresber.,  S.   83,  No.   123],  daselbst  S.   242  f. 

12)  Sefer  Nameh  etc.   —  Vgl.  diesen  Jahresbericht,  S.   109,  No    S. 


|18  Hammel,  Arabien  und  der  Islam. 

durch  die  kühnen  Unternehmungen  englischer  Reisender.  Im  All- 
gemeinen berichtet  darüber  Wichern l  A).  Vor  allem  sind  hier  zu 
erwähnen  das  Werk  der  Lady  Blunt 14)  und  die  Schilderungen  des 
Af.Doughty15);  nach  8ocin  enthalten  die  beiden  Werke  Keane'sl6~1T) 
im  Gegensatze  hierzu  mehr  persönliche  Erlebnisse  als  neuere  geo- 
graphische Forschungen.  Ob  Uptoris  Gleanings J  8)  auf  guter  Be- 
obachtung beruhen,  weiss  ich  nicht,  da  ich  dies  Buch  so  wenig 
wie  das  A.  Blunt's  und  die  von  Keane  zu  Gesicht  bekommen  habe. 
Das  werthvolle  Werk  von  Ebers  19)  über  die  Sinaihalbinsel  ist  in 
zweiter  Auflage  erschienen;  für  mehreres  andere  auf  diesen  Theil 
Arabiens  bezügliche  sei  auf  Socin' s  Palästinabericht  1881  ver- 
wiesen20), wie  es  auch  unnöthig  wäre,  hier  die  genauen  biblio- 
graphischen Zusammenstellungen  desselben  Berichtes  über  die  Be- 
duinen Palästina's  -1)  wie  über  das  muslimische  Syrien  22)  zu 
reproduciren.  Ueber  das  heutige  Aegypten  berichtet  Colston 23) 
nach  sechsjähriger  eigener  Anschauung ;  von  demselben 24)  ist  auch 
eine    hübsche  Skizze    über    das  Leben   in    den    ägyptischen  Wüsten 


13)   H.  Wichern,  Neuere  Eeisen  in  Arabien.     Peterm.'s  Mitth.  1881,  p.  213. 
—  (Socin,   1881,  No.  408). 

14)  Anne  Blunt,  A  pilgrimage  to  Nejd,  the  cradle  of  the  Arabic  race. 
A  visit  to  the  court  of  the  Arab  Emir  and  our  Persian  Campaign.  2  Vols. 
590  pp.  Lond.  1881.  8.24  sh.  —  Vgl.  den  Auszug  „Eine  Pilgerfahrt  nach 
Nedschd"  im  Globus  XLII  (1882)  p.  81—88,  97  —  104,  113—118,  129—136, 
145—151,   161  —  167   (mit  Abbildungen). 

15)  Reisen  in  Arabien.  Von  Charles  M.  Doughty  (mit  3  Karten). 
Globus  XXXIX  (1881),  p.  7— 10,  23—30.  Ferner:  Khaibar  in  Arabien,  Globus 
XXXIX  (1881),  p.   38—41.  —  Vgl.  Socin 's  Bericht  1881,  No.  409. 

16)  Six  months  in  Meccah:  an  account  of  the  Mohammedan  pilgrimage 
to  Meccah.  Recently  accomplished  by  an  Englishman  professing  Mohamme- 
danism.  By  J.  F.  Keane  (Hajj  Mohammed  Amin).  Lond.  1881,  212  pp.  8. 
lO1^  sh.  —   Vgl.  A.    Wilson,  *Acad.  XIX,  409—410. 

17)  My  journey  to  Medinah:  describing  a  pilgrimage  to  Medinah.  per- 
formed  by  the  author  disguised  as  a  Mohammedan.  By  John  I .  Keane  (Hajj 
Mohammed  Amin).  Lond.  1881.  VIII,  212  pp.  8.  10'/.,  sh.  —  Vgl.  Athen. 
1881.  2,  p.  557—558. 

18)  Upton,  R.  W.,  Gleanings  from  the  deserts  of  Arabia.  Lond.  1881. 
344  pp.      10x/2  sh.  —  Vgl.  Socin,   1881,  No.   391. 

19)  G.  Ebers,  Durch  Gosen  zum  Sinai.  2.  verb.  Aufl.  Leipz.  1881, 
XVI.    626  pp.     8.      10  Mk.  —  Vgl.  Jahresb.   1881,  S.   85,  No.   134. 

20)  1881,  No.   395—400   (Z.   P.  V,  V,   1882,  p.   267  f.). 

21)  1881,  No.  105—110  (von  Tyrichitt  Drake,  F.  A.  Klein,  C.  Cler- 
mont-Ganneau  u.  a.)  auf  S.  234  und  No.  314  (S.  Müller)  S.  259  des  5.  Bands 
von  Z.  P.  V. 

22)  1881,  No.  366—390  in  Z.  P.  V,  V  (1882),  S.   264—266. 

23)  R.  E.  Colston,  Modern  Egypt  and  its  people.  J.  A.  G.  S. ,  XIII 
(1881),  p.   133  —  164. 

24)  Derselbe,  Life  in  the  Egyptian  Deserts,  im  gleichen  Geogr.  Journal 
XI  (1879),  p.   301—333. 


Hom/mel,  Arabien  und  der  Islam.  119 

vom  Jahre  1879  nachzutragen.  Nur  der  Vollständigkeit  halber 
seien  genannt  das  populäre  Werkchen  Lane-Poole's  25),  ein  Aufsatz 
Rhone' s 26)  und  ein  arabisch  geschriebener  Reisebericht2');  -ö'/e's 
Werk28),  dessen  Titel  und  Umfang  auf  interessanten  und  reich- 
haltigen Inhalt  schliessen  lassen,  bedauere  ich  nicht  gesehen  zu 
haben.  Um  endlich  noch  den  Maghrib  kurz  zu  berühren ,  so  sei 
für  Tunis  ein  später  auch  deutsch  erschienenes  Werk  Hesse-  War- 
tegg's20)  erwähnt,  das  an  Bedeutung  weit  hinter  dem  Buch  B. 
Schwarz's  über  Algerien30)  zurücksteht,  während  für  Marokko 
ausser  einer  französischen  und  mit  Illustrationen  versehenen  Ueber- 
setzung  des  bekannten  Schriftchens  von  Amicis31)  noch  der  Reise- 
bericht Trotter 's 32)  zu  notiren  ist.  Was  in  der  Revue  africaine 
etwa  noch  hiehergehöriges  über  den  Maghrib  enthalten  ist,  kann 
ich  leider  nicht  eruiren;  weiter  unten  bei  der  Rubrik  Geschichte 
werden  einige  von  Renan  im  Rapport  annuel  erwähnte  Arbeiten 
daraus  citirt  werden. 

Von  sabäischen  Inschriften  wurde  eine  neue  publicirt 
von  J.  H.  Mordtmann  33),  während  er  im  gleichen  Aufsatz  zu  einer 
schon  von  ihm  1878  mitgetheilten  das  dazu  gehörende  kultur- 
geschichtlich höchstinteressante  Basrelief  nach  einer  Photographie  in 
wohlgelungener  lithographischer  Reproduction  uns  mittheilt,  was 
ihm  zugleich  Anlass  giebt,  sich  über  die  andern  bis  jetzt  gefundenen 
Darstellungen  der  Art ,  ihren  Kunststil ,  die  Stufe  der  Civihsation, 
auf  welcher  uns  die  Südaraber  daraus  entgegentraten  u.  a.  mehr 


25)  St«  id.  Lane-Poole,  Egypt.  London  1881.  200  pp.  8.  (Foreign 
Countries  Series)     31/.!  sh. 

26)  A.  Rhone,  Coup  d'oeil  sur  l'etat  present  au  Caire  ancien  et  moderne. 
G.  B.  A. 

27)  Voyage  du  Khediw  actuel  dans  les  provinces  du  Delta.  Caire  1297 
(Brill  No.  55).     Als  Nachtrag  zu   1880! 

28)  TU.  McE.  Dye,  Moslem  Egypt  and  Christian  Abyssinia.  New  York 
1881.     516  pp.     8.      15  sh. 

29)  Cheo.  v.  Hesse-  Wartegg,  Tunis,  the  Land  and  the  people.  London 
1881  (.deutsch:  Tunis,  Land  und  Leute.  Geschildert  von  Hesse -Wartegg. 
Mit  40  lllustr.  und  4  Karten.  Wien  1882.  VIII.  234  pp.  8.).  —  Cf.  C.  Trotter, 
Acad.  XXI,  p.   112;  Athen.   1882,   1,  p.    184  f. 

30)  Beruh.  Schwarz,  Algerien  (Küste,  Atlas  und  Wüste)  nach  50  Jahren 
französischer  Herrschaft.  Reiseschilderung  nebst  einer  systematischen  Geographie 
des  Landes.  Mit  lllustr.  u.  einer  Karte.  Leipz.  1881,  IV.  398  pp.  8.  10  Mk. 
—  Cf.  L.  C.  1882,  S.  272  f. 

31)  E.  de  Amieis,  Le  Maroc.  Tradnit  de  l'Italien  avec  l'autorisation  de 
l'auteur  par  H.  Bella.  Ouvrage  de  174  gravures  sur  bois.  Paris  1881,  405  pp. 
in  4.     30  frs. 

32)  Philip  Dnrham  Trotter,  Our  mission  to  the  court  of  Marocco  in 
1880.  Edinburgh  (1880?).  —  Cf.  Cosmo-Monkhouse ,  Ac.  XIX  (1881),  p. 
440 — 447. 

33)  J.  H.  Mordtmann,  Zu  den  himjarischen  Inschriften.  Mit  2  Tafeln. 
Z.  D.  M.  G.  XXXV  (1881),  p.  432—441. 


120  Hummel,  Arabien  und  der  Islam. 

zu  verbreiten;  ethnographisch  wichtig  ist  der  auf  der  zweiten  Tafel 
abgebildete  weibliche  Kopf  einer  Marmorstatue,  während  der  auf  der 
ersten  Tafel  auftretende  Reiter  zu  Pferd  ein  werthvolles  Zeugniss 
dafür  ist,  dass  schon  in  den  ersten  Jahrhunderten  unserer  Zeit- 
rechnung (denn  später  ist  das  Basrelief  kaum  anzusetzen)  dieses 
Thier  in  Arabien  eingebürgert  war.  lieber  Prideauxs 31)  Notiz 
über  südarabische  Münzen  siehe  unten  bei  Numismatik.  Drei 
Nummern  über  die  Christenverfolgung  in  Südarabien  und  die  him- 
jaritisch  -  äthiopischen  Kriege35-37)  wurden  schon  auf  S.  17  (in 
Baethgen's  Bericht  „Syrisch")  aufgeführt.  Die  Abhandlung  historisch- 
geographischen Inhalt's,  welche  wir  Müller  im  Jahre  1879  ver- 
dankten (vgl.  Jahresber.  1879,  S.  140,  No.  11)  hat  in  ihrer 
Fortsetzung  38)  durch  die  darin  enthaltenen  Untersuchungen  der 
sabäisch  -  himjarischen  Alterthumsforschung  ein  neues  Jahrtausend 
(das  1.  vorchristliche)  damit  erschlossen,  dass  hier  durch  die 
Königsnamen  der  ersten  sabäischen  Periode ,  der  Nachweis  des 
Zurückgehens  dieser  Namen  bis  mindestens  in 's  8.  Jahrh.  v.  Chr. 
überzeugend  geführt  wird.  Auch  sonst  ist  dieses  2.  Heft  (wie 
überhaupt  die  Arbeiten  des  verdienten  Wiener  Professors)  von  hervor- 
ragender Bedeutung  für  die  südarabische  Philologie :  man  vergleiche 
nur  die  vielen  (in  neugegossenen  Originaltypen)  mitgetheilten  In- 
schriften und  die  Excurse  (z.  B.  den  über  die  Specereinamen  u.  a.). 
In  Kremer 's  unten  zu  besprechender  Abhandlung  über  Labid 39) 
wird  auf  die  in  Labid's  Gedichten  begegnenden  Anspielungen  auf 
die   südarabische  Sagengeschichte   hingewiesen. 

Was  die  arabische  Handschriftenkunde  anlangt,  so  finden 
sich  in  den  6.  Heft  der  orientalischen  Abtheilung  der  Palaeo- 
graphical  Society40)  Facsimiles  1)  von  den  Annalen  des  Elias  Bar- 
Sinaeus  (geb.  975  n.  Chr.)  syrisch  und  arabisch,  wobei  das  arabische 
nach  Wright  Autograph  des  Verfassers  ist  (c.  1019  n.  Chr.)  aus 
dem  Britischen  Muserun  (Add.  7197),  2)  eines  Koran  mit  persischer 
Interlinearübersetzung  aus  dem  12.  christl.  Jahrh.  in  Gotha  (Ms. 
Arab.    914),    interessant    wegen    der   Probe    der   diese    Handschrift 


35— 37)  Daselbst  No.  32  (W.  Fell),  33  (J.  H.  Mordtmann)  und  34 
(Ign.   Guidi). 

38)  Die  Burgen  und  Schlösser  Südarabiens  nach  dem  Iklil  des  Hamdäni 
von  D.  H.  Müller.  Zweites  Heft.  Mit  2  Tafeln  und  1  Abbildung  im  Text. 
Wien  1881.  98  S.,  2  Tafeln.  8.  (=  p.  955—1050  des  97.  Bands  der  Wiener 
Sitzungsbor.).  —  Vgl.  F.  Hommel  Zur  Geschichte  u.  Geogr.  Südarabiens,  Aus- 
land 1883,  p.  512 — 517  mit  2  Abbildungen  (von  San'ä  u.  Duhrän  nach  Langer's 
Aufnahmen,  aus  dessen  Nachlass). 

39)  Siehe  No.   75  ;  daselbst  p.   44  =  596. 

40)  The  Palaeographical  Society.  Facsimiles  of  Ancient  Manuscripts. 
Oriental  Serics.  Editcd  by  Will.  Wright.  Part  VI.  No.  69—80.  Darin 
No.  76  Annales  of  Elias  Bar-Sinaeus.  Syr.  and  Arabic.  A.D.  1019?  No.  73. 
The  Koran.  Arabic  and  Persian.  [Xllth  Cent.];  No.  71  Gämi'u  't-Tawärilj. 
Arabic.  A    I).    1314—15;  No.   72   Al-Mukaffä.     Arabic.  A.   D.    1420  —  41. 


Hommel,  Arabien  und  der  Islam.  121 

schmückenden  Bilder,  3)  von  der  c.  700—710  d.  H.  (=  1300— 
1310)  verfassten  Universalgeschichte  des  Rashid  ad-Din  (gen.  Rashid 
Tabib),  Bibl.  der  Roy.  As.  Soc.  in  London,  geschr.  c.  1314  n.  Chr. 
und  endlich  4)  vom  biographischen  Lexicon  al-Mukaffä  al-Makrizi's 
(766 — 845  d.  H.  =  1364  —  1441),  Autograph  des  Verfassers,  aus 
der  Leidener  Univers.-Bibl.  (Cod.  1366).  Von  Pertsch's  Katalog 
der  arabischen  Handschriften  in  Gotha  ist  wieder  ein  Halbband 
erschienen41),  der  Geschichte  und  Biographie  wie  auch  Medicin 
umfasst.  Von  Landauer  wurden  die  arab.  Codices  der  Strassburger 
Bibliothek ,  unter  denen  der  Natur  der  Sache  nach  keine  grossen 
Schätze  sich  befinden,  sorgfältig  beschrieben  4  2) ;  erwähnenswerth  ist 
darin  höchstens  ein  nur  66  Jahre  nach  dem  Tod  des  Verfasser's 
geschriebenes  Manuscript  der  Makamen  des  Harlri  (1188  n.  Chr.) 
oder  etwa  noch  der  Diwan  des  Damasceners  Nabuläsl  (f  1731  n.  Chr.). 
Rosen  gibt  „Notizen"  über  die  arabische  Sammlung  des  Asiatischen 
Museums  in  St.  Petersburg 4  3)  von  welchen  ich  leider  nichts  näheres 
berichten  kann ,  da  das  Buch  hier  nicht  vorhanden  ist.  Derselbe 
Gelehrte  beschreibt  im  Petersburger  Bulletin  von  1881  Ibn  Kutaiba's 
'Ujün  alahbär,  worüber,  da  der  betreffende  Aufsatz  schon  1880  in 
den  Melanges  asiaticpaes  erschien,  schon  im  vorigen  Jahresbericht 
gehandelt  wurde44).  In  Loth's  Artikel  über  Tabari's  Koran -Com- 
mentar45)  befindet  sich  auch  eine  Beschreibung  der  betreffenden 
Kairener  Handschrift.  In  wiefern  Laguminas  Aufsatz  4ti)  hieher 
gehört,  vermag  ich  nicht  zu  beurtheilen,  da  seit  1876  die  unten 
genannte  Zeitschrift  hier  nicht  mehr  vorhanden  ist. 

Die  gedruckte  Literatur   behandeln  die  bibliographischen 
Zusammenstellungen  Huart's*1)  und  Trübner'siH);  das  ausserordent- 


41)  Willi.  Pertsch,  Die  arabischen  Handschriften  der  herzoglichen  Biblio- 
thek zu  Gotha.  Bd.  3,  Heft  2,  VII.  S.,  und  S.  241—488.  8  9  Mk.  —  Vgl. 
Th.Nöldeke  LC.  1882,  No.  34,  S.  1152  f.  und  für  das  frühere  Jahresber.  1879, 
No.   19;    1880,  No.   26. 

42)  Katalog  der  kais.  Univ.-  und  Landesbibliothek  in  Strassburg  (2) : 
Orientalische  Handschriften,  Theil  1  (Katalog  der  hebräischen,  arab.  etc.,  siehe 
diesen  Bericht,  S.  61,  No.  3  und  S.  108,  No.  2).  —  Vgl.  D.  H.  Müller  LC. 
1881,  S.   1184  (wie  S.    108  statt   1884   zu  corrigiren). 

43)  Baron  Vict.  Rosen,  Notices  sommaires  des  manuscrits  arabes  du 
musee  asiatique,  1.  livr.  St.-Petersb.  (Eggers;  Leipz. ,  Voss)  1881,  IV.  256  S. 
8.     Mk.   3.30. 

44)  Siehe  Bericht  1880,  S.  158,  No.  33. 

45)  Siehe  unten  No.  87.  Die  Beschreibung  der  Handschriften  findet  sich 
S.  591—593. 

46)  Jac.  Bartolomeo  Lagumina,  II  falso  codice  arabo-siculo,  Arch.  Stör. 
Sic,  NS.,  V  (1881),  p.   233—314. 

47)  Bibliographie  ottomane.  Notice  des  livres  turcs,  arabes  et  persans 
imprimes  ä  Constantinople  durant  la  periode  1297 — 1298  de  l'hegire  (1880 — 
1881).  Par  M.  Clement  Huart.  Deuxieme  article.  J.  As.  VH,  19,  p.  164 — 
207,  —  Vgl.  den  Bericht  1880,  S.    159,  No.   39. 

48)  Arabic  Books  printed  at  Constantinople,  Bulaq,  Cairo  and  Mossoul, 
Tr.'s  Rec.   1881,  p.  100—102. 


122  Hommel,  Arabien  und  der  Islam. 

lieh  erwünschte  wohl  Carlo  Landbery  zu  verdankende  Verzeichniss 
Bräl's  in  Leiden  wurde  schon  oben49)  erwähnt. 

Unter  dem  zur  Encyclopädie  gehörigen  ist  nur  die  Fortsetzung 
von  Bistäni's  Encyclopädie50)  zu  nennen:  für  die  Rubrik  allgem. 
Literaturgeschichte  weiss  ich  nichts  aufzuführen ,  doch  ver- 
dienen in  mancher  Beziehung  die  schon  erwähnten  Handschriften- 
kataloge bes.  solche  wie  der  Pertsch's  auch  hier  einen  Rückweis 
zu  bekommen. 

Auf  dem  Gebiet  der  Grammatik  ist  an  Texten  vor  allem 
der  erste  Band  von  Sibawaihi's  :>1)  Kitäb  zu  nennen,  dessen  Heraus- 
geber Derenboary  jun.  damit  eine  längst  empfundene  Lücke  aus- 
gefüllt hat.  Jetzt  erst  kann  mau  die  arabische  Nationalgrammatik 
in     ihrer     historischen    Entwicklung     zu     studiren    beginnen.      Von 

hohem  Interesse  sind  auch  die  unzähligen  J^Lä  aus  der  alten 
Poesie,  die  auf's  neue  darauf  hinweisen,  wie  ein  erspriessliches  und 
wirklich  wissenschaftliches  Studium  der  Grammatik  viel  mehr  als 
es  bisher  geschah.  Hand  in  Hand  gehen  sollte  mit  einer  eingehenden 
Kenntniss  oder  wenigstens  einer  viel  grösseren  Notiznahme  von 
jenen  ältesten  Quellen  arabischer  Sprachforschung.  Auch  für  die 
Literaturgeschichte  und  Kritik  der  altarabischen  Poesie  ist  es  von 
Wichtigkeit,  welche  Citate  bereits  von  Sibawaihi  gegeben  werden, 
wie  es  z.  B.  nicht  zufällig  sein  wird,  dass  die  älteren  Grammatiker 
nie  Verse  aus  Schanfara's  Kasside,  nie  solche  von  Barräk  etc.  an- 
führen ,  wie  es  andrerseits  interessant  ist ,  dass  von  Tarafa  nicht 
nur  Verse  aus  der  Mu'allaka  (welche  Ahlwardt  vom  ganzen  Divan 
allein  für  echt  erklärt)  bei  Sibawaihi  vorkommen.  Kurz,  in  jeder 
Hinsicht  ist  die  so  sorgfältige  Herausgabe  von  Sibawaihi's  Kitäb 
ein  Ereigniss  für  die  arabische  Philologie  zu  nennen.  Meidani's 
(des  durch  seine  Sprüchwörtersammlung  bekannten  Autor's)  wie 
Zamahsari's  grammatische  Traktate  Nuzhat  at-tarf  und  al-An- 
müdag52"53)   sind    in  Konstautinopel.  Saya'is  Gommentar    zu  Jbn 

49)  Siehe  oben  S.   115,  No.  2. 

50 1   Butrus   Etbustärri,   ^i,L*-4.-^    ä_jL>    UJJO  .   Encyclopedie  arabe. 

vol.    5    l  «.(«'wi-   i_\Jl>W>    Beirut   1881:    O    bis    \j»*-£~    (a\so   das    ganze  Bä>. 

\irf~  pp..  und  50   Tafeln. 

."i  l  \  Le  liyre  de  Sibawaihi.  Traite  de  grammaire  arabe  par  iSibouya,  dit 
Sibawaihi.  Texte  arabe  publie  d'apres  les  manuscrits  du  Caire,  de  l'Escurial. 
d'Oxfordj  de  Paris,  de  Saint-Potersbourg  et  de  Vieime  par  Hartn-.  Derenbcmrg. 
Tome  1  Paris  1881.  8.  XLIV  460  pp.  15  frs.  —  Vgl.  St.  Guyard  RCr., 
N.  S..  XIII,  p.  L21-I-123;  Barbier  de  Meynard  JA.  VII,  18,  p.  553— 557, 
G.  P.  Badger  Ac.  XXI.  '.'14;  S.  Fränkel  DLZ.  18S2.  p.  1310f.;  E.  Renan, 
JA.  VII.  20,  p.  53  f. 

52 — 53)  Meydäni ,  Nuzhat  et-tart'  fi  'ihn  c>-sart\  und  in  düraselbou 
Bändchoii :  ol-anmüdag  fi-1-nahw  von  oz-Zainaljsari.  Constantinopel  1298.  2  fl. 
—  Vgl.  Brilla  Catalogue,  No.  7. 


Hammel,  Arabien  und  der  Islam.  123 

'Äkil  54)  in  Kairo  und  ebendaselbst  ein  Commentar  des  Scbaich  Mu- 
hammad von  Kertscb  zur  Kasside  des  Hadarbi55)  gedruckt  worden. 
Unterdess  schreiten  die  Beiträge  unseres  greisen  Altmeisters  Fleischer 
rüstig  vorwärts ,  von  denen  die  achte  Fortsetzung  erschien  56) ;  da 
bereits  1883  die  neunte  folgte,  welche  De  tiacy's  Werk  bis  Bd.  II, 
S.  475  cornmentirt  - —  614  Seiten  hat  dieser  Band  ohne  den  pro- 
sodischen  Anhang  — .  so  ist  zu  hoffen,  dass  es  dem  berühmten 
Gelehrten  noch  vergönnt  sein  werde,  diese  1863  begonnenen  kost- 
baren Materiaben  zu  einer  Idealgrammatik  der  Zukunft,  noch  glück- 
lich zu  Ende  zu  führen.  Palmers  arabisches  Handbuch57)  wird 
als  praktisch  gerühmt  und  beruht  jedenfalls  auf  guter  Sprachkennt- 
niss ;  leider  fiel  dieser  eifrige  Gelehrte  seiner  Begeisterung  für  die 
Wissenschaften  auf  einer  Reise  in's  Innere  Arabiens  zum  Opfer,  so 
dass  sein  1882  erschienenes  Büchlein  „a  simplified  grammar  of 
Hindustanl,  Persian  and  Arabic"  das  letzte  Erzeugniss  seiner  philo- 
logischen Thätigkeit  gewesen  sein  sollte.  Für  1879  und  1880 
sind  nachzutragen  die  Schulbücher  Matelica's  58)  und  Machuel's  59), 
letzterer  schrieb  auch  noch  besonders  über  den  algerischen  Dialekt  60) ; 
gesehen  habe  ich  keines  derselben. 

Einen  passenden  Uebergang  zur  Lexikographie  bildet 
Goldziher's  interessanter  Aufsatz  behandelnd  die  arabische  Lite- 
ratur über  die  Fehler  der  Vulgärsprache 6 ') ,  da  in  dem  von  ihm 
kurz  charakterisirten  Werken  sowohl  grammatisches  wie  lexica- 
lisches    behandelt    wird.     Von    arabischen   Texten    lexikographischen 


54)  Saga'i.  Commentaire  sur  Ihn  'Aqil  [dont  le  texte  se  trouve  aussi 
ü  la  marge].     Caire   1298.      10  fl.  —  Vgl.  Brill  No.    160. 

55)  iLo^Äjf    öuXxjcÜÜJ      ^-asJü!    tX*^5   i-yw.wJS    Tr*"i    Commentarv    of 

Sheikh  Mohammad  of  Kertch  on  the  Kasidah  of  Khadarbi  [on  arabic  Grammar]. 
8.     87   pp.     Cairo   1298.     3  sh.   —  Vgl.  Tr.  K.   1881.  p.   101. 

5"6)  Achte  Fortsetzung  der  Beiträge  zur  arabischen  Sprachkunde  von 
H.  L.  Fleischer,  Ber.  d.  ph.-hist.  Cl.  der  Kgl.  Sachs.  Ges.  d.  Wissensch.  1881 
(vom    14.  Nov.  i,  p.    117 — 198   (zu  de  Sacy's  Gramm,   ar.,   2.  ed.,  II,  127 — 313). 

57)  E.  H.  Palmer,  The  arabic  inanual :  comprising  a  Condensed  grammar 
of  both  the  classical  and  modern  Arabic;  reading  lessons  and  exercises.  \Vith 
analyses  and  a  vocabulary  of  useful  words.  London  1881.  VIII.  315  pp.  12. 
7  sh.  6  d.  —  Vgl.  Stanley  Lane  Poole  Ac.  XX,  p.  222—223. 

58)  Litroduzione  allo  studio  della  lingua  arabia  del  P.  Gaudeuzio  di 
Matelica  ad  utilitä  dei  Giovani  P.  P.  Missionari  di  Terra  santa.  Seconda 
edizionc.     Gerusalemme   1879.      120  pp.     8.      7   frs. 

59)  L.  Machuel,  Manuel  de  l'arabisant  ou  recueil  de  pieces  arabes.  2de 
partie.  XXXVI.  Ifi8.  152  pp.  Alger  (1881?).  —  Vgl.  die  lere  partie  B.  O., 
IV,  No.  771. 

60)  L.  Machuel,  Methode  pour  l'etude  de  l'arabe  parle  (Idiome  Algerien). 
3.  ed.     Alger  1880. 

61)  J.  Goldziher.  Zur  Literaturgeschichte  des  chata'  al-'ainmä.  Z.  D.  M.  G. 
XXXV,  p.    147—152. 


124  Hommel,  Arabien  und  der  Islam. 

Inhalts  hat  uns  Houtsma  das  an  Dichterstellen  reiche  Kitäb  al- 
addüd  62)  lbn  al-  Anbäri's  in  einer  vorzüglichen  Ausgabe  ge- 
schenkt, und  damit  auch  für  das  Studium  der  alten  Poesie  eine 
wichtige  Quelle  erschlossen.  Von  Lane's  Wörterbuch 63)  ist  der 
Theil    des    Buchstabens    ,  ♦,    erschienen ,    der    die    Wörter ,    welche 

mit  den  Buchstaben  |  bis  Jj  incl.  schliessen,  umfasst;  mit  gleicher 
Einschränkung  werden  leider  auch  die  Buchstaben  a£  bis  Schluss 
erscheinen,  da  Lane  von  "•)  an  die  mit  ?  bis  c_5  schliessenden  Wörter 
nicht  mehr  ausgearbeitet  hinterliess  —  ein  unersetzlicher  Verlust 
für  die  Wissenschaft,  in  Folge  dessen  das  unerreichbare  Werk  wohl 
stets  ein  Torso  bleiben  muss ,  da  sein  Neffe,  Stanley  Lane-Poole, 
auch  mit  den  noch  unverarbeiteten  Materiahen  des  Verewigten, 
wohl  kaum  je  das  Fehlende  in  der  Weise  wird  ergänzen  können, 
wie  es  sein  Onkel  gethan  hätte.  Das  ist  kein  Vorwurf,  denn  wer, 
ausser  etwa  der  greise  Fleischer,  könnte  es  Lane  gleich thun?  und 
es  sei  hier  dem  Herausgeber,  der  wahrlich  keine  kleine  Aufgabe 
damit  unternommen ,  wärmster  Dank  ausgesprochen  für  die  Pietät, 
mit  der  er  das  noch  vorhandene  den  Fachgenossen  mitzutheilen 
begonnen.  Zu  dem  nun  in  seiner  Vollendung  die  Zahl  1881  tragenden 
grossartigen  Wörterbuche  Dozt/s  fii)  hat  Fleischer  in  französischer 
Sprache  (aber  mit  deutscher  Einleitung)  aus  dem  reichen  Schatz  seines 
Wissens  Berichtigungen''5)  begoimen,  welche  da,  wo  ich  dies  schreibe 
(1884),  bereits  bis  ?  gediehen  sind ;  von  ;  an  (1882)  ist  jedoch  die 
französische  Einkleidung  wieder  aufgegeben.  Eine  Art  Pendant  zu 
Gasselin'a  franz.-  arabischem  Wörterbuch 66) ,  von  welchem  wieder 
eine  Anzahl  Lieferungen  erschien ,  ist  Badcjer's  englisch-arabisches 
Lexicon67),  eine  fieissige  und  sorgfältige  Arbeit,  die  ich  leider  aus 


62)  Kitäbo-'l-adhdäd  sive  liber  de  vocabulis  arabicis  quae  plures  habent 
signiticationcs  inter  se  oppositas  auctore  Abu  Bekr  ibno-l-Anbäri.  Ex  unico 
cpii  superest  codice  Lugdunensi  edidit  atque  indicibus  instruxit  M,  Th.  Houtsma. 
Lugd.  Bat.  1881.  VIII.  liv  pp.  8.  Fl.  4.20.  —  Vgl.  Th.  Nöldeke  L.  C.  1881, 
p.   1544  ff  ;  DLZ.   1881,  p.   1959  f. 

63)  Lands  Arabic  -  English  Lexicon.  Edited  by  Stanley  Lane-Poole. 
Vol.  VII,  fasc.   1.     Lond.    1881.     Gross   4.     (II  pp.  und  p.   2477—2580).      6  sh. 

64)  Siehe  den  Bericht  über   1880,  p.   162,  No.   66. 

65)  H.  L.  Fleischer,  Studien  über   Dozy's  Supplement  aux   dictionnaires 

arabes,  Erstes  Stück  (  .bl    bis    i_a&3)  ,   Ber.   der   ph.-hist.  Cl.  der  Kgl.  Sachs. 
Ges.  d.  Wiss.   1881   (23.  April),  p.   1  —  42. 

66)  Siehe  den  Bericht  für  1880,  S.  163,  No.  67  (danach  1880  fasc.  I— VII, 
während  B .  O.  für  1881   II -XII  und  für  1882   XIII— XV  angibt);   nicht  gesehen. 

67)  An  English- Arabic  Lexicon,  in  which  the  Equivalents  for  English 
Words  and  Idiomatic  Sei  tences  aro  rendered  into  Literary  and  Colloquial  Arabic. 
By  George  Percy  Badger.  Lond.  1881.  XII.  1244  pp.  4.  189  sh.  — 
Vgl.    W.  Roberts.  Smith  Ac.  XX,  p.  297. 


Honimel,  Arabien  und  der  Islam.  125 

Zeitmangel  bis  jetzt  nicht  eingehender  prüfen  konnte.  In  allen 
derartigen  Werken  sollten  die  verschiedenen  Sprachperioden  viel 
genauer  unterschieden  sein,  was  man  freilich  nicht  verlangen  kann, 
solange  wir  kein  arabisch-europäisches  Lexicon,  das  sprachgeschicht- 
lich geordnet  und  mit  Belegstellen  versehen  ist,  besitzen;  das  ist 
auch  der  Grund,  warum  ich  derartige  Werke  sämmtüch  für  ver- 
früht ansehe.  Möglich  ist,  dass  bei  einer  Vergleichung  Badger's 
Werk,  was  Genauigkeit  und  Kenntniss  des  altern  arabisch  anlangt, 
vor  dem  Gasselin's  stehen  könne ;  doch  sei  das ,  da  ich  Gasselin 
nur  aus  dem  Bericht  für  1880  kenne,  mit  allem  Vorbehalt  aus- 
gesprochen. Jedenfalls  aber  ist  Badger's  Werk  in  vorzüglichem 
Masse  geeignet,  ein  gutes  Hilfsmittel  bei  Abfassung  des  jetzt  üblichen 
geschriebenen  arabisch,  was  ja  weit  mehr  der  älteren  als  der  jetzt  ge- 
sprochenen Sprache  gleicht,  abzugeben.  Für  1880  ist  nachzutragen 
ein  kleines  franz. -türkisch-ital.- arabisches  Handlexicon  68),  mir  leider 
nur  dem  Titel  nach  bekannt.  Von  dem  arab. -türkischen  Wörter- 
buch des  Ahteri 69)  scheint  wieder  eine  neue  Ausgabe  heraus- 
gekommen zu  sein  (wofern  nämlich  1298  bei  Huart  nicht  etwa 
Druckfehler  ist  statt  1296).  Das  kurze  technische  Lexicon  Arbai 
'Andsir  („the  four  elements")  ist  schon  in  Ethe's  Bericht  Neu- 
iran aufgeführt  worden  70).  Mit  einer  Art  Specialwörterbuch  zum 
Kor'än71)  hat  Dieterici,  da  das  Dictionary  von  Penrice  bei  uns 
schon  wegen  seines  Preises  wenig  gebraucht  ist,  eine  Lücke  aus- 
gefüllt; doch  fehlt  immer  noch  ein  solches,  wo  die  Wörter  des 
Kor'än  nicht  nur  nebenher  und  ohne  Belegstellen  mit  aufgeführt 
sind,  wie  es  leider  hier  der  Fall  ist. 

Ueber  Metrik  ist  mir  nichts  bekannt  geworden;  ins  Gebiet 
der  Rhetorik  gehören  zwei  orientalische  Drucke,  einer  von  Mah- 
mud el- Haiabi  72)  und  der  andere  von  Ihn  el-Atjr13). 

Eine    interessante    Seite    der    vorislamischen    Religion 


68)  Petit  dictionnaire  fran^ais-turc-italien-arabe.  Public,  des  PP.  Fraucis- 
cains  de  Jerusalem.     Jerus.   1880.      600  pp.     8.      20  fcs. 

69)  (C.X^»I  „Akhteri",  dictionnaire  arabe  explique  en  turc;  nouvelle 
edition  ,  en  petits  caracteres.  35  fascicules.  Const.  (Imprim.  nationale)  1298. 
—  Vgl.  Huart,  J.  A.  VII,  19,  201  (No.  182)  und  zur  Ausg.  von  1296  den  Bericht 
für   1879,  p.   145,  No.  54. 

70)  Vgl.  diesen  Bericht  p.   113,  No.   43. 

71)  F¥.  Dieterici,  Arabisch-deutsches  Handwörterbuch  zum  Koran  und 
Thier  und  Mensch.  Leipz.  1881.  IV.  180  pp.  8.  Mk.  5.50.  —  Vgl.  S.  Fränkel 
DLZ.   1882,  p.   533;  LC.   1881,  p.  1321;  Ath.  1883  (Jan.),  p/,15;  Ac.  XX,   109. 

72)  Mahmud  ihn  Suleymän  el-Halabi,  Husn  et-tawassul  fi  sanä'at  et- 
tarassul.     Cairo   1298.     Fl.  2.  —   Vgl.  Brill,  Catal.  No.   13. 

73)  Dijn  ed-din  Abu  'l-fath  Nasralläh  Ihn  Mohammed  genannt  Ihn 
el-Atir,  kitäb  el-wasj  el  marküm  fi  hall  el-manzüm.  Beirut  1298.  112  pp. 
und  2  pp.  Nachwort.  8.  —  Vgl.  Hartmann  in  Kuhns  L.  0.  Ph.  1884, 
p.  234,  No.   17. 


126  Hummel,  Arabien  und  der  Islam. 

Avird  vou  Schrameier 74)  behandelt ,  nemlich  die  abergläubischen 
Vorstellungen,  die  die  alten  Araber  vom  Schicksal  hatten,  und 
woraus  sich  dann  im  Islam  der  einen  Hauptbestandtheil  der  muhamme- 
danischen  Weltanschauung  bildende  Fatalismus  entwickelte;  leider 
ist  mir  die  betreffende  Dissertation  nur  vom  Hörensagen  bekannt. 
Freih.  von  Kremer  gibt  in  seiner  Abhandlung  über  Labid  75)  einen 
beachtenswerten  Excurs  über  den  Gebrauch  des  Wortes  Allah  in 
vorislamischen  Gedichten,  und  zwar  an  nicht  erst  nachträglich  mu- 
hammedanisch  abgeänderten  Stellen. 

Vom  Kor'än  sind  mehrere  Ausgaben  erschienen,  nemlich  eine 
neue  Aullage  der  Ausgabe  Flügels16),  eine  Reproduction  einer 
1094  d.  Fl.  geschriebenen  Koränhandschrift  in  Phototypographie  77), 
welche  wegen  ihrer  prächtigen  orientalischen  Ausstattung  und  eines 
handlichen  Formates  wegen  auf's  wärmste  zu  empfehlen  ist,  und 
einige  indische  Drucke  78_S1).  Zu  letztern  kommen  noch  zwei,  die 
neben  dem  arabischen  Originaltext  eine  Hindostaniübersetzung8'2-83), 
einer ,    der   daneben    eine    taniulische    hat 84).     Von   Uebersetzungen 


74)  W.  L.  Sehrameier,  Ueber  den  Fatalismus  der  vorislaiiiischen  Araber. 
1.  Einleitung.     Bonn   (Georgi)   1881.     50  pp.      8. 

75)  Siehe  diesen  Bericht  weiter  unten  bei  der  Poesie  (in  seiner  Abhandl. 
p.    13   =  565  bis  p.  25  =  577). 

76)  Corani  textus  arabicus,  ad  fidem  librorum  manu  seriptorum  et  ini- 
pressorum  et  ad  praecipuorura  interpretum  lectiones  et  auctoritatem  rec.  indi- 
eesque  triginta  sectionum  et  suratarum  addidit  Gust.  Fluegel.  Ed.  stereot. 
C.  Tauchnitzii  tertiuin  emendata.  Nova  lmpressio.  Lips. ,  Bredt  1881.  4. 
X.   341    S.     Mk.  20.—. 

77)  Der  Koran  nach  dem  Arabischen  Original- Manuscripte  von  Ali  Alikali 
geschrieben  von  Hafiz  Osman  (im  Jahre  1094  der  Hedschra).  Phototypo- 
graphische Reproduction,  D.  Fruwirth's  Kunstverlag  (London).  München  1881. 
Commissions-Verlag  der  G.  Franz'schen  Buch-  und  Kunsthandlung  (J.  Both). 
438  Bl.  (also   876   S.).      8.     30  Mk. 

78)  Kurän-i-Sharif.  The  Holy  K.  Munshi  Nawal  Kishor,  editor.  3.  edition. 
Cawnpore   1881.     482   S.     8.     (lithogr.).      10a. 

79)  Quran  Sharif.  Ludhiana,  Gul-i-Muhammadi  Press  (schon  1880  ersch.) 
236   S.     8.     (lithogr.)     2K. 

80)  ditto,  Delhi,  Murtazawi  Press  (ebenfalls  schon  1880).  544  S.  8. 
(lithogr.)     1  R.,  4a. 

81)  Quran  sharif.  Ludhiana,  Gul-i-Muhammadi  Press.  1881.  488  S.  8. 
(lithogr.)   2   R. 

82)  Kuran-i-Sharff  (Arab.  and  UrduV  Maulavi  Rafi'-ud-din,  translator  and 
Maul.  Abd-ul-Kadir ,  annotator.  8.  edition.  Cawnpore  1881  (Munshi  Nawal 
Kishor).     K62   S.     8.     (lith.)     1  R.,  6  a. 

s.!)  Kuran-i-Majid  mutarjam.  The  Holy  Kurän  translated.  Arabic  and 
Urdu.  (Ahmad  Khan  Sufi,  editor).  Agra,  1881  Mufid-i-Am  Press.  548  S.,  4. 
(lith.).      7    R. 

84)  Fatuhäte  Rahamauiyah  or  the  Victories  of  God,  or  an  Explanation 
of  the  Alcoran  (Arabic  and  Tamil).  Bombay,  Huseni  and  Safdari  Press,  1881. 
204  S.  4.  (lith.)  2  R.,  8  a.  [Only  the  first  ten  chapters  of  the  Kurän  with 
their  trauslation  into  the  Tamil]. 


Hammel,  Arabien  und  der  Islam.  127 

erschienen  aussei-  den  genannten  die  deutsche  Ullmann's  in  neuer 
Auflage b5) .  die  leider  so  lang  immer  wieder  frisch  aufgelegt  wird, 
bis  endlieh  einmal  einer  sich  drüber  macht  und  eine  wissenschaft- 
lich brauchbare  deutsche  Uebertragung  derselben  entgegensetzt,  und 
zwei  Bengalische  86).  Ueber  Tabaris  grossen  Korancommentar  hat 
uns  der  unvergessliche  Loth  als  Frucht  seiner  letzten  (in  Kairo 
gemachten)  Studien  ausführliche  Notizen  gegeben 87) ;  hervorzuheben 
sind  die  Excerpte  über  die  sogenannten  Monogramme,  die  zu  An- 
fang von  29  Suren  stehen  (S.  603 — 609),  die  Textproben  (nebst 
Uebers.  und  Bemerkungen)  S.  610—624,  behandelnd  die  „Leute  der 
Grube"  (85.  Sure)  und  „das  Volk  Ad",  und  der  werthvolle  Excurs 
über  die  Namen  'Ad  (nach  Loth  dialektische  Umlautung  von  Ijäd) 
und  Irarn  (=  Aram)  S.  626 — 628.  Eine  Koranconcordanz  ist  in 
Batavia  erschienen 8b).  Einen  populären  Artikel  über  den  Koran 
(Besprechung  von  Palmer's  und  ModwelPs  Koranübersetzung,  Lerne 's 
Selections  from  the  Kurän  etc.)  brachte  eine  englische  Monats- 
schrift sy).  Ein  französischer  ähnlichen  Inhalts  von  Saint  Ullaire 
wurde  gar  in  zwei  Journalen  abgedruckt !'°). 

Was  die  Theologie  anlangt,  so  ist  zu  verzeichnen  ein  in  Cairo 
gedrucktes  dogmatisches  Werk y  l) ,  während  bei  einem  andern  in 
Constantinopel  erschienenen  aus  dem  Titel  allein  nicht  hervorgeht, 
ob    es    arabisch  oder  türkisch  abgefasst  ist9'2).     Samarkandi's  Cate- 


85)  Der  Koran.  Aus  dem  Arabischen  wortgetreu  neu  übersetzt  und  mit 
erläuternden  Anmerkungen  versehen  von  L.  Ulimann.  8.  Aufl.  Bielef.  und 
Leipz.    1881   (nicht    1882).     Klein  8.     VIII.  550  S.     Mk.   2. 

8G)  Koran  Sharif.  The  Koran,  part  I  (Bengali).  Translated  by  Gyrish 
Chandra  Sen.  Sherpur  1881.  28  S.  in  8.  4  a.  [a  new  Bengali  translation, 
complete  in   12   parts;  part  II   1882].—  Vgl.  Acad.  XXI,  p.  265  (15.  April  1882). 

87)  TabarFs  Kommentar.  Von  O.  Loth.  Zeitschr.  d.  D.  M.  G.  XXXV 
(1881),  S.  588—628. 

88)  J.  L.  Martens,  Concordantie  op  den  Koraan,  naar  de  vertaling  van 
L.  J.  A.  Tollem  Batavia  (W.  Bruining  &  Co.)  1881.  4.  —  Den  Nachweis 
der  Nummern  78 — 84,  86  und  88  verdanke  ich  der  Liebenswürdigkeit  Dr. 
KlaWs. 

89)  The  Koran.  Edinb.  Review,  No.  316,  und  zwar  p.  356 — 397  von 
Bd.   154   (Juli  —  Oct.   1881). 

90)  Rosseeuw  Saint- Hilaire,  Mahomet  et  le  Koran:  Seances  et  travaux 
de  l'acad.  des  sciences  morales  et  polit,  avril  1881  (N.  S.,  XV)  p.  539 — 64  = 
Revue  ehret.,  28  (N.  S-,   7),  p.   265—286  (Mai  1881). 

91)  -JLajS^I  &jw&Ic>  Hashiat  al  Khiyali,  the  commentary  of  El  Khiyali 
on  the  Sharh  ut  Taftazani  on  the  Akai'd  an  nefsiyeh  [sie,  lies  Nefesiyeh?].  In 
Arabic.  8.,  60  und,  180  p.  Cairo  1298  (1880).  10  sh.,  6  d.  —  Vgl.  Tr.  R, 
1881,    p.   101    (und  Flügel,  Wien.  Handschr.,  III,  S.   92). 

92)  *U^I    i^>l_£-Ä_J    (»^Lw^S!  ^NJ./iXj   Exposition    detaillee  de  l'islamisme, 

&  l'usage  des  gens  intelligents  par  'Abd  ur-Rahman  Lämi-efendi,  de  Suleimä- 
niyeh.  Constantinople  1297.  (Refutation  des  attaques  dirigees  contre  la  religion 
musulmane,  a  cause  de  sa  pretendue  incompatibilite  avec  la  civilisation  mo- 
derne etc.).  —  ClHuart,  Bibl.  Ottom.,  J.As.  VU,  19,  p.  169  (Theologie,  no.  4). 


128  Hommel,  Arabien  und  der  Islam. 

chismus  wurde  von  Juynboll  herausgegeben  93)  und  aufs  neue  be- 
sprochen y4).  Ueber  die  muslimischen  Heiligen  Algeriens  hat  Tru- 
melet  ein  umfangreiches  Werk  begonnen1' ').  Noch  für's  Jahr  1880 
nachzutragen  ist  die  interessante  Polemik  des  'Abdallah  ihn  Isma'il 
al-Häsehimi  und  des  berühmten  Philosophen  al-Kindi  (lebte  noch 
c.  250  d.  Fl.),  welche  W.  Mvir  herausgegeben  hat90).  Dieselbe 
lässt  uns  al-Kindi  in  einem  ganz  neuen  Licht  erscheinen,  nämlich 
als  Christen,  womit  eine  bisher  nicht  beachtete  Notiz  bei  Biruni 
(transl.  by  Sachau,  p.  187)  stimmt.  Ueber  die  Lehre  von  der  Me- 
tempsychosis  und  Incarnation  bei  verschiedenen  muhammedaniscben 
Secten  hat  Reliatsek  gehandelt97);  derselbe  schrieb  auch  über 
die  Wahabiten  ,Jb),  während  über  die  Sufis  ein  Aufsatz  in  der  Times 
erschienen  ist,  der  hier  wenigstens  notirt  werden  soll  "). 

Die  Tradition  ist  diesmal  durch  eine  hervorragende  Publi- 
cation  vertreten,  nämlich  Jong's  schon  1864  (S.  1 — 200)  begonnene, 
nun  aber  vollendete  Ausgabe  von  Dahabi's  (673—748  d.  Fl.)  al- 
Mustabih  l0°) ;  dies  Werk  enthält  die  Namen  der  bedeutendsten 
Ueberlieferer  in  alphabetischer  Folge  und  ist  als  solches  ein  un- 
entbehrliches Nachschlagebueh.    Von  Bulaker  Drucken  qehören  liieher 


93)  Een  Moslimsche  Catechismus  in  het  Arabisch  met  eene  Javaansche 
interlineaire  vertaling  in  Pegonschrift  uitgegeven  en  in  het  Nederlandsch  ver- 
taald  door  A  W  T.  Juynboll:  BTLVNJ.  Volgr.  4,  Deel,  5,  p.  215—31 
(stuk  2),  1881. 

94)  SamarkandVs  Catechismus  opnieuw  besproken  door  A.  W.  T.  Juyn- 
boll:   BTLVNJ. ,  Volgr.   4,  Deel  5,    p.   267—84   (stuk  3),    1881. 

95)  C.  Irumelet,  Les  saints  de  l'Islam,  legendes  hagiologiques  de  croy- 
ances  algeriennes  (I.)  Les  saints  du  Teil.  Paris  1881.  12.  LXIX.  442  S. 
(Eine  zweite  Abth.  „les  saints  du  Sahra"  ist  angekündigt).  —  Die  No.  93 — 95 
verdanke  ich  ebenfalls  Dr.   Klatt. 

96)  ..-j   &*km+-*j\   Aa£     -j|     _*-&l£j|    J,A*4-/v.i    ,-j.J    mJ\    cXaC   XJLw. 

ÄjJt^aJÜi     Ji    8j.CuX.j3,    >^Jlc   LgJ   O.J     -♦^Lg.Jl .      [Lond.]  Iaa.  ,   8.,    ill    S. 

Vgl.  dazu  W.  Muir,  JRAS.  XIV  (1882),    p.   108  („The  Apology  of  Al-Kindy"). 

97)  E.  Reliatsek,  The  doctrines  of  Metempsychosis  and  Incarnation  among 
nine  heretic  Muhammedan  Sects:  JBBRAS.,   14,  No.  38. 

98)  K.  Reliatsek,  The  history  of  the  Wahhabys  in  Arabia  and  in  India: 
JBBltAS.,   14,  No.  38  (leider  nicht  gesehen). 

99)  The  Sufis:    Times,  Aug.  20,   1881. 

100)  Al-Moschtabih,  auctore  Schamso  'd-din  Abu  Abdallah  Mohammed  ibn 
Ahmed  ad-Dhahabi.  E.  codd.  Mss.  editus  a  Dr.  P.  de  Jong.  Leiden  1881 
(Brill).  XII.  612  S.  in  8.  9  fl.  —  Cf.  L.  CB1.  1881,  p.  937  {Sigm.  Fränkel); 
DLZ.   1881,  S.    1472  f.  (E.). 


Hammel,  Arabien  und  der  Islam.  129 

vier  Werke  über  die  Sunna  101—104)  un(j  je  eui  Commentar  über  Bu- 
chäri1"5)  und  Muslim l0li),  zusammen  die  sechs  berühmtesten  Traditions- 
sammlungen.  1  ha'labi's,  Prophetenlegenden  (wovon  Flügel  in  seinem 
Wiener  Handscbriftencatalog  II,  370.  III,  27  und  452  drei  persische 
Bearbeitungen  anführt)  sind  ebenfalls  in  Cairo  gedruckt  worden  107). 
In  der  Rechtsliteratur  sind  zwei  arabische  Originaltexte, 
in  Indien 108—loy),  ein  ebensolcher  in  Damascus  gedruckt110)  und 
zwei  in  Constantinopel  und  Beirut  erschienene  arabische  Ueber- 
setzungen    aus    dem    türkischen lu_112)    zu   verzeichnen.     Von    zu- 


101)  'Ali  Ihn  Slemän  el-Bagma'wi  ed-Dimyati  (grand  savant  encore 
vivant)  ^cJs-Äi^JS  oyi  <c»i  .  Caire  1208.  (Leide,  Brill,  fl.  5.25).  „C'est  le 
commentaire  philologique  et  exegetique  sur  le  <./>w.>-  d'el-Tirmidi ,  un  des  G 
livres  de  la  Surina". 

102)  Derselbe:       -xX^wJi       ±c      „jJl      J>\    ^J.c       Caire  1299   (Leide, 

v_?  •     •  t_f         er->        i    ) 

Brill,  fl.   5.25).     „Comm.  sur  le  Sahih  d'el-Nasa'i,  un  des  sis  livres". 

-  y 

103)  Derselbe:    0,|j      -j|    ,.YÄ*«      Jl    J>».*xiit    SÜ5--X   oL_>,0.     Caire 

1298  (Brill,    fl.  5.25).     „Comm.    sur   un    abrege    du    comm.    d'el-Suyüti    sur   les 
sunan  d'Abu  Dä'ud". 

104)  Derselbe:    &*>Lo   ,.~i|  ,-y*-w     <J^    &.•>!-:>»  ;Ji    -X+*aA  jj-i .     Caire 

1299  (Brill,  fl.   5.25).     „Comm.  sur  les  sunan  d'ibn  Maja". 

105)  Derselbe:  ^ÄjjJ!  _►  . .  Caire  1298  (Brill,  fl.  5.25).  „Commen- 
taire sur  el-Bukhäri". 

IOC)  Derselbe:  _L^ri  ^i    JL*»A  f**^  ^J-£-  -I*-fcXJl    .^5.      Caire 

1298    (Leide,    Brill    fl.   5.25).    —    Die  No.   101—106  =  240—245    von  Brill's 
Catal.  III  S.  41  f. 

£  -   y 

107)  Et-Ta'laM:    ^j^Jjjtib   ^.^.J!    pLa-»_&SI   ^axaS .     Caire  1297 

(Brill  fl.   4)  Brill's  Catal.  III.    No.   298  (auf  S.  54). 

108)  Sharh-i-WaqtVi  jild  säni  (A  eomprehensive  comm.  on  the  Waqa'i, 
a  Standard  work  on  the  Muhammadan  law,  vol.  II)  Arabic.  Delhi  (Hindu  Press) 
1880.     340  pp.     4.     2  K. 

109)  Qudüri  (arabic)  ed.  by  Abul  Hasan.  Lahore  (Muhammadi  Press) 
1880.     154  S.     5  a.     „A  Standard  work  on  Muh.  law". 

110)  Mahmud  Hamze,  Kitäb  el  ferä'id  el  behije  fil  kawä'id  el  fikhije. 
Damascus  (Druck  von  Habib  Chälid)  1298.  8.  380  S.  —  Cf.  Hartmann 
L.-Bl.  f.  O.  Ph.  I,  p.  242. 

111)  x-JjusJt    »ÜCp-^li  \k>\*   v JuXä"    „Medjille  ou  Code  civil  ottoman" 

trad.    en    arabe.     Ouvrage    autorise    et  approuve  par  le   Cheikh  ul-Islam.     Im- 
primerie  du  Djeväib,   1297.  —  Cf.  J.  AS.  VII,   19,  p.   174  (No.  25). 

112)  j.jLt,?M  J-|iCpJi  ...  «iÜS  _  J»i  „Commentaire  du  code  penal  otto- 
man". traduit  en  arabe  par  Elias  Matar.  Beyrouth  1298.—  Cf.  J.As.  VII,  19, 
p.   173  (No.  18). 


130  Hornmcl,  Arabien  und  der  Islam. 

samrnenhängenden  europäischen  Darstellungen  des  muhammedanischen 
Rechtes  sind  zu  erwähnen  ein  Werk  Macnacjhten's  ll3),  eine  kleine 
Schrift  P.  K.  Seris11*)  und  ein  Artikel  Baillie's ll5),  und  aus 
dem  Gebiet  der  Politik  eine  neue  Ausgabe  von  Mawerdt's  durch 
Enger  bei  uns  bekanntem  Buche  UG). 

In's  Gebiet  der  Philosophie  faüen  mehrere  im  Orient  ge- 
druckte Textausgaben  1 1 7~ 1  x  9) ;  das  „Buch  der  Glückseligkeit"  (vgl. 
Jahresber.  1880,  S.  52,  No.  70)  soll,  wenn  die  Notiz  in  der  Bibl. 
Or.  richtig  ist,  auch  in  arabischer  Gestalt  von  Fagnan  heraus- 
gegeben worden  sein120),  doch  scheint  mir  hier  ein  Irrthum,  und 
in  Wirklichkeit  nur  der  Sep. -Abdruck  des  persischen  Textes  aus 
der  Zeitschr.  d.  DMG.  vorzuliegen.  Ueber  drei  Abhandlungen  Ihn 
Sina's  über  die  Seele  hat  Mehren  kurz  gehandelt121),  und  über 
die  Nachwirkungen  des  Averroismus  in  der  abendländischen  Philo- 
sophie   Werner1'2'2).      Zur   Polemik    gehört    ein    von    Hartmann 


113)  Macnaghten,s  Principles  of  Mahomedan  Law.  Edited  by  P.  C.  Sen. 
Calcutta   1881.     8.     300   p.     4   R. 

114)  Pramnna  Kumär  Sen,  A  summary  of  Muhammadan  Law.  Calcutta 
1881.     8.     58   p.     8  A. 

115)  On  the  Duty  which  Mohammedans  in  British  India  owe,  on  the 
Principles  of  their  own  Law,  to  the  Government  of  the  Country.  By  N.  ß.  F. 
Baillie:  JRAS.,  N.  S.,  13,  art.  XVII,  p.  429—436  und  Supplement,  art.  XXV, 
p.  577— 583.  —  Die  No.  108.  109.   113—115  verdanke  ich  der  Güte  Dr.  KlaWs. 

116)  Fl-Maicardi,  el-Ahkäm  es-Sultaniye  [Constitutiones  politicae].  Caire 
1298.     Fl.  4.25   (Brill,  No.   84). 

117)  NasraUak-efendi  ('Abdallah  Dalläl)  d'Alep,  .\».*s\  ,j,  /  ö-öiAXJl  .1*3! 
/  iÄÄ^VÄiS  „Les  fruits  de  l'examen  attentif  des  bases  de  la  connaissance  cor- 
taine".     Beyr.   1881.   —  Cf.  J.  As.   VII,   19,  p.    169. 

118)  Abu  '1-Hasan  Saläm  J. 'Abd  Allah  el-Bäbili  el-Isbili    JLs-lXJI   UjLä^ 

•^Li>^i    fj&'s    (j^äiii    V-Jbl    £     V^Lc^.     Caire    1298.     Fl.   2.74.  - 
Cf.  Brill.  No.    184. 

119)  Abu,    'Ali   Ahmed   ibn    Mohammed    ihn    Maslcoicey    _•  ,;'A-  8  " 
iyl!>^l|  .      Caire   1298.     Fl.  3.  —  Cf.  Brill,  No.   85. 

120)  Ed.  Fagnan,  Le  livre  de  la  fclicite  par  Ndgir  ed-Din  ben  Khosroü . 
Texte  arabe  et  traduction.     Paris  1881.     Fcs.  2.50. 

121)  Tre  Afhandlinger  af  Avicenna  om  Sjaelen,  beskrevue  af  A.  F. 
Mehren:    Overs.  ov.  d.  K.  Danske  Vidensk.  Sels.  Forh.   1881,  No.   2  (Febr.— 

Mai),  p.  105—119,  nämlich  über  Kjj.iäPbSS  *JL« . ,  Ol**]^  ItXx+it  *JL*. 
und  (j^äÄÜ  ,t  KJLw..  — Vgl.  dazu  Mehren's  1882  erschienenes  „La  Philos. 
d'Avicenna  exposee  d' apres  des  documents  inedits" ,  Museon  I,  389 — 409  und 
506—522. 

122)  Der  Avorroismus  in  der  christlich- peripatetischen  Psychologie  des 
späteren  Mittelalters.  Von  Karl  Werner.  Sitz.-B.  d.  Wien.  Akad. ,  Ph.-II. 
Classe,  Bd.   98.(1881),  S.    175—320. 


Hammel,   Arabien  and  der  Islam.  131 

erwähnter  Tractat  des  Hasan  Baihum123);  schon  bei  der  Theo- 
logie wurde  erwähnt  die  Streitschrift  al-Bäschimi's  nebst  der  Ant- 
wort al-Kmdi's1**). 

Zur  Kenntniss  der  arabischen  Mathematik  hat  Klamroth 
einen  höchst  dankenswerthen  Beitrag  geliefert125).  Sonst  ist  hier 
nur  noch  die  arabische  in  Beirut  gedruckte  Uebersetzung  einer 
türkischen  vergleichenden  Zusammenstellung  der  wichtigsten  Zeit- 
rechnungen zu  erwähnen  12G).  Die  Bearbeitung  und  Uebersetzung  der 
materia  medica  des  Ihn  el-Baithar ,  welche  Ledere  unternommen, 
ist  um  einen  grossen  Theil  in  dem  Berichtjahre  vorgeschritten  127) 
und  bildet  einen  interessanten  Beitrag  zur  Geschichte  der  Natur- 
wissenschaften und  Medizin  bei  den  Arabern.  Löw's  vor- 
treffliches Werk  über  aramäische  Planzennamen 12s)  enthält  auch 
eine  Menge  Beiträge  für  das  arabische  Lexicon,  wobei  die  Unüber- 
sichtlichkeit der  Anlage  und  Form  durch  die  guten  Indices  reichlich 
aufgewogen  wird ;  es  wäre  nun  zu  wünschen ,  dass  als  Ergänzung 
dazu  (denn  die  richtige  Bestimmung  vieler  arabischer  Pflanzen- 
namen, in  denen  eine  Menge  aramäischer  Lehnwörter  sind,  ist  doch 
nur  eine  Seite)  eine  Uebersicht  des  in  der  vorislamischen  Poesie 
vorkommenden  hiehergehörigen  Materiales  von  einem  Arabisten  unter- 
nommen würde.  Die  hübsche  und  lehrreiche  Monographie  Fischers 
über  die  Dattelpalme129)  ist  auch  für  Arabisten  höchst  beachtens-. 
werth.  Von  medicinischer  Literatur  ist  ausser  Ibn  Baithar  nur 
noch  zu  nennen  Isa-bey  Hamdi's  in  Cairo  gedrucktes  Handbuch  l30), 
über  dessen  Inhalt  und  Anlage  mir  näheres  nicht  bekannt  ist. 


123)  Hanau  Baihum,  ennedir  lilbeschir.  Beirut  1298.  8.  12  p.  — 
Cf.   L.  Bl.  f.   O.  Ph.,  I,  241. 

124)  Siehe  oben  S.   128,  No.   96. 

125)  Ueber  den  arabischen  Euklid.  Von  Dr.  Klamroth:  ZDMG  XXXV, 
S.  270—326. 

126)  .Lj^l  *->%£>'  „Catalogue  des  periodes".  Concordance  des  calendriers, 
traduite  du  turc  de  l'ouvrage  de  S.  E.  Djevdetpacha ,  par  le  docteur  Elias- 
ifendi  Matar.     Beyrouth  1298.  —  Cf.  J.  As.  VII,   19,  p.   193. 

127)  Ibn   el  Baithar,    Traite    des    Simples.     Ed.  L.  Ledere.     Tome  II. 

(No.  733     _*.Ü!    /  äji:>    bis    No.    1617    lA-x-c).      489   S.    in    4.      Paris    1881; 

Not  et  Extr.  des  Mss.  de  la  Bibl.  Nationale,  tome  XXV,  lere  partie.  (Vgl.  über 
Ibn  el-Baitär's  Werk  R.  Dozy,  ZDMG.  XXIII,  1869,  S.  183— 200).  —  Unterdess 
ist  der  Sehluss  (bis  No.   2324  in  tome  XXVI,   1,  Paris   1883)  erschienen. 

128)  Vgl.  diesen  Jahresbericht,  S.   15,   No.  20. 

129)  77t.  Fischer,  Die  Dattelpalme,  ihre  geographische  Verbreitung  und 
eulturhistorische  Bedeutung:  Ergänzungsh.  No.  64  zu  Petermann  s  Mitth.,  Gotha 
1881.  —  Cf.  Nöldehe  GGA.    1881,   1222—33-,  M.   W.   in  CB1.   1881,  S.   1021. 

130)  -äUJfj  ^-blJi  ^LJi  ;tfiä«  j  'iX^wJ!  X-x-2  „Don  fait 
a  celui  qui  a  besoin  d'un  abrege  de  medecine  et  de  therapeutique"  par  le 
Dr.  Isa-bey  Hamdi.  En  arahe.  De  Caire,  1298.  2  vols.  de  300  p.  chaeun. 
—   Cf.  J.  As.   VII.   19,   p.   201. 

Jahresbericht   lb8l.  10 


132  Hommel,  Arabien   und  der  Islam. 

Während  im  vorigen  Berichtjahr  die  Geographie  gänzlich 
ausfallen  niusste,  sind  diesmal  neun  Nummern  zu  verzeichnen.  Sehr 
dankenswertk  ist  Socins  Verzeichniss  arabischer  Ortsbenennungen131) 
und  gewiss  auch  manchem  Arabisten  zum  Nachschlagen  nicht  un- 
willkommen; Himly's  Aufsatz  132)  gehört  wenigstens  insofern  hieher, 
als  türkische  Ortsnamen  ja  auch  in  muslimischen  Werken,  welche 
arabisch  abgefasst  sind  und  die  spätere  Entwicklung  der  islamischen 
Reiche  betreffen,  begegnen.  Eine  wahrscheinlich  nach  europäischem 
Muster  abgefasste  allgemeine  Statistik  ist  in  Constantinopel  er- 
schienen 133).  Ueber  die  mittelalterlichen  arabischen  Geographen  im 
allgemeinen  handelt  ein  Artikel  Oherbonneau's  134),  während  speciell 
über  Ihn  Batüta  kurz  Yule  135),  über  Edrisi  (und  zwar  über  seine 
Geographie  Spaniens)  ISaavedra  geschrieben136).  Mit  letzterer  Arbeit 
berührt  sich  inhaltlich  auch  ein  Werk  Fommier's ,  dessen  erster 
Theil  bis  jetzt  vorliegt 137),  und  Ihn  Sa'id's  (geb.  1214  in  Granada, 
t  1274  in  Tunis)  geographische  Schilderung  Italiens  hat  uns  der 
Altmeister  Aman'  in  Text  und  Uebersetzung  zugänglich  gemacht138). 
Zur  Palästinakunde  endlich  gab  Gildemeister  aus  arabischen  Quellen 
Beiträge  139),  welche  am  besten  hier  bei  der  Geographie  Erwähnung 
finden. 

Was  die  Geschichte  anlangt,  so  ist  von  einleitenden  Werken 
ausser  Beale's  biographischem  Lexicon,  was  schon  im  persischen 
Jahresbericht  besprochen  wurde140),  vor  allem  des  unermüdlichen 
Veteranen    Wüstenfeld   Monographie    über    die  arabischen  Historio- 


131)  A.  Socin,  Liste  arabischer  Ortsappellativa :  Z.  d.  D.  P.  V,  IV  (1881). 
S.   1—8.  —  Vgl.    Ganneau,  Rev.  Arch.,  Juli  1881,  p.   60. 

132)  K.  Hi/mly,  Einiges  über  türkische,  mongolische  und  chinesische  Orts- 
namen und  andere  in  Büchern  über  Erdkunde  vorkommende  Ausdrücke:  Z.  G. 
f.   Erdk.,    1881,  XVI,  p.   40—47. 

133)  (^JL*.i!  CjLoIa2.S>I  „Statistique  des  pays"  en  arabe,  par  le  directeur 
du  Journal  Djeväib  (Selim  ebn  Fdres  ech-Chidiäq).  —  Cf.  J.  As.  VII,  19,  p.  191. 

134)  A.  C'herbonueau ,  Les  geographes  arabes  au  moyen  äge:  Eev.  du 
Geogr.,  Fevr.-Avril   1881.   —   Cf.  L.   C.   1883,    69;  R.  C,  N.   S„   XV,   38  —  39. 

135)  Col.  H.  Yule,  Ihn  Batuta:   Enc.  Brit.,   9th   ed.,  vol.   XII,  p.    607—609. 

136)  Don  Ed.  Saavedra,  La  geografia  de  Espana  del  Edrisi:  Soc.  geogr. 
de  Madrid,   1881. 

137  i  Gervasio  Fournier,  Ensayo  de  geografia  histörica  de  Espana,  tom.  1. 
Oriente  y  Grecia.     Valladolid   1881.      4. 

138)  Frammenti  del  geografo  arabo  Ibn  Sa'id  su  l'Italia,  pubblicati  c 
tradotti  da  Michele  Amari:  Bollettino  ital.  degli  studi  Orient.  N.  S.,  No.  20—  2  1, 
p.   388—92   (1881). 

139)  ■/.  ( ,'ililriiH'islcr,  Beiträge  zur  Palästinakunde  aus  arabischen  Quellen. 
I.  (Auszüge  aus  Ja'kübl).  II.  (Aus  Ibn  Abd  rabbih):  A  d.  D.  P.  V.,  IV  (1881), 
p,   85—92. 

IHM   Vgl.  Jahresber.    L881,  S.    L08,   No.  4. 


Hommel,  Arabien  und  der  Islam.  133 

graphen  zu  nennen  141).  Von  grösseren  zusammenfassenden  Ge- 
schichtswerken hegegnen  wir  wiederum  einigen  neuen  Lieferungen 
(bezw.  Halbbänden)  des  rüstig  fortschreitenden  Tabari,  und  zwar 
wurde  die  Herausgabe  des  die  Omajjadenzeit  behandelnden  Haupt- 
theiles  (Section  II)  begonnen  von  Thorbecke  und  Fränkel,  während 
die  Abbasidengeschichte  von  Guyard  und  de  Goeje  fortgesetzt 
wurde142).  Wie  es  in  der  Natur  der  Sache  hegt,  so  sind  die 
Partien ,  welche  die  Zeit  Mu'äwija's  (ed.  Thorbecke)  und  die  des 
Abbasiden  Mu'tasim-büläh  (ed.  de  Goeje)  behandeln,  Musterleistungen 
einer  arabischen  Ausgabe ;  mit  Wehmuth  ist  dabei  des  zu  früh 
dahingeschiedenen  französischen  Mitarbeiters  Guyard  (f  7.  Sept. 
1884)  zu  gedenken,  von  dessen  fleissiger  und  gewissenhafter  Hand 
wir  nun  keine  arabische  Edition  mehr  erhalten  werden.  Von 
Abulfedas  Geschichte  erschien  eine  Hindustaniübersetzung  nebst 
einer  Fortsetzung  bis  1529  n.  Chr. 143).  Die  erste  Lieferung  eines 
Werkes  von  Marehi  über  Geschichte,  Recht  und  Kultur  der  Araber 
und  Türken ,  dessen  Schwerpunkt  offenbar  in  der  Entwicklungs- 
geschichte des  islamitischen  Rechtes  liegen  soll,  geht  nicht  über 
eine  allgemeine  Einleitung  (die  Araber  vor  dem  Islam)  hinaus  144). 
Ueber  die  alten  arabisch- indischen  Handelswege  in  vorchristlicher 
Zeit  hat  in  populärer  Form  Rehatseh  gehandelt 145).  Guidi's  Auf- 
satz über  den  König  Mundhir  III.  von  Hira,  diesen  „argen  Heiden" 
(reg.  505/6 — 555  n.  Chr.  Geb.)  und  die  beiden  monophysitischen 
Bischöfe ,    die  ihn  vergeblich  zu  bekehren  suchen ,   wurde  schon  im 


141)  Ferd.  Wüstenfeld,  Die  Geschichtsschreiber  der  Araber  und  ihre 
Werke,  Lief.  1  und  2:  Abh.  d.  Gott.  Gesellsch.  d.  Wiss.,  Band  28  (G.  Aug 
1881)  und  29  (7.  Jan.  1882),  VIII.  170  und  139  S.,  Mk.  12.  —  Cf.  Landauer 
DLZ.  3,   1612  f.,  Th.  N(öldeke),  LCB1.   1883,  S.  9  f. 

142)  Annales  auctore  Abu  Djafar  Mohammed  lbn  Djarir  At-Tabari  [geb 
225,  t  311  d.  H.]  quos  ediderunt  J.  Barth,  Th.  Nöldeke,  O.  Loth,  E.  Prym, 
U.  Thorbecke,  S.  Fraenkel,  J.  Gnldl,  D.  H.  Müller,  M.  Th.  Houtsma, 
S.  Guyard,  V.  Hosen  et  31.  J.  de  Goeje.  Sectionis  Ilae  pars  la  quam  ediderunt 
H.  Thorbecke  (p.  1—295  =  40—60  d.  H.)  et  S.  Fränkel  (p.  295—320  == 
61  d.  EL).  —  Id.  Sectionis  Illae  pars  3a,  quam  edidit  S.  Guyard,  p.  641  — 
960=180—198  d.  H.  [Vgl.  Bericht  für  1880,  S.  169,  No.  123]  und  pars  ia, 
quam  ediderunt  &.  Gayard  (p.  961—1163  =  198—218  d.  H.)  et  M.  J. 
de  Goeje  (p.   1164—1280  =  219—224  d.  H.).     Lugd.  Bat.   1881. 

143)  Riazool  Akhbar ,  the  history  of  Abool  Fida ,  from  the  Creation  to 
A.  D.  1328 ,  transl.  from  the  Arabic.  —  Kholäsat-ul  Akhbar  (abridged)  from 
A.  D.  1329  — 1529,  translated  from  the  Persian  (Moulvi  Karim  u  diu  Saheb, 
translator  from  the  Persian  into  Urdu).  Bombay,  Safdari  Press,  1881;  260  S. 
in  4°.     Rs.   2,   8   annas. 

144)  F.  de  Marehi,  Arabes  et  Ottomans,  etudes  sur  leur  histoire,  leur 
droit  et  leur  civilisation.  1.  partie :  prolegoinünes  historiques  k  l'etude  du 
droit  et  de  la  civilisation  des  Arabes  et  des  Ottomans ,  I  er  vol.  Les  Arabes 
avant  l'islamisme.  Introduction  generale,  p.  1  —  20.  Saint  Ouen,  impr.  Boyer. 
—   Cf.  B.   Or.  VI,  No.   1001. 

145)  Emporia  chiefly  ports  of  Arab.  and  Ind.  Internat,  commerce  before 
the   Christ    era,  with   a   map      JBBAS.,  No.   XXIX.  —  Cf.  B.  Or.  VI,  No.   57. 

10* 


134  Hommel,  Arabien  und  der  Islam. 

syrischen  Bericht  erwähnt  14<i).  Der  noch  lebende  Mu'rnin  cs-Sab- 
langi  gibt  in  seiner  Biographie  Mohammeds  147)  auch  zugleich  die 
Lebensbeschreibungen  berühmter  Männer ,  deren  Genealogie  bis  auf 
Mohammed  zurück  geht  (so  z.  B.  auch  des  Schekh  Murtadä,  Ver- 
lassers des  Täg-al-'Arüs).  Von  'Abel  ul-Hajj's  Ausgabe  des  Mu- 
hammeds  Zeitgenossen  behandelnden  wichtigen  Werkes  des  llm- 
Haqar  erschien  wie  im  Vorjahr  wiederum  eine  Lieferung  14B).  Eine 
neue  Ausgabe  der  „Eroberimg  Syriens"  von  Pseudo-  Wakidi  (vgl.  über 
ihn  Pertsch,  No.  1599)  wurde i  in  Bombay  gedruckt149).  Hier 
schliesst  sich  am  passendsten  an  Gurgi EfendiYannt 's  (eines  neueren 
Autors)  Chronik  von  Syrien,  welche  allerdings  mehr  die  Geschichte 
der  letzten  Jahrhunderte  zu  behandeln  scheint150).  Um  wieder 
zurückzukehren  zum  Anfang  der  Chalifenzeit,  so  hat  Muir  in  einer 
Cambridger  Universitätsrede  ein  hübsches  und  anschauliches  Bild 
der  ersten  Jahrhunderte  des  Chalifats  und  der  Anfänge  und  des 
Wachsthums  des  Islam  gegeben  151).  Major  Jarrett  hat  seine  Ueber- 
setzung  von  Siy'uti's  Geschichte  der  Chalifen  glücklich  zu  Ende 
geführt  152).  Im  Anschluss  an  Palmer's  Haroun  Alraschid  (siehe 
Bericht  1880,  S.  171)  schrieb  Barine  einen  kleinen  Aufsatz  mit 
besonderem  Hinweis  auf  die  Rolle,  die  Harun  in  Tausend  und  eine 
Nacht  spielt 153). 

Wüstenfeld  hat  seine  Geschichte  der  Fatimiden ,  jenes  haupt- 
sächlich in  Aegypten  blühenden  Herrscherhauses ,  vollendet ,  wo- 
durch   er    vor    allem    den    Historikern    werthvolle    neue    Materialien 


140)  Jahresbericht    1881,   8.    17,   No.   :S  1    (vgl.   auch  No.   34). 

147)  Mu'rnin  J.  Hasan  es-Sablangi,  ji  ^_^.ivÄ/i  ^  ,Loj^!  .^i>w>L;o 
.U-i^j!  ,-^ü!  C^>.  (Jaire  12<J8.  ti.  7.  —  Cf.  Brill,  Catalogue,  No.  2S7 
( [lebst  einer  langen  Beschreibung  aus  der  Feder  Carlo   Landbergs). 

148;  A  Biographical  Dictionary  of  Persons  who  knew  Mohammed,  by 
Ihn  Hqjar.  Edited  in  Arabic,  by  Maulawi  lAbd-ul-Hai ,  fasc.  19  (Vol.  111, 
No.  2),  1881  (==  III,  p.  97—192),  Calc,  Bibl.  Ind.,  Old  Ser.  243;  Fase  20 
erschien   1882. 

14'J)  Futüh  ul-Sham;  or  the  rise  and  progress  of  Mahoniedan  conquosts. 
Arabic.  By  Sayad  Mahomed  bin  Umar-ul-  Wdkedi.  Bombay,  Safdari  Press, 
1881.     814  S.  in   2   vols.      3   Kupies. 

150)  ijjj.*-  ^JjLJ',  Beyrout  1881.  536  S.  in  8°.  H.  ü .:".(>,  cf.  Brill, 
No.   106   („Histoire  de  la  Syrie"). 

151)  The  Rede  Lecture  1881.  The  Early  Caliphate,  delivered  before  the 
University  of  Cambridge  by  Sir  William  Muir.  28  S.  in  8°.  —  Cf.  Westm. 
Uev.,  Oct.,  p.   543  f. 

152)  Ilistory  of  the  Caliphs  by  Jalälu'ddin  a's  Suyuti,  translated  from  the 
original  Arabic  by  Major  JI.  S.  Jarrett.  Calcutta  1881,  XXU1  und  563  8. 
(und  zwar  1881  von  S.  385  an,  =  Bibl.  Ind.  N.  S.  ,  No.  löl  und  453;  das 
frühere  vgl.  Jahresb.   1880,  S.  170,  No.   133). 

153)  Arvede  Barine,  Harouii-Al-Kaschid  <'t  los  Mille  et  une  Nuits,  Rev. 
pol.  et  litt.,  :;.  S.'-i- .,  I,  p.  599— C02   (1881). 


Hommel,   Arabien  und  der  Islam.  135 

erschlossen  hat154).  Vaujany's  Geschichte  Aegyptens  berücksichtigt, 
wie  man  aus  dem  Titel  ersieht ,  auch  die  muslimische  (arabische 
und  türkische)  Epoche  155). 

Um  von  Aegypten  uns  nach  S  i  c  i  1  i  e  n ,  dem  Maghrib  und 
Spanien  zu  wenden ,  so  begegnen  wir  hier  vor  allem  zwei  wich- 
tigen Fortsetzungen ,  nämlich  des  Altmeisters  Amari  italienischer 
Uebersetzuug  seiner  Biblioteca  Arabo  -  Sicula  (zweiter  und  letzter 
Band)156)  und  Ousa's  seit  1868  begonnener  Diplomensammlung, 
von  der  nun  der  erste  Band  fertig  ist157);  die  neben  Amari's 
Biblioteca  in  Octav  als  Appendix  zu  Muratori's  Scriptores  ver- 
anstaltete Folioausgabe  ist  ebenfalls  unterdes  abgeschlossen  wor- 
den 158).  —  Ueber  Tunis  ist  eine  Broschüre  Fabre's159),  und  über 
Tunis  und  Algier  zusammen  ein  Aufsatz  von  Lesseps  1C0)  zu  ver- 
zeichnen; die  algerische  Frage  behandelt  ausserdem  noch  eine  ano- 
nyme Schrift101),  während  die  Geschichte  der  Beziehungen  Frank- 
reichs zu  Algerien  einen  Nachtrag  aus  dem  Vorjahr  erfährt, 
nämlich  eine  Fortsetzung  von  Grammontfs  „Relations"  1(i2).  Fournel's 
(f  1876)  schönes  Werk  über  die  arabische  Eroberimg  Afrika's  hat 
in  Dugat   einen  Fortsetzer    und  Vollender    gefunden  163).  —  Ueber 


L54)  F.  Wüstenfeld,  Geschichte  der  Fatimiden-Chalifen  nach  den  Ara- 
bischen Quellen.  Abth.  2  und  3  (130  und  126  S.  in  4°.),  Abh.  d.  Ges.  d.  Wiss. 
zu  Gott.,  Bd.  27  (1881);  vollständig  Gott.  1881.  Dieterich,  352  S.  (mit  einer 
lithogr.  Kartenskizze),  Mk.  14.  —  Cf.  Wellhausen,  DLZ.  1476 — 8;  LCB., 
1882,   7  f. 

155)  H.  de  Vaujtnnj ,  Histoire  de  l'Egypte  depuis  les  temps  les  plus 
recules  jusqu'ä  nos  jours.  Egypte  ancienne ,  domin ation  musulmane  etc.  Le 
Caire-Paris  (Maisonneuvc)    1881. 

156)  (Michele  Amari)  Biblioteca  Arabo-Sicula  raecolta  da  M.  A  ,  Ver- 
sione  italiana,  Vol.  2,  Torino  e  Koma  1881,  838  S.  in  8°.,  20  lire;  Vol.  1  siehe 
Bericht   1880,  S.   171,  No.    140   (dort  der  Titel  ausführlicher). 

157)  I  diplomi  greci  e  arabi  di  Sicilia ,  pubblicati  nel  testo  originale,  da 
Salvatore  Cusa.  Vol  1.  parte  2a  (=  p.  505 — 862),  Palermo  1881  in  4°. — 
Cf.  M.  Amari,  La  Cultura,  anno  I,   Vol.  I,  p.   321   (1882). 

158)  Ad  rerum  Italicarum  scriptores  Cl.  Muratorii  t.  I,  p.  II  additamenta 
quae  sub  titulo  Bibliothecae  Arabico-Siculae  collegit  atque  italice  transtulit 
Mirliael  Amari.  Romae  et  Florentiae.  50  lire.  Vgl.  ebenfalls  schon  Bericht 
1880,  S.   171,  No.   140. 

159)  J.  Fahre,  Essai  sur  la  regence  de  Tunis.  Avignon.  IX.  188  S. 
in    12°. 

160)  Ferd.  de  Lesseps,  Algerie   et  Tunisie.     N.  R.   13,  489—497. 

161)  La  question  Algerienne.     Orleans.     VIII.  97   S. 

162)  H.  D.  de  Grammont,  Relations  entre  la  France  et  la  regence 
d' Alger  au  17.  siecle,  3.  partie:  La  mission  de  Sanson  Le  Page  et  les  agents 
interimaires  (1633 — 46).  Alger.  (Wann  1  und  2  erschienen,  konnte  ich  leider 
nicht  ermitteln). 

163)  Henri  lournel,  Les  Berbers.  Etüde  sur  la  conquete  de  l'Afrique 
par  les  Arabes  d'apres  les  te.xtes  arabes  impvimes,  tome  2 ,  complete ,  apres  la 
mort  de  l'auteur,  par  Gustave  Dugat.  IV.  381  S.  in  4°.  Paris  (Impr.  nat.). 
3(1   fr.      (Band  I   erschien    1876). 


236  Hommel,  Arabien  und  der  Islam. 

eine  marokkanische  Gesandtschaft  nach  Spanien  im  17.  Jahrh. 
berichtete  Sauvaire  164) ;  das  Buch  Trotters  über  Marokko  wurde 
schon  unter  No.  32  (auf  S.  119)  erwähnt165).  —  Die  Werke,  welche 
die  Blüthe  und  den  Verfall  der  islamischen  Kultur  in  Spanien 
behandeln ,  eröffnen  wir  billig  mit  der  neuen  Auflage  von  Dozy's 
Recherches  1G6)  und  seiner  Ausgabe  von  Al-Marrekoshi's  Geschichte 
der  Almohaden  167) ,  als  einem  erfreulichen  Zeichen,  wie  die  unver- 
gleichlichen Leistungen  des  berühmten  Meisters  nicht  blos  geschätzt 
und  allgemein  anerkannt ,  sondern  was  noch  mehr ,  auch  über  die 
Bibliotheken  hinaus  benützt  und  gebraucht  werden.  Wohl  haupt- 
sächlich auf  Dozy's  Untersuchungen  beruhend  ist  das  mir  wie  so 
vieles  andere  leider  unzugängliche  englische  Werk  des  Amerikaners 
Coppee  über  die  Geschichte  der  Eroberung  Spaniens  durch  die 
Mauren  nebst  einem  Ueberblick  über  ihre  Kultur  168).  Eine  türkische 
Bearbeitung  desselben  Gegenstandes  erschien  in  Constantinopel  l69). 
Dem  Vollers'schen  Geschichtsjahresbericht  entnehme  ich  noch  die 
Titel  dreier  Artikel,  in  welchen  „die  spanisch-arabische  Kulturblüthe 
nach  verschiedenen  Seiten  beleuchtet  wird"  170~172);  ebendort  wird 
aufmerksam  gemacht  auf  die  in  dem  Werk  Pelayo's  zur  Besprechung 


164)  H.  Sauvaire,  Une  ambassade  musulmane  en  Espagne  au  XVII. 
siecle.  —  Cf.  Barb.  de  Meynard,  CR  9,  411  £5  RC.  1881,  II,  336;  Acad. 
20,  p.  492. 

165)  Als  Nachtrag  zu  No.  32:  Der  vollst.  Titel  lautet:  „Our  Mission  etc. 
in  1880  under  Sir  John  Drummond  Hay;  illustrated  from  photographs  by 
D.  Lawless".     Edinb.  a.  Lond.,  328  S. —  Cf.  auch  noch  Athen.,  4.  Juni,   p.  744  f. 

166)  R.  Doztj ,  Recherches  sur  l'histoire  et  la  litterature  de  l'Espagne 
pendant  le  Moyen-äge.  3.  ed.,  revue  et  augmentee.  2  vols,  XIV,  388  und 
LXXX  S.,  4  Bl.,  480  und  CXIX  S.,  fl.  9.50  (Mk.  16).  —  Cf.  M.  Amari, 
N.  Ant,  2.  Ser.,  28,  146—9;  K.  Vollmöller,  GGA.,  1882,  509—12;  J.  Corna, 
DLZ.   1882,  No.   4,  S.   129  f. 

167)  The  History  of  the  Almohades  preceded  by  a  sketch  of  the  History 
of  Spain  ,  from  the  times  of  the  conquest  tili  the  reign  of  Yüsof  Ibn-Teshunn, 
and  of  the  history  of  the  Almoravides  by  Abdo-'l-Wähid  al-Marrckoshi,  now 
tirst  edited  from  a  ms.  of  the  Univ.-lihr.  of  Leyden ,  the  only  one  extant  in 
Europe,  by  R.  P.  A.  Dozy.  2.  ed.,  revised  and  corrected.  Leiden,  Brill.  XXI. 
290  S.,  n.  3.80.   —   Cf.    Wellhausen,  DLZ.   1882,  No.  35,  S.  1245—7. 

168)  Henry  Coppie  (of  Lehigh  Universitvi.  History  of  the  Conquest  of 
Spain  by  the  Arab-Moors  with  Sketch  of  the  Civilisation  which  thoy  acliieved 
and  imparted  to  Europe.  2  vols.  XXXVI  und  455,  XIV.  und  4'.»t;  S.  Boston. 
5   Doli.    (22.50;   bei  Trübner  25   sh.). 

169)  „SUls  ,  sw.JiAil  J».j>Lj  »  ,Lb ,  „Täriq,  uu  la  conquete  de  L'Es- 
pagne"  Constant.    1297.  —  Cf.   Huart,  Bibl.  ottom.,  No.    113. 

170)  Hermile  Reynald,  L'Espagne  musulmane.  Nouv.  Rev.,  8,  116 — 
i  II    und   9,  .r.si      603. 

17  1  1  Ix  Contreras,  Movimiento  civilizador  de  los  Arabes!  Riv.  du  Esp. 
79,   Marzo  y  abr.,  S.  28—48. 

L72)  läzzie  W.  Champney,  The  Caliphate  ofCordova  Good  Company, 
Maren,  Avril. 


Hommel,  Arabien  und  der  Islam.  137 

kommenden  „Ueberlebsel  der  arabischen  Kultur  in  Spanien,  die 
Moriscos  und  die  literatura  aljamiada" 173)  wie  auf  Schirrmacher1 's 
Geschichte  Castiliens ,  worin  der  Niedergang  der  arabischen  Macht 
eingehende  Darstellung  findet174).  —  Was  die  späteren  Ent- 
wicklungen des  Ostens  (Moghulreich  etc.)  anlangt,  so  ver- 
weise ich  hier  einfach  auf  die  betreffende  Partie  des  Vollers'schen 
Berichtes,  wovon  übrigens  das  meiste  auch  in  Ethe's  Bericht  „Neu- 
Irän" 175)  verzeichnet  ist;  mit  besonderem  Bedauern  ist  dabei  zu 
erwähnen,  dass  durch  den  Tod  des  Grafen  F.  A.  von  Koer  (f  25.  Dez. 
1881)  das  schon  im  vorjährigen  Bericht  gerühmte  treffliche  Werk 
über  den  Kaiser  Akbar  (den  1881  noch  erschienenen  Halbband 
siehe  in  Ethe's  erwähntem  Bericht  für  1881,  No.  6)  nun  unvollendet 
bleiben  wird. 

Ueber  Wesen,  Geschichte  und  Entwicklung  des 
Islams  ist  im  Berichtjahre  von  grösseren  und  hervorragenderen 
Werken  eigentlich  nur  das  leider  durch  seine  ungarische  Abfassung 
blos  wenigen  zugängliche  Buch  des  berühmten  Arabisten  Goldziln  r 
zu  nennen  176),  von  welchem  Bacher  einen  dankenswerthen  Auszug 
uns  geschenkt  hat.  Wie  Goldziher  auf  Seite  der  Vertheidiger  des 
Islam  steht  (und  er  kennt  denselben  besser  als  irgend  einer,"  sowohl 
was  seine  Geschichte  und  deren  Quellen  anlangt,  als  aus  eigener 
Anschauung  im  Muslimischen  Kairo),  so  tritt  der  englische  Beisende 
Blunt  (vgl.  die  von  seiner  Gattin  geschilderte  Pilgerfahrt  nach 
Nedschd  No.  14  dieses  Berichts)  in  einer  Reihe  von  Aufsätzen  eben- 
falls warm  für  die  Entwicklungsfähigkeit  des  Muhammedanismus 
ein  177).     Ganz    anders    dagegen    urtheilen   C.  JST.  Pischon    (der    als 


173)  Menendez  Pelayo,  Hist.  de  los jHeterodoxos  espanoles,  II.  Madrid, 
786   S.,  R.  40.     (Vgl.  Bd.  I  im  vorjähr.  Bericht,  No.   149). 

174)  F.  W.  Schirrmacher,  Geschichte  Castiliens  im  12.  und  13.  Jahr- 
hundert.    Gotha  (Perthes).  —  Cf.  Acad.  20,  487  f. 

175)  Siehe  diese  Berichte,  1881,  S.  111  f.  (No.  26—39),  ferner  S.  109 
(No.  5  und  6). 

176)  Az  Iszläm.  Tanulmänyok  a  mukammedän  vallas  tö'rtenete  köreböl. 
Irta  Goldziher,  Igndcz  (Der  Islam.  Studien  aus  dem  Gebiete  der  muhamme- 
danischen  Religionsgeschichte.  Von  Ignaz  Goldziher).  Budapest  1881.  Bücher- 
verlag der  ungarischen  Akad.  d.  Wiss.  412  und  XII  S.  (Inhalt:  Cap.  1.  S.  1 — 
100  Die  Religion  d.  Wüste  und  der  Islam,  Cap.  2,  S.  101 — 170  Die  Traditionen 
des  Islam,  Cap.  3,  S.  171 — 270  Vom  Heiligencultus  und  den  Ueberresten  der 
älteren  Religionen  im  Islam,  Cap.  4,  S.  271 — 298  Die  Baudenkmäler  des  Islam, 
Cap.  5,  S.  299  —  340  Mohamm.  Hochschulleben,  und  Cap.  6,  S.  341—382  Un- 
richtige Meinungen  über  den  Islam.  —  Cf.  W.  Bacher,  ZDMG.  36  (1882). 
S.   720—724. 

177)  The  future  of  Islam  by  W.  S.  Blunt,  I.  Census  of  the  Mohammedan 
World.  The  Haj:  Fortn.  Rev.,  N.  S.,  30,  204—223;  II.  The  modern  question 
of  the  Caliphate,  ib.  315—332;  III.  The  true  Metropolis—  Mecca,  ib.  441 — 458; 
[V.  A  Mohammedan  Reformation,  ib.  585 — 602  (V.  Englands  interest  in  Islam, 
ib.  31,  1882,  S.  32—48.  Das  Ganze  dann  auch  separat,  Lond.  1882,  220  S., 
Mk.   7.20).  —  Cf.   Badger,  Ath.   1882,  I,  S.   627;    Saturd.  Rev.    1882,    3.  June. 


Jgg  Hommel,  Arabien  und  der   Islam. 

Geistlicher  in  Konstantinopel  länger  gelebt)  m)  und  (in  einer  klei- 
neren Abhandlung)  Mar  Coli  l79),  welche  beide  den  baldigen  Unter- 
gang des  Islam  wie  des  osmanischen  Reiches  als  nothwendig  kommend 
ansehen.  Ausser  zwei  Aufsätzen  II 'ahrmund's  180—  181)  ist  noch  eine 
Polemik  zwischen  Juynboll  und  van  den  Berg,  die  sich  an  ein 
schon  1874  erschienenes  Buch  des  letzteren .  anschloss ,  zu  ver- 
zeichnen182-184); eigentlich  gehört  dieselbe  als  Nachtrag  zu  S.  130 
(Rechtsliteratur),  doch  der  Anfang  der  betreffenden  Aufsätze  Juyn- 
boll's  steht  in  den  letzten  Jahresberichten,  seiner  Aufschrift  gemäss 
ebenfalls  beim  Abschnitt  Islam.  Einzelne  Seiten  behandeln  Barbier 
de  Meynard's  „Untersuchungen"  185)  und  ein  Artikel  Bate's  über 
den  Hagg  (die  Pilgerfahrt  nach  Mekka)  186) ;  auch  gehört  am  besten 
hieher  (der  zweite  Theil  von)  Colebrooke's  Abhandlung  über  die 
muslimischen  Eigennamen  ,87),  ein  äusserst  interessantes  Thema,  das 
aber  freilich,  wenn  gleich  über  frühere  Arbeiten,  vor  allem  Hammer, 
hinausgehend ,  doch  noch  ganz  anders  behandelt  werden  könnte. 
Was  zuletzt  die  Entwickelung  des  Islams  in  einzelnen  Ländern  an- 
langt, so  schrieben  über  den  osmanischen  Klerus  der  frühere  Fred. 


178)  C  N.  Pischon,  Der  Einfluss  des  Islam  auf  das  häusliche,  sociale 
und  politische  Leben  seiner  Bekemier.  Eine  culturgeschichtliche  Studie.  Leipzig. 
3  Mk.  VIII.  162  S.  —  Cf.  LCB1.  1882,  S.  239  f. ;  S.  Fränkel,  DLZ.  1882, 
No.  5,  S.  166  f.;  C.  Weitbrecht,  DLB1.  1882,  No.  24;  Neue  ev.  KZ.  1881, 
No.   50;  La  Cultura   1882,   161  —  163. 

179)  Malcolm  Mac  Coli,  Are  reforms  possible  under  Mussulman  rule? 
Cont.  Rev.,    40,   257  —  281   (Aug.   1881). 

180)  A.    Wahrmund,   Zur  geistigen  Bewegung  des  Islam.     AAZ. ,    Beil., 

No.   224—48. 

181)  A.   Wahrmund,  Principien  des  Islam.     AAZ.,    1881,  No.  300 — 306. 

182)  Jui/nboll,  Een  handleiding  voor  de  studio  van  den  Islam  beoor- 
deeld:  Ind.  Gids  1881,  I,  241—261.  (Forts.,  vgl.  Bericht  für  1880,  No.  157.) 
Darauf  als  Antwort : 

183)  Antwoord  an  den  Heer  Dr.  A.  W.  T.  Juynboll,  door  Mr.  L.  W.  C. 
van  den  Berg,  ib.   S.   120 — 133.     Man  vergleiche  auch  noch: 

184)  T.  H.  van  der  Kemp,  Een  paar  aanteekeningen  op  Mr.  L.  W.  C. 
v.  (1.  Bergs  antwoord  aan  Dr.  Juynboll,  ib.  S.  986 — 988.  Das  betreffende 
Buch  van  den  Berg'*,  um  das  es  sich  beim  ganzen  handelt,  war:  De  beginselen 
van  het  Mohamm.  recht,  Batavia   1874. 

185)  Barbier  de  Meynard,  Recb.ercb.es  sur  les  Clements  ötrangers  qui 
onl  contribue  au  developpement  de  l'islaraisme  et  des  sectes  philosophiques 
musulmanes:  Compt.  Rend.  de  l'Acad.  de  Inscr. ,  4.  Sei-.,  9,  241 — 4  (Analyse 
de  la  communication  faite  par  M.  Barb.  de  Meynard  sur  les  origines  de  la 
Societe  musulmane).  —   Vgl.   auch  RC.   12,  271  f.;  R.  Hist.  Rel.   4,  241  f. 

186)  ./.  O.  Bäte,  The  Muhammedan  Ila.ij  :  1ml.  Ant.  10,  S.  372  ff. 
(Dec.    1881). 

IKTi  <»n  the  Proper  Names  of  the  Mohammedans.  By  Sir  7'.  K.  Cole- 
brooke:  JRAS.,  N.  S.,  13  (1881),  Art.  IX  (S.  237—280).  —  Cf.  Jahresb. 
1879,  An.  L63;  erwähnl  auch  (aber  ohne  Angabe  der  Seitenzahl)  in  diesem 
Bericht  S.    109,  No.   7   (Ethe,   Persien). 


Hommel,  Arabien  und  der  Islam.  139 

MilUngen 188)  und  Decourdemanche  „über  mehrere  dem  Aber- 
glauben entsprungene  Werke  der  türk.  Literatur"  (Kijäfet  Nameh 
ou  livre  de  la  physiognomie,  Fäl-Narneh  ou  Li  vre  des  sorts,  Ta'bir 
Nameh  ou  livre  des  songes ,  Sa'äti  N.  ou  livre  des  heures,  Ichty- 
läg  N.  ou  livre  des  atteintes)  189).  Der  oben  erwähnte  Van  den  Berg 
(Herausgeber  und  Uebersetzer  des  arabischen  juristischen  Werkes 
Minhäg  at-Tälibin,  3  Bände,  arab.  und  franz.,  Batavia  1882 — 84) 
handelte  über  die  mohammedanische  Geistlichkeit  in  Holländisch- 
indien 19ü)  und  endlich  de  Grandpont  über  den  Islam  bei  den 
Nalus  in  Senegambien m) ,  letzteres  noch  als  Nachtrag  zum  vor- 
jährigen Bericht. 

Was  die  Poesie  betrifft ,  so  hat  ganz  allgemein  über  die 
arabischen  Dichter  De  Lacoste  in  einem  mir  allerdings  nur  aus 
Friederici  dem  Titel  nach  bekannten  Aufsatz  gehandelt192).  Aus 
dem  Gebiete  der  vorislamischen  Poesie  ist,  ungleich  dem  vorigen 
Berichtsjahr  mit  seinem  Labld-divan ,  nur  bekanntes  reproducirt 
worden;  über  den  genannten  Divan  hat  Baron  Kremer  eine  um- 
fangreiche und  inhaltschwere  Abhandlung  geschrieben193),  in  welcher 
zugleich  die  Resultate  einer  nochmaligen  Collation  des  Originals 
mitgetheilt  werden ,  während  Hommel  Verbesserungen  Fleischers 
nebst  eigenen  Bemerkungen  (letztere  hauptsächlich  über  den  Com- 
mentar  wie  über  die  nicht  im  Divan  enthaltenen  Gedichte  Labid's) 
zu  geben  in  der  Lage  war194).  Eine  dillettantische  Zusammen- 
stellung von  englischen  Uebersetzungen  arabischer  Gedichte  (Mu'al- 
lakät  von  Jones;  ausserdem  Uebersetzungen  von  Carlyle,  Hamilton, 
Redhouse  etc.)  gab  Clouston195);  Jones  Mu'allakätübersetzung,  die 
als    die    erste  ihrer  Art  immer  noch  gewisse  historische  Bedeutung- 


188)  Osman-Bey  (Major  Vladimir  Andrejevich)  Les  imams  et  les  der- 
viches.      Pratiques,  superstitions   et  moeurs   des  Turcs.     Paris,   2G9   S.,   3  fcs. 

189)  Decourdemanche,  De  la  litterature  superstitieuse  chez  les  turcs: 
ß.   Hist.  Eelig.,   2.  annee,  III,  S.    111  —  124  (Jan.-Fev.    1881). 

190)  L.  W.  C.  van  den  Berg,  De  Mohammedaansche  Geestelijkheid 
en  de  geestelijke  goederen  op  Java  en  Madoera:  Tijdschr,  v.  Ind.  Taal-,  Land- 
en   Volkenk.,   27,   1—46   (nebst  Rectificatie  S.    190). 

191)  De  Grandpont.  Islamisme  chez  les  Nalous:  Bull,  de  la  Soc.  acad. 
de   Finistere,  Brest   1880. 

192)  De  Lacoste,  Les  poetes  arabes:  L'instr.  publ.,  Fevr.  1881.  —  Cf. 
B.   Gr.,  VI,  No.   965. 

193)  Ueber  die  Gedichte  des  Labyd.  Von  Alfred  von  Kremer.  Wien 
1881,   51    S.   (=  S.  555—603    der  Sitz.-B.   der  Wien.  Ak.,  ph.-hist.  KL,  Bd.  98). 

194)  Der  Diwan  des  Lebid.  Von  Fritz  Hommel :  Gott.  Gel.  Anz.,  1881, 
Stück  49.  50,  S.   1537—1551. 

195)  Arabian  Poetry  for  English  Readers.  Edited  with  introduetion  and 
notes  by  W.  A.  Clouston.  Glasgow  1881,  privately  printed  (Lond.,  Trübner 
in  ('omni.).  LXXII  S. ,  1  Tabelle,  und  472  S.  —  Cf.  Sat.  R.  51,  250  f.  j 
G.   P    Bmlijer,   Acad.,   19,   375 — 377. 


140  Hommel,  Arabien  und  der  Islam. 

hat,  ist  auch  besonders  wieder  abgedruckt  worden196).  Aus  der 
Hamäsa  gab  der  schon  durch  ähnliche  Arbeiten  vortheilhaft  bekannte 
Lyall  von  22  Gedichten  Uebersetzung  und  Commentar  in  gründ- 
licher und  correcter  Weise  197),  in  ganz  anderer  Weise  als  Clouston's 
gut  gemeinte  Sammlung  geeignet,  in  England  den  Eifer  zum  Studium 
der  ebenso  interessanten  als  schwierigen  altarabischen  Poesie  zu 
wecken  und  zu  nähren ;  auch  Jxehatseh  gab  Proben  aus  der  Hamäsa, 
die  ich  leider  nicht  einsehen  konnte  198).  Endlich  wurde  der  Divan 
des  lAntara  neu  gedruckt199),  und  die  Lämlja  des  Hhanfara  von 
Redhouse  in  neuer  Anordnung  herausgegeben ,  übersetzt  und  mit 
einer  manch  neue  Gesichtspuncte  bringenden  Einleitung  versehen  200). 
—  Der  Divan  eines  bisher  nur  aus  dem  Kitäb  al-aghäni  (ed.  Bulak, 
8,  15 — 27)  bekannten  Zeitgenossen  des  Abu  Nuwäs ,  des  unter 
Härün  al-Rashld  blühenden  al-Äbbäs  ihn  al-Ahnaf  (f  192  =  807/8) 
wurde  in  Constantinopel  gedruckt201).  Einen  Artikel  des  Kitäb 
al-aghäni  (cf.  Cod.  arab.  Monac.  469,  290;  471,  28  und  sonst)  über 
die  unter  Mutawakkil  lebende  Dichterin  Fadl  (f  260  =  873/4) 
reproducirte  in  anziehender  Weise  Huart 202).  Eine  vorzügliche 
Darstellung  fand  der  geistvolle  unglückliche  Prinz  und  Eintagskhalif 
Ibn  al-Mu'tazz  (f  296  d.  H.),  der  mit  Recht  als  einer  der  be- 
deutendsten Dichter  der  Abbasidenzeit  gilt,  in  der  bisher  ungedruckten 
Doctordissertation  des  unvergesslichen  Loth,  von  August  Müller 
aus  seinem  Nachlass  veröffentlicht 203).     Die  Makamen  des  bekannten 


196)  The  Moallakät.  »The  Suspended  Poems,  transl.  by  Sir  William  Jones. 
Calcutta,  Ghosh  &  C,  118  S.,  2.  edition.  Rs.  7.  —  Cf.  Bengal  Library  Cat., 
1881,  II,  p.   22. 

197)  Translations  from  the  Hamäseh.  —  By   C.  J.  Lyall:  JASB.,  N.-S.» 
50  (1881),    p.    107—147    (enthaltend  Find,    arab.  Ausg.  a— !•%  'Urwa  l\v-M, 
Abu  '1-Ghül   v — \ö,  Ibrahim  ibn  Kuneyf  |fö  f.,  Dureyd  ibn  es-Simmeh  |**vv — t**A 
und  noch  einige  andere  kleinere  Stücke).  —  Cf.  Stanley  Lane-Poole,   Acad., 
22,   120—121. 

198)  E.  Rehatseh ,  Specimens  of  Pre-Islamitic  Arabic  Poetry,  selected 
and  translated  from  the  Hamasah:    JBBRAS.,  No.  XXIX. 

199)  Diwan  de  'Antar,  precede  de  sa  vie.  Beyrout  1881.  Fl.  1.25.  — 
Cf.  Brill,  No.    100. 

200)  The  L-Poem  of  the  Arabs,  LJ.xi!  K.x.^  SA^'i ;  by  Shanfara, 
(^.äÄ/ixlJ.      Koarranged  and  translated  by  J.    W.  Redhouse:    JKAS. ,    N.  S., 

13,  article  XVIII,  S.  4.'!7 — 4()7  (auch  separat  erschienen,  Lond.,  Trübner,  .'31  S.). 

201)  Abu  el-Fadl  el-'Abbäs  J.  el-Ahnaf,  .5L.jJ.  Suivi  du  .-jU-J^ 
d'Ibn  Matrüh.  Constantinople  1298.  224  S. ,  10  pi.  oder  Fl.  3.  —  Cf.  Brill, 
No.    171;    Unart,  J.    As.    7,    19,   180,  No.    Gl. 

202)  A.  Unart,  La  poetosse  Fadhl,  scenes  de  moeurs  sous  los  khalifes 
Abbasides.     Paris  (Leroux),   43   S.   =  J.  As.,   7,   17,  S.   5-  4.'!,  Janv.    1881. 

203)  [Jeber  Leben  and  Werke  des  'Abdallah  ibn  ul-Mu'tazz  von  O.  Lolh. 
[1866],      Leipz.    1882   (aber   Ende    L881    erschienen).     VI.   TT,   S.     Mk.   8. 


Hammel,  Arabien  und  der  Islam.  141 

Vorgängers  des  Hariri,  des  398  d.  Fl.  gestorbenen  Hamaddni  er- 
schienen in  der  Gavä'ibdruckerei 204).  Ein  auf  den  Wortsinn  gehen- 
der Commentar  zum  Divan  des  berühmten  Mystikers  Ibn  Al-Fdrid 
(t  632  =  1234/5)  vom  Saih  Hasan  al-Bürini  (f  1024  =  1615) 
wurde  im  Orient  (wo?)  neugedruckt205).  Eine  Ausgabe  des  Divans 
des  bei  den  Orientalen  beliebten  Dichters  [Gemäl-ed-din  Jahjä]  ibn 
Matrüh  (7.  Jahrh.  d.  H.)  ist  als  Appendix  dem  Divan  des  al-'Abbäs 
ibn  al-Ahnaf  beigegeben 206).  In  Damascus  erschien  der  Divan 
eines  ebenfalls  im  Orient  sehr  geschätzten  Dichters,  des  Hafija  'd-din 
al-Hilli  at-Tunbusi  (sonst  auch  as-Sinbisi),  f  759  d.  H.207).  Wahr- 
scheinlich  auch  hieher ,    zur  Poesie ,    gehört  eine  wohl  in  gereimter 

Prosa    (5..^.^)    abgefasste    Lobschrift    zu    Ehren   Mohammeds    von 

Sihäb  ad-din  al-Hafägi  (f  1069  =  1658)  208).  Der  Diwan  eines 
neueren  römisch-katholischen  Dichters  endlich ,  des  maronitischen 
Priesters  Nicolas,  darf  der  Merkwürdigkeit  halber  nicht  übergangen 
werden,  zumal  diesen  nur  die  Religion  feiernden  Gedichten  gewiss 
poetischer  Schwung  nicht  ganz  fehlen  wird209). 

Um  nun  zum  kulturgeschichtlichen  so  interessanten  Abschnitt 
der  Roman-  und  Märchenliteratur  überzugehen,  so  beginnen 
wir  hier  mit  der  Geschichte  von  Salämän  und  Absäl ,  welche  der 
berühmte  Arzt  Hunain  (f  260  =  873)  aus  dem  griechischen  über- 
setzt  zu   haben    angibt210).     Von  Dieter ■ici's  Ausgabe    von    „Thier 


204)  J!l\^J|    Olx'üw  .     Les    seances    de  Bedi'-uz-zemän  Hamadani. 

Texte  arabe  cornprenant  cinquante  et  une  seances,  plus  un  appendice,  contenaut 
de  courts  fragments  de  prose  et  de  vers.  Constant.  1298.  101  S.,  6  pi.  — 
Cf.  Huart,  Bibl.  ottam.,  No.  92. 

205)  Commentaire  du  Divan  d'El-Faredh  par  le  Cheikh  Hassan  el  Bou- 
rini.     Texte  arabe.     20  fcs.     Cf.  B.  Or.,  No.   973. 

206)  Siehe  oben  No.   201   (ebenfalls  aus  der  Gawaib-Druckerci). 

207)  Kitäb  diwän  eschscheeh  Safijeddln  Abulmahäsin  'Abdel'azlz  Ibn  Se- 
räjä  Ibn  Abilkäsim  Elhilli  Ettunbus'i ,  Damascus,  matb.  HabTb  Eff.  Chälid. 
1297.  572  S.:  Cf.  M.  Hartmann,  Presserzeugnisse  Syriens  etc.,  LB1.  f.  Or.  Ph., 
I,   S.   238,  No.  33. 

208)  Sehäb   ed-din  el-Hafägi,    -iJ^S    r*-i>   rr<^-*   J.   r»l+^-  f-^"* 

(Girren  der  Tauben  zum  Preis  des  trefflichsten  der  Geschaffenen),  Const.  1298. 
—  Cf.  Brill,  No.   166. 

209)  Diwän  du  Cure  Nicolas,  superieur  general  des  religieux  Basiliens  de 
St.  Jean   de  Chouwer.      Beyrout   1881.     Fl.   4.50.   —  Cf.   Brill,  No.   90. 

210)  Ibn  Sinei,  oLotA^LJf»,  iUX^Jl  ,J.  JoL*.  «.-^.-J ,  suivis  de 
i^Lw.jL    ..Lo^L-w   &.AaS    traduit    du    grec    en    arabe    par    Honeyn    Ibn    Ishäq    el- 

'Abbädi  et  de  la  biographie  d'Avicenne,  extraite  d'Ibn Khallikan.  Constant.  1298. 
IV.   131   S.,  7   pi  (bezw.  fl.   1.15).  —  Cf.  Huart,  No.   193;  Brill,  No.    168. 


]42  Hummel,  Arabien  und  der  Islam. 

und  Mensch"  erschien  eine  zweite  Ausgabe211).  Eine  dänische 
Uebersetzung  des  'Antarromanes  in  Auswahl  gab  als  letztes  Erzeug- 
niss  seiner  gelehrten  Thätigkeit  Holmboe  'l  1  2).  Von  dem  in  Flügel's 
Katalog  II,  13  ff.  beschriebenen  „Roman  der  Glaubenskämpfer  und 
des  Kriegs  der  die  Einheit  Gottes  Bekennenden  und  der  Dhät  al- 
Himmau ,  einem  selbst  in  Aegypten  selten  gewordenen  Buche ,  er- 
schien das  erste  Heft213)  nun  im  Druck;  hoffentlich  wird  die  Aus- 
gabe fortgesetzt  werden.  Ebenfalls  der  Bulaker  Presse  haben  wir 
zu  verdanken  den  Druck  eines  den  Tod  Husain's,  Sohnes  des  'Ali 
und  die  für  ihn  genommene  Bache  behandelnden  Romanes  von  Abu 
Ishdk  al-Jsfaratni  und  Abu  Abdallah  ' Abdallah  ihn  Muham- 
iuad21i~'llb).  Die  im  vorjährigen  Bericht  schon  erwähnte  Bulaker 
Ausgabe  von  Tausend  und  eine  Nacht  liegt  nun  vollständig  in  vier 
Bänden  vor  2 ' 6),  während  gleichzeitig  in  Beirut  eine  von  den  ärgsten 
Zoten    der    ägyptischen  Ausgabe    gereinigte    neue  Ausgabe    man   zu 


211)  Thier  und  Mensch  vor  dorn  König  der  Genien.  Ein  arabisches 
Märchen  aus  den  Schriften  der  Lauteren  Brüder  in  Basra,  im  Urtext  herausg. 
von  Fr.  Dieterici.  2.  Ausg.  [1.  Aug  1879].  Leipz.  IV.  146  S.,  Mk.  4.50.  — 
Vgl.   auch  No.    71    (Lexicon   dazu). 

212)  Antar,  Arabernes  Bayard,  Helten  uden  Frygt  og  uden  Dadel.  Epi- 
soder af  Antar-Sagnene.  Oversaottelse  af  C  A.  Holmboe.  Kjoebenh.  20  I  S. 
Kr.    i,50.    —   Vgl.   den  Nekrolog  ZDMG.   36,  XXXV  I. 

213)  ö!J>j     ^#X&~yA\     U;>;     £jJl^S>L^WJi     'ijJ^    ^A     j^Si      »j^Ji 

iU^Jt.      Caire   1298.     Fl.    1.75   (Inhalt:    c\jA>    J>£-    ^,+jLJJ^a    .p^Jl    1l\5> 

«a;.£  ..jo   ,*^l   ,*J»,  wl\ä>   ,  »£&•  s.'J**+  ljljJü  x_>L-, »  ci»,L<v5t 

*Lav..LJ    \.S>\»  ,»      ...Ix^&Ji     Ä.JLÄÄJ     NJAÄ^-     l\j       c^C    *.AO^Lc>5     Lo*wwJ| 

\^-».i>»  bLJ  „LJI  xJLb.  iwÄJ-LiJt  A.XS»  _La:<U2Ji    ,  ».fb»  «Jix  Äi>U 
jJLäI    idUtj    ^5l£   o.jA>;     'itJmaJi   v-Jlb   J..   —  Cf.  Brill,  No.  266. 

211 — 215)  (I)  .yK*uJS^\  \\%»**A  (j,  ,-y-osJi  ,_».i  ,,das  Augenlicht  über 
das  Martyrium   Eusains".     Von   Abu   Ishdk  el-IsfaräHni.     (Ili   J,   .-»«oü!   ö.S 

■  T^ÄV>.jsVji    .Li   l\;>I    „die  Augenlust  über  die  für  Husain  genommene  Rache". 

Von  Abu  'Abdallah  'Abdallah  heu  Muhammed.  Kairo  1298.  —  Cf.  Wüsten 
feld  Der  Tod  des  Eusain  und  die  Rache  (Abb.  d.  Gott.  Ges.  d.  Wiss.  30, 
1883).   S.    I\. 

216)  Mille  ei  nur  nuits.  Caire  1297.  -1  vols.  H.  24.  -  Cf.  Brill, 
No.  7."i  („rien  a'a  ete^  retranche'  dans  cette  edition,  la  meilleure  de  toutes  edles 
ijui  on1   iti  pübliees  en  Orient"). 


Hommel,  Arabien   and  der   Islam.  143 

veranstalten  begonnen  hat217),  wobei  nach  Hartmanns  Urtheil  von 
einer  Verstümmelung  keine  Rede ,  nach  Landberg-  jedoch  dieselbe 
gemacht  wäre  „par  im  homme  sans  goüt  et  sans  Instruction".  Burton 
berichtet  in  einem  Brief  über  eine  neue  von  ihm  und  J.  Payne 
zu  machende  vollständige  Uebersetzung  von  Tausend  und  eine  Nacht 
ohne  jede  Abkürzung  oder  Unterdrückung218),  von  welcher  unter- 
dessen wirklich  zwei  Bände  erschienen  sind  21ü).  Der  für  die  Kermt- 
niss  der  Vulgärsprache  wichtige  historische  Roman  der  „banü  Hiläl" 
ist  in  Beirut  gesammelt  erschienen220);  Episoden  daraus  wurden  in 
Kairo  gedruckt221"222),  deren  zweite  allerdings  ohne  Jahresangabe 
ist.  Gewiss  ebenfalls  nur  Stücke  des  gleichen  Romancyclus  sind 
zwei  andre  auch  von  Abu  Zaid  (s.  No.  222)  handelnde  und  auch 
in  Biüak  erschienene  Erzählungen  223~ 224).  —  Ueber  eine  in  In- 
dien erzählte  muhammedanische  Legende  hat  kurz  he  Farm  be- 
richtet225). 


217)  Kitäb  alf  lele  walele,  Tb.  1  (S.  L  — 461)  Beirut  1881  (so  nach  dem 
Vermerk  am  Schluss;  Titelbl.  1880),  el-matba'at  el-'edeblje ;  Bd.  2  (S.  462— 893) 
desgl.,  (Tb.  3  und  4,  S.  814—1285,  L286  -1667  erschienen  1882).  —  Cf. 
Hartmann,    Presserzeugnisse    Syriens    etc.,    No.   22    (Kuhns  L.-Bl.  f.   Or.   Ph., 

s.  235  f.). 

218)  R.  F.  Burton,  The  Arabian  Nights,  Athen.  18S1  ,  II,  703,  Brief 
vom    13.  Nov.    1881,  vgl.  auch  Acad.   20,   421.   437  f. 

219)  Cf.  Pertsch,  Catalog,  No.  2632 — 35,  S.  395  von  Bd.  4:  „Die  erste 
wirkliche  Uebersetzung  des  ganzen  Werkes,  welche  von  John  Payne  nach  der 
Ausgabe  von  Macnaghteu  gearbeitet,  von  der  Villon-Society  in  London  heraus- 
gegeben wird,  ist  im  Erseheinen  begriffen;  der  2.  1>K  zur  145.  Nacht  reichende 
Band  ist  soeben  [Anf.    1883J  erschienen". 

220)  Roman  historique  de  beni  Hiläl.  Beyrout  1880 — 83.  Fl.  15.  — 
Cf.  Brill,  No.  158   (,,il  comprend  une  serie  de  recits  avec   des  titres  differents"). 

221)  -y^M»   ioLs.13-      cJ'üJi   J-Ä5»    ^Lp   ^.^-  ij.   Ka^Ä^Jt    s.*aJ| 

^UxJIj    (iUÄi'J   V^HJ,    Caire    1298>   F1-   2-50-  —    Cf-  BrilI>    N<>-   267    („feit 
partie  du  roman  des  Beni  Hiläl"). 

222»  xsu.^i  i^.JU.jj   Ji.j;  _».jL  ^'"-j^»   iüiaLwj  Oj.jS\j  jt*«M«Jl  <^J*S 

S^£"    fÄ-d    S-A-w    ^m*S>\    ^j    &Lj.f>      -J'üJi    KIäS     i_\*J    ..y«    üxi.5     fJ^C. 
Caire  (s.    a.i.     Fl.   1.25.  —  Cf.   Brill,  No.   258. 

223)  Kitäb  er-riyäda  el-bahiya  wa  mä  garA  lil-Emir  Abi  Zeyd  wa'l-'Arab 
el-Heläliye.  Caire  1298,  2e  edit.,  Fl.  2.  —  Cf.  Brill,  No.  23  („le  roman  dAbii 
Zeyd,  si  goüte  par  le  peuple  en  Orient"). 

224)  A-J>  ic^"&^  ^1)  y^  &-*Ä-ä  J,  _L§JCj^i»  ^j-J^i  ^JJÜ  , 
_L>V*j|.,  Caire  1298.  Fl.  0.75.  — ■  Cf.  Brill,  No.  270  („prose  et  poesie. 
Lithogr."  i. 

225)  H.  he  Fanu ,  A  musalman  legend  of  Krishnagiri  in  Salem.  Ind. 
Ant.,  July    1881    (S.    191  f.)   —   Cf.    li.    Or.,   No.    429. 


144  Hommel,  Arabien  und  der  Isla  in. 

Zu  dein-,  was  die  Araber  Ad  ab  nennen,  hat  Rosen  durch 
seine  Auszüge  aus  Ibn  Kutaiba's  prosaischer  Anthologie  Ujün  al- 
ahbär  einen  schätzenswerthen  Beitrag  geliefert ,  der  zugleich  die 
Herausgabe  des  ganzen  Werkes  als  ersehnenswerth  erscheinen  lässt220). 
Hier  sind  ferner  wohl  am  besten  folgende  Werke  aufzuführen : 
Sujuti's  (f  911  =  1505/6)  Makämen  („gelehrte  Abhandlungen  über 
vermischte  Gegenstände")  227),  al-IIazargi's  „sprachlich-astronomische 
Blumenlese"2"),  drei  Rasä'il  von  Mahrizi  (f  845  =  1441/2), 
■1'nuir  al-Halabt  (f  660  =  1261)  und  Jdküt  dem  Kalligraphen 
(f  698  =  'l298)229),  Abu  Bahr  al-Hawärtzmi's  (f  383  =  993) 
Rasä'il230),  ebenso  die  des  Hamadam\-\  398  =  1007/8)  231),  end- 
lich noch  Aufsätze  wie  es  scheint  socialpolitischen  Inhalts  des  noch 
lebenden  Saih  Husain  aL-M.arsaf%%%t).    Vielleicht  auch  noch  hieher 


226)  BaroD  Victor  Rosen,  Zur  arabischen  Literaturgeschichte  der  älteren 
Zeit  .  I.  Ibn  Qutaiba.  Kitäb  'Ujün  al-akhbär  [mit  vielen  Textauszügen,  bes.  der 
ganz  mitgetheilten  Vorrede  S.  62 — 71]:  Bull.  Acad.  Scienc.  de  St.-Petersb.. 
27.  S.  55 — 78  (==  Mel.  asiat.  VIII,  5.  6).  Vgl.  übrigens  schon  den  vorjährigen 
Bericht,  S.    158,  No.   33. 

227)  fJkA«wl    oLo'Jw    Les  seances  de  Djeläl  ed-din   cAbd  er-llah- 


l5-^ 

man    Soyoüti.       Texte    arabe.     Impr.     du    Djevä'i'b    [ä    Constantinople] ,     1298. 
100  S.,  pi.   5.   —   Cf.  JA.   VII,    19,  p.    186,  No.   93. 

228)  Genial  ed-din  Mohammad  el-Hazargi  [el-Ifriki,  gen.  Ibn  Manzür, 
Verf.    des  jetzt    in   Buläk    im    Druck    befindlichen    grossen    Wörterbuchs    Lisän 

el-'Arab,    geb.    630    d.    PL,    f    711]   jLfcjdlj    J-JÜI    £    j\3>y$\     i£i  VJLäS''. 
Const.   1298.     200  S.,  8  pi.  —  Cf.  Brill,  No.   169  (2  Fl.  50  c). 

229)  qJJJ!   ^ÜJ   äU^UJU    äLusbL^i    Jj.äJÜ|   iPL\5>l   Joi«w.   O^Ls 

M  -    > 

.  t^Jüts+W  v_^jwx1j  na^^äa/!    r-*"5?   )~^2   jL.x.^>1»    jL*-wlj  Vwj(j>L  *.xs> 

-♦aoaX^JI    •^•S'-J.      Constantin.    1298,    77   S. ,    5  pi.    —    Cf.  JA.   VII,    19, 

p.    194,    No.   137;    Brill,  No.    167   (1   PL).     Ueber  den  ersten  dieser  Rasä'il,  s. 
unten   bei   der  Numismatik. 

230)  Abu  Bekr  el-Haw&rizmi.     Rasä'il.     Constantinople  1297.    PI  2.50. 
Cf.   Brill,  No.   8  und  zum  Werk  seihst    FlügeVs  CataL,   I.  S.   258,  No.   279. 

231)  Rasä'il  Abi  'l-fadl  Badi'-ezzemdn  el-Hamaddnt}  Const.  (öavä'ib) 
1298.      240   S.,   pi.    12.  —   Cf.  JAs.  VII,    19,    181,   No.   66. 

232)  ei  Seyh   Hoseyn  el-Marsaft.     ^L+Jül    *JUCJi.     P.  2:   K_x^ 
-  p.    15:    ^T-^Ji  p.  30:    .wX-sJ'         p.  35:     «LwL^mJ!.    JL-iX    }j^xJ\ 


Hommel,  Arabien  und  der  Islam,  145 

zu  stellen  ist  (wofern  es  nämlich  mit  dem  1811  erschienenen  Cal- 
cuttaer  Druck  identisch)  die  Blumenlese  des  Anfang  dieses  Jahr- 
hunderts schreibenden  Ahmad  ISurwäni  233). 

Unter  der  Rubrik  Jüdisch-Christliches  ist  vor  allem  zu 
nennen  der  Anfang  einer  Ausgabe  von  Maimonides  Buch  der  Ge- 
setze arabisch  nebst  einer  älteren  Hebräischen  und  einer  vom  Heraus- 
geber gefertigten  deutschen  Uebersetzung  234).  E.  Neumann  schrieb 
ungarisch  über  die  muslimische  Josefsage 235).  Ueber  das  Leben 
Jesu  nach  mohammedanischer  Tradition  ist  ein  Aufsatz  des  uner- 
müdlichen Rehatsek  zu  verzeichnen 236).  Aus  dem  sog.  oLäJ 
(«..L^-a-aw-j  ^1  (Münchner  arab.  Handschr.  243 ,  fol.  4 — 32)  gab 
Trurnpp  bei  Gelegenheit  der  sonst  so  verdienstlichen  Ausgabe  des 
äthiopischen  (aus  dem  arabischen  übersetzten)  Hexaemeron  kritiklose 
Auszüge  237);  denn  anders  kann  man  die  unter  dem  Text  angeführten 
„Abweichungen  des  arab.  Originals"  leider  nicht  nennen,  und  wei- 
den Unterschied  der  äthiopischen  Uebersetzung  vom  arabischen  (es 
mit  dies  vom  Hexaemeron  wie  von  dem  in  gleicher  Weise  be- 
arbeiteten  1880  erschienenen  „Adarnsbuch")  wirklich  kennen  lernen 
will,  hat  die  Arbeit  ganz  neu  zu  machen.  Ueber  „das  christliche 
Rom    und    die    muslimischen  Autoren"  schrieb  endlich  Simonet 238). 


—  p.   36:    ÜJ-^Ü!   —  p.   37:    K-^-J.-äJ(     —   p.   44:       ^»♦Jl  UÜ   —    p.   48: 

,-j.^Ji    Ob  —    p.  51:    &aJ.äJI    \J    Ix   v_jb  —  69  S.,  Cairo   1298,  Fl.  2.50 

(„ce  livre  n'a  pas  peu  contribue  ä  developper  le  dernier  mouvement  national"). 

—  Cf.  Brill,  No.   182. 

233)  Ahmad  hin  Mahamad  Ans&ri  Yiamani  Shurwdni.  Nafhatul 
Vaman:  or  a  fragrant  gust  of  wind  from  Yaman  (Arab.).  Bombay,  Fathul  Karim 
Press.     420  S.     („brief  account    of   the    khalifs    and  other  mahomedan  saints"). 

—  Cf.  Bo   1882   II   p.    2  4    yKlatt). 

234)  M.  Peritz ,  Das  Buch  der  Gesetze  von  Moseh  ben  Maimim  im 
arabischen  Urtexte  nebst  der  hebräischen  Uebersetzung  des  Schelomoh  ben  Joseph 
ibn  Ajub  zum  ersten  Male  herausgegeben  und  mit  deutscher  Uebersetzung 
und  Anmerkungen  versehen.  Theil  I.  34  S.  deutsch,  28  S.  arab.  und  hebr. 
Leipzig  (lnaug-Diss.). 

235)  Neumann,  K.  de,  A  mohammedan  Jozef-monda.  Budapest  (Fr. 
Kilian).      132    S. 

236)  E.  Rehatsek,  The  life  of  Jesus.  According  to  the  Qorän  and 
Moslem  Tradition:    Calc.  Rev.,  Bd.   73,  p.   16—34  (July  1881). 

237)  Das  Hexaemeron  des  Pseudo-Epiphanius.  Aethiopischer  Text  ver- 
glicheu  mit  dem  arabischen  Originaltext  und  deutscher  Uebersetzung  von 
Ernst  Triunpp.  Aus  d.  Abh.  d.  k.  bayer.  Ak.  d.  Wiss.,  1.  Classe ,  XVI,  2 
(auch  separat  ausgegeben,  München  1882,  VI  und  88  S.  in  4°.,  Mk.  5.50).  — 
Cf.  A.   D(ilhnann),  LC.   1882,  491. 

138)  Franc.  Simonet,  La  Roma  cristiana  y  los  autores  muslimicos: 
Ciencia  Cristiana  1881,  19,  108  ff.  —  Vergl.  Katholik  1882,  S.  156—186  und 
über  andere  Arbeiten  dieses  spanischen  Arabisten  die  Verb,  des  5.  internat. 
Orient.-Congr.,   11,    1    (Berl.    1882),  S.   42,  Anm. 


]4G  Hammel,   Arabien  und  der  Islam. 

Ins  Gebiet  der  arabisch-muhammedanischen  ArchaeoloWe 
gehört  zunächst  dein  Titel  nach  ein  ganz  kurzer  Aufsatz  von 
Gardeaas  über  die  Madrasa  oder  gelehrte  Schule  von  Granada  239), 
Steinschneider  gab  interessante  Notizen  über  die  Wage  (käristün) 
und  die  Fingerrechnung  240),  und  schrieb  ausserdem  über  „arabische 
Parallelen  zu  den  Bildern  in  Büchern,  Kirchen  u.  s.  w."  -iV) ,  ein 
höchst  lehrreiches  und  anziehendes  Thema  (man  vergleiche  nur  den 
Einfluss  des  den  Arabern  bekannt  gewordenen  Physiologus  auf  die 
christliche  Kunst  des  Mittelalters),  was  leider  viel  zu  wenig  behandelt 
wird.  Ein  wichtiger  Beitrag  zur  Geschichte  der  Teppichstickerei 
ist  des  Wiener  Archäologen  und  Orientalisten  Karabaceh  Werk 
über  eine  speciell  persische  Art  der  Nadelmalerei242).  Es  ist  er- 
freulich, dass  auch  dieser  Zweig  der  Orientalistik ,  der  gerade  viel 
actuelles  Interesse  bietet,  so  gute  und  fachkundige  Pflege  findet, 
und  es  ist  wohl  auch  kein  Zufall,  dass  ein  Wiener  Organ  (nämlich 
die  österr.  Monatsschrift  für  den  Orient)  es  ist,  das  seine  Haupt - 
aufmerksamkeit  dem  orientalischen  Kunstgewerbe  und  Handel  und 
deren  Entwicklungsgeschichte  zuwendet ;  hieraus  gehört  für  das 
Berichtsjahr  ein  Aufsatz  W.  Neumann's  zur  Geschichte  der  orien- 
talischen Seide243).  Van  der  Linde  hat  uns  wiederum  mit  einem 
gediegenen  Werke  über  die  Geschichte  des  Schachspiels  beschenkt 
(vgl.  schon  No.  181  des  vorjährigen  Berichts),  wobei  vor  allem  die 
Beiträge  von  Gelehrten  wie  Dozy,  Gildemeister,  Rieu  u.  a.  als  be- 
sonderer Vorzug  zu  erwähnen  sind  244j. 

Für  Schriftgeschichte  und  Epigraphik  von  aller- 
grösster  Bedeutung  ist  die  von  Sachau  aufgefundene  trilingue 
(grieeh.-arab.-syr.)  Inschrift  aus  Zebed  vom  Jahr  512  n.  Chi-.,  über 
welche  der  Finder  selbst  in  der  Berliner  Akademie  gehandelt245); 
es  ist  dies  das  älteste  arabische  Schriftdenkmal,  welches  wir  besitzen. 


239)  Don  Antonio  Almagru  Cardenas ,  Archaeological  Notes  on  the 
Madraza  or  Arab.  university  of  Granada,  translated  from  the  Spanish  by  M.  Mon- 
teiro:   Antiquary  III  (1881),  p.    199—202   (May). 

24<ij  Mor.  Steinachneider,  Wage   und    Fingerrechnung:    H.   B. ,  S.  39  f. 

241)  Derselbe,  Apocalypsen  über  den  Islam  mit  Figuren:  H.  B.,  8.  34  f. 

24  2)  Jos.  Karabaceh,  Die  persische  Nadelmalerei  Susandschird.  Ein 
Beitrag  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Tapisserie  de  haute  lisse.  -  Mit  Zu- 
grundelegung  eines  aufgefundenen  Wandteppichs  nach  morgenlandischen  Quellen 
dargestellt.  Mit  Tafeln  und  Abbildungen.  Leipzig  (Seemann).  8  und  208  S., 
Mk.    10.  —  Vgl.   Neumann,    Z.  f.   bild.   Kunst,   17,    7;    Saturd.   Rev.   53,  808  f. 

243)  W.  Neumann,  Ueber  orientalische  Seide  im  Mittelalter:  Oest.  Mon. 
!'.   d     Orient,   S.   92  — 9(i.    112 — 118. 

21  li  A.  van  d.  Linde,  Quellenstudien  zur  Geschichte  des  Schachspiels. 
Mit  Unterst,  der  kg]  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin.  Berlin,  Springer.  YIII.  412  S., 
Mk.  2n.  Cf.  F.  //.  Kraus,  AZ.,  Sp.  2101  f.;  M.  T.,  LC,  Sp.  543ff.;  DLZ., 
S.    1237  ;  Acad.    1881,  II,  83  ff. 

245)  Siehe  diesen  Bericht,  S.  18,  No.  43  (und  Nu.  45:  Sachau's  Nach- 
träge  dazu   in   der  ZDMG.   vom  Jahr    L882). 


HommeJ,  Arabien  und  der  Islam.  147 

Halevy  setzt  seine  bereits  1877  begonnene  (1882  endlich  ab- 
geschlossene) interessante  Arbeit  über  die  Inschriften  von  Safa  (östl. 
vom  Haurän)  fort246).  Vom  Altmeister  Amari  sind  wiederum 
mehrere  wichtige  Beiträge ,  vor  allem  zur  sicilisch-arabischen  Epi- 
graphik  247~~  248),  darunter  auch  ein  Aufsatz  über  zwei  dem  Museo 
Maffei  in  Verona  angehörige  schon  früher  publicirte  arabische 
Steine  24y)  zu  verzeichnen.  Ueber  arabische  Grabinschriften  im  Colleg 
der  Propaganda  in  Rom  sprach  Lagumina1250).  Ein  schon  von 
Brosselard  im  Journ.  As.  vom  Jahr  1876  veröffentlichtes  Grabmal 
(angeblich  Boabdil's)  in  Tlemsen  gab  dem  leider  am  14.  Jan.  1882 
verstorbenen  Longperier  Gelegenheit,  die  irrige  Ansicht,  als  beziehe 
sich  das  Denkmal  auf  Abu  Abdallah  (d.  i.  eben  Boabdil)  XI  (el 
rey  chico)  dahin  zu  berichtigen,  dass  es  vielmehr  Muhammed  XII 
el-Zagal  angehöre  *251).  Von  elf  von  Gasselin  neugefundenen  ara- 
bischen Inschriften  in  Tunis  gelangte  vorläufige  Kunde  an  252). 

Ueber  die  muhammedanischen  Kunstdenkmäler  in  Aegyp- 
ten  ,  bezw.  deren  Verfall  unter  der  türkischen  Herrschaft ,  handelte 
kurz  Ditton 253) ,  während  eine  Beschreibung  und  Geschichte  der 
grossen  Moschee  in  Cordova  Middleton  gab  '2:'4).  Was  von  den 
Monumentos  der  spanischen  Regierung  hierhergehöriges  im  Bericht- 
jahr erschienen,  vermag  ich  leider  nicht  genauer  anzugeben25"'). 


246)  Essai  sur  les  inscriptions  du  Safa  par  M.  J.  Halevy:  Suite 
[==  No.  143  —  214  der  Inschriften]  JA..  VII,  17,  44—83:  Suite  [=  No.  215 
—365]   p.    Tu  —  •-,.".l;  Suite   [No.   367  —  403]   p.   289  —  314   desselben  Bandes. 

247  i  Michele  Amari,  Le  epigrati  arabiche  di  Sicilia  trascritte,  tradotte 
e  illustrate;  parte  2a,  Iscrizioni  sepolcrali  (=  Documenti  per  servire  alla  storia 
di  Sicilia  pubblicati  a  cura  della  Soc.  Sicil.  per  la  storia  patria.  Epigrafia, 
Vol.    I.   läse.   2   [t'ase.    1,    1876]). 

248)  Michele  Amari,  Sülle  iscrizioni  arabiche  del  palazzo  regio  di 
Messina:  Mem.  della  cl.  di  scienze  inor.  stör,  e  filol.  anno  278  (1880/81), 
3  ser. ,  vol.  7  (seduta  del  15.  maggio  1881),  p.  103  —  112  und  2  pl.  —  Cf. 
F.  Lasinio :  La  Cultura,  vol.   2,  p.  2,  S.    75 — 78. 

249)  Michele  Amari,  Le  due  lapidi  arabiche  pubblicate  nella  Biblioteca 
Historica  del  Caruso  [gemeint  ist  Glambatt.  Carusos  Bibliotheca  historica  Regni 
Siciliae,  Palermo    1723J:    Arch.    stör.    Sic,   X.    S..   VI,   p.    1  —  9   und    1  IG. 

250)  Le  iscrizioni  sepolcrali  arabe  del  Collegio  di  Propaganda  a  Roma, 
edite ,  tradotte  ed  illustrate  da  Bartolomeo  Lagumina:  Boll.  ital.  degli  studj 
orient..   p.   392—407    i  12.   sett.    1881). 

251)  Adrien  de  Longperier ,  L'epitaphe  d'un  roi  de  Grenader  Journ. 
des  Sav.,  p.  [07—204  (in  den  Oeuvres,  tome  I,  Paris  1883,  p.  492-  500).  — 
Cf.   CK.   9,   7  2. 

252)  Cf.   CR.   de  l'acad.   des  inscr.   et  bell,   lettr..   9,   14. 

253)  Frank  Dillon,  The  Arab  Monuments  of  Egypt:  Ninet.  Cent.,  in 
(July-Dec.    1881),  p.   27»j  —  283. 

254)  Henry  Middleton,  The  Djama,  or  Great  Mosque  ofCordoba:  Acad. 
20  (July-Dec.   1881),  p.   388—390.   — '  Cf.  Homers   Clarlce,  ebendas.,  S.  404  f. 

255)  Monumentos  arquiteetönicos  de  Espana  publicados  de  R.  Orden  y 
por  disposicion  del  Ministero  de  Fomento.     Guaderno  85  ff.  (Gross- Folio ). 

Jahresbericht    1881.  11 


]48  Hömmel,   Arabien  und  der  Islam., 

Wir  beschliessen  diesen  Bericht  mit  kurzer  Aufzählung  der 
ins  Gebiet  der  Numismatik  gehörenden  Erscheinungen  des  Jahres 
1881.  Da  ist  zunächst  ein  allgemein  orientirender  Aufsatz  StickePs, 
des  Altmeisters  in  muslimischer  Münzkunde ,  zu  erwähnen ,  wo  die 
Fortschritte  dieser  Wissenschaft  im  Anschluss  an  das  grosse  englische 
Unternehmen  „The  international  Numisniata  Orieutalia"  beleuchtet 
werden  2~,ü).  Eine  arabisch  geschriebene  Uebersicht  von  Ahmad 
ihn  'Alnl  al-Kädir  al-Mahrizi  über  „die  islamischen  Münzen"  gibt 
der  erste  der  drei  oben  unter  der  Rubrik  Adab  erwähnten  Rasä'il  257j. 
Hein  alphabetisch  angeordnetes  Verzeichniss  arabischer  Münzennamen 
setzt  Sauvaire  fort  ->5S).  Derselbe  Gelehrte  handelt  in  einem 
Schreibett  an  M.  Stanley  Lane  Poole  über  einige  Münzen  der  Banil 
Musäfir  (oder  Banü  Salär,  950 — 1060  u.  Chr.)  in  Aderbeidschan 
und  Tarm  2ß9)  ,  und  in  einem  an  die  gleiche  Adresse  gerichteten 
Brief  über  einen  Saffariden-obolus  des  Täg-elmulük  Harb  von  Sid- 
schistan  a6°).  Einen  werthvollen  Beitrag  zur  südarabischen  Münz- 
kunde giebt  Prideaux  in  seiner  Notiz  über  die  Münzen  des  Kari- 
ba'il  von  Saba  und  Raidän  261),  über  welchen  Fürsten  man  das  von 
D.  H.  Müller  p.  983  =31  seiner  „Burgen  und  Schlösser  Süd- 
arabiens, Heft  2"  bemerkte  vergleiche.  Von  drei  Silbermünzen  des 
ägyptischen  Sultans  Al-musta'in  billah  (808 — 815  d.  H.  =  1405 
—  1412  n.  Chr.)  berichtet  Ifartaiann'26'2).  Ueber  einen  Münzfund 
in  Tortosa  am  untern  Ebro  handelt  ein  Aufsatz  von  Codera  *63), 
während  Stichel  über  ein  einzelnes  Exemplar  des  gleichen  Fundes 
ausführlicher  berichtet  hat  264).     Der  unterdess  (30.  Mai  1881)  ver- 


25G)  J.  G.Stiekel,  Morgenländische  Münzkunde:  ZDMG.,  35,  S.  477—90. 

257)  Siehe   S.    144.  No.   229. 

258)  Materiaux  pour  servir  ä  l'histoire  de  la  numismatique  et  de  la  me- 
toologie  musulmanes,  traduits  ou  recueillies  et  mis  en  ordre  par  M.  H.  Sauvaire, 

lere  partie,  Monnaies,  Suite  (90.  *-J-a£    bis    111.    A-c^i^sI    y^A-^Ls) :  J.   As. 
VII,   18,  499—516. 

259)  H.  Sauvaire,  Lettre  ä  M.  Stanley  Laue  Poole,  sur  quelques  mon- 
naies orientales  rares  ou  inedites  de  la  colleetion  de  M.  Ch.  de  l'Ecluse  :  IRAS., 
N.   S..    ].;,  Art.   XIV,  p.   380—398.  —  Cf.   CR.   9,   411. 

260)  H.  Sauvaire,  Lettre  ä  M.  Stanley  Lane  Poole,  sur  un  fels  saffäride 
inedit  de  la  colleetion  de  M.  Ch.  de  l'Ecluse:  Num.  Chronicle,  3.  Ser. ,  vol.  1 
(1881),  p.  129—157.  —  Cf.  Barbier  de  Meynard,  CR.  10,  50;  auch  schon 
diesen  Bericht,  S.   112,  No.  32. 

261)  Major  W.  F.  Prideaux ,  On  the  coins  of  Charibael,  king  of  the 
Homerites  and   Sabaeans,  witli  a  plate:   IASB.,  N.  S.,  50,  p.  95  —  99   und  pl.  X. 

262)  AI.  Hartmann,  Drei  unedirte  Silberstücke  des  Chalifen  und  Sultans 
Abulfadl  Al-'Abbäs  Ihn  Mohammed  und  einige  Mamluken-Dinare :  Z.  t'.  Num.,  9,  l. 

263)  Francis  Codera  y  Zaidin,  Monedas  ärabes  de  Tortosa:  Rev.  de 
ciencias  liist.  :; .  :isi  105.  -  Ueber  Codera,  vgl.  die  Verh.  des  ü.  Intern. 
Orient.-Congr.    II.    1    (Berl.    L882),  S.   35  f. 

264)  G.  Stickelf  Arabische  Tortosa-Münze  mit  Monatsnamen:  Wiener 
Num.   Zeitschr.   13,   1 — -5. 


Hammel,  Arabien  und  der  Islam.  149 

storbene  Akademiker  Dorn  gab  eine  Fortsetzung  seiner  Arbeit  über 
die  Münzen  verschiedener  muslimischer  Dynastien  26°),  und  demselben 
berühmten  Gelehrten  verdanken  wir  ausserdem  noch  eine  Studie 
über  die  Münzen  der  alten  Ilek  Khane  von  Turkistau  266).  Ins 
muslimische  Indien  führt  uns  ein  Aufsatz  Hoemle's  267)  über  alte 
im  November  1880  in  Assam  gefundene  und  theilweise  Kaisern  von 
Dehli  angehörende  Münzen  des  7.  Jahrhunderts  d.  Flucht  (13.  Jahrh. 
n.  Chr.).  Rodgers  hat  über  Kupfermünzen  Akbar's  gesprochen, 
was  schon  im  Jahresbericht  „NeuTran"  notirt  wurde 2tJS) .  wie  wir 
auch  für  das  schöne  Werk  Stanley  Lane  Poole's  über  die  Münzen 
der  Mongolendynastien 269)  und  einen  Aufsatz  von  Thomas  über 
bilingue  Münzen  von  Buchära  27°)  einfach  dorthin  verweisen. 


Damit  wären  wir  am  Ende ;  es  folgen  nun  noch  eine  Reihe 
von  Nummern,  die  ich  nachträglich  und  zwar  meist  aus  dem  von 
Völlers  bearbeiteten  Abschnitt  Islam  der  unterdes  erschienenen 
Jahresberichte  für  Geschichtswissenschaft  für  1881  -71)  gesammelt 
habe,  bei  welcher  Gelegenheit  ich  auch  sonst  einige  Berichtigungen 
und  ergänzende  Bemerkungen  zum  vorigen  hie  und  da  beifügen 
werde. 

Was  zunächst  auf  8.  115  f.  den  Satz  „Da  aber  bei  den  gegen- 
wärtigen Verhältnissen  etc."  anlangt ,  so  bedauere  ich,  diese  Worte 
geschrieben  zu  haben ,  da  sie  leicht  missverstanden  werden  können 
und  ich  dazu  allen  Anlass  habe ,  der  o-eaenwärtiß'en  yanz  vorzüo- 
liehen  Bibliotheksverwaltung  sehr  dankbar  zu  sein.  —  S.  116,  Z.  8 
bezieht  sich  das  „anfänglich"  auf  die  Zahl  der  Nummern,  die  ich 
vor  systematischer  Ausnützung  von  Brill's  Catalog,  der  Bibliographie 
von  Huart  u.  a.  beisammen  hatte;  es  sind  ja  nun  ohne  die  Nach- 
träge 270  Nummern  (also  noch  36  mehr  als  im  Vorjahr)  geworden. 
—  S.  116,  Z.  21 :  das  Museon  ist  jetzt  hier  vorhanden;  hoffentlich 
wird    auch    die    überaus    wichtige    (bes.    alttestamentliche)    Beiträge 


265)  Colleetions  scientif.  de  linst,  des  Laug.  Or.  du  Minist,  des  Äff.  Etr.. 
IV.  Monnaies  de  diff.  dynasties  musulmaues  inventoriees  smis  la  directum  de 
M.    Dom,  2.  fasc.  St.   Petersb.   1881. 

266)  Bernh.  Dorn,  Les  monnaies  des  Ileks.  anciens  khans  du  Turkistau : 
Bull,  de  l'Acad.  Imp.  des  sc.  de  St.-Petersb.  27.  2  =  (deutsch)  Melanges 
Asiatiques  VIII,  5.  6. 

267)  A.  F.  A'.  Hoernle,  A  New  Find  of  Early  Muhammadan  Coins  of 
Bengal  (With  four  plates):  .F.   K.  S.   B..  X.  S..  50  (1881),  p.  53—71. 

268)  Siehe  diesen  Bericht.   S.    l  r_\   No.    31. 

269)  S.   112,  No.   28. 

270)  S.  112,  No.  29;  füge  dort  hinzu:  Xum.  Chron. ,  :j.  Ser.,  I,  p.  tili 
—  128   with   a   plate. 

271)  Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft,  Bd.  4,  1881  (Berl.  1885). 
darin  Abth.  II.  S    207—225. 

11* 


1q("j  Hommel,  Antillen  und  der  Islam. 

enthaltende  holländische  „theol.  Tijdschrift"  von  mir  für  die  nächsten 
Berichte  Denutzt  werden  können ,  während  auf  die  übrigen  (vgl. 
auch  unten  die  Schlussbemerkung)  leicht  zu  verzichten  ist.  - 
Z.  80  derselben  Seite  wurde  vergessen,  die  Zahl  19  in  132  bei 
der  letzten  Correctur  umzuändern.  —  S.  118  oben  lüge  zu  der 
Literatur  über  das  heutige  Arabien  noch  Pasqua's  Notizen  über 
das  unzugängliche  Hochgebirge  'Asir  272),  einen  Aufsatz  Steins  über 
die  arabischen  Juden 273)  und  speciell  über  Südarabien  die  Reise- 
berichte von  Stross2'*)  und  Manzoni215)  und  die  Bemerkungen 
Schweiger- Lerchen, feld's  über  den  Landstrich  Zafär  an  der  Süd- 
küste276).  S.  118,  No.  13  hat  Völlers  Wichmann  (nicht  Wiehern): 
der  Aufsatz  steht  in  Peterm.'s  Mitth.,  Bd.  27,  S.  213—222.  Zum 
heutigen  Aegypten  vergleiche  man  noch  das  in  Amerika  erschienene 
Werk  Clement'^-71),  und  zu  No.  26  füge  man  hinzu:  Gazette  des 
Beaux-Arts,  Nov.  1881  und  Jan.  1882.  Zu  S.  119  wurde  das 
für  die  südlichen  Grenzländer  des  Islam  wichtige  Werk  Buchtas  278) 
übersehen,  und  für  den  Maghrib  sind  nachzutragen  die  Polemik 
zwischen  Schwarz  und  Itohlfx  21'J~-S0),  eine  spanische  Uebersetzung 
des  1880  erschienenen  Buches  A.  von  Corvring's  über  Marokko281) 
und    zwei    kleine    Broschüren    über    Tunis 282_ 283).    — ■    Zur    Hand- 


272)  Pasqua,  Apercu  topographique  et  politique  sur  l'Assyr  (Arabie): 
ürapeyron,  Rev.   de  geogr.    1881,  p.  28 — 32. 

273)  -I.  Sicht,  Aus  dem  Leben  der  Juden  in  Arabien:  Popul.-wiss. 
Monatsbl.  zur  Heiehrung  über  das  Judenthum,  II,  No.    1. 

274)  Ladtr.  Stross ,  Zustünde  in  Jemen  (über  eine  im  Frühjahr  1881 
unternommene  Reise  durch  das  alte  Kulturland  Jemen  von  Hodeida  über  San'ä 
nach   dem  Süden):  Globus   40,    119  — 121.    135  —  137. 

275)  R,  Manzoiti,  Aden:  11  iiuovo  secolo,  Luglio  1881  (neuer  Bericht 
über  die    1877/70   gemachte  Reise,  vgl.   die  früheren  Berichte). 

276)  A.  v.  Scluceiger-Lercheitfeld,  Eine  angebliche  Besitzerwerbung  der 
Pforte  in  Arabien:  Oest.  Mon,   f.   d.   Gr.,  8.   107  —  112. 

277)  C  E.  Clement,  Egypt,  with  illustrations.  Boston.  II,  47 G  S. 
7   sh.   C   d. 

278)  II  BucJtta,  Die  oberen  Nilländer.  Volkstypen  und  Landschaften, 
dargestellt  in    lfio   Photographien. 

279)  B.  Schwarz,  Araber,  Berber  und  Mauren:  Ausl..  S.  834 — 37  und 
951 — ö.'j.      Dagegen: 

280,   G.  Rohlfs,  ebendas.  S.  895—97. 

28li  .1.  von  Conring,  Marruecos,  el  pais  y  los  habitantes.  üondiciones 
generales,  geogräficas  y  etnograficas.  Descrito  sobre  rocientes  observaciones. 
Acomp.  de  una  carta  del  imp.  maroque  y  un  piano  de  la  ciudad  de  Marruecos. 
Madrid  (Gaspar).     3G2   S.   in    1".      18  r. 

282)  '/'iuiIs  et  la  Tunisie.  par  un  Ingenieur,  qui  a  vuyage  et  habite  dans 
le  pays  pendant  plus  de  25   annees.     Paris  (Schmidt),   IG  S. 

283)  Villot ,    Description    geographique  de  Tunis  et  de  la  regeuce,    avec 

notes  historiques.    etl graphiques  et  archeologiques.     Avec  une  carte.      Bar-le- 

Duo  CChallamel   aine.i,   47    S. 


Hommel,  Arabien  and  der   Islam.  151 

Schriftenkunde  (S.  120  f.)  sind  nachzutragen  die  zweite  Hälfte  von 
Müllers  Katalog  der  Bibliothek  unserer  Gesellschaft284),  der  Ka- 
talog der  Universitätsbibliothek  in  Budapest ,  worin  Goldziher 
fünf  arabische  und  vier  türkische  Handschriften  beschreibt  285), 
das  Verzeichniss  der  Hinterlassenschaft  von  Langles  wegen  einiger 
darin  befindlicher  arabischer  und  persischer  Urkunden 28ü)  und 
Robert' s  Verzeichniss  der  noch  nicht  beschriebenen  Handschriften 
französischer  Bibliotheken,  wobei  besonders  in  südfranzösischen 
Bibliotheken  manches  werthvolle  sich  findet287);  über  den  Codice 
Martiniano  in  Palermo,  aus  welchem  Gius.  Vella  (Ende  des  vorigen 
Jahrh.'s)  seine  sicilianische  Geschichte  zu  haben  angab ,  berichtete 
Lagwmvna  (siehe  S.  121,  No.  46)  näheres,  wonach  in  der  betreffen- 
den Handschrift  vielmehr  ein  Traditionswerk  des  'Abd-er-rahmän 
ibn  Ahmed  ibn  Muhammed  as-Säß't  (c.  700  d.  FL),  der  unter 
andern  auch  alte  Gewährsmänner  wie  den  Wäkidi ,  Tirmidi ,  Ibn- 
Hisäm,  ausbeutete,  vorliegt  (Völlers).  —  Zu  S.  121  unten  ist  an- 
zufügen der  Bericht  Schwab's  über  einige  der  ältesten  arabischen 
Drucke288).  —  Zur  Lexikographie  (S.  124  f.)  wären  allenfalls  noch 
Devic's  Bemerkungen  über  ein  aus  dem  arabischen  stammendes 
französisches  Wort  289)  zu  notiren.  —  Zu  S.  126:  die  kleine  Schrift 
Schrameier's,  welche  ich  jetzt  erst  mir  verschaffen  konnte,  ist  eine 
hübsche  und  gründliche  Arbeit,  welche  durchweg  auf  den  Original- 
quellen, den  vom  Verfasser  (vgl.  S.  23  f.)  mit  Recht  als  treue  Ge- 
währsmänner gerade  für  die  religiösen  Anschauungen  der  Araber 
in  Anspruch  genommenen  vorislamischen  Dichtern,  beruht;  nur  ist 
zu  bedauern,  dass  er  die  zahlreichen  mitgetheilten  alten  Verse  nicht 
auch  in  Uebersetzung  gegeben  hat,  wodurch  die  Broschüre  auch 
für  Nichtarabisten  eine  höchst  interessante  und  anregende  Leetüre 
geworden  wäre.  —  Zu  S.  126,  No.  77  :  Aus  Huart's  Bibliographie 
No.  28  ersehen  wir,  dass  diese  reizende  Koranausgabe  wahrschein- 
lich   von  Haus    identisch    mit    der  in  Konstantinopel  veranstalteten 


284)  A.  Müller,  Katalog  der  Bibliothek  der  D.  M.  G.,  II:  Handschriften, 
Inschriften,  Münzen.  Verschiedenes.  Leipz.  VI,  84  S.  (Bd.  I,  Leipz.  1880 
behandelte  die   Druckschriften). 

285)  J.  Goldziher  und  Aron  Szilädy ,  Catalogus  codd.  bibliothecae 
Univ.  reg.   scient.   Budapesti.     Budap.   VIII,    155   S.     Mk.   2. 

286)  Les  papiers  de  Langles:  Bull,  de  l'Athenee  Orientale  1881,  S.  212 
— 2  14   (darin  z.  B.  ein  Auszug  aus  Makrizi  f  845   aus  d.  Jahr.  1041  d.  Fl.  u.  a. ). 

287)  Ulysse  Robert,  Inv.  sommaire  des  Mss.  des  bibl.  de  France  ,  dont 
les  catalogues  n'ont  pas  ete  imprimes,  fasc.  II,  Paris  tPic.  et  Champion),  p.  129 
— 288  (in  aiphabet.  Folge  von  Arsenal  de  Paris  bis  Dijon). 

288)  M.  Schwab,  Les  incunables  Orient,  et  la  liturgie  catholique :  Bull, 
de  l'Ath.   Orient.   1881,  p.   199—209. 

289)  M.  Devic,  L'origine  arabe  du  mot  alkekenge  [aus  al-kakendj ; 
sonst  franz.  coqueret  „Judenkirsche"]:  Rev.  des  lang,  rom.,  1881,  (3  Ser..  5) 
p.   302—303   (Juin). 


J52  Hammel,  Arabien  und  der  Islam. 

ist  2;'°).  —  Zur  mohammed.  Theologie  S.  128  vergleiche  noch  einen 
italienisch  geschriebenen  Aufsatz  über  die  Angelologie  291),  die  Mit- 
theilungen GsetneJcy's  über  die  Ismaelitensecte  (unter  den  mus- 
limischen Kaufleuten,  wie  Völlers  vermuthet)  in  Ungarn2112)  und 
die  Beschreibung  des  Borak,  jenes  „Wunderthieres  der  islamitischen 
Theologie"  von  Eehatsek 293) ;  über  die  Orte ,  wo  Heilige  verehrt 
werden,  handelte  Conder 294)  und  über  die  Secte  der  Wahhabiten 
in  Grudscherat  Fazl  Lutfullali  295).  —  Zu  den  Werken  über  Tra- 
dition vergleiche  das  oben  über  die  Handschrift  des  Hqfi'i  in  Pa- 
lermo bemerkte,  und  füge  noch  den  siebenbändigen  Bulaker  Druck, 
der  ein  Werk  Schaukani's  (f  1250  d.  H.)  über  Tradition  nebst  dem 
Commentar  eines  indischen  Fürsten  zu  Zubatdt's  (t  893  =  1488) 
Auszug  aus  Buchäri  als  Anhang  enthält 2üü).  —  Zu  S.  130  f.:  zur 
Philosophie  und  Physik  gehören  noch  neun  Easä'il  Avicenna's,  deren 
Titel  schon  bei  der  Märchenliteratur297)  mitgetheilt  wurde.  Ueber  die 
Chemie  bei  den  Arabern  handelt  Eilhard  Wiedemann  298),  von  einem 
Aufsatz  desselben  über  die  arabische  Optik  ist  eine  italienische  Ueber- 
setzung  zu  verzeichnen  299).  —  Bei  der  Mathematik  (S.  131)  könnte 
man  allenfalls  noch  auf  Chazatyi's  sprachlich-astronomische  Blumen- 
lese  verweisen  30°).  —  Zu  Naturwissenschaften  und  Medicin  vergleiche 
noch    die    zwei    interessanten    literargeschichtlichen    Untersuchungen 


290)  Meshef  Sherif,  Coran,  imprime  par  les  soins  d' Osmän-bey ,  secund 
diambellant  de  S.  M.  I.  le  Sultan;  reproduction  de  l'ecriture  du  cele.bre  calli- 
graphe  Häfiz   Osman-efendi   1297. 

'291)  Angelologia  Islamitica :  Arch.   di  lett.   bibl.  ed  or.,  No.   6. 

292)  Alexius  Csetneky,  Die  Ismaeliten  in  Ungarn:  Ung.  Revue,  S.  658 
—75   (aus  d.  Februarheft  d.  Egyetemes  philolog.   közlöny). 

293)  Rehatsek,  Picture  and  description  of  Borak:  J.  Bomb.  Br.  As.  Soc. 
1."..   25  —  36   a.   plate  (read   19.   Juli   1880). 

294)  C.  R.  Conder,  The  moslem  miikams:  Special  papers  of  the  Publ. 
of  Palestine   Expl.   Fund,  p.   258—273   (=  Statements    1877,  p.   89—103). 

295;  Fazl  Lutfullali,  The  Wahhäbis:    Ind.  Antiqu.    10,  G7 — 71. 

296)  Muhammad  ihn  'Ali  Shaukanz,  esü^^  .L**i  ,-»;*  .ljV^SI  J^xi 
,w.x.i>bS! ;    im    Anhang:     Abu    Tajjib    ibn    Sadik    Hasan   Khan    (Melik  Bbopali 

^.j<U.Ji    iüj|  jL^J  ^,lJl   nJ,c-     Bulak   l298,     7   lkle'      t8ü  pi- 

297)  Siebe   oben   S.    111.    No.    21(1. 

•_'9Si  /•.'.  Wicdriiuinn ,  Zur  Gescbiehte  der  Naturwissenschaften  bei  den 
Arabern,   VI:  Ann.  d.   Phys.   u.  Chemie  n,   V  .   14,  .'iiis. 

299)  Eiilardo  Wiedemann,  Süll'  ottica  degli  Arabi.  Tradnzione  dal 
Tedescho  da  Ali.  Sparagna:  Bull,  di  Bibliogr.  e  di  Storia  delle  scienze  matein. 
e  fis.    1  l.  219—225,    l   Tafel. 

300)  Vgl.  s.    in.  No.   228  dieses  Berichtes. 


TTonvmel,  Arabien  und  der  Islam.  153 

Steinschneider 's;  die  eine301),  welche  eine  Fortsetzung  der  Studie 
über  den  spanisch-arabischen  Arzt  Gäfiki  (f  560  =  1165)  nach 
der  Münchener  hebr.  Handschrift  No.  25-3  ist,  stellt  das  Verhältniss 
Gäfiki's  zu  seinen  Vorgängern  und  zu  dem  späteren  Ibn  el-Baitar 
(siebe  S.  131)  klar,  die  andere302)  weist  eine  lateinische  Ueber- 
setzung  des  Taisir  des  Vezir  Abu  Marvän  'Abd  al-Malik  Ibn  Zuhr 
(f  557  =  1162)  durch  Johann  von  Capua .  den  Uebersetzer  von 
Kalila.  Maimonides  etc.,  nach.  Zu  der  Monographie  Fischers  über 
die  Dattelpalme  ist  noch  ein  kürzerer  Aufsatz  desselben  Gelehrten 
über  die  Palme  zu  fügen  303).  Die  schon  im  syrologischeu  Jahres- 
bericht für  1881  genannte  Studie  De  Lagarde's  über  die  semi- 
tischen Namen  des  Feigenbaumes  ist,  da  darin  auch  das  arabische 
Wort  üii  eingehend  behandelt  wird ,  auch  hier  noch  nachträglich 
zu  erwähnen 3o4) ;  mit  den  Resultaten  wird  jedoch  kaum  jeder 
Semitist  einverstanden  sein.  Hier  sind  noch  passend  anzureihen 
Schweiger-Lerchenfeld 's  Mittheilungen  über  die  Kaffeebezirke  Je- 
mens3""'). -  Zu  S.  131  (Geographie)  ist  noch  nachzutragen,  was 
de  Goeje  über  Japan306),  Rothstein  über  die  Römer1"')  und 
Stassoff  über  die  Russen  bezw.  die  Rüs,  d.  h.  die  finnischen  und  tata- 
rischen Völkerschaften  des  nordöstl.  Russlands  308)  aus  den  arabischen 
Geographen  beigebracht  haben ;  auch  gehört  hieher  noch  ein  kleiner 
Aufsatz  Schefer's  über  die  Stationen  der  Pilgerfahrt  des  611  (  = 
1215)  verstorbenen  Harawi 309).  Zu  S.  132,  No.  136  füge:  11,  102 
— 115  (1881).  —  Zu  S.  133  (Tabari)  ist  noch,  wenn  auch  mehr 
in    den    Jahresbericht    Altiran    gehörend  ,     doch    der    Vollständig- 


301)  Gäfiki's  Verzeichniss  einfacher  Heilmittel,  II.  Historisches:  Virchow's 
Archiv  85,   132—171.    355—370;  8G,  98—149. 

302)  HB,  S.  37  f.  —  Ueber  Ibn  Zuhr,  vgl.  man  Haeser.  Geschichte  der 
Medicin,    1,  592   der  3.   Autlage. 

303)  77/.  Fischer,  Die  Dattelpalme  im  Kultur-  und  Geistesleben  des 
Orients:    Deutsche   Revue,   G   (1881),  S.   227—235. 

304)  Paul  de  Lagarde,  Ueber  die  semitischen  Namen  des  Feigenbaumes 
und  der  Feige:  Gott.  Nachr.,  S.  368  -  39G.  —  Cf.  Halevy,  Rev.  Cr.,  N.  S.. 
13   (1882,  I),  S.   161  — 1G6   und  diesen  Bericht,  S.    15,  No.   21. 

305)  Schweiger  -  Lerchenfeld ,  Die  Kaffee-Bezirke  Jemens:  Oest.  Mon. 
f.   d.   Or.,  S.   24—29. 

306)  De  Goeje,  arabische  Berichten  over  Japan:  Versl.  e  Meded.  d.  Acad. 
v.  Wetensch.,  Afd.  Letterk.,  2  reeks,   10. 

307)  J.  W.  Rothstein,  Die  Römer  und  ihre  Abstammung  bei  den  Arabern: 
Festgabe  für  W.  Crecclius  (Elberf.,  Lucas),  S.   150 — 159. 

308)  W.  Stassoff,  Zamjätki  o  Rusachi  Ibni-Fadlana  i  dragichi  arabskichi 
pisatelei  (Bemerkungen  des  J.-F.  und  andrer  arab.  Schriftsteller  über  die  Rüs): 
Journ.  d.  Min.  f.  Volksaufklärung  216,  2.  Stück  (Aug.  1881).  —  Vgl.  W.  Gole- 
nischeff,   Verb,    des  5.   Orientalistencongr.,  II,   1,   13 — 18. 

309)  Ch.  Schefer ,  Indication  sur  les  lieux  de  pelerinage  par  Abou 
'1-Hassan  Aly  el-Herewy   (extraits):  Archives  de  l'Orient  -Latin,  I,  587 — 592. 


]54  Hommel,  Arabien  und.  der  Islam. 

keit  halber  Nöldeke's  interessanter  Nachweis  eines  verstümmelten 
altiranischen  Namens  im  arabischen  Text  des  Tabari  zu  erwähnen310). 
—  S.  135  wäre  bei  Sicilien  auf  Lagvmina's  Aufsatz  (S.  121,  No.  46 
und  dazu  S.  151)  zu  verweisen  gewesen.  —  Zu  S.  139  endlich  ist 
noch  ein  überaus  wichtiges  vierbändiges  Doppelwerk  nachzutragen, 
dessen  Erscheinen  im  Jahre  1299  d.  H.  (also  vielleicht  noch  Schluss 
1881)  für  die  Kenntniss  der  altarabischen  Poesie  und  die  vor- 
islaniische  Literaturgeschichte  geradezu  ein  Ereigniss  genannt  zu 
werden  verdient:  nemlich  auf  dem  sog.  .yZ*  als  Hauptwerk  der 
Dichterstellen-Commentar  des  'Abd  al-Kadir  al-Bagdddi  (lebte  Ende 
des  11.  Jahrb.  d.  Fl.)  zum  Commentar  des  ar-Radi  zur  arabischen 
Nationalgrammatik  Käfija,  und  am  Rand  (,  ^CuP)  ein  gleiches  Werk 
des  'Atni  (f  855  d.  Fl.)  zu  den  Commentaren  der  Alfija311). 

Zum  Schluss  ersuche  ich  dringend  die  Herren  Fachgenossen. 
mir  für  die  nächsten  Jahresberichte  (von  1882)  die  kleineren  Auf- 
sätze aus  Zeitschriften  womöglich  in  Separatabdrücken  zukommen 
zu  lassen  ,  da  ich  von  jetzt  ab  nur  in  diesem  Fall  die  gewünschte 
Vollständigkeit  zu  erreichen  hoffen  darf;  auch  für  blosse  Mittheilung 
der  genauen  Titel  (nebst  Angabe  des  Bandes  der  betr.  Zeitschrift 
und  der  Seitenzahl)  wie  auch  für  die  Nachweise  der  verschiedenen 
über  ein  Werk  erschienenen  Recensionen ,  bes.  wenn  sie  in  ent- 
legeneren Zeitschriften  stehen,  ,väre  ich  den  Herrn  Verfassern  ausser- 
ordentlich dankbar,  zumal  für  die  Jahre  1882 — 1884,  wo  Klatt's 
Bibliographie  (in  Kuhn's  Oriental.  Literaturblatt)  noch  nicht  vor- 
liegt. Unwesentliches,  was  gar  nicht  oder  nur  in  höchst  geringem 
Masse  zur  Förderung  der  arabischen  Sprach-  und  Alterthuinswissen- 
schaft  dient,  wird  von  jetzt  ab  ohnehin  ganz  übergangen  werden, 
da  es  nur  bei  einer  beträchtlichen  Einschränkung  möglich  ist,  diesen 
Bericht  überhaupt  weiter  zu  führen :  wenn  derselbe  Fachgenossen 
wie  Laien  ein  Bild  des  Fortschrittes  unserer  Studien  in  jedem  Jahr 
auch  nur  in  grossen  Zügen  gibt,  so  ist  das  allein  gewiss  schon  ein 
dankenswertlies  Unternehmen. 

310)  Th.  Nöldeke,  Der  beste  der  arischen  Pfeilschützen  im  Awestä  und 
im   Tabari:   ZDMG.   3;"»,   44ö— 447. 

311)  \ljuc2aj  O.Lw  ,-m  i^j.^S     ,-x.r^l  X/l^iäJ!»  v ^. J->"b5 S  XX^UJl  —Ji> 

,  äJL^CLl  *U^i  '»j*$\   »ÄP  ^j-,3  &.4jbSi  *.^uJ  üLasI^  kXtlyül  iXoLä+j  J>, 

_^xj!   *U^U  i  q^S^S  A£L.£j!   r-,^-i    ,  ».j-öm  JJütil    AjLäJ  .  c,;il. 
Bulak  L299  (580,   564,  C74  und  599  S.  in  4".i.     fl.  0-2.50.  —  Cfr.  Brill,  No.  179. 


>  "V*    I    »    •     1-.  fcf         j    V      IVVI 


Z  Deutsche  morgenländische  gesell- 

7048  schaft 

D48  Wissenschaftlicher  jahresbe- 

1876-77-  rieht  über  die  morgenländischen 
1381  Studien 


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